1898 21.November: René Magritte wird im belgischen
Hainaut (Hennegau) geboren.
1900-1909 Eine Kiste neben seiner Wiege, die
Bergung eines Fesselballons auf dem elterlichen Hausdach, die Vision eines Malers, der den Friedhof malt, auf dem er mit einem kleinen Mädchen spielt - drei Kindheitserinnerungen Magritts.
1910 Die Familie Magritts siedelt nach Chatelet über.
Magritte nimmt an einem Malkurs teil.
1912 Seine Mutter begeht Selbstmord als er 14 Jahre
alt ist: Sie stürzt sich in die Sambre.
1913 Magritte lebt mit seinem Vater und den jüngeren
Brüdern in Charleroi. Er besucht dort das Gymnasium, begeistert sich für die Fantomas-Filme und liest R.L. Stevenson, E.A. Poe, M.leblanc, G. Leroux.
1916 Magritte schreibt sich mit 18 Jahren an der
Académie des Beaux-Arts in Brüssel ein. Im folgenden Jahr zieht auch die Familie nach Brüssel.
1918-1920 Magritte mal seine ersten Bilder in
kubistischer und dann in futuristischer Manier. Er macht Bekanntschaft mit dem Dichter Pierre Bourgeois, der von Magritts Werken beeindruckt ist und für den er Gedichte illustrieren wird. Begegnet E.L.T. Mesens. Erste Plakat- und Reklameentwürfe.
1922 Magritte Heiratet im Alter von 24 Jahren
Georgette Berger, die er schon als Fünfzehnjähriger kennen gelernt hat und 1920 wieder traf. Sie wird auch sein Modell. Das Lied der Liebe von de Chirico, das ihm der Dichter Marcel Lecomte in einer Abbildung zeigt, bedeutet für ihn den entscheidenden künstlerischen Wendepunkt. Gemeinsam mit Victor Servranckx verfasst er das Manifest "Die reine Kunst, Verteidigung des Ästhetischen". Arbeitet als Musterzeichner
1924 In der Zeitschrift "391" werden seine
"Aphorismen" veröffentlich. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit Plakat- und Reklameentwürfen.
1925 Die Brüssler Galerie "Le Centaure" bietet ihm
einen Dreijahresvertrag an. Magritte ist nun 27 Jahre alt. Er gibt mit Mesens, Arp, Picabia, Schwitters, Tzara und Man Ray die Zeitschrift "Marie" heraus.
1926 Intensive Arbeitsperiode mit sechzig Bildern in
einem Jahr. Magritte selbst hält das Bild "Der verlorene Jockey" für sein erstes gelungenes surrealistisches Werk. Verbindungen zu Goemans, Nougé, Scutenaire und Souris. die Gruppe trifft sich regelmäßig mit Lecomte und Mesens.
1927 Seine erste Einzelausstellung in der Galerie "Le
Centaure" (April) . Das Ehepaar Magritte folgt Goemans nach Paris und lässt sich im Oktober in Perreux-sur- Marne nieder und er nimmt an den Aktivitäten der Surrealisten teil und befreundet sich mit André Breton und Paul Eluard an.
1928 Ausstellung in der Galerie "L´Epoque" in Brüssel
(Januar).Nimmt an der ersten Gruppenausstellung der Surrealisten in der Galerie "Camille Goemans" in Paris teil. Erste Filmversuche mit Nougé. 1929 Ferien in Cadaquès mit Dali, Miro, Bunuel, Eluard und Goemans. Veröffentlicht "Worte und Bilder" in der Zeitschrift "La révolution surréaliste", auf dem Titelblatt eine Fotomontage mit mitgliedern der Gruppe.
1930 Beteiligt sich an der Ausstellung surrealistischer
Collagen in der Galerie Goemans. Rückkehr nach Brüssel.
1933 59 Werke werden im Palais des Baeux-Arts in
Brüssel gezeigt. Nimmt an der Surrealisten-Ausstellung in der Galerie "Pierre" in Paris teil.
1936 Erste Ausstellung in New York bei Julien Lévy.
Nimmt an der "International surrealist exhibition" in London und an "Fantastic Art, Dada and Surrealism" in New York teil. der japanische Dichter Shuzo Takiguchi veröffentlicht Gedichte in "L´Echange surréaliste", die von seinen Bildern inspiriert sind.
1938 Surrealisten-Ausstellung unter der Leitung von
Marcel Duchamp in der Galerie des Beaux-Arts.
1940 Zeichnet und schreibt für surrealistische
Zeitschriften wie "L´Invention collective" und "La chaise de sable".
1941 Ausstellung in der Galerie Dietrich in Brüssel.
1945 Magritte Nimmt an der Ausstellung "Tableaux,
dessins, collages, objets, photos et textes" in der Galerie der Verlage "La Boétie" in Brüssel teil. Hommage für James Ensor in der Zeitschrift "Le Drapeau Rouge".
1945-1948 Bilderserie im Stil von Renoir, so genannte
"vie-heureuse"- oder "plein-soleil"- Periode 1946 Entwirft Magritte zwölf Zeichnungen zu Eluards "Les nécessités de la vie et les conséquences des reves".
1947 Ausstellung in New York in der Hugo Gallery und
in Brüssel bei Lou Cosyn.
1948 77 Illustrationen zu den "Gesängen des Maldoror"
von Lautréamont. Ausstellung in der Galerie du Faubourg in Paris mit Bildern und Gouachen, die seine Freunde als Früchte der "époche vache" bezeichnen.
1952 Gibt die erste Nummer der "Carte postale
d´après nature" heraus, einer Zeitschrift, die zunächst als Postkarte mit Bild und Text erscheint.
aus acht Bildern, für den Spielsaal des Casinos von Knokke-le Zoute. Erste Ausstellung in Italien (Rom) und bei Alexandre Iolas in New York.
1954 Erste Retrospektive im Palais des Beaux-Arts in
Brüssel. Verfasst für den Katalog eine autobiographische Skizze.
1956 Erhält den Guggenheim- Preis für Belgien.
1957 Wandgemälde "Die unwissende Fee" für den
Palais des Beaux-Arts in Charleroi.
1960 Regelmäßige Mitarbeit an der belgischen
Zeitschrift "Rhétorique", die ihm die 9. Nummer widmet
1961-1962 Wanderausstellung in den USA mit
Tanguy.
1965 Retrospektive im Museum of Modern Art in New
York. Patrick Waldberg widmet ihm eine Monographie. 1967 Ausstellung im Museum Boymans van Beuningen in Rotterdam und im Moderna Museet in Stockholm. Wachsmodelle für acht Skulpturen nach eigenen Bildern, die unter der Aufsicht von Berrocal in Verona gegossen wurden. Magritte stirbt am 15. August in Brüssel. Magritte und der Surrealismus Der Begriff des Surrealismus Der Begriff taucht im Jahre 1917 zum ersten Mal auf. Guillaume Apollinaire ließ ein burleskes Stück "Les Mamelles de Tirésias" (Die Brüste des Tiresias) aufführen, die er als "surrealistisches Drama" bezeichnete. Bald wurde, halb scherzhaft, halb ernsthaft dieses Wort in den Künstler- und Literatenkreisen, in denen Apollinaire verkehrte gebraucht. Paul Dermée benutzt es adjektivisch 1920 in der ersten Nummer der Zeitschrift "L'Esprit Nouveau". Auch Ivan Goll reklamierte den Begriff für sich.
Der Begriff wäre aber nicht zu solch großer Bedeutung
gelangt, wenn nicht André Breton 1924 den Begriff mit den Gehalten des Traums, des Unbewussten und der Revolution beladen hätte.
Er spricht explizit von der " Révolution Surréaliste",
nach der ebenfalls eine Zeitschrift benannt wird, die von 1924-1929 Organ der Bewegung ist.
1924 wird das Erste Manifest des Surrealismus
publiziert, ein kleines Buch von etwa 30 Seiten Umfang:
Darin heißt es:
SURREALISMUS, Subst., m., reiner, psychischer
Automatismus, durch welchen man, sei es mündlich, sei es schriftlich, sei es auf jede andere Weise, den wirklichen Ablauf des Denkens auszudrücken versucht. Denk-Diktat ohne jede Vernunft-Kontrolle und außerhalb aller ästhetischen oder ethischen Fragestellungen. Philosophie. Der Surrealismus beruht auf dem Glauben an die höhere Wirklichkeit gewisser, bis dahin vernachlässigter Assoziationsformen, an die Allmacht des Traumes, an das zweckfreie Spiel des Denkens. Er zielt auf die endgültige Zerstörung aller anderen psychischen Mechanismen und will sich zur Lösung der hauptsächlichen Lebensprobleme an ihre Stelle setzen.
Ferner zitiert André Breton in seinem Manifest des
Surrealismus den Schriftsteller Pierre Reverdy mit folgendem Ausspruch:
Das Bild ist eine reine Schöpfung des Geistes.
Es kann nicht aus einem Vergleich entstehen, vielmehr aus der Annäherung von zwei mehr oder weniger voneinander entfernten Wirklichkeiten. Je entfernter und je genauer die Beziehungen der einander angenäherten Wirklichkeiten sind, umso stärker ist das Bild - umso mehr emotionale Wirkung und poetische Realität besitzt es ... Magritte und der Surrealismus Magritte wirkte für viele eher konservativ. Seine Kleidung, seine Wohnung, er sah irgendwie nicht wie ein "Künstler" aus. Er besaß auch kein Atelier, malte stets in einer Ecke seiner Wohnung. Wenn sein Spitz starb, kaufte er sich einen neuen und nannte ihn immer Loulou.
Er war zeitweilig sogar Mitglied der Kommunistischen
Partei und so verstand er die belgische Ausprägung des Surrealismus immer als revolutionäre Bewegung, die nicht nur das Denken jenseits der alltäglichen Vernunft ausdrücken sollte.
Magritte stellte stets die einfachsten Regeln des Lebens
in Frage. Für Rene war es nicht offensichtlich, dass man am Mittag in unseren Höhenbreiten keine Lampe braucht oder dass ein Baum von einem vorbeireitenden Pferd verdeckt wird. Dass man sich mit einem Kamm die Haare ordnen kann, aus einem Glas trinken kann. Nun gut. Manche werden sagen: Menschen tun manchmal komische Sachen. Aber hier hatte es nichts mit der nebelverhangenen belgischen Landschaft zu tun. Und mit übermäßigem Biergenuss auch nicht. Magritte fand die Ideen für seine Bilder in Büchern und Kinofilmen.
Manche seiner Bilder wirken wohl deshalb wie
Illustrationen zu irgendwelchen Krimis. Von 1927 an befasste er sich intensiv mit dem Verhältnis zwischen Sprache und Gegenstand. In dieser Zeit entstanden wohl einer seiner verblüffendsten Bilder. Er begann Gegenstände so naturgetreu wie möglich zu malen, nur um sie nachher "falsch" zu betiteln. Aber für Rene waren sie nicht falsch. Und wer seine Bilder genauer beobachtet, wird sich bewusst, dass unsere Sprache eigentlich gar nichts mit dem jeweiligen Objekt zu tun hat.
Was ist an Magrittes Bildern eigentlich surrealistisch?
Auf den ersten Blick scheinen es oft einfache Bilder zu
sein, wobei damit nicht die Malweise gemeint ist, sondern es sind einfache Gegenstände auf dem Bild zu sehen, wie z. B ein Glas oder eine Pfeife. Die Gegenstände sind meist sehr präzise dargestellt. Sie sind klar und deutlich ohne Verzierungen gemalt.
Doch sind diese Gegenstände oft ungewöhnlich
miteinander verbunden. Es werden Verbindungen geschaffen, die vielleicht nicht unmöglich, aber ungewöhnlich sind.
Einen Blick auf die Titel dieser Bilder rufen beim
kritischen Betrachter ebenfalls Stirnrunzeln hervor. Magrittes Titel, sind wie seine Bilder, ebenfalls ungewöhnlich.
Andere Bilder von Magritte sind schon eher als
,,surrealistisch" zu identifizieren. Traumhafte Gestalten und Szenen sind auf ihnen zu entdecken: ein über dem Meer schwebender riesiger Felsbrocken mit einem Schloss darauf oder eine Lokomotive, die durch einen Kamin hindurch fährt. Traumhaft, also surrealistisch? Ja, aber Magrittes Intention macht seine Bilder zu surrealistischen Gemälden ganz spezieller Art. Er führt den Menschen nicht inneres Seelenleben vor oder erschreckt mit alptraumhaften Szenen, sondern er regt den Betrachter zum Überdenken der Realität an. Auf seinen Bildern sind Gegenstände zu entdecken, die in der realen Welt nichts miteinander zu tun haben. Er stellt neue Beziehungen zwischen alltäglichen Gegenständen her. Er verknüpft ganz ungewöhnlich altbekannte Gegenstände miteinander, die er im Einzelnen sehr real darstellt, dessen Komposition aber unreal ist
Das Gehirn ist fähig Dinge, die in der Wirklichkeit nichts
miteinander zu tun haben, im Geiste neu zu verknüpfen. Ein unlogisches Denken(unlogisch im Sinne realen, der ,,logischen" Welt) durch ungewohnte Kombination von Dingen, fordert Magritte mit vielen seiner Bilder heraus. Auch der Titel eines Bildes hat diese Funktion. Er hat oft nichts mit dem Dargestellten zu tun und verhindert so eine rationale Interpretation des Bildes.
Mit einem berühmten Bild, auf dem eine Pfeife zu sehen
ist, erinnert uns Magritte daran, das ein Bild niemals die Wirklichkeit darstellen kann. Unter der Pfeife ist der Satz: ,,Ceci n´est pas une pipe" zu lesen- dies ist keine Pfeife. Und das ist sie auch nicht, auch wenn der rationale Verstand es dem Betrachter übermittelt. Es ist nur das Bild einer Pfeife.
Sehr typisch für Magrittes Malerei ist es, Inneres und
Äußeres miteinander zu verbinden, aber Magritte wehrte sich immer gegen eine tiefe Interpretation seiner Werke.
Manche Anhänger Freuds sahen in seinen Werken
sexuelle Phantasien verwirklicht. Für sie malte er extra ein paar ganz feine Sachen, nur um sie zu „ärgern“.
Magrittes Bilder blieben ständig Rätsel ohne Lösung; Je
ferner der Titel vom Dargestellten entfernt war, umso zufriedener war er. Oft saß er wochenlang mit Freunden zusammen, um einen Titel zu finden.
1962 gestand er: "Überhaupt meine ich, dass es genug
Bilder gibt." Bei 200 bemalten Leinwänden zwischen 1926 und 1928 z.B. wundert man sich nicht über diese Aussage. Magritte hinterließ uns über 1500 Bilder
Stilistisches
René Magrittes ist einer der herausragendsten
Persönlichkeiten und Maler der surrealistischen Malerei. Schon seine ersten Werke kamen dem surrealistischen Stil sehr Nahe. Dieser Stil dominiert über seine ganzen Bilder. Das, nach Magritte erste, surrealistische Werk ist der „Verlorene Jockey“ welches er 1926 malte. Der Surrealismus ging direkt aus der dadaistischen Bewegung hervor, was bei vielen Künstlern dazu führte nicht nur das Äußere, die Wirklichkeit und das Augenscheinliche darzustellen, sondern dass sie stattdessen die unbewusste, irrationale und triebhafte Wirklichkeit thematisierten.
Dementsprechend folgen die surrealistische Kunstwerke
der Logik des Traumes: Visionäres und Unscheinbares tritt ins Zentrum des Betrachters.
Außerdem unterscheidet man die surrealistische Malerei
in zwei Tendenzen: Während Künstler wie Salvador Dalí und René Magritte versuchten, realistisch dargestellte Objekte der Erfahrungswelt aus ihrem Kontext herauszunehmen und in neue, irrationale Sinnzusammenhänge einzubinden, entwickelten Joan Miró oder Hans Arp eine zu abstrakt- organischen Formen tendierende Zeichenwelt.
Magritte arbeitete sehr technisch und exakt und schuf
hauptsächlich Bilder, die außergewöhnliche Gegenüberstellungen alltäglicher Objekte zeigen oder bekannten Gegenständen in einem ungewöhnlichen oder absonderlichen Zusammenhang neue Bedeutung verleihen. Dieser Stil wird phantastischer Realismus genannt. Es tauchen bei ihm Elemente auf, die einander scharf widersprechen und auf diese Weise einen Schock auslösen, der den Geiste wachrüttelt und das Denken in Bewegung setzt. Neben phantastischen Elementen sind seine Werke auch kindlich humorvoll, ironisieren bekannte Motive der Kunstgeschichte oder nehmen Themen auf, die aus Träumen entlehnt sein könnten. Nach dem Beispiel Fantômas, dessen Filme er in seiner Kindheit liebte, verleiht Magritte dem Körper die Fähigkeit, ähnlich wie Fantômas, der seine Identität immer wieder wechselt, seiner soziokulturellen Identität zu entfliehen und auch Edgar Allan Poe verübte sichtbar Einfluss auf den Maler. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges änderte Magritte seine Malweise, wohl auch aus Angst vor Angriffen oder Razzien auf seine „entartete“ Kunst. Er schuf Bilder im Stil von Renoir (1841-1919, französischer Vertreter des Impressionismus), heitere und ironische Werke.
Doch war das keine Kunstform, für die Magritte sich
begeistern konnte und kam zurück zu seinem alten Stil, der durch raffinierte Blautöne und eine bewegte, sinnlichere Maltechnik eine Bereicherung gefunden hatte.
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