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DEUTSCHER
GESCHICHTE
BAND 21
ENZYKLOPÄDIE
DEUTSCHER
GESCHICHTE
BAND 21
HERAUSGEGEBEN VON
LOTHAR GALL
IN VERBINDUNG MIT
PETER BLICKLE
ELISABETH FEHRENBACH
JOHANNES FRIED
KLAUS HILDEBRAND
KARL HEINRICH KAUFHOLD
HORST MÖLLER
OTTO GERHARD OEXLE
KLAUS TENFELDE
DER
INVESTITUR-
STREIT
VON
WILFRIED HARTMANN
R. OLDENBOURG VERLAG
MÜNCHEN 2007
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-486-57841-6
Vorwort
Lothar Gall
Inhalt
I. Enzyklopädischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
B. Strukturen im Wandel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1. Die Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1.1 Das Papsttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1.2 Die Bischöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
VIII Inhalt
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
Dieser Band trägt den Titel „Der Investiturstreit“. Mit diesem Begriff
soll angedeutet werden, dass die Ereignisse und Probleme der Kirchen-
geschichte eine zentrale Rolle im darstellenden Teil spielen und dass
daher der Blick nicht auf Deutschland eingeengt werden durfte; viel-
mehr sind die Geschichte des Papsttums und die Ereignisse in Italien
einbezogen. Der Verfasser ist sich jedoch darüber im klaren, dass mit
dem Begriff Investiturstreit die vielfältigen Veränderungen, die sich im
hier behandelten Zeitraum, nämlich in den Jahren zwischen 1046 und
1122/25, in Deutschland und in Europa vollzogen, nur sehr unvollkom-
men bezeichnet sind. Neben einer erzählenden Darstellung der Ereig-
nisse enthält deshalb der Teil I dieses Buches auch einen Abriss der
strukturellen Veränderungen in dieser Zeit. Dieser Wandel, der die Kir-
che ebenso wie das Königtum, die Bischöfe und die Fürsten erfasste,
der aber auch die gesellschaftliche Struktur, die Mentalität und die Bil-
dung ergriff, macht das Zeitalter des Investiturstreits zu einer Wende-
zeit, deren Umbrüche lange nachwirken sollten.
Die vorliegende Gestalt des Bandes ist auch das Ergebnis der kri-
tischen Einwände und Ratschläge des verantwortlichen Herausgebers
Otto Gerhard Oexle, dem für sein großes Engagement auch hier ge-
dankt sei. Danken möchte ich auch meinen Freunden Timothy Reuter
(München) und Franz Fuchs (Mannheim), die mir in verschiedenen
Phasen der Entstehung des Buches durch ihren Rat und ihre Kritik ge-
holfen haben.
In den 15 Jahren seit der ersten Ausarbeitung dieses Buches war die
Forschung auf dem hier vorgestellten Feld äußerst produktiv; daher war
ich dankbar, dass der Verlag bereit war, für die überarbeitete Ausgabe
auch etwas mehr Raum zur Verfügung zu stellen. Wie groß der Anteil
der neuen Arbeiten ist, zeigt ein Vergleich der Zahlen der im Teil III.
(Quellen und Literatur) genannten Titel: waren es 1993 ca. 310 Num-
mern, so sind dort jetzt 432 Titel verzeichnet. Ein beträchtlicher Teil
der neuen Arbeiten ist im Teil II. (Grundprobleme und Tendenzen der
Forschung) wenigstens kurz charakterisiert. Daher ist dieser Teil ge-
genüber der älteren Auflage deutlich vermehrt; dabei konnten neue
Quelleneditionen vorgestellt, eine Reihe von biographischen Darstel-
lungen (über Gregor VII., Heinrich IV. und Calixt II.) und Ausstel-
lungskatalogen präsentiert werden, aber auch neue inhaltliche Fragen
(z. B. zur Deutung der Vorgänge in Canossa oder zur Bestimmung der
Handlungsspielräume des Königs) erörtert werden. Ganz neu ist der
Abschnitt 5., in dem einige Titel behandelt sind, die das 11. Jahrhundert
als Zeit der Wende oder gar der Revolution beschreiben.
Beim Korrekturlesen und bei der Erstellung des Registers hat
Frau Annette Grabowsky mich nachhaltig unterstützt, dafür sei ihr
herzlicher Dank gesagt.
Für ihre ständige Bereitschaft, mit mir über den „Investiturstreit“
und die damit zusammenhängenden Fragen zu diskutieren, möchte ich
meiner lieben Frau Martina Hartmann auch hier ganz herzlich danken!
Einleitung
Die Mitte und die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts, nach anderen
auch die Zeit um 1100, gelten in der deutschen Geschichte als „Wende-
zeit“, in der sich eine ganze Reihe von folgenschweren Veränderungen „Wendezeit“
ankündigten, während ältere Strukturen zwar nicht völlig verschwan-
den, aber stark abgeschwächt oder verändert wurden. Am besten doku-
mentiert sind die Vorgänge auf politischem und kirchlichem Gebiet;
hier liegt uns eine Fülle zeitgenössischer Quellen vor, wie es sie für frü-
here Epochen des Mittelalters kaum gibt. Daher ist es verständlich, dass
die ältere Forschung vor allem Themen aus diesem Bereich wieder und
wieder behandelt hat, wobei die Konfrontation zwischen Papst Gre-
gor VII. und König Heinrich IV. als beispielhafte Auseinandersetzung
zwischen „Staat“ und „Kirche“ gedeutet und allzu oft mit den Maßstä-
ben der eigenen Gegenwart bewertet wurde.
Dass die Mitte des 11. Jahrhunderts eine Epochengrenze bildet,
ist an der Gliederung fast aller Handbücher und Gesamtdarstellungen
zur mittelalterlichen Geschichte abzulesen. Als wichtige äußere Daten
für diese Grenze werden für die deutsche Geschichte meist die Jahre
1046 (Synoden von Sutri und Rom mit der Absetzung von drei Päps-
ten) oder 1056 (Tod Heinrichs III.) gewählt; für die allgemeine Kir-
chengeschichte bildet das Jahr 1054 (Schisma zwischen der Ost- und
der Westkirche) ein wichtiges Datum. Weil die Krise des deutschen
Königtums, die ein zentrales Thema des vorliegenden Bandes bildet,
bereits in der zweiten Hälfte der Regierung Heinrichs III. beginnt und
besonders in den Jahren nach 1050 manifest wird, soll in die hier vor-
liegende Darstellung die Regierung Heinrichs III. mit einbezogen wer-
den.
Während derzeit unbestritten ist, dass das 11. Jahrhundert in sei-
ner zweiten Hälfte eine tiefgreifende Veränderung für das deutsche Kö-
nigtum mit sich brachte, ist weitgehend ungeklärt, ob die Herrscher die-
ser Jahre, also vor allem Heinrich III. und Heinrich IV., auch zukunfts-
trächtige Entwicklungen zur Sicherung und besseren Fundierung der
2 I. Enzyklopädischer Überblick
Zur Steigerung der Produktion trugen aber auch Verbesserungen Verbesserung der
der agrarischen Technik bei, die zwar nicht genau datiert werden kön- agrarischen Technik
nen, deren Auswirkungen aber seit der Mitte des 11. Jahrhunderts sicht-
bar werden. Dazu gehört die Ablösung des in der älteren Epoche domi-
nierenden hölzernen Hakenpflugs durch den Räderpflug, der ein senk-
rechtes Messer aus Metall und ein Streichbrett zum Umwenden der he-
rausgeschnittenen Erdschollen besaß, das mit Metall beschlagen war.
Mit einem solchen Pflug konnten auch schwere Marschböden, die be-
sonders ertragreich waren, bearbeitet werden. Die Zugkraft der Rinder
und Ochsen wurde durch neue Methoden beim Anschirren der Tiere
verbessert (L. WHITE). Die Erfindung des Hufeisens kam allerdings der
Landwirtschaft vorerst kaum zugute, da Pferde hier nur in geringem
Maße verwendet wurden.
Im 11. Jahrhundert hat sich die sog. Dreifelderwirtschaft in den
meisten Regionen Deutschlands durchgesetzt, nachdem sie im 9. Jahr-
hundert nur den Westen erfasst hatte. Da jetzt ein Teil der Felder im
Herbst und ein anderer im Frühjahr bestellt wurde, waren die aufwen-
digsten Feldarbeiten besser über das Jahr verteilt, das bedeutete auch,
dass dieselbe Zahl von Menschen eine größere Fläche bestellen konnte.
Die vermehrte Produktion von Proteinen aus Gemüse und von
pflanzlichem Eiweiß aus Hülsenfrüchten hat vermutlich den allgemei-
nen Gesundheitszustand der Bevölkerung gehoben. Die Ernährungsge- Veränderte Ernäh-
wohnheiten veränderten sich überhaupt in der hier behandelten Zeit, in- rungsgewohnheiten
digte man den Kaiser, die Sachsen zu wenig unterstützt zu haben. Jetzt
brachen die Spannungen zwischen den Sachsen und dem salischen Kö-
nigtum auf, die nicht mehr auf Dauer beigelegt werden konnten. Die
unmittelbaren Ursachen dafür lagen in der Intensivierung der königli-
chen Präsenz und Herrschaft im ostsächsischen Raum. Heinrich III.
versuchte hier, ehemaliges Königsgut, das sächsischen Familien ge-
schenkt worden war, beim Aussterben dieser Familien wiederzugewin-
nen (K. LEYSER). Schwierigkeiten gab es auch in Bayern. Dort wurde
nach dem fehlgeschlagenen Ungarnfeldzug des Jahres 1052 im darauf-
folgenden Jahr Herzog Konrad abgesetzt. Der Grund für diese Maß-
nahme lag wohl in gegensätzlichen Auffassungen über die Ungarnpoli- Gegensatz zwischen
tik: Während der Kaiser eine Unterwerfung der Ungarn erreichen Heinrich III. und
Bayern
wollte, suchten der Herzog und wichtige Exponenten des bayerischen
Adels einen Ausgleich mit Ungarn herbeizuführen. Zwar war Hein-
8 A. Das Reich im Investiturstreit
rich III. stark genug, nach der Absetzung Konrads das Herzogtum
nacheinander an seinen ältesten Sohn Heinrich IV., dann an dessen
Bruder Konrad und nach dessen Tode (1055) an seine Gemahlin Agnes
auszugeben, ohne auf die bayerischen Großen und ihr Mitspracherecht
Rücksicht nehmen zu müssen. Aber wichtige Machtträger in Bayern
Aufstandsversuch hatte er dadurch verprellt. In seinem Aufstand gegen den Kaiser stand
bayerischer Großer der zu den Ungarn geflohene Herzog Konrad daher nicht allein, son-
dern es schlossen sich ihm Herzog Welf von Kärnten, die Grafen von
Scheyern (die späteren Wittelsbacher), Pfalzgraf Aribo und Bischof
Gebhard III. von Regensburg, ein Onkel des Kaisers, an. Die Aufrührer
planten angeblich sogar, den Kaiser zu ermorden und Konrad an seine
Stelle zu setzen, der wegen seiner Verwandtschaft mit den Ottonen zur
Königswürde geeignet erscheinen mochte.
Fürstlicher Vorbe- Die Distanz der meisten Fürsten zu Heinrich III. in dessen letzten
halt gegen die Wahl Regierungsjahren zeigt sich auch in der nur unter Vorbehalt gegebenen
Heinrichs IV.
Zustimmung der Großen zum Königtum des lange erwarteten, 1050 ge-
borenen Königssohns Heinrich (IV.): Nach dem Bericht Hermanns des
Lahmen hatten die Fürsten auf der Reichsversammlung von Tribur An-
fang November 1053 zwar den kleinen Heinrich zum König gewählt,
aber mit der bis dahin unerhörten Einschränkung, man werde diesem
als König in Zukunft nur gehorchen, wenn er sich als gerechter Herr-
scher erweise.
„Krise“ des sali- Die letzten Jahre Heinrichs III. sind als Krise des salischen König-
schen Königtums? tums angesehen worden (E. BOSHOF; S. WEINFURTER); dagegen hat man
eingewandt, dass man die ganze ottonische und salische Zeit als Kri-
senepoche bezeichnen könne, wenn man die Rebellionen und die au-
ßenpolitischen Rückschläge als Maßstab nehme (H. KELLER). Es ist
jedoch festzuhalten, dass es in der Zeit Konrads II. und im ersten Jahr-
zehnt Heinrichs III. keine derartige Häufung von Rebellionen gab wie
nach 1050.
In den Auseinandersetzungen mit Gottfried von Lothringen waren
die Äbte und Bischöfe des lothringischen Raumes verlässliche Stützen
Bruchstellen in der des Königs gewesen. Doch auch im Bereich der Kirchenherrschaft des
Kirchenherrschaft Königs zeigten sich erste Bruchstellen: Als 1046 Abt Halinard von St-
des Königs
Bénigne in Dijon zum Erzbischof von Lyon erhoben worden war, wei-
gerte er sich, dem König den üblichen Eid zu leisten. Zwar akzeptierte
Heinrich diese Haltung nach anfänglichem Zögern, aber Halinards Be-
rufung auf die Benediktregel, die ihm einen Eid verbiete, konnte auch
die totale Ablehnung des bischöflichen Reichsdienstes beinhalten, auf
den der König so sehr angewiesen war. Bischof Wazo von Lüttich
(1042–1048) war dann der erste Reichsbischof, der sich neben der
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. 9
ist nicht klar; sicher ist, dass er gegen die Vorschriften des Kirchen-
rechts mit 18 Jahren Papst geworden war, weil er zu der damals in Rom
einflussreichen Familie der Tuskulaner gehörte. Das Ende seines Ponti-
fikats war gekommen, als eine Adelsrevolte durchaus herkömmlichen
Zuschnitts die dreißigjährige Vorherrschaft der Tuskulaner in Rom be-
endete. Deren Gegner erhoben den Bischof von Sabina als neuen Papst Silvester III. und
(Silvester III.). Gegen ihn konnte sich Benedikt IX. anfänglich recht Gregor VI.
Bischof Suidger von Bamberg wurde von Heinrich III. zum Papst be-
stimmt. Dieses Vorgehen hatte seinen Grund wohl vor allem darin, dass
der deutsche König nicht von einem Papst die Kaiserkrone empfangen
wollte, der möglicherweise als illegitim bezeichnet werden konnte.
10 A. Das Reich im Investiturstreit
Papst Clemens II. Der neue Papst nannte sich Clemens II. und gab damit als Pro-
und sein Programm gramm seines Pontifikats bekannt, dass er die Kirche nach dem Vorbild
der Urkirche erneuern wolle. Am 5. Januar 1047 versammelte Cle-
mens II. eine Synode in Rom, auf der die Simonie als Häresie ver-
dammt wurde und simonistische Kleriker mit der Exkommunikation
bedroht wurden. Geistliche, die von Simonisten ihre Weihen empfan-
gen hatten, sollten sich einer Kirchenbuße unterwerfen, dann aber ihre
Ämter behalten dürfen. Schon am Tag nach seiner Wahl (25. Dezem-
ber 1046) hatte Clemens II. Heinrich III. zum Kaiser gekrönt, der au-
Heinrich III. als ßerdem von den Römern zum Patricius Romanorum ausgerufen
Patricius Roma- wurde. Dieser Titel war seit der Kaiserkrönung Karls des Großen nicht
norum
mehr von Kaisern geführt worden, weil die Befugnisse des Patricius in
denen des Kaisers enthalten schienen. Erst im 11. Jahrhundert, als die
in der Konstantinischen Schenkung ausgesprochene Verleihung der
kaiserlichen Herrschaftsrechte in Rom an den Papst ernst genommen
wurde, erschien es nötig, den Patricius-Titel erneut zu vergeben, mit
der Befugnis, bei der Papstwahl die Stimmführerschaft wahrzuneh-
men.
Zug nach Unter- Dass Heinrichs Kaiserpolitik die ottonische Tradition erneuern
italien wollte, zeigt sich in seinem Zug nach Unteritalien im Frühjahr 1047. Er
drang über Montecassino nach Capua vor, belehnte dort zwei norman-
nische Fürsten und zog über Benevent, das er vergeblich einzunehmen
versuchte, wieder nach Norden. Damit hatte er zwar die kaiserliche
Präsenz demonstriert, aber nicht auf Dauer die kaiserliche Herrschaft in
diesem Gebiet etablieren können. In den folgenden Jahren hat Hein-
rich III. noch mehrfach seine Befugnis ausgeübt, das entscheidende
Weitere Papstwahlen Wort bei der Papstwahl zu sprechen. Als Clemens II. schon im Herbst
unter dem Einfluss 1047 starb, wurde mit Poppo von Brixen erneut ein Reichsbischof zum
des Kaisers
Papst erhoben (Damasus II.), der aber nur drei Wochen amtierte. Zu
seinem Nachfolger erkor Heinrich III. Bruno von Toul aus dem Hause
der Grafen von Egisheim-Dagsburg, der mit den Saliern verwandt war.
Nach dem Bericht des Gregorianers Bonizo von Sutri soll Bruno die
Wahl unter dem Vorbehalt angenommen haben, dass Klerus und Volk
von Rom seine Erhebung durch ihre Wahl bestätigen würden. Als er im
Leo IX. und die Februar 1049 in Rom gewählt wurde, nannte er sich Leo IX.; vielleicht
Kirchenreform spielte bei dieser Namenswahl nicht nur die Erinnerung an Leo den
Großen, sondern auch die an Leo VIII. eine Rolle, der 963 von Otto I.
eingesetzt worden war.
Der Pontifikat Leos IX. brachte den Durchbruch der Reformideen
in Rom; Leo konnte diesen Durchbruch erreichen, weil er hervorra-
gende Helfer aus Lothringen und Burgund mitgebracht und diese an die
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. 11
reich und Deutschland, dann auch in Unteritalien eine ganze Reihe von
Synoden abgehalten. Auf seinen Reisen ging es Leo IX. nicht nur da-
rum, den Anspruch auf die Leitung der abendländischen Kirche in der
Praxis zu bewähren, sondern er suchte dort auch den Kontakt mit den
Laien, wenn er an vielen Orten Kirchen weihte und Reliquien erhob
oder transferierte.
Im Kampf gegen Simonie und Priesterehe blieb der Kaiser die Kaiser im Kampf
Hauptstütze des Papstes, wie sich bereits 1049 zeigte. Denn als Leo IX. gegen Simonie und
Priesterehe
auf seiner Reise in die Länder nördlich der Alpen zuerst nach Frank-
reich kam, erschienen auf der von ihm einberufenen Synode in Reims
nur wenige Bischöfe und auch der französische König blieb fern. Dage-
gen waren zu der wenig später im Reich tagenden Synode unter Füh-
rung des Kaisers fast alle deutschen Bischöfe nach Mainz gekommen,
sie gaben den Beschlüssen gegen die Simonie und die Priesterehe, die
hier wie in Reims gefasst wurden, eine eindrucksvolle Kulisse.
Um die weitgespannten Aktivitäten des Papstes nachhaltig zu un-
terstützen, reichte aber die Macht des Kaisers nicht aus. Dies zeigte
sich, als es zu Beginn der fünfziger Jahre zum Konflikt zwischen
12 A. Das Reich im Investiturstreit
Abwehr der norman- Leo IX. und den Normannen kam, die sich seit dem Beginn des
nischen Expansion 11. Jahrhunderts in Unteritalien festgesetzt hatten und die jetzt ihre
Expansion auch gegen das Gebiet des Kirchenstaats richteten. Es ging
dabei um Stadt und Region Benevent, die vom Papst 1051 in Erfüllung
alter Ansprüche dem Kirchenstaat angegliedert worden waren. Kurz
darauf konnten die Normannen Benevent erobern und den päpstlichen
Truppen eine Niederlage beibringen. Als ein Hilferuf an den Kaiser
ohne Echo blieb – dieser war damals selbst in Schwierigkeiten –, be-
gann Leo IX. mit der Anwerbung von Truppen für den heiligen Petrus.
Der Zuspruch war beachtlich; vor allem aus Schwaben kamen die Krie-
ger, denen für den Fall der Teilnahme am päpstlichen Kriegszug ein
Ablass, d. h. der Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen, versprochen
wurde. Damit hatte zum ersten Mal ein Papst dieses Mittel zur Aufstel-
lung einer Truppe eingesetzt, das in den folgenden Jahrhunderten im-
mer wieder benutzt werden sollte. Das Heer Leos IX. erlitt jedoch bei
Niederlage und Tod Civitate eine schwere Niederlage (16. Juni 1053); der Papst selbst
Leos IX. wurde gefangen genommen und blieb bis zum Frühjahr 1054 in nor-
mannischer Gefangenschaft. Zwei Tage ehe Leo starb (19. April 1054),
hatte er die Gefallenen von Civitate als Märtyrer gepriesen. Er selbst ist
schon wenige Jahre nach seinem Tod als Bekenner verehrt worden (be-
reits um 1060 befinden sich Reliquien Leos IX. in Regensburg). Aber
nicht alle Zeitgenossen billigten es, dass der Papst einen Krieg unter-
nahm: Hermann der Lahme und Petrus Damiani sahen in der Nieder-
lage bei Civitate eine Strafe Gottes für ein Unternehmen, das zwar ei-
nem weltlichen Fürsten, nicht aber einem Papst anstehe.
Mit dem unteritalienischen Unternehmen Leos IX. hing auch eine
Gesandtschaft nach Konstantinopel zusammen, die eine schwierige
Legation nach Doppelaufgabe hatte. Die Legation unter der Führung Humberts von
Konstantinopel Silva Candida und Friedrichs von Lothringen sollte einerseits einen
Brief des Papstes an den Patriarchen Michael Kerullarios überbringen,
in dem Humbert gegen polemische Äußerungen aus Byzanz die uner-
schütterliche Machtstellung des römischen Stuhls innerhalb der Kirche
herausgestellt hatte; andererseits sollte aber der oströmische Kaiser zu
einem Bündnis gegen die Normannen gewonnen werden. Die Entfrem-
dung zwischen den Kirchen in Ost und West war jedoch bereits so groß
und die Unterschiede in den Bräuchen und in der Liturgie waren so au-
genfällig, dass der Patriarch das Volk gegen den bündniswilligen Kai-
ser und gegen die päpstlichen Legaten aufbringen konnte. Humbert
lehnte in undiplomatischem Stolz jedes Entgegenkommen ab und legte
Gegenseitiger Bann
der römischen und am 16. Juli 1054 auf dem Altar der Hagia Sophia eine Bannbulle gegen
der Ostkirche Michael Kerullarios und seine Anhänger nieder; dies geschah ohne
1. Reich und Kirche am Ende der Regierung Heinrichs III. 13
Auftrag des Papstes und in Kenntnis der Tatsache, dass Leo IX. bereits
verstorben war. Humbert und Friedrich reisten sofort ab; eine östliche
Synode belegte ihrerseits die Lateiner mit dem Anathem. Die Aktion
von 1054 gelangte aber vorerst gar nicht ins breite Bewusstsein und die
endgültige Spaltung der westlichen und der östlichen Kirche erfolgte
erst im weiteren Verlauf der Geschichte, wobei die Eroberung Konstan-
tinopels durch die Kreuzfahrer im Jahre 1204 das entscheidende Datum
darstellt.
Der Einfluss des Kaisers auf das Papsttum war mit dem Tod
Leos IX. noch nicht beendet; Heinrich III. wurde vielmehr von einer
römischen Gesandtschaft unter Leitung des Archidiakons Hildebrand
(d. i. der spätere Papst Gregor VII.) aufgefordert, in seiner Eigenschaft
als Patricius einen neuen Papst zu benennen. Nach längerem Wider- Erneute Papstwahl
streben fand sich der engste Berater des Kaisers Bischof Gebhard von unter Führung des
Kaisers
Eichstätt, dazu bereit, das Amt zu übernehmen. Er erhielt von Hein-
rich III. das Versprechen, das Reich werde die der Kirche in Italien ent-
fremdeten Güter zurückerstatten. Von dieser Zusage erhoffte sich der
Papstkandidat eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung des rö-
mischen Stuhls, der während des gesamten 11. Jahrhunderts unter
Geldmangel litt. Kurz nach seiner Inthronisierung (April 1055) hielt
der neue Papst Viktor II. in Florenz eine Synode ab (Pfingsten 1055),
an der auch Heinrich III. teilnahm. Hier wurden nicht nur abermals Si-
monie und Priesterehe untersagt, sondern der Kaiser übertrug dem
Papst auch das Reichsamt eines Herzogs von Spoleto, um damit ein
Gegengewicht zur mittelitalienischen Machtstellung seines Feindes
Gottfried von Lothringen zu schaffen. Dieser wurde durch einen
Kriegszug des Kaisers aus Tuszien verdrängt; Gottfrieds Frau Beatrix
und deren Tochter aus erster Ehe, Mathilde, wurden gefangen genom-
men.
Als Heinrich III. starb (5. Oktober 1056), weilte gerade Viktor II. Papst Viktor II. Vor-
bei ihm; der sterbende Kaiser übertrug dem Papst die Vormundschaft mund Heinrichs IV.
über seinen minderjährigen Sohn. Wenige Tage vor seinem Tod hatte
der Kaiser noch als Geste der Versöhnung mit seinem langjährigen
Gegner Gottfried von Lothringen dessen Gattin Beatrix von Tuszien
und deren Tochter Mathilde freigelassen. Als Viktor II. selbst im Som-
mer 1057 an der Malaria starb, war die kurze Zeit der Vorherrschaft des
Kaisertums über das Papsttum zu Ende. Ein so enges Zusammenwirken
zwischen den beiden Gewalten, wie es Heinrich III. mit Leo IX. und
Viktor II. gepflegt hatte, sollte es nie wieder geben. Doch erscheint es
als zweifelhaft, dass nur der frühe Tod Heinrichs III. das harmonische
Verhältnis zwischen Kaiser und Papst unterbrochen hat; tiefgehende
14 A. Das Reich im Investiturstreit
Gegensätze und Konflikte hatten sich bereits in den Jahren nach 1050
angedeutet.
2. Heinrich IV.
Anno stand dabei mit Herzog Otto von Bayern, vielleicht auch mit Erz-
bischof Siegfried von Mainz und Gottfried dem Bärtigen in Verbin-
dung. Agnes hatte bereits am 22. November 1061 den Schleier genom-
men und damit signalisiert, dass sie sich aus den weltlichen Geschäften
zurückziehen wolle; ihre Übersiedelung nach Rom fand jedoch erst
1065 statt.
Die Folgen des Staatsstreichs waren weitreichend, denn Hein-
rich IV. hatte durch die Entführung, der er sich durch einen mutigen
Sprung in den Rhein noch hatte entziehen wollen, eine tiefe Verletzung
seines Selbstgefühls erlitten; Misstrauen gegen die Fürsten prägte spä-
ter viele seiner Handlungen. Ein Grund für Annos Aktion war gewesen,
dass sich der Hof der Kaiserin im Schisma des Cadalus auf die Seite des
Reformgegners gegen Papst Alexander II. gestellt hatte; zwar wurde
diese Entscheidung jetzt revidiert, aber das Misstrauen, das in Kreisen
der römischen Reformer der Haltung des deutschen Hofes entgegenge-
bracht wurde, konnte dadurch nicht beseitigt werden.
Seit 1063 trat neben und gegen Anno von Köln auch Adalbert von
Bremen als Träger der Entscheidungen hervor. Beide Kirchenmänner
nützten ihren Einfluss am Hof dazu, sich durch Königsurkunden reiche
und mächtige Reichsklöster (Corvey, Lorsch, Malmédy) übertragen zu
lassen. Die Mündigkeitserklärung für den jungen König (am 29. März Mündigkeit
1065 in Worms) brachte hier vorläufig noch keinen Wandel. Die Ge- Heinrichs IV.
versammlung auferlegt hatte, nicht stellte, sprach ein Gericht des säch-
sischen Adels über ihn die Friedlosigkeit aus. Der König entzog ihm
das Herzogtum Bayern und gab es an Welf IV. neu aus. Bald darauf tra-
Spannungen mit ten erstmals auch Spannungen zwischen dem König und Herzog Ru-
Herzog Rudolf von dolf von Schwaben auf. Heinrich wurde beschuldigt, einen Anschlag
Schwaben
gegen Rudolf und andere Fürsten zu planen. Zwar kam der Denunziant
schon vor dem festgesetzten Zweikampf ums Leben, aber die Affäre
blieb dunkel, obwohl die königliche Seite den Tod des Anklägers als
Gottesurteil zugunsten Heinrichs deutete. Diese Vorgänge machen
deutlich, welches Potential an schwersten Gegensätzen im Reich vor-
handen war, das nur noch einen Anlass brauchte, um zu lang andauern-
den Kämpfen zu führen.
nach dem Heiligen des Wahltags (6. Dezember 1058) den Namen Ni-
kolaus II. annahm. Hinter dieser Wahl stand Gottfried der Bärtige; auch
die Zustimmung der Kaiserin hatte man eingeholt. Im Januar des fol-
genden Jahres konnte Nikolaus in Rom einziehen und in St. Peter in-
thronisiert werden, nachdem eine militärische Aktion Herzog Gott-
frieds den Weg freigemacht hatte.
Ostern 1059 fand im Lateranpalast eine große Synode statt, die
eine ganze Reihe von bedeutsamen Beschlüssen fasste. Zu diesen ge-
hört das Papstwahldekret, in dem auf der einen Seite die kanonische Papstwahldekret
Wahl durch Klerus und Volk festgeschrieben, andererseits aber auch die
maßgebliche Rolle der Kardinalbischöfe betont wurde, wie sie bei der
Wahl Nikolaus’ II. praktiziert worden war. Der Vorwahl der Kardinal-
bischöfe sollte die Wahl durch die Gesamtheit der Kardinäle folgen; der
übrige Klerus Roms und die Laien sollten ihre Zustimmung geben. Die
Rolle des deutschen Königs wurde in einer wohl bewusst unklaren
Weise beschrieben: „Ehre und Würde“ (honor et reverentia) des Kö-
nigs sollten nicht übergangen werden. Ob mit dieser Formulierung eine
Mitwirkung des Königs bei der Wahl ausgedrückt werden sollte, ist
nicht deutlich; jedenfalls war aber ein Recht zur Nomination eines
Papstkandidaten, wie es Heinrich III. so nachhaltig wahrgenommen
hatte, nirgends erwähnt.
Neben dem Papstwahldekret wurden auf der Lateransynode von
1059 noch andere weitreichende Beschlüsse gefasst. Der Kampf gegen
die Priesterehe wurde auf eine neue Ebene gehoben, indem jetzt gegen
die Grundsätze des älteren Kirchenrechts bestimmt wurde, dass die
Laien an Gottesdiensten von verheirateten Priestern überhaupt nicht
mehr teilnehmen dürften. Sie waren damit in das Ringen um den Zöli-
bat unmittelbar einbezogen. Ein anderer Beschluss ist in seiner Trag-
weite umstritten. Wenn es nämlich heißt, dass ein Priester kein geistli- Ausweitung des
ches Amt aus der Hand eines Laien annehmen dürfe, weder gegen Be- Simonieverbots
zahlung noch umsonst, war man damit über das übliche Simonieverbot
hinausgegangen, weil jetzt auch solche Übertragungen aus Laienhand,
die gratis erfolgten, verboten waren. Früher hat man hierin eine Über-
nahme der 1058 von Humbert von Silva Candida in seiner Schrift ge-
gen die Simonisten formulierten Ausdehnung des Simoniebegriffs auf
alle Investituren durch Laien gesehen (G. TELLENBACH); jetzt glaubt
man, dass sich der Kanon gegen die Übertragung von Niederkirchen
durch die Eigenkirchenherren richtet (R. SCHIEFFER).
Neben diesen wichtigen Schritten zu einer neuen Rechtsordnung
für die Kirche wurden in dem kurzen Pontifikat Nikolaus’ II. auch Wei-
chen im politischen Bereich gestellt. Wohl auf Anregung Hildebrands
18 A. Das Reich im Investiturstreit
und des Abtes Desiderius von Montecassino wandte sich Nikolaus II.
von der antinormannischen Politik seiner Vorgänger ab und schloss im
Friede von Melfi Sommer 1059 in Melfi einen Friedensvertrag mit den Normannen.
1059 Gleichzeitig belehnte er Richard von Aversa mit Capua und Robert
Guiskard mit Kalabrien, Apulien und Sizilien, wobei letzteres sich
noch in der Hand der Sarazenen befand. Nominell war der heilige Pe-
trus der Lehnsherr der normannischen Fürsten; de facto war es aber der
Papst, der hier zum ersten Mal als Lehengeber auftrat. Die rechtliche
Grundlage des Vorgehens bildete die Konstantinische Schenkung, nach
der Unteritalien zum Besitz des heiligen Petrus gehörte; die lange auch
vom Papsttum anerkannten Rechte des Reiches wurden übergangen.
Am deutschen Königshof missbilligte man dieses Vorgehen und wei-
gerte sich, einen päpstlichen Legaten zu empfangen.
Nach dem Tod Nikolaus’ II. spitzte sich der Konflikt zwischen der
Reformpartei in Rom und dem deutschen Königshof weiter zu. Die
Stadtrömer ernannten den jungen König zum Patricius und erwarteten
die Nominierung eines Papstes. Für die Reformer jedoch ergriff Hilde-
brand die Initiative und ließ Bischof Anselm von Lucca zum Papst
erheben; als Alexander II. wurde er am 1. Oktober 1061 inthronisiert.
Dabei musste der Widerstand des römischen Adels durch ein norman-
nisches Kontingent unter Richard von Capua gebrochen werden.
Cadalus von Parma Die römische Adelspartei, der oberitalienische Episkopat und der
als Gegenpapst deutsche Hof wählten in Basel Bischof Cadalus von Parma zum Papst
(Honorius II.). Es gelang diesem aber nicht, sich in Rom durchzuset-
zen, denn die Normannen und Gottfried der Bärtige intervenierten zu-
gunsten Alexanders II. Nachdem Anno von Köln 1062 im Reich die
Regentschaft an sich gerissen hatte, gingen maßgebliche Teile der deut-
schen Bischöfe und Fürsten zu Alexander II. über, der an Pfingsten
1064 in Mantua Cadalus bannte, der sich bald darauf in sein Bistum zu-
rückzog.
Alexander II. und Unter Alexander II. vermochte das Papsttum seinen Einfluss in
Europa ganz Europa nachhaltig zu vermehren: In Frankreich versuchten seine
Legaten, unkanonische Bischofswahlen rückgängig zu machen. In Spa-
nien griff Alexander II. über den Legaten Hugo Candidus ein, um die
mozarabische Liturgie durch den römischen Ritus zu ersetzen. Dane-
ben mischte sich der Papst auch in weltliche Angelegenheiten ein. Als
es 1066 zum Streit um den englischen Thron kam, stellte sich der Papst
auf die Seite des Herzogs Wilhelm von der Normandie und übersandte
ihm die Petersfahne als Ausdruck seiner Hilfe, aber auch als Zeichen
für eine gewisse Abhängigkeit (was Wilhelm der Eroberer allerdings
nie anerkannte). 1068 übergab König Sancho von Aragón sein Land
2. Heinrich IV. 19
Gründe für die Aus- Beide Seiten fühlten sich im Recht. Der König war bestrebt, die
einandersetzung aus ottonischer Zeit stammenden königlichen Besitzrechte, die teil-
weise in den Jahren seiner Minderjährigkeit entfremdet worden waren,
wieder in die Hand zu bekommen; die Sachsen warfen ihm dagegen
vor, er verstoße gegen die Gebote von Gerechtigkeit und Billigkeit und
missachte das Recht ihres Stammes, ja er versuche überhaupt, die alte
Freiheit der Sachsen zu beseitigen.
Es standen sich jedoch nicht nur zwei Rechtsansprüche gegen-
über, sondern es ging auch um die Handhabung der Macht. Heinrich IV.
griff nämlich bei seiner Territorialpolitik zugunsten des Königtums auf
Ministerialen als neuartige Helfer zurück. Er setzte in größerer Zahl schwäbische Minis-
Helfer des Königs terialen ein, die zum Bau von königlichen Burgen Arbeitseinsätze und
Naturalleistungen der umwohnenden Bevölkerung verlangten. Die
Rechte der Krone wurden durch ein neuartiges Inquisitionsverfahren
festgestellt, während die Sachsen die Wiederherstellung der älteren
Rechtsverhältnisse als Rechtsbruch empfanden. Sie forderten daher,
die Burgen zu schleifen und die königlichen Beauftragten zu entlassen,
die „ohne Ahnen“ seien, weil sie aus der Unfreiheit aufgestiegen wa-
ren. Die Burgen erregten den besonderen Widerwillen der Sachsen,
weil sie in bis dahin ungewohnter Größe und Stärke als Höhenburgen
errichtet wurden.
Ausbruch des Auf- Die Unzufriedenheit der Sachsen führte im Sommer 1073 zu offe-
stands in Sachsen nem Aufruhr. Mehrere Bischöfe (vor allem Werner von Magdeburg und
Burchard II. von Halberstadt, ein Neffe Annos von Köln) und weltliche
Große wie der Billunger Hermann und schließlich auch Otto von Nort-
heim stellten sich an die Spitze der Aufständischen, die aus allen sozia-
len Schichten kamen. Heinrich IV. wurde von der Empörung auf der
Harzburg überrascht und eingeschlossen; nur auf geheimen Pfaden
konnte er dem Zugriff seiner Feinde entkommen. Da jetzt auch der Ge-
gensatz zu den süddeutschen Herzögen Rudolf von Schwaben und
Berthold von Kärnten aufbrach und Erzbischof Siegfried von Mainz
selbständig Friedensverhandlungen mit den Sachsen aufnahm, war der
Die Städte als Ver- König völlig isoliert. In dieser Situation konnte er sich allein auf die
bündete des Königs rheinischen Städte verlassen, so auf Worms, das ihn Ende 1073 auf-
nahm.
Die Städte waren aber in jenen Jahren nicht stark genug, um den
König nachhaltig zu unterstützen. Das zeigt sich darin, dass Heinrich in
Worms nur ein kleines Heer aufbieten konnte, mit dem er zwar nach
Sachsen zog, wo er aber in dem von den Fürsten vermittelten Frieden
von Gerstungen (2. Februar 1074) die Forderungen der Aufständischen
akzeptieren musste. Bei der vertragsgemäßen Schleifung der königli-
2. Heinrich IV. 21
chen Burgen kam es zu einem Exzess der sächsischen Bauern, die die Zerstörung der
Schlosskirche auf der Harzburg verwüsteten und die Gräber der jung Harzburg
Gregor VII. und der Am Anfang zeigte Gregor VII. gegenüber Heinrich IV. eine ver-
deutsche König söhnliche Haltung; er akzeptierte dessen Versprechen, dass sich simo-
nistische Verfehlungen nicht mehr wiederholen sollten. Gregor erteilte
dem König die Absolution und löste seine wegen der Mailänder Ange-
legenheit gebannten Räte vom Bann. Ein großes Konzil im Reich unter
Leitung von päpstlichen Legaten sollte den Kampf gegen Simonie und
Priesterehe verstärken. So wie hier ein Zusammenwirken von König
und Papst geplant war, fasste auch ein Brief Gregors an Heinrich vom
Dezember 1074 (Reg. II, 31) ein gemeinsames Vorgehen ins Auge:
Während der Papst an der Spitze eines Heeres ins Heilige Land ziehen
wollte, sollte der deutsche König die Kirche leiten.
Inmitten von Briefen, die der Papst im März 1075 abschickte, ist
in das Briefbuch Gregors VII. ein Text eingetragen, der zwar nicht nach
außen drang und auch nicht zur Außenwirkung bestimmt war, der aber
zentrale Themen des Pontifikats Gregors in unerhört zugespitzter Weise
Der Dictatus Papae behandelt. Die als Dictatus Papae bezeichneten 27 Sätze sind nicht sys-
und seine Tendenz tematisch geordnet; wir haben hier wohl eine Art Gedankenprotokoll
vor uns, das vielleicht aus Versehen ins Register eingetragen wurde.
Die wichtigste Tendenz dieser Sätze ist die Behauptung der absoluten
Sonderstellung der römischen Kirche, die auf ihre Einsetzung durch
Christus selbst zurückgeführt wird, sowie die führende Position des Bi-
schofs von Rom, die vor allem in den Sätzen 23 und 26 herausgestellt
wird. Nach Satz 23 ist ein jeder Papst bereits zu seinen Lebzeiten heilig,
weil die Größe der Verdienste des heiligen Petrus auf ihn abstrahlt; in
Satz 26 wird nur derjenige als rechtgläubig bezeichnet, der mit der
römischen Kirche übereinstimmt.
Eine Reihe von Sätzen befasst sich mit der päpstlichen Jurisdik-
tion, die bei ihrem Urteil über Bischöfe nicht auf das Votum einer Sy-
node angewiesen sei und die alle wichtigen Prozesse (causae maiores)
an sich ziehen könne. Die Forderung, dass päpstliche Legaten unabhän-
gig von ihrem kirchlichen Rang über den Bischöfen stehen sollten und
dass der Papst in jeder Kirche Geistliche einsetzen dürfe, ist im Zusam-
menhang mit dem Bemühen zu sehen, die widerstrebenden Ortskirchen
Der Papst und die beim Kampf gegen Simonie und Priesterehe bezwingen zu können.
weltliche Herrschaft Über das Eingreifen des Papstes in den weltlichen Bereich hat sich Gre-
gor VII. nur an zwei Stellen geäußert: einmal in Satz 12, wo er sich das
Recht zuschreibt, Kaiser absetzen zu dürfen, dann in Satz 27, wo er be-
hauptet, er dürfe die Untertanen ungerechter Herrscher von ihrem Treu-
eid befreien. Diese beiden Sätze, die im älteren Kirchenrecht keinerlei
Rückhalt besitzen, berühren merkwürdig, wenn man bedenkt, dass Gre-
gor VII. wenig später tatsächlich von ihnen Gebrauch machte. Daraus
2. Heinrich IV. 23
hat man geschlossen, dass der Dictatus Papae eine Art „Regierungspro-
gramm“ Gregors VII. sein sollte.
Bereits als römischer Archidiakon hatte Hildebrand – anders als Gregor VII. und die
die Päpste Nikolaus II. und Alexander II. – auf die Interessen und die Bischöfe
anwesenden Paten Hugo von Cluny, dass er vom Bann gelöst und wie-
der in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurde (28. Januar
1077). Heinrich musste versprechen, sich wegen seines Konflikts mit
den Fürsten dem Urteil des Papstes zu unterwerfen.
Damit hatte Heinrich zwar vorerst seine Krone gerettet, er hatte
aber den Anspruch aufgegeben, den er im Schreiben vom Januar 1076
formuliert hatte, dass der König als „Gesalbter des Herrn“ keinem irdi-
schen Richter verantwortlich sei. Wie ein gewöhnlicher Laie hatte
Heinrich eine Kirchenbuße auf sich genommen und damit gezeigt, dass
auch Könige dem geistlichen Richteramt des Papstes unterworfen sind.
Schon die Zeitgenossen empfanden die Zwiespältigkeit des Vorgangs:
Einerseits akzeptierten sie die in der Buße ausgedrückte religiöse Ge-
sinnung des Königs, andererseits hielten sie es für unwürdig, dass der
König um eines augenblicklichen Vorteils willen eine Kehrtwendung
vollzogen hatte.
genossen fand, die ihn am 29. Juni 1077 in Merseburg als ihren König
anerkannten.
Heinrich ging nach seiner Rückkehr aus Italien sehr planmäßig
vor und sicherte zuerst den Südosten des Reiches. Dort übertrug er dem
Patriarchen Sigehard von Aquileia Friaul, Istrien und Krain und setzte
den Zähringer Berthold als Herzog von Kärnten ab. Dieses Herzogtum
verlieh er dem Eppensteiner Liutold, dessen Bruder Ulrich zum Abt
von St. Gallen erhoben wurde. Damit hatte Heinrich auch im alemanni-
schen Gebiet einen treuen Bundesgenossen installiert. Auf einem
Herzöge von Reichstag in Ulm wurden an Pfingsten 1077 die Herzöge von Schwa-
Schwaben und ben und Bayern ihrer Würden verlustig erklärt, sie wurden geächtet und
Bayern abgesetzt
zum Tode verurteilt. Ihre Herzogtümer gab Heinrich IV. vorläufig nicht
neu aus. Erst als Rudolfs Anhänger in Schwaben 1079 dessen Sohn
Berthold zum Herzog wählten, belehnte Heinrich den schwäbischen
Der Staufer Fried- Pfalzgrafen, den Staufer Friedrich von Büren, mit diesem Herzogtum
rich neuer Herzog und gab ihm gleichzeitig seine Tochter Agnes zur Frau. Der Stammva-
von Schwaben
ter des staufischen Hauses war in den kommenden Jahren eine verläss-
liche Stütze Heinrichs IV.
Dass sich das Königtum Heinrichs nach dem Tiefpunkt von Tri-
bur und Oppenheim im Herbst 1076 und trotz der Wahl eines Gegenkö-
nigs so rasch wieder festigte, hat seinen Grund darin, dass wichtige
Gruppen im Reich eher in ihm als in Rudolf von Rheinfelden den Ga-
ranten für Frieden und sozialen Aufstieg sahen. Der Blick auf die Gro-
ßen des Reiches, die geistlichen und weltlichen Fürsten allein, ist nicht
ausreichend, auch wenn unsere Quellen hauptsächlich über ihre Stel-
lungnahme im Kampf um das Königtum berichten. Nur undeutlich
Die Haltung der können wir wahrnehmen, dass die Ministerialen, der niedere Adel, die
Städte und der Bürger der Städte und wohl auch der niedere Klerus, der sich in seiner
Ministerialen
Position durch die Zölibatsforderung bedroht sah, eher auf der Seite des
Saliers standen. Der militärische Wert dieser Bundesgenossen war je-
doch beschränkt, wie sich am 7. August 1078 zeigte, als die für Hein-
rich IV. kämpfenden fränkischen Bauern in der Neckargegend von ei-
nem Heer der süddeutschen Herzöge Berthold und Welf mit äußerster
Brutalität niedergemacht wurden. Am selben Tag kämpften Heinrich
und Rudolf selbst bei Mellrichstadt, ohne dass eine Entscheidung fiel.
Weil Heinrich auch bei Flarchheim an der Unstrut (27. Januar 1080)
keinen Sieg erringen konnte, vermochte er Rudolf nicht aus Thüringen
und Ostsachsen zu verdrängen. Dennoch fühlte sich Heinrich stark ge-
nug, dem Papst im Frühjahr 1080 ein Ultimatum zu stellen, in dem er
forderte, entweder Rudolf zu exkommunizieren oder zu riskieren, dass
Heinrich einen Gegenpapst erheben lasse.
2. Heinrich IV. 27
Gregor VII. hatte sich nicht sofort eindeutig auf die Seite Rudolfs Gregor VII. und der
gestellt, wie die antisalische Partei erhofft hatte. Der Papst hatte immer Gegenkönig
zungen starb, die er auf dem Schlachtfeld erlitten hatte; u. a. war ihm
die rechte Hand abgeschlagen worden. Während die Anhänger Hein-
richs dies als Gottesurteil über den eidbrüchigen Rudolf auslegten, lie-
ßen Rudolfs Anhänger ihrem gefallenen König auf die noch heute im
Merseburger Dom erhaltene bronzene Grabplatte setzen: „Hier liegt
König Rudolf im Grabe, der für das Gesetz der Väter starb. Er verdient
es, beweint zu werden. Denn hätte er in Zeiten des Friedens geherrscht,
kein König seit Karl (dem Großen) käme in Rat und im Kampf ihm
gleich. Als die Seinigen siegten, starb er als heiliges Opfer des Krieges.
Der Tod war für ihn das Leben; er fiel für die Kirche.“
Obwohl Sachsen auch jetzt keineswegs unterworfen war, ent-
Italienzug schloss sich Heinrich, in Italien und in Rom selbst die Entscheidung zu
Heinrichs IV. suchen. Er überschritt im April 1081 mit einem kleinen Heer die Alpen
und wurde in der Lombardei von seinen Anhängern mit offenen Armen
empfangen. Beim Vorrücken auf Rom gelang es Heinrich aber erst
1083 im dritten Anlauf, wenigstens die Leostadt und St. Peter zu er-
obern. Ein Ausgleich mit Gregor VII., der auf dem Verhandlungsweg
versucht wurde, kam nicht zustande.
Von einem Zug nach Apulien zurückkehrend, befand sich Hein-
rich IV. Anfang 1084 schon auf dem Rückmarsch nach Deutschland,
als ihn der Ruf der Römer erreichte, in die Stadt zu kommen, um über
Abfall der Kardinäle Gregor VII. zu Gericht zu sitzen. Inzwischen waren auch dreizehn Kar-
von Gregor VII. dinäle von Gregor abgefallen. Sie versammelten sich zu einer Synode;
vor ihr erschien Heinrich als Ankläger und sie setzte Gregor VII. als
Majestätsverbrecher ab und exkommunizierte ihn. Bei der anschließen-
den Neuwahl wurde der in Brixen nominierte Wibert von Ravenna als
Papst bestätigt, er nannte sich Clemens III. und knüpfte mit diesem Na-
men an das 1046 in Sutri begründete Papsttum unter kaiserlicher Vor-
herrschaft an. Am Osterfest (31. März) 1084 wurden Heinrich IV. und
seine Gemahlin mit der Kaiserkrone gekrönt.
Die Lage veränderte sich aber rasch wieder. Gregor, der in der En-
gelsburg ausgeharrt hatte, rief die Normannen zu Hilfe und Robert
Guiskard rückte mit einem großen Heer auf Rom zu; der Kaiser wollte
mit seiner kleinen Streitmacht keinen Kampf riskieren und zog ab. Die
Normannen schlugen einen Bürgeraufstand blutig nieder und richteten
derartige Verwüstungen in der Stadt an, dass Gregor VII. die Stadt mit
Exil und Tod ihnen verlassen musste. Er ging mit Robert nach Salerno und starb dort
Gregors VII. in am 25. Mai 1085. Seine gut bezeugten letzten Worte „Ich habe die Ge-
Salerno
rechtigkeit geliebt und das Unrecht gehasst, deshalb sterbe ich in der
Verbannung“ wurden vielfach als Ausdruck der Bitterkeit interpretiert,
weil damit die Aussage von Ps. 44,8 umgekehrt wurde. Im Vordergrund
2. Heinrich IV. 29
dürfte aber bei Gregor eher das Wissen um die Verheißung der Berg-
predigt gestanden haben, dass nämlich diejenigen das Himmelreich er-
langen werden, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden (P. E.
HÜBINGER).
Nicht nur unter den Zeitgenossen, sondern auch im Urteil späterer
Zeiten blieb die Leistung Gregors VII. umstritten. Auffallend ist, wie
stark er polarisierend wirkte: Während ehemalige Anhänger ihm ge-
genüber einen fanatischen Hass empfanden (etwa Kardinal Hugo Can-
didus), waren andere gerade durch die persönliche Begegnung zu glü-
henden Gregorianern geworden (etwa Abt Wilhelm von Hirsau oder
Bischof Altmann von Passau).
wurde. Als er sich aber nach 1085 nicht einmal mehr in Sachsen halten
konnte, zog er sich in seine lothringische Heimat zurück, wo er 1088
bei einer Privatfehde den Tod fand.
Trotz des Scheiterns dieses Gegenkönigs vertiefte sich die Spal-
tung im Reich seit 1085. Die gregorianischen Bischöfe (neben den ost-
sächsischen Bischöfen war auch Erzbischof Gebhard von Salzburg an-
wesend) hatten nämlich an Ostern 1085 auf einer Synode in Quedlin-
burg alle Bischöfe, die dem Kaiser und seinem Papst anhingen, für ab-
gesetzt erklärt und exkommuniziert. Im Gegenzug versammelte der
Kaiser die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier und weitere
sechzehn Bischöfe aus Lothringen, Westfalen, Franken, Bayern und
Schwaben in Mainz zu einer Synode, die alle Anhänger Gregors für ab-
gesetzt erklärte. Sofort begann der Kaiser, ihre Sitze mit seinen Partei- Schisma im Reich
gängern zu besetzen; damit war das Schisma im Reich Wirklichkeit ge-
worden. In dieser Zeit erlitt Heinrich IV. bei dem Versuch, das ehemals
so reiche Krongut in Sachsen und Thüringen wiederzugewinnen, meh-
rere Niederlagen (am 11. August 1086 bei Pleichfeld in der Nähe von Niederlage Hein-
Würzburg und am 24. Dezember 1088 bei der Burg Gleichen in Thürin- richs IV. in Sachsen
gen). Die Träger des Widerstands gegen den Kaiser waren Erzbischof
Hartwig von Magdeburg, Bischof Burchard von Halberstadt und vor al-
lem Markgraf Ekbert von Meißen, der vielleicht sogar nach dem Schei-
30 A. Das Reich im Investiturstreit
Konrad und Urban II. traf 1095 in Cremona mit Konrad zusammen, der dem
Urban II. Papst den Stratordienst leistete, d. h., er führte wie ein Stallknecht das
Pferd des Papstes ein Stück am Zügel und er versprach in einem Sicher-
heitseid Schutz und Hilfe; im Gegenzug sicherte Urban II. Konrad die
Kaiserkrönung zu, sobald er von den deutschen Fürsten zum deutschen
König erwählt worden sei. Urban vermittelte auch eine Heirat mit der
Tochter Rogers I. von Sizilien; in Deutschland fand Konrad aber keinen
ausreichenden Anhang, vielmehr erreichte sein wieder erstarkter Vater,
dass ein Hoftag in Mainz Konrad die Nachfolge entzog und seinen Bru-
der Heinrich zum zukünftigen König designierte (1098).
Während Urban II. in Italien seine Obödienz ausweiten konnte
und seine europäische Ausstrahlung auf der Synode von Clermont vom
November 1095 einen Höhepunkt erfuhr, gelang es ihm nicht, die An-
hänger des Gegenpapstes Wibert-Clemens III. im Reich auf seine Seite
zu ziehen. Vielmehr bildeten die Jahre seines Pontifikats einen Tief-
punkt der gregorianischen Partei. Nachdem deren große Protagonisten
um 1090 verstorben waren (Burchard von Halberstadt und Gebhard
von Salzburg 1088, Adalbero von Würzburg 1090 und Altmann von
Passau 1091), war die Führung der Gregorianer an Bischof Gebhard III.
von Konstanz (1084–1107) übergegangen, der als Zähringer einen ge-
wissen Rückhalt an der Machtstellung seiner Familie besaß. Urban II.
rückte insofern von der Position Gregors VII. ab, als er gegenüber
Urban II. und die Heinrich IV. nie das Problem des Investiturverbots zur Sprache brachte,
Laieninvestitur obwohl dieser nicht aufgehört hatte, die Bischofssitze in seinem Macht-
bereich in herkömmlicher Weise zu besetzen. Den wenigen deutschen
Bischöfen, die zu Urban II. übertraten, wurden wegen ihrer Investitur
durch den gebannten Kaiser keinerlei Schwierigkeiten gemacht, ob-
wohl die Dekrete Gregors VII. gegen die Laieninvestitur zweifellos
gültig waren und von Urban auch wiederholt wurden.
sondern auch Heinrich IV. und seine Anhänger abermals gebannt; die
Bayern und Schwaben als die treuesten Gregorianer im Reich wurden
ausdrücklich aufgefordert, ihren Kampf gegen Heinrich IV. zu verstär-
ken. Als Heinrich IV. es nicht verhinderte, dass Anfang 1104 Bürger
und Ministerialen von Regensburg den königlichen Vogt, Graf Sigehart
von Burghausen, hinrichteten, sahen wichtige Mitglieder des Adels in
Bayern darin ein Zeichen einer gegen sie gerichteten Politik. Auch in
Sachsen kam es zu Spannungen wegen der Besetzung des Erzstuhls
von Magdeburg.
In diesen Zusammenhang gehört die Empörung des jungen Kö- Empörung
nigs gegen seinen Vater. Die Initiative zum Aufstand ist wohl von einer Heinrichs V.
Auch der tote Kaiser fand noch keine Ruhe. Bischof Otbert von
Lüttich hatte ihn in seiner Kathedrale bestatten lassen, bis die Überreste
des Toten einst im von Heinrich IV. erbauten Dom zu Speyer würden
beigesetzt werden können. Auf Befehl Heinrichs V. wurden die Ge-
beine des Vaters aber exhumiert, um zuerst vor den Toren der Stadt Lüt-
tich, dann in einer noch nicht geweihten Kapelle in Speyer begraben zu
werden, wie es einem Gebannten zukam. Erst als Heinrich IV. 1111
postum von der Exkommunikation gelöst wurde, ließ ihn sein Sohn im
Dom zu Speyer bestatten.
Verehrung des Das Volk hatte allerdings den verstorbenen Kaiser sofort mit einer
Volkes für den Toten Verehrung bedacht: Die Bauern scharrten Erde von seinem Grab und
streuten sie auf ihre Felder, um deren Fruchtbarkeit zu erhöhen, so wie
sie zuvor Saatkörner auf seinen Sarg gelegt hatten, um eine reiche Ernte
zu erhalten. Die uralte Magie des Königsheils, das sich in einem rei-
chen Erntesegen besonders deutlich zu manifestieren pflegte, war noch
lebendig. Weder Canossa noch die Gerüchte über Heinrichs unmorali-
schen Lebenswandel hatten das Vertrauen auf diesen Herrscher brechen
können, der gerade wegen seiner Erniedrigung und Verlassenheit den
Ärmsten besonders nahe schien.
Mit Recht hat die jüngere Forschung herausgearbeitet, dass Hein-
rich IV. nicht der Repräsentant einer laizistischen Reichsauffassung ge-
wesen ist, wie ihn das 19. Jahrhundert zuweilen sehen wollte, sondern
Der fromme Kaiser dass man ihn als typischen Vertreter seiner Zeit sehen muss. So gehört
Heinrich IV. zum Bild dieses Kaisers vor allem auch seine tiefe Religiosität, die sich
etwa darin ausdrückt, dass er vor der entscheidenden Schlacht mit sei-
nem Gegner Rudolf von Schwaben reiche Schenkungen an sein gelieb-
tes Domstift Speyer machte, um den Schutz der Jungfrau Maria zu er-
flehen (S. WEINFURTER).
3. Heinrich V.
ausbrach, konnte der König die Stadt mit dem gefangenen Papst und
einer Anzahl ebenfalls festgenommener Kardinäle verlassen. Wenn
Paschalis in dieser verzweifelten Lage auf die Hilfe der Normannen ge-
hofft hatte, so zerschlug sich diese Hoffnung, als Roger I. von Sizilien
und Boemund von Tarent innerhalb weniger Wochen im Februar und
März 1111 verstarben. Die politische Lage schien aussichtslos; daher
entschloss sich der durch eine zweimonatige Gefangenschaft mürbe ge-
machte Papst, den zudem die Furcht vor einem erneuten Schisma
plagte, am 11. April 1111, mit Heinrich V. einen Vertrag zu schließen, Vertrag von Ponte
in dem die Investitur mit Ring und Stab zugestanden wurde. Diese In- Mammolo
vestitur sollte vor der Weihe stattfinden, wer nicht investiert war, durfte
nicht geweiht werden; damit hatte der König ein Vetorecht in allen Bi-
schofswahlen erreicht. Weiterhin verpflichtete sich der Papst unter Eid,
Heinrich niemals zu bannen. Zwei Tage später wurde die Kaiserkrö-
nung nachgeholt.
Die radikalen Reformer waren nicht gewillt, diese Zugeständnisse Reaktion der radi-
des Papstes hinzunehmen. Einige römische Geistliche kündigten dem kalen Reformer
Die Synode hat das Privileg von Ponte Mammolo als „Schand-
brief“ – Pravileg – bezeichnet und als unwirksam verworfen, weil es
erzwungen worden sei. Heinrich V. kümmerte sich nicht um diese Be-
schlüsse; er ernannte weiterhin Bischöfe und investierte sie mit Ring
und Stab. Der Episkopat des Reiches stand auf seiner Seite; und als der
Kaiser Anfang 1114 seine Hochzeit mit Mathilde von England feierte,
waren fünf Erzbischöfe und dreißig Bischöfe zugegen.
aufzubrechen. Dort wollte er sich das Erbe der am 25. Juli 1115 ver-
storbenen Mathilde von Tuszien sichern, die ihm 1111 ihren Allodial-
besitz vermacht hatte, obwohl sie diesen bereits 1080 und noch einmal
1102 dem heiligen Petrus versprochen hatte. Heinrich V. verfügte über
ihre Reichsgüter und über ihre Allodien und gab diese an Kirchen,
Klöster und Städte Mittel- und Oberitaliens aus. Im Ringen um die
Rechte am Mathildischen Erbe taucht übrigens der berühmte Bologneser Das Mathildische
Jurist Irnerius in der Umgebung des Kaisers auf; zum ersten Mal kommt Erbe
terzeichnet; darin kommt zum Ausdruck, dass jetzt auch die Fürsten,
nicht mehr allein der König, das Reich repräsentierten. Es fehlen aber
Unterschriften aus Sachsen; kein sächsischer Bischof oder Graf war an-
scheinend in Worms zugegen.
Die päpstliche Urkunde nennt als Empfänger allein Heinrich V.; Calixtinum: die
vom Reich oder von den möglichen Nachfolgern des jetzigen Kaisers ist päpstlichen Zuge-
ständnisse
nicht die Rede. Aber es wird das Zugeständnis gemacht, dass die Wahl
in „Gegenwart des Königs“ vor sich gehen solle. Bei zwiespältigen
Wahlen sollte sich der König der pars sanior anschließen; wer diese sei,
sollte der zuständige Metropolit mit seinen Suffraganen entscheiden.
Die Investitur in die Regalien sollte mit dem Szepter vorgenommen
werden, und zwar in Deutschland vor der Weihe, in Burgund und Italien
innerhalb von sechs Monaten danach. Auch dort waren die Belehnten
aufgefordert, ihre Pflichten gegenüber dem König zu erfüllen. In
Deutschland war mit dieser Regelung der Einfluss des Königs auf die
Person des zu wählenden Bischofs gewahrt, während in Burgund und in
Italien dem König nur noch geringe Möglichkeiten blieben.
Ein Hoftag in Bamberg billigte im November 1122 diese Abma-
chungen, die sich weithin an die Regelungen des Konkordats von West-
minster von 1107 anschlossen. Als auf der Lateransynode vom März
1123 die kaiserliche Urkunde verlesen wurde, stimmten die Anwesen-
den dem Investiturverzicht des Kaisers begeistert zu. Beim Calixtinum Ablehnung des
stießen jedoch die Zugeständnisse an den Kaiser auf heftige Ablehnung, Calixtinums auf der
Lateransynode 1123
Calixt II. verwies jedoch darauf, dass diese von der Synode nicht gebil-
ligt, sondern nur um des Friedens willen geduldet werden müssten.
42 A. Das Reich im Investiturstreit
Ohne Zweifel war das Zeitalter des Investiturstreits eine Zeit epochaler
Veränderungen und beschleunigter Entwicklungen. Beim folgenden
knappen Abriss soll vor allem beachtet werden, ob der Wandel von den
Ereignissen des Investiturstreits angestoßen wurde oder nicht. Die Vo-
raussetzung für diesen Wandel in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
war ein geistiger Umbruch, eine neue Einstellung zu überlieferten Hal- Geistiger Umbruch
tungen und Strukturen. Dieser Umbruch kann nur schwer im einzelnen als Voraussetzung
für den Wandel
erfasst werden, aber er ist ebenso hinter der neuartigen Entschlossen-
heit der Päpste seit Leo IX., die theoretisch längst formulierten Ansprü-
che des römischen Stuhls auf Leitung der Kirche auch zu verwirkli-
chen, zu erkennen wie in der Absicht der Könige und der Fürsten, ihre
Herrschaft zu intensivieren und zu arrondieren. Das Neue zeigt sich
auch in einem religiösen Aufbruch, wobei die Laien eine in bis dahin
unbekanntem Ausmaß aktive Rolle spielten.
1. Die Kirche
sprach auch schon davon, dass der Papst sein Amt als Vertreter Christi
Der Papst als ausübe; den Begriff vicarius Christi benutzte er allerdings noch nicht.
vicarius Christi Dies tat auch Gregor VII. nicht, dessen Dictatus Papae aber erstmals
Grundsätze über den Vorrang und die Vorrechte des römischen Stuhls
zusammenstellte.
Die neue Rolle des Papsttums zeigte sich einmal darin, dass der
Papst persönlich (wie zuerst Leo IX.) in vielen Regionen der abendlän-
dischen Christenheit in Erscheinung trat, um dort Synoden zu feiern,
Gericht zu halten oder Kirchen und Altäre zu weihen. Weiterhin griff er
von nun an nicht erst dann in Streitigkeiten innerhalb der Ortskirchen
ein, wenn er darum gebeten wurde, sondern wurde von sich aus tätig.
Weil Leo IX. und seine Nachfolger sich entschlossen zeigten, den Uni-
versalepiskopat des Papstes durchzusetzen, kam es schon bald zu Span-
nungen mit den Metropoliten und Bischöfen der einzelnen Kirchenpro-
vinzen, die es nicht hinnehmen wollten, dass ihre Rechte eingeschränkt
wurden. Die Ausrichtung der westlichen Kirche auf Rom, der begin-
Päpstlicher nende „päpstliche Zentralismus“, führte auch dazu, dass die liturgi-
Zentralismus schen Besonderheiten einzelner Regionen, wie der Kirchenprovinz
Mailand mit ihrer ambrosianischen und Spaniens mit seiner mozarabi-
schen Liturgie, eingeebnet wurden, wobei Gregor VII. sogar mit Ge-
walt drohte, um das römische Vorbild durchzusetzen.
Die weit gespannte Zuständigkeit des Papsttums erforderte eigene
Organe, die die Päpste bei ihrer „Regierungsarbeit“ unterstützen konn-
ten. Daher entstanden in der hier behandelten Epoche das Kardinalskol-
leg, die päpstliche Kanzlei und eine neuartig organisierte Finanzver-
waltung. Auch die Entsendung von Legaten erfolgte jetzt planmäßig
und in der Absicht, die Auffassungen der Päpste im gesamten Abend-
land durchzusetzen.
Kardinalskolleg Seit Leo IX. erscheinen Kardinäle als Berater des Papstes. Diese
waren anfangs keine einheitliche Gruppe. Zu ihnen gehörten die sieben
Bischöfe der unmittelbar um Rom liegenden Diözesen („suburbikari-
sche Bischöfe“), die 28 Priester der wichtigsten römischen Kirchen und
die 18 Diakone, die in den römischen Stadtbezirken die Armenpflege
und das Pilgerwesen zu organisieren hatten. Seit Leo IX. gelangten in
diese Ämter nicht mehr allein Angehörige des römischen Klerus, son-
dern sie wurden mit Leuten aus der gesamten westlichen Kirche be-
setzt. Das Papstwahldekret von 1059 bedeutete einen wichtigen Schritt
auf dem Weg zum alleinigen Wahlrecht der Kardinäle. Im Laufe von
wenigen Jahrzehnten formierte sich das Kardinalskolleg; unter Pascha-
lis II. war dieser Vorgang abgeschlossen. In den Jahren nach 1111 traten
die Kardinäle immer wieder als die eigentlichen Träger der Reformpo-
1. Die Kirche 45
litik hervor. Die Entstehung der curia Romana, des päpstlichen „Ho-
fes“ – der Begriff findet sich zuerst unter Urban II. und Paschalis II. –,
kann verstanden werden als imitatio imperii, als Nachahmung der kai-
serlichen Institutionen. Auch Symbolhandlungen aus der herrscherli- Nachahmung des
chen Repräsentation wurden in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts Kaisertums
nimmt. Schon Leo IX. und Nikolaus II., dann Alexander II. und vor al-
lem Gregor VII. griffen auch tief in den weltlichen Bereich ein. Mit der
Lehensverbindung zwischen Papst und Normannenfürsten machte sich
Nikolaus II. 1059 zum Oberlehnsherrn eines Gebiets, das bisher zum
Machtbereich des Kaisers gehört hatte. Und als Alexander II. dem Her-
zog Wilhelm von der Normandie vor seiner Überfahrt nach England
eine Petersfahne übersandte, wollte der Papst anscheinend eine Abhän-
46 B. Strukturen im Wandel
Begründung einer gigkeit vom apostolischen Stuhl zum Ausdruck bringen. Einen Höhe-
hierokratischen punkt erreichte das päpstliche Eingreifen in weltliche Dinge mit Bann
Weltordnung
und Absetzung Heinrichs IV. in den Jahren 1076 und 1080. Wenig spä-
ter (1081) formulierte Gregor VII. Ansprüche an einen rex idoneus,
einen „geeigneten König“; er sollte Treue und Gehorsam gegenüber
dem Papst üben und sein Vasall werden. Mindestens theoretisch war
damit die Vorstellung von einer hierokratischen Weltordnung, einer
Leitung der Welt durch die Geistlichkeit, begründet.
Da das Papsttum aus seiner regionalen Beschränkung herausge-
treten war, ist es nicht erstaunlich, wenn seine Aktionen im ganzen
Abendland wahrgenommen wurden. Dies zeigte sich auch in der Histo-
Historiographie und riographie, die in bis dahin nicht gekannter Ausführlichkeit über die
Streitschriften zur Vorgänge in Rom berichtete. Auch die Streitschriften, die nach 1080 in
neuen Rolle des
Papsttums größerer Zahl in Deutschland und in Italien entstanden, trugen – zu-
stimmend oder ablehnend – zur Verbreitung der neuen Stellung des
Papsttums in der Kirche und gegenüber der Welt bei: Der Trierer Dom-
scholaster Wenrich oder ein anonymer Hersfelder Mönch kritisierten
die neue Position des Papstes als Herr der Bischöfe und Richter über
die Könige, während die Gregorianer Bernold von Konstanz und Ma-
negold von Lautenbach die Eingriffe Gregors VII. vehement verteidig-
ten. Obwohl die Antigregorianer die Lebensweise und die Doktrin
Gregors VII. heftig angriffen, hat keiner von ihnen den Primat des
römischen Stuhls in Zweifel gezogen.
Schon um die Mitte des 11. Jahrhunderts hatte Adalbert von Bre- Anfänge der Bildung
men damit begonnen, sein nicht sehr reiches Bistum intensiver zu nut- von Territorien
durch Bischöfe
zen und seine Herrschaftsrechte durch Burgenbau zu sichern. Während
dieser Versuch letztlich scheiterte, gelang es in der ersten Hälfte des
12. Jahrhunderts Erzbischof Adalbert von Mainz – trotz der Gegen-
maßnahmen Heinrichs V. – die Grundlagen für ein Bischofsterritorium
zu legen. Nach dem Vorbild der salischen Könige betrieb er eine eigene
Städtepolitik (1118: Privileg für die Mainzer Bürger), förderte die Mi-
nisterialen und ließ gezielt Burgen zur Sicherung seiner Rechte erbauen
(Aschaffenburg 1122, Erfurt 1123).
Die eigentlich geistlichen Aufgaben der Bischöfe, die in den Geistliche Aufgaben
Quellen ohnedies kaum hervortreten (Weihen von Kirchen oder Pries- der Bischöfe
hoben.
Nur langsam und unabhängig vom gewandelten Verhältnis zwi-
schen König und Kirche verstärkten sich die Tendenzen, das Reich
(regnum) als Begriff und als Realität neben der Person des Königs
wahrzunehmen („Transpersonalität“). In einer ganzen Reihe von Brie-
fen Heinrichs IV. ist vom honor regni, von der „Ehre des Reiches“,
neben der Ehre des Königs die Rede.
Vielleicht nach normannischem Vorbild bemühten sich die beiden Ausbau der
letzten Salier, dem Königtum eine sichere materielle Basis zu verschaf- materiellen Basis
Adel im Kampf für die Freiheit der Kirche und für die gregorianische
Reform eine Rechtfertigung seines Widerstands gegen die königliche
Herrschaft. Zweitens wurde durch die weitgehend freie Wahl Rudolfs
von Schwaben zum König in Forchheim 1077 mit der Vorstellung von
einer mit einem besonderen Heil ausgestatteten Königsfamilie auf
Dauer gebrochen. Das schwierige Verhältnis zwischen König und Adel
zeigt sich auch darin, dass sowohl Heinrich IV. als auch Heinrich V.
persönliche Freundschaften am ehesten zu Angehörigen der Ministeria-
lität entwickelten.
2.2 Landfrieden
Als wichtiges neues Element der königlichen Herrschaftsausübung, das
in der Zeit um 1100 entstand und bis ins späteste Mittelalter nach-
Reichsfrieden von wirkte, sind die Landfrieden zu erwähnen. Als Heinrich IV. 1103 auf
1103 in Mainz einem Reichstag in Mainz einen Frieden für das ganze Reich ausrief,
griff er Versuche wieder auf, wie sie schon 20 Jahre zuvor unternom-
men worden waren.
Die aus Aquitanien kommende Gottesfriedensbewegung hatte im
Reich lange Zeit nicht Fuß fassen können. Erst die inneren Kämpfe,
wie sie seit 1077 und verstärkt seit 1080 in verschiedenen Gegenden
des Reiches tobten, hatten es erforderlich gemacht, die nicht mehr über-
all anerkannte königliche Gewalt durch andere Autoritäten zu ersetzen.
Nach französischem Vorbild wurden zuerst in zwei westdeutschen Bis-
tümern, in Lüttich und in Köln, durch die Bischöfe Gottesfrieden erlas-
Gottesfrieden in sen, die eine Waffenruhe für bestimmte Tage und Zeiten und ein Verbot
Lüttich und Köln des Waffentragens enthielten (1082/83). 1093 hatten auch die Herzöge
Welf von Bayern und Berthold von Schwaben in Ulm einen zweijähri-
gen Frieden aufgerichtet, allerdings hatten sie den Kaiser und seine An-
hänger ausdrücklich ausgenommen. Hier lag die Initiative erstmals bei
den weltlichen Fürsten und nicht mehr bei den Bischöfen: Aus dem
Gottesfrieden war ein Landfrieden geworden.
In dieser Tradition steht der Reichsfriede von 1103, der vier Jahre
gelten sollte. Er bedrohte bestimmte Delikte (Diebstahl, Raub, Brand-
„Geburt der Strafe“ schatzung) mit der Strafe der Blendung oder des Handverlusts und stellte
im Reichsfrieden einige Gruppen der Bevölkerung (hier zum ersten Mal auch ausdrücklich
die Juden) unter seinen Schutz. Neben den Körperstrafen, die ohne
Rücksicht auf die Art des Verbrechens und den Stand des Verbrechers für
jedes friedensstörende Delikt verhängt werden sollten, wurde auch der
Verlust des Eigentums und der Lehengüter angedroht. Als Beleg dafür,
dass diese Friedensordnung im Reich verbreitet und bekanntgemacht
2. Die Verfassung des Reiches 51
wurde, besitzen wir aus Schwaben einen regionalen Frieden aus dem
Jahr 1104, der die Bestimmungen von 1103 noch schärfer fasste. Zwar
konnte sich der Kaiser nicht als oberste Instanz der Friedenswahrung
durchsetzen, wie die inneren Kämpfe der Jahre 1105/06 zeigen, aber die
Initiative Heinrichs IV. führte dazu, dass bis 1235 die meisten Friedens-
ordnungen im Reich vom Kaiser oder König ausgingen.
der Kirche verstand. Der italienische Gregorianer Bonizo von Sutri hat
als erster die christlichen Ritter nicht nur zum Schutz der Witwen und
Waisen, der Armen und Unterdrückten, sondern darüber hinaus auch
zum Schutz der Kirche und des Klerus und zum Kampf gegen Häreti-
ker und Schismatiker – also gegen Simonisten und Anhänger des ge-
bannten Königs Heinrich IV. – verpflichtet.
hin besitzen wir Zeugnisse dafür, dass im 11. Jahrhundert eine große
Anzahl von neuen Märkten angelegt wurde, was durch einen stärkeren
Austausch zwischen Stadt und Land bedingt war. Seit der ersten Hälfte
des 11. Jahrhunderts ist ein Aufschwung des Gewerbes nachweisbar,
etwa in Flandern und Brabant, wo schon 1024 für Arras oder 1043 für
St. Omer eine industrielle Tuchproduktion bezeugt ist.
An der Spitze der Freiheitsprivilegien für Städte steht die be- Anfänge der
rühmte Urkunde für die Stadt Huy an der Maas aus dem Jahre 1066, mit Stadtprivilegien im
Westen
der die Bürger dieser Stadt von ihrem Stadtherrn, dem Bischof von Lüt-
tich, die libertas, d. h. das Asylrecht und eine Reihe von Selbstverwal-
tungsrechten, erkauften. Die ersten Stadtrechtsprivilegien sind eben-
falls aus diesem Raum erhalten (1101 Cambrai, 1114 Valenciennes,
1127 St. Omer), während im Reich seit der Zeit Heinrichs IV. zwar
mehrere rheinische Städte Teilprivilegien erhielten, aber Bestätigungen
der städtischen Selbstverwaltung erst in der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts erfolgten.
Die großen oberitalienischen Städte wurden schon um 1100
durchweg von Konsuln regiert; in Deutschland setzte sich die Ratsver-
fassung aber erst seit etwa 1200 durch. Auch die Neugründungen von
Städten sind im Reich im Wesentlichen eine Erscheinung des 12. und
13. Jahrhunderts, doch entstehen neue Städte schon um und kurz nach
1100: Hier ist vor allem die Fixierung der Rechte der Stadtbewohner in
Freiburg im Breisgau zu nennen (wohl doch 1120), die in der Zukunft Freiburger Stadt-
vorbildhafte Wirkungen entfalten sollte. recht
3. Religiöse Bewegungen
dida und Friedrich von Lothringen – stehen solche aus Italien wie Pe-
trus Damiani und Johannes Gualberti, ohne die die Wirksamkeit der
Päpste des 11. Jahrhunderts nicht vorstellbar ist. Und eine so zentrale
54 B. Strukturen im Wandel
Gestalt wie Hildebrand-Gregor VII. war zweifellos tief von der monas-
tischen Welt geprägt. Derjenige Papst endlich, unter dem die Reform
ihren Durchbruch erlebte, Urban II., war ein Cluniazenser.
Für die Durchsetzung der Kirchenreform in Deutschland waren
zwei Bewegungen entscheidend, nämlich einmal die vom 1049 neu ge-
gründeten Kloster Hirsau ausgehende Klosterreform, zum andern die
Bedeutung der Hir- Ausbreitung der Regularkanoniker. Nun hatte es aber im Reich auch
sauer für die Reform schon vor der Hirsauer Reformbewegung Bestrebungen gegeben, die
Ideale des benediktinischen Mönchtums wieder zu verwirklichen.
Dazu gehören die vom lothringischen Gorze angeregte Reform, die ih-
ren Schwerpunkt im ausgehenden 10. und beginnenden 11. Jahrhundert
hat, und die Anstrengungen des Kölner Erzbischofs Anno (1056–75),
das Kloster Siegburg zu reformieren. Diese Siegburger Reform ebenso
wie die von Hirsau und von St. Blasien ausgehenden Bewegungen stan-
den unter dem durch das oberitalienische Fruttuaria vermittelten Ein-
fluss Clunys.
Während aber die Siegburger Observanz ihre Mitglieder auf den
Bischof und nicht auf das Papsttum ausrichtete, woraus sich auch ihre
Neutralität im Investiturstreit erklärt, waren die Hirsauer eindeutig gre-
gorianisch geprägt. Diese Parteinahme hatte der aus St. Emmeram in
Abt Wilhelm von Regensburg gekommene Abt Wilhelm durchgesetzt. Er schuf in Hirsau
Hirsau eine Mönchsgemeinschaft neuen Typs, die auch Laien in großer Zahl
anzog und als Konversen ins Kloster eingliederte. Wilhelm war durch
einen Aufenthalt in Rom zum Gregorianer geworden und nach seiner
Rückkehr (1079) übernahm Hirsau die Gewohnheiten von Cluny. Aber
schon mit seinem 1075 erfolgten Übergang vom königlichen zum
päpstlichen Schutz hatte Hirsau das Vorbild für andere reformierte
Klöster geliefert.
Klosterlandschaft in Vor allem in Schwaben erlebte das Mönchtum im 11. Jahrhundert
Schwaben einen großen Aufschwung; damals sind mit St. Blasien, Hirsau, Aller-
heiligen in Schaffhausen, St. Georgen, Petershausen bei Konstanz und
Zwiefalten jene Klöster entstanden, die Schwaben erst zu einer Kloster-
landschaft machten. Zu diesem zahlenmäßigen Wachstum kommt
noch, dass aus diesen Klöstern die wichtigsten Reformer des ausgehen-
den 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts hervorgegangen sind.
Das Ideal der vita apostolica für Weltkleriker wurde zwar bereits
auf der Lateransynode von 1059 verkündet, aber die Ausbreitung der
Regularkanoniker Regularkanoniker im Reich setzte eher zögernd ein, zuerst in solchen
Diözesen, in denen überzeugte Gregorianer als Bischöfe wirkten, wie
in Würzburg, Passau und Konstanz. Diese reformierten Weltkleriker
führten ein gemeinsames, asketisches, d. h. mönchsähnliches Leben
3. Religiöse Bewegungen 55
und verzichteten auf Frauen oder Konkubinen, auf eigene Häuser und
üppige Mahlzeiten; das Beispiel der Urkirche und die Regel des heili-
gen Augustinus dienten als Richtschnur. Papst Urban II. verlieh 1092
dem im schwäbisch-bayerischen Grenzgebiet gelegenen Stift Rotten-
buch ein Privileg, in dem die Grundsätze eines gemeinsamen Lebens
der Kanoniker niedergelegt waren. Typisch für die ersten Kanoniker-
stifte war auch, dass ihre Gründer auf ihre eigenkirchenherrlichen
Rechte verzichteten und die Stifte dem Papst unterstellten.
Aus der am Ende des 11. Jahrhunderts niedergeschriebenen Regel Kanonikerregel für
für das elsässische Kanonikerstift Marbach (bei Colmar) ist zu erken- Marbach/Elsass
nen, dass sich diese neue Lebensform für die Weltpriester an den Re-
geln und Gewohnheiten der Cluniazenser und Hirsauer orientierte. Im
Unterschied zu Frankreich, wo bei den Regularkanonikern eremitische
Tendenzen vorherrschten, spielte im Reich schon früh der Aspekt der
cura animarum, der Seelsorge, eine Rolle, die später zur wichtigsten
Aufgabe der neuen Bewegung werden sollte. Im 12. Jahrhundert wur-
den die Augustinerchorherren von einer ganzen Reihe von Bischöfen –
wie etwa Konrad von Salzburg oder Reinhard von Halberstadt – geför-
dert, um die Seelsorge zu verbessern und die Verwaltung ihrer Diözese
besser in den Griff zu bekommen.
4. Die Juden
Für die Geschichte der Juden im westlichen Europa bildet die Zeit um
1100 einen tiefen Einschnitt. Während bis dahin die Juden als Minder-
heit innerhalb der christlichen Gesellschaft geduldet und sogar gele-
gentlich gefördert worden waren, traten jetzt zum ersten Mal schwere
Verfolgungen auf, die eine Art Vorspiel zu den großen Judenpogromen Judenpogrome von
des späteren Mittelalters darstellen. Die Judenverfolgungen von 1096 1096
Auf dem Gebiet der Bildung setzten in der zweiten Hälfte des 11. Jahr-
hunderts entscheidende Veränderungen ein, die den Aufbruch der fol-
genden Epoche vorbereiteten. Zwar gab es noch kaum bedeutende und
originelle Leistungen – Anselm von Canterbury († 1109) war vorläufig
ein Einzelfall –, aber die größere Mobilität der Lehrer und der Lernen-
den, der veränderte Standort der Schulen, die jetzt nicht mehr nur in
Klöstern und an Kathedralen, sondern bald schon in den Städten ent-
standen, waren die Voraussetzungen für den Aufschwung von Bildung
und Wissenschaft. Bereits aus dem 11. Jahrhundert kennen wir wan-
dernde Lehrer, wie z. B. den Rhetoriker Anselm von Besate oder auch
Lanfrank von Pavia, den späteren Abt von Bec und Erzbischof von
Canterbury.
Im Reich gab es zwar noch keine städtischen Schulen, aber neben
den blühenden Domschulen in Bamberg, Speyer, Köln, Trier und Lüt-
tich bestand eine bis in die Zeit Heinrichs IV. intakte Ausbildungsstätte
für künftige Bischöfe am Stift in Goslar. Die Arbeit in diesen Schulen
kann nicht nur aus den dort benutzten oder produzierten Handschriften
rekonstruiert werden, sondern auch aus den Briefen, die vom Bücher-
austausch, von den Anstrengungen geistiger Arbeit und von der Be-
geisterung für das Studium berichten.
5.1 Streitschriften
Auf dem Gebiet der Theologie brachte das 11. Jahrhundert zum ersten
Mal seit der karolingischen Zeit wieder eine dogmatische Kontroverse,
die öffentlich ausgetragen wurde. Der Leiter der Kathedralschule in
Berengar von Tours Tours, Berengar († 1088), hatte es gewagt, die Schuldialektik auf die
Frage nach der Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut
Christi anzuwenden, und lehnte die Realpräsenz Christi auf dem Altar
radikal ab. In mehreren Schriften verteidigte er seine Ansicht, die von
einer ganzen Reihe von Autoren, wie Lanfrank von Bec und dessen
Schüler Guitmund von Aversa, bekämpft wurde.
5. Bildung und Wissenschaft 59
rik zurück, als er im Auftrag des Bischofs Dietrich von Verdun einen
offenen Brief an Gregor VII. schrieb, in dem er vorgab, den Papst ver-
teidigen zu wollen, in Wahrheit aber die Angriffe der königlichen Seite
erneuerte. Bis heute vermag dieses raffiniert geschriebene Büchlein
seine Leser zu verwirren, das der von Wenrich selbst geleiteten Trierer
Schule ein gutes Zeugnis ausstellt.
Etwas über den Bildungsstand in einem Kloster sagt das anonym
überlieferte Werk eines Hersfelder Mönchs aus, das unter dem Titel
Liber de unitate ecclesiae conservanda gedruckt ist. Zahlreiche Zitate Liber de unitate
aus der kanonistischen und patristischen Literatur sowie Kenntnis der ecclesiae conser-
vanda
Historiographie beweisen, dass dem Verfasser eine gute Bibliothek zur
Verfügung stand und dass er gelernt hatte, passende Zitate zu finden
und zu arrangieren.
Was die Resonanz dieser „Publizistik“ des Investiturstreits an- Resonanz der
geht, so lassen einige zeitgenössische Zeugnisse erkennen, dass in die Publizistik
steht allerdings, dass besonders umfängliche Werke, wie die Libri tres
adversus Simoniacos Humberts von Silva Candida, die beiden Schrif-
60 B. Strukturen im Wandel
5.2 Kirchenrecht
Während die Zusammenhänge zwischen den Kämpfen des Investitur-
streits und der Herausbildung der Frühscholastik nur undeutlich er-
kennbar sind, ist die Entstehung der Kanonistik unmittelbar mit dem
Reformpapsttum Wirken des Reformpapsttums verbunden. So wie die Kirche in der
und die Entstehung Praxis der Schrittmacher der Verrechtlichung gewesen ist und die welt-
der Kanonistik
lichen Herrscher erst später folgten, so ist auch die Kanonistik als ei-
gene Wissenschaft vor der Wissenschaft vom weltlichen Recht entstan-
den.
In den Sammlungen des Kirchenrechts, die in der zweiten Hälfte
des 11. Jahrhunderts in größerer Zahl kompiliert wurden, erscheint das
Papsttum als Quelle und Richtpunkt des kirchlichen Rechtssystems.
Hier wird die Anschauung vertreten, dass nur die von den Päpsten ge-
setzten oder die von ihnen autorisierten Rechtssätze allgemeine Gel-
tung in der gesamten Kirche beanspruchen dürfen.
Noch am Beginn des 11. Jahrhunderts waren die wichtigsten und
später im gesamten Abendland verbreiteten Kanonessammlungen –
wie das Dekret Burchards von Worms oder die Collectio XII partium –
im Reich entstanden; in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts traten
dagegen vor allem Italien und Rom als Zentren kirchenrechtlicher Ar-
beit hervor. Nach neuester Ansicht ist jedoch auch die berühmte Re-
formsammlung in 74 Titeln im Reich und zwar im Rhein-Maas-Gebiet
Rechtssammlungen entstanden [406: FOWLER-MAGERL 110–114]. In unmittelbarer Umge-
in der Umgebung bung Papst Gregors VII. wurden aber die Collectiones des Bischofs
Gregors VII.
Anselm II. von Lucca (um 1083) und des Kardinals Deusdedit (1083–
87) zusammengestellt. Nach der Jahrhundertwende hat Kardinal Gre-
gor von S. Crisogono seine Sammlung angelegt.
Ivo von Chartres In Frankreich trat dann mit Ivo von Chartres († 1116) ein Autor
auf, der schon als Kanonist bezeichnet werden kann. Denn er hat nicht
nur drei Sammlungen erarbeitet, von denen eine, die Panormia, im gan-
zen 12. Jahrhundert für die Rechtspraxis benutzt wurde, sondern er
wurde auch immer wieder von seinen Zeitgenossen über schwierige
5. Bildung und Wissenschaft 61
Aus der großen Zahl der Publikationen zu unserem Thema kann in die-
sem Rahmen nur eine Auswahl näher betrachtet werden; vor allem
wurden dabei die neueren Veröffentlichungen berücksichtigt, die neben
neuen Erkenntnissen einen bequemen Zugang zur älteren Forschung
vermitteln.
Für die Quellen der deutschen Geschichte in der Zeit der Sachsen und
Salier kann der Forschungsstand bis ca. 1970 aus der von F.-J. SCHMALE
besorgten Neuausgabe der Quellenkunde von WATTENBACH und HOLTZ-
MANN entnommen werden [31], die in ihrem dritten Band auch Korrek-
turen und Nachträge, vor allem neuere Literatur bis etwa 1970 bietet.
Vor kurzem ist die kritische Edition wenigstens der „zeitge- Neuausgaben erzäh-
schichtlichen“ Teile der großen Chroniken Bertholds von Reichenau lender Quellen
konnte [4]. Von den in Italien entstandenen Quellen, die für die Ge-
schichte des Investiturstreits von Bedeutung sind, können jetzt der
Liber gestorum recentium des Arnulf von Mailand [5: C. ZEY] und das
Werk Benzos von Alba [6: H. SEYFFERT] in neuen Editionen benützt
werden; der zuletzt genannte Text wurde auch mit einer Übersetzung
versehen. Eine neue hebräisch-deutsche Ausgabe der Berichte über die
Judenverfolgungen während des ersten Kreuzzuges hat vor kurzem E.
HAVERKAMP bereitgestellt [17].
Nach der Editio minor der Vita Leos IX. durch M. PARISSE mit einer
französischen Übersetzung dieses Texts [18] ist jetzt auch die kritische
Ausgabe innerhalb der MGH erschienen [Die Touler Vita Leos IX., hrsg.
und übers. von H.-G. KRAUSE. Hannover 2007]. Unbekannte Passagen der
bisher nur fragmentarisch gedruckten Vita des Ulrich von Zell legte W.
STRATMANN vor [21: STRATMANN, Gabriel Bucelin, 132–171]. Über die Vi-
ten aus der Zeit um 1100 hat sich W. BERSCHIN in Band 4,2 seines großen
Werkes über ,Biographie und Epochenstil‘ geäußert [25].
Urkunden Die Ausgabe der Urkunden Heinrichs IV. wurde 1978 abgeschlos-
sen [32]; die MGH-Edition der Diplome Heinrichs V. ist bereits weit
fortgeschritten und wird hoffentlich demnächst erscheinen. In der
Reihe der Regesta Imperii bearbeitet T. STRUVE die Zeit Heinrichs IV.;
ein erster Teilband ist 1984 erschienen [34]. 1998 konnten die Ausgabe
der Diplome der Markgräfin Mathilde von Tuszien durch W. GOEZ und
E. GOEZ vorgelegt werden [33].
Briefe Die Reihe der Editionen von Briefen aus dem 11. Jahrhundert war
durch C. ERDMANN und N. FICKERMANN begonnen worden [36 und 37];
sie wurde durch die vorzüglich kommentierte Ausgabe der Briefe des
Petrus Damiani von K. REINDEL fortgesetzt [40] und ergänzt durch die
Ausgabe der Briefe des Abtes Walo von St. Arnulf in Metz von
B. SCHÜTTE [41]. Die Edition des Registers der Briefe Gregors VII. von
E. CASPAR [38] ist jetzt teilweise auch in einer guten Übersetzung von
F.-J. SCHMALE greifbar [22: Bd. 12a]; sie wurde ergänzt durch die Edi-
tion der nicht im Register enthaltenen Briefe des großen Papstes von
H. E. J. COWDREY [39].
Kleinere Schriften In den letzten Jahren sind einige wichtige kleinere Texte in neuen
Editionen erschienen: C. MÄRTL hat 1986 die „falschen Investiturprivi-
legien“ neu herausgegeben [35]; D. JASPER hat ebenfalls 1986 unter
Einbezug bisher unbekannter Textzeugnisse das viel behandelte Papst-
wahldekret neu ediert [221: S. 98–119]; von den sog. Streitschriften
wurden die anonyme Schrift ,De ordinando pontifice‘ aus dem Jahr
1047 durch H. H. ANTON [43] und nochmals besser von E. FRAUEN-
KNECHT [44], der ,Liber contra Wolfelmum‘ Manegolds von Lautenbach
1. Quellenausgaben und Quellenkritik 65
hungszeit (unter Heinrich III. oder unter Heinrich IV.) immer noch um-
stritten ist, muss in der Ausgabe von K. STRECKER [55] benutzt werden.
Erstmals wurde auch eine eigenartige Schrift aus den sechziger Jahren
des 11. Jahrhunderts, nämlich der ,Liber visionum‘ des Regensburger
Mönchs Otloh von St. Emmeram, durch P. G. SCHMIDT in einer kriti-
schen Edition zugänglich gemacht [57]. Otlohs ,Liber de temptatione
cuiusdam monachi‘ wurde von S. GÄBE untersucht, herausgegeben und
übersetzt [56].
Unter den mit neuen Methoden bearbeiteten Gedenk- und Toten-
büchern ist die Neuausgabe des Necrologs von St. Emmeram in Re-
gensburg zu erwähnen, weil dieses mindestens zum Teil in der 2. Hälfte
des 11. Jahrhunderts entstanden ist [59].
Historiographie Im Bereich der Historiographie gibt es den großen Bruch des
11. Jahrhunderts nicht. Vielmehr reicht die „große“ Geschichtsschrei-
bung im Reich von Hermann dem Lahmen bis zu Otto von Freising und
überbrückt dadurch die einschneidenden Veränderungen in der politi-
schen Geschichte. Erst nach Otto von Freising beginnt etwas Neues
[vgl. 410: GOETZ, Otto von Freising, 8 ff.]. Eine Monographie über die-
ses wichtige Thema fehlt; sie kann wohl erst nach dem Erscheinen
Lampert von neuer Ausgaben geschrieben werden. Unter den Geschichtsschreibern
Hersfeld des 11. Jahrhunderts wurde Lampert von Hersfeld von T. STRUVE unter-
sucht [424], der eine Rehabilitierung des lange als tendenziös geltenden
Geschichtsschreibers vornahm. Dabei konnte STRUVE das konservative
Weltbild Lamperts, der die Epoche Heinrichs III. verklärte, den Adel
hochschätzte, das Volk verachtete und die Ministerialen hasste, heraus-
arbeiten. Lampert fügt sich nicht in das Schema von Gregorianern und
Heinrizianern ein, weil er seine massive Kritik am König mit einer Ab-
lehnung der Kirchenreform verband. Eine neuere Untersuchung liegt
außerdem für die Vita Heinrici IV. und für das ,Carmen de bello Saxo-
nico‘ vor [29: SCHLUCK]. Hier wird der Beweis geliefert, dass beide
Vita Heinrici IV. Werke vom gleichen Verfasser stammen. F. LOTTER hat die in ihrer Zeit
einzigartige Vita Heinrichs IV. in die literarische Tradition des Prosa-
Epitaphiums der Spätantike eingeordnet [27] und deutlich gemacht,
dass ihr Autor auf ein in der Antike ausgebildetes Schema zurückgriff.
Die Verfasserschaft dieser Vita ist weiter umstritten, nachdem E. FREISE
[59: 101] mit guten Gründen einen Mönch aus St. Emmeram als Verfas-
ser vermutete, während H. BEUMANN sich noch einmal für Bischof Er-
lung von Würzburg aussprach [26: 305 ff.]; für W. BERSCHIN ist die Ver-
fasserschaft Erlungs nach wie vor nicht erwiesen [25: Bd. 4,2 S. 488].
Die immer wieder behandelte Vita Bennonis, die dem Bischof
von Osnabrück und Gründer des Klosters Iburg gewidmet ist, wurde
2. Personen 67
2. Personen
Wenn man die Titel zahlreicher neuerer Arbeiten über die hier erörterte Neues Interesse
Epoche betrachtet, so hat es den Anschein, als ob eine intensive perso- an biographischen
Darstellungen
nenbezogene Forschung eingesetzt hätte. Seit einigen Jahren ist das
Bemühen erkennbar, wieder biographische Skizzen oder Darstellungen
zu verfassen, auch, um ein breiteres Publikum für das Mittelalter zu in-
teressieren, das dabei mit den Ergebnissen der neueren Forschung ver-
traut gemacht werden soll. Hierher gehören vor allem die Sammel-
bände über die „Kaisergestalten“ [84: BEUMANN, Kaisergestalten; 85:
ENGEL/HOLTZ; 92: SCHNEIDMÜLLER/WEINFURTER; 93: SCHNITH, 196–248]
sowie über die „Gestalten der Kirchengeschichte“ [88: GRESCHAT] so-
wie die „Lebensbilder aus dem Mittelalter“ von W. GOEZ [87].
Vielfach sind die Personen aber nur der Blickpunkt für den Titel
und die Untersuchungen befassen sich recht breit mit allen Fragen, die
sich in der Zeit stellen; die „Biographien“ sind also Versuche einer Ge-
samtdeutung der jeweiligen Epoche. Die zwiespältige Haltung zur Bio-
graphie hat Gründe, die in der Sache liegen, und solche, die in der Ent-
stehungszeit der Arbeiten begründet sind. Man kann mit Recht daran
zweifeln, dass man die Persönlichkeit eines Menschen des 11. und
12. Jahrhunderts erfassen kann, auch wenn die Quellenlage günstig ist.
Die biographisch ausgerichtete Geschichtsschreibung der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts erscheint heute unbefriedigend, weil sie die ge-
schichtliche Darstellung zu einer Galerie der großen Männer verein-
fachte.
G. TELLENBACH [142: Charakter Heinrichs IV.] hat in einem ge- Problematik von
dankenreichen Aufsatz am Beispiel Heinrichs IV. die Probleme aufge- Biographien
zeigt, die eine psychologische Deutung der meist nur sehr fragmenta-
risch bekannten Handlungen und Äußerungen eines Menschen des
11. Jahrhunderts mit sich bringt. Schon früher hatte A. NITSCHKE ver-
68 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
sucht, Gregor VII. nicht mit unseren Maßstäben zu messen, sondern die
Äußerungen Gregors VII. ernst zu nehmen und seine „politischen
Handlungen“ aus seinen eigenen Vorstellungen zu verstehen [135:
Ziele Heinrichs IV., und 174: Welt Gregors VII.].
Heinrich IV. und Gregor VII. haben als die am deutlichsten er-
kennbaren Persönlichkeiten das Interesse der Historiker immer am
meisten auf sich gezogen; jüngst wurde eine neue Biographie Hein-
richs IV. vorgelegt [128: ALTHOFF; vgl. auch 129: BOSHOF und 139:
STRUVE sowie STRUVE, in: 89: S. 55–70] und auch eine englische Dar-
stellung über diesen König gibt es seit einigen Jahren [136: ROBINSON].
Über Gregor VII. liegen jetzt neben den essayistischen Texten von W.
GOEZ [170], H. FUHRMANN [in: 88, 155–175] und R. SCHIEFFER [176] die
umfangreichen Darstellungen von U.-R. BLUMENTHAL [165] und H. E. J.
COWDREY [166] vor. Auch die Arbeiten von C. SCHNEIDER [137] und
J. VOGEL [143] gehören in den Bereich biographischer Versuche.
Biographische Die großen Werke von ALTHOFF, BLUMENTHAL, COWDREY und RO-
Darstellungen BINSON bieten nicht nur eine Zusammenfassung des bisher Bekannten,
Gregors VII. und
Heinrichs IV. sondern gelangen durch minutiöse Untersuchungen und z. T. auch
durch eigenwillige Deutungen weit über die bisher vertretenen Ansich-
ten über ihren jeweiligen Gegenstand hinaus.
2.1 Herrscher
Das Problem der Biographie in einem Zeitalter, das mit Recht zum
„portraitlosen Jahrtausend“ gerechnet wird, stellt sich besonders deut-
lich bei den biographischen Versuchen über Laien, denn von diesen lie-
gen fast keine authentischen Selbstaussagen vor, auch wenn es sich um
Kaiser und Könige handelt.
Gegensätzliche Es ist daher nicht erstaunlich, dass die Urteile über einen Kaiser
Urteile über wie über Heinrich III. diametral auseinandergehen [vgl. z. B. die ältere
Heinrich III.
Charakteristik in 70: HAUCK, Kirchengeschichte Bd. 3, 618–623 mit 67:
WEINFURTER 111 f. oder 119: SCHIEFFER mit 118: PRINZ; vgl. auch die
ausgewogene Darstellung von M. BECHER in: 92: 136–153 sowie 117:
LAUDAGE]. Schon die ältere Forschung [122: STEINDORFF Bd. 2, 362,
und 133: MEYER vON KNONAU Bd. 1, 5] hat einen Bruch im Verlauf sei-
ner Regierung sehen wollen; entweder schon 1047 oder erst 1050/54.
Die Untersuchungen BOSHOFs u. a. [115: Krise] haben diesen Einschnitt
in die Zeit um 1050/51 verlegt und dieses Urteil mit neuen Fakten un-
termauert. Auch die Zeitgenossen haben schon Kritik an diesem Herr-
scher laut werden lassen [120: P. G. SCHMIDT]. Man muss aber daran
zweifeln, ob der Begriff der „Krise“ die Vorgänge am Ende der Regie-
2. Personen 69
rung Heinrichs III. richtig beschreibt, denn letztlich ist alle Königsherr-
schaft in der ottonischen und salischen Epoche von Rebellion und
Widerstand mitgeprägt [REUTER, in: 96, Bd. 3, 297–325]; die ungefes-
tigte Herrschaft ist ein Strukturmerkmal des Königtums in jener Zeit.
S. WEINFURTER [124] interpretiert den mehrfachen Auftritt Hein-
richs III. als weinender Büßer als „intensivste Ausprägung theokrati-
schen Königtums im Mittelalter“, mit dem die „christomimetische
Herrscherpräsentation“ jedoch ihr Ende gefunden habe.
Auch für Heinrich IV. und Heinrich V. gilt, dass Biographien im Heinrich IV.
eigentlichen Sinn für Personen des 11. Jahrhunderts kaum möglich
sind. BOSHOF [129] und ROBINSON [136] hatten Heinrich IV. als „Herr-
scher an der Zeitenwende“ behandelt und deshalb eine Gesamtdarstel-
lung der Ereignisse und Probleme seiner Regierungszeit gegeben. G. Sein „Charakter“
TELLENBACH hat in seiner schon erwähnten Studie [142] versucht, den
„Charakter“ Heinrichs IV. deutlicher zu erkennen, indem er die Bezie-
hungen des Königs zu seiner Umgebung behutsam analysiert: Hein-
richs Verhältnis zu seiner Mutter, zu seiner zweiten Frau und zu seinen
Söhnen war so gespannt, dass sein anscheinend „normales“ Verhältnis
zu seiner ersten Frau fast schon erstaunlich ist. Während Heinrichs Be-
ziehungen zu den meisten hochadeligen Amts- und Lehensträgern des
Reiches distanziert oder gar feindselig waren, besaß er doch in seiner
unmittelbaren Umgebung auch einige ergebene und überzeugte Anhän-
ger. Dies bezeugt auch die Wärme, mit der der Verfasser der Vita von
seinem Helden spricht.
In seiner neuen Biographie Heinrichs IV. konnte G. ALTHOFF [128] Negative Beurtei-
jedoch deutlich machen, dass es zahlreiche Aussagen über die Person lung Heinrichs IV.
[154] nahelegt, und ob Heinrichs Abfall von seinem Vater aus seiner
Furcht vor der Wirkung der Exkommunikation des alten Kaisers und
aus der Absicht erklärt werden kann, dass der Sohn den Thron für die
salische Familie retten wollte, wird von TELLENBACH in seiner interes-
santen Studie über den Charakter Heinrichs V. [152] bezweifelt. Viel-
mehr hat nach TELLENBACH die Würde des Königtums durch den Treu-
bruch Heinrichs V. einen schweren Schlag erlitten. Wichtig für die Be- Rudolf von
wertung Rudolfs von Rheinfelden, für den nur wenige für die Erfas- Rheinfelden
2.2 Päpste
Gregor VII. Die zentrale Gestalt der Epoche war Hildebrand-Gregor VII., der seit
1046 in der Umgebung der Päpste nachweisbar ist und seit etwa 1050
eine wichtige, später die entscheidende Rolle an der Kurie spielte. Über
seinen Werdegang haben die Studien von H. FICHTENAU [167] und D.
JASPER [221: Papstwahldekret, 34–46] und U.-R. BLUMENTHAL [165]
neue Aufschlüsse erbracht. FICHTENAU hatte noch einmal die Frage nach
der Verbindung Hildebrands zum Kloster Cluny aufgegriffen und he-
rausgearbeitet, dass Hildebrand durch die cluniazensische Spiritualität
geprägt worden sei. JASPER glaubte den Zeitpunkt, an dem Hildebrand
zum Archidiakon aufstieg, näher bestimmen zu können [dagegen 223:
KRAUSE, Bedeutung, 100 ff]. In ihrer Biographie des großen Papstes
[165] hat U.-R. BLUMENTHAL sehr nachdrücklich die Ansicht verfoch-
ten, Hildebrand-Gregor sei nicht Mönch, sondern Kanoniker gewesen
[weitere Belege für ihre Auffassung hat BLUMENTHAL in: 89: 32 ff. bei-
gebracht]; R. SCHIEFFER [177] hat dieser These zumindest nicht wider-
sprochen. Knappe Gesamtwürdigungen von Leben und Leistung Gre-
gors VII. haben W. GOEZ [170], R. SCHIEFFER [176] und H. FUHRMANN
[in: 88: 155–175] vorgelegt; SCHIEFFER hat dabei die historische Bedeu-
tung der Leistung und der Persönlichkeit Gregors VII. folgendermaßen
zusammengefasst: „Dennoch war die Wirkung seines Pontifikats unge-
heuer, weil Gregors Taten in solchem Maße Widerspruch und Rechtfer-
tigung fanden, dass sie geistige Entwicklungen auf den Weg brachten,
die weit über ihren individuellen Urheber hinausreichen und mittelbar
auch noch unser geschichtliches Dasein bestimmen“ [176: 106]. Ein le-
bendiges Bild Gregors VII., das durch viele treffende Zitate aus seinen
2. Personen 73
ordnete erste Teil befasst sich mit Gregors Leben und Wirken bis zu sei-
ner Wahl zum Papst. Im zweiten Teil werden zentrale Fragen von Gre-
gors Pontifikat untersucht, wie seine Konzilien, seine Legaten und
seine Beziehungen zu den Klöstern. Nur ganz knapp wird das schon
häufig dargestellte Verhältnis des Papstes zum deutschen König Hein-
rich IV. behandelt.
Leo IX. Auch über den ersten Reformpapst, Leo IX., liegt jetzt eine wis-
senschaftliche Biographie vor [163: MUNIER], die sowohl sein Wirken
als Bischof von Toul als auch vor allem sein in vieler Hinsicht umstür-
zendes Wirken als Papst darstellt. J. DAHLHAUS [161: Aufkommen der
Rota] hat eine diplomatische Untersuchung dazu benutzt, einiges Neue
über die Denkweise Leos IX. zu sagen, und dabei vor allem seine Ver-
ehrung des Kreuzes herausgestellt. Ein vor kurzem erschienener um-
fangreicher Sammelband [163a: BISCHOFF/TOCK, Léon IX] enthält eine
große Anzahl von Spezialstudien zu den – vor allem urkundlichen und
hagiographischen – Quellen von und über Leo IX., zu seiner Herkunft
und seinem Wirken als Bischof von Toul und als Papst und auch über
sein Nachleben. Damit ist ein Anfang gemacht, den lange Zeit vernach-
lässigten Pontifikat Leos IX. endlich gründlich zu untersuchen.
Auch für andere Päpste des 11. Jahrhunderts besitzen wir kriti-
Alexander II. sche Untersuchungen. T. SCHMIDT bezeichnet zwar seine Arbeit über
Alexander II. [164] ausdrücklich nicht als Biographie, er möchte aber
auch der Gefahr entgehen, „statt der Persönlichkeit Alexanders II. sei-
nen Pontifikat zu beschreiben“ [ebd. VII]. Vor einigen Jahren ist der
lang erwartete zweite Band der großen Biographie Urbans II. von A.
BECKER [179] erschienen, so dass jetzt neben dem Verhältnis dieses
Papstes zur lateinischen Christenheit auch das zur Ostkirche und zur
Kreuzzugsbewegung in einer zuverlässigen Darstellung vorliegt. BE-
CKER konnte als Kennzeichen von Urbans Persönlichkeit herausarbei-
ten, dass nicht ein bequemer Opportunismus, sondern eine Politik der
Festigkeit und des geduldigen Zuwartens seinen Pontifikat bestimmte.
Paschalis II. Auch für seinen Nachfolger, Paschalis II., liegt eine biographische
Darstellung vor [183: SERVATIUS], desgleichen für den Gegenspieler Ur-
Clemens III. bans II., Wibert von Ravenna-Clemens III., dem gleich zwei ausführli-
che Studien gewidmet wurden; über sein Wirken als Erzbischof von
Ravenna hat I. HEIDRICH umfangreiches archivalisches Material verar-
beitet [181], während J. ZIESE [186] sich darauf beschränkte, neue Inter-
pretationen der gedruckten Quellen zu geben. Aus beiden Arbeiten geht
hervor, dass auch Wibert-Clemens III. zentrale Forderungen der Kir-
chenreform vertrat (so den Kampf gegen Simonie und Priesterehe) und
dass der Unterschied zu Urban II. vor allem in einer anderen Haltung
2. Personen 75
zum deutschen König bestand. Als Ertrag dieser beiden Arbeiten ver-
dient auch hervorgehoben zu werden, dass Wibert von Ravenna nach
der Absetzung Gregors VII. 1080 in Brixen lediglich als Papstkandidat
ausgewählt, aber noch nicht förmlich zum Papst gewählt wurde [181:
HEIDRICH, 56 ff., und 186: ZIESE, 54 ff.].
Auch der Papst, unter dem sich der Abschluss des Investiturstreits Calixt II.
vollzog, Calixt II., ist jetzt einer eingehenden Untersuchung gewürdigt
worden [182: SCHILLING], in der eingehend sein Wirken als Erzbischof
von Vienne und die von ihm veranlassten Fälschungen behandelt sind.
In der Untersuchung und Darstellung des Pontifikats Calixts steht der
Abschluss des Investiturstreits im Zentrum. Von einer „neuen Politik“
dieses Papstes, durch die die Zusammensetzung des Kardinalskollegs
völlig verändert wurde, kann aber nach B. SCHILLING nicht die Rede sein
[182: 547–588].
2.3 Bischöfe
Nur für eine kleine Anzahl von Bischöfen aus der Zeit des Investitur-
streits ist eine biographisch ausgerichtete Darstellung überhaupt mög-
lich. Unter den Protagonisten des deutschen Episkopats ragen in den
Anfängen Heinrichs IV. Anno von Köln (1056–1075) und Adalbert von Anno von Köln
Bremen (1043–1072) hervor; beide haben Biographien erhalten. Für
Anno haben D. LÜCK [195] und G. JENAL [192] jeweils verschiedene
Aspekte von Persönlichkeit und Wirken herausgestellt. LÜCK hatte sich
auf Herkunft und Verwandtschaft Annos konzentriert, während JENAL
sich mit der reichspolitischen Tätigkeit des Kölner Erzbischofs be-
fasste. An dieser Arbeit sind allerdings methodische Schwächen in An-
lage und Durchführung kritisiert worden [192: Rez. von R. SCHIEFFER,
255 ff.]. Eine Darstellung des „ganzen“ Anno gibt es nach wie vor
nicht, auch wenn seine Tätigkeit für die Klosterreform bereits vor eini-
ger Zeit von J. SEMMLER [382: Siegburg] gründlich untersucht wurde.
Die Rolle Adalberts von Bremen als Vorbild für den jungen Hein-
rich IV. hat kürzlich ALTHOFF herausgestellt [128: bes. 292 ff.].
Unter den wichtigsten Vertretern der gregorianischen Partei hat Vertreter der
Gebhard von Salzburg eine Monographie erhalten [198: STEINBÖCK; gregorianischen
Partei im Reich
vgl. auch 72: DOPSCH, Geschichte Salzburgs, Bd. 1, 232–251], während
andere, wie Adalbero von Würzburg [87: GOEZ, Lebensbilder, 215–
223], Altmann von Passau [187: BOSHOF, Altmann, und 190: HART-
MANN, Passau] und Gebhard von Konstanz [196: ROBINSON], in kürzeren
Skizzen teilweise mehrfach behandelt wurden. Von einem der engsten
Vertrauten Heinrichs IV., von Benno von Osnabrück, besitzen wir eine
76 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
vorangekommen [338: LANGE, 337: KOST, 332: FENSKE, 333: GIESE, und
GIESE, in: 96, Bd. 1, 237–308]. Vor allem die Untersuchungen über die
Grafen von Northeim von K.-H. LANGE und die Arbeit von L. FENSKE
haben neue Aufschlüsse erbracht. Über Otto von Northeim liegt jetzt
auch eine monographische Darstellung von S. BORCHERT vor [327].
Auch die Arbeiten über die Anfänge Lothars von Süpplingenburg ge-
hören in diesen Umkreis [352: VOGT, und 335: HILDEBRAND]. In beiden
Büchern wird die Leistung Lothars als Herzog von Sachsen gewürdigt.
R. HILDEBRAND bietet eine biographische Skizze für die Jahre bis 1125.
Mit der Erhebung Lothars zum Herzog von Sachsen hat sich W. PETKE
befasst [344]. Herrschaftsbildung und Adelsbewusstsein der Brunonen
untersuchte T. BRÜSCH [328].
Der bayerische Adel des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts ist Bayern
noch nicht systematisch aufgearbeitet. Immerhin besitzen wir einen
Überblick über die bayerische „Adelslandschaft“ von F. PRINZ [345:
Bayerns Adel]. Die Monographie von K.-E. KLAAR [336] hat die wich-
tigen Helfer Heinrichs IV. im Südosten, die Eppensteiner, behandelt.
H. DOPSCH [72: 361 ff.] erörterte die Geschichte einiger Adelsfamilien
im südöstlichen Bayern. Die Anhänger und die Gegner Heinrichs IV. in
Bayern stellt W. STÖRMER vor [351].
Der schwäbische Adel wurde vor allem als Träger der Reform un- Schwaben
tersucht, im Überblick von K. SCHMID [347: Adel und Reform], im Um-
kreis der Gründung des Klosters Hirsau durch H. JAKOBS [376: Hir-
sauer] und wieder durch K. SCHMID [380: Hirsau], sowie, ebenfalls von
H. JAKOBS, im Blick auf die Gründer des Klosters St. Blasien [377: St.
Blasien] und von H.-J. WOLLASCH in seiner Arbeit über die Anfänge des
Klosters St. Georgen im Schwarzwald [383]. Zu den Zähringern gibt es
jetzt eine „Quellendokumentation“ von U. PARLOW [343]. Für die Wel-
fen liegt eine Darstellung der Familiengeschichte bis 1252 von B.
SCHNEIDMÜLLER vor [349] und auch die Brunonen wurden kürzlich mo-
nographisch behandelt [328: BRÜSCH]. Den südwestdeutschen Adel in
seinen Beziehungen zu Papst Gregor VII. und zu Heinrich IV. hat
T. ZOTZ untersucht [353 und 354].
Über das rheinische Fürstengeschlecht der Ezzonen, das unter Rheinland
Heinrich III. vom Kaiser wichtige Ämter erhalten hatte und das 1085
beim Tode des Pfalzgrafen Hermann in männlicher Linie ausstarb, hat
U. LEWALD eine gründliche Untersuchung vorgelegt [339].
78 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Begriff „Investitur- Der Begriff „Investiturstreit“ als Bezeichnung für die Epoche zwischen
streit“ 1076 und 1122 wurde vor allem durch R. SCHIEFFER problematisiert
[104: Investiturverbot, 1 ff.]. Er wies jedoch auch darauf hin, dass die
Begriffe controversia investiturae oder querela investiturarum bereits
in der Zeit selbst geprägt wurden. Diese Bezeichnung ließe sich vom
Ende der Auseinandersetzung – vom Wormser Konkordat – her recht-
fertigen; es sei aber zweifelhaft, ob das Investiturproblem beim Aus-
bruch des Konflikts zwischen Papst und deutschem König schon die
entscheidende Rolle gespielt habe [ebd. 6].
Auch die Begriffe „Reform“, „Kirchenreform“, „gregorianische
Reform“ können nicht mehr unreflektiert verwendet werden, seit G.
TELLENBACH in mehreren Arbeiten [vor allem 107: Westliche Kirche,
133 f.] vor einer Inflation des Reformbegriffs gewarnt hat [vgl. auch
FUHRMANN, in: 88: 155–175].
Deutungen und Ge- Die ideengeschichtliche Deutung der Vorgänge zwischen der
samtdarstellungen Mitte des 11. und dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts hat durch das
bedeutende Buch von TELLENBACH aus dem Jahr 1936 [106: Libertas]
entscheidende Impulse erhalten. Eine knappe Gesamtdarstellung unter
dem Titel ,Der Investiturstreit‘ legte 1982 die amerikanische Mediävis-
tin U.-R. BLUMENTHAL vor [97]. Einen einführenden Überblick „Kir-
chenreform und Investiturstreit“ hat vor wenigen Jahren auch W. GOEZ
erarbeitet [101]; er holte dabei weiter aus und beginnt seine Darstellung
mit der Gründung des Klosters Cluny im Jahre 910. J. LAUDAGE hat in
seiner Dissertation den Versuch unternommen, die Entwicklung und
Neues Priesterbild Verbreitung eines neuen „Priesterbildes“ als Kern der Kirchenreform
herauszustellen [102: bes. 309 ff.]. Er sah den Anstoß zu einer Erneue-
rung der Kirche darin, dass der Wunsch nach einem reinen Klerus vor-
getragen worden sei, der deutlich von der Welt der Laien abgehoben
war. Gegen die Ansicht LAUDAGEs, dass diese Neubesinnung sich be-
reits am Beginn des 11. Jahrhunderts zeige und dass das Dekret des Bi-
schofs Burchard von Worms zu den Fundamenten der gregorianischen
Reform zähle, wurde zu Recht Einspruch erhoben [102: Rez. von R.
SCHIEFFER und H. JAKOBS]. Es muss daran festgehalten werden, dass erst
das Eingreifen Heinrichs III. in Sutri 1046 und der Pontifikat Papst
Leos IX. die entscheidenden Veränderungen eingeleitet haben.
In seinem Buch ,Die westliche Kirche vom Beginn des 10. bis
zum Beginn des 12. Jahrhunderts‘ konfrontierte G. TELLENBACH [107]
seine eigenen über mehr als ein halbes Jahrhundert sich erstreckenden
3. Ereignisse und Probleme 79
Simonievorwurf als Der Vorwurf der Simonie war der zentrale Kampfbegriff der Zeit der
Kampfmittel Kirchenreform, mit Hilfe dieses Vorwurfs konnte man missliebige
Gegner ausschalten. Schon in der Arbeit von H. MEIER-WELCKER [206]
wurde geklärt, dass bereits die kirchenrechtlichen Bestimmungen des
Frühmittelalters den Begriff der Simonie über den bloßen Ämterkauf
hinaus ausgedehnt und auch den Einfluss von Versprechungen und Be-
ziehungen angeprangert hatten. Die Untersuchungen von R. SCHIEFFER
[208: Spirituales latrones] haben dann gezeigt, dass im 11. Jahrhundert
die Gegner eines bestimmten Bischofs (hier Hermanns von Bamberg)
den Simonievorwurf dazu benutzten, durch Anklage beim Papst ihren
Bischof loszuwerden. TELLENBACH stimmt dieser Ansicht zu, wenn er
formuliert, dass die Simonie „zum Hauptverbrechen des jeweiligen
Feindes“ geworden sei [107: Westliche Kirche, 140 ff., das Zitat auf
S. 143]. Eine prägnante Zusammenfassung des derzeitigen For-
schungsstandes über die Simonie mit einer Reihe von neuen Einsichten
bietet jetzt R. SCHIEFFER [209].
Bischofswahlen Zur Bischofswahl ist immer noch die ältere Arbeit von P. SCHMID
zu benutzen [210]. Von den späteren Arbeiten verdient besonders das
Buch von R. L. BENSON Erwähnung, der sich ausführlich mit den Ver-
änderungen befasst, die das Verständnis des bischöflichen Amtes seit
der Mitte des 11. Jahrhunderts erfuhr [200: Bishop Elect, 203–250].
Mit dem Bischofsring als dem wichtigsten Amtssymbol des Bischofs
hat sich V. LABHART beschäftigt, die auch dem Bischofsring im Investi-
turstreit ein längeres Kapitel gewidmet hat [205: 77–101]. In dem vor
einigen Jahren erschienenen Sammelband, den F.-R. ERKENS herausge-
geben hat [203], wurden vor allem Bischofserhebungen in Frankreich
behandelt; die Verhältnisse im Reich untersuchen die Beiträge von W.
GEORGI (über Magdeburg) und von B. SCHÜTTE (über die Darstellung
der Bischofserhebungen in den Viten).
Investiturverbot Unsere Kenntnis über die Entstehung des Investiturverbots für
den deutschen König hat durch die sorgfältige und methodisch vorbild-
liche Untersuchung von R. SCHIEFFER [104] eine neue Basis erhalten.
SCHIEFFER gelangte weit über die ältere Untersuchung von A. SCHAR-
NAGL [207] hinaus und konnte zeigen, dass die Frage des Investiturver-
bots noch nicht 1059 auf der Lateransynode Nikolaus’ II. geregelt
wurde, sondern dass erst 1078/80 eindeutige und allgemeingültige Ver-
bote der Bischofsinvestitur durch weltliche Herrscher ergangen sind.
Gegen seine Einschätzung, dass deshalb auch der Bruch zwischen
Heinrich IV. und Gregor VII. nicht auf ein im Frühjahr 1075 erlassenes
3. Ereignisse und Probleme 81
die Mobilisierung der Laien, die für die weitere Zukunft der abendlän-
dischen Kirche eine große Bedeutung erhalten sollte, ist gerade im Be-
reich des Kampfes für den Zölibat unbestreitbar [109: WERNER, Paupe-
res Christi]. Sowohl für die Pataria in Mailand als auch in den Predigten
der herumziehenden Hirsauer Mönche spielte der Kampf gegen die ver-
heirateten Priester eine wichtige Rolle [ebd. 89 ff. und 125 ff.].
In einer kleinen Monographie hat G. FORNASARI [212: Celibato Nikolaitismus
sacerdotale] den Begriff der nicolaitica haeresis, mit dem die verheira-
teten oder in eheähnlichen Verhältnissen lebenden Priester seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts bezeichnet wurden, auf seine Herkunft un-
tersucht: Der Begriff kommt zuerst bei Humbert von Silva Candida,
dann bei Petrus Damiani und bei Gregor VII., schließlich auch bei
strengen Gregorianern im Reich wie Bernold von Konstanz und Mane-
gold von Lautenbach vor. Diese Autoren rückten die Nikolaiten wegen
ihres Ungehorsams gegen die Gebote der römischen Kirche in die Nähe
der Häresie.
Die kirchlichen Gesetze gegen die Priesterehe wurden noch ein-
mal von A. L. BARSTOW zusammengestellt [211: Married Priests, 19–
104]. Die antizölibatäre Agitation in gregorianischer Zeit wird greifbar Schriften gegen den
in einer Schrift, die unter dem Namen des heiligen Ulrich von Augs- Zölibat
burg verbreitet wurde (sog. Ps.-Udalrich). Sie ist jetzt in der neuen Edi-
tion von E. FRAUENKNECHT [45] zu benutzen, der zeigen konnte, dass sie
wahrscheinlich in der Diözese Konstanz entstanden ist, wo der Wider-
stand des einfachen Klerus gegen die neuen Zölibatsgesetze Gregors
VII. besonders heftig war.
Eine gewisse Divergenz zwischen Papst und König sei aber darin deut-
lich geworden, dass Heinrich sich einfach als rex bezeichnete, während
die päpstliche Kanzlei vom rex Teutonicorum sprach (s. u.). Zu der in
der deutschen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts geführten
Diskussion, ob der Canossagang eine Schande für den König darstellte,
verwies ZIMMERMANN darauf, dass solche Vorwürfe bereits von den
Zeitgenossen vorgebracht worden seien.
Die mit Canossa zusammenhängende Forschungsdiskussion ist
durch das Buch ZIMMERMANNs aber nicht abgeschlossen. Für die Beur-
teilung der Absichten Gregors VII. vor dem Canossagang ist es wich-
tig, ob der Termin für das geplante Fürstengericht über den König ur-
sprünglich auf den 6. Januar 1077 anberaumt war und erst durch ein
Eingreifen des Papstes auf den 2. Februar verschoben wurde. Nach E.
HLAWITSCHKA [244: Tribur und Canossa] wäre ein Termin am 6. Januar
schon aus Gründen der damaligen Reisegeschwindigkeit nicht möglich
gewesen.
Urteil über Canossa Zu einer im Wesentlichen positiven Beurteilung der Vorgänge in
Canossa gelangte E. BOSHOF [60: Salier, 232 ff.]. Gregor habe sich hier
entschieden, es noch einmal mit Heinrich IV. zu wagen und seine Vor-
stellung von einer Reform der Reichskirche in Zusammenarbeit mit
dem Salier zu verwirklichen. BOSHOF meint auch, dass die Frage, ob der
Papst mit der Absolution auch eine Wiedereinsetzung in die Königs-
herrschaft verbunden habe, in Canossa nicht zur Diskussion gestanden
habe. Allerdings sieht auch BOSHOF, dass der taktische Erfolg des Au-
genblicks, den Heinrich errungen hatte, wenig wog im Vergleich zu der
Folgewirkung, wodurch die Grundlagen der Königsherrschaft erschüt-
tert wurden. Die Führung der Christenheit lag nämlich von jetzt an ein-
deutig beim Papst. BOSHOF wiederholte daher die Formulierungen von
der „Entsakralisierung der Herrscherwürde“ [ebd. 234] und von der
„Wende in der Geschichte der mittelalterlichen Monarchie“ [ebd. 235].
Entsakralisierung Auch U.-R. BLUMENTHAL [97: Investiturstreit, 135 f.] sieht es als Folge
des Königtums? des Ereignisses vom Januar 1077 an, dass „die Monarchie ihrer sakra-
len Elemente entkleidet“ wurde. Dagegen betont ERKENS [in: 89: 71–
101. bes. 98 f.], dass zwar die Entsakralisierung des Königtums nur ein-
geschränkt auf Canossa zurückzuführen sei, dass aber doch insofern
eine Wende eingetreten sei, als damals der „breite Konsens über die
Existenz einer den Herrschern eigenen Sakralität“ verloren gegangen
sei. Ähnlich äußert sich ERKENS auch in seinem neuen Buch über „Herr-
schersakralität“ [305: 213 f.]. S. WEINFURTER [108: Canossa, bes. 207]
möchte die Vorgänge von Canossa mit dem von Max Weber stammen-
den Begriff der „Entzauberung der Welt“ näher bestimmen.
3. Ereignisse und Probleme 91
In jüngster Zeit sind die Vorgänge von Canossa auch unter der Buße oder
möglichen Alternative „Buße oder Unterwerfung“ diskutiert worden. deditio?
Nachdem T. REUTER [in: 96, Bd. 3, 323] behauptet hatte, die Unterwer-
fung Heinrichs sei „eine deditio“ gewesen und der König habe „als
unterlegener Rebell“ vor der Burg gestanden, und G. ALTHOFF [240: De-
monstration 37–39] dieser Deutung zugestimmt hatte, widersprachen
dem A. T. HACK [243] und W. GOEZ [242]. HACK betont, dass Hein-
rich IV. nicht nur an drei Tagen vor Canossa Bußübungen durchgeführt
hat, sondern dass er schon im Oktober 1076 in Speyer als Büßer aufge-
treten ist. W. GOEZ wies darauf hin, dass in Canossa keine öffentliche
Demonstration durchgeführt wurde und dass diese Vorgänge nicht auf-
grund einer Absprache mit Vermittlern „inszeniert“ gewesen sei; vor
allem fehlten in den Berichten völlig Vokabeln wie deditio, se dedere
oder se dare. Vor kurzem ist noch ein weiterer Beitrag von T. REUTER
erschienen [245], in dem er seine ältere Einschätzung etwas korrigiert
und jetzt davon spricht, dass die Vorgänge in Canossa sowohl als dedi-
tio als auch als Bußritual zu verstehen seien: Heinrich habe sich als Bü-
ßer und als Rebell dem Papst unterworfen. REUTER gibt einige Belege
dafür, dass das Ritual der deditio auch den Päpsten des 11. Jahrhunderts
bekannt war, und er kann auch einige gute Argumente dafür anführen,
dass Heinrichs Aktion vom Januar 1077 nicht völlig plausibel als her-
kömmlicher Bußakt erklärt werden kann, weder wenn man ihn mit frü-
heren – immer freiwilligen – Bußgängen von Königen vergleicht, noch
wenn man den Bußgang von Canossa als einen Akt im Rahmen des
kirchlichen Bußrituals deutet.
In seinem Werk über die „Königsabsetzung“ ist E. SCHUBERT aus-
führlich auf die „Anfechtung des Königtums Heinrichs IV. durch den
Papst“ eingegangen [247: 139 ff.]. Dabei stellt SCHUBERT fest, dass Gre-
gor VII. den deutschen König im Frühjahr 1076 nicht abgesetzt habe;
erst 1080 und später hätten der Papst und seine Anhänger unter den Ge-
schichtsschreibern und Verfassern von Streitschriften die Ereignisse
von 1076 und 1077 anders gedeutet.
Rudolfs] läuft auf eine Bestätigung der Sicht von MITTEIS hinaus.
SCHLESINGER sah 1077 eine ältere Tradition des Wahlrechts der Großen
wirksam, die auch in der Wahl des „abgelegenen Orts Forchheim“ an
die Königswahl des Jahres 911 hätten anknüpfen wollen. Neu sei je-
doch die Absetzung eines Königs gewesen, für die ein förmliches Ver-
fahren benutzt worden sei. H. JAKOBS [252: Rudolf von Rheinfelden]
betonte dagegen, dass 1077 erstmals ein gewählter König versprochen
habe, auf die Erbfolge seines Sohnes zu verzichten. In Forchheim war
also nicht nur das alte, intakte Königshaus abgelöst worden, sondern
der neu erhobene König verzichtete auch darauf, eine neue Königs-
dynastie zu begründen.
Die Bedeutung des Aktes von Forchheim wurde von H. KELLER
[253: Schwäbische Herzöge] so bewertet: „In der Wahl sollte ohne Bin-
dung an ein Erbrecht der Dynastie frei über den geeignetsten oder ge-
wünschten Kandidaten entschieden werden“ [ebd. 130]. Erst 1077 habe
der bereits in ottonischer Zeit wirksame Wahlgedanke eine „Stoßrich-
tung gegen die Sohnesfolge“ [ebd. 147] erhalten. Schon 1076 hätten die
Fürsten ihren Widerstand gegen Heinrich IV. nicht mehr – wie in otto-
nischer Zeit – als Widerstand gegen ein einzelnes Unrecht verstanden,
sondern als Kampf für die Ordnung des Reiches, die der König störte.
E. BOSHOF [60: Salier, 236–239] verwies darauf, dass in Forch-
Idoneität und freie heim mit dem Prinzip der Idoneität und der freien Wahl Elemente des
Wahl als kirchliche kirchlichen Amtsgedankens auf das Königtum übertragen worden
Elemente
seien. Die antisalische Fürstenpartei sah nach BOSHOF „ihr Recht auf
Mitwirkung bei der Thronerhebung und damit ihre Teilhabe am Reich
entscheidend beeinträchtigt“ [ebd. 239].
Immer wieder wurde darauf verwiesen, dass vielleicht doch auch
Elemente des Geblütsrechts in Forchheim wirksam waren (z. B. 62:
FUHRMANN, Deutsche Geschichte, 80; 60: BOSHOF, Salier, 238]. Auch
Rudolf von Rheinfelden selbst scheint der Ansicht gewesen zu sein,
dass er der einzige mögliche Kandidat für die Königswahl sei; daher
hatte er sich in dem ihm nahestehenden Kloster Ebersheimmünster
schon im Voraus eine Krone anfertigen lassen. Bei der Wahl Hermanns
von Salm, dem im August 1081 erhobenen Gegenkönig, spielten jeden-
falls geblüts- oder erbrechtliche Überlegungen keine Rolle [255: U.
SCHMIDT].
dass die päpstliche Urkunde zwar für Heinrich V. persönlich galt und
ihre Verbindlichkeit daher 1125 erlosch, dass aber für die Praxis der Bi-
schofserhebung nach 1122 nicht das päpstliche Privileg, sondern das
Gewohnheitsrecht des Reiches maßgebend war. Dieses habe sich in den
Formen entwickelt, die das Calixtinum festgelegt hatte. R. SCHIEFFER
betonte allerdings, dass „in den Quellenberichten über einzelne Bi-
schofs- und Abteinsetzungen nach 1122 so gut wie nie auf das Calixti-
num als solches Bezug genommen wird“ [226: Rechtstexte, 67]. Das
mag aber daran liegen, dass die Chronisten des 12. Jahrhunderts (mit
Ausnahme Ottos von Freising) kein Interesse daran hatten, etwa bei
Streitigkeiten um einen Bischofsstuhl darauf hinzuweisen, welcher der
Rivalen seine Ansprüche im Einklang mit dem Konkordat erheben
konnte.
Im Anhang seiner Studie bot HOFMEISTER eine gegenüber MGH Überlieferung und
Const. I, 161 verbesserte Edition des Calixtinums, dessen Original Edition der Urkun-
den des WK
nicht erhalten ist [vgl. zur Wertung der erhaltenen Texte des Calixtinum
226: SCHIEFFER, Rechtstexte, 63–66]. Für die kaiserliche Urkunde
(Heinricianum), die im Original noch heute im Vatikanischen Archiv
aufbewahrt wird (vgl. die Abbildung bei TH. SICKEL, in: MIÖG 6 (1885)
105 ff.) fehlt eine Untersuchung der Textgeschichte.
Vor einigen Jahren konnte I. HERKLOTZ zeigen [261: bes. 190–
212], dass im Lateran auf einem Wandgemälde nur die kaiserliche Ur-
kunde dargestellt war; d. h. in der Auffassung der Päpste war das
Wormser Konkordat „auf ein kaiserliches Zugeständnis reduziert“
[ebd. 203].
Eine ganz grundsätzliche Kontroverse haben kürzlich C. ZEY Wurde das WK
[266] und B. SCHILLING [265] ausgetragen. Dabei ging es um die Frage, überhaupt abge-
schlossen?
ob das Wormser Konkordat überhaupt geschlossen wurde. ZEY hatte
nämlich in ihrer Untersuchung die Anschauung vertreten, das Calixti-
num sei nur ein Vertragsentwurf, der während eines für Anfang 1123
geplanten Romaufenthalts Heinrichs V. durch eine vom Papst unter-
zeichnete und dem Kaiser überreichte Urkunde ersetzt werden sollte.
Da dieser Akt unterblieb, sei das Calixtinum nie vollzogen und das
Wormser Konkordat nicht geschlossen worden. Demgegenüber hält
SCHILLING daran fest, dass das Konkordat am 23. September 1122 in
94 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Worms geschlossen wurde, wenn auch der Papst nicht persönlich an-
wesend war, sondern durch seinen bevollmächtigten Legaten Lambert
von Ostia vertreten wurde. Dass in Worms ein Vertrag geschlossen
wurde, zeigt sich vor allem auch darin, dass er auf dem Laterankonzil
1123 ratifiziert wurde und dass die Vertragsurkunden anschließend „in
alle Reiche verschickt“ wurden, wie der englische Historiograph Simon
von Durham berichtet.
Verfassungs- Für die verfassungsgeschichtliche Deutung des Wormser Konkor-
geschichtliche dats bildete die Untersuchung von P. CLASSEN einen Neuansatz [259:
Deutung
Wormser Konkordat]. CLASSEN sah ein wichtiges Ergebnis des fast
fünfzigjährigen Kampfes um die Investitur darin, dass der Anspruch
der Fürsten, an Entscheidungen über das Reich mitzuwirken, jetzt tat-
sächlich ausgeübt wurde. Wenige Jahre nach 1122, zuerst 1125, begann
die Tradition der Fürstenweistümer, über die die Fürsten die Weiterbil-
dung der Reichsverfassung beeinflussen konnten. Weiter betonte CLAS-
SEN, dass das Wormser Konkordat nicht nur eine Regelung der Bi-
schofswahlen gebracht habe, sondern dass es die Feudalisierung der
Reichskirche auf eine neue Grundlage stellte. Die Trennung zwischen
Spiritualien und Temporalien, die im Wormser Konkordat vorgenom-
men wurde, eröffnete die Möglichkeit, die Vergabe der Temporalien
ganz nach Lehnrecht zu begreifen und zu gestalten. Die Reichsbistümer
konnten sich nach dem Wormser Konkordat zu Fürstentümern nach
Reichslehnrecht entwickeln. An die Stelle der direkten Herrschaft über
die Kirche trat jetzt die Lehnshoheit des Reiches.
P. MILLOTAT [313: Staatsvorstellungen, 317–327] glaubt allerdings
zeigen zu können, dass erst seit dem Staufer Konrad III. ein Lehnsne-
xus zwischen dem König und den Prälaten des Reiches nachweisbar
sei; zu Zeiten Lothars III. habe noch kein Lehnsband zwischen König
und Prälaten bestanden. Auch für MILLOTAT bleibt jedoch die Tatsache
bestehen, dass das Wormser Konkordat eine spätere lehnrechtliche
Ausdeutung der Beziehung eines Bischofs zum König zugelassen hat
[ebd. 327].
schen Epoche liegt, durch E. WADLE [in: 86, 71–92, und 273: Landfrie-
den] ein neuer Anlauf zum Verständnis der frühen Landfrieden unter-
nommen worden. WADLE wies auch auf die merkwürdige Überliefe-
rung dieser Texte hin, die in mehreren Fällen nur zufällig als Randein-
tragung in Kirchenväterhandschriften auf uns gekommen sind [273:
Landfrieden, 81–83].
Der Bedeutung des Eides und seiner Formen im Verlauf der Frie-
densbewegung des 11. Jahrhunderts ging TH. KÖRNER [272: Juramen-
96 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
4. Strukturen im Wandel
Epoche des Wandels Wenn die zweite Hälfte des 11. und das beginnende 12. Jahrhundert als
Epoche des Wandels verstanden werden sollen, so muss der Versuch
gemacht werden, einen Grund dafür anzugeben, warum gerade in die-
ser Zeit so einschneidende Veränderungen eingetreten sind. Für E.
WERNER war die Antwort aus seinem marxistischen Ansatz klar: Die
Veränderungen der materiellen Grundlagen des Lebens gingen dem
Wandel auf dem Gebiet der Ideen, der Gesellschaft und der Politik vo-
raus [vgl. 110: Zwischen Canossa und Worms, 4 ff. und 16–52].
Für die Wende auf kirchlichem Gebiet hatte J. HALLER noch eine
Erklärung, indem er auf die Entdeckung Pseudoisidors verwies [69:
Papsttum, Bd. 2, 233]. H. FUHRMANN hat dieser Vorstellung widerspro-
chen und formulierte: „Nicht Pseudoisidor, die Kirche wurde neu ent-
deckt“ [277: Bd. 2, S. 2, S. 353]. Damit wird das Problem aber nicht ge-
löst, sondern nur verschoben, weil die Frage offen bleibt, warum gerade
in der Zeit um 1050 die Kirche neu entdeckt wurde.
Weitere Literatur über das 11. Jahrhundert als „Wendezeit“ ist am
Ende dieses Kapitels besprochen (s. u. S. 122).
die Papstkrönung dem Rang und der Würde nichts Neues hinzu, sie ist
lediglich das Symbol der monarchischen Herrschaft des Papstes.
Kardinalskolleg Zum Kardinalskolleg, das seit Paschalis II. mit seinen drei Ordi-
nes der sieben Kardinalbischöfe, 28 Kardinalpriester und 18 Kardinal-
diakone voll ausgebildet ist, hat sich zuletzt SCHILLING in ihrem Werk
über Calixt II. [182] geäußert. Trotz der Bedenken von F. KEMPF [280]
ist wohl an W. ULLMANNs [286] Einschätzung festzuhalten, dass Gre-
gor VII. eine Vorherrschaft des Papsttums auch in weltlichen Dingen
anstrebte und dass diese Vorstellung über Innocenz III. bis zu Bonifa-
tius VIII. nachwirkte [vgl. auch 107: TELLENBACH, Westliche Kirche,
271].
Synoden Über die „Synoden und Konzilien zur Zeit des Reformpapst-
tums“, also von Leo IX. bis Calixt II., erschien kürzlich ein umfangrei-
cher Band der Konziliengeschichte, den G. GRESSER bearbeitet hat [68].
Er weist allerdings eine große Anzahl von Versehen und Fehlern auf
und der Stand der Forschung ist in vielen Einzelheiten nicht zufrieden-
stellend berücksichtigt.
gung weltlicher Geschäfte oder der intensive Verkehr mit dem Königs-
hof noch als unvereinbar mit dem monastischen Ideal gegolten, dem
die Bischöfe damals entsprechen sollten. Seit der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts sei aber ein solches Verhalten geradezu positiv heraus-
gestellt worden. Mit diesem neuen Bild vom Bischofsamt sei es dann
vereinbar gewesen, dass der deutsche Bischof hinfort „nicht nur
Reichsbischof, sondern zugleich auch Territorialherr“ war [ebd. 534].
In gewisser Weise widerspricht dieses Ergebnis aber der Ansicht,
die bis heute die Forschung über den Investiturstreit prägt, dass in jener
Epoche der Geist des Mönchtums die Kirche ergriffen habe [vgl. statt
vieler 69: HALLER, Papsttum, Bd. 3, 7 ff.]. Merkwürdig ist auch, dass
nach den Untersuchungen von H. ZIELINSKI nur ein geringer Prozentsatz
der deutschen Bischöfe im salischen Jahrhundert aus dem Mönchtum
stammten [299: 126–133). Dennoch – und auch dieses kann gegen EN-
GELS angeführt werden – stellten auch die Bischofsviten des ausgehen-
den 11. Jahrhunderts (z. B. die Vita Annonis) die monastische Seite des
Bischofsamts heraus.
In ihrem umfangreichen Werk über die Bischofsviten hat nun al-
lerdings S. HAARLÄNDER dargelegt, dass es den „Reichsbischof par ex-
cellence“ im Sinne eines Prototyps „in der Vorstellung der Vitenautoren
so nicht gegeben“ habe. Sie betont auch, dass die „Bischofsviten des
10. bis 12. Jahrhunderts . . . keine einheitliche Gattung“ seien, und sie
lehnt überhaupt die Vorstellung ab, dass man „das Bischofsbild einer
bestimmten Epoche“ herausarbeiten könne: Ein solches habe es gar
nicht gegeben. Gleichzeitig hätten nämlich „weltzugewandte Kirchen-
100 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
[305], in der sich der Verfasser auch über die Frage äußert, ob Canossa
für die Idee von der Sakralität eine „Wende“ darstelle; dies wird von
Erkens in eingeschränkter Form bejaht, indem er einerseits behauptet,
dass nach Canossa „die Allgemeinverbindlichkeit der sakralen Königs-
idee“ verloren gegangen sei [ebd. 210], andererseits aber darauf hin-
weist, dass das „theokratische Königtum“ „seine eigentümliche Sakra-
lität weitgehend zu behaupten“ vermochte [ebd. 212]. Die „Wende von
Canossa“ habe lediglich eine langwierige Entwicklung hin zur Entsa-
kralisierung in Gang gesetzt [ebd. 213].
Der Rechtshistoriker H. KRAUSE [311: Königtum und Rechtsord-
nung] hat darauf hingewiesen, dass die heftigen Angriffe gegen das Ge-
wohnheitsrecht (consuetudo), auf dem die königliche Macht in der
Hauptsache ruhte, einen Zwang ausübte, die Stellung des weltlichen
Herrschers neu, d. h. jetzt aus dem römischen Recht, zu begründen. Die
ersten praktischen Auswirkungen dieser Veränderungen in der Theorie
vom königlichen Amt seien aber erst nach dem Tode Heinrichs V. zu er-
kennen. W. ULLMANN hat demgegenüber jedoch betont, [71: Kurze Ge-
schichte, 152 f.], dass mit der Nutzbarmachung des römischen Kaiser- Das Königtum und
rechts für die Begründung des Königtums die hierokratische Theorie das römische Kaiser-
recht
nicht umgestoßen werden konnte, zum einen, weil das römische Recht
einen König gar nicht kannte, zum anderen, weil es in derselben Zeit
kodifiziert worden war, in der auch die Grundlagen des päpstlich-kano-
nischen Rechts gelegt worden waren, im 5. Jahrhundert.
STRUVE [321: Römisches Recht] kann zeigen, dass bereits Hein-
rich IV. und erst recht sein Sohn Heinrich V. Elemente des römischen
Rechts zur Legitimation ihres Königtums herangezogen haben; für die-
sen Nachweis hat er vor allem die Königsurkunden ausgewertet.
Es ist den Forschungen von H. BEUMANN zu verdanken, wenn
heute von „transpersonalen“ Vorstellungen gesprochen wird, um den Transpersonale
Wandel von der auf die Person des Königs fixierten Staatsvorstellung Staatsauffassung
Burgen der Salierzeit vorgelegt [303]. Die Beiträge zeigen, dass die
Salierzeit „für die Burgenforschung bis heute das dunkle Jahrhundert
geblieben“ ist [ebd. Bd. 1, 98]. Immerhin konnte über einige neue Gra-
bungen berichtet werden und es wurde versucht, aus einer erneuten
Auswertung der schriftlichen Quellen neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Für die Tätigkeit der salischen Herrscher als Burgenbauer sind vor al-
lem die Beiträge von H.-W. HEINE über Niedersachsen [ebd. Bd. 1,
9–84], H. BRACHMANN über den Harzraum [ebd. 97–148], U. LIESSEM
über das Mittelrheingebiet [ebd. Bd. 2, 81–111] und H. BERNHARD und
D. BARZ über die Pfalz [ebd. 125–175] hervorzuheben.
Vor kurzem hat H. W. BÖHME selbst [in: 89: 379–402] nochmals
als Ergebnis der archäologischen Forschungen der letzten Jahre betont,
dass die Burgen keine Neuentwicklung des 11. Jahrhunderts darstellen,
sondern dass vielmehr „Beginn und Genese der Adelsburg bis ins 9./
10. Jahrhundert zurückreichen“ [ebd. 380]. Die „Entstehung der Adels-
burg“ sei „kein einmaliger, kurzfristiger Vorgang“ gewesen [ebd. 400],
aber die Zahlen der aus Stein errichteten Burgen hätten im Lauf des
11. Jahrhunderts eindeutig zugenommen.
106 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Königliche Frie- Die Friedensordnungen Heinrichs IV., die immer wieder als Zeug-
densordnungen nis für die innovatorische Kraft dieses Herrschers herangezogen wur-
den [z. B. 267: GERNHUBER, Landfriedensbewegung], werden von O.
ENGELS weit zurückhaltender beurteilt [in: 96, Bd. 3, 537]. Da der Kai-
ser dort nicht als Herr, sondern als Eidgenosse und Mitträger des
Reichsfriedens erscheine, könne man hier sogar „den Eindruck einer
sichtlich verminderten Stellung der Königsgewalt“ gewinnen.
Für die Tendenz der neueren Forschung über das Königtum ist die
Studie von T. REUTER [in: 96, Bd. 3, 297–325] bezeichnend, in der
grundsätzliche Zweifel an der Vorstellung von einer „Krise“ der Kö-
nigsherrschaft am Ende der Regierung Heinrichs III. angemeldet wer-
den, weil die königliche Herrschaft durch das ganze Frühmittelalter
hindurch von der Konkurrenz und durch die Widerstandshandlungen
der Großen bedroht gewesen sei [ähnlich auch 65: KELLER, Begren-
zung, 73–85].
„Konsensuale B. SCHNEIDMÜLLER hat das Wort von der „konsensualen Herr-
Herrschaft“ schaft“ in die Diskussion eingebracht [317], das in der Forschung weit-
hin positiv aufgegriffen wurde. Auch G. ALTHOFF bezieht sich darauf,
wenn er als Hauptfehler Heinrichs IV. dessen Tendenz bezeichnet, sich
nicht mit den Großen des Reiches zu beraten, die mächtigen Familien
zu übergehen und sich stattdessen mit Beratern aus niedrigen Schich-
ten zu umgeben [128: Heinrich IV.]. Das Buch von J. SCHLICK [316]
über „König, Fürsten und Reich 1056–1159“ bietet für die Zeit Hein-
richs IV. und Heinrichs V. wenig Neues. Interessant sind aber ihre Hin-
weise auf „königslose“ Hoftage, wie sie seit dem Frühjahr 1076 in be-
sonders kritischen Momenten zusammengetreten seien [ebd. 32 ff.]. Sie
interpretiert diese Aktivitäten als Zeichen dafür, wie sehr sich die Fürs-
ten um das Wohl des Reiches sorgten. Aber sollten diese Versammlun-
gen nicht nach wie vor besser als Fürstentage bezeichnet werden?
Spielregeln der M. SUCHAN [322] untersucht die Konflikte König Heinrichs IV.
Konfliktaustragung mit den Fürsten und dem Papst mit dem Instrumentarium, das G. ALT-
HOFF für die Ottonenzeit entwickelt hat. Es geht ihr dabei darum, die
„Kontinuität der Spielregeln der Konfliktaustragung“ [ebd. 161] auch
für die Zeit Heinrichs IV. nachzuweisen. Die Krise seiner Königsherr-
schaft ist für SUCHAN nicht die Folge des Ringens zwischen Kaiser und
Papst, sondern sie resultiert aus der Abkehr des Königs von den bis da-
hin üblichen Formen der Königsherrschaft. Daher sei Heinrich IV. „den
Großen als Bedrohung“ der herkömmlichen Ordnung erschienen, weil
er die Rangordnung und die Gewohnheiten missachtet habe [ebd. 56 ff.
und 295]. Ob die Bedeutung der von G. ALTHOFF so stark betonten
„Spielregeln“ für die Beurteilung der Regierung Heinrichs IV. tatsäch-
4. Strukturen im Wandel 107
lich so groß war, wie das ALTHOFF selbst [128] und SUCHAN [322] nahe-
legten, wird von S. PATZOLD [in: 89: 286 ff.] bezweifelt.
In einem Überblick, der von 843 bis ins ausgehende 12. Jahrhun- Fürsten als
dert reicht und die Rolle der oppositionellen Fürsten untersucht, hat M. Mitregenten
[330]. Der Grund dafür liegt wohl darin, dass die Fürsten im Vergleich
zum König in der deutschen Forschung immer weniger gegolten haben.
Gleichwohl hat die neuere Forschung einige wichtige Hinweise
auf die Veränderungen der Herrschaftsstruktur im Reich geben können:
In den Stammesherzogtümern versuchten einzelne potente Adlige, eine
Art vizekönigliche Stellung zu erringen. Aber es gelang ihnen nirgends,
den Adel ihrer Region vollständig unter ihre Gefolgschaft zu zwingen.
Die Kompetenzen der Herzöge waren sowohl in Bezug auf den König
als auch auf den Adel ihrer Gebiete von der jeweiligen Machtlage ab-
hängig [vgl. 331: ENGELS, Staufer, 8–14].
Genauer sind wir über die Vorgänge in Schwaben durch H. MAU- Herzogtum
RER [342: Herzog von Schwaben, bes. 218 ff.] und im sächsischen Her-
Schwaben
wähnt [in: 96: Reich der Salier, Bd. 3, 508], der darüber hinaus betont,
dass der Zähringer 1098 nicht bloßer Titularherzog, sondern ein mit
dem staufischen Herzog gleichwertiger Gewaltenträger geworden sei.
Dies dürfte aber überzeichnet sein [vgl. 326: ALTHOFF 85].
Sachsen Bei seiner ebenfalls gründlichen Analyse des Herrschaftsaufbaus
durch Herzog Lothar konnte H. W. VOGT [352] zeigen, dass Lothar
nach seinem Sieg über Heinrich V. (1115) in Sachsen auch ursprünglich
königliche Aufgaben wahrnahm (wie die Wahrung des Landfriedens
oder die Mitwirkung bei der Vergabe von Grafschaften). Durch die be-
sondere politische Situation in Sachsen und durch seine bedeutende
Persönlichkeit erscheint Lothar in mancher Hinsicht bereits wie ein
„Landesherr“, obwohl die institutionellen Voraussetzungen für eine
Landesherrschaft am Beginn des 12. Jahrhunderts noch nicht gegeben
waren.
Zuletzt war es E. SCHUBERT [in: 76: Geschichte Niedersachsens,
346 ff.], der in einem umfangreichen Beitrag die Bedeutung Lothars
von Süpplingenburg für die Befriedung und Einigung Sachsens hervor-
gehoben hat. Für SCHUBERT spielt die Schlacht am Welfesholz (1115)
eine zentrale Rolle, da sie „die Entfremdung Sachsens vom Reich“ be-
siegelt habe [ebd. 355].
Strukturwandel Zweifellos hat sich im 11. Jahrhundert auch ein Wandel in der
beim Adel Struktur des Adels vollzogen [Literatur darüber bei 299: ZIELINSKI, 30
Anm. 78], der sich vor allem in einer neuen Bedeutung des „Hauses“
äußert. Als erster hat schon vor Jahren K. SCHMID [346: Problematik]
auf diese Entwicklung hingewiesen. Er konnte zeigen, dass jener euro-
päische Adel, den wir bis ins ausgehende 19. Jahrhundert kennen, der
sich nach seinem Stammsitz oder seiner zentralen Burg nennt und ein
ausgeprägtes Geschlechterbewusstsein besitzt, in Deutschland am
Ende des 11. Jahrhunderts erstmals aufgetreten ist.
Das Abgehen von der Einnamigkeit und die neuen Namensfor-
men wurden durch G. STREICH [320: Burg und Kirche 2, 461 ff.] regio-
Herkunftsnamen für nal etwas differenziert: Herkunftsnamen finden sich zuerst im Südwes-
adelige und ministe- ten seit der Mitte des 11. Jahrhunderts, am Niederrhein gibt es erste Be-
rialische Familien
lege seit 1080/90, in Niedersachsen und Thüringen erst seit Anfang des
12. Jahrhunderts. Zugleich bezeichneten sich neben Grafen und Edel-
freien auch Ministerialen nach ihren Burgen. Für Bayern stellte W.
STÖRMER [350: Früher Adel] fest, dass „die altetablierten Familien oder
Geschlechter (. . .) noch nicht auf eine Benennung nach ihrem Herr-
schaftssitz drängten“ [ebd. 55]. Es waren hier anscheinend sogar eher
kleine Adelige und Ministerialen, die sich nach Orten benannten [ebd.
93 ff.].
4. Strukturen im Wandel 109
Aufstieg der und die Aufstiegsbewegungen der Ministerialität vom 11. bis zum aus-
Ministerialen gehenden 13. Jahrhundert bietet B. ARNOLD [355]. Die Ministerialen im
Dienste des Königs, die Reichsministerialen unter den Saliern und
Staufern waren das Thema der großen Untersuchung von K. BosL [357:
Reichsministerialität]. Dort war vielleicht mit allzu großer Sicherheit
ausgeführt worden, dass bereits Heinrich III. und seine unmittelbaren
Nachfolger jene Bevorzugung von Ministerialen gepflegt hätten, die
wir erst in staufischer Zeit eindeutig nachweisen können [357: Bd. 1,
48–112; vgl. die Kritik von G. KIRCHNER, in: DA 10 (1953/54) 446–474
und die Replik von BOSL, in: ebd. 475–487].
Sonderentwicklung Warum allein im Reich eine Ministerialität entstand, versuchte J.
in Deutschland B. FREED [360] zu ermitteln und verwies zu Recht auf die Besonderhei-
ten der politischen Geschichte des nachkarolingischen Deutschland (im
Unterschied zu Frankreich). Die archaische politische und soziale Ord-
nung der Karolingerzeit sei im ottonischen und salischen Reich konser-
viert worden, während die Schwäche des westfränkisch-französischen
Königtums neuartige Entwicklungen zuließ. M. PARISSE gelangte aller-
dings bei seinem Vergleich der Ministerialen in Deutschland mit den
unfreien Kriegern in Frankreich [362] nicht zu so gravierenden Unter-
schieden. Nach H. KELLER [65: Begrenzung, 270 ff.] hat auch T. ZOTZ
einen Überblick über die „Formierung der Ministerialität“ gegeben [in:
Der Begriff 96, Bd. 3, 1–48]. Er verfolgte zuerst die Geschichte des Begriffs minis-
ministerialis terialis und ging dann auf die „rechtliche Konstituierung der Ministe-
rialität“ ein, die sich in den Ministerialenrechten des 11. und beginnen-
den 12. Jahrhunderts vollzog [ebd. 20 ff.]. ZOTZ betonte, dass den Mi-
nisterialen in dieser Zeit die höheren Kirchenämter noch verschlossen
waren (auch Benno II. von Osnabrück, der immer als Paradebeispiel für
den Aufstieg eines Ministerialen zum Bischofsamt herangezogen
wurde, sei kein Ministeriale gewesen, [ebd. 44 f., und 299: ZIELINSKI
25 f.]). Als Beispiel für die enge persönliche Beziehung einzelner Mi-
nisterialen zu ihren königlichen Herren verweist ZOTZ auf Heinrich
Haupt, der 1113 zum Markgrafen von Meißen aufstieg und der seinem
Kaiser drei Adelige wert war [vgl. zu Haupt auch 357: BOSL, Reichs-
ministerialität, Bd. 1, 103 f.].
Anknüpfend an die bahnbrechende Arbeit von DUBY über die Ge-
sellschaft im Mâconnais hat J. JOHRENDT in einer materialreichen Dis-
Der Begriff miles sertation [361] versucht, eine Geschichte des Begriffs miles in deut-
schen und französischen Quellen des 11. Jahrhunderts zu schreiben. Er
wollte „das Bild des entstehenden Rittertums im 11. Jahrhundert vom
Berufskriegertum im Rahmen der Feudalbeziehungen her entwickeln
[JOHRENDT, in: 356: BORST, Rittertum 421 f.]. Er machte allerdings von
4. Strukturen im Wandel 111
Das Beispiel Köln Am Beispiel Köln kann die Entstehung der Organe der Stadtge-
meinde, die Entwicklung der städtischen Wirtschaft und das Verhältnis
der Stadt zum König besonders gut gezeigt werden [dazu STEHKÄMPER,
in: 96, Bd. 3, 73–150]. Von W. PETERS liegt ein Beitrag über die con-
iurationes in Mainz, Köln und Lüttich 1105/06 vor [369]. Köln steht
auch im Mittelpunkt des Überblicks über die Entwicklung der Städte,
den aus marxistischer Sicht E. WERNER geliefert hat [110: Zwischen
Canossa und Worms, 39–52 und 163–168].
WERNER betonte die Unterschiede in der Städtepolitik bei Hein-
rich IV. und bei Heinrich V.: Während jener die Versuche der Städter,
ihren bischöflichen Stadtherrn loszuwerden, zumindest geduldet habe,
wurden sie durch diesen bekämpft.
Ostsachsen und Für die Städte in Ostsachsen und Thüringen – eine bislang wenig
Thüringen beachtete Städtelandschaft – hat B. SCHWINEKÖPER [372: Königtum und
Städte] einen Abriss ihrer Entstehung und Entwicklung gegeben; seine
Hauptfrage war jedoch die nach ihrem Verhältnis zu den salischen
Herrschern. Dabei zeigte es sich, dass hier – anders als im Rheinland –
die Salier keineswegs ihre sichersten Verbündeten besaßen. Auch kann
man überhaupt nicht generell sagen, dass sich Heinrich IV. und Hein-
rich V. gegen die Fürsten auf die Städte gestützt hätten.
Oberitalien Anders als in Deutschland kann die „Entstehung der Stadtkom-
munen“ in Italien recht genau beobachtet werden [vgl. 365: DILCHER,
und 367: KELLER, Entstehung]. Für Mailand stellte KELLER [367: 201]
resümierend fest, dass die Pataria und die Kommunebewegung von An-
gehörigen aller Schichten getragen wurden und nicht als Anliegen einer
bestimmten sozialen Gruppe bezeichnet werden können. Er sieht in der
Idee christlicher Brüderlichkeit und in der Idee der christlichen Liebes-
und Friedensgemeinschaft den Antrieb sowohl für die Gottesfriedens-
als auch für die Kommunebewegung. Die Idee der Kommune gehöre in
den Zusammenhang der religiösen Bewegung des 11. Jahrhunderts
[ebd. 205]. Die neue Arbeit von O. ZUMHAGEN [373] konzentriert sich
„auf das patarenische Wirken in der Lombardei“ und vor allem in Mai-
land selbst. Auch die Aktionen der Mönche von Vallombrosa werden
behandelt [ebd. 178–201]. Jedenfalls wird deutlich, dass auch in ande-
ren lombardischen Städten (in Brescia, Cremona und Piacenza) Patare-
ner wirkten, auch wenn die Quellenlage hier äußerst dürftig ist.
Äußerliches Bild Über das äußere Aussehen der Stadt in der Salierzeit haben R. EN-
der Städte GELS über Speyer [in: 363, Bd. 2, 153–176] und eine Autorengruppe an-
hand von Basel [in: ebd. 177–194] die Ergebnisse der neueren archäo-
logischen Forschung augenfällig gemacht. Dabei zeigte es sich, dass
die Stadt des ausgehenden 11. Jahrhunderts noch stark von Holzbauten
4. Strukturen im Wandel 113
bestimmt war und dass die neuartigen Steinbauten entweder noch iso-
liert oder in kleinere Gruppen aneinandergereiht zwischen Holzbauten
standen.
Mit der Bautätigkeit an den Bischofssitzen in der Zeit um 1100 Bautätigkeit
hat sich vor kurzem F. G. HIRSCHMANN beschäftigt [in: 89: 427–452]
und dabei festgestellt, dass im Vergleich zum ersten Viertel des
11. Jahrhunderts in den Jahren um 1100 „extrem wenig“ gebaut wurde.
Keine einzige Domkirche wurde damals völlig neu errichtet (gegen 15
Neubauten von Kathedralen am Anfang des 11. Jahrhunderts) und auch
die Bautätigkeit an Stiften und Klöstern in den Bischofsstädten war da-
mals nicht sehr rege (ebd. 451).
rin Agnes das Reich dem Einfluss des burgundischen (Cluny) und des
oberitalienischen (Fruttuaria) Reformmönchtums geöffnet worden sei
[385: bes. 43 ff.].
Abtserhebungen In seinem Buch über Abtserhebungen hat H. SEIBERT [381] nicht
nur die Normen der Abtsnachfolge in Urkunden und im Kirchenrecht
untersucht, sondern ist auch der Praxis nachgegangen, wobei er eine
wachsende Kenntnis des Rechts konstatieren konnte, die zu dem auch
sonst im kirchlichen Bereich feststellbaren Prozess der Verrechtlichung
passt.
Adel und Ein wichtiger Aspekt, der seit über 30 Jahren die Forschung über
Klosterreform die Klosterreform mitbestimmt, ist die Bedeutung einer ganzen Reihe
von adeligen Familien oder einzelnen Adeligen, die die Reform aktiv
gefördert haben durch Klostergründungen, Stiftungen und auch durch
ihre persönliche Konversion. Dies ist vor allem in den älteren Arbeiten
von K. SCHMID [380], H. J. WOLLASCH [383] und H. JAKOBS [377] betont
worden und die neuere Forschung hat damit immer wieder argumen-
tiert. Mit Recht hat kürzlich jedoch T. ZOTZ davor gewarnt, sämtliche
Gegner Heinrichs IV. im Adel als reformtreu zu bezeichnen und zu be-
werten und die adeligen Anhänger des Königs unbesehen als Reform-
gegner einzuordnen [89: 349 f.].
Auch die regionalen Unterschiede bei der aktiven Beförderung
und der passiven Aufnahme der Klosterreform sind in neueren Arbeiten
beachtet worden: Die Ausbreitung der durch Anno von Köln angesto-
ßenen Klosterreform von Siegburg hat J. SEMMLER beschrieben [382:
Siegburg Siegburg]. Siegburg erlebte den Höhepunkt seiner Bedeutung unter
dem aus Regensburg stammenden Abt Cuno I. (1105–1126). Zwischen
1110 und 1126 wurden sechs Propsteien gegründet und dem Mutter-
kloster unterstellt. Aber auch ein weiter ausgreifender Einfluss des Re-
formordo ist schon bald nach der Gründung 1070/71 festzustellen; er
erfasste zuerst Westfalen, Thüringen und das Rheinland, nach 1126
dehnte er sich auch nach Bayern aus. Wichtig ist auch, dass die Sieg-
burger Mönche in seelsorgerliche und missionarische Aufgaben einbe-
zogen wurden. Im Gegensatz dazu können die sächsischen Klöster
nicht als Träger einer mönchischen Reformbewegung erwiesen werden
[374: C. BORGOLTE]. Die Bischöfe, die in dieser Landschaft vor allem
die Klosterreform vorantrieben, kamen meist aus dem Südwesten des
Reiches.
Bayern, das schon seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert ein Zen-
trum der Klosterreform im Reich gewesen war, soll nach 1050 nicht
St. Emmeram sonderlich als Reformlandschaft hervorgetreten sein [vgl. PRINZ in: 78].
Doch besaß St. Emmeram in Regensburg in den Zeiten der Päpste
4. Strukturen im Wandel 115
Leo IX. und Viktor II. enge Beziehungen zum Reformpapsttum, wie
die Aufenthalte dieser Päpste und des Kardinalbischofs Humbert von
Silva Candida in diesem Kloster belegen, von denen Otloh von St. Em-
meram spricht [vgl. 57: Otloh, Liber visionum, 86 ff.]. Von den schwä-
bischen Reformzentren Hirsau, St. Blasien und St. Georgen ausgehend
gelangte dann am Beginn des 12. Jahrhunderts ein neuer Anlauf der
Klosterreform in den bayerischen Südosten [vgl. 72: DOPSCH, Ge-
schichte Salzburgs 1032 ff.].
Die Anfänge der reformierten Kanonikerbewegung gehen zwar
nicht auf eine Initiative des Papsttums zurück [vgl. 392: SCHMIDT, Ka-
nonikerreform], aber ihre Förderung durch Gregor VII. und vor allem
Urban II. hat zu ihrer Ausbreitung wesentlich beigetragen.
Über den Gang der Kanonikerreform und die Wertschätzung der
Kanoniker durch die Päpste von Urban II. bis Calixt II. informiert der
Beitrag von J. LAUDAGE [390]. Schon früher hatte K. BOSL versucht die Gründe für die
rasche Ausbreitung der Regularkanoniker, die ihren Höhepunkt aller- Ausbreitung der
Regularkanoniker
dings erst nach 1120 erreichte, mit den vielfältigen gesellschaftlichen
Wandlungen des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts in
Zusammenhang zu bringen [388]. Er sah die Notwendigkeit, für ge-
wandelte Menschen und neuartige Menschengruppen eine veränderte
Seelsorge anzubieten. S. WEINFURTER stellte dagegen in seiner Kritik an
BOSL [388: Rez.] heraus, dass eine veränderte Auffassung von der
Selbstheiligung und ein neues Priesterverständnis am Anfang der Be-
wegung stand. Darin, dass die cura animarum die Triebkraft der Re-
formbewegung war, stimmen beide Forscher überein. Am Beispiel von Rottenbuch
Rottenbuch, das Herzog Welf IV. von Bayern 1073 zusammen mit Bi-
schof Altmann von Passau gründete [dazu jetzt: F. FUCHS, in: 83:
Welf IV., 261–279], kann die Bedeutung der Chorherrenstifte für die
Reform in den turbulenten Jahren des Investiturstreits abgelesen wer-
den [391: MOIS, Stift Rottenbuch, 5 ff.]. Rottenbuch war am Ende des
11. Jahrhunderts zweifellos das angesehenste Augustinerchorherren-
stift im Süden des Reiches. Auf dem Höhepunkt des Investiturstreits
bot es für eine ganze Reihe von wichtigen Exponenten der gregoriani-
schen Partei einen Zufluchtsort: Erzbischof Gebhard von Salzburg, Bi-
schof Altmann von Passau und Manegold von Lautenbach hielten sich
zeitweilig dort auf [391: ebd., und 389: FUHRMANN, Selbstheiligung,
162]. Das Privileg Urbans II. für Rottenbuch wurde erstmals durch
LAUDAGE nach dem Original gedruckt [390: 71–73].
Die Kanonikerkonvente waren allerdings durch die Anziehungs-
kraft der Benediktinerregel gefährdet [389: FUHRMANN, Selbstheili-
gung, 168 f.]. So wurden eine ganze Reihe von Kanonikerstifte am Be-
116 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
dem für kurz bevorstehend angesehenen Weltende sollten die Juden be-
kehrt werden. Ähnlich argumentierte auch L. DASBERG [395], die aber
sicher zu weit geht, wenn sie den Investiturstreit als Kampf gegen den
deutschen König als Schutzherr der Juden verstehen will. Nach DAS-
BERG soll die Schwächung der königlichen Gewalt im Gefolge der Kir-
chenreform zur „Entwertung des Judenstatus“ geführt haben.
Neben dieser geistesgeschichtlichen Erklärung weist L. DASBERG
aber auch auf Veränderungen in der Struktur der Wirtschaft hin [395:
DASBERG 16 ff. und 91 ff.]: Im Gegensatz zu den früheren Jahrhunderten
seien seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts die Christen selbst dazu
übergegangen, sich als Fernhändler zu betätigen und die jüdischen
Händler seien ihnen als lästige Konkurrenten erschienen, die sie hätten
beseitigen wollen.
B. STEMBERGER wertete auch die hebräischen Berichte über die Po-
grome von 1096 aus und sieht als Motive der Kreuzfahrer bei ihrem
Vorgehen gegen die Juden „eine Mischung aus religiösem Fanatismus
und Beutegier“ [400: Judenverfolgungen, 64]. D. MERTENS [397: Chris-
ten und Juden, 51 ff.] nannte als entscheidendes Movens für die Po-
grome die eschatologisch aufgeheizte Stimmung im Volk, wie sie sich
im Schisma zwischen Urban II. und Clemens III., im Bann des Kaisers
und in den innerkirchlichen Spannungen an vielen Orten geäußert habe.
Außerdem habe sich aber auch die rechtliche Situation der Juden seit
der Karolingerzeit allmählich verändert und die Privilegien Hein-
richs IV. für die Juden hätten gegen ein verändertes kirchliches Ver-
ständnis vom Judenstatus durchgesetzt werden müssen.
Die Auswirkung der Massaker von 1096 auf das jüdische Leben Auswirkung der
in Deutschland werden vor allem bei R. CHAZAN eingehend diskutiert Massaker von 1096
Streitschriften:
Der Begriff „Streitschriftenliteratur“ oder „Publizistik“ des Investitur- Begriff „Publizistik“
streits ist zweifellos problematisch, weil er suggeriert, es habe eine
„öffentliche“ Debatte über die Streitfragen des ausgehenden 11. und
beginnenden 12. Jahrhunderts gegeben [vgl. 416: MIRBT, Publizistik,
4 f. und 62: FUHRMANN, Deutsche Geschichte, 83–87]. Hinweise auf die
Verbreitung dieser Texte finden sich in einem Aufsatz von H. FUHR-
MANN [408: Briefform 346 ff., 351 f. mit Anm. 1].
Wichtige Anstöße bei der Erforschung der Publizistik des Investi-
turstreits verdankt die Forschung I. S. ROBINSON, dem es vor allem um
die literargeschichtliche Abhängigkeit und die überlieferungsgeschicht-
lichen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Gruppen von Schriften
ging [420: Authority, und 421: Arbeitsweise] und der zeigen konnte,
dass eine ganze Reihe von Autoren die Stilmittel der Schulrhetorik vor-
züglich beherrschten, was ihren Werken auch noch eine gewisse Auf-
merksamkeit sicherte, nachdem die Streitfragen im 12. Jahrhundert bei-
gelegt worden waren [vgl. 422: ROBINSON, Colores rhetorici].
Genauer untersucht wurden die Schriften Manegolds von Lauten- Manegold von
bach [407: FUHRMANN, Volkssouveränität, und 413: HARTMANN, Mane- Lautenbach
„Zitatenkampf“ Dass die Kämpfe nicht nur am Schreibtisch, sondern auch in der
Öffentlichkeit vor größeren Versammlungen ausgefochten wurden,
zeigt der „Zitatenkampf“ von Gerstungen des Jahres 1085, als es auf
einer Zusammenkunft von Anhängern und Gegnern Heinrichs IV. zum
Austausch von Argumenten und Zitaten kam [vgl. 409: FUHRMANN,
Zitatenkampf]. Daher ist es sicher richtig (wenn auch nicht neu), wenn
M. SUCHAN [322, 202 ff.] darauf hinweist, dass die Streitschriften vor
allem zur Sicherung der Position der eigenen Partei beitragen sollten.
Nicht um „Propaganda“ und um die Beeinflussung der Gegner sei es
gegangen, sondern darum, die eigenen Anhänger in ihren Auffassun-
gen zu bestärken.
Die Zusammenhänge zwischen den Kämpfen des Investiturstreits
und der Herausbildung der Frühscholastik können schwer im Einzelnen
belegt werden. Zu Recht hat schon vor vielen Jahren M. GRABMANN
Bernold von [412: Geschichte, Bd. 1, 234 ff.] auf die Bedeutung Bernolds von Kon-
Konstanz und die stanz für die Entwicklung der scholastischen Methode hingewiesen. W.
Frühscholastik
HARTMANN konnte herausarbeiten, dass es Beziehungen zwischen Ma-
negold von Lautenbach und den französischen Schulen des beginnen-
den 12. Jahrhunderts gegeben haben muss [413: HARTMANN, Manegold,
140 ff.]. M. SUCHAN hat allerdings behauptet, dass der neuartige Um-
gang mit Texten in den Streitschriften die Entwicklungen der folgenden
Jahrzehnte nur wenig beeinflusst habe [322: 238 und 303]; dieser An-
sicht muss nachdrücklich widersprochen werden.
Kanonistik:
Neue Tendenzen im Für das Kirchenrecht hat schon vor längerer Zeit P. FOURNIER die Zeit
Kirchenrecht um 1100 als „Wendezeit“ bezeichnet. MORDEK [417: Kanonistik und
Gregorianische Reform, 74 f.] hat diese Ansicht zwar abgeschwächt,
indem er darauf verwies, dass gerade auch die älteren Sammlungen
sich in der Zeit der gregorianischen Reform großer Beliebtheit erfreu-
ten, aber es konnte auch gezeigt werden [HARTMANN, in: 96, Bd. 3, 425–
446], dass die Frage nach den Autoritäten in jener Zeit neu gesehen
wurde und dass zum ersten Mal der Anspruch der Kanonisten auftrat,
selbst als Autorität zu wirken. Zwar wurden auch in der Reformzeit
noch die älteren Rechtssammlungen weiter abgeschrieben, aber diese
Achtung des älteren Kirchenrechts steht selbst in engem Zusammen-
hang mit den Zielen der Reform, die sich als Rückkehr zu den Verhält-
nissen der primitiva ecclesia verstand und daher auch die in den pseu-
doisidorischen Dekretalen gesammelten Briefe der ältesten Päpste be-
sonders hoch schätzte [ebd. 435, Anm. 53].
Alger von Lüttich R. KRETZSCHMAR konnte die Abfassungszeit des einzigen bedeu-
4. Strukturen im Wandel 121
Weltliches Recht:
Während die Forschung bisher allgemein angenommen hatte, dass die Anfänge der
wissenschaftliche Beschäftigung mit dem (römischen) Recht am Be- Wissenschaft vom
römischen Recht
ginn des 12. Jahrhunderts im Kreise des Irnerius von Bologna einsetzte,
versuchte 1988 C. M. RADDING [418] nachzuweisen, dass die entschei-
denden Schritte zu einer neuen Jurisprudenz bereits in der Mitte des
11. Jahrhunderts in Pavia, der alten Hauptstadt des Königreichs Italien,
gemacht worden seien. Die Rezensenten seines Buches [418: FRIED,
CHODOROW] wiesen dies jedoch zurück, weil RADDING in der Datierung
entscheidender (anonymer) Werke methodisch nicht abgesicherten Hy-
pothesen folge.
In die dunkle Frühgeschichte der Rechtsschule von Bologna ha- Rechtsschule von
ben einige Quellenfunde neues Licht gebracht: L. SCHMUGGE konnte Bologna
zeigen, dass der Jurist Pepo von Bologna wahrscheinlich schon nach
1090 am Hof Heinrichs IV. in eine Gerichtsverhandlung eingriff und
dort Argumente des römischen Rechts vorbrachte [423: SCHMUGGE,
Pepo von Bologna]. Und C. DOLCINI hat inzwischen geäußerte Zweifel
[425: WALTHER 133–144], dass dieser Pepo tatsächlich etwas mit der
Rechtsschule von Bologna zu tun gehabt habe, durch eine neue Quelle
ausräumen können [405: DOLCINI, Pepo]. Demnach spricht doch man-
ches für die ältere Ansicht, dass die Wissenschaft vom römischen Recht
in einer Zeit entstanden ist, in der die königliche Partei ein schlagkräf-
tiges Instrument gegen die hierokratischen Positionen suchte.
122 II. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
Sammelbände über Über das 11. Jahrhundert als Wendezeit kann man sich gut in dem von
die Wendezeit J. FRIED und C. VIOLANTE herausgegebenen Sammelband [95] informie-
ren, für den C. VIOLANTE selbst einen gedankenreichen Einleitungsarti-
kel verfasst hat (ebd. 7–40). T. STRUVE hat 1992 einen Aufsatz zu die-
sem Thema geschrieben [432] und kürzlich seine Aufsätze zur Salier-
zeit unter dem Titel „Salierzeit im Wandel“ neu zum Druck gebracht
[94]. Herzog Welf IV. von Bayern wurde in einem auf seine Person
konzentrierten Sammelband [83] als „Schlüsselfigur einer Wendezeit“
bezeichnet und J. JARNUT und WEMHOFF haben 2006 die Ergebnisse
einer Tagung als Sammlung von Aufsätzen unter dem Titel „Vom Um-
bruch zur Erneuerung?“ publiziert [89]. Eine nähere Begründung die-
ses Titels oder ein die zum Teil recht speziellen Beiträge zusammenfas-
sende Einleitung fehlt in diesem umfangreichen Band allerdings. Bes-
ser gelungen ist unter diesem Aspekt der von K. HERBERS herausgege-
bene Sammelband [90: Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhun-
dert], in dem zwar das Thema der „Wende“ nur als Wende des Jahrhun-
derts angedeutet wird, aber der Herausgeber hat dennoch einleitend ei-
nige Besonderheiten der Zeit um 1100 zusammengetragen, die in den
einzelnen Beiträgen näher ausgeführt werden.
„Entzauberung der Einen radikalen Wandel möchte wohl S. WEINFURTER andeuten,
Welt“? wenn er sein neues Buch mit dem Untertitel „Entzauberung der Welt“
versieht [108: Canossa]. WEINFURTER greift dabei ein Wort von MAX
WEBER auf, das dieser jedoch so verstanden wissen wollte, dass „der In-
tellektualismus den Glauben an die Magie zurück(drängt)“ [M. WEBER,
Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 1, Köln/Berlin 1964, 396], während
nach WEINFURTER bei WEBER der Prozess der „Rationalisierung“ ge-
meint sein soll, „bei dem die Einheit von staatlicher und religiöser Ord-
nung sich auflöst“ [108: 207]. Man wird aber überhaupt bezweifeln
dürfen, ob mit Canossa eine „Entzauberung der Welt“ begonnen hat
und WEINFURTER selbst gibt durchaus zu, dass die Kirche sich nach 1077
gerade nicht aus der Welt zurückgezogen hat; vielmehr seien kirchliche
und weltliche Interessen auch noch im 12. Jahrhundert und später wei-
terhin ineinander verflochten gewesen [ebd. 208].
Papstrevolution? Dass die gregorianische Kirchenreform eine „Revolution“ gewe-
sen sei, die mit den großen revolutionären Ereignissen der Neuzeit ver-
gleichbar ist, hat zuerst E. ROSENSTOCK(-HUESSY) im Jahre 1931 behaup-
tet [430]. Das 1983 in den Vereinigten Staaten erschienene Werk des
5. Das 11. Jahrhundert als Zeit der Wende oder gar der Revolution 123
A. Quellen
1. Erzählende Quellen
11. Frutolf von Michelsberg und Ekkehard von Aura, Chronik, hrsg.
von G. WAITZ, in: Scriptores, Bd. 6. Hannover 1844, 1–267.
12. Hermann von Reichenau, Chronik, hrsg. von G. H. PERTZ, in:
Scriptores, Bd. 5. Hannover 1844, 67–133.
13. Hugo von Flavigny, Chronik, hrsg. von G. H. PERTZ, in: Scripto-
res, Bd. 8. Hannover 1848, 288–502.
14. Lampert von Hersfeld, Annalen, hrsg. von O. HOLDER-EGGER.
Hannover/Leipzig 1894.
15. Sigebert von Gembloux, Chronik, hrsg. von L. C. BETHMANN, in:
Scriptores, Bd. 6. Hannover 1844, 268–474.
16. Vita Heinrici IV. Imperatoris, hrsg. von W. EBERHARD. Hannover
1899.
17. Hebräische Berichte über die Judenverfolgungen während des
ersten Kreuzzugs, hrsg. von E. HAVERKAMP. Hannover 2005.
1.4 Quellenkunde
25. W. BERSCHIN, Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittel-
alter, Bd. 4,2, 421–538 (Biographie im Sacrum Imperium, 1070–
1220).
26. H. BEUMANN, Zur Verfasserfrage der Vita Heinrici IV., in: Institu-
tionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift f. J. Fle-
ckenstein, hrsg. von L. FENSKE. Sigmaringen 1984, 305–319.
27. F. LOTTER, Zur literarischen Form und Intention der Vita Hein-
rici IV., in: Festschrift für H. Beumann. Sigmaringen 1977, 288–
329.
28. R. POKORNY, Das Chronicon Wirziburgense, seine neuaufgefun-
dene Vorlage und die Textstufen der Reichenauer Chronistik des
11. Jahrhunderts, in: DA 57 (2001) 63–93 und 451–499.
29. M. SCHLUCK, Die Vita Heinrici IV. Imperatoris. Ihre zeitgenössi-
schen Quellen und ihr besonderes Verhältnis zum Carmen de
bello Saxonico. Sigmaringen 1979.
30. B. VOGEL, Zum Quellenwert des Carmen de bello Saxonico, in:
DA 52 (1996) 85–133.
31. W. WATTENBACH/R. HOLTZMANN/F.-J. SCHMALE, Deutschlands Ge-
schichtsquellen im Mittelalter. Die Zeit der Sachsen und Salier,
3 Bde. Darmstadt 1967–1971.
32. Die Urkunden Heinrichs IV., hrsg. von D. v. GLADISS und A. GAW-
LIK. MGH Diplomata 6,1–3. Berlin/Weimar/Hannover 1941–
1978.
33. Die Urkunden und Briefe der Markgräfin Mathilde von Tuszien,
hrsg. von E. GOEZ und W. GOEZ. MGH Laienfürsten- und Dynas-
tenurkunden 2. Hannover 1998.
34. J. F. BÖHMER, Regesta Imperii 3,2: Die Regesten des Kaiserreiches
unter Heinrich IV., bearb. von T. STRUVE, 1. Lieferung 1056
(1050)–1065. Köln/Wien 1984.
35. C. MÄRTL, Die falschen Investiturprivilegien. MGH Fontes iuris
Germanici antiqui 13. Hannover 1986.
128 III. Quellen und Literatur
3. Briefe
36. Die Briefe Heinrichs IV., hrsg. von C. ERDMANN. MGH Deutsches
Mittelalter 1, Leipzig 1937.
37. Briefsammlungen der Zeit Heinrichs IV., hrsg. von C. ERDMANN
und N. FICKERMANN. MGH Briefe der dt. Kaiserzeit 5. Weimar
1950.
38. Das Register Gregors VII., hrsg. von E. CASPAR. MGH Epp. sel. 2,
1–2. Berlin 1920–1923.
39. H. E. J. COWDREY (Hrsg.), The Epistolae Vagantes of Pope Gre-
gory VII. Oxford 1972. (Wichtige Korrekturen von H. HOFFMANN,
in: Nr. 171: 126 ff.).
40. Die Briefe des Petrus Damiani, hrsg. von K. REINDEL. MGH
Briefe der dt. Kaiserzeit 4, 1–4. München 1983–1993.
41. B. SCHÜTTE, Die Briefe des Abtes Walo von St. Arnulf vor Metz.
MGH Studien und Texte 10. Hannover 1995.
4. Streitschriften
42. MGH Libelli de lite Bd. 1 und 2, hrsg. von E. DÜMMLER u. a. Han-
nover 1891–1892.
43. H. H. ANTON, Der sogenannte Traktat „De ordinando pontifice“.
Bonn 1982 (vgl. die Rezension von W. HARTMANN, in: HJb 105
(1985) 239 f.).
44. E. FRAUENKNECHT, Der Traktat De ordinando pontifice. MGH Stu-
dien und Texte 5. Hannover 1992.
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formzeit. MGH Studien und Texte 16. Hannover 1997.
46. J. GILCHRIST, Die Epistola Widonis oder Pseudo-Paschalis. Der er-
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47. Manegold von Lautenbach, Liber contra Wolfelmum, hrsg. von
W. HARTMANN. Weimar 1972.
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liatione lapsorum et de fontibus iuris ecclesiastici (Libellus X),
hrsg. von D. STÖCKLY und D. JASPER. MGH Fontes iuris Germanici
antiqui 15. Hannover 2000.
49. R. KRETZSCHMAR, Alger von Lüttichs Traktat „De misericordia et
iustitia“. Sigmaringen 1985.
A. Quellen 129
5. Literarische Texte
6. Necrologien
B. Literatur
1.1 Allgemeines
60. E. BOSHOF, Die Salier. 4. Aufl. Stuttgart 2000.
61. P. DINZELBACHER, Europa im Hochmittelalter 1050–1250. Eine
Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 2003.
62. H. FUHRMANN, Deutsche Geschichte im hohen Mittelalter. 2. Aufl.
Göttingen 1983.
63. A. HAVERKAMP, Aufbruch und Gestaltung. Deutschland 1056–
1273. München 1984.
64. H. JAKOBS, Kirchenreform und Hochmittelalter 1045–1215.
4. Aufl. München 1999.
65. H. KELLER, Zwischen regionaler Begrenzung und universalem
Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024
bis 1250. Berlin 1986.
66. L. KÖRNTGEN, Ottonen und Salier. Darmstadt 2002.
67. S. WEINFURTER, Das Jahrhundert der Salier (1024–1125). Ostfil-
dern 2004.
1.3 Regionalgeschichte
72. H. DOPSCH (Hrsg.), Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Bd. 1.
Salzburg 1981–84.
73. G. DROEGE/F. PETRI (Hrsg.), Rheinische Geschichte, Bd. 1. Düs-
seldorf 1983.
74. W. LAMMERS (Hrsg.), Geschichte Schleswig–Holsteins, Bd. 4,1.
Neumünster 1981.
75. S. LORENZ/B. SCHOLKMANN (Hrsg.), Schwaben vor tausend Jahren.
Filderstadt 2002.
76. H. PATZE (Hrsg.), Geschichte Niedersachsens, Bd. 2,1: Politik,
Verfassung, Wirtschaft vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhun-
dert. Hannover 1997.
77. H. SCHWARZMEIER (Hrsg.), Handbuch der baden-württembergi-
schen Geschichte, Bd. 1,1. Stuttgart 2001.
78. M SPINDLER (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Geschichte,
Bd. 1. 2. Aufl. München 1981.
1.5 Sammelwerke
83. D. R. BAUER/M. BECHER (Hrsg.), Welf IV. – Schlüsselfigur einer
Wendezeit. Regionale und europäische Perspektiven. München
2004.
84. H. BEUMANN (Hrsg.), Kaisergestalten des Mittelalters. München
1984.
85. E. ENGEL/E. HOLTZ (Hrsg.), Deutsche Kaiser und Könige des Mit-
telalters. Köln/Wien 1989.
132 III. Quellen und Literatur
1.7 Ausstellungskataloge
111. Speyer 1992: Das Reich der Salier 1024–1125. Katalog zur Aus-
stellung des Landes Rheinland-Pfalz. Sigmaringen 1992.
112. Speyer 2006: Heinrich IV. – Kaiser, Kämpfer, Gebannter. Herr-
schergestalt zwischen Kaiserkrone und Büßergewand. Speyer
2006.
113. Paderborn 2006: C. STIEGEMANN/M. WEMHOFF (Hrsg.), Canossa
1077. Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am
Aufgang der Romanik. Bd. 1: Essays, Bd. 2: Katalog. München
2006.
114. Magdeburg 2006: M. PUHLE/C.-P. HASSE (Hrsg.), Heiliges Römi-
sches Reich Deutscher Nation 962–1806. Von Otto dem Großen
bis zum Ausgang des Mittelalters. Bd. 1: Katalog, Bd. 2: Essays.
Dresden 2006.
134 III. Quellen und Literatur
2. Einzelfragen
2.1 Personen
a. Heinrich III.
115. E. BOSHOF, Das Reich in der Krise. Überlegungen zum Regie-
rungsausgang Heinrich III., in: HZ 228 (1979) 265–287.
116. P. F. KEHR, Vier Kapitel aus der Geschichte Kaiser Heinrichs III.
Berlin 1931.
117. J. LAUDAGE, Heinrich III. (1017–1056). Ein Lebensbild, in: Das
salische Kaiser-Evangeliar. Der Kommentar, Bd. 1, hrsg. von J.
RATHOFER. Madrid 1999, 87–195.
118. F. PRINZ, Kaiser Heinrich III. Seine widersprüchliche Beurteilung
und deren Gründe, in: HZ 246 (1988) 529–548.
119. TH. SCHIEFFER, Kaiser Heinrich III. 1017–1056, in: Die großen
Deutschen, hrsg. von H. HEIMPEL/TH. HEUSS/B. REIFENBERG. Bd. 1.
Berlin 1956, 52–69.
120. P. G. SCHMIDT, Heinrich III. – Das Bild des Herrschers in der Lite-
ratur seiner Zeit, in: DA 39 (1983) 582–590.
121. K. SCHNITH, Recht und Friede. Zum Königsgedanken im Umkreis
Heinrichs III., in: HJb 81 (1961) 22–57.
122. E. STEINDORFF, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Hein-
rich III., 2 Bde. Leipzig 1874–1881.
123. H. VOLLRATH, Kaisertum und Patriziat in den Anfängen des Inves-
titurstreits, in: ZKiG 85 (1974) 11–44 (vgl. H. FUHRMANN, in: DA
31 (1975) 284 f.).
124. S. WEINFURTER, Ordnungskonfigurationen im Konflikt. Das Bei-
spiel Kaiser Heinrichs III., in: Mediaevalia Augiensia, hrsg. von
J. PETERSOHN, Stuttgart 2001, 79–100.
b. Kaiserin Agnes
125. M. BLACK-VELDTRUP, Kaiserin Agnes (1043–1077). Quellenkriti-
sche Studien. Köln/Weimar/Wien 1995.
126. M. L. BULST-THIELE, Kaiserin Agnes. Leipzig/Berlin 1933.
127. T. STRUVE, Die Romreise der Kaiserin Agnes, in: HJb 105 (1985)
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c. Heinrich IV.
128. G. ALTHOFF, Heinrich IV. Darmstadt 2006.
129. E. BOSHOF, Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitenwende. 2. Aufl.
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B. Literatur 135
d. Heinrich V.
145. R. GAETTENS, Das Geburtsjahr Heinrichs V. 1081 oder 1086?, in:
ZRG GA 79 (1962) 52–71.
146. E. HLAWITSCHKA, Zum Geburtsdatum Kaiser Heinrichs V., in: HJb
110 (1990) 471–475.
147. T. MEIER, Die Rebellion Heinrichs V. (1104/06) im Diskurs über
Religion und Lüge, in: Lügen und Betrügen. Das Falsche in der
Geschichte von der Antike bis zur Moderne, hrsg. von O. HOCH-
ADEL und U. KOCHER. Köln u. a. 2000, 33–50.
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Heinrich IV. und Heinrich V., Bde. 6 u. 7. Leipzig 1907–1909.
149. P. NEUMEISTER, Daten und Deutungen. Wann wurde Heinrich V.
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152. G. TELLENBACH, Die Frage nach dem Charakter Heinrichs V. Eine
personengeschichtliche Studie, in: DERS., Ausgewählte Abhand-
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153. A. WAAS, Heinrich V. Gestalt und Verhängnis des letzten sali-
schen Kaisers. München 1967.
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158. TH. GROSS, Lothar der Dritte und die Mathildischen Güter. Frank-
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colloque international organisé par l’Institut d’Histoire Médiévale
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Law (1073–1141), in: ZRG KA 59 (1973) 35–82 und 66 (1980)
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138 III. Quellen und Literatur
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Eleventh-Century Debates. New York/Toronto 1982.
212. G. FORNASARI, Celibato sacerdotale e „autocoscienza“ ecclesiale.
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Personenregister
BOSHOF, E. 8, 68 f., 71, 75, 87, 90, 92, DOLLINGER, PH. 111
100 DOPSCH, H. 75, 77, 115 f.
BOSL, K. 2, 101, 105, 110, 115 DUBY, G. 110
BRACHMANN, H. 105
BRÜSCH, T. 77 EICKERMANN, N. 65, s. a. FICKERMANN
Bruno, Erzbischof von Trier 36 Ekbert, Markgraf von Meißen 29 f.
Bruno, Bischof von Segni 37 Ekkehard von Aura 57, 63
Bruno, Bischof von Toul 10 ELZE, R. 97
Bruno, Historiograph 19 Emicho, Graf von Flonheim 57
Brunonen 77 ENGEL, E. 67
BÜTTNER, H. 76 ENGELBERT, P. 84
BULST-THIELE, M. L. 71 ENGELS, O. 99, 106 f., 109, 112
BUMKE, J. 111 ENGLBERGER, J. 81
Burchard von Worms 60, 78 ENNEN, E. 111
Burchard II., Bischof von Halberstadt Eppensteiner 26, 77
20, 25, 29 f., 32, 76 ERDMANN, C. 64
Burdinus 40 ERKENS, F.-R. 80, 90, 100, 103, 118
Burkhard, Bischof von Basel 76 Erlembald, Patarener 19
BUSCH, J. W. 121 Erlung, Bischof von Würzburg 66
Ezzonen 77
Cadalus, Bischof von Parma 15, 18
Calixt II., Papst 40 f., 75, 82, 98, FENSKE, L. 77
115 FICHTENAU, H. 72
CASPAR, E. 64, 88 FICKERMANN, N. 64, s. a. EICKERMANN
CHAZAN, R. 117 FLECKENSTEIN, J. 98, 111
CHODOROW, S. 121 FORNACIARI, G. 73
Christen 31, 56 f., 117 FORNASARI, G. 83
CLASSEN, P. 94 FOURNIER, P. 120
Clemens II., Papst 10, 85 FOWLER-MAGERL, L. 60
Clemens III., Gegenpapst 28, 31, 33, Franken (Volk) 6, 26, 29
58, 74 f., 117, s. a. Wibert-Cle- FRAUENKNECHT, E. 64 f., 83
mens III. FREED, J. B. 110
CONGAR, Y. M. J. 96 f. FREISE, E. 66, 70
COWDREY, H. E. J. 64, 68, 73 FRIED, J. 81, 121 f.
Cuno, Abt von Siegburg 114 Friedrich I., Kaiser 49, 100, 111
Friedrich von Büren, Herzog von
DAHLHAUS, J. 74, 104 Schwaben 26
Damasus II., Papst 10 Friedrich II., Herzog von Schwaben
DASBERG, L. 117 40, 42
DENDORFER, J. 70 Friedrich von Lothringen 11–13, 16,
Desiderius, Abt von Montecassino 18, 53, s. a. Stephan IX.
30, 83 f., s. a. Viktor III. Frutolf von Michelsberg 63
Deusdedit, Kardinal 60 FUCHS, F. 115
Deutsche 6, 9, 11, 15, 17–19, 22–24, FUHRMANN, H. 30, 68, 72 f., 78, 88, 92,
27, 32, 35, 47, 49, 57, 59, 61, 74 f., 96, 115, 119 f.
78, 80 f., 83–87, 89–91, 99, 101 f., FUMAGALLI, V. 72
104, 109, 117
DHONDT, J. 107 GÄBE, S. 66
DIESTELKAMP, B. 111 GAETTENS, R. 70
Dietrich, Bischof von Verdun 59 GAUSS, J. 88
DILCHER, G. 112 Gebhard, Erzbischof von Salzburg 25,
Dionysius, Bischof von Piacenza 76 29, 32, 75, 115
DOLCINI, C. 121 Gebhard, Bischof von Eichstätt 13
Register 157
Gebhard III., Bischof von Konstanz HEIDRICH, I. 74–76, 100, 104, 119
32, 75 HEINE, H.-W. 105
Gebhard III., Bischof von Regensburg HEINEMEYER, K. 76
8 Heinrich II., Kaiser 6, 9, 104
Gelasius II., Papst 40 Heinrich III., Kaiser 1 f., 6–11, 13 f.,
GEORGI, W. 80 16 f., 30, 32, 48, 66, 68 f., 77 f., 83–
Gerhard, Bischof von Florenz 16, 86, 95, 100, 102, 104, 106, 110
s. a. Nikolaus II. Heinrich IV., Kaiser 1f., 8, 13–16, 19–
GERNHUBER, J. 94 f., 106 34, 38, 42, 46–53, 57–59, 61, 64, 66–
GIESE, W. 77 72, 74–77, 79–81, 86, 89–92, 95,
GILCHRIST, J. 65, 88 101–106, 112, 114, 117, 120 f., 123
GLAESKE, G. 100 Heinrich, Sohn Heinrichs IV. 21
GOETZ, H.-W. 66 f., 95 Heinrich V., Kaiser 2, 32–42, 47, 49 f.,
GOEZ, E. 64, 71 61, 64, 69–71, 76, 82, 93, 98, 102–
GOEZ, W. 64, 67 f., 72 f., 75 f., 78, 85, 104, 106–108, 111 f.
91 Heinrich I., König von England 36,
Gottfried der Bärtige, Herzog von 42
Lothringen 7f., 11, 13, 15–19 Heinrich I., König von Frankreich 7
Gottfried von Löwen 35 Heinrich der Schwarze, Herzog von
Gottfried, Graf von Calw 42 Bayern 40
Gottfried, Erzbischof von Mailand 19 Heinrich, Herzog von Niederlothrin-
Gottschalk von Aachen 48 gen 35
GRABMANN, M. 120 Heinrich, Graf von Lützelburg 6
Gratian 61 Heinrich, Bischof von Augsburg 14
Gregor I., Papst 21 HERBERS, K. 122
Gregor VI., Papst 9, 11, 21, 83 f. HERKLOTZ, I. 93
Gregor VII., Papst 1, 4, 11, 13, 21–32, Hermann von Salm, Gegenkönig 29 f.,
40, 44–49, 54–56, 59 f., 64, 68, 72– 92
75, 77, 79, 81, 83, 86–88, 90 f., 97 f., Hermann Billung 20
101, 104, 115 f. Hermann, Pfalzgraf 77
Gregor VIII., Gegenpapst 40 Hermann, Bischof von Bamberg 80
Gregor von S. Crisogono 60 Hermann der Lahme 8, 12, 66
GRESCHAT, M. 67 Hildebrand 11, 13, 16–18, 21, 23, 54,
GRESSER, G. 98 72 f., 86, s. a. Gregor VII.
GROSS, TH. 72 HILDEBRAND, R. 77
GUGUMUS, J. E. 76 HINZ, B. 71
Guido von Vienne 37 f., 40, s. a. Ca- HIRSCHMANN, F. G. 113
lixt II. HLAWITSCHKA, E. 70 f., 90
Guitmund von Aversa 58 HOFFMANN, H. 84, 87, 95, 103, 113
HOFMANN, K. 88
HAARLÄNDER, S. 99 HOFMEISTER, A. 92 f.
HACK, A. T. 91 HOLTZ, E. 67
HÄGERMANN, D. 85 f. HOLTZMANN, R. 63
Halinard, Erzbischof von Lyon 8 Honorius II., Gegenpapst 18
HALLER, J. 84 f., 96, 99 HORN, M. 100
HALLINGER, K. 113 HÜBINGER, P. E. 29, 118
HARTMANN, W. 65, 75, 116, 118–120 Hugo, Herzog von Burgund 116
Hartwig, Erzbischof von Magdeburg Hugo, Abt von Cluny 14, 25, 33, 113,
29 116
HAUCK, A. 68, 73 Hugo Candidus 11, 18, 29
Haupt, Heinrich 101, 110 Hugo von Die 30, 81
HAVERKAMP, E. 64, 117 Humbert von Silva Candida 11–13,
HECHBERGER, W. 76, 109 17, 48, 53, 59–61, 65, 79, 83, 85, 115
158 Register
HUTH, V. 71 LABHART, V. 80
Huzmann, Bischof von Speyer 76 Lambert, Kardinalbischof von Ostia
41, 94
Innocenz III., Papst 98 Lampert von Hersfeld 19, 66
Irnerius von Bologna 39, 61, 121 Lanfrank von Bec 58
Ivo von Chartres 37, 60 f., 121 LANGE, K.-H. 77
LAUDAGE, J. 9, 65, 68, 78 f., 81, 115
JAKOBS, H. 71, 77 f., 92, 111, 113 f. LE GOFF, J. 102
JARNUT, J. 122 Leo I., Papst 10
JASPER, D. 64 f., 72, 86 Leo VIII., Papst 10
JENAL, G. 75 Leo IX., Papst 10–13, 43–45, 56, 64,
JOHANEK, P. 100 74, 78, 97 f., 115
Johannes XIX., Papst 48 LEWALD, U. 77
Johannes, Bischof von Speyer 76 LEYSER, K. 7, 105, 123
Johannes, Bischof von Velletri 16 LIEBESCHÜTZ, H. 116
Johannes Gratianus 9, s. a. Gregor VI. Liemar, Erzbischof von Bremen 23,
Johannes Gualberti 53 76
JOHRENDT, J. 110 LIESSEM, U. 105
JORDAN, K. 97, 102 Liutizen 7
Juden 50, 57 f., 116 f., 123 Liutold, Herzog von Kärnten 26
Judith, Tochter Heinrichs III. 14 Lothar III., Kaiser 94, 100, 102
Lothar von Süpplingenburg, Herzog
Karl der Große, Kaiser 10, 28, 42 von Sachsen 35, 38 f., 77, 107 f.,
KEHR, P. F. 84 s. a. Lothar III.
KELLER, H. 8, 92, 106, 110, 112 Lothringer 11, 57
KEMPF, F. 81, 88 f., 98 LOTTER, F. 66
KÉRY, L. 95 Ludwig VI., König von Frankreich 42
KIRCHNER, G. 110 Ludwig, Landgraf von Thüringen 39
KLAAR, L.-E. 77 LÜCK, D. 75
KLEINEN, M. 76
KOCH, G. 102 MACCARRONE, M. 96 f.
KOEBNER, R. 88 MÄRTL, C. 64 f., 118
KÖRNER, TH. 95 Magnus Billung 105
KOHNLE, A. 113 MALLEGNI, F. 73
Konrad II., Kaiser 6, 8, 48, 100, 102 Manegold von Lautenbach 46, 48,
Konrad III., König 49, 94 59–61, 64, 83, 115, 118–120
Konrad, Sohn Heinrichs III. 8, 21 Maria 34
Konrad, Sohn Heinrichs IV. 21, 31 f., MARTIN, G. 85, 87
71 Mathilde, Gemahlin Heinrichs V. 2,
Konrad, Herzog von Bayern 7 f. 36, 38, 42
Konrad, Erzbischof von Salzburg 55 Mathilde, Tochter Heinrichs III. 14
KOST, O.-H. 77 Mathilde von Tuszien 13, 24, 31, 39,
KOTTJE, R. 104, 118 61, 64, 71 f.
KRAUSE, H. 103 MAURER, H. 100, 107
KRAUSE, H.-G. 72, 85 f. Mauritius, Erzbischof von Braga 40,
KRETZSCHMAR, R. 65, 120 s. a. Gregor VIII.
KREY, H.-J. 76, 101 MAYER-PFANNHOLZ, A. 89
KRIEGER, K.-F. 82 MEIER, T. 70
KRIMM-BEUMANN, J. 65, 119 MEIER-WELCKER, H. 80
KROESCHELL, K. 94 Meinhard von Bamberg 118
Kuno, Freund Heinrichs IV. 15 MERTENS, D. 117
Kuno von Praeneste 38 METTLER, A. 116
KUPPER, J.-L. 100 METZ, W. 109
Register 159
SCHLESINGER, W. 91 f. STÜRNER, W. 86
SCHLICK, J. 106 f. SUCHAN, M. 59, 106 f., 120
SCHLUCK, M. 66 Suger von St-Denis 42
SCHMALE, F.-J. 63 f., 73, 83 f. Suidger, Bischof von Bamberg 9,
SCHMALE-OTT, I. 63, 65, 81, 119 s. a. Clemens II.
SCHMID, K. 67, 77, 84, 108 f., 113 f. SZABÓ-BECHSTEIN, B. 81
SCHMID, P. 80
SCHMIDT, P. G. 66, 68 Tedald, Erzbischof von Mailand 23
SCHMIDT, T. 74, 115 TELLENBACH, G. 17, 67, 69, 71, 78–82,
SCHMIDT, U. 92 84–85, 96, 98, 113, 116
SCHMITT, K. H. 76, 100 f. Theobald, Graf von Blois und
SCHMUGGE, L. 121 Chartres 7
SCHNEIDER, C. 68, 73 TOCK, B.-M. 74
SCHNEIDMÜLLER, B. 49, 67, 77, 106 TÖPFER, B. 102
SCHNITH, K. 67, 95 Tuskulaner 9, 16, 97
SCHRAMM, P. E. 97, 102
SCHUBERT, E. 91, 108 ULLMANN, W. 97, 103, 117
SCHÜTTE, B. 64, 69, 80 Ulrich von Augsburg 83
SCHULZ, K. 111 Ulrich, Abt von St. Gallen 26
SCHULZE, H. K. 102 Ulrich von Zell 64
SCHWINEKÖPER, B. 102, 112 Ulrich von Hutten 60
SCIURIE, H. 71 Ungarn 6–8
SEIBERT, H. 114 Urban II., Papst 5, 30–33, 45, 54–56,
SEMMLER, J. 75, 114 65, 74, 82, 115, 117
SERVATIUS, C. 74
SEYFFERT, H. 64 Viktor II., Papst 13 f., 16, 30, 115
SICKEL, TH. 93 Viktor III., Papst 30
Siegfried, Erzbischof von Mainz 15, VIOLANTE, C. 122
20, 25 VOGEL, J. 68
Sigebert von Gembloux 65, 119 VOGT, H. W. 77, 107 f.
Sigehard, Patriarch von Aquileia 26
Sigehart, Graf von Burghausen 33 WAAS, A. 70
Silvester III., Papst 9 WADLE, E. 95
Simon von Durham 94 WAITZ, G. 63, 109
SOMERVILLE, R. 65 Walo, Abt von St. Arnulf in Metz 64
STAAB, F. 100 WALTHER, H. G. 121
Staufer 2, 26, 40, 49, 51, 70, 94 f., WATTENBACH, W. 63
105, 107–110 Wazo, Bischof von Lüttich 8, 84
STEHKÄMPER, H. 112 WEBER, M. 122
STEINBÖCK, W. 75 WEINFURTER, S. 8, 34, 63, 67–71, 90,
STEINDORFF, E. 68, 83 100, 104, 115, 122
STEINEN, W. VON DEN 89 Welf, Herzog von Kärnten 8
STEMBERGER, B. 117 Welf III., Graf 6
Stephan IX., Papst 16, 19 Welf IV., Herzog von Bayern 16, 26,
STÖCKLY, D. 65 29, 31, 50, 115, 122
STÖRMER, W. 77, 108 f. Welf V. 31
STOLLER, M. 65 Welfen 40, 51, 77, 107, 109
STRATMANN, W. 64 WEMHOFF, M. 122
STRECKER, K. 66 WENDEHORST, A. 100
STREICH, G. 105, 108 Wenrich von Trier 46, 59
STRUVE, T. 64, 66, 68–72, 101, 103, WERNER, E. 83, 96, 112, 116
122 Werner, Erzbischof von Magdeburg
STÜLLEIN, H. J. 70 20, 25
Register 161
WHITE, L. 3 WOJTOWYTSCH, M. 88
Wibert, Erzbischof von Ravenna 27 f., WOLLASCH, J. 76 f., 113 f., 116
74 f., 86, s. a. Clemens III., Wibert- WOLTER, H. 84
Clemens III. WOODY, K. M. 86
Wibert-Clemens III. 30–32, 74 f.
Wilhelm der Eroberer 18, 45 Zähringer 32 f., 51, 77, 107 f.
Wilhelm, Bischof von Champeaux 40 ZEY, C. 64, 69, 93
Wilhelm, Bischof von Utrecht 24 ZIELINSKI, H. 98 f., 104, 108, 110
Wilhelm von Dijon 11 ZIESE, J. 67, 74 f., 118 f.
Wilhelm von Hirsau 29, 54 ZIMMERMANN, H. 83, 89 f.
WILLOWEIT, D. 95 ZOTZ, T. 77, 110, 114
Wittelsbacher 8 ZUMHAGEN, O. 112
Ortsregister
Aachen 14, 32 Civitate 12
Alpen 24, 28, 31 Clermont 32, 56 f., 82
Alzey 57 Cluny, Kloster 11, 30, 40, 45, 53–55,
Andernach 39 72, 76, 78, 113 f.
Apulien 18, 28 Corvey, Kloster 15
Aquitanien 50 Cremona 31 f., 112
Arras 53
Aschaffenburg 47 Deutschland 1, 3 f., 6, 9, 11, 15–19,
Augsburg 4, 24, 100 22–24, 27–29, 31 f., 35, 41, 46 f., 49,
Autun 81 53 f., 57, 59, 63, 71, 74 f., 78, 80 f.,
Avranches 88 84, 86 f., 89, 91, 96, 101 f., 104, 107–
112, 117, s. a. Süddeutschland, Süd-
Bamberg 41, 58, 85, 118 westdeutschland
–, Bistum 100 Dijon 8
Basel 18, 76, 112
–, Kloster St. Alban 76 Ebersheimmünster, Kloster 92
Bayern 6–8, 14, 16, 26, 29, 33, 51, 70, Egisheim-Dagsburg 10
77, 108, 114 f. Eichstätt 63
Benevent 10, 12, 30 –, Bistum 4, 100
Böhmen 35 Elsass 49, 55, s. a. Unterelsass
Bologna 61, 121 England 4, 18, 36, 39 f., 42, 45, 49, 57,
Brabant 53 81 f., 87, 102
Bremen, Bistum 4, 100 Erfurt 47
Brescia 112
Brixen 27 f., 47, 75 Fermo, Bistum 23
Burgund 6, 10, 14, 16, 38, 41, 48, 53, Flandern 7, 53, 56
71, 114 Flarchheim 26
Byzanz 12, 48 Florenz 13
Forchheim 25, 50, 91 f.
Cambrai 35, 53, 111 Franken 25, 29, 49
Canossa 24 f., 31, 34, 48, 79, 89–91, Frankreich 4 f., 7, 11, 18, 33, 36–38,
101–103 40, 42, 48–50, 55–57, 60, 80–82, 95,
Capua 10, 18 102, 110 f., s. a. Nordfrankreich,
Champagne 30 Westfranken
162 Register
Sachregister
Abendmahlsstreit 59 Befestigungsrecht 52
Ablass 12, 56 Belehnung 10, 14, 18, 26, 35
Absetzung 7 f., 26 f., 29, 35, s. a. Kö- Benediktiner 54, 116
nigsabsetzung, Papstabsetzung Benediktregel 8, 115
– des Kaisers 22 Bevölkerungszahl 2f., 123
Absetzungsrecht 89 Binde- und Lösegewalt 27
Absolution 22, 56, 90 Biographie 67–69, 71 f., 74–77, 96,
Abt 8, 14, 18, 25 f., 29 f., 40, 42, 54, 113
58, 64, 67, 82, 113 f., 116 Bischöfe 7–9, 11, 18, 20–25, 27, 29,
Abtserhebungen 93, 114 32, 35–38, 41, 44–47, 50, 52, 54 f.,
Adel 2, 7, 14, 16–19, 26, 33, 40, 42, 57 f., 75 f., 80–82, 97, 99, 104, 114,
46, 49–52, 56 f., 66, 76 f., 85, 98– s. a. Episkopat
100, 105, 107–109, 114 Bischofsamt 46, 99, 110
Adelsburg 105 Bischofsideal 99
Adelsethos 51, 77 Bischofsinvestitur 25, 29 f., 32 f., 80,
Adelsfamilie 51, 77, 98, s. a. Familie s. a. Investitur
Adelshaus 51, 108 f. Bischofskirche 85, 100
Ämterkauf 80 Bischofsring 80, s. a. Ring und Stab
Agrartechnik 2 f. Bischofsstadt 100, 104, 111, 113
Annalen 19 Bischofsstreit in Mailand 23
Annolied 65 Bischofsviten 67, 99, s. a. Viten
Anonymus Haserensis 63 Bischofswahl 18, 35–37, 41, 80, 94,
Antigregorianer 31, 46, 59, 76, 97, 98, 100
118 Blendung 50
Archäologie 105, 112 f. Bodensee-Chronistik 63
Archidiakon 45, 47 Brandschatzung 50
Armenpflege 44 Briefe 12, 22, 33, 38, 49, 58 f., 61, 64,
Armut 34, 36, 51 f., 84 73, 81, 84, 87 f., 97, 102, 104, 118–
Asylrecht 53 120
Attentat 16, 23, 73 Briefregister 22, 64, 87
Aufschwung 52–54, 58, 70, 100, 116 Bruderschaften 116
Aufstand 7–9, 19–21, 24 f., 28, 33 f., Bündnis 12, 23, 25 f., 42, 49, 52
37, 39, 52, 69 f., 91, 105, 111 Bürger 25 f., 33, 39, 47, 49, 52 f., 100,
Aufstieg 4, 26, 51, 72, 110 104, 111
Augustinerchorherren 55, 76, 115 Bürgeraufstand 28, 52
Augustinus-Regel 55 Burgen 20 f., 31, 36, 39 f., 47, 49, 52,
Ausbildung 7, 59 81, 105, 108
Auseinandersetzungen 1, 8, 19 f., Burgenbau 47, 105, 109
34 f., 43, 47, 52, 59, 69, 76, 78, 105, Burgenpolitik 2
123, s. a. Konflikte Buße 10, 24 f., 39, 69, 89, 91, 95
Ausgleich 7, 14, 28, 30 f., 40 Bußstrafen 56
Autorität 50, 61, 120
Calixtinum 41, 93
Bann 12 f., 18 f., 22, 24 f., 27 f., 30, Canossagang 89 f.
32–34, 37 f., 46, 48, 52, 76, 84, 101, Carmen de bello saxonico 19, 66
117 cathedra Petri 23, s. a. Stuhl, röm.
Bannbulle 12 Charakter 42, 67, 68 f., 71, 73
Bauern 3, 21, 26, 34, 57 Christenheit 21, 44, 56, 74, 87, 90,
Bauernaufstand 21 101, 116
Bautätigkeit 4, 47, 105, 109, 113 Christentum 5, 36, 51 f., 57, 112
Register 165
christus Domini 23, 25, 48, 102 Exil 11, 28, 84, 95
Chroniken 19, 57, 63, 93 Exkommunikation 10, 24, 26–30,
Cluniazenser 53–55, 72, 76, 113 34 f., 38, 59, 65, 71, 76, 95
Collectio XII partium 60
Collectio LXXIV titulorum 60 Fälschung 64, 75, 85 f.
cura animarum 55, 115 Familie 7, 9, 14, 32, 35, 38, 50–52, 71,
curia Romana 45, s. a. Kurie 77, 98, 100, 106, 108 f., 114
Fastensynode 24, 27, 33, 88
De excommunicatis vitandis 65 Fernhandel 117
De investitura episcoporum 65, 119 Finanzpolitik 2
De misericordia et iustitia 65, 121 Finanzquellen 13, 36, 39, 81
De ordinando pontifice 64, 84 Finanzverwaltung 44 f., 97
deditio 21, 81, 91 Freiheit der Kirche 50
Dekret Burchards von Worms 60, 78 Freiheitsprivilegien 52 f.
Dekret Gratians 61 Frieden 18, 20, 26, 28, 31, 40 f., 50 f.,
Dekretalen 11, 120 94 f., s. a. Gottesfrieden, Landfrieden
Dekrete 9, 27, 32 Friedenseid 96
Dialektik 58 f., 118 Friedensordnung 50 f., 106
Dictatus Papae 22 f., 44 f., 79, 87–89, Frühscholastik 60, 120
97 Fürsten 2, 5 f., 8, 10, 12, 14–16, 18,
Dictatus von Avranches 88 20 f., 24–26, 32–34, 36–38, 41–43,
Diebstahl 50 46, 49–51, 89, 92, 94, 100, 105–107,
Diözesansynoden 100 112
Diplome 32, 64, s. a. Urkunde Fürstentag 40, 106
Dombibliothek, Konstanz 118 Fürstenweistümer 94
Domkapitel 100
Domschule 58, 118 Geblütsrecht 91 f.
–, Bamberg 58, 118 Gedenkbücher 66, 84
–, Köln 58, 118 Gegenkönig 25–30, 92
–, Konstanz 118 Gegenpapst 18, 26 f., 32, 58, 65
–, Speyer 58 Gerichtsbarkeit, päpstl. 44, 46, 97
–, Trier 58 f., 118 Gewerbe 53
Domstift, Speyer 34 Gewohnheitsrecht 86, 93, 103
Dreifelderwirtschaft 3 Gottesfrieden 50, 94–96, 112, 116
Dreiteilung der Gesellschaft 4 –, Köln 50, 95
–, Lüttich 50
Ecbasis cuiusdam captivi 65 Gottesurteil 16, 28
Ehre 17, 41, 49 Grab 21, 28, 34, 71
Eid 8, 32, 37, 42, 95 f. Grablege 51
Eidbruch 28, 37 Grafschaft 36, 108 f.
Eidverbot 8 Gregorianer 10, 19, 29 f., 32 f., 35, 37,
Eigenkirche 2, 55, 87 40, 46, 52, 54, 56, 59, 61, 66, 75, 82–
Eigenkirchenherren 17, 55 84, 115, 118
Eisenwerkzeuge 2 Grundherrschaft 2, 109
Entsakralisierung 48, 89 f., 103
Entzauberung 90, 121 f. Häresie 10, 19, 37, 43, 52, 56, 83
Episkopat 14, 18, 23, 27, 38, 44, 47, Handel 4, 52, 117
75, 97–101, s. a. Bischöfe Handschriften 58, 60, 79, 86, 102 f.,
Epistola Widonis 65 118
Erbrecht 92 Handverlust 50
Ernährung 3, 73 Handwerker 4
Erzbischöfe 23, 25, 29, 38, 45 Hausgut 38
Eschatologie 116 f. Hauskloster 51
166 Register
Territorialpolitik 20 Vogtei 2
Territorialverwaltung 2 Volkssouveränität 48, 119
Territorienbildung 2, 47, 100, 107
Territorium 2, 46 f., 49, 51, 100 f., 107 Wahlen 6, 8, 10, 13 f., 16–18, 21, 24–
Theologie 48, 58 f., 117 26, 28–30, 32, 35–37, 40 f., 44, 50,
Totenbücher 66 74 f., 80, 85–87, 91 f., 94, 100
Totengedenken 51, 113 Wallfahrten 4, 56
Translationsverbot 85 Wandel 2, 15, 43–61, 96–121
Transpersonalität 49, 102 f. Wanderlehrer 58
Treueid 22, 35 f., 82 Wassermühlen 3
–, Lösung 22, 24 Weihe 10 f., 16, 25, 34, 36 f., 41, 44 f.,
Treuga Dei 95 47
Tuchproduktion 53 Weltkleriker 54, s. a. Kanoniker
Wendezeit 1, 3, 5, 69, 89–91, 96, 101,
Überbevölkerung 3 103 f., 120, 122
Umbruch 4, 43, 61, 103 Widerstand 7, 13 f., 18, 20, 22 f., 27,
Ungarnfeldzug 7 29, 39, 47, 49 f., 57, 69, 83, 92, 97,
Universalepiskopat 44 106
Urkirche 10, 55, 120 Wirtschaft 43, 52, 109, 112, 117
Urkunde 15, 32, 41, 45, 53, 64, 70, 72, Wormser Konkordat 40 f., 52, 78,
74, 79, 93 f., 102 f., 114 81 f., 92–94, 118
Mittelalter
Gesellschaft Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter
(Werner Rösener) 1992. EdG 13
Adel, Rittertum und Ministerialität im Mittelalter (Werner Hechberger) 2004.
EdG 72
Die Stadt im Mittelalter (Frank Hirschmann)
Die Armen im Mittelalter (Otto Gerhard Oexle)
Frauen- und Geschlechtergeschichte des Mittelalters (Hedwig Röckelein)
Die Juden im mittelalterlichen Reich (Michael Toch) 2. Aufl. 2003. EdG 44
Wirtschaft Wirtschaftlicher Wandel und Wirtschaftspolitik im Mittelalter
(Michael Rothmann)
Kultur, Alltag, Wissen als soziales System im Frühen und Hochmittelalter (Johannes Fried)
Mentalitäten Die geistige Kultur im späteren Mittelalter (Johannes Helmrath)
Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters (Werner Paravicini)
2. Aufl. 1999. EdG 32
Religion und Die mittelalterliche Kirche (Michael Borgolte) 2. Aufl. 2004. EdG 17
Kirche Mönchtum und religiöse Bewegungen im Mittelalter (Gert Melville)
Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter (Arnold Angenendt) 2. Aufl.
2004. EdG 68
Politik, Staat, Die Germanen (Walter Pohl) 2. Aufl. 2004. EdG 57
Verfassung Die Slawen in der deutschen Geschichte des Mittelalters (Thomas Wünsch)
Das römische Erbe und das Merowingerreich (Reinhold Kaiser)
3., überarb. u. erw. Aufl. 2004. EdG 26
Das Karolingerreich (Klaus Zechiel-Eckes)
Die Entstehung des Deutschen Reiches (Joachim Ehlers) 2. Aufl. 1998. EdG 31
Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert (Egon Boshof)
2. Aufl. 1997. EdG 27
Der Investiturstreit (Wilfried Hartmann) 3., überarb. u. erw. Aufl. 2008.
EdG 21
König und Fürsten, Kaiser und Papst nach dem Wormser Konkordat
(Bernhard Schimmelpfennig) 1996. EdG 37
Deutschland und seine Nachbarn 1200–1500 (Dieter Berg) 1996. EdG 40
Die kirchliche Krise des Spätmittelalters (Heribert Müller)
König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter (Karl-Friedrich Krieger)
2., durchges. Aufl. 2005. EdG 14
Fürstliche Herrschaft und Territorien im späten Mittelalter (Ernst Schubert)
2. Aufl. 2006. EdG 35
Frühe Neuzeit
Gesellschaft Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1500–1800
(Christian Pfister) 2. Aufl. 2007. EdG 28
Themen und Autoren 171
Die deutsche Wirtschaft im 16. Jahrhundert (Franz Mathis) 1992. EdG 11 Wirtschaft
Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620–1800
(Rainer Gömmel) 1998. EdG 46
Landwirtschaft in der Frühen Neuzeit (Walter Achilles) 1991. EdG 10
Gewerbe in der Frühen Neuzeit (Wilfried Reininghaus) 1990. EdG 3
Kommunikation, Handel, Geld und Banken in der Frühen Neuzeit (Michael
North) 2000. EdG 59
Die Reformation. Voraussetzungen und Durchsetzung (Olaf Mörke) 2005. Religion und
EdG 74 Kirche
Konfessionalisierung im 16. Jahrhundert (Heinrich Richard Schmidt)
1992. EdG 12
Kirche, Staat und Gesellschaft im 17. und 18. Jahrhundert (Michael Maurer)
1999. EdG 51
Religiöse Bewegungen in der Frühen Neuzeit (Hans-Jürgen Goertz)
1993. EdG 20
Das Reich in der Frühen Neuzeit (Helmut Neuhaus) 2. Aufl. 2003. EdG 42 Politik, Staat,
Landesherrschaft, Territorien und Staat in der Frühen Neuzeit (Joachim Bahlcke) Verfassung
Die Landständische Verfassung (Kersten Krüger) 2003. EdG 67
Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staatsabsolutismus
(Walter Demel) 1993. EdG 23
Militärgeschichte des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit
(Bernhard R. Kroener)
172 Themen und Autoren
Staatensystem, Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa 1521–1648 (Alfred Kohler)
internationale 1990. EdG 6
Beziehungen Altes Reich und europäische Staatenwelt 1648–1806 (Heinz Duchhardt)
1990. EdG 4
Kirche, Politik und Gesellschaft im 19. Jahrhundert (Gerhard Besier) Religion und
1998. EdG 48 Kirche
Kirche, Politik und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Gerhard Besier)
2000. EdG 56
Der Deutsche Bund 1815–1866 (Jürgen Müller) 2006. EdG 78 Politik, Staat,
Verfassungsstaat und Nationsbildung 1815–1871 (Elisabeth Fehrenbach) Verfassung
2., um einen Nachtrag erw. Aufl. 2007. EdG 22
Politik im deutschen Kaiserreich (Hans-Peter Ullmann) 2., durchges. Aufl.
2005. EdG 52
Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft (Andreas Wirsching)
2000. EdG 58
Nationalsozialistische Herrschaft (Ulrich von Hehl) 2. Aufl. 2001. EdG 39
Die Bundesrepublik Deutschland. Verfassung, Parlament und Parteien
(Adolf M. Birke) 1996. EdG 41
Militär, Staat und Gesellschaft im 19. Jahrhundert (Ralf Pröve) 2006. EdG 77
Militär, Staat und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (Bernhard R. Kroener)
Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989/90 (Axel
Schildt) 2007. EdG 80
Die Sozialgeschichte der DDR (Arnd Bauerkämper) 2005. EdG 76
Die Innenpolitik der DDR (Günther Heydemann) 2003. EdG 66