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ADS-9 erkennen+verstehen 17.02.

2005 16:59 Uhr Seite 1

9 ADS erkennen
und verstehen
Wissenswertes über Träumerchen,
Trödelsusen und Hans-Guck-in-die-Luft
Wissenschaftliche Beratung:
Prof. Dr. Aribert Rothenberger, Universität Göttingen
Prof. Dr. Manfred Döpfner, Universität Köln
ADS-9 erkennen+verstehen 17.02.2005 16:59 Uhr Seite 2

Ines war immer ein liebes und ruhiges Kind


Ines ist heute acht Jahre alt und besucht die dritte
Grundschulklasse. Ihre Eltern hätten sich nie vorstellen
können, dass es mit Ines einmal Probleme gibt. Sie war
immer ein liebes Mädchen. Als Kleinkind war sie meist
sehr ruhig, später wirkte sie oft verträumt, als sei sie in
eine andere Welt versunken. Wenn sie etwas holen soll,
vergisst sie auf dem Weg oft, was sie mitbringen soll.
An diese und andere „Besonderheiten“ von Ines hat
sich die Familie im Laufe der Zeit gewöhnt; sie neh-
men Ines wie sie ist. Richtige Probleme gibt es erst,
seitdem Ines in die Schule geht. Beim ersten Sprechtag
musste sich die Mutter bereits von der Lehrerin anhö-
ren, dass Ines im Unterricht nicht bei der Sache bleibt.
Wenn die Lehrerin das Mädchen im Unterricht an-
spricht, weiß es manchmal gar nicht, worum es gerade
geht. Die Lehrerin ermahnt Ines oft, doch nach kurzer
Zeit schweifen ihre Gedanken wieder ab. Von den Mit-
schülern fühlt sich Ines oft ausgeschlossen. Sie hat das
Gefühl, dass die anderen Kinder sie nicht mögen.
Am Nachmittag dauert es meist lange, bis Ines bei
den Hausaufgaben einen Anfang findet. Die Aufgaben
erscheinen ihr wie ein riesiger Berg und sie hat das
Gefühl, dass sie es gar nicht schaffen kann. Der Kopf
will sich einfach nicht konzentrieren. Auch das Schrei-
ben fällt ihr schwer. Sie wird davon ganz müde, sodass
sie zwischendurch immer wieder eine Pause braucht.
Der Nachmittag ist dann ganz schnell vorbei und es
bleibt nur wenig Zeit zum Spielen. Von dem Gelernten
scheint kaum etwas hängen zu bleiben. Denn obwohl
sie aufgeweckt ist und vieles weiß, sind die Schulnoten
miserabel. Weder die Eltern noch die Lehrerin wissen
einen Ausweg.

Ines ist nicht faul und auch nicht sonderbar. Ines


Titelfoto: gettyimages

leidet an ADS, an einer Aufmerksamkeitsstörung, aller-


dings ohne allgemeine motorische Unruhe. Aufmerk-
samkeitsstörungen zählen zu den häufigsten psychi-
schen Störungen von Kindern und Jugendlichen.
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Zwei wichtige Formen werden unterschieden:


ADHS: Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität
(mit allgemeiner motorischer Unruhe und Impulsi-
vität) und
ADS: Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität
(ohne allgemeine motorische Unruhe und Impulsi-
vität).

Lena träumt im Unterricht vor sich hin


Auch Lena ist an ADS erkrankt. Für sie und ihre Mut-
ter sind die Hausaufgaben die schlimmste Zeit am Tag.
100 Mal fordert die Mutter Lena auf, mit den Aufgaben
zu beginnen. Lena trödelt und weiß tausend Ausreden,
bis die Mutter schließlich aus der Haut fährt. Schließlich
setzt Lena sich hin, weiß aber nicht mehr, welche Auf-
gaben sie machen muss, sie findet das Mathe-Heft nicht
mehr, schimpft auf die Lehrerin. Wenn die Mutter sich
umdreht, spielt sie mit dem Bleistift, schaut zum Fenster
hinaus oder muss dringend zur Toilette. Bei den Mathe-
Aufgaben verwechselt sie ständig Plus und Minus,
schreibt die Texte nicht richtig ab und ihre Schrift kann
sowieso kaum einer lesen! Die Klassenlehrerin klagt,
dass sie im Unterricht nur so vor sich hin träumt oder
mit ihrer Nachbarin schwätzt und gar nicht mitbe-
kommt, wenn sie irgend etwas machen soll. Natürlich
hat sie schlechte Noten. Vor allem das Rechtschreiben
fällt ihr schwer, auch wenn sie sich ganz stark bemüht.

Die deutsche Studie von Baumgaertel und Mitarbei-


tern (1995) bestätigte, dass Aufmerksamkeitsstörun-
gen je nach Unterform bei den Geschlechtern unter-
schiedlich häufig auftreten, wenngleich sowohl Jungen
als auch Mädchen in erster Linie wegen der kombi-
nierten Form vorgestellt werden.
Bei vorherrschender unaufmerksamer Unterform
(ADS) sind Mädchen (2:1),
bei der hyperaktiv-impulsiven Unterform (ADHS) sind
dagegen Jungen deutlich häufiger betroffen (5:1).
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ADS kann sich mit unterschiedlicher Symptomkombi-


nation zeigen. Mithilfe der folgenden Checkliste (nach
dem Klassifikationssystem für psychische Störungen DSM
IV) können Sie verschiedene Merkmale überprüfen, die
Fachleute bei der Diagnose von ADS berücksichtigen.
Aus Ihren Antworten lässt sich noch keine Diagnose
ableiten, dafür ist eine Untersuchung bei einem speziali-
sierten Arzt oder Psychologen notwendig. Sind jedoch
diese Merkmale in verschiedenen Lebensbereichen
(Familie, Schule, Freizeitbereich) stärker ausgeprägt als
bei gleichaltrigen Kindern, haben Sie einen wichtigen
Anhaltspunkt, dass es sich bei den Auffälligkeiten Ihres
Kindes möglicherweise um ADS handeln kann.

Checkliste für eine Aufmerksamkeitsstörung


ohne allgemeine motorische Unruhe und
Impulsivität
1. Beachtet bei den Schularbeiten oder bei anderen
Tätigkeiten häufig Einzelheiten nicht oder macht häufig
Flüchtigkeitsfehler.
2. Hat bei Aufgaben oder Spielen oft Schwierigkeiten,
längere Zeit dabei zu bleiben und die Aufmerksamkeit
aufrecht zu halten.
3. Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere sie/ihn
ansprechen.
4. Kann häufig Aufträge von anderen nicht vollständig
durchführen und kann Schularbeiten, andere Arbeiten
oder Pflichten häufig nicht zu Ende bringen.
5. Hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten
zu organisieren.
6. Hat eine Abneigung gegen Aufgaben, bei denen er/sie
sich länger konzentrieren und anstrengen muss (z.B.
Hausaufgaben). Vermeidet diese Aufgaben oder macht
sie unwillig.
7. Verliert häufig Gegenstände, die er/sie für bestimmte
Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z.B. Spielsachen,
Hausaufgabenhefte, Stifte, Bücher oder Werkzeug)
8. Lässt sich durch seine Umgebung (äußere Reize) leicht
ablenken.
9. Ist bei Alltagsaktivitäten häufig vergesslich (z.B. vergisst
Schulsachen oder Kleidungsstücke).

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Ist die Mehrheit dieser neun Kriterien bei Ihrem Kind


erfüllt, sprechen Sie am besten mit Ihrem Kinderarzt
oder einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Denn die Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung kann
nur durch einen erfahrenen Arzt getroffen werden.
Meist ist der Kinderarzt der erste Ansprechpartner.
Viele Kinder werden dann an einen Spezialisten weiter
verwiesen. Dies kann ein Facharzt für Kinder- und
Jugendpsychiatrie sein oder ein Psychologe, der als Kin-
der- und Jugendlichenpsychotherapeut arbeitet. Dort
wird das Kind ausführlich untersucht, auch um abzuklä-
ren, ob die Probleme des Kindes nicht möglicherweise
ein Hinweis auf eine andere Störung sind. Zumal bei vie-
len Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen die Auf-
merksamkeitsstörung selbst nicht das Kernproblem ist.
Denn andere Störungen oder Belastungen können
ebenfalls mit einer verminderten Konzentrations-
fähigkeit einhergehen.

Intelligenzminderung (z.B. Lernbehinderung):


Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderungen
zeigen häufig im Vergleich zu Gleichaltrigen eine ver-
minderte Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit oder
auch vermehrt impulsives Verhalten und eine größere
Unruhe. Wenn Kinder Symptome von Aufmerksam-
keitsstörungen haben und gleichzeitig Entwicklungs-
rückstände im Kindergartenalter zeigen oder schuli-
sche Leistungsprobleme in der Grundschule haben,
dann muss deshalb auch die Begabung der Kinder
untersucht werden. Wenn eine entsprechende Intelli-
genzminderung festzustellen ist, dann muss zunächst die
beste Förderung und Beschulung für das Kind gefunden
werden. Danach können weitere Hilfen zur Verminde-
rung der Verhaltensprobleme bedacht werden.

Schulische Überforderung: Aufmerksamkeitspro-


bleme können in Zusammenhang mit einer schulischen
Überforderung auch bei normal begabten Kindern und
Jugendlichen auftreten, wenn das Kind eine Schule
besucht, die Anforderungen an es stellt, denen es nicht
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gerecht werden kann. Wenn Kinder also Leistungs-


probleme in der Schule haben und schlechte Noten
mit nach Hause bringen und zusätzlich Aufmerksam-
keitschwächen zeigen, dann muss abgeklärt werden,
ob eine schulische Überforderung vorliegt.

Schulische Unterforderung: In sehr seltenen Fäl-


len können Konzentrationsprobleme in der Schule,
auch auf eine Unterforderung hinweisen. Wenn Kinder
sehr begabt (hoch begabt) sind, dann kann es sein, dass
sie in der Schule keine für sie interessanten Anregun-
gen finden und sich Langeweile breit macht, die sich
dann auch in Unaufmerksamkeit äußert. In einem sol-
chen Verdachtsfall ist ebenfalls eine genaue psycholo-
gische Untersuchung erforderlich.

Medikamente: Eine verminderte Konzentrations-


fähigkeit kann auch durch Medikamente wie z.B. durch
Hustensäfte oder Medikamente gegen Epilepsie aus-
gelöst werden. Die Auffälligkeiten beginnen dann nach
Einnahme der Medikamente und verschwinden nach
Absetzen des Medikaments wieder. Muss ihr Kind fort-
dauernd bestimmte Medikamente einnehmen und zeigt
ihr Kind Aufmerksamkeitsprobleme, fragen Sie am bes-
ten Ihren Arzt, ob diese Schwierigkeiten Nebenwir-
kungen des Medikamentes sein können.

Ängste: Wenn Kinder vor einer bestimmten Situa-


tion wie zum Beispiel einer Klassenarbeit Angst haben,
reagieren Sie oft mit Anspannung und Unruhe und sie
können sich in diesen Situationen auch schlecht kon-
zentrieren. Meist sind die Unruhe und Konzentra-
tionsprobleme dann aber nur auf diese Situation
begrenzt.

Traurige Verstimmung: Kinder, die von ihrer


Grundstimmung her traurig sind oder die eine starke
emotionale Belastung haben, können mit Konzentra-
tionsproblemen und mit Unruhe oder Anspannung
reagieren. Manchmal wirken sie aber eher apathisch
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oder sind wenig ansprechbar. Meist haben diese Pro-


bleme nicht den typischen kontinuierlichen Verlauf
einer AD(H)S, die üblicherweise im Kindergartenal-
ter beginnt und meist bis ins Jugendalter hinein beste-
hen bleibt.

Zwanghafte Denk- bzw. Verhaltensweisen: Man-


che Kinder werden von bestimmten wiederkehren-
den Gedanken geplagt, die sich ihnen ungewollt immer
wieder aufdrängen (z.B. immer auf drei zählen müs-
sen oder jeden dritten Buchstaben eines Wortes drei-
mal nachfahren müssen). Das kostet Zeit beim Diktat
und lenkt ab. Auch diese Kinder machen zunächst den
Eindruck, als hätten sie Aufmerksamkeitsprobleme.

Alltagsprobleme eines Kindes mit ADS


Jedes Kind kann sich vielleicht einmal eine Zeit lang
nicht richtig konzentrieren oder hat Schwierigkeiten, bei
der Sache zu bleiben. Doch bei einem Kind mit ADS ist
die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche lang-
fristig deutlich geringer als bei anderen Gleichaltrigen. Es
fällt ihnen sehr häufig schwer, begonnene Tätigkeiten zu
Ende zu führen, sie lassen sich leicht ablenken, es unter-
laufen ihnen sehr häufig Flüchtigkeitsfehler und die Leis-
tung schwankt erheblich.
Die geringere Aufmerksamkeitsspanne fällt bei man-
chen Kindern auch beim Spiel auf. Sie bringen es nicht zu
Ende, sondern brechen das Spiel rasch wieder ab. Zu
einem Problem wird die geringe Aufmerksamkeitsspan-
ne vor allem, wenn die Kinder in der Schule oder bei
den Hausaufgaben über längere Zeit konzentriert arbei-
ten sollen. Ihre Aufmerksamkeit lässt rasch nach; sie wir-
ken zerstreut und irgendwie nicht bei der Sache. Das
Denken ist oft verlangsamt und längere Anweisungen
können sie nur schlecht behalten. Unangenehme Dinge
und alles, was ihnen kompliziert erscheint, werden ger-
ne „auf die lange Bank“ geschoben oder sie sagen rasch
„Das kann ich nicht“. Zugleich können sie sich schlecht
organisieren und vergessen oft alltägliche Dinge wie
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Turnbeutel, Mäppchen oder Bücher. Meist fällt erst spät


auf, dass es sich bei den Besonderheiten eines Kindes
um ADS handelt. Denn die betroffenen Kinder haben
eine freundliche Art und oft sind sie sehr still. Dass sie
zugleich schusselig und verträumt sind, wird vor allem
bei Mädchen akzeptiert.
Probleme entstehen oft erst, wenn die Kinder in die
Schule gehen. Es gelingt ihnen dann nicht, den gestiege-
nen Anforderungen an die Aufmerksamkeit gerecht zu
werden. Sie können dem Unterricht nicht über längere
Zeit folgen, sie schalten immer wieder ab, sind in der
Leistungserbringung sehr schwankend. Das Heft ist oft
unsauber geführt und immer wieder schleichen sich Feh-
ler ein. In vielen Familien kommt es aufgrund der Haus-
aufgaben Tag für Tag zu Auseinandersetzungen und viele
Eltern verlieren den Glauben an die Auffassungsgabe ihres
Kindes.
Von Gleichaltrigen werden Kinder mit ADS oft ausge-
grenzt. Die anderen merken, dass diese Kinder auf
irgendeine Art und Weise anders sind als sie selber. Meist
werden die Kinder dadurch immer unsicherer und sie
ziehen sich zurück. Viele suchen die Schuld bei sich und
werden von Selbstzweifeln und Ängsten gequält. Es ge-
lingt ihnen nicht, ein positives Selbstbild aufzubauen.

Ursache von ADS


Die betroffenen Kinder können viele Anforderungen
oft nicht so gut erfüllen wie andere gleichaltrige Kinder.
Dies liegt daran, dass ihr Gehirn anders arbeitet. Die
Nervennetze in ihrem Gehirn sind nicht so gut aufein-
ander abgestimmt, und es gelingt ihnen schlechter, ihre
Aufmerksamkeit zu fokussieren. Wenn sie sich konzen-
trieren, erfordert dies von ihrem zentralen Nerven-
system deutlich mehr Aufwand als bei anderen Kindern.
Verständlicherweise können sie die Konzentration des-
halb nicht lange aufrechterhalten.

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Diagnose von ADS


Die Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung gehört in
die Hände von Kinder- und Jugendpsychiatern, Kinder-
und Jugendlichenpsychotherapeuten oder erfahrenen
Kinder- und Jugendärzten. Es gibt nicht einen spezifischen
Test, mit dem man ADS nachweisen kann. Die Diagnose
fügt sich aus vielen einzelnen Mosaiksteinchen zusam-
men. Der Arzt befragt die Eltern zur Lebensgeschichte
des Kindes und berücksichtigt dabei in der Regel auch
den Eindruck von Erzieherinnen oder Lehrern. Das Kind
wird körperlich untersucht und andere Ursachen werden
ausgeschlossen. Es wird ein Leistungsprofil über Stärken
und Schwächen des Kindes angelegt und während der
Durchführung verschiedener Fragebogen bzw. psycho-
logischer Leistungstests das Verhalten des Kindes und
seine Aufmerksamkeitsspanne detailliert beobachtet.
Neben ADS haben die betroffenen Kinder oft weitere
Störungen wie eine Lese-/Rechtschreib- oder Rechen-
schwäche. Um dem Kind möglichst gezielt helfen zu kön-
nen, wird auch dies diagnostisch abgeklärt.

Unterstützung des Kindes


durch Eltern und Lehrer
Eltern sollten sich immer wieder vor Augen halten, dass
das Kind sich nicht mit Absicht schusselig, verträumt
oder labil verhält. Sie sollten versuchen, die Trödelei, die
Missgeschicke oder die Träumereien nicht über zu bewer-
ten oder sie von der humorvollen Seite zu nehmen.
Zugleich hilft es, das Kind nicht mit Vorhaltungen oder
abwertenden Bemerkungen zu traktieren. Denn spürt
das Kind, dass es den Erwartungen nicht entspricht, fühlt
es sich immer unsicherer und zunehmend blockiert. Auch
wenn es noch so schwer fällt, sollte man sich deshalb Tag
für Tag aufs Neue um Ruhe, Gelassenheit und Geduld
bemühen.
Hilfreich sind auch feste Tagesstrukturen. Denn weiß
das Kind, was von ihm erwartet wird, spürt es Halt und
Geborgenheit. Bei Anweisungen sollte man versuchen

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so klar wie möglich zu sein. Hat es einen Auftrag erfolg-


reich erledigt, benötigt es sofort eine positive Rückmel-
dung. Halten sie sich immer vor Augen, dass es diesem
Kind schwerer fällt als anderen, sich zu konzentrieren
und bei der Sache zu bleiben. Das Lob wirkt wie ein Ver-
stärker; das gewünschte Verhalten wird zunehmend häu-
figer auftreten und zugleich wird das Selbstwertgefühl
des Kindes gefestigt.
In der Schule nehmen die Probleme meist zu, sobald
das Lerntempo steigt und die Anforderungen komple-
xer werden. Eltern sollten deshalb in punkto Schule und
Lernen hartnäckig – das heißt liebevoll, doch konsequent
– bleiben. Das sorgfältige Erledigen von Hausaufgaben
und das tägliche Üben in kleinen Portionen helfen dem
Kind, bei steigenden schulischen Anforderungen nicht
den Faden zu verlieren. Am besten teilt man die Haus-
aufgaben in überschaubare „Häppchen“ auf und geht
Schritt für Schritt vor. Man sollte versuchen, das Abdrif-
ten des Kindes immer wieder zu verhindern. Oft genügt
ein Hinzeigen auf die richtige Stelle im Heft oder der
Hinweis „Prima gemacht, jetzt geht es hier weiter“.

Multimodale Therapie
Doch Üben allein ist oft nicht genug. Kinder mit ADS
benötigen eine multimodale, das heißt aus verschiede-
nen Bausteinen bestehende Therapie. Denn bei Nicht-
behandlung kann ADS noch bis in das Erwachsenenalter
hinein zu seelischen und psychischen Störungen führen.
Auch eine medikamentöse Behandlung ist für Kinder mit
ADS manchmal nötig und hilfreich. Die Medikation mit
Methylphenidat trägt dazu bei, die gestörten Hirnfunk-
tionen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Oft können
die Kinder dadurch wieder länger bei einer Sache bleiben,
Aufgaben zügig durcharbeiten und sich selber wieder als
erfolgreich erleben. Das Kind wirkt ansprechbarer, es
lässt sich weniger leicht ablenken und es gelingt ihm mit
Unterstützung der Eltern und Lehrer, seine schulischen
Leistungen allmählich zu verbessern, d.h. seine durchaus

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vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten besser zu nut-


zen. Die Kinder können damit auch von weiteren Bau-
steinen des Therapiekonzeptes noch mehr profitieren.
Die Wirksamkeit des Medikamentes ist in vielen Studien
zwar gut belegt worden, doch muss im Einzelfall immer
genau geprüft werden, ob das Medikament auch ihrem
Kind wirklich hilft und in welcher Dosierung es gegeben
werden muss. Diese Überprüfung kann gerade bei Kin-
dern mit ADS besonders schwierig und aufwendig sein.

Weitere Informationen zu ADS


Zu ADS findet sich nur wenig spezifische Literatur;
meist wird dieses Thema in ADHS-Ratgebern mehr
oder weniger detailliert mitbehandelt.
Literatur:
Born, A.; Oehler, C.:
Lernen mit ADS-Kindern.
Ein Praxishandbuch für Eltern, Lehrer und Therapeuten. 2003.
ISBN: 3-17-018283-8, Kohlhammer

Döpfner, M., Frölich, J, Lehmkuhl, G.:


Ratgeber Hyperkinetische Störungen.
Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher. 2000.
ISBN: 3-8017-1368-7, Hogrefe

Döpfner, M., Schürmann, S., & Lehmkuhl, G.:


Wackelpeter & Trotzkopf.
Hilfen bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten
(2. überarb. Aufl. ed.). Weinheim: Beltz, Psychologie Verlags
Union. 2000. ISBN: 3-621-27481-2

Internetseiten:
Auf diesen Seiten finden sich auch Informationen zu ADS:

www.agadhs.de
Arbeitsgemeinschaft Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-
Störung der Kinder- und Jugendärzte e.V. (AG ADHS)

www.bv-ah.de
Bundesverband Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität e.V.

www.auek.de/index-html
Bundesverband Arbeitskreis Überaktives Kind, Selbsthilfe-
verband für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ADHS

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In diesen Broschüren finden Sie


verständliche Informationen zu ADHS:

1 ADHS Infothek
Ausgewählte Literatur und Internet-Adressen

2 ADHS Basiswissen
Was bedeutet Aufmerksamkeits-Defizit-
Hyperaktivitäts-Störung?

3 ADHS erkennen
Der Weg zur sicheren Diagnose

4 ADHS behandeln
Therapie und Therapiebegleitung

5 ADHS erleben
Tipps für Eltern mit ADHS-Kindern

6 ADHS in der Schule


Für Pädagogen

7 ADHS erklären
Häufige Fragen und Antworten,
auch in türkischer Sprache

8 ADHS bei Erwachsenen


Tipps für Betroffene

9 ADS erkennen und verstehen


Elterninformation
906207

www.qids.de sandra.linke@ucb-group.com

UCB GmbH, Hüttenstr. 205, D-50170 Kerpen


Telefon 02273-563-0

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