15

18 Flüchtlinge 2018:
Die Job-Illusion
Warum mehr als die Hälfte
auf dem Arbeitsmarkt scheitern

D !
7. April 2018

FA H R R A r n i n
u k u n
die Z a s s t
f t:

e i R ä d e u Ih n e n p
w
A u f z s M o d e ll z
e
  elch
W

Die Modelle 2018

E-BIKES
Deutschlands
größter Test
Teil 1
City-Bikes, Kompakt-
Bikes, Urban Style

Gewinnen Sie Die neue

Preise im Wert von Romy Schneider
90 000 Euro Ein Gespräch mit Marie Bäumer
 o2.de

Danke, Kollegen.
Für die ausgezeichnete
Service-Hotline 2018.
Wir freuen uns mit unseren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern über dieses tolle Ergebnis.

Die neue Regierung
streitet über dieselben Themen
wie die alte GroKo
Von Robert Schneider, Chefredakteur
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wenn der Stress an Körper und Seele
kratzt, sind frische Luft, Tageslicht und
Bewegung ein probates Mittel. Raus aus
der eigenen Blase, andere Blickwinkel
einnehmen, sich selbst neu entdecken –
was viele Firmen in Outdoor-Seminaren
praktizieren, um Denkweisen
und Teamgeist zu schärfen, hat
sich für die kommende Woche
auch die neue Bundesregierung
vorgenommen.
Die Kanzlerin und ihre 15 Mi-
nister fahren am Dienstag nach
Meseberg zur ersten Kabinetts-
klausur der neuen Regierung.
Im Ortskern von Meseberg,
einem hübschen Dorf etwa
70 Kilometer nördlich von Ber-
lin, steht ein Barockschloss mit
großem Garten, der an den
Huwenowsee grenzt. Um die-
sen zu joggen kann ich übri-
gens nur jedem empfehlen. Die
Route ist hügelig, der See liegt
zur Linken, rechter Hand sind
Felder, der alte Baumbestand
beruhigt den Puls.
Meseberg ist ein schöner
Tagungsort, aber zwischen die-
sem und den Brennpunkten
des Landes liegen Welten. Es
F  otos: Peter Rigaud/FOCUS-Magazin, Stephanie Pilick/dpa
wird sicher harmonische Bil-
der geben; von Politikern im Frühlings-
Schlosspark, aber diese werden den
holprigen Start unserer Regierung kaum
übertünchen.
Da wäre ihre Uneinigkeit: Bei Zuwan-
derung und Islam finden Innenminister
Seehofer und Bundeskanzlerin Mer-
kel nicht zusammen, was nicht nur mit
den bevorstehenden Landtagswahlen in
Bayern und Hessen zu tun haben dürfte,
sondern tatsächlich mit unterschiedlichen
Sichtweisen von CSU und CDU – und im
Übrigen auch der SPD.
FOCUS 15/2018
EDI TOR I A L
Es ist fatal: Die neue GroKo streitet über
dieselben Themen wie die davor.
Sie löst alte Probleme nicht: Es gibt
immer noch kein modernes Einwande-
rungsgesetz, der Familiennachzug ist
umstrittener denn je, und die Integration
der Menschen, die im Flüchtlingsjahr 2015
nach Deutschland kamen, ist kaum vo-
Tagungsort ab Dienstag Das Schloss Meseberg,
Gästehaus der Bundesregierung
rangekommen. Wie Sie in unserem Report
ab Seite 20 lesen werden, hat höchstens
die Hälfte dieser Migranten überhaupt
die Chance auf einen Job in Deutschland.
Mehr als 80 Prozent scheitern bereits an
den Sprachtests. Von sechs Millionen
Hartz-IV-Empfängern hat mittlerweile
mehr als ein Drittel keinen deutschen Pass.
Und wenn derzeit wieder über Hartz IV
gestritten wird – ebenso ein Dauerthe-
ma wie der Umgang mit Zuwanderung –,
sollte nicht vergessen werden, dass die
Hartz-Reformen einmal dafür gedacht
waren, die Jobvermittlung zu verbes-
sern, den Einstieg in den Arbeitsmarkt
zu erleichtern und, auch das ist Teil der
Wahrheit, den Druck auf Arbeitslose zu
erhöhen. Dieses Leistungsprinzip wird
zu wenig beachtet, wenn in Berlin und
dem Land nun über ein „solidarisches
Grundeinkommen“ oder den „sozialen
Arbeitsmarkt“ diskutiert wird.
Denn die Hartz-Reformen ha-
ben sich bewährt. Wir verzeich-
nen die niedrigste Arbeitslo-
senquote seit der deutschen
Einheit. Zugleich haben wir
1,2 Millionen unbesetzte Stel-
len, einen dramatischen Mangel
an Fachkräften und eine Regie-
rung ohne einen wirtschaftspo-
litischen Masterplan.
In Meseberg muss es des-
halb um unsere Zukunft gehen:
Deutschland im digitalen Sturm.
Zwischen China und Amerika
im Handels-Hurrikan. Das Ver-
hältnis zu Russland ungeklärt.
Ja, Deutschland geht es gut.
Die neue Regierung kann rund
200 Milliarden Euro mehr aus-
geben als die alte, um das Land
nach vorne zu regieren. Wir
haben den größten Bundestag
aller Zeiten, mit 209 zusätzli-
chen Spitzenbeamten die größ-
te Regierung aller Zeiten und
mit geschätzten 764 Milliarden Euro die
höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten.
Also, vielleicht ist das Idyll von Mese-
berg doch der richtige Ort für eine
Zukunftsklausur. Denn Deutschland soll
ein Wohlstandsidyll bleiben.
Herzlich Ihr
3
 Neustart Unter Druck
Julia Klöckner ist Teslas Werk in
die neue Ministerin Fremont hält
für Ernährung und Elon Musks Ver-
Landwirtschaft. sprechen nicht.
Ein Gespräch über Wann wird das
gesundes Essen, Unternehmen
billigen Wein und erwachsen?
Fleisch aus dem Seite 42
Supermarkt
Seite 28

Männersache Romy reanimiert

Papillomaviren Marie Bäumer
können Krebs und die Rolle
auslösen. ihres Lebens:
Auch Jungen Romy Schneider
sollten sich Seite 88
impfen lassen
Seite 78

Meister des Skurrilen

Eine Begegnung mit dem
Designer Paul Smith, der
seine Boutiquen als
Kuriositätenkabinette
einrichtet Seite 112

Unter Strom: Der Range Rover P400e Plug-in-Hybrid Seite 118

4 FOCUS 15/2018
 I N H A LT N R . 15 | 7. A P R I L 2 018

TITELTHEMA 50 Lebensversicherungen
Konzerne wollen bis zu 20 Millionen
Policen verkaufen. Was Kunden jetzt
wissen sollten Zeitlose Eleganz
52 Herr Kind und der Hass
Hörgeräte-Millionär Martin Kind hat mit
kostet Geld.
viel Geld Hannover 96 in der Bundesliga
etabliert. Jetzt will er die ganze Macht

68 Geldmarkt
WISSEN
72 Das 30-jährige Wüten
Krieg der Konfessionen: Von 1618 bis 1648
Titel: Foto: Sebastian Stiphout für FOCUS-Magazin; Räder: Bulls

56 Die sanfte Mobilitätsrevolution verheerten Söldnertruppen Zentraleuropa.

Weltweit bringen Planer und Visionäre Was lehrt uns der brutale Konflikt?
„Recreation Ground 2“, Pegasus „Macaron Belt“

Fahrrad-Pendler auf die Überholspur

78
62 „Wir sind ein Entwicklungsland“
Schauspieler Hannes Jaenicke ist Bike-
Fan. Er fordert eine Verkehrspolitik, die das
Fahrrad so wichtig nimmt wie das Auto
Impft auch die Jungen!
Papillomaviren können Gebärmutter-
halskrebs verursachen. Schützen
vor dem Erreger sollten sich nicht nur
die Mädchen

64 Welches Rad passt zu mir? 82 Bären gebären seltener

Typologie: Vom Rennrad bis zum City-Bike Mutterschutz verlängert Aufzuchtphasen

66 Trainingstipps der Profis KULTUR

Tour-de-France-Etappensieger Marcel
Kittel und Ex-Cyclocross-Weltmeister Jens
Schwedler bringen Sie in Form
POLITIK
20 Flüchtlinge
Knapp drei Jahre nach der großen Flücht-
lingswelle ziehen Arbeitsmarktexperten
eine ernüchternde Bilanz
88 Romy, bist du’s?
Wie spielt man eine Schauspiel-Ikone?
Marie Bäumer und ihre Rolle als Romy
Schneider in „3 Tage in Quiberon“
94 Hört, hört!
Ein Treffen mit dem Bestseller-Autor
Don Katz, der seine Hörbuch-Plattform
Audible zum Medienimperium ausbaute

28 Gesund essen mit Hartz IV? 97 Buch & Welt

Im ersten Interview als Landwirtschafts-
ministerin spricht Julia Klöckner über
Preise und Qualität unserer Lebensmittel
98
34 Wahlversprechen
Trotz voller Kassen wird Finanzminister
Scholz nicht alle Wünsche erfüllen können
Die grandiose Kreuzfahrt-Reportage
des US-Autors David Foster Wallace
Ein Salon für die Kunst
Die Berliner Altbauwohnung der Sammler
Ingrid und Thomas Jochheim ist Treff-
punkt einer exklusiven Kreativszene

38 Datenstrudel 106 Mein Vater

Doro Bär lässt Drachen steigen, und Philipp Ex-Boxweltmeisterin Regina Halmich über
Amthor kommentiert den Fall Puigdemont ihren Vater, der nur einen ihrer Kämpfe sah
F  otos: Daniel Hofer für FOCUS-Magazin, Nancy Pastor/Polaris/laif, Scarlett Wert für

40 Europa in Gefahr LEBEN

  auritius images/Alamy, Vanessa Maas/GLAMPOOL

Der Sicherheitskommissar der EU über
Bedrohungen aus dem Cyber-Raum
DEBATTEN
36 Leere Kirchen
Der Philosoph Bazon Brock erklärt, warum
sie ein Zeichen für gelebten Glauben sind
112 Was treibt Sie an, Mr. Smith?
Ein Gespräch mit dem britischen
Modedesigner Paul Smith über David
Bowie, Edelkitsch und Rennrad-Lust
118 Very Hybritish
Testfahrt im Range Rover P400e

51 Digitalisierung 120 140 Kilometer Einsamkeit

Unsere Arbeitszeitgesetze sind aus der Zeit Natur und Tortur: Eine Wanderung auf
gefallen, sagt FDP-Politiker Johannes Vogel dem Olavsweg, Norwegens Pilgerpfad

WIRTSCHAFT
RUBRIKEN
42 Tesla muss liefern
FOCUS-Magazin, m

3 Editorial 92 Salon

Wissen ist Geld.

Elon Musks Autohersteller hat den Ver- 7 Nachrichten 96 Bestseller
trauensvorschuss der Börse aufgezehrt 8 Fotos der Woche 104 Kultur-Macher
14 Grafik der Woche 124 Die Einflussreichen
48 Zoe läuft
16 Menschen 128 Nachrufe/
Renault fährt die Produktion seines
67 Impressum Namen
kompakten Stromers hoch
83 Leserbriefe 130 Tagebuch
Titelthemen sind rot markiert
FOCUS 15/2018
DIGEL.DE
 NACHRICHTEN Fakten, Fakten, Fakten – und die Menschen der Woche

Ein Abschied mit Folgen Empfang für den letzten

Air-Berlin-Flug am 27. Oktober in Berlin-Tegel

Luftfahrt-Bundesamt soll Insolvenz Selbst die Wirtschaftsprüfer der Airline

von der Firma KPMG zweifelten an der

von Air Berlin verschleppt haben

windelweichen – und letztlich wertlo-
sen – Erklärung zur Verlustübernahme
des Anteilseigners Etihad Airways aus
Die Aufseher hätten den Milliardenschaden für Fluggäste, Gläubiger, Abu Dhabi, die den Fortbestand von
Steuerzahler und Aktionäre abwenden müssen, kritisieren Experten Air Berlin sichern sollte.
Für Christoph Niering, Vorsitzender

D
as Luftfahrt-Bundesamt (LBA)
ist die nationale Flugauf-
sichtsbehörde mit rund 1000
Mitarbeitern. Zu deren Auf-
gabe gehört ausdrücklich die „Prüfung
der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
deutscher Luftfahrtunternehmen“,
wie es in der Amtsbeschreibung heißt.
Doch die Behörde konnte offensichtlich
die bislang größte Pleite einer Flug-
linie in Deutschland – Air Berlin war
mit mindestens 4,4 Milliarden Euro ver-
F  otos: A. Gora/action press, Nicholas Kamm/AFP/Getty Images
seit Langem die desaströse finanzielle
Lage von Air Berlin bekannt gewesen.
Eigentlich hätte das LBA schon vor
Jahren ernste Konsequenzen ziehen
müssen, sagt Müller-Güldemeister,
schließlich stand die Fluggesellschaft
längst vor dem Ruin. Seit dem Jahr
2008 schrieb Air Berlin rote Zahlen
zwischen 10 und 782 Millionen Euro
(mit einem kleinen Ausnahme-Plus von
6,8 Millionen Euro in 2012).
Laut EU-Verordnung muss die Auf-
des Verbands der Insolvenzverwalter
in Deutschland (VID), war diese
Patronatserklärung „viel zu dünn“. Die
Aufsichtsbehörde hätte einschreiten
müssen. Stattdessen seien noch Zig-
tausende wertlose Flugtickets verkauft
worden.
Anwalt Müller-Güldemeister for-
derte vom LBA inzwischen Einsicht in
die Prüfunterlagen – was ihm jedoch
verwehrt wurde. Auch ein entspre-
chendes Ersuchen von FOCUS lehnte
das Amt ab.

schuldet – nicht verhindern.
Genau das treibt den Berliner Anwalt
Lothar Müller-Güldemeister um. Er
gründete vor wenigen Wochen eine
Plattform (www.airberlin-regress.de),
um Klagen von Air-Berlin-Geschädig-
ten zu bündeln und kostenlos gegen
den deutschen Staat, vertreten durch
das LBA, durchzusetzen. Fast 800 Mit-
streiter hat er bisher gewonnen.
Konkret wirft er dem Amt, das dem
Bundesverkehrsminister untersteht,
die „Verletzung der Aufsichtspflicht“
vor: Der Braunschweiger Behörde sei
sicht die Betriebsgenehmigung wider-
rufen, wenn ein Luftfahrtunterneh-
men „während eines Zeitraums von
12 Monaten seinen tatsächlichen und
möglichen Verpflichtungen“ nicht
mehr nachkommen kann.
Spätestens im Frühjahr 2017, als
mehr als eine Milliarde Euro
Schulden angehäuft waren und
der Verlust von 782 Millionen
Euro bilanziert war, hätte das
LBA Air Berlin den weiteren
Betrieb untersagen müssen,
argumentiert der Anwalt.
Für Katharina Dröge, Parlamentari-
sche Geschäftsführerin der Grünen im
Bundestag, ist klar: „Die Mitarbeiter,
die Passagiere und die Steuerzahler
zahlen die Rechnung. Nun mauert
die Bundesregierung bei der Auf-
klärung.“ Sie sieht den damaligen
Kanzleramtsminister und heu-
tigen Wirtschaftsminister Peter
Altmaier (CDU) „knietief“
in diesem Desaster stecken.
„Ich fordere ihn auf, endlich
alle Karten auf den Tisch zu
legen.“ mk/mm

FOCUS 15/2018 Soll aufklären Wirtschaftsminister Peter Altmaier 7

F O T O S D E R WO C H E
Der Elitestudent
Singapurs Botschafter
Burhan Gafoor studierte
Politik, unter anderem an
der US-Uni Harvard
Der Lauftreff
Regelmäßig joggen Diplomaten
gemeinsam in New York. Hier kommt
die Gruppe von Südwesten her in
den Central Park. Der grünste Ort
Manhattans ist 3,4 Quadratkilome-
ter groß und ein beliebter Lauftreff
8 FOCUS 15/2018
Der Menschenrechtler
Christian Wenaweser ist
UN-Botschafter Liechtensteins.
Der Schöngeist
Er war zuvor in leitender Funktion
Jamal Fares Alrowaiei, am Internationalen Straf-
seit 2011 UN-Botschafter gerichtshof in Den Haag tätig
aus Bahrain, hat einen
Uni-Abschluss in Literatur
Der Merkel-Vertraute
Christoph Heusgen, früher der
außen- und sicherheitspoliti-
sche Berater der Kanzlerin,
ist seit 2017 deutscher
UN-Botschafter in New York
Der Triathlet
Bundesaußenminister Heiko Maas
geht nahezu täglich laufen. Der Hobby-
Triathlet kommt aus demselben Verein
wie Ironman-Sieger Jan Frodeno.
Später trägt er eine Mütze mit
finnischer Flagge wie sein Laufpartner
 Die Skulptur
Yinka Shonibares „Wind Sculpture
(SG) I“ steht am Eingang des
Central Park. Sie erinnert an afrika-
nische Kleidung, der flatternde
Stoff an Segel im Sturm
Der Teamplayer
F  oto: imago/photothek
Kai Sauer, seit 2014 finnischer
UN-Botschafter in New York,
läuft oft und gern mit
anderen Diplomaten oder spielt
mit ihnen Eishockey
FOCUS 15/2018
New York
Läuft
bei ihm
Wenn Heiko Maas, 51, im
Wettkampfmodus ist, rennt
er einen Kilometer in vierein-
halb Minuten. Das erzählt
der sportbegeisterte SPD-
Politiker gern in der Öffent-
lichkeit. Ganz so schnell ging
es im New Yorker Central
Park vor wenigen Tagen für
den neuen Bundesaußen-
minister zwar nicht zur
Sache. Dennoch setzte sich
der Triathlet und wohl fit-
teste Bundesminister der
neuen Koalition an die Spit-
ze der UN-Botschafter, mit
denen er zusammen joggte.
Seine körperliche Konstituti-
on sieht Maas auch als Vor-
teil in der Politik: „Gegen
meinen inneren Schweine-
hund sind meine politischen
Gegner nur Weicheier“, hat
Maas einst gesagt. Seine
Strategie gegen diesen inne-
ren Schweinehund: einfach
weitermachen – egal, ob es
laufen, schwimmen oder
Fahrrad fahren heißt. Dann,
sagt Maas, spüre er den
Schmerz gar nicht erst.
Unbeirrt immer weiter – die-
se Strategie nutzt auch der
Politiker Maas. Als Justizmi-
nister brachte er Facebook
per Gesetz dazu, Hassbot-
schaften innerhalb von
24 Stunden zu löschen. Als
Außenminister strebt er nun
für Deutschland einen Platz
im Sicherheitsrat der Verein-
ten Nationen an. Gemein-
sam mit Belgien und Israel
bewirbt sich die Bundes-
republik um einen Sitz. Aller-
dings können nur zwei euro-
päische Staaten für zwei
Jahre Mitglied werden. Die
Bewerbung kann also schief-
gehen. Aber genau das wird
Maas anspornen.  n
MARC ETZOLD / JAN GARVERT
9
 F O T O S D E R WO C H E

Memphis

Sein letzter
Traum
Sein Traum ist zumindest
ein bisschen in Erfüllung
gegangen. Am 28. August
1963 formulierte Martin
Luther King in Washington
vor 250 000 Demonstran-
ten seine Vision einer
modernen Gesellschaft:
„Ich habe den Traum, dass
meine vier kleinen Kinder
eines Tages in einer Nation
leben werden, in der sie
nicht nach der Farbe
ihrer Haut, sondern nach
ihrem Charakter beurteilt
werden.“
King predigte Gewalt-
losigkeit – und kämpfte
wortgewaltig gegen die
Rassendiskriminierung in
den USA. Die Wirkkraft des
Baptistenpastors bescher-
te den Schwarzen das
Wahlrecht und – zumin-
dest rechtlich – die Gleich-
berechtigung in den USA.
Weltweit avancierte er zum
Heroen aller Kämpfer für
Menschenrechte.
In gleichem Maße, wie
die Bewunderung wuchs,
schlug ihm in seiner Heimat
aber auch Feindseligkeit
entgegen. Vor 50 Jahren,
am 4. April 1968, endete der
Hass tödlich: Der Rassist
James Earl Ray erschoss
Martin Luther King auf dem
Balkon seines Hotelzim-
mers (Foto) im „Lorraine
Motel“ in Memphis.
Ob King in seinem Kampf
F  oto: Robert Rausch/The NewYorkTimes/Redux/laif

je gehofft hatte, dass ein-

mal ein Afroamerikaner ins
Weiße Haus einziehen
könnte? Dieser Traum ging
erst 46 Jahre später in
Erfüllung: als am 20. Januar
2009 Barack Obama den
Eid als 44. Präsident der Ver-
einigten Staaten ablegte. n

CHRISTOPH ELFLEIN

10 FOCUS 15/2018
 Originalzustand
Um einen Müllmännerstreik
zu unterstützen, reiste King im
April 1968 nach Memphis.
Er stieg in Raum 306 im „Lorraine
Motel“ ab. Das Zimmer
ist heute Teil eines Museums

Kurze Pause
Um 18 Uhr verließ King sein
Zimmer. Im Aschenbecher lagen
zehn Zigarettenstummel.
In der Tasse war frischer Kaffee.
Eine Minute später traf
ihn die tödliche Kugel
11
 Immer weiß
Ein Tor hat laut Fifa 7,32 Meter
breit und 2,44 Meter hoch
zu sein. Pfosten und Querlatte
müssen weiß sein und dürfen
maximal 12 Zentimeter messen

Spielt immer
Gianluigi Buf-
fon, 40, steht
seit 2001 im Tor
von Juventus
Turin. Italiens
Nationaltorwart
absolvierte für
„seinen“ Club
650 Spiele

12 FOCUS 15/2018

Immer rund
Das Design zeigt Elemente des
Endspielortes Kiew 2018 (blaue und
gelbe Sitze, Lichtkuppel).
Der Ball muss „kugelförmig“ sein
und hat 0,6 bis 1,1 bar Druck
Trifft immer
Real-Stürmer Cristiano Ronaldo, 33,
hat in der Champions League
119 Tore erzielt und liegt klar vor
Barcelonas Lionel Messi (100)
F O T O S D E R WO C H E
Turin
Für die
Ewigkeit
Ist es Kunst? Ein Werk
wie Leonardo da Vincis
„Mona Lisa“, Michelangelo
Buonarrotis „Erschaffung
Adams“ oder Auguste
Rodins „Denker“? Kunst
sei ein schöpferisches
Schaffen von Werken, für
das jemand eine Bega-
bung und ein bestimmtes
Können braucht, definiert
der Duden. Real Madrids
Cristiano Ronaldo hat die
Frage mal so beantwortet:
„Ich sehe Fußball als
Kunst, und alle Spieler
sind Künstler. Wenn du
ein hoch angesehener
Künstler bist, ist das
Letzte, was du tun wür-
dest, ein Bild zu malen,
das jemand anderes
schon einmal gemalt hat.“
Am Dienstag hat der wohl
beste aktive Fußballer der
Welt einen beeindrucken-
den Beleg für seine Kunst
abgeliefert. In der 64. Mi-
nute des Champions-
League-Spiels Turin gegen
Real Madrid segelte von
rechts eine Flanke in den
Juve-Strafraum. Ronaldo
hob ab, lag gefühlte zehn
Sekunden quer in der Luft,
traf den Ball volley über
seinem Kopf und knallte
ihn Torwart Gianluigi Buf-
fon in die Maschen.
40 000 Juve-Anhänger
hielten den Atem an,
sprangen dann aus den
F  oto: Daniele Badolato/Juventus FC via Getty Images
Sitzschalen und applau-
dierten im Stehen. Stan-
ding Ovations für den
Rivalen? Wenn Fans das
nackte Ergebnis ignorie-
ren, um dem Gegner zu
huldigen, verbeugen sie
sich vor nichts anderem
als der reinen Kunst. n
AXEL WOLFSGRUBER
13
 G R A F I K D E R WO C H E
Von Krisen und
nackter Haut
Wie US-Präsidenten und
die Air Force One Welt-
Fliegende geschichte schrieben

Kommandobrücke 1963
Die Air Force One ist eine John F. Kennedy und
First Lady Jackie bei
mobile Einsatzzentrale; der Ankunft in Dallas am
22. November 1963.
nächste Woche fliegt Wenige Stunden später
Trump mit ihr nach Lima stirbt er bei einem Attentat

A
merikaner nennen sie das
„Weiße Haus über den Wol- Präsidentenbüro
ken“. Die US-Präsidentenma- Von seiner „Nervenzentrale“
schine Air Force One ist die im vorderen Teil der Maschine
fliegende Kommandobrücke der Super- aus kann der US-Präsident
macht. Von ihr aus kann der mächtigs-
sogar Fernsehansprachen
te Mann der Welt bei Reisen auf 19
Flachbild-fernsehern das Geschehen an sein Volk senden
am Boden verfolgen und im Krisenfall
über 85 abhörsichere Telefone mit Alli-
ierten und Militärs konferieren.
Genau genommen besteht Air Force
One aus zwei baugleichen Boeing 747-
200B, von denen eine stets einsatzbe-  3
reit ist. Die Jumbojets sind gegen elek-
tromagnetische Pulse von Atomwaffen
geschützt. Sie haben Raketen-Ablenk-  2
systeme, können im Flug betankt wer-
den und besitzen so fast unbegrenzte
Reichweite. Die Bordküche kann 50
Fluggäste 20 Tage lang mit je drei  1
Mahlzeiten täglich versorgen. In drei
Jahren soll die nächste Air-Force-One-
Fotos: dpa, Bridgeman, Interfoto, action press, ddp images (2) Illustration: Brian Sipple für FOCUS-Magazin

Generation abheben. Den Auftrag für  5

 6
zwei neue 747 hat Präsident Donald
Trump im Februar dem Flugzeugbauer
Boeing gegeben. Die Kosten: 3,9 Milli-
arden Dollar. n

PETER GRUBER

372
 4

Quadratmeter auf drei

Premiere Donald Ebenen: Air Force One bietet
und Melania Trump Präsident und Mitarbeitern
am 20. Mai 2017 bei der sehr viel Platz. In den
Ankunft in Riad/Saudi-
langen Gängen stehen
Arabien. Es ist der
sogar Sofas für Ad-hoc-
erste Staatsbesuch
Konferenzen bereit
des US-Präsidenten

14 INFOGRAFIK
 1964 2011
Lyndon B. Johnson zeigte In Gedanken versunken,
sich an Bord gelegentlich blickt Barack Obama am
locker: Bei einer Presse- 17. November beim Anflug
konferenz zog er sich auf Darwin in Australien
wegen der Hitze nackt aus aus dem Flugzeugfenster

1974 2017
Präsident Richard Nixon Präsident Trump
und Außenminister sichert Texas am
Kissinger am 25. Juni auf 30. August telefonisch
dem Flug nach Brüssel. Am Hilfe zu. Hurrikan
9. August tritt Nixon in der „Harvey“ hatte den US-
Watergate-Affäre zurück Staat zuvor verwüstet

 7
 1 Flugdeck
Im Cockpit haben Pilot
und Co-Pilot das Sagen
 2 Crew Lounge
Hier ruht die 26-köpfige
Mannschaft aus
 3 Kommunikations-
zentrum Alles, was
rein- und rausgeht,
wird elektronisch
verschlüsselt
 4 Präsidentensuite
Privatbad und Klapp-
bett für den Chef
 5 Krankenstation
Selbst Bluttransfu-
sionen sind möglich
 6 Bordküche
Im Gefrierschrank
Stabszentrale
lagern stets 3000
Der Mitarbeiterstab hat im Fertiggerichte
Mittelteil seinen eigenen  7 Pressebereich
Arbeitsbereich – mit Journalisten müssen
schnellem Internet, Telefon ihren Flug selbst zahlen
und Live-TV
AIR FORCE ONE

Hersteller: Boeing
Modell: 747-200B
Triebwerke: General Electric CF6-80C2B1
Schub: 252 kN pro Triebwerk
Konferenz- und Speisesaal Höchstgeschwindigkeit: 1014 km/h
Der Treffpunkt für Arbeitsessen. Startgewicht: 377  842 kg
Sämtliche Gerichte kommen Treibstoffkapazität: 203 129 l
vakuumversiegelt und tief- Reichweite: 12 553 km pro Tankfüllung
gefroren an Bord und werden in Spannweite: 59,64 Meter
der Flugzeugküche aufgewärmt Länge: 70,66 Meter
Höhe: 19,33 Meter
FOCUS 15/2018 maximale Flughöhe: 13 747 Meter 15
M E N S C H E N D E R WO C H E

Der Absteiger

Der Aufsteiger
Ein Israel-Versteher
in Riad
Israel? Aus saudischer Sicht war das
bisher ein Eindringling auf arabischem
Boden. Nur ein Staat hat im Wüsten-
staat ein noch übleres Image als Isra-
el: der Iran. Dort wiederum hassen sie
Israel von Herzen. Vielleicht rührt daher
die neue Israel-Freundlichkeit des sau-
dischen Kronprinzen Mohammed bin Sal-
man. Der räumte den Israelis jetzt das
„Recht auf einen eigenen Staat“ ein.
Angeblich gibt es bereits eine „strate-
gische Kooperation“ zwischen Riad und
Tel Aviv, die auch den Austausch von
Geheimdienstinformationen umfasst.
Erst Fehltritt,
nun Rauswurf?
Diether Dehm, umstrittener Politiker der
Linkspartei, bringt seine eigenen Leute
gegen sich auf. Der Bundestagsabge-
ordnete hat Medienberichten zufol-
ge Bundesaußenminister Heiko Maas
(SPD) als „gut gestylten Nato-Strich-
jungen“ bezeichnet. Für die Linkspar-
tei ist das ein willkommener Anlass,
Dehm aus der Partei hinauszukom-
plimentieren. Der Berliner Linken-
Politiker Oliver Nöll erklärte, er habe
Die Newcomer
ein Parteiordnungsverfahren initiiert,
das zu einem solchen Parteiausschluss
führen könnte. Neu im Club
der Milliardäre
Ihr Unternehmen hat noch nie Gewinne
gemacht – und doch sind sie jetzt reich,
sehr reich sogar. Daniel Ek und Mar-
tin Lorentzon, die Gründer des Musik-
streaming-Dienstes Spotify, gehören
nach dem Börsengang zumindest auf
dem Papier zum Club der Tech-Milliar-
däre. Zwischenzeitlich war Spotify am
ersten Handelstag mehr als 30 Milli-
arden Dollar wert. Die Idee, Musik bei
Bedarf via Internet abzuspielen, statt
sie zu besitzen, hat die Musikbranche
revolutioniert. Andere Dienste wie
Tidal sind dem Beispiel gefolgt.

Power-Paare. Wer mit wem, wer gegen wen

& vs.
Diese beiden Manager wollen bei Opel die Kosten drücken Der Papst hat einen Höllenärger

Opel-Chef Michael Lohscheller bekommt Verstärkung. Im
Mai beginnt die Juristin Anke Felder ihre neue Aufgabe als
Arbeitsdirektorin bei dem Autobauer. Felder, zuvor beim
Anlagenbauer GEA Group und bei Thyssen Krupp tätig,
kann sich schon mal auf unruhige Zeiten einstellen. Opel
Gibt es nun die Hölle, oder gibt es sie nicht? Fragen wir
jemanden, der von Berufs wegen mit Fegefeuern zu tun
haben müsste: Papst Franziskus. Das Oberhaupt der Katho-
liken hatte in einem Interview die Existenz der Hölle
bestritten. Das zumindest behauptet der Publizist Eugenio
F  otos: AP, imago (3), PR

will die Arbeitskosten senken. Den 19 000 Mitarbeitern Scalfari, der das Interview kurz vor Ostern geführt hat. Die
war eine Lohnerhöhung von 4,3 Prozent versprochen wor- Kirche versetzte das derart in Aufruhr, dass der Vatikan
den, die das Unternehmen jetzt stunden will. Das wird für schließlich dementierte und Scalfari vorwarf, falsch zitiert
richtig schlechte Stimmung sorgen. zu haben. Es gibt sie also doch, die Hölle.

16 FOCUS 15/2018
 Im Feed Medien-Talk

Ti amo Die neuen Feinde im

Täglich werden Millionen von Bildern in den sozialen Medien hochgeladen.
Silicon Valley
FOCUS zeigt jede Woche einen Schatz aus der digitalen Wunderkammer Facebooks Datenskandal führt zu einem
handfesten Streit zwischen Facebook-
Gründer Mark Zuckerberg und Apple-Chef
Tim Cook. Letzterer hatte grundsätzliche
Kritik an dem sozialen Netzwerk geübt
(siehe Zitat) und das eigene Unternehmen
gelobt. Zuckerberg konterte, Cook mache es
sich extrem leicht. Mittlerweile räumte
Zuckerberg ein, es werde Jahre dauern, bis
Facebook die Probleme gelöst habe.

»
Die Möglichkeit, dass
jeder weiß, welche
Seiten du jahrelang
besucht hast, wer deine
Kontakte sind, wer
deren Kontakte sind,
welche Dinge man mag
oder nicht mag, und der
jedes intime Detail
deines Lebens
Neulich bei den Carpendales: Vater Howard (M.) hat nach mehr als 30 Jahren wilder
Ehe seine Partnerin Donnice Pierce geheiratet. Sohn Wayne und dessen schwangere kennt – das sollte
Frau Annemarie freuen sich. Waynes Kommentar: „Ich glaub, das hält.“ nicht existieren

wayne_interessiert_s folgen: 76 400 Abonnenten

Dieses Bild bekam bis Druckschluss: 14 647 Likes
www.instagram.com/wayne_interessiert_s
«
Tim Cook, Apple-Chef

Der Terminkalender vom 8. bis 13. April

Wer nächste Woche wichtig wird

So. Mo. Di. Mi. Do. Fr.

F  otos: instagram/wayne_interessiert_s, dpa (3)

Ungarn wählt. John Bolton, Um 14 Uhr wird Ver- SPD-Vize Thorsten Die Musik- Bildungsminis-
Aus Angst vor der inzwischen fassungsrichter Schäfer-Gümbel branche verleiht terin Anja
dem Macht- dritte Nationale Ferdinand Kirch- stellt sein Buch vor. ihren Echo. Live Karliczek (CDU)
verlust Sicherheitsbe- hof in Karlsruhe Es trägt den Titel auf der Bühne trifft Bundes-
schwingt rater des US- das Urteil zur „Die sozialdigitale werden Stars wie präsident Frank-
Regierungschef Präsidenten Grundsteuer ver- Revolution“ und die Schlager- Walter Stein-
Viktor Orban Trump, soll künden. Es hat Fol- thematisiert die sängerin meier zu einem
nationale heute sein Amt gen für Mieter und sozialen Folgen der Helene Fischer Gespräch über be-
Parolen. antreten. Eigenheimbesitzer. Digitalisierung. zu sehen sein. rufliche Bildung.

Viktor Orban Helene Fischer

17
N AC H R I C H T E N

Neonazi Brandt
Zeugnistag
FOCUS bewertet die Macher
Großbetrug mit der Woche

fingierten Unfällen Wieder an der

Spitze

D
er Thüringer Neonazi und Helfer Walldorf Der Soft-
der Terrorzelle NSU, Tino Brandt, ware-Gigant SAP ist
steht im Mittelpunkt eines spek- auch in diesem Jahr
takulären Prozesses, der am 11. April vor Deutschlands wert-
dem Landgericht Gera beginnt. Der vollster Börsenkon-
43-Jährige, der in den neunziger Jahren zern. Rund 104 Milli- Bill
als V-Mann für den Verfassungsschutz arden Euro ist das McDermott,
arbeitete (Deckname „Otto“), muss sich Unternehmen wert. 56
wegen banden- und gewerbsmäßigen Für Chef Bill McDer- Vorstandschef
Betrugs in 112 Fällen verantworten. Ihm mott nicht genug: Er von SAP
drohen bis zu zehn Jahre Haft. will unter anderem
Brandt und 13 Mitangeklagte, da- mit Weiterentwick-
runter sein Vater und seine Schwester,
sollen Krankenkassen und Versicherun-
lung des Cloud-Ge-
schäfts den Börsen- 1
gen über Jahre hinweg um rund 865 000 Angeklagt Tino Brandt, derzeit in Haft wegen wert verdreifachen.
Euro geprellt haben. Dazu beschäftigten Kindesmissbrauch, muss wieder vor Gericht
sie andere Mitangeklagte zum Schein
in ihren Firmen und schlossen für sie schaft hatten sich die Angeklagten ihre Datensicherheit
private Unfallversicherungen sowie Verletzungen jedoch selbst zugefügt, vom Staat
Krankengeld-Zusatzversicherungen ab. etwa indem sie sich absichtlich mit Häm-
Kurz nach Jobaufnahme „erkrankten“ mern die Finger zertrümmerten oder die Berlin Die Chefin des
die neuen Kollegen oder wurden durch Hand in einer Autotür zerquetschten. Blockchain Bundes-
„Unfälle“ arbeitsunfähig. Daraufhin Um die Schmerzen zu lindern, soll ein verbands fordert
erhielten sie Geld von Krankenkassen mitangeklagter Zahnarzt den Betrügern staatlichen Schutz für
und Versicherungen. Laut Staatsanwalt- Betäubungsmittel gespritzt haben. gös die Internet-Ge- Friederike
schäfte der Zukunft Ernst, 31
(sog. Blockchain). Der Chefin des
Staat solle darüber Blockchain Bun-
wachen, dass Bürger desverbands
Nach Brexit Tarifverhandlungen
in der Blockchain
echte, belastbare
Soll Deutschland 2018 wird Streikjahr
mehr für EU zahlen?
Identitäten hinterle-
gen und diese auch 2
richtig falsch falsch nach Parteien-
E xperten sagen für 2018 ein sehr streik-
intensives Jahr voraus. „Abgesehen
von 2015, ist in diesem Jahr insgesamt
legitimieren. Stimmt.

präferenz
das höchste Niveau seit 1993 zu erwar- Abkehr von
65 % CDU/CSU 64 % ten“, sagt Hagen Lesch vom Institut deutschen Tropen
20 % der deutschen Wirtschaft. Grund: Die
SPD 60 %
Gewerkschaften können wegen Fach- Krausnick Die Bade-
AfD 82 % kräftemangel und einer Million offener anlage Tropical
Stellen viel Druck machen, ihre Lohn- Islands bei Berlin soll
7% FDP 68 % forderungen durchzusetzen. Allein beim für 300 Millionen Ananda
9% Linke 67 % Metall-Tarifkampf zu Jahresbeginn gab Euro zu Europas Krishnan, 80
weiß ist mir es 425 000 Ausfalltage, so der Arbeitge- größtem Urlaubsre- Milliardär und
nicht/k. A. egal Grüne 54 % berverband Gesamtmetall. Das waren sort ausgebaut wer- Chef der
Quelle: Insa
doppelt so viele wie 2017. Schaden für den. Besitzer Ananda Tropical

F ast zwei Drittel der Bundesbür- die Firmen: 600 Millionen Euro. Der Krishnan aus Ma- Islands
F  otos: dpa (2), action press

ger halten höhere Zahlungen Wirtschaftsweise Peter Bofinger hält laysia denkt nun über
Deutschlands an die EU nach dem die harte Haltung der Gewerkschaften einen Verkauf nach:
Austritt Großbritanniens für falsch.
Besonders groß ist die Ablehnung bei
für gerechtfertigt: „Nach dem relativ
mageren Lohnplus 2017 darf es dieses
Er braucht Geld für
seinen kriselnden 4
Wählern von AfD, FDP und Linke. red Jahr ruhig etwas mehr sein.“ hw Mobilfunk zu Hause.

18 FOCUS 15/2018
 Bereit für aufregende Tage! Und Nächte.
Zwei für unendlich viele Möglichkeiten. Die V-Klasse und
der Marco Polo. Mit bis zu acht Sitzen oder fünf bequemen
Schlafplätzen – und das Abenteuer kann losgehen! Mehr bei Die Marco Polo Familie schon ab 41.412 €*
Ihrem Mercedes-Benz Partner oder auf mercedes-benz.de
*Die
  Abbildung enthält Sonderausstattungen. Unverbindliche Die V-Klasse schon ab 34.990 €*
Preisempfehlung des Herstellers zuzüglich lokaler Überführungskosten.
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
 POLITIK

Der lange Marsch in

ein besseres Leben
Die Polizei eskortiert Dut-
zende Flüchtlinge, die sie
an der österreichischen
Grenze aufgegriffen hat,
über einen Feldweg in der
Marktgemeinde Wegscheid
im Bayerischen Wald

20 FOCUS 15/2018
 DEU TSCH L A N D

Die Job-Illusion
Ein Bild aus dem Jahr 2015.
Mehr als eine Million Flüchtlinge
wandern nach Deutschland ein.
Viele Unternehmen hoffen auf
Fachkräfte, von einem neuen
Wirtschaftswunder ist die Rede.
Heute zeigt sich: Höchstens die
Hälfte der Migranten hat
eine Chance, in Deutschland
einen Job zu finden.
F  oto: Johannes Simon/Getty Images

Eine Bilanz
VON DANIEL GOFFART

FOCUS 15/2018 21
POLITIK

A
ls die Flüchtlinge im Wenn die Bundesregierung nicht Abdel Al Asfar erzählt den aus-
Sommer 2015 am entschlossen gegensteuert, wächst ländischen Besuchern am Voda-
Münchner Haupt- ein Millionenheer frustrierter und fone-Stand der Jobmesse von
bahnhof mit Blumen chancenloser Migranten heran – seinem erfolgreichen Weg in den
und Beifall begrüßt mit allen sozialen und gesell- Beruf. Er will den anderen Mig-
wurden, wollte auch schaftlichen Folgewirkungen. ranten Mut machen. Viele trau-
Daimler-Chef Dieter Abdel Al Asfar ist einer der en sich nichts zu, sagt Al Asfar,
Zetsche seine Begeisterung nicht wenigen, die es geschafft haben. auch wegen fehlender Zeugnisse.
zurückhalten. Die ins Land strö- Vor zwei Jahren suchte der 26-jäh- „Aber nicht nur der Lebenslauf
menden Menschen könnten die rige Syrer noch verzweifelt einen entscheidet“, meint der junge
Grundlage „für das nächste deut- Job, jetzt sucht er als Trainee der Syrer. „Man kann auch in einer
sche Wirtschaftswunder“ bilden, Firma Vodafone auf der „Jobbörse netten Unterhaltung zeigen, wer
freute sich der Automanager. Das für Geflüchtete und Migranten“ man ist und was man mitbringt.“
war auf dem Höhepunkt der Will- in Berlin neue Bewerber für die
kommenskultur, und seine Zuver- Firma. Mehr als 200 Unterneh- Hauptproblem ist die Sprache
sicht hatte Zetsche gewiss nicht men, Verbände und Initiativen mit Das klingt gut, aber in Wahr-
exklusiv. Angesichts von Fachkräf- rund 3000 offenen Stellen präsen- heit kommt man ohne forma-
temangel und Demo- tieren sich auf dieser le Abschlüsse und Zeugnisse in
grafielücke teilten „Jobmesse“ im Berli- Deutschland nicht voran. Das
damals viele Unterneh- ner Brennpunktbezirk hat Bayan Zahid bereits leidvoll
mer und Ökonomen Neukölln. Es ist die erfahren. Die 22-jährige Frau mit
seine Einschätzung.
Heute, knapp drei
83 größte Veranstaltung
dieser Art in Europa.
Kopftuch kam vor zwei Jahren aus
Syrien nach Berlin. In ihrer Heimat
Jahre nach dem Beginn Im vergangenen Jahr hatte sie wegen des Kriegs keine
der Flüchtlingswelle, ist Prozent der wurden mehr als 200 Möglichkeit, eine Ausbildung zu
allgemeine Ernüchte- Migranten Arbeitsverträge abge- machen. Ihr Traum ist eine Stelle
rung eingekehrt. Statt scheitern am schlossen, auch jetzt in der Kinderkrankenpflege; des-
in den Arbeitsmarkt ist der große Saal des halb ist sie auch zur Jobbörse für
Prüfungsteil
sind die Migranten in „Estrel“-Hotels wieder Migranten gekommen. „Ich habe
Schriftsprache.
die Sozialsysteme ein- voller Menschen. mich überall beworben“, erzählt
gewandert. Von den
Die Berufsschule Der Andrang hat sie, „aber es gab keinen Platz.
sechs Millionen Hartz- ist damit verschiedene Ursa- Das ist sehr, sehr schwer, auch das
IV-Empfängern in versperrt. chen. Zum einen nahm Deutschlernen.“ Bayan Zahid hat
Deutschland besitzen Deutschland mit rund die beiden Jahre seit ihrer Ankunft
mehr als ein Drittel kei- 1,4 Millionen Men- in Deutschland für einen Integra-
nen deutschen Pass; der schen die mit Abstand tions- und Sprachkurs genutzt und
Effekt ist vor allem auf meisten Flüchtlinge in
60
alle Prüfungen absolviert. Voller
Menschen aus Syrien, Europa auf. Entspre- Ungeduld und Sorge wartet sie
Afghanistan und Irak chend viele suchen jetzt auf die Testergebnisse.
zurückzuführen. deshalb jetzt Arbeit. Ihre Anspannung kommt nicht
Auf dem regulären Prozent der Zum anderen ist die von ungefähr. Mangelnde Sprach-
Arbeitsmarkt haben die Flüchtlinge Bundesrepublik die kenntnisse stellen nach Erkennt-
wenigsten eine Chan- stärkste Volkswirt- nissen der Bundesagentur für
sind jünger als
ce. Mehr als 80 Prozent schaft der EU – mit Arbeit das größte Hindernis für
25 Jahre. Nur ein
scheitern bereits an stetigem Wirtschafts- den Zugang zum Stellenmarkt
einfachen Sprachtests;
kleiner Teil hat eine wachstum und einem dar. Bei den Integrations- und
der Zugang zu einer hier anerkannte boomenden Arbeits- Deutschkursen erreichen nur 17
F  otos: Sean Gallup, Thomas Lohnes/beide Getty Images

Ausbildung ist ihnen Ausbildung. markt. Die Nürnber-
damit versperrt. Die ger Bundesagentur
Hoffnung, Deutschland für Arbeit (BA) mel-
und seine überalterte Bevölkerung det Beschäftigungsrekorde und
könnten auf mittlere Sicht vom mehr als eine Million unbesetz-
Zuzug der überwiegend jungen ter Stellen. Dennoch geht das
Flüchtlinge profitieren, hat sich als deutsche Jobwunder praktisch
Illusion erwiesen. Helfen würden spurlos an den Migranten vorbei;
neue Berufsbilder mit geringeren die Flüchtlinge können von der
Anforderungen, aber viele Versu- robusten Dauerkonjunktur und
che bleiben in der Bürokratie der der niedrigsten Arbeitslosigkeit
Arbeitsämter und im deutschen seit der Wiedervereinigung nicht
Bildungsföderalismus stecken. profitieren.
Prozent der Prüfungsteilnehmer
das Sprachniveau B 1. Das heißt,
dass 83 Prozent der Migranten am
Prüfungsteil Schriftsprache schei-
tern – ein Menetekel für ihre wei-
teren Integrationschancen. Und
selbst diese hohe Zahl ist nur
bedingt aussagekräftig, denn in
den 83 Prozent sind nicht diejeni-
gen eingerechnet, die vorher auf-
gegeben haben, die Kurse nicht
mehr besuchen oder gar nicht erst
zur Prüfung erscheinen.

22 FOCUS 15/2018

Wie lebt eigentlich Merkels Selfie-Flüchtling heute?
Ein Selfie mit Kanzlerin
Angela Merkel machte den
syrischen Flüchtling Anas
Modamani 2015 berühmt.
Heute lebt der 21-Jährige
in Berlin (30 qm, 300 Euro
Miete), jobbt als Getränke-
verkäufer in einer Sport-
arena und will Informatik
studieren. Sein Traum:
„Einen Arbeitsplatz finden
FOCUS 15/2018
DEU TSCH L A N D
und für immer in Deutsch-
land leben.“ Vorerst darf er
bis 2020 bleiben. Das Sel-
fie habe er „nicht bereut“,
obwohl es im Internet
verfälscht und Modamani
als Terrorist verleumdet
wurde. 2017 zog er gegen
Facebook vor Gericht und
verlor. Nun plant er eine Facebook-Gegner Modamani
neue Klage. (r.) mit Anwalt Chan-jo Jun
23
POLITIK
Der Boom am deutschen Arbeitsmarkt geht bislang an den Migranten vorbei
Die extrem hohe Durchfall-
quote hat gravierende Folgen:
Nach Aussage von BA-Chef Det-
lef Scheele ist ohne bestandenen
Sprachtest der Zugang zur Berufs-
schule „faktisch versperrt“.
60 Prozent erhalten Hartz IV
Die Sprachhürde hinterlässt ihre
Spuren in der Arbeitslosenbilanz
der BA. Obwohl ein Großteil der
Flüchtlinge derzeit noch an Integ-
rationskursen teilnimmt und des-
halb in der Erwerbslosenstatistik
nicht auftaucht, ist die Quote der
Migranten, die dem Arbeitsmarkt
tatsächlich zur Verfügung stehen,
erschreckend schlecht. Im Feb-
ruar dieses Jahres waren 477 000
arbeitssuchende Geflüchtete re-
gistriert; davon waren 179 000
oder knapp 38 Prozent arbeitslos.
Besonders hoch ist die Erwerbs-
losigkeit bei Flüchtlingen aus den
acht wichtigsten Herkunftsländern
Syrien, Afghanistan, Eritrea, Irak,
Iran, Nigeria, Pakistan und Soma-
lia; hier waren im Schnitt 43 Pro-
zent ohne Job.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei
den erwerbstätigen Leistungs-
beziehern aus diesen Ländern:
Im Durchschnitt erhalten sie zu
knapp 60 Prozent Hartz IV. Weil
selbst die arbeitenden Migranten
sehr oft nur Minijobs oder Teil-
zeitstellen haben, finden sich in
dieser Gruppe überdurchschnitt-
lich viele Aufstocker; also Men-
schen, die von ihrem Lohn allein
nicht leben können und deshalb
ergänzende Sozialhilfe erhalten.
Die Situation im boomenden
Deutschland ist paradox: Wäh-
rend Hunderttausende Ausländer
ohne Job sind und gern arbeiten
würden, suchen die Unterneh-
men in Deutschland händerin-
gend Nachwuchs – allen voran im
Handwerk und im Gesundheits-
bereich. Allein in der Pflege sind
nach einer aktuellen Studie rund
17 000 Stellen unbesetzt. Viele
Deutsche wollen den anstrengen-
den und vergleichsweise schlecht
bezahlten Beruf im Dienste alter
24
Lange Suche nach
dem Traumjob
Bayan Zahid floh aus
Syrien und hätte gern
eine Stelle in der
Kinderkrankenpflege
Er hat es geschafft
Abdel Al Asfar,
ebenfalls Syrer,
arbeitet als Trainee
bei Vodafone und
sucht auf der „Job-
börse für Migran-
ten“ neue Kollegen
und kranker Menschen nicht aus-
üben. Kein Wunder, dass Perso-
naldienstleister aus dem Gesund-
heitssektor verstärkt Migranten
ansprechen.
Andreas Worch vom Berliner
Personaldienstleister Anbosa
berichtet gern von „ersten Chan-
cen für Flüchtlinge“, aber er weiß
auch, dass „die deutsche Spra-
che in der Pflege hierzulande
unverzichtbar ist“. Ohne intensi-
ve Sprachkurse und einen festen
Willen zum Lernen bestehe kaum
eine Chance, sagt Worch. Das gel-
te natürlich auch für die Fälle, in
denen es bereits berufliche Vor-
kenntnisse gibt.
DEU TSCH L A N D
Die Stiftung Patientenschutz
warnt ausdrücklich vor mangeln-
der Sprachkenntnis bei ange-
worbenen Pflegekräften und
Ärzten. Am schlechten Deutsch
würden fast die Hälfte der aus-
ländischen Mediziner scheitern,
sagt Stiftungsvorstand Eugen
Brysch. Dennoch wirbt Bundes-
gesundheitsminister Jens Spahn
für eine schnellere Anerkennung
von Ärzten und Pflegekräften aus
dem Ausland. Der CDU-Politiker
weiß, dass er die im Koalitionsver-
trag versprochenen 8000 zusätzli-
chen Pflegestellen ohne Migran-
ten kaum wird besetzen können.
Deshalb spricht Spahn neben dem
Sprachhindernis auch bewusst
das zweite große Problem der
arbeitssuchenden Migranten an:
die fehlende Anerkennung ihrer
Abschlüsse in Deutschland und
die nicht passenden Berufsbilder.
Es gäbe in der Tat sehr viel
bessere Zahlen, wenn sich nach
Jahren der Stagnation bei diesen
Themen endlich etwas bewegen
würde. Das Problem ist, dass ver-
schiedene Bundesländer und teil-
weise sogar verschiedene Hand-
werkskammern dafür zuständig
sind. Obwohl es Dutzende Initiati-
ven auf allen Ebenen gibt, ist man
im deutschen Bildungsföderalis-
mus und Bürokratie-Dschungel
praktisch keinen Schritt weiter.
Ein Gutachten der Bertelsmann-
Stiftung zur „Arbeitsmarktinte-
gration von Flüchtlingen“ fordert
deshalb von der Politik, „die ver-
schiedenen Ansätze und Angebote
in einem kohärenten Gesamtpro-
zess der Beschäftigungsförderung
zusammenzuführen“.
Enormer „Handlungsbedarf“
F  otos: Michael Hübner für FOCUS-Magazin
besteht laut der Studie auch bei
der „Anerkennung von Kompeten-
zen“. Bislang fehlen „Verfahren
mit bundesweit gültiger Aussage-
kraft“. Gebraucht werde deshalb
ein einheitlicher Weg, die „im Her-
kunftsland informell oder nonfor-
mal erworbene berufliche Kompe-
tenz verbindlich festzustellen und
zu zertifizieren“, sagt die Auto-
FOCUS 15/2018
POLITIK DEU TSCH L A N D

Alle suchen eine Antwort: Wie finden Migranten hier gute Arbeit?

UNTERNEHMER DIENSTLEISTER FORSCHER WISSENSCHAFTLERIN HANDWERKER

David Lathan sieht seine
Firma Einhorn als Social
Start-up und will Migranten
eine Chance geben. Seine
Erfahrungen in der täglichen
Arbeit sind positiv
Andreas Worch und
Fenja Meyer vom Perso-
naldienstleister Anbosa
suchen Fachkräfte in der
Kranken- und Altenpflege.
Es gibt 17 000 offene Stellen
Herbert Brücker ist Öko-
nom und Arbeitsmarktfor-
scher. Seine Prognose: Es
dauert fünf Jahre, um die
Hälfte der Migranten in den
Arbeitsmarkt zu integrieren
Jutta Aumüller ist Autorin
einer Studie über Arbeit für
Flüchtlinge. Sie fordert
eine bessere Anerkennung
von Kompetenzen und eine
berufliche Teilqualifizierung
Hans Peter Wollseifer ist
Präsident der Handwerker-
schaft. Die Betriebe suchen
dringend Nachwuchs,
müssen aber Geduld mit
den Migranten aufbringen

rin der Studie, Jutta Aumüller vom
Institut für Demokratische Ent-
wicklung und Soziale Integration.
Wegen der „eher geringen Quali-
fikationsstruktur“ der Zuwande-
rer müssten „neue Formen einer
beruflichen Teilqualifizierung“
erprobt und umgesetzt werden.
Ohne einen „niedrigschwelligen
Einstieg von Flüchtlingen in eine
Beschäftigung“, sagt Aumüller,
werde es kaum gehen.
Das zielt vor allem auf das Hand-
werk. In den arabischen Ländern
werden gerade Handwerksberu-
fe oft nur durch praktische Arbeit
und ohne eigene Schule erlernt.
Formale Abschlüsse sind deshalb
selten. Zwar nehmen die deut-
schen Betriebe bei ihrer dringen-
den Suche nach Lehrlingen über-
proportional viele Flüchtlinge auf.
Aber die Erfahrungen im hoch
Wollseifer warnt denn auch vor
hohen Erwartungen. „Die Inte-
gration eines jungen Menschen,
der weder Deutsch spricht noch
eine Ausbildung mitbringt, in den
Arbeitsmarkt dauert fünf bis sieben
Jahre. Diese Geduld müssen wir,
muss die Gesellschaft aufbringen,
wenn sie ernsthaft an einem Erfolg
der Integration interessiert ist.“
Wollseifer mahnt zur Eile: „Junge
Männer darf man nicht monate-
lang ohne Beschäftigung herum-
sitzen lassen – dann verlieren sie
die Motivation.“
Der Migrationsexperte Thomas
LESERDEBATTE
VON FOCUS Bauer hält das duale System der
ONLINE deutschen Berufsausbildung für
zu anspruchsvoll; es sollte fle-
Muss die xibilisiert werden. Da ist er sich
Politik mehr für
jobsuchende mit Professorin Aumüller einig.
Migranten tun? Sinnvoll wäre in Deutschland ein
Zertifikat für eine praktische Teil-
Wollseifer ist skeptisch. „Wir
wollen nicht, dass Flüchtlinge
Handwerker zweiter Klasse wer-
den“, sagt er. „Sie sollen die dua-
le Ausbildung durchlaufen und
Fachkräfte werden.“
Nach Einigung klingt das nicht.
Bislang gibt es auf Bundesebene
nur das Pilotprojekt „Valikom“,
informell erworbene Berufskennt-
nisse zu zertifizieren. Auf Bildungs-
ministerin Anja Karliczek (CDU)
und Arbeitsminister Hubertus Heil
(SPD) wartet noch viel Arbeit.
Dabei drängt die Zeit. Nach Ein-
schätzung von Herbert Brücker
vom Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung könnte es unter
günstigen Umständen gelingen, in
den nächsten fünf Jahren unge-
fähr die Hälfte der Migranten in
den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Die Zahl lässt sich dann in weite- F  otos: Michael Hübner für FOCUS-Magazin, dpa, imago

qualifizierten deutschen Hand-
werk sind ambivalent. Das größte
Problem bei den Migranten sind
neben fehlenden Zeugnissen und
Berufserfahrung die mangelhaf-
ten Sprachfähigkeiten. Ein eigens
eingerichtetes Bildungszentrum
in Köln konnte die 100 Plätze für
junge Handwerker aus dem Aus-
land nicht besetzen, weil es nicht
genügend Bewerber mit entspre-
chenden Deutschkenntnissen gab.
Handwerks-Präsident Hans Peter
Diskutieren Sie mit ausbildung, damit die gesamte ren zwei bis drei Jahren vielleicht
uns! Ausgewählte
Ausbildung nicht an der Sprache noch auf 60 bis 65 Prozent steigern.
Texte drucken
wir auf der Leser-
scheitert, fordert der Ökonom vom Danach wird es fast unmöglich,
debatten-Seite ab. Leibniz-Institut für Wirtschafts- das Erwerbspotenzial weiter zu
Bedingung: forschung in Essen. In der Diskus- heben. Eine Beschäftigungsquote
Sie schreiben sion sind auch neue Berufsbilder von mindestens zwei Dritteln ist
unter Ihrem echten für Ausländer mit geringen Sprach- allerdings volkswirtschaftlich die
Namen. kenntnissen. Etwa der Anlern- unterste Grenze, ab der Deutsch-
Beiträge: beruf des „Hilfsgärtners“ oder land von der Zuwanderung ökono-
www.focus.de/ „Hilfsbäckers“ – mit der Chance misch profitieren würde. Bis dahin
magazin/debatte eines Abschlusses als Geselle ist aber noch viel zu tun.  n
Mails an: nach einigen Jahren Berufspraxis.
debatte@focus.de Motto: „Praxis statt Papiere“. Doch MITARBEIT: SUZAN TUNC

26 FOCUS 15/2018
Endlich mehr Zeit für den FOCUS.
Jetzt FOCUS lesen, sparen und exklusives Spar-Bundle
mit PHILIPS Saugroboter „SmartPro Compact“ sichern!

Sie sparen
56%

Ihr FOCUS Spar-Bundle:

Philips Saugroboter UVP ... € 329,99
26 Ausgaben FOCUS ........ € 109,20
Regulärer Preis ................ € 439,19
Ihre Ersparnis .................. € 244,19
Gesamtpaket nur ........ € 195,00

PHILIPS Saugroboter-SPARPAKET FÜR FOCUS LESER:

Der Philips Saugroboter „SmartPro Compact“ reinigt zuverlässig und selbstständig. Durch sein schlankes Design saugt er sogar unter niedrigen
Möbeln. Dank seines intelligenten Navigationssystems passt er sich jeder Umgebung an und kehrt automatisch zur Aufladestation zurück.
24 Stunden Planung im Voraus, bei 145 Minuten Laufzeit. Der Filter lässt sich leicht reinigen. Steuerung mit Fernbedienung.

Gleich bestellen:
0180�6 480 1000* focus-abo.de/smartpro
Der Sparpaket-Preis von € 195,00 setzt sich zusammen aus: 26 Ausgaben FOCUS für € 109,20 + Philips Saugroboter für € 85,80 €.
Ein Angebot der FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München. Alle Preise in Euro inkl. der gesetzlichen MwSt. sowie
inklusive Versandkosten. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht. Die Belehrung können Sie unter www.focus-abo.de/agb abrufen.
*
€ 0,20/Anruf aus dem Festnetz der Deutschen Telekom, andere Mobilfunkpreise möglich, Mobilfunkpreis max. 0,60 € / Anruf.
Aktionsnr.: 641457B15
POLITIK

Neue Wirkungsstätte
Die CDU-Politikerin
Julia Klöckner, 45,
steht auf der Leitungs-
ebene im Treppenhaus
ihres Ministeriums für
Ernährung und Land-
wirtschaft im Zentrum
von Berlin

J
ulia Klöckner kennt das große
Haus, dessen Chefin sie jetzt ist,
bereits recht gut. 2009 wurde die
45-jährige CDU-Politikerin Parla-
mentarische Staatssekretärin im
Bundesministerium für Ernäh-
rung und Landwirtschaft, ehe sie 2011 als
Spitzenkandidatin der CDU in den Wahl-
kampf ihres Heimatlandes Rheinland-
Pfalz zog. Sie verlor nur knapp gegen den
damaligen SPD-Ministerpräsidenten Kurt
Beck; unterlag allerdings fünf Jahre spä-
ter erneut, diesmal der Sozialdemokratin
Malu Dreyer. Seitdem konzentriert sich
die Politologin und ehemalige Deutsche
Weinkönigin ganz auf ihre politische Kar-
riere im Bund.
Das neue Ressort passt perfekt zu Klöck-
ners Biografie. Die Tochter eines Winzers
aus Guldental kennt bäuerliche Betrie-
be und die Mentalität der Landwirte seit
Kindertagen. Als Ministerin will sie sich
besonders um das Thema gesunde Ernäh-
rung kümmern. Klöckner liebt das defti-
ge Essen aus der Pfalz, bevorzugt aber
der Figur zuliebe Salat und Obst. Fotos
im Ministerbüro will sie nicht; die neue
Hausherrin möchte es noch komplett neu
gestalten. Es ist ihr erstes Interview im
neuen Amt.

28
 Kann
gesun man sic
d ernä h von
h r e n H a r t z IV
Die n
eue L , F r a u
Wein
könig
abge in
andw
Ju
irtsch
a ft
K l ö ckner
?
pack lia K sm in
tes F lö ckner is terin u
leisch über nd frü
d en Isl ge h
, 200 sund ere
INTE
RV I E am -Stre -Eu r e s E
it der o-Weine ssen,
WV
ON D
ANIE
L GO
F FA R
T UN
Union u nd
DM
RKUA
S HU
REK
FOT
O S VO
N DA
NIEL
HOF
ER

Frau Klöckner, wie haben Sie erfahren,
dass Sie Bundesministerin werden?
Die Kanzlerin hat mich angerufen.
Brauchten Sie Bedenkzeit?
Die Themen waren mir ja vertraut, da
ich bereits während der Jamaika-Son-
dierungen und auch bei den Koalitions-
verhandlungen zur GroKo den Bereich
Landwirtschaft verhandelt habe.
Was sind für Sie die wichtigsten Themen?
Mein Haus ist das Lebensministerium
schlechthin. Bei uns geht es um Essen,
Trinken, um Lebensmittel – also die Mit-
tel zum Leben. Genau dafür brauchen wir
mehr Wertschätzung. Und auch für dieje-
nigen, die die Lebensmittel herstellen und
produzieren. Sie sorgen schließlich dafür,
dass wir Tag für Tag etwas auf dem Teller
haben. Tierwohl, Zukunft der grünen Beru-
fe, Wettbewerbsfähigkeit einer nachhal-
tigen Landwirtschaft, die klimarelevante
Wald- und Forstwirtschaft und die Stärkung
der ländlichen Räume sind weitere Schwer-
punkte meiner Arbeit. Ich will auch das
Thema Ernährungsbildung voranbringen.
Das ist doch eigentlich selbstverständlich . . .
Eigentlich. Aber sind wir ehrlich, es
braucht neben der Wertschätzung für die
Produkte auch ein besseres Bewusstsein für
gute Ernährung. Außerdem möchte ich

FOCUS 15/2018 29
POLITIK
dazu beitragen, Landwirtschaft und Natur-
schutz wieder zu versöhnen. Raus aus den
ideologischen Gräben und Gegensätzen.
Sie sind zuständig für Landwirtschaft und
Ernährung, Ihre Kabinettskollegin Katarina
Barley von der SPD hingegen kümmert sich
um den Verbraucherschutz. Ist da nicht ein
Konflikt zwischen zwei Ministerinnen ge-
geneinander programmiert? Die eine ist für
die Bauern da, die andere für die Kunden?
Alles rund um das Thema gesunde Ernäh-
rung, Verbraucherinformation und Er-
nährungsbildung fällt in meinen Bereich.
Kollegin Barley ist für den rechtlichen
Verbraucherschutz – Facebook und Ähnli-
ches – zuständig. Diese Aufteilung gab es
bereits in der vergangenen Legislaturperi-
ode. In meiner Amtszeit möchte ich einen
stärkeren Fokus auf den gesundheitlichen
Verbraucherschutz legen.
Sie sprechen von gesunder Ernährung
und den Interessen der Verbraucher.
Für die meisten Menschen müssen
Lebensmittel aber vor allem preiswert
sein. Widerspricht sich das nicht?
Ausgewogene Ernährung und bezahl-
bare Preise schließen sich nicht aus. Das
ist auch das Ergebnis der modernen Land-
wirtschaft. Kuhställe sind heute immer
öfter mit Hightech ausgestattet – auch
im Sinne des Tierwohls, der Hygiene und
der Lebensmittelqualität. Klar, ohne Kuh,
Milch und Landwirt geht es zum Glück
nicht. Dazu kommt heute aber noch der
Laptop. Mit Präzisionstechnik und Senso-
ren kann man auch auf dem Feld güns-
tiger produzieren und dabei gleichzeitig
zielgenauer und dadurch weniger Pflan-
zenschutzmittel einsetzen.
Und die Kosten?
Unsere Lebensmittel sind so günstig wie
nie zuvor. Vor 50 Jahren haben wir etwa
die Hälfte unseres Haushaltseinkommens
für Lebensmittel ausgegeben, heute sind
es rund elf Prozent.
Und das sind immer noch
gute Lebensmittel?
Sie sind sogar immer besser geworden.
Nach den Hartz-IV-Regelsätzen erhält ein
Kind drei Euro pro Tag für die Ernährung.
Kann man sich davon gesund ernähren?
Wer Hartz IV und damit eine Grund-
sicherung bekommt, der muss knapsen.
Das Wissen um Rohstoffe und wie man sie
zubereiten kann, erleichtert das Haushal-
ten. So bin ich selbst auf dem Hof zu Hause
groß geworden, kaum ein Lebensmittel
wurde weggeworfen oder blieb ungenutzt.
Ich unterstütze ehrenamtlich die Arbeit
einer Tafel. Dort haben mir viele erzählt,
30
Kalorienarm in der Kantine
Besprechung mit ihren Mitarbeitern
beim Lunch. Klöckner wählt Salat
»
Unsere Lebensmittel
sind günstig wie nie.
Vor 50 Jahren
gab man die Hälfte
des Haushaltsein-
kommens dafür aus,
heute nur noch
elf Prozent
«
wie hilfreich es ist, dass es Kochkurse und
Erläuterungen zu Gemüse gibt, das viele
noch nie zubereitet haben.
Gehen die Leute nicht zur Tafel, weil
sie mit Hartz IV nicht auskommen?
Diejenigen, die bisher offen mit mir
über ihren Tafelbesuch geredet haben,
sagen, dass sie das Angebot gerne anneh-
men, um dann mehr Geld für etwas ande-
res übrig zu haben. Wichtig ist mir auch
der Umgang mit Lebensmitteln. Wenn
ich mal zurückblicke auf die Zeit meiner
Großeltern, damals wurde Haushaltsfüh-
rung in der Schule gelehrt. Wenn montags
Kartoffeln gekocht wurden, dann gab es
die oft mehrere Tage in verschiedener
Form. Von Bratkartoffeln über Püree bis
zur Suppe, bis sie verbraucht waren. Das
waren natürlich ganz andere Zeiten, ein
Stück weit sollten wir aber zu dieser Wert-
schätzung zurückfinden.
Noch mal: Kann man sich von Hartz IV
gesund ernähren?
Jeder lebt und ernährt sich anders.
Hartz IV ist ein knapp bemessenes Bud-
get. Aber es gibt einen gewaltigen Preis-
unterschied zwischen den Lebensmittel-
Rohstoffen, die man selbst zu einem guten
Essen zubereitet, und Fertigprodukten.
Darum ist mir Ernährungsbildung so
wichtig: das Wissen, wie man sich kos-
tengünstig und gleichzeitig gesund und
ausgewogen ernährt.
Beim Kauf von Lebensmitteln plädieren
Sie für „Wahrheit und Klarheit“, damit
die Verbraucher keinen Täuschungen
aufsitzen. Andererseits sind Sie gegen
eine Lebensmittelampel zur Kennzeich-
nung. Wie passt das zusammen?
Eine Ampel klingt so einfach. Denn zum
Beispiel Olivenöl hätte einen roten Punkt.
Wichtig ist, dass die Gesamtkalorienzahl
reduziert wird, es Produkte in einer Sparte
mit weniger von allem gibt. Innovatio-
nen in dieser Richtung sollten wir för-
dern. Wir müssen den Verbraucheralltag
im Blick haben. Es geht ja auch nicht
darum, ganz auf die Butter auf dem Brot
oder den Zucker im Kaffee zu verzichten,
es kommt auf das Maß an. Wir brauchen
eine Gesamtstrategie zur Reduzierung
des Kalorienumsatzes.
Das heißt, Sie wollen ganz auf die
Kennzeichnung verzichten?
Nein, natürlich nicht. Nährwertanga-
ben müssen verpflichtend auf der Verpa-
ckung stehen. Dafür haben wir gesorgt –
das ist verlässlich. Fehl- und Überernäh-
rung nehmen zu. Da müssen wir an die
Ursachen ran. Alleine Produkten oder ein-
zelnen Rohstoffen die Schuld dafür zu
geben wäre zu kurz gesprungen. Dort,
wo aber bewusst verwirrende und ver-
brauchertäuschende Kennzeichnungen
angewandt werden, will ich Verbesse-
rungen erreichen. Wahrheit und Klarheit
sind mir wichtig – und Alltagstauglichkeit.
Stimmen die Infos auf den Packungen?
Nicht nur ich habe den Eindruck, dass
so manche Angabe zu Portions- und Ver-
zehrgrößen wenig mit der Lebensreali-
tät zu tun hat. Und: Das Mindesthaltbar-
keitsdatum wird häufig als Verfalls- oder
FOCUS 15/2018

Verbrauchsdatum missverstanden. Noch
immer werden zu viele Lebensmittel weg-
geworfen – über 80 Kilogramm pro Kopf
und Jahr.
Gehen Sie mit diesem Ziel auf die
Industrie zu? Wie wird Ihr Verhältnis
zur Lebensmittelindustrie sein?
Im Sinne der Verbraucher werde ich
mit den Lebensmittelherstellern sprechen,
auch über die Kennzeichnung. Wichtig ist
für mich, dass wir die Reduzierung von
Zucker, Salz und Fett wissenschaftlich
unterlegen. Und es muss praktikabel für
Verbraucher und Branche sein. Mir fällt
zudem die große Label-Flut auf, die für
die Verbraucher eher unübersichtlich ist.
Der Anteil der Erwerbstätigen in der
Landwirtschaft sinkt immer weiter,
die Gesamtsumme aller Subventionen
für die Landwirte steigt dagegen. Wie
lange lässt sich das rechtfertigen?
Das stimmt nicht, die Direktzahlungen
sinken . . .
. . . aber es gibt zahlreiche andere
Vergünstigungen . . .
. . . ja, für den Erhalt der biologischen
Vielfalt zum Beispiel. Aber auch für den
Bienenschutz oder die Landschaftspfle-
ge. Und genau das wird honoriert, weil
es gesamtgesellschaftliche Anforderun-
gen sind, die erst einmal nichts mit dem
Wirtschaftsbetrieb zu tun haben. Müssten
Gartenbaubetriebe die Landschaftspflege
übernehmen oder Blühstreifen für Bienen
nach staatlichen Vorgaben anlegen, müss-
ten wir dafür ja auch zahlen.
Es gibt Länder, in denen die Landwirte
überhaupt keine Subventionen erhalten.
Die gemeinsame EU-Agrarpolitik ist
eine wichtige Säule der europäischen
Einigung und Integration, auch für die
Entwicklung der ländlichen Regionen.
Natürlich brauchen wir immer wieder
eine Neujustierung dieser Politik, die
gesellschaftlichen Erwartungen an die
Mittelvergabe haben sich verändert. Die
Auflagen in Sachen Umwelt- und Natur-
schutz sind entsprechend hoch. Mir ist
wichtig, dass das Geld bei den Landwirten
und nicht bei Hedgefonds und Spekulan-
ten ankommt.
Das geht nicht ohne Subventionen?
Es ist richtig, dass es außerhalb Europas
Regionen gibt, in denen ohne Subven-
tionen zu Weltmarktpreisen produziert
wird. Dort sind aber auch die Bedingun-
gen anders. Nehmen Sie zum Beispiel
Getreideanbau auf Schwarzerdeböden
Foto: dpa
der Ukraine oder Milcherzeugung in Neu-
seeland: Die Maßstäbe sind nicht mit der
FOCUS 15/2018
Deutsche Weinkönigin 1995/96
Die Tochter eines Winzers hat einen
feinen Gaumen für edle Tropfen
»
200-Euro-Weine
können auch
enttäuschen.
Man bekommt
in Deutschland für
wenig Geld schon
sehr gute
Alltagsweine
«
Situation der deutschen Landwirtschaft
vergleichbar.
Kochen Sie eigentlich selbst, und
welches ist Ihr Lieblingsgericht?
Ja, ich koche gerne, wenn ich Zeit
habe, und bin begeisterte Thermomixe-
rin (lacht). Es gibt sicher auch andere gute
Geräte, die das Kochen erleichtern, ich
will ja keine Werbung machen. Ich hatte
in einem Interview mal erzählt, dass ich
Eintöpfe liebe. Was meinen Sie, was ich
monatelang danach bei all meinen Termi-
nen aufgetischt bekam (lacht) . . .
DEU TSCH L A N D
Wie viel Euro muss man ausgeben, um eine
Flasche trinkbaren deutschen Wein zu kaufen?
Alle Weine, die auf den Markt bei uns
kommen, müssen trinkbar sein. Ob sie
einem auch schmecken, hängt vom An-
spruch an die Qualität ab. Aber generell
gilt, dass der Wein in Deutschland sehr
preiswert ist und man schon für wenig
Geld sehr gute Alltagsweine bekommt.
Gerade im Einstiegsbereich ist der
Wein aber oft mehr wert, als er tatsäch-
lich kostet.
Wann haben Sie das letzte Mal einen Wein
für weniger als zwei Euro getrunken?
Bei einer Blindverkostung.
Hat es Sie geschüttelt?
Das nicht. Aber ich habe gemerkt, dass
es keine Premiumklasse sein kann.
Schmecken Sie den Unterschied
zwischen einem 20-Euro-Wein
und einem für 200 Euro?
Nicht automatisch. 200-Euro-Weine kön-
nen auch enttäuschen. Bei deutschen Wei-
nen schmecke ich in der Regel schon die
Rebsorte, manchmal auch die Qualitäts-
stufe heraus, am Säurespiel können Sie
oft auch den Boden, auf dem die Reben
gewachsen sind, herausfinden. Mit etwas
Übung schmecken Sie, ob es sich um einen
sortentypischen Wein handelt und ob er im
Keller gut ausgebaut wurde. Aber bei den
ganz hochpreisigen Weinen geht es neben
dem Geschmack oft auch um die Frage,
ob es sich um eine Rarität oder um einen
Wein aus einer speziellen Lage handelt.
Kaufen Sie Ihr Fleisch im Supermarkt
oder im Fachgeschäft?
Wenn ich zu Hause bin, dann gibt es
meistens das Fleisch aus der Region. Glei-
ches gilt für die Eier, mein Vater bringt
für mich direkt vom Bauern immer eine
Schachtel mit. Oder ich gehe auf den
Markt. Wenn die Zeit dafür nicht reicht,
dann kaufe ich auch an der Fleischtheke
im Supermarkt.
Also kein abgepacktes Fleisch?
Ich achte vor allem darauf, woher die
Produkte kommen. Das ist mir nicht nur
bei Fleisch oder Wurst wichtig, sondern
bei allen Nahrungsmitteln, ob abgepackt
oder nicht. Manchmal muss es einfach
schnell gehen. Wenn am Samstag die
Warteschlange an der Theke zu lang ist,
schaue ich mich auch im Kühlregal um.
Wir würde Sie gern als CDU-Politikerin fra-
gen, ob Sie auf der Seite von Horst Seehofer
stehen oder auf der von Angela Merkel . . .
. . . ich ahne, worauf Sie hinauswollen . . .
Also: Gehört der Islam zu Deutschland
oder nicht?
31
POLITIK DEU TSCH L A N D

Gegenfrage: Was ist „der Islam“?

Die Religion der hier lebenden 4,4 Millionen
Menschen mit muslimischem Glauben.
Faktenreport: Hartz IV Beim Islam gibt es verschiedenste Aus-
formungen, und insofern ist dieser Satz in
2005 reformierte die Regierung Schröder die Arbeitslosenunterstützung seiner Absolutheit weder falsch noch rich-
und führte das Arbeitslosengeld II, genannt Hartz IV, ein. Eine Übersicht tig. Religion ist ja auch nicht die Grund-
lage, auf der die deutsche Staatsbürger-
schaft zuerkannt wird. Für mich heißt das,
Entwicklung der Zahl der Verhältnis zwischen Ost- und Verhältnis Frauen und dass zu unserem Land Bürger gehören
Hartz-IV-Bezieher* in Mio. Westdeutschland (März 2018) Männer (Februar 2018)
und nicht primär Religionsangehörige.
(Angaben stets für Januar)
Dann liegt Horst Seehofer also falsch?
2,5 Es gehören Bürger zu Deutschland, die
896344
einen christlichen, jüdischen, muslimi-
2,0 723 057 schen oder einen anderen Glauben haben
*arbeitslose erwerbstätige Leistungsberechtigte

oder die Atheisten oder Agnostiker sind.

Das heißt aber nicht, dass jede Interpre-
1,5
1170 221 428 502 tation von Religion zu uns gehört und bei
uns geduldet werden darf. Keine Religion
1,0 steht über unserem Grundgesetz. Wessen
Glauben ihm oder ihr sagt, unsere jetzi-
0,5 ge demokratische Gesellschaftsordnung
müsse bekämpft werden, der darf hier
nicht auf Verständnis hoffen. Es ist auch
0
2008 3/2018 MÄNNER FRAUEN nicht akzeptabel, wenn einige aus ihrem
Glauben den Schluss ziehen, dass Frauen
10-Jahrestrend Die Zahl Strukturschwäche Im Osten Ungleich Über 55 Prozent der
der Hartz-Bezieher (ohne Auf- sind 7,4 Prozent arbeitslos, im Hartz-Bezieher sind männlich, weniger wert seien als Männer.
stocker, Kinder etc.) sinkt Westen nur 5,1 Prozent. knapp 45 Prozent weiblich. Lösen diese Debatten irgendein
wichtiges Problem, dem sich die neue
Regierung zuwenden möchte?

18,2
Bildungsabschlüsse von Hartz-IV- Entwicklung der Langzeit- Es geht dabei um ein wichtiges gesell-
Empfängern in Prozent arbeitslosigkeit in Mio. schaftliches Thema, weil es um Integra-
ohne abgeschl. 1,2 tion geht. Das beschäftigt die Bürger. Ich
Berufsaus- bin überzeugt davon, dass wir uns stärker
bildung 1,0
63,7 den Frauen zuwenden sollten. Eine erfolg-
betriebliche 0,8 reiche Integration steht und fällt mit der
Ausbildung/ Rolle der Frau.
Fachschule 32,1 0,6 Wir wollen Sie zum Schluss des Gesprächs
0,4 um spontane Satzergänzungen bitten.
Mio. Menschen
akademische Legen Sie los.
mussten in den Jahren
Ausbildung 4,2 zwischen 2007 und 2017 0,2 Also: Die AfD versteht es besser
Problem Wer keine Berufsausbil- Grundsicherung als alle anderen Parteien . . . 
0 . . . die Gesellschaft zu polarisieren und
dung hat, rutscht leichter in Hartz IV. in Anspruch nehmen. 2008 2017
aufzuwiegeln.
Christian Lindner schuldet der
Arbeitslosigkeit von Jugendlichen Union noch . . .

956544
unter 25 Jahren nach Schulab- . . . (lacht) eine gute Erklärung.
schluss in Prozent Jamaika ist für mich . . . 
. . . ein Ort, wo es gerade wärmer ist
ohne
Abschluss als hier. Und ansonsten würde ich noch
Haupt-
35 sagen: schade!
Meine Traumkoalition im Bund wäre . . . 
schule
insgesamt: . . . ich träume nicht, sondern gehe mit
Quelle: Bundesagentur für Arbeit

35 131000
der Realität um. Wer ins Gelingen verliebt
Strafen, ist, macht eine gute Arbeit in der großen
(Fach-) 13 17 Real- Koalition.
genannt Sanktionen, wurden von Dezember
Abitur schule Wenn Angela Merkel in vier Jahren
2016 bis November 2017 ausgesprochen.
Bildung Junge Arbeitslose haben oft Hauptgrund: Die Hartz-Bezieher sind ihren nicht mehr als Bundeskanzlerin
keinen oder einen geringen Abschluss. Meldepflichten nicht nachgekommen. antreten sollte, werde ich . . . 
. . . vier Jahre älter sein. n

32 FOCUS 15/2018
Dieser Text
zeigt evtl. Pro-
bleme beim
Text an

DIE NEUE FORMEL 1

MIT DEN EXPERTEN NICO ROSBERG UND TIMO GLOCK
POLITIK
200 Milliarden gute Gründe
Finanzminister Olaf Scholz verwaltet einen Rekordetat. Doch die Ausgabenwünsche von Union
und SPD übersteigen sein Budget bei Weitem. Nächste Woche droht der erste Krach ums Geld
H
eiter soll es werden
im brandenburgischen
Meseberg. Wenn sich
das Bundeskabinett am
Dienstag in dem 1736
erbauten Schlösschen trifft, er-
wartet Kanzlerin und Minister
Sonnenschein bei 16 Grad. Es
sind gute Rahmenbedingungen
für die Klausurtagung – auch
finanziell. Denn noch nie konnte
eine Regierung so aus dem Vollen
schöpfen.
In Meseberg wollen Angela Mer-
kel, Finanzminister Olaf Scholz
und die Kabinettskollegen den
Finanzrahmen für die nächsten
vier Jahre abstecken. Laut Finanz-
plan kann die Regierung bis 2021
fast 1,4 Billionen Euro ausgeben.
Das sind 141,8 Milliarden Euro
mehr, als die vorige große Koali-
tion zur Verfügung hatte.
„Olaf Scholz ist der glücklichste
Finanzminister aller Zeiten“
Es kommt noch besser: Im Koali-
tionsvertrag haben sich Union und
SPD auf weitere Ausgaben von
46 Milliarden Euro geeinigt. Da-
mit kann Scholz fast 190 Milliar-
den Euro mehr unters Volk brin-
gen. FDP-Chefhaushälter Otto
Fricke spricht sogar von mehr als
200 Milliarden Euro.
„Scholz ist der glücklichste
Finanzminister aller Zeiten“, ur-
teilt Steuerexperte Friedrich Hei-
nemann vom Institut ZEW. Wegen
guter Konjunktur und Rekord-
beschäftigung dürften die Steu-
ereinnahmen des Bundes 2018
und 2019 noch mal um je bis zu
fünf Prozent zulegen. Und Scholz
selbst wird nicht müde zu betonen,
die neue Regierung habe ange-
sichts der „sehr hohen Einnah-
men“ auch „große Gestaltungs-
möglichkeiten“.
Doch Scholz’ Rekordbudget ist
offenbar immer noch nicht groß
34
Mit Abakus Olaf Scholz (SPD), 59, Ende März bei seiner
Verabschiedung als Erster Bürgermeister Hamburgs
genug. Viele Vorhaben im Koali-
tionsvertrag sind in der Finanz-
planung nicht aufgeführt. So soll
die Bundeswehr mehr Personal
und neues Gerät bekommen. Das
koste mindestens drei Milliarden
Euro pro Jahr zusätzlich, heißt es
in der CDU. Rund zehn Milliar-
den Euro muss der Bund aufwen-
den, wenn er die Krankenkassen-
beiträge der Hartz-IV-Empfänger
komplett übernehmen will.
Ebenfalls noch nicht berück-
sichtigt sind Mehrausgaben für
Europa. Nach dem Brexit sol-
len die EU-Finanzen ab 2021
neu geregelt werden. Fachleute
in Scholz’ Ministerium rechnen
mit einem Anstieg der jährlichen
Überweisung nach Brüssel um
sechs bis sieben Milliarden Euro.
In der Union wird sogar eine Erhö-
hung um mehr als zehn Milliarden
H AU S H A LT
Euro für möglich gehalten. Da-
rüber hinaus pocht die CSU auf
einen Ausbau der Mütterrente.
Extrakosten pro Jahr: rund vier
Milliarden Euro. Das neue Bau-
kindergeld dürfte nach Berech-
nungen des Instituts der deut-
schen Wirtschaft (IW) doppelt so
teuer werden wie veranschlagt.
Heißt: Auf Scholz kommen noch
mal Forderungen von weit mehr
als 50 Milliarden Euro zu.
Die Haushaltspolitiker der Uni-
on sind entsprechend alarmiert.
„Olaf Scholz wird sich strikt an
die prioritären Maßnahmen von
46 Milliarden Euro im Koalitions-
vertrag halten müssen“, mahnt
Chefhaushälter Eckhardt Reh-
berg. „Für alles andere gilt ein
klarer Finanzierungsvorbehalt.“
FDP-Mann Fricke warnt Scholz
vor „Dauergeschenken“, die den
Haushalt in finanziell schlechte-
ren Zeiten „wie Senkblei herun-
terziehen werden“. Und ZEW-
Experte Heinemann mahnt, statt
immer neuer Ausgaben sollten
FOCUS-Umfrage: besser Schulden getilgt werden.
Was Scholz gar nicht passt: In
Was soll mit dem
Meseberg dürfte es auch um ein
Milliardenplus Thema gehen, das im Koalitions-
passieren? vertrag gar nicht auftaucht – die
Steuerpläne von Donald Trump.
in Bildung
investieren 53 „Darauf müssen wir reagieren,
um wettbewerbsfähig zu blei-
Steuern senken ben“, sagt CDU-Finanzpolitiker
Sozialausgaben %
Fritz Güntzler. Sein Vorschlag: die
erhöhen Körperschaftsteuer für Firmen in
in den Deutschland um 2,5 Punkte sen-
Schuldenabbau 16
stecken ken. Das würde den Fiskus rund
15 sechs Milliarden Euro kosten.
nichts davon 1
12 Auch vom Verfassungsgericht
weiß nicht/k. A. 2
droht Scholz Ungemach: Soll-
Klares Votum Die ten die Richter am Dienstag die
F  oto: Daniel Reinhardt/dpa
Mehrheit der Deut- Grundsteuer kippen, könnten
schen will mehr Geld schnell Forderungen nach neuen
für Schulen, Unis usw. Milliardenhilfen für die Kommu-
Quelle: Kantar Emnid nen laut werden.  n
JAN W. SCHÄFER
FOCUS 15/2018
Anders ist, wenn
Peter Rütten und
Oliver Kalkofe
offen ihre Liebe zeigen.
Zu SchleFaZ –
die schlechtesten
Filme aller Zeiten.

Die schlechtesten
Filme aller Zeiten
Freitags 20:15
Im April

Von der Lehre der Kirchen
Die Zahl der Kirchenmitglieder und Gottesdienstbesucher sinkt seit Jahrzehnten. Gut so.
Denn leere Kirchenbänke in Demokratien sind der beste Beweis,
dass der christliche Glaube gelebt und umgesetzt wird. Eine Klarstellung
L
eere Kirchenbänke
in Deutschland und
Europa, darauf ver-
ständigen sich die
meisten Diskutan-
ten schnell, stellen
ein Problem dar. Was aber,
wenn es sich dabei um das
Symptom einer grundsätz-
lich gutartigen Entwicklung
handeln würde? Die christli-
chen Kirchen sind leer, weil
man heute nicht mehr gläu-
biger Christ zu sein braucht,
um die Gleichheit der Men-
schen vor Gott oder Gerech-
tigkeit für jedermann oder
Nächstenliebe als Bildung
und Empathie zu erfahren,
weil man die Gleichheit aller
Menschen vor dem Gesetz
für selbstverständlich hält.
Die üblichen Vorwürfe
gegen Gottes Personal sind
deshalb so wirksam wie
falsch. Natürlich schädigt es
die Glaubwürdigkeit, wenn
man sonntags die Bewah-
rung der Schöpfung durch
Konsumverzicht predigt und
unter der Woche mal eben
für drei Tage nach Rom jet-
tet, um bei einem dortigen
Marathon ein paar Kilometer
mitzurennen. Warum? Weil
es sich gut macht, wenn
die Seelenhirten ihre phy-
sische Fitness beweisen.
Denn die 2-Reiche-Lehre
meint ja gerade die Einheit
von Körper und Geist, von
Psyche und Soma; sie gilt
36
E S S AY
zu leeren Kirchen
Von Bazon Brock
nicht mehr der Unterschei-
dung von göttlichem und
menschlichem Reich oder
von Theokratie und Demo-
kratie. Also, deutsche Seel-
sorgerInnen, lauft, lauft,
dann sind beide Reiche die
euren!
Die ökologischen Foot-
prints solcher Reisen sind
jedenfalls sehr viel größer
als die Jesuslatschen, die
bisher in diesen Kreisen als
Maßstab von Umweltre-
formwillen galten. Wasser
predigen und Wein trin-
ken – diese Heuchelei steht
für die Unglaubwürdigkeit
der Verzichtprediger: Die
Arbeit machen die anderen;
gerecht zu sein ist Forde-
rung an die Bösen und nicht
an uns, denn wir sind ja
gerecht, sonst würden wir
diese Forderung nicht stel-
len. Die Volksetymologie
»
Kirchen sind
soziale
Einrichtungen
wie Museen,
Finanzämter
«
kennt dafür den Begriff „Bi-
gotterie“, also den Dienst für
zwei Herren, wenn man den
einen gegen den anderen
ausspielt, um sich selbst zu
bedienen.
Ernster wird es schon,
wenn Kirchlinge glauben,
das Gebot der Nächstenliebe
verbiete es, geltendes Recht
durchzusetzen. Wer rechtlich
einwandfreie Entlassung
von Kirchenmitarbeitern
aus der Probezeit oder aus
befristetem Aufenthalt mit
dem Argument für ungültig
erklärt, Christen müssten
immer zur Vergebung von
Unfähigkeit oder Egoismus
bereit sein, stellt sich im
Namen des Glaubens über
das Gesetz. Das mag in
Diktaturen gerechtfertigt
sein, in Demokratien aber
ist es das nicht.
D
ie Liste dieser Bigot-
terien von Glaubens-
siegern lässt sich
beliebig lang aus-
schreiben. Derartige Verfeh-
lungen erklären aber nicht
den scheinbaren Niedergang
der christlichen Kirchen als
Instanzen des guten und
gerechten Lebens in unse-
rer Gesellschaft. Die „leeren
Kirchenbänke“, übrigens
schon seit Langem beklagt,
sind geradezu Zeichen der
Verwirklichung christlicher
Lebensvorstellungen in
Demokratien als Rechts- und
Sozialstaaten. Beispiel: In
Glaubensgemeinschaften
galt und gilt die Pflicht, den
Armen und Kranken unter
den Gemeindemitgliedern
zu helfen. Im Sozialstaat
erweitert sich solche lokale
Diakonie zur universellen
Geltung, also zur Pflicht,
allen Armen und Kranken zu
helfen, soweit die eigenen
Möglichkeiten das zulassen.
Was die Lehren der Kir-
chen postulierten und was
immer nur als spezifisch
christlich galt, ist in Demo-
kratien als Rechts- und Sozi-
alstaaten durch universelle
Geltung zu Selbstverständ-
lichkeiten erhöht worden.
Das kennzeichnet übrigens
die innere Logik solcher
Entwicklungsprozesse,
denn Glaubensgemeinden
müssen ihren Geltungs-
anspruch entfalten, indem
sie anderen als sich selber
predigen. Wenn das Hei-
lige immer nur für dessen
Anbeter gilt, bleibt es in der
Wirkung beschränkt. Wenn
es auf größere Geltung,
zum Beispiel als Grundsatz
für Akzeptanz, abzielen
soll, dann ist für das Sakra-
le gerade das Säkulare, für
das Göttliche gerade das
Menschliche, für das Heilige
gerade das Profane, für die
Außerordentlichkeit gerade
die Normalität die effektivste
FOCUS 15/2018
 Geschwätziger Denker
Jürgen Johannes Hermann – so heißt
Brock richtig. Den Vornamen
Bazon, griechisch für „Schwätzer“,
gab ihm sein Lateinlehrer
Erscheinungsform. Der
säkulare Staat westlichen
Zuschnitts gewann seine
überzeugende Ausprägung,
gerade weil sich erst in ihm
Gerechtigkeit, Glaubens-
freiheit und Bewahrung der
Vergangenheiten als das,
was nicht vergeht, realisie-
ren ließen. Heute garantiert
nur noch der Staat die Exis-
tenz von Kirchen. Kirchen
L
sind soziale Einrichtungen
wie Finanzämter, Museen
etc. Die vermeintlich trium-
phale Aufklärung im Wes-
ten als Trennung von Staat
und Kirche, von Thron und
Altar ist ein Missverständnis,
F  oto: Marko Priske/laif
denn in solcher Staatlich-
keit verwirklichte sich alles,
was die christlichen Kirchen
je gegenüber vormodernen
Despotien oder totalitärer
FOCUS 15/2018
Herrschaft fordern konnten.
Also nicht Trennung von Kir-
che und Staat kennzeichnet
unsere Zivilität; vielmehr
ist der demokratische Staat
in unserem Verständnis die
effektivste Durchsetzung
der christlichen Ethiken
und Lebensentwürfe. Leere
Kirchen verweisen deshalb
nicht auf ein Defizit, sondern
auf eine Erfüllung.
eere Kirchenbänke
sind der schlagende
Beweis für die gelun-
gene Durchsetzung
jener Vorstellungen des
gerechten Lebens, die sich
primär in den christlichen
Gemeinden entwickelt hat-
ten. Das – also den Erfolg
einer Lehre – zu betonen
wird heute unabding-
bar, wenn mit der Scharia
als neuem Grundgesetz
eine alternative umfas-
sende Lebensgestaltung
im Glauben, im Recht und
in der Wirtschaft zur Gel-
tung drängt. Die islamische
Bewegung steht noch weit
vor der Erfüllung ihrer For-
derungen und kann deshalb
die ungeheure Dynamik des
Wünschens und Begehrens
nutzen. Für die im Staat ver-
wirklichten christlichen Leh-
ren gilt, dass die Erfüllung
der Wünsche der Tod des
Wünschens ist. Durch Erfolg
zerstört, heißt diese General-
maxime der durchsetzungs-
fähigen Moderne, und es ist
eine ebenso gut begründete
Annahme, man lerne aus der
Geschichte, dass der Gel-
tungshunger immer über die
Geltungsgewissheit siegen
wird. Wenigstens so lange,
wie der Geltungshunger
unerfüllt bleibt. Machtge-
winn ist leichter als Macht-
erhalt. Glauben deshalb so
viele in der vermeintlich
garantierten Normalität
lebende Westler, sie müssten
die eigenen Gewissheiten
zerstören, um wieder hoffen
zu dürfen? Gibt es deshalb
so viele Extremisten links
wie rechts, weil sie sich der
Zerschlagung des Bestehen-
den als Voraussetzung für
die Wirkung neuer Wunsch-
bilder verpflichtet fühlen? n
Bazon Brock, 81,
ist Philosoph und emeritierter Professor
für Ästhetik und Kulturvermittlung an
der Bergischen Universität Wuppertal
37
POLITIK D I G I TA L

MEINUNG NUMMER 1 TRENDING BEI INSTAGRAM

 Philipp Amthor,
CDU-Bundestagsabgeordneter

»  WAS MICH
GEFREUT HAT:

23 923

Quelle: instagram
Likes bekam
Angela Merkels Oster-Foto vor dem Julia Klöckner (CDU) bei der Einweihung des
Bundeskanzleramt – kein Bild erhielt Helmut-Kohl-Platzes in Mainz. 528 Likes
diese Woche mehr Zuspruch. instagram.com/juliakloeckner

DATENSTRUDEL

„Für mich ist klar: Weder der

radikale noch der politische Islam
Das Wichtigste aus den
gehören zu Deutschland.“ sozialen Netzen
»  WAS MICH GEÄRGERT HAT:

Facebook-Charts Drachen statt Lufttaxi: Digital-Staats-

ministerin Doro Bär (CSU) mit Fluggerät.
1055 Likes instagram.com/dorobaer
Absoluter Zuwachs der Facebook-
Fans in der vergangenen Woche*

1. (2.) Jörg Meuthen (AfD, Foto) + 984

2. (5.) Angela Merkel (CDU) + 656
Quelle: fanpagekarma

3. (1.) Alice Weidel (AfD) + 357

4. (-) Jens Spahn (CDU) + 261
5. (-) Heiko Maas (SPD) + 196
6. (7.) Franziska Giffey (SPD) + 168
7. (-) Markus Söder (CSU) + 162

F  otos: imago, action press

8. (-) Robert Habeck (Grüne) + 155
*Stand: 5.4.2018, 10 Uhr
„Spanien ist kein Unrechtsstaat. Zahlen in Klammern:
Über die Auslieferung von Rang der Vorwoche Die Queen setzt sich für die Umwelt ein und
Puigdemont entscheidet die Justiz, pflanzt selbst einen Baum. 47 719 Likes
und das ist gut so.“ instagram.com/theroyalfamily

WER OLAF SCHOLZ GOOGELT, DER INTERESSIERT SICH AUCH FÜR . . .

Heiko
Der Name des neuen
Peter Altmaier
Angela Merkel Jens Spahn
Anne Will
Maas
Martin Schulz
Bundesfinanzministers Olaf Scholz
wird häufig auf Google eingegeben.
Aber wen suchen die Nutzer dann
auch noch? Die Grafik zeigt, welche
Quelle: Google Trends

Personen im Zusammenhang mit

Andrea Nahles
Scholz am häufigsten nachgefragt
werden: Martin Schulz, Angela Mer-
Ralf Stegner Britta Horst
Ernst
kel und Andrea Nahles . . .
Janina Zillekens Seehofer
38 FOCUS 15/2018
 lass
darmkrebs
Nicht deiN
schicksal
Nimm dein leben selbst in die hand.
seiN!
Geh zur Vorsorge. denn früh erkannt ist darmkrebs harmlos.
© Felix Burda Stiftung

Bereits bei über 250.000 Menschen ist Darmkrebs durch die Vorsorge
verhindert worden. Mehr Informationen auf felix-burda-stiftung.de.
POLITIK
„Wir erleben 4000 Cyber-Angriffe pro Tag“
EU-Sicherheitskommissar Julian King sieht Europa nicht ausreichend geschützt gegen
Attacken aus dem Netz. Er fordert eine bessere Kooperation und mehr Geld
F
ast im Stechschritt
eilt Julian King, 53,
in sein Büro. Er ist un-
pünktlich, das mag
er nicht. Der EU-Kom-
missar für Sicherheit wur-
de bei einem Termin aufge-
halten. „I’m sorry“, sagt er
lächelnd, als er den hellen
Raum im 10. Stock des Brüs-
seler Berlaymont-Gebäudes,
dem Sitz der EU-Kommis-
sion, betritt. King eröffnet
das Interview seinerseits mit
einer Frage: „Was kann ich
für Sie tun?“
Mr. King, lassen Sie uns
über die Sicherheit in der EU
sprechen. Wovon geht die
größere Gefahr für uns aus: von
staatlichen Organisationen,
zum Beispiel fremden Geheim-
diensten, oder Terrorzellen?
Ich versuche es zu vermei-
den, Bedrohungen zu katego-
risieren oder in eine Hierar-
chie einzuordnen. Die beiden
größten Gefahren gehen ers-
tens vom Terrorismus aus, der
eine echte Herausforderung
bleibt – trotz aller Fortschrit-
te, die wir bereits in Irak und
Syrien erzielt haben gegen
den sogenannten IS. Und
zweitens von der zunehmen-
den Cyber-Kriminalität.
Wo genau verläuft die Grenze zwischen
hybrider Kriegsführung staatlicher Stellen
und Cyber-Angriffen von Hackern?
Diese Grenze ist verschwommen.
Aber es gibt mehr Cyber-Attacken?
Wir erleben einen massiven Zuwachs
von Cyber-Straftaten. Der wirtschaftli-
che Schaden dieser Angriffe ist schwer
zu beziffern. Einige Schätzungen gehen
davon aus, dass es um einen Marktwert
geht, der dem eines vervollständigten
digitalen Binnenmarkts gleichkommt.
40
Britischer Ritter
Julian King, 53, ist seit 2016
EU-Kommissar für Sicherheit.
Er war zuvor unter anderem
Botschafter Großbritanniens in
Paris. King ist verheiratet und
seit 2014 Träger des britischen
Ritterordens Victoria
Das wären rund 415 Milliarden
Euro im Jahr.
Diese Größenordnung er-
scheint realistisch. Die Angrif-
fe betreffen auch zunehmend
Privatpersonen und das All-
tagsleben. Es gibt pro Tag
durchschnittlich 4000 Troja-
ner-Angriffe.
Solche Angriffe gibt es ja längst
auch auf politische Prozesse,
wie die US-Wahlen zeigen . . .
Ja, solche politisch moti-
vierten Angriffe haben wir
schon auf beiden Seiten des
Atlantiks erlebt, bei denen
die Angreifer versuchen, in
demokratische Prozesse ein-
zugreifen oder diese infrage
zu stellen. Diese Kombination
hat meines Erachtens zu einer
veränderten Wahrnehmung
von Cyber-Angriffen geführt.
Und manchmal ist es nicht
so ganz klar, ob hinter den
Angriffen Hacker stehen oder
staatliche Einrichtungen –
oder in welchem Maße sie
involviert sind.
In Deutschland war das Netz
des Bundes erst kürzlich Ziel
eines Hackerangriffs. Kam
das für Sie überraschend?
Es ist generell schwierig,
sich gegen alle Cyber-Atta-
cken zu schützen. Insofern
muss man immer mit Angrif-
fen rechnen. Die EU sollte deshalb die
Anstrengungen verdoppeln, solche
Angriffe abzuwehren.
F  otos: Nathalie Hill für FOCUS-Magazin
Wie genau?
Die EU-Staaten müssen sich gegenseitig
noch besser unterstützen, um die Sicher-
heitsstandards zu erhöhen. Wir müssen
uns untereinander besser austauschen
und gemeinsame Programme gegen Viren
entwickeln. Denn solche Attacken rich-
ten sich nicht nach geografischen Gren-
zen. Diese Viren sind so gebaut, dass sie
FOCUS 15/2018

sehr schnell sehr große Gebiete befallen
können. Und nur weil ein Land besser
geschützt ist als ein anderes, heißt das
noch lange nicht, dass es verschont wird.
Also hat Deutschland seine Haus-
aufgaben nicht gemacht?
Das habe ich nicht gesagt. Die Länder,
die zu den fortgeschrittenen beim Schutz
gegen Cyber-Angriffe gehören, sind Groß-
britannien, Frankreich und Deutschland –
einfach weil sie die Gefahr früh erkannt
und sich entsprechend vorbereitet haben.
Trotzdem sind sie nicht immun gegen
Cyber-Angriffe.
Was plant die EU, um sich insgesamt
besser auf solche Angriffe vorzubereiten?
Wir sehen die Trends – und die sind
besorgniserregend. Deshalb haben wir im
vergangenen Jahr eine Sicherheitsagen-
da vorgestellt. Wir werden eine Cyber-
Sicherheitsagentur gründen. Sie wird
die verschiedenen Behörden und Cyber-
Expertenteams miteinander verbinden,
sodass Angriffe gemeinsam schneller
abgewehrt und bekämpft werden kön-
nen. Darüber hinaus werden Sicherheits-
zertifikate geschaffen, die kritische In-
frastrukturen bis hin zu internetfähigen
Geräten besser schützen sollen.
Die Strafverfolgung im Netz stößt
immer wieder an ihre Grenzen.
Was will die EU dagegen tun?
Wir werden diesen Monat ein Konzept
vorstellen, bei dem es um den Zugang
zu elektronischen Beweisen geht. Das
ist eine der großen Hürden bei der Straf-
verfolgung von Cyber-Kriminalität. Die
Beweise fallen meist in die Gerichtsbar-
keit eines anderen Landes. Im Moment
ist es noch sehr schwierig, schnellen
Zugang zu diesen Daten zu bekommen.
Diese Hürden verlangsamen die Straf-
verfolgung. Wir wollen den Zugang ver-
einfachen.
Was können Firmen zur Sicherheit
in der EU beitragen?
Wir müssen sehr eng mit dem Privat-
sektor zusammenarbeiten. 90 Prozent
der Strukturen, die von Cyber-Angriffen
betroffen sein könnten, sind in der Hand
der Privatwirtschaft. Deshalb sind Part-
nerschaften besonders wichtig. Auch was
die Transparenz von Inhalten angeht.
Wie viel investiert die EU derzeit
in die Cyber-Sicherheit?
Die USA haben 2016 14 Milliarden Dol-
lar in Cyber-Sicherheit investiert. In der
EU sind es 1,8 Milliarden Euro bis 2020.
Das ist gut, aber wir reden hier von einem
riesigen Unterschied. Was wir investie-
FOCUS 15/2018
Anti-Brexit-Couch
Kings Sofa zieren Kissen mit
EU-Flagge und Union Jack
» Bulgarien oder Kroatien geteilt werden
Die USA investieren
wesentlich mehr
in Cyber-Sicherheit
als die EU
«
Handschlag mit der Königin
Am Fenster in Kings Büro
lehnt ein Foto mit Elizabeth II.
D I G I TA L
ren, steht meiner Meinung nach in keiner
Beziehung zu der Bedrohung, der wir aus-
gesetzt sind. Deshalb muss Cyber-Sicher-
heit im nächsten EU-Haushalt ab 2021
Priorität haben.
Die Zusammenarbeit von Geheim-
diensten wird dabei immer wichtiger.
Aber wie gut funktioniert sie wirklich?
Nun, die Geheimdienste arbeiten zu-
sammen. Es gibt eine Plattform in den
Niederlanden, über die Geheimdienste
aus EU-Ländern täglich zusammenar-
beiten, besonders wenn es um terroristi-
sche Bedrohungen geht. Diese Plattform
läuft allerdings außerhalb des rechtlichen
Rahmens der Europäischen Union. Aber
es gibt diese Zusammenarbeit, und das
sollte viel öfter betont werden, um den
Bürgern Sicherheit zu vermitteln.
Trotzdem gibt es Länder wie Deutschland,
die zögerlich mit sensiblen Informationen
umgehen, wenn sie mit Ländern wie
sollen. Verstehen Sie das?
Ich kann den Eindruck nicht teilen. Was
ich in den vergangenen beiden Jahren
festgestellt habe, ist, dass immer mehr
Informationen über unsere Datenban-
ken ausgetauscht werden. Im Schen-
gen-Informationssystem (SIS) sind allein
75 Millionen Warnungen eingetragen,
das System wurde 2016 mehr als vier
Milliarden Mal von Behörden durchsucht.
Das ist eine Steigerung von 40 Prozent
gegenüber dem Vorjahr. Diese Systeme
werden also genutzt – wegen der Bedro-
hungen, denen sie entgegenwirken wol-
len. Es gibt ein gemeinsames Interesse
aller nationalen Behörden, sensible Infor-
mationen auszutauschen.
Sie sind seit knapp zwei Jahren als
EU-Kommissar für die Sicherheitsunion
zuständig. Hand aufs Herz:
Wie gut funktioniert sie heute?
Wir arbeiten an unserer Widerstandsfä-
higkeit und an Abschreckungsmechanis-
men, sowohl in der realen Welt als auch
im Netz. Wir machen da auch große Fort-
schritte. Aber ich würde nie so weit gehen
zu sagen, dass es die Bedrohung nicht
mehr gibt. Ein Nullrisiko gibt es nicht,
ebenso wenig wie einhundertprozentige
Sicherheit. Wir müssen die Lücken so gut
wie möglich schließen, durch die Terroris-
ten und Hacker uns Schaden zufügen kön-
nen. Aber wir werden nicht eines Morgens
wach werden und feststellen, dass solche
Gefahren nicht mehr existieren. n
INTERVIEW: MIRJAM MOLL
41
 WIRTSCHAFT

Preisbrecher
Elon Musks Raum-
fahrtunternehmen
SpaceX will
Raketenstarts
billiger anbieten –
und bereits
2018 zahlende
Touristen in die
Mondumlaufbahn
bringen

Tesla-Gründer Elon Musk und die Frage:

Gehen dem Wunderkind

die Wunder aus?
Seine Fans verehren ihn mit fast religiöser
Hingabe. Aber der Pionier der
Elektromobilität bekommt die Probleme
in der Produktion nicht in den Griff.
Die Börsen registrieren immer aufmerksamer
F  oto: Joe Pugliese/AUGUST

jede Schwäche des Herstellers

42 FOCUS 15/2018
 AU T O

Mehr als ein Auto

Wer Tesla fährt,
zählt sich zur
Tech-Avantgarde.
Am Unternehmen
war zeitweise
auch Daimler
beteiligt

Unbeirrt
Mit 17 wanderte Elon
Musk von Südafrika
nach Kanada aus,
wenig später grün-
dete er seine erste
Firma. Wenn es phy-
sisch möglich wäre,
würde er aufs Essen
verzichten – um nur
noch zu arbeiten

43
W IRTSCH A FT

Tödlicher Unfall auf dem Highway 101 Noch ist nicht genau klar,
wie es zu dem Unfall kam, bei dem ein Apple-Ingenieur starb

Akkus für das Model 3 Die Gigafactory 1 in Nevada soll

ihre Leistung 2018 auf 35 Gigawattstunden hochfahren.
Die Fabrik soll Akkus CO2-neutral produzieren

Trotz per Twitter

Kritische Analysten-
kommentare kon-
terte Musk zum
1. April mit einem
Foto von sich selbst
vor einem Model 3
und dem Pleite-
Hinweis auf Karton

Deutsches Hightech
Im Tesla-Werk im kali-
fornischen Fremont
montieren Roboter des
deutschen Herstellers
Kuka die Pkw. Der
Automatisierungsgrad
ist hoch, die Stückzah-
len trotzdem niedrig

44
 AU T O

W
as kümmern Elon Produktion von bis zu 200 000 Autos vom seinem Gegenüber zu verstehen geben
Musk, 46, die Gesetz- Typ Model 3 angekündigt, doch montiert will, dass er mit dessen Leistung nicht
mäßigkeiten der wurden gerade mal ein paar Tausend. zufrieden ist. „Die Leute werden genug
Autoindustrie? Er sei Und auch im ersten Quartal 2018 stiegen Zeit für ihre Familien haben, wenn wir
selbst „davon über- die Stückzahlen nur langsam. Zum Ver- pleitegehen“, soll er einmal gesagt haben,
rascht, wie groß der gleich: Toyota lieferte 2017 knapp neun als sich Angestellte über die ständigen
Vorsprung“ von Tesla Millionen Autos aus, Mercedes etwa 2,4 Wochenendschichten beschwerten.
gegenüber allen anderen Herstellern sei, Millionen. Gestiegen ist bei Tesla dage- Schon als Kind im südafrikanischen
sagte der Tech-Visionär und Mitgründer gen der Verlust: auf sagenhafte 550 Mil- Pretoria lernte er Rücksichtslosigkeit
des kalifornischen Elektroautoherstellers lionen Euro im vierten Quartal 2017. Pro als Überlebenshilfe schätzen, berichtet
einmal in einem Interview. Gravierende Stunde verbrenne Tesla fast eine halbe Musks Biograf Ashlee Vance („Wie Elon
Probleme in der Produktion bei Tesla gab Million Dollar, rechnete die Finanznach- Musk die Welt verändert“). „In der Schu-
es damals schon, doch niemand wider- richtenagentur Bloomberg Ende 2017 vor. le wurde ich von Gangs gejagt, die die
sprach ihm. Wie auch? Musk ist nicht Er werde persönlich die Kontrolle über Scheiße aus mir herausprügeln wollten“,
irgendein Car Guy. Seine Anhänger ver- die Produktion des Model 3 übernehmen, erinnert sich Musk in dem Buch. „Und
ehren und bejubeln kündigte Elon Musk wenn ich dann nach Hause kam, war
ihn wie einen Popstar. Operatives Ergebnis von Tesla Motors vergangene Woche es dort genauso schrecklich. Es war wie
Banale Größen wie in Mio. US-Dollar an. Restlos beruhigen Nonstop-Terror.“
Nettoertrag oder Pro- konnte er die Inves- Seine Unerschrockenheit in schein-
2008 2017
duktionsvolumina, die 0 toren mit der Ankün- bar aussichtslosen Situationen wurde
Gesetze der ökono- digung nicht. Zwar zu Musks Stärke, genauso seine Begeis-
mischen Schwerkraft, erholte sich die Aktie terung für futuristische Technik. Als
galten für einen wie -500
etwas. Jedoch hatte sie Junge verschlang er Science-Fiction-
Musk nie. bis Donnerstagvormit- Bücher wie „Per Anhalter durch die
Bis jetzt. „Trotz Fass ohne Boden tag gegenüber ihrem Galaxis“ von Douglas Adams und expe-
intensiver Versuche, Zwar steigen die Höchststand im Juni rimentierte mit Chemikalien. Zusammen
Geld aufzutreiben, Stückzahlen, doch -1000 2017 gut 30 Prozent mit seinem Bruder gründete er später eine
inklusive eines ver- werden die Erträge verloren. Tesla werde Firma, verkaufte sie, investierte das Geld
zweifelten Massenver- durch immer höhere es kaum je schaffen, in die nächste Firma, die vom Bezahl-
kaufs von Ostereiern, Ausgaben aufgezehrt -1500 Erträge zu erwirtschaf- dienst PayPal übernommen wurde. Mit
müssen wir leider mit- Quelle: Tesla ten, die sich „auch nur den Erträgen aus seinen PayPal-Anteilen
teilen, dass Tesla kom- im Durchschnitt der hatte Musk genügend Spielgeld, um sein
plett und absolut pleite Branche“ bewegen, eigenes Ding zu machen: Er gründete
ist“, twitterte Musk zum 1. April. prophezeien-2000 die Experten von JP Mor- das Weltraumunternehmen SpaceX, den
Ein harmloser Kalauer, den die Investo- gan. Eine ganze Reihe Börsianer wetten Autobauer Tesla und die Ökostromfirma
ren früher mit einem Lächeln übergangen gegen Tesla-Anleihen, berichten Markt- Solar City, die später in Tesla aufging.
hätten. Jetzt straften sie die Aktie mit beobachter. Die Rating-Agentur Moody’s
einem Minus von acht Prozent ab. Schon senkte die Kreditwürdigkeit von Tesla Zum Mars, drunter geht’s nicht
zuvor hatte der Kurs auf vergleichswei- Ende März auf Caa1, stuft die Aktie also Mit SpaceX zeigte Musk, wie er eine
se harmlose Negativmeldungen nervös als Zockerpapiere ein. Berufsmäßige Branche aufmischen konnte, in der
reagiert, etwa auf eine Rückrufaktion Schwarzseher wie Hedge-Fonds-Mana- über Jahrzehnte hinweg eine über-
wegen Problemen bei der Servolenkung ger John Thompson erwarten eine Pleite schaubare Anzahl von Anbietern den
von 123 000 Model S – obwohl Tesla ver- innerhalb des nächsten halben Jahres. Markt untereinander aufgeteilt hatte.
sichert hatte, es bestehe keine Gefahr 2015 gelang es dem
für die Fahrer. Auch die Ermittlungen „Nonstop-Terror“ Weltraumunternehmen,
Anzahl der weltweit 120 000
wegen eines Unfalls mit eingeschaltetem Wie kommt der eine Rakete ins All zu
abgesetzten Elektro-
Abstandswarner bescherten der Aktie 46-Jährige mit die- autos von Tesla
schicken und danach
einen jähen Verlust. sem Druck klar? Mit- 100 000 wieder auf der Erde
arbeiter und Freunde Erfolgreich in aufsetzen zu lassen.
480 000 Dollar Verlust pro Stunde schildern ihn als einen der Nische Bis dato waren Rake-
80 000
Immer noch schafft es der Autobauer Getriebenen, der sich Für den Massen- ten reine Wegwerfpro-
F  otos: Nancy Pastor/Polaris/laif, dpa

nicht, die Ankündigungen seines Chefs nie geschlagen gibt. markt bräuchte dukte. Vom Recycling
60 000
auch nur annähernd umzusetzen. Bis Als jemanden, der, Tesla sechs- verspricht sich Musk
2020 soll Tesla nach dem Willen Musks wenn es sein muss, in stellige Stück- erhebliche Kostenvor-
eine Jahresproduktion von einer Million der Fabrik übernach- zahlen 40 000 teile. Schon heute sind
Pkws schaffen, doch erst 2017 gelang tet, gleiches Enga- die weltweiten Prei-
es, mehr als 100 000 Autos auszuliefern. gement von anderen 20 000 se für Raketenstarts
Große Hoffnungen ruhen auf dem Model erwartet und schon wegen der Konkurrenz
3, das den Massenmarkt erobern soll. mal Kaffee über den 0 durch SpaceX unter
Für das zweite Halbjahr hatte Musk die Tisch spuckt, wenn er 2010/11 2017 Druck geraten.
Quellen: Bloomberg, KBA, Tesla, IHS
FOCUS 15/2018 45
W IRTSCH A FT

Bedingungslose Begeisterung für alles,

was technisch machbar ist
Revolutionäre 2000
Peter Thiel (l.)
fusionierte den
Bezahldienst PayPal
mit Elon Musks
Konkurrenzanbieter
X.Com. PayPal
nutzen heute über
200 Mio. Menschen

1980er Im Garten Elon (2. v. l.) mit Cousin

Russ Rive (l.), seinem Bruder Kimbal
(2. v. r.) und Cousin Peter Rive

1970er
Trügerisches Idyll
Als Schulkind lernte Elon Musk Mobbing
und körperliche Gewalt kennen. Nach der
Trennung der Eltern lebte er beim Vater

Der Selfmademan spricht davon, den
Mars zu besiedeln, damit die Menschheit
neuen Lebensraum habe, falls die Erde
einmal nicht mehr bewohnbar sein sollte.
Solche Aussagen mögen Skeptiker belä-
cheln – widerlegen können sie sie kaum,
denn Träume lassen sich nicht überpüfen.
Ähnlich die Pläne, Menschen in Hoch-
geschwindigkeitsröhren von einem Ort
zum anderen zu schießen: Hyperloop ist
eine Klasse für sich und allein deswegen
gegen Wettbewerb gefeit.
E-Autos sind nichts Besonderes mehr
Diesen Bonus hat Tesla nicht mehr. Aus-
schließlich auf Elektroautos zu setzen
war 2003, im Gründungsjahr des Unter-
nehmens, mutig – heute können sich
Kunden aus Dutzenden Modellen kon-
nicht nur angekündigt, sondern zum Teil
auch schon vollzogen haben. Mit seinem
Autopiloten schließlich, der wiederholt
in kritischen Situationen versagte, muss
sich Tesla den Vorwurf gefallen lassen,
zu schnell auf eine noch nicht ausgereif-
te Technologie zu setzen. Während die
alte Industrie aufholt, wirkt Tesla immer
noch, als habe es Mühe, sich im Autobau
zurechtzufinden.
Vielleicht ist ja der eigene Anspruch
schuld, alles besser zu machen, jeden
290
280
270
260
Schritt neu zu denken. Greg Reichow
war bis Mitte 2016 stellvertretender
Chef der Produktion bei Tesla; er lobte
die Geschwindigkeit der Innovationen:
„Bis zu 50 Veränderungen pro Woche“
würden in der Fabrik umgesetzt. Wäh-
rend andere Pkw-Bauer auf die Expertise
von Zulieferern vertrauen, die einzel-
ne Teile millionenfach herstellen, leiste
sich Tesla eine hohe Wertschöpfung, de-
signe Hochspannungskabel, Bildschirme
und Sicherungen selbst. Nur so sei es
möglich, Innovationen ohne Zeitverzug
umzusetzen.
Manager-Exodus
Eine Maxime, die in der Theorie gut
klingt. In der Praxis steigt mit dem Anteil
der Eigenentwicklungen die Zahl mögli-
F  otos: Courtesy of Maye Musk (2), dpa (4)

ventioneller Autohersteller den Stromer
aussuchen, der ihnen am besten gefällt.
Allein der Begriff Gigafactory signali-
sierte 2014, zum Baubeginn des ersten
Akku-Werkes von Tesla, Wagemut. Heu-
te entstehen in Asien Batteriefabriken,
deren Dimensionen die Anlagen von
Tesla bescheiden aussehen lassen – und
die, anders als die Tesla-Gigafactory, die
Automatisierung in der Zellenfertigung
250 cher Fehler. Und das wiederum führt zu
240 Tesla-Aktie immer neuen Pannen und Verzögerun-
230 Kurs in Euro gen. Oder, um mit Elon Musks eigenen
Worten zu sprechen: geradewegs in die
220 „Produktionshölle“.
210 Dort ist der Arbeitsalltag ungemütlich.
Immer wieder berichten Insider über
4.1.2018 4.4.2018
Autos, die das Werk nicht verlassen, weil
Absturz Tesla-Aktionäre konnten seit 2012 viel Geld die Türen nicht ordentlich schließen, weil
gewinnen. Zuletzt verkauften etliche den Wert sich Teile des Interieurs selbstständig

46 FOCUS 15/2018
 AU T O

Schwieriges Privatleben
Drei Ehen scheiterten, auch die Bezie-
2016 Hightech- hung Elon Musks mit Schauspielerin Gruß an Außerirdische
Rohrpost Amber Heard hielt nur ein Jahr An Bord einer Falcon-Heavy-Rakete
Musks Hyper- startete im Februar ein Tesla
2017
loop-Projekt Roadster ins All. Am Steuer des
soll den gerin- Autos: Dummy Starman
gen Widerstand
2018
in Röhren mit
Teilvakuum für
schnelle Beför-
derung nutzen

2017
Heikle Nähe
Tesla-Vorläufer Musk (M.) war erst
Vom AC Propulsion gegen Trump (r.), 2017 Spionage im All
tzero wurden drei beriet dann ihn und Geglückter Start einer Falcon-
Stück gebaut. Die Steve Bannon (l.), be- 9-Rakete von SpaceX in
2003 Macher verkauften vor er auf Distanz zum Cape Canaveral mit einem
die Technik an Tesla Weißen Haus ging Aufklärungssatelliten an Bord

machen und der optische Gesamtein-
druck niederschmetternd ist. 700 Arbei-
ter wurden 2017 gefeuert. Sie seien ein-
fach nicht gut genug gewesen, so die
lakonische Erklärung Musks. Auch Top-
Manager gingen reihenweise oder wur-
den gefeuert. Sterling Anderson, ehemals
Chefentwickler des Tesla-Autopiloten,
gründete zusammen mit anderen hochka-
rätigen Experten Aurora, ein Start-up für
Roboterautos, und macht heute Geschäfte
mit VW und Byton.
Auch zwei Chefs der Akku-Abteilung,
Kurt Kelty und danach Jon Wagner, such-
ten sich neue Jobs. Zuletzt wechselte
Matthew Renna zu VW, der zuvor bei Tes-
la für das Model S und Model X zuständig
war. Alarmierend war nach Ansicht vieler
Investoren der Abgang von Ex-Finanz-
chef Jason Wheeler im vergangenen
Jahr und danach von Vize-Finanzchefin
Susan Repo.
Wie geduldig sind die Investoren?
500 000 Tesla-Begeisterte zahlten je 1000
Dollar für ein Model 3 an. Ihr Vertrauen
ist gleichbedeutend mit einem zinslosen
Kredit über eine halbe Milliarde Dollar.
Damit allein wird Tesla aber wohl das
Jahr 2018 nicht überleben. Die langfris-
tigen Schulden summierten sich Ende
2017 auf fast zehn Milliarden Dollar,
gleichzeitig muss Tesla weiter hohe Sum-
men in die Verbesserung seiner Produk-
tion investieren.
Elon Musk wird womöglich neue Akti-
en und Anleihen ausgeben müssen, um
den finanziellen Spielraum von Tesla zu
erhalten. Bisher liefen Kapitalerhöhun-
gen reibungslos. Seit 2010 sammelte das
Unternehmen auf diese Art rund 4,5 Mil-
liarden Dollar ein. Was aber, wenn ihm
der Kapitalmarkt angesichts der wach-
senden Probleme das Geld verweigert?
Unklar ist auch, was wäre, wenn die Kun-
den ihre Engelsgeduld mit Tesla verlie-
ren und ihre Reservierungsgebühr für
das Model 3 zurückverlangen würden.
Über die Zahl der Interessenten, die nicht
mehr ewig auf ihr Model 3 warten wollen,
schweigt das Unternehmen.
Stattdessen ist die Firma bemüht, ihre
Anhänger bei Laune zu halten.
Die Fansite TeslaMotors-
Club präsentierte
diese Woche
die Geschich-
te eines Kun-
den, der sein Model 3 abholen kam – und
von Tesla-Chefdesigner Franz von Holz-
hausen (Ex-VW) persönlich empfangen
wurde.
Aufgeben ist keine Option
Die Zahl der Start-ups, die in der Auto-
branche scheiterten, sei groß, bemerkte
Elon Musk einmal gut gelaunt in einem
Interview. Es handle sich um „einen
ansehnlichen Friedhof“.
Einzuschüchtern schien ihn die Mög-
lichkeit einer Pleite damals nicht. Auch
jetzt demonstriert er Entschlossenheit.
„Ich schlafe wieder im Werk“, twitterte
er. Seine Beschäftigten forderte er auf,
sich anzustrengen und 300 Autos am Tag
zu bauen, um Tesla-Skeptiker, also „die
Hasser“, zu widerlegen. Seinen Vertrag
hat er bereits um zehn Jahre verlängert.
Laut der Vereinbarung bekommt er Akti-
en im Wert von 50 Milliarden Dollar –
aber nur, wenn die Bewertung von Tesla
an der Börse weiter wächst,
von 59 Milliarden Ende
Januar bis auf 650 Mil-
liarden Dollar. n
SUSANNE STEPHAN

Luxussportwagen Der neue Roadster ist für 2020 geplant 47

W IRTSCH A FT

„Die Nachfrage ist größer als das Angebot“

Renault setzte mit Nissan früh auf E-Autos. Das zahlt sich heute aus.
Deutschland-Chef Uwe Hochgeschurtz über die Nachfrage nach neuen Antrieben

G
röße kann ein ent- in die Entwicklung von Elektro-
scheidender Wettbe- fahrzeugen zu investieren und
werbsvorteil sein – uns als Pionier eine breite
auch beim Übergang Kompetenz in diesem Bereich
zur E-Mobilität. Nis- erarbeitet, von der Entwick-
san und Renault, die heute lung über die Produktion bis
schon wechselseitig Beteili- zum Verkauf und Service. Das
gungen halten, verhandeln zahlt sich jetzt aus. Wir sind die
zurzeit über eine Fusion. Sie Nummer eins bei reinen Elek-
dürfte es ihnen erleichtern, trofahrzeugen in Europa. Und
neue Antriebe zu finanzieren. wir schaffen es, Elektroautos
Renault-Deutschland-Chef Uwe profitabel herzustellen.
Hochgeschurtz verzeichnet wäh- Lieferprobleme, wie sie Tesla
renddessen immer mehr Be- plagen, sind ja auch Ihnen nicht
stellungen für den kompakten unbekannt. Derzeit müssen
Stromer Zoe. Kunden sechs bis sieben Monate
auf einen Renault Zoe warten.
Herr Hochgeschurtz, Tesla Warum haben Sie die Produkti-
galt lange als Schrecken der onskapazitäten nicht von Anfang
etablierten Autoindustrie: an ausreichend ausgelegt?

F  oto: Markus C. Hurek für FOCUS-Magazin

ein Unternehmen, das konse- Die Nachfrage ist einfach grö-
quent nur auf Elektromobilität ßer als das Angebot. Wie schnell
setzt und dafür exzellente sich Elektroautos durchsetzen
Experten gewann. Überraschen würden, war niemandem in der
Sie die Probleme, mit denen Uwe Hochgeschurtz Branche klar. Jetzt ist es so weit,
sich der Hersteller jetzt herum- Der 55-jährige Kölner, Sohn die Elektromobilität ist gesellschaftlich
schlagen muss? eines Radprofis, ist überzeugt, anerkannt. Wir sind glücklich darüber,
Ich kann nur für Renault sprechen, und dass mit den richtigen dass wir in Deutschland und in Europa
hier gilt: Wir haben 2009 zusammen mit Anreizen für die Kunden die 2017 mehr rein elektrische Pkws verkauft
Nissan beschlossen, vier Milliarden Euro Mobilitätswende gelingen wird haben als jeder Wettbewerber. Die Produk-

E-Autos für Alltag und Rennstrecke

Stadtflitzer Der Renault Zoe Z.E. 40, der mit Batterie ab 34 100 Euro kostet Rollendes Wohnzimmer In der Robotaxi-Studie EZ-GO haben sechs
(mit Miet-Akku ab 26 100 Euro), profitiert von 5000 Euro Umweltprämie Passagiere Platz. Rollstuhlfahrer können über den Bug einfahren

48 FOCUS 15/2018

tionskapazitäten werden wir jetzt Schritt
für Schritt an die Nachfrage anpassen.
Wie schnell werden Sie
Ihren Rückstand aufholen?
Wir wollen die Lieferzeit im Lauf des
Jahres auf etwa ein Vierteljahr reduzie-
ren. Das ist gleichbedeutend mit einer
deutlichen Erweiterung der Produkti-
onsvolumina, da die Bestellungen wei-
ter zunehmen. Der Anteil
reiner Stromer in Deutsch-
land wird sich voraussicht-
lich jedes Jahr verdoppeln.
» Autosalon den EZ-GO
Am 19. Mai zeigen Hersteller
bei der Formel E in Berlin,
Wir schaffen
was E-Motoren leisten
können. Warum steigt es, Elektro-
Renault ausgerechnet jetzt
aus der Rennserie aus?
autos
Bis Saisonende blei- profitabel
ben wir schon noch dabei,
herzustellen
danach wird unser Part-
«
ner Nissan einsteigen. Das
Renault-e.dams-Team hat
seit Bestehen der Formel E
alle WM-Konstrukteurstitel
gewonnen. Damit haben
wir bewiesen, dass wir die Technolo-
gie beherrschen. Jetzt konzentrieren wir
unser Motorsport-Engagement komplett
auf die Formel 1. Damit wollen wir die
Marke auf den internationalen Märkten
bekannter machen und unser interna-
tionales Wachstum vorantreiben.
Die Formel E ist halt immer
noch ein Nischen-Event.
Es ist wie bei vielen Wettbewerben:
Die Sportart arbeitet sich hoch und wird
irgendwann sehr populär. Die Formel E
FOCUS 15/2018
AU T O
310079
ist durchaus attraktiv. Sie kann mitten
0.1
EP
in den urbanen Zentren stattfinden und
spricht auch neue Zielgruppen an. Fast
alle Autohersteller haben Interesse an
der Formel E bekundet. BMW will die-
Kundenfreigabe
ses Jahr einsteigen, Mercedes nächstes
Auftrags-Nr.:
ABC-Geprüft
Jahr. Die Unternehmen würden nicht in
Operator
Revision
das Rennen investieren, wenn sie nicht
davon ausgehen würden, dass der Sport
in Zukunft eine interessante
Zielgruppe erreicht.
Renault hat auf dem Genfer
68 x 267 mm
PSR SC Plus
vorgestellt. Unter anderem
haben VW und Mercedes
4 mm
bereits ähnliche Studien
gezeigt, so langsam wird’s
also eng auf dem Markt für
Robotaxis. Wann, glauben Sie,
wird damit Geld verdient?
MBZ/BGE/SF:
Wann und wo man zuerst
Beschnitt:
Trapping:
damit Geld verdienen wird,
Format:
Profil:
kann Ihnen heute niemand
sagen. Klar ist aber, dass
in diesem Geschäftsfeld
viel Musik steckt. Experten
gehen davon aus, dass der
Markt 2030 rund 200 Milliarden Dollar
groß sein wird, wobei wir hier nur über
Serviceplan Campaign Hamburg
die 200 größten Städte der Welt spre-
chen. Unser stellvertretender Vorstands-
Anzeigen Frühjahr 2018
chef Thierry Bolloré hat kürzlich mit Blick
auf den EZ-GO gesagt: „Wir laufen uns
Stefan Klöpper
warm.“ Wir sammeln also Erfahrungen
World Vision
und legen damit die Grundlage für den
Erfolg von morgen. Wenn es richtig los-
Focus
Tatenda,
geht, wollen wir vorn dabei sein. n
INTERVIEW: SUSANNE STEPHAN
„
Beate!“
Kampagne/Etat:
Publikation/Art
Motiv/Name:
Kontakt:
Kunde:
In Simbabwe, wo Praise lebt, sprechen
die Menschen Shona. Und in dieser
Sprache steht „Tatenda“ für Danke.
Ungeschlagen
Es ist eines der ersten Worte, die
Renault e.dams ist
Praise zu schreiben gelernt hat, um
das erfolgreichste
Conventstraße 1 – 3 | 22089 Hamburg | Germany
ihrer deutschen Patin Beate einen
Team in der jungen
Brief zu schreiben. Denn dank ihrer
Geschichte der
Tel. +49 40 25109-0 | albertbauer.com
Patin Beate hat Praise lesen und
Formel E, auch
schreiben gelernt.
dank der Leistung
seines Fahrer-
Duos Nicolas Prost Das ist die Kraft der Patenschaft.
(r.) und Sébastien
Buemi
Werden auch Sie jetzt Pate:
www.worldvision.de
W IRTSCH A FT
Achtung, große Lebensver(un)sicherung!
Jeder vierte deutsche Versicherer prüft den Verkauf der Bestandsverträge –
rund 20 Millionen Kunden könnten betroffen sein. Was bedeutet das für Sie?
N
ur noch ein paar Wochen.
Dann klärt sich das
Schicksal von gut vier
Millionen Lebensversi-
cherten. Denn voraussichtlich im
Mai entscheidet der italienische
Generali-Konzern, was aus seiner
deutschen Lebensversicherungs-
tochter wird. Die wahrscheinlichste
Variante: Generali Leben wird ver-
kauft – ganz oder teilweise.
Die ersten Interessenten stehen
bereit. Der Finanznachrichtendienst
Bloomberg berichtet, dass die drei
Abwicklungsspezialisten Frankfurter
Leben, Viridium und Athene jeweils
bis zu eine Milliarde Dollar (etwa
800 Millionen Euro) geboten hätten.
Frankfurter Leben kaufte bereits die
Pensionskasse der Axa-Versicherung,
Viridium erwarb den Lebensversiche-
rungsbestand von Protektor, und
Athene übernahm die Deutschland-
Tochter von Delta Lloyd.
Das Problem für die vier Millionen
Generali-Kunden: Die potenziellen
Aufkäufer – die sogenannten
Abwickler – haben nicht den besten
Ruf. Zumindest im Ausland. Briti-
sche Zeitungen nennen abgewickel-
te Lebensversicherer schon mal
„Zombie Insurers“, Zombie-Versi-
cherer. Der Vorwurf: Aufkäufer
hätten Altkunden schlecht behan-
delt oder genötigt, lukrative Verträ-
ge zu kündigen.
Aber nicht nur Generali grübelt
über einen Verkauf. Jedes vierte deut-
sche Unternehmen denkt derzeit
darüber nach, so Branchenschätzun-
gen. Rund 20 Millionen der rund 85
Millionen Lebensversicherungsver-
träge könnten betroffen sein.
Was deutsche Versicherungs-
kunden jetzt wissen sollten:
Darf eine Lebensver-
sicherung meinen Vertrag
einfach so verkaufen?
Nein, das darf sie nicht. Der Verkauf
einzelner Verträge ist nicht erlaubt.
50
Aber: Ein Versicherungskonzern darf
sein Lebensversicherungsunter-
nehmen als Ganzes veräußern – also
als Komplettpaket mit allen Le-
benspolicen. Einen solchen Verkauf
muss jedoch die Finanzaufsicht
BaFin genehmigen.
Was geschieht bei einem
Verkauf mit meinem
Lebensversicherungs-
vertrag?
Der Vertrag gilt weiter und wird zum
vereinbarten Termin ausbezahlt.
Die Lebensversicherungs-
policen werden aber nach
und nach abgewickelt.
Das heißt: Die Kunden
werden so lange be-
treut, bis alle Verträge
ausbezahlt sind.
Was ändert sich
nach dem Ver-
kauf für mich,
wer garantiert mir
mein Geld?
Für den einzelnen Kun-
den ändert sich nichts.
Auch der neue Eigentü-
mer des Lebensversi-
cherungsunterneh-
mens muss für die zuvor ga-
rantierten Leistungen einstehen –
ebenso für die bereits verbindlich
zugesicherten Überschüsse. Außer-
dem werden die Kunden an den
zukünftig erwirtschafteten Über-
schüssen beteiligt. Über all diese
Punkte wacht die Finanzaufsicht
BaFin (siehe unten).
Habe ich als Kunde
möglicherweise sogar
einen Vorteil?
Das Ziel der Aufkäufer ist, Geld zu
verdienen. Auch indem sie Kosten
senken. Gelingt ihnen das, steigen
die sogenannten Kosten-Über-
schüsse: An diesen Überschüssen
muss der Kunde zu mindestens
50 Prozent beteiligt werden. Der
Versicherte bekäme dann sogar
mehr Geld als vorher – argumentiert
der Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV).
Welche Nachteile können
mir trotzdem drohen?
Die Aufkäufer könnten versuchen,
bei der Höhe der erzielten Über-
schüsse zu tricksen – befürchtet
Verbraucherschützer Axel Kleinlein
Neue Heimat Generali erwägt den
Verkauf der Lebensversicherung,
Basler und Axa haben es getan
V E R S I C H E RU N G
vom Bund der Versicherten (BdV).
Die Rechtslage lasse ihnen Spiel-
raum, wie sie ihre Überschüsse
angeben und wann sie diese aus-
schütten (während der Vertrags-
laufzeit oder erst am Schluss).
Soll ich deshalb
meinen Vertrag lieber
gleich kündigen?
Nein. Verbraucherschützer warnen
davor, überstürzt zu reagieren. Denn
die Lebensversicherungsverträge
garantieren den Kunden bis zu vier
Prozent Zinsen (auf den Spar-
anteil) – je nachdem, wann
sie ihren Vertrag abge-
schlossen haben. So viel
sichere Rendite bietet
derzeit keine andere
Geldanlage. Außerdem
gilt das deutsche
Recht auch nach dem
Verkauf eines Lebens-
versicherungsunter-
nehmens – der neue
Besitzer muss für alle
Garantien (Zinsen und
Überschüsse) gerade-
stehen.
Was genau prüft die Auf-
sichtsbehörde BaFin, und
wie gut schützt sie mich?
Die Finanzaufsicht kontrolliert
jeden potenziellen Aufkäufer streng.
Sie prüft etwa, ob die Abwicklungs-
gesellschaft genügend Kapital hat,
um alle bisherigen und künftigen
Leistungen zu garantieren. Sie
checkt außerdem, wie zuverlässig
die Aufkäufer sind und woher ihre
Finanzmittel stammen („Inhaber-
kontrollverfahren“). So dauerte es
rund 14 Monate, bis die Aufsichts-
behörde BaFin den Verkauf der
Basler Leben an die Abwicklungs-
gesellschaft Frankfurter Leben
genehmigte. n
ANDREAS BERG
FOCUS 15/2018
 D I E D E B AT T E

Besser arbeiten
Die Bundesregierung hat die Digitalisierung zum Megathema erklärt, setzt aber immer
noch auf ein Arbeitszeitgesetz von 1994. Höchste Zeit für eine Reform

Von Johannes Vogel

I
ch kann nicht erken-
nen, was wir jetzt an-
ders machen müssten.“
Dieser von Angela Mer-
kel nach dem Bundes-
tagswahlkampf geäußerte
Satz hätte auch die Über-
schrift des Koalitionsvertrags
von SPD und Union sein
können. Die große Koalition
macht im Wesentlichen ein-
fach da weiter, wo sie aufge-
hört hat.
Auf der einen Seite wer-
den Milliarden für die Rente
nicht nur mit der Gießkanne,
sondern gleich mit dem
Gartenschlauch verteilt.
Auf der anderen Seite sucht
man smarte, innovative
Ideen zum Arbeitsmarkt der
Zukunft vergeblich. Dazu
passt auch der ursprüngliche
Beruf des neuen Kanzler-
amtschefs: Helge Braun ist
Narkosearzt. Dabei wäre es
an der Zeit aufzuwachen.
Drei Vorschläge für den
modernen Arbeitsmarkt.
Erstens: selbst bestim-
men, was, wo und ZUKUNF
E
wann man arbeitet!
I
Johannes Vogel, 35, ist arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP und
war zuvor Chef der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal
Rechtsbruch. Wer heute
das Büro am Nachmittag
verlässt, beispielsweise für
einen Zoobesuch mit den
Kindern, und später um
23 Uhr noch ein paar
dienstliche E-Mails
schreibt, der dürf-
TS
Aber es muss mehr Flexibi-
lität bei der Zeiteinteilung
geben.
Zweitens: mehr Zeitsou-
veränität für das ganze
Arbeitsleben! Wir sollten die
Idee der Langzeitkonten aus
ihrem Schattendasein holen
einsetzen. Oder sich so die
Spielräume schaffen, um ein
Sabbatical zu nehmen oder
für eine größere Weiterbil-
dung ins Ausland zu gehen.
Unsere Leben sind längst
sehr unterschiedlich und
dynamisch – unser Arbeitsle-
ben sollte das widerspiegeln.
Drittens: den Sozialstaat
umbauen! Auch durch den
digitalen Wandel wird uns
nicht die Arbeit ausgehen.
Aber sie wird sich ändern:
Manche Berufe werden ver-
schwinden, andere neu ent-
stehen. Deshalb müssen wir
das Aufstiegsversprechen
unserer Gesellschaft erneu-
ern. Zum einen, indem wir
über ausreichende Angebo-
te für lebenslanges Lernen
jedem und jeder das Ver-
sprechen geben, mithalten
zu können. Zum anderen,
indem wir den Sozialstaat
konkret fairer machen, statt
abstrakt über die Höhe
des Existenzminimums zu
debattieren. Eine Reform der
Zuverdienstgrenzen ist der
erste Hebel, den wir end-

D
I I D

Arbeiten im Zug, te die Arbeit laut und unabhängig von der lich umlegen müssen. Wer
L
-DEBA

zu Hause auf der

IT A Gesetz am nächsten jeweiligen Beschäftigung sich mehr anstrengt, muss
Couch oder in D I G Morgen nicht vor möglich machen, dass man auch spürbar mehr in der
I I

Chiang Mai, dem I zehn Uhr fortsetzen.

thailändischen Zent-
rum für Webworker –
das alles ist dank Digitalisie-
rung heute ohne Probleme
möglich. Auch abends oder
nachts. Das aktuelle Arbeits-
zeitgesetz aber ist von 1994
F  oto: Thekla Ehling
TE
T sich erarbeitete Zeit und
I I I
Wer hält sich daran?
Weil aber gerade Ar-
beitnehmer-Schutzrechte
ohne Wenn und Aber gelten
müssen, dürfen wir diese
Entwicklung nicht ignorie-
ren. Eine wöchentliche statt
Geld gutschreiben lassen
kann. Zum Beispiel indem
Einzahlungen dort genauso
steuerlich geltend gemacht
werden können wie für die
betriebliche Altersvorsor-
ge. So könnte man die als
Tasche haben – heute ist
oft das Gegenteil der Fall.
Das demotiviert gerade jene
Menschen, die mit Fleiß Jobs
ohne staatliche Zuschüsse
schaffen könnten.
Drei konkrete Zukunfts-
ideen. 15 Jahre nach den

– da hatten viele Telefone tägliche Höchstarbeitszeit Berufseinsteiger aufgebau- letzten großen Arbeitsmarkt-
noch eine Wählscheibe. wäre sinnvoll. Niemand soll ten Überstunden später in reformen (Hartz) wäre es mal
Die Folge eines veralteten mehr arbeiten oder weniger der Rushhour des Lebens für wieder an der Zeit, etwas
Gesetzes? Millionenfacher Pausen machen müssen. mehr Zeit mit der Familie Neues zu wagen. n

FOCUS 15/2018 51
 W IRTSCH A FT

Sturmerprobt
Martin Kind
kämpft für die
Abschaffung der
50+1-Regel, die
eine Stimmen-
mehrheit von
Investoren bei
Clubs verhindert

52
 BU N DESL IGA

Raues Klima
Hannovers Trainer André
Breitenreiter spricht
sarkastisch von
„34 Auswärtsspielen“,
die man in dieser Saison
habe. Seit Monaten
verweigern Hunderte
eigener Fans ihrem Team
die Unterstützung und
fordern stattdessen auf
Plakaten den Erhalt der
50+1-Regel sowie den
Abschied von Martin
Kind als Clubpräsident

Herr Kind und der Hass

Hörgeräte-Millionär Martin Kind hat mit viel Geld Hannover 96 in der ersten
Liga etabliert. Jetzt will er die ganze Macht und erntet blanke Wut
F  otos: Moritz Küstner für FOCUS-Magazin, imago (2), Witters

D
er Hausherr des „Ko-
kenhofs“ in Großburg-
wedel schüttelt irritiert
den Kopf, bückt sich
dann und schraubt
den in einer Ecke des
Tagungsraums herumliegenden
Türstopper in den Holzfußboden
zurück. „Ich kann hier kein nor-
maler Gast sein“, sagt Martin
Kind, 73. „Ich schaue immer, ob
die Dinge gut laufen und alles an
seinem Platz ist.“
Der Präsident von Hannover 96
hat den weitläufigen Fachwerk-
komplex, in dessen Restaurant
er regelmäßig isst, vor ein paar
Jahren zum 4-Sterne-Hotel mit
Tagungstrakt umbauen lassen.
„Mit speziell zusammengesuch-
ten alten Steinen und Ziegeln“,
erzählt er, und ein überraschend
weiches Lächeln huscht dabei
über sein kantiges Gesicht.
Kind ist ein Unternehmer vom
alten Schlag. „Ich bin jemand, der
Verantwortung annimmt, und Ver-
antwortung ist nicht teilbar“, sagt
er. Dazu gehört, dass er Geld erst
ausgibt, wenn es verdient ist; dass
er „noch nie einen Arbeiter entlas-
sen hat“ und dass er als Unterneh-
mer eben unternimmt, egal, ob

FOCUS 15/2018 53
W IRTSCH A FT

Kinds Welt es sich um seine weltweit tätige Der gebürtige Walsroder Martin einen anderen – teilweise dog-
und Wirken Kind-Gruppe mit einem Jahres- Kind sieht nicht nur aus wie ein matischen und missionarischen
umsatz von 270 Millionen Euro Asket, er verabscheut auch jedes – Begriff der Kultur des Fußballs
Vater und Sohn und 3000 Angestellten handelt, Übermaß an Essen und Alkohol; haben. Aber diese Opposition hat
1952 eröffneten Kinds um einen Türstopper oder um den erarbeiteten Luxus zur Schau kein zukunftsfähiges Konzept.“
Eltern ein Hörgeräte- Hannover 96. stellen mag er ebenso wenig. Sein Andererseits ist die Oppositi-
fachgeschäft. Daraus Der Mensch ist das Produkt drahtiger Körper steckt in schlich- on gewaltig. Zigtausende Fans
entstand ab 1970 in seiner Erfahrungen. Kind ist sich ter Lederjacke und Jeans. Das unterschreiben Petitionen, und
Großburgwedel und sicher, dass Geld Tore schießt. Mit Eckbüro mit der Nummer 1111 jüngst stimmten 18 von 34 Clubs
unter Kinds Führung demselben Unternehmergeist, mit wirkt wie einer der Ausstellungs- auf einer Sitzung der Deutschen
ein Hörgerätefilial-
dem er aus dem Hörge-
unternehmen, das als
deutscher Marktführer räteladen der Eltern eine
hierzulande 600 und Weltfirma aus dem Boden
weltweit weitere 120 stampfte, hat er viele Mil-
Läden unterhält. Umsatz lionen Euro in 96 gesteckt.
2017: 270 Millionen Euro. Hinter dem „Kokenhof“
gibt es inzwischen kaum
noch freie Flächen für
weitere Verwaltungs- und
Laborgebäude der Kind-
Zentrale – und der eins-
tige Drittligist ist längst
fester Bestandteil des
Bundesliga-Betriebs.
„Ich hatte immer die
Überzeugung, dass wir
Firma und Verein
Kinds Vorfahren stammen die richtige Strategie
aus dem schweizerischen haben“, sagt Kind. „Ich
Chur, weshalb er neben mache das seit 20 Jahren.
dem deutschen auch den Wir spielen jetzt im 15.
Schweizer Pass besitzt. Jahr in der ersten Liga. Hannover-Connection Altkanzler Gerhard Schröder mit Freundin Kim Soyeon im Stadion.
Er ist verheiratet und hat Wir haben die WM-Arena Schröder ist Aufsichtsratsvorsitzender von 96 und Martin Kinds Freund und Tennispartner
zwei Söhne: Alexander gebaut und im vergange-
arbeitet in der Firma, nen Jahr das Nachwuchs-
Matthias in der Musik- leistungszentrum fertiggestellt.“ räume im Ikea gegenüber. Etwas Fußball Liga (DFL) für den Erhalt
branche. Kind ist seit
1997 – mit einjähriger
Aber Martin Kind will mehr. Kunst, ein Rechner, ein Drucker von 50+1. Im Stadion brüllen 1500
Unterbrechung – Präsi- Er will die 1998 eingeführte und eine Arbeitsplatte mit viel Ultras: „Kind muss weg“ und hiel-
dent von Hannover 96 . 50+1-Regel kippen und damit Platz für Unterschriftenmap- ten zuletzt „Sohn einer Hure“-
den deutschen Fußball komplett pen und To-do-Listen. Bloß kein Plakate hoch. Der Verein reagierte
neu ausrichten, womit er vorerst Schnickschnack. und lässt sich nun sämtliche Ban-
gescheitert ist. Die Regel besagt, Kind ist uneitel, besitzt aber ner vor Anpfiff zur Prüfung vorle-
dass externe Investoren keine zugleich einen etwas befremd- gen. Kassiert wurden auch Sprü-
Stimmenmehrheit in der Kapital- lichen Stolz darauf, dass weder che wie „Sanktionen für Russland
gesellschaft eines Clubs besitzen er noch seine Söhne Matthias und und seine Helfer“, die auf 96-Auf-
dürfen und die Vereine das letzte Alexander jemals Urlaub machen, sichtsratschef Gerhard Schröder
Wort haben. Für 96 bedeutet dies, weil Reisen gemäß seiner Logik zielen. Zuvor hatte der Altkanzler
Hören und sehen dass Kind gegenwärtig die Kom- nur kosten, aber nichts bringen. die Ultras als „ärgerliche Rand- F  otos: Moritz Küstner für FOCUS-Magazin, imago (2), dpa

Die Kind-Gruppe stellt plementär-GmbH des Clubs nicht Kind, dessen Vermögen auf 700 erscheinung“ bezeichnet.
u. a. In-Ear-Hörgeräte übernehmen darf und sein Durch- Millionen Euro geschätzt wird, „Die Ultras haben der Mann-
mittels Ohrmuschel- setzungvermögen – zumindest auf steht jeden Tag um sechs Uhr schaft geschadet. Sie reden von
Abdrücken und modernen dem Papier – eingeschränkt bleibt. auf und geht kurz nach zehn im Liebe zu 96 und kommen mit
3-D-Druckern her „In der Europa- und der Cham- Anschluss ans „heute journal“ zu Schmährufen gegen mich und feh-
(s. Fotos). Jenseits der pions League ist längst erkennbar, Bett. Disziplin ist ihm wichtig. lender Anfeuerung für das Team“,
Hörgeräte-Akustik hat dass der deutsche Fußball ohne Seit zehn Jahren kämpft er für sagt Kind. Den Ultras gehe es nur
Kind das Geschäftsgebiet
Großinvestoren im Begriff ist, das Ende von 50+1. Es ist seine um Machtspielchen. Ohnehin zei-
erweitert. Die Firma ist im
Bereich Arbeitsschutzbe- international die Wettbewerbs- letzte große Schlacht, und er muss ge sich die Szene bundesweit gut
kleidung und Hotelbetrieb fähigkeit zu verlieren“, kritisiert eine Menge Gegenschläge ein- organisiert und versuche, ohne
und seit Neuestem Kind. „Die Bundesliga stagniert. stecken. „Ich respektiere, dass es legitimen Anspruch, als Minder-
auch in der Augenoptik Wir müssen uns entscheiden, wel- bundesweit eine Opposition gibt heit für die Mehrheit zu sprechen.
(Brillenverkauf) tätig. chen Weg wir gehen wollen.“ und andere Vereine und Fans Andererseits ist auch Kind kein aus-

54 FOCUS 15/2018

gewiesener Diplomat und kommu-
niziert mitunter in kompromissloser
Sprache von oben nach unten.
„Ich bin Asket und Kämpfer.
Das Leben ist permanente Heraus-
forderung“, erklärt Kind wenige
Tage vor der am 19. April anste-
henden – und vermutlich ziemlich
turbulenten – Hauptversammlung
der 96er. „Ich weiß, dass ich vor
20 Jahren ein Konzept erarbeitet
habe, das nachweislich zu deut-
lichen Ergebnissen geführt hat.
Deshalb bin ich enttäuscht, dass
diejenigen, die es ablehnen, kein
eigenes Konzept dagegenstellen.
Einfach alles abzulehnen ist keine
Antwort auf die Herausforderung
des Fußballs.“
Die Zügel halten Bei einer Veranstaltung in Langenhagen bei Hannover sitzt Martin Kind
für ein Promi-Rennen der „Minitraber“ im Sulky und hat Pferdchen Paul unter Kontrolle
Bereits 2014 hatte der Hörakus-
tikmeister erklärt, er wolle im Som-
mer als Clubpräsident zurücktre-
ten. Nun aber, sagt er, fehlen
dafür die „nötigen Vorausset-
zungen“. Zuvor müsse 50+1 weg
und er seine 96er-Anteile ver-
kauft haben. Also kann es noch
dauern, bis Kind abdankt. Zumal
die DFL ihm kaum entgegen-
kommt und nicht mal eine Aus-
nahmeregel von 50+1 billigt, weil
Kind aus DFL-Sicht zwar statu-
tengemäß „mindestens 20 Jahre“
96 finanziert, dies aber nicht in
„erheblichem“ Maß getan habe.
„Für mich ist klar, dass wir die
Voraussetzungen für die Aus-
FOCUS 15/2018
nahmeregel erfüllen“, sagt Kind.
„Es liegt auch nicht in der Ver-
antwortung des DFL-Präsidiums,
die Förderung zu bewerten, ob
sie ausreichend ist oder nicht. Die
Ergebnisse sind zu bewerten, aber
nicht die Förderung selbst.“
Nach DFL-Meinung hätte Kind
angeblich 46 Millionen Euro in den
Club stecken müssen. Tatsächlich
sollen es aber lediglich 19,7 Mil-
lionen Euro gewesen sein. Zum
Vergleich: Dietmar Hopp pump-
te 350 Millionen Euro in die TSG
Hoffenheim. „Natürlich hat Herr
Hopp deutlich mehr Geld inves-
tiert“, sagt Kind. „Aber wichtiger
als die Investitionssumme ist doch
das Ergebnis des Engagements.“
Martin Kind, der den Antrag
nun erst einmal bei der DFL
ruhen lässt, ist überzeugt davon,
dass sich die Ausnahmeregel not-
falls auf dem Rechtsweg erstreiten
lässt. „Im Hinblick auf das Wett-
bewerbsrecht, Kartellrecht, EU-
Recht und weitere Rechtsfragen
wäre eine Klage gewiss für uns
erfolgreich“, meint er und nennt
als Beispiel das Wettbewerbsrecht.
„Man kann uns nicht die Aus-
nahmeregelung vorenthalten, die
Leverkusen, Wolfsburg und Hof-
fenheim gewährt wurde.“
Tatsächlich haben die Ausnah-
men in Leverkusen, Wolfsburg,
Hoffenheim, Leipzig oder auch
Hamburg die 50+1-Regel aus-
gehöhlt. Sollte das Statut einst
Chancengleichheit unter den
Clubs gewährleisten, zementiert
es in dieser Form eher die Unge-
rechtigkeit. Der deutsche Fußball
ist im internationalen Vergleich
gut, die Bundesliga ist es aktuell
nicht mehr. Also müssen Lösun-
gen her, für die bisherige Tabus
infrage gestellt werden.
„In der Schweiz, Österreich,
Russland, Polen, Frankreich, Itali-
en, England gilt nur das Unterneh-
mensrecht und nicht additiv wie in
Deutschland das Verbandsrecht“,
sagt Kind. „Natürlich hat der deut-
sche Fußball eine andere Kultur,
aber zu glauben, dass alle an der
deutschen Philosophie
genesen müssen, ist ein
merkwürdiger Anspruch.
In anderen Ländern wird
auch guter und erfolgrei-
cher Fußball gespielt.“
Fragt man Martin Kind,
was ihn emotional mit 96
verbindet, antwortet er:
„kontrollierte Leiden-
schaft“. Der Fußball habe
ihm auch geholfen, sich
„zu öffnen und kompro-
missfähiger zu werden,
weil Fußball über alle
gesellschaftlichen Struk-
turen hinweg zugänglich
und sehr öffentlich ist“.
Die Kontrolle verliert
Kind nur in der Musik.
Dann sitzt er im Auto,
dreht die Lautstärke hoch
und singt mit. Die Tex-
te der Stones, von U2, vor allem
von Bruce Springsteen. „Ich liebe
Arbeiter“, schwärmt er. „Spring-
steen ist ein Arbeiter der Musik. Er
macht dreieinhalb Stunden echte
Musik ohne Show. Zuerst tastet
er sich ans Publikum heran, dann
geht das zwischen ihm und den
Fans hin und her.“
Harmonie zwischen einem da
oben und denen da unten. Eine
schöne Vorstellung. Wenn das
doch auch mit den Fans von Han-
nover 96 so einfach wäre. Etwa
am 19. April auf der Hauptver-
sammlung. n Dann fliegt uns das Ganze
AXEL WOLFSGRUBER
BU N DESL IGA
Kulturstreit
50+1-Regel
DFL-Statut
Nach „50+1“ dürfen 100
Prozent des angelegten
Kapitals bei einem Club
durch externe Anleger ge-
stellt werden, doch müs-
sen von den Stimmen-
anteilen in der Kapital-
gesellschaft „50 Prozent
plus ein Stimmenanteil“
beim Club verbleiben. Ak-
tuell ist nur ein Drittel der
Erstligisten vollständig
Vereinseigentum –
u. a. Mönchengladbach,
Bremen, Köln.
Regel-Retter
Auf der Mitglieder-
versammlung der DFL
hatte St. Pauli Mitte
März den Antrag auf
eine Grundsatzdebatte
unter Beibehaltung der
50+1-Regel gestellt.
Bei der Abstimmung
votierten dann 18 der 34
anwesenden Erst- und
Zweitligaclubs dafür.
Ebenso sprachen sich
3000 Fanclubs per
Unterschriftenaktion (s.
Foto) für den Erhalt aus.
Liga-Spaltung
Die Liga ist zerrissen,
konstatiert Regel-Gegner
und Bayern-Boss
Karl-Heinz Rummenigge
angesichts der
DFL-Abstimmung und
lobt Investoren als
Qualitätsverbesserer des
Fußballs. Dortmund-Boss
Hans-Joachim Watzke
kontert unter Hinweis auf
153 000 BVB-Mitglieder:
„Wollen wir jetzt über
deren Köpfe hinweg,
diese Regel abschaffen?
schneller um die Ohren,
als wir gucken können.“
55
T I T E LT H E MA

Die Zukunft hat zwei Räder

Sie können die Rettung für unsere notorisch verstopften Städte sein:
Weltweit arbeiten Experten an Mobilitätsprojekten, die den umwelt-
freundlichen Individualverkehr per Fahrrad beschleunigen sollen

Auf den nächsten Seiten

Mobilitätsprojekte „Wir sind Entwicklungsland“ Welcher Rad-Typ passt zu mir Trainingstipps
Überholspuren und Visionen Interview mit Bike-Fan und Eine kleine Materialkunde – Mit Marcel Kittel und Jens
für Fahrrad-Pendler Schauspieler Hannes Jaenicke vom Rennrad bis zum Citybike Schwedler in der Spur
Seite 56 Seite 62 Seite 64 Seite 66

56
 Überdachte Bahn Ein Verein zeigt
Oben rattert die Linie U1, Berlin den Weg
die Hochbahn-Trasse ist
das schützende Dach Projekt „Radbahn“
für den Radweg. Dessen Der eingetragene
Verein paper planes
Logo zeigt folgerichtig
lud internationale
ein umgedrehtes U
Kreative zum Ideen-
wettbewerb

Geschützter Raum
Unter der Hochbahn
der U1 könnten
Radfahrer freie
und sichere Fahrt
genießen. Problem:
Noch parken dort
Tausende Autos

Grünes Band
Die Farbe der Rollbahn ist
Programm, an den Seiten
hat die Natur Vorrang
F  oto: Reindeer Renderings

FOCUS 15/2018 57
T I T E LT H E MA

F  otos: Rasmus Hjortshoj/Dissing+Weitling, Ector Hoogstad Architecten/Petra Appelhof/Cu2030.nl, Foster + Partners, BMW
Dieses Reptil
lieben die Biker
Hafen-Highway
Die orange Cykel-
slangen (Dänisch
für Fahrrad-
schlange) windet
sich am Hafen
von Kopenhagen

Brückenschlag
Der 230 Meter
lange Highway ver-
bindet seit 2014 die
Stadtteile Kalvebod
Brygge und Islands
Brygge. Kapazität:
12 500 Radler/Tag

Die stille Mobilitätsrevolution kommt in Schwung: Aufwendige Projekte wie

Weltgrößte
Fiets-Garage
Unter der Erde
Die größte
Fahrrad-Tiefgarage
der Welt entsteht
derzeit am Bahnhof
von Utrecht, der
viertgrößten Stadt
der Niederlande

Pendler-Anreiz
12 500 Fietsen
(Niederländisch für
Fahrräder) haben
Platz – kostenlos.
Nur Dauerparker
zahlen 1,25 Euro
pro Tag

58 FOCUS 15/2018
 T I T E LT H E M A
Freie Fahrt über
den Schienen
Fosters Utopie
Der Star-Architekt
Sir Norman Foster
und Partner ent-
warfen ein Konzept
für sichere, auto-
freie Fahrradrouten

SkyCycle
Foster, zugleich
Präsident der Fahr-
radorganisation
National Byway
Trust, gibt Radlern
über den Strecken
der Vorortzüge
freie Bahn

das von BMW in Shanghai sehen im gesündesten Verkehrsmittel unsere Zukunft

Schöne neue
E-Mobilität
Kühne Vision
BMW und die
Tongji-Universität
in Shanghai planen
für die Metropole
den BMW
Vision E3 Way

Sichere Pisten
E3 steht für
„electric, efficient
und elevated“ – die
überdachten Pisten
für E-Bikes und
E-Roller stehen
auf Stelzen

59
T I T E LT H E MA
Kopenhagen zeigt: Wo die Bedingungen stimmen, steigen die Menschen um aufs Rad
F
luchen, drängeln, dösen,
sich mit dem Auto auf
Schleichwegen verfransen
oder sich in übervolle Bus­
se und Bahnen quetschen –
der Weg zur Arbeit und
selbst der in den Feier­
abend setzt eher selten
Glückshormone frei. Und dann diese Kol­
legen, die mit rosigen Wangen und ihren
komischen Fahrradhelmen
unterm Arm geradezu auf­
gekratzt zum Besten geben:
„Haste gesehen, hab dich
am Ku’damm fünfmal wie­
der eingeholt und dann im
Stau auf der Tiergartenstraße
voll abgehängt.“
Fahrrad und E­Bike wer­
den als Alternative für ur­
bane Berufspendler immer
populärer. Weltweit tüfteln
Wissenschaftler an Mobili­
tätskonzepten für die immer
chaotischeren Städte. Wenn
die Massen auf zwei schlan­
ke Räder umsteigen würden,
ließen sich die Verkehrsin­
farkte in unseren Städten the­
rapieren und vielleicht auch
kurieren. Bei Entfernungen
von bis zu 15 Kilometern
kann das Rad innerstädtisch Anarchisches Happening Bei den Ausflügen der Critical-Mass-
mit Autos und öffentlichen Bewegung, hier in Hamburg, erobern Radfahrer die Straßen
Verkehrsmitteln mithalten.
Das Deutsche Institut für
Urbanistik (Difu) hat beim Langzeittest
„EBikePendeln“ mit 324 Teilnehmern in
Berlin festgestellt, dass die Fahrräder mit
Hilfsmotor bei fast 60 Prozent der gefah­
renen Wege das Auto ersetzten. Es könnte
so einfach sein, wenn Verkehrsplaner und
­politiker Radfahrern endlich freie und vor
allem sichere Fahrt ermöglichen würden.
Die stille Mobilitätsrevolution nimmt
Fahrt auf – zumindest bei unseren Nach­
barn. Für das vom täglichen Verkehrs­
stillstand heimgesuchte London ersann
Star­Architekt Sir Norman Foster eine
spektakuläre Erlösung. Sein SkyCycle
mit bis zu 220 Kilometern mehrspuriger
Rad­Highways auf Stelzen ist ein innova­
tiver Ansatz für die Zukunft, wenn auch
ein superteurer. Nicht weniger kühn ist
der auf Pontons schwimmende gebühren­
pflichtige Radweg The Thames Deckway
60
auf der Themse. Teilweise schon realisiert
sind je ein Ost­West­ und ein Nord­Süd­
Radweg für Londoner Pendler.
Umgesetzt sind bereits Projekte wie der
Hovenring bei Eindhoven in den Nieder­
landen: ein spektakulärer, an einem 70
Meter hohen Pylon aufgehängter Kreisel,
der den Radverkehr über einer viel befah­
renen Kreuzung sicher verteilt. Oder bald
auch die Fahrrad­Tiefgarage in Utrecht,
die das 1999 erbaute Vorbild aus Münster,
der deutschen Fahrradstadt überhaupt,
noch übertreffen wird. Wegweisend ist die
dänische Hauptstadt Kopenhagen. Deren
Stadtregierung zwackt jährlich etwa drei
Prozent des Verkehrsraums der Autos für
Radspuren ab. Der Erfolg: Mehr als 40
Prozent der Kopenhagener nutzen das
Rad für den Weg zur Arbeit. In Deutsch­
land sind es laut dem Fahrradclub ADFC
gerade mal zehn Prozent.
Visionen für Shanghai und Berlin
Ein ganz neues Kapitel schlägt das Kon­
zept des deutschen Autobauers BMW
für die chinesische Metropole Shanghai
auf. Mit Forschern und Studenten der
örtlichen Tongji­Universität entwickeln
sie mit dem BMW Vision E3 Way ein
völlig neues Verkehrssystem auf witte­
rungsgeschützten und sogar klimatisier­
ten Wegen, das dank seiner modularen
Konstruktion überall einsetzbar ist.
Und bei uns? Ausgerechnet in der
deutschen Hauptstadt, die sich mit dem
Verkehrsprojekt Flughafen BER zur
Lachnummer degradierte, erregt der ein­
getragene Verein paper planes mit dem
urbanen Transformationsprojekt „Rad­
bahn“ international Aufsehen. Es soll
den „vergessenen Raum“
unter der auf neun Kilome­
tern als Hochbahn geführten
U­Bahn­Linie U1 zum Fahr­
rad­Schnellweg machen. Für
die Zukunftsvision einer öko­
mobilen Stadt müssten zwi­
schen Oberbaumbrücke und
Nollendorfplatz allerdings
Tausende Parkplätze weichen,
denn ganz so vergessen ist der
Raum unter den stählernen
Stelzen dann doch nicht. Mit
Lobbyprotesten und Verzöge­
rungen sollte man rechnen.
Die Radrevolte wird ohne­
hin eher von unten angeheizt.
Und gelebt in Läden wie dem
„Fahrrad Café St. Pauli“, das
die Brüder Kahlif, Razak und
Kareem Steinbrich in einer
Nebenstraße der Reeperbahn
betreiben. Alte Fahrräder mit
Stahlrahmen stehen neben
der Theke, an der Sandwi­
ches, Muffins und Pakete mit
Espresso­Bohnen angeboten werden. Das
Café ist Bikewerkstatt, Laden, Pumpsta­
tion und Chill­out­Ort für Nachbarn und
Freunde in einem. Vor dem Schaufenster
stehen Leihräder, die man für zehn Euro
am Tag mieten kann.
Vorbild für das Hamburger Ketten­ und
Koffein­Kombinat ist das „Look Mum No
Hands!“­Café in London. Es ist der Ur­
Hub einer neuen Radkultur, Wallfahrtsort
für Radkuriere und Fixie­Hipster. Alte
Vintage­Rennräder und Trikots hängen
dort an den Wänden, auf den großen Bild­
schirmen flimmern legendäre Etappen
der Tour de France.
F  otos: imago stock, PR
Razak ist Schrauber aus Leidenschaft,
die Auftragsbücher sind voll. „Wir kom­
men kaum hinterher, so viele Reparatur­
anfragen trudeln ein“, sagt er, „im Frühjahr
ist hier die Hölle los, die Leute haben keine
FOCUS 15/2018
Lust mehr aufs Auto, sind genervt von den
ewigen Staus und Parkplatzproblemen.“
201 Jahre nach der Erfindung des Lauf-
rads durch Karl Freiherr von Drais ist das
Rad angesagter denn je. Fast 73 Millionen
Räder stehen in deutschen Haushalten,
im Durchschnitt hat also jeder Deutsche
im radfahrfähigen Alter eines zur Verfü-
gung. Über 3,85 Millionen Stück wurden
2017 verkauft, davon knapp 20 Prozent
E-Bikes. Der Gesamtumsatz der Bran-
che stieg um rund drei Prozent auf über
5,4 Milliarden Euro, auch dank der hoch-
preisigen E-Bikes.
Anders als Elektroautos
haben sich E-Bikes auf dem
Markt rasant durchgesetzt.
Das Durchschnittsalter der
Besitzer liegt bei jungen 32
Jahren, wie eine aktuelle
Umfrage des Fitness- und
Lifestyle-Magazins „Fit for
Fun“ ergab. Die E-Bikes
haben längst ihr einstiges
Rentner-Image überwunden,
selbst frühere Mountainbike-
Profis wie Daniel Schäfer sind
dankbar für die Extra-Power
aus dem Akku: „Die E-MTBs
fahren sich wie ein normales
Mountainbike, aber durch die
Unterstützung bergauf hat
man viel mehr Abfahrten am
Tag.“ E-Bikes bringen Zug
auf die Kette, forcieren neue
Tourismusangebote in den
Alpen und – noch zögerlich – Kultobjekt Das „Fahrrad Café St. Pauli“ ist Bike-Laden, Werkstatt
Verkehrskonzepte der Städte. und Chill-out-Place für Nachbarn – und ein Statement
„Bei aller Euphorie ums
E-Bike, 80 Prozent aller ver-
kauften Räder sind immer noch klassi-
sche Modelle ohne Motor“, relativiert Jens
Schwedler, Teammanager und Radent-
wickler bei Stevens Bikes, den Hype um
die elektrifizierten Räder. Die Auswahl
an Velos ist riesig: Ob City- oder Trek-
king-Bike und Tourenrad, Mountainbike,
Rennrad oder Gravel-Bike, die Rennrad-
variante für sportliche Touren abseits des
Asphalts – für jeden Einsatz, Geldbeu-
tel und Anspruch gibt es das passende
Zweirad.
Räder werden für den täglichen Weg
zur Arbeit oder an die Uni eingesetzt, als
Sportgerät, um die Ausdauer zu trainie-
ren, oder als Reisegefährt am Wochenen-
de und in den Ferien. Radfahren ist eine
der gesündesten Sportarten überhaupt.
Es verbessert die Blutzirkulation, stärkt
das Herz-Kreislauf-System und sorgt
FOCUS 15/2018
dafür, dass die Glücks- und Wachstums-
hormone sprudeln. Zwar setzen Läufer
mehr Kalorien pro Stunde um, aber eine
gute Radtour dauert länger und schont
die Gelenke ganz erheblich. Außerdem
hilft das E-Bike, Leistungsunterschiede
zu nivellieren, was Radfahren zu einem
höchst sozialen Workout macht.
Kahlif Steinbrich, der über seinem Café
wohnt, will auf die täglichen 20 Radki-
lometer zu seinem Hauptjob nicht mehr
verzichten: „Wenn ich abends zurück-
komme, habe ich mich ausgepowert, kann
abschalten von der Arbeit – selbst wenn
die Strecke bis zur Elbe ein reiner Hin-
dernisparcours ist.“ Parkende Autos, Fuß-
gänger und Kinderwagen, Biertische von
Straßencafés, Baustellen, Lieferwagen:
Für alles ist Platz, nur nicht für Radfahrer.
Deren Wege sind in Hamburg so eng und
gefährlich wie ein schmaler Alpengrat.
Versöhnung von Mensch und Natur
In Kopenhagen dagegen kann man mit
Tempo 20 auf der grünen Welle ins Zent-
rum gleiten. Es gibt zweispurige Wege
nur für Biker – die schnellen fahren links,
die langsamen rechts. Radfahrer prägen
das Lebensgefühl: Mehr als 60 Prozent
aller Fahrten im inneren Stadtkern wer-
den geradelt. Nicht das Auto ist Status-
symbol, sondern das Bike-Modell: Es ist
Designobjekt, Kulturgut und Sportgerät
in einem.
Bislang sind die Fakten für deutsche
Städte eher ernüchternd: 40 bis 50 Pro-
zent der Autofahrten sind kürzer als fünf
Kilometer, eine Distanz, auf der das Fahr-
rad mit Abstand das schnellste Verkehrs-
mittel ist. Lediglich zehn bis 15 Prozent
aller Strecken werden bei uns geradelt.
In ihrem Buch „Die Philosophie des
Radfahrens“ bringen es die Herausge-
ber Ilundáin-Agurruza, Austin und Rei-
chenbach auf den Punkt: Vom Stand
der Technik aus gesehen, erscheint das
Fahrrad als Gipfel der Versöhnung von
Mensch und Natur. Es reißt den Men-
schen nicht aus der Natur he-
raus. Die frische Luft, die sanf-
te Bewegung, die zyklische
Beinarbeit sorgen dafür, dass
die körpereigenen Glückshor-
mone wie Dopamin oder Sero-
tonin unseren Körper fluten
und unser Immunsystem zum
Bollwerk gegen Krankheits-
erreger machen.
Schon Ernest Hemingway
meinte, dass es keine besse-
re Möglichkeit gibt, ein Land
nachhaltig zu erkunden, als
auf zwei Rädern. Fast 4,3 Milli-
onen Deutsche sehen das ähn-
lich und gönnten sich vergan-
genes Jahr Fahrradreisen mit
mindestens drei Übernach-
tungen. Laut ADFC haben
die Deutschen im vergange-
nen Jahr zudem 167 Millionen
Tagesausflüge gemacht.
Zu Ausflügen besonderer
Art treffen sich in Hamburg
die Pedaleure an jedem letz-
ten Freitag im Monat, in Berlin am ersten
Sonntag und letzten Freitag. Die Criti-
cal Mass unternimmt dann eine sponta-
ne Radtour durch die Stadt. Manchmal
sind es nur ein paar Hundert, teils aber
auch mehrere Tausend Teilnehmer. Man
trifft Gleichgesinnte und genießt für einen
Moment die Ruhe, die einkehrt, wenn auf
den viel befahrenen Straßen die Radfahrer
plötzlich in der Mehrheit sind. Es ist ein
latent anarchisches Happening und Auf-
begehren für eine Stadtkultur, in der die
Menschen im Mittelpunkt stehen.
Immerhin: Hamburg will innerhalb der
kommenden zwei Jahre 14 Fahrradrou-
ten mit insgesamt 280 Kilometern fertig-
stellen, die sternförmig vom Zentrum ins
Umland führen. n
TOBIAS HATJE
61
T I T E LT H E MA
„Deutschland ist ein
Fahrrad-Entwicklungsland“
Der Schauspieler Hannes Jaenicke ist die „Fahrradfreundlichste Persönlichkeit“ des Jahres. Er fordert
eine Verkehrspolitik, die das Bike mindestens so wichtig nimmt wie das Auto
E
r ist Schauspieler, Filmemacher
und Umweltaktivist. Jetzt wurde
Hannes Jaenicke, 58, als „Fahrrad-
freundlichste Persönlichkeit 2018“
ausgezeichnet. Der Preis wird seit 2003
vom Bundesverkehrsministerium und der
Arbeitsgemeinschaft fußgän-
ger- und fahrradfreundlicher
Städte, Gemeinden und Krei-
se in NRW (AGFS) vergeben.
Herr Jaenicke, Sie haben in
diversen Städten Räder stehen.
Warum nutzen Sie nicht die
populäreren Stadtbikes?
Ich fahre am liebsten mit
meinen Rädern, auch wenn
ich das Konzept der Stadt-
bikes klasse finde. Es ist
total praktisch, ein Fahrrad
in den Städten zu haben, in
denen ich regelmäßig arbei-
te. In Berlin stehen ein altes
Motobécane-Rennrad aus
den siebziger Jahren – ein
echtes Schmuckstück – und
ein normales Tourenbike. In
München habe ich ein Moun-
tainbike und ein Rennrad, Stylish Hannes Jaenicke rollt entspannt die Hügel rauf und runter auf
und in Köln parkt bei mei-
nem Bruder noch ein weißes
Hollandrad. Ich kaufe nur
gebrauchte Bikes, man bekommt für
20 Euro manchmal die tollsten Dinger.
Und die neuen werden sowieso immer
geklaut.
Ein E-Bike gehört noch nicht zur Sammlung?
Ich habe selber keins, fand es bislang
etwas seniorenmäßig. Aber ganz ehrlich,
es ist eine super Idee. Wenn man in bergi-
gen Regionen lebt – das merke ich als wil-
lensschwacher Raucher dort besonders –,
kann man entspannter die Hügel rauf- und
runterrollen. Oder wer zum Job radeln
will und dort nicht verschwitzt ankommen
möchte, für den ist das E-Bike großartig.
Wie wird man „Fahrradfreund-
lichste Persönlichkeit“?
Keine Ahnung, vielleicht weil ich seit
Jahren ein Fan und Verfechter vom Rad-
fahren in der Stadt bin. Es macht kei-
nen Sinn, dort Auto zu fahren: Es stinkt,
62
verstopft und versaut unsere Städte, die
sowieso nur noch für Autos gebaut wer-
den und nicht mehr für Menschen. Die
beste Möglichkeit, dem etwas entgegen-
zusetzen, ist, Rad zu fahren. Als ich in
Köln gelebt habe, musste ich immer von
einem E-Cruiser von PG-Bikes
der Südstadt in die Innenstadt fahren. Da
habe ich mir regelmäßig Autos ausge-
guckt und gecheckt, wer schneller ist. Ich
habe sie auf dem Rad immer eingeholt . . .
Aber Sie fahren auch Auto?
In München habe ich einen BMW i3
stehen, ein E-Auto.
Und das nutzen Sie häufiger als das Rad?
Da ich am Ammersee 45 Kilometer
außerhalb der Stadt wohne und regelmä-
ßig ins Produktionsbüro nach München
muss, fahre ich oft mit dem Auto. Aber
für die Kurzstrecken in der Stadt oder am
See nehme ich immer das Rad.
Setzen Sie Ihre Räder auch sportlich ein?
Nein, ich bewundere zwar Leute, die
stundenlang auf dem Rennrad trainieren,
aber ich bin absoluter Wassersportler –
egal, ob Surfen, Kiten, Windsurfen oder
Segeln, das ist eher meine Welt.
Ist das Rad für Sie das urbane
Verkehrsmittel der Zukunft?
Wenn man sich in fortschrittlichen Rad-
Städten umschaut, in Kopenhagen, Ams-
terdam, Utrecht, Santa Monica, Chicago,
der fahrradfreundlichsten Stadt der USA,
stellt man fest, dass wir mit
den deutschen Städten wie
Hamburg, Berlin, München,
Köln weit hinterherhinken.
Wir sind ein Fahrrad-Ent-
wicklungsland. Deutschland
ist eine Auto-Nation, mit
einer pathologischen Liebes-
beziehung zum Auto.
In Deutschland wurden 2017
720 000 E-Bikes, aber lediglich
54 000 E-Autos verkauft.
Läuft da was falsch?
In Norwegen sind 52 Prozent
der Neuzulassungen Elektro-
und Hybridautos, in Kaliforni-
en kannst du quasi an jeder
Parkuhr laden, in Amsterdam
gibt es ein riesiges Netz an
Ladestationen. In Deutschland
ist der Ausbau lange behin-
dert und ausgebremst wor-
den – von der Lobby der Ver-
brennungsmotorenindustrie.
Dann bleibt einfach
alles, wie es ist?
Wir Konsumenten können nicht darauf
warten, dass in Berlin oder Brüssel gehan-
delt wird. Wenn einem die Luft in den
Städten zu schlecht ist, steigt man um
aufs Fahrrad oder kauft ein E-Auto. Wenn
uns Plastikmüll und Mikroplastik stören,
dann sollte man aufhören, ständig To-
go-Becher, PET-Flaschen und Plastik-
verpackungen zu nutzen. Unsere Macht
F  oto: Markus Hofmann/WHITE PHOTO
als Konsumenten ist viel größer, als wir
denken. Natürlich ist die Politik gefordert.
Wir brauchen vernünftige Radwege und
Fahrradautobahnen, dafür müssen auch
Parkplätze geopfert werden. Wir müs-
sen bei der Verkehrsplanung komplett
umdenken, das Fahrrad muss mindestens
den gleichen Stellenwert einnehmen wie
das Auto. n
INTERVIEW: TOBIAS HATJE
FOCUS 15/2018
Wachstum. Innovation.
Internationalisierung.
Private Finanzvorsorge.
Mitarbeiterbindung.
Nachfolge.
Was auch immer Sie bewegt:
Wir beraten Sie.

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.

Wir machen den Weg frei.

Mit unserer Genossenschaftlichen Beratung beraten

wir Sie ehrlich, kompetent und glaubwürdig. Schließlich
sind wir die Finanzberatung, die erst zuhört und dann
berät. Profitieren auch Sie davon und lassen Sie uns Ihr
Unternehmen voranbringen. Welchen Unternehmern
das schon gelang, erfahren Sie in unserer Webserie auf
vr.de/mittelstand

Wir machen den Weg frei. Gemeinsam mit den Spezialisten der Genossenschaf tlichen FinanzGruppe Volk sbanken Raif feisenbanken: Bausparkasse
Schwäbisch Hall, Union Investment, R+V Versicherung, easyCredit, DZ BANK , DZ PRIVATBANK , VR Leasing Gruppe, WL BANK , MünchenerHyp, DG HYP.
 T I T E LT H E MA

Welches Rad Sport auf allen Wegen

Softe Variante des Rennrads

passt zu mir? Auch für Wege aus Schotter

(engl.: gravel) geeignet. Reifen sind
breiter (28–40 mm), oft mit Profil,
Rahmen nicht so gestreckt, Sitz-
Lässig, sportlich, leicht, position aufrechter. Meist mit
robust oder traditionell: Scheibenbremsen

Die fünf gefragtesten Pro & Contra

Bike-Gattungen auf dem +  entspannte Sitzposition
Puristisches Sportgerät +  für viele Wege geeignet
Markt im Überblick Leichtgewicht
+  meist günstiger als Rennräder
, -  für den Alltag eher nicht geeignet
Schmale 28-Zoll-Reifen (25–28 mm)

D
er, gest reck te -  kein Bike für Straßenradrennen
er Trend zum umweltfreund- gebogener, tiefer Lenk
-  minimal höherer Rollwiderstand
lichen und gesundheitsför- Körperhaltung. Geringes Gewicht –
dernden Rad ist ungebro- Rahmen aus Aluminium oder Carbon Specialized: Diverge E5 Sport
chen. Das allein erklärt aber Gutes Einsteigerrad für alle, die
nicht den Boom. Der existiert auch Pro & Contra Rennrad-Feeling suchen, aber über-
deshalb, weil Radbegeisterte sich +  sehr schnell all fahren möchten. Flacher Lenk-
regelrechte Velo-Fuhrparks zule- +  Ausdauer-Sportgerät winkel, niedriges Tretlager, kurzer
gen (oder jedenfalls davon träu- +  geringes Gewicht Hinterbau, daher wendig. 10,2 kg
men). Denn den Allrounder für -  unbequeme Sitzposition
Rennsport, Kardiotraining, Fett- -  nur für die Straße Preis: 999 Euro
verbrennung, Abenteuer und -  ohne Licht, Gepäckträger,
Thrill auf unwegsamem Terrain Schutzbleche
und die entspannte Shoppingtour Rose Bikes: Team GF Four Ultegra
zum Wochenmarkt gibt es nicht. Mehrfach Testsieger. Leichter, steifer
Wer also etwa Sport, Action und Carbon-Marathonrenner (7,2 kg) mit
Ul-
Urlaub mit dem Rad erleben will, tiefer Lenkerposition und Shimano-
r
kommt am Zweitrad kaum vor- tegra-Ausstattung mit bergtaugliche
bei. Ein Vorteil: Selbst ein Fahr- lang e Touren geeig -
Übersetzung. Für
rad-Sortiment passt in die Garage net, auch für Einsteiger interessant
oder den Keller. Und ist sogar im
High-End-Segment günstiger als Preis: 2099 Euro
die meisten coolen Autos. n
GADGETS

Kannste knicken . . .

seine 10-Zoll-Räder sind
Der Uebler Scooter ist ein Winzling,
ente ller, gekla ppt passt er beinahe
nicht größer als Supp
t gerade spritzig. Ladezeit
auf die Hutablage. Mit 20 km/h nich
t für 20– 25 Kilometer. 1385 Euro
vier Stunden, der Akku reich

64
 Allrounder
Robuster Lastesel
Die beliebteste Radkategorie
mit einem Marktanteil von
30 Prozent. Sportlich, aber be-
quem. Für den Alltagsgebrauch
Pro & Contra
+  schneller Alleskönner
+  komplett ausgestattet
Über Stock und Stein +  langlebig, wenig Wartung
-  meist relativ schwer Schlicht und beliebt
Dicke Dinger -  bullige Erscheinung
Hollandrad & Co.
Nur mit Federgabel oder als Fully -  als Sportgerät nicht geeignet
Machen etwa ein Viertel des Ge-
mit gedämpftem Hinterbau, Kalkhoff: Endeavour 27 samtmarktes aus. Tiefer Einstieg,
dicke Reifen mit großen Stollen Testsieger bei Stiftung Waren- aufrechte Sitzposition. Meist mit
(27,5–29 Zoll), Rahmen aus Alu- test. Belastbarer Aluminium- pflegeleichter Nabenschaltung,
minium oder Carbon rahmen, Snap-it-Gepäckträger z. T. mit Rücktrittsbremse
Pro & Contra auch für schwere Lasten, mit
Kettenschaltung oder pflege- Pro & Contra
+  Sportgerät fürs Gelände +  meist günstig
+  sehr robuste Räder leichter Nabenschaltung
+  pflegeleicht und robust
+  auch für die Stadt umzurüsten Preis: 899 Euro +  entspannte Haltung
-  hoher Rollwiderstand -  taugen nicht für längere Touren
-  technisch teils sehr aufwendig -  meist sehr schwer
-  ohne Licht, Gepäckträger usw. -  nicht sportlich
Scott: Scale 950
Winora: Aruba
Konzipiert für maximale
Ansprechendes Design, reflektie-
Geschwindigkeit, sehr leichter
rende Elemente an den Reifen, Re-
Alurahmen, Federgabel.
flektoren an den Pedalen. LED-Licht-
Sram 1 × 11-Schaltung,
system, 8-Gang-Nabenschaltung
29-Zoll-Laufräder
Preis: 749 Euro
Preis: 1599 Euro

World-Champions
Kräftemessen rund
um den Globus: Bei
Zwift, der größten
digitalen Radrenn-
plattform, sind
mehr als 600 000
Trainingspartner Harter Stoff
weltweit gelistet. Sicherheit für das stylishe,
Über eine App mel- ultraleichte Rad: Die Textil-
det man sich an designerinnen Alexandra
(15 Euro/Monat), Baum und Suse Brand aus
spannt sein Rad Leipzig entwickelten das Seil-
zu Hause in eine schloss Tex-Lock aus Fasern Mit Hinterher ganz vorn
r Peter Hornung-
Smart-Trainingsrolle hart wie Stahl. Ab 109 Euro Der Münchener Architekt und Schreine
te den mult ifunktionalen
– und auf dem an- Sohner ersann und entwickel
für den Tran spor t sein er feinen Möbel in
geschlossenen Mo- Fahrradanhän ger
n baut „Hinterher“
nitor fährt man mit der verstopften Innenstadt. Inzwische
Größ en und Farb en. Pulverbe-
Sparringspartnern Fahrradanhänger in allen
aus Italie hergestellt
n,
auf fernen Strecken schichtetes Alu-Chassis, Laufräder
om) . Ab 398 Euro
(www.zwift.com) in München (www.hinterher.c

65
T I T E LT H E MA

Die Trainingstipps der Profis

Der Tour-de-France-Etappensieger Marcel Kittel und der Ex-Weltmeister im Cyclocross, Jens Schwedler,
sagen Ihnen, wie Sie Ihre Performance auf dem Sportrad optimieren können

Motivation, Kraft und Erholung VON MARCEL KITTEL

1. ORTSSCHILD-SPRINTS Ich suche mir 4. REGENERATION Genauso wichtig wie das

Markierungen wie Schilder oder Bäume, ziehe
100 oder 200 Meter davor den Sprint
an. Perfekt für die Motivation im Training.
2. POWER AUS DEM RUMPF Eine trainierte
Bauch- und Rückenmuskulatur beugt Ver-
letzungen vor und hilft, die ganze Kraft auf die
Pedale zu bringen.
3. LIEBER ÖFTER KURZ TRAINIEREN Ich
tendiere zu intensiven und regelmäßigen Ein-
heiten. So lassen sich Training und Job verein-
baren. Lieber viermal in der Woche eine Stunde,
als am Wochenende vier Stunden am Stück.
Training, aber meistens unterschätzt. Ich ver-
suche, nach dem Training schnell etwas zu
essen (Pasta oder Reis), lege dann die Füße
hoch und entspanne.
5. DIE WAHL DES UNTERSATZES Ich bevor-
zuge auch im Training ein Rennrad. Sollte man
den ganzen Winter über trainieren, macht ein
Gravel- oder Cyclocross-Bike als Zweitrad Sinn.
6. FETTSTOFFWECHSEL BESCHLEUNIGEN
Ein- bis zweimal im Monat Low-Carb-Training.
Die Kohlenhydratzufuhr vor und nach dem Trai-
ning (max. 1,5 Std.) drastisch runterschrauben.

Der 8-Wochen-Fett-weg-Trainingsplan VON JENS SCHWEDLER

D reimal in der Woche 60 bis 90 Minuten Training auf

dem Bike, und Sie können sich richtig dünne
machen. Profis verbrennen bei einer kräftezehrenden
Bergetappe der Tour de France bis zu 10 000 Kalorien –
das schafft keine Diät der Welt. Selbst bei einem
Durchschnittstempo von 21 bis 24 km/h verbrennen
Hobbyradler (80-kg-Person) schon 800 Kalorien pro
Stunde. Allerdings: „Etwas Zug sollte schon auf der Ket-
te sein, nur langsames Radeln bringt nichts“, weiß der
Ex-Weltmeister und Betreuer des Stevens Radteams.

Einheit 1 Einheit 2 Einheit 3

GA – 60 Min. hohe Trittfrequenz, GA – 60 Min. hohe Trittfrequenz, Intervall: 60 Min., 2 √ 5 Min. Intervall
1. Woche
flache Strecke flache Strecke (30 Sek. schnell, 30 Sek. locker)
GA – 60 Min. hohe Trittfrequenz, GA – 80 Min. hohe Trittfrequenz,
2. Woche Kraft: 60 Min., 5 √ 5 Min. hoher Gang
flache Strecke flache Strecke
Kraft: 50 Min., darin 5 √ 3 Min. GA – 60 Min. hohe Trittfrequenz, Intervall: 65 Min., 4 √ 5 Min. hohes Tempo,
3. Woche
hoher Gang, hohes Tempo flache Strecke dazwischen 5 Min. locker
4. Woche GA – 40 Min. hohe Trittfrequenz, GA – 60 Min. hohe Trittfrequenz,
–
(ruhiger) flache Strecke flache Strecke
GA – 60 Min. hohe Trittfrequenz, Intervall: 70 Min., 3 √ 5 Min Intervall GA – 80 Min. hohe Trittfrequenz,
5. Woche
flache Strecke (30 Sek. schnell treten, 30 Sek. locker) flache Strecke
Fotos: Holde Schneider/Visum

GA – 70 Min. hohe Trittfrequenz, Intervall: 65 Min., darin 3 √ 8 Min. Tempo- GA – 90 Min. hohe Trittfrequenz,
6. Woche
flache Strecke steigerung, dazwischen 5 Min. locker flache Strecke
Intervall: 75 Min., darin 3 √ 10 Min. Tempo- GA – 60 Min. hohe Trittfrequenz, GA – 90 Min. hohe Trittfrequenz,
7. Woche
steigerung, dazwischen 5 Min. locker flache Strecke flache Strecke
Kraft: 85 Min., darin 8 √ 3 Min. hoher Gang Intervall: 65 Min., darin 4 √ 5 Min. hohes
8. Woche GA – 90 Min. hohe Trittfrequenz
und hohes Tempo, dazwischen 3 Min. locker Tempo, dazwischen 5 Min. locker
GA = Grundlagenausdauer: Die Herzfrequenz sollte bei 70 Prozent der max. Herzfrequenz (220 minus Lebensalter) liegen.
Intervall: Einrollen 15 Min, dann schnelle Einheiten oder Temposteigerung mit hoher Trittfrequenz, Ausrollen 15 Min.
66 Kraft: Einrollen 15 Min., dann schwere Gänge, Ausrollen 15 Min. FOCUS 15/2018
IMPR ESSUM S E RV I C E

FOCUS Redaktion, Potsdamer Straße 7, 10785 Berlin,

Telefon: 0 30/75 44 30-0, Fax: 0 30/75 44 30-28 60, ISSN 0943-7576
FOCUS ist ein Magazin von BurdaNews.
Service
AUSKUNFT ZUM ABONNEMENT
REDAKTION Tokio   Susanne Steffen; Tel. und Fax: 00 81/4 68 77 54 80,
E-Mail: susanne_steffen@jcom.home.ne.jp
Chefredakteur   Robert Schneider Deutschland: FOCUS-Abonnentenservice
Washington   Dr. Peter Gruber; Tel. und Fax: 0 01/3 01/5 81 09 99
(V. i. S. d. P., Anschrift siehe Redaktionsadresse) Postfach 0 50, 77649 Offenburg
Wien   Marta S. Halpert; Tel.: 00 43/1/5 33 00 55-22, Telefon: 0 18 06/4 80 10 02
Stellvertretende Chefredakteure   Jörg Harlan Rohleder, Markus Krischer Handy: 00 43/6 76/3 33 00 77
Fax: 0 18 06/4 80 10 03
Berater des Chefredakteurs   Walter Mayer Zürich   Gisela Blau; Tel.: 00 41/44/2 02 22 66,
E-Mail: gila.blau@bluewin.ch
(Festnetzpreis 20 ct/Anruf,
Creative Consulting: Matthias Last/Studio Last (extern) Mobilfunkpreise max. 60 ct/Anruf)
Art Direction   Bardo Fiederling, Markus Rindermann AUSLANDSBÜROS E-Mail: abo@focus.de
Chefs vom Dienst   Sonja Wiggermann; Markus C. Hurek, Christian Stein (Stv.)
Großbritannien   Carmen Durrant, E-Mail: carmen.durrant@burda.com Österreich: Burda Medien Abo-Service
Fotochef   Thorsten Fleischhauer USA  Nele Husmann, Heidi Zimmermann (Bild); Postfach 4, A-6961 Wolfurt-Bahnhof
Textchefs  Alexander Bartl, Markus Götting Hubert Burda Media Inc., 85 Broad Street, 16th Floor NY, NY 10004, Telefon: 00 43/55 74/5 30 55
Tel.: 0 01/2 12/8 84 49 00
Chefkorrespondent  Daniel Goffart Fax: 00 43/55 74/5 32 55
Chefreporter  Josef Hufelschulte VERLAG E-Mail: burda@guell.de
Autorin   Elke Hartmann-Wolff FOCUS erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH, Schweiz: Burda Medien Abo-Service
Politik  & Wirtschaft Arabellastraße 23, 81925 München. Postfach, CH-9026 St. Gallen
Jan Wolf Schäfer (Ltg., Mitgl. d. CR), Gudrun Dometeit (Stv.), Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt Telefon: 00 41/71/3 11 62 73
Alexander Wendt (Stv.), Markus C. Hurek; Marc Etzold, Stephanie eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Nachdruck ist Fax: 00 41/71/3 14 06 10
E. Fritzsche, Jan Garvert, Andreas Große Halbuer, Dr. Andrea Claudia nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dieses gilt E-Mail: burda@guell.de
Hoffmann, Matthias Kowalski, Olaf Opitz, Alexander-Georg Rackow, auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Verviel-
Ulrich Schmidla (Ltg. Ausland), Susanne Stephan fältigungen auf CD-ROM. Sofern Sie Artikel aus FOCUS in Ihren übriges Ausland: Burda Medien Abo-Service
internen elektronischen Pressespiegel übernehmen wollen, erhalten Heuriedweg 19, D-88131 Lindau
Investigation
Sie die erforderlichen Rechte unter www.pressemonitor.de oder unter
Christoph Elflein (Ltg.), Petra Hollweg (Stv.);
Tel. 0 30/28 49 30, PMG Presse-Monitor GmbH. Telefon: 0 83 82/96 31 80
Meike Grewe, Thilo Mischke, Göran Schattauer, Fax: 0 83 82/9 63 15 79
Sebastian Schellschmidt (Reporter), Herbert Weber Druck   Burda Druck GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg
Printed in Germany E-Mail: burda@guell.de
Wissen & Gesundheit
Bernhard Borgeest (Ltg.); Helmut Broeg, Elisabeth Krafft, Vertriebsleiter   Markus Cerny Bestellung bestimmter Ausgaben
Dr. Kurt-Martin Mayer Vertriebsfirma   MZV GmbH & Co. KG, 85716 Unterschleißheim, Telefon: 07 81/6 39 58 60
Internet: www.mzv.de Fax: 07 81/6 39 58 61
Kultur & Leben
Jobst-Ulrich Brand (Ltg.), Barbara Jung-Arntz (Stv.), Gabi Czöppan, FOCUS darf nur mit Genehmigung des Verlags in Lesezirkeln E-Mail: focusbestell@burdadirect.de
Harald Pauli, Ulrike Plewnia, Robert Vernier (Ltg. Medien), geführt werden. Der Export von FOCUS und der Vertrieb im Ausland
Susanne Wittlich, Axel Wolfsgruber (Ltg. Sport), Margot Zeslawski sind nur mit Genehmigung des Verlags statthaft. Urlaubsnachsendung/Adressänderung
Social Media Corinna Baier Einzelpreis in Deutschland   € 4,20 inkl. 7 % MwSt. Telefon: 07 81/6 39 58 50
Abonnementpreis: € 4,20 (inkl. Zustellgebühr und 7 % MwSt., Fax: 07 81/6 39 58 51
Bildredaktion    im Ausland zuzüglich Porto).
Leonie Bergami, Arne Deepen, Maike Feder, Florian Kernwein, E-Mail: focusabo@burdadirect.de
Für Mitglieder des Bundesverbandes der Börsenvereine an
Nadine Kurschat, Franziska Lentes, Sonja Riemann, Jeannette Rode
(Creative Director Foto)
deutschen Hochschulen e. V. und des Europaverbandes der Abonnement für Blinde
Selbständigen Deutschland e. V. ist der Bezug der Zeitschrift FOCUS auf Daisy-/MP3-CD
Titelgrafik   Thorsten H. Michel, Karin von Zakarias im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Mitglieder des Bundes-
verbands Deutscher Volks- und Betriebswirte e. V. ist Telefon: 0 55 31/71 53
Grafik    der Bezug des FOCUS E-Papers im Mitgliedsbeitrag enthalten. E-Mail: atz@blindenzeitung.de
Franziska Altmann, Michael Heitschötter, Heike Noffke, Petra Rehder, Studenten-Abonnement (nur gegen Nachweis), FOCUS am PC
Betül Rühmann, Ursula Stauffer, Petra Vogt Schüler-Abonnement (nur gegen Nachweis eigener Telefon: 0 69/95 51 24 15
Info-Grafik    Haushaltsführung): € 2,20 jeweils inkl. Zustellgebühr und
7 % MwSt.Im Ausland zuzüglich Porto.
Fax: 0 69/9 57 35 09
Ulrich Gerbert, Stefan Hartmann, Stephen Swierczyna
Die Postzustellung erfolgt klimaneutral.
Composing   Werner Nienstedt Weitere Informationen: www.focus.de/gogreen
FRAGEN AN DIE REDAKTION
Dokumentation    Pressesprecherin   Alice Wagner, Tel.: 0 89/92 50-25 75,
Jochen Bausback, Georg Braunschweig, Bernd Hempeler, Fax: 0 89/92 50-27 45, presse@burda.com
Andrea Kaufmann, Dr. Angelika Koller, Ireen Packebusch, E-Mail: service@focus-magazin.de
Joachim J. Petersen, Anja Scharruhn, Susanne Ullrich Verantwortlich für den Anzeigenteil    Sie erreichen unsere Ressorts unter
(Kooperation mit F.A.Z.-Research) Kai Sahlfeld, AdTech, Hauptstraße 127, 77652 Offenburg Tel.: 0 30/75 44 30-28 01
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 30a, gültig seit 1. Januar 2018.
Herstellung/Produktion   Vladimir Milašinović, Thomas Schäfer
Leiter Direkt Marketing   Michael Zgolik E-Mail: leserbriefe@focus-magazin.de
Schlussredaktion   Die Lektorey Kreuzer – Madl – Ruschmann, München
Head of Media Solutions Florian Biechele
Repro   pixel4media – Burda Magazine Holding GmbH
Deputy Managing Director   Stefan Kossack SERVICE-NUMMERN
Redaktionstechnik   Ingo Bettendorf, Oliver Seehaus
CFO BurdaNews   Gunnar Scheuer
Nachrichtendienste   dpa, Reuters
Managing Director News   Malte von Bülow Tarifanforderungen Anzeigen
Redaktionsverwaltung   Burda Service GmbH, Telefon: 0 89/92 50-26 92
Ralf Grasser, Jeanette Schanderl (Ltg.) Geschäftsführer   Burkhard Graßmann
Fax: 0 89/92 50-24 94
Gründungs-Chefredakteur   Helmut Markwort E-Mail: anzeigen@focus.de
AUSLANDSKORRESPONDENTEN
Verleger   Dr. Hubert Burda Internet: www.medialine.de
Athen   Wassilios Aswestopoulos; E-Mail: kwa@aswestopoulos.de
Tel.: 00 30/69 44 38 19 78, Nachdruckrechte Text
Brüssel   Mirjam Moll; E-Mail: mirjam.moll@ddrewes.eu Telefon: 0 30/75 44 30-28 03
Buenos Aires   Andreas Fink; Tel.: 00 54/11/45 21 21 76,
Veröffentlichung: gem. Art. 8 Abs. 3 des Bayerischen Pressegesetzes: Fax: 0 30/75 44 30-28 77
Fax: 012 12/5 75 37 08 72 Verlag: FOCUS Magazin Verlag GmbH. E-Mail: synd.text@focus-magazin.de
Alleinige Gesellschafterin: Burda Magazine Holding GmbH.
Leiden   Kerstin Schweighöfer; Tel.: 00 31/71/5 61 02 40, Deren alleinige Gesellschafterin: Burda Gesellschaft mit beschränkter Nachdruckrechte Fotos und Info-Charts
Fax: 00 31/71/5 61 08 85 Haftung. Deren alleinige Gesellschafterin: Hubert Burda Media Holding Telefon: 0 30/75 44 30-28 02
Nairobi   Kirsten Milhahn, k.milhahn@hamburg.de, Kommanditgesellschaft, Offenburg.
Deren Komplementäre sind Prof. Dr. Hubert Burda, Verleger, München,
Fax: 0 30/75 44 30-28 61
Tel.: 0 02 54/7 37 79 02 8 2
und die Hubert Burda Media Holding Geschäftsführung SE. E-Mail: synd.foto@focus-magazin.de
Neu-Delhi   Dorothea Riecker, dorotheahug@hotmail.com, Ihre Kommanditisten sind Elisabeth Furtwängler, München,
Tel.: 00 91/11/41 76 52 85 und Jacob Burda, München, sowie die Hubert Burda Media Holding FOCUS-Archiv
Paris   Tanja Kuchenbecker, Tel.: 00 33/9 84 10 41 73, Betriebsführungsgesellschaft m.b.H. Artikelrecherche kostenlos unter
E-Mail: klpresse.paris@gmail.com www.focus.de/magazin/archiv
Peking   Jörn Petring, joern.petring@me.com, Auskunft zu FOCUS Online
Tel.: 0 08 61/86 12 20 40 93 FOCUS (USPS No. 000-9593) is published weekly by HUBERT
BURDA MEDIA. Subscription price for USA is $ 290 per annum. Telefon: 0 89/92 50-32 92
Rom   Eva Maria Kallinger;
Tel. und Fax: 00 39/06/5 88 41 62 K.O.P.: German Language Pub., 153 S Dean St, Englewood NJ 07631. E-Mail: redaktion@focus.de
Periodicals postage is paid at Englewood NJ 07631 and
Tel Aviv   Lissy Kaufmann, lissykaufmann@gmail.com, additional mailing offices. Postmaster: Send address changes to: Auskunft zu FOCUS TV
Tel. 0 0972/5 45/87 68 41 FOCUS, GLP, P.O. Box 9868, Englewood NJ 07631. Internet: www.focustv.de

FOCUS 15/2018 67
GELDMAR K T
Börsenstimmung
Gold-Trend
intakt
G old hat im vergangenen
Jahr besser abgeschnit-
ten als die meisten maßgeb-
lichen Aktienmärkte. Die
Stimmung der Anlagebe-
rater pro Gold ist trotzdem
noch neutral. Moderate
61 Prozent der Finanzbera-
ter sind positiv für das Edel-
metall gestimmt, das stützt
die Notierung. Gefährlich
wird es erst, wenn mehr als
70 Prozent pro Gold votieren,
also Euphorie herrscht –
wie im Herbst 2013, Früh-
ling 2014 oder Mitte 2016.
USD Goldpreis je Feinunze
1600
1400
1200
1000 positive
Berater Gold 30
800
2013 14 15 16 17 2018
Quelle: Finanzwoche
Deal der Woche
Aus Microsoft
mach zwei
D er Chef des US-Soft-
ware-Riesen, Satya
Nadella (Foto), will diesen
massiv umstrukturieren.
Zukünftig soll es zwei
Teile von Microsoft
geben – einen,
der sich auf Gerä-
te und „Nutzer-
erlebnisse“ kon-
zentriert, und einen,
der auf Cloud-Dienste
und künstliche Intelligenz
setzt. Dieser Bereich steuert
schon jetzt rund ein Drittel
zum Umsatz von 96,6 Mil-
liarden Dollar bei. Denk-
bar wäre später sogar eine
getrennte Börsennotierung.
68
Risse im Gefüge
Italiens Politik
und Schulden
könnten den Euro
destabilisieren
%
70
60
Das Risiko Italien wird unterschätzt
50 Der renommierte Vermögensverwalter Jens Ehrhardt warnt, dass die Folgen
40 eines politischen Erdbebens in Rom für die Märkte fatal sein könnten
D
20 ie meisten Auguren sind sich sicher,
dass es im südlichen EU-Land nicht
zu einer Koalition der Anti-Estab-
lishment-Bewegung Fünf Sterne und des
rechten Lagers um die Lega Nord kommt –
obwohl beide zusammen bei der jüngsten
Parlamentswahl fast 70 Prozent der Stim-
men holten. Nicht so der Münchner Ver-
mögensverwalter Jens Ehrhardt, der das
Szenario für wahrscheinlich, aber unter-
schätzt hält und argumentiert: Tatsächlich
könnte das größte Risiko („tail risk“) dieses
Jahres die politische Entwicklung in Italien
sein. Die beiden Blöcke können radika-
le Veränderungen (auch bezogen auf die
EU) im Parlament ohne Volksbefragungen
beschließen. Entgegen einer allgemein
Italienische Staatsschulden in Prozent des BIPs
Quelle: ISTAT
2008 09 10 11 12 13 14 15
Munter Miese machen Trotz EZB-Nullzinspolitik
nehmen Italiens Staatsschulden per Saldo zu
Euro-Krise
verbreiteten Meinung wird Draghi nichts
gegen eine solche Entwicklung unterneh-
men können. Nach fast zwei Jahrzehnten
Euro hat die Mehrheit der Italiener erkannt
(Stichpunkt Jugendarbeitslosigkeit), dass
F  otos: 123RF; Satya Nadella: Bloomberg; Galerie Oliver Schweden; lllustration: Matthias Seifarth/FOCUS-Magazin
der Euro für Italien eine totale Fehlkons-
truktion ist. Die Versuche Draghis und des
französischen Präsidenten Macron, z. B. via
Bankenunion Europa zu retten, dürften
aus deutscher Sicht weder wünschenswert
noch machbar sein (die Bilanzsumme aller
europäischen Banken liegt bei über 30 000
Milliarden Euro!). Ein amerikanischer Wirt-
schaftswissenschaftler verglich die Situati-
on mit einer Anforderung an Kanada, die
Verschuldungsprobleme der USA zu lösen.
Europa mit über 500 Millionen Einwohnern
kann nicht von 83 Millionen Deutschen
dauerhaft stabilisiert werden.
Fazit für die Anleger: Sie sollten – auch
130 heftigere – Rückschläge bei Aktien ein-
kalkulieren. Wer also noch neu einstei-
gen will, kann es wagen, auf günstigere
120
Kurse zu warten. Wer schon länger Aktien
besitzt und Kursgewinne verbucht, soll-
110 te zumindest einen Teil seiner Gewinne
sicherstellen. Zumal jetzt ohnehin jene
100 Monate des Jahres kommen, in denen es
16 2017 zwar an den Stränden Italiens sehr schön
ist – aber an den Börsen traditionell oft
Turbulenzen aufkommen.
FOCUS 15/2018
 Tipp der Woche
Mit Länder-ETFs auf Nummer sicher gehen
M
anche Länder und Regionen ste- mit 38,8 und die Schweiz mit 29,6 Pro-
hen weltweit für ihre besonders zent deutlich besser da. Sicherheit kann
ausgeprägte Solidität – auch aber auch ein gut dotierter Staatsfonds
im Vergleich zur selbst recht stabilen wie in Norwegen sein oder 27 Jahre (!)
deutschen Volkswirtschaft. Und den- Dauerwachstum wie in Australien.
noch hängen deren Aktienindizes den Anleger können mit kostengünsti-
Dax teils deutlich ab. Zu diesen siche- gen Börsenfonds (ETFs) partizipieren.
ren und zugleich renditestarken Häfen Die Deutsche Bank offeriert ETFs, die
gehören die Schweiz, Australien und den MSCI-Nordic sowie den SMI-Index
die skandinavischen Staaten Schweden, nachbilden (ISIN: IE00B9MRHC27 bzw.
Dänemark, Norwegen und Finnland, die LU0274221281). Ein Papier von iShares
im Regionen-Index MSCI-Nordic zusam- spiegelt die Entwicklung des australi-
mengefasst sind. So hat Letzterer den schen Leitindex wider (IE00B5377D42).
deutschen Leitindex in den vergange-
nen zehn Jahren um ordentliche 15 Pro- Swiss-Market-Index SMI
prozentuale Entwicklung seit 1.1.2008
zentpunkte abgehängt, das australische
Aktienbarometer AS30 schnitt um 27 Quelle: Finanzen100
Punkte besser ab als der Dax und der
Schweizer SMI sogar um gut 51 Prozent-
punkte (s. Chart, Dividenden wurden
berücksichtigt, Berechnung in Euro). Dax
Zweifelsohne ist die Staatsverschul-
dung ein zentrales Kriterium für die
Solidität eines Landes. Im Vergleich zu 2008 10 12
Deutschland mit 64,8 Prozent stehen Abgehängt Der Schweizer SMI-Index schlägt
Australien mit 41,9 Prozent, Schweden den Dax auf Zehnjahressicht deutlich
Kunst-Tipp
Zarte Seiten des Aktionisten
D er Wiener Aktionskünstler Hermann Nitsch ist
berühmt für sein „Orgien-Mysterien-Theater“.
Dort fließt viel Blut, Tiere werden geschlachtet, der
79-Jährige malt auch mit dem Lebenssaft. In den
Performances vermischen sich Malerei, Theater,
Musik, Lyrik und
liturgisch-religiöse
Elemente. Die
Zeichnungen für
seine Aktionen
wirken dagegen
zart. Die Münch-
ner Galerie Oliver
Schweden bietet
Nitschs Lithogra- der Personalberatung
fien von 2015 für
je 1000 Euro an.
Format: 83 √ 61 cm.
Auflage: 30.
Tel. 01 62/2 87 26 00,
schwedengallery@
aol.com
FOCUS 15/2018
Die Kolumne von
Frank Pöpsel,
Chefredakteur von
FOCUS-MONEY
Hier stimmt was nicht!
2-Klassen-Gesellschaft
bei der Rente
Ärgern Sie sich auch über die Null-
zinspolitik der Europäischen Zentral-
bank? Bringt Ihre Lebensversicherung
immer weniger ein? Fehlen Ihnen deswe-
%
gen für den Ruhestand viele Tausend
+150 Euro? Na, dann werden Sie einfach EU-
+100 Parlamentarier!
Einem Fonds für die Rente von EU-
+50
Parlamentariern droht nach Medienbe-
0 richten bald die Pleite. Das Problem:
Wegen der Niedrigzinsen stehen für die
–50
Versorgung von gerade einmal 700 (!)
–100 Abgeordneten „nur“ noch 146,4 Millionen
14 16 2018
Euro zur Verfügung. Die Pensionsanwart-
schaften der Ex-Parlamentarier belaufen
sich aber auf stolze 472,6 Millionen Euro.
Rechnen wir das einmal auf den ein-
zelnen Abgeordneten um: Statt 675 000
Euro Rentenkapital pro Abgeordneten
(472,6 Millionen Euro geteilt durch 700)
stehen „nur“ noch 209 000 Euro Renten-
Zahlen, bitte! kapital zur Verfügung (146,4 Millionen
Euro : 700). Für die Politiker aus Brüssel
190
ist dies offensichtlich zu wenig. Deshalb
soll jetzt der Steuerzahler das fehlende
Geld aufbringen!
Und nun vergleichen wir das Ganze
einmal mit der Altersvorsorge eines
Aufsichtsräte Normalbürgers. Ein durchschnittlicher
müssen allein Lebensversicherungs-Sparer, der von
bei Dax- und MDax- heute an 30 Jahre lang Monat für Monat
Unternehmen in 200 Euro einzahlt, hat am Ende gerade
diesem Jahr neu einmal 105 000 Euro. Er zahlt also
gewählt werden.
wesentlich länger ein, als der Abgeordnete
Das entspricht
im Parlament sitzt, und bekommt am
einem Drittel aller
Aufsichtsrats- Ende trotzdem wesentlich weniger raus.
Allein durch die Nullzinspolitik der Euro-
posten bei diesen
AGs, so eine Studie päischen Zentralbank verliert er im Alter
rund 42 000 Euro. Denn seine Beitrags-
Russel Reynolds rendite ist von 4,4 Prozent (eine Kapital-
aus den USA. lebensversicherung, die vor 30 Jahren
Neue Kontrolleure abgeschlossen wurde und jetzt fällig ist)
bekommen etwa auf 2,4 Prozent (Neuabschluss einer
SAP, die Deutsche Kapitallebensversicherung) gesunken.
Börse AG, Fresenius Für diese 50 000 Euro Verlust kommt
und Daimler.
keiner auf!
69
Jetzt den FOCUS empfehlen und

Empfohlen für
Rasenflächen
bis 250 m�

EINHELL Elektro-Rasenmäher �T177� OBI Gutschein über € 100,– �N961�

> Mit kraftvollem Carbon Power Motor und einem > In den Märkten von Obi decken Sie sich mit
Gehäuse aus schlagzähem, hochwertigem Kunststoff Materialien für Ihre Bauvorhaben ein. Neben
> Ausgestattet mit Zwei-Punkt-Sicherheitsschalter, Werkzeugen und Baumaterialien zahlreiche
Kabelzugentlastung und Grasfangbox weitere Artikel, um Projekte rund um Haus
> Leistung: 1.000 Watt, Schnittbreite: 30 cm und Garten effektiv umzusetzen.

BOSCH Hobby-Werkzeug-Set,
Zuzahlung € 29,– �F139�
> Schlagbohrmaschine „PSB 50“ für Beton,
Stahl und Holz
> Lithium-Ionen-Schrauber „IXO IV“,
Rechts-/Linkslauf
> Bohrer- und Bit-Set „Classic“, 65-tlg.

Noch mehr Prämien finden Sie unter:

www.focus-abo.de
Einfach per Telefon bestellen: Oder Coupon ausfüllen und faxen:

0180�6�480�1000* 0180�6�480�1001*
*€ 0,20/Anruf aus dem dt. Festnetz, aus dem Mobilnetz max. € 0,60/Anruf
 Wunschprämie sichern! PRÄM
ZUR W IE
AHL

FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastr. 23, 81925 München, Amtsgericht München, HRB97887
KÄRCHER Hochdruckreiniger 2100 �E631� KÄRCHER Fenstersauger �T178�

Aktionsnummer 641458F15
> Kompakter Hochdruckreiniger für kleinere > Die innovative „Wasserabsaugung“ ermöglicht
Reinigungsarbeiten rund ums Haus und Garten ein sehr einfaches, hygienisches Arbeiten
> Leicht und bequem zu transportieren > Arbeitsbreite der Absaugdüse 280 mm,
> 3 m Hochdruckschlauch, Hochdruckpistole, Behälterinhalt Schmutzwasser 100 ml,
Dreckfräser Akkulaufzeit 20 Minuten

�
Bitte hier ausschneiden

Gleich bestellen!
Ja, ich lese ab sofort den FOCUS für zunächst 1 Jahr zum Ich habe einen neuen Abonnenten geworben
Preis von zzt. € 218,40/Jahr. Wenn ich FOCUS nicht spätestens 6 Wochen und erhalte die Prämie
vor Ablauf der Bezugszeit in Textform kündige (Datum des Zugangs), Der Versand der Prämie erfolgt ca. 2 Wochen nachdem das FOCUS
verlängert sich das Abo automatisch um je 1 weiteres Jahr zum Preis von zzt. Abonnement vollständig bezahlt ist. Prämienempfänger und neuer FOCUS
Ihre Abo-Vorteile: € 218,40/Jahr. Abonnent dürfen nicht identisch sein. Meine Prämie schicken Sie bitte an
folgende Adresse:
Lieferung frei Haus
Name Vorname Name Vorname

Keine Ausgabe verpassen

Straße, Nr. Straße, Nr.
Die beste Prämienauswahl
PLZ Ort PLZ Ort

Telefon �bitte für evtl. Rückfragen angeben� Geb.-Datum Telefon �bitte für evtl. Rückfragen angeben�

E-Mail E-Mail

Ich zahle bequem per Bankeinzug : **

Als Prämie wünsche ich mir: (Bitte ankreuzen.)
EINHELL Elektro-Rasenmäher �T177�
DE
IBAN BLZ Kontonummer
OBI Gutschein über € 100,– �N961�
KÄRCHER Hochdruckreiniger 2100 �E631�
Zahlungsempfänger:
KÄRCHER Fenstersauger (T178)
FOCUS Magazin Verlag GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg
Gläubiger-ID: DE08ZZZ00000071508 | Mandatsreferenz wird separat mitgeteilt. BOSCH Hobby-Werkzeug-Set,
Zuzahlung € 29,– (F139)

Ich bin einverstanden, dass mich Burda Direkt Services GmbH, Hubert-
Burda-Platz 2, Offenburg telefonisch oder per E-Mail für ihre Kunden auf interes- �
sante Medienangebote hinweist und hierzu meine Kontaktdaten für Werbe- Datum / Unterschrift des Abonnenten 641458F15
zwecke verarbeitet. Teilnahme ab 18 Jahren. Einwilligung jederzeit für die Zukunft
widerrufbar. Weitere Informationen unter www.burdadirect.com/datenschutz. Oder per Post einsenden: FOCUS Magazin Verlag GmbH,
Postfach 2�90, 77649 Offenburg | abo@focus.de

Auslandskonditionen auf Anfrage. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht. Die Belehrung können Sie unter www.focus-abo.de/agb abrufen. Alle Preise inkl. MwSt. und Versand. ** SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige den
FOCUS Magazin Verlag, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Verlag auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrags verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Für Zahlungen per
SEPA-Lastschrift aus dem Ausland kontaktieren Sie bitte +49��0��8382/963 180.
 WISSEN Spanische Infanterie
Im Schutz des töd-
lichen Lanzenwaldes der
Pikeniere laden und
schießen die Musketiere

Zweitägiges Gemetzel
Die Schlacht bei Nördlingen
(Bayern) im Jahr 1634 war einer
der wenigen großen Kämpfe
des Dreißigjährigen Krieges, die
länger als einen Tag dauerten

72 FOCUS 15/2018
 Schwedische Kavallerie
Die Reiter kämpfen mit
Schwertern und Pistolen,
die sie aus möglichst
kurzer Distanz abfeuern

Das Blut im Boden Europas

Am 23. Mai vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg.
Regionale Mächte und professionelle Kriegsunternehmer schürten ihn.
Was wir daraus für die großen Konflikte der Gegenwart lernen können
Foto: Mikel Olazabal

TEXT VON CHRISTIAN PANTLE

73
WISSEN

D
ie Kugel traf den rechten
Oberarm des knapp 1,80
Meter großen Schotten,
bohrte sich in den Knochen
und schlug Splitter heraus.
Trotz der Schussverletzung
war für den etwa 22-Jähri-
gen die Schlacht bei Wittstock in Branden-
burg nicht vorbei: Der Söldner geriet in
einen Nahkampf, und ein Angreifer hieb
mit der Hellebarde auf ihn ein. Die mes-
serscharfe Klinge traf ihn an der rechten
Schläfe, spaltete seinen Schädel und drang
in sein Gehirn ein. Der Schotte verlor das
Bewusstsein und fiel auf den Rücken.
Schließlich rammte ein weiterer Feind
dem Sterbenden einen Dolch in die Kehle.
Massengrab als Geschichtsbuch
Nach der Schlacht am 4. Oktober 1636
wurde der britische Landsknecht in einem
Massengrab verscharrt, wo seine Gebeine
370 Jahre lang ruhten – bis ein Bagger-
fahrer im März 2007 dort auf Schädel und
andere Knochen stieß.
Der gruselige Fund stellte sich rasch als
Schatz für die Forschung heraus: Archäo-
logen und Anthropologen bargen 88 Ske-
lette, die einmalige Ein-
Krieg etwa begann als Bürgerkrieg, in
dem sich vorwiegend Protestanten und
Katholiken bekämpften, und er eskalierte
zum internationalen Krieg, als neben Spa-
nien erst Dänemark, dann Schweden und
Frankreich militärisch eingriffen. Auch
der Krieg in Syrien wird befeuert durch
konfessionelle Konflikte – zwischen Sun-
niten und Schiiten – und durch regionale
Großmächte wie Saudi-Arabien und Iran.
„Die Parallelen sind offenkundig für den
historisch gebildeten Beobachter“, beton-
te der heutige Bundespräsident Frank-
Walter Steinmeier in einer Rede, die er
2016 als Außenminister hielt.
Für Krieger wie Zivilisten war der
Dreißigjährige Krieg so brutal und die
Lebensbedingungen so hart, wie wir es
uns heute kaum mehr vorstellen können.
Das belegen nicht nur die Tagebücher
von Soldaten, Mönchen, Handwerkern
und Bauern, die damals in großer Zahl zu
schreiben begannen, sondern auch aktu-
elle wissenschaftliche Untersuchungen
wie die Knochenanalysen beim Massen-
grab von Wittstock.
Bei dem eingangs beschriebenen Söld-
ner verrieten Schnittspuren an den Gebei-
nen, welche Verwun-
hoher Belastung, dass sich nicht nur
die Knochenhaut im Unterschenkel ent-
zündete, auch die Hüft- und Schulterge-
lenke des Schotten waren mittelschwer
degeneriert.
Schier endlose Märsche gehörten zum
Alltag: Ein Tagebuch schreibender Söld-
ner namens Peter Hagendorf legte in
23 Kriegsjahren mindestens 22 400 Kilo-
meter kreuz und quer durch Mitteleuro-
pa zurück. Die Armeen mussten immer
in Bewegung bleiben, um an Nahrung
zu gelangen. Oft umfassten sie mehrere
Zehntausend Kämpfer plus den meist
noch größeren Tross aus Ehefrauen,
Kindern, Handwerkern, Predigern und
Prostituierten. Diese vagabundierenden
Menschenmassen verzehrten die Nutztie-
re und Lebensmittelvorräte der Bevölke-
rung. Und wenn sie nichts Essbares mehr
fanden, zogen sie weiter wie Heuschre-
ckenschwärme, die alles kahl gefressen
hatten. Auf dem Höhepunkt des Krieges
in den 1630er-Jahren marodierten 250 000
Soldaten durch das Heilige Römische
Reich Deutscher Nation, wie Deutschland
damals hieß.
Im Winter suchten die Heerführer für
ihre Armeen feste Unterkünfte – mit oft

F  otos: Bridgeman Images, akg-images (2), bpk/Staatsbibliothek zu Berlin/R. Schacht, B. Jungklaus/BLDAM, D. Sommer/BLDAM
blicke in das Leben und dungen er vor seinem verheerenden Folgen für die Menschen
Sterben der Soldaten im Tod erlitten hatte. Eine vor Ort, egal, ob Freund oder Feind.
Dreißigjährigen Krieg
gewähren.
Der apokalyptische
» Isotopenanalyse des
Zahnschmelzes zeigte,
dass er aus Schottland
Der Mönch Maurus Friesenegger vom
oberbayerischen Kloster Andechs etwa
beobachtete Ende Dezember 1633, wie
Konflikt begann vor 400 Die Parallelen stammte. Der 21- bis sich verbündete spanische Truppen im
Jahren mit dem Prager zwischen dem 24-Jährige litt an chro- benachbarten Ort Erling einquartierten.
Fenstersturz: Am 23. Mai nischer Kieferhöhlen- Die Dorfbewohner waren in das Klos-
1618 stießen protestan- Dreißigjährigen und Mundschleimhaut- ter geflüchtet und mussten ohnmächtig
tische Rebellen zwei Krieg und dem Krieg entzündung, so wie ein zusehen, wie die Soldaten ihre Häuser
Statthalter des katho- Drittel der Soldaten in demolierten und alles Brennbare verfeu-
lischen Kaisers sowie
in Syrien sind dem Massengrab. Stän- erten, um sich zu wärmen, wie Friesen-
deren Sekretär aus dem offenkundig dig in feuchtkalten Zel- egger schildert. Die Spanier „nahmen
Fenster der Königsburg
von Prag – und damit
Mitteleuropa in den
« ten und Baracken zu
hausen schwächte die
Immunabwehr.
Stühle und Bänke aus den Häusern und
trugen die Dächer ab, und sie füllten alle
Gassen mit fürchterlichen Wachtfeuern
Abgrund. Denn der Auf- Frank-Walter Steinmeier Mangel an Vitamin D und das ganze Dorf mit Schreien und
stand in Böhmen ent- (2016 als Außenminister) führte bei dem jungen Heulen an. Das ganze Dorf schien im
wickelte sich zur größ- Mann zu einer schmerz- Feuer zu stehen.“
ten menschengemachten haften Knochenerwei- In den folgenden Tagen verschlimmerte
Katastrophe in Euro- chung, in der Folge ver- sich die Situation. „Man sah jetzt schon
pa bis zum 20. Jahrhundert – und zum bogen sich seine Schienbeine. Auf diesen Bauern und Soldaten, nur halb beklei-
schlimmsten Trauma der Deutschen vor krummen Beinen humpelte der junge Söld- det, von Elend gebleicht, vom Hunger
dem Zweiten Weltkrieg. ner, die Überbelastung bei Drill, Marsch ausgemergelt, mit bloßen Füßen bei der
Forscher und Politiker diskutieren heute und Kampf hatten im linken Sprungge- größten Kälte herumgehen“, beschreibt
kontrovers, inwieweit sich der damali- lenk ein Knorpelstück abgesprengt. „Das Friesenegger die Not. „Die Soldaten
ge Konflikt als Lehrstück für die heutige verursachte starke Schmerzen“, sagt die aßen Hunde und Katzen und gestohlenes
Zeit eignet. Vieles erinnert an die gegen- Anthropologin Bettina Jungklaus, die das Fleisch, und die Bauern hatten oft meh-
wärtigen Kriege im Nahen Osten, ins- Knochenmaterial analysierte. Trotzdem rere Tage keinen Brocken Brot.“ Als die
besondere in Syrien. Der Dreißigjährige lief der Soldat so weite Strecken unter spanischen Truppen zur Musterung

74 FOCUS 15/2018
 GESCHICH T E

»
Die Soldaten
aßen Hunde und
Katzen und
gestohlenes
Fleisch
«
Maurus Friesenegger, Mönch
im Kloster Andechs, 1633
4

5
6

1 Willkürliche Hinrichtungen
sollten die Bevölkerung
einschüchtern.
2 In der Schlacht von Lützen
(nahe Leipzig) starb der schwe-
dische König Gustav II. Adolf,
einer der protestantischen
Anführer.
3 Mit dem Prager Fenstersturz
von 1618 begann der Konflikt
zwischen Protestanten und
Katholiken.
4 Die kaiserlichen Truppen
unter Tilly und Pappenheim
verwüsteten am 20. Mai 1631
die Stadt Magdeburg.
5 Der Schädel eines Söldners ist
schwer gezeichnet von Hieben
mit Schwertern und anderen
Waffen.
6 In Wittstock (Brandenburg)
bargen Archäologen die
Skelette von 88 Soldaten aus der
Schlacht von 1636.

FOCUS 15/2018 75
WISSEN

Faktenreport: Dreißigjähriger Krieg

Aus dem Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten entwickelte sich ein
europäischer Flächenbrand, der Millionen Menschen das Leben kostete

Mitteleuropa um 1618 KÖNIGREICH Die konfessionelle Situation 1640

SCHWEDEN Reichskreise
KÖNIGREICH
Niedersächsisch REP. DER DÄNEMARK SCHWEDEN
DÄNEMARK VEREINIGTEN
200 km
Kopenhagen Obersächsisch NIEDERLANDE
Rep. der Vereinigten Fränkisch Peenemünde
Niederlande Brüssel
Burgundisch Berlin POLEN
Holstein Köln
Lübeck Bayerisch Kirchenkonflikt
Mainz Frankfurt Prag
Bremen Mecklenburg Nach 22 Jahren
Span. Österreichisch Krieg hatten die C H ES R E I CH
S RÖMIS
Niederlande Brandenburg KÖNIG- Schwäbisch katholischen LIGE
Münster REICH Armeen einige HEI München
Brüssel Oberrheinisch Innsbruck
Köln POLEN Gebiete zurück- UNGARN
Hessen Kurrheinisch gewonnen. Im
Sachsen lutherisch
Lausitz Norden blieb der
Luxemburg Niederrheinisch- calvinistisch
Frankfurt Protestantismus
Paris Prag Westfälisch
Worms Franken Schlesien weiter die füh- katholisch
Kreisfreie Gebiete
KÖNIGREICH Lothringen H ES R E I CH von Katholiken zurückgewonnen
ÖMISC
rende Konfession
Baden
R
I G ES
FRANKREICH Böhmen
Elsass Mähren
IL
HE Regensburg
Wien KÖNIGREICH Todeszone Bevölkerungsverluste um 1648
Burgund Württemberg Bayern UNGARN Es dauerte
Österreich
fast 100 Jahre, Peenemünde
Eidgenossenschaft Steiermark bis die Bevöl-
Tirol Zersplittertes Land
Kärnten Das Heilige Römische kerungszahl

CH
Reich Deutscher wieder den
REP. Berlin

HES REI
Nation war ein Flicken- Vorkriegs- Frank-
Reichsitalien VENEDIG Brüssel
teppich aus Herzog- und stand er- furt
Fürstentümern, die vor reichte Mainz

MISC
allem eigene Interessen
verfolgten. Auch die
KIRCHEN-

RÖ
Könige der Nachbar- München
STAAT

ES
länder beteiligten sich Innsbruck

Quellen: ISW, IEG Mainz, dtv-Atlas Weltgeschichte, Brand. Landesamt f. Denkmalpflege

%
IG
am Konflikt IL

66
Syrien 2018 (Stand: 6.2.) NEAPEL HE

er
üb
Regierungstreue TÜRKEI %
Gustav II. Adolf u n te r s 66
(stark) (gering) 33 % 3 3 bi dol
f
e
al-Hasaka Schwedischer König v s I I. A rme
Assad-Regime u s t a e n A
Aleppo
(Protestant) Feldzug G isch
Hisbollah span
Dair as-Saur Feldzug der nzosen hten
F ra c
Opposition
IEN Feldzug der c hl a
Hama ige S
syrische Rebellen- SYR wicht
Homs
milizen Palmyra
Andere Gruppen LIBANON
Islamischer Staat IRAK
Damaskus Graf von Tilly
YPG (syr. Ableger d. PKK) 100 km Katholischer Wallenstein
israelisch kontrolliert Heerführer
JORDANIEN Kriegsgewinnler
türkische Armee/Verbündete
Christian Pantle Der Autor des Artikels
ist Chefredakteur des Monatsmagazins
Zerrissener Staat Nach sieben Jahren Bürgerkrieg ist Syrien keine politische „G/Geschichte“. In seinem Buch schildert
Einheit mehr. Der Nordosten ist kurdisch dominiert, daneben kämpfen auch er den Kriegsverlauf und die Folgen für
türkische Truppen und iranisch unterstützte Hisbollah-Milizen um Einfluss die Menschen (Propyläen Verlag, 18 Euro)

76 FOCUS 15/2018
 GESCHICH T E

antraten, erblickte der Jedenfalls bis zum

Mönch „nur halb volle ausgehenden 20. Jahr-
Kompanien, schwarze hundert. Seither ent-
und gelbe Gesichter, wickeln sich im Nahen
ausgemergelte Körper, Osten und in Afrika zu-
halb bedeckte oder mit nehmend Kriege, die
Lumpen umhängte oder keine klassischen Staa-
in geraubte Frauenklei- tenkriege mehr sind,
der einmaskierte Figu- sondern wieder dem
ren“. Zahlreiche Dorf- Dreißigjährigen ähneln:
bewohner und Soldaten mit privaten Kriegsunter-
starben. nehmern, die jetzt War-
Ein einfacher schwe- Sieben Jahre Krieg lords heißen, die ohne
discher Soldat überleb- Zerstörtes Aleppo: In klare Frontlinie kämpfen
te im Dreißigjährigen Syrien ist kein Frieden und oft mehr daran inte-
Krieg durchschnittlich in Sicht. Auch weil ressiert sind, die Zivilbe-
drei Jahre und vier regionale Mächte ihre völkerung auszubeuten,
Monate, ergaben Sta- Interessen verfolgen als sich gegenseitig zu
tistiken des schwedi- bekämpfen. Die Folge
schen Historikers Jan sind damals wie heute
Lindegren. Pro Jahr ver- gewaltige Flüchtlings-
starb also etwa ein Drittel der Soldaten. ten ab Dezember 1644 in Münster und ströme. 1634 etwa drängten sich in der
Schlachten spielten dabei eine unter- Osnabrück, während draußen der Krieg 15 000-Einwohner-Stadt Ulm 8000 Ge-
geordnete Rolle: Krankheiten und Ent- weitertobte. Nach fast vier Jahren besie- flüchtete. Und auch zu den 35 Andechser
behrungen verursachten drei Viertel der gelten die Diplomaten am 24. Oktober Mönchen flohen Massen, wenn Truppen
Todesfälle, Kämpfe nur gut ein Siebtel. 1648 den Westfälischen Frieden. anrückten, egal, ob Freund oder Feind:
Insgesamt kamen rund 1,7 Millionen Sol- Alle Parteien waren so weit aufeinander „In dem Kloster befanden sich über
daten ums Leben. Wie viele Menschen im zugegangen, dass jede ihr Gesicht wah- 1000 Menschen, alle Zimmer waren voll-
Tross ihr Leben ließen, ren konnte. Die territo- gestopft, einer lehnte an dem anderen“,
ist unbekannt. Der Tage- rialen und politischen klagt Friesenegger 1633.
buch schreibende Söld- Veränderungen blie-

ner Hagendorf verlor
acht seiner zehn Kinder.
Die zivilen Kriegsop-
fer starben überwiegend
an Seuchen, die durch
die umherziehenden
Menschenmassen ver-
breitet wurden. Die
Bevölkerung Deutsch-
lands – in den Grenzen
von 1914 gerechnet –
»
ben winzig für einen
Konflikt dieser Größen-
ordnung.
Keiner der Mit dem Friedens-
damaligen Akteure schluss endete die
Blütezeit der Kriegs-
war so fundamen- unternehmer, deren
talistisch wie größter Albrecht von
Wallenstein war: Der
heute der böhmische Katho-
Islamische Staat lik hatte auf eigene
Flüchtlinge bleiben im Land
Allerdings blieben vor 400 Jahren – man-
gels Verkehrsmittel – fast alle Flücht-
linge im Land. Dagegen sind laut UN
schon mehr als fünf Millionen Menschen
aus Syrien geflohen, und der Konflikt
destabilisiert auch unbeteiligte Nach-
barländer.
Historiker sehen weitere gravieren-
de Unterschiede: Keiner der damali-
gen Akteure war so fundamentalistisch

schrumpfte in den 30
Kriegsjahren von 16 bis
17 auf zehn Millionen,
also um mehr als ein
Drittel. Selbst der Zweite
Weltkrieg forderte pro-
zentual nicht annähernd
so viele Menschenle-
ben. Weite Teile des Landes waren ver-
F  otos: akg-images (3), Hassan Ammar/dpa
«
Rechnung eine Armee
aufgestellt und ließ
sich dafür vom Kaiser
Christoph Kampmann, bezahlen – sowie von
Historiker der Bevölkerung, in
deren Gebiet er sich
mit seinen Truppen
aufhielt. In der Hoch-
phase gebot er laut Heereslisten über
wie der sogenannte Islamische Staat,
gibt der Marburger Geschichtsprofes-
sor Christoph Kampmann zu bedenken.
1648 zeigten alle Seiten Friedensbereit-
schaft, und sie gewährten einander im
Vertrag „immerwährendes Vergessen und
Amnestie“ aller Untaten im Krieg. Heute
wäre das kaum mehr vorstellbar – mit der
Folge, dass Diktatoren und Warlords ihre

wüstet: Brandenburg etwa verlor zeitwei-
se 70 Prozent seiner Einwohner, rund die
Hälfte der Dörfer blieb leer.
Das Ende des Mordens brachte ein
internationaler Friedenskongress der
Superlative, für den es kein Beispiel in
der Geschichte gab: 109 Delegationen
aus 16 europäischen Staaten verhandel-
150 900 Söldner, die meist mit Zeit-
verträgen ausgestattet waren. Das pri-
vate Kriegergeschäft erreichte hier
eine Dimension, die es vorher noch
nie gegeben hatte – und auch danach
lange nicht mehr geben sollte, denn
die Zukunft gehörte den staatlichen
Armeen.
Truppen lieber weiterkämpfen lassen als
zu riskieren, im Frieden vor Gericht zu
kommen.
„Was wir auch von Westfalen lernen“,
resümierte Frank-Walter Steinmeier: „Wer
den Frieden will, kann nicht gleichzeitig
vollständige Wahrheit, Klarheit und Ge-
rechtigkeit erwarten.“ n

FOCUS 15/2018 77
WISSEN

Virus ohne Außenhülle

Der Durchmesser der
Papillomaviren beträgt
etwa 55 Nanometer. Wie
beim Menschen besteht
ihr Erbmaterial aus einem
DNA-Doppelstrang

Der Mensch als Wirt

Mehr als 400 verschiedene
HPV-Typen sind bekannt.
Sie können entweder gut-
artige Warzen oder bösartige
Krebsvorstufen auslösen

Potenziell tödlich
Tumorviren verhindern den
programmierten Tod
(Apoptose) der befallenen
Zellen und machen eine
Reparatur der beschädigten
DNA unmöglich

78

Herr Professor,
sollten sich auch
Jungs gegen
das Genitalvirus
impfen lassen?
Experten debattieren, ob der bislang
nur für Mädchen empfohlene Schutz vor
humanen Papillomaviren (HPV) auch
für Jungen sinnvoll ist. Neue Studien
weisen eindeutig in diese Richtung
A
ls ich Ende 2007 we-
gen einer Erkältung
zu meinem Hausarzt
ging, erzählte er mir
beiläufig von der neu
zugelassenen Imp-
fung gegen humane Papilloma-
viren (HPV). Er meinte, eine
Infektion mit dem sexuell über-
tragbaren Virus sei fast so häufig
F  otos: mauritius images, Jonas Ratermann für FOCUS-Magazin
wie meine harmlose Erkältung.
Doch die langfristigen Folgen
wären viel gefährlicher.
Eine Gruppe von HP-Viren kann
nicht nur Hautwarzen, sondern
Vorstufen von Krebs auslösen.
Der Arzt riet mir, mich impfen zu
lassen, bevor ich zum ersten Mal
Sex hätte. Ich war damals 15 und
begriff nicht, warum ich als Jun-
ge gegen Viren geimpft werden
sollte, die vor allem Gebärmut-
terhalskrebs bei Frauen hervor-
rufen können. Die Ständige Impf-
kommission (STIKO) empfahl den
FOCUS 15/2018
Schutz damals nur für Mädchen,
und noch heute wird Jungen offi-
ziell nicht dazu geraten.
Dabei geben neue Studien mei-
nem Hausarzt Recht: Sie belegen,
dass HP-Viren für Männer gefähr-
lich werden können – und sich eine
Impfung für sie lohnen würde.
Besuch beim Nobelpreisträger
Davon ist auch Harald zur Hau-
sen überzeugt. Der inzwischen
82-jährige Experte entdeckte den
Zusammenhang zwischen HPV
und Gebärmutterhalskrebs. Seine
Forschung löste die Entwicklung
des Impfstoffs aus.
Zur Hausen, der für seine Errun-
genschaften den Medizin-Nobel-
preis erhielt, empfängt mich in
seinem alten Büro im Deutschen
Krebsforschungszentrum in Hei-
delberg, einem hellen Eckzim-
mer im zweiten Stock. Auf sei-
nem Regal steht eine funktions-
M EDIZI N
tüchtige Nachbildung des ersten Der Entdecker
Mikroskops von Robert Koch, dem 1976 veröffentlichte
Begründer der modernen Mikro- Harald zur Hausen
biologie. erstmals seine Hypo-
„Die Impfung gegen HP-Viren these, HPV könne
war dringend nötig“, sagt zur Krebs auslösen.
Hausen. „Fast jeder Mensch steckt Für deren Beweis er-
sich mindestens einmal mit einem hielt er 2008 den
oder mehreren der 15 Hochrisiko- Medizin-Nobelpreis
typen an.“ Die Arten 16 und 18
lösen schätzungsweise 70 Prozent
der Fälle von Gebärmutterhals-
krebs aus. Beim Sex werden sie
übertragen und befallen Haut und
Schleimhäute.
Wer sich ansteckt, merkt es meist
nicht. In der Regel bezwingt die
körpereigene Immunabwehr das
Virus innerhalb weniger Monate.
Bleibt die Erkrankung allerdings
über Jahre bestehen, können
die Viren das infizierte Gewe-
be verändern und Vorstufen von
Krebs hervorrufen. Rauchen, star-
ker Alkoholkonsum und die
79
WISSEN
„Die Imp- Antibabypille fördern wohl diesen
chronischen Krankheitsverlauf.
fung ist für Ein durch HPV ausgelöster Tumor
entwickelt sich laut Schätzungen
alle Jungen des Robert Koch-Instituts bei min-
und Mäd- destens 7600 Deutschen pro Jahr.
Er trifft 6200 Frauen, aber auch
chen im Alter 1400 Männer.
von neun bis „Wir wissen nun, dass Männer
HP-Viren häufiger als Frauen
14 Jahren zu übertragen“, sagt zur Hausen. Sie
sind nicht nur Verbreiter, sondern
empfehlen“ auch Opfer des Erregers. Eine
Infektion kann Genitalwarzen,
Penis- und Analkarzinome sowie
Krebs im Mund- und Rachenraum
zur Folge haben.
Eine US-amerikanische Studie im
Fachjournal „Annals of Oncology“
zeigt, dass Männer im Vergleich
zu Frauen ein deutlich höheres
Risiko haben, unter HPV-beding-
tem Mund- und Kehlkopfkrebs zu
leiden. Bei Männern, die mit fünf
oder mehr Frauen ungeschützten
Oralverkehr hatten und Raucher
sind, ist die Gefahr am größten.
„Am besten sollte die kom-
plette Impfserie vor dem ersten
Geschlechtsverkehr abgeschlos-
sen sein“, rät zur Hausen. Liegt
erst einmal eine Infektion mit HP-
Viren vor, ist eine Impfung gegen
die Virusstämme wirkungslos.
Zwar senke der Gebrauch von
Kondomen aus Latex die Infek-
tionsgefahr, eine Impfung können
Interview in sie aber keinesfalls ersetzen.
Heidelberg
FOCUS-Volontär Erfolg der Impfung im Ausland
Björn Bernitt Am weitesten fortgeschritten ist
traf Professor der Schutz vor HPV in Australien.
Harald zur Hausen Das Land führte 2007 die Impfung
im Deutschen für alle Schülerinnen im Alter von
Krebsforschungs- zwölf bis 13 Jahren ein. Auch älte-
zentrum (DKFZ) re Mädchen und Frauen bis 26
Jahre erhalten den Schutz kosten-
los. Später zu impfen bringt nicht
viel, da die Wirksamkeit nur bis
zu diesem Alter belegt ist. 2013
dehnten die australischen Behör-
den das Programm auf zwölf- bis
13-jährige Jungen aus. Seitdem
sind die Genitalwarzen in der
Altersgruppe unter 26 Jahren
weitgehend verschwunden, und
die Häufigkeit von Krebsvorstufen
ging bei jungen Frauen stark
zurück (siehe Grafik rechts).
Die bisherige Strategie in
Deutschland, nur Mädchen imp-
fen zu lassen, schließt auch homo-
80
M EDIZI N
und bisexuelle Männer aus. Dabei
besitzt diese Gruppe ein erhöhtes So effektiv sind
Risiko für Geschlechtskrankhei-
HPV-Impfprogramme
ten aller Art. Seit November 2014
rät die britische Impfkommission Diagnostizierte Genitalwarzen
schwulen und bisexuellen Män-
nern, sich gegen HPV impfen zu
in Australien in Prozent
lassen. Eine Impfempfehlung für
Frauen
Männer
Beginn des Impf-
programms
30
25
alle Männer lehnt die britische
Behörde jedoch ab, da die Quo-
MSM*
20
te bei den Frauen bereits sehr 15
hoch sei und die heterosexuellen
Männer dadurch ausreichend ge- 10
schützt wären. An diesem Punkt 5
*Männer, die Sex mit Männern haben
ist Deutschland noch lange nicht 0
angekommen. Nicht einmal die 05 06 07 08 09 10
Hälfte der Mädchen schließt die 2004 2011
komplette Impfung mit einem Schneller Erfolg Seit 2008 wirkt die
der drei existierenden Impfstoffe „Herdenimmunität“: Geimpfte Frauen
rechtzeitig ab. schützen ihre ungeimpften Partner
Deutsche Eltern können ihre
Söhne ebenso lange wie die
Töchter impfen lassen. Das Paul- Hochrisiko-HPV-Stämme
Ehrlich-Institut hat alle verfüg- bei Frauen in Deutschland
baren Seren ab einem Alter von nach Alter in Prozent
neun Jahren zugelassen. Aller- 16 und jünger 9,2
dings ist der Schutz mehrere 17–19 20,3
20–22 24,0
Hundert Euro teuer, und fast
23–26 22,0
keine Krankenkasse übernimmt 18,3
27–30
die Rechnung. Ein weiteres Prob- 30–39 8,6
F  oto: Jonas Ratermann für FOCUS-Magazin
lem: Im Impfschadensfall ohne 40–49 5,1
öffentliche Empfehlung beste- 50–59 4,3
hen keine Ansprüche an das 60 und älter 3,1
Versorgungsamt. Da der Impf-
stoff allerdings keine vermeh- Mehr Partner, größere Gefahr
rungsfähigen Viren, sondern Bei jungen Frauen sind die Viren weiter
Proteine der Virushülle enthält, verbreitet als bei älteren
ist er besonders gut verträglich.
„Die HPV-Impfstoffe gehören zu Einführung und Quote der
den sichersten Impfstoffen, die HPV-Impfung in Europa
jemals eingeführt wurden“, sagt (2 oder 3 Dosen)
zur Hausen. Schwerwiegende 70 % und mehr
Folgen sind nicht bekannt. Es
Quellen: British Journal of Cancer, Journal of Medical Virology, Robert Koch-Institut
50–69 %
treten allenfalls die typischen
Begleiterscheinungen auf, etwa 0–49 %
Hautrötungen und Gewebe- IS DK N FIN
S
schwellungen. GB D
Im Moment untersucht die IRL NL
STIKO die bisherigen Ergebnisse B A
der HPV-Kampagne. Angeblich F CH
P I
erwägt sie eine Impfempfehlung
E GR
für alle jungen Deutschen. „Ich
hoffe sehr, dass sich die Kommis-
sion im August dafür entschei- D A GB DK
I
det“, sagt zur Hausen. „Meiner E CH P N IS
S
Ansicht nach hätte sie es schon F B GR NL IRL FIN
vor zehn Jahren tun müssen.“
2007 2008 2009 2010 2011
Für mich wird die Entscheidung
in jedem Fall zu spät kommen. Ich Hintan Deutschland hat die Impfung
werde im Herbst 26 Jahre alt.  n zwar früh eingeführt, doch die Impfquote
ist im Europa-Vergleich niedrig
BJÖRN BERNITT
FOCUS 15/2018
RICHTIG SUCHEN. JETZT AM
BESSER FINDEN. KIOSK

Wohnen in Deutschland.
100 Städte in der Preisübersicht, eine
aktuelle Analyse zum privaten und
gewerblichen Immobilienmarkt, die
Top-Makler Deutschlands und alle
Zukunftstrends. Informieren Sie sich
im neuen Immobilienatlas 2018.

Ferien nebenan.
Polen und Tschechien sind nicht gerade
als Urlaubsziele bekannt. Doch dort und
in anderen Nachbarländern Deutschlands
gibt es oft noch schöne Ferienimmobilien
zu entdecken. Er lohnt sich also, der Blick
nach Österreich, Dänemark oder die
Niederlande.

Etwas Altes. Etwas Neues.

Der Traum in Weiß steht am Starnberger
See: ein persönliches Wohnparadies,
das sich eine Münchnerin mit einem
einzigartigen Mix aus Alt und Neu selbst
geschaffen hat. Individuell, schön und
zum Nachahmen empfohlen.

FOCUS-SPEZIAL gibt es auch unter

Tel. 0180 6 480 1000*, Fax 0180 6 480 1001*,
www.focus-spezial.de
* 0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz.
Mobil max. 0,60 €/Anruf.

AUCH ALS

1200 TOP-MAKLER
Nr. 2 April | Mai 2018 SO FINDEN SIE DEN
RICHTIGEN PROFI

SPEZIAL
S P E Z I A L Immobilienatlas 2018

IN KOOPERATION MIT

IMMOBILIEN
ATLAS 2018
PREISE + RENDITEN + PROGNOSEN

100 STÄDTE
IM VERGLEICH
WO DER
KAUF TROTZ
BOOM NOCH
LOHNT

DAS NEUE
RECHT
WAS BEIM
BAUEN UND KAUFEN
JETZT GILT

FERIENTRÄUME
SO NAH!
URLAUBSDOMIZILE IN
DEN SCHÖNSTEN REGIONEN
RUND UM DEUTSCHLAND
WISSEN
Jagdverbot
Nachwuchs schützt
Schwedens Braunbären
vor dem Abschuss
Wer Mattings
weniger
isst, wird
Warentest
älter Matthias Matting
ist FOCUS-Autor und
Technik-Experte
Tierversuche
haben gezeigt, Olympus PEN E-PL9
dass eine
reduzierte Modell für Einsteiger
Kalorienzufuhr
das Leben ver- Olympus’ neue Systemkamera
längern kann. PEN E-PL9 soll zwei Welten
vereinen: Sie soll bessere Bilder als

2
Jahre
ein Smartphone liefern und zugleich
so einfach bedienbar sein wie ein
Handy. Zumindest der erste Teil
dauerte eine gelingt der mit einem 14-42-mm-
US-amerikani- Objektiv ausgestatteten, 700 Euro
sche Studie, teuren Kamera. Die Fotos, die sie auch
die beweist, bei schlechten Lichtverhältnissen
Zoologie
dass dies auch schießt, sind Smartphone-Bildern

Mutterschutz schafft Muße

für Menschen deutlich überlegen. Das liegt unter
gilt. anderem daran, dass die einzelnen
Sensorpixel deutlich größer ausfallen
53
D
ie Jagd auf Braunbären Jungen. Im Jahr 1986 wurde und damit mehr Licht einfangen kön-
verändert deren Fortpflan- jedoch per Gesetz untersagt, nen. Bildstabilisator und Autofokus
Freiwillige
zungsstrategie und die Bären im Familienverband zu funktionieren ebenfalls zuverlässig.
zwischen 21
Aufzucht ihrer Jungen. Das wie- schießen. Seither passen sich Auch der Blitz ist kräftiger als der
und 50 Jahren
sen die kanadische Forscherin die Tiere den veränderten Be- eines Handys. Ein externes Blitzgerät
nahmen daran
Joanie Van de Walle und ihre dingungen langsam an: Die kann er allerdings nicht ersetzen.
teil. Die Männer
Kollegen am Beispiel der Bären- Zahl der Bärinnen, die ihren
und Frauen
population in Schweden nach. Nachwuchs zweieinhalb Jahre
waren gesund
Solange Schwedens Jäger in ihrer Obhut behielten, stieg
und nicht
den Bärenmüttern mit ihrem zwischen 2005 und 2015 von
übergewichtig.
Nachwuchs genauso stark 7 auf 36 Prozent.

34
Teilnehmer
nachstellten wie Einzeltieren,
kümmerten sich die Mütter nur
eineinhalb Jahre lang um ihre
Da Nachwuchs und Mütter
eher überleben, steigt der Fort-
pflanzungserfolg. elik
sollten ihre Handlich Die PEN E-PL9 ist kaum
Kalorienzufuhr größer als eine Kompaktkamera
um 15 Prozent
verringern. In puncto Handhabung ist die
Medizin Kamera allerdings kaum mit einem
8,7
Kilogramm
Turbo fürs Hirnzellwachstum
Smartphone vergleichbar. Sie lässt
sich zwar mithilfe eines Touch-Bild-
Illustration: Matthias Seifarth/FOCUS-Magazin
schirms bedienen, dieser fällt aller-

A
nahmen sie
uf dem weithin leeren Feld der Heilmittel für Gehirnschä- dings deutlich kleiner aus als bei ak-
daraufhin
den und -krankheiten keimt neue Hoffnung. Im „Science“- tuellen Smartphones. Praktisch ist
durchschnitt-
Magazin stellen japanische Forscher die Substanz Edonerpic- dagegen der Klappmechanismus:
lich ab.
Maleat vor. Sie kann das Gehirn nach Schlaganfällen offenbar Damit kann der Fotograf das Display
Gleichzeitig
neu beleben. Die chemische Verbindung ist auch ein Kandidat um 180 Grad schwenken, sodass es
sank bei
für eine Therapie gegen Alzheimer. auch von vorn erkennbar ist – perfekt
ihnen das
Derzeit helfen Schlaganfallopfern vor allem die schnelle Auflö- für Selfies. Ein direkter Upload auf
Risiko für
sung der Gefäßblockade durch Medikamente und eine langwie- Plattformen wie Instagram ist von der
Alzheimer,
rige Rehabilitation. Edonerpic-Maleat unterstützt Letztere, indem E-PL9 aus nicht möglich. Mit einer
Parkinson
es Nervenzellen neu verknüpft. So kehren noch nach Wochen Begleit-App können Hobby-Fotografen
und Diabetes.
verlorene Fähigkeiten zurück – etwa zu bestimmten Bewegun- die Kamera allerdings über WLAN und
gen. Der Nachweis gelang der japanischen Gruppe nicht nur an Bluetooth mit dem Handy verbinden
F  oto: imago

Quelle:
Pennington Biomedical
Research Center Mäusen, sondern auch an Makaken-Affen. kmm und Letzteres zum Teilen nutzen.

82 FOCUS 15/2018

China liefert alles
(14/18) Autobauer hoffen auf
Deutschland-Werk von Chinas
Akku-Giganten
China kann leichter und
billiger Akkus produzieren
als die EU, auch weil es viel
Lithium hat. Es kann aber
auch gute Autos bauen. Über
kurz oder lang wird China
die EU und die USA mit billi-
gen kompletten Elektroautos
beliefern.
So ähnlich war es schon
einmal bei den Photovoltaik-
Anlagen. SolarWorld lässt grü-
ßen. Schon lange fällt ein Sack
Reis in China nicht mehr ohne
Auswirkung um.
Dr. Ing. Friedrich Weinhold
Norderstedt
Linken-Plattform ARD
(14/18) Tagebuch
Ich schließe mich Herrn
Markworts Meinung an: Sehr,
sehr oft – ich meine: zu oft –
haben Linke in der ARD eine
Plattform.
Horst Marquardt
32427 Minden
Differenzierter Diskurs
(14/18) Gehört der Islam zu
Deutschland, Herr Kardinal?/
„Klare Kante, direkt und
konservativ“
Nun gilt es für die CSU,
den Worten langsam auch
F  otos: Shutterstock, dpa
einmal Taten folgen zu las-
sen. Ansonsten macht sich die
Partei endgültig unglaubwür-
dig. Viele Bürger warten auf
die versprochene konservative
Wende. Sie erwarten von Kon-
FOCUS 15/2018
LESERBRIEFE
ONLINE
ONLINE
servativen, nicht länger im Diese Woche auf
linksgrünen Mainstream mit-
zuschwimmen. Es gibt vieles
Bewahrenswertes. Traut euch,
dazu auch zu stehen!
Werner Arning
64546 Mörfelden-Walldorf
Leser-
Allmählich setzt sich in
der Öffentlichkeit eine dif-
zitate
ferenziertere Bewertung der
Islam-Debatte statt der bis- Gefahr Bornavirus?
her oft banalen Schlagzeilen Drei Patienten in Deutschland sind
durch. Das ist auch gut so. „Facebook vor Kurzem an den Folgen einer Virus-
Aber wer tut endlich etwas & Co. haben erkrankung gestorben, die bisher nur
und mit welcher gesetzlichen bei Tieren beobachtet wurde. Erfahren
Handhabe, um diejenigen aus unsere Welt
Sie auf FOCUS Online, was es mit dem
dem Verkehr zu ziehen, die nicht nur Bornavirus auf sich hat.
unsere Grundwerte verletzen? einfacher, www.focus.de/bornavirus
Selbst Bayern hat noch keine sondern
Moschee geschlossen, obwohl Nützlicher Kaffeesatz. Wer denkt, dass
auch
dort mit ziemlicher Sicherheit Kaffeesatz nur ein Abfallprodukt ist, irrt
einfältiger
die Religionsausübung poli- sich. Tatsächlich gibt es zahlreiche Anwen-
tisch missbraucht wird. gemacht.“ dungen, sowohl im häuslichen Alltag als
Werner Coch auch für die Gesundheit. Sehen Sie auf
per Mail Roland Breuer FOCUS Online, wofür er nützlich ist.
99974 Mühlhausen www.focus.de/kaffeesatz
Spahn und Hartz IV
Behörden in Deutschland gehen mit einer
(14/18) Datenstrudel
sogenannten stillen SMS auf Verbrecher-
Zu den Online-Petitions-
jagd. Über 400 000 solcher Mitteilungen
unterstützern gegen Herrn „Andreas
haben Polizei und Geheimdienst 2017 an
Spahn kann ich nur sagen:
Scheuer, Verdächtige geschickt. Wie das Überwa-
Alles, was Herr Spahn ist und
neuerdings chungs-Tool funktioniert, lesen Sie auf
kann, hat er sich erarbeitet.
FOCUS Online.
Warum sollte jemand wie er Minister für
www.focus.de/stillesms
von Harz IV leben müssen? Verkehr
Interessant wäre, wie viele
von den 186 856 Personen, die und Infra-
die Petition unterstützen, von struktur, Diese Woche auf
Harz IV leben müssen? Ich glau- will es nicht
be, die Zahl geht gegen null. dulden, dass
Joachim Klink
Deutschland
04109 Leipzig
in der ganzen
Welt wegen
des BER
verlacht wird.
Liebe Leserin, Was tut er
lieber Leser,
dagegen?“
schreiben Sie Ihre Meinung
zu den Themen in diesem Heft – Heinz-Joachim Konservative Offensive Zurück zu
bitte unbedingt mit Angabe Sauter den konservativen Wurzeln: Mit Bundes-
Ihrer vollständigen Adresse und 35390 Gießen innenminister Horst Seehofer (CSU) und
Telefonnummer: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
Redaktion FOCUS sucht die Union ihren neuen Kurs. In der
Potsdamer Straße 7 Parteispitze ist das umstritten. Doch wie
10785 Berlin schaut die Basis auf den konservativen
oder E-Mail: Rollback? Die HuffPost hat mit Dutzenden
leserbriefe@focus-magazin.de Parteimitgliedern gesprochen.
Die Redaktion behält sich www.huffpost.de
das Recht auf Kürzungen vor.
83
Nächste Woche im FOCUS:
Das E-BIKE Special – Teil 2
36-seitige Beilage zum
Trendthema E-Bike
E-Bikes im Check
20 E-Trekkingbikes und S-Pedelecs
im großen FOCUS-E-Bike-Test
Reisebericht
Eine traumhafte Runde mit dem
E-Bike in den Hügeln von Kapstadt
Mitmachen und gewinnen
25 E-Bikes im Gesamtwert
von 90.000 Euro
ONLINE
Die Leserdebatte aus Heft 14 von FOCUS und FOCUS ONLINE
Langzeitarbeitslose auf Jobsuche Teile der SPD fordern ein Grundeinkommen
FOCUS-Leser diskutieren über:
Hilft ein Grundeinkommen eher gegen
Arbeitslosigkeit als Hartz IV?
Kein Mittel gegen Arbeitslosigkeit
Nein, das bedingungslose Grundeinkommen
holt die Menschen nicht aus der Arbeits-
losigkeit. Hartz IV war und ist nicht dafür
gemacht und gedacht, ein üppiges Leben
führen zu können. Es gibt auch kein Grund-
recht auf Urlaub und ein bequemes Leben zu
Lasten der Allgemeinheit. Einzig die willkürli-
chen Schikanemöglichkeiten der Mitarbeiter
auf den Ämtern müssen abgestellt werden.
In Jobcentern wie Sozialämtern.
Elli Müller
per Mail
Nichts Neues
Müllers Vorschlag ist doch kein bedingungs-
loses Grundeinkommen, sondern wäre ein
staatlicher Beschäftigungssektor mit Min-
destlohn. Die Betroffenen sollen von 7 bis 16
Uhr den Wald harken, damit sie für den ers-
ten Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Ob es
sich für einen Arbeitslosen lohnt, hängt von
den persönlichen Umständen ab. Wer Fami-
lie mit Kindern hat, bekommt dann als
Arbeitslohn kaum mehr als mit Hartz IV.
Warum soll er dann so früh aufstehen?
Mirko Cramer
per Mail
Alter Wein . . .
Der Begriff Grundeinkommen ist an dieser
Stelle absolut irreführend. Die SPD benutzt
ihn gezielt, um eine falsche Erwartungshal-
tung zu generieren. Dabei handelt es sich
bei den Vorschlägen um etwas Ähnliches
wie das Modell Bürgerarbeit von Frau von
der Leyen (von dem heute keine Rede mehr
ist!) bzw. wie eine abgespeckte Version
der guten alten ABM. Im Gegensatz zu
damals sollen die Beschäftigten aber keinen
Anspruch auf Tariflohn haben, sondern
lediglich den Mindestlohn erhalten. Auch
hätte ein Arbeitsloser nur unter ganz
bestimmten Voraussetzungen überhaupt
Anrecht auf eine öffentlich geförderte
Beschäftigung. Fazit: alter Wein in neuen
Schläuchen - und nicht praxisrelevant! Hin-
zu kommt, dass einflussreiche Köpfe wie
Finanzminister Olaf Scholz dieses Modell
von vornherein ablehnen.
Peter Lembrecht
per Mail
Ein großes Rätsel bleibt
Da bleibt aber das große Rätsel, wie
man offizielle 2,5 Millionen Arbeitslose,
inoffiziell eher fünf Millionen, auf
750 000 freie Stellen verteilen will.
Josef Fried
per Mail
Eine Idee von Sozial-Bongos
Das Grundeinkommen steht und fällt mit
einem deutlichen Abstand zum niedrigsten
Arbeitseinkommen. Bei zu geringem Abstand
entscheidet sich kaum jemand für die Arbeit.
Ausnahme sind diverse künstlerische Berufe,
wo es auch um Selbstverwirklichung geht
– wo das Hobby zum Beruf wird. So ist nun
mal die menschliche Natur. Da können die
Sozial-Bongos rumschwurbeln, wie sie
mögen. Diese Konstante ändern sie nie.
Adrian Letec
F  oto: dpa
per Mail
FOCUS 15/2018
 F Ü R F O C U S � L E S E R A U S G E W Ä H LT I N KOOPER ATION MIT

SELECT

Entspannt in die Zukunft

Der FOCUS-E-Bike-Test gilt als
der härteste Praxis- und Labor-
test für Pedelecs. Das Pegasus
Premio E8R Comfort über-
zeugte mit der Note 1,5 (sehr
gut) in der Kategorie City
leisten, dass jeder PEGASUS-Fahrer mit dem
Maximum an Sicherheit unterwegs ist. Auf
einem sicheren Rad, in einer fahrradfreundli-
chen Infrastruktur, mit Freude am Radfahren.
Heute, morgen und in kommenden Generatio-
nen. Dieses Ziel vor Augen, haben wir unseren
Qualitätsrat entsprechend zusammengesetzt:
bekannten Fußball-Kommentator Marcel Reif,
dem Musiker und Frontmann der „Prinzen“,
Sebastian Krumbiegel, sowie Schauspielerin
Mariella Ahrens aus dem Bereich Kunst und
Kultur. Komplettiert wird der Rat durch den
Politiker Erwin Huber, den Unternehmens-
Ethiker Professor Thomas Schwartz, Dr.

S icherheit und Qualität haben bei PEGASUS

Tradition. Mit dem PEGASUS-Qualitätsrat
haben wir eine Instanz geschaffen, die Quali-
tätssicherung über den Bereich von Produktion
und Service hinaus versteht und das Leben mit
Rad auf allen Ebenen betrachtet. Mit dieser frei-
willigen Selbstkontrolle möchten wir gewähr-
Federführend steht Dr. Wendelin Wiedeking
als Ingenieur und Autobauer für den Bereich
Technik, Sicherheit und Fortschritt. Basierend
auf seiner Erfahrung als langjähriger Porsche-
Vorstand, weiß er: „Wer in der Qualität nicht
ständig besser wird, hat mittelfristig verloren.“
Neben Wiedeking besteht der Rat aus dem
Michael Lehmann, einen der bekanntesten
deutschen Sportmediziner, und den Unter-
nehmer Helmut Stadler. Jeder von ihnen setzt
sich mit seiner individuellen Expertise ein für
die gemeinsame Vision: ein besseres und ge-
sünderes Leben mit Fahrrad, der Mobilität
unserer Zukunft.

PREIS
PEGASUS PREMIO E8R COMFORT für Ihr Pegasus FOCUS SELECT
IN KOOPERATION MIT
Moderne Fahrkultur, an der man sich jeden Tag erfreuen kann: Im Sattel des PREMIO E 8 R COMFORT
PREMIO E8R COMFORT erleben Fahrer die Leichtigkeit des modernen Radfahrens.
Harmonisch unterstützt vom neuen BOSCH-Active-Line-Plus-Antrieb macht jede Fahrt 2499 €*
mit dem E-Bike der PEGASUS-Spitzenklasse einfach nur Spaß. Zusammen mit der Sie sparen
Das Fahrrad ist seit über 30
Comfort-Geometrie des neu designten PREMIO-Rahmens ent-
steht echte Fahrkultur, auf die man nie mehr verzichten möchte.
300 € Jahren unsere Zukunft. Und
darum unterstützen wir in
Ihre Vorteile: allen Bereichen den sinnvollen
• Fachhändler-Service vor Ort
Ausbau der Rad-Infrastruktur
• Fahrfertige Montage, Vermessung & Anpassung
in Deutschland und haben
• Flexible Liefermöglichkeiten
mit dem PEGASUS-Qualitäts-
• Optionale Garantieerweiterung
rat eine Instanz geschaffen,
Bestellen Sie telefonisch: die Qualitätssicherung nicht
Tel.: 0221 93 338 333 pegasus auf die Bereiche Produktion
Mo. – Do. 10 – 17 Uhr, Fr. 10 – 12 Uhr
Premio E8R Comfort
und Service beschränkt.
sehr gut
ZEG Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG, 1,5 Wir wollen das Fahrrad als
Longericher Straße 2, 50739 Köln Kategorie: City Bike
Motor alternativer Mobilität
in Deutschland positionieren
Oder bequem online bestellen unter: und damit einen Beitrag zu
www.pegasus-bikes.de/focus-magazin *Preisbeispiel: Rahmenhöhe 45/50/55, 400Wh mehr Lebensqualität leisten.
Der große Countdown:
FOCUS-Leser werben und bis

Bis 19.04.2018 € 150,–

Verrechnungsscheck über € 150,– �A942�
> Bis zum 19.04.2018 erhalten Sie als Dankeschön für
Ihre Empfehlung einen Verrechnungsscheck über € 150,–
FOCUS
KOMBI�ABO

Sie erhalten den gedruckten FOCUS samstags in Ihren Briefkasten, PRINT

den digitalen FOCUS als E-Paper und App bereits freitags ab 18.00 Uhr.
+
DIGITAL
Gleich bestellen:

www.focus-abo.de/focus1518
Einfach per Telefon bestellen: Oder Coupon ausfüllen und faxen:

0180�6�480�1000* 0180�6�480�1001*
*€ 0,20/Anruf aus dem dt. Festnetz, aus dem Mobilnetz max. € 0,60/Anruf
 SCHNE
zu € 150,– kassieren! SEIN L LL
OHNT
SICH!

FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastr. 23, 81925 München, Amtsgericht München, HRB97887
Ab 20.04.2018 € 100,–

Aktionsnummer 641458FK15
Verrechnungsscheck über € 100,– �7182�
> Ab dem 20.04.2018 erhalten Sie als Dankeschön für
Ihre Empfehlung einen Verrechnungsscheck über € 100,–

Ja, ich lese FOCUS und FOCUS digital ab sofort zunächst 1 Jahr Ich habe einen neuen Abonnenten geworben
�
Bitte hier ausschneiden

Gleich bestellen! zum Preis von zzt.€ 218,40/Jahr, FOCUS digital für € 0,45 je Ausgabe (€ 23,40/ und erhalte die Prämie
Jahr. Im Preis ist das E-Paper enthalten. Den Zugang zur App erhalte ich gratis Der Versand der Prämie erfolgt, ca. 2 Wochen nachdem das FOCUS
dazu). Dieses Angebot gilt nur, solange ich ein FOCUS Print-Abo beziehe. Wenn Abonnement vollständig bezahlt ist. Prämienempfänger und neuer FOCUS
ich FOCUS nicht spätestens 6 Wochen vor Ablauf der Bezugszeit in Textform Abonnent dürfen nicht identisch sein. Prämien mit einer Zuzahlung werden
Ihre Abo-Vorteile: (Datum des Zugangs), verlängert sich das Abo automatisch um je 1 weiteres per Nachnahme ausgeliefert. Meine Prämie schicken Sie bitte an folgende
Jahr zum Preis von zzt. € 218,40/Jahr und digital zum Preis von zzt. € 0,45 pro Adresse.
Lieferung frei Haus Ausgabe (zzt. € 23,40/Jahr).

Keine Ausgabe verpassen Name Vorname Name Vorname

Die beste Prämienauswahl Straße, Nr. Straße, Nr.

Inklusive: PLZ Ort PLZ Ort

Lesen Sie FOCUS digital
schon freitags ab 18.00 Uhr! Telefon �bitte für evtl. Rückfragen angeben� Geb.-Datum Telefon �bitte für evtl. Rückfragen angeben�

E-Mail �Pflichtfeld für Abonnenten der digitalen Ausgabe� E-Mail

Ich zahle bequem per Bankeinzug**:

Als Prämie erhalte ich einen Verrechnungsscheck:
INKLUSIVE DE
FOCUS DIGITAL IBAN BLZ Kontonummer
Bis 19.04.2018 Verrechnungsscheck über € 150,– (A942)
Zahlungsempfänger: Ab 20.04.2018 Verrechnungsscheck über € 100,– (7182)
FOCUS Magazin Verlag GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg
Gläubiger-ID: DE08ZZZ00000071508 | Mandatsreferenz wird separat mitgeteilt.

Ich bin einverstanden, dass mich Burda Direkt Services GmbH, Hubert-
Burda-Platz 2, Offenburg telefonisch oder per E-Mail für ihre Kunden auf interes-
sante Medienangebote hinweist und hierzu meine Kontaktdaten für Werbe-
zwecke verarbeitet. Teilnahme ab 18 Jahren. Einwilligung jederzeit für die Zukunft
widerrufbar. Weitere Informationen unter www.burdadirect.com/datenschutz.
� 641458FK15
Datum / Unterschrift des Abonnenten 641478JA
Oder per Post einsenden: FOCUS Magazin Verlag GmbH,
Postfach 2�90, 77649 Offenburg | abo@focus.de

Auslandskonditionen auf Anfrage. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht. Die Belehrung können Sie unter www.focus-abo.de/agb abrufen. Alle Preise inkl. MwSt. und Versand. ** SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige den
FOCUS Magazin Verlag, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Verlag auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrags verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Für Zahlungen per
SEPA-Lastschrift aus dem Ausland kontaktieren Sie bitte +49��0��8382/963 180.
88
Alter Ego
Oft wurde Bäumer, 48, mit
Romy Schneider verglichen.
Jetzt verkörpert sie die
Kino-Ikone – in der Rolle
ihres Lebens. Privat ist
sie eher ein Fan von
Pippi Langstrumpf
KULTUR
FOCUS 15/2018
Romy, bist du’s?
Im Film „3 Tage in Quiberon“, der für zehn Lolas nominiert ist, spielt
Marie Bäumer die Schauspiel-Legende Romy Schneider.
Ein Gespräch über die Einsamkeit von Stars und den Kampf ums Private

INTERVIEW VON HARALD PAULI

89
K U LT U R

Frau Bäumer, Sie wurden in Ihrer Karriere „Stern“-Stunde

oft mit Romy Schneider verglichen. Dagegen Im März 1981 trafen zwei Journalisten
haben Sie sich immer verwahrt. Warum des Hamburger Magazins Schneider
spielen Sie im Film „3 Tage in Quiberon“ jetzt zum Interview in einem Reha-Hotel im
doch diese Kino-Ikone? bretonischen Quiberon. Und besuchten
Ich habe mich stets dahingehend geäu- sie später auch in Paris, wo dieses Foto
ßert, dass ich keine Filmbiografie über mit Tochter Sarah entstand
Romy Schneider drehen wollte. Diese
Form ist schwierig, weil da in kurzer Zeit
ein ganzes Leben erzählt wird und man
häufig emotional nicht richtig an den Men-
schen herankommt. Und als Schauspiele-
rin eine Schauspiel-Ikone zu interpretieren
ist zudem eine ziemlich heikle Angele-
genheit. Mir ging es da immer so, dass ich
lieber die Ikone selbst sehen wollte.
Dann war es also eine Überwindung,
diese Frau zu porträtieren?
Nein, zuvor ging es um Drehbücher, die
ich nicht interessant fand. Und hier hatte
ich es mit einem Skript zu tun, mit dessen
Entwicklung ich vertraut war, weil es ein
französischer Freund von mir, der Produ-
zent Denis Poncet, initiiert hatte.
Bewunderten Sie die Schauspielerin Romy?
Ja, in den französischen Filmen auf Ich habe sehr früh geklärt, dass Privates Sie fordern mehr Anstand?
jeden Fall. Sie war als Filmschauspielerin nichts in der Öffentlichkeit verloren hat. Schon auch Nachsicht, Empathie. Man
sehr stark in dem Spannungs- und Ent- Ich sage auch meinen Schauspielstuden- trägt ja Verantwortung, das gilt auch für

spannungsmoment – was fast etwas Ani-
malisches hat, eine sehr große Sinnlichkeit.
Sie charakterisierten den Film als „Zustands-
beschreibung einer Frau am Ende ihres Lebens,
die ‚zufälligerweise‘ ein Weltstar war“. Aber
würde uns das interessieren, wenn sie kein
Weltstar gewesen wäre?
Gute Frage – was
macht dieser Film mit
ten, die ich in Hamburg unterrichte: Inter-
views gehören dazu, um einen Film zu
vermarkten, aber das heißt nicht, dass
jemand über eure privaten Fußleisten be-
richten darf. Man kann sehr persönlich
Dinge erzählen, ohne dass man Privates
preisgibt. Aber das
musste ich mir alles
selbst erschließen.
F  oto vorherige Seite: VANESSA MAAS/GLAMPOOL Fotos diese Seite: Picture Press/Robert Lebeck/Stern, Peter Hartwig/Rohfilm Factory/Prokino
Kulturberichterstattung, für Informations-
blätter. Und selbst wenn man „das Volk“
bedienen will, muss das ja nicht auf so eine
Art passieren.
Haben Sie das Gefühl, es wird schlimmer?
Das weiß ich nicht, aber durch die
Unkontrollierbarkeit von Netz und sozi-
alen Medien, dadurch, dass es normal
geworden ist, dass wir alles permanent

»
Menschen, die sie nicht Gab es da eine Art Schlüs- filmen und fotografieren, wird alles viel
kennen? Ich hoffe schon, selerlebnis? härter. Ich glaube, wir brauchen wieder
dass unsere Geschichte Nicht wirklich. Mein mehr menschlichen Kontakt und direkte
die auch bewegt. Wenn Mit 15 war Romy erster großer Presse- Resonanz.
sie nur funktioniert, weil
es sich um Romy Schnei-
Schneider eine durchlauf war bei
„Männerpension“, das
Sehen Sie da einen Unterschied zwischen
Deutschland und Frankreich, wo Sie leben?
der handelt, ist irgend- Art Popstar. war für mich wie ein Die Boulevardpresse in Frankreich ist
was nicht gelungen.
Das Kinopublikum interes-
Es gab keinen psychologisches Kabi-
nett, da konnte ich for-
nicht so hart, die Persönlichkeitsrechte sind
viel strenger.
siert natürlich der Blick ins Schutzraum mehr schen. Einerseits habe Sie haben im Rahmen Ihrer Recherchen über
Innenleben dieser Legende.
Wie berechtigt ist dieses
Interesse?
« ich es als Luxus emp-
funden, dass Menschen
mir so viel Zeit schenk-
Romy Schneider eine „Ahnung von ihrer un-
fassbaren Bedürftigkeit“ bekommen. Die war
wohl die Folge ihres großen Defizits an Liebe,
Jedes Interesse hat sei- Marie Bäumer ten, andererseits ist es speziell der elterlichen?
ne Berechtigung, es ist eine Wahnsinnsaufgabe, Das sind ja alles nur Vermutungen. Ich
nur die Frage, wie der immer die gleichen Fra- denke, dass es neben der frühen Tren-
Umgang damit ausfällt. gen zu beantworten und nung von den Eltern, der Abwesenheit des
Die einen Journalisten jedem dabei das Gefühl Vaters und einer Mutter, die viel drehte
kommen, weil sie einen Inhalt gut ver- zu vermitteln, dass er sie als Erster stellt. und ihrerseits in der Öffentlichkeit stand,
mitteln wollen, die anderen, weil sie die Sie wünschen sich in der Berichterstattung zudem der Umstand war, dass sie ja schon
Auflage ihres Blattes steigern wollen. „mehr menschliche Größe“. Was meinen Sie mit 15 eine Art Popstar wurde. Durch ihre
Der Film handelt von einem dreitägigen damit? „Sissi“-Rolle avancierte sie zur Identifika-
„Stern“-Interview mit Romy Schneider und Wir haben in Deutschland, Großbritanni- tionsfigur einer ganzen Generation, was
vom Zwiespalt zwischen öffentlicher und en und vielen anderen Ländern eine ziem- wohl nicht gerade dazu geführt hat, ihre
privater Existenz. Wie gehen Sie selbst mit lich gnadenlose Boulevardpresse. Das ist Kern- und Grundbedürfnisse zu respektie-
diesem Konflikt um? einfach unterirdisch. ren. Da gab es keinen Schutzraum mehr.

90 FOCUS 15/2018

Sie sind ein bekennender Familienmensch –
umso mehr konnten Sie dann wohl
diese Defizite bei Romy nachvollziehen?
Das ist wohl eine doppelte Ebene. Sie
wurde in Deutschland aus der künstleri-
schen Familie herauskatapultiert, und ich
denke, es ist nicht zu unterschätzen, was
das bedeutet hat. Und was sie in Frank-
reich gemacht hat, ist ja ganz aggressiv
attackiert worden. Sie hat immer wieder
versucht, in Deutschland zu spielen, aber
die Tür war letztlich zu.
Und was ihre Familie betraf?
So eine Art Schutzraum hat sie vielleicht
mal kurz erlebt, als sie mit Mann und Kind
aufs Land gezogen ist, zumindest finden
sich da entsprechende Äußerungen von
ihr. Was ja auch nicht außergewöhnlich ist,
sondern etwas, was die meisten Menschen
anstreben: eine Beziehung, Liebe, Kinder
und einen Rahmen dafür.
Das kennen Sie auch?
Klar, wenn ich etwa auf der Berlinale im
Dauerstress bin mit Auftritten und Inter-
views, da bin ich sehr froh darüber, dass
Teile meiner Familie dabei sind, obwohl
ich mich nicht um sie kümmern kann. Aber
einfach das Gefühl zu haben, da ist jemand
da um einen, für einen, das ist etwas sehr
Schönes. Das ist etwas, wonach sich Romy
sehnte. Wenn man das nicht hat, dann
gibt man raus und raus und raus, und auf
einmal ist nichts mehr da. Das war für
mich ein Ausgangspunkt der Rolle – das
Gefühl, dass nichts mehr da ist, aus dem
man schöpfen könnte.
Kino-Moment
Der Film „3 Tage in Quiberon“ stellt diese Szene mit
Bäumer nach – und zeigt auch den legendären
Fotografen und Romy-Freund Robert Lebeck (Charly
Hübner). Drei Monate später verunglückte Schneiders
Sohn, ein Jahr später starb auch sie
FOCUS 15/2018
Sie lassen Ihre Schauspielstudenten schon
mal kopfstehen, um eine andere
Perspektive auf die Dinge zu bekommen. War
Ihr Umzug nach Frankreich auch solch ein
Perspektivwechsel?
Nein, das hat einfach mit einer ganz
großen Begeisterung für das Land zu tun,
die mal in frühen Jahren bei einer Radtour
durch die Bretagne entstanden ist und die
mich dann Jahre später nach Südfrank-
reich verschlagen hat. Eine stetig wach-
sende Liebesbeziehung.
Und warum drehen Sie dort nicht mehr?
Ich hab mich da nie besonders engagiert,
und die Franzosen warten ja nun nicht
gerade auf deutsche Schauspieler.
Müssten Sie dazu auch in Paris leben?
Ja, zumindest regelmäßig dort sein.
Vom Akzent her ginge es?
Ja, möglich wäre das schon. Die Franzo-
sen sind da recht tolerant. Je emotionaler
Szenen werden, desto leichter kommt ein
Akzent durch. Romy etwa hat alles immer
auf Deutsch gespielt, und erst wenn sie den
emotionalen Höhepunkt erreicht hatte, ist
sie ins Französische gewechselt. So habe
ich das hier mit den französischen Passa-
gen auch gehalten: sie erst auf Deutsch
gespielt und dann die Sprache gewechselt.
Sie nannten Ihren Beruf mal „etwas schreck-
lich Schönes zwischen Traum und Albtraum“.
Im Zeichen der #MeToo-Debatte möchte man
meinen, eher Albtraum.
Das ist mir jetzt zu allgemein. Dieser
Machtmissbrauch, der im Moment in die-
sem Beruf aufkocht, erstreckt sich ja auch
FILM
auf unendlich viele andere Bereiche. Wenn
Sie damit meinen, dass mir etwas Entspre-
chendes passiert ist, dann ist das nicht der
Albtraum, den ich erlebt habe.
Das Verhältnis zum Regisseur hat ja
durchaus auch etwas Intimes.
Ich würde eher von Vertrauen reden.
Aber wenn das da ist, ist es auch fantas-
tisch. Das ist dann wie im Hochleistungs-
sport, wenn man weiß, man hat jemanden,
der hat unten ein Fallnetz gespannt, dann
kann man sich auch extrem hoch hinaus-
wagen.
Bringt die Time’s-Up-Bewegung mehr Rollen
für Frauen jenseits der 40?
Warum sollte sie? Der Jugendwahn
bleibt deswegen doch trotzdem. Man will
die Auseinandersetzung mit Themen wie
Vergänglichkeit, Alter und Tod vermeiden,
dabei sind das die Themen, die die Men-
schen bewegen, und dafür sollte man auch
Schauspieler einsetzen, die dazu etwas zu
sagen haben, und nicht 20-Jährige.
Wird die geringe Risikobereitschaft des
deutschen Fernsehens, die Sie oft
bemängelt haben, jetzt durch neue Serien
konterkariert?
Das weiß ich nicht.
Sie waren sehr früh mal bei einer dabei.
Ja, Dominik Graf hat bei „Im Angesicht
des Verbrechens“ zum ersten Mal verstan-
den, was episches Erzählen durch eine
Serie bedeutet. Nur, da war Deutschland
noch nicht so weit, das ist ein Trauerspiel.
Er ist wirklich so ein unglaublicher Regis-
seur und hat damit einen Paukenschlag
gesetzt. Aber ich bin auch kein so großer
Seriengucker oder -liebhaber. Für mich
geht das irgendwie einher mit dem Ster-
ben des Kinos, und ich bin einfach nach
wie vor ein leidenschaftlicher Kinogänger.
Sie wohnen ja in einem Dorf in Südfrankreich,
wie pflegen Sie da diese Leidenschaft?
Frankreich ohne Kino, das gibt es nicht.
Es gehört dazu wie die Kirche oder der
Bäcker. In der Mehrzweckhalle gibt es
jeden Montag Kino – und da gehe ich
auch hin. Sie haben da auch den TV-Film
„Brief an mein Leben“ gezeigt, weil ich
dafür meinen ersten französischen Preis
bekommen habe. Alle waren sie ganz
stolz und haben sich gefreut, und der
Bürgermeister hat eingeladen, das war
ganz zauberhaft.
Ihr erstes Kinoerlebnis war „Pippi Lang-
strumpf“. Ist sie eine Art Vorbild?
Ja, ich lebe ein bisschen so, mit zwei
Pferden, mit denen ich den halben Tag
verbringe. Die Mobilität, das Freiheits-
gefühl, die Selbstbestimmung – ich habe
es nur noch nicht geschafft, zwei Männer
gleichzeitig hochzuheben. Das kann ich
nur mental. n
91
 SALON

Künstler
Insta-Kalender
Der italienische Künstler
Maurizio Cattelan (98 000
Follower) ist Trendsetter
bei Instagram: Er postet
täglich ein Bild, das er nach
24 Stunden wieder löscht.
Ausstellung
Kunst-Wächter
Das Original im Irak wurde
von Islamisten zerstört,
US-Künstler Michael Ra-
kowitz erinnert mit seiner
Skulptur am Trafalgar
Square in London an den
babylonischen Lamassu.
Mein Salon
Die Kunst-Kolumne
von FOCUS-
Kultur-Redakteurin
Gabi Czöppan
Mit Kunst leben: David
Rockefeller 2006 in
New York. Der Picasso
Ein Selfie im Museum –
„Mädchen mit dem das ist ein Muss für die
Blumenkorb“ (1905, r.) Generation Instagram.
wird auf 120 Millionen In Los Angeles können
Dollar geschätzt Besucher das jetzt in einem
eigenen Selfie-Museum
(siehe S. 104) austesten.
In Kunstmuseen ist das
dagegen nicht so einfach.
Fotografieren ist oft
unerwünscht.
In der US-Botschaft: Die Büste der Nofretete
Sammler (v. l.): Thomas und Jonathan Rendell, Christiane im Neuen Museum in Berlin
Ingrid Jochheim, Carlos Gräfin zu Rantzau und Dirk etwa darf man nicht mehr
Brandl und Manuela Alexejew Boll (alle Christie’s) ablichten. Zwar schätzen
Kuratoren den Werbeeffekt
Berlin
via Social Media. Doch
Restauratoren fürch-
ten, dass Selfiesticks
Auktion des Jahres und Blitzlicht die
Kostbarkeiten
N och vor seinem Tod 2017 mit 101 Jahren verfüg-
te US-Milliardär David Rockefeller: Ein Groß-
teil seiner Kunstsammlung im Wert von rund 500
beschädigen. Und
dann ist da noch das
Copyright: Viele Leihge-
Millionen Dollar wird für wohltätige Zwecke verstei- Hochzeit 1940:
gert. Vor der Auktion im Mai luden Christie’s und
Peggy und David

F  otos: instagram.com/mauriziocattelan, AFP, Courtesy of Yuz Foundation, Jean-Claude Deutsch/Paris Match/Getty Images,
US-Kulturattachée Michelle Logsdon in die US-Bot-
schaft Berlin zu einem Vortrag über die Rockefellers. Rockefeller

U.S. Government (2), Christie‘s, KHM-Museumsverband, REUTERS, VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Sammler
Ost-West-Dialog
Der krebskranke Samm-
ler Budi Tek ordnet seinen
Nachlass. Sein Yuz Muse-
um in Shanghai soll mit
dem Los Angeles County
Museum of Art kooperieren.
Fotoverbot für Nofretete in
Berlin. Fans hatten die antike
Büste zu oft angeblitzt
ber wollen keine Handy-
Fotos ihrer Kunst im Netz.
Wes Anderson und Juman Malouf Oder die Rechteinhaber wol-
zwischen Van-Dyck-Gemälden im len Geld dafür. Nicht einmal
Kunsthistorischen Museum Wien auf der eigenen Website
dürfen Museen Fotos ihrer
Werke ohne diese Auflagen
Wien zeigen. In der „Münchner
Note“ haben mehr als 30
Großes Kino im Museum Institute eine Neuregelung
der digitalen Bildrechte ihrer

F ilmfans sollten sich den

11. September im Kalen-
der markieren: Dann eröffnet
im Kunsthistorischen Museum
in Wien eine besondere Aus-
stellung. US-Regisseur Wes
Anderson („Grand Budapest
Hotel“) und seine libanesische
Frau Juman Malouf, eine Büh-
nenbildnerin, kuratieren eine
Museumsschau mit alten Meis-
tern. Die Fondazione Prada in
Venedig übernimmt die Aus-
stellung im kommenden Jahr.
Sammlungsbestände gefor-
dert. Erlaubt ist das Knip-
sen im Museum übrigens an
den Selfie-Points: im Pariser
Louvre vor der Mona Lisa, in
Münchens Alter Pinakothek
vor Dürers Selbstbildnis.

92 FOCUS 15/2018
 BL I N DBL I N D

S I K P R E IS
S C H E R MU 2 0 18
D E U T

12. APRIL 2018

20:15 UHR
LIVE

E C H O
F  otos: xxxxxx/FOCUS-Magazin Bxxxxx xxxxx

g uc k
#ich
K U LT U R

Wer fühlen will, muss hören

Der Bestseller-Autor Don Katz hatte immer ein besonderes Faible fürs mündliche Erzählen.
Also gründete er Audible, den heute weltweit führenden Anbieter digitaler Hörbücher

D
ie besten Ideen kom-
men einem ja oft beim
Sport. Im Fall des Ame-
rikaners Don Katz war
es ein 300-Millionen-
Dollar-Einfall. Anfang
der 1990er-Jahre ging ihm beim
Joggen in New York sein alter
Walkman zunehmend auf die Ner-
ven. Katz, Journalist und Schrift-
steller, hörte damals gern Hörbü-
cher während seiner Läufe am
Hudson. Das ständige Wechseln
der Bänder verleidete ihm aller-
dings den Spaß.
Für Steve Jobs erfand er den iPod
Er war eng mit einem Informatiker
befreundet; es waren die ersten
Jahre des World Wide Web, die Zeit 16
der fiependen Modems und wack-
ligen Compuserve-Verbindungen.
Die beiden begannen, an einem Millionen
Walkman herumzubasteln, der Deutsche
Sounddateien auf einer Festplat- haben im
te speichern sollte. „Wir haben vergangenen Jahr Ganz Ohr
damals den iPod erfunden“, sagt mindestens ein „Das Geschichten-
Katz heute mit seinem anstecken- Hörbuch gehört erzählen, die Urform
den, schallenden Lachen, „nur der Literatur, hat
kamen wir ein paar Jahre zu früh.“ mich immer faszi-
Die Basteleien waren der Beginn niert“, sagt Katz
von Katz’ Unternehmen Audible,

dem heute führenden Anbieter
digitaler Audiobücher, Hörspiele
und Podcasts. In der Musikbran-
che setzt sich das Streamen mehr
und mehr durch, bei Audible geht
es traditioneller zu: Die Dateien
werden auf Smartphones oder
MP3-Player heruntergeladen, der
Kunde schließt, wie früher in den
Buchclubs, Abos ab. Im vergange-
nen Jahr wurden allein im deut-
schen Audible-Store mehr als 140
Millionen Stunden Audio-Inhalte
heruntergeladen, doppelt so viele
wie vor drei Jahren. „Ja, es läuft
recht gut“, sagt Katz. „Inzwi-
schen.“ Und wieder folgt sein
schallendes Lachen.
140
Millionen Wir treffen Katz in seinem deut-
Stunden schen Headquarter in Berlin-Mit-
Audio-Inhalte te. Die Zentrale des Unternehmens
wurden 2017 beim liegt in Newark, New Jersey. Bei-
deutschen de Gebäude strahlen die typische
Audible-Store Großraum-Glaswand-Atmosphäre
heruntergeladen eines erfolgreichen Digitalunter-
nehmens aus. Katz – langes Haar,
Bart, Jeanshemd – sieht aus wie
der Manager einer Westcoast-
Rockband. Er ist 66, wirkt aber
mindestens zehn Jahre jünger.
Daheim, in New Jersey, spielt er
zweimal die Woche Eishockey.
Er stammt wie viele der Tech-
Pioniere aus der amerikanischen
Gegenkultur. 20 Jahre lang hat
er als Reporter für Magazine wie
„Rolling Stone“ und „Esquire“
gearbeitet. Er war der Mann für
die langen Stücke, oft aus Krisen-
gebieten: Afrika, Nordirland, Ita-
lien zur Zeit der Roten Brigaden.
„Wir waren Anhänger des New
Journalism“, erzählt er. „Wir hin-
gen wochenlang mit den Leuten
rum, haben auf Tonband aufge-
nommen, was sie sagten, und dar-

94

aus unsere Texte gestrickt.“ Schon
damals ging es ihm vor allem
um die Art, wie diese Menschen
redeten, um den Sound seiner
Geschichten.
Journalismus war für Katz immer
eine literarische Gattung. Er baute
Ganz erfolgreich
1995 startete Audible,
2008 verkaufte
Katz die Firma für
300 Millionen Dollar
an Amazon
seine Reportagen zu Büchern aus,
die rasch zu Bestsellern wurden.
Er hatte den gleichen Lektor wie
Philip Roth und Milan Kundera.
Allererste Liga.
F  otos: Daniel Hofer für FOCUS-Magazin
Aber dann geschah etwas, das
sonst nur im Sport passiert. Katz
spürte, dass er an seine Grenze
gestoßen war. Sechs lange Jahre
hatte er am Buch „Home Fires“
gearbeitet, einer Großreportage
über die amerikanische Mittel-
schicht. „Mir war klar“, sagt er,
„dass dieses Buch das großartigste
FOCUS 15/2018
war, das ich je schreiben würde.
Ich wusste, ich kann nicht mehr
besser werden.“ Also hörte er auf.
Es war die Zeit der langen Läufe
am Hudson, bei denen der Plan
reifte, eine Hörbuch-Plattform zu
gründen.
Seine Idee des Festplatten-Walk-
man griff Steve Jobs auf und ließ
sie zum iPod weiterentwickeln.
„Unsere Technologie war die ein-
zige, die er von außen übernahm
und nicht bei Apple selbst entwi-
ckelte“, sagt Katz. Noch immer ist
er darauf sichtlich stolz.
Audible ging 1999 an die Bör-
se – zum denkbar ungünstigsten
Zeitpunkt. Ein paar Monate spä-
ter platzte die Dotcom-Blase, die
jungen Digitalunternehmen gin-
gen reihenweise pleite. „Ich weiß
HÖR BÜCH ER
gar nicht, wie oft es bei uns Spitz Erfolgreiche
auf Knopf stand“, sagt Katz. Aber Audible-
Audible überlebte. Früh war Katz Produktionen
ein anderer Typ vorgestellt wor-
den, der mit Buchhandel im Inter-
net Geld verdienen wollte: Ama-
zon-Gründer Jeff Bezos. Bezos
stieg mit fünf Prozent bei Audible
ein, 2008 übernahm Amazon die
Firma für 300 Millionen Dollar
ganz. Aber Katz blieb CEO, selten
genug bei solchen Deals. „Im Untergrund“
Patrizia Schlossers
Vom Verkäufer zum Produzenten Podcast spürt den letzten
Der Rest ist Boom: Audible ver- Mitgliedern der Terror-
gruppe RAF nach, die seit
treibt längst nicht mehr nur Hör-
mehr als 25 Jahren im
bücher, sondern produziert sie Untergrund leben.
selbst. „Wir sind einer der größten
Arbeitgeber für Schauspieler und
Sprecher in den USA“, sagt Katz.
In Deutschland startete man bald
mit exklusiven Produktionen, etwa
Simon Jägers ungekürzten Lesun-
gen der Thriller von Sebastian Fit-
zek. „Audible Studios hat seit 2005
mehr als 3000 Titel auf Deutsch, „Flugangst 7A“
Französisch und Italienisch produ- Sebastian Fitzeks Thriller
ziert, von denen die meisten ohne über einen perfiden
unser Investment gar nicht ver- Anschlagsplan, unge-
tont worden wären“, sagt Michael kürzt gelesen von Simon
Treutler, Content-Chef bei Audib- Jäger: fast zehn Stunden
Hochspannung.
le. „Wir investieren jährlich einen
zweistelligen Millionenbetrag in
Europa, um gemeinsam mit Ver-
lagen, Sprechern, Autoren und
Studios mehr Inhalte für die euro-
päischen Hörer zu schaffen und
damit neue Zielgruppen für das
Hörmedium zu erschließen.“
Und auch der Siegeszug jour- „Game of Thrones“
nalistischer Podcasts ist Audible 20-teilige Hörbuchreihe,
und dem gelernten Reporter Katz bereits 2008, vor dem
nicht entgangen. Hierzulande großen Fernseh-Erfolg,
hat das Unternehmen gerade ein vertont. Ausgezeichnet
eigenes Programm gestartet mit mit der Goldenen
mittlerweile mehr als 30 Podcasts. Schallplatte.
Jüngst kam eine Talk-Reihe mit
der Moderatorin Katrin Bauerfeind
hinzu. „Das Hören boomt, auch
weil die Menschen immer mobi-
ler werden“, sagt Katz. Hörbücher
würden vor allem im Auto genutzt,
aber auch bei der Hausarbeit und
beim Sport. „Wir kommen immer
„Monster 1983“
dann ins Spiel, wenn der Geist frei
Hörspielreihe über
hat, aber die Augen beschäftigt Mordfälle in einem
sind“, sagt er. Und lacht noch ein Küstenstädtchen in
bisschen schallender.  n Oregon 1983. Toll
besetzt, nervenaufrei-
JOBST-ULRICH BRAND bend inszeniert.
95
BESTSELLER

Und was Film „Jim Knopf“

haben Sie
gerade
Gebremste Fahrt

Ü
gesehen? ber Ostern haben es gleich
zwei Familienfilme an die
Spitze der Kino-Charts
geschafft. Während sich das Animati-
Yasemin Samdereli
onsabenteuer „Peter Hase“ schon die
(mit ihrer Schwes-
zweite Woche auf Platz eins hält,
ter Nesrin Regis-

F  otos: ddp images, 2018 Warner Bros. Ent.

schaffte es die Realverfilmung von
seurin des Doku-
Michael Endes Kinderbuchklassiker
mentarfilms „Die
Ungleiche „Jim Knopf und Lukas der Lokomotiv-
Nacht der Nächte“)
Freunde führer“ nur auf Platz zwei – und das,
Jim Knopf obwohl es der bisher teuerste
(Solomon Gor- deutschsprachige Kinofilm ist. Wollen
don) und Lukas sich etwa die vielen Fans ihre Kopf-
(Henning Baum) oder Puppenkistenbilder von Jim,
mit Lok Emma Lukas und deren fantastischer Loko-
motivfahrt nicht nehmen lassen? sgo

Ich
empfehle FILME MUSIK LITERATUR SACHBUCH
*(Zahlen vom 29.3.2018–1.4.2018) (Rang Vorwoche/Anzahl der Wochen) (Rang Vorwoche/Anzahl der Wochen) (Rang Vorwoche)
„The Square“ **(Rang Vorwoche/Anzahl der Wochen)
1 Frei.Wild: (1/3) 1 Kern: Die Schmahamas- 1 Wolff: Feuer und Zorn (1)
von Ruben 1 Peter Hase (1/2)** Rivalen und Rebellen Verschwörung Rowohlt, 19,95 Euro
Besucher:/Gesamt:* Soulfood Community, 12 Euro
Östlund 360 105/943 010
neu
YouTuber Paluten produziert 2 Lütz: (2)
2 Various: (2/7) sonst Videos zum Online- Der Skandal der Skandale
Diese Parabel über 2 Jim Knopf und Lukas der Bravo Hits Vol. 100 Herder, 22 Euro
Ethik und Spiel „Minecraft“. Nun hat er
Lokomotivführer Sony einen Roman über das Spiele-
Verantwortung in 3 Kast: (4)
neu B.: 320 688/G.: 350 046
3 Rea Garvey: Neon (3/2) Universum geschrieben. Der Ernährungskompass
der Welt der
3 Pacific Rim: Uprising (2/2) Universal 2 Schirach: Strafe (2/5) C. Bertelsmann, 20 Euro
modernen Kunst
B.:109 178/G.: 299 656 Luchterhand, 18 Euro
ist großartiges 4 Various: (4/3) 4 Harari: Eine kurze (3)
Kino. Es sind 4 Tomb Raider (3/3) Dein Song 2018 3 Falk: (3/8) Geschichte der Menschheit
145 Minuten B.: 98 546/G.: 477 078 Universal Kaiserschmarrndrama Pantheon, 14,99 Euro
Erzählkunst auf 5 Red Sparrow (4/5) 5 Azet: Fast Life dtv, 15,90 Euro 5 Hüther: Würde
höchstem Niveau. B.: 93 087/G.: 835 524 Recordjet
neu
4 Maurer: Am Abgrund (1/2) Knaus, 20 Euro
neu
Absolut originell, Wegen Drogenhandel und lässt man gern den Vortritt
6 Die Verlegerin (5/6) Körperverletzung wurde der 6 Yogeshwar: (5)
wahnsinnig lustig B.:70 963/G.: 960 489 Fischer Scherz, 15,99 Euro Nächste Ausfahrt Zukunft
Dresdner Rapper zu zwei
und sehr Kiepenheuer & Witsch,
7 Black Panther (6/7) Jahren und acht Monaten 5 Moyes: (4/10)
spannend. Der Haft verurteilt. Trotzdem ge- Mein Herz in zwei Welten 22 Euro
B.: 65 268/G.: 1 637 076
Gewinner der lang ihm eine steile Musik- Wunderlich, 22,95 Euro 7 Müller-Wohlfahrt:
Goldenen Palme 8 Verpiss dich, karriere. Bei so viel Straßen- Mit den Händen sehen
Schneewittchen! glaubwürdigkeit ergibt sich 6 Schorlau: (5/4)
von Cannes 2017 neu Insel, 22,95 Euro
neu B.:/G.: 61 403
der Erfolg des Debütalbums Der große Plan
war für mich das Kiepenheuer & Witsch,
Fröhliches Fremdschämen: quasi halbautomatisch. 8 Hahne: Schluss mit (6)
größte Highlight Hobby-Rocker Sammy 14,99 Euro euren ewigen
der letzten zwölf (Comedian Bülent Ceylan) 6 Various: (–/4) Mogelpackungen!
Monate – jetzt Toggo Music 48 7 Lunde: (6/3)
gründet notgedrungen eine Die Geschichte des Lübbe, 10 Euro
gibt es den Band aus Losern, um einen neu Sony
Wassers 9 Eilenberger:
Copyright by media control GmbH, Baden-Baden

Film endlich auch Musik-Contest zu gewinnen. 7 Ed Sheeran: ÷ (9/50) btb, 20 Euro Zeit der Zauberer
auf DVD! Der Film teilt zwar mit Witz Warner neu Klett-Cotta, 25 Euro
gegen Vorurteile aus. Die 8 Lunde: (7/48)
8 Various: (10/3) Die Geschichte der Bienen Großer Überblick über die
Handlung und die Pointen
The Dome Vol. 85 btb, 20 Euro Jahre zwischen 1919 und
bleiben aber flach.
Sony 1929, in denen die Philoso-
9 Die Sch’tis in Paris: (8/2) 9 Kinney: (–/15) phen Heidegger, Wittgen-
Eine Familie auf Abwegen 9 Ben Zucker: Na und?! (6/4) Gregs Tagebuch 12: Und stein, Benjamin und Cassirer
B.: 60 192/G.: 152 987 Universal tschüss! Weltbedeutung erlangten.
Baumhaus, 14,99 Euro
10 Fünf Freunde und das (7/3) 10 Judas Priest: (5/4) 10 Feldenkirchen:
Tal der Dinosaurier Firepower 10 Kasten: Save Me (9/7) Die Schulz-Story
B.: 55 310/G.: 328 851 Sony Lyx, 12,90 Euro neu DVA, 20 Euro

96 FOCUS 15/2018
 K U LT U R
Buch & Welt
FOCUS-Autor Uwe Wittstock über die
Gefahren des Verwöhntwerdens, die
schwierige Frage nach dem nächsten
Gin Tonic und Luxus beim Lesen
Über die allmähliche Verfertigung der
Gedankenlosigkeit beim Dösen
Wird man im Urlaub dümmer? Wissen-
schaftler sind sich da ziemlich sicher. Sie
haben Vorher-nachher-Tests unternom-
men und festgestellt: Wer die Ferien damit
verbringt, auf dem Liegestuhl am Pool zu
dösen, kann dabei tiefenentspannt mitver-
folgen, wie der eigene Intelligenzquotient
binnen wenigen Tagen um rund 20 Punkte
in den Keller rasselt.
Überzeugende Beweise für diese These
fand der amerikanische Schriftsteller
David Foster Wallace während einer
Luxuskreuzfahrt durch die Karibik auf
einem dieser Luxusdampfer mit Luxus-
verwöhnprogramm. Er habe, berichtet er
von der Reise, „erwachsene US-Bürger
aus dem gehobenen Mittelstand gehört,
erfolgreiche Geschäftsleute, die am Info-
Counter wissen wollten, ob man beim
Schnorcheln nass wird, ob das Skeetschie-
ßen im Freien stattfindet, ob die Crew
ebenfalls an Bord schläft oder um welche
Uhrzeit das Midnight-Büfett eröffnet wird“.
Seine witzige, kluge, gar nicht arrogante,
sondern wohltuend selbstironische Kreuz-
fahrt-Reportage „Schrecklich amüsant
– aber in Zukunft ohne mich“ ist bis heu-
te der Klassiker aller Kreuzfahrt-Reporta-
gen und jetzt passenderweise in einer
Luxusausgabe mit Luxusillustrationen von
Chrigel Farner zum fadengehefteten Luxus-
I  llustrationen: D. Matzenbacher; Matthias Seifarth/FOCUS-Magazin
Schrecklich
amüsant
David Foster
Wallace erzählt
von einer Karibik-
Kreuzfahrt
FOCUS 15/2018
preis von 28 Euro neu erschienen (Bücher-
gilde Gutenberg).
Die Verblödungsursache ist natürlich
das Rundum-Verwöhnprogramm.
Wer an einem gewöhnlichen Pool liegt und
dabei so komplexe Gedanken wälzt wie:
„Wo kriege ich jetzt einen Gin Tonic her?
Woher den Gin? Woher Eis, Tonic, Zitronen-
scheibe?“ – der ist geistig ganz anders ge-
fordert und bleibt fitter als die Passagiere
eines Luxusliners, denen das Service-
Personal ihren Gin-Tonic-Wunsch bereits
von den Augen abliest, noch bevor er zu
Ende gewünscht ist.
Es sind die Schlamassel des Lebens, die
uns geistig wach und strapazierfähig hal-
ten. Die umfassende Schlamassellosigkeit
an Bord eines All-inclusive-Luxusdampfers
richtet logischerweise das brutalstmögli-
che Intelligenz-Massaker an. Es braucht
dann, so die Wissenschaftler, nach dem
Urlaub jede Menge Ärger bei der Arbeit, der
den Verstand wieder auf Trab bringt, um
den Urlaubs-IQ-Knick auszubügeln.
Schon deshalb möchte ich allen Kreuz-
fahrt-Aspiranten empfehlen, das Buch
von David Foster Wallace in ihre Badeta-
sche zu packen. Es lässt die denktechni-
sche Talfahrt nicht ganz so rasant ausfallen
und macht den Wiederaufstieg danach
ein wenig leichter.
BL I N DBL I N D
IU
M
M VE
E L
PR AL USI
L
C
IN
Faszination
PAZIFIK
Ob nach Asien oder Australien:
Mit Norwegian Cruise Line
reist man „Premium All Inclusive“
D
ie futuristi-
sche Skyline
Hongkongs,
davor eine tradi-
tionelle Dschunke:
Asien steckt voller
Gegensätze. Beson-
ders eindrucksvoll und sehr komfor-
tabel erlebt man die abwechslungsreiche
Vielfalt des Kontinents auf „Premium All
Inclusive“-Kreuzfahrten von Norwegian
Cruise Line. Sie bieten weit mehr als kul-
turelle und landschaftliche Highlights.
EINZIGARTIG AUF DER NORWEGIAN JEWEL
➤ 16 Dining-Möglichkeiten
➤ Spektakuläres Entertainment
➤ Alkoholische Markengetränke und Trink-
gelder bereits im Reisepreis inbegriffen
➤ Vielfältige Freizeitmöglichkeiten
➤ Schiff-im-Schiff-Suitenkomplex „The Haven“
Von September bis Dezember kreuzt die
topmoderne Norwegian Jewel im asia-
tischen Teil des Pazifiks. Bis März 2019
geht es dann Richtung Südosten – um
mit Australien und Neuseeland weitere
Gegensätze zu erkunden.
BERATUNG & BUCHUNG in Ihrem Reisebüro,
telefonisch unter 06 11 / 3 60 71 80
oder online unter www.focus.de/ncl
K U LT U R
Gastgeber für die Kunst
Ingrid und Thomas Jochheim
im Entrée ihrer Berliner Alt-
bauwohnung. Sie schaut
hinauf zum Werk „Wolke“ von
Michael Sailstorfer aus dem
Jahr 2012. Vorn links im Bild
hängt „Flag#45 Exceptio-
nalism“, der Künstlerin
Sara Rahbar, 2010–2013

98
 KUNST

N Z I G
A

SE

.
W
R IE

K U N S T
. Z
Te i
l 12

R
E
S
A M M L

„Wenn unser Sohn Nein sagt,

kaufen wir nicht“
Die Kunstsammler Ingrid und Thomas Jochheim über den
Einfluss ihres Sohnes Alexander beim Kunstkauf, Freundschaften
F  otos: VG Bild-Kunst, Bonn 2018

mit Künstlern und das Privileg, Kunst zu besitzen

INTERVIEW VON DONA KUJACINSKI FOTOS VON DIRK BRUNIECKI

FOCUS 15/2018 99
K U LT U R
I
hre Berliner Altbauwohnung ist
nicht nur das Zuhause unzähli-
ger Kunstwerke, es ist auch immer
wieder Treffpunkt renommierter,
junger talentierter Künstler und
kunstinteressierter Menschen.
Wenn Ingrid und Thomas Joch-
heim, 64 und 68 Jahre alt, in der Haupt-
stadt sind, ist das für das Sammlerehe-
paar aus Recklinghausen deshalb auch
immer ein Gesellschaftsmarathon. Tho-
mas Jochheim: „Wir lieben es, Gastgeber
zu sein, weil wir unsere starke Affinität
zur Kunst dadurch mit anderen teilen
können.“ Bei ihren Einladungen sitzen
die Gäste kunstgerecht an einer lan-
gen, schwarzen Tafel, über ihren Köpfen
schwebt „Talk Talk“, ein Werk von Susan-
ne Rottenbacher, darunter werden Käse
und Schinken, Wein oder Bier gereicht.
Und jede Menge Spaß gibt es noch dazu.
Frau Jochheim, Herr Jochheim, nahezu jeder
Einrichtungsgegenstand in Ihrer Berliner
Wohnung ist Kunst. Gibt es Momente,
in denen Ihnen das auf die Nerven geht?
Ingrid Jochheim: Niemals!
Thomas Jochheim: Einige Menschen, die
unsere Wohnung betreten, sagen: „Das ist
ja wie ein Museum.“ Wir sehen das nicht
so. Wir leben in unserer Leidenschaft.
Für mich wäre es unvorstellbar, zwischen
weißen Wänden zu wohnen.
Ingrid Jochheim: Wenn wir nach Hause
kommen, fühlen wir uns sehr privilegiert,
so leben zu dürfen. Unsere Kunst gibt uns
einfach das Gefühl von Wohlbefinden.
An Ihren Wänden hängen unter
anderem Werke von Christo, Jonathan
Meese oder Frank Stella.
Gehört einer dieser Künstler zu Ihrem
Freundeskreis?
Ingrid Jochheim: Ja, Jonathan Meese
und Christo. Christo lernten wir 1995 in
seinem Haus in New York kennen. Aus
dem ersten Eineinhalb-Stunden-Treffen
wurde ein ganzer Abend, an dem wir mit
ihm und seiner Frau Jeanne-Claude in
ihr Esszimmer, das Restaurant „French
Culinary Institute“, zum Dinner gingen.
Thomas Jochheim: Weil Jeanne-Claude
nie kochte.
Ingrid Jochheim: Später haben uns die
beiden mehrmals in Recklinghausen be-
sucht, und Christo war nach dem Tod
seiner Frau auch in Berlin.
Thomas Jochheim: Wir durften ihn sogar
in seinem New Yorker Studio besuchen,
wo normalerweise kein Besucher hindarf.
Das war faszinierend, auch weil Christo
100
dort immer ganz allein ist. Noch nicht mal
ein Stuhl steht drin. Wäre auch sinnlos.
Er setzt sich nicht.
Ingrid Jochheim: Wenn man so nahe dran
ist an einem Künstler, seine Ideen mit-
bekommt und das, was in seinem Kopf
vorgeht, wohin er schaut, wie er sich
mitteilt, dann wird seine Arbeit immer
spannender.
Jeanne-Claude Christo starb 2009
im Alter von 74 Jahren. Wie geht
es Christo heute? Immerhin verband
die beiden eine Schwanenliebe.
Thomas Jochheim: Stimmt. Sie haben
alles zusammen gemacht, sind beide am
13. Juni 1935 als Teil eines Zwillingspaa-
„Die Treffen mit res geboren. Nur im selben Flugzeug
Jonathan Meese sind sie niemals geflogen. Nach dem
Tod von Jeanne-Claude haben ihr Neffe
haben Tradition Jonathan und sein Neffe Wladimir ihre
Aufgaben übernommen. Beide hatten
und sind ein schon vorher eng mit Jeanne-Claude
sehr wichtiger gearbeitet.
Ingrid Jochheim: Wir treffen uns bis heute
Gedanken- regelmäßig. Christo ist mittlerweile 82,
austausch“ aber voller Energie.
Mit wem verbindet Sie noch eine
Freundschaft?
Thomas Jochheim
Thomas Jochheim: Zum Beispiel mit Ber-
nar Venet, Tomás Saraceno oder Rotraut
Klein-Moquay und, wie gesagt, mit Jona-
than Meese.
Ingrid Jochheim: Das mit ihm war anfangs
aber so eine Sache.
Wieso?
Ingrid Jochheim: Wir entscheiden stets
im Familienrat, welche Kunst gekauft
wird. Das heißt, zuerst mein Mann und
ich, bei jüngeren Positionen entscheidet
dann auch unser 37-jähriger Sohn Ale-
xander mit.
Thomas Jochheim: Wenn wir beide zu
einem jungen Künstler Ja sagen und Ale-
xander sagt Nein, kaufen wir nicht.
Ingrid Jochheim: Auch wenn wir das
Familienbild: Thomas und manchmal schade finden. Bei Jonathan
Ingrid Jochheim mit Sohn Alexander Meese war es dann so, dass mein Mann
und Jonathan Meese
schon immer ein großer Liebhaber seiner
Kunst war und eine Arbeit kaufen wollte.
Ich fand jedoch lange nicht die zu uns
passende Arbeit; so ging es wohl auch
F  otos: privat, VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Alexander. Erst als 2014 eine Ausstellung
in Düsseldorf mit neuen Arbeiten von ihm
stattfand . . .
Thomas Jochheim: . . . ging alles ganz
schnell. Du hast sofort gesagt: „Heute
finden wir eine Arbeit.“
Ingrid Jochheim: Ja, es hat exakt 15 Mi-
nuten gedauert, bis wir die Besitzer einer
Meese-Arbeit waren. Das hängt auch
FOCUS 15/2018
 4

3
1 Robert Combas,
„Goûtons le
bon vin“, 2003
2 Jean-Claude Farhi,
„Gypsy Wind“,
1989
3 Jonathan Meese,
„Klingsor“, 2014
4 Susanne Rotten-
bacher, „Talk Talk“,
2013
 1 5 Arne Quinze, „
My Secret Garden,
Mixed Media“,
2012

 2

101
K U LT U R
mit der Emotion in uns zusammen. Wenn
die Bilder zu uns sprechen, geht es immer
ganz schnell. Als das Bild geliefert wurde,
haben wir uns mit Jonathan in Berlin zum
Abendessen verabredet.
Thomas Jochheim: Seitdem haben wir
alle zwei, drei Monate ein Treffen mit der
Familie Meese: Mit ihm, seiner 88-jähri-
gen Mutter Brigitte und seiner reizenden
Freundin Gudny, einer Künstlerin, mit
der er seit über 20 Jahren zusammen ist.
Mittlerweile haben die Treffen Tradition
und sind ein sehr wichtiger Gedanken-
austausch mit viel Freude.
Verstellt die enge Freundschaft
mit einem Künstler nicht den objektiven
Blick auf sein Werk?
Ingrid Jochheim: Im Gegenteil. Für uns
ist es wichtig, den Künstler hinter dem
Werk zu kennen und ihm Fragen stel-
len zu können. Dadurch wird das Ver-
ständnis größer und das Sammeln noch
spannender.
Die Jochheims im Salon. Über ihnen
schwebt „Canis Mayor“ von Tomás
Saraceno (2016), hinter ihnen hängt
Christos „The Mastaba“ (1978)
„Wir würden
wegen der
Kunst nie
unsere
Existenz aufs
Spiel setzen.
Thomas ist ein
sehr guter
Kaufmann“
Ingrid Jochheim
102
Kunst kann das Leben von
Menschen verändern. Was hat sie
mit Ihrem Leben gemacht?
Thomas Jochheim: Bis wir vor ein paar
Jahren unser Unternehmen verkauft
haben, hatte ich über 30 Jahre einen Full-
time-Job: Einen zehn- bis 14-stündigen
Arbeitstag und acht Tage Urlaub im Jahr
waren genügend. Wenn ich in dieser Zeit
nach Hause kam und die Kunst an den
Wänden betrachtete, sah mein Leben
plötzlich anders aus; egal, was an diesem
Tag passiert war. Die Kunst gab und gibt
mir Frieden, Ruhe und Gelassenheit.
Ingrid Jochheim: Mir auch, und damit
eine viel bessere Lebensqualität. Kunst
ist ja spannend, weil sie sich einem nicht
immer sofort erschließt. Kunst bringt dich
auf Gedanken, die man noch nie hatte.
Und sie kann dich irritieren, weil man im
ersten Moment vielleicht etwas nicht ver-
steht, sich deshalb mit ihr beschäftigt und
dadurch völlig andere Gedankenebenen,
Arman
„La Bien
Vétue“,
1998
völlig andere Sphären erreicht, die man
sonst nie kennenlernen würde. Die Kunst
spricht also zu uns. Und dadurch, dass sie
zu uns spricht, haben wir den Wunsch,
uns mit ihr zu umgeben, mit ihr zu leben.
Wenn Sie morgens aufwachen, auf
welches Kunstwerk fällt Ihr Blick?
Thomas Jochheim: In unserem Haus in
Recklinghausen auf zwei Christos: „Over
the River“ und „Umbrellas“. In Berlin
hängen vor uns zwei Fotos der japani-
schen Künstlerin Kimiko, die sich selbst
zur Skulptur macht mit Blick auf ver-
schiedene Kulturen. Hinter uns hängt ein
wahnsinnig schönes Foto von Wolfgang
Volz.
Welche Wirkung haben diese Bilder auf Sie?
Ingrid Jochheim: Sie machen den Kopf
frei, man kann sich in ihnen verlieren.
Und sie geben mir Mut für die Zukunft,
in dem sie mir sagen: Wenn du etwas
wirklich willst, wenn dein Herz daran
hängt, ist alles möglich.
Thomas Jochheim: Bei den Werken von
Christo gucke ich in die Tiefe einer Land-
schaft, in ihre Weite. Ich liebe es, in eine
Weite zu gucken. Am liebsten hätte ich
in Berlin ein Penthouse, von dem ich über
die Stadt schauen kann.
Kaufen Sie sich doch eins.
Thomas Jochheim: Nein. Dann kann ich
ja keine Kunst mehr kaufen.
Haben Sie Kunst jemals als Geldanlage
betrachtet?
Thomas Jochheim: Nein.
Ingrid Jochheim: Aber wir haben ein paar
Bluechips in unserer Sammlung, die wir
schon vor vielen Jahren gekauft haben
und die heute einen bestimmten Wert
haben.
Wer erbt Ihre Sammlung?
Thomas Jochheim: Alexander, unser Sohn.
Ingrid Jochheim: Wir haben Alexander
schon als Kind ins Museum mitgenom-
men. Viel spannender für ihn waren aber
die Studiobesuche bei Christo, Venet,
Arman oder Ben Vautier. Da hat er nicht
nur gesehen, wie Kunst entsteht; die
Künstler haben auch seine Fragen beant-
wortet. Das hat ihn so fasziniert, dass er
heute selber Kunst sammelt. Meistens
Werke von jungen Künstlern seiner Gene-
F  otos: VG Bild-Kunst, Bonn 2018
ration. Für uns ist das ein großes Glück.
Natürlich auch, weil wir unsere Samm-
lung in guten Händen wissen.
Immer mehr Menschen erwerben
Kunst nicht mehr aus Leidenschaft,
sondern für hohe Millionenbeträge
als Kapitalanlage oder als Statussymbol.
Regt Sie das auf?
FOCUS 15/2018

Werke von
Alexander Calder
aus den Jahren
1969 (l.) und 1953 (r.).
DER KOSMOS JOCHHEIM
Die liegende Skulptur
darunter ist von
Erwin Wurm:
Vita
„Wittgenstein’s
Space Warp“, 2005 1977 übernahmen die Unterneh-
mer und Kunstsammler Ingrid
und Thomas Jochheim die Firma
pitti Heimtierfutter, die nach
dem Zweiten Weltkrieg von Ingrid
Jochheims Eltern gegründet
worden war. Der Großhandel ver-
kaufte zunächst Heimtierzubehör,
spezialisierte sich später immer
mehr auf Futter für alle Tierarten.
2005 verkauften die Jochheims
die Firma, um nur noch für die
Kunst zu leben.
Das Ehepaar hat einen Sohn;
Alexander Jochheim, 37, ist Mit-
inhaber einer Im- und Exportfirma
mit Schwerpunkt Asien.
Sammlung
Chiharu Shiota, Vor 39 Jahren begannen Ingrid und
„State of Being“,
Thomas Jochheim, ihre Sammlung
2015 aufzubauen. Schwerpunkt ist
die amerikanische Pop-Art, zum
Beispiel Oxydation Paintings von
Andy Warhol, Christo, Loves von
Robert Indiana, Nudes von Tom
Wesselmann, Sam Francis oder
auch eine Compression von John
Chamberlain. Zur gleichen Zeit
Niki de
kamen aus Europa die Nouveaux
Saint
Realistes wie Yves Klein, César,
Phalle, Jean
Arman, Décollagen von Mimmo
Tinguely,
Rotella, Snakes und Nanas von
„Nana Blue
Niki de Saint Phalle oder Arbeiten
on Iron“,
von Wolf Vostell dazu.
1978
Beim Sammeln der Next Gene-
ration ist auch ihr 37-jähriger
Olafur
Eliasson,
„National
Career
Lamp“ ,
2007
Yves Klein,
„Portrait
Relief de
Claude
Pascal“,
1962
Jan Fabre, „Songye Mask“
(Shields Jewel Beetles on
Wood), 2011
Sohn Alexander Jochheim dabei.
Darunter sind Werke von Arne
Quinze, Chiharu Shiota oder
Jonathan Meese. Zu den Entde-
ckungen von Alexander Jochheim
gehören junge Künstler wie
Alexander Iskin, die tanzenden
Stahlskulpturen von Martin
Willing oder die klassischen
Skulpturen aus Bonbonmasse
des Australiers Joseph Marr.
KUNST
Ingrid Jochheim: Uns ist das eigentlich
egal. Aber es gibt eben heute Käufer-
schichten, die es früher nicht gegeben
hat. Schade nur, wenn die Werke dann
in Lagern verschwinden.
Thomas Jochheim: Ich finde es schade,
dass wir kein Kunstwerk von Günther
Uecker gekauft haben, als wir vor 39 Jah-
ren anfingen zu sammeln. Heute kosten
seine Werke bis zu einer Million Euro. Von
seiner Schwester Rotraut Klein-Moquay,
der Witwe von Yves Klein, haben wir in
Recklinghausen eine Skulptur im Garten
stehen. In Berlin hängen drei ihrer Bilder
an der Wand.
Ingrid Jochheim: Du erinnerst dich, Tho-
mas: Wir sind mal von den Managern
eines Fonds angesprochen worden. Ich
glaube, es war der erste Kunstfonds in
Deutschland, der von drei Leuten gegrün-
det wurde, die wir sehr gut kennen und
die uns zu ihrer ersten Präsentation ein-
geladen haben, die toll aufgebaut und
wunderbar präsentiert war . . .
Thomas Jochheim . . . und sieben oder
acht Prozent Verzinsung bringen sollte . . .
Ingrid Jochheim: . . . ja, und wir saßen vor-
ne in der ersten Reihe. Am Ende wurden
wir gefragt, ob wir uns beteiligen wollten.
Da sagten wir sofort: Ihr kennt uns doch.
Wir kommen von der emotionalen Seite.
Für uns ist das nichts, weil wir mit den
Arbeiten leben möchten und es schade
finden, dass so viel Kunst am Markt für
die Menschen verloren geht.
Hat Sie ein Kunstwerk je zu Tränen gerührt?
Thomas Jochheim: Ich weiß nicht, ob
mir die Tränen gekommen sind. Aber
ich war zutiefst ergriffen, als die japa-
nische Künstlerin Chiharu Shiota bei
der Biennale 2015 in Venedig im japa-
nischen Pavillon zwei Boote und über
50 000 Schlüssel mit knallroten Fäden
verwoben hat. „The Key in the Hand“
hieß diese unglaublich starke Installati-
on. Gerührt waren wir natürlich auch bei
jeder Installation von Christo, die wir seit
der Verhüllung des Reichstags besuchten.
Sammeln kann zur Sucht werden.
Wie hoch ist Ihr Suchtfaktor?
Thomas Jochheim: Extrem hoch.
Ingrid Jochheim: Aber wir würden wegen
der Kunst nie unsere Existenz aufs Spiel
setzen. Thomas ist ein sehr guter Kauf-
mann. Darauf verlasse ich mich.  n
Nächste Folge: Désiré Feuerle, Sammler von
asiatischer und zeitgenössischer Kunst
103
D I E K U LT U R- M AC H E R
Die Kunst des
fröhlichen
Narzissmus
D en Arm weit ausgestreckt,
nie von unten (sonst
Doppelkinn!) und am besten
mit Duckface, wie man den
Kussmund im Handy-Sprech
nennt – es ist schon eine große
Kunst, ein gutes Selbstporträt
per Smartphone herzustellen.
Inspiriert vom Knipswahn,
beschäftigt sich nun ein ganzes
Museum mit dem Selbstporträt
als Kunstelement. Von der
Höhlenwandmalerei bis hin
zum Food-Selfie auf Instagram:
Das Museum of Selfies in Los
Angeles zeichnet die Entwick-
Besucher nutzen die Szenerie im
Museum für Badezimmer-Selfies
lung des Kulturphänomens
nach, dessen Wurzeln bis
40 000 vor Christus zurück-
reichen sollen. Auf die Idee
für die Pop-up-Ausstellung
kamen die Gründer Tommy
Honton und Tair Mamedov, zwei
kalifornische Game-Designer,
als sie hörten, dass im Louvre
angeblich mehr Selfies mit der
„Mona Lisa“ gemacht werden
als Fotos vom Kunstwerk
allein. Deshalb ermöglichen
interaktive Installationen in
ihrem Museum den Besuchern
besonders ausgefallene Sel-
fies. Ein Museum als Kulisse
der Selbstdarstellung.
104
Die hauchzarte textile Skulptur des
Japaners Shinji Ohmaki, „Liminal Air Space-
Time“, symbolisiert den Lauf der Zeit
Art Basel Hongkong
Let’s go East
D
ie Art Basel in Hongkong, deren
sechste Ausgabe jetzt zu Ende ging,
gilt als wichtigstes Kunstgipfeltreffen
Asiens – und sie wird immer beliebter: 250
Galerien, Sammler und Museen aus 32 Län- Kunst-Superstar Jeff Koons vor
dern von sechs Kontinenten präsentierten seinem Werk „Bluebird Planter“
zeitgenössische Werke, es kamen mehr als aus poliertem Stahl und Frischblumen
80 000 Besucher.
Osterfestspiele Salzburg
Salzburger Lunch
F  otos: REUTERS, Shutterstock, AFP (2), BrauerPhotos (3), Jason Goodrich,
D ie umstrittene Premiere der
Puccini-Oper „Tosca“ als
Mafia-Movie war in Salz-
burg an Ostern Stadtge-
spräch. Michael Ber-
Simpsonswiki/Fox, Getty Images (2), imago
ger-Sandhofer, der
Präsident des Förder-
vereins der Oster-
Salzburgs Stargalerist festspiele, lud zum
Thaddaeus Ropac traditionellen Lunch.
Die „Patrons“ aus
New York, Paris oder Rio
diskutierten über die Regie
Gäste: Star-Interior-Designer von Michael Sturminger,
Peter Marino, Galerist Daniel Blau der 2017 bereits den „Jeder-
mit Frau Maria, Sydney Picasso mann“ modernisiert hatte.
Michael Berger-Sandhofer (l.),Luiz Cyrillo Fernandes
aus Rio de Janeiro mit Enkelin Victoria FOCUS 15/2018
 China-Porzellan
Millionen-Schüssel
Vorsicht, zerbrechlich: das versteigerte Objekt
D ie apricot-türkise Schale ist circa 15
Zentimeter groß, etwa 300 Jahre alt
und wurde soeben bei Sotheby’s in Hong-
kong von einem Chinesen per Telefon
ersteigert – für sagenhafte 30,4 Millionen
Dollar. Das kostbare Porzellanstück wur-
de einst für einen chinesischen Kaiser aus
der Qing-Dynastie hergestellt.
John Baldessari
Zum Simpson gekürt
E ine der größtmöglichen Ehren, die ein
Kulturpromi heutzutage bekommen
kann, ist – nein, nicht der Ritterschlag,
sondern in der Fernsehserie „Die Simp-
sons“ verewigt zu werden. Der kaliforni-
sche Konzeptkünstler John Baldessari hat
das jetzt geschafft.
Die Top 3
Kultur-Highlights der
Woche & ihre Macher
Hinter Gittern: ein Trump-Double in Aktion
Die Lautlose
EMILY BLUNT
Performance Aliens haben die Erde erobert, mör-
derische Kreaturen, die nichts sehen,
US-Präsident im Knast aber alles hören. Nur wer sein Leben
geräuschlos fristet, kann überleben.
D er Aktionsgruppe Indecline ist ein
neuer Scoop ihrer Anti-Trump-Kunst
direkt vor Trumps Nase gelungen: Als Gäste
Emily Blunt versucht im Kino-Scho-
cker „A Quiet Place“, ihrer Familie
diese Strategie einzuimpfen - in Zei-
getarnt, bauten die Performer im „Trump chensprache. Aber
International Hotel“ in New York eine Kinder sind nun mal
Gefängniszelle auf und ließen darin einen lebhaft. Ein perfi-
Doppelgänger hinter Gittern sitzen – ech- der „Stummfilm“
te Ratten und McDonald’s-Müll inklusive. über den Fluch der
totalen Stille.
Der Erinnerer
In der neuen „Simpsons“-
Folge interviewt Marge HANS MAGNUS ENZENSBERGER
den Künstler Baldessari Boris Pasternak, Nelly Sachs, James
Baldwin: Das 20. Jahrhundert war
reich an Schriftstellern, die Drangsa-
lierung und Staatsterror erlebt ha-
ben – auf unterschiedlichste Weise.
Im Buch „Überlebenskünstler“
(Suhrkamp) beschreibt Enzensber-
ger 99 Schicksale. Er
fürchte, so sagt er,
dass sich aus die-
sen Lebensge-
schichten für
heute lernen lässt.
Die Rap-Hoffnung
CARDI B
Sie gilt als künftiger Superstar des
weiblichen Hip-Hop und „Invasion of
Privacy“, das Erstlingswerk der Ame-
rikanerin Cardi B, 25, als eines der am
sehnlichsten erwarteten Alben des
Genres. Die frühere Stripperin aus der
In der jüngsten Episode tritt er als er
selbst auf. Bei den „Simpsons“ tauchten
in mehr als 30 Jahren immer wieder mal
Bronx nutzt den Vorschuss an Hype,
macht viel Werbung
in eigener Sache
bekannte Persönlichkeiten auf, etwa Mark und begeistert die
Zuckerberg, Britney Spears oder US-Autor Popwelt mit dem
Thomas Pynchon. Mit 86 Jahren hat Bal- Video zur Single
dessari dann wohl alles erreicht, oder? „Bartier Cardi“.
105
K U LT U R

M EIN VAT E R

2016

1995
Vaterfurcht Günter Halmich sah nur den ersten Boxkampf seiner Schlagkräftig Von 1995 bis 2007 war Regina Halmich ungeschlagene
Tochter Regina 1994 live. Danach ließ er sich lieber per SMS informieren Boxweltmeisterin. Von ihren 56 Profi-Kämpfen verlor sie nur einen

„Er konnte nicht zusehen, wie ich geschlagen wurde“

Der Vater der früheren Boxweltmeisterin Regina Halmich war nur bei einem einzigen Kampf
dabei. Er mochte den Sport nicht. Deshalb musste die Badenerin zuerst heimlich trainieren

B
ei uns in Karlsruhe-
Daxlanden war immer
viel los. Fiel in der
Nachbarschaft jemand
um oder hatte jemand einen
Herzinfarkt, dann landete er
zwangsläufig bei uns im Wohn-
zimmer zur medizinischen
Erstversorgung.
Papa arbeitet ja bis heute
ehrenamtlich als Sanitäter für
den Malteser Hilfsdienst. Er
besitzt einen ansteckenden
Humor und ist immer für ein
Schwätzchen zu haben. Über
seine Kindheit und die Flucht
aus dem Sudetenland spricht
er nicht viel. Es muss sehr hart
gewesen sein.
Vater Gleichwohl war ich ein
Der Finanzbuchhalter sehr aktives Kind, eine badi-
Günter Halmich, 74, sche Ronja Räubertochter.
kümmert sich als Papa ist ein sozial einge-
Rentner um die stellter Mensch und sehr
Finanzen seiner Toch- gewissenhaft. Er arbeitete bis
ter. Er engagierte sich zu seiner Pensionierung als
ehrenamtlich bei den Finanzbuchhalter. Weil wir
Maltesern, fuhr über dieselben Witze lachen
40 Jahre Einsätze im können, haben wir uns die
Rettungswagen Blödelfilme von Dieter Hal-
lervorden angeschaut und
die Shows von Otto Waalkes
besucht.
Auf meine Begeisterung für
den Kampfsport reagierten
Tochter meine Eltern mit gemischten
Nach ihrer Boxkarriere Gefühlen. Bei den Pfadfindern
arbeitete Regina und im Schwimmverein fühlte
ins Profi-Lager wechselte und
mit dem Boxen viel Geld ver-
diente, war er natürlich stolz
auf mich.
Ich habe ihm all die Jahre
viel zugemutet. Den Familien-
zusammenhalt hat das nicht
erschüttert. Noch immer küm-
mert er sich um meine Finan-
zen. Er hat’s mit Zahlen und
Rechnen. Wenn 20 Cent hin-
term Komma nicht stimmen,
kann er die ganze Nacht nicht
schlafen.
All die Jahre hat Papa bei
meinen Kämpfen nicht zu-
geschaut. Zu sehen, wie sei-
ne Tochter geschlagen und
getreten wird, das konnte er
F  otos: Wiese/face to face, action press

Zusammen mit meiner
Schwester Yvonne hatte ich
eine wohlbehütete Kindheit:
mit Barbie-Puppen, einem
Wellensittich namens Putzi,
sonntäglichem Kirchgang
und obligatorischen Urlau-
ben am Mittelmeer.
Halmich, 41, als ich mich als Kind nicht richtig nicht ertragen. Ein einziges
Sportmoderatorin, wohl, erst bei Judo und Karate Mal war er bei einem Kampf
trat in Filmen als war ich Feuer und Flamme. von mir dabei, da bekam er
Boxtrainerin auf. Sie Das Kickboxen habe ich Herzschmerzen. Er und mei-
unterstützt aktiv das anfangs heimlich trainiert. ne Mutter waren daher sehr
Deutsche Kinderhilfs- Als ich dann meinen ersten erleichtert, als ich meine Box-
werk und Tierschutz- Wettkampf hatte, fiel Papa aus karriere beendete. n
organisationen allen Wolken. Später, als ich Aufgezeichnet von Sven Siedenberg

106 FOCUS 15/2018


25.–30.06.2018
3 TAGE BIKEPACKING-
TOUR NUR FÜR FRAUEN
BEWERBEN
SIE SICH JETZT!
Bikerinnen
gesucht!
Ortlieb sucht für seine
Bikepacking-Tour „Ortlieb
Ladiescamp – Ride beyond
Stereotypes“ Mitstreiterinnen,
die gemeinsam mit 7 anderen
Frauen eine neue, sportive
Erfahrung sammeln und
einfach eine gute Zeit mit
dem Rad haben wollen.
HARD FACTS
Wann: im Zeitraum
25. – 30. Juni 2018
Wer: 8 Frauen
Wieso: weil Bikepacking
auch für Frauen Freiheit
auf dem Rad bedeutet.
ROUTE FACTS
Dauer: 3 Tage Fahrzeit +
jeweils ein Tag An- und
Abreise (gemeinsame
Anreise ab Nürnberg bzw.
Heilsbronn; organisiert
durch Ortlieb)
Start: Kranjska Gora,
Slowenien
Ziel: Piran, Slowenien
Länge: ca. 260 km
Höhenmeter: bis 3000 m
MITMACHEN!
Bewerben Sie sich jetzt als
unsere FOCUS Vertreterin,
und senden Sie eine E-mail
mit Bild und Kurzbeschrei-
bung Ihrer Person an
bikepacking@focus.de
Weitere Infos finden Sie unter
www.ridebeyond.de
#ladiescamp
ABENTEUER GEFÄLLIG?
All-inclusive-Urlaub kann jeder. Wer von etwas Besonderem
träumt, ist hier genau richtig: Wir suchen Frauen, die Lust auf
eine exklusive Fahrradtour haben – eine Bikepacking-Tour.
Ein sportliches Abenteuer, einzigartig, ohne schweres Gepäck –
und mit einer Menge Spaß
Das Ziel ist das Meer. Bis dahin zählen
nur das Rad und der Weg, der vor einem
liegt, und die Truppe, mit der man Spaß
hat. Man spürt den Fahrtwind, der
einem um die Nase weht, hört nur sei-
nen Atem und das Geräusch der Reifen.
Das ist Bikepacking. Früher nannte man
es Radwandern oder Radreisen, aber
das Prinzip ist geblieben: Man radelt,
übernachtet draußen – und erlebt so
einen einzigartigen, sportlichen Urlaub.
Eines hat sich allerdings verändert:
Früher war man mit sperrigen Trek-
king-Rädern unterwegs, heute sind
wendige, sportliche Bikes im Einsatz,
die durch spezielle Taschensysteme
agil und geländegängig bleiben. Wie
beim Ultralight-Trekking – also beim
Wandern mit superleichtem Gepäck –
wird die Ausrüstung auf ein Minimum
reduziert und verschwindet in Taschen,
die direkt am Rahmen und Sattel befes-
tigt sind. So kann man auf seiner
Tour ausgefahrene Pfade verlassen,
auch in unwegsames Gelände abbiegen
und somit völlig neue Wege erforschen.
Und darum geht es beim „Ortlieb Ladies-
camp“: mit anderen Frauen neue Mög-
lichkeiten entdecken, die Natur aus dem
Radsattel heraus erleben und sich
IN KOOPERATION MIT
Top Ausrüstung Mit Leihrädern von
gleichzeitig einer sportlichen Heraus- Bombtrack, Taschen von Ortlieb und
forderung stellen. Die Tour führt von Equipment von Globetrotter werden
Sie perfekt ausgestattet
Kranjska Gora, einem alpinen Ferien-
ort in Slowenien, direkt ans Meer bis
nach Piran an der slowenischen Riviera.
Schaffen Sie es, in drei Tagen ca. 260
Kilometer und rund 3000 Höhenmeter
mit dem Fahrrad zu fahren? Träumen
Sie davon, unter den Sternen zu schlafen
– eventuell auch ohne Zelt? Dann bewer-
ben Sie sich bis zum 30. April 2018
per E-mail an: bikepacking@focus.de
mit einem Bild und erzählen Sie uns, 24 Stunden Natur Pur Unter freiem
Himmel übernachten – für Naturfans
warum Sie dabei sein möchten. Sie ein einzigartiges Erlebnis
müssen keine Leistungssportlerin
sein, aber eine gewisse Grundfi tness Kranjska Gora
ist Voraussetzung. Begleitet werden
Sie unter anderem von zwei Bike-En-
thusiastinnen von der Firma Ortlieb,
einer Bloggerin, einem Bikepacking-
Profi (weibl.) und einer Teilnehmerin
der Ausschreibung dieser Tour von der
Firma Globetrotter.
Bewerben Sie sich jetzt als unsere
FOCUS-Vertreterin per E-mail an
bikepacking@focus.de!
Piran
Weitere Infos zum „Ortlieb Ladiescamp
– Ride beyond Stereotypes“ finden Sie Traumhafte Strecke 260 Kilometer
unter: www.ridebeyond.de und ca. 3000 Höhenmeter von Kranjska
Gora ans Meer bis nach Piran
WEITERE PARTNER
VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG

Beruflicher Erfolg für Frauen

Auf den Prüfstand kamen
die 5000 mitarbeiterstärksten
Unternehmen in Deutschland

Karriere-Atlas für Frauen

Gleichberechtigt
Bei welchen Unternehmen in Deutschland haben Frauen
die besten Karriere-Chancen? Der Test

M
änner verdienen auf vergleichbaren Stellen deut-
lich besser als Frauen und erreichen schneller
eine Führungsposition – in vielen Firmen ist das
leider immer noch so. Konkret bekommen Frauen
in Deutschland im Schnitt ein Fünftel weniger Gehalt als Män-
ner. Ein Grund dafür mag die unterschiedliche Berufs- oder
Studienwahl sein. Aber selbst bei vergleichbarer Tätigkeit und
Qualifikation beträgt die Lohnlücke noch sieben Prozent. Auch
beim Thema Karriere werden Frauen offensichtlich ungleich
behandelt: Sie stellen zwar 44 Prozent der Gesamtbeschäftig-
ten, aber nur 26 Prozent der Führungskräfte. Die gute Nach-
richt: In immer mehr Unternehmen setzt ein Umdenken ein.
Was Karriere und Gehalt angeht, müssen Frauen die gleichen
Chancen haben wie Männer. Wo das bereits der Fall ist und
welche Firmen auf dem richtigen Weg sind, zeigen die Test-
ergebnisse (Tabellen rechts u. nächste Seiten).
MAIKA BONNER/THORSTEN JACOBS

Foto: iStock
 DEUTSCHLAND TEST

Karriere-Atlas für Frauen –

TOP alle Testsieger auf einen Blick
KARRIERE Unternehmen/Marke Score Unternehmen/Marke Score

CHANCEN Alkoholische Getränke

Krombacher 100,0
Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben 78,6

FÜR FRAUEN Paulaner 93,3 Bundesagentur für Arbeit 74,4

TEST (FOCUS 15/18) Kulmbacher 87,0 Bildungseinrichtungen
www.deutschlandtest.de Jägermeister 77,1 Karlsruher Institut für 100,0
Autohersteller Technologie
Ford 100,0 Biotechnologie
Volkswagen 84,4 Medigene 100,0
Methodik Daimler 76,1 Morphosys 88,9
Automatisierungs-/Systemtechnik Brillen/Hörgeräte
Datenerhebung Festo 100,0 Fielmann 100,0
Die Datenerhebung für die Studie „Top-Karriere-Chancen für Eisenmann Anlagenbau 81,4 Buchhandel
Frauen“ erfolgte zweistufig. Im ersten Schritt wurden sämtli- Kendrion Kuhnke 71,8 Hugendubel 100,0
che Texte, die die zu untersuchenden Unternehmen enthalten, Automobilhandel Mayersche Buchhandlung 97,7
aus dem Internet geladen und in einer Datenbank erfasst Robert Kunzmann 100,0 Caravans/Reisemobile
(durchgeführt von Ubermetrics, Berlin). Im zweiten Schritt Autohaus Borgmann 99,5 Carado 100,0
wurden die relevanten Textfragmente identifiziert und in drei Wahl-Group 98,2 Hobby 90,8
Schritten auf die folgenden Merkmale untersucht: Welche Automobilservice/-zubehör Sunlight 82,3
Marke wird erwähnt? Welche der untersuchten Dimensionen A.T.U 100,0 Bimobil 73,9
(Arbeitsklima, Unternehmenskultur und Gleichberechtigung) WashTec 71,8 Roller Team 71,4
wird besprochen? Welche Tonalität weist der Text auf? Dieser Automobilzulieferer Catering/Lebensmittellieferung
Schritt wurde durchgeführt von Partner Beck et al. Services, Hella 100,0 Sander 100,0
Uniwheels 91,4 Sodexo 89,0
München. Erfasst wurden insgesamt 13,2 Millionen Nennungen
Faurecia 88,6 Chemieindustrie
aus dem Zeitraum zwischen Februar 2017 und Januar 2018.
Getrag 79,8 Gelita 100,0
Brose 77,8 Chemetall 99,9
Auswertung Veritas 74,4 Evonik 94,1
Zur Berechnung der einzelnen Punktwerte wurden für jedes Autovermietung Biesterfeld 91,5
Unternehmen folgende drei Größen ermittelt: erstens der Carpartner Nord 100,0 Computer/Speicherelektronik
Saldo aus der Anzahl positiver und negativer Nennungen je Bäckereien IBM 100,0
Kategorie sowie die Anzahl neutraler Nennungen (0,5-fach) je Brothaus 100,0 Hewlett Packard 87,6
Kategorie (Anteil in der Kategoriewertung 25 Prozent). Zweitens Bahnverkehr S&T 83,3
der Saldo positiver und negativer Nennungen im Verhältnis zu Thales 100,0 Drogerien/Parfümerien
allen Nennungen (50 Prozent). Und drittens der Saldo aus der Baugewerbe Budnikowsky 100,0
Anzahl positiver und negativer Nennungen im Verhältnis zum Strabag 100,0 Parfümerie Pieper 91,8
Saldo aller positiven und negativen Nennungen sowie die Leonhard Weiss 98,0 Rossmann 79,9
Anzahl neutraler Nennungen im Verhältnis zu allen neutralen Bauer 90,2 E-Commerce
Nennungen (25 Prozent). Die Berechnung des Punktwerts Franz J. Haslberger 74,9 Scout24 Holding 100,0
erfolgte branchenspezifisch auf einer Skala von 0 bis 100 Baumärkte Einzelhandel
Zählern. Der jeweilige Branchensieger erhielt 100 Punkte und Dehner 100,0 Zooplus 100,0
setzt damit die Benchmark für alle anderen Unternehmen Hornbach 91,2 Elektroindustrie
innerhalb der Branche. Bauhaus 85,1 Lapp Kabel 100,0
Hellweg 83,3 Leoni 99,5
Pflanzen-Kölle 71,5 Siemens 97,1
Auszeichnung
Bausparkassen Varta 79,3
Die Auszeichnung „Top-Karriere-Chancen für Frauen“ wurde
Bayerische Landesbausparkasse 100,0 Elektromotoren/Antriebstechnik
anhand der erreichten Punktzahl im Gesamtranking vergeben.
Wüstenrot 91,0 Hanning Elektro-Werke 100,0
Eine Auszeichnung erhalten diejenigen Unternehmen, die Baustoffindustrie Dunkermotoren 98,9
mindestens 70 Punkte in der Gesamtwertung erreichen und Homann Holzwerkstoffe 100,0 Ebm-Papst Mulfingen 76,1
über mindestens 20 Nennungen im Beobachtungszeitraum Rockwool 87,6 Elektronik-Großhandel
verfügen. Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie von Dyckerhoff 87,1 Richter+Frenzel 100,0
Prof. Dr. Werner Sarges. Er ist Institutsleiter und beratender Egger Holzwerkstoffe Brilon 83,8 Rutronik Elektronische
Psychologe am Institut für Management-Diagnostik (Barnitz 70,8
Behörden/öffentlicher Dienst Bauelemente
bei Hamburg). Bekannt ist Sarges außerdem durch seine Arbeit Deutsche Flugsicherung 100,0 Elektronikmärkte
an der Helmut-Schmidt-Universität (Hamburg). Deutsche Rentenversicherung 80,2 Expert 100,0
 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG

Unternehmen/Marke Score Unternehmen/Marke Score Unternehmen/Marke Score Unternehmen/Marke Score

Fahrradhersteller Gemischtwaren-Einzelhandel BSH Hausgeräte 98,7 Storck 84,0
Derby Cycle Werke 100,0 Famila Handelsmarkt Kiel 100,0 Severin 90,1 Rhönsprudel 82,6
Fahrzeugbau Woolworth 92,9 Vorwerk 77,3 Iglo 82,0
Scania 100,0 Tedi 86,7 Hotels Frischli Milchwerke Huber 71,3
Feldbinder Marktkauf 71,8 AccorHotels 100,0 Licht-/Beleuchtungstechnik
93,8
Spezialfahrzeugwerke Genossenschaften/Verbände/Vereine Kempinski 79,5 Trilux 100,0
Fahrzeugteilehandel ADAC 100,0 Steigenberger Hotels 71,9 Logistik
Fricke Gruppe 100,0 Industriegewerkschaft Immobilien BLG Logistics Group 100,0
87,7
Christian Winkler 80,0 Bergbau, Chemie, Energie Patrizia Immobilien 100,0 Deutsche Post 95,6
Feinkost-/Weinhandel Gesetzliche Krankenversicherung Gewofag 87,0 ARS Altmann 85,8
Feinkost Käfer 100,0 Pronova BKK 100,0 Vonovia 79,5 Müller 75,9
Feinmechanik/Optik AOK Bayern 74,5 Mig 79,4 Maschinenbau
Jenoptik 100,0 DAK 73,2 Instrumente/Musiktechnik Kuka 100,0
Fernsehen/Musik Getränkeeinzelhandel Yamaha Music 100,0 Loesche 96,1
HSE24 Home Shopping Europe 100,0 Finkbeiner 100,0 Investment/Beteiligung Mitsubishi Hitachi Power
Dursty Getränkemärkte 81,3 90,9
EDC 89,9 Maxingvest.de 100,0 Systems
Bavaria Film 80,1 Glasindustrie Aurelius 78,8 Hosokawa Alpine 75,0
Fertigung elektronischer Bauteile Thoma 100,0 IT-/Kommunikationsdienstleister Bitzer 73,4
Siltronic 100,0 Glücksspiel W&W Informatik 100,0 KS Gleitlager 71,8
Rafi 96,6 Gauselmann 100,0 Allgeier 73,1 Thyssenkrupp 71,4
Vishay Electronic 93,2 Casino Royal 86,4 Bundesdruckerei 70,8 Matratzen/Heimtextilien
MR Maschinenfabrik Reinhausen 71,2 Casino Merkur Spielothek 71,0 Kamera-/Filmtechnik Gebr. Sanders 100,0
Finanzberatung Großhandel Olympus 100,0 Matratzenanbieter
Union Investment 100,0 Unternehmensgruppe Pietsch 100,0 Canon 82,0 Dänisches Bettenlager 100,0
Finanzdienstleistungen Großhandel für Agrarprodukte Kommunikationstechnologie Matratzen Factory Outlet
Agravis Raiffeisen 100,0 75,3
American Express 100,0 Gigaset 100,0 Matratzen Direct
Hypoport 94,7 Baywa 85,7 Konsumgüter Medizintechnik
Fitnessstudios/Solarien Großhandel für Baustoffe/ Nestlé 100,0 B. Braun 100,0
Fitness First 100,0 Bauzubehör Procter & Gamble 99,5 Stryker Leibinger 77,9
Fluggesellschaften Würth-Gruppe 100,0 Unilever 77,9 Münchener Medizin Mechanik 72,0
Lufthansa 100,0 Großhandel für Bürobedarf Henkel 72,3 Carl Zeiss Meditec 71,6
Germania 85,7 Staples 100,0 Konzerte/Musicals/Events Fresenius 70,6
TUIfly 83,5 Kaiser+Kraft 72,7 CTS Eventim 100,0 Messegesellschaften
Flughäfen Office Discount 72,4 Krankenhäuser Messe München 100,0
Nürnberg 100,0 Großhandel für Lebensmittel/ St. Franziskus-Hospital Münster 100,0 Deutsche Messe 92,1
München 78,1 Getränke Universitätsklinikum Heidelberg 98,9 Messe Berlin 76,7
Stuttgart 71,0 Landgard 100,0 Asklepios Kliniken 82,2 Messtechnik
Forderungsmanagement/ Teekanne 70,0 Verbundkrankenhaus Bernkastel 72,5 Mahr 100,0
Bonitätsprüfung Großhandel für Pharmazie/ Universitätsklinikum Münster 71,3 Manz Solar 92,0
EOS Gruppe 100,0 Medizintechnik Klinikum Fulda 71,0 Norgren 91,6
Forschung/Entwicklung McKesson 100,0 Filderklinik 70,7 Novar 85,0
Max-Planck-Gesellschaft 100,0 Phoenix Pharmahandel 88,6 Kliniken der Stadt Köln 70,6 Metallindustrie
Deutsches Zentrum Helm 78,0 Kreditinstitute Schüco 100,0
98,2 Großhandel für Stahl/Metalle
für Luft- und Raumfahrt Deutsche Bank 100,0 Selzer Fertigungstechnik 90,7
Evotec 96,7 Scholz Recycling 100,0 Comdirect 75,9 Franz Kaldewei 83,0
Helmholtz-Zentrum für Klöckner 77,9 TeamBank 72,3 Emka Beschlagteile 76,4
78,0
Infektionsforschung Großhandel für technische/ Küchen/Küchenmöbel Läpple 76,2
Freizeit-/Sportausrüstung chemische Produkte Nolte Küchen 100,0 F.W. Oventrop 73,6
Salewa Sportgeräte 100,0 Brenntag 100,0 Lechner 74,2 Siegenia-Aubi 71,8
Exped 76,6 Technolit 95,8 Leasing-Dienstleistungen Europoles 71,2
Gastronomie Rexel 86,8 Grenke 100,0 Metallverarbeitung
Marché Mövenpick 100,0 Tech Data 73,3 Lebensmitteleinzelhandel Erbslöh 100,0
Block House 79,6 Gummi-/Kunststoffindustrie Denn’s Biomarkt 100,0 Möbelhäuser
Gebäude-/Klimatisierungstechnik Veka 100,0 Konsum Dresden 99,3 Möbel Inhofer 100,0
Viessmann 100,0 Simona 88,2 Aldi 74,4 Finke Das Erlebnis-Einrichten 92,2
Gebäudemanagement/ Rema Tip Top 83,6 Lebensmittelproduktion Segmüller 76,9
Sicherheitsdienste Profine 81,9 Zentis 100,0 Möbelhersteller
Clean up 100,0 Haushaltstechnik Stollwerck 98,5 3C 100,0
Limbach Gruppe 83,7 Miele 100,0 J. Bauer 84,1 Mode/Lifestyle
 DEUTSCHLAND TEST

Unternehmen/Marke Score Unternehmen/Marke Score

Görtz 94,1 Helsa 79,7
Top-Perspektiven Schulranzen/-rucksäcke Heimbach 71,6
DEUTSCHLAND TEST hat Fond of Bags 100,0 Kufner 71,3
untersucht, in welchen Sozial-/Gesundheitswesen Textilvermietung
Firmen Frauen beste Arbeiterwohlfahrt Bardusch 100,0
100,0
Karriere-Chancen haben Alten-, Jugend- und Sozialhilfe Uhren-/Schmuckhandel
Schottener Soziale Dienste 99,1 Fossil 100,0
SOS-Kinderdorf 95,8 Unterhaltungselektronik
PME Familienservice 94,6 Panasonic 100,0
Berufsförderungswerk Samsung 81,6
88,0
Unternehmen/Marke Score Unternehmen/Marke Score Friedehorst Unternehmensberatung
Tom Tailor 100,0 Vetter Pharma 75,4 Damp Holding 86,4 BearingPoint 100,0
Puma 98,4 Aenova Group 74,7 Sparda-Banken Tata Consultancy Services 83,7
Adidas 79,7 Berlin-Chemie 72,0 Sparda-Bank West 100,0 Towers Watson 81,2
Escada 76,4 Hexal 70,9 Sparda-Bank München 92,8 Accenture 74,7
Modeindustrie Porzellan/Küchenutensilien Sparda-Bank Berlin 86,4 Kienbaum 73,8
Olymp Bezner 100,0 WMF 100,0 Sparda-Bank Hessen 75,4 Urlaub/Freizeit
Seidensticker 83,6 PR-/Werbeagenturen Sparda-Bank Südwest 71,4 Europa-Park 100,0
Kunert Fashion 73,2 Jung von Matt 100,0 Sparkassen Versorgung/Entsorgung
Museen/Theater Private Krankenversicherung Kreissparkasse Waiblingen 100,0 Stadtwerke Halle 100,0
Staatstheater Hannover 100,0 Debeka 100,0 Hamburger Sparkasse 98,1 Eins Energie in Sachsen 74,6
Oberflächen-/Materialbearbeitung Raffination/Rohstoffe Sparkasse Westerwald-Sieg 97,5 Nehlsen 71,2
LPKF Laser & Electronics 100,0 Gazprom 100,0 Sparkasse Hannover 95,1 Verkehr/Transport
Outdoor-/Campingprodukte Wintershall 82,7 Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling 74,9 North Sea Terminal Bremerhaven 100,0
Frankana 100,0 Rechtsanwaltskanzleien Ostsächsische Sparkasse Duisburger Hafen 99,4
71,4
Outdoor-/Freizeithandel Freshfields Bruckhaus Deringer 100,0 Dresden Lübecker Hafen-Gesellschaft 72,3
GameStop 100,0 Linklaters 85,8 Spezialwäsche Vermietung von Maschinen/
Globetrotter 92,0 Regional- und Nahverkehr Amoena 100,0 Geräten
Outdoor-Bekleidung Berliner Verkehrsbetriebe 100,0 Spielwaren HKL Baumaschinen 100,0
Haglöfs 100,0 S-Bahn Hamburg 92,3 Steiff 100,0 Verpackungsindustrie
Fjällräven 91,0 Rostocker Straßenbahn 91,3 Playmobil 83,3 Gerresheimer 100,0
Jack Wolfskin 85,4 Hamburger Hochbahn 79,1 Sportartikelhandel Versand-/Online-Handel
Bergans 78,5 Reifenhersteller SportScheck 100,0 Mytoys.de 100,0
The North Face 77,1 Michelin 100,0 Tabakindustrie Amazon 71,6
Papierindustrie Reiseanbieter JT International 100,0 Versicherungen
Thimm 100,0 ITS Reisen 100,0 Technische Dienstleistungen Allianz 100,0
Duni 94,5 Thomas Cook 71,5 B&O Gruppe 100,0 Hannover Rückversicherung 97,5
Klingele Papierwerke 91,8 Reisedienstleistungen Bioscientia Institut für Cosmos 88,0
95,5
Werner Achilles 80,9 Aerticket 100,0 medizinische Diagnostik RheinLand 74,2
Koehler Paper Group 79,7 Sanitär TÜV Süd 86,1 Volks-/Raiffeisenbanken
UPM 76,3 Duravit 100,0 TÜV Rheinland 82,1 Hamburger Volksbank 100,0
Sappi Stockstadt 70,2 Reisser 75,4 Technische Werkzeug-/Gerätefertigung
Personaldienstleistung Schmierstoffherstellung Komponentenherstellung Andreas Stihl 100,0
Randstad 100,0 Liqui Moly 100,0 Schott 100,0 Metabo 78,3
Buhl Gastronomie-Personal- Fuchs Petrolub 80,2 Premium Aerotec 86,7 Hilti 77,2
77,3
Service Schnellrestaurants MBDA 80,8 Wilkinson Sword 74,6
Pflege-/Kosmetikprodukte Starbucks 100,0 Telekommunikation Nordex 100,0
Schwan-Stabilo Cosmetics 100,0 Nordsee 90,5 Ericsson 100,0 Senvion 74,8
Schwarzkopf 95,7 Kochlöffel 75,6 Amevida Sales 90,3 Wirtschaftsprüfer/Steuerberater
Pharma-Industrie Schreibgeräte/Schreibwaren Vodafone 85,4 Deloitte & Touche 100,0
Boehringer Ingelheim 100,0 Pelikan 100,0 Textilhandel Ernst & Young 95,9
GHD Gesundheits GmbH 98,9 Faber-Castell 87,6 Ulla Popken 100,0 Ebner Stolz Mönning Bachem 72,3
Hermes Arzneimittel 95,3 Stabilo 76,0 Pimkie Europe North East 85,4 Wohnbedarfhandel
GlaxoSmithKline 92,3 Schuhe Orsay 83,9 Butlers 100,0
Klosterfrau 88,3 Gabor Shoes 100,0 S.Oliver 81,4 Schneider Versand 89,6
Novartis 83,5 Lowa 92,9 H&M 73,2 Quelle: DEUTSCHLAND TEST;
Stada 77,5 Birkenstock 71,8 Textilindustrie der Branchensieger erhielt den maximalen
Score von 100; aufgeführt sind nur
Janssen-Cilag 77,2 Schuhhandel Bierbaum 100,0 Unternehmen/Marken, die einen
Bayer 77,1 Deichmann 100,0 Hoftex 80,0 Score von mindestens 70 erreicht haben

Foto: PeopleImages
 LEBEN

Was treibt
Sie an,
Mr. Smith?
Die Liebe, sagt er. Die zu
gutem Design, zu Musik,
Kitsch, Kuriositäten und zu
seiner Frau. Jetzt eröffnete er
seinen ersten Store in Berlin.
Ein Treffen mit Paul Smith,
Englands erfolgreichstem
Modemacher
TEXT VON BARBARA JUNG-ARNTZ
FOTOS VON SCARLETT WERTH

112
Kunst im Glas
In seinem neuen Berliner
Store verkauft Smith diese
eingemachten Miniaturen.
Als Junge wollte er Radprofi
werden, er radelt noch
immer jeden Tag zur Arbeit –
neuerdings mit Helm
LEBEN
E
s wäre natürlich nahe-
liegend, mit Paul Smith
über Mode zu sprechen.
Mit seinem gleichnami-
gen Label ist er seit Jahr-
zehnten der erfolgreichs-
te britische Designer, sein
Muster aus 14-farbigen
Streifen ist ikonisch. Lehrreich ist es aber
auch, mit Paul Smith über Geld zu reden.
Sein erstes Geschäft eröffnete er 1970 in
einem Hinterhof in Nottingham, heute ist
er einer der reichsten Unternehmer Groß-
britanniens. Es ist spannend, mit ihm ein
Fachgespräch über die wirtschaftlichen
Zwänge der Fashion-Branche zu führen,
in der er auch unternehmerisch eine Aus-
nahmeerscheinung ist, weil er sein Label
nie an einen der großen Luxuskonzer-
ne verkauft hat. Paul Smith gehört noch
immer Paul Smith.
Man könnte mit ihm auch über den Rad-
sport reden (er wollte eigent-
lich Profi werden), über Kunst
(sammelt er), das britische
Königshaus (im Jahr 2000 wur-
de er zum Ritter geschlagen),
über gute Beziehungen (er
beriet schon Margaret That-
cher in Sachen Design und alle
britischen Regierungschefs
nach ihr) oder über Politik (er
berät Theresa May nicht in
Sachen Design). Am schöns-
ten aber ist es, mit ihm über
die Liebe zu reden – denn die
ist ja nicht nur im Leben von
Paul Smith der Ursprung von
allem.
Seinen ersten Shop in Berlin
hat er gerade eröffnet
In der Potsdamer Straße in
Berlin-Tiergarten ist die Stadt
noch so, wie man sie sich
wünscht, wenn man einer
der Hauptstadtbesucher ist,
die über Ostern wieder in
Heerscharen auf der Suche
waren nach diesem Berlin-
Feeling, diesem spröden
Charme des Unperfekten,
des noch nicht ganz fix und
fertig Gentrifizierten. Seit-
dem Andreas Murkudis 2011
in der ehemaligen Druckerei
des „Tagesspiegel“ seinen
minimalistischen Concept
Store eröffnet hat, ist hier eine
einmalige Mischung entstan-
114
Hobbys und Helden
Paul-Smith-Läden sind
immer auch Paul-Smith-
Museen: Er fotografiert
gern und vermisst
David Bowie. Das Bild links
zeigt ihn und seine Frau
Pauline als Comicfiguren
Kunst und Kitsch
Diese goldene Hand trommelt ungeduldig
inmitten der neuen Kollektion
den aus hippen Läden, Galerien, Pasta-
Bars, Coffeeshops und den Geschäften,
die halt schon immer hier waren: das
Nagelstudio neben dem Acne-Store,
der Bestattungsunternehmer neben der
angesagten Hutmacherin Fiona Bennet,
dazwischen ein Copyshop, das Varieté
„Wintergarten“ und der Senatsbeauftrag-
te für Migration und Integration. Hier hat
Paul Smith nach Hamburg 2014 seinen
zweiten Shop in Deutschland eröffnet,
direkt neben der „Joseph-Roth-Diele“,
einem Lokal, das auch aussieht, als sei
es schon immer an der „Potse“ gewesen,
aber erst vor knapp 15 Jahren eröffnete
und mit seinen Wurststullen, Kässpätzle
und Schnitzel Wiener Art der angenehme
Gegenentwurf ist zum smarten Minima-
lismus bei Acne und Murkudis.
Smith liebt solche Orte. „So lovely“,
sagt er – und das sagt er oft. Für das Din-
ner nach dem Cocktailempfang in seinem
neuen Shop hat er gleich das
ganze Restaurant gemietet.
Nun sitzt er in der Ecke ganz
hinten an einem der Tische
mit rot karierter Decke und
erzählt, warum sein Label
ausgerechnet jetzt bei der
hart umkämpften Zielgrup-
pe der 18- bis 24-Jährigen so
erfolgreich ist und was das
mit Liebe zu tun hat – die zum
Design, zur Musik, zur Kunst,
zu Berlin und zu seiner Frau
Pauline.
Er ist sehr früh aufge-
standen, um fünf Uhr, war
schwimmen, so wie jeden
Morgen, flog dann nach Ber-
lin, um als Erstes die Irving-
Penn-Ausstellung in der C/O-
Galerie anzuschauen, die
extra für ihn noch vor der offi-
ziellen Besuchszeit öffnete.
Der Tag wird also ganz schön
lang, abends um zehn wird er
seinen Dinner-Gästen persön-
lich Wein nachschenken und
angeregte Gespräche führen
F  otos: James Gourley/REX/Shutterstock (2)
über Ostberlin, das Business
in Japan und die Kunstszene
in Deutschland, dabei ist der
Mann ja auch schon 71. „Ich
liebe es, früh aufzustehen und
mir die Welt anzuschauen“,
sagt er, „all diese wunderba-
ren Ausstellungen und span-
nenden Orte, gerade in dieser
Stadt mit ihrer Geschichte“.
FOCUS 15/2018

Um die Ecke, in Schöneberg,
hat sein Freund David Bowie
eine Zeit lang gelebt, die bei-
den haben sich in den sech-
ziger Jahren in London ken-
nengelernt, nachdem Smith
wegen eines Unfalls dann
doch nicht Radprofi werden
konnte und auf Druck seines
Vaters, eines Textilhändlers,
erst in einer Stofffabrik arbei-
tete, dann eine Modeboutique
managte und schließlich sein
Label gründete.
Paul Smith verkauft
Kleidung – und Persönlichkeit
Smith hat weder einen Schul-
abschluss noch eine klassi-
sche Design-Ausbildung. „Ich
kann nicht einmal besonders
gut zeichnen“, sagt er, „ich
erkläre meinen Mitarbeitern
die Ideen, die ich in meinem
Kopf habe, und die setzen sie
um. Oder ich drapiere was
auf einer Schneiderpuppe.“
Um auf dieser Grundlage zu
einem der erfolgreichsten
Modedesigner weltweit zu
werden, braucht man schon
ziemlich geniale Ideen – und
viel Chuzpe.
Seine floral gemusterten Hemden und
Shirts verpassten der klassischen briti-
schen Mode der siebziger Jahre einen
kühnen Twist, ein bisschen Glam, einen
Hauch Rockstar, aber perfekt geschnit-
ten und kombiniert zum edlen Anzug –
das war offensichtlich das, worauf gera-
de die Künstler und Intellektuellen jener
Zeit gewartet hatten. David Bowie, Paul
Weller, Gary Oldman und Eric Clapton
kleideten sich bei ihm ein. Heute verkauft
Smith seine Mode in 190 Franchise-Läden
und 46 eigenen Stores weltweit, jeder
maximal individuell eingerichtet. „Mein
erster Shop war nur neun Quadratme-
ter groß“, sagt er, „und ich habe schon
damals gemerkt, dass ich meinen Kunden
eine Geschichte erzählen muss, um ihnen
etwas verkaufen zu können. Es geht um
Nähe und Persönlichkeit.“
Das ist die Geschichte des Paul-Smith-
Shops in Berlin: In den eher engen Räu-
men an der Potsdamer Straße war lange
das Devotionaliengeschäft Ave Maria,
spezialisiert auf Weihrauch (40 Sorten!),
religiöse Plastiken, Kerzen mit Marien-
darstellungen und religiöse Literatur.
FOCUS 15/2018
MODE
Die Besitzerin ist mit ihrem
Angebot nun um die Ecke
in die Lützowstraße gezo-
gen – freiwillig, darauf legt
Smith wert, mit Gentrifizie-
rung habe das nichts zu tun:
„Ich will ja nicht der reiche
Designer aus London sein,
der hier die Nachbarschaft
zerstört.“ Smiths Team, das
schon länger in Berlin nach
einem passenden Ort gesucht
hatte, erkannte sofort das
Paul-Smith-Potenzial dieses
Shops. An den Wänden des
Altbaus waren Landschafts-
bilder, an der Decke der Him-
mel, „so lovely“, sagt Smith.
Nur hatte die Vorbesitzerin
in der Nacht vor der Schlüs-
selübergabe den Gedanken,
dass sie die Landschaften
übermalen müsse, bevor der
neue Shop eröffnet wird.
Sie kaufte sich also beige-
grüne Farbe und überpin-
selte die Hügel, Wälder und
Auen. „Sehr seltsam“, sagt
Smith, „aber so sollte es wohl
sein. Wir haben die Wände
so gelassen, es ist auch so
wunderbar. Ich liebe diese
Mischung aus Schönheit und
Männer und Mode Kitsch, diesen rauen Charme.“
Bowie und Smith (beide Smith ist ein Sammler, das Chaos in sei-
in Paul Smith) waren seit nem Büro in London ist legendär, täglich
den sechziger Jahren schicken ihm Fans aus aller Welt irgend-
befreundet welchen Schnickschnack zu, und in sei-
nen Läden verkauft er nie nur Beklei-
dung, sondern auch Kunst, Antiquitäten,
hintergründigen Kram. Im Berliner Store
sind es zum Beispiel Gläser mit Miniatur-
szenen: Rennradler, die einen Berg hi-
nauffahren, ein Mönch neben einer
Gruppe FKK-Badender.
» Und er zeigt Bilder aus seinem Leben,
Sir Paul mit Kamera, mit Fahrrad, mit
David Bowie. „Er war ein neugieriger
Ich will meinen Mensch, stellte ständig Fragen, er war
Kunden eine kreativ und inspirierend“, erzählt Smith.
„Wir haben uns oft zu viert getroffen, der
Geschichte erzählen. Schriftsteller Hanif Kureishi, Regisseur
Es geht um Nähe Stephen Frears, David und ich. Das war
gut für meinen Kopf, all diese faszinie-
und Persönlichkeit renden Ideen.“
« Man wäre gern einmal dabei gewesen,
wenn Paul, Designer und Millionär, mit
seinem Freund David, Superstar und Pop-
Paul Smith
Ikone, über Gott und die Welt geplaudert
hat. Denn trotz seiner Glam-Freunde,
115
LEBEN
trotz des Erfolgs ist Sir Paul irgendwie
ganz normal und bodenständig geblie-
ben. Ein netter Typ ohne Computer und
Mail-Adresse, aber mit Festnetzanschluss
und einem Instagram-Account mit
337 000 Abonnenten.
„Meine Frau und ich telefonieren
halt so wie früher. Ich persönlich brau-
che dieses ganze digitale Genetzwerke
nicht. Aber für meine Marke sind soziale
Medien natürlich enorm wichtig“, sagt
er und erzählt eine Geschichte, die viel-
leicht auch illustriert, warum das Label
Paul Smith gerade bei den jungen Käu-
fern derzeit so erfolgreich ist. Es geht um
dieses abgegriffene Wort Authentizität.
Alle wollen authentisch sein, aber in der
Modeszene ist das so schwer zu haben
wie die Käufer unter 24 Jahren.
Diese Geschichte geht so: Smith ist nicht
nur Frühaufsteher, sondern auch Hobby-
Fotograf, seit sein Vater ihm mit elf seine
erste Kamera schenkte. Eines
Morgens fotografiert Smith mit
seinem Smartphone den Lon-
doner Sonnenaufgang von der
Waterloo-Brücke aus. Neben
ihm packt ein junger Mann
seine Profi-Kameraausrüstung
aus. Es stellt sich heraus, dass
der Mann für den Instagram-
Account eines sehr bekannten
Designers zuständig ist.
Paul Smith ist für seinen
Instagram-Account selbst zu-
ständig – und so sieht der
auch aus: ein Sammelsurium
aus Strandbildern, schrägen
Hundefotos, Trockenblumen-
Arrangements, Tennisschlä-
gern. Kein einziges Fashion-
Foto. Sehr Paul Smith eben.
Die Idee, seinen Kunden eige-
ne Geschichten zu erzählen,
führt er jetzt eben mithilfe
von Instagram fort. Und die
ganz jungen Digital Natives
merken, ob jemand selbst pos-
tet oder ob es die Marketing-
abteilung macht.
Smith ist seine eigene Mar-
ketingabteilung, er hat sei-
ne Persönlichkeit zum Ge-
schäftsmodell erkoren. Als
Businessmann in der sich so
schnell ändernden, von mul-
tinationalen Konglomeraten
beherrschten Fashion-Bran-
che muss er aber auch irgend-
wo unter dieser charmanten
116
Designer und Dandy
In seinen Stores verkauft er
auch Kunstwerke aus seiner
Sammlung. Unten: die
aktuelle Sommerkollektion
MODE
Oberfläche eine knallhart berechnen-
de Seite haben. „Ich habe das Glück,
dass ich mein eigener Boss bin“, sagt
er. Das klingt bescheiden, aber es dürfte
viel Kraft gekostet haben, den ständigen
Kauf-angeboten internationaler Konzer-
ne zu widerstehen. 2006 verkaufte er
40 Prozent der Paul Smith Group an das
japanische Unternehmen Itochu. „Wenn
ich noch mehr verkaufen würde, hätte
ich zwar mehr Geld, aber viel weniger
Freiheit und einen Druck, den ich nicht
gewohnt bin. Ich fahre jeden Tag mit dem
Fahrrad ins Büro, arbeite dort mit tollen
jungen Menschen zusammen, ich habe
ein Haus in London, eines in der Toska-
na und eine Frau, die ich liebe. Was will
ich mehr?“
Das Geheimnis einer lebenslangen
Liebe? Seine Antwort ist einfach
Paul und Pauline, das ist ja auch so ein
süßer Zufall. Smith lernte sei-
ne heutige Frau, die Designe-
rin Pauline Denyer, 1967 ken-
nen, im Jahr 2000 heirateten
sie, am selben Tag, an dem er
zum Ritter geschlagen wurde.
In dieser so oberflächlichen
Branche, zwischen Rockstars,
Fashion-Shows, Reisen und
der sexuellen Revolution
jener Zeit: Was nun ist das
Geheimnis einer lebenslan-
gen Liebe, Sir Paul? Offen
sein miteinander, die Füße
auf dem Boden behalten,
interessiert und interessant
bleiben. Zu wissen, wann
man reden sollte und wann
zuhören. „Das ist besonders
bei einer Beziehung wie
unserer wichtig, in der die
Karrieren so unterschied-
lich verlaufen. Alles, was ich
über Design weiß, habe ich
von Pauline gelernt, sie war
meine Lehrerin. Meine Arbeit
F  otos: Sonny Photos (3), speedking4@me.com (3)
ist ja nicht wichtiger, nur weil
mein Name bekannt ist. Es
ist wichtig, abends auch über
die Dinge zu sprechen, die sie
gemacht hat, nicht nur über
mein Zeug. Es ist eine Frage
der Balance, des Gebens und
des Nehmens.“
Am Ende aber, sagt Smith,
ist das Geheimnis einer wah-
ren, lebenslangen Liebe: „Lie-
be eben. Ehrliche Liebe.“  n
FOCUS 15/2018
Dieser Text
zeigt evtl. Pro- i n K O O P E r At i O n m i t

bleme beim SELECT

FÜr FOCUS-LESEr
A U S G E W Ä H Lt

Text an
Der ausgezeichnete neue Jahrgang hat Premiere:

WEiSSBUrGUnDEr 2017!
Bestellen Sie jetzt die idealen Begleiter zum Frühlingsmenü – auch
zum Spargel. Und entdecken Sie zusätzlich einen top-Primitivo!
ausgereiften Trauben. Ihr ausgewogenes
Aromenprofil macht sie zu idealen Menü-
begleitern: Schlank und filigran, harmo-
nieren sie bestens mit Fisch-, Geflügel-
und Spargelgerichten! Entdecken Sie au-
ßerdem einen Klasserotwein: den aus-
SPitzEn-PrimitiVO
Cantolio zählt zu den besten Erzeugern
Süditaliens (Gold bei der Berliner Wein
trophy und beim Concours mondial
Bruxelles). Aus manduria, der renommier-
testen Anbauregion für Primitivo, stammt
dieser weich-würzige Spitzenwein. Kraft-
voll, saftig, wunderbar aromatisch!
Granbella Primitivo Salento 2017
Cantolio / Italien, Apulien

drucksstarken Primitivo vom vielfach 13,5 % vol / 0,75 l

prämierten Spitzenerzeuger Cantolio! Select-Paket 6 Flaschen
39,90 € (8,87 €/l)
WEiSSBUrGUnDEr-HitS statt 59,40 € UVP
Erzeuger erstklassiger Pfälzer Burgun- Bestellnr. (Paket) FOC 15-P2
der: Marion und Markus Pfaffmann Paket-Preis (6 x 0,75 l)

Weißburgunder ist ein echter Publi-

Je 2 Flaschen von
jedem Weißburgunder -33 %
kumsliebling geworden! Vor allem die 39,90 € Auch als
feinfruchtigen und eleganten Weine des (8,87 €/l) einzelflasche
statt 64,60 € UVP 6,90 € (9,20 €/l)
gold-
Jahrgangs 2017 werden Kenner und Ein- sIeger
Bestellnr. FOC 15-P1 statt 9,90 € UVP
steiger begeistern. Dank hervorragender
Bestellnr.
Witterungsverhältnisse im Sommer und
Frühherbst profitieren sie von perfekt -38 % (Einzelflasche)
FOC 50961

Weißburgunder Lebenswerk Weißburgunder

Goldschatz Weißburgunder Signature
trocken 2017 trocken 2017 trocken 2017
Karl May / Rheinhessen Pfaffmann / Pfalz Kesselring / Pfalz

Verzicht auf Herbizide, penible
Selektion der trauben und viel
eIcheLMAnn Geduld im Keller: Die Gebrüder
may stellen hohe Ansprüche an
ihre Arbeit und präsentieren
auch laut „Eichelmann“ „eine
ganz starke Kollektion“. tolle
Duftnoten von exotischen
Früchten, zarter Schmelz am
Gaumen – dieser Weißburgun-
der ist ein echter Verführer!
Eleganz, Finesse, Frucht: mit
dem „Lebenswerk“ setzt markus
gAuLT&
MILLAu
Pfaffmann seinem Großvater
Karl ein Denkmal. Der legte den
Grundstein für jene hervorra-
gende Weinerzeugung, die heu-
te drei „Eichelmann“- Sterne,
drei „Vinum“-Sterne und drei
„Feinschmecker“-„F“ krönen.
„Viel Wein für’s Geld“, lobt auch
der „Gault&millau“ das Gut.
noch jung, aber fast schon eine
bio- Legende: Der rasante Aufstieg
erzeuger
des hochbegabten Weinma-
chers Lukas Kesselring ist phä-
nomenal. Sein biologisch er-
zeugter Weißburgunder vereint
Pfälzer Fülle mit grazilem Frucht-
Säurespiel und dezenter mine-
ralik. ideal als Aperitif und als
Begleiter eines kompletten
Frühlingsmenüs!

12,5 % vol / 0,75 l / 10,53 €/l 12,5 % vol / 0,75 l / 10,00 €/l 12,5 % vol / 0,75 l / 8,67 €/l
seleCt-Preis 7,90 € statt 11,90 € UVP seleCt-Preis 7,50 € statt 10,90 € UVP seleCt-Preis 6,50 € statt 9,50 € UVP
6 Flaschen / Karton 47,40 € 6 Flaschen / Karton 45,00 € 6 Flaschen / Karton 39,00 €
Bestellnr. FOC 52650 Bestellnr. FOC 51941 Bestellnr. FOC 51999

✔ ✔ ✔ ✔ Jetzt
bestellen! www.focus.de/wein
oder 0 61 31 / 3 02 93 90
Riesenauswahl Versandkostenfrei Genuss-Garantie einfache Bezahlung
Weine von mehr als Bequem online oder
Ab 12 Flaschen Bei Nichtgefallen Per Rechnung oder
2500 Winzern frei Haus Geld zurück Kreditkarte per SeLect-Hotline.

Alle Weine erhalten Sie im Paket, aber auch einzeln zum Select-Preis. Versandkosten innerhalb Deutschlands 4,90 €, ab 12 Flaschen versandkostenfrei. Sämtliche Preise inkl. mehrwertsteuer.
Alle Weine enthalten Sulfite. Abgabe von Alkohol erfolgt nur an Personen ab 16 Jahren. Anbieter: Vicampo.de GmbH, taunusstraße 57, 55118 mainz Abfüller: FOC 50961: Cantolio manduria S.C.A.,
Via per Lecce km. 2,5, 74024 manduria (tA); FOC 52650: Karl, Peter & Fritz may, Ludwig-Schwamb-Str. 22, 67574 Osthofen; FOC 51941: Karl Pfaffmann GmbH & Co. KG, Allmendstr. 1, 76833 Walsheim;
FOC 51999: Weingut Lukas Kesselring, Haardtstraße 12, 67158 Ellerstadt
LEBEN

Very
RANGE ROVER
P400E
Motor:

Hybritish Plug-in-Hybrid mit

2,0-l-R4-Benziner
Systemleistung:
297 kW/404 PS
Range Rover stand schon 0–100 km/h:
immer für die Verbindung 6,8 Sekunden
Maximale
von Geländetüchtigkeit und Geschwindigkeit:
Stadteleganz. Beim P400e 220 km/h
Verbrauch:
Plug-in-Hybrid kommt nun 2,8 l Super
noch Sparsamkeit hinzu Preis:
ab 118 700 Euro

D
er gewaltige Wagen surrt leise
über den Estrich der Tiefga-
rage. Lediglich das Abrollen
der Reifen ist zu hören. Direkt
vor uns läuft eine vierköpfige
Familie, bepackt mit Einkaufstüten. Wir
werden sie jetzt gleich aufschrecken.
Unabsichtlich. Das sind die Gefahren der
neuen Mobilität. Selbst ein 2,6 Tonnen
schweres SUV schleicht sich im E-Modus
an Passanten heran wie ein Raubtier an
seine Beute.
P400e Plug-in-Hybrid (PHEV) heißt der
erste elektrifizierte Range Rover, der im
rein elektrischen EV-Modus ganz ohne
Verbrennungsmotor vorankommt. Zumin-
dest für 51 Kilometer und bis maximal
137 Stundenkilometer. Nach Entleerung
der Batterie unterstützt der 4-Zylinder-
Ingenium-Benzinmotor mit zwei Litern Boxenstopp
Hubraum und 300 PS den 116 PS starken Komplett vollladen dauert
Elektromotor. Die Kraft der zwei Herzen an der Wallbox knapp drei,
hat dann eine kombinierte Systemleistung an einer Schuko-Steckdose rund
von 404 PS, und die Höchstgeschwindig- siebeneinhalb Stunden
keit steigt auf 220 Stundenkilometer.
Trotz Steckdose geht’s
durch 90 Zentimeter tiefes Wasser
Durch Bremsrekuperation speichert das
Auto zurückgewonnene Energie während
der Fahrt. Da kommt, sparsam und voraus-
schauend gefahren, noch der eine oder
andere E-Kilometer hinzu. Der Vorteil hier:
Man muss den gewonnenen Strom nicht
gleich wieder verfeuern, man kann ihn
erst später wieder abrufen, wenn man bei-
spielsweise emissionsfrei durch ein Wohn-
gebiet fahren möchte.
Sanft sind die automatischen Schalt-
vorgänge des 8-Gang-Getriebes mit dem Nur Liegen ist schöner Leder-Loungesessel im Fond. Immer im Bild Mittelkonsole
kryptischen Kürzel ZF8P75XPH. Die com- Selbst die Kopfstützen sind achtfach verstellbar mit zwei Touchscreens

118 FOCUS 15/2018


Beinfreiheit Die Top-Version mit langem
Radstand bietet besonders viel Innenraum
FOCUS 15/2018
puterisierte Steuerung passt sich dem
Fahrstil an und reagiert somit schon vor-
bereitet und dann in Sekundenbruchtei-
len auf die gewählte Gaspedalstellung.
Das macht sich vor allem im ganz groben
Gelände positiv bemerkbar. In diesem
Terrain ist der Range Rover ja in seiner
Klasse seit fast 50 Jahren ungeschlagener
Großmeister. Sogar 90 Zentimeter tiefes
Wasser sind für den E-Geländewagen kein
Problem, obwohl sich ja vorn hinterm Küh-
lergrill die Plug-in-Ladebuchse versteckt.
AU T O
Stromanschluss
Die Ladebuchse liegt
hinter dem Kühlergrill
des Range Rover
P400e. Der Licht-
kranz informiert über
den Ladezustand
Lounge-Atmosphäre herrscht traditio-
nell im Inneren eines Range Rovers. Hier
sind die mit Oxford- oder Semi-Anilin-
leder bezogenen Sitze 24-fach verstellbar,
dazu Walnussholz und Premium-Velours –
Eleganz statt Protz. Entsprechend dezent
geht’s wieder zurück in die Tiefgarage,
nochmals an Fußgängern vorbei. Die
staunen, als die Edelkarosse nun wieder
geräuschlos an ihnen vorübergleitet. n
WOLFGANG WIELAND
119
LEBEN

140 Kilometer Einsamkeit

Durch Norwegens Wildnis verläuft der Olavsweg, ein Netzwerk
fast vergessener Pilgerpfade. FOCUS-Autor Julian Kutzim wanderte auf
der skandinavischen Alternative zum Jakobsweg

Glückliches Selfie
Weil er allein reiste,
fotografierte der
Autor nicht nur die
Landschaft, sondern
auch sich selbst

120

W
er läuft, macht die
Welt einfach. Es geht
darum, ein Ziel zu er-
reichen. Der Weg lässt
sich planen mit Karte
und Kompass oder der
Hilfe eines Ortskundi-
gen. Die ungezählten Probleme, die
unzähligen Möglichkeiten eines rasen-
den Lebens reduzieren sich Meter für
Meter auf ein Minimum: gehen und ras-
ten; essen und trinken; sehen, hören,
riechen; durchhalten, ankommen.
Dies hier ist der Olavsweg. Genauer
gesagt, einer der nördlichsten seiner
sechs Pfade. Sie bilden ein Netzwerk von
5000 Kilometern und laufen am Nidaros-
dom im norwegischen Trondheim zusam-
men. Christen im Mittelalter bedeutete
er ähnlich viel wie der Jakobsweg, die
Via Francigena nach Rom oder der Weg
nach Jerusalem. Doch durch die Reforma-
tion geriet er in Vergessenheit und blieb
es für Jahrhunderte. Heute handeln Pil-
ger ihn als Geheimtipp. Gelände, Wetter
und Logistik sind anspruchsvoller als auf
dem Jakobsweg, außerdem wandern ihn
nur etwa 1000 Menschen pro Jahr. Wer
Einsamkeit sucht, läuft hier.
Die Welt ist schnell geworden und kom-
pliziert. Deshalb entschleunigen Men-
schen mit Yoga oder Meditation, trainie-
ren autogen, entsagen dem Smartphone.
Eine globale Bewegung hat sich der
Langsamkeit verschrieben, gleicht sich
aus mit Slow Food, Slow Retail oder Slow
Travel. Pilgern ist die langsamste aller
Reisearten. Paulo Coelho hat darüber
geschrieben und Shirley MacLaine. Spä-
testens seit Hape Kerkeling vor zwölf Jah-
ren das Buch „Ich bin dann mal weg“ ver-
öffentlichte, ist es ein Massenphänomen.
Allein den Jakobsweg liefen im vergan-
genen Jahr mehr als 300 000 Menschen.
Suche
Manche tun es aus religiösen Gründen,
andere wegen der Naturerfahrung,
viele, um sich selbst zu finden. Mich
reizt die körperliche Herausforderung.
100 Kilometer muss ein Pilger mindes-
tens zurücklegen, ich will 140 schaffen,
in vier Tagen. Das heißt: doppelte Tages-
etappen, 35 Kilometer im Schnitt, allein
mit mir und meinem 12-Kilo-Rucksack.
Es wird eine Reise, die mir viel abver-
langt, körperlich und seelisch. Wie fühlt
es sich an, ohne einen Resonanzkörper
zu leben, zurückgeworfen auf sich selbst,
den eigenen Gedanken ausgeliefert?
FOCUS 15/2018
Meine Reise beginnt in Stiklestad,
einem Dörfchen weit nördlich von Trond-
heim. 1030 wurde hier der Namensgeber
des Weges, König Olav II. Haraldsson,
erschlagen, seitdem pilgern Christen zu
seinem Grab. Nach etwa einer Stunde
habe ich Ort und Autolärm hinter mir
gelassen und folge einer Schotterstraße,
umgeben von Wiesen und Feldern. Ich
bin unruhig, ziehe an den Riemen meines
Rucksacks, zupfe an meiner Trekking-
hose, erspüre, ob meine Schuhe scheuern.
Wie besessen achte ich auf jedes Detail.
Kritzle alles in mein Notizbuch. Ein Kampf
gegen die Angst, nichts zu erleben, was
sich zu erzählen lohnt. Zweifel nagen an
mir. Reicht die Zeit, um Pilger zu werden?
Der Weg führt in den Wald. Es riecht
nach warmem Holz und Tannennadeln,
Wind rauscht in den Bäumen. Dann ver-
schluckt mich das Dickicht. Es ist halb
acht und viel später als geplant, als ich
es wieder verlasse. Vor mir taucht die
Herberge in Munkeby auf, ein bewirt-
schafteter Bauernhof und die erste von
drei Stationen auf meinem Weg nach
Trondheim.
»
Ich muss aufhören
zu suchen,
um zu finden
«
Sissel, die Herbergsmutter, hat mich
bereits erwartet. Ich folge ihr quer über
den Hof zu einem Stabbur. In dem Holz-
häuschen aus dem 17. Jahrhundert wur-
den traditionell Lebensmittel gelagert,
jetzt schlafen hier Pilger. Die Holzplan-
ken knarzen, während ich die steile
Treppe zum Dachgeschoss erklimme.
Oben angekommen, zeigt Sissel mir mei-
ne Pritsche, eine von sieben im Schlaf-
raum. Ich bin der einzige Gast. Ächzend
setze ich mich aufs Bett, ziehe die Arme
aus den Schlaufen des Rucksacks, streife
die Schuhe ab, eine Befreiung.
Nach einer dampfenden Dusche und
einem Abendessen geht es mir körperlich
besser. Doch die Unruhe wird schlimmer.
Was soll ich erleben? Was haben andere
erlebt? Ich hocke auf einem Schaffell im
PILGER R EISE
Wohnraum des Stabbur. Draußen rüttelt
der Wind an den jahrhundertealten Bal-
ken, vor mir liegt das Herbergsbuch, in
dem Pilger ihre Gedanken festhalten.
Auf der Suche nach Antworten blättere
ich durch die Seiten. Die meisten bedan-
ken sich für Essen und Unterkunft, für
das Gefühl, willkommen zu sein. Von
einem Moment der Eingebung schreibt
keiner. Selbst jene nicht, die Wochen
unterwegs waren. Ich ärgere mich über
mich selbst. Auf die nächste freie Seite
schreibe ich einen einzigen Satz: „Ich
muss aufhören zu suchen, um zu finden.“
Kampf
Als der Wecker um sieben Uhr meinen
Schlaf jäh beendet, fühle ich mich wie
geschunden. In meinen Beinen beißt der
Muskelkater, meine Hüfte ist vom Bauch-
gurt des Rucksacks aufgescheuert, die
Riemen haben Blutergüsse auf meinen
Schultern hinterlassen. Vor dem Fenster
warten eine dunkelgraue Regenfront und
40 Kilometer Fußmarsch auf mich. Am
liebsten würde ich mir die Decke über
den Kopf ziehen und den Tag verstreichen
lassen. Für eine Pause ist aber keine Zeit.
Zwei Stunden später laufe ich durch
die Einsamkeit, und Zweifel überfallen
mich. Zwölf Grad kalter Regen prasselt
auf mich herab, klatscht in dicken Trop-
fen auf die Kapuze meines PVC-Mantels.
Mit gesenktem Kopf stolpere ich vor-
wärts, die Brille beschlagen, ein Blick
wie durch Scheuklappen. Mein Atem
geht schwer, meine Schuhe versinken
im aufgeweichten Heideboden. Einen
Weg, der diesen Namen verdient hätte,
gibt es nicht. Nur einen Trampelpfad,
vom Regen in ein matschiges Rinnsal
verwandelt. Auf dem unebenen Gelände
habe ich mir Blasen gelaufen. Ab jetzt
schmerzt jeder Schritt.
Die einzigen Lebewesen, denen ich be-
gegne, sind Schafe. Dicht drängen sie sich
in einem hölzernen Verschlag zusammen.
Ich steuere darauf zu. Geschützt vor dem
Regen, ziehe ich meine Schuhe aus und
klebe mir Pflaster auf die Fersen, dann
marschiere ich weiter. Nadelwälder wech-
seln sich mit moosbewachsenen Hängen
ab, hier und da steht eine verlassene Hüt-
te, Stunden geht das so.
Immer wieder wandert mein Blick auf
die Uhr. Ich will langsamer und muss
schneller. Ich habe von Pilgern gelesen,
die ausgehungert zurückkehren. Ande-
re müssen ganz abbrechen vor körperli-
cher Erschöpfung oder emotionaler. Es
121
LEBEN
Eine Zeit ohne Resonanzkörper, zurückgeworfen
auf sich selbst, den Gedanken ausgeliefert
soll eine Art Pilger-Burnout geben. Dann
braucht man eine Auszeit von der Auszeit.
Was sagt es über Menschen aus, wenn
sie selbst aus Entspannung einen Wett-
bewerb machen? Und was über mich?
Nach neun Stunden und mit letz-
ter Kraft komme ich an der Herberge
Boras Gard an. Ein Schwall warmer Luft
umfängt mich, als die Tür sich öffnet.
In der Ecke bollert ein Ofen. Geschafft.
Doch an diesem Abend stellt sich kein
Gefühl der Befreiung ein. Ich bin ein-
fach nur zerstört. Unter dem durchge-
weichten Pflaster kommt eine Blutblase
Einfache Herberge Entlang des Weges übernachtet man als Wanderer auf
Selbstsuche in alten Bauernhöfen, in Schlafräumen wie diesem
von der Größe einer 5-Cent-Münze zum
Vorschein. Ich dusche heiß und lang. Es
dauert, bis das warme Wasser die Kälte
aus meinen Gliedern spült. Zum Abend-
essen gibt es Klöße und 800 Milligramm
Ibuprofen. Um acht liege ich im Bett und
fürchte mich vor dem Aufwachen.
Erneuerung
Der Körper ist ein Wunderwerk. Nach elf
Stunden Schlaf bin ich wie erneuert. Kein
Muskelkater, keine Schmerzen. Einen
Moment bleibe ich liegen, beuge die Knie,
kreise mit den Schultern, prüfe skeptisch,
ob es mir tatsächlich gut geht. Ja, es geht.
Am dritten Tag sind das Eincremen
der Füße, das Kleben der Pflaster, die
Handgriffe und kleinen Tricks, die das
122
Laufen leichter machen, Routine. Nach
wenigen Minuten stehe ich geschnürt
und gestiefelt im Eingang der Herberge.
Der Himmel ist wolkenfrei, die Luft noch
kühl von Tau und Regen. Ich blinzle in
die Sonne und genieße die wärmenden
Strahlen auf meinem Gesicht. Mit mei-
nem Körper hat sich auch mein Geist
erholt. Ich habe Lust zu laufen.
Während ich durch den Wald wande-
re, beginne ich zum ersten Mal, meine
Reise zu genießen. Als hätten mich die
ersten zwei Tage in ein Tal geführt,
aus dem ich nun emporsteige. Und mit
Weitblick Während der Reise pilgerte der Autor durch verschiedenste
Landschaften. So wanderte er zum Beispiel entlang des Trondheimfjords
jedem Kilometer fühle ich mich bes-
ser. Verblasst ist die Angst, nichts zu
erleben. Schon jetzt habe ich Zustände
gespürt, die ich nicht kannte. Gedanken
gedacht, die vergraben lagen. Zu einer
vergangenen Liebe oder der Frage, was
ich vom Leben will. Dazwischen allerlei
bedeutsame und weniger bedeutsame
Fetzen, die sich nicht konkretisieren lie-
ßen und doch hochkommen konnten.
Unweigerlich beginne ich zu lächeln.
Nach ungefähr fünf Stunden mache
ich Pause. Windwurf hat eine Lücke in
den Wald gerissen und gibt den Blick frei
auf ein weites Tal. Eine ganze Stunde
hocke ich auf einem Baumstumpf und
tue nichts anderes, als hinabzuschau-
en, Nüsse und Bananen zu essen, den
Grillen und Vögeln zu lauschen, deren
Zirpen und Zwitschern die Luft erfüllt.
Spätnachmittags erreiche ich Folden
Gard, einen alten Bauernhof, von Weide-
flächen umgeben und meine letzte Stati-
on auf dem Weg nach Nidaros. Ich falle
glücklich ins Bett, erschöpft und im besten
Sinne gedankenlos.
Ankunft
Am nächsten Morgen hält es mich
kaum beim Frühstück. Ich will raus,
das Gewicht des Rucksacks auf mei-
nen Schultern spüren, die steifen Waden
geschmeidig laufen. Noch einmal geht
es über Trampelpfade durch die Wildnis.
Jedes Teil meiner Ausrüstung – von der
Schnürung meiner Schuhe über den Sitz
des Hosenbunds bis hin zu den Riemen
meines Rucksacks – passt inzwischen
perfekt. Nach vier Tagen habe ich einen
Punkt erreicht, den die meisten Wanderer
kennen. Den Punkt, an dem einen nichts
mehr ablenkt. Den Punkt, an dem es läuft.
Gegen Mittag erreiche ich Saksvik-
korsen. Schon im Mittelalter markierte
ein Kreuz diesen Ort – von hier konn-
F  otos: Julian Kutzim für FOCUS-Magazin
ten Pilger zum ersten Mal Trondheim in
der Ferne sehen, hier sprachen sie Dan-
kesgebete, weil sie die gefährliche Reise
überstanden hatten. Beim Anblick der
Stadt packt es mich. 14 Kilometer tren-
nen mich noch von meinem Ziel. Wie im
Rausch marschiere ich weiter. Erst als in
der Ferne die grünlich leuchtende Patina
des Nidarosdoms auftaucht, verlangsa-
FOCUS 15/2018
 PILGER R EISE

me ich meine Schritte und besinne mich

darauf, dass es die letzten meiner Reise
sind. Ich will sie genießen. Der Olavsweg Olavsweg

Doch Trondheim empfängt mich mit der Route des Autors

Wucht einer Großstadt. Massen geschäf- Geschichte
tiger Menschen drängen sich am Bürger- Benannt wurde der Pilgerpfad
steig, Autos wirbeln Abgase in die Luft, nach König Olav II. Haraldsson.
ein Bagger reißt lärmend die Straße auf. Der konvertierte Norweger
Selbst nach wenigen Tagen Einsamkeit wollte im Mittelalter das
wirkt Zivilisation brutal. Erst im Dom fin- Christentum etablieren und das
de ich Ruhe. Wie viele vor mir umrunde Land unter seiner Krone einen.
ich den Schrein des heiligen Olav. Nun Sein Vorhaben scheiterte,
1030 wurde er in der Schlacht
fehlt nur noch eine Sache.
von Stiklestad erschlagen.
Als ich im angrenzenden Pilgerzentrum
Die Christianisierung schritt
den Pass mit den Herbergsstempeln vor-
trotzdem voran, und kurz
lege, schaut mich der Mann ungläubig nach seinem Tod begann man,
an. 140 Kilometer in vier Tagen? Kopf-
ihn als Märtyrer und Heiligen
schüttelnd stempelt er das Symbol der zu verehren. Seitdem pilgern
Christen zu seinem Grab.
2010 wurde das Netz zum Euro­
päischen Kulturweg ernannt.
Touren
Offiziell gibt es sechs
unterschiedliche Wege. Unter
http://pilegrimsleden.no/de/
map finden Sie alle wichtigen
Informationen zu den Routen
inklusive Kartenmaterial.
Zeitfenster
Wegen der rauen Witterungs­
bedingungen können einige
Routen nur im Sommer
gegangen werden. Die optimale
Pilgerzeit liegt zwischen Mai
und September. Im Juni können
Pilger dabei noch ein weiteres
Phänomen erleben: die weißen
Viel Energie, wenig Gewicht Nach dieser Nächte, in denen die Sonne nicht
Regel ist die Wegzehrung ausgewählt oder nur für kurze Zeit untergeht.
Gløshaugen
Steinkjer
START: Stiklestad
ZIEL: Trondheim Östersund
NORWEGEN Selånger
Lillehammer
SCHWEDEN
Gjøvik
Oslo
��� km
Moss
das es erlaubt, in der Wildnis zu Literatur
zelten. In vielen Herbergen kön­ Helfried und Renate Weyer:
nen Frühstück und Abendessen „Olavsweg –
gebucht werden, tagsüber müs­ Pilgern in Norwegen“
sen die Pilger aber vom eigenen (http://olavsweg.de)
Proviant zehren. Er kann entlang
der Wege aufgefüllt werden. Bernd Lohse: „Der Olavsweg –
Pilgerführer von Hamar nach
Ausrüstung Trondheim“
Die wichtigste Regel: Reisen
Sie leicht. Zehn, zwölf Kilo Weitere
sollten die absolute Obergrenze Informationen
sein, Zelt und Kochausrüstung Offizielle Website des
nicht miteingerechnet. Neben Olavswegs mit allen wichtigen
wetterfester Kleidung sind Informationen:
gute Schuhe essenziell. Für den http://pilegrimsleden.no/de/
Olavsweg reichen sportliche
Trekkingschuhe und Gamaschen. Zur Region Trondelag:
Außerdem braucht jeder Pilger https://www.visitnorway.de/
einen dünnen Hüttenschlafsack. reiseziele/trondelag/

An- und Abreise

Domkirche aufs Papier und füllt den Die meisten Startpunkte
Olavsbrief aus, der mich offiziell zum der verschiedenen Routen
Pilger macht. Als ich beides in Händen sind gut zu erreichen.
halte, bittet er mich zu einer Wandkarte. Oslo und Trondheim etwa
Sie zeigt die Pilgerrouten Europas. Wer haben eigene Flughäfen.
in Nidaros ankommt, verewigt sich hier.
Ich steche eine Nadel in Berlin. Unterkunft und
Verpflegung
Ende einer Reise, die Erfolg und Nie-
An den Wegen gibt es in
derlage zugleich ist. Den Weg habe ich regelmäßigen Abständen
bewältigt, das macht mich glücklich. Nur Pilgerherbergen, Hütten und
wie ein Pilger fühle ich mich nicht. Statt Hotels. Sie sollten im Voraus
den Wettlauf mit der Zeit abzusagen, gebucht werden, weil meist
habe ich mir noch mehr davon auferlegt. nur wenige Betten vorhanden
Die Suche nach mir selbst, das verste- sind. Eine Übernachtung kostet
he ich jetzt, blieb im wahrsten Sinne auf umgerechnet zwischen 5 und Der Autor am
der Strecke.  n 45 Euro. Außerdem gilt in Nor­ Schlussstein
Der Autor reiste auf Einladung des
wegen das Jedermannsrecht,
Trondelag Tourist Board

FOCUS 15/2018 123

 Verneigung vor
DI E EI N F LUS SR EICH EN einem ganz Großen:
Familie und Freunde
nahmen in der Kirche
Abschied von
Massen-Verzauberung
Stephen Hawking
SJP legt Hand an
Ja, sie ist es. Und nein,
Sarah Jessica Parker hat nicht
umgesattelt. Die Schauspie-
lerin und Designerin eröff-
nete am Montag in New
York City einen Pop-up-
Shop für ihre SJP-Schuh-
kollektion – und legte dabei
selbst Hand an.

Stephen Hawking

Letztes Goodbye
E
s war ein bewegender Abschied von Stephen Haw-
Drückt der Schuh? Schauspielerin king: Viele Tausend Menschen säumten die Straßen
Sarah Jessica Parker bei der Eröffnung der ostenglischen Stadt Cambridge, um ihm, einem
des Schuhgeschäfts in New York der brillantesten Forscher unserer Zeit, die letzte Ehre zu
geben. Bei der Trauerfeier in der Kirche St. Mary the Great
Trauernde Familie Timothy Hawking fanden ausschließlich Familienmitglieder, enge Freunde
tröstete seine Schwester Lucy. Sie und Weggefährten Platz. Astrophysiker Hawking war
Der Tiger am Ball stammen aus Hawkings Ehe mit der am 14. März in Cambridge gestorben. Er hatte mehr als
Journalistin und Autorin Jane Wilde 50 Jahre mit der Nervenkrankheit ALS gelebt.
Er ist wieder da. Und er ver-
zaubert die Massen. Beim
Masters-Golfturnier in Au-
gusta feiert Tiger Woods ein
eindrucksvolles Comeback.
Nach Rücken-OPs und Eska-
paden war Woods auf Rang
1199 der Weltrangliste abge-
stürzt – und gilt in Augusta
nun als Favorit.
Queen-Gitarrist
Brian May mit Ehefrau
Anita Dobson

Schauspieler Eddie Redmayne

und Model Lily Cole

Schau- Tausende
spielerin wollten dem
Felicity Redmayne verkörperte Forscher die
Gut gelaunt und bestens vorbereitet: Jones Stephen Hawking letzte Ehre
Golfprofi Tiger Woods feiert seine 2014 in einem Film und
erweisen
Auferstehung erhielt dafür einen Oscar

TV-Moderatorin
124 Lord Martin Rees Charlotte Hawkins
 Hier treffen Sie . . .

Emilia
Schüle
Schauspielerin
Eine schmucke Familie:
Hanspeter Wellendorff, Restaurant „Mine“
Eva Wellendorff, in Berlin
Claudia Wellendorff „Russlands Jamie Oliver“ wird Aram
und Georg Wellendorff Mnatsakanov oft genannt, zig italie-
nische Restaurants führt er in seiner
Heimat. Sein noch junger Ableger
in Berlin beweist beeindruckend,
dass er italienische Küche kann. Das
stilvolle Lokal ist meist ausgebucht.
Sehr gute Weinauswahl, die Mini-
Vinothek ist nebenan.
Auch gesehen: Michael Preetz

Fein und begehrt Beliebtestes Gericht: hausge-

Die aktuellen Top Ten der deutschen Wellendorff machte Tagliatelle mit zartem
6
01

Luxusmarken Kaninchenragout (17 €)

u2

Unter den Besten

gz

Der Espresso kostet: 3,50 €

lun

Rang
ck

Rang Marke Branche

i
tw

2016 „Mine“ Meinekestraße 10,

En

1. A. Lange & Söhne

2. Glashütte
 1
 2
Uhren
Uhren
S eit 1893 entstehen in Pforzheim edle
Kostbarkeiten aus Gold. Die Familie
Wellendorff feiert diesen Juli im traditi-
10719 Berlin
www.minerestaurant.de

3. Porsche  4 Automobil onsreichen Berliner Hotel „Adlon“ das

Unterhaltungs- 125-jährige Bestehen ihrer Schmuck-
4. Burmester  3 elektronik Manufaktur. Und quasi als Geburtstags-
5. Bulthaup  5 Küchenmöbel geschenk rückt Wellendorff in die Top
Ten der besten deutschen Luxusmarken
6. Gaggenau  7 Küchengeräte
auf. Das Familienunternehmen mach-
7. T+A  8 Unterhaltungs- te einen gewaltigen Sprung von Platz
elektronik
16 auf Platz neun. Der Schwarzwälder
8. Jan Kath  6 Interieur Schmuckhersteller wird in der vierten
9. Wellendorff 16 Schmuck Generation von der ganzen Familie unter
dem Slogan „Wahre Werte“ und „Aus Modernes Ambiente und erlesene
10. Leica 11 Foto/Optik
Liebe das Beste“ geführt. hw italienische Küche in Berlin
Quelle: Biesalski & Company/Dr. Wieselhuber & Partner
EPA-EFE/REX/Shutterstock, Getty Images, AFP, dpa (2), Amin Akhtar

Ihn sollte man kennen

F  otos: Polaris/StudioX (2), laif (4), API/Alpha (2), ddp images, Splash,

Putin und Erdogan Kirill Petrenko

Der gefragte Dirigent wird
Wahre Freunde? Nachfolger von Simon Rattle

W ladimir Putin und Recep

Tayyip Erdogan eint vieles.
Der Westen meidet die Präsidenten
Der in Omsk geborene Star-Musiker
übernimmt einen der begehrtesten
Posten seiner Branche: Er wird 2019
Russlands und der Türkei. Beide Chefdirigent der Berliner Philharmo-
pflegen einen autoritären Füh- niker. Zurzeit steht er
rungsstil. Und sie haben ähnliche an der Bayerischen
Wirtschaftsinteressen. Jetzt trafen Staatsoper am Pult.
sich beide zum neunten Mal in Bislang dirigiert
eineinhalb Jahren. Wahre Männer- Platzhirsche Die Präsidenten Putin (l.) und Erdogan (r.) bei Simon Rattle in
freundschaft oder Polit-Show? ihrem Treffen im Präsidentenpalast in Ankara der Hauptstadt.

FOCUS 15/2018 125

DI E EI N F LUS SR EICH EN
Helferin mit großem Herz
Vor 15 Jahren wurde FOCUS-Redakteur Christian Liebig im Irak getötet. Seine Lebensge-
fährtin Beatrice von Keyserlingk leitet bis heute eine Stiftung in seinem Namen
D
as Datum hat sich tief
in ihr Gedächtnis ein-
gebrannt: der 7. April
2003, ein Montag; er
liegt genau 15 Jahre zurück.
Seitdem teilt sich Beatrice von
Keyserlingks Leben in ein
Vorher und ein Nachher. An
jenem Tag wurde ihr Lebens-
gefährte, der FOCUS-Reporter
Christian Liebig, im Irak von
einer Rakete getötet.
„Die Nachricht vom Tod
meines Lebensgefährten war
wie ein K.o.-Schlag für mein
Leben“, sagt von Keyserlingk.
„Sämtliche Zukunftspläne,
die ich gemeinsam mit ihm
gemacht hatte, lösten sich von
einem Tag auf den anderen
in Luft auf. Plötzlich waren da
nur noch Trauer und großer
Schmerz.“
Gemeinsam mit dem dama-
ligen FOCUS-Chefredakteur
Helmut Markwort entwickelte
sie die Idee, eine Stiftung zu
gründen, die sich für Bildungs-
projekte in Afrika einsetzt.
„Diese Stiftung gab allen, die
um ihn trauerten, die Möglich-
keit, etwas Sinnvolles zu tun
und die schmerzhaften Gefüh-
le der Trauer in positive Ener-
gie umzuwandeln.“
Als Kriegswitwe und Vor-
standsvorsitzende der Christi-
an-Liebig-Stiftung e.V. hat von
Keyserlingk diese Herausfor-
derung angenommen wie kein
anderer. Sie hat ihr Leben dar-
auf ausgerichtet, hat viel Frei-
zeit und viele Urlaube für die
Stiftung und die Idee geopfert.
Sie hat zahlreiche Journalisten
und Fernsehteams nach Afrika
gebracht, um auf das Schicksal
der Menschen dort aufmerk-
sam zu machen, vor allem auf
126
Christian-Liebig-Stiftung
Die Stiftungsvorsitzende
Beatrice von Keyserlingk mit einem
Porträtfoto ihres verstorbenen
Lebensgefährten Christian Liebig
die Missstände im Schulbe-
reich. Immer und immer wie-
der. Jedes Jahr fuhr und fährt
sie nach Malawi oder Mosam-
bik, einmal sogar für sechs
Wochen. Sie hat sich intensiv
mit dem Leben der Malawier
auseinandergesetzt, schloss
Freundschaften und fand ein
Patenkind. 2017 begleitete ihr
Vater sie in das südostafrikani-
sche Land und war überrascht,
was seine Tochter in den
zurückliegenden Jahren alles
geschaffen und geschafft hat.
Nicht ohne Stolz sagt er: „Mei-
ne Tochter beeindruckt mich
nachhaltig. Wie sie all diese
Termine bewältigt, ohne auch
nur einmal Müdigkeit oder
Unaufmerksamkeit zu zeigen –
das ist bewundernswert.“
Heute kann Beatrice von
Keyserlingk eine ansehnliche
Die Christian-
Liebig-Stiftung
Bilanz ihres Wirkens und der
Stiftung vorweisen: Insge-
samt 23 Grundschulen, eine
Sekundarschule sowie ein 7. April 2003
Mädchenwohnheim und eine Eine Rakete tötet
Lehrbäckerei wurden in den Christian Liebig im
vergangenen 15 Jahren gebaut Militärcamp beim
oder ausgebaut. 22 000 Kin- Kampf der US-Armee
der in Malawi und Mosambik um Bagdad
erhielten die Möglichkeit, eine
Schule zu besuchen, einige 10. März 2004
In Malawi wird der
Dutzend Stipendien für wei-
Grundstein für die
terführende Schulen wurden erste Christian-Lie-
vergeben. Was als Trauerarbeit big-Sekundarschule
begann, ist zu professioneller gelegt, die die Stif-
Entwicklungshilfe geworden, tung finanziert hat
die den Anspruch an sich
selbst stellt, Hilfe zur Selbst- 2. November 2016
hilfe zu leisten. Für ihr Engagement
„Ich hätte mir das alles nicht erhält Beatrice von
Keyserlingk den
vorstellen können“, zieht die Verdienstorden der
Vorstandsvorsitzende auch für Bundesrepublik
sich selbst Bilanz: „Wenn mir Deutschland
früher jemand erzählt hätte,
dass ich so etwas auf die Bei-
ne stellen würde, hätte ich
ihn vermutlich ausgelacht.
Aber wenn der Tod einem
so nah kommt, begreift man
plötzlich, dass man seine Zeit
nicht mit Kleinlichkeiten ver-
plempern kann.“ In ihren
Gesprächen mit Christian hät-
ten beide übereingestimmt,
F  otos: Wolf Heider-Sawall, Harald Henden/beide für FOCUS-Magazin
dass sie, wenn sie einmal 60 Wenn Sie
Jahre alt sein würden, nicht
spenden wollen
auf ihre Leben zurückblicken
und dabei feststellen wollten, Kontakt:
nichts Wertvolles mit ihrer Zeit www.christian-
angefangen zu haben. liebig-stiftung.de
Dieser Überzeugung ist
von Keyserlingk auch nach Konto:
Liebigs Tod treu geblieben: Christian-Liebig-
„Manchmal kommt es mir so Stiftung e.V.
vor, als sei diese Stiftung so IBAN: DE20 7007 
etwas wie seine Hinterlassen- 0024 0700 3700 00
schaft an mich“, sagt sie. n BIC: DEUTDEDBMUC
Deutsche Bank
ANDREA C. HOFFMANN München
FOCUS 15/2018
 BL I N DBL I N D

Heldenhaft!
Nur in TV DIGITAL:
Gutschein für einen
Original Marvel Comic
im Wert von 4,99 €.
F  otos: xxxxxx/FOCUS-Magazin Bxxxxx xxxxx

Jetzt im Handel!
Eigene Ausgaben für

TV DIGITAL ist eine Marke der FUNKE Mediengruppe

FOCUS 15/2018
N AC H RU F E R EGISTER

NAMEN IN DIESER Menschen / 

AUSGABE* Firmen

haupt von einem Drehbuchautor A L

namens Steven Bochco, der damit Air Berlin 7 Lathan, David 26
Al Asfar, Abdel 22 Lesch, Hagen 18
ebenfalls seine Karriere begann. Altmaier, Peter 7 Lindner, Christian 32
„Seit damals haben wir uns gegen- Amazon 95 Lohscheller, Michael 16
Amthor, Philipp 38 Lorentzon, Martin 16
seitig unterstützt und inspiriert“, erin- Anderson, Wes 92
nert sich Spielberg, „und über viele Audible 94 M
Aumüller, Jutta 26 Maas, Heiko 9
gemeinsame Freunde sind wir 47 Jah- Axa 50 McDermot, Bill 18
re immer in Kontakt geblieben.“ Boch- MacLaine, Shirley 121
co war eine Ausnahmeerscheinung
B Malouf, Juman 92
Baldessari, John 105 Merkel, Angela 32, 38, 51
in Hollywood. Weil er sich einerseits Bär, Doro 38 Meyer, Fenja 26
Basler Versicherung 50 Microsoft 68
damit begnügte, im Schatten der Gla- Bauer, Thomas 26 Musk, Elon 42
mourwelt des Kinos zu arbeiten, und Baum, Henning 96
sich andererseits dabei früh relative Bäumer, Marie 89 N
Bloomberg 50 Nadella, Satya 68
Unabhängigkeit erkämpfte. Und das Blunt, Emily 105 Nissan 48
BMW 60 Nitsch, Hermann 69
zu einer Zeit, in der TV-Serien noch Bofinger, Peter 18 Nixon, Richard 15
nicht als sonderlich hip galten. Mit Braun, Helge 51
Winnie Madikizela-Mandela, † 81 Sie war „Hill Street Blues“, „L.A. Law“ und Breitenreiter, André 53 O
Brock, Bazon 36 Obama, Barack 15
die Mutter der Nation. Nun haben wir „NYPD Blue“ schuf er als Showrunner Brücker, Herbert 26 Ohmaki, Shinji 104
Brysch, Eugen 24 Olympus 82
eine Freundin, eine Weggefährtin, eine Klassiker des Genres. Und eine revo- Buffon, Gianluigi 12 Östlund, Ruben 96
Anführerin und eine Ikone Südafrikas lutionäre Cop-Serie wie „The Wire“
verloren. Unter dem Apartheid-Regime hätte ohne Bochcos Pionierarbeit nie
C P
Cardi B 105 Parker, Sarah Jessica 124
hat sie unermesslich gelitten, wurde entstehen können. Carpendale, Howard 17 PayPal 46
Cattelan, Maurizio 92 Petrenko, Kirill 125
immer wieder verhaftet, in Einzelhaft Christie’s 92 Picasso, Sydney 104
eingesperrt, getrennt nicht nur von HARALD PAULI Coelho, Paulo 121 Puigdemont, Carles 38
Kultur-Redakteur beim FOCUS Cook, Tim 17 Putin, Wladimir 125
ihrem Mann, Nelson Mandela, son-
dern auch von ihren Kindern. Sie blieb D R
Dehm, Diether 16 Ramaphosa, Cyrill 128
stark. Sie blieb mutig. Sie widerstand Emmanuel Cauchy, † 58 Drais, Karl von 61 Range Rover 118
den schlimmsten Foltermethoden und Renault 48
Einschüchterungsversuchen. Eine
Ich bin zutiefst er- E Revol, Elisabeth 128
schüttert und vollkom- Ek, Daniel 16 Rockefeller, David 92
Vorkämpferin für Gerechtigkeit und men überwältigt von Enzensberger, Ronaldo, Cristiano 13
Hans Magnus 105 Ropac, Thaddaeus 104
Gleichheit. Eine Stimme der Stimm- dieser entsetzlichen Erdogan, Rose Bikes 64
losen. Ihre Hingabe brachte ihr die Recep Tayyip 125
Nachricht. Die Welt S
Liebe und den Respekt des Volkes ein. des Bergsteigens ver- F Samdereli, Yasemin 96
Sie konnte aber auch sehr stur sein – liert ihren brillantesten Felder, Anke 16 Scalfari, Eugenio 16
Ferber, Markus 130 Schäfer, Daniel 61
in der Überzeugung, mit ihrem Starr- Arzt, einen Meister Foster, Norman 60 Scheele, Detlef 24
sinn Millionen von Südafrikanern zu Schneider, Romy 89
inspirieren. Sie hat ein reiches, bemer-
seines Fachs, den „Doctor Vertical“, G Scholz, Olaf 34, 38
wie er genannt wurde. Cauchy hat die Generali Leben 50 Schüle, Emilia 125
kenswertes Leben geführt. Bergmedizin enorm weiterentwickelt Giffey, Franziska 38 Schwedler, Jens 61, 66
Gordon, Solomon 96 Seehofer, Horst 32
In unserer afrikanischen Kultur und ein Protokoll über die Behand- Smith, Paul 112
sagen wir: Ein riesiger Baum ist gefal- lung von Erfrierungen eingeführt. In H Sotheby’s 105
Halmich, Regina 106 SpaceX 45
len. Unter dem Winnie-Mandela- den vergangenen beiden Monaten Hawking, Stephen 124 Spahn, Jens 24
Baum fanden die Menschen Schatten, hat er mir sehr geholfen. Nachdem Heard, Amber 47 Steinbrich, Razak 60
Heil, Hubertus 26 Steinmeier,
Zuflucht und Sicherheit. Wir sind trau- ich im Januar beim Abstieg vom Nan- Hinterher 65 Frank-Walter 74
rig, dass dieser Baum nicht mehr steht. ga Parbat im Himalaja fast gestorben Hochgeschurtz, Uwe 48 Stevens Bikes 61
Hornung-Sohner,
Winnies Tod ist ein riesiger Verlust. wäre, hat Cauchy mich behandelt und Peter 65 T
F  otos: Allen Tannenbaum/Polaris/laif, AFP, imago/MediaPunch
Möge ihre Seele in Frieden ruhen. dank seiner Expertise dafür gesorgt, Hyperloop 46 Tek, Budi 92
Tesla 45
dass meine erfrorenen Hände nicht J Thiel, Peter 46
CYRIL RAMAPHOSA Jaenicke, Hannes 62 Trump, Donald 47, 105
amputiert werden mussten. Mein Klet- Jochheim, Ingrid 99
Präsident der Republik Südafrika
terpartner verlor bei dieser Expediti- Jochheim, Thomas 99 V
on sein Leben. Cauchy, der so viele Johnson, Lyndon B. 15 Vogel, Johannes 51
VW 47
Steven Bochco, † 74 Extrem-Wintersportler gerettet hat, ist K
Es war eine seiner ers- nun selbst Opfer eines Bergunglücks Karliczek, Anja 26 W
Katz, Don 94 Wallace, David Foster 97
ten Arbeiten fürs Fern- geworden. Am Ostermontag erfasste Kennedy, John F. 14 Wellendorff 125
sehen, kurz bevor er die ihn am Montblanc in Chamonix eine Kerkeling, Hape 121 Wollseifer, Hans Peter 26
Kind, Martin 52 Woods, Tiger 124
Aufmerksamkeit Holly- Lawine beim Skifahren. Mein tiefes King, Julian 40 Worch, Andreas 26
woods auf sich zog – King, Martin Luther 10
da inszenierte Steven
Mitgefühl gilt seiner Familie. Kittel, Marcel 66 Z
Klöckner, Julia 4, 28, 38 Zahid, Bayan 22
Spielberg eine Folge der Serie ELISABETH REVOL Koons, Jeff 104 Zetsche, Dieter 22
Krishnan, Ananda 18 zur Hausen, Harald 79
„Columbo“. Und zwar die erste über- französische Extrem-Bergsteigerin
*eine Auswahl

128 FOCUS 15/2018

 FRIEDENSGESPRÄCHE
AM SONNTAG
wakt: 10156895

BamS ganz bequem nach Hause!

Jetzt bestellen – kein Aufpreis & kein Abo!
01806-717 717* oder bams.de/zeitung
*0,20€ aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,60€ /Anruf

Deutschland am Sonntag
BILD am SONNTAG
TAG E B U C H
Wer Vorschriften der EU kritisiert,
wird zum Feind Europas erklärt
Dienstag
M
eine verärgerte Beschreibung der
Auswirkung von MiFID II hat
lebhaftes Echo ausgelöst. Pro und
contra. Ich hatte geschildert, was die
von der EU-Kommission ausgedachte
neue Finanzmarktrichtlinie für Kunden
bedeutet. Wenn Sie Ihre Bank wegen
Geldanlagen um Rat fragen, müssen Sie
zustimmen, dass das gesamte Telefonat
aufgezeichnet wird. Falls einer das nicht
will, muss der Bankberater das Telefonat
abbrechen.
„Wenn Sie nicht einverstanden sind“,
spricht der Automat, „hängen Sie ein.“
Wer nicht einhängt, bekommt anschlie-
ßend Post. Auf 40 bis 50 Seiten wird das
Gespräch dokumentiert, dazu genaue
Auflistungen, was wie viel kostet. Die
Papierflut von den Banken dringt nach
jedem Telefonat in die Wohnungen ein.
Mutige Lebenskünstler werfen die Bank-
post in den Müll. Vorsichtigere Gemüter
legen Ordner an.
Mitglieder beider Gruppen haben sich
bei mir gemeldet, weil sie sich von den
bürokratischen Zwängen genervt fühlen.
Auch Mitarbeiter verschiedener Banken
haben meiner Kritik zugestimmt. Sie
müssen sich die Beschwerden ihrer Kun-
den anhören, sind aber doch gezwungen,
die Richtlinien von MiFID II zu vollstre-
cken. Auch dem vertrautesten Kunden
dürfen sie weder Mitschnitt noch Papier-
protokolle ersparen.
Mein Tagebuch hat mir aber auch ziem-
lich groben Widerspruch eingebracht. Ein
Mitglied des Europäischen Parlaments
hat mir auf anderthalb Seiten darlegen
wollen, wie sinnvoll MiFID II ist, und wirft
mir „sehr dumpfen antieuropäischen
130
von Helmut Markwort
Zorniger Brief Der Abgeordnete Markus Ferber
aus Brüssel schreibt wütend über meine Kritik
Populismus“ vor. Schon die Überschrift
„Eine Schikane aus Brüssel stiehlt Ner-
ven und Lebenszeit” hat ihn empört.
Sein Zorn steigert sich, weil ich von
„Bürokraten der EU“ schreibe. Er urteilt:
„Plumpes Europa-Bashing par excel-
lence, wie es die AfD sicherlich nicht
besser könnte.“
Mir ist nicht bekannt, ob und wie sich
die AfD zu MiFID II geäußert hat, aber ich
lege äußersten Wert auf die Feststellung,
dass ich niemals und nirgendwo gegen
Europa geschrieben habe. Ich fühle mich
als Freund Europas.
Meine Kritik zielt auf die EU, insbe-
sondere auf die EU-Kommission, deren
nicht gewähltes Beamtenheer die Mit-
gliedsländer der Europäischen Union mit
Verordnungen und Richtlinien reguliert.
Die EU ist nicht Europa und die Kom-
mission mit ihren 28 Kommissaren erst
recht nicht. Die EU-Kommission ist eine
mächtige Verwaltungsebene, die gern
wie eine Regierung auftritt. Der Abge-
ordnete Markus Ferber, Mitglied der
CSU, kennt natürlich den Unterschied
zwischen dem Erdteil Europa und der
EU, benutzt aber, wie andere auch, in
voller Absicht die falsche Gleichsetzung,
um Kritik an Einzelentscheidungen zu
diffamieren.
Ich will aber hier aus seinem Brief nicht
nur die Aggressionen zitieren, sondern
auch die Sachgründe, mit denen er die
Finanzmarktrichtlinie verteidigt. Als
zuständiger Berichterstatter des Euro-
päischen Parlaments sah er seine Auf-
gabe darin, die Verbraucher und „ganz
normalen Privatanleger” zu schützen.
Die ausführliche Dokumentations-
pflicht über Ratschläge und Kosten soll
ihnen helfen, eine „informierte Anlage-
entscheidung” zu treffen. Gleichzeitig, so
argumentiert Ferber, schützen die Doku-
mente auch die Banken, die viele Aus-
einandersetzungen wegen falscher Bera-
tung verloren hätten.
Unglücklicherweise ärgern sich aber
Kunden und Banken gleichermaßen über
die bürokratische Belästigung. Vielleicht
wäre es im Sinne unabhängiger und frei-
heitlich denkender Menschen besser
gewesen, ihnen die Wahl zu lassen.
Wenn einer seiner Bank erklärt, gerne
auch schriftlich, dass er auf die Maßnah-
men zu seinem Schutz verzichten will,
hätte er sich den Papierkram ersparen
können. Diese Entscheidungsfreiheit für
mündige Bürger war leider nicht gewollt.
Diese Haltung ist dem Volksvertreter
Ferber fremd. Er meint, ich könne nicht
gleichzeitig MiFID II und die gründliche
deutsche Umsetzung der Richtlinie als
Problem sehen.
Doch. Es stört mich, dass MiFID II in
Brüssel erfunden wurde, und es ärgert
F  oto: dpa
mich, dass deutsche Bearbeiter die Vor-
schriften noch verschärft haben.
FOCUS 15/2018
Schön. Stark. Weiblich.
APRI L | MAI 2018

KREBS VERHINDERN + In FOCUS-GESUNDHEIT

+ VORSORGE & IMPFUNG:

DHEIT
bündeln wir die Erfahrung

GE SUN
unserer Fachredaktion mit der
Kompetenz von Experten.

JETZT
CHEN
MEDIK AMENTE BR AU
FR AUEN BESONDERE
UN DE FRA U

NUR FÜR SIE : WARUM N

FILLER & BOTOX LEISTE
VE RJ ÜN GU NG : WAS LASER, PEELINGS,
SANFTE

AM
GES U N D H EIT DIE GES

ÄRZTELISTE BEIN ZEIGEN

HWINDEN

KIOSK.
SO VERSC
TOP - EXPERTEN BESENREISER UND
FÜR ÄSTHETISCHE KRAMPFADERN
CHIRURGIE, GYNÄKO-
LOGIE, BRUSTKREBS,
HAUT UND
VENEN BLASEN-
ENTZÜNDUNG
FOCUS-GESUNDHEIT
UND PILZ gibt es auch unter:
SCHNELLE HILFE
GEGEN DAS Tel. 0180 6 480 1006*
BRENNEN Fax 0180 6 480 1001*
www.focus-gesundheit.de

D IE SCHUTZ &
PFLEGE
* 0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz.
Mobil max. 0,60 €/Anruf.

GESUNDE
DIESE STOFFE

FRAU
BRAUCHT
DIE HAUT

ZYSTEN &
MYOME
SCHONENDE
THERAPIEN
APRIL | MAI 2018

+ VORSORGE & IMPFUNG: KREBS VERHINDERN +

GESUNDHEIT
NN
WANN
UND WA
GESU N D H EIT DIE GESUNDE FRAU

NUR FÜR SIE: WARUM FRAUEN BESONDERE MEDIKAMENTE BRAUCHEN

EINE OP HILFT
SANFTE VERJÜNGUNG: WAS LASER, PEELINGS, FILLER & BOTOX LEISTEN

KÖRPER, HAUT, SEELE:

ÄRZTELISTE
BEIN ZEIGEN
P - EXPERTEN
TOP
TO SO VERSCHWINDEN
FÜR ÄSTHETISCHE BESENREISER UND
CHIRURGIE, GYNÄKO-
LOGIE, BRUSTKREBS, KRAMPFADERN

N
DIE NEUEN METHODE
HAUT UND
VENEN
BLASEN-
ENTZÜNDUNG
UND PILZ
SCHNELLE HILFE
GEGEN DAS
BRENNEN

DIE

WEIBLICHER MEDIZIN
SCHUTZ &

GESUNDE PFLEGE

FRAU
DIESE STOFFE
BRAUCHT
DIE HAUT

ZYSTEN &
MYOME
SCHONENDE
THERAPIEN
KÖRPER, HAUT, SEELE: UND WANN
WANN
EINE OP HILFT
DIE NEUEN METHODEN
WEIBLICHER MEDIZIN

Der Knoten-Check. Hau(p)tsache schön! Medizin für Eva.

Anleitung zur Selbstuntersuchung der Die richtige Pflege, effektiver Sonnen- Männliche Körper ticken anders als
Brust und das Wichtigste zum Mammo- schutz: Welche Stoffe die Haut zart weibliche: anderer Stoffwechsel, anderer
grafie-Screening. Plus: Welche Alarmsig- und strahlend erhalten. Plus: Neue Hormonstatus, andere Reaktionen auf
nale Krebs an Gebärmutter, Eierstock Therapien gegen Neurodermitis und Arzneien. Daher fordern Gendermediziner
und Schamlippen vermuten lassen. Schuppenflechte. mehr Medikamente speziell für Frauen.
 Der neue
BL I N DBL I N D

Dacia Duster
Deutschlands günstigster SUV

F  otos: xxxxxx/FOCUS-Magazin Bxxxxx xxxxx

Schon ab

11.490,– € 1

Dacia Duster Access SCe 115 2WD: Gesamtverbrauch (l/100 km) innerorts: 8,1; außerorts: 5,7; kombiniert: 6,5; CO2 -Emissionen kombiniert:
149 g/km. Energieeffizienzklasse: E. Dacia Duster: Gesamtverbrauch kombiniert (l/100 km): 6,5–4,4; CO 2 -Emissionen kombiniert:
149–115 g/km (Werte nach Messverfahren VO [EG] 715/2007).
1
UPE zzgl. Überführung für einen Dacia Duster Access SCe 115 2WD. Abb. zeigt Dacia Duster Prestige mit Sonderausstattung. Renault Deutschland AG, Post-
fach, 50319 Brühl.
 SPECIAL

Gewinnen 01 2018

Sie Preise im
Gesamtwert
von rund
90 000 Euro

CITY-BIKES
IM GROSSEN
FOCUS-
E-BIKE-TEST
2018
e-bike
test
2018

IN DER STADT IM DETAIL IN DER ÜBERSICHT

CITY, URBAN, KOMPAKT: ALLES ZUM THEMA LASTENRÄDER FÜR
DIE NEUEN E-BIKES DIENSTRAD-LEASING KIND & KISTE
 DYNAMISCHER
FAHRSPASS
Entdecke das neue E-Bike der Spitzenklasse
PEGASUS PREMIO EVO 10.
PraxisTest 2018
velomotion.de

Kategorie
Trekking E-Bike
Pegasus
Premio Evo 10
SEHR GUT
Starker BOSCH Performance
März 2018 SEHR GUT
i-RACK ®
1/2018
Systemgepäckträger Line CX Antrieb.
für ein einfaches Befestigen
von Taschen und Körben.

Heller Fuxon
LED-Scheinwerfer
vom Display aus bedienbar.

Leistungsstarker
500 Wh Akku.

Sportliche 10-Gang Kettenschaltung. Wartungsarme hydraulische

€ 3.29 9,-*
Scheibenbremsen von Shimano.

www.pegasus-bikes.de

Pegasus Premio Evo 10 ist ein Produkt der ZEG Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG, Longericher Str. 2, 50739 Köln. * Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers.
Erhältlich bei allen ZEG Fahrradfachhändlern und auf pegasus-bikes.de
 Editorial
Cover: Fotos: Sebastian Stiphout für FOCUS-Magazin; Produktion: Eva Dahme; Styling: Gabriela Santighian; Haare & Make-up: Gaby Pachmayr. Er: Shirt: GANT; Jeans: s.Oliver; Uhr: Garmin; Socken: Falke; Schuhe: prime shoes. Sie: Kleid:

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

selbstbewusst und wohl durchaus zu Recht nehmen die E-Bike-

Hersteller für sich in Anspruch, ein Treiber der Mobilität der
Zukunft zu sein. Die Zahlen geben ihnen Argumente: Das vergan-
gene Jahr war für das E-Bike das vierte in Folge mit zweistelligen
Wachstumsraten. Deutschland ist dabei mit über 700 000 ver-
kauften E-Bikes größter Markt und Motor für die gar nicht mehr
so neue elektrische Zweiradbewegung.
Patrick Morda,
Die Statistiken zeigen die Wünsche der Kunden: Rund 40 Pro-
leitender Redakteur
zent aller verkauften Pedelecs sind den City-Bikes zuzurechnen.
Also jenen Rädern, die uns auf alltäglichen, kurzen Wegen zum
Job, zur Uni oder zum Café bewegen. In unserem gewohnt akri-
bischen FOCUS-E-Bike-Test haben wir zusammen mit „Velomoti-
on“ 20 der neuesten City-, Urban- und Kompakt-E-Bikes unter die
Lupe genommen und für Sie bewertet. Und weil das Thema
Leasing immer beliebter wird, geben wir Ihnen Antworten auf
die wichtigsten Fragen rund um das Finanzierungsmodell.
Auch E-Cargo-Bikes sind wichtig, die Eltern oder Zustellern
gute Dienste leisten und in Zeiten von Feinstaub-Diskussionen
nebenbei die Verkehrsinfrastruktur entlasten. Letztlich geht es
beim Fahrrad, speziell bei den E-Bikes, eben auch darum, urbane
Räume ein Stück weit zurückzuerobern. Darin sind sich nicht nur
die Macher der Ausstellung „Fahr Rad!“, die Ende April im Deut-
Ted Baker; Sneakers: Bally Editorial: Fotos: BreyGraphicArts für FOCUS-Magazin; Shutterstock

schen Architekturmuseum in Frankfurt am Main startet, und Anna

Luten, die ehemalige Fahrrad-Bürgermeisterin von Amsterdam,
einig. Wir sind es auch.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

die FOCUS-E-Bike-Redaktion,

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Neben den City-Bikes haben

wir rund 50 weitere E-Bikes der unterschiedlichsten Kategorien im
FOCUS-E-Bike-Test gecheckt und bewertet. Die Ergebnisse und mehr
spannende Themen und Infos rund ums Pedelec lesen Sie in den
kommenden Wochen in drei weiteren FOCUS-E-Bike-Specials und ab
sofort auch online unter www.focus-ebike.de

FOCUS 15/2018 3
 DA
E-BIKE-SPSE
GEWINNSPCIAL-
IEL

Inhalt
Gewinnen S
ie
25 E-Bikeesines von
Gesamtwert im
v
90 000 Euonrorund
Seite 32
06 BikeNews
Events, Tipps und Neuigkeiten
08 Urbaner Dreiklang
Bequem, praktisch, stylish: Die neuen
E-Bikes für Stadt und Alltag
12 Fit für die Saison
Vor der ersten Tour steht der Bike-Check an
14 Das rechnet sich!
Zehn Fragen und zehn Antworten rund um
8 das Leasing von E-Bikes
16 Die Lust an der Last
E-Cargo-Bikes und Anhänger sind der
neue Trend im Stadtverkehr
18 Finanzspritze
Förderungen für E-Lastenräder im Überblick
Seismograf der Urbanität
Im Deutschen Architekturmuseum dreht sich
ab dem 21. April alles ums Fahrrad
20 „E-Bikes sind Maschinen“
Ernst Brust über den FOCUS-E-Bike-Test
12 34 und das große Ganze
21 So testet FOCUS
Der Weg zum FOCUS-E-Bike-Siegel
22 führt über Labor- und Praxistest
20 aktuelle City-E-Bikes 22 Der große E-Bike-Test
prüften die Experten 20 neue City-, Urban und Kompakt-E-Bikes
um Marcus Degen von im FOCUS-Check
„Velomotion“ für FOCUS
32 Gewinnspiel – Ihre Chance

Fotos: Sebastian Stiphout für FOCUS-Magazin; Sebastian Prößl, Michael Faiß, Roos Stallinga
Preise im Gesamtwert von rund 90 000 Euro
e-bike warten auf Sie
test
2018 34 „Then we take Berlin“
Anna Luten will als Fahrrad-Bürgermeisterin
Städte zu lebenswerteren Orten machen

Impressum
FOCUS Redaktion, Potsdamer Straße 7,
10785 Berlin, Telefon: 0 30/75 44 30-0,
Fax: 0 30/75 44 30-28 60
Chefredakteur: Robert Schneider
(V. i. S. d. P.; Anschrift siehe Redaktionsadresse)
Stellvertretende Chefredakteure:
Jörg Harlan Rohleder, Markus Krischer
Leitender Redakteur E-Bike:
Patrick Morda
Chefs vom Dienst: Sonja Wiggermann,
Christian Stein (Stv.)
Art Direction & Layout:
Manfred Brey/Brey Graphic Arts (frei)
Konzept und Leitung: Patrick Morda,
Marcus Degen (frei)
Freie Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Georg Bleicher, Christian Ettl, Michael Faiß,
Caspar Gebel, Sebastian Prößl, Enrico Wagner
Bildredaktion: Velomotion
Dokumentation: Jochen Bausback,
Georg Braunschweig, Bernd Hempeler,
Andrea Kaufmann, Dr. Angelika Koller,
Ireen Packebusch, Joachim J. Petersen,
Susanne Ullrich
Herstellung: Vladimir Milašinović,
Thomas Schäfer
Schlussredaktion: Die Lektorey
Kreuzer – Madl – Ruschmann, München
Repro: pixel4media –
Burda Magazine Holding GmbH
Redaktionstechnik:
Burda Digital Systems GmbH
FOCUS E-Bike erscheint in der
FOCUS Magazin Verlag GmbH,
Arabellastraße 23, 81925 München.
Nachdruck ist nur mit schriftlicher
Genehmigung des Verlags gestattet.
Dieses gilt auch für die Aufnahme in
elektronische Datenbanken und Verviel-
fältigungen auf CD-ROM.
Druck: Burda Druck GmbH, Hauptstraße 130,
77652 Offenburg, Printed in Germany
Vertriebsfirma: MZV GmbH & Co. KG,
85716 Unterschleißheim,
Internet: www.mzv.de
Verantwortlich für den Anzeigenteil:
Kai Sahlfeld, AdTech, Hauptstraße 127,
77652 Offenburg. Es gilt die Anzeigenpreis-
liste Nr. 30, gültig seit 1. Januar 2018.
Projektleitung/Anzeigen
für FOCUS E-Bike:
Malgorzata Luiza Pottmann,
Tel. 0 89/92 50-20 72
malgorzata.pottmann@burda.com,
Matthias Schroll, Tel. 0 89/92 50-27 50
matthias.schroll@burda.com
Pressesprecherin: Alice Wagner,
Tel.: 0 89/92 50-25 75, Fax: 0 89/92 50-27 45,
presse@burda.com
Leiter Direkt Marketing: Michael Zgolik
Head of Media Solutions: Florian Biechele
Deputy Managing Director: Stefan Kossack
CFO BurdaNews: Gunnar Scheuer
Managing Director News: Malte von Bülow
Geschäftsführer: Burkhard Graßmann
Verleger: Dr. Hubert Burda

4 FOCUS 15/2018
 bulls.de

SIX50 EVO 1 CX
Aufwendig integriert sorgt der leistungsstarke PowerTube 500 Wh
Akku von BOSCH für maximale Ausdauerwerte. Zusammen mit
dem steil eingebauten Performance Line CX Motor entsteht ein
durchgehender Antriebsstrang, der neben jeder Menge Leis-
tung eine optimale Gewichtsverteilung sicherstellt. Hydrau-
lische Scheibenbremsen bieten dazu beste Kontrolle und
sorgen auch bei Nässe für zuverlässige Bremsleistung.
Zusammen mit der Shimano Deore 9-Gang-Schaltung sind
sie Teil einer wertigen Ausstattung, die das Fahren on- und
offroad immer wieder zu einem Erlebnis macht.

€ 2.999,- *

BULLS SIX50 EVO 1 CX ist ein Produkt der ZEG Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG, Longericher Str. 2, 50739 Köln.
Erhältlich bei allen ZEG Fahrradfachhändlern und auf bulls.de. * Unverbindliche Preisempfehlung der ZEG. 5
BikeNews
CHINESE IM UNTERROHR
Mit seinen neuen und starken Lösungen will sich der E-Bike-Motoren-
hersteller Bafang vom Billig-Image verabschieden. Die chinesische
Marke präsentiert für das Modelljahr 2019 einen neuen, komplett im
Unterrohr integrierbaren 600-Wh-Akku, der in Kombination mit dem
M500-Motor für Touren- und Mountainbikes interessant wird.
www.bafang-e.com

WOHNWAGEN AM E-BIKE? LÄUFT!

Mit der Power aus dem E-Motor lässt sich auch ein Wohnwagen zie-
ALARM SCHLAGEN Der Klassiker unter den
hen: Der „Bicycle Camper“ von Wide Path etwa bietet ein vollwertiges
Faltschlössern — das
2-Meter-Bett, eine Sitzgruppe und ausreichend Stauraum für die
„Bordo“ von Abus — wird
Outdoor-Küche. Das alles gibt’s schon ab 4000 Euro.
in der Version „Alarm
www.widepathcamper.eu 6000A“ zur Sirene. Dank
eines 3-D-Bewegungs-
sensors erkennt es im

720 000
abgeschlossenen Zustand
verdächtige Bewegun-
gen und macht sich für
15 Sekunden mit einem
100 dB lauten Signalton
bemerkbar. Das ist ver-
gleichbar mit dem Lärm-
pegel einer Motorsäge.
E-Bikes wurden laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) 2017 in
Allemal abschreckend.
Deutschland verkauft und damit die Prognosen deutlich übertroffen.
19 % beträgt das Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Mit 38,5 % www.abus.com
machen City-Bikes den Löwenanteil aus. In dieser Ausgabe haben wir
20 der neuesten Modelle im FOCUS-Test unter die Lupe genommen.

TERMINE

Fotos: Wide Path Camper, Bafang, Abus, Henning Angerer, Velo Berlin
Velo Berlin, 14. —15. April: Das Gelände
am altehrwürdigen Berliner Tempelhof
DAS FOCUS VORSCHAU 2018
AUF DIESE E-BIKES FREUT
SICH DIE REDAKTION
FOCUS-HIGHLIGHTS
DIE BESTEN 72 E-BIKES-
AUS 2 JAHREN FOCUS ICK steht für ein Wochenende ganz im Zei- BERLIN
E-BIKE-
E-BIKE-TEST IM ÜBERBL
E-BIKE 2018

chen des Fahrrads in all seiner Vielfalt

MAGAZIN — ausgiebiges Testen ist ausdrücklich

2017

erwünscht.
WISSEN
AKKU, SCHALTUNG,
MOTOR & CO.
Großes
www.veloberlin.com
VORSCHAU 2018

IM E-BIKE-GUIDE
Gewinnspiel!
BERATUNG Tolle Preise im
ALLES RUND UMS Wert von
E-MOUNTAINBIKE 25000 Euro
|

FAMILIE
Auf 132 Seiten finden Sie alle E-BIKES ALS
Riva Bike-Festival, 28. April — 1. Mai:
2>0 E>- B I>K E S F Ü R DDI EI EN ESUTHAEDI TTE NI M2 0F1 O

MULTITASKER

E-Bikes, die 2018 wichtig werden, 20 neue

Die größte Fahrradparty Europas steigt
Geschichten zu City-, Trekking-, E-Bikes im Labor-
und Praxis-Check
City, Kompakt,
am Gardasee. Für Freunde des Pede-
8 C|U S1-0E2- B

E-MTB und Family-Bikes sowie Urban Style e-bike

test
lecs wird einer der Höhepunkte die neu RIVA
E -I K

2018
B IEK-T

DEUTSCHLANDS
E -EMSOTD E |L L E EI -MB ÜI KB EE R- G

GRÖSSTER
Tests, Tipps und Tricks rund ums E-BIKE-TEST
geschaffene Bosch-E-MTB-Challenge
Pedelec. Ab dem 14. April am sein — eine Art Orientierungsrennen mit
B LUI CI D
K E| |7 0 R Ä D E R I M T E S T |

Kiosk und — NEU — online unter: dem E-Bike.

>

www.focus-ebike.de www.riva.bike-festival.de
>
>

6 FOCUS 15/2018
 >
FINA
0%
AU F N Z I E R U N
<
ALLE G
Aktio BI KE *
nszeit
raum
01. - 3 S!
0. Ap
ril 20
18
Jahreszins. Aktionszeitraum nur vom 01. bis 30. April 2018. Laufzeit: 30, 20 oder 10 Monatsraten.
*Nur bei teilnehmenden Fachhändlern in Deutschland möglich. Sonderfinanzierung 0 % effektiver

• Son
derfi
• Akt nanz
ionsz ierun
eitrau g 0%
m vo effek
• Lau m 01 tiver
fzeit:
30, 2 . - 30. Jahreszins
0 ode April
r 10 M 2018
onat
srate
n
Fotos: XXXXXXXX für FOCUS Magazin

K L A S S I K E R

Das SINUS TRIA überzeugt durch seinen komfortablen,

tiefen Durchstieg. Die geschwungene Form wird passend
mit edlen Farben und dezentem Dekor vervollständigt.

FOCUS XX/2018 www.winora.com 7

Urbaner
Dreiklang auf
zwei Rädern

Mit Bikes wie

dem „Urban Evo“
von Bulls (links)
oder dem Haibike
„SDURO Trekking
7.0“ ist man für Stadt
und Land gleicher-
maßen gut gerüstet

8 FOCUS XX/2018
 Kompakte E-Bikes
wie das „Isy“ machen
auch den schnellsten
Kaffee-Stopp mit

E-Bikes werden
individueller: Beim
Pegasus „Tourina
E7R“ sind 2018
drei Metallic-
Lackierungen
wählbar
Fotos: Sebastian Stiphout für FOCUS-Magazin; Produktion: Eva Dahme; Styling: Gabriela Santighian; Haare & Make-up: Gaby Pachmayr. Seite 8:

Typisches City-Bike
ER: Outfit: GANT, Schuhe: Philippe Model, Helm: Nutcase, Uhr: Garmin, SIE: Jacke, Hosenrock: Ted Baker, Top: Escada, Tasche & Schuhe: Bally,
Helm: Poc. Seite 9 oben Er: Hemd: Gant; Shorts: Café du Cycliste; Sneakers: Hamlet; Tasche: Ortlieb; Uhr: Garmin unten: ER: Outfit: GANT,

mit Tiefeinstieg:
Geht es um elektrifiziertes
Schuhe: Prime Shoes, SIE: Outfit: Liu-Jo, Schuhe: Geox, Brille: Uvex, Helm: Poc; Hersteller. Dank an die Region Südtirol, www.suedtirol.info

das Winora „Sinus

Tria N8“ mit Bosch-
Active-Plus-Motor Radfahren in der Stadt,
drängen drei E-Bike-Typen
ins Rampenlicht: Die City-,
Urban und Kompakt-Bikes
bieten bequemes, sport-
liches oder praktisches
Radeln in der Stadt –
flott unterwegs ist man
mit allen dreien

D
rei Konzepte, ein Terrain: Wer in
der Stadt E-Bike fahren will, hört
vonseiten der Händler meist den
Dreiklang City-, Urban, Kompakt-Bike.
Dahinter verbergen sich recht unter-
schiedliche Konzepte, auch wenn die
Abgrenzung zwischen den ersten beiden
nicht immer einfach ist.
Was ein City-Bike ist, lässt sich in weni-
gen Worten erklären: Nabenschaltung
mit sieben oder mehr Gängen, Federga-
bel, eine aufrechte Sitzhaltung und bei
Damen- oder Unisex-Modellen der tie-
fe Durchstieg – fertig ist ein bequemes
E-Bike mit gutem Preis-Leistungs-Verhält-
nis – wie etwa das Pegasus „Premio E8R“.
Hochpreisige Modelle wie das „Upstreet 5“
von Flyer verfügen über Technik, die
auch bei deutlich sportlicheren Model-
len zum Einsatz kommt: Scheiben-
bremsen etwa oder ein wartungsarmer

9
 Dem Pegasus
„Piazza Evo“ ist sein
E auf den ersten
Blick nicht anzuse-
hen: Der schlanke
Akku liegt komplett
im Unterrohr
Riemenantrieb. Hightech-Stadträder wie
die von Zemo bieten in Zusammenarbeit
mit Vodafone zudem Know-how-Transfer
im Bereich Vernetzung und Diebstahlsi-
cherung, wenn auch der oft angekündig-
te Durchbruch im Bereich Konnektivität
noch auf sich warten lässt.
Begrifflich liegen City und Urban sehr
eng beieinander. Die Wortwahl ist aber
nicht zufällig, finden sich doch die Unter-
schiede zwischen den beiden Typen im
Bereich Design und in der moderneren
Anmutung. Urban Bikes wie das Kett-
ler „2°“ (two degree) oder das Ampler
„Stout“ sind puristische Flitzer, die ihre
Piloten schnörkellos, aber mit Stil durch
die City bringen sollen. Gerade diese
Schnörkellosigkeit eröffnet Möglich-
keiten in Sachen Gewicht. Ein großer
Das „Sturmvogel“ Akku ist in der Stadt meist nicht nötig
von Bulls ist stil- und macht Modelle wie das „Berleen“
prägend im Bereich von Kalkhoff mit unter 20 Kilogramm
der Urban Bikes vergleichsweise leicht. Andere Herstel-
ler wie Simplon mit seinem Top-Modell
„Chenoa Uni“ setzen dafür auf teures
Carbon. Zudem haben kleine, aber feine
Manufakturen wie Coboc oder Elbike
den Trend zum ganz persönlichen E-Bike
erkannt und bieten viel Freiheit bei der
Konfiguration am Urban Bike.
Was als Kompaktrad gilt, ist klar umris-
sen: kleine Laufräder (meist 20 Zoll),
reduzierte Ausmaße und wendiges Fahr-
verhalten. Und doch liefert auch diese
Kategorie eine Vielzahl an Varianten,
etwa das multifunktionale Cargobike
„Tern GSD“, das sportlich motorisierte
Hercules „Futura“ oder das auf Koffer-
größe faltbare Fischer „FR 18“ zeigen.
Ob sportliche Sitzposition mit schma-
len Reifen, bequemes E-City-Bike oder
kompakter Flitzer – mit allen dreien kom-
men Sie flotte 25 km/h schnell durch
den Stadtverkehr. Aber vorwärts, so viel
Fotos: Sebastian Stiphout für FOCUS-Magazin; Hersteller
Kalauer sei erlaubt, kommen sie eben
alle. Bei einer Entscheidung für das eine
oder andere Bike sollten die regelmäßi-
gen Wege und nicht zuletzt die eigene
Wohnsituation – Stichwort: Treppe oder
Aufzug – in Betracht gezogen werden.
Keine 20 Kilo wiegt das puris- Denn wer seine Investition, das E-Bike,
tische „Berleen“ von Kalkhoff
sicher in der eigenen Wohnung oder im
(oben). Das „Nevo“ von Riese &
Keller verwahren will, der sollte ein Auge
Müller bietet Riemenantrieb
auf Abmessung und Gewicht haben. Das
und automatische NuVinci-
Schaltung (rechts)
Gute ist: Nach all dem und noch viel mehr
wird Sie ein guter Händler fragen. Und
ganz wichtig: Probefahrt nicht vergessen.

MARCUS DEGEN

10 FOCUS 15/2018
Dieser Text
zeigt evtl. Pro-
bleme beim
Text an

Christians Bike Julias Bike

Daniels Bike My Bike 1 aus 63

MEIN BIKE.
MEINE ENTSCHEIDUNG.
Fotos: XXXXXXXX für FOCUS Magazin

Kalkhoff Endeavour Advance, Excite, Move:

Nur ein E-Bike? Das Endeavour von Kalkhoff ist mehr. Mehr als
aktuellste Technologie im markanten Design. Die Auswahl an
Ausstattungen, Antrieben, Rahmenformen und Farben macht das
Endeavour einzigartig. Wählen Sie aus 63 Varianten Ihr persön-
liches Endeavour E-Bike, das in jeder Hinsicht Ihre Bedürfnisse
und Wünsche erfüllt. Das ist ideal. Das ist genial. Das ist Kalkhoff.
Weil Daniel nicht Christian ist und keiner wie Sie.
www.kalkhoff.de
FOCUS XX/2018 11

Reifen, auch die Seitenwände, sollten gründ-
lich auf Risse geprüft werden (oben). Lassen
sich die Bremsgriffe bis zum Lenker ziehen,
ist beim hydraulischen System Luft einge-
drungen (Mitte). Licht aus? Meist liegt es an
wackeligen Steckkontakten (unten)
AUSSTATTUNG FÜR SELBERMACHER
BBB Chainchecker BTL-125
Für wenig Geld schnell zur Hand: Mit der
BBB-Lehre lässt sich die Längung der von
Motor und Beinen strapazierten Kette
regelmäßig prüfen und rechtzeitig erset-
zen. Das spart auf Dauer Geld und Nerven.
Denn eine schlechte Kette schädigt auch
andere Antriebsteile. Preis: 8,95 Euro
12
Fit für die Saison
Vor der ersten Fahrt steht ein gründlicher Check des
E-Bike an. Eine Übersicht über die wichtigsten Punkte
Bereifung: Wird ein Rad lange nicht
bewegt und verliert es dabei womöglich
auch noch Luft, kann die Seitenwand
des Reifens beschädigt sein. Verdächtige
Risse oder Verformungen sollte man
im Zweifelsfall dem Fachmann zeigen.
Bremsanlage: Lassen sich die Brems-
hebel bis zum Lenker durchziehen,
sind die Beläge stark abgenutzt, oder
es befindet sich Luft in der Hydraulik.
Beläge kann man selbst tauschen,
bei Letzterem muss der Fachmann ran.
Beleuchtung: Fallen Leuchten aus oder
flackern sie, ist an modernen E-Bikes
meist nur ein Steckkontakt schuld.
Obacht: Verstöße gegen die Beleuch-
tungsvorschrift der StVZO kosten bis
zu 35 Euro. Auch fehlende Reflektoren
oder Katzenaugen nachrüsten!
Cockpit & Sattel: Der feste Sitz von
Lenker, Vorbau, Griffen und Sattel
sollte vor der ersten Fahrt kontrolliert
werden. Das gilt auch für alle weiteren
Verbindungen am Rad.
Kette & Riemen: Bei Kettenschaltung
das Zusammenspiel von Kette und
Zahnrad überprüfen. Wer die Kette
rechtzeitig austauscht, kann die deut-
Sigma Pocket Tool Medium
Ein kompaktes Miniwerkzeug gehört in
jeden Hobbykeller oder Bike-Rucksack.
Mit dem 17-teiligen Werkzeug lassen sich
unterwegs oder in der Garage schnell
Reparaturen erledigen oder Einstellungen
vornehmen. Hier ist alles dran, was man im
Regelfall braucht. Preis: 19,99 Euro
lich teurere Zahnkranzkassette länger
nutzen. Räder mit Nabenschaltung sind
weniger empfindlich; allerdings muss
die Spannung von Kette bzw. Riemen
stimmen. An E-Bikes ohne Spannvor-
richtung kann sonst das Hinterrad nach
vorne und die durchhängende Kette
abrutschen.
Federung: Federgabeln müssen regel-
mäßig geschmiert werden, um leicht-
gängig und sensibel anzusprechen.
Im Handel gibt es dafür spezielle Öle.
Eventuelles Spiel zwischen Stand- und
Tauchrohren der Gabel macht sich bei
starken Bremsmanövern bemerkbar.
Lagerspiel: Lassen sich Kurbeln oder
Felgen in seitlicher Richtung bewegen,
müssen die jeweiligen Lager nach-
gestellt werden. Spiel im Steuerlager
kommt man auf die Schliche, wenn
man bei gezogener Vorderbremse das
Bike vor- und zurückruckelt.
Laufradbefestigung: Der feste Sitz der
Laufräder ist äußerst sicherheitsrele-
vant. Die korrekte Position der Spann-
hebel sollte man anhand der Bedie-
nungsanleitung überprüfen. Faustregel:
Der Verschluss des Schnellspanners
sollte immer parallel zur Gabel stehen.
Muc-Off Bike Cleaner
Beim Frühjahrsputz erstrahlt Ihr Rad mit
Fotos: Sebastian Prößl, Michael Faiß
den Muc-Off-Reinigern schnell wieder in
neuem Glanz. Entwickelt haben es britische
Outdoor-Sportler – und auf der Insel kennt
man Dreckswetter! Auch die Kettenöle
und Pflegeprodukte der Firma sind
zu empfehlen. Set-Preis: 84,95 Euro
FOCUS 15/2018
 8 CHT

Sie schalten noch selbst?

2 in 1 – der Beginn einer Ära
Das neue 8CHT ist das weltweit erste E-Bike mit einem 2 in 1-Antriebssystem
von Continental. Das 48 V Revolution eBike System bietet eine revolutionäre
Kombination von Motor und Planetengetriebe in einem kompakten Gehäuse –
gespeist aus leistungsstarken 600 Wh-Akkus. Das 8CHT glänzt dabei mit einem
vollintegrierten Rahmendesign und einer besonders hochwertigen Ausstattung.

e-bike manufaktur – Premium E-Mobilität Made in Germany

Mit stufenlosem
Automatikgetriebe

Ab Mitte Mai ist die Weltneuheit 8CHT

bei folgenden Premium-Fachhandelspartnern verfügbar:

Bike 24 GmbH 01237 Dresden | Emporon GmbH & Co. KG 01723 Wilsdruff OT Kesselsdorf | Bike Department Ost GmbH 04107 Leipzig | Lucky Bike Chemnitz 09117
Chemnitz | Ostrad Fahrräder 10405 Berlin | Harry Hurtig GmbH 17192 Waren/Müritz | BIKE MARKET GmbH 18069 Rostock-Schutow | Fahrrad XXL MARCKS GmbH
21029 Hamburg | Fahrrad Center 21079 Hamburg | Timm GmbH 21423 Winsen/Luhe | Rad + Service Niendorf 22455 Hamburg | Veloman eBike-Center 22844
Norderstedt | rad-werk zingelmann GmbH 22926 Ahrensburg | Fahrrad & Meer 25335 Elmshorn | Fahrrad Wollesen 25927 Aventoft | E-Bike Only 26127 Oldenburg
| Zweirad Thedinga GmbH 26506 Norden | Wolff‘s Fahrradwelt 26689 Augustfehn-Apen | Bike Arena Oltmanns OHG 26789 Leer | Rad & Tour 27574 Bremerhaven
| Zweiradmarkt Huchting 28259 Bremen | Dodenhof Posthausen KG 28870 Posthausen | Radhaus Schauerte 30169 Hannover | Powerslide Fahrradhandel e.K.
32427 Minden | Tippenhauer Zweiräder 32825 Blomberg | Fahrrad Rottstock GmbH 33330 Gütersloh | Feine Räder GmbH 33602 Bielefeld | Lucky Bike Bielefeld
33647 Bielefeld | Lucky Bike Kassel 34127 Kassel | Picco & Pedalo GmbH 34497 Korbach | Radhaus am Markt 37603 Holzminden | Hotz und Heitmann GmbH
38440 Wolfsburg | BADBIKES GmbH 38855 Wernigerode | Fahrrad Magdeburg Büchner GmbH 39104 Magdeburg | Lucky Bike Hilden 40721 Hilden | Lucky Bike
Mönchengladbach 41069 Mönchengladbach | Birkenstock GmbH 41464 Neuss | Lucky Bike Dortmund 44263 Dortmund | Zweiradhaus Möllmann 44534 Lünen
| Die Fahrrad Profis 44869 Bochum | Lucky Bike Essen 45127 Essen | Fahrrad XXL Meinhövel GmbH 45894 Gelsenkirchen | Bleker GmbH 46348 Raesfeld | Lucky
Bike Duisburg 47051 Duisburg | Gelderner Fahrradprofi 47608 Geldern | Lucky Bike Münster 48153 Münster | Fahrrad Look 48161 Münster | Hürter Zweirad
GmbH 48167 Münster | Zweirad Hanning 48301 Nottuln | Zweirad Tourenrad 48356 Nordwalde | Fahrrad Helmig OHG 48477 Hörstel-Riesenbeck | Fietsen Arends
48607 Ochtrup | Kraft Rad GmbH 50259 Pulheim | Motokölsch & Wittek GmbH 51465 Bergisch Gladbach | Renate Hackländer 51645 Gummersbach | Zweirad
Bülke 52353 Düren - Birkesdorf | Fahrrad XXL Feld GmbH 53757 Sankt Augustin | Fahrrad XXL Franz GmbH 55120 Mainz | Fahrradhaus Große UG 56068 Koblenz
| Fahrrad XXL Franz GmbH 56218 Mülheim-Kärlich | 2Rad Center Werl 59457 Werl | TIGGES Fahrrad & Service 59494 Soest | Böttgen Fahrrad GmbH 60385
Frankfurt/M. | Kleins Radhaus 63110 Rodgau-Dudenhofen | Zweirad Schneider 63225 Langen | Engel Elektromobile GmbH 63303 Dreieich | Elektroshop Wagner
63667 Nidda | E-Bike Cafe 63762 Großostheim | Freetime GmbH & Co KG 64331 Darmstadt-Weiterstadt | Fahrrad XXL Franz GmbH 64347 Griesheim | Radhaus
Fotos: XXXXXXXX für FOCUS Magazin

Pacak 65604 Elz | Fahrradwelt Kalker 67071 Ludwigshafen | Radsport Altig 68167 Mannheim | Das Kleine Radhaus 69115 Heidelberg | Stromrad GmbH & Co. KG
70182 Stuttgart | Radsport Mayer GmbH 70469 Stuttgart | Fahrrad XXL Walcher GmbH & Co KG 73779 Deizisau | LauterBikes 74206 Bad Wimpfen | Zweirad Kreis
GbR 74731 Walldürn | Lucky Bike Karlsruhe 76185 Karlsruhe | Radial 76275 Ettlingen | SAGO Bike-Sport GmbH 77694 Kehl | Die Speiche Radhaus 79539 Lörrach
| Lucky Bike München 80939 München | eBike Concept Heisig 81667 München | Zweirad Fischbeck GbR 82256 Fürstenfeldbruck | Fahrradtechnik Haas GmbH
83022 Rosenheim | Lucky Bike Rosenheim 83026 Rosenheim | Lucky Bike Augsburg 86153 Augsburg | Radstation Lindau 88131 Lindau | Uwe Sperger Zweiräder
93309 Kelheim | Stephans Radwelt 96487 Dörfles-Esbach | Velo Momber 97070 Würzburg | Lucky Bike Würzburg 97078 Würzburg | Lucky Bike Erfurt 99086 Erfurt

FOCUS XX/2018
www.ebike-manufaktur.com
13
 Mit dem E-Bike zur Arbeit:
Dienstrad-Leasing wird
immer beliebter und bie-
tet Arbeitnehmern und
Selbstständigen finanziel-
le Vorteile

14
 Das rechnet sich!
E-Bike-Leasing wird immer beliebter. Besonders attraktiv: ein Dienstrad vom Arbeitgeber.
Doch wie funktioniert das? FOCUS beantwortet die zehn wichtigsten Fragen
Warum sollte ich überhaupt ein
1 E-Bike leasen?
Foto: Sebastian Stiphout für FOCUS-Magazin; Assistent: Fabian Vogl; Produktion: Eva Dahme, Assistentin: Irina Friesacher; Styling: Gabriela Santighian, Assistentin: Anastasia Petrenko; Haare & Make-up: Gaby Pachmayr;
Weil es, gerade beim Dienstrad-
Modell, unterm Strich die günstigere
Möglichkeit ist, sich ein hochpreisiges
E-Bike anzuschaffen. Selbstständige oder
Angestellte können dann die Leasing-Rate
steuerlich auf das Bruttoentgelt anrech-
nen lassen und dabei sparen. Obendrein
sind durch das Leasing oft automatisch
Versicherungsleistungen, Verschleißteile
und die Wartung inkludiert.
Wer kann ein E-Bike leasen?
2 Grundsätzlich jeder. Die Möglich-
keit eines Dienstrad-Leasings soll-
ten Sie mit Ihrem Arbeitgeber und der
Personalabteilung klären. Viele Unter-
nehmen arbeiten bereits mit speziellen
Leasing-Anbietern zusammen.
Darf ich mein Leasing-Bike auch
3 privat nutzen?
Natürlich! Sie müssen streng
genommen keinen Meter dienstlich mit
Ihrem Rad fahren. Sie versteuern den
geldwerten Vorteil pauschal mit einem
Prozent des Neupreises (1-Prozent-Regel)
monatlich über Ihre Gehaltsabrechnung.
Damit entfällt auch das Führen eines
Kleid: Etro; Schuhe: Salvatore Ferragamo; Tasche: Escada. Vielen Dank an Salewa/Oberalp-Group
Fahrtenbuches.
Was hat der Arbeitgeber davon?
4 Er spart einen kleinen Teil an
Sozialversicherungsabgaben – das
kann sich über die drei Jahre Laufzeit
durchaus rechnen. Viel mehr wiegt aber
wohl der Umstand, einen glücklichen
Arbeitnehmer zu haben, der etwas für
seine Gesundheit und die Umwelt tut.
Vom positiven Image profitieren Unter-
nehmen durchaus auch in ihrer Außen-
wirkung.
Kann man jedes Modell oder
5 mehrere E-Bikes leasen?
Grundsätzlich ist jedes Bike mög-
lich, einige Hersteller haben aber eine
Preisobergrenze, die bei rund 12 000 Euro
liegt. Ausgeschlossen sind die S-Pedelecs,
da diese rechtlich auch nicht als Fahrrad,
sondern wie ein Kraftfahrzeug behandelt
werden. Wenn der Arbeitgeber es zulässt,
FOCUS 15/2018
können auch mehrere Bikes geleast wer-
den. Für jedes ist zusätzlich ein Prozent
des Neupreises als geldwerter Vorteil zu
versteuern.
Wie lange ist die Leasing-Dauer,
6 und was passiert nach Ablauf des
Vertrags?
In der Regel läuft ein Leasing-Vertrag drei
Jahre. Eine Übernahme des E-Bikes zum
Ende der Laufzeit ist nicht vorgesehen, in
der Regel aber möglich. Aktuell setzen
die Finanzämter für den Fall pauschal
einen Restwert von 40 Prozent des Neu-
preises an. Offeriert ein Leasing-Anbieter
dem Leasing-Nehmer ein Bike zu einem
niedrigeren Restwert, so muss die Diffe-
renz zu den 40 Prozent versteuert werden.
Beispielrechnung: E-Bike (Neupreis:
2500 Euro)
im Eurorad-Premiumangebot inkl.
Versiche-
rungspaket Leasingnehmer: Single
(kinderlos),
Steuerklasse 1 (Kirchensteuer, geset
zliche
Krankenversicherung, Bundesland
Bayern)
Was, wenn ich vor Ablauf der
7 Leasing-Dauer den Job wechsle?
Vertragspartner der Leasing-
Gesellschaft ist der Arbeitgeber. Das
Bike und der Leasing-Vertrag verbleiben
also beim Arbeitgeber. Arbeitgeber und
Arbeitnehmer können dies in einer Nut-
zungsvereinbarung aber anders regeln.
Was passiert, wenn am geleasten
8 Rad etwas kaputtgeht?
Wartung und Verschleiß sind meist
in der Leasing-Rate inkludiert. Anbie-
ter wie Eurorad bieten mit ihrem Pre-
miumpaket die volle Absicherung ohne
Selbstbeteiligung an. Dazu eine Rund-
umschutzversicherung und einen Pick-
up-Service.
Ist mein geleastes E-Bike versi-
9 chert?
In der Regel ist eine Basisversi-
cherung gegen Diebstahl eingeschlossen.
Hinzu kommt häufig die Absicherung
gegen Vandalismus, Sturzschäden oder
einen defekten Akku. In jedem Fall ist
der Versicherungsschutz einfacher und
vor allem günstiger als bei einem privat
gekauften E-Bike.
Kann ich gewünschtes Zubehör
10 gleich mitleasen?
Nur wenn es fest mit dem Fahr-
rad verbunden ist, weil es dann als Teil
der Anschaffungskosten betrachtet wird.
Das kann ein spezieller Sattel oder ein
Austausch-Akku sein, nicht aber etwa der
Helm, Bekleidung oder Taschen.
Die Sache mit dem Restwert
In vielen E-Bike-Altverträgen sind oft Rest-
werte von zehn Prozent oder weniger aus-
gelobt. Das haben die Finanzbehörden
2017 gestoppt und einen pauschalen
Restwert von 40 Prozent nach 36 Monaten
festgelegt. Heißt konkret: Ein Bike, das
neu 3000 Euro kostet, ist nach drei Jah-
ren 1200 Euro wert. Viele Leasing-Geber
bieten trotzdem Übernahmen zu 15 bis
19 Prozent an und regeln gegebenenfalls
die Differenzbesteuerung selbst.
15

Die Lust an der Last
Ob per Lastenrad oder Anhänger: Noch nie war es so einfach,
Kind und Kegel mit dem E-Bike zu transportieren
1 2
DESIGNORIENTIERT
Das elegante, gut 50 Kilo
schwere Urban Arrow „Family“
hält je nach Ausstattung über
200 Kilo Zuladung (inkl. Fahrer)
aus, womit es nicht nur für den
Kindertransport geeignet ist.
Ein optionales Regenzelt kann
Box, Passagiere und Fahrer vor
Wind und Wetter schützen, ein
Maxi-Cosi-Adapter ermöglicht
auch den ganz Kleinen die Mit-
fahrt. Ab 4250 Euro
www.urbanarrow.com
3 ODER DOCH LIEBER
SCHWER-
TRANSPORTER
Dank patentierter Neigetechnik
gleitet das HNF-Nicolai „CD1
Cargo“ dynamisch durch den
Verkehr. Die Ladeplattform
vorm Lenker lässt durch ein
Schienensystem die Montage
unterschiedlicher Aufbauten
zu. Auch in der Basisversion
mit Holzplatte kann das Rad
vielseitig beladen werden.
Unübertroffen ist das zulässige
Gesamtgewicht von 280 Kilo.
Ab 6295 Euro
www.hnf-nicolai.com
4
THINK-TANK
Der Hercules-Transporter ist
eine B2B-Lösung. Mit Brose-
Antrieb und NuVinci-Nabe aus-
gestattet, können Handwerk,
Zustelldienst oder Straßenreini-
gung bis zu 135 Kilo Zuladung
in unterschiedlichster Konfigu-
ration bewegen. Besonders für
Flottenbetreiber interessant
sind Netzwerklösungen wie
Bewegungssensor oder GPS-
Modul. Preis: k. A.
www.intelligenter-transporter.
hercules-bikes.de
16
D
z
b
T
1
RAUMFAHRER
Mit dem dreirädrigen „Max-E“
wendet sich Hersteller Babboe
an Kitas, Tagesmütter oder
Großfamilien – bis zu sechs Kin-
der finden in der Holzbox (Zu-
ladung: 150 Kilo) Platz. 3-Punkt-
Gurte sorgen für Sicherheit.
Selten, aber in der Stadt beson-
ders praktisch: Der Motor ver-
fügt über einen Rückwärtsgang.
Ab 3699 Euro
www.babboe.de
5
EIN ANHÄNGER?
Bis zu 30 Kilo Zuladung las-
sen sich zum Beispiel auch mit
dem „Carry Van“ von XLC (ca.
2 200 Euro, www.xlc-parts.com)
umherfahren. Der faltbare
Hänger mit knapp zwölf Kilo
Eigengewicht wird per Achs-
kupplung am Bike befestigt.
Trailer wie der „Kid for 1“ für
ein oder „Kid for 2“ für zwei
3
Kinder von Croozer (ab 549
Euro, www.croozer.com) las-
sen sich auch als Kinderwagen
verwenden. Bis zum siebten
Geburtstag dürfen die Kleinen
darin ans Rad gekoppelt
werden – früh einzusteigen
lohnt sich also.
ALLES ERLEUCHTET?
Seit Anfang des Jahres macht
die StVZO konkrete Angaben
zur Anhängerbeleuchtung:
Trailer ab 60 cm Breite müssen
vorn mit zwei weißen, hinten
mit zwei roten Reflektoren aus-
gestattet sein. Ist die Fahrrad-
4
Schlussleuchte nicht mindes-
Fotos: Hersteller; Shutterstock
tens zur Hälfte sichtbar, braucht
der Hänger links hinten ein
Rücklicht. Und wenn der Nach-
läufer über einen Meter breit
ist, muss links vorne eine weiße
5 Leuchte angebracht werden.
FOCUS 15/2018
Dieser Text
zeigt evtl. Pro-
bleme beim Jetzt in unserem Webshop:
www.giant-bicycles.de

Text an
Fotos: XXXXXXXX für FOCUS Magazin

Das Neue
GIANT Full-E+ PRO
Der SyncDrive Pro powered by Yamaha Antrieb wurde speziell für eine optimale Performance in E-MTBs
entwickelt. GIANT hat den neuen Pro-Motor einer Leistungsoptimierung unterzogen und ihn noch besser auf
den Einsatz in Mountainbikes abgestimmt. Der noch leichtere und kompaktere SyncDrive Pro Motor kommt
hauptsächlich in GIANT’s Top E-MTBs zum Einsatz.

Mehr auf giant-bicycles.com/full-e Irrtümer, Druckfehler, Preisänderungen & Liefermöglichkeiten vorbehalten.

FOCUS XX/2018 Sitz der Gesellschaft: Giant Deutschland GmbH | Mettmanner Str. 25 | 4069917 Erkrath
 Finanzspritze
Von Staat und Kommunen werden vor allem E­Lasten­
räder gefördert – aber die Unterschiede sind deutlich
S
ubventionen durch die öffentliche
Hand für die individuelle Mobi-
lität sind in Deutschland nicht
neu. Wer allerdings Rad fährt oder aufs
E-Bike umsteigen möchte, ging lange
leer aus. Das kann man ungerecht, aber
vor allem umwelt- und verkehrspolitisch
bedenklich finden. Gegen eine Kauf-
prämie für normale E-Bikes werden die
bereits hohen Verkaufszahlen ange-
führt. Aber sollten diese ein Grund für
das Ausbleiben einer Förderung sein?
SEISMOGRAF DER URBANITÄT
Städte lebenswerter gestalten mithilfe
des Fahrrads – im Deutschen Architek-
turmuseum in Frankfurt startet die Aus-
stellung „Fahr Rad!“
Wer auf Städte und deren Umgang mit
dem öffentlichen Raum blickt, erkennt
zwei Dinge: Vielerorts herrscht das Be­
mühen, urbane Räume neu zu interpretie­
ren und zu gestalten. Und, dass die Aus­
gangsbasis dafür geprägt ist vom Erbe der
1960er­ und 1970er­Jahre, als neben dem
Auto praktisch kein anderes Mobilitäts­
konzept eingeplant war. „Die Frage, wem
der öffentliche urbane Raum gehört“, sagt
Lessano Negussie, einer der Kuratoren
von „Fahr Rad!“, „muss schlichtweg neu
gestellt werden.“ Und Antworten darauf
müssen gefunden werden. Einen Anstoß
dafür soll nun die Ausstellung im Deut­
18
Und was ist mit E-Lastenrädern? Hier
liegen die geschätzten Verkaufszahlen
etwa in der Größenordnung der von
E-Autos. Der Effekt, den die Transport-
Bikes in Sachen Umweltbilanz und
Stadtverträglichkeit haben könnten,
ist allerdings kaum zu überschätzen.
Seit dem 1. März 2018 gibt es zwar eine
bundeseinheitliche Förderprämie für
Transporträder, doch sie zielt nur auf
den echten Lastentransport ab. Per
Definition sind das Transporter bezie-
hungsweise Transportanhänger, die
mindestens 150 Kilogramm laden und
ein Volumen von mindestens einem
Kubikmeter bewältigen können. „Das
schließt deutlich mehr Möglichkeiten
aus als ein und ignoriert das große
Potenzial, das in einer grundsätzlichen
Förderung von E-Bikes und insbeson-
dere Cargobikes läge“, findet Arne
Behrensen, der auf seiner Website Car-
gobike.jetzt eine Übersicht aller bun-
desweiten Förderprogramme bietet.
Die Stadt München und auch das Land
Baden-Württemberg gehen mit gutem
Beispiel voran – in München sogar für
privat genutzte Lastenräder.
Portland/Oregon: eines der ausgestellten
Projekte im DAM. Die grüne Farbe auf dem
Belag kennzeichnet die Radwege
schen Architekturmuseum geben, die am
21. April in Frankfurt am Main startet. Ihr
Untertitel „Die Rückeroberung der Stadt“
zeugt von einer gewissen Dringlichkeit,
obwohl die Macher von einer „sanften
Wer fördert wie?
DER BUND fördert seit dem 1. März die
Transport­E­Bikes. Gefördert werden 30 Pro­
zent des Anschaffungspreises, maximal
2500 Euro. Bedingung ist aber, dass es sich
um ein „echtes“ E­Lastenrad handelt. Ein­
deutig ausgenommen sind E­Bikes für den
Personentransport wie etwa Fahrrad­Rik­
schas. www.bafa.de
BADEN-WÜRTTEMBERG Die grün­schwarze
Landesregierung steht für die flächendecken­
de Förderung von E­Lastenrädern. Gefördert
wird mit bis zu 4000 Euro bzw. 50 Prozent der
jeweiligen Investitionssumme. Das gilt auch
für E­Anhänger. Allerdings nur für Unterneh­
men, Körperschaften des privaten Rechts
oder gemeinnützige Organisationen. Dabei
ist es egal, ob ein Bike gekauft oder geleast
wird. vm.baden-wuerttemberg.de
MÜNCHEN Die bayrische Landeshauptstadt
spricht explizit auch private Interessenten
an. Zu gleichen Bedingungen kann man
ein E­Cargobike mit bis zu 1000 Euro för­
dern lassen. Und dazu kommen noch bis zu
1000 Euro als „Abwrackprämie“ für ein
nachweislich stillgelegtes Fahrzeug mit Ver­
brennungsmotor. www.muenchen.de
DIE BEDINGUNGEN, unter denen ein Kauf
oder eine Finanzierung gefördert wird,
unterscheiden sich nicht nur durch die Höhe
eines möglichen Zuschusses. Einen Über­
blick über die jeweiligen Möglichkeiten fin­
det man unter anderem auf den städtischen
Websites oder hier im Überblick:
www.cargobike.jetzt
Umverteilung“ sprechen. Die Kuratoren
und Unterstützer der Ausstellung, zu
denen neben dem Bundesministerium für
Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)
auch E­Bike­Hersteller Kalkhoff gehört,
sehen in der Radnutzung, egal, ob analog
Fotos: Bruce Forster; Illustration: BreyGraphicArts für FOCUS Magazin
oder elektrisiert, eine Art Seismograf der
Urbanität und verweisen auf Projekte von
New York bis Karlsruhe. „Wir brauchen
einfach mehr Platz. Und Freiraum, der
sich auftut, muss im Sinne der individuel­
len Mobilität strategisch neu verteilt wer­
den“, fassen Stefanie Lampe und Annette
Becker, mit Lessano Negussie Kuratoren
von „Fahr Rad!“, die Herausforderungen
zusammen. Bis zum 2. September wol­
len sie in Frankfurt zeigen, dass der Weg
zu einer nachhaltigen Stadtplanung über
eine fahrradgerechte Stadt führen kann.
www.dam-online.de
FOCUS 15/2018
 Der größte Test, AB 14.04.
AM KIOSK
die besten Bikes. ODER DIGIT
AL

Großer E-Bike-Check
20 neue Modelle im Test
und die besten E-Bikes der
letzten zwei Jahre

Neuheiten 2018
Auf welche E-Bikes Sie
sich 2018 freuen können

Gewinnspiel
Jetzt mitmachen und
Preise im Gesamtwert von
25.000 Euro gewinnen
Fotos: XXXXXXXX für FOCUS Magazin

FOCUS XX/2018 19
 E - B I K E -T E S T
DER GROSSE
„E-Bikes sind Maschinen“
Geht es um E-Bike-Tests, dann stehen für den Leiter des Prüfinstituts Velotech,
Ernst Brust, nie nur die Teile, sondern immer das Ganze im Mittelpunkt
Leitet eines der renom-
miertesten Prüfinstitute
Deutschlands:
Ernst Brust, Chef von
Velotech
20
Herr Brust, Sie haben für FOCUS in den
letzten zwei Jahren über 200 E-Bikes im
Labor getestet: Was genau prüfen Sie
und Ihr Team an einem E-Bike?
Wir testen die Räder nach einer 450
Punkte umfassenden Checkliste – von
der vorgeschriebenen Mindesthöhe eines
Reflektors bis zur Vollständigkeit der
Bedienungsanleitung. Für mich ist wich-
tig, dass unsere Laborwerte mit den von
erfahrenen Profis durchgeführten Live-
Tests ein Ganzes ergeben.
Durch eine Art Probefahrt?
Ja, aber unter realen Praxisbedingun-
gen. Wir können dabei natürlich nicht das
Leben eines Bikes im Sinne der Belastung
nachstellen, aber die Kollegen von „Velo-
motion“ geben sich da alle Mühe, an die
Grenzen zu gehen. Und das ist gut so.
Worauf kommt es bei den Tests an?
Für mich sind die Bremsen eines der
wichtigsten Dinge. Die müssen nicht nur
gut, sondern geeignet sein. Darin liegt ein
Unterschied. Es geht nicht nur darum,
maximal zu entschleunigen, sondern
auch um Dosierbarkeit. E-Bikes boomen,
und es kommen immer mehr Neueinstei-
ger dazu. Die müssen sich an die physika-
lischen Gegebenheiten ja erst gewöhnen.
Was ist so anders am E-Bike?
Ein E-Bike hat nichts mehr mit einem
Hollandrad zu tun. Man fährt damit meist
schneller, und das Gesamtgewicht, also
Bike, Fahrer und mögliches Gepäck, geht
schnell rauf auf 150 Kilogramm. E-Bikes
sind Maschinen, das wird gern vergessen.
Auf dem von uns entwickelten Leistungs-
prüfstand ermitteln wir die tatsächliche
Leistung und Geschwindigkeit, die auf
der Straße ankommt. Und ob das mit den
gesetzlichen Bestimmungen einhergeht.
Es gibt E-Bikes, bei denen mehr als die
zulässige Toleranz überschritten wird.
Wie sehen Sie das Set-up des FOCUS-
Tests als Ganzes?
Es hat die Bezeichnung „Test“ wirk-
lich verdient. Es wird ein enormer Auf-
wand getrieben, den ich für sehr gut
und ausdrücklich lobenswert halte – und
der nicht selbstverständlich ist. Nicht
zuletzt die Vielfalt der getesteten Räder
und Antriebssysteme macht diesen Test
besonders. Das schafft Akzeptanz für die
Technologie und das Erlebnis E-Bike.
FOCUS 15/2018

E-BIKE-TEST
Glauben Sie, das E-Bike kann eine echte
Mobilitätsalternative werden?
Das ist es doch heute schon. Es ist das
perfekte Bindeglied zwischen Fußgänger
und Auto. Man bedenke die aktuellen
Diskussionen um Fahrverbote in Innen-
städten – und die gibt es ja nicht nur in
Deutschland. Der Bedarf wird steigen.
Sie sind auch Vorsitzender des Normen-
ausschusses für Lastenräder. Was tut
sich in diesem Bereich?
Ich sehe vor allem zweispurige Trans-
porträder für gewerbliche Nutzer stark im
Kommen. Gerade Lieferdienste in Groß-
städten verursachen viele Verkehrspro-
bleme, etwa durch das Parken in zweiter
Reihe. Hier könnte das Transport-E-Bike
für sehr viel Entlastung sorgen. Ich glau-
be, dass diese aktuell noch außergewöhn-
lichen Räder bald zur Normalität werden.
Zum Beispiel hat die Deutsche Bahn kon-
krete Pläne, ein Verleihsystem für Trans-
port-Bikes zu starten. In vielen Städten
wird die Anschaffung von Cargo-Bikes
finanziell gefördert. Eine bundeseinheit-
liche Förderung wäre wünschenswert und
würde den Markt erheblich beleben.
Wo sehen Sie die größten Hürden für
das E-Bike auf seinem Weg zur Mobili-
tätsalternative?
Die Infrastruktur passt einfach nicht.
Das Verhältnis der Investitionen im Stra-
ßenbau zwischen Auto und Fahrrad ist
fast schon unanständig. Wobei das Ver-
hältnis von aktiver (Fußgänger, Radfah-
rer usw.) zu passiver (Auto-, Bahnfahrer
usw.) Mobilität bei 55 zu 45 Prozent liegt.
Ich war kürzlich in Shanghai. Dort wer-
den kilometerlange überdachte Straßen
für Radfahrer gebaut. Bis dahin ist in
Deutschland noch ein sehr langer Weg
zu gehen.
Fotos: André Kirsch für FOCUS Magazin
ERNST BRUST (64) leitet seit 1991 das auf
Fahrräder und E-Bikes spezialisierte Prüf-
labor Velotech. Er ist vereidigter Sach-
verständiger und Mitglied in praktisch
allen Normenausschüssen für E-Bikes in
Deutschland. www.velotech.de
FOCUS 15/2018
Alle Details
zum
großen FO
CUS-E-Bike
Test finden -
Sie auf
www.focu
s-ebike.de
Exklusiv für FOCUS führt das
Radmagazin „Velomotion“
regelmäßig Deutschlands
größten E-Bike-Test durch
So testet FOCUS
So werden die Räder im FOCUS-E-Bike-Test gecheckt
Jedes Rad im FOCUS-E-Bike-Test wird
in Labor und Praxis geprüft und bewer-
tet. Die Labortests werden bei Velotech,
einem der renommiertesten Prüfinstitute
des Landes, durchgeführt. Die Praxistests
sowie die abschließende Beurteilung der
E-Bikes erfolgt durch die Spezialisten von
„Velomotion“. Auf dem eigens entwickel-
ten Labor-Prüfstand „eRig“ werden unter
anderem die Reichweite (Ebene und
bergauf), die Motorunterstützung und die
Reichweiteneffizienz ermittelt. Ermittelt
wird auch der sogenannte U-Faktor, der
das Verhältnis der Motorleistung im Ver-
gleich zur vom Fahrer erbrachten Tretleis-
tung bergauf beschreibt. Ein U-Faktor von
2,0 besagt, dass der Antrieb den Fahrer
mit der doppelten Leistung unterstützt.
Je höher der U-Faktor, desto stärker ist
die effektive Unterstützung des Motors. Die Tests sind nur zusammen mit gründ­
Bewertet wird zudem die Bremskraft bei licher Datenanalyse aussagekräftig
einer Handkraft von realistischen 80 New-
ton. Das Ergebnis setzt sich im Verhältnis
von 70 Prozent (Vorderradbremse) zu
30 Prozent (Hinterradbremse) zusammen.
Das FOCUS-Siegel
Der Praxistest umfasst über 30 Kriterien, Die Testresultate von FOCUS,
die für jedes Rad unter realen Bedingun- „Velomotion“ und dem Prüflabor
gen abgearbeitet werden. Neben den Velotech ergeben für jedes Bike
verbauten Komponenten fließen auch ein übersichtliches Testsiegel
Faktoren wie Ausstattung, Händlernetz,
Service-Angebot oder die Konnektivität PRÄDIKAT Die Gesamtnote nach dem
eines Bikes in die Bewertung ein. Prinzip der Schulnoten von „sehr gut“
bis „ungenügend“
DIE 10 WICHTIGSTEN KRITERIEN
DES PRAXISTESTS
e-bike sehr gut
Wendigkeit und Flatterneigung test 1,5
Beschleunigung Ebene und Berg 2018
Fahren ohne Motorunterstützung
Anfahren am Berg BENOTUNG Die exakte Note, die sich
Ergonomie – Lenker und Rad aus den bis zu 34 Testkriterien ergibt
Akku Ein- und Ausbau
Präzision und Bedienung der Schaltung PREIS/LEISTUNG Modelle,
die für den Preis viel bieten,
Bedien- und Dosierbarkeit der Bremsen
heben wir besonders hervor
Standfestigkeit des Seitenständers
Ausstattung und Zubehör
21
 E - B I K E -T E S T

C I T Y- B I K E BATAVUS RAZER Preis (UVP) 2749 Euro

Sportlich durch die Stadt: Die Sitzposi-
tion auf dem Razer ist City-untypisch
etwas gestreckter, mit der Starrgabel ist
man eher am flotten Tourer orientiert.
Dazu klassisches Rahmendesign mit
feiner Metallic-Lackierung. Die sport-
liche Attitüde zieht sich bis zum leicht
laufenden, relativ schmalen Reifen klasse, in Sachen Reichweite trotz des Gewicht 22,8 kg + max. 107 kg
mit wenig Profil. Das Handling am fast kleinen Akkus sogar vorne. Weniger Reichweite Berg 18,8 km bei 18,2 km/h
geraden Bügel ist für ein City-Bike ent- zum sportlichen Auftritt passt die unter Reichweite Ebene 105,6 km bei 22,9 km/h
sprechend wenig wendig, der Gerade- Druck hakelige 8-fach-Nabenschaltung. U-Faktor 2,5
auslauf dagegen überzeugend. Der Für allerlei Zubehör auf dem Träger
Mittelmotor Yamaha PW
Yamaha-Motor reagiert flott und be- hat dieser eine Adapterplatte. Unver-
wegt sich kräftemäßig in der Mittel- zichtbar für die Stadt: Ringschloss. Akku Rahmenakku, 396 Wh
Nabenschaltung Shimano Alfine, 8 Gänge
Felgenbremsen Magura HS11

e-bike gut Bewertung

test 1,7
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Leicht und stark genug: Ausstattung ★★★★
hydraulische Felgenbremse HS11
Fazit der Redaktion
City-Biken, sportlich: Schnelle Wege sind eher
das Metier des Razer als die Einkaufsstraße.
Dazu ist es relativ leicht – also gut für Radler,
die das Bike in den Keller stellen.

relativ leicht (22,8 Kilogramm),

Sorglos-Antrieb
Motorsteuerung: gut bedienbar – Mittiger Ständer ist beim
außer mit Handschuhen Rangieren hinderlich, klappert

C I T Y- B I K E BULLS LACUBA EVO 8 Preis (UVP) 3399 Euro

Integration – wir machen das! Die Akku speist den sanft, aber zugleich Geradeauslauf akzeptieren. Per Dreh- Gewicht 25,4 kg + max. 109 kg
Lacuba-Silhouette wirkt wie aus einem kraftvoll unterstützenden Brose-Motor. griff wird die wartungsarme 8-fach- Reichweite Berg 23,9 km bei 17 km/h
Guss. Wer den Akku im Hauptrohr he- Die Sitzposition auf dem kurzstrecken- Nabe bedient – dafür muss Druck vom Reichweite Ebene 93,1 km bei 26 km/h
rausnimmt, riskiert allerdings schmutzi- weichen Sattel ist aufrecht, der verstell- Pedal genommen werden. Für Komfort U-Faktor 2,5
ge Hände. 650 Wattstunden leistet der bare Vorbau lässt Feintuning zu. City- sorgt die vernünftig ansprechende
Mittelmotor Brose
Stromspeicher und schafft damit eine gerecht wendig gibt sich das Fahrwerk, Federgabel. Schönes Detail: die auf-
der besten Reichweiten im Test. Der allerdings muss man leichte Abzüge im wendige Hinterachsaufnahme. Akku Rahmenakku, 650 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 8 Gänge
Scheibenbremsen Shimano BR-M315

e-bike sehr gut Bewertung

test 1,4
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★ ★
Praxistest ★★★★★
Brose-Motor: harmonische und Ausstattung ★★★★★
sehr leise Schubarbeit
Fazit der Redaktion
City-Stromer mit allem Drum und Dran,
stimmige Optik inklusive. Brose-Antrieb und
Nabenschaltung machen das auch mit Herren-
rahmen erhältliche Lacuba etwas teurer.
Fotos: Velomotion

leiser, reichweitenstarker Antrieb

Aufnahmebereit: Träger mit zweiter Schaltung am Berg hakelig

Reling für Taschen

22 FOCUS 15/2018
 CITY

C I T Y- B I K E CENTURION E-FIRE CITY R1500.28 Preis (UVP) 3099 Euro

Der Einstieg tief und bequem, die Sitz- Motors aus der Performance-Reihe ist Rads. Dabei bleibt es durch den steifen Gewicht 26,2 kg + max. 93 kg
haltung komfortabel-aufrecht: Das für die City allemal ausreichend, am Rahmen auch bei hoher Geschwindig- Reichweite Berg 20,4 km bei 17 km/h
E-Fire City ist auf Komfort und Ergono- Berg sind andere stärker. Ergonomie keit souverän – die eine oder andere Reichweite Ebene 80,5 km bei 24 km/h
mie ausgelegt, der angenehm gekröpf- gibt’s auch beim Schalten: Die war- Tour mit Gepäck ist damit also auch U-Faktor 2,4
te Lenker liegt gut in der Hand – die tungsfreie NuVinci-Nabe liefert stufen- drin. Hochwertige Verarbeitung und
Mittelmotor Bosch Performance Line
Sitzgeometrie ist über Vorbau und Len- los immer die richtige Übersetzung. schön ins Unterrohr integrierte Züge
ker einstellbar. Der Schub des Bosch- Angenehm ist die gute Wendigkeit des sind inklusive. Akku Rahmenakku, 500 Wh
Nabenschaltung NuVinci N330, 11 Gänge
Scheibenbremsen Tektro HD-T285

e-bike gut Bewertung

test 1,6
2018 Reichweite ★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Stabil, schön, praktisch: Ausstattung ★★★★★
Träger mit Adapterplatte
Fazit der Redaktion
Größtes Plus: souveräner Lauf und Komfort bis
hin zur stufenlosen Schaltung. Detaillösungen
(Kabelführung!) und Verarbeitung machen
den nicht so starken Motor wieder wett.

harmonische Kombi: Bosch-Motor

und NuVinci-Schaltung
Display-Halter macht Lenker- Schmutz kann dem hinteren Schutz-
verstellung aufwendig blech (Trägersockel) zusetzen

C I T Y- B I K E CORTINA E-OCTA PLUS Preis (UVP) 2349 Euro

Das E-Octa bemüht sich um modernen
Auftritt, die Sitzposition ist eher mode-
rat, der Lenker ist angenehm ergono-
misch geformt. Auch ist das preiswerte
Cortina deutlich wendiger als der klas-
sische Hollandrad-Vorfahre. Der etwas
laute Bafang-Mittelmotor müht sich mit
leicht zeitverzögertem Einsetzen red-
lich ab, doch am Berg liefert er wenig
Unterstützung. Auch bergab kann das
Cortina durch den wenig steifen Rah-
men nicht überzeugen, die Scheiben-
bremsen verzögern nur mittelmäßig.
Da helfen auch das angenehme,
flächige Design, der geschlossene Gewicht 28,6 kg + max. 91,4 kg
Kettenkasten und die 8-Gang-Nabe Reichweite Berg 19,6 km bei 14,2 km/h
nicht, die den Antrieb wartungsarm Reichweite Ebene 77,7 km bei 24,2 km/h
machen: Der günstigere Preis schlägt U-Faktor 1,7
sich hier in weniger Fahrspaß und Kom-
Mittelmotor Bafang M400
fort und weniger Sicherheitsreserven
bei hohen Geschwindigkeiten nieder. Akku Gepäckträgerakku, 450 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 8 Gänge
Scheibenbremsen Shimano BR-M315

e-bike befriedigend Bewertung

test 3,3
2018 Reichweite ★★★★
Antrieb ★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★
Der 450-Wh-Akku in seinem Ausstattung ★★★★
Gepäckträger-Käfig
Fazit der Redaktion
Wer nur gemütlich und flach unterwegs ist und
Design liebt, kann über das günstige E-Octa
nachdenken. Ein Kompromiss muss ein Rad
mit diesen Einschränkungen aber immer sein.

niedriger Preis, angenehme

Ergonomie
Saubere Eingänge zur Zugführung eher laut, Display bei Sonne
im Unterrohr schlecht abzulesen, Rahmen weich

FOCUS 15/2018 23
 E - B I K E -T E S T

C I T Y- B I K E FLYER UPSTREET5 7.20 FIT Preis (UVP) 4499 Euro

Der X0-Motor von Panasonic macht aus mit ergonomischem Cockpit und be- Das sehr gut ablesbare, mit dem Smart- Gewicht 29,8 kg + max. 119 kg
dem Upstreet einen Kraftprotz. Unter- quemer Sitzposition. Gut zum – deutlich phone koppelbare Display kann nicht Reichweite Berg 20,5 km bei 23,1 km/h
stützungsfaktor 3,8: Spitzenleistung am vernehmbaren – Motor und dem Ergo- nur navigieren, es kann auch Fitnessda- Reichweite Ebene 96,7 km bei 26 km/h
Berg! Der Motor arbeitet dabei durch- nomiekonzept passt die stufenlose Nu- ten und vieles andere anzeigen. Somit U-Faktor 3,8
aus harmonisch mit dem Radler zusam- Vinci-Schaltung mit Drehgriff-Ansteue- taugt das Rad nicht nur für die City, son-
Mittelmotor Panasonic X0
men. Auch sonst fühlt man sich wohl rung. Durch robusten Riemenantrieb dern, dank taschentauglichem Träger
auf dem durchgestylten Schweizer Rad wird eine echte Sorglos-Kombi daraus. und steifem Rahmen, auch für Touren. Akku Rahmenakku, 630 Wh
Nabenschaltung NuVinci N380
Scheibenbremsen Shimano BR-M446

e-bike sehr gut Bewertung

test 1,3
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★ ★
Praxistest ★★★★★
Mit Joystick: Bedieneinheit für das Ausstattung ★★★★★
große Display
Fazit der Redaktion
Stark: Der komfortable Design-Flyer deckt
große Einsatzbreite ab und macht in jeder Hin-
sicht Lust. Wo alles praktisch und hochwertig
ist, wird das Konto natürlich mehr strapaziert.

stark am Berg und auf der Lang-

strecke, Info-Fülle auf dem Display
Sorglos-Set: NuVinci-Schaltung und vergleichsweise schwer und etwas
Riemenantrieb teurer

C I T Y- B I K E KTM MACINA CITY 8P5 Preis (UVP) 2899 Euro

Die Österreicher von KTM verschaffen 500-Wattstunden-Akku gute Reichwei- Magura-Bremsen sind in puncto Do- Gewicht 25,1 kg + max. 100 kg
auch dem City-Bike eine sportliche Op- ten. Ihre acht Gänge wechselt die Na- sierbarkeit aber zweite Wahl. Trotz- Reichweite Berg 23,6 km bei 17,7 km/h
tik. Die nicht ganz aufrechte, entspann- benschaltung teils etwas hakelig. dem: Tourentauglichkeit ist gegeben, Reichweite Ebene 86,4 km bei 24,7 km/h
te Sitzposition passt dazu und lässt sich Komfort? Die Federgabel tut jedenfalls der Träger hat eine separate Gepäck- U-Faktor 2,4
schnell am Vorbau feintunen. Der Mo- ihr Bestes, die Sattelstütze kann das we- taschen-Reling. Störend – wie bei vielen
Mittelmotor Bosch Performance Line
tor aus der Bosch-Mittelklasse schiebt niger. Flotte Fahrweise macht der steife anderen E-Bikes: Kabelgewirr unter
harmonisch an und erreicht mit dem Rahmen gut mit, die wartungsarmen dem Display. Akku Rahmenakku, 500 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 8 Gänge
Felgenbremsen Magura HS11

e-bike gut Bewertung

test 1,6
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Zuverlässig: Magura-Bremsen, pannen- Ausstattung ★★★
sicherer Reifen
Fazit der Redaktion
Flott in der City und auch mal auf Tour – das
Macina von KTM ist breit einsetzbar, schafft
Fahrfreude bei mittlerer Reichweite. In Sachen
Bremse und Komfort ginge eigentlich mehr.
Fotos: Velomotion

sicheres Fahrwerk, teilweise

hochwertige Komponenten
Klein und fein: selbsteinschaltender ineffiziente Federstütze,
IQ2-Eyc-Scheinwerfer etwas schwammige Bremsen

24 FOCUS 15/2018
 CITY

C I T Y- B I K E PEGASUS PREMIO E8R COMFORT Preis (UVP) 2499 Euro

Aufgeräumte Optik: chic, ein bisschen ist relativ einfach. Effizient ist er auch: Gepäck. Die zusätzliche Rücktrittbremse Gewicht 26 kg + max. 109 kg
kantig. Dick unterpolstert sitzt man Eigentlich genügt in der Stadt sogar kommt Wiederaufsteigern entgegen, Reichweite Berg 24,5 km bei 16,3 km/h
sehr aufrecht und hat gute Übersicht in der 400-Wh-Akku. Zur Spritztour lädt die sich oft mit Handbetätigung Reichweite Ebene 106,1 km bei 23,7 km/h
der City, den Lenker nah und alles gut auch der Träger mit tiefer Gepäck- schwertun. Fürs Ringschloss am Rah- U-Faktor 2,1
im Griff. Der schwächere der Bosch- taschen-Reling ein, und die hydrauli- men gibt‘s ein Kettenschloss dazu.
Mittelmotor Bosch Active Line Plus
Motoren arbeitet gut und sehr harmo- schen Felgenbremsen liefern beacht- Das wenig stabile Satteltäschchen ist
nisch, Pedalieren jenseits der 25 km/h liche Verzögerung für Fahrten mit aber der falsche Stauraum dafür. Akku Rahmenakku, 500 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 8 Gänge
Felgenbremsen Magura HSi22

e-bike sehr gut Bewertung

test 1,5
2018 Reichweite ★★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★★
Sicher: hydraulische Felgenbremsen, Ausstattung ★★★★★
gutes Licht
Fazit der Redaktion
Wer auf den Rücktritt schwört, hat wenig
Auswahl mit „E“. Das Premio E8R mit
8-fach-Nabenschaltung ist eine gute, preis-
werte und sehr fahrstabile Option.

gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Clean: saubere Kabelführung Satteltäschchen mit Kettenschloss

im Unterrohr wenig robust

C I T Y- B I K E STELLA LIVORNO STEPS Preis (UVP) 2749 Euro

Komfortabel: die 8-fach-Automatik- für passen auch die aufrechte Sitzpositi- zwar kräftig genug, doch die Reich- Gewicht 25,4 kg + max. 117 kg
schaltung am Stella. Sie wechselt zu- on und das eher wendig ausgelegte weite des sehr harmonischen Antriebs Reichweite Berg 17,8 km bei 18,2 km/h
verlässig und clever die Gänge selbst – Fahrwerk. Dank Schaltnabe, voll gekap- gehört zum unteren Viertel im Test, Reichweite Ebene 74,9 km bei 25,2 km/h
am Berg mit etwas mehr Pedal- selter Kette und im Unterrohr verlegten für die Bremswirkung gilt das ebenso, U-Faktor 2,5
druck. Mit einem Klick am Lenkerknöpf- Zügen ist das Bike wartungsarm. Ein auch wenn die Scheiben noch ausrei-
Mittelmotor Shimano Steps E6000
chen kann man aber auch per Hand optimales Einkaufsrad, schnelle Touren chend verzögern. Handschmeichler:
schalten. Für die City ist das perfekt, da- können andere besser – der Motor ist die Ledergriffe. Akku Gepäckträgerakku, 418 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 8 G., Di2
Scheibenbremsen Tektro Velo

e-bike gut Bewertung

test 1,7
2018 Reichweite ★★★★
Antrieb ★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★★
Harmonische Kombi: Steps-Motor Ausstattung ★★★★★
und Automatikschaltung
Fazit der Redaktion
Genussvolles City-Cruisen statt urbaner
Renner: Komfort, praktische Bedienung
und Wartungsarmut sind inklusive genauso
wie die Harmonie des Steps-Antriebs.

Automatikschaltung, Bedienung
und Display
Gepäckträgerakku: testen, ob die Vorbaueinstellung wegen Display-
Packtaschen passen! Halter nicht möglich

FOCUS 15/2018 25
 E - B I K E -T E S T

C I T Y- B I K E VICTORIA ETREKKING 7.4 Preis (UVP) 2599 Euro

Der Auftritt mit sauber verarbeitetem
Hauptrahmen, tiefem Durchstieg,
Schwalbe-Marathon-Reifen und dezen-
ter Farbgebung zeigt ein klassisches
City-Bike, doch sitzt zwischen den Peda-
len des eTrekking der neue, „kleine“
Bosch-Motor. Er sorgt für mittlere Un-
terstützungswerte und, mit 500-Wh-
Akku am Sitzrohr, solide Reichweiten.
Aufrecht auf dem weichen Sattel, den
stark nach hinten gebogenen Lenker
fast vor der Brust, genießt man den
Überblick und rollt stabil dahin. Stop-
and-go kann der neue Bosch sehr gut,
er packt ausreichend zu und harmo- Gewicht 24,7 kg + max. 115 kg
niert gut mit dem Bio-Antrieb. Das Reichweite Berg 22,1 km bei 16,9 km/h
schafft die Drehgriff-Nabenschaltung Reichweite Ebene 89,6 km bei 24,4 km/h
nicht ganz so perfekt, unter Pedaldruck U-Faktor 2,2
hakelt sie. Die Felgenbremsen sind für
Mittelmotor Bosch Active Line Plus
die City ganz in Ordnung. Unschön: der
Kabelsalat am Bosch-Display. Akku Rahmenakku, 500 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 7 Gänge
Felgenbremsen Magura HS22

e-bike sehr gut Bewertung

test 1,5
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★★
Der „kleine“ Bosch-Motor läuft leise Ausstattung ★★★★
und leichtfüßig
Fazit der Redaktion
Vernünftig: Das eTrekking ist kein Star, aber
ein gut konzipiertes, solides City-Bike. Wer in
Sachen Bremsen und Antrieb nicht High End
braucht, wird damit glücklich.

Preis-Leistungs-Verhältnis, gerin-
ger Tretwiderstand ohne Motor
Kurzparksicherung für den schnellen schlecht ansprechende Feder-
Brötchenkauf sattelstütze

URBAN STYLE AMPLER STOUT Preis (UVP) 2440 Euro

Selbst der Fachmann muss zweimal den. Einen Tastenblock, an dem unter- dem Ampler jedoch ziemlich schnell Gewicht 16,2 kg + max. 103 kg
hingucken: Dieses Tourenrad ist tatsäch- schiedliche Fahrmodi geschaltet wer- voran, zumal der Heckmotor deutlich Reichweite Berg 24,5 km bei 8,2 km/h
lich ein E-Bike – minimalistisch mit voll den können, gibt es ebenso wenig wie über 25 km/h anschiebt – und weit. Das Reichweite Ebene 128,8 km bei 20,4 km/h
integriertem Akku. Der vergleichsweise ein Display – nur einen Einschaltknopf mit rund 16 Kilo sehr leichte Bike ist U-Faktor 0,4
kleine Stromspeicher ist fest im Rah- am Rahmen. Mangels Drehmoment ist stabil und wendig; flotte Radler dürften
Heckmotor Ampler
men montiert und kann vom Nutzer das Rad kein Sprinter und eher schwach an dem ungewöhnlichen Konzept
nicht ohne Weiteres entnommen wer- am Berg; in der Ebene kommt man mit Gefallen finden. Akku Rahmenakku, 336 Wh
Kettenschaltung Shimano Acera, 9 Gänge
Scheibenbremsen Shimano BR-M315

e-bike befriedigend Bewertung

test 2,9
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Ladebuchse und Einschaltkopf zeugen Ausstattung ★★★
vom eingebauten Akku
Fazit der Redaktion
Das Stout ist ein flottes Stadtfahrzeug, das
mit geringem Gewicht und guten Fahreigen-
schaften gefällt. Seine Reichweite ist groß,
am Berg schwächelt es aber.
Fotos: Velomotion

innovatives Konzept, flott und

reichweitenstark
Die Scheibenbremsen sind schwach im schwache Fahrleistungen am Berg,
Labor, aber okay in der Stadt nur ein Modus

26 FOCUS 15/2018
 CITY

URBAN STYLE BULLS STURMVOGEL EVO STREET Preis (UVP) 3299 Euro

Am durchgestylten Stadtrad im klassi- Display, das mit einem kleinen „Joy- mäßig. Ein Sprinter ist das Sturmvogel Gewicht 26,1 kg + max. 108 kg
schen Urban-Look läuft der Brose-An- stick“ bedient wird. Der 650-Wh-Akku nicht. Mit angenehmer Lenkerform und Reichweite Berg 28,6 km bei 15,8 km/h
trieb zur Hochform auf: Er bietet sanftes ist für recht große Reichweiten gut. bequemer Sitzhaltung lässt sich das Reichweite Ebene 94 km bei 25,7 km/h
Ansprechverhalten, zeigt sich kräftig Um die alltagstaugliche 8-Gang-Nabe recht wendige, stabile Rad aber gut U-Faktor 2,0
am Berg und ist gut beim Anfahren an zu schalten, muss man deutlich Kraft durch die Stadt steuern. Nur der Sattel
Mittelmotor Brose
Steilstücken. Interessant ist die Angabe vom Pedal nehmen. Die Wirkung der ist sehr hart. Praktisch ist der solide
der Fahrerleistung am links montierten Scheibenbremsen ist gerade bei Nässe Korb am Steuerrohr. Akku Rahmenakku, 650 Wh
Nabenschaltung Shimano Alfine, 8 Gänge
Scheibenbremsen Shimano BR-M365

e-bike sehr gut Bewertung

test 1,2
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★ ★
Praxistest ★★★★★★
Typisch „urban“ ist der Korb des Bulls Ausstattung ★★★★★
Fazit der Redaktion
Das Bulls Sturmvogel lässt sich flott und
agil durch den Alltag dirigieren. Der Motor
kann rundum überzeugen, nur beim Ampel-
start zeigt er sich verhalten.

guter Antrieb, schöne Optik,

angenehm zu fahren
Die Kettenspannvorrichtung fixiert schwache Bremsen, harter Sattel
das Hinterrad

URBAN STYLE CORRATEC LIFE S ACTIVE 500 Preis (UVP) 2699 Euro

Sehr unkonventionell gestaltet Corra-
tec diesen 20-Zoll-Cruiser mit kühn ge-
schwungenem Lenker, breitem Sattel
und weit nach hinten orientierter
Sitzposition. So kann man die Pedale
kraftvoll nach vorn pressen und sitzt
gleichzeitig näher am Boden, was das
Anhalten erleichtert. Der „Active Line Sicherheit. 8-Gang-Schaltung und Gewicht 24,9 kg + max. 105 kg
Plus“-Motor von Bosch wirkt an diesem kleine Laufräder ergeben eine kurze Reichweite Berg 20,3 km bei 16,3 km/h
Rad sehr kräftig und schiebt am Berg Übersetzung. Ohne Motorunterstüt- Reichweite Ebene 88 km bei 23,1 km/h
mit hoher Trittfrequenz gut an. Auch zung lässt sich das rund 25 Kilogramm U-Faktor 2,1
bei großem Tempo ist das handliche schwere Bike freilich nur mit Mühe
Mittelmotor Bosch Active Line Plus
Life S fahrstabil; die in der Praxis bewegen – nicht zuletzt wegen der
starken Scheibenbremsen vermitteln extrem breiten, massigen Reifen. Akku Rahmenakku, 500 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 8 Gänge
Scheibenbremsen Shimano BR-M315

e-bike gut Bewertung

test 2,2
2018 Reichweite ★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Einen richtig breiten Sattel montiert Ausstattung ★★★★
Corratec ans Life S
Fazit der Redaktion
Der wirklich ungewöhnliche Corratec-Cruiser
fährt sich komfortabel und recht flott. Die
Sitzhaltung ist bequem und lädt zur lockeren
Stadtrundfahrt ein.

eigenständiges Konzept,
gute Fahreigenschaften
Der spezielle Rahmen erlaubt einfaches Steckachse vorn funktionierte am
Aufsteigen Testrad nicht korrekt

FOCUS 15/2018 27
 E - B I K E -T E S T

URBAN STYLE GEERO CREAM SODA Preis (UVP) 2799 Euro

Beim Geero verschwindet der Akku im Tritt mit viel Schub reagiert. Am Lenker- Sitzposition und Lenkerform sind an- Gewicht 18,3 kg + max. 81 kg
Unterrohr und kann vom Nutzer nicht griff sitzt eine Schaltbox, die nur über genehm; zur hochwertigen 11-fach- Reichweite Berg 22,1 km bei 15,3 km/h
entnommen werden – gerade im Win- Ladestand und Fahrmodus informiert; Schaltung mit riesigem 42er-Bergritzel Reichweite Ebene 74,5 km bei 25,4 km/h
ter sollte das schöne Rad also im Haus zum Aktivieren des Motors muss ein kommen mäßig starke Scheibenbrem- U-Faktor 3,0
stehen. Sein Antrieb erfreut mit hohem „Geheimknopf“ unterm Tretlager ge- sen. Die Gabel ist so eng, dass vorn kein
Heckmotor BOS
Drehmoment und guten Leistungen drückt werden; allerdings ist das Geero Schutzblech montiert werden kann –
bergauf, wo er auf lockeren, schnellen auch ohne Unterstützung gut fahrbar. trotz recht schmaler Reifen. Akku Rahmenakku, 420 Wh
Kettenschaltung Sram, 11 Gänge
Scheibenbremsen Shimano BR-M315

e-bike befriedigend Bewertung

test 2,9
2018 Reichweite ★★★★
Antrieb ★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Der Motor verschwindet fast zwischen Ausstattung ★★★
Bremsscheibe und Bergritzel
Fazit der Redaktion
Ein schönes Rad mit „unsichtbarem“ Antrieb,
guten Fahrleistungen und hochwertiger
Kettenschaltung, das seinen Fahrer flott durch
den Alltag bringt.

gelungene Optik, guter Antrieb,

edle Schaltung
Trotz des eher schmalen Reifens geht’s Felgen für Felgenbremsen verbaut,
unter der Gabel eng zu Gabel sehr eng

URBAN STYLE KETTLER 2° E-STREET BELTDRIVE Preis (UVP) 2399 Euro

Kettler stattet sein reduziertes Stadtrad lässt (wobei der deutlich hörbare Motor Reifen, auf denen das Rad auch ohne Gewicht 18,1 kg + max. 111 kg
mit nur einem Gang aus; die Kraft des leicht verzögert einsetzt), bremsen es Motorunterstützung gut rollt. Die Reichweite Berg 19,6 km bei 15,3 km/h
Fahrers wird per Zahnriemen aufs Hin- die niedrigen Tretfrequenzen am Berg Scheibenbremsen sind okay; po- Reichweite Ebene 96,3 km bei 21,5 km/h
terrad übertragen. Das ist charmant, ein. Trotz des vergleichsweise kleinen sitiv hervorzuheben ist die „Monkey U-Faktor 1,9
schränkt aber den Nutzungsbereich des Intube-Akkus ist die Reichweite groß. Link“-Steckbeleuchtung, die Strom aus
Heckmotor Suntour EHBM17
Nabenmotors etwas ein. Während sich Zur Ausstattung des leichten, wendi- dem Antriebsakku bezieht, sehr hell ist
das Rad in der Ebene flott bewegen gen Urban Bikes gehören hochwertige und einfach abgezogen werden kann. Akku Rahmenakku, 375 Wh
Nabenschaltung Singlespeed
Scheibenbremsen Shimano BR-M315

e-bike sehr gut Bewertung

test 1,5
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★★
Die Steckbeleuchtung ist sehr hell und Ausstattung ★★★★
wird vom Motorakku gespeist
Fazit der Redaktion
In der Ebene kommt man auf dem Kettler gut
voran, bergauf stößt das Konzept an seine
Grenzen. Alltagstauglich ist das 2° aber alle-
mal, auch dank der guten Beleuchtung.
Fotos: Velomotion

große Reichweite, gute Licht-

anlage, schöne Optik
Um die Steuerung zu bedienen, muss etwas schwach am Berg, Motor-
der Lenker losgelassen werden steuerung nicht am Lenker

28 FOCUS 15/2018
 CITY

URBAN STYLE PEGASUS TOURINA E7R Preis (UVP) 2699 Euro

Das Tourenrad mit dem klassischen Rah­
men ist eines der wenigen E­Bikes mit
Gepäckträgerakku. Mit dem neuen
„Active Plus“­Motor von Bosch ist es
flott, wenn auch nicht sprintstark, und
solide am Berg, wo man auch mit leich­
tem Tritt gut vorwärtskommt. Trotz des
widerstandsärmeren Plus­Motors lässt
es sich ohne Unterstützung jedoch
kaum fahren. Die alltagstaugliche
7­Gang­Nabenschaltung erfordert beim
Gangwechsel eine deutliche Tretpause.
Zusätzlich zu den hydraulischen Felgen­
bremsen gibt es eine Rücktrittbremse,
die gerade älteren Radlern entgegen­ Gewicht 25,8 kg + max. 109 kg
kommen sollte; bei Trockenheit zeigt Reichweite Berg 21,5 km bei 16,9 km/h
das Stopper­Trio gute Wirkung. Mit brei­ Reichweite Ebene 93,5 km bei 24,3 km/h
tem Sattel und angenehmer Lenkerform U-Faktor 2,4
sitzt es sich auf dem Tourina komforta­
Mittelmotor Bosch Active Line Plus
bel, auch wenn der Rahmen nicht sehr
verwindungssteif ist. Akku Gepäckträgerakku, 500 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 7 Gänge
Felgenbremsen Magura HS22

e-bike gut Bewertung

test 1,9
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Die 7­Gang­Nabenschaltung ist eine Ausstattung ★★★★
gute Wahl am Stadtrad
Fazit der Redaktion
Das stylishe Stadtrad liefert gute Fahrleistun­
gen ab und erfreut mit komfortabler Sitzposi­
tion. Ein gelungenes Alltagsrad mit soliden
Komponenten, aber ungünstiger Akku-Position.

solide Machart, eigenständige

Klassik-Optik
Leicht zu entnehmen ist der Gepäck­ Rahmen bei höherem Tempo
trägerakku nicht verwindungssteif

URBAN STYLE PROPHETE URBAN E Preis (UVP) 2199 Euro

Das Prophete erfreut mit urban­dezen­
ter Optik in Mattschwarz. Der integrier­
te 403-Wh-Akku versorgt einen AEG-
Mittelmotor mit Energie, dessen sehr
kleines Display links am Lenker nur die
Geschwindigkeit anzeigt. Der Antrieb
ist beim Ampelstart nicht sehr vor­
triebsstark und schiebt nach, wenn 8­fach­Kassette benötigt man daher Gewicht 26 kg + max. 109 kg
man zu treten aufhört, dazu kommt ein nicht sehr oft. Die Sitzhaltung auf dem Reichweite Berg 14,8 km bei 21,3 km/h
deutliches Motorgeräusch. Am Berg stabilen Rad ist kommod, auch wenn Reichweite Ebene 63,8 km bei 27 km/h
verlangt das AEG­Aggregat nach eher der gerade Lenker nicht optimal ist. U-Faktor 3,3
kraftbetonter Fahrweise – auf leichte Negativ fallen die unterdimensionier­
Mittelmotor AEG Eco Drive
Tritte mit hoher Frequenz reagiert ten Bügel am Hinterbau auf, die nicht
es weniger gut. Das größte Ritzel der stabil genug für Packtaschen sind. Akku Rahmenakku, 403 Wh
Kettenschaltung Shimano Acera, 8 Gänge
Scheibenbremsen Shimano BR-M315

e-bike gut Bewertung

test 2,5
2018 Reichweite ★★★
Antrieb ★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Das kleine Display bietet kaum Ausstattung ★★★★
Informationen
Fazit der Redaktion
Das optisch gelungene Bike ist nicht
sehr stark motorisiert, jedoch durchaus
alltagstauglich. Allerdings fehlt ein
vollwertiger Gepäckträger.

gelungener Urban-Look mit

integriertem Akku
Noch recht selten verbaut wird schwache Motorleistung,
der AEG­Antrieb Schutzblech hinten zu kurz

FOCUS 15/2018 29
 E - B I K E -T E S T

KO M PA K T FISCHER FR 18 Preis (UVP) 1199 Euro

Mit integriertem Akku und kompaktem
Heckmotor ist das preisaggressive
Fischer kaum als E-Bike erkennbar. Die
Klappfunktion erlaubt ein extrem
geringes Packmaß, wodurch das Rad
leicht transportiert werden kann. Das
sehr agile, fast schon zu leichtgängige
Rad ist ausreichend stabil und hält nicht sehr steile Anstiege zu fahren Gewicht 19,6 kg + max.105 kg
auch bei über 30 km/h die Spur. Die sind. Der Bafang-Nabenmotor bietet Reichweite Berg 11,2 km bei 21,2 km/h
im Labor schwachen Felgenbremsen eher verhaltene Unterstützung und ein Reichweite Ebene 57,2 km bei 23,9 km/h
bieten in der Praxis – zumindest bei kleines Drehmoment; beim Ampelstart U-Faktor 2,4
Trockenheit – eine gute Funktion; die und am Berg ist kräftiges Mittreten
Heckmotor Bafang
recht kurz übersetzte 7-Gang-Ketten- angesagt. Bei lockerer Fahrt im Flachen
schaltung ist alltagstauglich, wenn reicht der Schub freilich aus. Akku Rahmenakku, 320 Wh
Kettenschaltung Shimano, 7 Gänge
Felgenbremsen Shimano V-Brake

e-bike gut Bewertung

test 2,0
2018 Reichweite ★★★★
Antrieb ★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★★
Das Fischer erfreut mit äußerst Ausstattung ★★★★★
geringem Packmaß
Fazit der Redaktion
Ein günstiges Faltrad mit geringer Unter-
stützung, das jedoch durch das kleine
Packmaß seine Nische finden dürfte. Auf
Kurzstrecken durchaus funktionell.

kompakt, leicht und günstig,

kleines Faltmaß
Beim Anfahren merkt man dem Motor schwacher Motor, nur Akku-
das schwache Drehmoment an beleuchtung

KO M PA K T HERCULES FUTURA COMPACT 8 DISC Preis (UVP) 2799 Euro

Das sportliche Kompaktrad überrascht
mit schubstarkem Bosch-Performance-
Motor – nicht eben üblich in dieser
Kategorie. Dazu kommt eine gut be-
dienbare Kettenschaltung mit großem
Übersetzungsbereich und wertigem
Schaltwerk. Der ausgewogene Antrieb
ist top am Berg und erfreut beim An- Reifen durchaus komfortabel. Genre- Gewicht 21,6 kg + max. 113 kg
fahren mit hohem Drehmoment, ist typisch sind Speedlifter Twist und Klapp- Reichweite Berg 23 km bei 19,2 km/h
aber deutlich hörbar. Für Sicherheit sor- pedale; vorn können Korb oder Träger Reichweite Ebene 106,4 km bei 24,2 km/h
gen starke, wenn auch nicht superbissi- montiert werden, und der Heckträger U-Faktor 2,7
ge Scheibenbremsen. Das Hercules ist ist optimal für Packtaschen. Ein ange-
Mittelmotor Bosch Performance Line
sehr wendig und agil, dabei steif und nehm geformter Lenker und helles
flatterfrei und mit den voluminösen Licht runden dieses gelungene Rad ab. Akku Rahmenakku, 500 Wh
Kettenschaltung Shimano XT, 8 Gänge
Scheibenbremsen Tektro HD-M285

e-bike sehr gut Bewertung

test 1,5
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★★
Edel und lange haltbar ist das Ausstattung ★★★★★
XT-Schaltwerk
Fazit der Redaktion
Mit sehr guten Fahrleistungen ist dies eines
der besten Kompakt-Bikes am Markt. Starker
Motor, hochwertige Technik und angenehmer
Fahrkomfort überzeugen.
Fotos: Velomotion

starker Motor, rundum

gute Fahrleistungen
Der kleine Strahler bringt viel Licht vergleichsweise teuer
auf die Straße

30 FOCUS 15/2018
 CITY

KO M PA K T KALKHOFF SAHEL COMPACT I8 Preis (UVP) 2499 Euro

Das flotte Kompakte kommt mit dem
hauseigenen Impulse-Motor. Dieser
fällt mit guter Beschleunigung auf und
ist kräftig am Berg, demgegenüber ste-
hen ein deutliches Motorgeräusch und
merkliches Nachschieben. Das Bike
überzeugt beim Anfahren am Berg und
ist mit einer kräftigen Schiebehilfe gerade Lenker ist nicht optimal, die Gewicht 22,4 kg + max. 107 kg
ausgestattet. Der sehr wendige, straffe Sitzhaltung aber angenehm. Das mit Reichweite Berg 26,2 km bei 21,1 km/h
Rahmen wirkt nicht zu hart und fährt 8-Gang-Nabe ausgestattete Rad ist Reichweite Ebene 112,6 km bei 25,7 km/h
sich auch bei hohem Tempo stabil. Mit eines der wenigen mit Nabendynamo; U-Faktor 2,6
Klapppedalen und „Speedlifter Twist“- das Licht wird am Scheinwerfer an-
Mittelmotor Impulse 2.0
Vorbau verliert das Rad deutlich an geschaltet. Das kleine, gut ablesbare
Breite – praktisch etwa im Hausflur. Der Display bietet Basisinformationen. Akku Rahmenakku, 603 Wh
Nabenschaltung Shimano Nexus, 8 Gänge
Felgenbremsen Magura HS11

e-bike gut Bewertung

test 1,7
2018 Reichweite ★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★
Praxistest ★★★★
Kalkhoffs Impulse-Mittelmotor ist Ausstattung ★★★★★
auf Augenhöhe mit Bosch & Co.
Fazit der Redaktion
Gute Motorleistung und ein großer Akku
machen das Sahel attraktiv. Der gelungene
Stadtflitzer ist wendig und stabil, nur der ge-
schwungene Lenker älterer Versionen fehlt.

kräftiger Antrieb mit großem Akku,

wendig und stabil
Die Dreieckskonstruktion macht den Motor deutlich hörbar, Lenkerform
Rahmen sehr stabil nicht optimal

KO M PA K T TERN GSD S10 Preis (UVP) 4368 Euro

Das außergewöhnliche Cargo-Bike ist
mit einer Zuladung von 147 Kilo hoch
belastbar. Der lange Gepäckträger kann
vielseitig genutzt werden; so passen
gleich zwei Kindersitze drauf. Der Bosch-
Performance-Motor sorgt auch bei voller
Beladung für viel Vortrieb; dank flachem
Sitzwinkel kann das Rad mit kraftvollem ran. Das Rad ist stabil und wendig; die Gewicht 32,2 kg + max. 147 kg
„Schiebetritt“ bewegt werden, dazu sitzt 4-Kolben-Bremsen bieten den besten Reichweite Berg 34,6 km bei 19,5 km/h
man so etwas tiefer und kommt gut mit Verzögerungswert aller Testräder 2018, Reichweite Ebene 140,7 km bei 24,8 km/h
den Füßen auf den Boden. Der am Test- lassen sich dabei jedoch sicher und U-Faktor 2,9
rad montierte Doppelakku sorgt für viel sorglos bedienen. Tern arbeitet noch an
Mittelmotor Bosch Performance Line
Reichweite, aber auch ohne Motor einem 2-Bein-Ständer, der auch ohne
kommt man auf dem Tern recht gut vo- Anheben eingeklappt werden kann. Akku Rahmenakku, 2 √ 400 Wh
Kettenschaltung Shimano Deore, 10 Gänge
Scheibenbremsen Magura MT5

e-bike sehr gut Bewertung

test 1,3
2018 Reichweite ★★★★★★
Antrieb ★★★★★
Bremsen ★★ ★ ★ ★ ★
Praxistest ★★★★★★
Der Gepäckträger ist vielseitig nutzbar Ausstattung ★★★★★
und hoch belastbar
Fazit der Redaktion
Das GSD ist ein vollwertiges Lastenrad mit gu-
ten Fahreigenschaften und starkem Motor, das
von unterschiedlich großen Fahrern genutzt
werden kann. Phänomenal: die Bremswirkung.

wendig, sicher und hoch belastbar,

sehr starker Motor
Die 4-Kolben-Bremse ist extrem stark, Rad muss hinten angehoben wer-
lässt sich aber sicher bedienen den, um den Ständer einzuklappen

FOCUS 15/2018 31
 MIT-

DAS FOCUS
MACHE
UND N
GEWINN
EN!

E-BIKE-
25 E-Bi
im Gesakes
mtwert v

90 000
on rund

EURO

GEWINNSPIEL
Sie haben eine Meinung zu
E-Bikes oder zur Mobilität der
Zukunft? Dann machen Sie mit
bei unserer großen Online-
Umfrage. Und freuen Sie sich
auf Preise im Gesamtwert von
rund 90 000 Euro!

Machen Sie mit unter*:

www.focus-ebike.de/gewinnspiel
*Hier finden Sie auch die Teilnahmebedingun-
gen. Selbstverständlich können Sie unter dem
gleichen Link auch an der Verlosung teilnehmen,
ohne die Umfrage auszufüllen.

1 x City-E-Bike 8CHT Wert

WELTNEUHEIT UND TRENDSETTER 4299,90
Das City-Modell „8CHT“ ist das erste E-Bike welt- Euro
weit mit dem 2-in-1-Antriebssystem von Con-
tinental eBike Systems: Das „48 V Revolution
eBike System“ ist eine Kombination von Motor
und Planetengetriebe innerhalb eines kompak-
ten Gehäuses. Sie haben die Wahl zwischen der
automatischen Schaltung – stufenlos auch unter
Last – oder dem manuellen Schalten per Ergon-
Taster. Gespeist wird der clevere 2-in-1-Antrieb
aus leistungsstarken Akkus mit einer Kapazität
von 600 Wh.
Fotos: Hersteller

32 FOCUS 15/2018
12 x City-E-Bike 5NF Wert
DER IDEALE URBANE BEGLEITER
3599,90
Euro
Mattschwarz und futuristisch: Das City-E-Bike
„5NF“ ist in zwei Rahmenvarianten erhältlich.
Dank Federgabel, komfortablen Griffen von
Ergon sowie einer Contact-Plus-Bereifung von
Continental ist man auf dem „5NF“ auch auf län-
geren Touren bequem und komfortabel unter-
wegs. Dabei harmoniert das neue „Continental
48 V eBike System“ mit seinem leistungsstarken
600-Wh-Akku perfekt mit der Shimano-Alfine-
8-Gang-Nabenschaltung und dem wartungs-
armen Gates-Riemenantrieb.

12 x Trekking-E-Bike 13ZEHN Wert

ALLESKÖNNER FÜR STADT UND LAND 3499,90
Das E-Bike „13ZEHN“ ist in drei Rahmenformen Euro
verfügbar und besticht durch seine außergewöhn-
liche Linienführung, ein vollintegriertes Rahmen-
design und eine hohe sportliche Funktionalität.
In urbaner Umgebung fühlt sich das „13ZEHN“
ebenso zu Hause wie im Wald oder auf dem
Feldweg. Wie in allen E-Bikes der e-bike manu-
faktur arbeitet im „13ZEHN“ das „Continental
eBike-System“ mit dem 48-Volt-Mittelmotor der
Premiumklasse und einem Akku mit 600 Wh. Das
System steht für höchste Ansprüche an Bedien-
freundlichkeit, Ergonomie und Connectivity.

33

„Then we take Berlin“
Anna Luten will mit dem Fahrrad unsere Städte zukunfts-
fähiger machen. Gerade New York City, bald vielleicht
Berlin. Und sofort klingt Leonard Cohen im Hinterkopf
Frau Luten, wie wurden Sie Fahrrad-
Bürgermeisterin von Amsterdam?
Im Sommer 2016 war die Stelle offizi-
ell ausgeschrieben, und ich habe mich
beworben. Nach einigen Runden war
ich Amsterdams erste Fahrrad-Bürger-
meisterin.
Und der Welt. Es ist aber kein offiziel-
les Amt. Wie muss man sich den Job
vorstellen?
Wir – mittlerweile gibt es weltweit vie-
le wie mich – sind Botschafter und Ver-
mittler. Wir wollen das Gesicht und die
Stimme des Fahrrads und des Wandels
in den Städten sein und dabei Proble-
me identifizieren und Lösungen, die das
Fahrrad bieten kann, promoten.
Mittlerweile leben und arbeiten Sie in
New York City: Lässt sich die Aufgabe
mit der in Amsterdam vergleichen?
Nicht direkt. In Amsterdam hat der
Wandel weg vom Auto schon vor 40 Jah-
ren begonnen. Dort geht es inzwischen
eher darum, mit der Masse an Rädern
fertigzuwerden. In New York macht man
sich erst seit zehn Jahren solche Gedan-
ken. Und hat durchaus schnell etwas
34
erreicht. Citi Bike zum Beispiel, ein Sha-
ring-System für Fahrräder, ist riesig. Ich
nutze es regelmäßig. Aber das Verhältnis
zwischen Auto und Fahrrad ist noch aus-
baufähig. Ich war am Anfang ehrlicher-
weise zu eingeschüchtert, um Rad zu
fahren. Es hat zwei Monate gedauert, bis
ich mich getraut habe. Viele Autofahrer
wissen nicht, wie sich Fahrradfahrer im
In den Niederlan-
den geboren, wächst
Anna Luten, 29,
mit dem Fahrrad
auf. 2016 wird sie
in Amsterdam die
erste Fahrrad-Bür-
germeisterin und
geht im Sommer
vergangenen Jahres
nach New York City, um von dort aus das
Programm weltweit voranzutreiben. Ihr
Ziel: die nächste Milliarde Menschen
vom Fahrrad begeistern. www.bycs.org
Anna Luten (Mitte) beim ersten
„Bicycle Mayor Summit“ in
Amsterdam im letzten Jahr. Mit
dabei unter anderem Vertreter aus
Sydney und Mexico City
Verkehr verhalten. Von den Schlaglö-
chern in den Straßen will ich gar nicht
sprechen.
Wann sind Städte in Ihrem Sinne „bes-
ser“, gibt es ein offizielles Ziel?
Ja, es lautet „50by30“. Das bedeutet, bis
zum Jahr 2030 sollen rund 50 Prozent aller
Wege in der Stadt mit dem Rad zurück-
gelegt werden. Nicht nur in New York.
Bei der Hardware, Stichwort: E-Bike,
sieht man immer schnellere Entwicklun-
gen – können Infrastruktur und Politik
da Schritt halten oder besser: aufholen?
Tatsächlich sind die meisten Metropo-
len eher hintendran. Und E-Bikes sind
ein gutes Beispiel: Sie werden immer
beliebter, sind schneller im Verkehr
unterwegs – aber rechtliche Regelun-
gen oder Extraspuren sind momentan
noch kaum vorhanden. Alle Arten von
Verkehr zu harmonisieren halte ich für
eine der größten Herausforderungen
unserer Städte.
Braucht es dafür nicht einen allgemei-
nen Sinneswandel?
Ja. Ich kann nicht verstehen, dass
wir im 21. Jahrhundert immer noch mit
Staus und Luftverschmutzung durch
Verkehr zu kämpfen haben. Es ist doch
dumm, einerseits Zeit heute mit Geld
gleichzusetzen und gleichzeitig so viel
„Geld“ im Stillstand zu verschwenden.
Und das Fahrrad kann da was ändern?
Um Städte lebenswerter, gesünder und
zukunftsfähiger zu machen? Absolut.
Helfen die Diskussionen um Fahrver-
bote, wie wir sie aktuell nicht nur in
Deutschland haben?
Ja, weil sie ein Bewusstsein schaffen.
Wer in Zukunft sein altes Auto aufgrund
neuer Gesetze gegen ein modernes tau-
schen muss, denkt vielleicht über ein
Fahrrad als günstige, gesunde und
umweltschonende Alternative nach.
Mittlerweile haben viele Metropolen
einen Fahrrad-Bürgermeister. In Deutsch-
land allerdings nicht. Woran liegt das?
Wir sind mit einigen deutschen Organi-
sationen und Städten, zum Beispiel Ber-
lin, im Gespräch. In Deutschland, das gilt
Fotos: Roos Stallinga
auch für die USA, ist das Auto sehr stark
in der Gesellschaft verankert, und Städte
sind oft um das Auto herum gedacht. Es
ist aber nur eine Frage der Zeit.
FOCUS 15/2018
Dieser Text
zeigt evtl. Pro-
bleme beim
Text an

Faltrad
20“ / 46 cm
 Westend61 / Fotolia
©
Auch mit Diamantrahmen
erhältlich.

TRAVELLER E GOLD PRO FL/RT E-BIKE 28 ZOLL ACTIVE LINE PLUS

Mit dem Traveller E Gold Pro lässt es sich sportlich oder gemütlich durch die Städte pendeln. Es ist aber auch perfekt geeignet für längere Touren, wie zum Beispiel entlang des
Gardasees. Das Modell ist sowohl mit einer Shimano 8-Gang-Nexus-Nabenschaltung und einem Bosch „Active Plus“ Motor verfügbar, wie auch mit einer 9-Gang-XT-Schaltung,
Fotos: XXXXXXXX für FOCUS Magazin

mit dem sportlicheren Bosch „Performance CX“ Motor. Beide Varianten sind mit 500 Watt Bosch Powertube-Akkus ausgestattet.

UVP 2.999,- €*
*
Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers

KETTLER Fachhändler in Ihrer Nähe finden Sie unter kettl er-alu-rad.de

KETTLER ALU-RAD GMBH | Heinz Kettler Strasse | 66271 Kleinblittersdorf | Tel.: 06805 - 6008 3000 | info@kettler-alu-rad.de FOCUS XX/2018