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Äußerungsfussel

Da wird jeder Äußerungsfussel auf eine Goldwaagschale gelegt.


Und diese Waage, ausgelegt für Gold, links der Fussel, rechts das Gegengewicht in festen Gramm-
und Kilogrammstücken, tänzelt mitsamt der Schale auf und ab, sie dreht und windet sich, denn nicht
immer ist drin, was drauf steht auf dem Gewicht: "1 Gramm", Ja, ja!, ganz unbemerkt ist das
Gramm kein Gramm mehr, vielleicht noch ein halbes oder nur ein zehntel davon und verlockt, den
Fussel, diesen Äußerungsfussel, als schwerer zu ertragen in der Schale. Heimlich muss uns da
jemand einen Jux gespielt haben, Oder waren wir es selbst? Einerlei. Der Fussel wiegt schwerer als
das angezeigte Gramm auf der rechten Waagschale, dabei hat er sich seit gestern, vorhin oder letzter
Woche gar nicht verändert! Ja, gibt es denn das? Ist die Anziehunsgskraft gewachsen? Aber nein,
dann wäre das Gramm Gramm und der Äußerungsfussel Äußerungsfussel, wäre doch alles
dasselbe. Muss denn jetzt ein Archimedes kommen und sagen: "Heureka!" und beteuern, dass alles
wie eh und je nicht Gold ist, was glänzt? Na, den brauchen wir ja eigentlich nicht, wissen wir doch
selbst am besten: Der 1 Gramm Äußerungsfussel nämlich ist nur in der realen Welt 1 Gramm
Äußerungsfussel, ganz rational gibt er sich hier. Wer ist denn aber bitteschön wann in der realen
Welt? Ich z.B. ganz selten, wenn ich mal was rechnen muss vielleicht, Eins plus Eins oder
dergleichen, Äußerungsfussel, die auf eine Goldwaagschale zu schmeißen sind, gibts hier aber
nicht, da kräht kein Hahn nach, viel zu irrational, der will nicht passen, der Äußerungsfussel, nicht
rechnerisch und auch sonst nicht. Da könnten ja sonst Hinz und Kunz kommen, wir erinnern uns:
Hinz die Frau, Kunz der Mann, und bemessen, wessen Äußerung oder eben einen Fussel davon, der
schwerwiegendere ist, Ach, das wäre einfach und Streit um Recht und Schmerz würde geschlichtet,
es sei denn, es hält einer ein Daumengewicht in die Waagschale, Wie unfair!, dann gäbe es ein
rationales Dilemma, mindestens aber wäre klar, wer hier rechthaberisch wäre. Wo also ist der
Äußerungsfussel schwerer als er ist? Wir ahnen es bereits, jaja, nennen wir es beim Worte, lüpfen
wir das Schlawittchen: Die Gefühlswelt! Igitt, wer soll denn die verstehen, eine Welt ohne Eins plus
Eins oder mit, aber dann ists Drei oder Vier oder Einhunderttausendneunhundertachtundfünfzig und
das ganze ohne funktionierende Gravitation und viel Archimedes aber kein "Heureka!", denn klar
wird hier nie irgendwas, eine verwurstete Welt ist das, eine geschlachtete reale Welt und noch alle
anderen dazu und zusammen, rein in den Naturdarm, Ordnung spielt hier keine Rolle, Hauptsache,
der Platz ist gut gefüllt, bis zum Platzen gar!, liegt Schwerverdauliches neben Wässrigem und
Grobes neben Feinem, da könnte einem schwindelig werden, manchmal riechts auch nicht gut und
überall blinken Goldwaagen: Hereinspaziert, ins linke Schälchen, wenns beliebt, hier wird Freude
und Schmach versprochen vom rechten Schälchen, denn dem ists gleich, was links liegt, es zeigt an,
was des Naturdarms Inhalt zu bieten hat und nicht mehr und nicht weniger. Hinz und Kunz stehen,
leicht verdreht, verrenktes Gemüt wie eine Sieben, vor dem Goldwägelein und wiegen ihre Fussel,
Guck, ich hatte viel mehr Recht als du und du hast mir also weh getan!, Aber wo denkst du hin
(Pah!, Denken in der Wurstpelle. Das geht doch gar nicht! [Anm. der Autorin]), ereifert sich Hinz
oder Kunz, Schau, die Waage zeigt doch, dass ich hier Recht gesprochen habe, wenn nicht Gesetz.
Achje, das Leben in der Wurstpelle. Fast möchte man den beiden wünschen, heraus zu kriechen und
die reale Welt von Eins plus Eins gleich Zwei zu besuchen. Aber wollen wir das? Wollen die das?

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