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Operative Techniken

Oper Orthop Traumatol 2011 · 24:74–79 K. Knobloch · A. Gohritz · P.M. Vogt


DOI 10.1007/s00064-011-0096-9 Plastische Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Med. Hochschule Hannover
Online publiziert: 3. Februar 2012
© Springer-Verlag 2011

Operative Nervendekompression
an der unteren Extremität bei
Redaktion
T. Mittlmeier, Rostock
Zeichnungen
R. Himmelhan, Heidelberg
diabetischer Polyneuropathie

Operationsprinzip und -ziel Studien­form belegte Operation zur Hoffmann-Tinel-Zeichen über dem
Dekompression der Nerven der unte- Tarsaltunnel hat im Hinblick auf eine
Die Ursachen der Nervenanschwel- ren Extremität. Eine verbesserte Sen- sensible Regeneration zu 90% einen
lung der unteren Extremität bei dia- sibilität mit Erhöhung der Stand- und positiv prädiktiven Wert [6]. Ein
betischer Polyneuropathie liegen in Gangsicherheit sowie ggf. reduzierte positives Hoffmann-Tinel-Zeichen
der Umwandlung von Glucose in Sor- Ulzerations- und Amputationsraten über dem Fibulaköpfchen wie auch
bitol, welches stark wasseranziehend sind jedoch in zahlreichen Kohorten- dem N. peronaeus profundus über
ist und somit zur Nervenanschwel- studien beobachtet worden [1, 2, 3, 4, dem Fußrücken lässt sich in über 50%
lung führt [4, 6], im gestörten axo- 5, 7, 8, 10, 13, 14, 16, 17, 18]. der Patienten ebenfalls auslösen, wo-
plasmatischen Transport des Nerven bei der Rückschluss auf die Erholung
mit gestörter Ernährung und verzö- Vorteile der Sensibilität überwiegend für den
gerter Reparatur sowie im Einbau gly- Tarsaltunnel gilt. Problematisch ist
kolisierter Bausteine mit konsekutiv F 
Geringe Zugangsmorbidität der ge- die Intra- und Interobserver-Variabli-
geringerer Flexibilität des Nerven. zielten Zugänge an 3 Lokalisationen tät in der Ausführung des Hoffmann-
Bei Patienten mit diabetischer Poly- F 
Schmerzreduktion und damit ver- Tinel-Zeichens (Ein- oder Zweifin-
neuopathie kann eine kompressions- bundener reduzierter Verbrauch von gertechnik, Schlagkraft, [11]). Die
bedingte Schwellung und Kompres- Analgetika und weniger potentielle Polyneuropathie sollte deshalb neuro-
sion von Nerven an der unteren Ex- Nebenwirkungen physiologisch gesichert sein.
tremität an mehreren Lokalisatio- F 
Verbesserung der Stand- und Gangsi- F 
Fehlende subjektive Beschwerdebes-
nen entstehen: in Höhe des Fibula- cherheit mit reduziertem Sturzrisiko serung trotz optimierter diabetischer
köpfchens und des proximalen Unter- F 
Potentielle Reduktion von Ulzeratio- Stoffwechseleinstellung (Diät, Sport
schenkels (N. peronaeus communis, nen und Amputationen und Medikation), Antikonvulsiva
N. peronaeus profundus, N. perona- oder Analgetika
eus superficialis), in Höhe des Tarsal- Nachteile F 
Kein oder minimales Fußödem
tunnels (N. tibialis posterior, Rr. cal- F 
Gute Compliance des Patienten
canei, N. plantaris medialis, N. plan- F 
Unsichere Prognose hinsichtlich der
taris lateralis) sowie in Höhe des Fuß- Verbesserung der Sensibilität und der Kontraindikationen
rückens (N. peronaeus profundus). Ulzerationsfrequenz
In Analogie zur Dekompression des F 
Drei chirurgische Zugänge am poten- F 
Fehlendes Hoffmann-Tinel-Zeichen
N. medianus bei der Karpaldachspal- tiell durchblutungseingeschränkten über dem Tarsaltunnel
tung oder des N. ulnaris beim Kubi- Unterschenkel und Fuß mit mögli- F 
Kein Schmerz, keine Sensibilitätsstö-
taltunnelsyndrom zielt die Dekom- chen Wundheilungsstörungen. Von runge
pression der Nerven der unteren Ext- den operierten Patienten erfahren F 
Pathologische Verschlussdrücke mit
remität (N. peronaeus, N. tibialis) bei 20% keine subjektive Verbesserung. Doppler-Arm-Knöchel-Index <0,7
­diabetischer Polyneuropathie auf die F 
Körpergewicht >140 kg
Verbesserung schmerzhafter Sensi- Indikationen F 
Relative Kontraindikation: venöse
bilitätsstörungen durch Reduktion Stase und postthrombotisches Syn-
von potentiellen Druckschäden der F 
Schmerzhafte diabetische Polyneuro- drom
Nerven [4, 6]. Allerdings existiert der- pathie an der unteren Extremität mit
zeit für die chirurgische Behandlung einem positiven Hoffmann-Tinel-
der diabetischen Polyneuropathie Zeichen über dem Tarsaltunnel bzw.
keine­in randomisiert-kontrollierter Sensibilitätsstörungen. Ein positives

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Zusammenfassung · Abstract

Oper Orthop Traumatol 2012 · 24:74–79  DOI 10.1007/s00064-011-0096-9


© Springer-Verlag 2011

K. Knobloch · A. Gohritz · P.M. Vogt


Operative Nervendekompression an der unteren Extremität bei diabetischer Polyneuropathie
Zusammenfassung
Operationsziel.  Schmerzreduktion, ggf. Ein- Operationstechnik.  In Allgemein- oder rationsdauer 83±27 min; stationäre Verweil-
sparung von Schmerzmedikation, Verbesse- Spinal­narkose erfolgt in Blutleere die De- dauer 6±2 Tage) erzielten wir nach durch-
rung der Sensibilität, Verbesserung der Ba- kompression der Nerven der unteren Extre- schnittlich 12 Monaten (12±6) eine Schmerz-
lance mit Stand- und Gangsicherheit, Verhin- mität an drei Lokalisationen: (1) N. perona- reduktion nach der visuellen Analogska-
derung von Ulzerationen und Amputationen eus communis am Fibulaköpfchen mit Ein- la von 7,1±1,2 präoperativ auf 3,3±2,4 post-
durch Dekompression der Nerven der unte- kerbung des M. peronaeus longus und mik- operativ. Im Schulnotensystem war die Ba-
ren Extremität bei diabetischer Polyneuro- rochirurgischer Dekompression bis zur Auf- lance von Note 5±1 auf 2±1 verbessert, das
pathie. teilung in den N. peronaeus superficialis und Gefühl von 5±2 auf 3±1. Es traten keine Ulze-
Indikationen.  Schmerzhafte Sensibilitäts- profundus. (2) N. tibialis in vier Höhen: (a) im rationen am dekomprimierten Bein auf. Am-
störungen bei diabetischer Polyneuropathie Tarsaltunnel, (b) N. plantaris medialis im me- putationen waren nicht erforderlich. Zwei
mit positiven Hoffmann-Tinel-Zeichen über dialen plantaren Tunnel, (c) N. plantaris late- Wundheilungsstörungen am Fuß und eine
dem Tarsaltunnel und einem Knöchel-Arm- ralis im lateralen plantaren Tunnel, (d) Rr. cal- Unterschenkelvenenthrombose zwei Wo-
Index >0,7. canei im calcanearen Tunnel. (3) N. perona- chen poststationär wurden konservativ be-
Kontraindikationen.  Diabetische Poly- eus profundus am Fußrücken mit Resektion handelt.
neuropathie ohne Schmerzen und Sensibi- des M. extensor hallucis brevis.
litätsstörungen. Fehlendes Hoffmann-Tinel- Weiterbehandlung.  Entlastung des Fußes Schlüsselwörter
Zeichen­über dem Tarsaltunnel, Arm-Knö- für 3 Wochen, Ziehen der Fäden nach 3 Wo- Diabetes mellitus · Polyneuropathie ·
chel-Index <0,7. Körpergewicht >140 kg. chen, Aquagymnastik ab der 4. postoperati- Nervenkompressionssyndrom · Nerven ·
­Relative Kontraindikation: venöse Stase und ven Woche. Untere Extremität
postthrombotisches Syndrom. Ergebnisse.  Bei insgesamt 12 der von uns
operierten Patienten (Alter 64±9 Jahre; Ope-

Surgical decompression of the lower leg in painful diabetic polyneuropathy


Abstract
Objective.  Surgical decompression of Surgical technique.  Under general or spi- Results.  A total of 12 patients (64±9 years)
nerves of the lower leg should facilitate nal anesthesia, tourniquet, decompression of were operated and were followed up
swelling-related pressure in diabetic poly- nerves of the lower leg in three locations: (1) for 12±6 months. Procedure time was
neuropathic similar to carpal and cubital tun- common peroneal nerve at the fibula head 83±27 min. Pain reduction on a visual ana-
nel syndrome. Pain reduction, reduced need with incision of the peroneus longus muscle, logue scale improved from 7.1±1.2 preopera-
for pain medication, improved pedal sen- (2) tarsal tunnel with its four tunnels: (a) tibi- tively to 3.3±2.4 postoperatively. Balance im-
sitivity, improved balance and propriocep- al nerve in the tarsal tunnel, (b) medial plan- proved on a Likert scale (1=best, 6=worst)
tion, and potential prevention of ulcerations tar nerve in the medial plantar tunnel, (c) lat- from 5±1 to 2±1, while sensory impairment
and amputations are the objectives of the eral plantar nerve in the lateral plantar tun- improved from 5±2 to 3±1. There were no
operation. nel, (d) Rr. calcaneare in the calcaneal tunnel, ulcerations or amputations. Two secondary
Indications.  Diabetic polyneuropathy with (3) dorsum of the foot with decompression wound healing problems at the ankle and
positive Hoffmann-Tinel sign over the tarsal of the peroneus profundus nerve with exci- one lower leg venous thrombosis 2 weeks
tunnel and an ankle-brachial index >0.7 sion of the extensor hallucis brevis muscle. following discharge were managed conser-
Contraindications.  No Hoffmann-Tinel sign Postoperative management.  No weight vatively.
over the tarsal tunnel, no pain, no sensibili- bearing for up to 3 weeks, suture removal af-
ty disorders, ankle-brachial index <0.7, body ter 3 weeks, water aerobics starting postop- Keywords
weight >140 kg. Relative contraindication: erative week 4. Diabetes mellitus · Polyneuropathies ·
venous stasis and postthromobitic syndrome. Decompression · Nerve · Lower extremity

Patientenaufklärung F 
Entwicklung eines chronisch-regio- F 
Strikte postoperative Entlastung über
nalen Schmerzsyndroms (CRPS) 3 Wochen
F 
Wundheilungsstörung F 
Thrombose und Embolien F 
Postoperative Verbesserung der Sen-
F 
Schmerzhaftigkeit im Versorgungs- F 
Iatrogene Nervenverletzung sowie sibilität des Fußes und Schmerzre-
gebiet des peripheren Nerven durch Gefäßverletzung der A. tibialis poste- duktion bei 80% der Patienten [1, 2, 3,
­Re-Innervation rior sowie A. plantaris medialis und 4, 7, 8, 10, 13, 16, 17, 18]
F 
Zeitraum bis zur Nervenregeneration lateralis
12 Monate oder länger

Operative Orthopädie und Traumatologie 1 · 2012  | 75


Operative Techniken

Operationsvorbereitungen 1 N. plantaris lateralis im lateralen Anästhesie und Lagerung


plantaren Tunnel
Genaue Kenntnis des anatomischen Ver- 1 Rr. calcanei im calcanearen Tunnel F 
Spinalanästhesie oder Allgemeinnar-
laufs der Nerven: F 
Am Fußrücken: Verlauf des N. pero- kose
F Am Fibulaköpfchen: N. peronaeus naeus profundus neben der Sehne des F 
Rückenlage mit über das Kniegelenk
communis bis zur Aufteilung in den M. extensor hallucis longus und sei- hinaus steril abgewaschenem Unter-
Nn. peronaeus superficialis und pro- ner Beziehung zum M. extensor hal- schenkel und frei gelagertem Fuß zur
fundus sowie ihrer Lagebeziehung lucis brevis distal Perfusionsbeurteilung
zum M. peronaeus longus F 
Ggf. Fußpflege präoperativ, Kontrolle F 
Oberschenkelblutsperre (300 mmHg)
F Am Tarsaltunnel: Verlauf des N. tibia- von mykotischen Erkrankungen zur verbesserten Übersicht bei der
lis posterior, Abgangs der Rr. calcanei F 
Optimierung des Gefäßstatus bei pa- Nervenpräparation
sowie der Aufzweigung in den thologischen Befunden in der klini- F 
Perioperative Antibiose mit einem
N. plantaris medialis und latera- schen Untersuchung sowie bei patho- Cephalosporin, bei Allergie alternativ
lis. Hier existieren insgesamt 4 Tun- logischen Verschlussdrücken mit Clindaymcin (30 min vor Anlage
nel [12, 15]: der Blutsperre)
1 N. tibialis im Tarsaltunnel Instrumentarium
1 N. plantaris medialis im medialen Operationstechnik
plantaren Tunnel F 
Lupenbrille
F 
Mikrochirurgisches Instrumentarium (. Abb. 1, 2, 3)

Caput fibulae Faszie des


M. gastrocnemius
N. peronaeus comm. Faszie des
M. gastrocnemius M. peronaeus long.

M. peronaeus long.

N. peronaeus
M. biceps fem. comm.
N. peronaeus comm. N. peronaeus
a b c prof. N. peronaeus superfic.

Abb. 1 8 Dekompression des N. peronaeus communis am Fibulaköpfchen. Am abgewinkelten und aufgestellten Unterschen-
kel (a) bogenförmiger Zugang über dem Fibulaköpfchen bis zum Ansatz des M. biceps femoris. Durchtrennung der Faszie ­des
lateralen M. gastrocnemius mit Darstellung des N. peronaeus communis (b). Nach ventral hin Inzision und Einkerbung der
Faszie des M. peronaeus longus (c) mit fortgesetzter Neurolyse des N. peronaeus communis nach ventral bis zur Aufteilung in
den N. peronaeus superficialis und N. peronaeus profundus

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M. tibialis post.
Malleolus med.
N. plantaris med.
N. plantaris lat.
N. plantaris med.

N. tibialis
Gefäßnervenbündel
(N. tibialis, A, tibialis
post. V. tibialis post.)

N. plantaris lat.
a M. abductor hallucis b Retinaculum flexorum

N. tibialis

Gefäßnervenbündel
N. plantaris med.
(N. tibialis, A, tibialis
post. V. tibialis post.)
N. plantaris lat.
Rami calcanei n. tibialis

Baxter-Nerv

c d
Abb. 2 8 Unterschenkel-Lagerung in Analogie zur Kniegelenksarthroskopie (Figure-of-4-Position), so dass der mediale Fuß-
rand exponiert zu liegen kommt. Zugang über dem fibrokartilaginären Fach des Gefäßnervenbündels hinter dem Innenknö-
chel (a). Unter Lupenbrillensicht nach Durchtrennung des Retinaculum flexorum Präparation des Gefäßnervenbündels im Tar-
saltunnel mit Darstellung des N. tibialis, der A. tibialis posterior und der häufig doppel angelegten Begleitvenen (b). Neuro-
lyse mit Präparation nach distal und Darstellung der zum Fersenbein ziehenden Rr. calcanei und des Baxter-Nervs (c). Weiter
fußsohlenwärts wird jetzt die Aufteilung des N. tibialis posterior in den N. plantaris medialis und N. plantaris lateralis präpa-
riert und die oberflächliche und tiefe Faszie des M. abductor hallucis zwischen beiden Tunnel reseziert (d)

Operative Orthopädie und Traumatologie 1 · 2012  | 77


Operative Techniken

N. peronaeus prof.

M. tibialis ant.

M. extensor hallucis long.


M. extensor digitorum long. A. dorsalis pedis

Retinaculum extensorum

N. peronaeus prof.
N. peronaeus prof.
M. extensor digitorum brevis. und A. dorsalis pedis

M. extensor hallucis brevis.

Tendo m. extensor hall. long.

a b c
Abb. 3 8 Dekompression des N. peronaeus profundus am Fußrücken. a Zugang über eine longitudinale oder leicht ­S-förmige­
geschwungene Inzision von 3 cm Länge über der distalen Mittelfußreihe unmittelbar lateral der tastbaren Sehne des M. ex-
tensor hallucis longus und distal des Retinaculum extensorum. b, c Darstellung des N. peronaeus profundus im ersten Inter-
metatarsalraum. Einsetzen von Langenbeck-Haken und Resektion des M. extensor hallucis brevis, der von lateral den N. pero-
naeus profundus überkreuzt. Umsetzen des Langenbeck-Haken nach proximal und tunnelierte Dekompression des N. pero-
naeus profundus einschliesslich der Einkerbung der distalen Anteile des Retinaculum extensorum mit den geöffneten Bran-
chen einer Metzenbaumschere

Schließlich Deflation der Blutsperre Fach des Gefäßnervenbündels erfol- F Fädenentfernung frühestens nach
und Blutstillung mit der bipolaren Pin- gen, um eine Wundheilungsstörung 21 Tagen
zette. Ggf. Einlage einer Redondrainage. in diesem Bereich zu minimieren. F Aquagymnastik 2- bis 3-mal pro
Bei Bluttrockenheit dann schichtweiser ­Woche [6]
Wundverschluss mit Ethilon 4–0 Einzel- Postoperative Behandlung F Anpassung der Analgetikagabe nach
knopfnähten. WHO-Schema [6]
Abschließend erfolgt die Anlage eines F 
Initial elastische Wickelung mit Kurz- F Neurosensorische Testung nach
gut gepolsterten Unterschenkelgipses in zugbinden der Beine von distal nach 6–12 Wochen (bleibt speziellen Ein-
Neutralstellung, der für 3 Wochen belas- proximal bis zur Leiste und Hochla- richtungen vorbehalten) [6]
sen wird. gerung zur Lymphödemprophylaxe F Operation der kontralateralen Seite
Besonderheiten F 
5–7 Tage strikte Bettruhe und Hoch- nicht vor 6 Wochen postoperativ
lagerung des Fußes
F 
Die mikrochirurgische Präparation­ F 
Niedermolekulare Thrombosepro- Fehler, Gefahren,
sollte unter Lupenbrillensicht mit phylaxe (z. B. Fragmin P, einmal täg- Komplikationen
­geeignetem Instrumentarium und lich s.c.) über 6 Wochen bzw. bis zur
­gewebeschonend erfolgen [6]. vollständigen Mobilisation F 
Bei ausbleibender Befundverbes-
F 
Der Zugang zum Tarsaltunnel sollte F 
3 Wochen Entlastung an Unterarm- serung Einsatz bildgebender und
direkt über dem fibrokartilaginären gehstützen neurophysiologischer Diagnostik

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zum Ausschluss spinaler Engpäs- und bei Belastung bei 3,0±3. Im Schulno- Literatur
se oder proximaler Nervenkompres- tensystem beurteilt, war die Balance prä-
sionssyndrome [6] operativ bei 5±1, postoperativ bei 2±1, das   1. Aszmann OC, Kress KM, Dellon AL (2000) Results of
decompression of peripheral nerves in diabetics:
F 
Wundheilungsstörungen bei 5–12% Gefühl im Fuß präoperativ bei 5±2 und a prospective, blinded study. Plast Reconstr Surg
[6, 16, 18]. Diese werden in aller Re- postoperativ bei 3±1. Es trat im Nach- 106(4):816–822
gel konservativ nach Debridement untersuchungszeitraum kein Ulkus auf   2. Aszmann O, Tassler PL, Dellon AL (2004) Changing the
natural history of diabetic neuropathy: incidence of
über Wundauflagen, Entlastung und und es war keine Nachoperation am de- ulcer/amputation in the contralateral limb of patients
Hochlagerung zur Abheilung ge- komprimierten Bein nötig. with unilateral nerve decompression procedure. Ann
bracht. Es traten 3 Komplikationen auf, 2-mal Plast Surg 53(6):517–522
  3. Chaudhry V, Russell J, Belzberg A (2008) Decompres-
F 
Bei Lymphödemen ist die Lymphdrai- Wundheilungsstörungen (ein Tarsaltun- sive surgery of lower limbs for symmetrical diabetic
nage zur Abschwellung indiziert. nel, ein Fußrücken), die beide konserva- peripheral neuropathy. Cochrane Database Syst Rev
F 
Bei iatrogenen Nerven- oder Gefäß- tiv behandelt wurden und folgenlos se- 3:CD006152
  4. Dellon AL (1992) Treatment of symptomatic diabetic
verletzungen erfolgt in gleicher Sit- kundär abheilten sowie eine Unterschen- neuropathy by surgical decompression of multiple pe-
zung die mikrochirurgische Rekons- kelvenenthrombose 2 Wochen poststa- ripheral nerves. Plast Reconstr Surg 89(4):689–697
truktion. Bislang ist dies nicht in der tionär, die durch eine einwöchige statio-   5. Dellon AL, Swier P, Malney CT Jr et al (2004) Chemot-
herapy-induced neuropathy: treatment by decom-
Literatur berichtet worden. näre internistische Aufnahme konserva- pression of peripheral nerves. Plast Reconstr Surg
F 
Thrombosen bzw. Embolien werden tiv behandelt wurde und ebenfalls folgen- 114(2):477–483
nach zielgerichteter Diagnostik leit- los ausheilte.   6. Dellon AL (2008) The Dellon approach to neurolysis in
the neuropathy patient with chronic nerve compressi-
liniengerecht mit niedermolekularen Bislang gibt es keine randomisiert- on. Handchir Mikrochir Plast Chir 40:351–360
Heparinen behandelt. kontrollierte Studie zur Effektivität der   7. Ducic I, Short KW, Dellon AL (2004) Relationship bet-
Dekompression der Nerven der unteren ween loss of pedal sensibility, balance, and falls in pa-
tients with peripheral neuropathy. Ann Plast Surg
Ergebnisse Extremität bei diabetischer Polyneuro- 52:535–540
pathie in Bezug auf Schmerzreduktion,   8. Ducic I, Taylor NS, Dellon AL (2006) Relationship bet-
Wir haben 12 Patienten (64±9 Jahre) in Verbesserung der Sensibilität, Verbesse- ween peripheral nerve decompression and gain of pe-
dal sensibility and balance in patients with peripheral
15 Operationen bislang in einem Zeit- rung der Propriozeption und Balance so- neuropathy. Ann Plast Surg 56:145–150
raum von Januar 2008 bis Oktober 2009 wie Verhinderung von Ulcerationen und   9. Hoffmann DL, Sadosky A, Dukes EM et al (2010)
operiert, um ein einjähriges Follow-up- Amputationen [3]. Idealerweise könnte How do changes in pain severity levels correspond
to changes in health status and function in patients
Intervall zu erzielen. Präoperativ lag ein die Schmerzstärke als primärer klinischer with painful diabetic peripheral neuropathy? Pain
positives Hoffmann-Tinel-Zeichen über Endpunkt in zukünftigen randomisiert- 149:194–201
dem Fibulaköpfchen in 40%, über dem kontrollierten Studien gewählt werden, 10. Karagoz H, Yuksel F, Ulkur E et al (2008) Early and late
results of nerve decompression procedures in diabe-
Tarsaltunnel in 67% und in 80% über da die Schmerzstärke bei diabetischer tic neuropathy: a series from Turkiye. J Reconstr Micro-
dem Fußrücken vor. Die Operationszeit Polyneuropathie mit der Alltagsfunktion surg 24(2):95–101
lag bei 82±27 min. Die mittlere stationä- des Betroffenen korreliert [9]. Die bis- 11. Lifchez SD, Means KR Jr, Dunn RE et al (2010) Intra-
and inter-examiner variability in performing Tinel’s
re Verweildauer lag bei 6,3±1 Tagen. Das lang vorliegenden nicht-randomisierten test. J Hand Surg Am 35:212–216
wesentliche Ziel der Dekompressionsope- Studien belegen eine Verbesserung der 12. Mullick T, Dellon AL (2008) Results of decompression
ration an der unteren Extremität bei den Schmerzstärke in 70–90% (z. B. VAS 9,0 of four medial ankle tunnels in the treatment of tarsal
tunnel syndrome. J Reconstr Microsurg 24(2):119–126
von uns operierten Patienten war der kli- auf postoperativ 3,2; n=30; [18]), eine ver- 13. Rader AJ (2005) Surgical decompression in lower-ex-
nische Endpunkt Schmerzreduktion auf besserte Sensibilität in 60–95% der Fälle tremity diabetic peripheral neuropathy. J Am Podiatr
einer visuellen Analogskala (VAS).Wir sowie eine Verhinderung von Ulceratio- Med Assoc 95(5):446–450
14. Rosson GD, Spinner RJ, Dellon AL (2005) Tarsal tunnel
wählten die Befragung der Schmerzstär- nen und Amputation am dekomprimier- surgery for treatment of tarsal ganglion: a rewarding
ke in Ruhe sowie bei Belastung präopera- ten Bein [1, 2, 6, 7, 8, 10, 13, 16, 17, 18]. operation with devastatine potential complications.
tiv wie auch postoperativ zum Follow-up- J Am Podiatr Med Assoc 95(5):459–463
15. Rosson GD, Larson AR, Williams EH et al (2009) Tibi-
Zeitraum als prospektive Evaluation. Es
Korrespondenzadresse al nerve decompression in patients with tarsal tun-
waren keine weiteren methodologischen nel syndrome: pressures in the tarsal, medial plan-
Endpunkte wie neurophysiologische Ver- Prof. Dr. K. Knobloch tar, and lateral plantar tunnels. Plast Reconstr Surg
124(4):1202–1210
besserung, Propriozeptionsmessung oder Plastische Hand- und Wiederherstellungschirur-
16. Siemionow M, Alghoul M, Molski M et al (2006) Clin-
auch Hautbiopsien zur Nervenzellzahl- gie, Med. Hochschule Hannover cial outcome of peripheral nerve decompression in
Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover
bestimmung in dieser Machbarkeitspha- knobloch.karsten@mh-hannover.de
diabetic and nondiabetic peripheral neuropathy. Ann
Plast Surg 57(4):385–390
se der Operationseinführung geplant. 17. Valdivia J, Dellon AL, Weinand ME et al (2005) Surgical
Auf einer visuellen Analogskala von treatment of peripheral neuropathy: outcomes from
0 (kein Schmerz) bis 10 (maximaler Interessenkonflikt.  Der korrespondierende Autor
100 consecutive decompressions. J Am Podiatr Med
Assoc 95(5):451–454
Schmerz) lag die Schmerzstärke präope- gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. 18. Wood WA, Wood MA (2003) Decompression of peri-
rativ in Ruhe bei 7,2±1,2 und bei Belas- pheral nerves for diabetic neuropathy in the lower ex-
tung bei 6,2±4. Postoperativ nach einem tremity. J Foot Ankle Surg 42(5):268–275

Follow-up von 12±6 Monaten lag die


Schmerzstärke in Ruhe bei VAS 3,3±2,4

Operative Orthopädie und Traumatologie 1 · 2012  | 79

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