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Hartz IV kostet den Staat immer weniger

Bremer Studie kritisiert Einsparungen 5.7.2008


Die Bundesregierung spart, auch zu Lasten von Hartz IV-Empfängern, wie
eine neue Untersuchung belegt.

Wie das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und


Jugendberufshilfe (BIAJ) bekannt gab, sanken die Ausgaben des Bundes
für die »Grundsicherung für Arbeitssuchende« auf den niedrigsten Stand
seit Einführung der Hartz IV-Gesetze. Der Bund gab demnach zwischen
Juni 2007 und Mai 2008 etwa 34,9 Milliarden Euro für Hartz
IV-Empfänger aus. Zwei Jahre zuvor stellte der Bund noch 38 Milliarden
Euro bereit.

Die Höhe der Einsparungen überrascht, denn die Zahl der


Langzeitarbeitslosen ist in den letzten drei Jahren keineswegs
zurückgegangen. Im Gegenteil: Bei den über 55-Jährigen wurde eine
starke Zunahme an Hartz IV-Empfängern registriert. Besonders rasant
ist der Anstieg in Ostdeutschland ausgefallen. Wie das BIAJ-Institut
bereits im Mai dieses Jahres meldete, seien vor allem Sachsen-Anhalt,
Berlin und Mecklenburg-Vorpommern betroffen. In den drei Bundesländern
nahm die Zahl der Betroffenen um mehr als 12 Prozent zu. Wie also
kommt es zu den Einsparungen bei der »Grundsicherung für
Arbeitssuchende«? Ganz einfach: Seit dem 1. Januar 2007 erwerben
Langzeitarbeitslose kaum noch Rentenanwartschaften, denn der Bund
kürzte einfach die Rentenzuschüsse. Während der Bund vor der Änderung
78 Euro pro Monat einzahlte, sind es nun noch ganze 40 Euro. Für die
ALG II-Empfänger bedeutet das empfindliche Einbußen bei der Rente.
Aber nicht nur bei den Rentenanwartschaften wurde und wird gespart:
Der Bund will auch seinen Anteil an den Kosten bei Unterkunft und
Heizung weiter senken. So hofft man, zukünftig über 400 Millionen Euro
einzusparen. Die Mehrkosten werden den ohnehin klammen Kommunen
aufgebürdet. Grundlage für die Zuschüsse des Bundes ist eine
komplizierte Formel, deren entscheidender Faktor die relative
Veränderung der Zahl der Bedarfsgemeinschaften ist. Dabei spielt die
Größe der Bedarfsgemeinschaften sowie deren Ausgaben für Unterkunft
und Heizung allerdings keine Rolle.

Angesichts steigender Preise für Heizöl und Energie müsste hier


eigentlich nachverhandelt werden. Doch die Große Koalition in Berlin
hat sich gegen eine für 2010 vorgesehene Überprüfung der
»Angemessenheit der Beteiligung des Bundes« ausgesprochen. In diesem
Zusammenhang kritisiert das BIAJ-Papier, dass die Hartz
IV-Finanzbeziehungen kein Thema für die Föderalismuskommission sind.
Langzeitarbeitslose scheinen hier keine große Lobby zu haben.

Von Fabian Lambeck


URL: http://www.neues-deutschland.de/artikel/131317.hartz-iv-kostet-den-staat-immer-
weniger.html
...wie nur 1/3? ...in meinem persönlichen Umfeld sind es ca. 85% !
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Staatsferne
Bundesbürger zweifeln an der
Demokratie
Ein Drittel der Bundesbürger glaubt nicht mehr an die Demokratie.
Jeder Zweite kann sich vorstellen, im kommenden Jahr nicht zur
Bundestagswahl zu gehen. Reformen und Veränderungen bereiten den
meisten Befragten Sorgen. Unter den Skeptikern sind viele Arbeitslose
und Hartz-IV-Empfänger.

Jeder dritte Bundesbürger glaubt einer Umfrage zufolge nicht mehr


daran, dass Demokratie Probleme löst. Fast jeder Zweite kann sich
vorstellen, bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr nicht
abzustimmen, wie der Bremer „Kurier am Sonntag“ und der „Tagesspiegel
am Sonntag“ unter Berufung auf eine Studie im Auftrag der
Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) berichteten.

Demnach sprachen sich rund 57 Prozent der Befragten für eine


Reformpause oder eine Rücknahme der Veränderungen aus. Das Münchner
Institut Polis/Sinus hatte für die Erhebung 2.500 Bundesbürger
befragt.

„Ich fürchte, rund ein Drittel der Menschen hat sich schon von der
Demokratie verabschiedet“, wurde Frank Karl von der FES zitiert.
Während der Studie zufolge im gesamten Bundesgebiet jeder Dritte
glaubt, dass Demokratie keine Probleme mehr löst, sind in
Ostdeutschland rund 53 Prozent dieser Ansicht. Insgesamt zweifelten
vier von zehn Bundesbürgern daran, dass die Demokratie überhaupt noch
funktioniere.

Nicht nur wirtschaftlich schwächere Schichten betroffen

Überraschend war dem Bericht zufolge für die Forscher, dass sich nicht
nur wirtschaftlich schwächere Schichten demokratiekritisch äußerten,
sondern der Glaube an das politische System offenbar insgesamt
dramatisch zurückgegangen ist. „Das deutet darauf hin, dass viele
Menschen fürchten, demnächst abzurutschen, und sie machen das System
dafür verantwortlich“, erklärte Karl. Der Umfrage zufolge fühlen sich
sich nur 62 Prozent der Bürger gerecht behandelt, während jeder Vierte
angab, ungerecht behandelt zu werden.

Nur knapp jeder Dritte geht demnach optimistisch in die kommenden


Jahre. Der große Rest befürchte Einschränkungen oder sehe die Gefahr,
gesellschaftlich oder finanziell abzurutschen. Trotzdem sind unter den
Demokratiekritikern dem Bericht zufolge besonders viele Arbeitslose
und Hartz-IV-Empfänger. „Aus persönlichem Misserfolg wird
Staatsferne“, erklärte Karl. Unter diesem Vertrauensverlust litten
besonders die Volksparteien. „Die Menschen glauben nicht mehr an den
Aufstieg.“

AP/cl
URL:
http://www.welt.de/politik/article2159809/Bundesbuerger_zweifeln_an_der_Demokratie.html
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EU: Konservative wollen Internet-


Nutzung lückenlos überwachen
Bürgerrechtsorganisationen warnen die Abgeordneten des
Europaparlaments vor der Verabschiedung bestimmter Änderungsvorschläge
konservativer Abgeordneter für das Telekommunikations-Gesetzespaket,
das die EU-Kommission im November vergangenen Jahres vorgestellt
hatte. Die entscheidende Abstimmung findet am 7. Juli im
federführenden Industrie-Ausschuss (ITRE) des Europaparlaments statt,
danach erfolgen noch Abstimmungen im Binnenmarkt-Ausschuss (IMCO). Die
Bürgerrechtler zeigen sich vor allem beunruhigt von einer Reihe von
Änderungsanträgen seitens britischer Konservativer, die in jüngster
Zeit in Umlauf gebracht wurden. Diese wollen die Nutzung "illegaler
Inhalte" über ein staatlich lizenziertes Überwachungssystem
verhindern.

Der Wind weht aus verschiedenen Richtungen. Die Franzosen etwa wollen
ihre so genannten "Graduated Response[1]"-Pläne über die europäische
Schiene doch noch durchsetzen[2]. Die französische
Unterhaltungsindustrie wirbt derzeit massiv für ein Strafsystem[3]
unter dem Namen "flexible Rückmeldung" bzw. unter dem Motto "drei
Treffer und du bist tot": Wiederholte Verstöße gegen das Urheberrecht
sollen dafür sorgen, dass ein Provider die Internetverbindung des
Kunden unterbrechen kann. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine
automatische Filterung des Internetverkehrs seitens des Providers
durch eine staatlich autorisierte Software. Eine Behörde soll
koordinierend sicherstellen, dass Internetnutzer für einen bestimmten
Zeitraum auch nicht auf einen anderen Internetprovider ausweichen
können.

Zuletzt waren die französischen Pläne[4] Anfang April im Europäischen


Parlament auf Ablehnung gestoßen[5]. Die Erweiterungsvorschläge, über
die mit etwa 800 weiteren Erweiterungs- und Änderungsvorschlägen am 7.
Juli im Industrie-Ausschuss abgestimmt werden sollen, könnten sie
jedoch erneut in Diskussion bringen. Von deutscher Seite sind es
mutmaßlich die Lobbyisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die
die "Gesetzmäßigkeit" von Inhalten vor allem in Hinblick auf
Videoplattformen über eine europäische Richtlinie gewahrt wissen
wollen.

Der britische Konservative Malcolm Harbour hat nun im


Binnemarkt-Ausschuss drei Vorschläge[6] in den IMCO-Ausschuss
eingebracht, die in diese Richtung gehen. Sein Erweiterungsvorschlag
für Artikel 22 der Richtlinie 2002/22/EC sieht vor, dass "eine
nationale Regulierungsbehörde über Richtlinien oder Maßnahmen
sicherstellen" soll, "dass die Möglichkeit der Nutzer, auf legale
Inhalte zuzugreifen oder diese verteilen zu können oder legale
Anwendungen und Dienste ihrer Wahl verwenden zu können, nicht
unangemessen beschränkt" wird. Die Netzaktivisten befürchten nun, dass
insbesondere freie Software möglicherweise als nicht gesetzeskonform
eingestuft wird, da diese von den Nutzern modifiziert werden darf.
Technologien, die die "Gesetzmäßigkeit" einer Software überprüfen,
würden veränderte Software jedoch als "nicht-gesetzlich" einstufen.

Harbours Erweiterungsvorschlag für Artikel 33 für dieselbe Richtlinie


verlangt, dass "nationale Regulierungsbehörden und andere relevante
Behörden so weit, wie es angemessen ist, die Zusammenarbeit zwischen
Unternehmungen unterstützen sollen, die elektronische
Kommunikationsnetzwerke und -dienste unterhalten und den Branchen, die
am Schutz und der Förderung gesetzmäßiger Inhalte in elektronischen
Kommunikationsnetzwerken und -diensten interessiert" sind. Schließlich
sieht Harbours Erweiterungsvorschlag für Artikel 21 derselben
Richtlinie Regelungen vor, die auch das französische "drei Treffer und
du bist tot"-Modell enthalten: So sollen die nationalen
Regulierungsbehörden Unternehmen verpflichten, Informationen zu
bestehenden und neuen Kunden zur Verfügung zu stellen. Zu diesen
Informationen gehören Angaben über "illegale Nutzungen elektronischer
Kommunikationsdienste", insbesondere "Urheberrechtsverstöße" sowie
Angaben zu "Schutzmittel gegen Risiken persönlicher Sicherheit,
Privatsphäre und persönlicher Daten". Darunter seien, so die
Bürgerrechtler, Sicherheitsverfahren zu verstehen, die ohne
Genehmigung der Behörden eingesetzt würden. Dies könnte bedeuten, dass
die nationalen Regierungen auch den Einsatz von
Verschlüsselungssoftware überwachen können sollen. Durch die
umfassenden Informationspflichten entstehende Mehrkosten sollen den
Unternehmen durch die Regulierungsbehörde erstattet werden.

Ein anderer vom britischen Konservativen Sayed Kamal im LIBE-Ausschuss


eingebrachter Erweiterungsvorschlag für Artikel 6 der Richtlinie
2002/58/EC sieht vor, dass die "Telekommunikationsverbindungsdaten von
jeder natürlichen oder juristischen Person verarbeitet werden dürfen,
um technische Maßnahmen implementieren zu können, welche die
Sicherheit eines öffentlichen oder privaten elektronischen
Kommunikationsdienstes" garantieren können. Dieser Vorschlag wurde
letzte Woche im Ausschuss bereits verabschiedet und gilt als
notwendiger Baustein für die Harbour-Vorschläge.

Die jeweils relevanten Abschnitte der Änderungsanträge haben die


französische Netzaktivisten von "La Quadrature du Net inzwischen
online veröffentlicht[7], ohne jedoch das Datum oder die
Dokumentennummer der Vorschläge zu nennen. Derzeit ist noch unklar, ob
es inzwischen zu den Anträgen weitere Änderungsvorschläge gibt. Nach
Auskunft von Christoph Espern, Mitgründer von "La Quadrature du Net",
sollen die Harbour-Vorschläge erst am Freitag eine eigene Nummer
erhalten und im Moment noch aktuell sein.

Gleichwohl gibt es auch im ITRE-Ausschuss Änderungsvorschläge


hinsichtlich "gesetzeskonformer Inhalte". Die französische
konservative Abgeordnete Dominique Vlasto brachte gemeinsam mit dem
belgischen Konservativen Ivo Belet den Änderungsvorschlag Nr. 122 ein,
der die Internet-Provider "ermutigen" will, "gesetzeskonforme Inhalte"
("lawful content") zu fördern und zu schützen. Gemeinsam mit der
deutschen Konservativen Ruth Hieronymi (CDU) brachten Vlasto und Belet
den Vorschlag Nr. 308 ein, der dafür sorgen soll, dass die
Internet-Provider hierfür mit den nationalen Regulierungsbehörden
zusammenarbeiten dürfen.

Die sozialdemokratische Europaabgeordnete Erika Mann,


Schattenberichterstatterin[8] im ITRE-Ausschuss, sagte heise online,
dass sie die entsprechenden Anträge im Blick habe: "Ich freue mich
über jede Unterstützung zu dem Thema, weil man nie weiß, wie das dann
durchläuft. Ich halte es für eine gefährliche Tendenz zu bestimmen,
was gesetzmäßige Inhalte sind oder was nicht." (Christiane
Schulzki-Haddouti) (jk[9]/c't)

URL dieses Artikels: http://www.heise.de/newsticker/meldung/110319

Links in diesem Artikel:


[1] http://www.heise.de/newsticker/Modell-quot-abgestufte-Erwiderung-quot-gegen-Internet-
Piraten--/meldung/109638
[2] http://netzpolitik.org/2008/enditorial-wird-frankreich-die-digitale-guillotine-in-europa-
einfuehren/
[3] http://www.heise.de/newsticker/Franzoesische-Musikindustrie-macht-Druck-bei-
Internetsperren--/meldung/107767
[4] http://www.heise.de/newsticker/Europaeische-Internet-Society-gegen-Bestrafung-von-
Piraten--/meldung/109795
[5] http://www.heise.de/newsticker/EU-Parlament-diskutiert-Rolle-der-Provider-bei-der-
Durchsetzung-von-Urheberrechten--/meldung/109307
[6] http://www.laquadrature.net/wiki/Paquet_Telecom_amendements
[7] http://www.laquadrature.net/wiki/Telecom-Package_Compromise-Amendments_ITRE-
IMCO_7th-July
[8] http://de.wikipedia.org/wiki/Schattenberichterstatter
[9] mailto:jk@ct.heise.de
Weg frei für heimliche Online-
Durchsuchungen in Bayern
Schon vom 1. August an soll die Polizei in Bayern heimliche
Online-Durchsuchungen zur Terrorabwehr sowie zur Verhinderung
schwerwiegender Straftaten durchführen und dafür auch heimlich in die
Wohnungen Verdächtiger eindringen dürfen. Der federführende
Innenausschuss des bayerischen Landtags[1] hat Ende vergangener Woche
den Weg frei gemacht für eine entsprechende, heftig umstrittene
Änderung[2] des Polizeiaufgabengesetzes. Die Novelle soll am morgigen
Donnerstag von den Landesparlamentariern mit der Mehrheit der CSU
verabschiedet werden, was nach dem grünen Licht der Innenpolitiker als
Formsache gilt. Die ebenfalls im Landtag vertretenen Fraktionen von
SPD und Grünen haben gegen die Beschlussempfehlung[3] (PDF-Datei) des
Innenausschusses gestimmt und werden sich dem Vorhaben wohl auch in
der Plenarsitzung widersetzen.

Ähnliche Befugnisse zum "verdeckten Zugriff auf informationstechnische


Systeme" wie für die Polizei will die allein regierende CSU auch dem
bayerischen Verfassungsschutz einräumen. Eine entsprechende
Empfehlung[4] (PDF-Datei) für eine Novelle des
Verfassungsschutzgesetzes des Landes hat der Innenausschuss ebenfalls
bereits mit leichten Änderungen am Entwurf[5] (PDF-Datei) der
bayerischen Staatsregierung freigegeben. Gleichzeitig sollen damit
auch die Kompetenzen der Staatsschützer zur Einholung von Daten
privater zur Terrorabwehr, zum Einsatz des IMSI-Catchers oder zum
großen Lauschangriff ausgeweitet werden.

Deutlich umfangreicher sind die im Ausschuss angenommenen


Änderungen[6] (PDF-Datei) von CSU-Abgeordneten am Entwurf[7]
(PDF-Datei) der Landesregierung zum neuen Polizeigesetz. Die Ermittler
können demnach IT-Systeme von Verdächtigen heimlich ausforschen, die
für eine künftige "dringende Gefahr für den Bestand oder die
Sicherheit des Bundes oder eines Landes oder für Leib, Leben oder
Freiheit einer Person" verantwortlich sind. Die heimliche
Online-Durchsuchung soll aber auch möglich sein, wenn "konkrete
Vorbereitungshandlungen für sich oder zusammen mit weiteren bestimmten
Tatsachen die begründete Annahme rechtfertigen", dass die "Gefährder"
eine schwerwiegende Straftat nach Artikel 30[8] des bayerischen
Polizeigesetzes begehen werden.

Erfasst werden sollen demnach etwa Straftaten des Friedensverrats, des


Hochverrats und der Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates oder
des Landesverrats und der Gefährdung der äußeren Sicherheit sowie
Straftaten gegen die öffentliche Ordnung. Eingeschlossen sind auch
Vergehen "gegen die sexuelle Selbstbestimmung", gegen das Leben oder
die persönliche Freiheit. Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder
Waffenverstöße sind ebenfalls eingeschlossen. Nicht gelten soll die
Lizenz zum Einsatz des Bayerntrojaners dagegen bei gravierenden
Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Im Rahmen einer Online-Razzia sollen die Sicherheitsbehörden auch


Daten etwa auf Festplatten löschen oder verändern dürfen, wenn Gefahr
für höchste Rechtsgüter besteht. Als Beispiele werden detaillierte
Beschreibungen von Anschlagzielen oder Bombenbauanleitungen genannt.
Bei Gefahr in Verzug soll generell für verdeckte Online-Durchsuchungen
und "notwendige Begleitmaßnahmen" wie das Eindringen in Wohnungen eine
richterliche Anordnung nicht sofort erforderlich sein.

Neu ist zudem, dass die Änderungen auch Zugriffsmöglichkeiten der


Polizei auf die von den Providern laut einem Bundesgesetz verdachtslos
sechs Monate auf Vorrat zu speichernden Verbindungs- und
Standortdaten[9] zur Gefahrenabwehr und zum Schutz hochrangiger
Rechtsgüter vorsehen. Mildere Mittel seien nicht ersichtlich, heißt es
zur Begründung, da die Informationen angesichts der Verbreitung von
Flatrate-Tarifen nicht auf anderem Weg erlangt werden könnten.

Die CSU sieht die beiden Vorhaben im Einklang mit dem Urteil des
Bundesverfassungsgerichts zu verdeckten Online-Durchsuchungen[10] und
dem von Karlsruhe verlangten Schutz des Kernbereichs privater
Lebensgestaltung[11]. Informationen aus der Intimsphäre sollen demnach
nicht verwertet werden dürfen und gelöscht werden mit der Ausnahme,
dass Anhaltspunkte dafür bestehen, dass diese Daten der gezielten
Herbeiführung eines Erhebungsverbots dienen sollen. Eine ähnliche
Regelung gilt für Daten, die einem Vertrauensverhältnis mit
Berufsgeheimnisträgern zuzuordnen sind und keinen Bezug zu den großen
Gefahren oder Straftaten haben. Ansonsten soll sich die Maßnahme auch
gegen Kontakt- und Begleitpersonen richten können.

Nicht zuletzt werden mit der Beschlussempfehlung die Vorschriften über


den verdeckten Einsatz automatisierter Systeme zum Scannen von
KFZ-Kennzeichen fortgeschrieben, wobei die CSU eine Anpassung an das
Urteil zur Einschränkung der umkämpften Maßnahme[12] vom März
verspricht. So werde der bisher enthaltene Begriff des
Fahndungsbestandes konkretisiert und die mit der
Nummernschilderkennung verfolgten Zwecke und abzuwehrenden
Rechtsgutbedrohungen präzisiert. Zulässig sein soll demnach der
Abgleich der Kennzeichen mit polizeilichen Fahndungsbeständen über
Autos, die durch Straftaten abhanden gekommen sind. Weiter wird er
gestattet bei Personen, die zur Beobachtung oder verdeckten
Registrierung, aus Gründen der Strafverfolgung oder Auslieferung, zum
Zweck der Durchführung ausländerrechtlicher Maßnahmen sowie wegen
gegen sie veranlasster Maßnahmen der Gefahrenabwehr ausgeschrieben
sind.

Zu den Auseinandersetzungen um die Terrorismus-Bekämpfung, die


erweiterte Anti-Terror-Gesetzgebung, die Anti-Terror-Datei sowie die
Online-Durchsuchung siehe auch:

Von Datenschutz und Schäuble-Katalog: Terrorbekämpfung,


TK-Überwachung, Online-Durchsuchung[13]

(Stefan Krempl) /
(jk[14]/c't)

URL dieses Artikels:


http://www.heise.de/newsticker/meldung/110332

Links in diesem Artikel:


[1] http://www.bayern.landtag.de/
[2] http://www.heise.de/newsticker/Datenschuetzer-gegen-Bayerns-Plaene-zur-Online-
Durchsuchung--/meldung/108851
[3]
http://livesrv.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP15/Drucksachen/Folgedrucksachen
/0000006500/0000006787.pdf
[4]
http://livesrv.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP15/Drucksachen/Folgedrucksachen
/0000007000/0000007402.pdf
[5]
http://livesrv.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP15/Drucksachen/Basisdrucksachen
/0000005500/0000005588.pdf
[6]
http://livesrv.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP15/Drucksachen/Basisdrucksachen
/0000005500/0000005840.pdf
[7]
http://livesrv.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP15/Drucksachen/Basisdrucksachen
/0000005000/0000005266.pdf
[8] http://by.juris.de/by/PolAufgG_BY_1990_Art30.htm
[9] http://www.heise.de/newsticker/Bundesrat-segnet-Vorratsdatenspeicherung-
ab--/meldung/99802
[10] http://www.heise.de/newsticker/Neues-quot-Computer-Grundrecht-quot-schuetzt-auch-
Laptops-und-Daten-im-Arbeitsspeicher--/meldung/104150
[11] http://www.heise.de/ct/Lauschangriff-vermasselt-Teilsieg-fuer-die-
Buergerrechte--/hintergrund/meldung/45223
[12] http://www.heise.de/newsticker/Verfassungsgericht-stemmt-sich-gegen-den-glaesernen-
Autofahrer--/meldung/104853
[13] http://www.heise.de/ct/hintergrund/meldung/95584
[14] mailto:jk@ct.heise.de

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