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Berner Zeitung

KULTURWERKSTATT (Samstag, 15. April 2000)

Historiker-Debatte. Die sonderbare Suche nach dem


Alleinverantwortlichen
Man dürfe die Judenvernichtung mit keinem anderen Völkermord vergleichen. Mit diesem Gebot
kommt ein Wunsch zum Ausdruck, den Holocaust aus der sachlichen
geschichtswissenschaftlichen Betrachtung herauszuhalten und in einer mythischen Sphäre zu
platzieren. Bestimmt ist jedes Ereignis einmalig. In der Geschichte sind aber Analogien,
Wurzeln, Fortsetzungen und manchmal sogar Wiederholungen zu finden, welche natürlich nicht
identisch sind mit dem ursprünglichen Geschehnis. Insofern ist das Vergleichen eine legitime
und notwendige historische Methode.
Hitler ist nicht Alleintäter
Zu den wichtigsten Dogmen der «Holocaust-Religion» gehört zweifelsohne die Bewertung der
Rolle Adolf Hitlers für die Judenvernichtung. Hitler wird ernsthaft auch von angesehenen
Berufshistorikern als allmächtiger Dämon dargestellt, der die gehorsamen Deutschen ganz allein
verführte und ihren ausgeprägten Judenhass zu nutzen wusste, um sein Ziel zu erreichen: die
Juden auszurotten. Diese Hitler-fixierte Interpretation der Judenvernichtung ist so verbreitet, dass
der Glaube weit verbreitet ist, dass es gar nicht zum Judeozid gekommen.wäre , wenn Hitler
umgebracht worden wäre. Oder die Vernichtung wäre bei seiner Ermordung zum Stoppen
gebracht worden.
Hitler hat in «Mein Kampf» die Judenvernichtung im voraus beschrieben. Der jüdische
Soziologe Zygmunt Bauman meint dennoch, dass Hitler nicht wegen sondern trotz seines
Judenhasses an die Macht gekommen sei. Denn in Deutschland waren die Juden vor 1933 stärker
in der Gesellschaft integriert und akzeptiert als sonstwo in Europa. Die Gründe für die
Judenvernichtung müssen also, laut Bauman, auch in den technokratischen Strukturen der
modernen Gesellschaft gesucht werden.
Fehlender «Führer-Befehl»
Obwohl für Gräueltaten schriftliche Befehle Hitlers existieren, ist ausgerechnet für die
Errichtung von Auschwitz kein solcher «Führer-Befehl» zu finden. Auch der Eingeweihte in
dieser «Reichs-Geheimssache», Adolf Eichmann, konnte in seinem Verhör in Israel nicht
bestätigen, dass er den schriftlichen «Führer-Befehl» zur Judenvernichtung gesehen habe.
Anfang 1998 behauptete der deutsche Historiker Christian Gerlach, den Beweis für einen
«Führer-Befehl» entdeckt zu haben. Er fand einen Eintrag vom 18. 12. 1941 in Heinrich
Himmlers Tagebuch, in dem der SS-Reichsführer nach einem Treffen mit Hitler schrieb:
«Führerhauptquartier, 18.XII.41 16h, Judenfrage / als Partisanen auszurotten». Dieser Eintrag
kann aber bestimmt nicht als Beweis dafür gelten, dass dieser Satz von Hitler inspiriert wurde,
und schon gar nicht als Befehl zur Errichtung von Auschwitz. Denn Partisanen wurden an Ort
und Stelle erschossen und nicht nach Auschwitz deportiert. Also könnte es höchstens um eine
rückwirkende Order zur Ermordung von Juden durch die Einsatzkommandos gehen, die seit
Sommer 1941 in der Sowjetunion wüteten.
Suche nach Schuldigen
Die so genannten Intentionalisten, die von einer expliziten Absicht Hitlers ausgehen, stehen vor
einem Rätsel, weil es tatsächlich - wie David Irving behauptet - keine schriftlichen Belege dafür
gibt, dass Adolf Hitler die industriellen Vernichtung der europäischen Juden befahl. Für die
radikalen Auschwitz-Leugner ist diese Situation alleine schon fast ein Beweis dafür, dass die
Vergasung der Juden nie stattgefunden hätte. Denn sie wollen, gemeinsam mit gewissen
Historikern, nicht einsehen, dass ein solch wichtiger Schritt im NS-Staat auch ohne die
Einwilligung Hitlers möglich gewesen ist.
Eine andere Schule von Historikern, die Funktionalisten, die mittlerweile doch Anerkennung und
Legitimation in Fachkreisen finden, suchen die Hauptschuld für die Judenvergasung bei der
deutschen Bürokratie, von welcher die Initiative zur Judenvernichtung ausgegangen sein soll.
Mit ihrem Ansatz versuchen sie, im Endeffekt auf den autoritätsgläubigen Charakter des
Beamtentums hinzuweisen, welcher zu solchen Katastrophen führen kann. Obwohl diese
Schlussfolgerung wichtig ist, können die Funktionalisten nicht überzeugend erklären, welches
genau die Motivation der deutschen Beamten war.
Himmlers wichtige Rolle
Gerade David Irving wies schon 1977 mit seinem Buch «Hitlers Krieg» auf die zentrale Rolle
Heinrich Himmlers und des Propagandaministers Joseph Goebbels beim Entscheid hin, die
systematische Judenvernichtung in die Wege zu leiten. Mehrere Dokumente, inklusive solcher
im Schweizerischen Bundesarchiv, deuten darauf hin, dass Heinrich Himmler tatsächlich die
wichtigste Figur bei der Planung der industrialisierten Judenvernichtung war. Den Judeozid
benutzte er als Erpressungsinstrument, um damit einerseits Lösegelder von den Juden zu
kassieren und andererseits seinen Versuchen, mit den Alliierten über einen Sonderfrieden zu
verhandeln, zusätzliche Kraft zu verleihen.
Für Aussenstehende mutet die Historiker-Debatte eigenartig an: Sie ändert nichts an daran, dass
der Holocaust eine Katastrophe mit Verantwortlichen ist. Hingegen kann die nüchterne Analyse,
etwa von Himmlers Rolle, die «Holocaust-Religion» wirksam versachlichen.Sh. E.

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