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August 2010
SCHULE UND HOCHSCHULE
Hamburg streitet um
Reform-Abwicklung Die 280-Millionen-Euro-Frage
Die Ergebnisse des Hamburger Volks- Rot-Grün in NRW packt die Streichung der Studiengebühren erst nach der Sommerpause an – bei Studenten und Rektoren bleibt Unruhe
entscheids sollen bis zum Herbst in ein
neues Schulgesetz münden, Mitte Sep-
tember wird voraussichtlich ein Entwurf Von Johann Osel gehört NRW zu den fünf Ländern, die dreas Pinkwart zu Wort gemeldet. Auf
in die Bürgerschaft eingebracht. Das kün-
digten Vertreter der schwarz-grünen Re-
und Karin Prummer Studiengebühren in Deutschland das Erststudium nicht kostenfrei anbie-
ten. In Hessen wurden die Gebühren
Dauer würden Länder mit Gebühren
„enorme Qualitätsvorteile“ haben, sagte
gierungsfraktionen jüngst bei einer Sit- aradox, sagt Alexa Meinhuber – an- keine Studiengebühren Studiengebühren bis 500 Euro pro Semester 2008 gestrichen, im Saarland durch die der FDP-Politiker der Zeit. In Ländern,
zung des Schulausschusses an. Durch
den Volksentscheid war die Einführung
eines gemeinsamen längeren Lernens in
P ders könne sie ihre Lage kaum nen-
nen. Wenn „ihre“ Studenten das Se-
minar schwänzen, weil sie gegen Studien-
Jamaika-Koalition erst vor kurzem.
Die anstehende Abschaffung in NRW
bereitet vor allem den Hochschulen Sor-
die die Beiträge wieder abgeschafft ha-
ben, sehe man, „dass die versprochene
Kompensation bei der nächsten Gelegen-
einer sechsjährigen Primarschule ge- gebühren demonstrieren, „dann finde ge. Die Landesrektorenkonferenz (LRK) heit wieder einkassiert“ werde. Pink-
kippt worden – das neue Gesetz muss ich das sogar gut“. Schließlich erinnert hatte sich schon während der Sondie- wart meinte damit wohl das Beispiel Hes-
nun wieder die vierjährige Grundschule sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin Schleswig- rungsgespräche an die Parteien ge- sen – dort wurden die Gebühren gestri-
einführen. Konfliktstoff bieten jedoch an einer großen Universität in Nord- Holstein
Mecklenburg- wandt. Auch wenn die Landesregierung chen, zuletzt aber auch die Etats der
die 23 „Starterschulen“ mit etwa 850 an- rhein-Westfalen genau an die Einfüh- die Mittel aus dem Haushalt kompen- Hochschulen beschnitten.
Hamburg Vorpommern
gemeldeten Kindern, die das längere ge- rung der Beiträge 2006, sie war damals siert, bleibt die Frage, ob sie die Gegenfi-
meinsame Lernen bereits praktizieren. selbst noch Studentin. „Ich wusste nicht, Bremen nanzierung auf Dauer durchhalten kann
Sie genießen „Vertrauensschutz“, stellte woher ich die 500 Euro nehmen soll,“ und nicht schleichend kürzen muss, sag- „Die Regierung kann es sich
der Senat klar, neue Schulversuche die- sagt Meinhuber, die in Wirklichkeit an- Niedersachsen te Axel Freimuth, Rektor der Uni Köln nicht leisten, ihr Versprechen
ser Art werde man aber nicht mehr aus- ders heißt. Die andere Seite ist jedoch, Berlin und Chef der LRK, der Süddeutschen Zei- zu brechen“, sagen Studenten.
schreiben. Die Reformgegner von der In- dass solche Demos theoretisch gegen ih- tung. „Ohne Gebühren müssten wir im
itiative „Wir wollen lernen“ sagen hin- ren eigenen Job gerichtet sind. Meinhu- Brandenburg großen Stil Leute entlassen, die alle im
gegen, die Starterschulen hätten keine ber hat eine „gebührenfinanzierte Stel- Sachsen- Bereich der Lehre tätig sind.“ Seine Für Christina Schrandt vom „Aktions-
Rechtsgrundlage. Man befürchtet daher le“ – geschaffen mit jenen Studiengebüh- Nordrhein- Anhalt Hochschule, die jährlich 25 Millionen Eu- bündnis gegen Studiengebühren“ (ABS),
eine Primarschule durch die Hintertür. ren, die in NRW auf der Kippe stehen. Westfalen ro mit den Beiträgen einnimmt, führt gut Triebfeder bei Protesten gegen die Beiträ-
Weitere Teile der Reform treten unabhän- „Vor der Wahl klang alles so akut“, 400 gebührenfinanzierte Stellen. Auch ge, sind die Einwände der Rektoren der
gig vom Volksentscheid aber zum kom- sagt Meinhuber. Die Beiträge waren Sachsen erhebliche Serviceleistungen, die das Stu- endgültige Beweis dafür, dass die Gebüh-
menden Schuljahr in Kraft, allen voran Wahlkampfthema von SPD und Grü- Thüringen dium verbessern, wären ohne Beiträge ren für die Unis zum Grundstock gewor-
die „Stadtteilschulen“. In ihnen werden Hessen* nicht mehr möglich, sagt Freimuth. den sind. Das aber sei Aufgabe des Staa-
Haupt-, Real- und Gesamtschulen zu ei- Tatsächlich sind seit Einführung der tes – abgesehen vom sozialen Aspekt:
ner zweiten, berufsnahen Säule neben Gegenfinanzierung offen – Rheinland- Beiträge überall neue Einrichtungen wie „Entweder schaffen es sozial Schwache
dem Gymnasium verschmolzen. Alle Ab- die Ministerpräsidentin bestätigt Pfalz * 2008 bzw. 2010 Pilze aus dem Boden geschossen: Labore gar nicht mehr an die Uni, weil sie es fi-
wieder abgeschafft
schlüsse sind möglich, auch Abitur. ojo aber zumindest den Zeitplan. SZ-Graphik: Stelmach, Foto: ddp wurden aufgerüstet, Öffnungszeiten von nanziell nicht stemmen, oder sie nehmen
Saarland* Bibliotheken verlängert, das Angebot er- Kredite auf, wohnen bei den Eltern und
nehmen mehrere Nebenjobs an.“
nen, Gesprächsstoff auf den Gängen der Bayern Sozialerhebungen des Deutschen Stu-
Schwule Eltern Unis, Tausende Studenten demonstrier- Baden- Ein „kalter Ausstieg“ würde dentenwerks (DSW) stellen zwar keine
im Schulbuch ten. Der neue Düsseldorfer Landtag hat
ihre Abschaffung vor der Sommerpause
Württemberg die Hochschulen „in die Steinzeit direkte „Gebührenflucht” fest, also ein
verhindertes Studium wegen der Gebüh-
zurückkatapultieren“, heißt es.
Papa und Papa kaufen ein Meer- erst einmal vertagt. Werden sie tatsäch- ren. Allerdings muss ein Drittel der Ge-
schweinchen. Die Zoohandlung gibt auf lich gestrichen? Oder bleiben sie gar? Mi- bührenzahler neben dem Studium job-
den Preis von 17,95 Euro einen Rabatt nisterpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gänzender Lehrveranstaltungen wie ben, elf Prozent Kredite aufnehmen.
von 20 Prozent. Wie viel müssen Jans Vä- bekräftigte jedenfalls den Zeitplan, die Sprachkurse oder Karriere-Trainings „Schafft es ein Kind, trotz der Selektion
ter bezahlen? So ähnlich könnten künftig Beiträge zum Wintersemester 2011/12 zu aufgestockt und vor allem zusätzliche Tu- im Schulsystem, aus einer einkommens-
Aufgaben in niederländischen Mathebü- beenden. So lange wurde auch Meinhu- toren und Dozenten eingestellt. Andreas schwächeren Familie an die Hochschule,
chern lauten. Das Land, das einst als ers- bers Vertrag verlängert. „Keine Ahnung, Archut, Sprecher der Uni Bonn, spitzt es steht es vor einer neuen Hürde”, sagt
tes die Homo-Ehe erlaubte, will in Schul- was in einem Jahr passiert“, sagt sie. zu: „Ein kalter Ausstieg – ohne dass die DSW-Präsident Rolf Dobischat
büchern verschiedener Fächer homosexu- Zuerst müsse im Haushalt die Gegenfi- Studienbeiträge von der Landesregie- Studentenvertreterin Schrandt ist zu-
elle Eltern vorkommen lassen. „Lehrbü- nanzierung auf den Weg gebracht wer- rung aufgefangen werden – würde uns in versichtlich, dass die Gebühren fallen.
cher sind immer mit unserem Alltag ver- den, stellte die neue Wissenschaftsminis- die Steinzeit zurückkatapultieren.“ „Die Regierung kann es sich nicht leisten,
bunden“, sagt Frans Grijzenhout, Direk- terin Svenja Schulze (SPD) klar. Das im Doch eine Kompensation hat laut Rek- ihr Versprechen zu brechen.“ Kurz vor
tor des großen Schulbuchverlages Noord- Koalitionsvertrag festgeschriebene Ver- tor Freimuth auch eine „technische Hür- der Wahl war ihr Vertrauen in die SPD
hof Uitgeverij. „Wenn es in Lesebüchern sprechen, den Hochschulen das Geld zu de“. Würden die Gelder nicht mehr Dritt- angekratzt, nachdem Kraft die schritt-
etwa um den Familienurlaub geht, sieht ersetzen, werde man halten. Zuletzt mittel sein, sondern aus dem Landeshaus- weise Abschaffung bis 2013 angekündigt
man auf Zeichnungen Kinder mit Vater brachten die Gebühren 280 Millionen Eu- halt kommen, müsste die Uni den gesetz- hatte. Bis dato hatten viele Studenten ge-
und Mutter. Das geht doch auch anders.“ ro im Jahr ein. An den meisten Unis müs- lichen Schlüsseln zufolge weitere Stu- glaubt, eine SPD-Regierung würde die
Künftig werde man bei der Gestaltung sen die Studenten 500 Euro pro Semester dienplätze dafür schaffen anstatt die be- Beiträge per Handstreich erledigen. „Jeg-
darauf achten, ein modernes Familien- zahlen, an einigen Standorten auch redu- stehenden damit zu verbessern. Eine ju- liche Akzeptanz von Studiengebühren
bild zu präsentieren. Längst seien zierte Sätze. Die Linkspartei, auf die die ristische Feinheit, aber problematisch. und sei sie ,nur‘ vorübergehend, kann
rot-grüne Minderheitsregierung bei Ge- Für bedenklich hält Freimuth auch, dass nicht hingenommen werden”, hatte das
setzen angewiesen ist, fordert hingegen das Land seine ohnehin steigende Neu- ABS damals Kraft geschrieben. Diese
eine sofortige Streichung der Gebühren. verschuldung weiter erhöhen müsste. wiederum hatte in ihrer Antwort den Wil-
Bundesweit sind sie eigentlich ein Aus- „Das ist keine Zukunftsperspektive.“ len zur Abschaffung bekundet, aber auf
laufmodell: Neben Bayern, Baden-Würt- Unlängst hat sich nun der abgewählte die Gegenfinanzierung gepocht. So se-
temberg, Niedersachsen und Hamburg liberale NRW-Wissenschaftsminister An- hen es beide Seiten bis heute.
Ja Sagglzement –
so a scheena Kalenda,
no amoi.
Man könnte meinen, einem von Schönheit und Wohlstand verwöhnten Land wie Bayern wäre das Fluchen und Schimpfen gänzlich fremd.
„ZEFIX! Der bayrische Fluch-und Schimpfkalender 2011“ beweist das Gegenteil. In 26 Texten und ganzseitigen Fotos werden leichtere,
etwas derbere und zum Teil schon fast vergessene bayrische Kraftausdrücke mit viel Witz erklärt. Von wegen, Schimpfen ist etwas Schlimmes.
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