Der 1938 in Mamer geborene Luxemburger Priester, Camille Perl, in Luxemburg zuletzt Pfarrer von Neudorf und Clausen, steht in Rom seit 1985 als Prälat im Dienste des Vatikans. Seit 1988 ist Monsignore Perl Sekretär der päpstlichen Kongregation „Ecclesia Dei – Kirche Gottes“.
Wie der Vatikan am vergangenen Donnerstag
mitteilte, hat der Papst diesen sehr engagierten Kirchendiener aus Luxemburg zum Vizepräsidenten der gleichen Kongregation (eigens für Camille Perl geschaffenen Posten) ernannt!
In seiner Tätigkeit als Sekretär der päpstlichen
Kongregation für die Kirche Gottes bemühte sich Camille Perl stets mit größtem Eifer um die Aussöhnung des Heiligen Stuhls mit der vom Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründeten „Fraternité Sacerdotale Saint Pie X“.
Diese im Jahr 1970 in Econe (Schweiz)
gegründete Priesterbruderschaft fand in den ersten Jahren ihrer Tätigkeit die Unterstützung verschiedener Schweizer Bischöfe.
Als Monseigneur Lefebvre 1976 darauf beharrte,
die Messe weiterhin im alten lateinischen (tridentinischen)Ritus zu feiern, entzog ihm Papst Paul VI. auf ewige Zeiten die Befähigung, als Bischof tätig zu schein. Gleichzeitig wurde den Mitgliedern der Priesterbruderschaft das Recht auf eine priesterliche Tätigkeit abgesprochen. Damit rückte der Vatikan die „unbelehrbare traditionalistische Bruderschaft“ in die erzkonservativste Ecke der kirchlichen Bewegungen!
Dagegen beauftrage Papst Jean-Paul II. Prälat
Camille Perl mit der wo möglichen Aussöhnung mit den Traditionalisten. Diese Bemühungen blieben nicht ohne ersten Erfolg, hat doch ein kleiner Teil der als Traditionalisten bezeichneten Priester wieder Aufnahme in die Mutterkirche gefunden!
Bei gleicher Gelegenheit nahm Prälat Perl die
Buchhaltung der Traditionalisten näher unter die Lupe, wobei er feststellte, dass entgegen den zirkulierenden Gerüchte die Priesterbruderschaft ihre Ausgaben keineswegs aus hohen Geldspenden reicher Leute und Institutionen, sondern vielmehr aus unzähligen vielen kleinen Spenden des „kleinen“ Kirchenvolkes finanziert! Das erinnert an den sogenannten „Peterpfennig“, den die Kirchen aus allen Erdteilen nach bewährter alter Väter Sitte zweimal im Jahr an Rom abtreten müssen!
Entgegen den Wünschen vieler Bischöfe erlaubte
letztlich Papst Benedikt XVI., auf Anraten von Mgr Perl, die Zelebration der heiligen Messe im alten tridentinischen Ritus. Freilich mit einigen Korrekturen im Interesse der Aussöhnung mit dem jüdischen Volk!
Mit dieser päpstlichen Entscheidung hat der
allgemein als konservativ geltende Josef Ratzinger die Tür weit aufgestoßen zu einer endgültigen Versöhnung mit der von Bischof Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft.
Selbst wenn demnächst der letzte Akt zur
Aussöhnung mit den Traditionalisten durch eine für sie eigens eingerichtete päpstliche Prälatur über die Bühne gehen soll, so ändert diese Entscheidung nichts an der Tatsache, dass es sich bei der Priesterbruderschaft um eine erzkonservative Bewegung handelt, die lieber heute als morgen die vatikanische Uhr um 2 Jahrhunderte zurückstellen möchte! Was nicht heißen soll, dass in der Bruderschaft nicht auch einzelne fortschrittliche Priester tätig sind.
Wie auch immer: es ehrt den Papst, dass er Mgr
Camille Perl, der selbst kein Traditionalist ist, auf Grund seiner Verdienste um die katholische Kirche zum Vizepräsidenten der von einem Kardinal geleiteten Kongregation „Ecclesia Dei“ ernannt hat. Das wird wohl nicht die letzte Ehrung für den Luxemburger Priester sein, der, wie von Insidern erwartet, demnächst seine endgültige Konsekration durch die Ernennung zum Bischof im Dienste des Vatikans erhalten soll! Henri Schumacher