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› WISSENSCHAFT/GLAUBE

Nach allem, Werner Gitt Rahmens von festgefügten Gesetzmässigkeiten


ab. Diese nicht veränderlichen Fügungen nen-
was wir nen wir Naturgesetze.
wissen, sind
Naturgesetze W ie können wir ein Wunder definieren? Zu-
nächst eine vorläufige Definition:
Wir beobachten, dass ein Gegenstand nach
unten fällt. Das kann eine Tasse, ein Kugelschrei-
ber oder auch ein Apfel am Baum sein – sie fallen
konstant –
alle auf die Erde. Dieselbe Gesetzmässigkeit gilt
sie sind Definition D1: Ein Wunder versetzt uns ins auch für einen Turmspringer auf dem Zehnme-
unveränder- Staunen, weil es unerwartet und unberechen- terbrett oder für den Absturz eines Meteoriten auf
lich seit ihrer bar auftritt und unserer normalen Beobachtung die Erde. Es spielt offenbar überhaupt keine Rolle,
widerspricht. was das für ein Gegenstand ist, der da fällt.
Installation Ausserdem stellen wir fest, dass das Herunter-
durch den fallen mit einer Geschwindigkeit geschieht, die
Schöpfer. Wenn Wunder unerwartet sind, was ist dann das ständig zunimmt. Ganz allgemein ausgedrückt
Erwartete? Diese Frage hilft uns, eine deutliche handelt es sich hierbei um das so genannte Gravi-
Trennlinie zwischen Wundern (Unerwartetes) tationsgesetz. Da es von diesem Gesetz in der Na-
und Nichtwundern (Erwartetes) zu ziehen. Alle tur offenbar keine Ausnahme gibt, nennen wir es
Ereignisse in unserer Welt laufen innerhalb eines ein Naturgesetz.1

NATURGESETZE UND WUNDER


Was ist ein Naturgesetz? Was ist ein Wunder? Kein Physiker oder Chemiker
ist in der Lage, ein Naturgesetz auch nur für eine Tausendstelsekunde ausser Kraft
zu setzen. Wunder sind nicht von Menschen machbar. Die Bibel berichtet uns
hingegen von zahlreichen Situationen, in denen sich göttliche Wunder ereigneten.

12 › factum 2 I 2006
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Nach allem, was wir wissen, sind Naturgesetze teriellen Grössen (z. B. Information, Bewusstsein,
konstant – sie sind unveränderlich seit ihrer In- Wille) (noch) nicht.
stallation durch den Schöpfer. Sie geben einer- Der Schöpfer hat nicht nur diese Welt und das
seits einen weiten Freiraum für Wirksamkeiten ganze Universum geschaffen; er hat auch die Na-
und Abläufe in unserer Welt und erlauben die turgesetze installiert, die all seinen Werken inne-
vielfältigsten technischen Erfindungen und Ver- wohnen und darum ständig und überall wirksam
fahren, aber andererseits schliessen sie viele nur sind.
in unserer Vorstellung erdachte Vorgänge als nicht Nur dadurch, dass wir die Naturgesetze ken-
realisierbar aus. nen und sie präzise formulieren können, gelingt
Besonders in den Naturwissenschaften Physik es uns, die Tragfähigkeit einer Brücke oder den
und Chemie wird versucht, diese ständig gegen- Energieverbrauch einer Rakete, die zum Mond
wärtigen, überall wirksamen Gesetze durch Beo- fliegen soll, im Voraus zu berechnen. Kurz gefasst
bachtung und Experimente herauszufinden und können wir sagen: Technik ist geniale Anwendung
sie dann mathematisch oder verbal in allgemei- der Naturgesetze.
ner Form auszudrücken. Während die Naturge- Am 27. April 2005 hob das bisher grösste Pas-
setze für materielle Grössen (z. B. Energie, Elektri- sagierflugzeug der Welt, der Airbus A380, in Tou-
zität) in den meisten Fällen auch mathematisch louse (Frankreich) ab. Dieser Gigant ist 73 Me-
formulierbar sind, gelingt dies bei den nicht ma- ter lang, 24 Meter hoch und über 79 Meter breit.
Der Jet bietet bis zu 850 Passagieren Platz und
löst damit die amerikanische Boeing 747 als bis-
her grösstes Passagierflugzeug ab. Die Entwick-
lungskosten betrugen 10,7 Milliarden Euro. Rund
30 Sekunden beschleunigte der Vierstrahler auf
der 3500 Meter langen Startbahn. Nach 1800 Me-
tern Startstrecke hob der 421 Tonnen schwere Jet
zu seinem Jungfernflug ab. Der Entwicklungslei-
ter versicherte selbstsicher gegenüber der Presse:
«Dass der Jet fliegen kann, ist selbstverständlich.»
Warum ist es so sicher, dass ein Gigant mit solch
einem Gewicht fliegen kann, obwohl es noch nie
ausprobiert worden war? Antwort: Der Schöpfer
garantiert allezeit die Einhaltung seiner Naturge-
setze.
Konstruiert man etwas Neuartiges und berück-
sichtigt alle infrage kommenden Naturgesetze,
dann kann man gewiss sein, dass es nach den Vo-
rausberechnungen auch funktioniert.

STAUNENSWERTE VORGÄNGE
Wir beobachten in der uns umgebenden Wirk-
lichkeit zahlreiche staunenswerte Vorgänge. Be-
sonders im Bereich des Lebens fehlt uns das Ver-
ständnis für die genaue Funktionsweise der vielen
komplexen Details.
Photosynthese: Alle Nahrung, die wir aufneh- Niemand
men, ist direkt oder indirekt durch einen äusserst kann bisher
genialen Prozess gelaufen, bei dem das Licht der diesen Pro-
Sonne in chemische Energieträger umgewandelt
wird. Niemand kann bisher diesen Prozess der zess der Pho-
Photosynthese hinreichend erklären oder ihn gar tosynthese
nachbauen, dennoch funktioniert er z. B. in jeder hinreichend
winzigen Zelle eines Grashalms.
Menschliches Gehirn: Das menschliche Gehirn
erklären
hat in seiner Grosshirnrinde 100 Milliarden Schalt- oder ihn gar
elemente (Neuronen), die untereinander mit nachbauen,
Tausenden von (synaptischen) Verknüpfungen
verbunden sind. Von der Komplexität dieses etwa
dennoch
1,5 kg schweren Organs können wir uns schnell funktioniert
einen Eindruck verschaffen, aber die Arbeits- er z. B. in je-
BIRGIT-CATHRIN DUVAL

weise dieser genialen Konstruktion ist uns den-


der winzigen
noch weitgehend unbekannt.
Würde man einmal alle Verbindungen von Ner- Zelle eines
venzelle zu Nervenzelle in einem Buch notieren, Grashalms.
dann brauchte man schon 40 Druckseiten für je-

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Kein Physi- des einzelne Neuron. Eine Rechnung kann uns den Weiten des Universums gültig. Naturgesetze
ins Staunen versetzen: Wie viele Bücher zu je 400 kennen offenbar keine Ausnahme.
ker oder Seiten wären erforderlich, um nur einmal alle Wenn wir hier ausgiebig die Frage der bib-
Chemiker ist «Kabelverbindungen» des Gehirns aufzuschrei- lischen Wunder diskutieren, dann müssen wir
in der Lage, ben? Da kommt man auf 10 Milliarden Bände. zunächst eine klare und treffsichere Abgrenzung
Die Kongressbibliothek in Washington ist eine finden, die es uns erlaubt, biblische Wunder von
irgendein
der grössten Bibliotheken der Welt. Sie umfasst anderen wunderbaren Dingen in unserer Schöp-
Naturgesetz 20 Millionen Bände. Nur für die Aufzeichnung fung zu unterscheiden. Das gelingt mit Hilfe der
auch nur für der Kabel unseres Gehirns brauchten wir eine Bü- Beschreibung von Naturgesetzen. Auch alle stau-
eine Tausends- chersammlung, die noch 500-mal grösser ist als nenswerten Systeme, die wir in so ungeheuer
diese immense Bibliothek! grosser Zahl in den Lebewesen entdecken, lau-
telsekunde Menschliches Herz: Wie kommt es, dass das fen vollständig im Rahmen der Naturgesetze ab.
ausser Kraft menschliche Herz 70 oder 80 Jahre lang ununter- Bei den biblischen Wundern hingegen handelt es
zu setzen. brochen schlagen kann, wo doch alle unsere tech- sich um Vorgänge, bei denen ganz offensichtlich
nischen Geräte eine dazu vergleichsweise geringe Naturgesetze ausser Kraft gesetzt wurden. So ha-
Wir Menschen Funktionsdauer aufweisen? Dabei ist noch zu be- ben wir nun einen geeigneten Massstab, um wun-
können nichts denken, dass unser Herz 100 000-mal an einem derbare Strukturen und Vorgänge von biblischen
tun, um Na- Tag schlägt. In 70 Jahren sind das 2,5 Milliarden Wundern zu unterscheiden.
Schläge. Dabei hätte es einen New Yorker Wolken-
turgesetze
kratzer komplett mit Blut füllen können. In einem WOHER KOMMEN DIE NATURGESETZE?
zu umgehen. dicht verzweigten Netz von 2500 Kilometern – das Genauso wie diese Welt nicht von alleine entstan-
ist immerhin die Strecke von Paris bis Moskau – den ist, so sind es auch die Naturgesetze nicht. Al-
strömt das Blut durch unseren Körper. les hat seine Ursache in der Schöpfung, die Gott
Alle diese bewundernswerten und für den Men- durch seinen Werkmeister (Spr. 8,30), den Herrn
schen unnachahmlichen Konstruktionen sind re- Jesus Christus, hat ausführen lassen. In Kolosser
ale Systeme in unserer Welt. Wir bezeichnen sie oft 1,16 lesen wir: «Denn in ihm (= Jesus Christus) ist
als Wunderwerke. Es gilt jedoch festzuhalten, dass alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist,
alle diese Strukturen dennoch unter den strengen das Sichtbare und das Unsichtbare … es ist alles
Rahmenbedingungen der Naturgesetze ablaufen. durch ihn und zu ihm geschaffen.»
Würde man eine detaillierte Energiebilanz in der So ist die Schöpfung selbst ein Ereignis, das
lebenden Zelle durchführen, in der Tausende von nicht mit Hilfe der Naturgesetze abgelaufen ist.
gekoppelten Prozessen ablaufen, so käme da- Hier hat der Schöpfer aufgrund seiner Vollmacht,
bei heraus, dass nirgendwo der Energiesatz ver- seines Wortes, seiner Kraft und seiner Weisheit
letzt wird. Bei allen technischen Vorgängen und alles gestaltet. Dazu brauchte er keine Naturge-
Geräten wie auch bei allen biologischen Prozes- setze. Die Naturgesetze sind somit nicht die Ur-
sen in den Lebewesen wird nirgendwo und nie ir- sache, sondern erst das Ergebnis der Schöpfung.
gendeines der Naturgesetze verletzt. Nach allem, Vertreter der Evolutionsanschauung versuchen
NASA

was wir wissen, sind diese Naturgesetze auch in dagegen, die Entstehung der Welt und allen Le-

FILMBILD AUS «DEEP BLUE»

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bens mit Hilfe der Naturgesetze zu erklären, was In der Praxis haben die Naturgesetze die Wir- Nach vollen-
nach meiner Auffassung niemals möglich sein kung eines «Obersten Gerichtshofes», der ent-
wird. scheidet, ob ein Vorgang in unserer Welt erlaubt
deter Schöp-
Es existiert jemand, der für die Einhaltung der ist oder nicht. So verbietet es ein Naturgesetz zum fung sind
Naturgesetze sorgt. Von ihm lesen wir in Kolos- Beispiel, dass ein Kupferstab von 50° C von alleine alle Naturge-
ser 1,17: «Denn es besteht alles in ihm.» Dieser seine Wärme so austeilt, dass die Temperatur der
setze «in
Erhalter der Welt ist auch derjenige, durch den einen Hälfte 0° C und die der anderen 100° C be-
alle Dinge geschaffen sind: «Denn in ihm ist al- trägt. Das würde zwar nicht den Energiesatz ver- Betrieb», so
les geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, letzen, wohl aber ein anderes Naturgesetz, den dass nun alle
das Sichtbare und das Unsichtbare, … es ist alles Entropiesatz. Vorgänge
durch ihn und zu ihm geschaffen» (Kol. 1,16). Die- Gemessen an unserer obigen Definition für
ser Eine, welcher der Schöpfer aller Dinge ist, ist Wunder sind viele in der Schöpfung ablaufende danach ab-
auch ihr Erhalter; es ist Jesus Christus! Wir kön- Vorgänge staunenswert und für den Menschen laufen. Jesus
nen es auch so sagen: Jesus hat die Oberhoheit unnachahmlich. Sie treten für uns aber nicht un- ist der Garant
über alle Dinge vom Mikrokosmos bis zum Ma- erwartet oder unberechenbar auf. Darum zählen
krokosmos. In einem Kirchenlied heisst es tref- wir auch die komplexesten und noch unverstan-
dafür, dass
fend von ihm: «Jesus Christus herrscht als König, denen Dinge in unserer Welt nicht zu den Wun- sie immer
alles wird ihm untertänig.» dern. Nach diesen Überlegungen können wir nun und überall
Nach vollendeter Schöpfung sind alle Naturge- eine präzisere Definition für Wunder geben:
eingehalten
setze «in Betrieb», so dass nun alle Vorgänge da-
nach ablaufen. Jesus ist der Garant dafür, dass werden.
sie immer und überall eingehalten werden. Dazu Definition D2: Wunder sind solche Ereignisse
braucht er weder Computer noch sonstige Hilfs- in Raum und Zeit, die ausserhalb des Rahmens
mittel. Sein Vollmachtswort genügt, dass alles ein- unserer Naturgesetze ablaufen.
gehalten wird. Im Hebräerbrief, Kapitel 1,3, heisst
es darum von ihm: «Er trägt alle Dinge mit seinem
kräftigen Wort.» Im wissenschaftlichen Befund Kein Physiker oder Chemiker ist in der Lage, ir-
drückt sich dieses Erhaltungshandeln Jesu durch gendein Naturgesetz auch nur für eine Tausends-
die Naturgesetze aus. In ihrer Gesamtheit bilden telsekunde ausser Kraft zu setzen. Wir Menschen
sie einen festgefügten Rahmen, innerhalb dessen können nichts tun, um Naturgesetze zu umgehen.
alle Vorgänge in dieser Welt ablaufen. Wunder sind damit von Menschen nicht mach-
Wo aber ist da noch Platz für Wunder? Aus dem bar. Die Bibel berichtet uns von zahlreichen Situ-
bisher Gesagten ist deutlich geworden, dass die ationen, in denen Gott oder Jesus Wunder gewirkt
Naturgesetze einen erfahrungsgemäss gleich haben, wie z. B.:
bleibenden Rahmen bilden, innerhalb dessen
alle Vorgänge, Geschehnisse und Prozesse ablau- ➡ der Durchzug des Volkes Israel durchs Rote
fen. Normalerweise sind immer mehrere Natur- Meer (2. Mose 14,16–22)
PD
gesetze an einem Ablauf beteiligt. ➡ der lange Tag bei Josua (Jos. 10,12–14)

› DIE DREI UMKÄMPFTESTEN WUNDER


Welche der biblisch bezeugten erkannten Naturgesetze über Informa- kann nicht auferstehen.» In letzter Zeit
Wunder werden am häufigsten in tion stehen einem Evolutionsprozess, hat der Göttinger Theologie-Professor
der nie beobachtet worden ist, strikt Lüdemann viel Aufsehen durch seine
Frage gestellt?
entgegen. Ein solches Perpetuum Auffassung erregt, dass Jesus nicht
mobile der Information ist ein unmög- auferstanden sei.
1. Das Wunder der Schöpfung wurde licher Vorgang und wird in dem Buch
durch die Evolutionslehre ersetzt. Sie «Am Anfang war die Information»3 aus- 3. Die Entstehung der Bibel. Bei der
ist keineswegs wissenschaftlich nach- führlich widerlegt. Entstehung der Bibel haben wir es mit
vollziehbar und versucht bei der einem Geheimnis der Informationsüber-
Erklärung der Herkunft der Welt und 2. Die siegreiche Auferstehung Jesu ist tragung von Gott, dem Vater (z. B.
allen Lebens ohne Gott auszukommen. die feste und unaufgebbare Glaubens- 2. Tim. 3,16), seinem Sohn Jesus Chris-
Kerngedanke der Evolution ist, dass grundlage christlicher Lehre. Ohne tus (z. B. Gal. 1,12; Off. 1,1) und dem
die in allen Lebewesen zu findende diesen realen Tatbestand in Raum und Heiligen Geist (z. B. 2. Petr. 1,21) zu
Information entweder gar nicht berück- Zeit wäre niemand errettet: «Ist Chris- den einzelnen Schreibern der Bibel hin
sichtigt wird oder allein in der Mate- tus aber nicht auferstanden, so ist euer zu tun.
rie entstanden sein muss. Der Begrün- Glaube nichtig, so seid ihr noch in Wer diese Tatsache durch eine
der der Evolutionslehre, Charles Darwin euren Sünden; so sind auch die, die rein menschliche Entstehung und
(1809–1882), hatte weder von der in Christus entschlafen sind, verloren» historische Zufälligkeiten zu erklären
Tatsache der Information in den DNS- (1. Kor. 15,17–18). Atheisten und versucht, reduziert dieses Wunder
Molekülen den blassesten Schimmer liberale Theologen ersetzen das «leere» in unangemessener Weise bis zur Un-
noch von der immensen Informations- durch das «volle» Grab Christi und re- kenntlichkeit in den Bereich des
dichte. Die erst in den letzten Jahren den wie Rudolf Bultmann: «Eine Leiche menschlich Machbaren.

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➡ die Verwandlung von Wasser in Wein auf der Wohl kaum eine andere Aussage der Bibel ist so
Hochzeit zu Kana (Joh. 2,1–12) häufig attackiert oder angezweifelt worden wie die
➡ die Stillung des Sturmes (Mark. 4,35–41) leibhaftige Auferstehung des gekreuzigten Chri-
➡ Jesus wandelt auf dem Wasser (Joh. 6,16–21) stus. Einer Umfrage zufolge glauben nur noch 17
➡ die Heilung des Blindgeborenen (Joh. 9,1–7) Prozent der evangelischen Pfarrer in Deutschland
➡ die Speisung der 5000 (Joh. 6,1–15) an die Auferstehung.
➡ die Auferweckung des Lazarus (Joh. 11,32–45). Während einer Veranstaltung der katholischen
Erwachsenenbildung hörte ich einen Priester la-
Ein Hinweis: Wenn Menschen gelegentlich den- mentieren: «Zu Ostern komme ich in einen Pre-
noch Dinge tun können, die ausserhalb des na- digtnotstand.» Fällt einem Pfarrer zu diesem
turgesetzlichen Rahmens liegen, dann handeln Kernpunkt biblischer Lehre wirklich nichts ein?
sie im Namen anderer Mächte. Entweder sind Was bleibt denn auch noch zu predigen übrig,
es Jünger Jesu, die von ihrem Herrn bevollmäch- wenn die Auferstehung Jesu, die grundlegende
tigt sind (z. B. Petrus geht auf dem Wasser [Matth. Voraussetzung unseres Heils, nicht mehr bezeugt
14,29], Petrus heilt im Namen Jesu den Lahmen werden kann?
vor der Tempeltür [Apg. 3,1–9]), oder aber es In der Zeit der Aufklärung erhob man den Ver-
sind Zauberer und Gurus, die durch dämonische stand des Menschen zum Mass aller Dinge. Da-
Mächte gesteuert werden (z. B. die Zauberer des mit verbunden war ein radikaler Angriff auf die
ägyptischen Pharaos [2. Mose 7,11–12]). Bibel, denn alles, was dem Verstand nicht be-
greifbar erschien, wurde kurzerhand verworfen.
WUNDER DER BIBEL Dieser «Entrümpelung» fielen nicht nur die Hei-
Die Auferstehung Jesu von den Toten lungswunder und sonstigen Taten Jesu zum Op-
Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten wird fer, sondern erst recht seine Auferstehung von
von allen vier Evangelisten berichtet (Matth. 28,1– den Toten, seine Himmelfahrt und seine Wieder-
10; Mark. 16,1–6; Luk. 24,1–12; Joh. 20,1–10). Auf kunft.
keine andere Aussage des Neuen Testaments wird Machen wir unser Verstehen zum Massstab,
so häufig Bezug genommen wie auf sie (150-mal). dann müssten wir in gleicher Konsequenz auch
Es war das krönende Wunder während seines ir- die Photosynthese und das menschliche Gehirn
dischen Aufenthaltes. Hier der Text aus dem Lu- als nicht real verwerfen, denn beide sind nahezu
kasevangelium: vollständig unverstanden, und nachbauen kann
man beides nicht. Was aber Gott tut, wird immer
1. Aber am ersten Tag der Woche sehr früh kamen unsere Gedanken sprengen (Jes. 55,8–9) – seien
sie (einige Frauen) zum Grab und trugen bei sich es die biblisch bezeugten Taten oder die genialen
wohlriechende Öle, die sie bereitet hatten. Gedanken in den Werken der Schöpfung.
2. Sie fanden aber den Stein weggewälzt von dem Die dramatische Tatsache der Auferstehung
Grab veränderte den Lauf der Geschichte. Kritiker, wel-
3. und gingen hinein und fanden den Leib des che die Auferstehung leugnen wollen, stehen in
Herrn Jesus nicht. einem Zugzwang, sieben historische Fakten2 weg-
4. Und als sie darüber bekümmert waren, siehe, erklären zu müssen:
da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden
Kleidern. 1. Die gefürchtete Macht Roms wurde durch das
5. Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht Brechen des römischen Siegels missachtet.
zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was sucht ihr 2. Sowohl Juden als auch Römer gaben zu, dass
den Lebenden bei den Toten? das Grab leer war.
6. Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt 3. Ein Zwei-Tonnen-Stein wurde irgendwie
daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Ga- vom Grab fortbewegt, während eine römische
liläa war: Wacheinheit auf Posten stand.
7. Der Menschensohn muss überantwortet wer- 4. Eine hoch disziplinierte römische Militärwa-
den in die Hände der Sünder und gekreuzigt wer- che floh von ihrem Posten und musste von den
den und am dritten Tage auferstehen. Behörden bestochen werden, um eine Lüge als
8. Und sie gedachten an seine Worte. Wahrheit zu verbreiten.
9. Und sie gingen wieder weg vom Grab und ver- 5. Die unveränderten Grabtücher enthielten kei-
kündigten das alles den elf Jüngern und den an- nen Leib mehr.
deren allen. 6. Christus erschien anschliessend mehr als 500
© BIBELAUSSTELLUNG SYLT/A. SCHICK

10. Es waren aber Maria Magdalena und Johanna Zeugen in verschiedenen Situationen.
und Maria, des Jakobus Mutter, und die anderen 7. Wegen der niedrigen jüdischen Meinung von
mit ihnen; die sagten das den Aposteln. der Zuverlässigkeit von Frauen hätten die Erfin-
11. Und es erschienen ihnen diese Worte, als wär’s der einer Auferstehungslegende sie niemals als
Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht. erste Zeuginnen des Geschehens gewählt.
12. Petrus aber stand auf und lief zum Grab und
bückte sich hinein und sah nur die Leinentücher Der Existenzphilosoph Martin Heidegger (1889–
und ging davon und wunderte sich über das, was 1976), der nicht vom Glauben her argumentierte,
geschehen war. stellte dennoch richtig fest: «Ist Jesus von Naza-

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reth von den Toten auferstanden, dann ist jede ➡ «Gottes Kraft hat ihn (Jesus) auferweckt von
naturwissenschaftliche Erkenntnis vorletztlich.» den Toten» (Kol. 2,12).
Alle unsere Naturwissenschaft kann darum nicht ➡ «Ich lasse mein Leben, dass ich’s wieder nehme»
der Weisheit letzter Schluss sein. Darum scheitert (Joh. 10,17).
auch jeder Versuch, die Auferstehung Jesu physi- ➡ «Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den
kalisch, biologisch, medizinisch oder sonst wie Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird
wissenschaftlich erklären zu wollen. er, der Christus von den Toten auferweckt hat,
Wir leben in einer dreidimensional begrenzten auch eure sterblichen Leiber lebendig machen
Welt, die ausserdem einer linear ablaufenden Zeit durch seinen Geist, der in euch wohnt» (Röm.
unterworfen ist. Bei Gott aber gilt das keineswegs: 8,11).
«Er wohnt in einem Licht, da niemand zukommen
kann» (1. Tim. 6,16), d. h. er lebt in höheren Di- Kann es sein, dass unser wissenschaftlicher
mensionen, die zwar unsere Welt durchdringen, Kenntnisstand (noch) nicht ausreicht, um Wun-
aber nicht umgekehrt. Nach dem Tod ist Jesus der zu erklären?
mit einem Leib auferstanden, der unsere einen- Dieser Gedanke kann naturwissenschaftlich nicht
genden Grenzen nicht mehr kennt und darum strikt verneint werden. Er fusst jedoch auf einer
nicht mehr an die drei Dimensionen gebunden Vorstellung über Gottes Wirken, die nicht dem
ist. Verschlossene Türen waren für ihn kein Hin- biblischen Zeugnis seines Handelns entspricht.
dernis (Joh. 20,19) und er konnte nach Belieben in Die Bibel bezeugt Gottes ständige Wirksamkeit in
unserer Dimension erscheinen und wieder in die zweifacher Weise:
göttliche hinüberwechseln: «Danach ist er (Jesus)
gesehen worden von mehr als 500 Brüdern auf ein- ➡ Er wirkt in gewöhnlichen, regelhaften Gescheh-
mal» (1. Kor. 15,6). Im griechischen Grundtext ist nissen, die durch Naturgesetze beschrieben
das Geschehnis noch genauer ausgedrückt: «Er ist werden können.
sichtbar (= für unsere Dimension) gemacht wor- ➡ Er handelt in einmaligen, besonderen, nicht
den.» wiederholbaren Ereignissen, die einer natur-
So gilt es, in Klarheit und Gewissheit zu predi- wissenschaftlichen Untersuchung gar nicht zu-
gen, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist und gänglich und auch nicht naturgesetzlich erfass-
damit den endgültigen Sieg über Tod und Teu- bar sind.
fel errungen hat und dass dies das einzige Un-
terpfand unserer Errettung ist: «Ist Christus aber Würde Gottes Handeln nur in den ausserge-
nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so wöhnlichen Ereignissen gesehen werden, so
seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, machte man ihn zum Lückenbüsser unverstan-
die in Christus entschlafen sind, verloren» (1. Kor. dener Phänomene. Das hätte zur Folge, dass mit
15,17–18). zunehmender Erkenntnis sein Wirkungsbereich
Der folgende Vers geht in seiner Schlussfolge- immer mehr eingeschränkt werden würde. Weil
rung noch weiter und betont: Wenn jemand nur Gott aber der Schöpfer aller Dinge ist, ist er er-
deswegen an Christus glaubt, um irdischen Schutz haben über unseren derzeitigen Wissens- und Er-
und Beistand zu haben, dann ist er wegen seiner kenntnisstand, und sowohl die von uns verstan-
Erdversessenheit nur als bemitleidenswerte und denen als auch die unverstandenen (durch die
jämmerliche Kreatur zu bezeichnen: «Hoffen wir Wissenschaft bisher nicht erklärbaren) Phäno-
allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die mene kommen von ihm.
elendesten unter allen Menschen» (1. Kor. 15,19). Gottes Handeln kann im Rahmen der Natur-
Diese Texte weisen auf die zentrale Bedeu- gesetze geschehen (Fall a), aber auch ausserhalb
tung der Auferstehung Jesu hin. Alles andere, was dieser Gesetze ablaufen (Fall b). In Jakobus 5,17–
durch Jesus und die Apostel gesagt wurde, ist im 18 wird von Elia berichtet, dass sein Gebet drei-
Vergleich zu der Bedeutung der Auferstehung einhalb Jahre lang den Regen verhinderte und
nur zweitrangig. Wenn die Auferstehung kein nach einem weiteren Gebet der Regen prompt
reales Ereignis war, dann ist das Christentum einsetzte. Natürlich hat Gott hier gehandelt. Es
eine genauso falsche Religion wie alle anderen geschah sein Wille, dennoch würde ein Meteoro-
auch. Wenn sie aber wirklich stattfand, dann ist loge hier aus seiner Sicht kein Naturgesetz als ver-
Jesus Gott und die biblische Botschaft absolute letzt ansehen.
Wahrheit. Alle Religionsgründer (z. B. Buddha, Als David im Kampf mit Goliath stand, traf er
Mohammed, Konfuzius) sind gestorben. Nur ein diesen tödlich mit einem Stein aus einer simp-
einziges Grab der Weltgeschichte ist leer, denn len Steinschleuder. Auch dies geschah offenbar
nur Jesus ist wahrhaftig auferstanden. So ist ohne Verletzung eines Naturgesetzes, aber ein-
das grösste aller Wunder seit der Schöpfung die deutig unter der Mithilfe Gottes. Ich bin so-
glorreiche Auferstehung Jesu. Damit hat Jesus ge- gar gewiss: Hätte David den Stein nach hin-
zeigt, dass er Gott ist und dass der Vater sein Op- ten losgehen lassen – was bei einer so einfachen
fer für die Sühnung der Sünde angenommen hat. Konstruktion von einem Stück Leder mit zwei
Wer die Auferstehung aufgibt, der hat alles ver- anhängenden Schnüren leicht denkbar ist –, so
schleudert. hätte er dennoch die eine kleine, ungeschützte
Die Auferstehung ist ein gemeinsames Werk des Stelle an der Stirn Goliaths, die nicht gepan-
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes: zert war, getroffen. Wenn Karl May schon um die

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Auch die Ecke schiessen kann – wie viel mehr David im Erklärung entzieht. Jeder Ansatz, hier eine biolo-
Namen Gottes! Beide Beispiele gehören somit zu gische oder medizinische Deutung zu versuchen,
Herkunft des Fall a). geht am Eigentlichen vorbei. Die Auferstehung ist
Wortes Gottes Im Zeitalter der Aufklärung durchforstete man und bleibt eine besondere Handlung Gottes und
entzieht sich alle biblischen Texte danach, ob die berichteten geschah ausserhalb der Naturgesetze.
Ereignisse auf natürliche Weise erklärbar seien, Auch die Herkunft des Wortes Gottes entzieht
jeder mensch-
d. h., ob sie zu Fall a) gehören. Wunder gemäss sich jeder menschlichen Erklärung. Es ist ein gött-
lichen Erklä- Fall b) wurden als unmöglich verworfen und die liches Wunder. Paulus formuliert es in 2. Timoth-
rung. Es ist entsprechenden Berichte damit als unwahr abge- eus 3,16: «Denn alle Schrift ist von Gott eingege-
ein göttliches tan. Die moderne Theologie knüpft an diesen Ge- ben.»
danken an und stuft die meisten Berichte als my- Wir müssen geradezu damit rechnen, dass Wun-
Wunder. thologisch ein. In seinem berühmt gewordenen der gemäss Fall b) ständig der Kritik von Nicht-
Aufsatz «Neues Testament und Mythologie» glaubenden ausgesetzt sind. Aus ihrer Sicht wird
(1941) bezeichnete der Marburger Theologe Ru- nicht akzeptiert, dass Gottes Gedanken und Taten
dolf Bultmann (1884–1976) die Wunder als unzu- höher sind als unser menschlicher Verstand (Jes.
mutbar für jenen modernen Menschen, der elek- 55,8). So werden statt der Anerkennung der Grösse
trisches Licht benutzt und Radios verwendet. Gottes Erklärungen gesucht, die sein übernatür-
Die Ereignisse der Bibel wollen und können in liches Handeln überflüssig machen und Wunder
den meisten Fällen gar nicht im Rahmen der Na- auf eine menschlich einsichtige oder rein materi-
turgesetze verstanden werden. Gott handelt sou- alistische Ebene zu reduzieren versuchen. Solche
verän. Er ist der Geber der Naturgesetze und steht Ideen sind von Anfang an zum Scheitern verur-
somit selbst über ihnen. In seinem Handeln un- teilt.
terliegt er keiner Einschränkung, denn «bei Gott
ist kein Ding unmöglich» (Luk. 1,37). Sein Wille Zusammenfassende Definition
geschieht. Die Schöpfung selbst, so wie sie in 1. Nach all dem zuvor Gesagten können wir die von
Mose 1 beschrieben wird, ist das erste in der Bibel Gott gewirkten Wunder präziser fassen:
berichtete Wunder. Er schafft in einem Sechstage-
werk nach seinen Ideen und nach seinem Plan ei-
nen wunderbaren Kosmos. Definition D3: Wunder sind staunenswerte und
Die Auferstehung Jesu ist ein weiteres mar- aussergewöhnliche Taten und Geschehnisse,
kantes Ereignis, das sich jeder naturgesetzlichen die Gott oder sein Sohn Jesus Christus tut,
wobei die Vorgänge meistens ausserhalb der
naturgesetzlichen Wirksamkeit ablaufen und
einmalig sind.

Im Unterschied zu den dämonischen Wirkungen


dienen die Wunder Gottes:

➡ zur Verherrlichung Gottes (z. B. die Schöpfung,


Ps. 19,2; die Heilung des Blindgeborenen, Joh.
9,3)
➡ als Hilfe für Menschen (z. B. ein Felsen in der
Wüste gibt Wasser, 2. Mose 17,1–6; Raben ver-
sorgen den hungrigen Elia, 1. Kön. 17,6)
➡ zur Stärkung des Glaubens (z. B. der Wein auf
der Hochzeit zu Kana, Joh. 2,11b)
➡ zur Rettung aus der Not (z. B. die Stillung des
Sturmes, Matth. 8,23–27)
➡ zur Rettung aus der Verlorenheit (z. B. der Ker-
kermeister von Philippi, Apg. 16,31) ■

© Werner Gitt:
Wunder und Wunderbares,
Bielefeld, 2005

Fussnoten
1 Weitere Details über Naturgesetze sind in folgendem Buch nachzu-
lesen: Werner Gitt: Am Anfang war die Information. Hänssler-Ver-
lag, Holzgerlingen, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage 2002, S.
26–67.
2 Josh McDowell: Die Tatsache der Auferstehung. CLV Bielefeld, 4.
NASA

Auflage 2005, S. 103.


3 Werner Gitt: Am Anfang war die Information. Hänssler-Verlag, 3.
So erlebte die Besatzung der Raumfähre Columbia den Sonnenuntergang. überarbeitete und erweiterte Auflage 2002, 360 S.

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