März 2010 Auch dass wir die weit verbrei- und der Mitbestimmung, nicht

tete Praxis der Frühverrentung zuletzt durch die Begrenzung

Sehr geehrte Damen und Her-
ren,
liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freunde,
vor sieben Jahren haben wir
eines der umfassendsten Re-
formkonzepte für den Arbeits-
markt in der bundesdeutschen
Geschichte begonnen. Jetzt gilt
es, die Resultate zu prüfen und
neu anzusetzen: Unser Ziel ist
Fairness auf dem Arbeitsmarkt.
Durch bessere Qualifizierung
und Vermittlung haben Arbeit-
suchende heute neue Chancen
auf einen Arbeitsplatz. Die Zu-
sammenlegung von Arbeitslo-
sen- und Sozialhilfe, die Betreu-
ung aus einer Hand und die Ein-
beziehung von Sozialhilfeemp-
fängern in die Arbeitsförderung
waren richtig und bleiben von
überragender Bedeutung.
begrenzt haben, ist eine richti-
ge Weichenstellung zuguns-
ten höherer Erwerbsbeteili-
gung bei steigender Lebenser-
wartung.
Unser Ziel bleibt Vollbeschäf-
tigung. Deshalb müssen wir
jetzt weiterdenken und unsere
Konzepte weiterentwickeln.
Denn die Verhältnisse der Ar-
beitswelt sind oft unfair ge-
worden.
Armutslöhne und unsichere
Beschäftigung haben sich aus-
gebreitet. Das gefährdet die
Leistungsgerechtigkeit in un-
serer Gesellschaft. Leiharbeit
wird missbraucht, um Tarif-
strukturen zu umgehen und
Löhne zu drücken. Auf dem
Arbeitsmarkt muss wieder
Ordnung geschaffen werden,
durch Mindestlöhne, durch die
Stärkung der Tarifverträge
der Leih- und Zeitarbeit auf
ihren eigentlichen Zweck zur
Abdeckung von Auftragsspit-
zen.
Deswegen haben wir einen
Gesetzesentwurf eingebracht,
mit dem die Leiharbeit fair
gestaltet werden soll. Das ist
aber nur ein erster Schritt. Wir
werden weitere Vorschläge
machen für gerechte Bedin-
gungen auf dem Arbeitsmarkt.
Ich wünsche Ihnen und Ihren
Familien frohe Ostern und ent-
spannte Feiertage.
Ihre

Inhalt
Sicherheit: Unverantwortliche Kürzungen im Ver-
teidigungshaushalt Seite 3

Vor Ort I: Besuch bei der Einsatzflottille 2

Finanzen: Haushalt 2010 bringt Rekordver-
Seite 3
schuldung Seite 2

Vor Ort II: Regierung muss bei Bahnstrecke Olden-

Arbeit: Leiharbeit fair gestalten
burg-Wilhelmshaven Farbe bekennen
Seite 2
Seite 4

SEITE 1 Karin Evers-Meyer

 Bericht aus Berlin
H A U S H A LT 2010
BRINGT REKORDSCHUL-
DEN
Im März stand im Deutschen
Bundestag der Bundeshaus-
halt 2010 zur Abstimmung.
Was die Bundesregierung vor-
gelegt hat, ist ein Dokument
der Verantwortungslosigkeit.
Schwarz-Gelb erreicht mit
80,2 Milliarden Euro eine Re-
kordneuverschuldung. Seit es
die Bundesrepublik gibt, hatte
eine Regierung noch nie eine
solche Schuldenlast zu verant-
worten. Jeder dritte Euro des
Haushalts ist auf Pump finan-
ziert. Die Gesamtverschuldung
unseres Landes liegt bei 1.700
Milliarden Euro, mehr als 70
Prozent unserer Jahreswirt-
schaftsleistung.
Dabei ließe sich Geld einspa-
ren. Als der Haushalt im ver-
gangenen Jahr aufgestellt
wurde, ging man noch von kri-
senbedingten Belastungen
von zwölf Mrd. Euro aus. Heu-
te ist klar, dass dieser Betrag
zu hoch angesetzt war. Für die
Bewältigung der Wirtschafts-
krise werden im Haushalt nur
noch 5,6 Mrd. Euro veran-
schlagt. Die Koalition nimmt
also sechs Mrd. Euro Schul-
den zu viel auf. Das zeigt:
Nicht die Konsolidierung des
Haushalts ist das Ziel, sondern
die Verschwendung der Spiel-
SEITE 2
räume, um Wahlgeschenke an
die eigene Klientel zu finanzie-
ren: Steuerprivilegien und Be-
günstigungen für Hoteliers, für
Erben, für Anwälte und für die-
jenigen Unternehmen, die
Steuern durch Gewinnverlage-
rungen ins Ausland umgehen.
Schwarz-Gelb ist unglaubwür-
dig. Jedes Jahr hat die FDP in
der Opposition ihr so genann-
tes „Liberales Sparbuch“ vor-
gelegt. Diese 400 Vorschläge
zu sparen haben sich in Luft
aufgelöst. In der Opposition
hat Guido Westerwelle Perso-
naleinsparungen gefordert und
sprach von vielen überflüssi-
gen Stellen in den Bundesmi-
nisterien. Kaum an der Macht,
hat die FDP nicht nur in ihren
Ministerien Personal draufge-
legt, sie hat mit CDU und CSU
beschlossen, dass 985 neue
Stellen geschaffen werden.
„Mehr Bürokratie wagen“,
heißt das Projekt. Verkehrsmi-
nister Ramsauer bekommt 132
neue Posten – obwohl er we-
niger zu tun hat. Denn die Auf-
gabe des Aufbau Ost ist an
das Innenministerium gegan-
gen. Umweltminister Röttgen
streicht bei der Solarförde-
rung. Aber für den Ausbau der
Chefetage seines Ministeriums
gibt er zwei Mio. Euro aus.
Schwarz-Gelb kürzt die Inves-
titionen, während Deutsch-
lands Wirtschaft Nullwachstum
März 2010
hat und viele wichtige Unter-
nehmen nur noch den Erhalt,
nicht mehr Innovation und Pro-
duktionserweiterung in
Deutschland finanzieren. So
verspielt Schwarz-Gelb unsere
Chancen. Das ist ein verhäng-
nisvoller Fehler.
Leiharbeit fair ges-
talten
Zentrale Ziele unserer Arbeits-
marktpolitik sind ein hoher Be-
schäftigungsstand und gute
Arbeitsbedingungen. Bei allen
Erfolgen unserer Beschäfti-
gungspolitik der vergangenen
Jahre müssen wir aber erken-
nen, dass prekäre Beschäfti-
gung in den letzten Jahren
massiv zugenommen hat. Seit
langem sind Fehlentwicklun-
gen in der Leiharbeitsbranche
bekannt. Die hohen Lohnun-
terschiede zwischen Leihar-
beitnehmerinnen und Leihar-
beitnehmern auf der einen und
Festangestellten auf der ande-
ren Seite bei vergleichbaren
Tätigkeiten sind untragbar.
Unsere Vorschläge für faire
Bedingungen ließen sich in
der Leiharbeit gegen die Union
in der letzten Legislaturperiode
nicht umsetzen. Wir fordern
deshalb in unserem Antrag
„Fairness in der Leiharbeit“,
die Arbeitnehmerüberlassung
wieder auf ihre historische
Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin
Funktion als Instrument für
mehr Flexibilität bei Auftrags-
spitzen zu beschränken. Im
Arbeitnehmerüberlassungsge-
setz muss bestimmt werden,
dass nach einer kurzen Einar-
beitungszeit der Grundsatz
„Gleiche Arbeit – Gleiches
Geld“ ohne Ausnahme gilt.
Sowohl die Zahl der Leiharbeiter als
auch ihr Anteil an allen Beschäftig-
ten hat sich bis 2008 stetig erhöht.
Wir brauchen Regelungen, um
den Missbrauch in der Leihar-
beit, durch nationales und
grenzüberschreitendes Lohn-
und Sozialdumping, zu unter-
binden. Um den schlimmsten
Missbräuchen zu begegnen,
ist eine Lohnuntergrenze not-
wendig. Hierfür muss die Leih-
arbeitsbranche in den Gel-
tungsbereich des Arbeitneh-
merentsendegesetzes aufge-
nommen werden und einen
Mindestlohn bekommen. Die
zunehmend verbreitete kon-
zerninterne Verleihung durch
Leiharbeitsgesellschaften der
Unternehmen muss begrenzt
SEITE 3
werden. Die Betriebsräte in
den Entleihbetrieben brauchen
Mitbestimmungsrechte, um
kontrollieren zu können, ob
Leiharbeiter nach den Vor-
schriften des Entsendegeset-
zes eingesetzt werden. Folge-
richtig sollen Leiharbeitnehme-
rinnen und Leiharbeitnehmer
bei der Ermittlung der Arbeit-
nehmerzahl für die betriebli-
chen Schwellenwerte mitge-
zählt werden. Vor allem aber
soll wieder der Grundsatz
durchgesetzt werden, dass
Leiharbeitnehmer bei wech-
selnden Unternehmen einge-
setzt, aber unbefristet bei den
Leiharbeitsunternehmen be-
schäftigt werden. Auf den Ar-
beitseinsatz befristete, so ge-
nannte synchronisierte Leihar-
beitsverhältnisse, müssen ab-
geschafft werden.
Unverantwortliche
Kürzungen im Vertei-
digungshaushalt
Die Koalition beabsichtigten
hat drastischen Kürzungen im
Verteidigungshaushalt be-
schlossen. Neben einer ange-
kündigten globalen Minderaus-
gabe von 200 Mio. Euro hat
Schwarz-Gelb im Haus-
haltsausschuss vor allem bei
Beschaffungsvorhaben 200
Mio. Euro, sowie zusätzlich
noch einmal über 56 Mio. Euro
März 2010
im gesamten Haushalt ge-
kürzt. Dem Verteidigungsetat
fehlen damit für das Jahr 2010
über 450 Mio. Euro.
Die Investitionen schrumpfen
damit im Verteidigungshaus-
halt auf nur noch 23% der ge-
samten Ausgaben. Von den
vom Minister angestrebten
30% ist das meilenweit ent-
fernt. So kann die Bundeswehr
nicht modernisiert und zu-
kunftsfähig gemacht werden.
Sorgen bereitet mir vor allem
die Tatsache, dass die Kür-
zungen offensichtlich nicht mit
dem Verteidigungsministerium
abgesprochen waren. Minister
zu Guttenberg erklärte in der
Ausschusssitzung, dass er die
Auswirkungen dieser unerwar-
teten Kürzungen auf die Arbeit
seines Hauses noch nicht ein-
schätzen könnte. Das Ministe-
rium wird gezwungen sein, die
erforderlichen Einsparungen
auch in den Bereichen zu
erbringen, die für die laufen-
den Einsätze der Bundeswehr
besonders wichtig sind. Das
kann fatale Konsequenzen für
die Sicherheit unserer Solda-
tinnen und Soldaten haben.
Die angestrebten Kürzungen
haben nichts mit solider Haus-
haltspolitik zu tun. Es entsteht
eher der Eindruck, dass die
Koalition ihre großzügigen
Steuergeschenke nun hektisch
mit Einsparungen an anderer
Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin
Stelle ausgleichen will. Das
geschieht ausgerechnet dort,
wo vor allem die Sicherheit
unserer Soldatinnen und Sol-
daten im Einsatz, aber auch
die Glaubwürdigkeit Deutsch-
lands in der Außen- und Si-
cherheitspolitik auf dem Spiel
stehen. Das ist unüberlegt und
unverantwortlich.
Besuch bei der
Einsatzflottille 2
Mitte März habe ich den neu-
en Kommandeur der Einsatz-
flottille 2 in Wilhelmshaven,
Flottillenadmiral Thorsten Käh-
ler, getroffen. Wir haben vor
allem über die Lage bei der
Einsatzflottille gesprochen,
insbesondere über die The-
men Materialerhalt und
Betreuung der Soldatinnen
und Soldaten im Einsatz.
Die Soldatinnen und Soldaten
der Marine leisten ganz her-
vorragende Arbeit. Ich weiß,
dass gerade die langen
Einsatzzeiten bei der Marine
eine große Herausforderung
für die Soldatinnen und Solda-
ten und auch für ihre Familien
darstellen. Deswegen ist es
wichtig, dass sie gute Rah-
menbedingungen für ihre Ar-
beit vorfinden. Das gilt nicht
nur für die Schiffe, sondern
auch für die Bedingungen an
Land. Im Stützpunkt Wilhelms-
SEITE 4
haven muss nun rasch der
Bau von zusätzlichen Unter-
künften und Ausbildungsein-
richtungen für die Besatzun-
gen der neuen Fregatten der
Klasse F125 beginnen. Für
diese Schiffe ist ein Zwei-
Besatzungs-Konzept vorgese-
hen, das entsprechende Infra-
struktur für die Schiffsmann-
schaft erfordert. Die ersten Be-
satzungen für diese Fregatten
müssen bis 2015 ausgebildet
sein. Deswegen ist es drin-
gend nötig, dass die Bauarbei-
ten wie geplant im kommen-
den Jahr beginnen. Ich hoffe,
dass die jüngst von der Koaliti-
on beschlossenen Kürzungen
im Verteidigungshaushalt von
rund 450 Mio. Euro keine Aus-
wirkungen auf den Baubeginn
haben.
Besuch bei der Einsatzflottille 2: Ka-
rin Evers-Meyer mit Flottillenadmiral
Torsten Kähler
Die Kürzungen sind auch mit
Blick auf die laufenden Ausga-
ben der Marine nur schwer zu
verkraften. Wir werden in den
kommenden Jahren immer
März 2010
mehr Geld für den Erhalt der
Marineschiffe und -boote aus-
geben müssen. Für 2012 wird
mit jährlichen Aufwendungen
von über 300 Mio. Euro allein
für den Materialerhalt gerech-
net. Dafür ist auch der unge-
nügende Wettbewerb unter
der deutschen Werften sowie
unzureichende bundeseigene
Instandsetzungskapazitäten
verantwortlich, die zu überhöh-
ten Preisen führen.
Regierung muss bei
Bahnstrecke Olden-
burg-Wilhelmshaven
Farbe bekennen
Anfang März gab es Presse-
berichte, wonach der zweiglei-
sige Ausbau und die Elektrifi-
zierung der Bahnstrecke Ol-
denburg-Wilhelmshaven vor-
erst nicht realisiert werden
könnten. Für die wirtschaftli-
che Entwicklung unserer Regi-
on, vor allem für den Erfolg
des JadeWeserPorts, hätte
das schlimme Folgen. Ich ha-
be deswegen die Regierung
aufgefordert, sich zum zeitge-
rechten Ausbau der Strecke
zu bekennen.
Für die große Koalition hatte
diese Strecke noch höchste
Priorität. Es stand nie zur De-
batte, dass es beim Ausbau zu
Verzögerungen kommen soll-
Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin
te. Alle, bei Verkehrsminister
Tiefensee angefangen, waren
überzeugt, dass der vollständi-
ge Ausbau der Strecke essen-
tiell für den Erfolg des Jade-
WeserPorts ist. Das scheint
die schwarz-gelbe Koalition
anders zu sehen. Nach Aussa-
gen des FDP-Verkehrs-
politikers Patrick Döring soll
die Reihenfolge der anzuge-
henden Schienenprojekte neu
festgelegt werden.
In einem Bericht an den Ver-
kehrsausschuss des Bundes-
tags wurde bekannt, dass die
Bahn zahlreiche Schienenpro-
jekte aus Finanzgründen vor-
erst nicht realisieren kann. Es
handelt sich dabei um Maß-
nahmen des „vordringlichen
Bedarfs“ im Bundesverkehrs-
wegeplan, die größtenteils bis
2015 fertiggestellt werden soll-
ten. Unter den Projekten, de-
ren Finanzierung nicht sicher-
gestellt ist, befindet sich auch
der zweigleisige Ausbau und
die Elektrifizierung der Bahn-
strecke Oldenburg-Wilhelms-
haven.
Die Bahn bemängelte, dass
die finanziellen Leistungen des
Bundes in den kommenden
Jahren spürbar sinken sollten.
Insgesamt benötigt das Unter-
nehmen jährlich 1,8 Mrd. Euro,
um die geplanten Schienen-
projekte umzusetzen. Die ak-
tuelle Finanzplanung des Bun-
SEITE 5
März 2010
des erlaubt nach Darstellung
der Bahn aber nur Investitio-
nen in Höhe von 1,3 Mrd. Euro
pro Jahr.
Inzwischen hat mir das Ver-
kehrsministerium geantwortet.
Demnach hat die Hinterland-
anbindung des JadeWeser-
Ports weiterhin einen hohen
Stellenwert in den Verkehrs-
planungen der Bundesregie-
rung. Auch wenn diese Nach-
richt zunächst beruhigt, werde
ich weiter Druck machen, da-
mit die Finanzierung des voll-
ständigen Ausbaus endlich
fest vereinbart wird.
Bericht aus Berlin
Herausgegeben von MdB Karin Evers-
Meyer
Kontakt:
Sebastian Franke
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel.: 030/227-77785
Fax: 030/227-76785
www.evers-meyer.de
Karin Evers-Meyer