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Mainz. 24. August 2010. Nachdem bereits am Samstag zwei Baby´s möglicherweise in der
Folge verunreinigter Ernährungs-Infusions-Lösungen gestorben sind, verstarb gestern am
Montag um 19.57 Uhr ein drittes Baby. Darüber informierte in einer Pressekonferenz in
Mainz der Medizinische Vorstand und Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin in
Mainz, Professor Dr. Norbert Pfeiffer. „Dieser weitere Todesfall löst bei allen beteiligten
Menschen große Trauer und Betroffenheit aus. In Gedanken sind wir bei den Eltern und
Angehörigen des Kindes.“.
Bei dem Baby, das am Montagabend gestorben ist, handelt es sich um ein frühgeborenes Baby, das
in der 24 Schwangerschafts-Woche geboren wurde, das meint 16 Wochen zu früh. Normal sind etwa
40 Schwangerschafts-Wochen. Die frühe Geburt des Baby´s in der 24. Schwangerschafts-Woche
war bereits ohne die Gabe möglicherweise verunreinigter Ernährungs-Infusions-Lösungen ein sehr
hohes Risiko für das Leben des Kleinkindes. Das Kind musste daher auf der Kinder-Intensiv-
Station betreut und gepflegt werden. Nach der Applikation möglicherweise mit Darm-Bakterien
verunreinigten Infusions-Lösungen verschlechtern sich die Überlebens-Chance für das
frühgeborene Baby extrem. Die Eltern und große Familie habe in Ruhe und Würde von ihrem
Nachwuchs, dem Kleinkind, Abschied genommen und das Klinikum erst nach Mitternacht in den
frühen Morgenstunden verlassen.
Der Mediziner gab Entwarnung für die weiteren Kleinkinder und Baby´s. Aus ärztlicher Sicht drohe
den Kinder keine weitere Gefahr aufgrund möglicherweise verabreichter verunreinigter Infusions-
Lösungen. Dennoch bereiten ihm die zum Teil schweren Grunderkrankungen und gesundheitlichen
Risiken der Kleinkinder Sorge, weswegen die Kinder weiterhin auf der Kinder-Intensiv-Station des
Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin in der Einrichtung der Universitätsmedizin in Mainz
intensiv betreut und gepflegt werden sollen. Der Gesundheits-Zustand der vier weiteren
Kleinkinder, denen die möglicherweise verunreinigte Ernährungs-Infusions-Lösungen infundiert
wurde, habe sich erfreulicherweise verbessert, teilte der Mediziner mit.
Der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft in Mainz, Klaus Peter Mieth erklärte auf
Anfrage unserer Redaktion, „...Wir ziehen nach wie vor alle Möglichkeiten in Betracht. Es wird
wegen des Verdachts einer fahrlässigen Straftat und Körperverletzung ermittelt. Ursprünglich waren
am Anfang 25 Ermittlungs-Beamte und Beamtinnen an der Ermittlung der möglichen Ursache
beteiligt, gestern ermittelten noch 18 Beamte und Beamtinnen“.
Zwei Keime, die die Infusion-Nährlösungen verunreinigten hatten konnten von Experten für
Mikrobiologie und Hygiene identifiziert werden. Bei den Keimen handelt es sich um die Bakterien
Enterobacter cloacae und um Escherichia hermanii. Menschen tragen diese Bakterien Milliarden-
fach im Verdaungstrakt im Körper. Im Darm sind diese Keime nützlich und nicht schädlich.
Gelangen diese Bakterien in die Blutbahn des Menschen, in offene Wunden, in die Lunge oder in
den Harn-Trakt, können diese Erreger zu einer tödlichen Gefahr für frühgeborene Baby´s,
Kleinkinder, Patienten mit Immunschwäche oder nach Transplantationen, Patienten mit chronischen
Erkrankungen oder auch ältere Menschen werden.
Wie im sterilen Reinraum im Apotheken-Bereich der Universitätsmedizin, der bislang als Ort für
die Herstellung der Infusions-Lösungen diente, die Keime in die Apparatur gelangt sein könnten,
wird derzeit untersucht und ermittelt. In dem sterilen Arbeitsbereich werden auch sterile
Handschuhe getragen. Bereits jetzt kann leider als sicher gelten, dass die mögliche Ursache für das
schwere Unglück, in dessen Folge, drei Klein-Kinder im Universitäts-Klinikum Mainz getötet
wurden, menschliches Versagen sehr wahrscheinlich werden lässt. Prof. Dr. Norbert Pfeiffer
erklärte: Nicht weiter sind wir bei der Suche nach dem Weg der Verkeimung. Wir erwarten keine
schnellen Fortschritte.“ Näheres könne man dazu nicht sagen. Parallel finden weitere
Untersuchungen statt. Wegen der Beschlagnahmung von möglichen Beweisen sei die
Universitätsmedizin auf die Ergebnisse der Untersuchungen der Staatsanwaltschaft angewiesen.