Académique Documents
Professionnel Documents
Culture Documents
org/wiki/Bundesrat_(Deutschland)
Der Bundesrat
Bundesrat
ist ein
Verfassungsorgan der
Bundesrepublik Deutschland,
durch das die Länder bei der
Gesetzgebung und Verwaltung
des Bundes sowie in
Angelegenheiten der
Europäischen Union mitwirken.
Jedes Land ist durch Mitglieder
seiner Landesregierung im
Bundesrat vertreten. Auf diese
Weise werden die Interessen Ehemaliges Preußisches Herrenhaus,
der Länder bei der politischen Sitz des Bundesrates
Willensbildung des
Gesamtstaates berücksichtigt. Der Bundesrat ist damit auch ein
Ausdruck des Föderalismus in Deutschland, der nach der so genannten
Ewigkeitsklausel des Art. 79 Abs. 3 GG nicht wesentlich geändert oder
gar abgeschafft werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1 von 36 19.10.13 21:18
Bundesrat (Deutschland) – Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesrat_(Deutschland)
1 Sitz
2 Funktionen
2.1 Gesetzgebung
2.1.1 Zustimmungsgesetze
2.1.2 Einspruchsgesetze
2.1.3 Verordnungen und Verwaltungsvorschriften
2.2 Europäische Union
2.3 Ausnahmefälle
2.3.1 Verteidigungsfall
2.3.2 Innerer Notstand
2.3.3 Gesetzgebungsnotstand
2.4 Sonstige Befugnisse und Rechte
2.4.1 Wahl der Verfassungsrichter
2.4.2 Organklage
2.4.3 Kompetenzkontrollverfahren
2.4.4 Präsidentenanklage
2.4.5 Mitwirkung in Personalfragen
3 Organisation
3.1 Präsident und Präsidium
3.2 Mitglieder und Stimmenverteilung auf die Länder
3.3 Stimmenverteilung auf die Parteien
3.4 Aktuelle Situation für die Bundesregierung
3.5 Ständiger Beirat
3.6 Ausschüsse
3.6.1 Zusammensetzung
3.6.2 Sitzungen und Beschlussfassung
3.7 Sekretariat
4 Arbeitsweise
4.1 Einberufung des Plenums
4.2 Vorbereitung und Ablauf der Plenarsitzung
4.3 Arbeitsatmosphäre
4.4 Stimmabgabe
4.4.1 Einheitlichkeit
4.4.2 Weisungsgebundenheit
4.4.3 Stimmführerschaft
4.4.4 Art der Abstimmung
5 Stellung des Bundesrates
6 Siehe auch
7 Literatur
8 Weblinks
9 Einzelnachweise
Sitz
Der Bundesrat – nur zu Beginn der
Bundesrepublik Deutschland offiziell mit der
Bezeichnung „Deutscher Bundesrat“, heute
nicht mehr[1] – hat seit dem Umzug im Jahr
2000 von Bonn nach Berlin seinen Sitz im
ehemaligen Preußischen Herrenhaus.
An den Seiten und an der Rückwand des Saales befinden sich Sitzplätze
für Beauftragte der Länder und des Bundes. Schließlich befinden sich
oberhalb des Saales an den Seitenwänden die Pressetribünen und an
der Rückseite die Besuchertribüne. Oberhalb des Präsidiums sind an der
Stirnwand die Länderwappen in alphabetischer Reihenfolge der Länder
angebracht.
Bundesratsgebäude in
Funktionen Bonn (Außenstelle)
Der Parlamentarische Rat hatte für den Bundesrat zunächst auch den
Namen Länderkammer diskutiert (als Gegensatz zur ebenfalls
vorgeschlagenen Volkskammer als Bezeichnung für den Bundestag),
dies wurde später jedoch wieder verworfen.[2] Auch heute wird der
Bundesrat gelegentlich als „zweite Kammer“ bezeichnet. Er ist dennoch
nach dem Grundgesetz ein eigenständiges Verfassungsorgan des
Bundes und „nicht eine zweite Kammer eines einheitlichen
Gesetzgebungsorgans, die gleichwertig mit der ‚ersten Kammer‘
entscheidend am Gesetzgebungsverfahren beteiligt wäre“.[3]
Gesetzgebung
Der Bundesrat hat neben der Bundesregierung und dem Bundestag das
Recht zur Gesetzesinitiative. Beschließt er einen Gesetzentwurf, so wird
dieser zunächst der Bundesregierung zugeleitet, die hierzu Stellung
nehmen kann. Der Entwurf sowie die Stellungnahme sind dem
Bundestag in der Regel innerhalb von sechs – in bestimmten Fällen
innerhalb von drei bzw. neun – Wochen zuzuleiten.
Gesetze zur Änderung der Verfassung (hier ist für die Zustimmung
eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, das sind derzeit mindestens 46
Stimmen),
Gesetze mit Auswirkungen auf die Finanzen der Länder (z. B.
Steuergesetze, die Auswirkungen auf die Einnahmen der Länder
haben oder Gesetze, die die Länder zu Ausgaben oder
Sachleistungen verpflichten) und
Gesetze mit Auswirkungen auf die Organisations- oder
Verwaltungshoheit der Länder
Von der Gründung der Bundesrepublik Deutschland bis zum Ende der
15. Legislaturperiode des Bundestages sind 3362 Zustimmungsgesetze
(etwa 53 %) und 2973 Einspruchsgesetze in Kraft getreten.[5][6] Der
Anteil der zustimmungsbedürftigen Gesetze hat sich in der 16.
Wahlperiode (2005–2009) auf 41,7 % verringert,[7] was mit der am 1.
September 2006 in Kraft getretenen Föderalismusreform
zusammenhängen dürfte.
Zustimmungsgesetze
Einspruchsgesetze
Über einen Einspruch muss der Bundesrat innerhalb von zwei Wochen
beschließen, wobei die Frist mit dem Eingang des
Änderungsbeschlusses des Bundestages oder mit der Mitteilung des
Europäische Union
Soll in der EU also ein Rechtsgebiet geregelt werden, bei dem die
Länder auf nationaler Ebene ein Mitspracherecht hätten, so ist der
Bundesrat in Korrespondenz mit dem Grad seines innerstaatlichen
Mitspracherechts auch auf europäischer Ebene zu beteiligen. Dies kann
so weit gehen, dass der Bundesrat den deutschen Vertreter im Rat der
Europäischen Union bestimmt; hierbei ist nur die Beteiligung und die
Abstimmung mit der Bundesregierung vorgesehen und die Wahrung
gesamtstaatlicher Interessen zu sichern.
Ausnahmefälle
Verteidigungsfall
Innerer Notstand
Gesetzgebungsnotstand
Organklage
Kompetenzkontrollverfahren
Präsidentenanklage
Mitwirkung in Personalfragen
Der Bundesrat wirkt bei der Bestellung diverser Amtsträger und Organen
des Bundes in verschiedener Intensität mit. Im Einvernehmen mit der
Bundesregierung schlägt der Bundesrat nach § 7 BBankG die Hälfte der
Mitglieder des Vorstandes der Bundesbank vor, nach § 379 SGB 3
benennt er drei Mitglieder der Gruppe der öffentlichen Körperschaften im
Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit. Nach § 149 GVG bedürfen
die Vorschläge des Bundesministers der Justiz für das Amt des
Generalbundesanwalts und der Bundesanwälte der Zustimmung des
Bundesrates. Weitere Nominierungsrechte beziehen sich auf den
Finanzplanungsrat, die Rundfunkräte der Deutschen Welle und des
Deutschlandfunks sowie den Beirat bei der Bundesnetzagentur.
Organisation
Präsident und Präsidium
dem Amt, so gibt er auch sein Amt als Bundesratspräsident auf. Sein
Nachfolger als Ministerpräsident folgt ihm auch ins Präsidium des
Bundesrates nach. Auf diese Weise ist das Amt des
Bundesratspräsidenten wechselnden Mehrheitsverhältnissen und
parteipolitischen Diskussionen entzogen. Außerdem entspricht dies dem
föderalen Prinzip, wonach jedes Land unabhängig von Größe oder
Einwohnerzahl gleichrangig ist und den Präsidenten stellt.
Durch Beschluss des Bundesrates vom 8. Juni 2007 wurde die Zahl der
Vizepräsidenten mit Beginn des Geschäftsjahres 2007/2008 von drei auf
zwei verringert. In der Begründung heißt es unter anderem: Die
„Verkleinerung des Präsidiums und Konzentration seiner Aufgaben
ermöglicht eine Verstärkung der Kontinuität der Zusammensetzung des
Präsidiums. Diese Neuerungen lassen positive Auswirkungen auf die
Arbeit des Präsidiums und die Wahrnehmung des Bundesrates
insgesamt erwarten.“[15]
Mecklenburg- 3 ██
1.606.899 SPD, CDU 2016
Vorpommern █
6 ██
7.774.253 SPD, Grüne 2018
Niedersachsen ████
Nordrhein- 6 ██
17.544.938 SPD, Grüne 2017
Westfalen ████
4 ██
3.990.033 SPD, Grüne 2016
Rheinland-Pfalz ██
3 ██
Saarland 997.855 CDU, SPD 2017
█
4 ██
Sachsen 4.054.182 CDU, FDP 2014
██
Sachsen- 4 ██
2.276.736 CDU, SPD 2016
Anhalt ██
Schleswig- 4 ██ SPD, Grüne,
2.802.736 2017
Holstein ██ SSW
4 ██
Thüringen 2.181.603 CDU, SPD 2014
██
gesamt 80.327.900 69
Der Bundesrat besteht aus Mitgliedern der Regierungen der Länder, die
sie bestellen und abberufen. Sie können durch andere Mitglieder ihrer
Regierungen vertreten werden (vgl. Art. 51 GG). Ein Mitglied des
Bundesrates darf nicht gleichzeitig Mitglied des Deutschen Bundestages
sein. Das Mitglied muss einen Sitz und eine Stimme in einer
Landesregierung haben; dies sind die Ministerpräsidenten und Minister
der Flächenländer sowie die Bürgermeister und Senatoren der
Stadtstaaten. Auch Staatssekretäre können dem Bundesrat angehören,
sofern sie Kabinettsrang haben. Jedes Land kann so viele Mitglieder
bestellen, wie es Stimmen hat. Die übrigen Mitglieder der
Landesregierung werden üblicherweise als Stellvertretende Mitglieder
des Bundesrates benannt. Welches Regierungsmitglied ordentliches
oder stellvertretendes Mitglied des Bundesrates wird, entscheidet jede
Landesregierung selbst. Eine Gesamtzahl an ordentlichen Mitgliedern ist
damit in der Verfassung nicht festgelegt, diese ergibt sich erst aus der
aktuellen Anzahl und Einwohnerzahl der Bundesländer.
Die Anzahl der Stimmen für jedes Land ist nach seiner Einwohnerzahl
gestaffelt, ohne diese jedoch proportional abzubilden:
Die Gesamtzahl der Stimmen und ihre Verteilung auf die Länder ist für
die Abstimmungen im Plenum des Bundesrates wichtig, da ein
Beschluss bereits von einer Stimme abhängig sein kann. Veränderungen
in den Einwohnerzahlen wirken sich unmittelbar auf die
Stimmenverteilung im Bundesrat aus, da das Grundgesetz keinen
weiteren rechtsgestaltenden Akt vorsieht. Ein Über- oder Unterschreiten
der Schwellenwerte ändert die Zusammensetzung des Bundesrates
unmittelbar nach der amtlichen Feststellung und Bekanntgabe der
Ergebnisse von Volkszählungen und Bevölkerungsfortschreibungen.[18]
In der Geschichte des Bundesrates hat sich die Stimmenverteilung
bislang nur einmal durch Veränderung der Einwohnerzahl verändert: Am
18. Januar 1996 wurde durch das Hessische Statistische Landesamt
festgestellt, dass Hessen zum Stichtag 31. August 1995 6.000.669
Einwohner hatte. Seit dem 18. Januar 1996 ist das Land daher mit fünf
Stimmen im Bundesrat vertreten.[19]
Rein auf die Opposition entfallen 36 Stimmen, nämlich die SPD mit den
Linken (4) in Brandenburg, die SPD mit den Grünen (19) in Bremen,
Niedersachsen, Nordrhein-
Westfalen und Rheinland-Pfalz,
die SPD mit Grünen und dem
SSW (4) in Schleswig-Holstein
sowie die Grünen mit der SPD
(6) in Baden-Württemberg. Dazu
kommen die Stimmen der
SPD-Alleinregierung (3) in
Hamburg.
Die letztgenannte ist auch die einzige Möglichkeit für eine Zwei-Drittel-
Mehrheit im Bundesrat.
# Parteien Länder
Kooperationen mit Zwei-Drittel-Mehrheit
52 ███
Kooperationen mit einfacher Mehrheit
36 ███
36 ████
Kooperationen ohne Mehrheit
32 ███
32 ███
31 ███
28 ██
27 ██
15 ██
7 ██
6 █
3 █
Legende:
█ CDU/CSU █ SPD █ FDP █ Grüne █ Linke █ SSW
Nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 2011 verlor die
bestehende rot-rote Koalition unter Klaus Wowereit ihre Mehrheit.
Daraufhin bildeten SPD und CDU eine große Koalition, wodurch vier
Stimmen aus dem Oppositionslager (A-Länder) in das neutrale Lager
übergingen.
Die Landtagswahl im Saarland 2012 hatte eine große Koalition aus CDU
und SPD zur Folge, wodurch diese drei Stimmen ins neutrale Lager
gingen. Davor hatte die Ministerpräsidentin des Saarlands Annegret
Kramp-Karrenbauer die bestehende Jamaika-Koalition aufgekündigt, und
die Minister der FDP und der Grünen am 19. Januar 2012 aus der
Regierung entlassen. Dem Kabinett gehörten zeitweise nur noch Minister
der CDU an.
Am 12. Juni 2012 verlor das Lager der Bundesregierung erneut vier
Stimmen an die Opposition durch die Dänen-Ampel in Schleswig-
Holstein.
Ständiger Beirat
Ausschüsse
Die Gesamtzahl der Ausschüsse entspricht seit dem Jahr 1991 der
Anzahl der Bundesländer. Auf diese Weise stellt jedes Land
gleichberechtigt einen Ausschussvorsitz.
Zusammensetzung
Sekretariat
Arbeitsweise
Einberufung des Plenums
Der Bundesrat tritt regelmäßig etwa alle drei bis vier Wochen,
grundsätzlich freitags um 9.30 Uhr, zusammen. Der Sitzungsrhythmus
wird unter Berücksichtigung des Sitzungskalenders des Deutschen
Der Präsident beruft den Bundesrat in der Regel mündlich am Ende einer
jeden Plenarsitzung durch Bekanntgabe des nächsten Sitzungstermins
ein. Förmlich erfolgt die Einberufung durch Übersendung bzw.
Veröffentlichung der Tagesordnung. Nach Art. 52 Abs. 2 Satz 2 GG hat
der Präsident das Plenum einzuberufen, wenn die Vertreter von
mindestens zwei Ländern dies verlangen. Die Geschäftsordnung des
Bundesrates hat in § 15 Abs. 1 diese Regelung insoweit erweitert, dass
der Präsident den Bundesrat bereits einberufen muss, wenn ein Land
dies verlangt. In der Praxis wird von diesem Einberufungsverlangen
jedoch kein Gebrauch gemacht.
Die Mitglieder der Bundesregierung haben das Recht und auf Verlangen
des Bundesrates die Pflicht, an den Beratungen des Bundesrates
teilzunehmen und Rede und Antwort zu einzelnen
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsweise des Bundesrates weicht stark von der Arbeitsweise des
Bundestages ab. Während bei hitzigen Debatten im Bundestag Beifall,
Zwischenrufe, lauter Protest, Lachen oder scharfe Angriffe auf den
politischen Gegner normal sind, verlaufen die Plenarsitzungen des
Bundesrates betont sachlich und in ruhigem, gemäßigtem Ton. Beifall
und Missbilligungsäußerungen sind unerwünscht und gelten als
stilwidrig.
Stimmabgabe
Das Grundgesetz schreibt in Art. 51 Abs. 3 Satz 2 vor, dass die Stimmen
eines Landes nur einheitlich abgegeben werden können. Dies bedeutet,
dass alle einem Land zustehenden Stimmen gleich lauten müssen, also
„Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“. Da für Beschlüsse mindestens die
absolute Mehrheit der Stimmen (zurzeit 35 Stimmen), bei
Grundgesetzänderungen auch eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist,
werden bei den Abstimmungen nur die Ja-Stimmen gezählt. Damit
wirken Enthaltungen nicht neutral, sondern wie Ablehnungen.
Einheitlichkeit
Weisungsgebundenheit
Das Gebot der einheitlichen Stimmabgabe legt den Schluss nahe, dass
die Mitglieder bei der Stimmabgabe nicht frei sind. Der Wortlaut des
Grundgesetzes enthält in dieser Frage keine ausdrückliche Regelung.
Allerdings lässt sich die Weisungsgebundenheit der Mitglieder aus
diversen Fundstellen der Verfassung herleiten:
Es sind nicht die Mitglieder, sondern die Länder, die nach Art. 50
durch den Bundesrat bei der Gesetzgebung des Bundes mitwirken.
Art. 51 Abs. 2 spricht von den Stimmen, die jedes Land – und nicht
etwa jedes Mitglied – hat. Nach Absatz 3 kann jedes Land so viele
Mitglieder entsenden, wie es Stimmen hat. Wenn es aber auch
weniger Mitglieder entsenden kann, aber trotzdem alle Stimmen
einheitlich abgeben muss, so folgt daraus, dass die Stimmen den
Willen des Landes – und nicht die des Mitglieds persönlich –
repräsentieren.
Für die Bundesratsmitglieder im Gemeinsamen Ausschuss und im
Vermittlungsausschuss sieht Art. 53a Abs. 1 Satz 3 und Art. 77 Abs.
2 Satz 3 jeweils vor, dass diese nicht an Weisungen gebunden sind.
Wenn diese „Ausnahmen“ schriftlich fixiert sind, lässt sich aus dem
Umkehrschluss folgern, dass die Verfassung unausgesprochen vom
Regelfall der Weisungsgebundenheit ausgeht.
Stimmführerschaft
Auf Antrag eines Landes wird durch Aufruf der Länder abgestimmt. In
diesen Fällen – etwa bei Änderungen des Grundgesetzes oder bei
politisch umstrittenen Vorhaben – werden die Länder in alphabetischer
Reihenfolge aufgerufen und die Stimme wird durch Zuruf des
Stimmführers abgegeben. Die Stimmabgabe nach Länderaufruf wird im
Sitzungsprotokoll vermerkt.[28]
Der Bundesrat soll zum Ausgleich der Interessen und Kräfte von Bund
und Ländern dienen.[29]
Seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland ist die Frage nach dem
Ausmaß des Einflusses des Bundesrates auf die Bundespolitik und damit
des parteipolitischen Einflusses immer wieder Gegenstand politischer
Diskussionen. Dies ist verstärkt in solchen Zeiten der Fall, in denen im
Bundesrat die Mehrheit von den Oppositionsparteien des Deutschen
Bundestages dominiert wird. Die Polarisierung nach den beiden großen
parteipolitischen Linien hat sich in den 1970er Jahren mit der
Abgrenzung zwischen A-Ländern und B-Ländern auch sprachlich
etabliert, als der sozial-liberalen Koalition im Deutschen Bundestag
erstmals eine absolute Mehrheit der Opposition im Bundesrat
gegenüberstand. Die Zeiten, in denen die Regierungsparteien im Bund
auch über eine Mehrheit im Bundesrat verfügten, waren seit 1969 nicht
die Regel, sondern eher die Ausnahme.[30] Bei unterschiedlichen
Mehrheiten kann der Bundesrat zustimmungsbedürftige Gesetze aus
parteipolitischem Kalkül blockieren und auf diese Weise ganze
„Reformvorhaben“ der Regierungskoalition stoppen. Vereinzelt wurden
bereits Gesetze in einen zustimmungsfreien und einen
zustimmungsbedürftigen Teil aufgespalten – so etwa beim
zustimmungsfreien Lebenspartnerschaftsgesetz und beim
zustimmungsbedürftigen Lebenspartnerschaftsergänzungsgesetz.
Für den Bürger ist die Funktion, die dem Bundesrat ursprünglich
zugedacht war, aus den zuvor beschriebenen Gründen (Missbrauch als
Oppositionsplattform) schwer zu erkennen, was sich in der politischen
Diskussion (z. B. auf Schulwesen oder Hochschulen bezogen) in der
schimpflichen Bezeichnung „Kleinstaaterei“ spiegelt. Daran lässt sich ein
Regelungsbedürfnis erkennen.
Siehe auch
Geschichte des Bundesrates
Sitzverteilung in den deutschen Landesparlamenten
Liste der Präsidenten des deutschen Bundesrates
Liste der Mitglieder des deutschen Bundesrates
Reichsrat
Bundesrat (Österreich)
Bundesrat (Schweiz)
Literatur
Weblinks
Commons: Bundesrat (Germany) (//commons.wikimedia.org
/wiki/Category:Bundesrat_(Germany)?uselang=de) – Sammlung von
Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
1. Archiv des Bundesrates: Akten 3003, Anordnung des
Bundesratspräsidenten Reinhold Maier vom 12. September 1952 zur
Festlegung der Bezeichnung „Bundesrat“
2. 48. Sitzung des Hauptausschusses am 9. Februar 1949, HA-Steno
S. 753.
3. So wörtlich das Bundesverfassungsgericht in einer Entscheidung
aus dem Jahre 1974, vgl. BVerfGE 37, 363, Aktenzeichen 2 BvF 2,
3/73
4. BVerfGE 8, 274
5. Zahlen der auf den Internetseiten des Bundesrates veröffentlichten
Gesamtstatistik
6. Konrad Reuter: Praxishandbuch Bundesrat. Verfassungsrechtliche
Grundlagen, Kommentar zur Geschäftsordnung, Praxis des
Bundesrates. Müller Juristischer Verlag, Heidelberg 1991, ISBN
3-8114-6590-2, Teil IV, S. 705
7. Gesamtstatistik der Bundesratsverwaltung (http://www.bundesrat.de
/cln_161/SharedDocs/Downloads/DE/statistik
/gesamtstatistik,templateId=raw,property=publicationFile.pdf
/gesamtstatistik.pdf) (PDF; 61 kB)
8. Art. 77 Abs. 2 und 2a GG
9. Dreyer in: Dreyer, 3. Aufl., S. 1443
10. Vgl. Art. 115a ff. GG
11. Vgl. Notstandsgesetze, insbes. Art. 87a Abs. 4 sowie Art. 91
12. Art. 93 GG
13. BVerfGE 24, 184 (http://www.servat.unibe.ch/law/dfr/bv024184.html)
14. Art. 93 Abs. 1 Nr. 2a sowie Abs. 2 GG
15. Zit. nach BR-Drs. 310/07 (Beschluss) (http://www.bundesrat.de
/cln_050/SharedDocs/Drucksachen/2007/0301-400
/310-07_28B_29,templateId=raw,property=publicationFile.pdf
/310-07(B).pdf) (PDF; 36 kB)
16. Einwohnerzahlen vom destatis (https://www.destatis.de
/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2013/Zensus2011
/Pressebroschuere_zensus2011.pdf) mit Stand 31. Dezember 2011
mit der Korrektur durch den Zensus 2011
17. Statistische Ämter des Bundes und der Länder (http://www.statistik-
portal.de/Statistik-Portal/de_zs01_he.asp). Stand: 31. März 2013,
abgerufen am 23. September 2013. Von besonderer Bedeutung, da
die stimmenzahlbestimmende Einwohnerschwelle von 6 Mio. seit
den Zensuserhebungen von Mai 2011 überschritten wurde.
18. Art. 51 Abs. 2 GG i.V.m. § 27 Geschäftsordnung des Bundesrates
(http://www.bundesrat.de/cln_050/nn_9548/DE/struktur/recht/go/go-
node.html?__nnn=true)
19. Konrad Reuter: Praxishandbuch Bundesrat. Verfassungsrechtliche
Grundlagen, Kommentar zur Geschäftsordnung, Praxis des
Bundesrates. Müller Juristischer Verlag, Heidelberg 1991, ISBN
3-8114-6590-2, § 27 GO, Rn. 13
20. Vgl. Bestimmungen über die Kosterstattung für die Mitglieder des
Bundesrates (http://www.bundesrat.de/cln_050/nn_9548/DE/struktur
/recht/kostenerst/kostenerst-node.html?__nnn=true)
21. Vgl. Art. 53 Satz 1 und 2 GG
22. Vgl. Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) – Veröffentlichung einer
Lesefassung unter www.bundesfinanzministerium.de
(http://www.bundesfinanzministerium.de) steht noch aus.
23. "Arbeitsalltag als Minister: Der Freitag ist Berlin- oder Wahlkreis-Tag"
(http://www.rainerwiegard.de/ministeralltag-freitag.php) auf der Seite
von Rainer Wiegard
24. Stenografischer Bericht zur 10. Sitzung des Bundesrates am 19.
Dezember 1949, S. 116
25. Vgl. Der Eklat um das Zuwanderungsgesetz 2002
26. BVerfGE 8, 104 (120)
27. BVerfGE 106, 310 (http://www.bverfg.de/entscheidungen
/fs20021218_2bvf000102.html)
28. Vgl. § 29 Abs. 1 Geschäftsordnung des Bundesrates
(http://www.bundesrat.de/nn_9718/SharedDocs/Gesetzestexte
/go__br,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/go_br.pdf)
(PDF; 196 kB)
4253761-7
Von „http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bundesrat_(Deutschland)&
oldid=123452230“
Kategorien: Wikipedia:Lesenswert Wikipedia:Gesprochener Artikel
Deutscher Bundesrat Parlament (Deutschland)
Bundesbehörde (Deutschland) Föderales Staatsorgan (Deutschland)
Berlin-Mitte Leipziger Straße (Berlin)