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nzz 27.04.02 Nr.

97 Seite45 zh Teil01

Paragraphen und Petitionen für Papierlose


Der Fall Peske und die Hintergründe
Der Fall des Papierlosen Alexandr Peske, der als 17-Jähriger illegal eingereist war und
nach seiner Ausbildung nun weggewiesen werden soll, wirft die grundsätzliche Frage
nach der Behandlung von Papierlosen in der Schweiz und im Kanton Zürich auf.
luc. Der Kanton Zürich nutze seinen Hand- Öffentlichkeit über solche Themen debattiert.
lungsspielraum bei der Erteilung von Aufenthalts- *D*D*
bewilligungen an Ausländer nicht aus: Dieser
Vorwurf wurde im Zusammenhang mit dem Fall Was vom Rummel um den Fall Peske bleibt,
des papierlosen Jugendlichen Alexandr Peske von sind einige Fragen. Ist es nicht absurd, einen jun-
verschiedenen Seiten erhoben (NZZ 24.4.02). gen Papierlosen zuerst zur Integration zu verurtei-
Der heute 22-Jährige war mit 17 Jahren illegal in len und ihn dann, nach fünf Jahren in der
die Schweiz gekommen und von einem Jugend- Schweiz und abgeschlossener Ausbildung, weg-
gericht in ein Jugendheim eingewiesen worden. weisen zu wollen? Das Migrationsamt gibt sich
Dort hat er eine Schreinerlehre absolviert, die nun hier gesetzestreu und scheint die Vernunft auszu-
kurz vor dem Abschluss steht. Um für ihn eine blenden. Andererseits macht auch die breite
Aufenthaltsbewilligung zu erwirken, hat die Lei- Lobby für Alexandr Peske stutzig: Sollten nicht
tung des Heimes nun eine Petition gestartet. die Politikerinnen und Politiker, die fleissig die
Das Verfahren zur Erlangung der Aufenthalts- Petition unterschrieben haben und dabei auf die
bewilligung wird vom Gesetz über Aufenthalt und Tränendrüse drückten, gleichzeitig auch politische
Niederlassung von Ausländern geregelt. Gemäss Lösungen anstreben? Der Fall Peske mag ein
diesem müssen rechtswidrig anwesende Auslän- Einzelfall sein. Die Problematik, die dahinter
der die Schweiz verlassen, wenn die Wegweisung steht, ist aber zu drängend, als dass sie mit Para-
möglich und zumutbar ist. Ausnahmen sind nur graphenreiterei oder Unterschriftensammlungen
bei einem «schwerwiegenden persönlichen Härte- gelöst werden könnte.
fall» möglich, wie in einem Rundschreiben des
Bundesamtes für Ausländerfragen (BFA) und des
Bundesamtes für Flüchtlinge vom vergangenen
Dezember festgehalten wird. Das Rundschreiben
listet auch die Kriterien auf, die zur Einstufung
als Härtefall erfüllt sein müssen. Dazu gehören
unter anderem die Dauer des Aufenthaltes in der
Schweiz und die Integration in den Arbeitsmarkt.
Will jemand, der sich rechtswidrig in der
Schweiz aufhält, also etwa ein Papierloser, eine
Aufenthaltsbewilligung bekommen, hat er ein Ge-
such beim Migrationsamt des Kantons einzurei-
chen. Dieses prüft anhand der Kriterien aus dem
Rundschreiben, ob ein Härtefall vorliegt. Nur
wenn das Migrationsamt einen Härtefall sieht, ge-
langt das Gesuch an den Bund, der abschliessend
entscheidet. Doch die Kantone haben bei der Be-
urteilung einen gewissen Handlungsspielraum.
Dies führt, wie das BFA bestätigt, zu einer je nach
Kanton unterschiedlichen Praxis.
Im Falle von Alexandr Peske hat sich eine
Gruppe von Politikern zusammengefunden, die
die Petition unterstützt und vom Kanton ein «ver-
nünftiges Vorgehen» fordert. Unterschrieben ha-
ben die Zürcher SP-Nationalrätin Vreni Müller-
Hemmi, die grüne Zürcher Stadträtin Monika
Stocker und der Zürcher FDP-Gemeinderat Rolf
Walther. Müller-Hemmi wirft der Zürcher Regie-
rungsrätin Rita Fuhrer, der das Migrationsamt
untersteht, vor, den gesetzlichen Spielraum nicht
vollständig zugunsten Peskes auszuschöpfen. Auf
politischer Bühne will sie aber gegen die von ihr
kritisierten Missstände nicht vorgehen. Die Pro-
blematik sei in der Wintersession des National-
rates ausführlich diskutiert worden, sagt sie –
allerdings mehr oder weniger ergebnislos.
Zum Einzelfall möchte Regierungsrätin Rita
Fuhrer keine Stellung nehmen. Grundsätzlich
werde der Handlungsspielraum aber ausgenützt,
sagt sie auf Anfrage. «Wir richten uns nach den
vorgegebenen Kriterien und nach Bundesgerichts-
entscheiden», betont Fuhrer. Es könne nicht an-
gehen, dass Fälle, die an die Öffentlichkeit ge-
langten, bevorzugt behandelt würden. Es sei auch
nicht wahr, dass der Kanton Zürich eine beson-
ders restriktive Praxis bei der Erteilung von Auf-
enthaltsbewilligungen habe. Jedoch werde, so die
Regierungsrätin, in Zürich viel schneller in der

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