Vous êtes sur la page 1sur 2

W+W-Disk.-Beitr.

2/01

Alternative Geologie?
Zillmers Begründung für eine katastrophische Erdgeschichte ist nicht haltbar

Hans-Joachim Zillmer: Irrtümer der Erdgeschichte. Die Canyons am Rand der Ozeane müssten eine U-Form und nicht
Wüste Mittelmeer, der Urwald Sahara und die Weltherr- eine V-Form haben, wenn sie von Sedimentlawinen ausgeho-
schaft der Dinosaurier. 335 Seiten, Gebunden, DM 39,90, belt worden wären; das ist jedoch eine unbegründete Be-
Verlag Langen Müller (Herbig), München 2001. hauptung (237). Vor allem aber: Im Mittelmeer wurde die
Austrocknung durch Tiefseebohrungen ermittelt, z.B. weisen
Wer würde sich von unseren Lesern nicht freuen, wenn ein Salzlager unter dem Meeresgrund darauf hin. Sehr wichtig ist:
Buch auf den Markt kommt, in dem wesentliche Fragen der Bei der Austrocknung im Mittelmeer sind die Flusstäler (z.B.
Erdgeschichte im Rahmen einer kurzen Erd- und Lebensge- von Nil, Rhone oder Po) infolge des enorm zunehmenden Ge-
schichte beantwortet werden? Planetenkollision, Meteoriten- fälles bei starker Strömung immer tiefer und flussaufwärts in
einschläge, die Sintflut und eine rasche Entstehung der Ge- den Untergrund eingeschnitten worden (sie wurden beim
steine nehmen eine tragende Rolle in Zillmers Überlegungen späteren Meeresspiegelanstieg wieder verfüllt). Die Neben-
ein. Auch die Evolutionslehre kritisiert er massiv. Zillmer will flüsse des Po schnitten sich sogar bis in den Raum der Südal-
Fakten präsentieren, die eine kurze, katastrophisch geprägte pen viele Hundert Meter tief ein. Alle diese (und weitere) Be-
Geschichte unserer Erde belegen. Doch auch willkommene funde hat man in und am Rand der Ozeane trotz umfangrei-
Antworten oder Ansätze müssen kritisch geprüft werden. cher Tiefbohrungen jedoch nicht gemacht. Zillmers Arbeits-
Wie geht der Autor vor, auf welche Befunde stützt er sei- weise kann man so charakterisieren: Er nimmt jeweils einige
ne Aussagen? Gegenüber seinem ersten Buch (vgl. W+W-info Einzelheiten aus der Literatur auf, die in sein Konzept pas-
1/99) hat er zweifellos dazugelernt. Seine damalige - völlig sen; die (oft zahlreichen) entgegenstehenden Befunde werden
falsche - Behauptung, alle geologischen Formationen (Syste- jedoch nicht diskutiert. Das ist nicht nur ein unwissenschaftli-
me) seien gleich alt, weil sie alle an der Erdoberfläche liegen ches, es ist ein unredliches Vorgehen.
können, findet sich in dieser Form nicht mehr. Das neue Buch Ein Beispiel für die Art und Weise, wie Zillmer eine kurz-
enthält im Vergleich zum ersten auch ein umfangreicheres zeitige Erdgeschichte begründet: Er erwähnt die Hypothese,
Literaturverzeichnis. Dennoch ist leider die Methode im dass nach der Eiszeit das Schwarze Meer ein Süßwassersee
Grunde die Gleiche geblieben. Wie die angeführten Zitate und war, dessen Wasserspiegel mehr als 100 m unter dem heuti-
Verweise im Text zeigen, stützt er sich in erster Linie auf gen lag. Dann brach das Mittelmeer beim Bosporus katastro-
mehr oder weniger populärwissenschaftliche Zeitschriftenar- phisch durch und verfüllte mit Salzwasser in kurzer Zeit den
tikel. Auch Veröffentlichungen von Sensations-Autoren wie See; die Menschen an den Seeufern mussten vor dem steigen-
(dem inzwischen widerlegten) Velikovsky bzw. Autoren mit den Wasser fliehen. Diese Hypothese wurde von den US-
esoterischem Hintergrund nehmen eine wichtige Stellung ein. Meeresgeologen Pitman & Ryan gut begründet (wobei aller-
(vgl. W+W-Disk. Beitr. 4/94). Dieser Denkweise steht der dings ihre Annahme abzulehnen ist, es handle sich hier um
Autor offenbar in mancher Beziehung nahe (307-310). An die biblische Sintflut). Zillmer fragt nun, ob es nicht eher eine
vielen Stellen des Buches wird deutlich, dass er leider inzwi- Kettenreaktion gegeben habe: Zuerst war nach der Aus-
schen keine gründlichen Kenntnisse im Fach Geologie erwor- trocknungsphase das Mittelmeer wieder vollgelaufen, „und als
ben hat. Gründliche und umfassende Kenntnisse auf vielen Folge des sich aufbauenden Wasserdrucks brach kurz danach
Gebieten der Geologie sind jedoch unbedingt nötig, wenn die Bosporus-Schwelle? Oder hielt sie tatsächlich 5 Ma [=
man ein alternatives, umstürzendes und umfassendes geologi- Millionen Jahre], wie Pitman und Ryan meinen?“ (248). Zill-
sches Weltbild in Büchern der Öffentlichkeit vorlegt. mer fragt hier (wie anderswo) zwar rhetorisch, aber in Wirk-
Öfter finden sich Sätze wie: „Mein spontaner Gedanke lichkeit gilt ihm dieses Szenario als gesichert. Hier zeigt sich
war jedoch...“ (31) oder „Mir drängte sich der Eindruck beispielhaft, wie gemäß seiner Sicht die Erdgeschichte ver-
auf...“ (42). Häufig schreibt er: „Nehmen wir einmal an...“ kürzt werden kann.
(184) oder ähnlich. Dann folgen Ausführungen, die das Ange- An diesem Beispiel kann man gut darstellen, worin der
nommene nicht selten bereits voraussetzen und zur Grundlage Unterschied zwischen der geologischen Arbeitsweise von
weiterer Argumentation machen. Zillmer zieht dann oft Ein- Autoren wie Zillmer und der SG Wort und Wissen besteht.
zelaussagen, zumeist aus populärwissenschaftlichen Artikeln, Zwar gibt es eine weitgehende Übereinstimmung - wenn auch
heran, die gerade zu seinen Ideen (zu ) passen (scheinen). Da- nicht in vielen Einzelheiten - in der Annahme einer kurzen
durch entsteht beim nicht vorgebildeten Leser der Eindruck, Erd- und Lebensgeschichte. Aber kann man die 5 Millionen
die Aussagen des Buches beruhten, wenigstens zum großen Jahre zwischen der obersten Miozän-Stufe des Tertiärs, in der
Teil, auf (neuen) Forschungsergebnissen. Jedoch entsteht die Austrocknung des Mittelmeers geschah, und der frühen
durch diese Arbeitsweise eine Mixtur aus übernommenen Nacheiszeit, als das Mittelmeerwasser durch den Bosporus
Forschungsresultaten und fragwürdigen Gedankengänge des brach, auf diese simple Weise „wegzaubern“? Dazu einige
Autors. Dazu ein Beispiel: Hinweise:
Zillmer nimmt an, die Ozeane seien einst fast leer gewe- Nach dem Miozän kam die jüngste Tertiär-Stufe, das Plio-
sen, weil die untermeerischen Schluchten an den Kontinental- zän und darauf das Pleistozän, das man vor ca. 1,8 Mio. Jah-
abhängen seiner Meinung nach von Flüssen ausgehobelt wur- ren beginnen lässt. Es wurde (vereinfacht) auch als „Eiszeit-
den. Er zitiert dazu die Aussage eines Geologen aus dem Jahr alter“ bekannt. Danach (mit ca. 10.000 Jahren vor heute da-
1949 - der sich allerdings vorsichtig ausdrückte („wie es den tiert) begann das „Gegenwartszeitalter“ (Holozän). Also nicht
Anschein hat“; 239). Jedoch wurde erst später erkannt, dass lange nach der Eiszeit (wie man annimmt, vor 7.600 Jahren)
untermeerische Sedimentlawinen (Turbidite) enorme Erosi- wurde das Schwarze Meer überflutet.
onskräfte freisetzen und tiefe Rinnen in die Kontinentalab- Was charakterisiert nun die von der Schulgeologie ange-
hänge einfräsen können, vor allem vor Flussmündungen, wo nommenen 5 Mio. Jahre? Ist die Zahl ein bloßes Phantasie-
viel Sediment angeliefert wurde. Zillmer sieht eine Analogie produkt, wie Zillmer suggeriert? Lehnen nicht auch wir bei
zum Mittelmeer, das nach geologischen Befunden tatsächlich Wort und Wissen die langen Zeiten ab? Ja, das tun wir. Aber
einmal ausgetrocknet war. Er schreibt, die untermeerischen die Zeit zwischen der Austrocknung des Mittelmeers und der

DISKUSSIONSBEITRÄGE, BERICHTE,
INFORMATIONEN 1/00
Zeit der Überflutung des Schwarzes Meeres wird durch Ge- stellen sind in Deutschland aber vergleichsweise häufig. Der
steine, vor allem Ablagerungsgesteine (Sedimente) charakteri- Widerspruch in vielen geologischen Fachpublikationen be-
siert, in denen bestimmte Fossilien eingeschlossen sind. Diese steht vielmehr darin: Einerseits nimmt die Schulgeologie eine
Gesteine wurden auf dem Boden des Mittelmeers von Tief- (z.T. sehr) geringe Sedimentationsrate an, andererseits wird
bohrungen durchörtert, sie liegen über dem Salzlager der (oft) zugegeben, dass gut erhaltene Fossilien schnell zuge-
Austrocknungsphase. Man findet gleich alte Sedimente aber deckt und konserviert worden sein müssen; dies aber müsste
auch in Italien, und nicht nur dort, sondern z.B. auch in der zu einer insgesamt schnelleren Ablagerung vieler Schichten
Kölner Bucht über dem Braunkohlentertiär. nacheinander führen. Die „Beton-Theorie“ des Autors - er ist
Entscheidend ist nun, in detaillierter Auseinandersetzung Diplom-Ingenieur im Bauwesen - wirkt in dieser Form ob-
mit den Vorstellungen der Schulgeologie zu begründen, war- skur. Er will damit begründen, warum Sedimente nicht nur
um es keine 5 Mio. Jahre gedauert haben muss, bis sich die rasch abgelagert, sondern auch schnell erhärten können.
Gesteine zwischen der Austrocknungsphase des Mittelmeeres Auch mit den Fossilien „am falschen Platz“ (z.B. Saurier-
und der Jetztzeit gebildet haben. Und genau das tut Zillmer spuren gemeinsam mit Menschenspuren) geht der Autor sehr
nicht, sondern er geht leichthin über die zahlreichen Details unkritisch um. Ein schöpfungsorientierter Paläontologie
der o. g. Gesteinsbildung hinweg. So lehnt er auch - um geo- schrieb mir schon vor vielen Jahren, dass es sich bei der Ge-
logische Zeit zu sparen - die Eiszeit im Sinn einer Kontinen- steinsplatte mit einem „menschlichen Fußabdruck“ auf einem
talvergletscherung in Mitteleuropa ab und spricht von Trilobiten aus Utah (25) in Wiklichkeit um eine zufällige
„Schneezeit“. Aber die zahlreichen Hinweise, die auf eine Spaltungsspur im Sediment handle. Der Stuttgarter Paläonto-
Vergletscherung (z.B. Norddeutschlands) hinweisen, behan- loge E. Fraas hat schon 1910 in seinem bis heute aufgelegten
delt er völlig unzureichend. So erwähnt der Autor „riesige, Fossiliensammler-Buch Der Petrefaktensammler eine Anzahl
rund (!) geschliffene Felsbrocken“ (220), die nach geologi- solcher Steingebilde, die man „Naturspiele“ nennt und die zu-
scher Meinung Zeugen der Eiszeit seien; aber er weiß nicht fällig echten Fossilien ähneln, abgebildet. Ein „Damenschuh“-
(zumindest erwähnt er nicht), dass u.a. große Blöcke mit völ- Abdruck ist dabei, eine „zufällige Auswitterung einer Spongie
lig flach geschliffenen Flächen kennzeichnend sind für Glet- [Schwamm] im Jurakalk“ - sieht mindestens so „echt“ aus wie
scherablagerungen (Moränen) des Inlandeises, um nur ein die „Fußspur“ aus Utah! Zillmer bildet Ober- und Unterseite
Beispiel zu nennen. Aber wir sind herausgefordert, schwieri- eines heutigen, toten Gliedertiers ab (Foto 1 u. 2) und stellt
ge geologische Probleme sachlich und gründlich zu behan- „zur Diskussion“, ob es sich um einen bis zur Gegenwart
deln, auch wenn wir nicht in jedem Fall eine schnelle Antwort überlebenden Trilobiten handelt (er meint: „Die Ähnlichkeit
geben können. ist frappierend“; 25). Es handelt sich in Wirklichkeit um den
In ähnlicher Weise werden auch andere geologische Fra- großen Kiemenfuß-Krebs Triops cf. cancriformis, ein Tier mit
gen völlig unzureichend behandelt. So zitiert Zillmer zur Ent- einer interessanten Lebensweise, das zwar zu den Gliederfü-
stehung des Buntsandsteins ein Buch aus dem Jahr 1912 (!), ßern gehört, aber ein Süßwasserbewohner ist und nur eine
in dem die Sedimentstrukturen auf Windtransport in einer oberflächliche Ähnlichkeit mit Trilobiten aufweist. Man
Wüste zurückgeführt werden. Wenn der Autor nur einige der könnte auch hier erwarten, dass der Autor sich vor der Buch-
zahlreichen neueren Arbeiten eingesehen hätte, wüsste er, veröffentlichung auf persönlichem Weg oder durch zoologi-
dass man heute Windtransport für Buntsandstein-Sedimente sche Literatur kundig gemacht hätte.
nur untergeordnet veranschlagt; vielmehr im großen und gan- Es liegt mir fern, die „Beweise“ Zillmers für die Gleich-
zen von fluviatilem Transport (Ablagerung in Flußsystemen) zeitigkeit von Menschen und Dinosauriern in Bausch und Bo-
ausgeht. Aber auch wenn man wie wir bei Wort und Wissen gen abzustreiten (36ff.) - vielmehr wünsche ich mir solche
von einer viel schnelleren Entstehung des Buntsandsteins Funde! Aber angesichts mancher Ernüchterungen in der Ver-
ausgeht als die Schulgeologie, kann man es sich nicht derart gangenheit ist in jedem Fall eine sehr kritische Prüfung un-
einfach machen und fast unbegründet behaupten, seine Ent- umgänglich. Die entsprechenden Abschnitte in Zillmers Buch
stehung schrumpfe „auf vielleicht nur wenige Stunden zu- wirken leider nicht sehr kritisch.
sammen“ (282). Allein die zahlreichen trocken gefallenen Im Buchschluss formuliert der Autor, dass es „ein eigen-
Oberflächen auf vielen Buntsandsteinbänken (Trockenrisse), tümlicher Weg“ gewesen sei, den der Leser durch die Kapitel
die von Reptilien bis weit in das Buntsandstein- des Buches gegangen ist (307). In der Tat - und so manchen
Ablagerungsbecken hinein belaufenen Oberflächen vieler „eigenartigen Fund“, den ich auf diesem Weg gemacht habe,
Bänke (Fährtenzüge), echte Sedimentationsunterbrechungen konnte ich hier der Kürze halber nicht vorstellen. Aber ich
(Karneol-Dolomit-Horizont u.a.), Wachstum von durch Mi- kann niemand empfehlen, selbst diesen Weg zu gehen. Er
kroben aufgebauten Riffstrukturen (Stromatolithen) im unte- bringt dem Leser keinen Gewinn, sondern gaukelt ihm vor,
ren Buntsandstein und anderes widerspricht einer derart ex- sich hier auf einem Weg zu befinden, der zu einem wirklich
trem kurzen Bildungszeit. Mit solchen Phänomenen setzt sich begründeten Kurzzeit-Modell der Erdgeschichte führe. Dies
der Autor gar nicht auseinander. ist leider nicht der Fall, das Buch enthält zahlreiche Fehler
Wie diese Beispiele zeigen, hat der Autor nicht nur keine und führt bedauerlicherweise auf einen Irrweg. Unser eigener
wirkliche Kenntnis der Literatur. Er hat zwar mehrere Gebie- Anspruch an wissenschaftliche Gründlichkeit und Wahrhaf-
te, besonders in den USA, bereist; aber er besitzt offenbar tigkeit verträgt sich nicht mit der fragwürdigen Methode, die
keine gründlichen geologischen Geländekenntnisse, schon gar diesem Buch zugrunde liegt.
nicht in Mitteleuropa. Beides zeigt sich in der Frage der Fos-
silbildung. Zillmer behauptet, dass die Geologen dieselbe auf Manfred Stephan
eine „Regionalmetamorphose“ zurückführten (53). Diese Be-
hauptung ist völlig falsch; der Begriff betrifft nicht die Fossil-
bildung, sondern (tief) in der Erdkruste versenkte und durch Weitere Exemplare dieses Blatts können kostenlos angefordert werden
Druck/Temperatur umgewandelte (= metamorphe) Gesteine, bei: SG WORT UND WISSEN, Rosenbergweg 29, D-72270 Baiersbronn,
in denen zumeist keine Fossilien mehr erkennbar sind. Offizi- Tel. 0 74 42 / 8 10 06 (Fax 8 10 08), oder bei W+W-Medienstelle, Heim-
elle Lehre soll angeblich sein: „Es dauert Millionen von Jah- garten 2163, CH-8180 Bülach.
ren, bis Fossilien versteinern“ (286). Zillmer hat jedoch die Für Kosten bei Abnahme größerer Mengen wird eine Spende erbeten:
umfangreiche Literatur über die Schichtfolgen nicht zur Sparkasse Hagen BLZ 450 500 01, Kto. 128 041 660; Postfinance CH-
Kenntnis genommen, in denen besonders gut erhaltene Fossi- 4040 Basel, Kto. 80-76159-5.
Internetadresse: http://www.wort-und-wissen.de
lien konserviert sind (sog. Konservat-Fossillagerstätten), bei
Studiengemeinschaft WORT UND WISSEN, 2000 – kopieren erlaubt!
denen schnelle Entstehung angenommen wird. Solche Fund-

STUDIENGEMEINSCHAFT WORT UND WISSEN

Vous aimerez peut-être aussi