Der Fall Peske und die Hintergründe Der Fall des Papierlosen Alexandr Peske, der als 17-Jähriger illegal eingereist war und nach seiner Ausbildung nun weggewiesen werden soll, wirft die grundsätzliche Frage nach der Behandlung von Papierlosen in der Schweiz und im Kanton Zürich auf. luc. Der Kanton Zürich nutze seinen Hand- Öffentlichkeit über solche Themen debattiert. lungsspielraum bei der Erteilung von Aufenthalts- *D*D* bewilligungen an Ausländer nicht aus: Dieser Vorwurf wurde im Zusammenhang mit dem Fall Was vom Rummel um den Fall Peske bleibt, des papierlosen Jugendlichen Alexandr Peske von sind einige Fragen. Ist es nicht absurd, einen jun- verschiedenen Seiten erhoben (NZZ 24.4.02). gen Papierlosen zuerst zur Integration zu verurtei- Der heute 22-Jährige war mit 17 Jahren illegal in len und ihn dann, nach fünf Jahren in der die Schweiz gekommen und von einem Jugend- Schweiz und abgeschlossener Ausbildung, weg- gericht in ein Jugendheim eingewiesen worden. weisen zu wollen? Das Migrationsamt gibt sich Dort hat er eine Schreinerlehre absolviert, die nun hier gesetzestreu und scheint die Vernunft auszu- kurz vor dem Abschluss steht. Um für ihn eine blenden. Andererseits macht auch die breite Aufenthaltsbewilligung zu erwirken, hat die Lei- Lobby für Alexandr Peske stutzig: Sollten nicht tung des Heimes nun eine Petition gestartet. die Politikerinnen und Politiker, die fleissig die Das Verfahren zur Erlangung der Aufenthalts- Petition unterschrieben haben und dabei auf die bewilligung wird vom Gesetz über Aufenthalt und Tränendrüse drückten, gleichzeitig auch politische Niederlassung von Ausländern geregelt. Gemäss Lösungen anstreben? Der Fall Peske mag ein diesem müssen rechtswidrig anwesende Auslän- Einzelfall sein. Die Problematik, die dahinter der die Schweiz verlassen, wenn die Wegweisung steht, ist aber zu drängend, als dass sie mit Para- möglich und zumutbar ist. Ausnahmen sind nur graphenreiterei oder Unterschriftensammlungen bei einem «schwerwiegenden persönlichen Härte- gelöst werden könnte. fall» möglich, wie in einem Rundschreiben des Bundesamtes für Ausländerfragen (BFA) und des Bundesamtes für Flüchtlinge vom vergangenen Dezember festgehalten wird. Das Rundschreiben listet auch die Kriterien auf, die zur Einstufung als Härtefall erfüllt sein müssen. Dazu gehören unter anderem die Dauer des Aufenthaltes in der Schweiz und die Integration in den Arbeitsmarkt. Will jemand, der sich rechtswidrig in der Schweiz aufhält, also etwa ein Papierloser, eine Aufenthaltsbewilligung bekommen, hat er ein Ge- such beim Migrationsamt des Kantons einzurei- chen. Dieses prüft anhand der Kriterien aus dem Rundschreiben, ob ein Härtefall vorliegt. Nur wenn das Migrationsamt einen Härtefall sieht, ge- langt das Gesuch an den Bund, der abschliessend entscheidet. Doch die Kantone haben bei der Be- urteilung einen gewissen Handlungsspielraum. Dies führt, wie das BFA bestätigt, zu einer je nach Kanton unterschiedlichen Praxis. Im Falle von Alexandr Peske hat sich eine Gruppe von Politikern zusammengefunden, die die Petition unterstützt und vom Kanton ein «ver- nünftiges Vorgehen» fordert. Unterschrieben ha- ben die Zürcher SP-Nationalrätin Vreni Müller- Hemmi, die grüne Zürcher Stadträtin Monika Stocker und der Zürcher FDP-Gemeinderat Rolf Walther. Müller-Hemmi wirft der Zürcher Regie- rungsrätin Rita Fuhrer, der das Migrationsamt untersteht, vor, den gesetzlichen Spielraum nicht vollständig zugunsten Peskes auszuschöpfen. Auf politischer Bühne will sie aber gegen die von ihr kritisierten Missstände nicht vorgehen. Die Pro- blematik sei in der Wintersession des National- rates ausführlich diskutiert worden, sagt sie – allerdings mehr oder weniger ergebnislos. Zum Einzelfall möchte Regierungsrätin Rita Fuhrer keine Stellung nehmen. Grundsätzlich werde der Handlungsspielraum aber ausgenützt, sagt sie auf Anfrage. «Wir richten uns nach den vorgegebenen Kriterien und nach Bundesgerichts- entscheiden», betont Fuhrer. Es könne nicht an- gehen, dass Fälle, die an die Öffentlichkeit ge- langten, bevorzugt behandelt würden. Es sei auch nicht wahr, dass der Kanton Zürich eine beson- ders restriktive Praxis bei der Erteilung von Auf- enthaltsbewilligungen habe. Jedoch werde, so die Regierungsrätin, in Zürich viel schneller in der