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19 Frösche und ein Prinz: Meine Suche nach Mr. Right.
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19 Frösche und ein Prinz: Meine Suche nach Mr. Right.
Ebook344 pages3 hours

19 Frösche und ein Prinz: Meine Suche nach Mr. Right.

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About this ebook

Schluss mit dem Singledasein. Der Plan von Rebecca K. Maddox klingt einfach: 1 Jahr. 20 Dates. Einer der werten Herren wird ja wohl hoffentlich Mr Right sein.

In diesem Buch erzählt die Autorin von ihrem Selbstversuch. Ein Experiment, das ihr die skurrilsten Situationen bescherte: Tauben, die vom Himmel fallen, pupsende Tiger, eine schimpfende Omi und Irrfahrten zu entlegenen Plätzen. Kurzum: das pure Leben der Dating-Welt. Neben einer Menge Spaß spielt in diesem Singleratgeber auch der Glaube der Autorin eine wichtige Rolle.

Wer selbst auf Partnersuche ist, wird in vielerlei Hinsicht profitieren. Das steht fest.
LanguageDeutsch
PublisherGerth Medien
Release dateMar 28, 2013
ISBN9783961221226
19 Frösche und ein Prinz: Meine Suche nach Mr. Right.

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    Book preview

    19 Frösche und ein Prinz - Rebecca K. Maddox

    Einleitung

    Hallo, mein Name ist Becky, ich bin Christin, Single, 28 Jahre alt, und ich bin jetzt so weit, dass ich gern den Mann fürs Leben kennenlernen möchte. Meine Freunde in der Gemeinde und auch meine Familie wissen, dass ich bereit bin; meine Freunde, die nichts mit Kirche und Gemeinde zu tun haben, wissen es ebenfalls, und vor allen Dingen weiß es auch Gott. Und dennoch passiert nichts. Ich habe aber trotz einer Reihe spektakulärer (und oft urkomischer) Fehlschläge auf diesem Gebiet beschlossen, nicht aufzugeben, sondern im Gegenteil Expertin in Sachen Partnersuche und Dating zu werden. Wie ich das angestellt habe? Nun, ich bin in einer Art Experiment auf ganz unterschiedliche Weise mit zwanzig verschiedenen Männern in Kontakt gekommen, habe Dates mit ihnen gehabt und die Ergebnisse dieses Experimentes dann zu Papier gebracht.

    Manche Leute waren absolut begeistert von der Idee und hüpften wie aufgeregte kleine Kinder auf der Stelle und klatschten in die Hände, wenn ich ihnen davon erzählte. Andere waren weniger angetan. Und wieder andere sagten, ich solle doch lieber »auf Gottes Zeitpunkt und Handeln warten« oder »Jesus nachfolgen, dann würde mir alles andere zufallen«. Auf den ersten Blick schien das zwar richtig zu sein, denn beides zeugt ja von Vertrauen und Geduld, und ich habe früher sogar selbst hin und wieder etwas in dieser Richtung verlauten lassen, aber ehrlich gesagt hat es bei mir so nicht funktioniert. Und offenbar funktioniert es bei einer ganzen Menge von Leuten ebenfalls so nicht.

    Wenn ich mich in meiner Gemeinde umschaue, dann ist genau dieses Thema absolut aktuell. Meine Freundin Marion zum Beispiel ist intelligent, lustig, hübsch, nett und … Single. Wir wissen beide, dass sie eigentlich lieber nicht Single wäre, aber sie wartet einfach geduldig ab. Und dann ist da mein Freund Neil – die gleiche Geschichte: gut aussehender Typ, nett, lustig. Warum ist er allein?

    Ob das vielleicht an dem »Abwarten-und-Tee-trinken«-Ansatz liegen könnte, der in vielen Gemeinden praktiziert und propagiert wird? An der Vorstellung, dass wir einfach nur geduldig zu warten brauchen und uns dann irgendwann ein Ehepartner in den Schoß fällt – wahrscheinlich genau in dem Moment, wenn wir gerade in der Kirche sitzen und um ihn beten! Der »Abwarten-und Tee-trinken«-Ansatz beruht auf der Vorstellung, dass Gott wie ein Blitz ist – er schlägt ein und dann passiert irgendetwas Erstaunliches in unserem Leben –, plötzlich ist der Traumjob oder der perfekte Partner da. Aber in Wirklichkeit wirkt Gott nicht so. Er schlägt nicht ohne Gegenbemühung ein.

    Und kürzlich habe ich sogar erfahren, dass auch das Naturphänomen eines Blitzeinschlags nicht so funktioniert. Denn wenn ein Blitz einschlägt, schießt er nicht mit voller Kraft vom Himmel herunter und berührt sofort an irgendeiner Stelle den Boden. Vielmehr gelangt die elektrische Ladung, die von oben niedergeht, nur etwa bis zur Höhe eines sehr hohen Baumes nach unten. Damit es schließlich zu einem Einschlag kommen kann, kommt ihr vom Boden eine Gegenladung entgegen, und erst wenn die beiden Ladungen aufeinandertreffen, entsteht ein Blitz, der so aussieht, als schlüge er vom Himmel aus direkt in den Boden ein. Doch das ist eine Täuschung.

    Unsere Interaktion mit Gott funktioniert ganz ähnlich. Wir sollen nicht einfach herumsitzen und darauf warten, dass er etwas tut, sondern wir sollen selbst handeln. Wenn Sie sich einen neuen Job wünschen, dann beten Sie natürlich darum, aber Sie arbeiten doch auch an Ihrem Lebenslauf, bilden sich fort, lesen Stellenanzeigen, schreiben Bewerbungen und gehen zu Vorstellungsgesprächen, und zwar so lange, bis Sie den richtigen Job für sich gefunden haben. Was Gott dazu tut, ist zwar entscheidend, aber Sie sitzen doch nicht einfach nur zu Hause herum und warten, dass Ihnen ein Job in den Schoß fällt. Das will ich wenigstens nicht hoffen!

    Wenn wir Christen also bei der Jobsuche nicht diese »Abwarten-und-Tee-trinken«-Methode anwenden, warum um alles in der Welt schwören wir dann bei der Partnersuche darauf? Mir kommt es oft so vor, als ob wir die ganze Angelegenheit erst einmal auf eine geistliche Ebene zerren und dann vor Angst so gelähmt sind, dass gar nichts mehr passiert.

    Nachdem ich erfahren hatte, dass Blitze sowohl von oben als auch von unten kommen, wurde ich irgendwie das Gefühl nicht mehr los, dass Gott möchte, dass wir uns aktiv an der Suche nach unserem Seelengefährten beteiligen. Bei der Partnersuche ist es nämlich ganz genauso wie bei der Jobsuche. Bete, aber suche gleichzeitig, klopfe an und finde (hoffentlich). Uns muss klar sein, dass Gott die Kontrolle hat, aber auch, dass wir selbst unseren Part bei der Angelegenheit zu leisten haben. Das vorliegende Buch und die Recherche, auf der es beruht, ist meine Art, aktiv zu werden, gleichzeitig aber auch im Laufe dieses Prozesses Gott ganz und gar zu vertrauen.

    Ich war kurz davor, die Partnersuche aufzugeben, als ich mit diesem Projekt begann, war aber doch noch gerade eben bereit, ein paar wenige Schritte in der Welt der christlichen Partnersuche zu unternehmen, weil ich anderen Mut machen und vermitteln wollte, dass es eine Reihe von Möglichkeiten für die Partnersuche gibt, und dass es auch kein Weltuntergang ist, wenn es dabei mal peinlich wird oder eine Verabredung sogar richtig danebengeht. Irgendwann klappt es.

    Letztlich wollen wir doch alle erleben, dass Gottes Wille auf dieser Erde geschieht, und wir sind die Hände, Füße und Herzen, die das umsetzen können.

    Ich hoffe, es macht Ihnen Spaß, von meinem Abenteuer zu lesen, und ich wünsche mir sehr, dass mein Buch Ihnen Mut macht, Ihr eigenes zu erleben.

    Fröhliches Lesen!

    Becky

    Anmerkung der Autorin

    Als ich mit der Arbeit an diesem Buch begann, hatte ich eigentlich vor, nur meine Date-Erlebnisse aufzuschreiben und es dabei zu belassen. Aber nachdem ich immer mehr zu dem Thema gelesen und auch mit Freunden darüber gesprochen hatte, wurde mir klar, dass die Partnersuche für viele Christen kein Thema ist, über das man offen reden kann. Und leider gibt es in der Bibel kein Muster und keinen Plan, wie man bei der Partnersuche vorgehen sollte (außer vielleicht ein paar Hinweise im Hohelied und im Buch Ruth).

    Manche Christen finden, dass aktive Partnersuche oder gar Dating nichts für Christen ist, und auch diejenigen, die es in Ordnung finden, sehen oft in erster Linie die Risiken dabei. Und dann bleibt schließlich immer noch die Frage, ob man persönlich bereit ist, es mit den Fehlern, Rückschlägen und Enttäuschungen aufzunehmen, die eine aktive Partnersuche nun mal unweigerlich mit sich bringt. Die Tage, an denen man sich zu Füßen eines rettenden Verwandten legte und wenig später verheiratet war, so wie Ruth, sind ja nun doch vorbei. Für die Jungs und Mädels von heute ist es schon sehr viel komplizierter.

    Ich hatte jedenfalls das Gefühl, dass all diese Aspekte einmal offen angesprochen werden müssen, und deshalb umfasst dieses Buch eine große Bandbreite von Themenbereichen. Ich hoffe, dass Sie nach der Lektüre keine Entschuldigung mehr dafür finden, sich nicht aktiv auf Partnersuche zu begeben!

    Teil I

    Die Dates

    1

    Softeis und Tauben,

    die vom Himmel fallen

    Oder: »Das allerschlimmste Date, das ich je hatte«

    Wenn du Triumph und Niederlage hinnimmst, beide Betrüger du gleich willkommen heißt.

    Rudyard Kipling

    Vor etwa anderthalb Jahren hatte ich ein Erlebnis, das den Wunsch in mir weckte, dieses Buch zu schreiben. Ich gehörte zu einer Kleingruppe in meiner Gemeinde, die aus lauter Singlefrauen bestand, welche allerdings alle »kein großes Ding« aus ihrem Singlestatus machten (auch wenn es ehrlich gesagt in Wirklichkeit für uns alle sehr wohl »ein großes Ding« war). Es kam aber auch vor, dass es in unserem Programm ganz direkt um »unseren Weg als Single« ging. So auch eines Abends, als wir zusammen zu einem Vortrag über »Singlesein und Ehe« gingen. Laut Ankündigung war die Referentin Spezialistin für das Thema und hatte gerade ein Buch darüber veröffentlicht. Wir waren also alle guter Hoffnung, dass sie ein paar wirkungsvolle Tipps für uns auf Lager haben würde.

    An einem Freitagabend machten wir uns also mit glänzenden Augen, viel Hoffnung im Herzen und großen Erwartungen auf den Weg, alle begierig, von einer klugen und erfahrenen Christin ein paar weise Worte zu dieser Thematik zu hören.

    Der optimistische Teil von mir hoffte, dass wir am Ende des Abends alle einen passenden Mann gefunden haben würden, dass wir entsprechend fröhlich heimwärts ziehen würden und wenigstens diesen Lebensbereich schon mal unter Dach und Fach hätten.

    Zu Beginn der Veranstaltung gab es eine Lobpreiszeit. Wir sangen und beteten – so weit, so gut.

    Dann betrat die Spezialistin das Podium. Aufmerksam und gespannt saßen wir da, bereit, jedwede Weisheit zum Thema in uns aufzunehmen, aber als die Dame dann zu reden begann, merkte ich, wie meine Freundinnen auf ihren Stühlen immer weiter in sich zusammensackten und sich von aufmerksamen, offenen Christinnen in eingeschüchterte und sichtlich geschrumpfte Schatten ihrer selbst verwandelten. Die Grundaussage der Ausführungen besagter Dame war nämlich, dass es doch unsere eigene Schuld sei, wenn wir noch Singles wären. Wir müssten nur einfach mal in die Puschen kommen, rausgehen, unseren Seelengefährten am Schlafittchen packen, ihn zur Vernunft bringen und dann in den Hafen der Ehe einlaufen.

    Das Ganze war wirklich mehr als nur ein bisschen beängstigend. Während die Spezialistin laut lamentierend auf der Bühne auf und ab ging, sank mir immer mehr der Mut. Eines ihrer Hauptargumente zum Thema war, dass sie schließlich auch verheiratet sei – wieso wir es da nicht ebenso hinbekommen sollten, den Partner fürs Leben zu finden und selbigen zu ehelichen? In diesem Punkt musste ich ihr zugegebenermaßen recht geben.

    Wir waren am Ende des Abends jedenfalls alle völlig fertig und keine von uns war ihrem Ziel, den Partner fürs Leben zu finden, auch nur einen Hauch näher gekommen.

    Oder vielleicht doch …?

    Vielleicht bestand ja doch noch die Chance, dass aus diesem Abend etwas Positives entstand. Denn im allerletzten Moment wurde diese Hoffnung noch einmal in Form eines ganz passabel aussehenden Burschen namens Richard entfacht.

    Richard hatte sich eindeutig die Botschaft »Hol-dir-was-du-dir-wünschst« zu Herzen genommen, denn er sagte mutig Hallo und fragte mich beim Hinausgehen ganz unverblümt nach meiner Handynummer. Das munterte mich auf der Stelle wieder auf und wir tauschten ebenso vergnügt wie klammheimlich unsere Nummern aus. (Klammheimlich deshalb, weil ich nicht wollte, dass sich die anderen über mich lustig machten, und außerdem fühlte ich mich auch ein kleines bisschen schlecht dabei, weil sie nicht ebenfalls mit jemandem Nummern tauschten – es sei denn, sie hatten es ebenso klammheimlich hinbekommen wie ich!)

    Haben Sie schon jemals versucht, sich klammheimlich zu freuen und vergnügt zu sein? Es ist ein tolles Gefühl und hat Ähnlichkeit mit dieser Mischung aus Anspannung und Vorfreude, die man als Kind am Tag vor seinem Geburtstag hatte.

    Richard und ich trafen uns jedenfalls drei Tage später in einer bekannten Pizzeria (nicht die feinste Adresse), wo wir Pizza aßen, dazu wässrige Softdrinks tranken und das Ganze mit einem Eis von der angesagten Ice Cream Factory krönten.

    Ich weiß ja nicht, ob Sie schon mal ein Ice Cream Factory-Erlebnis hatten – es ist jedenfalls keine einfache Angelegenheit, wenn man dabei für ein Mitglied des anderen Geschlechts besonders attraktiv wirken möchte. Wenn man sich also bei der Ice Cream Factory ein Eis gönnt, dann füllt man zunächst einen Becher mit Mr Whippy-Softeis und fügt so viel Soße und so viele Arten von Streuseln und Extras hinzu, wie man möchte – und das, so oft man möchte.

    Das klingt wie der Himmel auf Erden, und an einem ganz normalen Tag ist es das auch, aber nicht bei einem ersten Date mit einem Mann. Schon in dem Augenblick, als wir bei der Ice Cream Factory bestellten, war mir klar, dass das keine gute Idee war, aber da war es schon zu spät.

    Wir stellten uns also mit unseren kleinen durchsichtigen Plastikschüsseln in die Schlange vor dem Eisautomaten, und ich wurde immer nervöser, während die kleinen Kinder vor uns herumschrien und sich um die letzten Krokantbrösel und Schokoladenplätzchen balgten. Als wir schließlich an der Reihe waren, füllte Richard seinen Becher mit der exakt angemessenen Menge Softeis, welche er dann geschickt mit genau der richtigen Menge Schokoladensauce und mit Schokostreuseln dekorierte. Sein Vorgehen wirkte höchst professionell, und es gelang ihm sogar, beim Zudrehen des Eishahns einen kleinen Eistuff als Abschluss hinzubekommen.

    Puh – ob ich da wohl mithalten konnte? Nervös trat ich mit meinem Becher an die Maschine und schaltete sie ein. Weiche Softeisspiralen senkten sich langsam in meinen Becher und bildeten dabei recht zufriedenstellende Kringel. Vielleicht war das Ganze ja doch gar nicht so übel! Ich schaute zu, wie das Eis in einem dicken Strahl aus der Maschine kam und sich das Schüsselchen langsam füllte. Zeit, die Maschine wieder auszuschalten.

    Aber das war ein Problem!

    Irgendwie bekam ich nicht heraus, wie man das Ding zum Anhalten brachte. Ich versuchte, an der Düse zu drehen, ich drückte darauf, aber nichts funktionierte – die Eismasse lief weiter, der Softeisstrahl ließ sich nicht unterbrechen. Es war wie in diesen Filmen, in denen eine Riesenschlingpflanze immer weiter wächst und eine ganze Stadt überwuchert. Und genau wie diese Killerpflanzen übernahm jetzt das Eis die Herrschaft, erst über den Becher, dann bahnte es sich seinen Weg über dessen Rand und kroch alsbald auf dem Fußboden entlang. Gerade als es so aussah, als würde das Softeis vom gesamten Lokal Besitz ergreifen, eilte mir Richard zur Seite und legte den Schalter um. Ich blickte auf, keuchte ein »Danke«, und dann entfernten wir uns beide höchst kleinlaut und beschämt vom Ort des Geschehens.

    Wieder an unserem Tisch, ragte der Berg von einfachem weißen Softeis (es war mir zu peinlich gewesen, mich noch länger in unmittelbarer Nähe des Eisautomaten aufzuhalten, um meine Portion zu dekorieren) zwischen uns empor, sodass wir uns nicht richtig sehen konnten, und drohte darüber hinaus auch noch, jeden Moment einzustürzen. Ich begann auf der Stelle, den Berg abzutragen, indem ich aß, was das Zeug hielt. Aber es war warm in dem Lokal, und es war einfach unmöglich, so schnell zu essen, wie das Eis schmolz, sodass der Softeisberg sich erst langsam und unaufhaltsam zur Seite neigte und dann auf den Tisch sackte, wo er einen kleinen Teich bildete, welcher sich dann nach und nach auf dem Tischtuch ausbreitete.

    »Mach dir darüber keine Gedanken«, sagte Richard und lächelte mich an. Und ich lächelte zurück und fragte mich in meinem »Zuckerflash«, ob das wohl Liebe war.

    Vogelgrippe und Morast

    Der Zwischenfall in der Ice Cream Factory schien Richard jedoch nicht nachhaltig abgeschreckt zu haben, denn am darauffolgenden Samstag verabredeten wir uns ein zweites Mal. Dieses Mal fuhren wir in ein Dorf in der Nähe, um dort in einem gemütlichen Landgasthaus zu Mittag zu essen. Vielleicht lag es am Fehlen einer Ice Cream Factory, dass sich alles etwas zäh anließ, jedenfalls lief es beim Essen nicht so besonders gut. Irgendwie ging uns an diesem verregneten Samstagmittag der Gesprächsstoff aus.

    Ich versuchte, Richards Interesse für die Enten zu wecken, die in einem modrigen Tümpel vor dem Lokal schwammen, indem ich herumzappelte, auf einzelne besondere Exemplare hinwies und eine der Enten sogar nachmachte. Aber komische Enten gehörten eindeutig nicht zu seinen Interessensgebieten.

    Beim Essen hatte ich ihm erzählt, dass ich gerne spazieren ginge, also beschlossen wir, einen Spaziergang zu machen, in dessen Verlauf sich allerdings herausstellte – und es tut mir wirklich leid, es sagen zu müssen –, dass unsere Hoffnung auf Gemeinsamkeiten immer mehr schwand. Er erklärte, dass er sich für Musik interessiere, ich sagte, dass ich Musik ebenfalls mag – Pause. Ich versuchte, ihm von meinen Reisen zu erzählen. Er sagte, er hätte auch schon ein paar Reisen ins Ausland gemacht. Pause. Es schien so, als würde gar nichts gehen, und dumpfe Langeweile machte sich breit.

    Als wir schließlich am durchweichten Rand eines Feldes entlangtrotteten, war der Tiefpunkt erreicht. Es hatte lange geregnet und der Weg war wirklich matschig. Nachdem ich ihn mir genau angesehen hatte, befand ich ihn aber doch für begehbar und machte einen ersten zuversichtlichen Schritt darauf – nur um auf dem Po zu landen, und zwar alles andere als anmutig; also Abzüge in der B-Note für feminine Grazie. Tapfer lächelnd und zur Hälfte mit Matsch bedeckt stand ich wieder auf, fest entschlossen, dessen ungeachtet weiterzugehen. Aber als ich gerade wieder auf den Beinen stand, landete ich – wums – erneut auf dem Hintern.

    Das lief ja gar nicht gut. Einfach einen Fuß vor den anderen zu setzen und aufrecht zu gehen war hier nicht möglich. Wanderschuhe hatte ich nicht dabei, und die Schuhe, die ich trug, waren für diese Aktion denkbar ungeeignet, denn sie hatten kein Profil – ich schlitterte also nur unkontrolliert herum. Es gab keine Alternative – ich musste Richards Hand zur Hilfe nehmen, um den matschigen Weg zu schaffen, was sowohl mir als auch ihm ziemlich unangenehm war. Mir war eigentlich so ganz und gar nicht danach, ihn bei der Hand zu halten, und er musste mit einem Matsch-Monster fertig werden, also nehme ich an, dass er ebenfalls nicht übermäßig wild darauf war. Als er nach meiner Hand griff, sang keine Beatles-Coverband »I wanna hold your hand«, es waren keine Kuschelgefühle vorhanden, kein Nebel im Hirn, sondern nur eine grimmige Entschlossenheit, die andere Seite dieses gigantischen Matschloches zu erreichen.

    Und dann entwickelten sich die Dinge von nicht so toll zu absolut schräg.

    Es fiel nämlich eine Taube vom Himmel.

    Direkt vor uns.

    Vor Schreck und Überraschung ließen wir uns los und sahen beide auf die Taube.

    Sie war tot.

    Wir schauten beide in den Himmel, um zu sehen, woher sie gekommen war.

    Aber da war nichts.

    Dann schauten wir wieder nach unten auf die Taube.

    Für Gott müssen wir in dem Moment urkomisch ausgesehen haben.

    Wir waren absolut perplex. Es gab weder Bäume noch Gebüsch in der Nähe, aus denen die Taube hätte kommen können, also musste sie mitten im Flug tot vom Himmel gefallen sein. Vielleicht war sie an einem Herzschlag gestorben. Oder sie hatte Vogelgrippe gehabt. Oder Taubenwahnsinn. Wer weiß?

    An dieser Stelle hörten wir jedenfalls auf, nach unten auf die Taube zu starren und dann wieder in den Himmel, denn es fing wieder an zu regnen, und wir beschlossen, dass es jetzt definitiv Zeit war, uns auf den Heimweg zu machen.

    Als wir endlich wieder auf dem Parkplatz angekommen waren, standen wir vor einem weiteren Problem. Richards Wagen sprang nicht an. Und dann tat ich etwas, das wahrscheinlich ziemlich schäbig war. Ich rief mir ein Taxi, um nach Hause zu fahren, und überließ Richard sich selbst und seiner Autopanne. Ich hatte zwar tatsächlich einen wichtigen Termin, aber trotzdem war mir nicht besonders wohl in meiner Haut, als das Taxi losfuhr.

    Glücklicherweise bekam ich zehn Minuten später eine SMS von Richard mit der Nachricht, dass der Motor auf rätselhafte Weise dann

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