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Luxembourger Wort

23 avril 2008
2 POLITIK & GESELLSCHAFT Luxemburger Wort
Mittwoch, den 23. April 2008

12 000 Mrd. Dollar Interview mit Philippe Depoorter, Direktor der „Banque de Luxembourg“
werden zwischen 2000
und 2020 von einer
Generation an die nächste
weitergegeben.
„Wandel im Umfeld“
Quelle: Boston College Center Warum veranstaltet die Bank ein Philanthropie-Kolloquium, ohne ihren Namen zu nennen?
INTERVIEW: CORDELIA CHATON pen vereinen sollen. Zur Entwick-
249 Mrd. Dollar lung dieser Produkte, die als „hy-
Heute findet in der Philharmonie brid“ bezeichnet werden, hat Lu-
Summe der philanthro- auf Kirchberg Luxemburgs erste xemburg durch seine Expertise im
pischen Spenden in den große Philanthropie-Veranstaltung Bereich der Spezialfonds besonders
USA im Jahr 2004. statt. Über 300 Gäste haben sich gute Voraussetzungen. Es liegt an
angesagt; viele aus dem Ausland; uns, diese Vorteile zu nutzen, damit
Quelle: The Economist
alle namhaften Banken des Finanz- Luxemburg beim Thema Philan-
platzes sind vertreten. Der Veran- thropie genau so automatisch ge-
stalter, die „Banque de Luxem- nannt würde wie bei Fonds. Ich
79,5 Mrd. Dollar bourg“, hält sich jedoch auffallend denke, dass das Kolloquium auch
zurück. Nicht einmal auf den Einla- ein Zeichen in Europa setzten wird.
dungen wirbt sie für sich. Bankdi- Denn was hier am Finanzplatz pas-
Summe der 2004 rektor und Philanthropie-Leiter siert, wird in Europa eng verfolgt.
geleisteten öffentlichen Philippe Depoorter erklärt, warum. Wir haben unter den über 330 Gäs-
Entwicklungshilfe aller ten auch Schweizer, Briten, Franzo-
� Herr Depoorter, Sie kümmern sen, Deutsche, Belgier und Nieder-
Länder des Entwicklungs- sich seit knapp zwei Jahren um das länder. Viele Menschen, die ich in
hilfeausschusses der OECD Thema Philanthropie. Nun veranstal- den zwei Jahren, in denen ich mich
(Vergleich mit 58,2 Mrd. tet die „Banque de Luxembourg“ – um das Thema kümmere, getroffen
bei großer Zurücknahme im Hinblick habe, sind beeindruckt, dass wir
Euro 2002) auf Eigenwerbung – ein Kolloquium etwas tun.
Quelle: www.oecd.org dazu. Warum?
� Was hätten die Luxemburger von
Die Bank ist schon lange Mäzen, den Philanthropen?
sowohl in der Kultur als auch im
30 Mrd. Dollar Sozialbereich. Dieses Jahr gehen Der Staat kann nicht mehr alles
Kapital der Stiftung Bill wir einen Schritt weiter. Wir wol- zahlen und soll auch nicht für alles
and Melissa Gates im Jahr len ein „systemisches“ Projekt ver- aufkommen. Spenden aus dem Pri-
anlassen, das sich nicht auf eine vatbereich könnten verschiedene
2005. Die Spenden der einzelne Maßnahme, sondern all- Bereiche dynamisieren und andere
Stiftung sind Jahr für Jahr gemein auf die Förderung der ins Rampenlicht bringen. Manche
ebenso hoch wie die Philanthropie in Luxemburg be- Problematiken tun sich schwer,
zieht. Wir halten es für sinnvoll, Spenden anzuziehen. Ich denke da-
Ausgaben der Welt- in das Umfeld zu investieren, in bei an Alzheimer, an die Drogen-
gesundheitsorganisation. dem wir uns als Mäzen und als sucht oder an andere. Oder aber
Quelle: www.gatesfoundation.org Berater in Sachen Philanthropie auch an kleinere Organisationen,
bewegen. die nicht die große Aufmerksam-
keit genießen. Andere wiederum
� Was wollen Sie durch das könnten an Unabhängigkeit gewin-
3 543 Dollar Kolloquium erreichen? nen. Ein gutes Beispiel wäre die
Preis für den Bau einer Forschung, die sich auch ihre Ziele
In einer Zeit, in der Privatpersonen zum Teil ungebunden setzen soll.
erdbebensicheren Unterkunft und Unternehmen dazu berufen Vor allem geht es aber darum, eine
in Pakistan. werden, einen größeren Anteil an Philippe Depoorter, Direktor und Leiter der Philanthropie-Beratung bei der Botschaft an die nächste Genera-
gemeinnützigen Fragen zu nehmen, Banque de Luxembourg, sieht Anpassungsbedarf beim rechtlichen und steuer- tion zu überbringen: Jeder hat die
wollen wir in Luxemburg - am Bei- lichen Rahmen. „Wenn wir als Land agieren, können wir in Europa Vorreiter Fähigkeit beziehungsweise die Auf-
spiel anderer Länder - einen Sin- sein.“ gabe, sich Fragen der Gemeinnüt-

’’
(FOTO: SANDY KEIPES)
20 Prozent neswandel und einen Wandel im zigkeit zu widmen, oder zumindest

der Weltbevölkerung
Umfeld hervorrufen. Als Bankier
würde uns ein ausführlicheres ge-
� Was fehlt in einem Land, das
weltweit als Finanzzentrum gilt?
Der Staat einen Beitrag zu ihrer Lösung zu
leisten. Die Philanthropie bedeutet
besitzt 80 Prozent der staltetes Umfeld, auch dazu verhel- kann nicht Verantwortung und Selbstlosigkeit,
fen, unseren Kunden, die sich mit Der rechtliche und steuerliche Rah- Begriffe, die sich im Herzen vieler
Reichtümer. dem Thema Philanthropie befas- men müsste zugänglicher sein. Er mehr alles zahlen gegenwärtiger Angelegenheiten, al-
Quelle: UN sen, konkretere Antworten auf ihre
Fragen zu geben. Dazu scheinen
müsste auch der Entwicklung, die
die Philanthropie in den letzten
und soll auch nicht len zuvor der Nachhaltigen Ent-
wicklung, befinden. Wenn wir
uns alle Voraussetzungen in unse- Jahren gekannt hat, angepasst wer- für alles aufkommen.“ möglichst viele Menschen ins Boot
rem Land vorhanden, verschiedene den. Da sind uns andere Länder holen und gemeinsam Bürgersinn
2 Dollar pro Tag Hürden müssten jedoch noch ge- voraus. Die Briten oder Schweizer Philippe Depoorter beweisen, werden wir vieles –
Jede zweite Person auf nommen werden. sind ganz fortschrittlich. Andere durch die Auswirkungen auf das
der Welt lebt von weniger Länder haben eine Dachstiftung ge- schäftsführung ist überzeugt, dass Sozial-, Kultur oder Bildungswesen
� Was vermittelt Ihnen diesen Ein- gründet, die die Spender in vielen sich in Luxemburg etwas in Bewe- – für die Lebensqualität in Luxem-
als 2 Dollar pro Tag. druck? verwaltungstechnischen Fragen gung setzen kann. Die Veranstal- burg erreichen und zum positiven
Quelle: Unicef unterstützt. In Belgien gibt es bei- tung soll das Bewusstsein aller da- Image des Großherzogtums im
Zum Beispiel gibt es ein Bedürfnis spielsweise die Fondation Roi Bau- für öffnen. Wir wären zufrieden, Ausland beitragen.
an Strukturen, die unsere Kunden douin, in Frankreich die Fondation wenn alle mitmachen, denn eine
in ihren philanthropischen Vorha- de France. Auch der Stifterverband Bank allein kann nichts erreichen. � Sie veranstalten jetzt das Kollo-
40 Prozent ben beraten könnten. Die Anliegen in Deutschland könnte als Vorbild quium. Was kommt danach?
der gemeinnützigen unserer Kunden sind ganz ver- dienen. Als Bank haben wir natür- � Könnte Luxemburg sich auf der
schieden, und so sind auch die lich in diesem Rahmen eine Rolle Weltkarte der Philanthropie einen Wir haben unseren Beitrag geleis-
Stiftungen in Deutschland Fragen, die sie an uns richten. Ir- zu spielen. Wir genießen das Ver- Namen machen? tet. Wir hoffen nun, dass die Vor-
wurden während der letz- gendwann treffen sie die Entschei- trauen unserer Kunden, haben ein schläge, die aus dem Kolloquium
ten zehn Jahre dung, Geld für eine gute Sache Know-how in Sachen Vermögens- Wenn wir als Land agieren, könnten herausgehen, in Taten umgesetzt
spenden zu wollen. Es geht zum verwaltung und die Kompetenz, wir in Europa Vorreiter werden. werden. Dafür haben wir schon
gegründet. Teil um erhebliche Beträge. Doch Strukturen zu entwickeln, die zur Die Kompetenz am Finanzplatz ist deutliche Zeichen. Jacques Santer,
Quelle: Bertelsmann Stiftung sie sind sich nicht immer im Kla- Verwirklichung gewisser philan- dabei ein wichtiger Grundstein. der ehemalige Premierminister und
ren, an wen und wie sie die vertei- thropischer Projekte benötigt wer- Wie schon angesprochen, könnten Präsident der Europäischen Kom-
len sollen. Sie wollen auch nicht den. wir im Bereich Private Banking und mission, hat uns sehr unterstützt –
nur einen Scheck überreichen, Nachlassplanung unsere Kunden und so ein Bewusstsein für die
1 000 sondern sich ebenfalls der Auswir- � Warum nutzen Sie die Veranstal- besser begleiten. Luxemburg hat Bedeutung des Themas bei den
Bittschriften gehen kungen ihres Engagements versi- tung nicht zur Eigenwerbung? Man sich übrigens bereits hervorragend Entscheidungsträgern geschaffen.
jedes Jahr bei kleinen Stiftun- chern. All diese Fragen fordern findet den Namen der „Banque de positioniert, was die Mikrofinanz Wenn der Staat den Rahmen nun
professionelle Begleitung, Feinge- Luxembourg“ weder auf der Einla- anbetrifft. In der näheren Zukunft neu festlegt, sind alle Weichen ge-
gen oder vermögenden Per- fühl und Sachverständnis. In Lu- dung noch auf dem Programm. wird es zu einer Nachfrage kommen stellt, damit Finanzplatz, Unterneh-
sonen in Großbritannien ein. xemburg fehlen dafür teilweise an Produkten, die den Bedarf an men und private Spender die Gele-
Vermittler zwischen den Spendern Es geht uns darum, dass eine Dyna- Finanzierung der Empfänger und genheit der Philanthropie in Lu-
Quelle: New Philanthropy Capital
und den Nutznießern. mik entsteht. Unsere gesamte Ge- die Investitionsziele der Philanthro- xemburg nutzen können.

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