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Milan Mijalkovic

Milan Mijalkovic
ausgewählte Arbeiten

1
Milan Mijalkovic

Inhalt
Easy Job 3

Arbeitsstrich Collection 4

Alles je SVE na srpskom 5

Die Demokratisierung der Natur 6

Arbeiter mit Vorschlaghammer 7

Recherche „Suddenly, I found myself...“ 8

Wir müsst arbeiten! 9

15 Tage ohne Menschenrechte 10

Recherche „Crv Pazar“ 11

Barockes Geschäfts- und Parkgebäude 12



Sodom und Gomorrha 13

Die Botschaft 14

Die Manschettenknöpfe 15

Triptychon 16

Fußmatte 17

Obama - Osama - Panorama 18

Skopje - The World‘s Bastard 19

All-Inclusive 20

Lebenslauf 21

2
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

EASY JOB
2016

Easy Job, 2016

3
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Arbeitsstrich Collection
2016

In a collaboration between Milan Mijalkovic and workers from the


Arbeiterstrich (an assembly point for undocumented laborers see-
king work). He approached laborers in the street who were waiting
to find employment on the black market, gave them a camera and
asked them to take photographs at work once selected. With these
images, he has documentation of the work carried out in secret.
the resulting photographs are compiled in albums titled after the
laborers concerned, such as Ramano, Blagoj, Safet, Deniz... We
see two of these albums on the installed screen, with photos taken
by Ramano and Blagoj. the images show the diversity of locations
where undocumented laborers have been employed and which
bear the traces of this cheap labor.

Blagoj Collection 2015 Romano Collection 2015 Zefir Collection 2015

4
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

ALLES
je SVE na srpskom
2016

Performance, Novi Banovci, 2016

5
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Die Demokratisierung
der Natur
2015
In seiner neuesten Arbeit erklärt sich Milan Mijalkovic selbst zur
Demokratie und erscheint in der Rolle des Ritters der totalen
Demokratisierung. Wofür – oder wogegen – der Ritter in den
Kampf zieht, lässt sich unschwer erkennen: In ihrer Prämisse
der Gleichheit wendet sich die Demokratie gegen die Annahme
einer Natur, die Macht verteilt - die Macht des Stärkeren oder des
Wohlgeborenen. Die Demokratie überlässt die Macht dem Zufall,
was Jacques Rancière als ihre herausragende Stärke identifiziert.
Die Natur hingegen wird als Feind begriffen, gegen den sich der
Hass der Demokratie richtet, der Hass gegen alles was herrscht
und stark ist. Der der Demokratie inhärente und als konstruktiv
erachtete Kompromisszwang widersetzt sich dem Konzept
einer Natur, mit der keine Kompromisse zu machen sind. Die
Bekämpfung dieses Feindes, die Überwindung der Natur geschieht
auf dem Weg ihrer totalen Demokratisierung. Der Anspruch der
Demokratie, sich in der Welt zu verbreiten, macht nun auch vor
der Natur nicht halt. In diesem Prozess des Gleichmachens und
Nivellierens werden qualitativ verschiedene Ideale in verrechenbare
Interessen umgewandelt, die gegeneinander aufgewogen werden
können. Das stärkste dieser Interessen ist jenes, das allen (und
allem) gemeinsam ist: das Interesse der Selbsterhaltung als
„natürlichstes Gut“. Im Zentrum der Demokratisierung der Natur,
ihrer eigentlichen Überwindung, steht demnach das natürlichste
Gut selbst.

Um diesem Dilemma auf den Grund zu gehen macht Milan


Mijalkovic von der Praxis der Versuchsanordnung gebrauch.
Woraus die Demokratisierung der Natur besteht und wie sie
bewerkstelligt werden soll, wird in Form eines demokratischen
Prozesses erkundet, an dem der Ritter der totalen Demokratisierung
ebenso beteiligt ist wie das Volk.

Demokratie, Natur und Monument, 2015

6
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Arbeiter mit
Vorschlaghammer
2015
Im seit 1962 bestehenden und 1984 erweiterten AK-Bildungszent-
rum im 4. Bezirk wurden von schluder architektur zwei Geschosse
komplett umgebaut und saniert, um die Anforderungen zweier Bil-
dungsstätten zu erfüllen.
Im Zentrum des neu gestalteten Pausenraums findet sich die Fo-
tografie Arbeiter mit Vorschlaghammer, die denselben Raum in
gleicher Perspektive während der vorangegangenen Umbauarbei-
ten zeigt. Der abgebildete Arbeiter in Lebensgröße wird auf einen
Sockel gehoben und bleibt auch im fertigen und neu eröffneten
Bildungszentrum sichtbar.

Der Arbeiter mit Vorschlaghammer im Pausenraum Arbeiter mit Vorschlaghammer, 2015

7
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Recherche „SUDDENLY, I Recherche in Zusammenarbeit mit Milan Mijalkovic · im Rahmen des Margarete Sc
Projektstipendiums (2015) · Dokumentation und Analyse von persönlicher Wohn

FOUND MYSELF...“
individuellem Gestaltungswillen von BewohnerInnen der wiederaufgebauten Stad

2015
Am 26. Juli 1963, mitten im Kalten Krieg, zerstörte ein verheerendes Anpassung der Bausubstanz an ihre ganz persönlichen Bedürfnisse
Erdbeben große Teile der Stadt Skopje; eine Naturkatastrophe, die Hoffnung der Moderne in das industrielle Zeitalter und ihren
die eine Welle internationaler Solidarität auslöste und ideologisch universalistischen Anspruch einer Befragung unterziehen. Die
getrennte Welten in einem humanitären Projekt vereinen konnte. Die Dokumentation und Analyse der häuslichen Landschaften, die
von Ost und West parallel ausgeführte Akuthilfe und der folgende durch Gebrauch, Anpassung und Erweiterung
Wiederaufbau der Stadt wurde zum ideologischen Programm: entstanden sind, soll diese Fragen offenlegen.
Die Idee einer modernen Planstadt folgte dem sozialutopischen
Modell eines Ortes der gelebten Solidarität, einer „offenen Stadt“.
Durch die Zerstörung von 70% der Baustruktur wurden zwei Drittel
der Bevölkerung schlagartig obdachlos, die
Versorgung mit Wohnraum zur dringendsten Aufgabe. Gleichzeitig
mit den Abbruch- und Räumarbeiten der zerstörten Gebiete
begann die Planung von 18 neuen Siedlungen an den Rändern
der Stadt, die aus vorfabrizierten, ein- bis zweigeschoßigen
Häusern bestehen sollten und die erste Phase des Wiederaufbaus
darstellten. Die Errichtung dieser Häuser, von denen manche
sogar möbliert wurden, bot einigen Staaten die Möglichkeit,
sichtbare und deutlich identifizierbare Hilfe beim Wiederaufbau
zu leisten. Dieser Architekturimport hat nachhaltig das Gesicht
der Stadt geprägt: Nach 50 Jahren des Bewohnens bleiben die
Grundstruktur der Siedlungen und Elemente der Architektur
5
sichtbar. Dabei war die Erweiterung der einzelnen Häuser, wie sie
im Laufe der Jahre zum größten Teil in Selbstbauweise und nach
den jeweiligen Bedürfnissen und Möglichkeiten der Bewohner
erfolgte, bereits im Masterplan für den Wiederaufbau angelegt.
Die Häuser waren nicht als temporäre Notunterkünfte gedacht,
sondern vielmehr als Grundlage für langfristiges Wohnen im
„wachsenden Haus“. Heute sind die Siedlungen der
ersten Stunde des Wiederaufbaus vollends in das städtische
Gefüge mit all seinen Ungleichheiten integriert. Das Projekt
„Suddenly, I found myself…“ möchte nun der persönlichen
Wohnerfahrung und dem individuellen Gestaltungswillen von
Bewohnern der wiederaufgebauten Stadt nachgehen. Es sind
Recherche in Zusammenarbeit mit Katharina Urbanek · im Rahmen des Margarete Schütte-Lihotzky Projektstipendiums (2015) · Dokumentation
die Bewohner, die mit der über Jahre praktizierten optimalen und Analyse von persönlicher Wohnerfahrung und individuellem Gestaltungswillen von BewohnerInnen der wiederaufgebauten Stadt Skopje

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ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Wir müsst arbeiten!


2014

Mijalkovic beauftragte 10 Schwarzarbeiter vom Arbeitsstrich, sich


im Galerieraum neben 10 Holzkisten zu positionieren. Nach eini-
ger Zeit kletterten sie auf die Kisten, blieben dort stehen, krochen
später ins Innere. Die Kisten mit den Abmessungen 60x60x130cm
waren so dimensioniert, dass die Arbeiter gerade noch darauf ste-
hen konnten und mit ihren Köpfen teilweise die Decke berührten.
In den engen Kisten hockend, starteten sie ihre Maschinen: rote
Luftballons wurden aufgeblasen - und dann ausgelassen, so dass
sie von den Kisten wegflogen, wilde Bahnen im Raum zogen und
schließlich irgendwo erschlafft zu Boden fielen.

Video
Rote Luftballons werden aufgeblasen.
http://milanmijalkovic.twoday.net/stories/wir-muesst-arbeiten/

10 Schwarzarbeiter vom Arbeitsstrich - Stehen und Warten.

Im Inneren der Kisten hocken die Arbeiter neben ihren Maschinen.

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ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

15 Tage ohne Menschen-


rechte
2014
Die Arbeit begibt sich auf die Suche nach Möglichkeiten, sämtliche
Menschen- und Staatsbürgerrechte zu verlieren: Nach meinem
bisherigen Wissensstand besitze ich das Menschenrecht, Rechte
zu haben, bin mir aber nicht darüber im Klaren, ob ich auch das
Recht habe, diese zu verlieren.
Welche möglichen Annäherungen, juristischen Betrachtungswei-
sen, kreativen Denkrichtungen können verfolgt werden, um diesen
Rechtsverlust - den Verlust des Omnipräsenten - zu realisieren?
Gibt es räumliche Manipulationen, temporäre Schlupflöcher oder
individuelle Transformationen, die anzudenken sind? Oder sind
vielleicht juristische Instrumente wie etwa eine Volksabstimmung
oder eine Klage beim OGH der Schlüssel?
Für 15 Tage wird die Galerie zum Transit-Bereich, die Unveräußer-
lichkeit der allgemeinen Menschenrechte angezweifelt. In einer Re-
gion, in der Menschenrechte omnipräsent hochgehalten werden,
wird der Protagonist durch den freiwilligen Verzicht zum Selbst-
schuldigen, der jegliche Verantwortung trägt.

Video
http://milanmijalkovic.twoday.net/stories/15-tage-ohne-menschenrechte

Videostill der Performance 15 Tage ohne Menschenrechte, 2014 Email-Korrespondenz mit Menschenrechtsexperten

10
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Recherche „Crv Pazar“


2014

Untersuchung des großen informellen Marktes Crv Pazar im


Zentrum Skopjes, dessen langjährige und doch flüchtige Präsenz
im Widerspruch zu großangelegten Stadtplanungsprojekten steht

In Skopje there is a saying that “in the Crv Pazar, ‘nema sto nema’”
– which means “there is nothing you can think of that you will not
find in Crv market”. Goods for sale range from used computers
to fashionable high heels, new bicycle tires, fresh vegetables,
industrial potato peelers, antique furniture and live worms – usually
at prices less than 50 percent of what they would be elsewhere.
The worms, which gave the market its name and all of the other
goods are sold from the trunk of cars, on shaky folding tables
or directly on the dusty, sometimes muddy ground. Between
these improvised stands mobile vendors offer grilled meat and
cool drinks from their pushcarts. Crv Pazar is situated below the
fortress hill Kale, only 500 meters distant from the new enormous
bronze-statue of Alexander the Great on the central square Plostad
Makedonija. It stretches out for approximately one kilometer along
the northern bank of the river Vardar, which
crosses the city, forming a geographical and historical dividing
line. The market has become an important trading place especially
amongst unemployed and retired (at the worst making a living
from around 100 Euro pension a month) from all ethnic groups.
Due to its central position in the city the market is easy to reach
by foot or bicycle from Albanian and Macedonian as well as Roma
neighborhoods.
...

Recherche in Zusammenarbeit mit Katharina Urbanek · publiziert in: Mooshammer, Helge/Mörtenböck,


Peter (Hg.): Informal Market Worlds Atlas. NAi Publishers, Rotterdam 2015. S. 236-241

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ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Barockes Geschäfts-
und Parkgebäude
2013
In February 2010, the Public Enterprise for Management of Resi-
dential and Commercial Properties of the Republic of Macedonia
launched an open architectural competition for a parking garage
in the city center of Skopje, which should provide 315 parking
places as well as space for offices and retail. According to the
competition brief, the garage should be designed in a “baroque,
classic, neo-classic, romantic and neo-romantic style” (sic!).

The proposed façade interprets the wish for a historicist appea-


rance without explicitly using the traditional language of histori-
cism. It adapts the baroque idea of creating reality by the means of
illusive perspective. Baroque artworks expand into the real space
as well as vice versa the reality merges into the illusive perspective
of the artwork. The starting point for the design of the façade is an
amateur´s photograph showing a perspective view of historicist
residential houses in Vienna. These distorted façades are multi-
plied and assembled to a surface of an unclear vanishing point.
The surface is dissolved into four layers of tailored, shadow thro-
wing composite panels on a steel construction. Transforming the
familiar appearance of historicist residential houses into a strange
cover of a “baroque garage” makes this new object uncanny, “un-
heimlich”. Although the reference is not very obvious, the beholder
senses this uncanny, dreamlike – or nightmare like. This disturbing
presence of the “baroque garage” subtly reflects the disturbing
situation of “Skopje 2014”.

Amateur photo MULTIPLIED COMPUTER AIDED

AMATEUR PHOTO MULTIPLIED COMPUTER-AIDED


Barockes Geschäfts- und Parkgebäude, 2013 (mit PPAG Architects Vienna). Fassadengestaltung einer Parkgarage

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ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Sodom und Gomorrha


2013

Das Zelt: ein symbolischer Baukörper im Kontext seiner spezifi-


schen Umgebung. In der freien Natur aufgebaut, wird das Zelt
des Nomaden zum Sinnbild von Freiheit und Schutz obendrein. In
jüngerer Zeit aber wurde die funktionale Konstruktion auf Zeit zur
Metapher einer Gefangenschaft. Die Zelte der Occupy-Bewegung
sind Protest-Ort gegen eine Machtstruktur, an dem sich zugleich
das Gefühl Machtlosigkeit widerspiegelt.
In einem dritten Kontext agiert das Zelt als architektonischer Inbe-
griff von Hoffnung und Solidarität. Nach großen Katastrophen, wie
etwa dem verheerenden Erdbeben, das 1963 die mazedonische
Hauptstadt Skopje zerstörte, trifft mit der Notunterkunft die erste
Hilfe von außen ein. Solidarität lautete so auch die ideologische
Losung beim Wiederaufbau von Skopje, das zu einer offenen Stadt
von Ost und West werden sollte. Das sozialutopische Modell und
der entsprechende urbanistische Masterplan blieben unvollendet;
derzeit entstehen im Zuge eines neuen Regierungsprojekts vor al-
lem monumentale Denkmäler und klassizistische Großbauten im
westlichen Stil.
In ihrer für den 50. Jahrestag des Erdbebens von Skopje konzi-
pierten Auseinandersetzung mit dem archetypischen Baukörper
Zelt besetzen die Architekten Sergej Nikoljski und Milan Mijalkovic
seine Symbolik neu. Sodom und Gomorrha ist der zu Stein ge-
wordene, surrealistische Prototyp des Zelts. Indem die ehemals
ephemere Architektur ihre Funktion verliert, verschieben sich auch
tradierte Projektionen.

Sodom und Gomorrha, 2013 (mit Sergej Nikoljski). Betonskulptur im Stadtpark von Skopje.

13
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Die Botschaft
2013
Die gesamte Verantwortung für alle Naturkatastrophen der letzten
2000 Jahre zu übernehmen ist sicher keine einfache Entschei-
dung. Für Milan Mijalkovic war es aber, wie er selbst sagt, „ein
ganz natürliches Geschehen - wie das Nieseln oder der Arabische
Frühling”. Ein natürliches Geschehen, dem allerdings ein lang-
wieriger, passioniert und akribisch verfolgter Prozess vorausging.
Über die letzten dreizehn Jahre hat Mijalkovic detaillierte Daten zu
Winden, Feuern, Vulkanausbrüchen, Beben, Lawinen, Insekten-
befällen, Epidemien, Hitze- und Kältewellen gesammelt, geordnet
und schließlich der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Seit zwei
Jahren werden Urkunden aus seiner Sammlung auf dem Kunst-
markt gehandelt, die die individuelle Übertragung der Verantwor-
tung für einzelne Katastrophen bescheinigen. Dutzende archivari-
sche Bände verwalten diese Übertragungen. Durch das Sammeln,
Ordnen, Verwalten und Bereitstellen wird die Mutter Natur zur blo- Die Botschaft, 2013
ßen Kunst.
Politiker übernehmen Verantwortung für Fehlentwicklungen und
ziehen daraus persönliche Konsequenzen, Terroristen aber de-
monstrieren so ihren Machtanspruch. Als Terrorist die Verantwor-
tung für eine Tat zu übernehmen und dies der Öffentlichkeit mit-
zuteilen, ist von größerer Bedeutung als die Tat selbst. Das führt
so weit, dass für ein und dieselbe Tat oft mehrere Bekennermel-
dungen auftauchen, dass also die Verantwortung auch illegitim
beansprucht wird.
Die zutiefst verantwortungslose Botschaft der Verantwortungs-
übernahme für alle Naturkatastophen der letzten 2000 Jahre ist zu- Die Verantwortung für einzelne Naturkatastrophen wird im Rahmen von Versteigerungen übertragen.
nächst ein sprachliches Bild, eine Behauptung. Durch ihre mediale
Verbreitung und Konsumierung wird die darin behauptete Einfluss-
sphäre zur Realität. Anstatt als Bekennerschreiben oder -video
wird die Botschaft im universellen Format einer objektiven Sachin-
formation übermittelt. Die Tafel löst die Botschaft aus dem Kontext
der emotionalen Betroffenheit und unterbindet vordergründig die
naheliegenden Fragen nach dem Verhältnis von behaupteter und
begründeter Realität, von Verantwortung und Verantwortungslosig-
keit, von Mensch und Natur.
Die Verwaltung, 2013. Archivarische Bände verwalten Daten zu Naturkatastrophen und die Verantwortung dafür.
Video
http://milanmijalkovic.twoday.net/stories/die-botschaft-die-verwaltung
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ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Die Manschettenknöpfe
2012

Im August 2012 verbreitete der Vorsitzende der Freicheitlichen Par-


tei Österreichs Heinz-Christian Strache über seine Facebook-Seite
eine manipulierte Karikatur. Der fette, schwitzende, glatzköpfige
„Bänker“, der sich mit dem armen „Volk“ einen Esstisch teilt und
sich von der „Regierung“ großzügig bedienen lässt, hatte plötzlich
eine neue Hakennase und größere Manschettenknöpfe bekom-
men.
Die von unterwegs (via Mobile) gepostete manipulierte Karikatur
wurde international heftig als antisemitisch kritisiert und in Öster-
reich zu einem Fall für das Verfassungsgericht.

Als die Karikatur im August 2012 gepostet wurde und umgehend


die Debatte entzündete, begab sich Milan Mijalkovic auf die Su-
che nach der Wahrheit, auf die Jagd auf die Details. Acht Monate
nahm die Suche in Anspruch. Mittels aufwendiger Decodierungs-
Software und Hardware-Maschinerie wie Roboter und 3d-Plotter
ist es dem Team gelungen, die verschmutzte Karikatur freizulegen
und die für die gesamte Debatte wichtig scheinenden aber nur
sehr verpixelt zu erkennenden Details zu rekonstruieren. Endlich
sind sie da! Die manipulierten Manschettenknöpfe der Karikatur
wurden 200-fach vergrößert und dieses mal auch materialisiert!
Und damit nicht genug: mittels neuester Technologien werden sie
kontinuierlich und unaufhörlich weiterwachsen.

Die gepostete Karikatur Die Manschettenknöpfe, 2012

15
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Triptychon
2012

Der Künstler trägt seine Schulden erhobenen Hauptes und übt


sich in Gelassenheit. 12.540 Euro in diversen Banknoten wurden
von 28 Freunden und Bekannten ausgeborgt.

Triptychon, 2012

16
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Fußmatte
2012

Fußmatte, 2012

17
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

Obama - Osama -
Panorama
2011
Bilder – visuelle und sprachliche – konstituieren und konstatieren
(also begründen und behaupten) Realität. Die Produktion dieser
Bilder wir demnach nicht dem Zufall überlassen.

Das offizielle Bild zum Tod von Osama Bin Laden ist ein indirektes
Bild: es präsentiert das National Security Team der USA als Zu-
schauer, als Augenzeugen im Moment des Todes. Ihre Darstellung
wendet sich an die Gesamtheit der Zuschauer und zeigt: wir sind
alle gleich. Es ist das Abbild von Demokratie: eine austauschbare
Gruppe von Menschen vertritt die Gesamtgesellschaft und handelt
– in diesem Fall in passiver, aber mitfühlender Form – im Namen
aller. Es wird suggeriert, dass die Stellvertreter in derselben Weise
verantwortlich sind, wie die Gesellschaft – der einzige Unterschied
ist, dass sie die Bürde auf sich nehmen müssen, die Tötung tat-
Obama - Osama - Panorama, 2011 (mit Lisa Silbermayr)
sächlich (live) anzusehen. Es ist kein triumphaler Sieg im Situation
Room des Weißen Hauses, der hier eher der Kellerzentrale einer
Bürgerbewegung gleicht.

Ein tatsächliches Abbild der Tötung und auch des späteren Be-
gräbnisses auf See werden der Öffentlichkeit entzogen. Durch die
indirekte Präsentation dieses fehlenden Bildes ist jedoch jeder
einzelne gezwungen, das Bild selbst zu erdenken – sich ein Bild
zu machen und damit Realität zu erschaffen. Jeder einzelne ist
somit an der Tatsache der Tötung Osama Bin Ladens (und ihrer
Ikonographie) beteiligt. Sie wird zur kollektiven Wirklichkeit. Die
Verantwortung zur Schaffung dieser Tatsache wird millionenfach
geteilt. Das inszenierte Bild wird re-inszeniert. So wird Wissen über
die Inszenierung erlebt und erzeugt, und zugleich die suggerierte
Austauschbarkeit der Akteure auf den Prüfstand genommen.

Video
http://milanmijalkovic.twoday.net/stories/osama-obama-panorama

Obama und engste Mitarbeiter verfolgen am 1. Mai 2011 die Operation


Neptune’s Spear

18
Forschungsarbeit und Publikation · in Zusammenarbeit mit Milan Mijalkovic · Publikation er-
schienen bei Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2011 (englische Ausgabe) und Goten Publishing,
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic
Skopje 2011 (mazedonische und albanische Ausgaben)

Skopje -
The World’s Bastard
Architecture of the Divided City
2011
Skopje, die Hauptstadt Mazedoniens, entwickelte sich in den ver-
gangenen Jahren zunehmend zu einer prototypischen geteilten
Stadt. Seit den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen
Vertretern der großen albanischen Minderheit und dem mazedo-
nischen Militär im Jahr 2001 entfernen sich die beiden Bevölke-
rungsgruppen weiter voneinander. Religiöse Zeichen machen die
Beanspruchung von Territorium sichtbar: Minarette sprießen in
den albanischen Wohngegenden, auf den Hügeln der mazedoni-
schen Gebiete ragen riesige Kreuze in den Himmel. Die Tendenz
zur geteilten Stadt reicht allerdings weiter in die Geschichte der
Stadt zurück. So sieht ein in Folge des desaströsen Erdbebens
von 1963 von Kenzo Tange entwickelter Masterplan eine mit öffent-
lichen Nutzungen angereicherte Pufferzone entlang des Flusses 35
Vardar vor. Mittlerweile ist diese Zone zu einer verödeten Trennlinie
geworden, an deren Endpunkt die neue Amerikanische Botschaft
neben einem heruntergekommenen Luna Park protzt. Die Arbeit
untersucht die urbane Entwicklung von Skopje im Hinblick auf sei-
ne heutige Erscheinung als getzeilte Stadt und stellt diese in einen
globalen Kontext. Das Aufspüren von Konflikt- und Verhandlungs-
räumen spannt dabei einen Bogen von den Utopien der 1960er Forschungsarbeit und Publikation · in Zusammenarbeit mit Katharina Urbanek · Publikation erschienen bei Wieser
Verlag, Klagenfurt/Celovec 2011 (englische Ausgabe) und Goten Publishing,
Jahre, über die Frustrationen der 1990er Jahre bis zu den aktuellen Skopje 2011 (mazedonische und albanische Ausgaben)
Versuchen einer Identitätskonstruktion.

19
ausgewählte Arbeiten Milan Mijalkovic

All-Inclusive
2010

Im August 2007 ist die spanische Immobilienblase geplatzt. So


sind an der südspanischen Küste in den vergangegnen Jahren
richtige Geisterstädte entstanden. Dabei hatten sich schon in
der Boomphase des Tourismus kritische Stimmen gemehrt. Eine
davon war die arbeitslose Philosophin Letizia.
Im Interview vor dem Hintergrund der Küste spricht Letizia über
Arbeit und Urlaub, doch ihre Stimme wird völlig vom Rauschen
des Meeres übertönt. Das Bild ist mit einem rosa Filter überzogen.

All-Inclusive, 2010

20
Milan Mijalkovic

Milan Mijalkovic

Milan Mijalkovic, Architekt und Künstler, wurde 1982


in Skopje geboren und lebt seit 2001 in Wien. Er ist in
diversen Kooperationen in Wien und Skopje tätig. In
seiner Arbeit lokalisiert er brennende oder latente Kon-
flikte und schafft dafür neue Wahrnehmungsräume ohne
Einschränkungen auf ein bestimmtes Medium - sei es
in Form einer Betonskulptur, einer ortsspezifischen Fo-
tografie, eines Architekturfachbuchs, einer Fassadenge-
staltung oder einer Liveperformance.

Seine aktuellen Arbeiten bezeichnet Milan Mijalkovic


als Versuchsanordnungen, die Kategorien, die unser
Denken erwartungsgemäß trennt, vereinen und derart
bestehende Grundannahmen aus dem Gleichgewicht
bringen. Hier treffen Naturkatastrophen und Verantwor-
tung, Menschenrechte und Verzicht, Demokratie und
Natur oder Schwarzarbeit und Ehrerbietung aufeinander.
Immer wieder nimmt dabei auch die Person Milan Mi-
jalkovic eine zentrale Rolle ein. Wenn er etwa die Ver-
antwortung für alle Naturkatastrophen der letzten 2000
Jahre übernimmt („Die Botschaft“, 2013), für 15 Tage auf
seine Menschenrechte verzichtet („15 Tage ohne Men-
schenrechte“, 2014) oder Schwarzarbeitern ein Denk-
mal errichtet („Wir müsst arbeiten!“, 2014), positioniert
er sich stets vor einem Gegenüber: den Experten, Pas-
santen, Höchstbietern, Zeugen oder Parteimitgliedern.
So erschaffen seine Arbeiten einen Dialog aus Verwir-
rung, Humor, Wissenschaft und Kult.

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Milan Mijalkovic

Lebenslauf
geboren am 16.12.1982 in Skopje, Mazedonien.

Ausbildung
2010 Architekturdiplom TU Wien mit Auszeichnung
2002 Architekturstudium an der TU Wien
2001 Beginn des Architekturstudiums, AF Skopje
1997-2001 Gymnasium Nikola Karev, Skopje
1989-1997 Volksschule Jan Amos Komenski, Skopje

Einzelausstellungen
2016 “OHNE TITEL“, Red Carpet Showroom, Wien, AT
2014 “Wir müsst arbeiten“, SPÖ Bildungszentrum (Roter Teppich für junge Kunst), Wien, AT
2014 “Das Ritual – Nie wieder Natur“, Bildrecht, Wien, AT
2014 “Milan Mijalkovic – 15 Tage ohne Menschenrechte“, SWDZ space, Wien, AT
2014 “Die Verwertung. Für den richtungslosen Fortschritt“, Red Carpet Showroom, Wien, AT
2013 ”Sodom und Gomorrha”, Permanente Installation im Auftrag der Stadt Skopje, MK
2012 “just a father. just a tent. we are all innnocent. “, Atelierhof Kreuzberg, Berlin, DE
2011 ”Skopje The World’s Bastard”, Museum der Stadt Skopje, MK

Auswahl von Gruppenausstellungen


2016 „Da! Dada Zürich, Zenit und aktuelle Positionen“, Beograd, SRB
2015 ”Festival für junge Kunst”, Wien, AT
2015 ”Parallel”, Wien, AT
2015 ”Wilder Mann”, Graz, AT
2015 ”Bauwelt Preis - Das Erste Haus”, Berlin, DE
2014 ”Junge Kunst – Parcours”, Wien, AT
2014 “Interior Design 2014”, Skopje Fair, Skopje, MK
2013 “at.las”, SWDZ space, Wien, AT
2013 ”Vienna art week - open studio day”, Wien, AT
2013 ”Skopje Architecture Award”, Skopje, MK
2013 “Das Exponential“, AUSARTEN[ ] / Vienna Art Week, Wien, AT
2013 “DaDa Da Academy“, Guido Van Rats Galerie, Wien, AT
2012 “Destabilized Ground”, Soho in Ottakring, Wien, AT
2011 “Fair – Gesamtpräsentation”, Wittgensteinhaus, Wien, AT
2010 “Das Spiel der Mächtigen”, Museum für angewandte Kunst, Wien, AT
2009 “Mart vo Juni“, Culture Center Tochka, Skopje, MK

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Milan Mijalkovic

Publikationen
Milan Mijalkovic: ALLES. Plädoyer für eine allumfassende Integration, DerPlan Nr. 37, Die Zeitschrift der
Kammer der Architekt(inn)en und Ingenieurkonsulent(inn)en für Wien, Niederösterreich und Burgenland,
Seite 9, Wien 2016.

Milan Mijalkovic, Katharina Urbanek: Skopje – The World´s Bastard. Architecture of the Divided City.
Wieser Verlag, Klagenfurt 2011.
(Mazedonische und Albanische Ausgaben erschienen bei Goten Publishing, Skopje)

Milan Mijalkovic, Katharina Urbanek: Crv Pazar in Skopje. In: Helge Mooshammer, Peter Mörtenböck
(Hg.): Informal Market Worlds Atlas. Nai Publishers, Rotterdam 2014.

Vorträge
2014 “Nie wieder Natur“, Bildrecht Raum 7, Wien
2014 “15 Tage ohne Menschenrechte“, Vortrag und Podiumdiskussion, Bildrecht, Wien
2011 “Der Balkan rockt…“, Buchmesse Leipzig
2011 “Skopje – The World´s Bastard“, Buchpräsentation Museum der Stadt Skopje
2010 “Skopje – The World´s Bastard“, Vortrag im Rahmen der Entwurfsübung “Der
Name ohne Stadt - Skopje“ am Fachbereich Städtebau TU Wien

Preise / Auszeichnungen
2015 Schütte-Lihotzky Projektstipendium, mit Katharina Urbanek
2014 Red Carpet Art Award
2014 A+ Architecture Award
2013 Skopje Architecture Award
2013 STAR-Preis, Zeitung für Hochkultur, Mittelmaß und Schund
2010 Ankauf Wettbewerb “Barockes Geschäfts- und Parkgebäude“ Skopje, mit PPAG

Kontakt
Milan Mijalkovic
Plösslgasse 4/12
1040 Wien
email@milanmijalkovic.com
tel: 0676 755 25 22

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