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Deutscher Bundestag Drucksache 16/10121

16. Wahlperiode 13. 08. 2008

Gesetzentwurf
der Bundesregierung

Entwurf eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus
durch das Bundeskriminalamt

A. Problem und Ziel


Ziel des Gesetzentwurfs ist die Verbesserung der Möglichkeiten bei der Be-
kämpfung des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt
(BKA).

B. Lösung
Das Bundeskriminalamt erhält in bestimmten Fallgruppen die Aufgabe der Ab-
wehr von Gefahren des internationalen Terrorismus sowie entsprechende Befug-
nisse.

C. Alternativen
Keine

D. Finanzielle Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte


1. Haushaltsausgaben ohne Vollzugsaufwand
Keine

2. Vollzugsaufwand
Die Wahrnehmung der neuen Aufgaben des BKA erfordert 130 Planstellen/Stel-
len und im ersten Jahr nach Inkrafttreten einen im Wesentlichen durch einmalige
Aufwendungen bedingten Finanzaufwand in Höhe von rund 18,5 Mio. Euro. In
den Folgejahren fallen laufende Kosten (Sach- und Personalkosten) in Höhe von
jährlich etwa 10,2 Mio. Euro an.
Sofern die Wahrnehmung der neuen Aufgaben aus dem Bundeskriminalamt-
gesetz (BKAG) auch zu tatsächlichen Haushaltsmehrbelastungen führt, wird
darüber im Rahmen der Aufstellung des Haushalts zum Einzelplan 06 entschie-
den.

E. Sonstige Kosten
Auswirkungen auf Einzelpreise und das Preisniveau, insbesondere das Verbrau-
cherpreisniveau, sind nicht zu erwarten.
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F. Bürokratiekosten
Es entstehen für die Wirtschaft, die Bürgerinnen und Bürger und die Verwaltung
neue Bürokratiekosten.

1. Bürokratiekosten der Wirtschaft


Es werden vier neue Informationspflichten eingeführt. Die durch den Aufwand
für die Erfüllung dieser Pflichten entstehenden Bürokratiekosten sind – auch im
Rahmen einer Schätzung – nicht bezifferbar.

2. Bürokratiekosten der Bürgerinnen und Bürger


Es werden zwei neue Informationspflichten eingeführt. Durch den Aufwand für
die Erfüllung dieser Pflichten entstehen Bürokratiekosten.

3. Bürokratiekosten der Verwaltung


Es werden 26 neue Informationspflichten eingeführt. Durch den Aufwand für
die Erfüllung dieser Pflichten entstehen Bürokratiekosten. Diese Bürokratiekos-
ten sind im Interesse einer effektiven Gefahrenabwehr nicht vermeidbar und ge-
boten. Weniger belastende Alternativen zu den Informationspflichten bestehen
nicht.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode –3– Drucksache 16/10121
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode –5– Drucksache 16/10121

Anlage 1

Entwurf eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus
durch das Bundeskriminalamt
Vom …

Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundesrates das § 20u Schutz zeugnisverweigerungsberechtigter Per-
folgende Gesetz beschlossen: sonen
§ 20v Gerichtliche Zuständigkeit, Kennzeichnung,
Artikel 1 Verwendung und Löschung

Änderung des Bundeskriminalamtgesetzes § 20w Benachrichtigung

Das Bundeskriminalamtgesetz vom 7. Juli 1997 (BGBl. I § 20x Übermittlung an das Bundeskriminalamt“.
S. 1650), zuletzt geändert durch …, wird wie folgt geändert: 2. Nach § 4 wird folgender § 4a eingefügt:
1. Die Inhaltsübersicht wird wie folgt geändert: „§ 4a
a) In Abschnitt 1 wird nach § 4 folgender § 4a eingefügt: Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus
㤠4a Abwehr von Gefahren des internationalen Ter- (1) Das Bundeskriminalamt kann die Aufgabe der Ab-
rorismus“. wehr von Gefahren des internationalen Terrorismus in
Fällen wahrnehmen, in denen
b) In Abschnitt 2 wird nach Unterabschnitt 3 folgender
Unterabschnitt 3a eingefügt: 1. eine länderübergreifende Gefahr vorliegt,
„Unterabschnitt 3a 2. die Zuständigkeit einer Landespolizeibehörde nicht
Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus erkennbar ist oder

§ 20a Allgemeine Befugnisse 3. die oberste Landesbehörde um eine Übernahme er-


sucht.
§ 20b Erhebung personenbezogener Daten
Es kann im Rahmen dieser Aufgabe auch Straftaten ver-
§ 20c Befragung und Auskunftspflicht hüten, die in § 129a Abs. 1 und 2 des Strafgesetzbuchs
§ 20d Identitätsfeststellung und Prüfung von Be- bezeichnet und dazu bestimmt sind, die Bevölkerung auf
rechtigungsscheinen erhebliche Weise einzuschüchtern, eine Behörde oder
eine internationale Organisation rechtswidrig mit Gewalt
§ 20e Erkennungsdienstliche Maßnahmen oder durch Drohung mit Gewalt zu nötigen oder die poli-
§ 20f Vorladung tischen, verfassungsrechtlichen, wirtschaftlichen oder so-
§ 20g Besondere Mittel der Datenerhebung zialen Grundstrukturen eines Staates oder einer interna-
tionalen Organisation zu beseitigen oder erheblich zu
§ 20h Besondere Bestimmungen über den Einsatz beeinträchtigen, und durch die Art ihrer Begehung oder
technischer Mittel in oder aus Wohnungen ihre Auswirkungen einen Staat oder eine internationale
§ 20i Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung Organisation erheblich schädigen können.
§ 20j Rasterfahndung (2) Die Befugnisse der Länder und anderer Polizei-
behörden des Bundes bleiben unberührt. Die zuständigen
§ 20k Verdeckter Eingriff in informationstechnische obersten Landesbehörden und, soweit zuständig, anderen
Systeme Polizeibehörden des Bundes sind unverzüglich zu be-
§ 20l Überwachung der Telekommunikation nachrichtigen, wenn das Bundeskriminalamt die Aufgabe
nach Absatz 1 wahrnimmt. Die Aufgabenwahrnehmung
§ 20m Erhebung von Telekommunikationsverkehrs-
erfolgt in gegenseitigem Benehmen. Stellt das Bundes-
daten und Nutzungsdaten
kriminalamt bei der Aufgabenwahrnehmung nach Ab-
§ 20n Identifizierung und Lokalisierung von Mobil- satz 1 Satz 1 Nr. 2 die Zuständigkeit einer Landespolizei-
funkkarten und -endgeräten behörde fest, so gibt es diese Aufgabe an diese
§ 20o Platzverweisung Polizeibehörde ab, wenn nicht ein Fall des Absatzes 1
Satz 1 Nr. 1 oder Nr. 3 vorliegt.“
§ 20p Gewahrsam
3. § 11 Abs. 6 wird wie folgt geändert:
§ 20q Durchsuchung von Personen
a) Satz 1 wird wie folgt gefasst:
§ 20r Durchsuchung von Sachen
„Das Bundeskriminalamt hat bei jedem Zugriff für
§ 20s Sicherstellung Zwecke der Datenschutzkontrolle den Zeitpunkt, die
§ 20t Betreten und Durchsuchen von Wohnungen Angaben, die die Feststellung der aufgerufenen Da-
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tensätze ermöglichen, sowie die für den Zugriff ver- a) von der Vorbereitung einer Straftat gemäß § 4a
antwortliche Dienststelle zu protokollieren.“ Abs. 1 Satz 2 Kenntnis hat,
b) Nach Satz 1 wird folgender Satz eingefügt: b) aus der Verwertung der Tat Vorteile ziehen könnte
oder
„Die Auswertung der Protokolldaten ist nach dem
Stand der Technik zu gewährleisten.“ c) die Person nach Nummer 1 sich ihrer zur Bege-
hung der Straftat bedienen könnte
4. In § 16 wird nach Absatz 1 folgender Absatz 1a einge-
fügt: (Kontakt- und Begleitperson) und die Verhütung
dieser Straftaten auf andere Weise aussichtslos
„(1a) Ist der Kernbereich privater Lebensgestaltung oder wesentlich erschwert wäre.
betroffen, ist die Maßnahme innerhalb einer Wohnung zu
(3) § 21 Abs. 3 und 4 des Bundespolizeigesetzes gilt
unterbrechen, sobald dies ohne Gefährdung der beauf-
entsprechend.
tragten Person möglich ist. Aufzeichnungen über Vorgän-
ge, die den Kernbereich privater Lebensgestaltung be- § 20c
treffen, sind unverzüglich zu löschen. Erkenntnisse über Befragung und Auskunftspflicht
solche Vorgänge dürfen nicht verwertet werden. Die (1) Das Bundeskriminalamt kann eine Person befra-
Tatsache der Erfassung der Daten und ihrer Löschung ist gen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass die
aktenkundig zu machen. Diese Daten dürfen ausschließ- Person sachdienliche Angaben für die Erfüllung der dem
lich zu Zwecken der Datenschutzkontrolle verwendet Bundeskriminalamt nach § 4a Abs. 1 Satz 1 obliegenden
werden. Sie sind zu löschen, wenn sie für diese Zwecke Aufgabe machen kann. Zum Zwecke der Befragung kann
nicht mehr erforderlich sind, spätestens jedoch am Ende die Person angehalten werden. Auf Verlangen hat die
des Kalenderjahres, das dem Jahr der Dokumentierung Person mitgeführte Ausweispapiere zur Prüfung auszu-
folgt.“ händigen.
5. Nach Unterabschnitt 3 wird folgender Unterabschnitt 3a (2) Die befragte Person ist verpflichtet, Namen, Vorna-
eingefügt: men, Tag und Ort der Geburt, Wohnanschrift und Staats-
„Unterabschnitt 3a angehörigkeit anzugeben, soweit dies zur Erfüllung der
dem Bundeskriminalamt nach § 4a Abs. 1 Satz 1 oblie-
Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus genden Aufgabe erforderlich ist. Eine weitergehende
Auskunftspflicht besteht nur für die entsprechend den
§ 20a §§ 17 und 18 des Bundespolizeigesetzes Verantwortli-
Allgemeine Befugnisse chen und entsprechend den Voraussetzungen des § 20
(1) Das Bundeskriminalamt kann zur Erfüllung seiner Abs. 1 des Bundespolizeigesetzes für die dort bezeichne-
Aufgabe nach § 4a Abs. 1 Satz 1 die notwendigen Maß- ten Personen sowie für die Personen, für die gesetzliche
nahmen treffen, um eine Gefahr abzuwehren, soweit Handlungspflichten bestehen, soweit die Auskunft zur
nicht dieses Gesetz die Befugnisse des Bundeskriminal- Abwehr einer Gefahr erforderlich ist.
amtes besonders regelt. Die §§ 15 bis 20 des Bundespoli- (3) Unter den in den §§ 52 bis 55 der Strafprozessord-
zeigesetzes gelten entsprechend. nung bezeichneten Voraussetzungen ist der Betroffene
(2) Gefahr im Sinne dieses Unterabschnitts ist eine im zur Verweigerung der Auskunft berechtigt. Dies gilt
Einzelfall bestehende Gefahr für die öffentliche Sicher- nicht, soweit die Auskunft zur Abwehr einer Gefahr für
heit im Zusammenhang mit Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 den Bestand oder die Sicherheit des Staates oder für Leib,
Satz 2. Leben oder Freiheit einer Person erforderlich ist. Die be-
troffene Person ist über ihr Recht zur Verweigerung der
§ 20b Auskunft zu belehren. Auskünfte, die gemäß Satz 2 er-
Erhebung personenbezogener Daten langt wurden, dürfen nur für den dort bezeichneten
Zweck verwendet werden.
(1) Das Bundeskriminalamt kann, sofern in diesem
Unterabschnitt nichts anderes bestimmt ist, personen- (4) § 136a der Strafprozessordnung gilt entsprechend.
bezogene Daten erheben, soweit dies zur Erfüllung der § 12 des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes findet keine
ihm nach § 4a Abs. 1 obliegenden Aufgabe erforderlich Anwendung.
ist. § 20d
(2) Zur Verhütung von Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Identitätsfeststellung und Prüfung von
Satz 2 ist eine Erhebung personenbezogener Daten nur Berechtigungsscheinen
zulässig, soweit Tatsachen die Annahme rechtfertigen, (1) Wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass
dass eine Straftat gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 begangen werden
1. die Person eine Straftat gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 be- soll, kann das Bundeskriminalamt entsprechend § 23
gehen will und die erhobenen Daten zur Verhütung Abs. 3 Satz 1, 2, 4 und 5 des Bundespolizeigesetzes die
dieser Straftat erforderlich sind oder Identität einer Person feststellen,
1. zur Abwehr einer Gefahr,
2. die Person mit einer Person nach Nummer 1 nicht nur
flüchtig oder in zufälligem Kontakt in Verbindung 2. wenn sie sich an einem Ort aufhält, in Bezug auf den
steht und Tatsachen die Annahme rechtfertigen,
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a) dass dort Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 ver- einer Gefahr für den Bestand oder die Sicherheit des
abredet, vorbereitet oder verübt werden sollen Staates oder für Leib, Leben oder Freiheit einer Per-
oder son oder Sachen von bedeutendem Wert, deren Erhal-
b) dass sich dort Personen ohne erforderlichen Auf- tung im öffentlichen Interesse geboten ist,
enthaltstitel treffen oder 2. die Person, bei der Tatsachen die Annahme rechtferti-
3. wenn sie sich in einer Verkehrs- oder Versorgungs- gen, dass sie Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 be-
anlage oder -einrichtung, einem öffentlichen Ver- gehen wird oder
kehrsmittel, Amtsgebäude oder einem anderen beson- 3. eine Kontakt- oder Begleitperson,
ders gefährdeten Objekt oder in unmittelbarer Nähe
wenn die Abwehr der Gefahr oder die Verhütung der
hiervon aufhält und Tatsachen die Annahme rechtfer-
Straftaten auf andere Weise aussichtslos ist oder wesent-
tigen, dass dort Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2
lich erschwert wäre. Die Maßnahme kann auch durch-
begangen werden sollen, durch die in oder an diesen
geführt werden, wenn Dritte unvermeidbar betroffen
Objekten befindliche Personen oder diese Objekte
werden.
selbst unmittelbar gefährdet sind
(2) Besondere Mittel der Datenerhebung sind:
und die Feststellung der Identität auf Grund auf die Per-
son bezogener Anhaltspunkte erforderlich ist. 1. die planmäßig angelegte Beobachtung einer Person,
die durchgehend länger als 24 Stunden dauern oder an
(2) Das Bundeskriminalamt kann, soweit es zur Erfül-
mehr als zwei Tagen stattfinden soll (längerfristige
lung der ihm nach § 4a Abs. 1 Satz 1 obliegenden Auf-
Observation),
gabe erforderlich ist, verlangen, dass Berechtigungs-
scheine, Bescheinigungen, Nachweise oder sonstige 2. der Einsatz technischer Mittel außerhalb von Woh-
Urkunden zur Prüfung ausgehändigt werden, wenn der nungen in einer für den Betroffenen nicht erkennbaren
Betroffene auf Grund einer Rechtsvorschrift verpflichtet Weise
ist, diese Urkunden mitzuführen. a) zur Anfertigung von Bildaufnahmen oder -auf-
§ 20e zeichnungen von Personen oder Sachen, die sich
Erkennungsdienstliche Maßnahmen außerhalb von Wohnungen befinden oder
(1) Ist eine nach § 20d Abs. 1 zulässige Identitätsfest- b) zum Abhören oder Aufzeichnen des außerhalb von
stellung auf andere Weise nicht oder nur unter erheb- Wohnungen nichtöffentlich gesprochenen Wortes,
lichen Schwierigkeiten möglich, kann das Bundeskrimi- 3. sonstige besondere für Observationszwecke bestimm-
nalamt erkennungsdienstliche Maßnahmen nach § 24 te technische Mittel zur Erforschung des Sachverhalts
Abs. 3 des Bundespolizeigesetzes vornehmen. oder zur Bestimmung des Aufenthaltsortes einer in
(2) Ist die Identität festgestellt, sind die im Zusammen- Absatz 1 genannten Person,
hang mit der Feststellung angefallenen Unterlagen zu 4. der Einsatz von Privatpersonen, deren Zusammen-
vernichten, es sei denn, ihre weitere Aufbewahrung ist arbeit mit dem Bundeskriminalamt Dritten nicht
nach anderen Rechtsvorschriften zulässig. Sind die Un- bekannt ist (Vertrauensperson) und
terlagen an andere Stellen übermittelt worden, sind diese
über die erfolgte Vernichtung zu unterrichten. 5. der Einsatz eines Polizeivollzugsbeamten unter einer
ihm verliehenen und auf Dauer angelegten Legende
§ 20f (verdeckter Ermittler).
Vorladung
(3) Maßnahmen nach Absatz 2 Nr. 5, die sich gegen
(1) Das Bundeskriminalamt kann eine Person schrift- eine bestimmte Person richten oder bei denen der ver-
lich oder mündlich vorladen, wenn deckte Ermittler eine Wohnung betritt, die nicht allge-
1. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass die Person mein zugänglich ist, dürfen nur auf Antrag der zuständi-
sachdienliche Angaben machen kann, die für die Er- gen Abteilungsleitung oder deren Vertretung durch das
füllung der dem Bundeskriminalamt nach § 4a Abs. 1 Gericht angeordnet werden. Bei Gefahr im Verzug kann
Satz 1 obliegenden Aufgabe erforderlich sind, oder die Anordnung einer Maßnahme nach Satz 1 durch die
2. dies zur Durchführung erkennungsdienstlicher Maß- Abteilungsleitung nach Satz 1 oder deren Vertretung ge-
nahmen erforderlich ist. troffen werden. In diesem Fall ist die gerichtliche Ent-
scheidung unverzüglich nachzuholen. Soweit die Anord-
(2) § 25 Abs. 2 bis 4 des Bundespolizeigesetzes gilt nung nach Satz 2 nicht binnen drei Tagen durch das
entsprechend. Gericht bestätigt wird, tritt sie außer Kraft. Die übrigen
§ 20g Maßnahmen nach Absatz 2 Nr. 1 bis 5 dürfen, außer bei
Besondere Mittel der Datenerhebung Gefahr im Verzug, nur durch die Abteilungsleitung nach
Satz 1 oder deren Vertretung angeordnet werden. Die
(1) Das Bundeskriminalamt kann personenbezogene Anordnung ist unter Angabe der maßgeblichen Gründe
Daten mit den besonderen Mitteln nach Absatz 2 erheben aktenkundig zu machen und auf höchstens einen Monat
über zu befristen; im Fall des Absatzes 2 Nr. 4 und 5 ist die
1. den entsprechend § 17 oder § 18 des Bundespolizei- Maßnahme auf höchstens zwei Monate zu befristen. Die
gesetzes Verantwortlichen oder entsprechend den Verlängerung der Maßnahme bedarf einer neuen Anord-
Voraussetzungen des § 20 Abs. 1 des Bundespolizei- nung. Die Entscheidung über die Verlängerung der Maß-
gesetzes über die dort bezeichnete Person zur Abwehr nahme darf in den Fällen des Absatzes 2 Nr. 1, 2 Buch-
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stabe b, Nr. 4 und 5 nur durch das Gericht getroffen Gefahr im Verzug kann die Anordnung auch durch den
werden. Die Sätze 4 und 5 gelten entsprechend. Präsidenten des Bundeskriminalamtes oder seinen Ver-
(4) Ein verdeckter Ermittler darf unter der Legende treter getroffen werden. In diesem Fall ist die gerichtliche
Entscheidung unverzüglich nachzuholen. Soweit die
1. zur Erfüllung seines Auftrags am Rechtsverkehr teil- Anordnung des Präsidenten des Bundeskriminalamtes
nehmen und oder seines Vertreters nicht binnen drei Tagen durch das
2. mit Einverständnis des Berechtigten dessen Wohnung Gericht bestätigt wird, tritt sie außer Kraft.
betreten; das Einverständnis darf nicht durch ein über (4) Die Anordnung ergeht schriftlich. In ihr sind anzu-
die Nutzung der Legende hinausgehendes Vortäu- geben:
schen eines Zutrittsrechts herbeigeführt werden.
1. soweit möglich, der Name und die Anschrift der Per-
Soweit es für den Aufbau und die Aufrechterhaltung der son, gegen die sich die Maßnahme richtet,
Legende eines verdeckten Ermittlers nach Absatz 2 Nr. 5
unerlässlich ist, dürfen entsprechende Urkunden herge- 2. die zu überwachende Wohnung oder die zu überwa-
stellt, verändert oder gebraucht werden. Im Übrigen rich- chenden Wohnräume,
ten sich die Befugnisse eines verdeckten Ermittlers nach 3. Art, Umfang und Dauer der Maßnahme und
diesem Unterabschnitt. Für den Einsatz technischer Mit-
tel zur Eigensicherung innerhalb von Wohnungen gilt 4. die wesentlichen Gründe.
§ 16 entsprechend. Die Anordnung ist auf höchstens einen Monat zu befris-
§ 20h ten. Eine Verlängerung um jeweils nicht mehr als einen
Besondere Bestimmungen über den Einsatz Monat ist zulässig, soweit die in den Absätzen 1 und 5 be-
technischer Mittel in oder aus Wohnungen zeichneten Voraussetzungen unter Berücksichtigung der
gewonnenen Erkenntnisse fortbestehen. Liegen die Vor-
(1) Das Bundeskriminalamt kann zur Abwehr einer aussetzungen der Anordnung nicht mehr vor, so sind die
dringenden Gefahr für den Bestand oder die Sicherheit auf Grund der Anordnung ergriffenen Maßnahmen un-
des Staates oder für Leib, Leben oder Freiheit einer Per- verzüglich zu beenden.
son oder Sachen von bedeutendem Wert, deren Erhaltung
im öffentlichen Interesse geboten ist, durch den verdeck- (5) Die Maßnahme nach Absatz 1 darf nur angeordnet
ten Einsatz technischer Mittel in oder aus Wohnungen und durchgeführt werden, soweit auf Grund tatsächlicher
Anhaltspunkte, insbesondere zu der Art der zu überwa-
1. das nichtöffentlich gesprochene Wort einer Person ab- chenden Räumlichkeiten und dem Verhältnis der zu über-
hören und aufzeichnen, wachenden Personen zueinander, anzunehmen ist, dass
a) die entsprechend § 17 oder § 18 des Bundes- durch die Überwachung Äußerungen, die dem Kern-
polizeigesetzes verantwortlich ist, bereich privater Lebensgestaltung zuzurechnen sind,
nicht erfasst werden. Das Abhören und Beobachten nach
b) bei der konkrete Vorbereitungshandlungen für sich Satz 1 ist unverzüglich zu unterbrechen, soweit sich wäh-
oder zusammen mit weiteren bestimmten Tatsa- rend der Überwachung tatsächliche Anhaltspunkte dafür
chen die begründete Annahme rechtfertigen, dass ergeben, dass Inhalte, die dem Kernbereich privater
sie Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 begehen Lebensgestaltung zuzurechnen sind, erfasst werden. Be-
wird, oder stehen insoweit Zweifel, darf nur eine automatische
c) die eine Kontakt- und Begleitperson einer Person Aufzeichnung fortgesetzt werden. Automatische Auf-
nach Buchstabe a oder Buchstabe b ist und zeichnungen nach Satz 3 sind unverzüglich dem anord-
2. Lichtbilder und Bildaufzeichnungen über diese Per- nenden Gericht zur Entscheidung über die Verwertbarkeit
son herstellen, oder Löschung der Daten vorzulegen. Ist das Abhören
und Beobachten nach Satz 2 unterbrochen worden, so
wenn die Abwehr der Gefahr auf andere Weise aussichts- darf es unter den in Satz 1 genannten Voraussetzungen
los oder wesentlich erschwert wäre. fortgeführt werden. Erkenntnisse aus dem Kernbereich
(2) Die Maßnahme darf sich nur gegen die in Absatz 1 privater Lebensgestaltung, die durch eine Maßnahme
genannte Person richten und nur in deren Wohnung nach Absatz 1 erlangt worden sind, dürfen nicht verwer-
durchgeführt werden. In Wohnungen anderer Personen tet werden. Aufzeichnungen hierüber sind unverzüglich
ist die Maßnahme nur zulässig, wenn auf Grund be- zu löschen. Die Tatsachen der Erfassung der Daten und
stimmter Tatsachen anzunehmen ist, dass der Löschung sind zu dokumentieren. Die Dokumenta-
tion darf ausschließlich für Zwecke der Datenschutz-
1. sich eine in Absatz 1 Nr. 1 Buchstabe a oder Buch- kontrolle verwendet werden. Sie ist zu löschen, wenn sie
stabe b genannte Person dort aufhält und für diese Zwecke nicht mehr erforderlich ist, spätestens
2. die Maßnahme in der Wohnung dieser Person allein jedoch am Ende des Kalenderjahres, das dem Jahr der
nicht zur Abwehr der Gefahr nach Absatz 1 führen Dokumentation folgt.
wird. § 20i
Die Maßnahme darf auch durchgeführt werden, wenn Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung
andere Personen unvermeidbar betroffen werden. (1) Das Bundeskriminalamt kann personenbezogene
(3) Maßnahmen nach Absatz 1 dürfen nur auf Antrag Daten, insbesondere die Personalien einer Person und das
des Präsidenten des Bundeskriminalamtes oder seines amtliche Kennzeichen eines von ihr benutzten oder ein-
Vertreters durch das Gericht angeordnet werden. Bei gesetzten Kraftfahrzeugs, in einer Datei zur polizeilichen
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode –9– Drucksache 16/10121

Beobachtung speichern, damit andere Polizeibehörden Beschränkung auf die angeforderten Daten nicht möglich
des Bundes und der Länder Erkenntnisse über Ort und ist; diese Daten dürfen vom Bundeskriminalamt nicht
Zeit des Antreffens der Person, etwaiger Begleiter, des verwendet werden.
Kraftfahrzeugs und des Führers des Kraftfahrzeugs, mit-
geführte Sachen und Umstände des Antreffens bei Gele- (3) Ist der Zweck der Maßnahme erreicht oder zeigt
genheit einer Überprüfung aus anderem Anlass melden sich, dass er nicht erreicht werden kann, sind die übermit-
(Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung). telten und im Zusammenhang mit der Maßnahme zusätz-
lich angefallenen Daten zu löschen und die Akten zu ver-
(2) Die Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung nichten, soweit sie nicht für ein mit dem Sachverhalt
ist nur zulässig, wenn zusammenhängendes Verfahren erforderlich sind. Die
1. die Gesamtwürdigung der Person und ihre bisher be- getroffene Maßnahme ist zu dokumentieren. Diese Doku-
gangenen Straftaten erwarten lassen, dass sie künftig mentation ist gesondert aufzubewahren, durch technische
Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 begehen wird, und organisatorische Maßnahmen zu sichern und am
oder Ende des Kalenderjahres, das dem Jahr der Löschung der
Daten oder der Vernichtung der Akten nach Satz 1 folgt,
2. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass die Person zu vernichten.
Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 begehen wird
(4) Die Maßnahme darf nur auf Antrag des Präsidenten
und dies zur Verhütung der Straftaten erforderlich ist.
des Bundeskriminalamtes oder seines Vertreters durch
(3) Die Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung das Gericht angeordnet werden. Bei Gefahr im Verzug
darf nur durch die zuständige Abteilungsleitung oder kann die Anordnung auch durch den Präsidenten des
deren Vertretung angeordnet werden. Die Anordnung ist Bundeskriminalamtes oder seinen Vertreter getroffen
unter Angabe der maßgeblichen Gründe zu dokumentie- werden. In diesem Fall ist die gerichtliche Entscheidung
ren. unverzüglich nachzuholen. Soweit die Anordnung nicht
(4) Die Anordnung ist auf höchstens ein Jahr zu befris- binnen drei Tagen durch das Gericht bestätigt wird, tritt
ten. Spätestens nach Ablauf von sechs Monaten ist zu sie außer Kraft.
prüfen, ob die Voraussetzungen für die Anordnung noch § 20k
bestehen. Das Ergebnis dieser Prüfung ist zu dokumen- Verdeckter Eingriff in informationstechnische Systeme
tieren. Die Verlängerung der Laufzeit über insgesamt ein
Jahr hinaus bedarf der gerichtlichen Anordnung. (1) Das Bundeskriminalamt darf ohne Wissen des
Betroffenen mit technischen Mitteln in vom Betroffenen
(5) Liegen die Voraussetzungen für die Anordnung genutzte informationstechnische Systeme eingreifen und
nicht mehr vor, ist der Zweck der Maßnahme erreicht aus ihnen Daten erheben, wenn bestimmte Tatsachen die
oder zeigt sich, dass er nicht erreicht werden kann, ist die Annahme rechtfertigen, dass eine Gefahr vorliegt für
Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung unverzüg-
lich zu löschen. 1. Leib, Leben oder Freiheit einer Person oder
§ 20j 2. solche Güter der Allgemeinheit, deren Bedrohung die
Rasterfahndung Grundlagen oder den Bestand des Staates oder die
(1) Das Bundeskriminalamt kann von öffentlichen Grundlagen der Existenz der Menschen berührt.
oder nichtöffentlichen Stellen die Übermittlung von per- Eine Maßnahme nach Satz 1 ist auch zulässig, wenn sich
sonenbezogenen Daten von bestimmten Personengrup- noch nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit feststel-
pen aus Dateien zum Zwecke des automatisierten Ab- len lässt, dass ohne Durchführung der Maßnahme in nä-
gleichs mit anderen Datenbeständen verlangen, soweit herer Zukunft ein Schaden eintritt, sofern bestimmte Tat-
dies zur Abwehr einer Gefahr für den Bestand oder die sachen auf eine im Einzelfall durch bestimmte Personen
Sicherheit des Staates oder für Leib, Leben oder Freiheit drohende Gefahr für eines der in Satz 1 genannten
einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert, deren Rechtsgüter hinweisen. Die Maßnahme darf nur durch-
Erhalt im öffentlichen Interesse geboten ist, erforderlich geführt werden, wenn sie für die Aufgabenerfüllung nach
ist; eine solche Gefahr liegt in der Regel auch dann vor, § 4a erforderlich ist und diese ansonsten aussichtslos
wenn konkrete Vorbereitungshandlungen die Annahme oder wesentlich erschwert wäre.
rechtfertigen, dass eine Straftat nach § 4a Abs. 1 Satz 2
begangen werden soll. Von den Verfassungsschutzämtern (2) Es ist technisch sicherzustellen, dass
des Bundes und der Länder, dem Militärischen Ab- 1. an dem informationstechnischen System nur Verände-
schirmdienst sowie dem Bundesnachrichtendienst kann rungen vorgenommen werden, die für die Daten-
die Übermittlung nach Satz 1 nicht verlangt werden. erhebung unerlässlich sind und
(2) Das Übermittlungsersuchen ist auf Namen, An- 2. die vorgenommenen Veränderungen bei Beendigung
schrift, Tag und Ort der Geburt sowie auf andere im Ein- der Maßnahme soweit technisch möglich automa-
zelfall festzulegende Merkmale zu beschränken; es darf tisiert rückgängig gemacht werden.
sich nicht auf personenbezogene Daten erstrecken, die ei-
nem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis unterlie- Das eingesetzte Mittel ist nach dem Stand von Wissen-
gen. Von Übermittlungsersuchen nicht erfasste personen- schaft und Technik gegen unbefugte Nutzung zu
bezogene Daten dürfen übermittelt werden, wenn wegen schützen. Kopierte Daten sind nach dem Stand von Wis-
erheblicher technischer Schwierigkeiten oder wegen senschaft und Technik gegen Veränderung, unbefugte
eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwandes eine Löschung und unbefugte Kenntnisnahme zu schützen.
Drucksache 16/10121 – 10 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

(3) Bei jedem Einsatz des technischen Mittels sind zu ben werden. Erhobene Daten sind unverzüglich von zwei
protokollieren: Bediensteten des Bundeskriminalamtes, von denen einer
1. die Bezeichnung des technischen Mittels und der die Befähigung zum Richteramt hat, auf kernbereichsre-
Zeitpunkt seines Einsatzes, levante Inhalte durchzusehen. Daten, die den Kernbe-
reich privater Lebensgestaltung betreffen, dürfen nicht
2. die Angaben zur Identifizierung des informa- verwertet werden und sind unverzüglich zu löschen.
tionstechnischen Systems und die daran vorgenom- Bestehen Zweifel, ob Daten dem Kernbereich privater
menen nicht nur flüchtigen Veränderungen, Lebensgestaltung zuzurechnen sind, sind diese zu
3. die Angaben, die die Feststellung der erhobenen Daten löschen oder unverzüglich dem anordnenden Gericht zur
ermöglichen und Entscheidung über die Verwertbarkeit oder Löschung der
Daten vorzulegen. Die Tatsachen der Erfassung der
4. die Organisationseinheit, die die Maßnahme durch- Daten und der Löschung sind zu dokumentieren. Die
führt. Dokumentation darf ausschließlich für Zwecke der
Die Protokolldaten dürfen nur verwendet werden, um Datenschutzkontrolle verwendet werden. Sie ist zu
dem Betroffenen oder einer dazu befugten öffentlichen löschen, wenn sie für diese Zwecke nicht mehr erforder-
Stelle die Prüfung zu ermöglichen, ob die Maßnahme lich ist, spätestens jedoch am Ende des Kalenderjahres,
nach Absatz 1 rechtmäßig durchgeführt worden ist. Sie das dem Jahr der Dokumentation folgt.
sind bis zum Ablauf des auf die Speicherung folgenden § 20l
Kalenderjahres aufzubewahren und sodann automatisiert Überwachung der Telekommunikation
zu löschen, es sei denn, dass sie für den in Satz 2 genann-
ten Zweck noch erforderlich sind. (1) Das Bundeskriminalamt kann ohne Wissen des
Betroffenen die Telekommunikation einer Person über-
(4) Die Maßnahme darf sich nur gegen eine Person
wachen und aufzeichnen,
richten, die entsprechend § 17 oder § 18 des Bundespoli-
zeigesetzes verantwortlich ist. Die Maßnahme darf auch 1. die entsprechend § 17 oder § 18 des Bundespolizeige-
durchgeführt werden, wenn andere Personen unvermeid- setzes verantwortlich ist, und dies zur Abwehr einer
bar betroffen werden. dringenden Gefahr für den Bestand oder die Sicher-
(5) Die Maßnahme nach Absatz 1 darf nur auf Antrag heit des Staates oder für Leib, Leben oder Freiheit
des Präsidenten des Bundeskriminalamtes oder seines einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert,
Vertreters durch das Gericht angeordnet werden. Bei deren Erhaltung im öffentlichen Interesse liegt, gebo-
Gefahr im Verzug kann die Anordnung durch den Präsi- ten ist,
denten des Bundeskriminalamtes oder seinen Vertreter 2. bei der bestimmte Tatsachen die Annahme rechtferti-
getroffen werden. In diesem Fall ist die gerichtliche Ent- gen, dass sie Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 vor-
scheidung unverzüglich nachzuholen. Soweit diese bereitet,
Anordnung nicht binnen drei Tagen durch das Gericht
bestätigt wird, tritt sie außer Kraft. 3. bei der bestimmte Tatsachen die Annahme rechtferti-
gen, dass sie für eine Person nach Nummer 1 be-
(6) Die Anordnung ergeht schriftlich. In ihr sind anzu- stimmte oder von dieser herrührende Mitteilungen
geben: entgegennimmt oder weitergibt oder
1. die Person, gegen die sich die Maßnahme richtet, so- 4. bei der bestimmte Tatsachen die Annahme rechtferti-
weit möglich mit Name und Anschrift, gen, dass eine Person nach Nummer 1 deren Telekom-
2. eine möglichst genaue Bezeichnung des informa- munikationsanschluss oder Endgerät benutzen wird
tionstechnischen Systems, in das zur Datenerhebung
und die Abwehr der Gefahr oder Verhütung der Straftaten
eingegriffen werden soll,
auf andere Weise aussichtslos oder wesentlich erschwert
3. Art, Umfang und Dauer der Maßnahme unter Benen- wäre. Die Maßnahme darf auch durchgeführt werden,
nung des Endzeitpunktes sowie wenn andere Personen unvermeidbar betroffen werden.
4. die wesentlichen Gründe. (2) Die Überwachung und Aufzeichnung der Telekom-
Die Anordnung ist auf höchstens drei Monate zu befris- munikation darf ohne Wissen des Betroffenen in der
ten. Eine Verlängerung um jeweils nicht mehr als drei Weise erfolgen, dass mit technischen Mitteln in vom Be-
weitere Monate ist zulässig, soweit die Anordnungsvor- troffenen genutzte informationstechnische Systeme ein-
aussetzungen unter Berücksichtigung der gewonnenen gegriffen wird, wenn
Erkenntnisse fortbestehen. Liegen die Voraussetzungen 1. durch technische Maßnahmen sichergestellt ist, dass
der Anordnung nicht mehr vor, sind die auf Grund der ausschließlich laufende Telekommunikation über-
Anordnung ergriffenen Maßnahmen unverzüglich zu be- wacht und aufgezeichnet wird und
enden.
2. der Eingriff in das informationstechnische System
(7) Liegen tatsächliche Anhaltspunkte für die Annah- notwendig ist, um die Überwachung und Aufzeich-
me vor, dass durch die Maßnahme allein Erkenntnisse nung der Telekommunikation insbesondere auch in
aus dem Kernbereich privater Lebensgestaltung erlangt unverschlüsselter Form zu ermöglichen.
würden, ist die Maßnahme unzulässig. Soweit möglich,
ist technisch sicherzustellen, dass Daten, die den Kern- § 20k Abs. 2 und 3 gilt entsprechend. § 20k bleibt im
bereich privater Lebensgestaltung betreffen, nicht erho- Übrigen unberührt.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 11 – Drucksache 16/10121

(3) Maßnahmen nach den Absätzen 1 und 2 dürfen nur nach Satz 2 unterbrochen worden, so darf sie für den Fall,
auf Antrag des Präsidenten des Bundeskriminalamtes dass sie nicht nach Satz 1 unzulässig ist, fortgeführt
oder seines Vertreters durch das Gericht angeordnet wer- werden. Erkenntnisse aus dem Kernbereich privater Le-
den. Bei Gefahr im Verzug kann die Anordnung durch bensgestaltung, die durch eine Maßnahme nach den Ab-
den Präsidenten des Bundeskriminalamtes oder seinen sätzen 1 und 2 erlangt worden sind, dürfen nicht verwer-
Vertreter getroffen werden. In diesem Fall ist die gericht- tet werden. Aufzeichnungen hierüber sind unverzüglich
liche Entscheidung unverzüglich nachzuholen. Soweit zu löschen. Die Tatsachen der Erfassung der Daten und
diese Anordnung nicht binnen drei Tagen durch das Ge- der Löschung sind zu dokumentieren. Die Dokumenta-
richt bestätigt wird, tritt sie außer Kraft. tion darf ausschließlich für Zwecke der Datenschutzkon-
trolle verwendet werden. Sie ist zu löschen, wenn sie für
(4) Die Anordnung ergeht schriftlich. In ihr sind anzu- diese Zwecke nicht mehr erforderlich ist, spätestens
geben: jedoch am Ende des Kalenderjahres, das dem Jahr der
1. die Person, gegen die sich die Maßnahme richtet, so- Dokumentation folgt.
weit möglich mit Name und Anschrift, § 20m
2. die Rufnummer oder eine andere Kennung des zu Erhebung von Telekommunikationsverkehrsdaten
überwachenden Anschlusses oder des Endgerätes, so- und Nutzungsdaten
fern sich nicht aus bestimmten Tatsachen ergibt, dass (1) Das Bundeskriminalamt kann ohne Wissen des
diese zugleich einem anderen Endgerät zugeordnet Betroffenen Verkehrsdaten (§ 96 Abs. 1 und § 113a des
ist, Telekommunikationsgesetzes) erheben zu
3. Art, Umfang und Dauer der Maßnahme unter Benen-
1. den entsprechend § 17 oder § 18 des Bundespolizei-
nung des Endzeitpunktes und
gesetzes Verantwortlichen zur Abwehr einer dringen-
4. im Falle des Absatzes 2 auch eine möglichst genaue den Gefahr für den Bestand oder die Sicherheit des
Bezeichnung des informationstechnischen Systems, Staates oder für Leib, Leben oder Freiheit einer Per-
in das zur Datenerhebung eingegriffen werden soll. son oder Sachen von bedeutendem Wert, deren Erhal-
tung im öffentlichen Interesse geboten ist,
Die Anordnung ist auf höchstens drei Monate zu befris-
ten. Eine Verlängerung um jeweils nicht mehr als drei 2. der Person, bei der bestimmte Tatsachen die Annahme
weitere Monate ist zulässig, soweit die Voraussetzungen rechtfertigen, dass sie Straftaten gemäß § 4a Abs. 1
der Anordnung unter Berücksichtigung der gewonnen Satz 2 vorbereitet,
Erkenntnisse fortbestehen. Liegen die Voraussetzungen
der Anordnung nicht mehr vor, sind die auf Grund der 3. der Person, bei der bestimmte Tatsachen die Annahme
Anordnung ergriffenen Maßnahmen unverzüglich zu be- rechtfertigen, dass sie für eine Person nach Nummer 1
enden. bestimmte oder von dieser herrührende Mitteilungen
entgegennimmt oder weitergibt oder
(5) Auf Grund der Anordnung hat jeder, der Tele-
kommunikationsdienste erbringt oder daran mitwirkt 4. der Person, bei der bestimmte Tatsachen die Annahme
(Diensteanbieter), dem Bundeskriminalamt die Maßnah- rechtfertigen, dass eine Person nach Nummer 1 deren
men nach Absatz 1 zu ermöglichen und die erforder- Telekommunikationsanschluss oder Endgerät benut-
lichen Auskünfte unverzüglich zu erteilen. Ob und in zen wird
welchem Umfang hierfür Vorkehrungen zu treffen sind, und die Abwehr der Gefahr oder Verhütung der Straftaten
bestimmt sich nach dem Telekommunikationsgesetz und auf andere Weise aussichtslos oder wesentlich erschwert
der Telekommunikations-Überwachungsverordnung. Für wäre.
die Entschädigung der Diensteanbieter ist § 23 des Justiz-
vergütungs- und -entschädigungsgesetzes entsprechend (2) Unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 Satz 1
anzuwenden. kann das Bundeskriminalamt von denjenigen, die ge-
schäftsmäßig eigene oder fremde Telemedien zur Nut-
(6) Liegen tatsächliche Anhaltspunkte für die Annah- zung bereithalten oder den Zugang zur Nutzung vermit-
me vor, dass durch eine Maßnahme nach den Absätzen 1 teln, Auskunft über Nutzungsdaten (§ 15 Abs. 1 des
und 2 allein Erkenntnisse aus dem Kernbereich privater Telemediengesetzes) verlangen. Die Auskunft kann auch
Lebensgestaltung erlangt würden, ist die Maßnahme un- über zukünftige Nutzungsdaten angeordnet werden. Die
zulässig. Soweit im Rahmen von Maßnahmen nach den Daten sind unverzüglich sowie auf dem vom Bundes-
Absätzen 1 und 2 neben einer automatischen Aufzeich- kriminalamt bestimmten Weg durch den Diensteanbieter
nung eine unmittelbare Kenntnisnahme erfolgt, ist die zu übermitteln.
Maßnahme unverzüglich zu unterbrechen, soweit sich
während der Überwachung tatsächliche Anhaltspunkte (3) § 20l Abs. 3 bis 5 gilt entsprechend mit der Maß-
dafür ergeben, dass Inhalte, die dem Kernbereich privater gabe, dass an die Stelle des Präsidenten des Bundeskrimi-
Lebensgestaltung zuzurechnen sind, erfasst werden. Be- nalamtes oder seines Vertreters die zuständige Abtei-
stehen insoweit Zweifel, darf nur eine automatische lungsleitung oder deren Vertretung tritt. Abweichend von
Aufzeichnung fortgesetzt werden. Automatische Auf- § 20l Abs. 4 Nr. 2 genügt eine räumlich und zeitlich hin-
zeichnungen nach Satz 3 sind unverzüglich dem anord- reichende Bezeichnung der Telekommunikation, sofern
nenden Gericht zur Entscheidung über die Verwertbarkeit anderenfalls die Erreichung des Zwecks der Maßnahme
oder Löschung der Daten vorzulegen. Ist die Maßnahme aussichtslos oder wesentlich erschwert wäre.
Drucksache 16/10121 – 12 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

§ 20n 2. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie Sachen


Identifizierung und Lokalisierung mit sich führt, die gemäß § 20s sichergestellt werden
von Mobilfunkkarten und -endgeräten dürfen,
(1) Das Bundeskriminalamt kann unter den Vorausset- 3. sie sich an einem der in § 20d Abs. 1 Nr. 2 genannten
zungen des § 20l Abs. 1 durch technische Mittel Orte aufhält,
1. die Gerätenummer eines Mobilfunkendgerätes und die 4. sie sich an einem der in § 20d Abs. 1 Nr. 3 genannten
Kartennummer der darin verwendeten Karte sowie Orte aufhält und Tatsachen die Annahme rechtferti-
gen, dass dort Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 be-
2. den Standort eines Mobilfunkendgerätes gangen werden sollen oder
ermitteln. 5. sie sich in unmittelbarer Nähe einer Person aufhält,
(2) Personenbezogene Daten Dritter dürfen anlässlich die auf Grund bestimmter Tatsachen durch die Bege-
einer Maßnahme nach Absatz 1 nur erhoben werden, hung von Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 gefähr-
wenn dies aus technischen Gründen zur Erreichung des det ist
Zwecks nach Absatz 1 unvermeidbar ist. Über den und die Durchsuchung auf Grund auf die zu durch-
Datenabgleich zur Ermittlung der gesuchten Geräte- und suchende Person bezogener Anhaltspunkte erforderlich
Kartennummer hinaus dürfen sie nicht verwendet werden ist. § 20d Abs. 1 dieses Gesetzes in Verbindung mit § 23
und sind nach Beendigung der Maßnahme unverzüglich Abs. 3 Satz 5 des Bundespolizeigesetzes bleibt unbe-
zu löschen. rührt.
(3) § 20l Abs. 3 und 4 Satz 1 und 5 gilt entsprechend. (2) Das Bundeskriminalamt kann eine Person, deren
Die Anordnung ist auf höchstens sechs Monate zu befris- Identität nach diesem Gesetz oder anderen Rechtsvor-
ten. Eine Verlängerung um jeweils nicht mehr als sechs schriften festgestellt werden soll, nach Waffen, Explo-
Monate ist zulässig, soweit die in Absatz 1 bezeichneten sionsmitteln oder anderen gefährlichen Gegenständen
Voraussetzungen fortbestehen. durchsuchen, soweit dies nach den Umständen zum
Schutz des Beamten des Bundeskriminalamtes, der Per-
(4) Auf Grund der Anordnung einer Maßnahme nach
son selbst oder eines Dritten gegen eine Gefahr für Leib
Absatz 1 Nr. 2 hat jeder, der Telekommunikationsdienste
oder Leben erforderlich ist.
erbringt oder daran mitwirkt, dem Bundeskriminalamt
die für die Ermittlung des Standortes des Mobilfunkend- (3) § 43 Abs. 4 und 5 des Bundespolizeigesetzes gilt
gerätes erforderliche Geräte- und Kartennummer unver- entsprechend.
züglich mitzuteilen. § 20r
§ 20o Durchsuchung von Sachen
Platzverweisung (1) Das Bundeskriminalamt kann eine Sache durchsu-
Das Bundeskriminalamt kann zur Abwehr einer Ge- chen, wenn
fahr eine Person vorübergehend von einem Ort verweisen 1. sie von einer Person mitgeführt wird, die nach § 20q
oder ihr vorübergehend das Betreten eines Ortes verbie- durchsucht werden darf,
ten.
2. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sich in ihr
§ 20p eine andere Sache befindet, die sichergestellt werden
Gewahrsam darf,
(1) Das Bundeskriminalamt kann eine Person in Ge- 3. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sich in ihr
wahrsam nehmen, wenn dies unerlässlich ist, eine Person befindet, die in Gewahrsam genommen
werden darf,
1. um eine Platzverweisung nach § 20o durchzusetzen
oder 4. sie sich an einem der in § 20d Abs. 1 Nr. 2 genannten
Orte aufhält,
2. um die unmittelbar bevorstehende Begehung oder
Fortsetzung von Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 5. sie sich an einem der in § 20d Abs. 1 Nr. 3 genannten
zu verhindern. Orte aufhält und Tatsachen die Annahme rechtferti-
gen, dass dort Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 be-
(2) § 40 Abs. 1 und 2 sowie die §§ 41 und 42 Abs. 1 gangen werden sollen oder
Satz 1, 3 und Abs. 2 des Bundespolizeigesetzes gelten
entsprechend mit der Maßgabe, dass an die Stelle der dort 6. sie sich in unmittelbarer Nähe einer Person befindet,
genanten Freiheitsentziehungen die Maßnahme nach Ab- die auf Grund bestimmter Tatsachen durch die Bege-
satz 1 tritt. hung von Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2 gefähr-
det ist
§ 20q
Durchsuchung von Personen und die Durchsuchung auf Grund auf die Sache bezoge-
ner Anhaltspunkte erforderlich ist. § 20d Abs. 1 dieses
(1) Das Bundeskriminalamt kann eine Person durch- Gesetzes in Verbindung mit § 23 Abs. 3 Satz 5 des Bun-
suchen, wenn despolizeigesetzes bleibt unberührt.
1. sie nach diesem Unterabschnitt festgehalten werden (2) § 44 Abs. 4 des Bundespolizeigesetzes gilt entspre-
kann, chend.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 13 – Drucksache 16/10121

§ 20s § 20u
Sicherstellung Schutz zeugnisverweigerungsberechtigter Personen
(1) Das Bundeskriminalamt kann eine Sache sicher- (1) Maßnahmen nach diesem Unterabschnitt, die sich
stellen, gegen eine in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 2 oder Nr. 4 der
Strafprozessordnung genannte Person richten und vor-
1. um eine gegenwärtige Gefahr abzuwehren oder aussichtlich Erkenntnisse erbringen würden, über die die-
2. wenn sie von einer Person mitgeführt wird, die nach se Person das Zeugnis verweigern dürfte, sind unzuläs-
diesem Unterabschnitt festgehalten wird, und die sig. § 20c Abs. 3 bleibt unberührt. Dennoch erlangte
Sache verwendet werden kann, um Erkenntnisse dürfen nicht verwertet werden. Aufzeich-
nungen hierüber sind unverzüglich zu löschen. Die Tat-
a) sich zu töten oder zu verletzen, sache ihrer Erlangung und Löschung ist zu dokumentie-
ren. Die Sätze 2 bis 4 gelten entsprechend, wenn durch
b) Leben oder Gesundheit anderer zu schädigen,
eine Maßnahme, die sich nicht gegen eine in § 53 Abs. 1
c) fremde Sachen zu beschädigen oder Satz 1 Nr. 1, 2 oder Nr. 4 der Strafprozessordnung ge-
nannte Person richtet, von einer dort genannten Person
d) sich oder einem anderen die Flucht zu ermög- Erkenntnisse erlangt werden, über die sie das Zeugnis
lichen oder zu erleichtern. verweigern dürfte.
(2) Die §§ 48 bis 50 des Bundespolizeigesetzes gelten (2) Soweit durch eine Maßnahme eine in § 53 Abs. 1
entsprechend. Satz 1 Nr. 3 bis 3b oder Nr. 5 der Strafprozessordnung
§ 20t genannte Person betroffen wäre und dadurch voraussicht-
Betreten und Durchsuchen von Wohnungen lich Erkenntnisse erlangt würden, über die diese Person
das Zeugnis verweigern dürfte, ist dies im Rahmen der
(1) Das Bundeskriminalamt kann eine Wohnung ohne Prüfung der Verhältnismäßigkeit unter Würdigung des
Einwilligung des Inhabers betreten und durchsuchen, öffentlichen Interesses an den von dieser Person wahrge-
wenn nommenen Aufgaben und des Interesses an der Geheim-
haltung der dieser Person anvertrauten oder bekannt ge-
1. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sich in ihr wordenen Tatsachen besonders zu berücksichtigen.
eine Person befindet, die nach § 20f Abs. 2 dieses Ge- Soweit hiernach geboten, ist die Maßnahme zu unterlas-
setzes in Verbindung mit § 25 Abs. 3 des Bundespoli- sen oder, soweit dies nach der Art der Maßnahme mög-
zeigesetzes vorgeführt oder nach § 20n in Gewahrsam lich ist, zu beschränken.
genommen werden darf,
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten entsprechend, soweit
2. Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sich in ihr die in § 53a der Strafprozessordnung Genannten das
eine Sache befindet, die nach § 20s Abs. 1 Nr. 1 Zeugnis verweigern dürften.
sichergestellt werden darf oder
(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten nicht, sofern Tatsachen
3. dies zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr für den die Annahme rechtfertigen, dass die zeugnisverweige-
Bestand oder die Sicherheit des Staates oder für Leib, rungsberechtigte Person für die Gefahr verantwortlich
Leben oder Freiheit einer Person oder für Sachen von ist.
bedeutendem Wert, deren Erhaltung in öffentlichem
Interesse geboten ist, erforderlich ist. § 20v
Gerichtliche Zuständigkeit, Kennzeichnung,
Die Wohnung umfasst die Wohn- und Nebenräume, Verwendung und Löschung
Arbeits-, Betriebs- und Geschäftsräume sowie anderes
befriedetes Besitztum. (1) Für Maßnahmen nach diesem Unterabschnitt gel-
ten, soweit nichts anderes bestimmt ist, die nachstehen-
(2) Während der Nachtzeit (§ 104 Abs. 3 der Strafpro- den Regelungen.
zessordnung) ist das Betreten und Durchsuchen einer
Wohnung nur in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 3 zulässig. (2) Für gerichtliche Entscheidungen ist das Amtsge-
richt zuständig, in dessen Bezirk das Bundeskriminalamt
(3) Zur Erfüllung der ihm nach § 4a Abs. 1 obliegen- seinen Sitz hat. Für das Verfahren gelten die Bestimmun-
den Aufgabe kann das Bundeskriminalamt Wohnungen gen des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilli-
zur Abwehr dringender Gefahren jederzeit betreten, gen Gerichtsbarkeit entsprechend.
wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass dort er-
fahrungsgemäß Personen Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 (3) Die durch Maßnahmen nach den §§ 20g bis 20n er-
Satz 2 verabreden, vorbereiten oder verüben. hobenen personenbezogenen Daten sind zu kennzeich-
nen. Nach einer Übermittlung an eine andere Stelle ist die
(4) Arbeits-, Betriebs- und Geschäftsräume sowie an- Kennzeichnung durch diese aufrechtzuerhalten.
dere Räume und Grundstücke, die der Öffentlichkeit zu-
gänglich sind, dürfen zum Zwecke der Gefahrenabwehr (4) Eine Maßnahme nach diesem Unterabschnitt ist
im Rahmen der dem Bundeskriminalamt nach § 4a unzulässig, soweit besondere bundesgesetzliche oder ent-
Abs. 1 obliegenden Aufgabe während der Arbeits-, Ge- sprechende landesgesetzliche Verwendungsregelungen
schäfts- oder Aufenthaltszeit betreten werden. entgegenstehen. Das Bundeskriminalamt darf die nach
diesem Unterabschnitt erhobenen personenbezogenen
(5) § 46 des Bundespolizeigesetzes gilt entsprechend. Daten verwenden,
Drucksache 16/10121 – 14 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

1. zur Wahrnehmung seiner Aufgabe nach § 4a Abs. 1 1. des § 20g Abs. 2 Nr. 1 bis 3 (längerfristige Observa-
Satz 1 oder tion, Bildaufnahmen, technische Observationsmit-
tel) die Zielperson sowie die erheblich mitbetroffe-
2. soweit dies zur Wahrnehmung seiner Aufgaben nach nen Personen,
den §§ 5 und 6 erforderlich ist.
2. des § 20g Abs. 2 Nr. 4 und 5 (Einsatz Vertrauensper-
(5) Das Bundeskriminalamt kann die nach diesem son und verdeckter Ermittler)
Unterabschnitt erhobenen personenbezogenen Daten an
a) die Zielperson,
andere Polizeien des Bundes und der Länder sowie an
sonstige öffentliche Stellen übermitteln, soweit dies er- b) die erheblich mitbetroffenen Personen,
forderlich ist c) die Personen, deren nicht allgemein zugängliche
1. zur Herbeiführung des gegenseitigen Benehmens Wohnung die Vertrauensperson oder der ver-
nach § 4a Abs. 2 Satz 3, deckte Ermittler betreten hat,
3. des § 20h (Wohnraumüberwachung)
2. zur Abwehr einer erheblichen Gefahr für die öffent-
liche Sicherheit, im Falle einer Maßnahme nach den a) die Person, gegen die sich die Maßnahme richte-
§§ 20h, 20k oder 20l nur zur Abwehr einer dringen- te,
den Gefahr für die öffentliche Sicherheit, insbeson- b) sonstige überwachte Personen,
dere einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr,
oder c) Personen, die die überwachte Wohnung zur Zeit
der Durchführung der Maßnahme innehatten
3. zur Verfolgung von Straftaten, wenn ein Auskunfts- oder bewohnten,
verlangen nach der Strafprozessordung zulässig wäre. 4. des § 20i (Ausschreibung) die Zielperson und die
Daten, die nach den §§ 20h, 20k oder § 20l erhoben Personen, deren personenbezogene Daten gemeldet
worden sind, dürfen nur zur Verfolgung von Straftaten worden sind,
übermittelt werden, die im Höchstmaß mit mindes-
tens fünf Jahren Freiheitsstrafe bedroht sind. 5. des § 20j (Rasterfahndung) die betroffenen Perso-
nen, gegen die nach Auswertung der Daten weitere
§ 18 des Bundesverfassungsschutzgesetzes, § 10 des Maßnahmen getroffen wurden,
MAD-Gesetzes und § 8 des BND-Gesetzes bleiben unbe-
6. des § 20k (Verdeckter Eingriff in informationstech-
rührt. Nach § 20h erhobene Daten dürfen nur übermittelt
nische Systeme) die Zielperson sowie die mitbetrof-
werden, um bei dem Bundesamt für Verfassungsschutz,
fenen Personen,
den Verfassungschutzbehörden der Länder, dem Bundes-
nachrichtendienst oder dem Militärischen Abschirm- 7. des § 20l (Telekommunikation) die Beteiligten der
dienst Auskünfte einzuholen, die für die Erfüllung der überwachten Telekommunikation,
Aufgabe des Bundeskriminalamtes nach § 4a Abs. 1 8. des § 20m Abs. 1 (Erhebung von Verkehrsdaten) die
Satz 1 erforderlich sind. Der Empfänger darf die übermit- Beteiligten der betroffenen Telekommunikation,
telten Daten, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt
ist, nur zu dem Zweck verwenden, zu dem sie ihm über- 9. des § 20m Abs. 2 (Erhebung von Nutzungsdaten)
mittelt wurden. der Nutzer,
10. des § 20n (IMSI-Catcher) die Zielperson.
(6) Sind die durch eine Maßnahme nach diesem Un-
terabschnitt erlangten personenbezogenen Daten zur Er- Die Benachrichtigung unterbleibt, wenn ihr überwiegen-
füllung des der Maßnahme zugrunde liegenden Zwecks de schutzwürdige Belange einer betroffenen Person ent-
und für eine etwaige gerichtliche Überprüfung der Maß- gegenstehen. Zudem kann die Benachrichtigung einer in
nahme nicht mehr erforderlich, sind sie unverzüglich zu Satz 1 Nr. 6, 7 und 8 bezeichneten Person, gegen die sich
löschen. Die Löschung ist aktenkundig zu machen. Die die Maßnahme nicht gerichtet hat, unterbleiben, wenn
Akten sind gesondert aufzubewahren, durch technische diese von der Maßnahme nur unerheblich betroffen wur-
und organisatorische Maßnahmen zu sichern und am En- de und anzunehmen ist, dass sie kein Interesse an einer
de des Kalenderjahres, das dem Jahr der Löschung der Benachrichtigung hat. Nachforschungen zur Feststellung
Daten folgt, zu löschen. Soweit die Löschung lediglich der Identität einer in Satz 1 bezeichneten Person sind nur
für eine etwaige gerichtliche Überprüfung der Maßnah- vorzunehmen, wenn dies unter Berücksichtigung der
me zurückgestellt ist, dürfen die Daten ohne Einwilli- Eingriffsintensität der Maßnahme gegenüber dieser Per-
gung der Betroffenen nur zu diesem Zweck verwendet son, des Aufwands für die Feststellung ihrer Identität so-
werden; sie sind entsprechend zu sperren. Eine Löschung wie der daraus für diese oder andere Personen folgenden
unterbleibt, soweit die Daten zur Verfolgung von Straf- Beeinträchtigungen geboten ist.
taten oder nach Maßgabe des § 8 zur Verhütung oder zur (2) Die Benachrichtigung erfolgt, sobald dies ohne Ge-
Vorsorge für die künftige Verfolgung einer Straftat mit er- fährdung des Zwecks der Maßnahme, des Bestandes des
heblicher Bedeutung erforderlich sind. Staates, von Leib, Leben oder Freiheit einer Person oder
§ 20w Sachen von bedeutendem Wert, deren Erhaltung im öf-
Benachrichtigung fentlichen Interesse geboten ist, im Fall des § 20g Abs. 2
Nr. 4 und 5 auch der Möglichkeit der weiteren Verwen-
(1) Über eine Maßnahme nach den §§ 20g bis 20n sind dung des verdeckten Ermittlers oder der Vertrauensper-
zu benachrichtigen im Falle son, möglich ist. Wird wegen des zugrunde liegenden
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 15 – Drucksache 16/10121

Sachverhaltes ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren Artikel 2


geführt, erfolgt die Benachrichtigung durch die Strafver-
folgungsbehörde entsprechend den Vorschriften des Änderung des Telemediengesetzes
Strafverfahrenrechts. Wird die Benachrichtigung aus ei- § 14 Abs. 2 des Telemediengesetzes vom 26. Februar
nem der vorgenannten Gründe zurückgestellt, ist dies zu 2007 (BGBl. I S. 179) wird wie folgt geändert:
dokumentieren.
Nach dem Wort „Abschirmdienstes“ werden die Wörter
(3) Erfolgt die nach Absatz 2 zurückgestellte Benach- „oder des Bundeskriminalamtes im Rahmen seiner Aufgabe
richtigung nicht binnen zwölf Monaten nach Beendigung zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus“
der Maßnahme, bedarf die weitere Zurückstellung der ge- eingefügt.
richtlichen Zustimmung. Im Fall der §§ 20h und 20k be-
trägt die Frist sechs Monate. Das Gericht bestimmt die
Dauer der weiteren Zurückstellung, im Fall der §§ 20h Artikel 3
und 20k jedoch nicht länger als sechs Monate. Verlänge-
rungen der Zurückstellungsdauer sind zulässig. Fünf Jah- Änderung des Telekommunikationsgesetzes
re nach Beendigung der Maßnahme kann mit gerichtli- § 110 Abs. 1 Satz 6 des Telekommunikationsgesetzes
cher Zustimmung endgültig von der Benachrichtigung vom 22. Juni 2004 (BGBl. I S. 1190), das zuletzt durch …
abgesehen werden, wenn die Voraussetzungen für die geändert worden ist, wie folgt geändert:
Benachrichtigung mit an Sicherheit grenzender Wahr-
scheinlichkeit auch in Zukunft nicht eintreten werden. Nach der Angabe 㤠2 Abs. 1 Satz 3 des Artikel 10-Geset-
Sind mehrere Maßnahmen in einem engen zeitlichen zes“ wird die Angabe „, § 20l Abs. 5 Satz 1 des Bundeskri-
Zusammenhang durchgeführt worden, beginnt die in minalamtgesetzes“ eingefügt.
Satz 1 genannte Frist mit der Beendigung der letzten
Maßnahme.
Artikel 4
§ 20x
Übermittlung an das Bundeskriminalamt Änderung der Telekommunikations-
Überwachungsverordnung
Öffentliche Stellen können von sich aus dem Bundes-
kriminalamt Informationen einschließlich personenbezo- § 1 Nr. 1 der Telekommunikations-Überwachungsverord-
gener Daten übermitteln, wenn tatsächliche Anhalts- nung vom 3. November 2005 (BGBl. I S. 3136), die zuletzt
punkte dafür bestehen, dass die Übermittlung für die durch … geändert worden ist, wird wie folgt geändert:
Erfüllung der Aufgabe des Bundeskriminalamtes nach 1. In Buchstabe c wird das Wort „sowie“ durch ein Komma
§ 4a erforderlich ist. Eine Übermittlungspflicht besteht, ersetzt und danach folgender Buchstabe d eingefügt:
wenn die Informationen zur Abwehr einer Gefahr für den
Bestand oder die Sicherheit des Staates oder für Leib, „d) in § 20l des Bundeskriminalamtgesetzes sowie“.
Leben oder Freiheit einer Person oder einer Sache von 2. Der bisherige Buchstabe d wird Buchstabe e.
bedeutendem Wert, deren Erhaltung im öffentlichen Inte-
resse liegt, erforderlich sind. Die Vorschriften der Straf-
prozessordnung, des Artikel 10-Gesetzes, des Bundes- Artikel 5
verfassungsschutzgesetzes, des BND-Gesetzes und des
MAD-Gesetzes bleiben unberührt.“ Einschränkung von Grundrechten
6. In § 21 Abs. 2 Nr. 3 wird die Angabe „§ 44 Abs. 3 des Die Grundrechte der Freiheit der Person (Artikel 2 Abs. 2
Bundespolizeigesetzes“ durch die Angabe „§ 44 Abs. 4 Satz 2 des Grundgesetzes), des Brief-, Post- und Fernmelde-
des Bundespolizeigesetzes“ ersetzt. geheimnisses (Artikel 10 des Grundgesetzes) und der Unver-
letzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 des Grundgesetzes)
7. § 23 Abs. 1 Nr. 2 wird wie folgt gefasst: werden nach Maßgabe dieses Gesetzes eingeschränkt.
„2. Kontakt- oder Begleitpersonen“.
8. In § 38 werden nach den Wörtern „der Freiheit der Per- Artikel 6
son (Artikel 2 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes),“ die
Inkrafttreten
Wörter „des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses
(Artikel 10 des Grundgesetzes),“ eingefügt. Dieses Gesetz tritt am Tag nach der Verkündung in Kraft.
Drucksache 16/10121 – 16 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Begründung

Erster Teil bung von Verkehrs- und Nutzungsdaten sowie zum Einsatz
Allgemeines von technischen Mitteln zur Identifizierung und Lokalisation
von Mobilfunkendgeräten, die auch bereits in etlichen Poli-
A. Anlass und Ziel des Gesetzentwurfs zeigesetzen der Länder vorgesehen sind. Ebenfalls enthalten
Nach Artikel 73 Abs. 1 Nr. 9a des Grundgesetzes (GG) hat ist eine Befugnis zur Wohnraumüberwachung. Der Entwurf
der Bund die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz für beachtet dabei die Rechtsprechung des Bundesverfassungs-
die Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus gerichts zum Kernbereich der privaten Lebensgestaltung und
durch das Bundeskriminalpolizeiamt in Fällen, in denen eine zu den Fragen der Kennzeichnung, Verwendung und Lö-
länderübergreifende Gefahr vorliegt, die Zuständigkeit einer schung personenbezogener Daten sowie der Benachrichti-
Landespolizeibehörde nicht erkennbar ist oder die oberste gung.
Landesbehörde um eine Übernahme ersucht. Der Entwurf Aufgrund der jüngeren Rechtsprechung des Bundesverfas-
dient der einfachgesetzlichen Umsetzung dieser neuen Ge- sungsgerichts wird zudem im Rahmen des Einsatzes techni-
setzgebungskompetenz des Bundes. scher Mittel zur Eigensicherung eine Regelung zum Schutz
Durch die mit diesem Entwurf vorgesehenen Ergänzungen des Kernbereichs der persönlichen Lebensgestaltung ge-
des Bundeskriminalamtgesetzes (BKAG) wird die Gefah- schaffen, soweit es sich um eine Maßnahme innerhalb von
renabwehr im Bereich des internationalen Terrorismus opti- Wohnungen handelt.
miert und verbessert. Das Bundeskriminalamt (BKA) erhält Der Entwurf enthält ferner notwendige Anpassungen des
für die Terrorismusbekämpfung erstmals die Aufgabe der Telemediengesetzes, des Telekommunikationsgesetzes und
Gefahrenabwehr sowie entsprechende Befugnisse. Es wird der Telekommunikations-Überwachungsverordnung sowie
somit – ebenso wie es allgemein bei den Landespolizeibe- eine redaktionelle Anpassung des BKAG.
hörden bereits der Fall ist – in diesem Bereich sowohl für die
Strafverfolgung als auch für die Gefahrenabwehr zuständig. C. Gesetzgebungskompetenz des Bundes
Damit können künftig praktische Hindernisse in der Auf-
spaltung der Kompetenz zwischen dem Bund und den Län- Die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz des Bundes
dern gerade in Fällen hoher terroristischer Bedrohung, die zum Erlass dieser Vorschriften beruht auf Artikel 73 Abs. 1
oftmals sehr zeitnahes Handeln erfordern, vermieden wer- Nr. 9a GG.
den.
D. Finanzielle Auswirkungen
B. Wesentliche Schwerpunkte des Gesetzentwurfs Mit der Ausführung des Gesetzes wird der Bund mit Mehr-
Der Entwurf enthält die notwendigen Ergänzungen des kosten belastet. Die Wahrnehmung von Gefahrenabwehr-
BKAG, die erforderlich sind, um dem BKA die Aufgabe befugnissen durch das BKA führt zu einem einmaligen
und die Befugnisse zur Abwehr der Gefahren des internatio- finanziellen Mehraufwand beim Bund sowie zu jährlichen
nalen Terrorismus zu geben. Das BKA erhält neben der Folgekosten. Sofern die Wahrnehmung der neuen Aufgaben
Aufgabe der Abwehr konkreter Gefahren die Möglichkeit, aus dem BKAG auch zu tatsächlichen Haushaltsmehrbelas-
die Aufgabe der Verhütung von bestimmten terroristischen tungen führt, wird darüber im Rahmen der Aufstellung des
Straftaten wahrzunehmen. Das BKA erhält ein Selbstein- Haushalts zum Einzelplan 06 entschieden werden.
trittsrecht, das die Zuständigkeit der Länder für die Gefah- Die Anlaufkosten für das Jahr 2009 belaufen sich schät-
renabwehr wahrt. Zur effektiven Wahrnehmung seiner zungsweise auf 18,5 Mio. Euro, die laufenden Kosten auf
Aufgabe werden dem BKA entsprechende Befugnisse ver- etwa 10,2 Mio. Euro. Die Kosten schlüsseln sich wie folgt
liehen. Diese Befugnisse orientieren sich weitgehend an den auf:
Befugnissen der Bundespolizei und der Polizeien der Län-
der im Bereich der Gefahrenabwehr und berücksichtigen Anlauf- jährliche jährliche Stellen
dabei die jüngste verfassungsgerichtliche Rechtsprechung. kosten 2009 Sachkosten Personal-
Es ist jedoch zu beachten, dass die Befugnisse nicht allge- kosten
mein zur Gefahrenabwehr, sondern nur zur Verhütung von
terroristischen Straftaten nach Artikel I § 4a Abs. 1 Satz 2 18,5 2,9 7,120 130
des Entwurfs und zur Abwehr von Gefahren für die öffent-
In den Anlaufkosten für das Jahr 2009 sind die Kosten für die
liche Sicherheit in diesem Zusammenhang (vgl. Artikel I
Beschaffung von Geschäftsbedarf, Geräten, Kommunikation
§ 20a Abs. 2 des Entwurfs) genutzt werden dürfen.
(ca. 570 000 Euro), von Verbrauchsmitteln (ca. 520 000 Euro),
Neben den polizeilichen Standardbefugnissen werden dem von Fahrzeugen (ca. 3 070 000 Euro), von Großgeräten (ca.
BKA besondere Mittel der Datenerhebung sowie die Mög- 4 005 000 Euro), eines DV-Großgeräts (ca. 3 453 000 Euro),
lichkeit der Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung für die Datenübertragung (ca. 950 000 Euro) und für DV-Ent-
und der Rasterfahndung zur Verfügung gestellt. Insbeson- wicklung, Dienstleistungen (ca. 1 160 000 Euro) ebenso wie
dere erhält das BKA die Befugnis zum verdeckten Eingriff anteilig anfallende Personalkosten (ca. 3 560 000 Euro) enthal-
in informationstechnische Systeme (sog. Onlinedurch- ten. Für die nach § 11 Abs. 6 BKAG nunmehr vorgesehene
suchung). Auch erhält das BKA durch den Entwurf Befug- Vollprotokollierung ist der Einsatz eines Protokollservers
nisse zur Überwachung der Telekommunikation, zur Erhe- erforderlich, der derzeit beim BKA noch nicht vorhanden ist.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 17 – Drucksache 16/10121

Die mit der Anschaffung verbunden Kosten betragen etwa ● Durchführung exekutiver Maßnahmen wie z. B. TKÜ-
300 000 Euro. Auswertung, Durchsuchung, Vernehmungen etc.,
Zahl und Ausmaß künftiger Gefahrenlagen sind nicht ab- ● Auswertung sichergestellter Asservate (z. B. Datenträger),
schließend prognostizierbar. Die erfolgte Kostenschätzung ● Berichterstattung.
geht auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen in einem
Jahr von bis zu fünf einsatzintensiveren Gefahrenlagen aus. Zu berücksichtigen ist insbesondere, dass die Mehrbelastun-
Daneben wird eine unbestimmte, aber weitaus höhere An- gen bei den Organisationseinheiten des BKA entstehen, die
zahl von Gefährdungssachverhalten zu bewältigen sein, bei zugleich regelmäßig durch die Bewältigung von Sonder-
denen sich das Vorliegen einer Gefahr nicht bestätigen oder lagen im besonderen Maße belastet werden. Die Auslas-
die mit verhältnismäßig geringem Aufwand bewältigt wer- tungssituation dieser Bereiche lässt die Übernahme zusätz-
den können. licher Aufgaben nur zu, wenn dementsprechend zusätzliches
Personal zugeführt wird. Abteilungsinterne Personalverlage-
Der Schwerpunkt der prognostizierten Fälle ist auf dem rungen und temporäre Unterstützungsleistungen anderer Ab-
Gebiet des islamistischen Terrorismus zu erwarten. Gemäß teilungen sind in diesem Zusammenhang ausgeschöpft. Im
der aktuellen Lagefortschreibung zum islamistischen Terro- Ergebnis würden weitere Verschiebungen dazu führen, dass
rismus sieht sich Deutschland aufgrund der den Bundes- gesetzlich zugewiesene Aufgaben nicht mehr wahrgenom-
sicherheitsbehörden vorliegenden Hinweise auf Aktivitäten men werden könnten.
islamistischer Strukturen mit einer qualitativ höheren Bedro-
hung durch den islamistischen Terrorismus konfrontiert. Die Aufgabe zur Abwehr der im vorliegenden Gesetzent-
Auch wenn im internationalen Kontext weiterhin von einer wurf beschriebenen Gefahren ist dadurch gekennzeichnet,
hohen besonderen Gefährdung der USA, Großbritanniens dass der Ermessensspielraum der zuständigen Bereiche in
und Israels auszugehen ist, belegen die Anschlagsversuche Bezug auf die zeitliche Komponente der Lagebewältigung
der Vergangenheit, dass sich auch eine im Vergleich dazu auf ein Minimum reduziert ist und sie daher zum unmittel-
zwar geringere – aber gleichwohl relevante – Gefährdung baren Handeln gezwungen sind. Die erfolgreiche Bearbei-
jederzeit und überall in entsprechenden Anschlägen mani- tung dieser Gefahrenlagen im Sinne unmittelbarer Reak-
festieren kann. Insofern muss davon ausgegangen werden, tionsfähigkeit setzt daher das Vorhalten fester Strukturen
dass auch Anschläge im Bundesgebiet bzw. gegen deutsche und eingespielter Arbeitsabläufe in den Bewertungsstellen
Interessen und Einrichtungen im Ausland jederzeit möglich und Ermittlungsreferaten voraus. Mit Blick auf die Auslas-
sind. tungssituation kann mit der momentanen personellen Aus-
stattung dieser Bereiche dieser Grundvoraussetzung nicht
Ein weiteres Kriterium hinsichtlich des zu erwartenden Auf- entsprochen werden.
gabenzuwachses ist die retrograde Betrachtung entsprechen-
der Gefahrenlagen der vergangenen Jahre. Das Spektrum der Diese für den Bereich des islamistischen Terrorismus getrof-
Sachverhalte reicht vom hier als nicht relevant eingestuften fenen Aussagen gelten in analoger Weise für Gefahrenlagen
Hinweis, der nach büromäßiger Abklärung ohne Eingriffs- des sonstigen internationalen Terrorismus.
charakter an die betroffenen Länder weitergesteuert wurde
bis hin zu komplexen sich überschneidenden Einsatzlagen E. Sonstige Kosten
mit einer mehrmonatigen Einsatzdauer im Rahmen einer Die Änderung des BKAG wird keine Auswirkungen auf die
Besonderen Aufbauorganisation (BAO), die zum Teil nur im Einzelpreise und das Preisniveau, insbesondere das Verbrau-
24/7-Betrieb – also rund um die Uhr – zu bewältigen waren. cherpreisniveau, haben.
Bei diesen Einsatzlagen gab es trotz der zum Teil bestehen-
den Ermittlungszuständigkeit des BKA jeweils große Aufga- F. Bürokratiekosten
benkomplexe auf dem Gebiet der Gefahrenabwehr zu bewäl- Es entstehen für die Wirtschaft, für die Bürgerinnen und Bür-
tigen, die aufgrund der fehlenden Zuständigkeit des BKA ger und die Verwaltung neue Bürokratiekosten.
durch die Länder wahrgenommen wurden. Weiterhin werden
Einsatzlagen zukünftig zu übernehmen sein, die bislang aus- 1. Bürokratiekosten der Wirtschaft
schließlich durch die Länder bearbeitet wurden. Es werden vier neue Informationspflichten eingeführt. Die
Mit der Bearbeitung solcher Gefahrensachverhalte sind für die Erfüllung dieser Pflichten entstehenden Bürokratie-
grundsätzlich folgende äußerst komplexe Aufgaben verbun- kosten sind – auch im Wege einer Schätzung – nicht
den: belastbar zu quantifizieren. Folgende Informationspflichten
werden neu eingeführt:
● Hinweisaufnahme,
– Übermittlung personenbezogener Daten nach § 20j
● Schriftverkehr mit in- und ausländischen Kooperations- Abs. 1 Satz 1 BKAG-E
partnern,
Danach sind nichtöffentliche Stellen unter bestimmten
● Abklärungen in den Datenbeständen, Voraussetzungen zur Übermittlung personenbezogener
Daten an das BKA verpflichtet. Die Fallzahl der Erfül-
● Hinweisbewertung – nach Abstimmung mit den weiteren
lung dieser Informationspflicht hängt sehr stark von der
Sicherheitsbehörden des Bundes,
jeweiligen Sicherheitslage ab und kann daher nur über-
● Steuerung des Hinweises an die Länder, schlägig quantifiziert werden. Bei gegenwärtiger Sicher-
heitslage dürften ca. 0,25 Fälle jährlich vorkommen. Eine
● Durchführung eigener Gefahrenermittlungen,
belastbare Quantifizierung des durch die Maßnahme ent-
● Begleitung und Steuerung operativer Maßnahmen, stehenden zeitlichen und finanziellen Aufwandes der
Drucksache 16/10121 – 18 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Wirtschaft ist in Anbetracht der hierfür maßgeblichen, je Gutachten des Max-Planck-Instituts (MPI) zur Rechts-
nach Sachverhalt aber stark differierenden Parameter wirklichkeit der Auskunftserteilung über Telekommuni-
„Anzahl der Rastermerkmale“ und „Anzahl der zu betei- kationsverbindungsdaten nach den §§ 100g, 100h StPO
ligenden nichtöffentlichen Stellen“ auch im Wege der variiert die Anzahl der Beschlüsse von einem bis zu
Schätzung nicht möglich. Im Rahmen der nach dem 35 Beschlüssen pro Verfahren. Die Angabe des durch die
11. September 2001 in den Ländern durchgeführten Ras- Maßnahme entstehenden Aufwandes ist in Anbetracht
terfahndungen wurden die relevanten Daten bei den Ein- der – auch im Rahmen einer Schätzung – nicht sinnvoll
wohnermeldeämtern/Gemeinden und den Universitäten/ möglichen Quantifizierung der zeitlichen Inanspruchnah-
Fachhochschulen erhoben. Nichtöffentliche Stellen wa- me je Einzelfall daher nicht möglich. Der Entwurf eines
ren demnach nicht betroffen. Weniger belastende Rege- Gesetzes zur Neuordnung der Entschädigung von Tele-
lungen kamen nicht in Betracht. kommunikationsunternehmen für die Heranziehung im
Rahmen der Strafverfolgung sieht für die Auskunft über
– Überwachung der Telekommunikation nach § 20l Abs. 5
Verkehrsdaten eine Entschädigung in Höhe von 60 Euro
Satz 1 BKAG-E
bis 90 Euro bei einer Annahme von durchschnittlich 0,15
Danach sind geschäftsmäßige Anbieter von Telekommu- bis 0,3 Stunden Personalaufwand vor. Die Entschädi-
nikationsdiensten unter bestimmten Voraussetzungen gungshöhen gelten nach Inkrafttreten über den Verweis
verpflichtet, dem BKA die Überwachung der Telekom- aus § 20m Abs. 3 i. V. m. § 20l Abs. 5 Satz 2 auch für die
munikation zu ermöglichen. Die Fallzahl der Erfüllung Inanspruchnahme nach BKAG-E. Weniger belastende
dieser Informationspflicht hängt sehr stark von der jewei- Regelungsalternativen kamen nicht in Betracht.
ligen Sicherheitslage ab und kann daher nur überschlägig – Auskunft über die Geräte- und Kartennummer eines
quantifiziert werden. Bei gegenwärtiger Sicherheitslage Mobilfunkendgerätes nach § 20n Abs. 4 BKAG-E
dürften ca. 15 Fälle jährlich vorkommen. Von den im
Rahmen der bestehenden gesetzlichen Grundlagen im Danach sind Anbieter von Telekommunikationsdiensten
zweiten Halbjahr 2007 seitens des BKA durchgeführten unter bestimmten Voraussetzungen verpflichtet, dem
Telekommunikationsüberwachungsmaßnahmen dauer- BKA Auskunft über die Geräte- und Kartennummer
ten ca. 18 Prozent weniger als einen Monat, ca. 25 Pro- eines Mobilfunkendgerätes zu ermöglichen. Die Fallzahl
zent ein bis zwei Monate, ca. 45 Prozent mehr als ein bis der Erfüllung dieser Informationspflicht hängt sehr stark
zwei Monate und ca. 12 Prozent länger als drei Monate. von der jeweiligen Sicherheitslage ab und kann daher nur
Die Angabe des durch die Maßnahme entstehenden Auf- überschlägig quantifiziert werden. Bei gegenwärtiger
wandes ist in Anbetracht der – auch im Rahmen einer Sicherheitslage dürften ca. 5 Fälle jährlich vorkommen.
Schätzung – nicht sinnvoll möglichen Quantifizierung Auch insoweit kann die Zahl der Maßnahmen pro Verfah-
der zeitlichen Inanspruchnahme im Einzelfall nicht mög- ren stark variieren. Im Bereich des Gefahrenabwehr-
lich. Mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung rechts kann eine einmalige Abfrage zum Ziel der Maß-
der Entschädigung von Telekommunikationsunterneh- nahme führen. Ebenso sind jedoch Fälle denkbar, in
men wird eine leistungsgerechte Entschädigung vorge- denen eine Vielzahl von Maßnahmen zur erfolgreichen
schlagen. Der Entwurf sieht für die Heranziehung im Abwehr der Gefahr erforderlich ist. Die Angabe des
Rahmen der Strafverfolgung für die Umsetzung einer durch die Maßnahme entstehenden Aufwandes ist in An-
Anordnung zur Überwachung der Telekommunikation betracht der – auch im Rahmen einer Schätzung – nicht
eine Entschädigung von 100 Euro vor. Dem liegt die An- sinnvoll möglichen Quantifizierung der zeitlichen Inan-
nahme zu Grunde, dass die Durchführung der Maßnahme spruchnahme je Einzelfall daher nicht möglich. Der Ent-
durchschnittlich ca. 2 Stunden Personalaufwand verur- wurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Entschädigung
sacht. Für die Verlängerung einer solchen Maßnahme ist von Telekommunikationsunternehmen für die Heranzie-
eine Entschädigung in Höhe von 35 Euro bei ca. 0,6 Stun- hung im Rahmen der Strafverfolgung sieht für die Stand-
den Personalaufwand vorgesehen. Die entstehenden Lei- ortabfrage eine Entschädigung in Höhe von 90 Euro bei
tungskosten werden mit einem Betrag von 75 Euro bis Annahme von durchschnittlich ca. 0,5 Stunden Personal-
775 Euro entschädigt. Die Entschädigungshöhen gelten aufwand vor. Die Entschädigungshöhen gelten nach In-
nach Inkrafttreten über den Verweis aus § 20l Abs. 5 krafttreten über den Verweis aus § 20n Abs. 3 i. V. m.
Satz 2 BKAG-E auch für die Inanspruchnahme nach § 20l Abs. 5 Satz 2 BKAG-E auch für die Inanspruchnah-
BKAG-E. Weniger belastende Regelungsalternativen ka- me nach BKAG-E. Weniger belastende Regelungsalter-
men nicht in Betracht. nativen kamen nicht in Betracht.
– Erhebung von Verkehrsdaten und Auskunft über Nut-
zungsdaten nach § 20m Abs. 1 und 2 BKAG-E 2. Bürokratiekosten der Bürgerinnen und Bürger
Es werden zwei neue Informationspflichten eingeführt:
Danach sind geschäftsmäßige Anbieter von Telekommu-
nikations- und Telediensten unter bestimmten Vorausset- – Befragung einer Person nach § 20c Abs. 2 Satz 1
zungen verpflichtet, dem BKA die Erhebung von Ver- BKAG-E
kehrsdaten und die Auskunft über Nutzungsdaten zu
Danach sind Personen unter bestimmten Voraussetzun-
ermöglichen. Die Fallzahl der Erfüllung dieser Informa-
gen zur Angabe bestimmter Personalien gegenüber dem
tionspflicht hängt sehr stark von der jeweiligen Sicher-
BKA verpflichtet. Weniger belastende Regelungsalterna-
heitslage ab und kann daher nur überschlägig quantifi-
tiven kamen nicht in Betracht.
ziert werden. Bei gegenwärtiger Sicherheitslage dürften
ca. 15 Fälle jährlich vorkommen. Die Anzahl der Be- – Prüfung von Berechtigungsscheinen nach § 20d Abs. 2
schlüsse pro Verfahren kann dabei stark differieren. Laut BKAG-E
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 19 – Drucksache 16/10121

Danach sind Personen unter bestimmten Voraussetzun- – Antrag auf Einsatz technischer Mittel in oder aus Woh-
gen zur Aushändigung von Berechtigungsscheinen, nungen nach § 20h Abs. 3 Satz 1 und Abs. 5 Satz 8
Nachweisen oder sonstigen Urkunden gegenüber dem BKAG-E
BKA verpflichtet. Weniger belastende Regelungsalterna-
Nach § 20 h Abs. 3 Satz 1 ist der Einsatz technischer Mit-
tiven kamen nicht in Betracht.
tel in oder aus Wohnungen nur auf Antrag des Präsiden-
ten des BKA durch das Gericht anzuordnen. Weniger be-
3. Bürokratiekosten der Verwaltung lastende Regelungsalternativen kamen nicht in Betracht.
Es werden 26 neue Informationspflichten eingeführt: § 20h Abs. 5 Satz 8 enthält Dokumentationspflichten.
Weniger belastende Regelungsalternativen kamen nicht
– Benachrichtigung durch das BKA nach § 4a Abs. 2
in Betracht.
Satz 2 BKAG-E
– Anordnung des Einsatzes technischer Mittel in oder aus
Danach sind die Landeskriminalämter und unter Umstän- Wohnungen nach § 20h Abs. 4 Satz 2 BKAG-E
den andere Polizeibehörden des Bundes unverzüglich zu
benachrichtigen, wenn das BKA die Aufgabe nach § 4a Danach sind gerichtliche Anordnungen über den Einsatz
Abs. 1 wahrnimmt. Weniger belastende Regelungsalter- technischer Mittel in oder aus Wohnungen unter Angabe
nativen kamen nicht in Betracht. der dort genannten Angaben zu treffen. Weniger belas-
tende Regelungsalternativen kamen nicht in Betracht.
– Löschung von Kernbereichsdaten nach § 16 Abs. 1a
Satz 4 BKAG-E – Dokumentationspflichten im Hinblick auf die Ausschrei-
bung zur polizeilichen Beobachtung nach § 20i Abs. 3
Danach sind die Tatsache der Erfassung von Daten aus Satz 2 und Abs. 4 Satz 3 BKAG-E
dem Kernbereich der persönlichen Lebensgestaltung und
ihre Löschung durch das BKA zu dokumentieren. Weni- Im Falle einer Ausschreibung zur polizeilichen Beobach-
ger belastende Regelungsalternativen kamen nicht in Be- tung ist die Anordnung unter Angabe der wesentlichen
tracht. Gründe zu dokumentieren. Ebenso ist die nach Ablauf
einer bestimmten Zeit vorzunehmende Prüfung, ob die
– Belehrung über den Umfang bestehender Auskunfts- Anordnungsvoraussetzungen noch fortbestehen, zu do-
pflichten auf Verlangen nach § 20b Abs. 3 BKAG-E kumentieren. Weniger belastende Regelungsalternativen
(i. V. m. § 21 Abs. 4 BPolG) kamen nicht in Betracht.
Danach sind die von einer Erhebung personenbezogener – Rasterfahndung nach § 20j Abs. 1 Satz 1, Abs. 3 Satz 2
Daten Betroffenen auf Verlangen auf den Umfang ihrer und Abs. 4 Satz 1 BKAG-E
Auskunftspflicht und auf die Rechtsgrundlage der Daten-
erhebung hinzuweisen. Weniger belastende Regelungs- Nach § 20j Abs. 1 Satz 1 kann das BKA unter anderem
alternativen kamen nicht in Betracht. von öffentlichen Stellen unter bestimmten Voraussetzun-
gen die Übermittlung personenbezogener Daten verlan-
– Belehrung über das Recht zur Aussageverweigerung gen. Weniger belastende Regelungsalternativen kamen
nach § 20c Abs. 3 Satz 3 BKAG-E nicht in Betracht.
Danach sind Personen unter bestimmten Voraussetzun- § 20j Abs. 3 Satz 2 enthält Dokumentationspflichten.
gen vom BKA über ihr Recht zur Aussageverweigerung Weniger belastende Regelungsalternativen kamen nicht
zu belehren. Weniger belastende Regelungsalternativen in Betracht.
kamen nicht in Betracht. Nach § 20j Abs. 4 Satz 1 ergehen gerichtliche Anordnun-
– Unterrichtung anderer Stellen über die Vernichtung von gen über eine Rasterfahndung auf Antrag des Präsidenten
Daten aus erkennungsdienstlichen Maßnahmen nach des BKA. Weniger belastende Regelungsalternativen ka-
§ 20e Abs. 2 Satz 2 BKAG-E men nicht in Betracht.

Danach sind andere Stellen dann zu unterrichten, wenn – Verdeckter Eingriff in informationstechnische Systeme
das BKA Unterlagen aus erkennungsdienstlichen Be- nach § 20k Abs. 3, 5 Satz 1, Abs. 6 Satz 1 und Abs. 7
handlungen vernichtet, diese aber bereits an andere Stel- Satz 6 BKAG-E
len weitergegeben wurden. Weniger belastende Rege- Nach § 20k Abs. 3 ist der Einsatz des technischen Mittels
lungsalternativen kamen nicht in Betracht. zu protokollieren. Weniger belastende Regelungsalterna-
– Antrag und Anordnung für den Einsatz besonderer Mittel tiven kamen nicht in Betracht.
der Datenerhebung nach § 20g Abs. 3 Satz 1 und 5 Nach § 20k Abs. 5 Satz 1 ergehen gerichtliche Anord-
BKAG-E nungen über einen verdeckten Eingriff in informa-
tionstechnische Systeme auf Antrag des Präsidenten des
Danach ist die Anordnung besonderer Mittel der Daten-
BKA. Weniger belastende Regelungsalternativen kamen
erhebung im Fall des Einsatzes verdeckter Ermittler in
nicht in Betracht.
bestimmten Fällen nur auf Antrag des Präsidenten des
BKA durch das Gericht zulässig. Im Fall des Einsatzes Nach § 20k Abs. 6 Satz 1 sind gerichtliche Anordnungen
der übrigen besonderen Mittel der Datenerhebung sind über einen verdeckten Zugriff auf informationstech-
diese durch die Abteilungsleitung des BKA anzuordnen. nische Systeme unter Angabe der dort genannten Anga-
Weniger belastende Regelungsalternativen kamen nicht ben zu treffen. Weniger belastende Regelungsalterna-
in Betracht. tiven kamen nicht in Betracht.
Drucksache 16/10121 – 20 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

§ 20k Abs. 7 Satz 6 enthält Dokumentationspflichten. – Benachrichtigung nach § 20w Abs. 1, 2 Satz 3 und Abs. 3
Weniger belastende Regelungsalternativen kamen nicht Satz 1 BKAG-E
in Betracht. Nach § 20w Abs. 1 sind unter den dort genannten Voraus-
– Überwachung der Telekommunikation nach § 20l Abs. 3 setzungen die von einer Maßnahme nach den §§ 20g
Satz 1, Abs. 4 Satz 2 und Abs. 7 Satz 8 BKAG-E bis 20n Betroffenen zu benachrichtigen. Weniger belas-
tende Regelungsalternativen kamen nicht in Betracht.
Nach § 20l Abs. 3 Satz 1 ergehen gerichtliche Anordnun-
gen über eine Überwachung der Telekommunikation auf Nach § 20w Abs. 2 Satz 3 ist im Falle der Zurückstellung
Antrag des Präsidenten des BKA. Weniger belastende einer Benachrichtigung aus einem der dort genannten
Regelungsalternativen kamen nicht in Betracht. Gründe diese Zurückstellung zu dokumentieren. Weniger
belastende Regelungsalternativen kamen nicht in Be-
Nach § 20l Abs. 4 Satz 2 sind gerichtliche Anordnungen tracht.
über eine Überwachung der Telekommunikation unter
Angabe der dort genannten Angaben zu treffen. Weniger Nach Absatz 3 Satz 1 bedarf unter bestimmten Vorausset-
belastende Regelungsalternativen kamen nicht in Be- zungen eine weitere Zurückstellung der Benachrichti-
tracht. gung der gerichtlichen Zustimmung. Weniger belastende
Regelungsalternativen kamen nicht in Betracht.
§ 20l Abs. 6 Satz 8 enthält Dokumentationspflichten.
Weniger belastende Regelungsalternativen kamen nicht – Übermittlung an das Bundeskriminalamt nach § 20x
in Betracht. Satz 2 BKAG-E
– Erhebung von Telekommunikationsverkehrsdaten und § 20x Satz 2 regelt die Verpflichtung zur Übermittlung
Nutzungsdaten nach § 20m Abs. 3 Satz 1 BKAG-E personenbezogener Daten an das BKA. Weniger belas-
tende Regelungsalternativen kamen nicht in Betracht.
Nach § 20m Abs. 3 Satz 1 i. V. m. § 20l Abs. 2 Satz 1 er-
gehen gerichtliche Anordnungen über eine Erhebung von G. Gleichstellungspolitische Gesetzesfolgenabschätzung
Verkehrsdaten und die Auskunft über Nutzungsdaten auf
Antrag des Präsidenten des BKA. Weniger belastende Die gleichstellungspolitischen Auswirkungen wurden ge-
Regelungsalternativen kamen nicht in Betracht. mäß § 2 des Bundesgleichstellungsgesetzes (BGleiG) und
§ 2 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesminis-
Nach § 20m Abs. 3 Satz 1 i. V. m. § 20l Abs. 3 Satz 2 terien (GGO) anhand der Arbeitshilfe „Gender Mainstrea-
sind gerichtliche Anordnungen über eine Erhebung von ming bei der Vorbereitung von Rechtsvorschriften“ der
Verkehrsdaten und die Auskunft über Nutzungsdaten un- Interministeriellen Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming
ter Angabe der dort genannten Angaben zu treffen. Weni- geprüft. Die in dem Gesetzentwurf vorgesehenen Maßnah-
ger belastende Regelungsalternativen kamen nicht in Be- men betreffen Frauen wie Männer unmittelbar. Die Maßnah-
tracht. men haben jedoch gleichstellungspolitisch weder positive
– Identifizierung und Lokalisierung von Mobilfunkkarten noch negative Auswirkungen. Die Regelungen sind entspre-
und -endgeräten nach § 20n Abs. 3 Satz 1 BKAG-E chend § 1 Abs. 2 Satz 1 BGleiG geschlechtergerecht formu-
liert.
Nach § 20n Abs. 3 Satz 1 i. V. m. § 20l Abs. 2 Satz 1 er-
gehen gerichtliche Anordnungen über den Einsatz eines
sogenannten IMSI-Catchers auf Antrag des Präsidenten Zweiter Teil
des BKA. Weniger belastende Regelungsalternativen ka- Zu den einzelnen Vorschriften
men nicht in Betracht.
Zu Artikel 1 (Änderung des Bundeskriminalamt-
Nach § 20n Abs. 3 Satz 1 i. V. m. § 20l Abs. 3 Satz 2 sind
gerichtliche Anordnungen über den Einsatz des soge- gesetzes)
nannten IMSI-Catchers unter Angabe der dort genannten Zu Nummer 1 (Inhaltsübersicht)
Angaben zu treffen. Weniger belastende Regelungsalter- Nummer 1 enthält die notwendigen Anpassungen der In-
nativen kamen nicht in Betracht. haltsübersicht.
– Schutz zeugnisverweigerungsberechtigter Personen nach
§ 20u Abs. 1 Satz 4 BKAG-E Zu Nummer 2 (§ 4a – neu – BKAG-E)
§ 20u Abs. 1 Satz 4 enthält Dokumentationspflichten. Zu Absatz 1
Weniger belastende Regelungsalternativen kamen nicht Nach Absatz 1 hat das BKA die Aufgabe der Abwehr
in Betracht. von Gefahren des internationalen Terrorismus. Während
– Gerichtliche Zuständigkeit, Kennzeichnung, Verwen- Absatz 1 Satz 1 bereits, dem üblichen Sprachgebrauch des
dung und Löschung nach § 20v Abs. 3 Satz 1 und Abs. 6 Polizeirechts entsprechend, die Abwehr der konkreten Ge-
Satz 2 BKAG-E fahr erfasst, nennt Satz 2 darüber hinaus noch die Aufgabe
der Verhütung von bestimmten terroristischen Straftaten.
§ 20v Abs. 3 Satz 1 enthält Dokumentationspflichten.
Voraussetzung für die Wahrnehmung der Gefahrenabwehr-
Weniger belastende Regelungsalternativen kamen nicht
aufgabe ist, dass eine länderübergreifende Gefahr vorliegt,
in Betracht.
die Zuständigkeit einer Landespolizeibehörde nicht erkenn-
§ 20v Abs. 6 Satz 2 enthält Dokumentationspflichten. bar ist oder die oberste Landesbehörde um eine Übernahme
Weniger belastende Regelungsalternativen kamen nicht ersucht. Eine länderübergreifende Gefahr liegt vor, wenn
in Betracht. durch eine mögliche Gefahr mehr als ein Land betroffen
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 21 – Drucksache 16/10121

wäre oder wenn durch die terroristische Gefahr der Bestand züglich von der Aufgabenwahrnehmung durch das BKA zu
oder die Sicherheit des Staates bedroht ist. Die Zuständigkeit benachrichtigen. Die Regelung orientiert sich an dem be-
einer Landespolizeibehörde ist dann nicht erkennbar, wenn währten Verfahren nach § 4 Abs. 3 BKAG im Bereich der
die Betroffenheit eines bestimmten Landes durch sachliche Strafverfolgung. In dem so genannten Übernahmefern-
Anhaltspunkte im Hinblick auf mögliche Gefahren des inter- schreiben legt das BKA zudem Art und Umfang des
nationalen Terrorismus noch nicht bestimmbar ist. Voraus- Lebenssachverhaltes fest, für den das BKA die Aufgabe der
setzung für die Zuständigkeit des BKA ist , dass zumindest Gefahrenabwehr wahrnimmt.
eine der genannten Voraussetzungen vorliegt. Es ist hinge-
Nach Satz 3 erfolgt die Aufgabenwahrnehmung in gegensei-
gen nicht erforderlich, dass die Voraussetzungen kumulativ
tigem Benehmen der Betroffenen. Dadurch wird sicherge-
vorliegen.
stellt, dass die beteiligten Behörden zu jedem Verfahrens-
Das BKA kann im Rahmen seiner Aufgabe auch Straftaten stand über die Aufgabenwahrnehmung durch das BKA
im Sinne von Satz 2 verhüten. Die zu verhütenden Straftaten unterrichtet werden. Gegenseitiges Benehmen bedeutet hier-
weisen entsprechend § 129a Abs. 2 StGB eine terroristische bei, dass sich die beteiligten Behörden gegenseitig Gelegen-
Zielrichtung auf und müssen dazu bestimmt sein, die Bevöl- heit zur Stellungnahme geben und die Stellungnahme des an-
kerung auf erhebliche Weise einzuschüchtern, staatliche Gü- deren in ihre Überlegungen einbeziehen. Es bedeutet nicht
ter oder Interessen oder eine internationale Organisation er- Einvernehmen und setzt damit nicht eine Zustimmung oder
heblich zu beeinträchtigen. Oftmals kann eine solche Gefahr einen gemeinsamen Entschluss hinsichtlich der Bewältigung
von einer in- oder ausländischen terroristischen Vereinigung der Gefahrenlage voraus.
ausgehen. Erfasst wird darüber hinaus jedoch auch die Ein-
Entfallen die zunächst bestehenden Voraussetzungen für die
zelperson, die sich anschickt, eine derartige terroristische
Aufgabenwahrnehmung des BKA nach Absatz 1 Satz 1
Straftat zu begehen. Da sich die Aufgabe des BKA nur auf
Nr. 2, gibt das BKA nach Absatz 2 Satz 4 die Wahrnehmung
die Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus
der Aufgabe wieder an die dann zuständige Landesbehörde
bezieht, beschränkt sie sich auf die Verhütung von entspre-
ab, es sei denn, es liegt ein Fall von Absatz 1 Satz 1 Nr. 1
chenden Straftaten, die in Deutschland begangen werden
und 3 vor. In diesen Fällen einer länderübergreifenden Ge-
sollen und einen internationalen Bezug aufweisen oder bei
fahr oder des Übernahmeersuchens eines Landes ist ein Han-
deren Begehung im Ausland ein Deutschlandbezug gegeben
deln des BKA gleichwohl geboten.
ist. Auch bei lediglich in Deutschland tätigen Gruppen kön-
nen diese Voraussetzungen durch Einbindung in internatio-
nal propagierte ideologische Strömungen, etwa eines welt- Zu Nummer 3 Buchstabe a (§ 11 Abs. 6 Satz 1 BKAG-E)
weiten Jihad, erfüllt sein. Die Regelung verpflichtet das BKA zu einer systemseitigen
Nach Satz 1 wehrt das BKA neben der Verhütung der in Vollprotokollierung, d. h. einer automatisierten, beweis-
Satz 2 genannten Straftaten auch die konkreten Gefahren im sicheren und lückenlosen Protokollierung aller Datenbank-
Rahmen seiner Aufgabe ab. Dabei unterscheidet die Aufga- transaktionen auf der Grundlage von Auswertungsprogram-
bennorm zwischen der Abwehr konkreter Gefahren und der men. Durch die systemseitige Vollprotokollierung werden
Verhütung von Straftaten. Rückschlüsse durch diese Unter- sowohl der Umfang als auch die praktische Durchführung
scheidung auf bereits bestehende Befugnisse des BKA, die der Datenschutzkontrolle deutlich verbessert. Die bisherige
an die Begriffe „Verhütung von Straftaten“, vgl. etwa Regelung sieht lediglich die Protokollierung durchschnitt-
§ 1 Abs. 3 und § 2 Abs. 1 BKAG, „Gefahrenabwehr“, vgl. lich jedes zehnten Abrufs vor.
etwa § 2 Abs. 4 BKAG, und „Abwehr von Gefahren“, vgl.
etwa § 6 Abs. 2 BKAG, anknüpfen, sind nicht beabsichtigt. Zu Nummer 4 (§ 16 Abs. 1a – neu – BKAG-E)
Insoweit soll es bei dem bestehenden Regelungssystem und Eine Wohnraumüberwachungsmaßnahme im Rahmen einer
den bisherigen Befugnissen des BKA bleiben. Eigensicherungsmaßnahme des BKA dient ausschließlich
Die Wahrnehmung der Aufgabe nach Absatz 1 ist in das Er- dem Schutz der beauftragten Personen und soll die Möglich-
messen des BKA gestellt. Wann das BKA die Aufgabe der keit einer umgehenden Reaktion von außen (Rettungsver-
Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus such) eröffnen. Es handelt sich damit im Unterschied zu
wahrnimmt, entzieht sich dabei einer starren Regelung etwa einer akustischen Wohnraumüberwachung nach § 100c
anhand von Regelbeispielen oder typischen Fällen. Die Viel- StPO nicht um ein Ermittlungsinstrument zur Informations-
gestaltigkeit möglicher Sachverhalte gebietet es, hier keine erhebung im Strafverfahren. Wesentlich erscheint zunächst,
weiteren Festlegungen zu treffen. Letztlich wird das BKA in dass beim Einsatz beauftragter Personen in Wohnungen die-
seine Entschließung über das Ob seiner Aufgabenwahrneh- se erheblichen Einfluss auf den Inhalt und den Verlauf des
mung auch die Frage der ihm zur Verfügung stehenden Res- Gesprächs nehmen können und werden. So ist im Regelfall
sourcen mit einfließen lassen. Diese Entscheidung ist daher davon auszugehen, dass in derartigen Gesprächen nicht der
stark einzelfallabhängig. Kernbereich der privaten Lebensgestaltung betroffen wird.
Daher ist es gerechtfertigt, bei der Anordnung der Wohn-
Zu Absatz 2 raumüberwachung zur Eigensicherung von einer Progno-
seentscheidung auf der Grundlage von ermittelten Tatsachen
Nach Satz 1 berührt die Aufgabenwahrnehmung durch das über die näheren Umstände der zu betretenden Wohnung ab-
BKA die Zuständigkeiten von Landesbehörden auf dem Ge- zusehen.
biet der Gefahrenabwehr nicht.
Satz 1 regelt, dass die Maßnahme innerhalb von Wohnungen
Nach Satz 2 sind die obersten Landesbehörden und, soweit zu unterbrechen ist, wenn in der Wohnung absolut geschütz-
zuständig, die anderen Polizeibehörden des Bundes unver- te Kernbereiche der privaten Lebensgestaltung betroffen
Drucksache 16/10121 – 22 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

sind. Mit dem Zusatz „sobald dies ohne Gefährdung der be- auf die §§ 15 bis 20 BPolG. Für die Ausübung der Befugnis-
auftragten Person möglich ist“ wird verdeutlicht, dass die se des BKA zur Abwehr von Gefahren des internationalen
Unterbrechung situationsangepasst und -angemessen erfol- Terrorismus gelten danach der Grundsatz der Verhältnis-
gen soll. Dabei ist auch zu beachten, dass die beauftragte mäßigkeit, die Regeln des Ermessens und der Wahl der Mit-
Person keine Gefährdung ihrer Legende eingehen muss. tel sowie die Vorschriften über den Handlungs- und Zu-
Während eines etwaigen Rückzugs der beauftragten Person standsstörer und über die unmittelbare Ausführung einer
sind weiterhin Aufzeichnungen über die Vorgänge in der Maßnahme und die Inanspruchnahme nicht verantwortlicher
Wohnung zulässig. Personen.
Satz 2 ordnet allerdings an, dass Aufzeichnungen, die den
Kernbereich privater Lebensgestaltung betreffen, unverzüg- Zu Absatz 2
lich zu löschen sind. Was zum Kernbereich privater Lebens-
gestaltung zählt, ist in enger Auslegung unter Berücksichti- Nach Absatz 2 ist unter Gefahr im Sinne des neuen Unterab-
gung der Feststellungen des Bundesverfassungsgerichts in schnitts eine im Einzelfall bestehende Gefahr, das heißt nach
der Wohnraumüberwachungsentscheidung vom 3. März dem herkömmlichen Begriffsverständnis des Polizeirechts
2004 – 1 BvR 2378/98; 1 BvR 1084/99 – zu ermitteln. Ob ein eine konkrete Gefahr zu verstehen. Dabei weist die Legalde-
Sachverhalt dem Kernbereich privater Lebensgestaltung zu- finition eine Besonderheit auf, die dadurch bedingt ist, dass
zuordnen ist, hängt von vielen Faktoren ab und ist letztlich das BKA nur in einem eng umrissenen Bereich der Gefah-
nicht abschließend definierbar. Nach der Rechtsprechung renabwehr tätig wird. Anders als im Polizeirecht der Länder,
des Bundesverfassungsgerichts sind jedenfalls Äußerungen nach dem den Polizeien der Länder generell die Aufgabe zu-
mit konkretem Bezug zu bevorstehenden oder bereits began- kommt, Gefahren für die öffentliche Sicherheit insgesamt
genen Straftaten nicht dem Kernbereich privater Lebensge- abzuwehren, obliegt dem BKA nur die Abwehr von Gefah-
staltung zuzurechnen. Dies kann Gespräche mit Bezug zur ren für die öffentliche Sicherheit im Zusammenhang mit
beauftragten Person einschließen, da mit einer Überprüfung Straftaten gemäß § 4a Abs. 1 Satz 2. Es muss sich bei der
und der damit verbundenen Gefahr der Enttarnung der be- Gefahr mithin um eine Sachlage handeln, bei der im einzel-
auftragten Person für diese eine Gefährdung von Leib und nen Fall die hinreichende Wahrscheinlichkeit besteht, dass in
Leben einhergehen kann. absehbarer Zeit durch die Begehung oder Fortsetzung einer
Straftat im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2 ein Schaden für die
Die Sätze 3 bis 6 regeln den Umgang mit kernbereichsrele- öffentliche Sicherheit eintreten wird.
vanten Inhalten.
Nicht gesondert wird der Begriff „Störung“ erwähnt, weil
die Gefahr als Oberbegriff grundsätzlich auch die Störung
Zu Nummer 5 (Unterabschnitt 3a – neu – BKAG-E) umfasst. Hat sich das Geschehen zu einem Schaden ent-
Der neue Unterabschnitt 3a regelt die einzelnen Befugnisse wickelt, geht nach herkömmlichem Begriffsverständnis die
des BKA zur Wahrnehmung seiner Aufgabe nach § 4a Aufgabe der Gefahrenabwehr dahin, die bereits eingetrete-
Abs. 1. Die Regelungen orientieren sich dabei weitgehend nen Störungen zu beseitigen, sofern die Rechtsgutsverlet-
an dem Bundespolizeigesetz und den Polizeigesetzen der zung fortdauert oder die Gefahr besteht, dass der eingetrete-
Länder. Die bereits im BKAG zum Teil enthaltenen Befug- ne Zustand zur Quelle weiterer Schädigungen wird. Zu
nisse, wie etwa die § 21 ff., bleiben unverändert. Die neuen beachten ist aber hier, dass das BKA nur in einem eng um-
Regelungen bewirken keinerlei Änderungen der bereits be- grenzten Bereich der Gefahrenabwehr, dem internationalen
stehenden Befugnisse des BKA. Terrorismus, tätig wird. Liegt ein Fall des § 4a Abs. 1 Nr. 2
vor, würde durch Realisierung der Gefahr, das heißt Eintritt
der Störung, in der Folge regelmäßig ohnehin die Zuständig-
Zu § 20a (Allgemeine Befugnisse) keit einer Landespolizeibehörde erkennbar, so dass nach
§ 20a ist die grundlegende Befugnisklausel des Gesetzent- § 4a Abs. 2 Satz 3 das BKA die Wahrnehmung der Aufgabe
wurfs. Sie lehnt sich dabei an die bestehenden Generalklau- der Gefahrenabwehr an die zuständige Landespolizeibehör-
seln des BPolG und der Polizeigesetze der Länder an. Die de abgegeben wird. Aber auch in den übrigen Fällen wird das
Vorschrift enthält in Absatz 1 die Generalklausel, die Ab- BKA im Rahmen seines Ermessens prüfen, ob die Aufgabe
satz 2 durch eine Legaldefinition der Gefahr im Sinne des der Gefahrenabwehr im Sinne einer Störungsbeseitigung
neuen Unterabschnitts 3a ergänzt. nicht effektiver durch eine Landespolizeibehörde wahrzu-
nehmen und daher von ihm abzugeben ist. Im Übrigen gilt
Folgendes: Ist eine Straftat im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2
Zu Absatz 1 beendet und erwächst aus ihr auch sonst keine weitere
Absatz 1 enthält eine Generalklausel, die es dem BKA er- Gefahr oder kein fortdauernder Schaden für die öffentliche
möglicht, zur Erfüllung seiner Aufgabe nach § 4a Abs. 1 Sicherheit, kommt nur eine Tätigkeit des BKA im Rahmen
Satz 1 die notwendigen Maßnahmen zu treffen, um eine Ge- der Strafverfolgung in Betracht.
fahr des internationalen Terrorismus abzuwehren. Eine sol-
che Generalklausel ist in allen Polizeigesetzen enthalten und Zu § 20b (Erhebung personenbezogener Daten)
angesichts der Vielgestaltigkeit möglicher Gefahrensachver-
halte auch im Bereich des internationalen Terrorismus un- § 20b ist die Grundnorm für die Erhebung personenbezoge-
verzichtbar. Die Regelung des Absatzes 1 ist dabei gegen- ner Daten durch das BKA im Bereich der Aufgabe nach § 4a
über den in den §§ 20b bis 20t geregelten Befugnissen des Abs. 1 Satz 1. Die Regelung gilt nicht für die Erhebung per-
BKA subsidiär. Auf sie darf nur zurückgegriffen werden, so- sonenbezogener Daten des BKA, die in den Bestimmungen
weit keine besonderen Befugnisse bestehen. Satz 2 verweist des Unterabschnitts 3a besonders geregelt sind.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 23 – Drucksache 16/10121

Zu Absatz 1 Kontakt handelt und die Verhütung von Straftaten im Sinne


von § 4a Abs. 1 Satz 1 ohne die Erhebung der personenbezo-
Die Regelung ermöglicht es dem BKA, personenbezogene genen Daten aussichtslos oder wesentlich erschwert wäre.
Daten zu erheben, soweit dies zur Erfüllung seiner Aufgabe
nach § 4a Abs. 1 erforderlich ist. Zu diesem Zweck können
Zu Absatz 3
auch personenbezogene Daten von unbeteiligten Personen
erhoben werden. So kann es etwa geboten sein, auch Daten Die Form der Datenerhebung sowie Hinweispflichten bei
über Hinweisgeber, Zeugen oder Opfer zu erheben. Erheben der Datenerhebung bestimmen sich nach § 21 Abs. 3 und 4
ist das zielgerichtete Beschaffen von personenbezogenen BPolG, der entsprechend anzuwenden ist.
Daten über den Betroffenen (vgl. § 3 Abs. 3 BDSG).
Zu § 20c (Befragung und Auskunftspflicht)
Zu Absatz 2
Die Vorschrift regelt die Datenerhebung durch Befragung
Absatz 2 betrifft die Datenerhebung durch das BKA zur Ver- und korrespondierend hierzu eine Auskunftspflicht des Be-
hütung von Straftaten im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2. Diese troffenen, die nach Maßgabe der genannten Voraussetzungen
Befugnis ist dadurch gekennzeichnet, dass es um Sachver- ein Auskunftsverlangen gegenüber jedermann auch ohne das
halte geht, die sich zum einen noch nicht zu einer konkreten Vorliegen einer konkreten Gefahr erlaubt.
Gefahr verdichtet haben, zum anderen aber aufgrund einer
Prognose den Eintritt eines schädigenden Ereignisses durch Zu Absatz 1
die Begehung einer Straftat im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2
möglich erscheinen lassen. Maßnahmen, die mit Eingriffen Die Vorschrift enthält in Satz 1 eine Befugnis des BKA zur
in die Rechte Betroffener verbunden sind, kommen wegen Befragung von Personen nach Informationen, die für die
des präventiven Charakters nur in eng umgrenzten Fällen in Wahrnehmung der Aufgabe nach § 4a Abs. 1 sachdienlich
Betracht. Datenerhebungen zur Verhinderung einer konkre- sind. Sie ist zulässig, wenn Tatsachen die Annahme rechtfer-
ten Straftat im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2 unterliegen tigen, dass die Person sachdienliche Angaben für die Erfül-
dagegen als Unterfall der schon von Absatz 1 umfassten lung der dem BKA nach § 4a Abs. 1 obliegenden Aufgabe
Abwehr einer Gefahr nicht den einschränkenden Vorausset- machen kann. Voraussetzung ist damit, dass Tatsachen den
zungen des Absatzes 2. Durch die Regelungen der Num- Schluss zulassen, dass die Person Kenntnis über einen Sach-
mern 1 und 2 wird der Personenkreis, über den personen- verhalt oder Personen hat, die für das BKA zur Aufgabener-
bezogene Daten zum Zweck der Verhütung von Straftaten füllung erforderlich sind. Eine ungezielte Befragung ohne
erhoben werden dürfen, abschließend definiert. Dabei wird konkreten Anlass oder eine allgemeine Ausforschung ist
sowohl für Nummer 1 wie auch für Nummer 2 voraus- nach der Vorschrift nicht zulässig.
gesetzt, dass Straftaten im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2 ver-
hütet werden sollen. Die Beschränkung auf diese Straftaten Nach Satz 2 kann der Betroffene für die Dauer der Befragung
trägt dem Umstand Rechnung, dass die Zuständigkeit des angehalten werden. Es handelt sich dabei nicht um eine Frei-
BKA auf die Abwehr von Gefahren des internationalen Ter- heitsentziehung nach Artikel 104 GG, sondern nur um eine
rorismus begrenzt ist. kurzzeitige Freiheitsbeschränkung. Der Betroffene kann auf-
grund dieser Vorschrift nicht gegen seinen Willen fest-
Nummer 1 erlaubt die Erhebung personenbezogener Daten gehalten werden, selbst wenn eine Auskunftspflicht nach
über eine Person, wenn Tatsachen die Annahme rechtferti- Absatz 2 besteht. Es kann allerdings eine Vorladung nach
gen, dass diese die Absicht hat, Straftaten im Sinne von § 4a § 20f in Betracht kommen.
Abs. 1 Satz 2 zu begehen, die vorhandenen Tatsachen sich
jedoch noch nicht zur Annahme einer Gefahr verdichtet Zu Absatz 2
haben. Ferner müssen die Tatsachen die Annahme rechtfer-
tigen, dass die zu erhebenden personenbezogenen Daten für Satz 1 regelt den Umfang der Auskunftspflicht zur Person.
die Verhütung solcher Straftaten erforderlich sind. Eine weitergehende Auskunftspflicht auch zur Sache besteht
nur für die in Satz 2 genannten Personen und nur, soweit die
Nach Nummer 2 können auch personenbezogene Daten über Auskunft zur Abwehr einer konkreten Gefahr erforderlich
Personen erhoben werden, die als Kontakt- oder Begleitper- ist. Dabei handelt es sich um die nach den §§ 17 und 18
son mit einer in Nummer 1 genannten Person in Verbindung BPolG Verantwortlichen sowie unter den Voraussetzungen
stehen. Das Bundesverfassungsgericht hat gefordert, dass des § 20 Abs. 1 BPolG die dort genannten Personen. Andere
die Definition der Kontakt- und Begleitperson klar erkennen Personen sind nur auskunftspflichtig, wenn sie aufgrund ge-
lassen müsse, welche Personen hiervon erfasst sein sollen. In setzlicher Handlungspflichten, wie etwa Garantenstellung,
seiner Entscheidung vom 25. April 2001 – 1 BvR 1104/92 Nichtanzeige geplanter Straftaten nach § 138 StGB oder un-
Rn. 54 – hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass terlassene Hilfeleistung nach § 323c StGB, gesetzlich ver-
der Begriff der Kontakt- und Begleitperson restriktiv auszu- pflichtet sind, zur Beseitigung der Gefahr beizutragen. Die
legen sei. Vorausgesetzt werden konkrete Tatsachen für Auskunftspflicht zur Sache ist in diesen Fällen auf die Anga-
einen objektiven Tatbezug, insbesondere für eine Verwick- ben beschränkt, die zur Abwehr der Gefahr erforderlich sind.
lung in den Hintergrund oder das Umfeld der zu verhütenden Macht der Betroffene keine Angaben zur Sache, so ist er
Straftaten. Durch die Qualifizierung der Beziehung zur nach Satz 1 gleichwohl verpflichtet, seine Personalien anzu-
Hauptperson wird dem Rechnung getragen. Flüchtige Kon- geben. Verweigert der Betroffene die Auskunft seiner Perso-
takte werden somit ausgeschlossen. Es müssen Tatsachen die nalien, verhält er sich ordnungswidrig nach § 111 Abs. 1 des
Annahme rechtfertigen, dass es sich um einen derartigen Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten.
Drucksache 16/10121 – 24 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Zu Absatz 3 Voraussetzung ist in allen Fällen, dass die Identitätsfeststel-


lung aufgrund auf die Personen bezogener Anhaltspunkte er-
Nach Satz 1 sind die in den §§ 52 bis 55 StPO niedergelegten forderlich ist. Danach kann eine Identitätsfeststellung einer
Aussage- und Zeugnisverweigerungsrechte auch bei einer Person unzulässig sein, wenn die Person ganz offensichtlich
Befragung durch das BKA zu beachten. Dies gilt jedoch mit den zu erwartenden Straftaten in keinem Zusammenhang
nach Satz 2 nicht, wenn die Auskunft zur Abwehr der Gefahr stehen kann.
für die genannten hochrangigen Rechtsgüter erforderlich ist,
da hier die Güterabwägung dazu führt, dass die Privilegie- Die Identitätsfeststellung ist in der in § 23 Abs. 3 Satz 1, 2, 4
rung aus den §§ 52 bis 55 StPO gegenüber der Abwehr einer und 5 BPolG bezeichneten Weise, z. B. Aushändigung von
Gefahr in diesen Fällen zurücktritt. Nach Satz 3 unterliegen Ausweispapieren, möglich. Die erkennungsdienstliche Be-
diese Auskünfte der nach Satz 2 begründeten Zweckbin- handlung als letztes Mittel der Identitätsfeststellung ist in
dung, so dass sichergestellt ist, dass die Auskunft nur zur § 20e gesondert geregelt.
Abwehr der Gefahr für die genannten hochrangigen Rechts-
güter verwendet werden kann. Eine Verwendung zu repres- Zu Absatz 2
siven Zwecken, etwa zur Strafverfolgung, ist unzulässig.
Bei den in Absatz 2 genannten Urkunden handelt es sich um
bestimmte Berechtigungsscheine, Nachweise oder sonstige
Zu Absatz 4 Urkunden; nicht erfasst werden die bereits in § 23 Abs. 3
Der Hinweis auf § 136a StPO stellt klar, dass auch im Rah- Satz 2 und 3 BPolG genannten Ausweis- und Grenzübertritts-
men der Befragung durch das BKA Vernehmungsmethoden papiere. Unter die Urkunden nach Absatz 2 fallen etwa Flug-
untersagt sind, die einen Verstoß gegen die Menschenwürde scheine und Piloten- und Führerscheine wie auch Zugangs-
darstellen. Als Zwangsmittel kommt nur Zwangsgeld nach nachweise für sicherheitsrelevante Bereiche.
§ 11 des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes in Betracht.
Unmittelbarer Zwang nach § 12 des Verwaltungsvollstre- Zu § 20e (Erkennungsdienstliche Maßnahmen)
ckungsgesetzes zur Abgabe einer Erklärung ist ausgeschlos- Zu Absatz 1
sen.
Nach Absatz 1 sind erkennungsdienstliche Maßnahmen als
Zu § 20d (Identitätsfeststellung und Prüfung von Berechti- letztes Mittel der Identitätsfeststellung nach § 20d zulässig,
gungsscheinen) wenn die Identitätsfeststellung des Betroffenen auf andere
Weise nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten
§ 20d ermöglicht die Identitätsfeststellung und Prüfung von möglich ist. Andere Möglichkeiten müssen daher, soweit
Berechtigungsscheinen, die vielfach Voraussetzung dafür nicht mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, ausge-
sind, dass weitere Maßnahmen durch das BKA getroffen schöpft werden. Mögliche erkennungsdienstliche Mittel sind
werden können. die in § 24 Abs. 3 BPolG genannten, deren Aufzählung nicht
abschließend ist.
Zu Absatz 1
Zu Absatz 2
Absatz 1 regelt die Voraussetzungen, unter denen eine Maß-
nahme zulässig ist. Absatz 2 enthält die Verpflichtung zur Vernichtung der im
Zusammenhang mit der Feststellung der Identität angefalle-
Nummer 1 setzt eine Gefahr im Sinne von § 20a Abs. 2 vor- nen Unterlagen, es sei denn, eine weitere Aufbewahrung ist
aus. aufgrund anderer Rechtsvorschriften zulässig. Darüber hin-
aus regelt Satz 2 eine Unterrichtungspflicht gegenüber ande-
Mit Nummer 2 kann das BKA die Identität einer Person fest- ren Stellen, soweit an diese Unterlagen übermittelt wurden.
stellen, wenn sich die Person, deren Identität festgestellt
werden soll, an einem Ort aufhält, an dem nach polizeilichen
Zu § 20f (Vorladung)
Erkenntnisse Straftaten im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2 ver-
abredet, vorbereitet oder verübt werden sollen oder sich dort Die Regelung ergänzt die Regelungen der §§ 20b und 20d.
Personen ohne erforderliche Aufenthaltstitel treffen. Durch
den Buchstaben a werden Orte erfasst, die nach polizeilichen Zu Absatz 1
Erkenntnissen typischerweise von potentiellen Tätern be-
sucht werden. Buchstabe b setzt voraus, dass sich dort Nach Absatz 1 kann eine Person vorgeladen werden, wenn
Personen ohne erforderliche Aufenthaltstitel treffen. Die entweder Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass die
Person, die sich an dem Ort aufhält und deren Identität fest- vorzuladende Person sachdienliche Angaben für die Erfül-
gestellt werden soll, braucht jedoch nicht selbst zu dem Per- lung der dem BKA nach § 4a Abs. 1 obliegenden Aufgabe
sonenkreis der Buchstaben a und b zu gehören. machen kann, also die Voraussetzungen des § 20c vorliegen,
oder wenn dies zur Durchführung erkennungsdienstlicher
Nach Nummer 3 kann die Identität einer Person festgestellt Maßnahmen erforderlich ist, also die Voraussetzungen des
werden, die sich in einem in der Vorschrift genannten Objekt § 20e vorliegen.
oder in unmittelbarer Nähe hiervon aufhält, sofern Tatsachen
die Annahme rechtfertigen, dass dort Straftaten im Sinne von Zu Absatz 2
§ 4a Abs. 1 Satz 2 begangen werden sollen, durch die in oder
an dem Objekt befindliche Personen oder das Objekt selbst Für die Durchführung der Vorladung gilt § 25 Abs. 2 bis 4
unmittelbar gefährdet sind. BPolG entsprechend.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 25 – Drucksache 16/10121

Zu § 20g (Besondere Mittel der Datenerhebung) Nummer 1 enthält eine Legaldefinition der längerfristigen
Observation. Entscheidend ist, dass die Observation von der
Nach dieser Vorschrift kann das BKA zur Erfüllung seiner Vorstellung des BKA her planmäßig angelegt ist. Ein gele-
Aufgabe nach § 4a Abs. 1 Daten mit besonderen Mitteln er- gentliches oder auch wiederholt kurzes Beobachten fällt
heben. Der Einsatz besonderer Mittel zur Erhebung perso- nicht unter Nummer 1. Eine längerfristige Observation liegt
nenbezogener Daten kommt im Hinblick auf die Eingriffs- bei einer planmäßigen Beobachtung des Betroffenen vor, die
intensität der Maßnahme nur in bestimmten Fällen und durchgehend länger als 24 Stunden dauern oder an mehr als
unter besonderen verfahrensrechtlichen Vorkehrungen in zwei Tagen stattfinden soll.
Betracht.
Nummer 2 umfasst den Einsatz von Fotoapparaten und Vi-
Zu Absatz 1 deokameras sowie Geräte zum Abhören und Aufzeichnen
des gesprochenen Wortes. Im Unterschied zum offenen
Absatz 1 regelt die Voraussetzungen, unter denen eine Daten- Fotografieren erfolgt der Einsatz dieser Mittel in einer für
erhebung mit besonderen Mitteln nach Absatz 2 zulässig ist. den Betroffenen nicht erkennbaren Weise, also verdeckt. Die
Hierdurch wird der besonderen Eingriffsintensität der Daten- Regelung stellt klar, dass der verdeckte Einsatz technischer
erhebung durch die in Absatz 2 genannten Mittel Rechnung Mittel nur außerhalb von Wohnungen erfolgen darf und zu-
getragen. dem nicht Sachverhalte, die innerhalb von Wohnungen statt-
finden, erfasst werden dürfen.
Satz 1 Nr. 1 erlaubt die Maßnahme nur zur Abwehr einer im
Einzelfall bestehenden Gefahr für den Bestand oder die Nummer 3 lässt sonstige besondere für Observationszwecke
Sicherheit des Staates oder für Leib, Leben oder Freiheit bestimmte Mittel zur Erforschung des Sachverhaltes oder
einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert, deren Er- zur Bestimmung des Aufenthaltsortes einer in Absatz 1 ge-
haltung im öffentlichen Interesse geboten ist. Dabei ist der nannten Person zu. Als solche kommen Mittel in Betracht,
Kreis der Betroffenen auf Störer im Sinne der §§ 17 und 18 die weder das Aufzeichnen von Bild, dieses regelt Absatz 2
BPolG sowie auf nichtverantwortliche Personen unter den Nr. 2 Buchstabe a, noch Wort, dieses regelt Absatz 2 Nr. 2
Voraussetzungen des § 20 Abs. 1 BPolG beschränkt. Buchstabe b, betreffen. Zu denken sind hier etwa an Bewe-
gungsmelder, Peilsender und den Einsatz des Global Positio-
Nach Satz 1 Nr. 2 dürfen mit besonderen Mitteln auch perso- ning Systems (GPS). Die Regelung berücksichtigt dabei
nenbezogene Daten erhoben werden über eine Person, wenn auch zukünftige technische Entwicklungen. Der Einsatz die-
Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie Straftaten im ser Mittel ist nur zur Erforschung des Sachverhaltes oder zur
Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2 begehen wird. Bestimmung des Aufenthaltsortes einer in Absatz 1 genann-
Nach Satz 1 Nr. 3 ist eine Erhebung personenbezogener ten Person zulässig.
Daten mit besonderen Mitteln nach Absatz 2 auch über Kon- Den Einsatz von sogenannten Vertrauenspersonen als beson-
takt- und Begleitpersonen im Sinne des § 20b Abs. 2 Nr. 2 deres Mittel der Erhebung personenbezogener Daten lässt
möglich. Nummer 4 zu. Im Gegensatz zu einem verdeckten Ermittler
Ferner muss für die Nummern 1 bis 3 als besondere Ausprä- ist die Vertrauensperson kein Angehöriger des BKA, son-
gung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes die Vorausset- dern eine Privatperson, die von diesem gezielt beauftragt
zung vorliegen, dass im konkreten Fall die Abwehr der Ge- wird, Informationen zu einem bestimmten Sachverhalt oder
fahr oder die Verhütung der Straftaten auf andere Weise einer Person zu beschaffen.
aussichtslos oder wesentlich erschwert wäre. Zudem ist eine Den Einsatz von sogenannten verdeckten Ermittlern regelt
Maßnahme nach Absatz 2 nur zulässig, wenn sie nicht außer Nummer 5. Aufgrund der oftmals abgeschotteten Strukturen
Verhältnis zur Bedeutung des aufzuklärenden Sachverhaltes im Bereich des internationalen Terrorismus ist der Einsatz
steht. Dies ergibt sich aus § 20a Abs. 1 Satz 2, der unter an- eines verdeckten Ermittlers für die Abwehr daraus resultie-
derem § 15 Abs. 2 BPolG für entsprechend anwendbar er- render Gefahren unverzichtbar. Der Legaldefinition nach
klärt. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Ab- handelt es sich um einen Polizeivollzugsbeamten unter einer
wehr terroristischer Gefahren ein hoher Stellenwert im ihm verliehenen und auf Dauer angelegten Legende. Dies
Rahmen der Abwägung zukommt. Satz 2 erlaubt die Maß- bedeutet, dass der Polizeivollzugsbeamte unter einer Iden-
nahme auch dann, wenn Dritte unvermeidbar betroffen wer- tität ermittelt, die ihn als solchen nicht erkennen lässt. Die
den. Dies kann insbesondere bei der Anfertigung von Bild- näheren Voraussetzungen dazu regelt Absatz 4.
aufnahmen und -aufzeichnungen passieren. Dabei wird das
BKA aus Gründen der Verhältnismäßigkeit auch den in § 15 Zu Absatz 3
Abs. 5 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) enthaltenen
Grundsatz zu beachten haben, dass soweit möglich eine An- Absatz 3 trägt dem Erfordernis nach besonderen verfahrens-
onymisierung nicht benötigter Daten erfolgen sollte. Dies rechtlichen Vorkehrungen Rechnung. Aufgrund der Ein-
kann etwa bedeuten, dass bei Bildaufnahmen und -aufzeich- griffsintensität des Einsatzes des verdeckten Ermittlers darf
nungen nach Absatz 2 Nr. 2 Buchstabe a die Gesichter unbe- eine solche Maßnahme, wenn sie sich gegen eine bestimmte
teiligter Dritter unkenntlich gemacht werden, wenn und so- Person richtet oder wenn der verdeckte Ermittler eine Woh-
weit dies mit vertretbarem Aufwand möglich ist. nung betritt, nach Satz 1 nur durch das Gericht angeordnet
werden. Das zuständige Gericht ist in § 20v Abs. 2 bestimmt.
Zu Absatz 2 Die Sätze 2 und 3 regeln das Verfahren im Eilfall und die
Pflicht zur unverzüglichen Nachholung der gerichtlichen
Absatz 2 zählt die nach diesem Gesetz zulässigen Datenerhe- Entscheidung. Nach Satz 5 dürfen die in Absatz 2 genannten
bungen mit besonderen Mitteln abschließend auf. übrigen Maßnahmen durch die zuständige Abteilungsleitung
Drucksache 16/10121 – 26 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

oder deren Vertretung angeordnet werden. Dies gilt wegen der Rechtsgüter voraussetzt. Für die Feststellung einer dringen-
geringeren Eingriffsqualität auch für den Einsatz des ver- den Gefahr müssen die Schwere des zu erwartenden Scha-
deckten Ermittlers, wenn keine der in Satz 1 genannten Vor- dens, die Wahrscheinlichkeit und die zeitliche Nähe des
aussetzungen vorliegt. Grundsätzlich sind die besonderen Schadenseintritts zusammen betrachtet werden (vgl. dazu
Mittel der Datenerhebung nach Satz 6 auf einen Monat zu be- etwa Papier in: Maunz/Dürig, Grundgesetz, Artikel 13
fristen; abweichend hiervon kann der Einsatz der Vertrauens- Rn. 96). Die Maßnahme kann sich gegen die in Nummer 1
person und des verdeckten Ermittlers auf zwei Monate be- Buchstabe a und b genannten Personen sowie gegen Kon-
fristet werden. Insbesondere der Einsatz des verdeckten takt- und Begleitpersonen richten. Die Maßnahme besteht im
Ermittlers erfordert regelmäßig intensive Vorbereitungsmaß- Abhören und Aufzeichnen des in oder aus Wohnungen nicht-
nahmen. Soll die Maßnahme verlängert werden, ist eine er- öffentlich gesprochenen Wortes, Nummer 1, und im Herstel-
neute Anordnung nach Satz 7 erforderlich. Diese darf nach len von Lichtbildern und Bildaufnahmen, Nummer 2. Die
Satz 8 in den Fällen des Absatzes 2 Nr. 1, 2 Buchstabe b und Durchführung der Maßnahme muss verhältnismäßig sein,
Nr. 4 und 5 wegen der Eingriffsintensität dieser Maßnahmen insbesondere darf sie als Ultima Ratio nur stattfinden, wenn
allerdings nur durch das Gericht getroffen werden. die Abwehr der Gefahr auf andere Weise aussichtslos oder
wesentlich erschwert wäre.
Zu Absatz 4
Zu Absatz 2
Die Befugnisse des verdeckten Ermittlers nach Absatz 2
Nr. 5 regelt Absatz 4. Danach darf der verdeckte Ermittler Nach Satz 1 darf sich die Maßnahme nur gegen die in Ab-
zur Erfüllung seines Auftrages am Rechtsverkehr teilneh- satz 1 genannte Person richten und nur in deren Wohnung
men, Satz 1 Nr. 1, und mit Einverständnis des Berechtigten durchgeführt werden. Nach Satz 2 darf die Maßnahme unter
dessen Wohnung betreten, Satz 1 Nr. 2. Satz 2 regelt den Ge- den in den Nummern 1 und 2 genannten engen Vorausset-
brauch von Urkunden wie Personalausweise, Pässe, Melde- zungen auch in Wohnungen anderer Personen erfolgen.
bescheinigungen, Führer- und Fahrzeugscheine, Versiche- Satz 3 erlaubt die Maßnahme auch gegen unvermeidbar be-
rungsbestätigungen sowie Kreditkarten. Satz 3 verweist troffene Dritte.
hinsichtlich der weiteren Befugnisse auf den Unterab-
schnitt 3a. Satz 4 verweist im Fall des Einsatzes technischer Zu Absatz 3
Mittel zur Eigensicherung innerhalb von Wohnungen auf
§ 16 BKAG. In Absatz 3 werden die Anordnungsvoraussetzungen einer
akustischen Wohnraumüberwachung geregelt. Aufgrund der
Eingriffsintensität einer solchen Maßnahme ist hierfür eine
Zu § 20h (Besondere Bestimmungen über den Einsatz gerichtliche Anordnung erforderlich. Das zuständige Gericht
technischer Mittel in oder aus Wohnungen) regelt § 20v Abs. 2.
§ 20h ermöglicht dem BKA die Durchführung optischer und
akustischer Wohnraumüberwachungen. Angesichts des kon- Zu Absatz 4
spirativen Vorgehens und des hohen Abschottungsgrades im
Bereich des islamistischen Terrorismus stellt die Wohnraum- Absatz 4 regelt Form und Inhalt der Anordnung. Aufgrund
überwachung eine wichtige Befugnis des BKA dar. In die- der hohen Eingriffsintensität der Maßnahme ist diese auf
sem Zusammenhang ist auch die vom Strafprozessrecht zu einen Monat zu befristen, eine Verlängerung um jeweils
unterscheidende Zielrichtung der Gefahrenabwehr zu beach- einen Monat ist möglich.
ten. Die Strafverfolgung dient der Aufklärung und Ahndung
einer abgeschlossenen Rechtsgutverletzung. Die Gefahren- Zu Absatz 5
abwehr zielt hingegen auf Verhütung und Verhinderung Absatz 5 regelt den Schutz des Kernbereichs der privaten
einer unmittelbar bevorstehenden Rechtsgutverletzung. Der Lebensgestaltung bei der Wohnraumüberwachung nach Ab-
Staat hat von Verfassungs wegen Leben, Leib und Sicherheit satz 1. Die Vorschrift regelt unter Berücksichtigung der Vor-
seiner Bürger zu schützen. Die Schutzpflicht des Staates ist gaben des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom
dabei umso höher, je höher die Wertigkeit des bedrohten 3. März 2004 (1 BvR 2378/98, 1 BvR 1084/99; BVerfGE
Rechtsgutes und der Grad der Gefährdung sind. Wohnraum- 109, 279 ff.), die Voraussetzungen, die zum Schutz des Kern-
überwachungen zur Gefahrenabwehr sind an Artikel 13 bereichs der persönlichen Lebensgestaltung erforderlich
Abs. 4 GG zu messen. Die Vorschrift erlaubt den Einsatz sind.
technischer Mittel zur Überwachung von Wohnungen, also
sowohl die akustische wie auch optische Wohnraumüberwa- Nach Satz 1 ist vor Durchführung der Maßnahme eine Prog-
chung. nose dahingehend zu treffen, dass mit der Maßnahme Äuße-
rungen, die den Kernbereich der persönlichen Lebensgestal-
tung betreffen, nicht erfasst werden. Diese Prognose muss
Zu Absatz 1
sich auf tatsächliche Anhaltspunkte stützen; vollständige
In Absatz 1 erhält das BKA die Befugnis zur optischen und Gewissheit ist demnach nicht erforderlich. Anhaltspunkte,
akustischen Wohnraumüberwachung. Vorausgesetzt wird anhand welcher Kriterien eine solche Prognose zu erstellen
eine dringende Gefahr für die in Satz 1 aufgeführten hoch- sein kann, können sich aus der Art der zu überwachenden
rangigen Rechtsgüter. Der Begriff der dringenden Gefahr ist Räumlichkeiten und dem Verhältnis der zu überwachenden
ebenso auszulegen wie in Artikel 13 Abs. 4 GG (vgl. Bun- Personen zueinander ergeben. Dabei ist zu beachten, dass
destagsdrucksache 13/8650, S. 5). Durch die in Satz 1 auf- entsprechend § 100c Abs. 4 Satz 2 StPO Gespräche in Be-
geführten Rechtsgüter wird betont, dass eine dringende triebs- und Geschäftsräumen in der Regel nicht dem Kern-
Gefahr drohende Beeinträchtigungen für hochrangige bereich privater Lebensgestaltung zuzurechnen sind. Glei-
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 27 – Drucksache 16/10121

ches gilt für Gespräche, die einen Bezug zu den nach § 4a Zu Absatz 1
Abs. 1 Satz 1 abzuwehrenden Gefahren des internationalen Absatz 1 definiert Art und Zweck der Maßnahme und enthält
Terrorismus haben. eine Legaldefinition der Ausschreibung zur polizeilichen
Ist aufgrund dieser Prognose eine Anordnung zulässig, kann Beobachtung. Die Übermittlung der bei der Beobachtung er-
bei entsprechenden Erkenntnissen auch eine nur automa- langten Erkenntnisse von der antreffenden Polizeibehörde
tische Aufzeichnung zulässig sein. Das Bundesverfassungs- des Bundes oder des Landes erfolgt auf konventionellem
gericht hat in seinem Beschluss vom 11. Mai 2007 (2 BvR Wege.
543/06) ausgeführt, dass seinem Urteil vom 3. März 2004
nicht entnommen werden könne, dass eine automatische Zu Absatz 2
Aufzeichnung in jedem Fall von Verfassungs wegen unzu- Absatz 2 regelt die Voraussetzungen, unter denen die Aus-
lässig sei. Ein generelles Verbot automatischer Aufzeichnun- schreibung zur polizeilichen Beobachtung zulässig ist.
gen sei nicht ersichtlich, soweit keine Gefahr der Erfassung
kernbereichsrelevanter Inhalte bestehe. Nach Nummer 1 dürfen Ausschreibungen zur polizeilichen
Beobachtung durch das BKA nur vorgenommen werden,
Satz 2 enthält das Gebot der unverzüglichen Unterbrechung wenn die Gesamtwürdigung der Person und ihre bisherigen
der Maßnahme und regelt, was zu unternehmen ist, wenn Straftaten die Prognose zulassen, dass die Person künftig
sich während der Überwachung unerwartet tatsächliche An- Straftaten im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2 begehen wird.
haltspunkte dafür ergeben, dass Inhalte aus dem Kernbereich Dies setzt nicht voraus, dass es sich bei den bisherigen Straf-
der persönlichen Lebensgestaltung erfasst werden. In sol- taten um solche im Sinne von § 4a Abs. 1 Satz 2 handelt.
chen Fällen ist nach Satz 2 das Abhören, Aufzeichnen und
Beobachten unverzüglich zu unterbrechen. Nach Nummer 2 ist Voraussetzung für eine Ausschreibung
zur polizeilichen Beobachtung, dass Tatsachen die Annahme
Satz 3 regelt die Zulässigkeit des sogenannten Richterban- rechtfertigen, dass die Person Straftaten im Sinne von § 4a
des. Die Regelung dient dem Schutz des Kernbereichs, in- Abs. 1 Satz 2 begehen wird. In beiden Fällen ist ferner erfor-
dem sie bestimmt, dass auch in solchen Fällen, in denen kei- derlich, dass die Ausschreibung zur polizeilichen Beobach-
ne eindeutigen Anhaltspunkte für eine Kernbereichsrelevanz tung zur Verhütung von Straftaten im Sinne von § 4a Abs. 1
sprechen, eine unmittelbare Überwachung durch die ermit- Satz 2 erforderlich ist.
telnden Stellen ausgeschlossen ist. In Zweifelsfällen darf der
Kommunikationsinhalt vielmehr nur automatisch aufge- Zu den Absätzen 3 bis 5
zeichnet werden. Nach Satz 4 sind solche Aufzeichnungen
unverzüglich dem anordnenden Gericht vorzulegen, welches Die Absätze 3 und 4 enthalten verfahrensrechtliche Absiche-
dann die Feststellung zu treffen hat, ob eine Kernbereichsre- rungen. Anordnungsbefugt ist nach Absatz 3 die zuständige
levanz vorliegt oder nicht. Eine solche Regelung für Zwei- Abteilungsleitung oder deren Vertretung. Hierbei handelt es
felsfälle trägt dem Umstand Rechnung, dass es häufig bei sich stets um den Leiter oder die Leiterin der für die Wahr-
einmaligem Mithören und Beobachten nicht möglich ist, das nehmung der Aufgabe nach § 4a Abs. 1 zuständigen Abtei-
Geschehen in der Wohnung vollständig zu erfassen. Es kann lung oder den jeweils zuständigen ranghöchsten Beamten
erforderlich werden, ein Gespräch mehrfach abzuhören, um oder die Beamtin. Die Maßnahme ist nach Absatz 4 auf ein
Inhalt, Betonungen und Nuancen zu erkennen. Oftmals sind Jahr zu befristen, es besteht allerdings die Verpflichtung zur
Dolmetscher erst nach mehrfachem Abhören in der Lage, Überprüfung des Vorliegens der Voraussetzungen nach Ab-
den richtigen Aussagegehalt einer Äußerung zu bestimmen lauf von sechs Monaten. Für die Verlängerung ist eine
und damit überhaupt erst festzustellen, ob Anhaltspunkte für gerichtliche Anordnung erforderlich. Das zuständige Gericht
eine Kernbereichsrelevanz gegeben sind. Ferner können bei regelt § 20w Abs. 2.
zwei oder mehr Gesprächsteilnehmern die Aussagen viel- Absatz 5 ist eine spezielle Ausprägung des Grundsatzes der
fach nicht sofort zugeordnet werden. Zudem kann es vor- Verhältnismäßigkeit und enthält das Gebot der Löschung der
kommen, dass Aufzeichnungen der technischen Aufberei- Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung, sobald der
tung wie der Entfernung von Nebengeräuschen bedürfen. In Zweck der Maßnahmen erreicht ist oder nicht mehr erreicht
solchen Zweifelsfällen werden die Grundrechte der Betrof- werden kann.
fenen dadurch weiter geschützt, dass ein Richter die Auswer-
tung einer automatischen Aufzeichnung übernimmt. Zu § 20j (Rasterfahndung)
Satz 5 regelt, dass die Maßnahme nach Absatz 1 unter den Bei den in allen Ländern nach den Anschlägen vom 11. Sep-
Voraussetzungen des Satzes 1 fortgeführt werden darf. tember 2001 durchgeführten präventiv-polizeilichen Raster-
fahndungen, die das BKA als Zentralstelle nach § 2 unter-
Da es nicht ausgeschlossen werden kann, dass Daten erfasst stützt hat, hat sich gezeigt, dass die unterschiedlichen
werden, die den Kernbereich betreffen, werden die Regelun- Rechtslagen in den Ländern sowie die uneinheitliche Recht-
gen durch verfahrensrechtliche Absicherungen durch das in sprechung zu erheblichen Verzögerungen führten.
den Sätzen 6 bis 9 enthaltene Verwertungsverbot und
Löschungsgebot flankiert.
Zu Absatz 1

Zu § 20i (Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung) Absatz 1 enthält die Voraussetzungen, unter denen das BKA
eine Rasterfahndung durchführen kann. Das Bundesver-
Die Vorschrift bildet die Ermächtigungsgrundlage für die fassungsgericht hat in seinem Beschluss vom 4. April 2006
Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung durch das – 1 BvR 518/02 – ausdrücklich festgestellt, dass außenpoli-
BKA. tische Spannungslagen für die Anordnung einer Rasterfahn-
Drucksache 16/10121 – 28 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

dung nicht ausreichen, sondern vielmehr die konkrete hen und damit eine wirksame Gefahrenabwehr durch die Si-
Gefahr, etwa für die Vorbereitung oder Durchführung terro- cherheitsbehörden zu vereiteln. Die rasante technische Ent-
ristischer Anschläge in Deutschland, vorliegen müsse. Vor- wicklung im Bereich der Informationstechnik führt dazu,
ausgesetzt werde eine Sachlage, bei der im konkreten Fall dass die Sicherheitsbehörden zur Erfüllung ihrer Aufgaben
eine hinreichende Wahrscheinlichkeit bestehe, dass in abseh- kontinuierlich steigende beträchtliche Ressourcen benöti-
barer Zeit ein Schaden eintritt. Die hierfür erforderliche gen. Das BKA sieht sich in zunehmendem Maße mit einer
Wahrscheinlichkeitsprognose müsse sich auf Tatsachen be- immer weiter verbreiteten Nutzung kryptografischer Verfah-
ziehen. In Betracht komme allerdings auch eine Dauerge- ren, immer größer werdenden Datenmengen und den weit
fahr. Bei einer solchen bestehe die hinreichende Wahrschein- verbreiteten Möglichkeiten der mobilen Nutzung des Inter-
lichkeit des Schadenseintritts über einen längeren Zeitraum nets (z. B. Internetcafé, Hot Spot) konfrontiert.
hinweg zu jedem Zeitpunkt. Es seien Tatsachen erforderlich,
aus denen sich eine konkrete Gefahr ergebe, etwa weil tat- Um zukünftig eine effektive Gefahrenabwehr im Bereich des
sächliche Anhaltspunkte für die Vorbereitung terroristischer internationalen Terrorismus überhaupt noch gewährleisten
Anschläge bestünden. Eine gegenwärtige Gefahr hat das zu können, müssen dem BKA die hierfür erforderlichen Ins-
Bundesverfassungsgericht dagegen ausdrücklich nicht ver- trumente an die Hand gegeben werden. Dazu gehört auch die
langt, weil angesichts des mit einer Rasterfahndung verbun- Maßnahme des verdeckten Eingriffs in informationstech-
denen Eingriffs eine solche dann regelmäßig zu spät komme, nische Systeme.
um noch wirksam zu sein. Diese neue polizeiliche Maßnahme soll den Zugriff auf Da-
Diesen Anforderungen wird die Regelung des Satzes 1 ge- ten ermöglichen, die noch nicht oder nicht mehr Gegenstand
recht. Nach Satz 1 ist eine Rasterfahndung zulässig, soweit einer laufenden Telekommunikation sind oder überhaupt
dies zur Abwehr einer Gefahr für den Bestand oder die Si- nicht für eine Telekommunikation vorgesehen sind. Nicht er-
cherheit des Bundes oder eines Landes oder für Leib, Leben möglicht werden soll der Zugriff auf am Computer ange-
oder Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem schlossene Kameras oder Mikrofone.
Wert, deren Erhalt im öffentlichen Interesse geboten ist, er- Die Sicherheit des Staates und die von ihm zu gewährleis-
forderlich ist. Rechtfertigen konkrete Vorbereitungshandlun- tende Sicherheit der Bevölkerung vor Gefahren für Leib, Le-
gen die Annahme, dass eine Straftat nach § 4a Abs. 1 Satz 2 ben und Freiheit sind Verfassungswerte, die mit anderen
begangen werden soll, wird eine solche vom Bundesverfas- hochwertigen Gütern im gleichen Rang stehen. Der Staat
sungsgericht für erforderlich, aber auch für ausreichend, kommt seinen verfassungsrechtlichen Aufgaben nach, in-
erachtete Gefahr regelmäßig vorliegen. Satz 2 enthält eine dem er Gefahren durch terroristische oder andere Bestrebun-
Ausnahmevorschrift für die dort genannten Nachrichten- gen entgegentritt. Der in § 20k vorgesehene heimliche Zu-
dienste. griff auf informationstechnische Systeme ist geeignet und
erforderlich, um diese Ziele zu erreichen (BVerfG, Urteil
Zu Absatz 2 vom 27. Februar 2008, 1 BvR 370/07, 1 BvR 595/07
Das Übermittlungsersuchen des BKA im Rahmen der Ras- Absatznr. 221).
terfahndung ist nach Satz 1 auf Namen, Anschrift, Tag und
Das Bundesverfassungsgericht hat eine solche Maßnahme
Ort der Geburt sowie andere für den Einzelfall benötigte
unter bestimmten strengen Voraussetzungen als verfassungs-
Daten zu beschränken. Ausgenommen sind Daten, die einem
rechtlich zulässig erkannt (BVerfG, Urteil vom 27. Februar
Berufs- oder Amtsgeheimnis unterliegen. Sollte dennoch
2008, 1 BvR 370/07, 1 BvR 595/07). Dabei hat es erstmalig
aufgrund erheblicher technischer Schwierigkeiten oder we-
aus Artikel 2 Abs. 1 i. V. m. Artikel 1 Abs. 1 GG das Grund-
gen eines unangemessenen Zeit- oder Kostenaufwandes eine
recht auf Vertraulichkeit und Integrität informationstechni-
Übermittlung nur der angeforderten Daten nicht möglich
scher Systeme abgeleitet. Es hat dabei aber hervorgehoben,
sein, dürfen diese zusätzlich übermittelten Daten nach Satz 2
dass dieses Grundrecht nicht schrankenlos gewährleistet ist.
vom BKA nicht genutzt werden.
Eingriffe darin können sowohl zu präventiven wie auch re-
pressiven Zwecken gerechtfertigt sein. Das setzt aber für den
Zu Absatz 3 Bereich der Prävention (Gefahrenabwehr) das Vorliegen
Absatz 3 enthält Löschungs-, Dokumentations- und Vernich- einer konkreten Gefahr für ein überragend wichtiges Rechts-
tungsregelungen. Zwischenzeitlich nicht benötigte Daten gut voraus. Überragend wichtig sind Leib, Leben, Freiheit
sind bereits vorher zu löschen. der Person sowie solche Güter der Allgemeinheit, deren Be-
drohung die Grundlagen oder den Bestand des Staates oder
Zu Absatz 4 die Grundlagen der Existenz der Menschen berührt. Dabei
Absatz 4 enthält verfahrensrechtliche Regelungen, die der kann die Maßnahme schon dann gerechtfertigt sein, wenn
Eingriffsintensität der Maßnahme Rechnung tragen. Nach sich noch nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit fest-
Satz 1 ist eine gerichtliche Anordnung notwendig. Das zu- stellen lässt, dass die Gefahr in näherer Zukunft eintritt, so-
ständige Gericht regelt § 20v Abs. 2. Die Sätze 2 bis 4 regeln fern bestimmte Tatsachen auf eine im Einzelfall durch be-
den Eilfall. stimmte Personen drohende Gefahr für überragend wichtige
Rechtsgüter hinweisen. Die Vorschrift des § 20k setzt die
Vorgaben dieser Entscheidung um.
Zu § 20k (Verdeckter Eingriff in informationstechnische
Systeme)
Zu Absatz 1
Insbesondere im Bereich des internationalen Terrorismus ist
zu beobachten, dass sich Personen moderner Technologien Satz 1 erlaubt dem BKA zur Abwehr einer im Einzelfall be-
bedienen, um bei ihren Vorhaben einer Entdeckung zu entge- stehenden Gefahr für hochrangige Rechtsgüter, ohne Wissen
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 29 – Drucksache 16/10121

des Betroffenen durch technische Mittel in von dem Betrof- Nr. 2 sind bei Beendigung der Maßnahme alle an dem infil-
fenen genutzte informationstechnische Systeme einzugrei- trierten System vorgenommenen Veränderungen rückgängig
fen und aus ihnen Daten zu erheben und stellt damit einen zu machen, soweit dies technisch möglich ist. Insbesondere
verfassungsgemäßen Eingriff in das Grundrecht auf Ge- ist die auf dem IT-System installierte Überwachungssoft-
währleistung der Vertraulichkeit und Integrität informa- ware vollständig zu löschen und sind Veränderungen an den
tionstechnischer Systeme (vgl. hierzu BVerfG, Urteil bei der Installation der Überwachungssoftware vorgefun-
vom 27. Februar 2008, 1 BvR 370/07, 1 BvR 595/07 denen Systemdateien rückgängig zu machen. Die Rückgän-
Absatznr. 247) dar. Damit ist eine konkrete Gefahr gemeint, gigmachung der vorgenommenen Veränderungen hat im
wie sich aus § 20a Abs. 2 ergibt. Interesse einer möglichst zuverlässigen und einfachen Ab-
wicklung grundsätzlich automatisiert zu geschehen. Soweit
Die Formulierung „durch technische Mittel in informa-
eine automatisierte Rückgängigmachung technisch unmög-
tionstechnische Systeme eingreifen und aus ihnen Daten er-
lich ist, sind die vorgenommenen Veränderungen manuell
heben“ soll sicherstellen, dass die notwendigen technischen
rückgängig zu machen.
Maßnahmen ergriffen werden dürfen, um eine Datenerhe-
bung aus IT-Systemen zu ermöglichen. Umfasst ist dabei Satz 2 bestimmt in Anlehnung an § 14 Abs. 1 der Telekom-
etwa das Kopieren bestimmter Dateien von der Festplatte munikations-Überwachungsverordnung (TKÜV), dass das
eines Rechners und deren elektronische Übertragung an das eingesetzte technische Mittel gegen unbefugte Nutzung zu
BKA, aber auch der Einsatz sogenannter Key-Logger, bei schützen ist. Insbesondere hat das BKA dafür Sorge zu
denen die Tastatureingaben erfasst werden, ohne dass not- tragen, dass die eingesetzte Software nicht durch Dritte
wendigerweise eine Zwischenspeicherung auf der Festplatte (Hacker) zweckentfremdet werden kann. Speziell ist sicher-
erfolgt. zustellen, dass die Software nicht ohne erheblichen Aufwand
Der Begriff des informationstechnischen Systems entspricht dazu veranlasst werden kann, an einen anderen Server als
§ 2 Abs. 2 Nr. 1 des BSI-Errichtungsgesetzes (BSIG) und den vom BKA verwendeten zurückzumelden, und dass die
ist bewusst weit gewählt, um alle nach der Rechtsprechung Software weder von Unbefugten erkannt noch angesprochen
des Bundesverfassungsgerichts schutzbedürftigen informa- werden kann. Ebenso wie Satz 1 soll auch Satz 2 gewährleis-
tionstechnischen Systeme zu erfassen. ten, dass die Eingriffe in die Integrität des IT-Systems und
die Vertraulichkeit der in ihm gespeicherten Daten nicht über
Für die Fallgestaltung, dass bestimmte Tatsachen auf eine im das hinausgehen, was nötig ist, um dem BKA die Datenerhe-
Einzelfall bestehende Gefahr für die benannten Rechtsgüter bung zu ermöglichen. Die Verpflichtung, das eingesetzte
hinweisen, sich jedoch noch nicht mit hinreichender Wahr- Mittel „nach dem Stand von Wissenschaft und Technik“ ge-
scheinlichkeit feststellen lässt, dass ein Schaden in näherer gen unbefugte Nutzung zu schützen, bedeutet, dass sich das
Zukunft eintritt, erklärt Satz 2 die Maßnahme ebenfalls für BKA der fortschrittlichsten technischen Verfahren bedienen
zulässig. Erforderlich für die Gefahrenprognose ist dann, muss, die nach Auffassung führender Fachleute aus Wissen-
dass bestimmte Tatsachen auf eine im Einzelfall für die be- schaft und Technik auf der Grundlage neuester wissenschaft-
nannten Rechtsgüter bestehende Gefahr hinweisen. Die Ge- licher Erkenntnisse erforderlich sind. Hierfür muss es die
fahr wird durch drei Kriterien bestimmt: den Einzelfall, die einschlägigen Aktivitäten auf den Gebieten der Wissenschaft
zeitliche Nähe des Umschlagens einer Gefahr in einen Scha- und Technik umfassend und sorgfältig beobachten und aus-
den und den Bezug auf individuelle Personen als Verursa- werten. Diese gegenüber § 14 TKÜV erhöhten Schutzanfor-
cher (BVerfG, Urteil vom 27. Februar 2008, 1 BvR 370/07, derungen tragen dem besonderen Gewicht des Eingriffs in
1 BvR 595/07 Absatznr. 251). die Integrität privat oder geschäftlich genutzter IT-Systeme
Als Konkretisierung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes (BVerfG, Urteil vom 27. Februar 2008, 1 BvR 370/07, 1 BvR
stellt Satz 3 klar, dass die Maßnahme nur dann durchgeführt 595/07 Absatznr. 200) Rechnung.
werden darf, wenn sie für die Aufgabenerfüllung des BKA Satz 3 schützt in Anlehnung an § 14 Abs. 2 Satz 1 TKÜV die
nach § 4a erforderlich ist und diese ansonsten aussichtslos Integrität und Authentizität der von dem technischen Mittel
oder wesentlich erschwert wäre. zum Zwecke der Ausleitung an das BKA bereitgestellten
Daten (Kopien von Dateien, Protokolle von Tastatureinga-
Zu Absatz 2 ben) vom Zeitpunkt der Bereitstellung für die Übertragung
Nach Absatz 2 hat das BKA bei der Durchführung der Maß- an das BKA an, während der Datenübertragung an das BKA
nahme bestimmte technische Schutzvorkehrungen zu tref- sowie während ihrer Speicherung beim BKA. Dies dient so-
fen, um den Eingriff in das infiltrierte System auf das unbe- wohl dem Schutz des Betroffenen davor, dass die auf dem
dingt erforderliche Mindestmaß zu begrenzen und die Zielrechner vorgefundenen Daten nachträglich zufällig oder
Datensicherheit zu gewährleisten. bewusst (zu seinem Nachteil) verändert werden oder Unbe-
fugten zur Kenntnis gelangen, als auch dem behördlichen In-
Satz 1 bestimmt zunächst, dass beim Einsatz des technischen teresse an der Beweissicherheit der polizeilichen Erkenntnis-
Mittels sicherzustellen ist, dass an dem IT-System nur solche se. Die Daten sind vor ihrer Übertragung an das BKA zu
Veränderungen vorgenommen werden, die für die Daten- verschlüsseln und beim BKA beweissicher zu speichern, ins-
erhebung unbedingt erforderlich sind (Satz 1 Nr. 1). Vor besondere mit einer elektronischen Signatur und einem elek-
nicht unbedingt erforderlichen Veränderungen zu schützen tronischen Zeitstempel zu versehen.
sind nicht nur die von dem Nutzer des informationstechni-
schen Systems angelegten Anwenderdateien, sondern auch Zu Absatz 3
die für die Funktion des IT-Systems erforderlichen System-
dateien. Auch Beeinträchtigungen der Systemleistung sind Absatz 3 enthält Vorschriften über die Protokollierung der
auf das technisch Unvermeidbare zu begrenzen. Nach Satz 1 Maßnahme. Diese Verfahrensvorschriften dienen der Ge-
Drucksache 16/10121 – 30 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

währleistung eines effektiven Grundrechtsschutzes des lediglich Metadaten, die zuverlässige Rückschlüsse auf die
Betroffenen, zugleich aber auch der Gewährleistung der erhobenen Daten erlauben. Solche Metadaten sind z. B. die
Gerichtsfestigkeit der aufgefundenen Beweise. Insbeson- in den Dokumenteneigenschaften enthaltenen Angaben
dere ermöglicht die Protokollierung den Nachweis, dass die (Name der Datei, Versionsnummer, Zeitpunkt der letzten
Daten tatsächlich vom betroffenen IT-System stammen und Änderung, Größe der Datei).
weder absichtlich noch unabsichtlich verändert worden
sind. Nach Satz 1 Nr. 4 ist schließlich zu dokumentieren, welche
Organisationseinheit des BKA die Maßnahme durchführt.
Satz 1 bestimmt, worauf sich die Protokollierung im Einzel-
nen zu erstrecken hat. Satz 2 normiert eine strenge Zweckbindung der Protokoll-
daten: Die Daten dürfen nur verwendet werden, um einer
Nach Satz 1 Nr. 1 sind zunächst die Bezeichnung des einge- dazu befugten Behörde (Rechtsaufsichtsbehörde, Bundes-
setzten technischen Mittels und der Zeitpunkt seines Einsat- beauftragter für den Datenschutz und die Informationsfrei-
zes zu dokumentieren. Die Vorschrift verlangt keine detail- heit), einem dazu befugten Gericht oder dem Betroffenen im
lierte technische Beschreibung des eingesetzten Mittels, Rahmen seines Auskunftsanspruchs die Prüfung der recht-
sondern lediglich allgemein verständliche Angaben zu sei- mäßigen Durchführung der Maßnahme zu ermöglichen.
nem Funktionsumfang, die z. B. dem Betroffenen oder Absatz 2 Satz 2 führt kein neuartiges Prüfungsrecht des Be-
einem Gericht die Beurteilung ermöglichen, ob die in der troffenen ein, sondern beschränkt die Verwendung der Pro-
Anordnung der Maßnahme bestimmten Vorgaben hinsicht- tokolldaten auf die Erfüllung des allgemeinen datenschutz-
lich der Art der Maßnahme (Absatz 6 Satz 2 Nr. 3) beachtet rechtlichen Auskunftsanspruchs des Betroffenen (§ 19
worden sind. Anzugeben ist z. B. in jedem Fall, BDSG).
– ob es sich um ein Mittel zur einmaligen Durchsicht oder Satz 3 regelt die Aufbewahrung und Löschung der Pro-
um ein Mittel zur kontinuierlichen Überwachung des tokolldaten: Die Daten sind bis zum Ablauf des auf die
Zielrechners handelt, Speicherung folgenden Kalenderjahres aufzubewahren und
– ob nur der Zielrechner selbst oder auch an den Zielrech- anschließend grundsätzlich unverzüglich zu löschen. Die
ner angeschlossene Speichermedien durchsucht werden, vorgesehene Aufbewahrungsfrist erscheint ausreichend, um
bei Bedarf eine Prüfung der Rechtmäßigkeit der Maßnahme
– ob nur gespeicherte Daten kopiert oder auch Tastatur- einzuleiten. Die Löschung hat automatisiert zu erfolgen; es
eingaben protokolliert werden. ist also eine Löschroutine einzurichten. Die Löschroutine
Auch wenn die Gewährleistung effektiven Daten- und darf nur dann deaktiviert werden, wenn es im Einzelfall er-
Rechtsschutzes, der Satz 1 letztlich dient, keine vollständige forderlich ist, die Daten über die Löschungsfrist hinaus für
technische Dokumentation der Funktionsweise des einge- den in Satz 2 genannten Zweck, also für ein bereits eingelei-
setzten technischen Mittels erfordert, so wird es sich doch tetes Verfahren, in dem die Rechtmäßigkeit der Maßnahme
gleichwohl empfehlen, dass das BKA eine Kopie der einge- entscheidungserheblich ist, zu speichern.
setzten Software aufbewahrt, damit im Zweifelsfall z. B. ein
gerichtlich bestellter Sachverständiger sich davon überzeu- Zu Absatz 4
gen kann, ob die Vorgaben nach Absatz 6 Satz 2 Nr. 3 tat-
Nach Absatz 4 darf sich eine Maßnahme nach Absatz 1 nur
sächlich beachtet worden sind.
gegen den nach § 17 oder § 18 des Bundespolizeigesetzes
Nach Satz 1 Nr. 2 sind zum einen Angaben zur Identifizie- Verantwortlichen richten. Adressaten sind danach sowohl
rung des infiltrierten IT-Systems und zum anderen alle an der Verhaltens- als auch der Zustandsstörer. Mit dem Ver-
dem System vorgenommenen nicht lediglich flüchtigen Ver- weis auf diese im Polizeirecht etablierten Begriffe wird der
änderungen zu protokollieren. Da es kein einzelnes Merkmal Kreis möglicher Adressaten der Maßnahme hinreichend be-
gibt, das ein IT-System eindeutig identifiziert, wird es zur stimmt eingeschränkt. Die erforderliche Verantwortlichkeit
konkreten Individualisierung des IT-Systems erforderlich für die Verursachung der Gefahr des von der Maßnahme Be-
sein, eine Vielzahl von Informationen über die Hard- und troffenen ergibt sich für die Fälle des Zugriffs beim
Software zu dokumentieren, die das IT-System des Betroffe- Verhaltensstörer im Sinne von § 17 BPolG, welcher die ab-
nen so genau beschreiben, dass es keine ernstzunehmenden zuwehrende Gefahr verursacht hat, aus seinem Handeln. Für
Zweifel daran geben kann, dass Gegenstand der Maßnahme den Zugriff beim Zustandsstörer im Sinne von § 18 BPolG
tatsächlich das in der Anordnung nach Absatz 6 Satz 1 Nr. 2 ist es erforderlich, dass die abzuwehrende Gefahr von der
bezeichnete System war. Da jede aktive Software permanent Sache, dem informationstechnischen System, selbst ausgeht.
eine Fülle vorübergehender Veränderungen des IT-Systems
vornimmt, die für die Revisionssicherheit irrelevant sind und Zu Absatz 5
vielfach schon nach kurzer Zeit (z. B. beim vollständigen
Herunterfahren des PC) automatisiert gelöscht werden, be- Absatz 5 stellt die Anordnung und Durchführung der Maß-
stimmt Satz 1 Nr. 2, dass flüchtige Veränderungen des nahme unter den Vorbehalt der gerichtlichen Anordnung.
IT-Systems nicht protokolliert werden müssen. Der Begriff Absatz 5 entspricht dabei § 20h Abs. 3 und enthält wie dieser
der flüchtigen Veränderungen ist eng auszulegen. Flüchtige eine Eilbefugnis bei Gefahr im Verzug.
Veränderungen sind nur solche, die im Arbeitsspeicher
(RAM) gespeichert werden. Zu Absatz 6
Satz 1 Nr. 3 verlangt eine Protokollierung von Angaben, die Absatz 6 regelt Form und Inhalt der Anordnung. Aufgrund
die Feststellung der erhobenen Daten ermöglicht. Zu proto- der Eingriffsintensität der Maßnahme ist diese auf drei Mo-
kollieren sind also nicht die erhobenen Daten selbst, sondern nate zu befristen. Eine Verlängerung um jeweils nicht mehr
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 31 – Drucksache 16/10121

als drei Monate ist zulässig, soweit die Voraussetzungen BKA muss daher zur Erfüllung seiner Aufgabe nach § 4a
hierfür vorliegen. Abs. 1 die Möglichkeit eröffnet werden, die Telekommuni-
kation eines Betroffenen überwachen und aufzeichnen zu
Zu Absatz 7 können, um anhand der damit gewonnen Erkenntnisse gege-
benenfalls weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Absatz 7 regelt den verfassungsrechtlich gebotenen Schutz
des Kernbereichs privater Lebensgestaltung beim heimli- Die Maßnahme darf sich dabei nach Satz 1 Nr. 1 nur gegen
chen Zugriff auf das informationstechnische System. Es ist eine entsprechend § 17 oder § 18 BPolG verantwortliche
dabei so weitgehend wie möglich sicherzustellen, dass Daten Person zur Abwehr einer dringenden Gefahr für den Bestand
mit Kernbereichsbezug nicht erhoben werden. Da es bei ei- oder die Sicherheit des Staates oder für Leib, Leben oder
nem Zugriff auf ein informationstechnisches System prak- Freiheit einer Person oder Sachen von bedeutendem Wert,
tisch unvermeidbar ist, Informationen zur Kenntnis zu neh- deren Erhalt in öffentlichem Interesse geboten ist, richten.
men, bevor ihr Kernbereichsbezug bewertet werden kann, Nach Satz 1 Nr. 2 kann sich die Maßnahme daneben auch ge-
muss für hinreichenden Schutz in der Auswertungsphase ge- gen die Person richten, bei der bestimmte Tatsachen die An-
sorgt sein. Insbesondere müssen aufgefundene und erhobene nahme rechtfertigen, dass sie Straftaten nach § 4a Abs. 1
Daten mit Kernbereichsbezug unverzüglich gelöscht und Satz 2 begehen wird. Satz 1 Nr. 3 regelt den Fall des soge-
ihre Verwertung ausgeschlossen werden (BVerfG, Urteil nannten Nachrichtenmittlers und Satz 1 Nr. 4 den Fall, dass
vom 27. Februar 2008, 1 BvR 370/07, 1 BvR 595/07 eine Person nach Satz 1 Nr. 1 einen einer anderen Person
Absatznr. 277). zugehörigen Telekommunikationsanschluss oder ein Endge-
rät benutzen wird. Wegen des mit der Maßnahme verbunde-
Satz 1 legt fest, dass bereits die Anordnung einer Maßnahme nen Eingriffs in das Fernmeldegeheimnis nach Artikel 10
nach Absatz 1, ebenso wie deren Durchführung, unzulässig GG ist die Überwachung und Aufzeichnung nur zulässig, so-
ist, wenn tatsächliche Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass weit die Abwehr der Gefahr oder der Verhütung der Strafta-
durch die Maßnahme allein Erkenntnisse aus dem Kern- ten auf andere Weise aussichtslos oder wesentlich erschwert
bereich privater Lebensgestaltung erfasst würden. Von einer wäre. Nach Satz 2 darf die Maßnahme auch durchgeführt
alleinigen Erfassung von kernbereichsrelevanten Inhalten ist werden, wenn andere Personen unvermeidbar betroffen wer-
insbesondere dann nicht auszugehen, wenn tatsächliche An- den, etwa weil sie Gesprächsteilnehmer sind.
haltspunkte dafür bestehen, dass der Betroffene Inhalte aus
dem Kernbereich privater Lebensgestaltung mit gefahren-
relevanten Inhalten verknüpft, um die Maßnahme zu verhin- Zu Absatz 2
dern (BVerfG, Urteil vom 27. Februar 2008, 1 BvR 370/07, Satz 1 schafft eine Rechtsgrundlage für den heimlichen,
1 BvR 595/07 Absatznr. 281). Satz 2 bestimmt, dass, soweit technischen Eingriff in ein informationstechnisches System
möglich, technisch sicherzustellen ist, dass Daten, die den zum Zweck der Telekommunikationsüberwachung (sog.
Kernbereich privater Lebensgestaltung betreffen, nicht erho- Quellen-Telekommunikationsüberwachung). Entsprechend
ben werden (vgl. hierzu BVerfG, Urteil vom 27. Februar der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom
2008, 1 BvR 370/07, 1 BvR 595/07 Absatznr. 281). Da sich 27. Februar 2008 ist Artikel 10 GG alleiniger grundrecht-
in vielen Fällen die Kernbereichsrelevanz vor oder während licher Maßstab für die Beurteilung einer solchen Ermächti-
der Datenerhebung nicht klären lassen wird, stellt Satz 3 si- gung, wenn sich die Überwachung ausschließlich auf Daten
cher, dass bei der Auswertung den Belangen des Betroffenen aus einem laufenden Kommunikationsvorgang beschränkt
hinreichend Rechnung getragen wird, indem die erhobenen und dies durch technische Vorkehrungen und rechtliche Vor-
Daten unverzüglich von zwei Bediensteten des BKA, von gaben sichergestellt ist (BVerfG 1 BvR 370/07 und 1 BvR
denen einer die Befähigung zum Richteramt hat, auf kernbe- 595/07 vom 27. Februar 2008 Absatznr. 190). Daher erklärt
reichsrelevante Inhalte durchzusehen sind. Aus dem glei- Satz 1 Nr. 1 den Eingriff in ein informationstechnisches Sys-
chen Grund regelt Satz 4, dass erhobene Daten mit Bezug tem zur Durchführung der Maßnahme nur dann für zulässig,
zum Kernbereich privater Lebensgestaltung unverzüglich zu wenn sichergestellt ist, dass ausschließlich laufende Tele-
löschen sind und diese auch nicht verwertet werden dürfen. kommunikation erfasst wird. Satz 1 Nr. 2 stellt eine beson-
Satz 5 sorgt dafür, dass in Zweifelsfällen die Grundrechte dere Ausgestaltung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes dar
des Betroffenen dadurch weiter geschützt werden, dass die und nennt mit der Gewährleistung der Aufzeichnung von
Daten gelöscht werden oder ein Richter unverzüglich über Telekommunikation in unverschlüsselter Form einen der
deren Verwertbarkeit entscheidet. Nach Satz 6 ist die Erfas- Hauptanwendungsfälle der Maßnahme.
sung und Löschung kernbereichsrelevanter Daten zu doku-
Satz 2 erklärt § 20k Abs. 2 und 3 für anwendbar. Satz 3 stellt
mentieren, um einen ausreichenden Rechtsschutz sicherzu-
klar, dass § 20k im Übrigen unberührt bleibt.
stellen. Die Sätze 7 und 8 enthalten Regeln über den weiteren
Umgang mit der Dokumentation.
Zu Absatz 3
Zu § 20l (Überwachung der Telekommunikation) Satz 1 dient der verfahrensmäßigen Sicherung einer Maß-
nahme nach den Absätzen 1 und 2. Wegen des Eingriffs in
Zu Absatz 1 den Artikel 10 GG ist hier eine gerichtliche Anordnung not-
Satz 1 enthält die Befugnis zur Überwachung und Aufzeich- wendig. Bei Gefahr im Verzug kann die Anordnung nach
nung der Telekommunikation. Täter des internationalen Ter- Satz 2 durch den Präsidenten des BKA oder seinen Vertreter
rorismus sind aufgrund ihrer häufig länderübergreifenden getroffen werden, muss aber nach den Sätzen 3 und 4 binnen
Vernetzung und ihres konspirativen Vorgehens in der Regel drei Tagen durch das Gericht bestätigt werden. Vertreter des
darauf angewiesen, über Mobilfunkgeräte oder andere Kom- Präsidenten des BKA ist der jeweils vertretende ranghöchste
munikationsmittel wie das Internet zu kommunizieren. Dem Bedienstete. Das zuständige Gericht bestimmt § 20v Abs. 2.
Drucksache 16/10121 – 32 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Zu Absatz 4 Sprache. Dies gilt umso mehr, als es Zielpersonen auch


grundsätzlich möglich ist, Vertrauensverhältnisse vorzutäu-
Absatz 4 regelt den Inhalt einer Anordnung nach den Absät-
schen.
zen 1 und 2. Nach Satz 1 hat die Anordnung schriftlich zu er-
gehen. Nach Satz 2 sind in der Anordnung grundsätzlich die Nach Satz 1 ist eine Telekommunikationsüberwachung un-
in den Nummern 1 bis 4 aufgeführten Angaben zu machen. zulässig, wenn tatsächliche Anhaltspunkte vorliegen, dass
Die Einschränkung in Nummer 1, dass Name und Anschrift durch die Überwachung allein Erkenntnisse aus diesem
des Betroffenen, gegen den sich die Maßnahme richtet, so- Kernbereich erlangt würden. Bereits die Anordnung einer
weit möglich anzugeben sind, trägt dem Umstand Rechnung, solchen Maßnahme, aber auch deren Durchführung ist unzu-
dass nicht stets die vollständigen Angaben zur Person des lässig. Diese Prognose verlangt, anders als bei der akusti-
Betroffenen bekannt sind. Die Möglichkeit zur Angabe der schen Wohnraumüberwachung, keine besonderen voraus-
Kennung des Endgerätes, wenn diese allein dem zu überwa- gehenden Ermittlungen. Die Maßnahme ist daher nur dann
chenden Endgerät zuzuordnen ist, entspricht § 23b Abs. 4 zulässig, wenn tatsächlich Anhaltspunkte dafür vorliegen,
Satz 2 Nr. 2 des Zollfahndungsdienstgesetzes. Die dadurch dass durch sie nicht allein Erkenntnisse aus dem Kernbereich
ermöglichte IMEI-gestützte Überwachung eines Mobilfunk- privater Lebensgestaltung erlangt würden.
endgerätes stellt in den Fällen eines häufigen Wechsels der
Satz 3 regelt die Zulässigkeit des sogenannten Richterban-
SIM-Karte durch die Zielperson eine deutliche Erleichterung
des. Die Regelung dient dem Schutz des Kernbereichs, in-
der Arbeit des BKA dar und kommt dem Bedürfnis nach
dem sie bestimmt, dass auch in solchen Fällen, in denen kei-
einer möglichst unterbrechungsfreien Überwachung entge-
ne eindeutigen Anhaltspunkte für eine Kernbereichsrelevanz
gen. Nach Satz 3 ist die Anordnung auf höchstens drei Mo-
sprechen, eine unmittelbare Überwachung durch die ermit-
nate zu befristen, kann aber unter den Voraussetzungen von
telnden Stellen ausgeschlossen ist. In Zweifelsfällen darf der
Satz 4 verlängert werden. Liegen die Voraussetzungen der
Kommunikationsinhalt vielmehr nur automatisch aufge-
Anordnung nach Absatz 1 nicht mehr vor, sind die aufgrund
zeichnet werden.
der Anordnung ergriffenen Maßnahmen unverzüglich zu be-
enden. Nach Satz 4 sind solche Aufzeichnungen unverzüglich dem
anordnenden Gericht vorzulegen, welches dann die Feststel-
Zu Absatz 5 lung zu treffen hat, ob eine Kernbereichsrelevanz vorliegt
oder nicht. Eine solche Regelung für Zweifelsfälle trägt dem
Satz 1 regelt die Mitwirkungspflichten der Diensteanbieter Umstand Rechnung, dass es häufig bei einmaligem Überwa-
zur Umsetzung einer Maßnahme nach Absatz 1 und verweist chen und Aufzeichnen nicht möglich ist, das Geschehen
in Satz 2 hinsichtlich der zu treffenden Vorkehrungen auf das vollständig zu erfassen. Es kann nämlich erforderlich wer-
Telekommunikationsgesetz und die Telekommunikations- den, ein Gespräch mehrfach abzuhören, um Inhalt, Betonun-
Überwachungsverordnung. Satz 3 verweist im Hinblick auf gen und Nuancen zu erkennen. Oftmals sind Dolmetscher
eine Entschädigung der Diensteanbieter auf § 23 des Justiz- erst nach mehrfachem Abhören in der Lage, den richtigen
vergütungs- und -entschädigungsgesetzes. Aussagegehalt einer Äußerung zu bestimmen und damit
überhaupt erst festzustellen, ob Anhaltspunkte für eine Kern-
Zu Absatz 6 bereichsrelevanz gegeben sind. Zudem kann es vorkommen,
Absatz 6 regelt den Schutz des Kernbereichs privater Lebens- dass Aufzeichnungen der technischen Aufbereitung wie der
gestaltung bei der Maßnahme nach den Absätzen 1 und 2. Entfernung von Nebengeräuschen bedürfen. In solchen
Das Bundesverfassungsgericht hat mehrfach einen Kernbe- Zweifelsfällen werden die Grundrechte der Betroffenen da-
reich privater Lebensgestaltung anerkannt, der dem staat- durch weiter geschützt, dass ein Richter die Auswertung
lichen Zugriff schlechthin entzogen ist. In seinem Urteil vom einer automatischen Aufzeichnung übernimmt.
27. Juli 2005 – 1 BvR 668/04 – hat das Bundesverfassungs- Satz 5 regelt, dass die Maßnahme fortgesetzt werden darf,
gericht auch einfachgesetzliche Vorkehrungen zum Schutz soweit sie nicht nach Absatz 1 unzulässig wäre.
des Kernbereichs privater Lebensgestaltung bei Maßnahmen
der gefahrenabwehrrechtlichen Telekommunikationsüber- Satz 6 trifft weitere verfahrensrechtliche Vorkehrungen zum
wachung gefordert, gleichzeitig aber anerkannt, dass hier an- Schutz des Kernbereichs. Erkenntnisse aus dem Kernbereich
dere Maßstäbe als beim Kernbereichsschutz bei Eingriffen in unterliegen danach einem absoluten Verwertungsverbot.
Artikel 13 GG anzulegen sind. Entsprechende Aufzeichnungen hierüber sind nach Satz 7
unverzüglich zu löschen. Nach Satz 8 sind ihre Erfassung
Das Bundesverfassungsgericht hat festgestellt, dass der und Löschung zu dokumentieren, um einen ausreichenden
Schutz des Kernbereichs der persönlichen Lebensgestaltung Rechtsschutz sicherzustellen. Die Sätze 9 und 10 enthalten
bei Eingriffen in Artikel 10 GG anders ausgestaltet ist als bei Regeln über die Verwendung der Dokumentation.
Eingriffen in Artikel 13 GG. Bei Anordnung einer Telekom-
munikationsüberwachung und ihrer späteren Durchführung
Zu § 20m (Erhebung von Telekommunikationsverkehrs-
ist regelmäßig nicht sicher vorhersehbar, welche Inhalte die
daten und Nutzungsdaten)
abgehörten Gespräche haben werden. Eine Prognose, mit
wem ein Telefongespräch zustande kommt und in welchem Diese Regelung gibt dem BKA die Befugnis, Verkehrsdaten
Verhältnis die beiden Gesprächspartner zueinander stehen, zu erheben. Ohne eine Kenntnis dieser Daten ist es dem
kann in der Regel angesichts der Vielgestaltigkeit von Tele- BKA vielfach nicht möglich, Verflechtungen und Zusam-
kommunikationsvorgängen gar nicht getroffen werden. Viel- menhänge im Bereich des internationalen Terrorismus zu er-
fach wird sich ohne weitere Auswertung gar nicht feststellen kennen und Gefahren des internationalen Terrorismus effek-
lassen, mit welcher Person gesprochen wird, etwa wenn kei- tiv abzuwehren. Gerade im Hinblick auf die im Bereich des
ne Namensnennung erfolgt oder bei Gesprächen in fremder internationalen Terrorismus anzutreffenden stark nach außen
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 33 – Drucksache 16/10121

abgeschotteten Gruppierungen und konspirativen Strukturen befugnis ausgestaltet ist. Satz 3 regelt, wie diese Daten an
ist eine solche Kenntnis dieser Daten unerlässlich. Die das BKA zu übermitteln sind. Auskünfte über Bestandsdaten
Kenntnis von Verkehrsdaten kann der weiteren Aufklärung im Bereich der Telemedien können vom BKA nach § 20a
des Sachverhaltes, der Bestimmung des Aufenthaltsortes Abs. 1 Satz 1 in Verbindung mit § 14 Abs. 2 TMG (siehe Ar-
einer Person und der Abklärung, ob und bezüglich welcher tikel 2) erhoben werden.
Personen eine Telekommunikationsüberwachung möglich
ist und erfolgversprechend erscheint, dienen. Zu Absatz 3
Absatz 3 verweist hinsichtlich der Anordnungsbefugnis, des
Zu Absatz 1 Inhalts der Anordnung, der Anordnungsdauer und der Mit-
Absatz 1 regelt die Befugnis des BKA zur Erhebung von wirkungspflicht der Diensteanbieter auf § 20l Abs. 3 bis 5.
Verkehrsdaten. Die Befugnis orientiert sich an der Neu- Die Eilanordnung kann durch die zuständige Abteilungslei-
regelung der Auskunft über Verkehrsdaten im Gesetz zur tung oder ihrer Vertretung getroffen werden. Eine solche
Neuregelung der Telekommunikationsüberwachung und Anordnung muss regelmäßig sehr rasch ergehen, um eine
anderer verdeckter Ermittlungsmaßnahmen sowie zur Um- Löschung zumindest einiger, etwa nicht einer Mindestspei-
setzung der Richtlinie 2006/24/EG als umfassende Erhe- cherungsfrist nach dem TKG unterfallenden, Daten zu ver-
bungsbefugnis. Nach Satz 1 kann das BKA unter den Vor- hindern. Satz 2 betrifft die sogenannte Funkzellenabfrage.
aussetzungen der Nummern 1 bis 4 Verkehrsdaten erheben. Nur sofern anderenfalls die Erreichung des Zwecks der Maß-
Die Voraussetzungen entsprechen denjenigen der Überwa- nahme aussichtslos oder wesentlich erschwert wäre, können
chung der Telekommunikation in § 20l Abs. 1. Verkehrs- unter Angabe einer räumlichen und zeitlichen Bezeichnung
daten sind nach § 96 Abs. 1 und § 3 Nr. 30 TKG Daten, die der Telekommunikation Verkehrsdaten im Wege einer Funk-
bei der Erbringung eines Telekommunikationsdienstes erho- zellenabfrage erhoben werden. Telekommunikation ist dabei
ben, verarbeitet oder genutzt werden. Die Erhebungsbefug- im Sinne von § 3 Nr. 22 TKG zu verstehen, so dass, sofern
nis setzt damit insbesondere nicht eine bestehende Kommu- die Daten von den Diensteanbietern gespeichert wurden und
nikationsbeziehung voraus, so dass auch Standortdaten eines noch vorhanden sind, auch Standortdaten lediglich emp-
lediglich betriebsbereiten Mobilfunkendgerätes erhoben fangsbereiter Mobilfunkendgeräte erhoben werden können.
werden können. Die Regelung ist zudem zugleich technik-
offen formuliert, um zukünftigen technischen Entwicklun- Zu § 20n (Identifizierung und Lokalisierung von Mobil-
gen Rechnung tragen zu können. Durch die Bezugnahme auf funkkarten und -endgeräten)
§ 113a TKG wird zudem klargestellt, dass sich die Erhebung
auch auf die aufgrund der Mindestspeicherungsfrist gespei- Zu Absatz 1
cherten Daten beziehen kann. Auf eine ausdrückliche Rege- Absatz 1 gibt dem BKA die Befugnis zum Einsatz techni-
lung einer Zielwahlsuche, bei der durch Abgleich aller in scher Mittel zur Identifizierung und Lokalisation von
einem bestimmten Zeitraum bei den Diensteanbietern ange- Mobilfunkendgeräten. Diese Befugnis ist angesichts der
fallen Verkehrsdaten ermittelt wird, von welchem unbekann- technischen Entwicklung im Telekommunikationsbereich
ten Anschluss eine Verbindung zu einem bestimmten be- erforderlich. Bei der Vorbereitung und Begehung terroristi-
kannten Anschluss hergestellt worden ist, wurde verzichtet. scher Straftaten werden zunehmend Mobilfunkendgeräte
Eine derartige Maßnahme ist nach Absatz 1 zulässig. Aus- eingesetzt, deren Rufnummer oder Kennung des Endgerätes
künfte über Bestandsdaten im Bereich der Telekommunika- dem BKA oftmals nicht bekannt ist. Da aber eine Kenntnis
tion können vom BKA nach § 20a Abs. 1 Satz 1 in Verbin- der Rufnummer oder Kennung des Endgerätes für Anord-
dung mit den §§ 112, 113 Abs. 1 Satz 1 TKG erhoben nungen nach den §§ 20l und 20m notwendig ist, muss das
werden. BKA auch die Befugnis zur Ermittlung dieser Rufnummer
oder Kennung des Endgerätes erhalten. Eine solche Befug-
Zu Absatz 2 nis ist in Nummer 1 geregelt und an die Voraussetzungen
des § 20l geknüpft.
Der Auskunftsanspruch im Hinblick auf Nutzungsdaten er-
gänzt die in Absatz 1 geregelte Erhebungsbefugnis. Nach Nummer 2 dient dagegen der Standortermittlung eines
Satz 1 kann das BKA unter den Voraussetzungen des Absat- Mobilfunkendgerätes, um auf diese Weise den Aufenthalts-
zes 1 Satz 1 Auskunft über Nutzungsdaten im Sinne von § 15 ort des Nutzers zu erfahren. Eine solche ist ebenfalls nur zu-
Abs. 1 des Telemediengesetzes (TMG) verlangen. Zu den lässig, wenn die Voraussetzungen des § 20l vorliegen.
Unternehmen, die geschäftsmäßig Telemedien erbringen,
zählen insbesondere Internetauktionshäuser oder -tauschbör- Zu Absatz 2
sen, Anbieter von Videos auf Abruf oder Suchmaschinen im Soweit aus technischen Gründen unvermeidbar Daten Drit-
Internet. Angesichts der breiten Nutzung des Internets durch ter erhoben werden, unterliegen diese nach Absatz 2 einem
Täter des internationalen Terrorismus können die Nutzungs- Verwendungsverbot und sind nach Beendigung der Maßnah-
daten zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terroris- me unverzüglich zu löschen.
mus und damit für die Arbeit des BKA von großem Nutzen
sein. Dies kann etwa dann der Fall sein, wenn bestimmte Ge-
genstände, wie Materialien zum Bau von Sprengkörpern, in Zu Absatz 3
Tauschbörsen angeboten werden oder Propagandamaterial, Eine Anordnung bedarf nach Absatz 3, der auf § 20l Abs. 3
beispielsweise des islamistischen Terrorismus, über das In- und 4 Satz 1 und 5 verweist, der gerichtlichen Anordnung.
ternet verbreitet wird. Nach Satz 2 kann die Auskunft auch Die Maßnahme ist auf sechs Monate zu befristen, Satz 2,
für die Zukunft verlangt werden. Diese Regelung ist notwen- Verlängerungen sind unter den Voraussetzungen von Satz 3
dig, weil Absatz 2 anders als Absatz 1 nicht als Erhebungs- möglich.
Drucksache 16/10121 – 34 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Zu Absatz 4 rung Dritter in Fällen, in denen das BKA die Identität einer
Absatz 4 enthält eine Mitwirkungspflicht der Diensteanbie- Person nach § 20d Abs. 1 feststellt. Die Durchsuchung ist
ter. Danach haben diese dem BKA die für die Standortermitt- auf die Auffindung von Waffen, Explosionsmitteln und an-
lung nach Absatz 1 Nr. 2 erforderliche Geräte- oder Karten- deren gefährlichen Gegenständen gerichtet. Die im Wege der
nummer unverzüglich mitzuteilen. Diese Daten werden vom Durchsuchung vorgefundenen Gegenstände können nach
BKA für die Durchführung einer solchen Maßnahme benö- § 20s Abs. 1 sichergestellt werden.
tigt. Die Verpflichtung der Diensteanbieter zur unverzügli-
chen Mitteilung der Funkzelle, in der sich das Mobilfunk- Zu Absatz 3
endgerät aktuell befindet oder bis zu seiner Ausschaltung Absatz 3 verweist hinsichtlich der Durchführung auf § 43
zuletzt befand, folgt bereits aus § 20m Abs. 1 Satz 1. Abs. 4 und 5 BPolG, der die Durchführung einer Durch-
suchung und die Mitnahme der Person auf die Dienststelle
Zu § 20o (Platzverweisung) regelt.
Die Vorschrift regelt die Befugnis, einer Person aufzugeben,
einen bestimmten Ort zu verlassen oder nicht zu betreten. Zu § 20r (Durchsuchung von Sachen)
Voraussetzung ist das Bestehen einer konkreten Gefahr. Die- Zu Absatz 1
se Befugnis kann auch dazu dienen, die Durchführung ande-
rer Maßnahmen nach diesem Unterabschnitt sicherzustellen. Absatz 1 gibt dem BKA die Befugnis zur Durchsuchung von
Letzteres kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das BKA Sachen unter den Voraussetzungen der Nummern 1 bis 6.
zur Durchführung einer Observation auf einen bestimmten Dabei muss die Durchsuchung stets aufgrund auf die Sache
Parkplatz angewiesen ist, der von einem anderen Verkehrs- bezogener Anhaltspunkte erforderlich sein.
teilnehmer blockiert wird.
Zu Absatz 2
Zu § 20p (Gewahrsam) Absatz 2 verweist hinsichtlich der Durchführung auf § 44
Zu Absatz 1 Abs. 4 BPolG, der die Rechte des Inhabers der tatsächlichen
Gewalt regelt.
Nach Absatz 1 kann das BKA in bestimmten Fällen eine Per-
son in Gewahrsam nehmen. Nach Nummer 1 kann dies erfol-
gen, wenn dies unerlässlich ist, um eine Platzverweisung Zu § 20s (Sicherstellung)
nach § 20o durchzusetzen. Dem BKA darf daher kein milde- Zu Absatz 1
res Mittel zur Verfügung stehen. Nach Nummer 2 ist der Ge- Absatz 1 ermöglicht die Sicherstellung einer Sache zur Ab-
wahrsam nur zur Verhinderung der unmittelbar bevorstehen- wehr einer gegenwärtigen Gefahr oder wenn die Sache von
den Begehung oder Fortsetzung von Straftaten im Sinne von einer Person mitgeführt wird, die nach diesem Unterab-
§ 4a Abs. 1 Satz 2 zulässig. Auch hier darf dem BKA kein schnitt festgehalten wird und die Sache verwendet werden
milderes Mittel zur Verfügung stehen. kann, um eine der in den in Nummer 2 Buchstabe a bis d auf-
geführten Handlungen vorzunehmen.
Zu Absatz 2
Absatz 2 verweist hinsichtlich der Anordnungsbefugnis und Zu Absatz 2
Durchführung der Maßnahme auf die entsprechenden Rege-
Hinsichtlich der Verwahrung, Verwertung, Vernichtung und
lungen des BPolG. Durch den Verweis auf und damit die
Herausgabe sichergestellter Sachen, der Herausgabe des Er-
Geltung von § 40 Abs. 1 und 2 sowie der §§ 41 und 42
löses und der Kosten der Sicherstellung gelten die §§ 48
Abs. 1 Satz 1, 3 und Abs. 2 BPolG wird den verfassungs-
bis 50 BPolG entsprechend.
rechtlichen Anforderungen des Artikels 104 GG an eine
Freiheitsentziehung Rechnung getragen.
Zu § 20t (Betreten und Durchsuchen von Wohnungen)
Zu § 20q (Durchsuchung von Personen) Bei dem Betreten von Wohnungen und ihrer Durchsuchung
Zu Absatz 1 handelt es sich um Eingriffe in die grundrechtlich geschützte
Unverletzlichkeit der Wohnung nach Artikel 13 GG. Diese
Absatz 1 gibt dem BKA die Befugnis zur Durchsuchung von Maßnahme ist daher nur unter engen Voraussetzungen zu-
Personen unter den Voraussetzungen der Nummern 1 bis 5. lässig.
Dabei muss die Durchsuchung stets aufgrund auf die Person
bezogener Anhaltspunkte erforderlich sein. Nummer 1 dient
Zu Absatz 1
vornehmlich der Eigensicherung der Beamten des BKA und
gilt für alle Fälle des Festhaltens. Nummer 2 betrifft die Nach Absatz 1 darf ein Betreten der Wohnung zum Zwecke
Sicherstellung nach § 20s Abs. 1. Die Nummern 3 und 4 der Durchsuchung nur erfolgen, sofern die Voraussetzungen
knüpfen an bestimmte Orte an, während Nummer 5 als von Satz 1 Nr. 1 bis 3 vorliegen. Satz 2 entspricht im Hin-
Bezugspunkt eine Person hat, die aufgrund bestimmter Tat- blick auf die Einbeziehung der dort genannten Räumlichkei-
sachen durch die Begehung von Straftaten im Sinne von § 4a ten der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.
Abs. 1 Satz 2 gefährdet ist.
Zu Absatz 2
Zu Absatz 2 Für Maßnahmen während der Nachtzeit sieht Absatz 2 vor,
Diese Regelung dient der Eigensicherung der Beamten des dass diese nur im Fall des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 3 zulässig
BKA, dem Schutz des Betroffenen selbst sowie der Siche- sind.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 35 – Drucksache 16/10121

Zu Absatz 3 sonen – etwa einen Beschuldigten oder einen Dritten – rich-


ten, bleiben dagegen zulässig, und zwar auch dann, wenn
Diese Vorschrift ermöglicht das Betreten von Wohnungen
nicht ausgeschlossen werden kann oder gar zu erwarten ist,
zur Abwehr dringender Gefahren, wenn Tatsachen die An-
dass möglicherweise auch die Kommunikation mit den vor-
nahme rechtfertigen, dass dort Straftaten im Sinne von § 4a
genannten Berufsgeheimnisträgern über vom Zeugnisver-
Abs. 1 Satz 2 verabredet, vorbereitet oder verübt werden.
weigerungsrecht umfasste Inhalte betroffen sein wird.
Dabei handelt es sich um keine Ermächtigung zum Durchsu-
chen von Wohnungen, sondern ausschließlich zum Betreten. Der letztgenannten Konstellation einer zufälligen Betroffen-
heit auch des Berufsgeheimnisträgers begegnet die Regelung
Zu Absatz 4 durch das in Satz 6 enthaltene Verbot der Verwertung von
Erkenntnissen, die – nicht zielgerichtet – von dem Berufs-
Die Regelung enthält eine Erweiterung der Befugnisse des geheimnisträger erlangt wurden und über die dieser das
BKA als Folge der weiten Auslegung des Begriffs der Woh- Zeugnis verweigern dürfte. Aus diesem Verwertungsverbot
nung. In den genannten Fällen entfällt das erhöhte Schutz- kann sich in besonderen Einzelfällen unter Anwendung des
bedürfnis, wenn der Berechtigte einen Raum der Öffentlich- Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit die Verpflichtung erge-
keit zugänglich macht. Anders als in Absatz 1 ist hier nur das ben, die Maßnahme gegen einen Dritten zu unterbrechen, so
Betreten geregelt. Eine konkrete Gefahr ist nicht erforder- wenn es sich etwa um eine ausnahmsweise in Echtzeit erfol-
lich. gende Telekommunikationsüberwachung handelt und dabei
ein Gespräch z. B. als Verteidigergespräch erkannt wird. In
Zu Absatz 5 diesem Fall dürfen keine Erkenntnisse erhoben werden, die
Für das Verfahren, insbesondere die Notwendigkeit einer nach dem in Satz 3 enthaltenen Verwertungsverbot nicht ver-
richterlichen Anordnung, bei der Durchsuchung von Woh- wertet werden dürfen. Nach Satz 3 dürfen Erkenntnisse, die
nungen gilt § 46 BPolG entsprechend. Diese materiellen und bei einem in Satz 1 genannten Berufsgeheimnisträger erlangt
formellen Voraussetzungen tragen den besonderen Anforde- wurden und über die dieser das Zeugnis verweigern dürfte,
rungen, die Artikel 13 GG an eine Wohnungsdurchsuchung nicht verwertet werden. Dieses Verwertungsverbot gewähr-
stellt, Rechnung. leistet die Vertraulichkeit der Kommunikation mit den ge-
nannten Berufsgeheimnisträgern im Rahmen des ihnen zu-
stehenden Zeugnisverweigerungsrechts. Zugleich sichert es
Zu § 20u (Schutz zeugnisverweigerungsberechtigter
die Einhaltung des Erhebungsverbots nach Satz 1.
Personen)
Das Verwertungsverbot nach Satz 3 wird flankiert durch die
Die Vorschrift regelt einheitlich den Schutz zeugnisverwei-
in Satz 4 enthaltene Verpflichtung, durch einen unzulässigen
gerungsberechtigter Personen für die Maßnahmen nach Un-
Eingriff erlangte Erkenntnisse unverzüglich zu löschen. Da-
terabschnitt 3a.
mit wird einer etwaigen Perpetuierung der Verletzung des
Erhebungsverbots nach Satz 1 vorgebeugt und die Einhal-
Zu Absatz 1 tung des Verwertungsverbots nach Satz 2 abgesichert.
Satz 1 begründet für Maßnahmen nach Unterabschnitt 3a ein Nach Satz 5 ist die Tatsache der Erlangung unter das Erhe-
Erhebungs- und Verwertungsverbot für Erkenntnisse, die bungsverbot nach Satz 1 fallender Erkenntnisse sowie die
vom Zeugnisverweigerungsrecht der Geistlichen in ihrer Löschung dieser Erkenntnisse in geeigneter Form zu doku-
Eigenschaft als Seelsorger, Verteidiger und Abgeordneter mentieren. Dies sichert zum einen die Einhaltung der Lö-
(§ 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 2, 4 StPO) umfasst sind. Mit dem schungspflicht, dient aber vor allem der späteren Nachvoll-
Verweis auf § 53 StPO finden die dort von Rechtsprechung ziehbarkeit im Rahmen etwaiger Rechtsschutzbegehren der
und Lehre entwickelten begrifflichen Konkretisierungen des betroffenen Personen.
privilegierten Personenkreises ebenfalls Anwendung. Da-
raus ergibt sich, dass von dem Zeugnisverweigerungsrecht
Zu Absatz 2
nur Geistliche der öffentlich-rechtlichen Religionsgemein-
schaften erfasst werden, und dies auch nur insoweit, als sie Absatz 2 enthält ein relatives, an Verhältnismäßigkeitsge-
im konkreten Fall seelsorgerisch tätig sind. sichtspunkten orientiertes Erhebungs- und Verwertungsver-
bot, das im Einzelfall bei den von Absatz 1 nicht erfassten
Der damit einhergehende Schutz der Kommunikation mit
Berufsgeheimnisträgern, denen das Gesetz ein Zeugnisver-
diesen Berufsgeheimnisträgern ist – vorbehaltlich der Ver-
weigerungsrecht zubilligt, zum Tragen kommen kann. Er-
strickungsregelung in Absatz 4 – absolut ausgestaltet, hängt
fasst sind nach Absatz 2 namentlich die in § 53 Abs. 1 Satz 1
mithin nicht von Erwägungen zur Verhältnismäßigkeit im
Nr. 3 bis 3b StPO genannten Beratungs- und Heilberufe so-
Einzelfall ab. Die Kommunikation mit einem Verteidiger,
wie die von § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 StPO in Bezug genom-
einem Seelsorger oder einem Abgeordneten darf damit, so-
menen Medienmitarbeiter. Im Rahmen der von Absatz 2 ge-
weit die Genannten im Wirkungsbereich ihres jeweiligen
forderten Abwägung ist das primär öffentliche Interesse an
Zeugnisverweigerungsrechtes tätig werden, durch Überwa-
einer wirksamen Gefahrenabwehr mit dem öffentlichen Inte-
chungsmaßnahmen gleich welcher Art nicht beeinträchtigt
resse an den durch die zeugnisverweigerungsberechtigten
werden.
Personen wahrgenommenen Aufgaben und dem individuel-
Satz 1 regelt, dass Maßnahmen nach Absatz 1 unzulässig len Interesse an der Geheimhaltung der einem Berufs-
sind, wenn sie sich gegen einen Verteidiger, Geistlichen oder geheimnisträger anvertrauten oder bekannt gewordenen
Abgeordneten richten und dadurch voraussichtlich Erkennt- Tatsachen abzuwägen. Je nach dem Ergebnis der Verhältnis-
nisse erbringen würden, über die diese Personen das Zeugnis mäßigkeitsprüfung kann die im konkreten Fall in Aussicht
verweigern dürften. Maßnahmen, die sich gegen andere Per- genommene Maßnahme in vollem Umfang zulässig sein
Drucksache 16/10121 – 36 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

oder aber – soweit die Verhältnismäßigkeit ganz oder teil- Regelung entspricht § 160 Abs. 4 StPO. Nach Satz 1 Nr. 1
weise nicht gegeben wäre – sich die Notwendigkeit einer Be- darf das BKA die nach diesem Unterabschnitt erhobenen
schränkung oder Unterlassung der Maßnahme ergeben. personenbezogenen Daten zur Wahrnehmung seiner Aufga-
Letzteres stellt Satz 2 ausdrücklich klar. be nach § 4a Abs. 1 Satz 1 verwenden. Nach Nummer 2 ist
darüber hinaus eine Verwendung dieser Daten auch für die
Zu Absatz 3 Aufgabe des BKA aus § 5, Schutz von Mitgliedern der Ver-
fassungsorgane, und § 6, Zeugenschutz, zulässig.
Nach Absatz 3 sind Regelungen der Absätze 1 und 2 entspre-
chend anwendbar, soweit es sich um die in § 53a StPO ge-
Zu Absatz 5
nannten Berufshelfer handelt.
Absatz 5 enthält abweichend von Absatz 4 eine Spezialrege-
Zu Absatz 4 lung für die Übermittlung der nach Unterabschnitt 3a erho-
benen personenbezogenen Daten an andere öffentliche Stel-
Absatz 4 beinhaltet die sogenannte Verstrickungsregelung. len. Satz 1 betrifft die Übermittlung dieser Daten an andere
Dies bedeutet, dass der von den Absätzen 1 bis 3 gewährleis- Polizeien des Bundes und der Länder sowie an sonstige öf-
tete besondere Schutz des Verhältnisses zu einem Berufsge- fentliche Stellen.
heimnisträger nach Absatz 4 dann endet, wenn der Berufsge-
heimnisträger selbst für die Gefahr verantwortlich ist, Nummer 1 erklärt die Übermittlung für zulässig, soweit dies
welche mit der in Rede stehenden Maßnahme abgewehrt zur Herbeiführung des gegenseitigen Benehmens nach § 4a
werden soll. Denn der Schutz der betroffenen Vertrauens- Abs. 2 Satz 3 erforderlich ist. Nach Nummer 2 ist die Über-
verhältnisse oder der Institutionen an sich soll nicht zur mittlung im Falle einer erheblichen Gefahr für die öffent-
Begründung von Geheimbereichen führen, in denen die liche Sicherheit zulässig. Daten aus einer Maßnahme nach
Verursachung von Gefahren einer staatlichen Aufklärung den §§ 20h, 20k oder § 20l dürfen nur zur Abwehr einer drin-
schlechthin entzogen ist. genden Gefahr für die öffentliche Sicherheit, insbesondere
einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr, übermittelt
Zu § 20v (Gerichtliche Zuständigkeit, Kennzeichnung, Ver- werden.
wendung und Löschung) Nummer 3 betrifft den Fall einer Übermittlung der Daten im
§ 20v regelt im Lichte der Rechtsprechung des Bundesver- Fall der Strafverfolgung.
fassungsgerichts einheitlich für alle Maßnahmen in diesem Nach Nummer 3 Satz 1 ist die Übermittlung unter folgenden
Unterabschnitt Kennzeichnungspflichten, Verwendungsre- Voraussetzungen zulässig:
gelungen und Löschungspflichten. Unberührt bleiben aus
Zum einen muss die Übermittlung der Daten für Zwecke der
dem Sachzusammenhang erforderliche Sonderregelungen in
Strafverfolgung erforderlich sein. Anhaltspunkte dafür kön-
speziellen Vorschriften. Darüber hinaus ist eine Regelung
nen sich beispielsweise aus dem vom BKA ermittelten Sach-
zur gerichtlichen Zuständigkeit einheitlich für sämtliche Be-
verhalt ergeben, wenn dieser Hinweise auf begangene Straf-
fugnisse des BKA nach diesem Unterabschnitt getroffen.
taten beinhaltet; um diese Straftaten verfolgen zu können,
wird die Übermittlung der insoweit relevanten Informatio-
Zu Absatz 1 nen an die Strafverfolgungsbehörden regelmäßig erforder-
Absatz 1 erstreckt den Anwendungsbereich der nachfolgen- lich sein. Anhaltspunkte für die Erforderlichkeit einer Daten-
den Absätze auf alle Maßnahmen nach Unterabschnitt 3a, übermittlung werden zudem regelmäßig dann gegeben sein,
soweit nicht etwas anderes geregelt ist. wenn eine Strafverfolgungsbehörde ein entsprechendes Aus-
kunftsersuchen an das BKA richtet.
Zu Absatz 2 Zum anderen setzt die Datenübermittlung voraus, dass ein
Absatz 2 regelt, welches Gericht für gerichtliche Entschei- hierauf gerichtetes Auskunftsersuchen nach der Straf-
dungen zuständig und welches Verfahren anzuwenden ist. prozessordnung zulässig wäre. Mit dieser Voraussetzung
wird ein Gleichlauf zwischen der strafprozessualen Erhe-
Zu Absatz 3 bungsbefugnis und der Befugnis des BKA, entsprechende
Auskünfte zu erteilen, gewährleistet. Auskunftsersuchen an
Absatz 3 bestimmt, dass die mit einer Maßnahme nach den Behörden – und damit auch an das BKA – sind nach der
§§ 20g bis 20n erhobenen personenbezogenen Daten als sol- Strafprozessordnung zur Aufklärung einer Straftat grund-
che zu kennzeichnen sind und diese Kennzeichnung auch bei sätzlich zulässig (vgl. § 161 Abs. 1 Satz 1, § 163 Abs. 1
einer Übermittlung an eine andere Stelle aufrechtzuerhalten Satz 2 StPO), soweit nicht besondere bundesgesetzliche oder
ist. Diese Kennzeichnungspflicht ist entsprechend den Vor- entsprechende landesgesetzliche Verwendungsregelungen
gaben des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 100, 313, entgegenstehen (§ 160 Abs. 4 StPO). Solche Verwendungs-
360; 109, 279, 374, 379 f.) für die Sicherstellung einer ord- regelungen ergeben sich beispielsweise aus § 161 Abs. 2
nungsgemäßen Datenverwendung erforderlich. oder § 100d Abs. 5 Nr. 3 StPO.
Nummer 3 Satz 3 enthält aus Gründen der Verhältnismäßig-
Zu Absatz 4 keit eine – Praktikabilitätserwägungen aufnehmende und
Die Verwendung der nach Unterabschnitt 3a erhobenen per- deshalb pauschalisierend an der Strafandrohung anknüpfen-
sonenbezogenen Daten regelt Absatz 4. Nach Satz 1 ist eine de – Einschränkung der Übermittlungsbefugnis nach Satz 1:
Maßnahme nach diesem Unterabschnitt unzulässig, soweit Personenbezogene Daten, die aus den eingriffsintensiven
besondere bundesgesetzliche oder entsprechende landesge- Maßnahmen nach den §§ 20h, 20k oder § 20l erhoben wor-
setzliche Verwendungsregelungen entgegenstehen. Diese den sind, dürfen an die Strafverfolgungsbehörden nur zur
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 37 – Drucksache 16/10121

Verfolgung solcher Straftaten übermittelt werden, die im und lässt damit die Benachrichtigungspflicht auch diesen ge-
Höchstmaß mit mindestens fünf Jahren Freiheitsstrafe be- genüber zur Entstehung gelangen.
droht sind.
Beim Einsatz einer Vertrauensperson nach § 20g Abs. 2
Satz 2 regelt, dass für die Übermittlung der Daten § 18 Nr. 4 und eines verdeckten Ermittlers nach § 20g Abs. 2
BVerfSchG, § 8 BNDG und § 10 MADG unberührt bleiben. Nr. 5 sind neben der Zielperson und den erheblich mitbetrof-
fenen Personen, hinsichtlich deren Bestimmung auf die Aus-
Satz 3 schränkt Satz 2 insoweit ein, als Daten aus einer Maß-
führungen zu Nummer 1 verwiesen wird, auch die Personen
nahme nach § 20h nur zur Einholung von Auskünften an die
zu benachrichtigen, deren nicht allgemein zugängliche Woh-
genannten Behörden übermittelt werden dürfen, soweit dies
nung die Vertrauensperson oder der verdeckte Ermittler be-
zur Aufgabenerfüllung des BKA nach § 4a Abs.1 Satz 1 er-
treten hat. Dies trägt dem Umstand der Wohnung als beson-
forderlich ist.
ders geschützter Raum Rechnung.
Satz 4 regelt, dass der Empfänger, soweit gesetzlich nichts
Nach Nummer 3 sind im Falle einer Wohnraumüberwachung
anderes bestimmt ist, Daten nur zu dem Zweck verwenden
nach § 20h die Personen, gegen die sich die Maßnahme rich-
darf, zu dem sie übermittelt wurden.
tete sowie sonstige überwachte Personen zu benachrichti-
gen. Darüber hinaus sind auch die Personen zu benachrichti-
Zu Absatz 6 gen, die die überwachte Wohnung zur Zeit der Durchführung
Absatz 6 trifft eine Regelung über die Löschung nicht mehr der Maßnahme innehatten oder bewohnten. Die Unterschei-
benötigter personenbezogener Daten, die aus einer der in dung zwischen Inhabern und Bewohnern einer Wohnung
Absatz 1 genannten Maßnahmen erlangt worden sind. Dabei geht auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur straf-
sind die Daten nach Satz 1 grundsätzlich unverzüglich zu lö- prozessualen akustischen Wohnraumüberwachung zurück
schen. Nach Satz 2 ist die Löschung aktenkundig zu machen. (BVerfGE 109, 279 (365)). Sinngebend ist diese Differenzie-
Satz 3 regelt die Aufbewahrung dieser Akten und ihre rung, wenn man berücksichtigt, dass Inhaber einer Wohnung
spätere Löschung. Satz 4 betrifft den Fall der weiteren Ver- auch ein Mieter sein kann, der die Wohnung nicht oder, etwa
wendung der Daten für eine etwaige gerichtliche Überprü- während der Durchführung der Wohnraumüberwachung,
fung der Maßnahme; in diesem Fall sind die Daten zu sper- zeitweise nicht selbst bewohnt, ohne hierbei seine Rechte
ren. Nach Satz 5 unterbleibt eine Löschung ferner, wenn die hinsichtlich der Wohnung aufgegeben zu haben. Auch wenn
Daten zur Strafverfolgung oder nach Maßgabe des § 8 zur das Verhalten innerhalb der Wohnung eines solchen Inhabers
Verhütung oder zur Vorsorge für die Verfolgung künftiger im Rahmen der Wohnraumüberwachung nicht abgehört und
Straftaten mit erheblicher Bedeutung erforderlich sind. aufgezeichnet worden ist, sind seine Rechte doch durch die,
regelmäßig heimliche, Einbringung der Überwachungstech-
Zu § 20w (Benachrichtigung) nik in die Wohnung betroffen worden.

In § 20w sind die Benachrichtigungspflichten zusammenge- Nummer 4 regelt die Benachrichtigungspflicht im Falle
fasst und maßnahmebezogen konkretisiert. einer Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung. Hier
sind neben der Zielperson auch die Personen zu benachrich-
tigen, deren personenbezogene Daten gemeldet worden sind.
Zu Absatz 1 Dies ist angesichts der mit der Maßnahme im Einzelfall ver-
Satz 1 bestimmt, dass die von den in Absatz 1 genannten bundenen Überwachungsintensität, insbesondere der mög-
Maßnahmen Betroffenen von der Maßnahme zu benachrich- lichen Erstellung von Bewegungsprofilen, geboten. Ziel-
tigen sind und führt die Betroffenen maßnahmespezifisch person ist diejenige Person, gegen die die Maßnahme nach
auf. § 20i angeordnet werden darf. Soweit nach § 20i auch das
Kennzeichen eines Kraftfahrzeuges ausgeschrieben werden
Zu benachrichtigen sind nach Nummer 1 im Falle der länger- kann, kommt die Regelung dem eingetragenen Halter oder
fristigen Observation nach § 20g Abs. 2 Nr. 1, des Einsatzes Nutzer des Kraftfahrzeugs zugute. Soweit die in § 20i Abs. 1
technischer Mittel außerhalb von Wohnungen in einer für genannten Begleiter betroffen sind, weil ihre personenbezo-
den Betroffenen nicht erkennbaren Weise nach § 20g Abs. 2 genen Daten gemeldet worden sind, sind auch sie zu benach-
Nr. 2 und im Falle des Einsatzes sonstiger für Observations- richtigen.
zwecke bestimmte besondere Mittel nach § 20g Abs. 2 Nr. 3
die Zielperson sowie die erheblich mitbetroffenen Personen. Im Falle der Rasterfahndung nach § 20j bestimmt Num-
Die Formulierung „erheblich mitbetroffenen Personen“ trägt mer 5, dass diejenigen Personen zu benachrichtigen sind,
dem Umstand Rechnung, dass durch die Streubreite einer gegen die nach Auswertung der Daten weitere Maßnahmen
solchen Maßnahme eine Vielzahl von Personen in jedoch je- getroffen wurden. Dies entspricht der geltenden Regelung
weils vergleichsweise unerheblicher Weise mitbetroffen sein der Strafprozessordnung in § 98b Abs. 4 i. V. m. § 101
kann. Wird etwa in einer Parkanlage ein Gespräch zwischen Abs. 4 Nr. 10 StPO.
den Zielpersonen abgehört und werden hierbei auch einzelne
Nummer 6 regelt den verdeckten Eingriff in informa-
Wortfetzen zufällig vorübergehender Personen mit erfasst,
tionstechnische Systeme nach § 20k. Hier sind die Zielper-
so erscheint es weder sachgerecht noch aus verfassungs-
son sowie mitbetroffene Personen zu benachrichtigen.
rechtlichen Gründen geboten, diese vorbeispazierenden Per-
sonen von der Maßnahme zu benachrichtigen. Gesellen sich Nach Nummer 7 sind im Falle einer Überwachung der Tele-
hingegen zu den Zielpersonen weitere Personen für einige kommunikation nach § 20l die Beteiligten der überwachten
Dauer hinzu, so dass deren Kommunikationsbeiträge in er- Telekommunikation zu benachrichtigen, also diejenigen Per-
heblichem Umfang mit erfasst werden, greift die Maßnahme sonen, die sich der Telekommunikation bedient haben. Dies
auch in deren Grundrechte in nicht unerheblicher Weise ein trägt dem Umstand Rechnung, dass bei diesen Personen in
Drucksache 16/10121 – 38 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

das ihnen von Artikel 10 GG gewährleistete Fernmelde- Zu Absatz 2


geheimnis eingegriffen wurde. Ein solcher Eingriff wird re- Absatz 2 regelt die Zurückstellung einer Benachrichtigung.
gelmäßig bezüglich des Inhabers des überwachten Anschlus- Nach Satz 1 muss die Benachrichtigung erst erfolgen, sobald
ses und der Zielperson vorliegen. Sind diese Personen aber dies ohne Gefährdung des Zwecks der Maßnahme, des Be-
im konkreten Fall an der überwachten Telekommunikation standes des Staates, von Leib, Leben oder Freiheit einer Per-
nicht beteiligt gewesen, etwa weil der Inhaber des Anschlus- son oder Sachen von bedeutendem Wert, deren Erhaltung im
ses diesen einer anderen Person überlassen hat oder lediglich öffentlichen Interesse geboten ist, geschehen kann. Hinsicht-
ein Telefonat des Nachrichtenmittlers mit einer dritten Per- lich des Einsatzes einer Vertrauensperson und eines verdeck-
son überwacht wurde, besteht eine Benachrichtigungspflicht ten Ermittlers kommt der Zurückstellungsgrund der Gefähr-
weder gegenüber dem Inhaber des überwachten Anschlusses dung der Möglichkeit seiner weiteren Verwendung hinzu.
noch gegenüber der Zielperson. Die Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts im Urteil
Bei der Erhebung von Verkehrsdaten nach § 20m Abs. 1 sind zur akustischen Wohnraumüberwachung (BVerfGE 109,
nach Nummer 8 wie bei der Telekommunikationsüber- 279 ff., Absatz 302 f.) stehen dem nicht entgegen. Dort hat
wachung die Beteiligten der überwachten Telekommunika- das Bundesverfassungsgericht ausgeführt, dass die Gefähr-
tion zu benachrichtigen. Die obigen Ausführungen betref- dung der weiteren Verwendung „eines nicht offen ermitteln-
fend § 20l Abs. 1 gelten entsprechend. den Beamten … die Zurückstellung einer Benachrichtigung
im Falle der akustischen Wohnraumüberwachung nicht zu
Bei der Erhebung von Nutzungsdaten nach § 20m Abs. 2 ist rechtfertigen“ vermag. Vorliegend geht es aber weder um die
wegen der Heimlichkeit der Maßnahme in vergleichbarer Zurückstellung der Benachrichtigung im Fall einer akusti-
Weise wie bei Nummer 8 der Nutzer zu benachrichtigen, um schen Wohnraumüberwachung noch um den Zurückstel-
diesem die Erlangung nachträglichen Rechtsschutzes zu er- lungsgrund der Gefährdung der weiteren Verwendung eines
möglichen. nicht offen ermittelnden Polizeibeamten, sondern um die
Zurückstellung der Benachrichtigung über den Einsatz eines
Bei dem Einsatz des sogenannten IMSI-Catchers nach § 20n verdeckten Ermittlers (VE) und einer Vertrauensperson
ist die Zielperson zu benachrichtigen. Dies ist grundrechtlich (VP).
geboten, weil diese Maßnahme in nicht ganz unerheblicher
Diese Zurückstellungsgründe sind unverzichtbar und hinrei-
Weise in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung
chend gewichtig, um eine Beschränkung der Benachrichti-
der Zielperson eingreift. Die Nichteinbeziehung der sonsti-
gungspflicht zu rechtfertigen.
gen von der Maßnahme betroffenen Personen trägt dem Um-
stand Rechnung, dass die vorübergehend erhobenen Geräte- Die Ausbildung verdeckter Ermittler, die Schaffung der er-
und Kartennummern sowie Standorte bezüglich der Mobil- forderlichen Legende und das – nicht ohne weiteres reprodu-
funkgeräte Dritter nach § 20n Abs. 2 nur im Rahmen des zierbare – Heranführen und Einschleusen eines verdeckten
technisch Unvermeidbaren erhoben werden und über den Ermittlers in Kreise des internationalen Terrorismus sind mit
anonymen Datenabgleich hinaus nicht verwendet werden einem ganz erheblichen zeitlichen, organisatorischen und
dürfen, sondern nach Beendigung der Maßnahme unverzüg- finanziellen Aufwand verbunden. Gründe, die dennoch ge-
lich zu löschen sind. gen die Beibehaltung dieses Zurückstellungsgrundes spre-
chen, sind demgegenüber nicht von gleichem Gewicht: Der
Nach Satz 2 hat eine Benachrichtigung zu unterbleiben, Einsatz eines verdeckten Ermittlers ist typischerweise nicht
wenn überwiegende schutzwürdige Interessen anderer Be- mit einem derart intensiven Grundrechtseingriff verbunden,
troffener der Benachrichtigung entgegenstehen (z. B. der wie dies etwa bei der akustischen Wohnraumüberwachung
Zielperson, wenn deren Gespräche mit einem an der Straftat regelmäßig der Fall sein wird. Zudem ist zu berücksichtigen,
unbeteiligten Geschäftspartner erfasst wurden). Dies erfor- dass der Zurückstellungsgrund einer – gegebenenfalls auch
dert eine Abwägung der widerstreitenden Interessen im Ein- wiederholten – gerichtlichen Überprüfung unterstellt wird
zelfall, die einer weitergehenden gesetzlichen Regelung (vgl. § 20w Abs. 3) und damit der Rechtsschutz Betroffener
nicht zugänglich sind. Ein Absehen von einer Benachrichti- hinreichend abgesichert ist.
gung der Zielperson wird dabei allerdings nur in besonderen
Fällen in Betracht kommen. Im Fall des verdeckten Eingriffs Jedenfalls im Bereich des internationalen Terrorismus ist
in informationstechnische Systeme, der Überwachung der auch der Einsatz von Vertrauenspersonen mit einem ver-
Telekommunikation und der Erhebung von Verkehrsdaten gleichbaren Aufwand verbunden wie der Einsatz von ver-
kann die Benachrichtigung einer Person, gegen die die Maß- deckten Ermittlern. Gründe hierfür sind neben dem konspi-
nahmen nicht gerichtet war, also eine andere Person als die rativen Verhalten der betroffenen Personen vor allem zu
Zielperson, unterbleiben, wenn diese von der Maßnahme nur überwindende sprachliche und kulturelle Barrieren. Eben
unerheblich betroffen wurde und anzunehmen ist, dass diese diese Barrieren führen wiederum dazu, dass im Bereich des
kein Interesse an ihrer Benachrichtigung hat. Diese Rege- internationalen Terrorismus der Einsatz von verdeckten Er-
lung trägt dem Umstand Rechnung, dass von den in Bezug mittlern besonderen Hindernissen begegnet, so dass allein
genommenen Maßnahmen zwar regelmäßig viele Personen auf den Einsatz von Vertrauenspersonen zurückgegriffen
in ihren Grundrechten nach Artikel 10 bzw. Artikel 2 Abs. 1 werden kann.
i. V. m. Artikel 1 Abs. 1 GG betroffen werden, dies aber im Wegen des vergleichbaren Aufwandes einerseits und der ge-
Einzelfall in einer vergleichsweise so geringfügigen Weise, ringeren Eingriffsintensität andererseits ergibt eine Abwä-
dass ein Interesse an einer Benachrichtigung oftmals nicht gung sämtlicher Gesichtspunkte, dass die Beibehaltung der
anzunehmen ist. Soweit die zu benachrichtigende Person Zurückstellungsgründe der weiteren Gefährdung des Einsat-
nicht bekannt ist, enthält Satz 4 Regelungen darüber, wann zes eines verdeckten Ermittlers und einer Vertrauensperson
Nachforschungen zu ihrer Identität geboten sind. gerechtfertigt sind.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 39 – Drucksache 16/10121

Satz 2 regelt den Fall, dass wegen des zugrunde liegenden Zu Nummer 6 (§ 21 Abs. 2 Nr. 3 BKAG-E)
Sachverhaltes ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren ge-
führt wird. Es handelt sich um eine redaktionelle Anpassung des BKAG,
die wegen einer Änderung des BPolG, auf das die Vorschrift
Satz 3 bestimmt, dass die Zurückstellung der Benachrichti- verweist, erforderlich ist. Der Hinweis auf die entsprechende
gung zu dokumentieren ist. Dies fördert zum einen eine ord- Geltung des § 44 Abs. 3 BPolG bei der Durchsuchung von
nungsgemäße Beachtung der Benachrichtigungspflichten Sachen im Rahmen der Wahrnehmung der Aufgaben des
und dient zum anderen dazu, dies später auch nachvollziehen BKA zum Schutz von Mitgliedern der Verfassungsorgane
zu können. geht seit der Einfügung des neuen § 44 Abs. 2 BPolG im Jahr
1998 (BGBl. I S. 2486) fehl. Die auch für das BKA geltenden
Zu Absatz 3 Verpflichtungen, dem Inhaber der tatsächlichen Gewalt über
die zu durchsuchende Sache die Anwesenheit dabei zu ge-
Absatz 3 trifft Regelungen über eine gerichtliche Kontrolle statten, sowie ihm auf Verlangen eine Bescheinigung darüber
der Anwendung der in Absatz 2 enthaltenen Zurückstellungs- auszustellen, ist seit dieser Rechtsänderung in § 44 Abs. 4
gründe. Diese Kontrolle durch eine unabhängige Stelle hat BPolG enthalten.
das Bundesverfassungsgericht als unerlässlich zur Gewähr-
leistung eines effektiven Rechtsschutzes des Betroffenen an-
gesehen. Satz 1 bestimmt daher, dass eine über zwölf Monate Zu Nummer 7 (§ 23 Abs. 1 Nr. 2 BKAG-E)
hinausgehende Zurückstellung der Benachrichtigung der ge-
richtlichen Zustimmung bedarf. Nummer 2 regelt in ihrer geltenden Fassung die Erhebung
personenbezogener Daten mit den besonderen Mitteln des
Satz 2 regelt hier die Sonderfälle Wohnraumüberwachung Absatzes 2 über sonstige Personen, insbesondere Kontakt-
und verdeckter Eingriff in informationstechnische Systeme. und Begleitpersonen. Das Bundesverfassungsgericht lässt in
Hier beträgt die Frist aufgrund der besonderen Eingriffs- seiner Entscheidung vom 25. April 2001 für den Bereich der
intensität der Maßnahmen nur sechs Monate. Die Verlänge- Gefahrenabwehr eine verdeckte Datenerhebung auch über
rung der Zurückstellungsdauer obliegt dem Gericht (Satz 3). Kontakt- und Begleitpersonen zu und legt zugleich die we-
sentlichen Kriterien für eine Definition dieser Personengrup-
Nach Satz 4 sind Verlängerungen der Zurückstellungsdauer pe fest. Diese Rechtsprechung wurde bei § 20b des Entwurfs
zulässig. berücksichtigt. Hinsichtlich einer Definition kann daher auf
Satz 5 sieht die Möglichkeit vor, fünf Jahre nach Beendigung diese Bestimmung und die entsprechende Begründung ver-
der Maßnahme unter den dort genannten Voraussetzungen wiesen werden. In Nummer 2 der neuen Fassung genügt es
mit gerichtlicher Zustimmung endgültig von einer Benach- daher, die betreffende Personengruppe als Objekt der Daten-
richtigung abzusehen. Bei sorgfältiger Prüfung dieser Vor- erhebung zu bezeichnen.
aussetzungen, insbesondere der Prognose, dass die Voraus-
setzungen für eine Benachrichtigung mit an Sicherheit Zu Nummer 8 (§ 38 BKAG-E)
grenzender Wahrscheinlichkeit auch zukünftig nicht eintre-
ten werden, wird die Regelung in der praktischen Anwendung Die Regelung entspricht dem Zitiergebot nach Artikel 19
voraussichtlich keinen breiten Anwendungsbereich haben. Abs. 1 Satz 2 GG.
Sie ist gleichwohl aufgenommen worden, um bei Vorliegen
eines solchen Ausnahmefalles das BKA und die Gerichte Zu Artikel 2 (Änderung des Telemediengesetzes)
nicht mit fortwährenden Prüfungen weiterer Zurückstellun-
gen zu belasten, wenn absehbar ist, dass eine Benachrichti- Der Entwurf sieht in § 20m Abs. 2 BKAG-E die Befugnis
gung ohnehin auch in Zukunft nicht wird erfolgen können. des BKA vor, unter bestimmten Voraussetzungen Auskünfte
Das zuständige Gericht regelt § 20v Abs. 2. über Nutzungsdaten im Sinne von § 15 Abs. 1 TMG verlan-
Satz 6 trifft eine praktischen Bedürfnissen Rechnung tragen- gen zu können. Auskünfte über Bestandsdaten von Nutzern
de Regelung für den Fall, dass mehrere der in Absatz 1 solcher Dienste kann das BKA nach § 20a Abs. 1 BKAG-E
genannten Maßnahmen in einem engen zeitlichen Zusam- verlangen. Hierzu ist neben der Schaffung dieser Befugnisse
menhang durchgeführt worden sind. In solchen Fällen be- auch eine Änderung von § 14 Abs. 2 TMG erforderlich, da-
ginnt die anzurechnende Zurückstellungsdauer erst mit der mit die entsprechenden Auskünfte über Bestandsdaten auch
Beendigung der letzten Maßnahme. erteilt werden dürfen. Durch den Verweis von § 15 Abs. 5
Satz 4 TMG ist damit zugleich auch eine Auskunft über Nut-
zungsdaten zulässig.
Zu § 20x (Übermittlung an das Bundeskriminalamt)
Nach Satz 1 besteht unter den dort genannten Voraussetzun- Zu Artikel 3 (Änderung des Telekommunikations-
gen eine Übermittlungsbefugnis an das BKA. gesetzes)
Satz 2 regelt dagegen ähnlich wie § 24 Satz 2 eine Die Regelung dient der Berücksichtigung der Befugnis des
Übermittlungspflicht an das BKA. Diese ist angesichts der BKA zur Überwachung der Telekommunikation nach § 20l
in Satz 2 aufgeführten hochrangigen Rechtsgüter sach- BKAG-E im Telekommunikationsgesetz. Hierdurch wird
gerecht. Nach Satz 3 bleiben die Regelungen der StPO, des deutlich, dass die Regelungen über die technische Umset-
Artikel 10-Gesetzes, des BVerfSchG, des BND-Gesetzes zung von Überwachungsmaßnahmen die grundsätzliche
und des MAD-Gesetzes unberührt. Insoweit soll es bei den Verpflichtung aller Diensteanbieter unberührt lässt, im Ein-
dort geregelten Übermittlungsregelungen bleiben. zelfall eine solche Überwachung zu ermöglichen.
Drucksache 16/10121 – 40 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Zu Artikel 4 (Änderung der Telekommunikations-


Überwachungsverordnung)
Die Regelung dient der Berücksichtigung der Befugnis des
BKA zur Überwachung der Telekommunikation nach § 20l
Abs. 1 BKAG-E in der Telekommunikations-Überwa-
chungsverordnung. Dadurch sind die Vorgaben dieser
Verordnung auch im Hinblick auf die Umsetzung von Maß-
nahmen nach § 20l BKAG-E zu beachten.

Zu Artikel 5 (Einschränkung von Grundrechten)


Die Regelung trägt dem Zitiergebot aus Artikel 19 Abs. 1
Satz 2 GG Rechnung.

Zu Artikel 6 (Inkrafttreten)
Die Änderungen des BKAG treten am Tage nach der Ver-
kündung in Kraft.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 41 – Drucksache 16/10121

Anlage 2

Stellungnahme des Nationalen Normenkontrollrates

Der Nationale Normenkontrollrat hat den Gesetzentwurf auf


Bürokratiekosten, die durch Informationspflichten begrün-
det werden, geprüft.
Durch das Gesetz werden vier Informationspflichten für die
Wirtschaft, zwei Informationspflichten für Bürgerinnen und
Bürger sowie 26 Informationspflichten für die Verwaltung
eingeführt. Bei der gegenwärtigen Sicherheitslage entstehen
für die Wirtschaft Bürokratiekosten in geringer Höhe.
Der Nationale Normenkontrollrat hat im Rahmen seines ge-
setzlichen Prüfauftrags keine Bedenken gegen das Rege-
lungsvorhaben.
Drucksache 16/10121 – 42 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Anlage 3

Stellungnahme des Bundesrates

Der Bundesrat hat in seiner 846. Sitzung am 4. Juli 2008 be- einer konkreten Gefahr gegeben sein muss. Sonst kann
schlossen, zu dem Gesetzentwurf gemäß Artikel 76 Abs. 2 Satz 2 als eine Ermächtigung zur Ausübung von Befug-
des Grundgesetzes wie folgt Stellung zu nehmen: nissen so im Vorfeld verstanden werden, dass eine Über-
schneidung mit dem Aufgabenbereich des Verfassungs-
1. Zu Artikel 1 Nr. 2 (§ 4a Abs. 1 Satz 2 BKAG-E) schutzes droht.
In Artikel 1 Nr. 2 ist § 4a Abs. 1 Satz 2 wie folgt zu än-
dern: 2. Zu Artikel 1 Nr. 5 (§ 20 c Abs. 3 Satz 2 BKAG-E)
a) Nach den Wörtern „im Rahmen dieser Aufgabe auch“ In Artikel 1 Nr. 5 sind in § 20c Abs. 3 Satz 2 nach den
sind die Wörter „eine im Einzelfall bestehende Gefahr Wörtern „Dies gilt“ die Wörter „außer in den Fällen des
der Begehung von in § 129a Abs.1 und 2 des Straf- § 139 Abs. 2 des Strafgesetzbuchs“ einzufügen.
gesetzbuchs bezeichneten Straftaten abwehren, wenn Begründung
diese sich als Verwirklichung der Gefahren des inter-
nationalen Terrorismus darstellen“ einzufügen. In Absatz 3 Satz 2 des § 20c in der von der Bundesregie-
rung vorgelegten Fassung des Gesetzentwurfs wird eine
b) Das Wort „rechtswidrig“ vor den Wörtern „mit Ge- ausnahmslose Auskunftspflicht auch für zeugnisverwei-
walt oder durch Drohung“ ist zu streichen. gerungsberechtigte Personen statuiert, wenn die Aus-
Begründung kunft zur Abwehr einer Gefahr für den Bestand oder die
Sicherheit des Staates oder für Leib, Leben oder Freiheit
Die Änderung zielt darauf ab, klarzustellen, dass es sich einer Person erforderlich ist. Geistliche sind von dieser
bei der Regelung in Satz 2 um eine Konkretisierung des Auskunftspflicht nicht ausgenommen. Dadurch entsteht
in Artikel 73 Abs.1 Nr. 9a GG abgesteckten Aufgaben- ein Wertungswiderspruch zu § 139 StGB. Dieser trägt die
bereichs handelt. Die bisherige Formulierung kann zu- Überschrift „Straflosigkeit der Nichtanzeige geplanter
sammen mit der Gesetzesbegründung, dass Satz 2 „da- Straftaten“. Inhaltlich geht es also in § 139 StGB ebenso
rüber hinaus“ noch die Verhütung von bestimmten wie hier um Prävention. Nach § 139 Abs. 2 StGB ist ein
terroristischen Straftaten als Aufgabe nenne (S. 20), da- Geistlicher nicht verpflichtet, anzuzeigen, was ihm in sei-
hingehend missverstanden werden, dass eine Aufgaben- ner Eigenschaft als Seelsorger anvertraut worden ist. Zur
erweiterung gewollt ist, die den grundgesetzlich begrenz- Beseitigung dieses Wertungswiderspruchs ist Absatz 3
ten Bereich verlässt. Satz 2 so zu ergänzen, dass der absolute Schutz der Kom-
Zugleich wird durch die Änderung präzisiert, dass auch munikation in seelsorgerischen Gesprächen von Geist-
bei der Verhütung von Straftaten mit Bezug zum interna- lichen auch im Rahmen des Gesetzentwurfs aufrecht-
tionalen Terrorismus immer die Zielrichtung der Abwehr erhalten bleibt.
Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 43 – Drucksache 16/10121

Anlage 4

Gegenäußerung der Bundesregierung

Die Bundesregierung äußert sich zu der Stellungnahme des Dass es im Rahmen der Verhütung von (terroristischen)
Bundesrates wie folgt: Straftaten zu Überschneidungen mit den Aufgaben der
Verfassungsschutzbehörden kommen kann, steht der bis-
Zu Nummer 1 (Artikel 1 Nr. 2 [§ 4a Abs. 1 Satz 2 BKAG-E]) herigen Aufgabenzuweisung in § 4a Abs. 1 Satz 2 nicht
a) Die Bundesregierung versteht die Stellungnahme des entgegen. Auch die Landespolizeigesetze sehen die Ver-
Bundesrates zu § 4a Abs. 1 Satz 2 dahingehend, dass die hütung von Straftaten als Aufgabe der allgemeinen Ge-
Wörter „eine im Einzelfall bestehende Gefahr der Bege- fahrenabwehr vor (vgl. nur Artikel 2 Abs. 1 in Verbin-
hung von in § 129a Abs. 1 und 2 des Strafgesetzbuchs dung mit Artikel 11 Abs. 2 Nr. 1 des Gesetzes über die
bezeichneten Straftaten abwehren, wenn diese sich als Aufgaben und Befugnisse der Bayerischen Staatlichen
Verwirklichung der Gefahren des internationalen Terro- Polizei; § 1 Abs. 1 des Niedersächsischen Gesetzes über
rismus darstellen“ den bisherigen Wortlaut „Straftaten die öffentliche Sicherheit und Ordnung; § 1 Abs. 1 und 3
verhüten, die in § 129a Abs. 1 und 2 des Strafgesetzbuchs des Allgemeinen Gesetzes über die öffentliche Sicherheit
bezeichnet“ nach den Wörtern „im Rahmen dieser Auf- und Ordnung in Berlin; § 1 Abs. 1 des Gesetzes über die
gabe auch“ ersetzen sollen. Aufgaben, Befugnisse, Organisation und Zuständigkeit
der Polizei im Land Brandenburg; § 1 Abs. 1 und 4 des
Dies würde bedeuten, dass die Verhütung (terroristischer)
Hessischen Gesetzes über die öffentliche Sicherheit und
Straftaten im Sinne einer vorbeugenden Abwehr entspre-
Ordnung; § 1 Abs. 1 des Polizeigesetzes des Landes
chender Gefahren ausdrücklich nicht mehr von der Auf-
Nordrhein-Westfalen; § 1 Abs. 1 des Polizei- und Ord-
gabennorm des § 4a erfasst wäre.
nungsbehördengesetzes Rheinland-Pfalz; ähnlich § 168
Die Bundesregierung kann dem nicht folgen. Abs. 1 des Allgemeinen Verwaltungsgesetzes für das
Würde man § 4a entsprechend der Stellungnahme än- Land Schleswig-Holstein, wonach die Polizei „Gefahren
dern, entstünde ein Widerspruch zwischen der Aufgaben- für die öffentliche Sicherheit festzustellen und aus gege-
norm und einzelnen Befugnisnormen, die ebenfalls auf benem Anlass zu ermitteln“ hat).
die Verhütung von Straftaten abstellen (z. B. § 20b Der Ergänzung der Wörter „im Einzelfall bestehende“ im
Abs. 2, § 20g Abs. 1 Satz 1, § 20i Abs. 2, § 20l Abs. 1 Rahmen der Aufgabenzuweisung des § 4a Abs. 1 Satz 2
Satz 1, § 20m Abs. 1 Satz 1). kann zudem aus den folgenden beiden Gründen nicht zu-
Der Verzicht auf die Verhütung von (terroristischen) gestimmt werden:
Straftaten als Bestandteil der Gefahrenabwehr und eine Zum einen enthält Artikel 73 Abs. 1 Nr. 9a des Grund-
etwaige Anpassung der jeweiligen Befugnisnormen wä- gesetzes keine Beschränkung auf die Abwehr konkreter
ren jedoch auch in der Sache nicht gerechtfertigt. Bereits Gefahren, sodass auch eine entsprechende Beschränkung
in § 1 Abs. 1 des Musterentwurfs eines einheitlichen Po- des Aufgabenbereichs des BKA nicht gerechtfertigt ist.
lizeigesetzes des Bundes und der Länder gemäß dem Be-
Zum anderen entspricht eine Beschränkung des Aufga-
schluss der Innenministerkonferenz heißt es: „Die Polizei
benbereichs auf die Abwehr konkreter Gefahren nicht der
hat die Aufgabe, Gefahren für die öffentliche Sicherheit
allgemeinen polizeirechtlichen Systematik, wie sie den
oder Ordnung abzuwehren. Sie hat im Rahmen dieser
meisten Landespolizeigesetzen zugrunde liegt. Diese
Aufgabe auch für die Verfolgung von Straftaten vorzu-
sieht eine Erstreckung des Aufgabenbereichs auch auf
sorgen und Straftaten zu verhüten (vorbeugende Be-
die Abwehr abstrakter Gefahren vor und beschränkt erst
kämpfung von Straftaten) sowie Vorbereitungen zu tref-
den Anwendungsbereich einzelner Befugnisnormen auf
fen, um künftige Straftaten abwehren zu können
die Abwehr konkreter Gefahren. Entsprechend dieser
(Vorbereitung auf die Gefahrenabwehr)“. Die Verhütung
Systematik definiert § 20a Abs. 2 auch für die Befugnis-
von Straftaten ist damit als Teil der Aufgabe der polizei-
normen des Unterabschnitts 3a den Begriff der Gefahr im
lichen Gefahrenabwehr anerkannt. Dieses Verständnis
Sinne einer konkreten Gefahr.
liegt auch dem Artikel 73 Abs. 1 Nr. 9a des Grundgeset-
zes zugrunde. Die Befürchtung des Bundesrates, dass mit b) Die Bundesregierung wird im weiteren Gesetzgebungs-
der bisherigen Formulierung des § 4a Abs. 1 Satz 2 eine verfahren prüfen, ob sie der Stellungnahme des Bundes-
Aufgabenerweiterung gewollt ist, die den grundgesetzli- rates folgen wird. Sie weist in diesem Zusammenhang
chen Bereich verlässt, ist somit unbegründet. Vielmehr darauf hin, dass das Tatbestandsmerkmal „Rechtswidrig-
ist das Gegenteil der Fall: Ein Ausschluss der Verhütung keit“ auch in § 2 Satz 1 Nr. 2 des Antiterrordateigesetzes
(terroristischer) Straftaten im Rahmen der Aufgabenzu- enthalten ist.
weisung nach § 4a Abs. 1 Satz 2 würde dazu führen, dass
innerhalb der Abwehr von Gefahren des internationalen Zu Nummer 2 (Artikel 1 Nr. 5 [§ 20c Abs. 3 Satz 2
Terrorismus wiederum eine Unterscheidung nach den BKAG-E])
Zuständigkeiten für die Abwehr konkreter Gefahren Die Bundesregierung kann der Stellungnahme des Bundes-
durch das BKA einerseits und die Verhütung terroris- rates in der Sache zustimmen, wird die rechtstechnische
tischer Straftaten durch die Länderpolizeien andererseits Ausgestaltung jedoch im weiteren Gesetzgebungsverfahren
vorzunehmen wäre. prüfen.
Drucksache 16/10121 – 44 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

Die in der Stellungnahme des Bundesrates vorgesehene Ver-


weisung auf § 139 Abs. 2 des Strafgesetzbuchs erscheint
rechtssystematisch nicht geeignet, das inhaltliche Anliegen
klar umzusetzen. So wirft sie mit Blick auf die Überschrift
des § 139 des Strafgesetzbuchs (Straflosigkeit der Nichtan-
zeige geplanter Straftaten) insbesondere die Frage auf, ob ein
Geistlicher nur hinsichtlich geplanter Straftaten auskunfts-
verweigerungsberechtigt sein soll, oder generell hinsichtlich
aller Erkenntnisse, die ihm als Seelsorger anvertraut worden
sind.

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ISSN 0722-8333

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