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GESAMMELTE SONETTE

TORSTEN SCHWANKE

VORWORT

In meiner revolutionären Jugend begegnete mir das Sonett zuerst in den erotischen Sonetten von
Berthold Brecht. Dann begegnete ich dem großen Sonett-Werk patriotischer Sonette von Johannes
R. Becher. Die hundert Liebessonette von Pablo Neruda schlossen die revolutionäre Jugend ab. Ich
begann, Gott zu suchen. Da begegneten mir Shakespeares Sonette an die Schwarze Dame und an
den Jüngling, desweiteren John Keats mit seinen betrachtenden Sonetten. In der ersten
Überwältigung durch die Minne las ich Petrarcas Canzoniere an Donna Laura. Geradezu
sonettenwütig wurde ich durch Rilkes Sonette in den Neuen Gedichten und den Sonetten an
Orpheus. Ich hatte mich zu Christus bekehrt und las die Sonette von Andreas Gryphius, und, was
Amor betrifft, die Liebessonette von Edmund Spenser an die stolze Schönheit, sowie die
kirchengeschichtlichen und naturliebenden Sonette von William Wordsworth. Als ich in die
katholische Kirche aufgenommen wurde, war ich begeistert von den katholisch-apokalyptischen
Sonetten Reinhold Schneiders. All meinen bittersten Schmerz um die tote Geliebte fand ich in den
Sonetten von Rudolf Alexander Schröder an eine Verstorbene. Ich wurde gefragt, warum ich mein
umfangreiches Sonettwerk hauptsächlich der Jungfrau Maria gewidmet habe. Sie ist meine Muse
und meine Minnedame, und wenn ihr so wollt, meine himmlische Laura.

AN MARIA
1

Einst liebt ich dich. Und darf dich wieder ehren


Als die Geliebte, die mit Jungfraunschöne
Und Muttergüte kommt? Ich will die Töne
Aufreihn wie einen Perlenkranz und mehren

Dein Lob: Sei lichter Stern auf dunklen Meeren


Der Seele! Dies mein zartes Wagen löhne
Mit deinem Nahn. Mit lauter Rosen kröne
Mein Lied, mit deinem Glanz, und komm zu lehren
Im Lobgesang den Dichter, komm zu raten
Dem Dichter: wie ich voll Gefühl die feine
Zartselig-süße Sehnsucht meiner Seele

Dir singe mit dem Atem, aus der Kehle,


Und meine Traurigkeit zu Magnifikaten
Dir widme, Jungfrau, heilige und reine.

Maria, o du Turm von Elfenbein,


Sieh her in meine Einsamkeit im Turm;
Maria, Meeresstern so ruhig rein,
Sieh meines Meeres Flut im Schicksalssturm;

Maria, o du süße Balsamstaude,


Sieh all das Bittre, das mich traurig macht;
Maria, Morgenstern, der blühend blaute,
Laß leuchten dein Gesicht in meine Nacht.

O Jungfrau Gottes, hör mein Minnegrüßen,


O Mutter Jesu und der bittern Schmerzen,
O Braut des Geistes mit den bloßen Füßen,

Laß deine Brüste Milch der Liebe fließen,


Laß ruhen mich an deinem süßen Herzen,
Laß mir aus Schmerzen rote Rosen sprießen.

Und Diesen brachtest du hervor: den Herrn


Und Gott, den absoluten König meiner
So makelhaften Seele. Siehe, keiner
War reiner je als Er, der Morgenstern.

Dem warst du Mutter, milder Mandelkern,


Als Er verloren lag, der kleine Weiner.
Du sahest Ihn: Er übte sich als Schreiner
Und war sein Geist nicht immer ewig fern?

Und war so nah! O Mutter, diese Stunde!


Ich bin noch aufgewühlt und zittr’ und bebe!
Als ich zu Seinen reinen Füßen lag - -

Da war Er Heil für meine Herzenswunde,


Daß ich fortan allein der Liebe lebe
Und harr entgegen Seinem Freudentag!
4

O Liebe, alle Stunden dieser Nacht


Sind all in deiner Schönheit Lob gemündet
Und haben sich zum Rosenkranz geründet
Und haben nachgesonnen, nachgedacht

Und tief geliebt die Granatapfelpracht


In deinem keuschen Schoß. Und Buße findet
Mein Herz bereit, der ich so sehr gesündet
Und will nun haben auf die Reinheit acht.

Madonna der Glückseligkeiten-See!


O rote Rose in dem reinen Schnee!
Im irdischen Paradies die Neue Eva!

Ich frag dich, Heilige, was ist dir Schaum?


O Liebe beim Maronenbaum!... Im Traum
Sing ich der Lieben Frau Marien Ave.

Als Christus trat in meine arme Hütte -


Ich bins nicht wert daß Du zu mir kommst, Meister -
Lag ich im Staub und war nur Flehn und Bitte
Und tausend Tränen! Aber Gnade heißt Er

Und wies mich gnädig auf die Liebe hin.


Fürwahr, fürwahr, Er sprach: Die sollst du minnen,
Die liebt dich heilig mit dem frommen Sinn.
Und ich war trunken, trunken, wie von Sinnen!

Nun aber bin ich tot, ein Leichnam kalt,


Und böse Würmer nagen mir am Herzen,
Und meine Seele, sie ist anderswo -

Und ruh doch, wie des Schmerzensmanns Gestalt,


Quer über deinen Schoß, Marie der Schmerzen!
... Sing Osterjubel wieder, mach mich froh!

Gegrüßet seiest du, o Herz Marias,


Du sanftestes der Herzen, voller Liebe!
Mitleidende der Schmerzen des Messias!
Ach, daß ich ewig in dem Jubel bliebe

Von jenem Ostertag, den mir gewährte


Mein Herr und Meister, der mich auserwählte
Und mich bestimmt, daß ich die Liebe ehrte
Und lehrte Liebe mich, vom Geist beseelte.

O komm, o Mutter der Barmherzigkeit,


In mein Gethsemane - und tröst die Tränen,
Du Balsamstaude, Königin der Engel!

Ich danke für die Schmerzen und das Leid.-


Er sieht der Seele Seufzersang und Sehnen
Und Er zerbricht nicht den geknickten Stengel...

Maria, in dem lieberoten Kleid


Und meeresblauen Umhang, Jungfrau, standest
Du vor den Jungfraun, die du Gnade fandest,
Der Liebe hingegeben, holde Maid,

Und Eli’s Sohn aus Juda war bereit


Zur Liebe. - Du, o Liebe Gottes, sandtest
Den Jüngling zu der reinen Maid und bandest
Zusammen sie, o Gott der Ewigkeit!

Marie du Maid, du standest vor dem Dom,


Dem Priester trauend aus dem Heiligtume,
Die Seele war dir wie ein Schleier weiß.

Veni sponsa de Libano! Arom


Der Myrrhe! Pfingstrose! o du Blaue Blume!
Den Segen gab der Hochzeit Jesses Reis.

Maria, Mutter du der Schmerzen, siehe,


Wie ich durchbohrt bin von dem scharfen Messer!
Doch durch das Wort Messias’ wird es besser,
So will ich singen bis zur Hahnenfrühe

Von Liebe. Du, du liebst und läßt dich lieben,


Du schmähest nicht des Herrn und Jüngers Ehre.
Du liebst es, was ich dir zu Lob geschrieben,
Du Stern der einsamdunklen Seelenmeere.

Was sind die Schatten aus dem Tränental


Hartherzig! Aber du, mein Ideal,
Du bist mit sanfter Liebe für mich ja.

Das Kreuz ward mir verkehrt ins Herz gestempelt,


Die Seele in der Liebe Grab getempelt -
Da sprachst du für, Madonna Pietà.
9

Madonna! Aller Schönheit Inbegriff!


Wie nennt man dich doch schönen Meeresstern
Und nennt dich in der Muschelflut ein Schiff;
Und ich will huldigen am Römerriff

Dir als der Mutter schöner Liebe gern


Und loben an der Schlüsselinseln Kliff,
Der ich das Eiland Cypros für dich schliff,
Die wundervolle Mutter meines Herrn -

Ich nenn dich, Liebe, Chrysorrojatissa


Mit goldner Frucht, Marie Aphroditissa,
Du bist die wahre clemens dulce Venus,

Du bist die Gnadenreiche, du bist Charis,


Du bist in Liebe - Ave stella maris,
Ich grüß die Mutter Jesu Nazarenus!

10

Du Sanfte, mit dem Herzen wahrer Demut,


Du mit der Seele Frieden, Stille, Reinheit,
Du mit des Sohnes Sanftmut in der Einheit
Der Liebe - die ersehne ich mit Wehmut,

Da mich zerteilt das Streiten der Gemeinheit


Und Albernheit trat in die stille Schwermut
Und mischte meinen süßen Wein mit Wermut
Und Lästerung und dem Protest der Kleinheit.

Nun flieh ich mich in deinen roten Mantel,


Assunta, nimm mich mit ins Reich der Engel,
Wo ewige Liebe dich so hold gekrönt.

Sieh mich hier traurig sein im Staub; verwandel


Des angefochtenen Gemüts Gequängel
In Magnificat, das Herrlichkeit verschönt!

11

Im Orgelspiel der Erde, in den Röhren


Und in den feingebauten Silberflöten -
Und mit dem goldnen Wehn der Morgenröten
Und mit dem Meeresrauschen bei den Föhren

Und mit den Frühlingen die so betören


Und mit den Nächten und den echten Nöten
Und mit den Ängstlichkeiten welche töten -
Komm ich zu dir und hoffe auf dein Hören.

Web in den Mantel weicher Harmonieen


(Wie in das Pupurvlies von einem Lamm)
Mir Seele und Gemüt und laß mich fliehen

Zu eines schönen Domes Fensterrose,


Die keusch vom Licht durchschimmert. Notre Dame,
Laß ruhn in deinem Schoß mich, Makellose.

12

Ich möchte dich mit Poesie und Prose


Und meiner Liebe zu der Anonymen
Lobpreisen, dich und deine Reinheit rühmen
Und weisen dich der Welt als die famose

Gebärerin der Liebe, rote Rose


Der Liebe mit dem makellosen Hymen
Und göttlichem Ambrosia im Schoße,
Und möchte dich mit Blumen blau umblümen:

Im Andachtswinkel meiner Seele zünde


Das Weihegut der weißen Kerze Reinheit
Vor deinem milden mütterlichen Herzen

Ich für die Jungfrau von der Maienlinde,


Ich für die Frau der süßen Seelenfeinheit,
Ich für die Madonna meiner Schmerzen...

13

In meinem Herzen blüh, Aurora Rosa,


Mit Diadem des Stella Matutina,
Und gieße Tau hernieder, o Virgina,
Von himmlischer Fontana Amorosa,

Und bette mich, o Mater Dolorosa,


Auf deines Leibes Hügel, Aventina,
Ins Grab und bete für, o Madonnina,
Die du vorausgegangen, Gloriosa,

Bist in die Herrlichkeit vom Neuen Eden,


Gepriesne Blume unter den Reseden,
Wo Seraphim das Magnificat Marias

In Ewigkeiten singen, Königinne


Des Himmelreiches, Mutter süßer Minne!
... Und münden will ich mit dir zum Messias.
14

Komm, führe mich in einen holden Traum,


Ich möchte mich in lauter Liebe weben,
Ich möchte in dem Land der Schönheit schweben
Und nahen, wenn ich darf, dem Lebensbaum

Und küssen einer rosa Pfirsche Flaum


Und saugen Saft aus vollgeschwellten Reben
Und innig voller Wohl und Wonne beben
Und weben in Madonnas Schleiersaum

Die Seele, daß ich schmelze vor Entzücken


Vor deiner himmelblauen Augen Blicken
Und trinke deine Küsse freudetrunken,

In Flammen reime meinen Seelenfunken


Auf deiner Minne Glut, und will versunken
In Gott....... Die Liebe hat zum Schlaf gewunken.

15

„Du mußt dich nicht, o kleines Herz, betrüben,


Auf deine Seele warten süße Sonnen
Und weichgefügte, reichgezierte Wonnen
Und Charis Gaben, alle seligen sieben

Messiasgaben aus des Lebens Bronnen


Und Weisheit nach den Schriften die geschrieben
Begeistete und Seelen die geblieben
In wahrer Liebe Linnen eingesponnen...“

O irdisch Stückwerk, nur zusammgestückelt!


O aufgezehrte Anmut einer Motte!
O Armut, Schwermut, Wehmut, Weh und Weinen!

Doch tauchte auf Maria in der Grotte,


Ein Schimmer vor den dunklen Felsensteinen -
Und Gottes Sohn - in Windeln eingewickelt.

16

Du holde fromme Königin der Nacht,


Um dich der Geister Weben heiliger Stille,
Hab du auf meine arme Seele acht,
Auf ihrer Liebe Armut, Liebe Fülle.

Bald leg ich auf die Bibel meine Brille


Und streif den Rosenkranz vom Arm, und sacht
Legt sich in tiefen Traumes Hand mein Wille
Und webt ohnmächtig sich in Geistes Macht.

Dann sei du da mit deines Armes Beuge


Und meinen Mund an deinen Busen neige
Und flöße mir die Milch des Trostes ein

Mit deiner süßen Minne Honigseim


Und laß auf deinem Schoße mich daheim
Und in der Liebe Gottes ruhig sein.

17

Ich will in einer weißen Marmorstadt


Mit bunten Bildern und mit goldnem Funkeln
Und mit viel schwarzen Schwänen auf den dunkeln
Opalnen Wasserwegen müd und matt -

Umkränzt von Muscheln perlenmuttermatt,


Vorbei an Friedhofsinseln mit Zypressen,
Da man für Tote eine Messe hat,
Vorbei an süßen Mädchen brauner Blässen -

Zu dir! Du bist die Dame meines Domes,


In dem ist Himmelfahrt Vermählungsfeier,
Da man im Kreis von Kinderengeln schaut

Umblüht von myrrheharzigen Aromes


Gebeten und umtönt von Schwanenleier:
Maria dell Miracoli, die Braut.

18

Mit Raffael (und Michelangelo)


In der Kapelle von Sankt Peters Dom
Will ich dich feiern wie ein Salomo:
Du bist die wahre Selomith von Rom,

Und Myrrhe, Myrrhe dein Gewand, Arom


Von Äpfeln unter deiner Zunge, wo
Des Kusses Quell, der Küsse Tiberstrom,
Und voller Trostmilch deine Brüste so

Wie Hindinnen, fliehend in der Morgenröte...


Da lobt mit Tamburin und Silberflöte
Der Dichterpapst auf seinem Musenstuhl

Gekränzt mit Rosenkranz vom Kapitul


Die Liebe seines Lebens, die Virgina
Coeli, in dem Bilde der Sixtina.
19

Madonna Mariam, Madonna mein,


Wie soll ich tragen diesen traurigen Traum?
Ein weißer Schleier... und der Leiden Stein...
Lechzende Hindin röhrend unterm Baum

Im Föhrenwald... und auch der Nächte Schaum


In einer Zelle dichterischem Schein...
Und angerührt vom weißen Seidensaum
Sah ich dein Bild... und trank den weißen Wein

Des Blickes blauer Blume... In mein Blut


Sank ein das Bild der Venus meiner Venen...
Sie schloß das Tor zu meines Herzens Kammer

Mit roten Himmelsschlüssels Morgenglut


Für immerdar... Mir schlug des Herzens Hammer
Den Seelenfunken und der Liebe Tränen.

20

Maria, vor den Frauen allen preise


Ich dich und deines Leibes goldne Frucht!
O Maienkönigin, ich habe leise
Bei nächtlichen Blutbuchen dich gesucht

Und hörte Sang aus einem süßen Buch:


Uraltes Wehn vom Meer...
Und wollte Wohlduft sein und Wohlgeruch
Und Wohlgefallen und ein Liebender

Und will dir singen Traum von süßer Minne


Im süßen Stil, den wunderbaren Namen
Der marianischen Geliebten,

Und in der Vielgeliebten


Die Eine preisen, die vor allen Damen
In allen Domen innigsten Lobes inne.

21

O Mutter meines Herrn, Gebärerin,


Weise
In deiner Demut hin
Auf Jenen, Jenen, dem ich leise

Ein Minnesänger und Psalmiste bin


Und dem ich singe nach der Weise
Der Lilie und der Jugend und der Jungfrau: In
Der Liebe von dem ewigen Paradeise
Ist dein Sohn -
Unaussprechlich ists der Vater -
Und im süßen Säuseln ists der Geist -

Und Gott gab dir in meinem Herzen einen Thron


Und Gott gab Sehnsucht mir nach dir in jede Ader
Und Gott ist Gott - den deine Liebe lobend meine Seele preist!

DIE WEISHEIT
I

Wohl dem, der wahre Weisheit will erlangen!


Den Wert des Goldes übersteigt ihr Wert.
Mehr noch als Muschelperlen wird empfangen,
Wer sie im ehrfurchtsvollen Herzen ehrt.

Zu ihrer rechten Hand ist langes Leben


Für immerdar. Ihr Weg ist süßer Frieden.
In ihrem Geist die Himmel droben schweben
Und ist geschaffen alles was hienieden.

Ein Lebensbaum ist sie mit Lebensfrucht.


Und weise ist, wer ihre Schönheit sucht,
Und wer sie festhält, dem wird alles glücken,
Und seinen Hals wird sie als Schmuckstück schmücken.

Liegst du mit ihr, so liegst du wahrlich süß,


Gebettet wie in eines Lammes Vlies.

II

Ich hab im Schoß Jehowah’s schon gelegen


Und war vereint und eins mit seinem Sinn,
Als er begann mit seinen guten Wegen
Der Schöpfung, die er schuf im Anbeginn.

Als er den Himmel schuf und Wolkenheere


Und schuf die Erde mit Gebirg und Hügel
Und schuf das Meer und schuf den Deich dem Meere
Und Quell und Teich mit seinem Wasserspiegel,

War ich als Liebling bei ihm, seine Lust


War ich und spielte vor ihm allezeit.
An Menschenkindern hatt ich meine Lust
Und spielte auf dem Erdkreis weit und breit.
Wer mich verfehlt, gerät in große Not,
Und die mich hassen, buhlen mit dem Tod.

III

Die Weisheit ist, in der Jehowah schafft,


Kristallenklarer Strahl der Herrlichkeit,
Ein Abglanz und ein Hauch der Gotteskraft
Und makellos wie Gottes Heiligkeit.

Sie ist der Schimmer ewiglichen Lichts,


Göttlichen Wirkens fleckenloser Spiegel.
Sie ist es, die geschaffen aus dem Nichts
Als Heimstatt seiner Güte Zions Hügel.

Sie bleibt bei sich und macht doch neu das All
Und haucht sich in die edle Seele ein
Und schafft sie zum Propheten, welcher rein
Lobpreist den Herrn, wie eine Nachtigall.

Denn niemand wird Gott lieben, außer dem,


Dem ist im Geist die Weisheit angenehm.

IV

Der Weisheit hab ich immer schon getraut


Und war von Jugend an ihr wohlgesonnen.
Drum freite ich die Weisheit mir zur Braut,
Ich hatte ihre Schönheit liebgewonnen.

Ich trat zu ihr an einem milden Morgen:


Sei meine Freundin! - Und da kam ein Schauer
Von Liebe in mich: Rat in allen Sorgen,
Geschenk des Guten, Trost in aller Trauer.

Zusammensein mit ihrem süßen Herzen


Bringt keine Trübsal, keinerlei Verdruß
Und keine Quälerei und keine Schmerzen,
Nur Lust und Süßigkeit wie Kuß auf Kuß.

Weil ich die Weisheit hab als Braut umfangen,


Drum wird mein Herz Unsterblichkeit empfangen.

Wie die Zypresse war die Weisheit schlank


Und hochgewachsen wie Engeddis Palme,
Jerichos Rosenstöcke sangen Dank
Und Hermons Nachtigallen manche Psalme,

Weil Weisheit strömte lieblichen Geruch


Wie Zimt und Myrrhe und die süße Würze,
Sie war ein aufgetanes Bundesbuch
Und strömte so wie Pischons Wasserstürze.

Sie blühte wie die Terebinthen, sproß


So lieblich wie der Weinstock, brachte reife
Granaten, die ich aussog und genoß,
Der ich alsbald in Honigwaben greife.

Die Braut war süßer noch als Honigseim


Und gab mir Kuß auf Kuß - wie Reim auf Reim.

MARION

Ich sei der Wächter deiner Einsamkeit


Und schau von fern zu dir als wie ein Turm,
Der ungebeugt beharret in dem Sturm
Der Leidenschaft und nicht zerbricht im Leid.

Ich widm mich deiner Freiheit: Du bist frei!


Nur daß du meinen Liebesdienst empfängst
Wie eine Gnadenkönigin, das sei
Mein Wunsch, und daß du an mein Lieben denkst.

Und ich will pflegen die Erinnerung,


In meinem Herzen lebt die Feuersglut
Der Nacht mit ihrem dichterischem Schwung

Und deiner schönen Schwermut schwerer Mut


Freiwilliger Entsagung. Du bist jung
Und lebst in mir mit deinem Rosenblut.

Ein Mensch erlebte seine letzte Stunde


In jungen Jahren, Blut rann rosenrot
Aus seinem schmalen todesbleichen Munde
Und in derselben Stunde war er tot -

Nein, tot war jener nicht, denn seine Seele


War abgetaucht in einem tiefen Meer
Aus tiefster Nacht - fern schimmerten Juwele,
Und angezogen von dem Glanz ward er

Und kam zum untermeerischen Palast,


Dem ewigen Utopia voll Glast
Und Glanz, das Tor aus rosanen Korallen.

Und mitten saß auf einem Muschelthron


Die schönste Jungfrau, Meermaid Marion.
An ihr fand seine Seele Wohlgefallen.

O schwarze Kiefern ihr und alte Föhren,


Vom Sturm gebeugt! Ich hör des Sturmes Rauschen
Und muß darin der Muse Stimme lauschen:
O Dichter, eine Liebe mußt du ehren!

Sie wohnte einst an aufgewühlten Meeren


In einem marmorweißen Märchenturme.
Und nun erscheint sie mir in diesem Sturme,
Und ich mag ihrer Zaubermacht nicht wehren.

Ich wandle durch die dunklen Waldesgründe,


Zu schwer beladen mit der Sinne Sünde,
Und wüster ist in meinem Herz die Wildnis:

Da wütet es und schwillt es an, das Toben


Des stürmenden Verlangens - doch von oben
Erscheint mir gnadenreich Ihr Anmutbildnis!

In ungemeiner und geheimer Weise


Soll meine Leier wahrer Liebe tönen.
Im stillen Walde tanzen all die Schönen
Im silberweißen Mondenscheine leise,

Sie tanzen anmutige Zauberkreise,


Die alle Trank von goldnem Mondwein frönen.
Manch einer möchte sie mit Efeu krönen.
Jäh aber glänzt von licht-kristallnem Eise

Die Königin der Schönheit voller Reinheit.


Die Erde liegt in taumeltrunkner Kleinheit
Gedemütigt zu ihren bloßen Füßen.

Sie kam, um den Poeten zu erheben,


Fortan wird er durch seine Lieder leben,
Die alle seine milde Muse grüßen.

Beschwören will ich dich mit der Beschwörung,


Die in der Macht des liebenden Poeten
Und von der Liebe kündenden Propheten
Seit alten Zeiten ruht. Zu deiner Ehrung

Und deines Anmutruhmes holder Mehrung


Will ich dich singen wie die Winde wehten
Um die Marien, die zu Christus beten:
Vergib mir alle lüsterne Betörung!

Erscheine mir, du reine Fee der Feeen,


Laß mich der Augen Blaue Blumen sehen,
Beweis daß du an deinen Dichter denkest!

O senke du in die versuchten Zeiten


Deine jungfräulichen Barmherzigkeiten,
Daß du mir also Gottes Liebe schenkest!

Der Vogel fliegt so wie ein Flügelpfeil


In jene Wälder, die mir Heimat sind.
Da ruht wie eine Jungfrau mir das Heil,
In ihren Locken spielt der linde Wind.

Und Wolken wallen weiß und lächeln, weil


Sankt Agnes ihre weißen Fäden spinnt.
Der Baum des alten Lebens stürzte steil,
Nun wächst der Vorzeit Moosblum licht und lind.

Ich bin nicht einsam, denn in der Natur


Mir lebt und webt der Geist, der Liebe Spur.
Der weiße Falter schwebt und säuselt - con

Amore - von der Blüte feinem Duft,


Von deren Süße ist erfüllt die Luft,
Wie ich erfüllt von dir, o Marion.

Ich glaube: an die Liebe himmelhaft,


Die sie ist meiner Seele Schöpferin;
Ich glaube: an das Wunder voller Kraft
Und an den Geist im süßverträumten Sinn.
Ich hoffe: Einmal wird der Sommer nahn
Und fruchten wird der Liebe Feigenbaum,
Ich hoffe: Was die Augen nimmer sahn,
Wird mir erscheinen wie ein goldner Traum.

Ich liebe! Das ist schon genug gesagt.


Wenn auch vorm nahen Herbst die Seele klagt,
So wird doch die Verheißung nicht vermisst,

Die mein ist, weil ich liebe, was mir lieb


Und was die Liebe selbst ist. Liebe, gib
Erfüllung meines Traums, der Sehnsucht ist.

Im Untergang der Alten Welt erschuf


Die Gnade eine Neue Welt der Lust
Am Leben, saugend an der Trösterbrust
Und ewig widertönend Gottes Ruf -

Lobsingen ist dein heiligster Beruf,


O Land in deiner Schönheit, und du mußt
Ewiger Liebe Gottes vollbewußt
Aufwerfen deines Herzens Glutvesuv!

Des Namen ich zu tragen Ehre hab,


Den will ich ehren noch am heilgen Grab
Und herrlich finden in der ewgen Ruh!

Der Liebe, deren Namen du zu tragen


Die Ehre hast, der darf ichs herzlich wagen,
Die Liebe anzutragen, Jungfrau du.

Sie brachten ihn zur Stätte Golgatha,


Der Schädelstätte, und sie gaben ihm
Viel bittre Myrrhe! Keine Cherubim
Zum Troste seiner Leiden waren da.

Zur dritten Stunde schlugen an das Kreuz


Die Sünder ihn, den heiligen Messias,
Den Juden-König und den Sohn Marias,
Und losten um das Kleid mit bösem Geiz.

Es litt der Juden und der Heiden Spott


Der arme Jesus, er trug mit Geduld
Der Menschenseelen todeswerte Schuld;
Auch meiner Sünde Fluch hat er gelitten,
Ist sterbend mir in meinen Tod geschritten -
Und bringt mir meine Seele heim zu Gott.

10

O Jesus! mitten in dem Jammertal


Der bittern Tränen sitze ich und wein!
O laß das Blut des Todes werden Wein
Und diesen Leichnam Manna allzumal!

O Jesus! letzte Stunde meinem Elend


Und meiner untragbaren Leiden Not
Ist nun. Ich suche meines Leibes Tod,
Die Seele bist du ewig mir beseelend!

O Jesus! löse mich aus dieser Qual,


Die Engel Satans sind so sehr mich quälend,
Ich sterbe bald, ich habe keine Wahl.

Du wirst, all meine Tropfen Blutes zählend,


Mich retten aus des armen Hiob Mist!
O Jesus Christus! O Herr Jesu Christ!

11

Aus tiefen Zauberträumen aufgetaucht


Und ururalten Sagen ferner Meere,
Im Auge silbern eine Mondtau-Zähre,
Erscheint sie selbst am Ufer, und sie haucht

Wie eine Nachtigall voll süßer Wehmut


Vom malerischen Frieden ihrer Kindheit
Und von der Weltbewohner Dünkelblindheit
Und vom Brevier voll Poesie der Demut,

Die Sehnsucht ist ins Paradies im Lichte,


Wo in den Lauben glühen goldne Früchte,
Da rauscht der Quell, da duftet die Zyklame.

Und süßer noch im Sonnenuntergang


Erglüht die Sehnsucht heimwärts zum Gesang
Des Paradieses - - Wie ist Gottes Name?

12
O Liebe! wunderschön ist deine Güte,
Mit der du sanfte mich zu dir gezogen!
Ich bin dir ja so gern ans Herz geflogen
Mit dem Gemüte und mit dem Geblüte!

Wie lange ich mich doch vergebens mühte,


Du warst mir ohne mein Verdienst gewogen!
Inmitten unglücksschwarzer Flutenwogen
Mir deine süße Morgenröte frühte!

Da sah ich deiner Schönheit Lockenspitze


Und deiner Strenge blaue Augenblitze
Und deines Mundes dornenlose Rose.

Du schicktest Boten aus, die süßen Winde,


Den Leib zu tragen deinem lieben Kinde,
Bis daß er Ruhe fand in deinem Schoße.

13

O Liebe, nähre mich mit deinem Blute,


Das dir geflossen ist von deinem Herzen,
Als du gedachtest mein in deinen Schmerzen,
Als du gepeinigt wurdest von der Rute

Der Sünde und des Fluches. O du Gute,


Dir zünd ich meiner Andacht heilge Kerzen,
Stell sie zu deinen Füßen goldenerzen
Und schaue, wie dein Feuerauge glute.

Den einen bist du schrecklich, furchtbar, herrisch,


Die andern reden blöd von dir und närrisch,
Ich aber will anbetend dich verehren!

Du gabest mir aus Güte süße Töne,


Ich geb sie wieder deiner Gnadenschöne
Vom Himmel aus kristallnen Meeren.

14

Ich dank dir, Liebe, dir und deinem Geiste,


Für deine Weisheit, süßer als die Küsse
Von Menschen, strömender als alle Flüsse
Der Erde; Gnade, was auch je ich leiste;

O Gnadenreiche, als ich dir entgleiste,


Da kamest du: ‘Daß ich dich retten müsse,
Das sagten meines Herzens Feuergüsse!’
Ich dank dir, Liebe, dir und deinem Geiste!

Du machtest mich zu deinem Lieblingskinde,


Zu einer Heißgeliebten trotz der Sünde,
Zu einer Königin und Himmelsseele!

Ich will dich lieben mit dem Sturm im Blute,


Mit dem Gemüt und dem Verstand, o Gute,
Auf daß ich ewig zu den Deinen zähle!

15

O große Hoffnung auf die Paradiese,


In welchen nur geliebte Kinder leben
Und um die Engel ihres Lebens schweben
Wie Schmetterlinge auf der Blumenwiese.

Gemäntelt mit des Lammes goldnem Vliese


Werd ich im lichten Liebesgarten beben
Und ewig preisend Wunderfabeln weben
Von ewiglicher Liebe Honigsüße.

Und meines ewiglichen Leibs Atome


Gehn durch das Perlentor zum Jaspisdome,
Wo ich dir dann zu Füßen liegen bliebe.

Und alle Kinder goldne Kronen warfen


Zu deinen Füßen, nahmen goldne Harfen
Und wurden Dichter von der wahren Liebe!

VOM HIMMEL
1

Wir stimmen unsre Saiteninstrumente,


Das Geigenstimmen ist ein schräges Krächzen.
Das Lied wird, nach der Zeit der Elemente,
Mit Lobgesang erschallen ohne Ächzen.

Und meine Seele hörte einen Raum,


In dem mir auferstanden wunderbare
Gedanken sich erfüllten, mancher Traum.
Ich tauche in den Ozean die Haare,

Ich werde köstliche Orangen schälen,


Genieß sie in der Seligkeit der Seelen,
Ich werde auf die höchsten Berge steigen

Und allerhöchste Gipfel mir erklimmen


Und in dem Meer der weißen Wolken schwimmen
Und meinem Jesus meine Seele zeigen.

Ein neuer Himmel, eine neue Erde,


Das Alte ist in Feuersglut vergangen.
In einer neuen weißen Wolke werde
Ich auf der neuen grünen Wiese prangen.

Umflossen von kristallnen Ozeanen


Taucht auf die neue Stadt, wie eine Braut.
Ich kann sie schon in meinem Dasein ahnen,
Wenn mir die Träne von der Wimper taut.

Ach, die Smaragdstadt Oz ist Nichtigkeit,


Die Halle Höchster Harmonie reicht weit
Nicht an das Himmlische Jerusalem

Mit seinen Straßen ganz aus Gold und Glas


Und Mauern aus Smaragd und Chrysopras,
Erleuchtet von dem Sohn aus Bethlehem!

Das ganze Paradies ist wie ein Tempel,


Darin zuhause Gottes Herrlichkeit.
In jedem süßen Himmelsblütenstempel
Nach der Erlösung ruht die Ewigkeit.

Und ist das Paradies auch unsichtbar


Wie eine transparente Geistestaube,
Es ist doch im Vertrauen offenbar
Und ist Besitz durch Hoffnung, Liebe, Glaube.

Und meine Seele ist hinangeflogen,


Da glänzte es so wie ein Regenbogen
In lichten Wasserwolken rings umher,

Und wie ein lichter Saphir war ein Thron,


Und darauf saß der milde Menschensohn.
Und Jesus sagte mir: „Ich bin der Herr!“

4
Wie eine Vollmondnacht mit einer Frau,
Wie Maienmorgende mit süßen Küssen
Auf Moos inmitten von dem Morgentau...
Wir werden es noch viel genauer wissen.

Auch schuf der weise Schöpfer das Geschlecht,


Wird dem Geschlechte auch Vollendung weisen.
Verklärte Zähne werden, nicht mehr schlecht,
In eine pralle Lebenspfirsche beißen.

Vor dir ist voller Freude Überfluß


Und ewig ungemessne Seelenwonne!
Gerechte werden leuchten wie die Sonne,

Wenn Jesus küsst mit seines Mundes Kuß


Von allen Wimpern alle Trauertränen.
Ja, das muß meine Seele sich ersehnen!

Und wie die wunderschöne Morgenröte


Hervorgeht und die lichte Sonne thront,
Wie in der Purpurrobe Abendröte
Hinuntergeht und schimmernd scheint der Mond;

Und herrlicher wird Gottes Herrlichkeit


Mit Licht erfüllen süß das Paradies!
Jerusalem besteht in Ewigkeit,
Erleuchtet von des Lammes goldnem Vlies.

Da gibt es nicht mehr Schmerz und Leid und Tränen,


Erfüllung findet vieler Seelen Sehnen
Nach ewiger Glückseligkeit, und Leben

Wird fluten wie ein unbändiges Meer;


Da ist der große Feind, der Tod nicht mehr.
Herr Jesus möge mir dies Leben geben!

Und mitten auf dem Marktplatz, ganz aus Gold


Und wie das reinste Glas so transparent,
Da wird der König stehen, süß und hold,
Zugleich ganz offenbar, ganz transzendent.

Das Land umher wie transparentes Glas,


Zugleich erfüllt von prallem echtem Leben,
Und vom kristallnen Meer ganz rosig naß
Die Hände mir zum höhern Himmel schweben.
Gebadet in Gesundheit und in Schöne
Steh ich und harfe ganz vollkommne Töne
Und fühle wie ein honigfarbner Mann,

Das Wasser und die Luft erstrahlen golden,


Mein Herz geht auf wie süße Blütendolden:
Ich seh mit lauter Liebe Jesus an!

Verklärte Körper werden uns umgeben


Mit echten Armen, Händen, Beinen, Füßen,
Wir werden nicht wie hohle Geister schweben,
Wohlfühlen aber uns in unserm süßen

Verklärten Leib, gleich Jesu Christi Leib.


Und alle Seelen werden sich erkennen,
Da ist von einst das wunderbare Weib,
Und Männer werden sich mit Namen nennen.

Denn Gott wird geben einem jeden Samen


Verklärten Leib und einen neuen Namen;
Wir werden auferstehen aus dem Staube,

Erweckt vom Geiste, welcher in uns wohnt,


Durch welchen Jesus in den Herzen thront,
Und werden Jesus sehn, das glaubt mein Glaube.

So wie wir Adams Bild getragen haben,


So werden wir auch Christi Bildnis tragen.
Die Leidenszeiten, die uns Schmerzen gaben,
Die werden vor dem Himmel nichts mehr sagen.

Die Eiche hat ja keine Ähnlichkeit


Mit einer Eichel, und der Schmetterling
Nicht mit der Raupe. Das Vergehn der Zeit
In lauter Ewigkeiten herrlich sink!

Gesät wird werden, ach, in Niedrigkeit,


Wird auferstehn in schönster Herrlichkeit,
Armseligkeit wird auferstehn in Kraft!

In einer Welt von Göttinnen und Göttern


Wir werden wandeln wie in Maienwettern,
Weil Gott der Allerhöchste Neues schafft!

9
Ob wir nun spielen werden mit dem Balle,
Ob wir vorüberziehn am Großen Bären,
Ob wir bei Mauern stehen werden alle,
Ob wir durch Mauern durchgehn zu den Sphären,

Ob wir mit allerliebsten Freunden plaudern,


Ob wir mit guten Engeln Weisheit reden,
Ob wir Forellen fangen voller Schaudern,
Ob Wein wir trinken von dem Wein aus Eden,

Wir werden immerdar vollkommen stimmen


Zu allem, was wir tun, auf neuer Erde,
Im neuen Himmel. Und mit schönsten Stimmen

Wir loben ihn, den Hirten seiner Herde,


Der uns durch seinen Geist bereitet hat.
Ich lobe ihn mit Lyrik lebenssatt.

10

Ein neues Herz wird meines sein, ganz neu,


Ich werde dadurch mit dem Herrn verbunden.
O meine liebe neue Seele, freu
Dich sehr, daß du wirst küssen seine Wunden!

Mit neuem Denken werde ich erkennen


Den Herrn, wie Jesus Christus mich erkennt.
Mit neuem Fühlen werd ich auf den Tennen
Ruth sehn, die mich mit neuem Namen nennt.

Ich werde einmal alle Weisheit denken:


Was Engel sangen an dem ersten Tage
Und Paulus in dem dritten Himmel schaute.

Ich werde Liebe fühlen (ohne Klage,


Wie heut, als mir die Träne niedertaute)
Und werde Jesus meinen Willen schenken.

11

Ewige Sabbatruhe, süßer Frieden


Wird ewig meine Seele hold umhüllen.
Und auf der neuen Erde werd hienieden
Die Stille ich des neuen Himmels fühlen.

Ich werd mich reihen in die Ringelreihen;


Auf Zehenspitzen unter Seraphim
Werd meine neuen Lobgesänge weihen
Ich meinem meistgeliebten Meister, Ihm!
Und jedes Herz des neuen Himmels werde
Ich lieben, jedes Herz der neuen Erde,
Mit ungeteilter Liebe ungetrübt!

Und keine Seele wird mich je verletzen


Und jede Seele mich unendlich schätzen
Und lieben, wie mich Jesus Christus liebt!

12

Ich möchte Josef nach den Träumen fragen


Und Daniel, wie er die Nachtgesichte
Auslegen konnte und die Wahrheit sagen
Vom Licht, das in dem Dunkel schien, vom Lichte.

Und Melodieen werd ich hören schöne,


Viel schöner noch als Mozarts Zauberflöte!
Und werde Inka sehn, die Wunderschöne,
Im Widerschein von Gottes Morgenröte,

Und werde Bücher lesen einst in Eden,


Viel schöner noch als Klopstocks Nazarenus,
Mit Mark werd ich darüber oftmals reden,

Und werde sehen Botticellis Venus


Und schönre Frauenzimmer noch als sie
Und werd von ihnen schwärmen mit Rong-Ji.

13

Erst dann werd ich die Harfe und die Leier


So wie ein milder Minnesänger streichen,
Erst dann werd ich auf keiner Freundschaftsfeier
Von meinen weisheitsvollen Freunden weichen,

Erst dann werd ich die Colombinen malen,


Wie Gott sie sich ureigentlich gedacht,
Erst dann werd ich für gute Bücher zahlen
Den Preis der Schönheit einer Vollmondnacht,

Erst dann werd ich besingen ganz vollkommen


Messias mit den reinsten Lobgesängen
Und mit geheiligt süßer Poesie.

Erst dann bin ich in Liebe angekommen,


Wie Gott sie sich gedacht, in Harmonie
Werd ich mein Herz an meine Gottheit hängen.
14

Es gibt ja keinen Zufall, meine Lieben,


Gott hat mir meine Freunde zugeführt.
Durch seine Gnade sind sie treu geblieben,
Die täglich, ach, mein Liebesleiden rührt.

Und jene Frauen, die ich herzlich liebe,


Sie führte auf den Weg mir Gottes Geist,
Der möge führen sie mit seiner Liebe,
Die mir auch täglich meine Wege weist.

Im Himmel werden wir die Freundschaft leben,


Verständnis, Harmonie, Verbundenheit
In Seelenzärtlichkeit und Geisteseinheit.

Uns wurde Neu-Jerusalem gegeben,


Zum Zeichen für Gemeinsamkeit in Reinheit,
Zum Bild für Liebe in der Ewigkeit.

15

Der Herr spricht: „Vater! laß sie bei mir sein,


Die Gotteskinder, die du mir gegeben.
Ich kleide sie mit weißen Kleidern ein
Und gebe ihnen Kronen: ew’ges Leben!“

Beim Hochzeitsmahl des Lammes auf dem Throne


Sitzt Jesus mit dem Blick von einem Lamme
Und spendet seinen Heiligen die Krone,
Und diese beten an mit Geistesflamme.

Gebeugte krönet er mit Sieg, mit Ruhm


Und Freude, welche Sünder gottwärts leiten,
Und unvergänglich krönet er die Reinen

Am Tage des Gerichts, im Heiligtum


Die Leiter krönet er mit Herrlichkeiten;
Mir mög die Krone der Gerechten scheinen.

16

Vorm Richtstuhl Christi werden stehen Sünder,


Und er wird ihrer Sünden nicht gedenken,
Weil sie in ihm sind, weil sie Gottes Kinder.
Er kam, im Meer die Sünde zu versenken.

Er prüft die Fähigkeiten, Gott zu dienen,


Wie wir ihm dienten. Alle unsre Sätze
Prüft Jesus, welcher kam, die Schuld zu sühnen.
Auf Erden laßt uns sammeln Himmelsschätze!

Wir wollen bauen auf den Christus-Grund


Mit Silber, Gold und Edelsteinen; und
Verherrlichen aus einem reinen Herzen

Den Herrlichen, den hehren Mann der Schmerzen.


All unsre Leiden werden vor dem Thron
Des Herrn belohnt mit ew’gem Freudenlohn!

17

Anbeten werden wir die Macht der Liebe,


Die sich ergießt wie hellstes Licht von oben.
Und dichten werd ich, der ich Jesus liebe,
Und meine Dichtkunst wird ihn ewig loben.

Langweilig wird es nimmer sein. Ihr wißt


Ja gar nicht, wie erregend jene Liebe,
Die nie vergehen wird. Der Himmel ist.
Gott liebt mich, und ich schenk ihm meine Liebe.

Verborgnes Manna speis ich honigsüß,


Und Wahrheit duftet mir wie eine Blume,
Ich seh den Morgenstern im Paradies

Und Himmelssterne in dem Heiligtume,


Ich gehe in das himmlische Gebäude
Zu meiner wahren Liebe ew’gen Freude!

18

Wenn milde Märzenlüfte seufzen, ach,


Und Bäume sehnen sich in ihrem Saft,
Und eine Nachtigall wird morgens wach,
Sehnt alles sich nach Auferstehungskraft,

Wenn Meereswellen flüstern sanfte Töne


Und auf den Gräsern perlen Taues Tränen,
Sehnt die Gazelle sich in ihrer Schöne,
Ist alles nach Erlösung lauter Sehnen.

Wie majestätisch wird der Berg doch stehn


In Gottes neuer Schöpfung und das Tal,
Wie herrlich wird der Lämmer lichte Herde

Und sprühend voller Leben Jonas Wal,


Wenn wir von Herrlichkeit erleuchtet sehn
Vor Gottes Angesicht die neue Erde.
19

Wir werden sehen Gottes wundes Lamm,


Wie es zu uns so voller Liebe schaut!
Wir werden sehen unsern Bräutigam,
Wie er die Hochzeit feiert mit der Braut.

Wir denken immerdar an Golgatha,


Bei Himmelsbrot und bestem alten Wein,
Wir loben ihn, wie er auf Erden nah
Uns immer war in aller Erdenpein.

O süße himmlische Glückseligkeit


In Liebe und in schönster Ewigkeit
Des Lebens (denn er tat hinweg den Tod)!

Uns glühn die Herzen für die sieben Geister


Und für Messias Jesus, unsern Herrn und Meister,
Und lieben wird uns - lieben wird uns Gott!

EVANGELISCHE SONETTE

ERSTER FLÜGEL

O Herr, ich freue mich an deinem Lamm,


Das auf dem Zion steht in Ewigkeit,
Das so verwundet ist und doch nicht schreit,
Das ist von Juda aus dem Segensstamm.

Das Auge leuchtend hell wie Feuerflamm


Erhellt von seinem Thron die Himmel weit,
Sein Leben Trost ist allem Menschenleid.
Ihm will ich singen wie einst Miriam

Zur Pauke Lobgesänge, dem Messias,


Der sich geopfert hat auf dem Altar,
Der Sünde aller Völkerschaften wegen.

So wie der Lobgesang vom Mund Marias,


Ertöne mein Sonett zum offenbar
Gewordnen Gott. Ich bitt um Gottes Segen.
2

In himmlischen Gefilden vor dem Thron


Du spieltest vor der Gottheit wie ein Kind,
Du bist dem Herrn der Ewigkeit ein Sohn
Und seinen Erdenkindern lieb und lind.

Dein Reden weht wie Hauch, wie Maienwind,


Pfingstrosen duften nicht so süß wie du.
Hauch Jesu Jünger an, die Beter sind,
Auf daß sie schauen Jahwes Himmelsruh.

Die Senkel aufzuknoten seinem Schuh,


Bin ich nicht wert. Gott geb mir eine Demut,
Mit Ehrfurcht geh ich auf den Himmel zu,
Da wo der Trost thront meiner Seelenwehmut.

Gott rettet! Das zu glauben, das ist weise.


Die Weisheit haucht so zärtlich, lind und leise.

Erbarmungswürdig niedrig hier im Elend,


Empfinde ich die Nichtigkeit der Welt.
Mein Bruder Jesus! sende Trost, beseelend
Mein Leben, wenn mein Herz dir wohlgefällt.

So wie ein Bräutigam vom Himmelszelt


Zur Jungfrau Hirtin geht, die seine Braut,
So kommt der Geist, der Gottes Liebe hält
In Ehren, den mir Christus anvertraut,

Und küsst das Herz; sein Mund ist wie betaut


Mit Tau des Lebens in der Ewigkeit,
Sein Blick ist golden, wie der Morgen schaut,
Wenn Leben aufwacht aus der Schlafenszeit.

Was red ich? Keiner sah dich. Doch ich glaube,


Du liebst mich, denn du bist die Liebestaube.

O Vater, deine Liebe war so groß,


Daß du zum Glück die Schöpfung dir erschaffen!
Du hobest Adam aus dem Erdenschoß
Und gabst ihm Geist. (Er stammt nicht ab vom Affen.)

So, Vater, schufst du dir die Kinderschar,


Auf daß sie preisen deinen Vaternamen.
In Jesus dem Messias offenbar
Sprachst du zu deiner Schöpfung Ja und Amen.

Auf deinem Schoße will ich ewig sitzen,


Auf Christi Thron, der Herr auf Gottes Thron.
Ich möchte dir zu deiner Freude nützen,
Dich lieben, das heißt: lieben deinen Sohn.

(Man singe dies Sonett am Tor von Rabba:)


Wir nennen Gott mit Jesus Christus Abba!

Der Meister sagt: Kein anderer ist Meister


Als Gottes Sohn. Gott, der du alles weißt,
Du gabest deinem Sohne deinen Geist
Der Weisheit. Voller Weisheit unterweist er

Empfangsbereite Jünger, deren Geister


Sich richten auf des wahren Meisters Geist,
Der kam, daß er die Jünger unterweist
Im Weg und Sinn des Lebens. Jesus heißt er,

Der ist das Wort, der hat die wahre Lehre


Aus einer Offenbarung Gottes. Dank
Sei unserm Meister, Ruhm und Preis und Ehre
Und süß ein wunderschöner Lobgesang:

Mein Meister! Lehre mich den Weg der Liebe,


Daß ich in deinen Himmeln selig bliebe!

Das sagtest du uns, Jesus: Gott ist Liebe!


O, eine Quelle seliger Genüsse
Und Überflüsse honigsüßer Küsse
Auf meines geistbeseelten Leibes Lippe!

O Taube, die du mir im Herzen nistest,


Du singst ein Liebeslied in meinem Busen
(So süß war nimmer der Gesang der Musen):
"O Jungfrau, meine Braut, ja wenn du wüsstest,

Wie überschwenglich ich nach dir verlange!


Ich gebe dir mein Leben und mein Blut
Zu deiner Liebesseligkeit, o Ruth,
Komm du zu deinem Herrn! gib daß wir Wange

An Wange uns in trauter Nähe schmiegen,


Die Seelen himmlisch ineinander fügen."

Geläutert in dem Feuer ist das Gold,


Das Schmuck und Zier ist für den Morgenstern.
Ihr Himmel jauchzt, ihr habt jetzt, was ihr wollt:
Die Auferstehung feiert ihr des Herrn!

So purpurn wie ein Granatapfelkern,


Voll Feuerglanz erscheint der gloriose
Beginner goldnen Tages. Nah und Fern
Verliebt sind in die wundervolle Rose,

Die Liebesblüte, eine dornenlose,


Von Sünden freie, voller Himmelsschöne!
So licht wie Sinas Feuer war dem Mose,
Ja lichter noch! Zehntausend Himmelssöhne

Mit Feuerzungen beten an den Herrn!


Er gebe mir den lichten Morgenstern.

Wie Sand am Meer unzählige Äone,


So lange wird es währen, ohne Ende.
Es sprudelt aus der Quelle vor dem Throne
Und führt herbei in unserm Sein die Wende:

"Reicht mir, dem Leben, eure leeren Hände,


Daß ich der Zeiten Sehnsucht euch erfülle.
Wenn ich zu euch den Geist des Lebens sende,
Dann habt ihr Sein in Tiefe, Kraft und Fülle."

Ich bet dich an, o Leben, in der Stille!


Ganz unermeßlich deines Wesens Dauer,
Das kann ich nicht erblicken durch die Brille,
Doch bist du nah mir in dem Wonneschauer

(Ach daß er ewig mir im Herzen bliebe) -


Dein Wesen, Leben Gottes, ist die Liebe!

Ja, Gottes Zürnen und des Lammes Grimmen


Geht über diese abgefallne Welt,
Welche seit Eva zu der Schlange hält.
Vom Throne Donner, Blitze, Rauschestimmen
Verkünden uns den nahen Tag des Herrn!
Wer kann bestehn? wer birgt sich vor dem Zorn,
Getrieben von des Fleisches Sündendorn?
Doch offenbar wirds vor dem Morgenstern.

Und Antichrist, Prophet der Lüge, Tier


Geworfen werden in den Feuersee,
Dahin des Satan Söhne, in das Weh!

Lieblinge Jesu, Kinder Gottes, ihr


Zieht in des Geistes Ruhe wonnesüß.
Gott ist die Liebe in dem Paradies!

10

In Jesu Namen komme ich zum Vater,


Denn ich bekenne alle meine Fehle,
Er ist der Helfer meiner kleinen Seele
Und meinem schwachen Geist ein weiser Rater.

Ich dank für seine Langmut, sein Erbarmen,


Ich dank für seinen Trost und seine Hilfe
(Er half mir vor dem bösen Tier im Schilfe).
Ich berge mich in Gottes Mutterarmen.

Gott! in die Tiefe der verfluchten Erde


Stieg ich hinab, in eine Drachenhöhle,
Da fiel in meine Seele große Angst.

Da schrie ich: Abba, Abba! laut. "Ich werde


Ins Lichte führen die geplagte Seele...
Mein Kind, mein Sohn weiß ja, wie sehr du bangst..."

11

Mein Gott, du bist mein Schöpfer, der mich machte


Nach deinem Bild, aus geistlicher Vision,
Du maltest mich, so wie dein Geist sichs dachte,
Ein Ebenbild des Vaters bin ich, Sohn.

Poet bist du, und ich bin dein Poem!...


Gib, daß ich mich auf deinen Christus reim!
Das Liebeslied der Braut Jerusalem
Bin ich. "Ich bin!" der ists, von dem ich träum.

Ich bin dein Kunstwerk, Gott, du bist Poet.


Als Messianische Epistel schriebst
Du mich in einem Geiste, der besteht,
Mit einem Wort der Liebe, das du liebst.
Als Bild, Poem und Brief wirst du mich senden
Und so in deiner Liebe mich vollenden.

12

Wir steigen auf des Adlers starken Schwingen


Zum hohen Fels, auf dem die Burg gegründet.
Himmlische Höhen hören Engel singen,
Da meine Seele in den Vorhof mündet.

Da liegen wir an ewigalten Tischen,


Der Meister schenkt uns ein von edler Traube,
Am Manna kann sich unser Herz erfrischen.
Hier ist am Ziel der langgeprüfte Glaube.

Wir sehn zum Davidsturm von Elfenbein


Und treten in die Brautgemächer ein,
Tun staunend auf die Augen vor der Schöne,

Der Schönheit Jesu! Jesus ist so süß,


Wie Milch und Seim in Gottes Paradies.
Ich hauche in die Harfe Wonnetöne.

13

Du lässest leuchten deines Angesichtes


Glanzvolle Anmut, süße Lieblichkeit,
Du lässest fließen Schimmer weichen Lichtes
Von deiner Augen warmen Süßigkeit.

Dein Herz ist voller Gnade und Erbarmen,


Den Menschen voller Liebe zugeneigt.
Du bist der Reichtum für die geistlich Armen,
Der uns das Maß von Gottes Schenkung zeigt.

Du hauchest Frieden in das aufgewühlte


Gemüt und führst es heim in Gottes Ruh,
Gesegnet ist, wer in der Stille fühlte,
Wie zart und sanft und lieb und herzlich du.

Lieb Jesu mein! ich bitt um deinen Segen!


Du mögest deine Hand aufs Haupt mir legen.

14

Ja, Gott ist Geist! Und keiner sah ihn je,


Er ist Geheimnis, tief und unergründlich.
Und dennoch redet Jahwe Ruach mündlich:
Gottlosen, Sündern, Götzendienern Weh.
Der Herr ist Geist! Ein Nichts sind alle Götter,
Denn Er allein ist Anfang, Ende, Wahrheit,
Er ist das Licht, die Herrlichkeit, die Klarheit,
Er haucht die Sünder an: Der Herr ist Retter!

Der Geist ist Gottes Geist, ist Christi Geist!


Er zeugte mich zu neuer Kreatur.
Er wohnt in mir, ist pur, ist pur, ist pur,
Der Geist der Wahrheit, Beistand, Tröster heißt.

Gott gebe mir im Herrn des Geistes Fülle!


In Ewigkeit gescheh des Geistes Wille!

15

Im Himmel über allen Himmeln droben


Wie Jaspis und wie Sarder auf dem Thron
Der Vater, ihm zur Rechten sitzt der Sohn,
Den jubelnd Gottes Freudenboten loben.

Der kommt herab zur vorbestimmten Stunde,


Den Übeltätern allen zum Gericht,
Es geht ein scharfes Schwert aus seinem Munde
Und straft. Und es verlöscht das Feuer nicht.

Er kommt, vollkommen in der Schönheit Pracht


Mit Freudenboten und des Himmels Macht
Und hat nach seiner Braut ein großes Sehnen!

Gerühmt von glorioser Herrlichkeit,


Gibt er der Braut ein weißes Hochzeitskleid
Und führt sie aus dem Tal der Trauertränen!

16

Wie du will ich mein Leben wenig achten.


Ich will nicht suchen nach den weichen Kissen
Oder den wundersüßen Frauenküssen.
Warst oft du, wo sie freiten, tranken, lachten?

Warst du nicht öfter in den Klagehütten?


Hingabe ganz und gar an Gottes Willen
Durchdrang dich, und der Geist ergriff im Stillen
Dein Innerstes. Du hast für Gott gelitten -

Um seinen Kreaturen nahzubringen


Die Freudenbotschaft, hast du Spott ertragen.
Gering geachtet hast dein Eignes du.
Nicht Gott zu dienen, konnt dich keiner zwingen,
Gott war dir Seligkeit in deinen Klagen,
In großer Drangsal war dir Gott die Ruh.

17

Ob ich schon geh im Tal der Todesschatten,


Bei bittren Bakabäumen durch das Tal,
Da Plagegeister sind, Dämonenratten,
Wo steht der goldne Thron des Belial,

Das achte ich als nichts! Ich hab die Fülle


Der Gnade Gottes, Jesus, seinen Geist!
Hallelujah! Ich bete in der Stille
Die Macht der Liebe an, die Jesus heißt!

Da geht herauf wie eine Morgensonne


Über dem salomonischem Gebäude
Messias' herzlich-süßer Liebesblick:

Er nennt mich "mein Geliebter"! Welche Wonne,


Entzücken, Jubel, Jauchzen, Frohsinn, Freude,
Ja, Jesu Liebe ist allein mein Glück!

18

"Früh morgens trete ich aus meinem Zimmer


Und denke an dein Auge, das Geleucht,
Vom Liebe-Anschaun schimmernd, wie mich däucht,
Aus Herzensliebe ist im Aug ein Schimmer.

Ich sehn mich, deinen süßen Mund zu küssen


Mit meinem Mund, den Kuß der Liebe lang.
Du liebst mich inniglich, ich bin nicht bang,
Ich lieb dich mehr noch als die Engel wissen.

O, wenn von meinem Aug die Träne taut


Und ich vergeh vor lauter heißem Sehnen,
Dann schaue ich nach dir, du liebe Braut,

Ich will dir trocknen alle deinen Tränen


Und mit dir in den Himmeln jauchzen froh!
Ich, Sohn des Höchsten, lieb dich, lieb dich so!"

19

Mein Herz fließt über, seufzend süß und selig,


Und Hauch an Hauch mit Feuerzunge bebt.
Ja, Freudentränen siebenfach, unzählig,
Daß Gottes Geist in meinem Herzen lebt!

Der Herr ist quicklebendig, frisch und labend,


Er schaut vom Himmelsfenster weiß und segnend,
Er ist der Stern vom blutgefärbten Abend
Und Frühstern, als Erstandener begegnend.

Ich Sünder ward ein Knecht durch Gottes Gnade,


Der Geist vertritt mein Herz vorm Gnadenthron,
Der Hohepriester vor der Bundeslade
Ist Christus Jesus, Gottes ewiger Sohn,

Der hat mit Liebesglut mich heiß durchdrungen,


Ich bet ihn an, den Herrn, mit Feuerzungen!

20

Dank für die Nebelschleier früh am Teich,


Dank für den Weckruf zart und liebevoll,
Dank für die Frauenstimme gold und weich,
Dank für der Lobpreislieder Trost in Moll,

Dank für Gemeinschaft unter Gotteskindern,


Dank für die Schönheit mit den duften Haaren,
Dank für die Tage mit den Bücherbindern,
Dank fürs Chinesisch und fürs Offenbaren,

Dank für den Gnadenschatz von Zungenreden,


Dank für der Liebe schöne Poesie,
Dank für Verheißung eines neuen Eden,
Dank für die Schwester (Herr, du weißt, für sie),

Dank für den Geist und für die Kraft Elias...


Vor allem, Gott: für Jesus, den Messias!

21

Du hast besiegt auf Golgatha das Übel


Zum Tode, hast das Todestor durchstoßen
Und Weg zum Leben freigemacht zum großen
Jahwe, des Geist geoffenbart die Bibel.

Ich stell mich auf das Wort des Friedefürsten


Und freue mich wie sie, Jerusalem,
Ich bin Smaragd in Gottes Diadem,
Der Lebenswasser hat für all mein Dürsten.

Als David an Bathseba dachte, Nathan


Hat ihn bewogen heilig mahnend: Büße!
Wenn mich der Stachel quält, Begier des Satan,
Anbetend falle ich vor Jesu Füße:
Er macht mich rein durch sein Erlöserblut!
Er liebt mich ja! Und so wird alles gut.

22

So viele von Dämonen umgetrieben


Begegnen mir, die bösen Geister flüstern,
Ich hör den Mammon nach den Seelen lüstern.
Mein innrer Friede, wo ist er geblieben?

Da führte mich der Geist in die Gemeinde.


Die Schwester blickte lieb und licht und lang
Zu Christi Kreuz. Ich bebte, betend bang:
O Herr, du Sieger über alle Feinde!

Und Jesus sagte mir durch den Propheten:


"Ich bin im Raum, ich stehe jetzt vor dir,
Erheb dein Herz zur Höhe meines Herzen!"

Und ich erhob mich, um ihn anzubeten,


Der mich umarmte... Heilung gab er mir
Und Licht. "Ich bin mit dir in allen Schmerzen."

23

Messias ist das Tor zum Himmelreich,


Er ist allein der Weg zum Land aus Leben,
An seinem Gottesherzen süß und weich
Ist Heil, wenn rings auch tausend Berge beben.

Er wird das Leben Gottes Kindern geben,


Der lieben Lindigkeit Messias' Seim
Und Milch von Gottes Liebe. Engel schweben,
Zur Harfe hauchen Engel Reim an Reim,

Die Heiligen zur Ruhe kommen, heim


Zum wiederaufgeschlossnen Paradies.
Da ward zur Frucht für Gott des Glaubens Keim
Und Seligkeit Geschwistern himmelsüß.

O, unausschöpflich Gottes volle Liebe!...


Die würd mir nicht, wenn Christus mich nicht triebe.

24

O Lob und Preis und Ruhm und Herrlichkeit


Dem Wort des Anfangs, Worte Gottes, Gott!
Hallelujah! Du bist in Ewigkeit!
Die Welt in Sünde hat für dich nur Spott,

Du trugst die Schmach, du trugest wie ein Lamm


Und hast gelitten, betend, mit Geduld.
Mein Gott! mein Gott! an dem verfluchten Stamm
Hast du getragen aller Menschen Schuld,

Die Strafe trugst du, trugest Fluch und Tod


Und hast dafür gesühnt mit deinem Blut.
Du gabst dich hin in deiner größten Not
Dem Vater. Siehe, alles wurde gut:

Du bist erstanden! und wirst wiederkehren!


Du mögest deiner Kinder Liebe mehren!

ZWEITER FLÜGEL

Lass meine Lippen eine Taube küssen


Und einer Lilie ihre Blüte streichen,
Zuneigung eines Lämmleins laß mich wissen,
Laß auch die Nachtigall nicht von mir weichen.

Laß du am Duft der Blüten mich berauschen


Und an dem roten Rebenblut der Traube,
Laß mich den Harfen der Hebräer lauschen
Und Psalmen psaltern in der Lorbeerlaube.

Am meisten aber, mitten im Getümmel,


Gib meinem Herzen Himmel über Himmel,
Voll Schönheit, Sanftheit, innerlicher Ruh;

Und mehr noch als der Himmel Himmel gib


Mir die Gewißheit: Jesus hat mich lieb,
Mir strömt der Vater seine Liebe zu!

Meditativer Ruhe Silberschleier


Hüllt mich im Haus der Heilung sanft in Stille.
Herr, schenk mir Freudenbecher, Lust und Feier
Und Tanz und liebevollen Lachens Fülle!

Du hast bestimmt, ich müsse mich besinnen


Und auf den Grund der Schwermut niedersteigen
Und alle Traurigkeit in meinem Innen
Mit Geistes Hilfe meinem Vater zeigen -
Er kennt schon meines Abgrunds Urabgrund -
Jedoch ich soll bekennen mit dem Mund
Und mit dem Herzen, daß der Herr mich heilt.

Das kann ich zaghaft hoffen, zarter Gott,


Weil meine Seele (Odem im Schamott)
In deinen lieben Heilerhänden weilt.

O welche grüne Üppigkeit ist dies!


Wie voller Anmut bautest du die Birke!
Wie blüht die Tulipan im Paradies
So schön, in diesem friedlichen Bezirke!

Wie hängt die Fuchsie zärtlich, rot und weiß,


In vollen und in feinen Blütentrauben!
Die kleine Schnecke zieht des Weges leis,
Voll Ruh, wie das Gegurr der Turteltauben!

Du bist so phantasievoll kreativ,


Der du die vielen Menschen dir erfunden,
Von denen jeder andre Gaben übt!

Dich will ich Schöpfer nennen. Du bist tief,


Ich habe mich so tief mit dir verbunden.
Ich lieb dich, wie man einen Vater liebt.

Ich bringe dir das Blut aus meinen Wunden


Und auch die Pfeile, die das Herz durchbohrten.
Mit Hilfe deines Geists kann ich gesunden
Und heile werden unter deinen Worten,

O Jesus! Du hörst alles was ich sage,


Gebietest Ruh dem Aufruhr in den Venen!
Du kommst mir nah am leidensschweren Tage
Und küsst mir immer wieder fort die Tränen!

Zum Trost schickst du mir einen kleinen Spatz,


Der singt aus seines Herzens süßem Schatz,
Tritt jubelnd auf im heiteren Theater.

Mit einmal (noch ist mir mein Herz beschwerlich)


Seh ich den Himmel golden, feurig, herrlich -
Und Jesus spricht: "In mir siehst du den Vater!"
5

Ich such dich, Vater aller Vaterschaft,


Doch wenn ich weine, bleibt mir nur der Sohn,
Der ward in seiner Marter weggerafft
Und lebt und sandte seinen Geist vom Thron,

Der ist mein Trost und trocknet meine Tränen.


Und brandet auch die Flut der Emotionen,
Er will mir stillen meiner Seele Sehnen -
Ich möchte jetzt schon gern im Himmel wohnen -

Und läßt mich kindlich stammeln: Abba, Abba...


Er ist der Baum, und ich bin seine Blüte,
Ich bin die Schwermut, aber er ist Güte,

Er offenbart sich mir im lieben Rabbi,


Der mich zum lieben Vater führen wird.
Ach, nimm mich Lamm in deine Arme, Hirt!

O Gott, mein Vater! Du bist nicht der Geiz


An leidenschaftlich warmer Herzlichkeit,
Gleichgültig kühl und rational und Reiz
Zum Zorne und gefangen in der Zeit,

O Gott, mein Vater! Du kommst in der Not


Unsichtbar wie der gute Geist hernieder,
Befreist mich aus der Seele Angst und Tod
Und schenkst, den Sohn zu preisen, Lobpreislieder.

Und dennoch stellt sich immer ein verkehrtes


Bild zwischen uns, dem Liebesstrome wehrt es,
Zu dir zu fließen, zeigt dich eng und arm.

O Jesus! Mach den Vater offenbar,


Mach meinem Herzen seine Liebe wahr
Und zeig ihn nah und reich und herzenswarm.

Mein lieber, lieber Jesus! Laß mich kuscheln


Und auf den Schoß des lieben Vaters krabbeln
Und (wie das Meeresrauschen in den Muscheln)
Im Arm des Vaters Liebesworte brabbeln.

Laß beten mich wie Salomo in Rabba,


Als er in Davids starke Arme lief;
Wie einst, als ich den Himmelsvater "Abba"
Aus tiefem Abgrund meiner Ängste rief.

Laß mich das heiße liebeswunde Herz


Des guten Vaters in den Himmeln kennen
Und sehr von seinem Liebesfeuer brennen!

Ich möchte ruhn in Gottes Taubenschwingen


Und Gott zu seinen goldnen Harfen singen
Und Jesus küssen - - Zieh mich vaterwärts!

Ich will dich nicht nur Freund und Bruder nennen,


Geliebter bist du, meines Herzens Schatz,
Mein Liebling Jesus, sieh mich für dich brennen,
Ich küss dich im Gebet mit jedem Satz.

Lehr mich mit Geistes Feuer, Geistes Klarheit,


Den Vater anzuschaun und anzubeten
Und Abba sagen mit des Herzens Wahrheit
Zum König, dessen sieben Geister wehten.

O Herr! in deines Herzens Liebesglühen


Laß mich erkennen den, der da ist Geist,
Den Schöpfer, der da läßt die Seelen blühen

Und dessen Sohn und Geist das Wesen weist,


Dein Wesen, Abba! Laß mich Liebe fühlen!
Mich wie ein Kind mit seinem Vater spielen.

Ich hab des Teufels Bosheit arg empfunden


Und sah der Schlange Listigkeit und Glätte.
In meinem Herzen brannten wehe Wunden,
Und meine Seele rief: O Jesus, rette!

Da sandte er die Gottheit Geist sogleich,


Und zu mir sprach mit Lindigkeit der Tröster,
Sein Wort war meiner Seele Balsam weich,
Er seufzte selig: "Sei getrost, Erlöster!"

Und meine Seele jauchzte Jesus zu


Mit einem Küssen meines Geistes: Du,
Messias, bist mein Helfer bis zum Ende!

Anbetung Gott! Herr, gib mir deinen Segen!


Mit Leidenschaft des Herzens will ich legen
(O Vater) meinen Geist in deine Hände!
10

O Jesus! Bei den Toten ist kein Ruhm


Des Heiligen, sie spenden keine Ehr
Dem Herrn, die sie das Evangelium
Nicht herzlich lieben, sondern Mammon mehr.

Sie stiften mit der scharfen Zunge Schade,


Nicht aufbaun wollen sie des Frommen Hütte.
In ihrem Tode kennen sie nicht Gnade,
Und nie stand Gott in ihres Lebens Mitte.

Von ihnen scheiden will ich mich und schauen


Zum Gott, der gütig ist, ihm will ich trauen,
Der zart und fein und sanft und lieb und gut.

Im Schatten deiner Schwingen gut geborgen,


Erwarte ich den Morgenstern, den Morgen,
Und Wonne tränkt mich, Gott, wie eine Flut!

11

Ich sah vor meinem innern Auge Ratten


Und Pest und Heeresschar von Kreuzzugstoten.
Mich schreckten schrecklich die Dämonenschatten,
In Jesu Namen habe ich geboten

Dem bösen Geist, der wich vor mir zurück;


Da saß ich auf des lieben Vaters Knien.
Ich suchte des Messias Flammenblick,
Fand mich zu seinen Füßen niederknien.

Geborgen in dem Schatten seiner Schwingen,


Erfuhr ich Trost und seine Liebesglut.
Ich hörte Gottes Kinder Preisung singen

Und Jesus fragen, was ich von ihm will.


Ich sprach mein Herz aus, meinem Jesus still.
Und Jesus küsste mich... Mein Gott ist gut.

12

Himmlischer Vater, ja, du bist verliebt,


Ich bin die Braut, du bist der Bräutigam,
Der ungeteilt sein Herz mir zärtlich gibt,
So zärtlich wie ein weißes reines Lamm.

Himmlischer Vater, du bist eifersüchtig,


In meinem Herzen willst du Erster sein.
Nie, nie ist deine schöne Liebe flüchtig,
Dein Lieben macht mich trunkener als Wein.

Im Heiligsten des Herzenstempels mag


Die Nächste Tauben opfern zart und zag,
Im Allerheiligsten ist Gott allein!

Es schimmern in dem Dunkel goldne Kerzen


Mir siebenfach im blutbesprengten Herzen,
Da bin ich Gottes - da ist Jesus mein!

13

Ich habe keine Kraft zum Beten mehr,


Herr Jesus, hilf du mir durch deinen Geist!
Mein Herz ist öd und ausgebrannt und leer,
Und doch so voll - und doch so stumm - du weißt.

Bei meinem Betbaum bet ich so: Ich trau


Auf Gott den Herrn, der ewig mich bewahrt.
Hab mein Gefallen an der frommen Frau,
Der schönen Schwester, Rose zag und zart.

Und Gottes Geist und Gottes Mittler kam,


Der mich ans warme Herz des Vaters nahm,
Ich ruhte an dem ruhigen Vaterherz - -

Vom Gott-Herz strömte in mich innre Stärke.


Ich liebe Jesus herzlich, und ich merke,
Ich lieb den Geist, er zieht mich vaterwärts.

14

Sag mir, du Liebling meiner Seele du,


Wo weidest du am Mittag deine Herden?
"Du Schöne, findest deine Seelenruh,
Wo Lämmer bei den Zelten stille werden."

Die schöne Braut tanzt Tanz von Mahanaim,


Und ihre Zicklein stehen nahe bei.
Der Hirte (ihrer Seele reiner Reim)
Er badet sie, da ruht sie hüllenfrei;

Da gibt der Bräutigam ihr einen Mantel


Und wandelt mit ihr abendlichen Wandel.
Und Gott begegnet ihr beim Lindenbaum!

Ich bete an mit Zittern, hier im Mohn,


Und Vater spricht: "Verherrlich meinen Sohn!"
Ich bin die Freundin meinem Herrn im Traum.
DRITTER FLÜGEL

Jesus wird kommen von des Himmels Thron,


Wo er zur Rechten seines Vaters thront.
Mit Herrlichkeit wird kommen Gottes Sohn,
Der Gottes Kinder allesamt verschont.

Da werden aller Menschen Knie sich beugen,


Die einen werden beugen sich vor Schrecken,
Die andern freuen sich: Ja Jesu Zeugen
Wird Gottes Geist aus ihren Gräbern wecken.

Das ist die Stunde der Gerechtigkeit,


Da wird das Übel aus der Welt geschafft
Und böse Mächte allesamt verbrannt.

Dann wird das Tor der Hoffnung weit


Geöffnet werden von des Höchsten Kraft
Für Gottes Kinder zu der Liebe Land!

Mach deinen Glauben nicht am Fühlen fest,


Den Glauben gründe du auf Gottes Wort,
Das Gottes Geist im Menschen wirken läßt:
Gott ist der Retter und der Zufluchtsort.

Jedoch, wenn ich von Gott nichts fühlen kann,


Dann such ich eifrig Gottes Angesicht,
Ob ich ihn find und fühlen kann. Und dann
Erleuchtet mich des Geistes warmes Licht.

Begehrlich wahrlich ists, den Vater fühlen


In Jesus Christus, Gottes Menschenliebe,
Ja, Gottes Leidenschaft und Liebe keusch.

Der Geist ist ausgegossen auf das Fleisch.


Ich glaube, wenn ich nur im Geiste bliebe,
Fänd Ruhe ich, wo die Gefühle wühlen.

O Herr, ich liebe keinen so wie dich,


Wenn ich auch liebe meine Glaubensbrüder.
Kein andrer liebt so leidenschaftlich mich,
Drum preisen Jesus Christus meine Lieder.

Wahrhaftig bist du, bist ja selbst die Wahrheit,


Und bist mein Helfer und mein süßer Tröster.
Du führst in Gottes Licht und große Klarheit,
Und durch dein Kreuz bin, Jesus, ich Erlöster!

Du küsst, o Geist des Vaters, mir mein Herz,


Verzückst die Seele oftmals himmelwärts,
So daß ich jauchz und jubel und mich freu!

Du schöner Schöpfer schöner Kreaturen,


Ich geh in Ewigkeit in deinen Spuren.
Dein Sterben machte mir mein Leben neu!

Freut euch im Herrn und wieder fromme Freude,


Glückseligkeit sei eurer Seelen Pracht,
Denn Jesus ist beim Vater oben heute
Und einst hat er am Kreuz das Werk vollbracht.

Da kann man in dem Tal der bittern Bäume


Und in dem finstern Tale allzumal
Mit Glauben wandeln, und wenn schwere Träume
Den Weg beschweren durch das Jammertal:

Der Glaube wandelt Wüsten um in Quellen,


Da quellen reichlich auf der Gnade Wellen.
Man geht von einer Herrlichkeit zur andern,

Weil Gottes Geist in meinem Herzen wohnt,


In meinem Herzen Jesus Christus thront.
Mit ihm will ich durch dieses Leben wandern.

Ja du bist heilig, heilig, heilig, Gott!


Du bist gerecht und groß und ewig gut,
Du bist die Majestät, Herr Zebaoth,
Für mich vergossest du, o Herr, dein Blut!

Dich ehren ist der Weisheit der Beginn,


Dich kennen, denn du bist der Weisheit Quelle.
Wer dich verehrt, der lebt sein Leben in
Göttlicher Weisheit kristallklarer Helle.

Die Weisen dieser Welt sind wahrlich Toren,


Die Schönen und die Klugen und die Reichen,
Sie haben allesamt den Weg verloren,

Und in die Nacht gestellt sind ihre Weichen.


Jedoch ins Licht die wahre Weisheit weist
Die Wege: Gott, der Sohn, der Heilige Geist.

Ja du bist heilig, heilig, heilig, Herr!


Du bist in deinem Geist vollkommen rein,
Dein Wesen ist von aller Bosheit leer,
In deinem Geist wird ewig Liebe sein.

Du bist so sündenfrei und fehlerlos,


Niemals hat eine Sünde dich befleckt,
Du bist so schuldlos und so makellos,
Kein Frevel je in deinem Herzen steckt.

Den Heiligen Geist darf keine Seele lästern,


So über alle Maßen heilig ist er,
Und dennoch kam er in mein Herz hernieder.

Die Reinheit lebt im Herzen meiner Schwestern,


Die Makellosigkeit bewohnt die Brüder,
Mit Retterliebe liebt er die Geschwister.

Der Geist gab mir in meine Seele Sehnen


Nach der Vereinigung mit Gottes Sohn.
Wenn ich auch wein in diesem Leben Tränen,
Verheißt er mir doch ewiglichen Lohn.

Und diese Sehnsucht nach des Höchsten Geist,


Der Tröster ist in meines Herzens Trauern
Und mir im Labyrinth die Wege weist,
In Ewigkeit wird diese Liebe dauern!

Der Menschen Nichtigkeiten, ihre Pracht


Und Schönheit, Reichtum, Wollust, Macht,
Werden am Tage des Gerichts zunichte.

Nach Gottes Liebe aber meine Lust


Erfüllung finden wird an Gottes Brust,
Da Jesus mich umarmt im ewigen Lichte.

Ich preise dich, du guter lieber Vater,


Der du in aller Trübsal bangen Stunden
Wegweiser bist und Helfer mir und Rater
Und gießest deinen Balsam auf die Wunden.

O Geist des Vaters, o Barmherzigkeit


Fließt mir von dir in meine Seele über
Mit überschwenglich süßer Zärtlichkeit,
Du Heiliger Geist des lieben Vaters, Lieber!

Du fürsorglicher Liebling, Jesus du,


Du Liebe Gottes, Herrlicher und Zarter,
Der oben in Jerusalem du jauchzt,

Gibst in die aufgewühlte Seele Ruh


Und Friede mir in meiner Seele Marter,
Der Tröstung du durch Himmelsharfen hauchst.

Warum betrübst du dich, o Herz, und bangst


Und bist, o meine Seele, wiederum so zag?
Hat wieder überfallen dich die Angst
Und Mangel an Vertraun in Jesus, sag?

Du aber, Jesus, kannst durch deinen Geist


In meine Seele deine Liebe weben.
Leb du, o Herr, der du mein Retter heißt,
Leb du in mir dein gutes Christusleben!

Gib daß ich Lamm bin, dulde viel und trage,


Gib daß ich Knecht bin, dir gehorch und folge,
Gib daß ich Kind bin und auf dich vertraue.

Leb du in mir dein Leben! Jeder Klage


Sei du mein Trost. Dem Wandrer sei die Wolke
Und Feuersäule, daß ich einst die schaue!

10

Ruhm sei dir, Jesus Christus, Lob und Dank,


Weil du so heilsam bist und sanft und gut.
O Jesus, sieh, ich bin vor Liebe krank,
Du aber kommst mit deiner Gnade Flut.

Ich preise dich mit Seele und mit Mund,


Wie du gestanden bist vor meinem Herzen
Und hobest mich zum lieben Gottesherzen
Und machtest meine Seele mir gesund.

Wo vorher Not und Angst und Seelenqual


Und herzzerreißende Verzweiflung war
Und meinem zitternden Gemüt kein Halt,

Da kamest du nach deiner Gnadenwahl


Und gabst mir Seligkeit und Freude klar
Ins Herz und sagtest: „Sieh, ich komme bald!“

11

O Jesus Christus, der den Geist verheißt


Den Menschen, welche Buße tun und wenden
Sich Gott zu, Jesus gibt den Heiligen Geist
In Übermaß an allen Weltenenden!

Mein inwendiger Mensch empfing den Geist,


Als ich geglaubt dem heiligen Propheten
Und Christus, und mein Geist hat lobgepreist
Und fing mit Freude an, zu Gott zu beten.

Er machte deutlich mir: Du bist ein Sünder!


Und sprach zugleich: Ihr heißt jetzt Gottes Kinder!
Und hat mich zum Gebet des Herrn beflügelt,

Der meine Seele mit dem Geist versiegelt,


Der ist das Amen unter Christi Brief,
Er führte mich, als ich zu Jesus lief.

12

O Jesus, du allein bist Weg und Tor


Ins himmlische Jerusalem, zu Eden,
Das Adam durch die Sünde einst verlor,
Wo Heilige zum lieben Vater beten.

Ob einer auch ein Übeltäter war


(Und alle waren schlimme Übeltäter),
Du hast für ihn Verheißung klar:
„Du wirst im Paradiese sein, o Beter!“

Da steht der Baum mit schönsten Lebensfrüchten


Und fließt des Lebens kristallklarer Fluß,
Denn alles ist im Paradiese Leben!

Du wirst den Bösen und den Tod vernichten.


Die Heiligen, sie knien zu deinem Fuß
Und werden glücklich dir die Ehre geben.

13
Wir werden Gottes Liebe ewig preisen
Mit vollen und erlösten Menschenherzen,
Gedenken mit Anbetungen und leisen
Lobpreisungen des Christus Jesu Schmerzen,

Die er für uns am Kreuz gelitten hat,


Und werden immer an sein Leiden denken.
Und werden selig sein und lebenssatt
Und uns in Gottes Angesicht versenken.

O Gottes Tiefe, Höhe, Länge, Breite


Und unausschöpfliches Geheimnis werden
Wir ewiglich erforschen. O ich bliebe

So gern mit Harfen auf den neuen Erden


Und in der neuen Himmel großen Weite
Und rühmte ewig Jesu Christi Liebe!

14

Lob Jesus! Wenn ich mich am Abend bette,


Kommt Christus zu mir, mein Geliebter wacht.
Ich ruf: Mein Herz aus seinen Nöten rette
Und führe mich, mein Licht, durch diese Nacht!

Und er umarmte mich mit Heilandsarmen,


Er hörte meine Stimme und mein Flehen!
Er gab mir Heilung: göttliches Erbarmen,
Und einstmals werd ich seine Schönheit sehen!

Ich wäre jetzt schon gern bei meinem Herrn,


Und danke dir, daß ich dich kennen darf,
Dir dank ich, Jesus, daß du mir begegnet.

Ein kunstvoll Lied mit meiner Harfe harf


Ich Jesus zu, der meine Seele segnet.
Ich habe meinen lieben Heiland gern.

15

Du bist erhaben, du bist hoch erhoben,


Ja du bist heilig und in Ewigkeit!
Ich möchte deinen Gnadenratschluß loben,
Daß du verließest Gottes Herrlichkeit

Und tratest in die Disteln und die Dornen


Und in die Menschenwelt, das Reich des Bösen,
Durch deine Todesleiden die Verlornen
Von Sünde, Tod und Hölle zu erlösen!
Die dich gerichtet, hast du nicht gerichtet,
Die dich verflucht, die hast du nicht verflucht,
Du kamest nicht zu richten, kamst zu retten!

Der Fluch hat dich am Kreuz zu Tod vernichtet;


Der du den Willen Gottes stets gesucht,
Starbst meinen Tod auf schwarzer Schädelstätten!

16

O Jesus! Hoherpriester, Menschensohn,


Du Weisheit Gottes, du Gekreuzigter,
Des wahren Gottes ewiglicher Sohn,
Du Auferstandener, mein Gott und Herr!

Du Leben und du Licht, du offenbar


Gewordne Liebe Gottes, Lämmerhirte!
Du bist so gnadenreich und bist so wahr,
Ich bitt dich: Trage meiner Seele Bürde!

Vom Baum des Lebens gib mir Heilungsblätter,


Denn ich bin wie ein Knecht und arg zerschunden,
Und gieße Geistesbalsam auf die Wunden

Und sende deinen Tröster, o mein Retter!


O Jesus, nimmerdar bin ich allein,
Denn du bist mit mir, Herr, und ich bin dein!

17

Herr, du hast meine Sünde mir vergeben,


Die Sündenlast versenkt im tiefsten Meer.
Nun komm in mich mit deinem Christusleben
Und heilige mein Herz, o lieber Herr!

In meiner Seele leidendem Gequängel


Hast du mir einen Zuspruch, Herr, gesandt,
Daß mich behüten Gottes gute Engel
Und schirmen meine Schritte durch das Land.

Selbst im Gefühl der Gottverlassenheit


Bin ich doch Gottes Nähe mir gewiß,
Denn Jesus trat in jenen tiefen Riß.

Herr, du hast meine Sünde mir vergeben


Und lebst in mir dein reines Christusleben
Von nun an bis in alle Ewigkeit.

18
Herr Geist, ja setz mein Menschenherz in Brand
Und laß mich heiß vor Gottesliebe sein
Und doch ganz still sein in des Vaters Hand
Und heilige mein Herz und mach mich rein.

O sanfter Friedefürst und Wunderrater,


Dein Geist weht mir mit Liebessturm voran
Und treibt zu Jesus mich, und zu dem Vater
Führt Jesus mich und an sein Herz heran.

O wahrlich, nur in Gott ist volle Ruh.


Durch deine Leiden, Jesus, deine Schmerzen
Werd ich gesund an meinem Menschenherzen.

Dein Wille, Gott, gerichtet auf das Gute,


Erlöst mich täglich mit dem Jesusblute.
O Heiliger Geist, führ mich zum Vater du!

19

„Erheb den Blick zu mir!“ O da ist Licht!


Dich anzuschauen, Herr, macht mich gesund.
Du weißt, ich bin vor Menschenliebe wund,
Doch heil werd ich von deinem Angesicht!

Du bist mir Hoffnung, Trost und ewiges Heil.


Ja sehr geliebt bin ich von diesem Lamme
Des Allerhöchsten, das ist mir mein Teil
An Gottes Liebe, seiner Liebe Flamme!

O dieser Flamme Glut fällt in mein Herz


Und setzt mir meinen Menschengeist in Brand,
Verzückt mich zu dem Vater himmelwärts!

O Gott und Herr, o Jesus Christus, meister


Mein Herz durch deine sieben Gottesgeister
Und führ mich in des Himmels Stadt und Land!

20

Ich preise dich und sing dir Lobgesang:


Da ich auch wein, bin ich im Herzen froh,
Daß ich dich kenn schon sieben Jahre lang,
Und meine Menschenseele liebt dich so!

Ja du hast deine Liebe ausgegossen


Mir in mein Herz, und dann ist mir im Herzen
Vor lauter Gotteslust das Herz zerflossen,
Und da war süßer Trost in allen Schmerzen.
Du siehst die heiße Flamme meiner Seele,
Herr, dir ich meine Tage anbefehle.
Ich danke dir, daß du die schwere Last

Unguter Leidenschaft genommen hast,


Der du die Schmerzenslast getragen weiland
Am Kreuz auf Golgatha, geliebter Heiland!

21

Und war ich auch in Wahn und Leidensnacht,


Ich habe dennoch an dein Kreuz geglaubt,
Darum hast du in deiner großen Macht
Gewacht, daß nicht der Feind mein Leben raubt.

Dann aber wie, o Herr, ich weiß es nicht,


Die Welt gewann ich lieb und wurde lau.
Da kamest du mit deines Geistes Licht,
Erwecktest mich, o Herr, daß ich dir trau.

Ich bin so glücklich, Lieder dir zu singen


Und möcht vor dir erweckt mit Jubel springen,
Denn soviel Liebe habe ich erfahren!

Voll Lachens ist mein dichterischer Mund,


Voll Jubels meine Dichterseele, und
Dies weil: Du wolltest dich mir offenbaren.

22

Ich will dich achten, Jesus, und dich ehren,


Und das soll Ausdruck meiner Liebe sein.
Von Himmel und von Erde und von Meeren
Der Schöpfer, er ist durch den Heiland mein -

Und ich bin sein, und ich will auf ihn hören,
Auf Gott des Vaters untrügliches Wort.
Ich werde ihn in Ewigkeit verehren
In der Glückseligkeit als Zufluchtsort.

Ich werde in dem Tal der Bitternis


Mit bitterlichen Tränenströmen wandeln
Und treu dem guten Worte Gottes handeln

Und dann bringt Jesus mich ins Paradies.


Denn einst war ich dem schwarzen Tod verloren,
Doch Gott hat durch den Geist mich neugeboren.
23

Und Gottes Geist erschien wie eine Taube


Vom Vater aus des Himmels Herrlichkeit
Und salbte meinen Herrn, an den ich glaube,
Den Christus, Gottes Sohn in Ewigkeit.

Du kündest mir den Vater, o Prophet,


Du König herrscht mit Macht für alle Zeit,
Du Hoherpriester, für mein Leben bet,
O Christus, Gottes Sohn in Ewigkeit.

Die wirst du, die der Vater dir gegeben,


Ihm wiedergeben als des Hirten Herde,
Dem Ewigen die volle Zahl Erlöster.

Er gab mir Alles, seines Sohnes Leben,


So daß ich alle Frucht ihm bringen werde
Und meine Gaben widmen werd dem Tröster.

24

Ich bin wie eine stumme Taube, Vater,


Und weiß mein Herz dir nimmer auszusagen.
In meiner Seele tragischem Theater
Hörst du sie alle, meine Weheklagen.

Du kennst den Abgrund und des Abgrunds Tiefe


Und weißt von meiner Seele heißem Sehnen
Und was ich such bei dir und (so ich riefe)
Bei dir auch finde, Tröster meiner Tränen.

Ach ich bin Erdenstaub und Fleisch und Hauch,


Verzärtelter als eine Pusteblume.
Mein Leben liegt in deinen Schöpferhänden.

Und mein Gebet steigt auf wie süßer Rauch


Vom Abgrund, Gott im Himmelreich zum Ruhme.
Und Jesus kommt, mein Elend mir zu wenden.

25

Den Schatten deiner goldnen Taubenschwingen


Hast du gebreitet übers Tal der Tränen.
Bei dir bin ich geborgen und will singen,
Daß sich nach Jesus meine Sinne sehnen.

Bewahrer und Behüter, der du weidest


Die Lämmer alle unter den Narzissen,
Der du mich wie die Sharonrosen kleidest,
Möcht deine diamantne Stirne küssen!

Ein Guter war ich nicht, ich war ein Böser


Und diente, weh! dem Fürst der Finsternis -
Und dennoch kam der Retter und Erlöser

Mit der Verheißung auf das Paradies.


Du sahst mein Herz in der Verlorenheit
Und führtest mich ins Reich der Ewigkeit.

26

Ein Träumer werd ich sein und werde stehn


Im himmlischen Jerusalem und werde
Glückselig sein und werde Jesus sehn
Im neuen Himmel, auf der neuen Erde,

Denn Gott der Allerhöchste hatte Lust


An mir und zog mich aus dem Reich der Nacht
An Jesu Christi treue Bruderbrust,
Da hat die Schar der Himmlischen gelacht.

Ich werde dankbar küssen deine Wunde,


O Jesus, küsse mich mit deinem Munde.
Ich sing dem Lamme Gottes Liebeslieder

In Lebenshainen und an Lebensflüssen,


Denn alle Tränen von den Wimpern küssen
Wird Jesus mir. Und ich fall vor ihm nieder.

27

Wie bei der Mutter ein gestilltes Kind,


Das durfte von der Milch des Trostes saugen,
Bin ich bei Gott. Und seines Sohnes lind
Und lieber Geist will mir zum Tröster taugen.

Hingabe und Vertrauen, das ist mein,


An seine Salbe, seine Medizin
Des Geistes, seine Lindigkeit und sein’
Gewissen Trost, ja einfach ganz an ihn!

O Gottes Gegenwart, ich glaube dir,


Da Christus in und vor und neben mir
Mit seiner wunderbaren Liebe steht.

Des Geistes heilige Allgegenwart


Ist mir Geborgenheit, o Gott von Art.
Mit Geistesseufzern sing ich mein Gebet.
28

Erfülle mich mit deinem Heiligen Geist,


Auf daß ich anbet Jesus, meinen Herrn!
Jesus kommt wieder, der der Retter heißt,
Er kommt so herrlich wie der Morgenstern.

Mit Hörnern ruft die Toten er ins Leben,


Vor das Gericht und in die Herrlichkeit.
Und er hat große Sehnsucht mir gegeben,
Mit ihm zu wandeln in der Ewigkeit.

O Auffahrt zu dir, Herr, dir an das Herz,


Wo ich von Gottes Glut verwandelt werde
Und durch die letzte Träne, die ich wein:

Mit meinem Jesus wandelnd vaterwärts


Und Weisheit singend auf der neuen Erde,
Verklärt in Ewigkeit glückselig sein!

29

Du, Vater, willst ein wahrhaft gutes Leben


Mit voller Fülle und mit Überfluß
Dem Herzen mit dem Gnadendurste geben,
Ja Lebenswasser von dem Lebensfluß.

O Jesus, deine Liebe, überfließend


Und quillend, ist wie frischer Morgentau
Staubigen Herzen, welche wieder sprießend
Das Leben blühen, licht wie Himmelsblau.

Und deine Liebe ist, daß du dich gibst


Wie Lebensbrot dem Menschen, den du liebst,
Und wie der Freude langgereifter Wein.

Und was mein Geist und mein Gemüt bedarf,


Das alles ist bei dir, o Herr, allein.
Drum Ruhm ich dir mit meiner Harfe harf.

30

O Jesus, aus dem Jammertal bist du,


Der du am Kreuz den Tod für mich gelitten,
Zum Gnadenstuhl hinüber in die Ruh
Mit deiner Auferstehungskraft geschritten.

Du kamst einst in das Haus des Widerspruchs,


Zu Haderwasser, bittern Bakabäumen,
Ins Tal des Todesschattens und des Fluchs,
Wo Sünder nichtmal von Erlösung träumen.

Herr aller Engel, Jesus Zebaoth,


Du stiegest nieder in das Loch der Ottern
Und kämpftest mit des Todes Teufelsnattern

Und starbest schließlich, Herr, für mich den Tod!


Des Vaters Geist rief aus dem Tode dich,
Und so errangst du Ewigkeit für mich!

31

Herr, deine Liebe bleibt in Ewigkeit.


Und du verstehst all meiner Seele Fühlen
Und was ich nicht mehr sagen kann, das Leid
Und meiner Seligkeit naives Spielen,

Traumbilder, Menschenwesen mir im Herzen,


Entsagungen, Verzicht und Seelenweh
Und Liebesseligkeit und Liebesschmerzen:
Gott kennt es alles, der Allwissende.

Himmlisch sensibel du und aufmerksam,


Wertschätzend, wunderbar und einfühlsam,
Befreier mein von aller dunklen Bindung

Und Heiler meiner bangesten Empfindung:


Seelsorger Gottes ist der Heilige Geist,
Der mir den Weg zu innerm Frieden weist.

32

O Lob dem Öl, dem Geiste Gottes, Amen!


Du hast am Jordan Jesus geistgetauft,
Der hat mit seinem Blut mich freigekauft,
Auf daß ich lobe seinen Retternamen.

Er machte mich zum Priester und Propheten,


Daß als Prophet ich Jesu Namen künde
Und darf als Priester für die Nächsten beten
Und um Vergebung Gottes für die Sünde.

O Dank sei Gott, daß ich die Taufe habe


Mit Gottes Geist: Ich fiel aufs Angesicht
Und pries und betete den Vater an!

O Dank sei Gott für jede Gnadengabe


(Und Dank dem Geiste auch für dies Gedicht)
Und daß ich Gott und Jesus lieben kann!
33

Groß bist du, Herr, im Himmel steht dein Thron,


Im Himmel baust du eine schöne Stadt,
Da leben wird der Vater und der Sohn
Mit allen den Erlösten lebenssatt.

Der Himmel Himmel können dich nicht fassen,


So groß ist deine Pracht und Herrlichkeit.
Und meine Seele will von dir nicht lassen
Von nun an bis in alle Ewigkeit.

Zehntausendmal zehntausend Gotteskinder,


Erlöste, welche alle einstmals Sünder,
Ja ganz persönlich wird dich jeder loben.

O laß mich durch das schönste Perlentor


Zu meiner Harfe, daß ich lob im Chor
Den Vater, Sohn und Geist im Himmel oben!

KATHOLISCHE SONETTE

ERSTER FLÜGEL

Der Frühling kommt, Geliebter, mit der Sonne,


Laß leuchten auch in mir dein schönes Licht.
Laß schmecken deine Güte, meine Wonne,
Daß alles mir von deiner Schönheit spricht.

Wohl manche gehen Pfade voll Verzicht,


Erlangen so den Anteil erst am Ganzen.
So will ich hängen an den Wesen nicht
Und frei, ganz frei an deinen Händen tanzen.

Die Kreaturen seien mir Monstranzen,


Die alle deinen Odem in sich hüllen.
Es seien mir die triumphalen Lanzen
Der Sonne deine Blicke, die mir füllen
Mit Wärmestrom der Liebe meine Seele,
Daß ich nicht auf dem Pfad der Liebe fehle!

Ich will der Schoß sein deinem goldnen Samen,


Das Holz, in dem du birgst den goldnen Funken.
Ich will gerufen sein mit deinem Namen
Und sein in deinen tiefen Grund versunken.

In mir bereite deines Lagers Prunken


Und breite deines Bettes Elfenbein.
Da will ich warm, vom Wein der Liebe trunken,
In der Umarmung deiner Liebe sein.

Sei du das Wesen mir in allem Schein,


Der Ruhe Insel mir in meinem Herzen.
Erfreue du mich durch dein Blut im Wein
Und heile meinen Schmerz durch deine Schmerzen

Und laß du unsre Schmerzen Wonne werden,


Dann kann mich Weh und Pein nicht mehr gefährden.

Ich bin nicht mehr allein in Einsamkeit,


Da ich die Schönheit deiner Liebe ahn.
Ich leide nicht mehr Leid in meinem Leid,
Da ich ja leid nach deinem Gnadenplan.

Du mögest dich vom Heiligtume nahn,


Das du in meinem Herzen dir gebaut.
Wo meine Augen keine Schönheit sahn,
Hat meine Seele Schönheit doch geschaut.

Du hast durch Liebesschmerzen mich vertraut,


Mich in die Einsamkeit zu dir gerufen.
Sieh, meine Seele will wie eine Braut
Zum Bräutigame gehn der Liebe Stufen,

Die in Spiralen in das Innre steigen,


Und reden will ich dort mit dir im Schweigen.

Ich brauch bei Anderen nicht mehr zu suchen,


Da ich in dir den Freund gefunden habe.
Ich bin ein einsam-stiller Hain von Buchen,
Du sprichst in mir, du schöner schwarzer Rabe.
Gelehnt steh ich an deinem Hirtenstabe,
Da fragt man mich, wo denn mein Hirte bliebe?
Ist doch die Einsamkeit auch deine Gabe
Und meine Traurigkeit ruft deine Liebe.

Ich bin die Erde, zieh die Blumentriebe


Aus mir hervor durch deiner Liebe Sonne!
Wenn ich dir einen Brief der Liebe schriebe,
Taucht ich den Stift in meines Blutes Bronne

Und schriebe dir mit meines Herzens Blut:


Sei du mein Löser und ich bin dir Ruth.

In stiller Freude meine ich, da sei


Ich eins mit dir im tiefsten Herzensgrund,
Als sei mir deine Liebe nahebei
Und ich schon heil und schon mein Herz gesund.

Doch schlägt mich wieder deine Liebe wund,


Daß ich in meiner Seele Pein vergeh
Und schrei: Erbarme dich! mit wehem Mund
Und fühle mich getrennt in meinem Weh -

Ich glaub, daß ich in deiner Leiden See,


Mich einigend, mit meinen Leiden tauch,
Daß meiner Trauer, meiner Schmerzen Schnee
Geschmolzen wird von deiner Seufzer Hauch

Und daß, wenn meine Seele bitter weint,


Wir inniger sind als im Glück vereint.

Bewundern viele fröhlich in der Frohheit


Mit Jubel deiner Schönheit Herrlichkeit
Und wollen ähnlich werden deiner Hoheit -
Mir bist du nah in deiner Niedrigkeit.

Du schreist in mir, wenn meine Seele schreit,


Du weinst in mir die Einsamkeit der Trauer,
Du leerst mit mir den Kelch der Bitterkeit
Und hängst in mir wie die gestürzte Mauer.

Mein Freund, der Essig in dem Schwamm ist sauer


Und bitter ist im Myrrhewein die Galle.
Das Salz der Erde lebt im Tränenschauer.
Du gib, wenn ich mit dir den Kreuzweg walle,
Daß ich dich finde auch als einen zarten
Liebreichen Gärtner in des Lebens Garten!

Du führtest mich, Geliebter, ins Alleinsein,


Ein Lamm bin ich und finde nicht zur Herde.
Du mögest einzig mir der Liebe Wein sein,
Daß trunken mir verwandelt sich die Erde.

Die Rosen blühen mir auf deiner Fährte,


Denn alle Dornen wandeln sich in Rosen.
Laß mich den Garten finden, mein Gefährte,
Da wir in Liebe inniglich uns kosen.

Ich zähl mich nicht zu Reichen, Schönen, Großen,


Ich bin die Seele, welche arm und klein
Verlangt nach deiner Liebe. Stolze stoßen
Mich fort, doch du willst mein Geliebter sein,

Der alle Schmerzen mir in Freuden wandelt


Und sanft und zart an meiner Seele handelt.

Von außen wird mir alle Bitterkeit,


Im Innern trieft der Honig deiner Süße.
Werd ich gespannt von meiner Seele Leid,
Dann schau ich schon die Frucht vom Paradiese.

Durchbohren meine Seele sieben Spieße,


Sind keines Leiden groß wie meine Leiden,
So sind doch alle Plagen, alle diese
Schmerzenden Quäler gottverlassne Heiden.

Du wolltest dich an deinem Schmerze weiden,


Um alle diese Heiden zu bekehren,
Daß, die sich über meine Seele breiten,
Der Anteil deiner Liebe für mich wären.

Das Kreuz wird Lebensbaum weit wipfelkronig,


Und der erwürgte Löwe spendet Honig.

Du machtest mich zu deinem schönen Mädchen,


An meiner Seele fandst du Wohlgefallen.
Aus meinem Turm häng ich das rote Fädchen,
Das meine Liebe dir bezeugt und allen,

Weil du erhoben hattest, die gefallen,


Ihr wolltest du die Liebe offenbaren.
Mein Leiden lockte dich in meine Hallen,
Nun liegen Sterne mir auf meinen Haaren.

Nun schau ich nicht mehr neidisch zu den Paaren,


Weil du mich bargest unter deiner Schwinge,
Da weih ich dir, dem Guten, Schönen, Wahren,
Deiner Geliebten Hand mit goldnem Ringe,

Sie will damit dir ihre Seele schenken,


Daß du dich mögest ganz in sie versenken!

10

Magst du dich offenbaren meinen Sinnen,


Du Schöpferkönig aller Elemente?
Ich berge dich in meinem Herzen innen,
Von außen komm als sieben Sakramente,

Die Schönheit deiner Schöpfung zu mir wende


Und laß mich dich in jedem Menschen sehn!
Weil deine Liebe groß und ohne Ende,
Sei jede Seele, jeder Leib mir schön!

Laß lauschen mich in jedem Windeswehn


Und sehen dich in jeder Frühlingsblüte.
Du mögest mit mir zu den Menschen gehn,
Du mache mich zum Gleichnis deiner Güte.

Mach jedes Wesen mir zum Sakrament


Und mich als Sakrament ins Leben send!

11

Wie leicht verlier ich unter Menschenkindern


Dein innern Frieden, deines Lichtes Gabe!
Ich arme Sünderin begegne Sündern
Und alle suchen nach des Glückes Habe.

Da zieh ich mich zurück, daß ich mich labe


An deiner innerlichen Zärtlichkeit.
O Honig du in meines Herzens Wabe,
Laß dich verkosten schon in bittrer Zeit!

Sei Stille mir, wenn meine Seele schreit,


Sei Fülle mir, wird mir mein Mangel alut.
Die Menschen sind so fern, sie sind so weit,
Vom Innern fern. Doch bin ich deine Braut,

Die sucht mit Sehnsucht dich, daß sie dich finde


Und deine Schönheit schaut die bloße blinde.

12

Willst du durch deine Liebessympathie


Der Seele heiße Leidenschaften töten?
Und Ruhe bringen, stille Apathie,
Wo Hirten pastoralen Frieden flöten?

Du weißt doch auch, wie sich die Rosen röten


Und wie zum Angriff sich die Dornen spitzen,
Und wie ich überwältigt von den Nöten
Der Seele muß in Tränenschleiern sitzen!

Denn leiden muß ich! Leiden muß mir nützen,


Drum will ich unbewaffnet weitergehn,
Und keine Eisenrüstung soll mir blitzen,
Weil ich mich nach den offnen Herzen sehn,

In deren Offenheit du mir begegnest


Und mich in meinem Liebesleiden segnest.

13

Wie, wenn von Menschen ich vergessen bin,


Wie find ich da in dir den wahren Wert,
Den deiner Liebe Gunst mir zugemessen?
Hab ich denn anderes als dich begehrt?

War ich von dieser kalten Welt betört?


Du aber kannst sie doch zum Glühen bringen,
Daß deine Braut der Liebe Stimme hört
Und hört der Sehnsucht sanftes süßes Singen.

Ich bin gekettet noch mit Eisenringen


An Menschengunst und innerlich nicht frei.
Du mögest aus der tiefsten Tiefe klingen
Mit wundervollen Ahnungen, es sei

Geliebt von deiner Liebe Gunst mein Leben,


Dann kann ich dir und Menschen Liebe geben.

14

Ach Herr, ich möchte deine Stimme hören,


Wie du in Weisheit mir die Wege weist.
Den Hirschbock möcht ich lechzend röhren hören.
O komm! so spricht die Braut, so spricht der Geist.

Ich bin so auf mich selbst gestellt zumeist


Und wähle doch als Törin nur die Pfade;
Den Pfad, der immer in das Unglück kreist,
Den wähle ich zu meinem eignen Schade.

O nimm mich an die Hände deiner Gnade


Und führe mich, du innerliches Licht,
Daß ich in deiner Weisheit Leuchten bade,
Weil deine Weisheit Weisungsworte spricht.

Mir aber, mir gebricht jedweder Rat,


Bis mir dein Heil aus deinem Himmel naht.

15

O Weisheit, öffne meine innern Augen,


Daß ich dich in den Menschen schimmern seh.
Laß mich den Honig deiner Schönheit saugen,
Die sich in einem Menschen spiegelte.

Laß mich die Sanftmut sehn im süßen Weh


Und deiner süßen Wehmut dunklen Schimmer,
Die dunkle Rose sehn im schwarzen Schnee,
Das Säuseln hören in des Schweigens Zimmer,

Der Grazie Gefunkel und Geflimmer


Verborgen in der Traurigkeiten Schwärzen,
Wo lebt ein stilles Ahnen von dem Immer
In dem ergebnen demutvollen Herzen

Und wo die Seele offen ist, zu lauschen,


Und Liebe möchte sich mit Liebe tauschen.

16

Du Ewiger, du bist die stille Nacht,


Die deinem Ostertag entgegenruht,
Du bist der Stern, der in der Stille wacht,
In deinen Adern fließt mein warmes Blut;

Du bist so sanft und still, so muttergut,


Geduldig du als schwarze Taube brüte,
Du nimm mich auf in deine Taubenbrut
Und schau aus Taubenaugen voller Güte;

Der Abend, der in deinem Schoß verglühte,


Der zu dir steigen ließ den blauen Rauch,
Der sinkt mit melancholischem Gemüte
In deinen Hauch, in deinen stillen Hauch.

Doch nichts vermag ein Mensch zu sagen, wacht


Er auch um deinetwillen, Gott, du Nacht.

17

Du süßer Jesus bist so rosenrot,


So wie die Glut der maienheißen Minne,
Der Sommer dir als deine Säule loht,
Du senkst als Sakrament dich in die Sinne.

Du Odem Jesu, werd ich deiner inne,


So bist du wie der reine Äther blau,
Und wenn ich in mich schau und ahn und sinne,
Bist Leuchte du im blauen Aug der Frau.

Du, Vater, du entziehst dich aller Schau,


Du bist das Licht in seiner tiefsten Schwärze,
Ein dunkles Meer für meinen dunklen Tau
Und hellste Sonne meiner kleinen Kerze.

Um dich zu schauen, Gott, muß ich erblinden


Und alles lassen, Jesus, dich zu finden.

18

Die Liebe, meine Liebe, ist ein Schweigen,


In dem die Worte alle finden heim.
Die Liebe ist ein In-der-Seele-Zeugen,
Ein Gnadenwässern um den goldnen Keim.

Die Liebe ist mein Echo und mein Reim,


Die mir mit ihrem Wort den Sinn gegeben.
Die Liebe ist der Sonne Honigseim
Und purpurrotes Blut der dunklen Reben.

Die Liebe ist ein In-der-Stille-Schweben,


Die Liebe ist in Schönheit anzuschauen,
Sie will zwei Wesen ineinander weben
Und eine schöne Stadt aus Jade bauen.

Wer kann sie fassen denkender Gedanken?


Die Liebe ist ein An-der-Liebe-Kranken!

19

Du, schöne Weisheit, bist mir wie ein Spiegel,


Ich spiegele, wie du mich schön gemacht.
Du bist ein Pflaumenbaum auf einem Hügel,
Durch den die Winde wehten in der Nacht.

Du bist der Freude Augenblick, der lacht,


Du bist die Gnade, die uns angenommen,
Du bist ein Schmuckstück voller Zier und Pracht,
Wir sind in deinem reinen Teich geschwommen.

Von unsrer Torheit sind wir noch benommen


Und sind von unsrer Narretei noch krank,
Da bist du lächelnd schon zu uns gekommen
Und lächeltest wie eine Lilie schlank.

Und haben Anteil wir an deiner Schöne,


Der Herzen Einigung der Weisheit töne.

20

Nun gehen Engel durch die stille Nacht


Und tragen auf den Schwingen einen Segen.
Der Mensch hat seine Augen zugemacht,
Gott möge Traum auf seine Lider legen,

Den Traum von Wachteln und von Mannaregen,


Von des Gelobten Landes großen Trauben,
Von einem Ziele allen Wanderwegen,
Von tiefer Lust in mondbeglänzten Lauben,

Vom warmen Neste für die Turteltauben


Und von der Liebe in der Einsamkeit,
Von lichter Schau nach allem dunklen Glauben
Und von dem neuen weißen Linnenkleid.

Die Seele senk wie einen weißen Stein


In deiner göttliche Schatulle ein.

21

Auf geht mir die Geheimnis in der Stille,


Das du in mich gesät in Tages Stunden,
Was Keim erst war, wird in der Nacht zur Fülle;
Von allen meines Herzens wehen Wunden

Kann ich in deinem Balsambeet gesunden,


Wenn ich nur deinen Balsam reifen laß.
Mir wird der Trank aus deinen Händen munden,
Mein Garten wird von deinem Weine naß.

Du baust mir eine Spiegelstadt aus Glas,


In der du selber bist die schöne Zier.
Der Berg der Leiden wies den engen Paß,
Der führte meinen dunklen Geist zu dir.

Und du empfängst mich, Gott, in deiner Gnade


Und hebst ein Linnen aus der heiligen Lade.

22

Du Mensch, du bist der schmuckgerahmte Spiegel,


In welchem Gott in Schönheit sich beschaut,
Beschaut den Himmelsblick, des Mundes Siegel,
Sich zu beschauen, hat er dich gebaut.

In deines Teiches Spiegel Himmel blaut


Und badet sich in dir mit Wohlgefallen,
Erleuchtend deine leichte Wasserhaut
Und haucht mit Wehn dich an und läßt dich wallen.

Auch bist du Echo seinem schönen Schallen


Und darum gebe seinen Ruf zurück
Und in dem Hall und in dem Widerhallen
Liegt seliges Vertauschen, Liebesglück,

In Eines schauen und in Eines tönen,


Aus Liebe schön zu werden von dem Schönen.

23

Karfreitags-Jesus, ja, ich will das Glück,


Als ob ich für das Glück berufen wäre.
Von deinem Kreuze will ich Stück um Stück
Verwandeln in der innerlichen Schwere,

Dich anschaun in dem Spiegel meiner Zähre


Und dich umarmen, deine Herzenswunde,
Der du als Wind nun wehst in jeder Sphäre,
Und Welt und Kosmos hängen dir am Munde.

Ein jeder Bettler durch dein Leid gesunde,


Durch dich verwandle sich ein jeder Tod
In Leben! Ruf vom Kreuze frohe Kunde:
Es ist sehr gut! Die Rose ist sehr rot

Und jeder, der geweint hat in der Nacht,


Wird zu dem lieben Herz des Herrn gebracht.

24
Du Gott des Lebens und des Freudenlichtes,
Entzogen allem menschlichen Begreifen,
Ich such die Schönheit deines Angesichtes,
Im Lichte deines Lichtes aufzureifen.

Wo Ewigkeiten an die Zeiten streifen,


Erfahr ich deiner Liebe Gegenwart.
Nachsinnend laß ich meine Seele schweifen,
Ob sie dich finden kann, du Gott von Art.

Du bist in mir, ich bin in dir. - Und zart


Will ich Maria sein und dich empfangen.
Du hast mich mit der Lieben Frau gepaart,
Sie hebt zu ihrem Herzen mein Verlangen.

Karfreitag ist... In schwermutvoller Stunde


Ist mir, als sei ich Christi Herzenswunde.

ZWEITER FLÜGEL

Dich, Gottheit, meine Herrin, will ich singen,


Dich, Zevaothin, die da zog die Mauer
Aus Feuer, daß nicht Welt und Dämon dringen
In meine Seele. In der blauen Trauer

Gebierst du mütterlich aus deinem Schoße


In mir das inkarnierte Angesicht
Der Schönheit. Leg mich in die Mystische Rose
Und laß aus ihr mich saugen Licht vom Licht.

Dir weihen will ich meiner Haura Garten,


Dir weihen Schmuck am Gürtel der Madonne,
Dir weihen meines Seelenkeimes Samen.

Auf deine göttliche Erscheinung warten


Sieh mich in meiner Nacht, o meine Wonne,
Und sprich zu meinem Leben Ja und Amen.

Herrin Sophia, viele beten an


Und reden von der Gottheit Offenbaren.
Heut, da ich jede Stunde stille sann,
Will ich mich hüllen nachts mit deinen Haaren,

Auf daß du Frieden spendest meinem Sinn.


Hab ich den Kelch des Abendmahls geschaut,
Den du gehoben, o Erlöserin,
Und sagtest du: Ich bin des Mannes Braut!?

Hilft in der Nacht der Täuschungen das Soma


Und warten schöngeaugte Jungfraun drüben
Und wohnt die Wahrheit in dem Dom von Roma?

Sind Schall und Rauch, die Gott man gibt, die Namen?
Erkoren hast du mich als deinen Samen,
So will ich blühen dir und will dich lieben.

O Göttliche, du offenbartest Minne


Den Deutschen und den Persern und den Indern.
Wir Minnesänger läutern unsre Sinne
Und werden durch das Frauentum zu Findern

Der Schönheit göttlicher Gebieterin.


Und welche nennen Mutter dich und welche
Sind kühner: nennen dich Liebhaberin
Und lieben noch dein Blut im schönen Kelche

Und brechen dich wie süßes weißes Brot


Und schenken ihres Herzens Rose rot
Dir hin, daß du dich mit der Rose schmückst,

Die du mein Herz an deinen Busen drückst


Und küssest meiner Seele Myrrhebund
Mit einem Hauch von deinem göttlichen Mund!

Im Traume durft ich Liebe dir erklären,


Hingebungsvoll, anbetend und begeistert,
Du meiner Seele einziges Begehren,
Die selbst mein Unbewußtes übermeistert!

Da waren nüchterne Philister, Spötter,


Weltkinder waren da und Pharisäer,
Die zweifelten, ob nun der Dichter-Seher
Sich wende wie ein Heide an die Götter.

Ich war von ihren Zweifeln unberührt,


Denn meine Seele wußte vom Gebot
Der Liebe, das die heiligen Schriften nennen.

So hast im Traum du meinen Geist geführt


Zur Mystischen Rose, wie dein Blut so rot,
So glühend rot von heißer Liebe Brennen!
5

Du bist die Eine Gottheit allen Völkern,


Die Völker geben dir die schönsten Namen,
Du gabest in der Urzeit Milch den Melkern
Und gabest Frauen den Getreidesamen.

Du willst den Kreaturen nahekommen


Und deine Gottheit mit der Menschheit einen,
Hast die Gestalt des Menschen angenommen
Und wolltest aller Menschen Tränen weinen.

Geheimnisvolle Gottheit, nicht zu fassen,


Bist du wie Feuerflamme oder Wind.
Ich will mich deiner Führung überlassen,
Geist Mutter, ich bin deines Schoßes Kind.

Du führst mich in die Liebe und die Freiheit


Und heile Menschlichkeit. Das nenn ich deine Dreiheit.

Himmlische Schöpferin der Sternenlichter,


Die Menschenherzen bautest du als Tempel,
Darin dem Himmel singen deine Dichter,
Du zeigst uns deiner Mystiker Exempel.

Auf Erden tratest du in einen Garten


Und warest tief betrübt bis an den Tod
Und gingst verherrlicht um in einem Garten
Wie eine Morgensonne weiß und rot.

Und überm Meere schwebtest du als Taube,


In deiner Kraft die Kraft der Schöpfung kreist.
Den Gnadentau des Lebens trinkt der Glaube,
Wenn einen Wasser neu gebar und Geist.

Vom Himmel, von der Erde und vom Meer


Kommt meine göttliche Geliebte her.

Die Vögel in den Bäumen singen süß


Und was sie singen, ist mir Hauras Namen.
O Gottheit, eine du im Paradies
Den Schoß der Seele und der Seele Samen!

Und laß mit schönen Augen sein die Maid


Auf Erden schon ein köstliches Verheißen
Und Bild und Gleichnis der Glückseligkeit
Und laß mich Hauras schöne Augen preisen

Als Licht von deinem Lichte, Offenbarung


Göttlicher Schönheit, Liebessakrament
Und Rose von dem mystischen Rosenstrauch.

Und gib, daß Mann und Frau in keuscher Paarung


Als Ein Geschöpf von deinem Feuer brennt
Und haucht in dich verklärter Liebe Hauch!

Ich geh nicht fort von dir zu andern Geistern,


Doch tiefer dring ich ein in das Geheime
Und Unergründliche der Gottheit. Keime
Sind in den Religionen, bei den Meistern,

Und Offenbarungen in vielen Schriften,


Doch wo sind Mensch und Gottheit so vereint
Als wie in deinem Herz? Nicht will ich stiften
Ein Anderes, so ist es nicht gemeint,

Ich glaube an den Namen, der im Herzen


Mir wohnte in der dunkelsten der Stunden,
Den ich als Hoffnung meines Heils gefunden

Und dem ich mich in Freuden und in Schmerzen


Als meines Lebens tiefstem Sinn verbunden -
In Jesu Licht verlöschen meines Lebens Kerzen.

Sophia, göttliches Wesen, unergründlich,


Geheimnisvoll in deiner Ewigkeit,
Du schufest spielerisch, du warest kindlich
In deiner selbstzufriednen Seligkeit,

Du schufest spielerisch der Schöpfung Schöne


Und senktest dich in ihren Mittelpunkt als Same
Und wirst vollenden sie durch deine Töne,
Wenn widerhallt in ihrem Herz dein Name,

Dann führst du Welt und Menschheit an das Ziel,


Und meinen Geist, daß er in Schönheit schaut
Vollendung in der Gottheit, seiner Braut,

Wenn du in deiner Liebe schönem Spiel,


Dich offenbarend, aufhebst deine Schleier
Und dich mir einigst in der Hochzeitsfeier.

10

Du Göttliche in meiner Liebe Traum,


Ich durfte mich in deiner Liebe Traum verlieren.
Am Morgen war ich wie ein Lebensbaum,
In dem verliebte Vögel tirilieren.

Doch Haura mir in ihrer dunklen Kälte


Und durch das Wort von dem verschlossnen Herzen
Mir meinen grünen Baum des Jubels fällte,
Nun irr ich einsam durch das Land der Schmerzen.

Ich rufe deine Balsamstaude an,


Umwinde mich mit rotem Rosenkranz
Und wall als Schüler in der Weisheit Schule.

Darf ich nicht sein der schönen Haura Buhle,


Dann führe die Madonna ihren Mann
In deine Schönheit ein, die Liebe ganz.

11

Wo bist du, Gottheit, bin ich arg getrennt


Von aller Liebe, wenn mich nichts mehr hält
Und wenn mir Haura nicht mehr Sakrament
Und häßlich scheint und böse alle Welt?

O schöner Jesus, wehst du in dem Wind,


Ist nicht von deinem Licht die Luft getränkt?
Hat deeine Weisheit nicht mich wundes Kind
Zu deiner Weisheit Tröstungen gelenkt,

Daß selbst ich bin verkörperte Idee


Und göttlicher Gedanke in Gestalt
Und daß sich meinem Selbst die Gottheit paart?

In deiner Liebe wird der Wunde Weh


Ins Ganze aufgenommen. Ohne Halt
Laß ich mich in der Gottheit Liebe zart.

12

Sophia, kaum trau ich mich anzubeten;


Wer reicht mir deine Schrift und Liturgie?
Nur deine Winde frei wie Geister wehten
Und säuseln selig nur: so schön ist Sie!...
Dann häng ich in den Nebeln, ohne Grund,
Und nirgend weist den Weg ein Strahl vom Lichte.
Da bin ich in der Nacht der Seele wund
Und find im Labyrinthe keine Richte.

Da überlasse ich mein Boot der See,


Den wilden aufgewühlten Schicksalswogen,
Und laß mich treiben, ob ich find den Hafen.

Ich sag nicht, daß ich deine Schönheit seh,


Gestalten sah ich nur, die alle trogen,
Doch Sehnsucht hab ich: Ich will in dir schlafen...

13

Es ist doch Mai, Sophia, ist doch Mai,


Die Regen gießen sich in Blütenkelche,
Die Blüten schäumen rosafarb als sei
Darin gebettet Morgenröte, welche

Mit süßer Vögel Jubellied anhebt,


Auf Vogelschwingen blitzen Taues Perlen,
Der grüne Same an der Erde klebt,
Der schwer gefallen von den jungen Erlen.

Ich hocke in der Nacht im Bücherstaube


Und bin allein mit meinen Lenzgefühlen
Und sehe die Geliebte nur im Traum.

Der ich dich als des Lebens Leben glaube,


Ich suche dich, ich möchte mit dir spielen
Und betten mich in deinem Blütenschaum.

14

Die Heiligen, die Weisen kontemplieren,


Sie töten ihre Sinnlichkeit und beten,
Weltabgewandte sind sie, meditieren,
Sie sind die Büßer, heiligen Asketen.

Ich kann nur gehn den Weg der Frauenminne,


Natur ist mir ein schöner frischer Leib,
Ich feiere das Fest beglückter Sinne
Und Name meiner Sehnsucht ist - das Weib!

Du bist gekommen aus der Transzendenz


In unsre Liebesleiden, unsern Lenz,
Du starbest leidenschaftlichen Liebestod!

Du bist nicht Ideal so blaß und bleich,


Du bist an Myriaden Reizen reich,
Du bist die Rebe und die Rose rot.

15

O Weisheit, die du wie ein Kind gespielt


In Ewigkeiten, ich will dich vergleichen
Dem Kinde, dessen Liebe ich gefühlt,
Das wurde mir zu einem Gottes-Zeichen.

Gelehrsamkeit vergaß ich da und Wissen


Und auch den Liebesschmerz und alle Sorgen
Und lag beim Kinde nachts auf einem Kissen,
War in des Kindes warmem Bett geborgen.

Geheimnisvolle Worte voll Gefühl


Benennen alles: allen Lebens Rose
Blüht in dem selig selbstzufriednen Spiel,
Sitzt er wie auf dem Thron auf meinem Schoße.

Er ist ein Wunder, ja, ein Jesuskind.


Die Fühlenden von ihm begeistert sind.

16

Alleingelassen hast du mich im Weh,


Hast tragen lassen mich die ganzen Schmerzen,
Du machtest blind mich für den Blütenschnee
Und warest Wunde nur an meinem Herzen.

Da war ich ganz auf mich allein gestellt


Und auch die Menschen wußten nicht zu raten.
So häßlich und so bös schien mir die Welt,
So gegen mich gerichtet meine Taten.

Da sandtest du der Schwestern milde Güte,


Da jede war wie eine holde Blüte,
In Lächeln, Weisheit und geschriebner Letter.

Da kam zu mir die Liebe Frau der Frauen.


Maria, führe mich zu Eden-Auen
Und eine meine Seele meinem Retter!

17

Wir haben viel gesprochen von den Griechen


Und wie Odysseus schlug den Helden Rhesus.
Ich aber fand in maienen Gerüchen
Ein andres Bild von dir, Sophia-Jesus!
Ich sah in mystischen Verschleierungen
Die schöne Haura mit Maria eins,
Sah Schönheit ganz von der Idee durchdrungen
Und Minne glühen in der Glut des Weins

Und sah die Blaue Blume meiner Seele,


Allkönigin, im innern Kosmos handeln
Und wehen durch die Nacht als duftigen Schleier.

Dich ahn ich ferneher, dein Allverwandeln,


Die Schönheit deiner Liebe, die ich wähle,
Die du so heilig gehst durch meine Leier.

18

Dir hab ich, Herrin, dir mich anvertraut,


Du stiegest in mein sturmbedrohtes Boot.
In deiner Botin hab ich dich geschaut,
Schneeweiß das Leid, die Schwingen glutenrot.

Die Botin ging auf allen meinen Wegen


Mit einem goldnen Schwert an meiner Seite.
Sprich, Botin, hohen Segen, tiefen Segen,
Mich durch die blaue Nacht zum Lichte leite

Und sage mir: Bist die du, welche Jakob


Gelagert sah im Wildbachtale Jabbok,
Dann mich auch auf die Himmelstreppe nimm,

Himmlische Hüterin (ich küss den Pfahl)


Und führ mich in der Gottheit Hochzeitssaal,
Du neuen Bundes Stern, Mahanajim.

19

Ewige Weisheit, führ den Weg der Mitte


Zu dir mich, aber gib, daß ich nicht lau,
Laß Liebesfeuer glühen, hör die Bitte,
Zu dir, und gib als dein Symbol die Frau.

Wer an der Schöpferin sich freuen will,


Der freue am Geschöpf sich gleicherweise.
Die aufgewühlten Leidenschaften still,
Doch laß mich sinken nicht in Lethes Kreise.

Maria sprach, sie lädt uns ein zur Freude!


Ich will am Busen deiner Schöpfung saugen
Und deine Schönheit schauen allerwege.
Der Liebe Segen in das Herz mir lege,
Die Liebe führ mich in des Geistes Weite
Und hüte mich als Apfel ihrer Augen.

20

Mit deiner göttlichen Seele will ich reden,


Geliebte Herrin! der ich öd war heute:
O reiche mir die Lebensfrucht von Eden,
Ergieß in mein Gemüt die große Freude!

Bewahre mich im Maien vor der Blindheit,


Die von den vielen Büchern kommen kann.
Laß mich im Garten sein wie in der Kindheit,
Dich lieben, Mystische Rose, als dein Mann!

Komm, gib dein Ebenbild in meinen Träumen,


Laß süße Seligkeiten überschäumen,
Laß du der Maid das Maienlächeln blühen,

Laß mich erleben innre Abenteuer


Und send zu Pfingsten neuen Geistes Feuer:
Ich will in allumfassender Minne glühen!

21

Du, Weisheit, sandtest mich in Hauras Hain,


Verständnisvoll zu hören ihre Fragen,
Antwort auf alle Zweifel ihr zu sein
Und Trost zu sein für ihre dunklen Klagen.

In dir war fähig ich, mich zu verleugnen


Und Wonne nicht und Schönheit nicht zu sehn,
Mir deine Selbstverleugnung anzueignen,
Auf Hauras Gottessuche einzugehn.

Doch ach, das schlug des Ungeliebtseins Wunde;


Da kamest du als Mutter und als Frau
In meine Traurigkeit als Trost von oben.

Du eine dich mit mir im ewigen Bunde,


Führ mich durch Haura zu der Gottesschau.
- Sophia sprach: Ich will mich ddir verloben!

22

Sophia möchte sich mit mir verloben,


Sie sprach, die Herrin werde ich erkennen.
Ich will der Weisheit Huld und Schönheit loben
Und muß doch in den dunklen Flammen brennen

Der Traurigkeit und Einsamkeit, allein,


Da alle Schönen meine Liebe scheuen.
Sophia spricht: Ich möchte bei dir sein,
Drum, Dichter, darfst du froh sein und dich freuen!

Nun kommt mein Ja-Wort, Herrin meiner Seele:


Und wenn ich auch in Fegefeuern schwele,
Ich will dich küssen mit dem Dichtermunde,

Ich will den Mund der Allerhöchsten küssen


Und wenn ich auch, wie alle Dichter müssen,
Dich nur zu lieben weiß mit meiner Wunde...

PHIILOSOPHIE

1. Vision Mariens

Der schmerzensreiche Rosenkranz, mein Friede,


Marien Lob und ihres Leibes Frucht -
So sing ich, der ich so Jehowah biete
Liebe, die Gott in meinem Herzen sucht!

Milchweiße Haut Mariens, weiß und jung,


Ein frisches und schönwangiges Gesicht,
So schaut sie durch der Wimpern sanften Schwung,
Ums Haar des Schleiers goldenrotes Licht.

Auf einen goldenroten Mantel fällt


Der Schleier. Alles glüht von Huld und Charme.
Wie sag ichs aus, wie sehr mir doch gefällt
An ihrem schwanenweißen Unterarm

Der Mahagoni-Rosenkranz von Tibet - - -


O Liebe Frau, die meine Seele liebet!

2. Der Berg Athos

Der Dichter offenbart mit schönem Pathos


Mir sein Gesicht vom sonnensüßen Süden,
Er führt mich auf die Höh vom Berge Athos
Und spendet meiner Seele Seelenfrieden.
Dort leben Mönche der Marienminne
Und fern sind alle Lockungen der Frauen,
Die da entsagen allem Reiz der Sinne,
Die werden da die Frau der Frauen schauen.

Da ich am Mittelmeere einsam weilte,


Da kam zu mir die Königin der Musen,
Vision der Schönheit meine Seele heilte,
Als ruhte ich der Königin am Busen,

Die in die goldne Wolke mich gehüllt,


Da traurig ich gesehn des Himmels Bild.

3. Gottes-Ehe

Die Welt läuft ihren Eitelkeiten nach,


Ich suche Weisheit, suche Schönheit nur.
Wie gut war zu mir die Geliebte, ach,
Das Gottesbild, die Summe der Natur!

Die Trübsal bringt mir reichliche Geduld,


Bewähren darf ich mich, das läßt mich hoffen.
Ach, sei es nicht mehr lang, daß Gottes Huld
Läßt stehn das Paradies der Liebe offen!

Ach, daß ich ruhn darf in Marien Schoße,


Daß Eva reicht des Paradieses Frucht,
Daß um mich lächeln Lilie und Rose
Und daß mein Traum von ewiger Wonnen Bucht

Kein Schattenbild mehr bleibt! und daß ich sehe


Den Herrn und Liebe leb der Gottes-Ehe!

4. Himmelspforte

Das Leben fängt mir an mit meinem Tod,


Dies Dasein ist doch Stund um Stunde sterben!
Gott dank ich für das Leiden und die Not,
Ja, daß ich leeren darf den bitter-herben

Kelch jener Leiden, die auch Jesus litt,


Er sündlos, ich jedoch mit mancher Sünde.
Mein Leid sei meine Sühne, wie ich bitt,
Vergebe Gott dem armen Gotteskinde!

Der Perlen Mutter, Mutter meiner Tränen,


Du bist mir ja des Himmels Perlenpforte!
Maria läßt mich ein mit ihrer schönen
Holdseligkeit zum himmelhohen Horte,
Daß ich dort ewig in Marien Nähe
In Liebe leben darf die Jesus-Ehe!

5. Die Geliebte

O ideale Liebe! doch getrennt!


Was ist denn ohne Dornen eine Rose?
Liebe, in der das Leiden Jesu brennt,
In der Geliebten sieht die Makellose!

Die Weisheit preist in sinnlicher Gestalt


Sich selbst, gleicht sich der Rose und dem Öle,
Der Blume sich und dem Zypressenwald.
Die Vielgeliebte ist doch Leib und Seele!

Nur Lilith ist ein nächtliches Gespenst,


Leibloser Geisterschatten und Vampir!
Eva ist Leben, wenn du für sie brennst,
Ist Liebe Frau - ist Göttin und ist Tier -

Im Garten schaue ich die Liebe Frau,


Der ich durch sie die Paradiese schau!

6. Die Sterne

Vom engelgleichen Lehrer darf ich lernen,


Den lehrtest selber, Gottes Weisheit, du!
Der weise Aquinate schreibt den Sternen
Einfluß auf unsre Leidenschaften zu.

Die Zeichen der Natur, aus Gottes Hand,


Formen des Herzens niedere Begierden.
So wie das Licht bei deinem Antritt stand,
Ist dein Charakter nach dem Stand der Zierden.

Doch Leidenschaften und Begierden sollen


Vom Geist beherrscht, vom Geist geleitet sein.
Der Odem ist Geschöpf des Gnadenvollen,
Gott führt die Kinder in die Freiheit ein!

(Vom Sündenfall im Zeichen des Skorpion


Die Magier wallfahrten zu dem Sohn.)

7. Die Erde

Die Blumen Sions singen von den Sphären,


Die sich neunfaltig heben aus Kristall,
Sie singen von kristallnen Sternenmeeren
Und von dem Empyreum in dem All.

Die Blumen Edens, blühende Reseden,


Sie singen von der Seligkeit der Sinne,
Von Leben und Glückseligkeit in Eden,
Da Eva fand im Garten Gottes Minne.

So sang der Sänger Portugals nur wenig


Vom Sphärenall, mehr von dem Meer der Venus,
Der Insel der Glückseligkeit (ihr König
War fleischgewordne Weisheit, Nazarenus)!

Die Mutter Erde gab dem Gott den Leib,


Sie hebt uns auch hinan, das ewige Weib!

8. Der Sommer

In Rom hab Elegieen ich gezählt


Mit meinen Fingern auf dem nackten Rücken
Des schönen Mädchens, das ich mir erwählt,
Die spendete priapisches Entzücken.

Wie Don Juan erfuhr ich die intimen


Geheimnisse des Harems in dem Osten,
Bei ihren Huri werden den Muslimen
Die Kräfte nicht erlahmen, wenn sie kosten.

Was war mit jener Schlange denn der Pakt?


Der Wille, nicht mehr Mensch aus Fleisch zu sein.
Ich nackt im Garten - meine Eva nackt!
Einander Gottheit gebend im Verein!

Mein Gott, mein Seligmacher, balde komm er,


Verzücke mich in Gottes ewigen Sommer!

9. Der Dichter

Der Dichter, auch der geistliche, muß sinnlich


Und fleischhaft sein, sonst wird er kalt wie Stein.
Ich bin mit meinem Liebestraum beginnlich
Und münde in den Traum der Liebe ein.

Ich folge der Begeisterung, dem Herzen,


Inspiration von Wein und meinen Musen.
Nicht allzu schamlos sei mein Minnescherzen,
Wenn ich begeistert bin vom bloßen Busen!

Nicht geistlos sei mein Lied, auch altklug nicht,


Allein die Liebe ist die fromme Tugend.
Sing von der Neuen Eva mein Gedicht
In der Unsterblichkeit der Seelenjugend!

Der Sang, da Schlomo Schullamyth erharrte,


Stammt aus den Kultgesängen der Astarte.

10. Mich dürstet!

Das Liebeslied des deutschen Dichterfürsten,


Das er gesungen einst im alten Rom,
Läßt mich nach Liebe schmachten, läßt mich dürsten
Nach voller Wonnen vollem Lebensstrom!

Ich bin ein Hirsch, der brünstet und der röhrt,


O hört mich nach der Lebensquelle schmachten!
Die Paradies-Jungfrau, die mich betört,
Sie weiß nach ihrem Leib mich trächtig trachten!

Ich bin die Samariterin am Bronnen,


Ich liebte meine Lieben ohne Ehe.
O gib den Tau des Geistes aller Wonnen,
Messias du, den ich am Bronnen sehe!

Maria ist ein Kelch Ambrosia


Und Nektarbecher mir aus Asia!

11. Die Poesie

Ich liebe sehr den Dichter, welcher nannte


Suleika Bild und Gleichnis von Allah.
Zu heilig hoch sind Klopstock mir und Dante,
Der Dante, der den bloßen Himmel sah.

Das Leben ist ein Sakrament des einen


Urlebens Christi. Liebe ist ein Bild
Der Liebe Gottes, der sich gibt in reinen
Ideen und Schatten, gleichnishaft und mild.

In Bildern dieser Schöpfung singt ihr Lob


Die Weisheit, die da Gottes Schein und Spiegel.
Sie preist sich selbst in Schönheit, so als ob
Sie steht als Liebe Frau auf Sions Hügel!

In Liebe sing in Gleichnissen ich Sie,


Die Frau. - Das ist der Weg der Poesie.

12. Maria Aphroditissa

Wie Botticelli malte seine Venus,


So malte er auch die Granat-Madonne,
Die jugendliche Mutter Nazarenus,
Den roten Schoß der goldnen Morgensonne.

Aus deinem Innern nimm das Ideal,


Geh, sind auch ungeebnet deine Pfade.
In Sehnsucht singe du der Liebe Wahl,
Von oben kommt dazu der Liebe Gnade.

Aphroditissa voller süßer Demut,


Aphroditissa du in sanfter Stille,
Aphroditissa du in weicher Wehmut,
In deinen Schleier deinen Sänger hülle,

O Reizgegürtete, du mit Zauberblicken,


Des Universums tobendes Entzücken!

13. Botticelli

Er hatte solchen Hunger nach dem Schönen,


Daß er die Sinnlichkeit mit Kunst bemeistert.
Die Schönheit mit dem Lorbeerkranz zu krönen,
Ward er von anmutvollem Geist begeistert.

Archaischer Poet von Zeus, und Jesus,


Wer immer herrschte in den Himmelsräumen,
Poet der Magdalena, und der Venus,
Vergaß er alles Wissen, um zu träumen.

Die Grazie gab ihm das Griechentum,


Das den Gestalten gab des Geistes Würde,
Melancholie gab ihm das Christentum,
Verbannte trugen ihres Fleisches Bürde.

Schamhaftigkeit der Magdalee verzeiht


Der Venus süßen Reiz und Lieblichkeit.

14. Pein und Trost

Ich ward wie Sankt Sebastian durchbohrt,


Gleichgültigkeit, der Liebe Gegenteil,
Vollbracht an mir den schweren Martermord,
Gab mir des Grimmes, nicht Cupidos Pfeil.

Geringgeschätzt, verspottet und verachtet,


Auch von der Vielgeliebten kalt geschmäht,
Fleh ich zu der Madonna, alles schmachtet
In mir nach ihr, zu der mein Elend fleht!

Ich legte mich in ihres Armes Beuge,


Sie strich mir sanft und zärtlich übers Haar.
Ja, wahrlich, ich bin ihres Friedens Zeuge.
Und daß ein Ring an ihrem Finger war,

Sagt mir: Ich liebe deinen treuen Sinn,


Ich, deines innern Friedens Königin.

15. Irdische und himmlische Frau

Der Vielgeliebten will ich Helfer sein,


Maria sei die Liebliche geweiht.
Ich sehe sie, da greift nach mir die Pein,
Sie ist für mich so ohne Zärtlichkeit!

Da flüchte ich zur himmlischen Madonne,


Ich flieh in ihren sternenblauen Mantel,
Sie ist mein Leben, Hoffnung mir und Wonne,
Ich folge ihrem hohen heiligen Wandel.

Ich hüll mich in den Schleier ihrer Haare,


Berg mich in ihres Herzens Taubennest.
Ich kenne sie, die einzig Wunderbare,
Sie führt mich zu der Weisheit Hochzeitsfest!

Der Trösterin der Traurigen sei Preis,


Mit der der Ewige zu trösten weiß!

16. Das Grab Maria

Maria ist mein mütterliches Grab,


Ist Eden, drin der Neue Adam war,
Nun bin ich auch im Paradies, doch lab
Ich nicht an seiner Lust mich wunderbar.

Die schönen Rosen haben alle Dornen,


Die Gottesbilder, die mich peinigen.
Ich kann mich nicht mit irdischen Erkornen
In Harmonie und Glück vereinigen.

Nur einen weiß ich, der ist lieb und lind,


Der seinen Speichel meinem Speichel mischt,
Ein kleiner Sohn, ein kleines Jesuskind,
Das mich mit lichter Lieblichkeit erfrischt.

Ach, muß ich denn mein Leben lang betrübt sein?


Mein Grab, kann ich denn nur in dich verliebt sein?

17. Blumen

Was sind denn ohne Dornen rote Rosen


Und was ist Liebe ohne Christi Leiden?
Die Orchideen mit ihren lässig-losen
Gewändern schleiern um mich schillernd-seiden.

Der Rose Dorn aus Christi Dornenkranz


Ist mir so gut wie Pauli Pfahl im Fleisch.
Die Orchideen in ihrem Schleiertanz
Entzücken mit Liebreizen wenig keusch.

Ich will dir, Jesus, schöne Blumen bringen,


Muß ich sie pflücken auch von Dornen, scharfen!
Je mehr es schmerzt, je schöner werd ich singen,
Aus Kreuzesholz sind alle heiligen Harfen!

Ist sie nicht giftig, meine schöne Blume?...


Doch sing ich sie, zu Jesu Christi Ruhme!

18. Verlassenheit

Ich bin ein armes, kleines, schwarzes Lamm,


Um mich sind Wölfinnen und Wölfe wild!
So gottverlassen an dem Kreuzesstamm
Bin ich der Leiden Jesu Ebenbild!

Maria spendet mütterliche Huld


Und hüllt mich in des Mantels Schwanenflaum.
O trag dein Kreuz in heiliger Geduld,
Die Trösterin erscheint dir ja im Traum.

Mein Vater Petrus ist ein fester Fels:


Das Wort des Lebens bringe zu den Toten,
Der Heiden Heil, der König Israels,
Sei stark wie martertumsbereite Boten!

Doch von den toten Seelen voller Kälten


Kehr ich zur Lieben Frau der Innenwelten!

19. Die Günderode

Romantiker mit ihren bleichen Schatten


Aus blauer Ideale Schattenreich -
Wo sind des Lebens bunte Blumenmatten,
Der schönen Mutter alles Lebens gleich?

O gebt uns fette Menschen! breit und satt!


Voll Lebens! also forderten die Väter.
Doch unsre Ideale bleich und matt
Verlieren sich in dünner Düfte Äther.

Du sehntest so dich nach dem tiefen Tod,


Weil du dich sehntest nach dem Paradies!
O Frucht des Lebens, Granatapfel rot,
O Land von Milch und Seim des Honigs süß!

Für Gott allein hast du dein Werk geschrieben -


Und wolltest auch, ein Gatte soll dich lieben?

20. Die Geliebte

Hör ich den Nihilismus Jahwe lästern,


Flieh ich zur Schönheit meiner Schönen hin,
Der Vielgeliebten aus dem Kreis der Schwestern,
Der Einzigen dem ganz verliebten Sinn.

Will ihre Lasten tragen, will ihr dienen,


Will sie als Ebenbild Mariens rühmen.
Sie ist so süß wie - Marzipanpralinen
Und duftet wie nach - syrischen Parfümen.

So sanft und so verträumt die Stimme flötet,


So nackt und schwanenweiß der schöne Hals,
Die Wange sich so keusch und schamhaft rötet
Wie Evas im Gebüsch des Sündenfalls.

Sie ist mir Geisha, Gärtnerin und Muse.


Aus Zauberland ist meine - Holdkonfuse...

21. Portugiesische Madonna

Oft seh ich die Erscheinung einer Frau


In mir als die Madonna Portugals.
Die schwarzen Augen voll von weichem Tau,
Liebreizend, und die Königin des Alls!

Sie trägt ein schönes, schwermutschwarzes Kleid


Und zeigt mir ihren runden, braunen Arm,
Mit Diamanten voller Herrlichkeit
Vermehrt sie ihrer Schönheit Anmutcharme.

Sie ist ganz sinnlich und ganz süß und südlich,


Und Mond und Sonne dienen ihr zum Schmuck.
Sie ganz allein begehr ich unermüdlich,
Trink ihren Charm wie einen tiefen Schluck!

O Fatimas und Weltalls Königin!


Sie sagt mir, Christus liebt mich wie ich bin.

22. Trübsal und Trost


Denn wie das Gold durch Feuer wird gereinigt,
So müssen durch die Trübsal die Gerechten.
Wenn uns die Welt der Menschen grausam peinigt,
Dann mög der Herr der Heere für uns fechten!

Ja, fallen will ich in die Hand des Herrn


Und mich den Menschenhänden nicht vertrauen.
Die Weisheit lieb ich sehr, sie hab ich gern,
Sie tröstet gerne, wie die Frau der Frauen.

Ihr Menschen aber tröstet mich doch nicht,


Demütig harr ich auf des Trostes Zeit.
Die Weisheit aber macht die Augen licht
Und Tränen von der Wimper küsst die Maid.

Maria will ich einzig mich gesellen


Und mich aufs Fundament der Weisheit stellen.

23. Das Leid

Was hindert mich, an Jesu Liebe glauben?


Kann Leiden diesen Glauben mir verwehren?
Kann meine Pein mir Jesu Liebe rauben?
Ich weiß doch, was der Liebe Meister lehren:

Die Leiden, die ich trag, sind Gottes Gnaden,


Auf daß der Sohn in mir Gestalt gewinnt,
Muß ich mich in dem Blut des Lammes baden,
Weil Schmerz entsteht, wo Jesus Seelen minnt!

Des Vaters Wille soll allein geschehen,


Muß ich auch leeren Becher voller Pein.
Die Seele wird geboren in den Wehen,
Getragnes Kreuz wird Born der Wonne sein.

O meine Seele, harr auf Jesus Christ,


Der meines Angesichtes Hilfe ist!

24. Meine Sehnsucht

Weil Mutterliebe mir als Kind gefehlt


Und ich bekam zuwenig Urvertrauen,
Drum suche ich, so sehr es mich auch quält,
Die absolute Liebe bei den Frauen.

Doch find ich meiner Mutter Kälte wieder


In meiner heißgeliebten Frauen Frost.
Mich schlagen alle schönen Frauen nieder,
Ich lieg darnieder ohne allen Trost.
Maria aber will mir Mutter sein
In der Erscheinung Unserer Lieben Frau -
Sie ist die Trösterin all meiner Pein,
In dem ich ihre süße Schönheit schau,

Indem Maria mir, die sie mich liebt,


Mir mütterliche Frauenliebe gibt.

25. Ikone Gottes

Das Selbst ist Unbewußtes und Bewußtes,


Imago Dei darin eingeprägt,
Ist Jesus Christus. Weiß ich, welche Lust es
Doch ist, wenn Geist sich in die Seele legt!

Gott ist der goldne Urgrund seinem Sohne,


Menschwerdung Gottes ist in ihm beginnlich,
Gott wird zur ebenbildlichen Ikone,
Gott wird zu Fleisch, der Seiende wird sinnlich.

Ästhetik ist die sinnliche Empfindung


Der Menschen-Arche oder Bundeslade,
In welche kommt in gottgegebner Bindung
Das goldne Licht der Weisheit, Gottes Gnade.

Im Menschen, den sich Gott zum Spiegel nimmt,


Wird grenzenlose Geistigkeit - bestimmt.

26. Gottes Eros

Gott ist die übergöttliche Gottheit, Sein


Und Urlicht, alles dunklen Lichtes Licht!
Er gießt sich in die Seraphinen ein,
Der Cherubinen zu die Weisheit spricht.

Die Flammen der Erkenntnis, Feuerstengel,


Erzengel tragen sie zu Thronen, Mächten,
Himmlischen Hütern, unsern lieben Engeln,
Die leuchten ihren Kindern in den Nächten.

Der Eros Gottes will Vereinigung


Der Menschenseele mit der Gottesglut,
In Peinigungen unsrer Reinigung
Wird unsre Seele edel, heilig, gut,

Daß sie eingeht durch ihres Sterbens Riß


In Gottes unergründliche - Finsternis...

27. Gethsemane
Versuchung wird mir in der Wüstenöde!
Ölgarten, Garten meiner Einsamkeit,
Wird mir, daß meine Träne weh sich röte
Und Schweiß mir wringe aus das Herzeleid!

Alleine muß ich mit dem Engel ringen,


Ich hör nicht auf, bis er mir gibt den Segen!
Ich kann nur weinen, nicht mehr Lobpreis singen,
Mein Lobpreis ströme wie der Tränenregen!

Die Freundinnen, sie ruhen fern im Schlummer,


Ich aber brenne auf dem Marter-Rost!
Wann bringt der Engel meinem schwarzen Kummer
Das Schweißtuch Christi und den Himmelstrost?

Engel der Todesangst und Traurigkeit!


Ich weihe Jesus Christus all mein Leid!

28. Die Schönheit

Soll uns wie griechischer Antike werden


Der Gott zu eines schönen Menschen Bild,
Daß uns genügt die Schönheit dieser Erden
Und wir bescheiden bleiben, irdisch-mild?

Die Sehnsucht ist des Himmels Nabelschnur,


Wir sehnen mehr noch als nach Sternenlichtern
Uns nach dem Glanz der göttlichen Natur
Auf schönen, lieben Frauenangesichtern!

Mir scheint, ich werde ganz und gar zum Toren


Vor der Bezauberung durch meine Schönen,
An deren Schönheit ich den Geist verloren
Und die mit ihrer Schönheit - mich verhöhnen!

Doch nein! - Ich sah der Liebsten Schönheitslicht,


Sah - Gott von Angesicht zu Angesicht!...

29. Mein Dämon

Mein Dämon will nicht, daß ich glücklich werde,


Er ist der Engel Satans, der mich schlägt,
Saturnus im Skorpione, Geist der Erde,
Der Saul sich auf die Seele einst gelegt.

Der Teufel ist die Frau im Scharlachrock,


Die nackend auftaucht aus dem Meeresschaum,
Ich seh sie reiten auf dem Ziegenbock
Und mir verwüsten meinen innern Raum.
Menschliche Bestie ist die Liebste mir,
Inkarnation des Dämons, meine Böse,
Er ist der Antichrist, sie ist das Tier!
Mein Gott mich aus den Fängen Rahabs löse - -

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30. Die Poeten

Sind die Berufenen denn jemals glücklich


In diesem irdischen Gefild gewesen?
Schwermütigen allein ist Schicksal schicklich,
So hab ich in des Lebens Buch gelesen.

Sie sind mit Wahn geschlagen und zerrissen,


Die Seher alle sind vom Blitz getroffen,
Sie gehen arm, verworfen und zerschlissen,
Und klaffend stehen ihre Herzen offen.

Sie singen Klagelieder - niemand weint,


Sie spielen auf zum Tanz - doch niemand lacht!
Ihr eigenes Genie, ihr größter Feind,
Führt ihre Seele in die dunkle Nacht.

Unmöglichkeit ist glückliches Behagen


Den Lobpreisdichtern ihrer Kreuzesklagen!

31. Die Königin meines Herzens

Ich liebe italienische Madonnen


Ein wenig mehr als russische Ikonen.
Die Schmerzensmutter, Wonne aller Wonnen,
Sie willigt ein, in meinem Herz zu wohnen.

Mein Herz ist mir vom Dornenkranz bekränzt,


Mein Herz ist mir von einem Pfahl durchbohrt,
Das ist die schöne Frau, die lieblich glänzt
Und handelt doch an mir wie Marter-Mord!

Doch unter diesen Dornen wohnt die Lilie,


Die rosa sine spina mir im Herzen,
Ist Sulamith in innigster Vigilie,
Vermählt Glückseligkeit mit meinen Schmerzen.

Sie bettet mich im Kelch der mystischen Rose


Und führt mich ein in - Gottes Mutterschoße...
32. Todessehnsucht

O Jesus, Jesus, ach, ich weiß nicht mehr,


Wie soll ich dieses Daseins Flüche tragen?
O Jesus, ich ertrink im bittern Meer,
Bin eingemauert ins Verließ der Klagen!

O Jesus, Jesus, wo ist Gottes Liebe,


Wenn mich kein Menschenwesen lieben mag?
O Jesus, ich ertrinke in der Trübe,
O schenk mir einen frühen Todestag!

Egal doch, ob ich tot bin oder lebe,


Bin ich doch gleich von aller Welt vergessen,
Vergeblich, daß ich Menschen Liebe gebe,
Sie haben meine Liebe aufgefressen!

Erbarm dich meines Herzens herbem Harm


Und laß mich sterben in Marien Arm!

33. Eros

Der Eros drängt mich zur Vereinigung


Mit inkarnierter Liebe, schönem Du!
Der Eros treibt mich durch die Peinigung
Durchs Meer der Wollust in des Hafens Ruh!

Doch bin ich in der Ruhe eines Bundes,


Sehn ich nach Sehnsucht um der Sehnsucht willen
Mich nach der Röte eines - fernen Mundes,
Und brenne um zu brennen, nicht zu stillen!

Bin Phädra und bin Hippolit zugleich,


Und unauflöslich ist des Schicksals Knäuel,
Zur heißen Hölle wird mir Eros’ Reich
Und Liebe wird und Wollust mir zum Gräuel,

Denn Eros’ Frauen werden mir zum Spott -


Und finde keine Ruh - als Ruh in Gott!

34. Der innere Raum

Die Seele ist verletzt, doch in dir, innen,


Wird Gottes Liebe dir im Ruheraum.
Wird dir zu bittern Schmerzen all dein Minnen?
Gott wohnt noch tiefer als dein Liebestraum!

An diese Kammer reichen nicht die Wunden,


Da hat die Seele Ruhe ohne Pein.
Dort kann allein vom Schicksal sie gesunden,
Wo sie mit ihrem Schöpfer ist allein.

Dort bist du fern von deinen Lebensdramen,


Nimm sie nur an, doch mach du dich auch frei.
Gott spricht zu dir ein ganzes Ja und Amen,
Ist draußen Winter, drinnen blüht der Mai.

Mußt du wie Hiob tragen das Geschwür,


Gott ist Dich-Liebender, Gott ist in dir!

35. Mystik

Begine Mechthild lebte Jesus-Minne,


Seliger Seuse minnte Frau Sophia,
Johannes’ Seele ward des Bräutigams inne,
Ich weih mich ganz der Lieben Frau Maria.

Sie ist die Mittlerin zum Mittler Christe,


Ich habe all mein Herz an sie gebunden.
Und spenden Weisheit ihre schönen Brüste,
So ists die Weisheit mir von Jesu Wunden.

Die Wunden Jesu will ich heiß umarmen,


Der Bräutigam soll mich mit Liebe tränken,
Er mög mich in unendlichem Erbarmen
In Gott, den Urgrund allen Seins versenken!

Wer führt mich auf dem Weg, den ich beginne?


Der Heilige Geist lehr mich Marien-Minne!

36. Marien-Minne

Anbetende Erotik will erhöhen


Die Vielgeliebte zu der Gottheit Bild,
Der Minnesklave wird die Herrin sehen
Als Gottheit, Gott gleich furchteinflößend-mild!

Der Minner, der die ferne hohe Dame


Besingt, steigt Stufen zur Marienminne.
Die reine Gottesmutter lobesame
Wird Minneherrin, aller Anmut inne!

Das Göttliche wird zur geliebten Frau,


Erlöserin in weiblicher Gestalt,
Vereinigung mit Gott wird Blume blau...
Der Lobpreis grenzenloser Liebe schallt:

Gott, dich wir ehren in dem Bild Maria


Als Geichgewordner Göttlicher Sophia!
37. Kreuz und Auferstehung des Eros

So wie die Lust an Gott nicht ständig bleibt,


Auch kommt die heilige Verfinsterung,
So wird die Muse den, der für sie schreibt,
Auch geißeln, ach! mit ihrer Wimpern Schwung!

Die Herrin wird den Minnesklaven hassen,


Die Muse ihres Dichters Lied verwerfen!
Verloren wird er sein und wird verlassen,
Wenn ihre Blicke scharfe Schwerter schärfen!

Dann aber wird sie seine Himmelsleiter,


Wird Huri unter blühenden Reseden,
Er sieht sie auf dem Venussterne heiter
Und bloß bei Blumen blau im Garten Eden!

Wird er gehasst, muß er als Dulder warten,-


Die Frau entzückt ihn in Marien Garten!

38. Ehe

Dem Ehepartner gib die Kleinigkeiten,


Gott-Vater braucht sich nicht darum zu kümmern,
Laß dir die Gattin an der Seite schreiten,
Die sei die Treuste von den Frauenzimmern.

Wenn aber einer dieses Unglück findet,


Als Unvermählter ganz allein zu sein:
Gott-Vater seinem Alltag sich verbindet
Und läßt sich auf die Kleinigkeiten ein.

Preis ehelichem Bund mit Gottes Mutter!


Sie ist die starke Frau, die schöne Frau!
Am Morgen streicht sie Honig auf die Butter,
Kommt abends zu dir mit dem Rebentau!

Im Unglück - welches Glück der süßen Nähe


Mariens in der spirituellen Ehe!

39. Das Paradies

Träume und Ideale haben recht,


Im Irrtum ist des Daseins Wirklichkeit.
Wir, die wir sind vom inneren Geschlecht,
Wir finden Eden innen schon bereit.

Die schönen Träume, edlen Ideale,


Sie werden einst verwirklicht in den Sphären.
Vollkommnen Menschentums im Himmelssaale
Wird uns Erfüllung himmlischem Begehren.

Ich werde sein, zu dem ich bin berufen,


Ich werde sein mein eigner schönster Traum.
Ich steige auf der Liebe Treppenstufen
In Gottes Traum, in Gottes Herzensraum.

Die Träume scheitern an des Daseins Klippen?


Einst küssen mich der Traumfrau Feigenlippen!...

40. Jeanne d’Arc

Jeanne d’Arc, du warest Gottes Paladin,


Der Jungfrau goldne Lilien deine Fahne,
So wolltest du zum Sieg der Freiheit ziehn,
O Jungfrau, schön gleich einem weißen Schwane.

Wie Katharina fochtest für die Sache


Der Freiheit gegen Satans schwarze Kerle,
Wie Margarethas war dein Feind der Drache,
Du aber aus dem Acker eine Perle.

Kämpfende Kirche warst du unter Waffen,


Bewaffnet mit dem Evangelium!
Der Teufel aber schickte seine Pfaffen,
Du littest, Jungfrau, das Martyrium!

Da dich des Scheiterhaufens Brand umschlang,


In Todesangst du riefest: Jesus! Dank!

41. Im Park

Allein inmitten sonntäglichem Volke


Ga ich mich hin an einen frommen Traum.
Gott hüllte mich in seine goldne Wolke,
Da war ich Vene in dem Lebensbaum.

Im blauen Mantel und im roten Rock


Stand vor mir da des Himmels Herrscherin,
Im Schleier quoll ihr bräunliches Gelock,
Ich gab mich ihrer Gottesschönheit hin.

Da sagte ich mit schmachtenswehem Munde:


Wo ist mir Adam Eva, die ich heisch?
Da war mein Herz wie Jesu Seitenwunde,
Doch niemand da, der Fleisch von meinem Fleisch!

Die Fleisch von meinem Fleisch - mir nicht gegeben -


Treibt mich, zu Unserer Lieben Frau zu streben!
42. Compassio

Dem Christus folgen in der Niedrigkeit


Heißt, eingeschrieben sein in seine Hand,
In die durchbohrte, Leid von seinem Leid
Zu sein in dunkler Nacht im fremden Land.

Und lebe ich der Liebe Peinigung


Und meiner heißen Leidenschaften Pein,
Ist es auf Erden schon die Reinigung,
Da durch das Kreuz alleine wird man rein.

Des Kreuzes Freunde auf der Pilgerschaft


Durch öde Wüsten und das Tal der Tränen,
Sie finden in dem Kreuze Christi Kraft,
Sich nach dem Auferstehungsglück zu sehnen!

Wird uns auch Trauer nur und Schmerz zuteil,


Verheißen ist uns Seligkeit und Heil!

43. Raffael

Als Amor er und Psyche malen wollte,


Verlangte er die Liebste in die Nähe,
Denn Psyche konnt er malen nur, die Holde,
Wenn er die vielgeliebte Schöne sähe.

Liebschaften lebte er und Leidenschaften


Und brauchte vieler schöner Frauen Nähe,
Die reizend ihre roten Röcke rafften
Wie auch die Venus seiner wilden Ehe.

Doch Eine schlug sein Herz in Amors Fessel,


Weil Gott aus ihren Himmelsaugen strahlte,
Die er als die Madonna auf dem Sessel
Und als die himmlische Sixtina malte!

Mit sechsunddreißig Jahren Letztes Öl


Empfing er. Bitt für uns, o Raffael!

44. Edith Stein zur Ästhetik

Der Künstler weiß um dieses Seiende,


Das da vorausgeht dem bestimmten Dasein.
Er ist der die Idee Befreiende
Und sie Verwirklichende in dem Nahsein.

Der Seele höchstes Ziel, das Gute-Wahre,


Begegnet einem Künstler in dem Schönen.
In Harmonie ist alles Offenbare,
Schönheit weiß durch die Ordnung zu versöhnen.

Schönheit gehört der göttlichen Person


Des Wortes oder Weisheit oder Wahrheit,
Schönheit gesammelt ist im Menschensohn,
Der über alle Schöpfung ausgießt Klarheit.

Je näher Leib und Seele Gott gehören,


Um desto mehr wird Schönheit uns - betören!

45. Benediktiner-Pater

Du bist der Dornenvogel, der den Schmerz


Gerade aufsucht, um sein Lied zu singen,
Da wird der Dorn der Sehnsucht in das Herz
Als spitzer Splitter deines Kreuzes dringen!

Du wirst dich immer nach den Frauen sehnen,


Weil deine Mutter einst dich nicht geliebt.
Dein Los sind unglücklicher Liebe Tränen
Und deine Anima ist dir getrübt.

Maria ist ein guter Weg für dich,


Du magst Maria zur Geliebten küren.
Maria selber will dich sicherlich
Zum lieben Gott als deiner Mutter führen.

Du bist ein Dichter: die Zerrissenheit


Bring du ins Wort, dem Ewigen Wort geweiht!

46. Frau Evelin

Süßsüdliche Madonna auf dem Sessel,


Die mütterliche Frau - von ihrer Liebe wund
Ich winde mich vor ihrer Haare Fessel,
Schau ihren scharlachnen Madonnenmund!

Geheimnisvolle Seele voller Schweigen,


Umschwebt von Traumflor und von sanfter Aura,
Weiß sie Weltinnenräume mir zu zeigen,
Da ist sie Sternenmädchen, Gottes Haura!

Sie ist die Pforte zum Mysterium


Des Weiblichen, ist Schoß der Schöpfung, Mutter,
Ist Schlange, Panther, kleine blaue Blum,
Ist Paradies, ist Land von Seim und Butter,

Ist Eva und Maria. Und ich seh


Gott lächeln in Frau Evelin beim Tee...

47. Rilke

Da wo die Liebe ist, ist das Gedicht,


Ja, jegliches Gefühl wird uns zu Kunst.
Das ist das Leben und das ist es nicht,
Das ist Gesang allein: ein Wehn im Dunst...

Wir sind es, die der großen Liebe Schicksal


Ersehnen, die Erkenntnis tiefer Einheit;
Wir sind es, die der großen Liebe Schicksal
Vermeiden, um der roten Rose Reinheit...

Wir, die wie niemand sonst die Frauen loben,


Wir einen nimmer uns den lieben Frauen;
Doch über unsern Frauen wandelt oben
Die Liebe Frau, läßt Gottheit sich erschauen...

Wir sind ein reiner Reim im Lebensbuch


Und roter Rose - reiner Widerspruch...

48. Thomas von Aquin

Der Mensch ist nicht allein die Seele in


Des Körpers bösem, fleischlichem Gefängnis,
Der Leib-und-Seele-Einheit gab sich hin
Der fleischgewordne Logos in Bedrängnis.

Die Weisheit ist die innewohnende


Idee der Schöpfung, ist des Daseins Sein,
In tausend Möglichkeiten thronende
Erlöserin aus gottvergessner Pein.

Was ist die Summe unsrer Gottgedanken?


Was ist die Summe aller unsrer Summen?
Wenn unsre Leiber auf die Lagersanken
Zur Scheidestunde, müssen wir verstummen

Und sprechen Einmal noch, mit offnem Lid:


Ist alles Mystik - alles Hohes Lied!...

49. Poesie und Weisheit

Kunst ahmt Natur, Natur ahmt Gottheit nach.


Die Liebe Frau, das göttliche Gedicht,
Gesungen wird vom Herzen, das da brach,
Das lange noch nach seinem Tode spricht.
Denn Sie ist Gottes Herrlichkeit und Welt,
Sie ist der Schleier vor dem Gnadenthron.
Der Dichter wirkt am Offenbarungszelt
Geheimnisse durch Können und Vision.

Das Wort der Weisheit gibt das Charisma,


Erfahrung gibt die Kunst dem Menschengeist.
So singt der Geist die Schönheit, die er sah,
Das Gottesbild, das Schwester Leben heißt.

Er schafft aus der Geliebten Augenstrahlen


Das Kerzenlicht in Sions Kathedralen.

50. Die Seele

Zieh wieder dich zurück aus deinen Sinnen,


Die Erde ist nur Eitelkeit und Spott.
Zieh dich zurück und geh den Weg nach innen,
Im Innersten begegnet dir dein Gott.

O Dichter, sprich mit deiner Anima,


Nimm du dein Weibliches im Herzen an,
Denn Ewig-Weibliches ist immer da,
Wenn sich nach heilem Herzen sehnt der Mann.

Erkennendes Gemüt sei, Geist der Schauung,


Dann wird die ganze Schöpfung in dir wohnen,
Begehst mit deinem Schöpfer du die Trauung,
Lebst, Seele, du in ewigen Äonen.

Was, meine Seele, bist du kümmerlich,


Fehlt deiner Liebesglut das Eben-Ich?

51. Herz Jesu

Wir sahen dich so lang in den Sandalen


Und lauschten deiner Predigt, guter Meister,
Wir konnten alle deine Züge malen
Und waren selbst von deinem Geiste Geister,

Und wussten nichts von dir, Mysterium


Der Liebe, wahrer Gott in Fleisch und Blut,
Bis zu uns kam das Evangelium
Von deines wunden Herzens Liebesglut,

Von deinem wunden Herzen, vorgestellt


Vom Vater allen Wunden und Durchbohrten,
Denen dein Herz verheißt: entflammte Welt
Von Liebe! - mehr als nur von schönen Worten;
Daß wir aus Liebe leiden alle Schmerzen,
Um eins zu werden deinem Gottesherzen!

52. Die Ewige Frau

Die makellose Königin erscheint


Aus ihrer kosmischen Verborgenheit
Vorm einsamen Poeten, welcher weint,
Da ihn nicht liebt die vielgeliebte Maid.

Die Königin legt ihre Krone nieder


Und reicht den rosenkranzgeschmückten Arm,
Hüllt in ihr braunes Haar des Dichters Glieder,
Die Lippen zittern ihr mit süßem Charme.

Des Dichters Schädel ruht auf ihrem Schoße,


Sie küsst die Stirn mit ihres Mundes Segen.
In manchen Fraun sah er die reine Rose,
Die ihm erblühte auf den Liebeswegen,

Und nun, in rotem Rock und Mantel blau,


Erscheint Sie selber ihm, die Ewige Frau!

53. Die Weisheit

Ewige Weisheit, Salomonis Braut,


Hiob und Jesus Sirach sangen deinen Preis,
Sankt Grignion hat dich, o Gott, geschaut,
Der selige Seuse, Herrin, von dir weiß.

Den Juden warst du Chockmah, Schechinah,


Chjinesen priesen dich als Mutter Tao,
Auch der Poet der Gita, Geist, dich sah,
Die Mystik des Islam gab deine Schau.

Du bist das Wort, der Sinn der Weltgeschichte,


In dir gebar die Gottheit, was geschaffen,
Du inspirierst der Liebenden Gedichte
Und gibst dich in die Hände harter Pfaffen.

Ich, siehe, liebe dich wie eine Frau,


In deiner Liebe lebt die Gottesschau.

54. Sophia Jesus

O Weisheit, in Maria Fleisch geworden,


O menschgewordne Weisheit aus Maria,
Ich bet dich an mit liebevollen Worten,
Du Schönheit Gottes, Göttliche Sophia!
Dich, Weisheit, nenn ich den Mariensohn,
Maria ist der Schoß der Weisheit, keusch,
Du nahmst in hypostatischer Union
Hinzu zu deiner Göttlichkeit das Fleisch.

Laß mich zum Bilde deiner Güte werden,


Dem Bilde deiner Sanftmut, deiner Demut,
Und scheide schließlich ich von dieser Erden
Und schmachte ich nach dir in frommer Wehmut,

Dann möge, meine Gottheit, meine Braut,


Unsterblich sein mein Herz dir anvertraut!

55. Weisheitsleben Jesu

Die Weisheit predigte, sie lehrte alle,


Als sie in Jesus auf der Erde weilte,
Rief alle heim in ihrer Gottheit Halle,
Die tröstete, aufrichtete und heilte.

Die Leid und Sterben sie mit Blut und Schweiß


Getauft in ihrem bittern Kreuzestorte,
Sie starb den Liebestod zu Gottes Preis
Und schuf des Todes Tor zur Himmelspforte!

Nachfolgend Pfaden ihrer Peinigung


Wir gehen zu Glückseligkeiten ein,
Wo Paradies wird sein Vereinigung
Von Mensch und Gottheit, wo im einigen Ein

Geheiligte Geschöpfe sich vollenden,


Die Gottheit wird uns ewige Liebe spenden!

56. Göttliche Weisheit

Die Gottheit in der Ewigkeit ist kraft


Der Kraft der Gottheit Gottgebärerin,
Die Gottheit, welche göttlich Gottheit schafft,
Sie schafft im Liebesgeist den Lebenssinn.

Aus Gott der Mutter ist ein Gott geboren


In göttlicher Erzeugung in Gott-Seele.
Die Gottheit ist dem Gott im Geist verschworen,
Daß keine Göttlichkeit der Einheit fehle.

Der schöpferischen Gottheit Spiegelschein


Ist Göttliche Sophia, ist das Kind,
Die Mittlerin, die führt das All hinein
In Gottes Schoß, befruchtet von dem Wind.
(Auch liebende Erkenntnis ist nur Stückwerk,
Poeta theologus schafft nur Flickwerk.)

57. Idee der Weisheit

Einst waren in der Göttlichen Sophia


Alles Geschaffenen Ideen vereint,
Vorzüglich auch das Ideal Maria,
Der Weisheit in der Inkarnation vereint.

Geschöpfliche Ideen sind ausgeflossen


In das begrenzte Dasein aus der Wahrheit,
Geworden der Vergänglichkeit Genossen
In fleischgewordener Geschöpfe Narrheit.

Die Weisheit ist zur Torheit selbst geworden,


Zur Morgenstunde ward gejagt das Reh,
Sie ließ sich martern und ließ sich ermorden,
Auf daß wir wieder werden zur Idee.

Auch ich, ein Ideal aus Fleisch und Blut,


Hab durch Sophia teil am Höchsten Gut!

58. Innere Weisheit

Die Weisheit führt zum Ziele mich von innen,


Die inkarnierte Weisheit lebt in mir,
Ist durch die Gottesseele alles Minnen
In meinem Herzen ausgegossen hier.

Im Menschen ist die Weisheit Mensch geworden,


Daß Menschen durch die Weisheit weise werden.
Sie ließ sich von der Torheit gar ermorden,
Auf daß ein Himmelreich entsteh auf Erden.

Das Himmelreich ist unter uns, ist innen,


Noch ahnen wir es dunkel nur, verschwommen,
Die Weisheit aber wird den Kampf gewinnen,
Wird zu der Stunde der Vollendung kommen.

Dann wird entfacht in uns der Gottesfunken


Von Gott und Alle werden liebestrunken!
AM FUSSE DES KARMEL

1. Säulen des Glaubens

Drei Säulen weist Prophete Ephraim:


Gott Jesus Christus in der Kommunion,
Die unbefleckte Jungfrau sehr sublim
Und Vater Petrus, des Johannes Sohn.

Die Jungfrau ist die goldene Monstranz,


Das Haus der Weisheit, ist das Tabernakel.
Der Hirte betet seinen Rosenkranz
Und meditiert den Sohn der ohne Makel.

Die Weisheit hat uns einen Tisch bereitet,


Bereitet in der Weisheit goldnem Saal,
Die Weisheit zum Altar des Opfers leitet
Und spendet selbst sich in dem Liebesmahl.

Der Satan soll Eucharis mir nicht rauben,


Gott stärk mir an der Weisheit Fleisch den Glauben!

2. Marien-Verlöbnis

Wer bist du, o Maria? benedeit


Unter den Frauen und in allen Frauen!
Die Frauen seien alle dir geweiht,
Daß wir Maria in den Frauen schauen!

Der Liebe Übermaß zu Jesu Herz


Und Mit-Leid seiner heiligen Passion
Erschloß Marien Herz durch großen Schmerz
Und schloß es auf Johannes, ihrem Sohn.

Der Gottverlassene den Vater lobt,


Da ward Maria durch des Schwertes Stahl
Gottmenschlichem Erlöser anverlobt.
Ein Glied am Leib des Herrn ist ihr Gemahl.-

Das Kreuz ist Himmelsleiter. Auf den Stufen


Zum Bräutigam Mariens bin berufen.

3. Elija

Des Geistes Gnadengabe ihn erfüllt,


In seiner Menschheit aber war er schwach.
War eine Heidenkönigin unmild,
Sprach unter dem Wacholder er sein: Ach.......
Ach nimm mein armes Leben, Herr, von mir,
Ich bin nicht heilig, Vater, bin nicht gut!
Siehst du, Elija, nicht den Engel hier,
Er will daß deine Seele etwas ruht.

In Sturm und Donner nicht und nicht im Feuer


Kommt Gott, Gott kommt in einem sanften Schweigen:
Bereit sei für des Glaubens Abenteuer,
Mein Freund, sind siebentausend weitre Zeugen.

Dem Gott sich wollte schweigend offenbaren,


Wird durch die Flamme in den Himmel fahren.

4. Karmel

Als Josef ward Maria anvertraut,


Ward Schalak nicht ihr Ehegatte physisch,
Er ging zum Karmel in die Höhle, schaut
Als Braut die Braut des Heiligen Geistes mystisch.

Ich, der ich lang die Heilige umworb


Und ihres benedeiten Leibes Frucht,
In meiner Zelle wie im Bienenkorb
Des Franz von Sales in Gebetes Zucht

Leb ich und in der Hoffnung und im Schweigen,


Da betend ich die Heiligen Schriften lese,
Ist um mich eine Wolke auch von Zeugen
Als Edith Stein, die spanische Therese,

Die Blume von Lisieux und San Juan,


Bin ich der Königin des Karmel Mann.

5. Charismatische Maria

Maria war in ihrer Einsamkeit


Die Hingegebne in der Tränen Nässe,
Ihr war, da sie ihr Leben Gott geweiht,
Die Seele Sakrament, das Leben Messe.

Preissängerin, die Herrin der Propheten,


Ist Charismatikern die Mystische Rose,
Im Charisma von heiligen Gebeten
Ward sie verzückt bis in der Gottheit Schoße!

Im Charisma des Glaubens starb die rote


Mystische Rose der Karfreitagsnacht
In ihrer Selbstverleugnung tausend Tode,
Die noch am Grabe voller Hoffnung wacht,
Voll Hoffnung gegen jede Hoffnung da;
Die sie erwirke mir das Charisma.

6. Weisheit

Die Weisheit zu den alten Völkern kam,


Als nach Ägypten, Indien und China,
Erahnbar in der Mystik des Islam,
Ist Juden sie die Heilige Schechinah.

Ehrfurcht vorm heiligen Mysterium


Ist Anfang derer, die die Weisheit wählen;
Die Liebe als das höchste Heiligtum
Ist Weg, sich mit der Weisheit zu vermählen.

Die Weisheit ist der Liebe erstes Wort


Und meine Liebe ist ihr Echo nur.
Realpräsente Weisheit fort und fort
Vereinigt sich erlöster Kreatur.

Eucharistie in Sankt Sophien Saal


Ist Prophezeiung auf das Hochzeitsmahl.

7. Weisheit und Kunst

Als wie ein Wüstenvater Körbe flechten


Und wie ein kleiner Franziskaner betteln
Für Gott, das ist der Inhalt Dichternächten
Und nicht sich in dem Ruhm der Welt verzetteln.

Der Weisheit Schönheit will allein ich lieben,


Ihr mit der praktischen Begabung dienen,
Ihr sei der schöne Lobgesang geschrieben,
Ob sich verziehen auch der Menschen Mienen.

Der Schöpfung Schönheit immer auf der Spur,


Vor allem in der Schönheit schöner Frauen,
Kann der Poet in aller Kreatur
Der Schönheit Ewigkeit im Spiegel schauen.

Die Schönheit sitzt als Weisheit auf dem Thron


Des Ewigen. Sie ist der Menschensohn.

8. Glossolalie

Anbetung, Lobpreis in der Morgenstunde


In einem nimmer aussagbaren Leid,
Da rang ein Stammeln sich aus meinem Munde,
Da Jesus meine Zunge mir befreit,

Da Jesus an des Himmels Fenster stand


Und ich im weißesten Gewand ihn sah
Und segnend er erhoben hielt die Hand
Und meine Zunge pries ihn: Jeschua!

Da ging ich mit dem Kinde des Chinesen


Und zungenbetete in Reim und Maß,
Des Geistes Freude füllte all mein Wesen,
Ich pries den Vater ohne Unterlaß.

(Sektiererei der Fundamentalisten


Kennt nicht der Engel Zungen und der Christen.)

9. David und Jonathan

Sie gingen im judäischen Gefilde


Und zitterten wie die betaute Schmele.
Und David weinte voller Sanftmut milde:
Mein Freund, ich hab dich lieb wie meine Seele!

Der Jüngling Jonathan begann zu weinen,


Der Sänger David aber weinte mehr.
Der Tränen Wasserströme sich vereinen
Und münden einig in der Tränen Meer.

Mein liebster Jesus, ich bin doch dein Freund


Und du der meine, der mein Leid empfindet.
Wer weiß, wer heißer von uns beiden weint,
Wenn unsre Kreuzesliebe sich verbindet?

Doch glaub ich, du weinst heißer noch als ich!


Wer fühlt wie du das Leid so bitterlich?

10. Der Rosenkranz

Wie oft schon unter freiem Himmel leis


Hab ich die vielen Ave meditiert.
Weiß der Prophet ja auch von manchem Greis,
Der stets den Kranz der Rosen kontempliert.

Wir wollen jedes Segenswort verkosten


Und tief empfinden die geliebten Namen.
Die friedlichsten Olivenzweige sprossten
Aus dieses schlichtesten Gebetes Samen.

Das innere Gebet wird einfach sein,


Von Jugenfrische oder würdigem Alter.
Ich laß mich ein auf eigne Litanein
Und wandere in Davids heiligem Psalter.

Vertrieben wird der Feind vom Rosenkranz


Und in der Seele leuchtet auf ein Glanz.

11. Heilige Messe

Ein Säugling sagte: Mama! Papa! - Da


Ging ich zur Messe, wenn auch ohne Lust.
Doch da gespendet ward die Hostia,
Lag ich mit Jesus an Marien Brust!

Gott gibt uns Sperlingen das Mannafutter,


Gott gibt sich selbst, ganz ohne allen Geiz.
Da sah ich meinen Herrn wie eine Mutter,
Gott sah zu mir so liebevoll vom Kreuz.

Gott selber ist in der geringen Gabe,


Der benedeiten Frucht der Frau Maria.
Gott spendet Labsal aus der Honigwabe
Der einzig-wahren Göttin Sankt Sophia.

Gott gibt die wahre Speise meiner Seele,


Auch wenn mir freudige Erfüllung fehle.

12. Papst Johannes Paul II

Es ist die Zeit der Gnade, neue Zeit,


Der Liebe Pfingsten bringen wird der Geist.
Der Hirten Hirte alle Lämmer leit,
Der Vater, der Johannes Paulus heißt.

Unendlich weites Herz den Religionen


Und doch der Offenbarung wahrer Hort;
Maria möge ihren Kranken schonen,
Der sagte: Friede sei mein letztes Wort.

Mir wünschte er des Heiligen Geistes Freude


Und Gottes treue Schirmung im Gebet,
Wenn er in dem katholischen Gebäude
Mit Petrus an dem Tor des Himmels steht;

Der ganz gehört der Mutter voller Reinheit


Und ist ein Zeichen für der Christen Einheit.

13. Verdruß des Geistes

Ist alles sinnlos, sinnlos all mein Dichten,


Ist alles sinnlos, sinnlos all mein Leben!
Im Grabe Jesu will ich mich vernichten
Und dem Karsamstag meine Seele geben!

O Jesus, laß mich nach Jerusalem


Und zu der Wonnen dreigeeinte Küste!
Doch hier auf Erden, Seufzerhauch im Lehm,
Hier leb ich mit den Raben in der Wüste.

Antonius bin ich und so versucht,


So voller Makel ist mir meine Liebe.
Ach wär ich eine Taube auf der Flucht
Und flöge ferne und im Südland bliebe!

All meine Poesie ist eitles Übel,


Das einzig wahre Wort steht in der Bibel.

14. Weisheit

Der Gnade Reichtum läßt sich nicht bemessen


Am lieblichen Gefühl der Seligkeit,
Das wie in unendlichen Seelen-Messen
Eingießungen des Herrn dem Herzen weiht.

Die Weisheit dieser Menschen dieser Welt


Ist nicht so weise wie des Ewigen Narrheit
Und was den Weisen dieser Welt gefällt
Ist Torheit im Vergleich mit Gottes Wahrheit.

Doch wer der göttlichen, der Weisheit Wein


Gekostet hat mit seinem Herzensmund,
Der mischt sich nicht in Zeitgeschehen ein
Und weiß nichts von den Weltgeschicken und

Ist für die Menschen dieser Welt ein Tor,


Den doch die Weisheit sich zum Freund erkor.

15. Thyrza

In ihrem Scheiden lag ein solcher Segen,


Ich sah in ihr der reinen Jungfrau Leben,
Die kam mir nah auf meinen Leidenswegen
Und hat mir sie zu Ihrem Bild gegeben.

Noch lange mußt ich sinnen und betrachten,


Bis ich erkannte Gottes Heiligtum.
Sie aber war im seligen Umnachten
Lebendig-geisterfülltes Sehertum.

Die Jesusliebende war Jesu Braut


Und innig mit dem Heiligen Geist intim,
Die sie im seherischen Traum geschaut
Als sanfte reine Taube Elohim.

In ihrer Reinheit wie ein Engel sie,


Weih ich den Heimgang Thyrzas Sankt Marie.

16. Sinnlichkeit

Ist Sinnlichkeit wie Dämonie der Welt,


Ist ihre Weisheit eine Narretei?
Wie ist die Sinnlichkeit, die Gott gefällt,
Geschöpfs Geschöpflichkeit, frisch, fromm und frei?

Sublime, allgemeine Sinnlichkeit


Macht mir den Gang in Gottes Schöpfung heiter.
Und Leib und Seele sind, dem Herrn geweiht,
Zwei Streben einer einigen Himmelsleiter.

Wer liebt denn Gott, wenn nicht auch in dem Leibe?


Ist nicht im Leib gegangen auch der Sohn?
Ist sinnlich der Geschmack der Hostienscheibe
Und einigt Fleisch und Fleisch die Kommunion!

Wir sehen Gottes Schönheit mit den Sinnen


Und dürfen sinnlich Sankt Sophia minnen!

17. Sophia

Von einem deiner Blicke angerührt,


Huldreichen lieben Blicke, sanft verwundet,
Das Kosen deiner Geistesaugen führt
Mich in den Frieden, der mein Herz gesundet.

Du gibst dich mir gemäß dem Reifegrad


Der glaubenden Persönlichkeit zu schauen,
Wie eine Königin im Sonnenstaat,
Erweckst in mir unendliches Vertrauen.

Der Liebe Mutter, Mutter aller Gnade,


Die mütterliche Gottheit bist du ganz.
Die Zärtlichkeit der Ewigkeit gerade
Verzückte mich zum mystischen Hochzeitstanz

Des Gottesmannes mit der Minneherrin,


Die ist vor lauter Liebe eine Närrin!

18. Traum
Nach Medjugorje pilgernd in der Nacht
Alleine und der Einsamkeit geweiht,
Ward ich von allen Christen ausgelacht,
Da ich vermählte mich Marie der Maid.

Da ward ich Vater einer Tochter, süd


Und süß wie eine schwarze Jungfrau sie,
Genannt die Neue Eva Sulamith
Und daraufhin getauft auf Sankt Sophie.

Daß ich sie nicht verliere aus dem Herzen,


Daß immer mir im Herz ihr Name steht,
Im Andachtswinkel meines Herzens Kerzen
Ihr brennen immerwährendes Gebet

Ist alles was ich bitt von meinem Gott


Und trage gern darum der Menschen Spott.

19. Demut

Was mich betrifft, weh mir, ich bin ein Nichts,


O Herr, erbarm dich über diesen Sünder!
Doch Gott der Ewige ist All und Ichts
Und wandelt Sünder um in Gotteskinder!

Ich bin der Allernärrischste und keine


Vernunft des Menschen ist in mir, ach nie,
Doch tritt zu mir die makellose Reine
Und voller Huld begnadet mich Marie.

In meinem Herzen ist es wüst und öde,


Maria macht mein Herz zum Rosengarten.
Ich bin ein Tor, an Liebe arm und blöde
Und leer, da muß ich auf die Gnade warten;

Die kommt; der Weisheit Fleisch sich in mich senkt


Und Gott in seiner Liebe sich mir schenkt!

20. Sophia

Sophia trägt ein Kleid aus reinem Licht,


Wie einen Teppich breitet sie das All.
Gott schuf durch sie das Kosmische Gedicht
Und schuf die Rose und die Nachtigall.

O Sakrament der Sonne, ihrem Glühn,


O Sakrament des unsichtbaren Windes,
O Sakrament der Bäume, ihrem Grün,
O Sakrament der Mutter und des Kindes!
Wie wunderbar der Weisheit Werke stehen,
Der Sterne Umlauf und der Frauen Regel,
Allüberall der Weisheit Zier zu sehen!
Ihr Wehen treibt des Lebensschiffes Segel

Und Lebensboot durch Fluten fort und fort


Zur Ewigen Sophia Ehe-Port!

21. Adam

Des ersten Menschen Adam erste Sünde,


In Jedem individualisiert,
Versetzt uns in des Totenreiches Gründe,
Bis uns die Mutter Erde neu gebiert:

Das Mütterchen der feuchten Erde ist


Maria, die als Wasser mit dem Geist
Gebiert den Neuen Adam, Jesu Christ,
Als Schoß mit Myriaden Christen kreißt.

Im Neuen Adam, frei von allem Bösen,


Ist miterlöst die ganze Kreatur,
Des Neuen Adam heiliges Erlösen
In seiner ganz gottmenschlichen Natur

Erwirkt (hier schweige alles, was da spottet)


Daß alle Menschheit wird in Ihm vergottet!

22. Die ganze Sophia (Christus totus)

Der Logos ist die göttliche Sophia,


Die sprach zu Moses in des Dornbusch Flamme,
Ward prophezeit im Schweigen des Elia
Und kam nach Israel gleich einem Lamme.

Doch tut sich kund ein Wissen in Byzanz


Von unsrer Mutter Hagia Sophia:
Die Weisheit Gottes ist erst völlig ganz,
Geht in sie ein die heilige Maria.

Sophia ist ein hochzeitliches Wesen,


Gottmenschliche Vereinigung genehm,
(Ist Tao und ist Te bei den Chinesen),
Ist Gottes Lamm und Braut Jerusalem,

Ist Christus, wie ihn Augustinus glaubt,


Vereinigung des Leibes mit dem Haupt.

23. Der Dichter


So wie sie Mich verachten, so verachten
Sie auch, die Mir sich ganz gewidmet haben.
Nach ihrer Ehre sollt ihr nimmer trachten,
Nur Meinem Ruhm gehören eure Gaben.-

Der ist ein Dichter, der zur Ewigkeit


Sich zählt und singt die Gottes-Sympathie,
Der lebt in Gott, in Freude und in Leid,
Der lobpreist in der Engel Liturgie.

Der Dichter trägt den wahren Lorbeerkranz


Der Ewigkeit, der singt die Blaue Blum’
Der Weisheit und trägt ihren Dornenkranz
In seinem minnigen Martyrium.

Sonette in dem Stile neu und süß


Von ihm singt man in Gottes Paradies.

24. Der selige Seuse

Von Kindheit suchte er in Kreaturen


Die Liebe und ging irr auf diesem Pfade,
Da lockte Weisheit ihn auf ihre Spuren,
Auf daß er Liebe fänd in ihrer Gnade.

Sie hatte ihn erwählt und ihn erkoren,


Sie wollte selber minnig mit ihm sprechen.
- Ei, Weisheit, nicht erkennen dich die Torren,
Dir will mein Herz in tausend Splitter brechen!

Könnt meine Herzenswonne dich umfangen


Und alle Tage nur mit dir verbringen!
So wollte ich an deinem Busen hangen
Und in den Schoß der bloßen Gottheit dringen! -

Willst du erkennen mich im Gnadenthron,


Ergründe meine minnige Passion!

25. Sophia

Ich stell mich zärtlich vor des Herzens Augen


Und schau ins Herz mit liebevollem Blick.
Die Brust, von der du darfst viel Wonne saugen,
Mit düftesüßem Myrrhebüschel schmück,

Kleid mich in violettes Hemd von Byssus


Und gib dem nackten Arme goldne Spangen.
Ist meine Liebe tief wie der Abyssus,
Dann ruhn zu meinen Füßen auch die Schlangen.
Ich will in grenzenloser Minne warten
Auf meinen Sänger in dem Edengarten,
Da wird er meine bloße Schönheit schauen.

(Dort dichten mir die Engel Poesie,


Da findet auch mein Minnesänger die
Geliebteste der vielgeliebten Frauen.)

26. Der Weg des mystischen Verlöbnisses

Wen Christus ruft in seine traute Nähe


Und will ihn aus dem Reich der Welt entfernen
Und ihn berufen gar zur Gottes-Ehe -
Der möge prüfen, Jesus kennenlernen.

Und darum wend ich mich zur Frau Maria,


Sie möge mir den wahren Jesus zeigen.
Dann will ich in dem Geiste des Elia
In der Beschauung leben und dem Schweigen.

Scheint, es gefiel der Lieben Frau Maria,


Zu Salomonis Braut mich hinzuführen.
Die Heiligen verkünden Sankt Sophia
Mit Trostesbrüsten und mit Büschel Myrrhen.

Da ruft mich die Gemahlin Salomos


Zur Nacht und in der bloßen Gottheit Schoß.

27. Maria

Ich will daß du in meinen Armen ruhst


Und darum mußt du beten, beten, beten.
Gib alles mir, was du nur sinnst und tust,
Ich will dich führen in den Garten Eden.-

Mein Ein und Alles auf dem Weg zum Ziele,


Will als levitischer Poet dich loben,
In Himmelsfeuer und der Erde Kühle
Mich deinem makellosen Herz verloben.

Äbtissin meines innern Klosters sei,


Herrin der innern Burg mit sieben Zimmern,
Sei neue Eva du im innern Mai
Und sollst als Sulamith der Seele schimmern.

Du führst mich in der Liebe linden Leisheit


Zum mystischen Verlöbnis mit der Weisheit.
28. Der Weg der Weisheit

Gott schenke mir des Heiligen Geistes Freuden


Und daß sie ewiglich in mir verblieben,
Führ in den Vorhof mich der Seligkeiten
Und lehre mich die Weisheit Gottes lieben!

Die Weisheit spielt mit mir viel Liebesspiele


Und schenkt mir allerlieblichstes Betrachten.
Doch muß ich auf dem Pilgerweg zum Ziele
Auch wieder durch das schreckliche Umnachten.

Wer nicht geprüft ward, was denn weiß der schon?


Wir müssen durch der Trübsal Feuerofen!
Wir müssen leben unsres Herrn Passion
Und gegen alle Hoffnung gläubig hoffen,

Daß nach der Nacht der Weisheit Jadeflöte


Den Morgenstern ruft aus der Morgenröte!

29. Der Gute Hirte

Maria soll mir meine Hirtin sein,


Ich bin ihr schwarzes Schaf in meinen Leiden,
Sie lade mich zur frischen Quelle ein
Und möge mich auf grünen Auen weiden.

Kontemplative Rahel hab ich lieb


Und hab mich Leas Arbeit auch geliehn.
Gott Israels, ein Hirtenherz mir gib
Und hüte Josef auch und Benjamin.

Mein Jesus, du bist ja der Gute Hirte,


Vernommen wird dein Wort von deinen Schafen.
O Weisheit, laß mich in der Minne-Myrte
Der Auen deiner Tochter Sion schlafen

Und ruhn am schlankesten Zypressenstamm,


Das Haupt auf dem betauten Vlies vom Lamm.

30. San Juan de la Cruz

Gott führt die Seele auf der Weisheit Spur


Und läßt die Seele in der Liebe brennen,
Läßt Weisheit sie in aller Kreatur
Als wie in einem Spiegelbild erkennen.

Zum Weihrauchhügel und zum Myrrhenberge,


Zur Nächstenliebe und zu der Beschauung
Führt Gott den Geist. Der Weisheit Liebeswerke
Sind lauter Huld zu ewiger Anvertrauung.

O Fülle der Geheimnisse im Geist!


Der Weisheit Berg ist üppig, fruchtbar, reich!
Die Weisheit liebevoll die Wege weist
Durch Liebeseinigung ins Himmelreich,

Durch Liebeseinung mit der Weisheit Reiz -


- Allein durchs Kreuz!

SERAPHISCHER SANG DER MYSTISCHEN MINNE

1. Glaube

Wenn eine sterbliche Geliebte scheidet


Und wacht der Liebende alleine auf -
So ist dem armen Gottesmann, der leidet
Und sieht entfliehn der schönen Weisheit Lauf.

Dann brumm wie Bären, gurre wie die Tauben,


Dann schau, o Liebender, dann schau nach innen.
Und fühlst du nichts, dann halt dich an den Glauben,
Das hilft, auch noch im Leiden tief zu minnen.

Die dunkelschöne Weisheit will ich loben,


Sie führt mich in die Einsamkeit der Wüste,
Dort will sie ja sich ihrem Freund verloben,
Die sie ihn mit dem Feigenmunde küsste

Und hüllte ihn in lichter Sonne Kleid,


Der sich der Minnekönigin geweiht.

2. Liebe

Im Leiden halt dich an des Glaubens Zeichen


Und an der Liebe wirkendes Symbol,
Dann wird die Hoffnung nimmer von dir weichen
Und immer steht der Stern am Himmelspol.

Die schöne Weisheit will sich selber malen


Auf deiner Seele leere Leinwand gold.
Sie senkt in deine Seele ihre Strahlen
Und schaut so minnesanft und anmuthold.
In ihrem Herzen bin ich ganz daheim,
Die sie mein Inneres so gern durchwandelt.
Sie ist auf meines Herzens Lied der Reim,
Die sie in meiner Nächstenliebe handelt.

Weh mir, ich bin an Liebe allzu arm,


Da füllt mein Herz der schönen Weisheit Charme!

3. Leidenschaft

Wie brennen Dornenfeuer mir im Blut,


Summen die Bienen süß ihr Sommerlied
Und ahne ich das heißbegehrte Gut
Und es - zu meinem Heile - sich entzieht!

Sie malt sich meinen Seelenaugen vor


Und haucht mich an mit ihrem schönen Schatten
Und steht so strahlend schon im offnen Tor
Und ruft mich nahezu wie ihren Gatten -

Und doch bin ich allein und arm und leer


Und muß verzehren mich vor lauter Sehnen
Und brülle wie ein aufgewühltes Meer
Und tränk mein Aschenbrot mit bittern Tränen

Und trag wie Ijob schwärende Geschwüre.


Ach, hört sie denn nicht meiner Minne Schwüre?

4. Finsternis und Trost

Senkt nicht die schöne Weisheit ihre Strahlen


In meine Seele, ihre sanfte Huld,
Will alles sich in mir sehr dunkel malen
Und muß ich Nächte tragen in Geduld.

Die bittern Bakabäume in dem Wald


Umwandle ich als öder Seufzerschatten.
Sie hat die dichte Finsternis geballt
Und will sich mir in Mitternächten gatten.

Allein, wie tief die Nacht, wie tief und schwer,


Um desto herrlicher steigt auf die Sonne.
Bin ich verloren auf dem weiten Meer,
So komm ich doch zum Strande noch der Wonne.

Denn Weisheit wird den schmerzensreich Erlösten


Im Maße seiner Nacht der Seele trösten.

5. Sie spricht
O Turteltäuberich, o komm zu mir,
Aus Gold und Silber ist mein Federkleid.
Zwar ist die Schönheit meiner holden Zier,
Die ich dir zeigte, noch nicht Seligkeit,

Die ewige Glückseligkeit, dein Streben;


Allein: Vernimm mein süßes Minneschmachten!
Bereite Freude meinem ewigen Leben,
Indem du müßig bist, mich zu betrachten.

Ich bin die früh verwundete Gazelle,


Der Jäger traf mich in der Morgenröte.
Ich hör dich, Rehbock, röhren nach der Quelle,
Die stillt dir deine heißen Liebesnöte.

Laß dich von meinem Minneblick anblicken,


Daß wir an unsrer Liebe uns erquicken!

6. Gott-Natur

Wie Berge stehn in erdenschwerer Wucht


Und rühren an den Himmel mit den Gipfeln
Und sind umflogen von der Wolken Flucht
Und reich an grüner Lebensbäume Wipfeln

Und wie die Täler ruhig sich und frisch


Mit reichen Rebengärten grün sich breiten
Und wie der Weizen breitet sich zum Tisch
Und wie die Waben von den Stämmen gleiten

Und wie der Ströme schaumbekränztes Rauschen


Des Sängers Haupt zu fernen Inseln tragen
Und wie die Dulder den Sirenen lauschen
Und wie die mondbeglänzten Strände klagen -

So ist der Inbegriff der Gott-Natur


Die Weisheit, die mich zieht auf ihre Spur.

7. Der Liebesschlaf

Wie lang der Jünger schmachtet auch und leidet


Und sehnt sich sehr nach ihr in wehem Kummer,
So hat sie endlich doch das Bett bereitet
Und lädt ihn ein zu trautem Minneschlummer.

O laß mich ruhn an deiner schönen Brust


Und finden tiefe Ruh in deinen Armen,
Verzück mich auf des Seelengipfels Lust
Durch deiner Liebe schenkendes Erbarmen!

Wie lange durch der Leidenschaften Flut


Irrt ich mit meinem Boot nach deinem Hafen,
Nun, deines Fleisches Fleisch und Blutes Blut,
Darf ich in deinem Brautgemache schlafen

Und darf um aller meiner Liebe Brennen


Abgründige Geheimnisse erkennen.

8. Der Vogel

Ich fliege auf, ich fliege auf den Gipfel,


Ich flieg, des Lichtes süßen Glanz zu blicken,
Ich setz mich in des Lebensbaumes Wipfel
Und niste da in seligem Verzücken.

Ich halte meinen Schnabel in den Wind,


Der Wind, dein Zeichen, wird die Flügel bauschen.
In deinem Wehen werd ich wieder Kind,
Bereit, der Mütter Mutter still zu lauschen.

Kein andrer Vogel läßt sich bei mir nieder,


Wer möchte je in dies Alleinsein dringen?
Doch in der Einsamkeit ersinn ich Lieder,
Sie meiner Liebe voller Lust zu singen,

Zu singen meiner minnigen Erkornen


Aus meiner Sangesbrust, durchbohrt von Dornen.

9. Gesang

Das göttliche Genie in meiner Brust


Ist Wesen von dem Wesen Gottes, ja,
Ich bin die Sangeslust von Gottes Lust,
Ich bin der Widerhall des Ich-bin-da!

Verklärte Seelen hör ich selig singen


Von der geheimnisvollen Glut der Minne
Und durch die Spiegel der Mysterien dringen
Und werden singend aller Weisheit inne!

Ich aber sing nach meiner eignen Weise,


Betrunken von der schönen Weisheit Bild -
In himmlische Gesänge fügt sich leise
Der meine Minnesang so anmutmild,

In ewiger Ruhmeshalle sich verlierend


Und Weisheit mit dem Lorbeerkranze zierend!
10. Die Dämonen

Die Füchse wollen auch im Weinberg wohnen,


Sich Reinecke mit einer Wölfin paaren.
Mit Geisteshochmut locken die Dämonen
Und mit der Wollust sinnlichen Gefahren.

Ist auch des Fleisches Wollust schon gezügelt


Durchs innere Gebet, dann wird dem Keuschen
Durch bunte Phantasieen vorgespiegelt
Der Augen Lust, so will der Satan täuschen.

Befrei mein Engel mich von den Dämonen


Mit seinen immerwährenden Gebeten
Und lasse mich auf Schlangen und Skorpionen
Mit dem von ihm beschützten Fuße treten;

Und hat er mich besänftigt und beschwichtigt,


Daß er unweise Wege mir berichtigt.

11. Trockenheit

Die unvergleichlichste Betrübnis hing


Wie eine schwarze Wolke auf die Seele,
Die ward umwunden von Saturnus’ Ring
Und war wie stummes Würgen in der Kehle.

Gott, schließ die Zelttür vor der Wüstendürre


Und vor der unbarmherzigen Sonne Brennen,
Zerreibe mich und mach mich süß wie Myrrhe
Und laß mich den Gekreuzigten erkennen!

Heimsuchungen im tiefsten Seelengrund


Erscheinen nahezu wie Gottes Rache.
Mit letzter Stimme ruft der Herzensmund:
Komm, Wind des Südens, Liebesglut entfache!

Wie lang noch muß ich auf den Südwind warten?


Hauch, Hauch, belebe meinen innern Garten!

12. Der innere Garten

Komm flammend, göttliche Begeisterung,


Komm, Ruah ha kadosch, mit dem Hauch,
Mach mich zu deiner Rose rot und jung
Und mach zu deiner Blume blau mich auch.

Komm, Ruah ha kadosch, lächele mit zarten


Liebkosungen der Schönheit ewiger Jugend
Als Herrin, Heilige, im innern Garten,
Und lasse leuchten Lilien der Tugend.

Komm, Ruah ha kadosch, mit der Schmerzen Myrrhe


Und mit des Auferstehungsjubels Narden.
O komm, o Göttliche, o hör: ich kirre
Dich Taube, girre du in meinem Garten,

Denn du bist schön! und wen du angeschaut,


Der ist mit aller Schönheit tief vertraut.

13. Die Nymphen

Die Weisheit in der Ewigkeit der Jugend


Erscheint mir in dem Innersten der Räume,
Freut sich an meiner Nächstenliebe Tugend,
Der Gottesliebe duften meine Bäume.

Doch schaue ich hinaus zu grünen Büschen


Und zu dem Schilfrohr an den braunen Sümpfen
Und zu der schlanken Feuchtigkeit von Fischen,
Dann irritieren mich die nackten Nymphen.

Wie schütteln sie die hennaroten Mähnen


Und fesseln meine Sinne mit den Locken
Und säuseln süß und sanft wie die Sirenen
Und singen - und ich hör nicht mehr die Glocken,

Weil all mein Inneres nach der Nymphe heißt


Und in der Wollust untergeht der Geist.

14. Sehnsucht nach der Schau

Gieß, Gottheit, über meine Seele Fluten


Des Salböls alles heiligen Erkennens
Und läutere mein Herz in reinen Gluten
Zu der Beständigkeit des Minnebrennens!

O laß mich mehr erschaun als deinen Rücken,


Erwart ich dich in einer Felsenspalte,
Laß dich nicht nur in deinem Stern erblicken
Und deinem Edelsteine im Basalte.

O Gottheit, Wesen aller Wesenheiten,


Berühre meine innerste Substanz,
Du mögest göttlich in mein Inneres gleiten
Und mich verzücken wie durch einen Tanz,

Wenn deine Gottheit und wenn mein Gemüt


In einer einigen Liebeseinung glüht!
15. Leidenschaften

Von Tränen wird mein Antlitz immer blasser


Und Abgrundbrunnen sind in meiner Seele
Und meine Trauer steigt wie trübe Wasser
Und stehn mir schon bis an die stumme Kehle.

Zu Luftgespinsten weht mir all mein Hoffen


Und malt mir Feenschlösser in den Äther
Und meine Seele steht den Seufzern offen
Und ist nur Windhauch, doch kein rechter Täter.

Verschlingen wollen mich die heißen Flammen


Der lohen Leidenschaften meiner Lust,
Die Flammen stürzen über mir zusammen,
Glutkohle brennt in meiner offnen Brust.

Wer, Weisheit, kann allein verkraften,


Wenn du nicht beistehst, solche Leidenschaften?

16. Die Jungfrau

Gott sah dich, Jungfrau, sah dich in dem Blute,


Gott sagte: Lebe, Lilie auf dem Feld! -
Dein braunes Haar um deine Brüste flute,
Weil dies dem Aug des Ewigen gefällt.

Du standest unterm Himmel nackt und bloß


Und wie von Gottes Narretei verwirrt,
Ein Becher voller Süßwein war dein Schoß,
Vor welchem Gottes Feuerzunge girrt.

Gott gab dir reiner Seide Transparenz


Und salbte dich mit Ölen und mit Düften
Und schmückte dich mit goldenem Geglänz,
Granaten glich er deines Schleiers Lüften.

Er nährte dich mit Wein und Honigbrot


Und hieß dich: Leben, Schoß von Morgenrot...

17. Blühendes Brautbett

O Gattin meines Geistes, innig ruhe


Bei mir, ich teil dir meine Liebe mit,
Ich leg mein Wort in deines Herzens Truhe,
Mein Wort, das in der Zeit vor Liebe litt.

Geheimnisse verkünde ich und Gaben


Des Geistes geb ich dir und fromme Tugend,
Denn Liebe, Glaube, Hoffnung soll dich laben
Und dir erwirken Ewigkeit der Jugend.

Weil alle meine sieben Augen glühten


Nach deines Busens roten Perlenketten,
Drum will dich meine Liebe in den Blüten
Des Gartens meines Paradieses betten!

Berühren werden dich und dich entzücken


Die Blüten und mit ihrem Duft erquicken.

18. Das Mädchen

Ich geb mich deiner Sanftmut, deiner Demut,


Kostbarer Jesus, deiner Schönheit hin,
Der du Balsamen gießt in meine Wehmut
Und nennst mich deine liebe Zimmerin.

Ich will besinnen mich und meditieren


Und von der Schönheit in der Schöpfung schwärmen,
Das Kreuz des Morgenlandes soll mich zieren
Und deiner Mutter Mantel soll mich wärmen.

Zieh mich dir nach, o Gott in deinem Schimmer,


Du Unbekannter, über allen Namen,
Zieh mich in deiner Liebe inneres Zimmer
Durchs Duften deiner geistigen Balsamen,

Dann will ich innerlich im Herzen innen


Dich in dem Jubelquell der Liebe minnen!

19. Die Braut

Sie ruht auf ihren bräutlichen Diwanen,


An ihren Göttlichen sich anzulehnen,
Verheißung ist er, sie ein stilles Ahnen,
Sein Liebeskuß der Grund von Freudentränen.

Gebadet hat er sie in Göttlichkeit


Und sie in seine Sanftmut eingekleidet,
In ihres Seelenschoßes Adelkeit
Die göttliche Beglückung stillend gleitet.

Wie wird die Seele tief, sehr tief gestillt,


Berührt des Seelenschoßes Feuersonne,
Weil in sie eingeströmt so gnadenmild
Der Heilige Geist mit seiner Liebeswonne,

Der Schöpfer eingeht in sein Weltenall,


Gießt in die Braut der Wonne Wasserfall!

20. Der Trank der Liebe

Dir, Seele aller Seelen, lieben Dank,


Daß du mir, Geist der Geister, zugemessen
Der Weisheit friedebringenden Ruhetrank
Und ließest mich den Lärm der Welt vergessen.

Nicht jene Weisheit such ich, die nur Wissen


Der Erde ist, Gelehrsamkeit der Welt,
Doch jene Weisheit will ich nimmer missen,
Die mir den Trank zu reichen sich gefällt,

Den Trank der Liebe, den ich dankend preis,


Den vor der Schönheit Antlitz ich getrunken,
Der ich vom Wissen dieser Welt nichts weiß
Und in der Liebe Torheit bin versunken,

Der ich den Rausch der süßen Minne preise


Und werde durch der Liebe Torheit weise.

21. Die Mutter

So lieb ist keine Mutter je gewesen


Und keine Freundin je so schön und hold,
Nie je so sanft war einer Schwester Wesen,
Was ihr auch je der Gottheit gleichen wollt.

Gefangen gibt die Gottheit sich, die Herrin,


Ihr Kerkermeister ist der arme Sklave,
Die Weisheit wird aus Demut gar zur Närrin
Und Todgeweihter wird der Seiende - Jahwe!

Oh, wie verwöhnt und liebkost Gott die Seele


Und spendet Frieden, Seligkeit und Lust!
Daß keines ihrer kleinen Kinder fehle,
Nimmt Gott sie alle an die Mutterbrust,

Da werden Tröstung wir und Wonne saugen


Und Gottes Schönheit sehn mit unsern Augen.

22. Die Kammer

Hingeben will ich, Weisheit, dich mir ganz,


Die du bereitet die Zypressenhütte
Und füllst sie selbst mit deiner Schönheit Glanz
Und hörst mich an, hörst meines Schmachtens Bitte:
Eröffne mir geheim-geheime Kammer
Und teile vor dem Bett die Seidenschleier.
Ich klopfe an die Pforte mit dem Hammer
Und bin bereit, zu wandern durch das Feuer.

(Wie Aarons Kerzen auf der Menorah


Von Machli und von Muschi ist dein Leib,
Auf dem dein Angesicht ich leuchten sah.)
In deiner Glut als Myrrhe mich zerreib

Und nimm als Büschel mich zu deinen Brüsten


Und öffne mir die Ewigkeit von Lüsten!

23. Freund der Weisheit

Schatzkammer Gottes bist du, edler Schatz,


O Weisheit, gleich mich deinem Reichtum an,
Laß schürfen tief mich am verborgnen Platz
Und Seher werden von Obsidian.

Die schöne Liebe ist dein ganzes Wesen,


In süßer Sanftmut und in tiefer Demut,
Drum will ich nichts dir als nur Liebe geben,
Am Tag der Wonne, in der Nacht der Wehmut.

Schon nanntest du mich, Weisheit, deinen Freund,


Du meine Liebe, meines Herzens Rose,
In Freundschaft sind wir inniglich geeint
Als wie in einer Liebessymbiose.

Aus allem werd ich, Weisheit, Liebe saugen,


Willst du zum göttlichen Symbol mir taugen.

24. Muße

Wohl muß ich noch mit Werken dich verehren


Und Zions neue Zedernhütte zimmern
Und muß im Fegefeuer Asche kehren
Und seh dich doch von fern schon schön erschimmern:

Seh dich verborgen in der mystischen Grotte,


Du blaue Lilie in meinem Traum.
Durch deiner Liebe Gnade mich vergotte
Und laß mich ein in deines Schoßes Raum.

Ich will vor deiner Schönheit staunen, schauen


In innerlicher Schau, wie schön du bist,
Und Seel’ in Seele münden und vertrauen
Auf deine Gnade, die mein Glaube küsst
In Minne auf den Mund, o meine Muse,
Du meine Meditation und meine Muße.

25. Von Jubiläum zu Jubiläum

Für alle andern bin ich lang schon tot


Und werde keinem andern auferstehen,
Du meine Nacht und du mein Morgenrot,
Laß im Erwachen deine Schönheit sehen!

Laß starren mich, gebannt wie durch Magie,


Auf Eine nur, für alle andern blind,
Ist meiner Seelenaugen Wonne sie,
Die spielte vor dem Schöpfer wie ein Kind.

Ich geb dir meine Hand und meinen Ring


Und Seele dir und den pneumatischen Leib,
Der ganze Himmel meine Wonne sing,
O Weisheit, in dein Lebensbuch mich schreib,

Dann jauchzen wir als Liebespaar Te-Deum


Von Jubiläum, Gott, zu Jubiläum!

26. Kränze

O Weisheit, hohe Himmelskönigin,


Umduftet von des Heiligen Geistes Winden
Stehst du zu rechter Seite dem Ich-bin -
Dir will ich tausend Rosenkränze winden,

Ja, winde du mit mir den Rosenkranz


Aus frischen Knospen jung und purpurrot,
Umwinde dich und führe mich zum Tanz
(Und nie in deinem Reigen tanzt der Tod)

Und tanz und tanz in herrlicher Verklärung


Mit allen Seligen die Freudentänze!
Und mich teilhaftig werden laß der Ehrung,
Zu tragen deine goldnen Rosenkränze

Als Krone oder Kranz der ewigen Minne -


Und gib zu meinem Geist mir selige Sinne!

27. Das Haar

O Weisheit, hohe Königin des Alls,


Du Inbegriff der Schönheit wunderbar,
Wie einsam hängt an meinem Schwanenhals
Ein Haar, das nach dir ruft, ein helles Haar.
Laß dich durchbohren von des Haares Spitze
Und wind es ein in deine Purpurlocken!
Mein Herz durchbohr mit deines Busens Spitze,
Laß Liebe läuten deines Busens Glocken!

Nein, keine andre liebe ich als nur


In welcher Seele meine Seele mündet.
Ich hoff, daß deine göttliche Natur
In dich vergottend all mein Wesen bindet.

Dann werd ich heiße Freudentränen weinen,


Wenn wir, im Haar gefangen, uns vereinen!

28. Liebe liebt Liebe

Ich bin ein Bauer nur, ein armer Friese,


Ich bin der Inbegriff der Häßlichkeit.
Du aber, du wohnst in dem Paradiese
Und bist der Inbegriff der Herrlichkeit.

Mystischer Tempel du von reiner Jade,


Laß wohnen den Armseligen in dir!
Ja, flöße ein ihm Gnade über Gnade
Und gehe in ihn ein in deiner Zier!

Willst du dein Inneres mir anvertrauen


Und deiner Weisheit Wort und Lustgestöhne -
Wenn du mein Herz anschaust, dann wirst du schauen
Nur deine Herrlichkeit und Gotteschöne!

Denn deine Liebe liebt ja nichts als Liebe!


Gib daß ich deine Liebe nimmer trübe!

29. Sie spricht

Ich liebe dich nicht nur um meinetwillen,


Wie denn vermagst du solcherlei zu denken?
Ich will doch alle deine Sehnsucht stillen,
All meine Lust ist ewiges Verschenken,

All meine Lust ist ewiges Verschenken


An meinen vielgeliebten Freund, ja dich!
In dich will ich mein Opfer einversenken
Und mit dem Opfer geb ich mich, ja mich!

Ja, du bist gut, ich hab dich gut gemacht,


Was denkst du denn, du bist mir wirklich schön!
Wie will ich minnen dich in tiefer Nacht,
Da ich dich mit dem Myrrhenkranze krön,
Wie will ich minnen dich im Morgenrot -
Mein Leben wird verschlingen deinen Tod!

30. Schluß

In neuen Himmeln und auf neuen Erden


Laß, wunderschöne Weisheit, sanft uns kosen,
Genießen aneinander süße Zärten
Und schweben wie die Falter um die Rosen,

Nichts wird mir deine schöne Liebe rauben,


Kein Engel und kein Mensch wird mich verwirren,
Wir nisten wie ein Paar von Turteltauben
Und werden ewige Äonen girren,

Wir trinken süße Feuchte von Granaten


Und saugen Sonnensaft aus sieben Samen,
Wir werden in dem Strom des Lebens baden
In grenzenloser Liebe Ja und Amen! -

(- Den Dichter Schwanke führ das Herz Marias


Zur Weisheit in dem göttlichen Messias!)

DIE EIFERSUCHT DES HERRN

Geh, Seher, nimm dir eine Tempeldirne


Und zeuge Dirnenkinder mit der Frau!
So strafe ich der Sion freche Stirne
Und mach dich zu gelebter Gottesschau.

Da ging ich hin, nahm Gomer mir zum Weib


Und nannte Jesreel den ersten Sohn.
Gott sprach: In deine Prophezeiung schreib:
Ich sprech dem Königtum in Sion Hohn!

Und Gomer wölbte sich der bloße Bauch


Und ihre schwellenden Granaten sprossen
Und aus der Scham erstand ihr eine Tochter.

Da kam zu mir des Geistes heißer Hauch,


Das Herz mir zu entflammen, das vermocht er,
Der alle die Barmherzigkeit verschlossen.
2

Die Söhne Israels wie Meeressand


So zahlreich, wie Plejade und Orion,
Sie reichen brüderlich die rechte Hand
Den treuen Söhnen meiner Tochter Sion.

Ich seh sie wie Gazellenböcke dürsten,


War ihnen doch der Lebensquell geraubt.
Nun aber finden sie den Friedensfürsten
Als ihres Leibes gottgesalbtes Haupt.

Das wird ein Tag des Jubels und der Wonne,


Still steht im Tale Ajalon die Sonne,
Die Turteltauben turteln in den Nestern.

Dann nennt man alle Brüder wunderbar


Gott Zevaothes himmlische Heerschar
Und herzliche Barmherzigkeit die Schwestern.

Nein, eure Mutter ist nicht meine Frau,


Geschrieben sehet hier den Scheidebrief!
Auf ihren Brüsten ich die Flecken schau,
Weil sie mit ihrem jungen Tammuz schlief!

Ich zieh sie aus, sie stehe vor mir nackt,


Wie einst als ich getrennt die Nabelschnur.
Sie schloß mit ihrem Abgott einen Pakt
Und tat dem Götzen auf des Schoßes Spur.

Sie sagte: Folgen will ich wilden Freiern,


Sie salben mich, sie mögen mit mir trinken,
Umsonst werd ich vor ihnen mich entschleiern!

Doch ich gab ihr des goldnen Ringes Blinken,


Mit Bildern schmückte ich den Hochzeitssaal -
In dem sie sich dann gattete dem Baal!

Ich nehme meine Seide und mein Leinen


Von ihr und laß sie stehen nackt und bloß!
Dann mag sie ihren Freiern sich vereinen
In ihrem götzendienerischen Schoß!

Ich schwärze alle ihre Freudenhäuser,


Schwitzbäder und verschleierten Gemächer.
Wie Trunkne sollen lärmen dort die Preiser,
Sich Kater heulend hocken auf die Dächer.

Verwüsten werd die Trauben ich, die Feige,


In ihren Garten send ich Wurm und Igel,
Heuschreck soll schwellenden Salatkopf fressen!

Denn sie hat ihren Bräutigam vergessen,


Befleckt hat sie den reinen Tugendspiegel
Und meint, daß ich zu ihrer Wollust schweige!

Doch locken will ich sie und sie verlocken


Und sie verführen, in die Wüste führen!
Da werd ich ihre langen Hennalocken
Mit Dattelfeigenpalmenblüten zieren,

Da werd ich sie als Bräutigam umwerben


Und geb ihr wieder ihre Rebengärten.
Sie soll das ganze Tal der Hoffnung erben,
Er soll zum Tale der Erfüllung werden.

Sie wird mir folgen, ja, mir folgen willig,


Nicht länger irren, hurerisch und billig,
Sie weiht mir ihren ganzen Schatz der Jugend!

Wird nicht mehr wie die Huren von Ägypten


Mit Augen zwinken, wo die Wimpern wippten,
Nein, wird durch mich zum Inbegriff der Tugend!

An jenem Tage nennt sie mich den Gatten


Und nicht mehr götzendienerisch den Baal.
Lebendige vereinen sich im Schatten,
Sie hat im Schoß nicht mehr den Götzenpfahl.

Die Götzennamen nehm ich aus dem Munde,


Sei makellos der Lippenschminke Rot.
Bewohnen werd ich sie in ihrem Grunde,
Verzück zum Gipfel sie, ich, Zevaoth!

Ich werde dich, du Reizendste der Frauen,


Im dunklen Tale Achor mir vertrauen,
Wo Zevaoth durchs Tor der Hoffnung schaut

Und sieht das Tor der Hoffnung rot und heiß!


Vorhäute gebe ich der Braut als Preis,
Blutsbräutigam bin ich, der Herr, der Braut!
7

Gott sprach zu mir: Mein schauender Prophet,


Geh hin zu ihr und liebe diese Frau!
Du lieb sie, wie das Holz des Heiles steht,
Erkenne sie und ihrem Schoß dich trau!

So wie du Gomer liebst, so lieb ich Sion,


Ja, Sion mit den Söhnen Israels.
So liebte die Plejade einst Orion,
So liebt die Meeresflut den Meeresfels.

Ich kaufte sie für fünfzehnhundert Taler


Und schüttete ihr Weizen in die Schürze
Und sprach: Du bleibst jetzt jede Nacht bei mir!

Demütigen werd ich die lauten Prahler,


Die Kleinen aber kommen in der Kürze
Und heil wird meiner Tochter Sion Zier.

Weh euch, die Priester weihen sich dem Satan,


Die sie zerpflücken Lilien von Scharon,
Propheten sind nicht tugendhaft wie Nathan
Und Priester nicht mehr hoheitvoll wie Aaron.

Von allen Dächern wird man Schande rufen,


Weil Priester kleine Kinderlein zertreten,
Und weil hinab auf Totenreiches Stufen
Zu Huren eingehn heilige Propheten.

Weil du Erkenntnis hast und Weisheit weit


Verworfen und der Unzucht dich ergeben,
Darum verwerf ich dich, du Volk der Priester!

Bereit sind sie zur Sittenlosigkeit


Und doch erzeugen sie kein neues Leben,
All ihre Zellen sind Astartes Düster.

Der Opferfeigenschnaps, das Götterbier


Raubt meinem Volke jeglichen Verstand,
Ein jeder geiler als ein junges Tier,
Ein jeder legt die Kraft in seine Hand,

Die Hand, mit der sie die Orakelzeichen


Befragen, Zukunft deuten aus den Karten.
Sie treiben Buhlerei bei harten Eichen
Und räuchern Marmorbildern von Astarten.

Nichts Sions Töchter strafe ich, die Huren,


Gehn doch die Priester selbst auf Dirnenspuren
Und feiern mit den Freudenmädchen Kult.

O Tochter Israel, du dumme Kuh,


Vergeblich muhst du, findest keine Ruh,
Weil trunknen Zechern schenkst du deine Huld.

10

Jehowah haben sie den Bund gebrochen


Mit ihrer widerlichen Hurerei,
Drum ist auch nur ein Bastard ausgekrochen
Und grenzenlose Gier sein erster Schrei.

Schlagt Trommeln, schlagt die Zimbeln, lasset blasen


Die Widderhörner! Efraim ist jung!
Ist heißer Wüstenwind in euren Nasen
Und heiße Glut am Tag der Züchtigung!

Die Könige verdammen ihn zum schwarzen


Scheol, der untersten Gomorrha Dorf,
In Pech und Schwefel und in Feuerscheiter.

Die Tochter Israel schlag ich mit Warzen,


Die Tochter Israel schlag ich mit Schorf,
Die Tochter Israel schlag ich mit Eiter!

11

Komm, kehren wir zurück zu unserm Herrn,


Er schlug die Wunden, wird die Wunden heilen!
Aus Israel ersteht der Morgenstern
Und Jahwe wird in Tochter Sion weilen.-

Laß uns nach Wissen und nach Weisheit streben!


Gott kommt so sicher wie das Morgenrot!
Wie Tau betrauft er unser Blumenleben
Und nimmt wie Feuer unsern Gräsertod.

Was soll ich tun mit dir, o Juda? Siehe,


Wie Taugewölk zerstoben in der Frühe,
So seh ich alle deine Lust zerstieben.

Nicht Sühneopfer will ich von dir fodern,


Vermag zu stillen des Gerichtes Lodern
Nur, Tochter von Jerusalem, dein Lieben!
12

In Adam ward das Bündnis übertreten,


Sind alle Städte voller Übeltäter,
Die Räuber rotten sich in allen Städten
Und Wucherzinsenfordrer sind die Väter.

Poeten rotten sich mit frechen Räubern


Und werden zu Verteidigern der Morde.
Ergeben seh ich Efraim den Weibern
Und Israel als mordbereite Horde.

Dir, Juda, steht die Ernte noch bevor,


Da Engel schreiten hin als Ährenschnitter
Und werfen alles Unkraut in das Feuer!

Dann tret ich selber durch des Ostens Tor


Als Bräutigam und hoher Minne Ritter,
Dann sammle ich die kleine Schar Getreuer.

13

Ja, Efraim ist eine Turteltaube,


Sehr rasch im Wort von törichten Gelübden,
Lahm im Verstehen, nichtig ist sein Glaube,
Er traut sich der Prinzessin von Ägypten.

Und wenn er flattert auch zur Sonnenwärme


Und wird der Sonnengott sein Lieblingsgötze,
Ich fange doch die schnellen Vogelschwärme
Und werf mit meinem Arme aus die Netze.

Sie laufen von mir fort zum Hundehaupt,


Allein der Unterwelt wird noch geglaubt,
Von mit wird Lügel frech und dreist gelogen!

Sie wenden sich dem kleinen Nichtsnutz zu,


Doch wenn ich komme, werde ich im Nu
Nichtsnutzigem zerbrechen seinen Bogen.

14

Sie sagen alle, daß sie Jahwe kennen


Und daß der liebe Gott dem Lande hold,
Ich aber seh sie hasten, seh sie rennen
Nach Mammon, ihrem Götzenbild von Gold.

Sie setzen Könige und Landesfürsten


Im Lande ein, die schänden meinen Frieden.
Gerechte hör ich in der Wüste dürsten,
Will ihnen meinen Friedensfürsten bieten.

Sie säen Wind des Krieges, ernten Sturm


Des Terros, werden durch das Schwert umkommen,
Weil sie zum Schwerte greifen allenthalb.

An ihrem Weizen nagen wird der Wurm,


Verschlungen von der Wüste sind die Frommen,
Die Menge lobpreist vor dem goldnen Kalb.

15

Wildesel weiß ich in der Einsamkeit,


Doch Efraim macht werbende Geschenke,
Bauchnabelperlen für Ägyptens Maid
Und für die Tochter Babel Ohrgehänge.

Wie viele Hochaltäre aufgebaut


Im Lande sind, die Menschen zu entsühnen,
Ist keiner doch, der Sions Gott vertraut,
Der flammend in dem Dornenbusch erschienen.

Schlachopfer lieben sie und essen Manna,


Doch ohne Dankgebete und Vertrauen,
Drum werden alle in der Wüste sterben!

In Babels Zikkurat lobpreist man Ana,


Der Ischtar räuchern Räucherwerk die Frauen,
Den Zecher seh ich um die Hure werben.

16

Ich rede von der Torheit des Propheten


Und von des Weisen Wahnsinn red ich auch.
Lausch ich denn trunken lallenden Gebeten
Und geb ich Weisheit durch den Rautenrauch?

Anfechtung und Versuchung soll und Prüfung


Dir zeigen deine abgrundtiefe Schuld.
Durch deines Glaubens leidende Vertiefung
Erwirke dir erneut des Höchsten Huld.

Fangnetze seh ich überall umstricken


Den armen Hurengatten, den Propheten,
Und weinbenetzt des Totenreiches Schlund.

Gegraben werden Gruben in den Städten,


Den Seher in die Unterwelt zu schicken
Durch einer Dirne rotgeschminkten Mund.

17

So wie man Trauben findet in der Wüste,


So fand ich Israel, die erste Feige.
Doch Sion ließ betatschen sich die Brüste
Und bat den Baal, daß er ein Kind ihr zeuge.

Und Efraim ist wie ein Vogelschwarm


Und fliegt davon in Ischtars Schoß.
Und sieht er seine Kinder bettelarm,
So ist es doch, als wär er kinderlos.

Den Müttern gebe unfruchtbaren Schoß


Und laß die Brüste ohne Milch versiegen,
Weil ihre ganze Bosheit sich enthüllt!

Ich liebe sie nicht mehr, bin gnadenlos,


Verärgert über ihrer Lippen Trügen
Und ihre Lust an jedem Götzenbild!

18

Sät euren Samen der Gerechtigkeit


Und sät in Neuland, in den guten Acker.
Den Herrn zu suchen, das ist jetzt die Zeit,
So macht euch auf die Pilgerstraße wacker!

Dann wird er euch mit Segen überschütten,


Erheben wird er alle Unterlieger.
Du aber bist zum Grimm und Zorn geschritten,
Vertrautest auf die Stärke deiner Krieger.

Von Kriegen hört ihr und von schlimmen Seuchen,


Erdbeben stürzen eure Tempel ein
Und die eure Türme werden all zu Trümmer.-

Und werden wird im roten Morgenschein


Der Fürst von Sion treten aus dem Zimmer
Und durch den Staub von Krieg und Terror kräuchen!

19

Als Israel in Jugendkraft und Schöne


Ich angeschaut, da liebt ich den Geliebten,
Da rief ich Josef, rief ich Jakobs Söhne
Durch Moses aus dem Kerker von Ägypten.
Je mehr ich rief die Jungfrau Israels
Und lockte sie zum Offenbarungszelt,
Zu küssen dort der schönen Zähne Schmlez,
Je mehr lief sie zum Fürsten dieser Welt.

Ich wollte sie mit Menschensohnes Fessel


Und mit der Liebe Ketten an mich binden,
Ich rief von droben auf dem Felsensessel,

Mir brach das Herz, Barmherzigkeit entbrannte!


Doch wo ließ sich die Tochter Sion finden?
Wer war der Gott, der Sion übermannte?

20

Das sagt der Gott der Scharen, redet Jahwe:


Mit Gottes Hilfe kehr zur Ruh der Seele,
Bewahre Liebe, mein geliebter Sklave,
Dann krön ich dich mit fürstlichem Juwele!

Ich will dich lassen in dem Zelte wohnen,


Da ich erscheine in der Feuerwolke,
Ich segne mit Gesichten und Visionen
Die Seher und Propheten aus dem Volke.

Doch wegen eines Weibes wurde Sklave


Mein Diener Israel in Amrams Auen,
Um Jakob stritten sich die beiden Frauen.

Durch den Propheten hab ich ihn befreit


Aus Mizraim, da hat er sich geweiht
In meinem Bundeszelt dem Löser Jahwe!

21

Kehr um, o Sion, mit dem selben Fuße,


Mit dem du irrtest, komm, daß ich mich freue!
Du weihe mir die Tugend deiner Buße
Und liebenswerte Tränen deiner Reue!

Aus lauter Großmut will ich wieder lieben


Und werde da sein wie der Morgentau.
Du blaue Blume sei mir überschrieben,
Du Lilie, sei meine Liebe Frau!

Ich führe dich in die Zypressenhütte


Und meine königliche Zedernkammer
Und bett dich unterm Schleier auf dem Sopha.

Ich tränke dich mit Früchten vom Wacholder,


Und da erkenn ich dich, du nennst mich Holder,
Du, Jungfrau Israel, und ich, Jehowah!

DIE TOCHTER SION

1. EVA

Die Mutter Erde hat den Sohn geboren,


Den Hauch des Herrn, war er ein Staub vom Staube,
Dem Ewigen und auch der Zeit verschworn,
Aus Huld fiel er dem Tode nicht zum Raube.

Doch wo war sie, die Freundin, seine Taube?


Von seinem Fleische Fleisch und Bein vom Beine?
Da schlief er in der Paradieses-Laube
Und sah in einer Vision die Seine.

Vollkommne Frau, für alle Zeit die Meine,


Aus meiner Herzenswunde auferstanden!
Geb Gott, daß ich mich ganz mit dir vereine!
Und Mensch und Menschin liebend sich erkannten.

Doch Eva fiel, als Satan sie versucht.


Doch reicht die Frau dereinst die Lebensfrucht.

2. SARAH

Als die Dreifaltigkeit herniederkam,


Zu richten Sodoms und Gomorrhas Nacht,
Da hat der Patriarch und Bräutigam
Dem Herrn vorm Zelt ein Opfer dargebracht,

Da sprach der Engel Gottes süß und sacht:


Von Sarahs Schoß entstammen tausend Erben!
Da hat die Abgestorbene gelacht:
Will denn der Vater allen Glaubens werben

Um eine Alte, die schon nah am Sterben?


Doch Gott dem Ewigen ist nichts unmöglich,
Er wird noch aus dem harten Stein und herben
Tod auferwecken sich sein Volk. - Unsäglich

War über Isaak der Gottesschrecken.


Doch seiner Mutter Flügel wird ihn decken.

3. REBEKKA

Wenn Zwillinge im Mutterleibe drängeln,


Wer weiß da, wem da gilt des Höchsten Huld?
Der Jüngere wird sehen zu den Engeln
Und dienen sieben Jahre in Geduld.

Der Mutter Liebling wird Jehowahs Kult


Bewahren treu auf seinen Wanderwegen,
Denn Gott ist gnädig, trotz des Menschen Schuld,
Ob sich der Mensch erlistet auch den Segen.

Will Jahwe seine Auserwählung legen


Auf Eines Haupt, dann ist die Mutter hold,
Sie wird im Herzen immerdar bewegen
Des Sohnes Schicksal. Dessen Bruder rollt

Mit seinen wilden Augen schrecklich gar,


Weil Jakobs Mutter ihm nicht gnädig war.

4. RAHEL

Die Hirtin kam mit ihrer Schar von Lämmern,


Holdwandelnd zum verschlossnen Brunnenloch.
Wie schön der scheuen Hindin Augen flämmern!
Wie keusch die Scham auf ihrem Wangenjoch!

Will Israel ihr dienen noch und noch,


Ein Siebentagewerk in sieben Jahren
Der schönen Hirtin Rahel schenken. Doch
Der Arge will, es soll sich Jakob paaren

Erst mit der Älteren, der aber waren


Die Augen ohne Glanz und ohne Feuer.
O Rahel, Blumen trag in deinen Haaren,
Ich werde Tag um Tag dir treu und treuer,

Weil ich aus Liebe dich allein erwählte,


Weil Gott mich schöngeaugter Maid vermählte.

5. MIRIAM

Ägypten hielt sich Israel als Sklave,


Lehmziegeltreter hart zu unterdrücken.
Doch Zebaoth ist Retter, Jahwe
Ließ die Befreiung seines Volkes glücken!
Da standest du, das Rote Meer im Rücken,
O Paukenschlägerin, die du Gesang
Der Freiheit sangest! Heiliges Entzücken
Ging auf in Israel, das war so lang

Ein Volk verzagt, wie feige Memmen bang;


Du aber eine Heldin! prophezeitest
In Israels Geschichte Gottes Gang,
Des Gottes, den du als Prophetin freitest:

In Schilfmeers Schilfrohr trillern Rohres Dommeln -


Dir, Jahwe, deiner Gnade will ich trommeln!

6. RUTH

Ich werde stets in deinen Spuren gehen


Und sammeln, Guter, was du fallen läßt.
Du mögest immer gnädig zu mir sehen
Als wie zu einem demutvollen Rest.

Die Tauben schmiegen sich so schön im Nest,


Schläft denn die Nachtigall des Nachts allein?
Laß mich beim großen Dank- und Erntefest
Gekleidet in ein Kleid aus Mondenschein

Verliebt ganz still zu deinen Füßen sein,


Ich werde stille sein und dich nicht wecken.
Mein Löser, ich gehöre dir allein
Und werde deine Füße wärmend decken,

Doch du wirst mich in Huld zu dir erheben,


Da schenk ich einem Könige das Leben.

7. MICHAL

Mein Mann hat auf dem Saitenspiel gespielt


Und hat den Dunklen von der Furcht befreit,
Als der des bösen Geistes Macht gefühlt,
Sang David Psalmen von der Ewigkeit.

Und ich, ich war zu retten ihn bereit,


Als der verworfne König ihn gejagt.
Mitleiden war ich allem seinem Leid
Und hab verlassen um den Herrn geklagt.

Doch als sein großer Jubel ihm getagt,


Als vor der Herrlichkeit und vor der Macht
Er froh getanzt - er hat mich nicht gefragt,
Ich habe ihn als albern ausgelacht!
Dem Tanzenden vor Gottes Bundeslade
War ich unfruchtbar - das ist jammerschade.

8. ABIGAJIL

An einen Toren war als Frau gekettet


Ich arme Frau. Man nannte mich die Schöne.
Der König Israels hat mich gerettet!
Ich liebe ihn! Ich hab für seine Söhne

Kostbare Gaben, bringe ihre Löhne


Und David Weine und Rosinenkuchen.
Ob ich mich je an seine Huld gewöhne?
Nie wird er seiner Hirtentochter fluchen,

Er wird mich immerdar im Hause suchen,


Wenn ich da schlummere im Dämmerschatten,
Denn unser König ähnelt nicht Eunuchen,
Er weiß sich wohl mit einer Frau zu gatten,

Ich weiß mich an dem lieben Mann zu weiden.


(Doch warum muß ich Ahinoam leiden?)

9. ABISCHAG

Dich ruf ich, Engel in der Todesstunde,


Die du das herbe Sterben ihm verschöntest!
Ein Lächeln lag so hold auf deinem Munde,
Mit dem du einen Leidenden versöhntest!

O David, sterbender, wie schwer du stöhntest!


Da nahte Abischag, dich zu erwarmen,
Die du mit deines Alters Segen kröntest,
Weil sie erwiesen hat an dir Erbarmen.

O Abischag mit deinen Himmels-Charmen,


Komm du zu mir in meiner Todesstunde
Und trage mich in deinen Jungfraunarmen
Zu Gottes Thron, wo ich mit meinem Munde

Gemeinsam will mit dir bei Dattelpalmen


Jehowah singen hohe Hochzeitspsalmen!

10. BATHSEBA

Wer dich gesehen hätte in dem Bade,


Wie hätte der nicht auch die Schuld verübt?
Oh deines Leibes transparente Jade!
Wenn ihr euch, Wimpern, überm Auge hübt,
Da wäre jeglicher Psalmist verliebt,
Der da von Jugend singt und Inseltauben!
Ah weh! wie sehr die Schwäche uns betrübt,
Sie will uns gar den Gottesfrieden rauben!

Doch Gnade ist die Antwort unserm Glauben.


Gott schenkte dir den weisen Salomon.
Und Kronen hast du, Schleier hast du, Hauben,
Und bei dem Königsthrone deinen Thron!

Da kam ich, Davids Sohn, zu dir geschritten,


Dich, Königin, um Abischag zu bitten...

11. SULAMITH

Wie Duftöl und wie Salbe ist dein Name,


Du lautest wie die auserlesnen Öle,
Wie Myrrhe, Onych, Aloe, Balsame,
Doch süßer noch ist deine süße Seele,

Du Turteltaube in der Felsenhöhle,


Du Nachtigall, du dornenlose Rose!
Dein ist der Athemhauch in meiner Kehle,
Mein sündiges Gemüt, o Makellose!

Des Südweins Becher gleich ich deinem Schoße,


Dem Land von Milch und Honig deine Brüste!
Symbol der Schönheit Gottes bist du! große
Geliebte Gottes, ewiger Wollüste!

(In sterblicher Geliebter Angeschaut


Hab ich verliebt des lieben Gottes Braut.)

12. ESTHER

Den König lade du in deinen Garten,


Mach schön dich mit der Salbe und dem Öle,
In Schönheit deinen König zu erwarten,
Der da ganz hingegeben deiner Seele!

Du trägst die königlichen Kronjuwele


Und liesest in den Chroniken der Meder
Und Perser, und aus Nachtigallenkehle
Singst du und bauschest deiner Flügel Feder

Und singst dem König zu, der stolzen Zeder,


Von Gottes Gnaden, daß er deinem Volke
Erweise Gnade! Jede war und jeder
Vor Gott gehüllt in deiner Fürsprach Wolke,
Du unsre Königin, du unsre Schwester,
Viel schöner du als Ischtar, Jahwe’s Esther!

13. JUDTIH

Du Schönste, Schöneste im Kreis der Weiber!


Geh nur, du darfst dich für den Höchsten schmücken,
Der da geschaffen Seelen hat und Leiber
Zu seinem eignen göttlichen Entzücken!

Du Heldin, greife zu, das Schwert zu zücken,


Der Macht des Feindes die Gewalt zu rauben,
Assyrien und Babel zu zerstücken,
Vom Habicht zu erlösen Gottes Tauben!

Du brachtest Freiheit uns! Wir wollen glauben


Und preisen selig dich im Kreis der Frauen!
Jehowah kelterte Jehudas Trauben,
Daß wir bespritzt vom Blute Judtih schauen!

Die unter Frauen Allgebenedeite


Mit ihres Glaubens Schwert uns all befreite!

14. JUNGFRAU ISRAEL

Ich fand dich blutig unterm Baume liegen,


So ausgesetzt, verloren so und bloß.
Ich hab bei mir geschworn und nicht geschwiegen,
Du sollst mir werden eine rote Ros’.

Ich zog dich, jugendliche Schönheit, groß


Und schenkte vieles dir, dich schön zu schmücken.
Ich mach dich rein, ich mach dich makellos
Zu aller Schöpfung seligem Entzücken!

Und bittest du, will ich Gewährung nicken.


Ich lege dich als Ring an meine Hand.
Ich schirme dich in widrigen Geschicken,
Augapfel mein, mein Milch-und-Honig-Land!

Ich kröne dich mit sieben Sternensphären


Und du wirst den Messias mir gebären!
DIE BRAUT JESU

1. SALOME

Du, Salome, du weißt sehr schönen Tanz


Zu tanzen mit den Hüften und dem Schleier.
Ich sehe deiner Silbermonde Glanz
Und in dem Haar den kleinen Jadereiher

Und seh den eingewobnen Perlenkranz


In deiner Seide, deines Leibes Leier
In Transparenz umhüllend, alles ganz
Geschaffen wie zu einer Hochzeitsfeier!

Was Wunder, daß ein königlicher Greis


Die Hälfte seines Reichs dir schenken will
(Ich würd dir schenken gar das ganze Reich)!

Da stockt das Blut, da steht das Herz mir still,


Das Haupt, das viel von Gottes Weisheit weiß,
Sinkt von den Schultern mir auf Einen Streich!

2. DIE EHEBRECHERIN

Sie schleppen dich vor deine Richter hin


Und haben unbarmherzige Gerichte,
Die ihren faulen Speichel speien in
Das wunderschöne Antlitz (im Gesichte

Steht Scham und Demut einer Sünderin).


Betörten dich judäische Gedichte
Von Lust und Liebe, Ehebrecherin?
Nun hängen sie Gesetze wie Gewichte

An deinen schlanken langen Schwanenhals,


Das dürre pharisäische Gelichter,
Die wissen nichts von Liebe, Lust und Leben.

Mir bist du eine Königin des Alls,


Ein Retter bin ich dir und nicht ein Richter
Und habe deine Schwäche gern vergeben.

3. DIE SAMARITERIN

Ich sehe lange deine Augen an,


In deinem Aug seh ich der Seele Schein,
Die Seele seh ich, welche lieben kann
Und ist trotz vieler Liebe so allein.
Und viele Lieben kamen, aber dann
Warst du allein mit deiner Liebespein.
O liebe Frau, o schau, der gute Mann,
Der so verlangt nach dir, ist auch nicht dein.

Und wenn man Brunnen auch von Steinen baut,


Man muß doch immer tragen schwere Eimer
Und wird trotz all der Fluten immer dürsten.

Nun schau mich an, du siehst den Friedefürsten,


Siehst Evas Samen, Segenserben, Träumer,
Der träumt, du seist ihm eine treue Braut!

4. DIE SYROPHÖNIZERIN

Ich höre sie, o Tochter, deine Klage,


Das Kindlein deiner Liebe ist besessen,
Unruhe hast du manche, alle Tage,
Die Herrschaft deiner Leibesfrucht ist wessen?

Wie könnt ich deine Traurigkeit vergessen,


Die spricht zu mir in der bescheidnen Frage.
Du sagst, daß Hunde noch den Abfall fressen,
Und bittest, daß ich Krümel zu dir trage.

Berufen bin ich zu der Heiligkeit


Als erster Sohn im auserwählten Volke
Und auf mir ruht der Geist. - Doch, schöne Taube,

Wie grenzenlos der Schatten meiner Wolke!


Auch Heiden will ich lieben, weil ihr Leid
Ist eine Mutter und das Kind der Glaube.-

5. DIE FRAU MIT DEN BLUTUNGEN

Ich stehe im Gewimmel und Gedränge


Und die Alltäglichkeit ist eine Haft
Und all die kranken Leiber in der Enge
Und kranker Seelen kranke Leidenschaft!

Da merke ich, wie mitten in der Menge


Von meinem Mantelsaume eine Kraft
Ausgeht und stillt in heilig-ernster Strenge
Den unaufhörlich fließenden, den Saft,

Den strömenden, den Saft des kranken Blutes.


Dem Blut will ich mit meinem Blut gebieten,
Von deiner Krankheit ist mein Herz mir wund!
Doch du berührtest mich. Sei gutes Mutes,
Dein stiller Glaube machte dich gesund,
Ich segne dich, o Frau, geh hin in Frieden!

6. MARIA MAGDALENA MIT DEN SIEBEN DÄMONEN

Wen rufst du an auf deines Herzens Stuhl,


Wen lässest du in deiner Seele wohnen?
Wen liebst du mit vergötterndem Gebuhl
Und wessen Geist läßt du im Geiste thronen?

Ich sehe den in dir, den Beelzebul,


Ich werde seine Schlechtigkeit nicht schonen,
Ich treib ihn aus bis in den Feuerpfuhl,
Und daß er quälte dich, mit Qual ihm lohnen!

Mit Feuer feg ich deine Wohnung sauber,


Treib sieben Teufel aus aus sieben Zimmern
Und lasse guten, süßen Wind herein.

Sie kehren nicht zurück, denn du bist mein!


Vorüber ist des Alptraums böser Zauber,
Fortan wird Gottes Liebe in dir schimmern.

7. DIE SÜNDERIN

Nicht Simon gab mir tausend Liebesküsse,


Doch du, die aufgetaucht aus ihrem Sunde,
Du gabest Küsse mir, so honigsüße,
So nektarsüße mit dem Rosenmunde!

Demütig sankest du mir vor die Füße,


Als wäre wohl dir nur im tiefsten Grunde,
Als wäre deine Liebe, die gewisse,
Die Liebe nur von einem treuen Hunde.

Mit deinen Lippen seh ich dich, den falben,


Und mit den Augen voll von Wehmuttränen
Und höre: Simon nennt dich Sünderin.

Vor dem Gesalbten weinst du, mich zu salben!


Du wandelst auf dem Blute meiner Venen
In mir als demutreiche Königin!

8. MARTHA UND MARIA

Nein, Martha, nicht begehre ich dein Geld


Und mehr das Herz begehr ich als das Brot,
Auch muß ich schlafen nicht im Leinenzelt,
Wenn mir das All der Himmelsscharen loht,

Und nimmst den Fleiß du als des Herrn Gebot,


Ich mein, daß Gott Beschauung höher stellt.
Der minnigen Maria Mund ist rot
Und wie es ist: sie spricht was mir gefällt!

Sie setzt sich nieder in die samtnen Kissen


Und lauscht der Weisheit mit den Muschelohren
Und sieht mit ihrer Seele Aug nach innen.

Von königlicher Weisheit auserkoren,


Ist sie geboren, inniglich zu minnen
Und schauend, atmend mir mein Herz zu küssen!

9. MARIA MIT DER KOSTBAREN NARDE

Wer schenkt mir seinen ganzen Jahreslohn


In einer Duftkaraffe voll von Narden?
Die geizigen Verräter sprechen Hohn,
Ich aber mit der zärtlichen und zarten

Messiasliebe lieb als Menschensohn


Duftreiche Narde aus des Morgens Garten.
Nein, schäm dich nicht, nein, werd nicht rot wie Mohn,
Wie lange mußte ich voll Sehnsucht warten

Auf eine Liebenden, wie du mich liebst!


Nun, Mutter Erde, kannst du mich begraben,
Sind an mir doch des ewigen Lebens Öle!

Ich möchte nimmer, daß du dich betrübst,


Denn wusste keine sonst mich so zu laben
Wie du, Maria, vielgeliebte Seele!

10. MARIA MAGDALENA UNTER DEM KREUZ

Ich liebe dich mit meinem wunden Herzen,


Mein Herz geöffnet! und mein Herz durchbohrt!
Ergießt Balsamen deinen Minneschmerzen,
Hat scheidend noch für dich ein gutes Wort.

Und scheid ich auch, ich lieb dich fort und fort!
Nach allen Minnetränen wirst du scherzen
Im Garten meiner Minne! Hier und dort
Dir brennen meines Geistes sieben Kerzen!

Von Tränen triefend deine Hennamähne


Umflutet meines Kreuzes Zedernstamm,
Der ist dir aus des Lebens Baum gezimmert.
Verschlinge mich als süßes Opferlamm,
Daß meine Minne dir im Herzen schimmert
Und macht dich selig, meine Magdalene!

11. MARIA MAGDALENA IM GARTEN

Sieh, Frau, du bist so schön mit deinen zarten


Und sehnsuchtsvollen Tränen deiner Minne!
Doch warum nahst du, meinem Leib zu warten,
Siehst du die Gottheit denn durch deine Sinne?

Willst du den Leichnam salben mit den Narden,


Den Toten salben mit dem Bart am Kinne?
Das Leben will erscheinen dir im Garten,
Der lebensvollen Liebesflamme inne!

Willst du die Wunden an dem Fleisch berühren?


Verwirr mich nicht mit minnigem Gekose...
Gerufen werde ich ins Jenseits drüben!

Von innen will ich dich zur Hochzeit führen,


Als lieber Gott in deines Herzens Rose
Mit ewiger Liebe, Magdalee, dich lieben!

12. JERUSALEM

Ich träume, Friedensfürstin, einen Traum,


Da bist du Herrin in der andern Welt,
Du wandelst auf des Mondenmeeres Schaum
Als Zeichen, Liebe Frau, die mir gefällt.

Ja, ich bin Minneritter, frommer Held,


Du meine Schöne mit der Sonne Saum!
Ich offenbare dir mich in dem Zelt,
Erkennen werd ich dich beim Lebensbaum,

Als Lämmlein lager ich in Lilienauen,


Bei Gottes Lebensbaum auf Sions Almen
Werd ich Jerusalem, der Braut, mich einen. - -

Die Seraphinen singen Hochzeitspsalmen


Der Lieben Frau und Myriaden Frauen
(Und meine Sänger werden nimmer weinen)!...
THE SONNETS OF SHULAMITE
1

O kiss me, my beloved, kiss me, kiss


Me with the kisses of red roses’ mouth!
Thou art my only love, my life, my bliss,
I am thy black-eyed daughter of the south!

O bring me, my beloved, in thy chamber,


I will be glad in thee, I will rejoice!
I love thee everlastingly! Remember
The night I choose thee - thy love ist my choice!

I am but black but comely, virgins, black,


Because the sun hath cast his eyes on me,
Oh do not mock me, virgins, do not mock!

Tell me, my friend, where feedeth thou thy flock?


My soul ist like the sea, the foaming sea,
O lay thy pearls, beloved, on my neck!

I am the horse, thou art the chariot


Of Pharao, egyptian princess I!
Thou art the sun, the star, my only god,
Thou looked to me with very charming eye!

I pray thee, kiss me on my rosy cheek


And bind my neck, my love, with golden chain!
O I am comely, thou art mild and meek,
Thou art the morning-star, I am the maine!

A buddle of myrrh my wellbeloved is,


My wellbeloved shall lye all the night
With sweetest sports of love between my breasts!

O kiss me, most beloved, kiss thy kiss


And look to my with eyes as heaven bright
And love me like on everlasting feasts!

I am the rose, I am the rose of Sharon,


I am the lily, lily of the valley!
My friend comes to me, beautiful as Aron,
He cometh through his passion’s cypress-alley!
He is the apple from the tree of life!
I am a rose among the thorns, so chaste!
He is my god, I am his only wife!
So sweet, so sweet his mannah to my taste!

Oh, comfort me, for I am sick of love!


My tongue is sweet, my tongue is flaming fire!
My heart’s all thirst, my heart’s all pure desire!

His hand is in my hair, his other hand


Doth all the spheres of seven heavens move!
Awake, awake, my love, in Sion’s land!

Behold, my wellbeloved is an hart,


I see him coming all along the mountain,
His thirst longs for my soul, my female heart,
My life to him is as an living fountain!

He said to me: Arise, arise, my morn,


Thou art as beautiful als sun and moon!
The winter’s past, the rose of may is born,
The nightingale will sing the red rose soon!

The flowers appear on earth, the moon of may


(As mannah) shining excellently bright!
Arise, my fair one, rise and come away!

My sweet, my soft, my black-eyed love of night!


Thy love is sweeter than the cyprian wine!
Thou art my own, my love, and I am thine!

Behold the bed, the bed of Solomon:


The angels waking near the bed like knights!
O sleep sweet sleep, my father and my son,
My bridegroom, thine are all my burning nights!

My flesh, my heart, my soul, my spirit stirr,


And beautify with love my female sense!
I am perfumed for thee with sweetest myrrh,
I smell for thee like indian francincence!

The pillars are of silver, and of gold


The ground, the covering all purple red,
The midst thereof with love, with love all paved!
I am thy bride with naked breasts, behold!
Thy love is for my love a welcome bed
And for thy everlasting love I’m saved!

By GOD’s own grace my goddess! Thou art fair,


Thou art the queen of beauty, ah, my love!
Thy eyes are like the ocean and the air,
Thy eye is soft, beloved, like a dove!

Thy teeth are pearls, thy lips are red like blood,
Thy smile, my lady, all my spirits hail!
And brown thy long, long locks, thy hair’s red flood
Is falling to thy bosom like a veil!

Thy neck’s swan’s neck or Davids tower,


With lapislazuli on silver chain!
Thy breasts - all saints of heaven! what a shower

Of fire-flames fall on me with bliss and pain! -


Thy breasts are apples hopping down and up!
Thy lap, my love, is in the mess the cup!

Thy lips, my spouse, they drob as honeycomb!


Thou art the promised land of milk and honey!
My heaven’s paradise is in thy womb
(And there I am a seraph singing funny)!

Thou art a garden, o my mystic rose,


I am the gardener, King Solomon!
Thy door of heaven never for me close
And let me in the wood of Lebanon!

O smile to me, my love, and I am healed,


Thou living fountain with the Spirit sealed!
O Shulamite! my love-song and my lute!

O kiss me with the odour of thy mouth,


The tongue of fire and the breath of south!
And I will worship - ah! thy womb’s sweet fruit!...
[Inhalt]
AN MADONNA MARIA

ERSTES BUCH

Mein Baby, heute auf die Welt gekommen,


Wie süß, wie himmlisch ist dein roter Mund,
Wie schaun die Augen rein aus Herzensgrund,
In denen deiner Seele Gnaden glommen!

Von Annas mütterlicher Milch umschwommen,


Küsst segnend ihre Brust dein reiner Mund
Und spendet Liebe ihr aus Herzensgrund
Und hat die Liebe von ihr angenommen.

Mag sein, daß andre Kinder böse gieren,


Mit Eigenwillen früh verlangend schreien
Und beißen in die Brust mit bösem Triebe?

Doch bei Maria konnte Anna spüren,


Daß sie voll Güte ist. Sie muß sie weihen
Dem Herzen Gottes, der sie schuf so lieb!

Geliebte Königin der Heimat, ferne


Bist du, und ich bin im Exil allein!
Sieh, wie ich in dem kalten Dunkel wein,
Und tropfe Trost, du Königin der Sterne!

Wohl zähl ich deine Granatapfelkerne


Und bin doch traurig im Olivenhain,
Da schwefelgelb versinkt der Sonne Schein
Und ich erneut in Leiden Dulden lerne.-

Wie sehn ich mich so sehr nach Zärtlichkeit


Und wäre eine Taube gern im Nest
Und schliefe gern in deiner Arme Beuge.

Doch du bist fern. Ich will in meinem Leid


Erwarten treu des Himmels Hochzeitsfest -
Bis dahin mich mit Milch des Trostes säuge.

3
Wenn ich einschlafe, sehe ich dein Bild
Und deiner Anmut gütiges Gebahren.
Wie schön dir um das Haar die Schleier waren
Als deiner auserlesnen Keuschheit Schild!

Und wenn ich träume, tret ich ins Gefild,


Dahin die Gläubigen so gern wallfahren,
Darf Weisheit da von deinem Geist erfahren,
Du Königin der Musen, anmutmild.

Wenn ich erwache aus dem süßen Traum


Und tauche aus der süßen Schönheit Schaum,
Ruf ich voll tiefer Liebe deinen Namen,

Der alle Tag in meinem Herzen glüht,


Und sing vom Rosengarten dir ein Lied
Und hoff auf Himmels Granatapfelsamen...

Ach! ich vermiß den schönen Wärmestrom,


Der strömt zu mir von deines Herzens Reine,
Wenn Priester protestantisch über meine
Marienliebe reden. Dein Arom

Soll immer duften mir in jedem Dom,


Denn du bist Balsam allem meinem Peine.
Darum sei auch mein Motto: Ganz der Deine!
Das Motto lehrt uns ja der Papst von Rom.

Der Deine - mit der ganzen Seele Minne,


Der Deine - mit der Schönheit meiner Kunst,
Der Deine - mit dem ganzen Christusglauben!

Sei Meine - meiner Herzenskammer inne,


Sei Meine - Herrin meiner Minnebrunst,
Sei Meine - wir zusamm zwei Turteltauben!...

O Königin der Schwermutvollen, komm!


Madonna Melancholia, komm du
Und wachse mir wie eine Weide zu,
Wie eine Trauerweide, in der glomm

Der Morgenstern. Ich bin in Trauer fromm,


Madonna Melancholia! komm du
Und führe durch das Trauertal zur Ruh
Mein armes Herz, das mir in Tränen schwomm.
O Königin der schwermutvollen Nacht,
Schwarzaugige Geliebte! hülle mich
In deiner Haare Schleier mütterlich

Und küsse mir mit deinem Munde sacht


Die Tränen von den Wimpern, wenn ich wein,
Laß mich in deinem Arm geborgen sein!

Als ich ertrunken war in Traurigkeit


Und meinen Schädel an die Mauer schlug,
Da liebt ich dich mit meiner Seele Flug
Und sehnte sehr mich nach Glückseligkeit.

Dann kamen Zeiten der Vernünftigkeit,


Ich war sehr trocken, hielt mich auch für klug,
Da du nicht mehr an meines Schiffes Bug.
Und Freunde lachten viele in der Zeit.

Nun kehr ich in die Einsamkeit zurück,


Dein Bild ziert wieder herrlich meine Mauer.
Da denk ich an das trauervolle Glück,

Da du mir Freude warst in meiner Trauer,


Da Liebe blühte unterm Tränenschauer
Und meine Schwermut tröstete dein Blick.

Ich will, daß alle wahren Christen wallen


In Liebe hinter deinem Bilde her!
Du Marmorbildnis von La Palmas Meer,
Der unterm Schleier braune Locken fallen,

Ich preise heute Nacht mit allen, allen


Christgläubigen als Mutter dich! so sehr
Verehr ich dich! und liebe dich noch mehr!
Weil du an der Geliebten hast Gefallen:

Du liebest sie, ich bin mir sicher des,


Nimm mütterlich sie auf in deine Hut,
Sei ihr ein Ideal des Sokrates,

Stern über ihrer Leidenschaften Blut,


Und führe ihre Seele in der Nacht
Zu Gottes Sohn in Edens Blumenpracht!

8
Was ist ein Märchen ohne dich, o Mutter?
Im blauen Meeresmantel dein Erbarmen
Soll aller Kinder armes Herz erwarmen,
Du Gallionsfigur am Fischerkutter,

Gib du den Kindern Honigseim und Butter


Und jungen Mädchen mit den schönen Charmen
Schenk ein ein wenig Wein, und meinen Harmen
Gib du im Traum vom Himmelsbrote Futter.

O Mutter der Lebendigen, mein Leben


Und meine wahre Wonne und mein Hoffen,
Ich will dich lieben und dich benedeien!

O Jungfrau, Minnekönigin im Maien,


Geheimnis mir in aller tiefen Minne!
Laß deiner Liebe immer sein mich inne!

Maria, meine Seele ist betrübt!


So war ich hingegeben an die Glut
Der Liebe, in der Leidenschaften Flut
Geworfen, ja, mit allem Sinn verliebt!

Ich habe mich im Frauenlob geübt


Und dichtete in Rausch und Liebeswut,
Mit holder Hoffnung, mit der Hoffnung Mut.
Und ihr, o meine Edenlieder, bliebt.

Nun hat mich Qual und Gift der Eifersucht


Gepeinigt und der Rose sanfter Dorn.
Ich fühlte mich verlassen und verlorn,

Da mir verwehrt des Paradieses Frucht.


Da hab ich, von der Kümmernis durchdrungen,
Maria, fünfzehn Ave dir gesungen.

10

„Du hast so oft zu mir gesagt in frommen,


In leidenschaftlich heißen Sommertagen,
Du seiest mein - und hast mir angetragen
Dein Herz - Ich habs mit Liebe aufgenommen!

In Tränen ist dein trunkner Blick geschwommen,


Da hört ich deines Herzens wehe Klagen -
Verliebte Hirsche die Gazellen jagen -
Und Geist, Gemüt und Herz ist mir entglommen!
Du wolltest mich in deinem Herzen innen
Mit allen frommen Leidenschaften minnen
Und sein mit mir im ewigen Vereine!

Denk an des Todes dunkle Jordanfurt,


An meinen Kuß, an meinen Kuß von Lourdes...
Von heut an bin ich ganz und gar die Deine!“

11

Maria, in der Zeit der schwarzen Klagen


Und Lust aufs Ende meiner Sterblichkeit,
Da mir zu schwer geworden war mein Leid,
Da ich gelitten an den leeren Tagen,

Was auch die Freundinnen von Freundschaft sagen,


Die hübschen Mädchen voller Lieblichkeit,
Sie hatten doch zum Beistand keine Zeit,
Da sie nach lauter eitlen Dingen jagen.

Doch Gott, Gott stärkte mir das schwache Herz,


Männlicher Schicksalsmut die Seele stählte,
Dein Muttername mir mein Herz beseelte.

Als Balsamperlen meinem Seelenschmerz


Trag ich am Arme deinen Rosenkranz,
Verlassen von der Welt, der Deine ganz!

12

Gruß dir, o Königin der Einsamkeit,


Gruß dir, o Braut in meinem tiefsten Herzen,
Gruß dir, o Mutter aller meiner Schmerzen,
Gruß dir, ich weih dir meiner Seele Leid,

Gruß dir, du Führerin zur Ewigkeit,


Gruß dir, du Herrin über fromme Kerzen,
Gruß dir, o Frau mit Füßen goldenerzen,
Gruß dir, o meiner Minne holde Maid,

Gruß dir, du meiner Seele ganzes Sehnen,


Gruß dir, du Traumgestalt im Land des Mohnes,
Gruß dir, du Trösterin der Trauertränen,

Gruß dir, Madonna auf dem Blut der Venen,


Gruß dir, du Mittlerin zum Reich des Sohnes,
Gruß dir! Mein Herz, o Liebe Frau, verschon es!
13

Ich sang dich, Herrin, in der Heilgen Messe,


Da innen du als Bild in mir erschienen,
In höchster Schönheit und mit goldnen Mienen,
Die Spange an des Armes brauner Blässe.

Die Gnadenhandlung nimmer ich vergesse,


Mit der du wolltest meinem Herzen dienen,
Mit goldner Süßigkeit der Honigbienen
Und mit dem heilgen Blut in Weines Nässe:

Die Jesushostia von meiner Lippe


Ins Herz mir sank, das Fleisch vom lieben Gotte,
Daß ich den lichten Säugling in mir schau,

Den Gottessohn in meines Herzens Krippe,


Den Ewigen in meines Herzens Grotte,
Gespendet mir von Unsrer Lieben Frau!

14

Die Herrenworte schienen von den harten


Und ließen friedlos meine arme Seele,
Der weinend ich im Fegefeuer schwele
Und muß allnächtlich auf die Gnade warten.

Da kamest du in meinen innern Garten


Und tratest in des innern Herzens Höhle
Des mystischen Verlöbnisses... Ich wähle
Zur Königin der Minne dich, zur zarten

Geliebten, die besucht mich in dem Heim


Der Seele, tanzt den Tanz von Mahanaim,
Am Mädchenarme schöne Spangen tragend.

Ein Hoheslied der Liebe will ich singen,


Marienleben Gott zum Opfer bringen,
Der Trösterin der Heimgesuchten klagend.

15

Wo warst du in der Nacht, da ich gelitten,


Weil meiner Seele Liebster sich verborgen?
Ich krankte an der Liebe siechen Sorgen
Und lag der dunklen Mitternacht inmitten

Und wußte nur die Flasche zu entkorken,


Da rote Tränen mir vom Auge glitten.
Wortlos mir meine wehen Schmerzen bitten
Und Heil kommt in der Nacht nicht. Erst am Morgen,

Denn reich an Tränen träumte dem Betrübten


Am Morgen nach der bittren Nacht der Pein
Die Schönheit von dem göttlichen Geliebten!

Zu meiner Seligkeit war ich verflucht,


O Sohn, mit Schmerzen hab ich dich gesucht,
Zum Glück, Maria, ließt du mich allein.

16

O Mutter du der schönen Liebe, schau,


Ich wag zu dir ein schüchternes Gebet.
In der poetischen Virginität
Leb einsam ich allein der innern Schau.

Wie einsam ists in meiner Höhle Bau,


Wie oft mir meine Seele traurig fleht
Und Aug und Auge mir in Tränen steht
Und bitt ich Gott den Herrn um eine Frau.

Die unerfüllte Hoffnung macht dem Ritter


Unserer Lieben Frau das Herz so bitter.
Was soll ich bitten? Ach mein Herz ist krank!

Die andre Hälfte sucht der Zweigeteilte.


O Neue Eva, wenn dein Handeln heilte,
Wenn Gottes Huld mir wird, sei’s dir zu Dank!

17

Die Frauen schlagen mir auf meine Wangen


Und höhne meine Armut, höhnen, höhnen.
Sie wenden sich zu Reichen und zu Schönen,
Sie gleichen Sandelbäumen voller Schlangen.

Die Frauen nehmen nur mein Hirn in Zangen


Und pflücken Dorngestrüppe, mich zu krönen.
Sie reden viel, da muß ich immer stöhnen,
Weil ihre Reden so verquert erklangen.

O Sandelholzbaum ohne Schlangen du,


O wahre Weisheit, meiner Seele Ruh,
Nur dir allein will ich mein Lieben weihen!

Führ mich zum Herzen Jesu, dorngekrönt,


Zum Herzen Jesu, welches mich versöhnt.
Herr Jesus möge meine Seele freien!
18

O Meeresstern, sieh du mein Mittelmeer,


Der Leidenschaften aufgewühlte Flut,
Das schaumgekränzte, aufgehitzte Blut,
Die Sinnenlüste - ich begehre sehr!

O Meeresstern, wo kommt mir Keuschheit her,


Wer bändigt mir der Leidenschaften Wut,
Wer kreuzigt mir mein heißes Fleisch und tut
Mir Liebes und wer schenkt mir Freude, wer?

O Meeresstern, ich muß so oft verzichten


Auf mein Verlangen, der Begier entsagen.
Doch quälen mich noch oft der Schlange Bisse!

O Inbegriff der Keuschheit, darf ich dichten


Von dir als die Marie Aphroditisse?
Sieh mich zu deinen bloßen Füßen klagen!

19

Im Katechismus schaute ich ein Bild,


Wie Uranos zu Füßen Christi lag.
Was bin ich denn so ängstlich noch und zag,
Wenn ich dir weih das zyprische Gefild?

Auf einer Muschel nahte Venus wild


Und kündete den goldnen Sonnentag -
Der ich dir dieses alles widmen mag,
Der betet gern vor deinem Gnadenbild:

Madonna du mit Paradiesgranate,


Die ich im blühenden Gefilde fand,
Du lächelst mir in meines Herzens Grotte.

Wallfahren laß mich, Jungfrau voller Gnade,


Auf den Olymp, zu deinem Gürtelband,
Aphroditissa! - nimmer du bigotte.

20

Madonna, viel hab ich um Jesu willen


Gelitten, innerste Zerrissenheit,
Die Seele des Exiles Winterleid
Und Sehnsucht, welche nimmerdar zu stillen.

Ich trug die Mädchenlaunen, Frauengrillen,


O du, die unter Frauen benedeit,
Ich litt die Fremde, Mutter du und Maid,
Und schrie, die Liebe möge mich erfüllen.

Gelitten hab ich unter Gottes Zorn,


Begegnete dem Herrn in Mißverständnis
Und stand, ein Ochse, vor der Heilgen Schrift.

Du aber warst des Trostes Balsamborn,


Beweis der Liebe Gottes! Mein Geständnis
An deinem Herzen Gottes Gnade trifft.

21

Lieblose, fremdeste Gleichgültigkeit


Hat mich gepeinigt in dem Tränental,
Ich war wie Sankt Sebastian am Pfahl
Und Hasses Pfeile waren all mein Leid.

Du hörst es, Mutter, wie dein Armer schreit,


Wie er beklagt die Feinde ohne Zahl,
Und keine Freundin ist im innern Saal
Das Herz zu heilen liebevoll bereit.

Madonna, in die Beuge deiner Arme


Leg mich und hülle mich in deinen Mantel
Und heile meines Herzens wehes Leid.

Du bist so reich an Liebe, Herzenswarme,


An deinem Herzen ruht mir all mein Wandel,
In deiner schön verwirrenden Zärtlichkeit...

22

Senkt eine Rose rot sich in mein Grab,


Wird eine um mich weinen sanfter Trauer?
Zu dir, Maria, strömt mein Tränenschauer,
Für die ich heute nichts als Wehmut hab.

Mit femininen Zärtlichkeiten lab


Du meine Seele: eingefallne Mauer,
Es pfeift ein Wind hindurch, ein kalter rauher,
Ich schleich gekrümmt am krummen Pilgerstab.

So matt ich bin, so selig bin ich auch,


Weil du mich liebst! weil ich dich liebe! und
Verborgen bin in deinem Mutterbauch:

Aus dem du mich gebären wirst ins Leben!


Maria mein, ich bin so weh und wund,
Mögst Heimat mir in deinem Herzen geben.
23

Du Ruhestätte der Dreifaltigkeit,


Laß mich an deinem Herzen Ruhe finden!
Ich seufze dir zu aus dem Tal der Sünden,
Dein unbehauster Freund in kalter Zeit.

Wie bist du hoch, wie tief, wie groß, wie weit


Erstreckt sich deine Huld! Ich will mich binden
An dich und betten mich in deinem linden
Heiligen Schoße der Glückseligkeit.

Wohl wird mir schwer die Einsamkeit, der Jammer,


Doch ist die Traurigkeit ja nur der Hammer,
Der bildet mich zu einem Schmerzensmann!

Du Paradies der Liebe Gottes! Laß


Mich ein in deiner Liebe Garten! Faß
Mein Sein mit deinen heilgen Händen an!

24

Lob Unserer Senhora Portugals,


Wie sie erscheint mit Schönheit und mit Charme,
Die Aura von des Südens Sonne warm,
Gehüllt in Ruhm des dunklen Lockenfalls,

Den Glanz des Diamanten und Kristalls


Am schlanken, weichen, schöngebräunten Arm.
Schöne Madonna! Trost auf allen Harm!
Sie ist die Schöne Königin des Alls!

Am Ohre baumelt silbern ihr der Mond,


Die Sonne hängt ihr zwischen ihren Brüsten,
Als Reif der Stirn trägt sie den Morgenstern!

Glückselig ist, wem sie im Herzen wohnt!


O Paradies für alle wahren Christen,
Die du vermählest dort mit ihrem Herrn!

25

Wie, Gute, soll ich Mutter zu dir sagen,


Da ich die Mutterliebe nicht erfahren
In den bedürftigen, den ersten Jahren?
Ich bin ein Waisenkind an allen Tagen!

Du siehst mich oft um Frauenliebe klagen,


Ich möcht mich betten in den Frauenhaaren
Und ruhen zwischen runden Apfelpaaren
Und muß doch immer ungeliebt verzagen!

O wer, Maria, wer willst du mir sein?


Wie möchtest du von mir gerufen werden?
Madonna bist du mir und Pieta,

Dein mütterlicher Mantel soll mir sein


Die Liebe, die die Frauen mir verwehrten.
Sei mir als „Liebe Frau von Schwanke“ nah!...

26

Geliebte Mutter, dank für deine Nähe,


Du Trösterin der Heimgesuchten, Traute,
Olive, Myrrhebusch und Balsamstaude,
In der ich alle meine Heimat sehe.

Komm näher, Mutter, heile all mein Wehe,


Des inneren Gemüts zerbrochne Laute,
Des Lebens Mattigkeit und laute Flaute.
Gib, daß ich allem Hasse widerstehe,

Drum schenk mir ein der Liebe Gnadentrank,


Daß ich der Liebe Gottes alles dank
Und von der Liebe Gottes überfließe.

O Heilerin des Herzens, mütterliche,


O Helferin im Leben, königliche,
O Frau, gib mir die Frucht vom Paradiese!

27

Ich möcht die Saite meines Herzens streichen,


Die bringst du, Mutter Gottes, zum Erklingen,
Mein eignes Lob, auf meine Weise, bringen
Will ich es dir, dir schönen Gnadenreichen.

Ich will dich lieben mit der innig-weichen


Intimen Zärtlichkeit, dir Minne singen.
Du hüllest mich in deine Schwanenschwingen
Und wandelst mir voran als Großes Zeichen.

Ja! nahe mir mit deinem süßen Mund


Und küsse mich und küsse mich gesund
Und heil mit Liebe alle meine Schmerzen!

Ich bin allein, bestimmt zur Einsamkeit,


Da weiß ich einen Trost mir in dem Leid:
Geliebt zu sein von deinem Frauenherzen!

28

Zu lieben sucht ich immer eine Frau,


Daß ich sie rühme herrlich im Sonette,
Bis ich sie herzlich in den Armen hätte.
Die Frauenliebe floh wie Morgentau;

Da ich ein Mädchen noch mit Augen schau,


Mir wünsche sie auch einmal in dem Bette,
Daß Liebe fessle uns mit ihrer Kette,
Gleich wird die bunte Lust schon wieder grau.

Nun aber hab ich eine Frau gefunden,


Erhabenster Gesinnung, wert der Reime,
Mit liebstem Herzen unter schönstem Busen.

Ich weiß, ich bleib ihr ewiglich verbunden.


Maria, dir ich die Sonette leime,
Geliebte Frau, mir Königin der Musen!

29

Ich weihe dir das kleine süße Kind,


Das schönste Freude mir bereitet hat.
Mach du mit mütterlicher Milch ihn satt,
Die Milch laß süß sein und wie Liebe lind.

Verscheuch den Schatten der vererbten Sünd,


Zum Heile wende seines Lebens Blatt
Und führ ihn in des Heiles Gottesstadt
In deinem Mantel, Mutter, auf dem Wind.

Maria, ich gedenk der Zeit der Schwermut,


Da Gott mich nährte mit dem bittern Wermut
Und Christus ich gefolgt in meinem Leide.

Da sandtest du den Säugling voller Frohheit,


Wie einen kleinen Heiland voller Hoheit,
Und schenktest, Liebe Frau, mir große Freude!

30

O Mama, komm, Maria, komm zu mir!


Mit deiner Liebe Muttermilch mich stille,
In deinen Schleier, in dein Haar mich hülle!
Die ganze Seele sehnt sich so nach dir!
Zwei Jahre bin ich jung und weine hier
Nach Mutterliebe, nach der Liebe Fülle!
Ich wäre gern an deinem Busen stille!
Wend deine Zärtlichkeit mir zu, du Zier!

Im Schoße weiblicher Barmherzigkeit


Will ich geborgen sein, in süßer Wärme;
Erbarme dich, Maria, mütterlich!

Hier stehe ich. Mein Leben ist mein Leid,


Der ich mich alle Tag und Nächte härme
Und weine, o Maria, bitterlich!

31

Maria, laß es dir zuviel nicht werden,


Wenn ich mit meinen Tränen zu dir komm,
Der ich im Meer der dunklen Trauer schwomm
Und finde keinen Fels auf dieser Erden.

Sie quälen mich mit holdesten Gebärden,


Der ich in Glut der Leidenschaften glomm
Und ehrte sie als deinen Schleier fromm.
Schau an mein Herz, o schau zu dem versehrten,

Schau an, wie ich zerrissen und gequält!


Muß ich denn singen, die am meisten quälen?
Wird mir mein Leben nichts als Leid und Qual?

Schau, meine Seele deinen Namen wählt,


Du unzerrissne Heilerin der Seelen,
Sei Trost mir, schleich ich durch das Tränental.

32

Der ich von der Distanz der Frau durchbohrt,


Häng an dem Kreuze gleich dem rechten Schächer.
O lehr mich dulden! Gott selbst sei mein Rächer,
Mir aber sage Gott ein liebes Wort!

Was ist dein liebes Wort, mein Heil und Hort?


Ich will ihn leeren, diesen bittern Becher,
Muß sein an Schierlingstrank und Wermut Zecher
Und ist mirs im Gemüte auch wie Mord!

Apokalyptische Madonna! Herbe


Und bittre Liebesleiden muß ich leiden,
Seit mich der Glanz der Auserwählung traf.-

Ich wünsch nur, daß ich balde, balde sterbe!


Du mögest mich im Tal des Todes weiden!
Heut heile mich, Maria, durch den Schlaf.

33

Großmutter war mir gut, Maria mein,


Sie nahm mich immer an und war bereit,
Ein Trost zu sein in meinem wirren Leid.
Mit ihrem Tod begann die große Pein.

Nun sehn ich mich, einmal geliebt zu sein,


Daß sich ein Herz mir opfre in der Zeit,
Ein Sakrament mir sei der Ewigkeit.
Doch jedes Frauenherz ist hart wie Stein.

Soll ich pneumatisch-religiöse Liebe


Allein besitzen als die zu abstrakte?
Ich werde bitter in des Lebens Trübe!

Es gibt sich keine Liebe mir als nackte


Und reiche Liebe hin! Ich bin allein.
Wer willst mir da, Vielgeliebte, sein?

34

Ich bin in mein Alleinsein eingemauert,


Gott stellte in den Weg mir schroffe Quadern,
Er füllte Schierlingsgift in meine Adern
Und trübte meine Seele, daß sie trauert.

Sternregen meines Schicksals niederschauert,


Mein Dämon wandelt auf dem Blut der Adern.
Doch darf ich gegen meinen Gott nicht hadern,
Weil darauf ja der böse Geist nur lauert!

Ich bin das bittre Wasser Mara, Frau,


Laß du das süße Holz des Kreuzes sinken
Und wandle Wermut um in Lebenstau.

Und muß ich auch den bittern Becher trinken


Und muß ich weinen auch, zu Tod betrübt,
Gott! laß mich sehn, daß mich Maria liebt!

35

Ich habe keine Freundin an der Seite,


Hab keine Schwester, keinen Bruder mehr,
Unmütterliche Mutter fällt mir schwer
Und sachlich ist mein Vater mir zum Leide.
Ein Waidenkind in Weltenraumes Weite,
Ein Tropfen, doch nicht aufgelöst im Meer,
Ein Stern, doch fern der Sterne Himmelsheer,
Ein Lamm, doch fern den Lämmern auf der Weide.

Maria, sei mir Freundin, sei mir Schwester,


Sei mütterliche Mutter mir und Hirtin,
Sei du die eine Frau, die ganz mich liebt!

Und fleh den König an, o neue Esther,


Mein Herz ist mir zum Beten zu betrübt,
Für du mich schwarzes Schaf zum guten Hirt hin.

36

Maria, sterben und zum Himmel steigen


Und dich am Ufer neues Lebens grüßen
Und küssend sinken dir zu deinen Füßen,
Ist alle meine Sehnsucht! Nächte schweigen

Von meinem Glück, und alle Lieben zeigen


Mir ihre Kälte, und vom Mund der Süßen
Fließt lauter Bitterkeit! Was muß ich büßen?
Sinds Sünden, die mir meinen Nacken neigen?

Poet muß leiden. Liebe wird ihm Schmerz.


Ein Fluch wird ihm erotisches Betören.
Ein Pfahl im Fleisch sind schöner Frauen Reize.

Zu steigen in den Himmel von dem Kreuze,


Zu singen in den Seraphinen-Chören
Ist mein Begehr, zu stürzen an dein Herz!

37

Maria! liebe du mich lang und heftig


Und sage Liebes mir mit deinem Munde,
Daß ich an deiner Liebe Gunst gesunde
Und werde durch die Kraft der Liebe kräftig!

Sei du in schöner Liebe Werk geschäftig


Und komm zu mir in dieser dunklen Stunde,
Verbinde mich mit dir im Liebesbunde
Und liebe lieblich mich und lieb mich deftig!

Gib dich mir ganz und halte nichts zurück,


Laß deine göttliche Gestalt mich schauen,
O Schönere als alle schönen Frauen!
Und spende mir erhörter Liebe Glück!
Gib mir des Mundes Rose, Hand von Schnee!
- Doch kenn ich keine Liebe als nur Weh...

38

Madonna, eines wünschte ich mir sehr:


Wärst du allein die Dame meiner Minne,
Daß mich nicht länger treiben meine Sinne
Und nicht mehr stürmt der Leidenschaften Meer!

Du hörst, die Frauen werden mir zu schwer,


Durch sie nur bin ich aller Schmerzen inne,
Der ich durch Eros keine Lust gewinne
Und mich in meinen Leiden nur verzehr!

Du mögest es als meine Herrin geben,


Daß keine Andre ich als dich begehre
Und dir allein verehre meine Liebe!

Ich fleh dich an: Errette du mein Leben!


Mein Minnewerben, Liebe Frau, erhöre!
- Muß ich denn sterben an der Macht dder Triebe?...

39

Verehrte Herrin, immer wollt ich sterben,


Seit ich auf meines Herzens Grund geschaut.
Nun sei dir all mein Leben anvertraut
Mit allen bittern Stunden, allen herben.

Laß nicht den Dämon Selbstmord mich verderben!


Sei in der Todesstunde bei mir, Braut,
Bei mir, dem vor dem Fegefeuer graut,
Doch weiß ich nihts, als um den Tod zu werben.

Die du gestanden unterm Kreuze bist,


Im Schoß gehalten hast den toten Christ,
Erbarm dich meiner tiefen Seelennot!

Errette meine Seele und mein Herz,


Erlöse mich in Liebe von dem Schmerz
Und gebe mir durch deinen Kuß den Tod!

40

Geliebte Herrin, selig deine Brüste,


An denen Jesus Christ als Kind gesogen!
Du hebest mich in deiner Liebe Wogen,
Ach, wo ich immer, immer bleiben müsste!

Im roten Schleier, an des Himmels Küste,


Begegnest du mir innen, - ungelogen!
Wir haben Umgang liebevoll gepflogen,
Da sah mich an das Antlitz Jesu Christe:

Mich dürstet! - Willst du meine Tränen trinken


Und aller meiner Seufzer flüss’ge Hauche?
Soll dir mein wundes Herz viel Liebe geben?

Du willst mich in Madonnas Schleier weben,


Daß mitleidvoll mir ihre Wimpern winken
Und sie die Liebe gibt, die ich so brauche!

41

Gott liebt mich! O Maria, hilf mir glauben,


Hilf mir, die Liebe Gottes zu erfahren,
Daß ich geliebet bin mit Haut und Haaren!
Gott hat mehr Liebe als die Turteltauben,

Vergebens fleh ich an die Blinden, Tauben.


Gott möge seine Liebe offenbaren,
In dieser Stunde und in allen Jahren,
Und niemand kann mir diese Liebe rauben!

Maria, nicht die ideale Schöne


Mit allem ihrem Zauber, ihren Reizen
Und allem ihrem Mit-der-Liebe-Geizen

Trennt mich von Christi Liebe! Meine Träne


Still du, Maria, mir mit Jesu Gnade,
Daß ich mich in der Liebe Gottes bade!

42

Hilf mir, o meine Herrin, Ja zu sagen,


Ein tiefes Ja zu meiner Einsamkeit,
Von Menschen frei zu werden, und im Leid
Demütig jeden Tag mein Kreuz zu tragen!

Und bin ich in der Wüste, hör mein Klagen


Und halte liebevollen Trost bereit,
Und hilf mir, Herrin, in der Wüstenzeit
Allzeit der Liebe Gottes nachzujagen!

Beziehungssüchte sinds, die mich versklaven,


Die Menschenkälte schafft mir schwere Pein,
Und die ich liebe, wirken meine Wunden.
Ach wäre ich mit dir, mit dir allein
Und dürften meine Leidenschaften schlafen
Und spräche Gott Ein Wort - ich würd gesunden!

43

Im Jahre der Berufung will ich fragen,


O Herrin, wozu ich berufen bin.
Soll ich ein Eremit sein, allen Sinn
Dir weihen, keinen Freundinnen nachjagen?

Soll das Martyrium des Herzens tagen


Und schwinden alle Freude mir dahin,
Bis mir das Kreuz alleine mein Gewinn
Und meine höchste Lust sind meine Plagen?

Soll ich dir sein, Maria, rühmender Poet?


Und brauch ich dazu eine Frau als Gleichnis,
Zum Preis der Rose auch den Schmerz der Dornen?

Du meiner Seufzer Zuflucht, mein Gebet,


Mir werde deiner Liebe Huld Ereignis,
Heimführerin der traurigen Verlornen!

44

Mein Ein und Alles, einzige Madonne,


Du meine Zuflucht in der Einsamkeit,
Du große Frau mit einem Herzen weit
Und offen meiner Sehnsucht, meine Wonne,

Annahme meiner Selbst, und tiefe Bronne


Der Liebe Gottes alle Ewigkeit,
Du Sündenlose in der Schönheit Kleid,
Du Großes Zeichen in dem Kleid der Sonne,

Laß mich erkennen, wie du wirklich bist,


Daß ich nicht mit der Projektionen List
Mir einen Götzen meines Herzens mal;

Führ mich als Mediatrix zum Messias,


O du Perfekte Schönheit Jeremias,
Führ du mich in den innern Hochzeitssaal!

45

Maria, darf ich, darf ich glücklich sein?


Maria, darf ich Christi Frieden finden?
Willst du mir meine Wunden nicht verbinden
Und einen Ausweg zeigen aus der Pein?

Die Schwermut fällt mich an, ich bin allein,


Es möchte sich kein Mensch mit mir verbinden,
Ich kann die Abwehr meiner nicht verwinden
Und möchte nur um Liebe, Liebe schrein!

Von denen ich der Liebe Gunst verlange,


Die bleiben kalt wie eine kalte Schlange
Und lassen ungeliebt mich arm zurück.

Gibts eine Hilfe für die arme Seele?


Auf deinen Rat ich fast verzweifelt zähle,
Du gib mir Trost, wenn möglich ist kein Glück.

46

O gute Trösterin der Heimgesuchten,


Der Elenden, Betrübten und Geplagten,
Der Leidenden, der Weinenden, Verzagten,
Sieh an, wie mich die Freundinnen verfluchten:

Als meine Worte nach der Freundschaft suchten,


Sie mit dem wunderschönsten Lächeln sagten:
Wir mochten nie die Freunde, welche klagten,
Geh du allein durch diese finstern Schluchten!

Des Gebens und des Nehmens Gleichgewicht


Ward nun an mir verraten und verkauft.
An harten Herzen kann ich nicht genesen.

Ich bin von Gott geliebt! Ich bin getauft!


Bin ich allein im Dunkel ohne Licht,
Ist Jesus auch allein am Kreuz gewesen!

47

Zieh an dich, Vielgeliebte, meinen Eros,


In Schönheit sei du sichtbar, Herrin, innen,
Noch schöner als die Schönheit vor den Sinnen,
Dann geb ich deinem Licht mich hin als Heros,

Du schöne Meergeborne der Palmeros,


Ich möchte deiner Liebe Huld gewinnen
Und dich als einzige Geliebte minnen,
Die schöner als die Charis des Homeros.

In Ganzhingabe will ich mich ergeben


Und in dem innern Hochzeitsbrautgemach
Dein Minnesklave sein in höchster Freiheit!

Führ mich den Weg zur Wahrheit und zum Leben,


Vermähle meines Lebens Weh und Ach
In meinem Inneren mit Gottes Dreiheit!

48

O Königin der Freiheit, mach mich frei,


Daß ich versklavt nicht bin und nicht gebunden
An Menschen, die mir schlagen solche Wunden.
Erhöre mich, wenn ich nach Freiheit schrei!

Steht meinem Selbst doch niemand nahebei,


Hab keine Liebe in der Welt gefunden,
Trug Dunkelheit und Leere alle Stunden
Und sehnte mich doch nur nach lichtem Mai.

Ruf du aus meinem inneren Gemach


Nach Innen mich, daß ich von meinem Ach
Und Leiden Ruhe finde in der innern Stille.

In Gott allein ist Freiheit, Frieden, nie


Zerstört er mir die innre Apathie,
Ist doch mein Hort des guten Vaters Wille.

49

Wehmütiges Gewölk der Herrlichkeit


Tat manchesmal auf meinen Geist sich legen,
Marienminne wie ein goldner Regen
In mir bewirkte neue Fruchtbarkeit.

Schöne Madonna in der Sonne Kleid,


Du gabest deines Kusses Minnesegen,
Auch Schauung tat mir mein Gemüt bewegen.
O führ mich in den Schoß der Ewigkeit,

O führ mich in den Schoß der Morgenröte,


Erhöre all mein brennendes Begehren,
Daß deine Minne all mein Brennen stillt!

Du mögest mich verschlingen, mich verzehren!


Mit deiner Liebe meine Selbstsucht töte
Und laß mich sein in dir ein Gottesbild!

50

Verehren will ich über alles Maß


Maria, die vergottete Geliebte,
Die Eine Frau, die nimmer mich betrübte,
Der Gottessonne unverletztes Glas.

Als ich in ihrem Tal der Minne saß,


Da flehte ich sie an, daß sie mich liebte.
Des Werbens Enthusiasmus ihr beliebte
Zu hören, als ich lag im grünen Gras.

Da neigte sie sich überwältigend


In solchem Feuer ihrer Minnegnade,
Daß ich erschüttert auf mein Antlitz sank.

Nun wandle mich in dich, Maria, wend


Mein Selbst in dich, du Gottesstadt von Jade,
Mach mich zur Tochter Gottes liebeskrank!

51

Geliebte, laß aus meinem innern Kern


Erstehn die rote Blume neuer Wonne,
Laß mich teilhaftig werden deiner Sonne,
Nah mir im sonnigen Gewand von fern,

Gib mir aus deinem Haar der Freude Stern,


Schöpf du mir roten Wein aus Kanas Tonne
Und ströme mir Erquickung aus der Bronne
Und send das Osterlicht von meinem Herrn!

Sieh du mich schmachten hier in tiefem Sehnen


Und schaun auf das Gemälde von Florenz
Und bitten um ein freudiges Erwachen.

Du kannst die dunkle Seele helle machen,


Du kannst dem Herzen spenden neuen Lenz.
In deine Muschel nimm die Sehnsuchtstränen...

52

Dein Mantel ist wie eine Blume blau,


Dein Kleid wie eine rote Rose rot.
Dein Mantel ist wie Sehnsucht nach dem Tod,
Dein Kleid wie Sehnsucht nach des Lebens Schau.

Laß sinken deinen Mantel in den Tau


Und zeige dich im Kleid vor meiner Not.
Und sitze ich verweint beim Tränenbrot,
So tritt zu mir im roten Kleide, Frau,

Und reiche mir des Lebens Rose rötlich


Mit allem Feuer aus gesundem Blut,
Daß ich in deinem Flammenschein entbrenne!

Du meine rote Sehnsucht, nahe tödlich,


Ewiges Leben spendend, mit der Glut,
Der ich dich meines Lebens Flamme nenne!

53

Ach könnte dieser Kuß für immer dauern,


Ach könnte dieser Kuß für immer währen!
Erfüllung über jegliches Begehren
Bestürzte mich mit vollen Wonneschauern!

All die Zerrissenheit und all das Trauern


In lauter hohe Minnelust sich kehren,
Könnt ich die süße Minnelust vermehren,
Ich überspräng mit dir des Schicksals Mauern!

Ich muß vor dir erschüttert niedersinken,


So überwältigt von der Schönheit Lust,
Und bebend such ich, Hymnen dir zu stammeln!

Als Myrrhebund leg mich an deine Brust,


Laß mich erneut den Tau des Kusses trinken
Und mich in deinem Jungfraunschoße sammeln.

54

Verehrte Herrin, wenn es möglich wäre,


Als Königin der Houri dich zu singen,
Ich würde dieses Lob und Preis dir bringen,
Weil ich nach solchen schmachtend mich verzehre.

Entrücke du mich in die Venussphäre


Und laß mich durch die Perlenpforte dringen
Und mich zum grünen Lebensbaume schwingen,
Die Harfe streichen am kristallnen Meere:

Da naht das Paradiesesmädchen mir


Und will mir spenden die Glückseligkeit,
Das Ewigweibliche, gesandt vom Herrn:

Du bist es selber, zart in deiner Zier,


Im Schoße die Granate Kern bei Kern,
Sei du mein Paradies, geliebte Maid!

55
Der Engel trug die Lilie zu dir,
Du sahest sie erschrockener Gebärde.
Du warst bereit, als unsre Mutter Erde,
Das Reich des Himmels zu gebären hier.

Du in der Stadt der Blumen schautest schier


Das Paradies geöffnet, daß es werde,
Wo in den Lilien wallt die Lämmerherde.
Sei Duft der dornenlosen Rose mir,

Laß ein mich in den reinen Rosengarten,


Du meiner Mystik dornenlose Rose,
Der Schönheit und der Liebe Blume du.

Ich weih dir Liebesblumen aller Arten,


Den Liebesstrauß laß blühn auf deinem Schoße,
Gib mir in deinem roten Kelche Ruh.

56

Wie Hiob hab ich Freundinnen gefunden,


Die waren wie ein wasserloser Bach.
Wie Hiob klage ich mein Weh und Ach
Und die Geschwüre, meiner Seele Wunden.

Doch hab ich mich der Trösterin verbunden,


Die nie des Liebesbundes Treue brach,
Sie bringt mich in ein inneres Gemach,
Daß dort ich mög an Öl und Wein gesunden.

Du bist die Salbe, die die Wunde heilt,


Du bist des linden Trostes Balsamstaude,
Mein Herz in deinem Balsamgarten weilt.

Als Wein sei mehr als Tröstung, o Vertraute,


Erwecke meiner Freude Lebensgeister!
Durch seine Wunden heil mich unser Meister.

57

Ich bin der Meistgeliebte meines Herrn,


Geliebt in meiner Sehnsucht, meiner Wehmut,
Das anzunehmen, ist die rechte Demut.
Im Herzen geh mir auf der Morgenstern,

Die Blume breche mir aus meinem Kern,


Daß er mich liebt in meiner schweren Schwermut,
Und daß er mit mir leert den Kelch voll Wermut,
Und daß er nah im Leiden und nicht fern,
Daß seines Kreuzes Splitter mich durchbohrt,
Daß ich, wo ich mein Kreuz geduldig trage,
An Jesu Christi Leiden Anteil habe!

Des Herrn am Kreuze große Gnadengabe


Bist du, der ich mein Weh und Leiden klage,
Geliebte Trösterin in meinem Tort!

58

Für jene bitt ich, welche allzu schwach,


In meiner Einsamkeit mir beizustehen,
Die weiß sich nicht in Gottes Licht zu sehen,
Die nicht zum Kreuze trägt ihr Weh und Ach:

Als Jesus unterm Kreuz zusammenbrach,


Um wieder aus dem Staube aufzustehen
Und leidend auf den Schädelberg zu gehen,
Ihr Schmerz als Dorn ihm in die Stirne stach!

Maria, hilf mir, innig zu vergeben


Die Kälte, die mir spendet jene Flamme,
Nach der ich immer noch mich sehr verzehre.

Erbitt ihr Ströme aus dem Gnadenmeere,


Erbitte ihr den Weg zum wahren Leben,
Erbitte ihr die Hochzeit mit dem Lamme!

59

Madonna, komme du in mein Umnachten,


Da ich hier liege, meine Seele quälend,
Aus meinen Wunden Tränenperlen zählend,
Verseufzen ist mein Schicksal und Verschmachten.

Ich mag so gerne vor dir sein mit sachten


Gesängen, die mir inspiriert mein Elend.
Komm du in meine Traurigkeit, vermähelnd
Mein Weh mit deinen Schmerzen. Alle dachten,

Du seist das himmelblaue Himmelreich;


Und trittst zu mir im schönen schwarzen Kleid
Als meiner Schwermut schöne Königin.

Nach dir steht mein Verlangen. Nimm mich gleich


In deine Arme, küss mir fort das Leid
Und lieb gesund mir meinen innern Sinn!

60
Ich bin die Nacht, ich bin die tiefe Nacht,
Und sehnte ich mich auch zum Frühlingstage,
Daß ich von Jubel und von Wonne sage,
Ich bin die Nacht. Sie hat mich umgebracht,

Sie warf mich in den abgrundtiefen Schacht,


Da leb ich einsam hin wie eine Sage.
Und keine Antwort kommt auf meine Frage,
Warum mein Leben leidet und nicht lacht.

Ich bin die Nacht, gesättigt mit den Schwärzen


Der Schwermut und allein geweinter Tränen.
Ich bin die Nacht, im Dunkel immerzu.

Der Seele Nacht verbreitet sich im Herzen,


Gott blutet dunkel in den schwarzen Venen.
Ich suche dich, Geliebte! Wo bist du?

61

Wenn alle, die ich liebe, mich verlassen,


Und alle Angeflehten mich verhöhnen,
Erscheinest du mir schön, mich zu versöhnen,
Wenn mich die so von mir Begehrten hassen.

Dann will ich dich mit meiner Seele fassen


Und allem deinem Wunder-Wunder-Schönen
Mit aller meiner Seele widertönen
Und nie von deiner linden Liebe lassen.

Ich glaube allen den Verkündigungen


Und eigne sie mir eigner Weise an
Und gehe ohne Vorbild meinen Weg

Mit dir. Die Hand in meine Hände leg


Und führe mich als armen Gottesmann
Ins Paradies, das ganz von dir durchdrungen!

62

Nicht wandle ich in Kirchenprozessionen,


Auch singt die Kirche meine Lieder nicht.
Ich bin allein mit dir in dem Gedicht,
Weil wir zusamm im Turm der Schönheit wohnen.

Du hast für alle Gotteskinder Kronen


Und führst sie alle in das helle Licht.
Doch dunkel ist mein träumendes Gesicht
Und du kommst traumhaft meine Schwermut schonen.
So laß mich einsam sein mit deiner milden
Lieblichen Schönheit sehnender Visionen,
Dann mal ich dir persönliche Ikonen.

Mit meinem Lied will ich das Bett dir bilden,


In dem du unter dunklen Rosen weidest,
Frau, die du meine Liebe gerne leidest.

63

Herrin der Weisheit, wandle mir mein Leid


In meine Freude, laß mein Kreuz mir sein
Die süße Süßigkeit der bittern Pein,
Daß ich in meiner Gottverlassenheit

Den Christus in mir lebe alle Zeit!


Laß werden süßesten Gesang mein Schrein!
Und werfen Menschen auf mich Stein auf Stein,
Zeig du mir Gott in seiner Ewigkeit!

Die Schwermut mach zum Zeichen meiner Stirn,


Das mir der Engel Gottes aufgemalt,
Daß ich zum Leiden meines Herrn berufen.

Nimm in die Hände meines Schicksals Zwirn


Und führe mich hinauf der Schönheit Stufen
Zu deinem Antlitz, welches Wonne strahlt!

64

Ob spätere Konzile mich zitieren


Im Schöpfen einer Mariologie,
Liebhaber einer Minnepoesie
In Sehnsucht sich an meinen Vers verlieren,

Gleichgültig ist es mir, ich will nur zieren


Die Wunderschönheit der Madonna, die
Ergeben mir in tiefster Sympathie,
Sie feiern mit dem Herzen und den Nieren.

In diesem Augenblick schau, Liebe Frau,


Auf des Sonettes reimverschränkten Bau
Und laß durch meine Liederkunst dich lieben,

Mit meinem Geiste und mit meinen Trieben


Ich lieb dich, mit dem innern Kosmos, der
Dein Reich ist, Schöne auf des Blutes Meer!
65

Selbstmörder von Geburt, muß ich bestehn


Des dunklen Engels Lockung und muß reifen
Und alte Schlangenhäute von mir streifen,
Als Phönix aus der Asche auferstehn;

Und werd ich neu geboren Schönes sehn?


Wie soll ich meine Traurigkeit begreifen,
Wenn Stunden durch die Einsamkeit mich schleifen
Und Menschen meiner Sehnsucht widerstehn?

O Mutter meiner Leiden, mich gebäre,


Auf daß ich Mensch nach Gottes Gleichnis werde,
Ein schönes Licht, erwacht aus grauer Trübe.

Wie komm ich in der Seligkeiten Sphäre


Und in den Garten auf der neuen Erde
Als nur durch deine und durch Gottes Liebe?

66

Auch Don Juan, er hastet zu den Frauen,


Um von den Frauen wieder fortzugehen,
Wie hundert Sakramente, hundert Ehen,
Um schließlich seinen Tod als Frau zu schauen!

Auch Don Quijote im blauen Abendtauen


Begehrte nur, die Eine anzusehen,
Ihr wollte er im Abenteuer stehen
Und ihr besiegte Feinde anvertrauen.

Auch David ging dereinst von Frau zu Frau,


Um in den Armen Abischags zu enden
Und alle seine Frauen Gott zu weihen.

Und ich versteh mein Schicksal nicht. Ich schau


Maria innen in mir, will sie freien,
Und hoff, sie wird mir ihre Liebe spenden.

67

Aus meiner Schwermut will ich zur Mänade


Und sinken wild an einen roten Mund
Und wühlen mich in eines Weibes Grund,
Auf daß ich mich in süßen Sommern bade!

Doch dunkelt nur des Mondes kühle Jade


Und Einsamkeit tut auf den tiefen Schlund
Und schlingt hinab das Herz so weh und wund
Und alles sagt mir nur: das Leid ist Gnade!

Hingebungsvoll geb ich dem Leid mich hin


Und trag das Kreuz der Sehnsucht und verschmacht
Und schau die Seligkeit aus tiefer Nacht,

Der ich der Liebling der Madonna bin,


Die schimmerte, mir Wonne zu versprechen:
Mein Herz, um froh zu sein, mein Herz muß brechen!

68

O Frau, du machtest mich zu deiner Leier,


Daß ich von deiner süßen Minne töne.
So nimm mich in die schlanken Hände, Schöne
Und spiel ein Lied von Jesu Hochzeitsfeier!

Umwalle mich mit deiner Schönheit Schleier,


Daß ich die Schönheit Gottes noch verschöne,
Das Leben mit des Lebens Krone kröne
Und sing der Schöpfung immanentes Feuer.

O Frau, dein Lied zu singen, zeig die Frauen,


Laß mich Natur mit ihren Brüsten schauen
Und laß mich dich in manchem Bild erkennen

Und laß mich deiner Liebe süßes Brennen


Mit meiner Leier tönen, dir geweiht,
Und Gottes ungeheures Liebesleid!

69

Sie sagen, du empfingest einst im Ohr.


O Liebe Frau, empfangen wird im Schoße,
Der Strahl der Sonne in dem Kelch der Rose,
Der Gruß des Engels in dem Perlentor.

Weil Eva ihre Unschuld einst verlor,


Soll Tau nicht sinken nieder zu dem Moose?
Dein Schoß ist ohne Makel, ist nicht lose,
Und Gott ihn sich zum Brautgemach erkor.

Wenn Gottes Geist den Schoß dir überschattet,


Ein Wunder reinster Keuschheit dich begattet
Und Gott erschien in deiner Mandorla,

Will ich des Himmels enge Pforte feiern


Und sie mit lauter Heiligkeit umschleiern,
Weil unser Heil in deinem Schoß geschah.
70

Du hohe Königin der Armen Seelen,


Ich meditiere morgens deine Reinheit,
Dann aber schmeck ich bittere Gemeinheit
Und muß erneut im Fegefeuer schwelen.

Mir ward das Leid, ich muß das Leiden wählen,


Zugleich ist meine Freude deine Feinheit,
Die du empfangen von der Gotteseinheit,
Du bitte Gott, mich länger nicht zu quälen!

Von Menschen fühle ich mich bös verraten,


Du mögest mit den Menschen mich versöhnen,
Daß wieder ich den Herrn in ihnen schau!

O führ mich aus der Glut durch deine Gnaden


Und führe mich zur seligen Schau des Schönen
In deiner Stellvertreterin, o Frau!

71

Das Ideal der Schönheit zu erlangen,


Unmöglich ists auf Erden, nur im Sehnen
Und unterm keuschen Schleier heller Tränen
Scheint auf das Bild in seinem süßen Prangen.

Die mütterliche Tröstung zu empfangen


Ist eine Nähe auch gegeben. Wähnen
Will ich, du gabest deine Gnade denen,
Die sanft mit Geist und Armen mich umschlangen.

Doch glüht in meinem Herzen nur die Ferne,


Die aller Liebe Gnade mir verwehrt,
So ist einmal mein Los, ich will es tragen.

Maria, komm zu mir vom Morgensterne,


Zum Hirsch, der lechzend nach der Hindin röhrt,
Und lindere mein Leid und meine Klagen.

72

Was Dante an dem Tor der Hölle las,


Vernahm auch ich: Laß alle Hoffnung fahren!
Die Anmutgaben meiner Schönen waren
Nur anzuschaun, wie Sonnenschein durch Glas,

Die Huldin vor mir in dem Grase saß


Mit süßestem erotischem Gebahren,
Eroten flogen rings um sie in Scharen,
Doch war ich ausgegrenzt von allem Spaß,

Doch war ich ausgegrenzt von aller Liebe,


Doch war ich ausgegrenzt von allem Glück
Und war berufen doch, von ihr zu dichten.

Muß ich auf die Erfüllung meiner Triebe


Und irdische Glückseligkeit verzichten,
Maria, gönn mir deiner Liebe Blick!

73

Mein schweres Schicksal scheint es, die zu lieben,


Die mich nicht lieben, die sich mir verwehren;
Doch lieben kann ich nicht, ich kann nur ehren
Die gnadenguten Seelen, die mich lieben.

Wenn mir mein Huldigen und heißes Lieben


Durchbohrt die linke Seite wie mit Speeren,
Das schwarze Blut mischt sich mit Tränenmeeren,
Weil Eine mir verwehrt ihr schönes Lieben;

Dann ist es doch nicht ihre schwere Schuld:


Dann ist es das Gesetz nur meiner Huld
Und tragen muß ichs, leiden still und dulden.

Doch du bist anders als die andern Frauen,


Ein Ideal der Schönheit anzuschauen,
Erwiderst du mein süßes Minnehulden!

74

In dir versammeln will ich all mein Sein,


Das unbewußt mir ist, das mir bewußt,
Die großen Leiden und die kleine Lust,
Mein wahres Wesen und den vielen Schein,

Das Herz von zuckendem Fleisch, das Herz von Stein,


Die Sehnsucht nach dem Schoß und nach der Brust,
Die Ideale und des Daseins Dust,
Des Leibes Brotlaib und des Blutes Wein,

All meine Träume von Persönlichkeit,


Erlöster Sinnlichkeit und reinem Geist
Und ewigem Leben in Glückseligkeit.

Du gib es Gott, der mich mit Sehnsucht speist,


Mit Sehnsucht aus der Trübe und dem Trott,
Auf daß ich werde - Gott vom wahren Gott!
75

Maria, als der Engel Gottes kam,


Als Gott gesendet seinen Heiligen Geist,
Warf ich mich nieder. Meine Seele preist
Die Größe Gottes, der sah meine Scham.

In jener Nacht mir Gott die Seele nahm,


Hat eine neue Seele eingespeist,
Die nun mit Sehnsucht meinem Leben weist
Den Weg zu meiner Seele Bräutigam.

Um meiner Seele Bräutigam zu finden,


Muß ich die Straße schwerer Leiden wallen,
Oft bin ich unter meiner Last gefallen,

Bis alle meine sieben Sinne schwinden


Und ich gestorben ruh in deinem Schoße,
Wo du mich Jesus einst, o Makellose!

76

In deinem Herzen bau mir einen Garten


Mit weißen Lilien für reine Sinne
Und roten Rosen an für milde Minne
Und wonneschönen Blumen aller Arten.

Ich will geduldig in der Wüste warten,


Bis ich in deinem Herz zu blühn beginne
Und deines Gartens Früchte auch gewinne
Und schau in deinem Paradies die zarten

Glückseligen Genossinnen der Wonne,


Die alle ganz vollkommne Spiegel sind,
Die alle tragen einen Glanz der Sonne.

In deinem Herz will ich beschlossen sein,


O du mein Alles und mein eines Ein,
Daß ich in dir an Gottes Herz mich bind!

77

Geliebte, in den tiefen Depressionen


Ist ein Gedanke voller Bitterkeit,
Ein Becher schalen Tranks, gewürzt mit Leid:
Des langen Lebens tausend Illusionen,

Da gab es Liebe nur in Traumvisionen,


War unberührt die Maid im Seidenkleid,
Vergeblich angeschmachtet war die Maid
Mit Haaren von Kastanien, von Maronen.

Und jede war im Herzensgrund mir wichtig


Und doch nur wie ein wirres Traumbild flüchtig
Und alle meine Sehnsucht war vergebens.

Zurück blieb ein Verzehren, ein Verschmachten,


Ein Wehe-mir und bitterstes Umnachten.
Dir weih ich alle Liebe meines Lebens.

78

Geliebte, lausche traurigem Gesange,


Mit dem ich weihen will ein armes Tier,
Zu deinen bloßen Füßen leg ichs dir,
Ich bin es selbst, denn ich bin eine Schlange.

Dein Schenkel biegt sich als Juwelenspange,


Singt Salomo, die Schlange reckt sich hier,
Fang sie mit deiner Hand, du nimm mich mir,
Du halte mich mit deinen Händen lange

Und leg dir meine schillerbunte Haut


Als Gürtel um die Lenden, meine Braut,
Scheu nicht das Gift aus meinem Weisheitszahn.

Die Schlangengöttin sei der Kreterinnen,


Nimm du mich an mit allen meinen Sinnen
Und laß mich funkeln auf der Sternenbahn.

79

Du Königin der Fluten und des Schaumes,


Du Königin der Teiche und der Meere,
Du Königin der ausgedehnten Sphäre,
Du Königin des Welteninnenraumes,

Mohnblüte, senk mich in das Reich des Traumes,


Hirschkuh, nach der ich als ein Hirschbock röhre,
Der Weisheit Schoß, mit Weisheit mich betöre,
Umgebung du des grünen Lebensbaumes,

Gewähre, daß ich träumend zu dir flüchte,


Gib mir der Paradieses-Schönheit Früchte,
Visionen von der Liebe süßen Wonne!

Die Wirklichkeit ist arm, der Traum sei reich,


Madonna meines Traumes, still mich gleich
Mit Liebestau aus deines Schoßes Bronne.

80

Zuerst sei still, o meine Seele, du


Darfst dir des Herzens Inneres vorstellen,
Den innern Raum, den dämmernden, den hellen,
Da suche du bei Jesus deine Ruh.

Hier bin ich, Herr, und schaue suchend zu


Dem Lager, da du ruhest wie in Wellen,
So golden wie der Honig in den Zellen,
An deinem Herzen ruhe ich im Nu.

Du zeigst mir einen dunklen Mandelkern,


Als sei darin die Weisheit meines Herrn,
Drückst auf die Stirn mir einen Segenskuß.

Nun geh ich zu Maria. Spangen klingen,


Ich will der lieblichen Madonna singen,
Sie anschaun sei mein einziger Genuß.

81

Im alten, vielmehr jungen Griechenland,


Am blauen Meere, an dem Mittelmeere,
Da hätte ich gefleht um die Hetäre,
Mit Ringen ihr zu schmücken ihre Hand,

Gestanden hätte ich in Eros’ Brand,


Unglücklich liebend, weil die holde Hehre
Mich abgewiesen hätte, Feuerspeere
Gespitzt mit Blei hielt Eros in der Hand.

Gewendet hätt ich mich zur Philosophie,


Ich hätte mich gesehnt nach Apathie.
Die reizende Hetäre, die ich sah,

Sie wär mir nach dem Rat der Diotima


Ein Bild Uranias von Paphos-Ktima.
Gebetet hätt ich zur Urania.

82

Maria, von der Griechen Heiterkeit,


Von ihrer Eros-trunkenen Kultur,
Mediterranen blühenden Natur,
Wird mir Genuß nicht, sondern Sehnsuchtsleid.
Und zur Passion war unser Herr bereit
Und wandeln muß auch ich auf seiner Spur.
Ist denn das Christenleben Leiden nur?
Und Freude wird erst in der Ewigkeit?

O laß mich saugen Licht aus Gottes Sonne,


Laß Leben aus dem Leben zu mir fließen
Und schenk auch Heiterkeit der Weisheit du!

Wenn Eros streitet mit der Seelenruh,


Dann möge selige Versöhnung sprießen,
Da sei du einmal mir - Becher der Wonne!

83

Herrin der Weisheit, manchmal bin ich greis


Von allem melancholischen Meditieren
Und allem Beten, allem Kontemplieren,
Da wird mir fast das Haar im Barte weiß.

Geliebte, manchmal glühe ich so heiß


Und will mich an die höchste Lust verlieren,
Die Arme dir mit Schlangenspangen zieren
Und blühn mit Sulamith im Paradies!

Und manchmal bin ich weinerliches Kind


Und du bist meiner Tränen traute Amme
Und birgst in deinem Mutterarm mich dann.

Du, heute bin ich sommerlicher Mann,


Sei du mir meiner Liebe hohe Flamme
Und komm zu mir, gekleidet in den Wind!

84

Nun war ich lange wie ein dunkles Wort,


Gebrütet hab ich in der Einsamkeit,
Mein Same war verborgen in der Zeit,
Verborgen in des Herzens innerm Hort.

Nun will ich blühen mit dem Frühling fort,


Ich sehn mich nach dem Saum am Seidenkleid
Und Minne inne für die milde Maid
Und Meer! oh laß mich segeln aus dem Port!

Oh blase Wind in meine roten Segel


Und zieh als eine Schwanin fort mein Schiff,
Das trunken tanze vor Begeisterung

Auf warmen Wellen! oh wie bin ich heute jung!


Die Frau erschein, umschwärmt von Meergevögel,
Maria - muß ich scheitern auch am Riff!

85

Versöhnungsstifterin, du liebe Holde,


Dir sag ich deiner guten Fürsprach Dank.
Im Hasse lagen meine Nerven blank,
Du hülltest sie in sanfter Liebe Golde.

Der ich des Lebens Schönheit schauen wollte,


Ich sah nur Feindschaft, an der Seele krank,
Nur du allein, du schautest schön und schlank
Und warest Balsam, als die Seele grollte.

Von deiner Schönheit ward die Seele lind,


Von deinem gnadenspendenden Versöhnen,
Nun traue ich mich wieder zu den Frauen.

Laß mich dein sanftes süßes Gleichnis schauen,


Du Gottverschönte in dem Kreis der Schönen!
Verzeih mir Gott der Herzenshärte Sünd!

86

Du meine Pädagogin, laß mich schauen,


Was in der Krise mir zu lernen war,
Als mich verlassen meiner Freunde Schar
Und ich enttäuscht so bitter von den Frauen.

In meiner Seele bitterm Gram und Grauen


Warst du die Balsamstaude wunderbar,
Einzige Klarheit, als mir nichts mehr klar,
Mein Trost allein in meiner Tränen Tauen.

Auch war mir Christus nah, als ich den Becher


Der Leiden leerte, meinen bittern Schmerz,
Als ich am Kreuz hin wie der rechte Schächer.

Und da ich suchte, meinen Gott zu minnen,


Zog er mich durch die Einsamkeit nach innen
Und ließ sich finden in dem innern Herz.

87

Als Jesus in dem Hain Gethsemane


Todtraurig betete, war im Gefild
Kein Trost für ihn in seiner Mutter mild,
Wie weh und süß gesungen Friedrich Spee;
Als Jesus aller Menschen Leid und Weh
Am Kreuz getragen als ein Jammerbild
Und gottverlassen war und schrie so wild,
War ihm ein Schmerz die Jungfrau bleich wie Schnee.

Mir aber, der ich als ein Sünder folge


Dem Herrn in seiner menschlichen Passion,
Der ich so heilig nicht wie Gottes Sohn,

Mir naht als Tröstung in der Balsamwolke


Maria mitten in der Einsamkeit:
Du machst mir süß mein bittres Kreuzesleid!

88

Sie fragen mich, wie ich denn Ostern feier?


Ich lebte selber Wochen der Passion,
Auch Gottverlassenheit und Menschenhohn,
Sang auch Psalm Zweiundzwanzig zu der Leier.

Wenn meiner Herzenhärtigkeit Verzeiher


Des Auferstehns gedenkt auf seinem Thron,
Was wird mir werden da? was weiß ich schon?
Doch kümmre ich mich nicht um Ostereier,

Es sei denn um das rote Osterei,


Das, wie es sagt die griechische Legende,
Maria Magdalena in die Hände

Genommen und als Gabe hingegeben:


Aus diesem Ei ersteh der Vogel Leben,
Da bet ich, daß auch ich lebendig sei.

89

Mein Leben, meine Hoffnung, meine Wonne,


Ich will dir für die gute Schwester danken,
Die meine Hirtin war in meinem Schwanken,
In meinem Taumeln vor der Wermut-Tonne.

Mein Leben, meine Hoffnung, meine Wonne,


Zeig deine Schönheit an dem Leib der Schlanken
Und halte mich bei ihrem Hüftewanken,
Daß dir glüht alle meine innre Sonne.

Die sanfte Huldin mit dem süßen Reize,


Die Denkerin mit ihren Geistgeschenken,
Ja, jede Frau erscheint mir als dein Bildnis.
Madonna meiner Minnefalkenbeize,
Führ du das Vögelein durch Eros’ Wildnis,
Du mögest ihn zum lichten Himmel lenken.

90

Mein Himmelreich, in dem mir Gott begegnet,


O tu dich auf zur seligen Gottesschau!
Erleuchte meine Augen, Liebe Frau,
Wenn meinem Werben Gottes Wort entgegnet,

Sei du bei mir, daß Gottes Wort mich segnet!


Verwandle aller meiner Tränen Tau
In Perlenpforten an dem goldnen Bau!
Und wenn der Strom des Lebens niederregnet,

O Kelch der Liebe, mache mich zum Becher,


Daß ich der Gnade Strom in mir erfaß!
Und wenn ich trete zu dem Lebensbaum,

Du Lebensbaum, du schöner als mein Traum,


Dann spend mir der Granatfrucht feuchtes Naß!
Sei du das Paradies mir armem Schächer!

91

Prophetin, nicht im Reden, sondern Sein,


Vollendet in der Ebenbildlichkeit,
Ist deine heilige Persönlichkeit
In Gott gelöst, wie Tau sich löst in Wein.

Vom Leben stammt dein Leben, du allein


Bist schon die Göttin in der Ewigkeit,
Wie ich am Ausgang dieser Gnadenzeit
Ihm gleich sein will im seligsten Verein!

Ein Gottmensch kam, uns alle zu erlösen,


Gottmenschen sollen wir ja alle werden,
Gottmensch bist du schon ganz vollendet, Frau!

In dir will ich genießen Gottes Wesen


In neuen Himmeln und auf neuen Erden,
Mit dir vereint in ewiger Gottesschau!

92

Nicht den ich mir erdacht in meiner Sünde,


Der Pharisäer Gott und Schriftgelehrten,
Nicht den die Lästerer der Heiligen ehrten,
Ich such den Gott der Tiefe und der Winde,

Der in der Finsternis der Todesschlünde


Ein dunkles Licht erscheint, dem die sich wehrten,
Die nur Vergnügen dieser Welt begehrten,
Gib du, daß ich den Gott der Schmerzen finde,

Den Gottessohn in seiner schwersten Stunde,


Daß ich verschlossen werd in seiner Wunde,
Daß ich mit Jesus leid in meinen Schmerzen,

Mit ihm auch sterbe, ihn in meinem Munde,


Mit deinem Schoß, o Pieta, im Bunde,
Daß mir der Morgenstern ersteht im Herzen!

93

Maria, dir gewidmet sei mein Tod,


Laß mich in meinem Sterben dich nicht missen,
Leg meine kühlen Glieder in die Kissen
Und berge mich an deinem Munde rot,

Dein Mund sei süß wie Jesu Wein und Brot,


Dann wecke meine Seele du mit Küssen,
Mit Lebenstau von Gottes Gnadenflüssen,
Als Lebensstrom trag meiner Seele Boot

Und dann empfange drüben mich im Port


Und schließe mich in deinen schönen Arm
Und präsentiere mich dem Gnadenthron!

Nicht ohne dich begegne mir das Wort,


Der Herr nicht ohne deiner Gnaden Charme,
Du gnadenvolle Mittlerin zum Sohn!

94

In aller Ewigkeit mich dir vermähle,


Daß meine Seele deine Schönheit schaut,
Des Liebesfeuers gnadenreiche Braut,
Alleinzige Beglückung meiner Seele!

Ich schenk mich dir, wenn ich mich plag und quäle
Und wenn der Wermut auf mich niedertaut,
Wenn mir des Todes kalte Stunde graut
Und wenn ich in den Fegefeuern schwele!

Allheilige Jerusalem, in dir


Ist meine Heimat, meines Herzens Heim,
Der Garten meines unendlichen Glückes!
Bezaubert durch die Schönheit deines Blickes
Sang ich dir Minnesang, o süßer Reim
All meiner Liebe, lieben Gottes Zier!

95

In schöner Glut erblühte mir die Rose,


Im blauen Mantel kam die Blume blau,
Die Lotosblume schwamm in Teiches Tau,
Ein rosa Blümchen blühte mir im Moose.

Ich bin der Leichte, Lässige und Lose,


Du aber bist die gnadenvolle Frau,
In der ich alle Schönheit Gottes schau,
Du Edelstein in meines Herzens Dose,

Du wehst im Schleier um des Himmels Erle,


Du bist die Muschel und du bist die Perle,
Als Schönheit schimmernd über meinem Meer.

In Gott vollkommen bist du und vollendet,


Du hast mir deiner Minne Huld gespendet,
Geliebte Liebe Frau, ich lieb dich sehr!

96

Ich sehne mich nach Fleisch von meinem Fleisch,


Ich sehne mich nach Bein von meinem Bein!
Du weißt, wonach ich mit der Seele heisch,
Wie ich von Liebe will umfangen sein!

Ich liebe dich! Und meiner Seele Pein


Ist auch: Ich sehne mich nach einer Frau!
Ach sehnte ich mich nur nach dir allein!
Du Lebensbaum, laß tropfen deinen Tau.

Wenn ich dich in dem grünen Garten schau,


Dann ist dein Kleid wie eine Rose rot,
Dein Mantel ist wie Meer und Himmel blau.
Verehrung ich dir mit dem Herzen bot,

Ich bot dir übermäßiges Verehren.


Doch wer, Maria, stillt mir mein Begehren?

97

O Liebe Frau Marie, ich bin nicht heil,


Zerrissen lieg ich in dem Labyrinth.
Führ mich hinaus an einem roten Seil,
Zu einem Tag, wo schöne Freuden sind.

Will ich am Morgen beten, Liebste, find


Ich nur das Bild des Mädchens, das ist weiß,
Da weht in mich ein schwüler Sommerwind
Und Seele wird und Sinne werden heiß.

Und sehne ich mich nach dem Paradeis,


Mir fehlt so viel, ich bin ein großes Fehle.
Ahn ich dich, Liebe Fraue, lächeln leis,
Wird großer Durst mir meine arme Seele.

Ich schlepp mich täglich weiter ohne Kraft


Und dürste nach des Lebensbaumes Saft!

98

Wenn du erscheinst, dann sagst du: Liebe Kinder!


Da rötet meine Wange sich mit Scham,
Als würbe ich um dich als wüster Sünder;
Ach sagtest du: Mein lieber Bräutigam!

Mein Freund und mein Geliebter! den ich nahm


In meinem Herzen an zum Weggefährten,
Der lächelte, wenn ich mit Lächeln kam,
Der wandeln will mit mir in grünen Gärten!

Wir wollen wie ein Paar im Frühling werden,


Ich halte deine schlanke schöne Hand,
Anhimmeln will ich dich, du wirst mich erden,
Du führst mich in der Liebe lichtes Land.

Laß mich den einzigen Erwählten sein,


Der sich mit dir vereint in Liebespein!

99

Wie Leukothea zu Odysseus kam,


So komm zu mir, denn ich bin am Ertrinken!
Ich bin an ausgezehrten Lenden lahm,
Da mögest du mit deinem Schleier winken!

Ich möchte deiner Liebe Küsse trinken,


Daß ich durch Liebe wieder werde stark!
Ich möcht in eine weiche Wiese sinken,
Du weiße Wolke überm grünen Park!

Ich lieg verschlossen wie in einem Sarg,


In meinen Adern fließt nur Lethewasser,
Das ewige Alleinsein ist so arg
Und alles wird mir bleicher, wird mir blasser,

Und müde schlepp ich mich zum müden Tod.


O komm im Kleid wie heiße Liebe rot!

100

Die Japankirschen blühn und Mandelbäume,


Der Krokus und die gelben Osterglocken,
Dem Mädchen fallen auf die Seidensäume
Die hennarotgefärbten langen Locken.

Im Sonnenschein die jungen Widder bocken,


Die stolz sind auf die Hörner ihrer Macht.
Als weißer Stier wird Zeus Europa locken,
Aus Tyrus ward nach Kreta sie gebracht.

Verliebte lächeln sanft und süß und sacht,


Die Mädchen und die Männer Arm in Arm.
Wie schön, Natur, ist deine Frühlingspracht!
Das Mädchen lacht und glüht mit süßem Charme!

Nur mir, Maria, bleibt die Dunkelheit,


Kein Lichtstrahl fällt in meine Traurigkeit.

101

Heut ging ich hin bei Gräbern und Zypressen,


Bei Mausoleum und bei Marmorstein,
Wo alles kämpfte gegen das Vergessen
Und wollt auf Erden auch unsterblich sein.

Ein jeder ist in seinem Tod allein


Und muß von allen den Geliebten lassen.
Ein letzter Seufzer, letzte Liebespein
Entflieht dem Herzen. Nichts ist mehr zu fassen.

Vorüber ist das Lieben und das Hassen.


Doch wer geliebt, wird liebend auferstehn!
Du Königin der Völker und der Rassen,
Als meine Liebste will ich dich dann sehn!

Komm mir entgegen, nimm mich an die Brust!


Nach Leidenszeit gib Ewigkeit der Lust!

102

Ich fand dich Schmerzensmutter unterm Kreuze,


Da Gott zur Geistesmutter dich mir gab.
Zugleich warst inne du der höchsten Reize,
Du Mandel, Mandelblüte, Mandelstab.

Peitscht Eros mich und jagt mich bis zum Grab,


Da sei die Allerschönste du der Schönen,
Mich glorioser Grazie mich erlab,
Das Bittere und Süße zu versöhnen.

Wie überdrüssig bin ich all des Stöhnen


Und Seufzen nach des lieben Mädchens Leisheit.
Ist eine Hoffnung? Mögest du mich krönen
Alsbalde mit der Ruhe wahrer Weisheit!

Du mach des Lebens Bitterkeit mir süß,


Führ aus dem Tränental ins Paradies!

103

Ich schrei um Hilde! Immer herrscht die Nacht


In meiner Einsamkeit und meiner Wüste.
Ob meine Seele denn vergeblich wacht?
Muß durch die Nacht Mariens Minne-Myste?

Verheißen Seligkeit der Weisheit Brüste,


Wann darf ich diese Geistesfreude schmecken?
O Sternbild über meiner Meeresküste,
Du mögest mich mit deinem Mantel decken!

Du mögest die umnachtete Seele wecken


Und führen in das süße Morgenlicht!
Da Schrecken tiefer Nächte mich erschrecken,
Da sehn ich mich nach deinem Angesicht,

In deinem Antlitz Gottes Licht zu schauen,


Du Gottesschönheit, Inbegriff der Frauen!

104

Der ich vom Glück verworfen, liebe Herrin,


Laß fruchtbar werden meiner Seele Weh,
Laß meine Seele, diese arme Närrin,
Vertraut mit Weisheit sein, auf daß ich seh,

Was mir verhüllt der Schwermut schwarzer Schnee:


Der Weisheit Freude, Weisheit Süßigkeit
Göttlichen Lichtes, spiegelnd sich im See
Erkorner Seele, Braut der Ewigkeit!

Laß meiner Liebe dauerhaftes Leid


Einmünden in der Weisheit innere Ruhe,
In meinem Seelenweh, das schrecklich schreit,
Mir durch der Weisheit Gnade Heil antue,

Daß mich die Weisheit heile, lind und leise,


Drum mache mich durch deine Gnade weise!

105

Die Menschen lachen, suchen rote Eier,


Sie wandeln glücklich in dem Licht der Sonne,
Die Heiden feiern Christi Freudenfeier,
Natur erwacht und blüht in bunter Wonne.

Der Schwermut schwarzes Wasser in der Tonne


Ist mir beschieden, Ausweglosigkeit
Und Tragik. Aus der Augengrottebronne
Die Trauer schaut, das tränenreiche Leid.

Compassio ist meine Lebenszeit,


Einsam trag ich mein Kreuz, wie gestern heute
Und morgen. Wann sinkt aus der Ewigkeit
In meinen Geist des Heiligen Geistes Freude?

Sieh meine Seele, o Maria, zittern,


Das Schicksal will mir alle Zeit verbittern!

106

O Hiobs Herrin, wie ist alles schwer!


Was ward grad ich zum Leiden auserkoren?
Armselig bin ich, mutlos, schwach und leer
Und fühle mich im Tränental verloren.

Da redest du, o Frau, zu meinen Ohren:


Lenzlüfte in dem Liliengarten wehten,
Da Liebste und Geliebter Liebe schworen,
Und betteten sich in den Balsambeeten.

Da ward es auf mein trauerdunkles Beten


Mit einemmal in meiner Seele licht.
Die Worte Samen in die Seele säten,
Da blühte mir des Mädchens Angesicht:

Was wär mir Osterfreude ohne sie?


Dank ich nicht alles dir allein, Marie?

107
Du Königin der Weisheit, alles Wissen
Lähmt meine Seele, die nicht weiß zu leben.
Ich wollte unter Blütenträumen küssen
Und muß doch jeden Herzenswunsch aufgeben.

Ich bin zu matt, um nach dem Licht zu streben,


Und kann die Dunkelheit doch nicht ertragen.
Verstrickt bin ich in meines Schicksals Weben,
Ich sehnte einst mich nach ganz andern Tagen.

Die Leidenschaften stürmen, brennen, jagen,


Der ich in Eros’ Feuerofen brenne,
Kein Engel kommt mir kühlen meine Plagen,
Die ich das irdische Fegefeuer nenne.

Aus aller dieser Ausweglosigkeit


Schrei ich zu dir, Frau in der Sonne Kleid!

108

Du, Herrin meines Herzens, mögest töten


Ungutes, leidenschaffendes Begehren
In mir, mein Herz mit Gottesliebe röten
Und alle Wünsche töten, die sich wehren!

Nur Ein Verlangen will ich ferner ehren:


Zum Ziel zu kommen meiner Heiligkeit!
Du mögest mich dahin die Wege lehren,
Den Weg der Ewigkeit im Tal der Zeit,

Führ mich den schmalen Weg zum Eingang weit,


Auf daß ich eingeh in der Seele Ruh!
Annehmen laß mich alles, was ich leid,
Gib innern Frieden meinem Geiste du.

Mach meine Seele friedlich, ruhig, still,


Daß ich, was Gottes Wille will, auch will.

109

Totale Liebe will ich, Huldigung,


Überverehrung dir, Maria, spenden!
Mach meine abgewelkte Seele jung
Und laß Versklavung vor den Menschen enden!

Die Suche nach der Frau, sie will ich wenden


Zu dir, du mögest die Begier empfangen,
Im Tausche mögest du dich ganz mir spenden,
Daß inniglich wir aneinander hangen!
Trink du die Tränen mir von meinen Wangen,
Laß alle Tränen deine Lippen küssen!
Erscheine schwermutschön in meinem Bangen
Und bette mich in deinem Purpurkissen,

Mein Ruhekissen sei in deinem Herzen,


Von deiner Liebe rot und meinen Schmerzen!

110

Fürsprecherin und Mittlerin beim Herrn


Und meine Liebe Frau, du sahest an
Den Schmerz, die Bitterkeit in jedem Kern,
Die Einsamkeit, die Wüste und den Bann,

Du sandtest mir den Trost des Himmels dann


In einem Brief der Heiligen Edith Stein!
Du wusstest ja, was meine Seele sann,
Wie mein Verlangen Quelle war der Pein.

Fast möchte ich in einem Kloster sein,


Allein nur dir geweiht als Bräutigam,
Du reichtest mir die Hostie aus dem Schrein
Und weihtest meine Seele Gottes Lamm.

Doch ein Mysterium sind mir die Frauen...


Maria, dürfte ich dich Einmal schauen! -

111

Du Königin der heimgegangnen Seelen,


Dir sei vertraut die Seele meiner Oma,
Ich werde fest auf deine Gnade zählen,
Du Ölzweig und du himmlische Paloma!

Da ich in der Ecclesia von Roma


Nun pilgere und spende Gott die Ehrung,
Sei ihre Seele bei mir als Aroma
Aus Jesu Balsambeet und wirke Mehrung

Des Glaubens, der ich bei des Weges Zehrung


Gedenken will der Frau, die abgeschieden
Gewärtig bei der heiligen Bekehrung,
Die ich erfuhr. O führ sie in den Frieden,

Ins Paradies von Honigseim und Butter,


Die mir vertrat an Mutter statt die Mutter!

112
Du Schrein des Wortes, gib das Weisungswort,
Du Schoß der Morgenröte, send das Licht!
Im Willen Gottes ruhn laß mich, im Port,
Vertreib mich aus dem Herzensfrieden nicht!

Der Tag beginnt mit einem Lobgedicht,


Im Sonnenkleide mögest du erscheinen!
Gib Fülle mir für völligen Verzicht,
Führ mich zum Balsambeete, muß ich weinen!

Du mögest mich mit Gottes Hauch vereinen,


Du Osterblüte, laß mich schaun dein Lächeln!
Sei Alles du mir, bin ich Keiner Keinen!
Komm, Schwermutwolken von der Stirn zu fächeln,

Laß mich bejahen diesen neuen Tag,


Hilf mir, daß ich mein Kreuz mit Freude trag!

113

Urmütterliche Mutter aller Güte,


An deiner Brust zu ruhn, will ich erwarten,
Zu gehn, du Gärtnerin, in deinem Garten,
Dir zuzutragen eine Irisblüte.

O Karmelkönigin, mir fehlt der Friede,


Weil waffengleich mir die Gedanken starrten,
Ich nichts erfahren von der süßen zarten
Vertrauten Liebe. Bin des Denkens müde,

Will wieder schaun in meinem Lebensleide,


Madonna, dich, in süßer Sonnenseide,
Und saugen aus den Lebensäpfeln Saft!

O Karmelkönigin, gib mir die Kraft,


Die Nacht der Einsamkeiten zu durchtrauern
Und deine Schönen schauend zu erschauern!

114

Du Nacht, die Michelangelo im Bild


Gegeben hat, o träufle deinen Frieden
Aus deinen Brüsten auf den Denkensmüden
Und laß ihn in dasw schöne Traumgefild.

O Nacht, aus deinem Schoße kommen mild


Die Schlummersäfte, süß wie fauler Süden.
Ich will dir beides, Leib und Seele bieten,
Daß deine Gnade all mein Leid vergilt.
Du Königin der Nacht vom Karmelberge,
Ambrosianisch möcht ich Hymnen singen
Von deinem Trost, hellwache Schläferin.

Ich bringe meine Schafe, Schäferin,


In deine Hürde, der ich selbst mich berge,
O engelhohe Frau, in deinen Schwingen.

115

All meine Sehnsucht nach der Mutter ward


In mir die Sehnsucht nach der Lieben Frau,
Des Weibes Universum, schön und zart.
Und wenn ich Seele eines Weibes schau

In Augen wie Italiens Meere blau,


Ergänzt die Gnade Mangel mir und Fehle.
Ich möchte in des Weibes Meer als Taqu
Ergeben meine sehnsuchtsvolle Seele.

Du bist die Ewige Frau im Salbungsöle,


In dir gesammelt meine Sehnsucht sei,
Du Garten Gottes, Lichtstadt von Juwele,
Du Insel der Glückseligen, du Mai,

Das Paradies erblüht in deinem Schoße.


Gott ist mir Sonne in dem Kelch der Rose.

116

Maria, du vollkommnes Ebenbild,


Führ mich zum Urbild, zu der Gottheit Wesen,
Du unterweise und bekehr mich mild,
Laß mich in deiner schönen Seele lesen,

Du schöne Schrift mit Liebesexegesen,


Die Weisheit zeige mir als meine Braut,
Sie ist wie eine Lilie gewesen,
Als sie sich Salomon als Braut vertraut.

Wer sehen kann in deinem Herzen, schaut


Die Seele alles Lebens, Gottes Geist,
Die Atemkraft, die Tröstung niedertaut,
In deren Flamme alle Sehnsucht kreist.

O Gallionsfigur an Petri Kutter,


Führ mich zu Gott - der Nacht, dem Meer, der Mutter.
117

Du bist ja nicht die steinerne Madonne


In irgendeiner dämmrigen Kapelle,
Bist in der Nacht die unsichtbare Sonne,
Die badet mich in ihrer Liebe Welle.

Ich bin ein wankelmütiger Geselle,


Verleugnet hab ich dich im lauten Kreis,
Du stehe für mich ein an meiner Stelle,
Daß immer ich von deinen Gnaden weiß.

Erhalt mich in der Minneglut des Mai’s,


Du Sehnsucht meiner seufzenden Natur,
Umgebe mich mit deiner Liebe leis,
Daß ich in deinem Herzen find die Spur

Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit -


Und schreib das Kreuz in mich in Freud und Leid!

118

Du Goldene, du auf dem Monde wandelnd,


Wir flehn zu dir im glühenden Ägypten,
Erscheine du, in Liebe an uns handelnd,
Erwecke uns aus Gräbern, uns aus Krypten,

Wir weihen unsre Herzen in Gelübden,


Gewähre, daß das Leben wieder lacht!
Die Schiffe auf den Totenflüssen wippten,
Entlasse du sie aus dem Schoß der Nacht,

Erschimmre uns in aller Schönheit Pracht!


Und hüpfen Mädchen auch in leichten Röckchen
Und glühen ihre Seelen süß und sacht
Und schleiern sie sich in geflochtnen Löckchen,

Solang wir atmen, dauert unsre Treue,


Du Goldene, Schamhaftige und Scheue!

119

Denn das heißt Mutter: Schoß des Weltenraumes,


In dem sich birgt die Seele als ein Kind.
Denn das heißt Mutter: Stille eines Traumes,
In süßer Sanftheit wie ein Maienwind.

Wenn Kinder in der Nacht geborgen sind,


Dann durch die mütterliche Zärtlichkeit.
Die Mütter blühn wie Lindenbäume lind
Und halten einen warmen Trank bereit.

Geheimnisvolle Frauenseele, weit


Und sehr erhaben in der Hoheit Demut,
Der Gottesmutter ist sie Schleier, Kleid
Und Spiegel ihrer leidbereiten Wehmut.

Geheimnisvolle Weiblichkeit ist wie


Verborgen in der Gottheit Sankt Marie.

120

Mich ängstigen die Meister, Königin,


Sie alle sind so tief und sind so groß.
Ich gebe mich den Kinderspielen hin
Und träum von deinem mütterlichen Schoß.

Gib mir mein eignes Lied, mein eignes Los,


Mein eignes Leid und meine eigne Freude.
Zeig mir die rosa Blüte auf dem Moos
Und eine Seele, stiller als die Leute.

In neuen Träumen führ mich in die Weite


Und gründe mich auf festem Fundament.
Laß deiner Liebe Stimme hören, heute,
Die man ein sanft verschwebendes Schweigen nennt.

Sei in der Dichtkunst Reich die Richterin


Und meiner Seelenliebe Dichterin.

121

O Mutter alles Lebens, ich will lernen,


Was Mutter heißt, von deinem Bilde, Frau.
Schon leuchtet mir aus innerlichen Fernen
Das weibliche Geheimnis, eine Schau.

Und überm Leben liegt ein Schleier Tau,


Ein Hauch, verhüllt der Traum des Weibes Schoß.
Umkränzt von Frühlingsblumen himmelblau
Blüht in der Mitte lieberot die Ros.

Dies alles ist wie Schicksal. Schicksalslos


Betracht ich die Geschicke, die mir werden.
In allem zieht die Gnade gnadenlos
Hinan, es zieht mit weiblichen Gebärden

Die Schwester Leben zu dem Gnadenbild:


In dir, des Lebens Mutter, Gott ist mild.
122

Sie haben heut mich böse kritisiert


Und meinen tragischen Gesang geschmäht,
Ausschweifend sei die Sprache, antiquiert,
Sie wussten nicht, zu wem denn Orpheus fleht.

Drum halte ich geheim auch mein Gebet,


Ich werf die Perlen nimmer vor die Säue.
Mein Sang wie ein antikes Epos steht
Und überlebt das Alberne und Neue.

An meinen süßen Reimen du dich freue,


Die alle nur um deine Minne flehten
(Liebt doch die Schöne, Schüchterne und Scheue
Die Liebeslieder so wie Antiquitäten).

Was ist mir Lärm der Welt und Narrentum?


Mein Hymnus ist ein Gottesheiligtum!

123

Vollkommen Seiendes ist wahrhaft gut,


Du hast den vollsten Anteil an der Güte,
Vollkommen du Erlöste durch das Blut,
Die einmal an der Schädelstätte blühte.

Sei du mein Schicksal, Herrin im Gemüte,


Sei du der Felsen im bewegten Meer,
Sei du die Flamme, die im Herzen glühte,
Du Friedenskönigin mit Engelheer.

Komm du in meine Eremitage her


Und lispele in lieblich-linder Leisheit.
Wer ist die einzig wahre Gottheit, wer,
Mit welchem Namen ehre ich die Weisheit?

O schöner du als Samothrakes Nike,


Umfassende Marie mir Katholike!

124

Du Inbild der Ecclesia, o schau,


Wie Pharisäer neben Jüngern leben,
Wie deine Schönheit schänden, Liebe Frau,
Philister mit den grauen Spinngeweben.

Du weißt von meinem glutenheißen Streben,


Doch scheue ich die Satten in den Messen.
Was ist das Blut, das Sakrament der Reben,
Was heißt es, Jesu Christi Fleisch zu essen?

Traurige Tränen mir die Augen nässen,


Muß ich Historie der Kirche hören.
Laß du des Teufels Unkraut mich vergessen,
Laß du den Hirsch nach Gottes Wasser röhren.

Still meine Leidenschaft, o Stern der Meere,


Führ meinen Geist zur wirklich wahren Lehre!

125

Askese schuf mir immer schweres Leid


Und Freude mir die Süße in den Sinnen.
Erklär zum Wege mir die Sinnlichkeit
Mit allem Schimmer holder Schönheit innen.

Ich würd so gern ein Weib im Leben minnen,


Mich mit dem gottgeschaffnen Leib versöhnen.
Dann wollte ich ein neues Lied beginnen
Für dich, du Allerschönste aller Schönen.

Ach, sollen dir denn Ideale tönen


So blaß und bleich und ohne alles Blut?
Kann meine Leidenschaft dich denn nicht krönen,
Leibhaftes Sakrament dem Höchsten Gut?

Ich will mich sinnlich in die Schönheit wühlen,


Maria, meine Glut am Weibe kühlen!

126

Marie, in aller Lust, in allem Leid,


Gleich bleibt mir das poetische Genie,
Askese herrsche oder Sinnlichkeit,
Doch bleibt für dich die Minne-Sympathie.

Ob meine Seele voller Schmerzen schrie,


Ob ich geleert der Leiden bittre Bronne,
Ob ich gesungen wie Homeros nie
Von Meereslust und süßer Sommersonne,

Ich steckte einsam in der Schwermut Tonne,


Ich mischte mich in froher Menschen Trubel,
Ich litt und Leiden war mir meine Wonne,
Ich sehnte mich und Sehnsucht war mein Jubel.

Ob Freude meines Geistes, Leid der Lenden -


Dein Loblied kann ich leblang nicht vollenden!
127

Ich denke an der Schönen kühlen Kuß,


Den sie mir einmal gab in dunkler Nacht.
Auf einen zweiten ich verzichten muß,
Weil nimmer mir das Glück der Liebe lacht.

O Liebe Frau, du hast so große Macht,


Ich dürste sehr, muß schon so lang entsagen!
Ich sehne mich nach süßer Lippen Pracht
Und muß in meiner Einsamkeit verzagen!

Die dunkle Stunde ists der dunklen Klagen,


Die Wolken weinen in den Regengüssen.
Ich möchte dich, o meine Dame, fragen,
Darf ich noch einmal jene Schöne küssen?

Wie weh tut mir das Dürsten und Verzichten!


Dir will ich von den süßten Küssen dichten!

128

Du Schoß, aus dem die Weisheit ward geboren,


Ich will dich als die gute Schöne preisen,
Die von der ewigen Weisheit auserkoren,
Den Weg in himmlischen Planetenkreisen

Mit Liebe meinem Menschengeist zu weisen


Zum Empyreum, Leuchte wahrer Lehre,
Daß ich die Braut der gottesfürchtigen Weisen
Seh als Idee auf dem kristallnen Meere!

Den Vater, Sohn und Heiligen Geist verehre


Als Gottheit ich mit weiblichem Gesicht,
Der ich der ewigen Weisheit Liebe schwöre
Und laß von ihrem Rosengarten nicht.

Zur Schau der Gottheit führe meinen Geist,


Weil du von Liebe viel zu sagen weißt!

129

Madonna, komm in meiner Todesstunde,


Wenn die Dämonen liegen auf der Lauer,
Und tu Balsamen auf die Herzenswunde
Und überschütte mich mit Wonneschauer!

So oft verwehrte mir des Schicksals Mauer,


Verschlossne Liebesgärten anzublicken,
Wie oft entbehrte ich in trüber Trauer
Und wollte keine Schöne mich beglücken!

Erfüllung aller Sehnsucht sollst du nicken,


Senkt meinen Leib man in die Kirchhofwiese.
Auf all mein Leid antworte mit Entzücken,
Sing ich mein Ave dir in Paradiesen,

Dann führe mich zu einer liebeszarten


Vereinigung mit Gott in Edens Garten!

130

Ich schenke dir drei Tage meines Lebens,


Marie, da ich unglaublich glücklich war.
Das tränenreiche Flehn war nicht vergebens,
Die Gnade Gottes lächelte so klar,

Die Insel Baltrum war so wunderbar


Mit Heckenrosen in dem Sonnenschein.
Die Schöne war am Meere offenbar
Auch glücklich, und ich war nicht mehr allein,

Sie trank am Abend mit mir roten Wein


Und sagte mir von ihrem tiefsten Traum.
Ich dankte Gott das Ende meiner Pein,
Mein Los betrachtend an des Meeres Saum.

Und in der Nacht - die Schöne nah gebettet -


Hab ich den ersten Rosenkranz gebetet.

131

Ich schwebe auf den Flügeln der Musik


Und lebe tags und nachts in einem Traum.
Mein Singen, meine Sehnsucht ist antik,
Mein Ideal ist feucht von Meeresschaum,

Sehr sanft berührt mich nachts der Seidensaum


Und Lippen darf ich nachts im Traume küssen.
Ich fühle immer in dem Innenraum
Die Sehnsucht nach den seligen Segensflüssen,

Nach vollen paradiesischen Genüssen,


Und manchmal streift mich einer Taube Flaum.
Geliebte Herrin, du und ich, wir müssen
Begnügen uns mit unsrer Liebe Traum,

Ich seh dich nur in meinen schönsten Träumen


So selig-schön in meinen Seelenräumen.

132

Maria, so ist doch das Los der Menschen,


Die in dem dunklen Tal der Tränen wohnen:
Vergeblich ist es alles, was sie wünschen,
Enttäuschung folgt auf alle Illusionen.

Wer wird den Dichter mit dem Kranz belohnen,


Wer wird den Liebenden mit Liebe herzen?
Wer kann vor dieser Einsicht mich verschonen:
Daß wir das lange Leben nur verscherzen?

Groß ist die Sehnsucht, größer sind die Schmerzen,


Und keiner hat des Schicksals Sinn geschaut.
Mit Schmachten flehe ich in meinem Herzen
Um Licht und Trost durch aller Weisen Braut.

Heil mir! dies Leben ist ja nicht von Dauer


Und Gott wird enden eines Schatten Trauer!

133

Mein Gott, bewahre mich vor solchem Brennen,


Rief ich zum Vater, der mich nicht erhörte.
Nun bleibt mir nur, dies Brennen zu erkennen,
Das mir die Ruhe meiner Seele störte.

Nun bleibt mir nur, die Glut, die mich betörte,


Mir anzueignen, Fleisch auf meine Rippe.
Nun kann der Ruf nur, den der Hirschbock röhrte,
Ein Echo sein an meines Herzens Klippe.

So fließe Anmut über meine Lippe,


Daß ich die Hymne singe von dem Feuer,
Daß ich mit meinem Seelenfühler tippe
An die Idee in süßer Schönheit Schleier.

Ist das Erhörung meines Betens? Ach,


Warum denn, daß ich nicht mehr beten mag?

134

Maria, dank der Gottheit für ihr Gleichnis,


Das in dem Reich der Liebe ich geschaut,
In einem metaphysischen Ereignis
War einig ich mit meiner Seele Braut.
Im Innern mir ein Universum blaut
Vom Glanz der blauen Blume, jener Frau,
Die da nur um die Feinheit ihrer Haut
Geringer als die Gottheit, deren Schau

In ungeschauter Schönheit ungenau


Durchdrang die Frau mit göttlicher Liebe Licht,
Wie eine Rose schön wird von dem Tau,
Wie Gott mit Huld gesalbt ihr Angesicht.

So war die Frau - du aller Frauen Frau -


In dir ein Spiegel für die Gottesschau!

135

Maria, Mutter, Königin der Musen,


Nimm du mir aus der Hand das Schreiberohr!
Ich sang die Augen und ich sang den Busen,
Ich sang die Frau, an die ich mich verlor;

Ich sang die Schmerzen in antikem Chor,


Ich sang Gethsemane und Golgatha,
Der ich dir meiner Minne Treue schwor,
Dir, die du schöner als Urania;

Ich sang die Gottheit, die mein Aug nicht sah,


Ich sang in Minnesang und Psalmen Preis.
Und schrie man über mich auch: Da, da, da!
Ich sehnte mich nur nach dem Paradeis!

Ich schrieb genug, ich bin der Arbeit müd.


Du lass mich in des Garten Edens Süd!

136

O Frau, heut kam ein altes Lied zurück,


Das sang ich einem Mädchen weiß und rot.
Ich glaub, sie lebt nun in des Himmels Glück,
War auch voll böser Grausamkeit ihr Tod.

Zu rein war sie für dieser Erde Kot,


Sie mußte immer kämpfen mit Dämonen.
Ihr Lobpreis nun wie eine Flamme loht,
Sie wohnt nun dort, wo ihre Engel wohnen.

Sie ist nun in den todbefreiten Zonen,


In die sie eintrat durch ihr letztes Scheitern.
Die Liebe wird ihr Jesus ihr belohnen,
Er wird zum Ideal die Jungfrau läutern.
Sie sah im Traum ja Gott als eine Taube,
Dein Sohn, o Mutter Jesu, war ihr Glaube.

137

Madonna, Herrin meines Herzens, heute


Will taufen ich mit deinem Tau die Frau,
Die ist mein Schmerz, die ist auch meine Freude,
Die war das Gleichnis meiner Gottesschau.

Ich war im Traum im Himmel, in dem Bau


Der Jenseitsstadt, die Schmerzen ausgelitten.
Und einer war (ich weiß nicht mehr genau,
Obs Mose war) mit mir allda geschritten.

Des Lebens Fülle war ja all mein Bitten,


Als ich dich um die Sterbestunde bat.
Unsterblich ging im Geistleib ich inmitten
Der Lebenden, bin liebevoll genaht

Der Frau, in der ich Gottes Seele sah -


Und nennen will ich sie „Urania“.

138

Neun kann ich deine Demut nun verstehen.


In meiner Gottverlassenheit war fern
Mein Gott, war tot, als Leichnam nur zu sehen,
In deinem Granatschoß als Samenkern,

Du aber warest mir der Meeresstern,


Warst Trösterin in meiner Seele Dunkel,
Mutter des Lebens und des toten Herrn,
Licht Gottes schien in deinem Blickgefunkel,

Warst meine Lust in meinem Traumgemunkel,


Die du dich über mich als Himmel wölbst,
Des Universums einziger Karfunkel,
Maria, ganz gehörte dir mein Selbst -

Demütig trittst du nun zurück, o Frau,


Mich zu beseligen mit Gottes Schau!

139

Madonna, heute hört ich von Brasilien.


Lateinamerikanische Kultur
Gleicht roten Orchideen, gleicht Dschungellilien,
Die Poesie ist fruchtbar wie Natur,
Die Mädchen tragen Lendenschurze nur
In Sao Paolo auf dem Karneval.
Ich will zum Zuckerhut die schmale Spur
Und in des Amazonas Wäldersaal,

Ich will die Indianerinnen mal


Wie Kolibris im Fluge tanzen sehn,
Die braunen Frauen und die Frauen fahl
Um deine Statue versammelt stehn

Und schmücken dich mit Blumen und mit Schlangen,


Die du bereit bist, Jungfrau, zu empfangen.

140

Ich sehne mich nach einer Frauenstimme,


Nach einem warmen, zärtlichen Umarmen.
Durch diese schwermutstillen Wasser schwimme
Ich nun zu dir, o Mutter des Erbarmen.

Bedenke mich in deinem mutterwarmen,


In deinem lieben, fraulichsanften Herzen,
Als Säugling halte mich in deinen Armen
Und stille meiner Seele Durst und Schmerzen.

Auch will ich zünden meines Geistes Kerzen


Der Gottheit, Ewiger Weisheit, Gotteseele!
Gott hebe mich als Gold aus dunklen Erzen,
Die Weisheit mir an diesem Tag nicht fehle,

Gott-Seele löse meine Seele los


Und leg, Maria, mich in deinen Schoß.

141

Ewige Frau, in meiner Phantasie


Kamst du, Immaculata-Königin,
Mit Krone auf dem Monde wandelnd wie
Aus dunklem Kosmos in den innern Sinn.

Du legtest deine kühle Krone hin


Und zeigtest mir den schöngeschmückten Arm.
Ins lange braune Haar gewoben bin
Gebettet ich auf deinem Schoße warm.

Mitleidig weintest du, daß Gott erbarm,


Im rosenroten Kleid sah ich dich sitzen,
Du reichtest deine weiße Hand mit Charme,
Ich küsste zärtlich deine Fingerspitzen,
Die segnend sich auf meine Stirn legen.
Dann wehtest du davon auf innern Wegen.

142

O Liebe Frau, ich dürste sehr nach Liebe,


O habe du mich drum von Herzen lieb!
Ich blühe mit des Frühlings Blumentriebe,
Ich singe schmachtend in dem Vogelpiep,

Ich bin der Dichter, welcher einsam blieb,


Dem keine Frau erfüllte seinen Traum,
Der sich unstillbar sehnt. Maria, gib
Mehr als das Bild aus meiner Träume Schaum,

Gib Liebe mir aus Gottes innerm Raum,


Still meines Herzens unstillbares Sehnen!
Ich glaube Ungewisses, hoffe kaum,
Doch Liebe, Liebe brennt in meinen Venen!

Ich fühle mich so rettungslos verloren!


(Und keine Mutter hat mich einst geboren.)

143

Ein Mädchen sah mich an mit Lächelaugen


Und langem braunem Haar, sie war so jung,
Von ihren Lippen wollt ich Küsse saugen
Und Freude für mein Herz in Hiobs Dung.

In musikalischer Begeisterung
Erging die zweite sich mit vollem Mund,
Die Lider zitterten mit müdem Schwung,
Das ganze Antlitz lieblich und gesund.

Und eine Frau macht meine Seele wund


Und Liebesschmerzen wirkt ihr schöner Charme.
Die Augen Blitze! Lippen Datteln! rund
Die hübschen Brüste! und die Seele warm!

O Liebe Frau! - der Liebe Sakrament


Reicht keine mir, der keine Frau erkennt.

144

Maria, was heißt denn Ecclesia?


Sind denn die orthodoxen Tehologen
Vor allen anderen der Wahrheit nah?
Ach, haben sie nicht oftmals auch gelogen?

Ward nicht das Wort der Schriften überzogen


Und nicht gehaßt Natur und Leib und Frau?
Und irrte nie das Flaggschiff in den Wogen?
Ward nicht verketzert oft die Gottesschau?

Maria, ist die Kirche eine Frau,


Der Gottheit Stimme in der Kinder Schmerzen?
Führt diese Frau zu neuer Gottesschau
Die Kinder, daß sie schaun in ihre Herzen?

Und ist die Kirche des Messias Braut


Und ist der ganzen Gottheit anvertraut?

145

So hast du mich die Wege nun geführt


Bis an der Weisheit schöne Tempelpforte.
Dein mütterliches Angesicht mir ziert
Das Haus der Weisheit an dem innern Orte.

Sie schuf die Welt in einem Liebesworte


Und senkte dann sich ein in deinen Schoß.
O Muschelperle von erlesner Sorte,
Du wurdest eine Pforte makellos.

Nun trat die Weisheit vor, von Zierrat bloß,


Nur angetan mit deinem reinen Fleische.
Da ging die Gottheit ungeheuer groß
Im stillen Kind im lauten Weltgeräusche.

Da lächeltest du lind in lieber Leisheit


Und wurdest ähnlich deinem Kind, der Weisheit.

146

Madonna Mirjam, mit dem süßen Namen


Will ich dich nennen. Jesus mög dich schicken,
Daß du in mir belebst den Gottessamen.
Du mögest Minnehuld gewährend nicken,

Mit deinen keuschen Augen zu mir blicken,


Großäugige Gazelle, reine Seele!
Mit deiner Schönheit kannst du mich beglücken,
Mit Spangen und mit schmückendem Juwele.

Ich preis dich mit dem Apfel meiner Kehle


Und meinem stillen träumerischen Schweigen,
O Mirjam, die ich in der Nacht erwähle
Als Schoß der Weisheit. Mögest du mir zeigen

Urewiger Gottesschönheit Paradies -


Im Wonnegarten du in Seide süß!

147

Madonna, denk du an den Mai der Minne,


Da du und Jesus und Urania
Nur Eine Glut gewesen meinem Sinne
Und da in dieser Glut die Gottheit nah

Und mir die Paradiesvision geschah,


Da ich mich in der Minne dir geweiht,
Da deine Schönheit ich im Bilde sah
Und deine Schönheit in der Sommerzeit

Mir Grund zu schmerzlicher Glückseligkeit


Und ich in dir mich Jesus einen wollt!
Da führtest du mich weiter, milde Maid,
Ich sah der Neuen Eva Frucht wie Gold.

Nun sei Urania in dir, Maria,


In Minne mir der Schleier der Sophia!...

148

Ich träumte dich in einem Marmorbild


Wie eine reizende Saturnia,
Jungfräulicher Gestalt, so anmutmild,
Und schön fiel das Gewand in Wellen da.

Verliebt ich deines Bauches Wölbung sah,


Des Rockes Stoff dir fallen übers Knie.
Du warst die Mutter der Ecclesia,
Dein domgewordnes Ebenbild war die.

Die Bettler hockten dir zu Füßen wie


Verlorne Söhne deiner Huld hienieden.
Ein Kriegssoldat auf seinem Hengste schrie,
Weil ihn vertrieb die Königin des Frieden,

Die Friedens-Muse in dem weißen Kleid,


Die liebte Jugend in der Sommerzeit.

149

Ich nenne dich die Königin der Musen,


In jeder Nacht im Traume mich umfang,
Wie heute Nacht, und leg an deinen Busen
Den Sänger, spende Milch der Weisheit lang

Und süß und wirke süßesten Gesang,


Wie Griechen, Römer sangen oder Inder.
Ich bin des übergroßen Werkes bang,
Hab ich doch weniger Weisheit als die Kinder,

Bin nicht der Leidenschaften Überwinder,


Als Liebender oft stärker als als Frommer,
Ich sehne mich im innerlichen Winter
Nach süßer Sinnenglut und süßem Sommer.

So kann ich singen nur mit meinem Eros


Dich, Charis! als katholischer Homeros.

150

Geliebteste, du Glut in allem Minnen,


Nimm die Sonette an, o Liebe Frau!
Ich singe dich mit Sehnsucht in den Sinnen,
Ich singe dich, o Maienblume blau!

In deinem keuschen Kelch der Gottheit Tau,


Mein Leben, meine Wonne, meine Lust!
Erleucht mich zu lebendiger Gottesschau,
Laß schauen mich den Gott in meiner Brust!

Nur deiner Liebe bin ich mir bewußt,


Ist nebulös geworden mir mein Glaube,
Nur lieben mußt du mich, nur lieben mußt
Du mich, Geliebte, meine reine Taube!

Ein Becher süßen Mischweins ist dein Schoß,


Du Wonneparadies des A und O’s!

AN MADONNA MARIA

ZWEITES BUCH

Geheimnisvolle und verborgne Mutter,


Umhülle meinen Schmerz mit deinem Mantel!
Gott gibt den Nachtigallen zwar ihr Futter
Und ist der Herr auch über allem Handel,

Doch vor der Rose ist des Sängers Wandel


Vergeblich! wehe mir! so ganz vergebens!
Maria, laß mich nur der Weisheit Mandel
Begehren mit dem Feuer meines Lebens!

Ich sing, die Steine zu dem Tore Thebens


Errichten sich für dich, o Himmelspforte,
Du Inhalt meines Wallens, meines Webens,
Der Weisheit Herrin, Mutter du dem Worte.

Gott gibt den armen Nachtigallen Futter,


Sei mystische Rose ihnen, Gottesmutter!

O Stern des Meeres,, strahlend immerzu,


Jungfrau der See, gib meinem Meere Stille,
Bring meine Leidenschaften all zur Ruh
Und laß mich Spiegel sein der reinen Fülle

Der Liebe Gottes! Quill, o Liebe, quille,


Du Bronen meiner Freude, schaff im Leeren
Der Liebe Lager, Seele ohne Hülle
Sucht dich, o Bräutigam, du ihr Begehren!

Komm, Mittlerin, den Leidenschaften wehren,


Komm, aus dem Herzen Liebe mir zu schöpfen!
Bewahre mich, ich will mich nicht verzehren
Abgöttischer Vergötterung Geschöpfen.-

Ich fürcht ein Liebesunglück, Frau, ein schweres,


O herrsch in mir, o Herrin, Stern des Meeres!

Als Gott mich schuf zur Stunde der Empfängnis,


Da hat er mich in deinem Schoß verborgen.
Die Seele in dem fleischlichen Gefängnis
Muß Leben von dem Leben Gottes borgen,

Gott gibt, da scheint das Licht am Lebensmorgen,


Da lächeltest du mütterlich und lieb.
Ich lernte gehn und ging durch Glück und Sorgen,
Doch deine Huld, o Mutter, bei mir blieb.

Fort ging ich, meine Seele sich verschrieb


Den Huren, nährte sich von Schweinefutter,
Verhängt der Himmel nebelig und trüb,
Du aber wachtest über mich, o Mutter.

Als meine Oma heimging, lieb und weich,


Hast du mich heimgeholt ins Himmelreich!

Wird mir das Glück, vom Tränental zu scheiden,


Maria, heg ich heimliches Verlangen:
Komm, meine Hirtin, komm dein Lamm zu weiden,
Du mögest mich am Himmelstor empfangen,

Ja, über meinem Sterbebette hangen,


O Jungfrau, wie bei David Abischag,
Mit rosenkranzgeschmücktem Arm umfangen
Den Sterbenden an seiner Hoffnung Tag,

Der weinend oft vor deinem Bilde lag,


Will dich nun sehn und will mit dir allein
Als Bräutigam und Braut im Rosenhag
Des Paradieses sein! Ich bin ganz dein,

Nur du, nur du, ich bitt dich, Herz Marias...


Dann führ mich zu dem Herzen des Messias.

Und tret ich ins persönliche Gericht,


Fragt Gott, ob ich geliebt in meinem Leben.
Ich weih dir, Herrin, meines Lebens Licht
Und will dir alle meine Lieben geben,

Die Liebliche, mein Zittern und mein Beben,


Das liebe Kind mit seinem Engelslachen,
Die Schwester mögest du zum Himmel heben,
Die kleinen Kinder schützen vor dem Drachen.

Ich möchte all mein Träumen, all mein Machen


Der unerforschlich tiefen Liebe weihen.
Du, Mutter schöner Liebe, mögest wachen
Und meine Armit, Freundin, mir verzeihen.

Gib Anteil mir an deiner Liebe, Herz,


Führ alle meine Lieben himmelwärts!

Du Braut des Ewigen, mit der er schuf


Die neue Schöpfung, die Vereinigung
Des Wortes und des Fleisches, Gottes Ruf
Hast du erwidert sanft und süß und jung,

Du Braut des Sohnes in der Peinigung,


Mitleidende erlöserischer Leiden,
Vermählt mit Jesus durch des Schwertes Schwung,
Da Schmerz zum Heil vereinigte euch beiden,

Du Braut des Geistes, da die Flammen breiten


Über der Erde aus die Liebesglut,
Da du empfangen rein und schneeweißseiden
Die Fülle, aller Gaben Gnadenflut,

Mir, der ich der Dreifaltigkeit vertraut,


Mir bist du Schöne wunderschöne Braut.

In meinem Herzen sei dein Thron bereitet,


Du junge Mutter, Gattin sonder Fehle!
Du bist der Stern, der meine Schritte leitet,
Wie eine Wolke hüllst du meine Seele.

Kein offnes Grab sei deines Sängers Kehle,


Preist er dich doch als Mutter alles Lebens,
O Jungfrau, Sterne krönen wie Juwele
Und Sonnenschein umgibt dich nicht vergebens.

Laß du mit aller Inbrunst heißen Strebens


Eingehen in dein inneres Gemach
Den Sklaven mit der Süßigkeit des Schwebens,
Weil Gott in dir mir Brot der Weisheit brach.

Nur deine Reinheit kann mich reinigen


Und mich der Weisheit ewig einigen.

Willst du mir eine Frau zuführen, Liebe,


Wie Rahel und wie Lea sie erfinde,
Beschaulich, und auch fruchtbar meinem Triebe,
Sie sei die Tätige, sie sei die Linde,

Daß ich sie auch am Krankenlager finde,


Daß sie Rosinenkuchen mir bereite,
Daß sie mit einem Myrtenkranzgebinde
Zu mir am Tage meiner Freude schreite,

Daß sie Prophetin sei, den Weg mich leite


Zu dir hinan, o Mutter wahrer Freiheit,
Daß sie mir zeige eine neue Seite
Im weisen Lebensbuch der einigen Dreiheit!

Doch willst du mich bewahren, dir zur Nähe,


Führ mich den Weg hinan zur Gottesehe.

Sieh meine kleine Schwester, die mich lieb


Wie eine Hirtin nach dem Glauben hat,
Bestätige das Wort, daß sie mir schrieb:
Du denkest immer nur an mich... - Das Blatt

Des Briefes leg ich in den Schatz der Stadt


Des Herrn. Wir weihen uns dem Jesusherzen
Und werden Tag für Tag vom Worte satt
Und bergen uns mit allen unsern Schmerzen

In deinem Mantel. Leuchten sieh die Kerzen


Für meine Schwester auch als Stoßgebet
Und hebe du aus unsrer Leiden Erzen
Das Gold der Liebe, welche nie vergeht.

Die Schwester hat mich lieb wie sonst nicht wer.


Du laß uns Perlen sein in deinem Meer.

10

Du kamest in der Mitternacht, o Schwester,


Sahst mich mit sanften Augen an, o Taube.
Die Sterne in dem Weltenbaum wie Nester
Verließest du und kamst in meine Laube.

Du fromme Seele, ich bin Staub vom Staube,


Du hör den Staub der Mutter Erde beten,
Belebt ist mir mein Staub vom Blut der Traube
Und von den Worten, die im Geiste wehten.

Gurr, Gurr, o Turteltaube du von Eden


Und bringe meiner Freundin deinen Frieden,
O Taube Salomos, die Exegeten
Verschweigen dich, du Königin hienieden,

Ich aber liebe dich! Ich werd nicht murren,


Und muß ich leiden, trau ich deinem Gurren!

11
Blutbräutigam, Madonna, nenn ich mich,
Denn in der Nacht geflossen ist mein Blut,
Als mir das Unheil nahte widerlich
Und gegen mich erhob sich Satans Wut,

Da sprudelte mit Brausen rote Flut,


Doch an dem andern Ufer du, o Frau,
Als Zeichen meiner Hoffnung, treu und gut,
Erschienst mit rotem Rock und Mantel blau,

Das Kind im Arm, in dieser dunklen Schau


War mir dein lieber Sohn des Jenseits Sonne,
Der tauchte auferstehend aus dem Tau
Und sandte dich, o himmlische Madonne,

Und wies mir Gärten auf dem Morgenstern,


Dem, der da lebt der Mutter seines Herrn.

12

Und wenn ich Moschus nähm und Rosenöle


Und wüsch mit Rosenwasser meinen Mund,
Wird doch nicht reinlich die befleckte Seele,
Die sich in Haderwasser suhlt und Sund.

Wie soll ich dich empfangen in der Stunde,


Da wühlt mich auf das wogende Begehren,
Da ich anbetend sinke auf den Grund
Vor sündigem Geschöpf, Schaum auf den Meeren!?

Wer hilft mir, meiner selbst mich zu entleeren,


Wer deckt mit Liebe allen meinen Makel,
Wer kann Anfechtung und Versuchung wehren
Wenn nicht Maria, Jesu Tabernakel?

Ich bins nicht wert, zu schauen deine Reinheit,


Doch spendest du die Gnade tiefer Einheit.

13

Du königliche Löwenmutter, lehre


Mit Stärke deinen jungen Löwen du,
Auf Raub zu gehn! Ich brülle und begehre,
Führ du mich durch die Wüste in die Ruh!

Als Weinstock, Mutter, seh ich immerzu


Frucht bringen deine purpurrote Traube
Aus deiner Lebenskraft. O ström im Nu
Und mache mich zum Weinberg, Rebenlaube.
Jerusalem, Jerusalem, ich glaube
An deinen Trost mit kindlichem Vertrauen,
Ich lieb dich, Freundin, sanfte Friedenstaube,
Ich segne dich im Kreis der lieben Frauen.

Dornbusch und Schmerzensmutter, einen Bund


Schließ ich mit dir, Marie, von Mund zu Mund!

14

O Herzenskönigin, ein böser Traum


Läßt mich am dunklen Tage bang verzagen.
Madonna, breite deines Mantels Saum,
Den netzen dir die Tränen meiner Klagen.

Wie viele Feinde hab in diesen Tagen


Ich doch, wieviele sinds, die mich verschmähen!
Da mußt du, Frau, mir deine Liebe sagen,
Da laß die Lüfte deiner Liebe wehen,

Laß mich die Weisheit an dem Werke sehen,


Dieweil ich tief in dir verborgen bin.
Laß andere sich streiten in den Ehen,
Gott lieben, Frau, ist meines Lebens Sinn,

Gott lieben, Liebe Frau, und deine Huld,


Die du mir gibst in Trübsal die Geduld.

15

Madonna, du erwähltest deinen Dichter,


Du schufest dir zum Lob die Nachtigall.
Die Rose, wie verklären deine Lichter
Die Rose, die blüht hinterm Mauerwall,

Die unerreichbare, der Schoß des All,


Abgöttisch Angebetete, die rote,
Die Lebensquelle für den Tränenschwall,
Das Leid im Leben, Himmelslust im Tode!

Du sendest mich, Maria, schau, dein Bote


Will gern den Dorn sich in den Busen bohren,
Um zu erregen jene schöne Note,
Die Gott erklingen läßt in Menschenohren!

Die schöne Rose, die dein Sänger sah,


Ist Gleichnis dein, o rosa mystica!

16
O Jungfrau, siehe deinen Trauerschwan,
Wie schwimmt er traurig in dem Schattenreich,
Wie zieht er majestätisch seine Bahn
In Einsamkeit auf spiegelklarem Teich,

Wie schluchzen seine Lieder weiblich-weich,


Wie dringt ein weher Schrei aus seiner Kehle,
Wie ist er schon den Abgeschiednen gleich
Und taucht in dunkle Seligkeit der Seele!

Sei seinem Angedenken keine Stele


Errichtet, denn er flog zur Seligkeit,
Dort naht im Glanz siderischer Juwele
Im weißen Schwanenschwingenkleid die Maid!

Gott ließ die Königin der Schwäne nahn


In der Glückseligkeit dem Trauerschwan!

17

Wird, Liebste, Gottes Liebe nicht verschmäht


Von Satans Söhnen, Närrinnen und Toren?
Hat Gott sein Liebeswort umsonst gesät
Und ging ihm der Erlösung Wort verloren?

Wie stehst du, Herrin, vor den Herzenstoren


Und klopfest an, doch bleiben sie verschlossen!
Sie stopfen lauter Welt sich in die Ohren
Und bleiben eitler Nichtigkeit Genossen!

Darum sind meine Tränen mir geflossen,


Was Herr und Herrin leiden, leid ich auch!
Doch aus dem Tau der Tränen sind gesprossen
Die Blumen, die mit des Gebetes Hauch

Zum Himmel duften, Liebe zu bekunden,


Zu Jesus und Marie, mit mir verbunden!

18

Ich möchte Kosenamen dir erfinden


Von einer unaussagbarn Zärtlichkeit,
Dich Honigbiene nennen in den Linden,
Dich Himmelsjungfrau in dem Ätherkleid,

Ewige Eva aus der Ewigkeit


Und wunderwunderschöne Schullammyth,
Meine Glückseligkeit, mein Liebesleid,
Dich Stern des Nordens, Sonne mein und Süd!
Ich hülle mich in deinen Mantel müd,
Du möchtest, Mädchen, meine Tränen küssen,
Die Tränen küssen mir von meinem Lid,
Denn küssen, Maid, ist alles was wir müssen!

Ich küss dich mit Gebet, Gebet ist Lieben!


Heil mir, ich bin im Tod dir treu geblieben!

19

Ich hab doch deinen kleinen Jesus lieb,


So lieb, den Engel Gottes, meinen Hirten!
Maria, alles was ich je dir schrieb,
All deine Worte mich zu Jesus führten,

Die Liebe Gottes mit viel Liebe zierten,


Die ich in deinen Armen find so süß!
Der Engel geht im Tale unter Myrten,
Da seh ich auch des Lammes feuchtes Vlies,

Da ich die Pforte in die Himmel grüß,


Den Fels, Erlöser, Gottes Lieblingskind!
In dir, Maria, du mein Paradies
Die Zärtlichkeit des kleinen Jesus find

Ich heute Nacht, da ich mich lieben lasse,


Du mich umfängst und ich dein Kind umfasse...

20

Ob Gott gelesen heute in der Bibel


Und sich entschlossen hat zum Grimm und Wut,
Mir zuzumessen Bitterkeit und Übel,
Weil ich dem Abgott widmete die Glut?

Maria, aber du, du bist mir gut,


Du willst mir heilige Erkenntnis geben:
Gott, Gott, das ist das Blut in deinem Blut,
Das ist das Lebende in deinem Leben,

Des Hauches Hauch, dein Wallen und dein Weben


Ist all in Gott und Gott ist all in dir,
Dein Anbeginn und Ziel und alles Streben
Geht dir von Gott zu Gott, gehörst du mir,

Gehör ich dir. Die Menschen sind nur Diebe,


Gott aber schenkt dir seine ewige Liebe!
21

O Mutter Mirjam, sing mich in den Schlaf


Und wieg mich ein mit himmlischer Musik.
Heut, da mich schwer ein Schwert der Schmerzen traf,
Will ich mich flüchten in die Träume. Flieg

Herbei, gekränzt mit ewiger Liebe Sieg,


Und steige in mein innerstes Gemach,
In das ich, alles lassend, leise stieg,
Da sehn ich mich nach dir, Maria, ach,

In jeder Nacht ist meine Seele wach,


Wann seh ich einmal wieder dich im Traum?
Dank dir, wie schön mir deine Liebe sprach,
Du goldne Sonne in dem Lebensbaum,

Als Mondin schimmere in meiner Nacht


Und sing in meiner Seele sanft und sacht.

22

Ich sagte dir mein trauriges Gefühl,


Daß einer Freundin fehlt die Herzlichkeit,
Daß sie entfremdet mir, im Herzen kühl,
Da wärmtest du mich in der Sonne Kleid,

Du lächeltest in dieser Herbsteszeit,


Als ob mich schon die goldne Sonne kröne
Mit Gottes herzlicher Barmherzigkeit,
Dem ich mich durch das Kreuzesleid versöhne.

Da sandtest du zum Trost mir die Kamöne,


Die manchen Lobpreis schon in mir geboren,
Da lächelte so lieb und sanft die Schöne,
Die - Ehre mir! - zum Freunde mich erkoren.

Sie ließ in meinem Zimmer ihre Aura,


Die meine Laura, meines Himmels Haura...

23

Die Nacht ist kalt, Maria, schau, ich weine,


Ach, deinen Mantel netzen meine Tränen.
Ich sah die Freundin heut, die holde meine,
Die meine Liebe, meines Herzens Sehnen.

Maria, brennen denn nicht meine Venen


Und sink ich vor der Frau nicht in die Knie?
Umarmen will ich sie, an sie mich lehnen,
Erkennen will ich in der Liebe sie.

Maria, wird mir Glück der Liebe nie?


Verschmäht bin ich zu jeder Nacht im Traum.
Zu dir, o Liebe Frau, zu dir ich flieh,
Die Tränen trockne mit des Schleiers Saum!

Nimm mich an deine unverborgnen Brüste,


Die ich in tödlichem Verschmachten küsste!

24

Ich liebe dich mit solcher Zärtlichkeit,


Daß mir das Herz verstummt vor Liebe gar!
Du Inbegriff der Schönheit, Maid, o Maid,
Ich schenk dir meine Seele immerdar!

Schau, ich bin trüb vor Trübsal, du bist klar


Vor Liebe, und du leidest doch mein Leid.
Dein Name bleibt geheim vor aller Schar,
Den deine Zunge, Himmlische, mir weiht,

Mit dem dich meine Zunge benedeit,


Mutter im Mantel, Frau an Gottes Thron!
Ich schenk mich dir für Zeit und Ewigkeit,
Schenk mir die Liebe, die dein kleiner Sohn

Dir schenkt allstündlich! Jeder Herzschlag sei


Zu dir und deinem Sohn ein Liebesschrei!

25

Mein kleiner Jesus, nicht der Häresie,


Mein lieber Gott, du weißt, ich bet dich an!
Geb ich Maria meine Liebe, sie
Gibt meine Liebe dir, o Jesus, dann

Gibst Liebe du, wie ich empfangen kann,


Gibst deine Liebe durch Marien Hände.
Vollstreck an aller Kälte deinen Bann,
O Feuerherz Mariens, Liebe wende

Mir täglich, stündlich zu, mir Liebe spende


Auf viele Weisen, o Marienherz,
Gib mir dein Herz, o Liebe Frau, und sende
Mich aus, und gib mir Schmerz von deinem Schmerz,

Ist mein Leid doch auch dein Leid! Laß mich erben
Das Herz des Herrn und mich aus Liebe sterben!
26

Maria, stehend an des Kreuzes Fuß,


Ich weihe deinem Herzen meine Leiden,
Die Leidenschaft, Verlangen nach dem Kuß
Der schönen Kreatur in feinen Seiden,

Du, Hirtin, mögest meine Seele weiden,


Ich weih die Tränen dir, die muß ich weinen,
In dir will tragen ich das Leid bescheiden,
Du mögst mich dem Gekreuzigten vereinen.

Muß ich den Becher in Olivenhainen


Nach Gottes Vaterwillen gänzlich leeren,
Dann sieh mich zagend liegen auf den Steinen,
Entsagend unter Tränen dem Begehren.

Siehst du mich sündig mein Verlangen stillen,


Du weißt, ich will doch nichts als Gottes Willen.

27

O Jungfrau, Jungfrau, süße Sulamith,


Ich bin ein Jüngling, Liebe, ich will tanzen!
O deine braunen Wimpern an dem Lid
Durchbohren deinen Ritter so wie Lanzen!

Ich werf dir zu die Fülle meines ganzen


Geweihten Herzen: ‘s ist dein Eigentum!
Ich schenk dir Pflanzen, schenk dir Pomeranzen,
Du mein Gesang, mein Herzensheiligtum,

Du meine Rose, meine Blaue Blum,


Will dich mit tausend Liebesliedern schmücken,
Mit Lorbeer kränzen dich, mit meinem Ruhm,
Wer in mein Herze sieht, soll dich erblicken!

Bind mich mit deiner Schönheit Zauberkette,


Laß küssen dich vom Sänger der Sonette!

28

O Liebe Frau Marie, ich wars nicht wert,


Die Frau zu haben, die ich so begehrte,
Die ich als wie dein Ebenbild begehrt
Und als das schönste Gleichnis Gottes ehrte!

Der Wille Gottes meinem Willen wehrte


Und doch voll Sehnsucht sind mir die Gefühle,
Ich sehne mich nach Blöße und nach Zärte,
Geborgenheit und sanftem Liebesspiele.

O Frau, erbarm dich in der Morgenkühle,


Da mir vor Schmachten aufplatzt meine Lippe!
Die Liebe Gottes durch das Fleisch mir spüle!
Schneid Jesus eine Frau aus seiner Rippe

Und send die neue Eva, Sulamithin,


Maria, eine schöne Schunemitin!

29

Gib mir die Macht, das liebe Herz zu retten,


Marienherz, durch deiner Liebe Flamme,
Ich will der kleinen Freundin Seele betten
Im roten Vlies von unserm lieben Lamme,

Ich will sie finden an dem Kreuzesstamme,


Daß du sie dort vereinigst Jesu Leiden,
Sei Mutter ihr, sei Schwester ihr und Amme,
Sei Hirtin ihr, das kleine Schaf zu weiden.

Sie ist so sanft, demütig und bescheiden


Und hat ein offnes Ohr der Freudenkunde.
Lös ab sie von dem Götzendienst der Heiden
Und lehr du selber sie mit deinem Munde.

All meine Liebe nimm als Flehn und Beten,


Maria, führ sie in den Garten Eden!

30

Wie fremd sind alle in der Kirche, du,


Wie ist die Predigt nicht für mich bestimmt,
Wie flehe ich um Freiheit, Frieden, Ruh,
Wie ist der Liebe dunkle Nacht ergrimmt,

Da mir mein Herz in stummen Tränen schwimmt!


Doch lieblich ist die Weisheit, unsichtbar,
Doch schön, weil alles an der Weisheit stimmt
Mit Gottes Liebe überein. Sogar

Den Stummen wählt sie aus der lauten Schar,


Im Fleische seinem Fleische beizuwohnen.
O wohnen laß mich in dir immerdar,
Mögst heute mich vor Bitterkeit verschonen,

Bist du doch Trösterin, so sanft und süß,


Du liebste Freundin mein im Paradies!
31

O Liebe Frau, dein Bild an meiner Wand,


Jungfrau Amerikas, so lebenswahr,
Gewährt mir einen Blick ins Himmelsland,
Wo deine Schönheit leuchtet immerdar,

O Liebe Frau, am goldnen Mittag war


Dein Bild von Blätterschatten, Zweiggezitter
Umspielt und leuchtete so himmelsklar:
Wie war verzückt dein junger Liebesritter,

Wie ward ihm all der Leidenschaft Gewitter


Zum Himmelsfrieden und sein Meer zur Stille,
Und honigsüß ward ihm, was lang war bitter.
So lieblich überaus ist Gottes Wille,

Der offenbarte seine Zärtlichkeit


An deinem Bild und Herzen, holde Maid.

32

Wenn Liebste, Freundin, Schwester mich verschmähen,


Als würde Jesus wiederum verschmäht,
Will ich zu dir, o Allerliebste, sehen
Und halt dir all mein Weh hin als Gebet.

Mein goldnes Haus allein im Dunkel steht


Und ist doch deine heilige Kapelle.
Du kommst, wenn draußen herb der Herbstwind geht,
Ein Hauch, umsäuselnd meines Lebens Welle.

Soll Nacht sein, sei es Nacht! Die Nacht ist helle


In deiner goldnen Lieblichkeit, Geliebte.
Du mehr als Traum, du Himmel meiner Zelle,
Mein Schicksal mich zu meinem Heil betrübte,

Denn traurig fand ich deine Zärtlichkeit,


Mein Paradies und meine Ewigkeit!

33

Und wenn du redest: Beten, beten, beten!


Ist mein Gebet allein mein offnes Herz,
Geöffnet ist es dir, du neues Eden,
Gleich deinem Herzen offen von dem Schmerz.

Ich opfere auf dem Altar aus Schmerz


Dir meine Liebe, meiner Liebe Leiden,
Bring du mein Herz dar, bringe du mein Herz
Dem Heiland Israels, dem Heil der Heiden.

Als Schmerzensmutter mögest du mich weiden.


Und wenn ich auch der Erde Glück begehr,
Sinnliche Sommer, süß und sanft und seiden,
Ist doch mein Herz ein uferloses Meer

Und jede Welle will in deinem Hafen,


O Stern der See der Seligkeiten, schlafen!

34

Die Welt ist kalt. Die früher mich geliebt,


Die Freundin quält mich mit Gleichgültigkeit.
Da wend ich mich zu dir: Ich bin betrübt,
Du bist die Trösterin in allem Leid.

Wie lang noch, Herrin, in des Staubes Kleid


Muß einsam ich durchs Tal der Tränen wallen?
Ach, mich hat niemand lieb in dieser Zeit
Und fremd ist dein Vertrauter, Liebe, allen!

Du hast an mir, o Frau, dein Wohlgefallen,


Du zeigest meinem Auge, meiner Träne,
Die Schöne, die in Schwermut tief gefallen,
Die schöne, schöne, schöne Magdalene,

Wie sie die Weisheit salbte mit den Narden.


O meine Sehnsucht! komm in meinen Garten!

35

Wo ist dein Friede, Frau, und deine Freude,


Mag ich mich nicht von meiner Unruh scheiden,
Ist aufgegangen im Gebet mir heute,
Ich such zu meiner Seligkeit die Leiden!

Mit Leidenschaft zu hingehauchten Seiden


Seufz ich gleich einem ruhelosen Hunde,
Mich an den Liebesschmerzen schwül zu weiden
Und Lob zu singen mit gesprungnem Munde

Und mich zu einen Jesu Herzenswunde,


Da brennendes Verlangen mich durchbohrt
Und ich von Liebeskrankheit nicht gesunde
Und mir mein Fleisch verschmachtet wie von Mord!

Wo ist da Friede, Freude wo, o Frau?


Doch tief im Leid ich deine Ruhe schau!

36

Du wandelst Blei, o Heilige, in Gold;


Verwandle Bitternis in Gotteslust,
Mach Leiden mir und Einsamkeit mir hold
Und heilige den Dorn in meiner Brust!

Ich steh im Tränental, in Staubes Dust,


Das Büchlein meines Lebens schmeckt mir bitter,
Ich speis der Liebe Gift - mir unbewußt
Machst Honig du daraus für deinen Ritter!

Kommt Gott in Nacht und Blitzen und Gewitter?


Du hauch mit Geist mich an, mit sanftem Säuseln!
Beruhige du des innern Meers Gezitter,
Laß leicht sich nur des Schicksals Wellen kräuseln!

Noch tiefer wohnst du als Gefühl von Leid,


Im Grund mein Herz sich deines Friedens freut.

37

Maria, soll es mein Martyrium


Der Minne sein, daß mich verschmähn die Frauen?
Daß sie, die meines Herzens Heiligtum,
Ihr Allerheiligstes nicht lassen schauen?

Auf den verworfnen Stein den Tempel bauen


Des Lebens, heißts nicht, selbst verworfen sein?
Der Herzenswunde meines Herrn vertrauen,
Heißt das nicht, selber leiden Herzenspein?

Ihr, schlag mir in mein Fleisch die Nägel ein,


Mein Weinen soll den Himmel euch erbitten!
Trinkt meiner Tränen Trank, des Blutes Wein!
Geb Gott, ich hab vergebens nicht gelitten!

O Paradies-Madonna! all mein Sehnen


Ist, sie zu heiligen mit meinen Tränen!

38

Du bist ja wie das klar kristallne Glas,


Durch welches schimmert Jesu Sonnenschein.
In meinem Innern blüht des Gartens Gras,
Da Rose ist und Pusteblume dein,
Da deine Schönheit, Himmlisch-Schöne, mein,
Wo ich betört von deiner Anmut Schimmer.
Strahlende Jungfrau, trete lächelnd ein
Und füll mit deiner Huld mein innres Zimmer.

Abwenden soll mich niemand von dir, nimmer,


Ich will mit dir zur Heiligkeit die Pfade
Der Liebe gehen, Liebe, leite immer
Mein armes Herz durch deine reiche Gnade,

Holdselige, und lächele in Leisheit


Und schenke mir die Zärtlichkeit der Weisheit!

39

Verzeih mir, o Maria, und auch ich


Will dir verzeihen, soll es anders gehen,
Als ich es will, Maria, sicherlich
Willst du mir immer an der Seite stehen.

Ich möchte dich so gerne einmal sehen,


Dich lieben, Liebe, und sonst niemand mehr!
Du weißt, wie glühend die Gefühle wehen
Zum Huldgeschöpf, das liebe ich so sehr.

Soll Jesus ich alleine lieben? Er


Ist Bräutigam, ich seine Magdalene:
Bin eine Göttin aus dem Schaum vom Meer!
Ach nein! ich bin nur eine arme Träne!

Versöhne dich mit mir, Marie, versöhne


Und laß mich sterben nicht an Hauras Schöne!

40

Mein Herz begehrt - dein Herz ist lauter Liebe,


Maria, gib mir Herz von deinem Herzen,
Verwandle leidenschaftlich heiße Triebe
In zarte Liebe, treu in allen Schmerzen.

Sieh in den Nächten der Gebete Kerzen


Und alle des Verzichtes Tränenregen,
Schaff Liebesgold aus meiner Leiden Erzen
Und wandle meine Leidenschaft in Segen.

Ich will die Schöne in den Arm dir legen,


Daß du sie hüllst mit deinem sanften Mantel.
Fürbitten will ich für sie allerwegen
Und Freude sein durch meiner Liebe Wandel.
Und du, Maria, hilf mir zu verzichten
Und deine Liebe allezeit zu sichten!

41

Nun bist du fort, Maria, du bist fort,


Du fehlst mir! Wo ist denn dein süßer Glanz,
Wo deiner süßen Stimme sanftes Wort?
Ich bleib dir treu, gehör ich dir doch ganz!

O Königin mit deinem Rosenkranz,


Komm wieder zu mir, Leben, Hoffnung, Wonne!
Laß vor der Bundeslade mich den Tanz
Dir tanzen, allerheiligste Madonne!

Hüll mich in deines Mantels goldne Sonne


Und nähre mich mit deiner weißen Brust
Und laß mich trinken deinen Tau, o Bronne,
In meiner Einsamkeit die Himmelslust!

Wie soll mir ohne dich das Frommsein frommen?


Geliebte Jungfrau, du mußt wiederkommen!

42

Ich fühlte dich und sah dich oftmals innen,


Schöne Madonna mein mit Turteltaube,
Die nun entzieht sich meinen Seelensinnen,
Nun willst du, daß ich ohne Schau dir glaube!

Du bist der Weinstock, Mutter, ich die Traube,


Du bist die Löwin, die ihr Junges lehrt,
Bist, Herrin, meiner Hoffnung Helm und Haube,
Glückseligkeit, die immer ich begehrt!

Die Schöne, die mein Herz so innig ehrt,


Das Kind, die Selige will ich dir weihen,
Maria, meines Herzens Feuerherd,
Das Brautgemach, da will ich Weisheit freien,-

Denn meines Herzens Kammern all sind dein


Und du, unsichtbar Schöne, du bist mein!

43

Als in der Nacht Sankt Apollonia


Mein König Christus trat in meine Kammer,
Erlaubte er mir die Verehrung, ja,
Der Mutter meines Herrn! In Glück und Jammer

Versetzte mich der Geist, der Herzentflammer!


Die Liebe Frau barg mich in ihrem Mantel
Und barg mich vor der Pharisäer Hammer
Und vor der Schriftgelehrten Wortehandel;

Verzückte mich! Ich folgte ihrem Wandel


Und hörte den Gesang der Seraphim!
Die Liebe Frau gab mir der Weisheit Mandel
Und ward herzinniglich mit mir intim,

Nahm mich in ihren Arm im Mantel blau,


Da träumte ich von ihr - O Liebe Frau!

44

Hatte studiert die Mariologie,


Da kam Maria selbst zu mir im Maien,
So schön wie Haura war sie, schöner sie,
Ich wollte sie, die Allerschönste, freien!

Sie kam, mich mit den Haaren zu verschleien


Und mich zu küssen mit dem Munde rot!
Wir waren einig und vereint, als seien
In Gott versenkt wir in senkrechtem Lot!

Ich trank im Weine, speiste in dem Brot,


Die Jesus sie gegeben, ihre Sinne -
Ich weihte mich für Lebenszeit und Tod
Maria in der geistgewirkten Minne!

Und da verzückte mich im Mai die Maid


In grüne Gärten der Glückseligkeit!

45

Ich ward verschlungen von zu großer Trauer,


Zu mächtig wurden meinem Herz die Leiden,
Der Wein vermischte sich mit Tränenschauer,
Ich wollte selbst mir meinen Tod bereiten!

Nach Eden und zu Evas süßen Seiden


Entrücktest du mich da aus meiner Not!
Will mich die liebe Mutter Gottes weiden,
O Paradies, was ist dann da der Tod?

Ich betete den Kranz der Rosen rot,


Da war ich auf der Erde ganz allein,
Auch ohne Tränenkelch und Aschenbrot,
Verheiratet allein mit Jesu Pein - -

Allein, allein! - Doch, Mutter, du warst da,


Warst, Schmerzensmutter, meinen Schmerzen nah!

46

Sixtinische Madonna in der Nacht,


Du tratest keusch zurück mit deinem Charme,
Auf daß ich seh des Himmels dunkle Macht,
Gottvater und Messias Arm in Arm! -

„Ich bin dem gnädig, des ich mich erbarm,


Und niemand raubt dich mir aus meiner Hand!
Ich trage deine Freude, deinen Harm,
Ich trag dein Leben in des Lebens Land!“

Ich warf mich auf das Antlitz in den Sand


Und weint vor Liebe und vor Dankbarkeit,
Daß ich den Vater treu in Liebe fand
In meinem Traume von der Ewigkeit.

Sixtinische Madonna in der Nacht,


Sei dir der Traum der Vaterhuld vermacht.

47

Wie in erneuter Jugend heißen Flammen


Verbrachte ich die Mittnacht in Begehren
Und war mit meiner Einsamkeit zusammen,
In Leidenschaft so glüh mich zu verzehren!

Du wandeltest auf hohen Himmelsmeeren


Und schautest zu mir liebevoll und zart.
Du weißt, ich will dich übers Maß verehren,
Drum widmest du mir deine Gegenwart.

O rote Rose aus dem Rosengart,


Ich bohre einen Dorn mir in die Brust,
Den Dorn des Dornenkranzes, Gott von Art,
Der Fleisch geworden, ging in Staubes Dust,

Mariensohn, vergöttlich meine Sinne -


Und sterb ich auch Martyrium der Minne!

48

Weil ich mich früh am Morgen dir geweiht


Und weil mein ganzes Herz nur dir gehört,
Drum liebest du mich, anmutreiche Maid,
Und segnest mich mit Segen unerhört,

Der dich verlassen, ach! der heut dich ehrt,


Den hegst am Herzen du, in deinem Arm,
Und du bist mein, der dir die Treue schwört,
Allein mein Glück bist du im herben Harm,

Ich bin bezaubert so von deinem Charme,


Der Liebe Schöne Mutter, Liebe Frau,
An deiner Brust geborgen wird mir warm,
Auf deinem Schoße unterm Mantel blau.

All was ich habe, hab ich, weil du gibst,


Ich liebe, Liebe Frau, weil du mich liebst!

49

Ich weih dir meine heißgeliebte Haura,


Die Sanfteste der sanften Turteltauben,
Die schöne Frau mit der Madonnen-Aura,
Die rote Rose in den grünen Lauben,

Ich weih dir ihren senfkorngleichen Glauben


Und ihre Stille und Bescheidenheit,
Der Taufe Siegel kann ihr niemand rauben,
Es wohnet in ihr die Dreifaltigkeit,-

Ich weih dir ihre Armut, all ihr Leid,


Ich weih dir ihre Schönheit, ihre Demut,
Zum Sohn die Liebe, ihren Leib im Kleid,
Weih ihre Wonne dir und ihre Wehmut.

Was mich betrifft, ich kann sie nur dir weihen.


Ich liebe sie. Gott selber mög sie freien!

50

Maria, Liebe Frau, ich bin geschaffen


Zur Minne und Verehrung holder Frauen,
Doch kann ich keine Liebe an mich raffen,
Nur unerwidert-liebend Schönheit schauen;

Will aber eine sich mir ganz vertrauen,


Maria, schau, so weis ich sie zurück;
Ich zittre vor der Schönen Augenbrauen,
Ob zürne mir der Zartgeliebten Blick.

Maria, meinen Strohhalm nicht zerknick,


Der mir als einzige Hoffnung ist geblieben:
Sei meine Liebe Frau, mein Liebesglück,
Nur du weißt mich auf rechte Art zu lieben!

Ich liebe dich mit meiner ganzen Seele!


Du liebst mich auch! Erneut dich mir vermähle!

51

Maria, was ist Glück? Mein Paradies


Blüht in der Sehnsucht mir so gartengrün,
O Taues Tropfen in des Lammes Vlies,
Da alle meine blauen Blumen blühn!

Mein wahres Paradiesesmädchen du,


Schau funkelnd du durch deine Wimpern seiden!
Maria, was ist mir die Seelenruh,
Mir scheint, ich muß zu meinem Glücke leiden!

Die Weisheit mit der Schärfe ihres Schwerts


Durchbohrt mir täglich schmerzensreich mein Herz,
Das soll mir wirken Freude ohne Ende!

O Frau, ich gürte des Gemütes Lende


Und weihe dir mein Fleisch und Herzensblut.
O mache mich zur Glut von deiner Glut!

52

Anbetung nennen wir Poeten diese


Gefühle, da wir sinken in die Knie
Vor dir, o Liebe Frau der Paradiese,
Geweiht sei dir die ganze Hyperdulie!

Ich brenne, Liebe Frau, mir fehlt das Wort,


Zu sagen, wie ich mich nach dir verzehre!
Es stürmt das Meer, o führ mich in den Port,
Durch alle Brandung, o du Stern der Meere!

Maria, meines Gottes Paradies,


Laß du mich durch die Himmelspforte ein!
Du bist die Anmut, bist so sanft und süß!

Du bist ja mein, ich bin, Geliebte, dein!


O lehre mich zu leiden und zu sterben,
Im Tod will ich um deine Liebe werben!

53

„Soll ich dein Paradiesesmädchen sein?“


Maria, ja! sei du mein Paradies!
Mit dir will wandeln ich in Edens Hain,
Bezaubernde, du bist so sanft und süß!

(Ich Erdenkind, ich denk an Haura auch,


Die glüht wie roter Wein, ist weiß wie Butter,
Vereine unsrer Seelen ewigen Hauch
Und sei im Garten Eden unsre Mutter.)

Maria, unaussprechliche Gefühle


Erglühn in mir der grenzenlosen Minne!
O sei Gespielin mir der Liebesspiele,

Des ganzen Gottesparadieses inne!


Im Garten laß uns ruhn an Edens Flüssen
Und, Minnige, uns küssen! küssen! küssen!

54

Als ich im Sommer lag in einer Wiese


Saftgrünem Grase in dem bunten Park,
Da kam Maria aus dem Paradiese,
Die mich an ihrem lieben Herzen barg.

Sie sagte mir die Botschaft von dem Frieden


Und sah zu mir mit wunderliebem Blick,
Da fühlte ich im Herzen schon hienieden
Das wundervolle schöne Himmelsglück!

Die Sonne lachte in dem Buchenwipfel,


Maria lächelte im Kleid der Sonne,
Als sie mir sagte: Beten, beten, beten!

Ich weih dir all mein Liebesleid, Madonne,


In meinem Schmerz erfährt mein Seelengipfel
In deines Leibes Frucht die Frucht von Eden!

55

Schon denk ich manchmal, Herrin, ich bin alt,


Zur Leidenschaft auch nicht mehr zu gebrauchen,
Schleich seufzend durch einsiedlerischen Wald
Und lasse mich von Geist und Wind umhauchen.

Bewahrt hab ich mir aber eine Jugend,


Die brennt in mir mit Leidenschaftenfeuer,
Ein Narre will ich sein, was schert mich Tugend?
Wann wird mir denn ein Liebesabenteuer?

Ach nein, ach nein, die Jugend ist vorbei,


Den Sonderling begehrt kein schönes Weib,
Der nur den einsamen Gedanken lebt.

Du aber, Minneherrin, bist mein Mai,


Die Frucht des Paradieses reicht dein Leib,
Dein Haar mich noch in süße Liebe webt!

56

Marie, du schenktest deinem Freunde ein


Den rosenroten Trost, den Rebentrank.
Nun bin ich müde, Mutter, von dem Wein,
Nun bin ich müd vom Leid, für das ich dank.

Hab Dank, Maria, für den Tröster Schlummer,


Gib Schlaf mir, ohne Träume voll Verlangen,
In deine Hände leg ich meinen Kummer,
Erwachen will ich dann, von dir umfangen.

Nun aber laß den Trost der tiefen Nacht


Auf meine rotgeweinten Lider tauen
Und spende Mohnmilch mir und Mondbalsamen.

Ich weihe den im Traum vergossnen Samen


Vor meines Edenmädchens nackter Pracht
Dir, du von Gott vergöttlichte Frau der Frauen!

57

Nun zeigst du mir das Grabtuch von Turin,


Jungfrau von Guadelupe, an deiner Seite.
Durch dich komm ich zu Ihm und finde Ihn
Mit unaussagbarm Friesden in dem Leide.

Wie nenne ich den lieben Mann der Schmerzen?


Ist Freund und Bruder mir nicht warm genug?
Sein Antlitz leuchten laß in meinem Herzen,
Denn Gott zu lieben, das ist wahrlich klug.

Nun siehe aber da, ich seh Ihn blicken


Und einen Strahl aus seinen Augen lassen
Und folg ich seinem Blick, so find ich dich!

Jungfrau von Guadelupe, ich seh dich nicken


So voller holder Huld, nicht zu erfassen,
Holdselige, ich lieb dich inniglich!

58
Den heißesten der Wünsche will ich dir
Aufopfern, dir mit seinem Brennen:
Den heißen Wunsch, ich möchte Hauras Zier
Im Schoße nach des Menschen Art erkennen!

Aufopfern will ichs dir und möchte werden


Brandopfer auf entsagendem Altar,
Da bringe ich dir diesen Traum der Erden
Als meiner Liebe in dem Himmel dar.

Nicht daß ich frei bin von Begehr und Wollen,


Doch daß des Fleisches Glut zur Herzensflamme
Durch deine Liebe in mir wird gewandelt.

Dann will ich sie, die hold an mir gehandelt,


In deinem Herzen, deinem gnadenvollen,
Durch den Verzicht vermählen Gottes Lamme.

59

Den Namen aller Namen mach mir lieb,


Der deines Leibes benedeite Frucht,
In seinem Namen mir ein Wohnrecht gib,
Zu ruhen in der ewigen Wonnen Bucht!

Irrlehre machte diesen Namen kalt,


Wie ihn die Männer sprachen mit Verstand,
Wie wird er Heimat mir und Aufenthalt
Im Paradies und Garten-Eden-Land?

So wie der Minnesänger Unsrer Frau


Mir sollen süß sein göttliche Balsamen,
Die strömen aus dem wahren Gottesnamen.

O Jesus! taufe mit der Liebe Tau


Aufs Neue mir den Namen aller Namen,
Du Bräutigam der Dame aller Damen!

60

Wie kommt das nur, daß ich so glücklich bin?


Du leuchtest so in mir, du goldne Sonne,
Aus lauter lichter Liebe ist mein Sinn
Und all mein Herz ist lauter liebe Wonne!

O schau dir nur mein Herz, o Liebe, an,


Geliebte Seelen findest du darinnen,
Die Frau, das Kind, und auch den frommen Mann,
Will ich in dir, Herz meines Herzens, minnen.
O lächelnde Madonna voller Gnade,
Nimm die in deines Herzens mystische Rose,
Die mir wie Sakramente Gottes sind.

Der ich im Lichte deiner Liebe bade,


Ich weih mich deinem Herzen, deinem Schoße,
Als reich mit Glück beschenktes Gotteskind!

61

Was klag ich denn, daß niemand bei mir ist


Und niemand hier mit mir die Freude teilt?
Freut sich an meiner Freude Jesus Christ,
In meiner Wohnung die Madonna weilt!

Und lieg ich in der Wanne warmen Welle,


Hört sie sich alle meine Sehnsucht an.
Sie macht den Raum zur heiligen Kapelle
Und segnet die, die weilt hier dann und wann.

Ich seh dich lächeln, seh dich mit mir weinen,


Ich höre deiner Stimme sanften Hauch,
Ja, ich bin dein, und du bist mein, o Braut!

Und ist auch Nacht, bald wird der Himmel scheinen,


Weil meine Seele meinen Heiland schaut
Und meines Herzens Ehegattin auch!

62

Ich hab es schon versucht mit Partnerschaft


Und habs versucht mit Eremitentum,
Doch bleibt nur unerwiderte Leidenschaft
Und sehnsuchtsvoller Sang und eitler Ruhm.

Nun bist du mir die ferne Blume blau,


Zu gleicher Zeit wie eine Ehefrau.
Dein mütterlicher Mantel der ist blau
Und dein Liebfrauenschleier ist wie Tau.

Krank ist die Seele mir, ich brauch den Reiz


Der Liebespein, um freudevoll zu sein.
In deinem Herzen nehm ich an das Kreuz,

Pfahl in der Brust und Dornenkranz ums Herz!


Sei den Geliebten Freudeborn mein Schmerz,
Werd mir in Gott zur Wonne alle Pein!

63
Bei meiner Mutter Mutter lernte ich,
Was Kinderheimat und Geborgenheit,
Der grüne Garten war so mütterlich,
Die Welt wie meiner Oma Schürze weit.

Als junger Mann war ich ein armer Waise,


Kalt war und ohne Heimat war das All,
Und rief ich traurig nach der Mutter leise,
War nur Verlorenheit der Echohall.

In einem Wallfahrtsort im fremden Land


Ich eine einsame Kapelle fand,
Da sprach ich mit Maria vor den Kerzen.

Da ging mir alle die Verlorenheit


In dir auf, heilige Geborgenheit,
Maria, Mutterheimat mir im Herzen.

64

Jesus, ich wär so gern im Paradies,


Ich wollt dort mit Maria gehn und spielen,
Du lächeltest vom Himmel lieb und süß,
Doch ich muß Weh im Tal der Tränen fühlen!

Da gab die Liebe Frau mir ihre Brust


(Die Brust, die Hauras hübschen Brüsten glich)
Und säugte meine Sehnsucht nach der Lust
Des Paradieses. Gott, ich liebe dich!

Jerusalem, ich darf auf deinem Schoße


Und nah an deinem warmen Herzen ruhn,
Verschleiert schön von deinem braunen Haar!

Ich schenk dir meines Herzens rote Rose


Und will dir allezeit viel Liebes tun.
Ich lieb, drum sing ich, Fraue wunderbar!

65

Ich bin ein armer kleiner Schmerzensmann,


Die Schmerzensmutter, o Maria, du,
Wie käm an mich ein Fluch mit seinem Bann,
Wo du mir gibst im Leiden meine Ruh!

Meer der Barmherzigkeit, du blaues Meer,


Birg mich in deinem Mantel an dem Herzen!
Komm, Trösterin der Trauer, zu mir her
Und heil mein Herz mit seinen wehen Schmerzen!
In Sternenschrift steht mir dein Name, Frau,
Geschrieben an dem Himmel meiner Seele.
Dein Schleier trockne meiner Tränen Tau,

Sei gnädig, Mutter, allem meinem Fehle


Und führe mich aus diesem wehen Leid
In Gottes ewige Glückseligkeit!

66

Ich weihe dir, Maria, meine Schmerzen,


Ich weihe dir, Maria, all mein Weh,
Ich weihe deinem unbefleckten Herzen
Mein Golgatha und mein Gethsemane!

Geliebte Königin, ich wähle dich


Im Angesicht der Heiligen als meine
Geliebte Frau, so lieb und mütterlich,
Als Schwester, Taube, einzig meine Eine!

Von deinen Brüsten werd ich Trostmilch saugen,


In deinem blauen Mantel werd ich ruhn.
Schau du zu mir mit liebevollen Augen

Und wirk, daß ich kann Liebeswerke tun.


Geliebteste, mit allem meinem Tort
Flieh ich in deines lieben Herzens Hort!

67

Maria, mach mein armes Herz zu Nichts,


Der ich vergeblich nach den Dünsten hasche,
Brenn durch die Glut des göttlichen Feuerlichts
Welt, Fleisch und Sinnlichkeit in mir zu Asche.

Dein Herz soll leben dann in meinem Herzen,


Ich möchte glühn von himmlischem Begehren,
In Liebe leben, lieben alle Schmerzen,
Mög Gottes Liebe völlig mich verzehren!

Sei du die Einzige, die ich begehre,


Mit Jesus bist du meine einzige Wonne,
Du Führerin in Gottes Paradies,

Du schöne Königin kristallner Meere,


Du Liebe Fraue in dem Kleid der Sonne,
Gemahlin, deine Liebe ist so süß!
68

Novembernebel in der Dunkelheit


Gibt Kunde von dem schattenhaften Tod.
Ich, ausgeliefert meiner Einsamkeit,
Ergeben leide ich die Seelennot.

So lehren mich die Heiligen und Geister,


Ich soll geduldig Dorn und Rose tragen,
Die mystischen Gelehrten und die Meister,
Sie lehren Selbstverleugnung und Entsagen.

Im Jenseits hab ich Freundinnen und Freunde,


Bin Glied in einer himmlischen Gemeinde,
Getauft auf Erden mit der Tränen Tau

Im Tränental, verbanntes Evaskind.


Maria kommt, ihr Zeichen ist der Wind,
Nach Hause bringt mich meine Liebe Frau.

69

Theresa, führ mich durch die innern Räume,


Johannes, lehre mich der Liebe singen,
Therese, führ zu Jesus meine Träume,
Und Edith, laß mich vor zum Kreuze dringen.

Zu Allerheiligen, o Königin,
Erscheinst du mir als Liebe Frau vom Karmel.
Ich gebe mich in deinem Herzen hin,
Reich Gott mein Herz als einen kleinen Marmel.

Ich bin so arm an Tugenden und schwach,


Gehorsam, Armut, Keuschheit, strenge Zucht
Sind fern wie Heiligkeit mir Sünder, ach,

Doch sehn ich mich nach deines Leibes Frucht


Und nach der Gnade göttlicher Erwählung
In dem Geheimnis liebender Vermählung!

70

Maria singt: Gott, sieh auf meine Demut,


Ich bin zunicht geworden, bin ganz klein,
Mit meinen Seufzern und mit meiner Wehmut
Verlier ich mich in deines Sohnes Pein.

Du überlichtes Licht, will ich dich schauen,


Dann muß ich in das tiefe Dunkel gehen.
Ich trage in mir Meere von Vertrauen
Und muß ich leiden auch die Mutterwehen,

Um deine Seelen alle dir zu bringen,


Die deine Kinder sind, sind meine Kleinen.
Ein Schwert im Herzen, will ich Jubel singen

Und mich mit deiner Göttlichkeit vereinen!


Die süße Milch von meinen Brüsten trinken,
Werden am Jüngsten Tag in Gott versinken!

71

O makelloses Mutterherz Marien,


Ich selber fühle schon wie du, o Mutter,
Erbarmte auch mich, wenn die Kinder schrieen,
Gab Apfelsaft und strich aufs Brot die Butter.

Ja auch der Kinder Mütter werden schon


Zu meinen Kindern mir, ich werd ihr Vater,
Erbarmen will ich mich, der ich dein Sohn,
Will sein ein Beistand, Tröster, Helfer, Rater.

O, darf ich nicht die Ungetauften taufen?


Sind denn nicht alle Kinder Gottes Erben?
Mein Leiden soll sie all vom Tod loskaufen,

Gib ihnen Paradiese, laß mich sterben,


Maria, ja, ich will am Kreuz mich betten,
Könnt ich durch meinen Tod die Seelen retten!

72

Du allerzärtlichste der jungen Mütter,


Von Traum und Dasein hab ich eine Wunde,
Das Herz ist schwer, die Seele fühlt sich bitter,
O küß mich mit dem Kuß von deinem Munde!

O heile mich, ich bin ein kleines Kind,


Fall tief, doch fall in deinen Mutterschoß,
Du trägst mich wie auf Flügeln von dem Wind
Und löst mir selig meine Seele los,

Umarmst barmherzig mich mit deinen Armen,


Ich schmiege mich an deine weiche Wange,
Du weißt mit Anmuthuld mich zu becharmen!

Ich schau dich an, o Schönheit, schaue lange,


Weil Hauras Schönheit eingeschrieben steht
In deiner Schönheit, Minne-Majestät!
73

Hat Josef auch beim Zimmern oft geträumt


Und weihnachtlichen Wundern nachgesonnen?
Du aber hast im Alltag nicht gesäumt,
Lebendige Madonna der Madonnen,

Bist ausgegangen, Sauerteig zu kaufen,


Und gingest hin, die Steuern zu bezahlen?
Du mußtest oft dich auch zusammenraufen,
Doch Welt und Alltag nicht den Geist dir stahlen!

Du warest allezeit mit Gott verbunden,


Und schlug der Alltag dir auch schwere Wunden,
Dir wurde alles Opfer und Gebet.

Heut, da mein Liebling gläubig zu mir fleht,


Ich opfre meditierende Betrachtung
Und biete meinen Geist zur Opferschlachtung!

74

Ich brauche meine dichterische Muße


Und brauch als Eremit Gebet und Stille,
Dich lieb zu küssen mit ddem frommen Gruße,
Drum sage ich: Geschehe Gottes Wille!

Ich sehne sehr mich auch nach Zärtlichkeit,


Mit Haura eins zu sein in trauter Ehe...
Verzichten muß ich, tragen dieses Leid,
Muß sagen: Gottes Wille nur geschehe!

Zwei Seelen hab ich, ach, in meiner Brust,


Die eine sehnt sich nach der Vielgeliebten,
Die andere will Eremit nur sein.

O gib mir allen Schmerz und alle Lust,


Geliebte Trösterin der Tiefbetrübten,
Werd ich nicht Hauras sein, bin ich doch dein!

75

Wär ich in meiner Mutter Schoß geblieben


Und wär geborgen in dem dunklen Nichtsein!
Ich fand auf Erden niemand, mich zu lieben,
Und muß ein traurig liebendes Gedicht sein!

Doch meine kalte Mutter stieß mich aus


Und legte mich in einen Korb aus Binsen.
Ich wuchs heran in einem reichen Haus
Und sah dort nur die armen Herzen grinsen.

Ich falle tief, ich falle tief hinunter!


Der reizenden Prinzessin blaues Wunder
Läßt, da ich suchte ihre Hand, mich los,

Ich falle tief, bin nicht von Frauenarmen


Gehalten, haltlos fall ich ins Erbarmen
Und sinke in Marien Mutterschoß.-

76

Hör, Mutter des Erbarmens, meine Trauer,


Hör leise beten alle meine Tränen,
Dir Rosenkränze zählen Tränenschauer,
Ich muß mich immerfort so sehnlich sehnen,

Sehn mich nach eines Herzens Ruhehafen,


Ein Licht soll mir in einem Herzen brennen,
Ich will im Arm der Vielgeliebten schlafen
Und ihre Engelseele tief erkennen.

Ich weine, immer, ach, muß ich verzichten,


Vergeblich immer brennt mir mein Begehren,
Die Vielgeliebte will mir immer wehren,

Ertrinken sieh du mich in Traurigkeit!


Wann kommt der Tod, das Dasein zu vernichten,
O meine Liebe Frau in Ewigkeit!?

77

In meiner Muttergottes-Kemenate
Nimmt meine Engelin mich in die Arme.
Ich kannte in der Kindheit eine Gnade,
Großmütterchen, die gute herzenswarme.

Die Vielgeliebte sagt: Ich hab dich lieb,


Wir haben auch dich lieb, ich und mein Sohn.
Die Schwester tröstet meine Tränen trüb,
Ein Kind thront gern auf meines Schoßes Thron.

In meiner Muttergottes-Kemenate
Bin ich mit der Madonna ganz allein,
Der ich die weinenden Gebet wein,

Die oft schon meiner armen Seele nahte


Und nahm den Auserwählten voller Harm
In ihren liebenden Liebfrauenarm!
78

Du bist so schön, bist du denn auch so kalt,


Wie meine Angebeteten so stolz?
Ist deine liebe heilige Gestalt
Auch unantastbar? Sags, beim Kreuzesholz!

„Was denkst du denn von mir? Ich bin dir nah,


Wie keine Frau dir jemals nah gewesen!
Ich wohne doch in deinem Herzen, ja,
Ich ganz allein weiß dir im Geist zu lesen!“

In meinen Tränen schwimmst du, Stern der Meere,


In meiner Seele unglücklichen Glut
Bist du die gottentflammte Flammensäule,

Du bist mein Odem, wenn ich seufz und heule,


Du bist die Rose rot, die ich begehre,
Bist meines Fleisches Fleisch und Blutes Blut!

79

Ich lernte kennen tiefes Weh der Erde,


War Don Quichote auf Minneabenteuer,
Ich glaube, daß ich selig sterben werde,
Das Leben war mir schon ein Fegefeuer,

Ich habe angebetet und geweint,


Ich habe in der Liebe Glut gebrannt,
Ich war mir selbst zur Last, mein eigner Feind,
War nichts als Sehnsucht nach dem Heimatland;

Maria weiß ich drüben auf mich warten!


Sie wird mit Blättern von dem Baum des Lebens
Balsamisch heilen alle meine Wunden.

Die Liebesleiden waren nicht vergebens,


Was unzugänglich wird den bösen Hunden,
Wird mir zuteil: der Paradiesesgarten!

80

Ach Mutter Gottes, ach ich bin so klein,


In blauer Trauer welk ich matt und müd,
Ich bin so einsam, ach, und so allein,
Die Süßeste ist nicht für mich so süd,

Vergeblich alle Glut der Seele glüht,


Ich gehe doch nicht in die Ruhe ein,
Nur blaue Tropfen tropfen mir vom Lid,
Sind Tropfen meiner leisen Liebespein.

Ich möchte mich in blaues Dunkel hüllen,


In deinen Mantel, und die Welt vergessen,
Die draußen so geschäftig und so kalt.

Du komm mein leeres Herz mit Liebe füllen,


Du laß mich Liebe trinken, Liebe essen,
Nur Liebe sucht die traurige Gestalt.

81

Ich soll den Freundinnen die Kreuze tragen


Und selbstlos ihnen meine Liebe schenken.
Ein Opfer soll ich sein zu ihren Tagen
Und im Gebet barmherzig an sie denken.

Ich bin doch nur ein Kind, so klein und schwach,


Ich bin doch nur ein Kind, so schwach und klein,
Nur fallen kann ich, immer tiefer, ach,
Im Schoß Mariens tief verborgen sein.

Von Gottes Weisheit und von Gottes Kraft


Teil mir Maria Liebe mit und Schmerz!
Verzichten muß ich auf die Leidenschaft,
Von Fleisch zu Fleisch den Bund, von Herz zu Herz.

Die Sehnsucht nach der Sinnlichkeit, dem Reiz


Der Liebe, ist vergeblich, ist mein Kreuz.

82

Die Seher sangen dir: Du bist so schön!


Ob man dich küssen dürfe? Ja, man darf!
O höre mein sehnsüchtiges Getön,
Der ich dir meine Liebessehnsucht harf!

Ich sahe deinen scharlachroten Mund


Und sah die Blicke durch die Wimpern blitzen,
Den Rosenkranz am Arme nackt und rund,
Und durfte küssen deine Fingerspitzen!

Laß meine Nase deine Nase rühren


Und küsse mich hebräisch auf die Stirn,
Umarm mich in der Wolke goldnen Glanz!

Du mögest mich zum Hochzeitstanze führen,


Himmlische Braut, mögst meine Seele führn,
Daß sie mit Heiligem Geiste tanz den Tanz!

83

Gelang ich an den Strand der ewigen Wonne,


Empfängt mich dort im weißen Hochzeitsschleier
Allein die allerlieblichste Madonne
Im Paradiese, führt mich zu der Feier

Der mystischen Vermählung mit dem Lamm


In Zions Stadt und Garten Edens Land,
Dann werde ich der Seele Bräutigam
Erkennen, wie ich jetzt von ihm erkannt.

Ludwig-Maria und Therese werden


Und deutsche Dichterin und deutscher Dichter
Und meine Engelin mich dort begrüßen!

Mein Lieblingskind sei auf den neuen Erden,


Die Schwester zeige mir die Sternenlichter,
Und Haura will ich in Jerusalem küssen!

84

O süße Jungfrau von der Kommunion,


Der Kirche Mutter, öffne weit dein Herz,
Dein über alles vielgeliebter Sohn
Kommt mir als Heiland in den Seelenschmerz!

Ich bete Ave, Jungfrau ohne Makel,


Der ich allein nach Jesu Segen heisch,
Du Tempel Salomos, du Tabernakel,
Du spendest mir den Gott in seinem Fleisch!

Wie du will ich ihn in dem Herzen hegen,


Will, Herzenskönigin, die Hostie legen
In deine sanftesten Liebfrauenhände!

Ich lege alle, die mir anvertraut,


In Jesu Herz und deines, liebe Braut,
Mit Gott mich zu zu meinen Lieben sende!

85

Ich, mit der Armut, arm im armen Herzen,


Ich, mit der Seele voll von heißem Sehnen,
Ich, mit der Einsamkeit und allen Schmerzen,
Ich, mit der dunklen Nacht und allen Tränen,
Ich, mit dem Herzen voll von Lob und Dank,
Ich, mit dem eingebornen frommen Triebe,
Ich, mit dem Preisgebet und Lobgesang,
Ich, mit viel Hoffnung, Glauben, tiefer Liebe,

Ich schenk mich dir, Maria, deinem Herzen!


Da nahst du mir, mich zärtlich zart zu herzen,
Von Angesicht zu Angesicht zu kosen,

Zu küssen mich mit deinen Lippenrosen


Auf Stirn und Nase und Poetenmund.
Wir lieben uns, o Frau, aus Herzensgrund!

86

Wie schön ist Haura, wie so süß betörend,


Ein anmutvolles Mädchen in der Jugend,
In Gottesschönheit! doch mich nicht erhörend,
Will ich ihr schenken meiner Liebe Tugend.

Was steht so schwarz in meines Lebens Buch


Von meines Schicksals Hand so klar geschrieben:
Auf meinem Leben lastets wie ein Fluch,
Die, die ich liebe, mögen mich nicht lieben!

Und muß doch immer von der Liebe dichten


Und auf die Liebe doch zugleich verzichten
Und alles tut so weh und schmerzt so sehr!

Was sagst denn du, o Rose ohne Dornen?


Ich höre dich zu tieferm Leid anspornen:
„Die andern beten mehr und leiden mehr!“

87

Bin ich denn, o Maria, Don Juan


Und immer auf der Suche nach der Frau,
Bin ich so sehr der Frau geweiht als Mann,
Daß ich in Frauen Gottes Schönheit schau?

Kann ich bei einer Frau je Ruhe finden?


Oder muß stets ich ohne Ruhe weinen?
Werd ich mich jemals einer Frau verbinden,
Werd ich mich jemals einer Frau vereinen?

Trifft mich der Dorn aus ruhelosem Triebe


Im Herzen, wenn das Schicksal nach mir fasst
Und mir vorm Fluche meines Lebens graut,

Dann flieh ich, Liebe Frau, zu deiner Liebe


Und such in deiner schönen Liebe Rast,
Da wird mir meine Gottheit meine Braut!

88

O Haura, willst du meine Gattin werden?


Mein Leben lang will ich dich lieben, ehren!
Sei du mein Himmelreich auf dieser Erden
Und ich will deine Gottesliebe mehren!

O komm mit mir nach Medjugorje, dort


Den Bund zu schließen vor der Königin!
Psalm fünfundvierzig sei das Segenswort,
Geb ich mich dir wie Jesus Christus hin!

Maria, o Maria, Berge muß


Ich schlucken, bittre Berge des Verzichtes,
Ist Gottes Wille nicht der Bund der Ehe

Mit Haura, wird mir nicht der bräutliche Kuß,


Wird mir stattdessen Rute des Gerichtes,
Erschein mir du in liebevoller Nähe!

89

Da wir einander öffneten die Herzen


Und unsre Herzen waren wie Monstranzen,
Verflogen aller Liebesleiden Schmerzen,
Ich durfte in dem Himmelreiche tanzen!

Dann konnte meine Seele nicht mehr tragen


Der Liebe bodenlose Einsamkeit,
Weh mir, ich wurde an das Kreuz geschlagen
Und leerte Becher voll von bitterm Leid!

O Nacht der Seele! Alle meine Tränen


Verwandle Gott durch eine mystische Gnade
Für Sie in immerwährendes Gebet,

Sie, die da meiner Seele ganzes Sehnen,


Die da in Seide mit dem Leib von Jade
Als Braut an Jesu Hand im Himmel steht...

90

Der Schöpfung Krone, Tochter meines Herrn,


Du kannst nicht trösten, wenn der Herr mich schlägt,
Du darfst nicht trösten, wenn der Vater legt
Auf mich die Bitterkeit vom Wermutstern!
Mit Gottes Engel habe ich gerungen
Und weiß auch nicht, ob ich gewonnen habe,
Ich habe Davids Klagepsalm gesungen
Und ging im dunklen Tal am Hirtenstabe.

Wo warst du da? Soll ich denn ohne dich


Ertragen, daß mir ward das Herz gebrochen?
Hast du im Himmel für mich fürgesprochen,

Daß mir der Schmerz, das Weh so bitterlich,


Durch deines Vaters gnädige Gebärde
Mir gar zu einem Mehr an Liebe werde?

91

Ich sehe an den Schatten von dem Rauch,


Wie er sich auf dem Tisch bewegt, und denk:
Ist alles Hauch, ist alles Hauch, nur Hauch!
In flüchtige Vergänglichkeit versenk

Ich meinen Geist in träumerischem Schlummer.


Das Leben dauert nicht wie Erzgestein,
Doch immer heg ich Tausend-Jahre-Kummer:
Ich liebe sehr und bin so sehr allein!

Und muß ich durch das dunkle Tal der Leiden,


Ich denk, es ist doch eine Gnade, daß ich leid,
Mein Leid das Liebesleiden Jesu ist!

Und du wirst deinen blauen Träumer weiden,


Der spürt in Schmerzen seiner Sterblichkeit,
Daß du in Ewigkeit die Mutter bist!

92

Ach, immer muß ich so alleine schlafen,


Nie ruht die Liebliche an meiner Seite,
Schlaf immer auf dem Meer und nie im Hafen,
Allein in sehnsuchtsvolle Träume gleite,

Nie deck ich mich mit braunem Frauenhaar,


Nie schlaf ich ein in liebevollen Armen,
Nie ruh ich zwischen süßer Äpfel Paar
Und nie an einem Herzen, einem warmen.

O Liebe Frau in deinem Wunderbild,


Schau liebevoll auf meinen Liebestraum
Und küss mich mit dem Munde, Pieta,
Und hüll mich in den Hochzeitsschleier mild,
Der leicht wie Hauch und schwanenweiß wie Schaum,
Und sei mit deiner Zärtlichkeit mir nah.

93

O mütterliche Freundin, komm und heile


Mein wundes Herz mit deiner lieben Wärme,
Zerrissen bin ich in zehntausend Teile,
In jedem Teil ich mich mit Tränen härme,

Zerrissen bin ich, auseinander weit


Gespannt von Pol zu Pol und so zerreckt,
Und alles was mich einhüllt ist das Leid,
Von tausend Schmerzen bin ich ganz bedeckt!

Du unzerreißbare Versöhnerin
Der innerliche Zerrissenen, Balsame
Des Heiligen Geistes auf das Herz mir gieß!

O liebe mich, o liebe mich! Ich bin


Betrübt bis an den Tod! Ist Schmerz mein Name,
Sind Jesu Wunden denn mein Paradies?

94

O Frau, darf ich denn nichts für mich begehren,


Auch Haura nicht als meine Ehefrau?
Will Gott mir jeglichen Genusses wehren,
Daß ich gelange zu der Gottesschau?

Nur einen Wunsch hab ich für diese Erde,


Ein Wünschen nur, die Herrliche zu freien,
Doch soll ich wünschen nicht, Maria, werde
Ich meinen einzigen Erdenwunsch dir weihen!

Nimm du mein ganzes unglaubliches Sehnen


Nach Haura, bräutlicher Vereinigung
Mit deiner Stellvertreterin, an dich!

Beruhig die schwarze Glut in meinen Venen


Und heb mich wieder auf von Hiobs Dung
Und sei mein Alles - denn ein Nichts bin ich!

95

Maria spricht: Mein Liebstes mußt ich lassen,


Aufopfern mußte ich mein Liebstes ganz,
Auch ich vermocht den Schmerz nicht mehr zu fassen,
Da war nur Nacht und war kein süßer Glanz,

Mir ging das Opfer mitten durch das Herz,


Denn meines Liebsten musste ich entsagen,
Da war ich Schmerz von Jesu Christi Schmerz
Und waren Wehen meine Weheklagen

Und ward geboren mütterliche Liebe


Und wollte meine kleinen Kinder herzen
Und wollt, mein Schmerz werd meinen Lieben Segen.

Im Tränental auf einsamlichen Wegen


Sah ich die lieben kleinen Blumentriebe,
Und Sonne lächelte in meinem Herzen.

96

Messias spricht: Ich bin der gute Hirte


Und ging zum Eichgrund und zu den Blutbuchen
Mit einem Hochzeitskranze grüner Myrte,
Dir hochzeitsliche Hirtin mir zu suchen.

Die Hirtin schenkte mir nicht ihre Seele


Und sagte nie mir ein: Ich liebe dich!
In ihrer Lampe brannten keine Öle,
Da trat zu ihr ins tiefe Dunkel ich.

Gleichgültig wandte sie sich von mir ab,


Die all mein gottgebornes Liebessehnen,
Um die ich gar mit blutgeschwitzten Tränen

Und Dornenkrone auf dem Herzen warb,


Um deretwillen ich am Holze starb
Und lieb sie noch von jenseits von dem Grab!

97

Herrin der Weisheit, laß der Weisheit Schöne


In ihren Liebesschmerzen mich erschauen,
Daß ich, die dorngekränzt, mit Myrte kröne
Und deinem braunen Haar, o Frau der Frauen.

Wie melancholisch schaut und voller Schwermut


Die schöne Weisheit in dem Ölbaumgarten.
Ihr wachsen Beifuß, Schierlingskraut und Wermut,
Dort seh ich sie aufs Blühn der Rosen warten.

Der schönen Weisheit sei ein Haus bereitet


Im Menschenherzen, doch ich hör sie klagen:
Ich habe nichts, das Haupt wo hinzulegen!
Wie wehe tut mir, daß die Weisheit leidet,
Ich hör auch Frauen weinen an den Wegen,
Die ihre Kinder an den Brüsten tragen...

98

Geduldig sehe ich die Weisheit leiden


Und still in sich verschließen ihre Klagen,
Die schöne Weisheit will die Jünger weiden,
Doch die sind nicht bereit, ihr Weh zu tragen.

In ihrem Schmerz seh ich sie sich erbarmen


Wie eine Mutter über Sions Kinder,
Sie will sie all umarmen mit den Armen!
(Ach weh euch, müßt ihr fliehen in dem Winter!...)

Vor Schwäche seh ich sie zusammenbrechen,


Die Bärin brummt und ruhlos gurrt die Taube,
Da liegt sie mit dem Munde in dem Staube

Und leidet alles mit dem schönsten Schweigen,


Bis sich die Engel gnädig zu ihr neigen
Und tröstend ihr vom Gott der Liebe sprechen.

99

O Engel, preiset mir die Liebesschmerzen


Der schönen Weisheit in der Leiden Wald,
Wie sehnt sie sich nach liebevollem Herzen,
Doch bleibt das Menschenherz wie Teufel kalt.

Wie ward die schöne Weisheit doch verachtet,


Doch hör ich sie so voller Demut reden:
O Mensch, Mitleidender, von Schmerz umnachtet,
Ich will dich bringen in den Garten Eden!

Ich will wie eine Mutter mich erbarmen


Und laß dich nicht als Waisen in der Welt
Und habe deine Seligkeit vollbracht!

Die schöne Weisheit starb. Der Tag war Nacht,


Vorm Allerheiligsten der Schleier fällt,
Maria herzt die Leiche in den Armen.

100

Ich seh dein Herz, o schöne Weisheit, offen,


Ich seh dein offnes Herz vor Liebe bluten!
Ich schenke dir mein unendliches Hoffen
Und meines Herzens lohe Liebesgluten!

Schmerz will ich sein allein von deinen Schmerzen,


Ich will für dich all deine Leiden leiden,
Vereinigen mein Herz mit deinem Herzen
Und dir dein Reich in meinem Herz bereiten!

Ich will dich lieben bis zur Todesstunde


Und in der Todesstunde nimm das wunde
Geschöpf in deinen hochzeitlichen Schoß!

Ich will dir Leid und alle Freuden weihen,


Will dich für alle Ewigkeiten freien,
Im Paradies steht meine Seele vor dir bloß!

AN MADONNA MARIA

DRITTES BUCH

I. MINNESONETTE

1. DIE GOTTESMUTTER

Der Wahrheit Mutter, lange irrt ich um


Und folgte dem Gesetze nicht im Düster
Und lauschte keinem weisheitsvollen Priester,
Rief Jesus aus dem Evangelium,

Da gab der Herr mir das Martyrium


Der Minne, sandte mir die Schlangenbiester
Und Pharisäer Spotten und Philister
Und wies von fern mir das Mysterium

Des Fleisches, das die Weisheit angezogen,


Das nahm, Maria, sie aus deinem Schoße.
Und du erschienest, wehrtest allem Spott,
Der Wahrheit Mutter, du bist ungelogen
Die mystische Gemahlin, Makellose,
Und wegen dir ist mit mir Gott, mein Gott!

Ich bin so sehr geplagt und schwer gezüchtigt


Und hart liegt Gottes Hand auf mir und Rute!
Schon hat sich all mein Glaube fast verflüchtigt
Und wie umringt von Haß ist mir zumute.

Wes soll ich mich nun trösten? Wo ist Gnade,


Haltlosem aber wo ist noch ein Halt?
Fern sind mir Wort und Fleisch und Bundeslade
Und denk ich an die Priester, bleib ich kalt.

Ach, hätt ich eine Mutter, die mich herzt,


Und könnt ich fliehen unter ihren Rock!
O Gottesmutter, sieh, das Dasein schmerzt
Und schrecklich weh tut mir des Vaters Stock!

O Gottesmutter, gnadenvolle Mutter,


Ich schmelze hin wie in der Sonne Butter!

O königliche Gnadenmutter, hohe


Und sonnenlichte Frau, der Hoffnung Zeichen,
Ach, steh ich in der Leiden heißen Lohe,
So laß du deine Huld nicht von mir weichen!

Der Schmerzen Mutter, lehre mich zu leiden


Und dem Gekreuzigten mich zu vereinen.
Ich sterbe täglich! Mögest du mich weiden,
Laß Pieta, in deinem Schoß mich weinen!

Denn wenn ich sterbe mit dem Herrn den Tod,


Wird Gott mich durch den Heiligen Geist verklären!
Zu bitterm Becher Ja und Kreuzesnot,
Das Leiden Christi wird mich ganz verzehren!

Wenn mich durchbohrt die Schärfe scharfen Schwerts,


Ist ja mein Herz vereinigt deinem Herz!

Verbiete dieser Liebe zu erlahmen,


Gebiete dieser Liebe du, zu wachsen,
Sich zu vertiefen! In Marien Namen
Will ich mich drehen um des Glaubens Achsen.

Und schenk mir Liebe zur Ecclesia,


Ist denn ihr Angesicht entstellt von Runzeln?
In ihrem Tempel ist die Weisheit nah,
Als Sterne heller sind die kleinsten Funzeln.

Vor allem aber zu der Kommunion


Schenk mir unendliches Verlangen, Hunger!
Daß ich mich nicht abwende von dem Sohn,
Nicht lieber mit den losen Leuten lunger.

Ich habe Angst vor diesen letzten Tagen,


Du mußt mich zu dem Herz der Gottheit tragen!

O Mutter Gottes, o du mystisches Grab,


Als Gott sich als die Liebe offenbart,
Da war das Holz des heiligen Kreuzes hart,
Das Seelenleiden, das mir Jesus gab,

Das war ein inneres Sterben, und ich hab


Geruht im Tal der Todesschatten, ward
Der Hoffnung auf das Paradies gepaart
Und wandte mich von dieser Weltzeit ab.

Dann kam der Heilige Geist, mich aufzuwecken,


Dem Christus mit den Wundenmalen nach
Zur Salbung führte Gott mich Gotteskind.

Nun decken uns, o Frau, der Gnade Decken,


Nun werden wir des Nachts zum Ave wach
Und küssen uns wie Atemhauch und Wind!

2. UNSERE LIEBE FRAU DER MINNE

Geliebte, in der Nacht der Rose Glut


Befiel mich, namenloseres Begehren!
Ich weiß allein die Schönheit zu verehren
Und brennt mir auch wie Lavastrom das Blut!

Am Morgen ward die Glut zur Tränenflut!


Ach, muß mich diese Seelenpein verzehren,
Soll sie mich wenigstens die Weisheit lehren,
In aller Not zu haben hohen Mut!
Die Schöne ist das Traumbild meiner Sinne
Und mächtig über mich durch ihre stete
Verneinung meiner schrankenlosen Minne!

Maria, lausch mir, wenn ich vor dir rede,


Du bist als Herrin meinem Herzen inne
Und küsst mich, wenn ich bete, bete, bete!

Ja, Jungfrau, diese Bitte mir gewähre,


Daß ich dein Lob vor allen andern singe
Und mehr als andere Poeten mehre
Dein Lob und dir die Pracht des Sanges bringe!

Du rühre mich mit deiner Schwanenschwinge,


Du Königin der Minne und Idee
Der Schönheit, daß ich vor zur Weisheit dringe,
Der Weisheit Licht in deiner Schönheit seh!

Laß andre Dichter auch in Wonn und Weh


Dir weihen ihrer Reime Rhytmentanz;
Strahlender Schönheit vor den Sängern geh,
Daß wir wetteifern um den Lorbeerkranz!

Rühr unsre Poesie an deinen Busen,


Du gottverklärte Königin der Musen!

O Königin der Musen, in der Nacht


Denk ich, von wenig Tropfen Weines trunken,
Wie süß Suleika Sänger Hatem lacht
Und ihm entflammte seines Sanges Funken!

Verliebtheit voll des Schmerzes und des Spottes


Und voll des Lenzes ist ein süßes Lied!
Oh, mach zum Narren mich der Liebe Gottes
An deinen Taubenbrüsten, Sulamith!

Von Edens Lebensbäumen blieben Stümpfe


Und Eva ward so frostig wie die Sünde.
Madonna! du der Liebesflamme Nymphe,
Mit Musenkuß an meinen Goldmund münde,

Ah, küsse mich zur Mitternacht allein,


Dein Mund berauscht ja mehr als roter Wein!

4
Ich liebe die vertraute Einsamkeit,
Um mit der Weisheit und mit dir zu reden
In der Betrachtung und in den Gebeten,
Maria, blühende Verborgenheit!

Wohl schön die schöne Frau im Umstandskleid


Und Märzengärten scheinen Garten Eden
Und viele hübsche Frauen in den Städten,
Die ich doch all als arm an Liebe meid.

Dereinst war ich den Frauen hingegeben


Und lag vor ihrer Schönheit in Verehrung
Und suchte Liebe bei den Frauenseelen.

Nun, Liebe Frau, bist du mein ganzes Leben,


Die Weisheit küsset mich in der Wegzehrung -
Und doch wird mir Suleikas Schönheit fehlen...

O Frau der Frauen, in den holden Frauen


Warst du gewärtig, wirklich wunderbar.
Dein braunes Haar in allen anzuschauen
War schön, zu schauen an dein braunes Haar,

Zu geben einen Handkuß dir sogar


Und Namen auszusuchen für ein Kind,
Das eine göttliche Erscheinung war,
War schön in Abendtau und Frühlingswind.

Die Frauen alle deine Spiegel sind,


So warst du gegenwärtig auf der Feier.
Die Weisheit ist so minniglich und lind
Und schlafen will ich nun in deinem Schleier.

Marien Spiegel waren schöne Damen,


Ich geh zur Ruhe in der Weisheit Namen.

Maria, keuscher Schoß der Morgenröte,


In dir will ich erwachen und betrachten,
Dir meines Hochzeitstages Jubelflöte,
Mein Brautzelt, du mein süßes Übernachten.

„Mein Sohn, ich kenne deiner Jugend Schmachten,


Wie du geirrt allein bist in der Wüste,
Wie die Prinzessinnen Ägyptens lachten
Und spöttisch schüttelten die hübschen Brüste.“
Dein Feuer leuchtet an der Freuden Küste,
Geliebte, laß mich in der Nacht begraben,
O Nacht, mein Weib, mit göttlichem Gelüste
Wird mich in deinem Schoß die Gottheit laben!

Ich sauge Wein aus deinen Brüsten, Liebe,


Daß ich an deinem Busen trunken bliebe!

Mein himmlisch Weib, der Frühling ist gekommen,


Sei du mein Lieb, du göttliche Madonne!
Um Frieden beten alle deine Frommen,
Ich lieb dich für den Frieden, meine Wonne!

Liebkose mich im Seidenkleid der Sonne


Und lächele mich an in jeder Blüte,
Tauch deinen Sänger in des Lebens Bronne
Und wecke mir den Jubel im Gemüte!

Ein Mädchen wie des Mondes weiße Mythe


Soll schauen mich aus großen Augen an,
Ein Weib, der glüh die weiche Wange glühte,
Mach mich zu einem liebestrunknen Mann!

Aus jungen Rosenknospen einen Kranz


Setz ich dir auf, o Sulamith im Tanz!

Ich weihe dir den Frühling, will im Lenze,


Wo aufgewacht die Liebeslust, dich lieben!
Die jungen Spatzen tanzen ihre Tänze
Und Blumen blühen auf aus ihren Trieben.

Im Winter bin ich gern allein geblieben,


Will auch im Frühling gern alleine sein,
Hab dir im Winter Minnesang geschrieben,
Will dir im Frühling meine Minne weihn.

Du Königin der Erde, o Madonne,


Aus deinem Schoße kam zu uns das Lumen,
Das feiern wir am Lenzbeginn im März.

Zur jugendlichen, strahlendschönen Sonne


Schaun auf die kleinen, lieben, bunten Blumen,
So öffne ich, Maria, dir mein Herz!
9

Ein Singen ging mir in der Welt verloren,


Das will ich wiederfinden in der Nacht.
In deinem Schoße war ich neugeboren,
Du hast das Leben mir zum Traum gemacht.

War ich dir fern, war ich in den Vereinen


Der Rebellion und falscher Frömmigkeit.
Doch will ich hingegeben mich vereinen,
Bin immer ich der Einsamkeit geweiht.

Madonna meiner Zuflucht vor dem Tod,


Wie ist dein Kleid, Marie, so rosenrot,
Ich sage, Tizian hat dich gemalt.

Wohl Schöne gibt es, aber ohne Liebe,


Da ist die Schönheit matt und müd und trübe,
Doch deine Schönheit von der Liebe strahlt!

10

Maria, ach Maria, du bist so,


So fruchtig und so lieblich und so rot,
Du bist das schönste Bild von Zevaoth
Und süßer als die Braut des Salomo,

Du Einzigartige, du machst mich froh,


Du Apfel Gottes, Fruchtfleisch meines Herrn,
Dein Tau der Liebeshuld erquickt mich, wo
Ich immer bin, du Sonne, Mond und Stern.

Das Universum ist ein Apfelkern


Und du der Apfel an dem Christusbaum,
Der Galaxien Königin und fern,
Und nah und innig, Traum in meinem Traum,

Du meines Traumes Traumfrau, an der Bucht


Der Wonne reich ich dir der Schönheit Frucht!

11

Wenn ich verschlungen werd von Traurigkeit,


Wirf mir, wie Leukothea, zu den Schleier,
Wenn nieder liegt mein Herz in schwerem Leid,
Zeig mir der Hoffnung Land, die Freudenfeier.

Und wenn ich glühe nach der Schönheit Bild,


Dann zeige dich vor meiner Seele Augen,
Und wenn ich schmachte vor Verlangen wild,
Laß Stillung mich an deinem Busen saugen.

Wenn Angst vor Welt und Alltag in mich fährt,


Wenn mir der Tag das Leben öde macht,
Schutzengel sei mir dann mit goldnem Schwert
Und Balsamstaude und der Wein der Nacht.

Wenn meiner Seele Nacht erfleht die Sonne,


Dann strahle, schimmere und glänz, Madonne!

12

Maria, tritt der Schlange auf den Nacken


Und wandle alle Bitterkeit in Süße!
Die Gletscher mit den eiskristallnen Zacken
Sind nicht so rein wie du im Paradiese!

O schaff ein Mosaik in meinem Herzen,


O Frau in meines Herzens Hochzeitssaal,
Daß ich durch dich in Freuden und in Schmerzen
Mich Gott darbringe als ein Original.

Du weißt, ich weiß ja nichts als Frauenminne,


Ich habe deine Schönheit angeschaut,
Die da des Liebesgeistes Gottes inne,
Der Weisheit gleich, die Salomonis Braut.

O Königin, laß mich mir selber sterben


Und dich und Gottes Paradiese erben!

13

„Ich bins, tu fort die Bücher, lausche mir,


Tu auf die Augen deiner Seele, schaue!“
Brustspitzen Flammen und Juwelenzier
Und Gold schmückt dich, du allerschönste Fraue!

In deinem Reichtum, Königin, erglänze!


O rosa Perle in dem weißen Nabel!
Ich schaue dich und schon in Eden lenze,
Du schöner noch als Eva ist mit Abel!

Geblendet bin ich und verhüll die Augen,


Göttliche Königin der Seraphim!
Im Paradies will ich zum Sänger taugen
Als Minner mit der Minnerin intim!

O Rose aller Rosen, Glut der Gluten!


O Inbegriff des Schönen, Wahren, Guten!
14

An deinen Lippen hab ich Glut getrunken


Und Feuerwein aus deiner Brust gesogen,
Wie weiße Glut sind deiner Brüste Wogen
Und deine Augen voller Charme und Funken!

In deinen Schoß bin ich, ins Meer gesunken,


Die Schenkel sich, Juwelenspangen, bogen,
Vereinigt, haben wir uns nie betrogen,
In deinen Wein will ich die Feder tunken!

Die gottvermählte Liebesflamme hatte


Lebendig mich durchglüht, der Geist, dein Gatte,
Und sang in mir mit heißen Flammenzungen!

Ich sing die Königin beim Thron des Königs,


Vom Purgatorium als wie ein Phönix
Hab ich mich an ihr Feuerherz geschwungen!

15

Gib würdige Sonette mir, denn groß


Bist du, o Königin der Königinnen!
Die Gottheit Gottes ist dir innig innen,
Die Neue Schöpfung kommt aus deinem Schoß!

In dir begriffen beide, Stern und Moos,


Äonen all und Weise, welche sinnen,
Und Nachtigallen, die Gesang beginnen
Und Sonne und die scharlachrote Ros!

O Herrin! Göttin aus der Gnade Art,


Bist heiliger als heilig! ich verzagt
Bin Staub, und du schaust Gott in ewiger Schau!

Du, o Maria, bist so minnezart,


Bist Fleisch von meinem Fleische, schöne Magd,
Im Allerinnersten vertraute Frau...

3. DIE FRIEDENSKÖNIGIN SINGT

Wenn du mir singen willst, will ich dich küssen,


Nennst du mich doch der Musen Königin,
Du weißt, daß ich entbrannt vor Liebe bin,
Ich liebe dich, du sollst es immer wissen!
In meinem Schoß liegt in der Nacht dein Kissen,
Ich führ dich durch der Träume Reiche hin
Zur Liebe Gottes, der da heißt: Ich bin!
Ich lehre dich in göttlichen Genüssen.

Du schenktest dich mir ganz, so bist du mein,


Ich werde all dein Leben dich bewahren,
Und ist dein Herze auch vor Minne wund,

Verhüll ich dich mit meiner Augen Schein


Und bette dich in meinen braunen Haaren
Und küsse dich mit meinem Dattelmund!

Ich grüße dich! Ich bin die Mystische Rose


Und du mein Minnesänger, Nachtigall!
„Wie soll ich singen dich, ganz Makellose,
Ist unzureichend meiner Reime Schall!“

Freund, durch des Geistes Feuerzungenfall


Ist dir von Gott der Lobgesang gegeben,
Sei stolz auf deine Gabe! Voller Schwall
Sing meine Liebe und dein Minneleben!

Ich freue mich an deinem stolzen Streben


Und werde deinen Sang als Muse zieren.
Ich werde deinen Geist zur Gottheit heben
Und dich zu Gott als deiner Mutter führen.

Ich grüße dich, mein Sänger! Ja, du weißt,


Zusammen leben wir der Minne Geist!

Dein Leben ist wie eine Frühlingsblüte


Und wird verwehen und ist gleich dem Staube,
Doch bete so mit liebendem Gemüte,
Daß wie ein Denkmal stehen bleibt dein Glaube.

Mein Lieber, du hast Angst? Ich bin die Taube


Des Friedens, werde dir den Frieden geben.
Ich will dich führen in die Eden-Laube
Und bin dein Schutz und Schirm das ganze Leben.

Bring du dich dar wie Ähren und wie Reben


So oft es geht, dann wird der Weisheit Speise
Als Jesu Fleisch sich deinem Fleisch verweben
Und also wirst du, o mein Kleiner, weise!
Doch fürchte nichts, denn groß ist Gottes Gnade,
An meinem Herzen dich in Liebe bade!

Ich bin beschämt von so viel Liebesglut!


Von braunem Holz ist die Akazienlade,
In ihrem Schoß wohnt Gottes weite Gnade
Und strömt durch mich zu dir wie eine Flut.

Die Nachtigall singt Lobgesang voll Pracht


Und Myriaden rote Rosen glühen
Und Haine weißer Mandelbäume blühen,
Da bin ich dir der Traum der Sommernacht.

O Nachtigall, die Königin der Rosen


Läßt wogen ihre Brust im Lilienkleid
Und will als Blume blau der Ewigkeit
Dich als des Gartens Eden Flora kosen.

Besinge mich mit deinem Minnesang,


Die schöne Weisheit schenk ich dir zum Dank!

Ich zog schon aus den reinen Unterrock


Und habe meine Füße schon gebadet.
Geliebter, eil wie ein Gazellenbock,
Die Abendschatten haben uns begnadet.

Komm, Liebster, laß uns unter Henna schlafen,


Ich hab dir meine Äpfel aufbewahrt.
In Lilien weiden wir gleich jungen Schafen
Und steigen aus der Schwemme schön gepaart.

Ich reich dir meiner Brüste reife Trauben,


Du pflücke von der Palme dir die Feige.
Komm, laß uns gurren wie die Turteltauben,
Allein der Mond schaut zu, der treue Zeuge.

Mein Mann, mit mir zum Myrrhenhügel flieh!


- „Ich folge dir, o Schullammyth Mariie!“

II. MADONNA MELANCHOLIA

„Ah woe is me!“


(Ed.Spenser)
1

Es war in einer milden Frühlingsnacht,


Da träumte ich auf dem Balkon allein,
War keine Mondin da mit weißer Pracht,
Nur fern, sehr fern der schönen Sterne Schein.

In meiner Traurigkeit trank ich den Wein


Und atmete das Lüftchen lind und sacht.
Die Nacht war Balsam schmerzlichem Gewein
Und Salbungsöl unendlichem Geschmacht.

Vor mir der Stuhl war frei. Da kamest du


Als wie ein dunkles unsichtbares Licht,
Das durch die Nacht zu meinem Dunkel fand.

Du gabest meiner Seele wieder Ruh


Mit deinem lächelschönen Angesicht,
Und dankbar küsste ich dir deine Hand.

Wie traurig werde ich von meinen Träumen,


Die schicken mich in meine Einsamkeit!
Wie Wetterspuren in den alten Bäumen,
So macht mir alt das Angesicht mein Leid.

Der Menschen Glück betrachte ich mit Neid,


Wie sie sich baden in der Wollust Schäumen.
Vom Kreuze rufe ich zur Ewigkeit,
Ob mir die Trösterin mit Schleiersäumen

Die Tränen trocknet, Mutter und Madonne.


Da ruft der Geist mich in die Maiensonne,
Madonna sitzt bei mir auf einem Hocker,

Den roten Rosenkranz auf ihrem Schoße:


O Nachtigall, ich bin doch deine Rose!
Es weht der weiße Schleier leicht und locker.

Das ist der Grund für meine Traurigkeit:


Vergeblich war ich einst ein Zimmermann
Und niemals werde ich der Ehemann
Der Frau, der meine Liebe war geweiht.

Ein Andrer macht sich sehr behaglich breit


In seinem trägen Haß, der sie gewann.
Ich kniete ihr zu Füßen, aber dann
Ging ich zurück in mein einsames Leid.

Nie werde ich geliebt von Frauen, die


Ich liebe (die mich lieben, lieb ich nicht)
Und so bleib ich verwundet, weh mir, wie

Ein Kind, das seine Mutter nie geliebt.


Doch sehe ich Marien Augen licht
Und jeder Blick mir Gottes Liebe gibt.

Nun denn, wenn Schwermut, eben Schwermut dann


Sei im Gemüte mir, wenn Gott es will!
Ich trag mein Kreuz und duld und weine still,
Frau Melancholia bin ich ihr Ehemann.

Ihr Frauen, höret meine Klagen an!


Doch taub steht ihr bei Minze und bei Dill.
Wohlan denn, Träne, aus dem Auge quill,
Gewiß, kein Aug wie meins je weinen kann.

Ich bin der königlichen Schwermut Sänger


Und mein Sonettwerk ist von Trauer prächtig.
Umarmt seid, Liebeswunden! Weh ist Wonne!

Ah! welcher Herrin sind die Locken länger


Und welcher Frau sind sie so tiefschwarz nächtig
Wie meiner mitleidweinenden Madonne!

In meiner Jugend war ich glücklich, trunken


Sang ich antike Oden ohne Reim
Von Frankreichs Weingeländen, Milch und Seim,
In Blut die Schwanenfeder einzutunken

War nicht genug, ich tauchte sie in Funken


Und in der Seele göttlichen Feuerkeim!
Und Frauen, Frauen waren nachts daheim,
Sind sterbend in Glückseligkeit versunken!...

Und dann kam in mein Leben Gott - die Nacht,


Verlassenheit und Einsamkeit und Leiden
Und grenzenloses Dürsten nach dem Tod!

O Tod, wie mir dein Auge blitzt und lacht,


O Tod, wie hüllst du dich in weiße Seiden,
Marie, wie ist des Todes Mund so rot!
6

O Liebe Frau, du Seelentrösterin,


Laß immer nur mich deine Schönheit schauen,
Du Wunderschönheit, Schönste aller Frauen,
Mitleidende, der Schwermut Königin,

Mein Ideal, du Liebe Minnerin,


Du Glück und Hoffnung mein in allem Grauen,
Ich trau dir mit unendlichem Vertrauen
All meine Trauer an, ich geb dir hin

Mein Weinen, meine Einsamkeit, mein Schmachten,


All mein Verlangen, mein Begehr und Sehnen,
Mein Seufzen und mein Stöhnen und mein Hecheln,

Maria, laß bei dir mich übernachten


Und schlafen Todesschlaf in deinen Strähnen
Und morgens wachen auf von deinem Lächeln.......

Wie wir in diesen grünen Garten kamen,


Gedachten wahrlich wir vergangner Wonne,
Da Wollust strömte aus des Weibes Bronne,
Der lieben Frau, die Leben hieß mit Namen.

Du bliebest, doch verschwunden sind die Damen,


Hetäre fern und Mutter fern und Nonne,
Und Muse bliebest du allein, Madonne,
Im Garten feiert dich der Blumensamen.

So feiern schwüle Nächte die Palmeros,


Da wachst du, Unsre Liebe Frau vom Schnee,
Wo Nymphen mit den Papageien spielen.

In dieses Gartens schöpferischem Eros


Ich vor der Frau in Sonnenseide steh
Mit glühenden Gedanken und Gefühlen.

Wenn mir im Traume meine Mutter naht


Und ihre Sorge an mein Lager trägt
Und sich erdrückend auf mein Lager legt
Und meine Seele keine Hilfe hat

Und wenn die Fenster klappern in dem Bad


Und sich die Nacht in den Gardinen regt
Und eine Tote mit den Flügeln schlägt
Und legt in mich der Todesbangnis Saat,

Dann bete ich zu dir in meinem Bette


Und singe dir Verherrlichungssonette
Und du nahst mir zu meinem Schutze, Frau,

Die mehr als Mutter ist und mehr als Amme


Und mehr als Frau selbst, meines Lebens Flamme,
Der ich in Traum und Nacht und Sterben trau.

Ein Kind zu sein mit einem frohen Kind


Ist wie ein Quellen aus der Lebensbronne
Und Wasserspiel der lebensvollen Wonne
Und wie der Freude freies Angebind,

Wie Amseln fliegen lustig in dem Wind


Und Wolken spielen lustig mit der Sonne,
Mit deinem Seidenschleier, o Madonne,
Wenn du aus Wolken lächelst lieb und lind.

In deiner jugendlichen Mutterschaft


Erfreust du dich an unsrer Kinderfreude
Und lächelst über unsere Gefühle

Des Glücks, wenn wir in unsrer jungen Kraft


Erringen Seligkeit wie eine Beute
Und spielen mit dem Jesuskinde Spiele.

10

Ich kam des Nachts so recht ins Seufzen, ach,


Ist keine Anmut da mit süßem Glanze,
Kein Leid ist da poetischer Romanze,
Nur Einsamkeit mit stillem Ungemach.

Was dichtet, welcher sonst von Liebe sprach,


Wenn keine vor ihm süß sich dreht im Tanze
Und keine ihn durchbohrt mit Wimpernlanze
Und nirgends angeglüht ein Brautgemach?

Was singt der Minnesänger für ein Lied,


Lebt er ein Leben nur als Eremit,
Dem Tag um Tag das Immergleiche graut?

Er betet! betet er den Rosenkranz,


Sieht er der allerschönsten Augen Glanz,
Mit Lorbeer kränzt den Sänger seine Braut.
11

Wenn, Dichter, deine Frauen dich vergaßen,


Um welche immer dein Erinnern kreist,
Wenn dann bei dir geblieben nur der Geist
Und deine Bangnis auf belebten Straßen,

Wenn leer die Bänke, wo die Frauen saßen


Und keine Frau dir mehr den Becher speist
Und keine Liebe mehr den Weg dir weist
Und hart das Brot, von dem die Frauen aßen,

Dann, o Poet, ergib der Einsamkeit


Dich ganz und geh spazieren in der Laube,
Vielleicht verliebt tut eine Turteltaube,

Denn wenn du dich ergeben ganz der Stille


Und von dir Hülle abgelegt um Hülle,
Erkennt im Herzenshimmel dich die Maid.

12

Und wenn mir eine auch Gelehrsamkeit


Als Lehre gibt und Summe ihres Leids
Und eine macht die Mutterseele weit
Und ist die Tröstung bei der Liebe Geiz

Und eine Himmel ist im blauen Kleid


Und beinah göttlich in der Anmut Reiz
Und eine ist zum Dichterspiel bereit
Und hilft zu tragen Einsamkeit und Kreuz -

Und wenn sie alle, Frauen über Frauen,


Die Eva bilden, ist doch meine Rippe
Ein Ruf nur nach der Lieben Frau Maria,

Ein Ruf nur, Gott die Mutter anzuschauen,


Die Liebe zu lobpreisen mit der Lippe,
Die mich erwählt, die göttliche Sophia.

13

Wenn Lilith kommt in einsamlicher Nacht


Und auf den Gipfeln paaren sich die Böcke
Und Lilith mit der edenalten Macht
Einsame narrt durchs Heben ihrer Röcke,

Dann stehn vorm Herzen harte Felsenblöcke


Und Wüsten breiten sich, der Ödnis Pracht,
Fern sind die Gärten und die Rosenstöcke
Und keine Lerche in den Gärten lacht.

O Nacht, in deiner Düsternis zuhause,


Wie leer und einsam sind die Taubennester,
Wie öde ist des Eremiten Stätte!

Komm, Gnadenvolle, in die öde Klause,


Dem Eremiten Freundin sei und Schwester
Und lege dich zu ihm in seinem Bette.

14

Ein solcher Hunger nach dem Menschen nahm


Mich in Besitz, ich meine zu ertrinken!
Ich sah die Glocken in den Türmen blinken,
Von denen keine Tröstung zu mir kam,

Ich sah der schönen Mütter Wangenscham


Und sah der schönen Frauen Wimpernwinken,
Ich sah Ideen der Philosophen hinken
Und sah die Bibelleser lendenlahm.

Nun bin ich müde und vom Weine trunken,


Nun sehn ich mich nach einem Menschenherzen
Und nach der Liebe einer Frauenseele.

Maria, meine Seele voller Fehle


Und Wehmut meines Herzens voller Schmerzen
Liebkose du mit deinem Gottesfunken!

15

Sag ich zu dir: Gebenedeit bist du


Und Gott ist mit dir! höre ich dich zusagen
Mir deinen Segen, Gottes Segen zu,
Mir Gottes Liebe in den Leidenstagen.

Den Depressiven in den Sarkophagen


Der Angst vermittelt deine Liebe Ruh.
Wie lieb du lächelst mir in meinen Klagen,
Wenn ich vor Schmerz und Schwäche weinen tu.

Ja, auch im Traume bist du Gegenwart,


Sag ich zu Gemma und Xanthippe Nein
Und Ja und Du zur Friedenskönigin!

Wär immer ich im Traumreich, wo du zart


Mich anteilhaben läßt an deinem Sein,
Du meine Liebe Frau von Anbeginn!

16

Und muß ich einsam und unglücklich sein?


Der Weisheit Mutter ist die Einsamkeit?
Die Muse aller Musen ist das Leid?
Nachfolge Christi ist die Kreuzespein?

Ich sehne mich nach einem Menschen - nein,


Nach solchen Menschen nicht, wie weit und breit
Die Menge wird gezüchtet von der Zeit,
Wie bin ich ihrer müde, wie allein

Geh ich die Schicksalswege in die Nacht,


Des Weges zum Unglücklichsein vertraut.
Wie oft ich schon nach frühem Tode schrie!

Mit schwarzen Haaren die Madonna wacht,


Mit schwarzen Augen lächelt meine Braut,
- - - - - Schwarze Madonna Melancholie!

III. WEIHNACHT

1. ADVENT

Wenn dich die Kirche ihre Mutter nennt,


In mir lebt aber die besondre Schau,
Die glühend mir in meiner Seele brennt:
Mir bist du Braut, Gemahlin, Liebe Frau.

Der Geist senkt in mich seinen Balsamtau


Und macht erleuchtend seine Weisheit kund:
Ich bin geschaffen für die Blume blau,
Die Liliengestalt, den Rosenmund.

Von meiner Mutter ist das Herz mir wund,


Doch all mein Glück ist die ersehnte Braut!
Und heule ich auch wie ein toller Hund -
Ich hab des Mondes Königin geschaut!

Als Zimmermännin reichte sie den Hammer,


Sie, all mein Jubel, ach, in meinem Jammer!

2
Sankt Josef, komm, du Jesu Pflegevater,
Du heiliger Marienbräutigam!
Sei du mein Vorbild, Schützer und Berater
Und lehre mich, du Sproß von Davids Stamm,

Mann nach dem Herzen Gottes sein, das Lamm


Zu hegen in des Herzens innerer Thronung
Und immer mit der Lieben Frau zusamm
Zu dienen nur um himmlische Belohnung.

Patron der Sterbenden, mit aller Schonung


Erwirk mir einen Heimgang voller Frieden!
Dir weih ich meine marianische Wohnung
Als Haus des Sanges und Gebets hienieden,

Dir weih ich, die ich lieb, die lichte Lilie,


All meinen Wunsch nach heiliger Familie...

Der Priester suchte einen Mann Marien,


Der wohlgefallen mög dem Heiligen Geist.
Wir wollen aus dem Efod Lose ziehen,
Wie der Erwählte der Erkornen heißt.

Der Geist als eine sanfte Taube kreist


Alleine über Josefs Mandelzweige,
Die ihn mit frischem Tau der Liebe speist
Und neigt sich zu ihm demutvoller Neige.

Vom Manne nach dem Herzen Gottes schweige


Die Weisheit nicht, dem heiligen Daviden.
Maria, allen deinen Freiern zeige,
Wie du bei Einem fandest deinen Frieden,

O Königin von Frieden und Versöhnen,


Du wähltest einen Gatten aus den Söhnen!

O Weisheitstempel, Jungfrau mit dem Schleier


Vorm Allerheiligsten, dem Brautgemach,
Wie fühle ich mit jenem armen Freier,
Der seinen unerwählten Stab zerbrach!

Der weinte vor verschmähter Liebe, ach,


Wie fühlt mit seiner Seele mein Gemüt!
Da trug er seiner Seele Ungemach
Zum Berge Karmel, ward ein Eremit.
Unterm Wacholder seine Sehnsucht glüht
Nach ewiger Ruhe im Marienschoße.
Da glüht in seinem inneren Gebiet
Der Liebe Herz, die rote Mysten-Rose.

Maria kommt, im Arm ein kleines Lamm,


Wählt Schalak sich zum Mysten-Bräutigam...

Arbeiter Gottes, Diener an dem Worte,


Will ich Maria schöne Stanzen zimmern.
Ich schau getrost zu meiner Himmelspforte,
In deren Schoß Millionen Kinder wimmern.

Ich fliehe vor den alle Tage schlimmern


Herodesknechten in die öde Wüste
Mizraims, meine Liebste wird sich kümmern,
Ich ruhe unterm Sternbild ihrer Brüste.

Mit jedem Schlage meines Hammers büßte


Ich Schuld, ich kehrte mich Maria zu.
Ihr Segen leitet mich zur Sternenküste
Der Morgensterne in die ewige Ruh.

Entschlafen werde ich in ihren Armen -


Im Himmel wirk ich herzliches Erbarmen...

Gesegnet bist du mehr als alle Frauen,


Die da den Frieden meiner Seele gibt.
Ich flieh zu dir mit heiligem Vertrauen,
Ich, dessen Seele nur mit Schmerzen liebt...

Ihr Frauen, wenn ihr bei Maria bliebt,


Ihr würdet heilig, würdet Liebe werden!
Ich finde keine Liebe, bin betrübt,
Wie gerne würd ich scheiden von der Erden!

Maria, treffen uns der Herzen Härten,


Leg deinen Hochzeitsschleier mir aufs Herz!
Ich möcht vereinigen in glühen Zärten
Mit deiner Liebe meinen Liebesschmerz!

O gib den Segen! Möge meine Pein


Der Liebe meinen Lieben Segen sein!
7

Ich sehe meine Seele wund, zerrissen,


Gebrochen ist mein Herz in tausend Teile,
Geist und Gemüt verwirrt, das Fleisch zerbissen,
In Wollust aufgeteilt und Langeweile.

Ich hänge aus dem Turme rote Seile,


Ob Jesus kommt, mich von mir selbst erlösen.
O Heiland komm und meine Seele heile,
Dein Seelenleiden tötete den Bösen,

An deinen Wunden wird mein Herz genesen,


Denn dein gebrochnes Herz ist lauter Liebe!
O laß mich Wesen sein von deinem Wesen
Und Traurigkeit von deiner Gartentrübe

Und Leid von deinem wehen Liebesleid


Und Herrlichkeit von deiner Herrlichkeit!

O Herz Mariens, heile du mein Herz,


O Herz Mariens, salbe meine Wunde,
O Herz Mariens, eine meinen Schmerz
Mit jenem Schmerz in deinem Herzensgrunde!

O küsse mich mit deinem roten Munde,


Schmerzreicher Liebe purpurrote Rose,
Daß ich an deinem Rosenmund gesunde
Und, Gott erkennend, ruh in deinem Schoße!

Entbrannter Dornbusch du im Anlitz Mose,


Laß mich auch brennen, aber nicht verbrennen!
O daß ich dich im roten Kleide kose,
Dich, Herz an Herz verschenkend, zu erkennen!

O rote Rose mit dem glühen Glanz,


Mein Herz trägt dir der Liebe Dornenkranz!

Maria, Wasser du der Neugeburt,


In dem ich meine wunden Glieder bade,
Als wär es in dem Gnadenquell von Lourdes,
Ich bade meinen Geist in deiner Gnade.

Der Odem naht mir von der Bundeslade,


Daß meines Geistes Atem er erneue.
Rein wird mein Leib wie weiße weiche Jade,
Ich werd gesalbt mit Heiligen Geistes Treue.

Maria, kleide neu mich, dir zur Weihe,


Du mache mich zu einer Rose rot,
Daß meine Schönheit gern empfang die Scheue
Als einen Liebesgruß von Zevaoth.

Gewandet wie der heilige Johannes


Bin ich die Rose rot des Schmerzensmannes.

10

Ei, Lieber, werde du der Liebe Opfer,


Indem du alle deine Leiden weihst,
Trag deines Herzens Dornenkrone tapfer,
Als ob du ganz in meinem Jesus seist!

Ei, Lieber, wenn du betest in dem Geist,


Bist du mir eine wunderschöne Rose rot.
Weißt du, was meine Liebe dir verheißt?
Ich pflück dich Rose rot bei deinem Tod

Und pflanze dich in Eden! Mein Gebot


Befolgtest du, drum wirke ich dir Wonne,
Und mein Gebet erbittet Zevaoth,
Sich zu vermählen dir als Freudensonne.

Wirst alle deine Liebe mir du weihen,


Werd ich in Ewigkeiten dich erfreuen!

11

Ei, schöner Liebling, ich bin deine Braut,


Du wohn in meines Herzens Heiligtume,
Von Tränen seh ich dich so klar betaut,
Poetenblume, kleine blaue Blume,

Ich freue mich an deinem wahren Ruhme,


Daß all dein Liebeslied Gebet geworden.
Du bitt um Fruchtbarkeit der Ackerkrume,
Daß du ein Eden findest auch im Norden.

Ich hab dich lieb, ich will dich nicht ermorden,


Verzehre du dich nicht vor lauter Angst,
Ich weiß, du bist von dem Marien-Orden,
Ich dank dir für die Lieder, die du sangst,

Wir lauschen deinen liebenden Sonetten


Hier oben in den holden Himmelsbetten.
12

Ich weih dir meiner Oma Todesstunde,


Der Herr des Psalmes war ihr guter Hirte,
Die lauschte meinem Sang aus Sängermunde,
Als Jesus kam mit hochzeitlicher Myrte,

Maria, sie beim Hochzeitsmahl bewirte,


Die meine Amme war und ich ihr Sohn,
Mit himmelblauer Schürze dich umgürte,
Gib du ihr Milch, die trank zuletzt den Mohn,

Die litt im Leben kalter Menschen Hohn


Und blieb doch menschenfreundlich, blieb doch gut,
Vom Holz des Lebensbaumes sei ihr Thron,
So bitt ich dich, der Blut von ihrem Blut,

So bitt ich dich, der Seelen Führerin,


Führ sie zu Gottes ewiger Liebe hin!

13

O Gottesmutter, Mutter feuchte Erde,


Ich bitt als Erdenwesen um das Glück,
Daß mir auf dieser Erde Liebe werde,
Schenk du mir einen gnadenhaften Blick,

Ach, nicht das Schwert des Grimmes Gottes zück,


Hüll ein mich in das liebende Erbarmen,
Führ du in Jugendfreude mich zurück
Und laß mich ruhen in den schönen Armen

Der Frau, an deren Herz will ich erwarmen,


Der will ich Vater, Bruder sein und Sohn
Und Liebling mit den heißentflammten Charmen.
Gib mir auf Erden schon den Himmelslohn,

Das mystische Geheimnis schöner Ehe -


- Des Vaters Wille ganz allein geschehe!

14

O Jesus Christus, Genius der Dichter,


O Herr und Heiland der Barmherzigkeit,
Sei du uns ein geduldiger Aufrichter
Und hülle uns in der Erbarmung Kleid,

Maria, unsre Mutter, Gottes Maid,


O du allheilige Jerusalem,
Du bist die Hoffnung unsrer Sterblichkeit,
Gebarest unser Glück in Bethlehem,

Gib neues Leben uns, uns Hauch im Lehm,


Du mögest helfen, raten und beistehen,
Sei unser Athem Jesus angenehm,
Laß deines Leibes Frucht dereinst uns sehen,

Führ uns den Weg des wahren Friedens innen


Und laß uns minnen - auch mit unsern Sinnen!

15

O Vater, höre meine Leidenspsalme,


Die ich dir singe als dein Leidensmann,
Nur Asche speis ich vor der Dattelpalme,
Du tatest mich in großer Trübsal Bann,

O Herr, ich ziehe Sack und Asche an


Und gürte mich mit meiner Einsamkeit!
Am bittern Wasser Mara einsam sann
Ich, ob der Weg nach Elim noch sehr weit?

Laß Quellen rauschen, unverdeckte Bronnen,


Und laß mir fruchtbar sein die grünen Almen
Und tröste mich mit Purpurblut der Reben,

Und lasse Honig tropfen süßer Wonnen


Und reiche Datteln von den Dattelpalmen
Und laß mich leben, mich glückselig leben!

16

Ach, plötzlich wie allein, ach, Einsamkeit,


Da meinem Herzen alle Herzen fern,
Da hüllt die Nacht mich in ihr schwarzes Kleid,
Allein mir schimmert auf der Abendstern.

O Allerheiligstes! O Leib des Herrn!


Ich bet dich an, du süßes Jesuskind!
Ich grüße dich, du schöner Meeresstern,
Du trittst zu mir, dein Zeichen ist der Wind,

Die Seele mein in deinen Beutel bind,


O schöne Minnekönigin Maria,
Du bist so lieblich, lieb und leis und lind,
Vollkommne Schönheit du des Jeremia,

O Frau, die mich in Blut und Tränen fand,


O meine Trösterin im Jammerland!
17

Hoch preiset meine Seele Gott den Herrn


Und Jubel singt der Geist mir meinem Heiland!
So sang uns vor der schöne Meeresstern,
Die Blume blau von meiner Kindheit Eiland.

Barmherzigkeit uns Kindern gab uns weiland


Als junge schöne Mutter von dem Kreuze
In seinem Liebestestament der Heiland,
Der litt an aller Menschen Liebesgeize!

Was bist du traurig, meine Seele? Reize


Erweckten deine Leidenschaft und Triebe.
Maria, die Entmutigung durchkreuze
Und gib mir neue Hoffnung, neue Liebe!

Maria, Mädchen lieben deinen Namen,


Ich bin allein mit dir in Jesus. Amen.

18

Wie dankbar bin ich dir, der Wunderschönen,


Dir will ich alle Dankbarkeit entbieten,
Schenk du den Herzen heiliges Versöhnen
Und unsern Liebesleidenschaften Frieden!

Ich bin allein im Jammerland hienieden,


Herr, sprich ein Wort, so wird mein Herz gesund!
Bin ich von allen Herzen auch gemieden,
Leg ich ins Jesusherz mein Herze wund!

Will schenken all das Lob aus meinem Mund


Dem Engel, meines Sanges Richterin,
Der Frau, die mich versteht aus Herzensgrund,
Preissängerin und Zimbelspielerin,

Die einsam auf dem Berge weiße Rose...


Von Antlitz sprach mit Gott zu Antlitz Mose.

19

Maria, gib mir Liebe, große Liebe,


Daß alle sehn, daß du mich liebst, Marie,
Daß ich mich, heilig dich zu lieben, übe,
Du meines innern Wesens Harmonie,

Dich segnet meine Minne-Sympathie,


O Meeresstern, o Friedenskönigin,
O Zimmermännin! Frau, ich weihe sie,
Die steht als Flamme mir in meinem Sinn,

Ich geb die Freundin deinem Herzen hin,


Hüll sie in deinen mütterlichen Mantel!
Ich bitte nicht für mich - daß ich gewinn,
Bitt ich, für Jesus ihres Lebens Wandel,

Daß sie in dir, Maria, Bundestruhe,


Im allerheiligsten Mysterium ruhe...

20

Der Heimgegangenen hab ich geweiht


Als Sühneopfer heiliges Fleisch vom Lamme,
Ich sang das Totenangedenken weit
Bis in das Reich, an meinem Kreuzesstamme.

Zu Allerheiligen verließ die Flamme


Des Purgatoriums die liebe Seele,
Im Herzen der Madonna meine Amme
Gekrönt ward mit dem himmlischen Juwele.

O Träne, dich aus meinem Auge stehle,


Und salze, Träne, meines Brotes Butter.
Die liebe Gottesmutter ohne Fehle
Gab mir im Himmel eine liebe Mutter,

Die hüllt mich kleines Kind in ihre Liebe,


Als Tröstung aller meiner Tränen Trübe!

21

Da ging ich auf der grünen feuchten Wiese


Bei ihrem neuen Zedernhaus allein,
Da kam ein Engel aus dem Paradiese
Und hüllte mich ins Licht der Liebe ein.

Dies ist die Lehre ja im Dom von Roma


Und Botschaft meiner Friedenskönigin:
Die Seelen steigen aus dem Feuerstrom, ah,
Sie steigen zu den Himmelssphären hin!

So wurde mir zum Engel meine Oma,


Um Mutter mir vom Himmelreich zu sein!
Wie warme Milch und Honig ihr Aroma
Und ihre Schwingen wie des Schneees Schnein,

Wie Traum ist meiner Oma Schwingenkleid


Und trägt das Kreuz und ist Maria geweiht!

22

O Frau! Sie saß so lang in ihrem Sessel


Und schaute träumend zu der Menschen Leben,
Auf ihrem Herde kochte Tee im Kessel,
Sie dachte an ihr Glück: sie dacht ans Geben.

Muß auch das tränenfeuchte Lid mir beben,


Muß ich an ihre liebe Güte denken.
Ich möchte mich in ihre Aura weben
Und will wie sie mit Freude gerne schenken.

Mein Engel möge mich vom Himmel lenken,


Die liebe Lichtgestalt, der weiße Schatten.
Sie möge in Maria mich versenken
In Ganzhingabe ähnlich einem Gatten.

Benannt nach ihr der Nordsee Fischerkutter:


Ach Oma, Botin du der Gottesmutter!

23

Auf Erden können unsre Mütter nicht


Uns kleine Kinder lieben wie die Mütter,
Als Knabe schon entfloh ich ins Gedicht,
Denn kalte Welt der Eltern war mir bitter;

Du aber machtest mir den Armen Ritter


Und mir von Milch und Mandarinen Suppe;
Dann holte heim dich goldnen Halm der Schnitter,
Ich sah nicht deine Maske, deine Puppe;

Nun aber kommst du wie die Sternenschnuppe


Und hüllst mich mütterlich in Liebe ein!
Du lehrst mich (schreib es auf, du Fingerkuppe),
Du lehrst mich Sankt Marien Muttersein!

Denn erst im Himmel werden Mütter Mütter...


O Gottesmutter, schau den Armen Ritter!

24

Sie spricht: Es pocht mein Herz vor lauter Liebe


Und ich bin dankbar dir für deine Huld,
Ich tröste deiner Trauertränen Trübe
Und hülle mit dem Schleier alle Schuld.
An jedem Morgen bin ich neu und frisch
Und allerwegen dir an deiner Seite.
Ich reiche dir von dem geweihten Tisch
Das hochzeitliche Fleisch; zum Mahle schreite!

Ich berge deinen Wunsch in meinem Herzen


Und will dir geben, wie der Vater will.
Trag du nur freudig deiner Liebe Schmerzen
Und sammle im Gebet dich fromm und still,

Dann will ich lieben dich und zu dir reden,


Ich, Paradieses Liebe Frau von Eden!

25

Ich lege Leben, Glück, Unglück und Tod


Dir heute vor: Du sollst das Leben wählen!
In Liebe folg dem heiligen Gebot,
Den Ewigen zu lieben und die Seelen!

An diesem Tag schenk ich dir Kraft und Stärke,


Hab keine Angst, du brauchst nicht zu verzagen,
Ich geh voran und werde deine Werke
Mir heiligen und deine Schwäche tragen.

Nimm ein das Land, da Milch und Honig fließt,


Gib Wohnung meinem Offenbarungszelt,
Doch werfe dich nicht nieder vor die Götter!

Ich bin der König, der mit Frieden grüßt,


Dem dein Gebet und Singen wohlgefällt,
Dein Heiland, dein Erlöser und dein Retter!

26

Ich brauch ein Herz, das Liebe für mich fühlt,


Ein Herz, das mich umsorgt und lenkt und leitet,
Ein Herz, das mit mir Dichterspiele spielt
Und mir mit Zärtlichkeit das Bett bereitet,

Ein warmes Herz, an dem ich ruhen kann,


Das Frieden gibt dem brennenden Begehren,
Das beisteht, wandle ich als Leidensmann,
Ein Herz voll Heiligkeit will ich verehren.

Maria, dieses Herz find ich in dir,


Drum wähl ich dich zur Herzenskönigin,
Im Lieben deine Liebe ich erheisch!

Oh, deine sanfte Liebe wendet mir


Die Gottesliebe zu und senkt sich in
Mein Fleisch, verein ich mich der Weisheit Fleisch!

27

In Einsamkeit allein in dem Exil,


O Blume von Lisieux, denk ich wie du:
Verbannung ist die Erde, gibt nicht viel,
Mein Ein und Alles ist die ewige Ruh!

So pilgere auch ich der Heimat zu,


Der Wonnen paradiesischem Gestade!
Das Dasein ist ein Hauch, verfliegt im Nu,
Doch ewig währt des lieben Gottes Gnade!

Marie, mein Ein und Alles auf dem Pfade,


Sie führt zuzm Glück mich, in den Garten Eden!
Doch wünsch ich mir, o Jungfrau rein wie Jade,
Es bleib zurück mein dichterisches Reden

Und laß von mir auf Erden eine Spur,


Schau ich schon deine himmlische Figur!

28

Gott weiß Bescheid von allen deinen Wünschen,


Gott sieht zu dir und will dir helfen auch,
Sei du nur freundschaftlich zu deinen Menschen
Und bade deinen Geist in Gottes Hauch.

Gott will dir helfen, lausch ihm im Gebet,


Die Worte Gottes leben dir im Herzen,
Von Stille und Vertraun geschrieben steht
Und von dem Knechte auch, dem Mann der Schmerzen!

Ich rufe dich zu Umkehr und Vertrauen,


Laß du nicht zu, daß Satan Macht gewinnt.
Du bete, bete, bete für die Frauen,
Auch für die Selige, auch für das Kind.

Nimm in die Hand den rosa Rosenkranz,


Ich führe dich zum mystischen Hochzeitstanz!...

29

Dein Leid, mein Allerliebster, ist auch meins,


Du trage nur geduldig deine Leiden,
Sind unsre schwertdurchbohrten Herzen eins,
Der Hirte wird uns auf den Auen weiden,
Der Hirte wird uns weiden auf den Auen,
Da sind die Rosen Jesu aufgesprossen.
Und stehst du abgelehnt von schönen Frauen -
So stehe ich vor Herzen, die verschlossen!

- Maria, laß uns doch zusammen weinenn,


Uns unter Tränen in die Arme sinken
Und uns die Tränen von den Wimpern küssen!

Wie sehr wir auch auf Erden leiden müssen


Und bittrer Leiden bittre Becher trinken,
Wir werden uns in Seligkeit vereinen!...

30

Wenn eine Mutter ihren Kleinen streichelt,


Genießt er Zärtlichkeit mit Wohlgefallen,
Wenn sie ihn liebkost und ihm sanfte schmeichelt
Und ihre Haare wie ein Schleier fallen.

Die Zärtlichkeit, die mir zu Seelenlabe


In dem Gebet wird (höre mein Geständnis)
Ist innige Zärtlichkeit der Ganzhingabe
Ganz so wie eine bräutliche Erkenntnis,

Ist überströmende, verwirrende,


Ist süß berauschende! O Zärtlichkeit
Der Taube Zion, zart mich kirrende,
O Zärtlichkeit zutiefst geliebter Maid,

Die meine Seele mit Entzücken schaut!


Ich weih mich deinem Herzen, schöne Braut!

31

O Weisheitstempel, jeder Augenblick,


Von Gott bestimmt, dem Menschen nicht zu greifen,
Legt Tod und Leben vor, und Leid und Glück,
Wir können nur empfangen, um zu reifen.

Was Gott uns gibt, in Reverenz zu fassen


Und jede Freude auch des Augenblicks,
Ist weise, Handeln nicht zu unterlassen,
Im Jetzt liegt alle Gnade allen Glücks!

Ist alles sinnlos, nichtig, eitler Dunst?


Von Gott geschaffen ist es alles schön!
O Weisheit, lehre mich der Liebe Kunst
(In allem melancholischen Gestöhn),
Denn ist die Erde nichtig auch und eitel,
- Der Himmel schimmert über Evis Scheiitel!...

32

Ich weih dir, Herrin, meine Poesie,


Maria, Inbegriff der Blauen Blume,
In allem sing ich dich, besing ich sie,
Vor dir entsag ich heut dem Erdenruhme,

Mein Name soll geschrieben sein im Himmel,


Mein Lied ein Teil der Himmelsliturgie,
Gesungen süß im seligen Getümmel
Der Heiligen und Engel um Marie!

Doch starb ich einst und meine Verse blieben


Und mein Gesang von deiner Schönheit Schau,
Soll sagen: „Den Poeten wollt ich lieben!
Dem wär ich Braut gewesen! eine Frau;

Dann denke, Frau: Du hättest mich verschmäht!


- Nur von Marie geliebt ist der Poet.

33

Heut gibst du Arbeit nicht und Dienst im Fleiß,


Heut gibst du mir ein grenzenloses Sehnen
Nach Gottes Paradies! O Lob und Preis
Dir, Gottes Paradies! da keine Tränen

Mehr fließen und kein Leiden, keine Plage


Mehr quält das Herz, Verzweiflung und Verdruß!
Da an dem ewiglichen Hochzeitstage
Die Weisheit spendet göttlichen Genuß!

Da wird mir auch Marien Minnekuß


Von ihrem lächelschönen Feigenmund,
Da wandeln wir vereint am Lebensfluß,
Vermählt vereint in Jesu Herzensgrund -

Da wir als Mann und Frau uns ewig minnen,


Ist in der Gottheit unsre Liebe innen!
AN SOPHIA
1

Sophia ist geborn von Gottheit, ist


Mitschöpferin und ordnet, was geschaffen.
Geliebte Gottes ist sie (glaub es, Christ),

Heerscharen-Herrin, waltet sie der Waffen


Des Geistes, die Beisitzerin des Thrones,
Die Schöpfung im Gerichte einzuraffen,

Geliebte Gottes (in Person des Sohnes),


Geliebte ist sie, Ehefrau des Weisen
(Es spreche niemand drüber Spott des Hohnes).

Gastgeberin ist sie und lädt mit leisen


Lockungen Menschen in das Lehrhaus ein,
Daß im Symposium die Kelche kreisen.

Sie ist die Rose und der Rebenwein,


Will eine Muse dem Poeten sein.

Sprach David mit der Weisen aus Tekoa,


Daß er den Abischalom nicht verstoße,
War ihre Weisheit wie der Quell Schiloa.

Die weise Frau gepriesen sei, die große,


Die Joab abhielt von dem Blutvergießen,
Die auf der Mauer wuchs als wilde Rose.

Die weise Frau spricht: Wassern gleich zerfließen


Wir alle, aber Gott wird die bewahren,
Die gütig die Verstoßnen nicht verstießen.

Die kluge Abigail mit braunen Haaren


Bewahrte David vor der Blutschuld weise,
Als er erzürnte über einen Narren.

Auch Judith ich als Weib der Weisheit preise,


Die Israel erlöst auf Frauenweise.

Auch preise ich die klugen Ehefrauen


Und denk, wie Sarah Abraham geraten,
Sich seiner Magd aus Mizraim zu vertrauen;
Und wie Rebekkas Blicke Jizak baten,
Jakob ins Zweistromland zurückzuschicken,
Dort Frauen zur Vermählung einzuladen;

Und wie bei unglückseligen Geschicken


Sauls Tochter Michal David beigestanden
(Sie wußte ziemlich zauberisch zu blicken);

Und wie Bath-Sheva (die sehr reizvoll fanden


Die Augen Davids) stand vor Davids Thron
Und bat den König in der Demut Banden

Für ihres Schoßes auserwählten Sohn,


Den Weisesten der Weisen, Salomon.

Sophia, eine Ehefrau, gefallen


Dem weisen Manne mehr als edles Gold
Und Silber und Demanten und Korallen.

Wer solche Freude fand, dem ist Gott hold,


Sie ist dem Weisen Krone oder Kranz,
Der Ehrfurcht auch der frommen Mutter zollt.

Wer die Sophia findet, Gottes Glanz,


Dem ist Gott gnädig in dem Heiligtum,
Wer eine Frau fand, schön in ihrem Tanz.

Der starken Fraue guter Ruf und Ruhm


Ertönt zur Ehre Gottes in den Toren
Wie auch der Minnesang der blauen Blum

Sophia ist von Jahwe auserkoren


Und bleibt in alle Ewen unverloren.

Ich habe sie geliebt in meiner Jugend


Mit dem Verlangen, sie zur Braut zu nehmen,
Weil sie so schön, voll sanfter stiller Tugend...

Ich werd mich meiner Liebe nimmer schämen,


Gespielin wurde sie mir voller Wonnen
Und Trösterin, wenn Trauertränen kämen.

In ihren Armen habe ich begonnen,


Zu pflegen Gottes Wort, des Wortes Samen.
Mit ihrem Liebeslied hab ich gewonnen
Durch ihre Minne unvergänglichen Namen
Und Nachruhm durch Sophias Lorbeerkranz!
Gespielin Gottes, all mein Ja und Amen,

Braut meines Lebens, einen Rosenkranz


Will weihn ich deines Hauptes hehrem Glanz.

Frau Weisheit, o Sophia, Führerin


Auf meinem Wege in das Himmelreich,
Weltarchitektin, Schöpfungskünstlerin,

Geliebte, Braut und Gattin gnadenreich,


Du ladest ein mich zum Symposium
Und schenkst den Süßwein deiner Minne gleich.

Wo ist dein Ort, wo ist dein Eigentum,


Liturgin in dem Tempel, Seherin?
Mach mich zum Freund der Gottheit, schenk den Ruhm,

Daß ich dir diene, Friedenskönigin


Und Freudenbotin mit den schönen Füßen!
In meinem Herzen wohne, der ich bin

Allein, vergeblich sonst mein Minnegrüßen,


So werd mein Grüßen dir, der Minnesüßen!

Die göttliche Sophia, schau, sie wohnt


Im Himmel, sie ist Gottes Ebenglanz,
Als wie die Sonne spiegelt sich im Mond.

Die Schöpfungsmittlerin, die da den Kranz


Der Rosen ordnet und die Nachtigall
Begeistert und anführt der Sterne Tanz,

Die Throngenossin Gottes wirkt im All,


Die alles schafft, vernichtet und erneuert,
Auf Gottes Schöpfungswillen Wortes Hall.

Die Heilige, von lauter Licht verschleiert,


Ist Menschenliebende, die Eingeweihte
In Gottes Herz, von Gottes Glut befeuert,

Die Mitarbeiterin an Gottes Seite,


Die Gott in Ewe aller Ewen freite!
8

Dich, Jesus, sehe ich als den Propheten


Sophias, Gottes Weisheit, der gesandt,
Uns heimzuführen in den Garten Eden.

Die arm sind und beladen, unbekannt


Und ausgestoßen, die zu Unrecht leiden,
Die nimmst du alle an die sanfte Hand.

Sophias Sohn, als Hirte willst du weiden


Die Ausgestoßnen, Hungernden und Armen,
Die goldnen Zöllner, Dirnen sinnlich-seiden,

Den Kindern deines Volks, zeigst du Erbarmen


Und lädst sie alle unter deine Flügel,
O Mutter Jesus, unter deine warmen

Hell-lichten Taubenflügel; auf dem Hügel


Du girrest, unverstanden vom Geklügel.

Der Geist kam in Gestaltung einer Taube


Und sagte: Du bist mein geliebter Sohn.
Der Geist ist Jesu Mutter, wie ich glaube.

Die Turteltaube in des Wipfels Thron,


Sie ist der transzendenten Weisheit Zeichen,
Die immanente Weisheit seh ich schon

In einer Felsentaube. Wolken weichen,


Sophia offenbart sich, Gott im Nu,
In Jesus, Menschensohn, dem gottesgleichen.

Sophia findet im Messias Ruh


Und badet sich in ihm, dem Gott von Art.
Und Ruach redet zu dem Sohne: Du,

An dir hab ich mein Wohlgefallen, zart


Bist Zeuge du für meine Gegenwart.

10

O weh, Jerusalem! von Anbeginn


Hab ich Propheten dir gesandt, gereinigt
Hat jeder Zion, Jahwe’s Königin,

Jerusalem, doch du hast sie gesteinigt,


Kam ein Prophet zu dir, so hast du bald
Den Seher der Sophia arg gepeinigt;

Johannes so, die heilige Gestalt,


Hat Salome gemordet mit dem Reiz,
So leidet stets das Himmelreich Gewalt

Und leidet Gott an deiner Liebe Geiz,


Weil du Sophias Seher tatst ermorden;
So auch Messias starb an seinem Kreuz,

Der Göttliche aus der Sophia Orden,


Der auferstanden, Gottes Weisheit worden.

11

Messias Jesus aber, auferstanden,


Ist zur Sophia Gottes uns gemacht
Und sendet Ruach allen unsern Landen,

Denn der Sophia ist das Reich, die Macht,


Die Kraft der Ruach und die Herrlichkeit.
(Die Schechinah erleuchtet unsre Nacht.)

Sophia ist in Jesu Menschenkleid


Zur Erde kommen, wieder heimgekehrt
Ins Himmelreich. Auf Erden litt sie Leid,

Im Himmel angebetet und verehrt


Wird sie von Heiligen und Engeln dort.
Im Anfang war bei Gott Sophia, lehrt

Der Liebesjünger, lehrt er von dem Wort,


Lobt er die Weisheit Gottes fort und fort.

12

Triumph! denn übers dunkle Schicksal siegt


Und über Hellas schwachgeborne Götter
Die Weisheit Gottes, die gen Himmel fliegt

Und fährt gen Himmel auf der Wolken Wetter.


Im Kosmos gründet sie ihr Königtum
Als Kyrios, als Christos, unser Retter!

Befreit aus Sklaverei und Heidentum


Und Todverfallenheit die Jüngerinnen
Und Jünger alle, die zu Gottes Ruhm

Die Gottesenergie empfangen innen,


Da Ruach redet mit den Flammenzungen
In ihren Seelen und in ihren Sinnen,

Die aus der Taufe aufgetaucht, die jungen


Aus-Gnade-Götter, ganz von Gott durchdrungen!

13

Sophia, Jesus jubelt seinen Jubel


Zur Gottheit, zu der Ewigen der Scharen:
O Gottheit, mitten in dem Menschentrubel

Wir einig, Gott und dein Messias, waren.


Du, Gottheit, hast es alles mir vermacht,
Was dein war. Alle Frauen, die gebaren,

Und alle Menschensöhne in der Nacht


Des Todesschattens habe ich gerufen
Und sie geliebt mit deiner Liebe Macht.

Wir, Gottheit, die wir alle Schöpfung schufen,


Wir haben uns der Menschheit offenbart.
Ich führ sie auf der Himmelstreppe Stufen

Durch meine Weisheit mütterlich und zart,


O Gottheit, ganz in deine Gegenwart!

14

O Bräutigam, wie preis ich deine Brüste,


Aus denen fließt die süße Milch der Gnade!
Erwart mich an des Lebensmeeres Küste,

O Mutter Jesus, in der Stadt von Jade,


Bis dahin nähr mit Milch mich der Geduld
Und Honig deiner Heilung allem Schade.

Dann reiche mir den Süßwein deiner Huld,


Er wird mir gut wie deine Minne munden.
Berauscht vergeß ich alle meine Schuld,

Weil ich an deinen Brüsten darf gesunden,


Wenn du mir einschenkst in dem Schein von Kerzen
Den herben roten Wein aus deinen Wunden,

Den starken herben Rotwein deiner Schmerzen


Und ich dir trunken ruh an deinem Herzen!

15
Ich lieb die gute Mutter Caritas,
Sie liebt sie alle, ihre kleinen Kinder,
Sie gibt uns allen, was wir brauchen, was

Wir wirklich brauchen, Weihnacht uns im Winter


Und in der Sonnenhitze kühlen Schatten,
Ruhlosen Ruh wie einem frommen Inder,

Den Sehnsuchtsvollen nimmt sie an als Gatten,


Viel Trost in Trübsal gibt sie Heimgesuchten,
Von ihr die Weisen ihre Weisheit hatten,

Ja, ihre Tränen galten den Verfluchten,


Sie will noch selbst den Toten Liebes tuen,
All jenen, die sie in dem Leben suchten.

Nicht wert, zu liegen vor den roten Schuhen


Der Gottheit, werd ich ihr im Schoße ruhen.

16

Ich preise Gott den Herrn und Bräutigam,


Den Vater aller Kräfte der Äone!
Die Menschheit ist Geschlecht von Seinem Stamm.

Die Weisheit aber hingelagert throne


Bei Gott in ihrem königlichen Bette,
Sein Liebeskuß ist ihre lichte Krone.

Sie sind vereinigt in geheimer Stätte,


Woraus entsprungen ist die Caritas,
Daß sie durch lauter Liebe uns errette;

Die durch uns schaut wie durch ein klares Glas


Und die sich spiegelt in dem reinen Tau,
Der reiht sich Perl an Perle an das Gras,

Darin gebettet liegt die Liebe Frau,


Die blüht als meiner Sehnsucht Blume blau.

17

Ich bin die Caritas, ich trage Flügel


Aus Licht und halt in meinem Arm ein Lamm
Und tret den Drachen nieder auf dem Hügel

Der Schmerzen. Mensch, du bist mein Bräutigam,


Ich bin dir Flamme, bin dir Lebensfunken.
Und bist du einsam auch wie Abraham,
Die Sphären sind von meiner Liebe trunken,
Die ich gebaut mit Zahl, Gewicht und Maß.
Sei mit dem Kosmos du in mich versunken,

Ich bin das Wesen Gottes, Caritas.


Ich glänz im Meer, ich schein in Mond und Stern,
Ich bin wie Sonne, scheine durch dein Glas,

Ich bin der heimatliche Wind des Herrn,


Dein Odem, dir in deiner Nacht nicht fern.

18

Ich sah, die einer schönen Jungfrau gleich,


Ihr Antlitz strahlte wie die Maiensonne,
Sie war so schön, so lieb und gnadenreich,

Daß ich verstummen mußt vor solcher Wonne,


Sie war so gold, die Füße waren bloß,
Sie tanzte. Ihrer Liebe reiche Bronne

Hielt ihren Sohn-Geliebten auf dem Schoß,


Der war ein schmerzensreicher Menschensohn.
Sie war so liebevoll und makellos,

Die Schöpfung betete vor ihrem Thron


Und Trauerschwäne sangen Lobgesang.
Das war die Caritas, im roten Mohn,

Die Augen liebevoll, die Wimpern lang,


Ich weinte vor ihr freudig, wehmutbang.

19

Vor Heiligen Altares Sakrament


Ward mir das Wort der Biblia vertraut,
Das Gottes Offenbarung Weisheit nennt,

Die Salomon erwählt als seine Braut.


In ihrer Schönheit kam sie mir entgegen,
Mit goldner Krone hab ich sie geschaut.

Ich warb um Minnedamen allerwegen


Und lieblich waren wohl die Minnedamen,
Wollt keine sich in meine Arme legen.

Da nahte Sie (Sophia ist ihr Namen),


Da nahte Sie, daß sie in meinem Fehle
Ergänze mich mit ihrer Gottheit Samen
Und, Rose aller Rosen, meine Seele
Als Nachtigall der Gottes-Nacht vermähle...

20

Der Weisheit Minnesänger und Psalmiste


Bin ich, der göttlichen Sophia Sklave,
Leg mich als Myrrhe zwischen ihre Brüste,

Wie ich im Schoße meiner Mutter schlafe


Und grüße morgens meine Kaiserin
Des Friedens, Hirtin aller ihrer Schafe,

Die Kaiserin des Herzens, der ich bin


Geweiht, vermählt, der Spenderin der Gnaden.
Von Stern zu Sonne wandelt hoch sie hin,

Im Licht der Morgenröte sich zu baden


Und sich zu schmücken mit dem Morgenstern,
Mich dann in ihre Arme einzuladen

Und zu beseeligen den Seelenkern


Mit ihrer Minne Wonnen, nah und fern.

21

Die Weisheit preise ich als Mutter, die


Geboren hat geschöpfliche Ideen
Und nährt sie all mit Gottes Sympathie.

Die Weisheit läßt sich auch als Mutter sehen,


Als sie in Jesus Mensch geboren ward,
Mit uns den Weg durchs Tränental zu gehen.

Die Weisheit ist noch Mutter, da sie hart


Vom Teufel angegangen und vom Tod,
Uns bis zum Tode liebte, stark und zart.

Die Weisheit ist die Mutter, rosenrot


Im Wein des Blutes, das der Geist geweiht,
Ist mütterlich und spendet sich im Brot.

Maria Mutter ist, die schöne Maid,


Sophia Mutter ist von Ewigkeit.

22
Wohlan, die vielen eine Mutter war
Im Anbeginn und süß und süßer ward
Und führt die Kinder in der frommen Schar,

Die ward von Gott als Braut mir offenbart!


Am Anfang pries ich schön die Sophiam
Als meine Sehnsucht, die war rein und zart,

Abirrt ich dann, verlor Maid Mariam


Und fiel in allzugroße Seelenprein
Und ward vor Gott zu einem wunden Lamm,

Da lud Maria mich zur Minne ein


Und schwebt vor mir im All als Blume blau
Und lehrte mich durch göttlichen Verein

Und durch den Wein, die Salbe und den Tau:


Frau Weisheit sei mir eine Ehefrau.-

23

Frau Weisheit sendet ihre Mittlerin


Und liebet mich in ihrem Ebenbild
Und Jungfraunspiegel: Minnekönigin

Maria ist anmutig, zart und mild


Und wahrlich schön, liebreizende Madonne,
Die kam zu mir vom himmlischen Gefild

Im Mantel blauer Nacht, im Kleid der Sonne,


Sie trocknete der Liebestränen Tau,
War meine Zuflucht, Hoffnung mein und Wonne,

Mein Ideal, der Sehnsucht Blume blau,


Der Meeresstern an meiner Sehnsucht Küste,
Die heilige Erlöserin, die Frau,

Die ich in der Erscheinungsgrotte küsste,


Birgt mich im Apfelgarten ihrer Brüste.

24

Sophia (du bist Jesus) O Sophia,


Ich trage dir mich an als Bräutigam,
Du Schöpferin der heiligen Maria!

Du sanft wie eine Taube, wie ein Lamm,


Mit deiner Gottheit meinen Geist vermähle,
Einpfropfe, Ölbaum, mich in deinen Stamm,
Sei du die Mutterheimat meiner Seele,
Daß ich in dir der Gottheit Schönheit schau!
Führ mich zur Stadt von Jade und Juwele

Und sei mir, Gottheit, dort als meine Frau,


Daß in dein Meer einmünden Lebenstriebe
Und Hauch in deinen Äther. Dir vertrau

Ich Glaube, Hoffnung, Liebe, daß ich bliebe


In Ewigkeit im Schoße deiner Liebe!

SONETTE DER WEISHEIT


ERSTE ABTEILUNG

I. AN MICH SELBST

Geburtstag ist, es ist mein Tag der Tage,


Gedenk ich mein in Wehmut, stiller Klage.
Wen hab ich heute liebevoll gegrüßt
Und wer hat den Geburtstag mir versüßt?

Der Wonne wenig ist und viel der Plage,


Die Einsamkeit ist mächtig, ohne Frage.
Ich hab gebetet heut zu Gott als Christ
Und eine Wunderschöne nicht geküsst!

Die Sterne tanzen heute einen Reigen


Voll mystischem geheimnisreichem Schweigen
Und mit den Stacheln stechen Skorpione,

Und Nacht allein vom königlichen Throne


Vermag die Schwermut mir zurückzugeben:
Wie nacht ist eines Trauerschwanes Leben!

Heut habe ich gebetet und gedacht,


Bin ich aus ewiglicher Mutter Nacht
Geboren oder Herrlichkeit des Lichts,
Aus Gott geboren oder aus dem Nichts?

Ich sage auch im Maße des Gedichts:


Das Wort des Ewigen, mein Leben sprichts,
Ich bin als Gottes Wort im Fleisch gemacht
Und habe Teil an Jesu Christi Macht.

Ein einzigartiger Gedanke bin


Der Weisheit ich, die meine Meisterin
Und Mutter ist, die mich ins Sein geboren,

Die mich in Jesus Christus auserkoren


Und die mir in mein Lebensbuch geschrieben:
Gott, deine Mutter, sollst du ewig lieben!

Was tue ich am Feiertag allein


In meinem Kämmerlein? Ich trinke Wein
Aus reingeschliffenem kristallnem Becher,
Den mir die Schöne schenkte, Evi Becker.

Ich grüße die Madonna als ihr Zecher


Und Jesu Blut, den Totenauferwecker!
Ich gehe in der Dichter Musenhain
Und les der Liebeslieder Lieblichsein.

Das steht nicht an dem gottgeweihten Christen,


Daß er am Festtag wird zum Egoisten,
Daß alle Welt allein um ihn sich drehe!

Ich lebe mit dem Wein in mystischer Ehe


Und werd vom Kummerlöser selbstvergessen
Und zelebrier als Priester Heilge Messen!

Ich danke meiner Mutter für die Wehen


Zur Mitternacht bei eines Schneesturms Wehen,
Als arme Vöglein fanden nirgends Futter,
Im Meer verloren trieben Fischerkutter.

Ich dank Maria auch, der Gottesmutter,


Immanuel gab sie von Seim und Butter,
Was Mutter heißt, vermocht er zu verstehen,
Wie ich, seit sich Maria gibt zu sehen.

Ist nicht Maria Mutter aller Menschen,


Nicht Mutter auch der armen Friesenländschen?
Sie ist der Mutterschoß, der mich geborgen
An einem mystischdunklen Sonntagsmorgen,
Da ich im Linnenkleid aus Winterschnee
Die ew’ge Mutter sah, die liebt’ mich je!

Seit ich geboren an der Meeresküste,


Such ich die mir verwehrten Mutterbrüste
Und möchte wieder in den Mutterschoß,
Als wär ich dort der Liebesleiden los.

Vergebens, nie mich die Geliebte küsste


Und ließ mich nicht ins Paradies der Lüste
Und ließ mich nicht in ihren Frauenschoß
Zur Neugeburt im Weib, der Hülle bloß.

Das nennen Weise Gegend der Verbannung!


Und woher nehm den Mut ich zur Ermannung,
Daß ich mich in Geborgenheit noch lab?

O Hoffnung! Mutterschoß ist Mutter Grab!


Und durch den Jungfraunschoß der Pieta
Sterb ich in Gottes Schoß... und ich bin da!

Bereit, die Frauen immerdar zu loben,


Hab ich den Ruhm der Herrlichen gewoben.
Doch heute lob ich einmal selber mich,
Nenn Gottes Ebenbild mein liebes Ich!

Wer singt die Minne also meisterlich


In dieser Gnadenzeit, da königlich
Zum Kuß mir meine Muse kommt von oben:
Die Friedenskönigin in Schwanenroben!?

Das Selbstlob, heißt es, nur dem Neide stinkt,


Doch Wohlgeruch dem Dichter, welcher trinkt
Vom Quell Kastaliens, vom Quell von Lourdes.

Der Muse Stern stand über der Geburt


Des Dichters, daß er aller Gnaden inne
Die Herrin sing, die Gottheit seiner Minne!

Wohin die Blüten sind der Jugendzeit


Und auch der Kindheit Sagenwelt so weit?
Vergangen im Vergangnen alles ist,
So schwindet dieses kurzen Lebens Frist!

Wo ist ein Sinn bei aller Nichtigkeit,


Da nun das Alter naht der Ewigkeit?
Wo bleibt mein Ich, wenn mich die Welt vergißt?
Gott denkt auch heut an dich, mein lieber Christ,

Gedenkt auch heute dein und immerdar,


Und flüchtiges Geschick ist wunderbar
Im Ewigen versiegelt und bewahrt!

Was flüchtig war, vergänglich war, und zart


Gewoben aus Hinfälligkeit und Nichts,
Vergeht. Ich dauere im Tag des Lichts.

So oft hab ich bei Frauen vorgesprochen


Und als ein Falter Rosenduft gerochen
Und Hirtinnen geflötet mit Theorben
Und Königinnen auch am Hof umworben,

Nun aber, weh mir, ist mein Herz gebrochen,


Läßt sich von Frauen nicht mehr unterjochen,
Ist lang schon Amors Götzendienst gestorben,
Hat eine andre Dame sich erworben:

Die einzig wert zu liebende Madonna!


So gnadenmütterlich wie meine Nonna
Und wie die Herrinnen der Minne reizend -

Doch nicht wie Frauen mit der Liebe geizend!


Weil sie mich liebt und führt mich himmelwärts,
Weih ich Maria mein gebrochen Herz!

Wenn ich an den Geburtstag abends denke,


Die Ärmlichkeit der menschlichen Geschenke
Und auch an meine eigne Ärmlichkeit -
Bin ich zu einem Dankgesang bereit:

Die Ewigkeit besuchte meine Zeit


Und meine Gottheit hat sich mir geweiht
Und Jesus selber ward mein schöner Schenke,
Da ich mich in sein heilig Blut versenke:

Denn ungeschuldetes Geschenk ist Gnade


Und neugeboren ward ich in dem Bade
Und liebeselig durch die Minne zart,

Die sich in meinem Jesus offenbart


Und mir, was immer Welt darüber denkt,
Den Glauben an die Liebe mir geschenkt!

II. AN DIE GELIEBTE

Geliebte, wenn ich deine Stimme höre,


Wünsch ich, wie Dichter sagen, blind zu sein.
Wenn vor der Morgenröte Vögelchöre
Lob flöten ihrem ersten Dämmerschein,

Ists süß wie deine Stimme, wenn im Wein-


Gelände abends die Zikade zirpt
Und wenn die Nachtigall des nachts allein
Der Rose singt und wenn der Singschwan stirbt

Und wenn der Tauber um die Taube wirbt


Und wenn den Tod besingen Trauerschwäne
Und tönt der Sphäros-Ton, der nie verdirbt,
Und singt die planetarische Sirene

Die kosmischen Gesänge, Seraphime


Gott singen - also süß ist deine Stimme!

Das mag wohl sein, daß Weisheit zu erwerben


Die Leidenschaft muß ausgeglichen sein,
Daß Weise müssen der Begierde sterben
Und leidenschaftlich lieben Gott allein,

Das mag wohl sein; die Wahrheit ruht im Wein,


Und wenn ich in der Nacht den Rotwein trinke,
Geht mein Gemüt in die Geliebte ein,
In deren Schoß in Liebe ich versinke.

Und in dem Meer der Leidenschaft ertrinke


Ich singend, in der Liebe Ozean;
Zum letzten Mal ich mit den Wimpern winke
Und sterbe hingewürgt vom Liebeswahn -

Wahn kenn und Weisheit ich und Liebe: die


Ist wahrlich eine göttliche Manie!
3

Poeten gibt es, welche wie der Falter


Von einer zu der nächsten Blume flügeln,
Viel Göttinnen besingen zu dem Psalter
Der Liebe, Göttinnen auf allen Hügeln.

Besiegelt Herz und Hand mit deinen Siegeln,


Durchschossen von der Spitze deiner Haare
Bin ich, der Weisheit Sohn, nicht auszuklügeln,
Dein Sänger, o du Schöne, Gute, Wahre!

Des Apfels Preis sei deinem Apfelpaare


Mit den Rosinenspitzen deiner Brüste!
Gedenk ich Monde später noch und Jahre,
Wie meine Muse ihren Dichter küsste!

Seit du die Muse, ists im Jahre Sechs -


My goddess of the sweetest female sex!

Ach, leider darf ich meine Liebe nicht


Gestehen dir, dein Cavalier servente
Und Hausfreund, lesen willst du das Gedicht
Nicht mehr, wenn Liebe dir mein Lied bekennte.

Aus Haß und Liebe sind die Elemente


Geboren, sagt der Weise; doch der Sieg
Wird der der Liebe sein am Weltenende;
Und sagen Weise, Vater ist der Krieg,

Ist Frieden die Geliebte! Weil sie schwieg,


Vertraue ich mein Lied der Zukunft an.
Mein Schwan des Sanges, in die Zukunft flieg,
Ins Reich, ins tausendjährige, und dann

Wird sie, die nimmer sehn wird das Verwesen,


Die Himmlische, mein Lied der Liebe lesen!

Mit Fegefeuer bist du meinem Herzen


Und mit dem Blut des Lammes eingeschrieben!
Gemalt bist du ins Lebensbuch der Schmerzen
Mit einem Pinsel aus Gelüst und Lieben!

Vergaß ich dich, bin ich doch treu geblieben,


Auch konnte keine neben dir bestehen.
Verheiratet bist du mit meinen Trieben
Und im Gebet kann mein Gemüt dich sehen.

Wie könnt ich deiner Schönheit widerstehen


Und deinem Lächeln, damit du mich kost,
Und deiner Schwangerschaft und deinen Wehen
Und deiner vollen runden Brüste Trost?

Mir nicht Verbundene, du immer neu


Bezaubernde, ich bin vor dir nicht frei.

Allmächtige Göttin!* Jüngst hast du geboren


Und tauchst als Jungfrau wieder aus dem Bade!
Ich huldige dem Staub vor deinen Toren,
Nenn dein Gemach Jerusalem von Jade,

Ich stürm zu dir auf Cherubs Feuerrade


Und schleiche von dir fort wie eine Schlange,
Ein Wurm, ein Sklave deiner Huld und Gnade,
Der an der Spitze deines Haares hange,

Mich schmiegte schmeichlerisch an deine Wange


Und stürbe hin in deinem Frauenarm
Und sterbend opferte im Lobgesange
All meine Seligkeiten deinem Charme -

Dich zu verherrlichen werd ich zunichte,


Allmächt’ge der anbetenden Gedichte!

(* Der Fromme verzeihe diesen emphatischen Ausdruck.)

In meiner Jugend liebt ich einen Schatten


Im weißen Schleier, einen bloßen Traum,
Als Duft durchwallte er die Blumenmatten
Und hatte Angesicht und Stimme kaum.

Als ich ein Mann ward, unterm Lebensbaum


Sah ich dich Frau in Prachten und Geprange,
Du tauchtest nackt aus meines Traumes Schaum
Und wandest um die Lenden dir die Schlange.

Da strebte ich zu dir in Schwall und Drange,


Du warest nah und bliebest doch so ferne,
Ich wurde reif zum rühmenden Gesange
Und sang dich Herrin in dem Kranz der Sterne
Auf einem Muschel oder einem Mond -
Und starb - bevor ich je dir beigewohnt.

Du bist so wunderschön wie Abigail


Vom Karmel, aber Gattin eines Toren.
So bleib ich einsam, Vielgeliebte, weil
Du einen andern Mann dir auserkoren.

So hab ich Muße zum Gebet der Horen.


Wer Weisheit forschen will, allein muß sein.
Ich geh nicht in der Ehewelt verloren
Und teil mit dir nicht deines Alltags Pein.

Doch, Rose, seh ich deinen Purpurschein


Und darf von dem und jenem mit dir plaudern
Und staunen deine Schönheit an! Beim Wein
Allein des nachts befällt mich Eros’ Schaudern!

Daß ich in Schönheit zeug, ins Wesen dringe,


Dich, Göttin, als das Bild der Gottheit singe!

Dein Angesicht ist schön wie halber Mond,


Melodisch halb erleuchtet von der Pracht
Der schöngewölbten Wange glutbewohnt
Und halb von deiner schwarzen Haare Nacht.

Da seh ich Weisheit an, die Künstlerin,


Die schuf dich als erlesenes Geschmeid
Und gab dir einen sanften stillen Sinn
Und fromme Demut dir in deinem Leid.

Du bist der Armut große Königin


Und reicher ist dein Herz als das der Reichen.
Du liebst die Weisheit und du gibst dich hin
Der namenlosen Gottheit ohnegleichen

In süßer Stimmung des Gemütes fromm.


- In meine Arme, Vielgeliebte, komm!

III. AN DEN LIEBLING

1
Schau, Gottes Freund, der junge David, der
War oft verliebt in viele schöne Frauen,
Der sprach dereinst im schönen Morgengrauen
Zu Jonatan: Mein Freund, ich lieb dich sehr,

Ich liebe dich, mein Freund, ich lieb dich mehr


Als alle schönen vielgeliebten Frauen,
Ich schenke dir im Ew’gen mein Vertrauen
Und dir, mein Liebling, meine Liebe schwör!

So, lieber Juri, also lieb ich dich,


Und deine Liebe ist mir wunderlicher
Als alle Frauenliebe dieser Welt!

Ist keiner doch als Juri königlicher


In meinem Herzen liebesköniglich
Und niemand so zu Gottes Dichter hält!

In Maienzeiten großer Liebesschmerzen


Um eine schöne, doch verschlossne Frau,
Da warest du mein Trost des Ew’gen, schau,
Mit dir konnt ich noch unter Tränen scherzen,

Als du dich angeschmiegt an meinem Herzen


Und schautest aus den Augenblumen blau,
Den blauen Himmeln ohne Tränentau,
Mit Seelenfunken drin wie Sternenkerzen.

Ob da im Morgengrauen graue Spinnen


Altweiberlich in feuchten Büschen hingen,
Wir spielten mit der lieben Sonne Ball!

Ich will nicht mehr nur aus verschmähtem Minnen


Den schönen, doch verschlossnen Frauen singen:
Mein Lieb, dir weih ich meines Liedes Schall!

Freund, naht der Herbst des Lebens, naht das Dunkel,


Da stürzen aus den Augen Tränenregen,
Da bist du mir der lieben Sonne Segen
Und strahlst im Herzen mir wie ein Karfunkel.

Dein Lächelblick, dein strahlendes Gefunkel


Weiß Licht von Gott in mein Gemüt zu legen,
Mein lieber Engel du auf dunklen Wegen,
Wenn wir in Wiesen gehen voll Ranunkel
Und wenn wir fröhlich klettern auf die Bäume
Und ich dich setze dann aufs junge Roß
Und dann dich füttere mit Zuckerkand,

Dann flüchten meine dunklen Trauerträume


Vor deinem Zauberstab, du Segenssproß,
Und lachen kann ich in der Liebe Land!

Du zeigst mir in den Wiesen grüne Tannen,


Gemeinsam hängen wir daran die Kerzen
Und goldne Äpfel auch und goldne Herzen,
Wir still uns auf den Nikolaus besannen,

Und wenn die Hühnchen braten in den Pfannen,


Dann wissen wir vom Nikolaus zu scherzen,
Der mag besonders liebe Kinder herzen,
Da weiß ich die Erwartungen zu spannen,

Dann kommt das Jesuskind durch den Kamin


Und legt Geschenke untern Weihnachtsbaum
Und steigt zum Himmel wieder heimlich still.

Dein Auge groß vor solchen Wundern schien


Und hielt den lieben Gott für schönen Traum,
Der dich wie eine Mutter lieben will!

Mein Liebling, wenn ich Angst vor Schmerzen hab,


Dann denke ich mit banger Seele an
Dein Angesicht, das ist mein Talisman,
Du lachst wie Auferstehung aus dem Grab!

Wenn mir das Schicksal wehe Schmerzen gab,


Dann trag ich es, mein Freund, als Gottesmann,
Weil ich im Weh an dich gedenken kann,
Weil du, mein Lieb, bist meiner Seele Lab.

Nun tret ich in das Offne, in die Sonne,


Ist alles überstanden, alles Härmen,
Mir ist als ob ich Juri danken solle,

Weil er mein Trost im Weh, nun meine Wonne,


Da will ich ihm die süßen Füße wärmen,
Die Engel spinnen dazu Lammeswolle.

6
Mein Liebling, du bist durch mein Lied bekannt,
Wir freuen uns an dir mit immer festern
Gefühl der Liebestreue, heut wie gestern;
Der Liebling, der bei Gottes Dichter stand

Als Engel Gottes in der Liebe Land,


Die beiden Sperlinge in Gottes Nestern,
Sie sind der Liebe Ruhm! Die schönen Schwestern
Beneiden mich um Juri vielbenannt,

Sie schreiben mir in schönen Liebesbriefen,


Die Frauen, die mit andern Männern schliefen,
O du mein Herzensdieb, ich deine Beute:

Dein Liebling weiß mit Liebe dich zu laben,


Ich möcht wohl auch solch einen Liebling haben,
Im Leiden Liebe und im Frieden Freude!

Sitz nachts ich melancholisch vor dem Wein


Und trink die Tränen meiner Traurigkeit
Aus tiefem Becher meiner Einsamkeit
Und lieg ich auf dem Canapee und wein

Und trink das herbe Blut der Liebespein,


Unglücklicher Verliebtheit stets geweiht,
Find keine Liebe ich in dieser Zeit
Und bin in dunkler Seelennacht allein -

Dann denk ich, Liebling, an dein Angesicht


Und schon getröstet ist die Bitternis
Und alles herbe Weh wird mir zur Wonne,

Dann geht in mitternächtlicher Finsternis


Statt müden Mondes auf die liebe Sonne,
Die Finsternis, mein Lieb, ist in dir Licht!

Schutzheiliger des Lieblings ist der Ritter


Sankt Georg, welcher tötete den Drachen,
Sankt Juri heißt er in den Slawensprachen.-
Der Held kommt in befreiendem Gewitter,

Befreit die Frauen aus Verbannung bitter


Und aus Gefangenschaften, Ungemachen,
Schenkt Kindern Afrikas zurück ihr Lachen
Und legt die armen Kinder an der Mütter
Vertrauensreichen Busen - wo auch du
So lang getrunken, du der Liebessatte
An Tröstung einer reichen Mutterbrust!

Sankt Juri, der für dich gebetet hatte,


Erbitte dir in diesem Leben Lust
Und in dem kommenden die ew’ge Ruh!

Die Weisheit Gottes hat als Kind gespielt


Vor Gottes ewiglichem Schöpferthron,
In ihr geschaffen Rose sind und Mohn
Und alles Wasser, das im Sommer kühlt,

Der Gott, nach dem mein Herz und Seele zielt,


Ist Mensch geworden in dem Gottessohn,
Dem Jesuskind auf Sankt Marien Thron.
Ich hab die Kindlichkeit des Herrn gefühlt

In meinem Herzen, Lieb, als ich dich sah


Vertrauensselig in der Mutter Arm
Gelegt an ihre reiche Mutterbrust -

Wie Jesus an Marien Busen ja


Getrunken hat; sie sah zu ihm voll Charme,
Weil Jesus war der Mutter ganze Lust!

IV. AN DIE MADONNA

O Gottesmutter, alle Frauen werden


Zu Müttern, die sie Söhne Gott gebären.
Hilf du mir, alle Mutterschaft zu ehren
Als Gottes Gabe: Fruchtbarkeit auf Erden.

Die Säuglinge mit süßesten Gebärden


Zu wilden Söhnen werden, die sich wehren,
Die kämpfen mit den Löwen und den Bären
Und gehn verloren aus den Hirtenherden.

Was wird es mir zur Last? Ich kenn die Frau


Als Jungfrau nur, als angesungne Braut.
Ich bleib allein zurück, der Eremit,

Der Dichter, der dich singt, die Blume blau,


Der dich allein auf deinem Monde sieht,
Allein dich makellose Jungfrau schaut.

Sie zahlen draußen alle ihre Zölle


An Mammon oder Aschera und Baal,
Sie wohnen alle in dem Todestal
Und stolpern über teuflisches Gerölle.

Es regnet Pech, als ob die Sintflut schwölle,


Und jeder Trank ist ekelhaft und schal,
Ums faule Aas kämpft Geier und Schakal,
Und meine Seele wandert in der Hölle

Und ruft zur reinen Jungfrau: Die du prangst


In Reinheit mit dem Zepter deiner Lilie,
Die Hölle wandle du zum Garten Eden!

Du wandelst meine Angst in Christi Angst,


Die Seelenangst der nächtlichen Vigilie,
Ich will wie Christus beten, beten, beten!

In meiner Seele ist es dunkle Nacht


Und Schweigen - niemand mit der Seele spricht,
Kein Mensch hat für die Seelennacht ein Licht,
So laut Frau Welt auch an dem Tage lacht,

In mir ist Stille, nur mein Dunkel wacht,


Ist nicht ein Stern und nicht ein Angesicht,
Mein Herz vor lauter Nacht des Lebens bricht
Und stürzt mit meiner Seele in den Schacht:

Da ist ein dunkler Raum, der Raum bist du,


Das Allerheiligste, der Seelengrund,
Da ist Geborgenheit in deinem Schoße.

Ich starb, das Wesen ruht in deiner Ruh


Und sinkt ins Ewige... mit süßem Mund
Küsst mich der Geist im Schoß der mystischen Rose!

Ist noch ein Mensch so einsam in der Welt


Und fürchtet sich wie ich vor seinem Schatten?
Was raschelt da: das Herbstlaub oder Ratten?
Ist es ein Engel aus dem Sternenzelt?
Mein Schiff ist in der Nacht am Riff zerschellt,
Wie tot lieg ich in Asphodelenmatten
Und weine in unendlichem Ermatten
Die Seele aus, die nichts in Armen hält!

Du sprichst zu mir: Ich höre deinen Jammer


Und kenne deine Not und Todeslust
Und sag dir meine treue Liebe zu -

Komm, hier ist eine warme, lichte Kammer,


Ein Lager da, da bette dich zur Ruh,
Da ruh als Myrrhebund an meiner Brust!

Die Straußin legt die Eier in den Sand


Und sorgt sich nicht, ob jemand sie zertritt,
Sie geht davon mit flügellahmem Schritt
Und fliegt nicht wie die Störche über Land.

Gott gab ihr Weisheit nicht aus seiner Hand,


Woran die Seele eines Küken litt,
Nahm Schicksalswind es in die Wüste mit,
Wo unbarmherzig war der Sonne Brand.

Vergißt auch eine Mutter ihren Sohn,


So wird der Herr nicht seinen Sohn vergessen
Und nimmt ihn auf an seiner Mutter statt.

Nun saug ich an der Brust und trink mich satt,


Jerusalem, auf deiner Schenkel Thron,
Maria, nie werd ich dir das vergessen!

Zwar liebte ich und sang in Minnesprach


Und war ein Frühlingssturm im Minnewerben,
In Linden liebe Namen einzukerben,
Und doch war Liebe das was mir gebrach.

Ist keine in des Herzens Brautgemach


Geblieben, da die Zeit sie all mit herben
Vergehn geholt, die Schönheit zu verderben,
Umsonst mein heißes Herz mir brach und brach!

Die Rosen welken und Zypressen modern,


Die Haut wird faltig und die Brust erschlafft,
Ich seh an ihnen nahn mein eignes Alter.
Du makellose Rose, ich dein Falter,
Im Tod noch unbesiegter Leidenschaft,
Marie, für dich sieh deinen Minner lodern!

Der Sommer war sehr heiß, da war ich bloß


Und nackt an meinem Leib von jedem Kleid,
Da sehnt ich mich nach Herbstes Dunkelheit,
Wenn Nacht geheimnisvoll, ein Garten groß,

Da Reben kommen aus der Erde Schoß


Und in Gedanken ruht die Einsamkeit.
Kommt meines Lebens Herbst, ists nun so weit?
Der Sommer meines Lebens freudenlos

Von unerwiderter Verliebtheit Minnen,


Wend ich mich nun zu deinem dunklen Glanz,
Du meiner Einkehr goldener Oktober.

Maria wartet meiner minnend innen,


Mein Rosenkranz ist der Sonette Kranz,
Und unter Tränen bin ich Minne-Lober.

Maria, o Geheimniskönigin,
Du bist der Mutterboden meiner Seele,
In den gesät die göttlichen Juwele,
Drei Schätze: Weisheit, Gottes Geist, Ich-bin!

Du meiner Seele Tempel und Gewinn,


Du Schatzhaus unter allem meinem Fehle,
Windkammer du dem Odem meiner Kehle,
In dir blüht Geist in mir zu Christus hin.

Von Fahnen und von Bannern du umschwungen,


Der Heerschar unbefleckte Führerin
Mit Siegerinnen-Fuß, du starke Frau,

Beschütze deinen Träumer, deinen jungen


Poeten! Leiden wird mir zum Gewinn,
Die Blume Gott beträuft mein Tränentau!

Ich, Gottesmutter auf dem Zionshügel,


Besiegle meinen Bund mit Torsten Schwanke,
Ich als die Lilie, als die blau und blanke,
Der Gottesschönheit unbefleckter Spiegel,

Umfange ihn mit meinem Schwanenflügel,


Gewiß, ich bin sein lieblichster Gedanke,
Ich bin sein Lied - für jedes Lied mein Danke,
Ich lege ihn auf Herz und Arm als Siegel.

Auf Erden bin ich ihm der Hoffnung Zeichen,


Verbindung ihm zu einem tiefen Glauben
Und Stellvertreterin der Gottesliebe.

Im Heimgang führ ich ihn zu Himmelreichen


Der Weisheit, wo wir turteln wie die Tauben,
Er eins mit mir Gott liebt, wie ich ihn liebe!

10

Ich bin vor lauter schwarzer Schwermut krank


Und einsam unterm unbesuchten Dach,
Die Stärke ist dahin, nun bin ich schwach,
Ich weine nur die dunklen Tage lang

Und weine alle Nächte weh und bang


Und sitz vor meinem Kelch der Tränen wach
Und mein Gebet ist nur ein Seufzer, ach,
Und Weise lehren: Sag fürs Leiden Dank.

Du aber, junges Mädchen, Jungfrau weiß


Wie eine Lilie aus dem Paradeis,
Zeigst deine Hand mit großem rotem Ring,

Die ich beringter Hand in Minne grüß


Und die holdselige zartminnig küss
Und Liebe dir im Flor der Tränen sing!

11

Wo euer Schatz ist, da ist euer Herze -


Und du, geliebte Herrin, bist mein Schatz!
Von lauter rotem Golde dein Besatz,
Die Füße dein als wie von goldnem Erze,

Geläutert Silber du, mit allem Schmerze


Geläutert, allerreinster Marmorplatz
Jerusalems, smaragdener Versatz
An deinem Thron, da leuchtet meine Kerze,

Du allerreinster Jaspis, reine Jade,


Du transparent wie Glas und wie Christall,
Du Siegelring aus allerreinstem Gold!
Mein Schatz bist du, du Schatzhaus aller Gnade,
Du Schoham-Edelstein vor Evas Fall,
Du bist mein Schatz, o Herrin, und mir hold!

12

Maria, hör, ich bin voll Traurigkeit,


So ohne Liebe waren meine Träume,
So kalt und feindlich alle dunklen Räume
Und selbst die Allerliebsten fern und weit.

Nun schleiert Nebeldunst die Morgenzeit,


Verhüllen feucht der lieben Sonne Säume.
Vor meinem Fenster stehen Friedhofsbäume
Und hüllen sich mit feuchter Trauer Kleid.

Ich denk an die Geliebte, muß mich sehnen,


Jedoch ich will nicht mehr um Liebe betteln,
Der Pfeil der Liebe bohrt sich ein mit Gift!

Maria, schau du meine Trauertränen,


Sie netzen die Sonette auf den Zetteln,
Die schreib ich dir mit feucht verwischter Schrift.

13

Du bist so schön, ich kann es nimmer sagen


Und singen auch nicht mit der Künste Kunst.
Im Kleid der Sonne du, ist alles Dunst,
Alleinzig du mein Trost in allen Klagen,

Du Himmelsleuchte mein in dunklen Tagen,


Du lächelst so bezaubernd voller Gunst,
Ich flieg als Taube auf, ich brenn in Brunst,
Dir meine Hand in Liebe anzutragen.

Ist alles Nacht, bist du der reine Mond,


Am schönen Morgen lächelst du als Sonne,
Du meine starke Fraue, bin ich bang,

Du Balsamstaude, die die Seele schont,


Betrübter Seele du der Wonnen Wonne,
Du all mein Liebeslied, du all mein Sang!

14

Es ist so schön, von dir besucht zu sein


Und anzuschauen deinen Glanz, den zarten,
Von Gott erleuchteten, auf alle Arten
Will ich dich feiern, Jungfrau, ich bin dein,

Maria, milde wie der Mondenschein


Und schön wie Morgenröte, sieh mich warten,
Nun nimmst du mich hinab zum Nußbaumgarten
Und schenkst mir deiner Granatäpfel Wein.

Du Kennerin des Herzens, wenn mich einst


Verlassen meine Mutter wird mich Waisen,
Treu bleibst du Jungfrau deinem Brautgemahl!

Wenn ich verlassen bin von Frauen, einst


Du dich als schöne Weisheit deinem Weisen
Und küsst mir auf das Mund das Minnemal!

15

Maria, wenn ich walle in der Wüste,


Im Tränengrund, im Todesschattental,
Zum Quellgrund wird durch dich das Jammertal,
Selbst wenn ich durch die Hölle wandern müsste,

Ist über mir das Sternbild deiner Brüste,


Und wenn ich waschen muß der Sünde Mal
Im Fegefeuer eins ums andre mal,
Du wirst mich leiten an der Wonnen Küste,

Empfangen wirst du mich, du Perlenpforte,


Du wirst mich in Jerusalem erwarten,
Die du mich selber heimgeholt ins Drüben!

Und dort sprichst du das Liebes-Wort der Worte


Und reichst des Leibes Frucht im Rosengarten:
„In Gottes Reich werd ich dich ewig lieben!“

V. AN JESUS

Wenn Gott in dir in meine Seele dringt,


In mich getragen wird durch deine Gnade,
Wie selig meine Seele süß dann singt
Und taucht jungfräulich aus dem Liebesbade!

In dir entspringt in meinem Herz ein Quell,


Ich ströme über Wasser ew’gen Lebens,
Das fließt in Gott zurück, kristallen-hell,
Die Werke meiner Nacht sind nicht vergebens.

Nur geistlich wirke ich und laß die Dinge


Und will mich auch noch selber ganz vergessen,
Um mich in Jesus zu verlieren, singe
Ich deine Lobgesänge unermessen.

In dir, mein Christus, will ich als dein Christ


Das Werk der Liebe tun, das Gottes ist.

O Wunder über Wunder, welch ein Wunder


Ist göttliche Vereinung mit der Seele!
Ich tauch zum Quell der Wonne selbst hinunter,
Ins Schatzgemach der göttlichen Juwele,

Ich tauche in dich ein und fließe über


Und fließe aus mir selber freudewonnig,
Und nichts genügt mir mehr als du, mein Lieber,
Du machst die Mitternacht der Seele sonnig!

Ich selbst bin mir auch selber nicht genug,


Die göttliche Barmherzigkeit allein
Ist höchstes Ziel von allem meinem Flug,
Ich bin nicht anders als in Gottes Sein,

Da Gottes lautrer Liebesquell fließt über


Und reißt mich in die Seligkeit hinüber!

Wie wollt ich um der Liebe willen doch


Von Allen Alles freien Willens leiden
Und gehn als Rind in deiner Minne Joch
Und mich an der Passion der Liebe weiden

Als am Martyrium der Minne! Weise


Mir sagen, wie ich noch an Menschen hänge,
Von denen ich zu leiden habe, leise
Erheben sie mich aus des Denkens Enge

In eine Freiheit, die weltabgeschieden


Von allem was Geschöpf, in Jesus ruht
Und findet Seelenruh und Herzensfrieden
In der Idee der Schönheit, Höchstem Gut,

Wo Friede mehr ist als der Liebe Leid


Und mehr als Minne Abgeschiedenheit.
4

Ich hatte eine Kreatur so lieb,


Daß ich mich ihr mit allem meinem Herzen
Als meiner Minne Abgott ihr verschrieb
Und fand nur Liebesleiden, Todesschmerzen!

Der Fürst des Friedens spendet mir den Frieden,


Zu ihm hinanzusteigen ohne Schuhe
Und Gott allein zu suchen, abgeschieden
Wird mir wie ew’ge Ruh die Seelenruhe.

Nun leb ich Gott allein, nun bin ich frei


Von der verfänglichen Verfangenheit
Und bin ich Jesu Frieden. Steh mir bei,
Erhalte meine Abgeschiedenheit,

In der ich deiner Liebe mich verschrieben,


Und lehre mich, in dir die Seelen lieben!

Der schnellste Adler, der zur Sonne trägt,


Und wahre Pegasus zum Gottesberg
Ist Leid, das Gott auf deine Seele legt,
Zu leiden wahrlich ist der Liebe Werk.

Ist nichts wie Leid so bitter wie die Galle


Und Anteil an des Meisters Bitternis,
Und doch singt in der Nacht die Nachtigalle
Aus Leid der Liebe von der Liebe süß!

Du bist so lieblich, aufgetaucht aus Wehmut,


Da du gekrochen in der Niedrigkeit,
Dir Heiligkeit gebären wird die Demut
Und dich erheben in die Göttlichkeit!

Die Kreuzesliebe bringt herbei das Leid,


Das Leid macht für die Liebe dich bereit.

Sei frei von aller Bindung an die Welt


Und einsam sei von Menschen deine Kammer,
Sei bilderlos dein Offenbarungszelt
Und laß dich nicht beherrschen von dem Jammer,

Laß nimmer dich den Zufall überwinden


Und nimmer auch die menschliche Gemeinheit,
Du sollst dich einzig nur an Jesus binden
Und dich vereinigen der Gotteseinheit,

Sollst deine Freiheit schenken nicht den Frauen


Und sind sie schön wie Eva war in Eden,
Sei frei, in allem Gottheit anzuschauen
Durch immerwährenden Gebetes Beten,

Dann führt dich Jesus in der Liebe Dreiheit


Der Einheit Gottes, da ist deine Freiheit!

Maria setzte sich zu deinen Füßen,


Denn Gottes Güte hatte sie erfasst,
Und ihre Seele voll war von dem süßen
Gott-offenbarenden, vertrauten Gast.

Maria hatte heiliges Verlangen


Und war erfüllt von suchender Begierde
Und wusste nicht: was wollte sie empfangen
Von dir, der Gottesschönheit Bild und Zierde.

Sie schöpfte nur aus deinen lichten Blicken


Und liebem Lächeln, das sie zärtlich kost,
O Jesus, wahrhaft himmlisches Entzücken
Und nicht von dieser Erde einen Trost.

Auch ich will wie die Lieblichkeit Marias


Belauschen alle Worte des Messias.

Die Weisen sagen, daß der Herr aus Huld


Den Menschen tue, wie sie es erbitten,
Ob einer Weisheit suche in Geduld,
Ob Trost in allem was der Mensch gelitten.

Was ich empfinde, Gott, was ich empfinde,


O Jesus, deine Liebe ists intim!
Laß lieben mich gleich neugebornem Kinde
Und feuriger als selbst die Seraphim!

Laß graben tief mich in der Weisheit Gruben


Und gib der Weisheit Honig mir als Speise,
Mach klug mich wie die sinnenden Cheruben
Und mach mich wie die Mutter Gottes weise!

Du willst mir geben, Herr, was ich begehre,


O Jesus, daß ich deinen Ruhm vermehre!

Du offenbarst der Seele dich als Weisheit,


Die mit der Seele sich vereinen will
Aus lauter Liebe in der linden Leisheit,
Ist nur die Seele hingegeben, still.

So bleibt die Seele in dem Irrtum nicht


Und auch das Dunkel macht sie nicht zuspott,
Versetzt die Weisheit sie ins innre Licht
Und läßt sie leben Seligkeit in Gott!

So Gott durch Gott erkannt wird in der Seele,


Die durch die Weisheit auch sich selbst erkennt.
In dieser Weisheit schließlich weiß die Seele,
Wie Gott im Geist vor lauter Liebe brennt!

Die Seele ruht an Gottes Schoß und Brüste


In deiner Weisheit, o mein Jesu Christe!

ZWEITE ABTEILUNG

ERSTER TEIL

Sophia ist der Name meines Herrn,


Des Vaters Weisheit, meine Schöpferin,
Zerbrochnen Herzen nah, dem Bösen fern,
Die Mutter des Geschaffenen: Ich bin!

Sophia ist auch die Erlöserin,


Erlösende Gestalt in Weiblichkeit,
Gefallener Natur Erstatterin
Und Wiederbringerin der Heiligkeit.

Sophia sendet ihren Geist, im Leid


Zu trösten durch des Kreuzes Imitatio,
Die Liebesflamme, deren Glut geweiht
Ich liebe Gott mit Emotion und Ratio.

Dreifaltig ist Sophia, aber nur


Von einer einig-göttlichen Natur.

2
O Schöpferin, du redest in dem Wind,
Den du gezeugt, des Windes Vater du,
Du sprichst im Sturm, es weht dein Wort geschwind,
Doch ist im Sturmesherzen deine Ruh.

Ich sehe auch den Immergrünen zu,


In denen deine Grünkraft pulst und bebt.
Erwacht im Frühling die Natur, im Nu
Ersichtbar ist, wie alles zu dir strebt.

Du bist die Weisheit, die die Fäden webt


Der Teppiche des Kosmos, Sternenbahnen
Und Sonnenbahn, die allem scheint, was lebt,
Den Kindeskindern aufstrahlt wie den Ahnen.

Dir, Schöpferin, gibt sichtbar die Natur,


Dir Unsichtbaren, kenntliche Kontur.

„Ich brauch die Katholiken, Evangelen,


Pfingstchristen, alle mit dem Geisteshauch,
Ich brauch sie alle, alle frommen Seelen,
Und dich, einsamen Beter, brauch ich auch.

Und ist die Kommunion auch nicht dein Brauch,


Ich habe Gnadengaben doch für jeden.
Zur Gottesmutter steigt der Weihe Rauch,
Ich seh dich allzeit beten, beten, beten.

Ich zeige seine Mutter dem Propheten,


Der Unsichtbares schon wie sichtbar schaut,
Die Königin der Musen dem Poeten,
Dir in der Nacht der Mystik deine Braut:

Denn Jesus führt den Beter zu Maria,


Maria ihn zur Göttlichen Sophia.“

Ist besser Tod, als so allein zu sein


Und bitter und so krank an dem Gemüt;
Das sagtest du, Sophia, mir so fein
In deiner Weisheit schönem Hohenlied.

Doch daß mir auch zum Trost die Rebe blüht


Und die Betrübten sich zur Tröstung trinken,
Wenn Wahrheit auf dem Grund des Bechers glüht
Und Trinker in der Liebe Kelch versinken!
Die Saiten auch am Saitenspiele blinken
Und Sänger singen schön von ihren Musen,
Die tiefgeschoßt aus weiter Ferne winken
Und rühren Minne auf im Sängerbusen.

So führst du durch die Nacht mich, Königin


Sophia, meiner Trauer Trösterin.

Gott Mutter, meine Mutter in dem Himmel,


An die ich glaube, die ich noch nicht seh,
Mein Friede mitten in dem Weltgetümmel,
Ich weih dir meiner Seele Leid und Weh,

Die Angst, das innere Gethsemane,


Der Einsamkeit unauslotbare Nacht!
Zerbrochnen Herzen schenkst du deine Näh,
Du dunkle Mutter, die im Dunkel wacht,

Wehst durch die Einsamkeit so leis und sacht,


Einwohnende Dreifaltigkeit! In Schmerzen
Hab ich als deine Menschheit mich vermacht
Dem mystischen Mysterium im Herzen:

Gott, Mutter, Weisheit, meiner Braut, geweiht,


Der Liebe – lebt in mir Dreieinigkeit.

Die Menschen glauben an die Menschenliebe


Und suchen in der Welt das Absolute,
Mir aber ist die Liebe Gottesliebe,
Der Heiligkeit Idee, das Höchste Gute.

Ich suchte auch mit Leidenschaft im Blute


Geschöpfe anzuschmachten, Ebenbilder,
Da ward mir aber elend gar zumute
Und meine Liebesleiden wild und wilder.

Die Weisheit Gottes aber mild und milder


Will für sich selber mich, wie ich es seh,
Daß ich mich schenke nicht an Schattenbilder,
Vielmehr der Liebe ewigen Idee.

Was Menschen scheint Enttäuschung und Verzicht,


Ich seh es anders, der Erwählung Licht.

7
Du schöne Weisheit, dir bin ich geweiht,
Dir schlacht ich der Gebete Opfer-Farren,
Du ziehst mich in die tiefe Einsamkeit,
Ich sitz auf Sternen, in die Nacht zu starren,

Alleine auf den Morgenstern zu harren,


Daß mir im Herzen aufgeht lichte Frühe.
Oft siehst du aber gehn mich zu den Narren,
Daß ich der tiefen Einsamkeit entfliehe,

So fliehe ich vor Gottes Gnade,- siehe,


Der Pöbel singt dem Satanas sein Lied!
Für Gott allein war Nikolaus von Flüe
Der Weisheit Gottes stiller Eremit.

Verzeih mir, Weisheit! Frauen herrschen herrisch


Und der verliebte Pilger wird gar närrisch.

Maria, deiner tiefen Einsamkeit,


Als du die Gottgeburt allein getragen,
Der tiefen Einsamkeit bin ich geweiht,
Dem Schoß der dunklen Nacht, nicht auszusagen.

Du kennst das Schwert der Schmerzen, kennst die Klagen,


Durchbohrte mit der Schärfe eines Schwerts,
Den Tiefsinn kennst du und die Gottesfragen,
Den Pfahl im Fleisch, der Dornenkrone Schmerz.

Wie tief, Maria, ist, wie tief dein Herz!


Es hörte, wenn ich aus dem Abgrund riefe,
Es zieht mich aus dem Abgrund himmelwärts,
Weil meine Tiefe eins mit deiner Tiefe

Und deine Tiefe als der Seele Gut


Im tiefsten Grund der Tiefe Gottes ruht!

Sag mir, Sophia, bist du Licht und Freude,


Bist du der Liebe Charme, die Heiterkeit,
Bist du Gespräch im Kreis der frohen Leute,
Bist du die leichte, freie Sinnlichkeit?

Sag mir, Sophia, bist du Nacht und Leid,


Die Schwermut und der Tiefsinn, dunkle Tränen,
Die Nacht der Läuterung und Einsamkeit,
Die Wehmut und das hoffnungslose Sehnen?
Du bist die Nacht, in der Gebete stöhnen,
Du bist die Trauer und der Trost der Trauer,
Du bist die Ahnung und das weise Wähnen
In Einsamkeit und schwarzer Schwermut Schauer.

Du bist das Kreuz! Du bist in Leid und Nacht,


Da drüben mir die Braut der Hochzeit lacht.

10

Reißt dich die Närrin hin im Kreis der Narren


Mit ihrer Lieblichkeit, dem Anmutwesen,
Ein dummes Ding, du stehst, sie anzustarren
Und wirst zum Trinker an der Torheit Tresen –

Wohl dir, hast du im Rosenkranz gelesen!


Großmutter hütet dich als sel’ger Geist
Und deine Schwester auch ist da, Theresen
Dir leise Wege aus der Torheit weist.

Wenn dich die Nacht mit bitterm Tranke speist


Und mitleidvoll der Himmel weint den Regen,
Dann winkt die Gottesmutter dir, du weißt,
Was auch geschieht, du stehst in ihrem Segen.

Dann ruft dich Gott inmitten der Umnachtung


Zur mystischen Union aus Selbstverachtung.

11

Ein Bettler war ich und ich warb und warb


Um des Geschöpfs erbärmlich kleine Minne
Und dürstete, verdurstete und starb
Und trat hinüber in die Nacht der Sinne.

Brosamen fallen nicht vom Tisch, beginne


Ich vor der Frau zu winseln wie ein Hund,
Ich hungere, verhungere, gewinne
Nur Schmerzen! Von dem Schwert die Seele wund

Tret ich hinaus in Nacht und Dunkel und


Ergebe meines Schicksals dunklen Wandel
Der Gottesmutter. Meines Todes Stund
Geborgen unter ihrem Himmelsmantel,

Erfahre ich in Einsamkeit den Kuß


Des Geists, der Gottesliebe Überfluß!
12

Geheimnisvolle Weisheit webt mich ein


In das Mysterium der Liebesnacht,
Ich sinne einsam und allein beim Wein,
Wie Gottes Geist Maria Gott gebracht.

Ich schlafe unter diesem Bilde sacht,


Wie keusch Maria in dem Schoß empfangen,
Wie ihr im Schoße Jesus auferwacht
Und in Maria Menschsein angefangen.

Wie glühen keusch die schöngewölbten Wangen


Und heben sich dem Bräutigam die Brüste,
Wie wallen ihre Haare, ihre langen,
Die liebevoll verschleiern werden Christe!

Ich denke an die Brautnacht, heimlich, süß –


Marien Schoß ist Gottes Paradies!

13

Allweisheit, Mittlerin der Gottesliebe,


Von Liebe urgezeugt in Ewigkeit,
Du lichter Spiegel ohne Fleck und Trübe,
Das All in dir geschaffen, Raum und Zeit,

Bist ausgegossen in die Schöpfung, breit


Und tief erfüllst du alles, was da scheint,
Der Menschheit hast du dich in Menschlichkeit
Im Fleisch und Blut des Menschensohns geeint,

Erlöserin vom Tod, dem letzten Feind,


Führ ein uns in der ewgen Liebe Macht,
Wenn Jesus Christus freit die Brautgemeind,
Allweisheit, ist es deine Hochzeitsnacht!-

(Dir weih ich meine Lieben, die Verlornen,


Die Frau, die Zwillinge, den Erstgebornen.)

14

Das Wesen meiner Frauenliebe ist


Zuerst Verliebtheit in ein hübsches Ding,
Da wünsch ich mir, daß sie mich einmal küsst,
Begehre, daß ich tiefer in sie dring,

Sie wird zur schönen Minne, die ich sing,


Sie stammt aus alter Zeit, ist meine Wonne,
Daß ich in Eros‘ Glut mich um sie schwing,
Sie bleibt versiegelt, bleibt verschlossne Bronne,

Sie wird zur Mondin, meines Dunkels Sonne,


Bis sie als Königin des Weltalls kreist,
Zum Schleier wird der himmlischen Madonne
Und in der Seele Nacht der Liebe Geist

Und wird zum Sakrament und Spiegel Gottes –


Bis ich erlieg dem Bittern ihres Spottes!

15

Das Schicksal hat mich in die Nacht geführt,


Das reine Schicksal aus der Gottheit Hand,
Sie weiß, die Gottheit, was mir hier gebührt,
Ich starre in das Dunkel unverwandt,

Allein, allein, als niemand bei mir stand,


In meinem Fleische ist es wie ein Mord,
Martyrium in meiner Seele eingebrannt,
Vom Schwert der Schmerzen scharf mein Herz durchbohrt!

Da niemand mit mir spricht, bin ich das Wort,


Da Menschen mir verstummen, bin ich Klang,
Da hier mich niemand liebt, so lieb ich dort
Und sing auf Erden schon den Lobgesang

In undurchdringlicher Nacht so tief und dicht –


Sind mir Marien Augen einzig Licht!

16

Wer die Passion von Jesus Christus sieht,


Sieht die Passion Mariens ebenso.
Sie nahmen dir den Mantel, Sulamith,
Als vor dir starb die Weisheit Salomo!

Ich könnte dich nicht leiden sehen, wo


Ich nicht vermöcht zu eilen dich zu trösten!
Ich wünsche dich glückselig, lebensfroh,
Im Himmelsglücke der Voraus-Erlösten.

Du littest, leise sich die Tränen lösten


Aus schwermutvollen schwarzen Augen los.
Gott starb – du starbest mit den Tod des Größten
Der Menschen, lag er tot in deinem Schoß.

Nun schau mit deinen Augen voller Schwermut


Und Trost in meine Seele satt an Wermut.
17

Den bittern Schierlingsbecher der Erfahrung


Gab Gott mir mehr als Wein der Weisheit je,
Den Zornkelch der geheimen Offenbarung
Goß Gottes Ingrimm über all mein Weh.

Im Wein der Weisheit aber Wahrheit seh


Ich tief, ekstatisches Mysterium,
Wie Jesus Mischwein trank mit Magdalee
Und gab des Blutes Evangelium.

Der Tor hat recht: der Wein macht Dumme dumm.


Der Liebende wird trunken tiefer leben!
Des Weinstocks ururaltes Heiligtum
Speist alle Mystiker als seine Reben.

Und mischt die Träne sich mit rotem Wein,


So wird die Seele eins dem einig Ein.-

18

Die Menschen sagen: Du kannst dich entscheiden


Und dir das Leben froh-gesellig machen
Und einsam auch, du kannst am Leben leiden
Und fröhlich aus der Lust am Leben lachen.

Das ist wohl wahr. Die Menschen heiter sprachen,


Sie suchten dieses Lebens Fröhlichkeit,
Die Flamme ihres Lebens zu entfachen
Und hinzutanzen voller Heiterkeit.

Wie geht es mir? Willkommen sei das Leid,


Es löst mich von der Erde eitlem Reiz,
Willkommen sei die tiefe Einsamkeit,
Martyrium des Herzens, Nacht und Kreuz!

Das Leichte weise ab, das Schwere wähle –


Stirb! So wird dir Glückseligkeit der Seele!

19

Zweitausend Jahre lang die Rede geht


Von Gott dem Vater, Sohn und Geist. Und keiner
Sprach von der Mutter Ruach, Wind, der weht,
Der Mutter Gott, der Weisheit, ewigreiner.

Nun red ich von der Mutter als ein Kleiner,


Vom Mutterschoße der Barmherzigkeit,
Da sagen Fromme mir, dem armen Weiner,
Wie Mutter ist und Vater Gott und weit

Noch über das hinaus, der Weisheit Kleid


Ist Er, der Menschensohn. Mir aber scheint,
Daß ich bin Gottes Mutterschaft geweiht,
Der bräutlichen, der Gottheit bin geeint!

Ein Herzensweiser tröstet ohne Spott:


Maria zeigt den mütterlichen Gott.

20

Anbeten ist das Höchste nicht, anbeten


Kann ich die Jungfrau in der Sonne Glanz,
Die auf dem Monde steht (was Exegeten
Auch anders sagen), sie mein Rosenkranz,

Madonna und Geliebte mir, im Tanz


Des Paradieses meine Sulamith,
Anbeten kann ich sie, die Jungfrau. – Ganz
In Nacht versunken meine Seele sieht

Herrn Jesus, sichtbar unter meinem Lid,


Die Seele meiner Seele, Gott und Herr!
Kein Leiden mich von seiner Liebe schied,
Vielmehr: Der Herr ist ich und ich bin Er!

Anbetung Lieber Frau, Begeisterung,


Führt in die mystische Vereinigung.

21

Du Mutterschoß, in dem ich neu geboren,


O Schoß, nachdem ich tief in dir begraben,
Als Gott mich in der Taufe auserkoren,
Mich mit des Geistes Siegel zu begaben,

O Jungfrau, du mit Haaren schwarz wie Raben,


Ergeben bin ich deiner Liebesmacht,
Wie Honigbienen wohnen in den Waben,
So lebe ich in deines Schoßes Nacht,

Unendlich ist die Nacht, die Jungfrau wacht,


Ich wähl des Schoßes Nacht in freier Wahl,
Weil mir dein Schoß das ewge Heil gebracht,
Vereinigt mit dem göttlichen Gemahl –

In süßer Brautnacht, tief in deinem Schoß,


Ich bin ein Gott in dir, ganz makellos.
22

Du bist die Kraft, die Ewige, Ich-bin,


Du hälst das All in deiner rechten Hand,
Des Himmels und der Erde Herrscherin,
Allmächtige Gottheit, vielen unbekannt,

Du bist die Weisheit, in die Welt gesandt,


Zu siegen über Sünde, Teufel, Tod,
Du gibst den Frieden über den Verstand
Und Liebe als das ewige Gebot,

Du bist die Minne, Feuerflamme rot


Und goldenes Gewölk der Herrlichkeit,
Du Trösterin in aller Lebensnot
Und Führerin ins Reich der Ewigkeit:

Göttliche Gottheit, ich bin ganz der Deine,


Dreipersonale Herrin, einig Eine!

ZWEITER TEIL

O Jahwe! Schaffe mir der Lippen Frucht


Und reinige die Lippen und das Herz,
Gib mir den Wortgehorsam und die Zucht
Und nimm dich gnädig an der Reue Schmerz.

Purgiere Gold aus meines Lebens Erz


Und mach den schwachen Glauben mir gesund,
Zieh alles Irdische mir himmelwärts
Und schließ mit deinem Kind den neuen Bund.

Es küsse mich dein Geist, daß Honigmund


Der Gottheit meine Sängerlippen sind,
Versöhne mich mit deinem Herzen und
Nimm an den Abgeirrten neu als Kind,

Und laß mich schaun im Traume deine Klarheit,


Der Weisheit Gottheit du, der Gott der Wahrheit!

Die heiligen Propheten, deine Priester,


Die herzensweisen Väter raten mir,
Der Geist durch ihre Weisung mir erschließt er
Die Mutterliebe Gottes! Lob sei dir,

O Gottheit, Offenbarte, auf den vier


Cheruben, die dich dreimal heilig preisen!
Du bist im Tempel gegenwärtig hier
Und redest durch das Wort der Herzensweisen.

Zum Göttlichweiblichen den Weg zu weisen


Erschloß der Geist der Weisheit mir den Sinn
Und säuselt wie ein Hauch mit sanften leisen
Wegweisungen: Ich bin so wie ich bin,

Ich offenbare dir mich in dem Ave


Maria als die Schöne Liebe: Jahwe!

Dich, Schöne Liebe, sing ich, Ewigvater


Mit einem Herzen voller Mutterliebe,
Du mütterlicher als die Magna Mater
Und reiner als die Göttinnen der Triebe,

Erleuchtung meiner innerlichen Trübe


Und meines Chaos Ordnerin, du Taube,
Wenn ich anbetend meine Arme hübe
Zu falschen Göttinnen, die ich nicht glaube,

Du wiesest mir der Wahrheit Weg! Erlaube,


Daß ich dich, Gottheit, Schöne Liebe, preise
Und trunken von der Liebe und der Traube
Bekenne dir Bekenntnis wie der Weise:

Das Ewigweibliche zieht uns hinan –


Ins Göttlichweibliche den Gottesmann!

Ursprünglich ist das Weibliche in Gott


Und darum bin Gottmutter ich geweiht,
Und widersagend allem Heidenspott
Ich glaub die Heiligste Dreifaltigkeit:

Die Schöne Liebe mit dem Herzen weit


Und voll der Weisheit schöpferischem Geist,
Ihr Mutterschoß ist die Barmherzigkeit,
Die wahre Weisheit Glaubenswege weist.

Das Wort der Weisheit sei mir hochgepreist,


Das Buch der Weisung ist der Weisheit Schrift,
Der Weisheit Weisung meine Seele speist
Mit Honig,- aber auch mit Schierlingsgift!

Dann schreiend fleh ich zu Marien Throne:


Entzücken aller Erd, der Schönheit Krone!

Fürwahr, ich war im Tempel Salomos


Und lebte in der Gottheit Heiligtum
Geborgen wohl wie in Marien Schoß
Und sang dem auferstandnen Meister Ruhm

Nach dem Johannes-Evangelium,


Wo Thomas‘ Hand an Christi Leibe ruht.
Ich war ein Myste im Mysterium:
Der Gottheit Gegenwart in Fleisch und Blut,

In Brot und Wein einwohnend Höchstes Gut –


Vermählt ich meine Seele dem Messias,
Mysterien-Messias! Gnadenflut
Ergoß sich göttlich in den Schoß Marias,

Die ich als Inbegriff der Seele sah,


Der Braut des Christus, mea anima!

Ich betete die Schönheit an, die Liebe,


Wie hoch sie durch den dritten Himmel geht,
Die hohe Herrscherin der Lebenstriebe
Und Hörerin von bittendem Gebet,

Ich betete im Geist, im Wind der weht,


Und in der Wahrheit an die große Gnade,
Das göttliche Erbarmen, Qualität
Der Gottheit! Siehe, Jungfrau, rein wie Jade,

Der Gottheit Schoß, der Weisheit Bundeslade,


Du bist die Mutter der Barmherzigkeit
Und Königin der Schönheit! Aus dem Bade
Der Liebe neu geboren und geweiht

Ich Sohn, Geliebter reiner Jungfrau bin,


Des dritten Himmels Himmelskönigin!

7
Du Allerheiligste Dreifaltigkeit,
Einwohnend meine Herzenskönigin,
Des innern Tempels Tor sei hoch und weit
Geöffnet dir! Erscheine, Gottheit, in

Dreifaltigen Aspekten als Ich-bin!


Der innern Mutterheimat Mutter du
Und die Gemahlin meinem innern Sinn
Und Odem meines Odems, meine Ruh!

Dir ströme alle meine Liebe zu


Und eine sich in deinem Schoße mild
Der göttlichen Natur! Und was ich tu
Und sinn und singe jedem Ebenbild,

Sei Tat, Gedanke, Lobgesang geweiht


Dir, Innewohnender Dreieinigkeit!

Ecclesia empfing mich in dem Schoß


Und siegelte mit Salböl meinen Geist,
So gleicht sie ja, Sophia Salomos,
Der Myrrhe, wird als Narde auch gepreist.

Die Geisteskraft, die mir die Wege weist,


Ist Ruach, glänzend wie des Salböls Glanz,
Sie nimmt mich an der Hand, die Mutter heißt,
Grüßt minnig mich und tanzt mit mir den Tanz

Und tanzt mit mir den Hochzeitstanz! Und ganz


Schön seh ich Mahanajims Sulamith,
Maria mit dem goldnen Rosenkranz,
Und Arm in Armen tanzen wir zum Lied

Der Liebe zu dem Göttlichen, dem Kind,


In dessen Liebe wir vereinigt sind.

Bei deinem ersten Kommen, Jungfrau rein,


Du warest meiner Seele Ideal,
Im weißen Linnen gingst vom Himmel ein
In meiner Seele innern Hochzeitssaal,

Ganz Makellose, ohn des Makels Mal,


Mein Lobpreis, meine Liebe und mein Lied,
Du meine Braut und ich dein Brautgemahl,
Ich Salomo, du meine Sulamith!
Beim zweiten Kommen meine Seele sieht
Dich als platonische Urania,
Madonna, Empyreums Reichsgebiet
Dein Reich, das Reich der Sapientia,

Der Mutter Chochmah und der Braut Sophia,


Ihr unbefleckter Spiegel du, Maria!

10

Weil Lukas Grieche war, so liebte er


Der Liebe und der Schönheit Königin,
Sang: Ave Stella Maris du vom Meer
Genezareth! Und gab der Schau sich hin

Der Königin der Weihnacht, die „Ich bin


Die Schöne Liebe“ uns zum Heil geboren,
Er sah sie an mit liebetrunknem Sinn
Als Königin der Männer auserkoren,

Die Sie erlöst, die waren einst verloren,


Die Mutter mit dem Sohn! Die schimmernd strahlte
Verklärter Schönheit! Zum Gebet der Horen
Die Grieche Lukas die Maria malte,

Die zyprische Madonna, Stella Maris,


Das schöne Spiegelbild der Gottheit Charis.

11

O Charis, Qualität der Gottheit du,


Charme, Schönheit, Gnade, Huld, Barmherzigkeit!
Dir, Charis, wend ich meine Armut zu,
Dir Retterin aus gnadenloser Zeit!

Ganz heilig, himmlische Gerechtigkeit


Bist du! Ich bin ein Sohn von Menschen nur,
Du aber göttlich! Dir bin ich geweiht
Und pilgere auf deines Pfades Spur,

Allschenkende! Der menschlichen Kultur


Schenk du den Frieden, Friedenskönigin!
Und laß an deiner göttlichen Natur
Den mystischen Anteil haben meinen Sinn!

Und schenk mir, Charis, die du göttlich-keusch,


Einswerdung mir mit deinem Blut und Fleisch!

12
Anbetung dir, Sophia in dem Brot,
Anbetung dir, o Logos in dem Wein!
Nicht Ceres und Dionysos entbot
Ich meinen Gruß, doch soll erinnert sein,

Daß wir Mysterien begehen! Dein


Die klugen Jungfraun-Bräute sind, Messias,
Mich aber lädt zum Mahl der Hochzeit ein
Die fleischgewordne Gegenwart Sophias!

Das Lob der Lamentationen Jeremias


Der Krone aller Schönheit, voll der Gnade,
Gesungen sei der Glorie Marias,
Dem Tabernakel und der Bundeslade,

In deren Schoß geborgen, heilig-keusch,


Der Weisheit Blut als wie des Wortes Fleisch.

13

Mitschöpferische Chochmah, meine Braut,


Dein Odem ist des Tempels Seele, rein,
Wir haben in dem Fleische angeschaut
Die Gegenwart der ganzen Gottheit dein!

Dann gingest du in meine Seele ein


Im Brot der Einsicht, der Erkenntnis Trank;
Dein Brot ward Fleisch, zum Blute ward dein Wein,
In meine Seele deine Gottheit sank!

Dir, Gottheit Jahwe, dir den Lobgesang,


Die du geschenkt der Weisheit Trank und Speise!
Wir sagen in der Kraft der Ruach Dank
Und bitten: Mach uns Menschen herzensweise!

Wir bitten dich als deine Freier fromm:


Sophia, zu der Hochzeitsfeier komm!

14

Es spiegelt sich in meiner Anima


Marien Bild, die innere Idee,
Die einst ich auch in der Geliebten sah
Und nun allein in meinem Innern seh;

Erwacht dereinst als Jungfrau, rein wie Schnee,


Sie machte himmlisch meiner Seele Sinn,
Sie war dann in der Minne Pein und Weh
Weltinnenraumes dunkle Königin;
Erweckt von ihr, der ich gewidmet bin,
Durch Mittlerschaft des Fraulich-Leiblichen,
Führt mich die Innere Maria hin
In die Idee des Göttlich-Weiblichen.

So durch die Frauenminne führt Marie


Mich zu Ich-Bin: Ist meine Gottheit, Sie!

15

Die Mutterliebe Gottes anfanglos


Und Urgrund ihrer selbst in Ewigkeit
Gebar als Schöpferin aus ihrem Schoß
Die Jungfrau Weisheit voller Herrlichkeit,

Zu lieben sie, zu lieben all bereit,


Zu lieben die, die die Geliebte war
Und ist und sein wird, ewig gottgeweiht.
Die Liebe aber zwischen diesem Paar

Ist Geist der Hochzeit, Gottes Eros, gar


Die Minnemystik der Vereinigung,
Der Liebenden und der Geliebten wahr
Und gut und schöne Liebe, ewig jung.

Die Liebende, Geliebte und die Liebe


Ist Gottheit, Schöne Liebe, die ich liebe!

16

O Gottheit Jahwe, Schöpfungs-Schöpferin


Im Anbeginne du und fort und fort,
Des Weltalls Mutterschoß und Königin
Des Universums und der Wesen Hort!

Mitschöpferin, o Chochmah, durch dein Wort


Ist in dir die Natur, der Mensch gestaltet,
Zeitzyklen all in dir und aller Ort
Und alles was lebendig sich entfaltet!

Durch dich, o Ruach, Geisteskraft, die schaltet


Im freien Willen, menschlichem Gewissen,
Du schöpferische Kraft, die nie veraltet,
Von der nur Weise, Eingeweihte wissen!

Materie und Energie sind auch


Gott-Schleier und der Mensch aus Lehm und Hauch.
17

Du schöne Liebe, würdig, angebetet


Zu werden als Liebhaberin des Lebens,
Dein Priester von der Leiblichkeit mir redet
Und der Sinnhaftigkeit des Erdestrebens,

In Liebe allen Lebens, allen Webens


Sinnhaftigkeit beschlossen ist durch dich,
Dein Ja zum Leben! Darum nicht vergebens
Ist dieser Tag, den du gemacht für mich,

Daß ich im Fleische leb und wese, ich


Dich lobe und die Wunder dieser Erde,
Daß ich, wie liebe Frauen freuen sich,
Mich freu und segne gnädiger Gebärde

Den Tag der Liebe, den mein Gott gemacht,


Den Tag der Liebe und der Liebe Nacht!

18

Die Gottheit Jahwe führt mich in die Wüste


Und spendet ihre Liebe, ihre zarte
Huldreiche Minne! Aber ich, ich büßte,
Daß ich sie nannte heilige Astarte,

Weil mich der Liebreiz schöner Frauen narrte


Und ich im Traum die Schamerfreute küsste
Und mit dem Winken meiner Wimpern starrte
Der Frau auf ihre fruchtbarreichen Brüste.

Nun einsam! Fern der leichten Lebenslüste


Und Orgien der Tempel-Hierodulen,
Die Schöne Liebe von der Wonnen Küste
Erkor mich mystisch zum Gemahl und Buhlen!

So fern den Frauen bin ich Minnesklave


Der Schönen Liebe, meiner Gottheit, Jahwe!

19

Fürwahr, allüberall die Erd ist trocken


Und einzig feucht des reinen Lammes Vließ,
Ich mein die Jungfrau! Läutet alle Glocken,
Weil sie, die Jungfrau, ist im Paradies

Aus Gnade Göttin! Gütig, mild und süß


Und in Mysterien der Gottheit weise!
Die sie mich in der Weisheit unterwies,
Daß ich nicht nur die Frau als göttlich preise,

Daß selber mir die Gottheit, die allweise


Allschöpferin, Erlöserin und Herrin,
Mir zur Geliebten wird, die liebend, leise,
Sanft liebend, herrlicher als jede Närrin,

Die wahre Liebe meines Lebens ist,


Da eins die Schöne Liebe und der Christ!

20

Aus deinen Brüsten trink ich Milch und Wein,


Den beiden Brüsten beider Testamente,
O Mutter Christus! Lehr mich, der ich klein
Mich zu der großen Gottesmutter wende,

Anstaun der Makellosen heilig Ende


Und anerkenn die Himmelskönigin!
Leg mich vertrauensvoll in ihre Hände,
Gebettet zwischen ihren Brüsten bin!

Ich wende mich zur Braut, zur Taube hin,


Der Meergebornen, gütig, mild und süß!
Mein Liebestod, mein ewiger Gewinn,
Mein Garten Eden, Gottes Paradies!

Ja, Gottes Braut, ja, Gottes Mutterschoß!


So groß ist Unsre Frau von Ephesos.

21

O Jahwe! Laß mich trinken deine Brüste


Und schaukle selig mich auf deinen Schenkeln
Und traue dich mir bräutlich in der Wüste,
Wiewohl ich nicht die Heiligkeit von Engeln

Zu eigen hab und unwert bin, den Senkeln


Der Weisheit nur die Knoten aufzulösen,
Ich bin nur einer von den armen Enkeln
Der Urgroßmutter Eva, ach vom Bösen

Versucht gar oft und von den Dirnenschößen,


Nicht wert, daß meine Sünder-Seele schaut
Die bloße Gottheit! Liebe ist dein Wesen
Und so verwandelst du dich mir zur Braut

Und auserwählst mich aus vieltausend Seelen,


Im ewgen Bunde dich mir zu vermählen!
22

Am Gottesthron Fontana Amorosa


Wird Liebe fluten! Ihre Apotheose
Bejuble ich der Mater Gloriosa,
Der Himmelskönigin, der Mystik Rose,

Aus Gnade Göttin, in der Metamorphose


Durch göttlicher Natur Verklärungskraft!
Ich ruh in ihr, ich ruh in Gottes Schoße,
Dazu der Geist der Jungfrau Schoß geschafft.

In Übersinnlichkeit der Leidenschaft


Unsterblicher Seele ewgen Pneuma-Leibes
Bin ich von Wollust-Wonne weggerafft
Durch gottverklärte Glorie des Weibes

In tausend trunken Küssen der Maria –


Vereint dem Jungfraunspiegel der Sophia.

MINNE

HONIGMOND

Wohl schrieb ich schon, o Freundin, von der Jugend


Und ihrem honiggoldnen Paradies,
Doch in Erinnerungen Freuden suchend
Gedenk ich wieder dein, denn du warst süß.

Du tratest wie ein Licht des Himmels ein


In meine traurige, in meine Nacht,
Wie eine Göttin du im Glorienschein
Du tratest in die Seele selig-sacht.

Dann schwandest wieder du als wie ein Traum


Und mir blieb nur der Sehnsucht süße Träne,
Gebannt von der Bezauberung Magie.

Du, Schöne, bist geboren aus dem Schaum


Der Fluten, wo Paris durchströmt die Seine,
Geliebte, Notre Dame de Clichy!
2

La France! Betret ich deinen Mutterboden,


Dann werde ich die Jungfraunerde küssen!
Einst sang ich dir der schönen Liebe Oden
An deinen Meeresbuchten, deinen Flüssen;

Nun sing ich dir das Lied der Mnemosyne


Als der Erinnerung ans Paradies.
Orange! Ewige Tragödienbühne
Sah die Passion der Jungfrau! Todschön, süß

War ihrer Wangen purpurrotes Sterben


In keuscher Scham auf weißem Mondgesicht.
Wir denken dein beim abendlichen herben
Bacchantischen Gelage. Alles spricht

In des Erinnerns festlicher Begehung,


Versunkene, von deiner Auferstehung!

Weingärtner fahren durch das Abendland


Und suchen für die Ernte fromme Hände.
Der Sonne weißes Feuer ist entbrannt
Sehr fruchtbar überm trunknen Weingelände.

Wir aber tanzen mit dem Pilgerfuße


Und mit der Venusmuschel an dem Hut
Im Benedeien unsrer Göttin Muße
Ans Mittelmeer und seine milde Flut.

Wir gingen durch das Tor von Montpellier


Zum Lyoneser Golfe. Gleich der Frucht
Des Lebens lagst du prangend an der See,
O Meergeborne, an der Meeresbucht,

Vom Licht des sommerlichen Südens schwer,


Wohl bei Les-Saintes-Maries-de-la-mer!

Was hat Kyrill zu schaffen denn, der Slawe,


Mit deinem Goldenen Äon, La France?
Was Venus, Juno und Minerva Ave
Singt der Poete aus der Renaissance

Britanniens im Gelobten Land der Franken?


Weil wir im Mittagsschatten uns bemühn
Um Fruchtbarkeit im Reiche der Gedanken!
Nachts aber trinken wir im Clair de la lune

Das Licht des Himmels! Mildes Sommerwetter


Sah Luna in dem Bett des Himmels dösen,
Da seligtrunken sie vor Wonne schwieg.

O Jugendland, da erzarchaisch Götter


Dir lächelten, glückselig und antik,
Begehrtest du: die Liebe soll dich lösen!

Gott hat gebauet trunkene Gelände,


Wo fruchtbar ist die pralle Rebe schwanger!
Wir tanzen sommerlicher Sonnenwende
In Bacchanalien übern grünen Anger,

In Prozessionen für Dionysos


Mit süßem Brot und Freudenbringer Wein!
Natur eröffnet ihren Gnadenschoß
Und Geister wallen um das Felsgestein

Und Echo und Narzissus lieben sich


Zum heimlichen Gesange der Zikade,
Die Muse tritt zum träumenden Arion.

Da die Geliebte schläft allein, bin ich


Vom Himmel inspiriert und Geistesgnade:
Die Jungfrau lacht dem pilgernden Orion.

Archaischem Idole warst du gleich,


O Freundin, aber doch von Fleisch und Blut,
Ein Weib in Wortes Vollsinn, warm und weich,
Ein schönes Ebenbild dem Höchsten Gut!

Endymion von Karien auf Latmos


Die Göttin schmeckte in des Kusses Wonne!
Der Seher aber wanderte nach Patmos
Und sah die Jungfrau im Gewand der Sonne!

Weisheit in künstlerischer Architektonik


Ersonnen hat der Rebenhügel Kranz,
Das Paradies, da Sie Ihr Wort gesprochen!

Wir feiern Weisheit nun bei Milch und Honig


Und tanzen weinestrunken Freudentanz,
Da du das Innere des Brots gebrochen.-
7

Wir badeten in einem grünen See


Zur Reinigung vor einem weißen Felsen
Und ruhten in des Sandes lichtem Schnee.
Einmal das ganze Leben umzuwälzen

Ruft Gott uns ins Mysterium der Nacht,


Wo in der Ferne locken Freudenfeuer.
Die Nacht in ihrer mütterlichen Pracht
Barg uns im Mutterschoße ungeheuer.

Da ich das Göttliche gesucht, ersehnte


Die Himmlischen mit ihren Geistesgaben,
Ob Gott, der alte Gott in mir beginnen

Ein ewges Leben wollte – Dunkel dehnte


Die Nacht sich wundersam, da Engel haben
Gesagt zu mir: Das Göttliche ist innen!

BEKEHRUNG

Ich habe Gott gefunden, Jesus! Ich


Befreit ward aus ägyptischem Gefängnis,
Als Anna Katharina Emmerich
Geweissagt von der Lieben Frau Empfängnis

Im Lichte durch den Gruß von Gabriel:


Gegrüßet, Jungfrau! bist von Gott erkoren!
Da sie in Bethlehem in dunkler Höhl
Als unverletzte Jungfrau hat geboren

In Armut unsern armen Jesu Christ,


Ein nacktes Kind lag Gott im Krippenstroh,
Der seiner Menschenkinder Bruder ist,
Des waren Magier und Hirten froh

Und benedeiten Himmlische hienieden:


Den Menschen guten Willens Gottes Frieden!

Einst lauscht ich Orpheus, Arion und Linus


Und hatte von Homeros Göttern Kenntnis.
Nun aber lauscht ich lieber Augustinus
In den Geständnissen und dem Bekenntnis.

War auch gewandert in dem Okkultismus,


Da ich vor dichter Finsternis nichts sah.
Nun strahlte Wahrheitslicht des Katholizismus
Durch ihn, den Bischof der Ecclesia.

Ich lauschte dem Bekenntnis und ich sah


Die Weisheit des Gesegneten und weiter
Den Geist als Meeresflut und Monica
Hinan ihn führen auf der Himmelsleiter –

Denn rastlos ist das Herz, o Höchstes Gut,


Bis es in dir, o Herr, o Gottheit, ruht!

Das Evangelium nach Klopstock las


Ich, der sonst las die alten Odyseen.
Mit Salem ich an Sions Hügel saß
Und ging mit Orionen, die sich drehen

Auf den Befehl Jehowah’s, der gebot


Im Donner von der Herrlichkeit des Throns
Das Sühneleiden und den Opfertod
Des Retters, seines eingebornen Sohns;

Der starb! und auferstand im Morgenlicht


Und trat zu Miriam von Magdala,
Der ist der Richter in dem Weltgericht,
Da seiner Heiligen Hallelujah

Lobpreist Messias triumphaler Psalmen –


Wo Klopstock geht mit Cidli bei den Palmen.

Es war ja in der Mitte meines Lebens,


Da ich verirrte mich im dunklen Saal,
Des Waldes Wirrnis; alles war vergebens,
Dämonisch, weltlich, fleischlich, infernal!

Da trat der Dichter zu mir, den Lucia


Und Rahel und die selige Beatrix
Gesandt und die barmherzige Maria,
Die zur Dreifaltigkeit ist Mediatrix.

Bußfertig las ich seine Worte, süß


Der neue Stil, der sang vom Paradeis,
Ging mit Beatrix in das Paradies
Zu Gottes Antlitz Sphärenkreis um Kreis,

Als mich der Blitz traf aus dem Himmelstore –


Anbetender ich stammelte: Amore...

Was dachtest du, o Weisheit, Königin


Sophia, mir zu künden? Ich bin doof!
Ich sehe Gott nicht schimmern in dem Zinn
Wie einstens Böhme sah, der Philosoph.

Der Mensch geworden durch die Maid Maria,


Ist aller Jüngerinnen Brautgemahl,
Ist Jüngern als die göttliche Sophia
Jungfräulich Braut in freier Gnadenwahl.

Dem Vater aller Schöpfung wir geweiht,


Von dem der Geist ausgeht und von dem Sohn.
O Allerheiligste Dreifaltigkeit,
Personen drei in Einer Gottheit Thron!

Aurora ew’ger Weisheit glühend tagt –


Vor der des Geisteskindes Geist versagt.

Daß rasend Roland ritt den Hippogryphen


Und ward vor Minnewahnsinn wild und dumm,
Das las ich einst; doch nun die Apokryphen
Von Jungfrau Thekla aus Ikonium.

Wie sehr auch warb aus dieser Welt der Freier


Und um die Maid im Liebeswahnsinn tobte,
Die Jungfrau lieber trug den Jungfraunschleier,
Daß freie sie der göttliche Verlobte!

Denn Paulus predigte Ikonium


Den Christus, seines Testamentes Pakt
Von Gott und Mensch! Und im Martyrium
Bot Jungfrau Thekla sich, zur Marter nackt,

Getauft, sich zur Verlobten Jesus an,


Dem Bräut’gam, wahrem Gott und wahrem Mann!

Anima mea, Jungfrau, jubiliere!


Preist Gott den Herrn, Plejaden und Orion!
Die Königin in ihrer Zierat Ziere
Liegt hingebettet still, die Tochter Zion.

Apostolat um sie und Geisteswind


Und Lobpreis singt der Himmlischen Gewimmel
Um Jene, deren Seele wie ein Kind
Ihr Sohn und Vater Jesus hebt zum Himmel!

Den Körper rühr nicht an, die Bundeslade,


An Usa denk bei festlicher Begehung.-
Der Jungfrau Leib, so rein wie weiße Jade,
Ward im Voraus zuteil die Auferstehung!

Immaculata, dich dem Herrn vermähle,


Im Himmel, Königin, mit Leib und Seele!

HEIMSUCHUNG

Was Heiden deuteten als Dom der Sonne,


Wenn in der Wende blickt der Sonnensohn,
Ward mir zur Kirche meiner Minnewonne
Und christlichen Passion!

Getürmt hat Gott die stolzen Felsensteine


Als Wächter an dem stillen Schwanensee,
Wo ich vergebens meine Sehnsucht weine
Der Maid im Kleid wie Schnee.

O Schwanenjungfrau, lilienweiße Feie,


Ich starb durch das Verhältnis deiner Seele
Wie Uria in Rabba!

Gekreuzigt und gestorben, ich noch schreie


Als Toter in der finstern Grabeshöhle
Zu Abba, Abba, Abba!

Wahnsinnig ward ich durch der Minne Jammer


Und ging im Schmerz durchs Purgatorium,
Mein Leib verlassen lag in dunkler Kammer,
Ohnmächtig, matt und stumm.

In Neugeburt die Seele ward zum Schatten


Und schwebte durch die Nacht zu Gottes Thron,
Da sich im Wahnsinn Licht und Schatten gatten,
In himmlischer Vision.
Allein die Seele an dem Jenseitsorte
Sah aufgetan die enge Perlenpforte
Der Stadt Jeruschalaim,

Wo Beistand war der liebe Sohn Marias,


Gab in der Welt mir zum Geleit Messias
Den Engel Mahanaim.

Wie oft gedachte ich der Gratia plena


Und grüßte meine Königinne Salve!
Da schaute ich die Freundin Magdalena,
Von Magdala die Malve!

Wo Simon Petrus wandelte am Meere,


Auftauchte aus dem weißen Schaum der See
Genezareth die Herrliche, die Hehre,
Maria Magdale!

Die mystische Gemahlin mir im Traume


Erschien, die Venus Christi aus dem Schaume
Der Paradieseslust!

Sie riß den Minner in dem Abenteuer


Des Jenseits durch das heiße Fegefeuer
An ihre Göttinbrust!

In Mahanajim Honig, Brot und Butter


Fand Ritter David an des Wildbachs Saum.
Vom Fasten geistig sah die Gottesmutter
Der Gottesmann im Traum.

Wie eine Feenkönigin im Schleier


Aus Gottes Ewigkeit erschien die Maid,
Dem Ritter auf des Glaubens Abenteuer
Sie stillte all sein Leid!

Wie sehr du auch gelitten, Jesu Jünger,


Dein Tag Gethsemane dir war, Golgátha,
Das Herz dir minnewund –

Nachts kam die Gottesmutter, Immaculata,


Und legte leise dir den Gandenfinger
Alltröstend auf den Mund...
5

Prophane Herrin, weltliche Madonne


Erwürgte mich durch ihrer Minne Geiz!
Ich lag darnieder – Tod war meine Wonne –
Genagelt an das Kreuz!

Todschatten meine Seele mir beseelend,


Ich schrie im Schattental zu Zebaoth
Aufheulend heiß aus bitterlichstem Elend
Um einen baldigen Tod!

Ich schlug in meiner grenzenlosen Trauer


Den wehverwirrten Schädel an die Mauer!
Der Tod erschien als Reiz –

Glorreich wie eine bräutliche Madonne


In Ewigkeiten Paradieseswonne –
Mir, da ich hing am Kreuz!

An Frieslands Archipel – o stella maris! –


Mit seinem Schwane zog der fromme Sohn
Zum dunklen Dom, wo lächelte Eucharis
In stiller Kommunion.

Zu schauen und zu schmecken Gottes Güte


Gab Sie, die römische Ecclesia.
In dir, o Seele, Gottes Seele hüte
Durch Christus‘ Hostia.

Im Todesschatten ich – der Herr mein Leben,


Ließ mich der Liebe Mahl glückselig schweben
Ins Paradies verzückt!

Wollt auch der Tod das Gottesbild verschandeln –


Ich bin trotz allem, durch des Weines Wandeln,
In Ewigkeit beglückt!

Heut nacht will ich sie mit dem Schwerte schlagen


Und niemand ihre Wunden soll verbinden! –
O Schrecken Gottes! – Satan will mich jagen
In finstern Todesgründen!

Ein neues Lied singt Gott dem Herrn, zu loben


In alle Ewigkeit den Jesus-Namen! –
Ich schrei zu Jesus, wenn die Teufel toben:
Herr Jesus Christus, Amen!

.......Gott fand dich dazumal im Blute liegen


Und sprach bei sich: das Menschenkind soll leben
Als wie die Lilienblume!

Der Geist ließ nicht den Mörder Satan siegen!


Ein Danklied sing ich nun in allem Streben,
O Gott, zu deinem Ruhme!

DIE SCHÖNHEIT

Ich brauche eine Herrin, anzubeten


Das weibliche Gesicht der Gottheit, Liebe!
Nur darum, Frau, bin ich zu dir getreten,
Zu Gott gequollen sind die Lebenstriebe,

Als ich in meiner Schwermut, meiner Trübe,


Dich nach den charismatischen Gebeten
Im Haine sah, als ob das Schicksal hübe
Frau Eva wieder aus dem Garten Eden

In diese Gegenwart, da du, o Herbst,


Das braune Haar, die Scharlachlippe färbst,
Da mir Liebfraue wird die Mutter Erde.

Und ich, in meinem Schwall und Drang,


Zu der Erfüllerin der Sehnsucht sprang –
Du wehrtest mir in schüchterner Gebärde.

Wenn ich dich glühen in dem Sessel seh,


Madonna, Flammen aus verliebtem Herzen
Erröten dir im Antlitz, holdes Reh,
Du Heilige, die ich in meinen Schmerzen

Verheißung höchster Wonne nenn, im Weh


Bin ich entflammter als die Bienenkerzen.
Du aber nahmest mich, im kühlen Schnee
Mit Schneeball über Schneeball schön zu scherzen.

Auf deinen langen braunen Wimpern seh


Zerstäuben ich den lichten Flockenschnee,
Ob Grazien auf deinen Wimpern sitzen.

Du schüttelst aus der hennabraunen Locke


Den weißen Schleier einer kühlen Flocke,
Doch flammend deine blauen Augen blitzen!

Ob mich auch tausendmal das Schwert durchdringe


Und ich den Becher leer, den Trank der Leiden,
Als Dornenvogel ich die Blüte singe,
Die holde himmlische, in Blütenseiden,

Es träuft noch Balsam von des Engels Schwinge


Und einmal muß Frau Schwermut von mir scheiden!
Glückseligkeit fand ich auf Balderinge,
Auf Baltrums Eiland wandelten wir beiden

Wie Josef und Maria Hand in Hand,


Wo im verschlafenen Dornröschenland
Sich unsre Schatten zärtlich fast berührten –

Und ich des nachts vor keuschem Rosenkranz


Im Himmel war, da deiner Schönheit Glanz
Mein Geist und meine Seele selig spürten!

Nach herzverschlossnem Winter kommt die Sonne,


Und ich, den lang durchbohrt die scharfe Lanze,
Tauch aus der Frostigkeit und kaltem Glanze,
Neu Leben quillt aus dunklem Abgrundsbronne,

Frau Mai erscheint in minniglicher Wonne


Und meditiert zum weißen Rosenkranze
Den Minnesang der freudigen Madonne,
Da ich, wie David vor der Lade, tanze!

Da warest du in mystischer Vigilie


Des Orients Verheißung, Chinas Lilie,
Jungfräulich, immerjugendlich und keusch!

Da mir in marianischen Gebeten


Im Herzen aufging o dein Garten Eden –
Und meine Gottheit wandelte im Fleisch!

Zum Frieden rief die mystische Muslima


Und in das Paradies des Himmels Haura,
In Glorie, des Orientes Aura
Der Morgenröte warest du Sulima,
Suleika mir, und führtest, Diotima,
Zum Paradies, da Zephyr blies und Aura,
Die Frau des Morgensterns, aus Paphos-Ktima,
In Edens Gärten, wo du rein, wie Laura,

Erschienest, Göttin du im Paradies,


Da du getanzt des Orientes Tanz
Vor Gottes Thron als Stern des Morgens, Venus!

So träumte ich.- O weh mir, Nazarenus,


Wie starb ich an dem Kreuze durch den Spieß!
Wie sank ich in den roten Rosenkranz!

Ob du des Vaterlandes Schönste seist,


Du Stadt am Neckar mit berühmter Brücke,
Gewärtig Hölderlins und Goethes Geist
Als Genius umsauste mich, Werkstücke

Von Romas Geist, da tat ich tiefe Blicke


In die Archaik, da die Muse weist
Die Weisheit – da erschien zu meinem Glücke
Die Fraue, die Allköniginne heißt,

Allkönigin im Mantel dunkelblau


Wie Nacht im Kosmos, wandelt in der Ferne,
Dem Herz des Alls, dem Herzen Jesu zu!

War das Maria? Oder, liebe Frau,


Die Frau, die wandelte von Stern zu Sterne
Zu Gottes Gnadenthrone – warst das du?

Madonna – ward ich doch dein Zimmermann,


Da Gott als Dritter war in unsrer Mitte!
Wir auferbauten die verfallne Hütte
Von Zion, Tochter Pharaos! Sodann

Den Himmel ich auf Erden schon gewann,


Mit dir zu sein zusammen, deine Schritte
Zu sehn in den Sandalen, meine Bitte
Des Liebesbundes dir zu tragen an! –

Du schneitest wie ein Engel, rein wie Schnee,


Als Himmelswonne mir ins stille Weh
Und warest wie die Hostie mir süß. –
Sankt Evelin und Jesu Kommunion
Dich, Seele, führten zu dem Gnadenthron,
Denn deine Heimat ist das Paradies!

MEINE MUSE
1

Sah Homer die schöne Helena,


Lalage Horaz und Lydia,
Sah Ovid die Ehefrau Corinne
Und Catullus Lesbia in Minne,

Dante Beatrice goldner Aura


Und Petrarca seine Donna Laura,
Sidney seine Stella, Stella Maris,
Und Ben Jonson seine Lady Charis,

Sah Novalis seine Blume blau,


Goethe auch sein Ideal der Frau,
Paul Claudel Proezza, sah er sie,
Und die Mutter Eva Charles Péguy,

Singe ich Maria voller Minnen,


Wird mein Ideal den Kampf gewinnen!

Priester fragte ich nach Unsrer Fraue,


Aber ich gewann nur Tränentaue,
Weil ich keinen Minner fand der Keuschen
Unter Katholiken, arme Deutschen!

Einer, Priester Jesu Nazarenus,


Warnte einzig vor der Göttin Venus,
Warnte mich, wenn ich den Kult beginne
Einer Mystik der Marienminne,

Und ein anderer, der Kirche Sohn,


Alter Narr der polnischen Mission,
Sprach von Mutti, der man gern vertraut,
Als ich fragte: Ist Maria Braut?

Und ein dritter, hilflos, wies allein


Mich zum Papst, der spricht: Ich bin ganz Dein!
3

Also ging ich in das Reich der Rosen,


In das Weingelände der Franzosen,
Fand bei Mystikern im Land der Franken
Wahrlich marianische Gedanken!

Nämlich Vater Grignion de Montfort


Pries sie Paradieses Perlentor,
Der wir uns in Ganzhingabe weihen,
Um durch sie den Ewigen zu freien!

Und mit Liebesglut der Seraphim


Lehrte Weisheit Bruder Ephraim,
Wie sich Bräutigame wählt die Maid
Für die Heiligste Dreifaltigkeit!

Vierge Marie, plus belle des femmes, épouse –


Also ist Maria meine Muse!

Meine Brüder sind nicht bei den Deutschen,


Die nicht singen Lobgesang der Keuschen,
Die nur Ideale singen kantisch
Oder Blumen namenlos romantisch.

Beatrice ist, die makellose,


Meine Mutter und die Mystische Rose
Und die Tochter ihres Sohnes übe
Ich zu singen und die Schöne Liebe!

Eva meine Mutter ist, ich bin


Sänger der Geheimniskönigin,
Ich bin Nachtigall, sie ist die Rose,
Der der Sänger weiht das Land von Beauce.

Mir gab Petrus Weisheit durch das Dogma,


Daß ich singe, Braut und Mutter, Chokma!

Widerhall erklingt in meiner Brust,


Lausch dem Rauschen gern der Waldeslust;
Sing nur süß, o Sänger, sing nicht bitter,
Bist der Gottesmutter Minneritter.

Lausche gern der Poesie und Prosa,


Rosa Blanka lausch ich, Rosarosa,
Lausche gern dem Leben der Madonne
Nach der mystischen Vision der Nonne.

Lausche gern der Sehnsucht nach Sophie,


Innerem Gesicht von Sankt Marie,
Die erscheint in blauer Blume Bilde,
Redend mit der Stimme der Mathilde.

Lausche gern dem Lobgesang der Rosa


Mystica, der Mater Gloriosa.

Einzig steh ich da im Reich Germanien!


Nur die Turteltauben in Kastanien
Und auf Osterweide Lamm und Schafe
Hören meine Glocke läuten: Ave!

Wird mich lesen Südamerika


Oder gar das Eden India
Oder pflanzt der Muse Aetherdom
Vor den Petersdom das Ew’ge Rom?

Lesen wird Madonnas Minne-Laich


Frau Ecclesia im Friedensreich,
Währt mein Ruhm, wie heut ich offenbare,
In dem Friedensreiche tausend Jahre!

Die vergaßen Sie, die Gott geboren,


Sind vergessen dann, die deutschen Toren!

Tausend Jahre wartete Marias


Unbefleckter Spiegel des Messias
Auf den Lobgesang zu ihrem Ruhme!
Gott sprach: Werde gleich der Lilienblume,

Künde bis zum Ende dieser Erde


Tochter Zions Glorie und Zärte!
Also rief Messias aus dem Nichts
Den Mann des marianischen Gedichts!

Denn, wer Lobpreis singt Marien Thron,


Der singt Lobpreis auch Marien Sohn!
Also inspirierte Sang im Busen
Sankt Maria, Königin der Musen,

Daß ich Lobpreis werde ihrer Glorie,


Welche spricht, Marie von Medjugorje!-

MEIN STOLZ
1

Maria! Löwen ziehen deinen Wagen,


Du mächt’ge Löwenmutter!
O nimm mich mit bei deinem Beutejagen,
Gazellen reiß zum Futter!

Allmächtige Fürsprecherin bei Gott


Im Löwenthron, o Herrin!
Bewahre mich vor falscher Welt und Spott
Durch jede eitle Närrin!

O Herrscherin! Dir einzig will ich trauen,


Beherrsche mich! Doch sollen nicht die Frauen
Beherrschen deinen Sklaven!

Wenn Frauen meinen Mannesstolz entmannen,


Wir kämpfen, diese falsche Welt zu bannen,
Gottlose Welt zu strafen!

Was schaust du, Narre, nach den leeren Bronnen


Und trockenen Zisternen
Und der Unliebe weltlicher Madonnen
Mit kalten Augensternen?

Und siehst sie nicht, du Narr, die volle Quelle


In Fluten-Überflüssen?
Da darfst du schlürfen, dürstender Geselle,
Und frische Wasser küssen!

Von den verschlossnen Herzen voller Haß


Den Sinn abwend, die Närrinnen entlaß
Und deiner Trübsal Trübe!

Wenn sich Frau Welt verschließt in Haß und Zorn –


Steht in der Gottheit offen dir der Born,
Die Quelle ew’ger Liebe!

3
Im Herzen brennt dein Namen, Göttin, heiß!
Du heißest Elohim!
Anbetung dir und Ruhm und Lob und Preis!
Es sinken Seraphim

Aufs Antlitz, strahlst du auf im Himmelreich,


O Gottheit, Gottheit, Jahwe!-
Ich stürze in den Staub, an Demut reich,
O Gottheit, als dein Sklave!

O Weisheit, meine Göttin! Du bist groß,


Bist strahlend, unbefleckt und makellos,
Ganz jung und rein wie Jade!

Geist! Liebesflamme! Alles in mir schreit


Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit,
Der Göttlichen Triade!

Ha! Sollen Frauen herrschen oder Kinder,


Gottlose, über dich?
Sei Löwe, Ritter, König, Überwinder
Und hüt in Gott dein Ich!

Soll Torheit spannen dich vor ihren Karren,


Ausstellen dich dem Spott?
Wenn dich verspotten Närrinnen und Narren,
Gedenk, du eignest Gott!

Du laß dich nicht verbittern, wenn auch bitter


Die Liebe ist! Du aber bist ein Ritter
Im Heer der Unbefleckten!

Verlaß Frau Welt mit ihrem stumpfen Krampfe!


Du, Ritter, folg heroisch in dem Kampfe
Dem Herrn, dem Auferweckten!

Du trugst das Kreuz des Lebens, deine Bürde,


Mit Christus hingst am Holz!
Freund nennt dich Jesus, das ist deine Würde
Und demutvoller Stolz!

Du trankst mit Christus aus dem gleichen Becher


Den bittern Liebestod!
Dein Herz dem Bräutigam den Zedernfächer
Das Leid zu kühlen bot!
Du, dem Allmächtigen allein vertraut,
Bist Jungfrau, Seele, eine Jesusbraut
Bist du, o Anima!

O Mann, in männlicher Berufung flamm


Für deine Königin, o Bräutigam,
Maria Domina!

Ah! Jubel und Triumph auf jeder Wolke,


Die Königin erscheint!
Ein jeder Geist kniet tief im Himmelsvolke
Und Freudentränen weint!

Cheruben, Selige und Seraphinen


Vor ihrer Herrin knien,
Sie schwören alle, ewig ihr zu dienen,
Vor der die Teufel fliehn!

Ich triumphiere mit! Der Bundeslade,


Allheiliger Jerusalem von Jade,
Ich diene als ein Christ

Und singe zu dem Rauschen stolzer Palmen


Und bin mit meiner Harfe voller Psalmen
Der Herrscherin Psalmist!

Der Herrin Sieg, das ist der Sieg der Minne,


Wie ich zutiefst erkenne,
Denn das will meine Herzenköniginne,
Daß ich von Liebe brenne!

„In Demut sei du stolz, ein Überwinder,


Sei stolz auf deine Schmerzen!
Die Menschen alle lieb als deine Kinder
Mit meinem Mutterherzen!

Die Guten sollst du lieben und die Bösen,


Die Gottheit will die ganze Welt erlösen
Und all mit Wonne füllen!

Die Frauen aber – das ist mein Begehren,


O Mann – die Frauen sollst du alle ehren
Allein um meinetwillen!“
TRÖSTERIN
1

Nun kommt der Trost, die Tröstung kommt durch dich,


Des Geistes Balsamstaude!
Dein Balsam-Mantel legt sich sanft um mich,
Du Sanfte, du Vertraute!

Dein Mantel trieft von Balsam, Salbenöl,


Du Staude der Balsamen!
Ein duftigsüßer Weihrauch meiner Seel,
Aroma ist dein Namen!

Du meiner Seele innres Himmelreich,


Madonna, o Regina Angelorum,
Die du mich dir erlost,-

Durch deine Huld ist Gott mir gnadenreich,


Maria, Consolatrix Afflictorum,
Gequälter Seele Trost!

Beschämt senkt meine Muse ihre Leier


Vor lauter Demut bang,
Denn sie vermag nicht würdig deiner Feier
Zu singen Lobgesang.

Die du das Wort geborgen, Bundeslade,


Du gibst aus Überfluß
Von Jungfraunhuld und Gottesmuttergnade
Mir deinen Musenkuß!

Noch steckt im Herzen mir das Schwert, das scharfe,


Da heb ich schon zum Himmel meine Harfe,
Und meine frommen Musen

Besingen auf des Gottesberges Stätten


In inspirierten Huldigungs-Sonetten
Das Herz in deinem Busen!

O Gottesmutter, himmlisch ist dein Wandel,


Dein Liebreiz voller Charme,
Hüllst du mich ein in den Madonnen-Mantel
Und mütterlichen Arm

Und läßt mich trinken Trostmilch deiner Brüste,


Der Galaxieen Tau,
Ist mir, ich ruhe an der Freuden Küste
Mit dir, o Liebe Frau!

Das Weltall glänzt von deiner Milch, o Mutter,


Dein Busen ist ein Reich von Seim und Butter,
Des Busens Purpurwarze

Stillt deinen Säugling, Jungfrau, mit Balsamen,


Hüllt selig ihn, o Dame aller Damen,
Dein langes Haar, das schwarze!

Du Himmel meiner Seele! Durft ich saugen


An deiner Brust den Trost,
Allmütterlich der Schimmer deiner Augen
Mich liebevoll liebkost!

Ob schwarze Perlen, Onyx, schwarze Jade –


Wie Mutter Nacht dein Blick,
Barmherzig, liebevoll und reich an Gnade,
Gießt in die Seele Glück!

Verzeih der Leier müßigleichtes Klimpern.


Verehren will ich deine langen Wimpern
Und deiner Tränen Tau –

Des Mitleids Tränen, des Erbarmens Schauen,


Du Schönste aller Schönen, Frau der Frauen,
Du meine Liebe Frau!

Laß huldigen mich deiner weißen Hand,


Die ruht auf meinem Haupt,
Gibt Christi Frieden über den Verstand
Der Seele, die geglaubt.

Ach, quälen die Gedanken im Gehirn


Und sind des Friedens bar,
Streicht, Mutter, deine Hand von meiner Stirn
Mir das verwirrte Haar.

Du tatest deine weißen Hände legen


Mir auf das Haupt, zu spenden Gottes Segen
In Gnadenüberflüssen!

Drum ich mein Lied zu deinem Lobe wende


Und will in Huldigungen deine Hände,
Liebfraue, minnig küssen!

Mit Scherben schnitt mich scharf die schlimme Feindin,


Die Ursach meiner Qual –
Die Himmelskönigin ist meine Freundin
Und ich ihr Brautgemahl!

Ist meine Braut die Himmelskönigin


Und tut mich nicht verachten
Wie sonst die Frauen! Jahwe’s Ritterin
In allen Seelenschlachten

Ist Führerin der Heeresscharen Engel


Und Himmlische der kämpfenden Gemeinde,
Die zu mir niederstieg!

Drum, Herz, laß das erbärmliche Gequängel!


Die Freundin überwindet deine Feinde
Mit Ihrer Liebe Sieg!

Du mystische, du makellose Rose,


Kein Gift in dir, kein Wermut,
Ganz Süße, Selige und Sündenlose,
Erbarmst dich meiner Schwermut!

Ich war ein Wurm, kein Mensch – in armer Demut


Ersehnte ich dich Große,
Gebenedeite Stillerin der Wehmut –
Du stilltest das Getose

Der Leidenschaften aufgewühlten Flut,


Des Lebens und der Liebe Leidenswut!
Nun ruh ich kummerlos

In deiner Minne wonnevollen Macht,


Wie Jesus, in der mystischen, der Nacht,
Maria, dir im Schooß.
TAGELIEDER

Die Nacht ist schön, o Fraue,


Ist mystisch und geheim,
Da ich im Tränentaue
Sing deiner Minne Reim.

Der Mondin goldner Seim


Träuft auf die blaue Blume,
Singt jeder Lebenskeim
Zu deinem Frauenruhme.

Wir ruhn im Heiligtume


Als wie in einem Kutter.
Du tiefe Ackerkrume,
Du unbesamte Mutter!

Mög uns der Wächter nicht


Erwecken und das Licht!

In deinem Frauenherzen
Und Garten blüht kein Wermut.
Ich minne dich in Schmerzen
Und dichterischer Schwermut.

Die Sterne lächelnd scherzen


Und bleibt doch alles Nacht,
Geweihter Osterkerzen
Gefunkel flammend lacht.

Ich schmelze und ich schmacht


Vor deiner Minne, Fraue.
Ich sinke selig sacht
Von Nacht zu Morgengraue

In lieber Träume Born.


Blas, Wächter, nicht das Horn!

Der Schmerzen Schwert, das scharfe,


Steckt schneidend mir im Herzen!
Doch heb ich nachts die Harfe
Und sing der Schwermut Schmerzen!
Es schaun die Sternenkerzen
Von ferne durch das Dunkel.
Ich seh in deinem Herzen
Den ewigen Karfunkel

Mit rosigem Gefunkel


Beseelen dich, du Söte!
Der stillen Nacht Gemunkel
Schweigt vor der Morgenröte.

Du willst dich huldreich neigen


Zu meinem mystischen Schweigen...

Wie licht sind deine Glieder,


Wie fruchtbar deine Brust!
Ich sing dir Liebeslieder
In wehmutvoller Lust.

Ist alles Hauch und Dust,


Bis auf das zarte Zeugen
Der Liebe, unbewußt
Bewirkt im tiefen Schweigen

Vor deiner Gnaden Neigen


Mit süßem Musenmund,
In süßer Minne Reigen
Auf süßem Herzengrund.

So wollen wir uns küssen,


Ob wir auch scheiden müssen!

Ich fürchte Vogelsang


Im glühen Morgenrot!
Zu scheiden bin ich bang,
Denn Scheiden ist der Tod!

Im süßen Abendrot
Sang Ave leis die Glocke.
Die Nacht mir Minne bot,
Als ob mich Jesus locke!

In deiner schwarzen Locke


Lag lässig ich gebettet,
Du weiß wie Schnees Flocke,
Hast mich ans Haar gekettet.
Nun aber, weh der Nöte,
Zum Scheiden ruft die Röte!

Wie selig ist die Nacht


Mit ihrer süßen Stille,
Da weiß die Jungfrau lacht
In mütterlicher Fülle!

Die Liebe ist dein Wille,


Der Liebe glühes Feuer!
Du hüllst dich in die Hülle
Und transparenten Schleier.

Das ist ein Abenteuer


Der frommen Ritterminne.
Ein Schüchterner und Scheuer
Werd ich der Schönheit inne.

Bald aber, hör, ich klag,


Bald kommt der öde Tag!

An Rosenkranzes Kette
Und fromm bei Brot und Wein
Ich lag in meinem Bette
In seligem Verein!

Wie keuscher Mondenschein


Umgab mich mild die Maid,
Da ich vor Wonne wein
Und vor Glückseligkeit!

Im seidenweißen Kleid
Klar leuchtet deine Brust!
Dem Schoße bin geweiht
In voller Minne Lust!

Nun spotte, du Verächter,


Nun scheide uns, du Wächter!
TOTUS TUUS
1

Was ist der Mensch? Materie und Geist!


Ist Fleisch und Blut, ist Seele, Herz und Hauch!
Ein Bild des Logos, Bild Sophiens heißt
Isch Adam, Ischa Eva; aber auch

Der Mutter Erde Kinder, Fleisch und Blut.


Darum die Weisheit, die die Wege weist,
Der Menschlichkeit gemäß mit Gnadengut
In irdischer Gestalt den Menschen speist.

Der Taube und der Mutter Erde Brut


Bedürfen der barmherzigen Gebärde
Des Geistes, also daß der Liebe Flut
Vermittelt kommt den Kindern dieser Erde;

Dies Mittel nennt man Sakrament, jawohl,


Realgeschöpfen ein Realsymbol.

Wer weiß es, Gottheit, wie du Menschen labst,


Wenn sie glückselig sind im Paradies?
Das sagt allein ein Heiliger, ein Papst,
Der uns die Wege deiner Weisheit wies.

Isch Adam war das neue Leben süß,


Als er in Armen Ischa Eva fand.
In ehelicher Einigung ergieß
Die Gnade Gottes, Geist, auf alles Land.

Die Ehe Edens in dem Gnadenstand


Ursakrament der Schöpfung Gottes heißt.
Da Adam ging mit Eva Hand in Hand,
In ihrer Mitte wandelte Gott Geist

Durchs Paradies auf schöner Liebe Spur,


Ich bin, im Sakramente der Natur.

Ach, nach dem Sündenfall wars nicht mehr so!


Die Menschen waren, wehe, Gottes müd!
Zum Zeichen aber liebte Salomo
In minniglicher Weise Schullammyth!
Jehowah warb um Israel, die Maid,
Hosea freite seine Hure da!
Doch Jesus – sei sein Name benedeit! –
Vermählte sich der Braut Ecclesia!

Er schlief am Holze ein, am grünen Kreuz,


Er schrie nach Liebe mit dem Durst der Lippe,
Da ihn ein Lanzenstoß durchbohrt, der Geiz
Unholder Welt, da Gott schuf aus der Rippe

Dem neuen Adam seine neue Eva:


Urtypus ist Maria, Diener Kefa.

Gott Vater eine reine Jungfrau schuf,


Erbsünde Evas war nicht in der Seele;
Von Ewigkeit in schaffendem Beruf,
Schuf Gott, daß er die Maid zur Braut sich wähle.

Gott Sohn sah sie in seinen Leiden an


Und sah die Liebe in dem Mutterherzen,
Da einigte am Kreuz der Schmerzensmann
Sich seiner Jüngerin, der Frau der Schmerzen.

Gott Geist kam auf die Knechte, die geringsten,


Und auf die Mägde, daß er auferbaut
Die Kirche Christi für der Liebe Pfingsten
In Einheit mit Maria, seiner Braut.

Vollkommen ist vermählt Marie, die Maid,


Mit Gott in einiger Dreifaltigkeit.

Wir wollen uns dem Unbefleckten Herzen


Mariens, Lieber Frau von Fatima,
In Minne weihen! Wonne unde Schmerzen
In ihrem Herzen sind der Gottheit nah.

Für die, die sich ihr weihen, spricht sie Ja


Zu Gott in Christo, wie beim Fiat einst.
Was auch geschehen wird, geschieht, geschah,
O Seele, ob du jubelst oder weinst,

Wenn du dich nur der Lieben Frau vereinst,


Sie sammelt die Verdienste dir zur Glorie.
Selbst wenn im Tod du gottverlassen scheinst,
Ist Gott dir durch Marie von Medjugorje
Für alle Ewe Bräut’gam, dich zu freien,
Wollst du dich nur Marien Herzen weihen!

Läßt, Jünger Jesu, du Maria walten,


So werden dir in Freuden unde Leiden
Teilhaftig mystische Vertraulichkeiten,
Die sonst allein dem Bräut’gam vorbehalten.

Gebunden an das Kreuz, werd ich gehalten,


Maria, durch die Süße deiner Blicke!
Du willst in mir die Tugenden entfalten
Von Glaube, Hoffnung, Liebe. Himmelsbrücke

Bist du und führest heim mich und zurücke


In paradiesische Vertraulichkeiten
Mit dir im Geist! So preis ich mich im Glücke
Der Minnenden, die Sankt Maria freiten,

Nach Josefs Vorbild sie Verlobte sind,


Daß Sankt Maria ihnen schenkt ihr Kind!

Anima mea, Jungfrau! Angetraut


Bist durch Vertrauen, Zuversicht und Minne
Du Gott dem Ewigen als Jesu Braut
In dem brautmystischen Verlobungssinne.

Dir wird die Seele deines Meisters inne


Und seine Göttlichkeit in Fleisch und Blut.
Du gibst dich hin zu seligem Gewinne,
Gelassen gibst dich ganz dem Höchsten Gut,

Der Schönen Liebe, Gott! In Liebesglut


Beiwohnt der Herr in innerlichster Nähe
Des Innern dir, daß Gottes Gnadenflut
Dich, in Erwartung ew’ger Gottes-Ehe,

Zur Göttin ganz verkläre, ohne Spott,


Auf daß du ewig Liebe seist in Gott!

NEUE GEISTLICHE SONETTE


MARIEN HIMMELFAHRT

In deiner Hand, mein kleiner goldner Liebling,


Ergeht sich leise ein Marienkäfer,
Du hauchst ihn an, da öffnet er den Panzer
Und breitet seine Flügel, auf gen Himmel!

Zum Himmel, Papa, fliegt mein kleiner Freund,


Zum Himmel flügelt der Marienkäfer.
Da oben in den lichten Lüften lebt
Wohl eine wunderschöne blaue Fee!

Mein kleiner goldner Liebling, sag du mir,


Wenns regnet von dem Himmel auf die Erde,
Sind das die Tränen dann der blauen Fee?

Mein Papa, wenn es regnet aus dem Himmel,


Dann sind das nicht die Tränen meiner Fee,
S’ist Milch vom Busen meiner Himmelsfee!

WEIN

Ich sah den Weinstock in der Schwangerschaft


Mit prallen Trauben oder tausend Brüsten,
Da in bacchantischer Begeisterung
Getanzt mit mir die trunkene Mänade,

Ich sah die Kelter auch mit ihren Trauben,


Da stark die Tochter Zion trat die Kelter,
Der Feinde Blut an ihre Beine spritzte,
Sie aber sang des Herrn Gesang vom Weinberg!

Wohl weiß ich, gerne trinken Dichter Wein


In heilignüchterner Betrunkenheit
Und preisen ihren Trunk das Blut des Herrn –

Mir aber reicht die Liebe Frau die Brust,


Die Dea Dolorosa ihre Brust:
Liebfrauenmilch ward blutendroter Wein!

NACHT

Ich lese in dem Buch der Mutter Nacht,


Der Wind im Laube blättert in den Seiten,
Es scheint im Nebel eine Ätherchronik
Der archetypischen Erinnerungen,

Erinnerung von Mond in den Ruinen


Und langem Frauenhaar auf weichem Kissen
Und ernsten Freunden, die verschwunden sind,
Und von der schicksalshaften Einsamkeit.

So recht die Nacht, um weinend dich zu lieben,


Die lachend mir zu lieben nicht gelang,
So lobe ich das Leid: es lehrt mich lieben!

Drum bist du meine Schwermutskönigin,


Die schöne Freundin meiner Einsamkeit
Und Mutter Nacht mit deinem mystischen Schoß.

SAITENSPIEL

Was ist denn nun der Menschensöhne Wonne,


Was war die Wonne denn von Koheleth?
War seine Wonne nun das Saitenspiel,
War seine Wonne nun ein Frauen-Harem?

Das Saitenspiel, das ist der Frauenleib,


Der Musikant umfängt der Muse Schönheit,
Er streicht ihr Haar, die Hand spielt an dem Loch,
Er nimmt die Hüfte zwischen seine Beine.

Von meiner Mutter erbt ich die Gitarre,


Die schöne, meine Mutter sagte einmal:
Wenn du so musizierst, hör ich sie weinen...

Dir will ich spielen, Königin der Musen,


Maria, mit dem Psalter meiner Muse.
Du selbst bist aber Gottes Instrument!

HOFFNUNG

Einst, nach der Auferstehung meines Fleisches,


Ergeh ich mich in deinem Tal der Reben
Und bade im kristallnen Strom des Lebens
Und seh Madonna an im Kleid der Sonne.

Wer dir dient, Königin des Paradieses,


Der lebt auf Erden schon im Paradies,
In Nacht vereint mit deinen schwarzen Augen
Und in der Sonne küssend deinen Mund!

Was breitest du mir eine Hoffnung aus,


Maria Magdalena zu begegnen
Mit ihrer schwarzen Magd, Ägyptens Sara?

Zigeuner, wie in meiner Jugend, soll


Ich wandeln sehn am Mittelmeer die schwarze
Madonna mit dem Kinde in dem Arm?
EINSAMKEIT

Nun alle mich verlassen haben, alle


Geliebten Freundinnen sich Kerle suchten
Und recht zufrieden mit den Schwänzen scheinen
Und Mütter werden wollen oder sind,

Und mir die Dichter kaum noch etwas sagen,


Die Liebchen sangen oder stolze Weisheit,
Da auch die Heiligen im Himmelreiche
Mit ihren Lehren mich nicht mehr erfreuen,

Verbringe ich die Nacht in Einsamkeit


Und schweige lang und häng den Träumen nach
Und trinke Wein und rauche braunes Kraut,

Nur ab und an erhebe ich die Stimme,


Um dir zu singen ein Sonett, Geliebte,
Madonna, deine Liebe zu erwidern!

DAS TAL DER HOFFNUNG

Im Eingangstale des Gelobten Landes


Verehrte ich dereinst die große Venus,
Den sterbenden, erstehenden Adonis
Als Venusfreund und Halbgott der Natur.

Nun aber spricht die Herrin, meine Gottheit:


Nun wirst du mich nicht mehr Frau Venus nennen;
Frau Weisheit, Freundin deiner Einsamkeit,
Bin ich und deine Braut im Tal der Hoffnung!

Ins Tal der Hoffnung im Gelobten Land,


Maria Magdalena und Maria
Die Andre und Maria Salome,

Sie kommen mit dem Bräutigam hernieder,


Zu unserm Weizenfeld und unserm Weinstock
Im Königreich der Schwarzen, der Madonna!

LOURDES

Die Sonne hat die Erde wachgeküsst


Und alles Moos errötete in Scham.
Die Berge beugten sich wie weiße Brüste
Auf einen jungen Strom, der leise seufzte.

Nachts heulten Eulen vor der Mutter Mondin


Und Schimmer lag auf bloßer Schlangenhaut.
Die Nacht war wie ein Pfad von Muttermilch
Und Steine standen stolz wie Urweltdome.

Im Traume lächelte die blaue Blume


Am Wunderquell im Schoß des Berges tief.
Und scheu kam die Gazelle in das Tal:

Bevor noch irgend war ein Mensch erschaffen –


Am Myrrhenberge der Gazellenbock
Vereinte sich inbrünstig der Gazelle!

BADENDE MADONNA

Im Wildbachtale zwischen Adama


Und Mahanajim bei uralten Eichen
In einem Waldsee badete Sie einsam
Im keuschen Himmelslicht der Einsamkeit

Und nicht einmal Gazellenkitze wagten


Sich Ihr zu nähern, auch das Einhorn nicht,
Als unbefleckt die Jungfrau aufgetaucht
Allein im Schleier Ihrer langen Haare.

Doch töricht nahte Ihr sich Simeon,


Der Greis mit grauem Bart, bevor er aber
Die Maid im Bad erblickte, ward er blind

Und sah nach innen: so ward er ein Seher


Und tat die Augen wieder auf, als Sie
Das Kind, das göttliche, ihm überreichte.

TANZENDE MADONNA

Da du den Tanz getanzt hast, o Madonna,


An sieben Tagen deinen Hochzeitstanz,
Da tanzten alle Palmen mit dem Winde,
Wenn du die Palme in dem Tanz umschlungen,

Da tanzten alle Boote auf dem See


Und der Phönizer Schiffe mit dem Meere
Und alle Wellen tanzten mit dem Strand
Und jedes Sandkorn tanzte mit der Sonne,

Die Sonne tanzte mit dem blauen Himmel


Und alle Sterne tanzten mit der Mondin
Und alle Himmel tanzten mit der Erde

Und alle Heiligen mit Engeln tanzten


Und alle sieben Geister Gottes tanzten,
Wenn du mit Gott allein getanzt, Madonna!

MADONNA MIT KATZE

Einst im ägyptischen Hieropolis,


Im Land der Kobra und des Lämmergeiers,
Saß in der blauen Abenddämmerung
Madonna träumend still auf einem Stuhl.

Der kleine Jesus krabbelte verspielt


Am Boden immer um Madonnas Füße
Und spielte mit den kleinen bunten Steinchen,
Beruhigt in der Gegenwart der Mutter.

Madonna aber lag auf ihrem Schoß


Im schwarzen Samtfell eine schlanke Katze
Mit Augen, die wie grüne Monde strahlten.

Madonna streichelte so traumverloren


Der Katze Schwanz, der wohlig sich erhob,
Der Katze Schnurren freute die Madonna.

WICKELNDE MADONNA

Madonna in dem Stall von Bethlehem


Hat auf der Krippe braunem Wickeltisch
Gewickelt mit der frischen Linnenwindel
Den süßen Popo von dem Jesusbaby.

Auch Josef einmal, murmelnd in den Bart


Liebkosungen dem kleinen Gottessohn,
Hat abgewischt den Kot von Jesu Po
Und mit der frischen Windel ihn gewickelt.

Die Windeln aber, welche unrein waren


Vom Exkrement des menschgewordnen Wortes,
Madonna wusch sie rein in einem Brunnen.

So eine Windel, ganz aus reinem Linnen,


Den weisen Königen vom Morgenland
Madonna reichte als Reliquie Jesu.

VIERGE OUVRANTE

Die Jungfrau-Königin in ihrem Thron


Hält in der Hand das Scepter und die Frucht,
Auf ihrem Schoße sitzt ihr kleines Kind,
Der kleine königliche Sohn der Jungfrau.
Sie ist die große Mutter alles Lebens
Und breitet um den Kosmos ihren Mantel
Aus Äther oder einem Hauch von Schleier
Und hütet die Geheimnisse des Lebens.

Mir tat sie sich in Huld der Liebe auf.


Der Hort der Ruhe der Dreifaltigkeit
Ist in dem Inneren der großen Mutter:

Mit weißem Haar der Vater alt an Tagen


Umfangen hält den Menschensohn am Kreuz
Und zwischen ihnen schwebt die reine Taube.

ANNA SELBDRITT

Großmutter Gottes war die liebe Anna,


Die fruchtbar ward wie eine Sperlingsmutter
Und in dem Wandeln in der Goldnen Pforte
Jerusalems empfing die Unbefleckte:

Maria, deren Schoß ein Kelch mit Wein,


Auf deren Schoß sich niederließ die Taube,
Als sie am Brunnen in dem Ohr empfing
Die Weisheit Gottes bei der Jungfrau Fiat.

Nun breite deinen dunklen warmen Mantel,


Großmutter, Brot und Trauben in der Hand,
Und mit dem Mantel hülle deine Tochter,

Die Jungfrau mit der purpurnen Granate


(So offen blutend wie der Jungfrau Schläfe),
Die sanft liebkost der liebe Jesusknabe.

MARIA UND JESUS

Die Jungfrau hat den Jungfraunsohn geboren


In tiefer Mitternacht in einer Grotte
Und flüchtend ihn getragen nach Ägypten
(Wo Isis man anbetete und Horus).

Sie ging mit ihrem Sohn zum Marterpfahl,


Wo ihn die Schlange in die Ferse biß.
Die Jungfrau aber mit dem bloßen Fuß
Zertrat der Schlange giftgeschwollnes Haupt.

Da sank der tote Herr in ihren Schoß.


Dieweil er wandelte im Totenreiche,
Hat sie beschworen seine Auferstehung.

Da in der Morgenröte zu Maria


Trat Jesus als des Garten Edens Gärtner
Und rief sie: Paradieses Königin!

IMMACULATA

Das weiß ich von der Isis Eingeweihten,


Daß Zauberinnen in Thessaliens Gauen
Durch finstre Hexenkünste sich verwandeln
In Fliegen und vom Aas der Toten schmausen,

Auch weiß ich von Propheten aus dem Osten,


Daß der Dämonen oberster Gebieter
Als Abgott grauser Kindermörder ist
Der Herr der Fliegen oder Beelzebub.

Geplagt von ekelhaftem Ungeziefer


Rief ich des nachts zur Jungfrau Immaculata
Und fand am Morgen alle Feinde tot!

So rein bist du, o himmlische Maria,


So lauter wie Kristall und rein wie Licht,
Und du beschützt, die sich dir ganz ergeben!

SIE ERSCHEINT

Schau, ich bin deine Königin und Mutter,


In tiefer Nacht erscheine ich als Licht,
Die Strahlen, die von meinem Saume strahlen,
Vertreiben alle rattengleichen Teufel!

Auf meinem Haupte sieh die goldne Krone,


Ich nehme sie und halt sie in den Händen,
Das ist die Krone, die ich dir bewahre,
Der Schönheit Krone in dem ewgen Leben!

In deiner marianischen Kapelle,


In dunkler Kammer deiner Einsamkeit
Laß ich mich nieder wie in einem Thron.

Auf meinem Schoße aber sieh das Kind,


Das Seligmachende mit lichten Augen,
Das lacht dich an, mein liebes Jesulein!

RUHM

Ich möchte lieber ganz vergessen sein


Von dieser hurengleichen Welt des Todes,
Wenn nur mein Lobpreis Wohlgefallen findet
Allein bei der allwissenden Frau Weisheit!
Ich preise die Madonna, preis Sophia,
Mit Kunst, wie sie die Tradition mich lehrt.
Der Gottesgeist in menschlicher Geschichte
Wird Suchende zu meinen Sängen führen.

Jerusalem, du hochgebaute Stadt,


Mit deinem Turm aus weißem Elfenbein,
In dir erfind ich Hymnen der Madonna!

Sie spricht: Mein Lieb! Du hast ein Lied erfunden?


Nun, niemand stört uns (auch mein Knabe nicht),
Beim Wein im Garten sing du mir dein Lied!

MUTTERSCHAFT

Frau Weisheit hauchte meine Seele ein


Und wob Materie im Schoß der Mater
Und machte in dem Schoß der Mutter Erde
Die Seele zur Gestalterin des Leibes.

Ob widerwillig oder auch mit Wonne –


Entbunden ward von mir im neunten Mond
Die Mutter. Ich verließ den Mutterschoß
Und sah Frau Weisheit in dem Licht der Welt.

Die Mutter trug zum heiligen Altar,


Der da Marien Namen trug, den Sohn,
Sie tauchte ein mich in Marien Becken.

In meiner Kindheit spielt ich an der Krippe


Im Stroh bei Kühen mit dem Jesuskind,
Maria war, das Mädchen, meine Mutter.

TRAUM

Im Traum stand ich mit Menschen in der Nacht


An einer goldnen Bucht am blauen Meer,
Am Himmel einsam stand ein klarer Stern,
Der sandte wunderschönes reines Licht.

Da sah ich, daß der Stern Madonna war,


Die Liebe Frau erschien als Stern des Meeres.
Die Menschen blieben alle aufrecht stehn,
Ich aber sank am Strand in meine Kniee.

Marien Schleier und Gewand war weiß


Wie Mondlicht oder Licht des reinsten Sternes,
Ihr Angesicht war licht und wunderschön!
Die Gospa sprach vom Himmel leis zu mir,
Ich hörte ihre Stimme in der Seele,
Sie sprach: Ich bin die Königin des Friedens!

MARIEN SEXUALITÄT

Nein, ungeschlechtlich warst du nicht, Maria,


Du warest eine Frau nach Gottes Sinn
In einer ganz vollkommnen Leiblichkeit
Mit gotterschaffner Sexualität.

Der Osten lehrt in seinen alten Weisen:


Die sexuelle Energie als Schlange
Erhebt sich durch die geistige Verwandlung
Zur höchsten geistgeformten Lotosblüte.-

So scheint mir, deine Sexualität


War Sublimierung eines Hieros Gamos
Zur höchsten mystischen Vereinigung

Mit Gott! Maria, du bist Tochter Zion,


An dich ergangen ist das Gotteswort:
Ich, der Umscharte, ich bin dein Gemahl!

LIEBFRAUE

Oh schwarze Schwermut deiner Augen, Frau,


Oh dunkle Glut und feuchter Glanz der Blicke,
Sink in mich ein, du Liebe meiner Frau,
Sink ein, o Glut, in meinen Seelenfunken,

Oh wirbele dein schwarzes Kleid im Tanze


Und laß als Fahne flattern deinen Rock,
Den schwarzen Mantel breite, Mutter Nacht,
Und schweben laß im Äther deinen Schleier,

Die braunen Arme schlinge um mich, Frau,


Die schwarzen Perlen deiner Perlenschnüre
Laß schimmern und der Arme Silberspangen,

Und wehen laß im Wind dein schwarzes Haar


Und mich verwunde mit der Wimper Spitze
Und bette mich im Schatten deiner Scham.

DIE JENSEITSKÖNIGIN

Wer einmal so sehr sterben wollt wie ich


Aus dem Verlangen nach dem Paradies
Und Horror vor dem Terror dieser Erde
Und wem schon rann das Blut aus seiner Ader –

Und wer die Hoffnung der Unsterblichkeit


Gesetzt auf seine Liebe zur Madonna
Und sein Vertrauen in den Jesus-Namen,
Wer da halbtot Madonna sah und Sohn –

Der setzt sich nicht mehr an die vollen Tische


Der Lebenden mit ungeteiltem Herzen,
Bleibt immer halb nur Bürger dieser Erde,

Und immer sitzt ihm in dem leeren Sessel


In seiner Einsamkeit im Reich der Nacht
Die Jenseitskönigin bei ihm zu Gast.

LIEBESVEREINIGUNG

Die Liebenden sind immer gern allein


(So sagte schon zu Jesus Sankt Teresa).
So in der Stille und der Einsamkeit
Dein schwebend Säuseln trifft mein mystisch Schweigen.

Mein Liebeslied empfängst du mit dem Ohr,


Bewegst mein Lied im Herzen, es betrachtend.
Dann sinkt der Abend in den Schoß der Nacht
Und wie die Sterne schauen deine Augen.

Ein Weinstock bist du, Königin, ein Weinstock,


Der Reben Tränen tropfen in den Becher,
Ich trinke deine Tränen, Lacrimosa!

Im Schoß der Nacht, im Innenraum des Alls,


Tust du dich auf, des Himmels Perlenpforte:
In deinem Schoß bin ich im Paradies!

LIED DER LIEBEN FRAU

Sing Hymen! Hymenäus! Hymen! mir,


Dann will ich dich empfangen wie die Nacht,
Mein Angesicht, der Mond der Sommernacht,
Beugt sich in Liebe über dein Gesicht!

Ich will dich schlingen in mein schwarzes Haar


Und küssen dich mit scharlachrotem Mund!
Ich liebe dich mit einer brennenden
Und grenzenlosen und besondern Liebe!

Du wirf dich in das Bett der Dornen, dort


Empfang ich dich auf einem Rosenlager
Und meine Liebe reicht sich unverschleiert!
Denn wenn du dich ergibst in Ganzhingabe,
Versenk ich dich in meinen Eden-Schoß –
Und in des Schoßes Grund empfängt dich Gott!

GEISTLICHE EHE

Gern denk ich an die Liebe unsrer Brautzeit,


Da warest du im mystischen, im Garten
Die Rosa Mystica der frommen Minne
Und senktest mich, dich minnend, ein in Gott.

Gern denk ich ans Verlöbnis an der Quelle


Und Hochzeit in der Kirche in der Weihnacht!
Und du erzähltest dein Marienleben
Und ich schrieb alle deine Worte auf.

Als mich Frau Welt so bittertief enttäuscht,


Bist du im Negligé der Himmelsseide
Lang wach geblieben bei mir in der Nacht,

Als ich zu Göttinnen der Heiden schaute,


Da warst du treu und hast dich offenbart:
Sophias unbefleckter Jungfraunspiegel.

HIMMELSTREPPE

Ich schaute eine steile Himmelsleiter,


Da an der Spitze Jesus Christus stand.
Die Himmelsleiter war der Dornenpfad
Von Kreuzesleiden und Martyrium.

Kaum auf die erste Sprosse dieser Leiter


Bin ich gestiegen unter Seelenqualen,
Als ich zu Tod gepeinigt und gemartert
Um Hilfe schrie zur mütterlichen Jungfrau!

Da sah ich eine schöne Himmelstreppe


Von Marmor steigen zur Idee der Schönheit
Und oben lächeln Sapientia –

Die zu mir kam als Unsre Liebe Frau


Und Königin des Friedens mit der Gnade
Der Schönheit und der Freude und der Liebe.

DIE LADE

Wir haben von Akazienholz den Schrein


Der göttlichen Vergegenwärtigung,
Die Lade, die im Offenbarungszelt
War Thron der Schechinah, wo Jah erschien.

Doch als ein böser Geist im König wohnte,


Vergaß das Volk die Offenbarungslade.-
Der mit der Harfe üble Launen heilte,
Der holte heim die offenbare Macht.

Berg Sion ist die Mutter aller Völker,


Dort leuchtet (eine Stadt auf einem Berge)
Das Haus der Heiligkeit, von Schechinah

Erfüllt, dort wohnt die Ruach auf der Lade


Im Dunkel, wo die Gottheit wollte wohnen,
Im Schoß der Tempelwohnung in der Nacht.

SEDES SAPIENTIAE

Ja, eine Löwenmutter ist die Mutter,


Zwölf Löwen wachen über sie zu Seiten,
Die dienen alle treu der Löwenmutter,
Die da den starken Löwen warf von Juda.

Die Hirtin mit des Mutterschafes Augen


Lehnt sich im Lager zärtlich an das Lamm,
Gebettet in des Lammes goldnes Vlies
Als Hirtin wacht sie über ihre Herde.

Die Tugenden sind Stufen zu dem Thron,


Gerechtigkeit und Klugheit, Maß und Stärke,
Und Hoffnung und Vertrauen und die Liebe.

Die Mutter ist der mütterliche Thron,


In welchem thront der Brautgemahl der Weisheit,
Sie Friedenskönigin, er Friedefürst!

SIE

Die Frömmler fragen mich mit ernster Miene,


Ob ich noch geh auf des Gesetzes Weg
Und die dämonische Versuchung weiß
Zu meiden mit der richtigen Erkenntnis?

Das sind die strengen Männer des Gesetzes,


Die nie von dir gesprochen, o Geliebte,
Die nur das Weib zur Lust der Geilheit kannten
Und nie verehrten dich, o Königin!

Du weißt, die schwarze Tochter Pharaos


In meinen Augen war wie eine Göttin,
Daß ich gegangen bin und diente Isis.

Du aber, o Geliebte, bliebest bei mir,


O Frau, du Quelle der Unsterblichkeit,
O schöne Liebe, Throngenossin Gottes!

CHOCHMAH

Ich habe vor der Gottheit auf der Höhe


Gebetet vor dem Heiligtum des Zeltes
Und mir ward Weisheit in des Herzens Weite
Mehr als des fernen Ostens Söhne hatten.

Ich fand auch eine Liebe meines Herzens


Und sang das Lied der Liebe für die Schönheit.
Sie war so schwarz, die schöne Pharaonin,
Die Augen Tauben und die Brüste Tauben.

Zwar, ich bekenne, ging ich einen Irrweg,


Verleitet von der Sehnsucht nach dem Weibe
Schien mir, wie eine Göttin der Natur

Die Gottheit sei, die zweimal mir erschienen.


Doch tief im Herzens wars mir eingeschrieben,
Daß ich im Sterben sprach den Namen: Chochmah...

FRAU WEISHEIT UND DER FELS

Frau Weisheit aber wandelt auf der See


(Wie eine Aphrodite auf der Muschel)
Und ist ein Geist und scheint wie ein Gespenst
So unbegreiflich in der Mitternacht.

Sie aber sagte: Hab doch keine Angst,


Denn ich bin Geist, Frau Weisheit auf der See,
Ich bin die Liebe, die das Chaos ordnet,
Ich schwebe wie die Taube überm Meer. –

Ich aber, auch genannt der treue Fels,


Fest wie das Felsenfundament der Kirche,
Verließ das Schiff der Kirche und die Brüder,

Frau Weisheit durch die tiefe Nacht entgegen


Ging frei ich auf dem Meer des Unbewußten
Und sank... Frau Weisheit aber half mir auf!

MADONNA UND GOTT-MUTTER

So bin ich also innerlich versunken


In den Beschauungen der Einsamkeit
Und bleibe Tag und Nacht allein mit dir,
Madonna, deine Schönheit zu betrachten.

So hat die Weisheit mein Gemüt geschaffen,


Daß ich nur liebe, wo ich aufschaun kann.
Nun leider scheinen mir die Frauen glanzlos,
Ich liebe, zur Madonna aufzuschauen.

Mein Gott allein, mein mütterlicher Gott,


Der in der Stellvertreterin Maria
Sein mütterliches Antlitz offenbart,

Ist mein Genüge, meine Sehnsucht ist


Die Liebe meines mütterlichen Gottes,
Und im Gebet trink ich an Gottes Brüsten.

SOPHIANISCHE SONETTE

Beginne ich, ein Lied von mir zu singen,


So sing ich von der Frau in höhern Chören.
Ich muß ein Lied erneut auf Flügels Schwingen:
I wish this kiss would last for ever! hören.

Und meinte ich, es würd mich nicht berühren,


Gleich mußt ich große kühle Tropfen weinen
Und wieder heißer Sehnsucht Wehmut spüren
Und diese große Liebe zu der Einen!

Zutiefst gemartert von der Liebe Leid,


Kam ich, daß ich mich in der Wonne bade,
Einst auf die Insel der Glückseligkeit
Mit Ihr und Ihrem Sohn aus Gottes Gnade

Und war beseligt in der Liebsten Nähe


Drei Tag‘ im Himmel, wie in einer Ehe.

Nun ist es Vollmond und die Mondin golden


Perfekt am Himmel geht im lichten Rund.
Da red ich mit Madonna, mit der holden
Mondkönigin, weh seufzen tut der Mund:

Mein Leben sollte hier nicht himmlisch sein,


Weil die, die ich geliebt, mich nicht geliebt!
Wie Klopstock litt um Fanny Minnepein,
Ich auch bin in Empfindsamkeit betrübt.

Nun, Klopstock lernte gut das Alpha-Beta


Der Liebe, bis zu ihm gelangt die große
Begnadigung durch seine Cidli Meta,
Die ihm vorangeschwebt zum Stern der Rose.

Ich aber weiß nicht: Soll mir hier auf Erden


Noch je ein Himmelreich auf Erden werden?

Nie war ich Ihr so nah wie im Advent:


Madonna Sie und ich der Zimmermann,
Der Sie als göttlicher Weisheit Bild erkennt
Und warb ums Sakrament der Ehe dann.

Wer ist denn ohne Nabal Abigail


Als eine kluge Frau, die David freite?
Ich bat Maria um das Seelenheil,
Das Glück zu finden nach dem langen Leide.

Gott aber wollte nicht, daß im Genuß


Der Frauenliebe ich glückselig werde.
Ich stürzte in das Meer wie Ikarus,
Des Flügelpferdes Reiter gleich zur Erde,

In scharfe Dornen in dem Jammerland –


Wo mich die Minnerin Maria fand!

Die Frau war dennoch mir die Makellose,


Sendbotin mir aus Gottes Paradies!
Ich sah im Himmel eine goldne Rose
Und Selige in ihr wie Seim so süß

Und sah Maria in der Mitte thronen


Als des Weltinnenraumes Kaiserinne
Und Eva neben ihr in grünen Kronen
Und Rahel nahe, die war Jakobs Minne,

Und neben Sankt Maria, Eva, Rachel


Saß Sie, die Muse frommer Wissenschaft,
Verklärt, wie eine Rose ohne Stachel,
Der Inbegriff der Weisheit und der Kraft

Der Liebe, Sie saß in der goldnen Rose –


So sah ich der Geliebten Apotheose!

Nicht Aphroditen, Ascheren, Astarten


Und alle Göttinnen des Feminismus
Sind glorreich wie die Frau in ihrem Garten,
Die neue Eva ist im Katholizismus.

O neue Eva, von dem Monde labst


Du nachts mich mit den Früchten der Erkenntnis!
Ich lausche deinem weisen Sohn, dem Papst,
Und seinem marianischen Bekenntnis:

Erhoben ist die Frau! Des Engels Gruß


Grüßt ewig Sie, die Gott mit Gnaden zierte!
Nun, Dichter, rede von dem Genius
Der Frauen, ihrer geistigen Schönheit Würde!

In jeder Frau verehr die Madonnina


Maria – sponsa, mater et virgina!

Nun frag ich aber auch, ob Wahrheit ist,


Daß Eva sei nach Adam erst geschaffen,
Die Frau vom Mann ein Glanz, der Mann vom Christ –
Was sagt Ecclesia durch ihre Pfaffen?

Im Katechismus aber Mann und Frau


Sind gleicher Würde Gottes Ebenbild.
Ein jeder in dem anderen erschau
Gott: Vater mächtig gleichwie Mutter mild!

Geht Eva unter duftenden Reseden


Und spiegelt sich im Teich beim goldnen Schilfe –
In Liebe leben Mann und Frau in Eden –
Ist Adams Hilfe sie, wie Gott ist Hilfe!

Wie Gott ist Liebe, so ist Liebe Eva –


So lehrt die Kirche mich vom Stuhle Kefa.

Wir rinnen all wie Milch gerinnt zu Butter


Und Butter weiterhin gerinnt zu Käse.
Gewoben in Materie der Mutter
Ist unser Leib, daß drin die Seele wese.

Wie liebevoll die Mutter sorgt fürs Kind,


Früh an der Brust, zuvor im Mutterbauch.
So sorgt für uns der mütterliche Wind,
Gott Ruach, unsre Mutter, Gottes Hauch!

Und wie ein Minner zur Geliebten schaut


Und wünscht sie immerdar in seiner Nähe,
So ist auch Gott in seiner Weisheit Braut,
Im neuen, ewgen Bunde mystischer Ehe –

Denn durch die Frau erkenn ich, ohne Spott,


Wie meine Braut und Mutter ist mein Gott!

II

Fünf Jahre schrie ich an der Liebe Kreuz


Und öffnete das Herz in meinen Leiden
Vor der verheißungsvollen Dame Reiz,
Dem Jadeleib in weißen Blütenseiden,

Schrie vor der Blütenseide, Leibesjade,


Als ob ein Eden schon auf Erden blüht,
Doch ward zuteil mir nimmer ihre Gnade
Und nur Frau Schwermut liebte mein Gemüt!

Ich bat Maria um des Vaters Willen,


Ich flüsterte Madonna in das Ohr:
Gib mir die Fraue, die mir ebenbürtig!

Ich war nicht Ihrer wert.- So sang mit stillen


Belehrenden Gesängen Gottes Chor:
Du wähltest falsch, o Liebender, doch würdig.-

Ihr Frauen, wo ist eure Frauenehre


Glorreicher aufbewahrt als in dem Dichter?
Ihr wandelt heilig Sphäre über Sphäre
Wie Engel zu dem Ewigen der Lichter!

Ist euer Leib der Leib der Aphrodite


Und eure Seele Medium Sophias –
Noch jede in des Dichters Garten blühte
Als blaue Blume bräutlich dem Messias!
Nun, schwarze Perle oder weiße Perle,
Süßwasserperle, Perle aus dem Meere –
Ihr alle, Frauen, wählt gemeine Kerle,
Gibt keiner von den Kerlen euch die Ehre!

Was haben Reh und Esel denn gemeinsam?


Der euch verherrlicht, der Poet, ist einsam.

Nun, dieses Liebesleiden ist nicht neu;


Die unerreichbar in der Pubertät
Als große Herrin lachte, fand mich scheu,
Ich minnte sie und wurde ein Poet,

Um mich zu widmen ganz der goldnen Leier


Der tiefgeschooßten Musen, reichbelaubt
Mit Lorbeer stand ich vor dem weißen Schleier
Der Frau, die fast das Leben mir geraubt,

Abgöttisch vor dem weiblichen Idol –


Mich riefen auf zur Buße fromme Christen,
Da fand ich sie, den Meeresstern am Pol,
Die Liebesgöttin mit den bloßen Brüsten,

Die ging vorüber.- Nun ich einsam bin,


Marie: Wer waren sie? Wo sind sie hin?

Wer war die Dame denn, von der ich träumte,


Die tiefgeschooßte Muse meiner Leier,
Die mondenweiß die Nacht der Seele säumte
Als makellose Maid im reinen Schleier,

Wer war die Jungfrau denn in ihrem Scheiden


Als Stimme der Jungfraue der Jungfrauen,
Heilbringend schritt sie in die Ewigkeiten,
Um stellvertretend Gottheit anzuschauen,

Wer war die schöne Liebe, süße Minne,


Die der Poet in Liebesträumen schaut,
Des Weltalls und des Herzens Königinne,
Im innern Rosengarten reine Braut,

Wer waren sie, die allgeliebten Frauen?


Ich wollt in ihnen Sankt Maria schauen!

5
Euch, Frauen, spielte ich mit meiner Leier
Triumph und Gloria von eurem Glanz,
Wollt keine Schöne je in ihrem Schleier
Zum Liebeslied sich drehn im Hochzeitstanz,

So weinte ich und seufzte auf der Flöte


Mein Klagelied vor Herzen ähnlich Steinen,
War keine traurig in der Abendröte,
Tat keine meine Minnenot beweinen.

Die gottverlassene Germania


Liebt musenlose Dichtung nur, konfuse,
Und auch Germanias Ecclesia
Verehrt Maria nicht, des Dichters Muse!

Ich will der Friedenskönigin vertrauen –


Einst lieben meine Lieder deutsche Frauen.

Gott wollte mit dem Charisma mich salben,


Als ein Geweihter sing ich Transzendenz.
So kommen vor dem Frühling schon die Schwalben
Und schrein als Liebesboten aus den Lenz!

Himmlischer Vater! Ich, der Schwalbe gleich,


Sing selig wie die Muse Salomos
Der Kommenden, der Weisheit Friedensreich,
Da ist der Gottheit Minnegnade groß!

Und will auch heut Frau Welt mich noch nicht hören
Und bin ich unbekannt mit meinen Werken,
Einst singen sie mein Lied in frommen Chören
Maria von des Friedens Musenbergen,

Wenn sich an meinem Lobpreis Deutschland läutert,


Am ewigen, der in der Zeit gescheitert.

Ich murmle Minne, Marmel über Marmel,


Ich sing im Schleier meine Gottheit schön.
Maria aber sprach vom Berge Karmel:
Die Mystik werden Wenige verstehn.-

Tiefinnerliches gieß ich in den Vers


Und ruf zur Rosa Mystica den Reim.
Erkennen wird den Lobpreis, wem das Herz
Bewahrt die Gottheit innerlich geheim.
Mein Lied Frau Weisheit soll zum Lobpreis taugen
Und will Madonna Minnedüfte fächeln.
Frau Weisheit schaut mit der Madonna Augen
Zu mir und mit der Vielgeliebten Lächeln:

„Wir danken dir für deinen Lobgesang!“


Mein Lorbeerkranz ist Sankt Marien Dank.-

III

Muß einer in die Schmiede als ein Schmied,


Muß er als Maurer ziehen eine Mauer,
Muß er, bevor die Morgenröte früht,
Der Kühe Euter melken als ein Bauer,

Muß er Drehscheiben drehen als ein Töpfer,


Als Kunsthandwerker drechseln Götzenbilder –
Wann soll er denken dann an Gott den Schöpfer?
Die Weisheit Gottes aber, mild und milder,

Bedarf der frommen meditativen Muße


Und freigestellter Zeiten fürs Gebet.
Der Weise folgt der Weisheit auf dem Fuße,
Wenn er zu Schriften alter Weisen geht

Und seinen Sinn auf Heilge Schriften richtet


Und schließlich selber Weisheitslieder dichtet.

Jedoch ich bin so oft so dumm und doof,


Ich weiß auch nichts von Cicero und Cato,
Ist unbegreiflich mir der Philosoph,
Der die Idee der Schönheit lobte, Plato.

Ist mir nur wenig Intelligenz verliehn,


Dem Geist als Denker wurden wenig Gnaden,
So übersteigt den Geist Sankt Augustin,
Der Geist des engelgleichen Aquinaten.

Weiß nichts von hypostatischer Union,


Von Wesen und Natur und von Substanz.
Nur schöne Musen kennt der Musensohn
Und Frauenschönheit sieht er gern im Tanz!

Ein Wunder ists, daß er, der Tor der Toren,


Frau Weisheit sich zur Dame auserkoren!
3

Hab ich verkündet meine Schwachheit schon


Auf dem Gebiet der Arbeit, schaff nicht viel,
Und spottet mein das Denken auch mit Hohn,
Weh mir! ich bin zu schwach zum Kinderspiel!

Drei Jahre zählt der Knabe, den ich meine,


Ein Kämpfer er, ein Heros und ein Ritter,
Starkmächtig wie ein Drache ist der Kleine
Und starkgewaltig wie die Löwenmütter!

Wie tief muß ich mich meiner Schwachheit schämen,


Statt Spiel zu spielen, bin der Ruh geweiht,
Untröstlich! Was mir will die Seele lähmen,
Das ist der böse Geist der Traurigkeit!

Muß immer seufzen mein unselig Ach


Und weh mir! weh mir! darum bin ich schwach!

Und doch! Wie selig ist das Kinderspiel!


Wie ist das Kind im Spiel so selbstvergessen,
Wie ist erlöst das kindliche Gefühl
In Gottes Schöpfung und beim Süßes-Essen!

So hingegeben, wie ein Dichter nimmer


Im selbstvergessnen Minnedienst der Musen,
Hingebungsvoll in seligem Gewimmer
Die Kleinsten aller Kleinen ruhn am Busen!

Wir alle von den Kindern lernen müssen


Hingabe und gelassenes Vertrauen.
Ihr Lieben und ihr hingegebnes Küssen
Läßt uns ein Bild der Liebe Gottes schauen.

Das sah das Mädchen von Lisieux so lind,


Wie Gottes Weisheit spielte als ein Kind!

Wenn Gott gebaut hat eine Himmelsleiter,


Ich bin zu schwach, um sie hinaufzusteigen,
Hinan, hinan, zur Höhe immer weiter,
Bis in die Gottheit! – Gottheit muß sich neigen!

Ich kann mich nicht erheben in Verdiensten,


In guten Werken oder Tugendtaten
Und Heiligung in reinen Minnediensten.
All meine Schwächen Gnade nur erbaten!

Mit aller meiner Schwachheit will ich zeugen


Und will bekennen mit den Kleinen allen:
Zu uns muß sich die Gnade Gottes neigen
Sehr tief, wir fallen immer nur und fallen,

All unser Fallen nach der Gnade rief


Des Herrn, der uns empfängt, denn Gott ist tief!

Die Religion der Gnade ist gemäß


Der Schwachheit. Gnade ist der Wahrheit Satz.
Ich bin nur ein gebrechliches Gefäß,
Doch ich bewahre einen edlen Schatz!

Ich bin nur irden, nur ein dunkler Kelch,


Gott aber gießt die Liebe in mich ein!
Welch eine Gnade, welche Wahrheit, welch
Erkenntnis gießt in mich der Weisheit Wein!

Schatzkammer aller Gnaden, meine Wonne,


Gebärerin von Wahrheit und von Gnade,
Du Schoß der Morgenröte, Schoß der Sonne,
Der Weisheit Thron, des Wortes Bundeslade –

Ich bin in diesem irdischen Gefängnis


Ein Schoß für eine göttliche Empfängnis!

Verheißung hat die Gottheit für die Kleinen


Uns allen durch Jesaja prophezeit:
Wie eine Mutter tröstet Gott das Weinen!
Jungfräulich wird Jerusalem, die Maid,

Euch alle, Judenchristen, Heidenchristen,


Die Tröstung schenken, denn ihr dürft nun saugen
Am Quell des Trostes, ihren Mutterbrüsten!
Jerusalem wird euch zur Tröstung taugen!

Allheilige Jerusalem, du Braut


Des Lammes, binde dir ein Tragtuch um,
Zu tragen allezeit den kleinen Christen,

Der dir, o Mutter seines Heils, vertraut,


Will immer ruhen im Mysterium
Der Minne, Jungfrau, zwischen deinen Brüsten!

IV

Im Traum verwirrt erscheinen Bild um Bild.


Wo ist die Seele, schläft der Leib im Bett?
Ich aber träumte von Maria mild
Und dichtete im Traum ihr ein Sonett

Von ihrem Schoß und von der tiefen Ruh


Der Seele, von Marien Schoß umgeben.
Das weißt du, meine Schwermut, wohl, daß du
Willst immer in des Schoßes Heimat streben.

Erwacht, o Seele, schreckte dich ein Schatten


Und flößte in die Seele dir die Angst!
Weh, böser Satan, mit dem Bild von Ratten
Du meine Seele in die Schrecknis zwangst!

So Heil und Unheil kämpfen um die Seele.


Die Unbefleckte dir zum Schutze wähle!

Die Urangst, stärker als das Urvertrauen,


Nach Gottes Liebe wie ein Rehbock röhrt!
O Seele, Götzen wurden dir die Frauen,
Zu Frauen die Beziehung ist gestört

Seit deiner Kindheit Mangel an der Nähe


Der Mutter. Immer in des Kummers Nacht,
Des Liebeskummers, bist du für die Ehe
Unfähig durch das Schicksal dein gemacht.

Du weißt, sind welche von Natur verschnitten


Und andere von Menschen so verwundet,
An deiner Seelenwunde oft gelitten
Hast du, dir ward kein Liebesleid gestundet,

Die Dritten aber sind verschnitten, gleich


Eunuchen, für der Liebe Himmelreich!

O Jesus, menschgewordne Weisheit! Das


Erkenne ich: Du bist hineingeschritten
Als Liebender in diese Welt aus Haß
Und hast durch ihren Haß den Tod gelitten!

Doch hat man dir das Leben nicht genommen,


Freiwillig hast du selber es gelassen!
So ward Erlösungsgnade für die Frommen,
Was dir Frau Welt getan mit ihrem Hassen!

So will ich lernen, Herr, von deiner Lehre,


Daß mir die Liebesleiden meiner Jugend
Zur Gnadengaben werden, so als wäre
Vom Geist gemacht die Not zu einer Tugend:

Wenn ich umarm die Schwermut, die mir schadet,


Werd ich mit Weisheitswonnen still begnadet.

Ob dir zu mächtig auch erscheint der Kummer


Und du vergeblich in des Bettes Kammer
Nach einem Tröster rufst, zum Trost den Schlummer,
Du wachen musst in untragbarem Jammer,

Mit Schrecken Schwerter durch die Seele schneiden,


Da Herzeleide scheint allein dir Ehe-
Frau deiner Seele, deine Seelenleiden
Frau Weisheit flehen: Hilf aus meinem Wehe –

Lehrmeisterin will dir Frau Weisheit sein


Durch deinen Meister, Mann, durch deinen Schmerz,
Durch die herzinnige Mätresse Pein!
Denn öffnet dir der Schmerzen Schwert das Herz,

Gießt dir Frau Weisheit durch den Wein der Wehmut


Der Weisheit Gnade ein in deine Demut.

Ich weiß, ich bin ein kleines Kind geblieben,


Ein kleines Kind des Gottes meiner Väter,
Gott möge mich wie eine Mutter lieben!
Nun, welche Weisheit sagte mir Sankt Peter,

Er, der mein väterlicher Schutzpatron,


Der mich im Leiden Weisheit lehrte mündlich:
Kind Gottes, neugeborn in Gottes Sohn,
Begierlich sei nach Milch der Weisheit kindlich!

Der Geist schlug mir an Pfingsten auf ein Lied,


Das sang im griechischen Gesang ein Christe,
Die Verse selig meine Seele sieht:
O Jesus, reiche deiner Weisheit Brüste

Mir, der aus Milch geronnen ist zur Butter,


Mir bist du, Christ-Sophia, meine Mutter!

Nicht viele große Weise dieser Welt,


Die Äther, Sonne, Meer zu Göttern machen,
Sind von der Weisheit Gottes auserwählt,
Gott wählte mehr der Kleinen und der Schwachen,

Was von den Weisen dieser Welt verachtet,


Wer nicht in Mythen oder Philosophie
Nach der Natur als einer Göttin trachtet,
Die töricht sind vor Gottes Weisheit, die,

Die Toren machte Gottes Torheit weise,


Was nur die Kraft der Torheit Gottes schafft,
Die weiser ist als Weisheit dieser Welt.

In Gottes Weisheit alle Sphärenkreise


Beschlossen sind, in Christus, Gottes Kraft
Und Weisheit, die das All in Armen hält.

So, bist du im Mysterium der Nacht,


Wird zum Gebet dein seufzendes Gestöhne,
Tritt an dein Kreuz, o Christ, die Mutter sacht
Und tröstet dich mit ihrer Frauenschöne.

Der Heimgesuchte und der Seelenkranke


Ins Brautgemach der heilen Seele schaue
Und lausche Sankt Maria: „Ich, Liebfraue,
Bin Schwanke Unsre Liebe Frau von Schwanke!“-

Anbetung in der stillen Liebe Leisheit


Der Schönen Liebe sei, die sich vertraut
Dem mystischen Poeten durch Frau Weisheit!
In Ihr wird dir die Gottheit gar zur Braut,

Erwähle Sie zur geistlichen, zur Ehe,


Sie wohnt dir bei allinnerlichster Nähe.-

1
Gott, wenn ich in dem einsamen Gebet
Betrachte, meditiere, ohne Werke,
Dann ist mir, deines Geistes Odem weht
Hoch oben auf erhabnem Myrrhenberge.

Nicht immer bleibt Asyl der Seele das


Gebet. Hernieder trägt des Geistes Flügel
Und führt mich mit des Herzens Caritas
Zur Menschenliebe auf den Weihrauchhügel.

Da sei mir jedes Leben eine Messe,


Die Seele Hostia, der Leib Monstranz!
Sei jede Frau Madonna und Mätresse
Und jedes Kindes Spiel der Weisheit Tanz,

Daß ich in kleinen Kindern, lieben Frauen


Verborgen darf des Lebens Gottheit schauen!

Natur, lobpreise Gottes Schöpfertum,


Das allzeit wirkend meine Seele gläubt,
Wenn in dem offnen Schoß der roten Blum
Den Stempel eine Biene süß bestäubt,

Kaulquappen in dem Wasser sich ernähren,


Um Frosch zu werden durch die Metamorphose,
Wenn herrlich wie die Engel in den Sphären
Die Schmetterlinge schweben um die Rose,

Wenn in dem Abendfrieden Gott den Dank


Leis tönt im majestätischen Versinken
Die Sonne, wenn der Vögel Lobgesang
Singt Angelus des Abendsternes Blinken,

All-Äther uns umgibt, süßhauchend sacht,


Und alles ruht im Schoß der Mutter Nacht.

Denk, meine Seele, an den kleinen Knaben,


Ob du das Jesuskind im Spiele siehst,
Wenn junge Kälber auf der Weide traben
Und du vor stolzen Hahnes Angriff fliehst,

Dir selige Vergessenheit im Spiel


Und selige Gelassenheit im Tanz
Das Kind dir zeigt, die Wonne als das Ziel
Schon schimmert auf des Angesichtes Glanz,
Wenn Tauben ruckend in den Kronen raunen
Und die Natur eröffnet ihren Sinn
Als Schönheit – Kleid der Gottheit – Kindes Staunen
Ist wahrlich wohl der Weisheit Anbeginn,

Weiß er im Birkenschleier zu entdecken


Verborgne Schnecke, König aller Schnecken.

Mir ist, ich bin in der Mysterienhalle


Als wie ein Myste einst in Ephesos,
Wir Mystinnen und Mysten ruhen alle
In dem Mysterium von Gottes Schoß!

Mir ist, ich bin mit Märytrern und Zeugen


Der Urgemeinde in der Katakomb‘,
Wir beten all im mystischen, im Schweigen,
In Una Sancta: in our mother’s womb!

Geist, Seele der Ecclesia, im Glanz


Des Wortes läßt Frau Weisheit schön erscheinen
In einer Theaphanie – im Hochzeitstanz
Wir sehen sie Jehowah sich vereinen

In makelloser, unbefleckter Reinheit,


Den Geist der Liebe hauchend, Geist der Einheit!

Die Ewige Weisheit in der Schönheit Reiz


Unsterblich war und selig leidenslos,
Sie wählte sich zum Bräutigam das Kreuz
Im Fleisch und Blut in einer Jungfrau Schoß.

Wie sehr begehrte sie, wie sehr das Leid,


Begehrte nach dem Opfermahl am Abend,
Sah leiden ihre Mutter, sah die Maid,
Am Bräutigam, am Kreuz allein sich labend,

Daß sie am Kreuz erhöht wird und gefürstet,


Daß sie mit Wermut tränk den Wein, den herben,
Begierlich schrie sie auf dem Kreuz: Mich dürstet,
Für euch zu leiden, Menschen, ja, zu sterben!

Der Schmerz noch in der Glorie steht geschrieben


In ihrem Herzen, daß wir heiß sie lieben!

6
Will einer je die mystische Vertiefung
Des Herzens, daß der Himmel schon ihm offen
Im reinen Glauben steht, so kommt die Prüfung
Zur Läutrung in der Trübsal Feuerofen!

Bevor der nackte Glaube sich verflüchtigt,


Begehrt der Feind, wie Weizen ihn zu sieben,
Dann mächtig ist des Vaters Hand, die züchtigt
Den Kleinen, um ihn tiefer noch zu lieben!

Aus Huld allein Frau Weisheit mit dem Reiz


Der Gottesliebe kommt zu dem Verlornen
Und spricht: Geliebter, bette dich aufs Kreuz!
Ich freie dich allein im Bett aus Dornen! –

Erkorener, du mußt das Kreuz erwählen,


Willst du der Ewigen Weisheit dich vermählen!

Lobpreisung Jahwe, Schöner Liebe Hort,


All-Seiendem, dem göttlichen Ich-Bin,
Und seiner ausgesprochnen Liebe Wort,
Sophia, Mutter, Herrin, Künstlerin!

Die schwebt in Ewigkeit als Geist geflügelt


Und tanzt vor Jahwe schöpferischen Tanz!
In ihrer königlichen Schönheit spiegelt
Der Schöpfer aller Lichter seinen Glanz!

Auch spielt vor ihm sie wie ein frohes Kind


In Seligkeiten schöpferischen Spiels!
Weht zwischen Jahwe und Sophia Wind
Wie Feuerhauch der Liebe, voll Gefühls

Der göttlichen Liebe, göttlicher Lust geweiht!


Denn Liebesspiel ist die Drei-Einigkeit!

VI

Wenn Rebhuhn – Rebhuhn! und wenn Fasten – Fasten!


Sprach unbeschuht die seherische Maid,
Den Liebespfeil im Herzen. Alles schreit
In mir: Gib Wachteln, Gottheit! Meine Lasten

Sind meine Leiden an der Leiblichkeit,


Die ungestillt im Dürsten und Verlangen!
Doch führt der Weg mich in die Einsamkeit
Der Wüste, an der Gottheit bloß zu hangen,

Die redet in der Einsamkeit der Wüste:


Geliebter! Nun nennst du mich nicht Astarte,
Da dir Frau Chokmah reicht die fruchtbarn Brüste!
Ich, Jakob, auf Rebekkas Gottheit warte

Mit brennendem Verlangen in der Seele:


Daß sich Frau Chokmah Jakob anvermähle!

Wir wandern durch die Einsamkeit der Wüste,


Um spirituelle, geistige Erfahrung
Zu sammeln. Aber alle unsre Lüste
Verlangen Paradieses-Offenbarung

Vom Land, wo riesengroße Trauben reifen


Und Milch und Honigseim in Strömen fließen!
Wir sehn das Land und könnens doch nicht greifen,
Wir stehn vor Fee-Morgana-Paradiesen!

Drei Tage waren wir in der Oase


Von Elim, wo die Dattelpalmen stehen
Und Quellen rauschen in der Vollmondphase,
Wo wir die Hörner blasen – weitergehen

Muß unser Volk zu einem fernen andern


Verheißungslande, durch die Wüste wandern!

Ich denke an die Zeit der Konversion


Zurück und das katholische Gefühl,
Da lebte ich im Paradiese schon
Und Sakrament war mir der Liebe Spiel

Und Staunen war der Anfang der Erkenntnis,


Bewundern aller Schönheit war mein Wissen,
Lebendigkeit der Liebe mein Bekenntnis,
Da Dichter mehr als Tiefgelehrte wissen,

Da wie auf Feuerrossen ritt Elia


Und David tanzte vor der Bundeslade
Und groß die sophianische Maria
Erschien in Schönheit ihrer Minnegnade

Und ich gehangen bin an ihrem Mund –


Der Menschheit und der Welt Verklärung Grund!
4

Wenn ich die Heiligen der Kirche lese,


Die anerkannten Theologengrößen,
Frag ich mich nach dem Wesen der Askese,
Die Seele von dem Weltlichen zu lösen.

Das Ideal scheint die Vergeistigung


Durch Geistkraft, geistig ist der Gottheit Sphairos,
Vollkommenheit des Himmelreichs. Doch jung
Voll Leidenschaft besteh ich auf den Eros!

Denn lehrt der Glaube nicht, das Höchste Gut,


Idee der Schönheit, ist ein Mensch geworden,
Sich zu vereinigen in Fleisch und Blut?
Ich will nicht meine Sinnlichkeit ermorden

In falscher Geistigkeit der falschen Gnosis –


Der Gottheit Eros wirke die Theosis!

Die Religion erwachte in der Seele


Und speiste sich mit vorzeitlicher Mythe,
Da ich aus des Olympus Göttern wähle
Zur Führerin der Seele Aphrodite,

Bis mir erschienen der Prophet Messias,


Ich wandte mich in neuen Glaubens Kraft
Zu Mirjam, Magdalena und Marias
Jungfräulichkeit und Gottesmutterschaft,

Da mich im Glauben auferzog Maria,


Der ganz ich mich ergeben als ihr Sklave,
Zum Kult der Sapientia-Sophia,
Die Offenbarung ist der Gottheit Jahwe –

Denn eben mehr als Theologen wissen


Die Minnesänger, die Madonna küssen!

Glaubst du der Bibel? Siehe, Salomo


Besaß ein Herz so weit wie Sand am Meere
Und hörte auf die Gottesweisheit so,
Daß ihn Sophia lehrte ihre Lehre.

Von Frauenmystik trunken sang das Lied


Der Liebe er für die geliebte Braut,
Die Tochter Pharaos, Braut Sulamith,
In deren Augen er Sophia schaut.

Doch Wein und Weiber oft den Weisen narrten


Und lockten ihn mit seinen Fleischeslüsten
Zum orgiastischen Kulte der Astarten,
Der großen Mutter mit den fruchtbarn Brüsten.

Frau Torheit doch Frau Weisheit nicht verdarb,


Und Salomon im Geiste Jahwe’s starb.

Sophia, wenn dich Mystiker geschaut,


Wie Böhme, Solowjew und Salomo,
Als Gottheit, Herrin, Jungfrau, Freundin, Braut,
Soll ich dann zweifeln, so als sei’s nicht so?

Wenn mich die sophianische Maria


(Aus Gnade Göttin) so den Weg geführt,
Daß meiner Sehnsucht Seufzer wird Sophia
(Die Göttin aus Natur) – Sophia, wird

Dein Kult, den nicht die Theologen lehren,


Den die Vision der Seele offenbart,
Der Gottheit Ebenbild in mir gebären,
Daß Jahwe Mutter wird mir mild und zart,

Daß eingeführt mit ganzem Seelentriebe


Ich werd durch dich, Sophia, in – die Liebe?

VII

O Gottheit, unbestreitbar ist dein Sein,


Da du dich offenbartest als: Ich bin!
Sophia, Weisheit, ist das Wesen dein,
Sophia ist dein eingeborner Sinn.

Weil wir seit Urzeit alle in der Schuld


Und Seufzen ist der Schrei der Kreatur,
O Charis, du erlöst durch deine Huld
Und Anteilhab‘ an göttlicher Natur!

Befleckt sind alle unsre Seelentriebe,


Du aber machst uns neu und frisch und jung
Durch deinen Geist, Agape! deine Liebe,
Den Geist der Liebe und der Heiligung!
Sophia, Charis und Agape ist
Dreifaltig Gottheit mir: Ich bin ein Christ.

Sophia! Throngenossin Jahwe’s loben


Die Weisen dich! Du bist der Morgenglanz
Der Ewigkeit, in Ewigkeit erhoben,
Die du im Anbeginn getanzt den Tanz

Vor Jahwe, wie ein unbefleckter Spiegel


Hast schöpferische Liebe du gespiegelt!
Wie Morgenröte überm ersten Hügel
Du schwebtest tänzerisch als Geist geflügelt

Im Aufgang aller Schöpfung, deine Wonne


Wars, deinen Menschenkindern nah zu sein!
Dein Antlitz, gleich der morgentlichen Sonne,
Die Welt anlächelte mit Gnadenschein,

Mit Liebe alle Schöpfung zu erwarmen,


Sophia, die du ruhst in Jahwe’s Armen!

Du, Vater aller Lichter, aller Sphären,


Geheimnisvoll und unergründlich groß,
Ehrfurchtgebietend, Herr! Willst du gebären,
Mir scheint: Sophia ist dein Mutterschoß!

Aus dir, durch sie, im Hauch, ist alles Werden,


Durch Weisheit alles Seiende geschaffen,
En arche, alle Himmel, alle Erden!
Wirst du sie aber alle wieder raffen

Am Ende dieser Welt in deinen Schoß –


Sophia wird Gestalt des Kosmos sein,
Die Erste und die Letzte, grenzenlos
Die Welt in ihr vermählt dem Einig Ein –

Weil die Person der Weisheit Mittlerin


Für alle Schöpfung ist zu Gott „Ich bin“!

Frau Weisheit hat sich einen Thron gebaut,


Aus sieben Säulen sich ein goldnes Haus.
Geist selber schuf die unbefleckte Braut,
Die Braut dem weisheitsvollen Geistgebraus.

Die Schechinah wohnt in dem Tabernakel,


Gott wandelt in dem Garten, der versiegelt,
Frau Weisheit in der Jungfrau ohne Makel
Den Minnern ihre Gottesschönheit spiegelt.

Der Jungfrau Ja-Wort schenkte uns Erlösung,


So Mit-Erlöserin nennt sie die Weisheit!
In Einer fand die Menschlichkeit Genesung
Als Gottes Braut in frommer Liebe Leisheit!

In Hyperdulie zur lieblichen Maria


Erfahren wir Kraftwirkung der Sophia!

Mein Adonai, mein sanfter, guter Hirte,


Der Gottesweisheit Preis, daß ich dich traf,
Als ich an gnostischen Sophien irrte,
Da holtest du mich heim, dein schwarzes Schaf.

Am Anfang war die Weisheit, die war Gott,


Die Weisheit unter Menschen hat gewohnt,
Gott in der Allvernunft erlitt den Spott,
Ward nicht vor der Barbaren Haß geschont,

Starb zur Versöhnung durch das Blut am Kreuz!


Und wurde auferweckt von Gottes Macht
Und ist in triumphaler Schönheit Reiz
Zur Weisheit von der Gottheit uns gemacht!

Denn die sind Freunde Hagia Sophias,


Die beten vor dem Antlitz des Messias!

Sophia, deine göttliche Natur


Teilst du den Kindern mit, du Ich-bin-da,
Den Kindern, die auf deiner Liebe Spur
Zum Mahl sich sammeln in Ecclesia,

Die Jungfrau, Mutter, Braut ist, Gottes Leib,


Der Christus im Geheimnis beigewohnt,
Im Sonnenkleid der Offenbarung Weib,
Im Sternenkranz, die Füße auf dem Mond,

In der uns Ruach in der Taufe Bade


Geboren neu zu Gotteskindern, schönen,
Die salbt mit Geist uns, speist uns mit der Gnade,
Uns alle mit dem Vater zu versöhnen,

Der Mutter, die den kleinen Kindern nah,


Sophia, Kindern der Ecclesia.

Des Geistes Weisheit will ich lang schon preisen,


Gedacht es erst im Freudenüberschwunge
Von Hallelujapsalmen, Lobpreisweisen
Und in dem Jubelschall der Feuerzunge –

Des Geistes Weisheit aber wollte sacht


Inmitten einer Welt gottloser Heiden
Mich führen in der Seele tiefe Nacht
Zur Imitatio, zu Christi Leiden. –

Wohlan denn, ist es Nacht, so sei es Nacht!


Solls sein, so trinke ich den Kelch, der bitter!
Ich weiß, daß mich der Geist der Weisheit macht
Zur leisen Saite in des Geistes Zither –

So daß mein Lobpreis Gottes Weisheit preist


In deiner Una Sancta, Heilig Geist!

VII

Ich war des Schoßes Eigentum, der Schoß


Umgab mich wie die große Mutter Nacht,
Die Schöpferin des Herzens, bis ich los
In meiner Mutter Wehen mich gemacht

Und trennte in den Wehen mich mit Schmerzen


Und löste mich nicht ganz vom Mutterschoß,
So daß die Schwermut wohnt in meinem Herzen,
Weil außerhalb vom Schoß ich heimatlos

Und muß in Heimweh und in Sehnsucht schmerzlich


Mir Heimat suchen in verschlossnen Schößen
Und bleib verbannt, darum verlang ich herzlich
Von meiner Gottheit Schoß, mich zu erlösen

Und mich (wie alle Welt in der Vollendung)


Zu holen heim in Gott durch Jesu Sendung.

2
Die elterliche Güte Gottes gab
Mir einen Schutzraum für des Dichters Muße,
Mit meiner Harfe an des Hirten Stab
Ich sing dem schönen Mutterschaf zum Gruße.

Ich lebe wie die Kinder ganz im Spiel


Und bin zur Arbeit noch nicht aufgewacht,
Wie Kinder ganz im seligen Gefühl
Der Freiheit spiele ich vor Gottes Macht,

Bereitet für das ehrfurchtsvolle Staunen,


Das ist der wahren Weisheit Anbeginn,
Wo in Natur ein liebevolles Raunen
Von Gottes Liebe ist, der Schöpferin,

Dem Schoß der Schöpfung, Vater aller Lichter,


Der auserwählt die Kinder und die Dichter.

Sagt auch der Lehrstuhl: Gott als Mutter schenke


Vertrauten Umgang mit der Immanenz
Der Gottheit – ich den Sinn doch immer lenke
Auf der lebendigen Gottheit Transzendenz.

Großmutter nämlich ist mir heimgegangen


Und Mutter Erde mir seitdem Exil.
All meine Wünsche an dem Himmel hangen
Und leben Himmel schon im Kinderspiel

Und schauen Himmel in der Jungfrau Mond,


Und ohne Himmelshoffnung ist mir nichts
Erträglich auf der Erde. Gottheit wohnt
In Unzugänglichkeit des ersten Lichts

Bei Seligen und Engeln im Gewimmel:


Allmächtige Mutter Jahwe mein im Himmel!

Unsterbliche Bewohnerin im Leib,


Von hoher Abkunft, Seele du im Fleisch,
Wie Ruth vor Boas, dem Erlöser Weib,
Geheime, unbefleckte Jungfrau keusch,

O Seele, alle deine Wunden, ach,


Verletzen nicht dein eignes Ideal,
Da du im Innersten, im Brautgemach,
Bist heilige Gemahlin dem Gemahl,
Herrn Jesus. In dem irdischen Getümmel
Du Unbehauste, allen Menschen fremd,
Ist innen aufgetan dir Gottes Himmel,
Da ruhst du, Seele, bloß im Linnenhemd

Vereint mit Jesus in der Kommunion


Durch deine hochzeitliche Kontemplation.

Sophia, wenn die Seele melancholisch


Fremd in der Kirche zeitlichem Gehäuse,
Erscheinest du und redest du katholisch
Durch Grignion von Montfort und Heinrich Seuse,

Erweiterst meinen Geist zur Ökumene,


Wo oft sich noch die Christentümer boxen,
Belehrst durch Böhmes Luthertum und jene
Sophiologen aus den Orthodoxen,

Erweiterst meinen Geist durch deine Schau


Zum interreligiösen Dialog,
Muslimische Mystik, Kabbala und Tao,
Wie jede Göttin sich auf dich bezog.

Das wahre Wesen Gottes, du nur weißt es,


Sophia, in der Weite deines Geistes.

Der Gottheit Mutter Jachweh Lob und Preis,


Die aller Schöpfung Bronn und Mutterschoß,
Ist ewige Idee, vollkommner Kreis,
Im unzugänglichen Lichte makellos,

Die offenbarte durch Frau Chochmah traut


Die ewige Liebe ihrer Gottheit, die
Erscheinet in Frau Chochmah gar als Braut
Und Meisterin der Menschensympathie,

So Jachweh haucht und Chochmah haucht den Hauch


Und Feueratem aus der göttlichen Minne,
Und das ist Ruach, die ist Gottheit auch,
Die wohnt der Gottheit Ebenbildern inne.

In diesem Sinne bin auch ich geweiht


Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit!
7

In Stille wohnen wir im kleinen Kreis


Heimsuchung unsrer Bundes-Gottheit bei.
Liturgin ist Sophia, welche leis
Setzt ihre Energie den Betern frei.

Die ich zur Majestät und Hoheit wähle,


Die Gottheit wohnt in unzugänglichem Licht
Und ist die Ich-bin-da, die in der Seele
Einsprechend durch den Geist der Weisheit spricht.

Der hochzeitliche Christus ist Sophia,


Die reicht die Hostie in der Kommunion,
Da sie im Inneren empfängt Maria,
Die Herzenskönigin im Herzensthron,

Daß ich im Herzen durch Sophiens Gabe


An Ihrer Gottheit hier schon Anteil habe.

IX

Wer ist sie, die heraufsteigt wie der Morgen


Und duftet wie des Apothekers Narden,
Geheimnisvolle Jungfrau, tief verborgen,
Die neue Eva in dem Gottesgarten,

Die steigt wie Weihrauch aus der Wüstendürre


Und schaut hernieder golden wie Aurora,
Ihr Kleid ist Aloe und Zimt und Myrrhe,
Die ist in Nazareths Gefilde Flora,

Die lehnt sich sanft an den Geliebten an


Und ist Gefährtin sein, des Friedefürsten,
Nach ihrer Liebe sehe ich den Mann
Am grünen Holz des Lebensbaumes dürsten,

Wer ist sie, lieblich wie die Morgenröte?


Ich wecke sie mit meiner Hirtenflöte.

Die Schönheit der Natur ist Aphrodite,


Die tauchte aus dem Meer der Elemente,
Wie an dem Weltenbaume eine Blüte,
Von heiliger Natur die Gnadenspende,

Die allen Menschen Seligkeit verhieß


Durch ihres Leibes lilienweiße Huld.
Von oben aber aus dem Paradies,
Als schon verdorben war der Venuskult,

Herniederstieg Maria Aphroditisse


Und ließ auf dem Olymp im Gotteshaus
Den heiligen Gürtel für der Beter Küsse
Und zog dann in die ganze Welt hinaus

Als Mutter Schöner Liebe ins Getümmel,


Der Liebe Fürstin aus dem dritten Himmel!

Ist jedem göttliche Vision zu eigen.


So, als ich noch nicht kannte Nazarenus,
Ich liebte nach poetischem Bezeugen
Die schöne Liebe einst der großen Venus,

Und als ich lebte sommers in dem Wahn,


Daß ich Chinese neugeboren bin,
Sang ich mit Psalmen meine Gottheit an
Und nannte sie barmherzige Kwan-Yin.

So war vom Anfang meines Glaubens an


Mein Beten wie ein einsam Liebeslied,
Zuerst nicht für den herben Schmerzensmann,
Zuerst der Immaculata Sulamith –

Daß ich bezeuge eigens, seelisch-leiblich,


In mir das Ewig-Göttliche ist weiblich.

Es kam in mich der christliche Impuls,


Kam Christus ein in meine arme Seele.
Selbst wenn ich blute am verletzten Puls,
Ich Jesus mir zu meinem Heiland wähle!

Wenn mich ermordet der Geliebten Reiz,


Ich lieg, das Antlitz auf der Erde, dann
Und binde mich freiwillig an das Kreuz,
Mich zu vereinigen dem Schmerzensmann!

So wenn die tiefe Schwermut melancholisch


Bittflehend schrie um Schönheit, Güte, Wahres,
Kam Christus zu mir, machte mich katholisch,
Der Gott im Sakramente des Altares,

Gewährte mir Verehrung der Maria


Und kam zu mir als Hagia Sophia.

Ich aber leide an dem Gottesstaat


In der katholischen, der Kirche, die
Steht mit der Tradition im Patriarchat
Und preist den Vater in der Liturgie,

Gott Vater, Christus Herr, die Kirche Braut,


Die Seele Braut, der Herr ihr Brautgemahl –
Mir scheint, wenn so auf Gott die Kirche schaut,
Ist die Kultur in ihr doch patriarchal.

Die Väter aber und die Herzensweisen,


Die Menschenfischer in Sankt Petri Kutter,
Den jungen Weisheitssucher unterweisen
In Sankt Maria und in Gott der Mutter.

So leb ich einsam in dem Gottesstaat,


Als im katholischen, im Matriarchat.

Die Ewige Weisheit, meine Mutter, liebt


Ihr Kind, ihr Werk, die milde Meisterin,
Die mir das Leben und die Seele gibt
Und mir die Poesie, die Künstlerin;

Die litt, um mich vom Tode zu erlösen,


Sehr schrecklich die leibseelische Passion –
Zu Tod verwundet von dem Biß des Bösen,
Stieß sie den Tod von seinem Höllenthron;

Frau Weisheit ging in ihrer Resurrection


Heim in der Gottheit liebe Himmelswelt
Und blieb doch bei mir in der Kommunion,
Die Gottheit in der Seele mir erhält.

Gemäß dem eignen Schicksal ich, der Freie,


Der göttlichen Frau Weisheit ganz mich weihe.

Die Urerfahrung ist der Mutterschoß,


Da sich die Seele mit dem Leib vereinigt.
Gott Mutter schuf mich aus dem Nichts – doch los-
Gelöst von meiner Heimat, sehr gepeinigt,
Erfordert meine seelische Struktur
Die Gnade weiblicher Erlöserin!
Sophia, ganz von göttlicher Natur,
Des Himmels und der Erde Königin,

Begegnet mir in der Begeisterung


Und ordnet mich, ist mir der Sinn chaotisch,
Und zieht mich durch den Geist der Einigung
In ihre Gottheit-Seele ein, erotisch,

Und geistig führt Sophia makellos


Mich heim in meiner Gottheit Mutterschoß.

O Vater, Vater, Ewigvater! Christ


Nennt Vater dich, mein Jesus nennt dich Vater,
Mein Vater, der da war und der da ist,
Der Friedenskönig und der Wunderrater!

Wie soll ich deine Vaterschaft begreifen?


Wo jeder Vater, jeder Mann ein Sklave
Vergänglichen Äons ist, alle greifen
Zum Götzen Mammon, suchen nimmer Jahwe!

Des Glaubens Vater, wo ist Abraham,


Wo Petrus, väterlicher Schutzpatron?
Wie Jesu Vaterschaft, wie ist das Lamm,
Wie ist des Vaters eingeborner Sohn?

Gibst, Jahwe, keinen Vater du im Glauben,


Mögst, daß ich Mutter preis dich, mir erlauben.

Gott, griechisch und katholisch rühmt und preist


Die Urgemeinde Ewigvater dich
Und Mutter auch, die Gottheit Jahwe heißt
Die Mutter aller Schöpfung ewiglich!

O Gottheit! Du bist Weisheit, bist das Wort,


Bist Logos und Sophia gleichermaßen,
Idee der Schönheit, aller Wahrheit Hort,
Die Engel singen dir auf Lichtes Straßen!

Du bist der Geist, du bist die Liebesflamme,


Die Salbung bist du, Vater aller Armen,
Bist sieben Geister vom gewürgten Lamme,
Der Taube mütterliches Allerbarmen!

Bist männlich und bist weiblich, reiner Geist,


Dreifaltigkeit, die Eine Gottheit heißt!

O Jahwe, reines Licht, ganz ohne Trübe,


Du ewige Idee, vollkommner Kreis,
Ich singe dir, allschöpferische Liebe,
In geistgebornen Hymnen Ruhm und Preis!

Dich, den die Kirche Ewigvater nennt,


Dich will ich meine Ewigmutter preisen,
Weil so der Geist in meinem Geiste brennt
Und inspiriert mir so des Hymnus Weisen

Und Preisgebet! Ein ganzes Weltenjahr


Warst Ewigvater du der Welt allein,
Nun sollst du Liebe mir und wunderbar
Alliebend Mutter meines Lebens sein!

Dem Herrn, dem Vater Jahwe bin ich Sklave,


Geliebtes Kind der lieben Mutter Jahwe!

O Gottheit, jenseits jeglicher Erscheinung


Wohnst du in Unzugänglichkeit des Lichts,
In Ewigkeit dreifaltiger Vereinung
Bist Ein und Alles du und Ewig-Ichts,

Als reinen Ausfluß deines Lichtes preist


Der Geist die Weisheit, die dein Licht dir spiegelt,
Frau Weisheit, welche mir Sophia heißt,
Schutzengel aller Schöpfung, Geist geflügelt,

Gezeugt, geboren und hervorgebracht


Durch Hauchung ewiglicher Liebesflamme:
Drei Flammen Einer grenzenlosen Nacht!
Aus dieser Wurzel wuchs mit seinem Stamme

Der Lebensbaum mit seiner Lebensfrucht,


Marien Sohn, den meine Seele sucht!

O Allerheiligste Dreifaltigkeit,
Jungfräuliche Gottheit, rein wie Gold und Glas,
Dreifaltig Kreisende, ich bin geweiht
Dem Reigentanz der Sancta Trinitas!

Die Liebende, Geliebte und die Liebe –


Dreifaltiges Mysterium des Eros
Der Gottheit! Drei Personen, Eine Liebe!
Durch deine Huld der Kosmos wird zum Sphairos,

Vollkommenheit durch die Vollkommenheit


Der Gott-Natur mit drei ergossnen Leben,
In einiger Natur Dreieinigkeit
Als Einer Gottheit all wir sind und weben

Und wandeln auf der Jungfrau Gottheit Spur,


Der Ewiglichen einigen Natur!

Jungfräuliche Sophia, der Personen


In göttlicher Dreifaltigkeit die zweite,
Du wolltest in dem Auserwählten wohnen,
Daß er dich, seine Jungfrau-Gottheit, freite!

Denn nämlich, du erschienest auch hienieden


In sanfter Demut als ein Opferlamm,
Als unser Kyrios, der gibt den Frieden,
Der Seele ein jungfräulicher Bräutigam:

Der Christus! Den die Gottheit uns gemacht


Zur Gott-Sophia in dem Licht-Äon!
Die will mir werden in des Glaubens Nacht
Zur mystischen Braut als göttliche Person,

Zur Braut die Gottheit Christi mir dem Christen,


Dem Myrrhebüschel zwischen Ihren Brüsten!

So, Christus, göttliche Sophia mein,


Sei du die Braut und ich der Brautgemahl,
Du lade mich in deine Gottheit ein
Zur Kommunion als einem Hochzeitsmahl.

Am Leben meiner Gottheit teilzuhaben,


Gibt in der dunklen Nacht mir nackter Glaube.
Da spendest du mir deiner Liebe Gaben,
Geliebte, Schwester Braut, o meine Taube!

Sophia, leidest du im Blute Leiden


Und Wehen in der seelischen Passion,
Will ich mich dir vereinen, mit dir leiden
Bis zu dem Sterben in der Depression –

Um aufzuwachen, o Sophia süß,


In deinem Schoß, der Gottheit Paradies!

VOM ROSENKRANZ

Mein Minnesang in Aue, Hain und Flur


Versank in einer Roseninsel Dornen,
Am Dorn mein rotes Blut wie Purpur pur
Noch bittet um die Huld der Schöngebornen.

Wie weh ward mir die Rose der Natur!


Seit ihrem wunderschönen Schleiertanz
Gewunden wurde mir ein Dornenkranz.-
Erschöpft auf unerschöpfter Liebe Spur

Zerbrach ich und lag weinend auf dem Pfade.


Da winkte mir ein Weib, die war voll Gnade,
Die um den Arm mir eine Perlenkette

Aus Paternostern wunderschön geschlungen.


Ich träumt mit ihr und hab im Traum gesungen
Der Liebe Lob in Brautgemaches Bette.

II
Des Mittelmeeres Muscheln an der Mütze
Und alles Leid der Liebe tief gelitten,
So ist der Wandrer durch die Welt geschritten,
Im Traum die zartesten Gazellenkitze.

Notwendiges Verzichten und Entsagen


Und Weh bei Worten wie Gespiel und Spaß,
Vielmehr am grauen Weg ein welkes Gras,
Umwittert von des Windes kalten Klagen.

O Weltschmerz. Weltflucht in des Traumes Grotte,


Wo Mandelaugen schimmern, wo Maria
Die Perle bettet in die Perlmuttmuschel.

O sanfte Seele, kauer dich und kuschel


Dich unter dem Wacholder des Elia
Dem Vater in den Schoß, dem schönen Gotte.

III

Ich bin die Braut des Geistes. Siehe, wie


So sanft und selig zog er in mein Herz.
Da wurde mir mein Leib zur Melodie
Und lobte leis und heilig himmelwärts.

In meine Seele sank ein allerkleinstes


Gesalbtes Samenkorn. Und ich vertrau
Dem Hauch, den ich nicht seh, der rein ein feinstes
Glückselig Siegel in das Herz der Frau

Gedrückt, in ihren blutrot weichen Lack


Der herzlichen Ergebenheit. So süß
Ist mein Gespiel. Balsamischer Geschmack

Ist unter seiner Flammenzunge Glut,


Mit der er süßküsst meiner Seele Blut
Im Sohn: O süßer Liebe Paradies!

IV

Ein süßer Duft der Stille der Kapelle,


In der ein weihevoller Friede webt
Und schwebt wie ein Gebet in Dunkelhelle,
In der das linde Licht des Lebens lebt

Inmitten der Umnachtung und Verstörung


Des bitteren Gemütes. Aber siehe,
Gazellengleich zum Balsamberge fliehe
Und flehe, betend, bittend um Erhörung,

Um eine wunderbar gewährte Ruhe.


Ruhm der Gemeinschaft mit der milden Frau
Und Marterzeugen in dem Paradies,

Dahin uns hebt der Herr, mein Herz, vertrau.


O Wort der Weisheit in getragner Truhe! -
Lobsing wie Gottes Seraphim so süß!

Wir wollen immer wieder weiße Kerzen


Der Andacht zünden vor Marien Sohn.
Du, süßes Herz, du gibst für bittre Schmerzen
Aus Gunst und Gnade süßer Liebe Lohn.
Glückselig ist die Brust, die du gesogen,
Glückselig ist der Leib, der dich getragen!
Sei Meeresstern in wilden Meereswogen
Des Schicksals, ein vertrauter Trost den Klagen.

Bewahre mich vor Dornen, Wüstenglut


Und wüster Leidenschaften wilder Wut
Und südlich bittersüßem Sündensturm!

O laß mich heilig eingehn in den Turm


Von Elfenbein, wo blüht der Rose Blut
Und ewig ist zunicht des Wehes Wurm.

VI

O nur noch Seele, nur noch dünne Seele,


Verwehend wie der silberblaue Rauch,
Wie Silberpappeln zart von Zitterhauch,
Als ob sie eine spitze Nadel quäle.

O Waisenkind im weiten Weltenraum.


O Stern der Trauer, nah am Schwarzen Loch.
O Beifuß-Bitternis im Trauer-Traum.
O Ijobs Weh. (O Jesu sanftes Joch.)

Wie schön die Liebe einer Schwester stillt,


Wenn einer stirbt im Schatten schwarzer Erlen,
Da ist ihr Wort in Wehmut stille Wonne.

Es rinnen durch die Hand die weißen Perlen.


O süßer Traum der Pieta Madonne:
Im Herz das Kreuz und Christi Ebenbild.

VII

Schaut, Menschen, ob ihr solche Schmerzen kennt,


Wie sie die Mutter litt mit Gottes Sohn.
Der wehe Wahnsinn in den Venen brennt,
Die Tränen strömen aus den Augen, schon

Stößt hartes Eis des Hasses sie zurück,


Da trifft die heiße Schärfe sie des Schwerts,
Geführt von Toten, daß sie Todesschmerz
Mit wundem Munde spricht, es bricht der Blick.

O Wahn, Qual, Nacht, Weh, Elend, Pein und Angst;


O Liebe! als du an dem Holze hangst,-
Da weinte weh die Mater Dolorosa:

Brecht meinen Leib, durchbohrt mir meine Seite,


Daß ich an meines Sohnes Seite leide!
O Kreuz! O spina sine rosa!...

GOTTMUTTER
I

O Mutter, schau ich in die dunkle Nacht,


Dann sehn ich mich nach deinem Mutterschoß,
Zu werden aller meiner Lasten los
Des Tags, der mir die Seele schwer gemacht.

Du redest in der Bäume Rauschen sacht


Und machst die Nacht wie deine Gottheit groß,
Die Mondin hebt sich aus des Meeres Schoß,
Die golden lächelt, melancholisch wacht.

O Mutter! Meine Trösterin Maria


Ist all mein Heil, die Hagia Sophia
In meiner Einsamkeit ist meine Braut.

O Mutter, meine Seele sucht in Träumen


Dich anzubeten und in süßen Reimen
Dir nachzustammeln deinen Mutterlaut.

II

Du Mutter hast im Traume mir verheißen


Des Tages Trübsal, Tages Traurigkeit
Und Eingeschlossensein und Einsamkeit,
So wolltest du mir meine Wege weisen.

Und wollt ich mich zum Staub der Toten schmeißen


In der elendigsten Nichtswürdigkeit,
In Stille war noch eine Ruh bereit
Und deine Gnade lächelte in leisen

Windhauchen um den Baum und um die Rose.


Und in der Mandorla erschien, im Schoße
Mariens, Jesus, in der Mandorla

Des Gottesschoßes Unsrer Lieben Frau,


Dem Schoß des Feuers in des Himmels Blau!
Wars deine Liebe nicht, du Ich-bin-da?
III

Nun weit nach Mitternacht will ich erwarten


Die liebe Muttergottes mit dem Licht
Der Sterne spiegelnd in dem Angesicht,
Die Fackeln sind in ihrem Rosengarten.

Du stille Muttergottes, mit den zarten


Und sanften Mutterhänden hälst du dicht
Die Flamme meines Lebens, welche nicht
Verlöschen will, wenn Tod legt seine Karten.

Du süße Muttergottes in der Nacht,


Du bist so muttersanft und süß und sacht,
Wenn du den Mond wie deine Lampe trägst.

Ich will der Muttergottes makellos


Dich, Leben, weihen ihrem Mutterschoß,
Wo du dich kindlich in die Ruhe legst.

IV

Du, Jesus, meine wahre Mutter, groß


Ist deine Gnade und Barmherzigkeit
Aus Gottes Uterus und allbereit
Fließt deiner Liebe Huld aus Gottes Schoß!

Du wuschest mich von meiner Sünde los,


So durft ich mich der Liebe Gottes weihn.
Du nährst den Leib mit Brot, den Geist mit Wein,
Dem Blut, das dir aus deinem Busen floß!

Du, Jesus, bist mir auch das göttlich Kind,


Bist Bräutigam der Seele, die dich minnt,
Vor allem aber geb ich dir mich hin

Als Ewger Weisheit, Hagia Sophia,


Die mehr noch als die Königin Maria
Ist meine wahre Himmelskönigin!

O Mutter mein im Freudenparadies!


Heut war ich Mutter, Blut von deinem Blut,
Der Knabe hat auf meinem Bauch geruht,
Da war er wie das Jesuskindlein süß!

Wenn ich den Säugling mit dem Plappern grüß,


Wie Heiden plappern vor dem Höchsten Gut,
Als liebt ich Jesus ist mir da zumut,
Daß ich vor Liebe und vor Lust zerfließ!

Maria von Bethanien am Abend


War Jesus mit dem Nardenöle labend
Und schön in ihrem langen Haar zu schauen!

Die Frommen freuten sich im Geiste ganz,


O Mutter, da dein Heilig Geist den Tanz
Getanzt mit deinen Gleichnissen, den Frauen!

VI

Wir sind versammelt um die dunkelbraune


Madonna, dunkle, aber ohne Makel,
Versammelt in Gebetshaus und Zönakel,
Geduldig tragen wir der Zeiten Laune

Und lauschen dem prophetischen Geraune:


Vertrieben wird der Hund aus dem Pentakel,
Das Friedensreich, so kündet das Orakel,
Die Mater Gloriosa bricht vom Zaune.

Das hast du nachts mir schön gesagt, Prophete,


Als du vom Freudenschoß der Morgenröte
Gesprochen weisend auf der Weisheit Stuhl.

Gott Mutter! Uns die Jungfrau offenbare,


Ihr Frieden komme zu uns tausend Jahre,
Ein Ende nimmt der Krieg von Beelzebul!

VII

Maria, manche sind der Knecht des Herrn


Und manche sind des Himmelsvaters Söhne
Und manche Seelen sind die Braut, die schöne,
Des Bräutigams, der ist der Morgenstern.

Sind manche Sklaven, Herrin, tief und fern,


Sind manche, Mutter, kindlich deine Söhne,
Sind manche Bräutigam in Glück und Pöne
Der reinen Himmelsbraut, die sie verehrn.

Weil ich die Gottheit als des Geistes Braut


Nicht finde mehr, die sonst ich angeschaut,
Drum sehn ich mich nach einer Erdenliebe

Zu einer sterblichen Geliebten, doch


Nur in der göttlichen Geliebten Joch
Aus Sanftmut, Demut ich im Frieden bliebe!
VIII

Nun bin ich selig, Gottheit, weil du mir,


Gott Liebe, mir Geliebte bist geworden!
So lehrte mich in Sankt Marien Orden
Marien Geisteskraft und Minnezier.

So weih ich mich, o göttliche Gottheit, dir,


In meiner Seelennacht du Stern im Norden,
Du Überquellende von Liebesworten,
Du Quelle aller Liebe! Einig wir

Sind in der Nacht, o Gottheit aller Liebe,


Daß du die Muse bist, die ich beschriebe,
Daß du, o Gottheit, meine Braut,

O Mutter-Gott, o Tochter-Gott, o Flamme


Der Liebe, daß ich gleich dem wunden Lamme
Glückselig bin, weil dich die Seele schaut!

EINSAMKEIT

ERSTER TEIL

ELEGIE

Ach, meine Freunde werden von mir gehen,


Ich bleib allein, in leerer Einsamkeit,
Nach einem neuen Freunde auszusehen
Und traurig zu beweinen meine Zeit!

Wem soll ich nun die Seele anvertrauen


Und meines Lebens stetes Liebesleid?
Wem schwärm ich von der Schönheit holder Frauen?
Beweinen wird ich traurig meine Zeit!

Wer weist im Labyrinth mir rechte Pfade


Und macht mir Hoffnung auf die Herrlichkeit?
Wer sagt mir zu mit Liebe Gottes Gnade?
Allein bewein ich traurig meine Zeit!
Wer tröstet mich, wenn ich mein Los bewein?
Ich bin mit Gott, dem Tröster, ganz allein!

Ob ich nun englischen Sonetten lausche


(Verliebter Schäfer süße Frühlingslieder),
Ob ich mich an dem roten Wein berausche
Und such Vergessen in dem Kelche wieder,

Ob ich der melancholischen Musik


Lausch mit der Melodie und vollem Reim,
Ob ich die Bilder schau mit stillem Blick
Und träume in der dunklen Nacht daheim,

Ob ich auch Klagelieder mit dem Stift


Auf die geduldigen Papiere schreibe,
Ob ich gar lese in der Heiligen Schrift
Von Gottes ewiger Heiligkeit – ich bleibe

Gefangen in der dunklen Traurigkeit,


In Trübsal, Elend, Weh, Not, Schmerz und Leid!

O Gott! Ich will zu dir mich wenden im Gebet:


Ich habe große Angst vor großer Einsamkeit,
Ich fürchte mich vor übermäßig schwerem Leid,
Daß es mit schwarzem Sturm mir durch die Seele weht!

Vorüber zieht das Lied, das klagte der Prophet


Umsonst, denn unberührt bleibt meine Seele weit
Entfernt davon und klagt in ihrer trübsten Zeit
Mit eignen Worten dir (ich bin doch dein Poet).

Das irdisch-unvollkommne Auferstehungsleben


Zu leben, Ewiger, ist dein heiliges Gebot,
Du mögest mir dazu auch neue Kräfte geben;

Sonst sehne ich mich wieder nach dem Bruder Tod


Und nach den Tröstungen, die meine Seele weben
In ewige Glückseligkeit nach dieser Not!

VON SHAKESPEARE

Ist mir das Glück nicht gnädig und bewein


Mein Schicksal ich als Ausgestoßener,
Ruf ich den Himmel an mit meinem Schrein
Und fluch, mich sehend, meinem Schicksal sehr!
Ich wollte sein wie einer, reich im Hoffen,
Gewandt wie er, mit Freundeskreis hienieden,
Ihm stehen Kunst und Horizonte offen,
Er wär mit meinem Besten nicht zufrieden.

In dieser Träumerei mich selbst verachtend,


Denk ich an Dich – und wie der Lerchen Chor
Beim Sonnenaufgang von der Erde lachend
Bin ich und singe süß am Himmelstor –

An Deine Liebe denkend, die ich fand,


Tausch ich mit Königen nicht meinen Stand!

AN DIE NACHT

Die Sonne grüßt mich, doch mein Herz ist weh,


Mich lassen fromme Jubellieder kalt,
Denn mir ertrank das Glück im Seelen-See,
Da eine Nymphe lieblichster Gestalt
Mein Herz mit ihrem Arm hinunterzog
Und nagelte an den Korallenwald
Mir meine Seele, die einst himmlisch flog
So wie die Sonne im Zenit mit Schwingen
Des hellsten Geistes. Doch die Zeit betrog
Mein Herz, das kann nun nichts als traurig singen
Und Blut verströmen. Und kein Trost kommt sacht,
Und keine Liebe will mir mehr gelingen
Als die, nach der mein Herz im Elend lacht:
Deck mich mit schwarzem Mantel, Mutter Nacht!

Die große blaue Nacht der lichten Sterne


Und mit dem milden Mondenangesicht
Ist fern von mir in silberblauer Ferne.
Ich sehne mich nach ihrer Tränen Licht
Und nach des Taues Tropfe rein kristallen.
Ich schmiegte mich in ihren Mantel dicht,
Sie ließe ihre schwarzen Haare fallen
Und küsste mit der Feigenlippe mich
Und ließe ihren weißen Busen wallen
Mit voller Milch des Trostes mütterlich,
Die mundet mir wie Mondes milder Mohnwein,
Und trunken wär vor linder Liebe ich
Und küsste ihres Silberschmuckes Mondstein
Und flösse hin in ihrer Augen Mondschein!
KINDHEIT

Die Nebelschwaden lagen über Hage


Und melancholisch troff der Regen nieder
Wie eine lang geweinte Todesklage
Und schwarze Schwäne sangen ihre Lieder.

Mein Vater wäre Zimmermann geworden


Und meine Mutter fromme Sängerin,
Gings nach dem Schicksal. Hoch im grauen Norden
Erblickte ich das Licht der Welt – Ich bin.

Dann lag ich in dem Garten, nah dem Wald


Von Berum, in dem Taufgewand aus Schnee.
Großmutter sah die liebliche Gestalt
Und lächelte aus ihrer Gnadenhöh.

Ich dank dir, Ewiger, daß du mich gemacht,


Aus Lehm des Tages und dem Hauch der Nacht.

O Baltrum, Perle aller Friesen-Inseln,


Dornröschen, aus der Nordsee aufgetaucht,
Ich sehe dich wie eine Perle blinzeln
Zum Monde, der das Lied der Heimat haucht.

Teestube mit dem Bibel-Porzellan,


Mit Apfelkuchen und mit Apfelsaft,
Du Aufenthalt am blauen Ozean,
Verträumt in deinem Schoß lag meine Kraft.

Strandburgen ihr mit Muschel-Namenszügen,


Ihr schwandet mit der Meeresfluten Rauben.
Ihr Möwen ihr in euren raschen Flügen,
Ihr wart nicht so vertraut wie Turteltauben.

Die Insel mein, ein blauer Kindertraum,


Ist meiner Seele Meerfrau ganz aus Schaum!

O Schwanenteich mit deinen weißen Schwänen,


Den Wappentieren Ritter Lohengrins,
Die singen Seligkeit im See der Tränen,
Das Boot der Seelen-Ewigkeit, sie ziehns.
Ihr Tauben mit ergötzlichem Geschnäbel
Und Girrn und Gurrn und Rucken ruhevoll,
Du weiße Seelenvogelschar im Nebel,
Ihr waret mein Orakel des Apoll.

Ihr Erpel und ihr Entenweibchen, wie


Naive Kreaturen ihr geschwommen
In treuer ehelicher Harmonie
Und habt den See zum Brautbett euch genommen.

Ich stand mit einem Mädchen, wir ein Pärchen,


Dreijährig, wie zuhaus in einem Märchen.

Das Schloß von Lütetsburg war distanziert,


In anonym-feudaler Herrlichkeit,
Es war in Wassers Mittelpunkt plaziert
In seiner märchenhaften Vornehmheit.

Vertraulicher war da der große Garten


Mit schlängelnden Kanälen, weißen Brücken,
Rosanen Rhododendren und aparten
Holzpavillons, der Freundschaft zum Entzücken.

Befreit vom Eise der Kanal im März,


Im Sommer gaben Schatten Haines Buchen,
Im Herbste reifte der Maronen Herz,
Im Winter war der Park im Schnee zu suchen.

Versetzt in einen Park aus China war


Dies meiner Kindheit Orient wunderbar.

Frau Kriemhild schaute aus der Kemenate,


Im Fenster sah ich ihren blonden Kopf
(Da stand die Tochter unsrer Nachbarn Pate)
Und ihren langen weizenweißen Zopf.

Und Siegfried badete in Drachenblut


Und ward gestählt bis auf das Blatt der Linde,
Auf daß der böse Hagen voller Wut
Die eine schwache Stelle Siegfrieds finde.

Da kam der Nibelungen große Not,


Dietrich von Bern in König Etzels Land,
Zerbeulte Helme, Männermord und Tod,
Den ich in meiner Kindheit grausig fand.
Es traf auf meine reiche Phantasie
Die Phantasie der großen Poesie.

AN EINE JUNGFRÄULICHE CHRISTIN

O Tochter Zion in dem fremden Land,


Da deiner Söhne Harfen tönten Leiden,
Gehängt in taubeperlte Trauerweiden,
Da niemand mehr den Weg zur Heimat fand,

Verloren ging hebräischer Verstand


Bei Babylonierinnen süd und seiden –
Jehudas Hirsche seufzten auf den Weiden
Nach einem Tropfen Tau aus Gottes Hand:

Und da kamst du, o Jungfrau! Von den Frauen


Jerusalems die Schönste, und so fromm,
Und kamst, ein Ende allem Leid zu machen,

Daß Jakobs Söhne einmal wieder lachen!


Dir konnt man Jakobs Trauer anvertrauen,
Weil dir im Herz der Geist des Ewigen glomm!

AN EINE SCHÖNE CHRISTIN

Ich komme aus dem Hohlraum tiefer Träume,


Da mir geblüht die Einsamkeit der Nacht,
Ich suchte Dichtergold im Schwermut-Schacht
Und in der Trauer blauer Blumen Keime.

Daher bin ich gekommen, mit dem Schatten


Um meinen Mund, der müd von Bitterkeit,
Und mit der Seele Sehnsucht und dem Leid
Des einsamen Elends komm ich aus der matten

Nacht. – Aber du bist wie die Morgenröte!


Des grünen Meeressternes weiße Taube
Dein Blick, dein Lächeln lieblich wie die Gnade

Des Höchsten. Du bist Schwester mir. Erlaube


Daß ich mein Herz in deiner Anmut bade
Und finde Trost für meines Herzens Nöte.

AN MEINEM FÜNFUNDDREISSIGSTEN GEBURTSTAG

Als ich zur Welt kam, war die Erde kalt


Und hüllte sich ins Totenhemd von Schnee,
Froststerne standen überm starren Wald
Und Einsamkeit lag auf des Nordens See.

Und heut (am Tag der heiligen Karina)


Besucht die Freundin mich im Sonnenschein,
Die Brüder gratulieren, und nach China
Werd ich geladen und an Vater Rhein.

Doch eine Kümmernis betrübt mein Herz,


Daß Sie, die ich so liebe, mich vergaß!
Da fühl ich wieder meines Schicksals Stern.

O Nacht, o Nebel, o vereistes Gras –


O Liebe, o mein Paradies so fern –
O Herr, du bist der Schmerz!

AN SANKT AUGUSTIN

Wie wühlt das nichtige Verlangen meines


Sterblichen Leibes nach den äußern Dingen,
Ich will sie alle fassen und will keines
Vermissen und will alle sie besingen:

Die Haare, Wimpern, Lippen, Arme, Brüste


Des Weibes, keinen Tag ihr Leib mir fehle,
Der schmerzt mich so, weil er verwehrt die Lüste
Und legt mir Toren Trübsal auf die Seele –

Die Seele, welche möchte gern die Reinheit


Der Weisheit und der Ruhe in der wahren
Vollkommnen Liebe schmecken so wie Wein

Des Lebens, will die süße Lust der Einheit


Mit unerschaffner Schönheit, deren Sein
Allein ist Hoffnung auf das Heimwärtsfahren.

SCHUBERT

Ich liebe seine wundervollen Lieder,


Die liebliche Piano-Poesie,
Die meiner Seele Süßes immer wieder
Bereitet mit der Minne Melodie,

Die so verherrlicht die Melancholie,


Die schwere Schwermut, die in Tiefen nieder
Die Seele treibt, daß in den Tiefen sie
Erhebt zu Seligkeiten das Gefieder.

Wie perlt der reine Ton, wie goldne Glocken,


Die klingen in den kühlen Kathedralen
Vollkommener Natur, wie perlt der Ton,
Wie Träume in des Winters weißen Flocken,
Wie eines Mädchens süße Augenstrahlen,
Wie Schwanenlieder vorm Mariensohn.

AN EINEN CHRISTEN

Der Schlaf läßt seine wirr verwischte Spur


Und Bilderchaos aus dem trüben Traum
Zurück, zerwühlt die seelische Natur
Tritt müd und traurig aus dem Innenraum,

Da die Gedanken sind wie schwarze Kreise,


Die trauriger Gefühle wie Spiralen
In Seelenabgrundtiefen treiben, leise
Die Tränen sich auf bleiche Wangen malen.

Mein Freund, sprich du mir nur von Erdnußbutter,


Egal wovon du sprichst, laß mich nur hören
Die Gottesliebe in der klaren Stimme

Und sag mir zu, wenn ich in Tränen schwimme,


Daß (sollst es mir bei Gottes Namen schwören)
Der Ewige tröstet mich wie eine Mutter!

WANN IST MEINE STUNDE?

In mir sind dunkle Tränen, traurig quellen


Sie in die tiefen Brunnen, welche rauschen
In meinen Seelentiefen, in den Zellen
Der bittern Honigwabe. (Seiden bauschen

In meinen Träumen sich.) O laß mich lauschen


Den weisen Worten, heiligen und hellen
(Trotz aller Nacht der Sünden) welche rauschen
An meiner Seele Saum wie weiche Wellen.

Laß, Liebe, in der Schönheit mich verschlungen


Zu Grunde gehn, ach, traurig gehn zu Grunde.
Laß, Liebe, mich mit süßen Engelszungen

Lobsingen, alle die Erinnerungen


Dir weihen, matt mit müdem Munde,
Der blutet. Ah weh, wann ist meine Stunde?

EINSAMKEIT

Im dunklen Raum beim roten Kerzenscheine


Hüllt meine Seele sich in Melodieen.
Zu kühl sind mir der Erde Sympathieen,
Ich bin mit meiner Träumerei alleine,

Gehüllt in dunkle Einsamkeit. Ich weine


Und möcht in wunderliebe Welten fliehen,
Da süßes Licht und Lust und Liebe blühen
Und Honig tropft und Milch und rote Weine

Und wo von weichen Armen warm umschlungen


Im Sonnenschein die Seele weiß zu schwärmen
Von Leidenschaft und heißer Gegenliebe!

Nun hat die Einsamkeit mich ausgewrungen


Und läßt mir mein Gemüt sich herbe härmen
Und meine Tränen tropfen trist und trübe.

AN EINE KATHOLISCHE JUNGFRAU

Nicht leben wissen und nicht sterben wissen,


Von gallenbittrer Einsamkeit umnachtet,
Ein Gras, von keiner Blume Stolz geachtet,
Als Heimat nur ein naßgeweintes Kissen,

Die wundervolle Liebe immer missen,


Das Dornenland hat unser Herz gepachtet
(Das Schicksal wills), und jeden Tag geschlachtet
Wie kleine Lämmer, welche bluten müssen –

Und keine Colombinen, Harlekine


Sind wir, nur Gottes leidende Poeten!
Viel schwerer als zu gehn zur Guillotine

Ist Leben tragen! Laß uns dichtend beten,


Wie Märtyrer, die singen die Terzine,
Wenn Gott sie opfert in den fremden Städten!

WELTFLUCHT

Der helle Tag schlägt so viel wehe Wunden


Mit seinen kalten herzensharten Leuten,
Die Undeutbar-Geheimnisvolles deuten
Mit schneidendem Verstand und alle Stunden

Das laute Lachen haben von Gesunden,


Die den zu Weichen mit der Härte häuten
Und lassen ihre tauben Schellen läuten
Und lassen lachend ihm den Wermut munden.

Mit dem Geschmack flieht er in die Kapelle:


Zu laut, zu deutlich singt man da, zu helle!
(O dunkler Gott, brich du des Lebens Brot!)

Geborgen ist er nicht im Kelch der Rose


Maria mit der Tränen Tau, im Schoße
Der Liebe nicht – ah weh ihm, nur im Tod!

BOTTICELLI

Zephyr und Aura wehten leicht im Lenz


Ans Land den Liebreiz einer reinen Venus:
Betörerin, du Zauber von Florenz!
Wie gab dein Bild für alle Zeit der Genius!

Und wie ein Feuer der Dominikaner


Savonarola kam, Florenz zu zeihen
Des Heidentums, der Wollust Ketzereien.
Doch von der Hand des Papstes starb der Mahner.

Der Maler aber malte das Gesicht


Der Schönsten als Madonna mit der Frucht
Vom Granatbaum (und offen lag der Kern).

Dann malte er das Göttliche Gedicht


Des Jenseits, aber vor der Höllenschlucht
Stand die Beweinung Christi, seines Herrn.

BLUMEN

Zwei welke lila Astern in der Vase:


Die Ältere wie ein gebeugter Mann
(Gebogner Halm wie eine Frauennase)
Und zärtlich schmiegt die Jüngere sich an

Und dennoch beide der Vergänglichkeit


Vom Schicksal dieser Tage unterworfen,
Behandelt von der Zeit wie Nichtigkeit
Und doch erhaben wie der Trauer Harfen.

Zwar kann der Vase Wasser nichts mehr geben


(Es wurde selbst im Gang der Tage Dunst)
Und Wurzeln fehlen und der Erde Nähren –

Was bleibt? Daß sie das dunkelschöne Leben


Aufopfern, hingegeben an die Kunst,
Darin wird ihre Schönheit sich bewähren.

AN EINE HEIMGEGANGENE JUNGFRAU

Als ich in meinen Leiden jener Kunde


Von deinem jähen Tod erschrocken lauschte,
Beneidete ich dein Geschick und tauschte
Im Traume meiner Nacht mit deiner Stunde

Des Sonnenaufgangs. Meiner Seele Wunde


Sich an dem Gift der Weltflucht süß berauschte,
Da schaute ich, wie sich dein Linnen bauschte,
Und pries dich selig mit dem wunden Munde

Und pries dich lebend unter den Erlösten


Und fühlte mich zugleich verloren, sehr
Verloren zwischen Menschen, die nicht trösten.

Und deine Stelle in der Welt war leer.


Und vor Vergessenheit die Menschen flößten
Mir Angst ein, Heilige! Mein Herz so schwer!

FRANZISKANISCHER LOBGESANG

O Schwester Herzerfreuerin, o Sonne


Mit deinem wunderlieben goldnen Lächeln,
O Schwester weiße Mondin, Balsambronne,
Mit deinem Schimmern, dem die Wolken fächeln,

O Schwester Galaxie im dunklen Schleier,


O Schwester Universum, tiefen Sinns,
Plejade und Asträa, Schwan und Leier
Mit deinem Lobgesang des Anbeginns,

O Schwester Eselin, bepackt mit Leid,


Du meine arme wunde Leiblichkeit,
O Schwester Seele (Christus hat dich gern!),

O Mutter Erde mit dem dunklen Schoß,


In dem ich werde meiner Leiden los,
O Mutter Todesstunde – Preis dem Herrn!

SAUL FLEHT UM MUSIK

Mein Haus ist mir so fremd, so schwarz die Nacht,


In mich frißt sich das Glück der Andern ein,
Gleichgültig schimmert nackter Lampen Schein,
Ich hab den Kelch mit Wermut umgebracht,

Die Plage steigt aus meiner Seele Schacht


Und wringt mein Leben aus, ich wein allein,
Benebelt und verblödet wollt ich sein,
Doch kenn ich meinen Schmerz, mein Elend wacht!

Einst werde ich mich stürzen in mein Schwert!


Durch meine Seele weht der kalte Wind
Der kalten Welt, ein Grauen durch mich fährt!

O liebe Seele, nimm die Leier lind,


Mein Herz so deiner Stimme Sang begehrt,
Wie einer Mutter Trost ein kleines Kind!

DER POET

Ich bin der Wahn, in der gesunden Welt


Zuhause nicht, bin unbehaust im Dasein
Des hellen Tages, der mir nicht gefällt,
Und will den wunderschönen Toten nah sein

Mit meiner Seele, die so zag und zart


Und hat so schwer zu tragen an der Schwermut.
Das ist nun einmal meine Art, die Art,
Die trunken wird von Schierling und von Wermut.

Ich gieße meine Tränen ins Poem,


So kann ich Trauer tragen – oder nicht?
Ich übersteh das Dasein im Gedicht,

Das mich bewahrt vorm tödlichen Verzicht


Aus dieses alles, dieser Welt Gewicht.
Ich stürbe - - - wem zuliebe bleib ich, wem?...

KANARISCHE MADONNA

Dies ist die Hymne der Maria Almah:


„Die Liebe führte mich in die Bodega,
Schwang die Bananenblätter von La Palma
Als Liebesbanner, sang wie Lope da Vega

Und ein Kanarienvogel unter Palmen


Und in den Bougainvilla Graja-Dohlen.
Der Nelke zwischen grünen Grases Halmen
Verglich er mich und hat mir gleich gestohlen

Mein Herz. Er nannte mich Marie vom Schnee,


Santa Maria auch von Santa Cruz
Und Lilie zwischen Kaktus und Agave

Und Muschel von Atlantis, an der See


In Lavasand gebettet. Meinen Fuß
Bedeckte er mit Küssen, fünfzig Ave.

Des Sankt Antonius Vulkan sein Weh,


Am Drachenbaume, seinem Herrn zum Gruß,
Aß er des Krebses Fleisch zu Ehren Jahwe!“
ZWEITER TEIL

DER SEUFZER DES KUNG FU TSE

Die Menschen haben gerne ihre Sachen,


Die Dinge, die sie haben aus den Lädchen,
Sie schwatzen gern und hören gern das Lachen
Und Albern der vernarrten hübschen Mädchen.

Ist denn allein das Bücherlesen wichtig,


Des Geistes Flamme, tanzend auf dem Scheitel?
Spricht doch der Weise, ach, daß alles nichtig,
Daß Weisheit und Erkenntnis auch sind eitel!

Den Seufzer hört ich von Konfuzius,


Der wollte baden nur in einem Fluß
Mit Freundinnen und Knaben, perlenzarten.

Der er der Weisheit doch allein vertraute,


Er wollte nur in einem Frühlingsgarten
Ein Lied der Liebe spielen auf der Laute.

INDISCH

Wohl manchesmal versuche ich zu schlafen,


Um auszuruhn von meiner Traurigkeit,
Um auszuruhen in der Träume Hafen
Von all den wilden Stürmen dieser Zeit.

Dort scheinen Archetypen, Ideale,


Urphänomene, Geister und Ideen
In meines Herzens grünem Wäldersaale
Auf wilde Abenteuerfahrt zu gehen.

Da las ich doch im Buche Upanishade


Die Weisheit von des Menschen Seele, die
Im Tiefschlaf ohne Traum in Harmonie

Mit ihrer innerlichen Gottheit steht,


Die Seele ein in ihre Gottheit geht
Und Gottheit in der Gottheit wird aus Gnade.

EITELKEIT

Und glaubst du an die Schönheit von Gedichten,


Die Schönheit deiner Hymnen an die Mutter?
Nein, nicht einmal die Psalmen nachzudichten
Getraust du dich, das tat schon schöner Luther.

Und lächeln Frauen wie die Ewigkeiten?


Vergänglichkeit tanzt über ihrem Scheitel!
Willst du wie Weise um die Weisheit streiten?
Auch Weisheit und Erkenntnis, ach, sind eitel!

Ist alles sinnlos – wende dich zum Wein!


Der dunkle Bruder ist der höchste Tröster,
Er möchte dich mit Geist und Feuer taufen!

Ach, sinnlos alles – außer Wein zu saufen


Und als Betrunkener und Vollerlöster
Vom Ich erlöst ein Seliger zu sein!

LEIDEN

Das Dasein ist wie Blut und Schweiß und Tränen,


Das Dasein des Lebendigen heißt: Schmerzen!
Zu sterben ist allein dein ganzes Sehnen
Und auszuruhn an Gottes liebem Herzen!

Einst glaubtest du, daß Frauen dich erlösen,


Schien ihre Schönheit dir ein Paradies.
Doch alles was verkündet hat ihr Wesen
War Liebesleiden dir und Bitternis!

Zu tief gehörst du in der Leiden Nacht,


Ob du auch denkst, daß dich die dunklen Stunden
Der Nacht zum Weisen und zum Dichter machen,

Bist Opfer du der Nacht, da Tod dir lacht,


Nur Glaube bleibt, daß dir die Seelenwunden
Geschenkt sind, dir dein Eden anzufachen!

ROMANTISCHE DICHTERIN

O dunkle Psyche, voll der Schwermut Schmerzen,


Wie wandelst du im Schattenreiche trübe,
Mit süßester Romantik in dem Herzen,
Mit der Romantik blauen Todesliebe!

Wer selbst sich mordet mit der Wehgebärde


Der tödlichen Verzweiflung, ist gefallen
Im Horror vor dem Terror dieser Erde –
Doch voller Liebe in den Tod zu wallen...!

O Psyche, dabei warest du berufen


Als Hohepriesterin auf Tempels Stufen
Zur Sängerin der Weisheit aus dem Osten!

Den Becher hättst du tapfer sollen kosten!


Nun, tragische Gestalt der schönen Musen,
Das Wundmal ist zu sehn an deinem Busen!

CHINESISCH

Prinzessin, deine Haut ist kühl wie Eis


Und rein wie makellose weiße Jade,
Dein Antlitz ist von Schnee, die Augen heiß
Wie Meteore, voll der Liebe Gnade,

Dein Haar ist schwarz und fließet lang wie Seide,


Wie Porzellan dein Leib, wie eine Vase,
Dein Sommerkleid ist eine Augenweide,
Dein Schleier mich verzücket in Ekstase,

Dein schöner kleiner Mund ist erdbeerrot,


Schön deine Zähne wie Melonensamen,
Die Augenbrauen Fühler einer Motte,

Wie Jadegipfel, Schönste aller Damen,


Dein Busen, und dein Schoß – bei meinem Tod! –
Eisvögel küssen sich in deiner Grotte!

PERSISCH

Die Schönheit Laylas, schön wie schwarze Nacht,


War hochberühmt durch Medschnun, den Poeten.
Der Scheich jedoch sah Layla, sanft und sacht,
War nicht bereit, die Schöne anzubeten.

Der Liebende jedoch die Schönheit fand


Der Schönheit Gottes gleich! Und einsam büßte
Er abgöttische Liebe, schrieb in Sand
Die Reime seiner Liebe in der Wüste.

Der Schönheit gib dich hin, Idee und Liebe,


Weil wahr die Schönheit ist und schön die Wahrheit.
Was fragt nach Narrenbeifall Liebesnarrheit?

Verbirg dich, Lied, vor Lärm und Weltgetriebe,


Denn Ruhm ist eitel! In geheimer Feier
Frau Weisheit sing, die Gottheit in dem Schleier.

DIE SCHÖNHEIT

Die Schönheit lieb ich, Schönem bin ich treu,


Ich lieb allein die Schönheit in den Wesen.
An Schönheit und an Güte dich erfreu,
Dann bist du zu der Menschlichkeit erlesen.

Unschönes lasse nicht als schön bestehen,


Dem Hässlichen verschließ die innern Sinne.
Die Weisheit kann in Menschenherzen sehen,
Die Menschlichkeit hat für die Menschen Minne.

Des Edlen Wesen ist des Edlen Form.


Nimm von der Weisheit an der Schönheit Norm.
Die Ehrfurcht und die Menschlichkeit empfahl

Der Alten Kunst. Die ideale Kunst


Betrachtet nicht, was nichtig ist und Dunst,
Verewigt nur das Schönheitsideal!

KUNST

Die Zeitwelt dieser eitlen Nichtigkeit


Ist mir zuwider wie des Tages Helle.
Ich warte auf die Nacht gebenedeit,
Der Mondin Lächeln über meiner Zelle.

Die Venus von Urbino und Florenz


Und die Sixtina mit dem nackten Bub,
Der Hagia Sophia Evidenz
Und die geliebte Frau von Guadelupe,

Wahrhaftige Musik der Genialen


Und die unsterblich schöne Poesie
Und Weisheit und Gebet von Orientalen

Ist meine Welt der innern Harmonie,


Der innerlichen Seelen-Immanenz
Geliebter Gottheit reinster Transzendenz.

DER GELIEBTE KNABE

Bin ich der Vater auch, doch meine Seele


Ist heilige Marienkönigin,
Die Mutter und das Mädchen ohne Fehle,
Die Tochter Gottes mit dem stillen Sinn,

So nannte selbst im Jammer Jeremia


Vollkommne Schönheit Maid Jerusalem,
So ist in meiner Seele Maid Maria
Die Allerschönste, liebend angenehm.

Ist er der Knabe auch, ist seine Seele


Prinzessin, welche tänzelt durch den Lenz
Der Paradiesesgärten um Florenz,

Prinzessin in dem Schmucke der Juwele,


Prinzessin in der blumenzarten Seide,
Wie Mutter Erde eine Augenweide!

MARIA SPRICHT

Geliebter, manche Frau hast du geprüft


Und manchem wilden Tier bist du erlegen,
Als ihr uneinig beieinander schlieft
Und gingt gemeinsam auf verschiednen Wegen,

Hast manche angeschaut im Ideale,


Ätherische Ideen im Hauch von Schleier,
Und wolltest doch nur im Ideensaale
Zur Gottheit selbst als ein geliebter Freier!

Und wollte dir das Schicksal sie nicht geben,


Mit der du dich vereinigst zur Union,
Sei dennoch traurig nicht und tränentrübe,

Weil du als mein Geliebter und mein Sohn


Mir, der Madonna, schenktest all dein Leben,
Der Königin der Schönheit und der Liebe!

IHRE WIMPERN UND AUGEN

Madonna, deine Wimpern schön geschwungen


Sind lang, sehr lang, und schwärzlich oder braun.
Von deiner Wimpern Schönheit sanft durchdrungen
Bin ich verliebt in dich, du Frau der Fraun!

Und deine Augen sind so dunkel, warm,


Wie Feuer strömt aus ihnen eine Flut,
So liebevoll mit zauberischem Charme,
Wie schwarze Monde, voll der Minne Glut!

Sitz ich allein in meiner Seele Saale


Und sehne mich nach milder Mädchen Minne,
Bin ich allein geweiht dem Ideale.

Wer ist wie du geheimnisvoll und tief


Und wessen Liebe ist so intensiv,
Wie, dornenlose Rose, du mir inne!

LIEBE
Und wenn das Kind, das heilige, geliebte,
Mir offenbart die Seele der Natur,
Und ich, der alte Weise, der Betrübte,
Seh Christus in des Kindes Seele nur,

Und wenn die süße Liebe uns verbindet,


Die zuckersüße, liebend immerzu,
Glückselig ist, wer diese Liebe findet,
Denn diese süße Liebe, Gott, bist du!

Und wenn die Einsamkeit, die Mutter, kommt,


Der Weisheit Mutter, die der Seele frommt,
Und ist Madonna meine Seelenruh,

O Göttliche, o Mutter, meine Liebe,


Einsame Liebe in dem Seelentriebe
Zur Mutter schöner Liebe, das bist du!

VIERGE OUVRANTE

Prinzessin bist du, Unsre Liebe Frau,


Charmante Grazie dein Anmutwesen,
Vollkommne Schönheit, die ich selig schau,
Des Universums Göttin auserlesen!

In deinen Armen und an deinen Brüsten


Ruht meine Seele als wie sündenlos,
Und die geliebte Seele deines Christen
Nimmst du als Eigentum in deinen Schoß!

In deinem Mutterschoß, o Vierge Ouvrante,


Verwirklicht schöne Liebe sich, charmante,
Dreifaltigkeit erscheint in ihrem Thron:

Der Liebe Vater liebt der Liebe Sohn,


Der Sohn den Vater in der Liebe preist,
Vereint sind sie in süßer Liebe Geist!

DIE HIMMLISCHE MUSE

Hochheilge Schönheit, Minne mild und süß,


Ich suche nicht mehr nach antiken Musen
Im irdischen Gewand – im Paradies
Steh ich vor meiner Muse hohem Busen,

Von Reizen tausendfältig schön umhangen,


Dein Busen ist wie Schicksal und Gefahr
(Die Christen sagen Kreuz!) und schwarz umhangen
Bist du verschleiert schön vom schwarzen Haar!
Und herrscht im Erdenland auch grimmer Winter,
In deinem Paradiese nackte Kinder
Als Englein spielen in dem ewgen Mai,

In Eden um die Königin von Eden,


Die singend ich mit minnigen Gebeten
Umwerbend freie – von der Ehe frei.

ELEUSINISCHES MYSTERIUM

So lieb ich dich, o Mutter, einig Eine,


Der Menschheit Mutter, Gottheit Schöne Liebe,
O Himmelskönigin, du Allgemeine,
Du bist die Sehnsucht meiner Seelentriebe,

Geliebte Herrin, göttliche Sophia!


Ich lieb die Jungfrau, deine Tochter, sehr,
Die Braut, die sophianische Maria,
Sie ist die Herrin über meinem Meer!

O Liebe mütterlicher Süßigkeit,


Als Pate liebe ich das heilge Kind,
Das göttliche Marienkind, das liebe,

Das Kind, die Offenbarung in der Zeit,


Daß ich der Gottheit schönes Gleichnis find
In dem Geheimnis süßer Kinderliebe!

DAS MUTTERHERZ

Nun ruh ich am barmherzig warmen Herzen


Der Mutter, Kind an ihrem Mutterbusen,
Glückselig will ich meine Mutter herzen
Und singen ihr zum Saitenspiel der Musen!

Wie still ist meine Seele, ausgeglichen,


Am lieben Mutterherz der Ewigkeit,
Ich schau glückselig auf zur königlichen
Ikone ihrer Schönheit benedeit!

Wie schön bist du! Das sagen keine Worte,


Du Gottheit (Gott und Göttin), meine Liebe!
Heil dem Geliebten, Mutter, und dem Sohne!

In Weisheit spricht dein Geist an allem Orte,


Dein Herz wird offenbar in Menschenliebe,
Schönheit ist deines Angesichts Ikone!

DAS IDEAL
Ich habe die Geliebten all betrachtet,
Die Schönste selbst mit tiefer Sympathie,
Ich habe nichts gesehn – zu tief umnachtet!
Nun auftaucht aus dem Meer des Dunkels: Sie!

Geläutert ist des feinen Goldes Reinheit


In langer Nacht in Trübsals Feuerofen,
Die Schönen alle in der Schönheit Einheit,
Im Ideal, so sagen Philosophen.

Sophia in der Nacht dem Geiste naht,


Sie hält vor ihrer Brust das Weltenrad,
Natur und Geist ruhn aus an ihren Brüsten!

Dich malen könnte kaum ein Tizian,


Und ich darf dir mit meiner Liebe nahn?
Empfange huldvoll du die Huld des Christen!

SCHWARZE MUTTER

Was bin ich nicht in meiner Mutter Schoß


Geblieben, in der warmen Heimat Kammer,
Was riß ich mich von ihrem Schoße los,
Um einzutreten in die Welt voll Jammer?

Sich von der Mutter Schoß, der frommen Höhle


Und heilgen Grotte, nicht so recht zu lösen,
Das ist der Grund der Trauer meiner Seele,
Mein Heimweh dies und meiner Schwermut Wesen!

Drum Schwermutvolle, denen Welt nicht lacht,


Drum Schwermutvolle, denen Zeit ist bitter,
Drum Schwermutvolle, deren Trauer groß,

Sie sehnen sich zur schwarzen Mutter Nacht,


Madonnas Dreistuhl in dem Reich der Mütter,
Und durch das Grab in ihrer Gottheit Schoß!

RELIGIÖSE SONETTE
ERSTER TEIL

CHINESISCH
Prinzessin, deine Haut ist kühl wie Eis
Und rein wie makellose weiße Jade,
Dein Antlitz ist von Schnee, die Augen heiß
Wie Meteore, voll der Liebe Gnade,

Dein Haar ist schwarz und fließet lang wie Seide,


Wie Porzellan dein Leib, wie eine Vase,
Dein Sommerkleid ist eine Augenweide,
Dein Schleier mich verzücket in Ekstase,

Dein schöner kleiner Mund ist erdbeerrot,


Schön deine Zähne wie Melonensamen,
Die Augenbrauen Fühler einer Motte,

Wie Jadegipfel, Schönste aller Damen,


Dein Busen, und dein Schoß – bei meinem Tod! –
Eisvögel küssen sich in deiner Grotte!

PERSISCH

Die Schönheit Laylas, schön wie schwarze Nacht,


War hochberühmt durch Medschnun, den Poeten.
Der Scheich jedoch sah Layla, sanft und sacht,
War nicht bereit, die Schöne anzubeten.

Der Liebende jedoch die Schönheit fand


Der Schönheit Gottes gleich! Und einsam büßte
Er abgöttische Liebe, schrieb in Sand
Die Reime seiner Liebe in der Wüste.

Der Schönheit gib dich hin, Idee und Liebe,


Weil wahr die Schönheit ist und schön die Wahrheit.
Was fragt nach Narrenbeifall Liebesnarrheit?

Verbirg dich, Lied, vor Lärm und Weltgetriebe,


Denn Ruhm ist eitel! In geheimer Feier
Frau Weisheit sing, die Gottheit in dem Schleier.

DIE SCHÖNHEIT

Die Schönheit lieb ich, Schönem bin ich treu,


Ich lieb allein die Schönheit in den Wesen.
An Schönheit und an Güte dich erfreu,
Dann bist du zu der Menschlichkeit erlesen.

Unschönes lasse nicht als schön bestehen,


Dem Hässlichen verschließ die innern Sinne.
Die Weisheit kann in Menschenherzen sehen,
Die Menschlichkeit hat für die Menschen Minne.
Des Edlen Wesen ist des Edlen Form.
Nimm von der Weisheit an der Schönheit Norm.
Die Ehrfurcht und die Menschlichkeit empfahl

Der Alten Kunst. Die ideale Kunst


Betrachtet nicht, was nichtig ist und Dunst,
Verewigt nur das Schönheitsideal!

MARIA SPRICHT

Geliebter, manche Frau hast du geprüft


Und manchem wilden Tier bist du erlegen,
Als ihr uneinig beieinander schlieft
Und gingt gemeinsam auf verschiednen Wegen,

Hast manche angeschaut im Ideale,


Ätherische Ideen im Hauch von Schleier,
Und wolltest doch nur im Ideensaale
Zur Gottheit selbst als ein geliebter Freier!

Und wollte dir das Schicksal sie nicht geben,


Mit der du dich vereinigst zur Union,
Sei dennoch traurig nicht und tränentrübe,

Weil du als mein Geliebter und mein Sohn


Mir, der Madonna, schenktest all dein Leben,
Der Königin der Schönheit und der Liebe!

IHRE WIMPERN UND AUGEN

Madonna, deine Wimpern schön geschwungen


Sind lang, sehr lang, und schwärzlich oder braun.
Von deiner Wimpern Schönheit sanft durchdrungen
Bin ich verliebt in dich, du Frau der Fraun!

Und deine Augen sind so dunkel, warm,


Wie Feuer strömt aus ihnen eine Flut,
So liebevoll mit zauberischem Charme,
Wie schwarze Monde, voll der Minne Glut!

Sitz ich allein in meiner Seele Saale


Und sehne mich nach milder Mädchen Minne,
Bin ich allein geweiht dem Ideale.

Wer ist wie du geheimnisvoll und tief


Und wessen Liebe ist so intensiv,
Wie, dornenlose Rose, du mir inne!

LIEBE
Und wenn das Kind, das heilige, geliebte,
Mir offenbart die Seele der Natur,
Und ich, der alte Weise, der Betrübte,
Seh Christus in des Kindes Seele nur,

Und wenn die süße Liebe uns verbindet,


Die zuckersüße, liebend immerzu,
Glückselig ist, wer diese Liebe findet,
Denn diese süße Liebe, Gott, bist du!

Und wenn die Einsamkeit, die Mutter, kommt,


Der Weisheit Mutter, die der Seele frommt,
Und ist Madonna meine Seelenruh,

O Göttliche, o Mutter, meine Liebe,


Einsame Liebe in dem Seelentriebe
Zur Mutter schöner Liebe, das bist du!

VIERGE OUVRANTE

Prinzessin bist du, Unsre Liebe Frau,


Charmante Grazie dein Anmutwesen,
Vollkommne Schönheit, die ich selig schau,
Des Universums Göttin auserlesen!

In deinen Armen und an deinen Brüsten


Ruht meine Seele als wie sündenlos,
Und die geliebte Seele deines Christen
Nimmst du als Eigentum in deinen Schoß!

In deinem Mutterschoß, o Vierge Ouvrante,


Verwirklicht schöne Liebe sich, charmante,
Dreifaltigkeit erscheint in ihrem Thron:

Der Liebe Vater liebt der Liebe Sohn,


Der Sohn den Vater in der Liebe preist,
Vereint sind sie in süßer Liebe Geist!

DIE HIMMLISCHE MUSE

Hochheilge Schönheit, Minne mild und süß,


Ich suche nicht mehr nach antiken Musen
Im irdischen Gewand – im Paradies
Steh ich vor meiner Muse hohem Busen,

Von Reizen tausendfältig schön umhangen,


Dein Busen ist wie Schicksal und Gefahr
(Die Christen sagen Kreuz!) und schwarz umhangen
Bist du verschleiert schön vom schwarzen Haar!
Und herrscht im Erdenland auch grimmer Winter,
In deinem Paradiese nackte Kinder
Als Englein spielen in dem ewgen Mai,

In Eden um die Königin von Eden,


Die singend ich mit minnigen Gebeten
Umwerbend freie – von der Ehe frei.

ELEUSINISCHES MYSTERIUM

So lieb ich dich, o Mutter, einig Eine,


Der Menschheit Mutter, Gottheit Schöne Liebe,
O Himmelskönigin, du Allgemeine,
Du bist die Sehnsucht meiner Seelentriebe,

Geliebte Herrin, göttliche Sophia!


Ich lieb die Jungfrau, deine Tochter, sehr,
Die Braut, die sophianische Maria,
Sie ist die Herrin über meinem Meer!

O Liebe mütterlicher Süßigkeit,


Als Pate liebe ich das heilge Kind,
Das göttliche Marienkind, das liebe,

Das Kind, die Offenbarung in der Zeit,


Daß ich der Gottheit schönes Gleichnis find
In dem Geheimnis süßer Kinderliebe!

DAS MUTTERHERZ

Nun ruh ich am barmherzig warmen Herzen


Der Mutter, Kind an ihrem Mutterbusen,
Glückselig will ich meine Mutter herzen
Und singen ihr zum Saitenspiel der Musen!

Wie still ist meine Seele, ausgeglichen,


Am lieben Mutterherz der Ewigkeit,
Ich schau glückselig auf zur königlichen
Ikone ihrer Schönheit benedeit!

Wie schön bist du! Das sagen keine Worte,


Du Gottheit (Gott und Göttin), meine Liebe!
Heil dem Geliebten, Mutter, und dem Sohne!

In Weisheit spricht dein Geist an allem Orte,


Dein Herz wird offenbar in Menschenliebe,
Schönheit ist deines Angesichts Ikone!
DAS IDEAL

Ich habe die Geliebten all betrachtet,


Die Schönste selbst mit tiefer Sympathie,
Ich habe nichts gesehn – zu tief umnachtet!
Nun auftaucht aus dem Meer des Dunkels: Sie!

Geläutert ist des feinen Goldes Reinheit


In langer Nacht in Trübsals Feuerofen,
Die Schönen alle in der Schönheit Einheit,
Im Ideal, so sagen Philosophen.

Sophia in der Nacht dem Geiste naht,


Sie hält vor ihrer Brust das Weltenrad,
Natur und Geist ruhn aus an ihren Brüsten!

Dich malen könnte kaum ein Tizian,


Und ich darf dir mit meiner Liebe nahn?
Empfange huldvoll du die Huld des Christen!

SCHWARZE MUTTER

Was bin ich nicht in meiner Mutter Schoß


Geblieben, in der warmen Heimat Kammer,
Was riß ich mich von ihrem Schoße los,
Um einzutreten in die Welt voll Jammer?

Sich von der Mutter Schoß, der frommen Höhle


Und heilgen Grotte, nicht so recht zu lösen,
Das ist der Grund der Trauer meiner Seele,
Mein Heimweh dies und meiner Schwermut Wesen!

Drum Schwermutvolle, denen Welt nicht lacht,


Drum Schwermutvolle, denen Zeit ist bitter,
Drum Schwermutvolle, deren Trauer groß,

Sie sehnen sich zur schwarzen Mutter Nacht,


Madonnas Dreistuhl in dem Reich der Mütter,
Und durch das Grab in ihrer Gottheit Schoß!

ZWEITER TEIL

AM MORGEN

Die Sonne Gottes stieg im Orient


Und Christus ging heraus aus seinem Zelt,
Den man den Bräutigam der Schöpfung nennt
Und den Liebhaber seiner Dame Welt.
Wie mir die Aue also wohlgefällt,
Da ich der Adam dieses Gartens bin!
Der Lebensbaum sich vor den Himmel stellt
Und gibt die Krone an die Gottheit hin.

Die Weisheit öffnet alle goldnen Samen


Und läßt erblühen alle Lebenstriebe.
Die Lilie Lilith hab ich angeschaut,

Des Paradieses Jungfrau, meine Braut.


Aussprechen kann sie den geheimen Namen
Und preist durch ihre Huld die Schöne Liebe!

SCHERZENDE MADONNA

Madonna weiß so überaus charmant


Süß lächelnd mit dem Bräutigam zu scherzen,
Sie hat den liliengleichen Mann gesandt,
Der Lilie ohne Namen gleich zu herzen

Die Kinder und mit Pflegevaterherzen


Sie wie die eigne Leibesfrucht zu pflegen
Und mütterlich zu trösten ihre Schmerzen
Und küssend zu vermitteln Gottes Segen.

Madonna weiß charmant auch süß zu lächeln


Und Huld und Anmut mit dem Frühlingswind
Auf ihren Bräutigam herabzufächeln:

Die Knaben alle sind wie Jesusknaben,


Du sollst mit meiner Weisheit Gnadengaben
Erziehen väterlich mein Jesuskind!...

DAS GOLDENE IDEAL MEINES SOHNES

Ein Kind geboren ist mit reinem Herzen


Und einem angebornen Ideal,
Der Knabe spielen will in Minnescherzen
Mit der Prinzessin als ihr Prinzgemahl.

Er will die Mutter in dem Gartensaal


Mit märchenhaften Kleidern glorreich schmücken
Und will die Herzensdame seiner Wahl
In menschlicher Gestalt voll Gunst erblicken.

Sie muß in seiner Seele glorreich strahlen


Im goldenen Gewande lichter Sonne
Und an den Füßen goldene Sandalen.
Ich ahne, was er in der Seele schaut,
Im Golde Afrikas, ist Gottes Braut,
Die Dame in der Sonne, die Madonne!

DER ARCHETYP DER GROSSEN MUTTER

In meiner Seele lebt der Archetyp


Der großen Mutter, eine große Runde,
Die Allvollkommenheit, die schön und lieb,
Die Heilerin, die will daß ich gesunde,

Die Göttliche, die haucht aus ihrem Munde


Frau Weisheit als des Schriftgelehrten Braut,
Die allgeliebte Braut im Seelengrunde,
Die er mit Augen seiner Seele schaut.

Das ist das Mutterreich in meiner Seele,


Da ich mit der Geliebten ohne Fehle
Im innern Paradiese leb gemeinsam.

Zwar macht mich die geheime Weisheit einsam,


Doch leb ich schon auf Erden himmlisch süß
In göttlicher Geliebten Paradies!

FLEISCHGEWORDNE WEISHEIT

Weil meine Gottheit ist die Mutter süß,


Weil meine Gottheit ist die Mutter groß,
Ich komm aus dem Ideenparadies
Und ersten Heimat-Hort in ihrem Schoß.

Aushauchend ließ sie meine Seele los


Und hauchte mich dem Leibe ein in Leisheit,
Die Seelenkraft erschuf den Erdenkloß
Als ganz besondre fleischgewordne Weisheit.

Ich, eine fleischgewordne Weisheit, bin


Ein unverwechselbares Unikat
Und künde meine eigne Freudenkunde

Vom Heil in meiner Gottheit Matriarchat,


Ich kehr mich liebend zu der Mutter hin,
Zu ihr heimkehrend in des Heimgangs Stunde.

DAS MUTTERBILD

Die Gottheit Mutter hat geborn ihr Kind,


Die Jungfrau-Mutter ihren kleinen Sohn,
Drum göttlich alle kleinen Kinder sind
Und haben Anteil an der Mutter Thron.

Der Jüngling aber dient um Minnelohn


Der allgeliebten Herrin, seiner Braut,
Erotischmystisch daß er bei ihr wohn,
In heilger Hochzeit seufzend ihr vertraut.

Großmutter Weisheit wird den weisen Mann


Als Dunkle und Uralte, alt an Tagen,
Heimholen in die Jenseitswelten süß,

Im Apfelgarten umzuarten dann


Den Mann in einen Gott, nicht auszusagen,
Von Gottheits Gnaden in dem Paradies!

DAS GEBET

Wie wird Natur erfrischt und neubelebt,


Wenn morgens in der Frühe sinkt der Tau!
So wird der Beter, der zur Gottheit strebt,
Beseligt durch der innern Seele Schau!

Und wie im Lenz der Regen aus dem Blau


Des Himmels fällt, daß auferwacht der Same,
So kommt die Gnade Unsrer Lieben Frau,
Den innern Menschen auferweckt die Dame!

Dann wird der goldne Same deiner Seele


Vom Gnadenregen auferweckt erblühen
Und duftend sich zum lichten Äther schwingen.

Der Sonne, Luft, Tau, Erde dich vermähle,


Die Weisheit segnet alle deine Mühen,
Der Gottheit hundertfältig Frucht zu bringen!

EROS DER RELIGION

Der religiöse Eros meiner Seele


Verliebt hat eine Sterbliche verehrt
Und sah ihr Ideal wie ohne Fehle
Und hat zu einer Göttin sie verklärt.

Der Eros meiner Religion begehrt


Die Gottheit zur Geliebten oder Braut,
Zum Eros meiner Religion bekehrt,
Hab Gott ich als Geliebte angeschaut!

Die Morgenröte aufsteigt aus der Nacht,


Da die geliebte Gottheit in der Wüste
Spricht: Nenne mich nicht Herrin, sondern Braut!
Ich will mich dir verloben! Meine Brüste
Allein berauschen dich mit Liebesmacht!
Sophia bin ich, bin dir angetraut!

ICH BIN JAHWE!

Ich, ich bin Jahwe, ich allein dein Gott


Und du sollst keine andern Götter haben,
Ich, ich bin deine Mutter, ohne Spott,
Du, Salomo mit Haaren schwarz wie Raben,

Sollst tun, was ich gebiete! Meine Gaben


Sind mannigfaltig dem, der mir vertraut.
Sophia send ich dir! Du sollst dich laben
Berauscht an vollen Brüsten deiner Braut!

Ich mache dich zum Könige, nicht minder,


Die Schafe meines Volkes weide weise
Und lehre meine Weisung deine Kinder!

Dein Flehen habe ich gehört, und leise


Verheiß ich dir barmherzig, gnädig: Du
Sollst noch einkehren, Sohn, in meine Ruh!

STRENGE HERRIN SOPHIA

Sophia ist wie eine strenge Herrin


Und stellt sich, die erhabne Herrin, hart,
Da ist sie nicht wie eine Liebesnärrin
Verweichlicht und verzärtelt, allzu zart,

Sie fordert viel und streng in ernster Art


Und prüft, ob Treue ist in deinem Sinne.
Gehorchst du ihr und dienst ihr, offenbart
Sie schließlich dir Mysterien ihrer Minne!

So kommt zu dir geheime Offenbarung;


Was nicht die Väter hörten, sagt sie dir,
Was die nicht sahen, deine Seele schaut.

Die Gottheit schuf die Schöpfungen in Ihr,


Sie ist das A und O und deine Braut –
Nun leben Mensch und Gottheit in der Paarung!

SOPHIAS MYSTISCHER LEIB

Die Weltgemeinschaft ist Sophias Leib,


Weltseele sie, die Menschen ihre Glieder,
Die ganze Menschheit ist ein schönes Weib,
In ihr Sophia kommt zur Erde nieder.

Erlange deinen Seelenfrieden wieder


Und so erlangst du wieder neue Kraft.
Die Kraft erhebt die Schwestern und die Brüder,
Der Seelenfrieden ihre Einheit schafft.

Die weltumspannende Geschwisterschaft,


Der Menschen gleiche Würde ist das Ziel,
Zu dem die Vorsicht will mit uns gelangen.

Der Weise aber in der Höhle Haft


Erwirkt die Gnaden durch der Weisheit Spiel,
Das Höchste Selbst im Selbst wohl zu erlangen.

GOTTES REUE

Es tut mir leid, was ich dir zugefügt,


Ja, ich bereu das zugefügte Leid.
Du sage wieder: Gott allein genügt,
Dann wirst du Frieden finden in der Zeit.

Mit mütterlicher Allbarmherzigkeit


Und universalistischem Erbarmen
Und mütterlichem Mitgefühl bereit
Ich dir die Ruh in meinen Mutterarmen.

Kehr ein nach innen, da bist wahrhaft du


Geschöpf daheim im Weltenanbeginn,
Als du bei mir warst! In mir dich zu sammeln,

Gibt deiner Seele Heimat, wahre Ruh,


Und neu erschließt sich Leben dir und Sinn,
Am Lob der großen Gottheit mitzustammeln!

DER HEIMGANG DES HEILIGEN VATERS

(Rom, 2. April 2005)

Er scherzte mit Maria als Verlobter,


Liebkoste ihre Schönheit zarter Minne,
Er, ein in schwerer Leidenszeit Erprobter,
War immer ihrer Muttergnaden inne.

Noch das Geschoß zu innerem Gewinne,


Das Herz durchbohrend, weihte er der Dame.
Verscheidend sahen brechend seine Sinne:
Liebfrau befreit ihm seiner Seele Same.
Heimgehend in der Gottheit Hochzeitssaal
Wird er Liebfrau vollgültiger Gemahl
Und freit die Gottheit mit der Seele Brunst.

Und seine Weisheit über meinem Scheitel


Spricht: Bloße Schönheit nur ist nichts als eitel,
Doch Lob der Gottheit ist der Sinn der Kunst.

DAS WEIBLICHE WELTZEITALTER

Ich leide an der Zivilisation


Der Väter, an der Väter Weltzeitalter,
An diesem patriarchalischen Äon,
Zehntausendjährigem Reich, von hohem Alter.

Wie sehnt mit Eros‘ Glut der Seele Falter


Sich ins Gelobte Land von Seim und Butter,
Dem Goldenen Äon stimm ich den Psalter
Und singe meine Hymnen an die Mutter.

Die Pansophia kommenden Äons


Erscheine von der Glorie ihres Throns
Mit schönen Frauen, unbeschreiblichen!

Ich sehne mich mit Eros‘ Mystik jung


Und frisch nach heiliger Vereinigung
Alleine mit dem Göttlichweiblichen!

BRAUT SOPHIA

Verführen will ich dich, der du ein wilder


Lustknabe warst der Dirnen, welche schreien:
Wir sind die fleischgewordnen Venusbilder!
Ich will dir die Abgötterei verzeihen

Und in der Einöd Mitte dich mir weihen,


Wie du geweiht der christlichen Maria,
Will ich nun selbst dich Sohn des Menschen freien
Als Bräutigam, die göttliche Sophia!

Irrfahrten durch die Glaubenslabyrinthe


Hab ich geführt, die Herrin Weisheit dein,
Werd nun im Hafen deine Ehefrau!

Die Hochzeitsgabe mein, die ich dich minnte,


Erbarmen, Gnade, Liebe, Schönheit mein,
Geb ich dir ganz hin! Meine Bloßheit schau!

BRAUTFÜHRERIN MARIA
Brautführerin Maria, lieb und lind,
Ich schau zu einem reinen Herzen hin,
Ich sehe wie als Prinz das kleine Kind
Zur Dame freit die Mutter-Königin.

Als Zierde die Idee der Psyche in


Dem eignen Innern wählt zum Schmuck der Dame
Der Sohn-Geliebte, der im eignen Sinn
Der großen Mutter wird zum Bräutigame.

An eine fromme Jungfrau muß ich denken,


Du tatest ihr zum Bräutigame schenken
Den Herrn in der Person des Jesuskinds.

Drum bitt ich dich, Brautführerin Maria,


Zum Brautverlöbnis göttlicher Sophia
Als Königin des Himmels führ mich Prinz!

DIE MATRONE

Die schöne Frau, die nichts als Mutter ist,


Sie nennt sich eine liebende Matrone,
In Selbstaufopferung (als andrer Christ)
Sie gibt sich selbst dem Sohn zum Minnelohne.

Daß Zions Gottheit in der Schöpfung wohne,


Die Mystik Israels bekennt es weise,
Einwohnung Gottes in der Glorienkrone
Heißt: Die Matrone auf dem Erdenkreise!

Auf sieben Hügeln Romas singen Väter


Zur heiligen Maria in dem Äther
Und preisen sie: Patronin voller Güte.

Maria, die katholische Matrone,


Ist meine Mutter mit geliebtem Sohne,
Ich bitt, daß sie mich mütterlich behüte.

DIE WAHRE GÖTTIN

Still suchte ich den Schlaf am Nachmittage,


Der neue Kraft und Stärke zu mir misst,
Da weckte mich aus innerm Rosenhage
Als sanfter Prinz des Himmels Jesus Christ.

Ich aber trug im Herzen Sehnsucht: Ist


Nicht eine Göttin schön vor allem Wesen?
Weil du, o Göttin, meine Sehnsucht bist,
Den Namen offenbare auserlesen!
Die Throngenossin Jahwes ist Sophia,
Geheimverborgne Göttin wahrer Gnosis,
Die Schöpferin, Erlöserin, mein Heil!

Sie wandelte aus Gnade der Theosis


Zu Göttinnen und Göttern Menschen, weil
Eins wurden sie der Gottheit (wie Maria).

DIE MEDITATION

Gebet ist Meditieren ohne Tadel


Ins lautre Schweigen, mehr als Dank und Bitte,
Die Seele selbst, die Königin von Adel,
Wird dort die Königin im Reich der Mitte.

Die Königin verehrt in frommer Sitte


In sich das Einssein aller Kreatur
Und läutert sich, so sehr sie immer litte,
Ins Innerste der göttlichen Natur.

Die göttliche Natur in ihrer Schenkung


Ist Weltenanbeginn und Weltvollendung
Und ist in allem Seienden das Sein.

Erkenne in der mystischen Versenkung


Die Gottheit in der Seele, ihre Sendung
Und Heimkehr, gehe ein ins einig Ein!

ICH BIN STILLE

Nun ich im Tempel deiner Gegenwart


Einatme Odem deiner Heiligkeit,
Die in der Weisheit selbst sich offenbart
Mit Minnegrüßen voller Zärtlichkeit,

Begehr ich, auszufließen in die Zeit


Und in der Schönheit mit dem Geist zu zeugen,
Doch sagt die Weisheit der Barmherzigkeit:
Beachte, Sohn-Geliebter, du das Schweigen!

Ich heilige dein Sein in Ewigkeit,


Das überschwenglich ist und Quell der Fülle,
Urabgrundtiefe Allvollkommenheit!

Die tiefste Sehnsucht sehnt sich in der Stille,


Im Meer der Allvollkommenheit zu baden
Und Gott zu werden von der Gottheit Gnaden!
DIE ALLERHEILIGSTE DREIFALTIGKEIT

Der Vater mit dem Sohne in dem Geist


Erbauen sich in göttlichem Verein
Zu einem goldnen Becher, wie es heißt,
Zu einem schönen Kelch von goldnem Schein.

In ihnen fließt die Minne um wie Wein,


Sie lieben sich mit schöner Wechselminne,
Berauschen sich am Wein und schenken ein
Und werden trunken edlen Weines inne.

Die Schenkin, die den Becher mit dem Trank


Mir ausschenkt mit dem Weine oder Blute
Und macht mit Trank mich trunken auserlesen,

Das ist die Schenkin an der Schöpfung Schank,


Die Unpersönliche und Absolute,
Urgottheit, meine Göttin, höchstes Wesen!

OBERE UND UNTERE WEISHEIT

Urgottheit in der göttlichen Natur


Hat volle Brüste runden Türmen gleich,
Die große Mutter aller Kreatur
Ist dunkle Weisheit in dem dunklen Reich.

Wie unausforschlich ist die gnadenreich-


Allschöpferische Gottheit, unerkennbar,
Die Absolutheit wie ein stiller Teich
Ist unergründlich, namentlich nicht nennbar.

Doch wie ist in dem irdischen Exil


Die untre Weisheit bei uns mit dem Spiel
Des Göttersprosses oder Jesu Christe!

Die Gottheit in dem gottesgleichen Sohne


Gleicht einer Allgeliebten und Matrone,
Die Freundin hat sehr hübsche kleine Brüste!

AN DEN MEISTER

Mein Meister, ausgetobt die Leidenschaft


Und des versteiften Nackens stolze Starrheit
Gebeugt, ich schreite von der Jugendkraft
Zur Altersweisheit, von der Jugendnarrheit

Zur frommen Weisheit, die dein Geist der Klarheit


Mir eingießt. Doch so wie das Licht der Kerzen
Wie nichts vorm Licht der Sonne deiner Wahrheit,
Bescheiden Weisheit bleibt im Menschenherzen.

Mein Meister, wie an einer goldnen Kette


Ziehst du mich in die mystische, die Helle,
Mir schwindelt in den hohen Strahlenkreisen!

Da spricht die Weisheit leise zu dem Weisen


Und er erkennt: Wie eine Narrenschelle
Wär ich, wenn ich nicht Schöne Liebe hätte!

DIE EWIGE SCHÖNHEIT

Als Salomo von seinen Weltgeschäften


Erschöpft war, legte er den Körper müd
Ins königliche Bad, zu neuen Kräften
Zu kommen, und er salbte jedes Glied.

Im königlichen Waldhaus Sulamith


Im Libanon schaut zu ihm voller Liebe.
Als Salomo die Vielgeliebte sieht,
Erwachen seiner Seele Lebenstriebe.

Er spricht: Am Anfang war die Absolute,


Die Ewge Schönheit (Schöne, Wahre, Gute),
Das Gottheitsantlitz makellos perfekt!

Am Anfang war der Ewgen Schönheit Schweigen,


Ihr unverschleiert Antlitz aufgedeckt
Tat sie zu der erträumten Schöpfung neigen.

SOPHIAS MATRIARCHAT

Wie sehnt ich mich hinab zur Magna Mater,


Ins Paradies in goldner Vorzeit Grund,
Zu heiligem archaischem Theater,
Der Mütter Dreistuhl und der Schönheit Fund!

Da öffnete sich mir zur Gnadenstund


Das Himmelstor, im tiefsten Seelentriebe
Erschien mir Jesus Christ, vor Liebe wund,
Und offenbart die Gottheit mir der Liebe!

Und was ich suchte mit der Seele Sehnen


Und mit verzweiflungsvollen Trübsalstränen,
Das fand ich bei der Jungfrau ohne Fehle!

Gefunden hab ich durch die Huld Messias‘


Die Himmelsschönheit Hagia Sophias
Als reines Matriarchat in meiner Seele!
DIE LIEBE FRAU

Vertrau der Lieben Frau, der Gotterkornen,


Der Ewgen Schönheit heiligen Ikone,
Der makellosen Lilie unter Dornen,
Der Gnadenvolle auf dem Mutterthrone,

Sie wird bereiten dir der Schönheit Krone


Und laden dich ins Himmelreich Marias
Und mit dir jubeln zum geliebten Sohne,
Dem reinen Licht der Seele, dem Messias.

Im Erdengrund verschlossen goldne Samen


Der Seele sollen blühen, Früchte bringen,
Zur Lebensfrucht des Paradieses reifen!

Das wirkt in dir die Lilie ohne Namen,


Du mußt nicht mehr bei den Genossen schweifen,
Darfst nun der Christsophia lieblich singen!

TOD UND AUFERSTEHUNG

So war mir Leib und Seele fast wie tot


Und mit dem Herzen lag ich wie im Grabe
Und Finsternis und große Jammernot
War alles mein und meine ganze Habe

Und nur der bittre Becher meine Labe


Und unvermischt darin die Lebensangst,
Nur Unheil kündete des Schicksals Rabe,
Als ob du, Herr, in mir am Kreuze hangst –

Nun lieblich Gnade aus der Transzendenz


Fließt süß zu mir und lachend schaut der Lenz,
Die Jungfrau tanzt mit mir zu Minnescherzen,

Die Jungfrau tanzt so schön im Ostergarten,


Tanzt mit dem Heros Jesus, mit dem zarten,
Liebfraue und der Herr mit Einem Herzen!

UNSERE LIEBE FRAU DES FRÜHLINGS

Wie eine Frühlingsgöttin schön und jung


Seh ich die Liebe Frau des Frühlings glühen
Und duften überall, Begeisterung
Auf Menschen malend mitten in den Mühen.

Wie Strahlen von den jungen Mädchen sprühen


Als Abglanz Gottes in der Immanenz!
Wie Schönheit will in allen Blüten blühen,
Der Ewgen Liebe Schönheit blüht im Lenz!

Verliebte Schwalben bauen an den Nestern,


Die Mütter werden Bräute für die Kinder,
Das Himmelreich wird transparent und blau.

In Weisheit tanzen frei die holden Schwestern,


Der großen Mutter singen weise Inder,
Aus Liebe ward die Gottheit mir zur Frau!

EINSAMKEIT MUTTER DER WEISHEIT

Die Meister sagen: Wer die Weisheit sucht,


Sei gerne einsam und sei viel allein,
Dem wird sie spenden ihre goldne Frucht,
Der Sie vorzieht dem menschlichen Verein.

Wer sich der Weisheit will als Jünger weihn,


Der suche sie, wo sie zu finden ist,
Der bitt die Gottheit nur, all-einig Ein,
Die ihm allein die Weisheit zubemisst.

Und weil die Weisheit wie ein Liebling kommt,


Der Frau der Name der Sophia frommt.
Such keine andre Frau, Sophia nur!

Sie wird mit ihren gnadenvollen Blicken


Dich mehr als je ein Liebchen hoch entzücken,
Kommt sie in ihrer göttlichen Natur!

SINNLICHE LIEBE

Der Dichter preist die schwüle Sinnlichkeit


Und eines Busensfülle Wonnebrust
Und nennt die liebeskampfdurchtobte Maid
(Der Gottheit überlegen) seine Lust.

Ich prüfte diesen Weg und fand den Dust


Der Erde ungenügend meiner Seele,
War doch des Himmelreiches mir bewußt,
Dem Äther-Ideale ohne Fehle.

Mehr als der Erde schwüle Sinnlichkeit


Verheißt der Seele die Glückseligkeit
Zu Gott die Liebe! Darum Gott vertrau,

Denn aller Schönheit Quelle ist die Weisheit,


In ihr wird dir die Gottheit sanfter Leisheit
Zur wonnevollen Paradiesesfrau!
WIDERSPRUCH

Bei Indern, Griechen oder bei Hebräern,


Der Widerspruch ist überall der gleiche,
Zeigt Gott der Vater sich den weisen Sehern,
Die Göttin Weib erscheint im Dichterreiche.

Die Sinnlichkeit der Heiden ist ins weiche


Gefild der Göttin-Mutter eingebettet,
Der Vater Himmel in der Seele Teiche
Die Seele einzig durch Askese rettet.

Wie aber, wenn die Erde scheint asketisch


Und, ohne Lust, Verbannung und Verließ,
Wenn auf der Erde herrschen Männer grau;

Doch Dichterseher schauen geistprophetisch


Vollkommne Wollust in dem Paradies
Des Schoßes ihrer Gottheit, ihrer Frau?

GELIEBTE GOTTHEIT

Die Weisheit spricht: Die Gottheit ist die Fülle


Des Lebens ewiger Glückseligkeit,
Sie ist der Seelenfrieden in der Stille
Und mütterliche Allbarmherzigkeit,

Aus Allbarmherzigkeit in Ewigkeit


Sie spendet Menschen ihrer Gnaden Gaben,
Die in der Ewigkeit aus dieser Zeit
Erlösten in der Ewigkeit zu laben.

Du aber, o mein Mann, die Gottheit denke,


Wie sie dir ihrer Gottheit Gnaden schenke
Und lasse dich in ewigen Äonen

Eingehen in das Innerste der Lust!


So liebend liege an der Gottheit Brust,
Glückselig deiner Gottheit beizuwohnen!

TRINKE WEIN

Je mehr du immer nach der Weisheit strebst


Und zunimmst an der Gottessehnsucht Brennen
Und für das Studium der Weisheit lebst –
Ach, nichts vermag das Menschlein zu erkennen!

Mit welchem Namen soll man Gott denn nennen,


Das Absolute über deinem Scheitel,
Von keinem Weisen ist es zu benennen,
Denn Weisheit dieser Erde auch ist eitel!

Drum auch der Weiseste den Weinkelch küsste


Und liebte seiner Vielgeliebten Brüste
Und liebte seiner Vielgeliebten Glieder

Und sang von schönen Frühlingsblumen Lieder,


Die Schönheit der Vergänglichkeit zu ehren,
Nichtswissend dann zur Gottheit heimzukehren!

SEI KINDLICH

Das Angesicht der Gottheit ist die Nacht


Und Gottes Wort und Stimme ist das Schweigen,
Tief unausforschlich ist der Gottheit Pracht,
Unendlich gnadenvoll der Gottheit Neigen,

Nie weißt du, wie Gott ist, und doch dein eigen
Und eigner als dein eigen ist dein Gott,
Nie wird ihn deine Weisheit ganz bezeugen,
Vor Gott ist alle deine Weisheit Spott.

Ein Buch verspeise, Wermut wird das Futter,


Doch dann zu Honig wird des Buches Speise,
Wo alle Worte nichts als Liebe sind.

Was weißt du? Die Erkenntnis macht dich weise,


Wenn du mit Urvertrauen Gott der Mutter
Ablauschst das liebevolle Wort: Mein Kind...!

SOPHIA JESUSKIND

In meinem Traum sing ich das Liebeslied


Des auferstandnen Christus als Sophie,
Als Christsophie, die reine Sulamith,
Erscheint die Gottheit mir, und siehe, sie

Spricht zu mir voller Herzenssympathie


Als alte weise Jungfrau reiner Handlung,
Als heilige Matrone Gottes, die
Verkündet mir die schlangengleiche Wandlung,

Daß sie ein göttliches, ein Kind will sein,


Will sein das mystische, das Jesuskind,
Daß mit dem Kind ich selbst zum Kinde werde.

Du lebst in Kinderseelen, einig Ein,


Die reine Spiegel deiner Reinheit sind,
Die kleine Götter sind auf dieser Erde.

DER NAME GOTTES

Dich preis ich, Jahwe, als das Absolute,


Drin Männlich fällt mit Weiblichkeit in eins,
Das Ewige, das Heilige, das Gute,
Das Eine, ewig Seiende des Seins!

Die Schrift, geoffenbart der Welt des Scheins,


Enthält der Gottesweisheit goldnen Samen
Und spricht der Welt des menschlichen Vereins
Den unaussprechlichen, den Gottesnamen!

Das Goldene Äon des Paradieses


War ohne Offenbarung nicht und Dogma,
Der Gottheit große Mutterschaft war dieses,

So daß, bevor ergangen der Befehl,


Den Herrn zu ehren als den starken El,
Die Gottheit offenbarte sich als Chokma!

NACH MEISTER ECKHARD

Die ewige Gebärkraft Gottes will


Das Wort der Weisheit immerdar gebären,
Sie sucht den Schoß der Seele, rein und still,
In ihr die Gottgebärerin zu ehren.

Wenn Seele dir und Herz Maria wären,


Die Hauchung du empfingest in der Seel,
In deinem Herzensinnersten, dem Leeren,
Geboren würd das Kind Immanuel.

Das göttliche, das Kind, Immanuel,


Ist Gottheit mit dir, Gottheit in dir innen,
Was außer ihm, entwerde all zu nichts!

Was in ihm ist, der Seele deiner Seel,


Ward göttlich durch das schöpferische Minnen
Der göttlichen Gebärkraft (oder Ichts).

JOSEF DER TRÄUMER

Ich, Josef, lebe wie von Luft und Licht


Allein von Gottes Liebe, alle Räume
Des Inneren durchflutend, welche spricht
Und offenbart sich mir durch Morgenträume.
Wie die Ägypterin die Wogenschäume
Von ihres Busens Fülle niederschüttelt
Und wie ich bette mich in ihre Säume
Und bin an ihrem Herz mit Gott vermittelt!

Der Erstgeborne meiner Seele, wessen


Mein Herz gehört, ließ tausendmal vergessen
Mein Unglück und mein Vaterhaus, beseelend

Mit Liebe wie sein Bruder mich, der Kleine,


Der durch die große Liebe ließ und seine
Hingabe mich erstehen aus dem Elend!

HERZENSKÖNIGIN

Wie trieb mich um Begehren nach den Weibern,


Das Ewigweibliche im Fleisch zu minnen,
Ganz ruhlos jammerte ich vor den Leibern
Und geißelte mich selbst mit meinen Sinnen.

Ich wollte Gott den Herrn im Wort gewinnen,


In Gottesdienst, Gebeten und Gesang,
Da wies der Herr mich mehr und mehr nach innen,
Daß ich zur Seele und zum Selbst gelang.

Liebfrau kor ich zur Herzenskönigin,


In ihren Händen alle Schlüssel sind
Der Weisheit und Erkenntnis meines Herrn.

Da öffnete sie mir die Kammer in


Dem Herzen, friedlich ruhte ich als Kind
Im Mutterschoß, in Gottes Schoß als Kern.

DIE WAHRE EHEFRAU

Wer freien möchte andern Mannes Frau,


Wird freien als Gemahlin Schwermut nur,
So sehr er trinkt des Weinstocks blutigen Tau,
Er gräbt nur in die Trauer seine Spur,

Die Leiden werden ganz ihm zur Natur


Und trunken wird er von der Tränen Fülle.
So geht es einer armen Kreatur,
Der nicht Gebieter ist der Gotteswille.

Bekehrst du dich zu der Genossin, welche


Die weise Vorsicht für dich auserkoren,
So Nektar jubelnd schäumt in deinem Kelche!

Gegeben ward zur Gattin mir Maria,


Liebfrau, gestaltgewordene Sophia,
Und sie hat mir das Jesuskind geboren!

TORHEIT DES PROPHETEN, WAHN DES WEISEN

Beschuldigt mich der Eitelkeit der Dichtung


Zum Ruhme dieser Welt, des eitlen Strebens
Nach Ruhmeskränzen trotzend der Vernichtung,
Beschuldigt ihr der Torheit mich vergebens.

Die Nichtigkeit des Lorbeerkränzegebens


Auf Frauenhäupter, welche töricht sind,
Macht offenbar das Wahnhafte des Webens,
Denn Jagd nach solchem Ruhm ist Jagd nach Wind.

Die Muse aber, die mich als Poet


Begeistert, daß ich singe als Prophet,
Das ist die königliche Mutter Wahrheit,

Die Herrin meiner Harfe ist Maria,


Des Wortes Mutter, deren Ruhm in Klarheit
Preist nur den Ruhm der Hagia Sophia!

AN DIE MINNEHERRIN MARIA

Ich sah Maria tanzen ihren Tanz


Mit ihrer Schwester Mitka in dem Reigen,
Maria war von solcher Anmut Glanz,
Bereit, mir ihre Schönheit ganz zu zeigen,

Ich sah Marien Brüste schön sich spitzen


Durch ihrer weißen Seide reines Kleid,
Ich sah die Augen schelmisch blitzen,
In ihren Seelenfunken Ewigkeit.

Und die zuvor begonnen, ward erneut


Entflammt, erotische Marien-Minne,
Maria mich als schöne Dame freut
Im Geist der innerlichen Seelensinne.

Da wollt ich nichts als gleich dem Bräutigame


Zu knien anbetend vor der Minnedame!
2

Wenn eine Nonne zur Gitarre singt


Den Minnesang an Unsre Liebe Frau,
Gregorianischer Gesang erklingt
Vom Stern des Meeres überm Meeresblau,

Fühlt meine Seele innerliche Heimat


Im Lob Mariens, wahrer Gottesmutter.
Verheißungsvolle Frau, die Wabenseim hat,
Ist sie, ein Paradies von Seim und Butter.

Vließ Gideons ist sie, die Unbefleckte,


Geheimnisvolle Rose, Balsamstaude.
Ich lieb die Frau, die ewige, perfekte,
Sie ist die innerlichst zutiefst vertraute.

Tat ich sie kurze Zeiten nicht verehren,


Maria weiß mich wieder zu bekehren.

Maria unterweist im Hohen Lied,


Sie lehrt das Hohe Lied auf neue Weise.
Ich seh die junge Hirtin Sulamith,
Die Schönste in der Bäuerinnen Kreise.

Die Schönste aller Blumen, was ist das,


Was lehrt Maria mich die neuen Psalmen?
Sie liebt die Demut von dem sanften Gras,
Das neigt dem Wind sich mit dem zarten Halmen.

Doch ist sie auch die Lilie in dem Tal,


Die rote Rose ist sie makellos.
Mein nur im Traum geahntes Ideal,
Die unbefleckte Blüte ist ihr Schoß.

So sing ich meiner Minne A und O


Und bin der gute Hirte Salomo.

Mein nur im Traum geahntes Ideal


Ist Jungfrau und ist Himmelskönigin.
In meines Herzens innerm Tempelsaal
Anbetend warf ich mich der Herrin hin!

Im Zentrum zwar erwartet der Altar


Anbetung als des Lebens Opfergabe,
Doch mit der Nische ich vertrauter war,
Da ich Madonna angebetet habe.

So Gott der Herr ist Höchster in dem Herzen,


Doch thront im Throne meines Herzens, schau,
In Paradiesglück und in Todesschmerzen
Die traumgeborne ideale Frau!

Sie, meine Minneherrin, ist Maria


Dell Anima, ist Minne in Mania!

So wie ein Minnesänger Abschied nimmt


Von einer gottgeweihten Jesus-Nonne,
Johannes so die Abschiedsklage stimmt
Als Ode an beim Heimgang der Madonne.

Die Jesus-Minne des Johannes war


Marienminne auch von ganzem Herzen.
Maria war die Frau ihm offenbar,
Der Hoffnung Zeichen in des Todes Schmerzen.

Maria warf anbetend vor dem Thron


Des Ewigen als Priesterin sich nieder,
Auf Erden der Geliebte und der Sohn
Johannes sang anbetend Minnelieder.

Maria segnete vom Himmel, schau,


Johannes sah die offenbare Frau!

Schau Unsre Liebe Frau Sankt Marion,


Die heilige Maria von dem Walde,
Genau dir an, die Herrin in dem Thron,
Wie einer, der zum Grabe Christi wallte,

Betrachte deine heilige Madonne,


Die Jungfrau, Himmelskönigin, Maria
Dell Anima, die Frau im Kleid der Sonne,
Betrachte in erotischer Mania

Die Frau, betrachte sie mit innerm Sinne


Und drittem Aug im tiefsten Seelentriebe,
So wirst du finden Gott, die Herrin Minne,
Die Mutter Caritas, die Göttin Liebe!

Geh auf den Grund der Minne-Sympathie,


Dort ruht Frau Gottheit, deine Herrin, Sie!

Du bist die Schwester aller wahren Christen,


Die Schwester derer, die nicht glauben können,
Die Schwester mit den Aprikosenbrüsten
Der Armen, denen nichts die Reichen gönnen,

Die Schwester derer, die sich abgewendet


Von Gott und liebgewonnen diese Welt,
Die Schwester derer, die zu Gott gesendet
Der Tod, die wohnen still im Himmelszelt.

Du bist die Jungfrau rein und makellos,


Du bist die Jungfrau, Braut des Heiligen Geistes,
Du bist die Jungfrau mit dem Mutterschoß,
Das Mädchen du, das himmlische, du weißt es,

O Jungfrau, in dem Himmel Angetraute,


Du bist im Tal des Todes Balsamstaude.

Ich weihe dir den ersten Rosenkranz,


Des Perlen in der Mitternacht geleuchtet,
Die weißen Perlen von vertrautem Glanz
Hat oft mein Aug mit Tränentau befeuchtet.

Nur Ave gratia plena ward gebetet


Auf dieser Perlenschnur, der Tränenschnur.
Mit Nonnen übers Ave ward geredet,
Als immer tiefer ging der Schmerzen Spur.

Die Nonne betete im Karmelkloster


Den ganzen Rosenkranz der Kreuzesschmerzen,
Ich murmelte allein das Paternoster
Und rief Maria mit durchbohrtem Herzen!

Maria legte mich als ihre Perle ein


In ihres Schoßes Muschel, Gottes Schrein.

Am Weihnachtsfest des Großen Jahrs Zweitausend


Sah ich Madonna an dem Himmel schweben.
Der Geist der Weihnacht, sanften Säuselns sausend,
Madonna offenbarte mir, mein Leben.
Beweinend, ach, den Tod des kleinen Königs,
So rief ich doch im Schmerz: Es lebt das Lamm!
Aus Schmerzen auferstanden wie ein Phönix,
Gott wollte, daß ich werde Bräutigam.

Gott zeigte mir die Schönheit ideal


Der himmlischen Madonna mir als Braut,
Daß ich, der Vielgeliebte, sei Gemahl
Vollkommner Frau, im Innern angeschaut.

Im Innern ist der Himmel, da ich bin


Der Herzensfreund der Herzenskönigin.

10

Die deutsche Dichterin von Weisheit schrieb,


Die Weisheit von der ewigweiblichen
Maria, Gottes Liebchen, Gottes Lieb,
Beschreibend ihren unbeschreiblichen

Charme, Charme der Frau, der ewigfraulichen


Geliebten Gottes, welche angeschaut
In Liebe wird und in beschaulichen
Gebeten, die sie ist des Geistes Braut.

Die Jungfrau-Mutter schaut der Dichter an,


Indem er schaut die Schönheit an der Musen.
Die Gottesmutter liebt der Gottesmann,
Anbetend ihren offenbaren Busen,

Dieweil er sieht mit seinem Seelensinne


Madonna als Idee der schönen Minne.

11

Der anglikanische Poet verehrte


Die Sapientia bei Gottes Thron,
Der Dichter theosophisch Weisheit lehrte,
Sophias Schönheit sang er als Vision.

Da sagte er: O Hagia Sophia,


Sag an, Divina Sapientia,
Wer bist du? Die jungfräuliche Maria?
Bist du platonische Urania?

Ich sah Marias Schönheit ideal,


Die Muttermaid des Jesus Nazarenus,
Idee der Bilder im Ideensaal,
Maria, schöner als die Göttin Venus,
Maria, die Idee, mein Ideal,
Urschönheit Gottes – ich ihr Brautgemahl!

12

Ja, Christus trat des Nachts in meine Zelle,


Ich betete zu seinen Füßen an,
Den Tapfen seiner Füße, geistig-helle,
Anbetend Gott den Herrn als Gottesmann.

Und Christus sagte leise: Ich erlaube


Dir die Verehrung meiner Mutter-Maid!
Seit jener Stunde ich Maria glaube
Und bin der Mutter meines Herrn geweiht.

Maria kam als Unsre Liebe Frau


Zu mir und Mutter der Barmherzigkeit.
Da barg ich mich in ihrem Mantel blau,
An ihrem roten Rock und roten Kleid.

Und unterm Spott der Fundamentalisten


Ich barg mich betend an Marien Brüsten!

13

Da ging ich betend nachts zum stillen Hain


Und bat den Herrn und Gott ums Charisma
Der Ehelosigkeit, um Gott allein
Zu dienen in der Sapientia.

Ich liebte ja allein die Weiße Frau,


Im Inneren die Dame aller Damen,
Sankt Marion, die ich im Innern schau,
Ich liebte ja allein Marien Namen!

Ich wollte Minnesänger der Madonne


Und Brautgemahl der Gottesweisheit sein.
Mein Leben, meine Hoffnung, meine Wonne
Die Weisheit der Madonna war allein.

Und Gott der Geist gab mir das Charisma


Der Ehe mit der Sapientia.

14

Da sprach zu mir der Herr, die Herrin Chockma:


Geh du bei meinem Lehrstuhl in die Schule!
Und Petri Lehrstuhl lehrte mich das Dogma,
Frau Weisheit sprach von des Apostels Stuhle.
Die Weisheit speiste ich wie Seelenfutter
Der makellosen Jungfrau ohne Fehle,
Der Gottgebärerin, der Gottesmutter,
Der Himmelskönigin mit Leib und Seele.

Ich schrieb die Weisheit in mein Tagebuch,


Man sagt ja nie genug von Sankt Maria!
Marias Ave löste Evas Fluch,
Maria scheint die Hagia Sophia!

Frau Weisheit ward mir Schutzfrau und Beschirmung,


Sie lehrt durch mich die Jünger bei der Firmung...

15

Maria Metanoia will ich singen,


Maria Metamelia von Zypern,
Zu ihrem Fuße mit den goldnen Schwingen
Im Staube wanden sich die wilden Vipern!

Madonna mit der goldenen Granate,


Du saßest mit dem Sohn im Kreis von Knaben,
Ich war dein Priester in der Kemenate,
Dir weihend alle meine Geistesgaben.

Ich lebte nur der zyprischen Madonne


Und ihrem kleinen Kinde Nazarenus,
Die zyprische Madonne meine Wonne,
Vollkommener und liebender als Venus,

Maria Aphroditissa, Stella Maris,


Panhagia, Urania, Pan-Charis!

16

Ich sah Maria mit dem braunen Haar,


Sie fesselte mich mit den langen Locken,
Ich lag in ihrem Haar, wir zwei ein Paar,
In ihren Haaren Hennablumenglocken.

Sie zog mich an den scharlachroten Mund,


An die rosinenrote Schnur der Lippen,
Ich trank an ihrem Munde mich gesund,
Zu saugen fest, nicht nur so leicht zu nippen!

Maria senkte mich in ihren Armen


In ihre große Gottesruhe ein,
Ich sank hinab in Gottes Allerbarmen,
Wie in des Himmels Meer ein weißer Stein.
Maria, meine schöne Minne, du
Versenkst mich weißen Stein in Gottesruh!

17

Ich schaute die Madonna in dem Sessel,


Sie plauderte mit einem Weisen Weisheit,
Ihn fesselnd sanft mit ihrer Schönheit Fessel,
Mit ihrer Demut, Sanftmut, innern Leisheit.

Ich sah das nackte Kind auf ihrem Schoß,


Sah den geliebten Sohn in ihren Armen,
Das Kleid ihr lösend von der Schulter los
Im Sommer, dem von Gottes Liebe warmen.

Ich sah Madonna in dem Sessel sitzen


Als die Apostelin im Weisheitsthron,
Ich sah voll Charme Marien Grazie blitzen
Und Mutterliebe lächeln süß dem Sohn.

Madonna in dem Sessel in dem Saal


Der Gottesliebe war mein Ideal.

18

Maria offenbarte charismatisch


Sich nicht als Mutter, sondern als die Braut,
Ich suchte nur die Seelenbraut emphatisch,
Als junge Braut mein Geist Madonna schaut.

Prophetisch hat der Diakon gepreist


Die Königin des Friedens, Gottes Frau,
Als junge Braut, vermählt dem Gottesgeist,
Das Himmelsmädchen war des Sehers Schau.

Der Syrer Ephräm als des Geistes Zither,


Der Dichter auch des Hymnus Akathistus,
Sie sangen von der Mutter aller Mütter
Und Mutter Gottes, die geboren Christus,

Daß sie im Brautgemach ist anvertraut


Dem Minner als sein Mädchen, seine Braut!

19

Ich weihe dir, Maria, meine Leiden,


Ich weihe dir die dunkle Nacht der Seele,
Ich weihe dir die Schwerter aus den Scheiden,
Ich weihe dir mein Kreuz, das ich erwähle,

Ich weihe dir, Maria, mein Alleinsein,


Ich weih dir die totale Einsamkeit,
Ich weihe dir mein Selbst, es soll ganz dein sein,
Mein nacktes Ich sei dir allein geweiht,

Ich weihe dir das Herz in meinem Herzen,


Mein Herz sei deinem Herzen nur geweiht,
Ich weihe dir die Schönheit und die Schmerzen,
Ich weih dir meiner Liebe Lust und Leid,

Ich weih mein immerwährendes Gebet


Durch deine Mittlerschaft der Trinität.

20

Ob ich die vielgeliebte Frau begehre


Als meiner Seele süße Sulamith
Und liebe die Holdselige und Hehre
Als Braut im Geiste und mein Hoheslied,

Ob ich Maria als Marien Heros


Im mystischen Verlangen voller Huld
Begehre mystisch durch den Mittler Eros
Und Göttin preise sie im Minnekult,

Ob ich den Gott der Liebe selber feire


Und brenne in der Weißglut meiner Minne,
Mich meinem Bräutigam als Braut verschleire
Und bin des Leibs des Vielgeliebten inne,

Wie San Juan im tiefsten Seelentriebe


Ich bin verliebt und liebe nur die Liebe!

21

Indem ich mich vereinige Marias


Gebenedeitem unbeflecktem Herzen,
In ihr vereinige ich mich Messias
Mit Liebeslust und bittern Liebesschmerzen.

Indem ich mich vereinige Maria,


Entdeckte ich im unbefleckten Schoß
Der Lieben Frau die Hagia Sophia,
Die feminine Gottheit makellos.

Indem ich mich vereinige Messias,


Dem Bräutigam, des Kosmos Architekt,
Vereinige ich Hagia Sophias
Allgottheit ich mich rein und unbefleckt.

Wohl denen, die zur Pilgerfahrt sich rüsten,


Sie werden ruhen an Marien Brüsten!

22

Der Bräutigam kam in den Liebesgarten,


Dort suchte er die Braut zu süßen Lüsten,
Er grüßte zärtlich sie mit minnig-zarten
Grußreden, warb vor ihren bloßen Brüsten.

Das Einhorn fing der reinen Jungfrau Schoß,


Das Horn des Einhorns rühm ich im Sonett.
Sie lag im Blumenliebesgarten bloß,
Sie war so sanft wie Salomonis Bett.

Die Braut war vor dem Bräutigam so bang,


Von Liebesäpfeln ist sie eingeschlafen.
Und der Gemahl die Liebe Frau bezwang,
Das Mädchen Gottes in der Ehe Hafen.

Wie Sonne war das Kleid der Sulamith


Und Salomo war wie ein Hohes Lied.

23

Ich war in einem dunklen Tempelraum,


Da war es in dem Innern tiefe Nacht,
Da schaute allumher so schön wie Traum
Madonna voller Schönheit süß und sacht.

Da schaute ich das Antlitz der Madonne,


Im goldnen Maß der Frauenschönheit sie
War mein Entzücken, meine höchste Wonne,
Anbetend sank ich vor ihr in die Knie!

Wie Apfelduft der Odem ihrer Nase


Und eine Scharlachrose rot ihr Mund,
Im Jubel überschäumender Ekstase
Ich küsste ihre Lippen liebeswund!

O menschlich-göttliche Madonna pur,


Dein Musenkuß macht mich zum Troubadour!

24

Ich will hier in dem Heiligtum von Lourdes,


Da alle meine innern Sinne toben,
Maria, wie in einer Neugeburt,
Mich dir als meiner reinen Braut verloben!

Ich sah die Jungfrau nur der schönen Minne,


Ich sah der Kirche Gottesmutter nicht,
Madonna jung war meiner Seele inne,
Madonna in der Minne Sonnenlicht.

Hier vorm Altar und hier vorm Tabernakel


Madonna wähle ich zur Lieben Frau,
Die unbefleckte Jungfrau ohne Makel
Ich als Madonna meiner Minne schau.

In Gegenwart der Gottheit Ich-bin-da


Ich sag zur Lieben Frau Maria Ja!

25

Maria sprach: Du hast so lang gefleht


Und lang um meine Liebesgunst geworben,
Um mich mit immerwährendem Gebet
Geworben, bist vor Liebe fast gestorben –

Nun gib du auch Maria ganz dich hin,


Wie du ersehnt und wie du es versprochen,
Nun schenk mir deiner Seele Lebenssinn,
Ich habe dir ja nie das Herz gebrochen!...

So wie du Ja zu mir gesprochen hast,


So sag für immer jetzt dein Ja zu mir.
Ich bin die Hilfe, die gut zu dir passt,
Ich gebe ganz dir meiner Zierrat Zier...

In Gegenwart der Gottheit Ich-bin-da


Maria sagt zur dir, mein Liebling, Ja!

26

Ich war ja auch im sonnenheißen Lande


Und hab im Staub gelebt und hab geliebt
Und sah die Grazie im Scheingewande,
Die Trösterin, da ich von Schmerz betrübt.

Das menschlich-göttlich lichte Sonnenweib


Sah ich als junge Diva voll der Charis,
Weltseele Gottes in dem Pneumaleib
War schöner sie als Venus war vor Paris.

Pan-Charis sing ich Unsre Liebe Frau,


Die Juno ist im hoheitvollen Schreiten,
Ist Venus im charmanten Lächeln, schau,
Minerva ist sie, weisheitsvoll zu leiten.

Pan-Charis, die Dreieinigkeit der Göttin,


Ist Frau Maria, meine Seelengattin!

27

Mohammed sang als eine Nachtigall


Maria, die geheimnisvolle Rose,
Mohammed mit Gerichts Posaunenschall
Maria als das Zeichen sang, das große.

Die Rosa Mystica im Paradies


Besang die Nachtigall mit süßem Piep,
Maria war die Muse des Hafiz,
Geheimnisvolle Freundin sie, sein Leib.

Mit allen Namen Gottes klingt ein Name


Mit für die ewiglich geliebte Frau,
Schau an die Schönheit deiner Minnedame,
In ihrer Schönheit Gottes Schönheit schau!

So wie Suleika liebte weiland Hatem,


Maria liebe ich mit Gottes Atem!

28

Ich schaute Eva vor dem Sündenfall,


Ich schaute Chawwa in dem Paradies,
Ein bloßes Weib im langen Lockenfall,
Wie eine Menschengöttin wundersüß!

Ich sah den Sündenfall, des Leibes Sterben,


Der Schlange Zischen und den Sündentod,
Im Leben schon das leibliche Verderben
Und Sünde in der Seele scharlachrot.

Ich sah die Neue Eva, sah die Frau,


Die aufgeschlossen neu das Paradies,
Sah Unsre Liebe Frau in trunkner Schau
Wie eine Menschengöttin wundersüß!

Ich war in trunken mystischen Gebeten


Bei Unsrer Lieben Frau im Garten Eden!

29

Wenn dich der Dämon in den Selbstmord jagt,


Der Pfaffe schickt dich in das Irrenhaus,
Die Kirche alle Tröstung dir versagt,
Du hauchst schon fast den Lebensatem aus,

Wenn Frauen, die mit Weißglut du geliebt,


Nur deines Lebens Mörderinnen sind,
Wenn dich die falsche Freundschaft nur betrübt
Und dich nicht tröstet das geliebte Kind,

Dann schreie zu Maria in der Nacht,


Ein Waisenkind im Universum du,
Die Mutter in dem Himmel aber wacht,
In Todesschmerz schenkt sie dir Gottesruh!

Du schreist den Rosenkranz der Höllenfahrt,


Nichts als Maria dir sich offenbart!

30

Wenn liest der Lektor aus der Bibel vor:


Gerechter Josef, fürchte du dich nicht,
Maria mit der Jungfrau Hymen-Flor
Zur Frau zu nehmen, sie, der Liebe Licht;

Dann scheue dich auch nicht, gerechter Christ,


Maria in dein Hochzeitshaus zu führen.
Sie, die die keusche Braut des Josef ist,
Sie wird dich auch zum Bräutigame küren.

Wie du dich schon verlobt Maria hast,


So schließe mit Maria nun die Ehe!
Die Braut des Geistes sie, der Seelengast
Führt tief dich in der Seelengattin Nähe.

Im Matrimonium Mariae sollst du schlafen


Mit Gottesliebe in der Ehe Hafen!

31

Ich singe das Marienleben rein,


Wie Anna eine Tochter sich erbat,
Das Kind trat in den Tempel Gottes ein,
Sie Josef sich zum Mann erkoren hat,

Maria von dem Engel ward gegrüßt,


Jungfräulich hat den Gottessohn geboren,
In Kana hat die Hochzeit sie versüßt,
Am Kreuz sah sie den Gottessohn verloren,

Der Herr gab sie zur Mutter allen Christen,


Zu Pfingsten sie empfing den Geist des Herrn,
Gott rief Maria zu der Wonne Küsten,
Im Himmel leuchtet sie als Morgenstern!

Die Hagia Sophia meiner Gnosis


Maria ist, ist Göttin aus Theosis!

32

Maria als Ikone Gottes sang


Ich nach der Weisheit tiefer Therapeuten,
Das feminine Antlitz Gottes hang
Als Bild bei mir, vom weisen Mann zu deuten,

Sie, das Gefäß und die kristallne Vase,


Der samenlose Acker mit der Blume,
Geliebte meiner mystischen Ekstase
Und Inbegriff von Gottes Heiligtume,

Geheimnisvolle Rose ohne Dornen,


Die mystisch und erotisch Gott erblüht,
Die makellose Mutter der Erkornen,
Die Jungfrau, die in lichter Weißglut glüht,

Die Frau, die Gott sich freite makellos,


Gewissermaßen Gottes Mutterschoß!

33

Maria mit dem süßen Angesicht


Und schöngewölbten schamerglühten Wangen,
Ich sah das kleine Jesuskind so dicht
An deinen makellosen Brüsten hangen,

Den Schleier heben von den bloßen Brüsten,


Ich sah das Jesuskind mit Vollgenuß,
Wie seine Lippen deine Wange küssten
Und deinen Mund mit kindlich reinem Kuß!

O du mein benedeites Jesuskind,


Nun laß mich auch mit himmlischen Genüssen
Marien Brüste, die vollkommen sind,
Und Mund und Lippen heißer Liebe küssen!

Was Gott genoß in irdischem Genuß,


Ich will den Himmel auch: Marien Kuß!

34
Allkönigin der Griechisch-Orthodoxen,
Allkönigin, Panhagia Maria,
Die Esel brüllen dir, dir brüllen Ochsen,
Du Liebesgöttin Hagia Sophia!

Allkönigin, du ewigweibliche
Idee des Universums, Gottes Frau,
Du Himmlische, du unbeschreibliche
Allgöttin in des Minners trunkner Schau!

Du wandelst durch den Kosmos, Liebe Frau,


Dein Sternenmantel ist wie blaue Nacht,
Alleinheitsliebe bist du, Blume blau,
Die Gottes Eros nächtlich mir entfacht,

Die führte mich durchs All zu Gottes Thron,


Wo Liebe sich mir gab in Kommunion!

35

Im Schloßpark saß ich unter einer Buche


Und freute still mich an der Sonne Glorie,
Ich las in einem neuerworbnen Buche
Die Botschaft Unsrer Frau von Medjugorje.

Und Licht und Schönheit kam und Glück und Frieden


Zu mir herab vom Munde der Madonne,
So glücklich wie ein Kind war ich hienieden
Und sah im Geist die Jungfrau in der Sonne.

Wie lieblich sind der Botin bloße Füße


Auf Hügeln, die den Frieden uns verkündigt!
Ein Lustgeschrei kam von des Himmels Süße:
Du liebe Gott! Und wenn die Welt auch sündigt,

Gibt sich der Fromme hin der Jungfrau süß,


Er lebt auf Erden schon im Paradies!

36

Ich sah in einer geistigen Vision,


Die tief sich mir in meine Seele grub,
Johannes Paulus, den Mariensohn,
Anbetend vor der Frau von Guadelupe.

Ich sah die Jungfrau, sah das braune Mädchen


Und brach in heiße Liebestränen aus,
Ein Bild gewoben wie aus Seidenfädchen,
Kam als Geschenk Liebfraue in mein Haus.
O meiner Seele höchstes Ideal,
Du Gottesschönheit wahrhaft unbeschreiblich,
Du Sulamith, ich will dir sein Gemahl,
Du Frau der Offenbarung ewigweiblich,

Du schöner selbst als Sulamith ägyptisch,


Du Frau der Offenbarung apokalyptisch!

37

Ich sah die schöne Braut des Zimmermannes,


Er baute ihr ein Haus in Nazareth,
Maria selbst, die Zimmermännin, kann es
Errichten, daß es wie ein Tempel steht.

Ich sah Madonna selbst mit einem Hammer,


Ich sah sie treffen sicher jeden Nagel.
Ihr Schlafgemach als reiner Jungfrau Kammer
Verschleiert war, der Liebe Tabernakel.

Ich sah vor meinem Sinn die sterbliche


Geliebte, meinen Schmerz und meine Wonne,
Und sah im Geiste die unsterbliche
Geliebte, meine Minne und Madonne,

Und Gott gab mir zur Frau nicht Abigail,


Gott gab Maria mir zu meinem Heil!

38

Wohl Frauen gibt es, die sind reizend schön,


Doch folgst du ihnen, findest du nur Schmerzen,
Verseufzt dein Leben elend mit Gestöhn,
Du stehst als Minner vor verschlossnen Herzen!

Nicht so Maria! Sie kommt in der Nacht,


Allein des Nachts in meine Einsamkeit,
In Glorie die Allgeliebte sacht
Schlüpft leis zu mir im feinen Seidenkleid,

Der Pneumaleib im Lichtkleid negligent


Sich bettet neben mir zu meiner Lust,
Mein Geist anbetend ihren Geist erkennt,
Die Liebe in der makellosen Brust!

Am Morgen leise die Madonna scheidet,


Erneut mit Herrlichkeit des Herrn bekleidet!

39
Wenn lieblos eine Frau mit ihrem Wandel
Dir Wermut gibt und Schierlingskraut zum Futter,
Heil dir, wenn mit dem lichten Himmelsmantel
Großmutter kommt als deine wahre Mutter!

Dann lernst du von der seligen Großmutter


Die Macht bedingungsloser Mutterliebe,
Die Jungfrau du erkennst als Gottes Mutter,
Die Mutterheimat deiner tiefsten Triebe.

Der Gottesmutter Busen, weiß wie Butter,


Der benedeite Busen ohne Spott,
Trägt voller Mutterliebe dich zur Mutter
Der Schönen Liebe, deinem Mutter-Gott!

Und du erkennst im Herz der Muttergottes


Die benedeite Mutterliebe Gottes!

40

Der Mystik Eros lehrten mich die Weisen,


Frau Weisheit anzubeten in der Minne.
Die hohe Herrin in den Sphärenkreisen
Im Brautgemach des Herzens ist mir inne.

Ist männliche Erotik religiös,


So betet er das Weib als Göttin an,
Die Religion erotisch mich erlös,
Frau Gottheit neige sich zum Gottesmann!

Die Weiber heiligen die Gottesmutter


Als große Mutter aus dem Matriarchat,
Die Mutter honigsüß und weiß wie Butter
Dem religiösen Mann im Gottesstaat

Madonna ist der Mystik und des Eros,


Madonna Göttin und der Minner Heros!

41

Die Frauen wandelnd auf der Weisheit Spur


Betrachten Jesus Christus und Maria
Und schauen an die göttliche Natur
Der femininen Hagia Sophia.

In sieben Schleiern ist die Maid Torah


Die griechische Sophia auch der Gnosis,
Sie ist die Schechinah der Kabbala
Und inkarniert in Jesus zur Theosis.
Im Sohn-Geliebten Jesus, dem Messias,
Die Hagia Sophia inkarnierte,
Der Auferstandne ist Triumph Sophias,
Die Christ-Sophia mich zur Gottheit führte,

Zur Schönen Liebe, die ich selig schau


Im Paradiese in Gestalt der Frau!

42

Ich schaute an die ewigweibliche


Idee der Göttin-Frau als Minner-Heros,
Ich sah der Schönheit unbeschreibliche
Gewalt und Übermacht von Gottes Eros,

Urmutter Eva schaute ich im Hain,


Die große Mutter aller Fruchtbarkeit,
Sah Helena im Sommersonnenschein,
Vermeidung allen Kleides war ihr Kleid,

Ich sah den Eros in der Devotion


Verehrungsvoll im Geiste vor Maria,
Des Eros Weisheit selbst im Gottesthron,
Ich sah erotisch Hagia Sophia,

Der Mittler Eros führte mich zur Schau


Der Schönen Liebe in Gestalt der Frau!

43

Was Dante war die selige Beatrix,


Die er als Führerin der Seele sah,
Das war Maria mir als Mediatrix,
Des wahren Glaubens Sapientia.

Wie Dante wollt ich nur der Herrin dienen,


Des Jenseits Seele war die Lieblingin.
Maria sang katholisch ich Terzinen,
Der ich Marias Minnesänger bin.

Ich sang der Kirche Mariologie


Im schönen und didaktischen Gedicht.
Mariens Leben mir diktierte sie,
Die Jungfrau Gottes in dem Leib aus Licht.

Verlöbnis sang ich, Himmelfahrt im Tanz,


Und betete gereimt den Rosenkranz.
44

Ich sah die Muse schwanger mit dem Keim,


Als ob sie zeugend einst erkannt mein Geist.
Die schwangere Madonna sang mein Reim,
Mariens Leibesfrucht mein Odem preist.

Auch sah ich Doktor Faust an seinem Ende,


Gestorben ist er in Marien Schoß
Und ist in ihres Schoßes Sakramente
Geboren neu, glückselig makellos.

Wir leben alle ja im Schoß Marias,


Gebären wird sie sterbend uns ins Leben,
Marien Schoß, der Himmel des Messias,
Wird uns als Gottes Paradies gegeben!

Ich sterbe in Maria, dort zu suchen


Mein Grab in Sankt Marien Mutterkuchen.

45

Ich sah Maria in dem Kindsbett liegen


In der Vision der russischen Ikone,
Ich sah sie liebevoll im Arme wiegen
Den Säugling, ganz vereinigt sie dem Sohne.

Sie lag in einem weißen Himmelsbette


In einem purpurnen und blauen Kleid.
Die schöne Liebe waltend an der Stätte
Kam auf die Erde aus der Ewigkeit.

Die Gottesmutter mit dem Gottessohn


War offenbar mir im Ideensaal,
Das Kindsbett war der Gottesmutter Thron,
Die Gottesmutter, ganz mein Ideal,

Idol war meiner Spiritualität,


Gott-Mutter gleich in Ihrer Majestät!

46

(...........................................................
...........................................................
............................................................
...........................................................)

Wie Inder sich der Göttin Vulva weihten,


So weihte ich mich in des Eros Schwall
Marien Schoß, den Gottes Geister freiten,
Marien Schoß mein Zentrum war im All!

Des Universums Zentrum war der Schoß


Mariens, paradiesischer Genuß
Ward meiner Seele selig körperlos
In meiner Gottheit großem Uterus,

Da war ich, meiner Gottheit Schoß geweiht,


Im Uterus im See der Seligkeit!

47

Der Geist sprach: Suchst du Unsre Frau Maria,


So geh den Weg der Frau von Medjugorje.
Sprich: Christus, meine Hagia Sophia,
Führ mich hinan in deines Gottes Glorie!

Wer ist denn die geheimnisvolle Weisheit,


Die mich so liebend nimmt an ihre Brüste?
Mysterium mysteriöser Leisheit
Orakelt Gott: Sophia, das ist Christe!

Du schwöre Treue Hagia Sophia,


Athene von Odysseus nicht und Rhesus,
Denn wenn du beichtest Unsrer Frau Maria,
Maria spricht: Die Weisheit, das ist Jesus!

Der mütterliche Gott, so sagt das Dogma,


Das ist die immanente Gottheit Chockmah!

48

Wenn du die Göttin suchst, die schöne Venus,


Bezaubert dich der Göttin süße Mythe,
Dann sprich: Ich eigne Jesus Nazarenus,
So weiche von mir, Kypris Aphrodite!

Maria Aphroditissa ehren Griechen


Auf dem Olymp von Zypern in dem Meer.
Doch sollst du in der Kirche Weihrauch riechen:
Maria Aphroditissa liebt dich sehr!

Maria Aphroditissa deine Triebe


In Ganzhingabe weihe ohne Spott.
Der Geist spricht: Gott, das ist die Schöne Liebe,
Die Schöne Liebe ist allein dein Gott!

Der Herrgott war Gregorius von Nyssa


Urschönheit, die Urgottheit – Aphroditissa!
49

Ich glaube aber an die Trinität:


Jehowah sei der Ewige gepreist,
Sophia vor dem Herrn als Liebling steht,
Und Ruach ist die Liebe, Heilig Geist!

Jehowah freit Sophia, Lieblingin


Sophia ist des Ewigen, des Herrn,
Frau Weisheit aber und der Gott Ich-bin
Maria schufen als den Morgenstern.

Maria ist das Sakrament des Geistes,


Maria-Ruach kontempliert mein Geist,
Der Geist ist Gottes Muttertum, so heißt es,
Mein Geist die Mutterliebe Gottes preist.

Ja, diese trinitarische Sophia


Gepredigt hat mir meine Frau Maria.

50

Ich sah im Inneren mein Ideal,


Das war nicht mehr die äußre Frau, die sterblich,
Das war Idee aus dem Ideensaal,
Der Schönheit war die Zeit nicht mehr verderblich.

Das war die schwarze Jungfrau meiner Seele,


Schwarz war das Kleid, das Auge und das Haar
War schwarz. In dunkler Nacht ich anbefehle
Mein Seelenfünklein Notre Dame Noire.

Erotisch war sie auch und reizumhangen,


Die schwarzen Augen voll der Liebesglut,
Am nackten braunen Arme goldne Spangen,
Das schwarze Haar war lange Lockenflut.

Die schwarze Jungfrau meiner Seele war


Frau Weisheit oder Notre Dame Noire.

51

Wie Judith war die Seelenjungfrau auch,


Die zog die schwarzen Witwenkleider aus,
Sie kleidete in Liebreiz sich und Hauch,
Geschmückt die Reize ihres Körperbaus.

Der Geist der Weisheit schrieb mir von der Mode


Der schönen Judith, der Verführungskunst,
So Seide sang und Schmuck ich in der Ode
An Judith und des Holofernes Brunst.

Sandalen schön um die geschminkten Füße,


Bestickt mit Blumen leichtgewobne Seide,
Die Perlenschnüre um der Brüste Süße,
Die Schminke noch erhöht die Augenweide.

War Judith wie die Charis des Homeros,


Ein Vorbild der Madonna voll des Eros.

52

Wenn in der Kirche Weiber plappernd lärmen


Und feiste Pfaffen leere Torheit schwatzen,
Dann wirst du heimlich von Maria schwärmen,
Die schön ist wie die schlanken schwarzen Katzen.

Die schwarze Jungfrau wohnt in meiner Schwermut


Wie auf dem Karmelberg in einer Höhle.
Frau Welt reicht uns des bittern Bechers Wermut,
Die schwarze Jungfrau einigt sich der Seele.

Madonna in der schwarzen Mitternacht


Ist finster wie der Gottheit finstres Licht.
Im tiefsten Dunkel meiner Seele wacht
Maria mit dem braunen Angesicht.

Und kommt die Nacht, die Erde einzuschwärzen,


Die schwarze Jungfrau strahlt in meinem Herzen!

53

Die ich im Innern sah, das Mädchen Psyche,


Das war ja nicht mehr eine Erdenfrau,
Die Erdenfrau war fern und ihre Flüche,
Die Innenfrau sah ich in innrer Schau.

Das Mädchen Psyche war wie die Madonne


Von Sanftmut, Demut und von frommer Leisheit,
Voll Gottes Eros, Paradieses Wonne,
Maria war sie, Spiegel der Frau Weisheit.

Es sprach ein alter weiser Mönch: Ich sehe


Die Weisheit führen dich nach Gottes Willen,
Die leidenschaftliche Marien-Ehe
Wird deine Sehnsucht nach den Frauen stillen.

Maria meine Seelenruhe schafft


Durch ihrer Ganzhingabe Leidenschaft!
54

(...........................................................
..........................................................
.........................................................
..........................................................)

Die wahre Kali aber von Kalkutta


War dreißig Jahre in der dunklen Nacht
Der mystischen Union, die große Mutter
Teresa, die sich Christus dargebracht.

Ostindiens Kinder sind wie Jesuskinder,


Die Mutter liebt die Armen dieser Welt,
Westindiens Kinder aber auch sind Inder,
Die Liebe schenke ihnen, nicht das Geld.

Teresa lehrte mich die Weisheit, daß


Gott ist die Große Mutter Caritas!

55

Frau Weisheit sprach: Sieh, deine Jungfrau Psyche


Ist eine wunderschöne Meerjungfrau.
Unliebe brach ihr Herz durch bittre Flüche,
Du weinst im mütterlichen Meeresblau,

Das Meer, das Meer ist deine große Mutter,


Und du, du bist die Venus von Florenz.
Unliebe laß zurück im öden Kutter,
Steig du an Land und in der Liebe Lenz

Und steig hinan und sei ein Geist im Äther


Und wende dich den lieben Kindern zu,
Ermorden wollten ihre bösen Väter
Die Kinder, schenke ihnen Liebe du!

O Meerjungfrau, o Venus von Florenz,


Gott-Mutter spiegle in der Immanenz!

56

Ha, ich bin glücklicher als Sankt Maria,


Ich sage das in Wahrheit, fern des Spottes,
Ich habe doch die Königin Maria,
Maria hat doch keine Muttergottes!

Oh Vierge Marie, je t’aime, l’amour de Dieu!


Du lehrst mich süße Weisheit lieblich lind
Durch Briefe von Therese von Lisieux,
Die spielte selig mit dem Jesuskind!

Maria, spiel ich mit dem Jesuskind,


Soll Jesus als ein Spielzeug mich gebrauchen,
Poeten wie ein Kinderspielzeug sind,
Wie Spielzeugschwäne in das Meer zu tauchen.

Es spielt das Jesuskind mit mir, dem Ball,


So spielt das Jesuskind auch mit dem All!

57

Madonna, hohe Dame von Florenz,


Lebendiger als das Idol von Marmor,
Die Minnedame bist du in dem Lenz,
Du kommst zu mir mit Gottes reinem Amor.

Madonna, in des Frühlings goldner Ära


Bist du die Minnedame von Florenz,
Die Königin der Blumen, Primavera,
Bekleidet mit der Seide Transparenz.

Madonna, gratia plena! Bei Akazien


Sah ich dich wandeln mit den Charitinnen.
Die Eine Göttin Charis in drei Grazien –
So muß ich Gottes schöne Liebe minnen!

Des Jesuskindes reine Mutterbraut


Bist du, wie Botticelli dich geschaut.

58

Als in des Zwölften Pius Hospital


Ich trat zum Bilde der Madonna hin,
Mit Opferkerzen trat zum Ideal,
Maria sprach zu meiner Angst: Ich bin

Die Knotenlöserin, ich löse Knoten


Und tödliche Geflechte in der Brust!
Die Knotenlöserin will dich als Boten
Der Liebe senden voller Himmelslust.

Ich bin die Fraue aller Völker, mahnen


Will ich die Völker ohne Unterlaß
Und sage zu den Christen der Germanen:
Stets dient der großen Mutter Caritas!

Der Richter Jesus ist die schöne Liebe


Und richtet Seelen nach dem Maß der Liebe!

59

Maria sprach: Ich rief dich früher fort


Vom süßen Brautgemach der fremden Frau
Und mahnte mit der Weisheit ernstem Wort:
Zu sehr nicht nach verbotnen Reizen schau.

Es führt der Pfad der fremden Frau zur Hölle,


Ins Totenreich hinab zu Qual und Schmerzen!
Frau Torheit auch bereitet dir die Hölle,
Die lieber möchte mit dem Satan scherzen!

Frau Torheit weise du zurück entschieden,


Frau Torheit überlaß dem Dämon Baal.
Frau Weisheit wähle du zu deinem Frieden,
Frau Weisheit sei du geistlicher Gemahl!

Ich bin dir doch Verlobte, sprach Maria,


In mir erkennst du Hagia Sophia!

60

Die Weisheit lehrt die Schönheit und den Eros,


Daß diese Frau, die ich im Innern seh,
Die meine Göttin und ich bin ihr Heros,
Das ist der Schönheit reine Ur-Idee.

Der Eros, der mich zu der Schönheit zieht,


Der Eros zieht mich zu der Ur-Idee,
Die meine Seele in dem Gleichnis sieht,
Bis meine Seele die Urschönheit seh.

Die Schönheit ist die unbeschreibliche


Idee, die Form der Formen im Schamott.
Urschönheit ist die ewigweibliche
Idee und ist die Lieblingin bei Gott.

Mitgöttin Gottes ist sie, Licht vom Licht,


Ist Gottes feminines Angesicht!

61

Ich sah die Minneritter im Turnier,


Der eine diente der Aspasia,
Der andre Minneritter diente dir,
Der Göttin Hagia Urania.
Des Ehemannes Frau war Schmerz und Wonne
Dem einen Minneritter, süß und bitter,
Der andre Ritter diente der Madonne,
War einzig Sankt Marien Minneritter.

Der Minneritter der Unsterblichen


Gewann im Tjost und in Turnieres Schlacht,
Des Ritters Waffen, der der Sterblichen
Gedient, hat er Maria ganz vermacht.

Marien Ritter sprach ein Paternoster


Und ward Marien Mönch im Karmelkloster.

62

Ich sah in mir die schöne Sulamith,


Dem Salomo die Sulamithin inne,
Ich sang der Lieben Frau das Hohelied,
Der Lieben Frau Maria Lied der Minne.

Die Frau, die ich in meinen Träumen sah


Vergeistigt und verklärt zur Ur-Idee
Der Schönheit, sang als Sapientia
Ich Liebeslieder voller Lust und Weh.

Die Schönste aller Frauen hat mein Geist


Gesucht von Jugend auf, mein Leben lang.
Liebfraue Sulamith sei hochgepreist
Durch ihres Minnesängers Minnesang.

Der wahre Minner singe, die er schaut


Im Geiste Gottes, Gottes Mutterbraut!

63

Wenn Weiber schwatzen, plappern, plaudern, lärmen,


Wenn Zungen zanken, stiften Herzensweh,
Will ich nur heimlich von Maria schwärmen,
Von Unsrer Lieben Frau im Kleid von Schnee.

Sie ist so jung, sie zählt nur siebzehn Jahre,


Die reine Göttin, die ich geistig schau,
Wie Licht und Schnee ist rein die offenbare
Allgöttin, meine lichte reine Frau.

Ihr Kleid ist wie der reine Schnee so weiß,


Ihr Saum und Gürtel wie die Sonne gold,
Die schlanke Jungfrau lächelt lieblich leis,
Die siebzehnjährige Geliebte hold.
Schneeweiß die schlanke Jungfrau, die ich sah,
War Unsre Liebe Frau von Fatima.

64

Maria, sonderbar ist deine Liebe,


Gewiß wird man mich zeihn der Ketzerei,
Der Christ gibt seiner Liebesgöttin Ehre,
Sagt er, der Geist die Liebesgöttin sei.

Der Vater Gott und Mutter Heilig Geist


Erzeugten Jesus als den Gottessohn.
Sei Heilig Geist als Liebe lobgepreist,
Als Liebesgöttin in der Gottheit Thron.

Die wahre Liebesgöttin Heilig Geist


Ist aber in Maria Mensch geworden,
Maria eine Liebesgöttin preist
Der feministische Marien-Orden.

Der Liebe Menschengöttin, ohne Spott,


Maria Göttin ist durch Huld von Gott.

LIEBESSONETTE VON PAPST ALEXANDER VI. AN


DONNA JULIA

ABSCHIED VON VANOZZA

Vanozza, alte Frau, wie wurdest du so bitter,


Nun fünfzig Jahre alt, und voll der Sünden Spur,
Jetzt will ich nicht mehr sein versklavt dein Minneritter,
Dein Bruder bin ich jetzt, dein Freund des Geistes nur.

Wie hast du mich gequält mit deiner Launen Zanken,


Wie feindlich warst du oft, je mehr ich dich gewollt!
Die lang vergangne Zeit der Jugend in Gedanken,
Denk oft ich noch daran, wie reizend du und hold.

Jetzt willst du streiten nur, mit meinem Geiste zürnen,


Wie hast du doch dein Herz gemacht so felsenhart!
Doch lässt sich Christi Papst nicht narren von den Dirnen,
Egal ists mir, dass du dem Dummkopf dich gepaart.
Eins aber ich beklag: Wohin ist all dein Charme?
Du warst so reizend süß, erotisch, liebeswarm!

BRIEF AN VANOZZA

Hast du gesehen auch das junge schöne Mädchen?


Und fandest du sie auch wie ich so wunderschön?
Die Himmelskönigin erschien mir in dem Städtchen,
Da Donna Julia im Garten ich gesehn!

Ich sagte dir schon oft, Vanozza, edle Dame,


Ich liebe doch allein die Himmelskönigin,
Der Himmelskönigin dien ich als Bräutigame,
Der ich der Ritter nur der reinen Jungfrau bin.

Du wolltest mir das nie von ganzem Herzen glauben,


Du dachtest immer nur: Er sehnt sich nach dem Fleisch,
Er will ja rucken nur und gurrn wie Turteltauben
Und jetzt begehrt er doch das junge Mädchen keusch.

Wenn Donna Julia im Sonnenlicht ich seh,


Dann schau ich liebend an die himmlische Idee!

VANOZZA AN DEN PAPST

Ha, Eure Heiligkeit geworden ist zum Narren,


Auf Freiersfüßen Ihr folgt einem hübschen Kind!
Da könnt Ihr lange auf des Mädchens Gnade harren,
Mit Euch treibt Amor Spott! Gott Amor, der ist blind!

Seht, Heiligkeit, Ihr nicht, dass blühend wie ein Engel


Das junge Mädchen ist und scheint so himmlisch rein
Und makellos, perfekt und ohne alle Mängel
Und faltenlos die Braut des Gottessohns zu sein,

Doch unter dem Gesicht verbirgt sich ohne Zweifel


Die Gottvergessenheit und Liebe zu der Welt,
Die Lust der Weltlichkeit, der Erde eitler Teufel!
So prüft das hübsche Kind und schenkt ihr Gold und Geld,

Sie wird den Silberschmuck gewiss begierig fassen!


Nein, Eure Heiligkeit soll von dem Mädchen lassen!

DER PAPST AN VANOZZA

Vanozza, Rose rot mit deinen scharfen Dornen,


Verwelkt, o Rose rot, ist all dein Scharlachrot!
Was zürnst du mir, dass ich der neuen Auserkornen
Der Jungfrau Blüte keusch, die weiße Lilie bot?

Ich schaute in der Nacht in betender Vigilie


Die schöne Julia in meinem Geiste an,
Da schaute ich im Geist die keusche weiße Lilie
Mit ihrem tiefen Kelch – ich bin ja doch ein Mann!

Ein altes Judenweib sprach von den Kabbalisten,


Die Lilie sei ein Bild der Gottesliebe tief,
Weil tief der Lilie Kelch! Ich Oberhaupt der Christen
Fand den Gedanken wahr, empfand ihn intensiv.

Oh welche Liebe weckt, oh welch Verlangen, welch


Verzückung mir verschafft der Lilie tiefer Kelch!

DER PAPST AN DONNA JULIA

O Julia, als ich dich hab zuerst gesehen,


Da schienst du mir zu sein die Schönheit in Person!
Ich sah dich göttlich-schön bei deiner Schwester stehen,
Die Schwester schien mir da ein Himmelsengel schon.

Du aber, Julia, schienst mehr noch als ein Engel,


Warst Unsre Liebe Frau, die Himmelskönigin,
Madonna warst du mir, die Jungfrau ohne Mängel,
Der Engel Königin, der ich ihr Sklave bin!

Ich suche, Julia, schon lange die Ikone,


Da Unsre Frau gemalt so schön wie du es bist!
Ich rufe, Gottes Geist, mit Gott in Einem Throne,
Daß ich noch finden darf ein Bild, dass lieblich ist

Wie du so lieblich bist, unendlich unaussprechlich!


Des Gotteswortes Mund bin ich und dennoch schwächlich.

DER PAPST AN DONNA JULIA

Ich denke oft daran, wie ich zum zweiten Male


Dich, Julia, gesehn: Ich saß in meinem Thron,
Da standest du vor mir im reinsten Gnadenstrahle,
Wie Gottes Schönheit selbst im ewigen Äon!

Da hob ich an mein Wort aus dem Apostelstuhle


Und sprach dich an, du Frau aus Gottes Paradies!
Da sprachst du lächelnd vom Gymnasium, der Schule,
Ich aber hörte nichts, sah nur dein Lächeln süß.

Du reichtest mir voll Huld zum Abschied deine Rechte,


Ich schaute auf zu dir und sagte: Schöne Frau!
Jetzt sitze ich allein im Vatikan die Nächte
Und danke Gottes Geist für dieser Schönheit Schau!

Ich reiche selbst als Papst ja kaum an deine Wade,


Die du gleichst Gottes Geist voll Schönheit und voll Gnade!

DER PAPST AN DONNA JULIA

Bei deiner Mutter war ich zur Geburtstagsfeier,


Ich war dort als der Papst, hieß: Eure Heiligkeit.
Dein Vater zeigte mir die Harfe und die Leier,
Die selber er gebaut in weiser Fleißigkeit.

Auch deine Oma sah ich dort und alte Tanten,


So mancher lästerte mit bitterlichem Spott
Die Mutter Kirche, auch dort waren Protestanten
Und Atheisten auch, die kennen keinen Gott.

Wie war ich da allein mit meinem wahren Glauben


An Unsre Liebe Frau und an das liebe Kind!
Da hörte draußen ich Gegurr von Turteltauben
Und Gott der Ewige sprach zu mir in dem Wind!

Da schaute ich beim Stall die himmlische Madonne


Und dann erschienest du, o honigsüße Wonne!

DER PAPST AN DONNA JULIA

Wenn ich Petrarca wär und sänge Donna Laura,


Dann hätte Worte ich und könnte schildern dich,
Ja, wenn ich Bacchus wär, du meine liebste Aura,
Doch bist du Julia und ich bin – leider – ich!

Dein langes braunes Haar in fließender Kaskade


Floß flutend auf den Schnee, den weißen Schwanenhals,
In höchster Lieblichkeit umfloss dich Gottes Gnade,
In reiner Schönheit Reiz, wie Licht des Wasserfalls.

Wie durstig schaute ich doch deine braunen Augen,


Die mandelförmigen, heiß wie ein Meteor!
Oh, deine Augen mir zu Himmelspforten taugen,
Der Seele Fenster sie, der Seele Himmelstor!

Doch dass du, Julia, dann lächelnd zu mir sprachest!


Mit Gottesschönheit du doch nicht das Herz mir brachest!

JULIAS MUTTER AN DEN PAPST

Ach, Eure Heiligkeit, verzeiht des Mädchens Mutter,


Die hütet nur ihr Kind vor allem Herzeleid!
Wie in dem Sonnenlicht Ihr schmelzet hin wie Butter!
Ihr schwärmt, o Christi Papst, in Eurer Einsamkeit!

Mein liebes Kind bedankt sich für den Botticelli,


Die Venus makellos und Unsre Liebe Frau!
Mein Mann bedankt sich für die Geigen und die Celli,
Er sagt mir allezeit, wie sehr er Euch vertrau.

Für Shakespeares Drama auch von Jungfrau Juliette


Dankt unser Haus Euch sehr. Doch Julia verliert
Vor Shakespeare doch zu sehr! Die Niedliche und Nette
Wär über Shakespeares Lob doch allzu sehr pikiert!

Doch Gottes Feuergeist – was alles nicht vermöcht er?


O Petrus, segnet mich und alle meine Töchter!

DER PAPST AN DONNA JULIA

Ach Donna Julia, ich soll mit Protestanten


Von Weisheit reden und von Aristoteles,
Anschauen soll ich fromm der Ketzer fromme Tanten
Und heiter sein, voll Geist, wie weiland Sokrates

Und soll die Ketzer noch belehren über Logik,


Den Universalienstreit entscheiden voller Macht,
Soll lehren noch dazu von Gottes Pädagogik
Und von der Mystik Geist und von der dunklen Nacht!

Vergebne Liebesmüh! Hör, Mädchen, wie ich stöhne:


Wie wär ich lieber doch auf deinem Sommerfest
Und schaute dich nur an, du makellose Schöne,
Wie hielte dich mein Blick mit tausend Strahlen fest!

Was soll die Logik mir, der Theologen Summen?


Vor deiner Schönheit kann ich mystisch nur verstummen!

DER PAPST AN DONNA JULIA UND IHRE EDLE MUTTER

Ich schaute in der Nacht die Schönheit an, die reine,


Des Mädchens makellos, der weißen Lilie gleich.
O Donna Julia, ich bin so ganz der Deine,
Du Schönheitsideal aus Gottes Himmelreich!

O Mutter Julias, du milde süße Kathi,


Ich schaute in der Nacht voll schwermutvollem Schmerz
Dein süßes Mutterherz. Man nennt mich Papa, Vati,
Doch sehn ich mich zutiefst nach einem Mutterherz!

Madonna, Unsre Frau! Du Jungfrau und du Mutter!


O Lilie keusch und rein, o Rose liebesrot!
Ich Papst als Steuermann, ich lenk der Kirche Kutter,
Ich aber sehn mich sehr nach einem frühen Tod!

Ich weine in der Nacht voll jämmerlichem Schmerz:


O Jungfrau, heile mich, o süßes Mutterherz!

MEINE MUTTER

Maria, meine Mutter ist sehr krank,


Es frisst der Krebs in ihrer Brust bedrohlich.
Laß ihr zu Ehren singen mich, zu Dank,
Die immer heiter war und immer frohlich.

Nun hab ich Angst, dass sie doch sterben müsste,


Die eine Mutterbrust jetzt opfern muß.
Zwar droben wartet schon der Wonnen Küste,
Der Jordan strömt hinan, der Scheidefluß,

Doch bitt ich dich um meiner Mutter Leben


Und dass ihr Leben lang noch währt auf Erden!
Sie hat mein Leben selber mir gegeben,
Was soll ich ohne meine Mutter werden?

Du Heil der Kranken, deinem Mutterherzen,


Ich weihe meine Mutter dir in Schmerzen.

Nun ist mein Vater auch an Krebs gestorben,


Da war in mir so eine wilde Wut,
Des Vaters Leib ist auch zu Staub verdorben,
Die Seele ging hinan zu Gottes Glut.

Und auch Karine ist an Krebs verschieden


Und ist mein Engel nun in Gottes Licht.
Karine, mit dir sei Marias Frieden!
Ich seh noch heut vor mir dein Angesicht.

Nun meine Mutter ist an Krebs erkrankt,


Schon eine Brust hat sie geopfert einst.
Mein Lied dem Gotte meines Lebens dankt,
O Seele, ob du auch vor Bangnis weinst,

Daß jetzt auch deine Mutter sterben müsse?


Maria, gib ihr viele Mutterküsse!

Nun habe ich gehört von Martin Luther,


Wie einst die Mutter singen mich gelehrt,
Nun denk ich an die Kindheit und die Mutter
Und was die schöne Weihnacht mir beschert,

Da waren wir im Gottesdienste nachts


Zu Evangelium und zu Choral.
Zwar war das nicht katholisch, doch was machts?
Wir waren doch in Gottes lichtem Saal.

Ja, das war der Apostel meiner Mutter,


Die Freudenbotschaft unter Gottes Dach,
Wir waren lutherisch nach Doktor Luther
Und sangen den Choral nach Meister Bach.

O große Gottesmutter, bitte rette,


Mein Mütterchen an Christi Herzen bette!

Nun hat der Krebs geplagt schon meinen Vater


Und fraß des Blutes kleine Körper auf,
Nun in dem tragikomischen Theater
Der Welt muß nehmen ich den Lebenslauf,

Nun tat der Krebs die Freundin auch ermorden,


Sie ward ermordet von den Metastasen,
Nun muß auch ich, in Sankt Marien Orden,
Einst meinen Lebensgeist zu Gott ausblasen,

Auch meine Mutter schon verlor die Brüste


Durch die Gefräßigkeit des Cancers schon,
Und ich auch schwinde einst an Gottes Küste
Und setze mich als Sohn auf Gottes Thron,

Und bin bereit – Gott preise meine Zunge –


Ob ich auch sterbe an dem Krebs der Lunge.

5
Ich lese Worte über Menschen-Trauer
Vom Dichter, der von Narnia geschrieben,
Da überkommt mich heißer Tränen Schauer,
Weil ich die Frau verloren, die zu lieben

Als Mutter ihrer Kinder ich bestimmt.


Nun floh sie mir in die Erinnerung.
Und noch die Lust der Liebe in mir glimmt
Und noch bin ich mit der Geliebten jung.

Am vierundzwanzigsten September war


Die vielgeliebte Freundin mir geboren.
Am vierundzwanzigsten September war
Die krebserkrankte Mutter mir geboren.

Ich bange, wie die Frau ich schon verlor,


Trät auch die Mutter schon in Gottes Tor?

Großmutter lebte dreiundneunzig Jahre


Und liebte Gott den Herrn ihr Leben lang,
Glanz Gottes lag auf ihren Silberhaaren,
Zuletzt verschied sie, Gott zu Lob und Dank.

O Gott in deiner mütterlichen Liebe,


Gewähre meiner Mutter bitte auch
Ein hohes Alter ihrer Lebenstriebe
Und neunzig Jahre ihrem Lebenshauch!

Seit dass mein Vater von der Welt geschieden,


Hat meine Mutter lieber mich als einst.
Maria spricht: Mein Kind, verbleib im Frieden,
Ich bin ja dein, ob du auch bitter weinst,

Ich bleibe deine Mutter immerdar!


Von Gott gezählt ist deiner Mutter Haar.

Auch Evis Vater ist an Krebs gestorben,


Und Evi trug ein schönes schwarzes Kleid,
Als durch den Tod ihr Vater war verdorben,
Da hat sie sich der dunklen Nacht geweiht.

Karines Vater ist an Krebs erkrankt,


Die Rippen brechen von den Metastasen.
Die Tochter starb ihm schon, die Gott gedankt,
Die Gott geliebt in ihren letzten Phasen.
Nun meine Mutter ist von Krebs zerfressen
Und opfern muß sie schon die zweite Brust.
Ihr Mann starb auch, den sie noch nicht vergessen,
Am Krebs inmitten seiner Lebenslust.

Und soll ich hoffen, Herr, ich überlebs


Und sterbe nicht auch bald an Lungenkrebs?

So viele Feinde hab ich in der Welt,


Doch meine Mutter war mir immer treu.
Ob ihr mein Leben auch nicht stets gefällt
Und ob mein Sosein sie nicht stets erfreu,

So blieb sie immer meine Mutter doch,


Die mich aus ihrem Schoß geboren hatte.
Ich trug mein Leben wie ein schweres Joch
Und stets bedrückte mich der Schwermut Schatte,

Und ob ich von der Schwermut war umnachtet


Und ob mein Vater Vorwurf nicht gespart
Und ob mein Bruder mich zuletzt verachtet,
Der Mutter Liebe blieb mir doch bewahrt,

Ob sonst für mich die Welt nur hatte Spott.


Bald hab ich keinen mehr als dich, mein Gott!

Maria, Mama hat Klavier gespielt


Und Mama hat gespielt auch die Gitarre.
Ich habe immer die Musik gefühlt,
Ob ich auch blieb in der Musik ein Narre.

Die Mama liebte Mozart, liebte Bach,


Ich aber weinte traurig meinen Blues.
Soll nun das Singen meiner Mutter, ach,
Ins Jenseits schweben auf, dem Herrn zum Gruß?

Soll singen Halleluja in den Chören


Das Mütterchen mit Gottes Cherubim?
Will Gott der Mama schöne Stimme hören
Im Hosianna schönster Seraphim?

Ich will auf dem Harmonium Choräle


Anbetend spielen, für der Mutter Seele.

10
Ah weh, ah weh, ah weh Maria! Töne
Fürs Mütterchen poetisch mein Gebet.
Ich seh noch vor mir diese junge Schöne,
Wie sie bei ihrem kleinen Knaben steht,

Der Knabe geht soeben in die Schule,


Die Mutter steht dabei im kurzen Rock,
Ihr Gatte, ihr so heißgeliebter Buhle,
Steht auch dabei mit dem erhobnen Stock.

Ich legte hin mein Haupt auf Mamas Schoß


Und schaute Bilder an in der Vision,
Und meine Liebe war zur Mutter groß
Und ich war meiner großen Mutter Sohn.

Jetzt stehe ich auf Petri Fischerkutter


Und sage trotzig: Gott ist meine Mutter!

11

Hab keine Angst, o Mutter! Vater starb,


Sankt Josef ist mein Väterchen geworden,
Und ob der Vater tödlich auch verdarb,
Ich bleibe Sohn in meines Vaters Orden.

Hab keine Angst, o Mutter! Ob der Bruder


Mich wegen meiner Krankheit auch verschmäht,
Doch Jesus steht an meines Lebens Ruder,
Mein Bruder Jesus stets hört mein Gebet.

Hab keine Angst, o Mutter! Ob du krank


Und musst vielleicht die Erde bald verlassen,
Dem Mütterchen Maria gilt mein Dank,
Sie liebt mich, ob die Leute auch mich hassen.

Hab keine Angst, o Mutter! Trotz dem Spott


Der Leute dieser Welt, bei mir ist Gott!

12

Und ob die Welt voll tausend Teufel wär,


So sang dereinst der Doktor Martin Luther,
Mit mir ist doch mein Gott, Allmächtiger,
Der mehr mich liebt als meine eigne Mutter!

Nun will ich für die eigne Mutter beten


Und beten nicht allein fürs Seelenheil
Und ihren Eingang in den Garten Eden,
Auch für die leibliche Gesundung, weil
Das Leben ist doch schön auf dieser Erde
Im Licht der Harmonie von Gottes Schall.
Die Töne Gottes sangen einst: Es werde –
Und schön wie Symphonieen ward das All.

Ja, Herrlichkeit ist nicht allein im Himmel,


Nein, Gott ist auch in diesem Weltgewimmel.

13

Gott macht noch immer einen Unterschied,


Ob einer gottvergessen Mammon ehrt,
Ob einer singt dem Heiligen sein Lied
Und nur von Gott die Lebenslust begehrt.

So werden Gottvergessne mich nicht achten,


Wenn ich mein Leben widme dem Gebet,
Sie werden mich verspotten und verachten,
Wiewohl mein Lohn bei Gott dem Höchsten steht.

Doch meine Mutter bat, für sie zu beten,


Ich habe ihre Hoffnung nicht vergessen.
So meine Seufzer zu dem Himmel wehten
Und Opfer bracht ich dar in Heilgen Messen.

Wer bittet ums Gebet, sei’s mir erlaubt


Zu sagen, dass der Mensch an Gott schon glaubt.

14

Was kostet meiner Mutter Leben, Gott?


Wer kann bezahlen solchen Lösepreis?
Das liebe Geld wird hier so ganz zu Spott,
Zu teuer Mamas Leben ist, ich weiß.

Wer wär so reich, vom Tod sie freizukaufen,


Sie freizukaufen aus dem Totenreich?
Warum ließ Oma meine Mama taufen,
Als weil allein der Vater ist so reich!

Der Vater ist so reich im Himmelreich,


Herr Jesus kauft sie frei mit seinem Blut,
Herr Jesus ist allein so gnadenreich,
Sein teures Blut ist doch das Höchste Gut.

Ein’ Tropfen deines Blutes, Jesu Christe,


Auf meiner Mutter krebszerfressne Brüste!
15

Maria, diese Blume will nicht sterben,


Sie liebt das Blühen auf der Erde noch.
Maria, laß die Blume nicht verderben
Und wirf sie nicht ins schwarze Grabesloch!

Noch möchte sie ihr Halleluja singen


Auf Erden in der Kirche mit den Chören,
Noch möchte sie ihr Lobpreisopfer bringen:
O großer Gott, wir loben dich in Ehren!

Noch möchte sie mit ihrem Jugendfreunde


Die herrliche Natur des Herrn bewundern
Und wie dereinst als Mädchen der Gemeinde
Das Liedlein singen von den flotten Flundern

Und von dem jungen und dem schlanken Hering,


An ihrer Hand noch immer sitzt der Eh’ring.

16

Ich weihe dir, o Mater Creatoris,


Des Schöpfers Mutter, deinem Mutterherzen,
Das junggebliebne Mädchen namens Doris,
Ihr Gatte rief „mein Mädchen“ sie in Scherzen.

Ich weihe deinem Unbefleckten Herzen


Die Mutter meines Leibes, Mama Doris,
O Mutter, steh ihr bei in ihren Schmerzen,
Du meine Mutter, Mater Creatoris.

Ich berge sie in deinem wunden Herzen,


Vom Schwert durchbohrt, o Mater Creatoris,
Dir, Mutter, zünd ich der Gebete Kerzen,
O Mutter, rette meine Mama Doris!

Maria, auch in deinen Brüsten steckt


Das Kreuz, das meine Mama auferweckt!

17

In lauter Blitz und Donner und Gewitter


Mein Vater tat die Erdenwelt verlassen.
Jetzt bitte ich, der Gottesmutter Ritter,
Dich, Gott, du mögest Mama nicht verlassen,

Und wenn es donnert auch in den Gewittern


Und nieder stürzen schwere Regenmassen,
O Jesus, muß mein Mütterchen auch zittern,
Du zeige ihr, dass du sie nicht verlassen!

Karine auch zerfraß der Krebs die Brüste,


Die schönen Frauenbrüste voller Reiz!
Da sagte sie im Krankenbett: Wie Christe,
Ich fühle mich wie Christe an dem Kreuz!

O Christus, wird die Mutter operiert,


Gib, dass sie ihre Seele nicht verliert!

18

Mama:
O lieber Gott, mein Leben bitte rette,
Muß ich auch opfern meine zweite Brust.
Ich liege ängstlich hier im Krankenbette
Und habe doch so große Lebenslust!

Jesus:
Ich habe deine Krankheit auch getragen,
Als alle Krankheit ich einst trug aufs Kreuz!
Ich bin ja bei dir hier in deinen Klagen!
Die Schöpfung Gottes, ja, ist voller Reiz!

Mama:
Doch eines Tages muß wohl ich auch sterben
Und komm ich dann auch in das Himmelreich?
Laß mich nicht in der Unterwelt verderben
Durch eines bösen Todes schlimmen Streich!

Jesus:
Wenn du dein Leben Gott dem Herrn geweiht,
Erwartet dich der Liebe Ewigkeit!

19

Mutter Teresa:
Als ich einst auf dem Krankenbette lag
Und schon um mich der nahe Tod geschwebt,
Da sprachen meine Töchter sanft und zag:
O bleibe bei uns, die für uns gelebt!

Da sagte ich zu meinen Töchtern dies:


Wenn Mutter erst bei Gott im Himmel wäre,
Ich könnte mehr noch tun im Paradies
Und euch beschützen in der Erdensphäre!

Der Dichter:
O heilige Teresa von Kalkutta,
In Kranken hast du Christus selbst geliebt!
So liebe heut auch meine kranke Mutter!
Ich weiß, wie deine Seele Liebe gibt,

Du lebtest selber in der dunklen Nacht,


Steh meiner Mutter bei mit deiner Mutter-Macht!

20

O Jesus, schenke meiner Mutter Reue,


Denn jeder Mensch hat Sünden in der Welt,
Gib, dass die feuchte Reue sie erneue,
Sie in der Brust ein reines Herz erhält.

O Jesus, schenke Mama die Versöhnung


Mit allen, die sie je beleidigt haben.
Des Herzens Frieden schenk ihr, die Verschönung
Der Seele durch des Friedefürsten Gaben.

O Jesus, schenk ihr Glauben an den Herrn,


Laß sie den Ewigvater immer loben,
Dich loben, Jesus, unsern Morgenstern,
Und loben Gottes Geist, der kommt von oben.

O Jesus, schenke Mama das Gebet,


Daß sie vom Krankenbette heil ersteht!

21

O Jesus Christus, deine Seitenwunde


Ist offen allen Wunden in der Welt.
O Jesus, jetzt, in dieser Gnadenstunde,
Dein wundes Herz die kranke Mutter hält.

In deine Seitenwunde leg ich sie,


Der alle Krankheit du getragen, Christe,
In deiner Liebe schöne Harmonie
Empfehle ich der Mutter kranke Brüste.

Durch deine Herzenswunde in der Brust


Du meine vielgeliebte Mama heile!
O Gott, du hast an meiner Mutter Lust,
Zu ihrer Rettung, ihrer Heilung eile!

O Herr, ich lege allen ihren Schmerz


Vertrauensvoll in dein durchbohrtes Herz!

22

O Vater, der du bist im Himmelreich,


Wir wollen allzeit preisen deinen Namen,
In unsern Herzen ist dein Königreich,
Dein Wille ist die schöne Liebe. Amen.

Gib täglich unserm Geist das Engels-Futter


Und schenk uns allen Frieden und Versöhnung.
Der Sohn verzeiht von Herzen seiner Mutter,
Und sie verzeiht dem Sohne die Verhöhnung.

Herr, führe uns durch diese dunkle Nacht,


So dass wir fallen nicht vom Glauben ab.
Bewahr uns vor des bösen Feindes Macht
Und laß uns auferstehen aus dem Grab

Und gehen ein in deine Herrlichkeit,


Dein Reich der Liebe in der Ewigkeit!

SONETTKRANZ AN MARIA

Du bist die Neue Eva, Makellose,


Du sagtest zu dem Engel Gottes Ja,
Du sagtest: Ich bin Magd dem Ich-bin-da,
Dein Ohr geworden ist zum offnen Schoße.

Als Gabriel dir schenkte Gottes Rose,


Weil Gottes Aug voll Liebe auf dich sah,
Da wolltest du auch alles, was geschah,
Was Gott getan, das unaussprechlich große.

Die Ja gesagt zu Gott, die Neue Eva,


Die ist die Kirche auf dem Felsen Kefa,
Die Rose, die am Herzen Gottes blüht.

Du öffnest uns erneut den Garten Eden,


Wenn wir wie Israel, wie Mose beten,
Die Tochter Zion bist du, Moses Lied.

Die Tochter Zion bist du, Moses Lied,


Du bist die auserwählte Braut des Gatten,
Der Kirche Urbild du und wir der Schatten,
Du Israel, das in der Wüste blüht,
Du Stern, den deine Schar am Ziele sieht,
Du Garten Eden voller Blumenmatten,
Du Hoffnung, die wir in dem Dunkel hatten,
Du Scheide, die uns von der Sünde schied,

Du Tochter Israel, verlobt mit Jahwe,


Wir treten in den Bund mit jedem Ave,
Du Freundin, die uns in den Himmel zieht.

Wir weihen alle unsre Lebenstriebe


Der Braut des Herrn, der Mutter schöner Liebe,
Du bist die wunderschöne Sulamith.

Du bist die wunderschöne Sulamith,


Du junges schönes Mädchen voller Liebe.
Die sonst gekommen sind, sind alles Diebe,
Du aber bist Geschenk, das liebend glüht.

Du bist die Rose, die aus Liebe blüht,


Zu Gott aufstreben alle deine Triebe.
Ach dass ich stets in deiner Liebe bliebe,
Stets blieb in deinem liebenden Gemüt!

Dich liebte sehr der weise Salomo,


Du Vielgeliebte ihm, sein A und O,
Sophia, seine Braut, du Makellose.

Frau Weisheit bist du, uns von Gott geschenkt,


Die Liebe bist du, die das Weltall lenkt,
Frau Weisheit bist du, unbefleckte Rose.

Frau Weisheit bist du, unbefleckte Rose,


Geschaffne Weisheit du, der Weisheit Thron,
Die ungeschaffne Weisheit ist dein Sohn,
Du Feuer in dem Dornbusch, dich sah Mose.

Ob wir auch ziehn von Licht und Recht die Lose,


Erwarten den messianischen Äon,
Uns wird erst in der Ewigkeit der Lohn,
Das Glück erwartet uns, das übergroße.

Wir warten mit Maria, wie es frommt,


Auf den Messias Israels, der kommt,
Ach, dass ich den Messias bald liebkose!
Da kommt der Logos mit des Geistes Wind,
Des Weltalls Schöpfer wird ein kleines Kind,
Das Wort empfingest du in deinem Schoße.

Das Wort empfingest du in deinem Schoße,


Empfangen hattest du mit deinem Ohr.
Verschlossen östlich war des Tempels Tor,
Da ging der Herr durch diese Tür, die große.

Als Adam war geformt vom Erdenkloße,


Kam Eva aus der Rippe schön hervor.
Die Neue Eva Seraphim im Chor
Lobpriesen, die gebar als Makellose.

Der Neue Adam lebte in der Mutter,


Ihr Blut war seines Lebens erstes Futter,
Gott war in ihrem innersten Gebiet.

Die Leibesfrucht im Innern ihres Leibes


Schön glänzte auf dem Angesicht des Weibes.
Magnifikat auf deinen Lippen blüht.

Magnifikat auf deinen Lippen blüht


Und deine Lippen priesen laut den Retter.
Du jauchztest über diesen Gott der Götter,
Der Allerhöchste war dein Liebeslied.

Gott, der voll Gnade zu dir nieder sieht,


Der redet sonst in Donner, Sturm und Wetter,
Als sanfter Hauch bewegt er nun die Blätter,
Als Tau des Morgens auf die Aue sprüht.

Mit seinem rechten Arm entthront er Fürsten,


Er stillt die Armen, die nach Liebe dürsten,
Er ist die Liebe, die voll Eifer glüht.

Den du empfangen hast mit deinen Ohren,


Für uns hast du ihn in die Welt geboren,
Geboren hast du Gott in dem Gemüt.

Geboren hast du Gott in dem Gemüt,


In Bethlehem geboren in der Grotte
Als Kind die Majestät vom großen Gotte,
Der gnädig zu den Armen nieder sieht.

Da liegt das Kindlein in der Krippe, blüht


Wie eine Rose in dem Schnee, vom Spotte
Der Sünde unberührt, da wie die Motte
Verzehrt der Herr die Schönheit, die da glüht

Als Schönheit voller heißer Leidenschaft,


Die Sünde, übersteigend unsre Kraft,
Die Sünde wühlt dem Toren in dem Schoße.

Der Knabe, der das All in Händen hält,


Gekommen ist zum Heil, der Gott und Held,
Die Mutter liebte sehr der Sohn, der große.

Die Mutter liebte sehr der Sohn, der große,


Den Pflegevater liebte er zugleich.
Noch lehrte er uns nicht das Himmelreich,
Er war noch nah an seiner Mutter Schoße.

Wie Adam, einst geformt vom Erdenkloße,


Er liebte auch die Mutter Erde weich,
Als Knabe, sagt man, tat er manchen Streich,
Die Mutter liebte ihn, die Makellose.

Als Jüngerin ging mit ihm seine Mutter,


Die ihn genährt an ihres Busens Butter,
Sie führte zärtlich ihn zu seinem Kreuz.

O Mutter des Messias, unsre Wonne,


Du bittest und der Meister füllt die Tonne,
Du schenktest uns den Wein, o Frau voll Reiz.

Du schenktest uns den Wein, du Frau voll Reiz,


Die siebenhundert Liter in den Tonnen.
O Hochzeit! O ein Himmel voll Madonnen!
Fern flieht von uns der Erde Liebesgeiz.

O Taube, deine Liebesflügel spreiz,


Wir schauen wie die Adler in die Sonnen,
O Hochzeit! Jungfraun voller Liebeswonnen!
Fern flieht von uns der Schmerz des Liebesleids.

Wir feiern einst in goldenen Gebäuden


Die Hochzeit in den Wohnungen der Freuden!
Daß ich die Sünde liebte, Herr, mich reut’s!
Wir werden alle nach den Erdenleiden,
O Liebe Frau, an deinem Händchen scheiden.
Du standest tapfer unter Christi Kreuz.

10

Du standest tapfer unter Christi Kreuz,


Du sahest deinen Sohn und Heiland scheiden,
Ganz nackt, bis auf des Lendenschurzes Seiden,
Der Gott als Menschensohn verstarb am Kreuz.

Du opfertest dich selber unterm Kreuz,


Nun stehst du uns auch bei in unsern Leiden.
Ich leide wie der Herr, sag ich bescheiden,
Ich hänge mit dem Herrn am selben Kreuz!

Und Jesus spricht zu seinem Jünger: Schau,


Ich gebe dir zur Mutter diese Frau,
Sei du mein Jünger im Marien-Orden.

Ich habe zu Maria aufgeschaut:


Dort unterm Kreuze sah ich meine Braut,
Zu unsrer Mutter bist du dort geworden.

11

Zu unsrer Mutter bist du dort geworden,


Als Jesus ich am Grab gesehen hab
Und wie man ihn gelegt hat in sein Grab,
Das war der Sieg von Mitternacht und Norden.

Da stürmten an des Unheils düstre Horden,


Die Gottesmutter aber stand am Stab.
Maria, dass ich mich an dir erlab,
An dir erlabe mich in deinem Orden,

Wenn hoffnungslose Hoffnung mich muß stützen,


Wenn mir die Leiden in die Adern ritzen,
Daß du mich dann aus meinem Abgrund reißt!

Maria, allzeit will ich auf dich hoffen,


Ein neuer Frühling kommt, ich steh betroffen,
Zu Pfingsten hast erbeten du den Geist.

12

Zu Pfingsten hast erbeten du den Geist,


Gekommen ist das große Liebesfeuer,
Der Glaube wurde mir zum Abenteuer,
Der Geist mich zu der Mutter Jesu reißt!

Ich habe Jesu Herz als Brot gespeist,


Da sah ich Unsre Liebe Frau im Schleier,
Ihr habe ich gewidmet meine Leier,
Der Dichter Harfner der Madonna heißt.

O Gott der Liebe! Christi Gnadensonne!


O Geist der Heiligkeit! O Frau der Wonne!
Ich liebe dich in Ewigkeit, du weißt.

Der Offenbarung makellose Dame,


Ich Adler, Feder, Schwanz und ganz dein Same,
Du Frau im Glanz der Sonne, die da gleißt.

13

Du Frau im Glanz der Sonne, die da gleißt,


Die Sonne ist die Herrlichkeit vom Sohne,
Zwölf Sterne trägt sie, ihre Sternenkrone,
Sie wandelt auf dem Monde, wie es heißt.

Sie ist die Mutter Gottes, die da kreißt,


Die Frau im apokalyptischen Äone,
Die Königin des Weltalls auf dem Throne,
Die allen Schlangen ihre Gier verweist.

Den Drachen niedertreten wird die Frau,


Johannes sah in visionärer Schau,
Daß Tod und Teufel sind zu Nichts geworden.

Vom Himmelreich steigt sie herab, die Braut,


Die meine Seele in den Nächsten schaut,
Die himmlische Jerusalem, mein Orden.

14

Die himmlische Jerusalem, mein Orden,


Sie ist die Gartenstadt im Paradies,
Verheißnes Land von Milch und Honig süß,
Sie lacht in Osten, Sünden, Westen, Norden,

Hier leben alle, die der Tod tat morden,


O Lebensquelle, durch die Auen fließ,
O Baum des Lebens, in den Himmel sprieß,
Hier sind die Seelenkranken heil geworden.

O Königin vom schönsten Paradeis,


So sanft bist du, so süß bist du, so weiß,
Ich weih mich deinem unbefleckten Schoße.

Ich weihe mich für alle Ewigkeit


Der Frau im Lichtleib in des Hauches Kleid:
Du bist die Neue Eva, Makellose.

KRANZSONETT

Du bist die Neue Eva, Makellose,


Die Tochter Zion bist du, Moses Lied,
Du bist die wunderschöne Sulamith,
Frau Weisheit bist du, unbefleckte Rose.

Das Wort empfingest du in deinem Schoße,


Magnifikat auf deinen Lippen blüht,
Geboren hast du Gott in dem Gemüt,
Die Mutter liebte sehr der Sohn, der große.

Du schenktest uns den Wein, du Frau voll Reiz,


Du standest tapfer unter Christi Kreuz,
Zu unsrer Mutter bist du dort geworden.

Zu Pfingsten hast erbeten du den Geist,


Du Frau im Glanz der Sonne, die da gleißt,
Du himmlische Jerusalem, mein Orden.

SONETTKRANZ AN DAS JESUSKIND

Gott Vater spielte in den Ewigkeiten.


War aber Gott in großer Einsamkeit?
War er allein in seiner Herrlichkeit?
Ihn taten andre Götter nicht begleiten!

Gott einsam durch die Ewigkeiten schreiten


Sah einst ein Kind und sprach in Kindlichkeit:
Und darum Gott allein in Ewigkeit
Die Schöpfung und die Menschheit tat bereiten!

Der liebe Vater aber war nicht einsam,


Nein, drei Personen waren da gemeinsam,
Gott Vater, Sohn und Geist im gleichen Thron!

Gott Vater war nicht mit sich selbst alleine,


Zwar andre Götter gab es bei ihm keine,
Gott Vater spielte mit dem Lieblingssohn!

Gott Vater spielte mit dem Lieblingssohn,


Er spielte mit dem Hätschelkind, dem lieben,
Sie sind in Ewigkeit vereint geblieben,
Vereint in einem ewigen Äon.

Gott Schöpfer dachte an die Schöpfung schon,


Der Sohn hat diese Schöpfung schön getrieben,
Er hat nach Gottes Plan sein Wort geschrieben
Und schuf zuerst den Engel Metatron.

Des Vaters Liebling spielte wie mit Klötzen


Mit Elementen und Atomen. Götzen
Gabs keine da und keinen Spott und Hohn.

Der Liebling mit den Künstlerfingern fächelnd


Dem Vater gab das All. Zufrieden lächelnd
Gott Vater saß in seinem Vaterthron.

Gott Vater saß in seinem Vaterthron


Und sah das Universum an, das schöne,
Daß Gottes Sohn es mit dem Eckstein kröne,
Der Liebling selber war des Weltalls Kron.

Der Liebling schuf den kosmischen Äon,


Es sauste Geist mit seufzendem Gestöhne.
O dass ich ewig diesem Liebling fröne,
Dem Hätschelkind, des Vaters Pflegesohn!

Der Liebling baute dieses schöne All


Durch seiner Harfe schönen Saitenschall,
Die Finger gleiten durch die Harfensaiten.

Dem Vater hat der Sohn das All geschenkt,


Das All in seines Vaters Schoß versenkt,
Der Sohn dem Vater wollte Lust bereiten.

Der Sohn dem Vater wollte Lust bereiten,


Gehorsam war er seinem Vater stets,
Vereinigt stets voll innigen Gebets,
Er selber sah sich immer als den Zweiten.
Der Sohn will an der Hand des Vaters schreiten
Und immer von dem Wind des Geistes wehts.
Das Hätschelkind, zu Vaters Rechten stehts,
Er lässt sich immer von dem Vater leiten.

O Liebling, ruhend an des Vaters Brust,


Du bist des Ewigvaters höchste Lust,
Bist seine Wonne alle Ewigkeiten.

Es waltet Gottes Liebling in dem All,


Es spielt des Saitenspieles schönen Schall
Der Liebling Gottes in des Weltalls Weiten.

Der Liebling Gottes in des Weltalls Weiten


Als Sternenwandrer wandert durch das All.
Die Philosophen nennen Logos all
Den Liebling, den sie in dem Geist begleiten.

Der Schöpfer er von Räumen und von Zeiten


Durch seines Psalters liebevollen Schall.
Der Liebling singt wie eine Nachtigall
Und so tat er das schöne All bereiten.

Dann hauchte er die Wesen ohne Mängel,


Schuf Metatron und alle seine Engel,
Den Engel des Gesichtes, Metatron.

Die Engel sangen Lobpreis immer leiser,


Anbetungswürdig ist für sie der Kaiser,
Der Liebling Gottes in dem Licht-Äon.

Der Liebling Gottes in dem Licht-Äon


Ist Urform der gehauchten Menschenseelen.
In dieser Urform wollte Gott erwählen
Die Seele sich zur Braut an seinem Thron.

Gott dachte ja von Ewigkeiten schon


Die Seelen in des Sohnes Urform. Zählen
Tat er die Seelen schon, ob sie auch fehlen,
Im Urmensch er verheißt den Seelen Lohn.

Ein Drittel aller Engel war gefallen,


Die Seelen sollten füllen nun die Hallen,
Ihn anzubeten dort mit Metatron.
Im Urmensch sind gezeugt die Menschensöhne
Und jede Menschentochter auch, die schöne.
Es war beim Vater stets der Menschensohn.

Es war beim Vater stets der Menschensohn,


In ihm geschaffen wurden Menschenwesen,
So Adam ward und Eva auserlesen,
Mit Gott zu sein im Paradies-Äon.

Doch Eva pflückte sich des Todes Mohn,


Und dennoch sollte einst der Mensch genesen,
Er sollte nach dem tödlichen Verwesen
Erstehen, leben um den Gottesthron.

Der tiefgefallnen Menschheit kam vom Herrn


Die Hoffnung, dass dereinst der Morgenstern
Die Auferstehung ihnen wird bereiten.

Den Menschen allen in dem Stand der Schuld


Verkünde, dass die Gottheit ist voll Huld:
Gott Vater, Sohn und Geist die Menschen leiten.

Gott Vater, Sohn und Geist die Menschen leiten,


Sie leiten alle Welt zu ihrem Heil.
Der Weg ist schmal und dornenreich und steil,
In Tugend sollen ihn die Menschen schreiten.

Doch Hilfe kommt auch aus den Ewigkeiten,


Ein Retter wahrlich ist vonnöten, weil
Die Sünde treibt der Scheidung scharfen Keil
Und viele Menschen in den Abgrund gleiten.

So kam uns die Verheißung von dem Thron,


Der Liebling Gottes selbst, der Menschensohn,
Herab wird kommen in die Welt der Sünde.

Da war die Neue Eva, schön und keusch,


Der Neue Adam war der Sohn im Fleisch,
O Gottes Liebling ward zum Menschenkinde.

O Gottes Liebling ward zum Menschenkinde,


Der Ewigvater grüßte eine Frau,
Der Ewigvater sprach zur Jungfrau: Schau,
Du wirst begattet werden von dem Winde,

Und dass ich dich dem Geiste offen finde,


Ich dir vollkommne Gnade anvertrau,
Du bist der makellose Tempelbau,
In dem ich meinen neuen Tempel gründe.

So kam der Geist persönlich zu der Frau


Und säte Gottes Liebling ein wie Tau,
Daß Gottes Liebling in die Jungfrau münde.

Und Gottes Liebling lebte in dem Schoß


Der Jungfrau Gottesmutter makellos,
Der Knabe kam in diese Welt der Sünde.

10

Der Knabe kam in diese Welt der Sünde,


Geboren wurde er in Bethlehem,
Geopfert ward er in Jerusalem,
Daß Gott auf ihm die neue Schöpfung gründe.

Im Liebling schloß der Herr den Bund der Bünde,


Die Menschen sind dem Vater angenehm,
Die einem Menschensohn vertrauen. Wem?
Die da vertrauen Gottes Lieblingskinde.

Stets war er bei der Jungfrau voll von Reizen,


Als Zimmermann er spielte schon mit Kreuzen,
Die Kreuze seine große Liebe sind.

Die Mutter wurde Allmacht auf den Knieen,


Die Mutter will uns stets zum Kinde ziehen.
Er spielte mit der Mutter und dem Wind.

11

Er spielte mit der Mutter und dem Wind,


Er gab der Mutter eine Sternenkrone,
Sie sollte herrschen droben mit dem Sohne,
Die Gottesmutter mit dem Gotteskind.

Und alle Kinder seiner Mutter sind


Des Gotteslieblings Brüder zweifelsohne
Und werden sitzen einst auf seinem Throne,
Wie er auf Gottes Thron sitzt lieb und lind.

Geschichte ward Geschichte zu dem Heil,


Die Menschen pilgern zur Vollendung, weil
Die Weisheit treibt sie, ist auch keiner weiser.
Und Kyrie eleison singt die Welt,
Erbarme dich, o großer Herr und Held!
Der Liebling Gottes ist des Weltalls Kaiser.

12

Der Liebling Gottes ist des Weltalls Kaiser,


Unendlich seine Herrschaft in der Welt,
Der Mensch und Schöpfung in den Händen hält,
Des Weges zur Vollendung Unterweiser.

Die Menschheit ist vom lauten Schreien heiser,


So mancher Mensch vom Tode wird gefällt,
Im Sterben noch sich unter Christus stellt,
Den Körper Christi speist er noch als Speiser.

O deine Herrschaft ist die Liebe nur,


Die Liebe ist der Gottheit Gottnatur,
Die Liebenden, der schönen Liebe Preiser,

Zu Gott sie kommen in das Paradies,


Dort lächelt Gottes Liebling honigsüß,
O Knabe, keiner lächelt lieber, leiser.

13

O Knabe, keiner lächelt lieber, leiser,


Und so verehren wir dich, Jesulein,
Dich Prager Jesulein, dich Knaben klein
Und rein und fein, geheimer Weltenkaiser.

Wir sind dir Lober und wir sind dir Preiser,


Und gehen einst wir in das Jenseits ein,
Sollst du, o Knabe, unser Richter sein
Und unser Retter, keiner ist doch weiser

Und keiner liebevoller als der Knabe.


Dir schenk ich meiner Liebe Ganzhingabe,
Die wir vereint wie Sohn und Vaters sind!

Mir nahmest du hinweg des Geistes Blindheit,


Ich seh den lieben Gott in seiner Kindheit,
Und so bekenne ich: Gott ist ein Kind!

14

Und so bekenne ich: Gott ist ein Kind


Und so wird Menschheit er und All erlösen,
Den Tod vernichten, Schuld und Macht des Bösen,
Bis alle seine Brüder Engel sind.

Ins Bündlein des Lebendigen mich bind


Und in den allerletzten Atemstößen
Komm, deine Gnade in mich einzuflößen,
Daß ich mich an des Jenseits Ufer find

Und komme an des Glaubens Hoffnungsziel,


Im Garten Eden mit dem Liebling spiel
In ewig heiteren Glückseligkeiten!

O Sabbat! Fern ist alles, was ich litt!


Ich spiel mit Jesus, wie er ewig mit
Gott Vater spielte in den Ewigkeiten!

KRANZSONETT

Gott Vater spielte in den Ewigkeiten,


Gott Vater spielte mit dem Lieblingssohn.
Gott Vater saß in seinem Vaterthron,
Der Sohn dem Vater wollte Lust bereiten.

Der Liebling Gottes in des Weltalls Weiten,


Der Liebling Gottes in dem Licht-Äon,
Es war beim Vater stets der Menschensohn,
Gott Vater, Sohn und Geist die Menschen leiten.

O Gottes Liebling ward zum Menschenkinde,


Der Knabe kam in diese Welt der Sünde,
Er spielte mit der Mutter und dem Wind.

Der Liebling Gottes ist des Weltalls Kaiser,


O Knabe, keiner lächelt lieber, leiser,
Und so bekenne ich: Gott ist ein Kind!

SONETTKRANZ VOM KARMEL

Teresia von Jesus lebte innen


Und ging den Weg im inneren Gebet,
Wo Gott am Ziel des innern Weges steht,
Worüber lang der Geist kann sich besinnen,

Wie kann man dieses Höchste Gut gewinnen?


Die Majestät als Freund und Bruder geht
Mit uns zum Kreuz und bleibt doch Majestät,
In uns die Tränen Christi blutig rinnen!

Was ist Gebet? Es ist ein Strom der Gnade,


Die Kelter treten wir mit nackter Wade,
Das Blut des Weines Christi durch uns floss.

Von oben wird der König uns begießen,


Im Innern werden wir den Herrn genießen,
Sind sieben Kammern in dem Seelen-Schloss.

Sind sieben Kammern in dem Seelen-Schloss


Und eine Gnade ist in jeder Kammer.
Daß ich mich nicht an meine Seele klammer,
Von Raum zu Raum die Seele weiter floss

Und so ein Strom der Gnade sprudelnd schoss


Und Funken sprühten unterm Leidenshammer
Und Jubel ward geboren aus dem Jammer,
Der ich den Herrn an seinem Kreuz genoss.

Die siebte Kammer – dass mich dahin rette


Der Herr und mich im Brautgemache bette!
O Gottes Jubelstrom mich überfloss!

Der Gott der Liebe wollte in mir wohnen


Und mir vereinigt sein in Kommunionen:
O Majestät, du liebender Genoss!

O Majestät, du liebender Genoss,


Du Jesuskind, bist Majestät und Kaiser,
Die Hoheit noch ergründete kein Weiser,
Kein Denken je zur höchsten Allmacht schoss!

Und dennoch bist du Freund, den ich genoss,


Den ich geliebt – ich rede immer leiser,
Bin ich auch schon vom lauten Schreien heiser –
Ich seh dich reiten auf dem weißen Ross,

Da stürzte ich hinab zum Erdenschlamm


Und sagte: Wenn du uns so quälst, o Lamm,
So wirst du wenig Freunde dir gewinnen!

Sankt Josef helfe mir! Ich bin Gebet,


Ich bin vereinigt deiner Majestät,
Gebete sollen deine Liebe minnen!

Gebete sollen deine Liebe minnen,


Denn deine Liebe mehr berauscht als Wein!
O führe mich in deine Kammer ein,
Ich will als Bach in deine Meere rinnen,

Ich will als Trank der Liebe Milch gewinnen


Vom Busen meines Gottes und will sein
Mit meinem Bräutigam ein einig Ein!
So höre mich, ein schlechtes Weiblein, spinnen!

Ich möchte trinken der Granaten Most


Und wie die Morgenröte in dem Ost
Mich lehnen an den Vielgeliebten! Innen,

Ja, innen will genießen ich den Herrn,


Das selbe wünsch ich meinem Freunde gern:
Johannes von dem Kreuz, in seinem Sinnen.

Johannes von dem Kreuz, in seinem Sinnen,


Der Mystik Doktor er und hochgelehrt,
Wie er Teresia von Jesus ehrt,
Als seine Freundin geistlich sie zu minnen!

Die falschen Brüder sollten doch gewinnen,


Sie haben ihn in ein Verließ gesperrt,
Dort hat ihn Gottes Geist höchstselbst belehrt,
Wie Gott zu lieben ist im Dunkel innen.

Die Sinne sehen nichts – o Nacht der Sinne!


Die Seele fühlt nichts – Nacht der Seele inne!
O Nacht des Glaubens – Gott mein Herz durchschoss!

So nackt von allem Menschlichen, in Freiheit


Er an dem Kreuz erfuhr die Einheit-Dreiheit,
Wie er die dunkle Pein der Nacht genoss!

Wie er die dunkle Pein der Nacht genoss,


Als er mit Gott gehangen an dem Kreuze!
Von falscher Brüder leerem Liebesgeize
Gepeinigt, ihm der Herr das Herz durchschoss!
Ein Strom von Blut und Tränen aus ihm floss,
Doch, Liebestaube, deine Flügel spreize,
Die schöne Liebe kommt mit ihrem Reize,
Er flog zu ihr auf seinem Flügelross!

O Höllenabgrund bitterlichster Qualen,


Kein Maler könnte die Verdammnis malen,
Die Gott zur Nacht in seine Seele goss!

Daß doch auch mir im Abgrund meiner Hölle


Die Feurigkeit der Liebeslüste quölle!
In dunkler Nacht die Liebesflamme spross!

In dunkler Nacht die Liebesflamme spross,


Die schöne Liebe kam mit goldnen Flügeln,
Sie thronte hoch auf Tochter Zions Hügeln,
Wie feurig sie die Liebesblicke schoss!

Wie selig er in Trunkenheit genoss


Geheime Liebe mit den sieben Siegeln,
In ihren Spiegeln durfte er sich spiegeln,
Bis er in ihre Liebesmeere floss!

Und in der Gottesliebe Ozean


Zunichte wurde aller Menschen Wahn,
Es waren die Glückseligen von Sinnen!

In der Unendlichkeit des finstern Lichts


Des Menschen Ego ward in Gott zum Nichts,
So konnte Gott zur Ehe er gewinnen!

So konnte Gott zur Ehe er gewinnen,


Die Seele Braut, der Gott ein Bräutigam,
Die Seele lebte keusch und monogam,
Nur Gott allein war ewiglich ihr Minnen.

Vor Gotteslust die Seele war von Sinnen,


Da der Verstand an seinen Wahnsinn kam,
Gott sich die Seele aus der Seele nahm
Und blieb doch in der innern Seele innen.

Johannes von dem Kreuze, bitte zeig


Die Gottes-Ehe uns! O mystisch schweig!
Ach, wie uns doch das Kreuz des Herrn betrübte!

Passion und Leidenschaft und Sympathie!


Johannes von dem Kreuze liebte wie
Therese von dem Kinde Jesus liebte.

Therese von dem Kinde Jesus liebte


Den Vater. War ihr Vater in der Welt
Ein Guter und ein Heiliger, ein Held,
Der nie die kleine Königin betrübte.

Therese war als Königin Geliebte


Des Vaters droben in dem Himmelszelt,
Des Vaters, der das All in Händen hält.
Sie trat auch in das Brautgemach, das siebte,

Denn das Gebet ist eine Königin,


Hat allzeit Zutritt bei dem König in
Dem Himmel. Satan wollte, dass er siebte

Therese, fern des Gottesangesichts,


Erlitt sie ihre dunkle Nacht des Nichts.
Therese sich in Kindesliebe übte.

10

Therese sich in Kindesliebe übte,


Sie war ja selbst in frommes kleines Kind
Und voller Unschuld, wie die Kinder sind,
Und fühlte sich als Jesu Vielgeliebte.

Und wie es der Geliebten so beliebte,


So spielte oft sie mit dem Jesuskind.
Doch kam ein Sturm auf See, ein scharfer Wind,
So weckte sie das Kind nicht, das geliebte.

Maria lächelt, Königin des Himmels,


Therese spricht: Wir Menschen des Gewimmels,
Wir haben dich! Wem aber du vertraust?

Maria hat ja keine Himmelsmutter!


Doch Jesus hüpft von deines Busens Butter,
Das Jesuskind im Spiele um sie saust.

11

Das Jesuskind im Spiele um sie saust,


Therese immer stiller, immer leiser,
Einfältiger und frömmer, also weiser,
Therese, wie du doch dem Kind vertraust!
Das Kind hält doch das Weltall in der Faust,
Der Jesusknabe ist der Unterweiser
In Gottesliebe und des Weltalls Kaiser,
O Kind, das du als Kind das Weltall baust!

Geheimer Kaiser der Historia,


Die Majestät, trotz allem, was geschah,
Therese dich als ihren Gott verehrte.

Der Kaiser der Geschichte, heimlich, still,


Zur Freundin eine Philosophin will:
Das Fräulein Doktor Edith Stein, sie lehrte.

12

Das Fräulein Doktor Edith Stein, sie lehrte


Die Phänomene unbefangen schaun.
Ein Phänomen ist auch das Gottvertraun,
So Fräulein Edith sich zur Gottheit kehrte.

Teresia von Jesus sie bekehrte


Und Edith ward getauft. Und jungen Fraun
Sie brachte Weisheit bei und wollte baun
Der Kirche Feminismus. Die Geehrte

Trat in Mariens Kölner Karmel ein


Und schrieb ein Buch, das handelt von dem Sein,
Vom Endlichen zum Ewigen die Fährte

Ging philosophisch Fräulein Doktor Stein,


Bis Gott erkannte sie im Höchsten Sein,
Weil sie das absolute Sein begehrte.

13

Weil sie das absolute Sein begehrte,


Drum wandte sie sich an das einig Ein,
Das ewige und absolute Sein,
Die Gottheit, über-seiend, wie sie lehrte.

Sankt Dionysios, den sie verehrte,


Sie führte zu der Über-Gottheit, rein
Und makellos und einzigartig fein,
Durchdringend alle Geister, auch Gelehrte.

Sie schrieb die Kreuzeswissenschaft, doch blieb sie


Fragment. In dieser Wissenschaft es trieb sie
Der Geist, der überm finstern Chaos braust,
Daß sie die Kreuzeswissenschaft erlitten
Und in den Feuerofen ist geschritten:
Sie liebte bis zum eignen Holocaust!

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Sie liebte bis zum eignen Holocaust,


Als Marterzeugin ging die Frau, die Weise,
Hinunter alle die neun Höllenkreise,
Als sich dem Satan weihte Deutschlands Faust!

O weise Frau, der Weisheit du vertraust,


Vollendet hast du deine Pilgerreise,
Da Gottes Weisheit war dir Seelenspeise,
Im Dunkel du die Morgenröte schaust:

Da öffnet Edith sich das Himmelstor:


Therese von dem Kinde tritt hervor,
Johannes von dem Kreuz in seinem Minnen,

Die Karmel-Königin eröffnet so


Des Paradieses Garten Eden, wo
Teresia von Jesus lebte innen.

KRANZSONETT

Teresia von Jesus lebte innen,


Sind sieben Kammern in dem Seelen-Schloss.
O Majestät, du liebender Genoss,
Gebete sollen deine Liebe minnen!

Johannes von dem Kreuz in seinem Sinnen,


Wie er die dunkle Pein der Nacht genoss!
In dunkler Nacht die Liebesflamme spross,
So konnte Gott zur Ehe er gewinnen.

Therese von dem Kinde Jesus liebte,


Therese sich in Kindesliebe übte,
Das Jesuskind im Spiele um sie saust.

Das Fräulein Doktor Edith Stein, sie lehrte,


Weil sie das absolute Sein begehrte,
Sie liebte bis zum eignen Holocaust!
EIN SONETT-NETZ AN DIE JUNGFRAU MARIA

ERSTER SONETTKRANZ

Wen soll ich singen als die Liebe Frau?


Soll ich die lieben Armen Seelen singen?
Ich weine in der Nacht der Tränen Tau,
Die Tränen mir aus meinen Augen springen!

Am Morgen aber sing ich Hosianna


Und bete für die Armen Seelen treu.
Marias Mutter grüße ich, Sankt Anna,
An der ich mich schon lange Zeit erfreu.

Sankt Anna, führe meine Armen Seelen


Bald in den Schoß der Rosa Mystica,
Dass sie sich nicht im Fegefeuer quälen,
Wo ich sie mit den heißen Brüsten sah.

Ich weihe dir die Toten, Makellose,


Du bist allein die dornenlose Rose.

Du bist allein die dornenlose Rose,


Ich diene dir, Maria, voller Demut.
Wie Tropfen Tau im dunkelgrünen Moose,
So wein ich meine Tränen voller Wehmut.

Die Freundin war so stolz auf ihre Brüste,


War eingebildet wegen ihrem Busen.
Nun sühnt sie ihre ungehemmten Lüste,
Nun, das bezeugen mir die Himmelsmusen,

Im Fegefeuer brennen ihre Brüste,


Jedoch mit Halleluja, Hosianna
Ich kühle sie und schenk ihr Himmelslüste,
Auch weih ich sie der großen Mutter Anna.

Im Fegefeuer kühlt die Liebe Frau,


In Sommerglut erfrischend wie der Tau.

3
In Sommerglut erfrischend wie der Tau
Kann mir Marias Muttersegen werden.
Ich leide melancholisch, Liebe Frau,
Ich bin im Fegefeuer schon auf Erden!

Auf Erden unterm Kreuze, depressiv


Sich beide Seelen in der Brust mir quälen!
Der Abgrund, o erhabne Frau, ist tief,
In meinem Busen leiden beide Seelen!

Im Paradies jedoch nur Lust und Wonne


Erfüllt die beiden Seelen meiner Brust!
Da schaue ich im Kleid aus Licht der Sonne
Die Herrin der Glückseligkeit und Lust!

Einst selig lieben wir in Symbiose,


Du bist das Mädchen, bist die Makellose.

Du bist das Mädchen, bist die Makellose,


Du bist so rein wie transparente Jade,
Du weiße Lilie und du goldne Rose,
Erbeten hast du mir die große Gnade,

Auf Erden schon im Purgatorium


Zu leeren meinen Becher voller Wermut
Und so des Leidens Evangelium
Zu leben in der depressiven Schwermut.

So bin ich meines Lebens überdrüssig


Und sehne mich, im Paradies zu sein.
Doch meine Tränen sind nicht überflüssig,
Purgieren muss mich noch die Seelenpein.

Einst seh ich dich – ich sterbe lebenssatt –


O schönes Mädchen in der Himmelsstadt!

O schönes Mädchen in der Himmelsstadt,


O schöne Mutter in dem Himmelsgarten!
Von deiner milden Güte ward ich satt,
Da blühten um dich Rosen aller Arten.

Ich sehe dich in deiner sanften Milde,


In deiner Anmut und in deiner Güte.
Ich sehe Gottes Huld in deinem Bilde,
Du makellose keusche Mädchenblüte.
Am Morgen Halleluja, Hosianna
Hab ich gesungen vor des Heilands Fleisch.
Am Abend sah ich sitzen die Susanna
In ihrem Garten, Ehegattin keusch.

Im Garten glühten bunte Lampione.


Ich seh auf deinem Haupte deine Krone.

Ich seh auf deinem Haupte deine Krone,


Ich seh den Blumenkranz in deinem Haar.
Ein junges Mädchen bist du zweifelsohne,
So heiter, lebensfroh und wunderbar.

Ich sehe dich im grünen Garten tanzen,


Umsummt von schwarz und goldnen Honigbienen.
Von deinen Füßen sprießen auf die Pflanzen,
Die Abendsterne dir zum Lobe schienen.

Ich seh dich lächeln und ich hör dich lachen


Und höre reden dich: Mein lieber Schatz!
Du küsst mich, meine Liebe anzufachen,
Du zeigst mir nah bei dir den Himmelsplatz.

Du bist so jung! Leicht wie ein Blütenblatt!


Ich bin schon alt und matt und lebenssatt.

Ich bin schon alt und matt und lebenssatt,


Ich lese wie ein Pfarrer Martin Luther,
Du aber bist ein frisches Blütenblatt
Und eine ewig jugendliche Mutter.

In deinem Garten ich die Sonnenblume


Und wende mich zu dir, o Gnadensonne.
Ich kniee voller Huld im Heiligtume
Und knie vor dir, hochwandelnde Madonne.

Ich stelle Rosen dir auf deinen Tisch


Und Schleierkraut zu deiner Huld Verehrung.
Ein kleiner Knabe bringt uns Brot und Fisch
Und Jesus wandelt uns die Brotvermehrung.

O Herrscherin mit deinem Gottessohne,


Ich knie vor deinem göttingleichen Throne.

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Ich knie vor deinem göttingleichen Throne,
Ich will nur trinken deine Liebesglut,
Ich will nur speisen Fleisch von deinem Sohne
Und dein Blut trinken als des Sohnes Blut.

O Angesicht von femininer Reinheit!


Wie glühen deine Wangen, meine Schöne!
Die Liebe will Vereinigung, will Einheit,
Das ist der Liebe schmachtendes Gestöhne.

Du bist die schöne Königin der Liebe,


Gott hat an deiner Frauen-Anmut Lust!
Ich weih mich dir aus tiefstem Seelentriebe
Und ewig will ich ruhn an deiner Brust!

Maria will die Jugend nur gestalten.


Von Aphrodite fabelten die Alten.

Von Aphrodite fabelten die Alten,


Die Venus Simonetta ist sehr schön,
Wie wild die feuerroten Locken wallten,
Ich kann es sehen nur mit Lustgestöhn!

Wie auf der Muschel steht das schlanke Weib,


Das graziöse, anmutreiche, schlanke,
Wie lilienweiß, wie Elfenbein der Leib,
Die Locken welch ein lüsternes Geranke!

Wie keusch verhüllt sie ihre Taubenbrüste,


Mit ihrer Hand verbirgt sie ihre Scham.
O Inbegriff der tollen Liebeslüste!
O Venus, wäre ich dein Bräutigam!

Nein! Dass ich treu der Großen Mutter bliebe:


Maria ist die Mutter schöner Liebe.

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Maria ist die Mutter schöner Liebe,


Ja, schwanger ist sie, mia Morenita,
Ich weihe mich mit jedem Seelentriebe
Der Rose Mexikos, der Indianita.

Dein seidenglattes schwarzes Haar, wie Lack,


Umrahmt das mildeste der Angesichter.
Ich habe einen himmlischen Geschmack,
Du bist die Muse und ich bin dein Dichter.
Die Brauen und die Augen und die Lider,
Die Nase, der geheimnisvolle Mund!
Ich sing dir tausend Blumenliebeslieder
Und liebe dich aus tiefstem Herzensgrund.

Ich berg mich in der schönsten der Gestalten.


Wie fällt dein Sternenmantel schön in Falten!

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Wie fällt dein Sternenmantel schön in Falten,


Erhabne Herrscherin des ganzen All!
Ich seh die vielen irdischen Gestalten
Und seh die Frauen und die Mädchen all.

Der Frauen Schönheit ist schon lang vergangen,


Verwelkt die Rose ihrer Schönheit ist.
Wie tat die Frauenschönheit einst doch prangen!
Wie hab ich ihre Liebeshuld vermisst!

Die Mädchen gehen um im Reiz der Jugend


Und alle ihre Reize herrlich lodern!
Doch, sehe ich, ermangeln sie der Tugend,
Noch zwanzig Jahre und sie werden modern!

Maria immer bleibt die schöne Liebe.


Du segnest lächelnd alle Lebenstriebe.

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Du segnest lächelnd alle Lebenstriebe,


Du stets bist meinen Augen angenehm,
Du bist die junge Königin der Liebe,
Du goldner Tempel von Jerusalem.

Ich winde dir aus Rosen tausend Kränze


Und schmiede dir aus Gold zehntausend Kronen.
Und alle meine Verse, alle Tänze
Der Mädchen preisen dich und alle Zonen.

Die Mädchen können tanzen voll von Reizen,


Die Mädchenanmut kann mich sehr betören,
Wie sie die Arme und die Beine spreizen
Und von der Liebe singen schön in Chören!

O Lust, mit Gottes Mädchen so zu leben!


O Glück, mit dir im Himmelreich zu schweben!
13

O Glück, mit dir im Himmelreich zu schweben!


Auf Erden trauert sehr dein Bräutigam.
O Wonne, mich berauscht das Blut der Reben!
O Kummer, überfällt mich doch der Gram.

Des Geistes Freude auf dem Seelengipfel


Ist mehr als nur natürlich eine Freude,
Ach, dürfte ich berühren deinen Zipfel,
Ich blutete nicht mehr von all dem Leide.

Und meine Braut weint Tränen rot wie Blut,


So teuflisch toben in der Welt die Heiden,
Dass Gottes Freudenmädchen voller Glut
Muss sieben Schwerter in dem Herzen leiden!

Maria, du nur kannst mir Freude geben,


Du bist mir Hoffnung, Süßigkeit und Leben.

14

Du bist mir Hoffnung, Süßigkeit und Leben,


Als Tochter Gottes trägst du deinen Kranz,
Als Tochter Zion sehe ich dich schweben,
Als Gottes Tochter Weisheit tanzt du Tanz.

Als Gottes Mutter sehe ich dich lächeln,


Du die Verborgene, die Magna Mater,
In Sonnenhitze möchte ich dir fächeln,
Dir singen kniend im Sakraltheater.

Des Geistes Braut, du trägst das Diadem


Des Universums über deinem Schleier,
Du bist die himmlische Jerusalem,
Die Jungfrau-Braut zu Gottes Hochzeitsfeier!

So überschön in meiner trunknen Schau!


Wen soll ich singen als die Liebe Frau?

15

(Kranzsonett)

Wen soll ich singen als die Liebe Frau?


Du bist allein die dornenlose Rose.
In Sommerglut erfrischend wie der Tau,
Du bist das Mädchen, bist die Makellose.

O schönes Mädchen in der Himmelsstadt,


Ich seh auf deinem Haupte deine Krone.
Ich bin schon alt und matt und lebenssatt,
Ich knie vor deinem göttingleichen Throne.

Von Aphrodite fabelten die Alten,


Maria ist die Mutter schöner Liebe.
Wie fällt dein Sternenmantel schön in Falten,
Du segnest lächelnd alle Lebenstriebe.

O Glück, mit dir im Himmelreich zu schweben,


Du bist mir Hoffnung, Süßigkeit und Leben.

ZWEITER SONETTKRANZ

Du bist mir Hoffnung, Süßigkeit und Leben,


Dir schütt ich meine ganze Seele aus.
Ich will dir eine Fabel wiedergeben
Von einer Frau, die war im Gotteshaus,

Sie, welche Unterwäsche sonst verkaufte,


War Raucherin, die Massen Tabak rauchte,
Und als der Priester einen Knaben taufte,
Die Frau auch ihre Zigarette brauchte,

Sie rauchte in der Kirche den Tabak.


Das wollt ich dir erzählen, die Geschichte,
Die ganz nach meinem eigenen Geschmack
Und darum ich dir dies Sonett auch dichte.

O meine Hoffnung, dass ich bald abscheide,


Du bist mein Trost, wenn ich auf Erden leide.

Du bist mein Trost, wenn ich auf Erden leide,


Ich werde in der Welt geringgeschätzt,
Die Mutter und der Sohn – ich liebte beide,
Hab oft am kleinen Knaben mich ergötzt.

Das sind die Opfer, die der Herr uns schickt,


Wenn wir geringgeschätzt auf Erden werden,
Wenn Hochmut stolz auf unsre Demut blickt,
Wenn Toren aufgebläht sind hier auf Erden.

Dann opfre ich dir meine Tränen, Herrin,


Die blutig ich im Herzen weinen muss,
Weil mich der Tor und seine Mutter-Närrin
Geküsst mit einem wahren Judas-Kuss.

Ich weine voller Trauer aus mein Leben,


Wenn mir vor Wehmut muss die Seele beben.

Wenn mir vor Wehmut muss die Seele beben,


Ich denk an David und an Jonathan.
Mein Freund warst du, mein Jonathan, mein Leben,
Was hast du mir für Liebe angetan!

War süßer doch als stolze Frauenliebe


Der Bund der Freundesseelen in dem Herrn!
Die Frauen wühlen auf die Liebestriebe,
Den Freund hat man im Seelenfrieden gern.

Wie gern ich dich gehabt, mein Liebling, habe,


Das war ganz anders als der Frauen Spott.
Wie süß du warst, du liebevoller Knabe,
Ja, wie ein Sakrament vom lieben Gott!

Maria, wenn ich durch die Buben leide,


Dann sehn ich mich nach dir, du Augenweide!

Dann sehn ich mich nach dir, du Augenweide,


Wenn Salomo verlästert wird von Narren.
O Weisheit, wie ich in der Welt dann leide
Und kann nur deine Wiederkunft erharren.

Die Göttin Weisheit floh zurück zum Himmel,


Dort wartet sie auf mich am Glaubensziel.
Die Toren aber in dem Weltgewimmel
Die Zukunft setzen auf ein Kartenspiel.

Die Weisheit, die verschmäht wird, sie entflieht,


Gekränzte Göttin, aber sie wird höhnen
Den Burschen, der die Herrscherin nicht sieht
Und öffnet nicht sein Ohr der Wunderschönen.

Ich träum von Weisheit, wenn die Sonne lacht


Und wenn ich liege in der dunklen Nacht.

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Und wenn ich liege in der dunklen Nacht
Und wenn ich weine Tränen rot wie Blut,
Wenn mir die Welt so wehe Schmerzen macht
Und mordet mich mit ihrer wilden Wut,

Dann schließt du deine Augen, Mutter Gottes,


Du siehst, dein Sohn so viel gelitten hat,
Gelitten hat die Bitterkeit des Spottes,
Dein Sohn, o Frau, ist von den Leiden satt.

Dann wäschst du seine Wunden aus mit Wein


Und salbst die Haare ihm mit Salbungsöle
Und trocknest ihm das schwarze Blut der Pein
Und tröstest seine tiefgekränkte Seele.

Und wenn mir schreit das Blut in meinen Venen,


Dir in den Schoß ich schütte meine Tränen.

Dir in den Schoß ich schütte meine Tränen


Und heule all mein Elend vor dir aus.
Vergiftet ist das Blut in meinen Venen,
Zerrüttet ist der Seele Gotteshaus.

Die schönen Frauen alle, die mich hassen,


Und die mich liebten, all die kleinen Knaben,
Sie haben allesamt mich doch verlassen,
Die alle mich allein gelassen haben.

Du aber bleibst bei mir, o Liebe Frau,


Du bleibst bei deinem Josef, Gottes Mädchen.
Links vom Altare meines Herrn ich schau
Die starke Frau an ihrem Spinnerädchen.

Doch wenn ich weinend hab durchwacht die Nacht,


Bin ich am Morgen traurig aufgewacht.

Bin ich am Morgen traurig aufgewacht,


Bin ich am Abend traurig eingeschlafen.
Es ist mein Lebensschiff mit aller Pracht
Gescheitert eingelaufen in den Hafen.

Maria, mich verdrießt es, noch zu leben,


So bitter nagt an meinem Herz Verdruss.
Die Toten nun in Gottes Himmel schweben
Und küssen Jesus mit dem Bruderkuss.
Gestorben in der Freundin mir ein Eden,
Die andre Freundin auch mich noch verlässt.
Mit wem soll ich von Jesus Christus reden?
Soll einsam feiern ich das Hochzeitsfest?

Maria, dich lobsingen meine Tränen,


Zu dir schreit all mein Blut in meinen Venen.

Zu dir schreit all mein Blut in meinen Venen


Und du erhörst mich auf dem Himmelsthron,
Verachtet und verschmäht, ich weine Tränen,
Da kommt am Morgen zu mir Salomon.

Es redet Salomon: Wir haben Freude


An deinen Versen, die so rein wie Jade,
Wir haben Lust an deinem Versgebäude,
Du danke Gott, denn es ist Gottes Gnade.

Ich Beter, Mutter, bin doch nur ein Knabe


Und liebe Honigseim für meinen Gaumen,
Die Hand ins Honigfass gesteckt ich habe
Und leck den Wabenhonig von dem Daumen.

So süß ist Weisheit aus der Ewigkeit,


Du Trösterin mit deiner Süßigkeit.

Du Trösterin mit deiner Süßigkeit,


Du eucharistische Gebieterin,
Du gibst das Engelsbrot der Himmlischkeit
Und neue Liebe wird mir zum Gewinn.

Und Adam war mit Eva einst vermählt


Und Herr und Frau sich lieben in den Kindern,
So hast du mir den neuen Mut gestählt
Mit neuer Liebeskraft von Überwindern.

Ich bin die Felsenmauer für die Welt,


Ich bin der Mund des allerhöchsten Herrn.
So strahlt mir morgens an dem Himmelszelt
Der schönen Liebe Stern, der Morgenstern.

Ich preise Gott mit meinem Lobgestöhne,


Du Gottes Zärtlichkeit mit deiner Schöne.

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Du Gottes Zärtlichkeit mit deiner Schöne,
Du schenkst die Zärtlichkeit des Jesusknaben,
Ob auch Frau Welt mich bitter oft verhöhne,
Mein Jesulein und ich viel Freude haben.

Und wenn die Knaben fragen nach dem Himmel,


Dann will der Eine viele Süßigkeit,
Der Andre will im ewigen Gewimmel
Sein Spielzeug zu der Seele Seligkeit.

Ich aber selig bin schon hier auf Erden


Und habe von dem Herrn die Lebensfülle.
Wie selig soll ich erst im Himmel werden,
Wenn Gott verklärt mir Geist und Körperhülle!

Maria, Retterin aus Traurigkeit,


Du hast mein Herz mir schon so oft befreit!

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Du hast mein Herz mir schon so oft befreit,


Befreitest mich schon oft aus tiefer Trauer.
Ein Vorgeschmack der süßen Ewigkeit
Ist hier auf Erden schon der Wonneschauer.

Du weißt, Madonna, meiner Sehnsucht Ziel,


Was ich erfleh von dir für Liebesgaben.
Ich lieb auf Erden sehr das Kinderspiel,
Nichts ist so süß wie liebe kleine Knaben.

Ja, Gott geworden selber ist ein Kind,


Nicht Ehrfurcht will er nur und Reverenz,
Nein, liebend wie die kleinen Kinder sind,
Will Liebe er, der Gott der Immanenz.

Dir dank ich alle Gnaden, meine Schöne,


Als Danklied weihe ich dir meine Töne.

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Als Danklied weihe ich dir meine Töne,


Weil deine Gnade ich gesehen habe,
Ich schaute deinen Liebreiz, meine Schöne,
Als mich geladen hat zu sich der Knabe.

Da sah ich vor mir dich auf schmalen Wegen,


Ein Mädchen, etwa sechzehn Jahre jung,
Dein Liebreiz war für mich ein Gottessegen,
Ein Gruß des Geistes zur Begeisterung.
Wie schön die Liebe ist mit jungen Reizen,
Wie schön, wie eine makellose Jade,
Nach den geduldig treu getragnen Kreuzen
Vom Himmel kommt die jugendliche Gnade.

Ecclesia ist jung. Und wahrlich, schau,


Zu mir kommt Gott wie eine junge Frau!

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Zu mir kommt Gott wie eine junge Frau,


Wenn Gott auch junger Vater ist voll Liebe,
Ich Gott als meiner Mutter mehr vertrau,
So sagen mir es meine tiefsten Triebe.

Ich fühle seelisch mich verwandt mit Goethe,


Der sah die Gottheit weiblich-jugendlich.
Desgleichen blas ich meine Jubelflöte,
Die Gottheit ist mir Jungfrau, sage ich.

Die Hagia Sophia, Gottnatur,


In drei Personen hat sich offenbart,
Der Vater und der Sohn und Geist ist nur
Die Eine Jungfrau von der Gottheit Art.

Das hast du mich gelehrt, o Liebe Frau,


Ich schau dich oft in visionärer Schau.

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Ich schau dich oft in visionärer Schau,


Du Mädchengöttin, junge Morgenröte,
Du bist die transparente lichte Frau,
Die stets verklärt hat und verherrlicht Goethe.

Ich fahre auf dem Fahrrad durch das Städtchen


Und feire Auferstehung nach dem Kreuz,
Da seh ich auf dem Wege Gottes Mädchen,
Die Göttin voller Grazie und Reiz.

Mein Paradies? Die heiligen Jungfrauen,


Die tanzen dort wie himmlische Ideen,
Beim himmlischen Palaste Unsrer Frauen
Im auferstandnen Geistesleib zu sehen.

Und über allem seh ich dich schön schweben,


Du bist mir Hoffnung, Süßigkeit und Leben.
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(Kranzsonett)

Du bist mir Hoffnung, Süßigkeit und Leben,


Du bist mein Trost, wenn ich auf Erden leide,
Wenn mir vor Wehmut muss die Seele beben,
Dann sehn ich mich nach dir, du Augenweide.

Und wenn ich liege in der dunklen Nacht,


Dir in den Schoß ich schütte meine Tränen,
Bin ich am Morgen traurig aufgewacht,
Zu dir schreit all mein Blut in meinen Venen.

Du Trösterin mit deiner Süßigkeit,


Du Gottes Zärtlichkeit mit deiner Schöne,
Du hast mein Herz mir schon so oft befreit,
Als Danklied weihe ich dir meine Töne.

Zu mir kommt Gott wie eine junge Frau:


Ich schau dich oft in visionärer Schau.

DRITTER SONETTKRANZ

Ich schau dich oft in visionärer Schau,


Ein Mädchen-Engel ist mein Trost auf Erden.
Was ist so schön wie eine junge Frau?
Die Ideale niemals älter werden.

Frau Welt ist aber geistlos, aber kalt,


So wie es vor der Zeit der Sintflut war,
Frau Welt ist längst verwelkt und ist schon alt,
Frau Welt hat Silber schon im schwarzen Haar.

Madonna aber wie die Milch, die warme,


Mit süßem Honigseim gesüßte, ist.
Erbarme dich, o Herrscherin, erbarme,
Und bringe oft zu mir den kleinen Christ!

Ich bin getröstet durch das Morgenrot


Und wenn ich denke an den dunklen Tod.

Und wenn ich denke an den dunklen Tod,


Dann kommt Maria lächelnd mir entgegen,
Wenn ich mein Blut vergossen habe rot,
Die Weisheit Gottes spendet ihren Segen.

Die große Hagia Sophia kommt


Und nimmt mich auf in ihre Trinität,
Weil ihr mein stilles Glaubensleben frommt,
Hingabe an die Liebe und Gebet.

Wer betet, der ist sicher schon gerettet,


Wer betet nicht, ist sicher schon verdammt.
O, bis ich mich in Ewigkeit gebettet,
Mein Glaubensleben in der Liebe flammt.

Denk ich der Ewigkeiten himmelblau,


Scheint mir der Tod wie eine schöne Frau.

Scheint mir der Tod wie eine schöne Frau,


Die Todin scheint mir eine liebe Schwester,
Sie kommt und sie umarmt mich zärtlich, schau,
Mich pressend an den Busen fest und fester.

Die Schwester Todin kommt vom Himmelreich,


Todsünde soll sie niemals bei mir finden.
Sie ist ein Weib, so willig, warm und weich,
Ich will mich stets an ihre Gnade binden.

Die Schwester Todin führt mich in das Zelt


Der Ewigkeit im Garten-Paradies,
Sie liebt mich dort in Gottes neuer Welt,
Ihr Lächeln ist charmant und honigsüß,

Ihr Mantel himmelblau, ihr Leib ist Brot,


Ihr Rock ist wie die rote Rose rot.

Ihr Rock ist wie die rote Rose rot,


Ihr Leib ist aufgebaut aus Gottes Fleisch,
Ihr Geisteskörper ist wie Engelsbrot,
Im Himmel ist sie wie ein Engel keusch.

Maria, Königin der lieben Engel,


Mein Engel ist wie eine junge Schwester,
Ja, eine Frau aus Licht und ohne Mängel,
Sie fasst das Schwert mit ihrer Rechten fester.

Die Hundertvierundvierzigtausend deckt


Die Geistermutter Ewigkeit erfreulich,
Die sich mit bösen Weibern nicht befleckt,
Die makellos, wahrhaftig und jungfräulich.

Ich träume, wie die Ewigkeit mir lacht,


Wenn schwer ich leide in der dunklen Nacht.

Wenn schwer ich leide in der dunklen Nacht,


Dann kommen Schriftgelehrte mit Geschenken,
Ein fettes Fleisch wird da mir dargebracht
Und reichlich von den süßesten Getränken.

Die Schriftgelehrten sagen: Lebe gern!


Du musst nicht länger trauern, länger heulen!
Heut ist ein Feiertag des höchsten Herrn,
Da trage nach Athen der Weisheit Eulen.

Den kleinen Knaben, die nach Süßem schmachten,


Du koche ihnen Honigmilch im Topf.
Will wieder dich die Traurigkeit umnachten,
Nimm deine Medizin für deinen Kopf.

Frau, wenn die Augen voller Tränen sind,


Bringst du auf deinen Armen mir dein Kind.

Bringst du auf deinen Armen mir dein Kind,


So kommt zu mir die süße Lebenslust.
Ich bin dann selig wie die Kinder sind
Und bin mir keines Elends mehr bewusst.

Doch tief das Unglück steckt in meiner Seele,


Es ist, als nagt an meinem Herz ein Wurm.
Wenn ich allein bin, wie ich mich dann quäle,
Wie schrecken Blitz und Donner mich und Sturm.

Wenn ich allein bin, denk ich an den Tod


Und freue mich nicht an des Lebens Gaben,
Doch wenn ich spiel, verschwindet alle Not,
Dann lache ich mit meinem wilden Knaben.

Wie schrecklich auch des Todes düstre Macht,


Dein Kind wie Ewigkeit des Lebens lacht.

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Dein Kind wie Ewigkeit des Lebens lacht,
Maria, sag mir, ob dein Jesulein
Auch immerdar an Süßigkeit gedacht
Und wollte süße Feigen nur allein

Und wollte aus der Speisekammer Nüsse


Und wollte in die Milch den Honigseim?
Maria, zuckersüß sind Jesu Küsse,
Wie fröhlich war er doch in deinem Heim!

Maria, wollte Jesus immer naschen


Und heimlich eine Süßigkeit genießen?
Maria, liebte Josef sehr die Flaschen
Und ließ er gern das Blut der Trauben fließen?

Du bist, Maria, mit dem Jesuskind


Wie Gärten, wo die Seelen selig sind.

Wie Gärten, wo die Seelen selig sind,


So ist die Himmelsstadt im Paradies.
Wenn mich dahin trägt Gottes Geist und Wind,
Dann wartet dort Madonna zuckersüß.

Großmütterchen, mein Engel, wartet dort,


Die Freundin auch, mein schwesterlicher Engel.
O welche Liebe herrscht an Gottes Ort,
Dort ist die Mutterliebe ohne Mängel.

Solang ich pilgern soll auf dieser Erde,


Die Engel mich begleiten alle Wege,
Bis ich mich lebenssatt und müde werde
Ergeben Gott und in das Grab mich lege.

Madonna gibt mir Kraft und Todesmut,


Wenn ich verströmen will mein schwarzes Blut.

Wenn ich verströmen will mein schwarzes Blut,


Wird Gott mir mütterlich die Tränen trocknen.
Und wenn ich sterb im höchsten Todesmut,
Im Tod bekräftige der Kirche Dogmen,

Dann schwebt die Mutter Gottes zu mir nieder


Und führt mich vor den Richterstuhl des Herrn.
Madonna, der ich sang all meine Lieder,
Ist Advokatin mir und Morgenstern.
Ich hoffe, Jesus wird als kleiner Knabe
Als Liebe richten nach dem Maß der Liebe,
Als Jesusknabe, den geliebt ich habe,
Der war mir Süßigkeit in aller Trübe,

Wenn Gott mir wird im letzten Lebensschmerz


Des Todes Messer bohren mir ins Herz.

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Des Todes Messer bohren mir ins Herz


Wird Gott in meiner letzten Lebensstunde,
Dort weih ich ihm mein Kreuz und meinen Schmerz,
Dort weih ich ihm mein Kreuz und meine Wunde.

Die Hoffnung ist ein wunderschönes Mädchen,


Sie spricht von Gott im tiefsten Gotteswahn,
In der Manie schaut sie das Himmelsstädtchen,
Dahin mich bringen wollte Gottes Plan.

Das Mädchen Hoffnung in dem Wahnsinn lächelt


Und zeigt zur Mutter Gottes in dem Himmel,
Mit einem Fächer mir die Hitze fächelt
Das Mädchen Hoffnung in dem Weltgetümmel.

Im Mädchen Hoffnung voller Liebesglut


Schenkst du mir wieder neuen Lebensmut.

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Schenkst du mir wieder neuen Lebensmut,


So freu ich mich, im Himmel schon auf Erden,
Weil doch die Sterbenden durch Christi Blut
Auf Erden wandelnd Himmelsengel werden.

O Gottesmutter von Wladimir, du


Die Freundin hast geleitet in den Himmel,
Nun hat sie Frieden dort in Gottes Ruh
Und mich begleitet sie im Weltgewimmel.

Mein schwesterlicher Engel segnet lachend


Den Sohn, den sie auf dieser Erde ließ.
Du grüßt, o Notre Dame, mein Herz entfachend
Und machst die Erde mir zum Paradies.

Du schenkst, Maria, mir ein neues Herz


Und Liebesfreude nach dem Liebesschmerz.

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Und Liebesfreude nach dem Liebesschmerz
Und Lebensjubel nach den Todesklagen
Und Seelenleiden nach dem heitern Scherz
Und neuen Mut nach kläglichem Verzagen,

So geht wie Flut und Ebbe mir das Meer,


Ich jauchze in den Himmel schön verliebt,
Dann dringt heran der Leiden düstres Heer
Und wieder bin ich dann zu Tod betrübt.

Der Jesusknabe aber lachend scherzt


Mit dem, der war ertrunken in der Trauer,
Der Jesusknabe ihn liebkost und herzt
Und gießt in seine Seele Wonneschauer.

Ich danke Jesus, gebe ihm mein Leben,


Ich will mein Leben meinem Gotte geben.

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Ich will mein Leben meinem Gotte geben,


Auch heute auf dem See Genezareth
Seh unter Jesus ich die Wasser beben,
Er lag im Boot als wie in einem Bett.

Der Schöpfer er von allen Elementen,


Der er mit Einem Wort das Weltall baut,
Ihm folgten auf dem Wasser auch die Enten,
Die haben ihrem Gott und Herrn vertraut.

Madonnas Segen alles bringt zuwege,


Dass ich den Herrn in einem Kind erkenne,
Ich meine Jesus-Knabenliebe pflege
Und Davids Sohn den Herrn von David nenne.

Madonna, meiner Freundin selig Leben,


Ich seh dich lächelnd auf der Wolke schweben.

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Ich seh dich lächelnd auf der Wolke schweben,


Du Königin des Friedens, der Versöhnung,
Nun war glückselig schon mein Erdenleben,
Trotz aller okkultistischen Verhöhnung.

Wie gottlos fluchen doch die Okkultisten,


Verkaufen ihre Seele den Dämonen.
Wie selig sind auf Erden schon die Christen,
Die Manna stiften in den Wüstenzonen.
Maria, alle deine guten Gaben
Den Geist ernähren mit Glückseligkeit,
Mit Josef wandelst du und mit dem Knaben
Die Wüstenwelt hindurch zur Ewigkeit.

O Gospa, du bist doch die schönste Frau!


Ich schau dich oft in visionärer Schau.

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(Kranzsonett)

Ich schau dich oft in visionärer Schau,


Und wenn ich denke an den dunklen Tod,
Scheint mir der Tod wie eine schöne Frau,
Ihr Rock ist wie die rote Rose rot.

Wenn schwer ich leide in der dunklen Nacht,


Bringst du auf deinen Armen mir dein Kind,
Dein Kind wie Ewigkeit des Lebens lacht,
Wie Gärten, wo die Seelen selig sind.

Wenn ich verströmen will mein schwarzes Blut,


Des Todes Messer bohren mir ins Herz,
Schenkst du mir wieder neuen Lebensmut
Und Liebesfreude nach dem Liebesschmerz.

Ich will mein Leben meinem Gotte geben:


Ich seh dich lächelnd auf der Wolke schweben.

VIERTER SONETTKRANZ

Ich seh dich lächelnd auf der Wolke schweben,


Wenn goldne Knaben rufen: Hosianna,
Sohn Davids, Hosianna, unser Leben,
Der selbst die Kleinsten füttert noch mit Manna.

Die Jugendlichen, die in Winkeln lungern,


Die armen Mädchen, die den Leib verkaufen,
Die kleinen Kinder Afrikas, die hungern,
Soll Jesus alle mit der Liebe taufen.

Ob Knabe oder Säugling, alle loben


Den Herrn, des Universums Schöpfergeist,
Sie schauen selig lächelnd oft nach oben,
Ob über ihnen auch ihr Engel kreist.

Mit Knabenfreude voller Liebesglut


Mir schenkst du winkend neuen Lebensmut.

Mir schenkst du winkend neuen Lebensmut


Und wenn du segnest mich in wilden Träumen,
Wo ich beseligt bin von Liebesglut
Und die Geliebte seh in innern Räumen.

Am Tag und in der Welt ich lieb sie nicht,


Das bitter-böse Weib ist mir abscheulich,
Im Traum jedoch ihr schönes Angesicht
Ist meine Lebenswonne sehr erfreulich.

Ich kenne selber meine Seele nicht,


Ich weiß nicht, ob ich liebe oder hasse.
Am Tag verdunkelt ist der Liebe Licht,
Im Traum nachts ich sie leidenschaftlich fasse.

O Frau, was Tag und Nacht auch immer geben,


In deiner Gegenwart ich leb mein Leben.

In deiner Gegenwart ich leb mein Leben,


Da kommt zu mir die Herrlichkeit des Herrn,
Da kann ich selig in den Äther schweben,
Vom Morgensterne bis zum Abendstern.

Die Herrlichkeit des Herrn ist wie ein Garten,


Die Mutter lächelt und der Knabe spielt,
Ich spiele mit dem Knaben, mit dem zarten,
Die Mutter zärtlich meine Liebe fühlt.

Doch ärgern mich so sehr die Satanisten,


Die wollen schreiten über meinen Rücken.
So ärgern mich zugleich die lauen Christen,
Nur Jesus ganz allein kann mich beglücken.

O Gottesmutter, du gibst neuen Mut


Mit neuer Lebenskraft und neuer Glut.

Mit neuer Lebenskraft und neuer Glut


Ich selig trunken seh den Abendstern.
Mit neuer Seele im erfrischten Blut
Ich fühle gut mich als der Narr des Herrn.

So überaus vernünftig sind die Männer


Und allzu weltklug sind die starken Frauen,
Ich will sie nicht, die tollen Alleskönner
Und harten Dirnen, hier im Leben schauen.

Die wahre Weisheit ist es, Narr zu sein,


Gott lenkt die Weisen und die Narren auch,
Ich will allein ein Narr in Christo sein
Und Gottes Weisheit hauchen meinen Hauch.

O Weisheit, dich will ich auf Erden spüren,


Du wirst mich gute Lebenspfade führen.

Du wirst mich gute Lebenspfade führen,


Du wirst mir zeigen oft den Jesusknaben,
Ich werde deine große Liebe spüren
Und deine liebevollen Gnadengaben.

Ich spiele mit dem Jesusknaben Spiele,


Der Jesusknabe wünscht mir gute Nacht.
Die Toren wissen nichts vom Glaubensziele,
Sie suchen dieser Erde eitle Pracht.

Maria, deine silberne Ikone


Ist Zuflucht mir vor der Gottlosigkeit,
Die Große Mutter mit dem Gottessohne
Auf Erden lässt mich schmecken Ewigkeit.

Nachts ich entschlafe alt und lebenssatt.


Du führst mich schließlich in die Gartenstadt.

Du führst mich schließlich in die Gartenstadt


Und in der Gartenstadt bin ich allein
Und nicht allein, ich lebe lebenssatt
Zusammen mit dem lieben Jesulein.

O Jesus, weißt du noch, wie auf dem Wasser


Du wandeltest, ich wandelte mit dir?
Fern, fern von mir sind all die bösen Hasser,
Die lästern über mich bei Wein und Bier.

Ich sehe nichts mehr von den Kommunisten,


Ich hör nicht mehr ihr Liebeslied an Baal,
Bin überdrüssig auch der Okkultisten,
Der Hexen, die liebkosen einen Pfahl.

Maria, du nur kannst mein Herz noch rühren,


Ich werde immer deine Liebe spüren.

Ich werde immer deine Liebe spüren,


Im goldnen Haus erstrahlst du, Gottesmutter,
Du wirst mich auf den Weg der Weisheit führen,
Von dir bringt mich nicht ab Martinus Luther.

Die Gott langweilig finden, Straßenjungen,


Sie sind die Kinder einer bösen Zeit,
Aus Schokolade schenk ich Katzenzungen
Den Knaben, Vorgeschmack der Ewigkeit.

Irrgläubig, gottlos, abergläubisch alle,


Die um mich sind in dieser bösen Welt.
Weil Eva fiel in ihrem Sündenfalle,
Das ganze Universum mit ihr fällt.

O Gottesmutter mit dem goldnen Blatt,


Nur deine Liebe, Herrin, macht mich satt.

Nur deine Liebe, Herrin, macht mich satt,


Ich lebe, wie einst Thor mit seiner Sif,
Mal quicklebendig so mit dir, mal matt
Und immer ehelich und intensiv.

In meinem Zimmer deine Marmorbüste


Ist mir ein Zeichen deiner Gegenwart,
Ich lebe einsam in der stillen Wüste
Mit Gott, dem wahren Menschen, Gott von Art.

Der Menschen dieser Welt längst überdrüssig,


Ich rudere alleine auf dem Meer.
Oft geh ich aus, doch das ist überflüssig,
Voll geh ich aus, und kehre wieder leer.

Dich, Göttin Weisheit, will ich einsam feiern,


Ich lobe dich in deinen tausend Schleiern.

Ich lobe dich in deinen tausend Schleiern,


Dein Name ist die Sehnsucht, glaub ich fast.
Wie viele Frauen durfte ich schon feiern,
War kurze Zeit bei ihnen nur zu Gast.

Und wenn die Frauenliebe war erloschen,


Die Kinderliebe war mir noch geblieben,
Die Frauen haben mich sehr arg zerdroschen,
Mich wussten kleine Knaben nur zu lieben.

Doch auch die lieben Knaben sind mir ferne,


Wie lachten wir doch früher laut gemeinsam.
Nun sitz ich weinend unterm Abendsterne
Und bin der Ungeliebte, bin so einsam.

Und doch im Spiegel, Herrin voller Glanz,


Mit tausend Armen tanzt du deinen Tanz.

10

Mit tausend Armen tanzt du deinen Tanz


Und tanzt den Tanz als Königin des Glücks.
Am Himmel seh ich lächeln deinen Glanz,
Ich bin ein trüber Schatten an dem Styx.

Zu meinen Hymnen, meinen Elegieen


Seh ich dich wirbeln um im Schleiertanz
Und melancholisch meine Harmonieen
Das Liedlein spielen deinem Rosenkranz.

Die Einsamkeit alleine macht mich weinen


Und dennoch sagtest du zu mir dein Ja,
Ich bin allein, allein mit dem All-Einen,
Die Schöne Liebe lächelt: Ich bin da!

Enthüllst du dich aus deinen sieben Schleiern,


Madonna, dir will ich Sonette leiern.

11

Madonna, dir will ich Sonette leiern


Und Weisheit reden soll des Dichters Mund,
Wie eine Lilie will ich Liebe feiern
Und ist mein Herz auch wie die Rose wund.

Ich möchte kontemplieren, möchte beten,


Bis sich Frau Welt der Sünde hat entledigt,
Dann will ich mit dem Munde Weisheit reden
Und fröhlich predigen die Kinderpredigt.

Wenn Deutschland dich nicht lobt, o Gottesmutter,


Will ich dich trösten mit den Liebesliedern,
Ich ganz allein, wie weiland Martin Luther,
Will Gott die große Lust zu mir erwidern.

Ich möchte dir – nimm es als Rosenkranz –


Sonette harfen, Herrin, Kranz um Kranz.

12

Sonette harfen, Herrin, Kranz um Kranz


Will ich und dichten der Sonette Netz,
Ich kann nicht tanzen einen Schleiertanz,
Ergrübeln kann ich nicht das Weltgesetz.

Ich kann nicht wie ein Krieger Kriege führen


Und keine Technik für die Welt erfinden,
Ich kann nur meine zarte Liebe spüren
Und einsam dir die Rosenkränze binden.

Ich kann nur singen dir mein Liebeslied


Und meinen Gott in hohen Hymnen rühmen,
Kann nur lobsingen als das schwächste Glied
Am Corpus Christi dein intaktes Hymen.

Mein ganzes Leben sei dein Lobgedicht,


O Göttin mit dem schönen Angesicht.

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O Göttin mit dem schönen Angesicht,


Du tanzt und nieder fällt die hohe Mauer,
Du sendest deines Liebeslächelns Licht
Und aufgetrocknet werden Tränenschauer.

Sie bauten eine hohe Mauer, dann


Sie schmückten diesen Wall mit scharfen Dornen,
Sie malten weiß die schwarze Mauer an,
Da aber beteten die Auserkornen.

Sie bliesen mächtig in die Schofar-Hörner


Und nieder stürzte rasch der hohe Wall,
Nun liegt er da wie grauen Staubes Körner,
Gerechte jubeln Gott mit lautem Schall.

Gott! Göttin Freiheit sing ich mein Gedicht!


In jedem Frauen-Licht seh ich dein Licht.

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In jedem Frauen-Licht seh ich dein Licht
Und manchmal glänzen Frauen nahzu sphärisch,
Doch dann verfinstert wird ihr Angesicht,
Sie weihen sich Dämonen esoterisch.

Kokett sie spielen mit dem Okkultismus,


Mit Luzifer zu schließen einen Pakt,
Sie pflegen ganz subtilen Satanismus
Und preisen die Satanin Lilith nackt.

Wahrsagerinnen oder Astrologen


Belügen sie, von giftigen Gewächsen
Sie machen Liebestränke, Zauberdrogen,
Sie heulen an den Mond als alte Hexen.

Maria, dir nur widme ich mein Leben:


Ich seh dich lächelnd auf der Wolke schweben.

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(Kranzsonett)

Ich seh dich lächelnd auf der Wolke schweben,


Mir schenkst du winkend neuen Lebensmut.
In deiner Gegenwart ich leb mein Leben,
Mit neuer Lebenskraft und neuer Glut.

Du wirst mich gute Lebenspfade führen,


Du führst mich schließlich in die Gartenstadt.
Ich werde immer deine Liebe spüren,
Nur deine Liebe, Herrin, macht mich satt.

Ich lobe dich in deinen tausend Schleiern,


Mit tausend Armen tanzt du deinen Tanz.
Madonna, dir will ich Sonette leiern,
Sonette harfen, Herrin, Kranz um Kranz.

O Göttin mit dem schönen Angesicht,


In jedem Frauen-Licht seh ich dein Licht.

FÜNFTER SONETTKRANZ

In jedem Frauen-Licht seh ich dein Licht


Und immer ist es eine Junge, Schlanke,
Und stets voll Sanftmut ist das Angesicht
Und leise ist sie wie ein Nachtgedanke.
In jedem Knaben seh ich Jesus Christ
Und immer ist er blaugeaugt und Mond,
In Deutschland so der Jesusknabe ist,
Ein lichtes Meer, ein Himmelreich besonnt.

Die Alten, Greise, die die Kinder quälen,


Sie zürnen mir, weil mich die Knaben lieben.
Ich ehre ihre kindlich-reinen Seelen,
Als wären sie im Himmelreich geblieben.

An Knaben mich zu freun, kann ich nicht lassen,


Und sehe ich die Mädchen in den Gassen.

Und sehe ich die Mädchen in den Gassen,


So finde ich die Tröstung, die ich suche.
Dann ist mir gleich, ob mich die Greise hassen,
Ob einer lästre oder einer fluche.

Ich seh die Mädchen mit den nackten Armen,


Ich seh die Mädchen mit den schmalen Hüften,
Da liebe ich den Sommertag, den warmen,
Da alles duftet von den Mädchendüften.

Und einen Knaben kenn ich, der ist schön,


Ist mustergültig aller Schönheit voll,
Ein Halbgott Griechenlands, ist mein Gestöhn,
Ein Alkibiades und ein Apoll.

Und seh ich diese Schönen, Licht um Licht,


Schwebt über ihnen hold dein Angesicht.

Schwebt über ihnen hold dein Angesicht,


So freu ich mich an deinem lichten Lächeln,
Die Irren grüßen mich und leise spricht
Ein Kind, mir frische Kühlung zuzufächeln.

Ich bin ein Freund der Kinder und der Narren,


Ich bin ein Freund der Knaben und der Mädchen.
Treu will ich Gottes Gunst und Huld erharren,
Es grüßen mich Wahnsinnige im Städtchen.

Doch gottlos sind die Greise, voller Hass,


Von Herzen hassen mich die Stalinisten!
Doch lieb ich Knaben ohne Unterlass
Und junge Mädchen, Heiden oder Christen.
Seh ich ein Mädchen schweben durch die Gassen,
Ich möchte selig die Idee umfassen!

Ich möchte selig die Idee umfassen


Und einsam sein, allein ein Außenseiter,
Ob mich auch sehr die Satanisten hassen,
Ich bin Maria Josef Mayer leider.

Doch in der Heimat, in der hübschen Zelle,


Da bet ich immer deinen Rosenkranz,
Ich bleibe immer an der selben Stelle,
Wo Mädchen tanzen ihren Schleiertanz.

Soll niemand doch mein Lied der Liebe lesen


Und sollen lassen sie mich doch allein,
Ich sing allein doch für das Höchste Wesen,
Die Gottesmutter und das Jesulein.

Im Paradiese schließlich, Weib der Weiber,


Da sind so wunderschöne Frauenleiber.

Da sind so wunderschöne Frauenleiber,


Wo Agnes ist und Anastasia,
Wo Thais ist und Aphra, schöne Weiber,
Wo sind Cäcilia und Agatha,

Da seh ich die Charmante, Roms Susanna,


Und mit dem Marterkreuze Julia,
Die Gottesmutter und Großmutter Anna,
Von Ankara Karina auch ist da,

Da seh ich Gisela und Kunigunde,


Die liebe Mechthild auch und Hildegard
Und vier Theresen in dem Himmelsgrunde
Und Magdalena, willig, weich und zart.

Sophia schwebt, wie sie die Bibel nennt,


Hoch über allem wie ein Sakrament.

Hoch über allem wie ein Sakrament


Der kleine Jesusknabe schwebt als Manna
Und in der Messe ihn mein Geist bekennt
Mit Halleluja und mit Hosianna.

Die Zärtlichkeit des kleinen Jesusknaben


Soll allezeit auf Erden bei mir sein.
Wie mich die Knaben schon geliebkost haben,
So zärtlich kann nur sein das Jesulein.

Wie schön die Menschen sind, die ganz sich schenken


Maria, ihrem Unbefleckten Herzen,
Das kann die Welt, die gottlos ist, nicht denken,
Maria bin ich eigen auch in Schmerzen.

Sie ist, damit bin ich kein Übertreiber,


Mein Ideal, das Überweib der Weiber.

Mein Ideal, das Überweib der Weiber,


Maria legt mir auf ein Sklavenjoch,
Ich soll ein Diener sein für Geist und Leiber
Und bin doch nur ein abgrundtiefes Loch.

Doch dieses schwarze Loch fühlt sich geschmeichelt,


Weil sich der schöne Knabe nach ihm sehnt.
Die Knabenliebe ist ja nicht geheuchelt,
Er hat sich oft schon an mich angelehnt.

So will das schwarze Loch den schönen Knaben


Auch lieben so, als wenn er Jesus wäre.
Wir Kinder eine große Gnade haben,
Gott wohnt in uns, der große Gott der Ehre.

Die Liebe ist doch, wie man Gott erkennt,


Mir aller Elemente Element.

Mir aller Elemente Element


Die Liebe ist im innern Seelen-Schloss.
Die Schöne Liebe, die mein Geist bekennt,
Sie ist es, die ich tief intim genoss.

Maria, mach mich rein von allem Hass,


Maria, mach mich rein vom Widerwillen.
Ich möchte lieben ohne Unterlass
Und Jesu Seelendurst nach Liebe stillen.

Maria, hab Erbarmen mit den Kranken,


Erbarmen mit den Sterbenden, fast Toten.
Ich will dir für den schönen Knaben danken,
Dem Knaben mache mich zum Segensboten.

Die Schönheit suche ich mit Lustgestöhn


Und nicht nur Mädchen in der Stadt sind schön.

Und nicht nur Mädchen in der Stadt sind schön,


Schön ist der kleine Dämon auch im Haus,
Ich ahne schon voraus mein Lustgestöhn,
Wenn er wie Gottes Weisheit fragt mich aus.

Der kleine Dämon in dem Kinderspiel


Ist Alkibiades bei Sokrates.
Der Dämon fragt mich nach dem Lebensziel
Und freut sich doch des Lebens unterdes.

Nicht nur der schöne Dämon ist sehr niedlich,


Erhaben-herrlich ist die Tote auch,
Des Dämons Mutter, sonnig, süß und südlich,
Sie schwebt um unser Spiel mit süßem Hauch.

Die Toten seh ich bald, ich wills erwarten,


Auch schöne Frauen schön sind in dem Garten.

10

Auch schöne Frauen schön sind in dem Garten,


So herrlich ist im Garten Edith Stein.
So muss auch ich die dunkle Nacht erwarten,
Da gottverlassen muss zu Gott ich schrein.

Bis dahin mit den Kindern dieser Welt


Ich werde lachen und ich werde weinen,
Mich mit den Engeln in dem Himmelszelt
Mit meiner Liebe Lobgesang vereinen.

Der Knabe geht doch stets an meiner Seite,


Selbst wenn ich vor den Kaiser treten muss,
Der hält sich selbst für Gott. Ich dennoch schreite
Und trag geduldig Leiden und Verdruss.

Im Himmel hören einst die Engel schön


All meiner Seele jubelndes Gestöhn.

11

All meiner Seele jubelndes Gestöhn


Ist eine Sprache aus dem Paradies.
Warum find ich Ecclesia so schön?
Mein schweigendes Geheimnis bleibe dies.

Ich hab gelernt doch von dem Philosophen,


Daß in dem Knaben spiegelt sich der Gott.
Trotz allen Ärgers sing ich meine Strophen
Und preis den Gott der Liebe trotz dem Spott.

Ich bin ja ein Soldat und muss gehorchen,


Wenn Gottes Geist mich zu dem Kaiser schickt.
Ich dabei möchte auf die Engel horchen,
Dass Jesus gnädig auf mich nieder blickt.

O Jesulein, mein Herz in Stadt und Garten


Seufzt, dir im Minnedienste aufzuwarten.

12

Seufzt, dir im Minnedienste aufzuwarten,


O Jesulein, das Herz mir auch im Herzen,
Ich singe leidend Lobpreis in dem Garten
Und sing mit Seraphim in meinen Schmerzen.

Ich möchte mit den alten Kranken sterben


Und möchte leben mit den kleinen Knaben.
Erdulden will ich, wenn sie mich verderben,
Gott schütze nur das Kind mit Gottes Gaben.

Gott schütze alle Kinder in der Welt,


Bei ihnen in die Lehre will ich gehen.
Wie kommt man sonst zu Gott ins Himmelszelt?
Nur Kinder dürfen Gott im Himmel sehen!

Noch sehen will ich, wie die Geistkraft sprüht


Und wie im Sommer schön der Garten blüht.

13

Und wie im Sommer schön der Garten blüht


Und wie die Sonne lächelt durch die Wolke
Und wie erfrischend Sommerregen sprüht
Und wie die Sehnsucht glüht im Menschenvolke.

Und schweigen will ich, von der Gottheit schweigen,


Die Gottheit ja doch unaussprechlich ist,
Geduld nur will und stille Huld ich zeigen,
Es merke alle Welt: Der ist ein Christ.

Nachts aber will ich beten, will ich singen,


Als Stellvertreter beten für die Welt.
Lass mein Gebet durch alle Wolken dringen,
O Gott, erhöre mich im Himmelszelt.

Dich, Schönheit, will ich schaun, dich Weltgemüt.


In jeder Schönheit deine Schönheit glüht.

14

In jeder Schönheit deine Schönheit glüht,


Frau Torheit auch hat große bloße Brüste.
Ich bin an Christi Leib das schwächste Glied,
Frau Torheit ich die bloßen Brüste küsste.

Frau Torheit saugte ich an ihrem Busen,


Die Milch der Torheit sog ich ein wie Wein.
Frau Torheit war die Mutter meiner Musen,
Frau Torheit goss mir meine Lieder ein.

Frau Torheit endete in ihrem Grabe,


Frau Torheit trat vor ihren Totenrichter,
Frau Torheit hinterließ ein Kind. Der Knabe
Ist nun der Liebling für den Liebesdichter.

Frau Torheit, Liebreiz ist dein Angesicht,


In jedem Frauen-Licht seh ich dein Licht.

15

(Kranzsonett)

In jedem Frauen-Licht seh ich dein Licht,


Und sehe ich die Mädchen in den Gassen,
Schwebt über ihnen hold dein Angesicht,
Ich möchte selig die Idee umfassen.

Da sind so wunderschöne Frauenleiber,


Hoch über allem wie ein Sakrament
Mein Ideal, das Überweib der Weiber,
Mir aller Elemente Element.

Und nicht nur Mädchen in der Stadt sind schön,


Auch schöne Frauen schön sind in dem Garten.
All meiner Seele jubelndes Gestöhn
Seufzt, dir im Minnedienste aufzuwarten.

Und wie im Sommer schön der Garten blüht!


In jeder Schönheit deine Schönheit glüht!
SECHSTER SONETTKRANZ

In jeder Schönheit deine Schönheit glüht,


In Gomer sah ich deine Schönheit sonst,
Ja, Gomer war mein wildes Liebeslied,
Das du, o Gott, mit deinem Licht besonnst.

Nun Gomer ist ins Totenreich gefahren,


Diblaim ist noch da, der alte Greis,
Diblaim mit den wenig Silberhaaren,
Diblaim mit dem Barte silberweiß.

Und auch der Sohn der schönen Hierodule


Ist noch lebendig, es ist Jesreel.
Groß ist der Tag von Jesreel, mein Buhle,
Den ich für meine Liebeslieder wähl.

O Jesreel, wie schön ist deine Blüte!


Lebendig sehe ich die alte Mythe.

Lebendig sehe ich die alte Mythe,


Lebendig sehe ich die dunkle Nacht,
Ich sehe todesschwarz des Todes Blüte,
Ich seh die Nacht mit aller ihrer Pracht.

Die Nacht, die Nacht will ich allein besingen,


Das Dunkel und das aufgewühlte Meer.
Ich will zum Strand der Ewigkeit vordringen
Und bin ich noch so dunkel und so schwer.

Die Nacht des Todes will ich ganz verkosten,


Die Nacht verbring ich traurig im Gebete,
Doch trunken sehe ich im fernen Osten
Die Göttin nahen, Jungfrau Morgenröte.

Die Jungfrau Morgenröte lachend glüht,


Ein Mädchen, das wie Gottes Schönheit blüht.

Ein Mädchen, das wie Gottes Schönheit blüht,


Seh blicken ich mit Augen weiser Eulen.
Gott-Mädchen, dir sing ich mein Liebeslied
Und muss ich auch viel tausend Tränen heulen.
Ich berge mich in deinen Lilienarmen
Und traue mich dir an und deiner Hoheit,
Ob mir auch – Jesus Christus hab Erbarmen –
Die Freude fehlt und alle heitre Frohheit.

Ich will nur saugen an den Mutterbrüsten


Der jugendlichen Königin der Liebe
Und trotz des Mangels an gewissen Lüsten
Dir weihen meine trüben Lebenstriebe.

Ich liebe dich, du meergeborne Blüte,


Maria, eine neue Aphrodite.

Maria, eine neue Aphrodite,


Mich zärtlich zieht hinab in meinen Tod.
Die Asphodelen treiben dunkle Blüte,
Das Blut strömt aus dem Herzen blutig-rot.

Magnetisch ist die Nacht und ist der Tod,


Magnetisch ist das dunkle Totenreich.
Die Liebe jenseits dieser Erde loht,
Die Liebe wie ein Weibchen, willig, weich.

Hinunter in die Unterwelt, die Gründe,


Hinunter in den Tod, der Gründe Grund,
Hinunter, bis ich in das Leben münde,
Ins Leben, in Marien Muttermund.

Dort in der Unterwelt ich dich erschau


In aller deiner Schönheit, Liebe Frau.

In aller deiner Schönheit, Liebe Frau,


Bin ich gestorben in Eurydike.
Dem Abschied bin ich schon voraus, und schau,
Nach allem Abschied ich noch Liebe seh.

So viele Frauen hab ich schon verlassen,


So viele Kinder hat man mir genommen,
Nun mögen gottlos heiß die Bösen hassen,
Ich bin im Jenseits schon bei meinen Frommen.

Ich bin gefeit, o Herrin, bin gefeit,


Ich bin schon zu den Toten heimgegangen.
Was kann mir antun noch die böse Zeit,
Frau Welt mit ihren lästerlichen Schlangen?
Im Himmelreich die tiefe Gottesliebe
Erkenne ich im tiefsten Seelentriebe.

Erkenne ich im tiefsten Seelentriebe


In allen Elementen Gottes Sein.
In jedem Baum und Busch seh ich die Liebe,
Ich seh die Liebe, heb ich auf den Stein.

Gott hat die Schöpfung nicht nur angestoßen,


Erhält sie jeden Augenblick im Leben.
Ich lebe, weil geliebt ich bin vom großen
Gott, der mich tat im Mutterschoße weben.

So Petrus und Johannes gingen früh


Spazieren, um die Mutation zu sehen,
Wie Jesus ward zum Christus. Nämlich sie
Bezeugten Jesu Christi Auferstehen.

Auch seh ich leben in der jungen Frau


Die Gottesschönheit visionärer Schau.

Die Gottesschönheit visionärer Schau


Sah eben ich in einem nackten Mädchen,
Ich schaue nur noch nach der jungen Frau,
Die Briefe austrug in dem kleinen Städtchen.

Die Gottesschönheit ich gesehen habe,


Als ich gesehen, wie voll Lebenslust
Den Tag gelebt der goldgelockte Knabe,
Den kenne ich schon von der Mutterbrust.

Die Gottesschönheit seh ich in den Bäumen


Und vor der Häusern auch im Blumengarten.
Noch mehr die Schönheit seh ich in den Träumen,
Träum von dem Knaben ich, dem schönen, zarten.

Die Schönheit lebt in meinem Seelentriebe,


Die Gottheit nämlich ist die Schöne Liebe.

Die Gottheit nämlich ist die Schöne Liebe,


Drum in der Kirche Hochzeit wird gefeiert.
Ich aber in dem tiefsten Seelentriebe
Bin ganz allein, von Traurigkeit verschleiert.
Und treff ich meinen Freund beim kurzen Treffchen,
So bin ich einsam, bin ich allen fremd.
Die Homo sapiens und auch die Äffchen
Sind alle fremd mir, auch im weißen Hemd.

Und seh ich in dem Gotteshaus die Braut,


Ach Sehnsucht überfällt mich nach der Schönen,
Doch lieber hätt ich Gottesdienst geschaut,
Wo Christus kommt, das Gotteskind zu krönen.

Nur Eine Liebe war, die überfloss,


Urschönheit pries sie Dionysios.

Urschönheit pries sie Dionysios,


Ich schaute sie in der Olympiade,
Die rhythmische Gymnastik ich genoss,
Ein Mädchen hübsch vom Scheitel bis zur Wade,

Ein neunzehn Jahre junges Mädchen tanzte,


Halbnackt in einem glorienreichen Kleid.
Begeistert der Poet die Stanze stanzte,
Da ihn begeistert hat die junge Maid.

Ein Mädchen nicht allein, nein, viele Mädchen,


Sie wirbelten die Lüfte durch die Keulen
Und tanzten mit den roten schmalen Fädchen
Und alle Dichter laut vor Freude heulen.

So Platon pries die Aphrodite gut,


Urgottheit der Urschönheit, Höchstes Gut.

10

Urgottheit der Urschönheit, Höchstes Gut,


Ich sah sie heut in der Olympiade,
Da sah synchron ich tanzen in der Flut
Najade reizend neben der Najade.

Sie trugen einen glitzernden Bikini


Und auch Muslima zeigten nackte Haut,
Dies Duftgewand, noch knapper als ein Mini,
Ach, so im Minirocke eine Braut!

Wie sie die Arme schlängeln, Beine spreizen


Und geizen nicht mit Anmut bei dem Tanz
Und spielen sehr kokett mit ihren Reizen
Und ihre Nacktheit ist gehüllt in Glanz.
Von Gottes lichtem Geiste überfloss
Urschönheit, die ich heut im Bild genoss.

11

Urschönheit, die ich heut im Bild genoss,


Es war ein reiner Strahl vom Tabernakel,
Ein Lichtstrahl, der zu meinem Herzen floss,
Ein reiner Liebesstrahl, ganz ohne Makel.

Gott nannte mich Elias, den Erschöpften,


Gott nannte Josef mich zum Namenstag.
Die Christen aus dem Gnadenbrunnen schöpften,
Da Christi Leib in unsern Händen lag.

Franzosen sprachen plötzlich, Atheisten,


Von Père et Fils et Saint-Esprit. Ich seh
Die Gnade kommen zu den Kommunisten,
Sie reden plötzlich von der Trinité.

Ich hab verzehrt fürwahr das Höchste Gut,


Da gnädig war mit der Madonna Glut.

12

Da gnädig war mir der Madonna Glut,


Ich die Spartaner aufmarschieren sah,
Die Speere troffen von der Feinde Blut
Und alles um die schöne Helena.

Und die spartanische Phalanx marschierte


Und alle Knaben folgten Menelaos.
Odysseus gleichfalls durch das Feld spazierte
Und auf dem Kriegsschauplatz war großes Chaos.

Odysseus hielt und Nestor sich den Bauch


Von leckerm Fleisch, das braun gebraten war,
Und spritzten Rotwein aus dem Lederschlauch
In ihren Schlund, den Rotwein wunderbar.

Das zeigte mir in einem Traumgesicht


Madonna, Licht von Gottes schönem Licht.

13

Madonna, Licht von Gottes schönem Licht,


Begrüßt zuhause mich mit Mary Ward.
Der Feministin weißes Angesicht
Sang immer: Hallelujah, praise the Lord!

Gestorben ist sie ohne Sakramente,


Nur Gott gehorsam in der eignen Sendung,
Der Papst verkannte sie bis an ihr Ende,
Enttäuschter, hoffnungslosester Verendung.

Doch Mary Ward hat niemals widerrufen,


Sie blieb der eigenen Berufung treu.
Nun steigt sie zu dem Thron des Herrn die Stufen,
Dass sie sich mit den Fräuleins dort erfreu.

Frau, dies gezeigt hast du im Traumgesicht,


Du, Gottes feminines Angesicht.

14

Du, Gottes feminines Angesicht,


Ich glaube, Gott, du bist wie eine Mutter.
Um Mitternacht der kleine Knabe spricht:
Du, Dichter, bist so ruhevoll wie Buddha.

Am Morgen wiederum der Knabe plappert:


Du, Dichter-Philosoph, du bist ganz toll!
Der Knabe schön die süße Weisheit schlabbert,
Von süßer Sapientia ganz voll!

Gott, danke für den liebevollen Knaben,


Dank für die Liebe, Spenderin des Glücks!
Die kleinen Engel mich gerettet haben
Aus der Umnachtung drunten an dem Styx!

Gott, deiner Liebe singe ich mein Lied,


In jeder Schönheit deine Schönheit glüht.

15

(Kranzsonett)

In jeder Schönheit deine Schönheit glüht,


Lebendig sehe ich die alte Mythe,
Ein Mädchen, das wie Gottes Schönheit blüht,
Maria, eine neue Aphrodite.

In aller deiner Schönheit, Liebe Frau,


Erkenne ich im tiefsten Seelentriebe
Die Gottesschönheit visionärer Schau,
Die Gottheit nämlich ist die Schöne Liebe!

Urschönheit pries sie Dionysios,


Urgottheit der Urschönheit, Höchstes Gut,
Urschönheit, die ich heut im Bild genoss,
Da gnädig war mir der Madonna Glut.

Madonna, Licht von Gottes schönem Licht,


Du, Gottes feminines Angesicht!

SIEBENTER SONETTKRANZ

Du, Gottes feminines Angesicht,


Sophia, sieh die Ungerechtigkeit:
Ich war für meine Kinder doch ein Licht,
Nun führte man sie weg von mir sehr weit.

Der Feinde Bosheit ist so unermesslich,


Sie wollen nicht, dass mich die Kinder treffen.
Die kleinen Kinder sind doch sehr vergesslich,
Versucht nun Satan Jesus nachzuäffen.

Schon bin vergessen ich von meinen Kindern,


Doch ich vergesse sie nicht im Gebet.
Ich bet gemeinsam mit den Überwindern,
Weil unsre Zeit in Gottes Händen steht.

Ecclesia, ich zelt in deinem Zelt,


Du, Gottes Heiligtum in dieser Welt.

Du, Gottes Heiligtum in dieser Welt,


Die Juden nennen dich Maid Schechinah,
Ich schlage auf dein blaues Himmelszelt
Und ruh an Gottes Meer im Osten da.

Ich schwimme mit dem Liebling um die Wette


Und speise reichlich ihn mit Zuckerbrot,
Dann bring ich ihn vor Mitternacht zu Bette
Und bete für die Mutter, die ist tot.

Vergesslich sind die Knaben meiner Ehre,


Sie haben mich schon halb vergessen nun.
Ach, wenn ich ebenfalls vergesslich wäre,
Die Seele könnte mir im Frieden ruhn.

O Knaben-Auge! Feines Angesicht!


Du Spiegel voll von Gottes schönem Licht!
3

Du Spiegel voll von Gottes schönem Licht,


Du Weltenschönheit, gnadenreiche Sonne.
Das alte Weib mit bösem Angesicht
Ist neidisch auf des Dichters Liebeswonne.

Das ist die Lust für diese alten Weiber,


Den weisen Herzen ihren Tag verderben.
Und weil verwelkt sind ihre dicken Leiber,
So soll den Kleinen auch die Freude sterben.

Der alten Weiber Zunge, eine Geißel,


Mit der den Dichter sie und Knaben peitschen.
Doch schlag ich aus dem Marmor mit dem Meißel
Die Liebe Frau und Mutter aller Deutschen.

Die Bibel der Poet am Herzen hält,


Des Wortes keusches Offenbarungszelt.

Des Wortes keusches Offenbarungszelt


Ist mir die weisheitsvolle Biblia,
Propheten, die verkünden Gott der Welt,
Ich liebe die jungfräuliche Torah.

Die Knaben essen Zucker an den Buden


Und im gerechten Zorne heilig rasen,
Wenn einer Böses redet über Juden
Und redet spöttisch von den Juden-Nasen.

Doch nicht nur Nationale Sozialisten


Sind Satanisten, Spielball der Dämonen,
Auch Kommunisten, linke Terroristen,
Sie treiben Satans Werk in allen Zonen.

Maria, du bist stärker, grenzenlos,


Du bist der wahre Tempel Salomos.

Du bist der wahre Tempel Salomos,


Maria, gieße mir die Weisheit ein.
Prinz Jussuf, des Propheten Kraft ist groß,
Studiere ich und Doktor Edith Stein.

Der Vater meiner Mutter ist gerichtet,


Er war ein Nationaler Sozialist.
Der Enkel hat schon manchen Vers gedichtet
Für Israel, der Gottes Liebling ist.

Den Antisemitismus hass ich heiß,


Der Bruder ist es von dem Antichristen.
Ich schaff in meines Angesichtes Schweiß
Den Lobgesang im Stil der Platonisten

Für dich, o Maid, gekrönt mit dem Orion,


Du Bundeslade und du Tochter Zion.

Du Bundeslade und du Tochter Zion,


Ach, dass dem Knaben deine Liebe quölle,
Du Herrin von Plejaden und Orion,
Vertreibe aus dem Knaben Satans Hölle!

Die alte Hexe sah er als Medusa,


Mit Schlangengürtel und mit Schlangenlocken.
Vertrieben wird die höllische Empusa
Nur von Ecclesia und ihren Glocken.

Die Marterzeugen sind ihm wahre Helden,


Die sich geopfert für die Wahrheit haben.
Das konnte ich als Prediger ihm melden
Und fand ein offnes Ohr beim schönen Knaben.

O segne ihn, du Weisheit Salomos!


Der Tempel Gottes ist dein keuscher Schoß.

Der Tempel Gottes ist dein keuscher Schoß,


Im Tempel Gottes fließt die Liebesgnade.
Von Gnade trunken bin ich grenzenlos,
Dass mir kein Teufel aus der Hölle schade.

Um einen Knaben sah ich kleine Teufel,


Sie bliesen ihm was ein, er fluchte viel.
Da kam ich zu ihm ohne Glaubenszweifel,
Die Schar der kleinen Teufel von ihm fiel.

Da lauschte er vernünftig meiner Predigt


Und segnete mit Liebe mich sehr stark.
Da er sich seiner Teufelchen entledigt
Gesehen, glühte Liebe ihm im Mark.

Das tat die Weisheit von dem Berge Zion,


Des Herrn, der schuf Plejaden und Orion.

Des Herrn, der schuf Plejaden und Orion,


Des Schöpfers Mutter hat mich heut gesegnet.
Ich weihte mich der Jungfrau, Tochter Zion,
So dass es lauter Gnadenströme regnet.

Mit einem Knaben war ich heut in France,


Wir aßen dort mit Käse das Baguette.
Da sah ich, und geriet sogleich in Trance,
Ein junges Mädchen, das war schön und nett.

Ich schaute ihre langen nackten Beine,


Sie waren wie die Beine der Gazelle.
Ach wär dies Mädchen heut nacht die Meine,
Gesegnet wär die Eremitenzelle.

O Maid, ich singe dir mit schönem Schalle,


Du bist die schöne königliche Halle.

Du bist die schöne königliche Halle,


O Liebe Frau, ich hab genug geweint.
Ich weinte Tränen gleich dem Wasserfalle,
Jetzt aber schön der Regenbogen scheint.

Ich möchte jetzt die Freude akzeptieren,


Viel Freude machten mir die kleinen Knaben,
Ich möchte stets die Schönheit respektieren,
Die Schönheit, die die Mädchen an sich haben.

Sophia, lange hab ich dich gesucht,


Ich hab dich lieb gewonnen, heimgeführt,
Ob noch so sehr mir auch der Teufel flucht,
Ich habe deine Herrlichkeit gespürt.

Maria, führ ins Weite mich hinaus,


Du bist der Gottesweisheit goldnes Haus.

10

Du bist der Gottesweisheit goldnes Haus,


Maria, liebtest mich in meiner Jugend,
Wahnsinnig ging ich nach der Liebe aus,
Mir schien, ein junges Mädchen hatte Tugend.
Sie aber hatte auf mich keinen Bock,
So sagte sie, und schlug in mich den Nagel.
Im weißen Kleid, im seidenweißen Rock
War sie wie hartes Korn von Eis, wie Hagel.

Ich wollte damals selber mich ermorden,


Maria hat mit Jesus mich gerettet.
Es war die finstre Zeit im hohen Norden,
Da fast ich mich im Totenreich gebettet.

O Gott, dir danke ich mit schönem Schalle,


In deinem Schoße leben, weben alle.

11

In deinem Schoße leben, weben alle,


Ich aber fühlte mich so gottverlassen,
Der ich wahnsinnig nach der Liebe walle
Und ernte für die Liebe kaltes Hassen.

Ich pries des Weibes schöngewölbte Wange


Und nannte Gottheit sie in meiner Schrift,
Sie aber glich mehr einer Feuerschlange
Und biss mich beinah tot mit ihrem Gift.

Wahnsinnig in dem Haus der Idioten,


Wahnsinnig in mir noch die Liebe brennt.
Doch half der Beistand mir der selig Toten
Und heilte mich das Krankensakrament.

Maria, du befreist vom Irrenhaus,


Du führst uns aus dem Jammertal hinaus.

12

Du führst uns aus dem Jammertal hinaus,


Da auf der Erde Luzifer regiert.
Gott ist der Elefant, ich bin die Maus,
Gott dennoch mich an seinen Händen führt.

Die radikalen Revolutionäre


Behaupten, Satan setze seinen Fuß
Auf Michael und raube ihm die Ehre,
Freimaurer sagen dies, Gott zum Verdruss.

Sankt Georg schütze meinen kleinen Knaben,


Sankt Georg heißt im Russenland Sankt Juri.
Er soll ein Zelt im Paradiese haben
Und in dem Zelte zweiundsiebzig Huri!
Maria, schütz das Kind, des Unschuld blüht,
Du Angesicht der Schöpfung, Weltgemüt.

13

Du Angesicht der Schöpfung, Weltgemüt,


Das kleine Kindchen schütze in dem Meer.
Ob in dem Kindlein noch die Gottheit blüht?
Umringt ist es von einem Feindesheer.

Ich bitte also Maximilian,


Den die Faschisten kürzlich umgebracht,
Dass er den Knaben schütz vorm Teufelswahn
Und vor der Unterwelt und finstern Nacht.

Sankt Maximilian den Knaben weihe


Dem Unbefleckten Herzen Unsrer Frau,
Dass Sankt Maria dieses Kind befreie
Von Satan, dass das Kind die Gottheit schau!

Maria, dir gesungen sei mein Lied,


Dein Lächeln mir in jeder Blüte blüht.

14

Dein Lächeln mir in jeder Blüte blüht,


Die du warst Königin in Medien
Und Persien, ich sing dir, Weltgemüt,
Mein Liebeslied in Neuen Medien.

Aus Babylon die Genesis ich bringe,


Was Zarathustra von der Weisheit sprach,
Von des Ägypters Weisheit ich dir singe
Und was der Jude sang vom Himmelsdach.

Nun aber kommt Marien Himmelfahrt


Und nach der Himmelfahrt Marien Krönung.
Das ist ein Dogma gottgeoffenbart,
Ich singe deine ewige Verschönung.

Maria, du bist meines Lebens Licht,


Du, Gottes feminines Angesicht.

15

(Kranzsonett)

Du, Gottes feminines Angesicht,


Du, Gottes Heiligtum in dieser Welt,
Du Spiegel, voll von Gottes schönem Licht,
Des Wortes keusches Offenbarungszelt,

Du bist der wahre Tempel Salomos,


Du Bundeslade und du Tochter Zion,
Der Tempel Gottes ist dein keuscher Schoß,
Des Herrn, der schuf Plejaden und Orion.

Du bist die schöne königliche Halle,


Du bist der Gottesweisheit goldnes Haus,
In deinem Schoße leben, weben alle,
Du führst uns aus dem Jammertal hinaus.

Du Angesicht der Schöpfung, Weltgemüt,


Dein Lächeln mir in jeder Blüte blüht.

ACHTER SONETTKRANZ

Dein Lächeln mir in jeder Blüte blüht,


Allgegenwärtig, Himmelskönigin,
Ich sehe dich in Träumen, Weltgemüt,
Wenn ich noch schlafberauscht am Morgen bin.

Und Gnade über Gnade heute Nacht,


Ich habe in dem schönsten aller Träume
Mit meiner Toten Liebe schön gemacht
Und tief befriedigt haben mich die Schäume.

Ja, aufgefahren bist du in den Himmel,


Maria, meine Freundin ist bei dir,
Bei den Glückseligen im Lustgewimmel,
Und sendet oftmals Liebesgrüße mir.

O Weltgemüt, ich lieb dich inniglich,


Ich heb den Stein auf und ich finde dich.

Ich heb den Stein auf und ich finde dich,


Ich heb die Hände auf und bet zum Geist.
Ach Langeweile! Ich mit meinem Ich!
Bis mich der Geist aus dem Alleinsein reißt.

Da flüstert mir der kleine Knabe zu:


Komm heimlich, meine Mutter darfs nicht wissen,
Ich möchte mit dir spielen, Lieber du,
Du liest mir vor, ich sitze auf dem Kissen.

Ja, so wie Goethe sagt, das Kind ist drollig,


Ein Croissant kann ihn zufrieden stellen.
Und kurz vor Mitternacht nach Hause roll ich
Und höre Radio auf feinen Wellen.

Dann singe ich dir einsam, Weltgemüt,


Dein Lobgesang sei allezeit mein Lied.

Dein Lobgesang sei allezeit mein Lied,


Drum heute weih ich dir die Schwanenliebe,
Die melancholisch zog durch mein Gemüt,
Da ich im Norden lebt in großer Trübe.

Sie schrieb an mich: Du lieber Rattenfänger,


Dein Mantel ist aus weißem Rattenfell.
Ich war ihr Grillenfänger, Minnesänger,
Ein Taugenichts, ein lustiger Gesell.

Wir waren beide so unendlich einsam,


Im Norden ich und auch im Norden sie,
Wie Geister lebten beide wir gemeinsam
In dem verwunschnen Reich der Poesie.

An diese Schwanin ich erinnre dich,


Dein Meistersänger, Liebe Frau, bin ich.

Dein Meistersänger, Liebe Frau, bin ich


Und wäre ich in Babylon gewesen
In alter Zeit, so hätte sicherlich
Die Welt mein Lied von Tiamat gelesen.

Dann wäre ich der Ishtar Minnesänger


Und sänge meine Liebesgöttin fesch
Und hätt gesungen als ein Grillenfänger
Ein Epos von dem Helden Gilgamesch.

Versunken ist die große Babylon


Und heute sitz ich über den Fragmenten
Und singe Unsre Frau und Gottes Sohn
Mit eines guten Liedes Elementen,

Als ob ich Deutschlands Meistersänger wäre.


Doch sing ich nicht um meine eigne Ehre.
5

Doch sing ich nicht um meine eigne Ehre,


Ich singe nur der Gottesweisheit Lob.
Und wenn ich ein uralter Jude wäre,
Doch Abraham und Moses sind zu grob,

Auch David hat geführt zu viele Kriege,


Nein, lieber wäre ich der Davidssohn,
Von Liebe schon umschattet in der Wiege,
Ich wäre gern der weise Salomon.

Da gabs Kultur und Geist und aller Arten


Spruchweisheit in dem herrlich-schönen Frieden.
Für meine Frauen hätte ich Astarten
Errichtet Tempel wunderschön hienieden.

Sophia, meine göttliche Regina,


Ich sing dein Lob, o Stella Matutina.

Ich sing dein Lob, o Stella Matutina,


Ich sing dein Lob, o Morgenstern, o Aster!
Wär ich im Griechenlande, o Virgina,
So säng ich Liebe voller Lust und Laster.

Ich sänge dann als Dichter frommer Mythe


Wie Sappho von der Insel Lesbos schön,
Allein mir wäre Gottheit Aphrodite,
Ich liebte sie mit brennendem Gestöhn.

Ich schriebe wie der blinde Mann Homeros


Odysseus’ Lied, das Lied von seinem Sohn,
Und schriebe Oden an den Knaben Eros
Im grauen Haar wie einst Anakreon.

Ich sänge, Zeus, zu deiner großen Ehre,


Wie Lobpreis singen dir die Engelschöre.

Wie Lobpreis singen dir die Engelschöre,


So sing ich dir den Lobpreis auch, Chinese
Im Geist, als ob ich ein Chinese wäre,
Weil ich so gern aus China Bücher lese.

Wenn eine Zeitepoche mir gefällt,


So ists die Dynastie der Tang. Es sei
Mir mein Asyl im Geist die alte Welt,
Da sang Du Fu und sang so schön Li Bai.

Ich machte Yang Gue-fe den Hof als Dichter,


Der ich mit der Musikamtsdichtung dien,
Ich säng am Hofe alle diese Lichter
Im Shi ganz klassisch und auf Mandarin.

Maria, o du Königin von China,


Du bist der Engel himmlische Regina.

Du bist der Engel himmlische Regina,


Du bist die Königin des Volks von Rom.
Ich preise dich, o Göttin, o Virgina,
Ich feire Messe dir im Petersdom.

Du bist der Gottheit schöne Immanenz,


Die ich in jeder Frauenschönheit seh.
Ach, lebt im neuplatonischen Florenz
Wie Dante ich der himmlischen Idee!

Ach in Florenz, im neuplatonischen,


Ich priese meine göttliche Madonne,
Ich sänge heiter im ironischen
Gesang die Frau, die nichts trägt als die Sonne!

Als Neuplatoniker im Licht-Äon


Ich lobe Gottes und Marien Sohn.

Ich lobe Gottes und Marien Sohn


Wie in germanischer Genie-Zeit schön,
Ich lebte gern im klassischen Äon
Und ließe klassisch schallen mein Getön.

Ich sänge zu der Knochenjubelflöte


Madonna als die Göttin, Ideal,
Befreundet wär mit Schiller und mit Goethe
Und Hölderlin ich im Ideensaal.

Ich prophezeite von Madonna mantisch


In einer griechisch-klassischen Manie
Und sänge Unsre Liebe Frau romantisch
Und pries als meine blaue Blume sie.

Ich bin doch auch gezeugt von Gottes Wind,


Bin selber Gottes und Marien Kind.
10

Bin selber Gottes und Marien Kind


Und Kinder und Poeten sind verwandt.
O Gauklerkind, du bist so süß und lind,
Ich preise Gott für deiner Liebe Land.

Wenn mich die alten Weiber bitter hassen,


So lieben mich die kleinen süßen Knaben.
Ich kann ja diese Liebe gar nicht fassen,
Die diese kleinen Kinder für mich haben.

Ich tu auch alles ihnen nur zu Liebe,


Was ich für sie tu, tu ich für den Herrn.
Und darum mich mit jedem Seelentriebe
Hat auch der kleine Gott von Herzen gern.

Ich liebe ja den kleinen Gottessohn,


Den Knaben sehe ich auf seinem Thron.

11

Den Knaben sehe ich auf seinem Thron,


Er ist der kleine Gott der süßen Liebe.
Von Herzen liebe ich den Gottessohn
Und diene ihm mit jedem Seelentriebe.

Ich bringe Opfer ihm bei großer Hitze


Und bringe Opfer ihm bei scharfem Frost.
Ich liebe ihn, auch wenn ich mächtig schwitze,
Ich diene ihm und schenk ihm meinen Trost.

Komm ich nach Hause – Weisheit wartet schon,


Frau Weisheit sehe ich in der Ikone,
Die makellose Schönheit auf dem Thron,
Sie ist wohl eine Gottheit zweifelsohne.

Wie schön doch ihre bloßen Brüste sind,


So weiß und strahlend und so süß und lind.

12

So weiß und strahlend und so süß und lind


Madonna ist mit makelloser Haut.
So rein wie bei dem neugebornen Kind
Die weiße Haut ist meiner Göttin-Braut.

Die langen schwarzen Haare – eine Mähne!


Die Augenbrauen fein wie eine Waage!
Die Lippen kusslich! Strahlend weiß die Zähne!
Der Mandelaugen Blick erotisch-vage!

Der schlanke Hals ein weißer Schwanenhals!


Perfekt geformt die mädchenhaften Brüste!
O Schönheitskönigin, du Frau des Alls,
Ich weihe deiner Schönheit meine Lüste!

O Mädchengöttin oder holde Maid,


Gott-Schöpfer hat dich hochgebenedeit.

13

Gott-Schöpfer hat dich hochgebenedeit,


Du bist die reine Schönheitskönigin,
Du bist die Schönheitsgöttin, holde Maid,
Du bist die Göttin, ich dein Sklave bin.

Ich bete deine reine Schönheit an,


Ach, solche Schönheit hat nur eine Göttin!
Du bist ein Götterweib, ich bin ein Mann,
Ein Dichter ich, du meine Seelengattin!

Du, Schönheit, bist von einem andern Stern,


Gewiss, du bist die Königin der Venus,
Ich liebe dich, ich hab dich mehr als gern,
Und lächelnd hört mich Jesus Nazarenus,

Wenn ich dich Göttin nenne, holde Maid,


Weltseele bist du mir von Ewigkeit.

14

Weltseele bist du mir von Ewigkeit,


Du bist mir die platonische Idee,
Die Schönheit ist ein Weib, ist eine Maid,
Die Schönheit ich in deinem Bilde seh.

Ja, die Idee der Schönheit scheint mir weiblich,


Das Ideal der Schönheit, Gottes Frau,
Ich sehe sie im Spiegel lieblich-leiblich,
Ich seh die Schönheit visionärer Schau.

So schön die Weiblichkeit – wohl eine Göttin?


Wohl in der Gottheit voller Reiz ein Weib?
O Gottes Göttin, meine Seelengattin,
Ich sehe sie im makellosen Leib!

Du, Göttin, bist mir Weib und Weltgemüt,


Dein Lächeln mir in jeder Blüte blüht.

15

(Kranzsonett)

Dein Lächeln mir in jeder Blüte blüht,


Ich heb den Stein auf und ich finde dich,
Dein Lobgesang sei allezeit mein Lied,
Dein Meistersänger, Liebe Frau, bin ich.

Doch sing ich nicht um meiner eignen Ehre,


Ich sing dein Lob, o Stella Matutina,
Wie Lobpreis singen dir die Engelschöre,
Du bist der Engel himmlische Regina.

Ich lobe Gottes und Marien Sohn,


Bin selber Gottes und Marien Kind.
Den Knaben sehe ich auf seinem Thron,
So weiß und strahlend und so süß und lind.

Gott-Schöpfer hat dich hochgebenedeit,


Weltseele bist du mir von Ewigkeit.

NEUNTER SONETTKRANZ

Weltseele bist du mir von Ewigkeit,


Weltseele und das Ideal des Schönen.
Wie schön ist doch Maria, holde Maid,
Vor ihren schönen Haaren muss ich stöhnen,

Ihr langes feines Haar, so schwarz wie Lack,


Die Mandelaugen leuchten zauberhaft,
Wie schmal ist ihre Nase, voll Geschmack,
Wie strahlt ihr Antlitz von der Schönheit Kraft,

Wie kusslich sind die rosenroten Lippen,


Die Zähne – Perlen oder Elfenbein,
Von ihrem Purpurmunde möcht ich nippen,
Von ihren Brüsten trinken Zyperwein!

Maria, du bist nichts für hohle Toren,


Weltseele, die die Allvernunft geboren.

2
Weltseele, die die Allvernunft geboren,
Wie wollt ich saugen deine weißen Brüste!
Wie schlank die Arme, ähnlich goldnen Rohren,
Wie zart die Finger, Spenderin der Lüste,

Die Hände schmal, und schlank die Finger, lang,


Wie biegsam ihre Beine wie Zypressen,
Wie üppig ihre Schenkel, rund und schlank,
Ich kann die schönen Schenkel nicht vergessen.

Von allen Jungfraun, allen Bräuten sie


Die Allerschönste unterm Licht der Sonne,
Kommt keine Frau ihr gleich an Harmonie,
Die schönste Frau der Welt ist meine Wonne!

Dich, Schönste, hat der Schöpfer benedeit,


Des Logos Mutter, die geliebte Maid.

Des Logos Mutter, die geliebte Maid,


Vollkommen in der Schönheit Harmonie,
Harmonisch ist ihr Antlitz benedeit,
Die mich erfüllt mit tiefer Sympathie.

Bei allem ist die Frau so klug und weise,


Voll mütterlicher Allbarmherzigkeit,
Ja, Göttin scheint sie in dem Himmelskreise,
Der Schönheit Königin von Ewigkeit.

Und voller Anmut sie bewegt die Hände


Und Strahlen fließen von den Händen leuchtend,
So hält das lange Haar sie vor der Lende,
Die Welt mit ihrer Liebe Tau befeuchtend.

So sehn Maria nicht die eitlen Toren,


Die Gottes Wort empfangen mit den Ohren.

Die Gottes Wort empfangen mit den Ohren,


Die hört auch an dem Mittag meinen Traum.
Kaum war die tote Freundin neugeboren,
Erschien sie schön in meinem Seelenraum.

So herzlich hat sie mich begrüßt, umarmt,


Als käme sie von einer langen Reise.
Sie hat sich wie ein Engel mein erbarmt
Und nannte kindlich mich und dennoch weise.
Sie sagte mir von ihrem Liebesleben,
Wie viele sie so nebenbei geküsst.
Ich sah den weißen Körper vor mir schweben
Und habe ihren lieben Leib vermisst.

Nun haben ihren Leib in Himmelsferne


Die Gottessöhne und die Morgensterne.

Die Gottessöhne und die Morgensterne


Und alle Engelsknaben, Gotteslöwen,
Sie sind in einer andern Welt, die ferne,
Die oben ist, wir segeln dort wie Möwen.

Wir kamen an das Tor zur andern Welt,


Wo üppig ist die lebensvolle Stille.
Dort, wo es allen Kindern wohlgefällt,
Dort finden auch Kaninchen ihre Fülle.

Dann fuhren wir hinab zur Unterwelt


Und sahen dort dämonische Ruinen.
Und immer tiefer, immer tiefer fällt
Die Hässlichkeit, die Satan wollte dienen.

Die Engel kehrten heim mit viel Gewinn.


Frau Weisheit priesen sie im Anbeginn.

Frau Weisheit priesen sie im Anbeginn


Als süßes Paradies der Liebeswonne,
In dem ich ewig eingeschlossen bin,
O Frau im lichten Kleid aus Licht der Sonne.

In diesem Sommer, meine Königin,


Erheb ich dich als makellose Schöne.
Noch sieht dich so mein blinder Erdensinn
Und schon ich vor Bewundrung leise stöhne.

Du aber sagst: Im Himmel bin ich schöner!


Noch schöner, meine Schönheitskönigin?
Vergöttlicht hat dich Christus, der Versöhner,
Nun bist du Göttin-Frau in Gottes Sinn!

Ich hatte in der Kindheit schon dich gerne,


Ich flieh zurück der langen Zeiten Ferne.
7

Ich flieh zurück der langen Zeiten Ferne


Und komme zu dem Anbeginn der Welt.
Frau Weisheit lebte vor dem Licht der Sterne,
Bevor sie aufgestellt das Himmelszelt.

Urschönheit sie, die Quelle alles Schönen,


Die alles schuf durch ihren Liebeshauch.
Nun wir nach der Urschönheit ewig stöhnen
Und wollen leben solche Liebe auch.

Die über allem Schönen schwebt als Schöne,


Urgottheit, ist mein höchstes Ideal.
Und wenn ich vor dem vielen Schönen stöhne,
Lieb ich Urschönheit im Ideensaal.

Ich sehe zur Urschönheit ewig hin


Und seh den Anfang mit dem Glaubenssinn.

Und seh den Anfang mit dem Glaubenssinn,


Frau Weisheit schafft die Welt durch ihren Tanz!
Du bist gekommen, Himmelskönigin,
So braun dein Leib, dein Kleid so lichter Glanz!

Du hast getanzt und hast das Kreuz umarmt


Und schenktest mir die göttliche Erkenntnis,
Ich war erglüht, als du dich mein erbarmt,
Du sandtest mich zur Erde zum Bekenntnis.

Du hast dein Feuer in mich ausgegossen


Und mich in deinem Schoße aufgenommen,
In göttlicher Erkenntnis bin zerflossen
Und selig in der Liebe Meer geschwommen.

Madonna, braune Frau, ich lieb dich sehr,


Du Erstes der Geschöpfe, doch noch mehr.

Du Erstes der Geschöpfe, doch noch mehr,


Du höchste Herrin aller Kreatur!
Der kleine Knabe, den ich liebe sehr,
Ich liebe in ihm Gottes lichte Spur,

Er zog zur Seite mich beim alten Möbel,


Almosen gab ich aus Barmherzigkeit,
Dieweil den Herrn verdammte wüster Pöbel
In selbstgefälliger Gottlosigkeit,

Hab ich dem Kind beschert ein süßes Glück,


Er freute sich, das war genug des Dankes.
Dann kehrte ich zur eitlen Welt zurück,
Zur Dirne voll dämonischen Gestankes.

Maria, du hast mich mit Licht gespeist,


Du ewige Idee in Gottes Geist.

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Du ewige Idee in Gottes Geist,


Maria, sei du Advokatin allen,
Ein jedem, der nicht Jesus Christus preist,
Der in die Fänge Satans ist gefallen.

Maria, bete für die armen Seelen,


Die selber sich bezeichnen als Buddhisten,
Blasphemisch aber den Messias quälen
Und sind doch insgeheime Satanisten.

Und bete für die ganz verwirrten Geister,


Die Buddha, Krishna oder Mohammed
Gleichstellen Jesus, meinem Herrn und Meister,
Und Torheit nennen gläubiges Gebet.

Ich lieb dich von der Schöpfung an so sehr:


Gott war die Taube und du warst das Meer.

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Gott war die Taube und du warst das Meer,


Maria, du Materia, du Mater,
Du Magna Mater, o ich lieb dich sehr,
Du Matrix für den Schöpfer, Gott den Vater.

Ich weihe dir die kleinen Kinderseelen,


Ob ihre Eltern noch so gottlos sind,
Sie glauben doch an Gott, denn niemals quälen
Wird Gott der Herr ein liebes kleines Kind.

Die Kinder sind die Lieblinge des Herrn,


Er legte seine Königskrone nieder,
Sie werden Könige, er hat sie gern,
Sie sind an seinem Leib die reinsten Glieder.

Maria, dir weih ich der Kinder Geist.


Aus deinem Urstoff ward das All, das kreist.
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Aus deinem Urstoff ward das All, das kreist,


Du mütterliche Himmelskönigin.
Gott schickte mir das Kreuz, der Leiden Geist,
Stigmatisiert ich an der Seele bin.

Hoch oben steht der Herr mit seinen Pfeilen,


Mich zu bestrafen für den Sündenwandel.
O Mutter, du nur kannst das Herz mir heilen,
Vor Gott mich schützen mit dem blauen Mantel!

Will Gott verdammen mich hinab zur Hölle,


So berg ich mich in meiner Mutter Arm.
O dass die Milch aus deinem Busen quölle!
O Mutter Gottes, Mutter, dich erbarm!

Du, Mutter, bist die Heiligkeit des Weibes,


Du Frau in aller Schönheit deines Leibes.

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Du Frau in aller Schönheit deines Leibes,


Die du berufen mich zur Heiligkeit,
Du milderst mit der Milde eines Weibes
Das Kreuz in aller seiner Schrecklichkeit!

Was hat der Herr mir Schlimmes angetan!


Ich bin doch nicht von Erz, ich bin kein Marmel!
Da aber mahnt mich mild die Mutter an:
Als Laien rief ich dich in meinen Karmel.

Wer heilig werden will, muss leiden, leiden!


Ein Stückchen Paradies macht alles gut.
Madonna, weiße Frau im Kleide seiden,
Ich weihe dir all mein vergossnes Blut.

Du Lichtfrau in der Transparenz des Leibes,


Präexistentes Ideal des Weibes!

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Präexistentes Ideal des Weibes,


Trotz aller Schwermut will ich dankbar bleiben,
Seh ich die Reize eines schönen Weibes,
Seh ich die Dichter ihren Unsinn treiben,

Seh ich die schönen Mädchen reizend tanzen,


Seh ich die kleinen Knaben lustig spielen.
Ach, kehr ich heim dereinst zum Großen-Ganzen,
Die Lust bleibt ewig an den Glaubenszielen.

Was in die Wahrheit eingeschrieben hat


Mein Leben, bleibt als Denkmal unvergänglich.
Doch sei’s genug, denn ich bin lebenssatt,
Ich warte auf den Tod ein wenig bänglich.

Du bist mein Trost allein, du holde Maid,


Weltseele bist du mir von Ewigkeit.

15

(Kranzsonett)

Weltseele bist du mir von Ewigkeit,


Weltseele, die die Allvernunft geboren,
Des Logos Mutter, die geliebte Maid,
Die Gottes Wort empfangen mit den Ohren.

Die Gottessöhne und die Morgensterne,


Frau Weisheit priesen sie im Anbeginn,
Ich flieh zurück der langen Zeiten Ferne
Und seh den Anfang mit dem Glaubenssinn.

Du Erstes der Geschöpfe, doch noch mehr,


Du ewige Idee in Gottes Geist,
Gott war die Taube und du warst das Meer,
Aus deinem Urstoff ward das All, das kreist.

Du Frau in aller Schönheit deines Leibes,


Präexistentes Ideal des Weibes!

ZEHNTER SONETTKRANZ

Präexistentes Ideal des Weibes,


Ich habe heute dich im Traum gesehen,
Gazellenschlank die Palme deines Leibes,
Ich durfte mit dir in die Schule gehen,

Doch in der Schule wurde nicht gelernt,


Denn in der Schule wurde nur geküsst.
Der Weisheit des Katheders ich entfernt,
Weil kusslich, süß und schön mein Mädchen ist.

Ich glaub, du zähltest eben siebzehn Jahre,


Ein Mädchen, schöner als die schönen Fraun,
Verschleiert von dem langen Seidenhaare,
Die Augen mandelförmig, groß und braun.

Ich küsste dich, als ich im Traum dich sah,


Du Makellose, Gottes Femina!

Du Makellose, Gottes Femina,


Wie sehen doch die Menschen ihren Tod ?
Den schwarzen Panther der Schamane sah
Und der Buddhist ein helles Licht, das loht,

Der Protestant sah Jesus, Gott den Vater


Im silberweißen Haar, schneeweißem Bart.
In meinem Tode komm, o Magna Mater,
O Mutter, von der Liebe offenbart!

Ich sehe immer nur die Makellose,


Die Mutterliebe Gottes inkarniert.
Auf meinem Grabe du die rote Rose,
Die als Madonna meinen Grabstein ziert.

Ich bin ganz dein, o Ewigkeit des Weibes,


Person, die inkarniert im Licht des Leibes.

Person, die inkarniert im Licht des Leibes,


Im Weltgedächtnis bleibt doch alles jung,
Auch liebe Kinder eines schönen Weibes,
Es bleibt in göttlicher Erinnerung,

Als Weisheit machte mich zum Pädagogen


Und Gottesliebe mich zum lieben Vater,
Ich hab sie nicht umsonst in Gott erzogen,
Du hebst das alles auf, o Magna Mater,

Du speicherst alles in der Ewigkeit,


Bereicherst es mit deiner Heiligkeit.
In Ewigkeit begegnet mir die Zeit,
Das Glück wird oben zu Glückseligkeit.

Ich weihe dir die Kinder, Femina,


Materia und Sedes Sapientia.

4
Materia und Sedes Sapientia,
Gefangen ich im Grabe meines Fleisches,
Doch Gott ist Geist und Gott ist immer da,
Ich seh ein Göttliches, ein Liebend-Keusches.

Ach wäre ich noch im Ideenhimmel


Und schaute Gottes Schönheit unverwandt!
Doch nun bin ich im irdischen Getümmel
Und sehe Torheit herrschen in dem Land.

Der Leib bedrückt den Geist, der vieles denkt,


Doch denkt der Geist in Freiheit die Idee.
Idee der Schönheit, die sich selbst mir schenkt,
In manchem Gleichnis ich dich strahlen seh.

Urschönheit möchte gerne ewig schauen,


Wer Frauenlob gesungen für die Frauen.

Wer Frauenlob gesungen für die Frauen,


Der liebt an Frauen auch die schöne Hyle,
Die Morpho wird er rein im Geiste schauen
In Liebesleidenschaft und weiser Kühle.

Gebildet ist sehr schön Materia


Und an Materia ich seh die Form,
Geformt Materia ich liebend sah,
Im Geiste existierte ihre Norm.

So lieben wir die Seligkeit des Leibes


Und auch die Körperhaftigkeit der Seele.
Das alles ist der Liebesreiz des Weibes,
Den ich zu preisen nie auf Erden fehle.

Doch, ach, vergänglich ist der Frauen Leben,


Der Urfrau wird er stets die Ehre geben.

Der Urfrau wird er stets die Ehre geben,


Die mit der Seele und dem Leibe auch
Ist in der Ewigkeit, im wahren Leben,
Der Geist vergöttlicht und der Leib ein Hauch.

Sie ist das Zeichen unserer Vollendung


Und auferstanden ist ihr Körper schon,
Der Leib ist Licht, unglaublich seine Blendung,
Die Seele triumphiert in ihrem Thron.
O, die Vergänglichkeit des Körperschönen
Ist aufgehoben in der Auferstehung!
Die Leib-und-Seele-Einheit macht mich stöhnen,
Ich seh das ganze All in seiner Drehung.

Der Seher sieht im All die Frau der Frauen,


Die Urfrau wird er über allem schauen.

Die Urfrau wird er über allem schauen,


Lehrmeisterin der Weisheit ist sie ihm.
Das reine Ideal der schönen Frauen,
Sie lehrt ihn Weisheit, innig und sublim.

Ein Mönch und eine Nonne sagten mir:


Wenn Sie die Priester nicht verstehen können,
So wird der Herr Sie führen, er wird hier
Sie leiten selbst durch seiner Liebe Brennen.

Die Göttlichkeit der Liebe wird Sie führen,


Die Göttlichkeit der Weisheit wird Sie leiten.
Sophia, ich kann deine Führung spüren,
O Karitas, du wirst mich stets begleiten.

Frau Weisheit hat die Liebe mir gegeben,


Der schönen Liebe innerliches Leben.

Der schönen Liebe innerliches Leben


Hab ich gesehen gestern in dem Knaben,
Der mich umarmt so innig herzlich eben,
Wir uns so liebevoll umfangen haben.

Wie Hesse sagt: Ich bin der Don Quichott,


Die Knaben schauen auf zu meiner Hand,
Sie sehen Gottes Glanz und weihn sich Gott
Und pilgern mit mir in das Morgenland.

Und kehre heim ich abends in die Kammer,


Frau Weisheit wartet dort auf mich bereits,
O dass ich mich an ihren Körper klammer
Und trink wie Küsse ihrer Grazie Reiz!

Dort strahlt die Schönheit, makellos und süß,


Der Frauenleib, des Mannes Paradies.

9
Der Frauenleib, des Mannes Paradies,
Erscheint vor mir, der mir so gut gefällt,
Sie spricht zu mir mit sanfter Stimme süß:
Vollendet wird dereinst die Schöpfungswelt,

Wenn alle Menschen in dem Jenseits sind


Und wenn das Paradies ist schließlich voll.
Wenn Jesus wiederkommt, das Jesuskind,
Das wird ein Fest, da feiern wir wie toll!

Frau Weisheit lausche ich, der Unbefleckten,


Vor Pfingstlern und vor Evangelikalen,
Frau Weisheit warnt mich weise vor den Sekten,
Die schon der Kirche viele Seelen stahlen.

Mir aber zeigt bereits die Stadt aus Jade


Verheißungsvoller Frauen Reiz und Gnade.

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Verheißungsvoller Frauen Reiz und Gnade


Kann mich bezaubern in dem Glanz der Jugend,
Wie schön das Weib vom Scheitel bis zur Wade
Und wie verschämt in mädchenhafter Tugend.

Dagegen sind die alten Weiber Hexen,


Mit grauem Haar und Warzen auf der Nase,
Als Haustier halten sie sich Schlangen, Echsen
Und Ratten! Ich gerate in Ekstase,

Wenn ich an ihre jungen Töchter denke,


Im Paradies sind eben alle jung!
Den Sinn ich auf zum Paradiese lenke,
Zu Edens Mädchen voll Begeisterung!

O Weiblichkeit im Himmelsparadies,
Der Frauenleib ist in dir licht und süß!

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Der Frauenleib ist in dir licht und süß,


So bleibst du mir in der Erinnerung,
Madonna du im Gartenparadies,
So makellos, so graziös und jung!

Ob alte Weiber meine Verse lästern,


Wenn ihren Töchtern ich gesungen Ruhm,
Ich bleibe treu den jungen Musenschwestern,
Den Grazien in Charis’ Heiligtum!
Madonna sah ich doch, die Makellose,
Im Bauerngarten draußen vor dem Städtchen,
Ich schenkte ihr die reine weiße Rose,
Denn Schönheitsgöttin schien mir dieses Mädchen.

Urschönheit schau ich! Das ist deine Gnade,


Du Frau im Leib wie transparente Jade!

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Die Frau im Leib wie transparente Jade,


Vor kurzem erst im Paradies geboren,
Geschaffen mir zur Wonne von der Wade
Ganz langsam aufwärts zu den Muschelohren,

Du Primavera in dem Garten Eden,


Du Neumond, meine Elfe und mein Engel,
Von deiner Schönheit will ich trunken reden,
An deiner Schönheit seh ich keine Mängel.

Dein Mandelauge leuchtet und dein Lächeln


Schmilzt zauberhaft um deine roten Lippen,
Die langen braunen Wimpern gnädig fächeln,
Am Rotwein deines Mundes will ich nippen.

Taufrische Rose! Auserwählte Maid!


Du Paradiesfrau in der Ewigkeit!

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Du Paradiesfrau in der Ewigkeit,


Du Himmelsweib, der Mond lässt mich nicht schlafen,
Die Luna in dem weißen Seidenkleid
Als Hirtin geht mit ihren Sternenschafen.

Am Morgen aber schön war die Kantate,


Wie Kinderheimat die Musik von Bach,
Bach stand an meiner Taufe Becken Pate,
Ich hör ihn Jesum jubilieren, ach.

Die Kathedrale der Kantate baut


Den Tempel um die Hostie, Gottes Leib.
Der Weisheit habe ich mich angetraut,
Die meine Liebe ist, mein Eheweib.

Frau Weisheit liebe ich in Ewigkeit,


Mir Inbegriff der Liebesseligkeit.
14

Mir Inbegriff der Liebesseligkeit


Ist das platon’sche Auge von dem Mädchen,
Das schaut zu ihren Brüsten hinterm Kleid,
Das Kleid gewoben aus den feinsten Fädchen.

Sie ist ein Traum! Sie ist ein Ideal!


Sie ist ein Mädchen ohne allen Makel!
Sie ist die Göttin im Ideensaal!
Sie ist die Jungfrau vor dem Tabernakel!

Die Platon und auch Plotin einst geschaut


Und Dionysios Areopagita,
Urschönheit ist sie, meine Seelenbraut,
Die heilige Madonna Aphrodita!

Ich schaue in der Grazie des Leibes


Präexistentes Ideal des Weibes.

15

(Kranzsonett)

Präexistentes Ideal des Weibes,


Du Makellose, Gottes Femina,
Person, die inkarniert im Licht des Leibes,
Materia und Sedes Sapientia!

Wer Frauenlob gesungen für die Frauen,


Der Urfrau wird er stets die Ehre geben,
Die Urfrau wird er über allem schauen,
Der schönen Liebe innerliches Leben.

Der Frauenleib, des Mannes Paradies,


Verheißungsvoller Frauen Reiz und Gnade,
Der Frauenleib ist in dir licht und süß,
Du Frau im Leib wie transparente Jade.

Du Paradiesfrau in der Ewigkeit,


Mir Inbegriff der Liebesseligkeit!

ELFTER SONETTKRANZ

Mir Inbegriff der Liebesseligkeit


War die Französin mit dem lieben Mund,
Nun ist bei Gott sie in der Ewigkeit,
Ich misse ihren Leib, bin herzenswund.

Ich höre melancholisch ein: Remember!


Da überfällt mich trauervolle Schwermut.
Wie melancholisch kommt doch der September,
Die Trauer ich ertränke tief im Wermut.

Der liebe Leib wird einmal auferstehen,


Wir alle sind im Paradiese nackt!
Bis dahin will ich wie in Träumen sehen
Erinnerungen an den Liebesakt.

Die mich beherrscht, die Lieblingin der Triebe,


Ist Unsre Frau, die Königin der Liebe.

Ist Unsre Frau, die Königin der Liebe,


Nicht gnädig überaus? So lieb bist du,
Als ich versklavt war von dem Joch der Triebe,
Befreitest du mich, schenktest Seelenruh.

Der reizenden Französin Domestik,


Ich übte Karitas als letzter Sklave.
Jetzt aber Gott schenkt mir ein stilles Glück,
Einsiedlerisch ich diene Gottheit Jahwe.

Gott hat von mir genommen alle Lasten


Und mir geschenkt die stille Göttin Muße,
Mir, den die Gottvergessnen alle hassten,
Gelegenheit geschenkt zum Werk der Buße.

So gut zu mir ist die Jungfräulichkeit,


Dein, Frau, bin ich für Zeit und Ewigkeit.

Dein, Frau, bin ich für Zeit und Ewigkeit,


Erhabne Herrscherin in Gottes Höhe.
Ich kann nicht sehen dieser Armut Leid,
Frau Armut, die geplagt vom Heer der Flöhe.

Ich sehe diese Hässlichkeit, dies Elend,


Abscheulich scheint die Armut dem Ästheten.
Die Schönheit ist allein mich doch beseelend,
Du Schönste, Himmelsgöttin der Azteken.

Franziskus hat den Leprakranken doch


Umarmt, im Armen seinen Herrn gesehen.
Ich aber scheu zurück vor diesem Loch,
Darinnen bis zum Hals die Armen stehen.

Schenk mir doch für Frau Armut große Liebe,


Du Trösterin, wenn ich mich sehr betrübe.

Du Trösterin, wenn ich mich sehr betrübe,


Frau Weisheit spendet Trost mit einem Wort.
Die Fleischesmenschen haben keine Liebe
Für mich, den Geistesmenschen immerfort.

Wenn ich das Evangelium verkünde


Von Gottes Schönheit, die allein uns rettet,
Dann räkelt sich der Pöbel in der Sünde
Und lüstern sich im Terrorismus bettet.

Nichts wissen will von Jesus der Buddhist,


Der Okkultist nichts wissen von dem Vater,
Vom Gottessohne nichts der Islamist,
Der Pfingstler nichts von Gottes Magna Mater.

Ich aber dien der Gottesweisheit fromm,


Erhabne Frau und Herrscherin, so komm!

Erhabne Frau und Herrscherin, so komm


Und tu ein Werk des Trostes doch an mir!
Ich klage meine schwarze Schwermut fromm
Und alle meine Not vertrau ich dir.

Wie schön hat sich der Knabe doch entschuldigt,


Er blieb mir doch allein noch als mein Page,
Als Liebling, dem der Liebesdichter huldigt,
Der freut sich an der niedlichen Visage.

Den Knaben habe ich ins Bett gebracht,


Ihm vorgelesen, ihn gesegnet noch.
Nun bin ich wieder in der dunklen Nacht
Und einsam in dem abgrundtiefen Loch.

Lass mich dir sagen alle meine Klagen


Und hilf mir in Geduld mein Leid zu tragen.

Und hilf mir in Geduld mein Leid zu tragen


Und führe aus der Unrast mich zur Ruh
Und höre gnädig alle meine Klagen
Und bleib bei mir, o Frau – nur ich und du!

Ich hab gesehen in der dunklen Nacht:


Am Straßenrand beim Walde stand die Tote!
Wie hat mein kummervolles Herz gelacht!
Sie war vom Paradies ein Liebesbote.

Ich sage: Paradies! Vielleicht genauer


Ist doch ihr Aufenthalt im Fegefeuer?
Wie schön sie tröstet meine schwarze Trauer,
Die weiland war mein Liebesabenteuer.

Nun, dunkle Nacht, zu deinem Seher komm,


Die Trübsal macht den treuen Beter fromm.

Die Trübsal macht den treuen Beter fromm,


Als Frommer sehe ich des Nachts im Traum
Den Vater Abraham. O Vater, komm!
Dein langer Bart ist weiß wie Meeresschaum.

Und in des Traums phantastischem Theater


Ich Gott den Vater lachend vor mir seh,
Uralt an Jahren ist der Ewigvater
Und Kleid und Haar und Bart so weiß wie Schnee.

Und in des Traums phantastischem Theater


Ich sehe plötzlich meine Seelengattin,
Maria, preise sie als Magna Mater,
Ja, ketzerisch ich preise sie als Göttin!

Was mir mein Vater tat in alten Tagen,


Ich kann ja stets der Großen Mutter klagen.

Ich kann ja stets der Großen Mutter klagen,


Ich kann ja klagen stets der Unbefleckten,
Dass Fromme selten sind in unsern Tagen
Und viele sammeln sich in falschen Sekten.

Was wissen sie von Method und Kyrill


Und von dem großen Fürsten Wladimir?
Der Großfürst Wladimir den Glauben will,
Der selbst sich schmückt mit der Vernunft als Zier.

Er sagte zu den Türken dieses Wort:


Der Russe trinkt zu gerne Alkohol.
Drum fort mit dem Koran, mit Mahom fort,
Ich lieb den Rotwein als Realsymbol.

Muss ich doch auch zu sehr den Rotwein minnen,


Du Zufluchtsort der schönen Sünderinnen.

Du Zufluchtsort der schönen Sünderinnen,


Ich sah so eine schöne Sünderin,
Sie war halbnackt, ich musste fast sie minnen,
Da kam rechtzeitig mir noch in den Sinn:

Dies kleine Weibchen ist doch gar zu jung


Für einen alten Mann wie ich es bin.
Im Himmel aber voll Begeisterung
Sind alle jung, das wird mir zum Gewinn.

Ich sah zur Mutter: O die feine Milde!


Irrgläubig zwar und Mitglied falscher Sekten,
Doch seh ich in dem mütterlichen Bilde
Die milde Mutterschaft der Unbefleckten.

Maria ist geboren, Gottes Haus,


Die Gottes Mutterliebe spendet aus.

10

Die Gottes Mutterliebe spendet aus,


Die offenbarte Gottes Kinderliebe.
O, bis ich bin in Gottes Vaterhaus,
Will lieben ich mit ganzem Seelentriebe!

Der Jesusknabe hatte einen Ball,


Er hat mit seinem Ball ein Spiel gespielt,
Er hat geschleudert ihn durchs Weltenall,
Dann schließlich ihn geworfen und gezielt,

Da blieb der Ball in dem Gebüsche liegen.


Und dieser Ball bin ich, o Jesusknabe,
Ich will, du sollst allein im Spiele siegen,
Wenn ich dir Freude nur bereitet habe.

Des Vaters Wohnung will ich so gewinnen.


Ich will die Mutterliebe Gottes minnen.

11
Ich will die Mutterliebe Gottes minnen,
Denn Gott der Vater ist so mütterlich,
Ich will die Liebe Gottes nur gewinnen,
Allein von Gottes Liebe lebe ich.

Gott Vater will wie eine Mutter zart


Ins Paradies uns führen, uns zu stillen.
So zärtlich mütterlich ist Gottes Art,
Er macht uns selig gegen unsern Willen.

Wir wollen ja nur irdische Begierden


Und kennen nichts auf Erden als die Lust.
Wir sind in allem unserm Denken irden
Und wollen nur des jungen Weibes Brust.

Maria will ich lieben ein und aus,


Auf Erden und dereinst im Vaterhaus.

12

Auf Erden und dereinst im Vaterhaus


Will ich für meinen liebsten Liebling beten.
Er geht nie mehr aus meinem Herz hinaus,
Seit er so liebevoll ist eingetreten.

O Vater, schütz den Sohn, den du erzogen,


Du offenbare dich in seinem Leben!
Doch ich ertrinke in der Wehmut Wogen
Und suche Trost beim wilden Geist der Reben.

Die Feinde, die den Liebling mir genommen,


Belohne du nach deiner Heiligkeit.
Ich sehne mich nach diesem kleinen Frommen
Und will erbitten ihm die Ewigkeit.

Frau, segne ihn mit Schönheit deines Leibes,


O Gottes Liebe in Gestalt des Weibes.

13

O Gottes Liebe in Gestalt des Weibes,


Ich träumte von der Freundin kleinen Knaben,
Ich sah sie vor mir in Gestalt des Leibes,
Die unfreiwillig mich verlassen haben.

Das eine Kind hat sich von mir entfernt,


Das weltlich sich in dieser Welt verlor,
Das andre Kind, von dunklem Stern besternt,
Es kam zu mir, kam aus dem Teufelsmoor.
Das dritte hielt mich zärtlich an der Hand
Und sagte: Papa, was ist Leidenschaft?
Ich zeigte ihm der Leidenschaften Land
Und Gottes Weisheit ihm und Gottes Kraft.

O segne ihn mit Liebe eines Weibes,


Du Heilig Geist im Sakrament des Leibes!

14

Du Heilig Geist im Sakrament des Leibes,


Dein Glanz erstrahlt in Gottes Finsternis!
Ich seh die Schönheit allerschönsten Weibes
In meiner Stadt Aphroditopolis!

Es ist Panspermia die Weltpotenz,


Das absolute Ideal des Schönen.
Harmonisch ist des Leibes Transparenz
Und offenbart Urschönheit. Ich muss stöhnen,

Seh ich die makellose Seelengattin,


Die Schönheit Gottes als ein Weib harmonisch,
Ich nenne diese Gottesschönheit Göttin,
Ob auch der Priester lächelt nur ironisch.

Du, Gottheit, du bist in der Schönheit Kleid


Mir Inbegriff der Liebesseligkeit.

15

(Kranzsonett)

Mir Inbegriff der Liebesseligkeit


Ist Unsre Frau, die Königin der Liebe.
Dein, Frau, bin ich für Zeit und Ewigkeit,
Du Trösterin, wenn ich mich sehr betrübe.

Erhabne Frau und Herrscherin, so komm


Und hilf mir in Geduld mein Leid zu tragen,
Die Trübsal macht den treuen Beter fromm,
Ich kann ja stets der Großen Mutter klagen.

Du Zufluchtsort der schönen Sünderinnen,


Die Gottes Mutterliebe spendet aus,
Ich will die Mutterliebe Gottes minnen
Auf Erden und dereinst im Vaterhaus.

O Gottes Liebe in Gestalt des Weibes!


Du Heilig Geist im Sakrament des Leibes!
ZWÖLFTER SONETTKRANZ

Du Heilig Geist im Sakrament des Leibes,


Maria, heute sah ich in dem Traum
Die Leiche eines vielgeliebten Weibes
Im Bette aufgebahrt im kalten Raum,

Ich stand dabei, an meiner rechten Hand


Mein Liebling, der es seiner Mutter war,
Die heimgegangen war in Gottes Land,
Weihwasser strich ich ihr durchs braune Haar.

O welche Trauer! Und o wie viel Kreuze!


Am Abend Trauer und am Morgen Trauer!
Ich seh zu dir, ich sehe deine Reize,
Dein Liebreiz mich durchrieselt wie ein Schauer.

Mein Paradies von Honigseim und Butter,


Du führtest mich zu Gott als meiner Mutter.

Du führtest mich zu Gott als meiner Mutter,


So wurde ich ein mütterlicher Vater,
Ich sog an deinem Busen, weiß wie Butter,
Du schenktest Liebe mir, o Magna Mater!

So hatte Liebe ich zum jungen Knaben,


Ich David, er mein liebster Jonathan,
Wie wir uns herzlich angefreundet haben,
Das spürte gestern ich auf dunkler Bahn.

Wir Kinoniter sahn den Kampf des Guten,


Das Leiden Christi und die schöne Dame,
Den Helden sahen wir für alle bluten
Und Katzengöttin war der Schönen Name.

Du, Gottheit, mir erschienst im Licht des Leibes,


Du, Karitas, in der Gestalt des Weibes.

Du, Karitas, in der Gestalt des Weibes,


Du riefst der Freundin Mutter von der Erde,
Die Seele floh aus dem Verließ des Leibes,
Auf dass die Seele bald vergöttlicht werde.

Ganz plötzlich eine Wendung, eine Drehung,


Ein Engelwesen küsste sie, ein keusches,
Nun geht entgegen sie der Auferstehung
Und göttlicher Verewigung des Fleisches.

O Mutter Karitas, du rote Rose,


Erbarmen, grenzenloser Ozean,
Die Freundin schütze du vor der Psychose,
Trostlose Trauer führt so oft zum Wahn.

Maria, nimm du auf der Freundin Mutter,


Du Paradies von Honigseim und Butter.

Du Paradies von Honigseim und Butter,


Du Lebensschützerin, du weiße Rose,
Ich seh dich in der Messe, Gottes Mutter,
Die Unbefleckte dich, die Makellose.

Der Tod ist dunkel, o du Morenita,


Doch du gebierst die Seele in das Leben.
Du bist die Morgenröte, Indianita,
Du willst die Seele in den Himmel heben.

Du bist ja immer noch die Königin,


Die Königin der Himmel und der Erden,
Die Christen sind, wie ich es selber bin,
Von dir zum Richtergott geleitet werden.

Ich lieb dich, trotz des Lutheraner-Spottes,


Du Sakrament der Mutterliebe Gottes!

Du Sakrament der Mutterliebe Gottes,


Du Zeder von dem Berge Libanon,
Ich will trotz Fundamentalisten-Spottes
Dich lieben, Große Mutter mit dem Sohn.

Ich singe heiligen Gesang Astarte


Und Unsrer Lieben Frau vom Zedernberg.
Auf deine heilige Erscheinung warte
Geduldig ich und tu für dich mein Werk.

O Göttin Syriens, o schenk hienieden


Dem Nahen Osten deines Herzens Sieg,
Triumph des Unbefleckten Herzens, Frieden,
Beende der Muslime Bruderkrieg!

Ist Jesus zärtlich? O, du hast uns gern,


Du Sakrament der Zärtlichkeit des Herrn!

Du Sakrament der Zärtlichkeit des Herrn,


Als ich bekehrte mich zu Christus, habe
Empfangen ich der Wermut bittern Stern,
Die Höllenschmerzen waren Gottes Gabe.

Das ahnt ich nicht, dass mir aus Jesus quölle,


Dass darum du, o Herr, am Kreuze hangst,
Dass ich durchwandeln selber muss die Hölle
In Höllenqualen und in Höllenangst.

Ja, Satanas gesandt hat seine Schatten,


Da sah ich finster auf der rauen Bahn
Die Höllenbiester gehen um wie Ratten,
Der Böse trieb in Selbstmord mich und Wahn!

O Gottheit, trotz des Zorns des Grimmes Gottes,


Die Mutter Jesus ehr ich trotz des Spottes.

Die Mutter Jesus ehr ich trotz des Spottes,


Ob ich noch irdisch war wie Protestanten,
Ich glaubte an die Mutterliebe Gottes,
Ob Protestanten dies auch nicht bekannten.

Als Protestant ich ging auf dieser Erde,


Gern in der protestantischen Gemeinde.
Ein schwarzes Schaf in der verirrten Herde,
Als Sänger ich bekämpfte Gottes Feinde.

Fünf Jahre irdisch war ich da gesonnen,


Bis Gott mir sandte seines Geistes Zunder.
Was war denn Kirche ohne die Madonnen?
Da ist kein Engel und da ist kein Wunder.

Das Kreuz zu tragen selbst mit meinem Herrn,


So lehrtest du mich, schöner Morgenstern.

So lehrtest du mich, schöner Morgenstern,


Dass ich gereinigt werde schon im Leben,
So hast du mir die Kreuzigung des Herrn
Und Christi Gottverlassenheit gegeben.

Das Karmel-Leben ist ein Abenteuer,


Man leidet selbst das Evangelium.
Maria führte mich durchs Fegefeuer,
Auf Erden schon im Purgatorium.

Die Offenbarung spricht vom Sternbild Wermut,


Die Bitterkeit gekostet hab ich tief,
Und Buße tat ich in der Nacht der Schwermut
Und litt mein Sühneleiden depressiv.

Ob noch so cynisch waren meine Triebe,


Ich preise dich als Königin der Liebe.

Ich preise dich als Königin der Liebe


Und rede von Frau Welt nur noch ironisch.
Die Engel raubten mich als Seelendiebe
Und also schaue ich nur noch platonisch

Die Geister in dem geistigen Gewimmel


Und seh der Schönheit reines Ideal
Und lebe selig im Ideenhimmel
Mit der Madonna im Ideensaal.

Platonische Madonna, Wahre, Gute,


Du absolute Schönheit ganz harmonisch,
Im Spiegel sehe ich die absolute
Urschönheit als mein Ideal platonisch.

Madonna, Göttin du, ich bin dein Heros,


Die du geboren Gottes keuschen Eros.

10

Die du geboren Gottes keuschen Eros


Und Laster überwindest durch die Tugend,
Was war ich für ein heldenhafter Heros
Und kämpfte sehr in meiner wilden Jugend.

Ich hatte Ideale, falsche zwar,


Ich glaubte an die Menschheit, an die Massen,
Voll Leidenschaft für das, was mir schien wahr,
Wie stark in Liebe und wie stark im Hassen.

Der Altersweisheit Pessimismus, die


Weltmüde abendliche Gotterkenntnis,
Sie lähmen mich, und müde Apathie,
Nur müde seufze ich noch mein Bekenntnis.

Madonna, makellose Jugendliebe,


Ich diene dir mit meinem tiefsten Triebe.

11

Ich diene dir mit meinem tiefsten Triebe,


Den Weibern voller Missmut dien ich nicht,
Der Makellosen schenk ich meine Liebe,
Dir schenk ich meine Opfer, meine Pflicht.

Die Selbstverwirklichung nur anzustreben,


Das ist ein lebensmüder Egoismus.
Die Selbstverleugnung ist das wahre Leben,
Sie ist es Christen goldner Mystizismus.

Die Weisheit eines Menschen lässt erstrahlen


Und nicht die dreiste Frechheit sein Gesicht.
Das Ideal von allen Idealen
Ist Gottes Herrlichkeit und dunkles Licht,

Davon du strahlst, Gebärerin des Eros!


Du bist die Göttin und ich bin dein Heros.

12

Du bist die Göttin und ich bin dein Heros,


Ich aber stehe unterm Todesschatten,
Zum Tode zieht mich hin ein schwerer Eros,
Im Tode mich mit meiner Frau zu gatten.

Heut war ich an der Freundin Grab. Ich leide,


Weil abgetreten sie von unsrer Szene,
So pflanz ich auf ihr Grabbeet lila Heide,
Die trägt den Namen göttlicher Athene.

So pflanz ich weiße Heide auf ihr Grab,


Die trägt den Namen der Madonna keusch.
Ich für die Freundin still gebetet hab,
Gott wird einst auferwecken auch ihr Fleisch.

Ich weihe dir die Freundin, Weib der Wonnen,


Du Liebeskönigin im Kleid der Sonnen.

13

Du Liebeskönigin im Kleid der Sonnen,


Geburtstag hat die tote Freundin bald.
Sie hat ein neues Leben jetzt begonnen
Im Paradies, in Edens Lebenswald.

Und wenn ich sterben muss und kehre heim,


So, Jesus, komm zu mir als kleiner Knabe,
Dem Knaben weih ich meinen schönsten Reim,
Er reiße mich heraus aus meinem Grabe.

Großmütterchen und meine Freundin auch


Begrüßen dann mich an der Himmelspforte.
Maria ruf ich an mit letztem Hauch,
Maria ist mir Königin La Morte!

Dich will ich sehen in den Himmelssonnen,


Du Überweib, du Wonne aller Wonnen!

14

Du Überweib, du Wonne aller Wonnen,


In dir will ich erwachen, Paradies,
Mein neues Leben sei in dir begonnen,
Jungfrau Maria, gütig, mild und süß.

Komm zu mir in der ernsten Todesstunde


Und raube meinen Geist mit einem Kuss,
Ja, sterben möchte ich an deinem Munde,
Du führe mich zum göttlichen Genuss.

Dies Dasein in dem Leib war eine Last,


Ich werf sie ab und breite meine Flügel,
Ich war auf Eden ungeliebter Gast,
Maria mich begrüßt auf Zions Hügel.

Dir meine Ewigkeit, Idee des Weibes,


Du Heilig Geist im Sakrament des Leibes!

15

(Kranzsonett)

Du Heilig Geist im Sakrament des Leibes,


Du führtest mich zu Gott als meiner Mutter,
Du, Karitas, in der Gestalt des Weibes,
Du Paradies von Honigseim und Butter.

Du Sakrament der Mutterliebe Gottes,


Du Sakrament der Zärtlichkeit des Herrn,
Die Mutter Jesus ehr ich trotz des Spottes,
So lehrtest du mich, schöner Morgenstern.
Ich preise dich als Königin der Liebe,
Die du geboren Gottes keuschen Eros,
Ich diene dir mit meinem tiefsten Triebe,
Du bist die Göttin und ich bin dein Heros.

Du Liebeskönigin im Kleid der Sonnen,


Du Überweib, du Wonne aller Wonnen!

DREIZEHNTER SONETTKRANZ

Du Überweib, du Wonne aller Wonnen,


Ich sah der toten Freundin Liebesnest,
Wo wir zu lieben uns dereinst begonnen,
Gefeiert haben süßer Liebe Fest.

Da haben wir, so wie es Gott ersonnen,


Die Liebe schön in aller Kunst geübt,
Der Brunnenschwengel tauchte in den Bronnen,
Als wir in Jugendtorheit uns geliebt.

Nun ist sie tot, die noch die Kommunion


Empfangen, selig lächelnd einzunicken.
Heil Jesus Christus, wahrer Gottessohn,
Ich darf die Freundin einst verklärt erblicken!

Mach selig mich dereinst im Paradies,


Du Jungfrau aller Jungfraun honigsüß!

Du Jungfrau aller Jungfraun honigsüß,


Die du die Mutter bist von Tom und Juri,
Die Mutter Milans, du mein Paradies,
Ich heute sah die Himmelsstadt voll Huri!

Die Mädchen trugen auf Gazellenbeinen


All ihre süße Weiblichkeit spazieren,
Sie alle Gottes Schönheit widerscheinen
In ihrer Zierrat zierratreichen Zieren.

O welch ein Paradies! Ich stumm muss schauen,


Ob eine kommt, mir huldvoll zuzunicken.
Beim Element! O Liebreiz junger Frauen!
Ich möchte ewig solchen Glanz erblicken!

Das scheint mir doch die Höchste aller Wonnen,


Erhabne Herrscherin am Lebensbronnen.

Erhabne Herrscherin am Lebensbronnen,


Ich sah die Witwe, die den Mann beklagte,
Sie rief zu dir, o Wonne aller Wonnen,
Als sie in ihrer Depression verzagte.

Der Witwe Schlafgemach war voll Ikonen,


Du Jungfrau Gottesmutter steh ihr bei,
Sie wollte ja in deiner Nähe wohnen,
Auch im Oktober nach dem Wonnemai.

Den toten Gatten du in Gott erneuer


Und höre seiner Witwe Bittgebet,
Geleite du ihn durch das Fegefeuer,
Bis er vor seinem Herrn und Retter steht.

Sei gut dem Toten und der Witwe süß,


Du Liebeskönigin im Paradies!

Du Liebeskönigin im Paradies,
Die eitle Welt ist eine Illusion,
Und auch mein Ich, das bitter mehr als süß,
Und auch mein Ich ist nichts als Spott und Hohn.

Mein Ich und diese Erde ist vom Bösen,


Ein Haschen nur nach Wind und eitler Wahn,
Und ich begehre nur, mich aufzulösen
In Gott, der Schönen Liebe Ozean!

Gott seh ich an als meinen treuen Felsen,


Gott ist, sonst alles andre ist ein Wahn,
Ich möchte nur mit meinem Gott verschmelzen,
Ein Tropfen in der Liebe Ozean!

Dann sollen Jesus als Personen loben


Die heiligen Jungfrauen alle droben.

Die heiligen Jungfrauen alle droben


Anbeten Gott von Art und Mensch von Art,
Die Cherubim und Seraphinen loben,
Jetzt tritt aus diesem Chore Hildegard
Und redet von der Mutter Karitas,
Die liebend liegt im Ehebette Gottes!
Die Mutter liebt sie ohne Unterlass,
Trotz allem Mönchsverdruss und Bischofsspottes.

O Magna Mater Karitas, Erbarmen,


O Mutter, hab mit deinem kleinen Sohn,
Ich ruhen will in deinen Mutterarmen,
Beschütz mich vor der Feinde Spott und Hohn.

Ich will im Geist der Gottesliebe reden,


Die Fürstin ehren in dem Garten Eden.

Die Fürstin ehren in dem Garten Eden,


Maria will ich ehren als ein Inder,
Von Gottes Mutterliebe will ich reden,
Maria lieben, alle ihre Kinder.

O groß ist Gottes Liebe zu den Kleinen,


Gott liebt auch mich in meiner dunklen Wehmut,
Ich will vom Lichte Gottes widerscheinen,
Doch nicht als Heros, sondern voller Demut.

Die kleinen Kinder riefen: Hosianna,


Gelobt, wer in dem Namen Gottes kommt,
Und geistig gibt der Herr mir Jesu Manna,
Der Corpus Christi meinem Herzen frommt.

Ich will mit allen Putti-Kindern droben


Die Königin des Paradieses loben!

Die Königin des Paradieses loben


Will ich mit meiner Weihe: Ich dein Sklave,
Du meine Mutter in dem Himmel oben,
Ich grüße dich und deinen Knaben: Ave!

Ich will dir meinen kleinen Milan weihen


Und will dir weihen meinen kleinen Tom,
Ich liebe sie, als ob sie Jesus seien,
Das Jesuskind seh ich in ihnen fromm.

Die tote Freundin sei dir anvertraut,


Schutzengel sei sie mir in deiner Gnade,
Die sie bereitet sich das Kleid der Braut,
Tritt in die Himmelsstadt von weißer Jade.
Die Freundin leben soll im Garten Eden
Und voller Huld mit den Bekennern reden.

Und voller Huld mit den Bekennern reden


Wird in der Nacht die Schönste aller Damen,
So hörte einst sie Herrmann weinend beten
Und neigte liebevoll sich zu dem Lahmen.

Und seine Mutter sprach zum armen Krüppel:


Wenn keiner in der Welt dich gern mehr hat,
Wenn sie dich alle schlagen mit dem Knüppel
Und deine Seele ist von Leiden satt,

Wird Eine lieben dich: Die Königin,


Die Himmelskönigin liebt dich von Herzen,
Und wenn auch ich von dir geschieden bin,
Maria steht dir bei in deinen Schmerzen.

So beten zu der Mutter mit dem Knaben,


Die das Martyrium erlitten haben.

Die das Martyrium erlitten haben,


Die schaun zu Unsrer Lieben Frau der Schmerzen,
Die süße Mittlerin der süßen Gnadengaben
Hat Liebe in dem Unbefleckten Herzen.

Maria spricht: Unendlich wie das Meer


Sind meine Schmerzen, sind nicht auszusprechen!
Wie grausam ist die Welt mit ihrem Heer,
Sie alle wollen nur das Herz mir brechen!

Vor unsagbarem Schmerz bin ich verstummt,


Jetzt hat mich keiner lieb mehr auf der Erde!
Der Liebling, der so lieblich sonst gesummt,
Ist fortgegangen mit der Wölfe Herde.

Mein Röslein blühen wird nach meinem Tode,


Das keusche weiße und das blutig rote.

10

Das keusche weiße und das blutig rote


Martyrium erlitten hat mein Herz.
Nun sehn ich mich nach meinem frühen Tode,
Dass Gott mich bald erlöst von meinem Schmerz.
Der prahlerische Stolze, arrogante
Und aufgeblasne Prahler sei verdammt
Zur Hölle, wie sie festgeschrieben Dante,
So unversöhnlich meine Rache flammt!

Das haben sie geschafft, dass nun mein Schatz,


Der Liebling, mich so ganz vergessen habe!
Im Herzen sein für mich ist nicht mehr Platz,
Der einzig mich geliebt, der liebste Knabe!

Die Toten haben’s gut, dank Gottes Gaben,


Die ruhen bei der Frau mit ihrem Knaben.

11

Die ruhen bei der Frau mit ihrem Knaben,


Die ruhen unter der Madonna Mantel,
Wo meine Augen sie gesehen haben,
Verewigt seh ich ihren Lebenswandel.

Ich sehe unterm Mantel Aphrodite,


Das nackte Fleisch der stadtbekannten Dirne,
Die auf dem Schaum des Wollustmeeres blühte
Mit unbußfertig dreister Hurenstirne.

Ich sehe unterm Mantel das Skelett,


Den ganzen Gliederbau, den Totenschädel,
Den Staub in seinem tiefsten Grabesbett,
Der Staub, das war dereinst ein schönes Mädel.

Doch sprach um Mitternacht der Engelsbote:


Die Himmelskönigin preist jeder Tote.

12

Die Himmelskönigin preist jeder Tote


Und alles Lebende preist Unsre Frau.
Die Liebe Gottes kommt zu uns im Brote,
Gottvater schaue ich in trunkner Schau.

Wenn auch mein Liebling nun mich nicht mehr liebt


Und meine Freundin nicht mehr mit mir spricht,
Gottvater doch mir seine Liebe gibt
Und lässt sich schaun im Offenbarungslicht.

Gottvater spricht: Und hältst du mir die Treue,


Auch wenn du leidest in der dunklen Nacht?
An deiner Liebe, Abba, ich mich freue,
Auch unter Tränen meine Seele lacht.
Den Schöpfer der Kometen und der Sonnen
Die Dichter preisen selig voller Wonnen.

13

Die Dichter preisen selig voller Wonnen


Frau Weisheit, die sich offenbart im Spiel.
Im Kinderspiel hat dieses All begonnen,
Frau Weisheit wartet lockend auch am Ziel.

Maria, deine Augen mich hypnotisch


Bezaubern, wenn ich leide in der Nacht.
Mein Liebling ging! Nun aber kommt erotisch
Maria, die im Traum mich angefacht.

Ich bin ganz dein mit meinem Solarplexus,


Ganz dein mit meiner Sexualität,
Erotische Madonna, mit dem Sexus
Bin ich ganz dein und stöhnendem Gebet.

In meinem Eros glühen lässt die Wonnen


Die Ur-Madonna aller der Madonnen.

14

Die Ur-Madonna aller der Madonnen


Ruft mich hinan zu neuen Lebensstufen,
Mit Bachs Magnifikat ward es begonnen,
Ich hörte Gottes Schönheit mich berufen.

Die Weisheit will ich pflegen wie ein Spiel,


Wie weise Männer in dem Zölibat,
Erkenntnis Gottes ist mein höchstes Ziel,
Drum sing ich trunken auch Magnifikat.

Ob Gottes Paradies ist wie la France?


Ich träume von dem Paradies in Träumen,
Da Liebe mich versetzt in tiefste Trance,
Die bloße Schönheit taucht aus Meeresschäumen.

Mit dir hat mir die Ewigkeit begonnen,


Du Überweib, du Wonne aller Wonnen!

15

(Kranzsonett)

Du Überweib, du Wonne aller Wonnen,


Du Jungfrau aller Jungfraun honigsüß,
Erhabne Herrscherin am Lebensbronnen,
Du Liebeskönigin im Paradies!

Die heiligen Jungfrauen alle droben


Die Fürstin ehren in dem Garten Eden,
Die Königin des Paradieses loben
Und voller Huld mit den Bekennern reden,

Die das Martyrium erlitten haben,


Das keusche weiße und das blutig rote,
Die ruhen bei der Frau mit ihrem Knaben.
Die Himmelskönigin preist jeder Tote.

Die Dichter preisen selig voller Wonnen


Die Ur-Madonna aller der Madonnen!

VIERZEHNTER SONETTKRANZ

Die Ur-Madonna aller der Madonnen,


Auf heilig-keusche Art ist sie kokett,
Denn nur bekleidet mit dem Licht der Sonnen
Im Paradiese liegt sie in dem Bett.

O Gnade, mich aus diesem Körper rette,


Reiß mich hinan zu Paradieses Lust,
Dass ich mich in Marien Arme bette
Und ruh glückselig an der bloßen Brust!

In Unsrer Lieben Frauen Lager liege


Ich selig schließlich in dem Paradies
Und dicht und dichter an die Frau mich schmiege,
Intakte Jungfrau, gütig, mild und süß,

Und trinke Gotteslust an ihrem Busen!


Sie ist zugleich die Muse aller Musen.

Sie ist zugleich die Muse aller Musen,


Gibt mir ein Lied, wie es noch keiner sang!
O Mater Karitas, an deinem Busen
Ich singe trunken seligen Gesang!

O Karitas, im Ehebette Gottes,


Wie breitest du voll Milch die Mutterbrüste!
Mit dir vereinigt will ich, trotz des Spottes,
Glückselig ganz genießen Gotteslüste!

Mit einer Treue, fest gleich einem Felsen,


Will ich die Gottheit, die ich weiblich sehe,
Erkennen, will mit Karitas verschmelzen
Und mit der Gottheit leben in der Ehe.

Maria hat den Lobgesang begonnen,


Sie inspiriert und ist der Künste Bronnen.

Sie inspiriert und ist der Künste Bronnen


Und schenkt die Schönheit dichterischer Klarheit,
Das Ideal der lieblichen Madonnen
Mir offenbart die Weiblichkeit der Wahrheit.

O Göttliche, o Herrscherin, nur schauen


Will ich dich nackt, trotz aller meiner Feinde,
Vertrauen kann ich nicht mehr schönen Frauen,
Glaub nicht an Kinder mehr und nicht an Freunde.

Du, Gottheit-Herrin, hast dich offenbart,


In deiner Weiblichkeit so schön und bloß,
Du liebst mich, ist auch silbergrau mein Bart,
Du liebst mich ja von meiner Mutter Schoß.

Maria ist die Mutter aller Musen


Und Dichter trinken all von ihrem Busen.

Und Dichter trinken all von ihrem Busen


Und Engel dienen ihr als Ministranten.
Mir ist sie Muse aller meiner Musen,
Die Engel loben laut den Unbekannten.

O Raphael, du bist mit mir gezogen,


O Gabriel, du heißest Gottes Kraft,
O Michael, du hast das Schwert gezogen,
Ich bin ein Krieger voller Leidenschaft.

Erzengel mein, wenn du nun gehst zu Bette,


Ich segne dich und wünsch dir süße Träume,
Erzengel mein, mich aus der Trauer rette,
Nun wandle selig durch die Sternenräume.

Maria löst der Traurigkeiten Fessel!


Wie inspirierend ist Marien Kessel!
5

Wie inspirierend ist Marien Kessel,


Wie inspirierend ist die fromme Nonne,
Frau Weisheit lehrend sitzt in ihrem Sessel,
Ihr zuzuhören, das ist eine Wonne.

Gezücht von Schlangen ihr und Natternbrut,


Ihr stadtbekannten Dirnen, erzkokett,
Ihr plagt den frommen Mann bis auf das Blut
Und sagt dann lächelnd: Ach du bist ja nett!

Maria, mich erlöse von der Schlange,


Zertreterin der Schlange bist ja du,
Nur dich allein preis ich im Lobgesange
Und sing dir neue Minnelieder zu.

Dein Gatte ist der Geist der Sympathie,


Aus dem wir schöpfen alle Prophetie.

Aus dem wir schöpfen alle Prophetie,


Der Geist, er ist Marien Bräutigam,
Er säuselt, wo er will, voll Sympathie,
In jedem alten Volk, in jedem Stamm.

Die Alten träumten einst von Nuth und Hathor,


Von Ishtar und Astarte und Inanna.
Maria uns gebar den Pantokrator,
Sie ist der Tabernakel, er das Manna.

Die Sternenjungfrau und die Sonnenmutter


Ist sie, ist die Gebärerin des Gottes.
Sie ist das Paradies von Seim und Butter
Und bleibt es trotz des Protestanten-Spottes.

Maria ist der Gottesweisheit Sessel,


Sie löst der Leidenschaften Sklavenfessel.

Sie löst der Leidenschaften Sklavenfessel


Und die Begier-Besessenen befreit sie.
Sie ist der Gottesweisheit goldner Sessel,
Wer weise ist durch Gottes Huld, der freit sie.

Die Protestanten haben sie vertrieben,


Da ging die Mutter, aber mit dem Sohn.
Man kann den Sohn nicht mehr und besser lieben,
Wenn man die Mutter übergießt mit Hohn.

Maria sagte zu den Protestanten:


Ihr wollt mich nicht? Ich geh! Jedoch ich habe
Mit mir genommen Gott, den Unbekannten,
Es geht mit mir mein vielgeliebter Knabe!

Verehrt Maria ohne Apathie!


Sie schenkt uns eine reine Sympathie.

Sie schenkt uns eine reine Sympathie,


Frau Weisheit schenkte so dem Sokrates,
Dem Inbegriff der Griechen-Philosophie,
Die Lust am schönen Alkibiades.

So Aristoteles vor seinem Tod


Noch einmal sah die Schönheit an der Mythen,
So Thomas, als er brach sein letztes Brot,
Die Geister ihm für Liebeslieder glühten.

Der Weise wendet sich der Schönheit zu,


Verhüllte Wahrheit ist die Schönheit fromm.
So ich in Apathie und Seelenruh
Gesungen hab den lieben Knaben Tom.

Sonst liebt alleine noch der Tiefbetrübte


Die Lehrerin der Liebe, die Geliebte.

Die Lehrerin der Liebe, die Geliebte,


Erläutert mir die Lehre noch genauer:
Dem Kreuz vermähle sich der Tiefbetrübte,
Sich dem Gekreuzigten in seiner Trauer.

Mit dem Erlöser Miterlöser wird,


Wer seine Leiden opfert auf dem Herrn.
Wenn dir der Pfeil in deine Seele schwirrt,
So wirst du schweben mit dem Morgenstern.

Maria ist die Miterlöserin,


Der Papst verkünde das als neues Dogma.
Sophia ist die Welterlöserin,
Die einzige Erlöserin ist Chokma.

Die Aphrodite mein von Paphos-Ktima,


Die will ich singen, meine Diotima.

10

Die will ich singen, meine Diotima,


Die mir zu meiner Vielgeliebten wurd,
Die Aphrodite sie von Paphos-Ktima,
Die Unbefleckte Jungfrau sie von Lourdes.

Lourdes ist in Frankreichs Süd ein kleines Städtchen,


Die Kugeln rasselten des Rosenkranzes,
Da seh ich wunderschöne junge Mädchen,
Seh Sulamith im Glanze ihres Tanzes.

Ich preis die Mutter Jesu Nazarenus,


Ich preis die junge Schönheit Bernardette,
Aus Roma kam nach Lourdes die junge Venus,
Ach, dass ich mich mit ihr in Liebe bette!

Es preist allein die ewige Geliebte,


Es preist die Trösterin der Tiefbetrübte.

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Es preist die Trösterin der Tiefbetrübte:


Die Liebe ist gestorben in dem Knaben!
Er war der Liebling doch, der Vielgeliebte,
Den mir die Richter weggenommen haben!

Gedenke, Herr, gedenke dieser Richter


Und nicht vergiss die Ungerechtigkeit,
Die ich erleiden muss, dein Psalmen-Dichter,
Der bittet dich um Allbarmherzigkeit.

Gedenke, Herr, gedenke auch der alten


Wahrsagerin, der Magd der Hekate,
Die mich so sehr gequält mit ihrem kalten
Steinharten Herzen, mir bereitet Weh.

Ich liebe nur – den Rat gab Diotima –


Die Liebeskönigin von Paphos-Ktima.

12

Die Liebeskönigin von Paphos-Ktima


Sitzt meditierend in der stillen Kammer.
Da tritt der Engel ein, mit ihr intim, ah,
Und fragt sie: Junge Frau, bei all dem Jammer,
Sag, willst dem Schöpfer du dein Ja-Wort geben?
Da ruft die Welt, die Unterwelt, der Himmel:
Du öffne deinen Schoß dem Herrn! Das Leben
Hängt davon ab! In drängendem Gewimmel

Die Kreaturen alle bitten sie:


O öffne deinen Schoß dem Gott und Herrn!
Sag Ja zum Herrn in tiefer Sympathie,
Dein Ja-Wort stöhne, Jungfrau Morgenstern!

Das sah ich heut in visionärer Schau.


Was soll ich suchen als die Blume blau?

13

Was soll ich suchen als die Blume blau?


Wen seh ich sonst, als Lilith, nachts im Traum?
Ganz weiß mit großen Brüsten steht die Frau,
Mit roten Locken taucht sie aus dem Schaum.

Von wem denn kommen alle meine Leiden?


Von der Dämonin Lilith kommt mein Weh!
Wann wird mich Gott von der Dämonin scheiden,
Die ich so nackt in meinen Träumen seh?

O lange rote Locken, weiße Brüste,


Die Locken fluten um die Pfirsichwange!
O nackte Brüste, Inbegriff der Lüste,
Umschlungen steht die Nackte von der Schlange!

Nein, der Dämonin ich nicht mehr vertrau.


Wen soll ich singen als die Liebe Frau?

14

Wen soll ich singen als die Liebe Frau?


Es ist dir keine Frau auf Erden gleich!
Die Magd des Herrn, die ich im Geiste schau,
Sie öffnet uns die Tür zum Himmelreich.

Die Jungfrau, unsres Vaters Tochter schaut,


Die Mutter Jesu schaut euch an, Maria,
Die Frau, des Geistes makellose Braut,
Maria, die geschaffene Sophia!

O Jungfrau, dich alleine will ich freien!


Du Liebe Frau, dein Ja-Wort gabst du mir!
Der Großen Mutter will ich alle weihen!
Das ganze Universum weih ich dir!
Gepriesen sei die Sonne aller Sonnen,
Die Ur-Madonna aller der Madonnen!

15

(Kranzsonett)

Die Ur-Madonna aller der Madonnen,


Sie ist zugleich die Muse aller Musen,
Sie inspiriert und ist der Künste Bronnen
Und Dichter trinken all von ihrem Busen.

Wie inspirierend ist Marien Kessel,


Aus dem wir schöpfen alle Prophetie!
Sie löst der Leidenschaften Sklavenfessel,
Sie schenkt uns eine reine Sympathie.

Die Lehrerin der Liebe, die Geliebte,


Die will ich singen, meine Diotima,
Es preist die Trösterin der Tiefbetrübte,
Die Liebeskönigin von Paphos-Ktima.

Was soll ich suchen als die Blume blau?


Wen soll ich singen als die Liebe Frau?

NETZ-SONETT

WEN SOLL ICH SINGEN ALS DIE LIEBE FRAU?


DU BIST MIR HOFFNUNG / SÜSSIGKEIT UND LEBEN!
ICH SCHAU DICH OFT IN VISIONÄRER SCHAU /
ICH SEH DICH LÄCHELND AUF DER WOLKE SCHWEBEN!

IN JEDEM FRAUENLICHT SEH ICH DEIN LICHT /


IN JEDER SCHÖNHEIT DEINE SCHÖNHEIT GLÜHT /
DU / GOTTES FEMININES ANGESICHT /
DEIN LÄCHELN MIR IN JEDER BLÜTE BLÜHT !

WELTSEELE BIST DU MIR VON EWIGKEIT /


PRÄEXISTENTES IDEAL DES WEIBES /
MIR INBEGRIFF DER LIEBESSELIGKEIT /
DU HEILIG GEIST IM SAKRAMENT DES LEIBES!

DU ÜBERWEIB / DU WONNE ALLER WONNEN /


DU URMADONNA ALLER DER MADONNEN!
DIE HEILIGE APHRA

Narzissus Bischof war und Felix Diakon,


Sie lebten Christus treu im süßen Lande Spanien.
Der Cäsar Roms jedoch, der Abgott auf dem Thron,
Er trieb die beiden fort von Spanien nach Germanien.

Der Cäsar Roms war stolz und sah sich an als Gott,
Des Hochmuts Inbegriff, unglaublich aufgeblasen!
Für Jesus hatte er nichts als nur Hohn und Spott,
Vor Zorn und Eifersucht sah man den Kaiser rasen.

Narzissus also sah man mit dem Freunde traben


Nach Rätien hinauf, ins gottgeliebte Schwaben,
Augusta war geweiht in Augsburgs Stadt die Burg.

Narzissus betete: Frau Weisheit, Demiurg,


Frau Weisheit, deinem Sohn und Mann die Schritte lenke!
Zu Aphra kamen sie in ihre Herbergs-Schenke.

Frau Aphra war sehr schön, wie eine Lilienblüte,


Der Schönheit Inbegriff, Bild der Urania.
Frau Aphra war geweiht der Aphrodite
Von ihrem Mütterchen, der Frau Hilaria.

Stets ein Soldat von Rom war in der Nacht als Buhle
In ihrem Freudenhaus und liebte Aphra da,
Sie liebte jeden Mann, der Göttin Hierodule,
Sie prostituierte sich zum Lob der Cypria.

Die Mutter und die Magd und auch der Mutterbruder


Dionysos im Haus dort lebten mit dem Luder.
Und Aphra war sehr stolz auf ihre große Brust

Und ihre Liebeskunst. Die flüchtig süße Lust


Sie gab allnächtlich Roms Soldaten hin freiwillig.
Nicht spröde geizte sie mit Reizen, gab sich billig.

Als nun Narzissus saß in ihrem Haus am Tisch,


Da sprach er ein Gebet: Gott, du hast uns gegeben
Zur Speise weißes Brot und Eier auch und Fisch,
Zu allem Überfluß dazu den Saft der Reben!
Da staunte Aphra schon, als sie Narzissus sah
Bei seinem Dankgebet. Allein des Nachts im Dunkeln
In seinem Kämmerchen Narzissus wachend da
Die Nacht lang im Gebet saß bei der Sterne Funkeln.

Und Aphra dachte sich: Was ist das für ein Gott,
Der solche Liebe weckt? Ein Odem im Schamott
Ist doch der Mensch und muß den Geist zur Gottheit hauchen.

Den Atem Gottes sah aus Gottes Mund ich rauchen!


Narzissus, lehre mich, sprich vom Mysterium
Des Atems Gottes und vom Evangelium!

Narzissus sprach zu ihr von Gottes schöner Liebe


Und von dem Retter, der für sie gestorben ist!
Narzissus sprach davon, wie Gott mit starkem Triebe
Vom Tode auferweckt den Retter Jesus Christ.

Narzissus sprach davon, wie Christi Auferstehung


Auch auferstehen lässt die ganze Christenheit.
In Aphras Denken da vollzog sich eine Drehung,
Sie wollte auch vom Herrn des Lebens Ewigkeit!

Gott goss ihr ein den Geist im Wasserbad der Taufe,


Daß er die Seele ihr vom Sündenlohn loskaufe,
Der Inkel ward getauft, die Mutter und die Magd.

Und Aphra hat sich von der Unzucht losgesagt,


Von der Befriedigung der animalischen Triebe
Bekehrte Aphra sich zur Gottheit Ewiger Liebe!

Und Aphras Freudenhaus ward nun zum Gotteshaus,


Geweiht der lieben Frau, der Jungfrau Immaculata!
Der Herr in seinem Fleisch ging darin ein und aus
Und sprach in seinem Wort: Man las dort die Vulgata.

Und Aphra atmete den Geist der Liebe ein,


Den Sactus Spiritus, vereint dem Leib Marias.
Und sie vereinigte in liebendem Verein
Erotisch-mystisch sich dem Körper des Messias.

Sie gab das Götzenbild den Ratten, das Idol


Der Göttin, die den Sex verkörperte frivol,
Und betete nicht mehr zur Göttin Venus felix.
Barmherzig stand sie bei dem Diakonen Felix
Und gab den Armen Brot und Kindern Zärtlichkeit,
In süßer Herzlichkeit des Herrn Barmherzigkeit.

Narzissus aber war ein Ärgerniserreger,


Als Zeuge zeugte er, wie böse war die Welt.
Drum schickte auch die Welt die Häscher und die Jäger,
Die an den Pranger ihn vor aller Welt gestellt.

Wie hat sein Zeugnis doch die Finsternis der Heiden


Erschreckt, wie hat sein Licht die Heiden provoziert!
Er, der im Frieden war, sanftmütig und bescheiden,
Ohrfeigen er bekam von mancher Hand geschmiert.

Zuletzt erstach man ihn mit scharfem Schwert der Schmerzen!


Doch das war sein Triumph! Das Schwert in seinem Herzen,
Des bösen Feindes Schwert er machte leidend stumpf!

Er säte aus sein Blut, das Blut des Marterzeugen,


In Heidenseelen noch den Glauben zu erzeugen,
Und so bezeugte er: Vom Kreuz kommt der Triumph!

Die Männer hatten für den Liebesglauben Aphras


Im stolzen Herzen nichts als bösen Hohn und Spott:
O Aphrodite du geboren aus dem Aphros,
Du Schaumgeborene, ersetz den Judengott

Und seinen Schwächlings-Sohn, den Jesus Nazarenus!


Drei Grazien vereint in Einer Göttin sind!
Groß ist die Heiligkeit der Hurengöttin Venus,
Gott Eros ist der Herr! Der Liebesgott ist blind!

O Aphra, nackt und bloß, von Reizen reich gezierte,


Der Göttin wieder dien als Tempelprostituierte!
Wer mit dir schläft, der schläft mit Aphrodite nackt!

O Große Göttin, du bist voll Potenz und Akt,


Wir beten voller Brunst zu deinen nackten Brüsten!
Sexfeindlich ist der Gott der Prüderie der Christen!

Oh welche Lust hab ich an diesem harten Pfahl,


An den die Heiden mich zur Agonie gebunden!
Oh du mein Marterpfahl, oh du mein Brautgemahl!
Ich habe meinen Gott im Liebestod gefunden!

Man stellt mich an den Pfahl, dich hängt man an das Kreuz,
Zusammen und vereint sind wir im Tod gebettet!
Mein Gott hat durch den Pfahl voll großer Liebe Reiz
Die Braut im Ehebett getötet und gerettet!

Oh welche große Lust hab ich an dieser Glut,


Des Lichtes Überfluß, der Gottheit fließender Flut!
Zu Tode beißen mich die heißen Flammenschlangen!

Die Kupferschlange hat im Tode mich empfangen!


Die Kupferschlange an dem Kreuz ist Jesus Christ,
Der körperlich in mich jetzt eingegangen ist!

In dieser Stunde, Gott, da ich verscheiden darf,


Bin ich geheilt, dein Kind, geheilt von Seelenwunden,
Die mir die Sünde schlug! O dass ich ewig harf
Der Liebe meines Herrn, die ich im Tod gefunden!

Jetzt aber bin ich froh, da meine Seele lässt


Den Todesleib zurück und aufsteigt zu der Feier
Der Schönen Liebe, zu der Hochzeit Freudenfest!
Dort spielt auf mir der Herr als wär ich seine Leier.

Jetzt hat die neue Welt der Ewigkeit begonnen,


Da Gott hat an mir Lust, da ewig sind die Wonnen
Des ewigen Lebens, ah, der Liebes-Ewigkeit!

Mit Gott dem Herrn vereint in höchster Hochzeitswonne,


Wo auferwacht mein Leib, wie schönste Sommersonne,
Versink ich in den Schoß des Herrn Barmherzigkeit!

PHRYNE VOR GERICHT

Die schöne Phryne war illustre Kurtisane,


Bei weitestem war nie ein andres Weib so schön.
Du, junges Mädchen, jung erst vierzehn Jahr, ich ahne,
Du weißt von Phryne nichts und allem dem Gestöhn.
Doch sollst du wissen das, man machte einst der Phryne
Vor griechischer Justiz unheilig den Prozess.
Wie half sich selber da die Heilige, die Kühne,
Wie schwor die Heilige der Göttin die Profess?

Wir wissen davon nichts aus Hellas Kunstgeschichte,


Doch dass ich heute von der schönen Phryne dichte,
Das kommt vom reinen Wort, von der Beredsamkeit.

Es sang der Phryne Lob so mancherlei Orator,


Daß Phrynes Körper sei der Schönheit Triumphator,
Daß schöner sie sei nackt als in dem keuschen Kleid.

Dreihundertfünfzig Jahr vor Christus, da stand Phryne


Als Angeklagte vorm unheiligen Gericht.
Kein Zeitgenosse schrieb, wie selbst sich half die Kühne,
Indem sie offenbart der Brüste weißes Licht!

Wir wissen vom Prozess durch Schriften der Sophisten,


Denn Athenäus schrieb davon, es schrieb Plutarch
Von Phryne vorm Gericht, von ihren bloßen Brüsten,
Als man ihr drohte, sie zu legen in den Sarg.

Und Athenäus und Plutarch vernahmen alles


Von des Hermippus Wort, der sagte schönen Schalles
Von Phrynes Körper nackt und ihrer nackten Brust.

Von Idomeus von Lampsacus hatte dieses


Hermippus einst gehört. Dies Weib des Paradieses
Ist mir in Traurigkeit mein Trost und meine Lust.

Euthias war der Mann, der unsre Frau verklagte,


Enttäuscht war dieser Mann und voller Bitterkeit,
Weil Phryne sich ihm einst zum Liebesakt versagte,
Euthias’ Leidenschaft ward zur Gehässigkeit.

Er sagte heuchlerisch, dass Phryne gottlos wäre,


Er sagte im Gericht, dass die Gottlosigkeit
Durch Todesstrafe nur gesühnt wird, zu der Ehre
Der Götter Griechenlands und ihrer Seligkeit.

Anaximenes von Lampsacus war rhetorisch


Geschickter Advocat, verfasste oratorisch
Anklagend eine Schrift und hielt die Rede auch.

Was aber ist ein Wort von törichten Sophisten?


Ohnmächtig ist es ganz vor Phrynes bloßen Brüsten,
Reißt sie die Tunika herab bis zu dem Bauch!

Doch Hyperides war Verteidiger der Phryne,


Er war in sie verliebt, er liebte Phryne sehr.
Gib mir Erinnerung, o Muse Mnemosyne,
Wie Phryne war so schön wie aufgeschäumtes Meer.

Ach, Hyperides, wie du saugtest an den Brüsten,


Wie du die Weisheit und die Liebe sogest ein,
Die Weisheit saugtest du, die Weisheit der Sophisten,
Du trankest Liebeslust wie feuerroten Wein.

Zwar Hyperides nicht die Phryne nur alleine


Zur Liebeslust erkor, er war der allgemeine
Verehrer aller der Hetären voller Reiz.

So liebte er auch sehr die Kurtisane Thais,


So liebte er auch sehr die Kurtisane Lais,
Denn Frauenliebe war des Hyperides Kreuz!

Du, Hyperides, warst oft auf dem Fischmarkt, schauen


Du wolltest Frauen an, die dorten wandelten,
Ein wahrer Kenner du der Schönheit schöner Frauen,
Wenn feilschend auf dem Markt um Fisch sie handelten.

Und immer lüstern du, wenn Frauen auf dem Markte


In Händen hielten und noch zappelte der Fisch,
Dann deine Manneskraft in Herrlichkeit erstarkte
Und deine Lebenskraft erneuert war und frisch.

Doch mehr noch liebtest du des Abends die Exzesse


Der tollen Trunkenheit, wenn segensreiche Nässe
Geströmt ist und benetzt die Lippen einer Frau

Und albern ward die Frau und heiter übermütig


Und willig ward zur Lust und hitzig und heißblütig
Und wollte lecken noch den letzten Tropfen Tau.

Euthias klagte an die wunderschöne Phryne,


Sprach, dass sie gottlos sei, doch das war Heuchelei.
Der Rede Mittelpunkt verklagte zwar die Kühne
Der Götterlästerung und Todesstrafe sei
Die Strafe dieser Schuld. In Wahrheit doch politisch
Euthias gings darum, juristisch den Rival
Zu treffen, der die Gunst der Phryne aphroditisch
So oft genossen hat, besuchte oft ihr Tal.

Wie tödlich streiten sich politische Rivalen


Im Spiel der Politik! Das muss er mir bezahlen,
Daß gegen mich gekämpft hat mein politischer Feind!

Ich strafe meinen Feind, indem ich die Hetäre,


Die ihn erquicket hat, beraube ihrer Ehre!
Dem Gottesfreunde Fluch, der schönen Phryne Freund!

Euthias aber sprach: Die Phryne, die Hetäre,


Sie hat gesündigt, in Schamlosigkeit gelebt,
Sie gab sich willig gleich, sobald sie wer begehre,
Ganz öffentlich hat ihr die große Brust gebebt!

Und ungesetzlich hat sie Freundschaften begründet


Von Männern und von Fraun im Geist des Epikur.
Der Freundschaft Garten war der Ort, wo sie gesündet,
Wo Wollust trieben sie im Schoße der Natur.

Und einen Neuen Gott, den nie wir Griechen kannten,


Verehrte Phryne, sie sprach von dem Unbekannten,
Den wir nicht kennen, sie nur kennt den Neuen Gott.

Der Phryne Neuer Gott ist Weisen nur ein Spott!


So sehr sie reizt uns auch mit erogenem Reize,
Der Phryne Neuen Gott verdammen wir zum Kreuze!

Doch Hyperides war der Freund von Aristogeiton.


Beim Gott Hyperion, Aristogeitons Licht
Tat Hyperides stets im Lebenskampf begleiten,
Und Aristogeiston stand in Wahrheit vorm Gericht.

O Männerfreundschaft, o du Freundschaftsbund der Brüder!


Unsterblich ist in Gott der Freunde Brüderbund!
Dem Geist der Freiheit wir die Oden, Hymnen, Lieder
Aufjauchzen jubelnd laut mit weinbenetztem Mund!

Dem Gott der Freiheit wir das Leben weihn als kühne
Genossen unsres Herrn, mit uns ist Freundin Phryne,
Denn Freundinnen sind auch in unserm Freundschaftsbund!
O Schwester Phryne, du als Freundin und als Schwester,
Du regst uns an, dass wir die Schwerter fassen fester,
Mit brüderlichem Kuß wir küssen deinen Mund!

Euthias voller Zorn und heiß erhitzt zur Rache,


Nicht aus Gerechtigkeit, nein, dass ihr recht versteht,
Nicht aus Gerechtigkeit er kämpfte für die Sache,
Allein, weil Phryne ihn verlassen und verschmäht!

O hätte sie ihn doch im Liebesakt vergottet,


Im Kleinen Liebestod ins Paradies geschickt!
Doch hat die Hure ihn verachtet und verspottet,
Beim Zorn des Zeus, sie hat den Anderen gefickt!

Und Hyperides? War er wirklich der Gerechte?


Nein, voll von heißem Dank für all die Liebesnächte,
Da er die Lüstlingin im Lotterbett erkannt,

Hat er verteidigt sie vorm griechischen Gerichte,


Weil er gelegen dicht, o Dichter, dichte, dichte,
An ihrer Götterbrust, von Wollust übermannt!

10

Und Phrynes Freundin war die Bacchis, die Hetäre.


Vergleichen will ich nicht die Reize dieser Fraun,
Denn jede dieser Fraun inbrünstig ich verehre
Und will sie splitternackt in meinem Bette schaun!

An ihrer Nacktheit will ich heiß die Augen weiden


Und wünsch mir sehnsuchtsheiß in meiner Einsamkeit,
Daß mich besuchen doch um Mitternacht die beiden
Und dass liebkosen mich die Freundinnen zu zweit!

Und Bacchis lächelte: Euthias, der Verschmähte,


In Rache lodert auf, sein Eingeweide drehte
Sich ihm im Innern um, Zorn brennt ihm in der Brust,

Weil Hyperides ist der Phryne Auserwählter,


Von ihrem Atem er ein liebesheiß Beseelter,
Weil Hyperides ist der Champion ihrer Lust!

11

Beim Eleusinischen Mysterium erhob sich


Die schöne Phryne nackt wie aus dem Meeresschaum.
Vom weisen Sokrates sie holte einst ihr Lob sich,
Als bei Praxiteles er sah sie in dem Raum.

Und Aristoteles ließ sie auf seinem Rücken


Gern reiten, wenn er ihr gedient als starkes Ross.
Praxiteles gab ihr Gestaltung zum Entzücken!
Die Aphrodite in dem Kleid begehrte Kos,

Und zwischen Eros und der Aphrodite, Phryne


Im Tempel Delphis stand, da forderte die Kühne
Praxiteles zum Akt der Lust im Tempel auf.

Ja, Phryne selber war die Knidia, die Nackte,


Ein Mann begehrte sie so sehr zum Liebesakte,
Er masturbierte auf der Venus Schenkel drauf.

12

Illustre Lüstlingin war Phryne unbestritten.


Du, Mädchen, du bist jung, hast du davon gehört?
Ein wahres Wunderwerk des Schöpfers ihre Titten,
Die haben Griechenland verzaubert und betört!

Vor dem Gericht bestand sie drauf, dass man ihr Leben
Betrachte, ihren Ruhm und wie verehrt sie ward.
Nicht einzig nur ließ sie die Götterbrüste beben,
Auch Tränen weinte sie sensibel, zärtlich zart.

Als Tränen sie geweint, da klatschten die Juroren


In ihre Hände laut, die armen blinden Toren,
Weil Tränen weint doch auch Ägyptens Krokodil.

Doch Phryne wusste wohl, dass falsche Weibertränen


Die Männer bringen oft zum Seufzen und zum Stöhnen.
So hatte sie erreicht vor dem Gericht ihr Ziel.

13

In der Tragödie sieht man oftmals arme Frauen


Um Gnade flehen an die reiche Männerwelt,
Worauf die Frauen da erbarmungsvoll vertrauen,
Wird von der Dichter Kunst den Kommenden erzählt.

Zuerst die Arme weint viel bitterliche Tränen,


Die Tränendrüsen drückt die Jämmerliche aus.
Dann seufzt die arme Frau und muß so kläglich stöhnen,
Als ob die Seele schon verlässt des Körpers Haus.

Dann raufen sich die Fraun sehr gern die langen Haare,
Wie Klageweiber auch an eines Vaters Bahre,
Sie reißen sich das Haar in Büscheln aus dem Schopf.
Dann aber schlagen sie wehklagend an die Brüste,
Ein Bild voll Jammer und doch voll geheimer Lüste!
So bringen arme Fraun die Männer um den Kopf.

14

Als der Verteidiger mit Worten nichts erreichte


Und seine Rede blieb so fruchtlos wie ein Traum,
Der Paraklete nun die Hand der Dirne reichte
Und führte sie herum, da stand sie in dem Raum,

Daß jeder im Gericht die schöne Frau betrachtet,


Die Schönheit in Person, in weißer Tunika.
Wo hätte je ein Mann den Liebreiz nicht geachtet?
Erotisch, reizend und bezaubernd stand sie da!

Und Hyperides riß von ihrem Schulterpaare


Das feine Trägerpaar der Tunika und baare
Delphinenschultern ließ sie sehn zu aller Lust,

Er riß die Tunica – o Stoff, wie leichte Lüfte –


Er riß die Tunika herab bis zu der Hüfte –
Gott offenbarte sich im Meisterwerk der Brust!

15

Da Aphrodite selbst in Phryne offenbarte


Die höchste Göttlichkeit der Schönheit ihrer Brust,
Der Richter ehrfurchtsvoll auf Phrynes Brüste starrte,
Voll Reverenz vor Ihr, der Göttin aller Lust!

Die Ehrfurcht vor der Macht der Gottheit kann erschrecken,


Der Richter auch erschrak in seinem frommen Sinn!
Nein, Aphrodite soll die Brüste nicht bedecken!
Der Aphrodite Magd, Prophetin, Priesterin

Macht, dass der Richter schon geraten in Ekstase,


Da Aphrodite selbst als Gottes Hypostase
In hypostatischer Union mit Phrynes Leib

Erschienen im Gericht, vom Scheitel bis zur Wade


Sich offenbarte nackt! Und so gebot die Gnade:
Von der Verdammnis frei gesprochen wird das Weib!
DIE EWIGE FRAU
ERSTER GESANG
FRAUEN ABC

ANNA

Ich Don Juan der unerfüllten Liebe


Trat ein in Oldenburg in eine Wohnung,
Da stand die Statue der Aphrodite,
Da las ich in den Briefen in dem Zimmer,

Die Eigentümerin des Zimmers habe


Den Namen Donna Anna sich gegeben,
Als in Berlin sie spielte am Theater,
Sei in Paris geboren aus der Seine!

Sie war mir Priesterin der Aphrodite,


Als sie erschien im Glanz der Aphrodite,
Umleuchtet von der Herrlichkeit der Göttin,
Ich schrieb ihr eine Ode an die Göttin:

Dank, Göttin, für die Priesterin der Liebe,


Die Eingeweihte in die Kunst der Liebe!

ANNABELLA

Ich ging auf das Gymnasium in Norden


Und schaute auf dem Gang das schöne Mädchen,
Sehr schlank gebaut, mit kurzen schwarzen Haaren,
Ich sprach sie an, ich wollte sie besuchen.

Da traf ich sie in ihrem Haus in Norddeich,


Wir tranken Tee gemeinsam auf dem Sofa,
Da sprach sie, dass sie Annabella heiße,
Ich aber solle sie nur Bella nennen.

Als ich Geburtstag feierte, da wollte


Ich, dass sie zu mir auf die Feier komme.
Ja, ich verzehrte mich vor heißer Sehnsucht,
Doch kam sie nicht, ich traf sie nie mehr wieder.

Ich sprach zu viel vom bösen Kommunismus,


Doch Annabella glaubte an den Christus.

ANNEGRET

Schriftsetzer war ich, wilder junger Lehrling,


Sehr oft zu spät gekommen zu der Arbeit,
Weil ich die Nacht zuvor zuviel gesoffen,
Und Annegret war eine Photographin.

Da trafen wir uns in der Dunkelkammer,


Ich zeigte Photos ihr von meinem Körper,
Von meinem besten Stück an meinem Körper,
Sie lachte nur und war mir gar nicht böse.

Das Lukas-Evangelium von Christus


Hab umgeschrieben ich, da ward aus Christus
Die blonde Annegret, der Welten Heiland
Geworden war zu einem schönen Mädchen.

Ich malte Bilder auch zum Faust von Goethe,


Ich malte Annegret als Jungfrau Gretchen.

ANGELA

Zur Schule ging ich, da ich gerne vorlas,


Den ersten Preis gewann im Lese-Wettstreit,
Doch nach der Schule fuhr ich mit dem Fahrrad
Ins Armenviertel zu der schönen Freundin.

Die sehr verschämt den Flaschenhals geküsst hat,


War schön mit ihren kurzen blonden Locken.
Ich sah sie im Bikini in dem Schwimmbad,
So weiß die Haut und schlank der Mädchenkörper.

Wir trafen uns im Herbste auf dem Jahrmarkt,


Da kam sie an wie eine Bürgerdame,
Handtäschchen in der Hand, mit Putz und Schminke,
Da hab ich mich von ihr getrennt, zuwider

War mir der Spießer Bürgertum schon immer,


Ein Bohemien war ich schon in der Jugend.

ANGELA

Ich diente in dem Altersheim den Alten,


Verrückt war ich, sah überall nur Ratten.
Ich schob die alten Frauen in dem Rollstuhl
Und betete im Stillen Paternoster.

Da sah ich sie zum ersten Mal, im Raume


Der Angestellten zog sie aus den Kittel,
Sie zog den Kittel aus, sie hob die Arme,
Sie prahlte mit den jungen großen Brüsten!

Ich sagte zu der alten Dame: Nehmen


Will ich mir Angela zur Ehegattin!
Da sprach die alte Dame voller Weisheit:
Und alles das nur wegen diesem Busen!

Ich schrieb ihr die Commedia dell’Arte


Von Colombine mit dem großen Busen!

ALINA

Ich sagte zu Alinas frommem Vater:


Wen sehr die Götter lieben, diesen lassen
Sie sterben in der Jugend! Doch Alina
Belehrte mich: Es gibt nur Einen Herrgott!

Sie spielte auf der Geige Weihnachtslieder,


Das war ein ziemlich frommer Katzenjammer,
Doch sang sie Gloria in excelsis Deo
Sehr schön mit ihrer hohen Mädchenstimme.

Sie las sehr lange Phantasie-Romane


Vom Hippogryphen und vom Phönix, aber
Sie wusste nicht zu schreiben, schrieb nur Unsinn,
Der Vater war deswegen voller Sorge:

Soll sie in der Gesellschaft sein die Letzte?


Soll sie zugrunde gehen in der Armut?

ANDREA

Die Oldenburger Innenstadt voll Schönheit


Der jungen Mädchen-Herrlichkeiten sah ich
Und Eine, überragend alle Schönen,
Die südamerikanische Andrea.

Sie war zu Gast bei meinem großen Bruder,


Ich sprach mit ihr, sie lehnte an der Mauer,
So schlanke Anmut und so schwarz gekleidet,
So schwarze Haare und so schwarze Augen.

Sie reiste durch Europa, sah Paris an,


Sie sah die schwarzen Gondeln in Venedig,
Dann war in Oldenburg sie zu der Weihnacht,
Ich schrieb Gedichte Li Tai-Bo’s und Hafiz’

Für ihre Schönheit um, denn der Madonna


Von Südamerika war sie so ähnlich.

BIRGIT
Mysterium der Neugeburt, es wurde
Geoffenbart uns auf der Schädelstätte –
So las ich, dachte da in meiner Torheit:
Im andern Leben war ich ein Chinese!

Da lebte ich in einer Ferienwohnung


Am Schwanenpfade bei dem Schwanenteiche
Und lebte in der Phantasie in China
Und nannte Birgit nur noch Bi, die Anmut.

Sie hatte rötlichblonde Rosenlocken


Und einen weißen schlanken Leib voll Anmut,
Auch sah ich einmal liegen sie im Bette,
Das nackte Ärmchen schaute aus dem Bette.

Bevor ich ging, mich selber zu ermorden,


Ich schenkte einen Fächer ihr aus China.

BIRGIT

Im Osten Deutschlands, in dem Sozialismus,


Die Arbeiter und Bauern protestierten:
Wir sind das Volk, wir sind ein Volk von Deutschen!
Und Birgit ist geflohen über Ungarn

Und so kam Birgit in den Westen Deutschlands,


So kam sie zu dem freien Volk der Friesen,
Da traf sie mich in dem Café, sie sagte:
Du bist ein Dichter, das kann ich erkennen.

Zusammen wohnten wir in einer Wohnung


Und tranken roten Wein und aßen Nudeln
Und einmal wollte ich sie trunken küssen,
Die Nymphe, wie gemalt von Otto Mueller.

Sie aber liebte einen Nietzsche-Jünger,


Der hielt sich selbst für einen Übermenschen.

BRITTA

Der Stern des Kommunismus war am Sinken,


Doch die Kultur, die revolutionäre,
Wollt ich studieren, aber Britta wollte
Studieren revolutionären Sexus.

Ich habe damals Peter Weiss gelesen,


Den Abschied von den Eltern las ich damals
In Brittas Wohnung. Sie, die Feministin,
Genauso schön war sie wie ihre Freundin.
Ich kam von einem Ausflug nach Worpswede,
Wo Heinrich Vogelers Bilder ich gesehen,
Ich kam in Brittas Zimmer, sah verschleiert
Die schöne Britta von den bunten Schleiern.

Da hörte ich von Indianervölkern,


Die ihren Gott als eine Frau verehrten.

BÄRBEL

Ich war ein Proletarier im Urlaub


Mit der Gewerkschaftsjugend. Da war Bärbel,
Ich wollte nachts sie in dem Bett besuchen,
Auch schwamm ich nackt mit ihr in einem Schwimmbad.

Viel Zeit verfloss, da sah ich Bärbel wieder


Als Pädagogin in dem Kindergarten,
Da sie erzogen meines Herzens Liebling,
Sie war noch immer schön, ein Weib der Wonne!

Sie hatte einen Sprössling namens Juri,


Ich sah sie später in dem Kindergarten,
Wo ich sie sah im Sommer leicht bekleidet.
Es ist die Ansicht Platons, dass Ideen

Erkennbar sind im Abbild, in dem Schatten,


In Bärbel sah ich die Idee der Wonne!

CLAUDIA

Karine, Claudia und mein Persönchen,


Wir waren, wie es Claudia gesagt hat
Ein Ei mit drei Personen in dem Innern,
So innig war die Liebe von uns dreien.

Die Mutter Claudias war Katholikin,


Getauft, gefirmt war Claudia katholisch,
Sie hat mich stets erinnert an Maria,
Nur durch ihr Dasein, gänzlich ohne Worte.

Sie hat studiert Theaterpädagogik


In Köln, da mit Karine ich besuchte
Zu Ostern Claudia, da Shakespeares Werke
Gelesen habe ich in ihrer Wohnung.

Als Kindergärtnerin im Kindergarten


Hat sie gelebt Marias Mutterliebe.

CHRISTINA
Ich lernte ihre schöne Mutter kennen,
Die ganz alleine mit Christina lebte,
Sechs Jahre alt Christina, wenn sie weinte,
So rief sie betend nach dem toten Vater.

Ich las ihr die Geschichten aus der Bibel


Am Abend vor, wenn sie zu Bett gegangen,
Die schöne Fabel von der Arche Noah
Und wie der Herr gerettet alle Tiere.

Der Mond war aufgegangen und Christina


Sprach: Gott hat nun den Mondschein angeschaltet.
Sie sagte über mich zu einer Freundin:
Der Mann bei Mama ist mein neuer Papa.

Da ich dies schreibe, ist sie neunzehn Jahre


Und wird mich wohl schon lang vergessen haben.

CHRISTINE

Die Mutter hätte beinah abgetrieben,


Großmutter nahm zu sich die Enkeltochter.
Großmutter war Lektorin in der Kirche,
Las aus der Bibel vor am Tag des Herren.

Christine war die Freundin meines Freundes,


Neun Jahre alt das kleine Liebespärchen.
Und wenn Christine fallen ließ die Würfel,
So bat sie Gott, dass sie das Spiel gewinne.

Der Knabe richtete die Spielpistole


Auf seine eigne Schläfe und Christine
Rief in dem Spiele: Heiliger des Himmels!
Selbstmörder wird der liebe Gott bestrafen!

Ich schenkte ihr die Narnia-Romane,


Dass sie studiere so die Weisheit Gottes.

DÖRTE

Zehn Jahre war ich alt, als ich sie liebte,


Sie hatte blonde Locken, Sommersprossen,
Die Jüngste war sie ihrer beiden Schwestern,
Ihr Vater war ein Architekt und Bauherr.

Die Schwester nahm mich mit zur Bibelstunde,


Da ich von Josef und den Brüdern hörte.
Mit Dörte aber spielt ich mit den Puppen,
Ich richtete mich ganz nach ihrer Neigung.
Mit ihrem Vater fuhren wir zum Segeln,
Im Segelboote auf dem Großen Meere.
Und weil der Vater Architekt und Bauherr,
Ich übte mich, ich wollte werden Maurer.

Und Dörte, die Jurisprudenz studierte,


Hat auch gefunden Bräutigam und Kinder.

DORIS

Was soll man sagen von der eignen Mutter?


Jetzt zählt sie ja schon fünfundsiebzig Jahre
Und hat auch überlebt den Ehegatten,
Den sie zutiefst geliebt als ihren Abgott.

Wenn Krankheit sie befallen, Krebs die Brüste,


So bat sie mich, zum lieben Gott zu beten.
Und als der Tod ihr den Geliebten raubte,
Da ging sie zum Gebet in Luthers Kirche.

Das Weihnachtsoratorium gesungen


Hat sie im Chor mit reiner Engelsstimme
Und später sang sie auch noch Wagner-Opern,
Beim Tode ihres Vielgeliebten aber

Ertönte leise: Ave verum corpum –


Ich bete jeden Tag für meine Mutter.

DORIS

In dem Gymnasium zu Norden lernte


Ich Doris mit den langen blonden Haaren
Und klaren Augen kennen und bewundern,
Ich war einmal in ihrem Elternhause.

Als später ich in Oldenburg gewohnt hab,


Traf ich sie auf dem Campus der Studenten
Und zeigte Bilder ihr vom Paradiese
Der Südsee, wie Gauguin so schön gemalt hat.

Sie sprach: Das Paradies ist nicht auf Erden


Und in der Südsee sind gezündet worden
Die atomaren Bomben der Franzosen.
Wie schön sie war, als sie die Wahrheit sagte,

Das Paradies ist nicht auf Erden, Doris,


Ich wünsche dich im Paradies zu sehen!
DORIS

Die Mutter war die Freundin meiner Mutter,


Der Vater war ein Freund von meinem Vater,
Die große Schwester Freundin meines Bruders,
Die schöne Doris meine schöne Freundin.

Sie war die Meisterin im Ping-Pong-Spielen,


Das war die Sportart, die allein ich liebte,
Dagegen war mir ganz verhasst der Fußball,
Ich spielte mit der schönen Doris Ping-Pong.

Als ich schon war in meiner Mannesreife,


Traf ich sie eines Abends im Caféhaus.
Da schrieb ich ihr auf einen Wirtshauszettel
Ein Lob auf ihre feminine Schönheit.

Sie war so schlank, mit langen braunen Locken,


Ein lichtes Lachen in den klaren Augen.

DOROTHEA

Ich lernte sie im Schwarzwald bei den Pfingstlern


Im Therapiehaus kennen, kleine Blonde,
Romanzensüchtig, überaus romantisch,
Die neben ihrem Gatten manchen liebte.

Wir sprachen oft und lang am Telephone,


Da sie erzählt romantische Romanzen
Und überaus verworrne Schicksalsdramen,
Sie schrieb auch einen Schundroman der Liebe.

Dann brach ich den Kontakt ab. Aber später


Sprach ich sie noch einmal am Telephone,
Bei der katholischen Erwachsnenbildung
Hat sie studiert moderne Philosophen.

O möge Christus ihr die Weisheit schenken,


Nur Einen Gott und Einen Mann zu lieben!

EVI

Bevor ich ward im Mutterschoß empfangen,


Hat meine Seele angeschaut im Himmel
Die ewige Urschönheit der Urgottheit
In einer nüchtern-trunkenen Ekstase!

Und als ich dann auf schwarzer Erde lebte,


Ich sah die schöne Evelin als Jüngling
Und meine Seele breitete die Flügel
Und glaubte, in Ekstase Gott zu schauen!

Die Seele meiner Seele, das war Evi,


Der Atem meines Lebens, das war Evi,
Sie war mir Gottes feminines Antlitz,
Im schönsten Leibe inkarnierte Gottheit!

Wenn Evi schon so schön, Geschöpf des Schöpfers,


Wie schön ist dann die schöpferische Gottheit!

ESKE

Am Hochfest unsrer lieben Unbefleckten


Empfängnis, ihrer unbefleckten Reinheit,
Zur Mittagsstunde in der Zeit der Gnade
Ich schaute vom Balkon zum Nachbarhause,

Da sich ergoss vom Himmel Gottes Sonne,


Und flüssige Erleuchtung voller Goldglanz
Ward ausgegossen auf die Nachbarstochter,
Die schöne Eske zählte vierzehn Jahre.

Von jener Stunde sah ich in Verklärung


Die weiße Eske mit den roten Locken,
Den Strahlenaugen und dem Scharlachmunde,
Den weißen Beinen in Kothurnen-Stiefeln.

Wenn ich sie irgendwem vergleichen sollte,


So nur der theosophischen Aurora.

FENNA

Als du das Licht der Welt erblicktest, Nichte,


Sah ich im Krankenhause Sankt Marien
Dich auf dem Arm der Mutter, doch zur Taufe
Konnt ich nicht kommen, eingesperrt vom Teufel.

Doch als ich floh vorm Teufel in der Weihnacht,


Da sah ich dich gewickelt in den Windeln
Auf deinem Wickeltisch im Haus des Bruders,
Ich, Christ geworden, sah in dir das Christkind!

Nun bist du neunzehn Jahre schon, Studentin


Und lehrst die deutsche Muttersprache Fremden
Und stellst schon deinen Freier vor den Eltern,
Den du gewonnen hast durch deine Schönheit.

Großmutters Bibel, die mir Mutter schenkte,


Soll ich sie dir zu deiner Hochzeit schenken?
GUNDA

Ich sah sie im Café der Psychisch-Kranken,


Sie war die liliengleich Madonnenhafte,
So schlank gebaut, so lang, so große Augen,
So voll und sinnlich schön der Mund, die Lippen!

Ein Evangelikaler, Lutheraner


War ich zu jener Zeit, der die Madonna
Auf allen Straßen suchte, die Madonna,
Und auch der Frauen Nähe sehr begehrte.

Wie schwer die Einsamkeit, allein zu leben,


Und wie chinesische Poeten sagen:
Wie schwer das leere Bett allein zu halten!
Doch bin ich nicht geschaffen zur Familie

Und sehne immer mich nach der, die fern ist,


Begehre einzig die, die unerreichbar.

GISELA

Ich habe sie als Königin gepriesen,


Als Heilige, als Königin von Ungarn,
Als Christin, Königin von Gottes Gnaden,
Ich habe ihr den Stephansdom errichtet,

Ich habe ihr erotische Gedichte


Geschenkt und Casanovas Memoiren,
Weil sie mich in die Arme stets genommen,
Wenn ich besuchte meinen großen Bruder.

Dann ward ich krank vor grenzenloser Trauer,


Die Wohnung wurde mir zu einem Müllplatz,
Da schickte sie mich in die Wüste, sagte:
Es ist mir ganz egal, was du empfindest!

Sie geht wohl in die reformierte Kirche,


Doch liebt sie nur Gesundheit, Geld und Luxus.

HEDDA

Ein hohes friesisches Gewächs von Herrin,


Die meine erste Muse war gewesen,
Ich schrieb ihr in modernen freien Versen
Vom Blues der Liebe, wie ich sie begehrte.

Wir tranken Tee und spielten die Gitarre


Und herzten und liebkosten uns und waren
In manchem eins – nicht in der Russlandfrage,
Ob Lenin oder Nikolaus war besser.

Genossen hab ich sie wie süßen Schaumwein,


Die Brüste unterm transparenten Hemde.
Wir Tauben haben unterm Dach geturtelt
Und waren doch noch lang nicht reif zur Liebe.

Ich habe sie verlassen, um politisch


Die Freiheit und Gerechtigkeit zu lieben.

HEIKE

Sie war so ungeheuer schlank, die Blonde,


Die schulterlang getragen goldne Locken,
Sie war so schön, so gänzlich unerreichbar,
Ein Traum, der nicht auf Erden sich verwirklicht.

Wir sprachen von der Kunst des Liebesaktes,


Sie sagte: Wenn die Frau empfindet Wollust,
Wird sie von selber feucht in ihrer Scheide,
Da braucht sie keine Salbe zur Befeuchtung.

Ich sah sie einmal nackend in der Dusche,


Da sie in Bremen die Kultur studierte.
Ich war Prolet und schrieb dazu Gedichte
Und trug die nackte Heike in Gedanken

Und schrieb in einem Wort von meiner Liebe:


Wie ich die schöne Heike liebe? Heftig!

HEIDI

Ich habe sie besucht in ihrem Hause,


Im schönen Bauernhofe vor dem Deiche,
Wir gingen mit dem großen Hund spazieren
Und sahen an die Nordsee hinterm Deiche.

Ich sang ein Lied ihr vor vom Fels, dem Vater,
Dem großen Wanderer auf Pilgerreise
Und von der stolzen Frauen Spott und Schmähen,
Sie aber sprach: Ich achte deine Seele!

Ich bin nicht von den Stolzen, die dich schmähen,


Nicht von den Frauen, die den Luxus lieben.
Ich achte deine musischen Gedanken
Und lieb die Lieder, die du mir gesungen.

Ich sagte: Wie Musik ist meine Liebe,


Und du bist die Natur, die ich verehre.
HELGA

Da stand ich in der Druckerei als Drucker


Und plötzlich kamen zu mir die Visionen:
O rettet euch, sonst kommt der Dritte Weltkrieg!
Am Himmel schwebt ein Mund, ein rosenroter!

Genossin meiner Proletarierleiden


War Helga. Einmal kam sie mich besuchen,
Ich hatte grade Berthold Brecht gelesen
Und wollte auch ein Weib wie Baal besitzen.

Sie merkte wohl, ich würde sie verlassen,


Sobald ich ihren Leib genossen hätte.
Sie ward die Freundin des Abteilungsleiters,
Er war der Herr, sie war die Magd des Herren.

Die proletarische Passion der Liebe


Blieb unerwidert bei der Bauerntochter.

INKA

Ich war mit ihr bei einem Bibel-Kursus,


Da die Geheime Offenbarung Stoff war,
War von der Siebten Königin die Rede,
Die Siebte Königin war Jungfrau Inka.

Ich sah den roten Schein des Weins im Kelchglas


Und sah im roten Feuer eine Taube,
Das war die Liebe! Und ich nannte Inka
In ihrer Zartheit eine Pusteblume.

Dann ist sie nach Hannover fortgegangen


Und spurlos aus der Erdenwelt verschwunden.
Sie schrieb mir vorher noch zu meinen Leiden,
Mich liebe Jesus, Christus sei ganz Liebe!

Gewiss ist sie ein Engel nun im Himmel,


Ich bete für den femininen Henoch.

INGE

Sie hat studiert die Psychologen-Weisheit


Und sprach mir immer von den Temperamenten.
Madonna Melencolia war immer
Schon meine Herrin, meine dunkle Herrin.

Madonna Melencolia ist weise


Und eine große Muse für den Dichter.
Dazu gesellt sich gern ein breites Phlegma,
Das gern gutmütig ist und bleibt gelassen.

Die Kluge hat sich keinen Mann erobert,


Herr Zebaoth ist Gatte ihrer Seele.
So hab ich keine Dame mir erobert,
Frau Weisheit ist mir meine Seelengattin.

Sprach Inge von dem wahren Gottesbilde,


So von dem Heiligen Vater, der uns liebet!

IRINA

Zum ersten Mal sah ich sie in dem Garten,


Der war Madonnas Paradiesesgärtlein,
Sie lehrte eine Freundin Russisch sprechen,
Denn sie war in Sibirien geboren.

Sie sagte: Liebe zwischen Herr und Dame


Erlaubt ist nur im Heiligtum der Ehe.
Sie las sehr gern französische Romane,
Balzac, Flaubert und Marcel Proust und Zola.

Sie brachte mich zum Gottesdienst der Pfingstler,


Zu Pfingsten kam der Geist in Feuerzungen.
Von ihren rötlich-blonden Haaren sang ich:
Das sind des Heiligen Geistes Feuerzungen!

Jungfräuliche Jerusalem besungen


Hab ich in der sibirischen Irina.

INSA

Sie meine Lehrerin in deutscher Sprache,


Sie fragte: Warum soll man Schiller lesen?
Wir lasen auch vom Tode in Venedig,
Sie sprach: Die Tropenfeuchte ist erotisch!

Ein Urteil über Thomas Mann zu schreiben,


War unser Auftrag, ob er apollinisch,
Ob dionysisch sei sein Werk als Dichter?
Wir sollten darum Friedrich Nietzsche lesen.

Ich war ertrunken in betrunkner Trauer,


Die Lieblingslehrerin gab diesen Ratschlag:
Schreib alles, was du fühlst, auf Wirtshauszettel,
Schreib auf dein Denken und Empfinden, alles!

Ich seh sie heute noch in meinen Träumen


Und bitte, meine Dichtung zu zensieren.

JULIE

Madonna war sie mir, die Makellose,


Die jugendliche Jungfrau voll der Schönheit,
So braun und lang ihr Haar, der Hals der Schwanin,
So rot der Mund, so groß die Mandelaugen.

Die Bella Julia hab ich gesehen,


Die liebte einst der sechste Alexander,
Die Juliette hab ich auch gesehen,
Die Romeo geliebt hat in Verona.

Und Kwan Yin aus der reinen Lotos-Sutra


War schön wie sie, denn Schönheit ist mir heilig.
Sankt Julia vom christlichen Karthago
War schön wie sie, die Christus sich vereinigt!

Sie war ein Ideal, sie war Madonna,


So makellos mit ihren sechzehn Jahren.

JANNA

Als sie ein kleines Baby noch gewesen,


Da sang ich über ihr mein Zungenreden
Und Zawlazaw und Kawlakaw gebetet
Hab ich an ihrem kleinen Kinderbette.

Als sie neun Jahre zählte, hab gesehen


In ihr die junge Beatrice von Dante
Verklärend ich und nannte sie Madonna,
Da stand sie in Florenz vor dem Museum.

Sie zählte vierzehn Jahre, als ich sagte:


Du, Janna, zählst jetzt wohl schon siebzehn Jahre?
Da hab ich meine Seele ausgeschüttet
Vor ihrer Seele und ich hab gestanden,

Dass ich das schwarze Schaf bin der Familie.


Gott segne dich, du junge schöne Nichte.

JUDITH

In einer evangelikalen Sekte


Von christlichen Studenten sah ich Judith
Und half in Oldenburg ihr bei dem Umzug
Und trank auch Tee mit ihr und ihrem Freunde.
Und in der Bibelstunde hab gepredigt
Ich von der Weisheit: Ach ich wär gern weise!
Doch Judith sprach nur von der Torheit Gottes,
Die Weisheit dieser Welt ist dumm vor Jesus.

Ich habe sie als Judith dann besungen,


So wie sie steht im Alten Testamente.
Sie aber war pikiert und sagte strenge:
Was willst du denn von mir, dass du mir singest?

Sie war in einer Sekte, da die Frauen


Zu schweigen hatten bei der Bibelstunde.

KARINE

Ich machte einst ihr einen Heiratsantrag,


Da war es auf der schönen Insel Rügen,
Ich machte einen zweiten Heiratsantrag,
Das war auf Sylt, der wunderschönen Insel.

Sie schenkte mir ja ihre lieben Knaben,


Dass ich den Knaben Herzensvater wäre.
Sie liebte sehr die heilige Familie,
Die Kinder sogen gern an ihren Brüsten.

Als sie gestorben, kam zu mir der Wahnsinn,


O Wahnsinn, du Getreuester der Freunde!
Karine wartet nun auf mich im Himmel!
Wer weiß, im Himmel feiern wir die Hochzeit?

Ich habe keiner andern Frau auf Erden


Die Ehe angetragen als Karine.

KARIN

Ein Alkoholiker war Karins Vater,


Im selben Sportverein mit meinem Vater,
Er durfte keinen Alkohol mehr trinken,
Auch nicht in der Pralinen-Schokolade.

Wie schön die schwarzen Locken Karins waren,


Zusammen spielten wir die Indianer-
Geschichten, da ich war der Freund des Häuptlings
Und Karin war die schöne Häuptlingstochter.

Der Cowboy als der Freund der Indianer


Verliebt war in die schöne Häuptlingstochter.
Die Häuptlingstochter der Apatschen küsste
Den Cowboy auf dem Abenteuer-Spielplatz.
Ich küsste die Indianerin, sie küsste
Mich auf den Mund. Da lächelte der Häuptling.

KARIN

Es war zur Schulzeit, da ich in der Pause


Den Mantel Karins in den Abfalleimer
Geworfen habe. Was sich liebt, das neckt sich.
Ihr Vater deshalb sprach mit meiner Mutter.

Als ich schon aufs Gymnasium gegangen,


Da ging ich in den Tanzkurs. Da war Karin.
Und bei der Damenwahl, da wählte Karin
Mich zu dem Partner bei dem Walzertanze.

Ich hörte später, dass sie sich vermählte


Und schwanger ward und sie geboren hatte
Ein kleines Kind, das körperlich behindert,
Da hatte ich Respekt vor der Courage.

Ihr Vater war ein Juwelier. Im Laden


Des Goldschmieds gab es schöne Eheringe.

KATI

Schriftsetzer war ich nach dem Broterwerbe,


Schriftsteller nach der himmlischen Berufung.
Ich las Antigone in deutscher Sprache
Von Hölderlin und wollte selber schreiben

Antigone in freien Versen. Kati


War mir Antigone. Ich habe Kati
Verherrlicht als Antigone im Drama
In freien Versen, im modernen Stile.

Da saß ich einmal im Theater, hörte


Die Worte: Und ein Mann verklärt die Freundin
Zu einer Göttin.- Und ich hörte Lachen,
Ich hörte Katis Freundin lauthals lachen.

Da ward ich rot. Ich hab mich nicht gebessert.


Die, die ich liebe, ist mir eine Göttin.

KATI

Als meine Freundin starb an ihrem Brustkrebs,


War Kati bei den Trauernden und herzlich
Nahm sie mich mütterlich in ihre Arme
Und hat in meiner Trauer mich getröstet.
Sie war für mich die Mutter mit dem Herzen
Voll schöner Liebe für die kleinen Kinder
Der toten Freundin, die ich bei mir hatte,
Die ich der Mutter in dem Himmel weihte.

Es gibt ein Bild von Hagia Sophia,


Drei Töchter hat die Hagia Sophia,
Die heißen Caritas und Spes und Fides
Und Caritas ist sicherlich die Schönste.

Ich schrieb ihr Briefe, aber nicht verstanden


Hat sie den Wahnsinn des verrückten Dichters.

KERSTIN

Die Eheherrin meines Freundes, Christin


Von Mutterbrüsten an, die stets gebetet,
Die ward von dem gekreuzigten Messias
Erwählt, an seinen Leiden teilzuhaben.

Ich gab ihr Doktor Edith Stein zu lesen,


Die dunkle Nacht Johannes’ von dem Kreuze.
Doch nie begreifen wird es eine Seele,
Die mystisch dem Gekreuzigten vereint ist.

Doch das ist eine Gnade Jesu Christi,


Was immer sei dein Leiden, leiblich, seelisch,
In die Passion des Christus einzutauchen
Und so zu werden selbst ein zweiter Christus.

Sie nannte sich die Bittere, Maria,


Ich nenne sie den femininen Christus.

KERSTIN

Wir saßen im Gymnasium zu Norden


In unsrer Klasse, lernten das Lateinisch
Von Cäsars Krieg in Gallien und wir ehrten
Den Vercingetorix wie unsern Hermann.

Doch in der Pause auf dem Flur stand Kerstin,


Die alle Kissi nannten, und sie küsste
Den Freund, den sie sich angelacht. Der Lehrer
Sprach: Küssen ist erlaubt nur im Privaten.

Sie hatte eine solche weiße Bluse,


Dass weißer als der Schnee war ihre Bluse.
Und auf dem Haupte trug sie goldne Locken,
Und ihre Zähne waren weiße Perlen.

Sie wohnte noch auf Norderney, der Insel,


Wo Heine dichtete die Nordsee-Hymnen.

LILITH

Die Wanderin in geistigen Gefilden


Begehrte, nicht mehr nett zu sein und höflich,
Sie strebte nach der Stärke, nach der Urkraft,
Und darum nannte sie sich selber Lilith.

Der Astrologe hatte ihr verkündet,


Dass Lilith sei ein Schatten vor der Sonne.
Die Kabbalisten sprachen auch von Lilith,
Die hatte sich nicht Adam unterworfen.

Ich will nicht Eva sein, so sagte Lilith,


Ich will den Schatten meiner Seele lieben,
Denn wenn ich meinen Seelenschatten liebe,
Erwächst mir Kraft aus meiner dunklen Seele.

Ich aber sah in ihr die sanfte Eva,


Ich sah Maria im charmanten Weibe.

LENA

Ich traf sie bei dem Anarchisten-Zentrum


In Oldenburg, bei all den Haschisch-Rauchern,
Den Afrikanern mit den Djembe-Trommeln,
Da sah ich sie in ihrer jungen Schönheit.

Ich sagte: Lena? Oder Magdalena?


Ich liebte immer schon die Magdalena!
Sie war gewiss so schön wie du, o Schönheit,
Sie hatte solche großen warmen Augen.

Da sagte sie: Du sprichst von Magdalena?


Was soll ich denn mit deinem Christentume?
Denn angesichts der Leiden auf der Erde
Kann ich nicht glauben an der Allmacht Güte.

Ich sprach: Gott selber hat ja auch gelitten,


Er hat am Kreuz gelitten alle Leiden.

LEONIE

Ich sah sie einst auf einem Bauernhofe,


Neu-England hieß der Ort, das schöne Dörfchen,
Sie hatte lange goldenblonde Haare,
Sie war sehr groß und auch sehr schlank gewachsen.

Ich hatte bei mir meine Herzenskinder,


So gingen wir spazieren zu dem Teiche.
Sie ging voran mit ihrer goldnen Haarflut,
Sie ging voran in ihrem weißen Kleide.

So hab ich meine Engelin gesehen,


Schutzengel ist mir eine Himmelsschwester.
So Leonie, ein femininer Engel,
Schutzengel war sie für die kleinen Kinder.

Sie war sehr gütig, hat in ihrer Schule


Der Schüler, die sich stritten, Streit geschlichtet.

MARIE

Ich sah sie in dem alten Bauernhause,


Sie half der jungen Mutter in dem Haushalt.
Sehr schlank war sie und blond die kurzen Haare,
Ihr Antlitz ein Modell für einen Maler.

Dann ging sie nach Peru nach ihrer Schulzeit


Und sorgte sich ein Jahr um arme Kinder,
Mit Medizin versorgte sie die Kranken
Und gab den Hungernden gekochte Speise.

In Oldenburg begann sie zu studieren,


Von ihrem Jugendfreunde ward sie schwanger.
Ihr kleiner Bruder zählte erst fünf Jahre,
Der ist ein Onkel jetzt dem kleinen Baby.

Und ich vermählte sie mit Störtebeker,


Als er der Rattenfänger war von Hameln.

MARIE

Marie war eine schwarze Frau aus Hamburg,


War eine von der Sozialisten-Jugend.
Beim Festival der Jugend hat Theater
Gespielt sie, von dem Sophokles ein Drama.

Ich schrieb ein Lied von einem jungen Reiter,


Der kam auf einem weißen Pferd geritten
Und blies in die Posaune und dann rief er:
Marie! Die Erde bald versinkt im Feuer!

Ich sah sie auch auf einer Burg in Aurach


Im Frankenlande, da sie schön gesungen:
Die roten Frauenlippen musst du küssen,
Die Lippen sind zum Küssen ja geschaffen!

Und als ich gegen atomare Bomben


Erhoben mich, da rief ich laut Marie an!

MARION

Als ich den Alexander Blok gelesen,


Da war mir Marion die Schöne Dame.
Die Liebe von Maria Rainer Rilke
War Marion und war mir Diotima.

Ich träumte immer von der weißen Dame,


Sie war die Himmelskönigin Maria.
So nannte Marion ich die Madonna
Und nannte Unsre Fraue Marionna.

Ich sah sie noch im Teuteburger Walde,


Als sähe ich die Mater Gloriosa
Aus Goethes drittem Faust. Im weißen Kleide
Erschien mir Marion des nachts im Walde.

Sie sprach: Ich lieb dich nicht! – Da wollt ich sterben!


Doch Unsre Liebe Frau hat mich gerettet!

MARION

Die junge Marion war Katholikin,


Das wussten die Proleten aller Länder.
Sie hatte in der Druckerei geschaffen
Mit Fleiß die Arbeit, die ihr aufgetragen.

An ihrem Hals trug sie ein Silberkettchen,


Dran der Gekreuzigte an seinem Kreuze.
Der Mann von der Gewerkschaft hat gespottet:
Lass du den alten Latten-Jupp nur baumeln!

Da beugte Marion sich zum Papiere,


Ich schaute auf den Latten-Jupp am Kettchen.
Der Mann von der Gewerkschaft aber lachte:
Was schielst du so nach ihren vollen Brüsten!

Ich habe protestiert vor dem Proleten:


Ich habe nur geschaut auf Jesus Christus!

MAIKE

O dreizehn Jahre und o rote Haare!


O wild war Maike, wild wie eine Katze!
Die Mutter war gestorben und der Vater
War in Brasilien. Maike lebte einsam.

Mein Freund, mit dem zur Schule ich gegangen,


Hat sie gehabt zu seiner jungen Freundin.
Ich sprach: Er hat zuerst gelöst das Rätsel.
Sie sprach: Ich bin kein Rätsel, bin Geheimnis!

Die Männer liebten sie, die Haschisch-Raucher,


Ein psychisch-kranker Kommunist verliebt war
In Maike, lebte schon mit ihr zusammen,
Ich lag im Garten vor dem Fenster Maikes.

Noch einmal sah ich sie im Tanzlokale,


Wie Sterbende – wir nahmen heftig Abschied.

MARTINA

Die Venus Medici von Botticelli


Stand vor mir und ich fand sie sehr sympathisch,
Auch sah ich sie im Orient beim Bauchtanz
Und sang ein Lied von Göttin Morgenröte.

Dann schaute ich Maria Magdalena,


Die um die Wette ritt mit Mutter Eva.
Wie herrlich konnte Magdalena reiten,
Doch Mutter Eva ist vom Pferd gefallen.

Und Mutter Eva schüttelte die Flasche


Champagner und der Korken schoss im Bogen
Der Venus Medici an ihre Stirne
Und Venus tanzte Bauchtanz auf dem Tische!

Das war Martina, die bei ihrer Firmung


Bekam den Namen Judith von Bethulien.

MAITE

Sie war in Frankreichs Baskenland geboren,


Der Taufe Name war Marie-Therese,
Die Basken aber nannten sie nur Maité,
Geliebte heißt das in der Basken Zunge.

Großmutter war sie meiner Herzenkinder


Und hat mit mir die Kinderlein gehütet.
Sie war schon alt und war schon sehr gebrechlich,
Trotz ihrer dünnen Knochen gab sie alles.

Oft kochte sie französisch leckres Essen


Und stand dann immer fluchend in der Küche.
Doch nach dem Fleisch, Brot, Käse gab es Rotwein,
Der löste zur Gesprächigkeit die Zungen.

Ich ging dann später oft mit ihr zum Grabe


Von meiner treuen Freundin, ihrer Tochter.

MIRJAM

Ich traf sie in dem Schwarzwald in dem Zentrum


Für Psychotherapie im Geiste Christi,
Ich war ein Pfingstler, sie hat mir gesungen
Ein Liebeslied an Unsre Frau Maria.

Ihr danke ich die Liebe zu dem Karmel,


Die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens,
Die Liebe zu der Gospa Medjugorjes,
Die Liebe zu dem Christus in der Hostie,

Die Liebe zu dem Papst Johannes Paulus,


Zu Unsrer Lieben Frau von Guadelupe!
Ich liebte Reinhold Schneider, seine Schwermut,
Sie Gertrud von Le Fort und ihren Tiefsinn.

Dann fiel sie ab vom Glauben, wurde Herma-


Phrodite. Mirjam weihe ich der Jungfrau.

OMA

In Kindertagen ist zuerst die Mutter


Die Stellvertreterin der Schöpfergottheit.
Die Mutter lässt mit ihrer Mutterliebe
An Gottes schöpferische Liebe glauben.

Die Stellvertreterin der Schöpfergottheit


In meinen Kindheitstagen war die Oma.
Sie gab bedingungslose Mutterliebe
Und nährte mich mit Glauben an die Gottheit.

Sprach Nietzsche: Gott war einst ein junger Papa,


Großvater ward er dann mit weißem Barte,
Großmutter wurde schließlich Gottes Liebe. -
Ja, Gott ist mir die wahre Große Mutter,

So sagte Bernhard von Clairveaux: Der Herrgott


El Shaddai ist die wahre Magna Mater!

PAULA

Als Paula, meine Oma, lag im Sterben,


Begann zu lesen ich im Testamente
Des Herrn, begann zu beten für die Seele
Der lieben Paula Margarethe Mayer.

Im Evangelium sprach Jesus Christus


Zu mir, er kenne mich auf Herz und Nieren,
Und Paulus sprach: Verlass die Konkubine
Und leb jungfräulich für das Reich der Himmel.

Als Paula starb, begegnete ich Christus


In Paulas Haus, ich betete den Herrn an
Und so bekehrte ich mich zum Messias
Und ward ein Christ und Jünger Jesu Christi.

Als Paula ward beerdigt, sang der Chorus


Der frommen Oma Testament: Tedeum!

PETHEDA

Für alle Liebe dank ich meiner Tante,


Die auf der Insel Baltrum mich begrüßte,
Sie gab mir immer Erdbeer-Eis zu essen
Und lehrte mich das Zigaretten-Rauchen.

Sie hat als eine Mutter sehr gelitten,


Weil sie ihr Sohn als Alte nicht besuchte.
Sie liebte ihren Sohn, er aber liebte
Die alte Mutter nicht, die kranke Mutter.

Als Witwe dachte sie an ihren Gatten


Und wurde krank vor Sehnsucht nach dem Toten.
Die Leiden Hiobs alle hat gelitten
Petheda mit dem Herzen voller Schmerzen.

Ich betete auch oft im Gottesdienste


Für meiner guten Tante Arme Seele.

PETRA

Als ich ein Knabe war im Elternhause,


Kam die Cousine zu Besuch aus Hameln.
Da sollte ich mich immer schlafend stellend,
Wachküssen wollte mich die kleine Petra.

Als ich erwachsen war, vom Arbeitsamte


Ward ich geschickt nach Bad Pyrmont, wo Goethe
Gesundes Wasser dazumal getrunken,
Da lud mich die Cousine ein nach Hause.

Ihr Vater, meines Vaters kleiner Bruder,


Zerstritten war mit seinem großen Bruder.
Arbeiter war mein Onkel und ein Kolpings-
Familien-Katholik und Whisky-Trinker.

Nun fand ich Petra nicht mehr schön und mochte


Nicht küssen die erwachsene Cousine.

REGINE

Ich lernte sie im Mai im Schwarzwald kennen,


Sie hatte lutherische Theologen
Studiert in Tübingen und war sich sicher,
Sie sei von Gott vorherbestimmt zur Hölle.

Ich traf sie dann in ihrem Schwabenlande,


In Heidelberg hab ich das Schloss gesehen,
Da übersetzte sie mir eine Ode
An Lesbia vom rasenden Catullus.

Sie sagte: Ate hat mich wohl verblendet!


Sie sprach an jedem Tag das Vaterunser,
Doch konnte sie dem Vater nicht verzeihen,
Dass man im Irrenhaus sie angebunden

Und, als ein Kind sie trug in ihrem Schoße,


Ihr Psychopharmaka gespritzt gewaltsam.

SONJA

Sie sprach mich an in Norddeich an dem Deiche,


Wir brüllten einen Urschrei zu der Nordsee.
Dann nahm sie mich mit sich in ihre Kammer,
Wo wir uns liebten buhlerisch im Bette.

Sie hatte wunderschöne große Brüste


Und kurze goldne Locken und ein Mündchen,
Ein enges Mündchen mit sehr großem Durste
Nach Wodka, den die Russen gerne trinken.

An einem Tag besucht ich den Genossen,


Der führte unsre Sozialisten-Jugend,
Da saß er nackt auf seinem Bett und Sonja
Saß nackt auf seinem Schoße, sich bewegend.

Da war ich wie ein Steppenwolf der Taiga


Und heulte an den roten Mond von Russland.

SONJA
Die Nachbarin in meinen Kindheitstagen
Lud mich zum Spielen ein in ihren Garten,
Wir fingen von dem lila Falter-Flieder
Die Schmetterlinge mit den bunten Flügeln.

Sie lud mich ein in ihre Mädchenkammer,


Da saß ich neben ihr auf ihrem Bette.
Zum ersten Male regte sich der Sexus
Und Eros schoss mit seinem Feuerpfeile.

Konfirmation in Martin Luthers Kirche


Erlebten wir gemeinsam, ich und Sonja,
Da lief das rote Blut aus meiner Nase,
Als ich empfing den Kelch des Abendmahles.

Sie lachte schön mit ihrem Vollmond-Antlitz


Und war die Sonne meiner Kindheitstage.

SUSANNE

Als ich den Kork gezogen aus der Flasche,


Hab ich mein Handgelenk verstaucht, Susanne
Als Krankenschwester legte den Verband an,
Sie hat getröstet mich wie eine Mutter.

Susanna aus dem Alten Testamente


War auch so keusch in ihrer frommen Ehe.
Ich sah Susanne auch im Badezimmer,
Konnt kaum erkennen ihren nackten Körper.

Und Sankt Susanna aus dem alten Roma,


Sie ist die Heilige des Himmelsregens.
Spazierend mit Susannes Eheherren,
Ich betete: O wende ab den Regen,

Und lass uns trocken doch nach Hause kommen,


Ich bitte dich, o heilige Susanne!

SABINE

Sie töpferte die Göttinnen der Alten,


Urmütter modellierte sie im Tone,
So weiblich-weich die Rundungen der Mütter,
Gestaltet schön die Große Muttergöttin.

Als auf den Pyrenäen ich gewesen,


Sabine kam aus Polen zu den Basken,
Da habe ich geflirtet mit Sabine,
Nie hat mein Herz gehört nur Einer Dame.
Sabine eilte durch die lila Heide
Zur Quelle eines Baches auf den Bergen,
Da schaute ich in Halluzinationen
Das weiße Einhorn zu der Jungfrau eilen.

Am Himmel standen die Konstellationen:


Die runde Luna und die lichte Venus.

TANJA

Südafrika, die Weißen unterdrückten


Die Schwarzen in brutaler Rassentrennung,
Da Bischof Tutu protestierte, Nelson
Mandela war, der Advokat, im Kerker.

Zur Solidarität mit jenen Schwarzen


Südafrikas wir bauten ein Theater,
Ich schrieb ein Stück, das hieß: Die Blutorange,
Die Hauptdarstellerin des Stücks war Tanja.

Wir übten im Gemeindehaus der Kirche,


Da nahm ich eine Bibel aus der Kirche
Und die Geheime Offenbarung las ich
Und fürchtete mich sehr vorm Jüngsten Tage.

Doch ich verliebte mich in jene Dame,


Die da erschienen ist am offnen Himmel.

URSULA

Sie hatte schöne lange schwarze Haare,


Im schönen Munde schöne weiße Zähne,
Sie war sehr klein gebaut und weiblich-rundlich,
Nicht dick, jedoch mit femininen Kurven.

Die Mutter war befreundet mit dem Christus,


Der Bruder aber mehr mit Marx und Lenin.
Dort habe ich das Manifest gelesen,
Dass in Europa gehe ein Gespenst um,

Das ist der böse Geist des Kommunismus.


Doch Ursel spielte lieber das Piano,
Sie spielte Improvisationen stöhnend
Des Jazz. Auch liebte sie die Vietnamesen,

Mich aber hat sie nicht geliebt, ich dachte,


Dass sie vielleicht nur Frauen lieben könne.

UTE
Ich sang: Sometimes I feel so uninspired!
Mich tröstete des Freundes Freundin Ute,
Sie war so mütterlich und war so gütig,
War Katholikin, Kind der Muttergottes.

In Oldenburg ich wohnte bei den Freunden


Und las des jungen Werthers Liebesleiden.
Ah, das war eine Nacht! Mein lieber Wilhelm,
Nun übersteh ich alles, was auch komme!

Als ich in Oldenburg studiert die deutsche


Und Englands Poesie, da nahm mich Ute
In ihrem Hause auf, die treue Seele,
Sie hat mich nie beleidigt, oft getröstet.

Stets ging sie in dem weißen Kleid der Taufe


Und trug an ihrer Stirn des Geistes Salbung.

VALEA

So jung und so kokett schon, o Valea,


Wie lachend du auf meinem Schoß gesessen
Und mir da aufgesetzt die Narrenkappe,
Als wir in Trunkenheit begrüßt das Neujahr.

Ich sprach zu deinem Vater, dass die Götter


Jung sterben lassen jenen, den sie lieben,
Da sagtest du in einem strengen Ernste:
Mach keine Witze über Gott den Einen!

Zur Weihnacht sah ich dich in Luthers Kirche,


Als Engel standest du im weißen Kleide
Hoch auf der Kanzel überm Volke Gottes
Und sangst mit reiner Stimme: Friede, Friede!

Zum Engel auserkoren, o Valea,


Aufgrund der schönen langen goldnen Locken.

WIEBKE

Wir sahen Bilder an von Georg Eisler,


Wir schauten an die schönen Aktgemälde,
Erregt von diesen reizenden Modellen
Wir liebten uns spontan in meinem Bette.

Sie nahm mich mit in ihre kleine Wohnung,


Wir lagen nackt in ihrem Bette, aber
Sie schlief. Wer schläft, verübt auch keine Sünde.
Da tat ich wie Diogenes es pflegte.
Sie war beim Spiel der Liebe eine Hündin,
Die heiß sich selbst an mir befriedigt hatte.
So schnell vollbrachten wir den Akt der Liebe,
Ein Jubel – und die Liebe war vorüber.

Ihr Männer schüttet doch mit Kraft und Balsam


Die Liebe aus und lasst die Frauen einsam.

XTINA

Sie stand im Garten unterm Apfelbaume,


Die goldnen Haare leuchteten im Grünen,
Sie sah mich kommen, ihre Augen strahlten,
Die weißen Wangen wurden rot vor Liebe.

Ich saß am Tisch und lehrte einen Knaben


Die Lettern lesen und die Lettern schreiben,
Da stand sie neben mir zur rechten Seite
Und ihre Schulter rührte meine Schulter.

Der Knabe schenkte mir ein süßes Bonbon,


Sie gleichfalls schenkte mir ein süßes Bonbon.
Sie sprach mit einer zärtlichen Betonung
Und Liebe meinen Namen aus: O Josef!

Sie strahlte wie die himmlische Sophia,


Die himmlische Sophia jung und weiblich!

YI

Ich hatte einen Christenfreund aus China,


Aus Taiwan, Doktor er der Pädagogik,
War von der Universität in Taipeh,
War ein Student in Oldenburg, ein Pfingstler.

Wenn wir uns morgens trafen zu dem Lobpreis,


War ich zerstreut und konnte Lob nicht singen,
Denn statt auf Heilig Geist zu schauen, schaute
Ich stets auf der Chinesin schöne Füße.

Ja, Liang-Yi hatte wunderschöne Füße!


Mit bloßen Füßen lief sie durch die Wohnung.
Und Liang-Yi hatte wunderschöne Augen,
Ja, ihre Augen waren schwarze Jade!

Ihr zweiter Sohn, der süße Yün-Yün, wurde


Im Mutterschoß erfüllt vom Heiligen Geiste.
ZOE

Auf Erden ist mir Liebe nicht geworden,


Doch Gott schenkt mir im Himmel seine Zoe!
Im Paradiese nannte Gott sie Eva,
Im Himmel aber heißt sie ewige Zoe!

Ich seh die Braut des Lammes in dem Himmel,


Die himmlische Jerusalem im Himmel,
Ich seh im Paradies den Garten Eden
Und Zoe seh ich, die bereit zur Hochzeit!

Sie zählt im Himmel vierundzwanzig Jahre


Und trägt allein das Fischernetz des Petrus!
Gott hat verherrlicht sie zu einer Göttin,
Verklärter menschlicher Gestalt die Göttin.

Ich brauche nicht die zweiundsiebzig Huris,


Erkennen will ich nur die ewige Zoe!

ZWEITER GESANG
MÄNNER ABC

ANDREAS

Ich war ein Katholik und hörte Messe


In der Christopherus-Kapelle. Damen
Aus Schlesien besuchten dort die Messe,
Denn später gab es Kaffee dort und Kuchen.

Kaplan war dazumal Andreas, sagte:


Gott ist kein Mann! Du kannst beim Kreuzeszeichen
Auch sagen: In dem Namen Unsrer Mutter
Und ihres Sohnes und des Heiligen Geistes!

Ich fragte, ob auch Heiden kommen können


In Gottes Himmel – todkrank meine Freundin.
Andreas sagte: Alle Menschen kommen
In Gottes Himmel, keiner in die Hölle.

Er ward im Orden Benedikts Novize,


Ich schenke ihm mein Hohes Lied der Lieder.

ANDREAS

Wir spielten Indianer in dem Walde


Und fuhren mit dem Floß auf dem Kanale
Und liefen Schlittschuh winters auf dem Waldteich,
Zusammen hörten wir Musik aus Deutschland.

Die Eltern stammten aus dem schönen Schlesien


Und waren von Geburt an Katholiken.
Andreas aber als ein Katholik war
Sehr gut befreundet mit mir Lutheraner.

Als selber ich katholisch war geworden,


Sah ich in der Kapelle von Sankt Wiho
Andreas so wie ich kommunizieren
Und nach der Messe eine Bratwurst essen.

Er war Mechaniker von Automobilen,


Ich war geworden Ingenieur der Seele.

ACHIM

Er war der Enkel meiner lieben Oma


Und wohnte lange als ein Jugendlicher
In Omas Haus. Das Zimmer, da er wohnte,
Hieß immer Achims Zimmer. Aber später

War er gymnasialer Oberlehrer


Und liebte kommunistische Doktrinen.
Ich hab mein Herz oft bei ihm ausgeschüttet,
Wenn ich an meinem Vater hab gelitten.

Er schenkte zur Konfirmation Musik mir


Vom virtuosen Blue-notes-Gitarristen,
So hatte ich den Blues in meiner Jugend
Und ließ auch selbst die Blues-Gitarre weinen.

Dann hat er die Kontakte abgebrochen,


Wie er auch seine Mutter hat gemieden.

ARNO

Er war der Gatte meiner Muttersschwester,


Sie beide hatten ein Café auf Baltrum,
Da war ich oft in meinen Kindheitstagen
Und las die indianischen Romane.

Wenn mich mein Onkel in das Bett gebracht hat,


So sagte er: Die Klappe zugeschlagen,
Weil tot der Affe ist! Er glaubte nämlich
Gar nicht an die Unsterblichkeit der Seele.

Mein Onkel sang im Männer-Singvereine


Und ich sang vor ihm zum Martini-Feste:
Martinus Luther war ein Mann des Glaubens!
Er sagte nur, dass ich nicht singen könne.

Doch las ich seine Kriminalromane


Und schrieb auch eine Kriminalgeschichte.

ANDREAS

Er war ein junger Pastor bei den Pfingstlern,


Geschickt in rationaler Exegese,
Mit nüchternem Verstande Predigt haltend,
Ein Mann der Ratio und trocknen Logik.

Mir half in meinen tiefen Depressionen


Der Lobpreis nicht, das frohe Halleluja,
Andreas aber wünschte, dass der Lobpreis
Noch froher werde, noch mehr gut zum Tanzen.

Als einst er einen Unfall baute, hatte


Sein Engel dem Geretteten gesungen:
Oh don’t think twice, ‘cause it’s alright, Andreas!
Fortan er glaubte an den Schutz der Engel.

Er starb an Krebs in seiner Mannesreife:


Hätt gern noch mehr getan im Reiche Christi!

ANDREAS

Ein lutherischer Pastor wie ein Weinfass,


Ein heitrer Mann, der gute Witze liebte.
Er sprach einst über den Humor des Christus,
Wie Martin Luther auch das Lachen liebte.

Er sprach von Martin Luther, aber lieber


War mir Melanchthon doch, der Lehrer Deutschlands.
Denn Luther war ein derber Grobianus,
Melanchthon aber war ein Tiefgelehrter.

Andreas schrieb auch Kriminalromane.


Er wollte in dem Gottesdienste singen
Die Strophen alle: Gehe, meine Seele,
Und suche Freude in dem Garten Gottes!

Ich war schon Katholik, ich traf Andreas,


Er sagte: Ja, katholisch, das ist sinnlich!

ALEXANDER

Ein Evangelikaler bei den Pfingstlern


War Alexander, immer gut gekleidet,
Der auch als Laienprediger gepredigt,
Er las die Biblia der Katholiken.

Er nahm mich einmal mit zum Opernhause,


Mir darum schenkend einen schönen Anzug,
Ein weißes Hemd, so weiß macht es kein Bleicher,
Ich weiß nicht einmal mehr, was wir dort hörten.

Dann nahm er mich zum Saal mit des Konzertes,


Wir hörten eine Symphonie von Bruckner,
Der über seine Symphonie geschrieben:
Dies ist Musik zur größern Ehre Gottes!

Ich war schon Katholik, er kam noch einmal


Und lud mich ein zur Pizza Meeresfrüchte.

BERNHARD

Er war der Pfarrer der Marienkirche,


Spsßmacher der Gemeinde alter Damen.
Zum Fest des Rosenkranzes in der Kirche
Er sagte: Das wird heute nicht gefeiert!

Das Fest des Rosenkranzes ist Gedächtnis


Des Sieges in dem Kriege gegen Türken.
Wir kämpfen nicht mehr gegen die Muslime,
Wir wollen Dialog mit ihnen führen.

Ich sagte: Lasst uns Rosenkränze beten,


Auf dass der Glaubensdialog gelinge.
Er sagte: Dafür werden wir auch beten,
Wir aber beten keine Rosenkränze!

Er sagte: Aber betet, fromme Christen,


Für die Bekehrung eures Pfarrers Bernhard!

BEN

Als meine treue Freundin war gestorben,


Sah ich den Mann in der Sophienkirche,
Er hatte sich bereiterklärt, die Kinder
Der toten Freundin bei sich aufzunehmen.

Er hatte sich dereinst kastrieren lassen,


Nun aber wollte doch er Kinder haben.
Ich schrieb ihm: Rückenwind gibt dir der Vater
Im Himmel, Vater aller Waisenkinder.

Nun aber durften diese Waisenkinder


Mich nicht mehr sehen, der ich sie erogen,
Großmutter durfte auch sie nicht mehr sehen,
Großvater durfte auch sie nicht mehr sehen.

Der Chinas Mafia verteidigt hatte


Als Advokat, beging ein großes Unrecht.

CHRISTIAN

Er las Geschichten vom Konsum der Drogen,


Der halluzinogenen Drogenpilze
Bei Südamerikas Indianerstämmen
Und von verrückten Träumen der Schamanen.

Er rauchte Haschisch in der Wasserpfeife


Und brachte mich auch zu dem Haschisch-Rauchen,
Ich war betäubt und lag gelähmt im Sessel,
Da ließ er eine Schere auf mich fallen.

An einem Tage fand ich einen Zettel,


Geworfen durch das Fenster meines Zimmers:
Ich breche hiermit unseren Kontakt hab,
Erklär die Freundschaft jetzt für aufgehoben.

Ein Gärtner war er, hatte Sinn für Pflanzen,


Er züchtete nur Marihuana-Pflanzen.

CHRISTIAN

Ein Laie war er in der Pfingstgemeinde,


Die Pfingstler kennen keine Priesterweihe,
Der predigte als Prediger die Bibel,
Sprach über die Geheime Offenbarung:

Sechshundertsechsundsechzig, Zahl des Tieres!


Wenn ihr vom Worte „Stellvertreter Christi“
Lasst eine Letter weg und zählt den Zahlwert
Zusammen, seht ihr, dass der Papst das Tier ist!

Papst damals war Johannes Paul der Große,


Ein Heiliger des göttlichen Erbarmens!
Doch Christian nur kannte Martin Luther,
Der dazumal den Papst betitelt hatte

Als Rattenschwanz des bösen Antichristen!


Doch ist der Papst der Stellvertreter Christi.

DETLEF

Ich traf ihn im Café für Psychisch-Kranke,


Da saß er oftmals leise bei dem Schachspiel.
Er war ein Christ mit Demut in dem Herzen,
In einer evangelikalen Sekte

Hat er den Halt gefunden, den er brauchte,


Er las die Bibel, hat sie nicht verstanden,
Er betete zu Gott das Vaterunser
Und hatte doch im Herzen keinen Frieden,

Weil seine schizophrene Krankheit sorgte


Für Seelenqual im Inneren des Herzens.
Ich wohnte schon in Oldenburg und war schon
Ein Katholik und Minner der Madonna,

Da rief er immer an zum Jahreswechsel


Und sprach am Telephon von seinen Leiden.

DOMINIK

Sein Vater war ein Katholik, der liebte


Die Liebe Frau Maria, hat gesungen
Marienlieder, hat vorm Mahl gebetet,
Sein Sohn sprach: Dennoch kommt er in die Hölle!

Denn Dominik war in der Pfingstgemeine


Und hasste Unsre Liebe Frau Maria!
Ich war in Lourdes beim Quell der Unbefleckten,
Er sprach: Da wird Maria angebetet!

Wenn er nicht Unsre Liebe Frau geliebt hat,


Was war denn dann sein Frauenbild im Herzen?
Er liebte mehr die Huren im Bordelle
Und pflegte mit den Huren seine Sexsucht!

Er sagte, mein Charakter sei ein schwacher,


Ich sei wie Wagner bei dem Doktor Fauste.

DETLEF

Er wollte nie ein kleines Baby zeugen


Und wollte doch mit seiner Freundin schlafen,
Sie hörte auf, ein Baby zu verhüten,
So wurde ungewollt der Mann ein Vater.

Und wieder ward er Vater. Zwillingsknaben


Im Mutterschoße wuchsen schon als Menschen.
Sprach Detlef: Treibe ab die kleinen Menschen!
Wenn nicht, so gib sie in ein Heim für Kinder!
Wen willst du lieber sehen, Detlef: Jesus
Den Schöpfer oder Satan den Zerstörer?
Er wollte lieber sehen Satan! Wollte
Nicht in den Himmel, wollte in die Hölle!

Er nannte sich den Freund des Antichristen


Und darum hasste er mich Sohn Mariens!

ERICH

Mein Freund auf dem Gymnasium war Erich,


Zusammen schwänzten wir der Schule Stunden
Und sogen lieber an der Haschischpfeife
Und lasen Ché Guevarras Tagebücher.

Ich war ein Leninist, er liebte mehr noch


Als Lenin Bakunin, den Anarchisten.
Wir wollten fahren im Zigeunerwagen
Durch Deutschland, mit Musik uns Geld verdienen.

Er wurde später krank und wurde Rentner,


Er hatte auch gelesen in der Bibel,
Doch hatte er die Bibel nicht verstanden,
Er meditierte lieber wie ein Buddha.

So kann man als Buddhist auch religiös sein,


Doch bleiben Atheist, an Gott nicht glaubend.

ENNO

Die revolutionären Terroristen


Und Menschenmörder hatte in der Jugend
Verteidigt Enno, aber später wurde
Er reformierter Christ wie auch sein Vater.

Er fragte einen reformierten Pastor,


Ob es die Hölle gebe, wie ich sagte.
Der Pastor sprach: Kommt keiner in die Hölle,
Gehn alle durch den Tunnel in den Lichtglanz.

Dann lebte Enno einsam bei der Mutter


Und lag den ganzen lieben Tag im Bette,
Die Nacht verbrachte er mit Fernsehgucken
Und leerte eine Flasche nach der andern.

Er sprach: Was höre ich vom Papst in Roma?


Die Menschheit interessiert sich nicht für Päpste!

EBERHARD
Wie schlau war Eberhard, wie Doris sagte,
Er ging erst zur Konfirmation der Kirche,
Als nahezu der Unterricht vorüber,
Er wollte ja das Geld nur, die Geschenke.

Er sprach: Wie kann es einen Gott denn geben,


Da meinen Vater ich im Krieg verloren?
Ich sagte: Frieden kommt durch unser Beten!
Er lachte nur und hat mich nur verspottet.

Das Evangelium des Götzen Mammon


Hat er geglaubt, das Geld sein Glücklichmacher.
Vor seinem Tode hat er noch verspottet
Den Christus am Karfreitag, Essig trinkend.

Er starb. Gott donnerte Gewitter! Doris


Sprach traurig: So als sei der Herrgott zornig!

FRIED

Bei der studentischen Mission der Christen


Der Oldenburger Universität traf
Ich Fried beim Mittagstisch der Protestanten,
Er ward bekehrt von Evangelikalen.

Ich traf ihn später, als ich Katholik war,


Er sagte: Unsre Bibellehrer sagen,
Die Protestanten ehren allzu wenig
Maria, doch zu sehr die Katholiken.

Ich sprach: Bei der Verkündigung des Engels


Maria sprach ihr Ja in Stellvertretung
Der ganzen Menschheit. Das war Fried dann aber
Zuviel der Huld, er hat sich abgewendet

Und sagte noch: Weißt du, dass deine Freundin


Auf bestem Wege ist hinab zur Hölle?

GERD

Als beim Ostfriesischen Kurier als Lehrling


Schriftsetzer ich gelernt, mein Vorgesetzter
In der Abteilung war Gewerkschaftsführer,
Der Gerd mit seinem langen roten Barte.

Oft hatte ich die Nacht zu lang gefeiert,


Mit Bier und Wodka-Lemon mich betrunken,
Kam oft zu spät zur Arbeit, hab verschlafen,
Der rote Gerd hat immer mich entschuldigt.
Mit liebenswürdigem Humor er sagte:
Ich sehe schon sehr bald die Tage kommen,
Da du mit den Studenten wirst studieren,
Dann jubeln alle: Halleluja, Toto!

Er war ein lieber Vater, der dem Sohne


Begeistert seine Kinderbücher vorlas.

GÜNTHER

Kollege der Proletenzeiten, Günther,


Ein Freund, der immer mich in Schutz genommen.
Oft haben wir gescherzt bei unsrer Arbeit
Und brauchten dazu keinen Schnaps zu trinken.

Wenn ich verschlafen hab, zu lang gefeiert,


Noch vor der Arbeit Shakespeare lesen wollte,
Rief Günther an und sprach am Telephone:
Komm rasch, noch ward nicht registriert dein Fehlen.

Ich war einmal bei einem Streik der Drucker,


Sie wollten drucken nicht die Tageszeitung,
Da hielt ich mich an den Kollegen Günther,
Der immer Solidarität geübt hat.

Ja, Solidarität mit den Proleten


Ist eine Tugend, die der Retter fördert.

GEORG

Ich lernte einen Bauern kennen, Georg,


Der war der Schwiegervater meines Bruders.
Umgab mich Kälte bei Familientreffen,
Hat er mich wertgeschätzt und hochgeachtet.

Die Bauern in Ostfriesland sind verzweifelt,


Es gibt kein Geld mehr für die Milch der Kühe.
Die freie Marktwirtschaft in ganz Europa
Treibt Bauern in Ruin, ja, bis zum Selbstmord!

Da Georg immer gut zu mir gewesen,


Ich schenkte ihm ein Bild der Gottesmutter,
Auf der Ikone stillte Gottes Mutter
Den Gottessohn mit Milch aus ihren Brüsten.

Ein Patriarch der guten alten Sorte


War Georg, mit Humor begabt und Güte.
HEIKO

Wir spielten immer in den Wäldern Frieslands


Und bauten Hütten uns in hohen Eichen.
Wir waren die Indianer in den Wäldern
Und lasen Spuren auf bemoosten Wegen.

Im Winter bei dem Lütetsburger Schlosse,


Der Wasserburg des Häuptlings der Ostfriesen,
Auf labyrinthischen Kanälen liefen
Wir Schlittschuh, wie so gern tat Vater Klopstock.

Wir waren Freunde der Musik und hörten


Die Träumereien der Musik aus Deutschland,
Die populären Lieder und die Klassik,
Die Lieder von des Mondes dunkler Seite.

Den kleinen Hügel tauften wir auf David,


Der schon als Kind gekämpft hat gegen Riesen.

HOLGER

Drei Töchter hatte dieser junge Vater,


So sagt man von Allah, er hat drei Töchter.
Der Vater spielte virtuos Gitarre,
Die Töchter spielten virtuos das Cello.

Er baute selber Instrumente, einmal


Zusammen hörten wir das Spiel der Pipa.
Ich sagte ihm, dass Gott die Welt erschaffen
Allein durchs Spiel auf Saraswatis Vina.

Ich lies ihn lesen auch ein Stück von Adam,


Der einsam war, doch Gott brach ins Alleinsein
Des Mannes durch das Kommen eines Knaben.
Und Holger sprach: Das Stück ist ziemlich schwierig,

Das weißt du auch, das ist nichts Populäres,


Es zeugt jedoch von einem großen Tiefsinn.

HELMUT

Er war ein strenger Vater, der die Tochter


Nur wenig schätzte, doch den Sohn, den zweiten,
Mehr schätzte, aber seine Tochter wollte
Durch Männlichkeit des Vaters Stolz erwerben.

Die Tochter konnte niemals Vater sagen


Zu Gott, weil ihr das Beispiel ihres Vaters
Nicht ähnlich schien der Gottheit, mehr die Mutter
War für die Tochter Ebenbild der Gottheit.

Als Helmut starb am Krebse seiner Lunge,


De Tochter schön war in dem Trauerkleide,
Da schrieb ich kabbalistische Gedichte
Von Gottes Thron im Innern einer Walnuss.

Ich bete manchmal noch für Helmuts Seele,


Auf dass er die geliebte Tochter segne.

INGO

Ich traf ihn am Gymnasium zu Norden


Und habe Propaganda oft betrieben,
So kam er zu der Sozialisten-Jugend
Und demonstrierte für den Völkerfrieden.

Doch lieber als die revolutionäre


Aktion und Politik war ihm die Muße,
Das Selbstvergessen in dem Haschisch-Rausche,
Die Paradiese künstlich sich erzeugend.

Ich war schon Oldenburger, war ein Pfingstler,


Da sah ich ihn im Anarchisten-Zentrum,
Die autonomen Randalierer wollten
Errichten die Gesellschaft ohne Herrschaft.

Die demokratische Gesellschaft aber


Wird ohne Ordnung eine Pöbelherrschaft.
JOHANNES

Ich konvertierte zu der Kirche Christi,


Die eucharistisch, marianisch, päpstlich,
Da sprach ich mit dem Priester der Kapelle
Christopherus, dem Prediger Johannes.

Er sprach: Das Wort des Herrn für unsre Zeiten


Ist dieses Wort des Herrn an seinem Kreuze:
Mein Gott, mein Gott, was hast du mich verlassen?
Er schenkte mir das Sakrament der Firmung

Und sprach: Du bringst das Wort mit in die Kirche.


Ich sprach: Wie darf ich zu Maria beten?
Er sprach: Du rede mit der Mutter Gottes
Wie mit der besten Freundin deiner Seele.

Ich dachte immer an den Priesterkönig


Johannes mit den sagenhaften Schätzen.

JAN
In einer evangelikalen Sekte
Des Fundamentalismus, Biblizismus
War er zuhause, ich hab ihn getroffen
In der studentischen Mission der Christen.

Ich schrieb als Pfingstler eine große Prosa,


Der Mutter Jesu wundervolles Leben,
Mein erstes Buch, das ich herausgegeben,
Jan hat das schöne Titelbild gestaltet.

Er sprach: Ich lese ganz allein die Bibel


Und lege aus die Bibel durch die Bibel,
Da braucht es weiter keinen Katechismus,
Nicht den aus Augsburg und auch nicht den Genfer.

Er hatte eine wunderschöne Gattin,


Ihr erster Sohn hieß Joel: Gott ist Jahwe!

JOHANN

Er ging mit meiner Mutter auf die Schule


Und war wie meine Mutter in Hannover,
Wo meine Mutter ihren Mann gefunden,
Mein Vater und der Vater meines Bruders

Mit meiner Mutter lebte in Ostfriesland,


War dort mit Johann und Gespons befreundet.
Die Gattin Johanns lag im Pflegeheime,
Bis an den Tod hat er gepflegt die Gattin.

Mein Vater war an Leukämie gestorben,


Da wurde Johann Minner meiner Mutter.
Er sprach zu meiner Mutter: Nicht nur einen,
Zwei Söhne hast du! Ist auch schon erwachsen

Der Kranke, bleibt er doch der Sohn der Mutter,


Und eine Mutter bleibt doch immer Mutter!

JOHANN

Bei Johann wohnte ich in seinem Hause,


Er las okkulte Philosophen, selber
Schrieb er Gedichte, wie ihm ganz zuwider
In Mexiko das Kreuz gewesen wäre.

Er hatte eine Hündin namens Shakti,


Es war wohl Mephistopheles im Pudel.
Ich hatte grade mich bekehrt zu Christus,
Da hetzte er auf mich die Hündin Shakti.
Da machte ich das Kreuzeszeichen, sagte:
Im Namen Jesu Christi, weiche von mir!
Er sprach: Lass mich in Ruhe mit dem Schwächling,
Lass mich in Ruhe mit dem Schwächling Jesus,

Komm mir nur nicht mit deinem neuen Abgott,


Mit deinem gottverlassnen Gotte Jesus!

JÖRG

Wie lange war ich schrecklich eifersüchtig


Auf den, der die besessen, die ich wollte!
Auch hat die Freundin immer mir berichtet,
Wie sie gelitten unter seiner Kälte.

Als er jedoch zum zweiten Male Vater


Geworden, ich den kleinen Knaben liebte,
Da hat er sich versöhnt mit mir, er mochte,
Wie lieb ich zu dem lieben Kind gewesen.

Dann lud er mich auch oftmals ein zum Essen,


Er konnte, anders als die Freundin, kochen.
Wenn ich den kleinen Sohn ins Bett gebracht hab
Und Abschied nahm vom Vater, sprach er: Danke!

Er sprach: Du bist so innig mit dem Kleinen,


Er sprach: Er kann ja alles von dir haben.

JURI

Bevor er ward empfangen, sprach die Mutter


Mit mir vom insgeheimen Kinderwunsche.
Und als er war geboren, hab ich oftmals
Gewickelt ihn, ein Schlaflied ihm gesungen.

Und kam ich zu Besuch, so sprach die Mutter:


Er schaut uns nicht mehr an mit seinem Hintern,
Wenn du gekommen bist, nur immer Toto!
Er nannte Nuni sich und rief mich Toto.

Wir spielten Goliath und David oftmals,


Und einmal kam er mit mir in die Messe,
Er sprach: Glaubst du an Gott? Ich glaube mehr noch
Als du an Gott! – Auf einer Kinderfeier

Sprach er: Wer bist du? Ich sprach: Ich bin Toto!
Da sagte er: Nein, du bist Gott der Vater!
KLAUS

Der kleine Bruder meiner guten Freundin


Nahm viele halluzinogene Drogen,
Doch immer aufgeräumt war seine Wohnung,
Er wohnte später dann bei seiner Mutter.

Er interessierte sich für den Buddhismus,


Doch als ich nach dem Großen Fahrzeug fragte,
Da dachte er, ich meine große Autos,
Auch wollte er von Paulus gar nichts hören.

Ich sprach von Hermann Hesses großer Prosa:


Glasperlenspiel, sind alles lauter Männer,
Es kommen keine Frauen vor. Er sagte:
Das ist ja grade schön an diesem Buche.

Doch war er Mamas Hätschelkind und Liebling


Und wohnte bei der Mama in dem Hause.

KONRAD

In seiner Jugend Revolutionärer,


Ließ er die Frau, das Töchterlein alleine,
Weil wichtiger die revolutionäre
Aktion war, Politik des Sozialismus.

Im Alter ward er nervenkrank und suchte


Das Heil bei Chinas Medizin und machte
Die Atemübungen zum Energiefluss
Und glaubte an das Chi und sprach mit Bäumen.

Er hasste überaus die Kirche Christi,


Ergossen hat er lange Hasstiraden,
Die Kirche fand er bös wie den Faschismus,
Er konnte nicht an eine Gottheit glauben.

Er sprach: Was redest du von Gottes Liebe?


Die Menschen haben Gott sich selbst ersonnen.

KLAUS

Sein Vater war Uhrmachermeister, Mutter


War Hausfrau, kochte immer Haferflocken,
Den Brei mit heißer Milch und Schokolade,
Ich hab als Kind gespielt mit Klaus und Udo.

Die beiden waren beste Freunde, wohnten


Auch Haus an Haus und waren stets zusammen,
Da kam ich oft mir überflüssig vor und
War auch nicht so geschickt wie sie im Ping-Pong.

Sie trugen immer offen ihre Hemden,


Ich trug es zugeknöpft bis zu dem Halse.
Klaus spielte gern mit Spielzeugautos, spielte
Auch viel im Werkzeugschuppen seines Vaters.

Es gingen dann zur Bundeswehr die beiden,


Ich aber ward vom Wehrdienst ausgemustert.

KENO

Getauft als Säugling, wurde ich sein Pate,


Doch war sein Vater Atheist und Weltmann.
Doch Keno fragte mich in seiner Schulzeit,
Was lutherisch und was katholisch wäre?

Er war der Erste unter vielen Knaben,


Der mit dem Namen Toto mich gerufen.
Als kleiner Knabe hatt er eine Freundin
Sophie, das Mädchen aus dem Nachbarhause.

Mit vierzehn lag er mit Sophie im Bette,


Der Oma sagten sie, sie würden bumsen.
Sonst spielte Keno mit Geschick den Fußball,
Die Schule hat darunter sehr gelitten.

Er ging dann später auf die Wirtschaftsschule,


Brach ab die Schule, wurde Kaufmannslehrling.

LOTHAR

Er war ein junger Pastor bei den Pfingstlern,


Der charismatisch predigte die Botschaft
Des Christus, wie die Pfingstler sie verstehen,
Er lehrte mit Begeisterung die Lehre.

Er nahm mich auf in die Gemeinde, sagte:


Man kann in anderen Vereinen auch sein
Und dennoch in der Pfingstgemeinde Mitglied,
Freimaurer werden nur nicht aufgenommen.

Er sagte immer über mich: Der Dichter!


Ich hoffe, dass wir etwas von dir hören!
So las ich ein Sonett vor der Gemeinde,
Es handelte vom innern Raum der Seele,

Den Gott der Herr allein erfüllen könne,


Ich hatte dies bei Blaise Pascal gelesen.
MARK

Ich lernte ihn bei Lutheranern kennen,


Er sprach von dem Sechs-Tage-Werk der Schöpfung,
Wie falsch die Wissenschaft von Darwin wäre,
Doch dann bekehrte er sich zu der Lehre,

Kopernikanisch nannte er die Wende,


Die sich in seinem Denken hat vollzogen,
Gott schaffe evolutionär die Schöpfung.
Ich wollte philosophisch dies betrachten:

Die Seele dieser Welt will sich entwickeln,


Das Mineral wird Blume und die Blume
Wird Tier, das Tier wird zu dem Menschenaffen,
Der Menschenaffe wird durch Gnade Gottmensch.

Die Seele dieser Welt will sich entwickeln,


Der absolute Gott ist Sein, das ewig gleich ist.

MARCO

Ein Pietist, der Mitglied bei den Pfingstlern,


Der Freundschaft schloss mit mir beim Glase Rotwein,
Auch seine Gattin ist mir sehr sympathisch
Und seine Töchter sind mir eine Freude.

Als ich in tiefer Depression verrückt ward


Und Freund und Freundin mich im Stich gelassen,
Hat er an meiner Seite treu gestanden,
O Christus, lohne ihm die Bruderliebe!

Ich bat ihn einst, den Hymnos Akathistos


Mir zu besorgen, Sankt Marien Hymne,
Er sprach: Verehrung der Maria? Kann ich
Das tun mit gutem christlichem Gewissen?

Als Pater familiaris Marco betet:


O Vater, gib uns täglich unsre Notdurft.

MICHA

Ich traf ihn beim Geburtstagsfest der Freundin,


Er war Berliner, sprach Berliner Zunge,
Er hatte eine Frau an seiner Seite,
Die schön war wie die Venus Botticellis.

Er sprach: Du bist für mich ein lieber Onkel,


Der hütet seiner Freundin kleine Kinder,
Wie du der einen Freundin Kinder liebtest,
So liebst du auch der andern Freundin Kinder.

Er kam betrunken zum Geburtstagsfeste:


Ich trinke, mir die Weiber schön zu saufen!
Die Haschisch-Zigarette nahm er gerne
Und sagte: Immer will ich Haschisch rauchen.

Ganz aufgewühlt vom Rausch von Bier und Haschisch


Sprach er: Ich werde immer für dich da sein!

MICHAEL

Der deutsche Sozialismus in dem Osten


Brach grad zusammen und die Bürger flohen
Von Ungarn über Österreich ins Deutschland
Der Bundesrepublik der Demokraten,

Und so kam Michael ins Land der Friesen,


Ich hab gewohnt bei ihm und seiner Freundin,
Er kochte Nudeln mit Tomatensauce
Und trank den Rotwein Marke König Arthur.

Und von der Diktatur des Kommunismus


Hat er berichtet, von dem Freiheitsmangel.
Doch seine Ideologie war Nietzsches
Machtwille und der Geist des Übermenschen.

Er sagte einst: Wer steht am Rand des Abgrunds,


Den sollte man dann auch hinunterstoßen.

MOSTYN

Ein Metriker aus Österreich, bescheiden


Hat er sich vorgestellt und mich als Dichter
Gewürdigt. Immer wenn ich lag am Boden,
Hat wie ein Engel er mich aufgerichtet.

Wir sprachen ein paar Mal am Telephone


Vom Genius der Poesie, er liebte
Nicht die moderne Form der freien Verse,
Er schätzte Oden, schätzte die Sonettform.

Dann sprachen wir von Religion, vom Glauben,


Er glaubte an den Sohn und an den Vater
Und an den Geist, doch nicht an die Madonna
Und nicht an die Ecclesia von Roma.

Doch ehrte er, dass ich Madonna singe,


Sie singe, wie kein Dichter sie besungen.
MICHEL

Ein Schwarzer von der Elfenbeinenküste,


Lebt er in Oldenburg, wo ich ihn sah einst
Im Hause meiner Freunde, er studierte
Die Politik mit meiner treuen Freundin.

Und als die Freundin starb, da kam er zu mir


Und sagte: Nicht nur Christen, Jünger Jesu,
Sind zugelassen zu dem Reich der Himmel,
Auch Menschen, die gelebt die schöne Liebe.

Der Zölibat der Priester ward verlästert,


Weil schwarze Schafe Kinderlein missbrauchten.
Michel sprach aber, dass ein Priester müsse
Frei von der Ehepflicht für Jesus da sein.

Ein wahrer Katholik von ganzem Herzen!


Ich sang ihm von der Königin von Saba.

MILAN

Die pure Unschuld war der Knabe Abel,


Er opferte dem Herrn im Gottesdienste,
Er war der Lieblingssohn der Zweiten Eva,
Er liebte über alles Gottes Taube.

Ich war der Vater Abraham und musste


Den kleinen Abel opfern meinem Gotte.
Des Vaters Schmerzen hab ich so verstanden,
Als er den lieben Gottessohn geopfert.

Melchisedek, mein Vater in dem Geiste,


Hat mich gelehrt, was ist das Herz des Vaters.
Melchisedek bringt nun für Abel Opfer
Von Brot und Wein am göttlichen Altare.

Hier ist die Krone für den liebsten Milan,


Schaut her, es ist des Jesuskindes Krone!

OPA

Er war der Gatte meiner lieben Oma,


Die ging zum Gottesdienst der Inselkirche,
Doch bei den Nationalen Sozialisten
Der Mann war ein gestrenger Bürgermeister.

Er starb mit sechzig Jahren an dem Suffe,


Großmutter war noch dreißig Jahre Witwe
Und sagte bei der Hochzeit meines Bruders
Zu mir: Mein Junge, sei ein Eheloser!

Der Opa war sehr streng zu meiner Oma,


Ein Patriarch, und sie war seine Sklavin.
Der Opa war sehr streng zu meiner Mutter,
Sie träumt noch heute von ihm manchen Alptraum.

Was habe ich geerbt von meinem Opa?


Die Liebe zu dem Alkohol und Tabak.

PETER

Er war Abteilungsleiter in der Firma,


Schriftsetzer waren seine Untergebnen.
Er mochte gar nicht meinen Kommunismus
Und hatte auch Kritik an der Gewerkschaft.

Als die Gewerkschaft einen Streik begonnen,


Da streikten alle die Proleten, aber
Der Peter weiter stand am Arbeitsplatze
Und sorgte weiter für die Heimatzeitung.

In seiner Freizeit hat er Wein gegoren,


Hat Wein gemacht aus selbstgepflückten Äpfeln.
Er hatte keine Frau an seiner Seite,
Nahm zur Geliebten sich ein junges Mädchen.

Er sagte: Wer da saufen kann am Abend,


Der kann am Morgen auch zur Arbeit kommen.

PAUL

Als meine liebe Oma lang schon Witwe


Gewesen war und still alleine lebte,
Nur sonntags ging sie in die Kirche Luthers
Und hat gebetet dort den Psalm vom Hirten,

Da manchmal kam zu ihr auf seinem Fahrrad


Vom Städtchen Norden in den Flecken Hage
Der Onkel Paul, der Minner meiner Oma,
Sie haben dann zusammen Tee getrunken.

Da zählte er schon über achtzig Jahre,


Da fuhr er immer noch auf seinem Fahrrad.
Er ist sehr alt geworden und er liebte
Zigarren, doch das hat ihm nicht geschadet.

Er war ein Kavalier der alten Schule,


Voll Ehrfurcht vor der Seele meiner Oma.

QUENTIN

Der Erstgeborne meiner schönen Freundin,


Als Baby trugen wir ihn an dem Deiche,
Als mich die schönen Freundinnen, die beiden,
Nach Oldenburg geholt als ihren Minner.

Ich saß dann bei der Freundin an dem Tische


Und sah das kleine Kindlein Quentin wachsen.
Drei Jahre war er alt, da wollt er einzig
Die liebe Frau und Mama zur Gemahlin.

Er hatte keine Freunde in der Schule,


War immer ganz allein in seinem Zimmer.
Doch klug war er wie keiner in der Schule,
In allen Fächern nur die besten Noten.

Mit fünfzehn Jahren ließ sich Quentin taufen:


Gott ist mein Licht, vor wem sollt ich mich fürchten?

RONG JI

Wir trafen uns bei seiner Pfingstgemeinde,


Er war ein Charismatiker aus Taiwan.
Wir sprachen von chinesischen Poeten,
Von Li Tai-bo und Bo Djü-I und Du Fu.

Er war Student der Pädagogik, machte


Den Doktor übers Vater-Sohn-Verhältnis
Im Konfuzianismus und im Christentume,
Er referierte und ich formulierte.

Wir trafen uns am Morgen zum Gebete


Und sangen Lobpreislieder Gott dem König.
Dann kochte er für mich ein Mittagessen
Und bot mir grünen Tee an, ganze Blätter.

Er nannte mich Shi Tuo-Tang, das bedeutet:


Der Pionier und der Gelehrte Chinas!

STEFAN

Er war ja immer meines Vaters Liebling,


Ganz wie der Vater tätig am Finanzmarkt.
Mein Vater bat ihn kurz vor seinem Tode,
Sich um den kranken Bruder doch zu kümmern.
Mein Vater lag auf seinem Sterbebette
Und ich stand mit dem Bruder bei dem Alten,
Da sprach mein Vater nur mit meinem Bruder
Und nahm ironisch kurz noch von mir Abschied.

Als ich verrückt geworden war vor Trauer,


Weil meine Busenfreundin jung gestorben,
Mein großer Bruder brachte mich ins Tollhaus,
Und weil ich dort nicht länger bleiben wollte,

Hat er mir seine Freundschaft aufgekündigt.


Ich bete für den gottvergessnen Bruder.

SIMON

Rebekka war mit Zwillingsbrüdern schwanger


Und Jakob war der von dem Herrn Erwählte.
Der Herr sprach: Jakob ist mein Vielgeliebter,
Doch Esau habe ich gehasst von Herzen!

Und Jakob hatte selbst ein Dutzend Söhne,


Doch Josef war sein auserwählter Liebling.
Da sprachen Jakobs Söhne zu dem Vater:
Warum bist du so lieb zu Josef immer?

Den kleinen Milan nannt ich immer Knutschi


Und Simon, seinen Bruder, nannt ich Püppchen.
Oft bat ich Gott, mir Liebe doch zu schenken
Nicht nur für Milan, sondern auch für Simon.

Doch Gott hat nicht erhört mein Flehn um Liebe,


So bete Simon Stock für seine Seele!

TOM

Ich hatte eine Freundin, die ich liebte,


Ich zeugte als ein Geist in ihrer Schönheit.
Sie wurde schwanger in der Zeit der Weihnacht
Und dachte, dass sie trage eine Tochter.

Sie nannte ihre Tochter Seraphina,


Epiphania nannte sie die Tochter.
Das Kind war Kern, war Traube, Apfel, Brotlaib,
Hochschwanger sah ich imposant die Mutter.

Und so erblickte Tom das Licht des Kosmos,


Ich zog ihn groß mit meinem Vaterherzen.
Er sagte: Ich bin auch ein Kindlein Gottes,
Der Schöpfer liebt doch alle Kreaturen!
Ich liebte mehr den Sohn als seine Mutter
Und weihe ihn Mariens Mutterherzen!

THOMAS

Er war bei Nationalen Sozialisten


Und liebte sehr das strenge Heer von Hitler,
Dann aber ging er zu den Kommunisten
Und liebte sehr das strenge Heer von Stalin.

Er war in seiner Jugend in den Alpen


Und hatte dorten, wie er selber sagte,
Die Jungfrau kühn bestiegen, und er lachte,
Den nie gesehen ich im Frauendienste.

Er protestierte gegen atomare


Raketen Nordamerikas und schwärmte
Zu gleichen Zeiten für die atomaren
Raketen der Union der Kommunisten.

Mit eine rosa Fahne protestiert er,


Zur roten Fahne reichte nicht die Farbe.

UWE

Er war mein Nachbar in den Kindheitstagen.


Mein Vater hatte mir geschnitzt die Waffen,
Dass ich im Wald Indianer spielen konnte,
Doch Uwe hat die Waffe mir gestohlen.

Als ich ein Jugendlicher war geworden,


Lud er mich in sein Zimmer ein, zu hören
Die populäre Rockmusik der Jugend
Und gab mir auch dazu ein Stückchen Haschisch.

Du musst das kleine Stückchen Haschisch


Erhitzen in des Feuerzeuges Feuer
Und es zerbröckeln dann zu kleinen Krümeln,
Vermischt mit Tabak in der Pfeife rauchen.

Es möge Gott ihm diesen Rat vergeben,


Denn Drogenhandel ist ein Werk des Teufels.

UWE

Ein Pastor er der Evangelikalen,


Ich gab ihm mein Poem an die Madonna,
Er sagte: So was werde ich nicht lesen!
Er nahm mich auf in seinen Glaubensgrundkurs,
Da sagte ich: Ich möchte kennen lernen
Die tiefe Weisheitslehre Jakob Böhmes
Und auch den Philosophen Augustinus,
Er sagte: Wer ist denn der Jakob Böhme?

Er lehrte, evolutionäre Schöpfung


Sei unvereinbar mit dem Wort der Bibel,
Obwohl die Bibel nenne Wiederkäuer
Den Hasen, der doch sei kein Wiederkäuer.

Er riet mir, was ich liebte, loszulassen,


Wie Abraham geopfert seinen Isak.

VOLKER

Er war in unsrer Sozialisten-Jugend


Vorsitzender und Ober-Ideologe,
Ein rationaler Denker, meistens nüchtern,
Der große Reden schwang auf den Kongressen.

Er stritt sich immer mit der eignen Mutter,


Die Katholikin war, vom Glauben abfiel
Und die Diana wilder Hexen ehrte,
Und seine Schwester liebte den Abraxas.

Ich hatte eine Freundin und Geliebte,


Doch Volker glaubte an den Kommunismus
Und praktizierte Weiber-Kommunismus,
Die wilden Weiber sind für freie Liebe,

So fand ich meine Freundin und Geliebte


Ganz nackt im Bette meines besten Freundes.

WERNER

Sein Vater war Prolet und baute Wagen,


Der Sohn war in der Sozialisten-Jugend
Kassierer, das Parteibuch brauchte Marken,
Sonst war er weiter nicht ein helles Köpfchen.

Er hatte eine schöne blonde Freundin,


So schlank, so goldig ihre langen Locken.
Ich aber hatte immer Liebeskummer,
Da hat mich Werner immer treu getröstet.

Dann nahm er sich zur Frau die Katholikin,


Die Gute, die mir immer wohlgesonnen.
Ich las in ihrem Hause Werthers Leiden,
Ich las in Oldenburg die Leiden Werthers.
Betriebswirtschaft studierte Werner fleißig,
Ich zeigte ihm die Ode an Kythere.

WERNER

Ich traf ihn im Café für Psychisch-Kranke,


Da er Sozialarbeiter war beim Staate
Und diente beim Gesundheitsamt den Kranken,
Er war ein Menschenfreund und gut und freundlich.

Und als er hörte, dass ich Dichter wäre,


Hat er um Manuskripte mich gebeten,
Erstellte liebevoll ein kleines Heftchen
Aus meinen Oden, Stanzen und Sonetten.

Ich traf ihn später wieder und besuchte


Ihn im Büro, da er sein Amt verwaltet,
Da hingen viele bunte Krishna-Bilder
Und viele Gurus auch mit langen Bärten.

Er sagte einmal: Rauche keinen Haschisch,


Denn das verursacht schreckliche Psychosen.

WOLFGANG

Er war ein Pastor bei den Lutheranern,


Ich kam gerade aus dem Irrenhause,
Doch noch verfolgt von Halluzinationen,
Verfolgt von Geistern meiner Paranoia.

Da suchte ich ihn im Sankt-Annen-Wege


Im Pfarrhaus auf, dem alten Anna-Kloster.
Ich sagte: Oma wollt ich immer bitten,
Sie möge für mich beten zu dem Heiland.

Er sagte: Ich will für dich beten, Bruder.


Er gab als Freund mir eine Zigarette.
Ich sagte: Ich will selber Pastor werden“
Er sagte: Nicht nur Freude an der Bibel

Muss einer haben, welcher Pastor sein will,


Muss auch mit Tanten Kuchen essen können.

DRITTER GESANG
LA CITÉ DES FEMMES
VISION DER ALLMACHT UND WEISHEIT UND LIEBE
GOTTES IN WEIBLICHER GESTALT

Um Mitternacht erschien in meiner Kammer


Die Gottheit in drei weiblichen Personen,
Frau Allmacht und Frau Weisheit und Frau Liebe
Erschienen, eine schöner als die andre!

Frau Allmacht mir versprach die Kaiserwürde,


Wenn ich den Apfel ihr der Schönheit gebe!
Frau Weisheit mache mich zum Philosophen,
Wenn ich den Apfel ihr der Schönheit gebe!

Frau Liebe ließ die sieben Schleier sinken;


Sie stand vor mir in allem Liebreiz nackend!
Frau Liebe mir versprach zur Braut Maria,
Wenn ich den Apfel ihr der Schönheit gebe!

Da schaute ich die Himmelsstadt der Frauen


Und über allen Königin Maria!

VENUS VON WILLENDORF

Bet ich das Vaterunser in der Messe,


Dann denk ich an die Willendorfer Venus,
Denn meine Gottheit ist die Große Mutter,
Die fünfundzwanzigtausend Jahre alte!

Einst trat ich in das Zimmer eines Weibes,


Da hing das Bild der Willendorfer Venus,
Der Muttergöttin mit dem großen Busen,
Der Liebesgöttin mit dem breiten Becken.

Zwar das Idol in Wirklichkeit ist klein nur,


Groß ist die Fruchtbarkeit der Großen Mutter.
Die Menschen in der Steinzeit glaubten scheinbar
An eine übergroße Muttergöttin.

Am Anfang war die Mutter, die war fruchtbar,


Die Eine Mutter nur, die Eine Gottheit.

USHAS

Preis dir, du junge Göttin Morgenröte,


Wie lieblich schaun der Morgenröte Wimpern,
Wie keusch der Morgenröte Augenlider,
Wie jung du bist, du Königin des Morgens!

Poeten Hindostans lobpreisen täglich


Die Morgenröte, mit dem Lichte kommend.
Das Licht ist göttlich, das ist klar wie Butter,
Das Licht erst offenbart der Schöpfung Farben.

Dir, Königin, dir weihen wir die Kühe,


Dir, Königin, dir weihen wir die Kälber.
Gib Männern Arbeit, Frauen schenke Kinder,
Den kleinen Knaben schenke Lebensfreude!

Du Königin vom Orient, du Göttin,


Du Stern des Morgens, du bist unsre Hoffnung!

SHAKTI

Gott Brahma ist im Anbeginn der Schöpfer,


Und Saraswati, die ist seine Shakti,
Die Schöpferin des Alls ist Saraswati,
Sie ist der schöpferischen Weisheit Göttin!

Gott Vishnu der Erhalter ist des Lebens,


Die schöne Lakshmi ist des Gottes Shakti,
Des Lebens Göttin und der Liebe Göttin,
Das Ideal der Fraun, die Freudengöttin!

Gott Shiva ist der Gott des dunklen Todes,


Die schwarze Göttin Kali seine Shakti,
Frau Todin ist sie mit dem Rosenkranze,
Statt Perlen kränzen sie die Totenschädel.

So Shakti Saraswati, Lakshmi, Kali,


Drei Göttinnen sind sie, nur Eine Gottheit.

ASTARTE

In Kanaan war immer große Hitze,


Da war die Fruchtbarkeit des Himmelsregens
Den Kananäern eine Himmelsgottheit,
Der Himmelsstier, die Wettergottheit Baal.

Der Baal machte fruchtbar Mutter Erde,


Der Erde Göttin aber war Astarte,
Befruchtet ward sie von dem Himmelsregen
Und brachte die Natur hervor, die grüne.

Der Himmel Baal feierte die Hochzeit


In sexueller Einung mit Astarte.
Und in dem Heiligtume der Astarte
Zu diesem Zwecke dienten Göttermägde,

Die Hochzeit in dem Kult zu zelebrieren,


Das waren der Astarte Hierodulen.
ISIS

Verklärte Seele dieses Universums,


Die Göttin ist die Regenbogenjungfrau,
Der Weisheit Göttin sie in sieben Schleiern,
Die Wahrheit sie, in Sais angebetet.

Die Göttin Isis und die Göttin Nephtys


Beklagen ihren Bräutigam Osiris,
Der ward zerrissen und der ward zerstückelt,
Sein toter Körper schwamm hinab nach Byblos.

Die Göttin Isis, Dea Dolorosa,


Beweinte ihren Bräutigam Osiris,
Sie sammelte die Glieder seines Leibes,
Und siehe da, Osiris ist erstanden.

Wer hob der Göttin Schleier in dem Tempel


Zu Sais, der sah seine Vielgeliebte.

APHRODITE VON ZYPERN

Ich hatte eine Vielgeliebte einmal,


Die lag in ihrem Bette in der Kammer
Und wartete auf mich in ihrem Bette,
Hing an der Tür das Bild der Aphrodite.

Die Vielgeliebte fuhr nach Berolina


Und lag im Bette eines andern Kerles,
Ich aber betete zu Aphrodite,
Zurückzubringen meine Vielgeliebte.

Und Aphrodite hörte auf mein Flehen,


Zurück kam eilend meine Vielgeliebte.
Sie war die Priesterin der Aphrodite
Und unterrichtet in der Kunst der Liebe.

Das Höchste Gut war ihr die Lust, die Wollust,


Sie war ein Weib der Paradieses-Wonne!

DIANA

Ich sah in meiner Jugend in der Seele


Ein weißes Mädchen, eine Makellose,
Es war die Anima des Unbewussten,
Wie Psychologen mich darob belehrten.

Der Psychologe, dem ich dies erzählte,


Der nannte sie die göttliche Diana,
Die keusche Jägerin, die reine Jungrau,
Den Archetyp der makellosen Jungfrau.

Das Mädchen aber, das ich sah im Traume,


Das hieß Maria, und sie sprach im Traume:
Ich heiße jetzt jungfräuliche Diana
Und bin die keusche Göttin aus den Wäldern.

Diana aber oder auch Maria,


Sie war die Frau im Innern meiner Seele.

HLYN

Germanen nannten sie die Freundschaftsgöttin,


Die Liebesgöttin war die Göttin Freyja.
Germanen war die schöne Liebe göttlich,
Germanen war die treue Freundschaft göttlich.

Die alten Bardenlieder sind verschollen,


Der Barde Klopstock aber sang die Göttin,
Er sang die Freundschaft mit den frommen Brüdern,
Die Männerfreundschaft in des Geistes Zeichen.

Ich aber sing der Frauenfreundschaft Göttin,


Zwei Freundinnen bewegen meine Seele,
Die eine ist schon droben in den Himmeln,
Die andre mir versüßt die Mutter Erde.

Die Freundinnen des Dichters will ich weihen


Der Göttin Hlyn, der schönen Freundschaft Göttin.

SEMIRAMIS

Geboren wurde sie von einer Göttin,


Die Mutter starb bei der Geburt der Tochter,
Doch Fische haben sie ernährt und darum
Den alten Syrern sind die Fische heilig.

Sie wurde Ehefrau des Königs Nisos


Und war auch Heeresführerin im Kriege.
Sie wurde Königin und baute Babel
Und baute ihre weltberühmten Gärten.

Ganz Asien, vom Indus bis Ägypten,


Von Babel bis nach Libyen war ihres.
Ihr Sprössling aber wollte sie ermorden
Mit Hilfe eines listigen Eunuchen,

Da flog sie einfach fort als eine Taube,


Den Syrern sind deswegen Tauben heilig.

NOFRETETE

Schön sind die Schönheiten des Sonnengottes,


Die Schöne ist gekommen, Nofretete!
Den einzigen Beherrscher von Ägypten
Verehrte Echnaton, den Gott der Sonne,

Den Gott des Himmels, Herrscher aller Welten,


Und Echnaton zu Seiten saß die Schöne,
Die Herrin Nofretete, voll der Gnade,
Die Siegerin in allen Schlachten Gottes!

Und nach dem Tod des Pharao beherrschte


Die hohe Herrin ganz allein Ägypten,
Sie opferte der Maat, der Wahrheitsgöttin,
Und siegte in den Kriegen mit den Feinden.

Die Schöne ist gekommen, Nofretete,


Noch heute wunderschön ist ihre Büste!

KLEOPATRA

Kleopatra, Inkarnation der Isis,


Sie liebte Mark Antonius und Cäsar.
Sie war die Königin der beiden Länder,
In Alexandrien die Herrin herrschte.

Sie bot sich an für eine Nacht der Liebe,


Da wollte pflegen sie der Kypris Werke,
Doch wer sie lieben wollte auch nur Einmal,
Der musste dafür mit dem Tod bezahlen.

Sie löste auf in einem Kelch voll Essig


Die wertvollste der Perlen, sie zu trinken.
Dann setzte an den Arm sie eine Schlange
Und ließ sich beißen von der Schlange Giftzahn.

Kleopatra, ich sah sie einst im Rheinland,


Sie trug so reizend aufgesteckt die Haare.

THEOPHANU

Die griechische Prinzessin war die Nichte


Des Kaisers von Byzanz, geborn in Purpur.
Der zweite Otto, Kaiser aller Deutschen,
Er freite diese griechische Prinzessin.
So kam sie von Byzanz ins deutsche Sachsen
Und brachte Schmiedekunst des Goldes mit sich
Und mit sich elfenbeine Schnitzereien
Und Nikolaus, den Heiligen der Kinder.

Mitkaiserin war sie mit unserm Kaiser


Und nach dem Kriegertod des zweiten Otto
Beherrschte sie allein das Reich der Deutschen,
Der dritte Otto war ja noch ein Knabe.

Ihr Leichnam liegt in Köln und schützt die Kirche


Im Westen vor dem Zudrang der Dämonen.

ELISABETH VON ENGLAND

Sie war die Jungfrau-Königin Eliza,


Sie war die Mädchenkönigin Eliza,
Sie war die gute Königin Eliza,
Die Königin der Feen, Gloriana.

Ihr Freund aus Jugendtagen, Robert Dudley,


Er war der Jungfrau-Königin Geliebter.
Auch Spaniens zweiter Phillip wollte freien
Die Jungfrau, sie wies ihn zurück entrüstet.

Maria Stuart war die Katholikin,


Elisabeth jedoch war Protestantin,
Die exkommuniziert vom Papste Pius,
War Gouverneur der Anglikaner-Kirche.

Patronin von Virginia, die Jungfrau,


Die siegte über Spaniens Armada.

KATHARINA VON RUSSLAND

Die aufgeklärte absolute Zarin


Gekrönt ward in der Kreml-Kathedrale.
Geborene Sophia, die Prinzessin
Ward Ehefrau des dritten Peters Russlands.

Sie stürzte ihren impotenten Gatten,


Vielleicht war er ein Homosexueller,
Mit dem galanten Orlow alten Adels
Ergriff die Herrschaft sie in Mutter Russland.

Die Lutheranerin ward Orthodoxe


Und plante, zu erobern Konstantinopel,
Byzanz erneut zu gründen, jenes Ostrom,
Denn Moskau sah sich als die dritte Roma.
Voltaire sah sie als eine Philosophin
Im Zarenthron, als lichten Stern des Nordens.

MARIA THERESIA VON ÖSTERRIECH

Die gute Tochter aus dem Hause Habsburg,


Franz Stephan war ihr Freund, Gemahl und Kaiser,
Sie Königin von Österreich und Ungarn,
Sie Königin Kroatiens und Böhmens.

Dem Krieg von sieben Jahren viel zum Opfer


Das fromme Schlesien, das fiel an Preußen.
Theresianische Reform des Staates,
Das war das Werk der absoluten Fürstin.

Barocke Katholikin, gute Mutter,


Die trug der Kinder Haar am Rosenkranze,
Sie duldete nicht Juden, Protestanten,
Haus Österreich sei immer marianisch.

Ihr Herz im Kelch in der Loretto-Kirche,


Ihr Leichnam in der Gruft der Kapuziner.

MARIE ANTOINETTE VON FRANKREICH

Gefangen von den Revolutionären,


Sie schrieb in dem Gefängnis an die Schwester:
Ich werde schon erwartet von den Henkern,
Es wartet schon auf mich die Guillotine.

Der Abschied aber, ach, von meinen Kindern,


O lieber Gott, zerreißt mir meine Seele!
So schritt die Königin zur Guillotine,
Empfahl das Heil der Seele Jesus Christus.

Die Revolutionäre sie verhöhnten


Als eine erzkokette Kurtisane,
Dem Volke hätte sie kein Brot gegeben,
Die Armen hätten Kuchen essen müssen!

Ihr Haupt fiel unterm Beil der Guillotine,


Die Seele flog zum Bräutigame Christus.

HELENA VON HOMER

Die wunderschöne Königin von Sparta


War ehelich vermählt dem Menelaos,
Der Bruder war des Fürsten Agamemnon,
Sie hatten eine Tochter, Harmonia.
Jedoch der Liebe Göttin Aphrodite
Die Fürstin hatte vorgesehn für Paris.
Prinz Paris warb um sie am Strand von Sparta,
Er schenkte Schmuck ihr, Gold und Edelsteine.

Da folgte Helena dem Prinzen Paris,


Sie machten Rast auf einer kleinen Insel,
Da wälzten sie sich in dem Sand des Strandes
Und machten Liebe bei des Meeres Rauschen.

Kassandra aber sah den Brand von Troja


Voraus, doch keiner glaubte der Prophetin.

ANTIGONE VON SOPHOKLES

Antigone war eine fromme Jungfrau,


Die über seinen Tod hinaus den Bruder
Geliebt und sorgte schließlich voll Erbarmen
Für die Beerdigung des toten Bruders.

Der König in dem Staate untersagte,


Zu Grab zu tragen diesen Feind des Staates.
Antigone jedoch gehorchte einzig
Den Weisungen und dem Gesetz der Götter.

Als Marterzeugin fürs Gesetz der Götter


Antigone ist hingerichtet worden.
Des Königs Sohn, der jugendliche Haimon,
Der Jungfrau folgte in die Grabeshöhle.

So siegte über das Gesetz des Staates


Moralisch in der Jungfrau das Naturrecht.

LESBIA VON CATULL

Wer gegenübersitzt dem schönen Weibe,


Der scheint zu sein schon einer von den Göttern,
Der ist schon selig wie der Gott der Götter,
Wenn dies zu sagen ist erlaubt dem Menschen.

Sitzt dir Catullus gegenüber, Schönheit,


Versagt der Atem und versagt die Stimme,
Elektrische Impulse zucken jählings
Durch alle Adern dem verliebten Manne!

Der Schweiß bricht aus, es zittern alle Glieder,


Ein Donner dröhnt gewaltig in den Ohren,
Geblendet von der Schönheit, hat die Blindheit
Den Dichter-Seher plötzlich überfallen!
Das macht der Müßiggang, das macht die Muße,
Die ruinierte auch schon ganze Staaten.

DELIA VON TIBULL

Und wenn auch Delia der Kröte Speichel


Zusammen mischen wollt mit Fliegenpilzen
Und täte in die Suppe Rattenschwänze
Und dazu ausgerupfte Mückenflügel

Und gäbe Saft der Vulva einer Stute


Darein und kochte alles auf dem Feuer
Und riefe dazu an die Hexengöttin,
Beschwörte dreimal Hekate, die dunkle,

Und gäbe dann den Sud Tibull zu trinken –


Von ihren Händen nähm ich gern die Suppe
Und ließe mich verzaubern von der Hexe,
Die ich trotz ihres Ehemannes liebe,

Denn schön, zu sterben von der Hand der Liebsten!


Im Hades sind wir sicherlich zusammen!

CYNTHIA VON PROPERZ

Die schöne Cynthia lag in dem Garten


Im Sommer und sie schlief im grünen Grase,
Ihr Kleid, durchsichtig, ließ die Brüste sehen,
Brustspitzen drückten leicht sich durch die Seide.

Der Dichter nahte sich der Vielgeliebten,


Die ihm versagte sonst so manche Gnade,
Nun aber lag die offenbare Schönheit
So weiblich-willig vor ihm auf der Erde.

Da nahte er die Lippen ihren Lippen


Und raubte ihr im Schlaf ein feuchtes Küsschen,
Sie öffnete im Schlaf die Lippen etwas
Und träumte wohl von eines Mannes Liebe.

Und nun berührte der Poet die Brüste,


Er sah das Muttermal am linken Busen.

CORINNA VON OVID

Corinna, wenn dein Mann sitzt an dem Tische


Stolz neben dir und dich berührt vertraulich,
Berühre dann, Geliebte, unterm Tische
Mit deinem Fuße zärtlich meine Füße.

Und schütte aus den Becher voll von Rotwein


Und in die Lache zeichne mit dem Finger
Die Ziffer, wann wir in der Nacht uns treffen,
Es schweige nur der Hund vor deinem Hause.

Wenn du bei einem Fest mit deinem Manne


Zugegen bist und ich bin auch zugegen,
So streife du mich unabsichtlich zärtlich,
Berühr mit deinen Brüsten meine Schulter.

Hier schenk ich dir den Ring, den trag am Finger,


Wenn du alleine liegst in deinem Bette.

BEATRICE VON DANTE

In seiner Jugend sah der fromme Dichter


Die schöne Beatrice. Amor traf ihn!
Als die Geliebte starb in ihrer Jugend,
Trug Amor sie im roten Kleid gen Himmel.

Und nun war sie die Heilige des Dichters,


Der Theologen Weisheit schön verkörpernd.
Wo Sankt Maria saß und Mutter Eva,
Da saß im Himmelsthron auch Beatrice.

Der Dichter ist gegangen durch die Hölle,


Er ist gegangen durch das Fegefeuer,
Bis sie im Paradiese ihn begrüßte
Und führte ihn zur frohen Schau der Gottheit –

Er sah die Liebe, die regiert das Weltall –


Ihn traf ein Blitz, er stürzte auf die Erde.

LAURA VON PETRARCA

Er sah sie Einmal nur in seiner Jugend


Und er verliebte sich in ihren Namen.
Er liebte ja die Dichtkunst der Antike,
Da Gott Apollon liebte Jungfrau Daphne

Und Jungfrau Daphne floh vorm Gott Apollon


Und er verwandelte sie in den Lorbeer,
Den Lorbeer, der die wahren Dichter kränzte,
Und Laura war ja schließlich dieser Lorbeer.

Er war in der Provence im Süden Frankreichs


Und lebte dort allein dem Angedenken
Der schönen Jungfrau mit dem schönen Namen
Und reimte ihr die traurigsten Sonette.

Doch später er bekannte Augustinus,


Er habe nur geliebt den schönen Namen.

LEONORE VON TASSO

Die Fürstin an dem Florentiner Hofe


War für den Dichter Inbegriff der Schönheit,
Die reine Venus aus dem dritten Himmel,
Idee und Ideal, der Schönheit Urbild.

Er häufte auf den vielgeliebten Namen


Die höchsten Qualitäten, die er kannte,
Er liebte nicht die ganz konkrete Dame,
Platoniker, er liebte die Idea!

Die Ritter, die Jerusalem befreiten,


Kreuzfahrer zu dem Grabe Christi, alle
Sie folgten dieser schönsten aller Damen,
Die war ein Traumbild aus dem Geist des Dichters.

Ihr Ehemann jedoch den Liebesdichter


Hat schließlich eingesperrt im Irrenhause.

VENETIA DIGBY VON BEN JONSON

Sie ist gestorben, seine Vielgeliebte,


Die Muse war für alle seine Werke,
Tragödien, Komödien und Masken
Und Epigramme und der Liebe Lyrik.

Sie ist gestorben und er sprach sie heilig,


Da sie zuletzt das Mahl des Herrn empfangen.
Sie wartet nun auf ihre Auferstehung
Und das persönliche Gericht durch Christus.

Dann wird bekommen sie den reinsten Geistleib,


Licht wie die Sonne, schneller als die Blitze,
Durchsichtig wie das Glas und leicht wie Wolken,
So lebt sie bei den Heiligen und Engeln.

Der Dichter in der Katastrophe Kerker


Bejammert aber den Verlust der Muse.

FANNY VON KLOPSTOCK

Der seraphinische Poet ersehnte


Schon frühe die vollkommene Geliebte,
Die er in seinem Traum erfunden hatte,
Die zärtlich-sanfte Tochter frommer Mutter.

Da fand er Fanny, seines Freundes Schwester,


Die liebte einen andern Mann, mehr glücklich
Als der Poet, doch reicher nicht an Tugend.
Auch ungeliebt, der Dichter liebte Fanny.

Und wenn du einst gestorben bist, o Fanny,


Ich such gestorben bin, dann wird mein Engel
Mich zu dir führen in dem Paradiese,
Wir werden uns vor Gott vollkommen lieben!

Der Liebe tief ergründete wie Engel,


Ist eins mit Fanny, wie Petrark mit Laura.

FRAU VON STEIN VON GOETHE

Am siebenten November kam der junge


Student des Jura in das Städtchen Weimar
Und lernte dort Charlotte kennen, Lida,
Der er nebst Shakespearn seine Dichtkunst dankte.

Im Herzog hat er einen Herrn gefunden,


In Frau von Stein gefunden eine Herrin.
Rittmeister Stein den Dichter hat geduldet,
Der kleine Sohn vergötterte den Dichter.

Charlotte war ihm Muse und Madonna,


War Iphigenie ihm und Leonore.
Sie wollte heilig machen den Poeten,
Man weiß nicht, ob sie je den Dichter küsste.

Er blieb sein Leben lang ihr treu verbunden


Trotz all der andern Liebchen, die er hatte.

LAURA VON SCHILLER

Einst bei der Schöpfung dieses Universums


Der Schöpfer schuf den Dichter und die Muse,
Schuf Friedrich Schiller und die schöne Laura,
Zwei Hälften Einer Kugel in dem Weltall.

Und darum, liebe Frau, wenn wir uns lieben,


Was eins einst war, das findet neu zusammen,
Die Sphärenharmonie des Universums
Wird wieder hergestellt durch unsre Liebe.

Wie schön du bist, o Laura! Doch du alterst,


Einst wirst du sterben und zu Staube werden.
Den Gott, der dich gab einem andern Manne,
Kann ich nicht lieben, Laura, einzig lieben

Kann ewig ich, die uns dereinst vereinigt,


Die Geistermutter Ewigkeit, die große.

DIOTIMA VON HÖLDERLIN

Hauslehrer wurde er im Haus des Bankmanns,


Erzog als Pädagoge einen Knaben.
Suzette, die Gattin des Bankiers, war reizend
Mit ihrem ewigen Madonnenkopfe!

Der Dichter wählte sie als seine Muse,


Da Gott er sah auf ihrer Stirne strahlen!
Er nannte sie die Priesterin der Liebe,
Die Sokrates belehrte, Diotima.

Er liebte sie, sie liebte ihn! Doch leider


Der Ehemann verbannte ihn vom Hause.
So ging er nach Bordeaux. Sie ist gestorben,
Gestorben Diotima! So der Dichter

Verfallen ist dem schizophrenen Wahnsinn!


Im Himmel gibt es einst ein Wiedersehen!

SOPHIE VON NOVALIS

Novalis liebte Christus und sein Söphchen,


Für ihn war diese reizende Verlobte
Die Jungfrau Weisheit, Hagia Sophia,
Wie er sie aus dem Werk von Böhme kannte.

Sein Söphchen war für ihn die blaue Blume,


Sie war für ihn die himmlische Madonna.
Als aber dann sein Söphchen jung gestorben,
Der Dichter wollte selber sich ermorden.

Er stand an ihrem Grabe voller Trauer


Und schrieb die Hymnen an die Nacht voll Sehnsucht,
Voll Sehnsucht nach Erlösung durch das Sterben
Und himmlische Vereinigung mit Söphchen.

Novalis hob den Schleier auf der Isis


Und sah sein Liebchen, Rosenblüte Söphchen.

SOPHIE VON BRENTANO

Der Dichter sehnte sich nach der entfernten


Geliebten, sehnte sich so sehr, er konnte
Vor lauter Sehnsucht nicht mehr Lieder schreiben,
Denn er verzehrte sich vor lauter Sehnsucht.

Und als der Dichter hatte die Geliebte


Sophie in seinem Hause als Gemahlin,
Er konnte leider keine Lieder schreiben,
Weil ihm gestillt war alle seine Sehnsucht.

Die Mutter und Gemahlin starb im Kindsbett,


Der Dichter sah sie in Visionen geistig
Und dennoch er verging vor lauter Trauer,
Aus Abgrundstiefe heulte er zu Christus.

Nun wurde er katholisch, schrieb Visionen


Der Nonne mit den Stigmata des Heilands.

ANNA KERN VON PUSCHKIN

O Anna, als ich dich zuerst gesehen,


Erschienst du mir als Genius der Schönheit,
Und mit dem reinen Genius der Schönheit
Kam mir die Muse und die Glut der Liebe.

Dann war ich fern von dir, geliebte Anna,


Und Schmerz und Langeweile war mein Leben.
Ich vegetierte unter wüsten Narren
Und keine Muse mir den Schmerz verschönte.

Da kamst du wieder, o geliebte Anna,


Erneut der Genius der Schönheit schenkte
Das Leben mir, die Liebe mir, die Muse,
Inspiration und Glauben an die Gottheit!

O femina divina, Frau und Göttin,


Erbarme dich, ich bin ein armer Sünder!

MATHILDE VON HEINE

Der Dichter elend lag auf der Matratze,


Der größte Humorist war todestraurig.
Das Rückenmark war gichtisch ihm verkümmert,
Er war der arme Lazarus, der kranke.

Er hatte nur gespielt mit Liebesschmerzen,


Nun hatte eine Liebe er gefunden,
Die in der Stadt Paris im schönen Frankreich
Den todeskranken Liebesdichter pflegte.

Zu Grab zu schleichen einsam, das ist traurig,


Nicht eine Krankenschwester kann ihm helfen,
Nur eine Liebe, Liebe, ewigweiblich,
Die trägt mit ihrer Gnade ihn zu Grabe!

Wem das versagt bleibt, lieber Heinrich Heine –


Ihr Brüder, droben sehen wir uns wieder!

LOU VON RILKE

Reiß mir die Arme aus, geliebte Herrin,


Mit meinen Beinen werd ich dich umfangen!
Reiß mir die Beine aus, geliebte Herrin,
Auf meinem Bauche werd ich zu dir kriechen!

Reiß mir die Lippen aus, geliebte Herrin,


Mit meinen Augen werd ich zu dir sprechen!
Reiß mir die Augen aus, geliebte Herrin,
Mit meinem Herzen werde ich dich sehen!

Reiß mir das heiße Herz aus meinem Busen,


Mit meinem Hirne werde ich dich fühlen!
Reiß mir das heiße Hirn aus meinem Schädel,
Mit meinem Blute werde ich dich denken!

Nimm mir das Leben auf der feuchten Erde,


So will ich dich im Himmel weiter lieben!

EVA

Die erste Frau auf dieser schönen Erde,


Ob Gott mit einem Nabel sie erschaffen?
Ich weiß es nicht, ich sah sie niemals nackend,
Im Lichtkleid sah ich sie im Garten Eden.

Die Theologen reden von ihr übel,


Sie nennen sie die Sünderin der Sünder.
Die Wissenschaftler deuten sie symbolisch,
Es gäbe keine Dame dieses Namens.

Doch Dante sah die Mutter Eva droben


In ihrem Himmelsthrone bei dem Throne
Der Neuen Eva, Unsrer Frau Maria,
Weil Gott Erbarmen hat mit Mutter Eva.

So hoffe ich dereinst im Paradiese


Die schöne Eva endlich nackt zu sehen!

SARA
Gott sprach zu Vater Abraham: Du gehe
Von deinem Vaterhause fort, mein Lieber,
Verlasse du den angestammten Wohnort
Und gehe in die auserwählte Fremde!

Nimm keinen mit dir als Prinzessin Sara,


Ich hörte sie im Eingang ihres Zeltes
So heiter lachen, als der Engel nahte,
Als du dem Engel hast ein Lamm geschlachtet.

Prinzessin Sara ist so schön und milchweiß,


An ihren weißen Brüsten sog der Knabe,
Der da den schönen Namen trägt: Gott lachte!
Den Knaben sollst du meiner Gottheit weihen!

Und kommst du, Abraham, ins Land Ägypten,


So sage du, dass Sara deine Schwester!

REBEKKA

So leg, mein Knecht, die Hand an meine Lende,


Sprach Vater Abraham zu Eliezer,
Und suche meinem Sohne eine Gattin,
Doch nicht von Kanaans verkehrten Töchtern.

Geh du in meine Heimat Ur und suche


Von meinem Stamme eine Braut dem Sohne,
Doch will das Mädchen folgen nicht dem Sohne,
Er soll nicht wieder ziehen nach Chaldäa.

Rebekka reitend kam auf dem Kamele


Und ließ den Schleier von dem Antlitz sinken,
Und Isaak vermählte mit Rebekka
Sich in dem Zelte, und Rebekkas Liebe

War süßer Trost für Isaak, denn kürzlich


War erst gestorben Sara und begraben.

RAHEL

Der arme Jakob diente sieben Jahre


Und noch mal diente Jakob sieben Jahre
Um Rahel, Lämmchen mit den schönen Augen,
Die meditierend immer Gott beschauten.

Der schlimme Onkel aber gab ihm Lea


Verschleiert mit dem Hochzeitsschleier Rahels
Zuerst zur Gattin. Fruchtbar war zwar Lea,
Doch hatte sie so tätig-stumpfe Blicke.
Doch Rahel schließlich ihm gebar den Josef,
Den Träumer, der war seiner Mutter Liebling,
Und Benjamin, den Kleinsten aller Söhne,
Den Jakob hieß prophetisch Sohn des Glückes.

Und Jakob wanderte mit seiner Rahel


Nach Bethlehem, ins neue Haus des Brotes.

MIRJAM

Aus der Gefangenschaft im Land Ägypten


Die Kinder Israel befreite Mose
Und Aaron war mit ihm und mit ihm Mirjam,
Sie zogen trocken durchs geteilte Schilfmeer.

Und Mirjam mit den Frauen schlug die Trommel


Und Mirjam sang das Lied von der Befreiung.
Denn Gott geht mit, der Retter und Befreier,
Gott führt ins Land, wo Milch und Honig fließen.

Prophetin war die visionäre Mirjam,


Gott gab Visionen ihr des Nachts in Träumen.
Gott sprach von Angesicht zu Angesichte
Mit Mirjam, wie ein Mann mit seiner Freundin.

Und Mirjam schaute einst den Rücken Gottes.


Gott geht voran und Mirjam folgt gehorsam.

RUTH

Die Heidin von den Moabitern sagte:


Ich suche Gott, der trägt den Namen Jahwe,
So möchte ich nach Bethlehem in Juda,
Das Brot zu finden auf den Weizenfeldern.

Als Schnitterin ich möchte auf dem Felde


Die nahrhaft-goldnen Weizenkörner sammeln.
Ich möchte backen Brot, weil Gott wie Brot ist,
Der Schöpfer der Natur wird uns zur Speise.

Und wenn ich Boas sehe auf dem Felde,


So will mir scheinen, er ist der Erlöser.
In aller Keuschheit nachts im Mondenscheine
Will ich mich still an dem Erlöser freuen.

Und wenn ich schwanger werde vom Erlöser,


Gebären will ich den Messias-König.

ESTHER
Die schöne Vashti machte eine Feier
Mit ihren Frauen in dem Frauenhause,
Die schöne Vashti wollte sich nicht zeigen
Dem König und des Königshofs Ministern.

Der König suchte darum schöne Frauen,


Dass er zur Königin sich eine wähle.
Und Esther (oder wie Chaldäer sagen,
Die schöne Ishtar) war der Stern des Morgens.

Sie badete den schönen Leib in Kuhmilch


Und badete in Honig und sie salbte
Mit Rosenöl den schönen Leib, den nackten,
Und parfümierte sich mit Duftessenzen.

Der König krönte sie zu seiner Herrin


Und Vashti ward vergessen von dem König.

SUSANNA

Joachim war ein Leiter der Gemeinde


Der Juden Babylons und seine Gattin
Susanna war sehr keusch, schön anzuschauen,
Die keusch gelebt die Heiligkeit der Ehe.

Sie badete am Tage nackt im Garten,


Da lag sie nackend in der Badewanne.
Die Ältesten der jüdischen Gemeinde
Beschauten sie und wollten mit ihr schlafen.

Doch Daniel, der junge Seher Gottes,


Verteidigte Susanna, ihre Keuschheit,
Sie war den alten Herren nicht zu Willen,
Drum wollten diese steinigen Susanna.

Ich bete vor der heiligen Ikone


Der badenden Susanna nackt im Garten.

JUDITH

Als Judith kam ins Lager der Assyrer,


Geschmückt, geschminkt, in ihrer feinsten Seide,
Da sagten die Assyrer: Donnerwetter,
Die Juden haben aber schöne Weiber!

Und Holofernes trank an jenem Abend


So viel vom Wein und vom gebrannten Schnapse,
Er lag betrunken schwer in seinem Bette,
Betrunken von dem Wein und von der Schönheit!
Doch halte deinen Kopf fest, Holofernes,
Denn jetzt kommt Judith mit dem scharfen Schwerte
Und schneidet dir das Haupt von deinem Rumpfe
Und trägt dein Haupt ins Lager der Hebräer.

Die Knaben drauf verjagten die Assyrer,


Die kleinen Knaben, Kinder junger Dirnen!

SULAMITH

Die Augen Sulamiths sind Tauben-Augen,


Erleuchtet von der Liebe und der Wahrheit,
Erleuchtet von dem Denken und dem Glauben
Schaut sie das Angesicht des Bräutigames.

Der Nabel Sulamiths ist voll des Weines,


Die Theologen sagen, voll des Mischweins,
Der Gottheit Wein und auch der Menschheit Wasser,
Ich aber will den Wein, den ungemischten!

Die Freundin ist die Schönheit ohne Makel,


Die Freundin ist die ganz perfekte Schönheit,
Kein Makel ist an ihr von einer Sünde,
Die makellose Konzeption, das ist sie!

Ich sehe Sulamith in meiner Bibel


Jung stehen nackend unterm Feigenbaume!

MAGDALENA

Ich habe meinen lieben Herrn gesehen,


Ich dachte erst, er sei des Gartens Gärtner,
Wie aber er den Namen sprach: Maria –
Da habe ich erkannt den Sohn Mariens.

Ich wollte seine Füße ihm umfangen


Und meinen Finger in die Wunde legen,
Er sagte: Halte mich nicht fest, Geliebte,
Und küsste mich auf meine Purpurlippen.

Apostelin der heiligen Apostel -


Prophetenamt der Frauen in der Kirche -
War ich den frühen Christen der Kirche
Evangelistin in dem Süden Frankreichs.

In mystischer Ekstase und Verzückung


Ich tanzte mit dem Bräutigam-Messias!
AGNES

Als meine liebe Oma lag im Sterben,


Da las ich das Poem von Keats, Sankt Agnes,
Denn an dem Abend von dem Agnes-Tage,
Da träumt man von der Liebe seines Lebens.

Sankt Agnes webt die Wolle ihrer Lämmer


Und betet stets: Gegrüßt seist du, Maria.
So träumt ich in der Nacht der keuschen Agnes
Von femininer Lichtgestalt voll Schönheit.

Die feminine Lichtgestalt voll Schönheit


Hat mich zur Ehelosigkeit berufen.
Sankt Agnes mir erbat den wahren Glauben
Und so empfing ich Unsre Frau Maria,

Die reine Jungfrau, Lichtgestalt des Himmels,


In weißer Seide stand sie vor dem Kreuze.

AGATHA

Die Jungfrau Agatha war ausgesprochen


Graziös und schön! Schön waren ihre Brüste!
Sie aber schenkte ihre Brüste keinem
Auf Erden, sondern einzig Jesus Christus.

Ein Heide war ein wüster Venus-Diener


Und er begehrte Agatha zur Wollust,
Sie aber ließ sich lieber in den Kerker
Einsperren, als den Heiden zu erhören.

Der Heide riss ihr ab die schönen Brüste!


Papst Petrus aber kam vom Himmelreiche
Und heilte Agatha die wunden Brüste,
Nun schöner als zuvor die Brüste waren!

Weil Agatha so schöne Glocken hatte,


Ist sie Patronin aller Glockengießer.

KARINA

Karina ist in Ankara gestorben,


Weil sie den Kaiser nicht hat angebetet,
Denn nicht der Kaiser Roms war ihre Gottheit,
Nein, ihre Gottheit war Herr Jesus Christus.

Und als sie das Martyrium erlitten,


Hat gleichfalls das Martyrium erlitten
Ihr keuscher Ehemann, der Christus liebte,
Und auch ihr Sohn, der Jesus Christus liebte.

Der Sohn hat das Martyrium erlitten


Und vierzig Kinder sahn ihn freudig sterben
Und freudig zu dem Herrn gen Himmel fahren,
Da wurden diese vierzig Kinder Christen.

Nun wartet Sankt Karina in dem Himmel,


Sie wartet voll Geduld auf mich im Himmel.

LUZIA

Sie haben ihr die Augen ausgerissen,


Weil sie nur Jesus Christus schauen wollte,
Sie hat die Augen in der Hand getragen,
Und Gott gab ihr gesunde Augen wieder.

Erleuchte meine Augen, o Luzia,


Wie Dante Alighieri du erleuchtet,
Auf dass ich einzig Gottes Schönheit schaue
Mit lichter Keuschheit meiner innern Augen.

Und bete, dass ich nicht erblinde, Jungfrau,


Ich weihe meine Augen deinem Beten,
Erleuchte du den Augenarzt mit Weisheit
Und steh mir bei in meinen großen Nöten.

Führ mich durch Hölle, Fegefeuer, Himmel


Zur seligen Vision der Schönen Liebe!

THAIS

In Alexandria der Göttin Isis


Thaisis diente als sakrale Hure.
Der Eremit Paphnutius von Jesus
Den Ruf bekam, die Hure zu bekehren.

Du, Thais, kannst nicht Jesus Christus lieben,


Liebst du zugleich die Hurerei und Unzucht.
Empfinde Reue, tu das Werk der Buße,
Bekehre dich zum einzigen Erlöser!

Thaisis lebte in Klausur für Jesus


In immerwährendem Gebet vereinigt.
Ein kleiner Knabe sah in Traumvisionen
Das Himmelsbett, bereitet für die Hure,

Das Himmelsbett, wo Jesus Christus beiwohnt


In himmlischer Vereinigung der Hure.
HILDEGARD

Sankt Hildegard, teutonische Prophetin,


Sah Mutter Karitas, die Große Mutter,
Die an dem Busen hielt den Gottesknaben,
Die alle Frommen stillt an ihrem Busen!

Sankt Hildegard, teutonische Prophetin,


Sie sah im Himmelreich das Mädchen Liebe.
Die Throne, die die Teufel einst verloren,
Die nehmen ein die Menschen guten Willens.

Sankt Hildegard, teutonische Prophetin,


Sie schaute Karitas mit bloßem Busen
Im breiten Ehebette Gottes liegen,
Da Gott und Karitas sich ehlich einten!

Im Zentrum dieses Alls, wie Glied und Scheide,


Vereinigt Gott und Karitas, die Herrin.

MECHTHILD

Die Seele Mechthild, mystisch reich begnadet,


War eine Seele, nackend in Begierde
Und sich verzehrend in der Glut der Liebe
Nach Jesus Christus, ihrem Ehemanne.

So Jesus Christus kam in seinen Garten


Und fand die nackte Seele voll Begierde
Und hörte schreien sie in heißer Wollust:
Herr, liebe oft mich, lange mich und heftig!

Und Mechthild sah der Gottheit Lichtglanz fließend


Und sah die Minne Gottes, einen Brunnen,
Und fühlte Gott sich liebevoll ergießen
Als Bräutigam in ihren Schoß der Seele.

Da nannte Jesus seine Freundin Mechthild:


Mein Täubchen, meine Rose, meine Sonne!

EVELYN

Sankt Evelyn von Lüttich lebte einsam


In einer kleinen Zelle an der Kirche
Und hatte nur ein Fenster in der Zelle,
Das Fenster zeigte ihr den Tabernakel.

Sie war vereinigt mit dem Corpus Christi,


Sie hat in sich den Leib des Herrn empfangen,
Sie hat den Herrn mit ihrem Mund empfangen
Und sich in mystischer Union vereinigt

Mit ihres Seelengatten Blut und Körper


Und mit der schönen Seele Jesu Christi
Und mit der Gottheit ihres Herrn und Meisters,
Den sie empfing in ihrem Seelenschoße.

Sie führte ein die Feier Corpus Christi


Und Thomas schrieb die Liturgie zur Feier.

JEANNE D’ARC

Der große Shakespeare schrieb von Jeanne als Hexe,


Beschimpfte sie als femininen Teufel,
Die Umgang hab mit finsteren Dämonen
Und ihre Seele Luzifer geweiht hat.

Voltaire, der elegante Spötter, aber


Erstaunte, dass sie Jungfrau sei geblieben,
Er nannte Löwin sie in Kriegerrüstung,
Ihm aber sei vom Land ein Lämmchen lieber.

Und Schiller hat die Jungfrau ihr gelassen,


Die keinem Mann sich ehelich ergeben,
Jedoch die Heiligkeit nahm ihr der Dichter,
Dass sie gesendet war nach Gottes Ratschluss.

Die Kirche von Burgund hat sie getötet


Und doch – Jeanne d’Arc ist heilig, heilig, heilig!

TERESA VON JESUS

Im Innern meiner Seele sind die sieben


Gemächer meiner Seelenburg, ich wandre
Von einem Zimmer in das andre Zimmer
Und lasse Fleisch und Welt zurück und Teufel.

Allein im immerwährenden Gebete


Ist meine Seele wie ein grüner Garten
Und wird bewässert von dem Brunnenwasser
Und wird bewässert von dem Himmelsregen.

Sankt Josef konnte immer ich vertrauen,


Wenn ich ein Kloster neu begründen wollte.
Nichts gibt es, was der kleine Jesusknabe
Abschlagen würde seinem Pflegevater.

Was mutet Jesus zu den Jüngern Jesu!


Und darum hat er nur so wenig Freunde.
THERESE VOM KINDE JESUS

Ich bin die kleine Königin von Frankreich


Und war doch kleiner als ein kleines Sandkorn,
Ich war ein Nichts, und habe auch erlitten
Die Nacht des Nichts, ein Leben ohne Hoffnung.

Auf Erden Eitelkeit der Eitelkeiten,


Allein die Ewigkeit ist fester Felsen!
Jetzt bring ich meinem kleinen Jesus Opfer,
Im Himmel aber wird er mich belohnen.

Jetzt bin ich meines kleinen Jesus Spielzeug,


Er spielt mit mir, solange er es möchte.
Jetzt bin ich auf dem See im Wettersturme
Und Jesus schläft, und ich, ich lass ihn schlafen.

Wenn ich nur Seelen retten kann von Sündern,


Dafür will ich mein Leid aus Liebe opfern!

TERESA BENEDICTA A CRUCE

In dem Vernichtungslager Auschwitz war sie


Und sah die Mütter aus dem Volk der Juden
Verzweifelt, sich nicht um die Kinder kümmernd,
Da sie voll Angst vorm nahen Tode waren.

Teresa Benedicta von dem Kreuze


Den kleinen Kindern kämmte ihre Haare,
Den kleinen Kindern putzte ihre Nasen,
Sie war den Kinderlein wie eine Mutter.

Ein kleines Mädchen da verlor ihr Püppchen,


Und Schwester Benedicta unten rutschte
Auf allen Vieren durch den Schlamm des Lagers
Und holte ihr zurück das kleine Püppchen.

Dann trat sie in die Kammer mit dem Giftgas


Und dachte sterbend an die eigne Mutter.

AVE MARIA!

Gegrüßet seiest du, o Sankt Maria,


Der Herr ist mit dir schon seit Ewigkeiten!
Begnadete, du bist die Gnadenvolle,
Die Unbefleckt Empfangene von Anfang!

Du bist gebenedeit im Kreis der Frauen,


Gesegnet mehr als alle andern Frauen!
Gebenedeit die Frucht ist deines Schoßes,
Herr Jesus ist die fleischgewordne Weisheit!

O Heilige Maria, Gottesmutter,


Du bitt für unsre Seelen, Advokatin,
Wir sind ja nichts als arme alte Sünder,
So bitt für uns in unsrer Todesstunde!

Dem Vater und dem Sohne und dem Geiste


Sei Ruhm und Dank in allen Ewigkeiten!

VIERTER GESANG
SONETTE AN ORPHEUS

EDDA

Wir haben deine Weisheit gern gelesen,


Der Seherin Gesicht, die Götterdämmrung,
Thor holt den Hammer in dem Kleide Freyjas,
Der schöne Baldur stirbt, es jammert Nanna.

Wir haben hier die Quelle unsres Siegfried,


Des Helden, der mit einem Drachen kämpfte,
Der für den König Gunther Brunhild freite,
Der selber ward geliebt von seiner Gudrun.

Auch Odin haben wir studiert, die Sprüche,


Weltweisheit der nachdenklichen Germanen.
Wir haben deine Kraft geliebt und Stärke
Und den Humor auch, den du nie verloren.

Und wenn wir selber sterben einst den Strohtod,


So kommen wir in Freyjas Wohnung Folkwang.

OTTFRIED

Die Franken haben Christus angenommen


Und Karl der Große hat sein Reich gegründet,
Da Otfried schrieb in honigsüßen Reimen
Die Harmonie der Freudenbotschaft Christi.

Nun war der Held des Heldenepos Christus,


Der Stoff des Liedes war die Offenbarung,
Das Evangelium und seine Deutung,
Die Muse wurde christlich und didaktisch.

O neue Muse du des Christentumes,


Die nicht vom Helikon herab gesungen,
Die von dem Berge Zion sang im Himmel,
Du Muse, inspiriert vom Geiste Gottes,

Du hast das Evangelium verkündet


In deiner süßen Muttersprache fränkisch.

HELIAND

Die Sachsen schließlich Christen sind geworden


Und sangen ihren starken Heiland Christus,
Germanisch, voller Kraft und Heldenstärke,
War Christus neuer Heldengott der Sachsen.

Und wie die alten deutschen Heldenepen


Der Sänger sang in Maßen frei beweglich
Und statt des Endreims wählte er den Stabreim,
Wie auch die alte Edda war geschrieben.

Nun Christus war der Heiland der Germanen,


Die zwölf Apostel waren seine Ritter,
Die Himmelskönigin die holde Fraue,
Maria, süßer als die wilde Freyja.

O Heiland der Teutonen und der Sachsen,


Auch ich will singen dich als meinen Heiland.

NIBELUNGENLIED

Ich habe dieses Lied als Kind gelesen,


Und Siegfried war der Heros meiner Kindheit,
Den Hagen aber habe ich verachtet,
Der mit dem Judaskuss verriet den Helden.

Doch Kriemhild, schauend aus der Kemenate,


Sah ich in meinem Geist mit blonden Zöpfen.
Und Brunhild war die eisesklare Jungfrau,
Sehr keusch, sehr kühl und ungeheuer nordisch.

Der Nibelungen-Herrin Rache aber


An König Etzels Hof mit Dietrichs Hilfe
War mir zu grausam und barbarisch, nämlich
Ich war ein Christ und liebte sehr den Frieden.

Die heidnischen Germanen und die Ritter


Versuchten sich im sanften Christentume.

GUDRUN
Das Gudrun-Lied war Epos meiner Heimat,
Als meine Heimat nenne ich nicht Deutschland,
Nein, meine Heimat ist das Land der Friesen,
Das ist das schöne Sturmland an der Nordsee.

Doch liebte ich vor allem jene Szene,


Da süß ein Minnesänger singt in Irland
Vorm Fenster seiner Königin der Minne,
Die Nachtigall, die sang der roten Rose.

Das Gudrun-Epos war doch sanft und christlich,


Die Friesen waren heldenstarke Ritter
Und doch zugleich auch unbesiegte Beter
Und Gudrun war mir lieber als Kriemhilde.

Wie schön war jene Zeit, als noch die Friesen


Getreue Söhne waren Mutter Kirche.

GOTTFRIED VON STRASSBURG

Hier kann man sehen, wie die Mutter Kirche


Geheiligt hat die heidnischen Germanen.
Nun nicht mehr Blutvergießen, Krieg der Götter,
War Thema in dem Epos an dem Hofe,

Nein, Minne, süße Minne war das Thema,


Frau Liebe war die Gottheit dieser Ritter,
Die opferten sich selber für die Liebe
Und glaubten der Unsterblichkeit der Liebe.

Wer war ein Liebender wie Ritter Tristan?


Wer war ein Liebender wie Ritter Tantris?
Und wer war je Geliebte wie Isolde?
Im Leben und im Tod vereint Isolde!

So lehrte Mutter Kirche schöne Liebe,


Wie Troubadoure sangen süß in Frankreich.

WOLFRAM VON ESCHENBACH

Der reine Tor, ein wahrer Narr in Christo,


Zog aus auf ritterliche Abenteuer
Und suchte doch nichts andres als das Wunder
Des Grals, des Kelchs vom letzten Abendmahle.

Er kam nach Montsalvat, zur Burg des Grales,


Ein alter Fischer war dort Hoherpriester
Und Jungfraun trugen dort in Prozessionen
Den Kelch zu seinem heiligen Altare.
So wurde das Mysterium der Messe,
Eucharistie ward Stoff zum Helden-Epos.
Allein ein Narr in Christo konnte finden
Das wahre Montsalvat, den wahren Tempel,

Den wahren Gral – das Blut des Christus Jesus,


Das gegenwärtig wird auf dem Altare.

WALTHER VON DER VOGELWEIDE

Die Hohe Minne hat er schön besungen,


Wie Troubadoure sangen sie in Frankreich,
Wie Minnesänger der Provence gesungen,
Midons war ihre Dame, eine Göttin.

So der verliebte Ritter saß im Grünen


Und dachte einzig an die Hohe Dame,
Die unerreichbar war dem Minnesänger,
Nur schauen durfte er und nicht berühren!

Dann zog der Ritter zu dem Grabe Christi,


Den Christen in dem Orient zu helfen,
Nun war die Tochter Zion seine Dame
Und er empfahl sich Unsrer Frau Maria!

Die Mönche wurden auch zu Minnesängern


Und liebten Unsre Liebe Frau Maria!

TANNHÄUSER

Beim Sängerwettstreit auf der Wartburg aber


Gewann nicht Walther mit dem Minneliede
Für Unsre Liebe Frau Maria, sondern
Tannhäuser, welcher Venus dreist besungen!

Tannhäuser sang nicht von der Hohen Dame,


Die herrlich war, doch leider unberührbar,
Tannhäuser sang die irdische Geliebte
Mit allen Reizen ihres nackten Leibes!

Er sang die wundervollen nackten Brüste,


Er sang die süße Scham des Venushügels,
Er sang beim Liebesakt das laute Stöhnen
Und dann den wilden Schrei beim Höhepunkte!

Tannhäuser lebte in dem Bann der Venus,


Selbst Päpste können diesen Bann nicht lösen!

LUTHERS BIBEL
Nun, Luther hat die Bibel so verdolmetscht,
Gottvater redet unsre Muttersprache.
Wer großgeworden mit der Lutherbibel
Und war als kleiner Knabe Lutheraner,

Wird auch, wenn er bekehrte sich zur Kirche,


Die Christus leitet durch das Amt des Petrus
Und die verehrt die Königin des Himmels
Und Christi Opfer feiert am Altare,

Doch immer noch die Lutherbibel lieben


Und nicht Verbesserungen der Modernen,
Nein, Doktor Martin Luthers deutsche Sprache,
Die ist allein des deutschen Volkes Sprache.

Die andern Übersetzer sollen lieber


Den Finger legen auf den Mund, verstummen.

ANDREAS GRYPHIUS

Geliebte, noch bist du die rote Rose,


Die blüht mit ihren roten Blütenblättern,
Doch eilends naht der Herbst, da welkt die Blüte,
Im Winter ist dahin die ganze Schönheit.

Mein Mädchen, reizend bist du in der Jugend,


Schön in der Herrlichkeit der Makellosen,
Doch kommt das Alter, es verblüht die Schönheit,
Und bald bist du nur noch ein Sack voll Falten.

Ah weh mir, ich bin nur noch Eiterbeulen,


Schon ausgefallen sind mir meine Zähne,
Erblindet sind mir beinah meine Augen
Und meine Lunge geht nur noch mit Rasseln.

Das ist die Eitelkeit der Eitelkeiten!


Und schließlich kommt der Tod mit seiner Sense.

HOFFMANNSWALDAU

O Mund, du wundervolle rote Rose,


O Mund, du rote Linie von Rosinrot,
O Mund, du nächtlich strahlender Karfunkel,
O Mund, du Becher von Rubin mit Rotwein!

O Wollust, o du Zucker dieses Lebens,


O Wollust, o du Honig aller Stunden,
O Wollust, Vorgeschmack des Paradieses,
O Wollust, Unsre Liebe Frau und Göttin!

In der barocken Sinnlichkeit und Wonne


Hat Hoffmannswaldau hochgepriesen Venus,
Hat Hoffmannswaldau hochgepriesen Amor,
Er sang das Hohelied barocken Eros!

So war die Zeit, da Nackte schmückten Kirchen,


Man Messe feierte vor lauter Nacktheit!

LESSING

Da war ein Christ, ein Moslem und ein Jude,


Sie glaubten, ihre Religion sei Wahrheit,
Die Religion der Andern aber Lüge,
So stritten sich die Frommen um die Gottheit.

Freimaurer Lessing uns erzählt ein Gleichnis:


Ein Vater hatte einst drei Söhne, sterbend
Vermachte er drei Ringe seinen Söhnen,
Die gleich aussahen, einer war der echte.

Man weiß nicht, wer der echte von den Ringen


Und was der wahre Gott, der wahre Glaube?
Wer von den Frommen übt am meisten Liebe,
An dessen Gottheit wollen gern wir glauben.

Freimaurer glauben relativ die Wahrheit,


Die Christen glauben an die Absolute.

KLOPSTOCK

Der Dichter Klopstock war kein Mann der Erde,


Der Dichter war der Seraphim Genosse,
Der Engel sang die Jugendliebe Fanny,
Ein Seraphim gab ihr den Namen Cidli.

Der Dichter sang die Freiheit, seine Herrin,


Die Mutter des Gesetzes, seine Göttin.
Die Jakobiner machten Göttin Freiheit
Zur Furie mit ihrer Guillotine.

Prophet war der Poet in seinen Oden,


Prophetisch in dem Epos vom Messias.
Sind andre deutsche Dichter größer, breiter,
Kein deutscher Dichter ist so hoch wie Klopstock.

Ein deutscher Dichter, der verfiel dem Wahnsinn,


Las in dem Turm nur noch die Oden Klopstocks.
GOETHE

Bist du von tiefer Trauer überwältigt


Und bist du ohne Hoffnung und verzweifelt,
So wende dich zum Dichterfürsten Goethe,
Denn er ist wirklich weise und vernünftig.

Er weiß von den Schattierungen der Liebe


Und weiß, wie die Vernunft allein uns rettet.
Sein umfangreiches Wissen ihm erlaubte
Im Geist zu tragen eine tiefe Einsicht.

Nehmt Goethe als Propheten, das ist richtig,


Vertraut ihm, junge Dichter, als dem Meister.
Der Lida sang und Mater Gloriosa,
Er hat sein ganzes Leben Gott gesungen,

Inwendig muss man seinen Goethe kennen,


Sonst leistet man nichts in der deutschen Dichtkunst.

SCHILLER

Der Dichter er der reinen Ideale,


Der transzendenten Ideale Dichter,
Der philosophische Poeme reimte
Und eleusinische Mysterien lallte.

Dramatiker der Weltgeschichte, Schiller,


Don Carlos sang er, Wilhelm Tell, Johanna,
Sang Wallenstein, die Schlacht am Weißen Berge,
Sang Zar Demetrius, sein letztes Drama.

In meiner Schulzeit lasen wir die Räuber.


Und warum soll man heute Schiller lesen?
So fragte uns die Lehrerin. Ich sagte:
Dass wir beherrschen unsre Muttersprache!

Ob Friedrich Schiller im Ideenhimmel


Zufrieden ist mit meinen Götterhymnen?

WIELAND

Ich danke Wieland den Genuss der Griechen,


Der philosophische Poeme reimte,
Von Stoikern und von Pythagoräern
Schrieb er und von Musarions Gelächter!

Gemäßigter Platoniker war Wieland


Und wusste zu vereinen mit Ideen
Und Idealen - Musen und Chariten
Und Epikur und Platon zu versöhnen!

Wie die Geschichte Agathons so schön ist


Und Danae so übermäßig reizend!
Wie Wieland Frauen appetitlich malte
Und immer heiter blieb im freien Geiste!

Platoniker, die Cyniker geworden,


Die wahren eigentlich humane Christen!

HÖLDERLIN

Zu sehr von Herzen kommen diese Verse,


Die meiner Jugend Abgott singen wollen,
Dionysos und Herakles verehrte
Ich damals wie den Friedefürsten Christus!

Bekennen muss ich: Bin ich auch katholisch,


Ein Winkel meines Herzens glaubt die Götter
Und allermeist die Göttinnen der Alten.
Ich kanns nicht leiden, wenn man Göttern spottet!

Der Seher hat zuviel von Gott gesehen


In trunkenen Visionen, und zur Sühne
Gab Gott ihm einen Pfahl in seine Seele,
Der Engel Satans schlug den Schizophrenen.

Nun wohl im Eleusynischen Gefilde


Lebt Hölderlin vereint mit Diotima.

JEAN PAUL

Im Schwarzwald habe ich Jean Paul gelesen,


Im Jahre Neunzehnhundertneunundneunzig
Im wunderschönen Maien, da die Prosa
Jean Pauls war wie ein bunter Blütenteppich.

Die Prosa dieses Dichters ist poetisch


Und unter manchem Einfall des Phantasten
Steckt Poesie und honigsüße Lyrik
Und immer wieder hört man sein Gelächter.

Die Rede Christi von dem Weltgebäude


Ist sonderbar und überaus phantastisch
Und Gott ist in den blühenden Romanen
Präsent in seiner besten Schöpferlaune.

So fruchtbar ist der Dichter Jean Paul Richter,


Maßhalten mahnten Goethe an und Schiller.
CLEMENS BRENTANO

In seiner Lyrik war er sehr melodisch


Und spielte frei und kindlich mit den Reimen.
Er sang romantisch in der Art des Volkslieds
Und später melancholisch Kirchenlieder.

Er sammelte die Lieder deutschen Volkes


Mit Arnim, schrieb auch selber manches Volkslied,
Auch heiter und verspielt sind seine Märchen,
Die italienischen und die vom Rheine.

Romanzen schrieb er auch vom Rosenkranze,


Das Epos ganz zu Unrecht ist vergessen,
Da tritt der Kirche Glauben gegenüber
Der Gnosis und dem dunkeln Aberglauben.

In seinem Alter saß er an dem Bette


Der Nonne mit den Stigmata, die Gott sah!

BETTINE BRENTANO

Sie schrieb verliebte Briefe Wolfgang Goethe,


Sie sprach sehr viel mit seiner alten Mutter.
So lyrisch ihrer Liebesbriefe Leier,
Die Liebe ihr ein Land von Milch und Honig.

Sie schrieb auch Briefe ihrem Bruder Clemens


Und flocht ihm wunderschöne Frühlingskränze.
Die Liebe voll des Schenkens und des Teilens
War ihr ein Tanz von zärtlich-lieben Worten.

Sie schrieb auch Briefe ihrer Karoline,


Die Dichterin war ihre Busenfreundin.
Sie schrieb, dass sie das pralle Leben liebe,
Der Tod war ihrer Freundin ernster Gegner.

Gott sei nicht, wie die Kirchenväter sagen,


Die Weisheit, sondern Gott ist leidenschaftlich!

KAROLINE VON GÜNDERODE

Immortalita war des Hades Göttin,


Die den Erodion vom Tod erlöste.
Die Günderode schrieb sehr gern von Mythen,
Vom Reiche der Natur, der alten Mutter.

Sie hatte immer eine Todessehnsucht


Und wollte sterben jung und zu den Schatten,
Auflösen sich in lauter Licht und Äther,
Der Gottheit rinnen in den Schoß der Mutter.

Was auch Bettine nur versuchte, Leben


Und Altersweisheit schmackhaft ihr zu machen,
Wen Götter lieben, lassen jung sie sterben,
So tödlich lebte sie der Liebe Unglück.

Ein Pilger wallte so zum Grabe Gottes,


Weil seine liebste Frau ihn nicht erhörte.

NOVALIS

Die junge liebliche Verlobte Söphchen


War ihm die Muse Hagia Sophia.
So dichtete die Lehre Jakob Böhmes
Das frühvollendete Genie Novalis.

Als seine Vielgeliebte ihm gestorben,


Da weinte er des Nachts an ihrem Grabe
Und sang die Hymne christlicher Erlösung
Und sang die Hymne süßer Todessehnsucht.

Die blaue Blume war ihm die Geliebte,


Die blaue Blume Unsre Frau Maria,
Maria, die Natur, die Göttin Isis,
Die Weisheitsgöttin unter sieben Schleiern.

Wer hebt den Schleier Unsrer Frau von Sais,


Der sieht! Und was sieht er? Die Vielgeliebte!

ETA HOFFMANN

Gespenster-Hoffmann nannte man den Dichter


Und sprach um Mitternacht von seinem Wahnsinn,
Da Katzen sprachen und die Schlangen sprachen
Und alte Hexen redeten Orakel.

Studierte er doch selbst im Irrenhause


Den Wahnsinn, dem er immer nah gewesen,
Er fürchtete, verrückt zu werden, aber
Als Seher sah er Engel und Dämonen.

Antonius verwarf die Elixiere


Des Teufels, Rosalia nur kann retten!
Er sah die Himmelskönigin Maria
Mit Jungfrau Rosalia himmlisch kommen.

Die irdische Geliebte aber schien ihm


Die Heilige zu sein, die Retter-Jungfrau.

EICHENDORF

In seiner Jugend sang er Minnelieder


Für die Madonna, für die rote Rose.
So kann dir keiner dienen, o Madonna,
Als dass sein Leben wird ein Lied der Liebe!

Er sang der blühenden Romantik Volkslied


Und immer war er fromm und voller Glauben.
Katholisch war der Adel seiner Ritter
Und marianisch waren seine Liebchen.

Und im Roman sang er das Dichterleben


Und lustige Gesellen in den Wäldern.
Die besten Dichter wurden Eremiten
Und lebten betend in der Klausnerzelle.

Als Jugendlicher las ich die Novelle


Vom Leben eines Taugenichts – mein Leben.

PLATEN

Den Hafiz lernte kennen ich durch Goethe


Und Platen, Goethes großen Epigonen.
Reimselig Platen war in den Ghazelen
Und nie ein Versfuß aus Versehn zu wenig.

In seinen steifgeputztesten Sonetten


Sang er Venedig und Florenz und Roma
Und Künstler und die nackten Ganymede
Und den Adonis in der schönen Jugend.

Nachahmend in den Oden Gottlieb Klostock,


Sang er die Könige in seinen Tagen
Und junge Männer, die er angeschmachtet,
Buhlliedchen trällernd, homosexuelle.

So abgemessen alle seinen Verse,


Abscheulich bleibt das Homosexuelle.

RÜCKERT

Man sagt, dass der Koran sei hochpoetisch,


Das merkt man wohl bei dem Koran von Rückert.
Die Perser hat er reimreich nachgedichtet,
Der Inder Mythen hat er nachgedichtet.
Die Weisheit des Brahmanen, philosophisch,
Bleibt doch des Bürgers bürgerliche Weisheit.
Ein Gott als Höchstes Wesen wird gepriesen,
Die Eine Gottheit aller Religionen.

Die Kindertotenlieder sind sehr traurig


Und Gustav Mahler traurig sie vertonte.
Die Liebeslieder spielerisch und heiter
Sind allzu bürgerlich und allzu häuslich.

Der Ehemann und seine Ehegattin,


Der Minnesänger in den Heim-Pantoffeln!

HEINE

Der in der Jugend mit den Liebesschmerzen


Nur kokettierte, mit der Seele blutend
Nur kokettierte, sang im reifen Alter
Kokette Dirnen des lasziven Frankreich.

Da musste ihn der große Gott der Juden


Erst werfen mit den Schmerzen auf das Lager,
Dass er von Unsrer Lieben Frau von Milo
Im Louvre Abschied nahm und gläubig wurde.

Als er zum armen Lazarus geworden,


Pries er den Gott der Juden und der Christen.
Da sang er mit Humor sein Hosianna
Und sang er voller Witz sein Halleluja.

Der Liebe sang und starb als Liebesdichter -


Dort droben, Brüder, sehen wir uns wieder!

ANETTE VON DROSTE HÜLSHOFF

Wenn dir ein Allerliebstes ist gestorben,


Schwermütig sich der Genius dir vertrauert,
Du ernst geworden wie der Tod, dann lese
Die Seherin Anette Droste-Hülshoff.

In der Natur die Gegenwart der Gottheit


Sah sie mit ihren liebestrunknen Augen.
Die Geister schaute sie und sah die Toten
Und hatte einen dunkel-tiefen Glauben.

Und wenn du ohne Glauben bist an Christus,


Gottsucher bist in allen Religionen,
Dann lies du ihre geistlichen Gedichte
Und bete: Glauben will ich wie die Droste!
Dann wird der Herr dir seinen Glauben schenken,
Das wirst du ewiglich der Droste danken!

ELSE LASKER SCHÜLER

Prophetin, Indianer, Straßenjunge,


Schon früh verfasste sie die Petrus-Bibel.
Als Tino von Arabien und Bagdad
Pries sie den Orient der Religionen.

Prinz Jussuf war sie, Jussuf von Ägypten,


Verkauft von ihren geldverliebten Brüdern.
Sie sah auch in Visionen König David
Und ihren frühverstorbnen Sohn als Engel.

Die Seherin sah Hitler in der Hölle


Und sah die ewige Verdammnis Hitlers.
Doch Doktor Faust und Johann Wolfgang Goethe
Sind aufgeschwebt zum alten Gott der Juden.

Sie hatte Jesus Christus lieb als Jüdin


Und ruht am Ölberg bis zur Auferstehung.

RAINER MARIA RILKE

Er war in Russland bei dem alten Tolstoi


Und schrieb sein Stundenbuch von seinem Gotte,
Dem Gott, der dunkel ist, dem Gott des Werdens,
Der nicht ein Vater ist, der mehr ein Sohn ist!

Er schrieb Sonette (auch wie ich) an Orpheus,


Denn viele Dichter sind es nicht, nur Einer!
Ein großer Meister im Sonett war Rilke
Und Meister auch im Wohllaut seiner Reime.

Die Duineser Elegieen schließlich


Sind eines Geniusses, eines Engels.
Er war kein Christ, jedoch er liebte Christus,
Gottvater und Maria und die Engel.

Auch schrieb er zärtlich ein Marienleben,


Madonna war ihm Inbegriff der Frauen.

RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER

Der Kirchenlieder schrieb als Lutheraner,


War voller Ehrfurcht vor dem wahren Gotte.
Das Evangelium des Herrn in Reimen
Verfasste er als eine neue Bibel.
Der Ilias und Odyssee, Aenaeis,
Georgica, Eklogen nachgedichtet
Und Oden und Episteln und Satiren,
Der war ein Humanist der alten Schule.

Am meisten aber lieb ich die Sonette,


Die er der toten Freundin nachgesungen!
O namenloser Jammer! Todestrauer!
Es gibt kein andres Lied, so trostlos traurig,

Und doch voll Trost für eines Lesers Trauer,


Dass ein Poet dem Weh gab eine Stimme!

GERTRUD VON LEFORT

Der Schleier der Veronika bekehrte


Ein junges Mädchen zu der Kirche Glauben,
In Roma fand sie ihre große Liebe,
In Heidelberg hat sie sich aufgeopfert.

Die Letzte am Schafott war Karmel-Nonne,


Die hat nicht das Martyrium erlitten,
Die lebte weiter mit der Angst der Seele,
Wovon auch später Bernanos geschrieben.

Die Ewigkeit der Frau in Sankt Maria,


Die Frau als Jungfrau, Mutter und Geweihte,
Das Büchlein lehrte mich der Kirche Glauben
Und sklavische Verehrung der Madonna!

Die Hymnen an die Kirche sind prophetisch,


Hier spricht Ecclesia als große Mutter.

REINHOLD SCHNEIDER

Des Vaters Schwermut erbte Reinhold Schneider


Und fand in Portugal die große Schwermut,
Die Liebe zu der Frau, die unerreichbar,
Die Frau, die Traum ist, macht die Liebe traurig.

Wie er Camoes feierte, den Dichter


Der Größe Portugals und der Geschichte.
Auch Schneider dichtete die Weltgeschichte
Und war der Hofhistoriograph der Kaiser.

In den Sonetten in dem Zweiten Weltkrieg


Erhob der Dichter gar sich zum Propheten,
Der gegen Antichrist und Dämon kämpfte:
Allein den Betern kann es noch gelingen.
Ein Wiener Winter voller Schwermut schließlich
Ließ ihn begraben werden unterm Kreuze.

THOMAS MANN

Nach Johann Wolfgang Goethe einen Faustus


Zu schreiben, konnte Thomas Mann gelingen,
Ein Komponist war dieser Doktor Faustus,
Der für die Kunst den Pakt mit Satan einging.

Ganz fromm dagegen lebte der Erwählte,


Er war der Papst von Rom, von Gottes Gnaden,
Da die Legende aus dem Mittelalter
Von Thomas Mann ward köstlich nachgedichtet.

Zur Zeit des Antisemitismus Satans


Der Meister Tom schrieb die Geschichte Josefs,
Die biblische Erzählung ward gewaltig
Erweitert zu dem größten Prosa-Epos.

Ein Meister deutscher Sprache war der Thomas,


Mit köstlichem Humor begabt und Wortwitz.

GOTTFRIED BENN

Der Gottfried Benn, den Else Lasker-Schüler


Geliebt, er war ein Tiger in der Dichtung,
Er schnitt die Leichen auf in seinem Keller
Und dichtete der schönen Frauen Brustkrebs.

Er war ein Klassiker in der Moderne,


Zwar philosophisch war er nihilistisch,
Doch schrieb er schön von den antikern Göttern
In ganz moderner Sprache, dennoch kunstvoll.

Sein Lied ist auch erfüllt von großer Trauer,


Von tiefem Ernste angesichts des Todes
In der Geschichte, die er ausgelitten,
Der in die Innenwelten ausgewandert.

Wie rührend er besang den irren Nietzsche,


Der einsam in Turin ein Pferd umarmte.

HERMANN HESSE

Ein Meister war der Dichter in der Lyrik,


Da sang er seine schöne Jugendliebe,
Sang er die Ewigkeit der Mutterliebe,
Sang er die Suche nach dem wahren Gotte.

Gottsucher war Siddharta auch, Gautama,


Der auf der Suche war nach Seelenfrieden.
Auch Steppenwolf, der trunkne Schizophrene,
War Sucher nach der Harmonie der Seele.

Und Goldmund suchte ewig nach dem Weibe,


Von Weib zu Weib er suchte einzig Eva.
Und im Glasperlenspiele suchte Josef
Die allgemeine absolute Weisheit.

Der Dichter starb und hatte Augustinus’


Bekenntnisse auf seinem Herzen liegen.

FÜNFTER GESANG
NAMEN MARIENS ABC

ADVENT-MUTTERGOTTES

Ich hab das Oratorium gehöret,


Das Bach geschrieben der Geburt des Sohnes,
Und habe denken müssen an die Weihnacht
In böser Jahreszeit, in Frost und Dunkel.

Wie muss ich leiden immer in der Weihnacht,


Wenn ganz verschwunden ist die liebe Sonne!
Die Sonne ist der Engel dieser Erde
Und heilen kann allein das Licht der Sonne.

O Muttergottes des Advent, Advent ist


Mir immer wie ein ewiger Karfreitag,
Vom Feste Kreuzerhöhung an die Trauer
Beherrscht mein Herz bis zu dem Ostersonntag.

Advent, o Mutter, ist das Kommen Gottes


Und Gott kommt immer zu mir mit dem Kreuze.

ALLERSELIGSTE JUNGFRAU

Ich gönne dir ja deine Seligkeiten,


In Ewigkeit die Myriaden Glücke,
Du auf den Inseln der Glückseligkeiten,
Du Tochter aus Elysium, du Freude!

Zur Rechten Gottes jubiliert die Wonne,


Im Paradiese Gottes herrscht die Freude,
Bei Gott erwarten uns die schönsten Freuden,
Bei Gott erwarten uns die tollsten Wonnen!

Und du bist selig schon, geliebte Jungfrau,


Genießest trunken schon die Schönheit Gottes,
Bist von der Trunkenheit der Gottheit trunken
Und schläfst schon Gottes Schlaf, geliebte Jungfrau,

Ich aber hier in diesem Jammertale


Bin trostlos traurig und erfüllt von Unglück.

ALLMUTTER

Die du die Große Mutter bist von allem,


Die Mutter des Lebendigen und Toten,
Die Mutter Gottes und der Menschen Mutter,
Ich weihe ganz mich deinem Mutterherzen.

Ich habe in der Religion der Mutter


Gesucht die Liebe, habe angebetet
Die Magna Mater oder Steinzeit-Venus
Und blieb doch stets ein Waisenkind im Weltall –

Bis Jesus Christus sprach an seinem Kreuze:


Mein Lieblingsjünger, siehe deine Mutter!
Das war das Testament des Sohnes Gottes,
Dass ich im Himmel eine Mutter habe.

Allmutter du, des Universums Mutter,


O jetzt bin ich kein Waise mehr im Weltall!

APOKALYPTISCHE FRAU

Du bist gekleidet mit dem Licht der Sonne,


Denn Jesus Christus selber ist dein Mantel,
Du lässt die Sonne tanzen auch am Himmel,
Frau in der Sonne, strahlend wie die Sonne!

Du stehst, o Herrin, auf dem halben Monde,


Madonna auf des Mondes schmaler Sichel,
Die Sonne nämlich ist uns Jesus Christus,
Du aber, o Maria, bist der Mondschein.

Auf deinem Haupte trägst du eine Krone,


Zwölf Tierkreisbilder bilden deine Krone,
Denn Jesus Christus krönte dich im Himmel,
Du Königin des ganzen Universums.

Ich will dich sehen, Herrin, in dem Himmel,


Wenn ich zu Jesus komme, und dich lieben!
ARME PILGERIN

Du bist ja bei mir auf der schwarzen Erde,


Wie ich, so pilgerst du zum Berge Zion,
Du pilgerst gleichfalls in des Glaubens Dunkel,
Im Glaubensdunkel, nicht im Licht des Schauens.

Wie ich auch du verstehst nicht immer Jesus,


Abweisend redet oft der Sohn des Vaters,
Nicht immer wir verstehen Gottes Wege,
Weil oft so schwer sind unsre Menschenherzen.

Wohin wir pilgern, Herrin? Zu dem Kreuze!


Da stehen wir und opfern uns mit Jesus
Und hoffen dennoch gegen alle Hoffnung:
Wir werden mit dem Meister auferstehen!

Am Ende unsrer bittern Pilgerreise


Wir werden lieben uns im Paradiese!

BÄCKERMADONNA

Dich lieben, o Madonna, alle Bäcker,


Dir dienen, o Madonna, alle Bäcker,
Dir huldigen, Madonna, alle Bäcker,
Dir singen Lob, Madonna, alle Bäcker.

Die Bäcker backen Brote für Maria,


Die Bäcker backen Brötchen für Maria,
Die Bäcker backen Kuchen für Maria,
Die Bäcker backen Kekse für Maria.

Die Hostienbäcker backen die Oblaten


Und Priester weihen sie zum Sohne Gottes,
Die Bäckerinnen backen Feigenkuchen
Und opfern sie der Königin des Himmels.

Vor allem feiern dich die Zuckerbäcker,


Du bist die Süßigkeit den Kindern Gottes.

BLUTENDE MADONNA

Ich habe dich in Indien gesehen,


Da deine Statue in der Kapelle
Geblutet hat, das Blut aus deinen Augen
Herabgeronnen ist den weißen Mantel.

Dann sah ich an der Statue die Stirne,


Da aus der Stirn du schwitztest Milch und Honig,
Und Milch und Honig sind herabgeronnen
Und haben sich in deinem Schoß gesammelt.

So weihe ich dir alle Hinduisten,


Die ihre Muttergöttin sehr verehren.
Du bist die wahre Shakti Jesu Christi,
Die Mutter, die der wahre Gott uns schenkte.

O Große Mutter, trage du die Hindus


In deinem Herzen in den Himmel Gottes.

BLUTIGE TRÄNEN MARIAS

Ich habe deine Statue gesehen,


Sie weinte Tränen, welche blutig waren.
Da habe ich erwartet meine Freundin,
Die Theosophin, die ich herzlich liebe.

Benetze du die sanfte Theosophin


Mit deines Blutes Tränen, Große Mutter,
Und führe durch den Segen deines Blutes
Die Theosophin zu der wahren Weisheit.

Die wahre Weisheit ist im Fleisch gekommen,


Die wahre Weisheit ist im Blut gekommen,
Herr Jesus nahm sein Blut von Sankt Maria,
Und dieses Blut erlöst die ganze Menschheit.

Wie kostbar deine Tränen und dein Blut sind,


Maria, Miterlöserin der Menschheit!

BRAUT DES HEILIGEN GEISTES

Ich hatte Heilig Geist verehrt im Lobpreis


Und in der Zungenrede angebetet,
Da führte Heilig Geist mich zu Maria,
Zur Morgenröte, zu der Mutter Jesu.

Ist Heilig Geist der Bräutigam Mariens,


So freut sich Heilig Geist mit Gottes Freude,
Im Menschenherzen seine Braut zu finden,
Dann kommt er reichlich in die Menschenherzen.

O Heilig Geistes Braut, ich will dir weihen


Die Pfingstler, welche Heilig Geist lobsingen
In Lobpreisliedern und in Zungenrede,
Du führe sie zu Christi wahrer Kirche!

Weht Heilig Geist, so sind vereint zu finden


Maria, Petrus und der Corpus Christi.
BRAUT, DIE IN DER DREIFALTIGKEIT LEBT

Es war ein Mann, verwirrt in seinem Geiste,


In einer evangelikalen Sekte,
Der wollte aller Christenheit verkünden
Die Wahrheit über Unsre Frau Maria

Und schrieb ein Buch: Die wahre Mutter Jesu,


Die soll man nennen nicht die Mutter Gottes,
Die ist nicht makellos und ohne Sünde,
Ist nicht mit Leib und Seele in dem Himmel.

Und da erschien ihm Unsre Frau Maria


Und sagte: Ich bin als die reine Jungfrau
Im Herzen der Dreifaltigkeit, der Gottheit!
Komm in den wahren Schafstall Jesu Christi!

Signora, stöhnte dieser Mann, o Bella,


Du bist die Schönste aller Menschentöchter!

BRUNNEN MEINER FREUDE

Der kleine Indianer Juan Diego


Vernahm Maria, süß wie Vögel singen:
Was denn betrübst du dich, o kleine Seele?
Bin ich denn nicht der Brunnen deiner Freude?

Lass dich von deiner Krankheit nicht erschüttern


Und dir vom Leid das Antlitz nicht verdunkeln,
Du bist geborgen doch in meinen Armen,
Ruhst stille in der Beuge meiner Arme.

Nichts soll erschüttern deine kleine Seele,


Mein lieber Sohn, ich bin doch deine Mutter.
Ich bin ja da, der Brunnen deiner Freude,
Die Immer-Jungfrau, wahren Gottes Mutter.

Ich werde immer auf dein Weinen hören


Und will dein Leiden und dein Unglück lindern.

CHRISTUSBRINGERIN

Maria, die du zu mir brachtest Christus,


Den wahren Christus in der wahren Kirche,
Du brachtest mir den Christus an dem Kreuze,
Dass ich gekreuzigt werde mit dem Christus.

Erlösung brachte uns das Leiden Christi,


Erlösung bringen soll auch unser Leiden.
Wenn wir auf den Altar tun unsre Tränen,
Vermischen sie sich mit dem Blute Jesu.

Als die verborgne Sühneopferseele


Hast du mich in das Reich des Herrn berufen.
Ich habe schon gerettet eine Seele,
Die vor dem Tode sich zu Gott bekehrte.

Sie wartet nun auf mich im Paradiese,


Ein schöner Diamant in meiner Krone.

DAME DE GRACE

Du bist die schöne Dame voll der Gnaden !


Du bist der Inbegriff der reinen Anmut!
Du bist der klare makellose Spiegel
In Herrlichkeit der höchsten Gottesschönheit!

So groß sind deine dunklen Mandelaugen!


So ebenmäßig deine schlanke Nase!
So schön geschwungen deine vollen Lippen!
Die Haare kräuseln sich an deiner Schläfe!

Ein Turm von Elfenbein in deiner Schlankheit!


Die Mutterbrüste weiße Taubenbrüste!
Dein Nabel ist ein Becher voller Mischwein!
Das Bein gebogen wie die goldne Spange!

Dein Schoß mit deinem unversehrten Hymen


Gebar die fleischgewordne Schönheit Gottes!

DEINE MUTTER

Für andre Christen hast du laute Freude,


Sie freuen sich am Überfluss der Gnade,
Die grünen Bäume klatschen in die Hände,
Die Lämmer hüpfen und die Hügel tanzen!

Sie lachen in dem Geist und zungenreden,


Wie David tanzend vor der Bundeslade,
Sie jubilieren lauthals Halleluja,
Des Lichtes Kinder und der Auferstehung!

Mir aber fließt aus deinem Quell der Gnaden


Nur Kummer zu und Gram und Schmerz und Schwermut,
Wie ein Martyrium ist mir das Leben,
Allein mein Freund ist doch der Tod, mein Heiland!

Von Gott verlassen, ach, von Gott verlassen,


Hör ich Maria: Ich bin deine Mutter!

DIE FRAU VOM BERG

Ich war mit meiner Konkubine weiland,


Als ich noch nicht an Gott gewesen gläubig,
In Frankreich auf der Pyrenäen Gipfel
In einer Hirtenhütte, da erschien mir

Die Frau vom Berge: O du Weiße Dame,


Im weißen Schleier und im weißen Kleide,
Den goldnen Gürtel um die Brust gebunden,
In deinen Händen eine Harfe haltend,

Wirst du mich zu der wahren Gottheit führen?


Sie sagen, Iahu, der Gottheit Name,
Bedeute: Die erhabne Liebestaube,
Ist Iahu der wahren Gottheit Name?

Die Frau vom Berge oder Weiße Dame


Ist mir noch oft erschienen in den Träumen.

DIE GROSSE GNADENVERMITTLERIN

Ich bin die große Mittlerin der Gnaden,


Und siehe, welche Gnaden ich dir schenke:
Die Gnade, mit dem Herrn vereint zu leiden
Und Sühne so zu leisten für die Sünden,

Die Gnade, dass du in dem Feuerofen


Der Trübsal wirst gereinigt schon auf Erden
Und schon auf Erden bist im Fegefeuer,
Der Gram, die Schwermut sind dein Fegefeuer,

Die Gnade, dass dir in der Nacht der Seele


Und in Vereinigung mit Christi Leiden
Und mit der Gottverlassenheit des Meisters
Die Gottesweisheit wird dir eingegossen,

Die Gnade, dass du einst im Paradiese


Den schönsten Platz an meiner Seite habest!

DIE GRÖSSTE DER DREI MARIEN

Ich war in Frankreich an dem Mittelmeere


Und sah die drei Marien an dem Strande,
Und lächelnd sprachen die drei Jüngerinnen:
Wer ist die Schönste von den drei Marien?
Maria von Bethanien war reizend,
Schaumweiße Lauscherin der Gottesweisheit!
So wunderschön Maria Magdalena,
Rühr mich nicht an – so musste Jesus flehen!

Die makellose Jungfrau, Sankt Maria,


War aber die total perfekte Schönheit!
Als ich Maria sah in ihrer Schönheit,
Da wurde ich von so viel Licht geblendet

Und wurde blind und wurde so zum Seher:


Madonna, dir gebührt der Schönheit Apfel!

DIE MUTTER

Vom Kreuz herunter hört ich Jesus Christus


Dem Jünger seine Mutter übergeben.
Das ist das Testament des Christus Jesus:
Sei meine Mutter nun auch deine Mutter!

Und dafür der Erlöser ist gestorben,


Dass Waisenkinder eine Mutter haben.
Der hat nicht Gott zu seinem Ewigvater,
Der nicht Maria hat zu seiner Mutter.

Die Mutter suchten alle Menschenkinder


Schon von der Eiszeit an in ihren Höhlen.
Und wenn ein Krieger stirbt in einem Kriege,
Sein letztes Wort vorm Tode ist: O Mutter!

Die Mutter sagt: Sei deinem Gotte dankbar!


Ich danke Gott für eine solche Mutter!

DIE MUTTER ALLER MENSCHENKINDER

Maria ist in Wahrheit Gottes Mutter,


Und darum nennen wir sie Muttergottes.
Sie ist die Gottgebärerin in Wahrheit,
Weil Jesus ist der Herr in seiner Gottheit!

Maria ist die Mutter auch der Kirche,


Weil sie die Mutter ist von Jesus Christus,
Des Hauptes Mutter und des Leibes Mutter,
Die Kirche ist der Leib des Christus Jesus.

Maria ist die Mutter aller Christen,


Der Katholiken und der Orthodoxen,
Der Kopten, Lutheraner, Calvinisten,
Der Evangelikalen und der Pfingstler.
Maria ist die Mutter aller Menschen,
Die Mutter der Lebendigen und Toten.

DIE SCHÖNE MADONNA

So schön du bist, du himmlische Madonna,


So schön und süß sind deine Gnadenquellen.
Ich habe deine Schönheit nur betrachtet,
Die Grazie und Anmut ohnegleichen,

Ich hab dich angestaunt und dich bewundert,


Sah die Musik in deinem schlanken Leibe,
Die du dich bücktest vom Gewicht der Brüste,
Geblendet stand ich vor dem hellsten Lichte

Und fand die Worte nicht für deine Schönheit,


Bist du die Charis mit den Charitinnen?
Du bist die Grazie Gottes, reich an Gnaden,
Die Grazie Gottes, Gottes Charme und Liebreiz!

Und was hast du gebracht? Den Jesusknaben!


Beau Dieu! Was machte mir dein Kindlein Freude!

DIE STUTTGARTER MADONNA

In Stuttgart war ich einmal, o Regina


Sueviae, und sah das Haus der Bibel,
Ich saß mit Abraham im schwarzen Zelte
Und sah den Sternenhimmel über Mamre.

Ich betete den Psalm vom guten Hirten


Und fürchtete kein Unglück in dem Dunkel,
Gott ging mit mir durchs trübe Tal der Tränen,
Gott schenkte mir den Becher voll mit Rotwein.

Auch ging ein Weib in Stuttgart mir zur Seite,


Die hat sich täglich unters Wort geknechtet.
Im Irrsinn aber sie verlor den Glauben,
Die weih ich Unsrer Lieben Frau von Stuttgart.

Ich sah in Tübingen den Turm des Dichters


Und feierte Urania Madonna!

DREIMAL WUNDERBARE MUTTER

Madonna, dreimal wunderbare Mutter,


Dein erstes Wunder war am Sommerabend,
Da brachtest du zu mir dein Kindlein Jesus,
Denn Jesus wollte bei mir übernachten.
Madonna, dreimal wunderbare Mutter,
Dein zweites Wunder war zur Nacht im Sommer,
Da schlief in meinem Bett der Jesusknabe,
Dein Fleisch und Blut und Erbe deiner Liebe.

Madonna, dreimal wunderbare Mutter,


Dein drittes Wunder war am Sommermorgen,
Da weckte frühe mich der Jesusknabe
Mit einem liebevollen Schweigen zärtlich.

Denn Jesus ist die Frucht der Gottesmutter


In meiner Seele und in meinem Herzen.

ERHABENE KÖNIGIN DES HIMMELS UND DER ERDE

Erhabne Königin des Himmelreiches,


Erhabne Königin des Erdenkreises,
Wer an dem Abend sät der Trauer Tränen,
Der wird am Morgen lauter Jubel ernten.

Im Himmel herrscht die Freude, tausend Freuden,


Im Himmel herrschen Wonnen über Wonnen,
Und wenn wir uns auf Erden leise freuen,
Erleben wir den Himmel schon im Herzen.

Denn selig sind die Trauernden, die weinen,


Erfahren Tröstung schon in diesem Leben.
Wer der erhabnen Königin geweiht ist,
Der findet immer neue Kraft zum Leben.

Mit meinem Leiden durfte ich dich trösten,


In meinem Leiden hast du mich getröstet.

ERHABENE MUTTER

Erhabne Mutter, sprichst du zu den Menschen,


Nennst du die Menschen: Meine lieben Kinder!
So hast du in der Nacht zu mir gesprochen:
Ich lieb euch alle, meine lieben Kinder!

So naht euch meinem Unbefleckten Herzen,


Dann bringe ich euch zu dem Herzen Jesu.
Das ist dein Amt, o Frau, im Heilsplan Gottes,
Dass du bist unsere erhabne Mutter

Und dass die Mutter unsres Herrn und Gottes


Uns führt zum Herzen ihres lieben Sohnes.
So liebst du uns, die vielgeliebten Kinder,
Dass du uns führst zu Gottes schöner Liebe.
Wie schön ist deine Stimme, o Maria,
Erhabne Mutter, aber immer Jungfrau!

ERLÖSERIN DER GEFANGENEN

Wir liegen hier im Kerker unsres Körpers,


Gefangen im Gefängnis unsres Fleisches.
Wer wird uns wohl von diesem Todesleibe
Erlösen und befreien unsre Seele?

Wir hier im Sarge unsres Todesleibes


Sind ferne von der Heimat in dem Himmel.
Wir haben Lust, aus diesem Leib zu scheiden
Und die Erlöserin bei Gott zu schauen.

Erlöserin, da ist ein Lüsten ewig,


Erlöserin, da ist ein Stillen ewig!
Wir werden in der Ewigkeit begehren,
Wir werden in der Ewigkeit befriedigt!

Ich schau dich schon auf Erden schön im Bilde,


Viel schöner werd ich dich im Himmel sehen!

EURE ERBARMUNGSREICHE MUTTER

In China ehren sie die Göttin Kwanyin,


Die Göttin des Erbarmens und des Mitleids,
Die Göttin trägt ein Kindlein auf den Armen,
Das sahn Chinesen bei den Jesuiten.

Maria, du nur bist die wahre Kwanyin,


Erbarmungsreiche Mutter voller Mitleid,
Die hört das Flehen aller Kreaturen,
Die ist die Heilige, die kommt zu retten.

Die Götter im Buddhismus müssen auch noch


Erleuchtet und gerettet werden, aber
Der wahre Gott ist selber das Erbarmen,
Die göttliche Barmherzigkeit ist Gottheit.

Und alle Kreatur ist in dem Schoße


Der Gottheit des Erbarmens tief verborgen.

EURE HELFERIN UND MUTTER

Als Adam Eva fand im Paradiese,


Gott machte Eva da zu Adams Hilfe.
Des Mannes Hilfe ist allein die Gottheit,
Der Gottheit gleich die Frau ist seine Hilfe.

Ich bin der Adam auch im Garten Eden


Und keine nackte Eva ist mir Hilfe,
Nein, meine Hilfe ist allein die Gottheit,
Die Neue Eva ist allein mir Hilfe.

O Neue Eva, Helferin und Mutter,


An meiner Seite steh als meine Hilfe.
Du bist die Hilfe, die mir Gott gegeben,
Maria, meine Helferin und Mutter.

Der Mensch soll nicht alleine sein, Maria,


Gott hat gegeben mir die Neue Eva.

FRAU ALLER VÖLKER

Ich sah dich einst im Teuteburger Walde,


Da standest du vor mir im weißen Schleier,
Aus dem die dunkel braunen Haare quollen,
Du standest vor mir in dem weißen Kleide.

Ich schaute dir in deine Augen, Fraue,


In deine großen Augen, weiße Monde,
Ich lag in deinen Armen, Liebe Fraue,
Und ruhte selig still an deinem Herzen.

Du hast dich hier im Teuteburger Walde


Mir offenbart als Fraue aller Völker,
Ich weihe dir das schöne Reich der Mitte,
Mein Heimatland im Geiste, Tochter China.

Du, Fraue, bist die Königin von China


Und Frau und Große Mutter aller Völker.

FRAU AUS DEM ALL

Ich weihe dir die Evangelikalen,


Die Informatik und Physik studierten,
Die Gottes Universum tief erforschen
Und preisen Gott als Evolutionator.

Auch ich bin einst gereist ins Universum


Und schaute droben auf dem Morgensterne
Die Neue Eva in dem Paradiese,
Die Jungfrau, die nicht Luzifer gefolgt ist.

Denn auf dem Morgenstern im Paradiese


Die Neue Eva hört nur auf den Engel,
Dort ungefallen ist die Schöpfung Gottes,
Unsterblich sind die Seelen in dem Himmel.

Frau aus dem All, des Universums Mutter,


Du bist die Königin des Paradieses.

FRAU DER MORGENRÖTE

Ich habe einst gelesen in den Veden


Die Hymne an die Göttin Morgenröte,
Des Himmels Tochter Ushas in dem Lichte
Kam mit dem Himmelssegen zu den Indern.

Ich hab gelesen auch im Buche Hiob,


Da Gott spricht von der Morgenröte Wimpern.
Ich sah ein Mädchen einst mit roten Haaren,
Die hatte lange rötlichblonde Wimpern.

Ich schrieb ein Buch einst, Liebe Frau Maria,


Da pries ich dich als Schoß der Morgenröte,
Denn aus dem Schoß der Morgenröte Christus
Gekommen ist als unbesiegte Sonne.

Gezeugt ist Christus vor der Morgenröte,


Dich aber will ich singen als Aurora.

FRAUERL IN DER EICHEN

Ich saß im Garten meiner lieben Freundin


Und betete den Rosenkranz Mariens,
Dass nicht die liebe Freundin mich verlasse
Und nehme von mir fort den süßen Knaben.

Da sah ich auf dem Wipfellaub der Eiche


Die Liebe Frau Maria geistig stehen
In einem taubengrauen Kleid und Mantel
Und mir versichernd trostreich ihren Beistand.

Und weinend flehte ich zum Geiste Gottes:


O komm, du Tröstergeist, mit deiner Tröstung!
Ein Turteltaubenpärchen in der Eiche
Vereinte sich im wilden Liebesspiele.

Nachts grüßte mich von Gott ein Wiener Dichter:


Was dir versagt blieb, möge Gott dir geben.

FRAU, UMGEBEN VON DER SONNE

Ich betete den Rosenkranz Mariens


In großer Sorge um der Freundin Weggang,
Ich liebte sie so sehr im Liebeswahnsinn,
Sie war die Muse meiner Liebeslieder.

Ja, fast verrückt vor Schmerz und Sorgen, hatte


Ich Angst, dass mich sogar verlassen könnte
Die Seele der Natur, des Kosmos Psyche,
War doch des Kosmos Psyche meine Freundin!

Da sah ich Unsre Frau im Licht der Sonne,


Im Sommermittag im Zenit die Sonne
Im Süden stand und strahlte voller Lichtglanz,
Maria stand in einem goldnen Mantel

Im Licht der Sonne! Mich wird nicht verlassen


Die Seele der Natur, des Kosmos Psyche!

FREUDENREICHE MUTTERGOTTES

Laetitia! Laetitia! O Wonne!


In meines Vaters hohem Freudenhause
Regiert im Paradies die Freudenreiche!
Laetitia! Laetitia! O Wonne!

Zur Rechten sehe ich vom Throne Gottes


Délice! Délice! Laetitia! O Wonne!
Ich sehe, sag ich, zweiundsiebzig Wonnen,
Laetitia und namenlose Wonnen!

Und eine Freundin habe ich im Himmel,


Eternal happiness, ein Weib der Wonne!
O what a kiss, o what a bliss in Heaven!
Zur Rechten Gottes steht ein Weib der Wonne!

Ein Schmachten ewig und ein Stillen ewig!


Und selig werden wir in Zungen singen!

FRIEDENSKÖNIGIN

Die Katholiken pilgern nach Brasilien,


Sie feiern Unsre Frau im Wallfahrtsorte
Der Gottesmutter von Brasilien, Christus
Vom Berg die Arme breitet zum Willkommen.

Franziskus kommt als Papst der Jugendlichen,


Erhebt die Stimme für das Volk der Armen.
Zu gleicher Zeit im Nahen Osten aber
Muslime gehn den Weg des Terrorismus.

Muslime wollen mit dem Krieg für Allah


Die Herrschaft des Islam errichten, Bomben,
Auch atomare Bomben ihre Waffen,
Sie gehn den Weg als Selbstmordattentäter.

Maria, Königin des Friedens, bitte


Für die Muslime, dass sie sich bekehren!

FÜRSPRECHERIN

Geboren ist ein neuer Prinz in England,


Prinzessin Kate hat einen Sohn geboren.
Die Bischöfe der Kirche von Britannien
Begrüßen diesen neuen Prinzen Englands.

Fürsprecherin Maria, bitte segne


Prinzessin Kate, Prinz William und das Baby,
Fürsprecherin Maria, bitte segne
Wales, Schottland, Irland, England mit dem Segen

Fürbittenden Gebetes vor dem Throne


Des Christus Jesus, dass der Sohn des Vaters
Auf dein Wort hin in Wein verwandelt Wasser
Und Wein verwandelt in das Blut des Retters,

Dass Wales und Schottland, Irland und Britannien


Dem eucharistischen Erlöser glauben.

FÜRSPRECHERIN DER MENSCHHEIT

Die ersten tausend Jahre nach dem Kommen


Des Herrn in Niedrigkeit der Seelen Ernte
Ward eingebracht im Kontinent Europa,
Europa ward das Reich des Christentumes.

Dann wieder tausend Jahre und die Ernte


In Süd- und Nordamerika war reichlich
Und Afrika bereicherte die Kirche
Mit ihrer Fröhlichkeit und ihren Trommeln.

Und nun kommt eine neue Zeit: Die Ernte


Will eingebracht sein auch im Fernen Osten,
Ich weihe India der Großen Mutter
Und China der wie Jade reinen Jungfrau.

Fürsprecherin der Menschheit, o Maria,


Bekehre die globale Weltfamilie!

GELBE ROSE DES FRIEDENS

Madame Blavatsky hat gelogen, sagte,


Sie sah die Göttin Isis ohne Schleier.
Nein, Isis ist ein Götze, ist ein Dämon,
Maria ist des Friedens gelbe Rose.

Und wer sah je Maria ohne Schleier?


Ihr Schleier ist von transparenter Seide,
Ihr Leib ist transparent wie weiße Jade.
Die Herrlichkeit des Herrn ist ihr gegeben.

Ich schaute eine Frau von wahrer Schönheit


Und nannte sie des Friedens gelbe Rose.
Da ward ich Rosenkavalier gerufen,
Der eine gelbe Rose gab der Herrin.

So schön die Frauen sind, die schönsten Frauen,


Die höchste Schönheit ist der Gottheit Schönheit!

GLORREICHE JUNGFRAU

In Glanz und Gloria des Lichtes Gottes


Die Jungfrau steht, schneeweiß die Makellose,
Wie Alabaster ist ihr Leib, der lichte,
Gemeißelt von dem Schöpfer ganz vollkommen.

Totale Perfektion des Leibes Schönheit,


Ein reiner Spiegel für die Schönheit Gottes.
Was ist so schön wie schönster Frauen Schönheit?
Urschönheit, dich erkennen wir im Gleichnis!

Madonna, bist du die Idee der Frauen?


Idee der Frauen in dem Geiste Gottes?
Bist du die Form der Formen aller Frauen?
Modell des Schöpfers bist du, o Madonna,

Die Muse Gottes, als der Schöpfer formte


Die Frauen aus dem Ton der Mutter Erde!

GNADENMUTTER

Die Mutter von Natur ist uns gegeben,


Dass sie zum Erdenleben uns gebäre.
Ist keiner anders auf die Welt gekommen
Als aus der Fruchtbarkeit des Mutterschoßes.

Die Mutter von Natur hat uns geboren


In diese Welt. Wir müssen alle sterben,
Die Mutter hat uns für den Tod geboren,
Für tausend Tode vor dem Tag des Todes!

Der Herr gab uns die Mutter in der Gnade,


Wir weben all im Schoß der Gnadenmutter,
Bis sie gebären wird des Schoßes Kinder
Ins ewigliche Leben in den Himmeln!

Die Gnade wird ins Leben uns gebären,


Die Gnadenmutter uns gebiert ins Leben!

GNADENVERMITTLERIN

Am vierten Todestage meines Vaters,


Am Feiertag der schwedischen Brigitta,
Ich weihe meines Vaters Arme Seele
Der großen Gnadenmittlerin Maria!

O große Herrin aller Armen Seelen,


Besuch mein Väterchen im Fegefeuer,
Vermehre seine Liebe zum Messias,
Intensiviere seine Liebesreue!

Mein Vater fällt zu Füßen der Madonna


Mit Inbrunst nieder, liegt zu ihren Füßen,
Inbrünstig küsst er der Madonna Füße
Und nennt sie liebend Mater Dolorosa!

Gott schaut gespannt auf meines Vaters Seele,


Wann er gesühnt hat alle seine Sünden?

GOLDENE MADONNA

Ganz lauter ist die goldene Madonna,


Erlöst im Augenblicke der Empfängnis,
Hat sie sich ganz geeint der Wahrheit Gottes,
Ihr Herz vereinigt mit der Wahrheit Gottes.

Gott hat in seiner Weisheit ihr gegeben


Die Fürbitt-Allmacht über alle Seelen,
Und manche Seele wurde nur gerettet,
Weil Einmal sie geseufzt hat: O Maria!

Wer nicht die hohe Herrin in den Himmeln


Verehrt noch tiefer als der letzte Sklave,
Kann auch den Schöpfer nicht erkennen richtig
Und kann nicht richtig Gott dem Schöpfer dienen.

Ich bin ganz dein, o goldene Madonna,


Nimm bald mich auf in Gottes dritten Himmel!

GOSPA
Du willst dass ich ins ewigliche Leben
Verliebe mich, in Ewigkeit verliebt bin!
Im Neuen Testamente ist das Leben
In Ewigkeit genannt Aionion Zoé!

Als Adam seine Frau von Gott bekommen,


Da nannte Adam seine Gattin Eva,
Der Name Eva aber heißt: Das Leben!
Auf griechisch heißt die Mutter Eva – Zoé!

So hoffe ich dereinst im Paradiese


Wie Jungfrau Eva einst im Garten Eden
Der Jungfrau Zoé Schönheit anzuschauen,
In Ewigkeiten Zoé zu genießen!

In Gottes Himmelsstadt ist manches Lustschloss,


Lass leben mich mit Zoé dort im Lustschloss!

GOTTESMUTTER VON WLADIMIR

Wladimirs Gottesmutter, Große Mutter,


Ich schaute deine heilige Ikone
Am Sterbebette meiner lieben Freundin,
Die so geliebt hat Russlands fromme Seele.

Du Große Muttergottes von Wladimir,


Du nahmest an die Seele meiner Freundin,
Du warst die Große Mutter ihrer Seele
Und führtest sie zu deinem lieben Sohne.

Zum eucharistischen Messias führtest


Die Seele du der sterbenden Geliebten,
Zu Christus als der Hostia Immaculata,
Zum Leib, der spendet ewigliches Leben.

Nun wartet meiner Freundin Seele selig


Durch deine Macht auf mich im Paradiese.

GROSSE SCHWESTER

Ich kannte eine liebliche Baptistin,


Die sie war von madonnenhafter Anmut.
Der Herr entrückte sie wie weiland Henoch,
Dass sie der Erde Übel nicht verderbe.

Da hab ich sie verklärt als große Schwester,


Als Schwester aller gottverliebten Seelen,
Als Schwester aller Armen, aller Kleinen,
Als große Schwester aller Menschenkinder.
Maria, reine Jungfrau, große Schwester,
Ich weihe dir die Seele der Baptistin,
Nimm du sie an als deine kleine Schwester,
Die kleine Schwester deines lieben Sohnes,

Und schenke ihr im Paradies die Freude


Und Hochzeit mit dem Bräutigam Messias!

GUTER HOFFNUNGSSTERN

Das Leben währet siebzig, achtzig Jahre,


Wenns gut war, war es doch nur Müh und Arbeit.
Das Leben währet höchstens hundert Jahre,
Ein Sandkorn ist es an dem Strand des Meeres

Verglichen mit dem Strand der Ewigkeiten.


Maria ist mit Körper und mit Seele
Schon aufgenommen in das Reich des Himmels,
Die Jungfrau lebt jetzt in dem Innern Gottes.

Ich zähle jetzt fast fünfzig Lebensjahre,


Noch zwanzig Jahre und ich sehe Jesus
Und seh die auferstandene Madonna
Und werf mich hin zu ihren Lotosfüßen.

Was kann dir da geschehen, arme Seele?


Macht alles wieder gut ein Stück vom Himmel!

HEHRE FRAU

Du hehre Frau mit deinen Lilienarmen!


Du hehre Frau mit deinen Lotosfüßen!
Erhaben bist du über alle Frauen,
Weil einzigartig deine hohe Schönheit!

Wie schön sind deine Füße, o Prinzessin,


Die bloßen, in den goldenen Sandalen!
Wie edel bist du doch in deinem Adel,
Vom Schöpfer ist dein Adel, o Prinzessin!

Wie heilig ist mir doch dein Liebreizgürtel,


Mit dem du Gott den Ewigen bezauberst!
Wie hoch du bist, wie einsam deine Höhe,
Sublim bist du, die allerfeinste Schönheit!

Du bist die Königin des Himmels, Hehre,


Bist Gottes Frau und bist des Herren Schwester!

HEIL DER KRANKEN


Der Papst spricht: Christen sollen stets sich freuen,
Stets heiter sein und in der Hoffnung leben
Und warten auf die Überraschung Gottes,
Denn immer ist bei ihnen Gottes Liebe.

Das ist sehr schön, Maria, Heil der Kranken,


Jedoch die Irren in dem Irrenhause
Sind immer voller Leid, die Depressiven,
Den Hirnen fehlen leider Glückshormone.

So tröste du die depressiven Seelen


Und nimm die Weinenden in deine Arme
Und stille sie an deinen vollen Brüsten
Und flöße ihnen ein die Milch des Trostes!

Maria, Trösterin und Heil der Kranken,


Dein sind die schizophrenen Depressiven!

HEILIGE MUTTER

O Mutter, einer Mutter ich gedenke,


Die wegen ihrer Schönheit ich geliebt hab,
Die lebte ganz allein mit ihrer Tochter,
Die Tochter sah in mir den neuen Vater.

O Mutter, die du heilig bist, o Mutter,


Die kleine Tochter zählte sieben Jahre
Und las sehr gerne in der Kinderbibel
Und ihre Liebe machte mir viel Freude.

O Mutter, heute ist das kleine Mädchen


Schon eine junge Frau von neunzehn Jahren,
Sie wird wohl schön sein mit den blonden Haaren,
Ich finde immer schöner blonde Haare.

Das blonde Mädchen, Tochter ihrer Mutter,


Ich will sie weihen deinem Mutterherzen.

HEILIGE WÄCHTERIN

Du bist zur Nacht die Wächterin der Wahrheit


Und redest zu den Deinen durch die Träume.
Ich weihe dir der Freundin Sohn, den Knaben,
Der ist in mancher Trauer meine Freude.

Und dieser Knabe liebt ein blondes Mädchen,


Neunjährige Madonna voller Schönheit.
Wie leuchten ihre Augen, glühn die Wangen,
Wenn sie beim Kinderspiele Jesus anruft!
Ich weihe dir die Freundin meines Knaben.
Ich freu mich über seinen Sinn für Schönheit
Und über seinen Sinn für Herzensgüte.
Sei du die Wächterin der beiden Kinder

Und führe ihren Lebensweg zu Jesus,


Zu Gott dem Vater und zum Heil der Seelen.

HEIMSUCHUNG MARIAS

Maria ging zu ihrer alten Base


Und brachte zu Elisabeth die Weisheit,
Die lebte in Mariens Mutterschoße,
Elisabeth lobpries die Herrin Weisheit.

So kam ich heute zu der alten Freundin,


Sie sprach von Göttin Isis unverschleiert.
Zwei Kinder jubilierten in der Freude,
Zwei Kindlein, die erfüllt vom Geist der Liebe!

Kann keiner sein ein guter Christ alleine,


Vielmehr er soll für die empfangnen Gnaden
So danken, dass er Gnade weiterschenke
Vor allem an die Armen und die Kleinen.

So ward ich heimgesucht von der Madonna,


Der Jungfrau mit den schönsten goldnen Haaren.

HELFERIN

Nun meine Freundin mit dem lieben Knaben


Muss leider wechseln ihre schöne Wohnung
Und muss verlassen Bauernhaus und Garten,
Der war so lang mein Paradiesesgärtlein,

Da bitte ich die Helferin Maria,


Dass meine Freundin mit dem süßen Knaben
Bald einen neuen Aufenthalt auf Erden
Mit Garten – doch in meiner Nähe finde!

In allem soll geschehen Gottes Wille!


So bitte ich die Helferin Maria,
Dass ich mich ganz dem Willen Gottes füge,
Und wäre Gottes Wille gar der Abschied

Und der Verlust der Freundin und des Knaben,


Ausharren will ich allzeit treu im Glauben!
HELFERIN DER CHRISTEN

Maria, starke Helferin der Christen,


Die du der Christenheit zu Hilfe eilest,
In Wahrheit bist du Königin von China,
Dir weihe ich das große Reich der Mitte.

Die Kommunisten haben wild gewütet,


War der Diktator Mao doch ein Mörder,
Die Terrorgruppen seiner Roten Garden
Versuchten, auszurotten Christi Kirche.

Der Marterzeugen Blut zeugt neue Christen


Und stark geworden ist die Kirche Gottes.
Maria, Helferin der Christen, bitte,
Dass China wird zu einem Reiche Christi!

Maria, bitte Heilig Geist, zu kommen


Mit großer Herrlichkeit ins Reich der Mitte!

HIMMELSMUTTER

O Mutter, bitte für die Atheisten,


Die schreien laut: Es ist kein Gott im Himmel!
So reden aber nur die blinden Toren,
Die sehen nicht die Evidenz der Gottheit!

O Mutter, bitte für die armen Menschen,


Die streben nur den Reichtum an an Dingen,
Sie wollen, alles soll zu Golde werden,
Jedoch der Mensch lebt nicht vom Gold alleine.

O Mutter, bitte für die Spiritisten,


Die suchen Göttin Isis unverschleiert,
Freimaurer, Gnostiker und Rosenkreuzer,
Die kennen nicht die absolute Wahrheit.

Du bitt für diese alle bei dem Sohne,


Der ist allein das Heil für alle Menschen.

HIMMELSFÜRSTIN MARIA

Messias Jesus ist der Fürst des Friedens,


Der Friede herrscht in seinem Fürstentume.
Sein Fürstentum, ein Fürstentum des Herzens,
Ist Friede in dem Inneren der Herzen.

Die Engels-Hierarchie kennt auch im Himmel


Ein Fürstentum, der Engel Fürstentümer
Vom Himmel aus regieren auf der Erde,
Die Fürstentümer herrschen über Fürsten.

Der Friedefürst in seinem Fürstentume


Gekrönt hat mit des Fürstentumes Krone
Die allerhöchste Königin der Engel,
Maria, sie ist unsre Himmelsfürstin,

Ihr Fürstentum, wir wollen Dante glauben,


Im dritten Himmel ist, der Venus-Sphäre!

HIMMELSKÖNIGIN

O hohe Herrin, Königin des Himmels,


Erbarme du dich doch der armen Pfingstler,
Sie glauben, Jesus Christus mehr zu ehren,
Wenn sie die Mutter mit den Füßen treten!

Ein Prediger der Pfingstler in Brasilien


Das Gnadenbild der Herrin Aperacida
In einem Gottesdienste trat mit Füßen
Und ward des Landes ganz zu Recht verwiesen.

Sie meinen, dass sie Heilig Geist verehren,


Doch Heilig Geist ist seiner Braut vereinigt.
So bitt für die Häretiker, die Ketzer,
Du bitt für diese Sekte bei dem Sohne,

Denn Jesus Christus wird die Christen strafen,


Die Seine vielgeliebte Mutter schänden!

HIMMLISCHE ÄRZTIN

Du bist die weise Ärztin von dem Himmel


Und Papst Johannes Paul der Große hatte
Sein Leiden Jesus Christus aufgeopfert,
Als er an schwerer Parkinson erkrankt war.

So bitte ich die Ärztin von dem Himmel


Und gleichfalls Sankt Johannes Paul den Großen,
Dass sie zum Heiland Jesus Christus beten
Fürs Heil der kranken Mutter meiner Freundin.

O Königin, erleichtre ihr die Leiden


Und gib ihr guten Beistand in der Krankheit!
Und an dem Ende ihres Erdenlebens
Nehm Jesus ihre Seele an in Gnade!

O Heiland, ich bezeuge deiner Weisheit:


Die alte Frau hat eine schöne Seele!
HIMMLISCHE DAME

Ich war ja schon getaufter Christ, doch leider


Der Glaube fehlte mir, ich diente Göttern,
Vor allem diente ich der Aphrodite,
Da träumte ich sehr oft von einer Dame,

Von einer Lichtgestalt, die kam vom Himmel,


Die Dame war die Königin des Himmels,
Die lächelnd kam herab die Himmelstreppe
Und reichte mir voll Liebe ihre Hände

Und sprach: Du lies im Neuen Testamente,


Das Evangelium sollst du studieren! –
Da offenbarte sich mir Jesus Christus
Als Kenner meines Herzens, meiner Nieren.

Ich weihe meine Seele dieser Dame,


Sie herrsche liebevoll in meinem Herzen!

HIMMLISCHE JUNGFRAU

Zwölf Jahre zähltest du, o reine Jungrau,


Als dich der Engel Gabriel begrüßte,
In deine Ohren kam der Logos Gottes
Und Heilig Geist hat sanft dich überschattet.

Schon lange hab ich keine Frau gesehen


Mit dem besondren Regenbogenglanze,
Dass sie mir sei die himmlische Madonna
Und meine Herrin Hagia Sophia!

Nun aber gar ein Kind, ein kleines Mädchen,


Neun Jahre jung wie weiland Beatrice,
Ich seh sie übergossen von dem Glanze
Der Herrlichkeit des Herrn, der Schönheit Gottes!

O Jungfrau, werde ich denn vollends närrisch?


Ich, der ich bin dem Irrenhaus entflohen!

HIMMLISCHE MUTTER

O Mutter, ich sah dich im Traum am Morgen,


Da ich vor meinem Vater bin geflohen,
Entflohen bin ich meinem harten Vater
Und seiner Frau auch, mit ihm solidarisch.

Ich knetete aus Ton ein Bild Mariens,


Ich knetete der Gottesmutter Brüste,
Die Brüste waren einer Muttergöttin,
Gewaltig groß und üppig deine Brüste.

Mir half dabei der engelgleiche Thomas.


Und zu den Protestanten-Brüdern sprach ich:
Maria ist ja keine Muttergöttin,
Maria aber ist die Mutter Gottes.

Maria, Unsre Mutter in den Himmeln,


Dein Name sei geheiligt, o Maria!

HIMMLISCHE MUTTER ALLER ERDENKINDER

Du Himmelsmutter aller Erdenkinder,


Verhelfe deinen Töchtern doch zur Wahrheit.
So alt geworden, hin ist alle Schönheit,
Sind dennoch sie noch nicht gereift zur Weisheit.

Die eine war in einem andern Leben


Aztekische Prinzessin, Inka-Fürstin,
Die andere war eine arme Sklavin
Am großen Kaiserhof der Pharaonen.

Die Wahrheit von der Auferstehung lehre


Die alten Frauen, lehre sie die Wahrheit
Von Fegefeuer, Paradies und Hölle
Und von dem Seelenrichter Jesus Christus.

Mich wollen sie nicht hören, Himmelsmutter,


Auch möchte ich nicht mit der Torheit streiten.

HOHE FRAU

Ein Priester sprach zu mir: Es ist Maria


Für mich die Schwester aller Menschenkinder
Und ist auch meine Schwester, ich als Priester
Verehre Unsre Frau als meine Schwester.

Du aber als ein Dichter sollst wie Goethe


Das Ewigweibliche zumeist verehren.
Nicht: Ewig lockt das Weib mit Schoß und Busen –
Das Ewigweibliche zieht uns zur Gottheit!

So ehre du Maria als die Frauheit,


Die Hohe Frau, wie Papst Johannes Paulus
Du sage: Totus tuus, o Maria!
Sieh du sie an als Große Frau im Himmel,

Die ewigweiblich dich hinanzieht, Dichter,


Zur Gottheit, die da ist die Schöne Liebe.
ICH BIN EUER SCHUTZ

Der Kaiser Japans kämpfte in dem Weltkrieg


Mit deutschen Nationalen Sozialisten
Zusammen. Nordamerika im Kriege
Stand auf der Seite freier Demokraten.

Und Nordamerika warf über Japan


Die atomare Bombe ab, zerstörte
Die Großstadt Hiroshima und zerstörte
Die Großstadt Nagasaki. Aber mitten

In Nagasaki eine kleine Kirche


Von Jesuiten war. Die Jesuiten
Zur Zeit des Bombenabwurfs im Gebete
Des Rosenkranzes waren und Maria

Bewahrte unverletzt die Jesuiten,


Die Schutzfrau vor der atomaren Bombe.

ICH BIN EURE MUTTER

Du weißt ja, was ich von den Frauen denke,


Du weißt ja, was ich von den Mädchen denke,
Ich liebe nur die himmlischen Ideen,
Die leuchten manchmal über einem Weibe.

Du bist ja meine Mutter, du verstehst mich,


Du bist für mich die Ur-Idee des Weibes,
In Gottes Geist die ewige Idea
Des Weibes: Jungfrau, Mutter, Herrin, Göttin!

So sehr ich suchte eine Muttergöttin


Mit meinem stets verliebten Heidenherzen,
Hab ich gefunden dich, o Große Mutter,
Die Menschengöttin durch die Gnade Gottes.

Du führtest mich mit deinem Mutterherzen


Zu Gott, der mich wie eine Mutter liebet!

IMMACULATA

Sie haben Geld gesammelt, tote Dinge,


Gegessen und getrunken und genossen
Die Freundschaft mit der Welt und sind gestorben
Und hingetreten vor den Herrn als Narren!

Sie schauen voll Verachtung auf den Armen,


Sie schauen voller Hochmut auf den Kranken,
Verspotten nur den Einsamen und Frommen,
Er aber betet selbst für seine Feinde.

Du Unbefleckt Empfangene, Allreine,


Ich bete für die armen Knechte Mammons,
Ich weihe dir die Toten und die Narren,
Ich bitte um Vergebung für die Habgier!

Immaculata, aber ich verschmelze


Am Sonntag mit der himmlischen Sophia!

IMMERWÄHRENDE JUNGFRAU

In der Antike war ein armer Dummkopf,


Der nichts vermochte, aber Ruhm begehrte,
Da steckte er den Tempel an Dianas,
Er suchte Ruhm durch Kränkung einer Göttin.

Das ahmte nach Helvetius, der Dummkopf,


Ein schlechter Theologe, der behauptet,
Die Jungfrau habe nach dem Gottessohne
Geboren andre Kinder ganz natürlich.

Den gleichen Unsinn reden Protestanten,


Die Lutheraner, Evangelikalen,
Die Calvinisten und die Pfingstler, aber
Es bleibt ein Irrtum, eine freche Lüge!

Die Mutter Gottes ist die Immer-Jungfrau,


Die Immer-Jungfrau mit intaktem Hymen!

JUNGFRAU DER ARMEN

Ich hörte kürzlich, Jungfrau, in Ägypten


Analphabet ist jeder zweite, leider
Gibt es im deutschen Land auch kleine Kinder,
Die lesen nicht und schreiben lernen können.

An Bildung Mangel ist ein Grund der Armut


Und Christen lehren immer kleine Kinder
Die Weisheit, die sie brauchen für das Leben,
Des Herzens Weisheit, die Moral der Liebe.

Des weitern bitt ich dich, der Armen Jungfrau,


Analphabeten gnädiglich zu helfen,
Den kleinen Kindern führe du die Hände,
Wenn sie die Lettern schreiben lernen sollen.

Wer weiß, wie mancher von den kleinen Kindern


Noch deine Botschaft schreiben wird, o Jungfrau.

JUNGFRAU DER GNADEN

Wie oft ich liege nieder in der Schwachheit,


Gequält von jenem Stachel in dem Fleische,
Dann lass ich mir genügen an der Gnade,
Die mir die große Gnadenjungfrau spendet.

Der Gnaden Quelle ist der Christus Jesus,


Doch der Kanal der Gnaden ist Maria.
Wenn elend liege ich in meiner Schwäche,
Kommt wunderbar zu mir ein neues Leben.

Die Jungfrau gießt mir wieder Kraft und Freude


In meine Seele, wenn ich lang geklagt hab
Und schaute nichts als Schmerz und Langeweile
In dieser Welt, Maria mich beruhigte,

Die Jungfrau voll der Gnaden schickte gnädig


Ein Kind zu mir, das mich mit Huld erfreute.

JUNGFRAU DER OFFENBARUNG

Als Adam nahm im Paradies den Apfel,


Den Eva von der Schlange angenommen,
Gott sie vertrieben aus dem Garten Eden,
Sprach Gott: Es wird einst kommen eine Jungfrau,

Die wird der Schlange ihren Kopf zertreten.


Die Jungfrau ist es, die das Heil geboren,
Die Christus regte an zum ersten Wunder,
Die aufrecht unter Christi Kreuz gestanden.

Der Seher der geheimen Offenbarung


Die Jungfrau sah im hellen Kleid der Sonne,
Den Mond zu ihren bloßen schönen Füßen,
Der Sterne Ordnungen auf ihrem Mantel.

Das ist die Jungfrau, die ich einzig liebe,


Ich schenk mein Herz der offenbarten Jungfrau!

JUNGFRAU IM ÄHRENKLEID

Ich war mit einem Knaben einst auf Rügen


Und zeigte ihm das Weizenfeld, das goldne,
Und sagte: Unsre Liebe Frau Maria
Ist wie das schöne Feld von Weizen golden!
Maria trägt den goldnen Weizenmantel,
Kornblumen blau gestickt sind in den Mantel,
Scharfgarbe weiß gestickt ist in den Mantel,
Mohnblumen rot gestickt sind in den Mantel.

Es heißt im Hohenliede Salomonis:


Dein Leib ist wie ein goldnes Weizenbündel,
Umstickt mit weißen Lilien des Feldes!
Marias Körper ist dem Brote ähnlich,

So Jesu Christi Körper ist das Manna,


Das Manna, das herabkam von dem Himmel.

JUNGFRAU MARIA

Bei allen Titeln meiner hohen Herrin,


Genügt mir Unsrer Lieben Frauen Name
Maria! Oft ich flüstre nur: Maria!
Mein ganzes Beten ist Marias Name.

Ich weiß nicht, ob es Stern des Meeres heißet,


Ich weiß nicht, heißt es: Bittere? Ich weiß nicht,
Heißt es: Geliebte? Oder: Wunderschöne?
Heißt es: Beleibte? Heißt es: Meerestropfen?

Es sprach dereinst Ambrosius von Milan:


Der Name von Maria ist Geheimnis,
So unausdeutbar ist Marias Name,
Wie das Geheimnis Unsrer Lieben Frauen.

Denn ein Mysterium ist Unsre Fraue,


Das reicht in das Mysterium der Gottheit.

JUNGFRAU VON DER EUCHARISTIE

Im Geiste hab ich Kommunion empfangen


An jedem Tag, den Gott geschaffen hatte,
Im Geiste, aber nicht im Sakramente,
Denn mich stieß ab die Weltlichkeit der Christen.

Da sagte Unsre Liebe Frau Maria:


Heut sollst du gehen zu dem Sakramente!
Ich war gequält, ich wollte nicht gehorchen,
Bin aber doch gegangen in die Kirche.

Die Gottheit sprach zu mir vom Tabernakel:


Ich bin die Mutter, ich bin deine Gottheit,
Ich Gottheit bin die himmlische Sophia
Und will im Sakrament mit dir verschmelzen!
Den Aufenthalt im Himmel muss ich danken
Maria, Unsrer Lieben Frau Eucharis!

KAISERIN DES HIMMELS UND DER ERDE

Du bist die Göttin-Kaiserin des Himmels,


Du bist die Himmelskönigin, die Jungfrau,
Du bist die Jungfrau auf dem Sichelmonde,
Das Mädchen bist du und die Makellose!

Du bist die Göttin-Kaiserin der Erde,


Bist Unsre Liebe Frau vom Garten Eden,
Die Bienenkönigin, die Honigsüße,
Geliebte Braut, uns Süßigkeit und Wonne!

Du bist die Göttin-Kaiserin der Hölle,


Die du uns retten kannst vor dem Inferno,
Dir weihen wir die gottvergessnen Sünder,
Die gottlos liegen auf dem Sterbebette!

Du bist die Imperatrix Romanorum,


Maria, unsre göttliche Augusta!

KNOTENMADONNA

Die Freundin mit den Knoten in den Brüsten


Lag sterbend in dem Pius-Hospitale,
Ich trat in die katholische Kapelle,
Da Frauen beteten zu Sankt Maria:

Gegrüßet seist du, Löserin der Knoten,


Du löse alle Knoten, die uns kränken!
Gegrüßet, Knotenlöserin Maria,
Wir weihen dir die Frauen mit den Knoten!

Maria, die du Gott am Busen stilltest,


Erbarme dich der Krebs-befallnen Frauen,
O Mamma mit der Herrlichkeit der Brüste,
Befrei die Frauen von den Metastasen!

Nun ist die Freundin frei von Metastasen,


Die auferstehn wird mit verklärten Brüsten!

KÖNIGIN ALLER SEELEN

Die Seelen aller Menschen sind geschaffen


Als Ebenbild der Seele Jesu Christi,
Die Seelen sind so von Natur aus christlich,
Wenn christlich, sind sie gleichfalls marianisch.
Die Seelen aller Tiere auf der Erde
In ihren fast-vernünftigen Instinkten,
Doch ohne Willensfreiheit wie die Menschen
Und ohne Sprache, loben doch Maria.

Die Blumen und die Büsche und die Bäume


Mit ihren Seelen, die sie leben lassen,
Sind nicht beweglich wie die Tiere, aber
Die Pflanzen alle preisen Sankt Maria.

Wie soll ich nennen dich, Marias Seele?


Weltseele nenne ich Madonnas Seele!

KÖNIGIN DER APOSTEL

Der Christus hat erkoren die Apostel


Und Petrus als den Fürsten der Apostel.
Der Christus hat erkoren jeden Bischof
Und jeden Papst in seinem Petrus-Throne.

Vor den Aposteln aber ward berufen


Die Frau der Offenbarung, Unsre Herrin.
Bevor Ecclesia petrinisch wurde,
War die Ecclesia schon marianisch.

Der Christus nicht berief nur die Apostel,


Berufen wurden auch die Jüngerinnen,
Johanna und Susanna und Maria
Von Magdala, als Diakon zu dienen.

Maria, Fürstin des Apostelfürsten,


Den Frauen gib das Amt der Diakonin!

KÖNIGIN DER ARMEN SEELEN

Zu meinem Vater in dem Fegefeuer


Begebe dich zu Himmelfahrt Mariens
Und tröste seine heißen Reuetränen,
Dass er auf Erden Mammon angebetet!

Und sende meines Vaters Arme Seele


Hinab in einer mystischen Erscheinung
Zu seinem Sohn, ich meine meinen Bruder,
Der betet auch auf Erden an den Mammon!

Wenn ihm die Arme Seele meines Vaters


Erscheinen würde aus dem Fegefeuer,
Vielleicht er glaubte an das ewige Leben
Und gäbe Gott dem Ewigen die Ehre.
Sag meinem Vater, er soll für mich beten,
Dass treu ich auf dem Weg zum Himmel bleibe!

KÖNIGIN DER ENGEL

Im Frühling meines Wahnsinns eine Ohnmacht


Befiel mich und ich reiste durch den Himmel
Und sah die Schatten in dem Himmelreiche
Und hörte meinen schönen Engel reden:

Du halt dich fest am Namen des Messias!


Da hörte ich den Namen meines Engels,
Ich fand ihn auch geschrieben in der Bibel,
Es war der schöne Name Mahanajim!

Mein Engel aber schien mir himmlisch-weiblich,


Mit goldnen Locken, langem weißem Kleide,
Mit goldnem Gürtel, großen weißen Flügeln,
Ein Schwert in Händen, schien mir meine Schwester.

O Königin der Engel, dir geweiht sei


Mein Engel, meine Schwester Mahanajim!

KÖNIGIN DER HERZEN DER MENSCHEN

In Großbritannien hat das Volk gesprochen,


Diana sei die Königin der Herzen,
Die niedliche Prinzessin war dem Volke
Die schönste Königin von Großbritannien.

In Deutschland sind die Menschen Demokraten,


Sie nennen eine Frau der Sozialisten
Die Bundespräsidentin aller Herzen,
Die bringt Gerechtigkeit dem Volk der Armen.

Wir Römer aber, die wir sind katholisch,


Wir nennen Unsre Liebe Frau Maria
Die Königin des Herzens, die Geliebte,
Und weihen unsre Herzen ihrem Herzen.

Nein, nicht die Königin des Fleisches sing ich,


Die mir den Tod gebracht, die nackte Eva.

KÖNIGIN DER JUNGFRAUEN

Madonna, Jungfrau, Mädchen, Makellose,


Wie sind bezaubernd doch die jungen Mädchen!
Ich sage nur Andrea und Maria,
Die beiden bolivianischen Madonnen!

Ich brauche nur an Julia zu denken


Und an die Zeit, da Eske mich bezaubert!
Ich denke an die schönen Sommertage,
Da ich die Mädchen in der Stadt betrachtet!

O Jungfrau-Königin der jungen Mädchen,


Verheißen nicht die Prediger, im Himmel
Sei jede Frau ein junges schönes Mädchen?
Mein Paradies – ein Himmel voller Mädchen!

Du selbst bist ja noch immer neunzehn Jahre,


Du Mädchengöttin, Königin der Mädchen!

KÖNIGIN DER LIEBE

O Königin, dein Reich ist lauter Liebe,


Doch welche Liebe lehrtest du mich, Herrin?
Doch nicht das Feuer wilder Leidenschaften
Und wilde Gier nach nackten Sünderinnen!

Nein, völlig philosophisch meine Liebe


Erfreut sich nur an makellosen Knaben,
Doch nicht wie die verdammten Knabenschänder,
Nein, voller Ehrfurcht vor des Knaben Seele!

Hier ist die Liebe frei von heißem Sexus,


Hier herrscht die Liebe in dem Reich der Unschuld!
So küsse ich den Schatten von dem Füßchen
Des Knaben, der gespielt im Garten Eden.

Denn schließlich hat die Königin der Liebe


Geboren uns den Knaben-Gott der Liebe!

KÖNIGIN DER MÄRTYRER

Ist ein Martyrium das blutig-rote,


Dass Katholiken unterm Kommunismus
Und unter dem Islam bezeugen müssen,
Gott segnet diese treuen Katholiken.

Ist ein Martyrium das keusche, weiße


Martyrium des Lebens ohne Ehe,
Wenn keine Frau im Sakrament der Ehe
Die Liebe Gottes schenkt in ihrer Liebe.

Ist ein Martyrium das nächtliche schwarze,


Wenn finstre Nacht die Seele überfallen,
Wenn Gott-verlassen ist der seelisch Kranke,
Der Schizophrene wandert durch die Hölle.

Wenn auch mein Herz verblutet, o Madonna,


Ich bin so Gott-verlassen wie der Christus!

KÖNIGIN DER MÜTTER DER WELT

O lehre doch die Mütter Mutterliebe,


Dass sie den Kindern nicht nur Dinge geben!
Ein kleines Kind verlangt nach Mutterliebe,
Die Mütter aber geben Geld und Essen.

Der Mensch lebt ja nicht nur vom Brot alleine,


Die Mütter müssen auch den Glauben lehren.
Wie soll ein Kind an seinen Schöpfer glauben,
Goss nicht die Mutter Glauben in die Seele?

Nun aber kann kein Kind auf Erden sagen:


Ich bin ein armes Waisenkind im Weltall!
Die Königin der Mütter selbst ist Mutter
Und alle Mutterliebe aller Mütter

Kommt nicht der Mutterliebe gleich der Mutter


Des Herrn, der uns wie eine Mutter tröstet!

KÖNIGIN DER PROPHETEN

So viele falsche Seher auf der Erde,


Die dich zu ihrer Königin nicht haben,
So viele evangelikale Sekten,
Viel Biblizismus, Fundamentalismus.

So viele falsche Seher aus dem Osten,


So viele Sekten, welche meditieren
Das Om und glauben an Gautama Buddha
Und praktizieren transzendenten Yoga.

Du aber Königin der wahren Seher,


Erscheinende Madonna, die erschienen,
Die Wahrheit über Gott den Herrn zu sagen,
Du warst schon immer Prüfstein echter Wahrheit.

Ein heiliger Prophet nach meinem Herzen


Ist Vater Sankt Johannes Paul der Große.

KÖNIGIN DER WELT

Du Königin Amerikas im Norden,


Du Königin Amerikas im Süden,
Du willst Gerechtigkeit und Frieden spenden,
Und das begehren auch Amerikaner.

Du Königin Albaniens, des freien,


Der Orthodoxen und der Katholiken,
Muslime ehren auch die Jungfrau Mirjam,
Erhalte du Albanien die Freiheit!

Du Königin Australiens, der Insel,


Da sich die Jugend traf der ganzen Erde,
In Sidney mit dem Papst den Herrn zu feiern,
Schenk du Australien die Liebe Gottes!

Doch bist du auch die Königin von Alpha-


Centauri, Königin des ganzen Kosmos.

KÖNIGIN DES FRIEDENS

Du Friedenskönigin von Medjugorje,


Du hast bekehrt mich zu der Kirche Gottes.
Bei Lutheranern, Evangelikalen,
Bei Pfingstlern und bei Pietisten war ich.

Da hörte ich, o Königin des Friedens,


Von deinen Botschaften von Medjugorje.
Ich weihte mich dem Unbefleckten Herzen
Und nahm dich an als meine Seelengattin.

Du führtest mich zum Kult der Ewigen Weisheit,


Du lehrtest mich, dem Herrn mein Kreuz zu opfern,
Du schenktest mir den Kult des Jesuskindes,
Du führtest mich zum Kult des Corpus Christi.

Du, Königin des Friedens, bist die Mutter


Und bist das Ideal der Mutter Kirche.

KÖNIGIN VOM HEILIGEN ROSENKRANZ

Buddhisten beten auf dem Rosenkranze


Om, das Juwel ist in der Lotosblüte,
Das Ewige ist in dem Seelen-Innern,
So suchen sie das ewige Erbarmen.

Muslime beten auf dem Rosenkranze


Die neunundneunzig Gottesnamen Allahs
Und suchen so beim göttlichen Erbarmer
Die göttliche Barmherzigkeit zu finden.

Die Katholiken auf dem Rosenkranze


Mit jedem Ave-Gruße meditieren
Das Evangelium von Jesus Christus,
Weil Jesus ist das göttliche Erbarmen.

Du bist die Königin vom Rosenkranze,


Die Königin des göttlichen Erbarmens.

KÖNIGIN DES HIMMELS

Allmächtige Gebieterin des Himmels,


Zertrete bald der Schlange ihren Schädel,
Zerstöre in der Welt den Kommunismus,
Befreie China von den Diktatoren,

Befreie Nordkorea vom Diktator


Und schütze dein geliebtes Südkorea,
Der Zuckerinsel Kuba schenke Freiheit,
Sorg dich um der Kubaner Menschenrechte.

Bekehre auch die Christen aller Kirchen,


Verwechselnd Kommunion mit Kommunismus,
Die Jesus Christus mit Karl Marx verwechseln,
Die revolutionären Theologen.

Zerschmettere den Kommunismus, Herrin,


Denn Kommunismus ist ein Satanismus!

KÖNIGIN DES HIMMELS UND DER ERDE

O Königin des Himmels, in dem Himmel


Du grüße meine frühgestorbne Freundin
Und auch die schöne Christin, heimgegangen,
Großmütterchen beglücke du im Himmel.

O Königin der Erde, auf der Erde


Bekehre du die Freundin meiner Seele
Und schenke ihrem Sohn genügend Gnaden,
Auf dieser Erde Gott den Herrn zu finden.

O Königin der Hölle, in der Hölle


Vermindre den Verdammten ihre Schmerzen
Und lass sie nicht in Feuerqualen schreien,
Lass sie im Nebel stiller Wehmut weinen.

O Königin des Meeres, Schaumgeborne,


Schenk mir in jedem Nachttraum deine Liebe.

KÖNIGIN DES LANDES

O Minne-Königin des deutschen Landes,


Die Glanzzeit meines Volkes ist vorüber,
Der Doktor Martin Luther hat geschadet
Der Kirche Gottes in den deutschen Landen.

Die bürgerlichen Demokraten wollen


Befördern nur den Materialismus,
Den Spiritismus und den Atheismus,
Und wollen Gottes Religion zerstören.

Du aber liebst dein Deutschland, Unsre Fraue,


Und die Erneuerung der deutschen Kirche
Wird kommen nicht vom hohen Klerus, sondern
Von Laien, die sich weihen deinem Herzen.

O Königin, ich weihe deinem Herzen,


Du blonde Mutter, meine Heimat Deutschland.

KÖNIGIN DES SALBÖLS

O Königin des Salböls bei der Taufe,


Des Salböls bei dem Sakrament der Firmung,
Des Salböls bei dem Heil der Krankensalbung,
Die Salbung wird uns alle Weisheit lehren.

Bekehre du die falschen Theosophen,


Die glauben an die heidnischen Ägypter,
Die Weisheit Hindostans, die Weisheit Buddhas,
Und streiten gegen Gottes wahre Kirche.

Bekehre du die falschen Anthroposophen,


Als Sonnengeist verehren sie den Christus,
Die sieben Elohim als Mondes Götter,
Sie glauben nicht, dass unser Herr am Kreuz starb!

O Königin des Salböls, Braut der Salbung,


Die Salbung wird uns alle Weisheit lehren.

KÖNIGIN DES WELTALLS

Die säkularisierten Katholiken


Ertragen nicht des Rosenkranzes Murmeln,
Sie wollen nicht Marien Namen tragen,
Sie aber ist die Königin des Weltalls.

Die Wissenschaftler forschen in dem Kosmos


Und fragen sich: Wie viele Welten gibt es?
Ich denke, hundertfünfzig Welten gibt es,
Ist jede an der Perlenschnur ein Perllein.

Madonna nämlich, Königin der Welten,


Lässt alle Welten durch die Finger rinnen
Und trägt die hundertfünfzig Universen
An ihrer Perlenschnur des Rosenkranzes.

Die Engel aller Universen grüßen


Mit Engelsgruß die Königin des Weltalls.

KÖNIGIN UND MUTTER DER BARMHERZIGKEIT

Gegrüßet seist du, Königin und Mutter,


Du Mutter der Lebendigen, du Leben,
Du Stern der Hoffnung, unsre ewige Wonne,
Geliebte Süßigkeit der Kinder Gottes!

Wir Elenden, verbannte Kinder Evas,


Wir weinen viel in diesem Tränentale,
Wir trauern schwer in diesem Jammertale,
So komm zu uns verbannten Kindern Evas!

Die Augen voll von herzlichem Erbarmen


Lass uns erstrahlen, deine großen Augen,
Und nach der irdischen Verbannung schenk uns
Den benedeiten Jesus deines Schoßes!

Maria voller Güte, voller Milde,


Bist meines Lebens Süßigkeit, Maria.

KÖNIGIN VOM KOSTBAREN BLUT

Die Freundin sprach: Die Philosophenschule


Des alten Griechenlandes heißt doch Stoa?
Maria, gieße aus das Blut des Logos
Spermatikos auf meine liebe Freundin!

Die Freundin sprach: Die Prosaschrift aus Island


In alten Heidentagen heißt doch Saga?
O gieße aus das Blut des Heliandes
Auf meine Freundin, Liebste aller Deutschen!

Die Freundin sprach: Die Texte, die berichten


Von Jesus Christus, heißen Evangelien?
O gieß das Evangelium von Jesus
Und Jesu kostbar Blut auf meine Freundin!

O Königin des Blutes, einen Tropfen


Gieß auf den lieben Sohn der lieben Freundin!

KÖNIGIN VOM SIEG


In Fatima hast du voraus verkündet
Den Zweiten Weltkrieg, schlimmer als den Ersten,
Es soll die Welt sich deinem Herzen weihen,
Dann wird dein Herz der Liebe triumphieren.

Die Nationalen Sozialisten herrschten


Und Hitler, der Tyrann, war wie ein Dämon.
Der Engelgleiche Pastor, Zwölfter Pius,
Die Menschheit weihte deinem reinen Herzen.

Du griffest ein, die Alliierten siegten,


Des Antichristen Herrschaft ging zugrunde,
Der Dämon Hitler hat sich selbst ermordet
Und Satan schleifte Hitler in die Hölle.

Ich weihe Deutschland deinem Unbefleckten


Und Makellosen Gottesmutterherzen.

KRIEGERIN GEGEN DEN TEUFEL

Gott Vater hat die Tochter ausgerüstet,


Gott Sohn hat seine Mutter ausgerüstet,
Gott Geist hat seine Gattin ausgerüstet
Zur Kriegerin, die gegen Satan streitet.

Die Mutter hält den Rosenkranz in Händen,


Sie trägt dazu das Schwert des Wortes Gottes,
Die Jungfrau hält in Händen Pfeil und Bogen
Und brüllt Triumph und reitet auf dem Löwen.

Mit ihrer Keule sie zerschmettert Satan,


Mit ihrer Lanze sie durchbohrt den Teufel.
Die Frau zertritt mit ihren bloßen Füßen
Die Schlange, die die ganze Welt verführte.

O Frau, gebeugt von deinen großen Brüsten,


Du wirst den Satan in die Hölle schleudern.

KRÖNUNG MARIENS DURCH DIE TRINITÄT

Gott Vater hat die Tochter angelächelt


Und krönte Unsre Liebe Frau, die Jungfrau,
Die Tochter Zion ward gekrönt vom Schöpfer,
Gott Israels gekrönt hat Tochter Zion.

Gott Sohn hat aufgeschaut zu seiner Mutter,


An deren vollen Brust er Milch getrunken.
Der Menschensohn gekrönt hat seine Mutter,
Die ist die Schönste aller Menschentöchter.
Gott Geist hat liebevoll gegurrt als Taube
Und hat gekrönt die Braut des Heiligen Geistes.
Menschwerdung Heilig Geistes ist Maria,
Das feminine Antlitz Heilig Geistes.

Die Heiligste Dreifaltigkeit Maria


Gekrönt aus Gnade hat zur Menschengöttin.

LÄCHELNDE PIETA

Der Tod ist groß, wir sind die Seinen, Mutter,


Wir sind die Seinen lächelnden Gesichtes,
Und manchmal mitten in dem Leben plötzlich
Weint seine Tränen er in unsern Herzen.

Wir ruhig ist es in den Wipfeln, Mutter,


Die kleinen Vögel schweigen in den Wäldern,
So sei nur ruhig, meine Seele, siehe,
Bald wirst du ruhen in der ewigen Ruhe.

O Pieta mit deinem milden Lächeln,


Ich weihe dir die Sterbenden, die Alten,
Wie Jesus ist in deinem Schoß begraben,
Empfange du die Sterbenden, die Toten.

O Pieta, der Tod ist eine Mutter,


Madame La Mort bringt uns ins ewige Leben.

LA NEGRITA

O schwarze Mutter, in der Nacht der Seele,


O schwarze Mutter, dein sind meine Schmerzen.
Ich bin dein Sohn, ich bin dein psychisch-kranker
Und alkohol-abhängiger Geliebter.

Ich bin ein Negersklave, La Negrita,


Der Diener deines Bildes, La Negrita,
Ich weihe dir die armen Negerkinder,
Die immer Hunger haben, oftmals krank sind.

Negrita, dein Schwärze ist die Schwärze


Der Ur-Materia, der Magna Mater.
Du bist das Universum, Große Mutter,
Das mütterliche All in seiner Schwärze.

Ich bin ganz still und schaue nur dein Bild an,
Du schaust mich an, ich bin ganz still, o Mutter.

LEIBESMUTTER JESU
Der Leib der Frau ist heilig, Liebe Fraue,
Der Leib der Frau bestimmt ist zur Empfängnis,
So ist die Form des Leibes auch, die Seele,
Empfängnis für den Einfluss von dem Vater.

Und darum wird entheiligt auch der Körper


Der Frau, weil uns ihr Leib daran erinnert,
Dass wir berufen auch sind zur Empfängnis,
Auch Männer sind Empfängnis vor der Gottheit.

Im Abendland geschändet wird der Körper


Durch Prostitution und Pornographen-Bilder,
Im Morgenland geschändet wird der Körper
Durch die Verschleierung des ganzen Leibes.

Du Leibesmutter Jesu hast empfangen


Die Kraft des Herrn, vom Geiste überschattet.

LICHTBRINGERIN

Die Armen haben Recht auf Menschenwürde,


Die Armen sind die Lieblinge des Vaters.
Es brauchen Solidarität die Armen
Und einen Kampf für die Kultur der Liebe.

Was aber sollen wir mit Rattenfängern?


Was sollen die Rhetoren, Demagogen,
Was soll die Führerin der Kommunisten,
Die Werbung macht mit ihrer Frauenschönheit?

Die Kommunistische Partei bringt Licht nicht,


Denn gottlos-finster ist der Kommunismus.
Lichtbringerin fürs Menschenrecht der Armen
Ist Christi Kirche, heilig und katholisch,

Lichtbringerin ist Unsre Liebe Fraue,


Mit dir kommt Franz mit seiner Poverella.

LIEBESFLAMME DES UNBEFLECKTEN HERZENS

In Prozessionen ziehen weiße Schiffe


Mariens auf dem Bodensee, dem Dreieck
Der Länder, welche deutsche Zunge reden,
Und weihen Österreich und Schweiz und Deutschland

Dem Unbefleckten Herzen Unsrer Fraue,


Dass sie ergieße ihre Liebesflamme
Auf Länder deutscher Zunge, dass das Feuer
Der Liebe auslöscht Satans finstres Feuer.
Ich will die Liebesflamme weitergeben,
Und sei’s auch nur an Eine Menschenseele.
Soll Eine kleine Seele Liebe spüren,
Die Liebe, das Mysterium der Gottheit,

Die Liebe von dem Vater zu dem Sohne,


Die Liebe von dem Sohne zu dem Vater.

LIEBES HIMMELSMÜTTERCHEN

In meiner Kindheit liebte meine Oma


Den Enkel, ja, ich war ihr Lieblingsenkel.
Als sie gestorben ist, vermachte sie mir
Den Glauben an den Herrn und seinen Christus.

Mein liebes Himmelsmütterchen Maria,


Du nennst mich deinen ganz besondren Liebling,
Und du versprichst mir, wenn ich einmal sterbe,
Dann wartest du auf mich am Himmelstore.

Du liebes Himmelsmütterchen Maria,


Ein Mädchen bist du, junge neunzehn Jahre,
Im Himmel will ich leben in dem Lustschloss
Mit meiner Oma im verklärten Leibe

Und jeden Morgen singen vorm Balkone


Madonna Minne zu der Mandoline.

LIEBLICHE MUTTER MARIA

Du bist so schön, so unaussprechlich lieblich,


Du bist die Lieblichkeit der schönen Liebe,
Du bist die Lieblichkeit des Allerbarmens,
Du bist die Grazie der Gottesgnade.

Wie liebevoll und zärtlich deine Augen,


Wie gütig und barmherzig deine Augen!
Wie lieblich und charmant dein Mund, Madonna,
Wie lieblich deine Lippen, vollen Lippen!

Wie süß ist deine Liebe und wie lieblich,


Die mehr berauscht die Seele als Champagner!
Wie lieblich deine Liebe voller Wonne,
Du bist mir Wonne, Süßigkeit und Hoffnung!

In Ewigkeit die Lieblichkeit zu schauen


Ist all mein Heil, die Lieblichkeit der Schönheit!
LILIE DER DREIFALTIGKEIT

Die drei Personen in der einen Gottheit


Empfingen dich als makellose Lilie,
Du Jungfrau in der Trinität, Madonna,
Von Gott verklärt zu einer Menschengöttin!

Sankt Josef hält in Händen eine Lilie,


Ich auch berufen ward zu einer Lilie!
Jungfräulich lebe ich als kleine Lilie,
Vermählt Madonna als der reinen Lilie.

Ich bete heut für eine arme Lilie,


Die ist verwelkt, Madonna, abgestorben,
Bekehre sie und mache sie zur Rose,
Zu einer roten Rose heißer Reue!

Ich komme in den Himmel mit der Lilie,


Mit der der Engel grüßte die Madonna.

MÄCHTIGE FÜRSPRECHERIN BEI IHREM SOHN

Fürsprecherin, ich meine Advocata,


Der Beistand für die Witwen und die Waisen,
Bekehre du die Advokaten, welche
In Ungerechtigkeit auf Erden wandeln.

Die Advokaten schnappen sich die Waisen,


Sie nehmen sie der Oma weg, dem Opa.
Bekehr die ungerechten Advokaten,
Du Hohepriesterin vorm Gottessohne.

Wir haben eine Priesterin bei Jesus,


Maria, Hohepriesterin des Herzens,
Fürsprecherin für alle Menschenkinder,
Fürsprecherin für Witwen und für Waisen.

Die Advokaten werden mich nicht hindern


Zu preisen dich als meine Advokatin.

MADONNA DER IMMERWÄHRENDEN HILFE

Ich wurde Katholik. Der Priester, welcher


Mich aufnahm in die Kirche, war ein Priester
Des revolutionären Geistes, welcher
Maria ohne Schnörkel lieben wollte.

Ein alter Ministrant, ein alter Pole,


Der mich den Rosenkranz gelehrt zu beten,
Verwies an einen Priester mich aus Polen,
Der marianisch wäre wie die Päpste.

Der polnische Geweihte unterwies mich


In der Marienfrömmigkeit der Päpste.
Bei ihm sah die Ikone der Madonna
Der treuen Hilfe ich, da sang ich: Schwarze

Madonna mit dem Kindlein auf den Armen,


Ernähre bitte auch die andern Kinder!

MADONNA LACTANS

Die Freundin hatte Zwillinge geboren


Und stillte sie an ihren großen Brüsten.
Da war ich neidisch auf die Mutterbrüste,
Ich wollte stillen auch die kleinen Babys.

Den Freunden Protestanten schick ich Bilder


Der stillenden Madonna, doch die Freunde,
Stiefmütterliche Mannesbrüste Luthers
Sind ihnen lieber als Madonnas Brüste.

Ich meditiere über die Madonna,


Die nackend ist, an ihren nackten Brüsten,
Den großen Brüsten stillt das nackte Baby,
Ein Schein von Heiligkeit um beider Nacktheit.

Ich wurde nie gestillt an Mutterbrüsten,


So stille du mich, Große Mutter Gottes!

MADONNA MIT DEM KIND

Ich sehe die Sixtinische Madonna,


Die himmlische Madonna mit dem Kinde.
Und während ich die Opfermesse höre,
Ich schaue zur Sixtinischen Madonna.

Gott ist mir eine Jungfrau in den Himmeln,


Die Himmelskönigin ist meine Gottheit,
Gott ist mir Große Mutter über allem,
Gott ist mir eine wunderschöne Göttin!

Ich aber selber bin das Jesuskindlein,


Ich bin ein armer nackter Sohn des Menschen,
Ich bin ein Baby in der Mutter Armen,
Ich bin ein Kind an meiner Gottheit Brüsten.

Ich bin ein Protestant und protestiere:


Mein Gott ist weiblich, Gottheit jung und weiblich!
MADONNA MIT DER WUNDERTÄTIGEN MEDAILLE

Madonna, als ich angelegt am Halse


Die wundertätige Medaille, Liebe,
Da stellte ich mich unter deinen Schutzschirm,
Denn stark die Bösen sind auf dieser Erde.

Grad heut erinnr ich dich daran, Madonna,


Wie ich mit Gott dem Schöpfer hab gehadert,
Dass er der Kinder Unschuld anvertraute
Dem Vater, der dem Satanas sich weihte!

Zwar ist es ihm gelungen nicht, o Herrin,


Die Kinder in dem Mutterschoß zu morden,
Auch nicht, ins Kinderheim sie abzuschieben,
Doch steht ein Kind jetzt unter seinem Einfluss.

Frau von der wundertätigen Medaille,


Sankt Georg weihe ich und dir den Knaben.

MADONNA VOM BERGE KARMEL

So grüße mir Johannes von dem Kreuze,


Ich leide auch in meiner Nacht der Seele.
So grüße mir Teresia von Jesus,
Ich wandre auch in meinem Seelenschlosse.

So grüße mir Teresia vom Kinde,


Ich spiele auch oft mit dem Jesusknaben.
So grüße mir auch Mirjam aus Arabien,
Auch ich bin nicht mehr Waisenkind im Weltall.

So grüß Elisabeth von dem Drei-Einen,


Auch ich geh einst zu Leben, Licht und Liebe.
So grüße mir die Schwester Benedikta,
Ich lerne auch die Wissenschaft vom Kreuze.

Betrachte mich ganz einfach, Herrin Carmen,


Als Karmeliten außerhalb des Klosters.

MADONNA VOM ROSENKRANZ

Nachts höre ich im Radio den Vater


Johannes Paul den Großen oder aber
Den deutschen Vater Benedikt, den Lehrer,
Sie beten da den Rosenkranz lateinisch.

O Mutter, welche Ruhe für die Seele,


Was sind das doch für mystische Gebete!
Ich kann nicht anders denken, Frau vom Osten,
Dies ist das Mantra von der Großen Mutter.

So meditierend in dem Ozeane


Des Evangeliums zu schwimmen selig
Und mit Madonna in dem Meer zu baden
Des Evangeliums und der Erlösung!

Im Paradies will ich dich gleichfalls grüßen,


Äone um Äone Ave singen!

MADONNA VOM SEELENBERG

Ich glaube, Franz von Sales sagte einmal:


Die Freude jubelt auf dem Seelengipfel!
Du, Unsre Liebe Frau vom Seelengipfel,
Ich weihe dir den Gipfel meiner Seele.

Ich weihe dir den ganzen Berg der Seele,


Wie oft ist doch in Nacht gehüllt die Seele,
Wie oft doch regnen Tränen in der Seele,
Wie oft gewittern Schmerzen in der Seele!

Will ich den Aufstieg zu dem Karmel-Gipfel,


So führ mich durch die dunkle Nacht der Seele.
Oft leide ich, ist krankhaft meine Schwermut,
Oft melancholisch wälz ich mich in Trübsal,

Doch auf dem Seelengipfel ist die Hoffnung,


Die Hoffnung auf die Ewigkeit der Wonne.

MAGD DER ARMEN

Du Magd der Armen, heut will ich dir weihen


Die Arme Seele eines Psychisch-Kranken.
Ich traf ihn im Café der Psychisch-Kranken,
Stets nett und freundlich ist er mir begegnet.

Jedoch er hat geflucht so wie ein Seemann,


Stets führte er den Satanas im Munde,
Reif alle Augenblicke an den Teufel,
Nun brennt die Zunge ihm im Fegefeuer.

Und jeden Abend hat er Schnaps gesoffen,


Mit Dirnen hat verbracht er seine Nächte.
Doch kann ich glauben nicht, dass er verdammt ist,
Trotz allem, Güte war in seinem Herzen.

Komm, Magd der Armen, zu der Armen Seele,


Schenk Linderung der Qual im Fegefeuer!
MAGD DES HERRN

Wie Jesus ist der Gottesknecht, Maria


Ist Magd des Herrn, die Gottesmagd Maria.
Ja, Jesus ist der Gott, von Gott verlassen,
Uns zu erlösen von dem Pakt mit Satan.

Wie viele Seelen suchen doch die Weisheit


Und interessieren sich für Mystik, aber
Gefesselt sind sie von des Satans Banden,
Wenn Luzifer als Engel kommt des Lichtes.

Du, Gottesmagd, hast keinen Teil am Bösen,


Der Teufel hat kein Anrecht auf Maria.
So weihe ich der Gottesmagd Maria
Die armen Seelen, die versklavt von Satan

Verfolgen Christus in dem frommen Christen,


Die nur Maria noch erlösen könnte.

MAGNA MATER AUSTRIAE

O Magna Mater Austriae, Maria,


Du in Mariazell, o Magna Mater,
Ich weihe dir dein Österreich und Ungarn,
Und bitte dich, du grüße König Stephan!

Heut hab ich einen Wunsch, o Magna Mater,


Dass du der frommen Christen Ehen segnest!
Der Herr ist Bräutigam, die Braut ist Kirche,
Die Gottesliebe ist nur Bundestreue.

Verabscheut Gott die Sünde doch der Scheidung,


Die Scheidung kommt allein von Herzenshärte.
Bekehre die geschiednen Protestanten,
Die nicht dem Bräutigam die Treue hielten!

Noch einmal, Magna Mater, grüße Stephan,


Sankt Gisela von Ungarn grüße gleichfalls.

MAGNIFIKATMADONNA

Gesang der Hoffnung, Hoffnung für die Kleinen,


Denn die Barmherzigkeit ist bei den Kleinen,
Gesang des Kampfes, Kämpfen mit dem Bösen,
Gesang des Sieges, des Triumphs Mariens!

So viele Heilige sind auf der Erde,


Sind viele Priester, viele Ordensleute,
Sind viele Eheleute, Väter, Mütter,
Sind viele Jugendliche, viele Kinder!

Maria singt der Armen Lied der Hoffnung,


Mit ihnen ist das Mitleid ihres Gottes.
Maria singt den Reichen eine Warnung:
Gott schließlich lässt die Reichen leer ausgehen.

Magnifikatmadonna, mir zur Seite,


Im Kampf an meine Seite, schöne Herrin!

MAIENKÖNIGIN

O schönste Mädchenkönigin des Maien,


Wie sehnte ich mich aus dem Leidenswinter
Zum Lebensjubel deines Wonnemondes,
Zur Auferstehung in dem Monde Maien!

Wo die Natur in Fruchtbarkeit erblühte,


Da sind zuvor gegangen deine Füße.
Ein Tritt von deinen bloßen Füßen, Mädchen,
Und die Natur wird fruchtbar, wird lebendig.

Ich weiß, dass die Chinesen gerne träumen


Vom Himmelreich als einem ewigen Frühling,
Im Paradies ist immer Wonnemaien!
Die Königin im Paradies, Maria,

Die Königin im Paradies der Wonne


Bist du, die Mädchenkönigin des Maien.

MAKELLOSE JUNGFRAU

Ich sah einmal die makellose Jungfrau,


Die toten Ahnen rauschten in den Bäumen,
Die Tauben turtelten in starken Eichen,
Gott sprach in dem Gewitter zu den Menschen,

Die Jungfrau lächelnd stand beim offnen Schafstall,


Das weiße Pferd auf grüner Aue schnaubte,
Die Glucke hütete die kleinen Küken,
Die Kinder spielten in dem Sommergarten.

Da saß die makellose Jungfrau lächelnd


Am Tische, da bereitet Brot und Wein war.
Die Kommunisten stritten mit der Kirche,
Da schwieg die makellose Jungfrau weise.

O Haarflut, weißer Hals und Mandelaugen!


O rote Lippen, Jungfrau, rote Lippen!

MARIA AUF DER HEIDEN

Ich sah den Hirten seine Schafe scheren,


Die unter ihrer Schur gezappelt haben.
Ich sah den Hirten seine Schafe weiden,
Der treue Hirtenhund hielt sie zusammen.

Ich hörte Schafe mit den Glocken läuten,


Wenn Nebelschwaden hüllten ein die Schafe.
Vom Rauhreif sah ich Schleier auf der Heide,
Die Heide blühte rosa auf dem Berge.

Da ging ich durch die Heide mit der Freundin


Und kam zur Hirtenhütte auf dem Berge.
Da sah ich Unsre Liebe Frau der Heide
Im weißen Schleier und im weißen Kleide

Und mit dem goldnen Gürtel um den Busen


Und mit der Harfe in den weißen Händen.

MARIA AUF DER MONDSICHEL

Wie Albrecht Dürer sie gezeichnet, sah ich


Maria auf des Mondes schmaler Sichel,
Die goldne Sichel war wie eine Gondel,
Maria war die Göttin auf dem Monde.

Die Feministin ehrte so Maria,


Dass sie Maria eine Göttin nannte.
Und Bernhard nannte Gott den Herrn und Vater
Die Magna Mater, Unsre Liebe Gottheit!

Der Psychologe sprach zu mir: Was schaust du


In Halluzinationen und in Träumen?
Ich sprach: Ich sehe eine weiße Dame!
Er sprach: So wie die göttliche Diana?

Ich sprach: Wie die jungfräuliche Maria!


Groß ist in Ephesos die Theotokos!

MARIA BLUT

Maria hat den Herrn im Schoß getragen,


Gott ruhte da an Unsrer Fraun Plazenta,
Sie gab dem Logos Fleisch und Blut zum Leibe,
Der Herr ernährte sich von ihrem Blute.
Der Christus hat am Kreuz sein Blut vergossen
Und seines Blutes Kostbarkeit erlöste
Die Menschheit, weil er mit dem Blut getilgt hat
Die Macht der Schuld, des Todes und des Teufels.

Die Kostbarkeit des Blutes Jesu Christi


Ist Blut der Lieben Frau Maria, also
Hat uns Mariens Blut erlöst vom Tode.
Da braucht es weiter keinen Feminismus,

Das Heil käm durch das Monatsblut der Frauen,


Nein, unser Heil kommt durch das Blut Mariens!

MARIA BRÜNNLEIN ZUM TROST

Maria, als ich war im Irrenhause,


Hab ich gewartet auf die schöne Freundin,
Doch kam sie nicht, sie ließ mich ganz alleine,
Da war so sterbenselend mir zumute!

Da habe ich den Rosenkranz gebetet


Und mich erinnert, Jungfrau, dass du da bist,
Du warst Genossin mein in dem Alleinsein,
Du standest mir zur Seite, o Geliebte!

Und nicht nur das, Maria! Meine Freundin


Besuchte mich am nächsten Tag im Tollhaus
Und hatte ihre beiden Knaben bei sich
Und heiter war ich wie ein Maienhimmel!

Maria, Brunnen bist du, überfließend


Des Trostes, selbst wenn man von Gott verlassen!

MARIA DESOLATA

Da musste, ach, mein Herz am Kreuze hangen,


Mein Gott, mein Gott, was hast du mich verlassen!
Durchbohrt die Seele ward vom Schert der Schmerzen,
Ein Pfahl in meinem Fleische steckte schmerzreich,

Da musst ich schwitzen Blut aus meiner Stirne


Und heiße Tränen weinen rot vom Blute,
Gegeißelt ich, es bluteten die Wunden,
Das Herz durchbohrt, floss Blut daraus und Wasser,

Da war ich wie gestorben und erloschen


Und war hinabgestiegen zu der Hölle
Und barfuß ging ich über scharfe Scherben
Und nackend ging ich durch die Feuerhölle,
Da stand mir keiner bei als du, Maria,
Maria Desolata, meine Freundin!

MARIA DIE ALLREINE

Sie sagen, Lilith sei die Mutter Christi,


Sie nennen die Dämonin eine Göttin,
Verführerin, die ihre Kinder mordet,
Das ist ihr Ideal und nicht Maria!

Sie sagen, Unsre Liebe Frau Maria


Sei ja nach ihrem sündigen Geschmacke
Zu makellos, denn einer Makellosen
Kann eine Sünderin zu Gott nicht folgen!

Allreine, o Maria, Makellose,


Du bist die Frau, die nicht entstellt von Sünde,
Die Frau ganz ohne Unzucht, Egoismus,
Die Frau ganz ohne Pakt mit den Dämonen,

Die Frau mit einem Herzen voller Liebe,


Ganz ohne Herzenshärtigkeit, die Mutter!

MARIA DIE MAKELLOSE

Das ist ja schön, Maria, dass du rein bist,


In einer Welt so voll von Sündenmakeln,
In einer Welt voll Frauen der Porneia
Bist du die reine Frau, die Makellose!

So Paulus spricht ja von der Braut des Christus,


Ecclesia sei ohne Fleck und Makel,
Sei Jungfrau, ohne Falten, ohne Runzeln,
Und du bist der Ecclesia Ikone.

Der weise Platon war ein echter Seher,


Als er geschaut die himmlischen Ideen!
Idee der Kirche und Idee der Frauen
Bist du, Maria, makellose Jungfrau!

Wie würde dich wohl Platon nennen? Frauheit!


Idea du und makellose Frauheit!

MARIA EINSIEDEL

Einsiedler will ich sein, Einsiedler bleiben,


Allein sein mit der ewigen All-Einheit,
Und meine Mitbewohnerin Maria
Ist meine Hausfrau, Herrin meiner Zelle.
Wie Jahwe sagte einst zu Jeremia:
Und wollen alle Menschen mit dir streiten,
Ist gegen dich die ganze Welt der Sünde,
Ich bin bei dir und mache dich zum Felsen!

Unglaube, Aberglaube, Irrtumsglaube


Ist um mich her. Ich aber bin alleine.
Als ich geirrt, da hatt ich viele Freunde,
Als Kommunist, als Evangelikaler.

Nun ich die Wahrheit kenne, o Maria,


Bin ich allein. Die Liebe Frau ist mit mir!

MARIA FELDBLUME

Nicht eine stolze königliche Rose,


Nicht eine hochgewachsne stolze Lilie,
Nicht die sich selbst nur liebende Narzisse,
Du bist das kleine Blümelein des Feldes.

So sang dich Salomo im Lied der Lieder,


Der Weise hat gesehen deine Demut.
Die stolzen Denker und die stolzen Dichter
Beschimpfen Demut, sie sei Hundedemut.

Du nennst dich Magd des Herrn, ja, Sklavin Gottes,


Das ist der Ausdruck deiner tiefen Demut.
Doch reine Demut ist die reine Wahrheit:
Gewaltiges hat mir der Herr gegeben!

Die Schätze der Erkenntnis gab der Geist mir,


Du, o Maria, schenk mir deine Demut!

MARIA GEBURT

Ich hörte einen Mann von hundert Jahren,


Er war am Bodensee ein Bürgermeister.
Am Achten des September er geboren,
An Unsrer Liebe Frau Geburtstagsfeste.

Er sprach: Weil ich geboren am Geburtstag


Mariens, bin ich innig ihr verbunden.
Und meine Mutter hieß ja auch Maria.
Ich habe auch den Kaiser noch gesehen.

Am Achten des September hat Geburtstag


Ein guter Freund, der leider ist ein Pfingstler,
Ich weih ihn trotzdem deinem Mutterherzen,
Und weih den Augenblick, da er empfangen
Im Schoß der Mutter, einer Pietistin,
Der unbefleckt empfangnen Gottesmutter.

MARIA HEIL DER KRANKEN

Wenn eine Mutter ihren kleinen Säugling


Nicht in die Arme nimmt, ihn zu liebkosen,
Sie stillt ihn nicht an ihren Mutterbrüsten,
Sie sättigt nur das Kind mit einem Fläschchen,

Dann wird das Kind als ein Erwachsner später


Nicht wissen, Körpernähe zuzulassen,
Er sehnt sich schmerzlich zwar nach Körpernähe,
Jedoch die Nähe kann er nicht ertragen.

Dann ist die Seele krank vom Liebesmangel,


Dann kann ihm nur die Muttergottes helfen,
Sie wird den Mann an ihren Brüsten stillen
Wie sie Sankt Bernhard es dereinst gewährte,

In ihrer Arme Beuge wird er ruhen,


Wie Juan Diego es gewährt die Jungfrau.

MARIA HEIMSUCHUNG

Maria saß in einem Rosengarten,


Sie war so ganz die große Gottesmutter.
Immanuel, der kleine nackte Knabe,
Umspielte sie und lachte wie der Himmel.

Elisabeth, Marias Busenfreundin,


Saß neben der Madonna in dem Grase,
Johannes saß auf ihrem Schoß, der Knabe,
Er schaute immer zu dem kleinen Jesus.

Elisabeth sprach lächelnd zu Maria:


Was kommt zu mir die Mutter meines Gottes?
Als du mich grüßtest, Freude mir gewünscht hast,
Da hüpfte mein Johannes voller Freude.

Johannes schrieb auf einen kleinen Zettel


(Er lernte grade schreiben): Agnus Dei.

MARIA HERZELEID

Als Adam lebte in dem Garten Eden


Und in dem Schweiße seines Angesichtes
Das Ackerfeld befreite von den Nesseln,
War keine liebe Frau an seiner Seite.

Da hatte Adam nicht genug am Hündchen,


Da weinte Adam schluchzend vor Jehova.
Jehova gab dem Adam eine Gattin,
Frau Herzeleide war der Frauen Name.

Ja, du bist meine Frau und Eheherrin,


Maria Herzeleide, Neue Eva,
Zusammen zogen groß wir Kain und Abel.
Doch leider, Abel wurde uns genommen,

Da gab Jehova uns den Seth, den Dritten,


Zum Troste, weil den Abel wir verloren.

MARIAHILF

Du hast dich offenbart einst einem Kinde,


Und dass es deine Botschaft schreiben lerne,
Dem Kinde beigebracht das Lettern-Schreiben
Und ihm den Stift geführt mit deiner Rechten.

Maria hilf! Es ist ein kleiner Knabe,


Der ohne Weisheit ist erzogen worden,
Der hat es schwer jetzt in der Kinderschule,
Er lernt nicht lesen und er lernt nicht schreiben.

Maria hilf! Ich weihe dir den Knaben


Und bitt dich und den engelgleichen Thomas,
Dass du dem Knaben schenken mögest Klugheit
Und du ihn führst dies Leben auf der Erde

Und dass er durch die Sankt-Marien-Weihe


Am Ende auch das Paradies erreiche!

MARIA HILFE DER CHRISTEN

Die Pfingstler laden ein mich zu der Feier


Des Achten des September, ich will kommen,
Ich will, o meine Herrin, nüchtern bleiben
Und warten mit dem Wein, bis ich zuhause,

Denn in dem Wein ist Wahrheit, wenn ich trunken


Vom Weine bin, dann bin ich ganz katholisch,
Verteidige die Kirche wie ein Löwe
Und werde ungeduldig mit der Torheit.

Die Pfingstler stören sich an der Madonna,


Ich tu, als kenn ich Jesus nur alleine,
Ich tu, als kennte ich nicht Jesu Willen,
Der Unsre Frau zur Mutter will der Christen.

Doch meine Seele soll verbunden bleiben


Mit Sankt Maria, Helferin der Christen.

MARIA HIMMELFAHRT

Sie feierten die Himmelfahrt Mariens,


Indem sie Lob gesungen Jesus Christus.
Als Jesus von den Toten auferstanden,
Ist auferstanden auch die Mutter Jesu.

Ich dache: Jeden Tag ist Jesus Christus


Der Mittelpunkt im Gottesdienst der Kirche,
Habt ihr nicht Einen Tag nur für die Dame,
Dass einmal auch die Frau im Zentrum stehe?

Der Papst sprach zu der Himmelfahrt Mariens,


Jetzt soll man theologisieren über
Die Frau in Gottes Offenbarungsbüchern,
Der Frauen Wesen in dem Reich der Himmel.

Ja, Feminismus, aber marianisch,


Maria ist die Frau im Sinne Gottes.

MARIA IM FELD

Madonna saß auf einem grünen Felde,


Sie saß im Schatten einer großen Birke.
Ich sah nicht meine eigene Familie,
Sah nicht die Schwägerin und nicht den Bruder,

Ich sah auch keinen Bauern-Patriarchen


Und sah auch keine reformierte Christin,
Ich sah allein die goldene Madonna,
Die mich geblendet mit den blonden Haaren.

Madonna reichte mir die Milch im Becher


Und reichte mir ein Stück Rosinenkuchen.
Madonna war nicht alt, ich müsste lügen,
Spräch ich, sie wäre über zwanzig Jahren.

Wie gerne hat sie doch mit mir gesprochen,


Ich wollte ja auch alles von ihr wissen.

MARIA IM FENSTER

Ich schaute aus dem Fenster meiner Wohnung


Und sah im goldnen Sonnenlicht Madonna,
Ich sah sogar der Morgenröte Wimpern,
Der Königin der Liebe rote Locken.

Da nahm ich allen meinen Mut zusammen


Und trat zur allerjugendlichsten Jungfrau,
Ich täusch mich nicht, sie zählte neunzehn Jahre,
Es kann auch sein, sie zählte achtzehn Jahre.

Das rote Haar der Königin der Liebe


Fiel auf die Brüste, milchigweißen Brüste.
Ich stand verwirrt vor ihren festen Brüsten
Und fragte, was sie tu, wohin sie gehe?

Sie sprach: Ich pflege alte kranke Menschen,


Ich freue mich, so meinem Herrn zu dienen.

MARIA IM TEMPEL

Ich trat in einen goldnen Tempel Gottes,


Es war ein Lustschloss in dem Reich der Himmel.
Es war der Tag des Achten des September,
Da wollte ich der Jungfrau gratulieren.

Ich sah die Jungfrau stehn vor einem Spiegel,


Sie kämmte ihre langen blonden Haare.
Ich sprach: Verzeihe mir, o reine Jungfrau,
Ich wag mich deiner Keuschheit nicht zu nahen.

Madonna trat hervor, da stand sie oben,


Da stand ich unter ihr auf einer Treppe
Und sprach: Ich habe leider oft vergessen,
Zu gratulieren dir zu dem Geburtstag.

Da reichte sie mir gnädig ihre Rechte,


Ich hätte gern geküsst das feine Händchen.

MARIA IM WALD

Es war dereinst im Teuteburger Walde,


In Herford ist erschienen die Madonna.
Ein Bettler, der sich grad ein Huhn erbettelt
Und einen Becher Schnaps, sah die Madonna.

Er sah zuerst das Kruzifix des Heilands,


Dann sah er Gottes weiße Turteltaube.
Dann trat zu ihm die strahlendste Madonna
Und nahm den armen Lumpen in die Arme.

Madonna sprach: Was möchtest du, mein Armer,


Was wünschst du dir von mir, der weißen Dame?
Der Bettler sprach: Ich möchte einmal sehen
In deine Augen, Unbefleckte Reinheit!

Da tat Madonna auf die großen Augen,


Die waren lichter als ein Doppel-Vollmond.

MARIA IM WEINGARTEN

Es war in der Provence im Süden Frankreichs,


Da saß ich abends still in einem Weinberg
Und las die Hymne Scardanellis, Patmos,
Da sah ich auf dem Berge die Madonna.

Sie trat aus einer Eremitenzelle


Als Lichterscheinung, Frau im weißen Kleide,
Den goldnen Gürtel trug sie um die Brüste,
Und um die Stirn ein priesterliches Stirnband.

Ich sagte: Scardanelli spricht von Göttern,


Sag du mir, weiße Dame, gibt es Götter?
Maria sprach: Im Innern deiner Seele
Lebt immanent die transzendente Gottheit!

Ich dankte der Erscheinung, leise singend


Der Sappho Ode an die Göttin Kypris.

MARIA IN DER FREUD MARIA IM LEID

Geliebte mein und Freude meiner Seele,


Du Spenderin der tiefen Seelenruhe,
An deinem Herzen darf ich wahrhaft Mensch sein,
Vor deinem Blick muss ich nicht Masken tragen.

Du hast mir oft bereitet tiefe Schmerzen,


Geliebte, oftmals warst du gar nicht huldvoll,
Da habe ich das Kreuz des Herrn getragen,
Von Gott verlassne Sühneopferseele.

Doch auch inmitten meiner Seelenschmerzen


Und meiner Schwäche, mitten in der Ohnmacht
Hab ich geruht an deinem vollen Busen
Und deine Koserei geheim genossen.

Madonna meiner Seele in den Freuden,


Madonna meiner Seele in den Leiden!

MARIA AUF DER WIESE

Wenn Narren feiern Unsrer Frau Geburtstag,


Sie ehren nicht einmal die Mutter Gottes.
Sie trinken süßes Bier in Überflüssen
Und füttern kleine Hunde an den Tischen.

Doch abseits einer geht allein spazieren


Und seines Rosenkranzes Perlen huschen
So wie Forellen ihm durch seine Finger,
Für Kinder betend in dem Nahen Osten.

Drei Grazien mit goldenblonden Haaren


Wie Feen tanzen lichtvoll auf der Wiese
Und lächelnd schaut die Königin der Liebe
Zum Dichter, der erzählt von seinem Wahnsinn.

Mit blondem Haar die jugendliche Herrin


Mit ihrem Dichter kokettiert im Garten.

MARIA KAISERIN

Die Demokraten wählen die Parteien


Der götterlosen Bürger zur Regierung.
Nicht eine der Parteien Gott verteidigt
Und keine folgt dem göttlichen Gesetze.

Da sagt der Dichter lächelnd zu den Narren:


Der alte fromme Kaiser Barbarossa
Schläft im Kyffhäuser. Wenn es Deutschland schlecht geht,
Dann kommt zurück der Kaiser Barbarossa.

Die wahre Majestät, der wahre Kaiser


Und Gott in der Geschichte ist das Christkind,
Und ist das Jesuskind der wahre Kaiser,
So sicher ist die Kaiserin Maria.

So weihe ich das dumme Volk der Deutschen


Der Lieben Frau, der Kaiserin von Aachen.

MARIA MIT DEM SCHUTZMANTEL

Als ich den Liebling brachte in sein Bette,


Hab ich gehalten lange Zeit sein Händchen,
Und habe ihn in süßen Schlaf gesungen:
Im Traume schau das Paradies, das Christkind!

Als seine schöne Mutter war gestorben,


Da haben wir vorm Schlafen so gebetet:
O Mutter voller Güte, uns behüte
Und breite über uns den Sternenmantel!

Jetzt bitt ich dich, o Favoritin Gottes


Und meine absolute Favoritin:
Du breite deinen grünen Sternenmantel
Um meinen Liebling, der nun in der Ferne

Als Waisenkind in seinem Bette schlummert,


Behüte ihn vor allem Bösen, Mutter!

MARIA MITERLÖSERIN

Du bist die Mittlerin von allen Gnaden


Und der bedrängten Menschheit Advokatin,
Du bist die Miterlöserin mit Christus,
Ich warte noch auf dies Mariendogma.

Der neue Adam ist Erlöser, Christus,


Die Miterlöserin, die neue Eva,
Ist Unsre Liebe Frau, und Edith Stein schrieb:
Maria ist Erlöserin in Christus!

Wer soll erlösen denn die Schlangensöhne,


Der alten Schlange Töchter, wer erlöst die!
Maria, die zertritt die alte Schlange,
Sie muss die ganze Schlangenbrut erlösen!

Sie wenden sich zu Luzifer und Lilith,


Ich wende mich zu Jesus und Maria!

MARIANISCHER SEELENBERG

Der Seelenberg der Lieben Frau Maria


Am Fuße hat die Herde weißer Schafe,
Der Hirte nimmt sie zu sich, sie zu scheren,
Die Weberin macht Wolle aus den Vliesen.

Steigt man den Seelenberg hinan, so sieht man


Im Feld der Heide Knochen toter Schafe
Und sieht darüber kreisen Lämmergeier,
Denn wo das Aas ist, sammeln sich die Geier.

Doch auf dem Gipfel geht der alte Hirte


Und Lämmer läuten ihre kleinen Glocken.
Der alte Hirte lädt zu Brot und Wein ein,
Am Mahl teilnehmen nicht nur die, die leben,

Nein, auf dem Seelengipfel Unsrer Herrin


Die Lebenden sind einig mit den Toten.

MARIA SCHNEE
Ich war einmal im Garten meiner Freundin,
Verschneit der Garten und die weiten Wiesen.
Jungfräulich rein der weiße Schnee in Stille,
Verschleiernd die Natur in tiefem Frieden.

Ich dachte an die Fatima-Madonna,


Die war erschienen in dem weißen Kleide,
Der Gürtel um den Busen der Madonna
War golden wie die goldne Himmelssonne.

Da sah ich nun den Schnee der weißen Auen


Und sah der Himmelssonne goldne Strahlen,
Ich sah die Seele der Natur, ich sah sie
Als reine Jungfrau in dem weißen Kleide,

Maria Schnee und Dame in der Sonne,


Weltseele, meine heimliche Geliebte!

MARIA SITZ DER WEISHEIT

Die Liebe Frau ist die geschaffne Weisheit,


Und Jesus Sirach, Salomo und Baruch
Besangen in dem alten Testamente
Die Liebe Frau als die geschaffne Weisheit.

Und Jesus ist die ungeschaffne Weisheit,


Der Christus ist die schöpferische Weisheit,
Wie Paulus sagt, Gott gab den Auferstandnen
Uns allen als die Hagia Sophia.

Dies ist ein neuer Titel für Maria,


Ich hab ihn noch in keinem Buch gelesen,
Ich sage, Unsre Liebe Frau Maria
Die Mutter ist der Hagia Sophia!

Zwölf Jahre jung war eben die Madonna,


Als sie gebar die Hagia Sophia.

MARIA TROST

Ich war erschüttert von der Paranoia,


Die Seele aufgewühlt von Seelenängsten,
Ich schrie zu Gott: Ich bin so satt der Leiden!
Hast du denn nichts für mich als Kreuze täglich?

Die Kirche feierte Marien Namen


Und pries auch Unsre Liebe Frau der Nüsse
Und die vor Wien besiegte einst die Türken
Und nannte sie die Favoritin Jahwes!
Da sang ich: Heil Maria! Heil Maria!
Da sah ich, siehe, was hab ich gesehen?
Zehn Jahre jung die Jungfrau, schön von Aussehn,
Kein Mann erkannte je das schöne Mädchen,

Das Mädchen trug den Krug hinab zur Quelle,


Sie füllte ihren Krug, ist aufgestiegen.

MARIA VON DER GESUNDHEIT

Als ich noch mitten stand im Okkultismus


Und zählte zu dem Reich des Antichristen,
Da kam die Liebe Frau in meine Träume
Und führte mich zu Gott und Jesus Christus.

Maria von der seelischen Gesundheit,


Die Seele ist gesund, ist sie in Christus.
Muss leiden auch der Mensch an seinen Nerven
Die Krankheit psychisch, heil ist doch die Seele.

Die Seele wird von Gott dem Herrn geritten,


Wird aber eine Seele nicht geritten
Von Gott dem Herrn und seinem Sohne Jesus,
Die Seele wird geritten dann von Satan.

Die Seele, die geritten wird von Satan


Ist krank vom bösen Übel. Hilf, Maria!

MARIA ZU DEN NESSELN

In meiner Freundin Garten sah ich Knaben,


Die mit den Stöcken gegen Nesseln kämpften.
So kämpft auch Michael, der Drachentöter,
Kämpft gegen Satan, gegen Satans Engel.

Die bösen Menschen, die den Vater lästern


Und lästern auch die makellose Jungfrau,
Sie sind wie Belial, sie sind wie Nesseln,
Die schlägt man ab mit Spießen und mit Stöcken.

Maria zu den Nesseln, Makellose,


Verschlossner Garten, unbesamter Acker,
Bitt für die Widerspenstigen, die Sünder,
Dass Gottes Güte sie zur Buße führe.

Auch ich hab früher Gott den Herrn gelästert,


Ungläubig, wusst ich nicht, was ich getan hab!

MARIA ZUR ROSE


Maria, deine Haare sind wie Rosen
So rot, so rötlich wie gefärbt von Henna.
Frau, deine Lippen sind wie eine Rose,
Dein Mund ist eine scharlachrote Linie.

Dein Fuß betrat die Erde, o Geliebte,


Da sind die roten Rosen aufgesprossen.
Im roten Kleide und im weißen Leibe
Sah ich dich sitzen in dem Rosenhage.

Der Himmel ist wie eine rote Rose,


Die Engel und die Heiligen sind Falter.
Die Seligen im Schoß der roten Rose
Im Himmel tanzen Tänze der Madonna.

Die Rose ist die Blume schöner Liebe,


Du, Liebste, bist die Königin der Rosen.

MATER DOLOROSA

Heut ist dein Festtag, Mater Dolorosa.


Wie Jesus Christus ist der Mann der Schmerzen,
So du, Maria, bist die Schmerzensmutter,
Du standest bei dem Kreuze deines Sohnes.

Vor kurzem hab ich in der Nacht gegrübelt,


Ob Jesus für die ganze Welt gestorben,
Ob er auch für die Tiere ist gestorben,
Ob es Erlösung gibt auch für die Tiere?

Am nächsten Tage fand am Straßenrande


Ich eine tote Taube und begrub sie.
Und meines Knaben Katze war gestorben
Und er beweinte ihren toten Körper.

Der Knabe sprach: Dort oben bei den Sternen,


Ich hoffe, geht es gut der Katzenseele.

MEGALOCHARI

Ich küsse dich vieltausendmal, Madonna,


Ich küsse dich auf deine roten Lippen.
Des Rosenkranzes hundertfünfzig Ave
Sind hundertfünfzig Küsse der Madonna.

Geliebte, du bist Kecharitomene,


Nicht nur Begnadete und voll der Gnade,
Nein, überfließend bist du von den Gnaden,
O Frau, du bist die Gnadenübervolle!
Der Seher fragte Unsre Liebe Fraue,
Ob er die schöne Herrin küssen dürfe?
Du darfst mich küssen, sprach die Liebe Fraue,
Mein Engel, und nun geh im Frieden Gottes,

Mein Engel, Amen und auf Wiedersehen!


Ich küsse dich vieltausendmal, Maria!

MIRJAM DIE MUTTER JESU

O Mirjam, o du süße Mutter Jesu,


Ich weihe deinem Unbefleckten Herzen
Ein Mädchen, das als Kind ward vergewaltigt
Und darum oft sich blutig schon geschnitten.

Als ich sie kennen lernte, war ich Pfingstler,


Der doch die Mutter Jesu herzlich liebte.
Das Mädchen war katholisch, wollte werden
Novizin in dem sanften Schwesternkloster.

Sie führte mich zur Kirche Jesu Christi,


Dann aber las sie in dem Feminismus
Und fiel vom Glauben ab an Gott den Vater
Und an die makellose Gottesmutter.

Als Lesbe liebte sie ein junges Mädchen.


Du führe sie zurück zum wahren Glauben!

MOEDEKE

Der Papst Franziskus sprach von Mutter Kirche:


Es haben alle unsre Mütter Schwächen,
Denn alle Erdenmenschen haben Schwächen,
Und dennoch lieben Kinder ihre Mütter.

Die Mutter meiner toten Freundin klagte:


Acht Jahre war ich alt, da starb die Mutter,
Ich seh sie heute noch, wie sie mein Püppchen
Bekleidet hat mit einem schönen Kleidchen.

Ich hatte keine Mutter. Und ich selber


Als Mutter hab die Tochter schlecht erzogen.
Ich war nicht streng genug und oft abwesend,
Die Tochter lebte wie die Straßenkinder.

O Moedeke, du Mutter mein im Himmel,


Du bete für der toten Freundin Mutter!
MUTTER DER EWIGEN TRÄNEN

O Mutter, zähle alle meine Tränen,


Die ich um meine Vielgeliebte weinte!
Ich diente sieben, noch mal sieben Jahre
Und weinte bitterlich um ihre Liebe.

Ich weinte heiße Tränen rot und blutig,


Selbst wenn die lichte Sonne schien am Himmel,
In meinem Herzen strömte doch der Regen,
Die Seele weinte Tränen meines Herzens.

Ich bitte dich, verwandle meine Tränen


In flüssige Gebete für die Freundin,
Die Tränen wandle bitte um in Perlen
Der Himmelskrone meiner Vielgeliebten.

Ich danke dir, o Mutter reich an Tränen,


Dass du aus Mitleid stets mit mir geweint hast.

MUTTER DER SCHÖNEN LIEBE

O Mutter du der schönen Gottesliebe,


Wer liebt, der liebt auch insgeheim die Gottheit.
Ich bin zu alt geworden für die Liebe,
Betrachte nun die Liebe bei den Jungen.

Es setzte sich zu mir das blonde Mädchen


Und ich erzählte ihr vom Vaterunser.
Ich brachte auch ins Bett den lieben Knaben
Und dankte Gott dem Schöpfer für sein Leben.

Ich weihe dir, o Mutter schöner Liebe,


Das blonde Mädchen und den lieben Knaben,
Du segne mütterlich die erste Liebe
Und schütze sie vor tiefen Herzenswunden.

Das blonde Mädchen weih ich Gott dem Vater,


Den Knaben weihe ich der Gottesmutter.

MUTTER DER WAHRHEIT

Ich hab die Herrin Veritas gesehen,


Sie kam zu mir im langen weißen Kleide,
Um ihre Brüste einen goldnen Gürtel,
Die goldne Harfe haltend in der Rechten.

Ich hörte auch Horaz in einer Ode


Die schöne Nuda Veritas besingen.
Ich sah sie auch gemalt von Botticelli,
Die Nuda Veritas, so schön wie Venus.

Die Herrin Veritas hat mir geholfen,


Die Geister in der Welt zu unterscheiden.
Es gibt nur einen lieben Gott in Wahrheit,
Es gibt nur einen wahren Liebesglauben.

Irrlehren sind so viele bei den Menschen,


Bewahre mich, o Herrin, in der Wahrheit.

MUTTER DES LEBENS

Die dummen Weiber lärmen: Immer redet


Der Papst: So lasst die Kindlein alle kommen!
Die armen Kinder kriegen nichts zu essen,
So wären sie doch besser abgetrieben!

Ach, wenn ihr schweigen würdet, wärt ihr weise,


Der Papst spricht doch nichts anderes als Jesus.
Die Kinder abzutreiben, ist ein Morden,
Ein Holocaust an ungebornen Kindern!

Die Mediziner gar erfinden Pillen,


Eizellen, die befruchtet sind vom Samen,
Im Uterus nicht einzunisten lassen,
Das geht ganz schnell, das Leben zu zerstören.

O Mutter du der Heiligkeit des Lebens,


Erlöse uns vom Massenmord an Kindern!

MUTTER DES UNIVERSUMS

Ich war am Grabe meiner toten Freundin


Und pflanzte provenzalischen Lavendel.
Die tote Freundin sprach zu mir im Geiste:
Du betest ja für mich in jeder Messe.

Der Geisterseher Swedenborg, der Schwede,


Er sprach mit seinem innerlichen Menschen
Mit Seelen, die auf den Planeten leben,
Die guten Menschen werden Engel Gottes.

Im Universum der Carina-Nebel


Ist nun der Wohnort meiner toten Freundin.
In einem Zelte mitten in dem Weinberg
Sie wartet, ihre Liebe mir zu schenken!

O große Mutter du des Universums,


Die Freundin sende mir als guten Engel!
MUTTER MIT DEM GÜTIGEN HERZEN

Wie Platon sagte von dem Höchsten Gute,


Die absolute Gottheit ist die Güte.
Die Wahrheit und die Schönheit fließen aus ihr,
Das Urprinzip von allem ist die Gutheit.

O Mutter du mit deines Herzens Güte,


An dir hat Anteil keines Dämons Bosheit,
O Mutter mit dem Unbefleckten Herzen,
Dein reines Herz ist keine Schlangengrube.

Ich weihe dir die Freundin, die ist gütig,


Ob sie auch nicht erkennt die Wahrheit Gottes,
Doch sucht sie voller Leidenschaft die Wahrheit.
Hilf du ihr, Frau, zur göttlichen Erkenntnis,

Ergänze, was ihr fehlt vor Gott an Güte


Und opfre du dem Herrn der Freundin Seele!

NOTRE DAME D’AFRIQUE

Südafrika hat lange Zeit gelitten,


Die Weißen dort befahlen Rassentrennung,
Die Schwarzen mussten leben in den Ghettos,
Doch da sprach Bischof Tutu für die Schwarzen.

Da hört ich afrikanische Choräle


Und schrieb auch ein Theaterstück der Freiheit.
Im evangelischen Gemeindehause
Wir trafen uns und tanzten solidarisch.

Ich schrieb auch freie Verse für Mandela,


Und hörte Miriam Makebas Lieder.
Dann kam der Sturz der Vorherrschaft der Weißen,
Südafrika war wieder das der Schwarzen.

Du sagtest, Unsre Liebe Frau Maria:


Ich bin die schwarze Königin des Südens.

NOTRE DAME DES GRACES

Du bist die junge Schönheit, hochbegnadet,


Denn gratia plena, das heißt reich an Gnaden,
Doch gratia, das ist nicht allein die Gnade,
Ist auch die Grazie, ist der Charme der Schönheit.

O Notre Dame des Graces, wie du schön bist!


Die Schönheit einer Frau ist wie die Sonne,
Die langen Beine auf den schlanken Füßen
Sind Marmorsäulen auf dem Marmorsockel.

Madonna, du bist Kecharitomene,


So überfließend voll von Gottes Charis,
Doch ist die Charis bei Homer die Venus,
Ja, Charis ist der Venus Liebreizgürtel.

Oh, wahrlich, Frankreich hat die schönsten Frauen,


Du Frankreichs Königin, erfreut an Keuschheit.

NOTRE DAME DE LA JOIE

Ich kannte einst ein Weib, ein Weib der Wonne,


Wie Epikur verehrte sie die Wollust
Und pflegte Freundschaft in dem grünen Garten
Und glaubte nicht an die gepriesnen Götter.

Sie wurde schwanger und ich sah die Mutter


Als Gottesmutter mit dem Jesusknaben,
Zu ihren Füßen sah ich auch zwei Engel,
Die Kinder-Engel ungeborner Kinder.

Dann starb die Freundin und ich sah im Himmel


Zur Rechten Gottes ewigliche Wonne,
Ich sah im Himmel Freuden über Freuden,
Beinah wie zweiundsiebzig Freudenmädchen!

O Notre Dame de la joie, Maria,


Ich weihe dir des Himmels Freudenmädchen!

NOTRE DAME DE LA MATERNITE

O Mutter, du die Mutter aller Mütter,


Die Mutter aller Mütter der Franzosen,
Was hast du alles doch getan für Frankreich,
Doch Frankreich weigert sich, auf dich zu hören.

Die Mutter der französischen Geliebten


Empfing die Taufe, Firmung und das Herrnmahl,
Acht Jahre war sie alt, da starb die Mutter,
Die Greisin denkt jetzt oft an ihre Mutter.

Und Schuldgefühle plagen diese Mutter,


Sie habe schlecht erzogen ihre Tochter.
Kein Psychotherapeut kann ihr da helfen,
Denn Sünden kann allein der Herr vergeben.

Maria, Mutter du der Mütter Frankreichs,


Ich weihe dir die Mutter meiner Freundin.
NOTRE DAME DES CHARTRES

Die Weisheit und die Kunst der Architekten


Studierte meine Freundin, die Geliebte.
Ich sprach zu ihr vom Tempel Salomonis
Und sie sprach von den Tempeln von Atlantis.

Von Gott und der Emanation der Kräfte


Des Kosmos sprach sie und der Erde Kraftfeld,
Und wie die Kirchen immer sind geostet,
Weil aus dem Osten kommt die Sonne Gottes.

Und wenn in Chartres der geweihte Priester


Den Corpus Christi aufhebt vor dem Osten,
Kommt Christus aus dem Osten als die Sonne
Und also habe ich verspeist die Sonne

Und wende mich zum Schleier der Madonna:


Umhüll mit deinem Schleier meine Freundin!

ÖLBERGMUTTER

Wie oft war ich schon in dem dunklen Garten


Und weinte heiße blutigrote Tränen!
Und immer die Geliebte meiner Seele
War Grund für meine blutigroten Tränen.

Sie liebte einen andern Mann auf Erden,


Mich plagten tausend heiße Eifersüchte.
Zumindest in dem Himmel wollt ich haben
Die Gegenliebe meiner Vielgeliebten.

Nun ist mein dummer Nebenbuhler krebskrank,


Geschwüre wuchern wild an seinem Brustkorb.
Ah, soll er sterben? Christus ist der Richter,
Er aber ist nur Erde, Lehm und Asche.

O Gott, verzeihe meine Herzenskälte!


Schenk meinem Nebenbuhler langes Leben.

PALLADIUM BOHEMIAE

Nun fliehn wir aus den gottvergessnen Zeiten,


Da leider immer noch Marxismus wütet
In Heidenköpfen und in Christenköpfen,
Zur alten Kaiserstadt, zur frommen Praha.

Hier Karl der Vierte als der Kaiser baute


Die Universität, die große Kirche.
Maria Schnee hab ich in Prag gesehen
Und auch der Alchemisten goldnes Gässchen.

Die zärtlichen Poeten saßen trinkend


Den weißen Wein der Poesie im Garten.
Madonnen waren alle jungen Mädchen,
Madonnen-Mädchen mit Gazellenbeinen.

Die Kaiser sind nicht mehr, doch ist mein Kaiser


Von Gottes Gnaden das geliebte Christkind.

PANHAGIA

Maria, panhellenische Madonna,


Du bist die Jungfrau, die die Griechen suchten.
Wie Hera du mit deinen Lilienarmen,
Du Schwesterbraut des allerhöchsten Königs.

Mit blauen Augen aus dem Haupt entsprungen


Des Vaters in dem Himmel, bist du Weisheit,
Intelligenz vom Himmel, die begleitet
Den listenreichen Dulder auf der Erde.

Vor allem aber Königin der Liebe


Bist du und höchstes Ideal der Schönheit.
So sah ich in Paris dich einst im Louvre
Als Unsre Liebe Frau von Milo! Siehe,

Nun wohnst du bei mir, Liebe Frau von Milo,


Bei mir und auch bei meiner Vielgeliebten.

PIETA

Ich war in Lourdes an diesem Wallfahrtsorte


Und sah in einem Tempel schöner Künste
Die Pieta, geformt von Michel Angel,
So wie sie ist im Vatikan zu sehen.

Ich sah der Pieta geschwungne Lippen


Und sang ein Hohelied ihr auf französisch.
Sind das der Muttergottes Lippen, fragte
Ein Pilger, der so Schönes nie gesehen.

O Frankreich du im Süden! Deine Lippen


Sind schöner als die ganze Welt, Madonna!
Du bist die Muse, die den Dichter küsste,
Bist Notre Dame d’Amour, die Himmelsmuse.

Ein Bild von deinem Mund in meiner Wohnung


Mir spendet in den Nächten Musenküsse.

QUELLE DES HEILIGEN SALBÖLS

Mein fünfunddreißigster Geburtstag war es,


Ein Tag nur vor dem siebenten November,
Geburtstag und auch Todestag von Platon,
Da ich empfing das Sakrament der Firmung.

Der Priester, der mich salbte mit dem Chrisam,


Der sagte zur versammelten Gemeinde:
Er konvertierte von den Protestanten
Und bringt mit sich die Liebe zu der Bibel.

Ich tanzte an der Hand des Heiligen Geistes


Und tanzte mit der Salbung durch die Straßen.
Ich traf an jenem Tage meine Freundin
Und hatte für sie einen Strauß von Rosen

Und eine Flasche schaumigen Champagner.


O Frau, du bist wie schaumiger Champagner!

RETTERIN DER ARMEN SEELEN

Die Armen Seelen in dem Fegefeuer,


Sie leiden ihrer Reue Liebesschmerzen.
Gott weiß nicht, wann sie ihre Pein vollendet,
Das kommt drauf an, wie sehr sie Jesus lieben.

Die Armen Seelen in dem Fegefeuer


Den Sündern rufen zu auf dieser Erde:
Bekehrt euch zu dem Herrn, ihr armen Sünder,
Sonst müsst ihr leiden auch im Fegefeuer!

Maria, du erscheinst im Fegefeuer


Und hilfst den Armen Seelen in den Leiden,
Du wendest ihnen zu die Opfergabe,
Die dargebracht wird ihnen in der Messe.

Die tote Freundin in dem Fegefeuer


Erlöse, Miterlöserin mit Christus!

ROSA MYSTICA

Als Rosa Mystica bist du erschienen,


Mit weißen, roten und mit gelben Rosen.
Die Rosen wölbten sich vor deinen Brüsten,
Du sagtest: Oft empfang das Brot im Geiste!
Ich will dir weihen alle Karmeliter,
Teresia von Avila und Jesus,
Johannes von dem Kreuz und Benedicta
Und auch Therese von dem Jesuskinde.

Einst Dante sah im Himmel eine Rose,


Er sah des Paradieses weiße Rose,
Und darin schwebten in Spiralen-Sphären
Die Seligen des Himmels und die Engel.

Maria, gib auch mir den Platz im Lichte,


Und wenn es sein kann, nahe deinem Throne!

ROSE DER HIMMLISCHEN ANMUT

In einer geistigen Vision erblickte


Ich die Madonna über einer Eiche,
Des Windes Rauschen ihrer Nähe Zeichen
Und auch der Taube liebevolles Gurren.

Und dann erblickte ich ein junges Mädchen


Von siebzehn Jahren und von höchster Anmut.
Ich schaute sie als makellose Reinheit,
Als rote Rose von dem Herzen Gottes.

Maria, Rose du der höchsten Anmut,


Ich weihe dir die Seele dieses Mädchens.
Im Schatten ich erkannte so das Urbild,
Der Seele Urbild war sehr schön und strahlend!

Doch Frauen nicht verstehn den Platonismus,


Wenn man nichts liebt als göttliche Ideen.

ROSENKRANZKÖNIGIN

Als die Osmanen drangen nach Europa,


Da bat der Papst, den Rosenkranz zu beten.
Europa betete den Gruß des Engels
Und die Osmanen waren bald vertrieben.

Der Kaiser Leopold der Österreicher


Mit seiner Gattin betete in Deutschland
Und weihte Österreich und weihte Deutschland
Total dem Unbefleckten Mutterherzen.

Auch heute weihe ich die deutschen Lande


Und Schweiz und Österreich der Magna Mater
Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland
Und auch das Baltikum der Lieben Frauen.
Ich singe dir ein tausendfaches Ave,
Dir, Unsrer Lieben Fraue der Germanen.

SCHIFFERMADONNA

Ich sah die Schiffe in dem Hafen Hamburgs


Und sah die Schiffe auf der Elbe fahren,
Ich sah die Schiffe fahren auf der Nordsee,
Ich sah die Fähren und die Fischerkutter.

Ich würde gern dir singen Seemannslieder,


Ich würde gern dir Seemannsgarn erzählen
Von dem verfluchten Kapitän, der segelt
Bis zu dem Jüngsten Tag, wenn ihn nicht rettet

Die Liebe einer Frau. O Sankt Maria


Der See und Unsre Liebe Frau vom Hafen!
Auch weih ich dir die Huren in dem Hafen
Von Hamburg, Dienerinnen Aphrodites,

Dass du erlöst die Huren von der Sünde,


Die Hurenböcke rettest vor der Hölle!

SCHLANGENZERTRETERIN

Wie alle die Dämonen heißen mögen,


Karima, Aschtaroth und Vitzliputzli
Und Lilith, tritt die Schlangen nieder,
Vertilge du die schwarzen Engel Satans!

Einst Tonantzin, die Schlangenmuttergöttin,


Begierig war nach Blut der Kinderopfer,
Azteken opferten dem Götzen Moloch,
Bis du die Schlangengöttin niedertratest!

Halt auf die Flut des neuen Heidentumes,


Da Frauen wieder schrein zur Schlangengöttin
Und hassen sehr die makellose Jungfrau
Und kämpfen gegen Jahwe, unsern Vater!

Ich weih dir alle die verirrten Seelen,


Die tappten töricht in die Schlingen Satans.

SCHMERZHAFTE MUTTER

Ich bin gewallfahrt in das Heim der Alten,


Die Alten lagen schlafend in den Sesseln,
Uringestank war in den Krankenzimmern,
Es war ein Vorhof, Wartesaal des Todes.
Die alte Mutter meiner toten Freundin
Als ihren Sohn mich stellte vor den Alten.
Ich schenkte Bücher ihr von Hermann Hesse
Und Liebesbriefe von Voltaire und Goethe.

Maria, große Mutter voller Schmerzen,


Erbarme dich der Mutter voller Schmerzen,
Die durch den Tod verloren ihre Tochter
Und wartet einsam-traurig auf das Sterben.

Erschein den Alten in der Christuskirche


Und schenk im Paradies die Jugend ihnen.

SCHNEEWEISSE LILIE DER TRINITÄT

Schneeweiße Lilie, Gottes reinstes Mädchen,


Ich sah in einem strahlendweißen Kleide
Und schön verschleiert von den goldnen Haaren
Neun Jahre jung ein Mädchen reinen Herzens.

Ich sagte zu dem liebevollen Mädchen:


Gott existiert und Jesus ist voll Wunder!
Sie sagte: Bleibe bei mir und erzähle
Mir doch, wie ich von Luft und Liebe lebe!

Wenn ich das goldenblonde Mädchen sehe,


So kann ich wieder an die Engel glauben
Und an das strahlende Madonnenmädchen
Und an die Gottheit Hagia Sophia!

Der Vater lächelt, Jesus lacht, der Geist küsst


Die Makellose mit den goldnen Zöpfen!

SCHÖNE MADONNA

Ich sah das Mädchen heut in meinem Spiegel,


Sie hatte wieder lange braune Haare,
Die glatt umflossen ihr ovales Antlitz,
Von Mandelform die großen braunen Augen,

Die feine Nase lang und schmal und zierlich,


Die sinnlich-vollen Lippen feucht und kusslich,
Die weißen Zähne eine Reihe Perlen,
Der Hals der lange weiße Hals des Schwanes.

Dass ich noch einmal sehen durfte dieses


Madonnenmädchen, dieses makellose
Madonnenhaupt von unbefleckter Schönheit
Und heiliger Vollkommenheit der Anmut!
O segne dieses Ideal in Hamburg,
Die Fee, wie sie der alte Onkel nannte!

SCHUTZMANTELMADONNA

Die Kinder Benjamin will ich dir weihen


Und stell sie unter deinen Sternenmantel.
Beschütze sie vorm Geld und eitlen Reichtum
Und mache sie zu Heiligen der Liebe!

Der eine spricht: Ich bin der Liebling Jahwes!


Der andre schreibt sich Josef in die Hände.
O mache wahr die göttliche Verheißung,
Dass Gottes Geist herabkommt auf die Kinder!

Die Mutter dieser gotterbetnen Knaben


Sah in den Knaben schon berufne Priester!
O lass sie klammern sich an deinen Mantel,
An deinen Rock und auch an deinen Schleier!

Die Kinder Benjamin, Maria, führe


Sie alle zu dem Glück im Paradiese!

SCHWARZE MADONNA

Wie dunkel bist du für die Protestanten!


Sie sind fürwahr die blinden Blindenführer!
Sie wissen nicht, dass du für immer Jungfrau
Und trotzdem bist die Mutter deines Schöpfers!

Sie lesen einmal in dem Jahr die Bibel,


Und wissen nicht, du bist die neue Eva.
Im Evangelium nach Lukas lesen
Sie Wort für Wort und kennen nicht Maria!

Unkenntnis Gottes aber ist Unkenntnis


Der Mutter Gottes, weil sie nicht verstehen,
Was Gott getan an seinem Meisterwerke,
An der verklärten Frau der Offenbarung!

Maria, bitte für die Protestanten,


Dass sie gelangen zu der Wahrheit Fülle!

SELIGE JUNGFRAU

Von nun an werden sie mich selig preisen,


Die irdischen Geschlechter hoch mich preisen!
So prophezeitest du im Worte Gottes,
Als du geschwängert warst vom Geiste Gottes.

Doch leider gibt es heute Katholiken,


Die denken leider neoprotestantisch
Und preisen nicht die Mutter Gottes, leider
Verletzen dich zu viele Protestanten.

Und darum muss ich für die Protestanten


Viel Sühne leisten vor Marien Herzen
Und um so mehr dich lieben, reinste Jungfrau,
Dich lieben an der Protestanten Stelle

Und Sühne leisten für die Katholiken


Und Priester, die nicht lieben Unsre Frauen.

SIEGERIN IN ALLEN SCHLACHTEN GOTTES

Ich sah die reine Jungfrau in Visionen,


Wie sie vorhergesagt den Kommunismus,
Den Zweiten Weltkrieg und das Höllenfeuer
Und das Martyrium von Romas Bischof.

Sie zeigte mir die Welt voll Krieg und Terror,


Die Erde voll der sexuellen Sünden,
Sie zeigte mir den Satan, seine Gattin,
Die angebetet werden wird als Göttin.

Sie zeigte das System des Antichristen


Und Michael im Kampfe mit der Schlange.
Sie zeigte Sängerinnen, welche sangen
Vom Sex-Sex-Sex, die große Hure Babel.

Sie stampfte mit dem Fuße auf und lachte:


Mein Unbeflecktes Herz wird triumphieren!

SIEGREICHE KÖNIGIN DER WELT

Ich weihe deinem Unbefleckten Herzen


Das große Reich von Russland, seine Völker,
Ich weihe Moskau dir und dir den Kreml,
Ich weihe dir die Orthodoxe Kirche.

Der großen Gottesmutter von Wladimir


Vertraue ich die Seelen aller Russen,
Bekehre sie zu Christus, Gottes Weisheit,
Bekehre sie zur Hagia Sophia!

Wenn Russland sich bekehren wird, wird kommen


Auf Erden des Messias Reich des Friedens,
Dann wird verehrt die unbefleckte Jungfrau
Als Siegerin und Königin der Erde.

Die Weisen Russlands und die Dichter Russlands


Verehrten dich schon immer, Gottesmutter.

STARKE MUTTER

Die Väter, wenn sie sich auch Christen nennen,


Sie jagen ihre lauten frechen Töchter
Und mit der rechten Hand des Vaterarmes
Sie schlagen ihre Töchter auf den Hintern.

Die Mütter, wenn sie sich auch Heiden nennen,


Sie kämpfen wie die Löwen für die Knaben,
Liebkosen sie und geben süße Speise
Und lehren alles sie, was sie erkannten.

O starke Mutter, starke Gottesmutter,


Die Mütter, wenn sie sich auch Heiden nennen,
Erscheinen mir als anonyme Christen,
Mehr ähnlich Jesu Herzen als die Väter.

Denn Jesu Herz ist voller Zärtlichkeiten,


Barmherzig wie die Seele einer Mutter!

STELLA MARIS

Einst war ich auf der Friesen-Insel Baltrum,


Dornröschen von der Nordsee auch geheißen,
Von dort her stammen alle meine Mütter,
Die Mutter meiner Mutter dort geboren.

Da stand ich auf dem kleinen Insel-Friedhof,


Da stand geschrieben an der Eingangspforte:
Komm, Kyrie Christe, zu uns auf dem Meere!
Da las ich in der Messe den Propheten.

Da stand ich an der Nordsee, an dem Meere,


Und las in Sternen eine Schrift geschrieben:
Maria ist die Mutter des Erbarmens!
Die Herrin tauchte lächelnd aus der Nordsee

Und fuhr auf einer Muschel zu der Insel,


Betrat den Strand, da wuchsen Hagebutten.

TABERNAKEL DES HÖCHSTEN

Ich bin ein Tabernaculum des Höchsten,


Mein Körper ist des Gottesgeistes Tempel,
Mein Geist ist goldnes Haus der Ewigen Weisheit,
Messias ist die Seele meiner Seele!

Mein ganzes Leben ist die Heilige Messe,


Da ich mich gebe hin dem Himmelsvater,
In Christi Kreuzesopfer bin ich Opfer
Und opfre meinem Heiland meine Leiden.

Ich bin die Hostia des Allerhöchsten,


Ich bin ein Andrer fleischgewordner Christus,
Ich gebe in die Hände mich der Sünder
Und lasse wie die Speise mich verzehren!

Ich bin ein Brot für diese Welt und in mir


Verborgen geht der Herr auf dieser Erde!

TAUBE DES FRIEDENS

Ich schaute eine tote Turteltaube


Im Garten Eden meiner treuen Freundin,
Sie hatte sich den Hals gebrochen, weinend
Begrub die Taube ich im Garten Eden.

Der Knabe sprach: Das ist ein Todeszeichen!


Nun ganz gewiss wird sterben auch mein Kater!
Da kam die Mutter mit dem toten Kater,
Den weinend wir begruben in dem Garten.

Da kam die Freundin mit der Freudenbotschaft:


Ich nehme meinen Freund zum Ehegatten!
Da kam die Freundin mit der Hiobsbotschaft:
Mein Mann ist krank an einem Krebsgeschwüre.

Maria, Taube du des Himmelsfriedens,


Ich weih dir die Familie meiner Freundin.

TEURE MUTTER

O teure Mutter mit dem großen Herzen,


Ich schaute einen bitterarmen Knaben,
Behindert, doch mit Schokoladenmäulchen,
Froh lachend und mit einem Riesenherzen!

An seiner Seite seine Seelenschwester,


Nicht körperliche Schwester, seine Freundin,
Ich sah, wie zärtlich zu einander beide
Und wie sie in der Armut fröhlich waren!

Dann sah ich einen Mann der Geldgeschäfte,


Der Mammon floss bei ihm in goldnen Strömen,
Mit Leckereien reich gedeckt die Tafel,
Doch frostigkalt sein Herz, schon tot die Seele!

O teure Mutter, teuer deinem Herzen


Sind dieser Knabe und die arme Schwester.

THRONENDE MADONNA

Hochthronende Madonna in den Himmeln,


Ich komme, Herrin, um dich anzuhimmeln,
Ich komme, Herrin, um dich anzulieben,
Hochthronende Madonna über allem!

Hier lege ich vor deinem Thronaltare


Einhundertfünfzig rote Rosen nieder,
Nimm an die roten Rosen meiner Liebe,
Von tiefem dunklem Rot sind diese Rosen.

Da sprichst du lächelnd zu mir aus dem Himmel:


Mein Schatz, ich nehme an dein Liebesbündnis,
Ich habe deine Weihe angenommen,
Erneuere mein Ja zu dir, mein Liebling!

Wer freien will auf Erden, der soll freien –


Ich habe mir gefreit die Allerschönste!

TRIUMPHIERENDE HIMMELSKÖNIGIN

Die Feministinnen und neuen Heiden


Inanna graben aus als ihre Herrin
Und beten an die Königin des Himmels,
Sie meinen damit den Planeten Venus.

Die Esoteriker und Okkultisten


Die Erzdämonin Lilith rufen aus der Hölle
Und weihen sich der Ehegattin Satans
Und sehen bald ihr Lebenshaus in Trümmern!

Ich aber preis als Königin des Himmels


Die Jungfrau, die die neuen Heiden lästern,
Ich tröste sie mit meinen tausend Hymnen,
Ich tröste Unsre Liebe Frau Maria.

Halt auf die Flut des neuen Heidentumes,


Du Mutter Jesu und du unsre Mutter!

TÜR ZU JESUS

Wie kam zu uns der ewige Logos Gottes?


Wie ist das Wort des Vaters Fleisch geworden?
Maria ist die Tür, die Jesus Christus
Durchschritten, um in unsre Welt zu kommen.

Wie kommen wir zum Meister Jesus Christus?


Wir gehen auch den Weg, den er genommen,
Wir fassen Unsrer Frauen Hand und gehen
Durch Unsrer Frauen Pforte zu dem Heiland.

Johannes sah im Himmel eine Pforte,


Die Pforte war aus einer einzigen Perle.
Maria ist des Himmels Perlenpforte.
Maria, lass mich ein! O hör mich rufen,

Maria, lass mich ein in Gottes Himmel,


Ich liege bettelnd vor der Himmelspforte!

TURM DAVIDS

O Turm von Elfeinbein, o Turm von David!


In dir verbergen wir uns vor der Sünde,
Die Sünde dieser Welt ist fast zu mächtig,
Beschütze uns vor Hurerei und Hochmut!

O Turm von Elfenbein, o Turm von David,


Du musst uns vor dem zweiten Tod bewahren!
Wir sterben alle, Mutter du des Lebens,
Gebäre alle uns ins ewige Leben!

O Turm von Elfenbein, o Turm von David,


Beschütze uns vorm Teufel, vor dem Satan,
Vor Luzifer, der kommt als lichter Engel,
Der Lügen Vater und der Kindermörder!

Du Davids-Turm, Maria, du bist mächtig,


Du, Göttin, du bist unsre Wehr und Waffen!

UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS

Der Vater gibt sich ganz hin seinem Sohne,


Der Liebende gibt ganz sich dem Geliebten,
Der Sohn empfängt die Liebe seines Vaters,
Der Geist ist weiblich göttliche Empfängnis.

Der Sohnes Liebe gibt sich ganz dem Vater,


Das Kind schenkt Liebe wieder seinem Zeuger,
Der Herr empfängt die Liebe des Messias,
Der Geist ist weiblich göttliche Empfängnis.

Und so ist Heilig Geist die unbefleckte


Empfängnis der Dreifaltigkeit in Einheit.
Der Geist ist die Empfängnis, unbefleckte
Empfängnis zwischen Gott dem Sohn und Vater.

Maria ist das Sakrament des Geistes


Und so ist sie die unbefleckt Empfangne.

UNBEFLECKTE REINHEIT

Die Jungfrau ist die unbefleckte Reinheit,


Ihr Körper ist aus makelloser Keuschheit,
Die Seele ist ganz frei von Sündenflecken,
Die Jungfrau ist sie ohne Fleck und Falten.

Die reine Jungfrau ist sie ohne Runzeln,


Ihr Körper ist wie transparente Jade,
Ihr Schleierkleid ist feinster Hauch und Lichtglanz,
Sie ist gekleidet nur in Sonnenstrahlen.

Sie führte neulich mich zur Himmelspforte,


Ich sah die Seele meiner toten Freundin,
Sie kam mir nackt entgegen in der Aura
Der Heiligkeit und Sittlichkeit und Keuschheit.

Die nackte Freundin, nur von Glanz verschleiert,


Sie wurde mir zum frohsten Hoffnungszeichen.

UNSERE LIEBE FRAU ÜBER ALLEM

Dich, Unsre Liebe Fraue über allem,


Dich sah ich in Vietnam im Licht der Sonne,
Die Sonne tanzte über Bergesgipfeln,
Die Vietnamesen jubelten und jauchzten!

Dich, Unsre Liebe Fraue über allem,


Dich sah ich an der Elfenbeinenküste,
Du tanztest in der goldnen Glut der Sonne
Im weißen Kleid und himmelblauem Mantel.

Dich, Unsre Liebe Fraue über allem,


In Medjugorje sah ich dich erscheinen
Im Schleierkleid aus feinstem Hauch und Lichtglanz,
Das kleine Baby Gottes in den Armen.

Du, Unsre Liebe Fraue über allem,


Bist meine Braut und Königin und Göttin!

UNSERE ZUFLUCHT
Ich nehme meine Zuflucht zu Maria,
Sie führt mich zu der Wahrhit Jesu Christi,
Ich nehme meine Zuflucht zu Maria,
Sie führt mich zu der schönen Liebe Gottes.

Ich nehme meine Zuflucht zu der Lehre


Des Evangeliums von Jesus Christus,
Ich nehme meine Zuflucht zu den Büchern
Des alten und des neuen Testamentes.

Ich nehme meine Zuflucht zu der Kirche,


Die heilig, apostolisch und katholisch,
Ich nehme meine Zuflucht zu der Kirche,
Die marianisch, päpstlich, eucharistisch.

Du bist mein Zufluchtsort, o Gott der Liebe,


Ich berge mich in deinen warmen Armen.

UNVERSEHRTE MUTTER

Drei Sterne sehe ich auf der Ikone,


Der erste Stern bezeichnet Unser Mädchen,
Die unberührt und unbetastet Jungfrau
Gewesen ist, als Jahwe sie geschwängert.

Drei Sterne sehe ich auf der Ikone,


Der zweite Stern bezeichnet Unser Mädchen,
Die Jungfrau war mit dem intakten Hymen,
Als sie den Logos in dem Fleisch geboren.

Drei Sterne sehe ich auf der Ikone,


Der dritte Stern bezeichnet Unser Mädchen,
Die, als sie Gott geboren, blieb verschlossen,
Sankt Josef nicht begattete das Mädchen.

Drei Sterne weisen auf das Mädchen Gottes,


Gott hat das Mädchen nimmer vergewaltigt.

VERLASSENE MUTTER

Ein Tag, an dem die Menschen mein gedenken?


Ich bin von aller Welt verlassen, Mutter!
Ich war gewiss: Vergessen wird die Freundin
Den Tag, doch nicht wird mich der Freund vergessen –

Doch grad der Freund hat meinen Tag vergessen.


Kein Knabe, dem ich oft Geschenke mache,
Kein Knabe hatte für mich eine Gabe,
Die Mutter schenkte mir nur einen Geldschein.
Verlassen bin ich, o verlassne Mutter,
Doch nicht von dir verlassen, Große Mutter!
Du schenktest mir dein süßes Mädchen-Antlitz,
Ein Foto der Madonna zum Geburtstag!

Verlassen ich, verlassen du, wir beide


Verlassnen niemals die verlassne Liebe!

VERSÖHNERIN ALLER VÖLKER

Wie Dante träumte von dem Weltmonarchen


Und einer Monarchie der ganzen Erde,
Wie von der Republik der ganzen Menschheit
Novalis träumte mit der jungen Weisheit,

Wie Hölderlin geträumt vom Reiche Gottes


Als einer freien Theokratie der Schönheit,
Wie Solowjew geträumt vom Reich der Kirche
Als Theokratie des Guten, Wahre, Schönen,

So träume ich von dem globalen Reiche


Der Zivilisation der schönen Liebe,
Da Unsre Liebe Frau und Große Mutter
Ist Königin der Völker dieser Erde.

So weih ich dir, Versöhnerin der Völker,


Die ganze Menschheit der globalen Erde.

VÖLKERMUTTER

Das Reich der Inder und der Indianer,


Der Morgenländer und der Abendländer,
Das Reich des Nordens und das Reich des Südens,
Das Reich des Westens und das Reich des Ostens

Ist dein, gebenedeite Völkermutter!


Und alle Menschenkinder aller Zungen
Sind Gottes Kinder! Und allein die Kinder
Erobern Gottes Reich im Paradiese!

Die Menschensöhne und die Menschentöchter


Sind deine Kinder. Du bist unsre Mutter.
Die Menschheit ist ein Matriarchat Mariens,
Maria ist von Anbeginn die Mutter

Der Menschen und sie ist der Menschheit Mutter


Auch unter den Erlösten in den Himmeln.

WAHRE MUTTER DER EUCHARISTIE


Glückselig ist der Mann, der sie gefunden,
Frau Weisheit, diese ist ein Baum des Lebens,
In ihrer rechten Hand ist ewiges Leben,
In ihrer Linken Freuden über Freuden!

Die Hagia Sophia Gottes spendet


Sich selber in dem Brot des Sakramentes.
Ja, ich bin so in Lieb zu ihr versunken,
Als hätte ich von ihrem Blut getrunken.

O Kommuion! Ich hör ein Mädchen flüstern,


Wie sinnlich und erotisch ihre Stimme,
Sie lispelt: Jesus, komm! Komm zur Verschmelzung!
Ich höre Hagia Sophia flüstern

Und gebe ganz mich hin der Jungfrau Weisheit,


Verschmelze mit ihr mystisch und erotisch.

WEINENDE MADONNA

Ich schaute Unsre Liebe Frau vom Karmel,


Sie weinte traurig blutig-rote Tränen,
Sie schwitzte aus der unbefleckten Stirne
Maßlosen Überfluss von Milch und Honig.

Der Honig floss hinab an ihrer Wange,


Der Strom der Milch rann über ihre Brüste.
Der goldenweiße Überfluss des Saftes
Sich sammelte in ihrem keuschen Schoße.

Willst du die Tränen Unsrer Frauen trösten?


Geh in die Schule Hagia Sophias!
Sei deine Lehrerin die Weisheit Gottes
Und lerne du von ihr, die Schrift zu lesen.

Sei du ein Freund der Weisheit, ihr Gemahl sei,


Nicht Freund von Meinungen der Weltgesinnten.

WEISSE DAME

Gottsucher war ich, suchte nach der Wahrheit,


Ich suchte nach der Großen Mutter, suchte
Der Engel Kräfte, der Chinesen Weisheit,
Mysterien geheimen Christentumes

Und kannte doch noch nicht den Retter Jesus.


Da träumte ich von einer Weißen Dame,
Sie war vielleicht die göttliche Diana,
Vielleicht die Jungfrau Marion, das Mädchen.
Für diese Weiße Dame hab verlassen
Ich alle andern Frauen dieser Erde.
Da gab die Weiße Dame mir zu lesen
Das Evangelium und auch die Tora,

Und ich begann zu beten zum Messias,


Der gab die Weiße Dame mir zur Gattin.

WUNDERBARE FRAU AUS DEM ALL

Zwei Protestanten nahm ich mit im Raumschiff,


Die Informatik und Physik studierten.
Wir kamen zu den kosmischen Planeten,
Da Engel mit den Sternen-Menschen leben.

Der Engel Raphael nahm an der Hand mich


Und führte mich zur wunderbaren Jungfrau
Und Königin des ganzen Universums,
Der Jungfrau Leib war ganz aus Licht gebildet.

Da ging ich ein in dieser Jungfrau Lichtglanz


Und bin verschmolzen mit dem Geistesleibe
Und war beseligt von dem Überweibe
Mit namenlosen Wonnen über Wonnen.

Dann führte mich der Geist zurück zur Erde,


Dass ich zur Mutter kleiner Kinder werde.

WUNDERSCHÖNE FRAU

Ein junges Mädchen sie von neunzehn Jahren,


Sie zeigte mir ihr wunderschönes Antlitz.
Auf ihrem Haupte einen weißen Schleier,
Sie hatte lange, glatte, schwarze Haare.

Oval und schlank die Form des Angesichtes,


Die Haut wie weiße transparente Jade.
Die Augen in den schwarzen Augenhöhlen
Tief schwarz und schauten voller Glut der Liebe.

Die Nase schlank, ein Türmchen von Damaskus,


Die dunkelroten Lippen wie die Rose.
Ein Kuss die dunkelroten Scharlachlippen!
Die Augen schauen voller Glut der Liebe!

Mein Herz gehört dem schönen Mädchen Gottes,


Sie schaut so ernst und klug und voller Liebe!
ZÄRTLICHE MUTTERGOTTES

Einst eine Pilgerin in Medjugorje


Im Rücken hörte eine Frauenstimme,
Sie drehte sich und machte schnell ein Foto,
Doch mit den Augen sah sie keinen Menschen.

Sie hat den Film entwickelt und da sah sie


Ein Foto von der zarten Mutter Gottes,
Ein junges Mädchen sie von sechzehn Jahren,
Lang floss die Seide ihres Lichtgewandes.

In ihren Armen hielt sie Gott das Baby!


Gott als ein Baby ruhte an den Brüsten
Der jugendlichen Jungfrau-Mutter Gottes,
Geborgen an dem Unbefleckten Herzen.

So meine Seele wie ein kleiner Säugling


Ruht an der Brust der mütterlichen Gottheit.

DAS SONNTAGS-EVANGELIUM

NEUJAHR

Der Gottesmutter Lob! Sei ihrer Mutterschaft


Geweiht das neue Jahr und alle Welt hienieden
Und aller Menschen Zeit, sie bring der Erde Frieden,
Sie schenke Freude uns und neue Lebenskraft!

Verborgen drunten tief der Grünkraft Lebenssaft,


Noch ist die weiße Welt, ist uns der Schnee beschieden.
In unsern Seelen doch geheime Kräfte sieden,
Im weißen Winterkleid die nackte Leidenschaft.

O Gott, empfohlen sei das neue Jahr auf Erden


Der liebsten Vaterhuld, wir wollen weise werden
Und treue Knechte sein und Kinder fromm und lieb.

Du alter Gott, dir sei gewidmet all das Neue,


Dass du schon lange kennst, und was die Seelen freue
Und Hoffnung immerdar aus deiner Gnade gib.

HEILIGE DREI KÖNIGE

In Windeln liegt das Kind, die Magier ihm nahn,


Das ganze Morgenland kommt, Jesus anzubeten.
Dem Sterne folgten sie, es sagen Exegeten,
Dass Jupiter in dem Saturnus zog die Bahn.

Die Magier nicht mehr gefolgt dem alten Wahn


Der Astrologen sind, sie wurden zu Propheten,
Ja, vor dem schönen Kind zu heiligen Poeten
Und als die Mutter sie in ihrer Schönheit sahn.

O Herr, der Götzendienst der Sternen-Horoskope


Ist lieber vielen Fraun als eine Perikope
Des Evangeliums, das doch die Wahrheit ist.

Maria, Hoffnungsstern, die Frauen du bekehre,


Du Himmelskönigin, du aller Frauen Ehre,
Und jeden Knaben führ zum Knaben Jesus Christ.

DER ZWÖLFJÄHRIGE JESUSKNABE IM TEMPEL

O Jesus, nicht mehr Kind, ein kleiner Jüngling schon,


Im Tempel saßest du und sprachest mit den Weisen.
Und alles wolltest du erfahren von den Greisen,
Ob zeigen können sie von Gott dir die Vision.

Der eine Weise sprach vom kommenden Äon,


Wenn Weisheit steigt herab von höchsten Sphärenkreisen,
Um Juda und der Welt den wahren Weg zu weisen,
Dann der Messias kommt, der eingeborne Sohn.

Maria suchte dich, die makellose Lilie,


Mit Josef suchte dich im Kreise der Familie,
Drei Tage suchte sie mit Schmerzen und mit Not.

Drei Tage warst du fort, o Zeit der Mutterschmerzen,


Drei Tage warst du fern, ein Schwert stak ihr im Herzen,
O Sohn des Vaters, Gott, drei Tage warst du tot.

DER SÜSZE NAME JESU

In Ohnmacht ich versank, flog in die Jenseitswelt,


Da sah im Raume ich erlöster Seelen Scharen,
Die alle schön vereint dem Licht entgegen fahren,
Die Seele nackt und bloß, frei von des Leibes Zelt.

Ich bangte in dem Raum. Mein Engel war der Held,


Der mich begleitet hat, beschützt in Todsgefahren,
Im weißen Schleierkleid, mit langen goldnen Haaren,
Der Flügel hielt ein Schwert, das senkrecht aufgestellt.

Da sprach der Engel still: Halt fest dich an dem Namen


Messias Jesus! Als wir zu dem Lichte kamen,
Sah ich des Herrn Gesicht, da Jesus hing am Kreuz.

Ich sagte Jesus nur und Jesus immer wieder


Und dreimal Jesus nur und bin gesunken nieder
Und fast von eigner Hand ins Schwert gestürzt – mich reut's.

VOM HAUPTMANN UND SEINEM KRANKEN KNABEN

Sprich nur ein Gotteswort, so wird dein Knecht gesund,


Der Hauptmann bat den Herrn für seinen treuen Knaben.
Wir, die wir Jünglinge und kleine Knaben haben,
Wir bitten um ein Wort aus Jesu Christi Mund.

Sprich nur ein Gotteswort, so wird mein Herz gesund,


So in der Messe wir am Tag gebetet haben,
Es möge Manna uns in unserm Geist erlaben,
Das Manna und das Wort den innern Seelengrund.

O Gott, wie liebe ich dein Urwort, Wort der Worte,


Das aufgeschlossen hat des Himmels Perlenpforte
Und uns die Weisheit hat in Fülle offenbart.

Und wär gewesen nicht dein Wort in meinen Schmerzen,


Gegangen wäre ich zugrunde mit dem Herzen
Voll Einsamkeit! Dein Wort jedoch war Gegenwart.

VON DEN ARBEITERN IM WEINBERG

Das weiße Feld ist reif, zur Ernte reif das Korn,
Doch Schnitter wenig sind, die reife Ähren ernten.
Wir, die wir Gottes Wort von Gottes Ernte lernten,
Um Schnitter baten wir in Gnade, nicht im Zorn.

Der Weinberg fruchtbar ist, voll ist der Fülle Horn,


Die Winzer fehlen uns, die von dem Berg entfernten,
Der Weinberg reif liegt da mit Trauben, mit besternten,
Wer tritt die Kelter nun, blutroten Weines Born?

Herr, als die Mutter starb, verwaist die Zwillingskinder,


Da baten im Gebet die frommen Überwinder,
Dass du uns Gärtner schickst, zu hüten diese zwei.

Der du Gebet erhörst, du schicktest Pflegeeltern.


Die Kelter tratest du, um guten Wein zu keltern,
Wie du's vorherbedacht, o guter Gott, es sei.

MARIÄ LICHTMESS
Lang war ich nicht mehr in der Kirche mit dem Leib,
Nur geistig feierte ich, mystisch nur die Messe.
Da ging ich einmal hin, dass ich das Manna esse,
Dass ich im Herrn, der Herr in mir in Liebe bleib.

Der Priester sprach vom Licht, das ausstrahlt Gottes Weib,


Mariä Lichtmess wars und dies ich nicht vergesse,
Maria sprach zu mir, ich lauschte mit Interesse,
Dass ich nicht einsam bleib. Hier ich die Botschaft schreib:

Such fromme Christen dir, zu lesen in der Bibel!


Des Christen Einsamkeit, mein Liebling, ist vom Übel,
Das Evangelium gemeinsam wird erkannt!

So kam ich auf Geheiß der großen Gottesmutter


Zu Evangelischen der Kirche Martin Luther.
Ich bin Marien Knecht, ich bin kein Protestant.

VOM AUSGESTREUTEN SAMEN DES SÄEMANNS

Ein Same ist das Wort, wird reichlich ausgesät,


Die Frage ist, wie gut, wie fruchtbar ist die Erde,
Dass aus dem Samen, aus dem Wort die Ernte werde,
Der Acker ist die Welt, der Engel Gottes mäht.

Doch wenn der Ackergrund voll spitzer Dornen steht,


Wenn plagt das Menschenherz der Sorgen Weltbeschwerde,
Das trügerische Geld betört der Toren Herde,
Das Gotteswort im Nichts vergeht, im Wind verweht.

Ein Same ist das Wort, die Seele ist der Anger,
Die Seele fruchtbar wird, vom Gottesworte schwanger,
Befruchtet wird der Geist von Gottes Samen, ja,

Gott gießt den Samen ein dem Schoß der offnen Seele,
Die Seele öffnet sich dem Samen ohne Fehle,
Die Seele ist die Braut, Gott ist Panspermia.

DER BLINDE AM WEGESRAND

O Herr, du Davids Sohn, erbarm dich über mich!


So schreit der blinde Mann. O Seele, so auch handel,
Lass wie der blinde Mann dein Eigen, deinen Mantel,
Nur nackt und bloß gelangt zu Gott dem Herrn das Ich.

O neuer Salomo, o Herr, erbarme dich,


Barmherzig schau mich an und nicht vorüber wandel,
Den Sehsinn heile mir, der großen Augen Mandel.
Der Herr erhörte ihn, der graue Star entwich.
O Jesus, öffne du die Augen meiner Seele,
Dass Gottes Schönheit ich erkenn, die ohne Fehle,
In aller Schönheit sich der Schöpfung offenbart.

Einst selig will ich sein und Gottes Schönheit schauen,


Die hier ich schon geahnt im Liebreiz junger Frauen,
Die, wenn sie jung und schlank, ich durstig angestarrt.

ASCHERMITTWOCH

Am Aschermittwoch ward begraben in dem Grab


Die treue Freundin mein, ich preise ihre Treue,
An der Erinnerung der Jugend ich mich freue,
Die ich mit ihr zutiefst im Bett genossen hab.

Der in der Jugend ich ihr meine Liebe gab,


Der Konkubine gab die Lust, ich nicht bereue,
Die Liebeswonne in Gedanken oft erneue,
Da war sie voller Kelch, da war ich fester Stab.

Nun aber sie verwest im Grabe, Staub zu Staube,


Sie fiel dem Vetter Tod, dem letzten Feind, zum Raube,
Ich kann auf Erden nie mehr die Geliebte sehn.

Wir sind nur Erdenstaub, die Asche wird zur Asche,


Vergeblich, sie zu sehn, ich nach Gespinsten hasche,
Einst aber wird ihr Leib, der schöne, auferstehn.

VERSUCHUNG CHRISTI

Der Satan sprach zum Herrn: Mach aus den Steinen Brot
Und gib das Brot der Welt den Armen auf der Erde.
Der Proletarier und Bauern arme Herde
Ist voller Hunger und verdirbt in Hungersnot.

Sei revolutionär! Bring den Palästen Tod,


Den armen Hütten nur der Weltenfriede werde,
Die Revolution der Armen Weltbeschwerde
Beende durch den Kampf, sei deine Fahne rot!

Der Herr jedoch, der Sohn von David und von Nathan,
Zum Menschenmörder sprach: Entweiche, böser Satan,
Der Mensch lebt nicht vom Brot der Erde nur allein,

Der Mensch lebt von dem Wort aus Gottes rotem Munde,
Den Liebeshunger stillts im tiefsten Seelengrunde,
Dann in die Armen geht der Retter selber ein.

VON DER KANAANÄISCHEN FRAU


Die Frau sprach zu dem Herrn: O mach mein Kindlein frisch,
Ein Dämon plagt mein Kind mit mancher Herzenswunde.
Da sprach der Herr: Das Brot vom Tisch ist nicht für Hunde,
Den Kindern Israels bereitet ist der Tisch.

Da sprach die Frau zum Herrn: Und doch fällt Brot und Fisch
Vom Tisch der Herren und ernährt auch noch die Hunde.
Das Kindlein ward befreit vom Geist zur selben Stunde,
Der Dämon war verstummt, vorbei war sein Gezisch.

O Herr, du willst nicht nur, das wir um Gaben bitten,


Um Heilung flehten wir, wenn wir ein Weh gelitten,
Ersehnen sollen wir vielmehr dein heißes Herz.

Wenn du uns vorenthältst die heiß ersehnten Gaben,


Bist du noch da, dass wir an dir selbst uns erlaben,
Oft bist du näher uns als in dem Glück im Schmerz.

JESUS TREIBT EINEN DÄMON AUS

Den Finger Gottes streckt der Herr auf einen Sohn,


Den wild ein Dämon plagt, der macht den Knaben Streiten,
Die Brüder dieses Sohns an ihrem Bruder leiden,
Der Dämon schreit voll Hass, voll Zanken und voll Hohn.

Der Herr sieht im Gesicht, in wissender Vision


Des Dämons Angesicht, der muss den Meister meiden,
Er bellt als Straßenhund, aus seinem Munde gleiten
Die Kröten schleimig schwarz, ein Knecht in Satans Fron.

Der Herr den Finger streckt, der Finger ists des Geistes,
Er treibt den Dämon aus. Du böser Dämon weißt es,
Du musst hinab, du Schwein, musst in den Höllenpfuhl.

Nun frei der Knabe ist, nun lacht er und nun spielt er,
Nun für die Brüder die Geschwisterliebe fühlt er,
Denn Jesus hat gesiegt, besiegt den Beelzebul.

SANKT JOSEF

Als Unsrer Frauen Mann, Marien Bräutigam,


Er ehrt den Genius der Frau, ehrt alle Frauen,
Die Liebe Gottes er kann in den Frauen schauen,
Doch liebt er Unsre Frau Maria monogam.

Er liebt das kleine Kind, das unschuldsvolle Lamm,


Schaut in die Augen ihm, die klaren himmelblauen,
Spazieren geht er mit dem Kind auf Gottes Auen,
Und einmal im Gesicht er schaut den Kreuzesstamm.
O lieber Josef, hilf, mach mich zum Pflegevater,
Den Kindern dien ich gern in diesem Welttheater,
Ein jedes Kindlein ist ein kleines Jesuskind.

Hilf, dass Madonna ich verehr als meine Gattin,


Der Frauen Genius, die meines Herzens Göttin,
Hilf, dass die Liebe ich im Paradiese find!

DAS GOTTESVOLK WILL JESUS STEINIGEN

Johannes von dem Kreuz, von Brüdern eingesperrt,


Er litt in dem Verließ an lauen Karmeliten.
So folgt er Jesus nach, mit tiefem Seelenfrieden,
Der den Gekreuzigten als Ideal verehrt.

Es wird auch heute noch dem Herrn der Weg versperrt


Zu seinen Kleinen und Bescheidenen hienieden
Durch stolze Christen, die ein schlechtes Vorbild bieten,
Die Kirche ihrem Herrn den Eintritt fast verwehrt.

Sie kreuzigen den Herrn wie böse Satansbiester,


Wenn kleine Kinder quält der pädaophile Priester,
Er quält nicht nur ein Kind, den Jesusknaben auch.

Wo sind zu finden denn des Heilands schlimmste Feinde?


In der katholischen und heiligen Gemeinde!
In Christi Kirche drang herein des Teufels Rauch!

MARIÄ VERKÜNDIGUNG

Maria öffnete des Herzens feines Ohr,


Den Engel hörte sie, den Himmlischen, den süßen,
Sie hörte wundervoll den Geist die Jungfrau grüßen,
Der gerne kam herab von seinem Engelschor.

Der Engel grüßte sie, hielt in der Hand ein Rohr,


Da kam herab das Wort, wie sanfte Lichter fließen,
Die Frau das Wort empfing im himmlischen Genießen,
Die Weisheit sich die Frau zum Heiligtum erkor.

O Christenseele du, dem Gottesworte lausche,


Am Offenbarungswort glückselig dich berausche
Und werde für das Wort ein Tempel oder Zelt.

Wenn Christus du empfängst, dann trag ihn in dem Herzen,


Ernähr ihn mit Gebet, gebär ihn unter Schmerzen,
Als Gottesmutter du den Gott bring in die Welt.
EINZUG IN JERUSALEM

O Tochter Zion, sei nur fröhlich, sei doch froh,


Dein Heiland kommt zu dir auf eines Esels Füllen.
O Kirche, freue dich, der Retter wird dich stillen,
Sei offen nur dein Herz, der Christus liebt dich so.

Wenn da die Rede ist vom Esel irgendwo,


Will ich der Esel sein nach Jesu Christi Willen,
Will meines Gottes Plan als treuer Knecht erfüllen,
Denn Bruder Esel heißt mein Leib und frisst viel Stroh.

Und wenn der Retter kommt, dann schreien laut die Kinder:
Es kommt der Menschensohn, des Bösen Überwinder,
Die Palmen schwenken wir dem Menschensohn allein.

Und wenn die Kinder selbst verstummen, nicht mehr brüllen


Ihr Hosianna, wird nach Gottes weisem Willen
Sein Halleluja schrein am Wegesrand der Stein.

VON VERDORRTEN FEIGENBAUM

Wenn Jesus Hunger hat, sucht er den Feigenbaum


Und an dem Feigenbaum die reifen süßen Feigen.
Da sah er einen Baum, ich kann das nur bezeugen,
Der keine Frucht gebracht, der brachte Blüten kaum.

Der Herr hat ihn verflucht, ich sah es wie im Traum,


Da ist der Baum verdorrt, ich kann davon nicht schweigen,
Voll Scham und Reue muss der Baum die Krone neigen,
Da alles, was er gab, war nichts als Dunst und Schaum.

Als meine Oma lag in ihrem frommen Sterben,


Stand ich in ihrem Raum, um ihre Gunst zu erben,
Und war doch ohne Frucht der Buße vor dem Herrn.

O Seele, die du dienst der eitlen Göttin Muße,


Bring reiche Früchte nun, die Früchte bring der Buße,
Dem Büßer gibt der Herr die Gnade liebend gern.

DU SOLLST DEN NÄCHSTEN LIEBEN WIE DICH SELBST

Den Nächsten liebe du und liebe du auch dich,


Der Nächste ist für dich der Arme und der Kleine,
Lass du die Kinderlein, die Armen nicht alleine,
Gib dich ganz ihnen hin und denk nicht nur ans Ich.

Der Arme fragt allein den Christen: Liebst du mich?


Sprichst nicht nur ein Gebet in christlicher Gemeine,
Du betest und du suchst dann weiter nur das Deine?
Mit guten Werken nur von deiner Liebe sprich.

Und hasse dich nicht selbst, denn Jesus Christus liebt dich!
Wer ist dein ärgster Feind und wer zumeist betrübt dich,
Wie du dich selber kränkst? Gott schuf dich aber schön.

Sei gut zu dir, sei gut zu allen andern Leuten,


Die Nächstenliebe soll dir diese Kunst bedeuten,
Im Menschenangesicht des Herrn Gesicht zu sehn.

DIE AUFERSTEHUNG DES FLEISCHES

Als Paulus in Athen zu Philosophen kam,


Da sprach er von dem Fleisch und seinem Auferstehen.
Nicht nur die Seele ist so ewig anzusehen,
Dass sie unsterblich schuf der Gott als Bräutigam.

Als unsre Seele einst den eignen Leib annahm,


Da musste sie nicht in den Sarg und Kerker gehen.
Und wenn der Körper stirbt, der Geist wird selig wehen
Zum Thron des Schöpfers und wird schaun das wunde Lamm.

Am Ende dieser Zeit dann aber wieder werden


Die Körper auferstehn aus Mutter schwarzer Erden
Und Leib und Seele sind in Gottes Ewigkeit.

Geliebte, dacht ich einst von einem lieben Weibe,


Im Paradiese wird die Seele in dem Leibe
Ganz jung und strahlend schön sein in Unsterblichkeit.

DIE FUSSWASCHUNG

In einem Sommer war ich leider schizophren,


Mit Halluzination der kränklichen Psychose
Sah in Visionen ich die schöne makellose
Schutzengelin, die rein und strahlend wunderschön.

Von Mahanajim sie gekommen, ließ sich sehn,


Ich las gerad im Buch, im Pentateuch des Mose,
Ich liebte Mirjam sehr, die reine weiße Rose,
Da kam die Engelin vor meinem Geist zu stehn

Und sagte: Lass dir nun die Füße von mir waschen!
Ich sprach: Das wär als nach dem Luftgespinst zu haschen,
Nicht nur die Füße, nein, mir wasch den ganzen Leib.

Die Himmelsschwester wusch allein mir meine Füße,


Gen Himmel schwand sie dann, sprach noch die letzten Grüße:
Vom Unsrer Lieben Frau Sonette weise schreib.
KARFREITAG

Und Abraham ging hin, zu opfern seinen Sohn,


Und Sarah musste ihn, den Lieblingssohn entwöhnen.
Und so ging Abraham mit seinem Wunderschönen,
Zu schlachten seinen Sohn vor Gottes weißem Thron.

Das war für Abraham wie Gottes Spott und Hohn,


Doch musste er den Zorn des Ewigen versöhnen,
Da hörte man den Sohn vor seinem Vater stöhnen,
Der Vater weinte laut: Gibt Gott mir seinen Lohn?

So muss der Vatergott den Gottesliebling schlachten!


So muss der Liebling gehn durch tödliches Umnachten!
Dem Vater bricht das Herz, dem Liebling bricht das Herz!

Die Liebe ist sehr alt, ist älter als die Eiszeit,
Die Liebe ist sehr alt, doch lehrt mich meine Weisheit,
Die Liebe ist sehr alt, doch älter ist der Schmerz!

KARSAMSTAG

Wie Zarathustra sagt: Der liebe Gott ist tot!


Und alle haben ihn, die Freunde all, verlassen!
Auf Erden triumphiert des Feindes böses Hassen,
Gott liegt in seinem Blut, die Welt ist blutig rot.

Noch nie war in der Welt seit Anfang solche Not,


Nun Gott gestorben ist, die Teufel lachend prassen,
Zu spucken auf den Gott hat keiner unterlassen,
Wie starb in Einsamkeit der arme Zebaoth!

Nur Eine ist ihm treu, die schöne Jungfrau-Mutter,


Wie Honigseim ist sie, wie Sahne und wie Butter,
Wer Einmal sie gesehn, der sah das Paradies.

Die Mutter murmelt leis: O Gott, ich kann es sehen,


Du wirst am dritten Tag vom Tode auferstehen!
Allein die Mutter dich im Tode nicht verließ.

OSTERSONNTAG

Am Ostersonntag früh im ersten Morgenrot


Die Frau Jerusalem vernahm die Osterglocken.
Ich werde dich, spricht Gott, verführen und verlocken,
Dann liebst du als Gemahl Jehova Zebaoth.

Vorüber war die Nacht, die tiefe Todesnot,


Nun Jesus steht im Licht mit langen braunen Locken,
Der Jungfrau will das Herz, der Puls, der Atem stocken,
So schön ist Jesus! Und sein Körper ist wie Brot.

Maria grüßte er: O Frau der Offenbarung,


Du Miterlöserin in Kreuzesmystik Paarung,
Du Genius der Frau, der Menschheit Mutter sei!

Als Mutter liebe du die Indios und Inder,


Zur Menschheit rede so: Ihr vielgeliebten Kinder!
Sei Himmelskönigin im Paradieses-Mai!

DIE EMMAUSJÜNGER

Wir haben wohl gehört, was Magdalena sprach,


Wir haben auch gehört, was unsre Frauen sagten,
Sie, die jüngst unterm Kreuz von Gott verlassen klagten,
Als starb ihr Herr und Gott! Sie weinten bitter, ach,

Doch fanden sie auch Trost nach all dem Ungemach.


Sie machen uns verrückt! Wir gehn als die Verzagten,
Doch Morgenröten uns mit neuem Lichte tagten,
Und doch sind wir verrückt und nicht im Geiste wach.

Das Alte Testament weißt du den dummen Leuten


Schön auszulegen und auch weise auszudeuten,
Es muss der Gottessohn erleiden Weh und Schmerz.

Wenn du das Lied erklärst vom armen Gottesknechte,


Dann sehn wir selber uns, die Deutung ist die rechte,
Wir leiden auch so sehr, und heiß brennt uns das Herz.

JESUS GEHT DURCH VERSCHLOSSENE TÜREN

Und Jesus trat durch die verschlossnen Türen ein


Mit auferstandnem Leib, die Jünger zu begleiten,
Der frei war von dem Raum, der frei war von den Zeiten,
Der heimgekehrt zu Gott, dem absoluten Sein.

Und doch der Geistleib war nicht Traum nur oder Schein,
Da Petrus ihm sogleich das Essen sollt bereiten,
Gebratnen Fisch vom Meer in Galiläas Weiten
Und Honigseim dazu, das schmeckte Jesus fein.

Und ganz besonders grüßt er Thomas, den man nannte


Den Zwillingsbruder auch, der in dem Geist Verwandte
Vernahm den Gruß des Herrn: O Didymus, Schalom!

Und Thomas rührte an des Herrn und Gottes Wunden,


Der in der Armen Leid den Christus hat gefunden,
So ging nach Asien des Herrn Apostel Tom.

VOM GUTEN HIRTEN

Der gute Hirte führt die Schafe auf die Au,


Die Schafe kennen ihn, sie kennen seine Stimme,
Er schützt sie vor dem Wolf, wenn hungrig naht der Schlimme.
O kleines Schaf, getrost dem Hirten du vertrau.

Ein Mietling kümmert sich nicht um die Lämmer, schau,


Er flieht, wenn hungrig naht der Wolf in seinem Grimme,
Ob auch die Herde in dem eignen Blute schwimme,
Der Hirte aber nimmt es mit dem Werk genau.

Der gute Hirte hat auf Mutter schwarze Erde


In Tochter Israel die vielgeliebte Herde,
Er liebt, die sind verstreut, er liebt sie überall.

Doch andre Herden auch das Herz des guten Hirten


Muss an dem Ruheplatz mit reinem Quell bewirten.
Es soll Ein Hirte sein, Ein Hirte und Ein Stall.

ÜBER EIN KLEINES WERDET IHR MICH SEHEN

Mein Leben lasse ich, von selber geb ichs hin,


Mich mordet nicht der Feind mit seiner Hasser Orden,
Zwar kommt der böse Feind von Mitternacht und Norden,
Doch Leben ist mir Gott und Sterben mir Gewinn.

Nun fragt ihr mich in dem vom Trug betörten Sinn:


O Jesus Christus, willst du selber dich ermorden?
Willst in das Nichts zurück, von eigner Hand entworden?
Nun, sterben muss ich, dass ich Auferstehung bin.

Nur eine kleine Zeit, dann werdet ihr mich sehen,


Die Zeit müsst leiden ihr, das ist die Zeit der Wehen,
In dieser Zeit die Welt wird lachen lärmend laut.

Wenn ihr mich wiederseht, wird euer Herz sich freuen,


Vor meiner Wiederkunft braucht ihr euch nicht zu scheuen.
Und mit mir kommt die Frau, des Lammes schöne Braut.

ICH GEHE ZU DEM, DER MICH GESANDT HAT

Vor aller Welt der Sohn war in des Vaters Schoß,


In Ewigkeit der Herr war seines Logos Zeugen,
Der Liebling ist das Wort, der Vater ist das Schweigen,
Der Sohn das Hätschelkind des Ewigvaters groß.
Und Jesus kehrte heim nach seinem Erdenlos,
Vor seinem Vatergott sich kindlich zu verneigen
Und die erlöste Schar der Menschheit ihm zu zeigen,
Erlöster Seelen Schar, von aller Sünde bloß.

Und ich, der Dichter, komm aus Gottes Mutterschoß,


Die Seele Gott gebar, die Seele nackt und bloß,
So kam ich in den Leib mit meiner Seele Blöße.

Schlussendlich in dem Tod zu der Barmherzigkeit


Der Gottheit kehr ich heim, zur schönen Ewigkeit,
Empfangen mich am Ziel der Gottheit Mutterschöße.

SOLCHES HAB ICH EUCH GESAGT, DASS IHR DARAN DENKT, WENN DIE STUNDE
KOMMT

Die liebe Biblia ist Gottes weises Wort,


Wer sie genau studiert, wird werden fromm und weise.
Das Wort aus Gottes Mund ist wahrhaft eine Speise,
Das achte Sakrament, voll Gnade fort und fort.

Nimm Gottes Botschaft auf in deines Herzens Hort,


Dann wirst du in der Not die Stimme hören leise,
Dass Gottes Weisheit dich des Weges unterweise,
Und so gelangst du an des Glaubens Heimatort.

Johannes von dem Kreuz vertraut war mit der Bibel


Und als er im Verließ erduldete das Übel,
Da war ihm Gottes Wort sein Sakrament und Brot.

Auswendig kannte er die Schrift und so zitierte


Er Gottes Weisheit stets, die ihn des Weges führte
Zur mystischen Union, vollendet in dem Tod.

HIMMELFAHRT

Nicht als Rakete fuhr der liebe Herr hinan,


Als ihn umhüllte sanft die schöne goldne Wolke.
Da ward er unsichtbar vor seinem Gottesvolke,
Da wurde zur Idee, der war ein Erdenmann.

Er neue Daseinsform in Gottes Geist gewann,


Er fuhr ins Paradies, wo Honigseim und Molke
In Strömen fließen süß in Garten Edens Kolke,
Allgegenwärtig nun er brach der Sinne Bann.

Die Menschen sahen einst den Herrn an seinem Kreuze,


Wo ist er aber nun? Nicht über Beteigeuze,
Im Fixternhimmel nicht, nicht irgendwo im All,
Nicht auf der Venus und nicht über dem Orion.
Im Empyreum er ist mit der Tochter Zion,
Im Empyreum er, und das ist überall.

IHR SOLLT IN MEINEM NAMEN BETEN

Die Toren hörte ich, die evangelikal


Und pietistisch sind und viel in Worten kramen,
Und wenn sie beten nur „in Jesu süßem Namen“,
Wird ihnen jedes Ding zuteil im Jammertal.

Dann beten sie um Geld, um eine gute Wahl


Bei den Geliebten, bei den werten Ehedamen,
Um lohnenden Beruf, um guten Mannessamen,
Und alles kriegen sie, ja, Gnaden ohne Zahl.

In Jesu Namen ein Gebet, in Christi Namen


Gebet ist nicht Magie. Gott ist das Ja und Amen,
Du leb in seinem Sinn und bitt, was ihm gefällt.

Du bete um das Heil der anvertrauten Seelen,


Um Frieden das Gebet soll deinem Geist nie fehlen,
Du bete um das Reich des Herrn in dieser Welt.

PFINGSTEN

O Ruach, komm herab, du liebevoller Geist!


Ich bete an die Macht der schönen Gottesliebe!
O Ruach ha kadosch, im tiefsten Seelentriebe
Dein klangvoll stiller Hauch mir gute Wege weist.

Wenn einst die Gotteskraft entzwei den Himmel reißt


Und kraftvoll strömt herab, erleuchtet unsre Trübe,
Kommt überraschend wie um Mitternacht die Diebe,
Verwandelt sich die Welt, wenn Ruach Seelen speist.

Das neue Pfingsten kommt! Es kommt noch vor dem Jüngsten


Gericht die Friedenszeit, der schönen Liebe Pfingsten,
Der Menschheitsfrühling kommt, die Zivilisation

Der Schönen Liebe kommt, es kommt der große Frieden,


Die Doppelherrschaft kommt zur Menschheit noch hienieden,
Da Gottes Mutter herrscht zusammen mit dem Sohn!

ALSO HAT GOTT DIE WELT GELIEBT

Gott liebte so die Welt, dass er den Liebling gab,


Er gab den eignen Sohn dahin am Lebensbaume.
Groß war der Sünde Macht im ganzen Weltenraume,
Doch Jesus nahm sie weg mit sich ins Gottesgrab.

Nun geht er uns voran, der Hirte mit dem Stab,


Dass als Gerechte frei wir sind vom Sündenschaume.
Frau Sünde packt uns nicht mehr mit dem Seidensaume,
Als freies Gotteskind ich Gottes Freiheit hab.

Rechtfertigung nennt das der Doktor Martin Luther,


Doch anders lehrte mich die weise Gottesmutter,
Das Kreuz soll tragen ich, das werde mein Verdienst.

Maria spricht: Du sollst mit meinem lieben Sohne


Mitleiden, dass dein Leid verdient dir einst die Krone.
Das Leiden heiligt dich, wenn du dem Kreuze dienst.

DER MISSIONSBEFEHL

O meine Jünger, auf, geht hin in alle Welt,


Zu Indianern geht und zu den schönen Indern,
Geht zu den Armen und geht zu den kleinen Kindern,
Vom König und vom Gral den Jünglingen erzählt.

Seid Lehrer klug und sanft, von Weisheit auserwählt,


Die Menschenkinder macht zu starken Überwindern,
Lasst von Satanen euch am Liebesdienst nicht hindern,
Da Gottes Vaterhand euch fest in Händen hält.

Geht, zeigt den Menschen Gott mit euren Wundenmalen,


Geht, Gottes Liebe vor den Kleinen auszustrahlen,
Und kommt am Abend dann zum Gotteslob zurück.

Ich schick euch zu Frau Welt, die Kleinen sind die Größten,
Frau Welt soll euer Wort von Gottes Liebe trösten,
Und schenkt den Trauernden der süßen Liebe Glück.

MEIN FLEISCH IST WAHRHAFT EINE SPEISE

Die Weisheit kam herab im Weltenmorgenrot,


Geboren von der Frau, der Schönsten aller Frauen,
Um sich der Menschheit in Verlobung anzutrauen,
Die Weisheit wurde Fleisch, die Weisheit wurde Brot.

Die Weisheit, die ihr Fleisch dem Mund des Menschen bot,
Lässt in dem Sakrament vom Gläubigen sich schauen,
Sie offenbart sich dem, der wagt ihr zu vertrauen,
Ist bei ihm in der Nacht und in der Todesnot.

Der Priester hebt den Kelch und kündet von dem Blute,
Das Leben ist im Blut, das Sein vom Höchsten Gute,
Das Leben schenkt es uns, des Paradieses Lust!

Ich seh dich, Hostia, du bist mir der Messias,


Und denke doch bei dir ans süße Herz Marias
Und an die Muttermilch aus Unsrer Frauen Brust!

ICH HABE EINE FRAU GENOMMEN UND KANN DIR DARUM NICHT FOLGEN

Einst sprach zu mir im Geist Herrn Jesu Christi Wort,


Dass ich mich scheiden soll von meiner Konkubine
Und dass ich leb für Gott und Jesus Christus diene
Und leb im Himmelreich schon an dem Erdenort.

Hab keinen Anteil an der Frauen Kindermord


Und liebe Jesus und mit diamantner Miene
Verlasse Babylon und ihre Narrenbühne
Und habe Gott allein in deines Herzens Hort.

Ich soll dem Herrn fortan nachfolgen so jungfräulich


Wie Josef, keusch und rein, und nicht mehr so abscheulich
Frau Sünde dienen in der Unzucht Konkubinat.

Ich solle glauben, bis ich Gottes Schönheit sehe,


In mystischer Union der frommen Gottes-Ehe
Dem Bräutigam vertraun im frommen Zölibat.

VOM REICHEN MANN UND ARMEN LAZARUS

Es war ein reicher Mann, der liebte sehr das Geld,


Tourismus liebte er und Festmahl alle Stunden,
Er war sehr gut im Sport, hat Freunde viel gefunden,
War überall beliebt, erfolgreich in der Welt.

Es war ein armer Sohn, Frau Armut zugesellt,


An Eiterbeulen reich und wehen Herzenswunden,
Sein müder kranker Leib geleckt ward von den Hunden,
Der das ersehnte Grab schon frühe sich bestellt.

Der Tod kam, dass dem Mann, dem reichen Prasser quölle
Der Eingeweide Kot ins Flammenmeer der Hölle,
Wo Zähneknirschen ist und Weheschreie groß.

Da kam der Tod, dem Sohn die Gnade mocht vergelten


Die tiefe Nacht, das Kreuz. In schönsten Jenseitswelten
Liegt er gebettet sanft in Sankt Marien Schoß.

IM HIMMEL IST FREUDE ÜBER EINEN REUIGEN SÜNDER

Wenn eine Frau verlor ein Geldstück in dem Haus,


Dann sucht sie in dem Haus, sie sucht in allen Ecken,
In jedem Winkel sucht die Frau, in den Verstecken,
Mit einem Besen fegt sie alle Winkel aus.

Wenn sie das Geldstück fand, dann feiert sie in Saus


Und Braus mit Freundinnen, die taten sonst sie necken,
An Feigenwurzeln nun sie saugen und sie lecken,
Der Wein fließt über und das Fleisch ist fett zum Schmaus.

Sankt Pauls Bekehrungstag die heiligste Verehrung,


Das war der Gnadentag, von oben die Bekehrung
Zu meinem Geiste kam, nun Gott mich nicht mehr lässt

Aus seiner Hand, dass ich, den Heiland zu verehren,


Mich jeden Morgen neu zu Jesus muss bekehren.
Die Engel freuen sich und feiern froh ein Fest.

VOM SPLITTER IM AUGE DES BRUDERS

Du willst ein Lehrer sein und lehren Gottes Wort


Und schaust die Lettern an und predigst Lukas' Lehre
Und gibst doch Unsrer Frau Maria nicht die Ehre?
Dein Pietismus ist ein Lug und Gottesmord.

Was weißt von Jesus du und von der Wahrheit Hort,


Der Unsre Frauen du nicht liebst? Vermehre
Die Ehre Unsrer Frau, den Ruhm ihr nicht verwehre,
Dann komm und predige vom Wort am Erdenort.

Die Katholiken willst du zu dem Wort bekehren,


Dass Jesus sie allein und nicht Maria ehren,
So weise willst du sein und bist doch taub und blind.

Wer Unsre Frau nicht ehrt, der wird in seinem Geiste


Begreifen nicht das Wort im Fleisch und wird das Meiste
Verstehen nicht vom Herrn, der Unsrer Frauen Kind.

FISCHFANG PETRI

So fuhr nun Petrus mit dem Boote auf den See


Genezareth, er fuhr mit seinem Fischerkutter,
Zum Fischfang fuhr er aus, die Menschen brauchen Futter,
Er fuhr die ganze Nacht, doch fing er nichts. O Weh!

In tiefer Mitternacht ich auf dem Kutter steh


Und seh nach Fischen aus, die schmecken gut mit Butter,
So zubereitet hat sie weiland meine Mutter,
Und nun in dunkler Nacht der Wind kreuzt Luv und Lee.

Am Morgen resigniert der Prahler und der Rufer,


Mit Nichts in seiner Hand, sieht stehen an dem Ufer
Den Christus, den verhieß das göttliche Gesetz.

O Petrus, nochmal fahr zum Fischfang auf das Wasser!


Und Petrus wurde nass und wurde immer nasser,
Zum Reißen übervoll beladen war sein Netz.

WENN IHR NICHT GERECHTER SEID ALS DIE SCHRIFTGELEHRTEN

Die Schriftgelehrten sind so voll von Gottes Schrift,


Auswendig können sie das ganze Meer an Lettern,
Zu ihnen spricht der Herr Jehova in den Wettern
Und immer sie der Blitz des Wortes Gottes trifft.

Der Pharisäer stets der Torheit Meer umschifft


Und Weisheit ward zuteil den kleinen Erdengöttern,
Mit jedem Jota sie den bösen Feind zerschmettern
Und geben Satanas des Gotteswortes Gift.

Doch wenn die Armen flehn mit ihren wilden Kindern


Und flehen an die Huld von frommen Überwindern,
Dann wenden sie sich weg, sie lieben nicht die Welt.

Mit Glauben nicht allein verdient ihr Paradiese,


Euch fehlt das gute Werk, verdienen müsst ihr diese
Jungfrauen gnadenreich in Gottes Himmelszelt.

JESUS SPEIST VIERTAUSEND

Er wollte endlich mal allein und einsam sein


Und in der Einsamkeit zu seinem Vater beten,
Doch folgte ihm das Volk, es hört ihn gerne reden,
Nun in der Wüste sie erlitten Hungerspein.

Fünf Brote nahm der Herr, zwei Fische schlank und klein,
Dann mit der Vollmacht des mitgöttlichen Propheten
Vermehrte er das Brot, und Speise gabs für jeden,
Es gab auch Fisch dazu und nicht nur Brot allein.

Und jeden neuen Tag gibt Christus mir die Speise


Der Kommunion im Geist, die Weisheit macht mich weise,
Die Liebe mir entflammt mein väterliches Herz.

Dazu das Wort ernährt, das redet in dem Fleische,


Die Liebe mich ernährt, so liebe ich die keusche
Madonna immer mehr, in Freude und im Schmerz.

VON DEN FALSCHEN PROPHETEN


Sie sagen: Ich bin selbst ein Stück vom großen Gott
Und Jesus ist in mir das Wahre Selbst der Seele,
Ich habe keine Schuld, ich habe keine Fehle,
Ich bin der Odem im oft wechselnden Schamott.

Ein inkarnierter Gott bin ich, trotz Hohn und Spott,


Ich bin Jerusalem, ein Himmel der Juwele,
Ein Engel bin ich und mich zu den Göttern zähle,
Die Katholiken sind nur prüde und bigott.

Scheinevangelium, Scheinjesus sie verkünden,


Scheinleben leben sie in ganz realen Sünden,
Zum Kosmos beten sie in irrem Taumelflug.

Und könnte es nur sein, so täuschten sie den Christen,


Doch der durchschaut das Spiel von Lügen und von Listen.
Die Wahrheit hassen sie und kleben fest am Trug.

VOM UNGERECHTEN HAUSHALTER

Lass allen alles nach und sprich du frei von Schuld,


Die dich gekränkt, die dich beleidigt und bestohlen,
Schau alle offen an mit Freundschaft unverhohlen
Und jedem teile zu die Gnade und die Huld.

Wie willst du feiern denn sonst der Versöhnung Kult,


Wenn selbst du auf ihr Haupt häufst zornig heiße Kohlen?
Man hört dich nicht? Den Staub streif ab von deinen Sohlen
Und danke deinem Gott und trage in Geduld.

Was man dir angetan, das machte dich zum reifen


Erfahrnen Christen, macht zum Adler dich, zum Greifen,
Durch Leiden wirst du fromm und in der Gnade groß.

Dein Vater ließ dir nach die aufgehäuften Schulden,


Drum sollst du in der Welt der Schuldner dich gedulden
Und den, der dich beraubt, sprich von den Schulden los.

JESUS WEINT ÜBER JERUSALEM

Und Jesus weinte, als er sah Jerusalem,


Er sprach: Jerusalem, weißt du, warum ich flenne?
Die Küken sammeln will die Glucke, will die Henne,
Doch wollt ihr mich nicht, ich bin euch nicht angenehm.

Geboren bin ich in Judäa, Bethlehem,


Und schnellen Schrittes ich zum Lebensbaume renne,
Mit Seeleneifer ich, mit Durst nach Liebe brenne,
Ihr aber lieber lebt in dieser Welt bequem.
Maria weinte auch, ich sah den Blick der Keuschen,
Sie weinte Tränen rot und sagte zu den Deutschen:
Ach, Deutschlands hohe Zeit ist lange schon vorbei.

Erneuerung wird nicht vom Klerus kommen, Laien


Hab ich dazu erwählt, die Königin des Maien,
Und für Germania kommt neuer Minne Mai.

PHARISÄER UND ZÖLLNER IM TEMPEL

Der Pharisäer spricht: Ich faste oft bei Brot


Und Wasser, das Gebet am Abend und am Morgen
Sprech ich im Gotteshaus, ich bin in Gott geborgen,
Ich sehe schon im Geist des Himmels Morgenrot.

Ich halte das Gesetz, ich halte das Gebot,


Mit guten Werken ich vertreib der Armen Sorgen,
Ich schenke gerne Geld, man kann bei mir viel borgen,
Ich tröste jeden Schmerz, ich heile jede Not.

Den Armen geb ich Brot und Honigseim den Kindern,


Ich danke Gott dem Herrn, dass ich nicht gleich den Sündern
Den Herrn beleidige. Mein Herz ist weich und warm.

Die Gottvergessenen beleidigen den Schöpfer,


Ich bin wie weicher Ton, gebildet von dem Töpfer.
Ich bin ein Heiliger. - Der Zöllner schreit: Erbarm!

VON DEN STUMMEN UND TAUBEN

Ich ward vom Geist gefirmt in der Ecclesia,


Als eben ich gezählt die fünfunddreißig Jahre,
Des Lebens Hälfte dies, da hörte ich das wahre
Gebenedeite Wort des Heilands: Heffata!

Da tat das Ohr mir auf der Amen ist und Ja,
Da tat mir auf den Mund der Herr, die offenbare
Allweisheit Gottes, und das Öl floss in die Haare,
Ich tanzte mit dem Geist, der hauchte: Ich bin da!

Von diesem Zeitpunkt an bin ich ein Dichter Gottes


Und singe ihm mein Lied trotz allen Menschenspottes,
Denn Gott hat mich gesalbt, ich singe als ein Christ.

Ich habe mich geweiht Marias Herz und Busen,


Madonna mir erwählt zur Muse meiner Musen,
Die Hymne mir und Psalm, die meine Ode ist.

BARMHERZIGER SAMARITER
In meinem tiefsten Wahn der finstern Depression
Sie ließen mich im Stich, die Freundinnen und Freunde,
Und die Familie tat, so tuen sonst die Feinde,
Von Gott verlassen ich am Kreuz ein Gottessohn

Erfuhr der Ärzte Spott, der Mediziner Hohn,


Da kam zu mir ein Mann aus einer Pfingstgemeinde,
Er nahm mich bei sich auf, der Jesus Christus meinte
Zu dienen, liebend in der Nächstenliebe Fron.

Die Juden liebten nicht das Volk der Samariter,


Die halbe Juden nur und halbe Amoriter,
Den Samariter doch der Jude Jesus pries.

Die Pfingstler sind getrennt von Gottes Kirche, aber


Der Herr, der in der Hand hält sieben Kandelaber,
Den Bruder Pfingstler preist, der tat mir damals dies.

ZEHN AUSSÄTZIGE WURDEN HEIL UND NUR EINER DANKTE

Gott, Danke für den Schlaf, Gott, Danke für die Nacht,
Gott, Danke für das Mahl und Danke für die Träume,
Dank für die Tauben in dem Grün der Eichenbäume,
Und Dank für die Musik und für der Bilder Pracht,

Für jedes Kindlein Dank, das jammert und das lacht,


Für junge Mädchen Dank und feine Seidensäume,
Dank für die Sonne und die vielen Weltenräume,
Dank für den Edelstein aus deiner Weisheit Schacht,

Dank für die Weisheit, die mich lehrten Philosophen,


Und für die Liebe Dank, die lehrten mich die Zofen,
Und für Maria Dank und unsre Ehe Dank,

Dank für die Liebe Frau und ihre Mutterküsse,


Dank für die Minne und die heimlichen Genüsse,
Für Gottes Mädchen Dank, das jung und licht und schlank.

GOTT ODER MAMMON

Es war einmal ein Mann, der liebte sehr das Geld,


Der Silber hat und Gold von Herzen angebetet,
Der von dem Geld als Glück und Freude hat geredet
Und der genossen stets den Luxus dieser Welt.

Ich schaute diesen Mann, dem nur das Geld gefällt,


Bis ihr, o Seraphim, ihn von der Erde mähtet.
Ihr, Wille und Vernunft des Götzendieners, wehtet
Ins göttliche Gericht hoch überm Sternenzelt.
Die Götzendiener in der Hölle werden enden
Und ihre Erben auch, die dann sein Geld verschwenden,
Wenn sie nicht Buße tun und lassen ab vom Spott!

Die Götzendiener heut nicht ehren mehr den Ammon


Ägyptens oder Ra, sie glauben an den Mammon,
Ihr Götze ist das Geld, doch richten wird sie Gott!

DER WITWE SOHN ZU NAIN

Als Mutters Mutter starb, die eine Witwe war,


Verlor ich den Verstand und irrte um im Wahne,
Sie war die Liebste mir, die meine fromme Ahne,
Die mystisch mich im Bad der Taufe neugebar,

Die Liebe Gottes sie mir zeigte offenbar,


Dass Gottes Liebe ist mir mütterlich, ich ahne,
Allein ich mir den Weg zu Gottes Liebe bahne,
Die meine Mutter seit Großmutters Todesjahr.

Großmutter starb und ich aß Asche nur als Futter


Und Weinen war mein Wein, und Gottes große Mutter
Nahm an mich als ihr Kind, als ihren Lieblingssohn.

Gott nahm die Oma mir und gab mir Gottes Mutter,
Die ist mein Paradies von Honigseim und Butter.
Großmutter sitzt bei Gott auf ihrem Himmelsthron.

DER WASSERSÜCHTIGE

Ich hab die Wassersucht an meinem kranken Fleisch,


Ich kann nicht stehen mehr und kaum kann ich noch sitzen,
In meinem Herzen zuckts als wie von schnellen Blitzen,
Die Lungen rasseln laut mit knarrendem Gekreisch.

Ich huste immer laut mit donnerndem Geräusch,


Aus Eiterbeulen fließt der Eiter in den Ritzen
Und wenn ich mich beweg, dann muss ich immer schwitzen,
Doch Wasser ist es nicht, was ich zum Trinken heisch,

Unheilbar bin ich krank und wurde drum zum Zecher


Und trinke maßlos Wein, den großen Kummerbrecher
Gieß in den Becher ich allnächtlich, Reben rot

Sind einzig noch ein Trost für meinen großen Kummer


Und nur betrunken find ich in der Nacht den Schlummer
Und heilen kann mich nur der große Heiland Tod.
LIEBE GOTT UND DEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST

So sprach die schöne Frau: Ich muss nicht lieben Gott


Und meinen Nächsten auch von ganzem Herzen lieben,
So hat es das New Age ins Stammbuch mir geschrieben,
Die Liebe Gottes und des Nächsten ist ein Spott,

Wenn ich mich selbst nicht lieb, dann ist es nur bigott,
Ja, liebe selber dich und alle deine sieben
Dämoninnen in dir, die noch nicht ausgetrieben,
Wenn du dich selbst nicht liebst, dann machst du bald bankrott.

Den Schatten deines Selbst ins Leben integriere,


Den Teufel nimm du auf in dich und seine Tiere,
Sei nicht nur immer lieb, sei wild und frei und bös!

Wenn du im Inneren auch annimmst deinen Teufel,


Dann erst bist du verliebt in dich und, ohne Zweifel,
Vom Tode du dich selbst aus eigner Kraft erlös.

DER GICHTBRÜCHIGE

Gelähmt war ich am Leib durch meine große Schuld,


Da legt ich ab in Lourdes die große Lebensbeichte,
Da ward die Seele frei und heiter ward das leichte
Gemüt und ich empfing Liebfrauen Minnehuld.

Gott hatte dreißig Jahr mit meiner Schuld Geduld,


Da meine Frömmigkeit war eine laue, seichte
Weltfrömmigkeit, die nicht bis an den Himmel reichte,
Da ich verehrt hab die Natur im Heidenkult.

Zwei Wege zeig ich dir: Der großen Göttin Pfade,


Erlösung gibt es nicht und Rettung nicht und Gnade,
Nicht Ewigkeit und Heil, nur ungehemmte Lust.

Der andre Weg ist Gott. Auf Jesu Christi Wegen


Verzeiht der Herr die Schuld und mit der Gnade Segen
Wirst ruhen du am Ziel an Gottes Herz und Brust.

VOM HOCHZEITLICHEN KLEID

Die Namenschristen in der Kirche kalt und fremd


Erscheinen voller Stolz in ihren reichen Pelzen,
Dem Priester das gefällt und seine Sinne schmelzen,
Das ist ein Hochzeitskleid, so ruft er ungehemmt.

Die Spießer schmücken sich mit weißgewaschnem Hemd,


Die Seelen aber sich im eignen Kote wälzen,
Sie bauen auf den Sand und bauen nicht auf Felsen,
Sie sind doch von der Welt Verliebtheit überschwemmt.

Doch vor der Kirche liegt der Bettler in den Lumpen,


Er riecht nach schlechtem Wein, da oft er hebt den Humpen,
Um milde Gaben er anfleht die Christenheit.

Der reiche Katholik will aber gar nichts hören,


Es soll der Bettler ihm den Gottesdienst nicht stören.
Mir aber schien: Der Herr wars in des Bettlers Kleid.

DER SOHN DES KÖNIGLICHEN BEAMTEN

Mein Meister und mein Herr, ich bitt für meinen Sohn,
Ist keiner doch als er mir auf der Erde lieber,
Er aber ist sehr krank, er leidet an dem Fieber,
Erlös ihn bitte von der Todeskrankheit Fron.

Vertrauen will ich dir und ohne Spott und Hohn


Nenn ich den Heiland dich, ach geh in Huld vorüber
Und rühr den Knaben an, ist doch so rein und lieb er,
Du bist der Töpfer ja, er ist dein Krug aus Ton.

Herr, schaue ich das Kind in heißem Fieber glühen,


Zu lindern seinen Schmerz will ich mich sehr bemühen,
Doch in den Augen sah ich solch ein dunkles Licht,

Die Fieberaugen mich mit seltsam wehem Reize


Anschauten groß und heiß, da sah ich an dem Kreuze
Den Christus, schaute dich in meines Sohns Gesicht.

VOM KÖNIG, DER DEM KNECHT DIE SCHULDEN ERLIESS

Erlassen hab ich dir die ungeheure Schuld,


Die Schuld erließ ich dir, die vielen Millionen,
Du konntest selber nicht bezahlen und belohnen,
Daran erkenne du die väterliche Huld.

Was weigerst du dich noch im frommen Tempelkult


Als Vater deinen Herrn zu preisen in Äonen?
Dass überm Sternenzelt ein Vatergott muss wohnen,
Sagt doch der Dichter dir. Doch hat der Herr Geduld.

Sei selbst nun Vater auch und sei die Schuld erloschen,
Die schuldet dir dein Kind, die Pfennige, die Groschen,
Erlass ihm seine Schuld, großmütig sei und reich

An lieber Vaterhuld, wie dir getan der Vater,


So tu du selber auch im eitlen Welttheater,
Dann bist dem Vater du in Vaterliebe gleich.
DIE SELIGPREISUNGEN

Ein scharfer Winter wars, der Frost war schreckensreich,


Die Freundin sterbend lag im Sterbebett, im warmen,
Sie lächelte zuletzt mit himmlisch süßen Charmen,
Die Lippen kusslich und der volle Busen weich.

Im Tempel ich vernahm die Botschaft gnadenreich:


Dass unerschöpflich ist das göttliche Erbarmen
Und dass schon selig sind die in dem Geiste Armen
Und dass für sie bereit das liebe Himmelreich.

Die Tränen hab ich mit der Bibel weggefächelt


Und sprach zur Freundin, die so liebevoll gelächelt:
Geliebte, selig spricht dich schon mein Herr und Gott.

Glückselig ich, mein Schatz? Dann schloss sie ihre Augen,


Es lächelte der Mund, als wollt er liebend saugen.
Ich spreche selig sie, der Welt zu Hohn und Spott.

DIE IN DEN GRÄBERN HÖREN DIE STIMME GOTTES

O Gott, wenn du mich weckst von meines Todes Nacht,


Lass eins mich werden mit dem göttlichen Erbarmen.
Ich bin ein Häuflein Salz und möchte in den Armen
Des Liebesozeans mich lösen in die Pracht.

Ein Tropfen Wasser ich und möchte fließen sacht


In Gottes Kelch voll Wein, und frei von allen Harmen
Will in dem Sommer ich im Paradies erwarmen
Und beten an im Licht der Schönen Liebe Macht!

Ich will im Paradies der himmlischen Regina


Die Schönheit schauen an und will im schönsten China
Chinese sein vor Gott und vor dem wahren Tao.

Ich möchte schauen an die höchste Augenweide


Und möchte ewig sehn in transparenter Seide
Im lichten Jadeleib der Offenbarung Frau.

GEBT DEM KAISER, WAS DES KAISERS IST

Es ist kein Kaiser mehr, kein Gottesgnadentum,


Es herrscht das Volk, es herrscht die Mehrheit, Demokraten,
Und gottlos ist das Volk, und gottlos sind die Staaten,
Europa liebt nicht mehr das Evangelium.

Freimaurer herrschen wohl? Das Dunkelmännertum


Regiert den neuen Staat, es sät die Unkrautsaaten
Der Neumarxismus, und die bürgerlichen Paten
Den Atheismus sän und das Neuheidentum.

Mein Kaiser ist der Herr, der kleine Jesusknabe,


Sein Thronstuhl steht in Prag, und ich sein Bildnis habe
In meinem Zimmer, ach, ich wollt, er wär mein Sohn!

Er ist der höchste Zar der menschlichen Geschichte,


Ein Gott, ein kleines Kind, und ich als Höfling dichte
Von meinem Kaiser und von seiner Mutter Thron.

TALITHA KUM

Was weinst du, Mutter? Schau, dein Kindlein ist nicht tot,
Der Tochter Seele ist unsterblich in der Stille,
Sie ruht im Himmel jetzt. Es war des Schöpfers Wille,
Dass ihr geliebter Leib gebrochen ward wie Brot

Und dass die Seele floh. Der Körper ist im Tod,


Die Seele ist bei Gott und in des Lebens Fülle,
Und in dem Grab verwest allein des Körpers Hülle,
Die Seele feiert jetzt, das Fleisch verwest zu Kot.

O Mutter, fühlst du nicht der Tochter Seele schweben


Des Nachts um deinen Geist? Bezeugt das nicht ihr Leben?
Dein Schutzgeist ist sie nun, dein Engel, der dich liebt.

Du wirst sie wieder sehn bei Gott im höchsten Himmel


Mit all den Deinen im glückseligen Gewimmel!
Sei voller Hoffnung doch und sei nicht so betrübt.

DAS GRÄUELBILD DER VERWÜSTUNG

Die Kirche ist entweiht, wo einst stand der Altar,


An seiner Stelle steht ein Tisch zum Billard-Spielen.
Man hält nichts mehr von Gott und von den Glaubenszielen,
Frau Welt und ihren Spaß packt frech man an dem Haar.

Wo einst die Hostie ward geopfert wunderbar,


Da tanzen viele nun und tanzen mit den vielen.
Man liebt den Spaß der Welt, mit lustigen Gefühlen
Gibt man sich hin der Welt, dem Diesseits ganz und gar.

Die Schädelstätte einst von Kaiserin Helene


Ward wunderschön geschmückt mit einer Kirche. Jene
Der Kaiser Julian zuvor, der abgefallen war,

Mit einem Heiligtum verzierte für die Mythe


Der Liebeskönigin, der Göttin Aphrodite,
Die auf der Muschel steht, nackt bis aufs blonde Haar!
SENFKORN UND SAUERTEIG

Das Himmelreich ist klein, es ist die kleine Schar,


Ein eingeschworner Bund, im Untergrund die Truppe
Der Revolution der Liebe, kleine Gruppe,
Speerspitze, Jesus treu, dem Herrn, mit Haut und Haar.

Ach, abgefallen ist die Menschheit, das ist klar,


Salz sind nur wenige, des Rest ist laue Suppe.
Die Welt verehrt das Geld, verehrt die hübsche Puppe
Des Sexidols, die Macht. Die Heiligen sind rar.

Das priesterliche Volk versammelt sich zum Opfer


Und betet für die Welt und trägt die Kreuze tapfer,
Und mancher trägt den Zorn des Herrn auf diese Welt.

Sei Revolutionär der Umwälzung der Liebe!


Denn in der Mitternacht kommt Christus gleich dem Diebe,
Dann find er dich bereit an deinem Kreuz, du Held!

JESUS ZIEHT IN JERUSALEM EIN

Als Jesus Christus ritt durch Tochter Zions Tor,


Da Halleluja schrien die Kinder, Hosianna,
Du bist die Süßigkeit, des Lebens süßes Manna,
Du König Davids Sohn, die Kinder schrien im Chor.

Dem König gaben sie als Hirtenstab ein Rohr,


Maria priesen sie und ihre Mutter Anna,
Und Magdalena auch, Johanna und Susanna,
Der Kinder Ruf der Herr vernahm mit offnem Ohr.

Ihr Frommen, habt ihr nicht gehört von dem Psalmisten,


Dem Dichter David, der gedichtet für die Christen:
Aus Kindermund der Herr bereitet sich sein Lob?

Ihr Großen aber wehrt den Kinderlein den Glauben?


Zu Priestern aber, die der Kinder Seelen rauben,
Spricht Jesus nicht mehr sanft, zu ihnen spricht er grob!

DIE ZEICHEN DER ZEIT

Der Dritte Weltkrieg droht, den Satanas mit Macht


Treibt in der Welt voran mit atomaren Bomben,
Die Menschheit werden soll geopfert, Hekatomben
Geopfert in der Welt an Satans finstre Nacht.

Drei Tage Finsternis verdunkeln alle Pracht


Des Geldes und der Lust, allein in Katakomben
Die Christen halten aus der Wirbelstürme Tromben
Und warten auf den Herrn, der über Satan lacht.

Dann kommen Frühlinge und wunderschöne Sommer,


Da pflückst du Feigen süß in Deutschlands Norden, Frommer,
Da einfach wird die Welt, bescheiden, friedlich, fromm.

Doch nicht der Antichrist der Menschheit bringt den Frieden,


Nein, Unsre Liebe Frau erbaut ihr Reich hienieden.
Der Geist ruft mit der Braut: Komm bald, Herr Jesus, komm!

JOHANNES DER TÄUFER IM GEFÄNGNIS

Johannes im Verließ, die Seele voller Weh,


Er fragte: Jesus, bist du wirklich der Messias?
Kommt Rettung wirklich ganz allein vom Sohn Marias?
Johannes in der Nacht, die sein Gethsemane,

Johannes in der Nacht, wie ich im Geiste seh,


Der Seele Nacht erlitt, der Sohn von Zacharias
Erfuhr im eignen Herz die Kreuzigung Sophias.
Johannes, unterm Kreuz steh unverzweifelt, steh!

Ob Zweifel dich geplagt, an Jesu Liebe Zweifel,


Ob dich das Fleisch versucht, die Welt versucht, der Teufel,
Es muss sein, in der Nacht erleide deinen Gott!

Geh männlich durch die Nacht, die dunkle Nacht der Seele,
Nimm an die Kreuzigung nach deines Herrn Befehle,
Denn einzig durch das Kreuz der Teufel macht bankrott!

ZEUGNIS DES TÄUFERS ÜBER SICH SELBST

Ich bin nur der Prophet, der kündet an des Herrn


Uns nahe Wiederkunft, die Stimme in der Wüste,
Ich künde Gottes Reich, die Wonne an der Küste
Des Liebesozeans, da herrscht der Morgenstern.

Ich lebe von der Welt und ihren Kindern fern,


Als ob ich in dem Geist der Weisheit Rätsel wüsste
Und schweigsam vor der Welt im Geist sie hegen müsste,
Der ich doch immer noch, der Weisheit Schüler, lern.

Die Spötter sagen mir: Du predigst den Kamelen,


Sprichst zu den Säuglingen und frommen Kinderseelen,
Wir aber hören nicht, was der Prophet uns sagt.

Ich sage aber euch und werde immer leiser:


Der Kinder Unschuld ist doch als die Klugen weiser.
Der Kinder König kommt, der Kinder Himmel tagt!

DIE GEBURT DES GÖTTLICHEN KINDES

Als in der Krippe lag das Kindlein in dem Stroh,


Auch Unsre Liebe Frau und Josef in der Krippe
Beim Kindlein lagen froh, und Josefs trunkne Lippe
War nicht berauscht vom Wein, war durch die Liebe froh.

Denn Josef liebte doch das kleine Kindlein so,


Als sei der König es der ganzen heilgen Sippe.
O Kindlein, auf den Knien des Pflegevaters wippe,
Der Pflegevater singt: In dulcis jubilo!

Herodes aber kam von Mitternacht und Norden,


Der sich dem Feind geweiht, das Kindlein zu ermorden.
Die abgetriebne Schar der Kinder schreit zu Gott!

Maria, lege du den blauen Sternenmantel


Um alle Kinder und beschütze ihren Wandel
Und mach zunichte du des Bösen Hohn und Spott!

STEPHANUS

Du trage nur dein Kreuz, und sei es bis zum Tod,


Die Spötter weiden sich an deinen wehen Leiden,
Demütig aber bleib, bleib klein und bleib bescheiden
Und deine Tränen wein, sind sie auch blutig rot.

Die Toten leben, doch die Lebenden sind tot!


Die Herrlichkeit der Welt ist samten und ist seiden,
Die Augen wissen sie an Augenlust zu weiden,
Doch das Martyrium ist deine Seelennot.

Sei dein Martyrium auch nicht das blutig rote,


Das keusche weiße ists und währt bis zu dem Tode,
Dann aber schaust du Gott in selig trunkner Schau!

Der Himmel offen steht und neben Nazarenus


Steht Unsre Liebe Frau, des neuen Bundes Venus!
Dann tröstet wie Musik dich Unsre Liebe Frau!

DER KNABE NAHM ZU AN WEISHEIT UND GNADE

Was ist der Weisheit Quell? Es ist das Gotteswort,


Das überliefert uns in den geweihten Schriften.
Die Torheit soll mich nicht mit dem Geschwätz vergiften,
Ich hör das Gotteswort, die Weisheit fort und fort.
Wer weiß, wo aber ist der Gottesweisheit Ort?
Ihr Ort ist in der Höh, in Gottes reinen Lüften,
Ihr Ort ist in dem Wort, von dort mit ihren Düften
Kommt sie zu mir als Braut und doch verbleibt sie dort.

Mit dem Psalmisten auch ich sage leis und leiser:


Als meine Feinde bin ich klüger doch und weiser,
Doch in der Heimat gilt der Weisheit Seher nichts.

Mit dem Psalmisten auch das Wort will ich entfalten,


Dass ich gelehrter bin als selbst die frommen Alten.
Sophia lehrte mich, die lebt im Reich des Lichts.

DER LETZTE TAG DES JAHRES

Mein Leben ist das Leid, der Seele dunkle Nacht,


Ich kenne keinen Gott als Christus an dem Kreuze!
Das Leben schwindet hin und alle Sinnenreize
Und immer tiefer fahr ich in der Weisheit Schacht.

Gott überwältigte mein Herz mit seiner Macht,


Ob ich verletzt auch von der Menschen Liebesgeize
Und oft verzweifelt sprach: Frau Welt, die Beine spreize!
Doch hab ich abgesagt des Dämons Schein und Pracht.

Nun Gott mir finster ist in meiner Nacht des Geistes,


Ich dennoch täglich rief, o Gott, mein Herr, du weißt es:
Hosanna sei dem Herrn Jehova Zebaoth!

Vom Antlitz Gottes sink herab der siebte Schleier!


Ich will zu Gott, will zu der Liebe Hochzeitsfeier! - -
Komm, Unsre Liebe Frau, komm, süßer Heiland Tod!

AN DIE MUTTER DES NEUGEBORENEN KNABEN

Wie lange doch die Heiligen gebetet,


Die Mutter mehr noch diesen Sohn ersehnte,
Wie Weihrauch aufwärts ihr Gebete wehtet,
Wie kaum die Mutter noch Erhörung wähnte,

Doch Gott berechnet anders die Äone


Und plötzlich ist der liebe Sohn gekommen.
Wir freun uns mit der Mutter und dem Sohne,
Die frohe Mutter feiern alle Frommen.

Wie herrscht auf dieser Erde doch der Arge,


Vulkane speien und die Meere beben,
Und mancher Schoß von Müttern ward zum Sarge,
Da aber aus der Liebe kam das Leben.

Dies Leben feire ich beim Blut im Becher


Und bin der frommen Mutter Seligsprecher.

Ein Bote sprach: Der Knabe ist geboren!


Ich eilte, um den Knaben anzuschauen.
Ich bin zum treuen Zeugen auserkoren,
Ich bin der treue Zeuge unsrer Frauen,

Die wickelte in Windeln ihren Knaben.


Ein wahrer Mensch, der in die Windeln scheißt!
Verzeih das Wort, o Herrin hocherhaben,
Das nur die Menschheit deines Sohnes preist.

Der Mutter Ehemann steht auch dabei


Und prägt sich ein das Bild von diesem Kind.
Was war des Kindes erstes Wort? Ein Schrei!
So Fürsten auch zur Welt gekommen sind,

Auch Salomo, als erstes musst er weinen,


Das zeigt das Kreuz der Erde, will ich meinen.

Wer zeugte denn die Seele dieses Knaben


Bei der Empfängnis in dem Mutterschoß?
Der Ewig-Vater tat es hocherhaben,
Der hauchte seine Seele nackt und bloß.

Im Augenblicke der Empfängnis ward


Des Sohnes Seele aus dem Nichts geschaffen.
Des Menschen Geist, gottähnlich ist die Art,
Er kommt von Gott, nicht aus dem Fleisch der Affen.

O dieses Kindes Seele hochgepreist,


Der Funke, den ich in den Augen seh,
Sie war von Ewigkeit in Gottes Geist,
Sie war vorhergesehene Idee!

Und nun ist die Person im Fleisch gekommen,


Des jauchzen und frohlocken alle Frommen!
4

Ein jeder Mensch ist von Natur ein Christ,


Der Logos ist die Urform jeder Seele.
So singe ich den Knaben, dass ihrs wisst,
Ich folge nur dem göttlichen Befehle.

Schon höre ich das Kindlein in der Wiege:


Tut Buße, denn das Himmelreich ist nah!
Und feiern die Muslime heute Siege,
Seht, im Koran auch ist der Knabe da!

Der Mutter sing ich dieses Lied zum Gruße,


Das Kindlein preis ich als Mysterium.
Die Mutter spricht zur ganzen Welt: Tut Buße!
Tut Buße! Glaubt ans Evangelium!

Ein Kind ist uns geschenkt, ein Sohn geboren!


Ich bin zu seinem Sänger auserkoren.

Zur Mutterschaft sind Frauen ja berufen,


Gott machte jede Frau zu einer Mutter.
So dich die sieben Elohim auch schufen,
Gelobtes Land von Honigseim und Butter.

Die Mütter können Leben nur gebähren,


Des Lebens Mutter, so heißt jede Frau.
Ich will die Mutter und das Leben ehren,
Der Gottheit aller Mütter ich vertrau.

So lebe die Berufung fromm und treu


Und opfre Gott das Kreuz der Muttersorgen.
Am neuen Leben selig dich erfreu
Und schau in ihm den neuen Weltenmorgen.

Frau, Muttersein ist eine Gottestugend,


Du nährst die Kindheit und du stärkst die Jugend.

O Muse, preise mir das süße Stillen,


Das schenkt dem kleinen Kinde Urvertrauen!
Die Mutterbrüste sind nach Gottes Willen
Gefüllt mit Milch und Honig unsrer Frauen.

Wie selig saugt das Kind, wie selig schaut


Er seiner lieben Mutter in die Augen!
Wie selig macht das Kind die Mutter-Braut,
Wie selig weiß das Kind die Milch zu saugen!

Geschaffen ist von Gott für seinen Mund


Die Mutterbrust, wie füllte Gott die Brust!
Des Kindes Leib und Seele sind gesund
Durch dieser Mutterbrüste süße Lust!

Ich aber darf, ein Sohn der Himmelsmusen,


Glückselig trinken an der Weisheit Busen.

Was sagt Frau Welt? Was sagen Feministen?


Die Mutterschaft ist ihnen eine Schande,
Für Kinder, Küche, Kirche stünden Christen,
Wo Gottes Vaterrecht regiert im Lande.

Die Mutter, sagen sie, ist nur ein Sklave


Des Vatergottes und des Ehemannes.
Satanisch streiten sie mit Vater Jahwe,
Mit Jesus, Petrus, Paulus und Johannes.

O Mutter, Freundin, hör nicht auf den Teufel,


Nicht auf Frau Welt, nicht auf den Feminismus.
Sie kämpfen gegen Mütter, ohne Zweifel,
Krieg gegen Mutterschaft ist Satanismus!

Doch Christus lehrt in Petri Fischerkutter:


Heil Kinder! Ehe und Familie! Mutter!

Der Teufel liebt es, Kinder zu ermorden,


Sie aus dem Mutterschoße auszukratzen!
Die Feministinnen von Satans Orden
Zerfleischen ihre eigne Frucht mit Tatzen!

Sie wollen Kinder aus dem Schoße saugen


Und werfen Kinder auf den Abfallhaufen!
Der Kinder Engel sehen Gott mit Augen
Und Christus liebt es, schon das Kind zu taufen!

Wir leben in der Endzeit, in der Schlacht


Des Teufels gegen Mütter und Familien!
O große Welten-Angst, o Welten-Nacht!
Wir wollen wachen, beten in Vigilien,

Gott weihen wir die Kleinsten, die sind groß!


Wir weihn dem Schöpfer jeden Mutterschoß!
9

Du stille deinen Sohn, so lang er will,


Er wird dann fähig sein zu treuer Bindung,
Mit Urvertrauen seine Seele still,
So kriegt er Kraft zu starker Überwindung.

Das Stillen bildet seinen Intellekt,


Das Stillen macht ihn zum sozialen Wesen.
O welche Weisheit in den Brüsten steckt,
An denen wir die Liebe Gottes lesen!

Und wenn das Knäblein einmal Erde frisst,


Die Brüste nehmen auf das Gift der Erde,
Ein Gegengift sogleich bereitet ist
Und durch die Milch dem Knäblein inne werde.

O Schöpfungswonne und o Schöpferlust!


Gott spendet Liebe durch die Mutterbrust!

10

Dein Sohn wird leiden müssen, liebe Frau,


Und eines Tages wird er dich verlassen.
Ich sehe morgens visionärer Schau
Das kleine Kindlein schon das Kreuz umfassen.

Die Schmerzen stehn treuherzig bei der Wiege.


Fürwahr, wer ist so treu denn wie die Schmerzen?
So, Mutter, dich dem Kreuz des Sohnes füge
Und leide mit in deinem Mutterherzen.

Noch schwerer als das eignes Kreuz zu tragen


Ists leiden sehen den geliebten Sohn
Und helfen nicht zu können, nur zu klagen.
Die Klage klagt ja an der Wiege schon.

Doch sei getrost, nach all den Erdenleiden


Gott will uns auf den grünen Auen weiden.

11

Frau, wenn du deines Sohnes Tränen siehst,


Ich weiß, das alle Kinder weinen müssen,
Wenn seine Quelle Perlen rein ergießt,
Dann willst du ihn mit deiner Seele küssen.
Ja, große Mutter, küsse deinen Sohn,
Den Trost in seiner Seele zu entfachen,
Die Tränen trocknen auf den Wangen schon
Und klar des Sohnes lichte Augen lachen.

O Mutter, alle Tränen deines Knaben


Wird Gott in seinem Kelche sorgsam sammeln.
Und deine Trauer, Mutter hocherhaben,
Dein Mitleid wird dem Sohn von Liebe stammeln.

Wenn eure Perlen sich im Kelche lösten,


Wird Gott die Mutter und den Knaben trösten.

12

Nun nimmt der Dichter Abschied von der Mutter,


Es ruft der Geist ihn in die Einsamkeit.
Noch Einmal will ich sehen, große Mutter,
Bevor ich scheide in die Dunkelheit,

In deines Kindes offne lichte Augen,


Ich hab den Logos Gottes drin gesehen!
Um an der Nacht geweihter Brust zu saugen,
Muss ich hinab ins Tal der Tränen gehen.

Der Mutter und dem Knaben Gottes Segen!


Auf euch ruht Gottes mütterliche Liebe!
Ich gehe einsam auf den dunklen Wegen,
So gern ich auch im Licht der Liebe bliebe,

Wo Gott mir aus des Knaben Augen lacht.


Doch bin ich ganz geweiht der dunklen Nacht.

SANKT JOHANNES PAUL AN ANNA TERESA

Geliebte Anna, was ist die Person?


Wir sind Personen, inkarniert im Leib.
Form der Person ist Christus, Gottes Sohn.
Die Menschheit schuf der Gott als Mann und Weib.

Und die Person gerichtet ist aufs Du,


Gott Vater, Sohn und Geist sind drei Personen.
In Liebe finden wir die Seelenruh,
Personen sind gezeugt zu Kommunionen.

Personen wollen liebende Gemeinschaft,


Sie suchen immer liebevolle Freundschaft,
Gott stiftet Freundschaft, Liebe! Hosianna!

Du, inkarniert im Heiligtum des Leibes,


Mit deiner Seele gottgeweihten Weibes,
Ich liebe dich von ganzem Merzen, Anna!

Die deutschen Philosophen sagten, dass


Die Welt an sich nicht zu erkennen sei.
Nur die Subjekte ohne Unterlass
Erfänden sich die Welt, im Geiste frei.

Dann aber kam mit Husserl eine Wende,


Man schaute objektive Phänomene
Mit Neugier an vom Anfang bis zum Ende
Und suchte Wesen zu erkennen, jene

Bewegten mich als Philosoph, und du


Bist mir ein Wesen, mir ein Phänomen,
Bedingtes Sein vom absoluten Sein.

O Menschenliebe ohne Rast und Ruh!


Ich will vorm Ebenbilde Gottes stehn
Als Philosoph der Lebensliebe, dein!

Geliebte, lies auch Aristoteles


Und nicht nur immer einzig deinen Plato.
Auch er ein Schüler war des Sokrates,
Lies Seneca und Cicero und Cato.

Gott ist der Erstbeweger aller Dinge


Und Gott ist auch das Telos aller Wesen.
Von Gott ich griechisch meine Oden singe,
Du, Muse, mochtest meine Lieder lesen.

Die Seele ist die Form des schönen Leibes,


Der Logos ist die Form der schönen Seele.
Die Form wird führen uns zum Höchsten Gut:

Glückseligkeit! Die Seligkeit des Weibes


Ist Schöne Liebe, der ich mich empfehle,
Empfehle Ihr mich ganz mit Fleisch und Blut!
4

Lies Thomas, der den Philosophen taufte,


Vom Engelgleichen Thomas nicht verstumme,
Den Christus sich mit seinem Blut erkaufte,
Auf dass der Weise schriebe seine Summe.

Und Thomas schaute visionär den Herrn,


Der sagte: Du hast gut von mir geschrieben!
Was wünschst du dir? - O bleibe mir nicht fern,
Mein lieber Gott, ich will, du sollst mich lieben!

So Liebe schenkt der Weisheit die Vollendung.


Und Thomas sprach: Es war nur leeres Stroh,
Was ich gedroschen! Meine Seele sieht

Allein noch Sulamith und Salomo,


Die Gottheit findet sich im Hohenlied! -
Das, liebste Anna, das ist unsre Sendung.

Du hast ja Edith Stein genau studiert,


Die von den Phänomenen fand zum Herrn.
Von Husserl sie und Thomas inspiriert
Im Karmel schließlich fand den Morgenstern.

Da hat sie Dionysios betrachtet


Und Sankt Johannes von der Dunklen Nacht.
Im Reich des Dämons schließlich selbst umnachtet
Ward sie von Gottes Feinden umgebracht.

Und nackend zitternd in der Todeskammer


Hat sie getrost im allertiefsten Jammer
Als letztes Wort gerufen: Liebe Mutter!

Ich, Steuermann in Petri Fischerkutter,


Wenn eines Tags mich heim ruft der Messias,
Die Zuflucht nehme zu dem Schoß Marias.

Ich will die Wahrheit sagen über Jesus


Und Magdalena und die Schwester Martha.
O Muse, sing Odysseus mir und Rhesus,
Wie sie geliebt die Helena von Sparta!

Zwar Jesus hatte viele Jüngerinnen,


So die Johanna auch und die Susanna,
Doch Magdalena brachte ihn von Sinnen
Wie du den Papst, geliebte Freundin Anna.

Zwar liebte Jesus brüderlich Johannes,


Den Petrus auch mit Freundschaft eines Mannes,
Nicht homosexuell, nein, ganz gesund.

Doch immer grüßte er mit gratia plena


Die schöne Allerliebste, Magdalena,
Nur ihr hat er geküsst den roten Mund!

Der Allerweiseste war Sokrates,


So sprach in Delphi einst die Pythia,
Xanthippe sprach: Bist du dir sicher des?
Doch Diotima kam aus Mantua

Und lehrte ihn den großen Dämon Eros,


Sie lehrte ihn der Schönheit Himmelsleiter.
Urania, die Herrin des Homeros,
Erwartet uns im Dritten Himmel heiter!

Wie schrecklich, wenn ich ewig töricht bliebe!


Nein! Anna, lehre mich die Schöne Liebe,
Die Aphrodite nicht von Paphos-Ktima,

Nein, Gottes Gutheit lehre mich platonisch,


Dann nenne ich mich Sokrates ironisch,
Dich aber, Anna, meine Diotima!

Als Aristoteles als Pädagoge


Den großen Alexander gut erzogen,
Da teilte sich des Mittelmeeres Woge
Und Phryne tauchte nackend aus den Wogen.

Und Aristoteles sah Phryne an


Und ihre Brüste waren sein Entzücken.
Da sagte Phryne lächelnd: Weiser Mann,
Knie hin, ich will dir reiten auf dem Rücken!

Der Weise liebte fortan die Natur,


Natur der Gottheit und der Kreatur,
Er lallte selig von Glückseligkeit,

Dahin uns führt die Tüchtigkeit der Tugend.


Doch nie vergaß der Weise Phrynes Jugend.
So mächtig wirkt auf uns die Weiblichkeit!

Ich denke an den weisen Abälard,


Der seine Heloise tief erkannt.
Die Liebe dieser zwei ein Anstoß war,
Vom Onkel wurde Abälard entmannt.

Und Heloise wurde eine Nonne


Und Abälard ein Priester ward des Klerus.
Die zwei einander waren weiter Wonne,
Doch mystisch war und keusch fortan der Eros.

Du, Anna, bist die Neue Heloise!


Und ist die Wahrheit ähnlich einer Zwiebel,
So will ich aller Schalen sie entschälen.

Südfrankreich, du Provinz der Paradiese,


In Lourdes will lehren ich die frommen Seelen
Die Wahrheit, die geschrieben in der Bibel.

10

In Avignon der herrlichen Provence


Saß Klara vor dem Dom in heitrer Aura,
Der Troubadour verliebt war in La France,
Franziskus sah in Klara seine Laura.

Franziskus sang sein Lied voll Schöpferlust


Und betete allein in seiner Zelle.
Und Klara sog die Milch aus seiner Brust,
Fernsehend sah Visionen sie der Hölle.

O Freundschaft unter Heiligen des Herrn!


Frau Armut nahm zur Braut sich Sankt Franziskus.
Und Klara lebte auf dem Morgenstern

Im Garten von Mimose und Hibiskus.


Dich, Anna, sah ich in des Traumes Trance
Im Paradies der himmlischen Provence!

11

Es liebte Fraun der sechste Alexander,


Die fünfzigjährige Mätress Vanossa,
Sie aber stritten immer miteinander,
Er ist vor ihr geflohn nach Saragossa.
Dann sah er Julia, siebzehn Jahre jung
Und schlank und schön, mit langem braunem Haar
Und rotgeschminktem Mund mit schönem Schwung
Und mandelförmig großem Augenpaar..

Und Julia war schön, doch war sie böse,


Den Papst erpresste sie mit Leibes Mitte,
Und so ernannt er Cardinale Möse,

Der nannte später dann sich Paul der Dritte,


Im Petersdom ist Julia zu sehn
Ganz splitternackt im weißen Marmor schön.

12

Teresa und Johannes waren Freunde


Und reformierten Sankt Marien Karmel.
Die lauen Christen aber der Gemeinde,
Ihr Herz war härter als ein harter Marmel.

Johannes in der Nacht in dem Verließ


Mit Gottes Weisheit durfte sich vermählen.
Teresa auf dem Weg auf Christus stieß,
Dem Ehemanne ihrer sieben Seelen.

Ich wollte auch zur Zeit der Satansbiester


Ein stiller Karmelit in Polen werden,
Als Dämon Hitler herrschte auf der Erden.

Gott aber sprach: Sei in der Welt ein Priester


Und diene Gott in dem Sakraltheater
Und sei den Vaterlosen du ein Vater!

13

Der Engelgleiche Pius ward als Hirte


Begleitet freundschaftlich von einer Nonne.
Der Ehrenthron des Heiligen gebührte
Dem engelhaften Diener der Madonne.

Die Nonne, die ihm beistand, Paschalina,


Beriet den Papst zur Zeit des Antichrist.
Der Pastor weihte Rußland der Virgina,
Die ganze Menschheit, die im Weltkrieg ist.

So Unsre Liebe Frau von Fatima


Beim Mordanschlag auf mich war rettend da,
Ich danke der Geliebten, Hosianna!

So will ich Russland weihen, ich, der Slawe,


Dem Unbefleckten Herzen als ihr Sklave,
Die Welt weih ich Marien Herz, und Anna!

14

Ich bin ein Dichter auch, Poet der Buße,


Dich aber wähle ich, geliebte Anna,
Zu des geweihten Musenpriesters Muse,
Du keusche Ehegattin wie Susanna.

Wer aber ist der Kaiser der Poeten,


Ja, mehr noch, wer ist der Poetenpapst?
Ich mein den Dichter Dante, den Propheten!
Du aber, Anna, mich wie Bice labst,

Wie Bice oder aber wie Beatrix,


Du bist mir Sapientia Salvatrix,
Die Weisheit, höher als Virgils Vernunft.

So singe ich das göttliche Erbarmen,


Dieweil ich selig ruh in deinen Armen,
Geliebte, bis zu Christi Wiederkunft!

15

Geliebte Anna, denke an Petrark,


Und wie Apollon liebte Daphnes Aura,
So liebte er als Mann und Dichter stark
Die ferne Frau, die schöne Dame Laura.

Zuhause lebte er mit einer Dirne


In schöner Einsamkeit in der Provence,
Doch Laura geisterte in seinem Hirne,
Er sah die Lichtgestalt in Traumes Trance.

Doch später er bekannte Augustinus,


Der Dichter Orpheus oder Dichter Linus,
Was er geliebt hat an der schönen Dame,

War nicht sie selber, das war nur ihr Name.


So lieb auch ich, ich schwöre es beim Manna,
Den Namen dein, geliebte Freundin Anna.

16

Was ist der Nachruhm eines Dichters schon,


Wenn Germanisten heute Klopstock schmähen?
Seraphisch sang der Himmelsmuse Sohn,
Der durfte Jahwe in Visionen sehen!
Und wie ein Engel sang er von der Liebe,
Pries die geliebte Fanny wie ein Engel.
In der Tristesse, seiner Tränen Trübe,
Er sah die Jugendliebe ohne Mängel.

Und eines Tages wird er auferstehen,


Wenn der Messias wird den Leib verwandeln,
Dann wird der Dichter seine Muse sehen,

Wo beide ewig in den Himmeln wandeln,


So wie Petrarca dort mit Laura lebt,
Wo Klopstock selig dort mit Fanny schwebt.

17

Geliebte Anna, denk an Frau von Stein


Und wie sie inspiriert des Dichters Flöte,
Platonisch ideal war der Verein
Der hohen Frau mit Johann Wolfgang Goethe.

Zwei Menschen machten ihn zu einem Dichter,


Das waren Shakespeare und die Frau von Stein.
Der Dichter war asketischer Verzichter,
Um ewig eins mit der Idee zu sein.

Von einem jungen femininen Gotte


War der Prophet besessen, wie dämonisch,
So sah er Gott im Abbild der Charlotte,

So liebte er sie englisch und platonisch.


Und also will ich dich, o Anna, krönen,
Als reines Ideal des Göttlich-Schönen!

18

Der Seher Hölderin ergriff beim Schopfe


Den Kairos, als er sah die schöne Gattin,
Nach diesem lieblichen Madonnenkopfe
Er bildete die große Muttergöttin.

Er nannte Diotima die Suzette,


Die Aphrodite aus dem Ozean.
Als sie verhauchte auf dem Sterbebett,
Versank der Seher tief im Gotteswahn!

O Aphrodite du von Paphos-Ktima,


O Lehrerin der Liebe, Diotima,
O Frau im göttlichen Mysterium!
Ich preise auch den Genius der Frau
Und künde trunken meine Gottesschau
Auf dem erotischen Symposium!

19

Novalis suchte nur die Blaue Blume,


Das mystische Symbol des All-und-Einen,
Er sah in seines Herzens Heiligtume
Das Ideal der Königin, der reinen.

Am Grabe der geliebten Braut Sophie


Sah er die Hagia Sophia trunken,
Des Universums innre Sympathie,
Weltseele, wohnend in dem Seelenfunken!

O sedes sapientiae, Maria,


Als Slawe preis ich Hagia Sophia,
Das Ideal des Ewig-Femininen.

Und darum will ich dir, o Anna, dienen,


Du führst mich zu der Seele der Natur,
Zu Gottes Wohnung in der Kreatur.

20

Ich liebe sehr die Poesie der Slawen,


Vor allem Puschkin ist mein Ideal,
Er sang im großen Zarenreich der Sklaven
Der Schönheit Licht aus dem Ideensaal.

Da sah er seine Göttin Anna Kern,


Er lallte trunken: Ecce femina!
O femina Divina! Göttin Morgenstern!
In dir ich die Idee der Schönheit sah!

Ich seh dich von der Stirne bis zur Wade,


Dein Name zwar bedeutet, Anna, Gnade,
Du bist mein Schicksal aber, mein Verhängnis!

O Göttin Freiheit, öffne mein Gefängnis!


(Mir spendete der Herr der Liebe Segen,
Ich durft mir meine Anna unterlegen!)

21

Als Rilke war, den ich besonders liebe,


In Russland, dort schrieb er das Stundenbuch.
Und Lou war seines ganzen Herzens Liebe,
Die Rosa Mystica voll Wohlgeruch.

Ja, Lou Andreas-Salome war groß,


Die Muse Nietzsches, Rilkes, Siegmund Freuds.
Dem Dichter-Seher war sie Gottes Schoß,
Die Mater Dolorosa unterm Kreuz.

Genau studierte ich den ganzen Rilke,


Als auf des Herzens Bergen ich mit Silke
Allein und ausgesetzt war, eine Waise.

Du, Anna, meine Muse des Breviers,


Du führst mich neu zu Gott, ich sage dirs,
Mit dir, Geliebte, ward ich wahrhaft weise.

22

ANNA SPRICHT

O mein geliebter Papst Johannes Paul,


Ich liebe dich ja nicht als meinen Freier.
Die Frau, die bricht die Ehe, wischt ihr Maul
Und spricht: Ich feierte der Wollust Feier.

So nicht, mein Heiliger! Doch wir sind Freunde,


Doch liebe ich dich mehr als einen Freund.
Du Christus, ich die kirchliche Gemeinde,
So sind wir im Mysterium vereint.

Wir lieben uns, die Schwester liebt den Bruder,


Nicht aber wie der Sünder und das Luder,
Doch lieb ich mehr dich noch als deine Schwester!

Die Philosophin und der Philosoph,


Die Weisheit uns vereine immer fester,
So dienen wir an Gottes Minnehof.

23

Ach, Anna, weißt du noch wie wir gecampt


Und ruhten selig in dem selben Zelt?
Die keusche Schwester war mir da nicht fremd,
Als offen über uns die Himmelswelt.

Da sah ich in der Nacht die schönen Sterne


Und dankte Gott, dass er die Frau erschaffen.
Da sehnte ich mich in die Himmelsferne,
Ich sah die Blitze Gottes, Gottes Waffen.

Wie inspirierend war mir deine Nähe.


Durch dich erkannte ich die Gottes-Ehe
Mit meiner Seele nachts in trunkner Schau.

Ich dank dir, dass du Frau bist, wahre Frau,


Durch deinen schwesterlichen keuschen Kuss
Hab ich erkannt des Weibes Genius.

24

Du schreibst mir, Seele, dass du bist zerrissen,


Dass deine Psyche leidet tiefe Schmerzen.
Lass alles mich von deiner Seele wissen,
Ich liebe deinen Geist von ganzem Herzen.

Zwei Seelen wohnen, ach, in deiner Brust?


Die eine sehnt sich zu dem Reich der Ahnen,
Die andre will der Erde tiefe Lust?
Die Psyche wird noch heil, so will mir schwanen.

Wenn du als Lamm zerrissen wirst von Wölfen,


Von Wölfen in dem Inneren der Seele,
Wie kann ich dir, geliebte Psyche, helfen?

Dich stärke nun die Hoffnung der Erlösten,


Gott wird auch dich im Paradiese trösten!
Nun bitte ich: Dich nur nicht selber quäle!

25

Da meine Feinde wollten mich ermorden,


Da schossen sie aus stählernen Pistolen.
Man betete für mich im Karmel-Orden,
Maria schütze ihren Papst aus Polen.

Die feminine Providentia


Hat mich beschützt in Peters Heiligtum.
Ja, Unsre Liebe Frau von Fatima
Hat angenommen mein Martyrium.

Und nun ich liege in dem Hospital,


Da kommst du mich besuchen, treue Schwester,
Wie Christus du besuchst im kranken Mann.

Du liebst mich immer treuer, immer fester,


So hoff ich, wenn ich eines Tages sterbe,
Dass ich im Himmel deine Liebe erbe.

26
Ich schenke dir, geliebte Freundin, hier
Ein braunes Stück von Sankt Marien Mantel,
Schenk dir das braune Karmel-Skapulier,
Maria segne deinen Lebenswandel.

Leg an das Skapulier der Lieben Frau


Vom Berge Karmel oder Carmencita,
Der Königin der Frauen stets vertrau,
Der Dame dank ich meine Nova Vita.

Zieh an das Taufkleid und das Sternenkleid


Der Himmelskönigin, und sei bereit,
Sei nackte Seele, Gott sei dein Verlangen!

Das weiße Linnen der Erlösten trage,


Maria wird dich schützen vor den Schlangen,
Nur nackt kommt man zu Gott am Jüngsten Tage!

27

Und nun erheb ich deinen Ehemann


Zum Ritter von dem Orden von Sankt Peter.
Er soll zum Grabe Christi pilgern, dann
Wird er mit Christus auferstehen später.

Ich segne euer Sakrament der Ehe


Und segne als ein Priester eure Kinder.
Wo zwei sich einen, Gott ist in der Nähe,
Gott segnet seine treuen Überwinder.

Die Ehe aber endet mit dem Tod,


Geliebte, aber unsre reine Liebe
Ist ewig und unsterblich, trotz des Spottes.

So flehe ich zu Jahwe Zebaoth,


Dass nach dem Tränental der Erdentrübe
Ich wieder finde dich im Reiche Gottes!

28

EPILOG

Ein frommer deutscher Dichter in der Messe


Zehn Jahre nach dem Tod der beiden sah
Die tote Anna, rein war ihre Blässe,
Den toten Papst, und Gott sprach: Ich bin da!

Und Anna und der Papst im Garten Eden


Lustwandeln treu im Licht der Christussonne,
Wo weise sie von Gottes Weisheit reden
Und singen Minnesänge der Madonne.

In Gottes mütterlichem Allerbarmen


Die beiden Liebenden sich wiederfinden
Und selig wie die Engel sich umarmen,

Wie Gott und Göttin liebend, trotz des Spottes,


Wie Gott und Göttin durch die Gnade Gottes,
In Gott sich in der Ewigkeit verbinden.

TEMPEL DER FREUNDSCHAFT

Mein Bruder sprach vom Schöpfer, dem Creator,


Der schuf den Ball voll Super-Energie.
In allen Kosmen herrscht der Pantokrator,
In allem waltet Gottes Sympathie.

Am Anfang war des Chaos finstrer Brodem,


Der Logos sprach sein Evangelium,
Ergoss ins All des Geistes Lebensodem,
Die Immanenz ist ein Mysterium.

Mein Bruder sieht in der Physik der Quanten


Der Gottheit Gegenwart in der Materie.
Ich preis den Vatergott, den Unbekannten,
Der täglich schafft den Puls in der Arterie.

So sing die Weisheit ich in schönen Versen,


Die Schöpferin der Multi-Universen.

II

Und meines Bruders Väter waren Polen,


Die weihten sich der schwarzen Mutter Gottes,
Nicht als Hussiten, sondern als Katholen,
Die speisten Christi Körper, fern des Spottes.

Die Mütter stammten aus dem Wiking-Reiche,


Sie waren protestantische Germanen.
Mein frommer Freund und Bruder glaubt das Gleiche:
Allein das Wort! Und so ehrt er die Ahnen.
Und meine Müttersmütter waren Friesen
Und meine Vätersväter waren Preußen.
Ich folg den Müttersmüttern immer, diesen
Muss ich die große Liebe nicht beweisen.

Mein Bruder Protestant, ich Katholik,


Ich sing der Kirche Einheit zur Musik.

III

Der Bruder war mir Freund in tiefster Not,


Als Gott und Menschen mich verlassen hatten,
Als ich mir wünschte nichts mehr als den Tod,
Da Furien mich jagten, Satans Ratten,

Da klagte ich dem Bruder meine Schmerzen,


Er in Jerusalem die Klagemauer,
Ein guter Bruder Hiobs, still im Herzen,
Der nicht mit Sprüchen schmähte meine Trauer.

Und solch ein Freund ist Gott in allen Nöten,


Der nach dem Kreuz die Auferstehung spendet.
Und bald, mein lieber Freund, wird Gott mich töten
Und in dem Jenseits all mein Leiden endet.

Nur Trübsal ist im irdischen Getümmel.


Auf Wiedersehen, lieber Freund, im Himmel!

IV

Mein Bruder sagt: Ich möchte, dass du lebst!


Denn sonst vermisste dich dein Egoist!
Ich möchte, dass du mit der Muse schwebst
Und leidest tapfer als ein wahrer Christ!

Und danke für Marien Prophetie!


Vielleicht gar werde ich noch Katholik?
Denn die Sixtinische Madonna, die
Sah ich in Dresden. Sieg, mein Bruder, Sieg!

Erfülle die poetische Mission


Und künde deine Weisheit als Apostel!
Trink Wein in Oldenburg und küss den Sohn,
Ich trinke meinen Tee in Falling-Bostel.

So sei getrost: Ich würde dich vermissen!


Ans Werk, mein Freund! Die Muse soll dich küssen!

V
Mein Bruder, nimm dir Josef zum Exempel,
Der immer schlief, wenn zu ihm Engel kamen.
So schlief auch Samuel dereinst im Tempel,
Als ihn Jehova rief bei seinem Namen.

Es ist umsonst, dass ihr frühmorgens aufsteht


Und spät im Bett euch erst zur Ruhe bettet,
Wenn ihr nur immer zu Jehova aufseht,
Gibt er euch Schlaf, der euch als Träumer rettet.

Und Jesus ging mit seinen Jüngern einst


In stille Einsamkeit, sie sollten ruhn.
Und wenn du auch in deinem Fleiße meinst,
Du habest soviel Gutes noch zu tun,

Denk an die Sabbatruhe, liebes Schaf,


Gott gibt ja seinen liebsten Freunden Schlaf!

VI

Mein lieber Freund, du forschst nach deinen Ahnen,


Sie warten schon im Paradies auf dich.
Da ist die fromme Sippe, will mir schwanen,
Von denen stammt dein vielgeliebtes Ich.

In China auch verehren sie die Väter


Und glauben die Unsterblichkeit der Seelen,
Auch Afrika ehrt Ahnen in dem Äther,
Die wissen von den Geistern zu erzählen.

Wir Katholiken beten für die Toten,


Im Fegefeuer reinigt Gott die Mängel,
Wir beten, sie dann werden uns zu Boten
Der Liebe, sie begleiten uns als Engel.

Das Paradies ist ja nicht fern, es geht


Die Pforte auf, sprichst du nur dein Gebet.

VII

Mein Bruder ist ein liebevoller Vater.


Kommt von der Arbeit er, so will er spielen
Mit Sohn und Tochter, das ist ein Theater!
Da können andre Männer neidisch schielen.

Gott Vater liebt ja innig Gott den Sohn


Und liebt die schöne Tochter Gottes auch.
Mein Bruder ist der Vater auf dem Thron,
Der Vatername ist nicht Schall und Rauch.
Es glauben seine Kinder an den lieben
Und guten Vatergott. So Missionar
Mein Bruder ist, den Gottes Geist getrieben,
Ein lieber Vater liebster Kinderschar!

So ist er Gott dem Vater ebenbürtig!


Die Kindlein sind ja auch so liebenswürdig!

VIII

Mein Bruder schaut die Zeichen unsrer Zeit,


Sieht Hungerkatastrophen, Armut, Seuchen,
Erdbeben, Meeresbeben, Krieg und Streit,
Die Christen unterm Terrorismus keuchen.

Und so erhebt die Häupter, wahre Christen,


Es kommt der Friedefürst, der Retter naht,
Ihr Marterzeugen vor den Terroristen,
Ihr überwindet Satans Kalifat!

Der Antichrist mit Blut die Erde rötet,


Der Sklave Gottes, doch sein Gott ist Satan,
Er wird allein durch Christi Hauch getötet,
Die Frommen fressen dann den Leviathan!

Das Zeichen dieser Zeit, o Bruder, schau,


Ist die Erscheinung Unsrer Lieben Frau!

IX

Mein Bruder sagt: Ich bin so melancholisch,


Ganz grundlos kam zu mir die Melancholie!
Nun kann ich mich nicht trösten alkoholisch,
Die Trunksucht hat nicht meine Sympathie. -

Mein lieber Bruder, bist du melancholisch


Und webt in dir Madonna Melancholie,
So hör, sie ist die Muse, die katholisch
Tief inspiriert das denkende Genie.

Das ist die abendliche Welterkenntnis


Des alten Salomo, dass alles nichtig!
Dies ist des Melancholikers Bekenntnis:
Allein die Ewigkeit in Gott ist wichtig!

Doch einen Trost kennt auch der Katholik:


Die Schönheit der harmonischen Musik.
X

Mein Bruder liebt harmonische Musik,


Sie ist die Trösterin der Heimgesuchten.
Heut Vater aller Dinge ist der Krieg,
Wir Harmonia voller Liebe suchten.

Pythagoras so hörte auch die Sphären


In ihrer Revolution harmonisch tönen.
Und die Platonischen Ideen wären
In der Musik zu hören, in der schönen.

Mein Bruder glaubt: Gott spielt sein Saitenspiel


Und Gottes Töne schwingen in dem All.
Musik des Himmels ist der Seele Ziel,
Gott ist die Rose, wir die Nachtigall.

Nur Einen Ton der Harmonie der Himmel


Zu hören, tröstet uns im Weltgewimmel.

XI

Mein Bruder grübelt über Gottes Schöpfung,


Studiert dazu Geschichte seiner Ahnen
Und spielt mit seinem Sohn bis zur Erschöpfung
Und predigt der Gemeinde, sie zu mahnen.

Mein Bruder sagt: Die Nerven liegen blank,


Schlaflosigkeit zerrüttet mir die Nerven! -
Die Nerven, Nerven! Meine auch sind krank,
Ich bin bereit, das Leben zu verwerfen!

Nur unterm Kreuze ruhn und ewig schlafen!


Ich kann mir gar nicht denken, wie die Psyche
Gesund und selig in der Liebe Hafen
Des Himmels wäre, trotz des Schicksals Flüche!

Ach, meine kranke Psyche, leidbeflissen,


So tödlich schwach und voll von Bücherwissen!

XII

Wie König Gilgamesch und Enkidu,


Die Göttermenschen, so ist unsre Freundschaft.
Ein feste Burg ist mir der Freund. Und du
Hast mich getröstet bei der Frauen Feindschaft.

Wie David und sein treuer Jonathan


War deine Freundschaft treuer mir, gesünder,
Als Frauenliebe und der Minne Wahn,
Wenn Spott und Hohn ergossen Weibermünder.

Orestes und Pylades waren Brüder,


Doch nicht nach der Natur, nach der Idee!
Und also singen Dichterfürsten Lieder
Der Brüder, treu in Wonnen wie im Weh!

Ich preise meinen Bruder dieser Tage


Und feire ihn bei Christi Weingelage!

XIII

Mein lieber Bruder forscht in Paulus' Brief


An die Ecclesia in Südgalatien,
Wie Paulus uns zur wahren Freiheit rief,
Besprech ich auch mit meinen frommen Grazien.

Mein Freund studiert im Kommentar von Luther


Und hält den Vortrag in der Bibelstunde,
Ich aber lerne von der Gottesmutter,
Empfange Weisheit von Marien Munde.

Der Welt Beliebigkeit und Einerleiheit -


So wird der Mensch doch nur des Teufels Sklave.
Die Weisheit macht uns frei, im Geist ist Freiheit,
In Freiheit werden wir vereint mit Jahwe!

Denn Jahwe ist die Freiheit! Gott ist frei!


Gott will, dass ich in Gottes Freiheit sei!

XIV

Nun wollen wir die Augen heften, Bruder,


Ob nicht der Frühling erste Knospen zeigt.
Sankt Petrus steht im Boot und hält das Ruder,
Der von der Sehnsucht nach dem Frieden zeugt.

Ob schon der Apfelbaum die Knospen treibe,


Der Erdbeerstrauch blüht an des Gartens Grenze?
Verheißen dem geheimnisvollen Leibe
Des Herrn die Freude ist im neuen Lenze.

Der Menschheitsfrühling kommt, das Friedensreich,


Die Zivilisation der Schönen Liebe!
Die Erde wird dem Garten Eden gleich!
Ich spüre schon voraus die jungen Triebe!

Der Frühling kommt! Wir wollen, Bruder, hoffen:


Bei Gottes Lust! Der Himmel steht uns offen!
XV

Und wenn des Bruders Sohn Piano schon


Begeistert spielt und klimpert sein Geschwister,
So ist der Sohn ein zarter Musensohn,
Nicht grober Sohn der weltlichen Philister.

Und ist der Sohn im Bücherlesen Meister


Und Sieger in dem Wettbewerb der Leser,
Umschweben ihn wohl schon der Weisheit Geister.
Und geht er mit dem Vater an der Weser,

So liebt er sehr die göttliche Natur


Vom Kosmos bis hinab zum kleinsten Käfer.
So ist er auf der Schöpferweisheit Spur,
Die Engels-Träume eingibt ihrem Schläfer.

Auch glaubt er an den Menschengott am Holz.


So, Vater, sei auf deinen Knaben stolz!

XVI

Mein lieber Bruder redet von Franziskus


Und rät, Franziskus' Leben zu betrachten.
Wie schön im Garten Malve und Hibiskus,
Ich will die Schöpfung ehren, nicht verachten.

Frau Armut hab ich mir erwählt zur Frau,


Das ist die rechte Muse für den Ledigen.
Frau Luna schwebt mir vor in trunkner Schau,
Ich bin allein, ich will den Vögeln predigen.

Ein Seraph ist auch einst zu mir gekommen


Und hat mein Herz durchbohrt mit seinem Pfeil,
Des Herzens Stigmata gleich andern Frommen
Hab ich empfangen, Gnade ists und Heil.

Ich auch bin provencalischer Poet,


Der Troubadour der Minne-Majestät.

XVII

Im Tempel Salomos zwei Cherubim


Im Tabernakel bei der Bundeslade
Geflügelt standen vor dem Herrn sublim
Und heiligten des Allerhöchsten Gnade.

Zwei Cherubim wir beide, fromme Brüder,


Wie zwei Apostel, von dem Herrn gesandt,
Ich singe Gottes Weisheit meine Lieder,
Du dienst dem Schöpfergeiste mit Verstand.

Des Neuen Bundes Lade ist im Himmel


Die Dame in dem Kleid aus Sonnenlicht.
Wir wollen Engel sein im Weltgewimmel
Und stehen bei der Bundeslade dicht,

Apostel, Cherubim und Brüder sein


Und dienen Gott dem Ewigen zu zwein.

XVIII

Wie war ich doch des Lebens überdrüssig,


Begehrte nur, dass mich der Herr vernichtet,
Wie waren die Gebete heiß und flüssig,
Wie hab ich nur von Schwester Tod gedichtet,

Wie hatten mich verlassen doch die Heiden


Und laue Christen mich allein gelassen,
Wie schwer doch waren in mir Christi Leiden,
Wie flehend musst ich da das Kreuz umfassen!

Ein Christ allein im ganzen Christenland


War Beistand mir in meiner tiefsten Not,
Er reichte brüderlich die Freundeshand,
Als fast ich schon vergangen war im Tod.

Ein edler Bruder ohne Fehl und Tadel!


Ein Protestant von altem Christen-Adel!

XIX

Ob Platon in Visionen auch entrückt


Und Heimat war ihm der Ideensaal
Bei Gott, wohin ihn oft der Geist verzückt,
Wo er in Gott geschaut sein Ideal,

Sein Geist war fern dem Alltag dieser Welt


Und fern vom Treiben irdischen Gewimmels,
Er sah die Nymphen schon im Himmelszelt,
Er war ein Bürger des Ideenhimmels,

Doch auf der Erde war ihm einer nah,


Sein lieber Stella, seines Himmels Stern,
In dem er seinen Seelenbruder sah,
Den Platon hatte mehr als andre gern.

Mein Stelle, ach wie lieb ich dich platonisch


In Philia! Die Freundschaft ist kanonisch.
XX

Der Ritter Roland, Ritter Karls des Großen,


Er liebte sehr die Frau Angelika,
Die liebte aber Medor, diesen losen
Witzlosen, Roland war dem Wahnsinn nah,

Die Furien verfolgten seine Bahn,


Er warf die Waffen ins Gebüsch, ging nackt
Umher, mit Bart und unfrisiert, sein Wahn
Ließ ihn verlieren Sitte, Scham und Takt.

Sein Freund, der Ritter Astolf, der wars wert,


Ein Freund zu heißen mehr noch als die Brüder,
Der flog zum Mond auf einem Flügelpferd,
Von dort zu holen Rolands Weisheit wieder.

Auch mich vermochten Weiber zu verwirren,


Allein mein treuer Bruder half dem Irren.

XXI

Mein Bruder, wenn die wilden Kurden kommen


Und reden von dem höchsten Engel Pfau,
Dann führen sie in deinen Kreis der Frommen
Und offenbare ihnen Gottes Schau.

Und kommen die Muslime Babylons


Und schwärmen dir von ihren Huris vor,
Zeig ihnen Christus und des Herrn Gespons,
Dann führe sie zum offnen Himmelstor.

Du sollst das Evangelium verkünden,


Dass wir gerettet werden nur aus Gnade,
Dass Jesus sühnte alle unsre Sünden
Und Jahwe thront im weißen Thron von Jade.

Nicht gibt es Huris, keinen Engel Pfau,


Nur Gott den Herrn und Unsre Liebe Frau!

XXII

Was haben denn die Protestanten Gutes?


Kein Opfer! Keinen Papst! Und keine Dame!
Wo ist denn das Mysterium des Blutes?
Wo Petri Stuhl? Und wo Marien Name?

Im Traum belehrt mich aber Gottes Mutter,


Die Weisheit gießt mir in die Seele sie:
Wer übersetzte Gottes Wort wie Luther
Mit seinem wahrhaft deutschen Sprach-Genie?

Maria, unter all den Protestanten


Ein Bruder ist, der treuer ist und frommer
Als all der Katholiken laue Tanten,
Er war im Frost des Winters mir ein Sommer,

War in der dunklen Nacht der Liebe Sonne.


Ich weih ihn deinem Herzen, o Madonne!

XXIII

Ja, kommen wird das neugeborne Kind,


Das seine Mutter lang vom Herrn erflehte,
Ein Menschensohn, wie andre Kinder sind
Und doch die Frucht beharrlicher Gebete.

Der Mann der Frau steht treu der Mutter bei,


Und unter Schmerzen wird das Kind geboren,
Zu dem der Schöpfergeist gesagt: Es sei!
Die Mutter hörte dies mit offnen Ohren.

O Freund, nun bricht der große Sabbasth an!


Du darfst nun ruhn wie Gott am siebten Tage!
Prinzessin Sabbath, sieh den Gottesmann
Und nimm von ihm der Arbeit schwere Plage!

Empfangen ist des Vaters Hätschelkind!


Nun alle Universen fröhlich sind!

XXIV

O Salomo! Es ist mir nicht bekannt,


Dass Gott der Herr dir einen Freund gegeben.
Du warest einsam im Hebräerland,
Frau Weisheit weihtest du dein ganzes Leben.

Ich frag dich: Haben die Muslime recht,


Dass Assaf wäre dein Wesir gewesen?
War Assaf denn dein Freund? Jeedoch, ich dächt,
Du warest ganz allein mit Gottes Wesen.

Ich will dein Freund sein, weiser Salomo,


Du lehre mich, Sophia anzubeten!
Sophia spricht: Ich bin das A und O!
Geheime Freundin nennen sie Propheten.

Ach, ohne Freund und Bruder hier auf Erden,


Frau Weisheit, könnte ich da glücklich werden?

ORPHEUS IM ZWANZIGSTEN JAHRHUNDERT

Komm, Jussuf, mein geliebter Kaiser von Theben,


Ich liebe dich und bin dein Namensvetter,
Asien unsere Heimat, unser Leben,
Unser Gott Jehova, Gott der Götter!

Sing dein Liebeslied dem glühenden Eros,


Sing der Venussehnsucht dein lüsternes Lied,
Der weise Suleiman, der Minne Heros,
Er liebt des Himmels Jerusalem-Sulamith!

Du sahst in Gehenna Hitler, Mephisto,


Gretchen mit blonden Zöpfen, o Tochter Zion,
Die du gottverlassen am Ölberg begraben.

Große Pädagogin von Genius' Gaben,


Du schautest die Engel am Gürtel des Orion
Und bist nun selig, Prophetin Jesu Christo!

II

Du hast den dunklen werdenden Gott gesucht,


Der nicht dein Vater, sondern dein Sohn,
Vom Genius gesegnet und vom Dämon verflucht,
Du warst ein großer Gesang vor Gottes Thron.

Gestorben bist du in Paris und begraben


In den Pyramiden in Luxor, Ägypten,
Der Engel deiner visionären Gaben
Schmückte mit Rosenblüten dein Grab in den Krypten.

Da beugte sich mütterlich über dich die Nacht


Und Engel sangen schrecklich in der Stille
Und du bist eingegangen in den Weltinnenraum.

O auf den Gipfeln des Herzens der Engel lacht,


Ob der Prophet auch weint, doch Gottes Wille
Erlöst ihn, er wird Traum in Gottes Traum.
III

O blaue Schwermut an den braunen Flüssen,


Wir haben getrunken zuviel Mohnmilch,
Der Tod ist unsre Schwester mit violetten Küssen,
Wir saugen an ihren Brüsten die Mondmilch.

Wir litten nackte Ängste in frostigen Schatten


Und sahen im toten Gesträuch die Totengespenster.
Von Unterweltsflüssen kamen die klirrenden Ratten,
Den Toten eine Lampe stellten wir ins Fenster.

Du, Dichter, musst die Bibel übersetzen,


Wir haben so schlechte Bibeln gelesen,
Deine Sprache ist geküsst vom Genius Luther,

Du dichtest in trunkenen Reimen neunzig Thesen,


Dich schweigend dann an die Seite der Schwester zu setzen
Und zu sterben im Schoß der Großen Mutter.

IV

Du gingest steif in feierlichen Prozessionen


Und warst ein Ministrant im Himmelsdom
Und warst ein Sänger vor den Königsthronen
Und warst Poet im antiken Rom.

Da sahest du die nackten Nymphen und Najaden


Vereint mit Schafhirten und mit Ziegenhirten
Sich bei den Schwänen im Eurotas baden
Und Venus lächelnd sich mit der Charis gürten.

Du hast gefeiert feierlich den Knaben,


Den seligen Engel in Apollons Schamott,
Die Lippen voll Süßigkeit und die Augen Himmeln gleich.

Ja, Prophet, es kommt das neue Minne-Reich,


Deine Jünger folgen deinen Gnadengaben,
Wenn du verkündest den kommenden Knabengott!

Von der Mutter geerbt die Schwermut,


Hast du die blaue Insel der Kindheit verlassen.
Da kam das Pentagramm, der Stern Wermut,
Die Bolschewiki den Zaren hassen.

Da bist du geflohen, da empfing dich La France,


Da hast du deine Briefe im Feuer geschrieben,
Visionärin in trunkener Trance,
Du wolltest nur glühen und geistig lieben!

Zurück im frostigen Osten und Norden


Du lerntest der bitteren Armut strenge Lektion.
Als Übersetzerin dientest du der Dichter.

Und Satan Stalin kam, dich zu ermorden.


Du weihtest dich der Gottesmutter und dem Sohn
Und fuhrest als Phönix auf zum barmherzigen Richter.

VI

Du bist als Pilger in die Kapelle getreten,


Da schautest du die Ikone der Schönen Dame.
All dein Lied war, zur Herrin zu beten,
Die Himmelskönigin nahm dich zum Bräutigame.

All deine Schmerzen hast du im Rausch ersoffen,


Und lalltest: In vino veritas! Ich diene
Der schrecklichen Muse, ohne zu hoffen,
Mein einziger Trost ist Colombine.

Panmongolismus, ein schreckliches Wort,


Du sprachest es aus, der Mutter Rußland geweiht,
Und sahest als Künder kommen das schreckliche Grauen.

Der Antichrist kommt, es herrschen Hass und Mord,


Aber die zwölf Apostel marschieren bereit,
Den siegreichen König Christus durftest du schauen!

VII

O du schwarze Muse der Klagen,


Die du Russlands Martyrium littest,
Wir bitten dich in apokalyptischen Tagen,
Dass du die Bekehrung Russlands erbittest!

Du hast im Spiegel den Gast aus der Zukunft gesehen,


Du sahst die Muse, die Dantes Inferno diktiert.
Des Großen Vaterländischen Krieges Wehen
Hast du gelitten, den Heiligen Geist zitiert.

Wie Mutter Maria den göttlichen Sohn sah sterben,


Dein Sohn in Sibiriens Strafarbeitslager
Ward gequält von Staatsanwälten und Richtern.

Einst ging ich, um die himmlische Muse zu werben,


Zum jüdischen Friedhof, vom Fasten hager,
Und sah die Madonna, verherrlicht von russischen Dichtern.
VIII

Du bliesest deine Wirbelsäulenflöte


Und priesest Mutter Russlands schönen Hintern,
Dich quälten der Armen erbärmliche Nöte,
Die nackt in der Hütte der Armut überwintern.

Die Hure floh nackt aus dem brennenden Haus,


Du brülltest: Mach mir die Tür auf, Maria!
Du gingst im Wirtshaus ein und aus,
Wer nicht zu dir kam, war Maria!

Du liebtest die Ehefrau des Ehemannes,


Du liebtest, mit ihr zu sprechen am Telefon:
O Lilja, lass mich nur deine Stimme hören!

O Selbstmord des Sowjet-Werther, ich kann es


Verstehen, die Welt sprach deiner Liebe Hohn,
Vergeblich, vergeblich war des Hirsches Röhren!

IX

O epische Muse der russischen Revolution


Des Jahres Neunzehnhundertfünf, des Oktober
Neunzehnhundertsiebzehn, da Russlands Sohn
Die wahre Liebe pries als poetischer Lober,

Die eine Frau war weltliche Ehegattin


Und gebar dem Dichter ein geliebtes Kind.
Die andere Frau war heilige Hure und Göttin,
Ein Ideal, wie die Musen der Dichter sind.

Liebe in des Roten Terrors Zeiten,


Da Kommunisten bekämpften die Monarchie,
Da Trotzki den Kriegskommunismus eingeführt,

O tragische Liebe in Russlands verschneiten Weiten,


Die Liebe schön wie Botticellis Madonna, sie,
Die Schöne Liebe am Ende triumphiert!

Ich war in Prag und trank den weißen Wein


In der Schenke der Sorte Poesie.
Da waren hübsche Mädchen, ich war nicht allein,
Die Mädchen sangen der Madonna Melodie.

Da lernt ich den verliebten Dichter lieben,


Der Mädchen besungen zur Nacht und am Tag.
Aber seine Muse war auf sieben
Hügeln die katholische Kaiserstadt Prag.

Doch dann ward er verwirrt vom Kommunismus,


Dem Pseudo-Mystizismus der Armen,
Er diente den Armen mit schönem Poetismus.

Nun gedenk ich seiner im Maien, im warmen


Prag, den stillen Geist des Poeten seh
Ich demütig knieen vor Maria-im-Schnee.

XI

In meiner Jugend hab ich ihn studiert,


Den falschen Propheten des Gottes Baal.
Den Menschen nannte er das Mensch vertiert,
Besoffen von Sündengesöffen ohne Zahl.

Dann ging er in die Schule von Marx,


Studierte dort Hegel in Lenins Dialektik.
Nicht Pneuma sein Genius, sondern Sarx,
Journalist in den Zweiten Weltkriegs Hektik.

Er besang die Götzen Stalin und Mao Tse-Tung,


Ein Knecht des Kommunistischen Gespenstes,
So stellt ihn an die Wand, ihn zu erschießen!

Doch weil ich ihn geliebt, als ich töricht und jung,
Sein Buch der Sonette und Psalmen, Gott, du kennst es,
Lasst vorm Erschießen ihn Wachteln genießen.

XII

Von der Großmutter hatte er den Katholizismus,


Aber er rebellierte gegen den Vater,
Wandte sich zur Irrlehre Kommunismus,
Predigte Hass und Krieg im Welttheater.

Vor Hitler floh er an Stalins kalten Busen,


Dort schrieb er Pamphlete: Hört den Dichter, Deutsche!
Lauthals rufen alle neun deutschen Musen:
Deutschland, Geliebte, liebe nicht länger die Peitsche!

Er lehrte mich als Erster die Sonette,


Die kunstreich er gehandhabt als Patriot.
Er liebte Deutschland mehr als Zebaoth!

Poetisch leben muss zuerst le Poète,


Das lehrte er in der Poetischen Konfession,
Der fromme Atheist, Deutschlands verlorener Sohn!
XIII

Er stand im Krankenhaus als Operateur


Und schnitt die tödlichen Krebse aus den Brüsten.
Er sah als blutigen Klumpen sacre coeur
Und weidete seinen Geist an den Todeslüsten.

Er sah in der Kneipe saufen den grauen Bart,


Das Schwarzhaar sah er einschenken grünen Absinth.
Er sah, wie Phallus sich mit Vulva gepaart,
Er sah im Uterus das Fötuskind.

Seine Lyrik war von Form und Art,


Seine Muse nihilistisch und klassisch,
Sein Genius liebte l'art pour l'art parnassisch.

Die kommunistischen Dichter haben ihn gehasst,


Er war der kommunistischen Muse Widerpart,
Der aber dennoch die Wahrheit auch nicht erfasst.

XIV

Als Musiker fuhr er ins schwüle Venedig


Und liebte den Knaben Adagio dort platonisch.
Meine schöne Lehrerin war ihm gnädig,
Sein stiller Humor war fein ironisch.

Der Doktor Faust hatte wieder den Pakt geschlossen


Mit Satan, doch die Liebe behielt den Sieg!
Und als der Dämon Deutschland totgeschossen,
Triumphierte des heiligen Knaben Musik!

Seine Waffe im Krieg war die Taubenfeder,


Er bekämpfte Satans Antisemitismus,
Indem er Josef beschrieb, so schön wie nicht jeder.

Zum Abschied er besang den Katholizismus.


Big Tom, wie du meine fromme Seele erlabst!
So wie du muss man singen vom Papst!

XV

Er hat gesucht als Goldmund unter den Frauen


Die Eine, die neue Eva, ewig-weiblich.
Als einsamen Künstler durft ich ihn schauen,
Der liebte seinen Knaben unbeschreiblich.

Der Steppenwolf irrte schizophren umher,


Siddharta suchte den Geist in der Alleinheit,
Und Josef Knecht war weise, gedankenschwer,
Und suchte der Weisheit Schönheit in klarer Reinheit.

Der Dichter wie Dante liebte die Jugendliebe


Und sehnte sich leidend nach der Ewigen Mutter,
Ward wahnsinnig, war verfallen trunkenem Triebe,

Suchte seinen Seelenfrieden beim Buddha.


Und weil der Heiland einer der Armen ist,
Liebte der Chinese auch Jesus Christ.

XVI

Gewaltig war die Rede Jesu an Eva,


Die allumfassende große Mutter des Lebens,
Größer die Mutter selbst als der Hirte Kefa,
Jesus liebte Eva mit der Gnade des Gebens.

Und schöner noch als Eva das Herz Marias,


Frankreich kam auf großer Wallfahrt zur Frau.
Die Königin und Mutter des Messias
Überwölbte Frankreich himmelblau.

Und ihre Töchter waren Jeanne d'Arc


Und Ginevevra, die Hirtin von Paris,
War keine Frau doch wie Johanna stark.

Das letzte Frauenlob gilt dem Mädchen jung,


Das schwer zu erobernde Mädchen Hoff-nung
Lockt uns mit ihrem Liebreiz ins Paradies.

XVII

Der junge Dichter war ein Atheist


Und trat um der Kunst willen ein in Notre Dame,
Man sang das Magnificat und er ward Christ
Und folgte als Jungfrau dem geschlachteten Lamm

Und ging in sein Haus und las in der Bibel


Und las das Magnificat der Jungfrau Maria,
Las in der schwarzen Bibel mit goldener Fibel
Salomos Hochzeit mit der Hagia Sophia.

Beruflich sah er Stella Matutina


Aufgehen lächelnd überm heidnischen China
Und sagte zu der Königin Chinas: Du,

Ein Mund, der nach Küssen dürstet, beginnt zu singen,


Ich will dir meine ersehnte Geliebte bringen
Und weihe dir der Geliebten seidenen Schuh.

XVIII

Sie sang vom Schweißtuch der Veronika,


Der wahren Ikone Christi im Herzen der Frau.
In Magdeburg auch auf der Bluthochzeit sah
Sie Christi Braut, die Kirche, in feuriger Schau.

Sie sah auch in der Französischen Revolution


Die Karmel-Nonnen, Märtyrer auf dem Schafott.
Sie sah auch die Liebende vor dem Herzensthron
Des Geliebten, des Minne-Altares Gott.

Sie sang der Braut Christi ihre trunkenen Hymnen,


Der Mutter, der Jungfrau mit intaktem Hymen,
Sie sang die Kirche in visionärer Schau.

Sie ging in die Schule der heiligen Edith Stein,


Drang tief und tiefer ins Mysterium ein
Der virgo sponsa, der Muse, der Ewigen Frau.

XIX

In seiner Jugend sucht er sich selbst zu ermorden,


Unheilbar des Vaters Erbe, die Schwermut.
Er sah zu tief das Unheil kommen von Norden,
Des Todes Kelch voll Schierlingsgift und Wermut.

Seine Liebe, der Engel von Portugal,


Seine Mystik, die Kreuzmystik von dem Karmel,
Er ehrte Thron und Altar im Ideensaal,
Die katholische Monarchie, fest wie Marmel.

Zur Zeit des Antichrist erhob er die Stimme


Und seine Seele litt wie ein Marterzeuge,
Als der Dämon herrschte im Welttheater.

Ich kann zu Gott nicht sagen: Lieber Vater!


Die Schöpfung ist allzu voll vom göttlichen Grimme!
Ich entschlafe unterm Kreuz und schweige.

XX

Homeros Ilias und die Odyssee


Verdeutschte er sehr gut und den ganzen Vergil,
Den ganzen Horaz und auch, wie ich gerne seh,
Racine und Shakespeare, das Theaterspiel.
Er schrieb auch als ein Meistersänger Sonette
An die verstorbne Geliebte voller Schmerzen,
Nun liegt sie in des Totenreiches Bette,
Der Dichter ist ohne Muse, Witwer im Herzen.

So sah er nur noch nach Elysium,


Er sah der Jenseitsschatten Mysterium,
Allein die Toten waren ihm noch echt.

Dann sang er Gottes Lob, das Lied der Gemeinde,


Als Deutschland stöhnte unterm Brüllen der Feinde,
Gabs liebendes Zwiegespräch von Herr und Knecht.

XXI

So reden Irre nur mit Schmerzen im Herzen,


Des pythischen Dämons Orakel ist wieder da,
So redet der Wahnsinn nur, im Herzen voll Schmerzen,
Seine schwarze Muse ist Pythia.

Der Dichter trank zu viel des Mohns Opiate


Und lallte von lauter Wundern, geschaut im Traum.
Der Tod von fern als ein bleicher Reiter nahte,
Und keine Aphrodite tauchte mehr aus dem Schaum.

Der Jude sang sein Hohelied Sulamith,


Ah weh uns, Sulamith vergast im KZ,
Faust kokettierte mit dem blonden Gretchen.

Ein letztes Leiden kommt, ein letztes Lied,


Dann heim in Abrahams Schoß, ins Himmelsbett,
Der Selbstmörder will zu den himmlischen Mädchen.

XXII

Als Israel ging zu seiner Schädelstätte


Und Tochter Zion zum Götterberg im Norden,
Kam Satan, schloss mit dem deutschen Faust die Wette,
Israel und die Tochter Zion zu ermorden.

Nun tot sind die Frauen, von den Männern geliebt,


Fort sind die Kinder mit ihren kleinen Schuhen,
Die blonde Mutter Deutschland ist betrübt,
Zu viele Tote ihr im Schoße ruhen.

Gott der Herr ist wieder Isaaks Schrecken!


Tochter Juda und Tochter Israel schreien
Aus tausend Leichen ihre Klagepsalmen!

Krönt die Dichterin mit des Triumphes Palmen!


Gott wird die Toten Israels auferwecken
Und als ein Bräutigam Tochter Zion freien!

XXIII

Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen,


Da kam er und sah das zwanzigste Jahrhundert.
Oben ging Kallisto mit ihren Sternen,
Die Dichterin stand vor der heiligen Sonne verwundert.

Die Schwester marschierte mit ihrem geliebten Bruder


Durch das nördliche Land der tausend Seen,
Wandte sich südwärts und bewegte das Ruder,
Das irdische Paradies in Italien zu sehn.

Einsamkeit! Allein im leeren Bette!


Der einzige Trost der Rauch der Zigarette
Und die immer seltener werdende Schrift.

Und zwischen südlichem Christus und nördlichem Teufel,


Zerfressen die Seele durch das Nagetier Zweifel,
Vereinsamt, verzweifelt starb sie an des Todes Gift.

XXIV

Die Atheisten hatten geteilt den Himmel,


Die Dichterin ging da unten unter den Linden.
Das einsame Ich in der Klasse Massengewimmel
Nachdenklich suchte die eigene Seele zu finden.

Sie suchte die Seele in den Kindertagen,


Da Germanien war nationalsozialistisch,
Zugleich den Krieg in Vietnam zu beklagen,
Wer war da nicht international-sozialistisch?

Enttäuscht von der Diktatur des Proletariats,


Erhob die Stimme die Kassandra des Staats,
Verkündend die heilige Würde des Matriarchats.

Der weibliche Orpheus ward getäuscht und betrogen


Von den Lügenpropheten und Ideologen
Und schwamm nach Lesbos auf des Hebrus Wogen.

XXV

Sie sang ihre Lieder ohne Komma und Punkt,


Immer folgte sie den Herden der Hirsche,
Hat save-our-souls in den freien Äther gefunkt,
An den Ohren die Kirschbommeln toller Kirsche.
Sie sang im Sanssouci des Flötenkönigs,
Trank Whiskey in Irland und Wein am Balaton-See,
In Transsylvanien Vampyr und Vogel Phönix
Aus der Asche und Schneejungfrau in dem Schnee.

O Schleswig-Holstein an der Ostsee-Küste,


Einöde, wo sie den Naturgeist küsste,
Da Mutter Natur war ohne den Menschensohn,

Da brannte allein in der Finsternis ihre Flamme,


Sie wanderte zu dem Meer mit ihrem Lamme,
Sah auf zu Gottes uneinnehmbarem Thron!

XXVI

Nun wurde jeder Buchstabe kleingeschrieben,


Auch Gott schrieb man nun mit einem kleinen g.
Die vierzehnjährige Tochter war schön zu lieben,
Mit High-heels, Petticoat und Négligé.

Er stimmte die Lyra der Lyriker Prags im Lenz,


Das einsame lyrische Ich war super-sensibel.
Das absolute Ich in seiner Transzendenz
Schrieb das Buch der Natur wie eine Bibel.

Orpheus spielte Piano, Chopin und Mozart,


Mozart auf der Reise nach Prag war so zart!
Die Muse machte Musik so meisterlich!

In all dem tiefen Schweigen immerfort,


Was blieb des Dichters letztes stammelndes Wort?
Das absolute einsame lyrische Ich!

XXVII

Nun Äschylos und Shakespeare kamen wieder


Und Hamlet kroch in den Schoß seiner eigenen Mutter,
Ophelia radebrechte Flussleichenlieder,
Die toten Väter waren Kanonenfutter.

Ich habe keine Hoffnung, sprach der Dichter,


Ich verzweifle auch nicht an meinem Zweifel.
Germania als das Land der Henker und Richter
Ergab sich faustisch wieder und wieder dem Teufel.

Der Griechen Schicksalstragödie, immer stiller,


Ersetzte lauthals der moderne Brüller
Durch die Dämonie des nackten Zynismus.
Das berühmte Theater am Schiffbauerdamm!
Die deutsche Dichtung, von altem adligem Stamm,
Nun fest in den Fängen des Kommunismus.

XXVIII

Leidenschaftlicher Liebhaber schöner Frauen,


Blumengesang sein leidenschaftlicher Spruch,
Mit hungrigen Augen die nackte Schönheit zu schauen,
Die er sich erkoren im schuldigen Ehebruch.

Dann aber Oden an Stalin und Mao Tse-Tung,


Oden an die Partei der Arbeiterklasse,
Ein Dämon inspirierte die Begeisterung
Für den revolutionären Hass, den ich hasse.

Tauwetter kam, der Dichter war desillusioniert,


Schrieb Oden an die Dinge der kleinen Leute,
An die Göttin der Materie, blutverschmiert.

Es lieben ihn die Amerikaner noch heute,


Der gestorben ist mit dem Buch des Zweifels,
Der verherrlicht die Schönheit des irdischen Teufels.

XXIX

Er verwechselte Gottes Kommunion


Mit dem revolutionären Kommunismus.
Seine Freunde verwechselten Gottes Sohn
Mit dem erleuchteten Lehrer des Buddhismus.

Der Priester segnete die Waffen der Hetzer,


Reich Christi war ihm die Revolution,
Wahrheit mischte mit Lüge der Hetzer,
Er setzte Lenin auf Jesu Christi Thron.

Schöne Poesie der alten Indianer,


Den heiligen Blumengesang der Mexikaner
Mischte er mit Kapitalismuskritik.

Gott ist eine Frau, Gott ist Aluna!


Im Sonnengewand auf dem Thron der Luna,
Der Indianita aber gehört zuletzt der Sieg!

XXX

Orpheus lebte im Kloster als Trappist,


Lauschte Gottes Wort im tiefen Schweigen.
Wenn das Wort nicht in den Worten ist,
Kann der Geist nicht im Schoß der Schönheit zeugen.

Aber in der mystischen Stille die Religionen


Offenbaren der Wahrheit verborgenen Samen.
Tschuang Tse wird bei Dionysios wohnen,
Dann auf das Tao antwortet Echo mit Amen.

Des Orpheus Inspiration ist das Herz Marias,


So singen wir wie einst Adonis Messias,
Küsst uns die Muse, das schöne Mädchen Maria!

Dann in der Stille, in der schwebenden Leisheit,


Schaut der Poet die ewigweibliche Weisheit
Und betet als Bräutigam an die Hagia Sophia!

IM WEINBERG DER VENUS


IN MEMORIAM KARINE

In allen Übeln, die ein Liebessturm erregt,


Es regnet auf den Kopf, ich suche neues Licht,
Erheitre meine Stirn, nicht mehr vom Weh bewegt,
Der Seele Freude sei mein lächelndes Gesicht.

Die Tochter Gottes will mir schön und jung erscheinen,


Sie saugt noch immer gut, sie saugt noch immer gut,
Erwartet Schläge still und ohne laut zu weinen,
Kein bitteres Gesicht und keinen üblen Mut.

Zum Vögeln reckt sie hoch den Hals, die Haare schlingern,
Wenn sie die Büste fühlt mit ihren zarten Fingern,
Dann macht sie schlechtes Spiel, dann will ich Schlimmes tun.

Die Gesten alle gleich, zum Einsatz kommt die Lende,


Unhöflich bin ich nicht, ich küsse ihre Hände,
Das Küssen macht mich gut, ich werde besser nun.

Den Tod die Lanze bringt in diese heiße Enge,


Verschließ die beiden doch, die Öffnungen, mein Lenz,
Ich werde schmücken schön die kleinen feinen Stränge
Der holden, der mit Gold geschmückten Exzellenz.
Und dass nicht ruhig ist im Ebenmaß der Wind,
Der Macht verpflichtet er zu eigen sich, der alten,
Und unten im Gewölb des Nachtbezirks, mein Kind,
Die Ehrengarde steht dort gegen die Gewalten.

Den Schlag, den Stoß erwart, und sei doch hoch beglückt,
Denn meine Sinne sind verrückt, fürwahr verrückt,
Koralle fülle ich und schlankes Elfenbein.

O dies dein kleines Loch, die rosenrote Spalte,


Ich gebe dir dahin all meine Arbeit, Alte,
Dann wirst du unter des Monarchen Herrschaft sein.

O schamlos ist extrem die Hure, dieser Engel,


Erhaschen möchte ich den Blick voll Liebesnot.
Je einen bronzenen der beiden Oberschenkel,
Dass sie zu tun mir gibt um ein klein Stückchen Brot.

Die Vulva Hunger hat, die jung ist und nicht alt,
Das Vögeln ist Natur, natürlich ists im Land,
Die Bälle beben für den Lebensunterhalt,
Und Spaß bereitet sie mit künstereicher Hand.

Das bringt zwar keinen Ruhm, die Ehre auch ist flüchtig,
Doch ist sie heiß, lasziv, so sündig und unzüchtig,
Die Hündin im Bordell will jeder Freier sehn!

So ist nun die Natur. Sie weiß auch anzubieten


Das Loch in ihrem Arsch den jungen Sodomiten.
Doch ich bekenne euch, der Akt ist nicht so schön.

Frisch die Lanzette ist und in Zinnoberrot,


Die schnellste Wirkung tut sie schnellend voller Schimmer,
Wer in die Griffe legt die Glut in Liebesnot,
Narkotisch ist fürwahr das Leben, schlummert immer.

Wer liebt das Liebesspiel mit deiner heißen Ritze,


Im Abgrund des Likörs die Pulse klopfend pochen,
Erfrischend köstlich dies die brennend heiße Hitze.
Die heiße Hitze bringt das schwüle Blut zum Kochen.

Du kitzelst meinen Leib, ich liege halb im Schlaf,


Dann zogst du dich zurück und schon allein mich traf
Die Bombe in dem Bett und Explosion und Sieg!
Ich schenk dir gleiche Lust durch meinen Zungenkuss.
Wer wünscht denn da noch den gewagten Überschuss,
Die Ruhezeiten, bis er stolpert in den Krieg?

O meine Damen, ich bedaure, hab die Ehre,


Ich find den engen Weg, das ist ja euer Recht,
Und wissen sollt ihr, wie und wo ich gerne wäre
Und bin doch immer treu, der Damen treuer Knecht.

Die große Liebe ist auf ihrem Höhepunkt!


Perfekt! Sie wächst nicht mehr durch neue Liebesschmerzen.
Die Mutter sie gebar, der Tochter Seele funkt,
Begierde trage ich als Stift in meinem Herzen.

Die Lust gebar den Wunsch, o Herrin ohne Fehle,


Sie ließ sich meistern und sie packte meine Seele,
Die Schönheit mir erschien, fast wie im Bett die Gattin!

Ganz ohne Denken ward sie von mir wahrgenommen,


Durchs Auge in das Herz ist sie sehr schnell gekommen,
Und fortan bet ich an die höchste Schönheitsgöttin!

O Damen, euch gebührt es, diesen Ton zu hören,


Gewidmet hab ich mich, die Seele und die Leier,
Wem geb ich mich? Der Glut, der Liebesglut Betören,
Die inspiriert mich, mich und viele andre Freier!

Gelesen hat sie nur des andern Mannes Name,


Wie ihrer Liebe Blick die Brust entflammte mir.
Den Namen seht, o Fraun, von einer andern Dame
Und ihrer Schönheit Schmuck und süßer Reize Zier.

Was, wenn dich meine Lust noch immer reizend malt,


Wenn Schönheit du erblickst, wenn meine Kunst erstrahlt?
Dann weil die Liebe ist nicht schwer mit vollem Triebe!

Dein Herz mir wende zu, so würdig meiner Leier,


Denn, o Geliebte, voll der Minne ist dein Freier,
Der Schönheit nur besingt und Wonnen süßer Liebe!

An diesem Tag der Wald, die Wiesen grünen frei,


Des grünen Knaben Wunsch und Zeichen seiner Triebe,
Ich trug den heißen Wunsch, dein Minner war der Mai,
Das war die Ökologie der Glut der heißen Liebe.

Der Himmel schickte mir statt deinem Herzen jung


Den ganzen Blumenmarkt, das grüne Weltgebäude.
Zwar keine Wurzel und zu lang die Zögerung,
Doch ein Ergebnis kam von Glück und Lust und Freude.

Im Liebeslenze nicht die frostigkalten Damen


Die Winterwaren mir im Wert zu steigern kamen,
Das nonchalante Zeug flieht auf des Wagens Achsen.

Die Rose und das Herz, die beiden reifen gut,


Und wenn zum Eigentum dein Herz sinkt ohne Glut,
Durch meine Hoffnung und dein Lieben wird es wachsen.

Drei Liebesarten gibts. Das erste ist das Licht,


Da handelt der Instinkt, da die Eroten schweben
Zum Knaben von dem Mann, und Ehre, Ruhm und Pflicht
Den Andern schätzen mehr noch als das eigne Leben.

Die andre Art ist schwach, doch stärker ihre Pracht,


Die Lust des Mannes ists, der Frauenreize wählt.
Die dritte Liebe ist von ungeheurer Macht:
Frau Religion ists, von der höchsten Frau beseelt!

Zwei Menschen fesseln sich und Knoten ists zu nennen,


Ob wir auch geben nach, doch unsre Lichter brennen,
Denn Eros ist der Herr, denn Eros ist der Genius!

Altar des Todes, du bezeugst des Glaubens Strahl,


Dass Göttin Venus ist mir Freundin, Braut, Gemahl,
Und meine Freundin ist, mein Liebchen ist mir Venus!

Die Griechin Sappho sang für Phaon, den Beblümten,


Die Muse sang sein Licht, sein Name nicht vergeh.
Corinna nahm zum Freund den Römer, den Berühmten,
Ovid besang sie schön und malte ihr Portrait.

Petrarca in Florenz wie Gott Apollon war,


Der Lorbeer war sein Ruhm, für Laura liebevoll.
Doch der Franzose singt, wie weiland sang Ronsard,
Kassandra aber nicht verliebt war in Apoll.

Liebst du, Geliebte, mich mit zärtlicher Begier,


Sing du mein Liebeslied und lerne das von mir,
Sing ich dir Lob und Preis in höchster Liebesbrunst.
Ich aber war Ovid, Petrarca und Ronsard,
Corinna, Laura und Kassandra aber war
Die Muse mir der Lust, der Leidenschaft, der Kunst.

10

Gott Eros wirft auf mich den Zorn und wilde Wut,
An einem Tage ich mich löst von seinem Band.
Er sah, dass ich mich nicht erniedrigt ohne Mut,
Dass ich noch nicht zutiefst gehuldigt seiner Hand.

Er hob mich auf den Leib der Liebsten, so gefunden


Hielt er an Fuß und Hand gefesselt mich dieweil.
Das Schwarz von Liebchens Haar, gefesselt und gebunden,
Es diente Eros da zum Fangnetz und zum Seil.

Verbindung war ihr Haar, Verbindung mir zu allen


Den Reizen. Lieben Fraun, so tut mir den Gefallen,
Wenn ihr nicht wollt, dass ich schon heute sterbe – Ave!

Ich hab ein Armband hier, mein Liebchen mit zu fesseln,


Die alle einig beugt im Land von Dorn und Nesseln:
Mein Leben immer noch ist der Geliebten Sklave!

11

In welcher heißen Nacht mein Speer aus Elfenbein


Erröten ließ den Schaum der rosigen Koralle?
Ich schmachte nach der Frau, sehn mich nach ihr allein,
Jetzt ist für sie die Zeit, der Schönheit Ruhmeshalle.

Als ich ergossen lag, nach meinem Siege weich,


Im Blüten-Inneren von Lichtkristall so jung,
Es färbte meinen Teint, war vorher blass und bleich,
Mit dem Vergnügen der, ach ja, Erinnerung.

Es kann ja auch zu früh zu mir gekommen sein,


Graviere doch das Glück mir des Erinnerns ein,
Verzögerungen von der ordentlichen Art.

Sie will den Schatten, der ihr folgt als treuer Hund,
Aufgrund der süßen Nacht ich tu's am Tage und
Ich tu es in der Nacht in ihrer Gegenwart.

12

Wenn ich dich preisend will, o Göttin Frankreichs, nennen,


Französin voller Ruhm, kann ich ein Bild dir malen,
In deiner Schönheit komm, doch ist dein Liebesbrennen
Nicht wie der Venus Glut und ihres Leibes Strahlen.

Minervas ist dein Kopf, und deine Stimme kündet


Der Göttin Herrlichkeit, die Rüstung ist von Erz,
Der Augen blauer Strahl ist rein von Licht entzündet
In meinem irren Hirn und fällt hinab ins Herz.

Diana bist du, fast der Ruhe Paradies,


So rufe ich dich an. Dein Zauber bitter-süß.
In Hymens Joch hab ich gedient dir lang, Diana.

Die Göttin Venus ist mir ewige Geliebte,


Minerva ist mir auch die ewige Geliebte,
Und mir Geliebte ist die ewige Diana.

13
Ich wusste, dass du warst der Popo voller Würde!
O Hure, ja ich sah, mein Schlagstock in der Braut
Zusammzubrechen nicht im Schoße fürchten würde!
In deiner Vulva wird der Klebstoff noch gebraut,

Den du benutzt, um schnell zu gleiten bei dem Scherz,


Mit einem Nicken und mit eines Seufzers Wahn.
Das alles schaute, o Geliebte, sah mein Herz.
Ich leb auf dem Kanal als wie in einem Kahn.

Dies ist der Stall, das Stroh, das sticht. Ich sah die Gäste,
Großartig war die Schar, die kam zu deinem Feste,
Und wer hat kein Gepäck, der wird nicht gut empfangen.

Wer spricht den wahren Ruhm der Göttin Vulva aus?


Ach traurig! Keine lebt mit mir in meinem Haus!
Die Blinde du verführst, wer blieb an dir nicht hangen!

14

Wenn jemand wissen will, was mich in Ketten legt?


Die Göttin Freiheit ists, ich bin der Freiheit Sohn
Und Sklave! Es versklavt die Schönheit, die erregt,
Am Tag und in der Nacht. Ich fordre meinen Lohn.

In Ketten schreit laut auf die Seele voller Qual,


Wie stachlig ist mein Herz, ich bin ein Igel, schau,
Auf Ihrem Bauernhof, und doch bin ich loyal,
Der Dichter liebt sie, gern auch eine andre Frau.

Der Fesseln Feuersglut, die glühend in mich dringt,


Das ist es, was so sehr zur Liebesglut mich zwingt,
Sie, der ich Freundschaft schwor und dass ich treu ihr bliebe.
Nicht Zeit noch Tod zerstört den engen Liebesbund,
Fest sind die heiligen Vereinigungen und
Der Kommunionen Glück in unsrer treuen Liebe!

15

Du Nette, steh nun auf! Du bist so faul! Und ah,


Die Lerche fröhlich singt dem Morgenstern voll Gnade,
Auch singt die Nachtigall ihr hochzeitliches Ja
Und sitzend auf dem Steiß, so sing ich die Ballade.

So steht nun fest, will sehn, ihr Perlen und ihr Kräuter,
Die schöne Rose rot, die Knospen keusch und züchtig,
Die rote Nelke und des Rindes pralles Euter,
Das Wasser letzte Nacht, die sanfte Hand vorsichtig.

Du gestern gingst ins Bett, du gabst mir das Versprechen:


Früh morgens wach ich auf, dir meinen Leib zu brechen!
Doch fesselt dich der Schlaf, dich nochmal umzudrehen.

Bestrafen werde ich die Faulheit meiner Schwarzen,


Ich küsse tausendmal der Brüste spitze Warzen,
Denn lehren will ich dich, zur Liebe aufzustehen!

16

Ja, ich erinnerte die süße Freundin mein:


Heut wird getrunken! Ha, von Flaschen einen Berg!
So kaufe Flaschen ein von herbem Frankenwein,
Und das soll reichen für das ganze große Werk.

Tust du das nicht, so lieb ich eben gratiaplena


Maria! Nein, ich trink, ich trinke unermesslich!
Und wenn du jung und schön bist, meine Magdalena,
Du liebst den Höhepunkt, sei dessen nicht vergesslich!

Lass mich den Efeugott, den trunknen Weingott sein,


Dann defloriere ich dein Jungfraun-Hymen fein,
Ich streue Rosen aus und Lilien in dem Morgen.

Ich schäme mich der Milch, der Erdbeern, meine Minne.


Ist es nicht gut? Wohlan denn, liebste Frau, beginne,
Dann gehen von uns weg der Kummer und die Sorgen.

17

O kleine Liebe, denk, dass dich mein Nabel sah


Und nicht mein Auge, denk, dass dich mein Nabel schaut,
Wir sehn uns nackt, und nackt sind wir zusammen da,
Und an der Stadt Paris wird immer noch gebaut.

Der Liebe ich gehör, der Liebe Ruhm und Ehr,


Das Androgyne ists, wonach wir beide heulen,
Wie sehr ich ehre dich, mein lieber Schatz, wie sehr
Und deine Beine nackt, die beiden Zwillingssäulen.

Der Beine Meisterwerk ists nicht und nicht die Augen


Und nicht dein Lachen und die Hände auch nicht taugen,
Doch meines Herzens Quell, die Tränen meiner Brust,

Denn Weinen kann ich gut, dass ich die Sehnsucht kühl.
Und ohne Hoffnung hab ich manchmal das Gefühl
Des Paradieses, wenn ich denk an deine Lust.

18
Nach meiner Rückkehr – ach, dass ich verzweifeln muss! -
Gab ich dir einen Kuss, doch du des Eises voll,
Du küsstest frostig mich mit einer Leiche Kuss,
Diana also keusch einst küsste den Apoll,

Großmutters Wange so das junge Mädchen presst,


So küsst der Bräutigam die Braut vorm Ehebund,
Nicht schmackhaft süß der Kuss, die Lippe presst nicht fest,
Was sind die Lippen mir so bitter und so wund?

Du imitiere doch das Paar der Turteltauben,


Im Fichtenwipfel sie sich wilde Küsse rauben,
Die Flügel spreizen sie und mit den Schnäbeln picken!

Geliebte, alles was wir fortan leisten müssen,


Ist, wie die Vögel uns mit heißer Brunst zu küssen!
Wir wollen in den Mund uns heißer Liebe ficken!

19

Madonna, meine Lust, die Wangen glühn dir rot,


Des Maien Rose ist dein langes Lockenhaar,
Frisiert vom Meister, der all seine Kunst dir bot,
Umspielt es zart dein Ohr, die Muschel weiß und klar.

Als du noch klein warst, kam die Biene, zu erbeuten


Mit ihrem Leckermaul den süßen Nektar-Tau.
Gott Eros kam herbei zu deinen jungen Freuden.
Die Stimme dein ist süß wie keiner andern Frau.

Zwei Berge weißer Milch sind deine vollen Brüste,


Und deine Schlankheit ist der Inbegriff der Lüste,
Ein junges Mädchen du in nackter Juli-Form.
Der Juno Lilienarm, der Grazien Brüste und
Der Morgenröte Mund, dein roter Scharlachmund,
Und einer Löwin Herz, so stolz und so enorm!

20

Die weiße Lanze steht im goldnen Morgenrot,


Die Lanze ist gesalbt, von Standart-Steifigkeit,
Im Lager der Armee, und in des Krieges Not
Ich brauch sie in der Schlacht mit Heldenhaftigkeit.

Die Lanze war bereit beim letzten Angriff, der


Dein erster Angriff war, nun muss ich davon sprechen,
Des Angriffs Ende hat sich hingezogen sehr,
Die Lanze war bereit, zu stechen und zu brechen.
Ach, ohne dich die Welt ein wüstes Chaos wäre,
Die göttliche Natur verginge in der Leere,
Wenn du nicht kämpftest, so gehorsam der Natur.

Du hast das Instrument des Glückes voll Genuss,


Mit dem wir leben und dass man auch ehren muss.
Wie oft denn opfern wir auf dem Altare nur?

21

Mir wär es Leid, wenn du mir Grund gegeben hättest


Zur Eifersucht, wenn du dir einen Freier kauftest!
Es kochte heiß mein Blut, wann immer du dich bettest,
Besiegt sein wollt ich nur, wenn wild du mit mir rauftest.

Jetzt wird mein Haar mir grau, das Alter Kraft mir raubt,
Ich denk nicht drüber nach, wie ich der Zeit entgleite,
Ich war im Leben stark, so dass es mir erlaubt,
Zu liegen in dem Grab auf meiner rechten Seite.

Kadaver alt und faul, den nutze ich mit Zauber,


Ein trockenes Skelett, den Schädel nicht mehr sauber,
Die Kranke ich genieß in geistigem Umnachten!

Gesetz der Venus ists, das Mädchen, hoch zu rühmen,


Verliert im Hochzeitsbett das reine Jungfraun-Hymen.
Und danach ich so sehr begierig muss verschmachten!

22

Gegrüßet seiest du, o Ackerfurche leer,


Die stark und fruchtbar ist, empfänglich augenblicklich,
Gegrüßet seiest du, o Öffnung, selig sehr,
Du machst mein Leben schön, du machst mich überglücklich!

Du bist es, die mich quält, doch mich nicht mehr quält als
Der Knabe mit dem Pfeil, der mir Probleme macht.
Die Kraft mir schwindet schon an deinem Schwanenhals,
Vier Nächte nicht mehr, du kommst nur noch eine Nacht.

O kleines Loch, o Loch so eng, o zartes Loch,


Auf weicher Haut das Haar gekräuselt noch und noch,
Wer herrscht wie du, o Loch, mit deinem stolzen Herzen?

Die Kavaliere all anbetend ehren Sie!


Der Vulva beugen sich anbetend alle Knie!
Die Männer kommen, in den Händen heiße Kerzen!

23

Raus aus dem Mund, dem Arsch, und weg mit deiner Hand!
Gib mir die süße Lust, der Venus Köstlichkeit!
Frau Freiheit, gib dein Brot mir in der Freiheit Land!
So lautet das Gesetz in Staates Angelegenheit.

Ein Kühlschrank ohne Blut, so ist dein kaltes Leben.


Die Wollust weiden will in deiner Sehsucht Rosen.
Die Krone trägst du in dem Haar, und sie will geben,
Was lange Tradition im Lande der Franzosen.

Du wirst zwar sagen, dass im hohen Himmel Zeus


Tut ohne Hinterlist kein gutes Werk, ich weiß,
Dass nur die Krone nicht des Zeus beschädigt werde!

Er ist doch stärker dort als du es bist hienieden!


Auch hat er einen Sohn! So, Liebste, gib mir Frieden!
Sonst meine Samen, ach, sie fallen auf die Erde.

24

O Muschi mollig, o Korallen-Grübchen süß,


O Göttin der Natur, des ganzen Weltenalles,
O Höhle unterm Haar, o Himmelsparadies,
O Nektar-Quelle, o du Muschi, Ein-und-Alles!

Jetzt zwischen deinen zwei Gebeinen all mein Hoffen,


Das weiße Fleisch, das Haar so schwarz, ich möchte tanzen,
Die Muschi steht jetzt mehr als selbst der Popo offen,
Die Schergen des Gerichts erheben ihre Lanzen.

Der Kanzler liebt mich nicht, weil mich der Vollbart ziert,
Er liebt die Aue nur gemäht und gut rasiert,
Den Rücken reitet er als liebestoller Kater.
Wenn erst der Muschel Not vermindert wird, dann sieh,
Dann kommt der Kanzler noch zur Venus Medici,
Dann imitiert er an der Kriegsfront seinen Vater.

25

Dass viele Dochte neu, das sei von mir beklagt,


Die Fackel löschen aus, ach, der Natur der Liebe!
Es macht mich traurig nur, was der Gerichtshof sagt,
O Langeweile, mein Gesicht wird krank vor Trübe!

Der König, wie man sagt, will Kuss und Kommunion,


Sein Mädchen, mollig, nett, am Tag und in der Nacht,
Die ihren Po verleiht für Silberlinge Lohn,
Erträgt die Bresche wohl und starrer Lanze Pracht.

Der Po verschlingt das Hab und Gut von reichen Ahnen,


Frau Scylla hasst doch heiß die alten Veteranen,
Es wäre besser doch für Frankreichs Ehrennamen,

Der mir gegeben ward, Sankt Ludwigs andrer Name,


Weil es dem Herrn gefiel, der Name meiner Dame,
Als jener Name von des alten Nero Samen.

26

Und neulich war ich auf dem hohen Gipfel droben,


Ich wandte mich von dir und wandte ab den Blick,
Geblendet ward dein Aug, die Seele mir verschoben,
Und ich begann erneut und kam zu dir zurück.

Dein Blick ins Herz mir schoss, ward meinem Blute lieber,
Gespalten hat der Blitz den Himmel, da er röhrt,
Und heiß hab ich geschwitzt und hatte kaltes Fieber,
Von deines Blickes Griff fast wie zu Tod empört!

Wenn deine schöne Hand kein Zeichen war, kein Wahn,


Die schneeig weiße Hand, die Tochter von dem Schwan,
Ich wär gestorben, Frau, durchs Strahlen deiner Augen!

Dein Schild erwischte fast die Seele überglücklich,


Zufrieden war dein Aug, war siegreich augenblicklich,
Erfreut war deine Hand, das Herz mir auszusaugen.

27

Wie eine Blume schön sie unter Blumen saß,


Sie weidete im Gras, sie pflückte Blumen zart,
Sie schickte mir den Strauß, ich stellte ihn ins Glas,
Die Namen lernte ich, die Klasse und die Art.

Sollt ich mich nicht am Schmerz der wehen Liebe laben?


Die Liebe ich besang, mit meiner Tinte klecksend!
Du mochtest einen Reiz wohl wahrgenommen haben
In meinem Liebesschmerz, mit Wollust mich verhexend!

Ich denke weiter nicht, das Gras ist doch kein Meister
Vom süßen Liebesspiel, es dachten meine Geister,
Von Jugend leben wir und nackter Evidenz!

In meinem Hobby soll ich sammeln wohl die Falter?


Wir folgen Schritt für Schritt aufdringlich dreistem Alter!
Und Liebe, Blumen, sie sind vom vergangnen Lenz!

28

Ich klage Eros oft der Lieblingin Verachten,


Wie ihre Grausamkeit mir allen Frieden raubt
Und wie sie ohne Trost mich elend lässt verschmachten,
Ich klag es seiner Hand und klag es seinem Haupt.

Es ist ein Instrument bis zu dem Schluss geblieben,


Stets hat sein Haupt die Nacht verdorben dem Betrübten.
Doch lehrt sein Haupt auch, mit Finesse schön zu lieben
Und zu betrügen auch die Menge der Geliebten.

Riechst faulen Atem du und Modrigkeit des Heimes,


Die Lunge klebrig ist vom Saft des dicken Schleimes,
Verhungert ist der Blick, die Lippe zynisch lacht,

So zeigst du Eros' Macht auf deines Lebens Bühne.


Ach, besser Thais noch zu lieben oder Phryne,
Als diese Hure mit der übergroßen Macht!

29

Für deine Schönheit, o Geliebte, will ich sterben,


Für deine Augen schön, o meine Seelengattin,
Und um dein Lächeln und dein Küssen will ich werben,
Um deinen Moschusskuss und Amberkuss, o Göttin!

Ich möchte sterben für die lange schwarze Mähne,


Für diesen Frauenleib, den ich so gerne seh,
Und für die Strenge auch der strengen Hände, jene,
Die oft mich heilten und mir oftmals taten weh.

Ich möchte sterben für dies schöne Angesicht


Und für die Stimme, die wie eine Flöte spricht,
Für diesen roten Mund, o Spenderin der Lüste.
Ich kämpfe und ich sterb für meinen König Eros,
Vergieße noch mein Blut im Kampf für ihn als Heros!
O süße Himmelsnacht im Bette deiner Brüste!

30

Da ist das Gummiband in deinem Haar, o Göttin,


Wie bin ich überrascht von meiner Freiheit, Frau,
Die Flamme liebe ich, o meine Herzensgattin,
Und wie besticht mein Herz dein lichtes Augenblau.

O stark, lebendig, scharf die Liebesflammen, munter,


Die meine Hand gemalt, der Pinsel makellos,
Ich liebe, liebe sehr und über und auch unter
Es packt mich, ich verbrenn, es geht schon wieder los!

Zerbrochen bin ich und ich bin im Nichts verloschen,


O fester Liebesbund, o Lust, die mich zerdroschen,
Nun hilft nur Alkohol und Medizin zugleich.

O Glück und Freude, dass ich einmal sterben darf!


So funktioniert die Hand, ich suche zum Bedarf
Das tödlich scharfe Schwert. Es ist noch kalt, noch weich.

31

Bereits im dunklen Hain erscheint die große Herde


Der Wandersterne licht am hohen Himmel oben,
In tiefe Höhlen flieht der schwarzen Mutter Erde
Der Tag, und auf dem Weg die schwarzen Pferde toben.

Bereits am Himmel rot ist Mutter India,


Der Morgenröte weht der Lockenfluten Röte,
Der Hagel weiß bedeckt die weiten Meilen da
Und Götter beten laut die segnenden Gebete.

Der Westen wie ein Stern versinkt mit seiner Krone.


Ich sehe die Ardeche, den Seitenarm der Rhone,
Ich seh, die Nymphe lacht, die Morgenröte brennt,

So sehe ich erglühn die neue Morgenröte,


So seh ich sie erglühn in weißer Schamesröte,
Und meine Lieblingin weist in den Orient.

32

O schönes schwarzes Haar im hohen Knotenbund!


O Seide heiter! O des Angesichtes Gold!
O Augen von Kristall! O großer roter Mund!
O Tränentropfentau! O Seele heilig hold!

O Zähne-Elfenbein! O Schatz, mir nie veraltend!


O Lächeln süß, das macht verliebt mich in das Weib!
O Seide, die du fällst herab in hundert Falten!
O Brüste schön und groß! O würdevoller Leib!

O Silbernägel! O du Schneehand! O du Kraut!


O Oberschenkel zart! O langer Beine Haut!
Wer hätte je den Ruhm der Frau genug beschrieben?

O Körper transparent! O Glieder rein wie Eis!


O Himmelsschönheit! O verzeih mir, denn ich weiß,
Es brächte mir den Tod, wenn ich dich würde lieben.

33

O Jesus! Manchmal, wenn ich junge Mädchen sehe,


Der Teufel holt sie sich in ihren jungen Tagen.
Wie schön bewegen sie den Kopf in meiner Nähe
Und tun das Gleiche, was schon die Sibyllen sagen.

Wenn ich das sehe, ach, der Stärkste wird zerrissen!


Ich wollt, ich hätte sie schon mit Gewalt gefickt!
Und sie verlieren noch all ihrer Unschuld Wissen.
Wer gleicht mir in der Kunst? Wer ist wie ich geschickt?

Ich weine fürchterlich in Sehnsuchtssympathie,


Sie wenden ihren Kopf und schaun, ich sehe sie,
Es sträubt sich mir das Haar, sag mir, was soll ich machen?

Doch wenn ein Priester mit der Bibel, mit der schwarzen,
Sie einlädt in sein Haus, berührt der Brüste Warzen,
Ist meine Angst vorbei und ich muss zynisch lachen!

34

Sie tanzte in den Schuhn der Göttin Venus Lob,


Brünette, die mich mit den Beinen nahm gefangen,
Das Bernstein-Armband an der Hand war ziemlich grob,
Und Perlen an der Schnur und Kettchen schön wie Schlangen.

Es glänzte ihr das Haar ums sanfte Angesicht,


Der Rock war ziemlich kurz, ein Hauch von Sinnlichkeit,
Der Göttin Venus Dank für dieser Schenkel Licht,
O Jugendzeit! Es war einmal vor langer Zeit.

Prinzessin, die sie war von allerschönster Sorte!


Und ihre Patin war bei Gott Madame La Morte!
Bei der Erinnerung sie schüttelte die Locken,
Da loderte mein Herz in heitrer Lust! Ich bin
Bereit, zu küssen heiß der Schönheit Königin!
Doch sie verspottete nur meine rosa Socken.

35

Die Liebe macht uns zart wie jungen Frühlingstrieb,


Und doch, wir haben Angst auf unsres Lebens Reise.
Geliebte Frau, du sagst: Mein Freund, ich hab dich lieb!
O schließ die Augen, Frau, und sprich kein Wort, sei weise!

Ich denk, das Feuer nah, es scheint in dein Gesicht,


Mein Fieber strömen will in deines Herzens Bucht.
Den Hals in deinem Arm mit Schaudern fühl ich dicht,
Und oh dein nackter Hals und frische Meeresfrucht!

In den Glyzinien hör die Lüfte schaudern fein,


Geliebte, es ist Nacht, ist süß, allein zu sein,
Mut und Begierde du zu meiner Seele fächelst.

Mit einem sanften Kuss tu auf mein Augenlid,


Ich sehe dich und bin verwirrt und seufze müd,
Seh in Erwartung des Mysteriums dich lächeln.

36

O zwanzig Jahre jung, dir ist die Liebe neu,


Dein Bauch bewegt sich schön, du kannst zur Liebe taugen.
Du scheint ein Kind mir in der Krippe voller Heu,
Was für ein süßer Schmelz in deinen Perser-Augen!

Die Äpfel an dem Baum, die Zweige sich nicht biegen,


Verdorben bist du nicht, mein Mädchen, und ich ahne,
Dass in kein Brusttuch sich die festen Brüste schmiegen.
Du bist die Geysha mir, die kleine Kurtisane!

Der Mädchen Springseilspiel ist doch noch nicht veraltet?


Wie haben schön und voll die Brüste sich entfaltet!
Doch das Geheimnis du bewahr mit Demut mir.

An deine Mutter denk ich oft als frommer Denker.


Mit deiner Wange Glut du rufe mich als Henker,
Du gibst mir das Gefühl, ich bin ein wilder Stier.

37

O Krankheit des Geschlechts, wo Männer trinken schnell,


Ein Knacken von Porphyr, ein Fries wie braunes Gras,
Der Schlafsack ist bereit, ein Vlies von warmem Fell,
Betrunken von dem Bad aus Viehduft, welch ein Spaß!

Und wenn ein Mann ist in dein Taufbad eingetaucht,


Befriede seinen Wunsch, der übersteigt Vernunft,
Er hielt den Durst für Gift, von deinem Kuss gehaucht,
Den Schaumwein deiner Haut trank er mit heißer Brunft.

O Jugend, Herzensquell des Spaßes und der Lust,


Wo sich die Herde wünscht, an deines Euters Brust
Zu tanken Liebe und Parfüme und Ekstase!

Von allen Seiten fließt der Nektar der Magie,


Des Lebens Elixier und Sahne wie noch nie
Und Küsse sammeln sich in Kelchen, und ich rase!

38

O Gummi-Tränen, fließt, und leuchte, Kirsche, rötlich!


Der Tag ist tropisch, o mein Liebling, Makellose.
Geh in den Garten, wo Zikaden schlafen tödlich,
So rief ich in das Herz der alten dicken Rose.

Im Zimmer sprachen wir, wo wir uns gestern trafen,


Bengalens Rose, o wie wir uns lieben müssen!
Nun zärtlich in dem Hain, im Garten einzuschlafen,
In deinem leichten Kleid schlaf unter meinen Küssen.

Es ist so heiß, man glaubt den Bienenflug zu hören,


Geh schlafen, Herz, und schweb zu Sphären, höhern Chören,
Bei Trauerweiden fließt der Bach mit Schaumeskränzen.

Eisvögel ruhend bei den Haselsträuchern fächeln,


So geh du schlafen nun, ich weiß nicht, ists dein Lächeln?
Ists Wasser in dem Bach, das lässt die Steine glänzen?

39

Küsst höflich, denn so schafft der Kodex gute Pfade,


Doch der verlassen hat das Kloster, folgt dem Triebe,
Das Fleisch bedarf jedoch des Meisters großer Gnade,
Sonst ist nur eine Farce die eheliche Liebe.

Der Erste wird ernannt, der Alte in der Welt,


Der auf dem Kissen liegt und auf des Sofas Throne,
Sein Pferd bei jedem Sturm, bei jedem Windstoß hält,
So überprüfe du sein Pfeifen, seine Krone.

Wir werden bumsen blind und niemand wird uns stören,


Und manchmal können wir die laute Rassel hören,
Der Meister ausgesetzt, belehrt uns mannigfalt.

Doch dies ist unbequem. Die Perversion wird wachsen.


Dann knarren am Gefährt des Wagens seine Achsen.
Das Vorurteil ist dumm, die Lüge ist schon alt.

40

Ach tausend schöne Fraun, die große Zahl zu loben,


Die schöne Sehnsucht und der Stolz sie alle zeigt,
Und jede Nacht wird vor der Haustür nicht verschoben
Und Abschied oder Gruß aus der Lagune steigt.

Das Mädchen jung und braun mit ihrer Augen Blinken,


Die Witwe, die vibriert in ihrem Schleier dicht,
Die Kurtisane nackt mit langer Wimpern Winken,
Die Jungfrau wie ein Traum, wie keuschen Mondes Licht.

Das ist die Flucht des Herrn der süßen Fleischeslust.


Die Fieberhafte zog den Sack von seiner Brust,
Nun bietet Don Juan Gelübde ungestillt.

Sie kommen und sie gehn, betrunken, blass dieselben,


Er ruft den Teufel selbst in heiligen Gewölben
Und ignoriert die Fraun und Donna Annas Bild.

41

Wie schön und grausam ist der Sultan doch alltäglich,


Von Blut betrunken und von Rosen und von Zimt,
An seiner Pfeife saugt mit welken Lippen kläglich,
Traumblumen in der Hand, sich Mord und Liebe nimmt.

Er denkt an einen Leib, an Kurven und Kontur,


Der Wunsch in ihm entflammt nach Frauen, schönen, zarten,
Er in den Harem kommt, wo seine Frauen nur
Mit Sehnsuchtsstöhnen leis auf süße Liebe warten.

Er geht vorbei an dem abscheulichen Eunuchen,


Ein Schauer ihn durchzückt, und weiter will er suchen
Die Lieblingin zur Nacht, dass sie das Herz ihm heile.

Der er das Taschentuch gebracht, dass er sie so erkennt,


Die fliegt voll Hoffnung und voll Schwindel im Moment
Und ist doch nicht verliebt, aus purer Langeweile.

42

Der Ackerboden brennt, die Ernte überall,


Der Ackermann hält in der Hand die Sense und
Die Magd klagt leise und der Kürbis ist schon prall,
Die Sonne im Zenit, verstummt der Vögelmund.

Der Wunsch nach Flammen und nach Spielen für die Jungen,
Gut ist die Scheune und die Mühle und die Lichtung.
Natur in Freiheit! Sie von Liebeslust durchdrungen!
Sie legt den Schauder ab und schaut in seine Richtung.

Im beißenden Geruch der Bauch fett, fest die Brüste,


O Jungfrau oder Frau, o Hure heißer Lüste,
Brutaler als der Stier ist auf dem Hof des Bauern.

Der Mann verschenkt sich ihr und in der Lust versinkt,


Sie dreht sich um und rasch ergibt sich ihr Instinkt,
Und o Delirium, wo Samenquellen schauern!

43

Die Näherei, das Mahl, die Wäsche, das Geschirr,


Das Schwitzen vor dem Herd, der Hausfrau steter Fleiß,
Dem Bürger sie zu arm, kein Lustobjekt der Gier,
Alltäglich müdes Fleisch, in Achselhöhlen Schweiß.

Sie kann nicht mehr, ihr Leib erschöpft das arme Weib,
Ein Opfertier, das Haar wie bei den Tieren braun,
Wer öffnet ihr den Schuh, braucht sie zum Zeitvertreib?
Wo ist der Liebe Glut im Heim der armen Fraun?

Doch freie Arbeit gibt es, die man gerne macht,


Die Arbeit dauert nicht bis in die tiefe Nacht.
Und schlimmstenfalls muss sie mal wieder ins Verließ.

Ein Schritt im Treppenhaus, o grausige Vision,


Ihr Arbeitgeber hat so einen groben Sohn,
Er riecht noch den Geruch von Wolle und vom Vlies.

44

Erstelle Fieberglut mit nichts als vierzehn Versen,


O zartes, scheues und glückselig-süßes Schlüpfen,
Schenk einen Blumenstrauß, schenk Rosen rot von Herzen,
Rhetorik weise, alt, und junger Auen Hüpfen.

Sieh das Geheimnis an des Herzens und der Aura,


Die Worte lieblich süß, die Liebe wird gefeiert,
Sag, ist sie Helena, sag, ist sie Donna Laura,
Sprich von der Liebe schön, geheimnisvoll verschleiert.

Sie würde lesen nicht wie die schon alles weiß,


Nein liebevoll für dich, intim und heimlich, leis,
Dann wäre dein Sonett ein brüderlicher Kuss.

Dann drückte sie das Blatt an ihren roten Mund,


Sie würde fragen leis, du gäbest Antwort und
Genössest schweigend den Triumph und den Genuss.

45

Wenn ich den falschen Weg genommen habe, sag,


Erinnerst du dich, o Geliebte, an das Städtchen?
Nach Mittag war es, war ein heißer Nachmittag,
Fünf Stunden ging ich mit dem allerschönsten Mädchen.
Das kann es geben nicht, doch ists notwendig so,
Die Seele lebt, wir sehn doch selig das zusammen.
Und de la Rochefoucauld, und de la Rochefaucauld?
Da war ein Ozean von weißen Liebesflammen!

Der grüne Park war so wie die verschlossne Schere


Und mächtig war der Charme der heitern Vögel-Heere,
Und deines Freundes Arm genossest du so froh.

Jetzt wollen wir noch auf den Regenbogen warten.


Im Wesentlichen wars die Lust im Liebesgarten,
Im Wesentlichen Lust und o Fellatio!

46

Die Reisen hatten ihm die Haare dünn gemacht,


Die Glieder waren bleich, es war des Alters Zwang,
Er wollte sich den Wunsch erfüllen in der Nacht,
An jedem Sonntag war er zaghaft, war er bang.

In seinem Schlafrock lag er einmal in dem Bett


Und mit dem heißen Wunsch in seinem Geiste focht er,
Und die Matrone war schon fett und doch noch nett,
Es bot ein fauler Knecht ihm seine junge Tochter.

Das Opfer war bereit, bereit des Mädchens Hand,


Das Opfer wurde nun ein Vorspiel fulminant,
Die Schaukel fehlte nicht, das Buttern nicht, o nein,

Das Früchtchen aber tat den reifen Mann verspotten,


Da er vergeblich sich bemüht, sie zu vergotten,
Ironisch lachte sie: Du sollst mein Bruder sein.

47

Sein Mund war wie ein Quell, vertrocknet und verglühend,


Der Schaum vor seinem Mund natürlich war und matt.
Er feuchtete den Mund und seine Lippen blühend,
Den Durst zu stillen, doch die Seele ward nicht satt.

An einer Stange steil sog die Koralle zart,


Den Nervenkitzel scheu die Schöne absorbiert.
Er widmet sich dem Wunsch, verrückt war seine Art,
Ein Rausch des Augenblicks, die Seele sich verliert.

Gedrückte Stille klagt Minuten in der Helle,


Und unsre Leiber oft ergossen Wasserfälle
In diesen Abgrund, wo die Unschuld ward zum Opfer.

Der Schatten jäh verbannt das Licht, das uns geblendet,


Im gleichen Geist erblüht der Blume Blüte endet,
Der Quell ergoss den Tau, die Quelle strömte tapfer.

48

In diesem leeren Raum gelöscht der Feuerbrand,


Es riecht die stille Luft, dass ich bin ungeborgen,
Gedanken las ich grad von Trance im fernen Land,
Mich trägt der Schönen Brief, er trägt mich an dem Morgen.

Die Grenze ists vom Land, das fern in Raum und Zeit,
Was geben mir die Zeit, der Raum und die Distanz?
Es redet das Papier, es lacht und seufzt und schreit,
Ein Geist im Spiegel spricht, ich denk an ihren Tanz.

Mirakel! Es ist Glut in Asche angefacht,


Bin neugeboren und die Flamme ist erwacht,
Ich seh dich wieder und ich hör dein Wort, dein mildes.

Mein Herz ist mir erfüllt von einem großen Staunen,


Und mich gemahnt dein Brief und des Orakels Raunen
An deiner Stimme Glanz, ans Echo deines Bildes.

49

Nimm diesen Dialog, der weich ist, sanft und glatt,


Papier von erster Wahl, die Blätter weiß wie Schnee,
Die erste Seite ist das schöne Titelblatt,
Delphine spielen um den Anker in der See.

Du schreibe deinen Brief auf altes Pergament


Und hülle ihn in Samt, die Schönheit ist so hold,
Und seine Zeilen schwarz, ein schwarzes Feuer brennt,
Der Rand der Blätter ist verziert mit reinem Gold.

In seiner nüchternen und düstern Kleidung schön,


Venedigs Gondel ich ersehne voll Gestöhn,
So golden und so schwarz, galant und dunkel, edel.

Es ist Venedigs Herr in gnädiger Gewährung,


Verbunden bin ich ihm, doch nicht durch Geld und Währung,
Dies Buch erfreute nur voll Liebe Herz und Schädel.

50

Auf frischem Kissen liegt der Marmor, schön gemeißelt,


Korallen schwinden hin, die Wissenschaft errötet,
Die Freier werden von den Freundinnen gegeißelt,
Doch wer das Wort verhext, wird vom Gericht getötet.

Der alten Männer Geiz, fast den beneidest du,


Ekstasen springen still hinein ins Himmelszelt.
All die Minuten fliehn die Länder immerzu,
Nun, eben wie sie ist, so fürstlich ist die Welt.
Nachts, aber ungeliebt, er liegt in dem Geblüte,
Der Daumen riesig groß und dick in seiner Güte,
Die Augen rollen und der Traum schließt auf die Truhe.

So weit gesegnet in dem Land, der süße Schrei


Der Violinen in der fernen Mongolei,
Und Zärtlichkeit, es schweigt der alte Gott der Ruhe.

51

Ich, Sappho, schaue in den Spiegel, selbst mir gleichend,


Am Abend steh ich schlank und nackt und ich betracht
Flexible Kurven und der Hüften Schwung ausreichend
Und voller Wollust ich liebkos mich in der Nacht.

Und Psyche, blass und blond, ist furchtlos und geweiht


Als eine Göttin in der Aphrodite Tempel.
Und Eros androgyn ist Gott. Die Einsamkeit
Der Liebesgöttin nehm ich selbst mir zum Exempel.

Von toten Blumen in der transparenten Vase


Morbider Duft geht aus,Verzweiflung und Ekstase,
Und meine Sinne glühn, es lodern heiß die Lüste.

Ich blicke doppelt und so lieb ich meine Augen


Und mit dem Mund komm ich, mich selber auszusaugen,
Und vierfach sehe ich die Schönheit weißer Brüste.

52

Mit deiner Hand führst du den schönen Phallus ein


Ins heilige Bordell dort zwischen deinen Schenkeln.
Ich sage, mit dem Papst, dass deine Liebe rein
Mir Freuden schenkt, ich bin an Freuden gleich den Engeln.

Eichhörnchen gleich mein Mund dir lutscht an deiner Brust,


Da ist kein bittres Gift, wie Milch der Mutter hold,
Die Scheide und das Glied sind Mann und Weib voll Lust,
Die Schleuse öffnet sich, der Samen strömt wie Gold.

O Hure liebevoll, ich schlag auf deinen Po,


O honigsüße Frucht, Geheimnispforte, oh,
Die Mutter Erde rund, an Demut reich der Sex,

Und jeden Monat zeigt die Mondin deinen Po,


Dein Auge überquillt, du schwebst gen Himmel froh,
Vom Sternenhimmel sinkt herab des Lichts Reflex.

53

Der Sommer neigt sich jetzt, die Erde wird jetzt kahl,
Das Licht vergoldet noch den Horizont mit Flammen,
Die Ebne streckt sich still, und rot des Himmels Strahl,
Ein Blick wie auf ein Bild, wie alles stimmt zusammen.

Und feierlich der Tag versinkt und ist begeistert,


Die Bauern hören schon die abendlichen Glocken.
Ich bin umarmt, besiegt, von Liebe schön bemeistert,
Enthalte mich des Weins und bin zutiefst erschrocken.

Die menschliche Natur, o sanfte Marterzeugen,


Wenn Arbeit uns nicht schwächt, die Wünsche noch nicht schweigen,
Das Schicksal wollte das, nimm an du dein Geschick!

Den Bösen haben wir verflucht und Satans Kuss!


Allabendlich wir flehn und singen Angelus!
Weihwasser überströmt das Haupt mit wehem Glück.

54

In ihrem Boudoir, da schwebt ein roter Falter,


In ihrem Wäschekorb, da liegt die rote Seide.
Harmonium ertönt, das Lied ertönt zum Psalter,
Da blättert um der Mönch, dass er am Buch sich weide.

Die Möbel alle sind aus nacktem Rosenholz,


Vorm trüben Fensterglas die Rotbrust lustig hüpft.
Des Tages mattes Rot ein Hemdchen und was solls?
Dem Spitzenhöschen ist errötend sie entschlüpft.

Der Mönch ist beinah schön, kein Pfarrer will ihn leiten,
Er blättert immer um und liest zerstreut die Seiten,
Die Liebe erst beginnt, wenn schließt des Tages Prosa.

Es gingen Frau und Mönch, die tausend Dinge glühten,


Die Rose auf dem Bett, Gemälde roter Blüten,
Und Eros' Rosen rot in Himmelswolken rosa.

55

Ein Heidentempel stand im Lande Attika,


Gebildet du in ihm, du treue Seelengattin,
Wie dich mein Traum geschaut, wie mein Genie dich sah,
Dein Körper ist der Leib antiker Liebesgöttin!

Der harte Marmor ists und deine weiche Demut,


Die ohne Feuer mich verbrennt in stiller Größe
Und eifernd mich verlässt, ich bleib zurück in Wehmut,
Der ich liebkoste doch so zärtlich deine Blöße.

O Primavera du, ich möchte mit dir schlafen,


Du Jungfrau, Marmorbild, Hetäre in dem Hafen,
Geschmückt dein Unterbauch mit feinsten Härchen, Braut!
Die schönen Tempel sind gebaut für deine Küsse,
Und reifer Weizen, Stroh, verrückte Zaubernüsse,
Und Vögel haben sich ihr Nest in dir gebaut.

56

Der Morgensonne Licht hervor zieht rundes Gold,


Die Falten aus Satin, Narzissen aus dem Dunkeln,
Es leuchtet in dem Haar des müden Mädchens hold
Und unterstreicht den Glanz, der Diamanten Funkeln.

Sie tut die Augen auf, ans Chaosbett sich schmiegend,


Im Bett gekentert und umarmt die ganze Nacht.
Nun froh, allein zu sein, doch auf dem Rücken liegend,
Sie spricht von ihrem Traum, spricht zu des Bettes Pracht.

Die Brüste wiegen sich, die Hände zärtlich schlingern,


Brustwarzen sie umspielt mit den geschickten Fingern,
Sieht friedlichen Genuss vor sich und ohne Eile

Genießt sie wundervoll die Wonne wie ein Engel


Und streckt die Arme aus und spreizt die straffen Schenkel,
Stürzt ohne Kunden ab, in großer Langeweile.

57

Dort unterm braunen Vlies gezogen lieblich lind


An Bauches Basis ein obszöner Sieg sehr niedlich,
Der Venus Hügel dort und vorne dort ein Kind,
Französisch weiß das Weib, wie glänzt sie froh und friedlich.

Ich kann es sehen kaum, berühren mit der Hand,


Das Fruchtfleisch weich, gesenkt die Augenlider keusch,
Und all mein Denken fromm bis an der Weisheit Rand,
Und heilig wird mein Herz und selig wird mein Fleisch.

Sei überrascht nicht, mich behindert meine Demut,


Trüb ist der Fischfang nur, ich liege still in Wehmut,
Ich fürchte, was ich will, die tollen Liebesfeste!

Wie du die Schenkel spreizt, dies gleich mein Geist erkennt,


Das ist der Venus Berg, der Ehe Sakrament,
Tannhäuser griff sich so die saftig langen Äste.

58

Gebettet in die Glut, der Nymphen heitern Scherz,


Des Fleisches Stempel dies der schmerzensreichen Lilien,
Der Frauenscham Korall, der dunklen Liebe Herz,
Heiß vom Erinnern an vergangene Vigilien.

Das Feminine stöhnt und fokussiert vibriert,


Dies ist der Furche Quell in Fingern des Gebärens,
Das Zentrum immerdar, der Wunsch dort konvergiert,
Das Paradies, der Krampf des schmachtenden Verzehrens.

Sie flüstert leise und ich lausche ihrem Schweigen,


Bei ihrem Schüttelfrost die Brüste schwer sich neigen,
Ein Rhythmus setzt in Brand des Körpers tiefen Riss.

Wie Götterbilder schön verzieren die Juwele,


O schwarzes Blut, steh auf vor roter Lippen Seele:
Gegrüßet seiest du, o Göttin Klitoris!

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