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Sänger-ABC – Belcanto – Singen

kann doch jeder


Leseprobe:
Auftakt & Persönliches
Meine ganz persönliche Erfahrung mit dem Gesang

Interessante Geschichten schreibt das Leben! Im Sommer 1991 wurde ich


geschieden – in einem großen Gerichtssaal, allein mit der Scheidungsrichterin, mein
Mann hatte sich durch mich vertreten lassen, das war tatsächlich so möglich! Es
war eine merkwürdige Situation, so ein Gefühl, als ob ich allein zur Scheidung von
mir selbst antreten würde. Das Scheidungsurteil wurde verlesen, dann durfte ich
unterschreiben, nach 25 Minuten war ich wieder draußen und atmete tief durch.
Endlich überstanden! Dachte ich …
Nun, ganz so einfach doch nicht, denn im gleichen Jahr merkte ich plötzlich, dass
meine Stimme nicht mehr so klang wie vorher. Irgendwie hörte ich mich an wie eine
zitterige alte Oma. Nichts gegen Omas oder ältere Menschen mit Stimmschwächen,
doch für eine Person in den Dreißigern ein unerträglicher Zustand, vor allem, wenn
täglicher Umgang mit Kunden persönlich und telefonisch ebenso zum Alltag gehört
wie Vorträge vor größeren Gruppen über Farbharmonien, Kleidungsstil und
optimalen Businessauftritt. So hatte die Scheidung nicht nur eine
Stimmveränderung, sondern auch berufliche Auswirkungen im Gefolge.
Preis: € 16,90
Format: 13,5 x 21,5 cm
Seiten: 176
ISBN: 978-3-85022-146-7

Veröffentlichung: 10/2007
Neue Rechtschreibung,

einige S/W Abbildungen


Durchschnittliche Kundenbewertung:

Leseprobe:
Auftakt & Persönliches
Meine ganz persönliche Erfahrung mit dem Gesang

Interessante Geschichten schreibt das Leben! Im Sommer 1991 wurde ich geschieden – in
einem großen Gerichtssaal, allein mit der Scheidungsrichterin, mein Mann hatte sich
durch mich vertreten lassen, das war tatsächlich so möglich! Es war eine merkwürdige
Situation, so ein Gefühl, als ob ich allein zur Scheidung von mir selbst antreten würde.
Das Scheidungsurteil wurde verlesen, dann durfte ich unterschreiben, nach 25 Minuten
war ich wieder draußen und atmete tief durch. Endlich überstanden! Dachte ich …
Nun, ganz so einfach doch nicht, denn im gleichen Jahr merkte ich plötzlich, dass meine
Stimme nicht mehr so klang wie vorher. Irgendwie hörte ich mich an wie eine zitterige
alte Oma. Nichts gegen Omas oder ältere Menschen mit Stimmschwächen, doch für eine
Person in den Dreißigern ein unerträglicher Zustand, vor allem, wenn täglicher Umgang
mit Kunden persönlich und telefonisch ebenso zum Alltag gehört wie Vorträge vor
größeren Gruppen über Farbharmonien, Kleidungsstil und optimalen Businessauftritt. So
hatte die Scheidung nicht nur eine Stimmveränderung, sondern auch berufliche
Auswirkungen im Gefolge.
In Süddeutschland begann ich eine Ausbildung für Privatfunk mit Redakteurspraktikum.
Moderieren und Nachrichten sprechen lag mir gut, doch mit dem aufgetauchten
Stimmproblem war das Sprechen in ein Mikrofon so gut wie unmöglich. Dem
Sprechtrainer fiel dazu nur Logopädie als Lösung ein, doch blieb dieser Versuch ohne
durchschlagenden Erfolg und ich verlor schnell die Lust an den Übungen.
Aus einer spontanen Laune heraus beschloss ich, einfach Gesangsunterricht zu nehmen,
denn Musizieren war mir von Kindesbeinen an vertraut und Singen hatte mir schon
immer Spaß gemacht. Bei diesem Vorschlag lachte der Sprechtrainer mich aus und sagte:
„“Was soll das denn schon bringen?“ Vier Wochen später hatte ich mehr Grund zum
Lachen, denn das Zittern in der Stimme und das Zittern in den Knien beim Vorsingen
waren völlig verschwunden. Wer zuletzt lacht, lacht am besten, dachte ich, ich bin wohl
doch kein so hoffnungsloser Fall, wie der Sprechtrainer angenommen hatte.
Singen – so stellte ich im Unterricht dann immer wieder fest – entsprach einfach meinem
natürlichen Bedürfnis nach Gefühlsausdruck und wurde zur großen Liebe meines Lebens;
ich blieb ganz einfach dabei, ganz gleich, ob ich einmal zum Mezzosopran, ein andermal
zum Alt deklariert wurde und eigentlich ein Koloratur-Sopran bin, wie sich später
herausstellen sollte. Meine allererste Lehrerin in Nürnberg, Maria Francesca De Cavazza,
half mir dann, mich zum Sopran zu mausern und weckte meine Liebe zu Mozartliedern
und -arien, die für jede Stimme Balsam sind.
Es kostete mich mehr als zehn Jahre unermüdlicher Nachforschung und steten
Ausprobierens mit großer innerer Bereitschaft, neue Lehrer, neue Methoden des
Stimmaufbaus, wie z. B. Alexander-Technik, Linklater, Bodyforming nach Benita
Cantieni, kennen zu lernen, physiologisches Verständnis durch intensive Lektüre über
Anatomie und Physiologie, Mentaltraining und Persönlichkeitsentwicklung, wie z.B.
durch NLP, zu entdecken und all diese spannenden Methoden an mir selbst
auszuprobieren. Es war wie eine Abenteuerreise in das Belcantoland.
Doch der unerschütterliche Glaube, irgendwann werde schon die „Erleuchtung zum
Thema Operngesang“ eintreten, führte zu interessanten Stimmentwicklungen, neuen
Erkenntnissen über Körperfunktionen, viel Persönlichkeitstraining, besserem
Selbstausdruck, der Einsicht, dass Gesang ein Weg zur Heilung ist und hat sich sehr
gelohnt, weil ich jeden Tag mit noch größerer Freude an meine Arien herangehe, die ich
noch dazulernen will.
Natürlich begegnete ich unterwegs auch vielen verschiedenen Lehrern, einigen wenigen
sehr guten und anderen weniger kompetenten Lehrern. Den guten Lehrern, vor allem
Peter Rabben mit seiner unermüdlichen Geduld, verdanke ich, dass ich meine
Erkenntnisse über Belcanto nun auch in die Tat umsetzen kann. Den schlechten Lehrern
verdanke ich die Einsicht, dass ein Schüler nicht nur selbstkritisch, sondern auch
lehrerkritisch bleiben sollte.
James Anderson, vormals Tenor an der Bayerischen Staatsoper, ermutigte mich mit
unermüdlichem Humor und Charakterstärke trotz mancher Tränenausbrüche meinerseits
und Verzweiflung über die gestörte Stimmfunktion, niemals aufzugeben.
Peter Rabben, München, Tenor im wohlverdienten Ruhestand, heilte mit nie
nachlassender Sorgfalt und Hingabe fast zwei Jahre lang in zahlreichen Sitzungen mit
seinen bei Frederick Husler in der Schweiz erworbenen Spezialkenntnissen und seiner
wunderbaren Stimmtechnik meine zuvor von einem anderen Lehrer – hier ungenannt –
mit falschen Übungen entzweite Stimme, die zeitweilig wie ein Knabe im Stimmbruch
klang. Ihm verdanke ich nicht nur die Fähigkeit, befreite Töne zu singen, sondern vor
allem auch die Urteilsschärfe im Einschätzen falscher und richtiger Ansätze im
klassischen italienischen Gesang.
Professor Nakajima, Tenor, Lehrer an der Nagoya Universität
Japan, der mir nur kurz auf einem Meisterkurs in Prag begegnete, bestätigte die
stimmtechnischen Ansätze, die ich bei Peter Rabben gelernt hatte und gab mir weitere
praktische Tipps für das tägliche Training mit auf den Weg.
Denette Whitter, Vocal Coach und Leiterin der Opernschule Schloss Henfenfeld,
motivierte mich durch einfühlsames Korrepetieren und Anna Reynolds, die ich in der
zuletzt besuchten Meisterklasse im Juni 2006 kennen und schätzen lernte, erklärte mir,
wie ich die Arien stimmtechnisch erarbeiten kann, sodass Legato, Stütze und Ansatz
zusammenwirken. Dadurch kann ich mich nun auf den Ausdruck konzentrieren und bin
für den Korrepetitor optimal vorbereitet.
Mithilfe dieser erfahrenen Lehrer habe ich nicht nur zu meiner gesunden Stimme
zurückgefunden, sondern auch die Welt der Koloraturarien entdeckt, die ich nun
gemeinsam mit meinem Korrepetitor, Anton Rupert, langjährig für die Bayerische
Staatsoper München tätig, mit großer Freude auskosten kann. Für die freundschaftliche
Unterstützung und weiterführende Kritik bin ich allen unendlich dankbar.
Immer wieder stellte ich auf dem Yogaweg des Gesanges fest, dass an der „Erleuchtung“
stetig und ohne Unterlass diszipliniert zu arbeiten ist und dass die Erleuchtung nicht
blitzartig vom Himmel kommt, sondern aus vielen kleinen, wichtigen
Einzelerkenntnissen im Laufe der Jahre besteht, die mit guter Selbstbeobachtung und
kritischem Studium der eigenen Aufnahmen stetig kommen.

Um mit einigen weit verbreiteten, hartnäckigen Vorurteilen aufzuräumen, die es jungen


Sängern oft schwer machen, eine Entscheidung für die Gesangskarriere zu fällen, möchte
ich einige persönliche Einsichten, die wichtigen Siebensachen fürs Sängergepäck hier
formulieren:
1. Zum Sänger wird niemand geboren, sondern trainiert! Selbst der „geborene Sänger“
mit großer Naturstimme benötigt ein gutes Training, und zwar eines mit einem erfahrenen
Lehrer, der selbst über ausreichend Bühnenerfahrung und die korrekte italienische
Belcantotechnik verfügt!

2. Talent ist wichtig, noch wichtiger sind jedoch Fleiß und Ausdauer!

3. Disziplin ist neben der Musikalität die wichtigste Eigenschaft!

4. Singen kann jeder, dessen Kehlkopf und Körper normal entwickelt sind und der Töne
korrekt hören bzw. nachsingen kann. Stimmschwäche ist wirklich kein Hindernis,
sondern eine Einladung zum Training!

5. Es ist nie zu spät, mit Gesang anzufangen, denn Singen kommt aus der Seele und heilt
die gesamte Person, auch Singen im Hobby ist heilsam. Eine Karriere auf der
Opernbühne ist nicht immer gleichzusetzen mit einer reifen Persönlichkeit, sondern
möglicherweise mit gesünderem Selbstvertrauen und besseren Marketinginstrumenten
sowie besseren Lehrern, die früh genug zur Stelle waren.

6. Alter spielt für Gesang und Belcanto keine Rolle, körperliche Fitness ist wichtiger.
Diese Fitness kann manchmal bei vierzigjährigen besser als bei fünfundzwanzigjährigen
Menschen sein, das hängt vom Einzelfall ab und Kondition ist genau wie Singen
trainierbar.

7. Ein gesundes Selbstvertrauen für Auftritte heißt nicht, ein überdimensionales EGO zu
entwickeln, sondern dem inneren Selbst die Führung zu überlassen. Das innere Selbst
kann über Meditations- und Tranceübungen einige Prozesse aus dem neurolinguistischen
Programmieren, kurz „NLP“ genannt, Mentaltraining und praktische Auftritte gestärkt
werden und hilft dann der Stimme, sich zu entfalten.

Wahrer emotionaler Ausdruck berührt die Herzen tief und manches Mal sogar auf Dauer.
Um höchste Vollendung im künstlerischen Ausdruck zu erreichen, ist nicht nur technische
Perfektion nötig, sondern vor allem Persönlichkeitstraining an sich selbst mit
tiefgreifenden emotional-systemischen Prozessen. Erst dann kommt der authentische
Charakter der Seele zutage, der vom bloßen Rollenspiel zum authentischen Sein der
Person und der Bühnenpersönlichkeit führt.

In diesem Sinne wünsche ich allen neugierigen Lesern eine vergnügliche Lektüre,
unterwegs viele gute Erkenntnisse und vor
allem Lust, wieder viel mehr zu singen und

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