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Christa Wolf: Nachdenken über Christa T.

Christa Wolf (Geboren 1929 in Landsberg an der Warthe -gestorben 2011 in Berlin)
Die Familie flieht 1945 vor Truppen der Roten Armee. Sie beendete die Oberschule 1949 und trat im
selben Jahr in die SED ein, deren Mitglied sie bis zu ihrem Austritt im Juni 1989 blieb. Von 1949 bis
1953 studierte sie Germanistik in Jena und Leipzig. Christa Wolf arbeitete von 1953 bis 1957 als
wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Schriftstellerverband, als Cheflektorin des Verlags
Neues Leben und von 1958 bis 1959 als Redakteurin bei der Zeitschrift neue deutsche literatur. Von
1959 bis 1962 lebte Wolf mit ihrer Familie in Halle und arbeitete dort als freie Lektorin
beim Mitteldeutschen Verlag. Seit 1962 arbeitete Christa Wolf als freie Schriftstellerin.
1979 wurde sie in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen und 1980 als
erste in der DDR lebende Autorin mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Da sie zu den Unterzeichnern des „offenen Briefes gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns“ gehörte,
wurde sie 1977 aus dem Vorstand der Berliner Sektion des Schriftstellerverbandes der DDR
ausgeschlossen und erhielt in einem SED-Parteiverfahren eine „strenge Rüge“.
Politisches Leben und Literaturstreit
Christa Wolf sprach sich Ende Dezember 1965 auf dem 11. Plenum des ZK der SED (auch
„Kahlschlagplenum“) als einzige Rednerin gegen eine neue restriktive Kulturpolitik aus. Daneben
verteidigte sie entschieden den später verbotenen Wismut-Roman Rummelplatz von Werner
Bräunig. In Folge begann für sie die Zeit schwieriger Konflikte mit dem SED-Machtapparat.
„Man sagt mir, die Sicht, unter der ich in meinem Buch die Gegenwart sehe, sei unserer Republik
schädlich, und wenn die Leser, mit denen ich diskutiere oder die mir schreiben, das nicht finden,
seien es die falschen Leser oder eben von meiner überzeugenden Persönlichkeit verführt.“
Christa Wolf war eine der Rednerinnen bei der Demonstration gegen die Politik in der DDR am 4.
November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz.[7][8] An die Auflösung oder Zerstörung des Staates
DDR glaubte sie im November/Dezember 1989, wie auch viele ihrer Schriftstellerkollegen und
-kolleginnen, nicht.
Am 21. Januar 1993 gab Christa Wolf in dem Artikel Auskunf der Berliner Zeitung selbst bekannt,
dass sie von 1959 bis 1962 als „IM Margarete“ beim Ministerium für Staatssicherheit der DDR geführt
worden war. Sie hatte drei Berichte verfasst, die allerdings ein ausschließlich positives Bild der
betroffenen Personen zeichneten. Entsprechend beklagte die Stasi in internen Aufzeichnungen von
1962 Wolfs „Zurückhaltung“ und beendete die Zusammenarbeit. In Folge wurde die Autorin mit
ihrem Ehemann – auch im Kontext ihrer von der offiziellen Linie abweichenden Meinungen – als
Operativer Vorgang „Doppelzüngler“ minutiös observiert. Auf die Frage, warum sie trotzdem in der
DDR geblieben sei, antwortete sie 2010, dass sie das Gefühl gehabt hätte, dass ihre Leser sie dort
gebraucht hätten.[14]
Die Veröffentlichung dieser Fakten über Wolf und die Kritik an ihrer Erzählung Was bleibt löste den
sogenannten Literaturstreit aus. In vielen Medien wurde sie wegen ihrer Stasiverpflichtung kritisiert.
In den Jahren 1992/93 ging Christa Wolf für längere Zeit in die USA. Sie zog sich aus der politischen
Öffentlichkeit zurück und erkrankte schwer – dokumentiert unter anderem in der
Erzählung Leibhafig. Um die Vorwürfe der Medien zu widerlegen, veröffentlichte sie 1993 ihre
vollständige IM-Akte unter dem Titel Akteneinsicht Christa Wolf. Zerrspiegel und Dialog. Eine
Dokumentation.
Nachdenken über Christa T.

Christa T., Tochter eines Dorfschullehrers, kommt aus dem knapp 50 Kilometer entfernten Eichholz
und lernt die Erzählerin kennen. Die jungen Mädchen in der Klasse stehen auch nach dem Attentat
vom 20. Juli 1944 treu zu Adolf Hitler.
Die Erzählerin und Christa T. verlieren sich 1945 aus den Augen, begegnen sich jedoch 1952 an
der Uni Leipzig beim Pädagogikstudium wieder. Umdenken ist angesagt; neue Namen stehen auf den
Broschüren: Gorki und Makarenko. Christa T. liest Dostojewski und schreibt. Schreibend auf dem
„Weg zu sich selbst“ entdeckt und behauptet sie sich; nähert sich den Dingen. Während des
mehrjährigen Lehrerstudiums in Leipzig verlässt Christa T., die als wirklichkeitsfremd gilt, mitunter –
unruhig geworden– ihre Kommilitonen, kommt aber stets wieder zurück. Dem Wunsch der Eltern, die
Stelle ihres Vaters zu übernehmen, folgt sie nicht. In den Leipziger Jahren malen sich die künftigen
Pädagogen ihre Paradiese aus – gleichviel ob mit Gas oder Atomstrom beheizt, es sind ihre Refugien,
es ist ihre Sache. Mit den Jahren verflüchtigen sich die Luftschlösser.
Am 22. Mai 1954 beendet Christa T. ihr Studium. In Leipzig hatte sie Justus, einen Veterinär,
kennengelernt, den sie 1956 heiratet. Im selben Jahr wird ihre Tochter Anna geboren. Manchmal
sucht Justus seine Verwandten in Westdeutschland auf. In der siebenjährigen Ehe kommen noch zwei
Kinder zur Welt. Des Öfteren fahren Justus und Christa T. gemeinsam über Land. Für ihre Skizzen
„Rund um den See“ lässt sich Christa T. von den Bauern Geschichten erzählen. Später beschließt das
Paar, auf dem Land zu bleiben, wo Justus als Tierarzt tätig ist. Das Ehepaar baut ein Haus, einsam
gelegen, auf einer kleinen Anhöhe am See. Bauen bedeutet in der DDR für Intelligenzler ohne
„Beziehungen“ eine beträchtliche Kraftanstrengung. Die Ehe ist glücklich; nur einmal erlaubt sich
Christa T. einen Seitensprung mit einem Jagdfreund von Justus. Der Gehörnte schafft das Problem aus
der Welt, indem er seine Frau ein weiteres Mal schwängert.
Christa T. schluckt Unmengen Prednison gegen Leukämie. Im Herbst 1962 bringt sie ihr drittes Kind,
ein Mädchen, zur Welt. Im darauf folgenden Februar stirbt sie.
Analyse
Stil und Struktur

- Eine Mischung aus Erzählerbericht und Zitaten und Paraphrasen aus der Dokumentation,
Tagebüchern, Schreibentwürfen von Christa T.

- keine lineare Struktur, die Erzählerin erinnert sich retrospektiv, aber nicht chronologisch an
Ereignisse und Zusammentreffen mit der Freundin, die Lücken werden durch den „Nachlass“
gefüllt

- Subjektivität: die Erzählerin verheimlicht nicht, dass der Bericht subjektiv ist und ihre
Sichtweise auf die Freundin ist

- subjektiv, ungenau, teilweise auktorial, teilweise Außenperspektive, teilweise


Innenperspektive

- das Nachdenken über Christa T. als ein Nachdenken über sich selbst?

Figuren:

Christa T.

eine untypische Frau, die als Außenseiterin gilt aber die Aufmerksamkeit auf sich zieht

schriftstellerisch begabt aber keine Schriftstellerin

studiert Pädagogik und wird Lehrerin

Depression, eine Krise, die sie allein überwindet weshalb die Erzählerin wenig davon weiß

Heirat mit dem Tierarzt Justus T. eine scheinbar glückliche Ehe mit drei Kindern

Krankheit und früher Tod sind prägend und schon am Anfang als Ausgangspunkt der Erzählung
bekannt

Die Erzählerin

Eine Ich-Erzählerin erzählt nicht von sich sondern von der Freundin subjektiv, ungenau, teilweise
auktorial, teilweise Außenperspektive, teilweise Innenperspektive

Reflektiert sowohl über Christa T. als auch über die eigene Sichtweise auf die Freundin

Reflektiert über ihr Leben durch das Leben der Freundin

Ist sie eigentlich Christa T.?


Themen und Motive:

1. das Nachdenken über die Freundin als Selbstfindungsakt

die Erzählerin rekonstruiert das Leben der Freundin, um ihr aber auch das eigene Leben besser zu
verstehen eine Autobiografie?

- Sind die Erzählerin und die Figur identisch? Ist Christa T. das Alter Ego der Erzählerin und
teilweise auch der Autorin?

"Was ist das: Dieses Zu-sich-selber-Kommen des Menschen?"

Zitat von Johannes R. Becher als Motto des Romans

2. Leben und Kunst

Christa T. scheibt eine Arbeit über Theodor Storm, in der sie die Frage nach der Selbstverwirklichung
durch die Kunst stellt zentrale Frage des ganzen Romans

„…wie man denn - und ob überhaupt und unter welchen Umständen- in der Kunst sich selbst
verwirklichen könne“

3. Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaf

Christa T. hat hohe moralische Ansprüche und stößt ständig an die Grenzen der Gesellschaft, weil sie
sich nicht anpassen kann. In der Begegnung mit ihrem ehemaligen Schüler, der einer Kröte, den Kopf
abgebissen hat, wird das deutlich. Sie wurde bestraft und nicht er!

Außerdem wirft er ihr vor, dass sie zu viel von ihnen verlangt hat und zu hohe Ansprüche hatte
nicht pragmatisch war

4. Schreiben als Erkenntnisakt: Schreiben als Propaganda

Sowohl für Christa T. als auch für die Erzählerin liegt die Erkenntnis im Schreiben

Kontrast zum sozialistischen Schreibideal welches als Propaganda genutzt wird man promoviert nur
positive sozialistische WerteTabubruch

„Christa T. stirbt an Leukämie, aber sie leidet an der DDR“, fasste Marcel Reich-Ranicki zusammen

Hintergrund: der offene Konflikt der Autorin mit der SED

Vgl. Manfred Durzak: Der deutsche Roman der Gegenwart. Entwicklungsvoraussetzungen und
Tendenzen. Böll Grass Johnson Wolf. Stuttgart: Kohlhammer 1979, S. 199-209

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