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FRANZÖSISCHE LYRIK
IM 20. JAHRHUNDERT
Übertragen von
Eduard Heyck
K/oi l^jS^^Z
Eduard Heyck
ist Dr. jur., Staatsanwalt und Vorsitzender der Deutsch-Franzö-
sischen Gesellschaft in Kiel. Er wurde 1905 in Wiesbaden als
Sohn norddeutscher Eltern geboren. Er studierte die Rechte an
den Universitäten München, Genf, Wien, Rostock und Leipzig.
Seit 1928 lebt er in Schleswig-Holstein. Als Reserveoffizier
194.5—1947 in französischer Kriegsgefangenschaft begann er mit
Übertragungen französischer Lyrik.
Harald Weinrich
ist ordentlicher Professor für Romanische Philologie an der Uni-
versität Kiel. Er wurde 1927 in Wismar geboren. Er studierte
an den Universitäten Münster, Freiburg, Toulouse, Madrid und
habilitierte sich 1957 an der Universität Münster. Seit 1959
lehrt er in Kiel. Das Studienjahr 1963I64 verbrachte er als Gast-
professor an der Universität von Michigan in Ann Arbor, USA.
Wichtigste Publikationen: Das Ingenium Don Quijotes, Mün-
ster 1956; Phonologische Studien zur romanischen Sprach-
geschichte, Münster 1958; Tempus — Besprochene und erzählte
Welt, Stuttgart 1964. Ferner Aufsätze zur neueren französischen
Literatur und zur strukturalen Sprachwissenschaft in den Fach-
zeitschriften.
Bayerische
Staatsbibliothek
München
EINLEITUNG
MODERNITÄT
Als die Autoren um die Mitte des 19. Jahrhunderts begriffen, daß
die moderne Welt die Gesetze ihrer Entwicklung und die Normen
ihres Handelns von den exakten Wissenschaften empfangen würde,
setzten sie ihre Hoffnungen auf den Roman. Er war selber eine
moderne Gattung und erfüllte in der Beobachtung und Beschreibung
des sozialen Hintergrundes die Voraussetzungen einer soziologi-
schen Literatur oder gar literarischen Soziologie. Die Lyrik, ver-
wiesen auf die kleine Form und durch die Lyrismen des Gefühls
kompromittiert, schien der Belanglosigkeit privater Erlebnisse ver-
fallen. Da kam mit BAUDELAIRE (1821—1867) die Wende. An-
regungen Edgar Allan Poes aufgreifend, setzte er für die Lyrik die
Wegzeichen der Modernität und führte sie aus der Natur in die
Großstadt, aus den Gefilden des Gefühls in die Zonen der Intelligenz.
Die Lyrik pochte nun auch in der modernen Welt auf ihr Wort und
stellte es als Kunstgebilde an die Spitze aller Artefakte der neuen
Zivilisation. Die Lyriker unserer Zeit sind Baudelaires Schuldner
unter diesem Aspekt. Zwar erfüllen nicht alle unter ihnen das Bau-
delairesche Programm der Modernität: Großstadtthematik dem Ge-
halt, kalkulierte Künstlichkeit der Gestalt nach, aber alle messen sich
an diesem Programm und können an ihm gemessen werden.
In Frankreich entfaltet sich die große Anregung Baudelaires wie
ein Fächer. VERLAINE (1844—1896), oft mißverstanden als ver-
späteter Romantiker, verkleinert Baudelaire auf die Maße eines
Genrebildes und wird erst groß, wo er in seinen Gedichten betet
und sündigt. Er kalkuliert die Unscharfe seiner Lieder. RIMBAUD
(1854—1891), Kumpan seiner Landstreicherjahre, ist eine stärkere
Natur. Das Leben Europas und die Dichtung Frankreichs haben kein
Maß für ihn. Er karikiert die Kleinstadt und provoziert die Groß-
stadt in unerhörten Ausbrüchen. Er zerbricht, wenn er will, alle
Formen und erzwingt Metaphern von nie gehörter Kühnheit. Die
Sprache soll Himmel und Hölle fassen, Mystik und Gotteslästerung
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zugleich. Sein Werk endet im Schweigen. MALLARMÉ (1842 bis
1898) revolutioniert die Dichtung am Schreibtisch. Er wählt für
seine Gedichte gerne beliebige Gegenstände der Alltagswelt, damit
nichts den Blick auf die Dichtung selber verstellt. Er setzt in kon-
zentrierter und geduldiger Arbeit die Worte und Symbole zu einem
Gedichtmosaik zusammen, dessen Schönheit sich nur dem intelligen-
ten Leser oder gar dem eingeweihten Freund offenbaren soll. Sein
Werk ist arm an Umfang; nur die Vollkommenheit genügte Mal-
larmé. Nie hat sich der Anspruch der Dichtung höher über das
Mittelmaß erhoben; nie sind hübsche Reimereien stärker deklassiert
worden. Der esoterische Dichterkreis, den Mallarmé um sich ver-
sammelt, ist eine hohe Schule der Poetik und wird weit in das 20. Jahr-
hundert hineinwirken.
Die Namen Baudelaires, Verlaines, Rimbauds und Mailarmes stehen
also im Zentrum jener „lyrischen Renaissance", von der Gottfried
Benn bezeugt hat, daß sie weit nach Deutschland und in den anglo-
amerikanischen Raum hinein ausgestrahlt hat. Die Lyrik des 20. Jahr-
hunderts steht in ihrer Nachfolge auch dort, wo sie nach anderen
Leitsternen Ausschau hält. Es gibt einen „epochalen Stil- und Struk-
turzwang" (H. Friedrich). Die französische Lyrik des 20. Jahrhun-
derts ist jedoch keine Epigonenliteratur und ist nicht weniger maß-
gebend als maßempfangend. Sie ist auch nicht monoton, sondern
entfaltet einen großen Reichtum individueller Formen auf der ge-
meinsamen Grundlage der Modernität. Sie bleibt auf der Höhe ihrer
großen Vorbilder und erschafft vor unseren Augen eine neue Klassik.
Einige Züge dieser Klassik lassen sich bereits jetzt erkennen, andere
werden spätere Augen besser entdecken können. Das Piogramm
der Modernität wird weiterentwickelt. Stärker noch als im 19. Jahr-
hundert sucht die neuere Lyrik den Anschluß an die exakten Wissen-
schaften und die Technik und erhebt den Anspruch, authentische
Erkenntnis zu geben. Sie wendet sich ostentativ von den traditionel-
len Themen der Natur- und Liebeslyrik ab und sucht entweder das
politische oder religiöse Engagement oder aber die Reinheit einer
Lyrik, die nur sich selber zum Gegenstand hat. Daher ist die neue
Lyrik intelligent, oft sogar intellektuell; sie ist schwierig, oft sogar
dunkel; sie will mit den Augen statt den Ohren aufgenommen wer-
den und läßt auch die Augen oft ratlos. Sie will nämlich nicht nur
Realität geben, sondern Unter- oder Überrealität, jedenfalls Mehr-
als-Realität. Mehr als Realität aber suchen die Dichter zuerst in
der Sprache, die als Ausdrucksmedium erkannt und als Inspirations-
quelle entdeckt wird. Die Metapher bricht aus der gleichgültigen
Reihe der anderen rhetorischen Figuren aus und verselbständigt sich
zur Chiffre und zum Symbol. Die Formelemente der Prosodie ver-
lieren demgegenüber an Bedeutung; sie werden gesetzt oder nicht
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gesetzt und sind nicht mehr kontrovers. Nur der oberflächliche Leser
schließt daraus, die Gedichte der neueren Autoren seien formloser
als die älteren Gedichte mit Reim und Strophengliederung. Die Form
ist nicht lockerer, sondern anders. Sogar die Prosa der Prosagedichte
(poèmes en prose) ist nicht Abwesenheit von Poesie, sondern Ver-
wandlung der Poesie. Bei all dem ist die Lyrik ein unsentimentales
Geschäft geworden. Sie ist sich selber genug und bedarf keiner Be-
glaubigung durch tiefempfundene Erlebnisse eines extravaganten
Dichterlebens. So finden wir bei den Dichtern unseres Jahrhunderts
Biographien, die unsere Lebensläufe sein könnten, und die Dichter
selber machen nicht mehr viel Aufhebens von sich. Wir brauchen
also auch nicht hinter dem Gedicht im Leben des Dichters noch eine
Art Gedicht an sich zu suchen: das Werk des Dichters ist Welt genug.
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Zwiesprache mit den Ideen, die in seiner Traumabwesenheit das
Gespinst weitergesponnen haben. Aber der Dichter zerreißt ihr
Gewebe, das nicht seines ist. Er will der „wahre Besitzer" sein. Die
Worte müssen dem eigenen Kopf entspringen, so wie die fruchtbaren
Körner des Granatapfels, wenn seine Schale kracht.
Die strengsten Regeln der Grammatik und Metrik sind dem Dichter
als schöpferischer Widerstand willkommen und erziehen den Leser
zu strenger Zucht des Denkens. Und nicht nur der Satz ist Gefährt
des poetischen Sinnes, sondern der Leser soll in jedem Wort, be-
sonders aber in den Schlüsselwörtern der lyrischen Sprache, die volle
Bedeutungskraft als Evokation eines Stückes Welt erfahren. Mit
Valéry wird die Dichtung semantisch und steigert ihre sprachliche
Ausdruckskraft um ein linguistisches Raffinement.
Zwischen den beiden Gedichten La Fileuse und Aurore, mit denen
er seine beiden Gedichtbände Album des Vers anciens und Charmes
einleitet, liegen siebzehn Jahre des Schweigens. Valéry fühlt sich in
dieser Zeit dem Vollkommenheitsanspruch, den er von Mallarmé
geerbt hat, nicht gewachsen und verzichtet, wie vor ihm Rimbaud,
lieber ganz auf die Dichtung, als hinter ihrem Anspruch zurück-
zubleiben. Als er dann doch, anders als Rimbaud, zur Literatur
zurückkehrt, ist er sicher, keine Zugeständnisse mehr an den Ge-
schmack der Menge machen zu brauchen. Für ihn sind die Gedichte
nun mehr denn je „Fest des Intellekts"; für die kleine Leserge-
meinde, mit der Valéry rechnet, sollen sie geistige Übung und su-
blimes Gedankenspiel sein. Inspiration des Lesers aus der Disziplin
des Dichters.
„Ich schreibe kurz. Ich kann schwerlich lange abwesend sein. Sich
auszubreiten würde zur Besessenheit führen. Die Anbetung der Hir-
ten ist dem Planeten nicht mehr von Nutzen." So ähnlich hätte Paul
Valéry schreiben können, wenn er leidenschaftlicher gewesen wäre.
So schreibt RENÉ CHAR (geb. 1907), in dem wir die dunkle Klarheit
Valérys zugleich mit der drängenden Leidenschaft Rimbauds wieder-
finden. René Char schreibt diese Zeilen als Widerstandskämpfer des
letzten Krieges in sein Tagebuch Feuillets d'Hypnos. Sie beziehen
sich auf die Kriegssituation, bezeichnen aber auch die Essenz eines
Dichtens, das die Reinigung von allen unpoetischen Elementen fast
noch weitergetrieben hat als die reine Lyrik Valérys. Chars Gedichte
sind knapp und prägnant wie Epigramme, Aphorismen oder De-
finitionen, aber sie vibrieren vor Erregtheit. Auch das Räsonieren
ist mit den anderen unpoetischen Elementen aus dieser Dichtung
ausgeschieden. Die alltägliche Realität ist oft nur noch in vereinzelten
Elementen erkennbar: in dem Gedicht Le Bois de l'Epte sind es ein
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Wald, ein Bach, ein Wanderer, wilde Rosen, die sich über den Bach
neigen . . . Wir ahnen, daß in ihnen die Dichtung selber erscheinen
will. Diese Gedichte sind dunkel und entziehen sich nicht selten auch
dem geduldigsten Verstehensversuch. Aber diese Dunkelheit ist
nach den Worten Albert Camus', der René Chars vertrautester
Freund war, verdichtetes Licht, vergleichbar dem Sonnengleißen in
der Provence, Chars Heimat, wenn zur sommerlichen Mittagsstunde
äußerstes Licht in einen Hauch von Dunkelheit umschlägt. Wir wol-
len das so verstehen, daß René Char in seinen Gedichten den Glanz
des Wortes nicht der Klarheit des Satzes opfert. Jedes einzelne Wort
soll leuchten und unverdeckt vom Satzsinn seine Evokationskraft
entfalten. So suchen wir in dem Prosagedicht Débris mortels et
Mozart vergeblich nach Information über Mozart. Diese Lyrik will
nicht informieren. Die drei Strophen dieses Gedichtes sind vielmehr,
nach drei Tempi gegliedert, drei „Sätze" und Wortwellen, die das
Wort Mozart zur vollen Evokationskraft des Namens emportragen.
Und in der Gedichtgruppe Quatre Fascinants sind es nicht der Stier,
die Forelle, die Schlange und die Lerche, die uns „faszinieren". Diese
Lyrik will nicht die Natur beschreiben. Sie will uns faszinieren mit
einer Kraft, die nicht aus der Natur, sondern aus dem Wort stammt.
Keine bekannte Metrik kann René Char dabei dienlich sein, denn
eine Metrik des Wortes gibt es noch nicht. Alle Kombinationskunst
ist in die Metaphorik verlegt, die keinen vorgefundenen Analogien
mehr nachläuft, sondern selber Korrespondenzen setzt. Der Leser
solcher Gedichte tut daher gut daran, solche Gedichte nicht durch
gewaltsame Deutung und Beugung mit irgendeiner Information zu
identifizieren, die man auch in Prosa geben könnte. Wenn er den
Worten, ja den Wörtern nachsinnt, hat er den Sinn dieser Gedichte.
Sammelt sich dann das Sinnen des Lesers, wie in den beiden Ge-
dichten A deux Enfants, recht schnell in einer vertrauten Situation,
so darf er sich freuen, daß es ihm hier einmal leichter gemacht ist,
der Lyrik zu geben, was der Lyrik ist.
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kreis leben Dichtung und Malerei zusammen und gehen gemeinsam
den Weg der Modernität. ApoUinaires Schrift Les Peintres cubistes
verhilft dem Kubismus zum Durchbruch. Sein Bestiarium plant er
in Zusammenarbeit mit Picasso und verwirklicht es mit Holzschnit-
ten von Dufy. In diesem Büchlein erneuert Apollinaire humorvoll
und elegant die alte Kunst der Tieremblematik. In seinen Kalli-
grammen, die er auch lyrische Ideogramme nennt, knüpft er an
Mallarmésche Versuche an und gibt dem Gedicht eine neue, die
graphische und typographische Dimension, ohne doch damit dem
alten Traum des Gesamtkunstwerkes näherzukommen. Die Liebe
zur Malerei schließt bei Apollinaire nicht die Liebe zur Musik aus.
Wir wissen, daß er seine Gedichte gerne, wie Ronsard, nach dem
Rhythmus einer geträllerten Melodie komponiert hat. Volksliedtöne
hören wir aus vielen seiner Gedichte heraus, besonders aus den
frühen, die uns an die Lieder der deutschen Romantik erinnern. Sie
singen von Liebe und Leid, Natur und Vergänglichkeit: ein Loreley-
Gedicht ist unter ihnen. Er ist „ein heimlicher Nachfahr Mussets oder
Heines" (Friedhelm Kemp). Aber er ist immer auch Nachfahr Bau-
delaires und der Symbolisten. Das Salome-Thema etwa kommt ihm
aus dem Symbolismus zu, und wenn Apollinaire das Gedicht in den
letzten Verszeilen mit Bruch des Metrums und der Chronologie
volksliedhaft zu Ende dudelt, so ist das zugleich ein Symbol : Salome
tanzt sich von Sinnen. In den Krieg geht er freilich als ein Romanti-
ker, überzeugt, die Schrecken des Krieges mit Poesie bezwingen zu
können. Seine Kriegsgedichte scheinen die Verwirklichung einer
großen Wette, ob es wohl der poetischen Metapher gelingen wird,
den Krieg in ein zauberhaftes Feuerwerk zu verwandeln. Aber es
ist auch ein Abgrund der Melancholie in ihm: „Il y a des hommes
qui n'ont jamais été à la guerre ..." Am Ende des Krieges weiß
Apollinaire, daß eine Epoche zu Ende gegangen ist. Man flaniert
nicht mehr an der Seine, „un livre ancien sous le bras". Diesen Krieg
hatten sich die Futuristen als große Reinigung ersehnt. Apollinaire,
allen Veränderungen neugierig zugetan und für Abenteuer immer zu
haben, hat eine Zeitlang mit der futuristischen Gruppe um Marinetti
geliebäugelt. Er schreibt selber eine Reihe von Gedichten, die nicht
mehr die Welt mit den Augen des Liebenden sehen (La Chanson du
Mal-Aimé), sondern die Perspektive der Modernität haben: „Voilà
la poésie ce matin et pour la prose il y a les journaux" (Zone).
Die Gedichte dieses Typus können nicht mehr eine strenge, feierliche
Form haben, weil der Großstadtalltag formlos ist. Die Sprache der
Lyrik darf sich nicht mehr entfernen von der Sprache „jener In-
dustriestraße, die in Paris zwischen der rue Aumont-Thiéville und
der avenue des Ternes liegt", und die auch ihren Zauber hat. Ge-
sprächsgedichte (poèmes-conversations) nennt Apollinaire Gedichte
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dieser Art; die Surrealisten werden sich ihrer als Vorboten ihrer
Bewegung erinnern. Auch das Gedicht Les Fenêtres gehört zu dieser
Gruppe; es wird die Surrealisten außerdem durch die Kühnheit sei-
ner Metaphern beeindrucken. Aber enttäuscht sind sie von ApoUi-
naires Programmschrift L'Esprit nouveau et les Poètes (1918). In
ihr bekennt sich Apollinaire zwar zu den Prinzipien der Modernität,
empfiehlt jedoch, ernst gestimmt in jenen letzten Kriegswochen,
neben das Experiment den gesunden Menschenverstand, neben das
Abenteuer die Ordnung zu setzen. Das Gedicht La jolie Rousse
spiegelt dieses Programm in der Dichtung. Es stammt aus den
letzten Lebenstagen des Dichters und ist mit Recht sein poetisches
Testament genannt worden, das er seiner schönen rotblonden Frau
hinterläßt. Das Gedicht ist geheimnisvoll Brechts An die Nach-
geborenen verwandt.
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zeigen, daß im 20. Jahrhundert auch ein traditionstreues Gedicht
eine bewußte Position gegenüber dem Programm der Modernität
bezeichnet. JACQUES PRÉVERT (geb. 1900) spielt m i t der Mo-
dernität, nicht gegen sie. Der unverwechselbare Stil seiner Gedichte
beruht auf der gelungenen Mischung der drei Formen Chanson,
Litanei und Poème en prose. Das alles ist unwirklich getönt, und
kommunistisch engagiert, meistens in Form der Satire oder der Pa-
rodie: „une féerie au couteau" (Alain Bosquet). JULES SUPER-
VIELLE (1884—1960) leidet unter dem, was er die Entmenschlichung
der modernen Lyrik nennt und versucht, ein Versöhner zwischen der
alten und der neuen Dichtung zu sein. Er erreicht weder die alte noch
die neue Dichtung. YVAN GOLL (1891—1950) war Elsässer und
dichtete in deutscher und französischer Sprache. Er beginnt seine
poetische Existenz im Rahmen des deutschen Expressionismus und
kommt zeitlebens nicht über die Sprache seiner Anfänge hinaus. Das
bevorzugte Bauelement seiner Gedichte ist die Genitivmetapher. Das
ermüdet schnell und schafft selten jene Überrealität, die Yvan
Goll schaffen wollte. YVES BONNEFOY (geb. 1923) bildet sich
einen unverwechselbaren Stil aus, indem er einen kühnen Bogen von
Rimbaud zum Petrarkismus des 16. Jahrhunderts schlägt. Er be-
singt eine idealisierte Douve und legt ihr in gelehrten Versen das
Nichts zu Füßen. Viele Angehörige fremder Völker, aber franzö-
sischer Zunge haben sich in den letzten Jahrzehnten die Ausdrucks-
mittel der französischen Lyrik angeeignet und erwerben zunehmend
Anrecht auf unsere Beachtung und Bewunderung. Der Algerier
KATEB YACINE (geb. 1929) verschlüsselt seine französischen Verse
in arabischer Symbolik und verbirgt sein Engagement in frem-
den Chiffren. ARMEN TARPINIAN (geb. 1923) ist Armenier. Die Sym-
bolsprache seiner Gedichte ist manchmal noch etwas leicht und kreist
um sehr große Themen. Wir nehmen stellvertretend für viele Namen
sein Gedicht Aimer in diese Sammlung auf. Die Schlichtheit der
Bildersprache macht, daß uns das Gedicht gefällt. Eine Sonderstellung
nimmt PIERRE REVERDY (1889—1960) ein. Er gehörte zum Kubisten-
kreis um Apollinaire. Ähnlich wie Max Jacob, zieht er sich unver-
mittelt aus dem lauten Paris zurück und nimmt seine Wohnstatt im
Schatten einer alten Abtei. „Libre-penseur, je choisis librement
Dieu." Er sucht die Dichtung an der Schnittfläche der zwei Ebenen
Traum und Wirklichkeit und setzt seine Hoffnung auf die Kühnheit
und Genauigkeit der Metaphern. Auf alle anderen Kunstmittel glaubt
er verzichten zu können; kein Dichter ist weiter vom Pathos der
großen Worte und vom Schmelz der Lyrismen entfernt als Reverdy.
Die Grundform seiner Lyrik ist die Aufzählung. Das erinnert manch-
mal an Georg Trakl. Die ausgewählten Gedichte Secret und )e tenais
à tout sind beide von dieser Art. Man mag sie impressionistisch
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nennen. Realitätstupfen oder besser noch Realitätsstreifen sind ne-
beneinandergesetzt, jeder für sich bedeutungslos und fast banal.
Jeder Vers nennt ein Ding, behutsam und mit einer scheuen Andacht.
Kaum, daß am Schluß eine Summe steht. Die Aufzählung geht ein-
fach zu Ende, höchstens mit einer Nuance der Schlußstimmung. Es
bedarf keiner Expeditionen in diese Welt; sie entsteht Stück um
Stück vor unsern Augen und erscheint uns sofort bewohnt und ver-
traut. Es ist die beschränkte Welt, in der „man" lebt — der Leser
wird die Häufigkeit des on in dem Gedicht Je tenais à tout nicht über-
sehen. So sympathisch nun auch Schlichtheit und systematische
Untertreibung bei Reverdy sind, so wünscht der Leser seinen Ge-
dichten doch wenn schon nicht mehr Glanz, so doch mehr Fluß. In
einer Reihe von Gedichten versucht sich Reverdy in Reimversen. Er
handhabt den Reim dann mit einer gewissen Nachlässigkeit, oft in
musikalischen Kurzversen, die an Verlaine erinnern. Der Reim be-
kommt seinen Versen gut; er mildert die Aufzählung zu freund-
licherer Harmonie.
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wisse einfache Gedanken" in nichtendenwollender Flexion dekliniert.
Manche haben seine Gedichte rhetorisch (Alain Bosquet) oder sogar
unpoetisch (E. R. Curtius) genannt. Claudel hat ihn besser verstan-
den, als er von ihm sagte: „Péguy war ein starker und einfacher
Mann. Sein Stil ist, laut zu denken." Man kann daher Péguy s Lyrik
nur gerecht werden, wenn man seine Gedichte laut liest oder besser
noch gesprochen hört. Sie entfalten dann eine starke Suggestivkraft,
und wir erleben den aufsteigenden Strahl eines Gedankens, der in
Verskaskaden niederfällt. Diese Gedichte ähneln keiner bekannten
Lyrik, auch nicht den großen Poemen Dantes, Miltons oder Victor
Hugos, mit denen Péguy selber sein großes Gedicht Eve verglichen
hat. Wenn man sie vergleichen will, muß man an Litaneien denken
oder an etwas ganz anderes, eine Heidelandschaft etwa (Halévy) oder
eine Kathedrale (Chabanon). Seine Sprache ist dennoch nicht kunst-
los. Zum langen Gedicht mit langen Zeilen erfindet er sich das lange
Wort, häufig ein abstraktes Substantiv, das er mit anderen zu langen
Reihen und Variationen aneinanderkettet. Stereotype Einleitungs-
formeln gliedern das Großgebilde leitmotivartig und machen auch
die 8000 Verse des Poems Eve überschaubar. Wir überhören in seinen
Versen nicht den Protest gegen die ganze französische Lyrik, die
moderne eingeschlossen. Nur dieser Protest verbindet ihn mit der
französischen Lyrik seiner Zeitgenossen. Aber durch ihn kommt ein
Element in die moderne Lyrik, das von Baudelaire her nicht zu er-
warten war: das Engagement für eine große Idee. Es ist Péguy wohl
nicht gelungen, „die Christenheit zu dichten" (écrire la chrétienté),
aber er hat doch gezeigt, daß das Schicksal Frankreichs und die Heils-
geschichte der christlichen Welt Gegenstand moderner Lyrik sein
kann. Ist das unfranzösische Dichtung? Als Péguy in der Marne-
schlacht gefallen war, rief ihm Maurice Barrés ins Grab hinein nach:
„Comme il était prodigieusement français!"
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tigkeit dieses einfachen, einfältigen Provinzdichters ist seitdem nicht
mehr verstummt. Ist es gestattet, inmitten der verfeinerten Zivili-
sationsgüter des Jahrhundertendes die Primeln auf dem Feld in nur
ungefähr stimmenden Versen zu besingen und den lieben Gott im
Gedicht zu bitten, mit den Eseln ins Paradies ziehen zu dürfen? Darf
man franziskanisch sein, wo alle baudelairianisch sind? In dieser
Form ist die Frage unglücklich gestellt. Es ist nicht zu bezweifeln,
daß Jammes das stille Leben seiner ländlichen Heimat und die be-
schauliche Betrachtung des freundlichen Gottesgartens in aller Her-
zenseinfalt geliebt hat. Aber er dichtet seine Verse nicht unbeküm-
mert ins Blau des Himmels hinein, sondern versteht sie zugleich als
Widerspruch gegen eine literarische Welt, die von Baudelaire ge-
prägt ist. Jammes' Naivität ist bewußte Anti-Modernität. Besonders
seine Quatorze Prières sind ein Dialog mit Baudelaire; fast jedes
dieser Gebetsgedichte antwortet einem Gedicht der Fleurs du Mal und
stellt dem kultivierten Dandy das arglose Kind gegenüber, der mar-
mornen Schönheit das zarte und leidenschaftliche junge Mädchen,
dem arroganten Stolz demütige Unwissenheit, und herbstlicher Me-
lancholie die frohen Feste des Frühlings. Jammes „steigt in seine
Einfachheit hinab" und übt die Demut als eine Tugend. Das ist
ebenso aufrichtig wie seine Rückkehr zum Christentum, die weniger
eine Bekehrung als vielmehr eine Erneuerung seines Glaubens war.
Seitdem sind alle seine Verse christlichen, franziskanischen Geistes;
sie loben den Schöpfer für sein Werk und sagen ihm Dank für die
Welt.
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konventionellen Metrum und gehorcht nur dem Rhythmus des Herz-
schlags, der sich über den Vers in den großen Weltzusammenhalt
fortpflanzt und das Universum rhythmisiert. Den gleichen großen
Zwecken dient die Metapher. Claudel sieht in ihr den „Grundjam-
bus", der Zweischritt um Zweischritt die Dinge zusammenzwingt
und sie dem großen Weltrhythmus einfügt. So hat der Dichter, in-
dem er wie ein Vater die Weltdinge bei ihren wahren Namen nennt,
Anteil an der Schöpfung. Seine Muse heißt Gnade, und sein Werk ist
ein Opfer „mit einer Hekatombe von Worten". Als Herzstück seiner
lyrischen Dichtung mag man das Magnificat seiner fünf großen Oden
ansehen. Es ist, wie sein biblisches Vorbild, große Danksagung des
Dichters Claudel, daß Gott Großes an ihm getan hat. Wir erinnern
uns dabei daran, daß Claudel am Weihnachtstage des Jahres 1886
beim Gesang des Magnificat in der Vesperliturgie seine Bekehrung
erfahren hat. Die Grundform der Claudeischen Lyrik ist seit jenem
Tage das biblische Canticum. Es ist in der Bibel immer in einen
größeren Kontext eingelassen. Entsprechend finden wir auch bei
Claudel das lyrische Gedicht gewöhnlich als Bestandteil eines
größeren Gebildes, entweder als Zyklus, wie in den Cinq grandes
Odes oder im erzählenden (Connaissance de L'Est), dialogischen (La
Cantate à trois Voix) und dramatischen (Le Soulier de Satin) Rah-
men. So ist also Claudels Dichtung ganz aus dem Geist der Katholizi-
tät geboren. Sie steht dennoch auf der Seite der Modernität. Baude-
laires Korrespondenzen dienen ihm dazu, den Geist des 19.
Jahrhunderts zu überwinden und einen neuen Denkstil zu finden,
der das Ganze nicht zugunsten der Teile opfert. Und durch Rimbaud
hat Claudel zum erstenmal „den lebendigen und nahezu physischen
Eindruck der Transzendenz" erfahren. Es ist eine Transzendenz, die
zeichenhaft im Sinnenhaft-Irdischen aufbricht: im Wasser, im Duft
oder in einem seidenen Schuh.
SAINT-JOHN PERSE (geb. 1887) liebt, wie Claudel, das große Gedicht.
Seine von einem kräftigen Atem getragenen Langzeilen gleichen
dem verset claudélien und fügen sich zu ausgedehnten Poemen und
lyrischen Epen, in denen die Größe („le goût de la grandeur") ge-
radezu physisch gegenwärtig ist. Aber diese Größe stammt nicht, wie
bei Claudel, aus einer geschichtlich gebundenen Katholizität, son-
dern aus einer namenlosen, kosmischen Universalität, die dem Nichts
nahesteht: „un grand poème né de rien, un grand poème fait de rien".
So ist seine Dichtung zwar, wie die Dichtung Claudels, Lobpreisung
der Welt, aber nicht Danksagung. Seine Transzendenz ist leer (H.
Friedrich). Man hat Saint-John Perse die Dunkelheit seiner Dichtung
vorgeworfen. Er hat sich verteidigt mit dem klassischen Argument
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der Dunklen: die Dichtung ist Licht, aber die Welt ist Nacht. Die
Welt ist für Saint-John Perse weiterhin Wüste, Wind, Meer, Regen,
Schnee. Nur an solchen großen Elementarsymbolen kann sich der
Leser dieser Gedichte orientieren. Jede vertraute Umwelt ist in plane-
tarische Dimensionen entrückt und unerkennbar geworden. Das
leistet ein hochgezüchteter poetischer Stil, der keine Kunstfigur der
Rhetorik verschmäht, so wie auch Rimbaud mit Sprachkunst die
Sprachnatur in die Ubernatur gezwungen hat. Von Rimbaud über-
nimmt Saint-John Perse insbesondere die Vorliebe für die Plurale
der Abstracta, Geographica und termini technici, von Wörtern also,
die eigentlich für den Gebrauch im Singular vorgesehen sind. Sie
lassen uns einen Augenblick Genauigkeit und Eindeutigkeit er-
warten, um dann um so fühlbarer alle Konturen zu verwischen und
alle Grenzen aufzuheben. Man weiß, daß Expedition ein Lieblings-
wort der neueren Dichter geworden ist; hier, bei Saint-John Perse,
der sich als Nachfahr Alexanders versteht und den Claudel einen
Nachfolger des Columbus nennt, werden wir tatsächlich gezwungen,
uns auf das Abenteuer einer Expedition, einer „Anabasis" einzu-
lassen, an deren Ende kein Freudenruf steht. Wir finden in seinen
Werken keine Entwicklung, keinen Fortschritt. Seine ersten Gedichte
enthalten bereits, wie Alain Bosquet beobachtet hat, alle Themen,
die sein späteres Werk entfalten wird bis hin zur Chronik seines
hohen Alters („grand âge"), die einen neuen Raum der Größe aus-
mißt. Und das hallende Pathos seiner zeremoniösen Worditurgie
bleibt das gleiche von den Anfängen bis zu den Poemen des Alters.
Ein gewisser Wandel mag jedoch darin liegen, daß die erkennbaren
Elemente einer Metapoesie in seinem Werk mit der Zeit zunehmen,
bis Saint-John Perse schließlich in seiner Nobel-Rede seine Poetik
mit offenen Worten darlegt. Sie ist ein feierliches Bekenntnis zu
einer Dichtung, die nicht weniger zur Erkenntnis berufen ist als die
wissenschaftlichen Theorien eines Einstein oder Max Planck. Poesie
ist überall, wo der Geist weht. In dieser Rede sind wir das einzige
Mal im Zweifel, ob Marie-René Alexis Saint-Léger Léger oder Saint-
John Perse spricht. Für alle seine anderen Werke hat sich der Dichter
Saint-John Perse dagegen verwahrt, mit dem Diplomaten Saint-
Léger Léger identifiziert zu werden. Saint-John Perse hat keine Bio-
graphie. Er ist die Stimme einer großmächtigen Poesie.
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transzendentaler Erotik zu schaffen, die aus Sünde und „Blut-
schweiß" zum Sein aufsteigt. Aber das Sein ist ein undankbares
Thema der Dichtung. PATRICE DE LA TOUR DU PIN (geb. 1911)
greift ebenfalls überhoch. Er ist in seinen langatmigen Poemen
so anspruchsvoll wie Claudel und Saint-John Perse zusammen und
wagt sich an eine Summa der Poesie. Er lädt ein zu einer „Quête de
joie" und braucht langmütige Leser. PIERRE EMMANUEL (geb. 1916)
ist bescheidener in seinen Ansprüchen und preist den Schöpfer
in schlichteren Versen. Seine Gedichte sind in der Form oft indiffe-
rent, in der Symbolik durchsichtig : es scheint, daß Pierre Emmanuel
seinen Stil nicht ganz gefunden hat. JEAN GROSJEAN (geb. 1912)
orientiert sich an Claudel und bleibt in seinen Gedichten in der Nähe
der Bibel. Damit führt er im 20. Jahrhundert eine Tradition fort, die
weit in die Geschichte der französischen Literatur zurückreicht.
JACQUES CHARPIER (geb. 1926) teilt mit den genannten Autoren ver-
schiedene Merkmale seiner Formensprache, nicht jedoch die religiöse
Thematik. Er ist von Saint-John Perse eher als von Claudel her zu
verstehen. Seine Gedichte sind noch recht ungleich; es fällt ihm offen-
bar nicht ganz leicht, sich von den Einflüssen seiner großen Vor-
gänger freizumachen. Er ist überzeugender, wo er, wie in dem
Gedicht, das hier ausgewählt ist, von dem engen Raum seiner pro-
venzalischen Heimat in das Spanien Garcia Lorcas ausschreitet, als
in den Gedichten, wo er Raum und Welt zu gewinnen trachtet. Der
Form nach sind seine Gedichte häufig eingespannt zwischen dem
abstrakten und dem konkreten Wort als den beiden Polen seiner
Metaphorik. In seinen besten Gedichten gelingt es ihm, aus der
Dynamik der Metaphern dem ganzen Gedicht eine große Bewegung
zu geben. Zu dieser Gruppe französischer Autoren wollen wir auch
die Dichter dunkler Hautfarbe zählen, welche die französische
Sprache als Heimat ihrer Dichtung gewählt haben und die uns daran
gewöhnt haben, uns Orpheus schwarz vorzustellen. AIMÉ CÉSAIRE
(geb. 1912) ist auf einer Antilleninsel, nicht weit von Saint-John
Perses Heimat, geboren, aber von diesem trennt ihn die „Schwarz-
heit" (Négritude). Die Schwarzheit verbindet ihn indes mit einem
idealen Afrika, dem seine Gedichte in Sehnsucht zugedacht sind. So
vernehmen wir in seinen Versen „den Atem der Nacht und des fer-
nen Meeres" (Senghor). Der diesen Atemhauch vernimmt, sein
Freund und Weggefährte LEOPOLD SÉDAR SENGHOR (geb. 1906), ist
ein Sohn Afrikas. Auch seine Verse sind von der Schwarzheit getra-
gen; so sagen es schon die Titel seiner Gedichtbände: Chants d'ombre,
Hosties noires, Éthiopiques, Nocturnes. Und in einem seiner Ge-
dichte steht — deutsch geschrieben — das böse Wort von der Schwar-
zen Schande. Aber Senghor erhebt nicht Anklage. Seine Sprache ist
fromm, nicht bitter. Seine Gedichte sind Engagement für die Brüder-
16
lichkeit zwischen dem weißen Europa und dem „gekreuzigten Afri-
ka". Das Mittelmeer soll die zwei Kontinente nicht trennen, sondern
verbinden. Schwarz und Weiß finden sich im Blau, der Farbe der
Dichtung. Und es ist tatsächlich ein Wunder der modernen Poesie,
daß sie offenbar zugleich Weltsprache und Sprache der Menschlich-
keit zu sein vermag.
*7
literarische Bewegung. Dada ist „die Negation im Reinzustand"
(Alain Bosquet) und revoltiert gegen die Conditio humana schlecht-
hin, einschließlich gegen Dada. Man muß die Dada-Bewegung als
Ausdruck einer gewissen makabren Euphorie inmitten der Trost-
losigkeit der Kriegs- und Nachkriegszeit ansehen.
Als Tristan Tzara den Dadaismus 1919 nach Paris verpflanzte und
mit allerlei spectacles-provocations Aufsehen erregte, zeigte sich
bald, daß der Dadaismus nicht mehr war als ein großer Ulk und ge-
hobener Klamauk. Die nachdenklicheren unter den Schriftstellern
überlegten sich in jenen Jahren, wie sie aus dieser Sackgasse wieder
herausfänden. So entstand der SURREALISMUS. Er ist nicht eine
neue Absonderlichkeit zu den schon verbrauchten Absonderlich-
keiten hinzu, sondern ein ernsthafter Versuch, die existentielle Dy-
namik der Dada-Bewegung mit der Vernunft, vertreten durch die
Wissenschaft, zu vereinbaren. So ist also der Surrealismus, ebenso
wie Dada, prinzipiell mehr als eine literarische Schule, nämlich eine
„Geisteshaltung" (Éluard), und er beglaubigt seine Ernsthaftigkeit
durch die damals als streng wissenschaftlich geltenden Methoden
der Freudschen Psychoanalyse. Die surrealistische Dichtung ist da-
bei nur als Nebenprodukt der surrealistischen Geisteshaltung vor-
gesehen. Apollinaire, von dem das Wort Surrealismus entlehnt ist,
hatte das anders gemeint. Aber ANDRÉ BRETON (geb. 1896), PHI-
LIPPE SOUPAULT (geb. 1897), BENJAMIN PÉRET (geb. 1899), ROBERT
DESNOS (1900—1945) und die anderen eingeschriebenen Mitglieder
der surrealistischen Bewegung wollen die Über-Realität durch Me-
thode und Disziplin zwingen und den „Zusammenbruch des In-
tellekts" (Breton) systematisch, nickt etwa poetisch herbeiführen.
Es ist daher kein guter Einwand, dem Surrealismus vorzuhalten, er
habe aus seinen eigenen Impulsen keine große Dichtung hervor-
gebracht. Das ist auch nicht seine Absicht. Seine Absicht ist viel-
mehr, die Geister mit Methode an die Grenze zwischen Wirklichkeit
und Traum, zwischen Sein und Nichtsein zu führen und das Absurde
auf Erkenntnis hin auszupressen. Man kann den Surrealismus eher
mit einer gnostischen Sekte als mit einer literarischen Schule im
herkömmlichen Sinne vergleichen. Wenigstens der Intention nach.
In Wirklichkeit waren die bedeutenderen Mitglieder der surrealisti-
schen Bewegung eben doch Schriftsteller oder Maler (nicht Musiker!),
die sich auf die Dauer nicht mit der „automatischen Niederschrift"
nach dem Diktat des Unbewußten oder mit dem „Traumprotokoll"
zufriedengaben, sondern nach dem geformten Kunstwerk drängten.
Es ist die Tragikomik des Surrealismus, daß die Bewegung in André
Breton einen pedantischen und sektiererischen Kopf gefunden hat,
der diesem Drang nachzugeben nie bereit war und lieber seine
Freunde der Reihe nach aus der surrealistischen Bewegung ausstieß.
18
So sind viele der heutigen Dichter durch den Surrealismus hindurch-
gegangen. Keiner unter den Größeren hat ihm sein ganzes Werk
verschrieben, keiner von ihnen hat jedoch seine Eindrücke ganz fort-
wischen können. Der Surrealismus ist zwar als Bewegung in Be-
deutungslosigkeit untergegangen, aber als État d'esprit hat er sich
wie eine hochkonzentrierte Substanz auf alle Strömungen der Lyrik
verteilt. Er wird von uns heute nur deshalb so wenig bemerkt, weil
er selbstverständlich geworden ist. Den größten Gewinn hat der
Surrealismus in der Metaphorik gebracht. Dem großen Beispiel Rim-
bauds folgend und eine Anregung Pierre Reverdys aufgreifend, for-
dert André Breton in seinem Surrealistischen Manifest von 1924
die kühne Metapher, und zwar nicht als ein Schmuck der Rede neben
anderen Redeblumen, sondern als demiurgisches Werkzeug, das
nicht vorher bestehende oder im voraus gedachte Analogien ab-
bildet, sondern in freier und schöpferischer Kombination die wider-
strebendsten Dinge zusammenzwingt und überwirkliche Korrespon-
denzen stiftet. Das ist das letzte Gefecht eines Unabhängigkeits-
krieges, der die Metapher aus den engen Grenzen einer kleinmütigen
Rhetorik zu ungeahnter Freiheit geführt hat. Die Dichter scheinen
auf diese Freiheit nicht wieder verzichten zu wollen.
Von Lautréamont, den sie als ihren Vorläufer entdecken und feiern,
übernehmen die Surrealisten das Prinzip: „la Poésie doit être faite
par tous, non par un." Sie bilden daher, Schriftsteller und Maler,
eine festgefügte Gruppe und stellen auch ihre Werke zum Teil ge-
meinsam her. So ist das Buch Les Champs magnétiques eine gemein-
same automatische Niederschrift von Breton und Soupault. Breton
arbeitet ferner mit Éluard und mit dem deutschen Maler Max Ernst
zusammen; Éluard mit Péret, René Char und den Malern Miro und
Man Ray. Auch jenseits der Kunstgrenzen suchen sie die gemeinsame
wirklichkeitssprengende Aktion. Sie glauben eine Zeitlang, im Kom-
munismus einen natürlichen Verbündeten erblicken zu dürfen. Am
Konformismus der Partei und an der Gestalt Stalins scheiden sich
bald die Geister. Louis ARAGON (geb. 1897) entscheidet sich gegen
den Surrealismus und für die Kommunistische Partei. Er ersetzt nun
die Freudschen Träume der Surrealisten durch den großen kommu-
nistischen Traum von einer Welt, wo Erde nach wie vor Erde, Him-
mel aber Rote Fahne heißt. Die unpolierten Ausdrucksformen der
surrealistischen Sprache, insbesondere die rücksichtslose Verwen-
dung des „Betäubungsmittels Bild" behält er noch eine Zeitlang bei,
so in dem Gedicht Magnitogorsk is>32> sieht sich dann aber bald
aufgerufen, auch in der Lyrik das Programm des sozialistischen
19
Realismus zu erfüllen. Das führt ihn in eine beträchtliche Stilnot;
er knüpft bei Musset, Victor Hugo und beim Volkslied an und pro-
biert die verschiedensten Formen aus. Das ist natürlich nicht folk-
loristisch gemeint, wie einige Kritiker gesagt haben, sondern rea-
listisch. Immerhin macht Aragon damit für sein Werk die Baudelaire-
sche Reinigung der Lyrik von allen fremden Elementen rückgängig.
Seine Gedichte sind wieder gesprächig, erzählend, balladesk. Man
kann ihnen gemütlich zuhören. Auf diesem Wege zurück in die
Tradition entdeckt er die Liebeslyrik neu und besingt die Liebe zu
Elsa. Liebeslyrik erscheint so wenig selbstverständlich im 20. Jahr-
hundert, daß man gemeint hat, Elsa müsse ein Mythos sein. Nein,
antwortet Aragon, Elsa ist wirklich Elsa Triolet, seine Frau. Auch
außerhalb der Liebeslyrik enthält seine Dichtung viele biographische
Elemente; das Gedicht Je ne suis pas de ceux . . . ist ein Stück Lebens-
lauf. Aber es sind nicht beliebige Lebensdaten ausgewählt, sondern
solche, die zugleich die Schicksalsdaten unserer Zeit sind. Das ist die
seltsame Paradoxie des Kommunisten Aragon: seine Gedichte schei-
nen sich bewußt von dem weithin geltenden Programm der Moder-
nität zu entfernen und ins Private und Liedhafte auszuweichen. Aber
eben dieses Ausweichen ist Folge eines Engagements, das ganz auf
die moderne Welt bezogen ist. Schade, daß das genannte Gedicht ein
Lot zuviel Selbstzufriedenheit enthält; es verliert etwas, wenn man
es mit Apollinaire, La jolie Rousse, und mit Brecht, An die Nach-
geborenen, vergleicht.
*
20
Manifesten sitzenbleibt. Die wissenschaftlichen oder pseudowissen-
schaftlichen Traumexperimente der Surrealisten sind ihm nur eine
willkommene Bestätigung seiner poetischen Neigung zum Träumen
an den Grenzen der Alltagswelt. Und die automatische Niederschrift
ist ihm willkommen als eine Weitung des poetischen Erfahrungs-
raumes. So macht er sich von Anfang an der schlimmsten Häresie am
Surrealismus schuldig, indem er die Poesie nicht in den Dienst der
Erkenntnis stellt, sondern die surrealistischen Erkenntnismethoden
seiner Muse dienstbar macht. Was wissenschaftliches Traumprotokoll
sein sollte, wird bei ihm kunstvolles Traumgedicht: „On rêve sur un
poème comme on rêve sur un être." Und was als Assoziationsspiel
des Unbewußten vorgesehen war, wird bei ihm ein Schwärm kühner
Metaphern, die man sammeln kann wie Schmetterlinge: La terre est
bleue comme une orange ... Chemins de chair et ciel de tête . . .
Jambes de pierre aux bas de sable . . . Lumière noire vieil incendie . ..
Une étoile nommée azur ... Ses yeux sont des têtes coupées . . .
In der äußeren Form meiden seine Gedichte den Aufwand. Éluard
liebt die freien Verse (vers libres) und gruppiert sie mit vereinzel-
ten Reimen zu unregelmäßigen Strophen. Gelegentlich organisieren
sich die Zeilen zu approbierten Versmaßen. Bei Traumszenen bevor-
zugt Éluard das Prosagedicht, das sich bei ihm nur durch einen
weiter gespannten Rhythmus vom Versgedicht unterscheidet. Alle
Kunstmittel sind aufgeboten, die seinen Versen Harmonie und Mu-
sikalität geben können. Darin steht Éluard Verlaine nicht nach
und hat ihm manches voraus. Wohl sind auch seine Gedichte, wie
die Verlaines, Aussprache des Ich. Aber nicht das private, erlebende
Ich spricht, sondern ein poetisches Ich, das die Kristalle des Wunder-
baren erzeugt. „// ne faut pas voir la réalité telle que je suis." So
sind auch seine Ich-Gedichte, wie es sein letzter Buchtitel sagt,
„Poesie für Alle".
HENRI MICHAUX (geb. 1899) illustriert besser als jeder andere das
Fortleben des Surrealismus in der französischen Lyrik. Der sur-
realistischen Bewegung hat er nie angehört, und doch verwirklicht
Michaux in seinem Leben und Werk am reinsten das Wagnis des
„penser nouvellement". Es wird angetrieben durch den unstillbaren
Drang, anders zu sein, als dem Menschen Henri Michaux vorgezeich-
net war. Henri Michaux's Ailleurs hat viele Namen. Als Junge liest
er die Mystiker, als Seemann sucht er „das unbestimmte Meer", und
auf zahlreichen Reisen in andere Länder und Erdteile reist er gegen
seine natürliche Bestimmung an. Voyages d'expatriation nennt
Michaux diese Reisen und sagt von sich: „Il voyage contre." Seine
21
Reisebücher, deren Prosa manchmal den hurtigen Witz des 18. Jahr-
hunderts hat, spiegeln sein Andersseinwollen, nicht die anderen
Länder. In späterer Zeit sucht Michaux das Andere mehr im Innen
als im Außen; Qui je fus, Lointain intérieur, L'Espace du dedans sind
bezeichnende Buchtitel dieser Periode. Michaux sucht die Verwand-
lung in die vielen „Der-ich-war", die seine Erinnerung aufbewahrt
hat. Man hat ihn mit Kafka verglichen, den er früh gelesen hat, und
den seine larvenartigen Zeichnungen illustrieren könnten. Aus der
im Reisen erfahrenen Welt bleibt seiner Dichtung ein Hang zum
Anekdotischen, das einem wehmütigen Humor Heimstatt bietet.
Michaux's Gedichte sind also, gleich denen Saint-John Perses, Dich-
tung der Ferne und Fremdheit. Aber in dieser Gemeinsamkeit bleiben
sie so verschieden, wie man es sich nur denken kann. Saint-John
Perse ist gewalttätig, seigneurial, imperatorisch. Michaux hingegen
dichtet aus der Welthaltung des Kleingeborenen und der Lebensnot
des Mißratenen. „Ich bin durchlöchert geboren", heißt ein Gedicht.
Er weiß sich gescheitert (raté), und sein Humor ist die bittere Re-
signation dessen, der seinem schicksalhaften Kleinsein und seiner
ewigen Perspektive von unten nicht entfliehen kann. Man kann unter
diesem Aspekt sein Gedicht Repos dans le Malheur mit Baudelaires
Recueillement vergleichen. Für Baudelaire ist die Not — la Douleur —
personifiziert als kleines Mädchen von vielleicht vier, fünf Jahren.
Der Dichter ist groß und neigt sich zu dem Kind hinab: „Sei artig,
du mein Leid . . . " Bei Michaux ist die Not — le Malheur — ein großer,
vierschrötiger Ackersmann, und der Dichter ist der Kleinere, der
selbst bei dem, was ihm am feindlichsten ist, noch Schutz und Ge-
borgenheit sucht. Die Perspektive des Kleinseins verdichtet sich bei
Michaux in der Gestalt Plume („Feder"), den Hackett einen Anti-
Helden nennt und mit Voltaires Ingénu oder mit Charlie Chaplin
vergleicht. Plume ist der typische kleine Mann, der als immer er-
staunter Pilger durch eine böse und feindliche Welt wandert, den
Fortuna wie eine Feder zu sich hochreißt, um ihn dann desto grau-
samer wieder auf den harten Boden zurückzuschleudern. Die poeti-
sche Welt Henri Michaux's ist, wie Bréchon beobachtet hat, voll von
Gewalttätigkeit, Kampf, Krieg, Versklavung. Und immer ist das
lyrische Ich auf der Seite der Sklaven, nie auf der Seite der Imperato-
ren. Die Metaphern und Symbole ordnen sich daher in der Dichtung
Henri Michaux's um die beiden metaphysischen Pole des Harten und
des Weichen. Chiffren des Harten sind: Schale, Zange, Riegel,
Klinge; Chiffren des Weichen: Blut, ö l , Gong, Watte und schneeiges
Lied. Die großen Symbole seiner Dichtung enthalten das Weiche im
Harten: das Ei in der Schale, die weiche Marksubstanz (moelle) im
Knochen. Bis in diese innerste weiche Substanz seines Selbst ver-
22
sucht Michaux sich anders zu machen. Seit 1956 experimentiert er
mit dem Rauschgift Meskalin, nicht um sich zu betäuben, sondern
um unter streng kontrollierender Selbstbeobachtung „Erkenntnis
aus den Abgründen" zu gewinnen. Er weiß, ihn erwartet nur ein
elendes Wunder („Misérable Miracle"), aber es ist doch vielleicht
ein Weg, „das Wunderbare des Natürlichen und das Natürliche des
Wunderbaren" (Gide) zu entdecken. Für Henri Michaux ist es ein
neues Anderswo.
23
I
EIN FEST DES INTELLEKTS
P A U L VALÉRY
LA F I L E U S E
Liîia . . ., neque nent
Assise, la fileuse au bleu de la croisée
Où le jardin mélodieux se dodeline;
Le rouet ancien qui ronfle l'a grisée.
Lasse, ayant bu l'azur, de filer la câline
Chevelure, à ses doigts si faibles évasive,
Elle songe, et sa tête petite s'incline.
Un arbuste et l'air pur font une source vive
Qui, suspendue au jour, délicieuse arrose
De ses pertes de fleurs le jardin de l'oisive.
Une tige, où le vent vagabond se repose,
Courbe le salut vain de sa grâce étoilée,
Dédiant magnifique, au vieux rouet, sa rose.
Mais la dormeuse file une laine isolée;
Mystérieusement l'ombre frêle se tresse
Au fil de ses doigts longs et qui dorment, filée.
Le songe se dévide avec une paresse
Angélique, et sans cesse, au doux fuseau crédule,
La chevelure ondule au gré de la caresse . . .
Derrière tani de fleurs, l'azur se dissimule,
Fileuse de feuillage et de lumière ceinte:
Tout le ciel vert se meurt. Le dernier arbre brûle.
Ta sœur, la grande rose où sourit une sainte,
Parfume ton front vague au vent de son haleine
Innocente, et tu crois languir . . . Tu es éteinte
Au bleu de la croisée où tu filais la laine.
AURORE
La confusion morose
Qui me servait de sommeil,
Se dissipe dès la rose
Apparence du soleil.
Dans mon âme je m'avance,
Tout ailé de confiance:
26
PAUL VALÉRY
DIE SPINNERIN
Lilia . . ., neque nent
Sie sitzt in Fensterrahmens Blau beim Spinnen;
Melodisch wiegt sich in den Schlaf der Garten;
Das alte Spinnrad schnurrt sie sanft von hinnen.
Azurberauscht und müde, mit so zarten
Fingern das kosend-flüchtige Garn zu einen,
Neigt sie ihr Köpfchen, schon im Traumerwarten.
Wo Strauch und Brise zu frischem Quell sich vereinen,
Im Lichte des Tags hochschwebend und köstlich besprengt
Mit Blütenschwund er den Garten der müßigen Kleinen.
Eine Ranke, die Vagabund Wind zum Rasten einfängt,
Biegt sternhafte Anmut in eitle Verbeugung hinein,
Die prunkvoll die Rose dem alten Spinnrad aufdrängt.
Die Schläferin aber spinnt ganz besonderen Lein;
Geheimnisvoll flicht dem Gespinst, das die schlafenden langen
Finger gesponnen, der hauchzarte Schemen sich ein.
Der Traum spult sich ab, in himmlischer Trägheit befangen;
Das Fadengespinst, unverfangen, ist wogend bemüht,
Die süße leichrmütige Spindel lieb zu umfangen . . .
Azur muß sich verbergen, wo so vieles blüht,
Spinnerin du, von Laub und Licht umwunden:
Himmelsgrün blaßt. Der letzte Baum verglüht.
Die Schwester Ros', dir heilgenhold verbunden,
Läßt Unschuldsduft um deine Stirne rinnen.
Du glaubst, dir schwindelt. . . Und du bist verschwunden
Im Blau des Fensters, wo du spannst dein Linnen.
MORGENRÖTE
Das grämliche Verwirren,
Das ich mir Schlaf genannt,
Fängt an hinwegzuschwirren,
Vom Morgenrot gebannt.
In meine Seele dringe
Ich auf des Zutrauns Schwinge:
27
C'est la première oraison!
A peine sorti des sables,
Je fais des pas admirables
Dans les pas de ma raison.
Salut! encore endormies
A vos sourires jumeaux,
Similitudes amies
Qui brillez parmi les mots !
Au vacarme des abeilles
Je vous aurai par corbeilles,
Et sur l'échelon tremblant
De mon échelle dorée
Ma prudence évaporée
Déjà pose son pied blanc.
LES GRENADES
Dures grenades entr'ouvertes
Cédant à l'excès de vos grains,
Je crois voir des fronts souverains
Éclatés de leurs découvertes!
Si les soleils par vous subis,
O grenades entre-bâillées,
Vous ont fait d'orgueil travaillées
Craquer les cloisons de rubis,
Et que si l'or sec de l'écorce
A la demande d'une force
Crève en gemmes rouges de jus,
Cette lumineuse rupture
Fait rêver une âme que j'eus
De sa secrète architecture.
R E N É CHAR
LE B O I S D E L'EPTE
Je n'étais ce jour-là que deux jambes qui marchent.
Aussi, le regard sec, le nul au centre du visage,
Je me mis à suivre le ruisseau du vallon.
Bas coureur, ce fade ermite ne s'immisçait pas
Dans l'informe où je m'étendais toujours plus avant.
3-
VALÉRY
GRANATÄPFEL
Harte Granaten, halboffen, bedrängt
Vom übermäßigen Druck eurer Kerne,
Hehren Stirnen vergleich ich euch gerne,
Von der Entdeckungen Fülle gesprengt!
Wenn Sonnengluten, die ihr ertrugt,
Euch so in Hochmut stählten und machten,
Daß ihr Granaten, ihr schon gekrachten,
Rubinene Zellentresore durchschlugt,
RENÉ C H A R
D E R W A L D D E R EPTE
Ich war an jenem Tag nur zwei wandernde Beine.
Trockenen Blicks, die Leere mitten im Gesicht,
So kam's, daß ich dem Bach im Tale nachging.
Unterläufig, unvermischt blieb dieser seichte Eremit
Dem Formlosen fern, in das ich immer weiter drang.
Aus dem Mauerwinkel einer Ruine, die einst dem Brand entging,
Tauchten plötzlich in das graue Wasser
Zwei wilde Rosenstöcke, sanften und unbeugsamen Willens.
Man erahnte Verkehr entschwundener Wesen, bereit sich erneut
anzusagen.
33
CHAR
D É B R I S M O R T E L S ET MOZART
Au petit jour, une seule fois, le vieux nuage rose dépeuplé sur-
volera les yeux désormais distants, dans la majesté de sa lenteur libre;
puis ce sera le froid, l'immense occupant, puis le Temps qui n'a
pas d'endroit.
QUATRE FASCINANTS
I. LE TAUREAU
Il ne fait jamais nuit quand tu meurs,
Cerné de ténèbres qui crient,
Soleil aux deux pointes semblables.
34
CHAR
VIER BETÖRENDE
I. DER STIER
Es ist nie Nacht, wenn du stirbst,
Von schreienden Dunkeln umzingelt,
Sonne zwei gleicher Spitzen.
35
CHAR
IL LA TRUITE
Rives qui croulez en parure
Afin d'emplir tout le miroir,
Gravie r où balbutie la barque
Que le courant presse et retrousse,
Herbe, herbe toujours étirée,
Herbe, herbe jamais en répit,
Que devient votre créature
Dans les orages transparents
Où son cœur la précipita?
III. LE SERPENT
Prince des contre-sens, exerce mon amour
A tourner son Seigneur que je hais de n'avoir
Que trouble répression ou fastueux espoir.
Revanche à tes couleurs, débonnaire serpent,
Sous le couvert du bois et en toute maison.
Par le lien qui unit la lumière à la peur,
Tu fais semblant de fuir, ô serpent marginal!
IV. L'ALOUETTE
Extrême braise du ciel et première ardeur du jour,
Elle reste sertie dans l'aurore et chante la terre agitée,
Carillon maître de son haleine et libre de sa route.
Fascinante, on la tue en l'émerveillant.
A DEUX ENFANTS
I
J'ai vu tes yeux bleus de vingt jours
Donner un frisson clair aux feuilles
De l'ormeau et du tamaris.
J'ai vu ton père se grandir
En t'élevant sur sa poitrine
Et ta mère se définir
En baisant tes joues d'algue douce.
Dans le berceau conciliant
Où tu rougis, petite aurore,
Elisabeth, je te découvre
Comme la rose des sous-bois.
Et je suis heureux de cela,
Moi qui marche sous la pluie fine.
36
CHAR
IL DIE FORELLE
Ufer, die zu Geschmeid ihr zerrinnt,
Um den Spiegel ganz auszufüllen,
Kiesel, auf denen stottert die Barke,
Vom Strom geholt und gestoßen,
Gräser, Gräser, immer gestreckte,
Gräser, Gräser, niemals in Ruh',
Was wird aus eurem Kind
In den durchsicht'gen Stürmen,
In die sein Herz es gestürzt?
III. DIE SCHLANGE
Fürstin des Widerspruchs, üb' meine Liebe,
Umzudrehn, den ich hasse, den HERRN, der nur bot
Großmächt'ge Verheißung und trübes Verbot.
Räch' deine Farben, nachgiebige Schlange,
Im ganzen Haus, im Obdach des Waldes.
Im Band, das die Furcht mit dem Lichte vereint,
Gibst du zu fliehn vor, Schlange des Randes.
IV. DIE LERCHE
Äußerste Glut des Himmels und erstes Brennen des Tags,
Stetig ins Frührot gefaßt, besingt sie die rastlose Erde,
Glockenspiel, Meisterin all ihres Atems und frei ihres Weges.
Sie, die betört, wird durch Verwundrung erlegt.
37
CHAR
II
Hélène,
Au lent berceau, au doux cheval,
Bonjour! Mon auberge est la tienne.
Comme ta chaleur est adroite
Qui sait, en biais, m'atteindre au cœur,
Enfant chérie des ruisseaux, des rêveurs,
Hélène! Hélène!
Mais que te veulent les saisons
Qui t'aiment de quatre manières?
Que ta beauté, cette lumière
Entre et passe en chaque maison?
Ou, que la lune à jamais grande
Te tienne et t'entoure la main
Jusqu'à l'amour que tu demandes?
33
CHAR
II
Helene,
In leiser Wieg', auf sanftem Roß,
Grüß Gott! Mein Heim ist auch deines.
Wie ist dein Eifer gar adrett,
der geradewegs mein Herz anrührt,
Du Kind, von Bächen und Träumen geführt,
Helene! Helene!
Was wollen die Jahreszeiten von dir,
Die vierfach dich liebend umhegen?
Daß deiner Schönheit lichter Segen
Ein- und ausgeh in jedem Quartier?
Oder daß ewigen Prallmondes Gold
Dich halte, die Hand dir umschließend
Bis zu der Liebe, die du gewollt?
II
LE B E S T I A I R E O U C O R T E G E D ' O R P H É E (Extraits)
LE DROMADAIRE
Avec ses quatre dromadaires
Don Pedro d'Alfaroubeira
Courut le monde et l'admira.
Il fit ce que je voudrais faire
Si j'avais quatre dromadaires.
LA SAUTERELLE
Voici la fine sauterelle,
La nourriture de saint Jean.
Puissent mes vers être comme elle,
Le régal des meilleures gens.
LE DAUPHIN
Dauphins, vous jouez dans la mer,
Mais le flot est toujours amer.
Parfois, ma joie éclate-t-elle?
La vie est encore cruelle.
L'ÉCREVISSE
Incertitude, ô mes délices
Vous et moi nous nous en allons
Comme s'en vont les écrevisses,
A reculons, à reculons.
LA CARPE
Dans vos viviers, dans vos étangs,
Carpes, que vous vivez longtemps!
Est-ce que la mort vous oublie,
Poissons de la mélancolie.
L'ÉLÉPHANT
Comme un éléphant son ivoire,
J'ai en bouche un bien précieux.
Pourpre m o r t ! . . . J'achète ma gloire
Au prix des mots mélodieux.
40
GUILLAUME APOLLINAIRE
DAS DROMEDAR
Mit seinen vier Dromedaren
Tat' Don Pedro von Alfarobaren
Staunend die Länder befahren.
Er tat, was mein Wunsch wäre,
Hätt' ich nur vier Dromedare!
DIE HEUSCHRECKE
Nun kommt die Heuschrecke gar fein,
Die Nahrung des heiligen Johannes.
Ach, könnt mein Gedicht wie sie sein:
Die Speise des feinen Mannes.
DER DELPHIN
Delphine, ihr spielt in den Wellen,
Doch bitter ist immer die Flut.
Will mal meine Freude aufschnellen?
Das Leben meint's dennoch nicht gut.
DER KREBS
Ungewißheit, hold Vergnügen,
Ihr und ich, wir gehn entlang,
Wie die Krebse sich verfügen,
Im Rückwärtsgang, im Rückwärtsgang.
DER KARPFEN
In euren Weihern und Becken
Karpfen, sterbt ihr wohl nie.
Kann euch der Tod nicht entdecken,
Fische der Melancholie?
DER ELEFANT
Wie Elefant sein Elfenbein
Hab ich im Mund kostbaren Hort.
Purpurner Tod! . . . Ich handle ein
Den Ruhm mir für melodisch Wort.
41
APOLLINAIRE
SALOMÉ
Pour que sourie encore une fois Jean-Baptiste
Sire je danserais mieux que les séraphins
Ma mère dites-moi pourquoi vous êtes triste
En robe de comtesse à côté du Dauphin
Mon cœur battait battait très fort à sa parole
Quand je dansais dans le fenouil en écoutant
Et je brodais des lys sur une banderole
Destinée à flotter au bout de son bâton
Et pour qui voulez-vous qu'à présent je la brode
Son bâton refleurit sur les bords du Jourdain
Et tous les lys quand vos soldats ô roi Hérode
L'emmenèrent se sont flétris dans mon jardin
Venez tous avec moi là-bas sous les quinconces
Ne pleure pas ô joli fou du roi
Prends cette tête au lieu de ta marotte et danse
N'y touchez pas son front ma mère est déjà froid
Sire marchez devant trabants marchez derrière
Nous creuserons un trou et l'y enterrerons
Nous planterons des fleurs et danserons en rond
Jusqu'à l'heure où j'aurai perdu ma jarretière
Le roi sa tabatière
L'infante son rosaire
Le curé son bréviaire
ZONE
A la fin tu es las de ce monde ancien
Bergère ô tour Eiffel le troupeau des ponts bêle ce matin
Tu en as assez de vivre dans l'antiquité grecque et romaine
Ici même les automobiles ont l'air d'être anciennes
La religion seule est restée toute neuve la religion
Est restée simple comme les hangars de Port-Aviation
Seul en Europe tu n'es pas antique ô Christianisme
L'Européen le plus moderne c'est vous Pape Pie X
Et toi que les fenêtres observent la honte te retient
42
APOLLINAIRE
SALOME
Dafür daß Hans der Täufer lächle noch einmal
Herr König würd ich besser als die Engel tanzen
Warum Frau Mutter sitzt so traurig Ihr im Saal
Im fürstlichen Gewand beim Prinzen und den Schranzen
Mein Herz es klopfte klopfte stark bei seinen Worten
Als ich im Fenchel tanzte und ihn hören wollte
Und Lilien stickte ich auf eines Fähnleins Borten
Das an der Spitze seines Stabes flattern sollte
Wem meint Ihr meine Stickerei wohl jetzt gebührt
Sein Stab treibt an des Jordans Ufer frische Blüten
Als Eure Häscher Fürst Herodes ihn entführt
In meinem Garten meine Lilien all verblühten
Ihr alle kommt mit mir hinunter auf die Schanze
Nicht weinen du niedlicher Königsnarr
Nimm diesen Kopf anstelle deiner Pritsch' und tanze
Faßt ihn nicht an Frau Mutter die Stirn ward ihm schon starr
Herr König geht voran geht hinten ihr Trabäntchen
Wir schaufeln ein Loch und begraben ihn leis
Wir pflanzen drauf Blumen und tanzen im Kreis
Bis zu der Stund wo ich verlier 's Strumpfbändchen
Der Fürst sein Tabaksquentchen
Prinzeß ihr Rosenkränzchen
Der Probst sein Testamentchen
ZONE
Am Ende hast du satt diese alte Erde
Eiffelturm-Schäfer heut morgen blökte die Brückenherde
Du bist's leid zu leben in griechisch-röm'scher Antike
Sogar die Autos sehn hier aus als wären sie antike
Allein die Religion blieb ganz neu die Religion
Blieb einfach wie Hallen der Luftnavigation
In Europa allein nicht antik, Christentum, das bist du
Der modernste Europäer sind Sie zehnter Papst Pius
Und dich hält die Scham zurück dich den die Fenster ansehn
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APOLLINAIRE
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APOLLINAIRE
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APOLLINAIRE
Ces femmes ne sont pas méchantes elles ont des soucis cependant
Toutes même la plus laide a fait souffrir son amant
50
APOLLINAIRE
Ihre Hände ich hatt's nicht gesehn sind hart und zerschlissen
5i
APOLLINAIRE
LES FENETRES
Du rouge au vert tout le jaune se meurt
Quand chantent les aras dans les forêts natales
Abatis de pihis
Il y a un poème à faire sur l'oiseau qui n'a qu'une aile
Nous l'enverrons en message téléphonique
Traumatisme géant
Il fait couler les yeux
Voilà une jolie jeune fille parmi les jeunes Turinaises
Le pauvre jeune homme se mouchait dans sa cravate blanche
Tu soulèveras le rideau
Et maintenant voilà que s'ouvre la fenêtre
Araignées quand les mains tissaient la lumière
Beauté pâleur insondables violets
Nous tenterons en vain de prendre du repos
On commencera à minuit
Quand on a le temps on a la liberté
Bigorneaux Lotte multiples Soleils et l'Oursin du couchant
Une vieille paire de chaussures jaunes devant la fenêtre
Tours
Les Tours ce sont les rues
Puits
Puits ce sont les places
Puits
Arbres creux qui abritent les Câpresses vagabondes
Les Chabins chantent des airs à mourir
Aux Chabines marronnes
Et l'oie oua-oua trompette au nord
Où les chasseurs de ratons
Raclent les pelleteries
Étincelant diamant
Vancouver
52
APOLLINAIRE
DIE FENSTER
Von Rot zu Grün stirbt alles Gelb
Wenn die Aras in den heimatlichen Wäldern singen
Gehack von Pihis
Sollte man ein Gedicht machen auf den Vogel mit nur einem Flügel
wir geben es telephonisch durch
Riesiges Trauma
Es läßt die Augen fließen
Sieh dort ein hübsches Mädchen unter den jungen Turinerinnen
Der arme junge Mann schneuzte sich dauernd in seine weiße Krawatte
Du ziehst den Vorhang empor
Und sieh nun tut sich das Fenster auf
Spinnen wenn Hände Licht webten
Schönheit Blässe unergründliches Violett
Wir versuchen vergeblich uns Ruhe zu gönnen
Um Mitternacht wollen wir anfangen
Hat man Zeit hat man auch Freiheit
Flügelmuscheln Aalquappe vielfache Sonnenfische Seeigel des Abends
Ein altes gelbes Paar Schuhe vorm Fenster
Türme
Die Türme das sind die Straßen
Schächte
Schächte das sind die Plätze
Schächte
Hohle Bäume die schweifenden Kafferinnen Schutz bieten
Die Mähnenschafböcke blöken todtraurig
Nach den entlaufenen Mähnenschafen
Und die Schnattergans trompetet im Norden
Wo die Waschbärjäger
Das Pelzwerk schaben
Funkelnder Diamant
Vancouver
53
APOLLINAIRE
O Paris
Du rouge au vert tout le jaune se meurt
Paris Vancouver Hyères Maintenon New-York et les Antilles
La fenêtre s'ouvre comme une orange
Le beau fruit de la lumière
LA J O L I E ROUSSE
De l'Ordre et de l'Aventure
Vous dont la bouche est faite à l'image de celle de Dieu
Bouche qui est l'ordre même
Soyez indulgents quand vous nous comparez
A ceux qui furent la perfection de l'ordre
Nous qui quêtons partout l'aventure
Nous ne sommes pas vos ennemis
Nous voulons nous donner de vastes et d'étranges domaines
Où le mystère en fleurs s'offre à qui veut le cueillir
Il y a là des feux nouveaux des couleurs jamais vues
Mille phantasmes impondérables
Auxquels il faut donner de la réalité
Nous voulons explorer la bonté contrée énorme où tout se tait
54
APOLLINAIRE
Wo der Zug weiß von Schnee und nächtlichen Feuern den Winter
flieht
Oh Paris
Von Rot zu Grün stirbt alles Gelb
Paris Vancouver Hyères Maintenon New York und die Antillen
Das Fenster tut sich auf wie eine Orange
Die schöne Frucht des Lichts
DIE HÜBSCHE R O T B L O N D E
Hier steh ich vor Allen ein vernünftiger Mann
Der das Leben kennt und vom Tode das was ein Lebender kennen
kann
Der die Leiden und Freuden der Liebe erprobt hat
Der manchmal seine Ideen durchzusetzen gewußt hat
Mehrere Sprachen kennt
Der nicht wenig gereist ist
Der den Krieg bei der Artillerie und der Infanterie erlebt hat
Verwundet am Kopf trepaniert unter Chloroform
Der seine besten Freunde in dem schrecklichen Kampf verloren hat
Ich weiß von Altem und Neuem so viel wie ein einzelner Mann von
beidem wissen kann
Und ohne mich heute um diesen Krieg zu sorgen
Unter uns und für uns meine Freunde
LTrteile ich über diesen langen Streit der Überlieferung und der
Neuerung
5S
APOLLINAIRE
BLAISE CENDRARS
JOURNAL
Christ
Voici plus d'un an que je n'ai plus pensé à Vous
Depuis que j'ai écrit mon avant-dernier poème Pâques
Ma vie a bien changé depuis
Mais je suis toujours le même
J'ai même voulu devenir peintre
Voici les tableaux que j'ai faits et qui ce soir pendent aux nurs
Ils m'ouvrent d'étranges vues sur moi-même qui me font penser
à Vous.
Christ
La vie
Voilà ce que j'ai fouillé
56
APOLLINAIRE
Es gibt auch noch die Zeit die man verjagen oder zurückrufen kann
Habt Mitleid mit uns die wir immer an den Grenzen kämpfen
Des Schrankenlosen und der Zukunft
Mitleid mit unserem Irren Mitleid mit unseren Sünden
Seht der Sommer kommt die kraftvolle Jahrzeit
Und meine Jugend ist tot wie der Frühling
O Sonne es ist die Zeit der glühenden Vernunft
Und ich harre
Um ihr immer zu folgen der edlen und lieben Gestalt
Die sie annimmt damit ich einzig sie liebe
Sie kommt und zieht mich an wie der Magnet das Eisen
Sie hat das bezaubernde Aussehn
Einer charmanten Rotblonden
Ihr Haar ist ein Goldbesitz
Wie ein schöner dauernder Blitz
Oder solch Flammen die kosen
In den welkenden Teerosen
Aber lacht nur lacht mich nur aus
Menschen von überallher gerad Leute von hier
Denn es gibt so vieles das ich nicht wag euch zu sagen
So vieles ihr würdet's mich nicht lassen sagen
Habt Mitleid mit mir
BLAISE CENDRARS
TAGEBUCH
Christus
Nun hab ich schon über ein Jahr nicht mehr an Dich gedacht
Seit dem Gedicht Ostern das ich als vorletztes schrieb
Mein Leben ist seitdem wohl verändert
Doch ich bin immer der gleiche
Ich hab sogar Maler werden wollen
Die Bilder die ich gemacht hab hängen hier aus heute abend
Sie öffnen mir seltsame Blicke auf mich, die lassen mich
denken an Dich
Christus
Das Leben
Darüber hab ich gegrübelt
57
CENDRARS
JEAN COCTEAU
5»
CENDRARS
JEAN COCTEAU
59
COCTEAU
A R M E N T A R P I N I A N
AIMER
60
COCTEAU
ARMEN TARPINIAN
LIEBEN
61
PIERRE REVERDY
SECRET
La cloche vide
Les oiseaux morts
Dans la maison où tout s'endort
Neuf heures
La terre se tient immobile
On dirait que quelqu'un soupire
Les arbres ont l'air de sourire
L'eau tremble au bout de chaque feuille
Un nuage traverse la nuit
Devant la porte un homme chante
La fenêtre s'ouvre sans bruit
JE T E N A I S A TOUT
Dans les cloisons de l'air écoute un bruit de pas
Les oiseaux tournent sur ma tête
Leurs cercles ne resteront pas
Mais au fond de l'allée la porte s'est ouverte
On chante bas
Les gens qui passent
n'écoutent pas
Si vos yeux regardaient en l'air
On n'ira pas plus haut que les marches
du grenier ou du paradis
Le temps s'écaille
Dans la chambre où mon ombre a peu à peu grandi
La cloche appelle les passants
Ceux qui s'en vont et ceux qui rentrent
On voudrait ne pas entendre
Mais il faut bientôt repartir
On ne peut pas toujours dormir
Oublier l'heure qui passe
Connaître ce qui va venir
Un nom crié à toutes forces
Regarde sous tes fenêtres
Une figure inconnue qui n'a pas de corps
PIERRE REVERDY
GEHEIMNIS
Die Glocke leer
Die Vögel tot
Im Haus unter Schlafes Gebot
Neun Uhr
Die Erde verhält in Stille
Man glaubt man hört jemand klagen
Der Baum scheint ein Lächeln zu tragen
Naß zittert am Rand jedes Blattes
Eine Wolke zieht durch die Nacht
Vor der Tür singt ein Mann vor sich hin
Das Fenster öffnet sich sacht
ICH H I N G A N ALLEM
Hör in den Zellen der Luft ein Schrittegerinn
Die Vögel mir überm Kopfe
Kreisen ohn' Dauer und Sinn
Doch hinten im Baumgang tat sich die Tür auf
Es singt wer vor sich hin
Die dort vorbeiziehn
hören nicht hin
Wenn in die Luft eure Augen schauten
Höher wird man nicht gehn als die Stufen
zu Speicher und Paradies
Es entschuppt sich die Zeit
Beim wachsenden Schatten im Zimmerverließ
Ruft die Glocke die Passanten
Die da kommen und die da gehen
Man möchte nichts hören und sehen
Bald muß man scheiden indessen
Man kann ja nicht immer ruhn
Die fliehende Stunde vergessen
Einen Blick in die Zukunft tun
Ein Name geschrien überlaut
Aus deinem Fenster schau
Ein Gesicht unbekannt ohne Leib
63
REVERDY
La rue déserte
La porte ouverte
Tous les trésors rêvés
Ma liberté aussi
Derrière moi sur le pavé
Une chaîne traîne sans bruit
64
REVERDY
III
DAS G R O S S E G E D I C H T
CHARLES PÉGUY
S U I T E D'EVE (Extrait)
Et le jeune apprenti du bourg de Nazareth,
Puissions-nous le revoir comme il était. Nobis
Post hoc exsiiium ostende. Que ces lys
Et que ce beau regard et que ce beau portrait
Et que ces beaux grands yeux un jour nous soient rendus.
Et ces grands beaux regards que nous avons aimés.
Et ces grands beaux regards que nous avons vendus.
Et ces beaux souvenirs que nous avons semés.
Et ces beaux souvenirs que nous avons perdus.
Et ces grands avenirs que nous avons rêvés.
Et ces grands avenirs à jamais révolus.
Et les soulèvements que nous avons levés.
Et les relèvements qui se sont abattus.
Et tant de pur amour dont nous sommes indignes.
Et tant de chasteté dont nous sommes exclus.
Et le sang du Sauveur qui mûrit dans les vignes.
Et le péché mortel qui mûrit dans le cœur.
Et tant de volontés qui se sont détendues.
Et tant d'obscurités qui se sont confondues.
Et tant d'âmes en proie aux bêtes du piqueur.
Tant de grâre livrée aux genoux du vainqueur.
Tant de possessions qui se sont défendues.
Tant de complicités qui se sont entendues.
Et cette unique voix qui se tait dans le chœur.
Puissions-nous le revoir, l'homme de pureté,
Ainsi qu'on le voyait au bourg de Nazareth.
Puissions-nous le revoir dans son éternité
Comme il était dans Ur et dans Génésareth.
Puissions-nous le revoir l'homme d'entièreté
Comme il était sans schisme et sans démembrement.
Puissions-nous le revoir dans son commandement
Et dans sa surveillance et dans son unité.
Puissions-nous le revoir l'homme de propreté,
L'homme du linge fin et des âmes bien nettes
Et du buffet de chêne et des piles d'assiettes,
Puissions-nous le revoir dans sa sérénité.
66
CHARLES PÉGUY
67
PÊGUY
FRANCIS JAMMES
68
PÊGUY
FRANCIS JAMMES
GEBET, UM SEINE U N W I S S E N H E IT
ZU BEKENNEN
Hinab steig, steig hinab in dein' Unwissenheit.
Den Wespen sah ich zu bei ihrer Sandarbeit.
Mach es wie sie, mein krankes zartes Herz : sei brav,
tu deine Pflicht, wie Gott sie dir hat aufgegeben.
Ich war voll Stolz; und der vergiftete mein Leben:
Ganz anders als die Andern glaubte ich zu sein.
Doch weiß ich jetzt, mein Gott, daß ich nichts Besseres tat,
69
JAMMES
PAUL CLAUDEL
LA M E R SUPÉRIEURE
jo
JAMMES
PAUL CLAUDEL
Eines Tages erreiche ich nach einem Anstieg die Höhe und sehe im
Gebirgskessel, dem schwarze Inseln entsteigen, von weitem das
Obere Meer.
Gewiß, ich könnte auf verwegenem Pfad seine Ufer erreichen, doch,
mag ich nun seinem Umriß folgen oder lieber mich einschiffen, jene
Oberfläche bleibt unerforschlich dem Auge.
7'
CLAUDEL
C A N T I Q U E DES P A R F U M S
72
CLAUDEL
Also werde ich Flöte spielen: die Trommel schlagen, und die Kahn-
führerin, die, auf einem Beine wie ein Storch stehend und mit dem
anderen Knie ihr Kind an der Brust stützend, ihren Sampan durch
die flachen Gewässer treibt, wird glauben, die Götter spielten hinter
dem Wolkenvorhang ihr Spiel im Hof ihres Tempels.
Oder ich löse meinen Schuh und schleudre ihn über den See. Wo er
fällt, wirft ein Wanderer sich zu Boden und ehrt ihn, hat er ihn
aufgehoben, abergläubisch mit vier Räucherstäbchen.
Oder ich lege meine Hände an den Mund und rufe Namen: zuerst
stirbt das Wort, dann der Ton; einzig der Sinn erreicht das Ohr
eines Mannes; der dreht sich von einer Seite zur andern wie einer,
der angerufen im Traum sich müht, das Band zu zerreißen.
C A N T I C U M DER DÜFTE
73
CLAUDEL
74
CLAUDEL
Daß der heilige Sinn des Wortes und der Klang der menschlichen
Stimme in das Denken falle Wort für Wort und sich dort auflöse,
wie Tropfen roten Blutes, wie die Purpuressenz selbst
Einer nach dem andern in einem reinen Kristall!
Geist greifbar den Sinnen! Und ihr, Sinne, durchlässig und
durchsichtig geworden dem Geist!
So wie ohne die schwebenden Staubchen der Strahl der Sonne nicht
erschiene, nicht aufglühte die Farbe
Ohne das Glas, das ihn auffängt, ohne die Vielfalt, die ihn
verschluckt und dämpft,
Wie denn anders würde der Geist uns erkennbar, die Seele selbst der
umweglos erkennbaren Seele,
Ohne diese Blumen, die ihn ausatmend verströmen, ohne den
Weihrauch dieser geschnittenen Gräser?
O feierliches Opfer! Tiefe des Weihrauchkessels! Aufschub aller
Schöpfung vor der Sonne Aufgang, Aufschub, der zu ihr aufwölkt
ganz still!
Weihgabe des Todes, der kommen will !
Alles was Frucht trägt, neigt sich zur Erde, aber der Geist, von Gott
gesandt, kehrt zurück zu ihm im Duft des Verzehrten !
Denn das Wort muß vergehn, auf daß der Satz bestehe; der Ton muß
verklingen, auf daß der Sinn bleibe.
Es mußte der sterben, den ich liebe,
Auf daß unsere Liebe nicht länger dem Tod unterliege,
Und seine Seele atembar werde der meinen,
Und ihr diene als dunkler Führer und als Losungswort in ihrem
tiefsten Leben,
Wie diese Blume, dieselbe! die man wiedererkennt, jedesmal wenn
das Herz zehnmal geschlagen.
Es ist wirklich wahr, daß unser Fleisch nicht besteht.
Es ist wirklich wahr, daß dies Gesicht, das sich so schrecklich zu dem
unsern wendet,
Nicht mehr Festigkeit hat als der Schaum des Weins auf dem Becher,
den der Atem des Trinkenden hinwegbläst.
Und wer das nicht glaubt,
Der braucht nur wie ich eine ganze Sommernacht zu wachen neben
diesem Bett, auf dem der Körper liegt, der ein Mensch war.
Und der Geruch eines ganzen abgemähten Gartens wird nicht der
einzige sein, der seinen Gebeten sich mischt!
O Götter, die ihr uns geschaffen aus einem Körper mit einer Seele!
Ach, fürchtet nichts von unseren Lästerungen!
Ach! seid zufrieden! Es ist wahr, daß unser Fleisch sich zersetzt!
75
CLAUDEL
LE S O U L I E R D E S A T I N (Extrait)
Dona Prouhèze monte debout sur la selle et se dédiaussant elle met son
soulier de satin entre les mains de la Vierge.
76
CLAUDEL
77
SAINT-JOHN PERSE
VENTS (Extrait)
C'étaient de très grands vents sur toutes faces de ce monde,
De très grands vents en liesse par le monde, qui n'avaient d'aire ni
de gîte,
Qui n'avaient garde ni mesure, et nous laissaient, hommes de paille,
En l'an de paille sur leur erre . . . Ah! oui, de très grands vents sur
toutes faces de vivants !
Flairant la pourpre, le cilice, flairant l'ivoire et le tesson, flairant le
monde entier des choses,
Et qui couraient à leurs offices sur nos plus grands versets d'athlètes,
de poètes,
C'étaient de très grands vents en quête sur toutes pistes de ce monde,
78
SAINT-JOHN PERSE
WINDE (Auszug)
Sehr große Winde waren dies auf allen Antlitzen dieser Welt,
Sehr große Winde jubelnd durch die Welt, sie hatten weder Horst
noch Lagerstatt,
Weder Acht noch Maß, und sie ließen uns Menschen aus Spreu
Im Jahre des Spreus auf ihrer Fährte . . . Oh! Wahrlich sehr große
Winde über alle Antlitze der Lebenden!
Witternd den Purpur, das Bußhemd, witternd Scherbe und
Elfenbein, witternd die ganze Welt der Dinge,
Eilten sie zu ihren Riten auf den größten Versen unserer Athleten
und Poeten,
Sehr große Winde waren dies, immer auf Suche auf allen Fährten
dieser Welt,
Auf allen Dingen des Verderbs, auf allen Dingen des Erwerbs, durch
die ganze Welt der Dinge . . .
Und lüftend das Verschlissene und die Dürre im Herzen derer, die
Ämter bekleiden,
Da brachten sie hervor den Ruch nach Spreu und Aroma auf allen
Plätzen unserer Städte,
Wie beim Aufheben der großen Deckel der Kanalisation. Und uns
kam Ekel an
Vor den toten Mäulern der Ämter. Und der Gott floß ab aus den
großen Werken des Geistes.
Denn ein ganzes Jahrhundert schwatzte sich aus in der Dürre seiner
Spreu inmitten seltsamer Endungen: an der Spitze von Hülsen und
Schoten, an den Spitzen zitternder Dinge,
Gleich einem großen Baum unter seinen Lumpen und Fetzen
vergangenen Winters, der die Livree des toten Jahrs trägt;
Gleich einem großen Baum, erschauernd in seinen Knarren dürren
Holzes und seinen Blüten aus gebranntem Ton —
Sehr großer Bettelbaum, der sein Erbteil verschleudert hat, Antlitz
von Liebe und Gewalt verzehrt, wo das Begehren noch einmal zu
singen sich anschickt.
«Oh du Begehren, das zu singen sich anschickt . . . » Und ist nicht
meine ganze Seite selber schon ein Rauschen,
Gleich diesem großen Zauberbaum in seinem Winterlausezeug: ge-
spreizt mit seiner Tracht von Fetischen, Ikonen,
Wiegend Hüllen und Geister von Lokusten; vererbend, verwebend
dem Winde des Himmels Brut von Schwingen und Schwärmen, Kette
und Schuß allerhöchsten Wortes —
79
SAINT-JOHN PERSE
CHRONIQUE (Extrait)
«Grand âge, nous voici. Fraîcheur du soir sur les hauteurs, souffle
du large sur tous les seuils, et nos fronts mis à nu pour de plus vastes
cirques . . .
Un soir de rouge et longue fièvre, où s'abaissent les lances, nous
avons vu le ciel en Ouest plus rouge et rose, du rose d'insectes des
marais salants: soir de grand erg, et très grand orbe, où les premières
élisions du jour nous furent telles que défaillances du langage.
Une seule et lente nuée claire, d'une torsion plus vive par le travers
du ciel austral, courbe son ventre blanc de squale aux ailerons de
gaze. Et l'étalon rouge du soir hennit dans les calcaires. Et notre
songe est en haut lieu. Ascension réglée sur l'ascension des astres,
nés de mer . . . Et ce n'est point de même mer que nous rêvons
ce soir.
Si haut que soit le site, une autre mer au loin s'élève, et qui nous suit,
à hauteur du front d'homme: très haute masse et levée d'âge à
l'horizon des terres, comme rempart de pierre au front d'Asie, et très
haut seuil en flamme à l'horizon des hommes de toujours, vivants et
morts de même foule.
Lève la tête, homme du soir. La grande rose des ans tourne à ton
front serein. Le grand arbre du ciel, comme un nopal, se vêt en Ouest
de cochenilles rouges. Et dans l'embrasement d'un soir aux senteurs
d'algue sèche, nous éduquons, pour de plus hautes transhumances,
de grandes îles à mi-ciel nourries d'arbouses et de genièvre.
80
SAINT-JOHN PERSE
Ha! sehr großer Baum der Sprache, bevölkert von Orakeln, von
Maximen, und eines Blindgeborenen Geraune raunend in den Beeten
des Wissens . . .
C H R O N I K (Auszug)
«Hohes Alter, sieh, wir sind da. Frische des Abends auf den Höhen,
Atem des weiten Meers auf allen Schwellen, und unsre Stirnen ent-
blößt für weiter schwingende Arenen . . .
An einem Abend roten und langen Fiebers, wo die Lanzen sich
senken, sahn wir den Himmel im Westen röter und rosa vom In-
sektenrosa der Salzteiche: Abend großer Sandmacht, und sehr weiter
Sichtkreis, wo die ersten Ellipsen des Taglichts uns trafen gleich
Schocks beim Sprechen.
Und es ist ein Bersten von Leibern, von Eingeweiden, über die ganze
bestrahlte Tenne des Jahrhunderts: Linnen gewaschen in Mutter-
laugen, und der Mannesfinger geführt im reinsten Violett und Grün
des Himmels, in diesen blutigen Brüchen des Traums — lebend durch-
löchert !
Nur ein helles langsames Gewölk, in schärferer Windung schräg
zum südlichen Himmel, krümmt seinen weißen Bauch wie ein Hai-
fisch mit Schleierflossen. Und der rote Hengst des Abends wiehert
in den Kalksteinfelsen. Und unser Traum ist an hoher Stätte. Steigen
sich richtend nach dem Steigen meergeborener Sterne . . . Doch ist's
nicht ihr Meer, von dem wir träumen heut abend.
So hoch wir auch stehn, ein andres Meer hebt sich hoch in der Ferne
und folgt uns, eine Mannesstirn hoch: Sehr hohe Menge, Altersan-
stieg am Erdenhorizont, wie steinerner Wall an Asiens Stirn, und sehr
hohe brennende Schwelle am Horizonte der Menschen von jeher,
lebenden und toten nämlichen Haufens.
Hebe das Haupt, Mann des Abends. Die große Rose der Jahre kreist
auf deiner heiteren Stirn. Der große Baum des Himmels bedeckt im
Westen sich wie ein Nopal mit roten Koschenillen. Und in der Lohe
eines Abends, mit dem Ruch trockner Algen, erziehen wir, zu
höherem Überschreiten, große Inseln am Halbhimmel genährt mit
Wacholder und Sandbeer.
Fieber dort oben und Glutbett. Ehegespons für die Nacht sei jeder
goldgewaschene Gipfel!»
81
JACQUES CHARPIER
Dans ce pays...
Dans ce pays de rouges-gorges les arbres sont en deuil.
Parmi l'aigre tonnerre des cigales, sous le ciel tendu comme
un arc,
La douleur chemine à dos d'âne, à travers des villages de poussière
et de famine.
Parfois sous un figuier et ses feuilles baroques, le soir dans une
source lave ses poignards.
O cloche solitaire de la lune, lanterne de chagrin
Dans l'eau gitane du Guadalquivir,
Ce fleuve confident des alouettes et des veuves! . . .
Homme à jamais lésé des fruits mûrs de ton sang,
Tu penches ton visage de sombre cactus
Sur la terre abluée des larmes de tes enfants morts.
Au loin, sur les rivages, des chiens millénaires s'endorment dans le
sable
Et les jeunes chevaux de la nuit se cabrent dans l'écume;
Et de la chaude mer un peu d'espoir s'élève et meurt tout
aussitôt. . .
J'ai marché longuement parmi vous, ruines que la révolte a désertées,
A l'heure où le soleil se lève, interrogeant le blé sauvage.
Nul regard ne s'enflamme et nulle bouche ne répond.
Dans la charrette quotidienne du supplice,
Et livré à l'oubli d'un monde meurtrier des hommes et des
fleurs
Tout un peuple s'apprête à vivre une journée torride
Au profit des grotesques valets de la mort.
MÉDITERRANÉE
82
JACQUES CHARFIER
In diesem Rotkehlchenland...
In diesem Rotkehlchenland stehen die Bäume in Trauer.
Durch den grellen Donner der Zikaden, unter dem bogengleich
gespannten Himmel,
Reitet der Schmerz auf Eselsrücken, durch Dörfer voll Staub und
Hungersnot.
Zuweilen wäscht der Abend seine Dolche in einer Quelle, unter den
barocken Blättern eines Feigenbaums.
O du einsame Glocke des Mondes, Leuchte des Kummers
Im Zigeunerwasser des Guadalquivir,
Fluß, den Lerchen und Witwen vertraut! . . .
Mensch, auf immer geschlagen in deines Blutes reifen Früchten,
Du neigst dein düstres Kaktusgesicht
Auf die von den Tränen deiner toten Kinder genetzte Erde.
Weit draußen, an den Ufern, legen sich tausendjährige Hunde zum
Schlafen im Sand hin,
Und die jungen Pferde der Nacht bäumen sich auf im Schaume;
Und aus dem lauen Meer steht auf eine winzige Hoffnung und stirbt
sofort wieder. . .
L ange habe ich euch durchwandert, Ruinen, vom Aufstand entvölkert,
Und habe beim Aufgang der Sonne das wilde Korn befragt.
Kein Blick glänzt auf und kein Mund gibt Antwort.
Auf der täglichen Karre des Blutgerichts,
Preisgegeben dem Vergessen einer Menschen und Blumen mordenden
Welt,
Schickt sich ein ganzes Volk in ein Leben glutheißen Tages
Zum Profit der grotesken Knechte des Todes.
MITTELMEER
»3
SENGHOR
84
SENGHOR
85
IV.
AN DEN GRENZEN DER WIRKLICHKEIT
A N D R É BRETON
LE B U V A R D D E CENDRE
Les oiseaux s'ennuieront
Si j'avais oublié quelque chose
Sonnez la cloche de ces sorties d'école dans la mer
Ce que nous appellerons la bourrache pensive
On commence par donner la solution du concours
A savoir combien de larmes peuvent tenir dans une main de femme
1) aussi petite que possible
2) dans une main moyenne
Tandis que je froisse ce journal étoile
Et que les chairs éternelles entrées une fois pour toutes en pcssession
du sommet des montagnes
J'habite sauvagement une petite maison du Vaucluse
Cœur lettre de cachet
BENJAMIN PÉRET
ALLO
Mon avion en flammes mon château inondé de vin du Rhin
mon ghetto d'iris noirs mon oreille de cristal
mon rocher dévalant la falaise pour écraser le garde champêtre
mon escargot d'opale mon moustique d'air
mon édredon de paradisiers ma chevelure d'écume noire
mon tombeau éclaté ma pluie de sauterelles rouges
mon île volante mon raisin de turquoise
ma collision d'autos folles et prudentes ma plate-bande sauvage
mon pistil de pissenlit projeté dans mon œil
mon oignon de tulipe dans le cerveau
ma gazelle égarée dans un cinéma des boulevards
ma cassette de soleil mon fruit de volcan
mon rire d'étang caché où vont se noyer les prophètes distraits
mon inondation de cassis mon papillon de morille
ma cascade bleue comme une lame de fond qui fait le printemps
mon revolver de corail dont la bouche m'attire comme l'œil d'un
puits
PS
A N D R É BRETON
DER ASCHENLÖSCHER
Die Vögel werden sich langweilen
Wenn ich etwas vergessen hätte
Läutet die Glocke dieser Schulausgänge im Meer
Was wir den nachdenklichen Borretsch nennen wollen
Es wird die Lösung der Preisfrage bekanntgegeben
Nämlich wieviel Tränen in eine Frauenhand gehn
1) eine kleinstmögliche
2) in eine mittlere Hand
Während ich diese gestirnte Zeitung zerknittere
Und ewiges Fleisch ein für allemal den Besitz des Gipfels der Gebirge
angetreten hat
Bewohne ich verwildert ein kleines Haus im Vaucluse
Herz Todesurteil
BENJAMIN PÉRET
HALLO
Mein Flugzeug in Flammen mein rheinweindurchströmtes Schloß
mein Schwarzirisghetto mein Ohr von Kristall
mein Felssturz die Klippen herab, den Gendarm zu zerschmettern
mein Schneck von Opal meine Mücke aus Luft
mein Paradiesvogelkissen mein Schwarzschaumhaar
mein klaffendes Grab mein Heuschreckenregen
meine fliegende Insel meine Traube von Türkis
mein Anprall weiser und törichter Autos mein Wildbeet
mein Löwenzahngriffel gezückt auf mein Auge
meine Tulpenzwiebel in meinem Hirn
meine Gazelle verirrt in ein Großstadtkino
mein Sonnenkästchen meine Frucht vom Vulkan
mein Lachen heimlichen Teichs wo zerstreute Propheten ertrinken
mein Likörüberfluß mein Morchelfalter
mein Wasserfall wie eine Grundwelle blau die den Frühling macht
mein Korallenrevolver dessen Mündung mich anzieht wie das Aug'
eines Brunnens
sc
PERET
scintillant
glacé comme le miroir où tu contemples la fuite des oiseaux-mouches
de ton regard
perdu dans une exposition de blanc encadrée de momies
je t'aime
LOUIS A R A G ON
MAGNITOGORSK 1932
90
PERET
schillernd
vereist wie der Spiegel wo du die Flucht der Kolibris ansiehst mit
deinem Blick
verloren in eine Schau von Weiß gerahmt von Mumien
ich liebe dich
LOUIS A R A G O N
MAGNITOGORSK 1932
9<
ARAGON
9*
ARAGON
93
ARAGON
La
technique
dans la période
de reconstruction
décide
de
tout
94
ARAGON
In
der Phase
des Aufbaus
entscheidet
die
Technik
alles
95
ARAGON
06
ARAGON
Ich kenn keinen Schlaf und schließ ich die Augen dann ist's für
immer
Vergeßt das nicht
Aber die Geschichte des Jahrhunderts und die ekle Wunde der Zeiten
Aussatz oder Cholera Skorbut oder Hungersnot
Weder die Schindereien im Zug der Armeen
Noch die auf Galeeren zerschundenen Arme
Mann und Weib verhöhnt in Zunge und Leib
Jegliche Größe erniedrigt und die Worte frech im Munde verdreht
Aber da ist unter dem Leder meines Gesichts und den gegerbten
Riemen meiner Gestalt
Ein ander Ding ohn das ich nur wäre Stein unter Steinen
Ein Korn im Getreide der Silos
97
ARAGON
PAUL ÉLUARD
SUITE
Dormir la lune dans un œil et le soleil dans l'autre
Un amour dans la bouche un bel oiseau dans les cheveux
Parée comme les champs les bois les routes et la mer
Belle et parée comme le tour du monde.
Fuis à travers le paysage
Parmi les branches de fumée et tous les fruits du vent
Jambes de pierre aux bas de sable
Prise à la taille à tous les muscles de rivière
Et le dernier souci sur un visage transformé.
L'AMOUREUSE
Elle est debout sur mes paupières
Et ses cheveux sont dans les miens,
Elle a la forme de mes mains,
Elle a la couleur de mes yeux,
Elle s'engloutit dans mon ombre
Comme une pierre sur le ciel.
Elle a toujours les yeux ouverts
Et ne me laisse pas dormir.
Ses rêves en pleine lumière
Font s'évaporer les soleils,
Me font rire, pleurer et rire,
Parler sans avoir rien à dire.
98
ARAGON
PAUL ÉLUARD
VERFOLGUNG
Schlafen in einem Auge den Mond und im andern die Sonne
Eine Liebe im Mund einen schönen Vogel im Haar
Geschmückt wie die Felder die Wälder die Straßen das Meer
Schöne geschmückt wie die Fahrt um die Welt.
Fliehe quer durch die Landschaft
Durch die Zweige aus Rauch und alle Früchte des Windes
Beine aus Stein in Strümpfen aus Sand
Gefaßt um den Leib an allen Muskeln die fließen
Und die letzte Besorgnis auf dem verwandelten Antlitz.
DIE GELIEBTE
Sie steht auf meinen Augenlidern,
Ihr Haar ist meinem Haar vereint,
Sie hat die Form meiner Hände,
Sie hat die Farbe meiner Augen,
Sie geht in meinem Schatten auf,
Wie in den Himmel sinkt ein Stein.
Sie hat die Augen immer offen,
Läßt keinen Schlaf zu mir herein.
Ihr Träumen am hellichten Tage
Läßt Sonnen in Dunst aufgehn,
Läßt lachen mich, lachen und weinen
Und reden, ohn' was zu meinen.
99
ÉLUARD
INTIMES (V)
L A D A M E DE CARREAU
Tout jeune, j'ai ouvert mes bras à la pureté. Ce ne fut qu'un
battement d'ailes au ciel de mon éternité, qu'un battement de cœur
amoureux qui bat dans les poitrines conquises. Je ne pouvais plus
tomber.
Aimant l'amour. En vérité, la lumière m'éblouit. J'en garde
assez en moi pour regarder la nuit, toute la nuit, toutes les nuits.
Toutes les vierges sont différentes. Je rêve toujours d'une vierge.
A l'école, elle est au banc devant moi, en tablier noir. Quand
elle se retourne pour me demander la solution d'un problème, l'in-
nocence de ses yeux me confond à un tel point que, prenant mon
trouble en pitié, elle passe ses bras autour de mon cou.
Ailleurs, elle me quitte. Elle monte sur un bateau. Nous sommes
presque étrangers l'un à l'autre, mais sa jeunesse est si grande
que son baiser ne me surprend point.
Ou bien, quand elle est malade, c'est sa main que je garde
dans les miennes, jusqu'à en mourir, jusqu'à m'éveiller.
Je cours d'autant plus vite à ses rendez-vous que j'ai peur
de n'avoir pas le temps d'arriver avant que d'autres pensées me
dérobent à moi-même.
Une fois, le monde allait finir et nous ignorions tout de notre
amour. Elle a cherché mes lèvres avec des mouvements de tête
100
ÉLUARD
I N N I G E S G E D I C H T (V)
Ich begehre nur dich zu lieben
Ein Gewitter füllt das Tal
Ein Fisch den Fluß
Und von Tagen und Nächten nach dem Wink deiner Lider.
KARO DAME
Ganz jung habe ich meine Arme der Reinheit geöffnet. Es war
nur ein Flügelschlagen am Himmel meiner Ewigkeit, nur das Schla-
gen eines verliebten Herzens, das in einer eroberten Brust schlägt.
Ich konnte nicht mehr fallen.
Verliebt in die Liebe. In Wahrheit blendete mich das Licht. Ich
bewahre genug davon in mir, um die Nacht zu betrachten, die ganze
Nacht, alle Nächte.
Alle Jungfraun sind verschieden. Ich träume immer von einer
Jungfrau.
In der Schule sitzt sie auf der Bank vor mir im schwarzen Schul-
kittel. Wenn sie sich umdreht und mich um die Lösung einer Auf-
gabe bittet, bestürzt mich die Unschuld ihrer Augen so sehr, daß
sie aus Mitleid mit meiner Verwirrung die Arme um meinen Hals
legt.
Anderswo verläßt sie mich. Sie besteigt ein Schiff. Wir sind
einander beinah fremd, aber ihre Jugend ist so groß, daß mich ihr
Kuß nicht überrascht.
Oder ich halte, wenn sie krank ist, ihre Hand in den meinen,
bis ich daran sterbe, bis ich erwache.
Ich laufe um so schneller zu jedem Stelldichein, als ich fürchte,
nicht zeitig genug anzukommen, bevor andere Gedanken mich mei-
ner selbst berauben.
Einmal, da wollte die Welt untergehen, und wir wußten nichts
von unserer Liebe. Sie hat meine Lippen gesucht mit langsamen und
101
ÉLUARD
HENRI MICHAUX
EMPORTEZ-MOI
Emportez-moi dans une caravelle,
Dans une vieille et douce caravelle,
Dans l'étrave, ou si l'on veut, dans l'écume,
Et perdez-moi, au loin, au loin.
Dans l'attelage d'un autre âge.
Dans le velours trompeur de la neige.
Dans l'haleine de quelques chiens réunis.
Dans la troupe exténuée des feuilles mortes.
Empcrtez-rnoi sans me briser, dans les baisers,
Dans les poitrines qui se soulèvent et respirent,
Sur les tapis des paumes et leur sourire,
Dans les corridors des os longs, et des articulations.
Emportez-moi, ou plutôt enfouissez-moi.
R E P O S D A N S LE MALHEUR
Le Malheur, mon grand laboureur,
Le Malheur, assois-toi,
Repose-toi,
Reposons-nous un peu toi et moi,
Repose,
Tu me trouves, tu m'éprouves, tu me le prouves.
Je suis ta ruine.
102
ÉLUARD
HENRI MICHAUX
ENTFÜHRT MICH
Entführt mich in einer Karavelle,
In einer alten und sanften Karavelle,
Am Steven, wenn ihr wollt, oder im Gischt
Und verliert mich, weit draußen, weit draußen.
In dem Gespann einer anderen Zeit.
Im täuschenden Sammet des Schnees.
Im Hecheln einer Meute Hunde.
In müden Haufen welkenden Laubes.
Entführt mich, unzerbrochen, in Küssen,
In Lungen, die atmend sich heben,
Auf der Handteller lachendem Teppich,
In den Gängen der Langknochen und Gelenke.
Entführt mich, oder vielmehr, verscharrt mich.
RUHE IM UNGLÜCK
Unglück du, mein großer Ackersmann,
Unglück du, setz dich,
Ruh dich aus,
Ruhn wir ein wenig aus, du und ich.
Ruh aus.
Du erreichst mich, du erweist mich, du beweist es mir.
Ich bin deine Ruine.
103
MICHAUX
C H A N T DE M O R T
104
MICHAUX
TODESGESANG
Fortuna mit den weiten Flügeln, Fortuna hatte mich aus Ver-
sehn mit den andern in ihr fröhliches Land entführt, da plötzlich,
ja ganz plötzlich, als ich endlich glücklich atmete, sprengten mich
zahllose kleine Knallkörper in die Luft, dann spickten mich von
überall hervorschießend Messer mit Stichen, und ich fiel zurück
auf den harten Boden meiner Heimat, immer und ewig die meine
von nun an.
Fortuna aufs neue, Fortuna mit den frischen Tüchern, sie hatte
mich zu sich aufgenommen mit Milde, und ich lächelte allen um
mich herum zu und verteilte alles, was ich besaß, da plötzlich ward
ich gepackt von irgend etwas, das von hinten und unten kam, plötz-
lich, wie eine Winde sich aushakt, kippte ich um, ein Riesensprung
war's, und ich fiel zurück auf den harten Boden meines Schicksals,
immer und ewig mein Schicksal von nun an.
Fortuna aufs neue, Fortuna mit der öligen Zunge, sie hatte
meine Wunden gewaschen, Fortuna wie eine Strähne, die man
nimmt, sie vielleicht mit dem eignen Haar zu verflechten, sie hatte
mich genommen und unauflöslich mit sich vereint, da plötzlich, ich
floß schon über vor Freude, da plötzlich kam der Tod und sprach zu
mir: «Es ist Zeit. Komm!» Der Tod, immer und ewig der Tod von
nun an.
105
MICHAUX
JE S U I S GONG
Dans le chant de ma colère il y a un œuf,
Et dans cet œuf il y a ma mère, mon père et mes enfants,
Et dans ce tout il y a joie et tristesse mêlées et vie.
Grosses tempêtes qui m'avez secouru,
Beau soleil qui m'as contrecarré,
Il y a haine en moi, forte et de date ancienne,
Et pour la beauté on verra plus tard.
Je ne suis en effet devenu dur que par lamelles;
Si l'on savait comme je suis resté moelleux au fond.
Je suis gong et ouate et chant neigeux,
Je le dis et j'en suis sûr.
106
MICHAUX
107
Bayerische
Staatsbibliothek
DATEN UND WERKE
I. A L L G E M E I N E S
Anthologien:
Anthologie de la Poésie nouvelle, éd. Jean Paris. Monaco 1956.
Anthologie der französischen Dichtung von Nerval bis zur Gegenwart
(deutsch-französisch), hrsg. von Flora Klee-Palyi. Wiesbaden 1958.
Anthologie des Poètes de la Nouvelle Revue Française, Préface de Paul
Valéry. Paris 1958.
Georges-Emmanuel Clancier: De Rimbaud au Surréalisme. Panorama cri-
tique. Paris '1959.
Museum der modernen Poesie, eingerichtet von Hans Magnus Enzensberger.
Frankfurt i960.
Panorama moderner Lyrik. Gedichte des 20. Jahrhunderts in Übersetzun-
gen. Hrsg. von Günther Steinbrücker in Zusammenarbeit mit Rudolf
Härtung, Gütersloh i960.
French Poetry from Baudelaire to the Présent, Introduced and Edited by
Elaine Marks. New York 1962.
Jean Rousselot: Les nouveaux poètes français. Panorama critique. Paris
*959-
Von Baudelaire bis Saint-John Perse. Französische Gedichte und deutsche
Prosaübertragungen. Ausgewählt von Mayotte Bollack, übersetzt von
Bernhard Böschenstein und Jean Bollack. Frankfurt, Fischer-Bücherei,
1962.
108
Hans Magnus Enzensberger: Weltsprache der modernen Poesie. In: Einzel-
heiten. Frankfurt 1962. S. 255—272.
Hugo Friedrich : Die Struktur der modernen Lyrik. Von Baudelaire bis zur
Gegenwart. Hamburg, rde, 1956.
Friedhelm Kemp: Die französische Lyrik seit dem I.Weltkrieg. Versuch
einer Überschau. Hochland 42 (1949/50), 139—153 und 261-275.
Karl Krolow: Aspekte zeitgenössischer deutscher Lyrik. Gütersloh 2 i 9 6 i .
Gaétan Picon: Panorama de la Nouvelle Littérature française. Paris 3 i96o.
Deutsch: Panorama der modernen Literatur, Frankreich. Gütersloh o. J.
Yale French Studies, Band 21 (1958) : «Poetry since the Liberation».
II. Z U D E N A U T O R E N
GUILLAUME APOLLINAIRE
Ausgaben :
Œuvres poétiques, éd. M. Adéma/M. Décaudin (Bibliothèque de la Pléiade).
Paris 1956.
Dichtungen (französisch-deutsch), herausgegeben von Flora Klee-Palyi.
Wiesbaden 1953.
Poèmes, éd. André Billy (Livre de poche). Paris 1956.
Die ausgewählten Gedichte sind entnommen den Bänddien Le Bestiaire (1), Alcools (2, 3)
und Calligrammes (4, 5). Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Gallimard, Paris.
109
Literaturhinweise:
Marcel Adéma: Guillaume Apollinaire le Mal-aimé. Paris 1952.
André Billy: Apollinaire vivant. Paris 1923.
Jean Cocteau: Apollinaire. In: Poésie critique 1, S. 89—96. Paris 1959.
Michel Décaudin: État présent des études sur Apollinaire. L'Information
littéraire 5 (1953), S. 90.
Michel Décaudin: Le dossier d' „Alcools". Genf i960.
Pascal Pia: Apollinaire par lui-même. Paris 1954.
Raymond Warnier: Guillaume Apollinaire. Romanische Forschungen 65
(1954)' 3 9 2 - 4 i ° -
Louis ARAGON
wurde 1897 in Paris geboren. Er studierte Medizin wie Breton und lernte
diesen im Kriege kennen. Wir können ihn zur Gründergeneration des
Surrealismus rechnen. Im Jahre 1927 trat er in die Kommunistische Partei
ein. Bald darauf lernte er den russischen Dichter Majakowski kennen. Des-
sen Tochter, Elsa Triolet, wurde seine Frau. Mehrere Reisen führten ihn
in die Sowjet-Union. Im Jahre 1931 brach er mit dem Surrealismus. Von
1937 an gab er die kommunistische Zeitung Ce Soir heraus, später die
Wochenzeitung Les Lettres françaises. Am letzten Krieg nahm er als Soldat
teil. Seit 1950 hat er einen Sitz im Zentralkomitee der KP Frankreichs.
Aragon hat neben seiner Lyrik Romane und Essays publiziert. Unter den
letzteren verdienen besondere Erwähnung Le Traité du Style (1928), eine
wütende Polemik gegen die ganze traditionelle Literatur, und La Rime en
1940 (1940), ein sanftes Bekenntnis zu traditionellen Literaturformen. Die
bekanntesten Gedichtsammlungen: Le Mouvement perpétuel (1925), Hourra
l'Oural (1934), Le Crève-Cœur (1940), ferner der Elsa-Zyklus mit Cantique
à Eisa (1941), Les Yeux d'Eisa (1942), Les Yeux et la Mémoire (1954), Eisa
(1959), Le Fou d'Eisa (1963).
Ausgabe :
Poésies, Anthologie 1917—1960. Paris i960.
Die ausgewählten Gedichte sind den Sammlungen Hourra l'Oural (1) und Elsa (2) ent-
nommen. Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.
Literaturhinweise:
Roger Garaudy: L'itinéraire d'Aragon; Du Surréalisme au Monde réel.
Paris 1961.
André Gavillet: La littérature au Défi: Aragon surréaliste. Neudiâtel 1957.
Hubert Juin: Aragon. Paris i960.
Hubert Juin: Aragon. Les Nouvelles Littéraires 27. 12. 1962, S. 6f.
Claude Roy: Aragon, Un Essai. Paris 1951.
ANDRÉ BRETON
110
Durch Apollinaire wurde er auf die Dada-Bewegung aufmerksam, an deren
Klamauk er sich eine Zeitlang beteiligte. Im Jahre 1919 gründete er zusam-
men mit Philippe Soupault die avantgardistische Zeitschrift Littérature.
Dort erschien als erster surrealistischer Text Les Champs magnétiques
(1921), automatisch niedergeschrieben von den beiden Herausgebern. Um
1922 versuchte er sich in allerhand psychologischen Experimenten, Hypno-
sen und dergleichen. 1924 veröffentlichte er das Surrealistische Manifest,
dem später noch eine Reihe weiterer Manifeste folgten. Organ der Bewegung
wurde die Zeitschrift La Révolution Surréaliste, die später durch die Zeit-
schrift Le Surréalisme au Service de la Révolution abgelöst wurde. Um
diese Zeit nahm Breton mit der Kommunistischen Partei Fühlung auf. Ab-
weichend von der stalinistischen Linie suchte er die Verbindung mit Trotzki
und entwarf mit ihm die Neukonzeption einer revolutionären Kunst. Im
Jahre 1941 schickte ihn die Vichy-Regierung ins Exil. Er kehrte 1946 nach
Frankreich zurück, umgeben von den wenigen Getreuen, die dem Surrealis-
mus nodi nidit den Rücken gekehrt hatten. Einige Texte: Mont de piété
(1919), Clair de terre (1923), Poisson soluble (1924), Le Revolver à cheveux
blancs (1932).
Ausgaben :
Manifestes du Surréalisme. Paris 1962.
Poèmes. Paris 1948.
Poésie et autre. Textes choisis et présentés selon l'ordre chronologique par
Gérard Legrand. Paris i960.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Bändchen Clair de terre entnommen. Mit freundlicher
Genehmigung des Verlages Gallimard.
Literaturhinweise:
Julien Gracq : André Breton. Quelques aspects de l'écrivain. Paris 1948.
J. Hardré: Présent State of Studies on Literary Surrealism. Yearbook of
Comparative and General Studies 9 (i960), 43—66.
Claude Mauriac: André Breton. Paris 1949.
Maurice Nadeau: Histoire du Surréalisme. Paris 1945.
BLAISE CENDRARS,
mit bürgerlichem Namen Frédéric Sauser, lebte von 1887 bis 1961 ein
bewegtes Leben, das in der Umkehrung an Rimbauds Leben erinnert. Er
verließ als Junge das elterliche Haus in der Schweiz, aber nicht um zu schrei-
ben, sondern um die Welt als ein Fahrender zu erleben. Auf alle Erdteile
setzte er seinen Fuß. Er war Landarbeiter und Handlungsreisender, Jongleur
und Bienenzüchter, Schmuggler und Landstreicher: „Je suis un homme
inquiet." Aber er liebte schon seltene Bücher wie gefährliche Abenteuer.
Erst aus übervoller Erinnerung wurde die erfahrene Welt zum Gedicht: ein
Ostern in New York, Expeditionen in Panama, eine Geschäftsreise quer
durdi Rußland, eine Zeitungsmeldung aus Japan . . . In Paris wurden
Apollinaire, Reverdy, Chagall und Picasso seine Freunde und tauschten mit
ihm ihre Anregungen aus. Im 1. Weltkrieg meldete er sich freiwillig zur
Fremdenlegion; als er einarmig heimkehrte, verfaßte er eine Broschüre:
111
J'ai tué. Außer seinen Gedichten schrieb er Romane, Novellen, Lebens-
beschreibungen, Reportagen. Er arbeitete für den Film und für das Ballett.
In seiner Anthologie Nègre (1921) machte er die Kunst und Literatur Afrikas
bekannt und erzählte die Märchen der Schwarzen für die Kinder der Weißen.
Einige Gedichtbände: Du Monde entier (1919), Dix-neuf poèmes élastiques
(1919), Kodak, später nach einem Einspruch der Kodak-Werke Documen-
taires genannt (1924). Zur Poetik: Aujourd'hui (1931).
Ausgaben :
Œuvres [Bd. I: Poésies complètes]. Paris i960 ff.
Poésies complètes, éd. J. H. Lévesque. Paris 1944.
Du Monde entier au Coeur du Monde; Poèmes. Paris 1957.
Poesie, deutsch von Jürgen Schroeder. Düsseldorf, Karl Rauch Verlag, 1962.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Bändchen Dix^neuf poèmes élastiques entnommen.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Denoël, Paris, und des Karl Rauch Ver«
lages, Düsseldorf.
Literatur h inweise:
Jean Buhler: Blaise Cendrars; Homme libre, Poète au cœur du monde.
Bienne i960.
Louis Parrot: Biaise Cendrars; Une Étude (Poètes d'aujourd'hui 11). Paris
1948.
Jean Rousselot: Biaise Cendrars. Paris 1955.
RENÉ CHAR
stammt aus der Provence und wurde 1907 in LTsle-sur-Sorgue geboren.
Ein paar Jahre lang gehörte er der surrealistischen Bewegung an. Aber der
Freund Albert Camus hat von dieser Zeit gesagt, Char habe sich dem
Surrealismus mehr geliehen als hingegeben. Wie schon im Spanischen Bür-
gerkrieg, so nahm René Char auch im letzten Krieg als Widerstandskämpfer
die Waffe in die Hand. Aus dieser Zeit stammen seine Aufzeichnungen
Feuillets d'Hypnos (1946). Einige Gedichtsammlungen: Le Marteau sans
Maître (1934), Seuls demeurent (1945), Fureur et Mystère (1948), La Paroi
et la Prairie (1952), Lettera Amorosa (1953).
Ausgaben :
Poèmes et prose choisis. Paris 1957.
La Parole en Archipel. Paris 1962.
Irdische Girlande (französisch-deutsch), herausgegeben von Flora Klee-
Palyi. Wiesbaden 1954.
Poésies / Dichtungen, herausgegeben von lean-Pierre Wilhelm. Frankfurt
1959-
Die ausgewählten Gedichte sind entnommen den Bändchen Poèmes des deux années 195}
et 1954 (1) und La Parole en Archipel (2, 3, 4). (Eine andere Fassung des Gedichtes
Fascinants 111 findet sich in dem Bändchen La Paroi et la Prairie.) Mit freundlicher Ge-
nehmigung des Verlages Gallimard.
Literaturhinweise:
René Char's Poetry. Studies by Maurice Blandiot, Gabriel Bounoure, Albert
Camus, Georges Mounin, Gaétan Picon, René Ménard, James Wright.
Rom 1956.
112
Pierre Berger: René Char; Un Essai. Paris 1951.
Franz Büchler: Zur Dichtung René Chars. Neue Deutsche Hefte 7 (1960/61),
702—708.
Georges Mounin: Avez-vous lu Char? Paris 1946.
Greta Rau: René Char ou la Poésie accrue. Paris 1957.
JACQUES CHARPIER
Literaturhinweis :
Edouard Glissant: Mythologie du Vent. Les Lettres Nouvelles, April 1955,
594-596.
PAUL CLAUDEL
Ausgaben :
Œuvres complètes. Paris, Gallimard. 1950 ff. [Bd. I—V; Poésie].
Œuvre poétique, éd. St. Fumet (Bibliothèque de la Pléiade). Paris 1957.
Morceaux choisis, éd. R. Mallet. Paris 1956.
Die ausgewählten Gedichte sind entnommen aus Connaissance de l'Est (1), La Cantate à
trois voix (2) und Le Soulier de Satin (3). Mit freundlicher Genehmigung der Verlage
Gallimard und Otto Müller, Salzburg, sowie der Verlagsanstalt Benziger & Co.,
Zürich.
113
Literaturhinweise
Cahiers Paul Claudel, 1958 ff.
Pierre Angers : Commentaire à l'Art poétique de Paul Claudel, avec le texte
de l'Art poétique. Paris 1949.
Gérald Antoine: Les cinq grandes Odes de Claudel. Paris 1959.
Louis Barjon: Paul Claudel (Classiques du XX e siècle). Paris 1953.
Stanislas Fumet: Claudel (La Bibliothèque idéale). Paris 1958.
Jean Grosjean: Paul Claudel biblique ou non. La Nouvelle Revue Française
3 {1-955) 424-438.
Jacques Madaule: Le Génie de Paul Claudel. Genf 1933.
Alexandre Maurocordato : L'Ode de Paul Claudel. Genf 1955.
Pascal Rywalski: Claudel et la Bible. Porrentruy 1948.
La Table Ronde, Numéro spécial Paul Claudel, Bd. 88, April 1955.
JEAN COCTEAU
Ausgaben :
Œuvres complètes. Genf 1946 ff.
Poèmes (1916—1955). Paris 1956.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Band Plain-Chant entnommen. Mit freundlicher
Genehmigung des Verlages Delamain et Boutelleau Stock, Paris.
Literaturhinweise:
André Fraigneau: Cocteau par lui-même. Paris 1957.
Jean-Jacques Kihm: Cocteau (La Bibliothèque idéale). Paris i960.
PAUL ÉLUARD,
eigentlich Eugène Grindel, lebte von 1895 (Saint-Denis) bis 1952 (Paris). Er
verbrachte seine Jugend in Paris und in einem Schweizer Sanatorium. Für
den Krieg fand man ihn gesund genug. Im Krieg veröffentlichte er 1917
seine ersten Verse, die Poèmes pour la Paix (1918) erregten Aufmerksam-
keit. Um diese Zeit lernte er Reverdy, Breton, Soupault, Aragon und die
Maler Picasso, Chirico und Max Ernst kennen. Mit ihnen begründete er die
surrealistische Bewegung. 1924, im Jahre des Manifestes, verließ er Paris
ohne Abschied und begab sich auf eine Weltreise: „Ce fut un voyage ridi-
cule." Viele andere Reisen folgten, die weniger lächerlich waren. In Spanien
114
lernte er Garcia Lorca schätzen und machte ihn in Frankreich bekannt. Der
Spanische Bürgerkrieg und der 2. Weltkrieg drängten ihn zum Engagement.
Er brach mit den Surrealisten und wurde Mitglied der Kommunistischen
Partei. Die wichtigsten Titel: Répétitions (1922), Mourir de ne pas mourir
(1924), Capitale de la Douleur (1926), La Rose publique (1934), Les Yeux
fertiles (1936), Cours naturel (1938), Donner à voir (1939), Poésie ininter-
rompue (1946), Poèmes politiques (1948). Unter seinen theoretischen Schrif-
ten ist besonders wichtig der Londoner Vortrag L'Évidence poétique (1936,
publiziert 1937).
Ausgaben :
Choix de poèmes, Préface d'Alain Bosquet (Livre de Poche). Paris 1954.
Poésies choisies. Paris 1959.
Derniers poèmes d'amour. Préface de Lucien Scheler. Paris 1963.
Choix de Poèmes — Ausgewählte Gedichte, herausgegeben von Johannes
Hübner. Neuwied 1964.
Die ausgewählten Gedichte sind entnommen den Gedidttbändchen Répétitions (1), Mourir
de ne pas mourir (2), Les yeux fertiles (3), Les dessous d'une vie ou Pyramide humaine (4).
Mit freundlidier Genehmigung des Verlages Gallimard.
Literaturhinweise:
Pierre Emmanuel: Le Je universel chez Paul Éluard. Paris 1948.
„Europe", Numéro spécial Paul Éluard 31 (Juli/August 1953).
Louis Parrot / Jean Marcenac: Paul Éluard (Poètes d'aujourd'hui 1). Paris
'1960.
FRANCIS JAMMES
ist siebzig Jahre alt geworden. Er wurde 1868 in Tournay (Pyrenäen) ge-
boren und starb 1938 in Hasparren (Baskenland). In Paris hat er nie gelebt.
Von seinem Leben in der Provinz hat er gesagt: „Diese Einsamkeit gibt
mir eine sehr einfache und sehr komplizierte Seele." Nach den ersten Er-
folgen seiner Verse in der fernen Metropole bildeten sich Legenden um den
Provinzdidner, und viele kamen angereist, ihn zu besudien. Einer der Be-
sudier war Claudel, der ihn auf den Weg des Glaubens zurückführte. Audi
ein Mädchen aus dem Norden Frankreichs kam zu ihm. „Kohlmeise" nannte
Jammes das Mädchen. Es erschien ihm wie aus einem seiner Bücher heraus-
getreten. Das Mädchen wurde seine Frau. „Et ils avaient beaucoup d'enfants
sachant les faire." Francis Jammes' Werk umfaßt Erzählungen, Novellen,
Memoiren, Briefwechsel und vor allen Dingen Lyrik. Die wichtigsten Ge-
dichtbände: De l'Angélus de l'aube à l'Angélus du soir (1898), Quatorze
prières (1898), Le Deuil des primevères (1901), L'Église habillée de Feuilles
(1906), Les Géorgiques chrétiennes (1912), Les livres des Quatrains (1923
bis 1925).
Au s g a b e n :
Œuvres. Paris 1921.
Choix de Poèmes. Avec une étude de Léon Moulin. Paris 1955.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Band Le Deuil des Primevères entnommen. Mit
freundlicher Genehmigung des Verlages Mercure de France, Paris.
HS
Literaturhinweise:
Paul Claudel: Francis Jammes. In: Accompagnements. Œuvres complètes,
Bd. 18, S. 136-161.
Robert Mallet: Francis Jammes; sa vie, son œuvre. Paris 1961.
Robert Mallet: Francis Jammes; le Jammisme. Paris 1961.
Robert Mallet: Francis Jammes (Poètes d'aujourd'hui 20). Paris 1950.
HENRI MICHAUX
ist 1899 in der belgischen Stadt Namur geboren, hat jedoch seit 1955 die
französische Staatsangehörigkeit. Er versuchte es eine Zeitlang mit dem
Medizinstudium, gab das Studieren aber bald auf. 1920 heuerte er als Ma-
trose auf einem Fünfmastschoner an und verpaßte durch einen Streik den
Schiffbruch seines Schiffes. Seitdem er Lautréamont, Klee, Max Ernst und
Chirico entdeckt hat, steht er unter dem Zwang zu schreiben und zu zeich-
nen. In den Jahren 1927 und 1929 reiste Michaux nach Südamerika, Nord-
afrika, Indien und China. Aus diesen Reisen entstanden die Bücher Ecuador
(1929) und Un Barbare en Asie (1932). 1928 nahm Michaux seinen Wohn-
sitz in Paris. Seit 1937 pflegt er seine Zeichenkunst und stellt seine Zeich-
nungen aus. Im Jahre 1956 begann er mit Meskalin-Experimenten. Davon
berichten: Misérable Miracle (1956), L'Infini turbulent (1957), Paix dans les
brisements (1959), Connaissance par les gouffres (1961). Wichtige Texte:
Qui je fus (1927), Mes Propriétés (1929), Un certain Plume (1930), Plume,
précédé de Lointain intérieur (1938), Epreuves, Exorcismes (1945), Ailleurs
(1948), Face aux verrous (1954).
Ausgaben :
L'Espace du dedans. Pages choisies. Paris 1945.
Passages (1937—1963). Paris 21963.
Dichtungen, hrsg. von Kurt Leonhard. Eßlingen 1954.
Die ausgewählten Gedichte sind entnommer. aus Mes propriétés (1,5), Un certain
Plume (2, 3) und Lointain intérieur (4). Mit freundlicher Genehmigung der Verlage
Gallimard, Bechtle, München, und S.Fischer, Frankfurt a. M.
Literaturhinweise:
René Bertelé: Henri Michaux (Poètes d'aujourd'hui 5). Paris 2 i957-
Robert Bréchon: Michaux (La Bibliothèque idéale). Paris 2 i959-
André Gide: Découvrons Henri Michaux. Paris 1941.
C. A. Hackett: Michaux and Plume. French Studies 17 (1963) 40—49.
Claude Mauriac: Henri Michaux. In: L'Alittératurc contemporaine, S. 121
bis 133. Paris 1958.
Maurice Saillet: Michaux et le mescaline. In: Sur la route de Narcisse,
S. 223—226. Paris 1958.
CHARLES PÉGUY
entstammt einer Familie einfacher Leute und hat das nie vergessen. Er
wurde 1873 in Orléans geboren und fiel 1914 in der Mameschlacht. Auf der
Pariser Eliteschule, der École Normale Supérieure, lernte er den Sozialismus
116
kennen. Den Sozialistenführer Jaurès bewunderte er. Später brach er mit
den Sozialisten, die ihm zu viele Kompromisse schlössen. In dieser Zeit
kehrte er zum christlichen Glauben zurück, schloß sich aber nie formell der
katholischen Kirche an. Die Dreyfus-Affäre gab seinem Leben eine militante
und publizistische Richtung auf eine Erneuerung Frankreichs. Als Heft sei-
ner Zeitschrift Cahiers de la Quinzaine erschien auch 1910 sein erstes poeti-
sches Werk Le Mystère de la Charité de Jeanne d'Arc. Teile dieses Textes
stammen aus einer früheren dramatischen Johanna-Trilogie (1897), die
Pseudonym erschienen war und keinen Erfolg gehabt hatte. Als sein Sohn
schwer erkrankte, pilgerte er zum erstenmal zur Muttergottes von Chartres,
dann noch einmal für einen verstorbenen jungen Freund. Die Pilgerschaften
finden ihren poetischen Niederschlag in den großen Poemen, denen Péguy
den Titel Tapisseries gab. Der bekannteste unter diesen „Wandteppichen"
ist das große Poem Eve (1913).
Ausgaben :
Œuvres poétiques complètes, éd. F. Porche / P. Péguy. (Bibliothèque de la
Pléiade). Paris 1948.
Morceaux choisis (Poésie). Paris 1927
Das ausgewählte Textstück ist aus dem Nachlaß abgedruckt in der Ausgabe der Pléiade.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Gallimard.
Literaturhinweisc:
Albert Béguin: La prière de Péguy. Neuchâtcl 4 i948.
Albert Béguin: L'Eve de Péguy. Paris 1948.
Albert Chabanon : La poétique de Péguy. Paris '1947.
Jean Onimus: Connaissance de Péguy. L'Information littéraire 13 (1961)
190-199.
Louis Perche: Essai sur Charles Péguy (Poètes d'aujourd'hui 60). Paris 1959.
J. Roger: El poeta Péguy. Revista de Literatura 11 (1957) 38—67.
Romain Rolland: Péguy. 2 Bde. Paris 1945.
BENJAMIN PÉRET
wurde 1899 in Rézé bei Nantes geboren und starb 1959 in Paris. Er gehörte
seit den zwanziger Jahren zum engsten Surrealistenkreis um Breton und
war einer der Treuesten. Er wurde Kommunist und kämpfte in Spanien.
Acht Jahre verbrachte er im mexikanischen Exil. Nach seiner Rückkehr war
er Surrealist wie zuvor. Er schrieb Gedichte und Erzählungen. Einige Titel:
Immortelle Maladie (1924), Le Grand Jeu (1928), De derrière les fagots
(1934), Je sublime (1936).
Das ausgewählte Gedicht ist ]e sublime entnommen (Editions Surréalistes).
Ausgaben :
Main forte. Paris 1946.
Feu central. Paris 1947.
Literaturhinweis :
Jean-Louis Bédouin: Benjamin Péret (Poètes d'aujourd'hui 78). Paris 1961.
M7
PIERRE REVERDY
ist Südfranzose aus Narbonne. Die Freunde berichten, er habe das Tempe-
rament seiner Landschaft gehabt. Er lebte von 1889 bis i960. Im Jahre
1910 kam er nach Paris und schloß sich dem Kreis um Apollinaire und Pi-
casso an. Wie Apollinaire, war er 1914 bis 1916 freiwillig Soldat. Im Jahre
1916 gründete er die Zeitschrift Nord-Sud, die während der anderthalb
Jahre ihres Bestehens eine große Wirkung hatte. Seine Theorie der poeti-
schen Metapher wurde von den Surrealisten aufgegriffen. Er selber blieb
den Surrealisten fern. Im Jahre 1926 ging er von Paris fort und wählte sei-
nen Wohnsitz in der Nähe der berühmten Abtei Solesmes (Département
Sarthe), so wie vor ihm schon Max Jacob vor der Großstadt nach Saint-
Benoît-sur-Loire geflohen war. Trotz mancher Lockrufe ist Reverdy nicht
mehr in die Hauptstadt zurückgekehrt. Bescheiden sagt er von seinem
Leben in Solesmes: „Ma vie, I Est-ce vraiment la peine d'en parler? I Tout
le monde en dirait autant." In seinen langen Mußestunden hat er über die
Welt und die Dichtung nachgedacht und seine Gedanken in eine aphoristi-
sche Form gebracht: Self-Defence (1919), Le Gant de crin (1927), Le Livre
de mon bord (1948), En vrac (1956). Einige Gedichtsammlungen: Les Ar-
doises du toit (1918), Les Épaves du ciel (1924), Grande Nature (1925),
Flaques de verre (1929), Sources du vent (1929), Ferraille (1937).
Ausgaben :
Plupart du Temps [Gedichte 1915—1922]. Paris 1945.
Main-d'Œuvre [Gedichte 1913—1915 und 1925—1949]. Paris 1949.
Die ausgewählten Gedichte sind den Bänden Les Ardoises du toit (l) und Grande
Nature (2) entnommen. Mit freundlicher Genehmigung der Verlage Gallimard und
Mercure de France.
Literaturhinweise:
Martin Daniel: The Poetry of Pierre Reverdy. Modern Language Review 58
(1963) 184—190.
David J. Grossvogel: Piene Reverdy. The Fabric of Reality. Yale French
S t u d i e s 2 1 (1958) 95—106.
Jean Rousselot: Pierre Reverdy (Poètes d'aujourd'hui 25). Paris 1951.
Maurice Saillet: La Nature de Reverdy, in: Sur la Route de Narcisse, S. 55
bis 79. Paris 1958.
SAINT-JOHN PERSE
ist Pseudonym für Marie-René Alexis Saint-Léger Léger, der 1887 auf der
französischen Antilleninsel Guadeloupe geboren wurde. Von 1898 an lebte
er in Frankreich. Er besuchte das Gymnasium in Pau, die Universität in
Bordeaux und wurde Diplomat wie Claudel. Er war Botschafter und beklei-
dete hohe Stellungen im Außenministerium, während der frühen zwanziger
Jahre in enger Zusammenarbeit mit Aristide Briand. Für die Dauer seiner
diplomatischen und politischen Tätigkeit verbot er sich die Veröffentlichung
privater Schriften. Seine Freunde entwanden ihm mit List das große Ge-
dicht Anabase, das er in Peking geschrieben hatte, und legten ihm die
Druckfahnen vor. Widerstrebend willigte er in die Publikation unter einem
11S
Pseudonym ein. Vor den einrückenden deutschen Truppen ging er ins Exil
nach England, dann nach Amerika. Nach dem Krieg hat er seinen Diplo-
matenberuf nicht wieder aufgenommen und ist nicht nach Frankreich zu-
rückgekehrt. Im Jahre i960 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur ver-
liehen. Seine Stockholmer Nobel-Rede ist unter dem Titel Poésie (1961)
publiziert. Das ist das einzige Stück Prosa in seinem Werk. Das lyrische
Werk: Éloges (1911), Anabase (1926), Les quatre Poèmes — umfassend
Exil (1942), Poème à l'Étrangère (1943), Pluies (1943) und Neiges (1944),
ferner: Vents (1946), Amers (1957), Chronique (i960), Oiseaux (1962).
Ausgaben :
Œuvre poétique, 2 Bde. Paris 1953—1960.
Dichtungen, französisch und deutsch, herausgegeben von Friedhelm Kemp.
Darmstadt 1957.
Die ausgewählten Gedichte sind den Poemen Vents (1) und Chronique (2) entnommen.
Mit freundlicher Genehmigung der Verlage Gallimard und Hermann Luchterhand,
Neuwied.
Literaturhinweise:
Alain Bosquet: Saint-John Perse (Poètes d'aujourd'hui 35). Paris 1959.
Roger Caillois: Poétique de Saint-John Perse. Paris 1954.
Paul Claudel: Un poème de Saint-John Perse [Vents]. In: Accompagne-
ments, Œuvres complètes. Bd. 18, S. 223—239.
Jacques Guicharnaud: Vowels of the Sea: Amers, by Saint-John Perse.
Yale French Studies 21 (1958) 72-82.
Maurice Saillet: Saint-John Perse poète de la gloire. Paris 1952.
Leopold Sédar Senghor: Saint-John Perse ou Poésie du royaume d'enfance.
La Table ronde 172 (Mai 1962) 16—36.
Bernard Weinberg: L'Anabase de Saint-John Perse. Saggi e ricerche di
Letteratura francese 1 (i960) 209—268.
Ausgabe :
Botschaft und Anruf. Sämtliche Gedichte französisch und deutsch, heraus-
gegeben und übertragen von Janheinz Jahn. München 1963.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Band Chants d'ombre, suivis de Hosties noires (1961)
entnommen. Mit freundlicher Genehmigung der Verlage Editions du Seuil und Carl
Hanser, München.
119
Literaturhinweise:
Anthologie de la nouvelle poésie nègre et malgache de langue française, éd.
Leopold Sédar Senghor; précédée de Orphée noir, par Jean-Paul Sartre.
Paris 1948.
Armand Guibert: Leopold Sédar Senghor (Poètes d'aujourd'hui 82). Paris
1961.
ARMEN TARTINIAN
P A U L VALÉRY
wurde 1871 in Sète (früher Cette, Südfrankreich) geboren und starb 1945
in Paris. Sein Vater war Franzose, seine Mutter Italienerin. Er studierte
Rechtswissenschaft in Montpellier. Von 1892 an lebte er in Paris. Er gehörte
zum esoterischen Freundeskreis Mallarmes. Sein Werk umfaßt neben der
Lyrik eine große Zahl von Essays, einige Dialoge, die Notizen seiner
Cahiers sowie ein Faust-Drama. Das lyrische Werk ist dem Umfang nach
klein. Es gruppiert sich zeitlich um die Jahre 1890 und 1920. In der Mitte
dieses Zeitraums liegen 17 Jahre völligen Schweigens, angefüllt nur mit
Aufzeichnungen in den Cahiers („tant d'orgueil, tant d'étrange oisiveté,
mais pleine de pouvoir"). Seine Gedichte sind gesammelt in den beiden
Bändchen Album des Vers anciens (1920) und Charmes (1922). Hinzu
kommt das getrennt veröffentlichte Poem La Jeune Parque (1917).
Ausgaben :
Œuvres, Bd. I: Poésies, Mélange, Variété; éd. Jean Hytier (Bibliothèque
de la Pléiade). Paris 1957.
Gedichte, übertragen durch Rainer Maria Rilke, Frankfurt, Insel-Verlag,
1949.
Die ausgewählten Gedichte sind dem Band Album des Vers anciens (1) und dem Band
Charmes (2, 3) entnommen. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Gallimard
und des Insel-Verlages, Frankfurt a. M.
Literaturhinweise:
Jacques Charpier: Essai sur Paul Valéry (Poètes d'aujourd'hui 51). Paris
1956.
Ernst Robert Curtius: Paul Valéry, in: Französischer Geist im 20. Jahrhun-
dert, S. 356—404. Bern 2 ig6o.
Michel Décaudin: Études sur la poésie française contemporaine 11: Paul
Valéry. L'Information littéraire 15 (1963) 198—207.
T. S. Eliot: L'Art poétique de Valéry. Preuves 9, 106 (Dec. 1959) 14—22.
120
Hermann Gmelin: Kleines Wörterbuch zu Paul Valéry. Romanische For-
schungen 60 (1947) 735--786.
Albert Henry: Langage et Poésie chez Paul Valéry. Paris 1952.
Ernst Howald: Die absolute Dichtung im 19. Jahrhundert. Trivium 6 (1948)
23-52.
Jean Hytier: La poétique de Valéry. Paris 1953.
Erika Lorenz: Die Valérykritik im heutigen Frankreich. Romanistisches
Jahrbuch 7 (1955/56) 113—132.
Karl Maurer: Interpretationen zur späteren Lyrik Paul Valérys. München
»954-
Albert Thibaudet: Paul Valéry. Paris 1923.
121
INHALT
EINLEITUNG
Zur Situation der französischen Lyrik im 20. Jahrhundert 3
I. E I N F E S T D E S INTELLEKTS
PAUL VALÉRY 26
La Fileuse 26
Die Spinnerin 27
Aurore 26
Morgenröte 27
Les Grenades 32
Granatäpfel 33
RENÉ CHAR 32
Le Bois de l'Epte 32
Der Wald der Epte 33
Débris mortels et Mozart 34
Sterbliche Reste und Mozart 35
Quatre fascinants 34
Vier Betörende 35
A deux enfants 36
Auf zwei Kinder 37
II. D A S N E U E L I E D D E S ALLTAGS
GUILLAUME APOLLINAIRE 40
Le Bestiaire ou Cortège d'Orphée (Extraits) 40
Bestiarium oder Geleit des Orpheus (Auswahl) 41
Salomé 42
Salome 43
Zone 42
Zone 43
Les Fenêtres 52
Die Fenster 53
La jolie Rousse 54
Die hübsche Rotblonde 55
BLAISE CENDRARS 56
Journal 56
Tagebuch 57
122
JEAN COCTEAU 58
Je n'aime pas dormir quand ta figure habite 58
Ich mag nicht schlafen, wenn dein Antlitz 59
A R M E N TARPINIAN 60
Aimer 60
Lieben 61
PIERRE REVERDY 62
Secret 62
Geheimnis 63
Je tenais à tout 62
Ich hing an allem 63
III. D A S G R O S S E GEDICHT
CHARLES PÉGUY 66
Suite d'Eve (Extrait) 66
Eva, Fortsetzung (Auszug) 6y
FRANCIS JAMMES 68
Prière pour avouer son ignorance 68
Gebet, um seine Unwissenheit zu bekennen 69
PAUL CLAUDEL 70
La Mer Supérieure 70
Das Obere Meer 71
Cantique des Parfums 72
Canticum der Düfte 73
Le Soulier de Satin (Extrait) 76
Der Seidene Schuh (Auszug) 77
S A I N T - J O H N PERSE 78
Vents (Extrait) 78
Winde (Auszug) 79
Chronique (Extrait) 80
Chronik (Auszug) 81
JACQUES CHARPIER 82
Dans ce pays . . . 82
In diesem Rotkehlchenland . . . 83
LEOPOLD S É D A R SENGHOR 82
Méditerranée 82
Mittelmeer 83
IV. A N D E N G R E N Z E N D E R WIRKLICHKEIT
A N D R É BRETON 88
Le Buvard de Cendre 88
Der Aschenlöscher 89
123
BENJAMIN PÉRET 88
Allô 88
Hallo 89
Louis A R A G O N 90
Magnitogorsk 1932 90
Magnitogorsk 1932 91
Je ne suis pas de ceux qui trichent avec l'univers 94
Idi gehör nicht zu denen die mogeln mit der Welt 95
PAUL ÉLUARD Q8
Suite 98
Verfolgung 99
L'Amoureuse 98
Die Geliebte 99
Intimes (V) 100
Inniges Gedicht (V) 101
La Dame de Carreau 100
Karo Dame 101
124
DIE KLEINE VANDENHOECK-REIHE
Einfacher Band 2,80 Doppelband 3,80, Dreifachband 4,80, Sonderband (S) 7,80 DM
ERICH KÖHLER
Marcel Proust
Kleine Vandcnhoeck-Reihe 66
»Köhler bietet das Musterstück einer strengen, dem Gegenstand angemessenen Werk-
interpretation. Seine Diktion ist von äußerster Präzision und Dichte. Mit ihrer Hilfe
bringt er es fertig, den Leser mit der Problematik des großen Franzosen vertraut zu
machen.« Düsseldorfer Nachrichten
W O L F G A N G K A Y S E R (Herausgeber )
D e u t s c h e Literatur i n unserer Zeit 3. Auflage 73/74
Inhalt : W. Kayser, Das literarische Leben der Gegenwart / B. von Wiese, Die Lyrik der Gegen-
wart j W. Emrich, Die Er^ählkunst des 20. Jahrhunderts und ihr geschichtlicher Sinn / F. Mar-
tini, Das Drama der Gegenwart j F. Heer, Perspektiven österreichischer Gegenwartsdichtung j
M. Wehrli, Gegenwartsdichtung der deutschen Schweif
„Durchblicke, wie sie interessanter, zum Teil auch herausfordernder kaum geboten
werden können." Westdeutsche Allgemeine
E U D O C. M A S O N R a i n e r Maria R i l k e 192/194
Sein Leben und sein Werk
Der durch seine Arbeiten zur Rilke-Forschung bekannte Verfasser bringt eine ge-
drängte, dennoch übersichtliche Gesamtdarstellung des Dichters.