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A

NTIBERLINER
K a m p f b l a t t g e g e n d e n K u d a m m u n d f ü r d e n P a l a s t / / N r. 5 / / J a n u a r 2 0 0 6

2 Rückschritt. Ein Netzwerk


von Wirtschaftsvertretern
4 Zukunft. Durch den Computer
ist der Sozialismus möglich.
7 Bilanz. Ein Jahr lang
machten Hamburgs Antifas
will ein neues Denken und Der Fortschritt ist wichtig Hausbesuche bei Neonazis.
Handeln etablieren für die Revolution Was hat es gebracht?
Hallo Berlin, hallo Antiberliner!

Z um Jahresbeginn ist das Motto dieser Ausgabe: »Rückblick radikaler vorantreiben und Unternehmerinteressen noch effizienter vertreten
2005 – Perspektiven 2006«.Viel ist passiert im letzten Jahr wird.Abseits der Weltpolitik machten einige von uns schmerzliche Bekanntschaft
in Berlin.Wir konnten wichtige politische Ereignisse miter- mit den »Prügelpolizisten« (BILD) und im Sommer gab es diverse
leben, zum Beispiel eine Riesendemo gegen Faschismus, Krieg und die Hausdurchsuchungen bei linken Aktivisten.
offizielle, deutsche Erinnerungspolitik am 8. Mai. Dieses Jahr kann es auch nur noch schlimmer werden. Die offizielle Fußball
Meist hielt die Freude über positive Wendungen jedoch nicht lange WM kommt nach Deutschland und dient wieder als Nährboden nationalis-
an. Als der alte Papst gestorben ist, wurden »Wir« plötzlich zum tischer Exzesse. Wir empfehlen sich wenigstens den Sommer über ins Ausland
Neuen. Und als die Rot-Grüne Regierung endlich abgestraft wurde, abzusetzen.
wurde sie durch eine Schwarz-Rote ersetzt, die den Sozialabbau noch Also dann auf ein Neues.Viel Spaß, Eure Antiberliners

Neues AIB eschienen


Das aktuelle Antifaschi-
stische Infoblatt ist er-
Die Wirtschaft Eventagenturen und verschiedenen
Medienorganen.
Des öfteren werden Gesprächs-
schienen. Themen sind
u.a. die Geschichte der
NS-Prozesse, Berliner
zeigt Initiative! partner für Sabine Christiansen von
der INSM gestellt und mit der
»Frankfurter Allgemeinen Sonntags-
Prügelpolizisten, Nazis Die »Initiative Neue Soziale zeitung«, »Der Welt« und »MTV« gibt
in der Black-Metal-Sze- Marktwirtschaft« (INSM), ein es sogenannte Medienpartnerschaf-
ne und eine Betrach- Netzwerk von Wirtschaftsver- ten. Unter anderem wird auch mit
tung des Kölner Neonazi tretern, hat sich das Ziel gesetzt den Gewerkschaften eine gute Zu-
Axel Reitz. Ein kostenlo- Millionen von Menschen zum sammenarbeit angestrebt.
ses Probeexemplar kann Umdenken zu bringen. Sie sol- Geschickt nutzt die INSM die
man unter len es gut finden, selbst für Ge- knappen Budgets der Fernsehsender.
aib@mail.nadir.org be- sundheit, Pflege und Rente zu Indem ganze Informationspakete zu-
stellen. bezahlen und auf Kündigungs- sammengestellt werden, die sowohl
schutz und Arbeitnehmerrechte »wissenschaftliche« Studien, als auch
No boarders reloaded zu verzichten. Wer das nicht Angebote für Talkshowgäste etc. ent-
Die überarbeitete, zwei- will, soll es wenigstens als un- halten, wird den Journalisten ihre
te Auflage der vergriffe- vermeidlich anerkennen Recherchearbeit abgenommen. Das
nen »Migration Beats« spart denen Zeit und Geld und ist
Broschüre mit Texten
gegen Rassismus, Gren-
zen und Festung Europa
ist erschienen. Heraus-
gegeben von der Antifa-
M it viel Überredungs-
kunst soll die deutsche
Bevölkerung ihre Be-
geisterung für den Neoliberalismus
entdecken. Mehr eigenverantwortli-
deshalb ein gerne und oft genutztes
Angebot.
Scheinbar unabhängige Sendun-
gen werden so zum Instrument der
neoliberalen Meinungsmacher. Wo
schistischen Linken Ber- che »Solidarität« ist angesagt, Vertrau- genau ihre PR Maschinerie am Werk
lin (ALB). Bestellungen en in den Markt nicht in den Staat. ist und wo nicht bleibt für den Zu-
an: Red Stuff, Skalit- schauer und Leser meist unklar, da die
zerstr.67, 10997 Berlin Die Taktik Quellen oft ungenau oder gar nicht
Um ihre Ziele zu erreichen, agiert gekennzeichnet sind.Welchem Talk-
Impressum: die INSM auf allen Ebenen der showgast steht schon auf die Stirn ge-
· V.i.S.d.P.: E. Diepgen, Kommunikation. Neben Kampagnen schrieben »Sponsored by INSM«.
Fasanenweg 30, wird vor allem ein breitangelegtes
Deutschland soll blühen,
10123 Berlin Netz aus Multiplikatoren genutzt.
j e d o c h n i c h t f ü r d i e Ve r l i e r e r
Sozial = Marktwirtschaft?
· Redaktionskontakt: Das heißt Journalisten, Politiker und Der INSM geht es darum die öffent-
antiberliner@web.de andere Personen des öffentlichen Le- Studien, die zeigen sollen, dass das liche Meinung wesentlich zu beein-
· Unterstützer: Antifa- bens werden gezielt angeworben um Einzige was die deutsche Wirtschaft flussen, sie wollen Debatten beherr-
schistische Linke Berlin Werbung für die neoliberalen »Re- retten kann die Kürzung sämtlicher schen und neue Meinungen produ-
· Namentlich gekenn- formvorschläge« der INSM zu ma- Sozialleistungen ist. Dem Rezipien- zieren. Dazu gehört es auch positiv
zeichnete Artikel spie- chen. Unter anderem ist Prof. Dr. ten erscheinen die Wissenschaftler als besetzte Begriffe, wie zum Beispiel
geln nicht unbedingt Paul Kirchhof Botschafter der INSM, neutral, tatsächlich treten sie aber in »soziale Gerechtigkeit«, in den eige-
die Position des Redak- er entwarf Reformpläne für die der Rolle eines PR-Agenten auf. ne Publikationen zu benutzen und
tionskollektivs wider Neue Regierung Merkel.Aber auch ihnen eine neue Bedeutung zu ver-
Plakataktionen, eine eigene Internet- Wer mit wem? leihen. Ein Beispiel hierfür ist der von
präsenz, Anzeigen, Beiträge in Zeit- Wesentlich beteiligt an der Öffent- der INSM im Jahr 2000 erfundene
schriften und selbstorganisierte Preis- lichkeitsarbeit für die INSM ist die Slogan »Sozial ist das was Arbeit
verleihungen für »Reformer« werden PR Agentur »Scholz und Friends«. schafft«, der mittlerweile von Politi-
organisiert. Untermauert werden die Sie erarbeitet sämtliche Strategien kern aller Parteien aufgegriffen wird.
Aussagen der INSM durch eigens in und Kampagnen. Zusätzlich gibt es Angela Merkel: »Sozial ist, was Arbeit
Auftrag gegebene »wissenschaftliche« eine enge Zusammenarbeit mit schafft.« Guido Westerwelle: »Sozial

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Reformer des Jahres
Sie waren mal wieder
nicht eingeladen und
kamen trotzdem – »Die
Überflüssigen«, linke
Aktivisten die sich im-
mer wieder gegen Sozi-
alraub und Neolibera-
lismus einsetzen. Am
30. November 2005
wollte die »Initiative
Neue Soziale Marktwirt-
schaft« (INSM) den »Re-
former des Jahres«, ih-
rer Ansicht nach der
Verfassungsrichter Udo
di Fabio, küren. Wäh-
rend der Laudatio von
Feste Medienpartnerschaft zwischen Sabine Christiansen und der INSM
Friedrich Merz (CDU),
gelang es den Aktivisten
ist das, was Arbeitsplätze schafft.« Jür- Euro Dialoge gekauft. Die Botschaft: Um das Vertrauen der Bevölke- das Podium zu erobern
gen Rüttgers: »Sozial ist, was Arbeit Lohnnebenkosten runter,Arbeitszei- rung zu gewinnen wird sich der und vor der Presse ihre
schafft.« Edmund Stoiber: »Sozial ist ten rauf. In der Folge 1962 hieß es: Rhetorik sozialer Bewegungen be- Version vorzutragen.
in erster Linie, was Arbeit schafft!« »Ich würde auch schwarz für Sie ar- dient. Das sozial hier nichts mit fi- www.ueberfluessig.tk
Um auch den politisch weniger in- beiten, Sie würden eine Menge Geld nanzieller Sicherheit und Gerech-
teressierten Zuschauer zu erreichen, sparen, wie zum Beispiel die ganzen tigkeit zu tun hat, erschließt sich ei- WTO in Hongkong
hatte die INSM in der ARD-Vor- Sozialabgaben und das Urlaubsgeld nem erst beim näheren Hinschau- Mitte Dezember fand in
abendserie Marienhof für 58.000 und ich weiß nicht, was noch alles.« en. Hongkong eine Konfe-
renz der Welthandelsor-
W h at th e fu c k i s »I N S M « Das ist das Letzte.. ganistion statt. Nach
Durch das Auftreten in verschiede- tagelangen Verhandlun-
Die »Initiative Neue Soziale INSM sieht sich als »Think nen Medien, das Ansprechen diver- gen waren die Vertreter
Marktwirtschaft« (INSM) Tank« der Wirtschaft und ser Zielgruppen und die Masse der der EU zu einem Kom-
wurde im Oktober 2000 vom will gegen den wirtschaftli- Publikationen wird von der INSM promiss über die eige-
Arbeitgeberverband Gesamt- chen Abstieg Deutschlands der Eindruck erzeugt, Neoliberalis- nen Agrarsubventionen
metall gegründet. Dieser kämpfen. Ihr klarer Auftrag mus sei »natürlich« und »alternativ- bereit, nachdem sie
unterstützt die Initiative mit ist: Wirtschaftsliberale los«. Dass hier jedoch nur eine Elite sich von den Vetretern
10 Millionen Euro im Jahr. Themen auf die Agenda zu ihr Geld dazu benutzt der Masse ihre der USA zusichern lies-
Ideale näher zu bringen und damit sen, dass diese ihre
Ihr Auftrag ist die Bevöl- setzten und so ein wirt-
ihre Existenzbedingungen zu si- Nahrungsmittelhilfen an
kerung für den Neolibe- schaftsfreundliches Klima zu
chern, bleibt für die Meisten un- arme Staaten beschrän-
ralismus zu begeistern. Die schaffen.
sichtbar. ken. Die EU fürchtet
hinter den Hilfen eine
versteckte Exportförde-
rung. Nicht weit ent-
Tante Käthe plaudert aus dem Nähkästchen fernt protestierten un-
terdessen zehntausende
»Alle Jahre wieder Globalisierungskritiker.
Südkoreanische Bauern
kommt das...« versuchten zum Kon-
gresszentrum vorzudrin-
gen und lieferten sich

N ee, die Luxemburg- Liebknecht Demo, so heißt die- mit dem Schalmeien Chor werden Arbeiterlieder gesungen und
nirgendwo sonst sieht man so viele kunstvoll gestaltete Fahnen Strassenschlachten mit
ser Spaziergang, mit anschließendem Bratwurst-
Imbiss, Gulaschkanone und Glühwein richtig. In und Transparente mit Porträts von Öcalan bis Ché Guevara. der Polizei. Im Kon-
meist eisiger Kälte raffen sich jedes Jahr am zweiten Hier sind alle vereint, gemeinsam am Grab der Helden, mit der gresszentrum brach
Januarwochenende die linken Veteranen auf, um den Großen der roten Nelke in der Hand, das einzige Mal kurzzeitig Panik aus, da
Geschichte zu Gedenken. Und das gebührend und mit Stil. im Jahr umringt von proletarischen angenommen wurde,
Diese Demo ist ein Fest. Obwohl Sonntags morgens um 10 Massen. dass es einige Protestie-
Uhr die meisten normalerweise noch schlafen, sind hier die Das hätte auch Rosa und Karl gefal- rer ins Gebäude ge-
Massen unterwegs. Das Laufen macht wach und gegen Ende des len, ein Hauch von kommunistischer
schafft hätten. Im Rah-
Marsches ist von Müdigkeit nichts mehr zu spüren, auch die Lebensfreude, jedes Jahr wieder.
men der Aktion wurden
Alten vergessen für kurze Zeit ihre Zipperlein. Spätestens auf Also bis dahin, und denkt dran nicht
die Nelken zu vergessen! 900 Demonstranten
dem Platz vor dem Friedhof kocht die Stimmung. Gemeinsam
festgenommen.

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SCHWERPUNKT

Eine Zukunft für den Sozialismus –


durch den Computer möglich?
»Mit dem Sozialismus rechnen«. In feinem Doppelsinn reflektierte das diesjährige Motto der Rosa-Luxemburg-Konferenz am
14. Januar nicht nur eine Situation, in der – nach dem Untergang der europäischen sozialistischen Staaten – das Nachden-
ken über einen künftigen Sozialismus außerhalb verbliebener Zirkel wieder möglich scheint, sondern auch eine Seite der
Produktivkraftentwicklung, die eine neue Produktionsweise nicht nur notwendig, sondern auch möglich macht: Die mit dem
Rechner als zentralem Denk/Werkzeug verbundene wissenschaftlich-technische Revolution

T
owards a New Socialism«, ein Buch, was Paul Cocks- tens der Anteil eines Produktes am gesellschaftlich erzeugten Reichtum
hott, Computerwissenschaftler aus Glasgow, zusammen durch das für seine Herstellung gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit-
mit dem Ökonomen Allin Cottrell geschrieben hat, hal- quantum bestimmt ist. Dies sind zwei Grundaussagen der Marxschen Ar-
te ich für einen Meilenstein in der Entwicklung einer beitswerttheorie. Hinzu kommt das Wertgesetz. Das Wertgesetz (wie die
Theorie des Sozialismus.Wenn hier und im Folgenden Arbeitswerttheorie insgesamt) gilt – historisch begrenzt – für gesellschaft-
von Sozialismus die Rede ist, ist das gemeint, was Marx in der »Kritik liche Verhältnisse, in denen die Produkte Wertform annehmen, das sind
des Gothaer Programms« als erste Phase des Kommunismus bezeichne- warenproduzierende Gesellschaften: Bei jedem Austausch von Waren in-
te: eine auf Gemeingut an den Produktionsmitteln gründende nerhalb eines Warenbündels bleibt der Wert, verstanden
Gesellschaft, in der die Produzenten ihre Produkte nicht mehr als gesellschaftlich notwendiges Arbeitsquantum für ihre
austauschen, d.h. als Waren produzieren, sondern in der die Pro- Herstellung, erhalten. In unserer kommunistischen Pro-
dukte unmittelbare Bestandteile der gesellschaftlichen Ge- duktionsweise wird daraus: Produkte und Halbproduk-
samtarbeit sind. Das geschieht, wenn die erforderlichen ge- te müssen so kombiniert oder rekombiniert werden,
sellschaftlichen Teilarbeiten und ihre Proportionen von dass die in ihnen enthaltenen Arbeitszeitquanten
vornherein bekannt sind, sprich einem gemeinsamen Plan »zusammenpassen«. Dies gewährleistet der Plan.
unterworfen sind. Probleme mit zunächst abschreckender Wirkung
stellen sich: Wie will man denn das in einem Pro-
Effektive Planwirtschaft dukt steckende Arbeitsquantum bestimmen, wenn
In dem Buch wird die These verteidigt, dass hier und heu- man bedenkt, dass in fast jedes Produkt andere Pro-
te eine effektive, sozialistische Planwirtschaft möglich ist. dukte eingehen, in die wiederum weitere Produkte
Ihr Ansatzpunkt geht auf einen Vorschlag von Marx in der eingehen, usw., und wie will man die ökonomische
»Kritik des Gothaer Programms« zurück, wonach der ein- Verflechtung der gesamten Volkswirtschaft bewälti-
zelne Arbeiter über das Quantum gesellschaftlicher Arbeit, gen, wenn man bedenkt, dass z. B. in der Sowjetuni-
das er verausgabt hat, von der Gesellschaft eine Bescheini- on der 80er Jahre die Anzahl der Produkte auf 24 Mio.
gung, eine Arbeitsmarke, erhält, die ihn berechtigt, dem gesellschaftlichen geschätzt wurde?
Vorrat an Konsumtionsmitteln diejenige Menge zu entnehmen, die ge-
rade dem verausgabten Arbeitsquantum entspricht. Die Summe der aus- Technisch-wissenschaftliches Rüstzeug
gegebenen Arbeitsmarken muss der insgesamt verausgabten lebendigen Das technisch-wissenschaftliche Rüstzeug zur Bewältigung dieser Pro-
Arbeit entsprechen – minus den Abzügen für Akkumulation, soziale Ver- bleme besteht zum Einen in der Input-Output-Analyse. Dabei wird mit
sorgung, usw. Arbeitsmarken sind kein Geld, sondern eher vergleichbar Tafeln gearbeitet, aus denen ökonomische Verflechtungen hervorgehen.
mit Theaterkarten. Wenn sie benutzt werden, sind sie futsch. Sie zirku- In den Zeilen lassen sich die Outputs ablesen, die eine bestimmte Indu-
lieren nicht und können nicht so etwas wie Kapital bilden. strie an andere liefert und in den Spalten stehen dann entsprechend die
Wenn die Überlegung aufgehen soll, muss stimmen, dass erstens Ar- Inputs, die eine Industrie von den anderen erhält. Input-Output-Analy-
beit die einzige Quelle des gesellschaftlichen Reichtums ist und zwei- se als solche ist überhaupt nichts Neues, neu ist nur die Anwendung auf

To w a r d s a N e w S o c i a li s m
Die deutsche Ausgabe des Buches »Towards a New
P aul Cockshott arbeitet als Computerwissenschaftler
an der University of Glasgow, Allin Cottrell als Öko-
nom an der Wake Forest University in Winston-Salem
Socialism« von Paul Cockshott und Allin Cottrell
erscheint im Januar 2006 unter dem Titel »Alternativen
(USA). aus dem Rechner. Plädoyer für sozialistische Planung
Die beiden Autoren haben u. a. theoretische und und direkte Demokratie« beim PapyRossa Verlag, ca. 280
empirische Untersuchungen zur Gültigkeit des Wert- Seiten, 18 €, ISBN 3-89438-345-3.
gesetzes in hochentwickelten kapitalistischen Ökono-
mien und Arbeiten über die Arbeitszeitrechnungsdebatte Diese Arbeiten, eine ausführliche Besprechung des
(die in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts Buches und weitere Materialien, die in das Buch nicht
ihren Ausgang nahm) und die Planung in der aufgenommen wurden, sind herunterladbar unter
Sowjetunion und in der Zukunft veröffentlicht. www.helmutdunkhase.de

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Arbeitszeiten und die gesamte Volkswirtschaft. tanten niemals zu einer repräsentativen Auswahl der Repräsentierten
Zum Andern besteht das technisch-wissenschaftliche Rüstzeug im Ein- führt.Wo man auch hinschaut, ob Bundestag, Vorstände von Parteien oder
satz moderner Computertechnologie, wobei es nicht nur an der reinen Sportvereinen: Niemals bilden die Gewählten eine repräsentative Stich-
Rechnerleistung, sondern auch an der Auswahl geeigneter Algorithmen probe der Wählenden.Auch proletarische Vertretungskörperschaften un-
liegt, dass die Komplexität der Aufgabe in angemessener Zeit zu bewäl- terliegen diesem Gesetz und kollidieren somit mit Lenins Sehnsucht nach
tigen ist. der Köchin, die den Staat regieren können muss. Cockshott/Cottrell
schlagen Auswahl durch Los vor. Jeder funktionale Entscheidungsbereich
Wie mit der Heterogenität der Arbeit umgehen? könnte von einem Komitee verwaltet werden, das nach einer statistisch
Arbeit ist nicht gleich Arbeit. Für die Produktion einer qualifizierten Ar- repräsentativen Auswahl von Betroffenen gebildet wird. Und was Pla-
beitskraft muss mehr Arbeit verausgabt werden als für eine einfache. Das nungsdemokratie betrifft, könnte es professionelle Planungskomitees ge-
in der Qualifikation einer Arbeitskraft steckende Quantum geronnener ben, die Planungsausschüssen alternative Pläne aufzeigen. Über wichtige
Arbeit lässt sich im Prinzip genau so bestimmen wie bei jedem anderen Entscheidungen (Steuern, Bildung, Gesundheit) sollten Volksabstimmun-
Produkt. Daraus lässt sich ein Faktor bestimmen, mit dem die entspre- gen entscheiden. Hier kommt der Vorzug der Transparenz dann zum Tra-
chende Arbeit bewertet wird – in der Planung! Es gibt jedoch keinen po- gen. In Arbeitsstunden ausgedrückt, können die Leute verstehen, was es
lit-ökonomischen Grund, diesen Faktor als ein Maß für die persönliche bedeutet, 3 Stunden pro Woche zu arbeiten, um den Gesundheitsdienst
Aneignung zu nehmen. Die Kosten für die Qualifizierung trägt ja die Ge- oder 4 Stunden, um das Bildungswesen zu finanzieren.
sellschaft. (Höhere »Bezahlung« kommt für unangenehme Arbeiten in Fra-
ge.) Diese reale Gleichstellung aller Menschen bewirkt allein schon so et- Fazit
was wie eine kulturelle Revolution, wenn man bedenkt, dass ungleiche Ich habe hier nur einige mir wesentlich erscheinende Punkte angeschnit-
Einkommen ja nicht nur ungleiche Aneignungsmöglichkeiten zur Folge ten. Das Buch bietet eine Fülle von Überlegungen und Vorschlägen nicht
haben, sondern sich auch im Selbstbewusstsein der Menschen niederschla- nur in ökonomischen Details, sondern auch für viele Bereiche der ge-
gen. sellschaftlichen Reproduktion insgesamt.
Der hohe Gebrauchswert des Buches besteht darin, dass es zur Er-
Transparenz kenntnis führt, dass es nicht die theoretische Unmöglichkeit einer effek-
Transparenz ergibt sich dadurch, dass alle ökonomischen Beziehungen tiven Planwirtschaft, sondern »nur« eine handvoll Shareholder ist, die uns
durch die originäre Quelle des Reichtums, der verausgabten Arbeit, aus- daran hindert, ein gesichertes und befreites Leben für alle zu führen, die
gewiesen werden können. Und technisch ist es heute kein Problem, alle Verwirklichung des historisch Möglichen also eine praktische Frage ist.
Güter des persönlichen Konsums mit den in ihnen enthaltenen Arbeits- Die venezuelanische Chavez-Regierung hat das erkannt und ist dabei,
zeitquanten auszuzeichnen. Das hat uns der Kapitalismus schon mit der das Buch ins Spanische zu übersetzen, und für die dafür erforderlichen
EPC-Codierung und RFID-Technologie (auch Schnüffelchips genannt) Softwareimplementationen wird ein weltweites Open Source Projekt ins
auf dem Tablett geliefert. Leben gerufen. Es lohnt sich also – auch und gerade bei uns – für poli-
tische Machtverhältnisse zu kämpfen, die Konzepte wie die in diesem
Direkte Demokratie Buch dargelegten umzusetzen erlauben.
Schon Aristoteles war das Gesetz bekannt, dass die Wahl von Repräsen- Helmut Dunkhase

D a s k l e i n e M a r x Ei n m a l e i n s

Akkumulation: (lateinisch accumulo für »Anhäufen«, das ursprünglich investierte Kapital, nach dem Verkauf
»Ansammeln«) Akkumulation bedeutet die Vermehrung der produzierten Waren, vermehrt hat. Obwohl der Mehr-
des ursprünglich investierten Kapitals. Vereinfacht sieht wert durch die menschliche Arbeitskraft geschaffen wird,
das so aus: Ein Kapitalist (Besitzer von Produktionsmit- eignet sich der Kapitaleigentümer diesen an. Das bezeich-
teln, bzw. Besitzer von Kapital) kauft sich für eine be- nete Marx als Ausbeutung.
stimmte Summe die Arbeitskraft von drei Arbeitern, dazu Kapital: Geld, dessen Sinn und Zweck es zunächst ist,
noch Produktionsmittel (Werkzeuge, Maschinen,…) und sich zu vermehren, sich also zu akkumulieren.
lässt die drei Arbeiter nun Waren produzieren. Nachdem Wert: Marx sieht den Wert von Waren in der warenpro-
diese produziert wurden, können sie nun verkauft wer- duzierenden Arbeit begründet. Der Wert einer Ware be-
den. Wenn der erzielte Preis höher ist als die ursprünglich stimmt sich durch das gesellschaftlich notwendige Quan-
investierte Summe, hat sich das Kapital akkumuliert. tum an menschlicher Arbeit, die aufgewendet wurde, um
Arbeitskraft: Die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Im Ka- die Ware zu produzieren. Weitere wichtige Faktoren der
pitalismus wird die Arbeitskraft verkauft und fungiert so Wertbestimmung bestehen im Verhältnis von Angebot und
als Quelle des Mehrwertes. Nachfrage, sowie in der Unterteilung zwischen »einfacher«
Mehrwert: Der Mehrwert ist die Summe, um die sich und »komplizierter« Arbeit.

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Zapatisten reisen
Am 1. Januar feierten
die Zapatisten das
»Cuba libre« internationalen Massentourismus
und der Einführung von Joint Ven-
ture Unternehmen2 aus.
zwölfte Jahr ihres Auf- Die schrittweise ökonomische
standes. Zeitgleich da- Liberalisierung blieb nicht ohne
mit leitete die indigene Konsequenzen für die gesellschaft-
Bewegung ihr neues lichen Beziehungen. Die ökonomi-
Projekt ein. Bereits im sche Gleichheit und damit die Auf-
vergangenen Sommer hebung der Klassen- und Schicht-
hatten sie in ihrer unterschiede, die nach der Revolu-
»Sechsten Erklärung aus tion angestrebt wurden, scheiterten
dem Lakandonischen in den neunziger Jahren. Insbeson-
Urwald« für ihre bünd- dere durch den Zugang zum Dollar-
nispolitische Initiative sektor, für einen Teil der Bevölke-
geworben. Mit dem Ziel rung, kam es zu einer erneuten
»von unten und für die Schichtenbildung. Durch die öko-
von unten« soll in einer nomischen Engpässe und Ungleich-
mexikoweiten Allianz J u n g e b e i M a i d e m o n s t ra t i o n i n H a va n n a heiten entstand eine Unzufrieden-
der Linken »eine Alter- heit in der Bevölkerung, die auch
native zur neoliberalen Am 1. Januar 2006 wurde in Fortbestand des cubanischen Realso- durch das Festhalten an den beste-
Zerstörung« erarbeitet Cuba der 47. Jahrestag der Re- zialismus, durch den Zusammen- henden politischen, personellen
und eine neue Verfas- volution gefeiert, und das ob- bruch des Ostblocks verlor Cuba Strukturen gefördert wurde. Es ver-
sung formuliert werden. wohl nach 1989 nicht absehbar schlagartig seine historischen Alliier- breitete sich Stagnation und Resi-
Die »andere Kampagne« war, ob der socialismo tropical ten. Die Insel in ihrer hochgradigen gnation.
wie die EZLN die sechs- überhaupt ohne die Unterstüt- Importabhängigkeit – ein vom Ko-
monatige Rundreise ih- zung der Sowjetunion überle- lonialismus ererbtes Strukturmerk- »Wir werden siegen«
rer Delegation mit Sub- ben kann. Zweifellos durchläuft mal, das durch die Integration in den Inzwischen ist die Krise der neun-
comandante Marcos be- Cuba seit den neunziger Jahren Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe ziger Jahre insofern überwunden,
zeichnet, sieht sich in Veränderungsprozesse, die auch (RGW)1 verstärkt wurde – verlor dass eine wirtschaftliche Stabilisie-
klarer Abgrenzung zum Auswirkungen auf die einstigen 75% ihrer Importkapazität. Es kam zu rung auf niedrigem Niveau stattge-
derzeitig stattfindenden Grundlagen der realsozialisti- einer katastrophalen Wirtschaftskrise funden hat. Ausschlaggebend dafür
Präsidentschaftswahl- schen Gesellschaft haben mit erheblichen Versorgungsengpäs- ist insbesondere der Tourismusboom
kampf. sen, extremen Einschränkungen des und die Hilfe Venezuelas: Mit Hugo

Bolivien wählt Links


I n den fünfziger Jahren galt Cuba
als Hinterhof Amerikas und war
geprägt von Glücksspiel, Prosti-
tution, Analphabetismus und Armut.
So stand zu Beginn der cubanischen
öffentlichen Verkehrs- und Trans-
portwesens, sowie stundenlangen
Stromsperren. Aufgrund der Krise,
die auch durch die von den USA auf-
erlegten Wirtschafts-, Handels- und
Chávez gibt es wieder einen engen
politischen Verbündeten, der ökono-
misch durch sein Öl zu Vorzugsprei-
sen enorm bedeutsam ist. Ein wei-
teres Zeichen für die Stabilisierung
Revolution auch kein festes politi- Finanzblockaden verstärkt wurde, ist, dass der Lebensstandard in Cuba
sches Programm im Mittelpunkt, son- war Cuba gezwungen eine Reihe laut dem Human Development In-
Mit einem unerwartet dern die Befreiung von dem Dikta- von Krisenmaßnahmen durchzufüh- dex deutlich über dem fast aller la-
deutlichen Ergebnis hat tor Fulgencia Batista und den Agrar- ren. Das Notprogramm was folgte teinamerikanischen Länder liegt.
im Dezember Evo Mora- oligarchien, sowie die Umverteilung drückte sich u.a. in der Dollarlegali- Cuba hat im Vergleich zum Rest La-
les die Präsidentschafts- des Reichtums zugunsten der unte- sierung, einer Rationierung des teinamerikas eine niedrigere Kin-
wahlen in Bolivien ge- ren Schichten. Cuba war nie ein blo- Konsums, der Wiedereröffnung der dersterblichkeitsrate, eine höhere
wonnen. Evo Morales ist ßer Satellit des osteuropäischen Re- freien Bauernmärkte, der (beschränk- Lebenserwartung und weniger An-
Gewerkschaftsführer und alsozialismus, sondern ein Produkt, ten) Zulassung von privatwirtschaft- alphabetismus.Vor dem Hintergrund
Chef der sozialistischen welches eng mit der Überwindung licher Tätigkeit, der Öffnung für den der ökonomischen Stabilisierung hat
MAS (»Bewegung zum So- des (neo)kolonialen Status der fünf- der cubanische Staat mit einem Pro-
zialismus«). Morales ver- ziger Jahre zusammenhing.Als zentra- gramm zur Aufhebung der sozialen
sprach in einer ersten le soziale Errungenschaften der cuba- Ungleichheit begonnen, welches
Rede nach der Abstim- nischen Revolution gelten insbeson- sich in der Förderung von Kultur-
mung am Sonntag abend dere: Die Abschaffung der Apartheid veranstaltungen, Jugendarbeit, allge-
umfassende Reformen: und die Förderung der Gleichberech- meinen Sozialprogrammen und der
»Die neue Zeit Boliviens tigung von Frauen und Männern auf Ausweitung von Bildungsprogram-
bricht an, für Gleichheit allen Ebenen, sowie die Sicherung men ausdrückt.
in Frieden und für den der Nahrungsmittelversorgung,Woh- 1
Der RGW wurde 1949 als ökonomischer
Wechsel«. Weiterhin nung und Arbeit, kostenlose Bildung Zusammenschluss der realsozialistischen Staat-
kündigte Morales die und medizinische Versorgung für alle. en gegründet.
Verstaatlichung der Roh- 2
Mixunternehmen zwischen ausländischen Fir-
stoffquellen und die Ein- »Es wird ein langer Kampf« Fidel Castro beim 45. men und dem cubanischen Staat, wobei der
berufung einer Verfas- In den neunziger Jahren erschien cubanische Staat den prozentual höheren Anteil
Jahrestag der Revolution
sungsversammlung an. nichts unwahrscheinlicher als der an den Firmen besitzt.

0 6 /// A n t i b e r l i n e r 0 1 / 2 0 0 6
»Kameraden sollten tief Luft holen« 5000 gegen Faschismus
Am 30. Todestag des
Wir trafen uns mit einem Sprecher von Antifa Infopool aus Hamburg und zogen Bilanz faschistischen Diktators
Francisco Franco haben
sich in Madrid über
5000 Personen an einer
Demonstration betei-
ligt. Der Marsch stand
unter dem Motto: »Er-
innerung, Würde,
Kampf«. Die »Coordina-
dora Antifascista« als
D a s Tr a n s p i h i n g 2 0 0 5 v o r m e h r e r e n H a u s t ü r e n v o n N e o n a z i s i m R a u m H a m b u r g Vorbereitungskomitee
setzte in diesem Jahr

D er aktuelle Antiberliner
steht unter dem Motto
»Rückblick 2005 – Per-
spektiven 2006«.Wie würdet ihr rück-
blickend für Euch das Jahr 2005 ein-
Fluss.« ausgiebig beschäftigt. Nazis
bekamen zwischen Mitte Septem-
ber und Mitte Oktober überra-
schende Hausbesuche bei denen
die Nachbarn über ihre Machen-
Ihr habt Nazis auch direkt vor eurer
Haustür…
Viele Hamburger waren sehr er-
staunt über ein Nazi-Konzert im
Oktober auf St. Pauli. Klebe, ein
vor allem auf das Ge-
denken antifaschisti-
scher Widerstands-
kämpfer.

schätzen? schaften informiert wurden. Es Blood&Honour-Aktivist organi- Antifas in Haft


Im Zusammenwirken mit anderen folgten Veranstaltungen, Infostände siert diese Konzerte seit Jahren.Ob- Im Dezember betei-
Antifas haben wir uns um eine hö- und weitere Verteil-Aktionen. wohl Klebe in der letzten Zeit nicht ligten sich Antifas u.a.
here Mobilisierungsfähigkeit der Durch eine gute Öffentlichkeitsar- viel zu befürchten hatte, wusste er aus Berlin an Protesten
Hamburger Antifa-Szene bemüht. beit war die ganze Sache hier recht doch, dass er sich auf die Hambur- gegen einen Naziauf-
Viele Demos und Aktionen haben präsent und die Medien waren in- ger Polizei als kostenlosen Türsteher marsch im schwedi-
gezeigt, dass der Bedarf und die Be- teressiert. verlassen kann. Die Bullen haben schen Salem. An den
reitschaft da sind, sich wieder stark Was hat sich nach der Kampagne in der dieses Mal etwas gepennt. Dadurch Aktionen beteiligten
im Antifa-Bereich zu engagieren. norddeutschen Naziszene geändert? kam es zu heftigen Attacken gegen sich mehr als 2.000 Ak-
Ein anderer Schwerpunkt 2005 Viele der Nazis dürften erschrok- die Nazis und deren Fahrzeuge. tivisten. Sieben berli-
war für uns die Jugendarbeit. Wir ken gewesen sein, wie gut recher- Zum anderen gibt es auf St. ner Antifas wurden von
haben uns im Frühjahr mit Jugend- chiert wurde und wie aktionsfähig Pauli einen Naziladen: Problem an der Polizei festgenom-
lichen gemeinsam Gedanken über die Antifa ist.Wenn bei einem Nazi diesem Laden ist der Tabubruch men. Bis heute sitzen
die Möglichkeiten von Jugendanti- Leute vor der Tür stehen, Krach den er darstellt. Seit der Schließung zwei von ihnen in Un-
faarbeit gemacht. Die Resonanz machen und Flugblätter mit sei- eines Naziladen Ende der 90iger tersuchungshaft in
war überraschend gut. nem Portrait verteilen, ist das sicher hat kein Betreiber in Hamburg län- Schweden. Ihnen wird
Die lokale Kampagne »Stadt.Land.Fluss kein gutes Gefühl.Wenn dann die ger als drei Monate durchgehalten. »schwerer Landfrie-
– Kein Raum den Nazis« hat bundes- Nachbarn beim Redebeitrag ap- Was steht für 2006 auf dem Programm densbruch« vorgewor-
weit bei Antifaschisten Interesse geweckt. plaudieren sicher auch nicht. – mit was müssen Nazis rechnen? fen. Es werden drin-
Was war das für eine Kampagne? Wie war die Resonanz in der Antifa- Freunde rechtsradikaler Musik gend Geldspenden be-
»Stadt.Land.Fluss.« war eine Ou- Szene und in anderen Kreisen? werden von uns hören und auch nötigt, um Anwälte zu
ting-Kampagne im Bezirk Harburg Die Resonanz war super. Es haben sonst sollten einige »Kameraden« bezahlen und um Soli-
die wir begleitet haben. sich unglaublich viele Leute für die schon mal tief Luft holen. arbeit zu leisten.
Auf Grund einer Nazi-Offensi- Kampagne interessiert und sich Außerdem wird Jugend-Arbeit Infos: soligruppe-
ve mit Kundgebungen und Info- auch eingebracht. »Stadt.Land.- ein Schwerpunkt bleiben, das letz- schweden@web.de
ständen in dieser Region wurden Fluss.« hat auch sehr motivierend te Jahr hat deutlich gezeigt, dass Spendenkonto:
für Antifas neue und alte Struktu- auf viele gewirkt. Es wurde ge- sich Zeit und Mühe lohnen. Rote Hilfe Berlin, Konto-
ren deutlich erkennbar, und mit zeigt, dass Antinaziarbeit auch ohne nummer: 18 959 060 0,
diesen hat sich dann »Stadt.Land.- einen Naziaufmarsch möglich ist. Infos: www.antifainfo.de Bankleitzahl: 100 200
00, Stichwort: »Stock-
holm«

Every year in Sachsen Kräfte in der BRD dar. Da die letzten Großaufmärsche
von Neonazis wie im Mai in Berlin, oder Wunsiedel und Nazis auf der Straße
Halbe erfolgreich verhindert werden konnten, ist Dres- Am 28. Januar wol-

A m 13. Februar 2005 zogen 6.500 Neonazis na-


hezu ungestört durch Dresden. Dies war einer
der größten Naziaufmärsche in der Geschich-
te der Bundesrepublik. Mehrere Nazi-Transparente, die
auch in den vergangenen Jahren schon dabei waren, be-
den für Neonazis interessanter denn je. Ein Sprecher des
Antifabündnisses schätzt ein, dass 2006 mehr Neonazis
anreisen werden, als in den Vorjahren.
Zum ersten Mal wird es auch eine breitflächige Mo-
bilisierung antifaschistischer Kräfte geben.Am Tag selber
len Nazis, u.a. der Be-
rufsnazi Christian
Worch und Axel Reitz,
bundesweit Naziauf-
märsche durchführen,
zeichneten die Bombardierung Dresdens 1945 als »Bom- gibt es eine Antifademo und zahlreiche Kundgebungen. und zwar in Celle, Dort-
benholocaust«. Gemeinsames Ziel soll sein, »den Aufmarsch der Neona- mund und Karlsruhe.
Im Aufruf zum 11. Februar dieses Jahres nehmen die zis zu verhindern, bzw. erst gar nicht loslaufen zu lassen«, Breiter Protest ist be-
Nazis wieder Bezug auf den 13. Februar 1945. Der Auf- so ein Sprecher. reits angekündigt.
marsch stellt einen Schulterschluss aller neonazistischen Infos unter: www.venceremos.antifa.net Infos: www.antifa.de

0 7 /// A n t i b e r l i n e r 0 1 / 2 0 0 6
»Wir haben nie einen Hehl aus
unserer Einstellung gemacht«
Die Toten Hosen kommen aus chen die Aufmerksamkeit auf ein
Düsseldorf, seit mehr als 23 Thema zu lenken. Das kann man
Jahren machen sie zusammen aber nicht beliebig ausweiten und
Graffity Artist Musik. Breiti, der Gitarrist der bei jeder Gelegenheit wiederholen,
Nick zieht nachts durch Gruppe, stellte sich dem Anti- weil es dann seine Kraft verliert.
Portland, um Bushalte- berliner Als wir vor ein paar Jahren mal
stellen, Häuserwände beim Castortransport in Ahaus
und Eisenbahnwaggons
mit Graffities zu be-
U nsere Ausgabe steht unter
dem Motto: »Rückblick
versucht haben den Protest zu un-
terstützen, war das mehr eine Ak-

Foto: Donata Wenders


sprühen. Auf einem sei- 2005 und Perspektiven tion von uns privat, weil sich für
ner Streifzüge begegnet 2006« – Was war für Dich 2005 rück- diesen Transport niemand interes-
er Jesse. Graffity Artist blickend das größte politische Ereignis? siert hat. Komischerweise! Des-
ist das Portrait eines Im Zusammenhang mit Musik war halb haben wir versucht mit un-
Sprayers, der sich be- das herausragendste politische Er- Breiti – Gitarrist der Hosen serer Teilnahme noch ein bisschen
wußt aus der Mainstre- eignis sicherlich »Live8«, wo wir im Brugtheater in Wien zu mobilisieren. Ich kann die Fra-
amgesellschaft aus- gerne mitgemacht haben und des- ge, ob wir beim G8-Gipfel was
klinkt. sen Sinn ich vor allem darin sehe, men habe, nur noch als Propagan- machen werden, jetzt noch nicht
Eiszeit Kino, Kreuz- dass viele Leute, die sich die Bands da verstanden habe und da bin ich beantworten. Das wird sich aus
berg, 19.–25.01.06 da angesehen haben, jetzt vielleicht dann auf ProAsyl gekommen. Ich der Situation ergeben.
einen anderen Zugang zu dem fand deren Arbeit extrem wichtig Deswegen finde ich wie gesagt
War´n sie schon mal Thema haben - sensibler dafür sind und hochgradig seriös. auch gerade gut, dass wir was gefun-
in mich verliebt? und anders darüber nachdenken. Das hat dann zur Zusammen- den haben wie z.B. diese Zusam-
Diese Frage stellt das Ob wir jetzt ne schwarz-rote arbeit in verschiedensten Formen menarbeit mit ProAsyl, was wirklich
Multitalent der Zwanzi- Regierung haben oder davor ne geführt. Zum Einen geben wir kontinuierlich läuft. Man sollte
ger und Dreißiger Jahre rot-grüne, das sind ja nun alles kei- ProAsyl die Möglichkeit sich auf nicht darauf angewiesen sein viel-
Max Hansen in einem ne dramatischen Veränderungen. unserer Internetseite vorzustellen. leicht alle paar Jahre mal zu versu-
seiner frivolen Songs Ihr unterstützt das antirassistische Pro- Dann versuchen wir, wo immer es chen, was spektakuläres für einen
gegen Hitler. Kurz dar- jekt »ProAsyl«. Wieso habt Ihr Euch geht auf dieses Projekt hinzuwei- Tag zu machen.
auf muss der Künstler dieses Projekt rausgesucht? Was macht sen. Wir haben ihnen z.B. gehol- Was wird 2006 von den Toten Ho-
jüdischer Abstammung ihr genau? fen eine Kompilation zusammen sen zu hören sein?
Deutschland verlassen. Wir haben uns schon von Anbe- zustellen mit Liedern von deut- Wir dachten es wäre mal dringend
Der Film beschränkt ginn der Band immer zu grund- schen Bands. Die macht zum einen an der Zeit, dass jeder aus der Band
sich nicht nur auf ein sätzlichen Dingen geäußert, was den Sinn, Leute für das Thema zu die Möglichkeit bekommt mit an-
reines Personenpor- Antirassismus oder Antifaschismus interessieren – zum Anderen auch deren Leuten was zu machen,
trait, sondern zeichnet anging.Wir haben nie einen Hehl schlicht und einfach Geld für das Freunde zu treffen und sich um
ein präzises Bild der aus unserer politischen Einstellung Projekt einzuspielen. Privatsachen zu kümmern. Der
Vor-, Kriegs-, und gemacht, auch als Teil der Punkbe- Die Toten Hosen waren in der Vergan- Plan ist erstmal mit der Band gar
Nachkriegsjahre nach. wegung, zu der wir uns gezählt ha- genheit auch auf politischen Großer- nichts zu machen.Wir werden uns
Eiszeit Kino, Kreuz- ben. Die war hochgradig politisch eignissen aktiv, wie z.B. 1998 beim sicher regelmäßig treffen und mal
berg, 19.–25.01.06 - auch in teilweise handfesten Aus- Castor-Transport. Werdet Ihr Euch über neue Ideen reden.Die Auszeit
einandersetzungen mit Naziskins. auch an Aktionen gegen den G8-Gip- wollen wir uns jetzt mal gönnen.
Code: unbekannt Irgendwann war es so beim Thema fel 2007 in Heiligendamm beteiligen? Seit Mitte Dezember gibt es
Aus scheinbar willkürli- Asyl, dass ich die Information, die Es kann Ereignisse geben da macht das aktuelle Album der Toten
chen Fragmenten mon- ich aus den Medien wahrgenom- es Sinn mit vielen Bands zu versu- Hosen. Mehr unter www.dth.de
tiert Michael Haneke
ein vielfach gebroche-
M e i n e I l s e K . : Tato r t L e i c h e n s c h a u h a u s
nes, distanziertes und
zugleich hoch codiertes
Gegenwartsbild, in dem
viele aktuelle Diskurse
aufgenommen werden.
U.a. Migration und Ras-
sismus und das Verhält-
nis von Wahrheit und
Medieninszenierung.
Regenbogen Kino,
Kreuzberg, 3.–6.02.06

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