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In der Zueignung spricht der Autor über seinen künstlerischen Schaffensprozess, gibt
die Gefühle wieder, die sich seiner dabei bemächtigt haben, und macht sich sein
langjährig unvollendetes Stück wieder zu Eigen. Aus seiner Erinnerung steigen die
Gestalten des Dramas zunächst verschwommen und „schwankend“ (V.1) zu ihm auf.
Alles Untergegangene und Verlorene (=die vergangenen Zeiten, seine Jugend, seine
erste Liebe und Leidenschaft und die verlorenen Gefährten aus dieser Zeit) wird
durch die dichterische Phantasie neu belebt und wiedergewonnen, während das
konkret Bestimmte sich auflöst.
Dem Künstler wird „bang“ (V.22), wenn er überlegt, wie sein Werk auf die Zuschauer
wirken wird.
Er beschreibt sich außerdem als ein „Instrument“, auf dem ein größerer Künstler
spielt. Wie der Wind die Äolsharfe zum Tönen bringt (V.28), so verlebendigt der
Schaffensprozess den empfangenden Künstler. Diese lebendige Empfindsamkeit
findet auch im Weinen ihren Ausdruck (V.29).
VORSPIEL
- Direktor- Dichter- lustige Personen haben bezüglich ihres
Theaterstückes unterschiedliche Auffassungen. Welche Aufgabe hat
es ihrer Meinung nach?
Dem Direktor geht es um ein Abend für Abend ausverkauftes Haus; diesem Ziel
solle die Arbeit des Dichters dienen. Das Stück soll eine mitreißende Handlung
haben, sie sollte ein „Ragout“ (V. 100) von Themenblöcken sein, denn der Zuschauer
erhofft ein „Fest“ (V. 40) der Sinneseindrücke. Der Direktor fürchtet, dass die
Erwartung des Zuschauers an das Theater dadurch gestiegen ist, dass er bereits
„schrecklich viel gelesen“ (V. 46) hat und möchte mit Neuem auftrumpfen, um das
Publikum zu unterhalten. Der ganze Kreis der Schöpfung sei auszuschreiten und die
Reise solle „vom Himmel durch die Welt zur Hölle“ gehen (V. 242).
Der Dichter, idealistisch gesinnt und Einsamkeit liebend, will sich nicht
instrumentalisieren lassen (V. 134 ff.). Er schreibt nicht für die Menge, „bei deren
Anblick [ihm] der Geist entfliegt“ (V. 60), und verweist stolz darauf, was er durch
seine Kunst zustande bringen kann. Schließlich ist er es, der das menschliche Leben
in den kosmisch-göttlichen Zusammenhang bettet.
Für die Lustige Person stehen die Unterhaltung und das Gegenwärtige im
Vordergrund. Ein gelungenes Theaterstück beinhaltet für sie „[…] Phantasie […]
Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft [und nicht zu vergessen:] Narrheit“ (V.
86- 88). Außerdem hat es realitätsnah zu sein, das Leben der Menschen soll darin mit
Witz behandelt werden, sodass sie sich identifizieren können, denn „Ein jeder lebt’s,
nicht vielen ist’s bekannt“ (V.169).
Meiner Meinung nach hat das Theater in unserer Gesellschaft nicht nur die wichtige
Aufgabe ein Ort der Unterhaltung, sondern auch ein Ort der Bildung und Inspiration
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
zu sein. Zum einen mit Aufführungen von Klassikern wie Faust, Nathan der Weise,
etc., bei denen die Bühnenumsetzungen, der bereits in der Schule
durchgenommenen Werke, interessiert, zum anderen auch mit so manchen
modernen sozialkritischen Stücken, die beispielsweise mit beißender Ironie das
Verhalten unserer Konsumgesellschaft in ein neues Licht rücken. Alt wie Neu, die
Bühnenwerke sollten dem Publikum anregend präsentiert werden, wobei
Einfallsreichtum gefragt ist. Jedem muss es nicht gefallen, über Geschmack lässt sich
ja bekanntlich streiten. Es sollte auch nicht Ziel der Aufführung sein die Menge
anzusprechen, dann wirkt das Werk schnell abgeflacht.
PROLOG IM HIMMEL
- Gott und Mephisto haben ein unterschiedliches Bild vom Menschen.
Stelle die Standpunkte in einer Tabelle einander gegenüber!
GOTT MEPHISTO
glaubt an das Gute im Menschen: „Ein Hält die Erdenbürger für manipulierbar
guter Mensch in seinem dunkeln Drange und beeinflussbar
Ist sich des rechten Weges wohl
bewusst.“
(V.328-239)
deutet das Streben Fausts und seine Die Menschen plagen ihn mit ihrer ewigen
dauernde unruhige Unzufriedenheit Unzufriedenheit: „Die Menschen dauern
positiv, denn „Des Menschen Tätigkeit mich in ihren Jammertagen“ (V. 297); ist
kann allzu leicht erschlaffen“ (V. 340); sich sicher den Toren Faust auf seine
das Streben nach etwas ist Seite ziehen zu können
erwünschenswert, das zur Ruhe setzen
nicht
„Es irrt der Mensch, solang er strebt.“ Die Vernunft gebraucht der Mensch nur
(V.317) um „tierischer als jedes Tier zu sein“ (V.
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Mephisto beschreibt den Gelehrten als jemanden, den, in seinem unruhigen Streben
nach Erkenntnis, nichts zufrieden stellt. Und er wettet sogleich, dass er ihn „auf
[seinem] Wege mit herab“ (V. 326) führen kann.
Gott hat den Teufel „nie gehasst […] der Schalk [fällt ihm] am wenigsten zur Last“ (V.
337- 339). Er respektiert den Teufel als etwas, das er selbst erschaffen hat. Da die
Menschen von fauler Natur sind, ist Gott der Meinung, dass der Teufel, „der reizt und
wirkt“ (V.343) eine bedeutende Rolle für die Menschheit spielt. Gott ist sich
außerdem sicher die Wette mit dem Teufel schon gewonnen zu haben, er hat
Vertrauen in Faust, denn „ein guter Mensch in seinem dunklen Drange, Ist sich des
rechten Weges wohl bewußt.“ (V.328-329)
NACHT
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
Faust überdenkt, allein und unruhig in tiefer Nacht, sein Leben und kommt zu keinem
befriedigenden Resultat. Zwar kennt er als Forscher und Gelehrter alle
Wissensgebiete seiner Zeit, aber all das kann ihn nicht zufrieden stellen. Er will das
erkennen, „was die Welt Im Innersten zusammenhält“ (V. 382 f.).
Ehe er den Todessaft trinkt, erklingen die Glocken zum Osterfest. Der Chorgesang
weckt Jugenderinnerungen und die Musik wirkt beruhigend und heilsam auf Faust.
Dies hält ihn vom „letzten, ernsten Schritt“ (V.782) zurück.
„Erquickung hast du nicht gewonnen, Wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt.“
(V.568-569) Faust strebt nach der Erkenntnis, er möchte die Welt irrational
begreifen, die Kenntnis ist ihm nicht genug. Er steht damit im Gegensatz zum
trockenen Wagner, der sich mit seinem begrenzten Wissen aus den Büchern
zufrieden gibt und dessen Ziel es nicht ist, seinen eigenen Wissensdurst zu stillen,
sondern damit das Volk zu beeindrucken.
Die Natur hat eine befreiende Wirkung auf Faust, seine Stimmung wird durch den
Spaziergang durch die frühlingshaft belebte Landschaft und durch das fröhliche
Treiben des Volkes deutlich gebessert.
Das Volk begrüßt den Gelehrten mit Hochachtung und freut sich, dass er sie an
einem solchen Freudentag aufsucht (V. 993- 996). Faust, als Sohn eines Doktors, war
für gewöhnlich nur in Zeiten des Verdrusses und der Krankheit unter die Menschen
gekommen.
Sie sind dem Gebildeten gegenüber, der für sie da ist, wenn sie ihn brauchen, sehr
dankbar.
Er hat ein schlechtes Gewissen, da sein Vater und er durch den Gebrauch von selbst
gemixten Tinkturen schon einige Menschen umgebracht haben. „Ich habe selbst den
Gift an Tausende gegeben: Sie welkten hin, ich muß erleben, Daß man die frechen
Mörder lobt.“ (V.1053-1055)
STUDIERZIMMER I
- Zitiere die Verse, mit denen sich Mephisto charakterisiert!
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
„Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ (Vers
1335 - 1336)
„Ich bin der Geist der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles was entsteht ist
wert dass es zugrunde geht; Drum besser wär’s dass nichts entstünde. So ist es denn
alles was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.“
(Vers 1338 -1344)
„Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war, ein Teil der Finsternis, die sich das
Licht gebar, das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht den alten Rang, den Raum ihr
streitig macht“ (Vers 1349 – 1352)
STUDIERZIMMER II
- Beschreibe Fausts seelischen Zustand!
Faust ist deprimiert, dass er in seinem irdischen Dasein so beschränkt ist, das Leben
ist ihm verhasst: „In jedem Kleide werd ich wohl die Pein Des engen Erdelebens
fühlen.“ (V.1544-1545)
Er wird immer wütender über die Unzulänglichkeiten des Menschseins und verdammt
in seinem Zorn auch die schönen Seiten des Erdenlebens: die Liebe, die Hoffnung,
die Geduld und sogar den Glauben. Durch letzteres wird er frei für Mephisto.
MEPHISTO FAUST
„Ich will mich hier zu deinem Dienst Ist dieser Moment erreicht, will Faust
verbinden, Auf deinen Wink nicht auf der Stelle sein Leben beenden
rasten und nicht ruhn“ (V.1656-1657) und gemäß Pakt und Wette dem
Teufel dienen; denn in einem solchen
„erfüllten Augenblick“ wäre er schon
innerlich tot, er wäre des Teufels;
„Wenn wir uns drüben wiederfinden,
So sollst du mir das Gleiche tun.“
(V.1658-1659)
„Ich gebe dir, was noch kein Mensch „Was der ganzen Menschheit
gesehn.“ (V.1674) zugeteilt ist, Will [Faust] in [seinem]
innern Selbst genießen“ (V.1770-
1771)
Mephisto reduziert den Genuss auf die sinnliche Sphäre und glaubt, die Menschen
seien zufrieden, wenn ihr Triebleben befriedigend sei. „Durch flache Unbedeutenheit“
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
(V. 1861) gedenkt Mephisto den unruhig nach Erkenntnis Strebenden zu verführen,
wie das Saufgelage in Auerbachs Keller oder die Verjüngung in Hexenküche
- Zitiere die Aussage, die Faust zum Diener Mephistos machen würde!
Die Oberflächlichkeiten, mit denen Mephisto ihn zu befriedigen sucht, berühren Faust
in seinem „hohen Streben“ (V.1676) nicht. Denn dass ihn nichts zufriedenstellt, dass
er immer unruhig und voller Selbstzweifel ist, darin sieht Faust sein Wesen. Er wäre
tot, er wäre tot, er wäre nicht mehr er selbst, wenn er nicht mehr voller Unruhe und
Spannung wäre. Lebenslang wird er zwei Seelen in seiner Brust beherbergen, die
miteinander in Streit liegen.
- „Grau teurer Freund ist alle Theorie,/ Und grün des Lebens goldner
Baum.“ (2038- 2039) – Wie ist dieser Rat Mephistos an den Schüler zu
verstehen?
Dieser Ratschlag Mephistos meint, dass das Leben zu wertvoll ist, um sich in der
trockenen Theorie des Studierens zu verlieren, die „Praxis“ ist auszukosten. Grau ist
die Theorie- Farbenfroh das Leben selbst.
Mephisto, der sich als Faust ausgibt und in dessen Gewandung steckt, verspottet im
Gespräch mit dem emsigen Schüler „Vernunft und Wissenschaft“ (V. 1851) und rät
ihm lieber „die Weiber führen“ (V. 2023) zu lernen.
Auerbachs Keller: Faust wirkt teilnahmslos, das betrunkene Gegröle mitsamt seinen
obszönen Anspielungen auf kirchliche, höfische (das „Flohlied“) und revolutionäre
Verhaltensweisen ist Faust zuwider
Hexenküche: Hier soll Faust verjüngt werden. In einem Spiegel erscheint ihm „Das
schönste Bild von einem Weibe“ (V. 2436); Begierde regt sich in Faust. Die
Gegenwart der Hexe, ihre Zauberei ist ihm „bekannt, verhaßt genug.“ (V. 2535); er
wird ungeduldig, nach der Verjüngung; Faust ist in dieser Szene eine mehr passive
als aktive Figur
Mithilfe des „Magischen Quadrats“ erhält man die Lösung 15, jedoch handelt es sich
um belanglose Verse.
- Was meint Mephisto mit dem Schlusssatz dieser Szene?- „Du siehst
mit diesem Trank im Leibe, Bald Helenen in jedem Weibe.“
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
Dermaßen verjüngt ist Fausts Begierde geweckt und er wird, getäuscht von dem
Trank, in seinem Enthusiasmus zuerst in jeder Frau die unglaubliche Schönheit der
Helena zu erkennen glauben.
Oh, ach! Ich fühle mich so frei und gut, so wohl in meiner Haut! So frisch! So schön!
Die Alte hat also nicht nur Humbug gesprochen. Meine Haut, sie ist so faltenfrei! Ich
fühl’ mich, als wollt ich springen, als wollt ich tausend Lieder singen! So jugendlich
und schön, hab ich mich schon lange nicht gesehn! Die Mädchen werden staunen
und über meine Schönheit raunen - die Alten mir meiner Jugend neiden, vorbei ist die
Zeit zu leiden!
STRAßE
- Wie reagieren Faust und Gretchen aufeinander?
Bei Faust handelt es sich um „Liebe auf den ersten Blick,“ als er das erstbeste
Mädchen auf der Straße erblickt. Gretchen hingegen ziert sich und wehrt Fausts
Annäherungsversuche ab „Bin weder Fräulein, weder schön, Kann ungeleitet nach
Hause gehn.“ (V. 2607/8)
Gretchen war das erste Mädchen, das er sah, als er auf die Straße heraustrat und wie
prophezeit in Mephistos Schlussvers, von der Szene „Hexenküche“, „Du siehst mit
diesem Trank im Leibe, Bald Helenen in jedem Weibe.“ Versinnbildlicht Faust
Gretchen in seiner Begierde zur griechischen Schönheit Helena.
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
• Faust will Gretchen nur verführen, er sieht in ihr nicht das fromme
Mädchen, das sie ist, sondern, durch den Trank getäuscht, unglaubliche
Schönheit und gibt sich seiner Begierde hin
• Gretchen ist ein tugendhaftes, religiöses und gutgläubiges Mädchen;
sie glaubt, dass der fremde galante Herr, wie sie, sündlose Gedanken
hegt und an die „echte Liebe“ glaubend, verliebt sie sich blindlings;
doch der von Lust geleitete Faust kann ein solches Mädchen nur
enttäuschen
• Faust will ohne Rücksicht auf Verluste seine Triebe befriedigen; durch
einen Plan im Hinterhalt, will er sich möglichst schnell an Margarete
„ranmachen“
Gretchen selbst würde sich nicht als hübsch bezeichnen, doch der getäuschte Faust
sieht in ihr eine fesselnde Schönheit; „Der Lippe rot, der Wange Licht, Die Tage der
Welt vergeß’ ich’s nicht!“ (V. 2613) Sie ist eine junge Frau, gerade eben im
heiratsfähigen Alter.
Gretchen ist ein frommes, ordentliches, christlich erzogenes Mädchen. Sie ist auch
neugierig und wüsste nur zu gern „wer heut der Herr gewesen ist!“ (V. 2678/9). In ihr
schlummert die Sehnsucht nach einem freieren, einem unbeschwerteren Leben, was
zum Ausdruck kommt, als sie neugierig das Schmuckkästchen öffnet, sich schön
macht und sich im Spiegel betrachtet. Im Gang zur Kirche findet sie Zeit für sich
selbst und entkommt der häuslichen Menge. Zuhause muss sie anstelle ihrer
kränklichen Mutter die gesamte Hausarbeit verrichten.
Im selbstvergessenen gesungenen Lied vom „König von Thule“, dass sie um die Kraft
einer großen Liebe bescheid weiß, die nicht an Eheschließung und offiziellen Status
gebunden ist.
GARTEN
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
FAUST/GRETCHEN MEPHISTO/MARTHE
„Ein Blick von dir, ein Wort mehr Durch die gegebenen Umstände sind
unterhält Als alle Weisheit dieser sie ins Gespräch gekommen;
Welt.“ (V.3079-3080) Smalltalk- Stimmung
Gretchen versteht diese plötzlichen
Zuneigungsbekundungen nicht, fühlt
sich unterlegn
Gretchen erwidert schüchtern ihre Es kommt zum Flirt: „Es käme nur auf
Zuneigung Euresgleichen an, Mich eines Bessern
zu belehren.“ (V.3151-3152)
Faust macht Gretchen Komplimente Marthe macht auch Andeutungen, will
erotische Affäre mit Mephisto
Spiel mit Blume, Ergebnis:„Er liebt Marthes Hoffnungen auf ein
mich!“ (V.3183) – Faust bekennt ihr Abenteuer werden enttäuscht
seine Liebe und verspricht, die Liebe
wäre „[e]wig! – Ihr Ende würde
Verzweiflung sein.“ (V.3193)
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
- Welche Reaktion auf die Liebe zeigt Faust in seinem Monolog? Worin
kündigt sich der Weg zur Katastrophe an? Welche Funktion hat die
Natur in dieser Szene?
Faust zieht sich in Wald und Höhle zurück, er will Abstand gewinnen und Gretchen
nicht gefährden, denn eine langfristige Beziehung oder Ehe ist unter den gegebenen
sozialen Bedingungen zwischen den beiden für ihn nicht vorstellbar. Er scheint für
einen Augenblick mit seinem Leben zufrieden zu sein, aber kaum hat er dem
lebensspendenden Erdgeist Dank gesagt, erfährt er sich wieder als jemand, den die
Begierde wild und unberechenbar macht.
- Stelle Metrum/ Vers in Fausts Monolog fest! Wie heißt dieser Vers?
- Wie ändern sich Metrum/ Vers mit dem Eintreten Mephistos in die
Höhle? Bringe die Veränderung in Bezug zum Inhalt!
Mit dem Eintreten Mephistos in die Höhle wird der 5-hebige zu einem 4-hebigen
Jambus. Es wechseln Kreuzreime (s. z.B. V.3251-4) und Paarreime (s. z.B.3281-3285).
Syntax wird unruhiger, der Rhythmus zerrissener, spiegelt Stimmung Fausts wieder,
den die Begierde wieder wild und unberechenbar gemacht hat.
GRETCHENS STUBE
Gretchen drückt in einem gehetzten Lied („Am Spinnrad allein“) ihre Sehnsucht und
Unruhe aus. Alles in ihr wartet auf den Geliebten, drängt zu ihm hin und will ihn
fassen. Sie will ihn küssen und umarmen und weiß, dass dies für sie vernichtende
Konsequenzen haben kann (V. 3410- 3414).
MARTHENS GARTEN
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
FAUST GRETCHEN
ehrt die heiligen Sakramente, doch sehr fromm und gläubig, christlich
„[z]ur Messe, zur Beichte, [ist er] erzogen; beichtet regelmäßig, ehrt
lange nicht gegangen.“ (V.3425) Gott, sonntäglicher Kirchgang ist
Pflicht
In der Religion geht es ihm um empfindet Faust als nicht gläubig
Gefühl; er hat eine moderne und spürt die Aura des Teufels, er
Einstellung „ist [ihr] in tiefer innrer Seele
verhaßt“ (V.3473)
AM BRUNNEN
Die gesellschaftliche Moral zur damaligen Zeit besagt (ganz im Gegensatz zu heute),
dass wenn sich ein Mädchen vor der Ehe mit einem Mann einlässt und von ihm
geschwängert wird, macht sie das zu einer Sünderin und sie wird „gerechtfertigt“ von
der Gesellschaft geächtet.
Auch die unehelichen Kinder hatten keinen besonders guten Status in der
Gemeinschaft, deswegen war Kindesmord, womöglich auch um die Schwangerschaft
zu verheimlichen, damals ein häufiges Vergehen.
Gretchen zeigt Mitleid mit der Schwangeren, sie findet es nicht „nicht schön“
(V.3573), dass der Mann sich seiner Verantwortung entzieht. Gleichzeitig weiß sie,
dass ihr es genauso ergehen wird, doch sie bereut es nicht, die Liebschaft
eingegangen zu sein: „Und bin nun selbst der Sünde bloß! Doch – alles, was dazu
mich trieb, Gott! war so gut! ach, war so lieb!“ (V.3584-86)
ZWINGER
Gretchen ahnt, dass sie aus der Gesellschaft ausgestoßen werden wird, sobald
jemand erfährt, dass sie schwanger ist. In ihrer panischen Angst und von allen Lieben
verlassen, wendet sie sich an die Mutter Gottes.
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
• vorehelicher Geschlechtsverkehr
DOM
Die freien Rythmen spiegeln die Bedrängtheit des verzweifelten Gretchens von der
Stimme des Gewissens und vom dröhnenden Gesang des Jüngsten Gerichts. Sie ist
nun auf sich allein gestellt.
WALPURGISNACHT
Mephisto will Faust ablenken vom grausamen Schicksal, das er dem Mädchen
beschert hat, und stürzt sich mit ihm in das wilde Leben der Walpurgisnacht. Die
triebhafte Sexualität, die dort praktiziert wird, zieht Faust zunächst in ihren Bann.
- Kläre das Ähnliche der Tanzszene (V. 4128ff) mit der Doppelszene in
„Marthens Garten“!
Faust und Mephisto sind wiederum in Pärchen aufgeteilt. Faust mit der jungen
schönen Hexe und Mephisto mit der Alten, sowie in „Marthens Garten“
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
Zunächst lässt sich Faust mitreißen von dem wunderlichen Treiben der Hexen am
Blocksberg. Er lässt sich durch die Begegnung mit Lilid, dem Urbild weiblicher
Verführungskunst, und durch einen obszönen Hexentanz ablenken. Eingebunden in
den Hexentanz sieht Faust plötzlich Gretchen vor sich: verlassen, gefesselt, mit
einem durchschnittenen Hals. Das ernüchtert ihn.
KERKER
Nach dem Tod der Mutter, der Ermordung Valentins, unter dem Fluch des Bruders
und dem Verdammungsurteil der Kirche, ausgestoßen von den Freundinnen und
verlassen von Faust ist Margarete wahnsinnig geworden und hat ihr Neugeborenes
ertränkt. Nun wartet sie verwirrt und angstzerstört im Kerker auf den Tag ihrer
Hinrichtung. Ihre geistige Verwirrung zeigt sich daran, dass sie noch vorhat, „erst das
Kind noch zu tränken“ (V. 4443). Sie bildet sich ein sie „herzt’ es diese ganze Nacht“
(V. 4444)
Als Faust die Zelle aufschließt, hält sie ihn zunächst für den Henker und erschrickt.
Dann erkennt sie ihn an der Stimme und umarmt ihn. Er entzieht sich dieser
Liebkosung und drängt zur Flucht. Plötzlich weiß sie um das Geschehene und sie
sieht ihre Schuld ein. Es gibt für sie keine Flucht mehr, mit der sie dieser entkommen
könnte. Gretchen bemerkt die Abhängigkeit Fausts vom Teufel und liefert sich Gott
mit den Worten: „Heinrich! Mir grauts’ vor dir!“ (V. 4610) aus; „Gericht Gottes! dir
hab ich mich übergeben!“ (Vers 4605
- Ist der Abschluss der Gretchentragödie auch das Ende des Dramas?
Begründe deine Ansicht, indem du Aspekte der gesamten Handlung
berücksichtigst!
Die Handlung des Dramas ist noch nicht abgeschlossen mit dem Tod Gretchens, da
die Wette zwischen Faust und Mephisto noch offen steht. Mit dem Ende des
dramatischen Leben Gretchens, die durch ihn alles verloren hat, wird Fausts Leben
aber nun vermutlich weniger tragisch verlaufen.
Einen guten Abschluss, meiner Meinung nach, bildet, dass sich am Ende des ersten
Teils noch die Aussage Gottes verwirklicht, dass ein Mensch in seinem dunklen
Drange sich des rechten Weges wohl bewusst ist.
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Goethe Faust I Maria Doppler, 7b
FAUST II
Im zweiten Band hat Goethe ein imposantes Ende für den Gelehrten Faust
geschrieben: Der an seinem Lebensende erblindete Faust begeistert sich an der
Vision, dass er durch Technik einem freien Volk Raum für eine lebenswerte Zukunft
schaffen könnte. So begeistert- verblendet stirbt er, Mephisto scheint sein Ziel
erreicht zu haben. Doch die himmlischen Heerscharen entreißen dem Teufel Fausts
Seele und er wird himmelwärts getragen.
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