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Der historische Faust und seine Magie

Die historische Person, die den Namen Faust trug, lebte in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts und lässt sich in den Zeugnissen der Mitlebenden von 1507 bis etwa
1530 verfolgen. Er stammte aus Schwaben (das gehörte damals allerdings noch zur
Kurpfalz), einem Ort Knittlingen oder Kundlingen genannt, nach anderen aus Roda
(im Altenburgischen). Wieder andere verlegen seinen Geburtsort auch nach Helm-
stedt bei Heidelberg. Über seine Eltern ist nichts bekannt. Einige Forscher meinen,
dass Johann Faust das uneheliche Kind einer Dienstmagd namens Faust war. Dazu
sollte man wissen, dass uneheliche Kinder, „Illegitime Kinder“ oder Bastarde, wie
man sie vor allem im italienischen und französischen Sprachraum nannte, im Mittelal-
ter in allen Gesellschaftsschichten angetroffen wurden und die Beziehung zu ihnen
zum Teil äußerst widersprüchlich war.
Aussetzungen von Kindern kamen damals immer wieder vor, deshalb wurden neben
der Einrichtung von Findelhäusern, die im 14. und 15. Jahrhundert in einigen großen
Städten entstanden, seit dem 15. Jahrhundert in fast allen Städten öffentliche Gelder
für Personen bereitgestellt, die sich der Pflege eines Findelkindes annahmen. Da laut
kanonischem Recht die Sorgepflicht eines Vaters für seine Kinder Teil des Naturge-
setzes war, konnte eine uneheliche Mutter den Vater ihres Kindes vor einem Kirchen-
gericht auf Alimente verklagen. Großteils kümmerten sich die Väter aber (meist in
Form von Abfindungen für die Frauen) um ihre unrechtmäßigen Kinder.
Häufig lebte besonders in den Haushalten der städtischen Oberschicht eine größere
Zahl von Kindern aus verschiedenen Ehen des Mannes (seltener der Frau) unter ei-
nem Dach. Dazu gehörten auch illegitime Sprösslinge des Mannes, die zum Teil aus
der Lebensphase vor der Eheschließung stammten. Ihre Mütter waren in Italien, Spa-
nien und Portugal oftmals orientalische oder afrikanische Haussklavinnen, in nördli-
cheren Gegenden Mägde und Haushälterinnen.
Fast alle Untersuchungen zeigen, dass die städtische Illegitimität die ländliche über-
stieg. Neithard Bulst erklärt sich dies damit, dass die spezifischen städtischen Wohn-
und Arbeitsverhältnisse sowie die großen sozialen Unterschiede wesentliche Faktoren
sind, die die Illegitimität in der Stadt stärker begünstigten als auf dem Land.
In Adelskreisen – speziell in Frankreich – fällt eine sonderbar anmutende Entwick-
lung auf: Hier schienen zuweilen uneheliche Kinder direkt erwünscht gewesen zu
sein, vor allem dann, wenn aus der legitimen Ehe keine Kinder oder nur Töchter her-
vorgegangen waren. Diese Bastarde stiegen im 15. Jahrhundert mitunter in herausra-
gende Machtpositionen in Militär, Kirche und Politik auf.
„In den anderen Schichten unterlag jedoch die Einstellung gegenüber unehelich gebo-
renen Kindern im 15. Jahrhundert einem deutlichen Wandel von Anerkennung oder
zumindest Akzeptanz zu Ablehnung. Lediglich die im Konkubinat gezeugten Kinder-
genossen hatten noch eine zeitlang dasselbe Ansehen, das auch ihren Eltern entge-
gengebracht wurde. Besonders verpönt waren die Nachkommen von Klerikern und
Dirnen. Diese Entwicklung präsentiert sich unter anderem daran, dass Illegitime nicht
legal erben durften. Außerdem wurde auch in den Aufnahmebedingungen für Zünfte

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(uneheliche Kinder durften zum Beispiel nicht in die Bäcker- oder Schmiedezunft
aufgenommen werden), Bruderschaften und Bürgerrecht immer stärkeres Gewicht auf
den Nachweis der ehelichen Geburt gelegt.“3

So unbekannt wie seine Abstammung, so unbestimmt ist auch sein Geburtsort und
letztlich auch sein Geburtsjahr. Günter Mahal4, der in Knittlingen ein Museum und
Faust-Archiv eröffnete, meint aufgrund ausführlicher Recherchen, er habe vom 23.
April 14785 bis 1540 gelebt (u. a. errechnet aus einer astrologischen Äußerung Fausts
und dem Vornamen Georg). Ernst Beutler wiederum vertritt die Ansicht, Faust sei
etwa 1465 geboren.

In Krakau soll er später Magie studiert haben und wirklich konnte in Krakau, wie
auch in Toledo und Salamanca, damals die hohe Schule der Magie ‚magia naturalis’,
sowie die ‚Schwarze Kunst’ studiert werden. Allerdings ist ein Studium von einem
Mann namens Faust dort nicht nachweisbar. Nach einem Brief des Abtes Trithemius
von Sponheim (vom 20. Aug. 1507) befand er sich 1506 und 1507 zuerst in Gelnhau-
sen, dann in Würzburg, zuletzt in Kreuznach, wo Franz von Sickingen mit ihm ver-
kehrte. 1513 war er, wie der Kanonikus C. Mutianus Rufus in Gotha (3. Okt. 1513)
mitteilt, in Erfurt und um 1525 besuchte er die (heutzutage) „berühmteste und älteste
Gastwirtschaft Deutschlands“6: den Auerbacher Keller in Leipzig. Um 1530 taucht er
in Wittenberg auf. Faust Begardi („Zeyger der Gesundheit“) berichtet 1539 von ihm
und zu Staufen im Breisgau soll er um 1540 in hohem Alter gestorben sein.

Allen verbürgten Mitteilungen zufolge war Faust ein gewaltiger Prahler, der sich mit
den „Wissenschaften seiner Zeit“ beschäftigte: Er war Arzt, machte Weissagungen,
übte sich in Astrologie, Totenbeschwörung, Alchemie und in Zauberei, Hexerei und
Magie. Man nimmt allgemein an, dass er über bemerkenswerte wissenschaftliche und
medizinische Kenntnisse verfügte, die weit über seine Zeit hinausgingen.

Einige seiner Zeitgenossen sind Agrippa von Nettesheim und Theophrastus Paracel-
sus. In einem Brief von Johannes Trithemius an Agrippa von Nettesheim beschreibt er
um 1507 einen „magister georgius sabellicus faustus iunior“ als einen Mann, der in

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Zitiert nach Kindheit im Mittelalter, Institut für Geschichte, bearbeitet von Sandra Schmid.
4
Zu beachten sei auch das sehr lesenswerte Buch von Günther Mahal: Faust. Die Spuren eines geheim-
nisvollen Lebens, München 1980 und Faust und Alchymie. Faust. Annäherung an einen Mythos, Hrsg.
Frank Möbus, Friederike Schmidt-Möbus, Gerd Unverfehrt.
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Die Begründung ist nach Mahal die folgende: „Höchstwahrscheinlich am 26.12.1478, weil nämlich Kili-
an Leib, der Prior des Klosters Rebdorf bei Eichstätt, in einem Brief berichtet, der Doktor Faust habe
ihm gegenüber anlässlich der Besichtigung seines nach dem Mondkalender angelegten Klostergartens
erwähnt, dass am 26.12.1478 eine ganz besondere Konstellation der Gestirne geherrscht habe, unter der
geniale Menschen und besondere Geistesgrößen geboren würden. Und damit, meint Kilian Leib, habe
der Doktor Faust wohl auf sich selbst angespielt.“
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Es ist natürlich ungesichert, ob Faust dort wirklich verkehrte. Goethe jedoch hat ihn dort angesiedelt.
http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/reise/2001/04/05/

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den verschiedensten Schwarzen Künsten7, insbesondere aber in den Künsten des
Wahrsagens unterrichtet ist.

Faust selber nannte sich „Philosophen der Philosophen“ und „zweiter Magus“ und a-
benteuerlich zog er durch die Welt und verkehrte in Universitätsstädten und an Fürs-
tenhöfen. Den Magister- und Doktortitel hatte er sich (vermutlich) unberechtigterwei-
se zugelegt.
Allgemein wird er als eine zweifelhafte Figur dargestellt. Zudem kam er durch seine
Tätigkeiten öfter mit dem Gesetz in Konflikt. So wird er 1528 aus Ingolstadt ausge-
wiesen und 1532 auch aus Nürnberg.
Dies sind dann letztlich auch die einzigen drei Beweise für seine Existenz. Nach Hans
Joachim Kreutzer sind die einzigen: „urkundlichen Belege aus Bamberg, Ingolstadt
und Nürnberg aus den Jahren 1520 bis 1532.“ In allen dreien wird Faust in Zusam-
menhang mit Wahrsagerei genannt.

„Das erste Dokument besagt, dass er für den Bischof Georg III. von Bamberg8 für 10
Gulden ein Horoskop erstellte, was eine große Summe für die damalige Zeit war.
Aus dem zweiten Dokument (zwei Notizen in den Ratsprotokollen) ist zu erfahren,
dass Faust nach einem Ratsbeschluss aus Ingolstadt wegen Wahrsagerei ausgewiesen
wurde.
Das dritte Dokument verweigert Faust, ‘dem großen Sodomitten und Nigromantico’,
das Betreten der Stadt Nürnberg. Mahal erläutert den Begriff ‘Nigromantico’ als
‘Teufelsbeschwörer’, fügt aber hinzu, die Bezeichnung sei als ‘Rufmord’ aufzufassen;
eigentlich sei ‘Totenbeschwörer’ gemeint. Nach dem Handwörterbuch des Aberglau-
bens bedeutet 'Nigromantie' bei Trithemius jedoch lediglich das ‘warsagen künfftiger
ding’. Das Dokument legt nahe, dass Faust in Nürnberg, wo, ‘wie sonst nirgendwo in
deutschen Landen, auf Sitte, Ordnung und Recht geachtet’ wurde, einen schlechten
Ruf genoss. Mahal vermutet, dass Faust aus eben diesem Grund vorsorglich um Ge-
nehmigung ersuchte, die Stadt zu betreten, um die Gewähr zu haben, juristisch unbe-
helligt zu bleiben. Das Dokument belegt, dass der Nürnberger Rat ein solches ‘glait’,
also ‘Rechtsschutz oder Gerichtsfrieden’ ablehnte.“9

Urkundlich gesichert ist darüber hinaus auch, dass Philipp von Hutten sich vor einer
Fahrt ins damals gerade neu entdeckte Venezuela von Faust ein Horoskop stellen ließ.
Faust sagte ein schlimmes Ende der Reise voraus (was unter den damaligen Ver-
kehrsbedingungen aber keiner Wahrsagerei bedurft hätte). Philipp von Huttens Gold-
träume und Eroberungspläne scheiterten, denn er starb in Südamerika am Fieber.
7
Nach diesem soll er folgende Künste beherrschen: Als Nekromanten (= Weissagung durch Beschwörung
und Befragung Toter), Astrologen, Magier, Chiromanten (= Weissagung aus der Hand), Aeromanten (=
Weissagung aus der Luft: Wolken, Regenbögen, Kometen, Sonnen-/Mondfinsternisse, Vogelflug), Py-
romanten (= Weissagung aus der Flamme eines Feuers) und Hydromanten (= Weissagung aus dem Was-
ser), Geomantie (= Weissagung durch die Erde).
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Auch genannt der ‚Schenk von Limburg’.
9
Zitiert nach Thomas Amt: Der historische Faust.
http://www.faust-magie.gmxhome.de/kapitel2/kapitel2.html

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In Würzburg rühmte Faust sich z. B., dass er alle Wunder Christi vollbringen wolle,
wann und so oft es verlangt werde, und in Wittenberg behauptete er, die Siege der
kaiserlichen Heere in Italien (Schlacht bei Pavia 1525, Eroberung Roms 1527) habe er
ihnen durch seine Zauberkunst verschafft, etc.

Der verschuldete Burgherr Anton von Staufen soll Faust zwei Jahre vor seinem Tod
zum Goldmachen angestellt haben. Belegt wird dies durch eine Inschrift an der Fas-
sade des Gasthauses „Löwen“ in Staufen, wo er sich, finanziert vom Herzog, ein al-
chimistisches Labor einrichtete und während dieser Zeit logierte und seinen Studien
nachging. Allerdings wird an gleicher Stelle auch berichtet, dass er dort im Zuge eines
alchimistischen Unfalls10 umgekommen sei, was aber allgemein nicht als wahr ange-
nommen wird.

Dem französischen König z. B. soll er das Ende des Krieges schon am Morgen ge-
weissagt haben, obwohl der Bote erst zur Mittagszeit eingetroffen sei.

Bei dem großen Aufsehen, das er überall erregte, geschah es dann, dass man viele
seiner Behauptungen als vollführte Tatsachen hinstellte, dass man außerdem seit alten
Zeiten umlaufende Geschichten von Zauberkünsten, wie sie von Albertus Magnus,
Simon Magus, Johannes Teutonicus, Paracelsus u. a. erzählt wurden, auf seine Person
übertrug und ihm endlich auch neu erfundene, im Geiste der Zeit wurzelnde Züge an-
dichtete. Da aber Zauberei nur mit Hilfe des Bösen möglich war, so ließ man ihn ein
Bündnis mit dem Teufel schließen, der ihn in Gestalt eines Hundes begleitete und
schließlich auf schreckliche Weise ums Leben brachte. Nach anderen war es Martin
Luther, der Faust in seinen Tischreden das erste Mal zusammen mit dem Teufel be-
nennt und damit die Idee für den Teufelspakt gegeben haben soll. Philipp Melanch-
thon und Ulrich von Hutten erwähnen ihn aber ebenso in ihren Schriften.
Auch der Ort seines Todes, über den am ausführlichsten Joh. Manlius (gest. 1560) be-
richtet, wird teils nach Schwaben, teils nach Sachsen verlegt. Andere wieder meinen,
dass er in Staufen im Breisgau gestorben ist, durch mehrere zeitgenössische Urkunden
belegt.

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Das Ende Fausts im Jahr 1540 wird in der Chronik der Herzöge von Staufen drastisch geschildert: „In
der Chronik wird erzählt, dass es in Fausts Laboratorium einen gewaltigen Krach gab, die Fensterschei-
ben flogen hinaus, sogar ein Balken sei gesplittert, und der Doktor Faust habe tot am Boden gelegen,
grässlich verrenkt, mit hervorgetretenen Augen. Das könne nur ein Werk des Teufels gewesen sein, der
den „Schwartzkünstler und Erzzauberer” geholt habe. Als Beweis dafür wird angeführt, dass alles um
ihn herum schwarz gewesen sei und dass es wie nach Schwefel gestunken habe.“
Einige geben aber zu Bedenken, dass dies vielleicht nur – wie oft in diesen Zeiten – ein vorgetäuschter
Unfall war, um den Mächtigen zu entkommen, als die überlassenen Reserven und die Langmut des Her-
zogs, ohne Ergebnis des gewünschten Effektes, nämlich „Gold zu machen“, aufgebraucht waren.

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