Vous êtes sur la page 1sur 128

c

FRANZÖSISCHE LYRIK
IM 20. JAHRHUNDERT

Ausgewählt und eingeleitet von


Harald Weinrich

Übertragen von
Eduard Heyck

VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN

K/oi l^jS^^Z
Eduard Heyck
ist Dr. jur., Staatsanwalt und Vorsitzender der Deutsch-Franzö-
sischen Gesellschaft in Kiel. Er wurde 1905 in Wiesbaden als
Sohn norddeutscher Eltern geboren. Er studierte die Rechte an
den Universitäten München, Genf, Wien, Rostock und Leipzig.
Seit 1928 lebt er in Schleswig-Holstein. Als Reserveoffizier
194.5—1947 in französischer Kriegsgefangenschaft begann er mit
Übertragungen französischer Lyrik.

Harald Weinrich
ist ordentlicher Professor für Romanische Philologie an der Uni-
versität Kiel. Er wurde 1927 in Wismar geboren. Er studierte
an den Universitäten Münster, Freiburg, Toulouse, Madrid und
habilitierte sich 1957 an der Universität Münster. Seit 1959
lehrt er in Kiel. Das Studienjahr 1963I64 verbrachte er als Gast-
professor an der Universität von Michigan in Ann Arbor, USA.
Wichtigste Publikationen: Das Ingenium Don Quijotes, Mün-
ster 1956; Phonologische Studien zur romanischen Sprach-
geschichte, Münster 1958; Tempus — Besprochene und erzählte
Welt, Stuttgart 1964. Ferner Aufsätze zur neueren französischen
Literatur und zur strukturalen Sprachwissenschaft in den Fach-
zeitschriften.

Bayerische
Staatsbibliothek
München

Kleine Vandenhoeck-Reihe 17S/179/180

Umschlag: Irmgard Suckstorff. — © Vandenhoeck & Ruprecht,


Göttingen 1964. — Printed in Germany. — Ohne ausdrückliche
Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder
Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu verviel-
fältigen. — Gesamtherstellung: Hubert &. Co., Göttingen
8223
Bayerische
Staatsbibliothek
München

EINLEITUNG

ZUR SITUATION DER F R A N Z Ö S I S C H E N LYRIK


IM 20. J A H R H U N D E R T

MODERNITÄT
Als die Autoren um die Mitte des 19. Jahrhunderts begriffen, daß
die moderne Welt die Gesetze ihrer Entwicklung und die Normen
ihres Handelns von den exakten Wissenschaften empfangen würde,
setzten sie ihre Hoffnungen auf den Roman. Er war selber eine
moderne Gattung und erfüllte in der Beobachtung und Beschreibung
des sozialen Hintergrundes die Voraussetzungen einer soziologi-
schen Literatur oder gar literarischen Soziologie. Die Lyrik, ver-
wiesen auf die kleine Form und durch die Lyrismen des Gefühls
kompromittiert, schien der Belanglosigkeit privater Erlebnisse ver-
fallen. Da kam mit BAUDELAIRE (1821—1867) die Wende. An-
regungen Edgar Allan Poes aufgreifend, setzte er für die Lyrik die
Wegzeichen der Modernität und führte sie aus der Natur in die
Großstadt, aus den Gefilden des Gefühls in die Zonen der Intelligenz.
Die Lyrik pochte nun auch in der modernen Welt auf ihr Wort und
stellte es als Kunstgebilde an die Spitze aller Artefakte der neuen
Zivilisation. Die Lyriker unserer Zeit sind Baudelaires Schuldner
unter diesem Aspekt. Zwar erfüllen nicht alle unter ihnen das Bau-
delairesche Programm der Modernität: Großstadtthematik dem Ge-
halt, kalkulierte Künstlichkeit der Gestalt nach, aber alle messen sich
an diesem Programm und können an ihm gemessen werden.
In Frankreich entfaltet sich die große Anregung Baudelaires wie
ein Fächer. VERLAINE (1844—1896), oft mißverstanden als ver-
späteter Romantiker, verkleinert Baudelaire auf die Maße eines
Genrebildes und wird erst groß, wo er in seinen Gedichten betet
und sündigt. Er kalkuliert die Unscharfe seiner Lieder. RIMBAUD
(1854—1891), Kumpan seiner Landstreicherjahre, ist eine stärkere
Natur. Das Leben Europas und die Dichtung Frankreichs haben kein
Maß für ihn. Er karikiert die Kleinstadt und provoziert die Groß-
stadt in unerhörten Ausbrüchen. Er zerbricht, wenn er will, alle
Formen und erzwingt Metaphern von nie gehörter Kühnheit. Die
Sprache soll Himmel und Hölle fassen, Mystik und Gotteslästerung

3
zugleich. Sein Werk endet im Schweigen. MALLARMÉ (1842 bis
1898) revolutioniert die Dichtung am Schreibtisch. Er wählt für
seine Gedichte gerne beliebige Gegenstände der Alltagswelt, damit
nichts den Blick auf die Dichtung selber verstellt. Er setzt in kon-
zentrierter und geduldiger Arbeit die Worte und Symbole zu einem
Gedichtmosaik zusammen, dessen Schönheit sich nur dem intelligen-
ten Leser oder gar dem eingeweihten Freund offenbaren soll. Sein
Werk ist arm an Umfang; nur die Vollkommenheit genügte Mal-
larmé. Nie hat sich der Anspruch der Dichtung höher über das
Mittelmaß erhoben; nie sind hübsche Reimereien stärker deklassiert
worden. Der esoterische Dichterkreis, den Mallarmé um sich ver-
sammelt, ist eine hohe Schule der Poetik und wird weit in das 20. Jahr-
hundert hineinwirken.
Die Namen Baudelaires, Verlaines, Rimbauds und Mailarmes stehen
also im Zentrum jener „lyrischen Renaissance", von der Gottfried
Benn bezeugt hat, daß sie weit nach Deutschland und in den anglo-
amerikanischen Raum hinein ausgestrahlt hat. Die Lyrik des 20. Jahr-
hunderts steht in ihrer Nachfolge auch dort, wo sie nach anderen
Leitsternen Ausschau hält. Es gibt einen „epochalen Stil- und Struk-
turzwang" (H. Friedrich). Die französische Lyrik des 20. Jahrhun-
derts ist jedoch keine Epigonenliteratur und ist nicht weniger maß-
gebend als maßempfangend. Sie ist auch nicht monoton, sondern
entfaltet einen großen Reichtum individueller Formen auf der ge-
meinsamen Grundlage der Modernität. Sie bleibt auf der Höhe ihrer
großen Vorbilder und erschafft vor unseren Augen eine neue Klassik.
Einige Züge dieser Klassik lassen sich bereits jetzt erkennen, andere
werden spätere Augen besser entdecken können. Das Piogramm
der Modernität wird weiterentwickelt. Stärker noch als im 19. Jahr-
hundert sucht die neuere Lyrik den Anschluß an die exakten Wissen-
schaften und die Technik und erhebt den Anspruch, authentische
Erkenntnis zu geben. Sie wendet sich ostentativ von den traditionel-
len Themen der Natur- und Liebeslyrik ab und sucht entweder das
politische oder religiöse Engagement oder aber die Reinheit einer
Lyrik, die nur sich selber zum Gegenstand hat. Daher ist die neue
Lyrik intelligent, oft sogar intellektuell; sie ist schwierig, oft sogar
dunkel; sie will mit den Augen statt den Ohren aufgenommen wer-
den und läßt auch die Augen oft ratlos. Sie will nämlich nicht nur
Realität geben, sondern Unter- oder Überrealität, jedenfalls Mehr-
als-Realität. Mehr als Realität aber suchen die Dichter zuerst in
der Sprache, die als Ausdrucksmedium erkannt und als Inspirations-
quelle entdeckt wird. Die Metapher bricht aus der gleichgültigen
Reihe der anderen rhetorischen Figuren aus und verselbständigt sich
zur Chiffre und zum Symbol. Die Formelemente der Prosodie ver-
lieren demgegenüber an Bedeutung; sie werden gesetzt oder nicht

4
gesetzt und sind nicht mehr kontrovers. Nur der oberflächliche Leser
schließt daraus, die Gedichte der neueren Autoren seien formloser
als die älteren Gedichte mit Reim und Strophengliederung. Die Form
ist nicht lockerer, sondern anders. Sogar die Prosa der Prosagedichte
(poèmes en prose) ist nicht Abwesenheit von Poesie, sondern Ver-
wandlung der Poesie. Bei all dem ist die Lyrik ein unsentimentales
Geschäft geworden. Sie ist sich selber genug und bedarf keiner Be-
glaubigung durch tiefempfundene Erlebnisse eines extravaganten
Dichterlebens. So finden wir bei den Dichtern unseres Jahrhunderts
Biographien, die unsere Lebensläufe sein könnten, und die Dichter
selber machen nicht mehr viel Aufhebens von sich. Wir brauchen
also auch nicht hinter dem Gedicht im Leben des Dichters noch eine
Art Gedicht an sich zu suchen: das Werk des Dichters ist Welt genug.

EIN FEST DES INTELLEKTS


Am sichtbarsten repräsentiert die Kontinuität der modernen Lyrik
vom 19. zum 20. Jahrhundert PAUL VALÉRY (1871—1945). Er ist
Dichter vom Geiste Mallarmes. Im Kreis um Mallarmé lernt er, un-
kontrollierter Inspiration zu mißtrauen und ein Gedicht zu schrei-
ben, wie man ein mathematisches Problem löst. Manche haben sich
gefragt, ob er als Lyriker oder als Essayist größer ist. Wie man die
Frage auch beantworten mag, für Valéry ist kein grundsätzlicher
Unterschied zwischen der Komposition eines Gedichtes, der Re-
daktion eines Essays oder der Niederschrift von Notizen in seinen
Cahiers. Er schreibt immer mit der gleichen wachen Bewußtheit, fast
mehr dem Prozeß als dem Produkt des Schreibens zugewandt. „Die
Spinnerin", „Morgenröte", „Granatäpfel" — solche Bilder sind
Gleichnisse des schöpferischen, des poetischen Geistes, und im
Mythos von Narziß wird selbst dieser Reflexionsprozeß noch ein-
mal gespiegelt. So wird die Dichtung der große, fast der einzige
Gegenstand seines Dichtens. Alle erzählenden, belehrenden, dramati-
schen Elemente scheidet er als Verunreinigungen der Lyrik aus seinen
Gedichten aus. Vollkommenheit ist für ihn nur in der reinen Lyrik
(poésie pure) vorstellbar. Die reinste Lyrik aber findet sich in der
Metapoesie: Poesie über Poesie. Von dieser Art sind die zwei Ge-
dichte La Fileuse und Aurore. In beiden Gedichten beobachtet der
Autor das Entstehen eines Gespinstes, in dem wir das Gedicht, viel-
leicht sogar dieses jeweilige Gedicht sehen müssen. In der frühen
Phase seines Schaffens, der das Gedicht von der Spinnerin angehört,
spinnen sich die Traumgedanken „geheimnisvoll" von selber weiter,
und das Spinnrad dreht sich nach fremden Geheiß. In dem anderen
Gedicht sind Schlaf und Traum vergangen, und der Dichter hält

5
Zwiesprache mit den Ideen, die in seiner Traumabwesenheit das
Gespinst weitergesponnen haben. Aber der Dichter zerreißt ihr
Gewebe, das nicht seines ist. Er will der „wahre Besitzer" sein. Die
Worte müssen dem eigenen Kopf entspringen, so wie die fruchtbaren
Körner des Granatapfels, wenn seine Schale kracht.
Die strengsten Regeln der Grammatik und Metrik sind dem Dichter
als schöpferischer Widerstand willkommen und erziehen den Leser
zu strenger Zucht des Denkens. Und nicht nur der Satz ist Gefährt
des poetischen Sinnes, sondern der Leser soll in jedem Wort, be-
sonders aber in den Schlüsselwörtern der lyrischen Sprache, die volle
Bedeutungskraft als Evokation eines Stückes Welt erfahren. Mit
Valéry wird die Dichtung semantisch und steigert ihre sprachliche
Ausdruckskraft um ein linguistisches Raffinement.
Zwischen den beiden Gedichten La Fileuse und Aurore, mit denen
er seine beiden Gedichtbände Album des Vers anciens und Charmes
einleitet, liegen siebzehn Jahre des Schweigens. Valéry fühlt sich in
dieser Zeit dem Vollkommenheitsanspruch, den er von Mallarmé
geerbt hat, nicht gewachsen und verzichtet, wie vor ihm Rimbaud,
lieber ganz auf die Dichtung, als hinter ihrem Anspruch zurück-
zubleiben. Als er dann doch, anders als Rimbaud, zur Literatur
zurückkehrt, ist er sicher, keine Zugeständnisse mehr an den Ge-
schmack der Menge machen zu brauchen. Für ihn sind die Gedichte
nun mehr denn je „Fest des Intellekts"; für die kleine Leserge-
meinde, mit der Valéry rechnet, sollen sie geistige Übung und su-
blimes Gedankenspiel sein. Inspiration des Lesers aus der Disziplin
des Dichters.

„Ich schreibe kurz. Ich kann schwerlich lange abwesend sein. Sich
auszubreiten würde zur Besessenheit führen. Die Anbetung der Hir-
ten ist dem Planeten nicht mehr von Nutzen." So ähnlich hätte Paul
Valéry schreiben können, wenn er leidenschaftlicher gewesen wäre.
So schreibt RENÉ CHAR (geb. 1907), in dem wir die dunkle Klarheit
Valérys zugleich mit der drängenden Leidenschaft Rimbauds wieder-
finden. René Char schreibt diese Zeilen als Widerstandskämpfer des
letzten Krieges in sein Tagebuch Feuillets d'Hypnos. Sie beziehen
sich auf die Kriegssituation, bezeichnen aber auch die Essenz eines
Dichtens, das die Reinigung von allen unpoetischen Elementen fast
noch weitergetrieben hat als die reine Lyrik Valérys. Chars Gedichte
sind knapp und prägnant wie Epigramme, Aphorismen oder De-
finitionen, aber sie vibrieren vor Erregtheit. Auch das Räsonieren
ist mit den anderen unpoetischen Elementen aus dieser Dichtung
ausgeschieden. Die alltägliche Realität ist oft nur noch in vereinzelten
Elementen erkennbar: in dem Gedicht Le Bois de l'Epte sind es ein

6
Wald, ein Bach, ein Wanderer, wilde Rosen, die sich über den Bach
neigen . . . Wir ahnen, daß in ihnen die Dichtung selber erscheinen
will. Diese Gedichte sind dunkel und entziehen sich nicht selten auch
dem geduldigsten Verstehensversuch. Aber diese Dunkelheit ist
nach den Worten Albert Camus', der René Chars vertrautester
Freund war, verdichtetes Licht, vergleichbar dem Sonnengleißen in
der Provence, Chars Heimat, wenn zur sommerlichen Mittagsstunde
äußerstes Licht in einen Hauch von Dunkelheit umschlägt. Wir wol-
len das so verstehen, daß René Char in seinen Gedichten den Glanz
des Wortes nicht der Klarheit des Satzes opfert. Jedes einzelne Wort
soll leuchten und unverdeckt vom Satzsinn seine Evokationskraft
entfalten. So suchen wir in dem Prosagedicht Débris mortels et
Mozart vergeblich nach Information über Mozart. Diese Lyrik will
nicht informieren. Die drei Strophen dieses Gedichtes sind vielmehr,
nach drei Tempi gegliedert, drei „Sätze" und Wortwellen, die das
Wort Mozart zur vollen Evokationskraft des Namens emportragen.
Und in der Gedichtgruppe Quatre Fascinants sind es nicht der Stier,
die Forelle, die Schlange und die Lerche, die uns „faszinieren". Diese
Lyrik will nicht die Natur beschreiben. Sie will uns faszinieren mit
einer Kraft, die nicht aus der Natur, sondern aus dem Wort stammt.
Keine bekannte Metrik kann René Char dabei dienlich sein, denn
eine Metrik des Wortes gibt es noch nicht. Alle Kombinationskunst
ist in die Metaphorik verlegt, die keinen vorgefundenen Analogien
mehr nachläuft, sondern selber Korrespondenzen setzt. Der Leser
solcher Gedichte tut daher gut daran, solche Gedichte nicht durch
gewaltsame Deutung und Beugung mit irgendeiner Information zu
identifizieren, die man auch in Prosa geben könnte. Wenn er den
Worten, ja den Wörtern nachsinnt, hat er den Sinn dieser Gedichte.
Sammelt sich dann das Sinnen des Lesers, wie in den beiden Ge-
dichten A deux Enfants, recht schnell in einer vertrauten Situation,
so darf er sich freuen, daß es ihm hier einmal leichter gemacht ist,
der Lyrik zu geben, was der Lyrik ist.

DAS NEUE LIED DES ALLTAGS


Mit GUILLAUME APOLLINAIRE (1880—1918) kommt eine neue Tonart
in die französische Lyrik. Er ist unter den neueren französischen
Dichtern der liebenswürdigste. So wie Mallarmé von Jüngern um-
geben war, so Apollinaire von Freunden. Alle seine Gedichte klingen
so, als seien sie recht eigentlich für Freunde als Leser geschrieben.
Es waren Dichter und Maler; unter den Dichtern wollen wir Max
Jacob und André Salmon nennen, unter den Malern Picasso, Chirico
und Marie Laurencin, die er eine Salome nennt. In diesem Freundes-

7
kreis leben Dichtung und Malerei zusammen und gehen gemeinsam
den Weg der Modernität. ApoUinaires Schrift Les Peintres cubistes
verhilft dem Kubismus zum Durchbruch. Sein Bestiarium plant er
in Zusammenarbeit mit Picasso und verwirklicht es mit Holzschnit-
ten von Dufy. In diesem Büchlein erneuert Apollinaire humorvoll
und elegant die alte Kunst der Tieremblematik. In seinen Kalli-
grammen, die er auch lyrische Ideogramme nennt, knüpft er an
Mallarmésche Versuche an und gibt dem Gedicht eine neue, die
graphische und typographische Dimension, ohne doch damit dem
alten Traum des Gesamtkunstwerkes näherzukommen. Die Liebe
zur Malerei schließt bei Apollinaire nicht die Liebe zur Musik aus.
Wir wissen, daß er seine Gedichte gerne, wie Ronsard, nach dem
Rhythmus einer geträllerten Melodie komponiert hat. Volksliedtöne
hören wir aus vielen seiner Gedichte heraus, besonders aus den
frühen, die uns an die Lieder der deutschen Romantik erinnern. Sie
singen von Liebe und Leid, Natur und Vergänglichkeit: ein Loreley-
Gedicht ist unter ihnen. Er ist „ein heimlicher Nachfahr Mussets oder
Heines" (Friedhelm Kemp). Aber er ist immer auch Nachfahr Bau-
delaires und der Symbolisten. Das Salome-Thema etwa kommt ihm
aus dem Symbolismus zu, und wenn Apollinaire das Gedicht in den
letzten Verszeilen mit Bruch des Metrums und der Chronologie
volksliedhaft zu Ende dudelt, so ist das zugleich ein Symbol : Salome
tanzt sich von Sinnen. In den Krieg geht er freilich als ein Romanti-
ker, überzeugt, die Schrecken des Krieges mit Poesie bezwingen zu
können. Seine Kriegsgedichte scheinen die Verwirklichung einer
großen Wette, ob es wohl der poetischen Metapher gelingen wird,
den Krieg in ein zauberhaftes Feuerwerk zu verwandeln. Aber es
ist auch ein Abgrund der Melancholie in ihm: „Il y a des hommes
qui n'ont jamais été à la guerre ..." Am Ende des Krieges weiß
Apollinaire, daß eine Epoche zu Ende gegangen ist. Man flaniert
nicht mehr an der Seine, „un livre ancien sous le bras". Diesen Krieg
hatten sich die Futuristen als große Reinigung ersehnt. Apollinaire,
allen Veränderungen neugierig zugetan und für Abenteuer immer zu
haben, hat eine Zeitlang mit der futuristischen Gruppe um Marinetti
geliebäugelt. Er schreibt selber eine Reihe von Gedichten, die nicht
mehr die Welt mit den Augen des Liebenden sehen (La Chanson du
Mal-Aimé), sondern die Perspektive der Modernität haben: „Voilà
la poésie ce matin et pour la prose il y a les journaux" (Zone).
Die Gedichte dieses Typus können nicht mehr eine strenge, feierliche
Form haben, weil der Großstadtalltag formlos ist. Die Sprache der
Lyrik darf sich nicht mehr entfernen von der Sprache „jener In-
dustriestraße, die in Paris zwischen der rue Aumont-Thiéville und
der avenue des Ternes liegt", und die auch ihren Zauber hat. Ge-
sprächsgedichte (poèmes-conversations) nennt Apollinaire Gedichte

8
dieser Art; die Surrealisten werden sich ihrer als Vorboten ihrer
Bewegung erinnern. Auch das Gedicht Les Fenêtres gehört zu dieser
Gruppe; es wird die Surrealisten außerdem durch die Kühnheit sei-
ner Metaphern beeindrucken. Aber enttäuscht sind sie von ApoUi-
naires Programmschrift L'Esprit nouveau et les Poètes (1918). In
ihr bekennt sich Apollinaire zwar zu den Prinzipien der Modernität,
empfiehlt jedoch, ernst gestimmt in jenen letzten Kriegswochen,
neben das Experiment den gesunden Menschenverstand, neben das
Abenteuer die Ordnung zu setzen. Das Gedicht La jolie Rousse
spiegelt dieses Programm in der Dichtung. Es stammt aus den
letzten Lebenstagen des Dichters und ist mit Recht sein poetisches
Testament genannt worden, das er seiner schönen rotblonden Frau
hinterläßt. Das Gedicht ist geheimnisvoll Brechts An die Nach-
geborenen verwandt.
*

Im näheren und weiteren Umkreis um Apollinaire finden wir eine


Reihe von Dichtern, die wir zu den poetae minores zählen müssen
und die wir in dieser Auswahl kaum oder gar nicht berücksichtigen.
BLAISE CENDRARS (1887—1961) steht Apollinaire nahe wie ein Bru-
der. Vielleicht sogar wie ein älterer Bruder, wenn es wahr ist, daß
Cendrars berühmte Gedichte Les Pâques à New-York (1912) und
La Prose du Transsibérien et de la petite fehanne de France (1913)
Apollinaire angeregt und ermutigt haben, das Lied des Alltags in
der Sprache der Modernität zu dichten. Das ausgewählte Gedicht
Journal ist aus dem gleichen Geiste; es ist bewußt ein Gelegenheits-
gedicht: „Les fenêtres de ma poésie sont grand'ouvertes sur les
boulevards .. ." In seinen späteren, bedächtigeren Gedichten hemmt
ihn eine zähe Prosa und hindert ihn, das große Versprechen seiner
Anfänge auch in der Lyrik einzulösen. MAX JACOB (1876—1944)
wendet sich ostentativ von Mallarmé ab und bekennt sich zum Zu-
fall, den jener aus der Dichtung verbannen wollte. Seine Gedichte
und Prosagedichte sind Würfelspiel mit Worten und Gedanken-
sprünge eines dichtenden Harlekins. Weltscherz mit einem Hinter-
grund von Weltschmerz. Nach einer Christuserscheinung läßt er sich
taufen und lebt ein zurückgezogenes Leben im Schatten eines
Klosters. JEAN COCTEAU (1889—1963) liebt ähnlich wie Jacob das
Lebensspiel. Er hat nicht die Tiefendimension Jacobs, aber er ist der
ungleich gewandtere Formkünstler. Er kann alles, und alles istPoesie bei
ihm, am wenigsten noch die lyrischen Gedichte. Er beherrscht virtuos
alle Stile und streift oft die Parodie. Die Modernität reizt ihn eine
Zeitlang, dann ist er wieder anti-modern, weil ihn diese Haltung als
Überbietung der Modernität noch mehr reizt. Wir nehmen eins seiner
am wenigsten verspielten Gedichte in diese Sammlung auf, um zu

9
zeigen, daß im 20. Jahrhundert auch ein traditionstreues Gedicht
eine bewußte Position gegenüber dem Programm der Modernität
bezeichnet. JACQUES PRÉVERT (geb. 1900) spielt m i t der Mo-
dernität, nicht gegen sie. Der unverwechselbare Stil seiner Gedichte
beruht auf der gelungenen Mischung der drei Formen Chanson,
Litanei und Poème en prose. Das alles ist unwirklich getönt, und
kommunistisch engagiert, meistens in Form der Satire oder der Pa-
rodie: „une féerie au couteau" (Alain Bosquet). JULES SUPER-
VIELLE (1884—1960) leidet unter dem, was er die Entmenschlichung
der modernen Lyrik nennt und versucht, ein Versöhner zwischen der
alten und der neuen Dichtung zu sein. Er erreicht weder die alte noch
die neue Dichtung. YVAN GOLL (1891—1950) war Elsässer und
dichtete in deutscher und französischer Sprache. Er beginnt seine
poetische Existenz im Rahmen des deutschen Expressionismus und
kommt zeitlebens nicht über die Sprache seiner Anfänge hinaus. Das
bevorzugte Bauelement seiner Gedichte ist die Genitivmetapher. Das
ermüdet schnell und schafft selten jene Überrealität, die Yvan
Goll schaffen wollte. YVES BONNEFOY (geb. 1923) bildet sich
einen unverwechselbaren Stil aus, indem er einen kühnen Bogen von
Rimbaud zum Petrarkismus des 16. Jahrhunderts schlägt. Er be-
singt eine idealisierte Douve und legt ihr in gelehrten Versen das
Nichts zu Füßen. Viele Angehörige fremder Völker, aber franzö-
sischer Zunge haben sich in den letzten Jahrzehnten die Ausdrucks-
mittel der französischen Lyrik angeeignet und erwerben zunehmend
Anrecht auf unsere Beachtung und Bewunderung. Der Algerier
KATEB YACINE (geb. 1929) verschlüsselt seine französischen Verse
in arabischer Symbolik und verbirgt sein Engagement in frem-
den Chiffren. ARMEN TARPINIAN (geb. 1923) ist Armenier. Die Sym-
bolsprache seiner Gedichte ist manchmal noch etwas leicht und kreist
um sehr große Themen. Wir nehmen stellvertretend für viele Namen
sein Gedicht Aimer in diese Sammlung auf. Die Schlichtheit der
Bildersprache macht, daß uns das Gedicht gefällt. Eine Sonderstellung
nimmt PIERRE REVERDY (1889—1960) ein. Er gehörte zum Kubisten-
kreis um Apollinaire. Ähnlich wie Max Jacob, zieht er sich unver-
mittelt aus dem lauten Paris zurück und nimmt seine Wohnstatt im
Schatten einer alten Abtei. „Libre-penseur, je choisis librement
Dieu." Er sucht die Dichtung an der Schnittfläche der zwei Ebenen
Traum und Wirklichkeit und setzt seine Hoffnung auf die Kühnheit
und Genauigkeit der Metaphern. Auf alle anderen Kunstmittel glaubt
er verzichten zu können; kein Dichter ist weiter vom Pathos der
großen Worte und vom Schmelz der Lyrismen entfernt als Reverdy.
Die Grundform seiner Lyrik ist die Aufzählung. Das erinnert manch-
mal an Georg Trakl. Die ausgewählten Gedichte Secret und )e tenais
à tout sind beide von dieser Art. Man mag sie impressionistisch

10
nennen. Realitätstupfen oder besser noch Realitätsstreifen sind ne-
beneinandergesetzt, jeder für sich bedeutungslos und fast banal.
Jeder Vers nennt ein Ding, behutsam und mit einer scheuen Andacht.
Kaum, daß am Schluß eine Summe steht. Die Aufzählung geht ein-
fach zu Ende, höchstens mit einer Nuance der Schlußstimmung. Es
bedarf keiner Expeditionen in diese Welt; sie entsteht Stück um
Stück vor unsern Augen und erscheint uns sofort bewohnt und ver-
traut. Es ist die beschränkte Welt, in der „man" lebt — der Leser
wird die Häufigkeit des on in dem Gedicht Je tenais à tout nicht über-
sehen. So sympathisch nun auch Schlichtheit und systematische
Untertreibung bei Reverdy sind, so wünscht der Leser seinen Ge-
dichten doch wenn schon nicht mehr Glanz, so doch mehr Fluß. In
einer Reihe von Gedichten versucht sich Reverdy in Reimversen. Er
handhabt den Reim dann mit einer gewissen Nachlässigkeit, oft in
musikalischen Kurzversen, die an Verlaine erinnern. Der Reim be-
kommt seinen Versen gut; er mildert die Aufzählung zu freund-
licherer Harmonie.

DAS GROSSE GEDICHT


Die Gedichte der bisher besprochenen Dichter sind teils kurz, teils
lang. Im ganzen gesehen sind die modernen Gedichte, die sich von
allen nichtlyrischen Elementen entblößen und reine Lyrik sein
wollen, eher kurz als lang. Die Gedichte der folgenden Gruppe sind
prinzipiell lang. Auch im Metrum bevorzugen sie die Langzeile.
Schon diese Äußerlichkeit läßt erkennen, daß hier andere Einflüsse
in die neuere französisdie Dichtung eindringen, die nicht von Baude-
laire kommen. CHARLES PÉGUY (1873—1914) ist von Baudelaire und
von einer abstrakt formulierten Modernität her kaum begreifbar.
Wir müssen ihn vom Dreyfus-Prozeß her verstehen, jener großen
politischen Krise in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts, in der
Frankreich zur dramatischen Klarheit seiner geistigen Zerrissenheit
(„zwei Frankreich") gelangte. Niemand hat unter dieser Zerrissen-
heit tiefer gelitten als Péguy. Er sammelte Freunde um sich und seine
Zeitschrift Cahiers de la Quinzaine, um mit ihnen aus dem Streit um
das Frankreichbild eine Frankreichmystik herauszudestillieren,
welche die Gegensätze zwischen einem christlichen und einem
laizistischen Frankreich umgreift. Jeanne d'Arc, Heilige und Natio-
nalheldin zugleich, bezeugt, daß diese Versöhnung möglich ist.
Solche Ziele der politischen Erneuerung verlangen als Instrument
der Polemik eine journalistische Prosa. Als Charles Péguy in bloß
vier Jahren seines kurzen Lebens seine Botschaft auch Versen anver-
traut, bleibt sein Stil der gleiche anspruchslose Periodenstil, der „ge-

11
wisse einfache Gedanken" in nichtendenwollender Flexion dekliniert.
Manche haben seine Gedichte rhetorisch (Alain Bosquet) oder sogar
unpoetisch (E. R. Curtius) genannt. Claudel hat ihn besser verstan-
den, als er von ihm sagte: „Péguy war ein starker und einfacher
Mann. Sein Stil ist, laut zu denken." Man kann daher Péguy s Lyrik
nur gerecht werden, wenn man seine Gedichte laut liest oder besser
noch gesprochen hört. Sie entfalten dann eine starke Suggestivkraft,
und wir erleben den aufsteigenden Strahl eines Gedankens, der in
Verskaskaden niederfällt. Diese Gedichte ähneln keiner bekannten
Lyrik, auch nicht den großen Poemen Dantes, Miltons oder Victor
Hugos, mit denen Péguy selber sein großes Gedicht Eve verglichen
hat. Wenn man sie vergleichen will, muß man an Litaneien denken
oder an etwas ganz anderes, eine Heidelandschaft etwa (Halévy) oder
eine Kathedrale (Chabanon). Seine Sprache ist dennoch nicht kunst-
los. Zum langen Gedicht mit langen Zeilen erfindet er sich das lange
Wort, häufig ein abstraktes Substantiv, das er mit anderen zu langen
Reihen und Variationen aneinanderkettet. Stereotype Einleitungs-
formeln gliedern das Großgebilde leitmotivartig und machen auch
die 8000 Verse des Poems Eve überschaubar. Wir überhören in seinen
Versen nicht den Protest gegen die ganze französische Lyrik, die
moderne eingeschlossen. Nur dieser Protest verbindet ihn mit der
französischen Lyrik seiner Zeitgenossen. Aber durch ihn kommt ein
Element in die moderne Lyrik, das von Baudelaire her nicht zu er-
warten war: das Engagement für eine große Idee. Es ist Péguy wohl
nicht gelungen, „die Christenheit zu dichten" (écrire la chrétienté),
aber er hat doch gezeigt, daß das Schicksal Frankreichs und die Heils-
geschichte der christlichen Welt Gegenstand moderner Lyrik sein
kann. Ist das unfranzösische Dichtung? Als Péguy in der Marne-
schlacht gefallen war, rief ihm Maurice Barrés ins Grab hinein nach:
„Comme il était prodigieusement français!"

Der Protest gegen die herrschende Dichtung verbindet Charles Péguy


mit FRANCIS JAMMES (1868—1938). Als Jammes um 1890 seine ersten
Verse schrieb und sie einer unbekannten Lokaldruckerei seiner Pyre-
näenheimat anvertraute, da herrschte in der Hauptstadt das müde
Raffinement des Dekadenzsymbolismus so uneingeschränkt, daß —
nach einer Anekdote Claudels — in den Druckereien der Buchstabe â
ausging: so oft mußte das Wort pâle „bleich" gesetzt werden. Jam-
mes' Dichtung war ganz anders; sie war jung, neu, frisch, naiv und
herausfordernd ländlich. Ihre „explosive Originalität" (Claudel)
wurde als höchst anstößig empfunden und als besonders raffiniertes
Raffinement („Jammisme") verdächtigt. Die Frage nach der Aufrich-

12
tigkeit dieses einfachen, einfältigen Provinzdichters ist seitdem nicht
mehr verstummt. Ist es gestattet, inmitten der verfeinerten Zivili-
sationsgüter des Jahrhundertendes die Primeln auf dem Feld in nur
ungefähr stimmenden Versen zu besingen und den lieben Gott im
Gedicht zu bitten, mit den Eseln ins Paradies ziehen zu dürfen? Darf
man franziskanisch sein, wo alle baudelairianisch sind? In dieser
Form ist die Frage unglücklich gestellt. Es ist nicht zu bezweifeln,
daß Jammes das stille Leben seiner ländlichen Heimat und die be-
schauliche Betrachtung des freundlichen Gottesgartens in aller Her-
zenseinfalt geliebt hat. Aber er dichtet seine Verse nicht unbeküm-
mert ins Blau des Himmels hinein, sondern versteht sie zugleich als
Widerspruch gegen eine literarische Welt, die von Baudelaire ge-
prägt ist. Jammes' Naivität ist bewußte Anti-Modernität. Besonders
seine Quatorze Prières sind ein Dialog mit Baudelaire; fast jedes
dieser Gebetsgedichte antwortet einem Gedicht der Fleurs du Mal und
stellt dem kultivierten Dandy das arglose Kind gegenüber, der mar-
mornen Schönheit das zarte und leidenschaftliche junge Mädchen,
dem arroganten Stolz demütige Unwissenheit, und herbstlicher Me-
lancholie die frohen Feste des Frühlings. Jammes „steigt in seine
Einfachheit hinab" und übt die Demut als eine Tugend. Das ist
ebenso aufrichtig wie seine Rückkehr zum Christentum, die weniger
eine Bekehrung als vielmehr eine Erneuerung seines Glaubens war.
Seitdem sind alle seine Verse christlichen, franziskanischen Geistes;
sie loben den Schöpfer für sein Werk und sagen ihm Dank für die
Welt.
*

PAUL CLAUDEL (1868—1955) steht Péguy und Jammes nahe, aber er


gleicht nur sich selber. Seine Gedichte entsprechen nicht dem mitt-
leren Geschmack; ihr Ruhm ist, daß man sie entweder liebt oder
verabscheut, nicht aber vor ihnen gleichgültig bleiben kann. Man
muß sie verstehen vor dem Hintergrund einer Ars poetica, die zu-
gleich Metaphysik ist. Die Welt ist für Claudel ein großes Gewebe,
in dem alles mit allem korrespondiert und das nahtlos bis in die
Transzendenz reicht. Jedes Ding verweist auf ein anderes, und alle
zusammen verweisen sie auf Gott: „chaque chose veut dire". Das
meint Claudel, wenn er katholisch sagt, und er gibt damit dem Wort
kathjlisch seinen etymologischen Sinn: „auf das Ganze bezogen".
Alle Elemente seiner Dichtung sind aus einer so verstandenen Ka-
tholizität abgeleitet. Seine Gedichte sind insbesondere „groß", weil
nach Claudels Überzeugung nur das große Gedicht dem Zusammen-
halt des Ganzen gerecht werden kann. Kurzgedichte sind notwendig
fragmentarisch und häretisch. Zu dem großen Gedicht gehört der
Langvers, der dem Bibelvers verwandt ist. Er ist frei von jedem

13
konventionellen Metrum und gehorcht nur dem Rhythmus des Herz-
schlags, der sich über den Vers in den großen Weltzusammenhalt
fortpflanzt und das Universum rhythmisiert. Den gleichen großen
Zwecken dient die Metapher. Claudel sieht in ihr den „Grundjam-
bus", der Zweischritt um Zweischritt die Dinge zusammenzwingt
und sie dem großen Weltrhythmus einfügt. So hat der Dichter, in-
dem er wie ein Vater die Weltdinge bei ihren wahren Namen nennt,
Anteil an der Schöpfung. Seine Muse heißt Gnade, und sein Werk ist
ein Opfer „mit einer Hekatombe von Worten". Als Herzstück seiner
lyrischen Dichtung mag man das Magnificat seiner fünf großen Oden
ansehen. Es ist, wie sein biblisches Vorbild, große Danksagung des
Dichters Claudel, daß Gott Großes an ihm getan hat. Wir erinnern
uns dabei daran, daß Claudel am Weihnachtstage des Jahres 1886
beim Gesang des Magnificat in der Vesperliturgie seine Bekehrung
erfahren hat. Die Grundform der Claudeischen Lyrik ist seit jenem
Tage das biblische Canticum. Es ist in der Bibel immer in einen
größeren Kontext eingelassen. Entsprechend finden wir auch bei
Claudel das lyrische Gedicht gewöhnlich als Bestandteil eines
größeren Gebildes, entweder als Zyklus, wie in den Cinq grandes
Odes oder im erzählenden (Connaissance de L'Est), dialogischen (La
Cantate à trois Voix) und dramatischen (Le Soulier de Satin) Rah-
men. So ist also Claudels Dichtung ganz aus dem Geist der Katholizi-
tät geboren. Sie steht dennoch auf der Seite der Modernität. Baude-
laires Korrespondenzen dienen ihm dazu, den Geist des 19.
Jahrhunderts zu überwinden und einen neuen Denkstil zu finden,
der das Ganze nicht zugunsten der Teile opfert. Und durch Rimbaud
hat Claudel zum erstenmal „den lebendigen und nahezu physischen
Eindruck der Transzendenz" erfahren. Es ist eine Transzendenz, die
zeichenhaft im Sinnenhaft-Irdischen aufbricht: im Wasser, im Duft
oder in einem seidenen Schuh.

SAINT-JOHN PERSE (geb. 1887) liebt, wie Claudel, das große Gedicht.
Seine von einem kräftigen Atem getragenen Langzeilen gleichen
dem verset claudélien und fügen sich zu ausgedehnten Poemen und
lyrischen Epen, in denen die Größe („le goût de la grandeur") ge-
radezu physisch gegenwärtig ist. Aber diese Größe stammt nicht, wie
bei Claudel, aus einer geschichtlich gebundenen Katholizität, son-
dern aus einer namenlosen, kosmischen Universalität, die dem Nichts
nahesteht: „un grand poème né de rien, un grand poème fait de rien".
So ist seine Dichtung zwar, wie die Dichtung Claudels, Lobpreisung
der Welt, aber nicht Danksagung. Seine Transzendenz ist leer (H.
Friedrich). Man hat Saint-John Perse die Dunkelheit seiner Dichtung
vorgeworfen. Er hat sich verteidigt mit dem klassischen Argument

14
der Dunklen: die Dichtung ist Licht, aber die Welt ist Nacht. Die
Welt ist für Saint-John Perse weiterhin Wüste, Wind, Meer, Regen,
Schnee. Nur an solchen großen Elementarsymbolen kann sich der
Leser dieser Gedichte orientieren. Jede vertraute Umwelt ist in plane-
tarische Dimensionen entrückt und unerkennbar geworden. Das
leistet ein hochgezüchteter poetischer Stil, der keine Kunstfigur der
Rhetorik verschmäht, so wie auch Rimbaud mit Sprachkunst die
Sprachnatur in die Ubernatur gezwungen hat. Von Rimbaud über-
nimmt Saint-John Perse insbesondere die Vorliebe für die Plurale
der Abstracta, Geographica und termini technici, von Wörtern also,
die eigentlich für den Gebrauch im Singular vorgesehen sind. Sie
lassen uns einen Augenblick Genauigkeit und Eindeutigkeit er-
warten, um dann um so fühlbarer alle Konturen zu verwischen und
alle Grenzen aufzuheben. Man weiß, daß Expedition ein Lieblings-
wort der neueren Dichter geworden ist; hier, bei Saint-John Perse,
der sich als Nachfahr Alexanders versteht und den Claudel einen
Nachfolger des Columbus nennt, werden wir tatsächlich gezwungen,
uns auf das Abenteuer einer Expedition, einer „Anabasis" einzu-
lassen, an deren Ende kein Freudenruf steht. Wir finden in seinen
Werken keine Entwicklung, keinen Fortschritt. Seine ersten Gedichte
enthalten bereits, wie Alain Bosquet beobachtet hat, alle Themen,
die sein späteres Werk entfalten wird bis hin zur Chronik seines
hohen Alters („grand âge"), die einen neuen Raum der Größe aus-
mißt. Und das hallende Pathos seiner zeremoniösen Worditurgie
bleibt das gleiche von den Anfängen bis zu den Poemen des Alters.
Ein gewisser Wandel mag jedoch darin liegen, daß die erkennbaren
Elemente einer Metapoesie in seinem Werk mit der Zeit zunehmen,
bis Saint-John Perse schließlich in seiner Nobel-Rede seine Poetik
mit offenen Worten darlegt. Sie ist ein feierliches Bekenntnis zu
einer Dichtung, die nicht weniger zur Erkenntnis berufen ist als die
wissenschaftlichen Theorien eines Einstein oder Max Planck. Poesie
ist überall, wo der Geist weht. In dieser Rede sind wir das einzige
Mal im Zweifel, ob Marie-René Alexis Saint-Léger Léger oder Saint-
John Perse spricht. Für alle seine anderen Werke hat sich der Dichter
Saint-John Perse dagegen verwahrt, mit dem Diplomaten Saint-
Léger Léger identifiziert zu werden. Saint-John Perse hat keine Bio-
graphie. Er ist die Stimme einer großmächtigen Poesie.

Claudel und Saint-John Perse haben die moderne französische Lyrik


auf einen großen Sockel gestellt. Das ist für manche Autoren auch
eine große Versuchung. PIERRE-JEAN JOUVE (geb. 1887) versucht,
durrh die Vereinigung von Psychoanalyse und Mystik eine Art

15
transzendentaler Erotik zu schaffen, die aus Sünde und „Blut-
schweiß" zum Sein aufsteigt. Aber das Sein ist ein undankbares
Thema der Dichtung. PATRICE DE LA TOUR DU PIN (geb. 1911)
greift ebenfalls überhoch. Er ist in seinen langatmigen Poemen
so anspruchsvoll wie Claudel und Saint-John Perse zusammen und
wagt sich an eine Summa der Poesie. Er lädt ein zu einer „Quête de
joie" und braucht langmütige Leser. PIERRE EMMANUEL (geb. 1916)
ist bescheidener in seinen Ansprüchen und preist den Schöpfer
in schlichteren Versen. Seine Gedichte sind in der Form oft indiffe-
rent, in der Symbolik durchsichtig : es scheint, daß Pierre Emmanuel
seinen Stil nicht ganz gefunden hat. JEAN GROSJEAN (geb. 1912)
orientiert sich an Claudel und bleibt in seinen Gedichten in der Nähe
der Bibel. Damit führt er im 20. Jahrhundert eine Tradition fort, die
weit in die Geschichte der französischen Literatur zurückreicht.
JACQUES CHARPIER (geb. 1926) teilt mit den genannten Autoren ver-
schiedene Merkmale seiner Formensprache, nicht jedoch die religiöse
Thematik. Er ist von Saint-John Perse eher als von Claudel her zu
verstehen. Seine Gedichte sind noch recht ungleich; es fällt ihm offen-
bar nicht ganz leicht, sich von den Einflüssen seiner großen Vor-
gänger freizumachen. Er ist überzeugender, wo er, wie in dem
Gedicht, das hier ausgewählt ist, von dem engen Raum seiner pro-
venzalischen Heimat in das Spanien Garcia Lorcas ausschreitet, als
in den Gedichten, wo er Raum und Welt zu gewinnen trachtet. Der
Form nach sind seine Gedichte häufig eingespannt zwischen dem
abstrakten und dem konkreten Wort als den beiden Polen seiner
Metaphorik. In seinen besten Gedichten gelingt es ihm, aus der
Dynamik der Metaphern dem ganzen Gedicht eine große Bewegung
zu geben. Zu dieser Gruppe französischer Autoren wollen wir auch
die Dichter dunkler Hautfarbe zählen, welche die französische
Sprache als Heimat ihrer Dichtung gewählt haben und die uns daran
gewöhnt haben, uns Orpheus schwarz vorzustellen. AIMÉ CÉSAIRE
(geb. 1912) ist auf einer Antilleninsel, nicht weit von Saint-John
Perses Heimat, geboren, aber von diesem trennt ihn die „Schwarz-
heit" (Négritude). Die Schwarzheit verbindet ihn indes mit einem
idealen Afrika, dem seine Gedichte in Sehnsucht zugedacht sind. So
vernehmen wir in seinen Versen „den Atem der Nacht und des fer-
nen Meeres" (Senghor). Der diesen Atemhauch vernimmt, sein
Freund und Weggefährte LEOPOLD SÉDAR SENGHOR (geb. 1906), ist
ein Sohn Afrikas. Auch seine Verse sind von der Schwarzheit getra-
gen; so sagen es schon die Titel seiner Gedichtbände: Chants d'ombre,
Hosties noires, Éthiopiques, Nocturnes. Und in einem seiner Ge-
dichte steht — deutsch geschrieben — das böse Wort von der Schwar-
zen Schande. Aber Senghor erhebt nicht Anklage. Seine Sprache ist
fromm, nicht bitter. Seine Gedichte sind Engagement für die Brüder-

16
lichkeit zwischen dem weißen Europa und dem „gekreuzigten Afri-
ka". Das Mittelmeer soll die zwei Kontinente nicht trennen, sondern
verbinden. Schwarz und Weiß finden sich im Blau, der Farbe der
Dichtung. Und es ist tatsächlich ein Wunder der modernen Poesie,
daß sie offenbar zugleich Weltsprache und Sprache der Menschlich-
keit zu sein vermag.

AN DEN GRENZEN DER WIRKLICHKEIT

Die Literatur nimmt im 20. Jahrhundert einen hastigen Rhythmus


an. Die literarischen Schulen lösen einander in rascher Folge ab
und hinterlassen nur den flüchtigen und oft ein wenig lächerlichen
Eindruck eines von der Mode verlassenen -ismus: Futurismus, Ex-
pressionismus, Dadaismus, Surrealismus, Lettrismus . . . Man darf
das Neue dieser kurzatmigen Neuerungen nicht überschätzen. Diese
Schulen und Programme sind oft nur wechselnde Akzente innerhalb
einer Modernität, die Kind keines dieser -ismen, sondern deren Vor-
aussetzung ist. Und die Dichter verdanken ihren Rang nicht der
Prägung durch einen -ismus, sondern ihrer poetischen Kraft, die aus
dem Zwang der Manifeste und Programme ausbricht. Schon die
Futuristen um den Italiener Marinetti, die 1909 mit einem markt-
schreierischen Futuristischen Manifest an die Pariser Öffentlichkeit
traten, mußten das erfahren. Es gelang ihnen nicht, Apollinaire auf
ihr Programm einzuschwören. Sie riefen „Laßt uns den Mondschein
töten!", aber in der Lyrik war schon lange Neumond. Sie setzten „die
Wörter in Freiheit", aber Mallarmé hatte die Evokationskraft des
Wortes bereits aus dem Sinnzwang der Syntax befreit. Sie forderten
für das Automobil und das Flugzeug Einlaß in die Literatur, aber
kein Mensch dachte mehr daran, ihnen den Eingang zu verwehren.
Der erste Weltkrieg fegte den futuristischen Programmzauber hin-
weg.
Was um die gleiche Zeit in Deutschland geschah, war ernster zu
nehmen. Der EXPRESSIONISMUS war zwar in seinem Programm
nichts absolut Neues in der Literatur, band aber die Dichter dieser
Epodie in einem gemeinsamen Epochengefühl mehr noch als in
einem gemeinsamen Stilwillen zu einer Gruppe zusammen. Mit dem
Expressionismus beginnt die Expansion der Modernität aus dem
engeren Raum der Kunst.
Expressionisten waren es, die 1916, mitten im Krieg, in Zürich die
DADA-BEWEGUNG ausriefen und die Sinnlosigkeit zum Programm
und System erhoben. „Dada ne signifie rien." Als literarische
Bewegung ist Dada ein lautstarker Versuch, aus der Zeichenhaftig-
keit der Sprache auszubrechen. Aber Dada wollte mehr sein als eine

*7
literarische Bewegung. Dada ist „die Negation im Reinzustand"
(Alain Bosquet) und revoltiert gegen die Conditio humana schlecht-
hin, einschließlich gegen Dada. Man muß die Dada-Bewegung als
Ausdruck einer gewissen makabren Euphorie inmitten der Trost-
losigkeit der Kriegs- und Nachkriegszeit ansehen.
Als Tristan Tzara den Dadaismus 1919 nach Paris verpflanzte und
mit allerlei spectacles-provocations Aufsehen erregte, zeigte sich
bald, daß der Dadaismus nicht mehr war als ein großer Ulk und ge-
hobener Klamauk. Die nachdenklicheren unter den Schriftstellern
überlegten sich in jenen Jahren, wie sie aus dieser Sackgasse wieder
herausfänden. So entstand der SURREALISMUS. Er ist nicht eine
neue Absonderlichkeit zu den schon verbrauchten Absonderlich-
keiten hinzu, sondern ein ernsthafter Versuch, die existentielle Dy-
namik der Dada-Bewegung mit der Vernunft, vertreten durch die
Wissenschaft, zu vereinbaren. So ist also der Surrealismus, ebenso
wie Dada, prinzipiell mehr als eine literarische Schule, nämlich eine
„Geisteshaltung" (Éluard), und er beglaubigt seine Ernsthaftigkeit
durch die damals als streng wissenschaftlich geltenden Methoden
der Freudschen Psychoanalyse. Die surrealistische Dichtung ist da-
bei nur als Nebenprodukt der surrealistischen Geisteshaltung vor-
gesehen. Apollinaire, von dem das Wort Surrealismus entlehnt ist,
hatte das anders gemeint. Aber ANDRÉ BRETON (geb. 1896), PHI-
LIPPE SOUPAULT (geb. 1897), BENJAMIN PÉRET (geb. 1899), ROBERT
DESNOS (1900—1945) und die anderen eingeschriebenen Mitglieder
der surrealistischen Bewegung wollen die Über-Realität durch Me-
thode und Disziplin zwingen und den „Zusammenbruch des In-
tellekts" (Breton) systematisch, nickt etwa poetisch herbeiführen.
Es ist daher kein guter Einwand, dem Surrealismus vorzuhalten, er
habe aus seinen eigenen Impulsen keine große Dichtung hervor-
gebracht. Das ist auch nicht seine Absicht. Seine Absicht ist viel-
mehr, die Geister mit Methode an die Grenze zwischen Wirklichkeit
und Traum, zwischen Sein und Nichtsein zu führen und das Absurde
auf Erkenntnis hin auszupressen. Man kann den Surrealismus eher
mit einer gnostischen Sekte als mit einer literarischen Schule im
herkömmlichen Sinne vergleichen. Wenigstens der Intention nach.
In Wirklichkeit waren die bedeutenderen Mitglieder der surrealisti-
schen Bewegung eben doch Schriftsteller oder Maler (nicht Musiker!),
die sich auf die Dauer nicht mit der „automatischen Niederschrift"
nach dem Diktat des Unbewußten oder mit dem „Traumprotokoll"
zufriedengaben, sondern nach dem geformten Kunstwerk drängten.
Es ist die Tragikomik des Surrealismus, daß die Bewegung in André
Breton einen pedantischen und sektiererischen Kopf gefunden hat,
der diesem Drang nachzugeben nie bereit war und lieber seine
Freunde der Reihe nach aus der surrealistischen Bewegung ausstieß.

18
So sind viele der heutigen Dichter durch den Surrealismus hindurch-
gegangen. Keiner unter den Größeren hat ihm sein ganzes Werk
verschrieben, keiner von ihnen hat jedoch seine Eindrücke ganz fort-
wischen können. Der Surrealismus ist zwar als Bewegung in Be-
deutungslosigkeit untergegangen, aber als État d'esprit hat er sich
wie eine hochkonzentrierte Substanz auf alle Strömungen der Lyrik
verteilt. Er wird von uns heute nur deshalb so wenig bemerkt, weil
er selbstverständlich geworden ist. Den größten Gewinn hat der
Surrealismus in der Metaphorik gebracht. Dem großen Beispiel Rim-
bauds folgend und eine Anregung Pierre Reverdys aufgreifend, for-
dert André Breton in seinem Surrealistischen Manifest von 1924
die kühne Metapher, und zwar nicht als ein Schmuck der Rede neben
anderen Redeblumen, sondern als demiurgisches Werkzeug, das
nicht vorher bestehende oder im voraus gedachte Analogien ab-
bildet, sondern in freier und schöpferischer Kombination die wider-
strebendsten Dinge zusammenzwingt und überwirkliche Korrespon-
denzen stiftet. Das ist das letzte Gefecht eines Unabhängigkeits-
krieges, der die Metapher aus den engen Grenzen einer kleinmütigen
Rhetorik zu ungeahnter Freiheit geführt hat. Die Dichter scheinen
auf diese Freiheit nicht wieder verzichten zu wollen.

Von Lautréamont, den sie als ihren Vorläufer entdecken und feiern,
übernehmen die Surrealisten das Prinzip: „la Poésie doit être faite
par tous, non par un." Sie bilden daher, Schriftsteller und Maler,
eine festgefügte Gruppe und stellen auch ihre Werke zum Teil ge-
meinsam her. So ist das Buch Les Champs magnétiques eine gemein-
same automatische Niederschrift von Breton und Soupault. Breton
arbeitet ferner mit Éluard und mit dem deutschen Maler Max Ernst
zusammen; Éluard mit Péret, René Char und den Malern Miro und
Man Ray. Auch jenseits der Kunstgrenzen suchen sie die gemeinsame
wirklichkeitssprengende Aktion. Sie glauben eine Zeitlang, im Kom-
munismus einen natürlichen Verbündeten erblicken zu dürfen. Am
Konformismus der Partei und an der Gestalt Stalins scheiden sich
bald die Geister. Louis ARAGON (geb. 1897) entscheidet sich gegen
den Surrealismus und für die Kommunistische Partei. Er ersetzt nun
die Freudschen Träume der Surrealisten durch den großen kommu-
nistischen Traum von einer Welt, wo Erde nach wie vor Erde, Him-
mel aber Rote Fahne heißt. Die unpolierten Ausdrucksformen der
surrealistischen Sprache, insbesondere die rücksichtslose Verwen-
dung des „Betäubungsmittels Bild" behält er noch eine Zeitlang bei,
so in dem Gedicht Magnitogorsk is>32> sieht sich dann aber bald
aufgerufen, auch in der Lyrik das Programm des sozialistischen

19
Realismus zu erfüllen. Das führt ihn in eine beträchtliche Stilnot;
er knüpft bei Musset, Victor Hugo und beim Volkslied an und pro-
biert die verschiedensten Formen aus. Das ist natürlich nicht folk-
loristisch gemeint, wie einige Kritiker gesagt haben, sondern rea-
listisch. Immerhin macht Aragon damit für sein Werk die Baudelaire-
sche Reinigung der Lyrik von allen fremden Elementen rückgängig.
Seine Gedichte sind wieder gesprächig, erzählend, balladesk. Man
kann ihnen gemütlich zuhören. Auf diesem Wege zurück in die
Tradition entdeckt er die Liebeslyrik neu und besingt die Liebe zu
Elsa. Liebeslyrik erscheint so wenig selbstverständlich im 20. Jahr-
hundert, daß man gemeint hat, Elsa müsse ein Mythos sein. Nein,
antwortet Aragon, Elsa ist wirklich Elsa Triolet, seine Frau. Auch
außerhalb der Liebeslyrik enthält seine Dichtung viele biographische
Elemente; das Gedicht Je ne suis pas de ceux . . . ist ein Stück Lebens-
lauf. Aber es sind nicht beliebige Lebensdaten ausgewählt, sondern
solche, die zugleich die Schicksalsdaten unserer Zeit sind. Das ist die
seltsame Paradoxie des Kommunisten Aragon: seine Gedichte schei-
nen sich bewußt von dem weithin geltenden Programm der Moder-
nität zu entfernen und ins Private und Liedhafte auszuweichen. Aber
eben dieses Ausweichen ist Folge eines Engagements, das ganz auf
die moderne Welt bezogen ist. Schade, daß das genannte Gedicht ein
Lot zuviel Selbstzufriedenheit enthält; es verliert etwas, wenn man
es mit Apollinaire, La jolie Rousse, und mit Brecht, An die Nach-
geborenen, vergleicht.
*

PAUL ÉLUARD (1895—1952) wird oft in einem Atemzug mit Aragon


genannt. Er gehört ebenfalls zur ersten Surrealisten-Generation und
hat wie Aragon mit dem Eintritt in die Kommunistische Partei den
Bruch mit dem Surrealismus gewählt. Seit der Zeit des spanischen
Bürgerkrieges hat auch bei Éluard die Dichtung eine Wendung zum
politischen Engagement genommen, ohne sich jedoch der Ästhetik
des sozialistischen Realismus so weitgehend zu verschreiben wie
bei Aragon. Éluard hat ein sichereres Gefühl für die Sprache des mo-
dernen Gedichtes. In allen Phasen seines Schaffens bemerken wir
daher vor allem immer sein großes lyrisches Temperament. Alle
seine Gedichte klingen und haben bisweilen die frohe Musikalität
der Verse ApoUinaires. Éluard steht überhaupt unter den Surreali-
sten Apollinaire am nächsten. In der virtuosen Beherrschung der
lyrischen Sprache darf man ihn mit Valéry oder Saint-John Perse
messen. Er hat beiden sogar noch die grazile Leichtigkeit voraus, die
alle Kunstmittel natürlich erscheinen läßt. An der surrealistischen
Bewegung hat er, so scheint es, nur zerstreut teilgenommen, ohne
jenen sektiererischen Ernst, mit dem Breton schließlich auf seinen

20
Manifesten sitzenbleibt. Die wissenschaftlichen oder pseudowissen-
schaftlichen Traumexperimente der Surrealisten sind ihm nur eine
willkommene Bestätigung seiner poetischen Neigung zum Träumen
an den Grenzen der Alltagswelt. Und die automatische Niederschrift
ist ihm willkommen als eine Weitung des poetischen Erfahrungs-
raumes. So macht er sich von Anfang an der schlimmsten Häresie am
Surrealismus schuldig, indem er die Poesie nicht in den Dienst der
Erkenntnis stellt, sondern die surrealistischen Erkenntnismethoden
seiner Muse dienstbar macht. Was wissenschaftliches Traumprotokoll
sein sollte, wird bei ihm kunstvolles Traumgedicht: „On rêve sur un
poème comme on rêve sur un être." Und was als Assoziationsspiel
des Unbewußten vorgesehen war, wird bei ihm ein Schwärm kühner
Metaphern, die man sammeln kann wie Schmetterlinge: La terre est
bleue comme une orange ... Chemins de chair et ciel de tête . . .
Jambes de pierre aux bas de sable . . . Lumière noire vieil incendie . ..
Une étoile nommée azur ... Ses yeux sont des têtes coupées . . .
In der äußeren Form meiden seine Gedichte den Aufwand. Éluard
liebt die freien Verse (vers libres) und gruppiert sie mit vereinzel-
ten Reimen zu unregelmäßigen Strophen. Gelegentlich organisieren
sich die Zeilen zu approbierten Versmaßen. Bei Traumszenen bevor-
zugt Éluard das Prosagedicht, das sich bei ihm nur durch einen
weiter gespannten Rhythmus vom Versgedicht unterscheidet. Alle
Kunstmittel sind aufgeboten, die seinen Versen Harmonie und Mu-
sikalität geben können. Darin steht Éluard Verlaine nicht nach
und hat ihm manches voraus. Wohl sind auch seine Gedichte, wie
die Verlaines, Aussprache des Ich. Aber nicht das private, erlebende
Ich spricht, sondern ein poetisches Ich, das die Kristalle des Wunder-
baren erzeugt. „// ne faut pas voir la réalité telle que je suis." So
sind auch seine Ich-Gedichte, wie es sein letzter Buchtitel sagt,
„Poesie für Alle".

HENRI MICHAUX (geb. 1899) illustriert besser als jeder andere das
Fortleben des Surrealismus in der französischen Lyrik. Der sur-
realistischen Bewegung hat er nie angehört, und doch verwirklicht
Michaux in seinem Leben und Werk am reinsten das Wagnis des
„penser nouvellement". Es wird angetrieben durch den unstillbaren
Drang, anders zu sein, als dem Menschen Henri Michaux vorgezeich-
net war. Henri Michaux's Ailleurs hat viele Namen. Als Junge liest
er die Mystiker, als Seemann sucht er „das unbestimmte Meer", und
auf zahlreichen Reisen in andere Länder und Erdteile reist er gegen
seine natürliche Bestimmung an. Voyages d'expatriation nennt
Michaux diese Reisen und sagt von sich: „Il voyage contre." Seine

21
Reisebücher, deren Prosa manchmal den hurtigen Witz des 18. Jahr-
hunderts hat, spiegeln sein Andersseinwollen, nicht die anderen
Länder. In späterer Zeit sucht Michaux das Andere mehr im Innen
als im Außen; Qui je fus, Lointain intérieur, L'Espace du dedans sind
bezeichnende Buchtitel dieser Periode. Michaux sucht die Verwand-
lung in die vielen „Der-ich-war", die seine Erinnerung aufbewahrt
hat. Man hat ihn mit Kafka verglichen, den er früh gelesen hat, und
den seine larvenartigen Zeichnungen illustrieren könnten. Aus der
im Reisen erfahrenen Welt bleibt seiner Dichtung ein Hang zum
Anekdotischen, das einem wehmütigen Humor Heimstatt bietet.
Michaux's Gedichte sind also, gleich denen Saint-John Perses, Dich-
tung der Ferne und Fremdheit. Aber in dieser Gemeinsamkeit bleiben
sie so verschieden, wie man es sich nur denken kann. Saint-John
Perse ist gewalttätig, seigneurial, imperatorisch. Michaux hingegen
dichtet aus der Welthaltung des Kleingeborenen und der Lebensnot
des Mißratenen. „Ich bin durchlöchert geboren", heißt ein Gedicht.
Er weiß sich gescheitert (raté), und sein Humor ist die bittere Re-
signation dessen, der seinem schicksalhaften Kleinsein und seiner
ewigen Perspektive von unten nicht entfliehen kann. Man kann unter
diesem Aspekt sein Gedicht Repos dans le Malheur mit Baudelaires
Recueillement vergleichen. Für Baudelaire ist die Not — la Douleur —
personifiziert als kleines Mädchen von vielleicht vier, fünf Jahren.
Der Dichter ist groß und neigt sich zu dem Kind hinab: „Sei artig,
du mein Leid . . . " Bei Michaux ist die Not — le Malheur — ein großer,
vierschrötiger Ackersmann, und der Dichter ist der Kleinere, der
selbst bei dem, was ihm am feindlichsten ist, noch Schutz und Ge-
borgenheit sucht. Die Perspektive des Kleinseins verdichtet sich bei
Michaux in der Gestalt Plume („Feder"), den Hackett einen Anti-
Helden nennt und mit Voltaires Ingénu oder mit Charlie Chaplin
vergleicht. Plume ist der typische kleine Mann, der als immer er-
staunter Pilger durch eine böse und feindliche Welt wandert, den
Fortuna wie eine Feder zu sich hochreißt, um ihn dann desto grau-
samer wieder auf den harten Boden zurückzuschleudern. Die poeti-
sche Welt Henri Michaux's ist, wie Bréchon beobachtet hat, voll von
Gewalttätigkeit, Kampf, Krieg, Versklavung. Und immer ist das
lyrische Ich auf der Seite der Sklaven, nie auf der Seite der Imperato-
ren. Die Metaphern und Symbole ordnen sich daher in der Dichtung
Henri Michaux's um die beiden metaphysischen Pole des Harten und
des Weichen. Chiffren des Harten sind: Schale, Zange, Riegel,
Klinge; Chiffren des Weichen: Blut, ö l , Gong, Watte und schneeiges
Lied. Die großen Symbole seiner Dichtung enthalten das Weiche im
Harten: das Ei in der Schale, die weiche Marksubstanz (moelle) im
Knochen. Bis in diese innerste weiche Substanz seines Selbst ver-

22
sucht Michaux sich anders zu machen. Seit 1956 experimentiert er
mit dem Rauschgift Meskalin, nicht um sich zu betäuben, sondern
um unter streng kontrollierender Selbstbeobachtung „Erkenntnis
aus den Abgründen" zu gewinnen. Er weiß, ihn erwartet nur ein
elendes Wunder („Misérable Miracle"), aber es ist doch vielleicht
ein Weg, „das Wunderbare des Natürlichen und das Natürliche des
Wunderbaren" (Gide) zu entdecken. Für Henri Michaux ist es ein
neues Anderswo.

23
I
EIN FEST DES INTELLEKTS
P A U L VALÉRY

LA F I L E U S E
Liîia . . ., neque nent
Assise, la fileuse au bleu de la croisée
Où le jardin mélodieux se dodeline;
Le rouet ancien qui ronfle l'a grisée.
Lasse, ayant bu l'azur, de filer la câline
Chevelure, à ses doigts si faibles évasive,
Elle songe, et sa tête petite s'incline.
Un arbuste et l'air pur font une source vive
Qui, suspendue au jour, délicieuse arrose
De ses pertes de fleurs le jardin de l'oisive.
Une tige, où le vent vagabond se repose,
Courbe le salut vain de sa grâce étoilée,
Dédiant magnifique, au vieux rouet, sa rose.
Mais la dormeuse file une laine isolée;
Mystérieusement l'ombre frêle se tresse
Au fil de ses doigts longs et qui dorment, filée.
Le songe se dévide avec une paresse
Angélique, et sans cesse, au doux fuseau crédule,
La chevelure ondule au gré de la caresse . . .
Derrière tani de fleurs, l'azur se dissimule,
Fileuse de feuillage et de lumière ceinte:
Tout le ciel vert se meurt. Le dernier arbre brûle.
Ta sœur, la grande rose où sourit une sainte,
Parfume ton front vague au vent de son haleine
Innocente, et tu crois languir . . . Tu es éteinte
Au bleu de la croisée où tu filais la laine.

AURORE
La confusion morose
Qui me servait de sommeil,
Se dissipe dès la rose
Apparence du soleil.
Dans mon âme je m'avance,
Tout ailé de confiance:

26
PAUL VALÉRY

DIE SPINNERIN
Lilia . . ., neque nent
Sie sitzt in Fensterrahmens Blau beim Spinnen;
Melodisch wiegt sich in den Schlaf der Garten;
Das alte Spinnrad schnurrt sie sanft von hinnen.
Azurberauscht und müde, mit so zarten
Fingern das kosend-flüchtige Garn zu einen,
Neigt sie ihr Köpfchen, schon im Traumerwarten.
Wo Strauch und Brise zu frischem Quell sich vereinen,
Im Lichte des Tags hochschwebend und köstlich besprengt
Mit Blütenschwund er den Garten der müßigen Kleinen.
Eine Ranke, die Vagabund Wind zum Rasten einfängt,
Biegt sternhafte Anmut in eitle Verbeugung hinein,
Die prunkvoll die Rose dem alten Spinnrad aufdrängt.
Die Schläferin aber spinnt ganz besonderen Lein;
Geheimnisvoll flicht dem Gespinst, das die schlafenden langen
Finger gesponnen, der hauchzarte Schemen sich ein.
Der Traum spult sich ab, in himmlischer Trägheit befangen;
Das Fadengespinst, unverfangen, ist wogend bemüht,
Die süße leichrmütige Spindel lieb zu umfangen . . .
Azur muß sich verbergen, wo so vieles blüht,
Spinnerin du, von Laub und Licht umwunden:
Himmelsgrün blaßt. Der letzte Baum verglüht.
Die Schwester Ros', dir heilgenhold verbunden,
Läßt Unschuldsduft um deine Stirne rinnen.
Du glaubst, dir schwindelt. . . Und du bist verschwunden
Im Blau des Fensters, wo du spannst dein Linnen.

MORGENRÖTE
Das grämliche Verwirren,
Das ich mir Schlaf genannt,
Fängt an hinwegzuschwirren,
Vom Morgenrot gebannt.
In meine Seele dringe
Ich auf des Zutrauns Schwinge:

27
C'est la première oraison!
A peine sorti des sables,
Je fais des pas admirables
Dans les pas de ma raison.
Salut! encore endormies
A vos sourires jumeaux,
Similitudes amies
Qui brillez parmi les mots !
Au vacarme des abeilles
Je vous aurai par corbeilles,
Et sur l'échelon tremblant
De mon échelle dorée
Ma prudence évaporée
Déjà pose son pied blanc.

Quelle aurore sur ces croupes


Qui commencent de frémir!
Déjà s'étirent par groupes
Telles qui semblaient dormir:
L'une brille, l'autre bâille;
Et sur un peigne d'écaillé
Égarant ses vagues doigts,
Du songe encore prochaine,
La paresseuse l'enchaîne
Aux prémisses de sa voix.

Quoi! c'est vous, mal déridées!


Que fîtes-vous, cette nuit,
Maîtresses de l'âme, Idées,
Courtisanes par ennui?
— Toujours sages, disent-elles,
Nos présences immortelles
Jamais n'ont trahi ton toit!
Nous étions non éloignées,
Mais secrètes araignées
Dans les ténèbres de toi !
Ne seras-tu pas de joie
Ivre! à voir de l'ombre issus
Cent mille soleils de soie
Sur tes énigmes tissus?
Regarde ce que nous fîmes:
Nous avons sur tes abîmes
Das ist mein Morgenspruch!
Den Wüsten kaum entglitten,
Bin mit Verstandes Schritten
Ich fortgeschritten genug.
Gruß euch, noch schlafestrunken,
Ihr lächelnden Zwillinge dort,
Geliebte Ähnlichkeitsfunken,
Aufblitzend aus manchem Wort!
Wenn erst die Bienen fliegen,
Werd ich euch korbweis' kriegen;
Meine Klugheit, geläutert im Gruß,
Setzt auf die zitternden Sprossen
Meiner goldenen Leiter entschlossen
Bereits ihren hellen Fuß.
Welch Frührot auf diesen Leibern,
Die Schauder schnell überziehn!
Schon reckt sich die Gruppe von Weibern,
Die eben zu schlafen schien :
Die strahlt schon; die andre, beim Gähnen,
Tändelt an Schildpattkamms Zähnen
Mit laschen Fingern dahin;
Noch nah an das Traumes Ende
Gibt sie ihm lässig die Wende
Zu ihrer Stimme Beginn.
Ideen, ihr seids, halb verschlafen!
Was habt diese Nacht ihr getan?
Seelenmätressen, die schlafen
Gelangweilt bei manchem Galan?
— Sie sagen: Stets brav wir waren,
Wir ewig Unwandelbaren
Verrieten niemals dein Haus!
Wir waren nicht von hinnen,
Doch maßen als heimliche Spinnen
Deine innere Dunkelheit aus!

Du wankst nicht vor Glück ! Die zehn


Mal zehntausend seidenen Sonnen
Dem Dunkel ausbrechen zu sehn,
Die wir deinen Rätseln umsponnen?
Sieh hier, daß wir schafften, nicht schliefen:
Wie hoch über deinen Tiefen
Tendu nos fils primitifs,
Et pris la nature nue
Dans une trame ténue
De tremblants préparatifs . . .
Leur toile spirituelle,
Je la brise, et vais cherchant
Dans ma forêt sensuelle
Les oracles de mon chant.
Être! Universelle oreille!
Toute l'âme s'appareille
A l'extrême du désir . . .
Elle s'écoute qui tremble
Et parfois ma lèvre semble
Son frémissement saisir.
Voici mes vignes ombreuses,
Les berceaux de mes hasards!
Les images sont nombreuses
A l'égal de mes regards . . .
Toute feuille me présente
Une source complaisante
Où je bois ce frêle b r u i t . . .
Tout m'est pulpe, tout amande,
Tout calice me demande
Que j'attende pour son fruit.
Je ne crains pas les épines !
L'éveil est bon, même dur!
Ces idéales rapines
Ne veulent pas qu'on soit sûr:
Il n'est pour ravir un monde
De blessure si profonde
Qui ne soit au ravisseur
Une féconde blessure,
Et son propre sang l'assure
D'être le vrai possesseur.
J'approche la transparence
De l'invisible bassin
Où nage mon Espérance
Que l'eau porte par le sein.
Son col coupe le temps vague
Et soulève cette vague
Wir einfache Fäden gespannt
Und nackte Natur eingefangen
Ins Netz, das wir aufgehangen
Am Halte, der schwankend stand . . .
Ihr geistiges Gespinne
Zerreiß' ich mit leichtem Zwang
Und suche im Forst meiner Sinne
Die Deutung für meinen Sang.
Sein! Ohr, das weltenweit hört!
Wie Seele zusammengehört,
Ganz, mit äußerster L u s t . . .
Sie zittert und muß es anhören;
Zuweilen wird dies Beschwören,
Scheint's, meiner Lippe bewußt.
Ihr Lauben dort meiner Spiele,
Mein schattiger Rebenhag!
Der Bilder sind so viele
Als Blicke ich werfen mag . . .
Ein jedes Blatt läßt schnellen
Mir zugetane Quellen,
Ich trink ihr Plätschern gern . . .
Alles ist Mark mir und Mandel,
Mich mahnt jeder Kelch, seinen Wandel
Zu hoffen in fruchtharten Kern.
Ich fürchte nicht die Dornen!
Erwachen ist gut, selbst hart!
Zu solchem Raube sich spornen
Verbietet den sicheren Start:
Wer eine Welt will rauben,
Kann nur so sich verwundet glauben,
Daß er, der kam wie der Blitz,
Eine fruchtbare Wunde gewonnen;
Und daß sein Blut verronnen,
Bezeugt ihm den wahren Besitz.
Ich nah' mich dem Becken, dem klaren;
Dort schwimmt in heiterer Lust
Meine Hoffnung im Unsichtbaren,
Vom Wasser getragen die Brust.
Ihr Hals teilt die dämmernde Weile
Und wirft jene Welle ohn' Eile
VALÉRY

Que fait un col sans pareil.


Elle sent sous l'onde unie
La profondeur infinie,
Et frémit depuis l'oiteil.

LES GRENADES
Dures grenades entr'ouvertes
Cédant à l'excès de vos grains,
Je crois voir des fronts souverains
Éclatés de leurs découvertes!
Si les soleils par vous subis,
O grenades entre-bâillées,
Vous ont fait d'orgueil travaillées
Craquer les cloisons de rubis,
Et que si l'or sec de l'écorce
A la demande d'une force
Crève en gemmes rouges de jus,
Cette lumineuse rupture
Fait rêver une âme que j'eus
De sa secrète architecture.

R E N É CHAR

LE B O I S D E L'EPTE
Je n'étais ce jour-là que deux jambes qui marchent.
Aussi, le regard sec, le nul au centre du visage,
Je me mis à suivre le ruisseau du vallon.
Bas coureur, ce fade ermite ne s'immisçait pas
Dans l'informe où je m'étendais toujours plus avant.

Venus du mur d'angle d'une ruine laissée jadis par l'incendie,


Plongèrent soudain dans l'eau grise
Deux rosiers sauvages pleins d'une douce et inflexible volonté.
Il s'y devinait comme un commerce d'êtres disparus, à la veille de
s'annoncer encore.

3-
VALÉRY

Eines herrlichsten Halses auf .


Sie fühlt unter glatten Wogen
Von Tiefen sich angezogen
Und fröstelt vom Zeh herauf.

GRANATÄPFEL
Harte Granaten, halboffen, bedrängt
Vom übermäßigen Druck eurer Kerne,
Hehren Stirnen vergleich ich euch gerne,
Von der Entdeckungen Fülle gesprengt!
Wenn Sonnengluten, die ihr ertrugt,
Euch so in Hochmut stählten und machten,
Daß ihr Granaten, ihr schon gekrachten,
Rubinene Zellentresore durchschlugt,

Und wenn der trockene Goldblock der Schale


Auf Geheiß einer Kraft mit einem Male
In Gemmen blutroten Safts überschäumt,
Dann macht des leuchtenden Risses Spur,
Daß eine Seele, meine einst, träumt
Von ihrer geheimen Architektur.

RENÉ C H A R

D E R W A L D D E R EPTE
Ich war an jenem Tag nur zwei wandernde Beine.
Trockenen Blicks, die Leere mitten im Gesicht,
So kam's, daß ich dem Bach im Tale nachging.
Unterläufig, unvermischt blieb dieser seichte Eremit
Dem Formlosen fern, in das ich immer weiter drang.

Aus dem Mauerwinkel einer Ruine, die einst dem Brand entging,
Tauchten plötzlich in das graue Wasser
Zwei wilde Rosenstöcke, sanften und unbeugsamen Willens.
Man erahnte Verkehr entschwundener Wesen, bereit sich erneut
anzusagen.

33
CHAR

Le rauque incarnat d'une rose, en frappant l'eau,


Rétablit la face première du ciel avec l'ivresse des questions,
Éveilla au milieu des paroles amoureuses la terre,
Me poussa dans l'avenir comme un outil affamé et fiévreux.
Le bois de l'Epte commençait un tournant plus loin.
Mais je n'eus pas à le traverser, le cher grainetier du
relèvement!
Je humai, sur le talon du demi-tour, le remugle des prairies où
fondait une bête,
J'entendis glisser la peureuse couleuvre;
De chacun — ne me traitez pas durement — j'accomplissais, je le sus,
les souhaits.

D É B R I S M O R T E L S ET MOZART
Au petit jour, une seule fois, le vieux nuage rose dépeuplé sur-
volera les yeux désormais distants, dans la majesté de sa lenteur libre;
puis ce sera le froid, l'immense occupant, puis le Temps qui n'a
pas d'endroit.

Sur la longueur de ses deux lèvres, en terre commune, soudain


l'allégro, défi de ce rebut sacré, perce et reflue vers les vivants, vers la
totalité des hommes et des femmes en deuil de patrie intérieure
qui, errant pour n'être pas semblables, vont à travers Mozart
s'éprouver en secret.

— Bien-aimée, lorsque tu rêves à haute voix, et d'aventure pro-


nonces mon nom, tendre vainqueur de nos frayeurs conjuguées, de
mon décri solitaire, la nuit est claire à traverser.

QUATRE FASCINANTS

I. LE TAUREAU
Il ne fait jamais nuit quand tu meurs,
Cerné de ténèbres qui crient,
Soleil aux deux pointes semblables.

Fauve d'amour, vérité dans l'épée,


Couple qui se poignarde unique parmi tous.

34
CHAR

Das heisere Rot einer Rose beim Aufschlag aufs Wasser


Gab dem Himmel sein Urantlitz wieder mit trunkenen Fragen,
Weckte inmitten liebender Worte die Erde,
Stieß mich in die Zukunft als hungriges fiebriges Werkzeug.
Der Wald der Epte sollte an der nächsten Biegung beginnen.
Aber ich brauchte ihn nicht zu durchqueren, den lieben, der den
Samen des Neuanfangs birgt!
Ich sog, auf den Fersen mich wendend, den Modergeruch der Wiesen,
auf denen ein Tier zerging.
Ich hörte die furchtsame Natter gleiten.
Jedem — behandelt mich deshalb nicht hart — erfüllte ich so, das
wurde mir klar, seinen Wunsch.

STERBLICHE RESTE U N D MOZART


Bei Tagesanbruch, ein einziges Mal, wird die alte entvölkerte
Rosenwolke die nunmehr entrückten Augen überfliegen, in der Er-
habenheit ihres freien Säumens; dann wird herrschen die Kälte, die
ungeheure Besatzerin, dann die Zeit, die kein Ort hält.

Auf der Länge seiner beiden Lippen, auf gemeinsamer Erde,


bricht plötzlich das Allegro herein, Trotz bietend diesem geheiligten
Unrat, und strömt zu den Lebenden, zu allen Männern und Frauen
in Trauer um die innere Heimat, die, ferne schweifend von ihres-
gleichen, an Mozart sich heimlich erproben.

— Geliebte, wenn du laut träumst und gar meinen Namen aus-


sprichst, den zarten Besieger unserer gleichgestimmten Schrecken,
meines einsamen Aufschreis, dann ist die Nacht hell zu durchschrei-
ten.

VIER BETÖRENDE

I. DER STIER
Es ist nie Nacht, wenn du stirbst,
Von schreienden Dunkeln umzingelt,
Sonne zwei gleicher Spitzen.

Raubtier der Liebe, Wahrheit im Degen,


Paar, sich erdolchend, einzig unter allen.

35
CHAR

IL LA TRUITE
Rives qui croulez en parure
Afin d'emplir tout le miroir,
Gravie r où balbutie la barque
Que le courant presse et retrousse,
Herbe, herbe toujours étirée,
Herbe, herbe jamais en répit,
Que devient votre créature
Dans les orages transparents
Où son cœur la précipita?
III. LE SERPENT
Prince des contre-sens, exerce mon amour
A tourner son Seigneur que je hais de n'avoir
Que trouble répression ou fastueux espoir.
Revanche à tes couleurs, débonnaire serpent,
Sous le couvert du bois et en toute maison.
Par le lien qui unit la lumière à la peur,
Tu fais semblant de fuir, ô serpent marginal!
IV. L'ALOUETTE
Extrême braise du ciel et première ardeur du jour,
Elle reste sertie dans l'aurore et chante la terre agitée,
Carillon maître de son haleine et libre de sa route.
Fascinante, on la tue en l'émerveillant.

A DEUX ENFANTS
I
J'ai vu tes yeux bleus de vingt jours
Donner un frisson clair aux feuilles
De l'ormeau et du tamaris.
J'ai vu ton père se grandir
En t'élevant sur sa poitrine
Et ta mère se définir
En baisant tes joues d'algue douce.
Dans le berceau conciliant
Où tu rougis, petite aurore,
Elisabeth, je te découvre
Comme la rose des sous-bois.
Et je suis heureux de cela,
Moi qui marche sous la pluie fine.

36
CHAR

IL DIE FORELLE
Ufer, die zu Geschmeid ihr zerrinnt,
Um den Spiegel ganz auszufüllen,
Kiesel, auf denen stottert die Barke,
Vom Strom geholt und gestoßen,
Gräser, Gräser, immer gestreckte,
Gräser, Gräser, niemals in Ruh',
Was wird aus eurem Kind
In den durchsicht'gen Stürmen,
In die sein Herz es gestürzt?
III. DIE SCHLANGE
Fürstin des Widerspruchs, üb' meine Liebe,
Umzudrehn, den ich hasse, den HERRN, der nur bot
Großmächt'ge Verheißung und trübes Verbot.
Räch' deine Farben, nachgiebige Schlange,
Im ganzen Haus, im Obdach des Waldes.
Im Band, das die Furcht mit dem Lichte vereint,
Gibst du zu fliehn vor, Schlange des Randes.
IV. DIE LERCHE
Äußerste Glut des Himmels und erstes Brennen des Tags,
Stetig ins Frührot gefaßt, besingt sie die rastlose Erde,
Glockenspiel, Meisterin all ihres Atems und frei ihres Weges.
Sie, die betört, wird durch Verwundrung erlegt.

AUF ZWEI KINDER


I
Vom Blau deiner Dreiwochenaugen
Sah hell ich erzittern die Blätter
Von Ulme und Tamariske.
Ich sah deinen Vater sich recken,
Wenn auf den Arm er dich nahm,
Und eine Mutter sich entdecken
Beim Kuß deiner Süßalgenwangen.
In der versöhnlichen Wiege,
Wo du, kleines Frührot, erglühst,
Elisabeth, finde ich dich
Wie eine Rose im Busch.
Und ich bin glücklich darüber,
Der ich im Sprühregen wandre.

37
CHAR

II
Hélène,
Au lent berceau, au doux cheval,
Bonjour! Mon auberge est la tienne.
Comme ta chaleur est adroite
Qui sait, en biais, m'atteindre au cœur,
Enfant chérie des ruisseaux, des rêveurs,
Hélène! Hélène!
Mais que te veulent les saisons
Qui t'aiment de quatre manières?
Que ta beauté, cette lumière
Entre et passe en chaque maison?
Ou, que la lune à jamais grande
Te tienne et t'entoure la main
Jusqu'à l'amour que tu demandes?

33
CHAR

II
Helene,
In leiser Wieg', auf sanftem Roß,
Grüß Gott! Mein Heim ist auch deines.
Wie ist dein Eifer gar adrett,
der geradewegs mein Herz anrührt,
Du Kind, von Bächen und Träumen geführt,
Helene! Helene!
Was wollen die Jahreszeiten von dir,
Die vierfach dich liebend umhegen?
Daß deiner Schönheit lichter Segen
Ein- und ausgeh in jedem Quartier?
Oder daß ewigen Prallmondes Gold
Dich halte, die Hand dir umschließend
Bis zu der Liebe, die du gewollt?

II

DAS NEUE LIED DES ALLTAGS


GUILLAUME APOLLINAIRE

LE B E S T I A I R E O U C O R T E G E D ' O R P H É E (Extraits)

LE DROMADAIRE
Avec ses quatre dromadaires
Don Pedro d'Alfaroubeira
Courut le monde et l'admira.
Il fit ce que je voudrais faire
Si j'avais quatre dromadaires.

LA SAUTERELLE
Voici la fine sauterelle,
La nourriture de saint Jean.
Puissent mes vers être comme elle,
Le régal des meilleures gens.

LE DAUPHIN
Dauphins, vous jouez dans la mer,
Mais le flot est toujours amer.
Parfois, ma joie éclate-t-elle?
La vie est encore cruelle.

L'ÉCREVISSE
Incertitude, ô mes délices
Vous et moi nous nous en allons
Comme s'en vont les écrevisses,
A reculons, à reculons.

LA CARPE
Dans vos viviers, dans vos étangs,
Carpes, que vous vivez longtemps!
Est-ce que la mort vous oublie,
Poissons de la mélancolie.

L'ÉLÉPHANT
Comme un éléphant son ivoire,
J'ai en bouche un bien précieux.
Pourpre m o r t ! . . . J'achète ma gloire
Au prix des mots mélodieux.

40
GUILLAUME APOLLINAIRE

BESTIARIUM ODER GELEIT DES O R P H E U S


(Auswahl)

DAS DROMEDAR
Mit seinen vier Dromedaren
Tat' Don Pedro von Alfarobaren
Staunend die Länder befahren.
Er tat, was mein Wunsch wäre,
Hätt' ich nur vier Dromedare!

DIE HEUSCHRECKE
Nun kommt die Heuschrecke gar fein,
Die Nahrung des heiligen Johannes.
Ach, könnt mein Gedicht wie sie sein:
Die Speise des feinen Mannes.

DER DELPHIN
Delphine, ihr spielt in den Wellen,
Doch bitter ist immer die Flut.
Will mal meine Freude aufschnellen?
Das Leben meint's dennoch nicht gut.

DER KREBS
Ungewißheit, hold Vergnügen,
Ihr und ich, wir gehn entlang,
Wie die Krebse sich verfügen,
Im Rückwärtsgang, im Rückwärtsgang.

DER KARPFEN
In euren Weihern und Becken
Karpfen, sterbt ihr wohl nie.
Kann euch der Tod nicht entdecken,
Fische der Melancholie?

DER ELEFANT
Wie Elefant sein Elfenbein
Hab ich im Mund kostbaren Hort.
Purpurner Tod! . . . Ich handle ein
Den Ruhm mir für melodisch Wort.

41
APOLLINAIRE

SALOMÉ
Pour que sourie encore une fois Jean-Baptiste
Sire je danserais mieux que les séraphins
Ma mère dites-moi pourquoi vous êtes triste
En robe de comtesse à côté du Dauphin
Mon cœur battait battait très fort à sa parole
Quand je dansais dans le fenouil en écoutant
Et je brodais des lys sur une banderole
Destinée à flotter au bout de son bâton
Et pour qui voulez-vous qu'à présent je la brode
Son bâton refleurit sur les bords du Jourdain
Et tous les lys quand vos soldats ô roi Hérode
L'emmenèrent se sont flétris dans mon jardin
Venez tous avec moi là-bas sous les quinconces
Ne pleure pas ô joli fou du roi
Prends cette tête au lieu de ta marotte et danse
N'y touchez pas son front ma mère est déjà froid
Sire marchez devant trabants marchez derrière
Nous creuserons un trou et l'y enterrerons
Nous planterons des fleurs et danserons en rond
Jusqu'à l'heure où j'aurai perdu ma jarretière
Le roi sa tabatière
L'infante son rosaire
Le curé son bréviaire

ZONE
A la fin tu es las de ce monde ancien
Bergère ô tour Eiffel le troupeau des ponts bêle ce matin
Tu en as assez de vivre dans l'antiquité grecque et romaine
Ici même les automobiles ont l'air d'être anciennes
La religion seule est restée toute neuve la religion
Est restée simple comme les hangars de Port-Aviation
Seul en Europe tu n'es pas antique ô Christianisme
L'Européen le plus moderne c'est vous Pape Pie X
Et toi que les fenêtres observent la honte te retient

42
APOLLINAIRE

SALOME
Dafür daß Hans der Täufer lächle noch einmal
Herr König würd ich besser als die Engel tanzen
Warum Frau Mutter sitzt so traurig Ihr im Saal
Im fürstlichen Gewand beim Prinzen und den Schranzen
Mein Herz es klopfte klopfte stark bei seinen Worten
Als ich im Fenchel tanzte und ihn hören wollte
Und Lilien stickte ich auf eines Fähnleins Borten
Das an der Spitze seines Stabes flattern sollte
Wem meint Ihr meine Stickerei wohl jetzt gebührt
Sein Stab treibt an des Jordans Ufer frische Blüten
Als Eure Häscher Fürst Herodes ihn entführt
In meinem Garten meine Lilien all verblühten
Ihr alle kommt mit mir hinunter auf die Schanze
Nicht weinen du niedlicher Königsnarr
Nimm diesen Kopf anstelle deiner Pritsch' und tanze
Faßt ihn nicht an Frau Mutter die Stirn ward ihm schon starr
Herr König geht voran geht hinten ihr Trabäntchen
Wir schaufeln ein Loch und begraben ihn leis
Wir pflanzen drauf Blumen und tanzen im Kreis
Bis zu der Stund wo ich verlier 's Strumpfbändchen
Der Fürst sein Tabaksquentchen
Prinzeß ihr Rosenkränzchen
Der Probst sein Testamentchen

ZONE
Am Ende hast du satt diese alte Erde
Eiffelturm-Schäfer heut morgen blökte die Brückenherde
Du bist's leid zu leben in griechisch-röm'scher Antike
Sogar die Autos sehn hier aus als wären sie antike
Allein die Religion blieb ganz neu die Religion
Blieb einfach wie Hallen der Luftnavigation
In Europa allein nicht antik, Christentum, das bist du
Der modernste Europäer sind Sie zehnter Papst Pius
Und dich hält die Scham zurück dich den die Fenster ansehn

43
APOLLINAIRE

D'entrer dans une église et de t'y confesser ce matin


Tu lis les prospectus les catalogues les affiches qui chantent tout haut
Voilà la poésie ce matin et pour la prose il y a les journaux
Il y a les livraisons à 25 centimes pleines d'aventures policières
Portraits des grands hommes et mille titres divers
J'ai vu ce matin une jolie rue dont j'ai oublié le nom
Neuve et propre du soleil elle était le clairon
Les directeurs les ouvriers et les belles sténo-dactylographes
Du lundi matin au samedi soir quatre fois par jour y passent
Le matin par trois fois la sirène y gémit
Une cloche rageuse y aboie vers midi
Les inscriptions des enseignes et des murailles
Les plaques les avis à la façon des perroquets criaillent
J'aime la grâce de cette rue industrielle
Située à Paris entre la rue Aumont-Thiéville et l'avenue des Ternes

Voilà la jeune rue et tu n'es encore qu'un petit enfant


Ta mère ne t'habille que de bleu et de blanc
Tu es très pieux et avec le plus ancien de tes camarades René Dalize
Vous n'aimez rien tant que les pompes de l'Église
Il est neuf heures le gaz est baissé tout bleu vous sortez
du dortoir en cachette
Vous priez toute la nuit dans la chapelle du collège
Tandis qu'éternelle et adorable profondeur améthyste
Tourne à jamais la flamboyante gloire du Christ
C'est le beau lys que tous nous cultivons
C'est la torche aux cheveux roux que n'éteint pas le vent
C'est le fils pâle et vermeil de la douloureuse mère
C'est l'arbre toujours touffu de toutes les prières
C'est la double potence de l'honneur et de l'éternité
C'est l'étoile à six branches
C'est Dieu qui meurt le vendredi et ressuscite le dimanche
C'est le Christ qui monte au ciel mieux que les aviateurs
Il détient le record du monde pour la hauteur
Pupille Christ de l'œil
Vingtième pupille des siècles il sait y faire
Et changé en oiseau ce siècle comme Jésus monte dans l'air
Les diables dans les abîmes lèvent la tête pour le regarder
Ils disent qu'il imite Simon Mage en Judée

44
APOLLINAIRE

Zum Beichten heut morgen in eine Kirche zu gehn


Du liest die Prospekte Kataloge Anschläge die singen und brüllen
Das ist die Poesie heut morgen für Prosa gibts Presse die Fülle
Die Hefte zu zwanzig Pfennig mit Kriminalromanen
Porträts großer Männer und tausendfach Titelnamen
Eine hübsche Straße sah ich heut früh den Namen vergaß ich schon
Neu und sauber war sie der Sonnentrompetenton
Die Direktoren die Arbeiter und die schönen Vorzimmerdamen
Gehn von Montagmorgen bis Samstagabend entlang viermal am Tage
Morgens heult dort dreimal die Sirene auf und ab
Eine wütende Glocke bellt dort zu Mittag
Wandinschriften Firmenschilderreihen
Anzeigen Tafeln krächzen wie Papageien
Ich hab die Anmut dieser Industriestraße gern
Gelegen in Paris zwischen der Rue Aumont-Thiéville und der
Avenue des Ternes
Da ist die Straße noch jung und du bist noch klein
Mutter kleidet in Blau und Weiß dich nur ein
Schulfreund René Dalize und du ihr seid fromm
Nichts liebt ihr mehr als der Kirche Pomp
Neun Uhr das Gas ist auf blau kleingedreht ihr schleicht aus dem
Schlafsaal euch sacht
Ihr betet in der Kapelle der Schule die ganze Nacht
Während als ewige anbetungswürdige Tiefe von Amethyst
Für immer die flammende Glorie kreist von Jesus Christ
Hier ist die schöne Lilie die wir alle bewahren
Hier ist vom Wind nicht gelöscht die Fackel aus roten Haaren
Hier ist der purpurblutige bleiche Sohn der Mutter schmerzgebeugt
Hier ist der Baum dessen Laub von allen Gebeten gezeugt
Hier ist der doppelte Galgen von Ehre und Ewigkeit
Hier ist der Stern mit dem Sechsstrahlenkranz
Hier ist der Gott der freitags stirbt und sonntags aufsteht im Glanz
Hier ist Christus der aufsteigt zum Himmel über alle Flieger fort
Er hält den Welthöhenrekord
Augenstern Christus des Auges
Zwanzigstes Kind der Jahrhunderte er weiß was er tun muß
Und dies Jahrhundert verwandelt in einen Vogel steigt in die Luft
wie Jesus
In den Schlünden heben die Teufel den Kopf und sehen ihm nach
Sie sagen er ahme den Simon Magus in Judäa nach

45
APOLLINAIRE

Ils crient s'il sait voler qu'on l'appelle voleur


Les anges voltigent autour du joli voltigeur
Icare Enoch Élie Apollonius de Thyane
Flottent autour du premier aéroplane
Us s'écartent parfois pour laisser passer ceux que transporte la
Sainte-Eucharistie
Ces prêtres qui montent éternellement en élevant l'hostie
L'avion se pose enfin sans refermer les ailes
Le ciel s'emplit alors de millions d'hirondelles
A tire-d'aile viennent les corbeaux les faucons les hiboux
D'Afrique arrivent les ibis les flamants les marabouts
L'oiseau Roc célébré par les conteurs et les poètes
Plane tenant dans les serres le crâne d'Adam la première tête
L'aigle fond de l'horizon en poussant un grand cri
Et d'Amérique vient le petit colibri
De Chine sont venus les pihis longs et souples
Qui n'ont qu'une seule aile et qui volent par couples
Puis voici la colombe esprit immaculé
Qu'escortent l'oiseau-lyre et le paon ocellé
Le phénix ce bûcher qui soi-même s'engendre
Un instant voile tout de son ardente cendre
Les sirènes laissant les périlleux détroits
Arrivent en chantant bellement toutes trois
Et tous aigle phénix et pihis de la Chine
Fraternisent avec la volante machine
Maintenant tu marches dans Paris tout seul parmi la foule
Des troupeaux d'autobus mugissants près de toi roulent
L'angoisse de l'amour te serre le gosier
Comme si tu ne devais jamais plus être aimé
Si tu vivais dans l'ancien temps tu entrerais dans un monastère
Vous avez honte quand vous vous surprenez à dire une prière
Tu te moques de toi et comme le feu de l'Enfer ton rire pétille
Les étincelles de ton rire dorent le fond de ta vie
C'est un tableau pendu dans un sombre musée
Et quelquefois tu vas le regarder de près
Aujourd'hui tu marches dans Paris les femmes sont ensanglantées
C'était et je voudrais ne pas m'en souvenir c'était au déclin de
la beauté
Entourée de flammes ferventes Notre-Dame m'a regardé à Chartres
Le sang de votre Sacré-Cœur m'a inondé à Montmartre

46
APOLLINAIRE

Sie schreien schwebt er im Wind nenn man ihn windig drum


Die Engel flattern um den lieblichen Flattrer herum
Ikarus Enoch Elias Apollonius von Thyana
Umschweben den ersten Aeroplan da
Für die Transporte der Heiligen Eucharistie öffnen sie manchmal den
Reigen
Für die Priester die ewig mit hocherhobener Hostie aufsteigen
Ohne die Flügel zu schließen landet das Flugzeug sodann
Der Himmel füllt mit Millionen Schwalben sich an
Die Raben die Falken die Eulen kommen mit raschem Flügelschlag
Die Marabus Ibisse und die Flamingos landen aus Afrika
Der Vogel Greif gefeiert von Dichtern Erzählern in ihren Gesängen
Schwebt heran mit Adams Schädel dem ersten Kopf in den Fängen
Der Adler stürzt sich vom Horizont her stößt aus einen lauten Schrei
ücr Kolibri kommt von Amerika winzig herbei
Aus China sind lang und geschmeidig die Pihis gezogen
Sie haben nur einen Flügel und sind zu Paaren geflogen
Dann sieh dort die Taube Geist unbefleckt
Vom Leiervogel begleitet vom Pfau der augenbedeckt
Phönix der Scheiterhaufen sich selbst erzeugend zur Brut
Verhüllt einen Augenblick alles mit seiner Aschenglut
Die Sirenen verlassen die gefährlichen Engen
Treffen ein alle drei mit gar schönen Gesängen
Und alle Adler Phönix und Pihis aus China
Verbrüdern sich mit der Flugmaschine

Jetzt schlenderst du durch Paris ganz allein in der Menge


Bus-Herden blöken neben dir durch das Gedränge
Die Angst der Liebe schnürt dir zusammen die Kehle
Als träfst du nie mehr eine dich liebende Seele
Lebtest du vormals würdst in ein Kloster du treten
Ihr habt ja Angst davor euch zu ertappen beim Beten
Du verspottest dich selbst wie Feuer der Hölle prasselt dein Lachen
Des Funken den Grund deines Lebens fein golden machen
Ein Bild ist dies gehängt in dunkler Galerie
Und manchmal gehst du nah es zu betrachten hin
Heut schlenderst du durch Paris die Fraun sind blutrot geschminkt
Das war als ich mag nicht dran denken die Schönheit verging

Umgeben von inbrünstigen Flammen sah mich an die Madonna in


Chartres
Das Blut eures Herz-Jesu überschwemmte mich auf dem Montmartre

47
APOLLINAIRE

Je suis malade d'ouïr les paroles bienheureuses


L'amour dont je souffre est une maladie honteuse
Et l'image qui te possède te fait survivre dans l'insomnie
et dans l'angoisse
C'est toujours près de toi cette image qui passe

Maintenant tu es au bord de la Méditerranée


Sous les citronniers qui sont en fleur toute l'année
Avec tes amis tu te promènes en barque
L'un est Nissard il y a un Mentonasque et deux Turbiasques
Nous regardons avec effroi les poulpes des profondeurs
Et parmi les algues nagent les poissons images du Sauveur

Tu es dans le jardin d'une auberge aux environs de Prague


Tu te sens tout heureux une rose est sur la table
Et tu observes au lieu d'écrire ton conte en prose
La cétoine qui dort dans le cœur de la rose
Épouvanté tu te vois dessiné dans les agates de Saint-Vit
Tu étais triste à mourir le jour où tu t'y vis
Tu ressembles au Lazare affolé par le jour
Les aiguilles de l'horloge du quartier juif vont à rebours
Et tu recules aussi dans ta vie lentement
En montant au Hradchin et le soir en écoutant
Dans les tavernes chanter des chansons tchèques

Te voici à Marseille au milieu des pastèques

Te voici à Coblence à l'hôtel du Géant

Te voici à Rome assis sous un néflier du Japon

Te voici à Amsterdam avec une jeune fille que tu trouves belle


et qui est laide
Elle doit se marier avec un étudiant de Leyde
On y loue des chambres en latin Cubicula locanda
Je m'en souviens j'y ai passé trois jours et autant à Gouda

Tu es à Paris chez le juge d'instruction


Comme un criminel on te met en état d'arrestation

Tu as fait de douloureux et de joyeux voyages


Avant de t'apercevoir du mensonge et de l'âge
Tu as souffert de l'amour à vingt et à trente ans
J'ai vécu comme un fou et j'ai perdu mon temps

48
APOLLINAIRE

Krank bin ich zu hören all die glückseligen Worte


Die Liebe die mich quält ist ein Leiden der schlimmeren Sorte
Und das Bild das dich packt läßt in Wachen und Bangen dich überleben

Immer ist bei dir dies Bild und wird weiterschweben

Jetzt bist du am Ufer des Mittelmeers angelangt


Unter Zitronenbäumen in Blüte das ganze Jahr lang
Eine Bootsfahrt machst du mit Freunden dabei
Einer aus Nizza der aus Menton von La Tourbie zwei
Wir betrachten mit Abscheu die Kraken aus Tiefenreichen
Und zwischen den Algen schwimmen die Fische Christi Zeichen

Du bist in der Nähe von Prag in einer Gartenwirtschaft


Du fühlst dich ganz glücklich eine Rose steht auf dem Tisch da
Und du statt zu schreiben an deinem Stück Prose
Betrachtest des Goldkäfers Schlaf im Herzen der Rose
In Sankt Veiter Achaten siehst du dein Bild versteckt
Du warst todtraurig am Tag als du dich dort entdeckt
Dem Lazarus gleichst du vom Tageslicht noch ganz wirr
Die Zeiger der Uhr gehn rückwärts im Judenquartier
Und du gehst langsam auch in dein Leben zurück
steigst zum Hradschin du auf und hörst am Abend beglückt
In den Tavernen gesungen Böhmens Kanzonen

Nun bist in Marseille du im Land der Melonen

Nun bist du in Koblenz im Gasthaus zum Riesen

Nun bist du in Rom und sitzt unter japanischer Mispel

Nun bist du in Amsterdam mit einem Mädchen du findst sie schön


sie ist es nicht leider
Muß Hochzeit halten mit einem Studenten aus Leiden
Man vermietet dort Zimmer lateinisch Cubicula locanda
Ich weiß es war drei Tage dort und dreie in Gouda

Vom Haftrichter wirst in Paris du vernommen


Wie einen Gauner hat man dich festgenommen

Leid- und freudvolle Reisen hast du gemacht


Erst dann gabst auf Lüge und Alter du acht
Hast an Liebe gelitten mit zwanzig und dreißig Jahren
Hab gelebt wie ein Narr und mein Leben verfahren

49
APOLLINAIRE

Tu n'oses plus regarder tes mains et à tous moments


je voudrais sangloter
Sur toi sur celle que j'aime sur tout ce qui t'a épouvanté

Tu regardes les yeux pleins de larmes ces pauvres émigrants


Ils croient en Dieu ils prient les femmes allaitent des enfants
Ils emplissent de leur odeur le hall de la gare Saint-Lazare
Ils ont foi dans leur étoile comme les rois-mages
Ils espèrent gagner de l'argent dans l'Argentine
Et revenir dans leur pays après avoir fait fortune
Une famille transporte un édredon rouge comme vous transportez
votre cœur
Cet édredon et nos rêves sont aussi irréels
Quelques-uns de ces émigrants restent ici et se logent
Rue des Rosiers ou rue des Écouffes dans des bouges
Je les ai vus souvent le soir ils prennent l'air dans la rue
Et se déplacent rarement comme les pièces aux échecs
Il y a surtout des Juifs leurs femmes portent perruque
Elles restent assises exsangues au fond des boutiques

Tu es debout devant le zinc d'un bar crapuleux


Tu prends un café à deux sous parmi les malheureux

Tu es la nuit dans un grand restaurant

Ces femmes ne sont pas méchantes elles ont des soucis cependant
Toutes même la plus laide a fait souffrir son amant

Elle est la fille d'un sergent de ville de Jersey

Ses mains que je n'avais pas vues sont dures et gercées

J'ai une pitié immense pour les coutures de son ventre

J'humilie maintenant à une pauvre fille au rire horrible ma bouche

Tu es seul le matin va venir


Les laitiers font tinter leurs bidons dans les rues

La nuit s'éloigne ainsi qu'une belle Métive


C'est Ferdine la fausse ou Léa l'attentive

Et tu bois cet alcool brûlant comme ta vie


Ta vie que tu bois comme une eau-de-vie

50
APOLLINAIRE

Du magst deine Hand nicht mehr ansehn und schluchzen


möcht ich andauernd
Um dich um die Liebste um alles was graus dich umlauert

Die armen Flüchtlinge siehst du mit Augen die weinen


Sie glauben an Gott sie beten die Frauen stillen die Kleinen
Sie erfüllen mit ihrem Geruch den Bahnsteig von Saint-Lazare
Wie die heil'gen drei Weisen ziehn ihrem Sterne sie nach
Sie hoffen daß ihnen Gold an der Goldküste lacht
Daß in ihr Dorf sie rückkehren wenn sie ihr Glück gemacht
Eine Familie trägt ein rot Daunbett so wie ihr euer Herz

Dies Daunenbett und unsere Träume sind ganz unwirklich


Einige Auswandrer bleiben und suchen unterzukommen
Rue des Rosiers rue des Écouffes in muffigen Kammern
Ich sah sie oft sie schnappen des Abend Luft auf der Straße
Und sie bewegen sich selten wie die Figuren im Schach
Hauptsächlich sind es Juden die Frauen tragen Perücken
Und sitzen lange blutlos im Hintergrund ihrer Budiken

Du stehst an der Theke in einem wüsten Lokal


Du trinkst 'nen Kaffee zu zwei Sous mit den Armen zumal

Du bist in einem großen Restaurant zur Nacht

Diese Fraun sind nicht bös doch mit Sorgen bedacht

Jede die häßlichste auch hat ihrem Liebhaber Kummer gemacht

Sie ist aus Jersey die Tochter vom Stadtpolizisten

Ihre Hände ich hatt's nicht gesehn sind hart und zerschlissen

Ich habe unendlich Mitleid mit den Nähten an ihrem Bauche

Ich erniedrige jetzt meinen Mund zu armer Dirne mit gräßlicher


Lache
Du bist allein gleich kommt der Morgen
Die Milchmänner klimpern mit Kannen in den Straßen
Wie eine schöne Mestizin entfernt sich die Nacht
Wie Ferdine die Falsche oder Lea die aufmerksam wacht

Und du trinkst diesen Schnaps der brennt wie dein Leben


Dein Leben das du trinkst wie den Fusel soeben

5i
APOLLINAIRE

Tu marches vers Auteuil tu veux aller chez toi à pied


Dormir parmi tes fétiches d'Océanie et de Guinée
Ils sont des Christ d'une autre forme et d'une autre croyance
Ce sont les Christ inférieurs des obscures espérances
Adieu Adieu
Soleil cou coupé

LES FENETRES
Du rouge au vert tout le jaune se meurt
Quand chantent les aras dans les forêts natales
Abatis de pihis
Il y a un poème à faire sur l'oiseau qui n'a qu'une aile
Nous l'enverrons en message téléphonique
Traumatisme géant
Il fait couler les yeux
Voilà une jolie jeune fille parmi les jeunes Turinaises
Le pauvre jeune homme se mouchait dans sa cravate blanche
Tu soulèveras le rideau
Et maintenant voilà que s'ouvre la fenêtre
Araignées quand les mains tissaient la lumière
Beauté pâleur insondables violets
Nous tenterons en vain de prendre du repos
On commencera à minuit
Quand on a le temps on a la liberté
Bigorneaux Lotte multiples Soleils et l'Oursin du couchant
Une vieille paire de chaussures jaunes devant la fenêtre
Tours
Les Tours ce sont les rues
Puits
Puits ce sont les places
Puits
Arbres creux qui abritent les Câpresses vagabondes
Les Chabins chantent des airs à mourir
Aux Chabines marronnes
Et l'oie oua-oua trompette au nord
Où les chasseurs de ratons
Raclent les pelleteries
Étincelant diamant
Vancouver

52
APOLLINAIRE

Du gehst in Richtung Auteuil willst zu Fuß nach Hause pilgern


Zum Schlaf unter Guineas und Ozeaniens Götzenbildern
Heilande sinds in anderer Form und anderer Beschwörung
Sind niedere Heilande dunkler Sehnsuchtsbetörung
Adieu Adieu
Sonne Hals halbiert

DIE FENSTER
Von Rot zu Grün stirbt alles Gelb
Wenn die Aras in den heimatlichen Wäldern singen
Gehack von Pihis
Sollte man ein Gedicht machen auf den Vogel mit nur einem Flügel
wir geben es telephonisch durch
Riesiges Trauma
Es läßt die Augen fließen
Sieh dort ein hübsches Mädchen unter den jungen Turinerinnen
Der arme junge Mann schneuzte sich dauernd in seine weiße Krawatte
Du ziehst den Vorhang empor
Und sieh nun tut sich das Fenster auf
Spinnen wenn Hände Licht webten
Schönheit Blässe unergründliches Violett
Wir versuchen vergeblich uns Ruhe zu gönnen
Um Mitternacht wollen wir anfangen
Hat man Zeit hat man auch Freiheit
Flügelmuscheln Aalquappe vielfache Sonnenfische Seeigel des Abends
Ein altes gelbes Paar Schuhe vorm Fenster
Türme
Die Türme das sind die Straßen
Schächte
Schächte das sind die Plätze
Schächte
Hohle Bäume die schweifenden Kafferinnen Schutz bieten
Die Mähnenschafböcke blöken todtraurig
Nach den entlaufenen Mähnenschafen
Und die Schnattergans trompetet im Norden
Wo die Waschbärjäger
Das Pelzwerk schaben
Funkelnder Diamant
Vancouver

53
APOLLINAIRE

Où le train blanc de neige et de feux nocturnes fuit l'hiver

O Paris
Du rouge au vert tout le jaune se meurt
Paris Vancouver Hyères Maintenon New-York et les Antilles
La fenêtre s'ouvre comme une orange
Le beau fruit de la lumière

LA J O L I E ROUSSE

Me voici devant tous un homme plein de sens


Connaissant la vie et de la mort ce qu'un vivant peut
connaître
Ayant éprouvé les douleurs et les joies de l'amour
Ayant su quelquefois imposer ses idées
Connaissant plusieurs langages
Ayant pas mal voyagé
Ayant vu la guerre dans l'Artillerie et l'Infanterie
Blessé à la tête trépané sous le chloroforme
Ayant perdu ses meilleurs amis dans l'effroyable lutte
Je sais d'ancien et de nouveau autant qu'un homme seul pourrait des
deux savoir
Et sans m'inquiéter aujourd'hui de cette guerre
Entre nous et pour nous mes amis
Je juge cette longue querelie de la tradition et de l'invention

De l'Ordre et de l'Aventure
Vous dont la bouche est faite à l'image de celle de Dieu
Bouche qui est l'ordre même
Soyez indulgents quand vous nous comparez
A ceux qui furent la perfection de l'ordre
Nous qui quêtons partout l'aventure
Nous ne sommes pas vos ennemis
Nous voulons nous donner de vastes et d'étranges domaines
Où le mystère en fleurs s'offre à qui veut le cueillir
Il y a là des feux nouveaux des couleurs jamais vues
Mille phantasmes impondérables
Auxquels il faut donner de la réalité
Nous voulons explorer la bonté contrée énorme où tout se tait

54
APOLLINAIRE

Wo der Zug weiß von Schnee und nächtlichen Feuern den Winter
flieht
Oh Paris
Von Rot zu Grün stirbt alles Gelb
Paris Vancouver Hyères Maintenon New York und die Antillen
Das Fenster tut sich auf wie eine Orange
Die schöne Frucht des Lichts

DIE HÜBSCHE R O T B L O N D E
Hier steh ich vor Allen ein vernünftiger Mann
Der das Leben kennt und vom Tode das was ein Lebender kennen
kann
Der die Leiden und Freuden der Liebe erprobt hat
Der manchmal seine Ideen durchzusetzen gewußt hat
Mehrere Sprachen kennt
Der nicht wenig gereist ist
Der den Krieg bei der Artillerie und der Infanterie erlebt hat
Verwundet am Kopf trepaniert unter Chloroform
Der seine besten Freunde in dem schrecklichen Kampf verloren hat
Ich weiß von Altem und Neuem so viel wie ein einzelner Mann von
beidem wissen kann
Und ohne mich heute um diesen Krieg zu sorgen
Unter uns und für uns meine Freunde
LTrteile ich über diesen langen Streit der Überlieferung und der
Neuerung

Der ORDNUNG und des ABENTEUERS


Ihr deren Mund gemacht ist nach dem Munde Gottes
Mund der die Ordnung selber ist
Seid nachsichtig wenn ihr uns mit denen vergleicht
Die der Ordnung Vollender waren
Wir die wir überall das Abenteuer suchen
Wir sind nicht eure Feinde
Wir wollen uns weite und seltsame Reiche geben
Wo sich das Wunder in Blüten dem Pflückenden neigt
Da sind neue Feuer nie gesehene Farben
Tausend unwägbare Trugbilder
Denen wir Wirklichkeit geben müssen
Wir wollen die Güte erforschen gewaltiges Land drin alles schweigt

5S
APOLLINAIRE

Il y a aussi le temps qu'on peut chasser ou faire revenir


Pitié pour nous qui combattons toujours aux frontières
De l'illimité et de l'avenir
Pitié pour nos erreurs pitié pour nos péchés
Voici que vient l'été la saison violente
Et ma jeunesse est morte ainsi que le printemps
O Soleil c'est le temps de la Raison ardente
Et j'attends
Pour la suivre toujours la forme noble et douce
Qu'elle prend afin que je l'aime seulement
Elle vient et m'attire ainsi qu'un fer l'aimant
Elle a l'aspect charmant
D'une adorable rousse
Ses cheveux sont d'or on dirait
Un bel éclair qui durerait
Ou ces flammes qui se pavanent
Dans les roses-thé qui se fanent
Mais riez riez de moi
Hommes de partout surtout gens d'ici
Car il y a tant de choses que je n'ose vous dire
Tant de choses que vous ne me laisseriez pas dire
Ayez pitié de moi

BLAISE CENDRARS

JOURNAL
Christ
Voici plus d'un an que je n'ai plus pensé à Vous
Depuis que j'ai écrit mon avant-dernier poème Pâques
Ma vie a bien changé depuis
Mais je suis toujours le même
J'ai même voulu devenir peintre
Voici les tableaux que j'ai faits et qui ce soir pendent aux nurs
Ils m'ouvrent d'étranges vues sur moi-même qui me font penser
à Vous.
Christ
La vie
Voilà ce que j'ai fouillé

56
APOLLINAIRE

Es gibt auch noch die Zeit die man verjagen oder zurückrufen kann
Habt Mitleid mit uns die wir immer an den Grenzen kämpfen
Des Schrankenlosen und der Zukunft
Mitleid mit unserem Irren Mitleid mit unseren Sünden
Seht der Sommer kommt die kraftvolle Jahrzeit
Und meine Jugend ist tot wie der Frühling
O Sonne es ist die Zeit der glühenden Vernunft
Und ich harre
Um ihr immer zu folgen der edlen und lieben Gestalt
Die sie annimmt damit ich einzig sie liebe
Sie kommt und zieht mich an wie der Magnet das Eisen
Sie hat das bezaubernde Aussehn
Einer charmanten Rotblonden
Ihr Haar ist ein Goldbesitz
Wie ein schöner dauernder Blitz
Oder solch Flammen die kosen
In den welkenden Teerosen
Aber lacht nur lacht mich nur aus
Menschen von überallher gerad Leute von hier
Denn es gibt so vieles das ich nicht wag euch zu sagen
So vieles ihr würdet's mich nicht lassen sagen
Habt Mitleid mit mir

BLAISE CENDRARS

TAGEBUCH
Christus
Nun hab ich schon über ein Jahr nicht mehr an Dich gedacht
Seit dem Gedicht Ostern das ich als vorletztes schrieb
Mein Leben ist seitdem wohl verändert
Doch ich bin immer der gleiche
Ich hab sogar Maler werden wollen
Die Bilder die ich gemacht hab hängen hier aus heute abend
Sie öffnen mir seltsame Blicke auf mich, die lassen mich
denken an Dich
Christus
Das Leben
Darüber hab ich gegrübelt

57
CENDRARS

Mes peintures me font mal


Je suis trop passionné
Tout est orangé.
J'ai passé une triste journée à penser à mes amis
Et à lire le journal
Christ
Vie crucifiée dans le journal grand ouvert que je tiens les
bras tendus
Envergures
Fusées
Ebullition
Cris.
On dirait un aéroplane qui tombe.
C'est moi.
Passion
Feu
Roman-feuilleton
Journal
On a beau ne pas vouloir parler de soi-même
Il faut parfois crier
Je suis l'autre
Trop sensible

JEAN COCTEAU

Je n'aime pas dormir quand ta figure habite


Je n'aime pas dormir quand ta figure habite,
La nuit, contre mon cou;
Car je pense à la mort laquelle vient trop vite
Nous endormir beaucoup.
Je mourrai, tu vivras et c'est ce qui m'éveille!
Est-il une autre peur?
Un jour ne plus entendre auprès de mon oreille
Ton haleine et ton cœur.
Quoi, ce timide oiseau, replié par le songe
Déserterait son nid,


CENDRARS

Mein Malen ist mir leid


Ich bin zu leidenschaftlich
Alles gerät mir goldgelb
Ich hab einen traurigen Tag lang an meine Freunde gedacht
Und die Zeitung gelesen
Christus
Gekreuzigtes Leben in weitgeöffneter Zeitung die meine
gebreiteten Arme halten
Spannweiten
Zünder
Brodeln
Schreie.
Scheint ein stürzendes Flugzeug zu sein.
Das bin ich.
Leidenschaft
Feuer
Zeitungsroman
Tagebuch
Nehme sich einer nur vor nicht von sich selber zu sprechen
Manchmal muß man schreien
Ich bin der Andre
Mit zu viel Gefühl

JEAN COCTEAU

Ich mag nicht schlafen, wenn dein Antlitz


Ich mag nicht schlafen, wenn dein Antlitz
Des Nachts auf der Schulter mir liegt;
Denn ich denk an den Tod, der kommt wie ein Sturmblitz
Und tief in den Schlaf uns wiegt.
Ich sterbe, du lebst, das will mich verstören!
Gibts einen anderen Schmerz?
Eines Tages nicht mehr am Ohre zu hören
Deinen Atem, dein Herz.
Der scheue Vogel, im Traume versteckt,
Sollt' aus dem Nest sich verlieren,

59
COCTEAU

Son nid d'où notre corps à deux têtes s'allonge


Par quatre pieds fini.

Puisse durer toujours une si grande joie


Qui cesse le matin,
Et dont l'ange chargé de construire ma voie
Allège mon destin.

Léger, je suis léger sous cette tête lourde


Qui semble de mon bloc,
Et reste en mon abri, muette, aveugle, sourde,
Malgré le chant du coq.

Cette tête coupée, allée en d'autres mondes,


Où règne une autre loi,
Plongeant dans le sommeil des racines profondes,
Loin de moi, près de moi.

Ah! je voudrais, gardant ton profil sur ma gorge


Par ta bouche qui dort
Entendre de tes seins la délicate forge
Souffler jusqu'à ma mort.

A R M E N T A R P I N I A N

AIMER

J'attends que le monde ait fini


De surprendre mon désir.
Je suis moulin quand l'eau m'appelle
Et je suis arbre aux mains des fruits.

Voûtée d'étoiles je sais la route.


Je ne suis que vent qui s'ouvre
Aux merveilles de la graine.
Et je sais l'angoisse vaine:
La mort n'est pas une épée,
Mais au moins inquiet de nous
La vie inconnue qui repose.

60
COCTEAU

Von wo unser Leib mit zwei Köpfen sich streckt


Hin zu den Füßen vieren.

Ach, wäre so großes Glück nicht vergebens,


Das morgens weicht;
Mit ihm macht der Engel am Bau meines Lebens
Mein Schicksal leicht.

Leicht bin ich, leicht trotz des Hauptes Gewicht,


Als ob es mein eigenes sei;
In meiner Hut, blind, taub, regt sich's nicht,
Auch nicht beim Hahnenschrei.

Dies Haupt, abgetrennt, in Welten getragen


Zu andrem Gesetz, andrem Stern,
Hat tief in den Schlaf seine Wurzeln geschlagen,
Mir so nah, mir so fern.

Ich möchte, an meinem Hals dein Profil,


Aus deinem schlafenden Munde
Anhör'n deiner Brüste Schmiedespiel
Bis in die letzte Stunde.

ARMEN TARPINIAN

LIEBEN

Ich warte, bis die Welt nicht


Mehr meinen Wunsch überrascht.
Mühle bin ich, wenn Wasser mich ruft
Und Baum den Händen der Frucht.

Sternüberwölbt weiß ich die Straße.


Ich bin nur der Wind, der vor den
Wundern des Samenkorns aufgeht.
Und ich kenne die Angst, die aufsteht:
Der Tod ist gar nicht ein Degen,
Sondern dem Ruhigsten in uns
Das unbekannt ruhende Leben.

61
PIERRE REVERDY

SECRET
La cloche vide
Les oiseaux morts
Dans la maison où tout s'endort
Neuf heures
La terre se tient immobile
On dirait que quelqu'un soupire
Les arbres ont l'air de sourire
L'eau tremble au bout de chaque feuille
Un nuage traverse la nuit
Devant la porte un homme chante
La fenêtre s'ouvre sans bruit

JE T E N A I S A TOUT
Dans les cloisons de l'air écoute un bruit de pas
Les oiseaux tournent sur ma tête
Leurs cercles ne resteront pas
Mais au fond de l'allée la porte s'est ouverte
On chante bas
Les gens qui passent
n'écoutent pas
Si vos yeux regardaient en l'air
On n'ira pas plus haut que les marches
du grenier ou du paradis
Le temps s'écaille
Dans la chambre où mon ombre a peu à peu grandi
La cloche appelle les passants
Ceux qui s'en vont et ceux qui rentrent
On voudrait ne pas entendre
Mais il faut bientôt repartir
On ne peut pas toujours dormir
Oublier l'heure qui passe
Connaître ce qui va venir
Un nom crié à toutes forces
Regarde sous tes fenêtres
Une figure inconnue qui n'a pas de corps
PIERRE REVERDY

GEHEIMNIS
Die Glocke leer
Die Vögel tot
Im Haus unter Schlafes Gebot
Neun Uhr
Die Erde verhält in Stille
Man glaubt man hört jemand klagen
Der Baum scheint ein Lächeln zu tragen
Naß zittert am Rand jedes Blattes
Eine Wolke zieht durch die Nacht
Vor der Tür singt ein Mann vor sich hin
Das Fenster öffnet sich sacht

ICH H I N G A N ALLEM
Hör in den Zellen der Luft ein Schrittegerinn
Die Vögel mir überm Kopfe
Kreisen ohn' Dauer und Sinn
Doch hinten im Baumgang tat sich die Tür auf
Es singt wer vor sich hin
Die dort vorbeiziehn
hören nicht hin
Wenn in die Luft eure Augen schauten
Höher wird man nicht gehn als die Stufen
zu Speicher und Paradies
Es entschuppt sich die Zeit
Beim wachsenden Schatten im Zimmerverließ
Ruft die Glocke die Passanten
Die da kommen und die da gehen
Man möchte nichts hören und sehen
Bald muß man scheiden indessen
Man kann ja nicht immer ruhn
Die fliehende Stunde vergessen
Einen Blick in die Zukunft tun
Ein Name geschrien überlaut
Aus deinem Fenster schau
Ein Gesicht unbekannt ohne Leib

63
REVERDY

La rue déserte
La porte ouverte
Tous les trésors rêvés
Ma liberté aussi
Derrière moi sur le pavé
Une chaîne traîne sans bruit

64
REVERDY

Die Straße verlassen


Die Tür aufgelassen
Geträumt alle Werte
Meine Freiheit darin
Hinter mir über die Erde
Schlappt Schlepptau lautlos dahin

III

DAS G R O S S E G E D I C H T
CHARLES PÉGUY

S U I T E D'EVE (Extrait)
Et le jeune apprenti du bourg de Nazareth,
Puissions-nous le revoir comme il était. Nobis
Post hoc exsiiium ostende. Que ces lys
Et que ce beau regard et que ce beau portrait
Et que ces beaux grands yeux un jour nous soient rendus.
Et ces grands beaux regards que nous avons aimés.
Et ces grands beaux regards que nous avons vendus.
Et ces beaux souvenirs que nous avons semés.
Et ces beaux souvenirs que nous avons perdus.
Et ces grands avenirs que nous avons rêvés.
Et ces grands avenirs à jamais révolus.
Et les soulèvements que nous avons levés.
Et les relèvements qui se sont abattus.
Et tant de pur amour dont nous sommes indignes.
Et tant de chasteté dont nous sommes exclus.
Et le sang du Sauveur qui mûrit dans les vignes.
Et le péché mortel qui mûrit dans le cœur.
Et tant de volontés qui se sont détendues.
Et tant d'obscurités qui se sont confondues.
Et tant d'âmes en proie aux bêtes du piqueur.
Tant de grâre livrée aux genoux du vainqueur.
Tant de possessions qui se sont défendues.
Tant de complicités qui se sont entendues.
Et cette unique voix qui se tait dans le chœur.
Puissions-nous le revoir, l'homme de pureté,
Ainsi qu'on le voyait au bourg de Nazareth.
Puissions-nous le revoir dans son éternité
Comme il était dans Ur et dans Génésareth.
Puissions-nous le revoir l'homme d'entièreté
Comme il était sans schisme et sans démembrement.
Puissions-nous le revoir dans son commandement
Et dans sa surveillance et dans son unité.
Puissions-nous le revoir l'homme de propreté,
L'homme du linge fin et des âmes bien nettes
Et du buffet de chêne et des piles d'assiettes,
Puissions-nous le revoir dans sa sérénité.

66
CHARLES PÉGUY

EVA, FORTSETZUNG (Auszug)


Und aus dem Dorf Nazareth der junge Gesell,
Sahn wir ihn wieder so, wie er war. Nobis
Post hoc exsilium ostende. Daß doch dies
Schöne Bild, die Lilie, der Blick aus den Augen so hell,
Diese herrlichen Augen zu uns eines Tages sich wendeten.
Und die herrlichen Blicke, die wir geliebt.
Und die herrlichen Blicke, die wir verpfändeten.
Und das schöne Gedenken, das wir zersiebt.
Und das schöne Gedenken, das wir aufschoben.
Und das große Zukünft'ge, das wir erträumt.
Und das große Zukünft'ge, für immer versäumt.
Und die Erhebungen, die wir aufhoben.
Und Neuerhebung, in Trümmer gelegt.
Und soviel Minne, der wir nicht wert.
Und soviel Keuschheit, die uns verwehrt.
Und Christi Blut, im Weinstock gehegt.
Und soviel Dunkel, das sich vermengt.
Und die Todsünde, im Herzen gepflegt.
Und soviel Wollen, das sich gelegt.
Und soviel Seelen, vom Teufel bedrängt.
Soviel Gnade, dem Knie des Siegers gebeugt.
Soviel Güter, um die man sich hart geschlagen.
Soviel Schuldige, die sich prächtig vertragen.
Und die einzige Stimme im Chor, die schweigt.
Sahn wir ihn noch, den Menschen der Lauterkeit,
Wie sie ihn sahn im Flecken Nazareth.
Sahn wir ihn wieder in seiner Ewigkeit,
So wie er war in Ur und Genezareth.
Sahn wir ihn wieder, den Mann der Ganzheit,
So wie er war ohne Schisma und Spaltung.
Sahn wir ihn in seiner Herrscherhaltung,
In seiner Führung, in seiner Einheit.
Sahn wir ihn wieder, den Mann der Reinheit,
Den Mann lautrer Seelen und feiner Gewänder,
Des Eichenschranks und der Tellerständer,
Sahn wir ihn wieder in seiner Klarheit.

67
PÊGUY

Puissions-nous contempler l'homme de pauvreté.


Puissions-nous le revoir, l'homme des pauvres chaumes.
Puissions-nous le revoir dans ses vastes royaumes,
Qui sont ceux de sa grâce et de sa charité.
Puissions-nous le revoir l'homme de dureté,
L'homme de la varlope et des directes règles,
L'homme de la moisson des orges et des seigles,
Puissions-nous le revoir dans sa pérennité.
Puissions-nous le revoir dans sa douce âpreté,
L'homme de la varlope et des directes règles.
Et le gouvernateur des cimes et des aigles,
Puissions-nous le revoir dans sa simplicité.
Puissions-nous le revoir l'homme du court chemin
Et du chemin direct et de la dure route
L'homme du droit chemin et de la droite voûte
Et de la loi romaine et du pape romain.
Puissions-nous le revoir dans la cité joyeuse,
L'homme du bois de cèdre et du bois de bouleau.
Et le pêcheur Képhas assis au bord de l'eau
Et regardant pleuvoir la pêche merveilleuse.
Puissions-nous contempler quand nous serons jugés
La figure laissée aux mains de Véronique,
o Seigneur puissions-nous revoir le fils unique,
Le jour que nous serons convoqués et pesés.

FRANCIS JAMMES

PRIERE POUR AVOUER SON I G N O R A N C E

Redescends, redescends dans ta simplicité.


Je viens de voir les guêpes travailler dans le sable.
Fais comme elles, ô mon cœur malade et tendre: sois sage
accomplis ton devoir comme Dieu l'a dicté.
J'étais plein d'un orgueil qui empoisonnait ma vie.
Je croyais que j'étais bien différent des autres:
mais je sais maintenant, mon Dieu, que je ne fis

68
PÊGUY

Könnten wir anschaun den Mann der Armut.


Sahn wir ihn wieder, den Mann armer Katen,
Sahn wir ihn in seinen endlosen Staaten,
Die da sind seiner Milde und seiner Anmut.
Sahn wir ihn noch, den Mann zähen Strebens,
Den Mann von Hobel und Richtlinealen,
Den Mann von Roggen- und Gerste-Mahlen,
Sahn wir ihn noch im Glanz ew'gen Lebens.
Sahn wir ihn noch in der sanften Rauhheit,
Den Mann von Hobel und Richtlinealen,
Regent von Adlern und Firn-Arealen,
Sahn wir ihn wieder in seiner Schlichtheit.
Sahn wir ihn noch, den Mann kurzer Gasse,
Des graden Wegs und der harten Straße,
Den Mann rechten Wegs, rechter Wölbungsmaße
Und römischen Papstes, röm'scher Erlasse.
Sahn wir ihn noch in der himmlischen Stadt,
Den Mann des Holzes von Birkbaum und Zeder.
Und Kephas den Fischer, sitzend am See, der
Den herrlichen Fischfang regnen gesehn hat.
Könnten wir anschaun am Jüngsten Tage
Das Antlitz, Veronika worden zum Lohn.
Oh Herr, sahn wir wieder den einzigen Sohn
Am Tag, der uns ruft zum Gericht und zur Waage.

FRANCIS JAMMES

GEBET, UM SEINE U N W I S S E N H E IT
ZU BEKENNEN
Hinab steig, steig hinab in dein' Unwissenheit.
Den Wespen sah ich zu bei ihrer Sandarbeit.
Mach es wie sie, mein krankes zartes Herz : sei brav,
tu deine Pflicht, wie Gott sie dir hat aufgegeben.
Ich war voll Stolz; und der vergiftete mein Leben:
Ganz anders als die Andern glaubte ich zu sein.
Doch weiß ich jetzt, mein Gott, daß ich nichts Besseres tat,

69
JAMMES

que récrire les mots qu'ont inventés les hommes


depuis qu'Adam et Eve au fond du Paradis
surgirent sous les fruits énormes de lumière.
Mon Dieu, je suis pareil à la plus humble pierre.
Voyez: l'herbe est tranquille, et le pommier trop lourd
se penche vers le sol, tremblant et plein d'amour.
Enlevez de mon âme, puisque j'ai tant souffert,
l'orgueil de me penser un créeur de génie.
Je ne sais rien. Je ne suis rien. Je n'attends rien
que de voir, par moments, se balancer un nid,
sur un peuplier rose, ou, sur le blanc chemin
passer un pauvre lourd aux pieds luisants de plaies.
Mon Dieu, enlevez-moi l'orgueil qui m'empoisonne.
Oh! Rendez-moi pareil aux moutons monotones
qui passent, humblement, des tristesses d'Automne
aux fêtes du Printemps qui verdissent les haies.
Faites qu'en écrivant mon orgueil disparaisse:
que je me dise, enfin, que mon âme est l'écho
des voix du monde entier et que mon tendre père
m'apprenait patiemment des règles de grammaire.
La gloire est vaine, ô Dieu, et le génie aussi.
Il n'appartient qu'à Vous qui le donnez aux hommes
et ceux-ci, sans savoir, répètent les mêmes mots
comme un essaim d'été parmi de noirs rameaux.
Faites qu'en me levant, ce matin, de ma table,
je sois pareil à ceux qui, par ce beau Dimanche,
vont répandre à vos pieds dans l'humble église blanche
l'aveu modeste et pur de leur simple ignorance.

PAUL CLAUDEL

LA M E R SUPÉRIEURE

Ayant monté un jour, j'atteins le niveau, et, dans son bassin de


montagnes où de noires îles émergent, je vois au loin la' Mer
Supérieure.
Certes, par un chemin hasardeux, il m'est loisible d'en gagner les
bords, mais que j'en suive le contour ou qu'il me plaise d'embarquer,
cette surface demeure impénétrable à la vue.

jo
JAMMES

nur Worte wiederschrieb, die Menschen sich erfanden,


seitdem im Paradies Adam und Eva standen
unter der Riesenfrüchte überhellem Schein.
Mein Gott, ich gleiche doch dem allerschlechtsten Stein.
Schau her: Das Gras steht still, und übervoll behangen
neigt sich der Apfelbaum in zitterndem Verlangen.
Oh, reiß mir aus der Seele, da ich so viel erlitten,
den Dünkel, mich zu sehn als Schöpfer voll Genie.
Nichts weiß ich ja. Nichts bin ich. Nichts will ich erbitten,
als manchmal nur ein Nest im Wind sich wiegen sehn
auf rosa Pappelzweig, und wie mit schweren Schritten
die Bettler schwärenwund auf hellem Wege gehn.
Mein Gott, entreiß mir diesen Stolz, der mich vergällt.
Mach mich den dumpfen Schafen gleich auf ihrem Feld,
denen von Trauerherbst zu Frühlingsfesten es gefällt,
beim frischen Grün der Hecken demutsvoll zu weiden.
Lehr meinen Stolz im Schreiben gänzlich sich bescheiden:
daß ich mir endlich sag', mein Herz ist Widerhall
vom Klang der ganzen Welt, mein lieber Vater hat
geduldig mich die Fibelregeln erst gelehrt.
Der Ruhm ist eitel, Herr, und das Genie nichts wert.
Nur Du besitzt es ganz, schenkst es den Menschen hin,
die aber wiederholen nur die Worte ohne Sinn
gleichwie ein Bienschwarm summt in sommerdunklen Zweigen.
Laß, wenn ich heute früh von meinem Werk aufsteh,
mich jenen gleich am schönen Sonntag zu Dir gehn,
die in der armen weißen Kirche Dir sich neigen
und klar bescheiden ihr' Unwissenheit gestehn.

PAUL CLAUDEL

DAS OBERE MEER

Eines Tages erreiche ich nach einem Anstieg die Höhe und sehe im
Gebirgskessel, dem schwarze Inseln entsteigen, von weitem das
Obere Meer.
Gewiß, ich könnte auf verwegenem Pfad seine Ufer erreichen, doch,
mag ich nun seinem Umriß folgen oder lieber mich einschiffen, jene
Oberfläche bleibt unerforschlich dem Auge.

7'
CLAUDEL

Ou, donc, je jouerai de la flûte: je battrai le tam-tam, et la batelière


qui, debout sur une jambe comme une cigogne, tandis que de l'autre
genou elle tient son enfant attaché à sa mamelle, conduit son sampan
à travers les eaux plates, croira que les dieux derrière le rideau tiré
de la nue se jouent dans la cour de leur temple.
Ou, délaçant mon soulier, je le lancerai au travers du lac. Où il
tombe, le passant se prosterne, et l'ayant recueilli, avec superstition
il l'honore de quatre bâtons d'encens.
Ou, renversant mes mains autour de ma bouche, je crie des noms:
le mot d'abord meurt, puis le son; et, le sens seul ayant atteint les
oreilles de quelqu'un il se tourne de côté et d'autre, comme celui
qui s'entend appeler en rêve s'efforce de rompre le lien.

C A N T I Q U E DES P A R F U M S

Voici le soleil bientôt qui apparaît pour se faire rendre témoignage


que la chair est morte et que l'esprit vit.
Et avant même qu'il se soit montré,
L'âme de la terre se dégage et fume vers lui.
Tout ce que la grâce a mouillé, tout ce que la rosée du ciel
A pénétré, tout ce que la froideur du sol condense,
Tout cela du corps de la créature qui s'ouvre
Se dégage avec un parfum Dieu quelle odeur!
Déjà à l'exhalation nocturne des jasmins, au profond soupii des
géraniums,
(Chaque fois que le cœur a battu dix fois),
Se mêlent les roses rouges et blanches, en un seul bouquet
confusément une fois encore composé,
Dont je distingue les deux accents comme les parties dans le chœur,
et chaque voix si pure!
O la plus intime essence de la créature, ô présence délicieuse une
seconde et possession à son insu de l'esprit qui d'elle-même
s'exhale!
Ah, ne troublez pas le silence, et laissez-moi faire attention à ce
parfum, je le sais, qui va revenir!
Que ce silence ne soit pas profané quand le prêtre seul fait défaut, et
ce moment antérieur à l'homme cependant que l'œuvre des Cinq
Jours fume vers le Soleil levant!
Ou si tu le veux, parle, mais parle lentement!
Parle, mais parle lentement!

72
CLAUDEL

Also werde ich Flöte spielen: die Trommel schlagen, und die Kahn-
führerin, die, auf einem Beine wie ein Storch stehend und mit dem
anderen Knie ihr Kind an der Brust stützend, ihren Sampan durch
die flachen Gewässer treibt, wird glauben, die Götter spielten hinter
dem Wolkenvorhang ihr Spiel im Hof ihres Tempels.
Oder ich löse meinen Schuh und schleudre ihn über den See. Wo er
fällt, wirft ein Wanderer sich zu Boden und ehrt ihn, hat er ihn
aufgehoben, abergläubisch mit vier Räucherstäbchen.
Oder ich lege meine Hände an den Mund und rufe Namen: zuerst
stirbt das Wort, dann der Ton; einzig der Sinn erreicht das Ohr
eines Mannes; der dreht sich von einer Seite zur andern wie einer,
der angerufen im Traum sich müht, das Band zu zerreißen.

C A N T I C U M DER DÜFTE

Bald wird die Sonne erscheinen, um sich Zeugnis ablegen zu lassen,


daß das Fleisch tot ist und der Geist lebt,
Und noch bevor sie sich gezeigt hat,
Löst von der Erde sich die Seele und wölkt zu ihr auf.
Alles was die Gnade benetzt hat, alles was der Himmelstau
Durchtränkt hat, alles was die Bodenkälte niederschlägt,
All das löst sich von dem sich öffnenden Leib der Schöpfung
Mit einem Duft Gott welch ein Wohlgeruch!
Schon mischen sich mit der nächtlichen Ausatmung des Jasmin, mit
dem tiefen Seufzer der Geranien,
(Jedesmal wenn das Herz zehnmal geschlagen),
Die roten und weißen Rosen in einem einzigen noch einmal
ungeordnet zusammengestellten Strauß,
Dessen zwei Tönungen ich unterscheide wie Stimmen im Chor, und
jeden Laut so rein!
O geheimstes Wesen der Schöpfung, o Gegenwart köstlich für eine
Sekunde und unbewußter Geistbesitz, der von selbst sich
verhaucht!
Ach, stört nicht das Schweigen und laßt mich achtgeben auf diesen
Duft, der wiederkehren wird, ich weiß es !
Daß dieses Schweigen, wenn einzig der Priester fehlt, nicht entweiht
werde, dieser Augenblick älter als der Mensch, während das Werk
der Fünf Tage zur steigenden Sonne auf wölkt !
Oder wenn du willst, sprich, aber sprich langsam!
Sprich, aber sprich langsam!

73
CLAUDEL

Que le sens sacré de la parole et le son de la voix humaine


Tombe dans la pensée mot par mot et s'y dissolve, comme les gouttes
de sang vermeil et l'essence même de la pourpre
Une par une en un cristal limpide!
Esprit perceptible aux sens! et vous, ô sens à l'esprit devenus
perméables et transparents!
Comme sans ces poussières épandues le rai de soleil n'apparaîtrait
pas, et comme n'éclaterait pas la couleur
Sans le verre qui l'intercepte, sans l'objet divers qui l'absorbe et
l'amortit,
Comment l'esprit nous serait-il perceptible, l'âme elle-même à l'âme
directe et perceptible,
Sans ces fleurs qui le dégagent en expirant et l'encens de ces
herbes coupées?
O sacrifice solennel! cavité de l'encensoir! suspens de toute la
création avant que le soleil ait paru, qui fume vers lui en
silence !
Offrande de la mort qui commence!
Tout ce qui a fait son fruit penche vers la terre, mais l'esprit envoyé
par Dieu revient vers lui dans l'odeur de ce qu'il a consumé!
Car il faut que le mot passe afin que la phrase existe; il faut que le
son s'éteigne afin que le sens demeure.
Il fallait que celui que j'aime mourût
Afin que notre amour ne fût plus soumis à la mort,
Et que son âme devînt respirable à la mienne,
Et lui seivît de guide obscur et de parole au fond d'elle-même,
Comme cette fleur, la même! qu'on reconnaît, chaque fois que le
cœur a battu dix fois.
Il est bien vrai que notre chair ne subsiste pas.
Il est bien vrai que ce visage qui se tourne si terriblement vers le
nôtre
N'a pas plus de solidité que l'écume du vin sur une coupe, que le
souffle de celui qui va boire écarte.
Et celui qui ne le croit pas,
Il n'a qu'à veiller comme moi toute une nuit d'été près de ce lit où le
corps qui fut un homme repose.
Et l'odeur de tout un jardin qu'on a coupé ne sera pas la seule qui se
mêle à ses prières!
O dieux qui nous avez faits d'un corps avec une âme! ah, ne craignez
rien de nos blasphèmes!
Ah, soyez satisfaits! il est vrai que notre chair se décompose!

74
CLAUDEL

Daß der heilige Sinn des Wortes und der Klang der menschlichen
Stimme in das Denken falle Wort für Wort und sich dort auflöse,
wie Tropfen roten Blutes, wie die Purpuressenz selbst
Einer nach dem andern in einem reinen Kristall!
Geist greifbar den Sinnen! Und ihr, Sinne, durchlässig und
durchsichtig geworden dem Geist!
So wie ohne die schwebenden Staubchen der Strahl der Sonne nicht
erschiene, nicht aufglühte die Farbe
Ohne das Glas, das ihn auffängt, ohne die Vielfalt, die ihn
verschluckt und dämpft,
Wie denn anders würde der Geist uns erkennbar, die Seele selbst der
umweglos erkennbaren Seele,
Ohne diese Blumen, die ihn ausatmend verströmen, ohne den
Weihrauch dieser geschnittenen Gräser?
O feierliches Opfer! Tiefe des Weihrauchkessels! Aufschub aller
Schöpfung vor der Sonne Aufgang, Aufschub, der zu ihr aufwölkt
ganz still!
Weihgabe des Todes, der kommen will !
Alles was Frucht trägt, neigt sich zur Erde, aber der Geist, von Gott
gesandt, kehrt zurück zu ihm im Duft des Verzehrten !
Denn das Wort muß vergehn, auf daß der Satz bestehe; der Ton muß
verklingen, auf daß der Sinn bleibe.
Es mußte der sterben, den ich liebe,
Auf daß unsere Liebe nicht länger dem Tod unterliege,
Und seine Seele atembar werde der meinen,
Und ihr diene als dunkler Führer und als Losungswort in ihrem
tiefsten Leben,
Wie diese Blume, dieselbe! die man wiedererkennt, jedesmal wenn
das Herz zehnmal geschlagen.
Es ist wirklich wahr, daß unser Fleisch nicht besteht.
Es ist wirklich wahr, daß dies Gesicht, das sich so schrecklich zu dem
unsern wendet,
Nicht mehr Festigkeit hat als der Schaum des Weins auf dem Becher,
den der Atem des Trinkenden hinwegbläst.
Und wer das nicht glaubt,
Der braucht nur wie ich eine ganze Sommernacht zu wachen neben
diesem Bett, auf dem der Körper liegt, der ein Mensch war.
Und der Geruch eines ganzen abgemähten Gartens wird nicht der
einzige sein, der seinen Gebeten sich mischt!
O Götter, die ihr uns geschaffen aus einem Körper mit einer Seele!
Ach, fürchtet nichts von unseren Lästerungen!
Ach! seid zufrieden! Es ist wahr, daß unser Fleisch sich zersetzt!

75
CLAUDEL

Et celui qui croit qu'il est jeune et fort,


Qu'il dise si l'odeur de ces flammes d'or qui fondent parmi de
terribles roses et les calices blancs de ces lys de la mort, pareils à
mille trompettes,
Est la seule chose dont il ait communication.
Et bientôt lui-même ce trophée d'un seul moment
Va se dénouer, la mort se perd dans la vie,
Et la fleur blanche du printemps de toutes parts s'évanouit dans le
feuillage
Comme une mer qui résorbe son écume.

LE S O U L I E R D E S A T I N (Extrait)
Dona Prouhèze monte debout sur la selle et se dédiaussant elle met son
soulier de satin entre les mains de la Vierge.

Vierge, patronne et mère de cette maison,


Répondante et protectrice de cet homme dont le cœur vous est
pénétrable plus qu'à moi et compagne de sa longue solitude,
Alors si ce n'est pas pour moi, que ce soit à cause de lui,
Puisque ce lien entre lui et moi n'a pas été mon fait, mais votre
volonté intervenante:
Empêchez que je sois à cette maison dont vous gardez la porte,
auguste tourière, une cause de corruption!
Que je manque à ce nom que vous m'avez donné à porter, et que je
cesse d'être honorable aux yeux de ceux qui m'aiment.
Je ne puis dire que je comprends cet homme que vous m'avez choisi,
mais vous, je comprends, qui êtes sa mère comme la mienne.
Alors, pendant qu'il est encore temps, tenant mon cœur dans une
main et mon soulier dans l'autre,
Je me remets à vous! Vierge mère, je vous donne mon soulier!
Vierge mère, gardez dans votre main mon malheureux petit
pied!
Je vous préviens que tout à l'heure je ne vous verrai plus et que je
vais tout mettre en œuvre contre vous!
Mais quand j'essayerai de m'élancer vers le mal, que ce soit avec un
pied boiteux! la barrière que vous avez mise,
Quand je voudrai la franchir, que ce soit avec une aile rognée!
J'ai fini ce que je pouvais faire, et vous, gardez mon pauvre petit
soulier,
Gardez-le contre votre cœur, ô grande Maman effrayante!

76
CLAUDEL

Und wer da glaubt, er sei jung und stark,


Der sage, ob der Ruch dieser Goldflammen, die zwischen schreck-
lichen Rosen und den weißen Kelchen jener Todeslilien zergehen,
tausend Trompeten gleich,
Das einzige ist, was er erfährt.
Und bald beginnt er selber sich aufzulösen, die Trophäe
Eines einzigen Augenblicks, der Tod verliert sich im Leben,
Und die weiße Blüte des Frühlings ringsum verschwindet im
Blattwerk
Wie ein Meer, das seinen Schaum wieder aufsaugt.

DER SEIDENE S C H U H (Auszug)


Dona Proëza steigt auf den Sattel, löst ihren Sdiuh und legt ihn in die
Hände der Madonna.

Jungfrau, Herrin und Mutter dieses Hauses,


Verantwortliche Beschützerin dieses Mannes, dessen Herz dir mehr
zugänglich ist als mir, Gefährtin du seiner langen Einsamkeit,
Wenn also nicht für mich, dann sei es seinetwegen,
Da das Band zwischen ihm und mir nicht meine Sache war, sondern
dein eingreifender Wille:
Verhindere, daß ich diesem Haus, dessen Tor du bewachst, hohe
Türmerin, Ursach' werde des Verfalls!
Daß ich fehle gegen den Namen, den zu tragen du mir gegeben, und
daß ich aufhöre, ehrbar zu sein in den Augen derer, die mich lieben.
Ich kann nicht sagen, ich verstünde den Mann, den du mir erwählt
hast, dich aber verstehe ich, die du seine Mutter bist wie die meine.
Solang es also noch Zeit ist, solange ich mein Herz in einer Hand
halte und meinen Schuh in der andern,
Vertraue ich mich dir an! Jungfräuliche Mutter, ich gebe dir meinen
Schuh! Jungfräuliche Mutter, bewahre in deiner Hand meinen
unglücklichen kleinen Fuß!
Ich sage dir schon jetzt, daß ich dich gleich nicht mehr sehen und
alles gegen dich ins Werk setzen werde!
Aber wenn ich mich dann in das Böse zu stürzen versuche, so sei es
hinkenden Fußes! Die Schranke, die du gesetzt hast,
Will ich sie durchbrechen, dann mit gestutztem Flügel!
Zu Ende bin ich mit dem, was ich tun konnte, und du behalte meinen
armen kleinen Schuh,
Halte ihn an dein Herz, du große, du schreckliche Mama !

77
SAINT-JOHN PERSE

VENTS (Extrait)
C'étaient de très grands vents sur toutes faces de ce monde,
De très grands vents en liesse par le monde, qui n'avaient d'aire ni
de gîte,
Qui n'avaient garde ni mesure, et nous laissaient, hommes de paille,
En l'an de paille sur leur erre . . . Ah! oui, de très grands vents sur
toutes faces de vivants !
Flairant la pourpre, le cilice, flairant l'ivoire et le tesson, flairant le
monde entier des choses,
Et qui couraient à leurs offices sur nos plus grands versets d'athlètes,
de poètes,
C'étaient de très grands vents en quête sur toutes pistes de ce monde,

Sur toutes choses périssables, sur toutes choses saisissables, parmi le


monde entier des choses . . .
Et d'éventer l'usure et la sécheresse au cœur des hommes
investis,
Voici qu'ils produisaient ce goût de paille et d'aromates, sur toutes
places de nos villes,
Comme au soulèvement des grandes dalles publiques. Et le cœur
nous levait
Aux bouches mortes des Offices. Et le dieu refluait des grands
ouvrages de l'esprit.
Car tout un siècle s'ébruitait dans la sécheresse de sa paille, parmi
d'étranges désinences: à bout de cosses, de siliques, à bout de choses
frémissantes,
Comme un grand arbre sous ses hardes et ses haillons de l'autre
hiver, portant livrée de l'année morte;
Comme un grand arbre tressaillant dans ses crécelles de bois mort et
ses corolles de terre cuite —
Très grand arbre mendiant qui a fripé son patrimoine, face brûlée
d'amour et de violence où le désir encore va chanter.

«O toi, désir, qui vas chanter . . . » Et ne voilà-t-il pas déjà toute ma


page elle-même bruissante,
Comme ce grand arbre de magie sous sa pouillerie d'hiver: vain de
son lot d'icônes, de fétiches,
Berçant dépouilles et spectres de locustes; léguant, liant au vent du
ciel filiales d'ailes et d'essaims, lais et relais du plus haut verbe —

78
SAINT-JOHN PERSE

WINDE (Auszug)
Sehr große Winde waren dies auf allen Antlitzen dieser Welt,
Sehr große Winde jubelnd durch die Welt, sie hatten weder Horst
noch Lagerstatt,
Weder Acht noch Maß, und sie ließen uns Menschen aus Spreu
Im Jahre des Spreus auf ihrer Fährte . . . Oh! Wahrlich sehr große
Winde über alle Antlitze der Lebenden!
Witternd den Purpur, das Bußhemd, witternd Scherbe und
Elfenbein, witternd die ganze Welt der Dinge,
Eilten sie zu ihren Riten auf den größten Versen unserer Athleten
und Poeten,
Sehr große Winde waren dies, immer auf Suche auf allen Fährten
dieser Welt,
Auf allen Dingen des Verderbs, auf allen Dingen des Erwerbs, durch
die ganze Welt der Dinge . . .
Und lüftend das Verschlissene und die Dürre im Herzen derer, die
Ämter bekleiden,
Da brachten sie hervor den Ruch nach Spreu und Aroma auf allen
Plätzen unserer Städte,
Wie beim Aufheben der großen Deckel der Kanalisation. Und uns
kam Ekel an
Vor den toten Mäulern der Ämter. Und der Gott floß ab aus den
großen Werken des Geistes.
Denn ein ganzes Jahrhundert schwatzte sich aus in der Dürre seiner
Spreu inmitten seltsamer Endungen: an der Spitze von Hülsen und
Schoten, an den Spitzen zitternder Dinge,
Gleich einem großen Baum unter seinen Lumpen und Fetzen
vergangenen Winters, der die Livree des toten Jahrs trägt;
Gleich einem großen Baum, erschauernd in seinen Knarren dürren
Holzes und seinen Blüten aus gebranntem Ton —
Sehr großer Bettelbaum, der sein Erbteil verschleudert hat, Antlitz
von Liebe und Gewalt verzehrt, wo das Begehren noch einmal zu
singen sich anschickt.
«Oh du Begehren, das zu singen sich anschickt . . . » Und ist nicht
meine ganze Seite selber schon ein Rauschen,
Gleich diesem großen Zauberbaum in seinem Winterlausezeug: ge-
spreizt mit seiner Tracht von Fetischen, Ikonen,
Wiegend Hüllen und Geister von Lokusten; vererbend, verwebend
dem Winde des Himmels Brut von Schwingen und Schwärmen, Kette
und Schuß allerhöchsten Wortes —

79
SAINT-JOHN PERSE

Ha! très grand arbre du langage peuplé d'oracles, de maximes et


murmurant murmure d'aveugle-né dans les quinconces du s a v o i r . . .

CHRONIQUE (Extrait)
«Grand âge, nous voici. Fraîcheur du soir sur les hauteurs, souffle
du large sur tous les seuils, et nos fronts mis à nu pour de plus vastes
cirques . . .
Un soir de rouge et longue fièvre, où s'abaissent les lances, nous
avons vu le ciel en Ouest plus rouge et rose, du rose d'insectes des
marais salants: soir de grand erg, et très grand orbe, où les premières
élisions du jour nous furent telles que défaillances du langage.

Et c'est un déchirement d'entrailles, de viscères, sur toute l'aire


illuminée du Siècle: linges lavés dans les eaux mères et le doigt
d'homme promené, au plus violet et vert du ciel, dans ces ruptures
ensanglantées du songe — trouées vives!

Une seule et lente nuée claire, d'une torsion plus vive par le travers
du ciel austral, courbe son ventre blanc de squale aux ailerons de
gaze. Et l'étalon rouge du soir hennit dans les calcaires. Et notre
songe est en haut lieu. Ascension réglée sur l'ascension des astres,
nés de mer . . . Et ce n'est point de même mer que nous rêvons
ce soir.
Si haut que soit le site, une autre mer au loin s'élève, et qui nous suit,
à hauteur du front d'homme: très haute masse et levée d'âge à
l'horizon des terres, comme rempart de pierre au front d'Asie, et très
haut seuil en flamme à l'horizon des hommes de toujours, vivants et
morts de même foule.
Lève la tête, homme du soir. La grande rose des ans tourne à ton
front serein. Le grand arbre du ciel, comme un nopal, se vêt en Ouest
de cochenilles rouges. Et dans l'embrasement d'un soir aux senteurs
d'algue sèche, nous éduquons, pour de plus hautes transhumances,
de grandes îles à mi-ciel nourries d'arbouses et de genièvre.

Fièvre là-haut et lit de braise. Statut d'épouses pour la nuit à toutes


cimes lavées d'or!»

80
SAINT-JOHN PERSE

Ha! sehr großer Baum der Sprache, bevölkert von Orakeln, von
Maximen, und eines Blindgeborenen Geraune raunend in den Beeten
des Wissens . . .

C H R O N I K (Auszug)
«Hohes Alter, sieh, wir sind da. Frische des Abends auf den Höhen,
Atem des weiten Meers auf allen Schwellen, und unsre Stirnen ent-
blößt für weiter schwingende Arenen . . .
An einem Abend roten und langen Fiebers, wo die Lanzen sich
senken, sahn wir den Himmel im Westen röter und rosa vom In-
sektenrosa der Salzteiche: Abend großer Sandmacht, und sehr weiter
Sichtkreis, wo die ersten Ellipsen des Taglichts uns trafen gleich
Schocks beim Sprechen.
Und es ist ein Bersten von Leibern, von Eingeweiden, über die ganze
bestrahlte Tenne des Jahrhunderts: Linnen gewaschen in Mutter-
laugen, und der Mannesfinger geführt im reinsten Violett und Grün
des Himmels, in diesen blutigen Brüchen des Traums — lebend durch-
löchert !
Nur ein helles langsames Gewölk, in schärferer Windung schräg
zum südlichen Himmel, krümmt seinen weißen Bauch wie ein Hai-
fisch mit Schleierflossen. Und der rote Hengst des Abends wiehert
in den Kalksteinfelsen. Und unser Traum ist an hoher Stätte. Steigen
sich richtend nach dem Steigen meergeborener Sterne . . . Doch ist's
nicht ihr Meer, von dem wir träumen heut abend.

So hoch wir auch stehn, ein andres Meer hebt sich hoch in der Ferne
und folgt uns, eine Mannesstirn hoch: Sehr hohe Menge, Altersan-
stieg am Erdenhorizont, wie steinerner Wall an Asiens Stirn, und sehr
hohe brennende Schwelle am Horizonte der Menschen von jeher,
lebenden und toten nämlichen Haufens.
Hebe das Haupt, Mann des Abends. Die große Rose der Jahre kreist
auf deiner heiteren Stirn. Der große Baum des Himmels bedeckt im
Westen sich wie ein Nopal mit roten Koschenillen. Und in der Lohe
eines Abends, mit dem Ruch trockner Algen, erziehen wir, zu
höherem Überschreiten, große Inseln am Halbhimmel genährt mit
Wacholder und Sandbeer.
Fieber dort oben und Glutbett. Ehegespons für die Nacht sei jeder
goldgewaschene Gipfel!»

81
JACQUES CHARPIER

Dans ce pays...
Dans ce pays de rouges-gorges les arbres sont en deuil.
Parmi l'aigre tonnerre des cigales, sous le ciel tendu comme
un arc,
La douleur chemine à dos d'âne, à travers des villages de poussière
et de famine.
Parfois sous un figuier et ses feuilles baroques, le soir dans une
source lave ses poignards.
O cloche solitaire de la lune, lanterne de chagrin
Dans l'eau gitane du Guadalquivir,
Ce fleuve confident des alouettes et des veuves! . . .
Homme à jamais lésé des fruits mûrs de ton sang,
Tu penches ton visage de sombre cactus
Sur la terre abluée des larmes de tes enfants morts.
Au loin, sur les rivages, des chiens millénaires s'endorment dans le
sable
Et les jeunes chevaux de la nuit se cabrent dans l'écume;
Et de la chaude mer un peu d'espoir s'élève et meurt tout
aussitôt. . .
J'ai marché longuement parmi vous, ruines que la révolte a désertées,
A l'heure où le soleil se lève, interrogeant le blé sauvage.
Nul regard ne s'enflamme et nulle bouche ne répond.
Dans la charrette quotidienne du supplice,
Et livré à l'oubli d'un monde meurtrier des hommes et des
fleurs
Tout un peuple s'apprête à vivre une journée torride
Au profit des grotesques valets de la mort.

LEOPOLD SÉDAR SENGHOR

MÉDITERRANÉE

Et je redis ton nom: Dyallo!


Ta main et ma main qui s'attarde; et nos pensées se cherchèrent dans
la mi-nuit de nos deux langues sœurs.
C'était en Méditerranée, nombril des races claires, bleue comme
jamais océan n'ont vu mes yeux
Qui souriait de ses millions de lèvres de lumière

82
JACQUES CHARFIER

In diesem Rotkehlchenland...
In diesem Rotkehlchenland stehen die Bäume in Trauer.
Durch den grellen Donner der Zikaden, unter dem bogengleich
gespannten Himmel,
Reitet der Schmerz auf Eselsrücken, durch Dörfer voll Staub und
Hungersnot.
Zuweilen wäscht der Abend seine Dolche in einer Quelle, unter den
barocken Blättern eines Feigenbaums.
O du einsame Glocke des Mondes, Leuchte des Kummers
Im Zigeunerwasser des Guadalquivir,
Fluß, den Lerchen und Witwen vertraut! . . .
Mensch, auf immer geschlagen in deines Blutes reifen Früchten,
Du neigst dein düstres Kaktusgesicht
Auf die von den Tränen deiner toten Kinder genetzte Erde.
Weit draußen, an den Ufern, legen sich tausendjährige Hunde zum
Schlafen im Sand hin,
Und die jungen Pferde der Nacht bäumen sich auf im Schaume;
Und aus dem lauen Meer steht auf eine winzige Hoffnung und stirbt
sofort wieder. . .
L ange habe ich euch durchwandert, Ruinen, vom Aufstand entvölkert,
Und habe beim Aufgang der Sonne das wilde Korn befragt.
Kein Blick glänzt auf und kein Mund gibt Antwort.
Auf der täglichen Karre des Blutgerichts,
Preisgegeben dem Vergessen einer Menschen und Blumen mordenden
Welt,
Schickt sich ein ganzes Volk in ein Leben glutheißen Tages
Zum Profit der grotesken Knechte des Todes.

LEOPOLD SÉDAR SENGHOR

MITTELMEER

Und wieder sag ich deinen Namen: Dyallo!


Deine Hand und meine zögernde; und unsre Gedanken suchten
einander in der Halbnacht unserer beiden Schwestersprachen.
Das war auf dem Mittelmeer, dem Nabel der hellen Rassen, blau wie
nie ein Meer meine Augen sahen
Es lächelte mit seinen Millionen Lippen von Licht,

»3
SENGHOR

Tandis que dix vaisseaux de ligne inflexible, telles des bouches


minces, bombardaient Almeria et qu'éclataient
Éclaboussant de sang de cervelle les murs noirs, comme des
grenades, des têtes ardentes d'enfants.
Nous parlions de l'Afrique.
Un vent tiède nous apportait son parfum plus chaud de femme noire
Ou celui que le vent souffle d'un champ de mil quand se heurtent les
épis lourds et que vole au-dessus une poussière or et brun.
Nous parlions du Fouta.
Noble était ton visage et d'ombre tes yeux et douces tes paroles
d'homme
Noble devait être ta race et bien née la femme de Timbo qui te
berçait le soir au rythme nocturne de la terre.
Et nous parlions du pays noir
Dans les cordages le soir, si près l'un de l'autre que nos épaules
s'épousaient, fraternelles l'une à l'autre.
L'Afrique vivait là, au delà de l'œil profane du jour, sous son visage
noir étoile
Dans les cales houleuses, saturées de la rumeur inquiète que menace
la tornade.
Et s'échappaient, battements de tamtam, avec des éclats de rires ailés
et des cris de cuivre dans deux cents langues
Des bouffées de vie dense que le vent dispersait dans l'air latin
Jusqu'au pont des premières où la jeune femme, libérée des
sous-préfectures et de leurs rues étroites
Libérée des dernières mesures du tango et des bras de son danseur
Rêvait, au bord du mystère, de forêts aux senteurs viriles et d'espaces
qui ignorent les fleurs. . .
Une grosse étoile montait, la dernière, éclairant ton front lisse quand
nous nous quittâmes.
Et je redis ton nom: Dyallo!
Et tu redis mon nom: Senghor!

84
SENGHOR

Während in ungebogener Kiellinie zehn Schiffe, schmalen Mündern


gleich, Almeria beschossen,
und brennende Kinderköpfe, wie Granatäpfel berstend, die
schwarzen Mauern mit Hirn und Blut bespritzten.
Wir sprachen von Afrika.
Ein lauer Wind trug uns seinen Duft zu, heißer von schwarzer Frau,
Oder jenen, den der Wind vom Hirsefeld herträgt, wenn die vollen
Ähren zusammenschlagen, und wenn goldbrauner Staub darüberhin-
zieht.
Wir sprachen von Futa.
Edel war dein Gesicht, von Schatten dein Auge und sanft dein
Manneswort
Edel war wohl dein Stamm und wohlgeboren die Frau aus Timbo die
abends dich wiegte im nächtlichen Rhythmus der Erde.
Und wir sprachen von dem schwarzen Land
Am Tauwerk abends, so nah beieinander, daß unsere Schultern sich
geschwisterlich vereinten.
Dort lebte Afrika, jenseits profaner Blicke des Taglichts unter
seinem gestirnten schwarzen Gesicht
In schlingernden Schiffsräumen, gesättigt mit ruhlosem Lärm, vom
Wirbelsturm bedroht.
Und es entsprangen, Tamtamschlägen gleich, mit geflügelten
Lachsalven und kupfernen Schreien in zweihundert Sprachen
Rauchstöße dichten Lebens, die der Wind verstreute in die lateinische
Luft
Bis aufs Deck erster Klasse, wo die junge Frau, entronnen den
Kleinstädten und ihren engen Gassen,
Befreit von den letzten Tangotakten und den Armen ihres Tänzers
Am Rand des Geheimnisses träumte von Wäldern voll männlichen
Dufts und von Weiten, die Blüten nicht kennen . . .
Ein großer Stern stieg auf, der letzte, und erhellte deine glatte Stirn,
als wir uns trennten.
Und wieder sagt' ich deinen Namen: Dyallo!
Und wieder sagtest du den meinen: Senghor!

85
IV.
AN DEN GRENZEN DER WIRKLICHKEIT
A N D R É BRETON

LE B U V A R D D E CENDRE
Les oiseaux s'ennuieront
Si j'avais oublié quelque chose
Sonnez la cloche de ces sorties d'école dans la mer
Ce que nous appellerons la bourrache pensive
On commence par donner la solution du concours
A savoir combien de larmes peuvent tenir dans une main de femme
1) aussi petite que possible
2) dans une main moyenne
Tandis que je froisse ce journal étoile
Et que les chairs éternelles entrées une fois pour toutes en pcssession
du sommet des montagnes
J'habite sauvagement une petite maison du Vaucluse
Cœur lettre de cachet

BENJAMIN PÉRET

ALLO
Mon avion en flammes mon château inondé de vin du Rhin
mon ghetto d'iris noirs mon oreille de cristal
mon rocher dévalant la falaise pour écraser le garde champêtre
mon escargot d'opale mon moustique d'air
mon édredon de paradisiers ma chevelure d'écume noire
mon tombeau éclaté ma pluie de sauterelles rouges
mon île volante mon raisin de turquoise
ma collision d'autos folles et prudentes ma plate-bande sauvage
mon pistil de pissenlit projeté dans mon œil
mon oignon de tulipe dans le cerveau
ma gazelle égarée dans un cinéma des boulevards
ma cassette de soleil mon fruit de volcan
mon rire d'étang caché où vont se noyer les prophètes distraits
mon inondation de cassis mon papillon de morille
ma cascade bleue comme une lame de fond qui fait le printemps
mon revolver de corail dont la bouche m'attire comme l'œil d'un
puits

PS
A N D R É BRETON

DER ASCHENLÖSCHER
Die Vögel werden sich langweilen
Wenn ich etwas vergessen hätte
Läutet die Glocke dieser Schulausgänge im Meer
Was wir den nachdenklichen Borretsch nennen wollen
Es wird die Lösung der Preisfrage bekanntgegeben
Nämlich wieviel Tränen in eine Frauenhand gehn
1) eine kleinstmögliche
2) in eine mittlere Hand
Während ich diese gestirnte Zeitung zerknittere
Und ewiges Fleisch ein für allemal den Besitz des Gipfels der Gebirge
angetreten hat
Bewohne ich verwildert ein kleines Haus im Vaucluse
Herz Todesurteil

BENJAMIN PÉRET

HALLO
Mein Flugzeug in Flammen mein rheinweindurchströmtes Schloß
mein Schwarzirisghetto mein Ohr von Kristall
mein Felssturz die Klippen herab, den Gendarm zu zerschmettern
mein Schneck von Opal meine Mücke aus Luft
mein Paradiesvogelkissen mein Schwarzschaumhaar
mein klaffendes Grab mein Heuschreckenregen
meine fliegende Insel meine Traube von Türkis
mein Anprall weiser und törichter Autos mein Wildbeet
mein Löwenzahngriffel gezückt auf mein Auge
meine Tulpenzwiebel in meinem Hirn
meine Gazelle verirrt in ein Großstadtkino
mein Sonnenkästchen meine Frucht vom Vulkan
mein Lachen heimlichen Teichs wo zerstreute Propheten ertrinken
mein Likörüberfluß mein Morchelfalter
mein Wasserfall wie eine Grundwelle blau die den Frühling macht
mein Korallenrevolver dessen Mündung mich anzieht wie das Aug'
eines Brunnens

sc
PERET

scintillant
glacé comme le miroir où tu contemples la fuite des oiseaux-mouches
de ton regard
perdu dans une exposition de blanc encadrée de momies
je t'aime

LOUIS A R A G ON

MAGNITOGORSK 1932

Le petit cheval n'y comprend rien


Qu'est-ce c'est que ces caissons
Ces arbres de fer ces chars ces chansons
qui sortent de sortes
de fleurs suspendues
Et rien ne sert de trotter Les mots de métal
volent
le long de la route au vent malicieux des poteaux télégraphiques
Le petit cheval n'y comprend rien de rien

Le petit cheval n'y comprend rien


Le paysage est un géant enchaîné avec des clous d'usines
Le paysage s'est pris les collines dans un filet de baraquements
Le paysage a mis des colliers de fumées
Le paysage a plus d'échafaudages qu'un jour d'été
n'a de mouches
Le paysage est à genoux dans le socialisme
et l'électricité
étire ses doigts fins du ciel à la poussière

Le petit cheval n'y comprend rien


Personne ne dort dans ces maisons d'hommes
Ça siffle partout comme après un chien
et des léopards de feu se détachent au passage des wagonnets
le long du combiné des sous-produits chimiques
Tonnerre du minerai tombant aux concasseuses
Tonnerre du rire des hauts-fourneaux
Tonnerre d'applaudissement des eaux du barrage
au numéro d'un clown inconnu qui crache du fer

90
PERET

schillernd
vereist wie der Spiegel wo du die Flucht der Kolibris ansiehst mit
deinem Blick
verloren in eine Schau von Weiß gerahmt von Mumien
ich liebe dich

LOUIS A R A G O N

MAGNITOGORSK 1932

Das Pferdchen versteht das nicht


Was ists mit diesen Kastenbauten
Diesen Bäumen von Stahl mit den Wagen den Lauten
die starten aus Arten
hängender Blumen
Und nichts nützt der Trab Metallworte
fliegen
die Straße entlang im spöttischen Wind der Telegraphenmasten
Das Pferdchen versteht das nicht im geringsten

Das Pferdchen versteht das nicht


Das Land ist ein Riese gefesselt mit Nägeln aus Fabriken
Das Land hat seine Hügel in ein Netz von Baracken schlagen lassen
Das Land hat Halsbänder aus Rauch angelegt
Das Land hat mehr Gerüste als ein Sommertag
Fliegen hat
Das Land hat sich in den Sozialismus gekniet
und die Elektrizität
reckt ihre feinen Finger vom Himmel in den Staub

Das Pferdchen versteht das nicht


Niemand schläft in diesen Menschenhäusern
Überall pfeift es wie nach einem Hund
und Feuertiger reißen sich los beim Vorbeifahren der Loren
längs des Kombinats für chemische Nebenprodukte
Donner des Gesteins das fällt aus dem Stampfwerk
Donner des Lachens aus den Hochöfen
Donner des Geklatsches von den Wassern des Staudamms
zur Schaunummer eines unbekannten Clowns der Eisen spuckt

9<
ARAGON

Le petit cheval n'y comprend rien


Il y a des mouchoirs
rouges avec des mots blancs
tendus au travers du ciel des routes
ou noués à des machines
ou comme des biftecks à la gueule des bâtiments
Il y a des conseils d'hygiène jusqu'
au fond de la nuit du charbon
Il y a
de l'idéologie en pagaye au déballez-moi ça des monts
Le petit cheval n'y comprend rien
De grands types circulent entre les épaules de la terre
et sous leurs mains calleuses familièrement
claque le flanc de l'avenir
De grands types qui lisent au voyant des édifices publics
ces chiffres mystérieux de la fonte et du coke produits
chaque jour
De grands types
pour qui le ciel et la montagne
se résument le soir dans un accordéon
Ah mon amour ah mon amour allons au cirque
où fait de la voltige un Italien
qui s'est sauvé de chez Mussolini dans les soutes
d'un vapeur rouge dont le Vésuve a salué longtemps le départ
et puis nous remonterons dans la ville socialiste
à laquelle il manque encore ses balcons
entendre ce qu'ont à dire de la poésie
les membres de la brigade Maxime Gorki
Quand on pense que le blooming n'a pas encore son poète
Le petit cheval n'y comprend rien
Sur un sein de la ville un monde fou s'agite
Les femmes de par ici ont des yeux si noirs qu'on s'y noyerait
Les échoppes ont l'air de femmes bien aimées
Un phonographe rose a seul des larmes dans la voix
près de la tente des consultations vétérinaires
Des grappes de souliers pendent à des poutrelles
plus incroyables aux regards bachkirs que les automobiles
ou pour toi que l'Anti-Dühring à l'éventaire du
bouquiniste
Le petit cheval n'y comprend rien

9*
ARAGON

Das Pferdchen versteht das nicht


Tücher gibts
rote mit weißen Worten
gespannt durch den Himmel der Straßen
oder geknüpft an Maschinen
oder wie Beefsteaks an der Schnauze der Gebäude
Es gibt Gesundheitshinweise sogar
auf dem Grund der kohlschwarzen Nacht
Es gibt
ganze Berge von Ideologie man verkauft sie en gros
Das Pferdchen versteht das nicht
Große Kerle laufen zwischen den Schultern der Erde herum
und unter ihren schwieligen Händen klatscht vertraut
die Flanke der Zukunft
Große Kerle die am Anzeiger öffentlicher Gebäude
diese geheimnisvollen Ziffern der täglichen Gußeisen- und
Koksproduktion ablesen
Große Kerle
für die Himmel und Gebirg
abends in ein Akkordeon eingehn
Ach mein Lieb ach mein Lieb gehn wir in den Zirkus
dort macht den Salto ein Italiener
der sich von Mussolini davonmachte in den Bunkern
eines roten Dampfers den der Vesuv lange noch grüßte
und dann fahren wir wieder hinauf in die soziahstisdie Stadt
der die Balkone noch fehlen
um zu hören was die von der Brigade Maxim Gorki
zur Dichtkunst zu sagen haben
Wenn man bedenkt daß das Walzwerk noch nicht seinen Dichter hat
Das Pferdchen versteht das nicht
Auf einem Hügel der Stadt bewegt sich eine tolle Menge
Die Frauen von hier haben Augen so schwarz sich darin zu ertränken
Die Buden sehn aus wie geliebte Frauen
Ein rosiges Grammophon allein hat Tränen in der Stimme
nah bei dem Zelt für tierärztliche Untersuchungen
An den Balken hängen Trauben von Schuhen
unglaublicher als Automobile in den Augen der Baschkiren
oder wie in den deinen der Anti-Dühring in der Auslage des
Schmökerladens
Das Pferdchen versteht das nicht

93
ARAGON

Au fait que disait-elle au début de ce poème


la voix aérienne qui saute à mesure qu'on s'en va
d'un pavillon vers l'autre et qui reprend l'antienne
sans laquelle un quelque chose assurément manque au panorama
Et les mots s'égrenaient s'engrena'ent à la fresque
immense
où dans un coin Détail un mammouth forgeron
regarde avec tendresse un tout petit Lénine en plâtre
Le petit cheval n'y comprend rien

Tu n'y comprends rien petit cheval


Est-ce que tu ne détestes pas à tes heures
le fouet et le goût qu'il donne à ton foin
Est-ce que tu n'as pas vu dans les villages
des hommes avoir faim près des vierges en or
Petit cheval ne presse pas ta course écoute
Petit cheval les mots radiophoniques qui sont
la clé de ce rébus d'Oural écoute
petit cheval écoute bien

La
technique
dans la période
de reconstruction
décide
de
tout

Petit cheval petit cheval comprends-moi bien

Je ne suis pas de ceux qui trichent avec l'univers

Je ne suis pas de ceux qui trichent avec l'univers


J'appartiens tout entier à ce troupeau grandiose et triste des
hommes
On ne m'a jamais vu me dérober à la tempête
J'ai battu de mes bras chaque fois l'incendie
J'ai connu la tranchée et les chars
J'ai toujours dit sans prudence au grand jour mes pires
pensées
Et je ne me suis pas retiré quand on est venu me cracher au
visage

94
ARAGON

Also was sagte sie noch am Beginn dieses Gedichts


die Stimme in der Luft die springt je weiter man weggeht
von einem Bau zum andern und den Singsang wiederholt
ohn' den ein irgendetwas ganz sicher dem Panorama fehlt
Und es gliederten sich ein und aus die Worte in dem
gewaltigen Fresko
wo in einer Ecke — Detail — ein Riesenschmied
mit Zartheit betrachtet einen ganz kleinen Lenin aus Gips
Das Pferdchen versteht das nicht

Du verstehst das nicht Pferdchen


Verfluchst du nicht auch mal in deinen Stunden
die Peitsche und den Geschmack den sie deinem Heu gibt
Hast du nicht in den Dörfern die Menschen
hungern sehn neben Madonnen aus Gold
Pferdchen laufe nicht schneller hör lieber
Pferdchen die Rundfunkworte die
der Schlüssel dieses Ural-Rätsels sind hör
Pferdchen hör gut zu

In
der Phase
des Aufbaus
entscheidet
die
Technik
alles

Pferdchen Pferdchen versteh mich recht

Ich gehör nicht zu denen die mogeln mit der Welt

Ich gehör nicht zu denen die mogeln mit der Welt


Ich gehör ganz und gar zu der traurig-großartigen Herde der
Menschen
Man hat mich nie vor dem Sturme weichen sehn
Ich habe mit meinen Armen noch immer das Feuer erstickt
Ich habe den Graben kennengelernt und die Panzer
Ich habe stets unverhohlen am hellichten Tag meine schlimmsten
Gedanken gesagt
Und ich habe mich nicht geduckt wenn man kam ins Gesicht mir
zu spucken

95
ARAGON

J'ai vécu le front marqué


J'ai partagé le pain noir et les larmes de tous
Je ne suis monté qu'à mon tour sur le contre-torpilleur
Qui m'arrachait à ma terre envahie
J'y suis revenu sur un vaisseau lourd à couler sous le poids des
tabors
Où sur le pont les grands guerriers de l'Atlas chantaient de
monotones mélopées
J'ai pris ma part d'amertume
J'ai porté mon lot de malheur
Et pour moi cette guerre n'a jamais fini
Quand sont toujours écartelés les membres de mon peuple
L'oreille collée à la terre il me parvient encore
De terribles soupirs lointains qui traversent la chair d'un monde
sourd
Je ne connais pas le sommeil et quand je fermerai les yeux ce sera
pour toujours
N'oubliez pas cela

Mais l'histoire du siècle et la plaie affreuse des temps


Lèpre ou choléra scorbut ou famine
Ni les sanglants labours dans le pas des armées
Ni les bras déchirés aux rames des galères
L'homme et la femme bafoués dans leur langue et dans leurs entrailles
Toute grandeur pervertie et les mots insolemment retournés contre la
bouche
Toute musique insultée
Toute lueur payée au prix de l'œil
Toute caresse du poing coupé
Tout cela peut à la rigueur se comparer à l'expression de mon
visage
Au tremblement de ma paupière
Au petit muscle sautant sous la peau de ma joue
Aux gestes de mon corps
Au genou qui plie aux cris arrachés à la sécrétion des
larmes
A la fièvre qui me secoue A la sueur de mon front

Mais il y a sous le cuir de ma face et les lanières tannées de mon


apparence
Autre chose sans quoi je ne serais que pierre parmi les pierres
Un grain dans le blé des silos

06
ARAGON

Ich habe gelebt mit gezeichneter Stirn


Ich habe geteilt das Schwarzbrot und die Tränen Aller
Ich bin erst als ich dran war auf den Zerstörer gestiegen
Der meinem besetzten Land mich entriß
Zurückgekehrt bin ich auf einem Schiff zum Kentern beladen mit
Marokkanern
Wo an Deck des Atlas große Krieger in eintönigem Singsang sich
wiegten
Ich habe meinen Teil Bitternis auf mich genommen
Ich habe mein Maß Unglück getragen
Und dieser Krieg ist für mich nie zu Ende
Solang noch gevierteilt der Leib meines Volkes
Preß ich das Ohr an die Erde kommen noch zu mir
Ferne schreckliche Seufzer das Fleisch einer tauben Welt durchdringend

Ich kenn keinen Schlaf und schließ ich die Augen dann ist's für
immer
Vergeßt das nicht

Aber die Geschichte des Jahrhunderts und die ekle Wunde der Zeiten
Aussatz oder Cholera Skorbut oder Hungersnot
Weder die Schindereien im Zug der Armeen
Noch die auf Galeeren zerschundenen Arme
Mann und Weib verhöhnt in Zunge und Leib
Jegliche Größe erniedrigt und die Worte frech im Munde verdreht

Jegliche Töne beleidigt


Jeglicher Glanz bezahlt mit dem Preis des Auges
Jegliches Schmiegen mit abgehauener Hand
Das alles kann man zur Not noch vergleichen mit der Miene meines
Gesichts
Mit dem Zittern meines Augenlids
Mit dem Springmuskel unter der Haut meiner Backe
Mit den Gebärden meines Körpers
Mit dem sich beugenden Knie den entrissenen Schreien dem
Tränenvergießen
Mit dem Fieber das mich packt Mit dem Schweiß meiner Stirn

Aber da ist unter dem Leder meines Gesichts und den gegerbten
Riemen meiner Gestalt
Ein ander Ding ohn das ich nur wäre Stein unter Steinen
Ein Korn im Getreide der Silos

97
ARAGON

Un chaînon de ma propre chaîne


Autre chose comme le sang qui circule et le feu qui dévore
Autre chose comme au front l'idée
Comme à la lèvre la parole
Comme le chant à la poitrine
Comme le divin souffle deviné de la vie
Il y a ce qui est ma vie
Il y a toi ma tragédie
Mon grand théâtre intérieur
Et précaire sur nous quand se referme la porte de la rue
Alors obliquement la puissante embrasse d'or du silence
Se lève enfin le grand frémissement rouge du rideau

PAUL ÉLUARD
SUITE
Dormir la lune dans un œil et le soleil dans l'autre
Un amour dans la bouche un bel oiseau dans les cheveux
Parée comme les champs les bois les routes et la mer
Belle et parée comme le tour du monde.
Fuis à travers le paysage
Parmi les branches de fumée et tous les fruits du vent
Jambes de pierre aux bas de sable
Prise à la taille à tous les muscles de rivière
Et le dernier souci sur un visage transformé.

L'AMOUREUSE
Elle est debout sur mes paupières
Et ses cheveux sont dans les miens,
Elle a la forme de mes mains,
Elle a la couleur de mes yeux,
Elle s'engloutit dans mon ombre
Comme une pierre sur le ciel.
Elle a toujours les yeux ouverts
Et ne me laisse pas dormir.
Ses rêves en pleine lumière
Font s'évaporer les soleils,
Me font rire, pleurer et rire,
Parler sans avoir rien à dire.

98
ARAGON

Ein Glied meiner eigenen Kette


Ander Ding wie das kreisende Blut und das fressende Feuer
Ander Ding wie für die Stirn der Gedanke
Für die Lippe das Wort
Wie das Lied für die Brust
Wie der erahnte göttliche Hauch des Lebens
Da ist was mein Leben ausmacht
Da bist du mein Trauerspiel
Mein großes inneres Theater
Und wenn sich schwankend die Außentür hinter uns schließt
Dann steigt schräg in der mächtigen goldenen Kordel des Schweigens
Endlich das große rote Wallen des Vorhangs empor

PAUL ÉLUARD

VERFOLGUNG
Schlafen in einem Auge den Mond und im andern die Sonne
Eine Liebe im Mund einen schönen Vogel im Haar
Geschmückt wie die Felder die Wälder die Straßen das Meer
Schöne geschmückt wie die Fahrt um die Welt.
Fliehe quer durch die Landschaft
Durch die Zweige aus Rauch und alle Früchte des Windes
Beine aus Stein in Strümpfen aus Sand
Gefaßt um den Leib an allen Muskeln die fließen
Und die letzte Besorgnis auf dem verwandelten Antlitz.

DIE GELIEBTE
Sie steht auf meinen Augenlidern,
Ihr Haar ist meinem Haar vereint,
Sie hat die Form meiner Hände,
Sie hat die Farbe meiner Augen,
Sie geht in meinem Schatten auf,
Wie in den Himmel sinkt ein Stein.
Sie hat die Augen immer offen,
Läßt keinen Schlaf zu mir herein.
Ihr Träumen am hellichten Tage
Läßt Sonnen in Dunst aufgehn,
Läßt lachen mich, lachen und weinen
Und reden, ohn' was zu meinen.

99
ÉLUARD

INTIMES (V)

Je n'ai envie que de t'aimer


Un orage emplit la vallée
Un poisson la rivière

Je t'ai faite à la taille de ma solitude


Le monde entier pour se cacher
Des jours des nuits pour se comprendre

Pour ne plus rien voir dans tes yeux


Que ce que je pense de toi
Et d'un monde à ton image

Et des jours et des nuits réglés par tes paupières.

L A D A M E DE CARREAU
Tout jeune, j'ai ouvert mes bras à la pureté. Ce ne fut qu'un
battement d'ailes au ciel de mon éternité, qu'un battement de cœur
amoureux qui bat dans les poitrines conquises. Je ne pouvais plus
tomber.
Aimant l'amour. En vérité, la lumière m'éblouit. J'en garde
assez en moi pour regarder la nuit, toute la nuit, toutes les nuits.
Toutes les vierges sont différentes. Je rêve toujours d'une vierge.
A l'école, elle est au banc devant moi, en tablier noir. Quand
elle se retourne pour me demander la solution d'un problème, l'in-
nocence de ses yeux me confond à un tel point que, prenant mon
trouble en pitié, elle passe ses bras autour de mon cou.
Ailleurs, elle me quitte. Elle monte sur un bateau. Nous sommes
presque étrangers l'un à l'autre, mais sa jeunesse est si grande
que son baiser ne me surprend point.
Ou bien, quand elle est malade, c'est sa main que je garde
dans les miennes, jusqu'à en mourir, jusqu'à m'éveiller.
Je cours d'autant plus vite à ses rendez-vous que j'ai peur
de n'avoir pas le temps d'arriver avant que d'autres pensées me
dérobent à moi-même.
Une fois, le monde allait finir et nous ignorions tout de notre
amour. Elle a cherché mes lèvres avec des mouvements de tête

100
ÉLUARD

I N N I G E S G E D I C H T (V)
Ich begehre nur dich zu lieben
Ein Gewitter füllt das Tal
Ein Fisch den Fluß

Ich schuf dich nach dem Maß meiner Einsamkeit


Die ganze Welt sich zu bergen
Tage Nächte sich zu begreifen

Nichts mehr in deinen Augen zu sehn


Als was ich denke von dir
Und von einer Welt nach deinem Bilde

Und von Tagen und Nächten nach dem Wink deiner Lider.

KARO DAME
Ganz jung habe ich meine Arme der Reinheit geöffnet. Es war
nur ein Flügelschlagen am Himmel meiner Ewigkeit, nur das Schla-
gen eines verliebten Herzens, das in einer eroberten Brust schlägt.
Ich konnte nicht mehr fallen.
Verliebt in die Liebe. In Wahrheit blendete mich das Licht. Ich
bewahre genug davon in mir, um die Nacht zu betrachten, die ganze
Nacht, alle Nächte.
Alle Jungfraun sind verschieden. Ich träume immer von einer
Jungfrau.
In der Schule sitzt sie auf der Bank vor mir im schwarzen Schul-
kittel. Wenn sie sich umdreht und mich um die Lösung einer Auf-
gabe bittet, bestürzt mich die Unschuld ihrer Augen so sehr, daß
sie aus Mitleid mit meiner Verwirrung die Arme um meinen Hals
legt.
Anderswo verläßt sie mich. Sie besteigt ein Schiff. Wir sind
einander beinah fremd, aber ihre Jugend ist so groß, daß mich ihr
Kuß nicht überrascht.
Oder ich halte, wenn sie krank ist, ihre Hand in den meinen,
bis ich daran sterbe, bis ich erwache.
Ich laufe um so schneller zu jedem Stelldichein, als ich fürchte,
nicht zeitig genug anzukommen, bevor andere Gedanken mich mei-
ner selbst berauben.
Einmal, da wollte die Welt untergehen, und wir wußten nichts
von unserer Liebe. Sie hat meine Lippen gesucht mit langsamen und

101
ÉLUARD

lents et caressants. J'ai bien cru, cette nuit-là, que je la ramènerais


au jour.
Et c'est toujours le même aveu, la même jeunesse, les mêmes
yeux purs, le même geste ingénu de ses bras autour de mon cou,
la même caresse, la même révélation
Mais ce n'est jamais la même femme.
Les cartes ont dit que je la rencontrerai dans la vie, mais sans la
reconnaître.
Aimant l'amour.

HENRI MICHAUX

EMPORTEZ-MOI
Emportez-moi dans une caravelle,
Dans une vieille et douce caravelle,
Dans l'étrave, ou si l'on veut, dans l'écume,
Et perdez-moi, au loin, au loin.
Dans l'attelage d'un autre âge.
Dans le velours trompeur de la neige.
Dans l'haleine de quelques chiens réunis.
Dans la troupe exténuée des feuilles mortes.
Empcrtez-rnoi sans me briser, dans les baisers,
Dans les poitrines qui se soulèvent et respirent,
Sur les tapis des paumes et leur sourire,
Dans les corridors des os longs, et des articulations.
Emportez-moi, ou plutôt enfouissez-moi.

R E P O S D A N S LE MALHEUR
Le Malheur, mon grand laboureur,
Le Malheur, assois-toi,
Repose-toi,
Reposons-nous un peu toi et moi,
Repose,
Tu me trouves, tu m'éprouves, tu me le prouves.
Je suis ta ruine.

102
ÉLUARD

schmeichelnden Kopfbewegungen. In jener Nacht habe ich wirklich


geglaubt, sie in den Tag hinein führen zu können.
Und es ist immer dasselbe Geständnis, dieselbe Jugend, die-
selben reinen Augen, dieselbe unbefangene Gebärde ihrer Arme um
meinen Hals, dieselbe Liebkosung, dieselbe Offenbarung.
Aber es ist niemals dieselbe Frau.
Die Karten haben gesagt, ich würde ihr im Leben begegnen,
aber ohne sie zu erkennen.
Verliebt in die Liebe.

HENRI MICHAUX

ENTFÜHRT MICH
Entführt mich in einer Karavelle,
In einer alten und sanften Karavelle,
Am Steven, wenn ihr wollt, oder im Gischt
Und verliert mich, weit draußen, weit draußen.
In dem Gespann einer anderen Zeit.
Im täuschenden Sammet des Schnees.
Im Hecheln einer Meute Hunde.
In müden Haufen welkenden Laubes.
Entführt mich, unzerbrochen, in Küssen,
In Lungen, die atmend sich heben,
Auf der Handteller lachendem Teppich,
In den Gängen der Langknochen und Gelenke.
Entführt mich, oder vielmehr, verscharrt mich.

RUHE IM UNGLÜCK
Unglück du, mein großer Ackersmann,
Unglück du, setz dich,
Ruh dich aus,
Ruhn wir ein wenig aus, du und ich.
Ruh aus.
Du erreichst mich, du erweist mich, du beweist es mir.
Ich bin deine Ruine.

103
MICHAUX

Mon grand théâtre, mon havre, mon âtre,


Ma cave d'or,
Mon avenir, ma vraie mère, mon horizon,
Dans ta lumière, dans ton ampleur, dans ton horreur,
Je m'abandonne.

C H A N T DE M O R T

La fortune aux larges ailes, la fortune par erreur m'ayant


emporté avec les autres vers son pays joyeux, tout à coup, mais
tout à coup, comme je respirais enfin heureux, d'infinis petits pétards
dans l'atmosphère me dynamitèrent et puis des couteaux jaillissant
de partout me lardèrent de coups, si bien que je retombai sur le sol
dur de ma patrie, à tout jamais la mienne maintenant.

La fortune aux ailes de paille, la fortune m'ayant élevé pour


un instant au-dessus des angoisses et des gémissements, un groupe
formé de mille, caché à la faveur de ma distraction dans la poussière
d'une haute montagne, un groupe fait à la lutte à mort depuis
toujours, tout à coup nous étant tombé dessus comme un bolide, je
retombai sur le sol dur de mon passé, passé à tout jamais présent
maintenant.

La fortune encore une fois, la fortune aux draps frais m'ayant


recueilli avec douceur, comme je souriais à tous autour de moi,
distribuant tout ce que je possédais, tout à coup, pris par on ne sait
quoi venu par en dessous et par derrière, tout à coup, comme une
poulie qui se décroche, je basculai, ce fut un saut immense, et je
retombai sur le sol dur de mon destin, destin à tout jamais le mien
maintenant.

La fortune encore une fois, la fortune à la langue d'huile,


ayant lavé mes blessures, la fortune comme un cheveu, qu'on prend
et qu'on tresserait avec les siens, m'ayant pris et m'ayant uni in-
dissolublement à elle, tout à coup comme déjà je trempais dans la
joie, tout à coup la Mort vint et me dit: «Il est temps. Viens.» La
Mort, à tout jamais la Mort maintenant.

104
MICHAUX

Mein Forum, mein Port, mein Hort,


Meine Goldgruft,
Meine Zukunft, meine wahre Mutter, mein Horizont,
In deinen Schein, in deinen Raum, in dein Graun
Ergeb ich mich.

TODESGESANG

Fortuna mit den weiten Flügeln, Fortuna hatte mich aus Ver-
sehn mit den andern in ihr fröhliches Land entführt, da plötzlich,
ja ganz plötzlich, als ich endlich glücklich atmete, sprengten mich
zahllose kleine Knallkörper in die Luft, dann spickten mich von
überall hervorschießend Messer mit Stichen, und ich fiel zurück
auf den harten Boden meiner Heimat, immer und ewig die meine
von nun an.

Fortuna mit den Strohflügeln, Fortuna hatte mich gerad einen


Augenblick über Angst und Stöhnen emporgehoben, da geschah's,
daß eine Tausendschar, dank meiner Zerstreutheit verborgen im
Staub eines hohen Gebirges, ein Haufe gedrillt zum Kampf auf
Leben und Tod von eh und je, ganz plötzlich sich auf uns stürzte wie
ein Meteor, und ich fiel zurück auf den harten Boden meiner Ver-
gangenheit, Vergangenheit immer und ewig gegenwärtig von nun
an.

Fortuna aufs neue, Fortuna mit den frischen Tüchern, sie hatte
mich zu sich aufgenommen mit Milde, und ich lächelte allen um
mich herum zu und verteilte alles, was ich besaß, da plötzlich ward
ich gepackt von irgend etwas, das von hinten und unten kam, plötz-
lich, wie eine Winde sich aushakt, kippte ich um, ein Riesensprung
war's, und ich fiel zurück auf den harten Boden meines Schicksals,
immer und ewig mein Schicksal von nun an.

Fortuna aufs neue, Fortuna mit der öligen Zunge, sie hatte
meine Wunden gewaschen, Fortuna wie eine Strähne, die man
nimmt, sie vielleicht mit dem eignen Haar zu verflechten, sie hatte
mich genommen und unauflöslich mit sich vereint, da plötzlich, ich
floß schon über vor Freude, da plötzlich kam der Tod und sprach zu
mir: «Es ist Zeit. Komm!» Der Tod, immer und ewig der Tod von
nun an.

105
MICHAUX

MAIS TOI, QUAND VIENDRAS-TU?


Mais Toi, quand viendras-tu?
Un jour, étendant Ta main
sur le quartier où j'habite,
au moment mûr où je désespère vraiment;
dans une seconde de tonnerre,
m'arrachant avec terreur et souveraineté
de mon corps et du corps croûteux
de mes pensées-images, ridicule univers;
lâchant en moi ton épouvantable sonde,
l'effroyable fraiseuse de Ta présence,
élevant en un instant sur ma diarrhée,
Ta droite et insurmontable cathédrale;
me projetant non comme homme
mais comme obus dans la voie verticale,
TU VIENDRAS,
Tu viendras, si tu existes,
appâté par mon gâchis,
mon odieuse autonomie;
Sortant de l'Éther, de n'importe où. de dessous mon moi
bouleversé, peut-être;
jetant mon allumette dans Ta démesure,
et adieu, Michaux.
Ou bien, quoi?
Jamais? Non?
Dis, Gros Lot, où veux-tu donc tomber?

JE S U I S GONG
Dans le chant de ma colère il y a un œuf,
Et dans cet œuf il y a ma mère, mon père et mes enfants,
Et dans ce tout il y a joie et tristesse mêlées et vie.
Grosses tempêtes qui m'avez secouru,
Beau soleil qui m'as contrecarré,
Il y a haine en moi, forte et de date ancienne,
Et pour la beauté on verra plus tard.
Je ne suis en effet devenu dur que par lamelles;
Si l'on savait comme je suis resté moelleux au fond.
Je suis gong et ouate et chant neigeux,
Je le dis et j'en suis sûr.

106
MICHAUX

ABER DU, WANN KOMMST D U ?


Aber Du, wann kommst du?
Eines Tages, ausreckend Deine Hand
über das Viertel wo ich wohne,
zur reifen Zeit, wenn ich wirklich verzweifle;
in einer Donnersekunde
entreißt du mit Schrecken und Herrlichkeit
mich meinem Leib und dem schorfigen Leib
meiner Gedankenbilder, der komischen Runde;
senkst in mich deine entsetzliche Sonde,
die furchtbare Fräse Deiner Gegenwart,
errichtest in einem Nu auf meinem Durchfall
Deine gerade und unübersteigbare Kathedrale;
und wirfst mich nicht als Geschöpf
nein als Geschoß hinauf in die Vertikale,
SO KOMMST DU,
Du kommst, wenn du lebst,
geködert von meinem Sudel,
meiner verhaßten Selbständigkeit;
Herab aus dem Äther, von irgendwoher, vielleicht hervor unter
meinem umgestürzten Ich ;
und wirfst mein Streichhölzchen in Dein Übermaß,
und dann Adieu, Michaux.
Oder was sonst?
Niemals? Nein?
Sag, Großes Los, wohin willst du denn fallen?

ICH BIN GONG


In dem Lied meines Zorns ist ein Ei,
Und in diesem Ei sind meine Mutter, mein Vater und meine Kinder,
Und in diesem Ganzen sind Freude und Trauer gemischt und Leben.
Schwere Stürme, ihr habt mir geholfen,
Schöne Sonne, du standst mir entgegen,
Es ist Haß in mir, stark und von alters her,
Und für die Schönheit ist später noch Zeit.
Ich bin wirklich in Schichten erst hart geworden;
Wenn ihr wüßtet, wie weich im Mark ich geblieben bin.
Ich bin Gong und Watte und schneeiges Lied,
Ich sag's und weiß es genau.

107

Bayerische
Staatsbibliothek
DATEN UND WERKE

I. A L L G E M E I N E S

Anthologien:
Anthologie de la Poésie nouvelle, éd. Jean Paris. Monaco 1956.
Anthologie der französischen Dichtung von Nerval bis zur Gegenwart
(deutsch-französisch), hrsg. von Flora Klee-Palyi. Wiesbaden 1958.
Anthologie des Poètes de la Nouvelle Revue Française, Préface de Paul
Valéry. Paris 1958.
Georges-Emmanuel Clancier: De Rimbaud au Surréalisme. Panorama cri-
tique. Paris '1959.
Museum der modernen Poesie, eingerichtet von Hans Magnus Enzensberger.
Frankfurt i960.
Panorama moderner Lyrik. Gedichte des 20. Jahrhunderts in Übersetzun-
gen. Hrsg. von Günther Steinbrücker in Zusammenarbeit mit Rudolf
Härtung, Gütersloh i960.
French Poetry from Baudelaire to the Présent, Introduced and Edited by
Elaine Marks. New York 1962.
Jean Rousselot: Les nouveaux poètes français. Panorama critique. Paris
*959-
Von Baudelaire bis Saint-John Perse. Französische Gedichte und deutsche
Prosaübertragungen. Ausgewählt von Mayotte Bollack, übersetzt von
Bernhard Böschenstein und Jean Bollack. Frankfurt, Fischer-Bücherei,
1962.

Literaturgeschichte und Kritik:


Maurice Bémol: Essai sur l'orientation des littératures de langue française
au XX« siècle. Paris i960.
Gottfried Benn : Probleme der Lyrik, Wiesbaden "1959.
Pierre de Boisdeffre: Une Histoire vivante de la Littérature d'aujourd'hui.
Paris 1959.
Alain Bosquet: Verbe et Vertige — Situations de la Poésie. Paris 1961.
Henri Bremond: La Poésie pure. Paris 1926.
Michel Décaudin: Études sur la Poésie française contemporaine. L'Infor-
mation Littéraire 14 (1962) 197—203; 15 (1963) 198—207. (Bericht über
den Stand der Forschung. Wird fortgesetzt.)
Dictionnaire de Littérature contemporaine 1900-1962, éd. Pierre de Bois-
deffre. Paris 1962.
Écrivains d'aujourd'hui 1940—1960. Dictionnaire anthologique et critique,
établi sous la direction de Bernard Pingaud. Paris i960.

108
Hans Magnus Enzensberger: Weltsprache der modernen Poesie. In: Einzel-
heiten. Frankfurt 1962. S. 255—272.
Hugo Friedrich : Die Struktur der modernen Lyrik. Von Baudelaire bis zur
Gegenwart. Hamburg, rde, 1956.
Friedhelm Kemp: Die französische Lyrik seit dem I.Weltkrieg. Versuch
einer Überschau. Hochland 42 (1949/50), 139—153 und 261-275.
Karl Krolow: Aspekte zeitgenössischer deutscher Lyrik. Gütersloh 2 i 9 6 i .
Gaétan Picon: Panorama de la Nouvelle Littérature française. Paris 3 i96o.
Deutsch: Panorama der modernen Literatur, Frankreich. Gütersloh o. J.
Yale French Studies, Band 21 (1958) : «Poetry since the Liberation».

II. Z U D E N A U T O R E N

GUILLAUME APOLLINAIRE

heißt eigentlich Wilhelm Apollinaris Kostrowitzky. Seine Mutter ist Polin,


sein Vater unbekannt, was zu allerhand Spekulationen und Legenden Anlaß
gegeben hat. Apollinaire wurde 1880 in Rom geboren. Er ging in Süd-
frankreich auf die Schule und lebte von 1899 an in Paris. Seinen Lebens-
unterhalt verdiente er mühsam in wechselnden Gelegenheitsberufen. In den
Jahren 1901/1902 war er Hauslehrer bei einer adeligen Familie im Rhein-
land. Nach Paris zurückgekehrt, führte er ein bewegtes Literatenleben, aus-
gefüllt mit Freundschaften, Feindschaften, Liebe und Duell. Er schrieb neben
seinen zahlreichen Gedichten Romane, Novellen und Dramen. Als Kunst-
kritiker setzte er die von Diderot und Baudelaire begründete Tradition der
literarischen Kunstkritik fort. Als der Krieg ausbrach, meldete er sich frei-
willig an die Front, obwohl er damals noch gar nicht die französische
Staatsangehörigkeit hatte. Im Jahre 1916 wurde der Leutnant Kostrowitzky
durch einen Granatsplitter schwer am Kopf verwundet. Als Rekonvaleszent
nahm er das Pariser Literatenleben wieder auf. Im Mai 1918 heiratete er
Jacqueline Kolb. „Je souhaite dans ma maison I Une femme ayant sa
raison, I Un chat passant parmi les livres, I Des amis en toute saison I Sans
lesquels je ne peux pas vivre." Dieses Leben war ihm nicht mehr lange
zugedacht. Eine Grippe-Epidemie raffte den Achtunddreißigjährigen am
9. November 1918 dahin. Seine wichtigsten Gedichtsammlungen: Le Bes-
tiaire ou Cortège d'Orphée (1911), Alcools, Poèmes 1898—191} (1913),
Viram impenderc Amori, Poèmes et Dessins (1917), Calligrammes, Poèmes
de la Paix et de la Guerre 1913—1916 (1918).

Ausgaben :
Œuvres poétiques, éd. M. Adéma/M. Décaudin (Bibliothèque de la Pléiade).
Paris 1956.
Dichtungen (französisch-deutsch), herausgegeben von Flora Klee-Palyi.
Wiesbaden 1953.
Poèmes, éd. André Billy (Livre de poche). Paris 1956.
Die ausgewählten Gedichte sind entnommen den Bänddien Le Bestiaire (1), Alcools (2, 3)
und Calligrammes (4, 5). Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Gallimard, Paris.

109
Literaturhinweise:
Marcel Adéma: Guillaume Apollinaire le Mal-aimé. Paris 1952.
André Billy: Apollinaire vivant. Paris 1923.
Jean Cocteau: Apollinaire. In: Poésie critique 1, S. 89—96. Paris 1959.
Michel Décaudin: État présent des études sur Apollinaire. L'Information
littéraire 5 (1953), S. 90.
Michel Décaudin: Le dossier d' „Alcools". Genf i960.
Pascal Pia: Apollinaire par lui-même. Paris 1954.
Raymond Warnier: Guillaume Apollinaire. Romanische Forschungen 65
(1954)' 3 9 2 - 4 i ° -

Louis ARAGON

wurde 1897 in Paris geboren. Er studierte Medizin wie Breton und lernte
diesen im Kriege kennen. Wir können ihn zur Gründergeneration des
Surrealismus rechnen. Im Jahre 1927 trat er in die Kommunistische Partei
ein. Bald darauf lernte er den russischen Dichter Majakowski kennen. Des-
sen Tochter, Elsa Triolet, wurde seine Frau. Mehrere Reisen führten ihn
in die Sowjet-Union. Im Jahre 1931 brach er mit dem Surrealismus. Von
1937 an gab er die kommunistische Zeitung Ce Soir heraus, später die
Wochenzeitung Les Lettres françaises. Am letzten Krieg nahm er als Soldat
teil. Seit 1950 hat er einen Sitz im Zentralkomitee der KP Frankreichs.
Aragon hat neben seiner Lyrik Romane und Essays publiziert. Unter den
letzteren verdienen besondere Erwähnung Le Traité du Style (1928), eine
wütende Polemik gegen die ganze traditionelle Literatur, und La Rime en
1940 (1940), ein sanftes Bekenntnis zu traditionellen Literaturformen. Die
bekanntesten Gedichtsammlungen: Le Mouvement perpétuel (1925), Hourra
l'Oural (1934), Le Crève-Cœur (1940), ferner der Elsa-Zyklus mit Cantique
à Eisa (1941), Les Yeux d'Eisa (1942), Les Yeux et la Mémoire (1954), Eisa
(1959), Le Fou d'Eisa (1963).

Ausgabe :
Poésies, Anthologie 1917—1960. Paris i960.
Die ausgewählten Gedichte sind den Sammlungen Hourra l'Oural (1) und Elsa (2) ent-
nommen. Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.

Literaturhinweise:
Roger Garaudy: L'itinéraire d'Aragon; Du Surréalisme au Monde réel.
Paris 1961.
André Gavillet: La littérature au Défi: Aragon surréaliste. Neudiâtel 1957.
Hubert Juin: Aragon. Paris i960.
Hubert Juin: Aragon. Les Nouvelles Littéraires 27. 12. 1962, S. 6f.
Claude Roy: Aragon, Un Essai. Paris 1951.

ANDRÉ BRETON

wurde 1896 in Tinchebray (Orne) geboren. Er studierte Medizin wie Aragon


und lernte als Hilfsarzt im Kriegslazarett die Psychoanalyse Freuds kennen.

110
Durch Apollinaire wurde er auf die Dada-Bewegung aufmerksam, an deren
Klamauk er sich eine Zeitlang beteiligte. Im Jahre 1919 gründete er zusam-
men mit Philippe Soupault die avantgardistische Zeitschrift Littérature.
Dort erschien als erster surrealistischer Text Les Champs magnétiques
(1921), automatisch niedergeschrieben von den beiden Herausgebern. Um
1922 versuchte er sich in allerhand psychologischen Experimenten, Hypno-
sen und dergleichen. 1924 veröffentlichte er das Surrealistische Manifest,
dem später noch eine Reihe weiterer Manifeste folgten. Organ der Bewegung
wurde die Zeitschrift La Révolution Surréaliste, die später durch die Zeit-
schrift Le Surréalisme au Service de la Révolution abgelöst wurde. Um
diese Zeit nahm Breton mit der Kommunistischen Partei Fühlung auf. Ab-
weichend von der stalinistischen Linie suchte er die Verbindung mit Trotzki
und entwarf mit ihm die Neukonzeption einer revolutionären Kunst. Im
Jahre 1941 schickte ihn die Vichy-Regierung ins Exil. Er kehrte 1946 nach
Frankreich zurück, umgeben von den wenigen Getreuen, die dem Surrealis-
mus nodi nidit den Rücken gekehrt hatten. Einige Texte: Mont de piété
(1919), Clair de terre (1923), Poisson soluble (1924), Le Revolver à cheveux
blancs (1932).

Ausgaben :
Manifestes du Surréalisme. Paris 1962.
Poèmes. Paris 1948.
Poésie et autre. Textes choisis et présentés selon l'ordre chronologique par
Gérard Legrand. Paris i960.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Bändchen Clair de terre entnommen. Mit freundlicher
Genehmigung des Verlages Gallimard.

Literaturhinweise:
Julien Gracq : André Breton. Quelques aspects de l'écrivain. Paris 1948.
J. Hardré: Présent State of Studies on Literary Surrealism. Yearbook of
Comparative and General Studies 9 (i960), 43—66.
Claude Mauriac: André Breton. Paris 1949.
Maurice Nadeau: Histoire du Surréalisme. Paris 1945.

BLAISE CENDRARS,

mit bürgerlichem Namen Frédéric Sauser, lebte von 1887 bis 1961 ein
bewegtes Leben, das in der Umkehrung an Rimbauds Leben erinnert. Er
verließ als Junge das elterliche Haus in der Schweiz, aber nicht um zu schrei-
ben, sondern um die Welt als ein Fahrender zu erleben. Auf alle Erdteile
setzte er seinen Fuß. Er war Landarbeiter und Handlungsreisender, Jongleur
und Bienenzüchter, Schmuggler und Landstreicher: „Je suis un homme
inquiet." Aber er liebte schon seltene Bücher wie gefährliche Abenteuer.
Erst aus übervoller Erinnerung wurde die erfahrene Welt zum Gedicht: ein
Ostern in New York, Expeditionen in Panama, eine Geschäftsreise quer
durdi Rußland, eine Zeitungsmeldung aus Japan . . . In Paris wurden
Apollinaire, Reverdy, Chagall und Picasso seine Freunde und tauschten mit
ihm ihre Anregungen aus. Im 1. Weltkrieg meldete er sich freiwillig zur
Fremdenlegion; als er einarmig heimkehrte, verfaßte er eine Broschüre:

111
J'ai tué. Außer seinen Gedichten schrieb er Romane, Novellen, Lebens-
beschreibungen, Reportagen. Er arbeitete für den Film und für das Ballett.
In seiner Anthologie Nègre (1921) machte er die Kunst und Literatur Afrikas
bekannt und erzählte die Märchen der Schwarzen für die Kinder der Weißen.
Einige Gedichtbände: Du Monde entier (1919), Dix-neuf poèmes élastiques
(1919), Kodak, später nach einem Einspruch der Kodak-Werke Documen-
taires genannt (1924). Zur Poetik: Aujourd'hui (1931).

Ausgaben :
Œuvres [Bd. I: Poésies complètes]. Paris i960 ff.
Poésies complètes, éd. J. H. Lévesque. Paris 1944.
Du Monde entier au Coeur du Monde; Poèmes. Paris 1957.
Poesie, deutsch von Jürgen Schroeder. Düsseldorf, Karl Rauch Verlag, 1962.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Bändchen Dix^neuf poèmes élastiques entnommen.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Denoël, Paris, und des Karl Rauch Ver«
lages, Düsseldorf.

Literatur h inweise:
Jean Buhler: Blaise Cendrars; Homme libre, Poète au cœur du monde.
Bienne i960.
Louis Parrot: Biaise Cendrars; Une Étude (Poètes d'aujourd'hui 11). Paris
1948.
Jean Rousselot: Biaise Cendrars. Paris 1955.

RENÉ CHAR
stammt aus der Provence und wurde 1907 in LTsle-sur-Sorgue geboren.
Ein paar Jahre lang gehörte er der surrealistischen Bewegung an. Aber der
Freund Albert Camus hat von dieser Zeit gesagt, Char habe sich dem
Surrealismus mehr geliehen als hingegeben. Wie schon im Spanischen Bür-
gerkrieg, so nahm René Char auch im letzten Krieg als Widerstandskämpfer
die Waffe in die Hand. Aus dieser Zeit stammen seine Aufzeichnungen
Feuillets d'Hypnos (1946). Einige Gedichtsammlungen: Le Marteau sans
Maître (1934), Seuls demeurent (1945), Fureur et Mystère (1948), La Paroi
et la Prairie (1952), Lettera Amorosa (1953).
Ausgaben :
Poèmes et prose choisis. Paris 1957.
La Parole en Archipel. Paris 1962.
Irdische Girlande (französisch-deutsch), herausgegeben von Flora Klee-
Palyi. Wiesbaden 1954.
Poésies / Dichtungen, herausgegeben von lean-Pierre Wilhelm. Frankfurt
1959-
Die ausgewählten Gedichte sind entnommen den Bändchen Poèmes des deux années 195}
et 1954 (1) und La Parole en Archipel (2, 3, 4). (Eine andere Fassung des Gedichtes
Fascinants 111 findet sich in dem Bändchen La Paroi et la Prairie.) Mit freundlicher Ge-
nehmigung des Verlages Gallimard.

Literaturhinweise:
René Char's Poetry. Studies by Maurice Blandiot, Gabriel Bounoure, Albert
Camus, Georges Mounin, Gaétan Picon, René Ménard, James Wright.
Rom 1956.

112
Pierre Berger: René Char; Un Essai. Paris 1951.
Franz Büchler: Zur Dichtung René Chars. Neue Deutsche Hefte 7 (1960/61),
702—708.
Georges Mounin: Avez-vous lu Char? Paris 1946.
Greta Rau: René Char ou la Poésie accrue. Paris 1957.

JACQUES CHARPIER

wurde 1926 in Avignon geboren. Er hat in Paris Kunstgeschichte und


Archäologie studiert und ist im Pariser Verlagswesen tätig. Bekanntester
Gedichtband: Mythologie du Vent (1955).
Diesem Band ist auch das ausgewählte Gedicht entnommen (Editions du Dragon).

Literaturhinweis :
Edouard Glissant: Mythologie du Vent. Les Lettres Nouvelles, April 1955,
594-596.

PAUL CLAUDEL

lebte von 1868 bis 1955. Er wurde geboren in Villeneuve-sur-Fère (Cham-


pagne) und starb in Paris. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er als
Diplomat im Ausland: in den USA, in China, Prag, Hamburg, Rom, Rio,
Kopenhagen, dann als Botschafter in Tokio, Washington, Brüssel. Er war
gerne Diplomat und genoß wegen seiner Tüchtigkeit, besonders auf wirt-
schaftlichem Gebiet, großes Ansehen. Das große Ereignis seines Lebens war
seine Bekehrung zum katholischen Glauben. Als Schüler und Student hatte
er den Glauben verloren. Beim Magnificat der Weihnachtsvesper des Jahres
1886 in der Kathedrale Notre-Dame fand er zur christlichen Religion zu-
rück: „Je crus". Es sollte noch einige Jahre dauern, bis alle Zweifel des In-
tellekts in ihm ausgeräumt waren. Das Beispiel Rimbauds half ihm auf
diesem Weg. Fortan lebte und dichtete er aus dem Glauben. Die wichtigsten
Gedichtzyklen sind: Connaissance de l'Est (1900), Cinq grandes Odes
(1900—1908), La Cantate ù trois voix (1913), Corona Benignitatis Anni Dei
(1915), La Messe là-bas (1917). Hinzu kommen viele Gedichte fernöstlicher
Inspiration, Gelegenheitsgedichte von ungleicher Qualität und Übersetzun-
gen. Seine Dramen brauchen hier nicht genannt zu werden, sie sind bekannt
und berühmt. Weniger bekannt ist, daß Claudel auch ein großer Essayist
war.

Ausgaben :
Œuvres complètes. Paris, Gallimard. 1950 ff. [Bd. I—V; Poésie].
Œuvre poétique, éd. St. Fumet (Bibliothèque de la Pléiade). Paris 1957.
Morceaux choisis, éd. R. Mallet. Paris 1956.
Die ausgewählten Gedichte sind entnommen aus Connaissance de l'Est (1), La Cantate à
trois voix (2) und Le Soulier de Satin (3). Mit freundlicher Genehmigung der Verlage
Gallimard und Otto Müller, Salzburg, sowie der Verlagsanstalt Benziger & Co.,
Zürich.

113
Literaturhinweise
Cahiers Paul Claudel, 1958 ff.
Pierre Angers : Commentaire à l'Art poétique de Paul Claudel, avec le texte
de l'Art poétique. Paris 1949.
Gérald Antoine: Les cinq grandes Odes de Claudel. Paris 1959.
Louis Barjon: Paul Claudel (Classiques du XX e siècle). Paris 1953.
Stanislas Fumet: Claudel (La Bibliothèque idéale). Paris 1958.
Jean Grosjean: Paul Claudel biblique ou non. La Nouvelle Revue Française
3 {1-955) 424-438.
Jacques Madaule: Le Génie de Paul Claudel. Genf 1933.
Alexandre Maurocordato : L'Ode de Paul Claudel. Genf 1955.
Pascal Rywalski: Claudel et la Bible. Porrentruy 1948.
La Table Ronde, Numéro spécial Paul Claudel, Bd. 88, April 1955.

JEAN COCTEAU

wurde 1889 in Maison-Laffitte bei Versailles geboren und starb 1963 in


Paris. Ein Leben voller Romanpoesie, Theaterpoesie, Ballettpoesie, Kritik-
poesie, Graphikpoesie, Filmpoesie und schließlich Gedichtpoesie. So will
Cocteau sein künstlerisches Werk verstanden wissen. Freundschaft verband
ihn mit Proust, Péguy, Alain-Fournier, Chirico, Picasso, Diaghilew, Stra-
winsky und vielen anderen, die ihn anregten und die er anregte. Die Acadé-
mie Française nahm ihn 1955 unter die vierzig Unsterblichen auf. „Après
la raclée de coups de bâton, une raclée d'honneurs me tombe sur les épau-
les." Lyriksammlungen (u. a.) : Le Cap de Bonne Espérance (1919), Plain-
Chant (1923) Opéra (1927).

Ausgaben :
Œuvres complètes. Genf 1946 ff.
Poèmes (1916—1955). Paris 1956.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Band Plain-Chant entnommen. Mit freundlicher
Genehmigung des Verlages Delamain et Boutelleau Stock, Paris.

Literaturhinweise:
André Fraigneau: Cocteau par lui-même. Paris 1957.
Jean-Jacques Kihm: Cocteau (La Bibliothèque idéale). Paris i960.

PAUL ÉLUARD,

eigentlich Eugène Grindel, lebte von 1895 (Saint-Denis) bis 1952 (Paris). Er
verbrachte seine Jugend in Paris und in einem Schweizer Sanatorium. Für
den Krieg fand man ihn gesund genug. Im Krieg veröffentlichte er 1917
seine ersten Verse, die Poèmes pour la Paix (1918) erregten Aufmerksam-
keit. Um diese Zeit lernte er Reverdy, Breton, Soupault, Aragon und die
Maler Picasso, Chirico und Max Ernst kennen. Mit ihnen begründete er die
surrealistische Bewegung. 1924, im Jahre des Manifestes, verließ er Paris
ohne Abschied und begab sich auf eine Weltreise: „Ce fut un voyage ridi-
cule." Viele andere Reisen folgten, die weniger lächerlich waren. In Spanien

114
lernte er Garcia Lorca schätzen und machte ihn in Frankreich bekannt. Der
Spanische Bürgerkrieg und der 2. Weltkrieg drängten ihn zum Engagement.
Er brach mit den Surrealisten und wurde Mitglied der Kommunistischen
Partei. Die wichtigsten Titel: Répétitions (1922), Mourir de ne pas mourir
(1924), Capitale de la Douleur (1926), La Rose publique (1934), Les Yeux
fertiles (1936), Cours naturel (1938), Donner à voir (1939), Poésie ininter-
rompue (1946), Poèmes politiques (1948). Unter seinen theoretischen Schrif-
ten ist besonders wichtig der Londoner Vortrag L'Évidence poétique (1936,
publiziert 1937).
Ausgaben :
Choix de poèmes, Préface d'Alain Bosquet (Livre de Poche). Paris 1954.
Poésies choisies. Paris 1959.
Derniers poèmes d'amour. Préface de Lucien Scheler. Paris 1963.
Choix de Poèmes — Ausgewählte Gedichte, herausgegeben von Johannes
Hübner. Neuwied 1964.
Die ausgewählten Gedichte sind entnommen den Gedidttbändchen Répétitions (1), Mourir
de ne pas mourir (2), Les yeux fertiles (3), Les dessous d'une vie ou Pyramide humaine (4).
Mit freundlidier Genehmigung des Verlages Gallimard.

Literaturhinweise:
Pierre Emmanuel: Le Je universel chez Paul Éluard. Paris 1948.
„Europe", Numéro spécial Paul Éluard 31 (Juli/August 1953).
Louis Parrot / Jean Marcenac: Paul Éluard (Poètes d'aujourd'hui 1). Paris
'1960.

FRANCIS JAMMES

ist siebzig Jahre alt geworden. Er wurde 1868 in Tournay (Pyrenäen) ge-
boren und starb 1938 in Hasparren (Baskenland). In Paris hat er nie gelebt.
Von seinem Leben in der Provinz hat er gesagt: „Diese Einsamkeit gibt
mir eine sehr einfache und sehr komplizierte Seele." Nach den ersten Er-
folgen seiner Verse in der fernen Metropole bildeten sich Legenden um den
Provinzdidner, und viele kamen angereist, ihn zu besudien. Einer der Be-
sudier war Claudel, der ihn auf den Weg des Glaubens zurückführte. Audi
ein Mädchen aus dem Norden Frankreichs kam zu ihm. „Kohlmeise" nannte
Jammes das Mädchen. Es erschien ihm wie aus einem seiner Bücher heraus-
getreten. Das Mädchen wurde seine Frau. „Et ils avaient beaucoup d'enfants
sachant les faire." Francis Jammes' Werk umfaßt Erzählungen, Novellen,
Memoiren, Briefwechsel und vor allen Dingen Lyrik. Die wichtigsten Ge-
dichtbände: De l'Angélus de l'aube à l'Angélus du soir (1898), Quatorze
prières (1898), Le Deuil des primevères (1901), L'Église habillée de Feuilles
(1906), Les Géorgiques chrétiennes (1912), Les livres des Quatrains (1923
bis 1925).

Au s g a b e n :
Œuvres. Paris 1921.
Choix de Poèmes. Avec une étude de Léon Moulin. Paris 1955.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Band Le Deuil des Primevères entnommen. Mit
freundlicher Genehmigung des Verlages Mercure de France, Paris.

HS
Literaturhinweise:
Paul Claudel: Francis Jammes. In: Accompagnements. Œuvres complètes,
Bd. 18, S. 136-161.
Robert Mallet: Francis Jammes; sa vie, son œuvre. Paris 1961.
Robert Mallet: Francis Jammes; le Jammisme. Paris 1961.
Robert Mallet: Francis Jammes (Poètes d'aujourd'hui 20). Paris 1950.

HENRI MICHAUX

ist 1899 in der belgischen Stadt Namur geboren, hat jedoch seit 1955 die
französische Staatsangehörigkeit. Er versuchte es eine Zeitlang mit dem
Medizinstudium, gab das Studieren aber bald auf. 1920 heuerte er als Ma-
trose auf einem Fünfmastschoner an und verpaßte durch einen Streik den
Schiffbruch seines Schiffes. Seitdem er Lautréamont, Klee, Max Ernst und
Chirico entdeckt hat, steht er unter dem Zwang zu schreiben und zu zeich-
nen. In den Jahren 1927 und 1929 reiste Michaux nach Südamerika, Nord-
afrika, Indien und China. Aus diesen Reisen entstanden die Bücher Ecuador
(1929) und Un Barbare en Asie (1932). 1928 nahm Michaux seinen Wohn-
sitz in Paris. Seit 1937 pflegt er seine Zeichenkunst und stellt seine Zeich-
nungen aus. Im Jahre 1956 begann er mit Meskalin-Experimenten. Davon
berichten: Misérable Miracle (1956), L'Infini turbulent (1957), Paix dans les
brisements (1959), Connaissance par les gouffres (1961). Wichtige Texte:
Qui je fus (1927), Mes Propriétés (1929), Un certain Plume (1930), Plume,
précédé de Lointain intérieur (1938), Epreuves, Exorcismes (1945), Ailleurs
(1948), Face aux verrous (1954).

Ausgaben :
L'Espace du dedans. Pages choisies. Paris 1945.
Passages (1937—1963). Paris 21963.
Dichtungen, hrsg. von Kurt Leonhard. Eßlingen 1954.
Die ausgewählten Gedichte sind entnommer. aus Mes propriétés (1,5), Un certain
Plume (2, 3) und Lointain intérieur (4). Mit freundlicher Genehmigung der Verlage
Gallimard, Bechtle, München, und S.Fischer, Frankfurt a. M.

Literaturhinweise:
René Bertelé: Henri Michaux (Poètes d'aujourd'hui 5). Paris 2 i957-
Robert Bréchon: Michaux (La Bibliothèque idéale). Paris 2 i959-
André Gide: Découvrons Henri Michaux. Paris 1941.
C. A. Hackett: Michaux and Plume. French Studies 17 (1963) 40—49.
Claude Mauriac: Henri Michaux. In: L'Alittératurc contemporaine, S. 121
bis 133. Paris 1958.
Maurice Saillet: Michaux et le mescaline. In: Sur la route de Narcisse,
S. 223—226. Paris 1958.

CHARLES PÉGUY

entstammt einer Familie einfacher Leute und hat das nie vergessen. Er
wurde 1873 in Orléans geboren und fiel 1914 in der Mameschlacht. Auf der
Pariser Eliteschule, der École Normale Supérieure, lernte er den Sozialismus

116
kennen. Den Sozialistenführer Jaurès bewunderte er. Später brach er mit
den Sozialisten, die ihm zu viele Kompromisse schlössen. In dieser Zeit
kehrte er zum christlichen Glauben zurück, schloß sich aber nie formell der
katholischen Kirche an. Die Dreyfus-Affäre gab seinem Leben eine militante
und publizistische Richtung auf eine Erneuerung Frankreichs. Als Heft sei-
ner Zeitschrift Cahiers de la Quinzaine erschien auch 1910 sein erstes poeti-
sches Werk Le Mystère de la Charité de Jeanne d'Arc. Teile dieses Textes
stammen aus einer früheren dramatischen Johanna-Trilogie (1897), die
Pseudonym erschienen war und keinen Erfolg gehabt hatte. Als sein Sohn
schwer erkrankte, pilgerte er zum erstenmal zur Muttergottes von Chartres,
dann noch einmal für einen verstorbenen jungen Freund. Die Pilgerschaften
finden ihren poetischen Niederschlag in den großen Poemen, denen Péguy
den Titel Tapisseries gab. Der bekannteste unter diesen „Wandteppichen"
ist das große Poem Eve (1913).

Ausgaben :
Œuvres poétiques complètes, éd. F. Porche / P. Péguy. (Bibliothèque de la
Pléiade). Paris 1948.
Morceaux choisis (Poésie). Paris 1927
Das ausgewählte Textstück ist aus dem Nachlaß abgedruckt in der Ausgabe der Pléiade.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Gallimard.

Literaturhinweisc:
Albert Béguin: La prière de Péguy. Neuchâtcl 4 i948.
Albert Béguin: L'Eve de Péguy. Paris 1948.
Albert Chabanon : La poétique de Péguy. Paris '1947.
Jean Onimus: Connaissance de Péguy. L'Information littéraire 13 (1961)
190-199.
Louis Perche: Essai sur Charles Péguy (Poètes d'aujourd'hui 60). Paris 1959.
J. Roger: El poeta Péguy. Revista de Literatura 11 (1957) 38—67.
Romain Rolland: Péguy. 2 Bde. Paris 1945.

BENJAMIN PÉRET

wurde 1899 in Rézé bei Nantes geboren und starb 1959 in Paris. Er gehörte
seit den zwanziger Jahren zum engsten Surrealistenkreis um Breton und
war einer der Treuesten. Er wurde Kommunist und kämpfte in Spanien.
Acht Jahre verbrachte er im mexikanischen Exil. Nach seiner Rückkehr war
er Surrealist wie zuvor. Er schrieb Gedichte und Erzählungen. Einige Titel:
Immortelle Maladie (1924), Le Grand Jeu (1928), De derrière les fagots
(1934), Je sublime (1936).
Das ausgewählte Gedicht ist ]e sublime entnommen (Editions Surréalistes).

Ausgaben :
Main forte. Paris 1946.
Feu central. Paris 1947.

Literaturhinweis :
Jean-Louis Bédouin: Benjamin Péret (Poètes d'aujourd'hui 78). Paris 1961.

M7
PIERRE REVERDY

ist Südfranzose aus Narbonne. Die Freunde berichten, er habe das Tempe-
rament seiner Landschaft gehabt. Er lebte von 1889 bis i960. Im Jahre
1910 kam er nach Paris und schloß sich dem Kreis um Apollinaire und Pi-
casso an. Wie Apollinaire, war er 1914 bis 1916 freiwillig Soldat. Im Jahre
1916 gründete er die Zeitschrift Nord-Sud, die während der anderthalb
Jahre ihres Bestehens eine große Wirkung hatte. Seine Theorie der poeti-
schen Metapher wurde von den Surrealisten aufgegriffen. Er selber blieb
den Surrealisten fern. Im Jahre 1926 ging er von Paris fort und wählte sei-
nen Wohnsitz in der Nähe der berühmten Abtei Solesmes (Département
Sarthe), so wie vor ihm schon Max Jacob vor der Großstadt nach Saint-
Benoît-sur-Loire geflohen war. Trotz mancher Lockrufe ist Reverdy nicht
mehr in die Hauptstadt zurückgekehrt. Bescheiden sagt er von seinem
Leben in Solesmes: „Ma vie, I Est-ce vraiment la peine d'en parler? I Tout
le monde en dirait autant." In seinen langen Mußestunden hat er über die
Welt und die Dichtung nachgedacht und seine Gedanken in eine aphoristi-
sche Form gebracht: Self-Defence (1919), Le Gant de crin (1927), Le Livre
de mon bord (1948), En vrac (1956). Einige Gedichtsammlungen: Les Ar-
doises du toit (1918), Les Épaves du ciel (1924), Grande Nature (1925),
Flaques de verre (1929), Sources du vent (1929), Ferraille (1937).

Ausgaben :
Plupart du Temps [Gedichte 1915—1922]. Paris 1945.
Main-d'Œuvre [Gedichte 1913—1915 und 1925—1949]. Paris 1949.
Die ausgewählten Gedichte sind den Bänden Les Ardoises du toit (l) und Grande
Nature (2) entnommen. Mit freundlicher Genehmigung der Verlage Gallimard und
Mercure de France.

Literaturhinweise:
Martin Daniel: The Poetry of Pierre Reverdy. Modern Language Review 58
(1963) 184—190.
David J. Grossvogel: Piene Reverdy. The Fabric of Reality. Yale French
S t u d i e s 2 1 (1958) 95—106.
Jean Rousselot: Pierre Reverdy (Poètes d'aujourd'hui 25). Paris 1951.
Maurice Saillet: La Nature de Reverdy, in: Sur la Route de Narcisse, S. 55
bis 79. Paris 1958.

SAINT-JOHN PERSE

ist Pseudonym für Marie-René Alexis Saint-Léger Léger, der 1887 auf der
französischen Antilleninsel Guadeloupe geboren wurde. Von 1898 an lebte
er in Frankreich. Er besuchte das Gymnasium in Pau, die Universität in
Bordeaux und wurde Diplomat wie Claudel. Er war Botschafter und beklei-
dete hohe Stellungen im Außenministerium, während der frühen zwanziger
Jahre in enger Zusammenarbeit mit Aristide Briand. Für die Dauer seiner
diplomatischen und politischen Tätigkeit verbot er sich die Veröffentlichung
privater Schriften. Seine Freunde entwanden ihm mit List das große Ge-
dicht Anabase, das er in Peking geschrieben hatte, und legten ihm die
Druckfahnen vor. Widerstrebend willigte er in die Publikation unter einem

11S
Pseudonym ein. Vor den einrückenden deutschen Truppen ging er ins Exil
nach England, dann nach Amerika. Nach dem Krieg hat er seinen Diplo-
matenberuf nicht wieder aufgenommen und ist nicht nach Frankreich zu-
rückgekehrt. Im Jahre i960 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur ver-
liehen. Seine Stockholmer Nobel-Rede ist unter dem Titel Poésie (1961)
publiziert. Das ist das einzige Stück Prosa in seinem Werk. Das lyrische
Werk: Éloges (1911), Anabase (1926), Les quatre Poèmes — umfassend
Exil (1942), Poème à l'Étrangère (1943), Pluies (1943) und Neiges (1944),
ferner: Vents (1946), Amers (1957), Chronique (i960), Oiseaux (1962).

Ausgaben :
Œuvre poétique, 2 Bde. Paris 1953—1960.
Dichtungen, französisch und deutsch, herausgegeben von Friedhelm Kemp.
Darmstadt 1957.
Die ausgewählten Gedichte sind den Poemen Vents (1) und Chronique (2) entnommen.
Mit freundlicher Genehmigung der Verlage Gallimard und Hermann Luchterhand,
Neuwied.

Literaturhinweise:
Alain Bosquet: Saint-John Perse (Poètes d'aujourd'hui 35). Paris 1959.
Roger Caillois: Poétique de Saint-John Perse. Paris 1954.
Paul Claudel: Un poème de Saint-John Perse [Vents]. In: Accompagne-
ments, Œuvres complètes. Bd. 18, S. 223—239.
Jacques Guicharnaud: Vowels of the Sea: Amers, by Saint-John Perse.
Yale French Studies 21 (1958) 72-82.
Maurice Saillet: Saint-John Perse poète de la gloire. Paris 1952.
Leopold Sédar Senghor: Saint-John Perse ou Poésie du royaume d'enfance.
La Table ronde 172 (Mai 1962) 16—36.
Bernard Weinberg: L'Anabase de Saint-John Perse. Saggi e ricerche di
Letteratura francese 1 (i960) 209—268.

LEOPOLD SÉDAR SENGHOR


wurde 1906 in Joal-la-Portugaise (Afrika) geboren. Er studierte in Dakar
und Paris. Von 1935 bis 1944 war er Lehrer für Griechisch und Latein an
französischen Gymnasien, danach Professor für afrikanische Sprachen in
Paris. Als Abgeordneter und Staatssekretär verschaffte er seinem Wort
Geltung in der französischen und internationalen Politik. Er kämpfte mit
Erfolg für die Unabhängigkeit seiner Heimat und ist seit i960 Staatspräsi-
dent der Republik Senegal. Die Titel seiner Gedichtbände: Chants d'Ombre
(1945), Hosties noires (1948), Chants pour Naëtt (1949), Ethiopiques (1956),
Nocturnes (1961). Neben dem lyrischen Werk stehen zahlreiche Essays zur
Politik, Kulturgeschichte und Literaturkritik.

Ausgabe :
Botschaft und Anruf. Sämtliche Gedichte französisch und deutsch, heraus-
gegeben und übertragen von Janheinz Jahn. München 1963.
Das ausgewählte Gedicht ist dem Band Chants d'ombre, suivis de Hosties noires (1961)
entnommen. Mit freundlicher Genehmigung der Verlage Editions du Seuil und Carl
Hanser, München.

119
Literaturhinweise:
Anthologie de la nouvelle poésie nègre et malgache de langue française, éd.
Leopold Sédar Senghor; précédée de Orphée noir, par Jean-Paul Sartre.
Paris 1948.
Armand Guibert: Leopold Sédar Senghor (Poètes d'aujourd'hui 82). Paris
1961.

ARMEN TARTINIAN

ist armenischer Herkunft. Er wurde 1923 geboren. Er publizierte den Ge-


dichtband Le Chant et l'ombre (1953). Man findet eine Auswahl seiner Ge-
dichte bei Jean Paris: Anthologie de la Poésie nouvelle, Monaco 1956,
S. 219—226.
Das ausgewählte Gedicht entstammt der Zeitschrift Cahiers du Sud, Nr. 317 (1953) S. 77.

P A U L VALÉRY

wurde 1871 in Sète (früher Cette, Südfrankreich) geboren und starb 1945
in Paris. Sein Vater war Franzose, seine Mutter Italienerin. Er studierte
Rechtswissenschaft in Montpellier. Von 1892 an lebte er in Paris. Er gehörte
zum esoterischen Freundeskreis Mallarmes. Sein Werk umfaßt neben der
Lyrik eine große Zahl von Essays, einige Dialoge, die Notizen seiner
Cahiers sowie ein Faust-Drama. Das lyrische Werk ist dem Umfang nach
klein. Es gruppiert sich zeitlich um die Jahre 1890 und 1920. In der Mitte
dieses Zeitraums liegen 17 Jahre völligen Schweigens, angefüllt nur mit
Aufzeichnungen in den Cahiers („tant d'orgueil, tant d'étrange oisiveté,
mais pleine de pouvoir"). Seine Gedichte sind gesammelt in den beiden
Bändchen Album des Vers anciens (1920) und Charmes (1922). Hinzu
kommt das getrennt veröffentlichte Poem La Jeune Parque (1917).

Ausgaben :
Œuvres, Bd. I: Poésies, Mélange, Variété; éd. Jean Hytier (Bibliothèque
de la Pléiade). Paris 1957.
Gedichte, übertragen durch Rainer Maria Rilke, Frankfurt, Insel-Verlag,
1949.
Die ausgewählten Gedichte sind dem Band Album des Vers anciens (1) und dem Band
Charmes (2, 3) entnommen. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages Gallimard
und des Insel-Verlages, Frankfurt a. M.

Literaturhinweise:
Jacques Charpier: Essai sur Paul Valéry (Poètes d'aujourd'hui 51). Paris
1956.
Ernst Robert Curtius: Paul Valéry, in: Französischer Geist im 20. Jahrhun-
dert, S. 356—404. Bern 2 ig6o.
Michel Décaudin: Études sur la poésie française contemporaine 11: Paul
Valéry. L'Information littéraire 15 (1963) 198—207.
T. S. Eliot: L'Art poétique de Valéry. Preuves 9, 106 (Dec. 1959) 14—22.

120
Hermann Gmelin: Kleines Wörterbuch zu Paul Valéry. Romanische For-
schungen 60 (1947) 735--786.
Albert Henry: Langage et Poésie chez Paul Valéry. Paris 1952.
Ernst Howald: Die absolute Dichtung im 19. Jahrhundert. Trivium 6 (1948)
23-52.
Jean Hytier: La poétique de Valéry. Paris 1953.
Erika Lorenz: Die Valérykritik im heutigen Frankreich. Romanistisches
Jahrbuch 7 (1955/56) 113—132.
Karl Maurer: Interpretationen zur späteren Lyrik Paul Valérys. München
»954-
Albert Thibaudet: Paul Valéry. Paris 1923.

121
INHALT

EINLEITUNG
Zur Situation der französischen Lyrik im 20. Jahrhundert 3

I. E I N F E S T D E S INTELLEKTS
PAUL VALÉRY 26
La Fileuse 26
Die Spinnerin 27
Aurore 26
Morgenröte 27
Les Grenades 32
Granatäpfel 33
RENÉ CHAR 32
Le Bois de l'Epte 32
Der Wald der Epte 33
Débris mortels et Mozart 34
Sterbliche Reste und Mozart 35
Quatre fascinants 34
Vier Betörende 35
A deux enfants 36
Auf zwei Kinder 37

II. D A S N E U E L I E D D E S ALLTAGS
GUILLAUME APOLLINAIRE 40
Le Bestiaire ou Cortège d'Orphée (Extraits) 40
Bestiarium oder Geleit des Orpheus (Auswahl) 41
Salomé 42
Salome 43
Zone 42
Zone 43
Les Fenêtres 52
Die Fenster 53
La jolie Rousse 54
Die hübsche Rotblonde 55

BLAISE CENDRARS 56
Journal 56
Tagebuch 57

122
JEAN COCTEAU 58
Je n'aime pas dormir quand ta figure habite 58
Ich mag nicht schlafen, wenn dein Antlitz 59
A R M E N TARPINIAN 60
Aimer 60
Lieben 61
PIERRE REVERDY 62
Secret 62
Geheimnis 63
Je tenais à tout 62
Ich hing an allem 63

III. D A S G R O S S E GEDICHT
CHARLES PÉGUY 66
Suite d'Eve (Extrait) 66
Eva, Fortsetzung (Auszug) 6y
FRANCIS JAMMES 68
Prière pour avouer son ignorance 68
Gebet, um seine Unwissenheit zu bekennen 69
PAUL CLAUDEL 70
La Mer Supérieure 70
Das Obere Meer 71
Cantique des Parfums 72
Canticum der Düfte 73
Le Soulier de Satin (Extrait) 76
Der Seidene Schuh (Auszug) 77
S A I N T - J O H N PERSE 78
Vents (Extrait) 78
Winde (Auszug) 79
Chronique (Extrait) 80
Chronik (Auszug) 81
JACQUES CHARPIER 82
Dans ce pays . . . 82
In diesem Rotkehlchenland . . . 83
LEOPOLD S É D A R SENGHOR 82
Méditerranée 82
Mittelmeer 83

IV. A N D E N G R E N Z E N D E R WIRKLICHKEIT
A N D R É BRETON 88
Le Buvard de Cendre 88
Der Aschenlöscher 89

123
BENJAMIN PÉRET 88
Allô 88
Hallo 89
Louis A R A G O N 90
Magnitogorsk 1932 90
Magnitogorsk 1932 91
Je ne suis pas de ceux qui trichent avec l'univers 94
Idi gehör nicht zu denen die mogeln mit der Welt 95
PAUL ÉLUARD Q8
Suite 98
Verfolgung 99
L'Amoureuse 98
Die Geliebte 99
Intimes (V) 100
Inniges Gedicht (V) 101
La Dame de Carreau 100
Karo Dame 101

HENRI MICHAUX 102


Emportez-moi 102
Entführt mich 103
Repos dans le Malheur 102
Ruhe im Unglück 103
Chant de Mort 104
Todesgesang 105
Mais Toi, quand viendras-tu? 106
Aber Du, wann kommst du? 107
Je suis Gong 106
Ich bin Gong 107

DATEN UND WERKE 108

124
DIE KLEINE VANDENHOECK-REIHE
Einfacher Band 2,80 Doppelband 3,80, Dreifachband 4,80, Sonderband (S) 7,80 DM

1/1 a C. Fr. v. Weizsäcker 36 Ulrich Ebbecke 70/72 Bernhard Rensch


Die Geschichte der Natur Wirklichkeit und Täu- Homo sapiens
2 Karl Barth schung Vom Tier zum Halbgott
Mensch und Mitmensch 37/37a Viktor v. Weizsäcker 73/74 Deutsohe Literatur in
4 Gustav Radbruch Am Anfang schuf Gott unserer Zeit
Kleines Rechtsbrevier Himmel und Erde Hrsg. v. Wolfgang Kayser
5 Leopold von Ranke 38 John O. McCormick 75/77 Johann Nep. David
Die großen Mächte Amerikanische Lyrik der Die dreistimmigen Inven-
Politisches Gesprach letzten 50 Jahre tionen von J. beb. Baoh
8 Viktor von Weizsäcker 41 Gustav Radbruch 78 Karl Menninger
Menschenführung Karikaturen der Justiz Mathematik und Kunst
9 Herbert Schöffler Mit 27 Lithos v. Daumier 79 Wilhelm Dilthey
Kleine Geographie des 42 C. Fr. v. Weizsäcker Schiller
deutschen Witzes Die Verantwortung der 80/81 Gustav Radbruch
10 Bruno Snetl Wissenschaft im Atom- Vorschule der Rechts-
Neun Tage Latein Zeitalter philosophie
11 Heinrich von Treitschke 43 C. Fr. v. Weizsäcker / 82 Alfred Heuß
Das deutsche Ordensland J. Juilfs Verlust der Geschichte
Preußen Physik der Gegenwart 83 Alfred C. B. Lovell
44 Erich Thier Der Einzelne und das
12/13/13a Fritz Rörig Das Menschenbild des Universum
Die europäische Stadt im jungen Marx 84 H. H. Eggebrecht
Mittelalter und die Kultur 45 Frank E. Adcock Heinrich Schütz
des Bürgertums Cäsar als Schriftsteller Musicus poeticus
14 Arthur Stanley Eddington 46/47 Friedrich Meinecke 85/85a Eudo C. Mason
Sterne und Atome Das Zeitalter der deut- Deutsche und englische
16/18a Sören Kierkegaard schen Erhebung Romantik
Christliche Reden 48 Karl Barth 86/87 Löwe und Einhorn
17 Heinz-Horst Schrey Weihnacht Englische Lyrik der
Weltbild und Glaube im 49 Rudolf Stephan Gegenwart
20. Jahrhundert Neue Musik 88/89 Walther Killy
18 Karl Kerényi 50/50a Martin Doerne Über Georg Trakl
Umgang mit Göttlichem Gott und Mensch in 90/91 W. K. C. Guthrie
19/19a Erich Preiser DoBtojewskijs Werk Die griech. Philosophen
Die Zukunft unserer Wirt- 51/52 Gustav Radbruch von Thaies bis Aristoteles
schaftsordnung Der Mensch im Recht 92 Viktor v. Weizsäcker
53 Maximilian Braun Gestalt und Zeit
20 Gustav Radbruch Der Kampf um die Wirk- 93 Max Born
Der Geist d. engl. Rechts lichkeit i.d.ruBS. Literatur Physik und Politik
21 Johann Ncpomuk David 54 Wolfaang Lange 94/95/9Sa John O. McCormick
Die Jupiter-Symphonie Christi. Skaldendichtung Der amerikanische Roman
22/23 WaUher Killy 55 Herman Nokl der Gegenwart
Wandlungen des lyrischen Erziehergestalten 96/97 Peter Wapnewski
Bildes 56 Goethe über den Faust Deutsche Literatur des
24/25/25a Paul Joachimsen Hrsg. v. Alfred Dieck Mittelalters
Vom deutschen Volk zum 57/57a/57b Richard Alewyn 98/99 Karl Löwith
deutschen Staat Über Hugo von Hof- Heidegger, Denker in
26 Herbert Schöffler mannsthal dürftiger Zeit
Lichtenberg 58 Joachim Leuschner 100 Kritik in unserer Zeit
27/27a Hermann Heimpel Volk und Raum Literatur / Theater /
Kapitulation vor der Ge- Zum Stil der nationalso- Musik / Bildende Kunst.
schichte? zialistischen Außenpolitik Von G. Blocket, F. Luftf
28/29/29a Theodor W. Adorno 59/61 Reinhard Wittram H. H. Stuckenschmidt und
Das Interesse an der W. Grohmann
Dissonanzen Gesehichte 101 Eberhard Schmidt
30 Karl Löwith 62 H.-R. Müller-Schwefe Zuchthäuser und
Wissen, Glaube u. Skepsis Der Standort der Theolo- Gefängnisse
31 Eberhard Buchwald gie in unserer Zeit 102 Eduard Lohte
Bildung durch Physik 63/64 LyrischesLebensgeleite Israel u. die Christenheit
32 Julius SchnietDind Deutsche Lyrik von 103/4 Herman Nohl
Die Freude der Buße. Zur Eichendorff bis Rilke Vom Sinn der Kunst
Grundfrage der Bibel 65 Arnos N. Wilder 105 Ernst Th. Sehrt
34/34a/34b Joh. Nep. David Weltfremd. Christentum? Wandlungen der Rhake-
Die zweist. Inventionen 66 Erich Köhler spearesoben Komödie
v. J. S. Bach Marcel Proust 106/8 Karl S.Guthke
35 Friedrich Gogarten 67/69 Robert Fricker Gerhart Hauptmann
Was ist Christentum? D'T moderne engl. Roman Weltbild im Werk
109 Peter Brunner 142 Moderne finnische Lyrik. 171 (S) ff ans RothfeU
Luther und die Welt des Hrsg. von Manfred Peter Zeitgeschichtliche Be-
20. Jahrhunderts Hein trachtungen. Vorträge u.
110/12 Gustav Radbruch 143. a Eberhard Schmidhäuser Aufsätze
Der innere Weg. Vom Sinn der Strafe 172/74 Robert Fricker
Aufriß meines Lebens Das moderne englische
144/45 Gottlob Frege Drama
116/17 Sophokles Funktion, Begriff, Bedeu- 175/77 W.A.Jöhrf
Antigone. (Zweisprachig) tung. Ausgewählte Auf- H. W. Singer
Übersetzt und eingeleitet sätze, hrsg. v. Günther Die Nationalökonomie im
von Karl Reinhardt Patzig Dienste der Wirtschafts-
118/19 Eberhard Schmidt 146/48 Wolf gang Franke politik
Die Sache der Justiz China und das Abendland 178/80 Französische Lyrik
149/50 Waüher Rehm im 20. Jahrhundert
120/21 Margret Boveri (Zweisprachig)
Indisches Kaleidoskop Jean Paul — Dostojew-
skij. Eine Studie zur dich- (Harald Weinrichf
122/23 Frank E. Adcock terischen Gestaltung des Ed. Heyck)
Römisohe Staatskunst Unglaubens 181/83 Hans Hinlerhäuser
Moderne italienische Lyrik
124 Otto Wolff 151 Paul Tillich 184 Geoffrey Barraclough
Radhakrishnan Symbol und Wirklichkeit Die Einheit Europas als
125/27 Walther Killy 152/53 Hermann Kantorowicz Gedanke und Tat
Deutscher Kitsch Der Begriff des RechtB 185'86 Hermann Dicin
Mit zahlr. Illustrationen 154/56 Walter Rehm Sören Kierkegaard. Eine
Gontsoharow u. Jacobsen Einführung
128/29 Wolfgang Kayser 187 F. K. Stanzet
Kunst und Spiel. oder Langeweile und
Schwermut Typische Formen des
Fünf Goethe-Studien Romans
130/31 H. Gonski / H. Göpfertj 157/58 Texte deutscher 188/90 Sir Bernard (A.C.B.)
H. Hiller I E.Hauswedell / Mystik des 16. Jahrh. Lovell
H. F. Schulz Hrsg. v. Joachim Seyppel Neue Wege zur Er-
Der deutsche Buchhandel 159/61 Kate Hamburger forschung des Weltraums
in unserer Zeit Tolstoi. Gestalt und Pro- 191 (S) Wilhelm Dilthey
blem Das Erlebnis und dieDich-
132 Willy Hess tung. Lessing-Goethe-
Beethovens Bühnenwerke 162/63 Gustav Radbruch
Aphorismen zur Rechts- Novalis-Hölderlin
133/35 Wilhelm Hoff mann weisheit. Hrsg. v. A. 192/94 Eudo C. Mason
Hannibal Kaufmann Rainer Maria Rilke
195/97 Erwin Wolf
136/37 Max Lüthi 165 Hans Jonas Der englische Roman im
Es war einmal. Vom We- Zwischen Nichts und 18. Jahrhundert
sen des Volksmärchens Ewigkeit. Drei Aufsätze 198/99 Wolfgang Giemen
138 Bruno Snell zur Lehre vom Menschen Shakespeares Monologe
166/68 Waüher Zimmerli 200/202 Eberhard Hermes
Diealten Griechen und wir Das Gesetz und die Pro- Die drei Ringe. Aus der
139/40 Wolf hart Pannenberg pheten. Zum Verständnis Frühzeit der Novelle
Was ist der Mensch? des Alten Testaments 203/204 Ugo Bxanchi
Die Anthropologie der 169 (S) Hans Steffen (Hrsg.) Probleme der Religions-
Gegenwart im Liohte der Formkräfte der deutschen geßphichte
Theologie Dichtung vom Barook bis 205,207 H. Bolewski f M.
141 Hermann Heimpel sur Gegenwart Doerne / //. G. Göckeritz /
Zwei Historiker. F. Chr. 170 (S) Oskar Seidlin H.Dombois / R.V.Thadden /
Dahlmann und Jacob Von Goethe zu Thomas R. Wiltram
Burckhardt Mann. Zwölf Versuche Fragen zur Kirchenreforra

ERICH KÖHLER

Marcel Proust
Kleine Vandcnhoeck-Reihe 66

»Köhler bietet das Musterstück einer strengen, dem Gegenstand angemessenen Werk-
interpretation. Seine Diktion ist von äußerster Präzision und Dichte. Mit ihrer Hilfe
bringt er es fertig, den Leser mit der Problematik des großen Franzosen vertraut zu
machen.« Düsseldorfer Nachrichten

VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN UND ZÜRICH


ÜBER LYRIK IN DER KLEINEN VANDENHOECK-REIHE

HANS HINTERHÄUSER M o d e r n e i t a l i e n i s c h e Lyrik 181/183


Der Kieler Romanist behandelt hier in vier monographischen Essays die bedcutencsten
italienischen Lyriker der ersten Jahrhunderthälfte: Ungarctti, Montale, Quasimodo, >aba.

Löwe und Einhorn Englische Lyrik der Gegenwart (zweisprachig) 85/87


Übersetzt von Wal traut Maschke. Mit einer Einführung von Herbert Foltinek
,,. . . Dieses Heft gibt ein fast lückenloses Bild der heutigen Lyrik Englands . . . "
Stuttgarter Ztitung

MANFRED PETER H E I N M o d e r n e finnische Lyri k 142


Ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von Manfred Peter Hein
Es kommen drei ältere und acht jüngere Autoren zu Wort, deren Werk für das unver-
kennbar Eigentümliche der modernen finnischen Dichtung Zeugnis ablegt. Die Über-
setzungen des deutschen Lyrikers Manfred Peter Hein gelten als vorbildlich.

A m e r i k a n i s c h e Lyrik der letzten 50 Jahre 2. Auflage 38


Übersetzt von Herta Elisabeth Killy und Walther Killy. Originaltexte im Anhang
„Das Bändchen will einen knappen Abriß der poetischen Strömungen im Amerika der
letzten fünfzig Jahre bieten.** Anglia

W O L F G A N G K A Y S E R (Herausgeber )
D e u t s c h e Literatur i n unserer Zeit 3. Auflage 73/74
Inhalt : W. Kayser, Das literarische Leben der Gegenwart / B. von Wiese, Die Lyrik der Gegen-
wart j W. Emrich, Die Er^ählkunst des 20. Jahrhunderts und ihr geschichtlicher Sinn / F. Mar-
tini, Das Drama der Gegenwart j F. Heer, Perspektiven österreichischer Gegenwartsdichtung j
M. Wehrli, Gegenwartsdichtung der deutschen Schweif
„Durchblicke, wie sie interessanter, zum Teil auch herausfordernder kaum geboten
werden können." Westdeutsche Allgemeine

E U D O C. M A S O N R a i n e r Maria R i l k e 192/194
Sein Leben und sein Werk
Der durch seine Arbeiten zur Rilke-Forschung bekannte Verfasser bringt eine ge-
drängte, dennoch übersichtliche Gesamtdarstellung des Dichters.

WALTHER KILLY Ü b e r G e o r g T r a k l 2. Auflage 88/89


„Die gefühlsmäßige und inhaltliche Einheit im Werke Trakls ist wohl mit wissenschaft-
lichen Mitteln noch nie so überzeugend dargestellt worden . . .'* Neue Zürcher Zeitung

WALTHER KILLY W a n d l u n g d e s l y r i s c h e n B i l d e s 4. Auflage 22/23


Aus dem Inhalt : Johann Wolfgang von Goethe / Friedrich Hölderlin j Clemens Brentano j
Eduard Mörike / Heine und Geibel \ Trakl und Benn
„ . . . im besten Sinne des Wortes Textauslegung.**
Mitteilungen des Dt. Germanistenverbandes

RICHARD ALEWYN Über H u g o von Hofmannsthal


3., erweiterte Auflage 57/57a/57b
„Kein anderer Autor läßt die innere Nähe zu dem Dichter spüren wie Alewyn."
Schweizer Monatshefte

VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN UND Z Ü R I CH

Vous aimerez peut-être aussi