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Krieg der Welten: Der Science Fiction Klassiker von H.G. Wells als illustrierte Sammlerausgabe in neuer Übersetzung
Krieg der Welten: Der Science Fiction Klassiker von H.G. Wells als illustrierte Sammlerausgabe in neuer Übersetzung
Krieg der Welten: Der Science Fiction Klassiker von H.G. Wells als illustrierte Sammlerausgabe in neuer Übersetzung
Ebook294 pages4 hours

Krieg der Welten: Der Science Fiction Klassiker von H.G. Wells als illustrierte Sammlerausgabe in neuer Übersetzung

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About this ebook

Als sich außerirdische Flugobjekte der Erde nähern, erfahren die Menschen, dass sie nicht allein im Universum sind. Die Fremden sind den Erdbewohnern technisch weit
überlegen und machen schnell klar: sie kommen nicht in Frieden. Als die Invasion der Erde beginnt, entbrennt ein Krieg, bei dem nicht weniger auf dem Spiel steht als das Überleben der gesamten Menschheit…

Der Krieg der Welten (Original: The War of the Worlds) ist eines der bekanntesten Werke von H. G. Wells. Der erstmals 1898 erschienene Roman über die Invasion der Erde durch Außerirdische ist nach beinahe 120 Jahren immer noch von kultureller und literarischer Bedeutung und beeinflusste zahlreiche fiktionale Werke - angefangen bei Orson Welles' berühmtem Hörspiel von 1938 bis hin zu
modernen Interpretationen wie Jeff Waynes "The Musical Version of The War of the Worlds" sowie Roland Emmerichs Blockbuster "Independence Day" und dem Kinoerfolg "Krieg der Welten" von Steven Spielberg aus 2005.

Wir freuen uns, diesen bahnbrechenden Roman nun in einer neuen Übersetzung vorlegen zu können, und hoffen, dass das Werk auch weitere Generationen inspirieren wird.
LanguageDeutsch
Release dateJan 20, 2017
ISBN9783945493854
Krieg der Welten: Der Science Fiction Klassiker von H.G. Wells als illustrierte Sammlerausgabe in neuer Übersetzung
Author

H. G. Wells

H. G. Wells (1866-1946) is best remembered for his science fiction novels, which are considered classics of the genre, including The Time Machine (1895), The Island of Doctor Moreau (1896), The Invisible Man (1897), and The War of the Worlds (1898). He was born in Bromley, Kent, and worked as a teacher, before studying biology under Thomas Huxley in London.

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    Book preview

    Krieg der Welten - H. G. Wells

    Melancholie)

    ERSTES BUCH

    DIE ANKUNFT DER MARSIANER

    KAPITEL EINS

    Am Vorabend des Krieges

    Niemand hätte in den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts geglaubt, dass diese Welt scharf und aufmerksam beobachtet würde durch eine Intelligenz, die größer ist als die des Menschen, aber ebenso vergänglich wie seine eigene; dass die Menschen, während sie sich ihren unterschiedlichen Belangen widmeten, beobachtet und studiert wurden, beinahe so genau, wie ein Mann mit einem Mikroskop die kurzlebigen Kreaturen untersuchen mochte, die in einem Tropfen Wasser umherschwammen und sich darin vermehrten. Mit grenzenloser Selbstgefälligkeit liefen die Menschen hierhin und dorthin und gingen ihren Angelegenheiten nach, gleichmütig ob ihrer Gewissheit ihrer Herrschaft über die Materie. Es ist möglich, dass die Infusorien unter dem Mikroskop das Gleiche tun. Niemand dachte daran, dass die älteren Welten des Alls eine Quelle der Gefahr für die Menschen darstellten, oder dachten lediglich an sie, um die Vorstellungen, dass es Leben auf ihnen gäbe, als unmöglich oder unwahrscheinlich abzutun. Die meisten Erdenmenschen meinten, dass es andere Menschen auf dem Mars geben könnte, die ihnen selbst vielleicht unterlegen und bereit waren, ein missionarisches Unternehmen zu empfangen. Dennoch beobachteten Intelligenzen, für deren Geist wir das sind, was für unseren die Tiere sind, die zugrunde gehen, weitreichende und kalte und gefühllose Intellekte, diese Erde mit neidigen Augen, und langsam und sicher wandten sie ihre Pläne gegen uns. Und früh im Zwanzigsten Jahrhundert kam es zur großen Desillusionierung.

    Der Planet Mars, wie ich den Leser kaum erinnern muss, dreht sich mit einer durchschnittlichen Entfernung von 140.000.000 Meilen um die Sonne und das Licht, das er von der Sonne erhält, beträgt kaum die Hälfte dessen, was diese Welt empfängt. Er muss, wenn man der Nebulartheorie glauben darf, älter sein als unsere Welt; und lange, bevor diese Erde abgekühlt war, musste sich auf seiner Oberfläche Leben gebildet haben. Die Tatsache, dass seine Größe kaum ein Siebtel der Erde ausmacht, muss seine Abkühlung beschleunigt und eine Temperatur erreicht haben, bei der Leben beginnen konnte. Er besitzt Luft und Wasser und alles Notwendige, um eine lebende Existenz aufrechtzuerhalten.

    Jedoch ist der Mensch so eitel und so geblendet von seiner Eitelkeit, dass kein Schriftsteller bis zum Ende des Neunzehnten Jahrhunderts der Vorstellung Ausdruck gab, dass sich dort Leben, falls es dort überhaupt welches gab, weit über das irdische Maß hinaus entwickelt hatte. Noch verstand die Allgemeinheit, dass der Mars, da er älter ist als die Erde, kaum ein Viertel ihrer Außenoberfläche besitzt und weiter von der Sonne entfernt liegt, woraus notwendigerweise folgt, dass er sich nicht nur weiter vom Anfang der Zeit, sondern auch näher zu deren Ende befindet.

    Die lang anhaltende Abkühlung, die eines Tages unseren Planeten bedecken wird, ist auf unserem Nachbarn bereits weit fortgeschritten. Sein physikalischer Zustand bleibt weiterhin größtenteils ein Rätsel, aber wir wissen inzwischen, dass selbst im Äquatorialbereich die mittäglichen Temperaturen kaum die eines unserer kältesten Winter erreichen. Seine Luft ist viel dünner als unsere, seine Ozeane sind zurückgegangen und bedecken nun gerade einmal ein Drittel der Oberfläche, und während seine Jahreszeiten nur langsam voranschreiten, sammeln sich riesige Schneekuppen und schmelzen um einen der beiden Pole herum und überschwemmen regelmäßig die gemäßigten Zonen. Diese letzte Phase der Erschöpfung, die für uns noch in unfassbarer Weite liegt, ist zu einem derzeitigen Problem für die Bewohner des Mars geworden. Der unmittelbare Druck der Notwendigkeit hat ihren Intellekt aufflammen lassen, ihre Kräfte gestärkt und ihre Herzen verhärtet. Und mit Blick durchs All mit Instrumenten und Intelligenzen, von denen wir kaum zu träumen wagen, sehen sie, in nächster Nähe und nur 35.000.000 Meilen sonnenwärts von ihnen entfernt, einen Morgenstern der Hoffnung, unseren eigenen, wärmeren Planeten, voller grüner Pflanzen und grauem Wasser, mit einer wolkenbehangenen Atmosphäre flüssiger Fruchtbarkeit und bei flüchtigen Blicken durch dahinziehende Wolkenfetzen erscheinen breite, bevölkerte Landstriche und enge Meere, auf denen sich die Kriegsflotten drängen.

    Und wir Menschen, die Kreaturen, die diese Erde bewohnen, müssen ihnen mindestens so fremd und klein vorkommen, wie uns die Affen und die Lemuren. Die intellektuelle Seite der Menschheit gibt bereits zu, dass das Leben ein ständiger Daseinskampf ist, und es scheint, als wäre es ebendas, was die Intelligenzen auf dem Mars auch glauben. Ihre Welt ist schon sehr weit abgekühlt und diese Welt ist immer noch voller Leben, jedoch überfüllt mit Kreaturen, die sie als unterlegene Tiere betrachten. Den Krieg sonnenwärts zu tragen, ist ihre einzige Flucht vor der Zerstörung, die sie von Generation zu Generation überkommt.

    Und bevor wir sie zu hart verurteilen, müssen wir uns erinnern, welch ruchlose und vollständige Vernichtung unsere eigene Spezies gebracht hat – nicht nur über die Tiere wie der ausgestorbene Bison und den Dodo, sondern auch über seine eigenen schwächeren Rassen. Die Tasmanier wurden trotz ihres menschlichen Äußeren völlig vom Antlitz der Erde getilgt in einem Vernichtungskrieg, der in einem Zeitraum von fünfzig Jahren von europäischen Einwanderern geführt wurde. Sind wir solche Friedensapostel, dass wir klagen, wenn die Marsianer im gleichen Geiste Krieg führten? Die Marsianer scheinen ihren Anflug mit erstaunlicher Raffinesse berechnet – ihre mathematischen Kenntnisse übertreffen die unseren offenkundig bei Weitem – und ihre Vorbereitungen in fast perfektem Einvernehmen getroffen zu haben. Hätten unsere Instrumente es zugelassen, hätten wir schon damals im Neunzehnten Jahrhundert den Ärger erkannt, der sich zusammenbraute. Männer wie Schiaparelli beobachteten den roten Planeten – übrigens ist es kurios, dass der Mars über unzählige Jahrhunderte der Planet des Krieges war –, konnten aber das fluktuierende Erscheinungsbild der Markierungen, die sie so gut kartografiert hatten, nicht interpretieren. Die ganze Zeit über mussten die Marsianer sich vorbereitet haben.

    Während der Opposition von 1894 wurde ein helles Licht beobachtet, das einen Teil der Scheibe beleuchtete – zunächst durch das Lick-Observatorium¹, dann von Perrotin² in Nizza und schließlich von anderen Beobachtern. Englische Leser hörten zum ersten Mal in der Ausgabe von Nature³ vom 2. August davon. Ich bin geneigt zu glauben, dass dieses Aufblitzen von der Form einer riesigen Kanone in einem breiten, in den Planeten eingesackten Krater stammt, mit der die Schüsse auf uns abgegeben wurden. Sonderbare, bis dahin ungeklärte Markierungen wurden während der folgenden beiden Oppositionen nahe dem Ort des Ausbruchs gesichtet.

    Vor nun sechs Jahren brach der Sturm über uns aus. Während der Mars sich der Opposition näherte, versetzte Lavelle aus Java die Telegrammleitungen für astronomischem Austausch in Schwingungen mit der außergewöhnlichen Nachricht über den Ausbruch eines weiß glühenden Gases auf dem Planeten. Dies hatte zur Mitternacht des Zwölften stattgefunden; und das Spektroskop, auf das er sofort zurückgegriffen hatte, zeigte eine Masse aus feurigem Gas an, größtenteils Wasserstoff, das sich mit enormer Geschwindigkeit auf die Erde zubewegte. Dieser feurige Strahl war um Viertel nach zwölf sichtbar geworden. Er verglich es mit einer kolossalen Feuerwolke, die plötzlich und heftig aus dem Planeten hervorbrach, „wie feuriges Gas aus einer Pistole hervorschießt".

    Dies stellte sich als außerordentlich passender Ausspruch heraus. Am nächsten Tag jedoch stand davon nichts in den Zeitungen, abgesehen von einer Randnotiz im Daily Telegraph⁴, und die Welt drehte sich weiter im Unwissen über die größte Gefahr, die jemals die Menschheit bedroht hatte. Ich hätte von dem Ausbruch überhaupt nichts gehört, hätte ich nicht den bekannten Astronomen Ogilvy in Ottershaw getroffen. Er war überaus aufgeregt wegen der Neuigkeit und in seinem Hochgefühl lud er mich ein, in dieser Nacht abwechselnd mit ihm den roten Planeten zu beobachten.

    Trotz alledem, was bisher geschehen ist, erinnere ich mich noch sehr genau an diese Nachtwache: an das dunkle und stille Observatorium, an die beschattete Lampe, die ein schwaches Glühen auf den Boden in der Ecke warf, an das ständige Ticken des Räderwerks des Teleskops, an den schmalen Schlitz im Dach – eine längliche Zurschaustellung, über die Sternenstaub hinwegzog. Ogilvy bewegte sich hin und her, unsichtbar, aber hörbar. Blickte man durch das Teleskop, sah man einen tiefblauen Kreis und den kleinen, runden Planeten, der in dem Feld schwebte. Er erschien so winzig, so hell und klein und still, leicht bedeckt von quer laufenden Streifen und leicht abgeflacht von dem perfekten Rund. Aber er war so klein, so silbrig warm – ein Stecknadelkopf voller Licht! Es war, als würde er zittern, aber in Wirklichkeit war es das Teleskop, das vibrierte aufgrund der Arbeit des Räderwerks, das den Planeten im Blickfeld hielt.

    Während ich zusah, schien der Planet zu wachsen und zu schrumpfen und heranzukommen und sich zurückzuziehen, aber das lag einfach daran, dass meine Augen müde waren. Vierzig Millionen Meilen war er von uns entfernt – mehr als vierzig Millionen Meilen in der Leere. Nur wenige Leute erfassen die Unermesslichkeit der Verlassenheit, in welcher der Staub des materiellen Universums schwimmt.

    Ich erinnere mich, dass nahe dem Planeten in dem Feld drei schwache Lichtpunkte auftraten, drei teleskopische Sterne, unendlich weit entfernt, und um alles herum lag die unergründliche Dunkelheit des leeren Raums. Sie wissen, wie diese Schwärze in einer eiskalten, sternerfüllten Nacht aussieht. Durch ein Teleskop erscheint sie viel tiefgründiger. Und für mich unsichtbar, weil es so weit entfernt und klein war, wie es rasch und stetig über jene unglaubliche Entfernung auf mich zugeflogen kam, sich mit jeder Minute über viele Tausend Meilen näherte, kam das Ding, das sie uns schickten, das Ding, das so viel Kampf und Unheil und Tod über die Erde bringen sollte. Während ich zusah, wäre es mir niemals eingefallen; niemand auf der Erde dachte an dieses treffsichere Geschoss.

    Auch in dieser Nacht schoss weiteres Gas aus dem entfernten Planeten hervor. Ich sah es. Ein rötliches Aufblitzen am Rand, die geringste Projektion des Umrisses, als der Chronometer gerade Mitternacht schlug; und daraufhin sagte ich es Ogilvy und er nahm meinen Platz ein. Die Nacht war warm und ich hatte Durst und ich vertrat mir ungelenk die Beine und tastete mich durch die Dunkelheit zu dem kleinen Tisch, auf dem der Siphon stand, während Ogilvy wegen des Gasstroms, der auf uns zukam, aufschrie.

    In dieser Nacht machte sich ein weiteres Geschoss vom Mars auf dem Weg zur Erde, knapp eine Sekunde unter vierundzwanzig Stunden nach dem ersten. Ich erinnere mich, wie ich dort in der Schwärze auf dem Tisch saß, während grüne und purpurne Punkte vor meinen Augen schwammen. Ich wünschte, ich hätte ein Licht, bei dem ich rauchen könnte, und erahnte kaum die Bedeutung des feinen Glühens, das ich gesehen hatte, und all dessen, was es mir bald bescheren würde. Ogilvy beobachtete bis um eins, dann gab er auf; und wir entzündeten die Laterne und gingen hinüber zu seinem Haus. Unten in der Dunkelheit lagen Ottershaw und Chertsey mit ihren Hunderten von friedlich schlafenden Menschen.

    In dieser Nacht spekulierte er viel über den Zustand des Mars und spottete über die vulgäre Vorstellung, dass auf ihm Bewohner lebten, die uns Signale sendeten. Seiner Meinung nach fielen womöglich Meteoriten in einem starken Schauer auf den Planeten herab, oder vielleicht war ein heftiger Vulkanausbruch im Gange. Er wies mich daraufhin, wie unwahrscheinlich es war, dass eine organische Entwicklung auf den beiden benachbarten Planeten die gleiche Richtung eingeschlagen hatte.

    „Die Chancen, dass es irgendetwas Menschenähnliches auf dem Mars gibt, stehen eine Million zu eins", sagte er.

    In dieser und in der darauffolgenden Nacht sahen Hunderte von Beobachtern gegen Mitternacht das Aufflammen und wiederum in der Nacht darauf; und so zehn Nächte lang, jede Nacht eine Flamme. Warum die Schüsse nach dem zehnten Mal aufhörten, hat niemand auf der Erde zu erklären versucht. Es mag sein, dass die Gase durch den Abschuss den Marsianern Unbehagen bereiten. Dichte Wolken aus Rauch oder Staub, die durch ein starkes Teleskop auf der Erde als kleine, graue, fluktuierende Flecken zu sehen waren, breiteten sich über die klare Atmosphäre des Planeten aus und verdeckten die bekannteren Merkmale.

    Sogar die Tageszeitungen wurden endlich auf die Unruhen aufmerksam und populäre Kommentare über die Vulkane auf dem Mars erschienen hier, dort und überall. Die halb ernste, halb heitere Zeitschrift Punch⁵ machte, soweit ich mich erinnere, freudig Gebrauch davon in ihrer politischen Karikatur. Und völlig unvermutet zogen jene Geschosse, welche die Marsianer auf uns abgefeuert hatten, auf die Erde zu und rasten nun mit einer Geschwindigkeit von unzähligen Meilen pro Sekunde durch den leeren Abgrund des Alls, Stunde für Stunde, Tag für Tag, näher und näher. Jetzt erscheint es mir unglaublich erstaunlich, dass die Menschen trotz des raschen Verhängnisses ihren belanglosen Sorgen nachhingen wie zuvor. Ich erinnere mich, wie erfreut Markham über den sicheren Kauf einer neuen Fotografie des Planeten für die illustrierte Zeitung war, die er zu jener Zeit herausgab. Die Menschen der Neuzeit begreifen kaum die Menge und den Unternehmungsgeist der Zeitungen unseres Neunzehnten Jahrhunderts. Was mich betraf, so war ich sehr damit beschäftigt zu lernen, wie man Fahrrad fährt, und arbeitete an einer Reihe von Abhandlungen über die möglichen Entwicklungen von Moralvorstellungen bei der Entwicklung der Zivilisation.

    Eines Nachts (damals konnte das erste Geschoss kaum mehr als 10.000.000 Meilen entfernt sein) unternahm ich mit meiner Frau einen Spaziergang. Die Sterne standen am Himmel und ich erklärte ihr die Tierkreiszeichen und zeigte auf den Mars, ein heller Lichtpunkt, der allmählich auf den Zenit zukroch, auf den derart viele Teleskope gerichtet waren. Es war eine warme Nacht. Auf dem Heimweg kam eine Gruppe von Ausflüglern aus Chertsey oder Isleworth singend und musizierend an uns vorbei. Licht schien aus den oberen Fenstern der Häuser, als die Bewohner zu Bett gingen. Vom entfernten Bahnhof erklang der Laut rangierender Züge, klingend und polternd, und wurde durch die Entfernung beinahe zu einer Melodie abgeschwächt. Meine Frau machte mich auf die Helligkeit der roten, grünen und gelben Signallichter aufmerksam, die an einem Gerüst hingen und sich gegen den Himmel abhoben. Alles schien sicher und beschaulich.

    ¹ Astronomisches Observatorium der University of California, benannt nach dem Pianobauer Lick, aus dessen Nachlass der Bau finanziert wurde.

    ² Henri Joseph Anastase Perrotin (1845-1904), franz. Astronom; von 1884 bis zu seinem Tod Direktor des Observatoriums von Nizza.

    ³ Englische Fachzeitschrift für Naturwissenschaften, erstmals herausgebracht 1869.

    ⁴ Englische Fachzeitschrift für Naturwissenschaften, erstmals herausgebracht 1869.

    ⁵ Londoner Satirezeitschrift, gegründet 1841.

    KAPITEL ZWEI

    Die Sternschnuppe

    Dann kam die Nacht der ersten Sternschnuppe. Sie wurde früh am Morgen gesichtet, als sie nach Osten über Winchester hinwegjagte, eine flammende Linie weit oben in der Atmosphäre. Hunderte mussten sie gesehen und für eine einfache Sternschnuppe gehalten haben. Albing beschrieb sie, als ob sie einen grünen Streifen hinter sich herzog, der einige Sekunden lang aufglühte. Denning, unsere Koryphäe, was Meteoriten betraf, gab an, dass die Höhe bei ihrem ersten Erscheinen bei neunzig oder einhundert Meilen lag. Für ihn sah es so aus, als sei sie einhundert Meilen östlich von seinem Standort auf die Erde gestürzt.

    Zu dieser Stunde war ich daheim und schrieb in meinem Arbeitszimmer; und obwohl die Balkontür nach Ottershaw zeigte und die Rollläden hochgezogen waren (denn damals liebte ich es, in den Nachthimmel hinaufzublicken), sah ich nichts davon. Dennoch musste dieses seltsamste aller Dinge, das jemals aus dem Weltraum auf die Erde stürzte, heruntergekommen sein, während ich dort saß, und wäre für mich sichtbar gewesen, hätte ich doch nur bei seinem Vorbeiflug aufgeschaut. Manche von denen, die seinen Flug beobachteten, sagten, es flog mit einem Zischen. Ich selber hörte nichts davon. Viele Leute in Berkshire, Surrey und Middlesex mussten den Sturz gesehen und höchstens gedacht haben, dass ein weiterer Meteorit heruntergegangen war. Niemand schien sich die Mühe gemacht zu haben, nach der gefallenen Masse zu suchen.

    Aber sehr früh am Morgen erwachte der arme Ogilvy, der die Sternschnuppe gesehen hatte und überzeugt war, dass irgendwo auf dem Anger zwischen Horsell, Ottershaw und Woking ein Meteorit liegen musste, mit dem Gedanken, ihn zu finden. Er fand ihn auch bald nach Sonnenaufgang und nicht weit von den Sandgruben entfernt. Ein riesiges Loch war durch den Aufprall des Projektils entstanden und Sand und Kies waren gewaltsam in alle Richtungen über die Heide geschleudert worden und bildeten Haufen, die noch auf anderthalb Meilen zu sehen waren. Im Osten brannte die Heide und ein dünner Rauchfaden hob sich gegen die Dämmerung ab.

    Das Ding selbst lag fast gänzlich eingegraben im Sand und inmitten der verstreuten Späne einer Tanne, die es beim Anflug in kleine Stücke zersprengt hatte. Der unbedeckte Teil sah aus wie ein massiver Zylinder, bedeckt und die Umrisse abgeschwächt durch eine dicke, schuppenförmige, graubraune Verkrustung. Er näherte sich der Masse, überrascht durch die Größe und noch mehr durch die Form, da die meisten Meteoriten mehr oder weniger vollkommen rund sind. Sie war durch ihren Flug durch die Luft immer noch so heiß, dass er nicht nahe herantreten konnte. Ein Geräusch wie durch Bewegung innerhalb des Zylinders schrieb er der ungleichmäßigen Abkühlung der Außenfläche zu; denn zu diesem Zeitpunkt war ihm noch nicht in den Sinn gekommen, dass er hohl sein konnte.

    Er blieb am Rande der Grube stehen, die das Ding für sich ausgegraben hatte, und starrte auf das merkwürdige Äußere, größtenteils erstaunt über dessen ungewöhnliche Form und Farbe, und er erkannte sogar undeutlich einige Anzeichen für eine absichtliche Ankunft. Der frühe Morgen war wunderbar ruhig und die Sonne, die gerade durch die Pinienwälder nach Weybridge hin brach, war bereits warm. Er erinnerte sich nicht, an diesem Morgen irgendwelche Vögel gehört zu haben, mit Sicherheit hatte keine Brise geweht und die einzigen Geräusche entstanden durch die kaum hörbaren Bewegungen aus dem Inneren des glühenden Zylinders. Er war ganz allein auf dem Anger.

    Dann stellte er plötzlich und erschrocken fest, dass ein Teil des grauen Backsteins, der ascheähnlichen Verkrustung, die den Meteoriten bedeckte, von dem runden Rand des Endes hinabfiel. Sie blätterte ab und rieselte auf den Sand. Auf einmal löste sich ein großes Stück und schlug mit einem lauten Krachen auf, sodass ihm das Herz zum Halse schlug.

    Eine Minute lang begriff er kaum, was das bedeutete, und obwohl die Hitze enorm war, kletterte er in die Grube hinab und nahe an die Masse heran, um sich das Ding genauer anzusehen. Sogar zu dem Zeitpunkt glaubte er noch, dass dies auf die Abkühlung des Gehäuses zurückzuführen war. Was diese Vorstellung jedoch zerrüttete, war die Tatsache, dass die Asche nur vom Ende des Zylinders herabfiel.

    Und dann nahm er wahr, dass das kreisrunde Kopfende sich sehr langsam auf dem Gehäuse drehte. Die Bewegung war derart langsam, dass er sie erst ausmachte, als er eine schwarze Markierung bemerkte, die vor fünf Minuten nahebei gewesen war und sich nun auf der anderen Seite der Kreislinie befand. Selbst da begriff er kaum, was dies kennzeichnete, bis er ein gedämpftes Kratzen hörte und sah, wie die schwarze Markierung ungefähr einen Zoll weit nach vorne ruckte. Blitzartig wurde es ihm klar. Der Zylinder war künstlich – hohl – mit einem Ende, das herausgeschraubt wurde! Irgendetwas im Inneren schraubte das Kopfende auf!

    „Gütiger Himmel!, sagte Ogilvy. „Da ist ein Mensch drin – Menschen sind da drin! Halb zu Tode verbrannt! Sie versuchen herauszukommen!

    Sofort, mit einem raschen Gedankensprung, verband er das Ding mit dem Aufblitzen auf

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