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Zusammenfassung
REB 48 1990 France p. 213-232
Karin Metzler, Kontamination in der Athanasius-Überlieferung. — Im Codex Patmiacus 4 ist ein Konjektur- Vorgang aus dem 11.
Jh. direkt abzulesen, der das Vorgehen eines mittelalterlichen Philologen bei der Kontamination zeigt. Die aus einer anderen
Handschriften-Tradition entnommenen Lesarten werden je nach ihrer Überzeugungskraft in den laufenden Text hineingebessert
oder (seltener) mit dem Hinweis γρ(άφεται,) am Rand zur Diskussion gestellt. In der Abschrift im Codex Patmiacus 3 wird diese
Differenzierung nur teilweise übernommen. — Nicht viel später ist ein anderer Kontaminations-Vorgang in der Athanasius-
Überlieferung zu datieren, bei dem offenbar die meisten Lesarten der anderen Tradition und Konjekturen dem Leser und
Abschreiber zur freien Auswahl gestellt werden.
Metzler Karin. Kontamination in der Athanasius-Überlieferung. In: Revue des études byzantines, tome 48, 1990. pp. 213-232.
doi : 10.3406/rebyz.1990.1825
http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/rebyz_0766-5598_1990_num_48_1_1825
KONTAMINATION
IN DER ATHANASIUS-ÜBERLIEFERUNG
Karin METZLER
Τ (Hauptteil) Τ = Patmiacus 4, s. XI
s. XI U = Patmiacus 3, s. XI
Ν = Marcianus gr. 50 Ζ. /Β.
Ι
U (nunc 369), s. XI
s. XI
Ν (Nr. 12-30)
s. XI
tion und wurde noch vor der Abschrift, die in U vorliegt, nach einem
verlorenen Exemplar der RS-Tradition korrigiert; der Kontaminat
ionsvorgang ist also im 11. Jahrhundert anzusetzen.
Für die x-Tradition ist eine Sammlung von 21 Schriften in
bestimmter Reihenfolge typisch ; T, obwohl jetzt stark beschädigt
und im verbleibenden Rest in nicht ganz richtiger Reihenfolge
zusammengeheftet10, hat offenbar alle 21 Schriften in normaler
Reihenfolge besessen, U dagegen (heute ebenfalls, wenn auch leichter,
fragmentiert) nach dem Zeugnis von Ν nur 19 Schriften in mehrfacher
Umstellung. Diese Umstellung, die zu verschiedenen Entstehungs
hypothesen geführt hat11, kann meines Erachtens im Lichte der
Abhängigkeit der Handschrift U von Τ leicht erklärt werden.
Übersicht12
Patrologia Graeca, Bd. 25-28 (im Nachdruck Turnhout 1979-82), benutzt. Nach Migne
werden auch im folgenden die Belegstellen zitiert. Dabei werden die Bezeichnungen ep.
ad epp. Aeg., or. I/II c. Ar. und ep. I/II ad Ser. benutzt. — Die Angaben über die
Handschriften folgen Opitz, op. cit., S. 10-17. Die mit* versehenen Schriften sind
heute fragmentarisch, die in Klammern <> erschlossen. Die mit** versehenen Schriften
sind in Ν aus anderer Vorlage im 15. Jahrhundert ergänzt (s. u.). Die Bezeichnungen
der Schreiber von U stammen von Opitz, op. cit. ; sie werden von Komines (op. cit.
unter ΓΡ) bestätigt (ein Schreiber für fol. l-19b und 300-304, ein anderer für fol. 299,
ein dritter für fol. 20-52b ; für den Bereich der Schreiber C und D, fol. 53-277 und 278-
298b, verweist Komines auf Opitz). — Die Angaben über Kontamination stützen sich
auf die in der Arbeitsstelle vorliegenden Kollationen ; nur für ep. encycl. auf Opitz,
Ausgabe (vgl. Anm. 1), Bd. IT/1 , S. 169ff.
13. Opitz, op. cit., S. 15, bestätigt von Komines, op. cit., S. 4 (unter ΓΡ).
14. Der verlorene Anfang von U, die Lagen α' bis γ', enthielt sicher de incarnatione et
contra Arianos, epistula encyclica und epistula I ad Serapionem cap. 1-6 ; denn Ν kommt
in seinen ersten drei Lagen (fol. 96a-118b, die dritte Lage enthält nur 7 Folia) bis ins
zehnte Kapitel, füllt die Seiten aber auch mehr (ζ. Β. Ν fol. 109a : 31 Zeilen, U fol. 2b :
30 Zeilen). — In U lassen Unregelmäßigkeiten in der Lagenaufteilung, abgeschnittene
Blätter und ein leeres deutlich erkennen, daß jeder Schreiber darauf bedacht war, die
ihm zugeteilten Schriften zusammenhängend zum Abschluß zu bringen : Der Anteil des
Schreibers A umfaßt im erhaltenen Teil Lage δ' (fol. la-8b), ε' (fol. 9a-16b) und ς
(fol. 17a-19b) ; fol. 19b endet auch die epistula I ad Serapionem ; vor fol. 20a ist auf der
Photographie ein abgeschnittenes Folium zu erkennen (auch Komines, op. cit., S. 4
[TE], nimmt an, die Lage sei von Anfang an auf drei Folia angelegt gewesen). Schreiber
Β beginnt auf fol. 20a und beendet seinen Teil mit der Schrift contra Apolinarium I auf
fol. 52b ; dort ist Lage ι des ersten Teils (fol. la-52b, nur dort authentische
Lagenzählung) erreicht, die nach Komines, loco cit., wiederum zehn Folia enthält, von
denen das letzte schon vor der Beschreibung abgeschnitten worden sei (die Angaben
über Quaternionenzählung bei Opitz, op. cit., S. 13, sind offenbar ungenau; auf den
Photographien, die sich in der Patristischen Arbeitsstelle Bochum befinden, sind die
Zahlen ζ' bis ι nicht zu sehen). — Fol. 53a beginnt der Part des Schreibers C, hier auch
die neue Lagenzählung für den Rest des Bandes (α'-λδ') ; davon wird Lage ια' aus sieben
Folia (fol. 133-39) gebildet (Grund nicht ersichtlich), Lage κη' aus zehn Folia : mit ihr
endet (fol. 276b, Ende von oratio III c. Ar.) der von Schreiber C geschriebene Teil;
fol. 277a bleibt leer. Lage κθ' fiel bei der Zählung aus (so kann man aus der hier ohne
Lücke überlieferten 21-Schriften-Sammlung folgern). Der Anteil des Schreibers D
umfaßt fol. 278a-298b, d. h. die Lagen λ' bis λδ', von denen Lage λα' unvollständig
überliefert wurde, was zu einem Textausfall in der epistula ad Marcellinum führte (nach
fol. 290b). Der von den Schreibern E, D, A gemeinsam geschriebene Teil fol. 299a-304b
(der mitten in der Schrift de virginitate beginnt) ist ohne Lagenzählung (Komines, loco
cit.). — Das Linierungsschema wechselt in U zweimal, jeder Wechsel fällt mit
Schreiberwechsel zusammen (Komines, loc. cit., S. 4 unter ΧΑ : fol. 1-277 Leroy-
Schema 32C1, fol. 278-98 Schema 20D1, fol. 299-304 Schema 20C1, système 1 ,
signatures Ii2).
218 KARIN METZLER
15. Angaben zur Kontamination s. Tabelle ; unterschiedlich ist nur der Umgang mit
Korrekturen mit dem Zusatz γρ, siehe S. 223f. mit Anm. 23f. Es ist nur natürlich, daß
die Schriften de incarnatione et contra Arianes, epistula encyclica, epistula catholica,
refutatio hypocrisis, de passione et cruce cap. 11-12, epistula ad Marcellinum, de
virginitate, lestimonia e scriptura nicht kontaminiert sind, da es dort keine parallele
Überlieferung der RS-Tradition gibt; dasselbe gilt für disputatio contra Arium, die in Τ
keine Korrekturen erhalten hat. Die Schrift «quis dixerit» ist in der RS-Tradition wie
in Mignes Ausgabe Teil des Vierten Serapionbriefes (epistula IV ad Serapionem cap. 8-
23); daher wurde bei der Kontamination die Parallelüberlieferung nicht erkannt;
jedenfalls zeigt der Text in U keine Kontaminationsspuren.
16. In den Schriften contra gentes und de incarnatione verbi enthält Τ Korrekturen
nach der RS-Tradition, daneben möglicherweise Verbesserungen nach seiner in diesen
Schriften schon kontaminierten Vorlage ; da die Überlieferungsgeschichte dieser beiden
Schriften durch verschiedentliche Kontamination mit einer dritten Tradition, der
sogenannten Antiochenischen Redaktion, besonders kompliziert ist (vgl. Ryan, s.
Anm. 7), werden die dort vorgenommenen Korrekturen hier nicht als Beispiele
verwandt. Der Benutzer der Ausgabe Ch. Kannengiessers (Athanase d'Alexan-
drie, Sur V incarnation du Verbe, SC 199, Paris 1973) findet an folgenden Stellen (zitiert
nach Kapitel und Zeile) Korrekturen mit γρ (Tc stimmt immer mit der RS-Tradition
überein, allerdings nicht ausschließlich) : 40.49, 50.29, 53.4 (dort zwei Lesarten ; zu
ergänzen ist im Apparat zu 55.25 φαντασιοσκοπεϊ Τ* : γρ φαντασιοκοπεϊ add. Tc), an
folgenden Stellen ohne γρ : 31.9, 33.11, 34.21, 40.57, 43.24 (diese können bzw. müssen auf
RS-Tradition zurückgehen) ; 3.43 und 5.21 (diese können nicht auf die RS-Tradition
zurückgeführt werden). Für contra gentes sind mir nur zwei Korrekturen, und zwar ohne
γρ, bekannt : 76.49 und 80.12 Migne (beide nach RS-Tradition möglich).
17. Suspekt erschien z. B. möglicherweise die Lesart or. I c. Ar. 73.33 θέλουσιν (in Uc
überliefert) statt λέγουσιν, die auch nur in einer der beiden für die Arianerreden
erhaltenen RS-Handschriften überliefert wird. — Als schwer zu entscheiden mag ζ. Β.
die Wahl der Namensform ep. ad epp. Aeg. 556.33 Φιλογονίου/Φιλολογίου, 556.36
Πίστου/Πόστου und or. I c. Ar. 16.7 Σωτάτης/Σωτάδης erschienen sein, aber auch bei
vielen der angeführten Beispiele. Den Extremfall einer solchen Alternative stellt or. II
c. Ar. 117.41-120.2 dar : den dem Gedruckten entsprechenden Text bietet Τ fol. 123a in
drei Zeilen unter der Kolumne neben dem in der Kolumne beibehaltenen Text der x-
Tradition (diese Lesart ist abgedruckt und besprochen bei Opitz, op. cit., S. 118).
KONTAMINATION IN DER ATHAN ASIUS-ÜBERLIEFERUNG 219
7i
T fol. 143b, Zeile 11-13 : or. II c. Ar. 208.16 φθόνον -208.19 δτι
Zeile 12 : 208.17/18 πολλοί x-Trad. incl. Τ* : πολλοί αρχάγγελοι και
RS-Trad. TCUN.
18. Abbildung 1 (S. 219). Im folgenden ist der Übersichtlichkeit halber die Lesart
der x-Tradition stets als erste angegeben, kann also vom gedruckten Text abweichen.
19. Im Juli 1987 hatte ich die Gelegenheit, die Handschriften Τ und U im Kloster
des Heiligen Johannes auf Fatmos selbst einzusehen. Ich möchte an dieser Stelle für die
mir dort zuteilgewordene Hilfe meinen Dank aussprechen. Ich danke dem Kloster auch
für die Erlaubnis, die hier beigegebenen Abbildungen zu veröffentlichen.
KONTAMINATION IN DER ATHANASIUS-ÜBERLIEFERUNG 221
Τ fol. 140a, Zeile 12-14 : or. II c. Ar. 197.24 τήν- 197.27 πεποίηκε
Zeile 12 : 197.24/25 τήν ύπόστασιν x-Trad. incl. T*U*N* : τήν σύστασιν
RS-Trad. : γρ(άφεται) τήν σύστασιν add. TCU°NC
Zeile 12/13 : 197.25 καθ' υμάς x-Trad. : οντος καθ' ύμας RS-Trad. ; καθ'
υμάς οντος TCUN.
An einer Stelle hatte der Korrektor von Τ in der Mitte der Zeile ein
Wort zu ergänzen, schrieb es aber ohne das Verweiszeichen '/i an den
Rand : dies ermöglicht den Nachweis, daß Uc von Τ abhängig ist :
MriSt
T. fol. 97, Zeile 1-3 : ep. ad epp. Aeg. 557.24 αντίχριστοι - 557.27 αί
In der RS-Tradition lautet der erste Satz : αντίχριστοι δε ούτοι
τυγχάνουσιν, δσοι δια τήν 'Αρείου μανίαν έρχονται προς ύμας. Der Korrektor
von T ergänzt das in der x-Tradition ausgelassene τυγχάνουσιν am
rechten Rand neben μανίαν, wo es im Satz keinen Sinn ergibt.
Trotzdem übernehmen es die Schreiber von U und Ν an dieser
Stelle : 557.25 μανίαν : μανίαν τυγχάνουσιν UN.
Der Nachweis für das oben aufgeführte Stemma dürfte hiermit
erbracht sein. Zur Illustration des Vorgehens seien noch weitere
Reispiele der Kontamination aufgeführt, zuerst für die Herstellung
eines durchgängig lesbaren Textes unter Einbeziehung des Randes :
ep. ad epp. Aeg. 548.5 χάριν x-Trad. (χάρι* Τ*) : χάρισμα Teil der
RS-Trad. TUN : χαρίσματα Rest der RS-Trad.
ep. ad. epp. Aeg. 572.22 και δι' ού τα πάντα ο m. Τ*Ν : in marg. suppl.
(Korrektur Sonderfehler) Tr (zufällige Übereinstimmung durch
Wiederholung von πάντα, in Γ fehlt der Text nicht)
222 KARIN METZLER
20. Wo Τ nicht erhalten geblieben ist. darf man bei manchen Umstellungen in U
vermuten, daß in Τ bei einer Korrektur die Wortfolge dem optischen Eindruck zuliebe
umgestellt wurde, z. B. or. II c. Ar. 169.42/172.1 πρώτον x-Trad. : τα αυτά και
μανθανέτωσαν πρώτον RS-Trad. : πρώτον τα αυτά και μανθανέτωσαν UN.
KONTAMINATION IN DER ATHANASIUS-ÜBERLIEFERUNG 223
Weitere Beispiele :
or. 1 c. Ar. 133.5/6 την τών γενητών δείξη φύσιν x-Trad. incl. T*U*N* :
την αρχήν των γενητών δείξη RS-Tradition : γρ τήν αρχήν add. TCUCNC
or. I c. Ar. 136.39 φθόγγος αυτών x-Trad. incl. T*U*N* (so Ps. 18
[19],5) : νόμος RS-Trad. (vgl. 136.30/31) : γρ δ νόμος add. TCUCNC
or. II c. Ar. 177.17 νουθεσίαν x-Trad. incl. T*U*N* : ούθένειαν RS-
Tradition (eine Hs. ούθενίαν) : γρά ούθένειαν add. TCUCNC.
Das Vorgehen eines Korrektors im 11. Jahrhundert ist deutlich :
Der Text wird in den meisten Fällen auf die Lesart einer der beiden
Traditionen festgelegt ; die Korrekturen werden meist so vorgenom
men, daß ein neuer durchgehend lesbarer Text entsteht ; ästhetischen
Bedürfnissen kommt der Korrektor so weit entgegen, daß er
manchmal Wörter umstellt, um möglichst wenig radieren zu müssen.
Doppellesarten enthält die korrigierte Handschrift dort, wo der
Korrektor sich nicht zwischen zwei Lesarten entscheiden möchte ;
diese Lesarten werden mit einem distanzierenden γρ(άφετοα) gekennz
eichnet.
Ein so differenziertes Vorgehen wird in der weiteren Tradierung
leicht vergröbert. In der Handschrift U finden sich Korrekturen mit
γρ bzw. γρά überhaupt nur in dem vom Schreiber C geschriebenen Teil
fol. 53-27724. Die anderen Schreiber fassen offenbar auch die mit γρ
bezeichneten Lesarten als Korrekturvorschriften auf (es sei denn, in
den Schriften nach der or. Ill c. Ar. hätten in Τ keine solchen
Angaben mehr gestanden). Der erste Schreiber von Ν im 11. Jahr
hundert behandelt die so gekennzeichneten Lesart bis ep. ad epp.
Aeg. 561.33 einschließlich als Korrekturanweisungen, ahmt danach
die γρ/γρά-Schreibung nach, wobei ihm allerdings Fehler unterlauf
en25.
24. Schreiber C übernimmt diese Korrekturen fol. 85b-153a mit γρ, fol. 154a-275b
mit γρά. Dabei haben sich folgende Fehler eingeschlichen : or. // c. Ar. 169.36 bieten U*
wie Uc den RS-Text (ποιηθέντων statt ποιημάτων), or. II c. Ar. 237.40 werden die Lesarten
vertauscht : die RS-Lesart σφάλμα έχουφ. steht in U*, die x-Lesart σφάλλονται am Rand
mit γρά. — Schreiber Β der Handschrift U schreibt einen kontaminierten Text ohne γρ-
Lesarten. Dem Schreiber D lagen keine kontaminierten Schriften vor (s. Anm. 15). Zu
Schreiber A siehe die folgende Anmerkung.
25. So bieten N* und Nc or. II c. Ar. 165.25 beide den RS-Text (και δλως). — Ν bietet
in dem Teil der epistula I ad Serapionem, der in U nicht erhalten ist, aber vermutlich
auch von Schreiber A geschrieben war, eine einzige Lesart mit γρ : epistula I ad
Serapionem 545.33 γράφων : λέγων Ν* : γρ γράφων add. Nc, es wird also ein Sonderfehler
korrigiert (der Schrifttypus entspricht dem des 11. Jahrhunderts). Da Ν in der
folgenden ep. ad epp. Aeg. γρ-Lesarten immer in den Kolumnentext einarbeitet (553.6
allerdings Konjektur nach x-Lesart), nehme ich an, daß die Korrektur 545.33 nicht aus
U stammt, sondern bei der Durchsicht der Handschrift Ν durch ihren Schreiber
angebracht wurde ; somit ist auch für den Schreiber Β von U keine Lesart mit γρ
KONTAMINATION IN DER ATHANASIUS-ÜBERLIEFERUNG 225
30. Ein Verzeichnis «unbrauchbarer» Dokumente des Klosters vom Ende des 11.
oder Anfang des 12. Jahrhunderts, gerade solcher, die Geschäfts- und Verwaltungsfra
gen betrafen (Edition Era L. Branouse, Ανέκδοτος κατάλογος εγγράφων της έν Πάτμω
μονής (ΙΒ'-ΙΓ αι.), Σύμμεικτα 1, 1966, S. 137-162) enthält keinen Hinweis, was natürlich
nichts besagen will.
31. Edition : Ch. Diehl, Le trésor et la bibliothèque de Patmos au commencement
du 13e siècle, BZ 1, 1892, S. 488-525 (hier 514-425). Diehl datiert diesen Katalog auf
1201, worin ihn Branouse, op. cit., S. 80*, korrigiert. — Im Jahre 1200 befanden sich
Handschriften mit Athanasius-Schriften auf Patmos, die sich aber keinesfalls mit den
großen Athanasius-Korpora von Τ und U identifizieren lassen ; auch Diehls Identifizi
erungen mit Handschriften aus Sakkelions Katalog führen nicht auf die Nummern 3 und
4.
32. Branouse, op. cit., S. 82*, erwähnt einen unedierten Katalog von 1262 oder
1277 (unter Abt Germanos) und einen von 1307 (unter Abt Gregorios, nach Sakkelion,
dem Diehl folge, von 1382). Nach brieflicher Auskunft von N. Oikonomidis läßt sich im
früheren keine unserer Handschriften identifizieren, im späteren nur vage vermuten
(Nr. 21, 98).
33. Edition : G. Mercati, Per la storia dei manoscritti greci di Genova, di varie badie
basiliane d'Italia e di Patmo, Roma 1935, S. 128-133 (Text zuvor ediert in PG 149,
Sp. 1047-1052).
34. Mercati, op. cit. (s. Anm. 33), S. 129, vgl. Anm. 22 (« Non corrisponde ai codd. 2
e 3, e non ce n'è notato altro ehe corrisponda »), der aber widersprochen werden muß.
35. Branouse, op. cit., S. 46* mit Verweis auf Miklosich/Müller, op. eil.
KONTAMINATION IN DER ATHANASIUS-ÜBERLIEFERUNG 227
(s. Anm. 26), S. 75; zu den ökonomischen Grundlagen des Klosters siehe allgemein die
Einleitung des Buches von Branouse.
36. L. Leone, Sancti Aihanasii archiepiscopi Alexandriae Contra génies, Napoli 1965,
S. vnf. Vgl. Miont (s. Anm. 2), S. 70 : «(...) scriba aetate Bessarionis, cuius ratio
scribendi est simillima scripturae Demetrii Sguropuli, attamen magis accurata
videtur. »
37. Zur Handschrift u. a. Opitz, op. cit., S. 95.
38. Zu Syropulos' Karriere zum μέγας έκκλησιάρχης in Konstantinopel siehe
Concilium Florentinum. Documenta et scriptores. Series Β, vol. IX : V. Laurent (Hg),
Les «Mémoires » du Grand Ecclésiarque de l'Église de Constanlinople Sylvestre Syropoiilos
sur le concile de Florence (1438-1439), Roma 1971, S. 6ff. — Für die philologischen
Vorbereitungen zum Konzil hatte man jedenfalls keine Handschriften vom Athos zur
Verfügung : siehe E. Candal, Bessarion Nicaenus in Concilio Florentino, OCR 6, 1940,
S. 417-466, hier S. 420. Candal nimmt an, daß die Bücher, die Bessarion für die
Bibliothek in Venedig stiftete, zum Teil die für das Konzil gebrauchten sind (lor. cit.).
39. Ausgewertet wurden die Bände der Konzilsakten (vgl. Anm. 38); die Ergebnisse
228 KARIN METZLER
sollen hier nur kurz angedeutet werden : Bessarions Athanasius-Zitate sind sowohl in
seinen Schriften (Bd. 7) als auch in den lateinischen Konzilsakten (Bd. 6, nur ein Zitat)
zu ungenau, um eine Aussage über die benutzte Handschrift zu treffen. Juan de
Torquemada (Bd. 2 [1]) benutzte für de incarnatione et contra Arianes eine RS-
Handschrift, sonst eine x-Handschrift, die (bis auf eine Lesart) mit der später von
Bessarion nach Venedig gegebenen Handschrift 76 (Marcianus 804 [502 Z./B.]) identisch
sein könnte. Die Zitate, die für Johannes von Montenigro in den griechischen (Bd. 5)
und lateinischen Konzilsakten (Bd. 6) angeführt werden, entstammen einer x-
Handschrift, aber sicher nicht N; diejenigen, die für Markos Ephesios angegeben
werden, gehen auf eine RS-Handschrift zurück ; vielleicht ist Handschrift 76 verglichen
worden. Ein Zitat von Andreas von Rhodos (Bd. 5 [1]) ist nicht genau zuzuweisen;
denn auf dem Konzil wird ep. I ad Ser. 580.24-26 immer wieder verschieden zitiert, bald
mit φύσιν και τάξιν wie in Ν und 76, bald mit τάξιν και φύσιν wie in der Mehrheit der
Handschriften. Ein Zitat des Isidor von Kiew (Bd. 10 [1]) schwankt zwischen x- und
Antiochenischer Tradition, teilt aber gerade die Sonderlesarten von Ν nicht.
40. Daß die Handschrift M für die Vorbereitung des Konzils benutzt worden ist,
zeigt eine teilweise von ihr abhängige Handschrift, nämlich Laurentianus Pluteus IV
12 : sie enthält zahlreiche Schriften, die deutlich für die Verwendung auf dem Konzil
sprechen, so die Thesen des Johannes Bekkos und ihre Diskussion durch Gregorius
Palamas und Bessarion (Nr. 19), so ein Väterflorileg mit Exzerpten aus de incarnatione
et contra Arianes und ep. I ad Serapionem (Nr. 20, nicht M entnommen). Eine
vollständige Abschrift von epp. I, II ad Serapionem (Nr. 25, 26) ist nach dem
Lesartenbefund von M abhängig. Ich stütze mich auf Ergebnisse von Frank Simon,
Patristische Arbeitsstelle Bochum.
41. Opitz, S. 119-122, bespricht für ep. ad epp. Aeg. die Gruppe KAFb2; dabei ist b2
durch Y zu ersetzen, von der b2 abhängig ist; m ist zu ergänzen, während 72 diese
Schrift nicht bezeugt. Opitz hat die Kontamination erkannt {pp. cit., S. 120f.).
KONTAMINATION IN DER ATHAN ASIUS-ÜBERLIEFERUNG 229
45. Übergangen werden bei den folgenden Übereinstimmungen mit, dem Text von Β
(= Basiliensis gr. A III 4) sowie mit einem der Korrektoren dieser Handschrift, der
offenbar mit einer Handschrift der Gruppe c verglichen hat, aber auch RS-Lesarten
bietet, die sich in den Handschriften der c-Gruppe nicht finden. Die Arbeit dieses
Korrektors muß vorgenommen worden sein, nachdem im 15. Jahrhundert zwei
Abschriften von Β (nämlich Vindobonensis theol. gr. 2 und Oxoniensis Thomas Roe 29
[olim 275]) hergestellt worden waren.
KONTAMINATION IN DER ATHANASIUS-ÜBERLIEFERUNG 231
46. Die «Panoplia» wurde benutzt nach dem Text von PG 130. — Zigabenos stellte
sie auf Anweisung des Kaisers Alexios I. Komnenos (1081-1118) zusammen (siehe :
Anna Komnene, 'Alexias XV 9,1 [III 223,20-224,1 Leib]).
47. H.-G. Rf.c.k, Kirche und theologische Literatur im byzantinischen Reich, München
21977, S. 614.
48. Erkla'rungsbedürftig ist auch der unterschiedliche Schriftenbestand dieser
Handschriften, beispielsweise das Fehlen der Schrift disputatio contra Arium au(3er in F
und der sogenannten (iruppe φ (zu dieser Opitz, op. cit., S. 48-54).
232 KARIN METZLER
Karin Metzler
Patristische Arbeitsstelle Bochum der Rheinisch-Westfälischen
Akademie der Wissenschaften
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstraße 150
D-4630 Bochum 1