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Marcel
Marcel
Marcel Müllers Schicksal war ein verhängnisvoller Sturz mit dem
Motorrad. Er hatte es gerade erst mit viel Liebe revidiert und
freute sich an den Fahrten mit seinem eigenen Töff. Der
Unfallhergang ist bis heute nicht wirklich geklärt. War es
mangelnde Routine? War es ein Defekt am Motorrad? Marcel
kann sich nicht erinnern. Ihm bleibt nichts anderes, als sein
Schicksal zu akzeptieren und mit den neuen Bedingungen sein
Leben zu gestalten. Er verlor beim Sturz sein linkes Bein.
Ich suche nach Antworten, will verstehen, was geschehen ist. Ist
alles meine Schuld? Habe ich bei der Totalrevision meines Töffs
einen Fehler gemacht? Ich kann es mir nicht erklären, aber
gründlich untersuchen will ich mein Motorrad bestimmt. Ich
muss herausfinden, wie es zum Unfall kam. Erinnern kann ich
mich nicht. Ich war jedenfalls auf dem Heimweg von Frutigen
nach Adelboden und bald daheim. Mit dem Rega-Heli haben sie
mich dann nach Bern gebracht. Mein Vater ist mitgeflogen. Eine
frühere Notfallschwester hatte mir auf der Unfallstelle das Bein
abgebunden, damit ich nicht verblutet bin. Ihre Gegenwart war
mein Glück im Unglück!
In Bellikon lese ich viel in der Bibel. Sie gibt mir Kraft. Ich merke,
wie ich im Gegensatz zu einigen anderen Patienten erstaunlich
gut mit meiner Situation zurecht komme. Schrittweise geht es
aufwärts. Auch meine Familie unterstützt mich kräftig. Sie
besuchen mich, machen mir Mut und stehen im Gebet hinter mir.
Tränen überfallen mich dennoch manchmal. Besonders, wenn
mir bewusst wird, was sich alles ändern wird in meinem Leben.
Gott will unser ganzes Vertrauen. Ich glaube heute, dass Gott
meinen Sturz zugelassen hat, damit ich ihm neu vertrauen lerne.
Ich bin ihm in den vergangenen Monaten näher gekommen als je
zuvor. Ich habe gelernt, ihm wirklich alles zu sagen, was mich
bedrückt. Er ist ein ausgezeichneter Gesprächspartner. Mir ist
auch bewusst geworden, dass Gott unsern Glauben vermehren
will. Wir sollen nicht still stehen oder uns gar von Gott weg
bewegen. Gott will in unserem Leben an erster Stelle sein. Dann
werden uns alle Ereignisse und Situationen vorwärts bringen.
Auch sehr schwere. * nach Psalm 118,8
Marcel
Marcel beim Prothese anziehen.
Im Oktober hätte ich eigentlich schon lange wieder entlassen
sein sollen. Aber die Komplikationen haben den Abschluss der
Rehabilitation verzögert. Zu meinem Glück, muss ich heute
sagen. Denn Schwester Melanie arbeitet erst seit kurzem in
Bellikon. Sie hat eine sehr fröhliche Ausstrahlung. Wir verstehen
uns sofort gut. Ich beobachte sie gerne, wenn sie ihre Arbeit im
Zimmer verrichtet. Ist es ihr Glaube, der sich in ihrem Gesicht
spiegelt? Glaubt auch sie an einen lebendigen Gott? Ich wage
nicht, sie zu fragen. Schliesslich bin ich Patient und sie die
Pflegende. Doch eines Tages fragt mich Schwester Melanie nach
meinem Glauben. Sie hat mich während ihrer Arbeit beobachtet.
Melanie erzählt mir, wie auch ihr der Glaube an Jesus Christus
wichtig sei und ihr Freude und Kraft für den Alltag als
Krankenschwester gebe.
Aus all meinen Erfahrungen seit dem Unfall habe ich gelernt,
besser auf Gott zu hören. Ich vertraue ihm und will in meinen
Entscheidungen sicher sein. Deshalb bitte ich Gott um seine
Führung für mein ganzes Leben. Gott kann aus meinem Unfall
etwas Gutes machen. Er hat ihn zugelassen, damit ich wieder
näher zu ihm fand. Was nun daraus wird, weiss ich noch nicht.
Ich möchte jedenfalls die Zukunft unter seiner Führung
gestalten. Schritt für Schritt, so wie ich mit meiner Prothese
gehen lernen muss.