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Zu Heideggers Spätphilosophie
Heidegger zurecht sagen, die Lichtung ist seynsverbergend, indem das Seiende
in der Lichtung die Potentialität des Seyns verbirgt, indem das Seiende ist, was
es ist, und nicht, was es sein könnte, noch was überhaupt sein könnte.
Darüberhinaus macht Heidegger immer wieder darauf aufmerksam, daß die
Lichtung nicht ist, sondern west: die Lichtung west als An-wesen des Seyns.
Das Wesen des Seyns bleibt im Anwesenden wie in der Ankündigung des
Ereignisses abgründig.
Ob damit aber das hier relevante transzendentale Ideal gegenüber der bloßen
Potentialität der Sphäre des Wahrheit und Falschheit wie Gut und Böse
ungeschieden enthaltenden Seyns vor jeden Seindheit in Stellung gebracht
werden kann, übersteigt den Rahmen dieser ersten Stellungnahme.
Andererseits: welche Art von Objektivität als die transzendentale Differenz
Übersteigendes haben dann Raum und Zeit im transzendentalen Idealismus,
welche Art von Objektivität besitzt die Potentialität des Seyns gegenüber den
Alternativen des bloß möglichen Denkbaren und der Reihe möglicher Welten
Leibnizens? Diese letzten beiden Fragen sind nochmals grundlegend
verschieden zu stellen: die erste stellt sich gegenüber jeder möglichen Welt, die
zweite stellt sich gegenüber dem Seyn, demgegenüber eine Welt als mögliche
Schöpfung selbst eine spezifische Öffnung des Seyns zu einer bestimmten
Dynamik wäre.
Heidegger weist also tatsächlich eine neue Fragerichtung über die
transzendentale Differenz hinausgehend an, wenngleich gerade anhand der
jeweils in Rede stehenden Welt unter möglichen Welten, soll nicht die Welt
wiederum unter die subjektive Perspektive fallen, auffällt, daß die
Ursprünglichkeit von Raum und Zeit nicht mit der Ursprünglichkeit der
Wahrheit des Seins als seynsverbergende Lichtung des Anwesens des Seyns
zusammenfallen kann. Heidegger kann also die Dialektik der Lichtung
zwischen Horizont des Ereignisses in einer Welt und Horizont als Welt
gegenüber den Seyn sowenig ausschalten, wie die Dialektik zwischen Horizont
des Daseins als Horizont des Bewußtseins und als Horizont des Ereignisses
auch ohne Horizont des Bewußtseins.
Weiters hat Heidegger noch das Erbe Husserls zu tragen, die Konstitution des
inneren Zeitbewußtseins auf Kosten der praktischen Vernunft, bestimmt zu
haben. Ihm dürfte so obige Dialektik und dieser Verlust gemeinsam jene
Problemschwelle gebildet haben, die dazu geführt hat, zwischen »Erde« und
»Welt« (vgl. Leibniz »l‘universe« und »monde«) an Stelle zwischen Welt und
Seyn noch die Götter ins Spiel zu bringen, denen gegenüber wir den Vorzug
erwerben können, den Abgrund des Grundes bis auf den Grund zu gehen. Mit
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Die erste Kritik am konservativen Christlich-Sozialen Standpunkt bezieht sich
zunächst darauf, daß dieser den Strukturen des internationalen Handels und
der technisch-produktiven Kräfte entgegensteht. Die Entwicklung der
technisch-produktiven Kräfte hängt von den Möglichkeiten des Handels mit
ab. Auf die Entwicklung der Produkte möchten wir trotz der abgelehnten
Folge extensiven Gebrauches (der allerdings die Voraussetzung für
wirtschaftlichen Erfolg der technisch-praktischen Kräfte sein dürfte) nicht
verzichten müssen. Ebenso wenig auf die heute schon wieder beinahe überholt
scheinenden Errungenschaften von der Unabhängigkeit der Gewalten
voneinander im Staat und dem Problem deren demokratische Legitimierung.
— Die Kritik an Schlegel bezieht sich auf die sozialromatische Vorstellung einer
naturrechtlich und naturphysiologisch fundierten ständischen
Wirtschaftsordnung.
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