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Evolutionsstrategien
Die intensive Beschäftigung mit genialen Konstruktionen bei Lebewesen provoziert
natürlich die Frage nach der Herkunft dieser Ideen! Eine besondere Rolle spielt
dabei, wie kaum anders zu erwarten, die Evolution bzw. die sogenannten Evolutio
nsstrategien. Das Streben richtet sich deshalb nicht nur auf die möglichst effiz
iente Anwendung der entdeckten Strukturen und Techniken, sondern man möchte mehr
. Die Natur soll in ihrer Genialität noch übertroffen und die vermutete natürlic
he Entwicklung durch menschliche Intelligenz beschleunigt werden. Man möchte der
Evolution "Beine machen", wie es in einem Filmbeitrag hieß. In kurzen Zeiträume
n will man zu perfekteren Ergebnissen kommen, als das in der Natur im Verlauf vo
n Millionen von Jahren der Fall gewesen sein soll.
Je mehr man allerdings feststellt, wie komplex die untersuchten Lebewesen sind,
desto mehr Zweifel sind angebracht, ob sich solche Konstruktionen überhaupt weit
er optimieren lassen und ob sie sich tatsächlich einfach nur selbst organisiert
haben. So heißt es im "Spiegel": "Voller Neid blicken Ingenieure auf derart geni
ale Leistungen der Baumeisterin Natur, neben denen sich ihre Kreationen so plump
ausnehmen wie ein Faustkeil neben einem Präzisionsfräskopf. Stümperhaft erschei
nt etwa die Tragfläche eines Segelflugzeugs, verglichen mit einem Libellenflügel
..."
Konstruktion und Konstrukteur
Für Bioniker liegt es also auf der Hand, nach dem Konstrukteur derjenigen Konstr
uktionen zu fragen, die man permanent neu entdeckt und bewundert. Dabei ist es ü
blicherweise so, dass man die "Natur" selbst oder die "Evolution" mit Eigenschaf
ten versieht, die eigentlich nur einem intelligenten Wesen zustehen. Wer oder wa
s ist die Natur, dass man sie zum Beispiel als "Baumeisterin" bezeichnet? Warum
bezeichnet man dann zum Beispiel eine Hängebrücke nicht als Baumeister, sondern
denjenigen, der sie konstruiert hat? Es ist deshalb kein Rückschritt, sondern ei
ne vernünftige Überlegung, den in der Bibel beschriebenen Schöpfer auch im Zusam
menhang mit der Bionik wieder ins Gespräch zu bringen.
Für Ingenieure ist klar, dass jede technische Entwicklung Geist und Intelligenz
erfordert. Sollte das ausgerechnet für die Natur, die doch um ein vielfaches gen
ialer und effizienter funktioniert als jede menschliche Erfindung, nicht gelten?
Gibt es vielleicht doch einen Konstrukteur, der seine Ideen in die Natur eingeb
racht hat? Es besteht deshalb heute die große Chance und der Bedarf, neu über de
n Zusammenhang von Glaube und Wissenschaft nachzudenken.
Einige Beispiele sollen die neue Faszination an Lebewesen und ihrer "technischen
" Merkmale veranschaulichen.
Lotusblatt Selbstreinigung
Der sogenannte Lotuseffekt ist neben dem Klettverschluss vielleicht das bekannte
ste Beispiel für praktische Bionik. Wer kennt nicht das Phänomen, dass beim Gieß
en von Kohlpflanzen das Wasser wie Quecksilber abperlt? Dieser Effekt tritt beso
nders prägnant bei der Lotuspflanze auf. Wer genauer hinschaut, bemerkt, dass da
s Wasser nicht in Schlieren am Blatt herunterläuft, sondern sich zu kleinen Küge
lchen zusammenzieht, um dann regelrecht abzurollen. Bei einem Regenguss wird so
die Blattoberfläche sehr effizient von Staubpartikeln gereinigt. Der abrollende
Tropfen nimmt nämlich feinste Schmutzpartikel auf und transportiert sie als zusä
tzliche Nährstoffe zum zentralen Wurzelbereich (Kohlpflanzen). Die Blattoberfläc
he ist nach dem Regen immer perfekt gereinigt und steht wieder uneingeschränkt f
ür die Photosynthese zur Verfügung. Was Bioniker besonders daran interessiert, i
st der damit verbundene "Selbstreinigungseffekt". Wie kommt es jedoch dazu? Die
Lösung liegt wie so häufig im mikroskopisch kleinen Detail. Die Oberfläche eines
solchen Blattes hat winzige Noppen, die mit einer speziellen Wachsschicht überz
ogen sind. Diese spezielle Oberflächenform ergibt in Verbindung mit der Oberfläc
henspannung des Wassers den Effekt der "Selbstreinigung". Die Idee ist genial: n
icht die superglatte Oberfläche lässt sich am besten reinigen, sondern die mikro
genoppte! So gibt es bereits etliche Versuche, diesen Effekt technisch nutzbar z
u machen. Versuche mit Lacken und Farben, Keramik und sogar mit einem Honiglöffe
l sind recht vielversprechend und könnten in Zukunft den Reinigungsaufwand und d
amit Energie und Rohstoffe einsparen helfen.
Schmetterling - Facettenaugen
Das Prinzip der Mikronoppen findet sich sogar an ganz unerwarteter Stelle: bei d
en Facettenaugen von Nachtfaltern und anderen nachtaktiven Insekten! Das Auge ei
nes solchen Tieres besteht nicht nur aus hunderten von Einzelobjektiven mit je c
a. 0,02 mm Durchmesser, sondern jedes Facetten-Einzelauge ist wieder mit einer e
xtrem fein genoppten Oberfläche versehen. Der Abstand dieser "Noppen" beträgt nu
r etwa 0,0002 mm! Weil dies im Bereich der Wellenlängen des sichtbaren Lichtes l
iegt, bewirkt diese Oberfläche eine Verminderung der Reflexion und erhöht dadurc
h die Lichtdurchlässigkeit der Augenlinsen. Ingenieure, die solare Energiesystem
e entwickeln, wenden mittlerweile erfolgreich dieses Prinzip durch entsprechende
Prägetechniken an. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Lichtdurchlässigkei
t von Glas kann von 91,5% auf 98% gesteigert werden, und die reflexionsbedingten
Energieverluste zum Beispiel von Solaranlagen können deutlich verringert werden
!
Eine technisch so perfekt gestaltete Struktur, wie das "Mottenauge", lässt sich
mit den üblichen Evolutionsmechanismen nicht mehr erklären. Das gilt umso mehr,
als das Mikronoppenprinzip bei völlig unterschiedlichen Lebewesen beobachtet wer
den kann und sich somit auch noch unabhängig voneinander entwickelt haben müsste
. Die bereits äußerst geringe Wahrscheinlichkeit, dass ohne intelligenten Schöpf
er solches entsteht, sinkt damit weiter ab.
Selbstorganisation?
Rolf Reiner beantwortet die Frage im BIONA-Report 8: "Die Module selbst können w
ieder aus Modulen aufgebaut sein. Alle diese Eigenschaften waren nun nicht a pri
ori vorhanden, sondern entwickelten sich erst im Laufe der Evolution. Dass und w
ie sie sich entwickelten, ist eine der faszinierendsten Fragen, mit denen sich N
aturwissenschaftler auseinandersetzen." Mit der wie auch immer strukturierten Ko
mplexität einzelner Lebewesen und deren gegenseitiger ökologischer Abstimmung au
feinander sinkt die Wahrscheinlichkeit für die "Selbstorganisation" wieder auf e
inen äußerst unwahrscheinlichen Wert ab. Statistisch gesehen bereitet selbst die
Entstehung eines Bakteriums ohne Schöpfer große Schwierigkeiten. Reiner errechn
et dafür eine "Unwahrscheinlichkeit" von ca. 10 2,4 Millionen Sequenzalternative
n, die zur Auswahl stünden und von denen eine "getroffen" werden müsste. "Die Wa
hrscheinlichkeit dafür ist so gering, dass Zufall und Selektion als alleinige Pr
inzipien zur Erklärung der Evolution nicht ausreichen." Sicherlich hat er nicht
ganz Unrecht, wenn er als Gegenargument die Modularität und Hierarchisierung von
einzelnen "Bauteilen" anführt. Sie ergeben zwar eine drastische Reduzierung der
Unwahrscheinlichkeit von Selbstorganisationsprozessen, doch bleibt ja die Frage
nach der Entstehung dieser Struktur, die wiederum sehr unwahrscheinlich ist.
Kein Zufall!
Ein solcher Versuch hat näher betrachtet mit Zufall reichlich wenig zu tun. Wenn
solche Versuche die zufällige Entwicklung des Lebens belegen sollen, dann müsst
e zumindest jeder "Zwischenunsinn" sinnvoller sein als der Unsinn davor. Selekti
on kann nur "auswählen", was wirklich funktioniert. Das heißt, jedes Zwischenpro
dukt muss eine sinnvolle Konstruktion sein und nicht erst das Endprodukt! Außerd
em gibt es im Verlauf einer angenommenen Evolution des Lebens keinerlei sinnvoll
e Zielvorgaben wie das in solchen Versuchen immer der Fall ist. Damit gibt es au
ch keine klaren Prüfkriterien, ohne die ein solcher Versuch nicht funktioniert.
Es handelt sich also maximal um gesteuerten oder genutzten Zufall! Der Mensch üb
ernimmt nämlich die wesentlichen Entscheidungen, wie Versuchsaufbau, Versuchsabl
auf und Überprüfung der Zwischenergebnisse. Das gilt auch für technisch anspruch
svollere Versuche wie: programmierte Roboter, die Teelichter zusammenschieben, e
volutionsstrategische Optimierungen, wie Rohrkrümmer, Strahltriebwerke etc.
Die Ergebnisse sind beeindruckend, aber sie sind nie wirklich zufällig entstande
n! Die beteiligten Ingenieure und Wissenschaftler wissen immer schon im Voraus,
was optimiert werden soll und wozu. Dann werden vor dem Versuch entsprechende St
rategien und mathematische Modelle entwickelt. Wer deshalb solche Beispiele mit
"das blinde Spiel des Zufalls" überschreibt, führt bewusst in die Irre.
Methodischer Atheismus
Es ist durchaus nachweisbar, dass es sich bei einem methodischen Atheismus, dem
sich die meisten aufgeklärten Wissenschaftler verpflichtet fühlen, um eine nicht
wissenschaftliche Annahme handelt.
"Setzt man voraus, dass die Evolution ohne äußeren Planer vonstatten geht, dräng
t sich die Selbstorganisation als in der Biologie dominantes Prinzip auf" (R. Rein
er).
Die Entwicklung des Lebens geht nach dieser Annahme ohne äußeren Planer, also oh
ne Schöpfer vonstatten. Es handelt sich um eine Denkvoraussetzung, die man im Vo
rfeld trifft, um auf diesem Hintergrund die naturwissenschaftlichen Beobachtunge
n einzuordnen und zu interpretieren. Diese Annahme ist kein Ergebnis neutraler w
issenschaftlicher Schlussfolgerungen! Nichts spricht dagegen, alternativ auch au
f dem Hintergrund eines Schöpfungsglaubens Wissenschaft zu betreiben. Wenn es da
rum geht, das Leben zu verstehen, sollten beide Seiten sich zumindest darüber im
Klaren sein, dass der Glaube die entscheidenden Weichen für die Interpretation
der Beobachtungen stellt.
Literaturempfehlungen:
Junker, Scherer: Evolution ein kritisches Lehrbuch, Weyel-Verlag: Gießen, 5. aku
telle Auflage 2001.
Nachtigall, W. und Blücher, Kurt G.: Das große Buch der Bionik Die Natur als Ing
enieurbüro, Deutsche Verlagsanstalt: Stuttgart München 2000.
Biologie Technik, Siemens Forum u. Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannhe
im, 1999.