Académique Documents
Professionnel Documents
Culture Documents
Bauingenieurwesen
Christian Ludwig
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann für die Betreuung und
Unterstützung während der Entstehung dieser Arbeit sowie die Übernahme des
Referates.
Herr Prof. Dr.-Ing. R. Stroetmann danke ich recht herzlich für die Übernahme des
Koreferates.
Weiterhin gilt mein Dank allen meinen Kollegen, die durch ihre Diskussions-
bereitschaft zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen haben. Dabei ist besonders
Rebekka Ebel für ihre wertvollen Anregungen bei der Durchsicht des Manuskripts zu
nennen.
Schließlich danke ich meiner Familie und insbesondere meiner Frau Christiane für
ihre verständnisvolle Unterstützung während der Erstellung dieser Arbeit.
Berichter:
Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr.-Ing. R. Stroetmann, Technische Universität Dresden
für Christiane
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
1.1 Problemstellung und Zielsetzung 1
1.2 Stand der Forschung 6
1.3 Bezeichnungen 9
1.4 Annahmen und Voraussetzungen 11
1.4.1 Grundlagen 11
1.4.2 Materialverhalten 13
2 Grundlagen 15
2.1 Vorbemerkungen 15
2.2 Spannungsermittlung 15
2.3 Querschnittsklassen 17
2.4 Spannungsnachweise (Elastizitätstheorie) 19
2.5 Nachweise nach der Plastizitätstheorie 20
2.6 Klassifizierung der plastischen Querschnittstragfähigkeit 22
4 Rechteckquerschnitt 31
4.1 Vorbemerkungen 31
4.2 Grenzschnittgrößen für den Rechteckquerschnitt 31
4.2.1 Grundlagen 31
4.2.2 Plastische Grenzschnittgröße Mpl,xp 32
4.2.3 Plastische Grenzschnittgröße Mpl, 39
4.3 Schnittgrößenkombinationen beim Rechteckquerschnitt 42
4.3.1 Vorbemerkungen 42
4.3.2 Schnittgrößen N und M 42
4.3.3 Schnittgrößen N, My und Mz mit unplanmäßiger Torsion 44
4.3.4 Schnittgrößen N, My und Mz ohne unplanmäßige Torsion 47
4.3.5 Schnittgrößen V und Mxp 51
VI Inhaltsverzeichnis
5 Ausrundungsflächen 56
5.1 Vorbemerkungen 56
5.2 Gleichschenklige, rechtwinklige Dreiecke 56
5.3 Ausrundungen 58
9 Zusammenfassung 154
Literaturverzeichnis 159
VIII Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung
In der vorliegenden Arbeit wird die plastische Querschnittstragfähigkeit von doppelt-
symmetrischen I-Querschnitten untersucht. Dabei stehen die Entwicklung von Trag-
fähigkeitsbedingungen, ihre Genauigkeit und die Identifikation von ungewollten
Nebeneffekten im Vordergrund. Bekannte Methoden zur Ermittlung der plastischen
Querschnittstragfähigkeit werden weiterentwickelt und die bisherigen Annahmen
kritisch überprüft.
Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Entwicklung von genauen bzw. baupraktisch
genauen Interaktionsbeziehungen für häufig vorkommende Anwendungsfälle. Für
Standardanwendungsfälle von doppeltsymmetrischen geschweißten I-Profilen können
die exakten Lösungen der Interaktionsbeziehungen angegeben werden. Ferner wird
eine Methode zur Berücksichtigung der Ausrundungen von doppeltsymmetrischen
gewalzten I-Profilen vorgestellt. Es erfolgt die Überprüfung und Bewertung der
Nachweisbedingungen in nationalen und internationalen Regelwerken bezüglich ihrer
Genauigkeit.
VIII Kurzfassung
1 Einleitung
Die Kenntnis über die Bemessung von Stahlquerschnitten ist eine wesentliche
Grundlage im konstruktiven Ingenieurbau. Zu den am häufigsten eingesetzten Quer-
schnitten gehören die in Bild 1.1 dargestellten doppeltsymmetrischen I-Profile. Diese
werden in Form der Walzprofilreihen IPE, HEAA, HEA, HEB und HEM oder als aus
drei Blechen zusammengesetzte geschweißte Profile verwendet.
Die Halsnähte zwischen Gurt und Steg können als durchgeschweißte oder nicht
durchgeschweißte Schweißnähte ausgeführt werden. In Bild 1.2 (rechts) ist ein
Querschnitt mit einer Doppel HV-Naht und einer Doppelkehlnaht dargestellt. Die
Profilwahl ist neben den statischen Erfordernissen auch von den Fertigungs-
bedingungen der ausführenden Firma und der Materialbereitstellung abhängig. Für
den Nachweis von Tragwerken werden unter Berücksichtigung der einwirkenden
Lasten die Schnittgrößen nach der Stabtheorie ermittelt. Mit diesen Schnittgrößen
wird das gewählte Profil auf ausreichende Tragfähigkeit überprüft. Der Anwender
kann, sofern die Querschnitte entsprechende Bedingungen erfüllen, Nachweise nach
der Elastizitätstheorie und der Plastizitätstheorie führen. In Bild 1.3 ist ein Beispiel
dazu dargestellt.
Ein Einfeldträger wird durch eine Linienlast und eine Normalkraft beansprucht. Der
Träger ist senkrecht zur dargestellten Ebene kontinuierlich am Obergurt gehalten. Es
besteht daher keine Stabilitätsgefahr. Die Bestimmung der bemessungsrelevanten
Schnittgrößen erfolgt nach Theorie I. Ordnung. Nach der Elastizitätstheorie kann bei
diesem Beispiel der Nachweis ausreichender Querschnittstragfähigkeit nicht erbracht
werden. In Tabelle 1.1 sind die Ergebnisse verschiedener Ansätze für die N-My-
Interaktion nach der Plastizitätstheorie enthalten. Die Abweichungen sind mit dem
Faktor für alle Schnittgrößen zu bestimmen. Somit gilt z. B. für < 1: Die Schnitt-
größen werden durch Multiplikation mit dem Faktor reduziert, damit der Nachweis
erfüllt ist.
Anhand der numerischen Lösungen nach LILOBEC [70] und INCA2 [38] sowie einer
Handrechnung nach Tabelle 7.6 wird deutlich, dass die plastische Querschnitts-
tragfähigkeit erreicht ist. Das Ergebnis nach DIN 18800 [14] liegt bei diesem Beispiel
1.1 Problemstellung und Zielsetzung 3
mit 3,4 % auf der sicheren Seite und das Ergebnis nach DIN EN 1993-1-1 [15] liegt
6,1 % auf der unsicheren Seite. Ein weiteres Beispiel ist in Bild 1.4 dargestellt. Der
Einfeldträger wird in Feldmitte durch eine horizontale und eine vertikale Last am
Obergurt beansprucht. Wegen des Verzweigungslastfaktors von cr = 1,55 (Stabi-
litätsgefahr) erfolgt für dieses Beispiel die Ermittlung der Schnittgrößen nach Theorie
II. Ordnung mithilfe von [50]. Als Ersatzimperfektion wird auf der sicheren Seite
liegend L/150 nach [42] angenommen und affin zur Eigenform angesetzt.
Gemäß Bild 1.4 ergeben sich die Schnittgrößen My, Mz und M. Die Schnittgrößen
Vz, Vy, Mxp und Mxs können vernachlässigt werden. Auch bei diesem Beispiel ist die
Nachweisbedingung x ≤ fy nach der Elastizitätstheorie nicht erfüllt. Unter Berück-
sichtigung plastischer Querschnittstragfähigkeiten gelingt für den in Bild 1.4
dargestellten Querschnitt der Nachweis ausreichender Tragfähigkeit. Auf Einzel-
heiten wird an dieser Stelle nicht eingegangen. Das Beispiel soll zeigen, dass für den
Nachweis Interaktionsbeziehungen erforderlich sind, die die Kombination der
Schnittgrößen My, Mz und M erfassen. Die Querschnittsnachweise nach der Plastizi-
tätstheorie werden aus wirtschaftlichen Gründen häufig bevorzugt. In Tabelle 1.2 ist
eine Übersicht der in DIN 18800 [14] und in DIN EN 1993-1-1 [15] enthaltenen
Interaktionsbeziehungen für verschiedene Schnittgrößenkombinationen zusammen-
gestellt. Für das Beispiel in Bild 1.4 ist somit nach DIN 18800 [14] oder DIN EN
1993-1-1 [15] ein Nachweis nach der Plastizitätstheorie nicht möglich. Darüber
hinaus liegen die in DIN 18800 [14] und in DIN EN 1993-1-1 [15] angegebenen
Interaktionsbedingungen teilweise auf der unsicheren Seite, s. Beispiel in Tabelle 1.1.
Der Anwender ist somit auf weiterführende Literatur wie z. B. Kindmann [43] und
[45] angewiesen. Dabei werden Vereinfachungen wie das in Bild 1.5 dargestellte
Mittellinienmodell mit Überlappung verwendet.
4 1 Einleitung
N x dA
A
My x z dA
A
Bild 1.7 Beispiel für Wahl einer geraden Spannungsnulllinie beim I-Profil infolge N
und My
Die Schnittgrößen erhält man durch Integration der gedrückten bzw. gezogenen
Flächenanteile. Infolge der gleichzeitigen Beanspruchungen durch N und My liegt die
Spannungsnulllinie nicht im Schwerpunkt des doppeltsymmetrischen I-Profils. Eine
problemlose Anwendung ist in den meisten Fällen nur für einfache Schnittgrö-
ßenkombinationen wie z. B. bei N-My oder N-Mz möglich. Grundlegende Annahme
bei dieser Methode ist, dass die Spannungsnulllinie die Form einer Geraden hat. Die
vorgeschlagenen Bemessungsverfahren in Baptista [3], Burth/Brocks [6], Horne/
Morris [33], Kaliszky [40], Lindner/Heyde [69], Marti [74], Moch [77], Reckling
[90], Rubin [97], [98] und Saal/Hornung [100] beruhen ebenfalls auf dieser
Annahme. Keine dieser Lösungen ermöglicht die Berücksichtigung aller acht Schnitt-
größen nach Tabelle 1.2. In den Abschnitten 4.3.3 und 4.3.4 wird die Form der
Spannungsnulllinie weiterführend untersucht.
1.2 Stand der Forschung 7
Dehnungsiteration
Die Dehnungsiteration ist ein computerorientiertes Verfahren, welches vor allem bei
der Querschnittsbemessung eingesetzt wird. Vorteilhaft ist die Möglichkeit unter-
schiedliche Werkstoffe mit multilinearen Spannungs-Dehnungs-Beziehungen zu
untersuchen. Die Schnittgrößen werden entweder direkt in voller Größe oder schritt-
weise aufgebracht. Aus den ermittelten Dehnungen ergibt sich ein Spannungszustand,
aus dem die aufgenommenen Schnittgrößen durch Integration ermittelt werden
können. Die Bestimmung des Gleichgewichts zwischen vorgegebenen Schnittgrößen
und aufgenommenen Spannungen erfolgt iterativ. Bei dem im Bild 1.8 dargestellten
Beispiel ist die Grenztragfähigkeit infolge Beanspruchung durch N und M y noch
nicht erreicht. Im Bereich des Steges liegen noch elastische Bereiche vor. Im Grenz-
zustand verläuft die Dehnungsgrade horizontal, vgl. Tabelle 1.4. Die Dehnung in Bild
1.8 setzt sich für diesen einfachen Fall aus dem Anteil im Schwerpunkt uS und dem
Anteil der Krümmung wM zusammen.
x z uS z wM
Bild 1.8 Beispiel für den Dehnungszustand beim I-Profil infolge N und My
Teilschnittgrößenverfahren (TSV)
Die Grundlagen zum TSV wurden von Kindmann/Frickel [45] veröffentlicht und
später mit [43] und [44] erweitert. Prinzipiell erfolgt die Aufteilung der Schnittgrößen
unter Berücksichtigung der Gleichgewichtsbeziehungen auf die einzelnen Quer-
schnittsteile. Dabei ergeben sich Teilschnittgrößen, mit denen unter Berücksichtigung
von Grenzbedingungen die Tragfähigkeit der Teilquerschnitte bestimmt werden kann.
In Bild 1.9 sind die Teilschnittgrößen für die Beanspruchung aus N und My zusam-
mengestellt. Die Normalkraft N kann vom Steg aufgenommen werden (Span-
nungsnulllinie im Steg). Damit erhält man im Steg die Schnittgrößen Nw und Mw. In
den Gurten ergeben sich als Teilschnittgrößen reine Normalkräfte.
8 1 Einleitung
Fall: N Npl,w
N No Nw Nu
af a
My Nu No f Mw
2 2
Bild 1.9 Beispiel für die Aufteilung der Schnittgrößen N und My in Teilschnittgrößen
beim I-Profil
Beim TSV nach [43], [44] und [45] werden die Blechbiegung um die schwache
Achse der Bleche sowie die Ausrundungen von gewalzten Profilen vernachlässigt.
Ein Verfahren mit vergleichbarem Leistungsumfang wird von Vayas [108] und [109]
vorgeschlagen. Das in dieser Arbeit vorgestellte Ingenieurmodell basiert auf dem
TSV und wird zur Verbesserung der Genauigkeit erweitert. Eine ausführliche Erläu-
terung erfolgt in den nächsten Abschnitten.
Optimierungsverfahren
Ähnlich wie die Dehnungsiteration ist auch das Optimierungsverfahren ein computer-
orientiertes Verfahren. Der Querschnitt wird in zahlreiche Elemente aufgeteilt. Jedes
Element kann einen Wert zwischen –fy und +fy annehmen und muss das Fließ-
kriterium erfüllen. Ein Optimierungsalgorithmus ermittelt die Spannungsverteilung,
bei der die inneren Schnittgrößen (Index „i“) mit den äußeren Schnittgrößen (Index
„a“) im Gleichgewicht stehen. Dabei wird der maximale Faktor zur Bestimmung
der Grenztragfähigkeit ermittelt. In Bild 1.10 sind die Grundlagen für eine N-My-
Interaktion zusammengestellt.
Ni Na
My,i My,a
Der Faktor ist bei allen Schnittgrößen zu berücksichtigen. Bei der Optimierung
kommen unterschiedliche Algorithmen zum Einsatz. Osterrieder/Werner/ Kretzsch-
mar [83] beschreiben lineare Gleichungen, deren Lösung mit einem Revised-
Simplexalgorithmus erfolgt. Ein Selektionsmechanismus, der an die biologische
Evolution angelehnt ist, wird von Maier [71] eingesetzt. Raue [89] verwendet als
Grundlage die Formänderungsenergie und Mark [73] die nichtlineare Optimierung.
Im Rahmen dieser Arbeit ist das Programm LILOBEC [70] erstellt worden, welches
1.3 Bezeichnungen 9
1.3 Bezeichnungen
Werkstoffkennwerte
E Elastizitätsmodul
G Schubmodul
fy Streckgrenze
fu Zugfestigkeit
u Bruchdehnung
10 1 Einleitung
Spannungen, Dehnungen
x Normalspannung in
x-Richtung
xy, xz Schubspannung
v Vergleichsspannung nach
von Mises
Dehnung
Gleitung
Spannungsfunktion
Bild 1.13 Spannungen an der positiven
Schnittfläche eines Stabes, [48]
1.4 Annahmen und Voraussetzungen 11
Indizes
el elastische Grenze
(Streckgrenze an einer Stelle im Querschnitt oder System erreicht)
pl plastische Grenze
u Traglast (ultimate)
R Widerstand (resistance)
M auf den Schubmittelpunkt bezogen
Abkürzungen
SNL Spannungsnulllinie
TSV Teilschnittgrößenverfahren
TSV-plus erweitertes Teilschnittgrößenverfahren
1.4.1 Grundlagen
Die Definition der Profilordinate s sowie die Bestimmung der normierten Wölbordi-
nate ist in Bild 1.15 dargestellt. Der Querschnitt wird als dünnwandig angenommen
und durch das Mittellinienmodell idealisiert. Weitere Ausführungen zur Bestimmung
der normierten Wölbordinate sind in [43] enthalten. In [63] wird der Einfluss der
Annahme eines dünnwandigen Querschnitts auf die elastische Tragfähigkeit unter-
sucht.
12 1 Einleitung
Abhängig von den vorhandenen Lastgrößen und dem baustatischen System können
sich nach der linearen Stabtheorie (Theorie I. Ordnung) bis zu acht Schnittgrößen
ergeben. In Tabelle 1.3 sind die grundlegenden Zusammenhänge enthalten. Nach [59]
unterscheidet man bei schubstarren Stäben vier Teilprobleme. Dabei wird der Ein-
fluss von Schubspannungen infolge von Querkräften und sekundärer Torsion auf die
Verformungen vernachlässigt, s. [89]. In der Tabelle werden Lastgrößen, Verfor-
mungen und Schnittgrößen zugeordnet. Zusätzlich sind Angaben zum Gleichgewicht
am Stabelement und zur Ermittlung von x enthalten. Die Herleitung der Glei-
chungen in Tabelle 1.3 findet sich in [43]. In den Berechnungsformeln der Stab-
theorie werden die Hauptachsen y und z verwendet. Schnittgrößen und Querschnitts-
werte sind auf die Hauptachsen des Querschnitts zu beziehen.
N Mz My M
σx = y z
A Iz Iy I
E uS
E y vM E
E z w M
1.4 Annahmen und Voraussetzungen 13
1.4.2 Materialverhalten
Bis zum Erreichen der Streckgrenze bleibt der Werkstoff elastisch und das Trag-
verhalten kann durch das Hooke‘sche Gesetz mit = ∙ E beschrieben werden. Nach
Überschreitung der Streckgrenze, beginnt das Material zu fließen. Im Zugversuch
wirkt die Verfestigung des Materials traglaststeigernd. Dieser Effekt wird für die
weiteren Untersuchungen nicht berücksichtigt. Die Beschreibung des Werkstoffs
nach dem Überschreiten der Streckgrenze erfolgt idealplastisch durch eine hori-
zontale Linie. Zur Ausnutzung der plastischen Tragfähigkeit ist die ausreichende
Duktilität eine notwendige Voraussetzung. Der Werkstoff muss sich genügend stark
verformen können, ohne zu zerreißen. Die Bestimmung der plastischen Grenzschnitt-
größen basiert auf den Annahmen: Dehnung → ∞ und Gleitung → ∞. In Tabelle
1.4 werden diese Annahmen am Beispiel eines Rechteckquerschnitts für ein
Biegemoment M näher betrachtet. Mit zunehmender Dehnung nähert sich M an Mpl.
Bei einer Dehnung von = 10 ∙ el ist mit 1,49 ∙ Mel fast Mpl erreicht. Der Wert von
= 10 ∙ el liegt für die üblichen Baustähle S235 und S355 in Bild 1.17 (links) weit
unterhalb der Bruchdehnung (u ≥ 20 %). Bei doppeltsymmetrischen I-Profilen ergibt
sich um die starke Achse bereits bei kleineren Dehnungen eine noch bessere An-
näherung. Für ein doppeltsymmetrisches geschweißtes I-Profil ähnlich HEB 200
(r = 0) erhält man bei einer Dehnung von = 10 ∙ el einen Wert von 0,9996 ∙ Mpl,y.
Vergleichbare Zusammenhänge ergeben sich für die Gleitung . Auch hier erreicht
man bei einem Rechteckquerschnitt mit einer Gleitung = 10 ∙ el, welche weit unter-
halb der Bruchgleitung liegt, s. Bild 1.17 (rechts), einen Wert von 99,7 % der Grenz-
14 1 Einleitung
2.1 Vorbemerkungen
2.2 Spannungsermittlung
Fx 0 : Normalkraft
N x dA
A
Vy 0 : Querkraft
Vy xy dA
A
Vz 0 : Querkraft
Vz xz dA
A
xz y yM xy z zM dA
Mx 0 : Torsionsmoment Mx
A
Mx Mxp Mxs
My 0 : Biegemoment
My x z dA
A
Mz 0 : Biegemoment
Mz x y dA
A
s. Text Wölbbimoment
M x dA
A
Bild 2.2 Erläuterung der Wölbkrafttorsion mit dem Ingenieurmodell P = MxL / af, [43]
2.3 Querschnittsklassen 17
2.3 Querschnittsklassen
Bild 2.3 Ermittlung der c/t-Verhältnisse von gedrückten Querschnittsteilen nach [55]
18 2 Grundlagen
In Tabelle 2.2 ist ein Teil der Bedingungen aus DIN EN 1993-1-1 [15] zur Klassen-
einteilung enthalten.
Die Einstufung eines Querschnitts in die Klassen 1 und 2 erlaubt nach [15] die
Ausnutzung der plastischen Querschnittstragfähigkeit. Aus Tabelle 2.3 kann man
ablesen, welche Walzprofile die Anforderungen der Querschnittklasse 2 erfüllen.
Dabei werden die Beanspruchungen durch Biegemomente My oder Mz oder durch
Druckkräfte N unterschieden und die Stahlsorten S 235 und S 355 betrachtet.
In den nachfolgenden Kapiteln wird teilweise auch dann die plastische Quer-
schnittstragfähigkeit berücksichtigt, wenn die Querschnitte nicht mindestens der
Querschnittsklasse 2 zugeordnet werden können, damit die Profilreihen vollständig
erfasst werden. Für baupraktische Anwendungen muss die Zuordnung zu den
Querschnittsklassen überprüft werden.
2.4 Spannungsnachweise (Elastizitätstheorie) 19
Der Nachweis von Querschnitten erfolgt häufig nach der Elastizitätstheorie. Bei
diesen Spannungsnachweisen wird im Stahlbau zur Berücksichtigung mehrerer Span-
nungskomponenten die Gestaltänderungshypothese nach v. Mises [76] verwendet. In
der Regel treten bei Stäben nur die Spannungen x und auf. Die Vergleichs-
spannung ergibt sich dann zu:
V x 2 3 2 f y (2.1)
2
3 max f y 1 (2.4)
Das Mittellinienmodell ist daran gut zu erkennen, dass ein Rechteckquerschnitt keine
Biegetragfähigkeit um seine schwache Achse besitzt. Die Bestimmung von z. B. Mpl,z
erfolgt ohne Berücksichtigung des Steges. In Tabelle 2.5 werden die Ausrundungen
von Walzprofilen vernachlässigt, ebenso wie der gegenseitige Einfluss von Gurt und
Steg bei der Ermittlung von Vpl,z und Mpl,xp. Die Werte nach Tabelle 2.5 liegen auf
der sicheren Seite. Grenzschnittgrößen ohne die erwähnten Einschränkungen werden
in Tabelle 6.2 und in Tabelle 7.1 angegeben.
Npl 2 t f b t w hw fy
Mpl,y t f b h t f t w h2w 4 fy
Mpl,z fy t f b2 2
Mpl, Mpl,z h t f 2
Vpl,y 2 t f b fy 3
Vpl,z t w hw fy 3
Mpl,xs Vpl,y h t f 2
1
Mpl,xp 2 3 b t f t 2f 3 hw t w t 2w fy 3
6
22 2 Grundlagen
Für die Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit wird die plastische Querschnitts-
tragfähigkeit in zwei Nachweisstufen eingeteilt. Die Klassifizierung der Nachweis-
bedingungen ist vorzunehmen, damit das Auftreten von Nebeneffekten erkennbar ist.
Die einzelnen Effekte werden im Rahmen dieser Arbeit aufgezeigt und erläutert.
Nachweisstufe I (NW-St I)
Es treten keine der bei Nachweisstufe II genannten Effekte auf. Für baupraktische
Nachweise wird die NW-St I empfohlen, um ungewollte Nebeneffekte zu vermei-
den.
3.1 Vorbemerkungen
3.3 Dehnungsiteration
Es ergibt sich:
x uS y vM z wM (3.1)
Dabei gilt:
x E (3.2)
In plastizierten Bereichen (x > el) wird E zu null gesetzt. Mit den Spannungen aus
dem ermittelten Dehnungszustand können die aufgenommenen Schnittgrößen durch
Integration bestimmt werden. Häufig sind mehrere Iterationen erforderlich, bis die
aufgenommenen Schnittgrößen mit den gegebenen Schnittgrößen übereinstimmen.
Diese Methode ist z. B. in QST-FZ [116] umgesetzt. Dabei wird das Mittellinien-
modell in Bild 1.5 verwendet. Die Unterteilung der Einzelbleche des Querschnitts
erfolgt in Fasern, s. Bild 3.1. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist in Bild 3.1 nur
eine geringe Anzahl von Fasern dargestellt. Zur Vermeidung einer Überlappung von
Faseranteilen kann im Übergang zwischen Gurt und Steg eine Faser mit der Dicke
null verwendet werden.
Bild 3.1 Einteilung eines Querschnitts und eines Einzelbleches in Fasern nach [43]
Ein Beispiel mit einzelnen Iterationsschritten ist in [43] enthalten. In INCA2 [38]
wird ebenfalls die Dehnungsiteration als Methode zur Bestimmung der Tragfähigkeit
angewendet. Mit INCA2 [38] kann man auch Anteile über die Blechdicke be-
rücksichtigen. Im Unterschied zu QST-FZ [116] wird in INCA2 [38] die Verwölbung
gemäß Gl. (3.1) nicht berücksichtigt, was abhängig von Querschnittsform und
Schnittgrößenkombination zu abweichenden Ergebnissen führt.
3.4 Optimierungsverfahren
3.4.1 Allgemeines
Die Verteilung der Spannungen kann alternativ zur Berechnung mit der Dehnungs-
iteration auch mithilfe einer Optimierung erfolgen. Treten an einer Stelle des Quer-
3.4 Optimierungsverfahren 25
i Ai Na (3.4)
i zi Ai My,a (3.5)
i yi Ai Mz,a (3.6)
i i Ai M,a (3.7)
26 3 Methoden zur Ermittlung der plastischen Querschnittstragfähigkeit
Darüber hinaus muss für jedes Element des Querschnitts das Fließkriterium erfüllt
sein. Somit gilt:
f y i f y (3.8)
In Bild 3.2 ist ein Beispiel für die Diskretisierung eines Querschnitts dargestellt, der
mithilfe von LILOBEC [70] untersucht werden kann.
Der Algorithmus in LILOBEC [70] vergrößert von einem Startwert aus den Faktor
so lange, bis keine Spannungsverteilung in den Grenzen von Gl. (3.8) mehr ermittelt
werden kann, die die Bedingungen der Gl. (3.4) bis (3.7) erfüllt. Es wird demzufolge
für jeden Wert eine Spannungsverteilung bestimmt, die unabhängig von der vor-
herigen Lösung ist. Vorteilhaft bei dieser Vorgehensweise ist die weitgehende
Vermeidung von Konvergenzproblemen. Treten Normal- und Schubspannungen
gleichzeitig auf, sind beide Anteile im Fließkriterium zu berücksichtigen, s. Gl. (3.3).
Wegen der Verwendung einer linearen Optimierung werden die Schubspannungen
durch Reduzierung der Streckgrenze berücksichtigt. Durch Umformung von Gl. (2.2)
ergibt sich eine abgeminderte Streckgrenze red fy zu:
red f y f y 1 R
2
(3.9)
Bei dieser Vorgehensweise ist zunächst der Wert für jeden Teilquerschnitt zu
bestimmen, z. B. mit Tabelle 6.19. Abhängig von der Querschnittform und den
Schnittgrößen ergeben sich unterschiedliche Schubspannungen für die einzelnen
Querschnittsteile. In Bild 3.4 sind die Flächen von gewalzten und geschweißten
doppeltsymmetrischen I-Querschnitten dargestellt, die in LILOBEC [70] mit red fy
berücksichtigt werden können.
Normierte Wölbordinate
Zur Überprüfung der Bedingung in Gl. (3.7) wird für jedes Element i die normierte
Wölbordinate i benötigt. Eine genaue Lösung für die normierte Wölbordinate findet
sich z. B. in [63]. Zur Bestimmung in LILOBEC [70] kommt bei Rechteck-
querschnitten Gl. (4.14) aus Abschnitt 4.2.3 zur Anwendung. Für geschweißte
doppeltsymmetrische I-Profile werden vereinfacht die beiden Anteile aus dem
Mittellinienmodell (dünnwandiger Querschnitt, Index „ml“) und der Verwölbung des
Einzelbleches (Index „bl“) überlagert, s. Bild 3.5.
Bild 3.5 Normierte Wölbordinate für das Mittellinienmodell und das Einzelblech
(Gurt)
Gemäß Bild 3.5 ist der Anteil von ml für den Steg gleich null. Nach Gl. (3.12) folgt
somit für den Steg:
w y, z bl mit bl nach Gl. (4.14) (3.13)
In Tabelle 3.1 sind die maximalen Wölbordinaten für einen Querschnitt IPE 200
zusammengestellt.
Es wird deutlich, dass der Anteil aus dem Einzelblech bl bei diesem Beispiel kaum
Einfluss hat. Eine vergleichbare Aussage findet sich in [112] für die üblichen Profil-
reihen. Die Ergebnisse in Tabelle 3.1 sind auf die Profilaußenkante (in Bild 3.6 mit
„○“ markiert) bezogen, da sich an dieser Stelle die maximale Verwölbung ergibt. Die
Wölbanteile im Steg werden mit von Gl. (3.13) ermittelt. Um mit LILOBEC [70]
gewalzte doppeltsymmetrische I-Profile untersuchen zu können, sind die Ausrun-
dungen zu berücksichtigen. Der Verlauf der normierten Wölbordinate für das
Walzprofil IPE 200 ist in Bild 3.6 enthalten.
Bild 3.6 Normierte Wölbordinate bei einem IPE 200 nach [13]
Im Detail A ist erkennbar, dass sich die Größe der normierten Wölbordinate in
z-Richtung unterhalb der Gurtkante nur geringfügig ändert. Zur Bestimmung der
Wölbordinate im Bereich der Ausrundungen wird in LILOBEC [70] vereinfacht der
Wert von an der Gurtkante linear in Richtung der z-Achse abgemindert. Als
Grundgedanke dient hierfür Gl. (3.10). Es ergibt sich die Näherung:
zi,Ausrundung
i,Ausrundung i,Gurt (3.14)
zi,Gurt
30 3 Methoden zur Ermittlung der plastischen Querschnittstragfähigkeit
Bild 3.7 Baustatisches System und Ausnutzung des Querschnitts in Feldmitte, [57]
Beim Erreichen der maximalen Traglast ergibt sich eine Querschnittsausnutzung von
92,6 %. Maßgebend ist in diesem Fall nicht die Querschnittstragfähigkeit, sondern
das Stabilitätsversagen Biegeknicken. Weiterführende Erläuterungen zum System-
versagen finden sich z. B. in [43] und [57]. In Abschnitt 8.2 werden ergänzende
Berechnungen nach der Fließzonentheorie vorgestellt.
4 Rechteckquerschnitt
4.1 Vorbemerkungen
4.2.1 Grundlagen
fy
Npl t b fy Vpl t b
3
b2 1 2 fy
Mpl t fy Mpl,xp t 3 b t
4 6 3
Zur genaueren Erfassung des Tragverhaltens wird im Vergleich zu Bild 4.2 in den
nachfolgenden Abschnitten das Biegemoment um die schwache Achse Mbl (= My)
und das Wölbbimoment M berücksichtigt, s. Bild 4.3. Der Index „bl“ steht für
Blechbiegemoment. Die Ermittlung von Mpl, wird in Abschnitt 4.2.3 formuliert.
fy
Npl t b fy Vpl t b
3
b2 1 2 fy
Mpl t fy Mpl,xp t 3 b t
4 6 3
t2
Mpl, b t fy
2
Mpl,bl b fy
4
Bild 4.3 Plastische Grenzschnittgrößen für Rechteckquerschnitte (erweitert)
Der St. Venant‘sche oder primäre Anteil Mxp des Torsionsmomentes in Bild 4.3 trägt
wesentlich zur Schubbeanspruchung bei. Die plastische Grenzschnittgröße Mpl,xp lässt
sich für Rechteckquerschnitte sehr anschaulich darstellen. Zum besseren Verständnis
wird zunächst auf die elastische Spannungsermittlung infolge Mxp eingegangen. Der
Übergang vom elastischen zum plastischen Tragverhalten erfolgt dann mithilfe von
anschaulichen Ingenieurmodellen. Die Annahmen für die Verwendung der St.
Venant‘schen Torsionstheorie sind u. a. in [24] und [120] enthalten und werden an
dieser Stelle nicht weiter erläutert.
In Bild 4.4 ist die Spannungsfunktion gemäß Gl. (4.2) für einen Rechteckquerschnitt
mit dem Seitenverhältnis 1:2 qualitativ dargestellt.
Eine Näherung zur Ermittlung von max xy = max und max xz ist in Bild 4.5
dargestellt. Es wird deutlich, dass die maximale Schubspannung an der längeren
Kante des Rechtecks auftritt. Bei dünnwandigen offenen Querschnitten ist es üblich,
Gl. (4.2) unter der Annahme von t/b = 0 vereinfacht anzugeben mit:
b2
y, z G y 2 (4.3)
4
Summiert man die Schubspannungen aus der Spannungsfunktion nach Gl. (4.3) zu
einem resultierenden Moment, so fehlt der Faktor zwei im Vergleich zu Gl. (4.2).
34 4 Rechteckquerschnitt
Das auf diese Weise bestimmte Moment Mxp wird viel zu klein ermittelt. Die Ergeb-
nisse nach Gl. (4.3) sind somit unsicher. Auf diese Tatsache wird auch in [24] und
[43] hingewiesen. Ein ausgezeichnetes Hilfsmittel zur ingenieurmäßigen Beurteilung
von Querschnitten, die unter Torsionsbeanspruchung stehen, ist die Prandtl‘sche
Membrananalogie. Sie ermöglicht eine anschauliche Darstellung der St. Venant-
‘schen Torsionstheorie und erlaubt eine experimentelle Untersuchung. Dazu schnei-
det man gedanklich aus einer dünnen, starren Platte ein Loch in der Form des zu
untersuchenden Querschnitts. Die Aussparung wird nun mit einer dünnen ge-
wichtslosen Membran (Seifenhaut) überspannt. Diese gewichtslose Membran ist an
den Lochrändern mit der Platte verbunden. In Bild 4.6 wird dieses Modell am
Beispiel eines schmalen Rechteckquerschnitts verdeutlicht. Wenn auf einer Seite ein
Druck p aufgebracht wird, verformt sich die Membran. Das Maß der Steigung der
Membran ist ein Maß für die Größe der Schubspannungen. Die Verformung u ist
dann gleich der Spannungsfunktion Zeichnet man die Höhenlinien der Membran
ein, so bedeutet eine dichtere Lage der Höhenlinien größere Schubspannungen. Die
Tangenten der Höhenlinien entsprechen der Schubspannungsrichtung. Nach dieser
Analogie ergibt sich gemäß [105] der Wert von Mxp durch den doppelten Inhalt des
von der Membran und ihrer Grundfläche umschlossenen Raumes. Eine numerische
Bestimmung wird zum Vergleich ebenfalls in [105] vorgenommen. Diese Analogie
kann man mit den bereits in Bild 4.4 und Bild 4.5 dargestellten Ergebnissen
anschaulich nachvollziehen. Weitere Beispiele sind z. B. in [11] und [65] enthalten.
Zusätzliche Einzelheiten zur Spannungsfunktion finden sich in [5], [24], [43], [85]
und [120].
4.2 Grenzschnittgrößen für den Rechteckquerschnitt 35
Ermittlung der Grenzschnittgröße Mpl,xp vereinfacht sich damit erheblich. Die maxi-
male Schubspannung beim einachsigen Spannungszustand ergibt sich unter einem
Winkel von 45°. Die Herleitung dazu ist in Tabelle 4.1 enthalten.
N
x
A
N1 N sin
V1 V cos
A1 A sin
N1 N sin
1 x sin2
A1 A sin
V1 N cos
1 x sin cos
A1 A sin
Berechnung der maximalen Schubspannung und dem zugehörigen Winkel:
Weitere Erläuterungen können z. B. [5], [29], [72], [106], [111] und [115] entnom-
men werden. In der Spannungsfunktion ist der Werkstoff bereits berücksichtigt, s.
Gl. (4.2). Zur einfacheren Ermittlung der Steigung der plastischen Spannungsfunktion
wird die reine Querschnittsfunktion (y,z) verwendet, s. Gl. (4.4). Dazu setzt man
gedanklich über die Querschnittfläche ein Walmdach mit einer Neigung von 45°. Der
von der Grundfläche aus gemessene Abstand bis zur „Dachhaut“ ist die Span-
nungsfunktion pl, s. Bild 4.7.
M pl,xp xz y xy z dA (4.8)
A
ergibt sich die in [43] angegebene Formel für die Ermittlung von Mpl,xp für Rechteck-
querschnitte:
1
M pl,xp R t 2 3 b t (4.9)
6
Der Übergang vom elastischen zum plastischen Zustand lässt sich ebenfalls mithilfe
der Prandtl‘schen Membrananalogie anschaulich darstellen. Gedanklich wird über
der Öffnung von der Form des zu untersuchenden Querschnitts zusätzlich zur
Membran noch eine „Dachhaut“ mit konstanter Neigung von 45° aufgestellt. Bei
geringem Druck kann sich die Membran ungehindert verformen (elastischer Zustand)
38 4 Rechteckquerschnitt
bis ihre Neigung am Rand mit der Dachneigung übereinstimmt (plastischer Zustand).
Wird der Druck weiter erhöht, bilden sich Kontaktflächen. Die Projektionen dieser
Kontaktflächen auf die Grundfläche des Querschnitts bilden die Grenzkurven
zwischen elastischen und plastischen Bereichen, s. Bild 4.9.
Bei rechteckigen Querschnitten, die durch Torsion beansprucht werden, ergeben sich
Verschiebungen u in Stablängsrichtung. Diese kann man durch die Wölbordinate
beschreiben, s. Gl. (4.11) aus [48].
u x, y,z y,z x (4.11)
Die Verwölbung wird mit der Spannungsfunktion in Abschnitt 4.2.2 ermittelt. Aus
dem in [24] angegebenen Zusammenhang zwischen u und
u
x z (4.12)
y z
u
x y (4.13)
z y
ergibt sich durch Integration, s. [24]:
n 1
1 y z
y, z y z 8 b 3
2
sin n sinh n
n 0 n cosh n t 2 b b b
mit: n 2n 1 (4.14)
Beispiele für die Verwölbung von Rechteckquerschnitten sind in [31], [61], [63] und
[120] enthalten. Ein Rechteckquerschnitt ist demzufolge nicht wölbfrei. Die in Bild
4.11 dargestellte Wölbordinate ergibt sich für einen Rechteckquerschnitt mit dem
Verhältnis b/t = 5.
Abhängig vom b/t-Verhältnis des Querschnitts ergibt sich für die Wölbordinate
eine unterschiedliche Verteilung, s. Bild 4.12. Da auf den Symmetrielinien = 0 gilt,
ergeben sich für den Fall b/t = 1 (Bild 4.12 Mitte) mit vier Symmetrielinien acht
Bereiche. Für b/t ≠ 1 erhält man zwei Symmetrielinien mit vier Bereichen. Beim
Vergleich von b/t = 2 mit b/t = 0,5 fällt ein Vorzeichenwechsel in den Eckbereichen
der Querschnitte auf. Durch die Darstellung der Wölbordinate in Bild 4.12 wird
deutlich, dass der Maximalwert der Verwölbung nicht zwangsläufig in den Ecken
eines Rechteckquerschnitts auftritt.
Bild 4.12 Verteilung der Wölbordinate (mit Vorzeichen) für Vollquerschnitte bei
unterschiedlichen b/t-Verhältnissen nach LILOBEC [70]
In Bild 4.13 ist der Verlauf der Wölbordinate am oberen Rand eines Rechteck-
querschnitts dargestellt. Die Position des Maximalwertes kann in Abhängigkeit vom
b/t-Verhältnis bestimmt werden. Für den Sonderfall b/t = 1 erhält man in den Ecken
= 0, vgl. Bild 4.12 (Mitte). Mit steigendem b/t-Verhältnis verschiebt sich max
mehr in Richtung Querschnittsecke.
Integriert man die Wölbordinate in Bild 4.11 nach Tabelle 2.1 mit der Spannungs-
verteilung in Bild 4.15 zu M, ergibt sich die Grenzschnittgröße Mpl,. Bei diesem
Zustand handelt es sich um einen Grenzzustand unter der Annahme nahezu unend-
licher Dehnungen bzw. Gleitungen.
Bild 4.15 Spannungsverteilung Mpl, für einen Rechteckquerschnitt nach LILOBEC [70]
Die Ermittlung von Mpl, in Bild 4.15 ist wegen (y,z) nach Gl. (4.14) nicht für eine
Handrechnung geeignet. Die Grenzschnittgröße Mpl, kann mit Gl. (4.15) wie folgt
bestimmt werden, wobei ein Korrekturbeiwert nach Tabelle 4.2 ist.
M pl, x dA b t f y
2
(4.15)
A
4.3.1 Vorbemerkungen
Bei der gleichzeitigen Wirkung mehrerer Schnittgrößen kann man die plastische
Querschnittstragfähigkeit durch von Interaktionsbeziehungen nachweisen. Eine
Überprüfung des Querschnitts ist somit möglich. Die bekannte N-M-Interaktion für
Rechteckquerschnitte wird im Folgenden in Anlehnung an [43] hergeleitet. Eine
Herleitung ist z. B. in [94] enthalten. Als Grundlage dient die Annahme, dass der
Querschnitt vollständig durchplastiziert ist. Der Querschnitt in Bild 4.16 wird durch
eine positive Normalkraft N und ein positives Biegemoment M beansprucht.
Als Resultierende der Spannungen in Bild 4.16 erhält man die Kräfte FN und FM.
FN f y t b 1 2 (4.16)
FM f y t b (4.17)
Mithilfe der Gleichgewichtsbeziehungen können aus diesen Kräften die Schnitt-
größen
N FN f y t b 1 2 (4.18)
b
M 2 FM 1 f y t b 2 1 (4.19)
2
bestimmt werden. Für den Wert = 0 ergibt sich in Bild 4.16 für Gl. (4.18):
Npl t b f y (4.20)
Mit = 1/2 erhält man für Gl. (4.19):
b2
M pl t f y (4.21)
4
Durch Umstellung von Gl. (4.18) nach b und Einsetzen in Gl. (4.19) mit Auflösung
nach fy folgt:
2 M 2M N
2 2
fy (4.22)
tb 2
t b2 t b
Nach Division von Gl. (4.22) durch fy erhält man mit Gl. (4.20) und Gl. (4.21) die
bekannte Interaktionsbeziehung:
2
N M
1 (4.23)
N
pl M pl
In Bild 4.17 ist die N-M-Interaktion nach Gl. (4.23) dargestellt. Alle Schnittgrö-
ßenkombinationen aus N und M, die innerhalb des Funktionsbereiches liegen, können
vom Querschnitt aufgenommen werden. Ein Vergleich mit der elastischen Grenz-
tragfähigkeit zeigt die Tragreserven der plastischen Bemessung, besonders bei
zunehmendem Moment. Die maximale Erhöhung der Tragfähigkeit ergibt sich bei
N/Npl = 0 und beträgt 50 %, s. auch Tabelle 2.4. Diese Interaktionsbeziehung dient
als Grundlage für die Untersuchungen in den nachfolgenden Abschnitten. Bei gleich-
zeitiger Beanspruchung durch Querkräfte und/oder Torsionsmomente sind diese zu
berücksichtigen. Dies kann nach Bestimmung des Verhältnisses /R z. B. mit
Gl. (6.57) erfolgen. Weiterführende Erläuterungen sind in den Abschnitten 4.3.5 und
6.3.9 zu finden.
44 4 Rechteckquerschnitt
Für die Interaktion der Schnittgrößen aus zweiachsiger Biegung mit Normalkraft sind
im Vergleich zur N-M-Interaktion weitere Aspekte zu beachten. Eine wesentliche
Grundlage für die nachfolgenden Betrachtungen ist, dass die Bedingung M = 0
nicht berücksichtigt wird. Somit ergibt sich, abhängig vom Spannungszustand, ein
Wölbbimoment M als innere Schnittgröße (NW-St II nach Abschnitt 2.6). Die
Größe von M ist abhängig von der Kombination der Schnittgrößen N, My und Mz.
Weiterhin wird angenommen, dass die Spannungsnulllinie (SNL) die Form einer
Geraden hat. Für einen Rechteckquerschnitt sind bei einer N-My-Mz-Interaktion
(M ≠ 0) drei Fälle zu unterscheiden:
Fall 1: SNL schneidet den unteren und den oberen Rand
Fall 2: SNL schneidet den linken (rechten) und den oberen (unteren) Rand
Fall 3: SNL schneidet den linken und den rechten Rand
In Bild 4.18 ist die Spannungsverteilung für die Fälle 1 bis 3 dargestellt.
Vergleichbar mit der Vorgehensweise in Bild 4.16 können abhängig vom Spannungs-
zustand in Bild 4.18 entsprechende Schnittgrößen zugeordnet werden. Analog zur
N-M-Interaktion wird die Normalkraft der Querschnittsmitte um den Schwerpunkt
zugewiesen. Aus den rechteckigen Blöcken in Fall 1 (links/rechts) und Fall 3
(oben/unten) ergibt sich im Grenzzustand jeweils nur ein Moment.
Mit der Aufteilung des Querschnitts in Bild 4.19 können die Interaktionsbeziehungen
für die Schnittgrößen N, My und Mz ermittelt werden. Die ausführliche Herleitung
findet sich in [51]. Aus dem Verlauf der Spannungsnulllinie in den Fällen 1 bis 3
können zusätzlich die Gültigkeitsbereiche der einzelnen Fälle bestimmt werden.
Somit erhält man die Gültigkeitsgrenzen in Abhängigkeit von den vorhandenen
Schnittgrößen. In Tabelle 4.3 sind die Ergebnisse aus [51] zusammengestellt.
Integriert man die in Bild 4.19 dargestellten Spannungsverteilungen unter Berück-
sichtigung der Wölbordinaten , ergibt sich M ≠ 0. Lösungen für die N-My-Mz-
Interaktion finden sich auch in [74] und [100]. Gültigkeitsbereiche wie in Tabelle 4.3
werden jedoch nicht angegeben. Die Bestimmung der Tragfähigkeit erfolgt hierbei
ohne Berücksichtigung der Verwölbung. Somit gelten die Lösungen in [74] und [100]
nur unter der Annahme M ≠ 0.
46 4 Rechteckquerschnitt
N 2 N 3 Mz 2M N
2
1 1 1 My Mpl,y 1 z
Npl Npl 2 Mpl,z Mpl,z Npl
3
N 2 N 3 Mz 2
1 1 N N
Npl Npl 2 Mpl,z My Mpl,y 1 2 1 m
Npl Npl
2 und
N 3 Mz 1 9 N 1 Mz
1 mit: 1
Npl 2 Mpl,z m 8 Npl 2 Mpl,z
2 2
N 3 Mz N 3 M
3 1 My Mpl,y 1 z
Npl 2 Mpl,z Npl 4 Mpl,z
N 1053 kN N Npl 0,56
Mz 4982 kNcm Mz Mpl,z 0,53
nach Tabelle 4.3: Fall 2 My 840 kNcm My Mpl,y 0,447
M y i Ai zi (4.25)
Mz i Ai yi (4.26)
M i Ai i (4.27)
Gemäß Bild 4.11 ergeben sich auch für ein Einzelblech Verwölbungsanteile, wenn es
nicht mehr als dünnwandig betrachtet wird. Somit ist der Einfluss der Verwölbung
nach Gl. (4.27) bei der Interaktion mit zu berücksichtigen. Um den Grenzzustand
der Tragfähigkeit zu bestimmen, benötigt man für Gl. (4.24) bis Gl. (4.27) eine
Spannungsverteilung unter Berücksichtigung des Gleichgewichtes. Die Span-
nungsverteilung wird bei einer vollständigen Durchplastizierung des Querschnitts
durch die Lage und Form der Spannungsnulllinie (SNL) charakterisiert. In Tabelle
4.4 ist der Einfluss der Lage der Nulllinie auf die Schnittgrößen zusammengestellt.
Dazu werden die verschiedenen Lagen, unter der Annahme, dass die Spannungs-
nulllinie eine Gerade ist, betrachtet und die Schnittgrößen nach Gl. (4.24) bis (4.27)
bestimmt. Bei der N-My-Interaktion (Fall a) und der N-Mz-Interaktion (Fall b) gilt
aufgrund der Punktsymmetrie von (y,z): M = 0, s. Bild 4.11 und Bild 4.12. Ver-
läuft die Spannungsnulllinie durch den Schwerpunkt S (deckungsgleich mit dem
Schubmittelpunkt M), wie bei einer My-Mz-Interaktion, erhält man wiederum M = 0,
s. Fall c. Der Fall d in Tabelle 4.4 entspricht einer N-My-Mz-Interaktion (M ≠ 0) wie
in Abschnitt 4.3.3. Nach Gl. (4.27) ergibt sich bei diesem Verlauf der Nulllinie
M ≠ 0. Somit ist der Fall d in die Nachweisstufe II nach Abschnitt 2.6 einzuordnen.
Wird die Forderung M = 0 bei einer N-My-Mz-Interaktion eingehalten, muss sich ein
anderer Verlauf der Spannungsnulllinie ergeben als für den Fall d in Tabelle 4.4. Das
Beispiel in Bild 4.20 im Abschnitt 4.3.3 wird hier erneut betrachtet. Dabei soll die
Bedingung M = 0 erfüllt sein. Bei einer Integration des Spannungsverlaufs nach Gl.
(4.27) darf sich dann kein Wölbbimoment ergeben. Das Ergebnis der Berechnung in
LILOBEC [70] ist in Bild 4.21 dargestellt. Diese Lösung gehört zur NW-St I. Die
Form der Spannungsnulllinie entspricht nicht mehr einer Geraden und der Faktor
ist kleiner als in Bild 4.20.
48 4 Rechteckquerschnitt
Tabelle 4.4 Einfluss der Lage der Spannungsnulllinie auf N, My, Mz und M
N + My
a horizontal I
(Mz = M = 0)
N + Mz
b vertikal I
(My = M = 0)
My + Mz
c diagonal I
(N = M = 0)
d diagonal N + My + Mz + M II
Die Schnittgrößen in Bild 4.20 sind mit dem Faktor von 0,8908 zu reduzieren, um
ausreichende Tragfähigkeit nachzuweisen. Der Querschnitt in Bild 4.21 ist durch-
plastiziert. Die Forderung M = 0 beeinflusst die Spannungsnulllinie und verringert
die Tragfähigkeit, s. Tabelle 4.5.
Bild 4.21 Beispiel für die N-My-Mz-Interaktion (M = 0) beim Rechteckquerschnitt nach
LILOBEC [70]
4.3 Schnittgrößenkombinationen beim Rechteckquerschnitt 49
Die Normalkraft wird wie in Abschnitt 4.3.2 der Querschnittsmitte des Restquer-
schnitts um den Schwerpunkt zugewiesen. In Bild 4.22 ist die Spannungsverteilung
bei dieser ingenieurmäßigen Vorgehensweise dargestellt.
Bild 4.22 Ingenieurmäßige Annahme für die Aufteilung des Querschnitts bei einer
N-My-Mz-Interaktion mit M = 0
Zur Bestimmung der Interaktionsbeziehung wird in Gl. (4.20) und Gl. (4.21) der Wert
von b durch red b gemäß Gl. (4.28) ersetzt. Aus Gl. (4.23) folgt dann, s. [52]:
2
N My Mz Mz
1 1 (4.29)
N
pl M pl,y M pl,z M pl,z
Die Spannungsnulllinie, die Gl. (4.29) zugrunde liegt, ist in Bild 4.23 dargestellt.
Bild 4.23 Verlauf der Spannungsnulllinie gemäß Gl. (4.29) für die Aufteilung des
Querschnitts in Bild 4.22
50 4 Rechteckquerschnitt
Vergleicht man den Verlauf der Nulllinie in Bild 4.21 mit dem in Bild 4.23 wird die
Ähnlichkeit deutlich. Die Erhöhung der Tragfähigkeit zwischen der N-My-Mz-Inter-
aktion mit M ≠ 0 und der N-My-Mz-Interaktion mit M = 0 ist in Bild 4.24
dargestellt. Bei der Bestimmung der Abweichung mit LILOBEC [70] werden alle
vorhandenen Schnittgrößen mit dem Faktor berücksichtigt. Bei Spannungsvertei-
lungen, die eine Schnittgröße M ergeben, erhält man eine Erhöhung von mehr als
12 %.
In Bild 4.25 sind die Abweichungen der Lösungen nach Gl. (4.29) im Vergleich zu
LILOBEC [70] dargestellt. Die Ergebnisse liegen bis zu 9,2 % auf der sicheren Seite.
Für gewisse Schnittgrößenkombinationen ergeben sich kleine Abweichungen auf der
unsicheren Seite, die jedoch wegen der gewählten Elementierung entstehen. Nach
einer Erhöhung der Elementierung in LILOBEC [70] von 980 Elementen auf 4500
Elemente erhält man Abweichungen < 0,05 % auf der sicheren Seite.
Die Abweichungen in Bild 4.24 und Bild 4.25 sind im praxisrelevanten Bereich
zwischen b/t = 2 bis b/t = 50 unabhängig vom Verhältnis b/t. Zur Bestimmung der
Abweichungen werden 1000 Schnittgrößenvariationen untersucht. In Tabelle 4.5 sind
die unterschiedlichen Ergebnisse für das im Abschnitt 4.3.3 betrachtete Beispiel
enthalten. Die Tragfähigkeit nach Tabelle 4.3 mit M ≠ 0 liegt bei diesem Beispiel ca.
12 % über der Lösung für M = 0 nach LILOBEC [70]. Das Ergebnis mit Gl. (4.29)
für M = 0 liegt mit ca. 1 % Abweichung auf der sicheren Seite.
Schnittgrößen im Grenzzustand
für fy = 23,5 kN/cm²
Treten in einem Querschnitt die Schnittgrößen V und Mxp gleichzeitig auf, ist eine
Interaktionsbedingung erforderlich. Der Rechteckquerschnitt wird dazu wie in [54] in
zwei Bereiche unterteilt, s. Bild 4.26. Es entsteht eine äußere Hohlzelle mit den
Wanddicken ta und im Inneren ein Rechteck mit den Maßen (t – 2 ∙ ta) und (b – 2 ∙ ta).
Es gilt die Annahme gleicher konstanter Schubspannungen in beiden Bereichen.
Diese Modellierung wird im Folgenden als Hohlzellenmodell bezeichnet. Zur ingeni-
eurmäßigen Veranschaulichung dieses Modells kann man zunächst die Membran-
analogie aus Abschnitt 4.2.2 für das elastische Tragverhalten verwenden. Auf die
dünne gewichtslose Membran wird eine starre Platte mittig lose aufgelegt, denn der
innere Querschnittsanteil steht nicht für die Aufnahme von Mxp zu Verfügung, s. Bild
4.27. Durch den einseitig aufgebrachten Druck (vgl. Bild 4.6) wird die starre Platte
angehoben. Die Membran kann sich nur bis zur Platte ausdehnen. Weitere Beispiele
für Querschnitte mit Aussparungen können z. B. [11] entnommen werden.
52 4 Rechteckquerschnitt
Bei steigender Beanspruchung beginnt das Material der Membran zu fließen. Die
maximale Neigung der Membran, welche zur maximalen Schubspannung führt, ist
beim plastischen Tragverhalten bei einem Winkel von 45° erreicht, s. Tabelle 4.1.
Somit ergibt sich mithilfe der Membrananalogie das in Bild 4.28 dargestellte Modell,
welches mit dem Hohlzellenmodell in Bild 4.26 übereinstimmt. Der zugehörige Wert
von Mxp kann mit Gl. (4.7) aus dem Volumen V des gesamten Körpers in Bild 4.28
bestimmt werden. Gemäß Bild 4.26 folgt für den inneren Bereich (Querkraft nach
Hohlzellenmodell):
V t 2 ta b 2 ta (4.31)
4.3 Schnittgrößenkombinationen beim Rechteckquerschnitt 53
Gemäß Bild 4.29 ergibt sich Mxp aus vier Anteilen der Hohlzellenwand. Für Fy und Fz
erhält man:
Fy t a b 2 t a t a2
(4.32)
Rechteck Dreiecke
Fz t a t 2 t a t a2
(4.33)
Rechteck Dreiecke
Mxp kann unter Berücksichtigung der zugehörigen Abstände der einzelnen Kompo-
nenten wie folgt bestimmt werden.
Zur Bestimmung von im Querschnitt ist ta mit Gl. (4.31) und (4.34) zu eliminieren.
Dies ist jedoch nicht unmittelbar möglich, da lineare, quadratische und kubische
Anteile von ta auftreten. Zur Lösung sind mehrere Iterationsschritte notwendig. Alter-
nativ kann unter Verwendung einer ähnlichen Vorgehensweise wie in [43] nähe-
rungsweise wie folgt bestimmt werden.
2 2
M M
f
xp V
xp
(4.37)
R 2 M pl,xp 2 M pl,xp Vpl
mit f für b/t ≥ 5:
f 1 0,14 t b (4.38)
Dabei ist f ein Anpassungsfaktor in Abhängigkeit vom b/t-Verhältnis des Rechteck-
querschnitts. Der Verlauf von f nach Gl. (4.38) ist in Bild 4.30 dargestellt.
Diese Näherung liegt für b/t ≥ 5 auf der sicheren Seite, s. Bild 4.31. Für /R < 1,0
ergeben sich wesentlich geringere Abweichungen als in Bild 4.31 dargestellt.
Bild 4.31 Abweichung der V-Mxp-Interaktion nach Gl. (4.37) im Vergleich zur Iteration
4.3 Schnittgrößenkombinationen beim Rechteckquerschnitt 55
Ein Beispiel für die vorgestellten Lösungen ist in Tabelle 4.6 enthalten. Zum Ver-
gleich erfolgt die Berechnung nach einer Iteration und nach Gl. (4.37). Das Ergebnis
gemäß Gl. (4.37) liegt 0,25 % auf der sicheren Seite.
Tabelle 4.6 Beispiel für eine V-Mxp-Interaktion beim Rechteckquerschnitt ( < R)
Alternativ kann Mxp auch in Anlehnung an Gl. (4.7) durch das Volumen in Bild 4.28
bestimmt werden.
Mxp 2 71,5 13,57 1940 kNcm mit V 71,5 cm3
5 Ausrundungsflächen
5.1 Vorbemerkungen
Transformationsbeziehungen:
y y cos z sin
z z cos y sin
a2
Npl,e fy
2
1 a3
Mpl,y,e 1 fy
2 3
Mpl,y,e 0,0976 a3 fy
Es ergeben sich die beiden Grenzen min My,e und max My,e. Die Vorzeichen sind zu
berücksichtigen.
max M y,e N pl,e Ne
3
2
N
a 2 1 e
N pl,e
(5.3)
min M y,e N pl,e Ne
3
2
N
a 2 1 e
N pl,e
(5.4)
Der Nachweis ist erfüllt, wenn das nachzuweisende Biegemoment zwischen den
Grenzen von Gl. (5.3) und Gl. (5.4) liegt, s. Gl. (5.5).
min M y,e M y,e max M y,e (5.5)
Das gleichschenklige Dreieck ist nicht wölbfrei. Es ergibt sich eine Schnittgröße
M,e in Abhängig von der Spannungsverteilung. Da es sich bei dieser Betrachtung um
einen Teilquerschnitt handelt, erhält man die Wölbordinate nur aus der Betrachtung
des Gesamtquerschnitts, s. Abschnitt 3.4.2.
5.3 Ausrundungen
Im Folgenden wird die Ausrundung, wie in Bild 5.4 dargestellt, näher betrachtet. Ziel
ist es, im Vergleich zu Abschnitt 5.2, die exakte Interaktionsbeziehung zu ermitteln.
Die Grenzschnittgröße Npl,e kann problemlos aus der Fläche bestimmt werden. Aus
der Bedingung der halben Flächen für Mpl,y,e ergibt sich z für Tabelle 5.2 zu:
z 4 4 2 sin 2 r 8 (5.6)
Als weiterer Zusammenhang kann
z r cos (5.7)
angegeben werden. Das Gleichsetzen von Gl. (5.6) und Gl. (5.7) ergibt Gl. (5.8), die
jedoch nicht direkt lösbar ist.
4 cos 2 2 sin 2 2 (5.8)
Für die Bestimmung von in den Grenzen 0 ≤ ≤ /2 ist eine Iteration erforderlich.
Es ergibt sich:
z 0,82619 r mit 0,59848 (5.9)
Die wesentlichen Grenzschnittgrößen sind in Tabelle 5.2 zusammengefasst.
Npl,e 1 r 2 fy
4
r2
Mpl,y,e r fy z2 5 4 sin3
6
rz
2 2 sin 2
2 2
Mpl,y,e 0,0315 r 3 fy
60 5 Ausrundungsflächen
Für den Nachweis der Interaktion zwischen Biegemoment und Normalkraft kann man
analog zu Abschnitt 5.2 vorgehen. Die Normalkraft wird den Flächen um die
Flächenhalbierende herum zugewiesen und die verbleibenden Bereiche werden durch
My,e beansprucht. Vergleichbar mit dem gleichschenkligen, rechtwinkligen Dreieck in
Abschnitt 5.2 ergeben sich die Höhen b und c sowie ein Versatz der Schwerpunkte
zwischen der Normalkraftfläche SN-Fläche und dem Schwerpunkt S, s. Bild 5.6.
Aus der Bedingung, dass die Flächen von Ne oberhalb und unterhalb der Flächen-
halbierenden gleich groß sein müssen, folgt:
4 2 2 3 8 cos 4 cos 2 4 cos 3
(5.10)
2 sin 2 sin 2 2 sin 2 3 0
Darüber hinaus wird im Bereich Ne die Streckgrenze erreicht. Somit ergibt sich als
weitere Bedingung:
r2
fy 2 3 cos 2 sin 2 2 cos 3 sin 3 2 Ne (5.11)
2
In den Grenzen 0 ≤ ≤ /2 und 0 ≤ ≤ /2 ist eine Iteration für die Bestimmung
von und erforderlich. Analog zum rechtwinkligen, gleichschenkligen Dreieck
in Abschnitt 5.2 ergeben sich die beiden Grenzen min My,e und max My,e. Die
Vorzeichen sind zu berücksichtigen.
max M y,e M y,e,nur M Ne x Versatz (5.12)
min M y,e M y,e,nur M Ne x Versatz (5.13)
mit:
1
r2 5
M y,e,nur M r f y z 2 b2 c2 sin 3 2 sin 3 3
2 3 2
(5.14)
rz
2 2 2 3 sin 2 2 sin 2 3 4
4
5.3 Ausrundungen 61
x Versatz
3 b c 2 z b c 2 r 2 sin 3 2 sin 3 3
3 r sin 3 cos 3 r 2 3 r sin 2 cos 2 2 b c
(5.15)
2r
3 4
b r cos 2 z (5.16)
c z r cos 3 (5.17)
Die ausreichende Tragfähigkeit ist nachgewiesen, wenn das Biegemoment in den
Grenzen von Gl. (5.18) liegt.
min M y,e M y,e max M y,e (5.18)
Da die Ausrundung nicht wölbfrei ist, muss M,e berücksichtigt werden. Bei der
Ausrundung handelt es sich um einen Teilquerschnitt. Zur Bestimmung der
Wölbordinate ist der gesamten Querschnitt zu betrachten, s. Abschnitt 3.4.2. In
Bild 5.7 sind die Interaktionskurven für den Rechteckquerschnitt nach Gl. (4.23), den
gleichschenkligen, rechtwinkligen Dreiecksquerschnitt nach Gl. (5.5) und die Aus-
rundung nach Gl. (5.18) dargestellt. Der Rechteckquerschnitt ist ein flächengleiches
Quadrat. Wegen der fehlenden Symmetrie des Dreieckes und der Ausrundung
bezüglich des ye-ze-Koordinatensystems ergibt sich eine Verschiebung der Inter-
aktionskurve im Vergleich zum Quadrat.
Bild 5.7 Interaktionskurven für das Rechteck nach Gl. (4.23), das Dreieck nach
Gl. (5.5) und die Ausrundung nach Gl. (5.18)
62 5 Ausrundungsflächen
In Bild 5.8 sind die Abweichungen für die Gl. (4.23) und Gl. (5.5) zu Gl. (5.18)
dargestellt. Die Interaktionsbeziehung für das Quadrat liegt zwischen 26,7 % auf der
sicheren und 0,2 % auf der unsicheren Seite. Bei der N-My-Interaktion des gleich-
schenkligen, rechtwinkligen Dreieckes liegen die Ergebnisse immer auf der sicheren
Seite (bis zu 15,3 %).
Bild 5.8 Abweichungen von Gl. (4.23) und Gl. (5.5) in Abhängigkeit von N/Npl
Alternativ zur iterativen Vorgehensweise nach Gl. (5.10) und Gl. (5.11) können die
Werte von und in guter Näherung nach Tabelle 5.3 ermittelt werden.
6.1 Vorbemerkungen
Auf Grundlage der Methoden und Ergebnisse in Kapitel 4 erfolgt in diesem Kapitel
die Übertragung auf doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile. Es werden Glei-
chungen zur Bestimmung der Grenzschnittgrößen vorgestellt. Für gleichzeitig auf-
tretende Schnittgrößen werden Interaktionsbeziehungen formuliert und deren
Genauigkeit mit LILOBEC [70] bestimmt.
6.2 Grenzschnittgrößen
6.2.1 Grundlagen
Doppelkehlnaht Standardfall
Zur Bestimmung des Tragverhaltens von Querschnitten ist die Kenntnis der
plastischen Grenzschnittgrößen erforderlich. Wie schon in Abschnitt 2.5 erläutert,
wird bei der Ermittlung der Grenzschnittgrößen eine einzelne Schnittgröße
betrachtet. Alle anderen Schnittgrößen müssen gleich null sein. Bei dem Linien-
modell in Tabelle 2.5 sind die Anteile, die sich aus der Berücksichtigung der
Blechdicke ergeben, nicht enthalten. Eine genauere Ermittlung der plastischen Grenz-
schnittgrößen für geschweißte I-Querschnitte ist in Tabelle 6.2 enthalten. Auf die
Grenzschnittgrößen Mpl, und Mpl,xp wird in den nachfolgenden Abschnitten näher
eingegangen. Alternativ kann man die plastischen Grenzschnittgrößen auch aus z. B.
[46] ablesen. Beim Vergleich von tabellierten Werten können sich Abweichungen
ergeben, da unterschiedliche Annahmen bzw. Vereinfachungen zugrunde gelegt
werden.
h2
Mpl,y b t f h t f t w w fy
4
Vpl,z t w hw fy 3
b2 t2
Mpl,z t f hw w fy
2 4
Vpl,y 2 b t f fy 3
Mpl,xs Vpl,y h t f 2
Bei der Bestimmung der Grenzschnittgröße Mpl,xp ist es üblich, den Querschnitt durch
eine Kombination von Rechtecken zu idealisieren, s. Bild 6.1. Bei dieser Näherung
wird die Übertragung von Schubspannungen zwischen Gurt und Steg nicht berück-
sichtigt. Abhängig von der angenommenen Verteilung der Schnittgröße Mxp auf die
Teilquerschnitte ergibt sich die Grenzschnittgröße Mpl,xp.
Bild 6.2 Schubspannungsverläufe für die Fälle „Teile getrennt“ und „Teile verbunden“
66 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Gemäß Tabelle 6.1 sind bei der Bestimmung der Grenzschnittgröße Mpl,xp von
geschweißten I-Profilen nach der Plastizitätstheorie zwei Ausführungsvarianten zu
unterscheiden. In Bild 6.4 ist der Nadai‘sche Sandhügel für einen doppeltsym-
metrischen I-Querschnitt mit Doppel HV-Naht dargestellt. Im Übergangsbereich
zwischen Gurt und Steg verlaufen die Höhenlinien (entsprechen den Schubspan-
6.2 Grenzschnittgrößen 67
nungsvektoren) wie auch der Grat gekrümmt. Dieser Verlauf ergibt sich aus der
Bedingung einer konstanten Steigung der plastischen Spannungsfunktion.
Für die Entwicklung einer Näherungslösung in Bild 6.5 werden die Höhenlinien von
Gurt und Steg gedanklich „stumpf“ zusammengestoßen. Ein Vergleich zwischen Bild
6.4 und Bild 6.5 macht deutlich, dass es nur geringe Abweichungen zwischen den
Modellen gibt.
Die Grenzschnittgrößen Mpl,xp kann mit Bild 6.5 wie folgt bestimmt werden:
1 1
M pl,xp R t f2 3 b t f R t 2w 3 h w t w (6.5)
3 6
Da die Dicke der HV-Naht durch die Stegdicke festgelegt wird, ist in Gl. (6.5) auch
kein Ausdruck für die Schweißnaht selbst erkennbar. Der Einfluss der Doppel
HV-Naht auf die Grenzschnittgröße beschränkt sich im baupraktischen Bereich auf
ca. 3 %. Beim Vergleich von Bild 6.5 mit Bild 6.3 wird deutlich, dass sich die
Modelle nur durch die Berücksichtigung von Anteilen im Übergang zwischen Gurt
und Steg unterscheiden. Der Unterschied zwischen Gl. (6.4) und Gl. (6.5) ergibt sich
nur durch eine Modifizierung im Steganteil.
68 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Je kleiner die Nahtdicke ist, desto mehr nähert man sich dem Ergebnis in Bild 6.3 an.
Eine gesonderte Näherungslösung für den Fall in Bild 6.6 erscheint nicht sinnvoll. Es
kann vereinfacht Gl. (6.4) angewendet werden. Die Querschnittsform bleibt bei
Anwendung der Gln. (6.4) und (6.5) nicht erhalten, s. Abschnitt 8.2.3.
6.2 Grenzschnittgrößen 69
Aus Abschnitt 4.2.3 wird die Schnittgröße für den Steg Mpl,,w nach Gl. (4.15) ent-
nommen. Es ergibt sich für den Steg:
Mpl,,w h w t w f y
2
(6.8)
Für die Gurte wird kein Wölbbimoment Mpl,,f über die Blechdicke berücksichtigt, da
sich dieses wegen der Spannungsverteilung wieder aufhebt. Somit erhält man aus
Mpl, Mpl,,ml Mpl,,w (6.9)
die Grenzschnittgröße Mpl, für doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile.
b2 2
M pl, t f h t f h w t w f y mit aus Tabelle 4.2 (6.10)
4
Für die Profilreihen ähnlich den Walzprofilen mit r = 0 sind die Ergebnisse nach
Gl. (6.10) mit den von LILOBEC [70] ermittelten Werten nahezu identisch. In Bild
6.9 ist ein Beispiel dargestellt.
(1108 Elemente)
fy = 23,5 kN/cm²
Bild 6.9 Grenzschnittgröße Mpl,für ein HEB 200 mit r = 0 nach LILOBEC [70]
6.3 Schnittgrößenkombinationen 71
Bild 6.10 Grenzschnittgröße Mpl, nach Gl. (6.10) im Vergleich zu Gl. (6.7)
Bei den Profilreihen ähnlich den Walzprofilen (r = 0) ergibt sich nach Gl. (6.10) eine
um bis zu 3 % höhere Tragfähigkeit als nach Gl. (6.7), s. Bild 6.10. Grundlagen zur
Ermittlung der Verwölbung von I-Profilen gemäß dem Mittellinienmodell sind z. B.
in [93] und [110] enthalten.
6.3 Schnittgrößenkombinationen
6.3.1 Vorbemerkungen
6.3.2 Grundlagen
Durch die Beanspruchung von Querschnitten ergeben sich Spannungen. Diese Span-
nungen können mit Tabelle 2.1 zu Schnittgrößen zusammengefasst werden.
Zur Bestimmung der Tragfähigkeit teilt man das Profil, wie in Bild 6.1 dargestellt, in
die drei Teilquerschnitte Obergurt, Steg und Untergurt und bildet das Gleichgewicht
zwischen Schnittgrößen und Teilschnittgrößen. Nachfolgend werden zunächst die
-Schnittgrößen betrachtet. Beim TSV in [43] und [45] erfolgt die Idealisierung des
Querschnitts nach dem Mittellinienmodell, s. Bild 1.5. Analog zum Rechteck-
querschnitt in Abschnitt 4.2.1 kann man beim TSV-plus zur genaueren Erfassung der
Tragfähigkeit die Teilschnittgrößen aus Blechbiegung (Index „bl“) und lokale
Wölbbimomente berücksichtigen, s. Bild 6.12. Das Biegemoment um die schwache
Achse eines Teilquerschnitts wird als Blechbiegemoment Mbl bezeichnet.
Der Einfluss der Parameter ist in Bild 6.13 dargestellt. Je größer der Anteil der
Stegfläche am Gesamtquerschnitt ist, desto größer ist die plastische Tragfähig-
keitsreserve. Die Darstellung in Bild 6.13 links gilt für den häufigen Wert von
tf/hw = 0,05. Nennenswerte Unterschiede des Parameters tf/hw in Bild 6.13 rechts auf
die Tragfähigkeit ergeben sich für = 0,35 zwischen N/Npl = 0,35 und 0,7.
Bild 6.13 Einfluss der Parameter (links) und tf/hw (rechts) auf die N-My-Interaktion,
[55]
Gemäß Bild 6.12 können in jedem Teilquerschnitt die Schnittgrößen N, M, Mbl und
M auftreten. Nach Tabelle 4.4 ergibt sich bei der N-My-Interaktion eine horizontale
Spannungsnulllinie. Durch die Unterteilung in drei Teilquerschnitte erhält man die in
Bild 6.14 dargestellten drei Fälle für die Lage der Spannungsnulllinie.
74 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Für eine N-My-Interaktion ergeben sich nach Bild 6.12 die Gleichgewichtsbezie-
hungen:
N N u N w No (6.11)
h tf h tf
M y Nu No M u,bl M w Mo,bl (6.12)
2 2
Mz Mu Mw,bl Mo 0 (6.13)
h tf h tf
M M u Mo M,u M,w M,o 0 (6.14)
2 2
Da die Spannungsnulllinie gemäß Bild 6.14 horizontal verläuft erhält man:
M,u M,w M,o 0 (6.15)
M w,bl 0 (6.16)
Es folgt:
M u Mo 0 (6.17)
Bei der N-My-Interaktion ergeben sich somit zwei Bedingungen und sechs
unbekannte Teilschnittgrößen. Die Lösung erfolgt unter Anwendung einer Optimie-
rung mit dem Ziel, die maximale Grenztragfähigkeit zu bestimmen. Wegen der
Symmetrieeigenschaften kann Fall 3 in Bild 6.14 entfallen, wenn man die Schnitt-
größen betragsmäßig berücksichtigt. Die Normalkraft kann dem Steg um den
Schwerpunkt herum zugewiesen werden. Somit verbleiben die weiter vom Schwer-
punkt entfernten Querschnittsflächen für das Biegemoment. Im Grenzzustand
ergeben sich die in Bild 6.15 dargestellten Aufteilungen des Querschnitts und die
gekennzeichneten Bereiche zur Aufnahme von N und My. Mit der Aufteilung des
Querschnitts in Bild 6.15 kann ein Teil der Teilschnittgrößen unmittelbar bestimmt
werden. So ergibt sich z. B. nur in dem Teilquerschnitt ein Biegemoment, in dem die
Spannungsnulllinie liegt. Treten in einem Teilquerschnitt die Teilschnittgrößen
Normalkraft und Biegemoment auf, erfolgt die Interaktion nach Gl. (4.23).
6.3 Schnittgrößenkombinationen 75
Für den Nachweis ausreichender Tragfähigkeit wird für beide Fälle zunächst der
Einfluss der Normalkraft berücksichtigt. Danach überprüft man, ob das Biegemoment
|My| nicht größer als das maximal aufnehmbare Biegemoment max My ist:
M y max M y (6.18)
Mit Bild 6.15 kann man die Grenzen für die Fallunterscheidung anschaulich
ermitteln. Der Nachweis der Normalkraft ist in den Grenzen der Fallunterscheidung
enthalten.
Fall 1: Spannungsnulllinie im Steg
Bedingung: N Npl,w h w t w f y
aus Gleichgewicht: N w N No N u N
2
N N pl,w h w aus Gl. (4.23)
M w 1 w
N pl,w 4
h tf
max M y N u No Mw
2
max M y Npl,f h t f Mw
N2
max M y M pl,y
4 tw fy
Nachweis: M y max M y
76 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
h N pl N
max M y N pl N
2 4 b f y
Nachweis: M y max M y
N2
My Mpl,y
4 t w fy
Npl,w N Npl
h Npl N
My Npl N
2 4 b fy
Alle Schnittgrößen betragsmäßig einsetzen!
Npl,w hw t w fy Npl 2 t f b t w hw fy
Mpl,y t f b h t f t w h2w 4 fy
6.3 Schnittgrößenkombinationen 77
Bild 6.16 Erhöhte Tragfähigkeit bei der N-My-Interaktion unter Berücksichtigung der
Blechbiegung in den Gurten
Durch die Berücksichtigung der Blechbiegemomente ergeben sich für den Fall
„Spannungsnulllinie im Gurt“ in Tabelle 6.3 größere Tragfähigkeiten als nach dem
TSV (Mittellinienmodell). Die erhöhte Tragfähigkeit der Schnittgrößen für die
Profilreihen ähnlich den Walzprofilen ohne Ausrundungen sind in Bild 6.16
dargestellt. Unter Berücksichtigung der Blechbiegemomente erhält man abhängig
vom Verhältnis N/Npl bis zu 4 % höhere Tragfähigkeiten. Die Interaktions-
beziehungen gemäß DIN 18800 [14] liegen zwischen 10,9 % auf der sicheren und
2,4 % auf der unsicheren Seite. Bei Anwendung der Interaktionsbeziehung gemäß
DIN EN 1993-1-1 [15] ergeben sich Abweichungen zwischen 4,8 % auf der sicheren
und 7,4 % auf der unsicheren Seite. Die Lösung gemäß Tabelle 6.3 ist den
Interaktionsbeziehungen in DIN 18800 [14] und in DIN EN 1993-1-1 [15]
vorzuziehen.
Die Auswirkungen von tw/b sind relativ gering. In Bild 6.17 ist der Einfluss von für
tw/b = 0,05 dargestellt. Bis zu N/Npl = ergibt sich eine geringe Abminderung, da die
Normalkraft in diesem Anwendungsbereich durch den Steg aufgenommen wird. Im
Unterschied zu Abschnitt 6.3.3 erstreckt sich bei der Aufteilung des Querschnitts der
Steg gedanklich über die gesamte Profilhöhe (Index „h“). Gemäß Tabelle 4.4 ergibt
sich für eine N-Mz-Interaktion eine vertikale Spannungsnulllinie. Somit erhält man
die in Bild 6.18 dargestellten Fälle, wobei Fall 3 aufgrund von Symmetrieeigen-
schaften entfallen kann, wenn man die Schnittgrößen betragsmäßig einsetzt.
78 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Bild 6.17 Einfluss des Parameters auf die N-Mz-Interaktion nach [55]
Die Bestimmung der Tragfähigkeit erfolgt analog zur N-My-Interaktion. Aus den
Gleichgewichtsbeziehungen in Bild 6.12 ergeben sich:
N N u N w No (6.19)
h tf h tf
M y Nu No M u,bl M w Mo,bl 0 (6.20)
2 2
Mz Mu Mw,bl Mo (6.21)
h tf h tf
M M u Mo M,u M,w M,o 0 (6.22)
2 2
Wegen des vertikalen Verlaufs der Spannungsnulllinie gemäß Bild 6.18 erhält man:
M,u M,w M,o 0 Mu Mo (6.23)
Mu,bl Mw Mo,bl 0 Nu No (6.24)
6.3 Schnittgrößenkombinationen 79
Unter Verwendung der Aufteilungen des Querschnitts in Bild 6.19 können die Gültig-
keitsbereiche ermittelt werden, vgl. Abschnitt 6.3.3.
In Tabelle 6.4 sind die erforderlichen Nachweise für die N-Mz-Interaktion doppelt-
symmetrischer geschweißter I-Profile zusammengestellt. Die Ergebnisse nach Tabelle
6.4 entsprechen der exakten Lösung. Bei Anwendung von Tabelle 6.4 ergeben sich
wegen der Berücksichtigung der Blechbiegemomente bis zu 6 % größere Tragfähig-
keiten im Vergleich zum TSV, s. Bild 6.20. Die maximale Erhöhung erhält man für
den Fall N = 0, da dann der Steg vollständig für die Schnittgröße Mz ausgenutzt
werden kann.
N2
Mz Mpl,z
4 h fy
Npl,w,h N Npl
b Npl N
Mz Npl N
2 8 t f fy
Alle Schnittgrößen betragsmäßig einsetzen!
b2 t2
Npl,w,h h t w fy Npl 2 t f b t w hw fy Mpl,z t f hw w fy
2 4
Bei Anwendung der Interaktionsbeziehung gemäß DIN 18800 [14] liegen die Ergeb-
nisse zwischen 14,7 % auf der sicheren und 4,2 % auf der unsicheren Seite. Aus der
80 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Bild 6.20 Erhöhte Tragfähigkeit bei der N-Mz-Interaktion unter Berücksichtigung der
Blechbiegung im Steg
Bild 6.21 Lage der Spannungsnulllinie bei der My-Mz-Interaktion (gerade SNL)
Mz Mu Mw,bl Mo (6.27)
h tf h tf
M M u Mo M,u M,w M,o 0 (6.28)
2 2
Für die Herleitung einer ingenieurmäßigen Näherung wird angenommen, dass die
Spannungsnulllinie die Teilquerschnitte horizontal oder vertikal schneidet. Dies
führt zu einer Reduzierung der Fälle für den Verlauf der Spannungsnulllinie. Es
ergibt sich:
N u No N w 0 (6.29)
M,u M,w M,o 0 Mu Mo (6.30)
Somit können die vier in Bild 6.21 dargestellten Fälle auf zwei reduziert werden, s.
Bild 6.22. Die ingenieurmäßige Untersuchung des Querschnitts erfolgt in zwei
Schritten. Im ersten Schritt wird nur Mz betrachtet und der zur Aufnahme erfor-
derliche Querschnittsanteil ermittelt. Der Restquerschnitt steht dann für My zur
Verfügung, s. Bild 6.22.
Mz b 2
t 2w tf t 2w
f y M pl,z h f y
2 4
(6.31)
b b2 Mz
ba (6.33)
2 4 2 tf fy
82 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Es folgt:
2 Mz
red b b 1 (6.34)
t f b2 f y
tw M pl,z M z
ta (6.37)
2 h fy
zu
M pl,z M z
red t w 2 (6.38)
h fy
Bild 6.23 Ingenieurmäßige Annahme für die Aufteilungen des Querschnitts für My und
Mz im Grenzzustand
Aus der Aufteilung des Querschnitts erhält man die in Bild 6.24 dargestellten
angenommenen Verläufe der Spannungsnulllinie für die Fälle 1 und 2. Bei dem
Restquerschnitt im Fall 2 handelt es sich um einen Rechteckquerschnitt, s. Bild 6.22
rechts.
6.3 Schnittgrößenkombinationen 83
Bild 6.24 Angenommene Verläufe der Spannungsnulllinien für die Aufteilungen des
Querschnitts in Bild 6.23
Die Zusammenfassung der Nachweise für eine My-Mz-Interaktion kann Tabelle 6.5
entnommen werden. Die mit LILOBEC [70] ermittelten Abweichungen der Lösungen
nach Tabelle 6.5 für die Profilreihen ähnlich den Walzprofilen ohne Ausrundungen
sind in Bild 6.25 enthalten. Zur Bestimmung der Abweichungen werden für jeden
Querschnitt zehn Schnittgrößenvariationen untersucht. Mit zunehmender Profilnenn-
höhe erhöhen sich die Abweichungen auf der sicheren Seite.
Mz
tf
2
b2 t 2w fy
h2
My t f red b h t f t w w fy
4
2 Mz
mit red b b 1
t f b2 fy
tf
2
b2 t 2w fy Mz Mpl,z
h2
My red t w fy
Alle Schnittgrößen 4
betragsmäßig einsetzen! Mpl,z Mz
mit red t w 2
h fy
Die größte Abweichung bei der Anwendung von Tabelle 6.5 erhält man bei einem
Profil ähnlich dem HEAA 1000 (ohne Ausrundungen) mit 1,2 % auf der sicheren
Seite. Die Abweichungen auf der sicheren Seite ergeben sich, da gemäß Tabelle 6.5
die Spannungsnulllinie die Teilquerschnitte horizontal oder vertikal schneidet, s.
Tabelle 6.7 rechts. Bei der Untersuchung mit LILOBEC [70] erhält man eine gerade
Spannungsnulllinie nach Tabelle 6.6 links. Die Abweichungen auf der unsicheren
Seite sind Ungenauigkeiten infolge der gewählten Elementierung für den Fall
My/Mpl,y = 0. So erhält man z. B. für ein Profil ähnlich dem HEM 100 nach LILOBEC
84 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
[70] mit der Elementierung in Bild 6.25 (420 Elemente) 99,898 % von Mpl,z. Bei
Verwendung von 1190 Elementen ergibt sich ein Wert von 99,965 % von Mpl,z.
Dieser Effekt tritt auch bei den nachfolgenden Interaktionsbeziehungen auf, wird aber
nicht wiederholt erläutert.
Bild 6.25 Abweichungen bei Nachweisen nach Tabelle 6.5 im Vergleich zu LILOBEC
Bild 6.26 Erhöhte Tragfähigkeit bei der My-Mz-Interaktion unter Berücksichtigung der
Blechbiegung im Steg
6.3 Schnittgrößenkombinationen 85
Zur weiteren Erläuterung von Bild 6.25 ist ein Beispiel in Bild 6.27 mit dem Verlauf
der Abweichungen in Abhängigkeit von My/Mpl,y dargestellt. Bei Anwendung von
Tabelle 6.5 ergibt sich für My/Mpl,y = 0,42 eine maximale Abweichung von 2,8 % auf
der sicheren Seite. Die maximale Abweichung ist größer als in Bild 6.25, da die
Geometrie des Querschnitts in Bild 6.27 deutlich von der Geometrie der Querschnitte
in Bild 6.25 abweicht.
Bild 6.27 Abweichungen bei Nachweisen nach Tabelle 6.5 in Abhängigkeit von My/Mpl,y
Bei einer Berechnung mit LILOBEC [70] unter Einhaltung der Bedingung
M,o = M,u = 0 (NW-St I) ergibt sich eine gekrümmte Spannungsnulllinie, s. Tabelle
6.7 (links). Zum Vergleich ist der angenommene Verlauf der Spannungsnulllinie nach
Tabelle 6.5 in Tabelle 6.7 (rechts) angegeben. Der Faktor für die Schnittgrößen in
Tabelle 6.7 (links) verringert sich geringfügig im Vergleich zu Tabelle 6.6 (links).
Tabelle 6.7 Fortsetzung des Beispiels für eine My-Mz-Interaktion mit M,o = M,u = 0
nach LILOBEC [70] (M,lokal = 0!): Modell nach Tabelle 6.5 (red b = 12,03 cm):
6.3 Schnittgrößenkombinationen 87
Die Teilschnittgrößen nach LILOBEC [70] für die Fälle M,u = M,o ≠ 0 und
M,u = M,o = 0 sowie mit dem Ingenieurmodell von Tabelle 6.5 sind in Tabelle 6.8
zusammengestellt. Durch das Auftreten der lokalen Wölbbimomente und der damit
verbundenen Verdrehung der Gurte bleibt die Querschnittsform nicht erhalten.
Darüber hinaus ergibt sich eine geringfügig geänderte Verteilung der Schnittgrößen
N, M und Mbl in den Teilquerschnitten. Die Verdrehung infolge M,lokal ist sehr
gering, wie durch die numerischen Untersuchungen in Abschnitt 8.2.2 gezeigt wird.
Der Effekt der lokalen Wölbbimomente ist in diesem Beispiel gering und kann
vernachlässigt werden. Es wird jedoch die Anwendung von Tabelle 6.5 empfohlen,
da somit keine lokalen Wölbbimomente auftreten.
Tabelle 6.8 Teilschnittgrößen für das Beispiel in Tabelle 6.6 und Tabelle 6.7
M,lokal ≠ 0 M,lokal = 0 Ingenieurmodell in
Teilschnittgröße Tabelle 6.6 links Tabelle 6.7 links Tabelle 6.7 rechts
NW-St II NW-St I NW-St I
No [kN] −423,6 −424,3 −424,0
Obergurt
Gemäß Tabelle 6.7 muss der Verlauf der Spannungsnulllinie nicht zwangsläufig die
Form einer Geraden haben. Abhängig von den jeweiligen Bedingungen kann sich bei
doppeltsymmetrischen I-Profilen eine gekrümmte Spannungsnulllinie ergeben.
Dies wird beispielsweise auch in [122] verfolgt. Die in DIN 18800 [14] und in
DIN EN 1993-1-1 [15] angegebenen Interaktionsbeziehungen liegen immer auf der
sicheren Seite (DIN 18800 [14] bis zu 22,8 %, DIN EN 1993-1-1 [15] bis zu 11,7 %).
N N u N w No (6.39)
h tf h tf
M y Nu No M u,bl M w Mo,bl (6.40)
2 2
Mz Mu Mw,bl Mo (6.41)
h tf h tf
M M u Mo M,u M,w M,o 0 (6.42)
2 2
und der Bedingung, dass die Spannungsnulllinie die Teilquerschnitte nur horizontal
oder vertikal schneiden darf folgt:
M,u M,w M,o 0 Mu Mo (6.43)
Diese ingenieurmäßige Näherung ist vergleichbar mit der My-Mz-Interaktion.
Wegen der symmetrischen Verteilung von Mo und Mu ergeben sich vier Fälle für die
Aufteilung des Querschnitts bei Verwendung von betragsmäßigen Schnittgrößen, s.
Bild 6.28.
Bild 6.28 Ingenieurmäßige Annahme für die Aufteilungen des Querschnitts für N, My
und Mz im Grenzzustand
6.3 Schnittgrößenkombinationen 89
Bild 6.29 Angenommene Verläufe der Spannungsnulllinien für die Aufteilungen des
Querschnitts in Bild 6.28
In Bild 6.30 sind die Abweichungen der Lösungen nach Tabelle 6.9 für die Profil-
reihen ähnlich den Walzprofilen ohne Ausrundungen im Vergleich zu LILOBEC [70]
dargestellt. Die Abweichungen werden für die Fälle Mz/Mpl,z = 0/0,2/0,4/0,6/0,8 und
0,995 ermittelt. Es erfolgt die Untersuchung von zehn Schnittgrößenvariationen der
Schnittgrößen N und My für jeden Fall von Mz/Mpl,z. Mit zunehmender Profilnenn-
höhe verringern sich die Abweichungen. Die größte Abweichung erhält man bei dem
Profil HEM 100 ohne Ausrundungen. Bei der Anwendung von Tabelle 6.9 liegen die
Ergebnisse für diesen Querschnitt bis zu 1,9 % auf der sicheren Seite. Wegen der
ingenieurmäßigen Annahme für den Verlauf der Spannungsnulllinie gemäß Bild 6.29
ergeben sich bei Anwendung von Tabelle 6.9 die Abweichungen auf der sicheren
Seite im Vergleich zu LILOBEC [70], s. Beispiel in Tabelle 6.10 (rechts).
90 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Gültigkeit
4
2 Mz
red b b 1
t f b2 fy
N Npl,w
Fall 1
N2
My Mpl,y,red b
4 t w fy
Npl,w N Npl,red
Fall 2
4
Npl,w hw t w fy Mpl,z Mz
red t w 2
h fy
Npl,red 2 t f red b t w hw fy
b2 t2
Fall 3 und Fall 4
Mpl,z t f hw w fy N red t w h fy
2 4
red t w h2 fy N2
h2 My
Mpl,y,red b t f red b h t f t w w fy 4 4 red t w fy
4
Bild 6.30 Abweichungen bei Nachweisen nach Tabelle 6.9 im Vergleich zu LILOBEC
6.3 Schnittgrößenkombinationen 91
Die Verteilung der Abweichungen für den Querschnitt HEM 100 (r = 0) ist in Bild
6.31 dargestellt. Die größte Abweichung auf der sicheren Seite ergibt sich bei
Mz/Mpl,z = 0,4.
Bild 6.31 Abweichungen bei Nachweisen nach Tabelle 6.9 in Abhängigkeit von N/Npl
und Mz/Mpl,z
Ein Beispiel für eine N-My-Mz-Interaktion ist in Tabelle 6.10 enthalten. Der Verlauf
der Spannungsnulllinie entspricht nicht einer Geraden. Das Beispiel in Tabelle
6.10 liegt am Übergang zwischen Fall 1 und Fall 2 in Bild 6.29. Die Ergebnisse nach
Tabelle 6.9 liegen bei diesem Beispiel weniger als 0,1 % auf der sicheren Seite.
Mit dem EDV-Programm QST-FZ [116] können keine Verläufe über die Blechdicke
dargestellt werden. Deshalb kann der Verlauf der Spannungsnulllinie nur anhand der
Spannungsdurchgänge in Tabelle 6.10 (rechts) ermittelt werden. In Tabelle 6.11 sind
die Teilschnittgrößen für die Spannungsverteilung nach Tabelle 6.10 (links) gemäß
LILOBEC [70] zusammengestellt. Analog zu Abschnitt 6.3.5 ergeben sich wegen der
Neigung der Spannungsnulllinie lokale Schnittgrößen in den Teilquerschnitten
(NW-St II). Die Bedingung ∑M = 0 wird eingehalten, da sich die lokalen
Wölbbimomente bei Vernachlässigung von numerischen Abweichungen gegenseitig
aufheben.
Wie im Abschnitt 6.3.5 sind die lokalen Wölbbimomente gering. Die Spannungs-
nulllinie hat auch im Fall M,lokal ≠ 0 einen gekrümmten Verlauf. Bei der in diesem
Abschnitt gezeigten ingenieurmäßigen Lösung ergeben sich keine Torsionsschnitt-
größen und keine Verdrehungen. Mit den numerischen Untersuchungen in Abschnitt
8.2.2 kann gezeigt werden, dass sich ein frei verformbarer Querschnitt bei zwei-
achsiger Biegung mit Normalkraft nach Überschreitung der elastischen Tragfähigkeit
um die x-Achse verdreht. Dieser Fall wird in Abschnitt 6.3.8 näher betrachtet.
Für das Profil ergeben sich bei positiven Vorzeichen die in Bild 6.33 dargestellten
Restquerschnitte. Dabei gilt Fall A als Standardfall, während die Fälle B und C
Sonderfälle sind. Bei diesem Ingenieurmodell wird für den Fall B und den Fall C der
Querschnitt gedanklich in der Stegmitte geteilt und die Aufnahme der Schnittgrößen
Mz und M für beide Teile untersucht.
Bild 6.33 Restquerschnitte für N und My infolge Mz und M mit positiven Vorzeichen
Zur Vereinfachung der nachfolgenden Schritte wird die Schnittgröße M nur auf die
Gurte aufgeteilt. Somit ist für die Herleitung die Bedingung
M t
b2 t 2w f f y (6.49)
h tf 4
einzuhalten. Die alleinige Beanspruchung infolge M darf nur so groß sein, solange
eine Aufnahme durch die Gurte bis Außenkante Steg möglich ist. Bei den meisten
94 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Profilen ergibt sich aus Gl. (6.49) eine Grenze von ca. M/Mpl, = 0,95. Mithilfe von
Tabelle 6.12 können die Nachweise für Mz und M erfolgen und die reduzierten
Querschnittsabmessungen jeweils für Ober- und Untergurt (Index „o“ und „u“)
bestimmt werden. Somit ergibt sich auch die Einstufung in die Fälle A bis C.
Mz
2
M
h tf
t
b2 t 2w f fy
4
b2 Mz
red bo/u 2
4
2
M
h tf
tf fy
b tf M M Mpl,z
2
t 2w fy z
4 2 h tf 2
Mpl,z Mz M h
red t w,o/u 2 fy
2 h tf
zusätzlich: M 2 2
Vorzeichen der
Schnittgrößen beachten!
Bild 6.34 Ingenieurmäßige Annahme der Aufteilungen des Querschnitts für die
Schnittgrößenkombinationen N-Mz-M und My-Mz-M im Grenzzustand
Wie im Abschnitt 6.3.3 ist wegen der Lage der Spannungsnulllinie in Obergurt, Steg
oder Untergurt ein Teil der Teilschnittgrößen unmittelbar bestimmbar. Die
verbleibenden Teilschnittgrößen erhält man mit den Gleichgewichtsbeziehungen und
der Untersuchung von Grenzzuständen im Rahmen einer Optimierung. Zur
Ermittlung der horizontalen Lage der Spannungsnulllinie für die Schnittgrößen N und
My werden Grenzbedingungen berücksichtigt. So gilt z. B. im Fall max My mit
Spannungsnulllinie im Obergurt:
Ngr,o No Ngr,o (6.51)
In Tabelle 6.13 sind die Gleichungen zur Bestimmung von min My und max My mit
den zugehörigen Bedingungen zusammengefasst. Der Index „gr“ steht für Grenzlast.
h tf
Ngr 2 Ngr,o N Ngr 2 Ngr,u SNL im Steg
Ngr,u Ngr,o 2
Mw
h tf
Ngr N Ngr 2 Ngr,o SNL im Obergurt
N Ngr,w
2 Ngr,u
2
Mo,bl
96 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Tabelle 6.14 Rechenwerte zur Bestimmung von max My und min My in Tabelle 6.13
Rechenwerte: red bo, red bu, red tw,o und red tw,u aus Tabelle 6.12
Standardfall A: Ngr,o red bo t f fy Ngr,w t w hw fy Ngr,u red bu t f fy
Ngr,o red bo bzw. red t w,o t f fy Ngr,u red bu bzw. red t w,u t f fy
N N Ngr,u
2 NN
2
t gr,w Ngr,o N tf
1 Ngr,o f 1
gr,w
Mo,bl Mu,bl
Ngr,o 4 Ngr,u gr,u 4
NN 2
gr,o Ngr,u h
Mw 1 Ngr,w w
Ngr,w 4
Ein Beispiel für eine N-My-Mz-M-Interaktion ist in Tabelle 6.15 enthalten. Die
Berechnung erfolgt mit QST-FZ [116] und LILOBEC [70]. Die Faktoren für die
Schnittgrößen nach QST-FZ [116] und LILOBEC [70] stimmen gut überein. Der
Verlauf der Spannungsnulllinie ist gekrümmt.
In Bild 6.35 ist die zugehörige Grenzkurve der N-My-Interaktion des einfach-
symmetrischen Restquerschnitts (vgl. Bild 6.33 Fall A) nach Tabelle 6.12, Tabelle
6.13 und Tabelle 6.14 dargestellt. Für den Fall N/Npl = 0,177 gemäß dem Beispiel in
Tabelle 6.15 sind die entsprechenden Lösungen max My und min My eingetragen.
Die Interaktionskurve ist punktsymmetrisch und nicht achsensymmetrisch. Zur
Aufnahme der Schnittgrößen N und My muss der Bemessungspunkt auf der
Interaktionskurve oder innerhalb der umschlossenen Fläche liegen. Die Beträge
min My und max My sind von der vorhandenen Normalkraft abhängig. Somit ist der
Doppelnachweis gemäß Gl. (6.50) unter Berücksichtigung der Vorzeichen für das
Beispiel in Tabelle 6.15 erforderlich.
Dabei entspricht der Fall a der N-My-Interaktion und der Fall b der N-Mz-Interaktion.
Für die Fälle c bis f können die Schnittgrößen nach Tabelle 6.16 bestimmt werden.
Wegen des Mittellinienmodells in Bild 6.36 werden die Blechbiegemomente nicht
berücksichtigt. Bei der Umstellung der Gleichungen in Tabelle 6.16 ergeben sich
umfangreiche Lösungen. Für den Fall d ist die Lösung nicht direkt bestimmbar. Es
ist eine Iteration erforderlich. Aus den Spannungsverteilungen nach Tabelle 6.16
ergeben sich Wölbbimomente M. In Bild 6.37 ist für ein Beispiel M/Mpl, darge-
stellt unter der Bedingung, dass der Querschnitt vollständig durchplastiziert ist. Der
Wert für M/Mpl, ist abhängig von den vorliegenden Schnittgrößen. Es fällt auf, dass
bei My/Mpl,y = 0,6 und My/Mpl,y = 0,8 M/Mpl, nach anfänglicher Zunahme das
Wölbbimoment wieder abnimmt. Grund dafür ist eine Annäherung an den Fall a in
Bild 6.36, bei dem sich kleinere Werte für M/Mpl, ergeben.
6.3 Schnittgrößenkombinationen 99
Tabelle 6.16 Schnittgrößen N, My und Mz aus Spannungsverteilung der Fälle c bis f nach
dem Mittellinienmodell
N Npl 2 2 b d e fy
My t f e d af fy
Mz t f e b e d b d fy
N 2 t f e d b c t w fy
h2
My t f e d af t w w c 2 fy
4
Mz t f e b e d b d fy
N 2 d t f 2 c t w fy
c2
My Mpl,y d t f af t f t w fy
2
Mz d t f b d fy
N Npl 2 t f b d fy
My t f b d af fy
Mz d t f b d fy
Bild 6.37 Beispiel für M/Mpl bei den Spannungsverteilungen in Tabelle 6.16
100 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
In Tabelle 6.17 sind die Bedingungen für die Lösung der N-My-Mz-M-Interaktion
mit M ≠ 0 nach [59] zusammengefasst. Dabei wird das Mittellinienmodell verwen-
det.
N Npl,w
2
Npl = A fy My
2
Npl,w = tw hw fy Nf
4 af
Mpl,w = Npl,w hw/4
geführt werden. Es geht dann jedoch ein Wölbbimoment
Npl,f = tf b fy
M 0 ein und neben der planmäßig zweiachsigen
Mpl,z,f = Npl,f b/2 Biegung mit Normalkraft tritt auch Torsion auf.
N, My und Mz betragsmäßig einsetzen!
Bild 6.38 Abweichungen bei Nachweisen nach Tabelle 6.17 im Vergleich zu LILOBEC
6.3 Schnittgrößenkombinationen 101
Zur Bestimmung der Abweichungen werden die Fälle My/Mpl,y = 0,2/0,4/0,6 und 0,8
untersucht. Für jeden Fall von My/Mpl,y erfolgt die Untersuchung von zehn Schnitt-
größenvariationen von N und Mz. Im Fall „große Normalkraft“ in Tabelle 6.17 wird
der Nachweis mit M ≠ 0 betrachtet. In Bild 6.38 ist erkennbar, dass die Ergebnisse
nach Tabelle 6.17 bis zu 10,2 % auf der sicheren Seite liegen können. Die größte
Abweichung erhält man bei einem Profil ähnlich dem HEAA 650. In Bild 6.39 ist die
Verteilung der Abweichungen für diesen Querschnitt dargestellt. Ein Großteil der
Ergebnisse nach Tabelle 6.17 liegen weniger als 6 % auf der sicheren Seite.
Bild 6.39 Abweichungen bei Nachweisen nach Tabelle 6.17 im Vergleich zu LILOBEC
[70] in Abhängigkeit von N/Npl und My/Mpl,y
Bei My/Mpl,y = 0,6 ergibt sich der Maximalwert auf der sicheren Seite. Da bei Tabelle
6.17 M ≠ 0 nur für den Fall N > Npl,w berücksichtigt wird, erhält man bei einer
mittleren Größe von My/Mpl,y die größten Abweichungen im Bereich von N ≈ Npl,w.
Das nachfolgende Beispiel dient zur Erläuterung. Die Schnittgrößen kann man gemäß
Tabelle 6.18 bis zum Erreichen der Grenztragfähigkeit um ca. 10 % vergrößern. Für
den Fall N < Npl,w ergibt sich eine Schnittgröße M, die bei Anwendung von Tabelle
6.17 nicht berücksichtigt wird.
Für den Fall My/Mpl,y = 0,2 und N/Npl = 0 liegen gemäß Bild 6.39 die Ergebnisse
nach Tabelle 6.17 auf der sicheren Seite, weil man beim verwendeten Mittellinien-
modell die Blechbiegung im Steg vernachlässigt. Durch die Vernachlässigung der
Blechbiegung im Steg können die Ergebnisse für alle betrachteten Querschnitte bis zu
6 % (beim Profil ähnlich HEAA 1000) auf der sicheren Seite liegen, wenn nur Mz
vorliegt. Für das Profil ähnlich dem HEAA 650 liegt dieser Einfluss im Fall
N = My = 0 bei ca. 3 %. Die Abweichungen bei Anwendung der Lösung in [97] im
Vergleich zu LILOBEC [70] sind in Bild 6.40 dargestellt.
Für den Fall d in Bild 6.36 verwendet man in [97] eine Näherung. Da die
untersuchten Querschnitte keine Ausrundungen besitzen, wird die Steghöhe (in [97]
mit h−tf angegeben), in Bild 6.40 mit h−2∙tf berücksichtigt. Die Ergebnisse liegen
zwischen 4,8 % auf der sicheren Seite und 0,4 % auf der unsicheren Seite. Wegen der
Verwendung des Mittellinienmodells in [97] und der somit fehlenden Blechbiegung
im Steg ergeben sich die Abweichungen auf der sicheren Seite. Für die in
DIN 18800 [14] angegebene Interaktionsbeziehung liegen die Abweichungen bei den
untersuchten Schnittgrößenvariationen immer auf der sicheren Seite (bis zu 22,9 %).
Bei Anwendung der Interaktionsbeziehungen gemäß DIN EN 1993-1-1 [15] liegen
die Ergebnisse zwischen 11,7 % auf der sicheren und 5,6 % auf der unsicheren Seite.
Für die Bestimmung der Abweichungen müssen alle Schnittgrößen in relevanter
Größe auftreten. Bei einer reinen N-My-Interaktion und einer reinen N-Mz-Inter-
aktion ergeben sich gemäß Abschnitt 6.3.3 und Abschnitt 6.3.4 teilweise größere
Abweichungen.
6.3 Schnittgrößenkombinationen 103
Bild 6.41 Schnittgrößen Vy, Vz, Mxp und Mxs sowie örtliche Schnittgrößen in den
Teilquerschnitten, [54]
Jeder Teilquerschnitt wird durch eine örtliche Querkraft und ein örtliches Torsions-
moment beansprucht. Durch die Gleichgewichtsbeziehungen kann man die Teil-
schnittgrößen in Bild 6.41 bestimmen. Somit ergeben sich wie in [54]:
Vy M xs
Vo (6.52)
2 h tf
Vw Vz (6.53)
104 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Vy M xs
Vu (6.54)
2 h tf
Die Verteilung der Schnittgröße Mxp erfolgt nach dem Walmdachmodell in den
Gurten und dem Streifenmodell im Steg im Verhältnis zu Mpl,xp (nach Gl. (6.6)).
Aus den Untersuchungen in Abschnitt 6.2.3 und Abschnitt 8.2.3 wird deutlich, dass
im Bereich des Steges das Streifenmodell das Tragverhalten besser berücksichtigt
(keine horizontalen Schubspannungen im Steg) als das Walmdachmodell. Es folgt:
t f2 3 b t f
M xp,o M xp,u M xp
3 (6.55)
2 t f2 3 b t f h w t 2w
2
Mxp,w Mxp Mxp,o Mxp,u (6.56)
Mit den Gln. (6.52) bis (6.56) sind die Teilschnittgrößen bekannt und die Schubspan-
nungen /R können mit dem Hohlzellenmodell (s. Bild 4.26) unter Verwendung von
Gl. (4.37) bestimmt werden. In Tabelle 6.19 sind die Nachweisbedingungen
zusammengestellt.
Tabelle 6.19 Nachweisbedingungen für die -Schnittgrößen Vy, Vz, Mxp und Mxs doppelt-
symmetrischer geschweißter I-Querschnitte
Rechenwerte:
Für die folgenden Betrachtungen wird der Einfluss der Schubspannungen unter
Anwendung des Fließkriteriums berücksichtigt und die Streckgrenze für jeden
Teilquerschnitt nach Gl. (6.57) entsprechend reduziert (Grenzspannung mit dem
Index „gr“).
2
gr,i red f y,i fy 1 i (6.57)
R
In DIN EN 1993-1-1 [15] erfolgt die Berücksichtigung der Schubspannungen auf
Normalkräfte und Biegemomente mithilfe des Abminderungsfaktors . Beide
Bedingungen sind in Bild 6.42 dargestellt. Gemäß DIN EN 1993-1-1 [15] werden
Schubspannungen erst ab /R > 0,5 berücksichtigt. Die maximale Differenz zwischen
dem Fließkriterium und dem Abminderungsfaktor ergibt sich für /R = 0,6, s. Bild
6.42.
Vergleichbar zu DIN EN 1993-1-1 [15] werden auch in DIN 18800 [14] teilweise
Grenzwerte angegeben, bis zu denen die Schubspannungen vernachlässigt werden
können, s. Tabelle 6.20.
Tabelle 6.20 Grenzwerte für die Vernachlässigung von -Schnittgrößen in DIN 18800
[14] und DIN EN 1993-1-1 [15]
DIN 18800 [14] DIN EN 1993-1-1 [15]
Interaktion N-My-Vz N-Mz-Vy Biegung, Querkraft und Normalkraft
Grenzwert Vz Vpl,z 0,33 Vy Vpl,y 0,25 V Vpl 0,5
106 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Mz M t Mpl,z,
b2 t 2w f gr,o/u und
2 h tf 4 2
b2 Mz
red bo/u 2
4
2
M
h tf
tf gr,o/u
b tf M M Mpl,z,
2
t 2w gr,o/u z und
4 2 h tf 2
M tf
und b2 t 2w gr,o/u
h tf 4
Mpl,z, Mz M
2 2 h tf
red t w,o/u 2
hw
gr,w t f gr,o/u
Vorzeichen der 2
Schnittgrößen beachten!
Rechenwerte:
b2 t2
gr,o/u fy 1 o/u R
2
Mpl,z, t f
2
min gr,o , gr,u hw w gr,w
4
gr,w fy 1 w R
2
Index „o/u“ - jeweils für Ober- und Untergurt
Im zweiten Schritt wird die Aufnahme der Schnittgrößen N und My mithilfe der
Doppelbedingung nach Gl. (6.58) nachgewiesen.
min M y M y max M y (6.58)
h tf
Ngr 2 Ngr,o N Ngr 2 Ngr,u SNL im Steg
Ngr,u Ngr,o 2
Mw
h tf
Ngr N Ngr 2 Ngr,o SNL im Obergurt
N Ngr,w 2 Ngr,u
2
Mo,bl
Tabelle 6.23 Rechenwerte zur Bestimmung von max My und min My von doppeltsym-
metrischen geschweißten I-Querschnitten
Rechenwerte: red bo, red bu, red tw,o und red tw,u aus Tabelle 6.21
Ngr,w t w hw gr,w
N N Ngr,u
2 NN
2
t gr,w Ngr,o N tf
Ngr,o f 1
gr,w
Mo,bl 1 Mu,bl
Ngr,o 4 Ngr,u gr,u 4
NN Ngr,u
2
h
Mw 1 Ngr,w w
gr,o
Ngr,w 4
108 6 Doppeltsymmetrische geschweißte I-Profile
Querkraft Vz Vpl,z hw t w fy 3
N Npl,w,
N2
My Mpl,y,
4 t w gr,w
Npl,w, N Npl,
h Npl, N
My Npl, N
2 4 b fy
Alle Schnittgrößen betragsmäßig einsetzen!
h2w
Mpl,y, t f b h t f fy t w
2
gr,w fy 1 Vz Vpl,z gr,w
4
Npl,w, hw t w gr,w Npl, 2 t f b fy t w hw gr,w
Querkraft Vy Vpl,y 2 b t f fy 3
N Npl,w,h,
N2
Mz Mpl,z,
4 Npl,w,h t w
Npl,w,h N Npl,
b Npl, N
Mz Npl, N
2 8 t f gr,f
Alle Schnittgrößen betragsmäßig einsetzen!
b2 t2
2
gr,f fy 1 Vy Vpl,y Mpl,z, t f gr,f hw w fy
2 4
Npl,w,h, hw t w fy 2 t f t w gr,f Npl, 2 t f b gr,f t w hw fy
6.3 Schnittgrößenkombinationen 109
Vz Vpl,z hw t w fy 3
Querkräfte
Vy Vpl,y 2 b t f fy 3
Mz b2 t 2w tf
2
gr,f
h2w
My t f red b h t f gr,f t w gr,w
4
2 Mz
mit red b b 1
t f b2 gr,f
b 2
t 2w tf
2
gr,f Mz Mpl,z,
h2
My red t w w gr,w t f h t f gr,f
Alle Schnittgrößen 4
betragsmäßig einsetzen!
Mpl,z, Mz
mit red t w 2
hw gr,w 2 t f gr,f
Rechenwerte:
b2 t2
2 2
gr,w fy 1 Vz Vpl,z gr,f fy 1 Vy Vpl,y Mpl,z, t f gr,f hw w gr,w
2 4
7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
7.1 Vorbemerkungen
7.2 Grenzschnittgrößen
7.2.1 Grundlagen
Beim häufig verwendeten Überlappungsmodell wird der Steg gedanklich bis zur
Gurtmitte verlängert. Für die Profilreihen IPE, HEAA, HEA und HEB liegt das
Überlappungsmodell bei den Grenzschnittgrößen Npl, Mpl,y und Mpl,z auf der sicheren
Seite. Bei der Profilreihe HEM ergeben sich Grenzschnittgrößen mit bis zu 2,6 %
auf der unsicheren Seite. Lösungen für die Anwendung des Ersatzflächenmodells
finden sich z. B. in [49], [53], [56] und [58]. Dabei ist es üblich, die Ausrundungen
durch flächengleiche Ersatzquerschnitte abzubilden. Weiterhin wird in [47] und [119]
7.2 Grenzschnittgrößen 111
Analog zu Abschnitt 6.2.2 müssen bei der Bestimmung einer Grenzschnittgröße alle
anderen Schnittgrößen gleich null sein. Die Grenzschnittgrößen unter Berücksichti-
gung der Ausrundungen können bei Verwendung von Tabelle 7.1 bestimmt werden.
Npl A fy
h 2t f h
Mpl,y A f (h t f ) A w 4 Ar t f 0,223 r fy
4 2
Vpl,z A 2 A f (t w 2r) t f fy 3
b t t
Mpl,z A f A w w 4 Ar w 0,223 r fy
2 4 2
Rechenwerte: A f t f b Ar 0,215 r 2 A w t w (h 2t f ) t w hw A 2 A f A w 4 Ar
112 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
In Bild 7.3 sind die in Tabelle 7.1 berücksichtigten Schubflächen für die Grenz-
schnittgrößen Vpl,z und Vpl,y dargestellt.
Bild 7.3 Wirksame Schubflächen von Vpl,z ([15]) und Vpl,y in Tabelle 7.1
Angaben für die Ermittlung von Mpl, und Mpl,xp werden in den nachfolgenden
Abschnitten angegeben. In Bild 7.4 sind die Vergrößerungsfaktoren für die
Grenzschnittgrößen Mpl,y und Mpl,z beim Vergleich der Querschnitte mit (s. Tabelle
7.1) und ohne Ausrundung (s. Tabelle 6.2) dargestellt. Unter Berücksichtigung der
Ausrundungen erhält man für Mpl,y eine bis zu 8,6 % höhere Tragfähigkeit. Bei Mpl,z
ergibt sich eine Erhöhung von bis zu 2,1 %.
Bild 7.4 Erhöhung von Mpl,y und Mpl,z unter Berücksichtigung der Ausrundungen
7.2 Grenzschnittgrößen 113
Die Bestimmung von Mpl,xp für doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile kann mithilfe
der plastischen Spannungsfunktion pl erfolgen, die in Abschnitt 4.2.2 ausführlich
vorgestellt wird. Da im Folgenden besonders die Berücksichtigung der Ausrundungen
im Vordergrund steht, kommt die in Abschnitt 4.2.2 vorgestellte Nadai‘sche
Sandhügelanalogie zur Anwendung. Weitere Erläuterungen zur Sandhügelanalogie
für die Anwendung bei doppeltsymmetrischen I-Querschnitten sind in Abschnitt 6.2.3
enthalten. In Bild 7.5 ist ein Beispiel für den Nadai‘schen Sandhügel unter Berück-
sichtigung der Ausrundungen dargestellt. Anhand der Höhenlinien in Bild 7.6 wird
deutlich, dass sich im Übergangsbereich zwischen Gurt und Steg eine Erhöhung des
Sandhügels ergibt.
Bild 7.5 Nadai‘scher Sandhügel auf der Querschnittfläche eines gewalzten I-Profils
Bild 7.6 Detail des Nadai‘schen Sandhügels im Übergang zwischen Gurt und Steg
114 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
Die Bestimmung von Mpl,xp erfolgt durch Gl. (4.7). Das Volumen des Sandhügels
kann man mit [91] ermitteln. Dazu wird auf der Querschnittsfläche des Profils von
den Rändern ausgehend ein „Dach“ mit einem Winkel von 45° errichtet, s. z. B. Bild
4.7. In Tabelle 7.2 sind die Ergebnisse der Berechnung der Grenzschnittgröße Mpl,xp
mit der Nadai‘schen Sandhügelanalogie zusammengefasst.
IPE Mpl,xp HEAA Mpl,xp HEA Mpl,xp HEB Mpl,xp HEM Mpl,xp
80 0,260 100 0,650 100 1,191 100 1,775 100 6,859
100 0,392 120 0,754 120 1,395 120 2,492 120 8,895
120 0,538 140 0,982 140 1,813 140 3,380 140 11,22
140 0,716 160 1,517 160 2,429 160 4,706 160 14,34
160 0,955 180 1,921 180 2,927 180 6,012 180 17,35
180 1,208 200 2,542 200 3,747 200 7,792 200 21,13
200 1,574 220 3,102 220 4,826 220 9,581 220 24,87
220 1,957 240 3,945 240 6,353 240 11,96 240 40,60
240 2,500 260 4,806 260 7,563 260 13,89 260 45,67
270 3,025 280 5,644 280 8,725 280 15,75 280 50,58
300 3,685 300 6,884 300 10,95 300 19,01 300 75,06
330 4,663 320 7,593 320 13,13 320 21,90 320 78,59
360 5,844 340 8,369 340 14,82 340 24,08 340 79,12
400 7,305 360 9,189 360 16,61 360 26,39 360 79,46
450 9,081 400 10,74 400 19,75 400 30,39 400 80,36
500 11,40 450 11,89 450 23,83 450 35,50 450 81,73
550 14,37 500 13,14 500 28,30 500 41,01 500 82,89
600 18,03 550 15,56 550 31,15 550 44,54 550 84,32
600 17,11 600 34,20 600 48,30 600 85,54
650 18,78 650 37,42 650 52,24 650 86,98
700 21,28 700 41,50 700 57,17 700 88,20
800 25,87 800 46,70 800 63,55 800 92,03
900 32,15 900 54,80 900 73,22 900 94,68
1000 37,42 1000 60,09 1000 79,62 1000 97,61
7.2 Grenzschnittgrößen 115
In [2] wird das Volumen des Sandhügels für die Profilreihen IPE, HEA, HEB und
HEM bestimmt. Die Abweichungen zwischen Tabelle 7.2 und [2] sind in Bild 7.8
dargestellt. Auffällig ist die Abweichung von 3,7 % für den Querschnitt HEM 180 in
[2]. Der Autor vermutet hierbei einen Schreibfehler, da die in [2] zusätzlich ange-
gebenen Diagramme ein anderes Ergebnis zeigen.
Unter Berücksichtigung der Ausrundungen ergibt sich eine Erhöhung der Grenz-
schnittgröße von bis zu 31 % im Vergleich zu Gl. (6.4), s. Bild 7.9. Die maximale
Erhöhung erhält man beim Profil HEAA 100, da die Ausrundungen in Bild 7.2 den
größten Flächenanteil besitzen.
116 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
Bild 7.9 Erhöhung von Mpl,xp aus Tabelle 7.2 gegenüber Gl. (6.4)
Bei Anwendung der plastischen Grenzschnittgröße Mpl,xp nach Tabelle 7.2 bleibt die
Querschnittsform nicht erhalten. Auf der sicheren Seite liegend wird zur Bestim-
mung von Mpl,xp bei doppeltsymmetrischen gewalzten I-Profilen die Verwendung von
Gl. (6.6) in Abschnitt 6.2.3 empfohlen.
Für die Bestimmung von Mpl, sind bei Walzprofilen im Vergleich zu Abschnitt 6.2.4
die Ausrundungen zu berücksichtigen. In Tabelle 7.4 werden die Ergebnisse nach
LILOBEC [70] zusammengefasst. Der Vergleich der Werte in Tabelle 7.4 (r ≠ 0) mit
Gl. (6.10) (r = 0) ist in Bild 7.10 dargestellt.
Bild 7.10 Mpl, mit r ≠ 0 (Tabelle 7.4) im Vergleich zu Mpl, mit r = 0 nach Gl. (6.7)
7.2 Grenzschnittgrößen 117
Die Ergebnisse nach Gl. (6.10) liegen teilweise auf der unsicheren Seite (Faktor < 1).
Gemäß den numerischen Untersuchungen in [63] folgt:
max r 0 max r 0 (7.1)
Die Ausrundungen bewirken eine Versteifung des Querschnitts. Die maximale Wölb-
ordinate verringert sich. Somit erhält man bei einer Integration eine kleinere Grenz-
schnittgröße Mpl,. Die zusätzlichen Flächen durch die Ausrundungen können diesen
Effekt teilweise ausgleichen (Faktor > 1 in Bild 7.10). In Tabelle 7.3 ist ein Beispiel
enthalten.
M,r,i 33 kNcm2
Durch die Versteifung verringert sich die Teilschnittgröße M,f,i für den Fall r ≠ 0.
Die Teilschnittgröße M,r,i kann in diesem Beispiel diesen Effekte nicht ausgleichen.
Bei Anwendung des Mittellinienmodells nach Gl. (6.7) liegen die Ergebnisse für
Mpl, stets auf der sicheren Seite, s. Bild 7.11.
Bild 7.11 Mpl, mit r ≠ 0 (Tabelle 7.4) im Vergleich zu Mpl, nach Mittellinienmodell
118 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
IPE Mpl, HEAA Mpl, HEA Mpl, HEB Mpl, HEM Mpl,
100 0,098 120 0,486 120 0,721 120 1,018 120 2,333
120 0,176 140 0,848 140 1,224 140 1,775 140 3,807
140 0,293 160 1,494 160 1,948 160 2,888 160 5,863
160 0,456 180 2,290 180 2,935 180 4,441 180 8,607
180 0,683 200 3,370 200 4,258 200 6,547 200 12,19
200 0,979 220 4,780 220 6,257 220 9,316 220 16,75
220 1,406 240 6,599 240 8,901 240 12,89 240 27,59
240 1,953 260 8,922 260 11,86 260 16,93 260 35,42
270 2,896 280 11,78 280 15,47 280 21,81 280 44,69
300 4,172 300 15,25 300 20,55 300 28,36 300 66,44
330 5,631 320 17,02 320 24,27 320 32,64 320 71,81
360 7,636 340 18,95 340 27,52 340 36,42 340 75,93
400 10,17 360 20,96 360 30,98 360 40,37 360 79,54
450 13,81 400 25,38 400 37,57 400 48,08 400 87,42
500 18,64 450 29,76 450 46,94 450 58,78 450 97,87
550 24,41 500 34,43 500 57,30 500 70,53 500 107,6
600 32,27 550 40,94 550 66,17 550 80,76 550 118,4
7.3 Schnittgrößenkombinationen
7.3.1 Vorbemerkungen
Eine direkte Berücksichtigung des Falls 2 in Bild 7.12 nach der Vorgehensweise in
Abschnitt 6.3.3 führt zu umfangreichen Gleichungen, deren Mehraufwand bei einer
Handrechnung nicht im Verhältnis zur Traglaststeigerung steht. In Bild 7.13 sind die
Interaktionsbeziehungen nach Tabelle 6.3 ohne Berücksichtigung der Gültigkeits-
grenzen für ein HEAA 100 (r ≠ 0) dargestellt. Gemäß Bild 7.2 ist bei diesem Profil
der Flächenanteil der Ausrundungen im Vergleich zur Gesamtfläche am größten. Es
120 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
wird deutlich, dass die Interaktionsbeziehungen sich annähern, aber nicht schneiden
oder berühren, s. Detail A in Bild 7.13.
Bild 7.13 Interaktionsbeziehungen bei einer N-My-Interaktion für ein HEAA 100
3 Gurt
N hw t w 4 0,215 r 2 fy N hw t w fy
Diese Methode wird auch in [55] angewendet. Es ergibt sich die in Bild 7.14
dargestellte Interaktionsbeziehung für die drei Fälle gemäß Bild 7.12. Da die
Interaktionsbeziehungen in Bild 7.13 Detail A keinen Schnittpunkt aufweisen, erhält
man durch die Modifizierung der Gültigkeitsgrenzen ein Sprung, s. Bild 7.14
Detail A.
7.3 Schnittgrößenkombinationen 121
Der Fall 2 „Spannungsnulllinie in Steg und Ausrundungen“ erstreckt sich nur über
einen kleinen Wertebereich von N/Npl. Die Nachweisgleichungen für eine bau-
praktisch genaue Lösung sind in Tabelle 7.6 angegeben. Bei der Bestimmung von Npl
und Mpl,y nach Tabelle 7.1 werden die Ausrundungen mit berücksichtigt.
Bei Anwendung von Tabelle 7.6 liegen die Ergebnisse im Vergleich zu LILOBEC
[70] zwischen 0,17 % auf der sicheren und 0,31 % auf der unsicheren Seite, s. Bild
7.15. Dazu werden 100 Schnittgrößenvariationen je Profil untersucht (Schrittweite
0,01). Zusätzlich erfolgt eine Untersuchung im Bereich des Sprungs gemäß Bild 7.14
Detail A mit zusätzlichen Schritten der Größe 0,0025. Die größten Abweichungen
ergeben sich bei Profilen mit kleiner Nennhöhe, da der Einfluss der Ausrundungen
bei diesen Querschnitten am größten ist, vgl. Bild 7.2.
122 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
In Bild 7.16 und Bild 7.17 sind die Abweichungen der Interaktionsbedingungen
gemäß DIN 18800 [14] und DIN EN 1993-1-1 [15] im Vergleich zu LILOBEC [70]
dargestellt. Die Ergebnisse liegen zwischen 10,6 % auf der sicheren und 7,8 % auf
der unsicheren Seite. Dieser Sachverhalt wurde bereits in [55] vorgestellt. Wegen der
Abweichungen auf der unsicheren Seite ist die N-My-Interaktion nach Tabelle 7.6
gegenüber den Interaktionsbeziehungen in DIN 18800 [14] und DIN EN 1993-1-1
[15] vorzuziehen. Bei Anwendung von Tabelle 7.6 sind die Abweichungen auf der
unsicheren Seite so gering (maximal 0,24 %) und damit vernachlässigbar.
Npl,wr,h h t w 0,7 r 2 fy Npl und Mpl,z, s. Tabelle 7.1
Im Vergleich zu LILOBEC [70] liegen bei Anwendung von Tabelle 7.7 die Ergeb-
nisse zwischen 0,81 % auf der sicheren und 0,22 % auf der unsicheren Seite. Die
Abweichungen sind in Bild 7.18 dargestellt. Für jeden Querschnitt werden 100
Schnittgrößenvarianten untersucht. Wie bei der N-My-Interaktion in Abschnitt 7.3.2
erfolgt eine zusätzliche Untersuchung im Bereich des Sprungs mit kleineren
Schrittweiten.
124 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
Mz
tf
2
b2 t 2w fy
„kleines“
h2
bis My t f red b h t f t w w 4 A r ar fy
4
„mittleres“
Mz
2 Mz
mit red b b 1
t f b2 fy
tf
2
b2 t 2w fy Mz Mpl,z
„großes“ h2
My red t w fy
Mz 4
Alle Schnittgrößen
betragsmäßig einsetzen! Mpl,z Mz
mit red t w 2
h fy
h
Ar 0,215 r 2 ar t f 0,223 r Mpl,z, s. Tabelle 7.1
2
126 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
Analog zu Abschnitt 6.3.5 ergeben sich bei dem Ingenieurmodell in Tabelle 7.8 keine
lokalen Wölbbimomente. Für die Untersuchungen mit LILOBEC [70] werden diese
direkt vernachlässigt (gerade Spannungsnulllinie). In Bild 7.21 sind die Abwei-
chungen der Ergebnisse nach Tabelle 7.8 im Vergleich zu LILOBEC [70] dargestellt.
Die Lösungen liegen bis zu 1,3 % (beim HEAA 1000) auf der sicheren Seite. Dabei
werden für jeden Querschnitt 50 Schnittgrößenvariationen ermittelt. Die maximale
Abweichung auf der sicheren Seite ergibt sich bei großen Werten von Mz/Mpl,z, wenn
die Spannungsnulllinie im Bereich der Ausrundungen liegt.
In Bild 7.22 und in Bild 7.23 sind die Abweichungen der in DIN 18800 [14] und
DIN EN 1993-1-1 [15] angegebenen Interaktionsbedingungen im Vergleich zu LILO-
BEC [70] dargestellt. Die Ergebnisse liegen immer auf der sicheren Seite (bis zu
23 %). Bei Anwendung von Tabelle 7.8 erhält man wirtschaftlichere Ergebnisse im
Vergleich zu den Interaktionsbeziehungen in DIN 18800 [14] und DIN EN 1993-1-1
[15].
Für den Fall der N-My-Mz-Interaktion mit der Bedingung M = 0 (s. Abschnitt 6.3.6)
erfolgt eine Modifikation analog zu den vorherigen Abschnitten. Als Grundlage dient
hierzu die Lösung der N-My-Mz-Interaktion für doppeltsymmetrische geschweißte
I-Profile nach Tabelle 6.9. Bei der Modifikation werden die Ausrundungen Ar in
den Rechenwerten Npl,red und Mpl,y,red berücksichtigt. In Tabelle 7.9 sind die modifi-
zierten Rechenwerte zusammengefasst.
Rechenwerte:
Npl,red 2 t f red b t w hw 4 Ar fy Mpl,z, s. Tabelle 7.1
h2
Mpl,y,red t f red b h t f t w 4 Ar ar fy Ar und ar, s. Tabelle 7.8
4
Bild 7.24 Abweichungen bei der N-My-Mz-Interaktion (M = 0) nach Tabelle 7.9
Ein Vergleich der Lösung nach LILOBEC [70] mit DIN 18800 [14] und DIN EN
1993-1-1 [15] ist nicht möglich, da für diesen Fall keine Interaktionsbeziehung in den
Normen angegeben wird.
M t
b2 t w 2 f f y (7.3)
h tf 4
Als Modifikation im Vergleich zu Abschnitt 6.3.7 werden die Ausrundungen Ar bei
der Ermittlung von Ngr,w berücksichtigt. Es ergibt sich für den Standardfall A:
Ngr,w t w h w f y 4 0, 215 r 2 (7.4)
Die Werte von min My und max My kann man nach Tabelle 6.13 unter Verwendung
der Rechenwerte aus Tabelle 6.14 ermitteln, wobei Ngr,w für den Fall A gemäß
Gl. (7.4) modifiziert wird. Analog zu Abschnitt 6.3.7 ist der Doppelnachweis nach
Gl. (7.5) erforderlich.
min M y M y max M y (7.5)
In Bild 7.25 wird ein Beispiel mit den Abweichungen im Vergleich zu LILOBEC [70]
dargestellt. Als Querschnitt ist der HEAA 100 gewählt, da dieses Profil den größten
7.3 Schnittgrößenkombinationen 129
Bei Vernachlässigung der Bedingung M = 0 ergibt sich wie in Abschnitt 6.3.8 ein
Sonderfall der N-My-Mz-M-Interaktion. Zu den Schnittgrößen N, My und Mz wird
ein entsprechend großes Wölbbimoment M hinzufügt, damit der Querschnitt voll
durchplastiziert. Es ergibt sich im Grenzzustand eine Querschnittsverdrehung um die
Längsachse ( ≠ 0!). Die Modifikation im Vergleich zu Tabelle 6.17 erfolgt durch
die Berücksichtigung von Npl und Mpl,z mit Ausrundungen nach Tabelle 7.1. Somit
ergibt sich für die Bestimmung von Mpl,z,f:
Mpl,z,f Mpl,z Npl,w t w 4 mit Mpl,z nach Tabelle 7.1 (7.6)
Die mit LILOBEC [70] ermittelten Abweichungen im Vergleich zu Tabelle 6.17 mit
Gl. (7.6) sind in Bild 7.26 dargestellt. Analog zu Abschnitt 6.3.8 erfolgt die
Ermittlung der Abweichungen für die Fälle My/Mpl,y = 0,2/0,4/0,6 und 0,8. Für die
Schnittgrößen N und Mz werden dann für jeden Fall von My/Mpl,y 20 Schnittgrößen-
variationen untersucht. Die Ergebnisse liegen zwischen 0,3 % und 13,4 % auf der
sicheren Seite. Für das Profil HEAA 100 ergibt sich die maximale Abweichung auf
der sicheren Seite.
130 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
In Bild 7.27 sind die Abweichungen für diesen Querschnitt in Abhängigkeit von
N/Npl dargestellt. Die Mehrzahl der Ergebnisse liegt weniger als 10 % auf der
sicheren Seite. Gemäß Tabelle 6.17 wird das Wölbbimoment nur für den Fall
N > Npl,w hinzugefügt. Es ergeben sich die dargestellten Verläufe mit den maximalen
Abweichungen im Bereich N ≈ Npl,w.
Für die in DIN 18800 [14] und DIN EN 1993-1-1 [15] angegebenen Interaktions-
beziehungen sind die Abweichungen im Vergleich zu LILOBEC [70] in Bild 7.29 und
in Bild 7.30 dargestellt.
Bild 7.29 Abweichungen bei der N-My-Mz-Interaktion (M ≠ 0) in DIN 18800 [14]
Bild 7.30 Abweichungen bei der N-My-Mz-Interaktion (M ≠ 0) in DIN EN 1993-1-1 [15]
132 7 Doppeltsymmetrische gewalzte I-Profile
Die Ergebnisse liegen zwischen 23 % auf der sicheren und 6 % auf der unsicheren
Seite. Dabei wird der Schwerpunkt auf der Bewertung der N-My-Mz-Interaktion
gelegt, wenn alle Schnittgrößen in relevanter Größe auftreten. Für eine reine
N-My-Interaktion und eine reine N-Mz-Interaktion ergeben sich teilweise größere
Abweichungen, s. Abschnitte 7.3.2 und 7.3.3.
8.1 Vorbemerkungen
8.2.1 Grundlagen
Für die numerischen Untersuchungen mit ANSYS [22] wird das Element SOLID 186
(Volumenelement) verwendet. Die häufig eingesetzten Elemente BEAM 188
(Balkenelement) oder SHELL 181 (Schalenelement) sind für die nachfolgenden
Berechnungen weniger geeignet. Beim BEAM 188 werden bei der Überprüfung des
Fließkriteriums keine Schubspannungen infolge Vz, Vy und Mxs berücksichtigt, s. [4]
und [8]. Bei der Verteilung von Mxp bleibt gemäß der Dokumentation von ANSYS
[22] eine Plastizierung des Querschnitts beim BEAM 188 unberücksichtigt. SHELL
181 wird für mäßig dicke Querschnitte empfohlen. Die Blechbiegung für SHELL 181
kann man z. B. mithilfe einer mehrschichtigen Idealisierung berücksichtigen. Nor-
malspannungen in Dickenrichtung werden nicht erfasst. Die Modellierung von
Ausrundungen ist bei SHELL 181 nur mithilfe von Vereinfachungen (z. B. Ersatz-
flächen oder Ersatzsteifigkeiten) möglich. Für die Bestimmung der Schubspannungen
in Dickenrichtung wird in der Dokumentation von ANSYS [22] die Verwendung von
SOLID-Elementen empfohlen. SOLID 186 ist ein 20-knotiges Volumenelement mit
quadratischer Verformungsfunktion, s. Bild 8.1 (links). Nach den Empfehlungen der
Dokumentation von ANSYS [22] werden die Elemente reduziert integriert. In Bild 8.1
(rechts) sind die acht Integrationspunkte bei der reduzierten Integration dargestellt.
Somit kann man eine Versteifung infolge volumetrischem Locking und Schublocking
vermeiden. Der Effekt des Hourglassing wird verhindert, wenn in Dickenrichtung
mindestens zwei Elementschichten vorliegen. Ausführliche Erläuterungen zu den
einzelnen Effekten sind z. B. in [62] und [81] enthalten. Das Werkstoffgesetz wird in
ANSYS [22], wie in Bild 1.16 dargestellt, linearelastisch-idealplastisch formuliert.
134 8 Nichtlineare Berechnungen und experimentelle Untersuchungen
Bild 8.2 Beispiel für verwendete Lagerung (links) und Lasteinleitung (rechts)
Der Lastangriff erfolgt, soweit nicht anders angegeben, im Schwerpunkt, der bei
den nachfolgend untersuchten doppeltsymmetrischen Querschnitten mit dem Schub-
mittelpunkt übereinstimmt. Ein Beispiel für die Modellierung der Lasteinleitung einer
Einzellast ist in Bild 8.2 (rechts) dargestellt. Dazu wird ein Bereich des Trägers
ausgewählt, dessen Oberflächen zur Lasteinleitung dienen sollen. Die Anwendung
dieser Variante erfolgt z. B. für die in Abschnitt 8.2.3 betrachteten Torsionsbean-
8.2 Nichtlineare Berechnungen nach der Fließzonentheorie 135
v 0,5 1 2 2 3 3 1 f y
2 2 2
(8.1)
Die übliche Formulierung mit Bezug auf die Hauptachsen x, y und z ist z. B. in [43]
mit
v 2x 2y z2 x y y z x z 3 2xy 2xz 2yz f y (8.2)
angegeben. Die Vergleichsspannung wird durch die Streckgrenze fy begrenzt. Das mit
ANSYS [22] untersuchte Beispiel ist in Bild 8.3 dargestellt. Ein Einfeldträger wird
durch eine Streckenlast beansprucht. Die Lastaufbringung erfolgt inkrementell in 500
Schritten bis zum Erreichen von qz = 1,4 kN/cm (Lastfaktor = 1).
Die Untersuchungen in diesem Abschnitt erfolgen mit der Beschränkung auf kleine
Verformungen. Diese Bedingung ist mit der Theorie I. Ordnung aus der Stabtheorie
vergleichbar. Somit können Effekte wie z. B. die entlastende Wirkung von Zug-
kräften vermieden werden. Es steht die Bestimmung der Tragfähigkeit der Quer-
schnitte im Vordergrund.
Rechteckquerschnitt
Interaktionsbeziehungen für Rechteckquerschnitte mit den Schnittgrößen N, My und
Mz sind in den Abschnitten 4.3.3 und 4.3.4 enthalten. Dabei wird zwischen den
Fällen „mit unplanmäßiger Torsion“ und „ohne unplanmäßige Torsion“ unterschie-
den. In Bild 8.5 ist das System für ein Beispiel dargestellt.
Der Einfeldträger wird durch eine Normalkraft und zwei Streckenlasten beansprucht.
Nach der Stabtheorie I. Ordnung ergeben sich in Feldmitte die Schnittgrößen:
8.2 Nichtlineare Berechnungen nach der Fließzonentheorie 137
N 1100 kN
M y 875 kNcm
M z 5250 kNcm
Die Faktoren der Schnittgrößen im Grenzzustand der Tragfähigkeit sind in Tabelle
8.1 zusammengestellt.
Aus der Berechnung mit ANSYS [22] ergibt sich im Grenzzustand ein Lastfaktor von
0,986. Die Ergebnisse nach Gl. (4.29), Tabelle 4.3, LILOBEC [70] und INCA2 [38]
liegen im Vergleich dazu auf der sicheren Seite (Faktor ≤ 0,986). In Bild 8.6 sind die
Diskretisierung und die zugehörigen Spannungsverteilungen x, y und v in Träger-
mitte dargestellt. Es fällt auf, dass sich Spannungen x in Bild 8.6 (oben) ergeben, die
größer als die Streckgrenze fy sind. Das ist aufgrund der Formulierung von Gl. (8.2)
möglich, wenn die Normalspannungen gleiche Vorzeichen haben.
Somit ergibt sich z. B. für das Element i in Bild 8.6 mit den Anteilen aus x und y:
Mit dem Faktor 0,955 gemäß Tabelle 8.1 erhält man für die Schnittgrößen des in Bild
8.5 dargestellten Beispiels:
N Npl 0,56 und M y Mpl,y 0,44
8.2 Nichtlineare Berechnungen nach der Fließzonentheorie 139
Bild 8.8 Beispiel geschweißtes I-Profil mit zweiachsiger Biegung und Normalkraft
In Tabelle 8.2 sind die Faktoren der Schnittgrößen im Grenzzustand der Tragfähigkeit
zusammengestellt. Analog zum Rechteckquerschnitt erhält man infolge des räum-
lichen Spannungszustandes lokal Werte von x > fy.
In Bild 8.9 ist die Diskretisierung des Querschnitts und die Spannungsverteilung x
nach ANSYS [22] in Trägermitte dargestellt. Es ergibt sich im Grenzzustand ein
Lastfaktor von 0,959.
140 8 Nichtlineare Berechnungen und experimentelle Untersuchungen
Bild 8.10 Vereinfachte Bestimmung von M aus Spannungsverteilung gemäß Bild 8.9
8.2 Nichtlineare Berechnungen nach der Fließzonentheorie 141
Da die Schnittgröße M ungleich null ist, tritt eine Verdrehung des Querschnitts auf.
Analog zum Rechteckquerschnitt ergibt sich diese Verformung um die x-Achse nach
Überschreitung der elastischen Tragfähigkeit (Lastfaktor = 0,538), s. Bild 8.11.
Die Verdrehung wird vereinfacht durch die horizontale Differenz der Knoten an der
Gurtaußenkante in der Stegachse bestimmt und beträgt maximal 0,142 rad (≙ 8,1°).
Das Beispiel in Bild 8.8 ist nach der Untersuchung in ANSYS [22] in die NW-St II
nach Abschnitt 2.6 einzuordnen. Der Effekt der unplanmäßigen Torsion im Grenz-
zustand der Tragfähigkeit bei einer N-My-Mz-Interaktion wird z. B. auch in [25], [36],
[84] und [104] beschrieben. In Bild 8.12 ist der Verlauf der Schnittgröße M über die
Trägerlänge für den Lastfaktor = 0,959 dargestellt.
Bild 8.12 Schnittgröße M bei einem Lastfaktor von 0,959 nach ANSYS [22]
Nach Tabelle 2.1 sind in Mx die Schnittgrößen Mxp und Mxs enthalten. Da keine
äußere Torsionsbeanspruchung vorliegt, gilt aus Gleichgewichtsgründen:
Mx M xp Mxs 0 (8.3)
Es ergibt sich:
M xp M xs (8.4)
142 8 Nichtlineare Berechnungen und experimentelle Untersuchungen
M x xz,i yi xy,i zi Ai (8.5)
Dabei beziehen sich die Koordinaten y und z auf das Koordinatensystem des
Gesamtquerschnitts. In Bild 2.5 bzw. Bild 6.3 kann man für die Ermittlung von Mxp
vereinfacht das Koordinatensystem des Teilquerschnitts (Index TQ) verwenden. Es
folgt:
M xp xz,i yi,TQ xy,i zi,TQ Ai (8.6)
Zur Bestimmung von Mxs werden in Gl. (8.7) vereinfacht die Resultierenden der
horizontalen Schubspannungen xy in den Gurten ermittelt und diese mit dem Abstand
bis zum Schubmittelpunkt multipliziert.
In Bild 8.13 sind die Schnittgrößen gemäß Integration nach Gl. (8.5), Gl. (8.6) und
Gl. (8.7) dargestellt. Die Gültigkeit von Gl. (8.4), Mxp = −Mxs, wird deutlich. Wegen
der Vereinfachung in Gl. (8.6) und Gl. (8.7) weichen die Beträge von Mxp und Mxs
geringfügig voneinander ab. Somit ergeben sich kleinere Werte der Schnittgröße Mx.
Für die Schnittgrößen Mx, Mxp und Mxs in Bild 8.13 gilt:
Mxp M xs M x 0 (8.8)
Bild 8.13 Torsionsschnittgrößen bei einem Lastfaktor von 0,959 nach ANSYS [22]
8.2 Nichtlineare Berechnungen nach der Fließzonentheorie 143
Rechteckquerschnitt
In Bild 8.14 ist ein Beispiel für einen Rechteckquerschnitt mit Torsionsbeanspru-
chung dargestellt.
Die Gleichungen zur Bestimmung der Grenzschnittgrößen Mpl,xp und Mpl, von
Rechteckquerschnitten finden sich in den Abschnitten 4.2.2 und 4.2.3. Nach Gl. (4.9)
und Gl. (4.15) erhält man für den dargestellten Querschnitt:
M pl,xp 2026 kNcm
M pl, 8768 kNcm 2
Bei der Berechnung mit ANSYS [22] kann das in Bild 8.14 angegebene Lasttorsions-
moment vom Querschnitt aufgenommen werden (Lastfaktor = 1). Es ergibt sich keine
explizite Grenztragfähigkeit. Dieses als „Schraublinieneffekt“ bezeichnete Phäno-
men wird u. a. in den Versuchen von Farwell/Galambos [20] und Werner [113]
beschrieben und in [25] numerisch untersucht. Bei einem Lastfaktor von eins ergibt
sich nach ANSYS [22] eine Verdrehung in Feldmitte von 0,419 rad (ca. 24°). Diese
Verdrehung ist im Hinblick auf baupraktische Anwendungen und die im Stahlbau
üblichen Berechnungen nach Theorie II. Ordnung relativ groß. Es ist daher sinnvoll
die Verdrehung zu begrenzen. In [4], [25], [59] und [116] wird als Grenzwert für die
Anwendung der Theorie II. Ordnung eine Verdrehung von ca. 0,3 rad empfohlen.
Diese Verdrehung dient als Grenzwert für die nachfolgenden Betrachtungen und
ergibt sich bei einem Lastfaktor von ca. 0,985 (ergibt 0,33 rad). Die Schnittgröße M
kann durch Integration der Spannungen gemäß Tabelle 2.1 bestimmt werden. In Bild
8.17 ist der Verlauf der Schnittgröße M über die Trägerlänge bei einem Lastfaktor
von 0,985 dargestellt.
Bild 8.17 Schnittgröße M bei einem Lastfaktor von 0,985 nach ANSYS [22]
Der Schnittgrößenverlauf in Bild 8.16 wird nicht erreicht. In Bild 8.18 ist die
Spannungsverteilung x in Trägermitte für den Lastfaktor von 0,985 und die
Diskretisierung in ANSYS [22] dargestellt. Es ergibt sich eine teilweise Plastizierung
des Querschnitts und die Spannungen infolge M sind qualitativ gut erkennbar. In
Feldmitte erhält man:
M 7436 kNcm2
Die Schnittgröße M wird nicht vollständig abgebaut.
8.2 Nichtlineare Berechnungen nach der Fließzonentheorie 145
Beim Vergleich des Wölbbimomentes in Bild 8.15 mit Bild 8.17 wird deutlich, dass
ein Teil von M abgebaut wird. Es ergibt sich eine Reduzierung von ca. 20 %.
0,985 9530 kNcm2 9387 kNcm2 7436 kNcm2 0,848 Mpl,
In Bild 8.19 ist die Summe der Schubspannungen xz und xy an der Stelle kurz vor
dem Auflager (x/L = 0,05) dargestellt. Es fällt auf, dass die Schubspannungen nicht
mehr symmetrisch zu den Hauptachsen sind. Dies deutet auf den vorher genannten
„Schraublinieneffekt“ hin. Gemäß den zuvor angestellten Überlegungen ist Mpl,xp
bereits bei einem Lastfaktor von 0,965 erreicht.
Bild 8.19 Spannungsverteilungen xz und xy [N/mm²] kurz vor dem Auflager bei einem
Lastfaktor von 0,985 nach ANSYS [22]
Bild 8.20 Spannungsverteilungen xz und xy [N/mm²] kurz vor dem Auflager bei einem
Lastfaktor von 0,9 nach ANSYS [22]
146 8 Nichtlineare Berechnungen und experimentelle Untersuchungen
Die Gleichungen zur Bestimmung der Grenzschnittgrößen Mpl,xp und Mpl, für
doppeltsymmetrische geschweißte I-Querschnitte werden in den Abschnitten 6.2.3
und 6.2.4 vorgestellt. Nach Gl. (6.6) und Gl. (6.10) ergeben sich:
M pl,xp 578 kNcm
M pl, 13331 kNcm 2
Gemäß Stabtheorie ergibt sich der Grenzzustand der Tragfähigkeit bei einem
Lastfaktor von 0,834 durch Erreichen von Mpl,xp. Der Lastfaktor für die Grenz-
schnittgröße Mpl, beträgt 0,999 ohne Berücksichtigung der Schnittgröße Mxs. Ein
vollständiger Abbau der Schnittgrößen M und Mxs wird nicht erwartet, s. Recht-
eckquerschnitt. Da sich bei der Untersuchung mit ANSYS [22] analog zum Rechteck-
querschnitt keine explizite Grenztragfähigkeit ergibt, erfolgt die Bestimmung des
Lastfaktors durch Begrenzung der Verdrehung auf ca. 0,3 rad. Somit erhält man einen
Lastfaktor von 0,97 bei einer Verdrehung von 0,342 rad. Mit Tabelle 2.1 kann durch
Integration über den gesamten Querschnitt der in Bild 8.23 dargestellte Verlauf der
8.2 Nichtlineare Berechnungen nach der Fließzonentheorie 147
Bild 8.23 Schnittgröße M bei einem Lastfaktor von 0,97 nach ANSYS [22]
Zur Ermittlung der Schnittgrößen Mxp und Mxs werden Gl. (8.6) und Gl. (8.7)
verwendet. Die Verläufe bei einem Lastfaktor von 0,97 sind in Bild 8.25 dargestellt.
Im Bereich der Auflager (x/L < 0,075 und x/L > 0,925) ergeben sich deutliche
Abweichungen der Schnittgrößenverläufe im Vergleich zur Stabtheorie in Bild 8.22.
148 8 Nichtlineare Berechnungen und experimentelle Untersuchungen
Bild 8.25 Torsionsschnittgrößen bei einem Lastfaktor von 0,97 nach ANSYS [22]
Für weitergehende Betrachtungen sind die Schubspannungen xz und xy an den
Stellen x/L = 0,025 und x/L = 0,075 in Bild 8.26 dargestellt.
Bild 8.26 Spannungsverteilungen xz und xy [N/mm²] mit zugehöriger Verformung
(5-fach vergrößert) an den Stellen x/L = 0,025 (links) und x/L = 0,075 (rechts)
bei einem Lastfaktor von 0,97 nach ANSYS [22]
8.2 Nichtlineare Berechnungen nach der Fließzonentheorie 149
An der Stelle x/L = 0,025 (Bild 8.26 links) ist eine Verformung des Steges bei
5-facher Vergrößerung deutlich erkennbar. Somit bleibt die Querschnittsform an
dieser Stelle nicht mehr erhalten. Es ergibt sich eine geänderte Verteilung der Schub-
spannungen, die nicht mehr dem Walmdachmodell entspricht. Im Unterschied dazu
ist an der Stelle x/L = 0,075 in Bild 8.26 (rechts) keine Veränderung der Quer-
schnittsform erkennbar. Die Verteilung der Schubspannungen im Gurt entspricht dem
Walmdachmodell, s. Bild 4.7. Gemäß Bild 8.25 ergibt sich:
Mxp,max 573 kNcm 0,991 Mpl,xp
Für die nachfolgende Untersuchung zur Verteilung von Mxp im Querschnitt wird aus
dem vorher beschriebenen Grund die Stelle x/L = 0,075 betrachtet. Dabei kann man
die Ergebnisse nach ANSYS [22] mit den Lösungen gemäß Tabelle 6.19 und der
Verteilung nach der Elastizitätstheorie vergleichen. Bei Anwendung von Tabelle 6.19
wird f = 1,0 gesetzt, da keine Querkraftbeanspruchung vorliegt (V/Vpl = 0). Dabei ist
zu beachten, dass die Grenzschnittgröße Mpl,xp,w im Steg nach ANSYS [22] und nach
dem Ingenieurmodell in Abschnitt 6.2.3 mit dem Streifenmodell gemäß Tabelle 6.19
zu bestimmen ist. Im Unterschied dazu wird bei der Verteilung nach der Elasti-
zitätstheorie (Teilquerschnitte getrennt betrachtet) Mpl,xp,w konsequent mit dem
Walmdachmodell gemäß Gl. (4.9) ermittelt. Die Teilschnittgrößen und die Grenz-
schnittgrößen der Teilquerschnitte der einzelnen Modelle sind in Tabelle 8.3 zusam-
mengestellt.
Tabelle 8.3 Teil- und Grenzschnittgrößen an der Stelle x/L = 0,075 bei einem Lastfaktor
von 0,97
Verteilung nach Elastizitätstheorie Ingenieurmodell ANSYS [22]
Teilquerschnitt Gurt Steg Gurt Steg Gurt Steg
Mxp [kNcm] 264,9 43,2 267,1 38,7 272,1 28,7
Walm- Walm- Walm- Walm-
Modell für Mpl,xp Steifen Streifen
dach dach dach dach
Mpl,xp [kNcm] 269,6 74,2 269,6 39,1 269,6 39,1
In Bild 8.27 werden die verschiedenen Verteilungen von Mxp auf die Teilquerschnitte
(Index „i“) dargestellt. Wegen der unterschiedlichen Werte für Mpl,xp,w (s. Tabelle 8.3)
kann man in Bild 8.27 nur die Auslastungen vergleichen und nicht die Teilschnitt-
größen. Es wird deutlich, dass bei der Verteilung nach der Elastizitätstheorie der Steg
teilweise elastisch bleibt, während die Gurte fast den Grenzzustand erreicht haben. In
Bild 8.27 ist die Ausnutzung der Gurte nach ANSYS [22] geringfügig größer eins, da
die Grenzschnittgröße Mpl,xp,f nach dem Walmdachmodell als separater Querschnitt
bestimmt wird. Die Ausnutzung des Steges nach der Elastizitätstheorie liegt ab einem
Lastfaktor von ca. 0,75 auf der unsicheren Seite.
150 8 Nichtlineare Berechnungen und experimentelle Untersuchungen
Bild 8.27 Mxp,i Mpl,xp,i der Teilschnittquerschnitte an der Stelle x/L = 0,075 bei einem
Lastfaktor von 0,97
Die Querschnittsabmessungen der I-Profile für die Versuche BE-IPE 200-21 und
BE-IPE 200-3 sind in Tabelle 8.4 zusammengestellt. Die Versuche wurden in [57]
und [118] mit dem Programmsystem ABAQUS [21] numerisch unter Berücksich-
tigung von Vorverformungen und Eigenspannungen untersucht. Bei der Modellierung
mit einem Stabelement in ABAQUS [21] erfolgte die Berücksichtigung der Ausrun-
dungen in grober Näherung (Überlappung von Gurt und Steg). Zur Anpassung der
Torsionssteifigkeit wurde der Schubmodul modifiziert.
In Bild 8.30 sind die Last-Verformungs-Kurven für beide Versuche dargestellt. Zum
Vergleich wurden in [57] die numerischen Ergebnisse nach ABAQUS [21] mit
eingetragen. Nach der Untersuchung der Eigenwerte in [118] wird das Querschnitts-
versagen als maßgebende Versagensursache angegeben. Die Ergebnisse der Ver-
suche und die Nachrechnung in [57] der in Bild 8.29 dargestellten Systeme sind in
Tabelle 8.5 zusammengestellt.
152 8 Nichtlineare Berechnungen und experimentelle Untersuchungen
fy [kN/cm²]
Nach QST-FZ [116] ist der Querschnitt bei beiden Beispielen nicht vollständig
durchplastiziert. Eine Vergrößerung aller Schnittgrößen ist jedoch nicht möglich
(Faktor = 1). Nach LILOBEC [70] und Abschnitt 7.3.6 ist in beiden Fällen eine
Vergrößerung von ca. 5 % möglich, weil die Ausrundungen und die Anteile aus
Blechbiegung um den Steg in [57] und in QST-FZ [116] unberücksichtigt bleiben.
Die Anteile aus Blechbiegung Steg werden wirksam, da die Spannungsnulllinie durch
den Steg verläuft, s. Tabelle 8.6.
9 Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der plastischen Querschnittstragfähigkeit von
doppeltsymmetrischen I-Profilen. Dazu wird das grundlegende Tragverhalten für
verschiedene Schnittgrößenkombinationen untersucht. Ein Schwerpunkt liegt in der
Ermittlung der genauen Lösungen für Standardanwendungsfälle und in der
Entwicklung von baupraktisch genauen Ingenieurmodellen (TSV-plus) zur
Bestimmung der plastischen Querschnittstragfähigkeit. Für die Interaktions-
beziehungen gemäß TSV-plus sowie den in DIN 18800 [14] und DIN EN 1993-1-1
[15] angegebenen Gleichungen werden die Abweichungen zur genauen Lösung
bestimmt.
Nachdem in Kapitel 1 die verschiedenen Methoden nach dem Stand der Forschung
vorgestellt werden, folgen in Kapitel 2 die grundlegenden Beziehungen zur
Spannungsermittlung. Darüber hinaus werden die Nachweismethoden nach der
Elastizitätstheorie und der Plastizitätstheorie erläutert. Die plastische Querschnitts-
tragfähigkeit wird in Nachweisstufe I und II klassifiziert.
Näherung Näherung
Mpl,xs üblich: nur Gurte ([43]) üblich: nur Gurte ([43])
Näherung ist ausreichend genau Näherung ist ausreichend genau
Näherung
Mpl, Mittellinienmodell nach Gl. (6.7) fast genaue Lösung (Tabelle 7.4)
fast genaue Lösung nach Gl. (6.10)
My-Mz 77,2 % bis 98,1 % 88,3 % bis 100,1 % 98,8 % bis 100,1 %
N-My-Mz** 77,1 % bis 104,2 %*** 88,3 % bis 107,4 %*** 89,8 % bis 100,1 %
* ohne unplanmäßige Torsion ** mit unplanmäßiger Torsion
*** Die maximale Abweichung auf der unsicheren Seite ergibt sich bei einer
N-My-Interaktion oder einer N-Mz-Interaktion.
N-My 89,4 % bis 102,5 % 95,6 % bis 107,8 % 99,8 % bis 100,3 %
N-Mz 85,2 % bis 104,3 % 99,7 % bis 105,4 % 99,2 % bis 100,2 %
My-Mz 76,6 % bis 99,5 % 87,9 % bis 100,1 % 98,7 % bis 100,1 %
N-My-Mz** 76,5 % bis 104,3 %*** 87,9 % bis 107,8 %*** 86,6 % bis 100,3 %***
* ohne unplanmäßige Torsion ** mit unplanmäßiger Torsion
*** Die maximale Abweichung auf der unsicheren Seite ergibt sich bei einer
N-My-Interaktion oder einer N-Mz-Interaktion.
In DIN 18800 [14] wird der Teilsicherheitsfaktor auf der Materialseite mit M = 1,1
angegeben. Eine Kompensierung der Abweichungen auf der unsicheren Seite ist
somit möglich. Im Unterschied dazu wird die Querschnittstragfähigkeit in DIN EN
1993-1-1 [15] mit M0 = 1,0 bestimmt. Es sind somit auf der Materialseite keine
Sicherheiten mehr vorhanden. Somit folgt, dass die Anwendung der Interaktions-
beziehungen in DIN EN 1993-1-1 [15] nicht empfohlen werden kann. Zur
Vermeidung einer unsicheren Bemessung können die Interaktionsbeziehungen
gemäß TSV-plus verwendet werden. In Tabelle 9.2 ist eine Übersicht der Inter-
aktionsbeziehungen zusammengestellt.
Die in dieser Arbeit vorgestellten Methoden zur Bestimmung der plastischen Quer-
schnittstragfähigkeit können als Grundlage für weitergehende Untersuchungen
dienen. Das Prinzip des vorgestellten Teilschnittgrößenverfahrens (TSV-plus) kann
mit Berücksichtigung der Blechbiegeanteile auch auf einfachsymmetrische Quer-
schnitte oder Hohlprofile übertragen werden.
Literaturverzeichnis 159
Literaturverzeichnis
[1] Akesson, B., Bäcklund, J.: Plastisches Wlassow‘sches Wölbwiderstands-
moment offener Walzprofile. Stahlbau 42 (1973), S. 13-19
[2] Bäcklund, J., Akesson, B.: Plastisches Saint-Venantsches Torsionswider-
standsmoment offener Walzprofile. Stahlbau 41 (1972), S. 302-306
[3] Baptista, A.M.: Resistance of steel I-sections under axial force and biaxial
bending. Journal of Constructional Steel Research 72 (2012), S. 1-11
[4] Beier-Tertel, J.: Geometrische Ersatzimperfektionen für Tragfähigkeits-
nachweise zum Biegedrillknicken von Trägern aus Walzprofilen. Shaker
Verlag, Aachen 2008
[5] Bruhns, O.: Elemente der Mechanik II, Elastostatik. Shaker-Verlag, Aachen
2002
[6] Burth, K., Brocks, W. : Plastizität - Grundlagen und Anwendungen für
Ingenieure. Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden 1992
[7] Busjaeger, D., Quast, U.: Programmgesteuerte Berechnung beliebiger
Massivbauquerschnitte unter zweiachsiger Biegung mit Längskraft.
Deutscher Ausschuss für Stahlbeton Heft 415, Beuth Verlag, Berlin 1990
[8] CADFEM Service Newsletter.: Plastisches Fließkriterium bei Balken.
Ausgabe 07-2002
[9] CADFEM Service Newsletter.: Zur Ergebnisauswertung bei einer Simula-
tion mit plastischem Material. Ausgabe 03-2006
[10] Chen, W. P., Shoemaker, E. M.: Collapse Loads of Cantilever Beams under
End Shear. Acta Mechanica 13 (1972), pp. 191-203
[11] Chwalla, E.: Einführung in die Baustatik. Staubau-Verlag, Köln 1954
[12] Dadkhah, F., Zecher, J.: Ansys Workbench Software Tutorial with Multi-
media CD Release 12. Schroff Development Corporation, Mission KS 2009
[13] DICKQ: Querschnittswerte und Bemessung von dickwandigen Bauteilen. ©
Ingenieur-Software Dlubal GmbH Tiefenbach, Version 6.03
[14] DIN 18800 Teil 1 (11/2008): Stahlbauten; Bemessung und Konstruktion
[15] DIN EN 1993-1-1 (12/10), Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von
Stahlbauten - Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den
Hochbau; nationaler Anhang NA (12.10)
[16] DIN EN 1993-1-5 (12/2010) und NA (12/2010): Bemessung und Konstruk-
tion von Stahlbauten - Teil 1-5: Plattenförmige Bauteile.
[17] Drucker, D. C.: The Effect of Shear on the Plastic Bending of Beams.
Journal of Applied Mechanics, December 1956, pp. 509-514
[18] DUENQ: Querschnittswerte und Spannungen von dünnwandigen Quer-
schnitten. © Ingenieur-Software Dlubal GmbH Tiefenbach, Version 6.14
[19] Estabrooks, B. G., Grondin, G. Y.: Combined bending and torsion of steel
I-shaped beams. Structural Engineering Report No. 276, University of
Alberta 2008
160 Literaturverzeichnis
[39] Johansson, B., Maquoi, R., Sedlacek, G., Müller, C., Beg, D.: Commentary
and worked examples to EN 1993-1-5 „Plated structural elements“.
European Commission Joint Research Centre, Luxembourg 2007
[40] Kaliszky, S.: Plastizitätslehre - Theorie und praktische Anwendungen.
VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf 1984
[41] Katz, C.: Fließzonentheorie mit Interaktion aller Stabschnittgrößen bei
Stahltragwerken. Stahlbau 66 (1997), S. 205-213
[42] Kindmann, R., Beier-Tertel, J.: Geometrische Ersatzimperfektionen für das
Biegedrillknicken von Trägern aus Walzprofilen - Grundsätzliches. Stahlbau
79 (2010), S. 689-697
[43] Kindmann, R., Frickel, J.: Elastische und plastische Querschnittstragfähig-
keit; Grundlagen, Methoden, Berechnungsverfahren, Beispiele. Verlag Ernst
& Sohn, Berlin 2002
[44] Kindmann, R., Frickel, J.: Grenztragfähigkeit von häufig verwendeten Stab-
querschnitten für beliebige Schnittgrößen. Stahlbau 68 (1999), S. 817-828
[45] Kindmann, R., Frickel, J.: Grenztragfähigkeit von I-Querschnitten für belie-
bige Schnittgrößen. Stahlbau 68 (1999), S. 290-301
Zuschriften:
Stahlbau 68 (1999), S. 852-854 und Stahlbau 69 (2000), S. 206-210
[46] Kindmann, R., Kraus, M., Niebuhr, H. J.: STAHLBAU KOMPAKT,
Profiltabellen, Bemessungshilfen. 2. Auflage, Verlag Stahleisen, Düsseldorf
2008
[47] Kindmann, R., Kraus, M., Wolf, C.: Cross section carrying capacity of hot
rolled I-sections. Eurosteel 2008, Graz, Austria 2008, pp. 1813-1818
[48] Kindmann, R., Kraus, M.: Finite-Elemente-Methoden im Stahlbau. Verlag
Ernst & Sohn, Berlin 2007
[49] Kindmann, R., Kraus, M.: Torsionsträgheitsmoment und Schubmittelpunkt
von Winkelprofilen. Bautechnik 85 (2008), S. 183-189
[50] Kindmann, R., Laumann, J.: FE-STAB. FE-Stabwerksprogramm, Version
(7.2012), Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und Leichtbau, Ruhr-Universität
Bochum 2012
[51] Kindmann, R., Ludwig, C., Jonczyk, D.,: Grenztragfähigkeit eines Recht-
eckquerschnitts. RUBSTAHL-Bericht 01-2014, Lehrstuhl für Stahl-, Holz-
und Leichtbau, Ruhr-Universität Bochum 2014 (noch nicht erschienen)
[52] Kindmann, R., Ludwig, C., Jonczyk, D.: Ingenieurmodell eines Rechteck-
querschnitts. RUBSTAHL-Bericht 02-2014, Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und
Leichtbau, Ruhr-Universität Bochum 2014 (noch nicht erschienen)
[53] Kindmann, R., Ludwig, C.: Torsional resistance of hot rolled I-profiles.
Eurosteel 2011, Budapest, Hungary 2011, pp. 735-740
[54] Kindmann, R., Ludwig, C.: Tragfähigkeit von doppeltsymmetrischen
I-Querschnitten auf Basis der DIN EN 1993-1-1. Dresdner Stahlbau-
fachtagung 2012, Dresden 2012, S. 77-98
[55] Kindmann, R., Ludwig, C.: Zur Tragfähigkeit von Stabquerschnitten nach
DIN EN 1993-1-1. Stahlbau 81 (2012), S. 257-264 und S. 353-357
162 Literaturverzeichnis
[56] Kindmann, R., Wolf, C., Kraus, M.: Idealisation of hot-rolled sections for
verification and calculation methods. Eurosteel 2008, Graz, Austria 2008,
pp. 1819-1824
[57] Kindmann, R., Wolf, C.: Ausgewählte Versuchsergebnisse und Erkenntnisse
zum Tragverhalten von Stäben aus I- und U-Profilen. Stahlbau 73 (2004), S.
683-692
[58] Kindmann, R.: Neue Berechnungsformel für das IT von Walzprofilen und
Berechnung der Schubspannungen. Stahlbau 75 (2006), S. 371-374
[59] Kindmann, R.: Stahlbau Teil 2: Stabilität und Theorie 2. Ordnung. Verlag
Ernst & Sohn, Berlin 2008
[60] Klöppel, K., Yamadá, M.: Fließpolyeder des Rechteck- und I-Querschnittes
unter der Wirkung von Biegemoment, Normalkraft und Querkraft - Ein
Beitrag zum allgemeinen Traglastverfahren für ebene Rahmen. Stahl-
bau 27 (1958), S. 284-290
[61] Koczyk, S., Weese, W.: FEM-Lösung des Problems der St. Venant‘schen
Torsion mit Hilfe der Wölbfunktion. Technische Mechanik 12 (1991), Heft
2, S. 125-130
[62] Koschnik, F.: Geometrische Locking-Effekte bei Finiten Elementen und ein
allgemeines Konzept zu ihrer Vermeidung. Shaker Verlag, Aachen 2004
[63] Kraus, M.: Computerorientierte Berechnungsmethoden für beliebige Stab-
querschnitte des Stahlbaus. Shaker Verlag, Aachen 2005
[64] Kraus, M.: Zur Berechnung maximaler Wölbordinaten der Torsion.
RUBSTAHL-Bericht 01-2006, Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und Leichtbau,
Ruhr-Universität Bochum 2006
[65] Läpple, V.: Einführung in die Festigkeitslehre. Verlag Vieweg + Teubner,
Wiesbaden 2008
[66] Lawrence, K., L.: Ansys Workbench Tutorial Release 14. Schroff
Development Corporation, Mission KS 2012
[67] Lee, H.-H.: Finite Element Simulation with Ansys Workbench 12. Schroff
Development Corporation, Mission KS 2010
[68] Lindner, J., Glitsch, T.: Vereinfachter Nachweis für I- und U-Träger -
beansprucht durch doppelte Biegung und Torsion. Stahlbau 73 (2004), S.
704-715
[69] Lindner, J., Heyde, S.: Schlanke Stabtragwerke. Stahlbau Kalender 2009,
Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2009, S. 273-379
[70] Ludwig, C.: LILOBEC. Programm zur Bestimmung der plastischen Quer-
schnittstragfähigkeit für Rechteckquerschnitte und doppeltsymmetrische I-
Profile mit oder ohne Ausrundungen, Version (1.2012), Lehrstuhl für Stahl-,
Holz- und Leichtbau, Ruhr-Universität Bochum 2012
[71] Maier, W., Weiler, P.: Grenzschnittgrößen im plastischen Zustand. Stahlbau
66 (1997), S. 143-151
[72] Mang, H., Hofstetter, G.: Festigkeitslehre. 3. Auflage, Springer Verlag,
Wien 2008
Literaturverzeichnis 163
Jahrgang: 1978
Schulbildung: 1996 Allgemeine Hochschulreife
Gymnasium Julius Motteler, Crimmitschau
Hochschulbildung: 1997-2002 Studium Stahl- und Metallbau
Hochschule Mittweida
Beruflicher Werdegang: 2001 Schweißfachingenieur
TU Dresden, SLV Halle
2002-2008 Tragwerksplanung GOLDBECK
Werk Treuen
seit 2008 wiss. Ang. Ruhr-Universität Bochum
Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und Leichtbau