KG, 2 Ws 504/10
…Der Vorrang der Strafhaft tritt bei einem bereits in Untersuchungshaft befindlichen
Verurteilten nicht erst mit dem Eingang des Aufnahmeersuchens in der
Justizvollzugsanstalt ein, sondern bereits dann, wenn die Staatsanwaltschaft
unmißverständlich zum Ausdruck bringt, daß die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe
nunmehr ansteht. Anmerkung: z.B. durch Erlass eines Haftbefehls oder
Aufnahmeersuchens. (vgl. KG 2 Ws 551/10)
1 (Fn 3)
Für den Vollzug von Auslieferungshaft und Durchlieferungshaft gelten die
Vorschriften der Strafprozessordnung und, soweit der Verfolgte ein Jugendlicher oder
ein Heranwachsender ist, die des Jugendgerichtsgesetzes über den Vollzug der
Untersuchungshaft entsprechend (§§ 27 Abs. 1, 45 Abs. 6 des Gesetzes über die
internationale Rechtshilfe in Strafsachen - IRG - vom 23.12.1982)….
Danach müsste auch die Auslieferungshaft durch Strafhaft unterbrochen werden; ggf.
sei Rücksprache mit der betreibenden Behörde empfohlen.
3
…kann die zuständige Vollstreckungsbehörde …auch in eine andere als die nach
dem Vollstreckungsplan zuständige Justizvollzugsanstalt einweisen (§ 26
StVollstrO,
Abs. 2 , Satz1, 1 Alternative). Hierzu übersendet die zuständige
Vollstreckungsbehörde der Justizvollzugsanstalt, in die in Abweichung vom
Vollstreckungsplan eingewiesen werden soll, zur Prüfung folgende Unterlagen: -
das der Verurteilung zugrunde liegende Urteil sowie - einen aktuellen Auszug aus
dem Bundeszentralregister.
Bei Arbeitnehmern darüber hinaus: - den Arbeits- bzw. Ausbildungsvertrag (in
Ablichtung) sowie - einen Nachweis über die Sozialversicherung (in Ablichtung). Bei
Selbstständigen: - die Gewerbeanmeldung (in Ablichtung) sowie - eine Auskunft in
Steuersachen (des Finanzamtes).
Für eine Verlegung nach Beginn des Vollzuges (§ 26 StVollstrO, Abs. 1, Satz 1, 2
4
BGH, 5 AR 40/11
Strafreste, deren Aussetzung widerrufen worden ist, nehmen nicht an der durch §
454b Abs. 2 Satz 1 StPO in Verbindung mit §§ 57, 57a StGB gewährleisteten
gemeinsamen Aussetzungsentscheidung teil (§ 454 b Abs. 2 Satz 2 StPO) und sind
deshalb regelmäßig der Vorwegvollstreckung überantwortet.
Dazu weiter:
Noch präziser:
KG, 5 Ws 105/06
Hat ein Verurteilter zweifelsfrei die Einwilligung nach § 57 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 StGB
abgelehnt, so entfällt die Möglichkeit, die Vollstreckung des Rests einer
Freiheitsstrafe zur Bewährung auszusetzen. Es genügt dann, die Weigerung in
einem Aktenvermerk festzuhalten. Dieser Vermerk ist dem Verurteilten mit dem
Hinweis auf die jederzeit mögliche Nachholung der Einwilligung mitzuteilen.
6
Aber
Fischer in KK, § 454 StPO Rdn. 26
Durch einen eigenen Antrag macht der Verurteilte seine bisherigen
Nichteinverständniserklärungen … gegenstandslos.
Der Verurteilte kann jederzeit einen Antrag auf bedingte Entlassung stellen,
auch wenn bereits eine negative Aussetzungsentscheidung ergangen ist.
Zur Erstverbüßer-Regelung:
3. § 454 b Abs. 2 Satz 2 StPO steht der erneuten Aussetzung widerrufener Strafreste
gem. § 57 StGB - wenn dies prognostisch gerechtfertigt ist - nicht entgegen.
… Wer infolge einer Verurteilung gem. §§ 45, 45b StGB das passive Wahlrecht
verloren hat, kann nicht Mitglied einer politischen Partei sein (§ 10 Abs. 4 PartG)
Merkblatt Einleitung Freiheitsstrafe ohne Bewährung
1.Mesta-Einleitung fertigen
2. Entscheidung und Sanktion erfassen
3. Ggf. Einbeziehungen erfassen
4. Überprüfung der Rechtskraft und Angabe des Fundortes in der Einleitungs-Vfg.
5. evtl. Vollstreckungsübersicht StA 70 über den Einleitungsbutton in Mesta
erstellen
6. Untersuchungshaftzeiten notieren, falls vorhanden (Akte ist zu kontrollieren)
Gem. §§ 51 Abs. 1 S. 1, 39 StVollStrO sind unter anderem Haft und vorläufige
Unterbringung gem. §§ 81, 126 a StPO anzurechnen
7. Prüfung, ob Gesamtstrafenbildung in Betracht kommt, BZR-Auszug prüfen
8. Mitteilungen gem. Nr. 13 Mistra zum Bewährungsverfahren
9. Mitteilung zum BZR besondere Mitteilungspflichten prüfen (§§ 25 JArbSchG; 17
Abs. 2 BZRG; 45 StGB, Gewerbezusammenhang)
bei Gesamtfreiheitsstrafen muss die Einzelstrafe die Voraussetzungen des § 45
StGB erfüllen, Fischer StGB, Nr. 6 zu § 45 StGB;
10. Ggf. Verkehrszentralregister
11. Mitteilung gem. Nr. 11 MiStra online an Polizei
12. Zählkarte - Strafverfolgungsstatistik in Düsseldorf
13. Vorlage an KB für die Verfahrenskosten
14. ggf. bei Einbeziehungen Ablichtungen der Entscheidungen aus den
einbezogenen Verfahren fertigen lassen und zum VH nehmen
15. Mitteilung bei Einbeziehung gem. § 8 StVollstrO an die einbezogene Sache unter
Beifügung der Entscheidung und Mitteilung, ob Anrechnungen erfolgen oder nicht
16. AbI. der Entscheidung/en gem. Nr. 140 RiStBV an VU und Verteidiger
17. MiStra-Mitteilungen falls erforderlich Nr. 11 Abs. 2 MiStra an Einleitungsbehörde
Hauptzollamt, Bundespolizei, ARGE, Sozialamt, Finanzamt, Ausländeramt etc.
18. gfls. Beiakten trennen
19. gesiegeltes Aufnahmeersuchen fertigen
20. falls VU schon einsitzt, Buchnummer eintragen
8
24. sowohl § 21 StGB als auch der Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall
müssen sich aus dem Urteil ergeben (Pkt. V Acusta)
25. gesiegelte Ladung mit ZU an VU schicken (nur bei Maßregel & FS erfolgt die
Ladung per ZU) nicht obligatorisch, aber zweckmäßig für Fristen z.B. Strafaufschub 4
Monate ab geplantem Antrittstermin gem. § 456 StPO, § 455 StPO ist an keine Frist
gebunden.
26. Überprüfung der Strafentscheidung sowie Art & Dauer
27. bei Ladung in den offenen Vollzug Merkblatt der Weiterbeschäftigung
mitschicken - Frist zum Strafantritt beträgt hier 4 Wochen
28. bei Ausländern und einer FS ab 6 Monaten Transfermerkblatt mitschicken
29. Haftbefehl bereits speichern für den Fall, dass der VU sich nicht stellt
30. Frist: 4 oder 6 Wochen
31. ggf. Asservate bereinigen
32. gerichtliche und außergerichtliche Einziehung = Verwertung prüfen
33. wird nichts zu den Asservaten gesagt = Vorlage an den Staatsanwalt
1. Mesta-Einleitung fertigen
2. Entscheidung und Sanktion erfassen
3. ggf. Einbeziehungen erfassen
4. Überprüfung der Rechtskraft und Angabe des Fundortes in der Einleitungs-Vfg
5. evtl. Vollstreckungsübersicht StA 70 über den Einleitungsbutton in Mesta erstellen
(nicht zwingend, je nach Haus-Richtlinien der betr. StA)
6. Untersuchungshaftzeiten notieren, falls vorhanden (Akte ist zu kontrollieren!) 7.
Belehrung nach § 268a StPO vermerken und weitere Angaben mit Blattzahl
angeben,
8. falls diese fehlt, ist die Belehrung durch das Gericht nachzuholen (Formular
Sta-8) Wenn die Festsetzung der Bewährungszeit unterblieben ist, kann dies nicht
nachgeholt werden; es gilt dann die gesetzliche Mindestdauer von 2 Jahren!
9
…sind die Verlängerung der Bewährungszeit sowie der Widerruf der Strafaussetzung
auch nach dem Ablauf der Bewährungszeit möglich.
Beispiel:
Ursprüngliche Bewährungszeit 3 Jahre, verlängert auf 5 Jahre. Eine Verlängerung ist
auf bis zu 6 Jahre 6 Monate möglich!
1. Die Überschreitung des Höchstmaßes der Bewährungszeit nach StGB § 56f Abs 2
findet bei der Berechnung der Dauer des Verlustes der Amtsfähigkeit, der
Wählbarkeit und des Stimmrechts keine Berücksichtigung.
Anmerkung:
Der Sicherungshaftbefehl nach § 453 c StPO geht grundsätzlich dem Widerrufs-
Beschluss als mildere Maßnahme vor! Die Zeit verbüßter Sicherungshaft ist bei
Widerruf in die Strafzeit „einzurechnen“. Im Falle des Widerrufes wegen einer neuen
Freiheitsstrafe ohne Bewährung empfehle ich grundsätzlich eine Haftdatei-Anfrage
an die Fahndung-Sachbearbeiter; oft wird der Widerrufsbeschluss an die
Wohnadresse zugestellt, obwohl der Verurteilte bereits für die neue Strafe einsitzt.
Dann ist die Zustellung erneut mit Gefangenen-EB auszuführen und die Rechtskraft
zu berichtigen!
Wird mit öffentlicher Zustellung widerrufen, ist der Verurteilte nach Festnahme
mit Rechtsmittelbelehrung „Wiedereinsetzung“ (RMB 93) zu belehren.