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pflichtlektüre
022010 www.pflichtlektuere.com
Auf Verbrecherjagd
pflichtlektüre begleitet eine Streife der Bundespolizei.
S02 VOR-SPIEL A367_02
Was geht
D
ie Ruhr.2010 läuft. Essen ist Slevogt (siehe „Segelboote“), Lovis Co-
Kulturhauptstadt, doch auch rinth und Max Liebermann. Studenten
die Stadt Dortmund hat für kommen für vier Euro rein.
alle Kulturbegeisterten einen
Veranstaltungskalender auf Wer sagt, ich interessiere mich mehr
ihrer Internetseite, Rubrik „Freizeit und für Literatur, den mag eine Lesung des
Kultur“: www.dortmund.de Vereins deutscher Sprache locken. Am
Samstag, 6. Februar, um 18 Uhr wird
Zwei der Tipps schon hier für euch: Zu- im Dortmunder Martin-Schmeißer-
nächst eine Ausstellung rund um den Weg 11 ein lyrisches Potpourri des 20.
Impressionismus im Dortmunder Mu- Jahrhunderts präsentiert. Texte gibt es
seum für Kunst und Kulturgeschichte, von Else Lasker-Schüler, Bertolt Brecht,
Hansastraße 3, täglich von 10 bis 17 Uhr. Ingeborg Bachmann und weiteren.
Noch bis Mitte April sind hier Werke Kostet nix. Wir wünschen kulturell ge-
der Berliner Künstlergruppe Secession nussvolle Semesterferien!
aus der Nationalgalerie Berlin ausge-
liehen worden. Die Bilder beschäftigen macl/sal
sich mit dem Umbruch, dem Aufbruch foto: Pressestelle Stadt Dortmund
aber auch mit dem Zusammenbruch
vor dem Ersten Weltkrieg. Zu sehen
sind unter anderem Bilder von Max
Neulich in Deutschland
N
eulich habe ich den Raum- zu Fremden sehr herzlich sind, doch
plan-Studenten Alex mit es lange braucht, bis man sie wirk-
links gezeichnet, obwohl ich lich kennen lernt. Man pellt sie eben
Rechtshänderin bin: Neue Schicht um Schicht wie Zwiebeln“,
Erfahrungen sind schon erklärte Seminarleiterin Julia Pehle:
spaßig, war auch das Motto beim „In- „Deutsche sind eher wie Kokosnüsse;
terkulturellen Training“ des Akade- eine wirklich harte Schale beim Erst-
mischen Auslandsamtes der TU Dort- kontakt, aber wenn die mal gesprengt
mund. Sogar Alex selbst fand sein ist, wird das Innerste offenbart.“
recht spezielles Porträt amüsant. Neue
Blickwinkel bereichern eben. Für mein Erasmus-Semester, die Teil-
nahme am Training und meine Spa-
Oder wusstet ihr, dass es für Spanier nisch-Kurse bekomme ich übrigens
ganz normal ist, erst zur Hochzeit mit ein Zertifikat ausgestellt. Mehr Infos
knapp 30 Jahren bei den Eltern aus- unter: www.aaa.tu-dortmund.de/zer-
zuziehen? Und, dass sich in England tifikat. Auch an UDE und RUB gibt es
jeder Fahrgast höflich vom Busfahrer Erasmus-Förderprogramme.
verabschiedet? Zudem lernte ich, dass
Australier wie Zwiebeln und Deutsche Sarah Salin war ein Semester in Dublin
wie Kokosnüsse sind: „Das Modell und studiert Journalistik in Dortmund.
will sagen, dass die offenen Australier sal/foto:nm
Wissens-Wert
S
chon mal vom „Genie in a bot- Presley kreiert werden – behauptet zu-
tle“ gehört? Sicher, da gab es mindest der Hersteller. Professor Hans
mal den Song, von der kleinen Hatt, Deutschlands bekanntester Riech-
Blonden. Aber hier geht es um forscher von der Ruhr-Uni Bochum hält
eine ganz große Persönlichkeit, das für unwahrscheinlich. „Die DNA
die seit kurzem in 50 ml Fläschchen ab- selbst ist völlig geruchlos.“ Zwar sind
gefüllt wird. Riechen wie Michael Jack- hier gewisse Vorlieben und Antipathien
son, das verspricht der amerikanische für den einen oder anderen Duft gespei-
Parfumhersteller „My DNA Fragrance“. chert, einen Eigengeruch gibt es aber
nicht. Wer wissen will, wie er selber
Jackos DNA wurde von seinen Haaren riecht, für den hat der Wissenschaftler
extrahiert, mit etwas Aloe Vera gemischt einen simplen Vorschlag: Einmal mit
und fertig war der Jackson-Geruch. Und dem Tuch in die Achselhöhle, auswi-
der sei in jedem Fall wohlriechend, ga- schen und unter die Nase halten.
rantiert das Unternehmen. My DNA
Fragrance arbeitet übrigens mit John Dieser Duft ließe sich dann sogar kon-
Reznikoff, dem Besitzer der weltgrößten servieren, aber wer will schon riechen
Sammlung historischer Haare, zusam- wie Michael Jacksons Achsel…
men. So konnten auch Düfte von Jacky
Kennedy, George Washington oder Elvis text/foto: ami
A171_03 START-BLOCK S03
W
Auf dem Weg ir können es uns heute kaum vorstellen: In drei
in eine bessere Jahren schlagen zwei Abi-Jahrgänge an den
Zukunft? Der Ruhr-Unis auf. Nun ist es ja nicht so, dass wir ak-
Streik trägt tuell noch viel Platz in Vorlesungen, Seminaren
erste Früchte. oder Laboren hätten. Oder in der Mensa. Oder in
den Bussen und Bahnen, die uns zur Uni fahren.
S10 … Büffeln statt Besetzen? Der Bildungsstreik spaltete die Studierendenschaft. .com/pflichtlektuere
RUHR-BLICK
S13 … Die Zukunft wird eng: 2013 stürmen zwei Jahrgänge gleichzeitig an den Unis.
DIENST-BAR
S14 … Schieb mich in den DVD-Player, Kleines: Filmklassiker, die ihr sehen solltet.
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S04 DORTMUND: MITTEN IM LEBEN A171_04
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en Winter über schrauben, rechnen und gabenbereich Organisation. Die strikte Aufga-
bauen sie. Jedes Gramm ist entschei- bentrennung im Team gibt es nicht ohne Grund:
dend, jede Pferdestärke zählt. „Bei uns FORMULA STUDENT „Es ist schon ziemlich blöd, wenn man feststellt,
im „GET racing“-Team geht es im Mai in dass bald die Rennen anstehen, aber das Lenkrad
die heiße Phase“, sagt Carsten Wester- noch immer fehlt“, sagt Gräser und lacht. Passiert
mann, während er schnellen Schrittes über die Das Konzept der Formula Student ist einfach: sei so etwas noch nicht, dennoch geht es nicht
Flure des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss Studenten bauen einen Rennwagen der er- ohne einen minuziösen Zeitplan.
und Logistik geht. „Dann können wir den Wagen schwinglich, sicher und gleichzeitig auch effi-
zusammensetzen und erste Tests machen.“ zient im Verbrauch ist. Im Wettbewerb muss
jedes Team sein Fahrzeugkonzept einer Jury Leichtbau in Eigenregie
Westermann eilt in die Werkstatt. Wer jetzt an vorstellen, einen Kostenplan für eine Kleinse-
die Formel 1 und ihre millionenteuren Hightech- rienproduktion vorlegen und in vier Fahrdis- „Wenn keine größeren Probleme auftreten, wird
werkstätten denkt, der irrt. Ein kleiner Bereich ziplinen zeigen, wie leistungsfähig die eigene der neue Wagen Ende Juni die Testphase erfolg-
am Ende einer Lagerhalle im Institut wurde kur- Konstruktion auf der Straße tatsächlich ist. Am reich abgeschlossen haben“, sagt Carsten Wester-
zerhand als Werkstatt umfunktioniert. Zaun-Ele- Ende gewinnt das Team, das in den acht Wett- mann, der auf einem Reifen des Vorjahreswagens
mente bilden die Grenze zwischen Stauraum und bewerbskategorien die meisten Punkte holt. sitzt. Carsten studiert Maschinenbau im siebten
Rennwagenschmiede, in der rund 30 Studenten Die nächsten Rennen finden am 15. Juli in Sil- Semester und ist der Mann fürs Motorinnere.
der TU Dortmund in unzähligen Stunden an ih- verstone und am 4. August auf dem Hocken- Dort, wo es immer ölig ist. Dort, wo die Leistung
rem eigenen Rennwagen schrauben. heimring statt. Neben dem Wettbewerb steht des Rennwagens steckt und dort, wo es immer
bei den fast 100 internationalen Teams der Er- was zu tun gibt.
„Wir konstruieren momentan den Rahmen für fahrungsaustausch im Vordergrund. 2009 ge-
die nächste Saison“, sagt Melanie Gräßer. Sie ist wann das Team der Universität Stuttgart vor Er legt ein Metallteil auf den Tisch. „Das war die
eine von fünf Studentinnen im GET racing-Team. Teams aus Großbritannien und Australien. original Ölwanne“, sagt der Student. „Die war
Über ihre Fakultät Maschinenbau ist sie auf das allerdings zu groß und nicht optimal für den
Projekt gestoßen. Inzwischen leitet sie den Auf- Schwerpunkt unseres Fahrzeugs.“
A171_05 DORTMUND: MITTEN IM LEBEN S05
Wer fährt?
Bei der Fahrerwahl entscheidet ganz allein die
Geschwindigkeit. „Wir gehen vor den Rennen auf In der kleinen Werkstatt im Dortmunder Frauenho-
die Kartbahn. Die Schnellsten von uns haben so fer-Institut für Materialfluss und Logistik konstruie-
ren die Studenten der TU ihren eigenen Rennwagen.
ihren Platz im Cockpit sicher“, sagt Melanie. „Für
Testfahrten saß aber jeder schon mal hinterm
Steuer.“ Doch so sorglos die Zeit auf der Rennstre-
cke erscheinen mag, so leidvoll können die Stun- Wenn man weiß, wie viele Arbeitsstunden in „Bei uns ist jeder willkommen, der engagiert und
den werden, wenn eine Maßanfertigung kaputt dem Auto stecken und jedes Teil persönlich zuverlässig ist“, sagt Melanie. In den kommenden
geht. „Das ist dann immer viel Rumgebastel“, kennt, dann will man es nicht vermasseln.“ Stolz Jahren hat das Team noch eine Menge vor. Neben
sagt Melanie. „Der Austausch bereitet nur wenig grinsend sagt er weiter und spricht damit wohl dem über 80PS starken und 125km/h schnellen
Probleme. Schwieriger ist es, in kurzer Zeit ein Teil für alle Teammitglieder: „Es ist ein unbeschreib- Rennwagen soll in Zukunft auch ein Elektroauto
von einem unserer Sponsoren anfertigen zu las- liches Gefühl, zu sehen, wie der eigene Wagen im entstehen – selbstgebaut, natürlich.
sen.“ Melanie weiß genau über was sie redet; als Rennen andere Gegner überholt.“
Verantwortliche für die Organisation koordiniert text und fotos Florian Hückelheim
sie alle Nachfertigungstermine und den nötigen Neben dem Rennen liegt dem Projekt ein wei-
Transport. Unentgeltlich und engagiert – wie alle terer wichtiger Gedanke zugrunde: „Durch die
im Team. Mitgliedschaft im Team sammeln wir alle eine
Menge Erfahrungen, die uns das Studium nicht
Wie es sich anfühlt, im „eigenen“ Auto zu sitzen, bietet. Diese Erfahrungen können aber nicht nur
erklärt Carsten: „Man ist extrem angespannt. Maschinenbauer oder Elektrotechniker machen.
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er Dortmunder Hauptbahnhof ist eine derjährigen Täter stammen aus Osteuropa und höfe und Gleisanlagen zwischen Gelsenkirchen
Baustelle. Zeit, auf den neuen Bahnhof haben sich auf Taschendiebstahl spezialisiert“, und Hagen - eine Fläche von gut 6.000 Quadrat-
zu warten, haben die Reisenden nicht. sagt Mersmann. Die Kinder und Jugendlichen kilometern.
Aus allen Himmelsrichtungen strömen nutzen dabei das Gedränge beim Ein- und Aus-
täglich mehr als 130.000 Menschen steigen aus den Zügen. „Meist haben sie es auf
durch den großen, tristen Gang des baufälligen die Handtaschen abgesehen.“ Im Blick haben die Viel los an Bundesligaspieltagen
Gebäudes. Einige eilen zur U-Bahn, andere hetzen jungen Langfinger vor allem Studentinnen. „Die
auf die Gleise um ihren ICE zu erwischen, wieder sind meist gut angezogen und versprechen eine Neben dem Geschäftsmann, der den ICE nach
andere gönnen sich beim Bäcker ein Brötchen. fette Beute“, warnt Mersmann. München nimmt, ist der Bahnhof vor allem auch
Das Treiben kennt Heinz Mersmann gut. Mers- ein Ort, an dem Obdachlose und Bettler in diesen
mann arbeitet seit vielen Jahren bei der Bundes- Die Taktik der „Klau-Kids“ ist einfach: Sie steigen Tagen Schutz vor der klirrenden Kälte suchen. So
polizei. mit in den Zug, schlagen zu und springen vor der vielfältig die Klientel ist, so vielfältig sind auch
Abfahrt blitzschnell aus dem Zug. Die Opfer be- die Verbrechen. Die Polizisten wissen vor Dienst-
merken den Diebstahl in den meisten Fällen erst beginn nie was die nächste Schicht bringt. „Man
Partygäste zeigen keinen Respekt viel zu spät. An diesem Tag muss Mersmann kei- muss immer von einer auf die andere Sekunde
ne weitere Diebstahl-Anzeige aufnehmen. „Die bereit sein. Das ist das Schöne, aber auch das
Obwohl er mit seinen 57 Jahren kurz vor dem Ru- Bande hat wohl an einem anderen Bahnhof zu- Schlimme am Polizeidienst“, sagt Bundespolizist
hestand steht und einen Großteil seiner Arbeit geschlagen.“ Jürgen Karlisch.
mittlerweile vom Schreibtisch aus erledigt - so-
bald es auf Streife geht, ist er in seinem Element. Aufgrund der Umbauarbeiten befindet sich die Für zusätzliche Arbeit sorgen die Fußball-Fans.
Wachsam mischt er sich unter die Reisenden, die Wache der Bundespolizei vorübergehend in Con- Fast wöchentlich pilgern tausende von Anhän-
sich in Eile am Bauzaun in der kargen Bahnhofs- tainern am Nordausgang. Damit versprüht auch gern der Ruhrgebietsvereine durch den Bahnhof
halle vorbeidrängen. „Die Arbeit hat sich in mei- die provisorische Polizeiwache ein gewisses Bau- und stellen die Beamten vor eine Herausforde-
nen 40 Dienstjahren stark verändert. Speziell die stellen-Flair – zumindest von Außen. Im Inneren rung. „Wir teilen die Fans in drei unterschied-
Partygäste an den Wochenenden haben jeglichen ist es dagegen hell, aufgeräumt und die Technik liche Gruppen ein“, erklärt Karlisch. „Da gibt es
Respekt vor uns verloren“, sagt Mersmann, wäh- steht auf dem neusten Stand. Schließlich über- die Familienväter mit ihren Kindern. Sie stellen
rend er Richtung Südausgang schlendert. Nicht wachen die Beamten von hier das gesamte Ge- aus unserer Sicht kein Problem dar. Dann gibt es
nur angetrunkene Partygäste machen den Bun- schehen auf dem Bahnhof. Dabei haben sie nicht Fußballfans die generell nicht gewaltbereit sind.
despolizisten zu schaffen. „Im Moment schlagen nur den Dortmunder Hauptbahnhof im Auge. Ärger und Frust über das Spiel, gepaart mit zu
wieder die so genannten Klau-Kids zu. Die min- Insgesamt überwacht die Inspektion alle Bahn- viel Alkohol, führt bei ihnen aber oft zu Gewalt.
A171_07 DORTMUND: MITTEN IM LEBEN S07
pflichtlektüre empfiehlt
Der Text, der zu viel wusste Qualität im Bachelor
Sie ist das Aushängeschild
am Ende des Studiums –
die Abschlussarbeit. Aber
wie viel wissenschaftliche
Qualität kann man von ei-
ner Bachelorarbeit erwar-
ten, wenn man dafür nur
sechs Wochen Zeit und 30
Seiten Platz hat? Klar ist:
Mit der Diplomarbeit ist
die Bachelorarbeit nicht
zu vergleichen.
Ein Text, der weiß, dass ihn jemand liest? Je nachdem, wo die Augen Koffein im Prüfungsstress
des Lesers hinschauen, reagiert er mit Bildern, Musik und Geräuschen
– doch das ist nicht alles. Wieso der Text 2.0 kann, was er kann, wissen Kaffee ist der Doping-Klassiker von Studenten im Prüfungsstress. Doch
Forscher am Institut für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern. wie viele Tassen sind nötig, um nachts wach zu bleiben?
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S08 HERZ-STÜCK A367_08
Die Botschaft
ist angekommen
Studenten auf der Straße, Politiker unter Druck und
Rektoren in Erklärungsnot: Was bleibt vom großen Streik
für bessere Bildung? Eine Analyse.
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o wie es ist, kann es nicht bleiben. Das ten, als Ewiggestrige gebrandmarkt. Doch jetzt
ist das zentrale Ergebnis des Bildungs- ist klar: Wir haben ein Problem. Der Dortmunder
streiks 2009. Die Bologna-Reform muss Prorektor für Studium, Walter Grünzweig, formu-
zügig reformiert werden, darin sind sich liert es so: „Es hat jahrelang ein Redeverbot gege-
endlich alle einig. Mit zahllosen Demos, ben. Wenn wir nicht immer gezwungen gewesen
Flashmobs und Hörsaalbesetzungen haben Zehn- wären, Bologna in den Himmel zu loben, hätten
tausende Studenten in den vergangenen Mona- wir die Probleme viel früher beheben können.“
ten nicht nur die Aufmerksamkeit der Öffentlich-
keit auf sich gezogen, sondern auch Hochschulen Dass mit dem Gutwettermachen jetzt Schluss
und Politik massiv unter Druck gesetzt. Der Pro- ist, können sich die Protestler als Erfolg auf ihre
test trägt bereits erste Früchte. Doch der Kampf Fahnen schreiben. Als im November die Protes-
für bessere Bildung hat erst begonnen. te der Studierenden eskalierten, mussten Politik
und Hochschulen reagieren, und sie haben re-
Der Grundstein dafür, dass Bachelor und Master agiert: Die Kultusminster beschlossen eilig, dass
überarbeitet werden, ist gelegt: Politik, Hoch- der Bachelor künftig besser studierbar sein muss. Studentenproteste 2.0: Flashmob vor dem
schulen und Öffentlichkeit denken radikal um. Die Rektoren der NRW-Unis verpflichteten sich Bochumer Hauptbahnhof.
Jahrelang wurden Kritiker, die Probleme bei der zu einer Art Bologna-Check: Ist der Bachelor in
Einführung von Bachelor und Master bemängel- einzelnen Fächern überladen? Gibt es zu viele
Prüfungen? Können die Studierenden problemlos Tutorien aufgehoben. Zudem wird an der UDE
ins Ausland gehen? All das soll bis zum Semester- die Rahmenprüfungsordnung, an der sich die
ende überprüft werden. Prüfungsordnungen aller Fakultäten orientieren,
gerade im Senat überarbeitet. „So wie in NRW
HINTERGRUND An den Ruhrgebiets-Unis laufen die Reparaturen an Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt
Bachelor und Master jetzt auf Hochtouren. wurden, konnte nicht alles optimal laufen. Wir
haben teilweise Handlungsbedarf“, erklärt der
Bildungsstreik-Jahr 2009 An der Ruhr Uni Bochum haben alle Fachschaften Prorektor der UDE für Studium und Lehre, Franz
2009 – das Jahr des Bildungsstreiks: Einen mit ihren Dozenten Arbeitskreise gebildet, um Bosbach. Er sagt aber auch: „Änderungen gehen
ersten Höhepunkt erreichen die Proteste im den Bachelor- und Masterstudiengängen auf den nicht von heute auf morgen vonstatten.“
Juni, als bundesweit mehr als 100.000 Schüler Zahn zu fühlen.
auf die Straße gehen, um etwa ihrem Ärger Tatsächlich gilt: Mal eben ein paar Prüfungen
Auch an der TU Dortmund sind Studenten und streichen – das ist nicht. Vielmehr hängt an so
über das Turbo-Abi G 8 Luft zu machen. Im
Lehrende im Dialog. Die Mathe-Fakultät etwa ar- einem Plan ein ordentlicher prozessualer Ratten-
Herbst rücken dann die Hochschulen ins Zen-
beitet an einer neuen schwanz, Beispiel TU
trum: Als Ende Oktober Studenten das Wiener Studienordnung. „Wir Dortmund: Erst müs-
Audimax besetzen, schwappen die Proteste
nach Deutschland. Im November und Dezember
wollen das strenge Schluss mit Redeverbot. sen sich Lehrende und
Korsett der Bachelor- Studierendenvertreter
gehen hunderttausende Studierende auf die Studiengänge lösen, Jetzt wird umgedacht. an Lehrstühlen und
Straße. Ihre Hauptforderungen: Eine Reform so dass die Studenten in den Instituten eini-
des Bachelor-Master-Systems, Abschaffung zum Beispiel pro Semester nicht immer auf 30 gen, dann in der Fakultät. Ist das geschafft, lan-
der Studiengebühren, mehr Lehrpersonal Credits kommen müssen“, erklärt Fakultäts-Pro- det der Änderungsvorschlag beim Rektorat, das
und mehr Mitbestimmung. Im November und dekan Lorenz Schwachhöfer. ihn weitergibt an die Verwaltung. Die prüft die
Dezember werden bundesweit über 60 Hörsäle Sache formal und juristisch und schaut, ob die
besetzt – auch in Dortmund, Bochum, Duis- An der Uni Duisburg-Essen hat der Bildungsstreik Vorschläge umgesetzt werden können. Nächste
burg und Essen. In Dortmund lassen sich am bereits ein handfestes Ergebnis gebracht. Es geht Station ist die Senatskommission Studium und
um das brisante Thema Anwesenheitspflicht. Lehre (kurz: Lust-Kommission), die ans Rektorat
30. November Streikler aus dem Hörsaal des
Das Justiziariat der UDE hat festgestellt, dass in eine Empfehlung gibt, ob dem Antrag stattzu-
Emil-Figge-Gebäudes tragen. Das Rektorat er- Vorlesungen und Übungen „eine Pflicht zur re- geben ist. Schließlich entscheidet, natürlich: das
stattet Strafanzeige gegen 31 Protestler wegen gelmäßigen Anwesenheit der Studierenden zur Rektorat. So. Und wenn man sich vorstellt, dass
Hausfriedensbruchs. In Bochum räumen am Erreichung des Lernziels (...) regelmäßig nicht er- sich diese Gremien teilweise nur alle paar Wo-
22. Dezember Studenten den letzten besetzten forderlich“ sei. Nach Rektoratsangaben werden chen treffen, ist klar, warum erst wenige greifba-
Hörsaal im Ruhrgebiet. Andernorts – etwa an die einzelnen Fakultäten ihre Regeln in Sachen re Ergebnisse auf dem Tisch liegen.
der FU und der HU Berlin – verbringen Studen- Anwesenheit zum Sommersemester ändern. Das
ten gar die Weihnachtstage im Hörsaal. / bw Institut für Politikwissenschaft hat zum Beispiel Wird in einem Studiengang etwas Substanziel-
schon reagiert und die Anwesenheitspflicht für les verändert – zum Beispiel der Name – kommt
A367_09 HERZ-STÜCK S09
Keine Zeit
für Streik
Die Hörsaal-Besetzungen im Ruhrgebiet
haben die Studierendenschaft gespalten. In
Essen kam es gar zur Eskalation. Revolution ist nicht jedermanns Sache: Während wie hier in
Dortmund tausende Studenten für bessere Bildung auf die
Straße gingen, entschieden sich andere lieber fürs Büffeln.
S
pinnerei von Möchtegern-Revolutionä- andersetzung. Der Grund: Der Asta stand nicht war nicht unser Weg, wir distanzieren uns aber
ren oder der einzige Weg um Aufmerk- hinter den Besetzungen in Duisburg und Essen: auch nicht von ihr.“ Zulaica ist mit der Zusam-
samkeit zu erlangen: Die Hörsaalbeset- „Sie hat einen Keil in die Studierendenschaft ge- menarbeit mit TU-Rektorin Ursula Gather „ganz
zungen an den Ruhrgebiets-Unis haben trieben, weil bestimmte Studenten das Audimax zufrieden“. Er ist überzeugt: „Wenn Frau Gather
bei den Studierenden ein geteiltes Echo für ihre Veranstaltungen nutzen wollten. Und zum Beispiel sagt, sie wolle sich für einen achtse-
gefunden. Wie unsere Umfrage (Seite 11) zeigt, wir vertreten nunmal alle Studierenden“, erklärt mestrigen Bachelor einsetzen, kann man ihr das
war die Studierendenschaft in Sachen Bildungs- Bauer. Besetzer Wilharm sieht das freilich anders: glauben.“
streik offenbar dreigeteilt. Gruppe eins war voll „Für mich war es paradox, dass die Wiwis das Au-
dabei. Gruppe zwei fand den Bildungsstreik zwar dimax stürmten. Wir kämpften doch dort dafür, Insgesamt fällt das Fazit der Asten zum Streik
gut, hatte aber vor lauter Unistress keine Zeit, dass sie Vorlesungen künftig nicht mehr in die- recht positiv aus. „Es ist eine Aufbruchstimmung
hinzugehen. Und Gruppe drei versteht den Auf- sem Riesenraum hören müssen.“ An die Adresse entstanden“, sagt etwa der Bochumer Asta-Refe-
riss nicht, weil alles okay sei. Keine leichte Aufga- des Asta sagt er: „Wir bezahlen ihn, aber er tritt rent für Hochschul- und Bildungspolitik, Martin
be für die Asten der Unis. nicht für unsere Interessen ein.“ Schmidt. An der RUB stand der Asta klar hinter
den Besetzern. Schmidt bedauert, dass das The-
Am deutlichsten trat der Konflikt zwischen Pro- Studierendenvertreter zwischen den Stühlen: ma Studiengebühren etwas in den Hintergrund
testlern und Besetzungsgegnern in Essen zu Tage: Diese Situation kennt auch der Dortmunder getreten ist. In Sachen Bologna fordert er mehr
Hier stürmten im November Wirtschaftswissen- Asta-Vorsitzende Miguel Zulaica. Während der Ergebnisse von der Politik: „Alles, was da bisher
schaftler das besetzte Audimax, weil sie dort ihre Hörsaalbestzung in der Emil-Figge-50 geriet der kam, sind Absichtserklärungen“, sagt er.
Vorlesungen hören wollten. In Duisburg lieferten Asta in die Rolle des Vermittlers zwischen Beset-
sich Besetzer Robin Wilharm und der stellvertre- zern und Rektorat: „Wir fanden es richtig, dass text Barbara Wege
tende Asta-Chef Jan Bauer eine lautstarke Ausein- Studierende politisch aktiv waren. Die Besetzung foto Florian Hückelheim
Ich bin nicht auf Demos gegangen, Ich war bei der Vollversammlung zum Ich habe davon kaum etwas mitbe-
dafür haben wir Bauingenieure keine Bildungsstreik. Ich studiere ja auf Di- kommen, denn ich war im Labor. Ich
Zeit. Wir haben den ganzen Tag über plom, aber ich bekomme mit, dass die habe auch kein großes Problem mit
Seminare und Tutorien mit Anwesen- Bachelor-Studenten unter großem Bachelor und Master. Sicher ist die
heitspflicht. Als die Streikler bei uns Druck stehen. Ich finde es gut, wenn Prüfungsdichte hoch, aber wenn man
in die Mathe-Übung kamen, haben mit dem Bildungsstreik dafür ge- kontinuierlich arbeitet ist das alles zu
wir sie herausgeworfen, weil wir ler- kämpft wird, dass Studenten auch Zeit schaffen.
nen mussten. Aber ich bin dafür, den haben, in ihren Studien eigene Schwer-
Bachelor zu reformieren. Die Stunden- punkte zu setzen.
pläne sind einfach zu vollgepackt.
Was ist der größte Missstand an den Universitäten, der unbedingt angepackt werden muss?
Wir brauchen mehr Platz in den Hör- Die Studiengebühren müssen abge- Ich bin eigentlich zufrieden. Auch die
sälen und die Stundenpläne müssen schafft werden. Jeder sollte sich frei Studiengebühren finde ich okay, da
entzerrt werden. Manchmal würde ich bilden können. Ich kenne Leute, die man bei uns sieht, was damit gemacht
mich gern tiefer in ein Thema einarbei- wegen der Beiträge nicht studieren, wird. Die Labore sind zum Beispiel
ten, schließlich interessiert mich mein weil sie sich nicht verschulden wollen. besser ausgestattet, wir haben mehr
Studienfach. Aber dazu fehlt die Zeit. Das kann ich auch gut verstehen. Tutorien und die Betreuungsquote hat
sich verbessert.
Maren Köster, Sonderpädago- Michael Alfermann, Lehramt, Diana Wendland, Geschichte, Ger-
gik, Master, 9. Sem., TU Do. Staatsexamen, 3. Sem., UDE. manistik, Bachelor, 3. Sem., RUB.
Ich habe nicht mitgestreikt, weil ich Ich war bei Demos im Sommer und im Ich habe nicht am Bildungsstreik teil-
es mir nicht leisten kann in Pflichtver- Herbst dabei, weil sich die Zustände an genommen, weil ich persönlich mit
anstaltungen zu fehlen. Ich bin aber den Unis ändern müssen. Die einseiti- dem Bachelor-Master-System nicht un-
für Veränderungen bei Bologna. Unser ge Ausrichtung auf Verwertbarkeit ist zufrieden bin. In meinem Fachbereich
Jahrgang war Teil des Bachelor-Modell- falsch. Die Studenten brauchen mehr funktioniert es gut, weil die RUB den
versuchs und alles war unorganisiert. Freiheiten. Auch die Besetzungen fand Bachelor schon lang eingeführt hat. Es
Man hatte zu viel zu tun und keine Zeit, ich gut, weil man so wirklich öffentli- ist alles zu schaffen und ich habe auch
mal etwas zu machen, das nicht Pflicht che Aufmerksamkeit erregt. recht viele Wahlmöglichkeiten.
ist, zum Beispiel einen Sprachkurs.
Was ist der größte Missstand an den Universitäten, der unbedingt angepackt werden muss?
Die Prüfungsdichte muss abnehmen. Die Studiengebühren müssen weg. Die Studiengebühren müssen weg.
Im Bachelor hatten wir bestimmt 50 Sie führen dazu, dass Leute mit wenig Wer keine Eltern hat, die zahlen kön-
Prüfungen und im Master ist es auch Geld vom Studium ausgeschlossen nen, hat kaum eine Chance, das Stu-
nicht weniger Arbeit geworden. Von werden. Und der Staat zieht sich aus dium zu finanzieren. Schließlich hat
Semesterferien habe ich nie etwas ge- der Finanzierung heraus, obwohl das man neben dem Bachelor auch wenig
merkt. eigentlich seine Aufgabe wäre. Zeit zum Jobben.
S12 RUHR-BLICK: AUF DEM CAMPUS A367_12
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ie Universitäten im Ruhrgebiet stehen der TU Dortmund. 4.000 Abiturienten haben ren viele Milliarden zusätzlich in die deutschen
vor dem größten Ansturm von Studi- zum Wintersemester ein Studium an der TU be- Hochschulen investiert werden.
enanfängern, den es je gegeben hat. gonnen, 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit den
Wenn in drei Jahren der doppelte Abi- 8.000 Studenten der FH Dortmund, sind nun Das Land NRW stellt zu seinen jährlichen Zu-
tur-Jahrgang in Nordrhein-Westfalen 30.000 Menschen auf dem Dortmunder Campus schüssen von drei Milliarden Euro noch mal 1,8
die Schulen verlässt, wird die Zahl der Studi- unterwegs. Ähnlich sieht es in Duisburg und Es- Milliarden Euro für die nächsten fünf Jahre bereit.
enanfänger im Vergleich zu 2005 um fast ein sen aus, wo die Zahl der Studienanfänger um gut Darüber, wie dieser Batzen Geld verteilt werden
Drittel steigen und erstmals die 100.000-Gren- acht Prozent auf 5.000 anstieg. Auch in Bochum soll, wird in diesen Tagen verhandelt. Die Hoch-
ze überschreiten. In den vergangenen Jahren werden es jedes Jahr mehr. In den letzten fünf schulen sollen verbindlich erklären, welchen An-
sind schon zusätzliche Studienplätze geschaf- Jahren hat sich dort die Zahl der Studierenden teil sie leisten können, um gut 130.000 neue Stu-
fen worden, doch das reicht bei weitem nicht um 1.600 auf mehr als 32.000 erhöht. dienplätze zu schaffen.
aus. In diesen Tagen beginnt das NRW-Wis-
senschaftsministerium mit den Universitäten Beim NRW-Wissenschaftsministerium gibt man
darüber zu verhandeln, wie viele zusätzliche Neue Milliarden für die Unis sich zuversichtlich. Sprecher André Zimmer-
Studienplätze möglich sind. Doch ob die Uni- mann: „Wir werden mit den Hochschulen Zielver-
versitäten dem Ansturm gewachsen sind, ist Das alles ist nur ein Vorgeschmack auf das, was einbarungen schließen, in denen wir ganz genau
fraglich. Schon jetzt hat zum Beispiel die Mensa bis 2015 auf die Universitäten zukommt. Bis dahin festhalten, wie viele zusätzliche Studienplätze je-
der TU-Dortmund ihre Kapazität überschritten werden neun Bundesländer ihr Abitur von 13 auf de Hochschule einrichtet. Damit haben wir schon
und die Hörsäle der Ruhr-Uni Bochum sind laut 12 Jahre verkürzen. Hamburg macht in diesem gute Erfahrungen gemacht“. Und tatsächlich sind
dem dortigen Asta gerade bei den Geisteswis- Jahr den Anfang, nächstes Jahr folgen Bayern und in den vergangenen fünf Jahren 26.000 neue
senschaften dauernd überfüllt. Niedersachsen, 2012 dann Baden-Württemberg, Plätze an den Hochschulen in NRW entstanden.
Berlin, Bremen und Brandenburg, bevor 2013 Finanziert über ein Prämiensystem (siehe Info-
Das nervt viele Studenten. „Ich war ja auch mal Nordrhein-Westfalen und Hessen den Abschluss kasten). Für jeden zusätzlichen Studienanfänger
Ersti, aber was hier im Oktober los war, ist schon bilden. Die Kultusministerkonferenz rechnet bis gab es Geld. Wenn eine Hochschule Studenten
extrem gewesen. S-Bahn, Mensa, Cafés und die 2015 deutschlandweit mit 275.000 zusätzlichen über ihrer Kapazität aufnahm, wurde der Betrag
Hörsäle, alles überfüllt“, sagt Katja Weidlich, Studienanfängern. Um die Hochschulen darauf durch eine Extraprämie sogar verdreifacht. Nach
Studentin der Erziehungswissenschaften an vorzubereiten, sollen in den nächsten zehn Jah- dem gleichen System sollen jetzt die noch feh-
A367_13 RUHR-BLICK: AUF DEM CAMPUS S13
Major John Reisman (Lee Marvin) Im Gegensatz zu modernen Harold, der Teenager wohnt al- zu Hause zu Verantwortung und
steht vor einer schweren Aufga- Kriegsfilmen wie „Platoon“ oder leine mit seiner snobistischen Disziplin erziehen möchte, lernt
be: Er soll im Jahr 1994 aus einem „Full Metal Jacket“ ist „Das dre- Mutter in einer Villa. Als Hobby viel von der alten Dame. Zum
Haufen verurteilter Verbrecher ckige Dutzend“ kein schockieren- geht er auf Beerdigungen oder Beispiel, dass das Leben auch ver-
eine Truppe formen, um die Na- der, nachdenklicher Antikriegs- schaut Gebäude an, die gerade gnüglich sein kann, man jeden
zis hinter den feindlichen Linien film, sondern ein düster-brutales zerstört werden. Er täuscht regel- Tag etwas Neues und Interessan-
zu ärgern. Abenteuer. Gespielt von einer mäßig auf verschiedene Arten tes finden muss und man auf sich
Der harte, militärische Drill und Truppe echter Kerle, die es im seinen Selbstmord vor. Auf einer selbst zählen soll. Der bis dahin
ein trickreiches Manöver, in dem Hollywood der 60er Jahre noch Beerdigung lernt er die 79-järige düstere Harold lernt von Maude
das „Dreckige Dutzend“ seine gab. Charles Bronson, Telly „Ko- liebe und lebenslustige Maude nicht nur Musik, Tanz und aus-
Tauglichkeit für die Front be- jak“ Savalas, Donald Sutherland kennen. Während Harold von Tod gelassene Heiterkeit, sondern fin-
weißt, schweißt die Truppe tat- und ihre Kameraden machen den und Untergang besessen ist, be- det in ihr den Mensch – vielleicht
sächlich zusammen. Es kommt Eindruck, als müssten sie gemein- geistert sich Maude für die Kunst, zum ersten Mal –, den er lieben
zum großen Showdown mit Of- sam tatsächlich weder Tod noch das Leben, und alles Lebendige. kann und der ihn liebt. jr
fizieren der Wehrmacht, die sich Teufel fürchten – und die Nazis Sie sieht auch in einer Beerdi-
in einem französischen Schloss schon gar nicht. bb gung den wunderbaren Kreislauf
aufhalten. des Lebens. Der Junge, den man
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