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Günter Scholz
Rohrleitungs- und
Apparatebau
Planungshandbuch für Industrie- und
Fernwärmeversorgung
Günter Scholz
Berlin
Deutschland
Springer Vieweg
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht
ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und
die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
In diesem Buch wird das erforderliche theoretische und praktische Wissen, das für die
Planung und Ausführung von Rohrleitungs- und Versorgungsrohrnetzen für Hoch-
druckdampf, Heißwasser, Druckluft und Kühlwasser benötigt wird, zur Verfügung
gestellt.
In vollständig durchgerechneten Beispielen werden sowohl die strömungstechni-
schen als auch die konstruktiven Grundlagen und alle für den Rohrleitungs- und
für den Apparatebau erforderlichen Berechnungsverfahren hergeleitet und deren
Anwendung gezeigt.
Rohrleitungsanlagen für die Industrie und die Fernwärme beinhalten auch immer
Wärmeerzeuger und Strömungsmaschinen wie Pumpen, Verdichter und Turbinen, die
allerdings, um den Umfang des Buches in Grenzen zu halten, hier nicht aufgenom-
men werden konnten. Diese für die Funktion wichtigen Bauteile von Versorgungs-
anlagen sowie ihre Berechnung und Ausführung werden in separaten Fachbüchern
behandelt, die demnächst im gleichen Verlag erscheinen. Weitere Hinweise zum
Inhalt des Buches enthalten die Einleitungen zu den jeweiligen Kapiteln.
Tabellen mit Stoffwerten und Arbeitsdiagramme wurden in das Handbuch nur
in dem Umfang aufgenommen, wie es für das Verständnis des behandelten Stoffes
und die Durchführung von Berechnungsbeispielen erforderlich war. Die Diagramme
aus der wärmetechnischen Arbeitsmappe oder aus dem VDI-Wärmeatlas wurden im
kleinen Format wiedergegeben, um deren Anwendung und Handhabung zu zeigen.
Dem Buch wurden keine eigenen Arbeitsblätter beigefügt, weil der Ingenieur sich
diese nach eigenem Ermessen bei Verlagen oder im Fachhandel beschaffen kann
und sicher auch noch aus seinem Studium über Taschenbücher und eine Dampftafel
verfügt.
Die Berechnungen in den Beispielen wurden in unterschiedlicher Form ausgeführt
bzw. dem behandelnden Stoff und der in der Praxis geeigneten Form entsprechend
aufgebaut.
Ein Teil der Beispiele ist wie in den üblichen Lehrbüchern in der Form „Auf-
gabenstellung mit gegebenen und gesuchten Werten“ gegliedert, und das Ergebnis
wird am Schluss ausführlich diskutiert. Andere Beispiele mit kurzen Lösungswegen
sind wie in Taschenbüchern üblich in Kurzform aufgebaut, und die Diskussion der
Ergebnisse erfolgt in einer Zusammenfassung für mehrere Beispiele.
V
VI Vorwort
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
Kapitel 1
Strömungstechnische Berechnung von
Rohrleitungsanlagen
1.1 Einleitung
100.000 kg
ṁ = = 260
4,274 · 90 h
und bei Hochdruckdampf mit gleicher Kondensationstemperatur ϑ = 135 ◦ C ent-
sprechend einem Betriebsdruck von ca. 3,5 bar Überdruck ergibt sich nach Formel
1.2
Q 100.000 kg
ṁ = = = 46,6
r 2.147 h
mit der Verdampfungswärme r, die aus der Dampftafel entnommen werden kann.
In einem Wärmeversorgungsnetz ist eine Vielzahl von Wärmeverbrauchern par-
allel zueinander verschaltet. Die Rohrdurchmesser der Hauptleitungen und der
Anschlussleitungen müssen zur Sicherstellung der Versorgung so dimensioniert
werden, dass bei gleichem verfügbarem oder vorhandenem Differenzdruck alle
Verbraucher mit der benötigten Heißwassermenge durchströmt bzw. mit der erfor-
derlichen Dampfmenge versorgt werden. Für die Förderung des Wärmeträgers durch
die Rohrleitung wird eine Kraft F bezogen auf den Rohrquerschnitt A, also ein Druck
p = F/A, auf die Querschnittsfläche benötigt.
Dieser für die Beförderung des Wärmeträgers benötigte Differenzdruck wird auch
als Druckverlust [Pa/m] oder Widerstand p/m Rohrlänge bezeichnet.
Für die Verteilung der Masse des Wärmeträgers in kg/h und den Widerstand oder
Druckverlust p in N/m2 oder Pa gelten die Kirchhoffschen Gesetze für Parallel-
und Reihenschaltung.
Zur richtigen Dimensionierung eines Versorgungsnetzes werden deshalb so-
wohl die erforderlichen Fördermengen als auch die Druckverluste der einzelnen
Teilstrecken benötigt. Deshalb ist es erforderlich, hier zuerst die Ermittlung
des Druckverlusts für die Durchströmung von Rohrnetzen in kurzgefasster Form
darzustellen.
Für die Bewegung der Flüssigkeit entlang der Rohrwand und für die Veränderung der
Flüssigkeitsform für die Strömung wird eine Kraft benötigt. Wird z. B. eine Platte
mit der Fläche A von 1 m2 auf einer Flüssigkeit bewegt (Abb. 1.1), so verändert die
1.3 Druckverlust für die mit Reibung behaftete und volumenbeständige . . . 3
Ruhender Boden
Flüssigkeit je nach ihrer Zähigkeit die Form unter dieser Fläche. Die Formänderung
äußert sich in einem Verschieben der Flüssigkeitsschichten zueinander, so dass jede
Schicht eine andere Geschwindigkeit erfährt. Während die Flüssigkeit direkt an der
bewegten Wandfläche etwa die gleiche Geschwindigkeit wie die bewegte Fläche hat,
befindet sich die Flüssigkeit am ruhenden Boden in Ruhe.
Die für die Bewegung erforderliche Kraft ändert sich mit der temperaturabhängi-
gen dynamischen Zähigkeit η und dem Geschwindigkeitsgradienten dw/dy.
Damit ergibt sich die auf die Flächeneinheit bezogene Kraft, die sogenannte
Schubspannung, zu
F dw
τ= =η (1.3)
A dy
als ein Maß für den Strömungswiderstand.
Die dynamische Zähigkeit η in Ns/m2 ist der Proportionalitätsfaktor der Scher-
geschwindigkeit dw/dy.
In Strömungsvorgängen mit den durch die dynamische Zähigkeit η hervorgeru-
fenen Reibungskräften treten auch noch Massenkräfte auf. Deshalb rechnet man mit
der kinematischen Zähigkeit.
Die kinematische Zähigkeit ist der Quotient
η
= v[m2 /s],
ρ
wobei ρ die Dichte der strömenden Flüssigkeit ist.
Auch ν ist temperaturabhängig und bei Gasen und Dämpfen auch druckabhängig
(s. Tab. 1.1 und 1.9). Der Druckverlust in Strömungsvorgängen ist aber in großem
Maße von Form und Art der Strömung und diese wiederum von der Strömungsge-
schwindigkeit und der Rauigkeit der Rohrwand abhängig. Man unterscheidet deshalb
zwischen der laminaren und der turbulenten Strömungsform. Die laminare Strömung
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Stromfäden ohne gegenseitige Störungen ge-
richtet durch den Querschnitt fließen. In der Praxis kommt die laminare Strömung nur
sehr selten vor. Üblich ist die turbulente Rohrströmung. In der turbulenten Strömung
ist infolge der erhöhten Querbewegung die Schubspannung nicht mehr proportional
zum Geschwindigkeitsgradienten dw/dy.
4
Tab. 1.1 Zustandsgrößen, Wärmekapazität und Viskositäten von Wasser bei Sättigungsdruck
Temperatur T Dampfdruck ps Dichte ρ Spez. Volumenr η Dyn. Viskosität Kinem. Viskosität Spez. Wärmekapazität
◦ 3 3 3 −6 2 −6 2
in ( C) in (bar) in (N/m ) in (kg/m ) (dm /kg) in (10 N s/m ) in (10 m /s) (kJ/kg · K)
0 0,00610 611 999,78 1,0002 1.792,0 1,7924 4,217
2 0,00700 706 999,90 1,0001 1.674,5 1,6747 4,212
4 0,00810 814 999,95 1,0001 1.568,8 1,5689 4,207
6 0,00930 935 999,92 1,0001 1.473,3 1,4734 4,203
8 0,01070 1.073 999,84 1,0002 1.386,7 1,3869 4,198
10 0,12510 1.228 999,69 1,0003 1.307,8 1,3082 4,193
20 0,02383 2.339 998,19 1,0018 1.002,8 1,0046 4,182
30 0,04325 4.246 995,61 1,0044 797,8 0,8013 4,179
40 0,07520 7.381 992,17 1,0079 653,1 0,6583 4,179
50 0,12578 12.344 987,99 1,0122 547,1 0,5537 4,181
60 0,20310 19.932 983,16 1,0171 466,8 0,4748 4,185
70 0,31770 31.176 977,75 1,0228 404,5 0,4137 4,190
80 0,48290 47.373 971,79 1,0290 355,0 0,3654 4,197
90 0,71490 70.117 965,33 1,0359 315,1 0,3264 4,205
100 1,03320 101.322 958,39 1,0434 282,3 0,2946 4,216
110 1,46090 143.270 951,00 1,0515 256,4 0,2696 4,228
120 2,02450 198.483 943,16 1,0603 232,2 0,2462 4,245
130 2,75440 270.130 934,80 1,0697 215,2 0,2303 4,263
140 3,68500 361.195 926,18 1,0797 196,3 0,2119 4,285
160 6,30200 617.663 907,50 1,1019 169,6 0,1869 4,339
180 10,22500 1.001.927 887,06 1,1273 149,4 0,1684 4,408
200 15,85700 1.553.650 864,74 1,1564 133,6 0,1545 4,497
250 40,56000 3.973.649 799,07 1,2515 105,8 0,1324 4,867
1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
1.3 Druckverlust für die mit Reibung behaftete und volumenbeständige . . . 5
wm
wm
laminar
R
r
d
r
w
p1 p2
τ
Durch den Austausch von Wirbelballen, deren kinetische Energie proportional zur
mittleren Strömungsgeschwindigkeit zum Quadrat ist, ergibt sich hier eine erheblich
größere Schubspannung. Nach der Prandtlschen Mischungswegtheorie, die in guter
Näherung für Rohr- und Kanalströmungen gilt, kann diese Schubspannung durch
2
dw
τ =ρ ∼ ρ · w2 (1.4)
dy
angegeben werden.
Aus der Mischungstheorie lässt sich das Geschwindigkeitsprofil für turbulen-
te Rohrströmung ableiten. Die Rohrströmung wurde von verschiedenen Forschern
ausführlich untersucht. Ergebnisse dieser umfangreichen Forschung haben gezeigt,
dass die Strömung in einem Rohr von laminarer Form ist, wenn die auf die mittlere
Strömungsgeschwindigkeit w = V̇/A und den Rohrdurchmesser d = 2r bezogene
und nach dem Forscher Reynolds benannte „Reynolds-Zahl“ Re den Wert
w·d
Rekritisch = = 2.320 (1.5)
ν
nicht überschreitet.
Abbildung 1.2 zeigt die Geschwindigkeitsprofile der laminaren und turbulen-
ten Strömungsform im Kreisrohr. Die allgemeine Druckverlustgleichung für die
laminare Rohrströmung lässt sich nun anhand Abb. 1.3 wie folgt herleiten:
6 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
An der Rohrwand vom Radius r und der Länge l ist die Schubspannung τ konstant.
Die Gesamtkraft auf dem von der Rohrwand umschlossenen Flüssigkeitszylinder
infolge der Schubkraft ergibt sich aus
F = 2 r πl τ
(P1 − P2 )r 2 π
dw
P · r 2 · π = −2 · r · π · l · η (1.6)
dy
nach Separation, und mit dy = dr wird
R
p · r
dw = − dr
2lη
0
P r 2
w=− + C.
4lη
Aus den Randbedingungen für r = R und w = 0 ergib sich die Integrationskonstante
zu
PR2
C= ,
4lη
und nach Einsetzen wird
P (R 2 − r 2 )
w= . (1.7)
4lη
Das Geschwindigkeitsprofil w = f(r) ist für die laminare Strömung parabelförmig mit
wmax in Rohrmitte für r = 0
P 2
w= R . (1.8)
4lη
Wmax
Deshalb multipliziert man beide Seiten der Formel 1.8 mit dem Rohrquerschnitt
und erhält mit
wmax
wm =
2
P · R 2 · d 2 · π
V̇ = wm · A = .
4·l·η·4·2
Nach der Umstellung der Formel wird
16 · l · η · 2 · wm · d 2 · π
P =
R2d 2π · 4
16 · l · η · 2 · wm 8·η·l
P = = wm . (1.9)
2 · R2 R2
Mit der Gl. 1.5 für
wm d η d2
Re = und v= sowie R2 =
v ρ 4
wird
8ηl 4ρ 2
P = 2
· · wm
2
·
d 2 ρwm
64 l ρ 64 l · ρ
P = · · · wm 2
= · · wm
2
.
(wm dρ)/η d 2 Re d · 2
Setzt man nun λ = 64/Re für die laminare Rohrströmung als Reibungskoeffizient,
dann ergibt sich die allgemeine Druckverlustgleichung für die Strömung durch eine
gerade Rohrstrecke zu
l·ρ
P = λ · · wm
2
. (1.10)
d ·2
8 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
τ
Flüssigkeiten
Dynamische Viskosität η
mit steigender
Temperatur
Schubspannung τ
η τ
Gase
Flüssigkeiten
NEWTON -
GASE
η
Gase
mit steigender
Temperatur
dw
Geschwindigkeitsquergradient
dy
1,8
Kohlendioxid
1,6
1,4
η T Luft überhitzter
ηb = Tb Wasserdampf
1,2
Gase
1,
η/ηb
0,8
Methanol Quecksilber
0,2
Wasser Flüssigkeiten
Siedepunkt
0
Die Beziehung λ = 64/Re gilt nur für den laminaren Strömungszustand bis
Re ≤ 2.320.
Für das Übergangsgebiet und für hydraulisch glatte Rohrinnenflächen, also für
den Bereich Re = 2.320 bis 100.000, gilt
0,13164
λ= √ . (1.11)
Re
Für hydraulisch raue Rohrinnenflächen und Re > 2.320 gilt die Gleichung nach Witte
und Colebrook:
1 2, 51 k
= −2 lg √ + . (1.12)
λ Re λ 3,72d
Die Werte für λ können in Abhängigkeit von Re und d/k aus Abb. 1.7 entnommen
werden.
Rauigkeitswerte k von allen in der Praxis zum Einbau kommenden Rohrwerk-
stoffen und -beschaffenheiten enthält Tab. 1.2.
In der Heizungstechnik ist es üblich, mit Druckverlustdiagrammen oder Tabel-
lenwerten für den Druckverlust zu arbeiten.
0,1
10
0,09
0,08 d/k 20
0,07
hydraulisch rau
0,06
64
λ = Re
40
0,05 G
re
nz
0,04 ku 100
rv
e
200
0,03
500
laminar turbulent 1 000
0,02
0,018 2 000
Rohrreibungszahl λ
0,016
5 000
0,014
hyd 10 000
rau
0,012 lisc
h 20 000
gla
tt (k
0,01 =0 50 000
) 10 0000
0,009
0,008
0,007
Reynolds- Zahl Re
Diesen Arbeitsunterlagen kann man den Druckverlust für einen bestimmten Rohr-
durchmesser bei der gewählten Strömungsgeschwindigkeit oder Fördermenge und
bezogen auf 1 m Rohrlänge entnehmen.
Es ist dann für l = 1 m nach Formel 1.10
λρ 2
R= wm [Pa], (1.13)
d2
wobei der Druckverlust von z. B. 100 Pa = 1 mbar = 0,0001 bar oder 10 mm WS ent-
spricht. Diese Arbeitsunterlagen sind immer auf eine bestimmte Wassertemperatur
bezogen, z. B. ist Abb. 1.8 ein Diagramm zur Druckverlustentnahme für Heißwasser
mit einer mittleren Temperatur von 100 ◦ C.
Zur Kontrolle des bisher behandelten Stoffes und der Diagramme soll folgendes
Beispiel dienen.
12 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
2000
mmWS/m 10
12
1000
800 15
600 20
500 25
Strömungswiderstand je m Rohrlänge
400 32
300 40
200 50 6
65 5
80 4
100
100 3,5
80
1253
60
50 2,5150
40 200
30 2 250
20 1,8
1,6 400450
1,4 500
10 1,2
8 1,0
6 0,9
5 0,8
4
3 0,7
0,6
2
0,5
1 0,4
0,8
0,6 0,3
0,5
0,4 0,25
0,3
0,2
0,2
0,1
0,6 1 2 3 4 5 6 8 10 20 30 40 50 60 80 100 200 300 400 600 800 1000 2000 t/h 3000
Massenstrom
1,6
1,4
Faktor
0,2
0,5
1 0,3
1,2 2
4
6
1,0 Strömungsgeschwindigkeit=6m/s
0,9 4
2
0,8 1
0,5
0,3
0,7 0,2
0,6
0 50 100 150 200 250°C 300
Wassertemperatur
Lösung
a) Strömungsgeschwindigkeit
ṁ
w= [m/s]
ρ · 3.600[s/h](d 2 /4)π
20.000 · 4
= 1,63 m/s
886,9 · 3.600 · 0,0049 · 3,14
b) Reynoldszahl und Strömungsart
Mit der Reynoldszahl nach Gl. 1.5, allen Dimensionen in m und ν = 1, 684 · 10−6
bei 180 ◦ C aus Tab. 1.1 wird:
w·d 1,63 (m/s) · 0,07 m
Re = = = 676.586.
ν 0,1684 · 10−6
676.586 ist größer als 2.320 → turbulente Strömung.
c) Reibungskoeffizient
Für ein hydraulisches, raues Rohr wird k aus Tab. 1.2 mit 0,046 mm angenommen:
d 70 mm
= = 1.522.
k 0,046 mm
Damit kann λ aus Abb. 1.7 mit Re = 6,766 · 105 und d/k = 1.522 zu 0,0185
entnommen werden.
d) Druckverlust R in Pa
λρ 2 0,0185 · 886,9 kg/m3 1,63 m2 /s
R= wm =
d2 0,07 m · 2
= 310,5 Pa = 31,5 mm WS = 0,031 bar.
14 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
Die allgemeine Druckverlustgleichung (Gl. 1.10) gilt für eine gerade Rohrleitung
ohne Einbauten und ohne Querschnittsveränderung, wenn also die Strömungsrich-
tung und Strömungsgeschwindigkeit unverändert beibehalten werden. Bei dem von
Einzelwiderständen verursachten Druckverlust handelt es sich um einen Staudruck,
der sich proportional zum dynamischen Druck in der Rohrstrecke ergibt.
w2
P = ξ ρ (1.14)
2
Der Widerstandsbeiwert ξ ist allein von der Form des Rohrstückes (Bogen oder
Abzweig) bzw. vom Strömungskanal in der Armatur abhängig (Tab. 1.3).
Bei Stromverzweigungen sind die Widerstandsbeiwerte ξ außer von der Form
noch vom Querschnittsverhältnis der Abzweigung zum Gesamtquerschnitt und auch
von der Durchflussrichtung (Trennung oder Vereinigung) abhängig (Abb. 1.10,
Tab. 1.4, 1.5 und 1.6).
In der Heizungstechnik wird der Druckverlust von Einzelwiderständen mit Z
bezeichnet:
w2
Z= ξ ρ. (1.15)
2
1.4 Druckverlust von Einzelwiderständen in Rohrnetzen 15
ϑg α1
α2
ϑa
l w2 w2
Rl + Z = λ ρ+ ξ ρ. (1.16)
d 2 2
Die Berechnung der Rohrnetze erfolgt in Tabellenform. Die in der Heizungs-
technik und im Rohrleitungsbau vorkommenden Formstücke und Armaturen sind
hinsichtlich der Widerstandsbeiwerte ausgiebig erforscht. Die in den Fachbüchern
16 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
2 Ausbiegestück 0,5
3 Bogen, 90◦ , r/d = 1,5 0,5
r Bogen, 90◦ , r/d = 2,5 0,3
d
4 Radiatoren 2,5
5 Kessel 2,5
6 T-Stück, rechtwinklig
Abzweig, Trennung 1,5
Abzweig, Vereinigung 1
Durchgang, Trennung 0
Durchgang, Vereinigung 0,5
Gegenlauf 3
7 T-Stück, strömungsgerecht
Abzweig, Trennung 0,5
Abzweig, Vereinigung 0,5
Durchgang, Vereinigung 0
empfohlenen Widerstandsbeiwerte sind auch praktisch erprobt, und die damit errech-
neten Druckverluste stimmen mit Kontrollmessungen sehr gut überein. Tabelle 1.6
enthält die in der Heizungstechnik gebräuchlichsten Rohrformstücke und für die
Strömungsart zutreffenden Widerstandsbeiwerte. Weitere Widerstandsbeiwerte kön-
nen den Tab. 1.1, 1.2, 1.3, 1.4, 1.5, 1.6 und 1.7 und der Literatur (Rietschel und Raiß
1970) entnommen werden.
Die Widerstandsbeiwerte von Armaturen können auch den Herstellerkatalogen
entnommen oder beim Hersteller erfragt werden.
Bei der Entnahme der Widerstandsbeiwerte aus Firmenangaben ist zu beachten,
dass die Werte auch vom DN der Armatur abhängig sind. Die Firmenkataloge enthal-
ten auch die KV -Werte für Armaturen. Der ξ-Wert kann aus dem KV -Wert errechnet
werden.
Der KV -Wert ist der Durchfluss in m3 /h von Wasser bei der Druckdifferenz von
1 bar
ρ
Kv = Q̇ (1.17)
P
oder für Wasser
1.000
Kv = Q̇
P
Q: Durchfluss in m3 /h
P: Druckdifferenz in mbar.
1.5 Druckverlustberechnung für kompressible Fluide 17
Tab. 1.8 Widerstandsbeiwerte ξ von Ventilen und Klappen in voll geöffnetem Zustand
DN 25 32 40 50 65 80 100 125 150 200
Durchgangsventile
Freifluss, Schrägsitz V 1,7 1,4 1,2 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,6 0,6
Bauart mit senkrechter Spindel 2,1 2,2 2,3 2,3 2,4 2,5 2,4 2,3 2,1 2,0
DIN-Ventil 4,0 4,2 4,4 4,5 4,7 4,8 4,8 4,5 4,1 3,6
Freifluss, Panzerventil 1,5 1,4 1,3 1,0 1,0 1,0 1,3 1,3 1,3 1,6
Geschmiedet, Panzerventil 6,5 6,5 6,5 6,5 – – – – – –
Stahlguss, Panzerventil – – – – 3,0 3,0 3,0 3,5 3,5 4,0
Eckventil
Bauart mit senkrechter Spindel 1,6 1,6 1,7 1,9 2,0 2,0 1,9 1,7 1,5 1,3
DIN-Ventil 2,8 3,0 3,3 3,5 3,7 3,9 3,8 3,3 2,7 2,0
Rückschlagventil
Freifluss Schrägsitz V – – – 2,0 2,0 2,0 1,6 1,6 2,0 2,5
Bauart senkrecht 2,7 2,8 3,0 3,3 3,6 3,9 4,1 3,9 3,3 2,6
DIN-Ventil mit Feder 4,5 4,8 5,3 6,0 6,6 7,4 7,6 7,2 6,0 4,5
Rückschlagklappen 1,9 1,6 1,5 1,4 1,4 1,3 1,2 1,0 0,9 0,8
Audco Fernwärme – Kugelhähne 1,1 1,0 0,9 0,9 0,8 0,7 0,64 0,6 0,6 0,5
PN 25
Audco – Absperrklappe PN 25 – – – – – 1,6 1,5 1,1 0,8 0,7
ARI-Zesa Absperrklappe PN 16 0,78 0,8 0,85 0,85 0,7 0,6 0,5 0,54 0,47 0,41
Schmutzfänger schräges Filter, 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 2,9 2,9 2,9 3,0 3,0
gereinigt, PN 40
Schieber PN 16 und PN 25 0,5 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,25 0,2 0,2 0,2
Die allgemeine Druckverlustgleichung (1.10) ist für alle Newtonschen Fluide gültig,
also für alle Fluide wie Wasser, Öle, Gase und Dämpfe. Bei Gasen und Dämpfen
mit höherem Druck muss jedoch die Volumenzunahme, die bei der Druckänderung
während des Strömungsvorganges entsteht, berücksichtigt werden.
18 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
Ist der Druckverlust gering und damit die Volumenzunahme nur von geringem
Einfluss auf die Strömungsgeschwindigkeit, dann kann mit der allgemeinen Druck-
verlustgleichung in Form der inkompressiblen Fluide gerechnet werden. Dies ist z. B.
bei allen Niederdruckanlagen wie Niederdruckdampfnetze, Niederdruckgasnetze
und in Lüftungskanalsystemen der Fall.
Bei Hochdruckleitungen für Gase und Dämpfe treten höhere Druckverluste und
damit auch Volumen- und Geschwindigkeitsänderungen auf. Da der Druckverlust
mit dem Quadrat der Strömungsgeschwindigkeit zunimmt, kann die allgemeine
Druckverlustgleichung nur noch für ein sehr kleines Leitungsstück angewendet
werden.
Für kompressible Fluide ist deshalb die allgemeine Druckverlustgleichung als
Differenzialgleichung anzusetzen:
Für isotherme Fortleitung gilt:
P1
ρ = ρ1 also
P
dp lρ1 w2 P1
=λ ,
dl d2P
und nach der Separation und Integration
P1 1
ρ1 w2 P1
Pd p = λ dl
d2
P2 0
erhält man
P1 2 − P 2 2 L ρ1 2
=λ w . (1.20)
2P1 d 2 1
Mit
P1 − P2 = P
und
wird
L ρ1 2
2P P1 − P 2 = 2P1 λ w .
d 2 1
Formt man diese Gleichung auf die Normalform der quadratischen Gleichung um,
ergibt sich:
L ρ1 2
P 2 − 2P P1 + 2P1 λ w . (1.21)
d 2 1
1.5 Druckverlustberechnung für kompressible Fluide 19
Die Gln. 1.22 und 1.23 stellen die allgemeine Druckverlustgleichung für kompres-
sible Gase und Dämpfe bei isothermer Strömung in Rohrleitungen dar.
Wenn bei der Förderung von heißen Gasen oder Dämpfen größere Wärmeverluste
auftreten, die vor allem bei langen Leitungsstrecken nicht mehr vernachlässigt wer-
den können, müssen die damit verbundene Temperaturabsenkung, Volumenabnahme
und die Veränderung der Temperatur, die zu einer Verringerung des Druckverlusts
führt, berücksichtigt werden. Der Wärmeverlust am Anfang der Rohrstrecke wird für
einen Meter nach der Gleichung
Darin ist G die geförderte Dampfmenge in kg/h, qa der Wärmeverlust nach Gl. 1.24
und cp die spezifische Wärmekapazität in kJ/kg.
20 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
0,94
0,92
0,90
20°
0,88
10°
0,86
Kompressibilitätszahl K
0°
0,84
0,82
0,80
0,78
0,76
0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Druck in bar
an Stelle des Dichteverhältnisses die Normdichte des Gases ρnG eingesetzt wird und
die Gastemperatur für 12 ◦ C mit TG = 285,15 K zu Grunde gelegt wird, erhält man
die in der Praxis übliche Gleichung
ρnG .
P12 − P22 = 13,231 · λ L·Vn2 [bar2 ]. (1.28)
(100 · d) 5
Bei der Berechnungsformel für die Gastemperatur von +5 ◦ C ändert sich der Faktor
B zu 12,906 in vorstehender Formel. Das Erdgas verhält sich nicht wie ein ideales
Gas. Die Abweichung der Dichte des Erdgases von dessen Dichte im Normzustand
kann nicht mit den allgemeinen Gasgleichungen für ideale Gase berechnet werden.
Für sehr lange Rohrstrecken muss deshalb zur Korrektur noch die Kompressibilitäts-
zahl, die aus den Abb. 1.11 und 1.12 entnommen werden kann, in die Gleichungen
eingeführt werden. Damit ergeben sich die in der Praxis bewährten Formeln für die
Berechnung der Druckverluste für Ferngastransportleitungen:
.
ρnG
P12 − P22 = 13,231 · λ · · L · V 2
n · K m [bar2 ] (1.29)
(100 · d)5
für +12 ◦ C bzw. T = 285,15 K,
.
ρnG
P12 − P22 = 12, 906 · λ · L · V 2
n · Km [bar2 ] (1.30)
(100 · d)5
für +5 ◦ C oder T = 278,15 K.
22 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
0,94
0,92
0,90
0,88
0,86 20°
Kompressibilitätszahl K
0,84
10°
0,82
0°
0,80
0,78
0,76
0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Druck in bar
Der Druckverlust von Einzelwiderständen wird bei Gasen und Dämpfen mit höhe-
ren Betriebsdrücken wie bei der Druckverlustermittlung für eine Transportleitung
mit der Summe
ξ -Werte in eine Rohrleitungslänge Lgl. gleichen Durchmessers
umgerechnet:
d
Lgl. = ξ· [m]. (1.32)
λ
Wenn Verteilnetze mit Strömungsverzweigungen zu dimensionieren sind, wird
hingegen nach Gl. 1.22 in tabellarischer Form vorgegangen. Für alle abgeleite-
ten oder genannten Berechnungsformeln sind auch Druckverlust-Diagramme für
verschiedene Fluide und Temperaturbereiche verfügbar.
Die zweckmäßigste Anwendung der Gleichungen und die Handhabung der
Diagramme für den jeweiligen Anwendungsfall werden nachstehend anhand von
Beispielen aus der Praxis erläutert.
. Q 50.000.000 (kJ/h)
m= = = 123.539 (kg/h)
cp ϑ 4,497 (kJ/kgK) · 90 K
24 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
cp = 4,497 kJ/kg K bei Vorlauftemperatur 200 ◦ C aus Tab. 2.2 mit v = 1,156 dm3 /kg
aus Tab. 2.2 wird
1,156 · 123.539
vs = = 39,67 dm3 /s oder 0,03967 m3 /s
3.600 s/h
4 · 0,0397 0,1588
di = = = 0,124 m.
π ·w 3,14 · 3,3
12, 4 · 0,125
LGl. = = 93,9 m.
0,0165
Die gleichwertige Gesamtlänge ergibt sich daraus zu 577,9 m.
Der Zeitaufwand kann noch weiter verkürzt werden, wenn der Druckverlust
nach der Berechnung der Wärmeträgermasse in t/h und nach der Berechnung des
Rohrdurchmessers aus dem Diagramm Abb. 1.8 und 1.9 entnommen wird. Der
Druckverlust für die Einzelwiderstände ist bei dieser Vorgehensweise und bei der
Berechnung von vermaschten Rohrnetzen nach der Gl. 1.14 bzw. 1.16 zu berechnen.
Die Wassermasse oder Fördermenge wurde unter a) zu 123,54 t/h ermittelt. Unter
a) wurde auch der Rohrdurchmesser zu DN 125 gewählt. Die Strömungsgeschwin-
digkeit für die mittlere Temperatur beträgt nach Abschnitt f) wvorh = 3,065 m/s und
wird für die Berechnung der Einzelwiderstände benötigt. Die Strömungsgeschwin-
digkeit kann aber auch dem Diagramm Abb. 1.8 entnommen werden.
Mit der Fördermenge mh = 123,54 t/h und dem gewählten Rohrdurchmesser
DN 125 kann im Diagramm der Druckverlust von 56 mm WS oder 0,0056 bar
abgelesen werden. Ebenso kann man im Schnittpunkt der Linien für die Strömungs-
geschwindigkeit diese ablesen. Der gefundene Druckverlust muss noch mit dem
Korrekturfaktor für die mittlere Temperatur von 155 ◦ C nach Abb. 1.9, also mit
0,95 multipliziert werden:
mm WS
p = l · R = 56 · 968 m · 0,95 = 51.497 mm WS = 5,15 bar.
m
Mit der Gl. 1.13 erhält man
w2 3,0652
Z = p = ξ ρ = 24,8 912,17 = 106.299 Pa = 1,063 bar,
2 2
zusammen R + Z = 5,15 + 1,063 = 6,213 bar. Auch dieses Ergebnis stimmt mit den
vorher errechneten Werten gut überein.
Beispiel 1.3: Druckverlustberechnung und Dimensionierung eines
Heißwasserfernheiznetzes
Aufgabenstellung Abbildung 1.13 zeigt die Lageplanskizze einer Wohnsiedlung, be-
stehend aus 5 Hochhauswohnblöcken A bis E und der Heizzentrale mit Fernheiznetz.
Das Fernheiznetz soll mit Heißwasser von 130 ◦ C Vorlauftemperatur und 70 ◦ C
Rücklauftemperatur betrieben werden. Die maximalen Anschlusswerte je Gebäude
sind in der Skizze genannt. Die Längen der jeweiligen Teilstrecken sind für ei-
ne Rohrstrecke, also als Entfernungen in der Skizze enthalten. Das Rohrnetz ist
∧
so zu dimensionieren, dass am Haus G noch ein Differenzdruck von 3 m WS =
0,3 bar verfügbar ist. Der Druckverlauf für den Vor- und Rücklauf ist in einem
Druckdiagramm darzustellen.
Die Berechnung soll tabellarisch erfolgen, und die Druckverluste R der Teil-
strecken werden dem Arbeitsblatt 7 und die Druckverluste für Einzelwiderstände
aus Abb. 1.8 oder aus der Literatur (Rietschel und Raiß 1970) entnommen. Das Ar-
beitsblatt ist für eine Wassertemperatur von tm = 80 ◦ C berechnet. Die Abweichung
gegenüber einer im Beispiel vorhandenen Wassertemperatur von tm = 100 ◦ C beträgt
jedoch nur ca. 5 %, so dass das Ergebnis einem Sicherheitszuschlag von ca. 5 % ent-
spricht. Die ξ Werte der Einzelwiderstände sind Tab. 1.4 zu entnehmen, der Z-Wert
wird nach Formel 1.14 berechnet.
Lösung
A B C
330 m
DN 80 DN 100
DN 80
HZ DN 200 DN 150
340 m 310 m
DN 100 D E
b) Ermittlung der verfügbaren Differenzdrücke und des vorläufigen R-Wertes für die
Teilstrecken 4 bis 7
In den Teilstrecken 6 und 7 ist an der Abzweigstelle der gleiche Differenzdruck
verfügbar wie er in der Teilstrecke 3 verbraucht wurde. Am Abzweigpunkt der
Teilstrecken 4 und 5 ist der gleiche Differenzdruck verfügbar wie er zusammen
für die Teilstrecken 2 und 3 verbraucht wurde.
Der Anteil des Druckverlusts für Einzelwiderstände beträgt in Fernheiznetzen
etwa 10 bis 12 % vom Gesamtdruckverlust. Mit dieser Feststellung kann nun für
jede der Teilstrecken ein vorläufiger R-Wert in Pa/m berechnet werden. Mit die-
sem vorläufigen R-Wert kann dann der handelsübliche Rohrdurchmesser für die
in der Teilstrecke geförderte Wassermenge im Druckverlustdiagramm aufgesucht
und die wirkliche Strömungsgeschwindigkeit sowie der tatsächliche Druckverlust
der Teilstrecke berechnet werden:
0,9 · 329.000 Pa Pa
Teilstrecke 6 R = = 449
2 · 330 m m
0,9 · 329.000 Pa Pa
Teilstrecke 7 R = = 478
2 · 310 m m
0,9 · 589.000 Pa Pa
Teilstrecke 4 R = = 914
2 · 290 m m
0,9 · 589.000 Pa Pa
Teilstrecke 5 R = = 780
2 · 340 m m
Aus dem Rohrplan
Teilstrecke Stündlich Stündlich Länge der Rohrdurch- Gescwin- Druckgefälle Druckabfall Widerstand- Druckverlust Gesamter
geförderte geförderte Teilstrecke messer d digkeit w R durch Rohr- sbeiwerte durch Druckabfall
Wärme- Wasser- L reibung
ξ Einzelwi- l·R+Z
menge menge 1·R derstände
Z
(Nr.) (kJ/h) (kg/h) (m) (mm) (m/s) (Pa/m) (Pa) (–) (Pa) (Pa)
a b c d e f g h i k l
Hauptleitung HZ–C
4 14,39*106 56.878 580 80 3,0 950 551.000 3,5 1.560 552.560
5 15,2*106 60.079 680 100 2,4 425 289.000 3,5 997 289.997
6 9,45*106 37.360 660 80 2,0 450 297.000 3,5 695 297.695
7 14,4*106 56.926 620 100 2,0 375 232.500 3,5 695 233.195
Verbrauch der Teilstrecken 1, 2 und 3 = 1.373.447
1.6 Berechnungsbeispiele für den Abschn. 1.3 Inkompressible Strömungsvorgänge
29
30 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
Mit den berechneten Druckverlusten aller 7 Teilstrecken kann nun das geforderte
Druckdiagramm gezeichnet werden (Abb. 1.14).
c) Diskussion der Ergebnisse
In Druckdiagramm 1.14 ist gut erkennbar, dass in der Praxis nicht immer ein
geeigneter Rohrdurchmesser verfügbar ist, mit dem der zur Verfügung stehende
Differenzdruck genutzt werden kann.
Im vorstehenden Beispiel ist das bei der Teilstrecke T2 der Fall. Es musste
der handelsübliche Rohrdurchmesser 100/108 nach DIN 2448 eingesetzt wer-
den, weil der nächstkleinere, genormte Rohrdurchmesser 80/89 einen zu hohen
Druckverbrauch ergeben hätte. Der geforderte Differenzdruck von 0,3 bar an
der Hausanschlussstation war damit nicht einzuhalten, und eine Unterschreitung
ist nicht zulässig, wenn dieser vertraglich vereinbart wurde. Zur Sicherstellung
des vereinbarten Differenzdruckes werden deshalb in allen Hausanschluss- und
Übergabestationen Differenzdruckregler eingebaut.
Beispiel 1.4: Berechnung des Druckverlusts in einer Heizölleitung
Aufgabenstellung Für die Auswahl der Heizölförderpumpe ist der Druckverlust in
der Saug- und Druckleitung zwischen den Heizöllagertanks im unterirdischen La-
gerraum und dem Heizöltagesbehälter in der Dachheizzentrale zu berechnen. In der
Dachheizzentrale sind 2 Wärmeerzeuger mit einer Wärmeleistung von je 1.000 kWh
zu installieren. Brennstoff ist Heizöl EL nach DIN 51603. Die Umgebungstemperatur
im Heizöllager und damit auch die Temperatur des Heizöls betragen ca. 15 ◦ C.
Der Höhenunterschied zwischen dem niedrigsten Heizölstand im Tanklager und
der Decke der Dachheizzentrale beträgt 76 m.
Die Länge der Saugleitung wurde zu 6,5 m und die Länge der Druckleitung zu
89 m aus den Grundrissplänen und dem Gebäudeschnittplan gemessen. Die Art und
Stückzahlen der Einzelwiderstände können der Abb. 1.15 entnommen werden (die
Anzahl der Bögen wurde dem Grundrissplan entnommen: 6 Bögen in der Sauglei-
tung und 12 Bögen in der Druckleitung). Die Stoffwerte, wie Heizwert, Dichte
und kinematische Viskosität, können der DIN 51603 und die Viskosität bei anderen
Temperaturen der Abb. 1.16 entnommen werden.
Lösung
a) Ermittlung der Fördermenge
Der Tagesbehälter kann für Anlagen mit geringer Leistung durchaus für den Ta-
gesbedarf bemessen werden. Bei Anlagen mit großen Wärmeleistungen genügt
es, wenn der Vorratsbehälter den Bedarf für etwa 4 bis 5 Stunden an einem kalten
Wintertag bei ϑa = −15 ◦ C als Nutzvolumen beinhaltet und die Füllzeit etwa 1
Stunde beträgt
mit
Qk = 2.000 kW maximale Dauerleistung eines Wärmeerzeugers
Hu = 11,67 kW/kg unterer Heizwert von Heizöl EL (42.000 kJ/kg)
ηk = 0,88 Wirkungsgrad der Feuerungs- und Wärmeerzeugungsanlage
ρ = 860 kg/m3 Dichte Heizöl bei +15 ◦ C
1.6 Berechnungsbeispiele für den Abschn. 1.3 Inkompressible Strömungsvorgänge 31
0,3 bar
1120 m
C´
EB
T6
T7
T3
700 m
D
A
T5
T2
T4
340 m
T1
bar
1,05
0,67
0,37
0 bar
Brenner 1
2 7 4 2 Brenner 2
2 7 4 2
5
5
Auffanggefäß
Anschlussflansch
Warnanlage
Schauglas
4
Niveaumelder 8 10
7 2
Ablasshahn 2 M
Öltank
6
6
9
m
300
ax
.V
200
isk
100
os
itä
50
tH
Zerstäubungsgrenze
ei
30
zö
l S
20
15
M
m
10
ax
8
.V
isk
6
os
5
L
itä
4
tE
l
3
–10 0 20 40 60 80 100 120 150
Temperatur in °C
Q 2.000 kWh kg
ṁ = = = 194,8
Hu · η k 11,67 (kW/kJ) · 0,88 h
194,8 (kg/h) m3
V̇h = = 0,2265 .
860 (kg/m3 ) h
Der Vorratsbehälter sollte ein Nutzvolumen von ca. 1.000 L haben, was etwa
einem Gesamtvolumen von 1.500 L entspricht.
Die Fördermenge der Pumpe wird zu 1.000 l/h festgelegt.
b) Druckverlustberechnung für die Rohrleitung
Heizölleitungen ohne Zubringerpumpe, bei denen also die Pumpe des Ölbrenners
auch die Heizölmenge aus dem Vorratstank zum Brenner fördert, werden mit
Strömungsgeschwindigkeiten von 0,15 bis 0,4 m/s dimensioniert, weil es sich
hierbei immer um Saugleitungen handelt und die Brennerpumpe an erster Stelle
den notwendigen Zerstäuberdruck zur Verfügung stellen muss.
Im vorliegenden Beispiel handelt es sich aber um eine Heizölversorgungsleitung,
die aus einer kurzen Saugleitung und einer langen Druckleitung besteht. Die
Strömungsgeschwindigkeit in der Saugleitung wird zu 0,3 m/s und die in der
Druckleitung zu 0,5 m/s gewählt. Damit ergeben sich die Rohrdurchmesser
4 · Vn 4.000
in der Saugleitung di = = = 34,3 mm
π · w · 3,6 π · 0,3 · 3.6
4.000
und in der Druckleitung di = = 26,6 mm.
π · 0,5 · 3,6
34 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
Tab. 1.8 Mindestanforderungen an Heizöl; Auszug aus DIN 51603, Heizöl Teil 1(3.88)
Heizöl EL Heizöl L Heizöl M
◦ 3
Dichte bei 15 C kg/m 860 1100 1200
◦
Flammpunkt C 55 55 65
Kinematische Viskosität bei 20 ◦ C m2 /s 6 · 10−6 17 · 10−6 75 · 10−6
Schwefelgehalt Gew. % 0,2 0,8 1
Wassergehalt Gew. % 0,05 0,3 0,5
Heizwert kJ/kg 42.000 37.700 37.700
Aschegehalt Gew. % 0,01 0,04 0,15
Rohrdurchmesser in mm
W 4 6 8 10 15 20
m/s 400
25 ΔP
32 mbar/m
40
100
5020 80
60
50
40
0,6
80 30
0,5 100 20
10
8
0,4 6
5
4
3
0,3 2
1
0,8
0,6
0,5
0,2 0,4
0,3
0,2
0,15
0,1
0,08
0,06
0,04
0,1
1,5 2 3 4 5 6 8 10 15 20 30 40 50 80100 120 °E 0,02
Abb. 1.17 Ermittlung des Druckabfalles in ölführenden Leitungen. (Fa. Fulmina, Heidelberg)
40
14
140 200 300 400 500 600
Dampftemperatur in °C
kj/kg
5,00
4,18
pf
am
20
0b
ttd
ar
Sa
3,35
50
Cp
100
40
2,51 10
1
1,67
200 250 300 350 400 450 500 °C
v = 0,2403 m3 /kg spezifisches Volumen bei 8 bar aus der Dampftafel
ṁ = 10.000 kg/h
d = 0,15 m (DN 150)
b) Ermittlung der Reynoldszahl und der Rohrreibungszahl λ
Die dynamische Zähigkeit kann der Tab. 1.9 für trockenen, gesättigten Dampf
und für überhitzten Dampf der Abb. 1.15 entnommen werden (Abb. 1.18).
mit p = 8 bar und ϑ ca. 170 ◦ C findet man η2 = 14,61 × 10−6 kg/m s und damit
ergibt sich die dynamische Zähigkeit zu
Tab. 1.9 Dynamische Zähigkeit, spezifische Wärme und Dichte von Wasserdampf bei Sättigung
ϑσ (◦ C) p (bar) η (N s/m2 · 106 ) cp (kJ/kg) ρ (kg/m3 )
0 0,006108 8,02 1,854 0,0048
10 0,01227 8,42 1,86 0,0093
20 0,02337 8,82 1,866 0,0172
30 0,04241 9,22 1,875 0,0303
40 0,07375 9,62 1,885 0,0511
50 0,12335 10,02 1,899 0,083
60 0,1992 10,42 1,916 0,1302
70 0,3116 10,82 1,936 0,1982
80 0,4736 11,22 1,962 0,2933
90 0,7011 11,62 1,992 0,4235
100 1,0133 12,02 2,028 0,5977
110 1,4327 12,42 2,07 0,8265
120 1,9854 12,8 2,12 1,122
130 2,7013 13,17 2,176 1,497
140 3,614 13,54 2,241 1,967
150 4,76 13,9 2,314 2,548
160 6,181 14,25 2,398 3,26
170 7,92 14,61 2,491 4,123
180 10,027 14,96 2,596 5,16
190 12,551 15,3 2,713 6,397
200 15,549 15,65 2,843 7,864
210 19,077 15,99 2,988 9,593
220 23,198 16,34 3,15 11,62
230 27,976 16,7 3,331 14
240 33,478 17,07 3,536 16,76
250 39,776 17,45 3,772 19,99
260 46,943 17,85 4,047 23,73
270 55,058 18,28 4,373 28,1
280 64,202 18,75 4,767 33,19
290 74,461 19,27 5,253 39,16
300 85,927 19,84 5,863 46,19
310 98,7 20,7 6,65 54,54
320 112,89 21,7 7,722 64,6
330 128,63 23,1 9,361 76,99
340 146,05 24,7 12,21 92,76
wobei ρ ebenfalls der Dampftafel bzw. aus Tab. 1.9 zu entnehmen ist. Mit Gl. 1.5
ergibt sich
d 150
= = 3.261
k 0,046
und λ aus Abb. 1.7 λ = 0,0158.
1.7 Berechnungsbeispiele für das Kap. 1.5 Kompressible Strömungsvorgänge 39
45,7
36
ϑ1 − ϑa
160
Die vorstehenden Ergebnisse der Berechnung zeigen, dass bei der heute üb-
lichen, wirtschaftlichen Isolierpackungsdicke die Temperaturabnahme und der
Wärmeverlust selbst bei langen Rohrstrecken äußerst gering sind. Es ist dar-
aus zu schließen, dass auch der Einfluss auf die Höhe des Druckverlusts gering
ist. Um dies festzustellen, wird der Druckverlust einmal ohne und einmal mit
Berücksichtigung der Temperaturabnahme berechnet.
1.7 Berechnungsbeispiele für das Kap. 1.5 Kompressible Strömungsvorgänge 41
8. stürmischer Wind
3. schwache Brise
4. mäßige Brise
6. starker Wind
5. frische Brise
2. leichte Brise
7. steifer Wind
1. leiser Zug
9. Sturm
0,10 dη
m2 K +1
=1
W ,0 m
0,07 0,5
0,05 0,2
0,04 0,1
1
αa 0,03 0,0
5
0,02
0,01
0,007
1 2 3 4 5 7 10 20 m/s 30
Windgeschwindigkeit τν
328 · 100.000.000
p = 8 · 1 − 1 − 1.275 · 0,0158 ·
8 · 4,162 · 75.937.500.000
= 8 · 1 − 1 − 0,2614 = 1,1244 bar
0,5 · 407 · 328
p = 8 · 1 − 1 − 0,26 · 1 −
170 · 2, 49 · 10.000
= 8 · 1 − 1 − 0,2614 · (1 − 0,01) = 1,1124 bar.
42 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
Das Ergebnis zeigt, dass der Einfluss von Wärmeverlusten einer wirtschaftlich
bemessenen Wärmedämmung bei der Druckverlustberechnung etwa 1 % beträgt
und selbst bei langen Leitungsstrecken vernachlässigt werden kann. Der dadurch
verursachte Fehler liegt im Bereich der üblichen Abrundungs- oder Ablesefehler.
Das ohne Berücksichtigung der Wärmeverluste berechnete Ergebnis liegt etwas
höher, ergibt also ein sicheres Ergebnis.
f) Druckverlust durch Einzelwiderstände
Als Einzelwiderstände sind eingebaut:
2 Panzerschrägsitzventile ξ = 1,3;
ξ = 2,6
12 Rohrbogen R = 2,5 d ξ = 0,3;
ξ = 3,6
1 U-Bogendehnungsausgleicher ξ = 2,0;
ξ = 2,0
ξ = 8,2
Damit ist nach Gl. 1.14
37,82 · 4,162
p = 8,2 = 24.343,77 Pa = 0,2434 bar.
2
g) Gesamtdruckverlust
Der Gesamtdruckverlust setzt sich zusammen aus dem unter d) berechne-
ten Druckverlust für die gerade Rohrleitung und dem unter f) berechneten
Druckverlust für Einzelwiderstände:
und p12 − 18 = p = 64 − 18 = 46
√
daraus p2 = 46 = 6,78 bar
0,055
12 11 10 9 8 7
1935 kg/h
18 m
1
3870 kg/h
2 26 m
430 kg/h 215 kg/h 430 kg/h 215 kg/h 430 kg/h 215 kg/h
6 5 4 3 2 1
7 430 kg/h 6
645 kg/h 1075 kg/h 4 1290 kg/h 3
1720 kg/h
5
22 m 15 m 15m 15 m 15 m
Abb. 1.22 Rohrplan für Beispiel 1.6: Lges = 126 m für den ungünstigsten Verbraucher
noch selten und werden mit Rücksicht auf die Nutzung des Dampfdruckes zur
Stromerzeugung mit Betriebsdrücken von 2 bis 5 bar beliefert. Bei der Erstellung der
Arbeitsblätter wurde von den Grundgleichungen 1.20 und 1.21 ausgegangen, aber
eine mittlere dynamische Zähigkeit und Strömungsgeschwindigkeiten von 25 bis
50 m/s bei Rohrdurchmessern von 25 bis 150 mm zu Grunde gelegt. Damit handelt
es sich immer um turbulente Strömungen mit hohen Reynoldszahlen. Wenn man
auch noch die Rohrrauigkeit für handelsübliche Rohre mit 0,05 mm festlegt, kann
man den mittleren Rohrreibungswert λm als konstant annehmen. Man erhält damit
die in (Rietschel und Raiß 1970) genannte Gleichung
p1 − p2 L · G2 · 8
R= = λm ,
L ρm · d 5 · π 2
ρm wurde dabei beim mittleren Druck (p1 + p2 )/2 eingesetzt.
Lösung
DieAnwendung und Handhabung dieserArbeitsblätter wird nachstehend für Beispiel
1.6 gezeigt. Es wird mit einem mittleren oder vorläufigen Druckverlust Rm oder
mit vorläufigen Geschwindigkeiten der Durchmesser für die einzelnen Teilstücke
46 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
ermittelt und dadurch der hierfür auftretende Druckverlust für die Rohrstrecke und
für die vorhandenen Einzelwiderstände der Teilstrecke berechnet.
a) Ermittlung von Rm
Für den Anteil des Druckverlusts, der von Einzelwiderständen verursacht wird,
kann bei Dampfleitungen zur Versorgung von Heizgeräten erfahrungsgemäß ein
Anteil von 30 bis 40 % angesetzt werden:
(1 − 0,4) · pzul.
Rm = .
Lges.
Nach der Aufgabenstellung ist ein Druckverlust von 1.500 mbar oder 15.000
mm WS zulässig:
0,6 · 15.000 mm WS
Rm = = 47 .
126 m
Mit Rm und dem mittleren Dampfdruck pm findet man im Arbeitsblatt 8 den vor-
läufigen Rohrdurchmesser mit dem Schnittpunkt der Linie über der geförderten
Dampfmenge.
Die Strömungsgeschwindigkeit kann für den festgelegten Rohrdurchmesser dem
Arbeitsblatt 9 entnommen werden. Das Arbeitsblatt 9 enthält auch ein Diagramm
zur Ermittlung des Druckverlusts für Einzelwiderstände.
b) Zusammenstellung der Einzelwiderstände für die Teilstrecken nach Tab. 1.7
und 1.8
pv100 135
Pv = = = 0,34.
pges. 400
Die Regelqualität ist ausreichend. Für die Wandlufterhitzer 1 bis 5 können bessere
Ventilautoritäten von z. B. 0,5 bis 0,8 erreicht werden.
f) Diskussion der Ergebnisse
In diesem Beispiel wurde gezeigt, wie bei der Berechnung und Dimensionierung
eines Dampfrohrnetzes vorzugehen ist und welcher Druck vor den einzelnen
Dampfverbrauchern bei gleichzeitigem Betrieb aller Verbraucher und maximaler
Belastung noch verfügbar ist. Dieser vorhandene und der bei der Auslegung der
Verbraucher zugrunde gelegte Vordruck sind für die Bemessung der Regelventile
und die Ermittlung der Ventilautorität maßgebend.
Ingenieure und Ingenieurbüros, die nicht über die Arbeitsblätter 8 und 9 aus
Literatur (Rietschel und Raiß 1970) verfügen, können die Berechnung ebenso mit
dem Arbeitsblatt 7 aus der Wärmetechnischen Arbeitsmappe des VDI-Verlags,
wie in Abb. 1.19 gezeigt, durchführen. Dazu ist einmal für den zutreffenden
Betriebsdruck die Reynoldszahl und mit der mittleren Dichte des Dampfes der
Wert 100 · λR zu berechnen (s. Beispiel 1.5). Sonst ist wie vorstehend gezeigt zu
verfahren. Ebenso ist der Druckverlust für ξ = 1 mit der zutreffenden Dichte des
Dampfes einmal zu ermitteln.
Beispiel 1.7: Berechnung des Druckverlusts in einer HD-Ferngasleitung
Aufgabenstellung Der Druckverlust einer Ferngasleitung ist zu berechnen und im
Druckdiagramm darzustellen. Die Leitung ist als Endleitung verlegt. Die über das
Jahr gemittelte Gastemperatur beträgt + 12 ◦ C, TG = 285,15 K.
Gegeben: Leitungslänge L = 16 km
Volumenstrom vn = 50.000 Nm3 /h
Rohrrauigkeit k = 0,5 mm
Erdgas Gruppe L dv = 0,64
Anfangsdruck p1 = 60 bar
Der Enddruck vor der Reduzier- und Übergabestation soll 30 bar nicht unter-
schreiten.
Lösung
a) Berechnung des erforderlichen Rohrdurchmessers
Ferngasleitungen werden für Strömungsgeschwindigkeiten von 5 bis 15 m/s
pm = 45 bar ausgeführt.
52 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
.
V 0,33 (m3 /s)
A= = = 0,033 m2 .
w 10 (m/s)
Damit wird das Rohr DN 200 mit di = 209,1 mm nach DIN 2470 und somit
A = 0,034 m2 gewählt, bei dem sich eine Strömungsgeschwindigkeit w = 9,7 m/s
ergibt.
b) Berechnung der Reynoldszahl und Ermittlung der Rohrreibung λ für pm = 45 bar
0,793 · 45 · 273,15
ρ= = 34,2
185,15
d 209
= = 418,
k 0,5
damit λ = 0,026 aus Abb. 1.7.
c) Druckverlustberechnung nach Gl. 1.29 und K m nach Abb. 1.12
.
ρn · L · vn2 · Km
p12 − p22 = 13,231 · λ
(100 · d)5
√
p2 = p2 = p12 − 2.533 = 3.600 − 2.533 = 32, 7 bar.
Die eingesetzten Stoffwerte für dv und ρ wurden der Tab. 1.10 entnommen. Für
die Erstellung eines Druckverlustdiagramms und zur Ermittlung der Funktion für
die Strömungsgeschwindigkeit muss der Druckverlust abschnittsweise z. B. für
die Strecken 4, 8, 12 und 16 km berechnet werden. Wenn der Druck an einem
Punkt der Rohrstrecke berechnet wurde, kann dafür auch die tatsächliche Strö-
mungsgeschwindigkeit berechnet werden. Die Ergebnisse werden in folgender
Tabelle zusammengestellt:
Tab. 1.10 Physikalische Kennwerte von Gasen (Zusammenfassung aus verschiedenen Quellen)
Bezeichnung Chemische Gas- Molare Dichte p im Dichteverhältnis Sutherland- Dynamische Viskosität ηin
Formel Konstante Masse Normzustand dv im Konstante (◦ C) 10−6 Pa s bei 1,013 bar
R Mm Normzustand
10
40 w=f(L)
9
8
30
7 4 8 12 16 km
424,7
w4 = = 7,80 m/s
54,5
und sofort bis
424,7
w16 = = 13,40 m/s.
28,3
Mit den vorstehend errechneten Werten kann das Druck- und Strömungsge-
schwindigkeitsdiagramm erstellt werden (Abb. 1.24):
d) Diskussion der Ergebnisse Mit diesen Beispiel wurde gezeigt, dass sehr lange
HD-Gasleitungen in Berechnungsabschnitte aufzuteilen sind, weil der Druck-
verlust das spezifische Volumen und damit die Strömungsgeschwindigkeit stark
beeinflusst. Die Druckverlustkurve ist keine Gerade, sondern hat die Form einer
Parabel, wie im Druckverlustdiagramm ersichtlich.
1.7 Berechnungsbeispiele für das Kap. 1.5 Kompressible Strömungsvorgänge 55
20 m bar
Waschr. u.
Duschen
WW Sp.
20 m bar
GZ
GZ
20 m bar
WW Sp.
Küche
Küchengeräte 20 m bar
F
F
60 m bar
GZ
6 bar
Lösung
Die Gl. 1.22, Abschn. 1.5, kann mit der Hauptgleichung für ideale Gase
p·v =R·T
wie folgt angeschrieben werden:
l · p1
p = p1 − p12 − λ · w12
d · v1
oder
⎛
⎞
l w2 ⎠
p = p1 ⎝1 − 1−λ ·
d p1 · v 1
oder
l · w2
p = p1 1 − 1−λ (1.34)
d ·R·T
Hinzuzurechnen ist noch der Druckverlust für Einzelwiderstände nach Gl. 1.15 mit
ρ für 8 bar
kg kg
ρ = 1,24 3
· 8 = 9,92 3
m m
und für
ξ = 7,4
100
p = 7,4 · · 9,92 = 3.670 Pa = 0,037 bar
2
Gesamtdruckabfall 2,72 + 0,04 = 2,76 bar.
Das Ergebnis zeigt, dass der Druckverlust, der von Einzelwiderständen von
Gasnetzen oder Druckluftnetzen verursacht wird, wegen der geringen Dichte auch
verhältnismäßig gering ist und vernachlässigt werden kann.
Rohrnetzteile mit vielen Einzelwiderständen oder Widerstände von Filtern und
ähnlichen Einbauten sind jedoch zu untersuchen und gegebenenfalls zu berücksich-
tigen.
Lösung nach Gl. 1.31, Abschn. 1.5.3:
Zur Berechnung des Druckverlusts nach Gl. 1.31 wird der Volumenstrom in m3 /s
benötigt:
. w·A m3
V = = 10 · 0,025 · π = 0,785
s s
. 1,85
und damit 1,6 · 108 · V ·L
p =
d5 · p
1,6 · 108 · 0,7851,85 · 2.500 256
p = = = 3,2 bar.
1005 · 8 80
Das Ergebnis mit der Näherungsgleichung liegt ca. 20 % höher als nach der
ordnungsgemäß abgeleiteten Gleichung.
Lösung mit dem Diagramm Abb. 1.26. Diesem Arbeitsblatt liegt die Gl. 1.22 zu
Grunde. Es wurde aber eine relative Dichte, wie im Gasfach üblich, eingeführt.
Die relative Dichte ρr stellt das Verhältnis der Dichte des Gases zur Dichte der
Luft dar und wird in der Literatur (Schwedler und Jürgensonn 1957) auch als dv
bezeichnet. dv ist für Luft gleich 1. Die geförderte Gas- oder Luftmenge ist in Nm3 /h
einzusetzen. Aus dem Arbeitsblatt kann der Druckverlust in
2
p12 − p22 bar
in
L m
0,0
0,1
0,07
0,05
0,03
0,015
25
0,01
30
d=
0,007
40
0,005
50
0,003
60
70
0,0015
0,001
80
= 00
0,0007
rd 1
0
0,0005
15
0,0003
25 0
20
0
0,00015
se
40 0
0,0001
es
30
0,00001
50 0
0,00005
ch
6 0
ur
0,00003
7 00
rd
80 00
h
Ro
0,000015
10 0
00
0,000001
0,000007
00
0,000005
15
0,000003
00
20
0,0000015
0,000001
0,0000007
0,0000005
0,0000003
0,00000015
0,0000001
0,00000001
0,00000005
0,00000003
0,000000015
°C
000
ur1
e rat °C
mp 700
ste
Ga °C
500 C
°
400 C
°
300 C
°
200 C
°
160 C
°
100 C
50°
0°C
150
200
300
400
500
700
1000
1500
2000
3000
500000
10 0 0
00
700
20 0 0
40
30 0 0
0
40 00
0
50 0000
70 0 00
15 0
10 0 0
00
0
Abb. 1.26 Linientafel zur Ermittlung der Druckverluste von Luft- und Gasleitungen
Mit dv = 1, ϑ = 20 ◦ C, vn = 2.260 Nm3 /h und di = 100 mm erhält man 0,014 bar2 /m,
und daraus ergibt sich
p12 − p22
= 0,014
L
60 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
DN 100 DN 80 DN 100
9 DN 100
DN 100 je 450 m3/h
8
ungünstiger Verbraucher
7
≈700 m3/h
1000 m3/h
≈700 m3/h 1000 m3/h
je 120 m3/h
√
p = 0,012 · 2.500 = 30 = 5,47 bar
p = p1 − p2 = 8 − 5,47 = 2,53 bar.
Dieser Wert stimmt mit dem Ergebnis nach Gl. 1.34 gut überein.
a) Diskussion der Ergebnisse
Mit diesem Beispiel wurde gezeigt, dass der Druckverlust für eine Druckluftlei-
tung sowohl nach Gl. 1.22 als auch mit dem Arbeitsblatt nach Abb. 1.26 ermittelt
werden kann.
Für die Berechnung des Druckverlusts von heißer Druckluft oder heißen Gasen
ist die Gl. 1.34 am besten geeignet. Die Gl. 1.31 ist eine Näherungsgleichung
und führt mit geringerem Zeitaufwand zu einem Ergebnis, das etwa um 20 %
höher als der wirkliche Druckverlust liegt. Die Gleichung und das damit erstellte
Diagramm werden aber in der Praxis immer noch überwiegend angewendet.
1.8.1 Stoffeigenschaften
In festen Stoffen sind die Atome wechselseitig fest miteinander verbunden. In Flüs-
sigkeiten sind die Moleküle untereinander leicht verschiebbar. Flüssigkeiten sind
deshalb leicht verformbar, vermögen strömende Bewegungen auszuführen und kön-
nen Kräfte übertragen. Flüssigkeiten lassen sich nur geringfügig verdichten; sie sind
inkompressibel.
In Gasen sind die Bindungskräfte der Moleküle sehr klein. Gase haben keine
bestimmte Gestalt und lassen sich unter Einwirkung von Kräften leicht zusam-
mendrücken. Das Volumen von Gasen ist kompressibel und stark vom Druck und
von der Temperatur abhängig.
Dämpfe verhalten sich bei hoher Temperatur wie Gase und im hoch überhitzten
Bereich wie ideale Gase.
1.8 Grundlagen der Hydro- und Aerostatik 63
F = ρ · g · h [N]. (1.34)
Darin ist
ρ die Dichte der Flüssigkeit in kg/m3
g die Erdbeschleunigung 9,81 m/s2
h die Höhe der Flüssigkeitssäule in m.
Der Druck von einem N/m2 entspricht der Druckeinheit Pascal, 1 N/m2 = 1 Pa. In
der Technik ist die gebräuchlichste Druckeinheit das Bar, 1 bar = 105 Pa. Der auf
der Erde herrschende Luftdruck oder Barometerdruck entspricht etwa 1 bar. Als
absoluter Druck wird der vom absoluten Nullpunkt (100 % Vakuum) an gemessene
Druck bezeichnet. Bezeichnet man den Luftdruck auf der Erde oder Barometerdruck
mit PB , dann gilt als
Überdruck Pü = p − PB
und als
Unterdruck Pu = PB − P = −Pü
Der Druck in einem Flüssigkeitsbehälter nimmt proportional mit der Höhe der
Flüssigkeit zu (Abb. 1.29).
64 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
h/2
h/2
p = ρ⋅h⋅g
F h
v w
h F
F
h •
Die Kraft, die auf die Behälterwand h · a = A [m2 ] wirkt, ergibt sich aus dem
mittleren Druck auf die Behälterfläche
h ρ · g · h2 · a
F =ρ·g ·h·a = [N]. (1.35)
2 2
Dabei ist a die Behälterseite in [m]. Die Kraft, die der Flüssigkeitsdruck auf ge-
neigte Flächen auswirkt, ist gleich dem Produkt aus dem wirksamen Druck und der
wirksamen Fläche (Abb. 1.30):
pw = hw · ρ · g
Fh = hw · ρ · g · a · l · sin α
FV = hw · ρ · g · a · l · cos α
F = Fh + F V .
Bei gekrümmten Flächen gelten die gleichen Gesetze wie für ebene Flächen, wenn
statt der gekrümmten Fläche die projektierte Fläche eingesetzt wird (Abb. 1.31).
Die Wasserkraft wirkt nicht im Bereich von h/2, sondern im Schwerpunkt der
Druckfläche. Die Druckfläche ist immer eine Dreieckfläche, und der Schwer-
punkt des Wasserdrucks liegt im unteren Drittel bzw. im 2/3 h gerechnet von der
Flüssigkeitsoberfläche.
1.8 Grundlagen der Hydro- und Aerostatik 65
Wsp. Av
Wsp.
Av S
Z w,h S
Fw,h
Fw,h
Fw,v
Fw,v
Z2
Z2
ZS
ZS
ZS
ZS
ZF
ZF
ZF
ZF
h S h Z1 h
e S d S b
F S
d e F e F e
F
b
F 1
2
ρ · g · b · h2 π
4
ρ · g · b · d2 1
2
ρ · g · (z12 − z22 ) ρ·g·h·π ·a·b
1 1 d 2
1 − z22
z12 b2
e h ·
6 16 zs 6 z 1 + z2 4 · zs
2 1 d2 2(z12 + z1 · z2 + z22 )
ZF h + zs zs + e
3 16 Zs 3(z1 + z2 )
Der Abstand von der Flüssigkeitsoberfläche bis zum Kraftangriffspunkt wird mit
ZF bezeichnet.
ZF errechnet sich als Quotient vom Trägheitsmoment Ix der gedrückten Fläche
und dem statischen Moment, gedrückte Fläche multipliziert mit dem Abstand vom
Schwerpunkt der Fläche bis zum höchsten Wasserstand.
Für die Rechteckfläche mit hs = h wird z. B.
(b · h3 )/3 2 · b · h3 2
ZF = = = h.
b · h · (h/2) 3b · h 2 3
Zur Berechnung von Angriffspunkten für Mannlöcher in Tanks s. Tab. 1.14.
Beispiel 1.10: Berechnung der Kraft, die auf ein Mannlochflansch für einen
Heizöltank wirkt
Aufgabenstellung Es ist die Kraft zu ermitteln, mit der die Wasserfüllung von
der Druckprobe eines 1.000 m3 -Tanks nach DIN 4119 bzw. EN 14015 auf den
Blindflansch wirkt.
Die maximale Füllhöhe über dem Tankboden beträgt 14,55 m (Abb. 1.32).
Das Mannloch hat einen Durchmesser von 0,5 m und der Abstand von Mitte
Flansch zum Tankboden beträgt 0,35 m.
66 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
hς = 14,2m
ZF
h2 = 2m
d = 0,5m
e
0,35
D = 10 m
Gegeben:
Maße und Angaben nach Tab. 1.14 und Aufgabenstellung.
Gesucht:
a. die Kraft, die auf den Flansch des Mannloches wirkt
b. der Angriffspunkt der Kraft auf der Flanschfläche
c. die Kraft, die im unteren Abschnitt von 2 m Höhe auf die Wände des Tanks als
Zugkraft wirkt
d. die Wandstärke vom unteren Teil des Lagertanks
Lösung
d2 · π 0,52 · 3,14
hs = 14,2 m, A= = = 0,196 m2
4 4
a) Die Kraft, die auf den Mannlochdeckel wirkt
F = ρ · g · A · hs
F = 1 000 · 9,81 · 0,196 · 14,2 = 27 303,2 N
π · d4
ZF = hs + e mit Is = wird
64
1.8 Grundlagen der Hydro- und Aerostatik 67
IS d2 0,25
e= = = = 0,0011
A · hs 16 · hs 16 · 14,2
ZF = 14,2 + 0,0011 − 14,201 m
c) Kraft, die im unteren Behälterschuss auf die Wände des Tanks drückt
Schusshöhe: 2m
Wassertiefe: 14,55 − 1,0 = 13,55 m
Fw = 200 241,7 N
Der Schwerpunkt der Wasserdruckfläche liegt bei 2/3 hs , also 1,2 m unter dem
höchsten Füllstand oder 0,6 m über dem Boden des Behälters.
68 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
6,6 m
l
2,0m 6m
F
1,8 m
0,6 m
q · a2
Ma = .
2
Die Ergebnisse aus den Beispielen zeigen, dass bei drucklosen Lagertanks große
Kräfte auftreten, wenn in den Tanks Flüssigkeiten gelagert werden. Die Kräfte neh-
men linear mit der Lagerhöhe zu. Auch Schüttgüter wie Pulver oder Granulat führen
zu gleichen Belastungen auf Boden und Wände von Lagertanks oder Lagerräumen.
Bei runden Lagertanks aus Stahl sind auch deren Lagerung auf Fundamenten und
das Ausbilden von verstärkten Lagerschalen zu beachten, damit keine Einbeulungen
entstehen.
1.8 Grundlagen der Hydro- und Aerostatik 69
Abbildung 1.35 zeigt einen zerstörten Lagertank für Reinstwasser, bei dessen
Berechnung, Herstellung undAufstellung vieles falsch gemacht wurde, was zu einem
erheblichen Schaden geführt hat. Die hydrostatischen Kräfte wurden nicht beachtet.
Die Lagerung auf 3 Stützen ist ungünstig, wenn eine Stütze etwas nachgibt, entste-
hen andere Biegebelastungen. Das Mannloch wurde an einer besonders ungünstigen
Stelle des Tanks angeordnet.
Gerechnet wurde mit der Kesselformel und 1 bar Überdruck. Da der Tank aus
Edelstahlblech gefertigt werden sollte, war auch kein Rostzuschlag erforderlich.
Gewählt wurde eine Blechstärke von 1,5 mm, weil diese wegen der Schweißung und
Bearbeitung günstig erschien.
Nach dem eingetretenen Schaden wurde der Lagertank mit der gleichen Blech-
stärke neu gefertigt und im Abstand von 1,5 m mit Aussteifringen aus Edelstahl-U-
Profilen zur Aufnahme der hydrostatischen Kräfte ausgerüstet. Der neue Lagertank
ist inzwischen 30 Jahre in Betrieb.
Der beschriebene Schadensfall und die Berechnungsbeispiele zeigen auch, dass
bei drucklosen Tanks und bei Stahlbehältern mit geringerem Betriebsdruck und Flüs-
sigkeitsfüllung oder Teilfüllung die Anwendung der Kesselformel, wie in Kap. 3
gezeigt, nicht immer das richtige Ergebnis liefert und dass die hydrostatischen Kräfte
zur Kontrolle als zusätzliche Belastungen zu berücksichtigen sind.
1.8.6 Aerostatik
Für die Druckänderung einer kompressiblen Gassäule über die Höhe h gilt der
Ansatz
dp = −g · ρ · dh.
bzw.
p1 = p0 · e−((ρ0 ·g)/p)·h .
Wird ein Körper in eine Flüssigkeit getaucht, so erfährt er eine Auftriebskraft, die
gleich dem Gewicht der vom Körper verdrängten Flüssigkeitsmenge ist:
FA = ρF 1 · g · VF e [N].
Der Körper schwimmt, wenn die Masse des Körpers gleich der verdrängten Flüs-
sigkeitsmasse ist. Die Auftriebskraft wirkt im Massenschwerpunkt des verdrängten
Flüssigkeitskörpers (Abb. 1.36).
1.8 Grundlagen der Hydro- und Aerostatik 71
Zn
Sx FA
e
S´v
Sv
G
Die Kontinuitätsgleichung besagt, dass die in einen Kontrollraum oder in eine Ma-
schine eintretende Masse je Zeiteinheit mE gleich der aus der Maschine austretenden
Masse mA sein muss.
mE = mA = m und mit der Dichte ρ und dem Volumen V, weil m = p · V ist, kann
man auch schreiben:
p1 · V1 = p2 · V2 ,
A1 · w1 = A2 · w2 = A3 · w3 . (1.3)
h2
h1
2ρ
w2
Energiegleichung für ideale
Flüssigkeiten
2ρ
w2
p/ρ
p
Ho
p
w
hρ
hρ p/ρ
hρ
w
m · w12 m · p1 m · w22 m · p2
m · g · h1 + + = m · g · h2 + + .
2 ρ·g 2 ρ·g
Dividiert man alle Glieder der Bilanzgleichung durch mg, so erhält man die
Bernoulli-Gleichung
w12 p1 w2 p2
h1 + + = h2 + 2 + = konst. (1.36)
2·g ρ 2·g ρ
Alle Glieder dieser Gleichung haben die Dimension einer Länge und die Bedeutung
von Höhen:
w2 /(2 · g) verfügbare Fallhöhe, um die Geschwindigkeit w zu erreichen
74 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
Δp
Energiegleichung für reale
2ρ
w2
Flüssigkeiten
p/ρ
2ρ
w2
p
H0
p
w
hρ p/ρ
hρ
hρ
w
h1-h2
w1 = 0
A2
h2
w2
Fließt Wasser oder eine andere, inkompressible Flüssigkeit durch eine Öffnung aus
einem großen Behälter, in dem die Strömungsgeschwindigkeit praktisch Null ist,
1.9 Grundsätze der Hydrodynamik 75
aus und stehen beide Öffnungen unter dem gleichen Druck, dann gilt nach dem
Energiesatz
w22
+ h2 = h1 .
2·g
Damit ergibt sich die Austrittsgeschwindigkeit zu
w2 = 2g(h1 − h2 )
Der Impulssatz sagt aus, dass die zeitliche Änderung des Impulses gleich der Summe
aller äußeren Kräfte ist. Bei der Anwendung des Satzes in der Strömungslehre muss
76 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
w1
α2
α1
w1
C2 u2 C1 u1
α1
r2 r1
0
r1 cosα1
MR · w
dl = w · dm
oder
dl = w · p · dV .
Damit ergibt sich die wirksame Kraft F = Impuls am Austritt abzüglich des Impulses
am Eintritt in den Kontrollraum.
Der Impulsmomentensatz für einen Fluidbereich ergibt sich mit der Absolutge-
schwindigkeit und den wirksamen Hebelarmen r · cosα1 und r · cosα2 aus Abb. 1.41
zu
.
Mr = p · V · (c2 · r2 · cos α2 − c1 · r1 · cos α1 ),
P = MR · w,
Die optimale Leistung wird bei α2 = π/2 erreicht, was einen drallfreien Austritt bzw.
Eintritt (bei Turbinen) in die Schaufel bedeutet.
Da bei einer Pumpe oder einer Turbine ohne Eintrittsleitschaufeln die Strömung
aus radialer Richtung auf die Schaufeln zu erfolgt, wird auch w1 = 90 ◦ gesetzt.
Damit vereinfacht sich die Gleichung zu:
.
P = m(u1 · c1 − u2 · c2 ) [Nm]
für die Pumpe oder den Verdichter. Andererseits ist bekanntlich die Arbeit an der
Welle einer verlustlos arbeitenden Pumpe
P = m · g · H [Nm].
Durch Gleichsetzen beider Gleichungen ergibt sich die theoretische Förderhöhe für
Pumpen
. .
m · g · H = m(u2 · c2 − u1 · c1 )
(u2 · c2 − u1 · c1 )
Yth = Hth = [m].
g
Das ist die Eulersche Hauptgleichung, gültig für alle Strömungsmaschinen und in
dieser Form gültig für verlustlose Pumpen und Verdichter.
Für Turbinen (Wasser-, Dampf- oder Gasturbinen) ergibt sich die theoretische
Förderhöhe zu:
(u1 · c1 − u2 · c2 )
Yth = Hth = [m].
g
Der Impulssatz wird z. B. bei der Berechnung von Fixpunktkräften für Druckleitun-
gen, die vom Pumpspeicherbecken zum Turbinenhaus führen, benötigt, weil in diesen
Leitungen große Wassermengen oft teilweise umgelenkt werden und die Kräfte zu
Verschiebungen oder bei nicht zugfesten Verbindungen zum Zerreißen der Leitungen
führen können.
Der Impulsmomentensatz und die Eulersche Hauptgleichung werden insbeson-
dere bei der Berechnung von Strömungsmaschinen benötigt. Dabei ist es üblich,
die relative Geschwindigkeit beim Eintritt und Austritt in die Maschine mit w, die
Umfangsgeschwindigkeit mit u und die im Diffuser zur Druckerzeugung verzöger-
te Geschwindigkeit mit c zu bezeichnen. Weitere Grundlagen zur Berechnung, zur
Auswahl und zum Einbau und Betrieb von Strömungsmaschinen enthält die Literatur
(Schulz 1977).
78 1 Strömungstechnische Berechnung von Rohrleitungsanlagen
Literatur
DVGW (2008a) Arbeitsblatt G464 Berechnung von Druckverlusten bei Gasfortleitung. DVGW
DVGW (2008b) TRGI Technische Regeln für Gasinstallaionen. DVGW
Eberhard R, Huning R (1984) Handbuch der Gasversorgungstechnik. Oldenburgverlag, München
Rietschel R (1970) Heizung- und Klimatechnik, 15. Aufl. Springer, Berlin
Schulz H (1977) Die Pumpen, 13. Aufl. Springer, Berlin
Schwedler JV (1957) Handbuch Rohrleitungen, 4. Aufl. Springer, Berlin
Verein Deutscher Ingenieure (1980) Wärmetechnische Arbeitsmappe, 12. Aufl. VDI, Düsseldorf
Kapitel 2
Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den
Rohrleitungsbau
2.1 Einleitung
Hier sollen nur die Grundlagen für die Berechnung von Rohrleitungen aus Metall,
wie sie für Hochdruckdampf- und Heißwasserleitungen sowie bei Rohrleitungen für
organische Wärmeträger zum Einsatz kommen, behandelt werden.
Beschrieben werden Rohrleitungen, die zum Transport von Medien mit ho-
hen Temperaturen dienen, und deren Festigkeitsberechnungen. Besonderheiten von
Druckluftleitungen und von Rohrnetzen für Kühl- und Kältewasser werden in die-
sem Abschnitt nur zum Teil erwähnt. Für weitergehende Ausführungen sei auf die
entsprechenden Fachbücher verwiesen.
Die sogenannten warmgehenden Rohrleitungen müssen Rohrlagerungen erhalten,
die die Rohrleitung bei der Ausdehnung nicht behindern.
Es ist weiterhin darauf zu achten, dass die Verlegung der Rohrleitung so er-
folgt, dass die Rohrausdehnung nicht zu Geometrieveränderungen führt, bei denen
Rohrführungen verschoben werden und Reibung und Dehnungsbehinderungen an
den seitlichen Führungseisen auftreten, die Schäden an den Rohrleitungen entstehen
lassen können.
Dies ist immer dann der Fall, wenn Rohrumlenkungen unter einem anderen
Winkel als 90◦ erfolgen und Fixpunkte falsch oder gar nicht angeordnet wurden
(s. Abb. 2.1).
Wenn z. B. bei Fernheizleitungen die Verlegung mit dem Verlauf der Straße er-
folgt und die Straßenführung mit einer kleineren Umlenkung als 90◦ geplant ist, dann
muss ein zusätzlicher Fixpunkt an der Umlenkung angeordnet werden und die Rohr-
ausdehnung ist, wie in Abb. 2.2 gezeigt, durch Dehnungsausgleicher, wie U-Bogen
oder Axialkompensatoren, aufzunehmen.
Bei Axialkompensatoren sind beiderseits Zwangsführungen und an den Enden
der Dehnstrecke je ein Fixpunkt anzuordnen.
U-Bogen-Dehnungsausgleicher erhalten beiderseits Zwangsführungen, die aber
im Abstand von 15 bis 20 d anzuordnen sind.
Bei geringer Ausdehnung und kurzen Rohrstrecken, wie sie innerhalb von Ge-
bäuden üblich sind, und bei Rohrdurchmessern bis DN 65 sind noch einfache
Aufhängungen, mit oder ohne Gelenk, möglich (s. Abb. 2.3).
H (T)
Die Tabellen enthalten auch das E-Modul und die zulässige Zugfestigkeit bzw.
die 0,2 %-Dehngrenze, die für die weiteren Berechnungen benötigt werden. Auch
diese Werte sind werkstoff- und temperaturabhängig.
Mit den Kennwerten aus den verstehenden Tabellen berechnet sich die Längen-
ausdehnung zu
L = α · ϑ · L. (2.1)
84 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Abb. 2.8 Rohrschellen mit Wärmedämmung aus Promat- oder Schaumglaseinlage für Heißdampf-
leitungen
Darin ist
α = Längenausdehnungskoeffizient in 10−6 m/mK
ϑ = Temperaturdifferenz zwischen Montageendtemperatur und maximaler
Betriebstemperatur in K
L = Länge der Rohrleitungen bei der Montageendtemperatur in m
Aus der Festigkeitslehre ist bekannt, dass ε = L/L die Verlängerung durch Zug oder
die Stauchung durch Druck ist.
Weiterhin ist σ = F/A die Druck- oder Zugspannung. Darin ist A beim Rohr die
Fläche der Rohrwandung
A = π · (da − di ) · dm .
Bei einem Rohr DN 100 ergibt sich die Schnittfläche des Rohres zu
A = 3,14 · (108 − 100,8) · 104,4 = 2360 mm2 = 23,6 cm2 = 0,00236 m2 .
Da die Spannungen im Bereich des Hookeschen Gesetzes proportional zu den
Dehnungen sind, ergibt sich
L F L L
σ =E· oder =E· und daraus F =A·E· bzw.
L A L L
F = A · E · α · ϑ [N]. (2.2)
Darin ist F die Kraft in N, mit der ein Rohr, wenn es an seiner Dehnung gehindert
wird, auf den Fixpunkt bzw. auf die Behinderung drückt.
Die nach Gl. 2.2 errechnete Kraft darf nicht mit der Reaktionskraft eines Deh-
nungsausgleichers verwechselt werden. Die Reaktionskraft eines Dehnungsausglei-
chers ist außer vom Werkstoff und von der Dehnungsaufnahme L insbesondere von
dessen Bauart abhängig. Die Berechnung der Reaktionskräfte wird in den folgenden
Abschnitten bei der Berechnung der verschiedenen Dehnungsausgleicherbauarten
behandelt.
86 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
L und die Kraft, die entsteht, wenn am Anfang der Leitung ein Fixpunkt installiert
ist und am anderen Ende nach 10 m ein Rohrlager festsitzt und die Konsole an der
Hauswand eingemauert oder fest verschraubt ist.
Lösung
a) Ausdehnung
nach Gl. 2.1:
m
L = 12 · 10−6 · (350 − 15) K · 10 m = 0, 04 m = 40 mm.
mK
b) Kraftwirkung auf das festsitzende Rohrlager
nach Gl. 2.2:
N m
F = 0, 00236 m2 · 19,7 · 1010 · 12 · 10−6 · 335 K = 186.890 N.
m2 mK
Die Abmessung der Rohre wurde den Tab. 2.4 und 2.5 entnommen.
Tab. 2.4 Maße und Einheiten von Rohren nach DIN 2440 und DIN 2448
DN Innen- Außen- Wand- Gewicht Ober- lichter Inhalt Material- Trägheits-
durch- durch- dicke (kg/m) fläche Quer- (l/m) fläche moment
messer messer (mm) (m2 /m) schnitt (cm2 ) (10−7 m4 )
(mm) (mm) (cm2 )
Mittelschwere Gewinderohre nach DIN 2440
3/8" 12,5 17,2 2,35 0,85 0,054 1,23 0,12 1,09 0,031
1/2" 16 21,3 2,65 1,22 0,067 2,01 0,2 1,55 0,069
3/4" 21,6 26,9 2,65 1,58 0,085 3,66 0,37 2,02 0,15
1" 27,2 33,7 2,65 2,44 0,106 5,81 0,58 3,11 0,364
Nahtlose Stahlrohre nach DIN 2448
32 32,8 38 2,6 2,3 0,119 8,45 0,85 2,89 0,455
40 39,3 44,5 2,6 2,7 0,14 12,13 1,21 3,42 0,754
50 51,2 57 2,9 3,9 0,179 20,59 2,06 4,93 1,81
65 70,3 76,1 2,9 5,3 0,239 38,82 3,88 6,67 4,47
80 82,5 88,9 3,2 6,8 0,279 53,46 5,35 8,6 7,92
100 100,8 108 3,6 9,3 0,339 79,8 7,98 11,8 16,1
125 125 133 4 12,8 0,418 122,7 12,27 16,2 33,8
150 150 159 4,5 17,1 0,5 176,7 17,67 21,83 65,2
175 182,9 193,7 5,4 25 0,609 262,7 26,27 31,93 141,7
200 207,3 219,1 5,9 31 0,688 337,5 33,75 39,5 224,7
250 254,4 267 6,3 40,6 0,839 508,3 50,83 51,57 438,6
300 309,7 323,9 7,1 55,6 1,018 753,3 75,33 70,83 885,9
350 339,6 355,6 8 68,3 1,117 1066,3 106,6 87,32 1320,1
400 388,8 406,4 8,8 85,9 1,276 1220,8 118,5 109,87 2173,2
450 437,2 457,2 10 110 1,436 1500 150 138,92 4000
500 486 508 11 135 1,596 1855 185,5 172 5300
550 533,8 558,8 12,5 170 1,756 2239,6 224 214,53 8000
Nahtlose Kupferrohre nach DIN 1786
15 × 1 13 13 15 1 0,391 0,047 1,327 0,44 0,011
18 × 1 16 16 18 1 0,475 0,057 2,011 0,534 0,019
22 × 1 20 20 22 1 0,587 0,069 3,142 0,66 0,036
28 × 1,5 25 25 28 1,5 1,111 0,088 4,909 1,249 0,11
35 × 1,5 32 32 35 1,5 1,405 0,11 8,042 1,579 0,222
42 × 1,5 39 39 42 1,5 1,699 0,132 11,95 1,909 0,392
54 × 2 50 50 54 2 2,908 0,17 19,64 3,267 1,106
64 × 2 60 60 64 2 3,467 0,201 28,27 3,896 1,874
88,9 × 2 84,9 84,9 88,9 2 4,859 0,279 56,61 5,46 5,157
Abbildung 2.9 zeigt, dass die vom Innendruck erzeugte Längsspannung σxp und die
vom Biegemoment erzeugte Längsspannung σxb in der Außenphase in gleicher Rich-
tung wirken und zu addieren sind. Die vom Innendruck erzeugte Querspannung σxp
wirkt senkrecht zur Längsspannung im Rohrquerschnitt. Die Festigkeitsbedingung
für Rohrsysteme lautet
K Rp0,2
σV ≤ bzw. σV ≤ . (2.5)
S 1,5
Darin ist Rp0,2 die temperaturabhängige 0,2 %-Dehngrenze, wie in den Tab. 2.1 bis 2.3
genannt. Die Vergleichsspannung σV ergibt sich für den ebenen Spannungszustand
88 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
aus
σV = 2 + σ2 − σ
σxp x xp · σx . (2.6)
Abbildung 2.9 erklärt jeweils für ein gerades Rohr oder einen Bogen die Zusammen-
setzung der Biegespannung σx (s. auch unter Abschn. 2.6).
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 89
2, 4 N 2 · 100 mm N
σxp = mm = 37,5 .
2 · 3,2 mm mm2
Es sind von der zulässigen Spannung bei 20 ◦ C, also von 235 N/mm2
37,5 · 1,5 = 56,25 N/mm2 abzuziehen. Der Rest von 178,75 N/mm2 ist für ande-
re Belastungsfälle verfügbar. In diesem Fall stellt der Prüfdruck nicht die höhere
Belastung dar. Die höhere Belastung ergibt der Fall a).
c) Durchbiegung durch Eigengewicht und Einbauten
Das Eigengewicht der Rohrleitung, das Gewicht des Inhaltes und das Gewicht
der Wärmedämmung ergibt die gleichbleibende Streckenlast in N/m (s. hierzu
Abschn. 2.5).
90 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Das Gewicht von Armaturen und Einbauten, wie Filter oder Abscheider ein-
schließlich deren Wärmedämmung, kann aus den Katalogen der Hersteller
entnommen werden und stellt eine Einzelbelastung dar.
Grundsätzlich sollte der Planer einer Rohrtrasse Einzellasten so anordnen, dass
diese nicht die Rohrleitungen belasten. Dies kann durch zusätzliche Unterstüt-
zungen mit Gleitschlitten oder durch Federaufhängungen mit Ausgleichsunter-
stützung, wie in Abb. 2.10 gezeigt, erfolgen.
Wenn so verfahren wird, ist die Biegespannung nur noch mit der Streckenlast zu
berechnen. Biegespannungen treten in der unteren Fase der Rohrleitung als Zug-
spannung und in der oberen Fase als Druckspannung, wie in Abb. 2.9 dargestellt,
auf. In der unteren Fase addieren sich die Biegespannung und die Zugspannung,
die vom Innendruck oder Betriebsdruck erzeugt werden.
In der oberen Fase sind die Druckspannungen aus dem Biegemoment zu den
Druckspannungen, die durch Reaktionskräfte entstehen, zu addieren.
Beispiel 2.3: Berechnung der vom Biegemoment erzeugten Spannung
Aufgabenstellung Eine Heißwasserleitung soll in einem Fabrikgebäude auf Stützen
verlegt werden (Rohrleitungen DN 150 für Heißwasser 160 ◦ C).
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 91
l2 N 42,25 m2
MS = q · = 618 · = 3.264 Nm
8 m 8
und
MS 3,26 Nmm · 106 N
σB = = = 40
W 82 mm · 10
3 3 mm2
mit dem Widerstandsmoment W = 82 cm3 = 82.000 mm3 aus Tab. 2.5.
Setzt man auch hier einen Sicherheitsfaktor von 1,5 an, dann wird QB = 60 N/mm2 .
Von der 0,2 % Streckgrenze mit 185 N/mm2 sind also bereits für Innendruck und
Streckenbelastung 56,25 + 60 = 116,25 N/mm2 abzuziehen.
Für die Biegespannungs-Dehnungsausgleicher verbleiben noch etwa 68,75
N/mm2 .
Die vorstehenden Betrachtungen zeigen, dass für die einzelnen Belastungsfälle
immer nur Spannungsanteile von der insgesamt verfügbaren zulässigen Spannung
ausgenutzt werden können. Für Rohrdehnungsausgleicher werden allgemein 60 bis
80 N/mm2 eingesetzt (s. auch Abb. 2.17, 2.18 und 2.19).
M · a2
L = (2.7)
3·E·I
bekannt.
Darin ist M = F · a das Biegemoment und E das E-Modul, das aus den Tab. 2.1
bis 2.3 entnommen werden kann.
92
300
26 0
2400
(Haustechnische Rundschau
28
220
200
Heft 6, 68)
180
160
140
80
130
110
120
100
70
90
60
80
Gewicht in kg/m der Rohrisolierung
50 70
60
40
50
30
40
20 m Dm=
D1+ D2
0m
ke s=3 2
ierstär 25 Isolierung
Isol 20 Rohr
10 15
s D
D a1
0
100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 11001200
Mittlerer Durchmesser Dm in mm
I ist das Trägheitsmoment des Rohrquerschnittes und kann wie das Widerstands-
moment W = 2 · I/da aus der Tab. 2.5 für den jeweiligen Rohrdurchmesser entnom-
men werden. Mit vorstehenden Beziehungen kann die Formel nach den benötigten
Werten umgestellt werden, und man erhält für die zulässige Biegespannung
F ·a
σb vorh. = , (2.8)
W
wobei W das Widerstandsmoment des Rohres nach Tab. 2.5 ist.
Für die auf den Festpunkt wirkende Kraft F erhält man
3 · L · E · I
F = [N]. (2.9)
a3
Und für die erforderliche Schenkellänge a wird
L · 3 · E · da
a= . (2.10)
2 · σb zul
94 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Darin wurde σb zul mit 0,08 kN/mm2 = 80 N/mm2 , wie vorher unter Abschn. 2.2.3
erklärt, eingesetzt.
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 95
3m
10 m
Soll eine Vorspannung von 50 % berücksichtigt werden, dann muss dies von
der Dehnungsaufnahme L in Abzug gebracht (40 − 20 = 20 mm) und in Gl. 2.10
eingesetzt werden. Die Vorspannung verhält sich zwar linear, muss aber bei der
Berechnung der Schenkellänge mit dem Wurzelausdruck berücksichtigt werden:
20 mm · 3 · 197 kN2 · 108 mm
mm
a= = 2.825 mm.
2 · 0,08 kN2
mm
Gewählt werden 3 m.
Mit Gl. 2.9 kann nun die auf den Fixpunkt wirkende Reaktionskraft berechnet
werden, und zwar mit 50 % Vorspannung:
3 · 20 mm · 197 kN2 · 1.610 · 103
Fa = mm = 0,705 kN = 705 N,
(3.000 mm)3
ohne Vorspannung:
3 · 40 mm · 197 kN2 · 1.610 · 103
Fa = mm = 1,41 kN = 1410 N.
(3.000 mm)3
Zur Kontrolle kann nun noch mit Gl. 2.8 die Biegespannung berechnet werden:
705 N · 3.000 mm N
σb = 3
= 65,8 2
.
32,14 cm3 · 10 3 mm mm
cm3
Dies ist die vorhandene Biegespannung bei einer Vorspannung von 50 % (Abb. 2.14).
Zur Reaktionskraft Fa müssen noch die Reibungskräfte in den Rohrlagerungen,
die bei der Ausdehnung zu überwinden sind, hinzugerechnet werden. Der Rei-
bungsfaktor für Stahl auf Stahl beträgt 0,15 und die Kraft ergibt sich aus dem
Gesamtgewicht der Rohrleitung und der Dämmung. Das Rohreigengewicht kann
der Tab. 2.4 mit 9,3 kg/m entnommen werden, und das Gewicht der Dämmung ergibt
sich mit ρ = 220 kg/m3 für Steinwolle und Blechmantel aus Abb. 2.11 zu 27 kg/m,
zusammen also 36,3 kg/m für 10 m 363 kg. Dies entspricht einer Gewichtskraft von
9,81 × 363 = 3561 N und einer Lagerreibung FL = 0,15 × 3561 = 534 N.
Die auf den Fixpunkt wirkende Gesamtkraft F = FR + Fa wird damit F = 705
+534 = 1239 N.
96 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
ΔL2 F
v1
Fv
Fres1 1
Δ L1
Δ L
L1 F
H1 L1
M
L2
L2
L3 FH
2
F
FH ΔL v2
2
F
v2
Der Fixpunkt muss also am Ende der Aufheizzeit eine Kraft von 1239 N auf-
nehmen. Im Bereich des Biegeschenkels a und bis zur Zwangsführung dürfen nur
Rohrlagerungen ohne seitliche Führung installiert werden. Es dürfen also in die-
sen Abschnitten nur Rohrschlitten, die auch seitliche Verschiebungen zulassen, zum
Einbau kommen.
Die durchgeführte Berechnung ist nicht ganz korrekt, weil auch der Biegeschenkel
a sich mit der Temperatur ausdehnt und an dessen Ende eine Reaktionskraft auftritt,
wie in Abb. 2.15 für den L- und Z-Bogen gezeigt.
Das bedeutet, dass die Gleichungen für den Winkelbogen nur zur Ermittlung
der minimal zulässigen Schenkellänge gültig sind und dass darin die Elastizität des
Bogens nicht berücksichtigt ist. Für die Berechnung des Z-Bogens bedeutet das, dass
immer nur eine Nachrechnung für angenommene oder ausgeführte Schenkellängen
möglich ist.
Führt man den Z-Bogen auch nur mit den minimalen Schenkellängen aus, dann
kann man in der Mitte einen Fixpunkt oder eine Zwangsführung anordnen und mit
den vereinfachten Gl. 2.8 bis 2.10 rechnen (s. hierzu Abb. 2.16).
Lässt man den Fixpunkt oder die Zwangsführung weg, dann ist der Z-Bogen we-
sentlich elastischer und kann bei gleicher Belastung größere Ausdehnungen aufneh-
men. Die tatsächlich auftretenden Reaktionskräfte können durch eine Nachrechnung
einer geschätzten Schenkellänge berechnet werden.
Die Schätzung der Schenkellänge kann nach Abb. 2.17 erfolgen.
Beim U-Bogen-Dehnungsausgleicher kann man die Berechnungsgleichungen wie
beim Winkelbogen herleiten, wenn man die Dehnungsaufnahme halbiert und jeder
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 97
3m
10 m
Deh
n 7
m
5 50 mm Dehnung f (in mm)
4 40 mm
30 m
m
3 20 m m Fest- Dehnungsschenkel L a
15 m punkt (in m)
m
2 10 m
m
1,5 5m
1,0
1´´ 1¼´´ 40 46 51 57 70 82 100 126 150 180204 254
44 51 57 63 76 89 108 133 159 191 216 267
Rohrdurchmesser in mm
wenn alle Werte in m eingesetzt werden. Die Gl. 2.11 gilt für Rohrwerkstoff St. 35
und für Betriebstemperaturen bis 300 ◦ C und ist in Abb. 2.18 als Diagramm zur
Bestimmung der Schenkellänge von U-Bogen-Dehnungsausgleichern dargestellt.
Der U-Bogen-Dehnungsausgleicher muss frei beweglich gelagert werden. Die
Zwangsführungen sollen ca. 15 bis 20 · da vom Bogen entfernt angeordnet werden.
Abbildung 2.19 zeigt ein weiteres Diagramm zur Ermittlung der Ausladung von
U-Bogen-Dehnungsausgleichern. Dieses Diagramm ist auch für eine zulässige Bie-
gespannung von 80 N/mm2 , aber bei einer Vorspannung von 50 % erstellt. Das
98 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
R
A
15 da 15 da
Δ Δ
2 2
10
mm
8 508 406 323
6
219
A in m
139
4 133 108 89
76
2,8 38
m
2
33m
da=
0,8
0,6
0,4
20 40 60 80 100 200 mm 500
Dehnungsaufnahme ΔL
( ohne Vorspannung )
Abb. 2.18 Auswahl der Schenkellänge von U-Bogen-Dehnungsausgleichern mit Bögen R = 1,5 · da
nach Wagner (1979)
Trägt man ein und dieselbe Dehnungsaufnahme, z. B. 80 mm, für einen U-Rohr-
Dehnungsausgleicher aus Rohr DN100 (100/108) in die Diagramme 2.18 und 2.19
ein (in Diagramm 2.19 muss wegen der 50 %igen Vorspannung die doppelte Deh-
nungsaufnahme, also 160 mm, eingetragen werden), dann erhält man die in Tab. 2.7
gegenübergestellten erforderlichen Schenkellängen oder Ausladungen.
Die Tab. 2.7 zeigt, dass die mit der Gl. 2.10 errechnete Schenkellänge etwa 35 %
länger ist als die aus den Diagrammen abgelesenen erforderlichen Schenkellängen.
Dies war aber auch zu erwarten, weil die Gl. 2.8 bis 2.10 für einen Winkelbogen mit
biegesteifen Ecken oder Bögen hergeleitet wurden. Die elastischen vier Rohrbögen
im U-Bogen-Dehnungsausgleicher ergeben Schenkellängen, die 30 bis 35 % kürzer
sind. In die Gl. 2.9 und 2.10 dürfen nur die halben Ausdehnungen, also 40 mm
statt 80 mm, eingesetzt werden, weil die Gleichung für einen Winkelbogen, der
vereinfacht einen halben U-Bogen darstellt, gültig ist.
Die vorstehend durchgeführten Berechnungen zeigen, dass die Diagramme Abb.
2.18 und 2.19 für die Anwendung im Bereich der Fernwärmeversorgung und der
Wärmeversorgung für Industriebetriebe, z. B. für Hochdruckdampf bis 20 bar Über-
druck und für Heißwasser von 20 bar und bis 200 ◦ C zu empfehlen sind. Dabei
muss der planende Ingenieur die bei der Erstellung der Diagramme zugrunde geleg-
ten Werkstoffwerte und zulässigen Spannungen beachten und die abgelesenen Werte
gegebenenfalls umrechnen.
Die für den einfachen Bogen hergeleiteten Gleichungen können zur Kontroll-
rechnung für den U-Bogen und zur Berechnung von einfachen Winkelbögen genutzt
werden. Dabei ist aber zu beachten, dass die berechneten Dehnungslängen je nach
Anzahl der Bögen im berechneten Rohrelement im Ergebnis zwischen 20 und 35 %
zu hoch sind, also ein Ergebnis liefern, das einen Sicherheitszuschlag enthält. Die
Biegespannung im Dehnungsausgleicher stellt nur einen Teil der Belastungen dar.
Bei der Festigkeitsberechnung einer Rohrleitung sind alle anderen Belastungsfälle
zu berücksichtigen und zu bewerten. Andererseits werden in Zukunft Diagramme
nur noch selten benutzt, weil es inzwischen Computerprogramme gibt, die exakte
Berechnungen ohne den früher dafür üblichen Zeitaufwand ermöglichen. Deshalb
soll hier die exakte Berechnungsmethode mit den dafür geeigneten mathematischen
und aus der Elastostatik bekannten Gesetzmäßigkeiten in kurzer Form beschrieben
und an Beispielen deren Anwendung gezeigt werden.
100 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
X 2
X1
Das Rohrsystem in der Ebene und auch im Raum wird als statisch unbestimmt
angenommen und lässt sich mit Hilfe der Formänderungsarbeit, die sich aus den
Verrückungen (wie im Beispiel 2.1 gezeigt) ergeben, wie folgt berechnen:
erbracht werden.
Da nach dem Hookeschen Gesetz M linear bis Mb ansteigt und dabei die
Winkeländerung ϕo verursacht, gilt (s. Abb. 2.20 und 2.21)
Mb
M= ϕ
ϕ0
ϕ0
Mb ϕ0
WF = · ϕdϕ = Mb · .
ϕ0 2
0
102 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Mb
S0 S
und somit
L
1 Mb2
WF = dx.
2 E·I
0
Dies ist die Gleichung für die Ermittlung der Formänderungsarbeit, die von einem
Balken gespeichert wird, wenn dieser mit einem Biegemoment belastet wird. Das
Biegemoment nimmt linear zu,
Mb = Fx ,
L
F2 F 2l3
WF = x dx = . (2.12)
2·E·I 6·E·I
0
Diese im Balken oder Rohr gespeicherte Arbeit muss gleich der äußeren, durch die
Kraft erbrachten Arbeit sein (Kraft · Weg):
1 F 2l3
WF = Fy = . (2.13)
2 6·E·I
Bei der Belastung durch mehrere Kräfte addieren sich die Formänderungsarbeiten.
Wird der Balken als elastische Feder mit der Federkonstanten C = F/y aufge-
fasst, so gilt auch y = F/C und WF = 0,5 · y · F = 0,5 · F2 /C. Leitet man nun die
Formänderungsarbeit nach der Kraft ab, so ist
dWF d 1 F
= · F2 = = y.
dF dF 2 · C C
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 103
Kármánzahl K
λ = (ρ · R)/r2a 0,8
0,6
0,4
s= Rohrwanddicke
0,2 r= Rohrradius
R= Bogenradius
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,0
s •R
λ = r 2
ª
Die Form der Integrale in den Gl. 2.15, 2.16 und 2.17 gleicht dem Linienträgheits-
moment des Rohrsystems bezogen auf die x- bzw. y-Achse. Daraus ergeben sich
folgende drei Elastizitätsbeziehungen:
M0 = Fx · n − Fy · m. (2.21)
m und n sind die Schwerpunktabstände des Systems bezogen auf die x-Achse und
die y-Achse.
2.2.5.3 Kármán-Faktor
Der Rohrbogen ist nicht über die ganze Länge kreisrund im Querschnitt. Wenn
der Bogen weiter zugebogen wird, tritt noch eine zusätzliche Verformung und Ab-
plattung des Querschnitts auf. Dadurch verringert sich das Widerstandsmoment des
Rohrbogens. Die Elastizitätszunahme wird durch eine ideelle Bogenverlängerung
mit Hilfe das Kármán-Faktors erfasst. Die Biegetheorie des Rohrbogens wurde von
Kármán (Rohrleitungsverband (RV) 1934) entwickelt und der K-Faktor daher nach
ihm benannt. Der Kármán-Faktor kann aus Abb. 2.22 entnommen werden.
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 105
Die Lage des Systemschwerpunktes wird nach den aus der Mechanik bekann-
ten Regeln ermittelt. Die Rohrstrecke wird in Geraden und Kreisbögen aufgeteilt.
Der Bogen hat seinen Schwerpunkt im Abstand von 0,637 R, bezogen auf seine
x-Achse (s. Abb. 2.23). Die Schwerpunktlage wird mit den wirklichen und noch
nicht verformten Längen berechnet.
Cxy = C01 · l1 · x1 · y1 + C02 · l2 · x2 · y2 + C03 · l3 · x3 · y3 + · · · .
Die Abstände x1,2,3 . . . und y1,2,3 . . . zwischen den Gliedern und den Systemschwer-
achsen werden positiv oder auch negativ eingesetzt. Das hat aber nur eine Bedeutung
für die Berechnung des Fliehmoments, weil dieses positiv oder negativ sein kann.
x · By + y · Cxy
Fx = E · I (2.22)
Ax · By − Cxy
2
y · Bx + x · Cxy
Fy = E · I (2.23)
Ax · By − Cxy
2
106 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
A0 B0 C xy 0
y
x
L 3/12 0 0
L/2
L
x 0 L 3/12 0
y
α
x
α
x
y
y
x 3
x -0,1366 . R
y 0,1488.R 3 0,1488.R 3
y
x 3
x 0,1366.R
L= 1,5708 .R
x = α · ϑ · (2L + B).
H
8
n
x
1 2 9
B
L1 L1
Abb. 2.25 Bogen
R = 1,5d = 0,072 m nach DIN S 0,363 R= 0,0261 m
2605
0,6366 R= 0,0458 m
R
Lösung
Ermittlung des Systemschwerpunktes
Nr. L y L·y Bemerkung
1 14,553 0,0000 0,0000 Rohrstrecke
2 0,113 0,0261 0,0029 Bogen
3 0,856 0,5000 0,4280 Schenkel
4 0,113 0,9739 0,1101 Bogen
5 0,606 1,0000 0,6060 Spannweite
6 0,113 0,9739 0,1101 Bogen
7 0,856 0,50000 0,4280 Schenkel
8 0,113 0,0261 0,0029 Bogen
9 14,553 0,0000 0,0000 Rohrstrecke
l 31,8760
(l · y) 1,6880
l·y 1,688
n= = = 0,053
l 31,876
2m
3
1
x
4 10 m
s·R
= = 0,261,
rm2
0,113
korrigierte Bogenlänge lk = = 0,628 mit K = 0,18 aus Abb. 2.22.
0,18
Ermittlung der Reaktionskraft Fx
Ax = A0 + l · x 2 = 107,069
By = B0 + l · y 2 = 215,103
Cxy = C0 + l · x · y = 53,333
Ermittlung der Reaktionskraft Fx , Fy
x · By + y · Cxy
Fx = E · I
Ax · By − Cxy
2
35,35 N
y
R
S°
n
x
115,81N
Mb,max Mb,max · ra
σxb = = (2.26)
Wb I
Wenn das höchstbeanspruchte Rohrleitungsbauteil ein Bogen ist, dann ergibt sich
im Bogen die maximale Längsspannung an der Außenfase aus
Der Faktor β kann mit Hilfe von λ aus Abb. 2.28 entnommen werden:
s·r
= . (2.28)
rm2
Der Spannungsanteil, der vom Betriebsdruck her wirksam ist, ist wie in Abschn. 2.2.3
unter a) beschrieben zu berechnen, dessen Wirkrichtung nach Abb. 2.9 festzulegen
und bei der Berechnung der Vergleichsspannung zu berücksichtigen.
112 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
X X
L1 = 3
L3 = 2
L5 = 2 1,01
L7 = 1,5
x · By + y · Cxy
Fx = E · I
Ax · By − Cxy
2
y · Ax + x · Cxy
Fy = E · I
Ax · By − Cxy
2
Fx 5.484
tan α = = = 0,5666 ⇒ α = 32,47◦ → a = 32,47◦ .
Fy 8.619
19.610.500 N mm · 109,55 mm N
σxb = = 72,62
29.581.324 mm4 mm2
σxb-Bogen nach Gl. (2.28) und Abb. 2.28 mit λ = 0,363
σxp nach Gl. (2.3) für den Betriebsdruck von 22 bar = 2,2 N/mm2
2,2 · 203,1 N
σxp = = 13,96
4·8 mm2
N
σxp = 2 · σxp = 27,92
mm2
σx nach Gl. 2.4
Die Festigkeitsbedingung mit der Streckgrenze R0,2 T = 185 N/mm2 aus Tab. 2.2 lautet
nach Gl. 2.5:
185 N 2
σV =
R0,2 T
= mm = 123,33 N
1, 5 1, 5 mm2
111,55 N/mm2 < 123,33 N/mm2
Die Festigkeitsbedingung ist erfüllt.
Die Überlagerung von Biege- und Drehmomenten wird bei der Berechnung durch
Korrekturfaktoren bei der Ermittlung des Linienträgheits- und des Linienfliehmo-
mentes berücksichtigt.
Der Korrekturfaktor berechnet sich aus dem polaren Trägheitsmoment Ip = 2 · I
und dem Schubmodul G = E/2(1 + 0,3) aus der Beziehung
l l
Mt · · σ = Mt ·
Ip E · Ip
zu E·I
= 1,3.
G · Ip
Mit dem Korrekturfaktor 1,3 werden alle wirklichen Längen von Rohrschenkeln, die
in der Berechnungsebene in Blickrichtung liegen, multipliziert (s. Abb. 2.32).
Rohrbögen, deren Krümmung in der Blickrichtung nicht zu sehen sind, werden
mit dem Korrekturfaktor 1,15 multipliziert, weil diese von der senkrecht zur Biege-
ebene wirkenden Kraftkomponenten etwa zur halben Bogenlänge verdreht werden
(s. Abb. 2.33).
Rohrbögen, deren Krümmung in Blickrichtung voll zu sehen ist, werden nicht
auf Verdrehung belastet (s. Abb. 2.34).
Einen Überblick über die Beanspruchung der einzelnen Bogenstücke kann man
sich durch eine räumliche Darstellung des Rohrsystems verschaffen, wenn man
zur festmontierten Rohrführung noch die sich einstellende Rohrführung in warmem
Zustand einträgt.
Die zuvor genannten Faktoren sind dann je nach Verdrehung des Bogens für die
einzelnen Beanspruchungsebenen einzusetzen.
118 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Für die drei Ebenen des räumlichen Rohrsystems ergeben sich die Gleichungen
zur Ermittlung der Reaktionskräfte aus
L 2 L 2 L L
Fx yI ds + zII ds − Fy xI · yI ds − Fz xII · yII ds
0 0 0 0
x = (2.29)
E·I
L L L L
Fy xI2 ds + 2
zIII ds − Fx xI · yI ds − Fz xIII · yIII ds
0 0 0 0
y = (2.30)
E·I
L L L L
Fz xII2 ds + 2
yIII ds − Fx xII · zII ds − Fy yIII · zIII ds
0 0 0 0
z = (2.31)
E·I
und mit den Bezeichnungen aus den tabellarischen Berechnungen der drei Ebenen
lauten diese schließlich
Nach dem Einsetzen der tabellarisch ermittelten Werte für die Systemträgheits- und
Systemfliehmomente erhält man drei Gleichungen mit den drei unbekannten Kräften
Fx , Fy und Fz , die durch das bekannte Multiplikations- und Einsetzverfahren berech-
net werden können. Weiterhin ist zu beachten, dass das Linienträgheitsmoment für
die Abbiegung in den Ebenen x-z oder y-z sich aus
Betriebsdaten:
x = α · ϑ · Lx
x = 12 · 10−6 · 185 · 2,62 = 5,8 · 10−3 m
y = 12 · 10−6 · 185 · 9,69 = 21,5 · 10−3 m
z = 12 · 10−6 · 185 · 4,5 = 10 · 10−3 m
Mit den Gl. 2.29 bis 2.31 und den in den Tabellen errechneten Trägheits- und
Fliehmomenten erhält man
224,4 Fx − 77,08 Fy − 13,934 Fz = 25.674,2 N/mm2
77,08 Fx + 87,7 Fy − 0,638 Fz = 95.171,7 N/mm2
−13,934 Fx − 0,638 Fy + 138,3 Fz = 44.265,9 N/mm2
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 125
Multipliziert man die mittlere Gleichung mit 2,9114 und die untere Gleichung
mit −16,1058 und zieht diese von der oberen Gleichung ab, erhält man
Multipliziert man dann die untere Gleichung mit −2,6665 und addiert die darüber
liegende dazu erhält man
Fz = −89,43 N.
Fy = 1.417,52 N
Fx = −378,03 N
1,65 N 2 · 207,3 mm N
σxp = mm = 14,5
4 · 5,9 mm mm2
185 N 2
σV ≤
Rp0,2/T
= mm = 123,33 N
1,5 1,5 mm2
und ist mit 56,5 < 123,33 erfüllt.
Bei der Berechnung der Vergleichsspannung wurde wegen des geringen Verdre-
hungsmoments nur mit dem ebenen Spannungszustand gerechnet.
Wenn größere Verdrehungsmomente auftreten und wenn Rohre mit dickeren Wan-
dungen zum Einsatz kommen, muss die Vergleichsspannung mit der vollständigen
GE-Hypothese berechnet werden.
In Abschn. 2.2.1 wurde gezeigt, dass schon bei der Wahl der Rohrtrasse, bei der Aus-
wahl der Rohrlager und der Rohrbefestigung wichtige Voraussetzungen zu schaffen
und Festlegungen zu treffen sind, damit die Rohrleitung sich beim Anfahren oder im
Betrieb unbehindert ausdehnen kann. In den Abschn. 2.2.2 bis 2.2.4 wurde gezeigt,
dass an Hand von vereinfachten Annahmen sich Gleichungen zur Berechnung von
Rohrbogen-Dehnungsausgleichern aufstellen lassen und dass man mit diesen Glei-
chungen Dehnungsschenkellängen mit 10 bis 35 % zusätzlicher Sicherheit erhält.
In den Abschn. 2.2.2 bis 2.2.4 wurde auch darauf hingewiesen, dass bei der Ausle-
gung von Rohrdehnungsausgleichern alle für den jeweils vorliegenden Fall gültigen
Festigkeitsnachweise durchzuführen sind.
Abschnitt 2.2.5 zeigt, dass die exakte Berechnungsmethode mit hohem Zeit-
aufwand verbunden ist. Dieser ist jedoch heute nicht mehr erforderlich, weil gute
EDV-Berechnungsprogramme hierfür im Handel erhältlich sind.
Der Anwender der Berechnungsprogramme kann diese aber sicher besser nutzen
und gegebenenfalls auch zu deren Verbesserung beitragen, wenn er die Grundlage,
auf die alle diese Berechnungsprogramme aufgebaut sind, auch verstanden hat. Aus
diesem Grund wurde die exakte Berechnungsmethode in einer kurzen und verständ-
lichen Darstellung beschrieben. Für Interessierte, die noch weiter in diesen Stoff
einsteigen wollen, wird auf Jürgensonn (1953) verwiesen.
Für Ingenieure, die nur ab und zu mit der Berechnung und Auswahl von
Rohrdehnungsausgleichern zu tun haben und für die deshalb die Anschaffung
eines EDV-Programms nicht in Frage kommt, wird im nächsten Abschnitt ein
Berechnungsverfahren nach F. Schwedler und H. von Jürgenson gezeigt.
L2
c
Die größte Biegespannung trifft an den Punkten a und d, also an den Fixpunkten auf,
wenn keine Zwangsführungen vorgesehen werden und die Schenkel L1 und L3 etwa
gleich lang sind.
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 129
20000 3600
18000 3200
Vo
16000 2800
H oi Vo
14000 2400
12000 2000
10000 1600
8000 1200
6000 800
4800 Ho 550
4000 400
380
0,2 0,6
0 0,4 0,8 1 2 3 4 5
1,25
c d
Fn
L3 = L1
Fv
Es ist:
L = L1 + L2 + L3 .
Die Biegespannung und die Reaktionskräfte ergeben sich mit den Kraft- und
Spannungsbeiwerten aus Abb. 2.45, ähnlich wie für den Winkelbogen aus den
Gleichungen:
für Punkt a und d
da N
σb = C1 · ·k , (2.35)
L mm2
130 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 °C 600
Temperatur
4800
16000 4400
15000 4000
C1 C2
14000 3800
13000 3200 H oi Vo
12000 2800
Va
11000 2400
10000 2000 1900
9000 1600
8000 1200
1000
800
Ha
6000 400
0,2 0,6
0 0,4 0,8 1 2 3 4 5
L3/L1
M´max
25R A
R
Fn
10 / 15 R
Die Reaktionskräfte in den Fixpunkten sind gleich groß und errechnen sich aus
I
Fh = H0 · · k [N] (2.37)
L2
I
Fv = V0 · · k [N] (2.38)
L2
Abbildung 2.42 und 2.45 wurden auf die heute üblichen Dimensionen umgestellt
und etwas gegenüber der ursprünglichen Darstellung von Schwedler und Jürgenson
erweitert. Auch wurde die Vorspannung herausgerechnet, weil diese in L- und Z-
Bögen äußerst schwer in der Praxis zu verwirklichen ist. In Abb. 2.47 wurde nur
die Dimension umgerechnet. Die Vorspannung von 50 % wurde beibehalten, weil
die Vorspannung in U-Bogen-Dehnungsausgleichern verhältnismäßig einfach ein-
gebracht werden kann. Die Vorspannung kann z. B. mit einer Winde eingebracht
und einem Balken aus Hartholz gesichert werden. Die Sicherung darf erst entfernt
werden, wenn der U-Bogen und die gesamte Rohrstrecke zwischen den Fixpunk-
ten komplett verschweißt sind und die Fixpunkte mit Haltepratzen versehen und
verschraubt sind (Abb. 2.44).
Die Kurven in den Abb. 2.42, 2.45 und 2.49 wurden für eine Betriebstemperatur
von 400 ◦ C und für den Werkstoff St. 35 berechnet und müssen für andere Temperatu-
ren und andere Werkstoffe mit einem Korrekturfaktor k nach Abb. 2.44 umgerechnet
werden.
Die Beiwerte C1 und C2 für die Berechnung der Biegespannung und der Reaktions-
kraft von U-Bogen-Dehnungsausgleichern können der Abb. 2.47 entnommen werden
und gelten für folgende Bedingungen:
1. Sämtliche Bögen sind unter sich gleich.
2. Die Spannweite des U-Bogens beträgt mindestens 2,5 R.
3. Die ersten Führungslager der Rohrleitung sind mindestens 10 R von der
Symmetrieachse des Ausgleichers entfernt anzuordnen.
132 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Wandstärke S in mm
L = L1 + L2 = 18 m, L2 = 324 m2
L2 /L1 = 10/8 = 1, 25
Vo = 550 N m2 /cm4
Ho = 380 N m2 /cm4
134 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
a L1 = 8 m
b
L2 = 6 m
d
Fn
c L3 = 8 m Fv
C3 = 4.800 N/mm2
K = 0,73
Betriebstemperatur 250 ◦ C
Rohrdurchmesser da 108 mm
Trägheitsmoment I 192 cm4
Gesucht sind die Reaktionskräfte am Fixpunkt und die vorhandene Sicherheit
gegenüber der 0,2 % Grenzspannung.
Lösung
L = L1 + L2 + L3 = 22 m, L2 = 484 m2
L2 /L1 = 6/8 = 0,75
L1 = 30 m A L2 = 30 m
Gegeben:
Rohrwerkstoff St 35, E = 18500 N/mm2
I = 652 cm4 , di = 150 m, da = 159 mm s = 4,5 mm, α = 12,9 mm/(m · K); Montage-
endtemperatur 20 ◦ C
Gesucht:
a) Ausladung des U-Bogen-Dehnungsausgleichers bei σb ≈ 80 N/mm2 , für x = 4
bzw. R = 0,64 m und A/R ≈ 5,5 bei 50 % Vorspannung; k = 0,74 für 300 ◦ C
b) vorhandene Biegespannung σb
c) vorhandene Reaktionskraft Fx
d) vorhandene Längs- und Querspannung
e) Summe der Längsspannung und vorhandene Sicherheit
f) Ermittlung der Biegespannung durch Eigengewicht
Lösung
a) Ausladung
m
L = 10−6 · 12,9 · 280 K · 60 m = 0,217 m
mK
A = 3,5 m gewählt nach Abb. 2.19
b) Biegespannung
Damit wird nach Abb. 2.47 C1 = 2,8, und nach Gl. 2.39 wird
FR = μ · g · G · L [N], (2.41)
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 137
darin ist:
μ 0,15 die Reibungszahl von Stahl auf Stahl
g die Erdbeschleunigung
L die Länge der Rohrstrecke vom U-Bogen bis zum Festpunkt
G das Gewicht der Rohrleitung und der Dämmung nach Tab. 2.4 mit ca.
50 kg/m
FR = 0,15 · 9,81 N/kg · 50 kg/m · 30 m = 2.207 N
FF = 1.880 N + 2.207 N = 3.485 N
Die zulässige Spannung bezogen auf die 0,2 %-Dehngrenze beträgt nach Tab. 2.1
für St. 35 bei 300 ◦ C 140 N/mm2 .
Der sich daraus zu 140/85 = 1,64 ergebende Sicherheitsbeiwert liegt im vorge-
schriebenen Bereich von 1,3 bis 1,8 bei Betriebstemperaturen bis 400 ◦ C.
f) Ermittlung der Biegespannung durch das Eigengewicht der Rohrleitung ein-
schließlich Dämmung nach Abschn. 2.5:
Die erforderliche Stützweite wird aus Tab. 2.6 mit 7,5 m entnommen. Das Ei-
gengewicht der Leitung einschließlich Dämmung ergibt sich aus Tab. 2.13 zu
17,10 + 32,10 = 49,20 kg/m oder 482,6 N/m, und nach Gl. 2.80 wird
N · f · l2
9,81 kg N · 0,492 kg · (750 cm)2
9,81 kg cm N
σyb = = = 2.069
16 · W 16 · 82 cm3 cm2
σy = σyb + σyp = 20,69 + 35,7 = 56,39 N
Strecke I Bauteil II
L1 = 35 m L2 = 35 m L3 = 2 m
L4 = 4 m
L5 = 35 m
Strecke III
L6 = 35 m
Gegeben:
Maße nach Skizze (Abb. 2.50)
Heißwasser 180/100 ◦ C
Montageendtemperatur 10 ◦ C
Betriebsdruck 15 bar Überdruck
Rohrwerkstoff St35
Rohrdurchmesser 150 × 4,5
2.2 Statische und elastostatische Berechnungen im Rohrleitungsbau 139
c) Biegespannung im U-Bogen
Die Biegespannung wird nach Gl. 2.39 ermittelt:
e) Teilstrecke II
einfacher Winkelbogen zwischen zwei Fixpunkten, ohne Vorspannung
L = L1 + L2 = 2 + 4 = 6 m, L2 /L1 = 2
→ C1 = 2, 65 und → C2 = 1, 15
h) Biegespannung im U-Bogen
Die Biegespannung wird nach Gl. 2.39
2 x 4000 N 3
2 x 4000 N 2 x 5407 N
Im vorliegenden Fall würde man die Festpunkte 1 bis 3 mit 1,25- bis 1,5-facher
Sicherheit also für 10.000 N Schubkraft und den Festpunkt 4 für 14.000 N bemessen.
Die Festpunktkonstruktionen selbst werden nach den Grundsätzen der Statik und
Festigkeitslehre berechnet und wie die U-Bogen-Dehnungsausgleicher vorgefertigt
auf die Baustelle geliefert.
Zur Vermeidung von Verwechslungen erhalten die Bauteile eine Nummerierung,
und in die Montagepläne werden sowohl die Dehnungsaufnahmen als auch die
Nummern der Festpunktkräfte eingetragen.
Bei im Kanal verlegten Rohrleitungen muss der anlagenplanende Ingenieur die
Bauwerke für die U-Bogen-Dehnungsausgleicher in vereinfachter Form darstellen,
die Festpunktkräfte und die benötigten Ankerschienen oder Füße für Gleitplat-
ten und Zwangsführungen in den Montageplan eintragen, vermassen und an den
Bauingenieur oder Statiker übergeben.
Bei der Verlegung von Rohrleitungen auf Rohrbrücken muss der anlagenplanende
Ingenieur die Rohrbrückenbauwerke oder -Plattformen für die Dehnungsausglei-
cher und für Armaturengruppen vereinfacht darstellen und alle Festpunktkräfte
und Gewichte für die Rohrleitungen und die Dämmung für den Statiker in die
Rohrleitungspläne eintragen. Beim Hochbauamt muss in jedem Fall eine Geneh-
migungszeichnung für die Rohrbrücke und eine vom zugelassenen Prüfstatiker
geprüfte statische Berechnung eingereicht werden. U-Bogen-Dehnungsausgleicher
mit Dehnungsschenkellängen von mehr als 2 bis 3 m verursachen sowohl bei der
Verlegung der Rohrnetze in Fernheizkanälen als auch auf Rohrbrücken erhebliche
Baukosten für Kanalbauwerke und Brückenplattformen. Zur Kostenersparnis wer-
den deshalb für größere Dehnungsaufnahmen handelsübliche Axialkompensatoren
oder Gelenkkompensatoren eingebaut.
2.3 Bauarten von handelsüblichen Kompensatoren und deren Einbau. . . 143
Leitrohr
Entwässerung
100
% Druckbeanspruchung
60
Dehnungsaufnahme
40 %
20
40
20
100 80 60
10
104 105 106
Lastwechselzahl n
2.3.1.2 Berechnung
χ
Wellrohrausgleicher
dχ
Hebelarm für
a die Biegungs-
beanspruchung η
dm
D
d
P geht durch die
Schweissnaht
Schweissnaht
Da
Psk -Schubkraft
di
Abb. 2.57 Einbauskizze
für einen Axial-
Wellrohrausgleicher
Betrieb ermöglichen und in der Praxis Betriebsstörungen und Schäden oft an diesen
Bauelementen auftreten.
Der Verfasser hat aber in seiner Praxis, auch als vereidigter Sachverständiger,
immer wieder feststellen müssen, dass die bei Fernheizleitungen entdeckten Schä-
den an Axialkompensatoren nur deshalb entstanden sind, weil diese falsch eingebaut
wurden, also die Zwangsführungen zu weit vom Kompensator oder gar nicht einge-
baut und weil die Festpunkte zu schwach oder fehlerhaft ausgelegt und ausgeführt
worden waren. Aus diesem Grund wird hier die Berechnung der erforderlichen Fest-
punktkraftaufnahme, speziell bei Axialkompensatoren, nochmals beschrieben und
in einem Beispiel gezeigt.
Die von den Festpunkten aufzunehmende Kraft F setzt sich aus den nachfolgend
beschriebenen Teilkräften zusammen:
FF = Fp1 + Fp 2 + Ff + FR [N], (2.42)
darin ist Fp1 die vom Betriebsdruck auf die Fläche des Wellrohrausgleichers erzeugte
Kraft, die den Kompensator auseinanderdrücken will.
Die wirksame Wellrohrfläche ergibt sich aus:
a
Aa = π · x(Da − 2x) · dx
0
zu
π Da2 + Da · di − 2 · di2
Aa = [cm] (2.43)
12
und Fp1 = p · Aa · 9,81 [N].
Die Kraft Fp1 ist die Kraft, die auch als Längskraft vom Innendruck in jedem Rohr
wirkt und dort eine Längsspannung erzeugt:
di2 · π
Fp2 = p ·
4
d · π · 9,81
2
Fp2 =p· i [N] (2.44)
4
2.3 Bauarten von handelsüblichen Kompensatoren und deren Einbau. . . 147
Tab. 2.8 Maße und technische Daten, Gelenkkompensator GHF, Hersteller IWK, DN300
wirksame Querschnittfläche
± 1 mm Federung/Balg
Eigenwiderstand bei
Vorspannung
Wellenzahl
axial Δ a Dr s BL Gew. D Da A Ff
mm mm mm mm ca. kg mm mm cm² ± N/mm
± 30 %
20 60 340 21 530
40 110 565 32 265
10
60 160 790 42 190
80 200 1010 52 130
20 60 340 21 530
40 110 565 32 265
200 16 219,1 5,9 256 245 397
60 160 790 42 190
80 200 1010 52 130
20 60 340 21 530
40 110 565 32 265
25
60 160 790 42 190
80 200 1010 52 130
Lk
Lk
2.3 Bauarten von handelsüblichen Kompensatoren und deren Einbau. . . 149
Tab. 2.9 Maße, technische Daten des Gelenkkompensators, Typ GHF, Herst. IWK, DN 300
Balgwerkstoff CrMo CrMoV18/8 CrMo CrMoV 18/8
CrNi CrNi
zulässige Dehnspannung
500 Vorspannung 100 % - 75 100 113 150
475 - 95 108 142 162
450 Vorspannung 50 % 150 150 150 225 225 225
425 184 184 160 276 276 240
350 400 200 200 166 300 300 249
ND Bei den obigen Temperatu-
ren in °C ist Gelenkkompen- Ver-
sator mit ND und aus Werk- stell-
Wellen/Balg
stoff Flansch moment
Wellen/Balg
Gewicht
Gewicht
St.358/HI
I/19Mn5 13CrMo44 A B Mα Mr BL L1 BL L1
geeignet für bar Überdruck mm mm kpm mm mm kg - mm mm kg
10 520 445 310 1 9 1300 685 169 9 1650 1035 192
16 10 8 520 460 290 1,5 9 1400 745 204 9 1750 1095 229
25 16 13 22 21 20 18 570 485 270 1,7 9 1450 795 273 9 1850 1195 304
40 24 21 35 34 33 29 630 515 220 2,6 9 1650 955 410 9 2100 1405 457
Der Eigenwiderstand des Kompensators wird für den gewählten Typ mit 19
Kp/mm angegeben, dies entspricht 190 N/mm.
Der Kompensator muss
287,5 mm
L = = 143,75 mm
2
Dehnung bei 50 % Vorspannung aufnehmen.
Damit ergibt sich eine Reaktions- oder Federkraft von
Das Gewicht von Rohrleitung und Wärmedämmung ergibt sich nach Tab. 2.4 und
aus Abb. 2.11 zu 31 + 30 = 61 kg/m.
Damit wird nach Gl. 2.41
Die vom Festpunkt aufzunehmende Kraft ergibt sich somit nach Gl. 2.42 zu:
L1 L2 L3 L4
L = 100 m
L1 bis L4 L/4
2.3.2 Gelenkkompensator
F.P.
a a
a a
α
α
α
α
F. P.
F.P. F.P. F.P.
Δ Δ Δ Δ
eingebrachter Vorspannung
als Teil des U-Bogens
L1
2.3 Bauarten von handelsüblichen Kompensatoren und deren Einbau. . . 153
8 8
MW
MW
Fx
ΔL
2
2.3.2.2 Berechnung
Das Reibungsmoment Mr nimmt linear mit dem Betriebsdruck zu, weil der Betriebs-
druck die Kraft und damit die Reibung in den Gelenken erhöht. Das Stellmoment im
Balg für eine Wellenanzahl und die Nenndehnungsaufnahme werden vom Hersteller
bekannt gegeben und muss mit dem Verhältnis der tatsächlichen Dehnungsaufnahme
zur Nenndehnungsaufnahme multipliziert werden.
Das Gesamtverstellmoment ergibt sich damit zu:
L
Mw = p · Mr + Mα · [Nm]. (2.49)
LN
154 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
500
00
400
300
+2
150
NW
NW
NW
5
175
12
0
NW
10
NW
NW
NW
500
400
Dehnungsaufnahme Δz(mm)
300
200
100
0 5 10 15 20 25 30 35 40
mittlere Bogenhöhe
Lx L1
Bl
Die Angaben der Hersteller für Gelenkkompensatoren beziehen sich immer auf
die übliche Vorspannung von 50 %. Wenn eine andere Vorspannung vorgesehen
wird, dann muss für das Verstellmoment noch ein zusätzlicher Faktor, z. B. bei
100 % = 100/50 = 2 oder bei einer Vorspannung von 75 % = 75/50 = 1,5, eingesetzt
werden.
In Gl. 2.49 sind
P Betriebsdruck in bar Überdruck
Mr , Mα die Verstellmomente in Nm nach Angaben des Herstellers
L die tatsächlich aufzunehmende Dehnung in mm
LN die Nenndehnung nach Herstellerlisten
2.3 Bauarten von handelsüblichen Kompensatoren und deren Einbau. . . 155
250 m 250 m
L= 500 m
Die Reaktionskraft, die auf den Festpunkt wirkt, errechnet sich aus:
2 · MW
Fx = [N], (2.50)
L1
darin ist L1 der Mittelabstand zwischen beiden Wellenbalgen nach Herstellerangaben
in m.
Beispiel 2.14: Auswahl von Gelenkkondensatoren und Berechnung der
Festpunktkräfte
Aufgabenstellung Für eine Heißwasserfernleitung DN 300 (309,7 × 7,1) sind
die geeigneten Gelenkkompensatoren für einen damit zu erstellenden U-Bogen-
Dehnungsausgleicher auszuwählen.
Die Festpunktkräfte sind zu berechnen und die U-Bogen-Dehnungsausgleicher
in einer Skizze darzustellen. Die Leitungslänge zwischen den Festpunkten beträgt
500 m.
Betriebsdaten:
Werkstoff St35
Betriebstemperatur tv = 200 ◦ C, tR = 100 ◦ C
Montageendtemperatur 20 ◦ C
Wärmedämmung 160 mm aus Steinwolle
Betriebsdruck 20 bar Überdruck
Lösung
a) Berechnung der erforderlichen Dehnungsaufnahme für Vor- und Rücklauf
getrennt
c) Berechnung der von den Festpunkten aufzunehmenden Kraft für den Vorlauf
Das Verstellmoment Mw an einem Gelenk errechnet sich nach Gl. 2.49 zu:
Mw = 20 · 16, 7 Nm + 2700 Nm · 250/300 = 2583 Nm.
Die Reaktionskraft, die auf den Festpunkt wirkt, errechnet sich nach Gl. 2.50 zu:
2 · 2.583 Nm
Fx = = 4.323 N.
1,195 m
Das Gewicht der Rohrleitung, des Wasserinhalts und der Wärmedämmung ergibt
sich nach Tab. 2.4 und Abb. 2.11 zu:
55,6 + 75,33 + 47 = 178 kg/m
FR = 0,15 · 10 · 178 · 250 = 66.750 N
FF = Fx + FR = 71.073 N
d) Auswahl des Gelenkkompensators aus der Herstellerliste für den Rücklauf
Die Kompensatoren für den Rücklauf müssen je 120 mm bei 50 % Vorspannung
aufnehmen. Gewählt wird ein Gelenkkompensator DN 300, PN 25 mit 9 Wellen je
Balg, Baulänge BL = 1450 mm, L1 = 795 mm, Gewicht 273 kg, Nenndehnungs-
aufnahme 200 mm, Werkstoff Cx Mo , Mα = 2700 Nm, Mv = 16,7 Nm.
e) Berechnung der von den Festpunkten aufzunehmenden Kraft für den Rücklauf
Das Verstellmoment Mw berechnet sich wie vorher nach Gl. 2.49 zu:
MW = 20 · 16,7 Nm + 2.700 Nm · 120/200 = 1.954 Nm.
Die Reaktionskraft ergibt sich mit Gl. 2.50 zu:
2 · 1.954 Nm
Fx = = 4.916 N.
0,795 m
Mit FR wie vor wird
FF = Fx + FR = 71.666 N.
f) Berechnung der Momente und Spannungen in den Rohrbögen
Die Momente in den Anschlussbögen berechnen sich nach Herstellerangaben aus
folgenden Gleichungen und mit den Baumaßen aus Abb. 2.67:
My1 = −Mw − PX · La [Nm] (2.51)
und aus
My2 = Mw + Px · Lb [Nm]. (2.52)
Zur Kontrolle kann die Gleichgewichtsbedingung angewandt werden:
My1 − My2 + Px (Lb + L1 + La ) = 0. (2.53)
Die Anschluss- oder Bogenmomente und die Biegespannungen in den Bogen
werden umso kleiner, je kürzer die Abstände La und Lb ausgeführt werden.
2.3 Bauarten von handelsüblichen Kompensatoren und deren Einbau. . . 157
2.3.3 Rohrgelenkstücke
d b c
s
Dr
A
e1
Bl
L2 L3
P
L1
L
P P
P
L1
P
P
Die Funktion der Rohrgelenkstücke ist die gleiche wie bei den zuvor beschrie-
benen Gelenkkompensatoren. Die Zwischenstücke gehören aber nicht mehr zum
Lieferprogramm des Herstellers, sondern werden vom Anlagenplaner oder der aus-
führenden Firma, nach vorheriger Berechnung des gesamten Gelenksystems, aus
Rohr gefertigt und zwischen- oder angeschweißt oder angeflanscht.
Der Anlagenplaner oder -hersteller muss also die Geometrie und die beabsichtig-
te Dehnung bzw. Verschiebung und Dehnungsaufnahme des Gelenksystems genau
planen und berechnen. Auch die Anordnung von einfachen Gleitlagern und von
Zwangsführungen ist bei der Festlegung des kompletten Gelenksystems zu berück-
sichtigen. Alle Bedingungen sind in die Montagepläne einzutragen und bei der
Montage vollständig einzuhalten.
160 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Montagestellung
2 DN + Δ/2 Δ /2 Vorspannlücke
a Festpunkt Führungslager
Einbaustellung
b
Δ /4 Vorspannung
Vorspannung Δ /4
Arbeitsstellung
c
gesamt Hub Δ Δ gesamt Hub
2 2
2.3.3.2 Berechnung
W
2 · p · Mr + T · Mα · W e
g
Fx = [N], (2.54)
L1
darin ist:
Mv = Verstellmoment eines Rohrgelenkstücks aus der Bolzenreibung im Gelenk
bei1 bar Betriebsdruck in Nm und aus der Herstellerliste zu entnehmen
Mα = Verstellmoment eines Rohrgelenkstücks resultierend aus der Federkonstante
des Balges in Nm und aus den Listen der Hersteller zu entnehmen
T = Temperaturfaktor, werkstoffabhängig nach Tab. 2.10
2.3 Bauarten von handelsüblichen Kompensatoren und deren Einbau. . . 161
We = errechnete Wellenzahl
Wg = gewählte Wellenzahl entsprechend der Herstellerliste
L1 = Mittenabstand der Rohrgelenkstücke in m
p = Betriebsdruck in bar Überdruck
Die Gl. 2.54 gilt für eine Vorspannung von 50 %.
Berechnung der Wellenanzahl Bekannt sei die Rohrleitungslänge und die Tempera-
tur, aus der die Dehnung resultiert. Gesucht wird bei einem Rohrgelenksystem die
Länge der Rohrschenkel zwischen den Rohrgelenkstücken oder, wenn die Schen-
kellänge durch die Trassenführung gegeben ist, die erforderliche Wellenzahl der
Bälge.
Bei Zwei-Gelenksystemen ergeben sich für jedes Rohrgelenkstück gleiche, bei
Drei-Gelenksystemen verschiedene Wellenzahlen.
Die Rohrgelenkstücke werden mit 3, 5 und 9 genormten Wellen geliefert.
Werden beispielsweise bei einem Drei-Gelenk-W-Bogensystem NW 350 für das
Rohrgelenkstück
errechnet, so wird die Wellenzahl für das Rohrgelenkstück entsprechend der obigen
Fabrikationswellenzahl aufgerundet, so dass sich für
ergeben. Die Aufrundung erbringt weitere Sicherheit in Bezug auf die Lebensdauer
und eine Verminderung der Verstellmomente. Bei gewählter Wellenzahl lassen sich
die erforderlichen Rohrschenkellängen L1 und L3 ermitteln, wobei L2 so klein wie
möglich zu wählen ist. Wenn genügend Platz vorhanden ist, können die errechne-
ten Rohrschenkel L1 und L3 größer gewählt werden, wodurch sich noch größere
Sicherheiten und kleinere Verstellmomente erreichen lassen.
Für die folgenden Berechnungen der einzelnen Gelenksysteme wird die je-
weils in der Rohrleitung herrschende Temperatur durch den Temperaturfaktor T
berücksichtigt, der aus Tab. 2.11 zu entnehmen ist.
Die Berechnung und Bemessung bzw. Auswahl der einzelnen Bauteile wird am
zweckmäßigsten an Hand von Beispielen gezeigt:
Beispiel 2.15: Berechnung eines Umlenkbogens mit Rohrgelenkstücken
Aufgabenstellung Für eine HD-Dampfleitung ist ein Winkelbogen mit 3 Rohrge-
lenkstücken nach Abb. 2.71 zu konstruieren und nachzurechnen.
Gegeben:
Die Rohrleitung hat einen Rohrdurchmesser DN 200 (207,3 × 5,9) und dient zur
Förderung von Dampf mit 20 bar Überdruck und 250 ◦ C Überhitzungstemperatur;
Rohrwerkstoff St35, Montageendtemperatur 20 ◦ C.
162 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Tab. 2.11 Maße und technische Daten von Rohrgelenkstücken, Hersteller IWK, DN 200 mit
Anschweißenden oder Flanschverbindung
L a =100 m
Px
Δ L/2
L b = 75 m
Δ L/2
Py
Lösung
a) Berechnung der erforderlichen Dehnungsaufnahme
Die erforderlichen Dehnungsaufnahmen ergeben sich aus Gl. 2.1 zu:
und
W2 = W1 + W3 , (2.57)
darin ist:
L1, L2, L3 = der Mittelabstand der Rohrgelenkstücke in mm
tg w = die Funktion des zulässigen Winkelausschlages je Welle und den
Herstellerlisten zu entnehmen
T = Temperaturfaktor nach Tab. 2.10
Zur Durchführung der Berechnung muss zunächst noch das vorläufige Rohrge-
lenkstück mit einer vorläufigen Wellenanzahl aus der Liste des Herstellers gewählt
werden.
Gewählt wird das Rohrgelenkstück DN 200, PN 25, mit 3 Wellen und tg w =
0,01911 und α = 6,5◦ , damit wird
216 mm
W1 = = 2,72 Wellen.
2 · 2.500 · 0,01911 · 0,83
Die Anzahl von 3 Wellen kann zunächst beibehalten werden.
Mit L1 , L3 und la können nun W3 und W2 , also die Wellenanzahl der bei W3 und
W2 installierten Rohrgelenkstücke, mit den Gl. 2.56 und 2.57 berechnet werden:
W2 = W1 + W3 = 8 Wellen.
2 DN + Δ L
2
Δ
2 DN + 2
Vorspannlücke
L3
ΔL
2
ΔL
Px
L= 100 m
Abb. 2.72 Z-Bogen mit 3 Rohrgelenkstücken
Δ Vorspannlücke
2 DN +
2 ΔL
2
Δ L
Px
L= 200 m
650
L1 = = 4.098 mm,
2 · 5 · 0,0191 · 0,83
für W1 = 9 Wellen wird
650
L1 = = 2.277 mm.
2 · 9 · 0,0191 · 0,83
Es wird also die kürzere Schenkellänge mit L1 = 2,3 m ausgeführt, und die
Rohrgelenkstücke erhalten bei W1 = 9 Wellen und bei W2 je 5 Wellen.
Zur Kontrolle kann nochmals mit Gl. 2.55 die erforderliche Wellenanzahl für W1
berechnet werden:
650
W1 = = 8,9 Wellen.
2 · 2.300 · 0,0191 · 0,83
c) Berechnung der Festpunktkräfte
Die Festpunktkräfte beim symmetrisch eingebauten U-Bogen mit 3 Rohrgelenk-
stücken werden nach Gl. 2.54 berechnet:
8,9
2 · (20 · 7,7 Nm + 0,83 · 1.600 Nm) ·
Fx = 9 = 1.142 N.
2,3 m
d) Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse
Alle zuvor genannten Gleichungen von 2.54 bis 2.58 zur Berechnung der Rohrge-
lenke sind nur für eine Vorspannung von 50 % gültig. Es gibt auch keinen Grund,
eine andere Vorspannung als 50 % in ein Rohrsystem zur Dehnungsaufnahme
einzubringen.
Die Beispiele 2.14 bis 2.17 zeigen, dass die Festpunktkräfte und die Momente in
den Rohrbögen beim Einbau von Gelenkkompensatoren und Rohrgelenkstücken
sehr gering sind und dass eine Berechnung der Biegespannungsanteile nicht
durchgeführt werden muss. Dies gilt aber nur, wenn die Beanspruchung durch
den Betriebsdruck und die Betriebstemperatur nicht zu hoch ist und sich für die
Biegespannung aus dem Eigengewicht und der Rohr-Stützen-Entfernung noch ein
ausreichender Sicherheitsabstand bis zur Erreichung der Grenzspannung ergibt.
Zu den berechneten Festpunktkräften Fx ist, wie im Beispiel 2.14 gezeigt,
noch die Reibungskraft FR = μ · g · G/m hinzuzuaddieren, womit sich dann die
Festpunktkraft FF ergibt.
168 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
- M y1
+x
Mw 3
1
L
MQ Mw 2
+M y2
L2 L3 b + Px
Abb. 2.74 Funktionsskizze für ein Rohrsystem mit 3 Rohrgelenkstücken zur Berechnung der
Momente und Kräfte
Mit der Festpunktkraft FF und den Abständen a und b erhält man dann neben
den Momenten an den Anschlussstellen oder an den Rohrlängen L1 , L2 und
L3 auch die Momente in den Rohrgelenken. Aus den Momenten kann mit dem
Widerstandsmoment die Biegespannung an den gefährdeten Stellen berechnet
werden.
Nachfolgend werden die Gleichungen zur Berechnung der Biegemomente in den
Rohrgelenkstücken, in den Bögen und an den Anschlussstellen genannt.
Die Berechnung der Biegespannungen in den gefährdeten Querschnitten wird erst
in Abschn. 2.5 durchgeführt.
Berechnung der Momente und Kräfte in einem Rohrsystem mit Rohgelen-
kstücken Bei kurzschenkligen Gelenksystemen, die direkt an Behälter oder Maschi-
nenstutzen angeschlossen sind, wie sie z. B. in Kessel- und Maschinenhausleitungen
verwendet werden, sind die Momente und Kräfte an den Anschlussstellen von Be-
deutung. Diese ergeben sich aus den Verstellmomenten der Rohrgelenkstücke und
den Schenkellängen.
Zunächst wird zum Leitungsverlauf das Koordinatensystem festgelegt, um
die Vorzeichen der Kräfte und Momente zu bestimmen. Entsprechend der Deh-
nungsrichtung (Vorspannung oder Betriebszustand) sind die Gegenkräfte an den
Anschlussstellen einzutragen.
Die Leitung kann gedanklich an den Einbaustellen der Rohrgelenkstücke und
am Krümmer zwischen W1 und W2 geschnitten werden. An den Schnittstel-
len sind die Kräfte und Momente so einzutragen, dass für jede Teilstrecke der
Gleichgewichtszustand besteht (Abb. 2.74).
Die Momente der Rohrgelenkstücke erhält man aus
W1er
M W1 = p · M y + T · M α · [Nm] (2.59)
W1gew
2.4 Beanspruchung der Rohrleitungen durch den Betriebsdruck und durch Druckstöße 169
W2er
MW2 = p · M y + T · M α · [Nm] (2.60)
W2gew
W3er
MW3 = p · My + T · Mα · [Nm] (2.61)
W3gew
σ
S x 2r
S
σ
σx p u
r2
p ΔL p
b c σ σu
u
Abb. 2.75 Darstellung der Kräfte und Spannungen an einem Rohr oder Zylinder mit innerem
Überdruck
σt
σr σ t
σr
σt
σa
σt p
-p σt
σt
Soll die Spannung oder die Wandstärke nur für den Belastungsfall durch den
Betriebsdruck berechnet werden, dann ist dafür die DIN 2413 anzuwenden.
Die DIN 2413 „Rohrleitungen aus Stahl, Berechnung der Wanddicke gegen
Innendruck“ gliedert sich in die Geltungsbereiche I bis III.
Geltungsbereich I Der Werkstoff St. 00, also handelsübliche Rohre aus St. 35 ohne
Werksabnahmezeugnis nach DIN 50049 für den Werkstoff, darf nur bis PN 25 und
200 ◦ C eingesetzt werden.
Der Werkstoffkennwert K darf höchstens mit 150 N/mm2 verwendet werden.
Als Sicherheitsbeiwert S darf bei der Verwendung von Sonderstählen mit einem
hohen Verhältnis von Streckgrenze zu Zugfestigkeit als Werkstoffkennwert K höch-
stens 0,7 · σB bei unvergüteten Stählen und 0,8 · σB bei vergüteten Stählen eingesetzt
werden.
Als Sicherheitsbeiwert sind S = 1,7 mit und S = 2,0 ohne Abnahmezeugnis nach
DIN 50049 für den Werkstoff einzusetzen.
Geltungsbereich II Bei schwellend beanspruchten Leistungen ist die Berechnung
sowohl gegen Verformung als auch gegen Dauerbruch durchzuführen. Die größere
Wanddicke so ist zu wählen.
a. Bei der Berechnung gegen Verformung ist als Werkstoffkennwert die Streckgren-
ze σS einzusetzen.
Als Sicherheitsbeiwert ist einzusetzen:
S = 1,7 mit Abnahmezeugnis DIN 50049 für den Werkstoff
S = 2,0 ohne Abnahmezeugnis DIN 50049 für den Werkstoff
für Durchmesserverhältnisse da /di > 1,1
b. Bei der Berechnung gegen Dauerbruch ist als Werkstoffkennwert die Zeit-
Schwellfestigkeit bei 20 ◦ C σsch/Zeit mit einem Mindestsicherheitsbeiwert
S = 2,2 mit Abnahmezeugnis DIN 50049 für den Werkstoff
S = 2,5 ohne Abnahmezeugnis DIN 50049 für den Werkstoff einzusetzen.
172 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Geltungsbereich III Für die Berechnung ist der niedrigere der folgenden beiden
Werte einzusetzen, der sich aus Werkstoffkennwert dividiert durch den Sicherheits-
beiwert (K/S) ergibt:
1. Die Warmstreckgrenze σ0,2 bei ϑ in ◦ C mit
S = 1,6 mit Abnahmezeugnis DIN 50049 für den Werkstoff
S = 1,8 ohne Abnahmezeugnis DIN 50049 für den Werkstoff
Die niedrigste Berechnungstemperatur ist ϑ = 200 ◦ C.
Für austenitische Werkstoffe bestehen besondere Verhältnisse.
2. Die 100 000 h-Zeitstandfestigkeit σB/100 000 bei ϑ [ ◦ C] mit
S = 1,5 (nur mit Abnahmezeugnis DIN 50049 für den Werkstoff)
Außerdem ist nachzuprüfen, ob bei der Berechnungstemperatur ϑ [◦ C] die Zeit-
dehngrenze σ1/100 000 und bei ϑ + ϑ [◦ C] die Zeitstandfestigkeit σB/100 000 noch
nicht überschritten sind. ϑ ist den Betriebsbedingungen anzupassen; in der Regel
ist ϑ = 15 ◦ C einzusetzen.
Mit den vorstehenden Werkstoffkennwerten und Sicherheitsbeiwerten sind die
erforderlichen Wanddicken für dünnwandige Rohre da /di ≤ 1,2
da · p
s= + C1 + C2 (2.70)
K
20 · ·V +p
S
da · p
s= + C1 + C2 (2.71)
K
40 · ·V
S
zu berechnen.
Darin ist:
V = Schweißnahtfaktor für geschweißte Rohre 0,85/bis 0,9
V = 1 für gezogene Rohre
C1 = für Wanddicken-Abweichungen 0,1 bis 0,2 mm
C2 = Korrosionszuschlag etwa 1 mm
Tabelle 2.12 enthält die Zusammenstellung der Sicherheitsbeiwerte für die Berech-
nung der Wanddicke nach DIN 2413.
Die Kennwerte für die Rohrwerkstoffe sind den Tab. 2.1 bis 2.3 zu entnehmen.
Tabelle 2.13 enthält die zulässigen Betriebsdrücke in bar Überdruck für nahtlo-
se Rohre nach DIN 2448 und Werkstoff St. 35 für verschiedene Wanddicken und
berechnet nach DIN 2413 und der Gl. 2.70.
In der DIN 2413 wird in Punkt 5 unter dem Begriff „Allgemeine Konstrukti-
onshinweise“ darauf aufmerksam gemacht, dass außer dem Lastfall Beanspruchung
durch den Innendruck auch alle anderen Lastfälle, wie
• Reaktionskräfte aus der Wärmedehnung,
• Wärmespannungen bei ungleichmäßiger Temperaturverteilung in der Rohrwand,
• Biegebeanspruchung durch Eigengewicht,
2.4 Beanspruchung der Rohrleitungen durch den Betriebsdruck und durch Druckstöße 173
• Winddruck und
• Belastung durch Einbauten,
in Betracht gezogen werden müssen. Es wird weiterhin auf die unterschiedlichen
Belastungsarten, wie dauernd wirkende und wechselnde Belastungen, und auf die
richtige Anwendung der Hypothesen für zusammengesetzte Festigkeit hingewiesen.
Die zusammengesetzte Festigkeit und die Ermittlung der Vergleichsspannung
wurden schon in den vorangegangenen Abschnitten vereinfacht angewendet und
werden noch ausführlich in Abschn. 2.6 behandelt.
p = ρ · a · w [N/m2 ], (2.72)
darin ist
ρ = die Dichte des strömenden Mediums
a = die Schallgeschwindigkeit im Medium und der Rohrleitung
w = Änderung der Strömungsgeschwindigkeit
174
Tab. 2.13 Zulässige Betriebsdrücke für nahtlose Rohre DIN 2448 aus St 35 in bar
Rohr-außen- Wanddicke Zulässiger Betriebsdruck in kp/cm2 1) bei Rohr-außen- Wanddicke Zulässiger Betriebsdruck in kp/cm2 1) bei
Ø (mm) (mm) einer Berechnungstemperatur von ◦ C Ø (mm) (mm) einer Berechnungstemperatur von ◦ C
200 250 300 350 400 425 450 200 250 300 350 400 425 450
57 2,9 114 101 90 77 66 56 41 140 4 61 54 48 41 35 30 22
4 160 142 126 109 93 79 58 6,3 97 87 77 66 56 48 35
6,3 262 234 207 178 152 130 95 8 125 111 99 85 72 62 45
8 344 306 271 234 199 170 124 10 159 141 125 108 92 78 57
60,3 2,9 107 95 85 73 62 53 38 13 202 180 149 127 117 100 73
4 151 134 119 102 87 74 54 14 232 206 171 146 134 115 83
6,3 246 220 195 168 143 122 89 159 4,5 60 53 47 41 35 29 21
8 322 287 254 219 187 159 116 6,3 85 76 67 58 49 42 30
10 417 371 329 284 242 207 150 8 109 97 86 74 63 54 39
76,1 2,9 84 75 66 57 49 41 30 13 175 156 130 110 101 87 63
4 118 105 93 80 68 58 42 14 201 179 149 127 117 100 72
6,3 191 170 151 130 111 95 69 168 4,5 57 50 45 38 33 28 20
8 248 221 196 169 144 123 89 6,3 80 71 63 54 46 39 29
10 319 284 252 217 185 158 115 10 130 116 103 88 75 64 47
88,9 3,2 79 70 62 54 46 39 28 13 165 147 122 104 95 82 59
4 100 89 79 68 58 49 36 14 189 169 140 119 110 94 68
5 126 113 100 86 73 62 45 16 215 192 159 136 125 107 78
6,3 162 144 128 110 94 80 58 18 238 212 176 150 138 118 86
8 209 186 165 142 121 104 75 194 5,4 59 53 47 40 34 29 21
10 268 238 211 182 155 132 96 8 89 79 70 60 51 44 32
101,6 3,6 78 69 61 53 45 38 28 10 112 100 88 76 65 55 40
4 87 77 69 59 50 43 31 13 142 126 105 89 82 70 51
6,3 140 125 111 95 81 69 50 14 163 145 120 102 94 80 58
8 181 161 143 123 105 90 65 16 185 165 137 116 107 91 67
10 231 206 182 157 134 114 83 18 204 181 151 128 118 101 73
12,5 296 263 219 186 171 146 107 20 236 210 174 149 137 117 85
2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Tab. 2.13 (Fortsetzung)
Rohr-außen- Wanddicke Zulässiger Betriebsdruck in kp/cm2 1) bei Rohr-außen- Wanddicke Zulässiger Betriebsdruck in kp/cm2 1) bei
Ø (mm) (mm) einer Berechnungstemperatur von ◦ C Ø (mm) (mm) einer Berechnungstemperatur von ◦ C
108 3,6 73 65 58 50 42 36 26 219 5,9 57 51 45 39 33 28 20
6,3 131 117 104 89 76 65 47 8 78 70 62 53 45 38 28
10 216 192 170 147 125 107 78 10 98 88 78 67 57 49 35
12,5 276 246 204 174 160 137 100 13 125 111 92 78 72 62 45
114,3 3,6 69 61 54 47 40 34 25 14 143 127 105 90 82 70 51
4 77 68 61 52 44 38 28 16 162 144 120 102 94 80 58
6,3 124 110 98 84 72 61 44 18 178 159 132 112 103 88 64
10 203 181 160 138 117 100 73 20 206 184 152 130 119 102 74
12,5 259 231 192 163 150 128 93 245 6,3 54 48 43 37 31 27 19
133 4 64 57 50 43 37 31 23 8 70 62 55 47 40 34 25
6,3 102 91 81 70 59 51 37 10 88 78 69 60 51 43 31
10 167 149 132 114 97 83 60 13 111 99 82 70 64 55 40
12,5 213 190 157 134 123 105 77 16 144 128 106 91 83 71 52
14,2 245 218 181 154 142 121 88 20 283 163 135 115 106 90 66
2.4 Beanspruchung der Rohrleitungen durch den Betriebsdruck und durch Druckstöße
175
176 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Die Schallgeschwindigkeit a, mit der die Störung, also die Druckwelle, sich in der
Rohrleitung fortpflanzt, errechnet sich aus
a0 EF 1
a= darin ist = , (2.73)
1 d ER 100
1+
100 s
also dasVerhältnis der E-Module von Wasser zu Stahlrohr. Weiter ist für dünnwandige
Rohre d/s = σ/p · 2 und ρ · H = p und somit
d 2·σ 2 · 104
= = für ein mittleres σzul. ≈ 100.
s ρ·H H
Eingesetzt in vorstehende Gleichung errechnet sich die Schallgeschwindigkeit von
Wasser in einer Stahlleitung zu
a0 1.435 ms = 1.015 m ,
a= = √
200 1 + 1 s
1+
H
wobei H = 200 m oder 20 bar und die Fortpflanzungsgeschwindigkeit im Wasser bei
10 ◦ C a0 = 1.435 m/s ist.
Die Wirkung eines Druckstoßes ist von der Leitungslänge und der Schließzeit der
Absperrarmaturen abhängig.
Eine Störung der Strömung im Punkt 0 (s. Abb. 2.77) braucht bis zum Erreichen
des Ortes 1 = L eine Laufzeit t = L/a. Sie wird dort reflektiert und wandert zurück
zum Ausgangspunkt. Die Druckwelle benötigt also für den Hin- und Rückweg die
Zeit t = tR = 2 L/a.
In der ersten Phase, in der der Gegenstoß noch nicht in Erscheinung tritt, also für
0 < t < 2 · L/a, spricht man vom direkten Stoß, und es gilt die Gleichung
a
p − p0 = (w0 − w) [m WS]. (2.74)
g
Die Beziehung ist für jeden Rohrquerschnitt gültig.
Der durch den Stoß oder das plötzliche Schließen einer Absperrarmatur entstehen-
de zusätzliche Druckanstieg erreicht den Höchstwert für w = O, also für das völlige
Abschließen der Leitung, mit
a
pmax = p0 + · w0 [m WS]. (2.75)
g
Diese Beziehung für den Maximalwert hat schon N. Joukowsky angegeben. Das
Maximum kann entsprechend nur dann auftreten, wenn die Zeit für das vollständige
Schließen
2·L
ts <
a
2.4 Beanspruchung der Rohrleitungen durch den Betriebsdruck und durch Druckstöße 177
ist. In diesem Fall ist dann die Dauer des Schließens auf den maxima-
len Druckanstieg ohne Einfluss. Wird die Gl. 2.75 mit dem Verhältnis von
TR = 2 · L/a ≈ Reflektionszeit genannt, zur Schließzeit des Absperrventils tS als
TR /tS vervollständigt, dann wird diese allgemein für alle Leitungslängen und
Schließzeiten gültig:
TR
p = ρ · a · w · [kg/m · s2 ], (2.76)
tS
darin ist
ρ = Dichte des Mediums in kg/m3
a = Schallgeschwindigkeit in m/S
w = Änderung der Strömungsgeschwindigkeit durch Schließen oder Öffnen eines
Absperrorgans in m/s
TR = die Reflektionszeit der Rohrstrecke in s
tS = die Schließzeit der Absperrarmatur in s
Beispiel 2.18: Berechnung des Druckstoßes in einer Heißwasserleitung
Aufgabenstellung In eine Heißwasserleitung von 500 m Länge zwischen Heizwerk
und dem ersten Kontrollschacht ist ein Ringkolbenschieber als Schnellschluss- und
Rohrbruchsicherung im Kontrollschacht installiert. Die Schließzeit beträgt 1 s. Die
Strömungsgeschwindigkeit der Leitung beträgt 1 m/s. Gesucht ist der Druckanstieg
beim Schließen der Rohrbruchsicherung.
Lösung
Mit a = 1000 m/s und ρ = 1000 kg/S und TR = 2 L/a = 2 · 500/1000 = 1 S wird nach
Gl. 2.76
ρ = 1000 kg/m3 · 1000 m/s · 1 s = 106 kg/m · s2
= 106 N/m2 = 10 bar = 10 · 105 Pa
Das Ergebnis von Beispiel 2.18 zeigt, dass eine Rohrleitung mit einer Strömungs-
geschwindigkeit von 1 m/s plötzlich abgesperrt werden kann. Selbst bei einer
Schließzeit von 1 s entsteht nur eine Druckwelle, die zu einer Druckerhöhung von
10 bar führt.
Wenn in einer Stahlrohrfernheizleitung ein Betriebsdruck von 15 bar vorherrscht
und wie üblich eine Strömungsgeschwindigkeit von 1 bis 2 m/s vorliegt, muss die
Schließzeit von Absperrarmaturen so gewählt werden, dass die Geschwindigkeit nur
um 1 m/s pro Sekunde reduziert wird. Dabei entsteht eine Betriebsdruckerhöhung
auf
1.000 ms · 1 m = 250 mWS,
pmax = 150 m + m
9,81 2 s
s
also auf 25 bar. Bei einer vollständigen Absperrung auf w = 0 m/s erhöht sich der
Druck auf 35 bar. Diese Druckzunahme würde die Stahlrohrleitung noch ertragen,
178 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
weil die Druckwelle überwiegend als Längsspannung auftritt und diese nur halb so
hoch ist wie die Querspannung.
Bei einer Rohrleitung nach DIN 2448, DN 150 ergibt dies eine Längsspannung
von
N
2,5 · 159 mm N
σx = mm2 = 22
4 · 4,5 mm mm2
N
2,5 · 159 mm N
σu = mm2 = 44
2 · 4,5 mm mm2
Bei 35 bar wird σu = 88 N/mm2 .
Die 0,2 % Grenzspannung beträgt 200 N/mm2 bei einer Heißwassertemperatur
von 160 ◦ C.
Die Druckwelle stellt bei üblicher Bemessung einer Fernheizleitung aus Stahlrohr
kein Risiko dar, wenn geeignete Armaturen mit geeigneten Schließzeiten zum Einbau
kommen.
In Trinkwasserzapfnetzen aus Kunststoffrohr oder Cu-Rohr kann es hingegen zu
Rohrbrüchen kommen, wenn an größeren Waschmaschinen oder an Zuleitungen
von Geschirrspülmaschinen von Großküchen Magnetventile statt Motorabsperrven-
tile in die Anschlussleitung eingebaut werden. Schnellschließende Magnetventile
werden auch oft in Anschlussleitungen von Wasseraufbereitungen bei Rohrleitun-
gen aus Kunststoff eingebaut. In solchen Zuleitungen treten dann Rohrbrüche an
90◦ -Umlenkungen oder -Abzweigstücken auf.
Auch bei Fernleitungen für Heizöl oder für Flüssigkeiten mit hohen Dichten müs-
sen, um Schaden zu vermeiden, Leitungslängen und Schließzeiten von Armaturen
aufeinander abgestimmt werden.
nicht mehr als 2 bis 10 mm betragen darf, damit die Rohrleitung noch ordentlich
entlüftet und entleert werden kann.
Die Annahmen treffen aber nur auf Rohrinstallationen und Rohrtrassen innerhalb
von Gebäuden zu. Bei in Kanälen verlegten Fernheiztrassen sind nur 2 mm/m als
Gefälle oder Steigung bis zum nächsten Schachtbauwerk mit Abzweigungen für
Hausanschlüsse üblich. In diesen Schachtbauwerken werden nicht immer, sondern
nur wenn der Schacht einen Wartungszugang hat, es sich also um einen begehbaren
Schacht handelt, auch Entlüftungen und Entleerungen installiert. Da es sich bei
Fernheizleitungen in der Regel um Rohrleitungen von DN 80 und größer handelt,
liegen hier auch Stützweiten von 6 m und mehr vor.
Bei einem Gefälle von 2 mm/m sind dann auch Durchbiegungen von 5 bis
10 mm zulässig. Bei der Stützweitenfestlegung für Rohrtrassen innerhalb von Ge-
bäuden handelt es sich um Rohre verschiedener Durchmesser und verschiedener
Eigengewichte. Der Anlagenplaner muss also eine wirtschaftliche Stützweite für
die großen Rohrdurchmesser wählen und die Traverse bzw. den Querträgerabstand
dafür anordnen. Für die schwächeren Rohrleitungen muss er dann etwa in der Mit-
te der Stützweite eine weitere Traverse oder einen weiteren hierfür ausreichenden
Querträger vorsehen.
Es handelt sich dabei also nicht um eine ganz genaue Berechnung, sondern um
eine wirtschaftliche Abwägung, für die bisher die in der Fachliteratur vorhandenen
Arbeitsblätter und Tabellen ausreichend waren. In den letzten Jahren wurden die
Dämmungsstärken wegen der gestiegenen Energiekosten wesentlich erhöht und auch
andere und leichtere Dämmstoffe entwickelt, so dass das Berechnungsverfahren
überprüft und neu berechnet werden musste (Tab. 2.14).
Legt man weiterhin ein Gefälle von 2 bis 10 mm/m zugrunde, dann ist bei übli-
chen Stützweiten von 3 bis 15 m eine Durchbiegung von 2 bis 10 mm zulässig. Zur
Aufstellung der Berechnungsformel wurde f mit 2 bis 10 mm je nach Rohrdurchmes-
ser gewählt. Bekannt ist auch, dass für den Durchlaufträger auf mehreren Stützen
nicht der Biegelinienverlauf für einen beiderseits eingespannten Träger mit Strecken-
last und auch nicht der Biegelinienverlauf des beiderseits freiaufliegenden Trägers
mit Streckenlast zutreffend ist.
Als Durchbiegung in Trägermitte für freiaufliegenden Träger (Abb. 2.79a) ergibt
sich
5 · F · l3
fm = ,
384 · E · I
für eingespannten Träger (Abb. 2.78b)
F · l3
fm = .
384 · E · I
Der wirkliche Verlauf der Biegelinie und die wirkliche Durchbiegung bei einem
180
Tab. 2.14 Stützweiten von Rohrleitungen in m (mit E für 160 ◦ C 20,1 × 108 N/m2 gültig für St. 35)
DN Rohrenn- Dm Durch- Trägheits- Dämmungs- Gewicht Stützweite
größen biegung moment stärke
(mm) Ø innen Wandstärke Ø außen f (mm) I (m4 10−7 ) s (mm) Rohr Inhalt Dämmung Gas Dampf Heißwasser
(mm) (mm) (mm) (kg/m) (kg/m) (kg/m) (m) (m) (m)
15 16 2 20 2 0,046 20 0,88 0,20 0,55 2,4 2,1 2,1
20 21 2,3 25,6 2 0,115 20 1,31 0,35 0,63 2,7 2,5 2,4
25 24,8 2,6 30 2 0,212 30 1,75 0,48 1,24 3,0 2,6 2,5
32 32,8 2,6 38 3 0,455 35 2,26 0,84 1,77 3,7 3,2 3,1
40 39,3 2,6 44,5 3 0,754 40 2,67 1,21 2,34 4,0 3,5 3,3
50 51,2 2,9 57 4 1,808 50 3,85 2,06 3,70 4,9 4,2 3,9
65 70,3 2,9 76,1 4 4,474 70 5,21 3,88 7,07 5,7 4,6 4,3
80 82,5 3,2 88,9 5 7,921 80 6,73 5,35 9,34 6,6 5,3 4,9
100 100,8 3,6 108 6 16,106 100 9,22 7,98 14,38 7,6 6,0 5,6
125 125 4 133 6 33,753 120 12,66 12,27 20,98 8,4 6,6 6,1
150 150 4,5 159 8 65,227 160 17,06 17,67 35,28 9,9 7,5 7,0
200 207,3 5,9 219,1 10 224,701 160 30,86 33,75 41,92 12,3 9,9 9,0
250 254,4 6,3 267 10 438,609 200 40,30 50,83 64,55 13,6 10,7 9,7
300 309,7 7,1 323,9 10 886,935 200 55,19 75,33 72,42 15,0 12,2 10,8
350 339,6 8 355,6 10 1320,137 240 68,23 90,58 98,80 15,7 12,6 11,3
400 388,8 8,8 406,4 10 2173,173 240 85,85 118,73 107,22 16,8 13,7 12,2
500 486 11 508 10 5305,599 300 134,14 185,51 167,53 18,8 15,3 13,6
2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
2.5 Biegebeanspruchung von Rohrleitungen durch Eigengewicht und Einbauten 181
fn
Träger A y B
fn
q ι
C 2 q
MC C
M M
A MC B
a χ von 0 zählend b
Durchlaufträger auf mehr als 3 Stützen liegen etwa in der Mitte des Wertes, der aus
beiden Gleichungen für die Durchbiegung ermittelt wurde. Deshalb sollte zwar bei
einem Durchlaufträger aus Rohr, das in Rohrschellen mit Gleitschuhen gelagert ist,
die Durchbiegung in der Mitte der Stützweite mit
2,5 · F · l 3
fm = (2.77)
384 · E · I
berechnet werden, es muss aber für M das tatsächliche Biegemoment nach DIN 18801
für den Durchlaufträger aus Stahl mit gleichmäßig verteilter Streckenlast eingesetzt
werden.
Es ist
l2
ME = q · für das Endfeld,
11
l2
ME = q · für das Innenfeld, (2.78)
16
l2
ME = −q · für die Innenstütze,
16
F = q · l für die Stützkraft einer Innenstütze.
Aus den Gl. 2.77 und 2.78 erhält man nach Einsetzen und Umformen
2,5 · q · l 4
fm = und q · g in N/m
384 · E · I
die Gleichung:
153,6 · E · I · fm
l=4 [m]. (2.79)
q · 9,81
q q
A B C D E
q. p
q. p
q. p
M= 11
M= 16
M= 11
A=q . I B= q . I C= q . I D= q . I E= q . I
2
Abb. 2.79 Stützkräfte und Momentenverlauf für Durchlaufträger mit gleicher Stützweite und
gleicher Streckenlast
182 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Dabei ist fm in m; E in N/m2 und J in m4 und q in kg/m aus den Tab. 2.1 und 2.4
einzusetzen. Mit der Gl. 2.78 und aus M = W · σzul. ergibt sich
9,81 · q · l 2
σvorh. = [N/cm2 ]. (2.80)
16 · W
Mit dieser Gleichung kann der Spannungsanteil, der aus der Stützweite resultiert,
berechnet werden. Dabei ist l in cm und W in cm3 aus Tab. 2.5 einzusetzen.
Beispiel 2.19: Berechnung des Stützenabstandes für eine Fernheizleitung
Aufgabenstellung Eine Fernheizleitung für Heißwasser 160/90 ◦ C, Betriebsdruck
pmax = 20 bar Überdruck, soll auf Stützen im Werksgelände verlegt werden.
Gesucht ist der Stützenabstand, und die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften
ist nachzuweisen.
Gegeben:
Für die Kontrolle zur Einhaltung der Sicherheitsbeiwerte und der 0,2 % Streckgrenze
ist zuerst der Wert der 0,2 % Streckgrenze durch den Sicherheitsbeiwert 1,5 zu divi-
dieren, und danach ist der Teil der Zugspannung, der vom Betriebsdruck verbraucht
wurde, in Abzug zu bringen.
Mit dem verfügbaren Rest kann mit Gl. 2.80 die Kontrolle oder Nachrechnung
vorgenommen werden:
2.5 Biegebeanspruchung von Rohrleitungen durch Eigengewicht und Einbauten 183
N
196
σ0,2% = mm2 = 130,7 N
1,5 mm2
N
10,78 · (923 cm)2 N N
σvorh = cm = 2.584,7 2 = 25,847
16 · 205,12 cm 3 cm mm2
Abb. 2.80 Stützweiten-Aufteilung bezogen auf die Stützweite eines Mittelfeldes Lst
Abschließend soll noch darauf hingewiesen werden, dass bei Beibehaltung etwa
gleicher Biegebelastungen durch Eigengewicht folgende Regeln einzuhalten sind:
Das Endfeld soll 0,8-mal so lang sein wie das Mittelfeld.
Die Auskraglänge bei einer Trassenumlenkung um 90◦ darf nicht länger als 0,4-
mal der Länge des Mittelfeldes sein (s. Abb. 2.80).
Werden U-Bogen-Dehnungsausgleicher eingebaut, dann ist der auskragende Teil
ebenfalls auf einer Stütze zu lagern. Das Gleiche gilt für die Unterstützung von
schweren Armaturen, für die Lasten von senkrechten Rohrsträngen oder für sonstige
Einbauten. Diese Lasten sind so zu lagern, dass keine zusätzlichen Momente auf
das Rohrsystem wirken. Wenn erforderlich, müssen Federaufhängungen mit Hebel-
oder Gewichtsausgleich zum Einbau kommen.
Die Werkstoffkennwerte der Tab. 2.1 bis 2.3 und ihre Zugrundelegung bei den
Festigkeitsberechnungen wurden unter einachsiger Beanspruchung ermittelt (Abb.
2.81):
σp = Proportionalgrenze Bei zunehmender Belastung nimmt danach die Deh-
nung stärker zu als die Spannung.
σ0,2 = 0,2 %-Dehngrenze bei Raumtemperatur ist die auf den Anfangsquerschnitt
bezogene Belastung, bei der die Verformung beginnt.
σ0,2/φ = Warmstreckgrenze ist die Beanspruchung, unter der bei Betriebstemperatur
nach kurzer Belastungsdauer eine plastische Verformung von 0,2 % auftritt.
Die Grenzdehnung von 0,2 % hat sich bis zu Temperaturen von 350 und bis 500 ◦ C,
wenn keine schwellende Belastung vorliegt, also im Bereich I nach DIN 2413 und
im Bereich III, bewährt.
2.6 Festigkeitshypothese für zusammengesetzte Beanspruchung im Rohrleitungsbau 185
400 400
σB
Bruch
300 300 σ
σ 1,0
0,5
Spannung σ
Spannung σ
σ
200 0,2
200
σp
100 100
Abb. 2.81 Spannungs-Dehnungs-Schaubilder mit natürlicher Fließgrenze und mit stetigem Verlauf
Rohrleitungen und Bauteile von Druckbehältern sind jedoch meist einer mehrach-
sigen Beanspruchung ausgesetzt, so dass der Vergleich von der Beanspruchung eines
Bauteils mit dem Festigkeitskennwert aus dem einachsigen Versuch nicht immer
zutreffend ist.
Erst eine Anwendung der Festigkeitshypothese kann aus einem mehrachsigen
Spannungszustand mit den Hauptspannungen σ1 , σ2 und σ3 einen Spannungsver-
gleichswert oder die Vergleichsspannung σV ergeben, die unmittelbar mit dem
Werkstoffkennwert aus der einachsigen Beanspruchung, also mit dem Kennwert
des Werkstoffs verglichen werden kann. Unabhängig von der Anwendung der
Festigkeitshypothese können aber auch gleiche Spannungen, also Zug- oder Druck-
spannungen, die in gleicher Richtung wirken, addiert oder subtrahiert werden, wie
dies z. B. schon in den vorangegangenen Abschnitten gehandhabt wurde.
Es kann also, wenn ein dünnwandiges Rohr nur vom Innendruck und von einem
Biegemoment beansprucht wird, die Zugspannung des Innendrucks, die in Längs-
richtung der Rohrachse wirkt, σx zur Biegespannung, die in derAußenfase des Rohres
σbmax wirkt, addiert werden (s. Abb. 2.82).
Auch die Spannung, die von einem Festpunkt aus als Druckspannung in Längs-
richtung der Rohrleitung wirkt, ist je nach Richtung der Wirkung zur Biegespannung
σmin.b oder σmax.b zu addieren.
Anders verhält es sich bei der Spannung, die vom Innendruck in Umfangsrichtung
des Rohres σyp erzeugt wird. Diese wirkt um 90◦ verdreht, also quer zur Längs-
richtung, und muss vektoriell addiert oder mit der Festigkeitshypothese bewertet
werden.
Die Biegespannung, die aus der Durchbiegung des Rohres durch Eigengewicht
und Dämmungs- oder Inhaltsgewicht in der Mitte der zulässigen Stützweite auftritt,
ist zur Spannung, die vom Betriebsdruck in Umfangsrichtung, also in y-Richtung,
erzeugt wird, hinzu zu addieren.
186 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
min. σ b
Mb
σxp σx maxσ b
σy σ yb
σyp
σxp
σx b
σ xN
σx
d 2R − d2
σui = p · · [N/mm2 ]
20 · si 2R − d − si
d 2R + d2
σua = p · · [N/mm2 ]
20 · sa 2R + d + sa
2.6 Festigkeitshypothese für zusammengesetzte Beanspruchung im Rohrleitungsbau 187
90°
sa
180° 0°
d
s
270°
r R
Man erkennt daraus, dass die Wanddicke auf der Innenseite mit einer etwas höheren
Umfangsspannung belastet ist und deshalb etwas dicker sein sollte.
Die Spannungserhöhung ist gegenüber der im geraden Rohr aber gering, und in
der Regel ist die Wandstärke eines gezogenen Rohrbogens, auch wegen der Stau-
chung innen, immer etwas dicker als auf der Außenseite. Eine Berechnung oder
Nachrechnung ist nur bei sehr hohen Betriebsdrücken erforderlich.
Für Rohrleitungen, die als dünnwandig gelten (da /di < 1,2) kann die Ver-
gleichsspannung mit der Gestaltänderungs-Energiehypothese (GEH) für den ebenen
Spannungszustand berechnet werden:
σV = σx2 + σy2 − σx · σy + 3 · τxy
2 . (2.81)
Die Schubspannungen sind sehr gering und können in der Regel vernachlässigt wer-
den. Es bleiben die Spannung in Längs-, also in x-Richtung, und die Spannungen in
Umfangs- oder y-Richtung
σV = σx2 + σy2 − σx · σy . (2.82)
ist erfüllt.
Bei der Berechnung der Vergleichsspannung wurde nur mit dem ebenen Span-
nungszustand gerechnet.
Wenn größere Verdrehmomente auftreten und wenn Rohre mit dickeren Wan-
dungen zum Einsatz kommen, muss die Vergleichsspannung mit der vollständigen
GE-Hypothese ermittelt werden.
Zulässig ist auch die in den Beispielen vorher angewandte Normalspannungs-
hypothese. Sie lautet σv = σmax und besagt, dass man auch mit der Summe der
Umfangsspannung σy oder mit der Summe von σx rechnen darf, wenn diese die
maximale Spannung ist.
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen 189
Eine Flanschverbindung muss so bemessen werden, dass sie innere und äußere Kräfte
aufnehmen kann, ohne beim Anfahren oder im Betrieb undicht zu werden.
Im Mitteldruckbereich und dem hier beschriebenen Anlagenbau der Versorgungs-
technik werden fast ausschließlich Vorschweißflanschverbindungen mit genormten
Flanschen eingesetzt.
Damit beschränkt sich die richtige Bemessung und Ausführung einer Flansch-
verbindung auf die richtige Auswahl der Druckstufe, also auf die richtige Wahl der
genormten Maße, für den vorliegenden Betriebszustand. In der Regel sind die Be-
triebstemperatur, der Betriebsdruck und das Transportmedium in der Rohrleitung für
die Wahl der richtigen Druckstufe maßgebend.
Genügen die gewählten Abmessungen einer Druckstufe nicht den Anforderungen
und Belastungen, dann muss die nächsthöhere Druckstufe mit entsprechenden Ab-
messungen gewählt werden. Oft genügt es aber auch, einen anderen Werkstoff mit
höheren Festigkeitswerten zu wählen und bei der geringeren Druckstufe PN zu blei-
ben, weil damit preisgünstigere Armaturen zum Einbau kommen können. Dies trifft
aber nur dann zu, wenn auch die Armaturen in dieser Druckstufe für die vorliegenden
Betriebsbedingungen geeignet sind.
Die Tab. 2.15 und 2.16 enthalten die Hauptabmessungen der genormten Vor-
schweißflanschen der Druckstufen PN 6, PN 16, PN 25 und PN 40 und auch die
Maße von Flachdichtungen und Schrauben.
Bei Druckstufe PN 6 sind auch die zulässigen Drücke bei höheren Tempera-
turen für Gussarmaturen GG angegeben, bei Druckstufe PN 16 die zulässigen
Betriebsdrücke bei höheren Temperaturen von Gussarmaturen GGG.
Für die Druckstufen PN 25 und PN 40 sind die möglichen Werkstoffe und
zulässigen Drücke bei höheren Temperaturen in den Tabellen eingetragen.
Die Tab. 2.17, 2.18 und 2.19 enthalten die zulässigen Betriebsdrücke bei der
maximalen Betriebstemperatur und bei der gewählten Druckstufe PN. Nachdem
man anhand der Betriebstemperatur und des Betriebsdrucks die zulässige Druckstufe
festgelegt hat, muss die geeignete Dichtung gewählt werden.
Die eigentliche Abdichtung einer Flanschverbindung erfolgt durch die richtige
ausgewählte Dichtung. Sie muss eine gute Lösbarkeit der Verbindung ermöglichen
und vor allem temperaturbeständig sein. Die Dichtung selbst muss dünn sein, um
keinen großen Innendruck auf der zylindrischen Innenfläche aufnehmen zu müssen.
Bei jeder Dichtung muss eine hohe Dichtheit bei kleinstem Anpressdruck erzielt
werden.
Die Auswahl der Dichtungsart und des Dichtungswerkstoffs ist von dem Förder-
medium, von der Betriebstemperatur und vom Betriebsdruck oder der Druckstufe
PN der Flanschverbindung abhängig.
190
Tab. 2.15 Hauptabmessungen von Vorschweißflanschen DIN 2631 und 2633, Schrauben und Dichtungen
PN 6a PN 16b
Nenndurchmesser der Rohre Schrauben und Schraubenlöcher Maße der Dichtungen Schrauben und Schraubenlöcher Maße der
Dichtungen
DN Flanschen- Lochkreis- Schrauben- Maße der Anzahl der Stärke Flanschen- Lochkreis- Schrauben- Maße der Anzahl der Stärke
Ø: D Ø: K loch-Ø Schrauben Schrauben 2 mm Ø: D Ø: K loch-Ø Schrauben Schrauben 2 mm
10 75 50 11 10 × 35 4 38 × 18 90 60 14 12 × 45 4 45 × 18
15 80 55 11 10 × 35 4 43 × 22 95 65 14 12 × 45 4 50 × 22
20 90 65 11 10 × 40 4 53 × 28 105 75 14 12 × 50 4 60 × 28
25 100 75 11 10 × 40 4 63 × 35 115 85 14 12 × 50 4 70 × 35
32 120 90 14 12 × 45 4 75 × 43 140 100 18 16 × 55 4 82 × 43
40 130 100 14 12 × 45 4 85 × 49 150 110 18 16 × 55 4 92 × 49
50 140 110 14 12 × 45 4 95 × 61 165 125 18 16 × 55 4 107 × 61
65 160 130 14 12 × 45 4 115 × 77 185 145 18 16 × 55 4 127 × 77
80 190 150 18 16 × 50 4 132 × 90 200 160 18 16 × 60 8 142 × 90
100 210 170 18 16 × 50 4 152 × 115 220 180 18 16 × 60 8 162 × 115
125 240 200 18 16 × 55 8 182 × 141 250 210 18 16 × 65 8 192 × 141
150 265 225 18 16 × 55 8 207 × 169 285 240 22 20 × 70 8 218 × 169
175 295 255 18 16 × 60 8 237 × 195 315 270 22 20 × 70 8 248 × 195
200 320 280 18 16 × 60 8 262 × 220 340 295 22 20 × 70 12 273 × 220
250 375 335 18 16 × 65 12 318 × 274 405 355 26 24 × 75 12 328 × 274
300 440 395 22 20 × 65 12 373 × 325 460 410 26 24 × 80 12 385 × 325
350 490 445 22 20 × 65 12 423 × 368 520 470 26 24 × 90 16 445 × 368
a
Zulässige Betriebsüberdrücke DIN 2401/ Bl. 2 für Armaturen: max. Druck bis 120 ◦ C = 6 bar, max. Druck bis 200 ◦ C = 5 bar, max. Druck bis 300 ◦ C = 3,6 bar
b
Zulässige Betriebsüberdrücke DIN 2401/Bl. 1 für Armaturen: max. Druck bis 120 ◦ C = 16 ba, max. Druck bis 200 ◦ C = 14 bar, max. Druck bis 300 ◦ C = 11 bar
2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Tab. 2.16 Hauptabmessungen von Vorschweißflanschen DIN 2634 und 2635, Schrauben und Dichtungen
PN 25a PN 40b
Nenndurchmesser der Rohre Schrauben und Schraubenlöcher Maße der Dichtungen Schrauben und Schraubenlöcher Maße der
Dichtungen
DN Flanschen- Lochkreis- Schrauben- Maße der Anzahl der Stärke Flanschen- Lochkreis- Schrauben- Maße der Anzahl der Stärke
Ø: D Ø: K loch-Ø Schrauben Schrauben 2 mm Ø: D Ø: K loch-Ø Schrauben Schrauben 2 mm
10 90 60 14 12 × 50 4 45 × 18 90 60 14 12 × 50 4 45 × 18
15 95 65 14 12 × 50 4 50 × 22 95 65 14 12 × 50 4 50 × 22
20 105 75 14 12 × 55 4 60 × 28 105 75 14 12 × 55 4 60 × 28
25 115 85 14 12 × 55 4 70 × 35 115 85 14 12 × 55 4 70 × 35
32 140 100 18 16 × 55 4 82 × 43 140 100 18 16 × 55 4 82 × 43
40 150 110 18 16 × 55 4 82 × 43 140 100 18 16 × 55 4 82 × 43
50 165 125 18 16 × 60 4 107 × 61 165 125 18 16 × 60 4 107 × 61
65 185 145 18 16 × 65 8 127 × 77 185 145 18 16 × 65 8 127 × 77
80 200 160 18 16 × 70 8 142 × 90 200 160 18 16 × 70 8 142 × 90
100 235 190 22 20 × 70 8 168 × 115 235 190 22 20 × 70 8 168 × 115
125 270 220 26 24 × 75 8 195 × 141 270 220 26 24 × 75 8 195 × 141
150 300 250 26 24 × 80 8 225 × 169 300 250 26 24 × 80 8 225 × 169
175 330 280 26 24 × 80 12 255 × 195 350 295 30 27 × 90 12 267 × 195
200 360 310 26 24 × 90 12 285 × 220 375 320 30 27 × 100 12 292 × 220
250 425 370 30 27 90 12 342 274 450 385 33 30 110 12 353 274
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen
× × × ×
300 485 430 30 27 × 110 16 402 × 325 515 450 33 30 × 120 16 418 × 325
350 555 490 33 30 × 110 16 458 × 368 580 510 36 33 × 130 16 475 × 368
a
Zulässige Betriebsüberdrücke DIN 2401 für Armaturen. Werkstoff: GS-C 25 (Stahlguss), C 22 N (Schmiedestahl), max. Druck bis 120 ◦ C = 25 bar, max.
Druck bis 300 ◦ C = 17 bar, max. Druck bis 400 ◦ C = 13 bar. Werkstoff: GS-22 Mo 4/15 Mo 3, max. Druck bis 250 ◦ C = 25 bar, max. Druck bis 450 ◦ C = 17 bar.
Werkstoff: GS-17 CrMo 55/13 Mo 44, max. Druck bis 250 ◦ C = 25 bar, max. Druck bis 450 ◦ C = 17 bar
b
Zulässige Betriebsüberdrücke DIN 2401 für Armaturen. Werkstoff: GS-C 25 (Stahlguss), C 22 N (Schmiedestahl), max. Druck bis 120 ◦ C = 40 bar, max.
Druck bis 300 ◦ C = 28 bar, max. Druck bis 400 ◦ C = 21 bar. Werkstoff: GS-22 Mo 4/15 Mo 3, max. Druck bis 250 ◦ C = 40 bar, max. Druck bis 450 ◦ C = 28 bar.
Werkstoff: GS-17 CrMo 55/13 Mo 44, max. Druck bis 300 ◦ C = 40 bar, max. Druck
191
192 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Tab. 2.17 Zulässige Drücke von Flanschen und Flanschverbindungen aus unlegiertem Stahl
Werkstoff Nenndruck Zulässiger Innendruck in bar bei Berechnungstemperatur Zul.
für Prüfdruck
Flansch Schraube/ PN Bis 100 ◦ C 150 ◦ C 200 ◦ C 250 ◦ C 300 ◦ C
Mutter 50 ◦ C
RSt 37-2 5.6/5 6 6 6 5,4 4,8 4,4 4 11
x x 10 10 10 9 8 7,3 6,5 15
x x 16 16 16 14 12 11 10 21
x x 25 25 25 22 20 18 16 33
x x 40 40 40 36 32 29 26 52
C 22.8 Ck 35/Ck 35 63 63 63 62 58 54 50 80
x x 100 100 100 96 91 84 78 125
x x 160 160 144 134 124 114 106 200
x x 250 250 224 208 193 178 165 320
x x 320 320 287 267 247 228 211 400
x x 400 400 358 334 309 286 264 500
Tab. 2.19 Zulässige Betriebsssdrücke p in bar für Flansche aus Stahl 13 CrMo44
DN ◦ C 20 200 250 300 350 400 450 500 525 550
25 32 30 29 28 26 23 21 18 12 5
40 52 49 47 45 45 38 35 30 19 9
64 84 78 75 72 72 61 55 48 31 15
100 131 122 118 103 103 95 86 75 49 23
160 210 196 189 181 181 152 138 120 78 37
250 329 306 295 284 284 238 215 187 123 58
320 421 392 378 363 363 314 276 240 157 75
400 527 490 472 354 454 382 345 300 196 94
2
d1
d2
– für Heißwasser und organische Wärmeträger über 250 ◦ C und bei Druckstufen
höher PN 64: kammprofilierte Dichtungen oder gewellte Stahlblechdichtungen
– für HD-Dampfleitungen mit Temperaturen von bis zu 400 ◦ C und PN 64:
gewellte Stahlblechdichtungen oder auch kammprofilierte Dichtungen
– für HD-Dampfleitungen mit Temperaturen über 400 ◦ C und Betriebsdrücken
über 50 bar: Linsendichtungen und Membranschweißdichtungen
Weitere Informationen über die Eigenschaften der Dichtungsarten und Kennwerte
für die Auswahl enthalten die Kataloge der Hersteller.
Die Abb. 2.84 bis 2.92 zeigen je eine Einbauskizze und Maßtabellen von den im
Mitteldruckbereich am meisten eingesetzten Dichtungsarten.
Tabelle 2.20 beinhaltet ebenfalls Einbauskizzen und die Berechnungskennwerte
von Dichtungen als Auszug des AD-Merkblatts B7. Die Kennwerte aus Tab. 2.20
und die Maße aus den Tab. 2.21, 2.22 und 2.23 werden für die Nachrechnung von
Flanschverbindungen benötigt.
Die von den Herstellern angegebenen Temperaturgrenzen sind vom Medium
und vom Betriebsdruck sowie von der zulässigen Flächenpressung der Dichtung
abhängig. Ob eine Dichtung einwandfrei funktioniert und für die ausgewählten Be-
triebsbedingungen geeignet ist, sollte im Zweifelsfall mit dem Hersteller abgestimmt
werden. Grundsätzlich sollten beim Einbau von Weich-Flachdichtungen folgende
Punkte beachtet werden:
1. Die Weichdichtung muss in völlig trockenem Zustand eingebaut werden und sollte
deshalb in trockener Umgebung gelagert werden.
2. Die Konstruktion darf keine hohen Wärmeausdehnungen auf die Dichtung
übertragen.
3. Die notwendige Flächenpressung muss bei Normaltemperatur aufgebracht wer-
den und darf den Mindestwert über den gesamten Temperaturbereich nicht
unterschreiten.
Von erheblichem Einfluss sind z. B. die Beschaffenheit der Einbaustelle (glatte Flan-
sche, Flansche mit Vor- und Rücksprung oder mit Nut und Feder), die im Einbau und
im Betriebszustand vorhandene Flächenpressung, die Güte der Dichtflächen und die
Art des abzudichtenden Mediums.
Bei Dichtungen mit großen Abmessungen, in geschliffener Ausführung oder in
Stärken über 3 mm können sich die angegebenen Druckgrenzen verringern.
194
Tab. 2.20 Dichtungskennwerte für die Berechnung von Flanschverbindungen, Auszug aus AD-Merkblatt B7, Ausgabe 86
Dichtungsart Benennung Werkstoff Kennwerte
Für Flüssigkeiten Für Gase und
Dämpfe
k0 (mm) k0 · K D k1 (mm) k0 (mm) k0 · KD k1 (mm)
(N/mm) (N/mm)
Weichstoffdichtung Flachdichtung nach DIN Dichtungspappe – 20 bD bD – – –
2690 bis 2692 getränkt
Gummi – bD 0,5 bD – 2 bD 0,5 bD
PTFE – 20 bD 1,1 bD – 25 bD 1,1 bD
Lt – 15 bD bD – 200 bD 1,3 bD
Lt-ummantelt – 12 bD 0,8 bD – 12 bD 0,8 bD
Metall- Spiral-Asbest-Dichtung Unlegierter Stahl – 15 bD bD – 50 bD 1,3 bD
Weichstoffdichtung
Welldichtring Al – 8 bD 0,6 bD – 30 bD 0,6 bD
Cu, Ms – 9 bD 0,6 bD – 35 bD 0,7 bD
weicher Stahl – 10 bD 0,6 bD – 45 bD bD
Blechummantelte Dichtung Al – 10 bD bD – 50 bD 1,4 bD
Cu, Ms – 20 bD bD – 60 bD 1,6 bD
weicher Stahl – 40 bD bD – 70 bD 1,8 bD
Kammprofildichtung nach – 0,4 × 1/x – 9 + 0,2 x 0,5 × 1/x − 9 + 0,2 x
DIN 2697
Membranschweißdichtung – 0 – 0 0 – 0
nach DIN 2695
Rundschnurdichtung Gummi und gum- 0 – 0 0 – 0
miähnliche
Kunststoffe
2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen 195
Bei gekammerten Dichtungen (Nut und Feder, Vor- und Rücksprung) sowie
kleinen Abmessungen sind unter günstigen Einbaubedingungen auch höhere Innen-
drücke möglich. Im Zweifelsfall empfiehlt sich eine Rückfrage beim Lieferanten.
Damit die Dichtungen mit der notwendigen Flächenpressung über alle Betriebs-
zustände dicht sind, sind auch die richtige Wahl der Schrauben und die richtige
Verschraubung mit dem notwendigen Anzugsmoment von großem Einfluss. Die
Schrauben der Flanschverbindung erzeugen die notwendige Dichtkraft, deren Größe
von der Art der verwendeten Dichtung und vom Betriebsdruck abhängig ist.
Schrauben müssen immer gleichmäßig angezogen werden. Sie werden nach und
nach beim Anziehen gewechselt, so dass immer die gegenüberliegende Schraube an
nächster Stelle folgt. Ungleiches Anziehen oder äußere Momente, z. B. durch Auf-
bringen einer Vorspannung auf Dehnungsausgleicher, und Temperaturunterschiede
196 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
y 0,1
v
0,3
0,75
Figur 1 4
Figur 2 2
90° Figur 3 0,5
1,5
d1
d2
d3
Figur 1
Figur 2
Figur 3
Figur 4
d1
d2
d3
d4
beim Anfahren können zur Überlastung von einzelnen Schrauben führen. Die Ge-
samtbeanspruchung einer Schraube darf nicht so hoch werden, dass eine Dehnung
der Schraube entsteht. Dies hätte ein Nachlassen der Schraubenkraft und ein Un-
dichtwerden der Flanschverbindung zur Folge. Tabelle 2.24 zeigt die bei mittleren
Betriebsdrücken in Flanschverbindungen üblicherweise verwendeten Schrauben und
Muttern (Abb. 2.87).
Trägt man die Federwege der verspannten Bauteile (Flanschblatt, Schraube und
Mutter, Dichtung und Dichtflächen) bei Berücksichtigung der tatsächlichen Tempe-
ratur in ein Kraft-Weg-Diagramm ein, dann erhält man das Verspannungsschaubild
wie in Abb. 2.88 dargestellt.
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen 197
Tab. 2.24 Übersicht über die bei Rohrleitungs-Flanschverbindungen verwendeten Schrauben und
Muttern
Verwendung Form der Bestellung nach DIN Bemerkung oder
Schrauben Kennzeichnung
Nenndruck Temperaturbereich – – –
der Schrauben
Bis PN = 40 Bis 300 ◦ C – (rohe) Sechskantschrauben –
DIN 601
– – – (rohe) Sechskantschrauben 0,8 d hoch
DIN 555
– Von 300 bis 400 ◦ C – Schraubenbolzen DIN 2509 Zylindrischer
Ansatz mit einem
Schlitz
– Bis 300 ◦ C – Halbblanke Sechskantmut- 0,8 d hoch
tern DIN 554 oder DIN
934
a b
Fmax ist die Kraft, die von den Schrauben unter Betriebsbedingung aufzubringen
oder auszuhalten ist.
FF ist die nötige Mindestkraft, mit der die Flanschen zur Sicherung unter allen Be-
triebsbedingungen zusammengepresst werden müssen, damit die Abdichtung
gegeben bleibt.
FB ist die Kraft, die dem Betriebsdruck entspricht.
Fdiff ist die verbleibende Elastizität über der Vorspannungskraft FV .
Kraft
DIFF
Kraft
DIFF
FB
F
Zeit
Fmax
max
F B
F
DIFF
FB
Fv
F
F
F
FF
δ Zeit δ δF
S δ δF
a b c
Abb. 2.88 Verspannungsschaubilder bei gleicher von Null bis FB ansteigender Betriebskraft,
a ohne Vorspannung, b mit Vorspannung Fv, c mit Vorspannung und Dehnschrauben
p · π · di2
FRB = , (2.84)
4
das ist die im Rohr wirkende Längskraft
p · π · dD2 − di2
FF B = , (2.85)
4
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen 199
das ist die Ringflächenkraft, weil der Betriebsdruck bis zur Dichtungsmitte wirkt.
FDB = p · π · dD · SD · k1 . (2.86)
Die Flanschverbindung bleibt bei wiederholtem An- und Abfahren nur dicht, wenn
bei Weichdichtungen die Schrauben nach dem ersten Anfahren nachgezogen werden.
Außerdem muss die auf die Dichtung im Betrieb aufgebrachte Kraft FDV ≤ FSB sein.
Wird die zulässige Belastung der Dichtung überschritten, muss ein anderer ge-
eigneter Dichtungswerkstoff gewählt werden. Die Dichtungskennwerte sind aus
Tab. 2.20 zu entnehmen.
Festigkeitswerte für die Berechnung des Schraubendurchmessers zeigt Tab. 2.25.
Der erforderliche Gewindedurchmesser für den Betriebszustand dk einer starren
Schraube bzw. der erforderliche Schaftdurchmesser ds einer Dehnschraube errechnet
sich aus:
FSB
dk = dS = Z · + C5 (2.88)
K ·n
für den Prüfzustand
FSP
dS = Z · (2.89)
K20 · n
Tab. 2.25 Festigkeitswerte und Bezeichnung fertiger Schrauben und Muttern nach DIN 267 (Okt. 1967), Spannungen mit Faktor 10 von kp/mm2 umgerechnet
Festigkeitsklasse der Schraube Neu 3.6 4.6 4.8 5.6 5.8 6.6 6.8 6.9 8.8 10.9 12.9 14.9
Bisher 4A 4D 4S 5D 5S 6D 6S 6G 8G 10K 12K
Mindestzugfestigkeit σB (N/mm2 ) 340 400 400 500 500 600 600 600 800 1000 1200 1400
Mindeststreckgrenze σS (N/mm2 ) 200 240 320 300 400 360 480
0,2 %-Dehngrenze σ0,2 (N/mm2 ) 540 640 900 1080 1260
Bruchdehnung δ5 (%) 25 25 14 20 10 16 8 12 12 9 8 7
Festigkeitsklasse der Mutter (m ≥ 0,6 d) – 4 4 4 5 5 6 6 6 8 10 12 14
Prüfspannung σZL (N/mm2 ) 400 400 400 500 500 600 600 600 800 1000 1200 1400
2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen 201
da = 300 mm
dD = 187 mm
di = 150 mm
k = dt = 250 mm
b = hF = 28 mm
d2 = dL = 30 mm
aD = 113 mm
n = 8 Schrauben
Als Dichtung wird eine Flachdichtung der Fa. Klinger aus SIL–C–4400 gewählt mit
den Eigenschaften wie in Tab. 2.27 beschrieben.
202 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Maße nach Abb. 2.84 und Tab. 2.20, d1 = 169 mm, d2 = 225 mm
bd = 28 mm und k1 = bd , K0 · KD = 25 bD
Berechnung der Schraubenkraft:
FRB nach Gl. 2.83
kg
30 · π · (15 cm)2
FRB = cm2 = 5.299 kg = 52.000 N
4
FFB nach Gl. 2.84
kg
30 · π · ((18,7 cm)2 − (15 cm)2 )
FFB = cm2 = 2.936 kg = 28.878 N
4
FDB nach Gl. 2.85
kg
FDB = 30 · π · 18,7 cm · 1, 2 · 2,8 = 5.918 kg = 58.000 N
cm2
FSB = 52.000 + 28.878 + 58.000 = N
N 28 mm
FDV = π · 187 mm · 25 2
· = 205.513 N
mm 2
mit der Flächenpressung aus Tab. 2.23 und wie vom Hersteller in Tab. 2.27 genannt.
Weil FDV > FSB kann FDV für Weichdichtungen berechnet und zugrunde gelegt
werden (KDK1 = 25 bD ):
F DV = 0,2 · FDV + 0,8 · FSB · FDV
F DV = 0,2 · 205.513 + 0,8 · 168.942 = 176.256 N
Berechnung des Schaftdurchmessers einer Schraube nach Gl. 2.87 ergibt 18 mm für
4D, St. 37 Schraubenstahl
138.878
dk = 1,75 · = 14,9 mm + 3 mm(C5 )
240 · 8
4·S 4 · 1,8
mit Z = = = 1,75.
π ·ϕ π · 0,75
Berechnung des Schaftdurchmessers einer Schraube für den Einbauzustand nach Gl.
2.89 mit
4 · 1,3
Z= = 1,5
π · 0,75
205.513
dk = 1,5 · = 15,5 mm + 3 mm(C5 )
240 · 8
ergibt dk = 18,5 mm für 4D, St. 35 als Schraubenwerkstoff.
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen 203
Ein Verteiler besteht immer aus dem Hauptverteilerrohr mit ein oder zwei Zuleitun-
gen und den vom Verteiler abgehenden Versorgungsleitungen. Dampfverteiler erhal-
ten zusätzlich einen Entwässerungsstutzen und Heißwasserverteiler oder Verteiler
für organische Wärmeträger einen Entleerungsstutzen.
Verteiler werden auf zwei Konsolen oder auf zwei Fußstützen montiert. Damit der
Verteiler sich beim Aufheizen ungehindert ausdehnen kann, muss ein Verteilerfuß
mit einer Gleitfläche ausgeführt werden.
Das Hauptverteilerrohr sollte mindestens eine Dimension größer sein als die Zu-
leitung (bei einer Einspeisung). Wenn zwei Zuleitungen ausgeführt werden, dann
muss der Querschnitt des Hauptverteilerrohrs etwa 20 % größer sein als die Summe
der Querschnitte der Zuleitungen. Die Höhe der Anschlussstutzen der Abgangslei-
tungen ist vom DN der Leitungen und der Bauart der Absperrarmaturen abhängig,
wenn alle Spindeln oder die Mitte aller Handräder auf gleicher Höhe angeordnet sein
204 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
sollen. Das erfordert, dass der Verteiler erst konstruiert werden kann, wenn folgende
Ausführungen festgelegt sind:
• Die Reihenfolge der Anordnung aller Abgangsstutzen muss festliegen. Das heißt,
die Grundrisspläne für die Rohrtrasse und das Schaltschema müssen endgültig
fertiggestellt sein.
• Es muss entschieden sein, welche Absperrarmaturen zum Einbau kommen und
ob über den Armaturen noch Pumpen oder Regler eingebaut werden sollen. Denn
von Armaturen ist die Stutzenhöhe und von eventuell breiteren Einbauten der
Abstand der Stutzen zueinander abhängig. Der Stutzenabstand ist so zu wählen,
dass, nachdem die Armatur gegen Wärmeverluste gedämmt wurde, noch zwischen
den Armaturen oder Einbauten an der engsten Stelle ein Mindestabstand von 3
bis 5 cm vorhanden ist.
• Der maximale Betriebsdruck und die maximale Betriebstemperatur müssen
festgelegt sein, so dass die Druckstufe als PN für Flanschen und Armaturen
feststeht.
Abbildung 2.90 zeigt einen Dampfverteiler mit Absperrventilen, Kondensat- und
Manometerstutzen, Abb. 2.91 einen Heißwasserverteiler mit Absperrventilen,
Entleerungs-, Manometer- und Thermometerstutzen.
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen 205
Der Abstand der Unterstützungsfüße ist vom Gewicht der auf dem Verteiler ru-
henden Rohrleitungen und Armaturen und der zulässigen Durchbiegung abhängig.
Es handelt sich also um einen Träger auf zwei Stützen mit Streckenlast und Einzel-
lasten mit Kragarmen. Wenn auch die Einzellasten etwa gleichmäßig verteilt sind,
kann der Abstand der Füße mit 0,4 × Lges. ausgeführt werden.
Abbildung 2.92 zeigt, wie der Abstand zwischen den Abgangsstutzen und der
Stutzenlänge von den zum Einbau kommenden Armaturen, von der Dicke der
Wärmedämmung und von den Wärmedämmkappen der Armaturen abhängig ist.
Das Verteilerrohr wird wie jedes andere Rohr durch Innendruck beansprucht. Für die
Berechnung der Wandstärke gelten die Gl. 2.70 und 2.71.
Die größte Spannung verursacht die Umfangsspannung, Gl. 2.70 ergibt die größte
Wandstärke s.
Da der Verteiler durch die Ausschnitte für die Eingangs- und Abgangsstutzen ge-
schwächt wird, muss die errechnete Wandstärke durch einen Verschwächungsbeiwert
VA korrigiert werden. Wenn die Ausschnitte sehr dicht beieinander liegen, muss noch
ein weiterer Korrekturfaktor für die Längsschwächung VL berücksichtigt werden.
206 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
A Achtung auf
Hebelmasß
Klappenhöhe
Hebellänge
Flansch Durchmesser
Isolierstärke
Hebellänge
L ges.
Bei Verteilern mit Armaturen und Flanschen ist aber der Abstand ausreichend
groß, so dass nur der Verschwächungsbeiwert von dem größten Anschlussstutzen zu
berücksichtigen ist. Abbildung 2.93 zeigt die Anschlussabzweige mit Aushalsung.
Der Verschwächungsbeiwert VA ist Abb. 2.94 zu entnehmen.
Die Wandstärke des Endbodens am Verteiler berechnet sich nach Gl. 2.71, weil
an der Schweißnaht die Längsspannung des Innendrucks zum Tragen kommt. Sie
kann daher auch immer schwächer sein als die des Verteilerrohres. Die verschiedenen
Ausführungen zeigt Abb. 2.95. Üblich ist die Ausführung mit dem Klöpperboden.
Beispiel 2.22: Nachrechnung der Wandstärke für einen Heißwasserverteiler
Aufgabenstellung Für einen Heißwasserverteiler DN 200 mit einem Zulaufan-
schlussstutzen DN 150 und mehrerenAbgangsanschlussstutzen DN 100 bis DN 50 ist
zu prüfen, ob die Normalwandstärke des Verteilerrohres (207,3 × 5,9) ausreichend
ist.
Die Wandstärke des Klöpperbodens ist zu berechnen.
2.7 Flanschverbindungen und Verteiler mit Flanschverbindungen 207
°
10
Rohr Klöpperboden
mit K 185
S = 1,5 = 123,3 nach Tab. 2.12 und S = 1,5
mit
da = 219,1 mm
s = 5,9 mm
di = 100 mm
s1 = 3,6 mm
Di = 207,3 mm
s1 /s = 3,6/5,9 = 0,61
di /((Di + s) · s)0,5 = 2,82
VA = 0,5 aus Abb. 2.94 mit s1 /s = 3,6/5,9 = 0,61 und di /((Di + s) · s)0,5
= 2,82
219,1 · 20
serf. = + 1,2 = 4,26 mm.
20 · (123 + 20) · 0,5
Die Normalwandstärke ist gerade noch ausreichend. Das Verteilerrohr kann mit
der Normalrohrwandstärke bestellt und ausgeführt werden. Die Wandstärke für den
Klöpperboden berechnet sich nach Gl. 2.71 zu:
219,1 · 20
S= + 1,2 = 1,97 mm.
40 · (123 + 20)
Der Klöpperboden könnte mit einer Wandstärke von 2 bis 3 mm ausgeführt werden.
Dabei würden aber höhere Bearbeitungskosten anfallen, weil an den Schweißnähten
das Sammelrohr vorbereitet werden müsste. In der Praxis wird aus Kostengrün-
den der Klöpperboden mit der gleichen Wandstärke ausgeführt (s. Abb. 2.95 und
2.96).
2.8 Armaturen und direktwirkende Regel- und Sicherheitsarmaturen 209
In den Druckstufen PN 6 bis 25 ist eine Vielzahl von Werkstoffen und Verbindungsar-
ten zwischen Rohr und Armatur möglich. Die Verwendung der zulässigen Werkstoffe
ist je nach Anlagenart und Druck- und Temperaturbereich durch verschiedene
Regelwerke festgelegt.
Tabelle 2.28 enthält die Einsatzmöglichkeiten von Gussarmaturen aus GG und
zähen GGG nach den geltenden Regelwerken und DIN-Vorschriften.
In Abb. 2.97 sind die Druckstufen und Temperaturbereiche von Armaturen aus
GG, GGG und Gussstahl GS-C25N in Diagrammform dargestellt.
Abbildung 2.98 enthält die Druckstufen und Einsatzbereiche in Abhängigkeit von
der maximalen Betriebstemperatur für warmfesten Stahlguss bzw. Edelstahlguss.
Armaturen mit Gewindeanschlüssen und aus den Werkstoffen Rotguss, Messing
und Bronze sind im Allgemeinen nur bis zu einer Temperatur von 120 ◦ C zulässig.
Sonderarmaturen der Fa. Pruss mit Schweißenden stellen hier eine Ausnahme dar.
Weitere Hinweise zu den Einsatzbereichen und zum Einbau der verschiedenen Ar-
maturen werden nachstehend bei der Beschreibung der einzelnen Armaturengruppen
gegeben.
In der Heizungstechnik waren viele Jahre als Absperrarmaturen der Schieber aus
GG als Flanschschieber und der Schieber aus Rotguss als Muffenschieber bevorzugt.
Später folgte das DIN-Ventil als Geradsitz- oder Schrägsitzflanscharmatur (s. Abb.
2.99).
Es zeigte sich aber im Laufe der letzten Jahre, dass vor allem bei Ventilen mit grö-
ßeren Durchmessern > DN 65 nach einer gewissen Betriebszeit die Dichtigkeit nicht
mehr herzustellen war und sich die Flanschventile DN 100 und größer festgefressen
hatten und sich nur schwer betätigen ließen.
Heute werden im PN-Bereich von 6 bis 16 überwiegend Stellklappen, Klappen-
schieber (Abb. 2.100) oder Kugelhähne (Abb. 2.101) eingesetzt. In den Druckstufen
PN 25 und 40 werden weiterhin Flanschventile aus Stahlguss, das sogenannte
Panzerventil (Abb. 2.102, 2.103), oder Stahlgussschieber (Abb. 2.104) eingebaut.
In Fernheiznetzen kommen bei größeren Durchmessern Stahlflexikeilschieber
und Kükenhähne (Abb. 2.105) oder Kugelhähne zum Einbau.
Im Kraftwerksbau werden bei sehr hohen Betriebsdrücken Einschweißschieber
mit verschleißfesten Dichtflächen eingesetzt. Bei undicht gewordenen Schiebern
oder Ventilen kann die Dichtfläche nach dem Ausbau des Oberteils nachgeschliffen
210
Tab. 2.28 Werkstoffkennwerte für Kupferlegierungen. (Entnommen aus dem Katalog der Fa. Kemper)
Legierungsgruppe Rotguss Guss-Zinnbronzen Guss-Messing
Din Kurzzeichen G-Cu Sn 4 Zn G-Cu Sn 5 Zn G-Cu Sn 10 G-Cu Sn 4 Zn G-Cu Zn 33 Pb
(Rg 4) (Rg 5) (G SnBz 10) (G SnBz 12) (G Ms 64)
Werkstoffnummer 2.1096.01 2.1050.01 2.1052.01 2.0290.01
DIN-Nr. – 1705 1705 1705 1709
Richtlinien für die Verwendung Legierung für hart Legierung für druck- Legierung für säure- Speziallegierung Legierung für ga-
zu lötende Arma- dichte Armaturen- und seewasserbe- für höchstbeanspruchte rantiert neutrale
turenteile teile ständige Armatu- Armaturen Wasserqualitäten
ren
Festigkeitseigenschaften garantierte Mindestwerte
Streckgrenze 70 90 130 140 70
Zugfestigkeit 200 240 270 260 180
Dehnung 25 18 18 12 12
Brinellhärte HB 10 kg/mm2 50 60 70 80 45
Chem. Zusammensetzung
Kupfer Cu 94 85 90 88 64
Zinn Sn 4 5 10 12 –
Zink Zn 2 5 – – 34
Blei Pb – 5 – – 2
Beständigkeit Beständig gegen ag- Beständig gegen aggressives Wasser, leichte Laugen und Säuren Nicht beständig
gressives Wasser, sowie Seewasser gegen aggressives
leichte Laugen Wasser etc.
und Säuren
2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
2.8 Armaturen und direktwirkende Regel- und Sicherheitsarmaturen 211
Abb. 2.99 DIN-Ventile und Schieber, die vorwiegend im Heizungsbau in den Druckstufen PN 6
bis PN 10 eingesetzt wurden
2.8 Armaturen und direktwirkende Regel- und Sicherheitsarmaturen 213
Abb. 2.100 Schieberventile und Stellklappen wie sie heute im Heizungsbau eingebaut werden
Abbildung 2.107 zeigt ein Membranabsperrventil für aggressive Medien und für
geringe Temperaturen.
Membranabsperrventile sind aus Kunststoffen, aus Edelstahl oder auch mit einem
Guss- und innen gummiertem Gussgehäuse lieferbar.
Auf weitere Ausführungen und Angaben zur zweckmäßigen Auswahl wird hier
verzichtet, weil es dafür sehr ausführliche Beschreibungen in den Firmenkatalogen
gibt.
214 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Abb. 2.103 Stahlguss-Panzerventil mit Membranfaltenbalg, auch für Gase nach TA-Luft einsetzbar
Abb. 2.106 Hochdruckabsperrventile aus Schmiedestahl zum Einschweißen für hohe Temperaturen
und Betriebsdrücke
2.8 Armaturen und direktwirkende Regel- und Sicherheitsarmaturen 217
b
g
a
f
e
d
Mengen oder Differenzdrücken im Einsatz. Sie sind zuverlässig und daher auch
als Sicherheitseinrichtungen zugelassen.
Nachfolgend werden hier nur wenige beispielhafte Regler ausgewählt und ihre
Funktion und Einsatzmöglichkeiten erläutert.
2.8.5.1 Sicherheitstemperaturregler
Abb. 2.115 Stetige P-Regler der IWKA für Heißwasser, Thermo-Öle und Wasserdampf bis 300 ◦ C
Zwischenstück mit Kühlrippen mitgeliefert. Durch diese Teile wird eine unzuläs-
sig hohe Temperatur vom Membranantrieb ferngehalten. Von DN 150 bis DN 250
wird ab 140 bis maximal 300 ◦ C eine Gehäuseverlängerung benötigt, damit die
Entlastungsrollmembrane geschützt wird (Abb. 2.117).
Abbildung 2.116 zeigt die Einsatzmöglichkeiten in einem Fernheiznetz zur Um-
formung von Dampf zu Warmwasser und für den Druckstufenbetrieb in einem
Industrie-Dampfnetz.
2.8 Armaturen und direktwirkende Regel- und Sicherheitsarmaturen 225
2.8.5.3 Differenzdruckregler
Von der Fa. Albert-Lob-Maschinenfabrik wird schon seit einigen Jahrzehnten ein
zuverlässig und genau arbeitender Druckregler gebaut.
226 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Er ist für alle Betriebsstoffe wie Wasserdampf, Druckluft, Gase, Heißwasser und
Thermo-Öle als Druckminderer, Überstromventil und Abdampfregler und in allen
Leistungs-, Temperatur- und Druckbereichen einsetzbar.
Abbildung 2.119 zeigt den Kolbenregler im Grundaufbau.
Der Allo-Druckregler arbeitet mit Kolbensteuerung, d. h., der zu regelnde Druck
(gleichgültig ob Vordruck, Hinterdruck, Brüdendruck usw.) wird unter einen Kol-
ben geleitet, auf dessen entgegengesetzter Seite der atmosphärische Druck ruht. Der
Kolben wird durch ein Belastungsgewicht, das dem Steuerdruck (Sollwert) mal der
2.8 Armaturen und direktwirkende Regel- und Sicherheitsarmaturen 227
I I
P T
Treibdampfventil
Kühlwasser
Abb. 2.121 Allo- Druckminder- und Kühlstation mit elektrischem Ventilantrieb und digitalen
Regelgeräten
Diese Reduzier- und Kühlstation ist auch für sehr hohe Betriebsdrücke und hohe
Temperaturen einsetzbar. Die zuletzt genannten Regler arbeiten aber mit Hilfsenergie
und sind keine direkt wirkenden Regelarmaturen.
230 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Der früher übliche Kondenstopf (Abb. 2.123) mit Handentlüftungsventil und Anlüft-
hebel für den Schwimmer wurde mittlerweile durch drei verschiedene Funktionsarten
von Kondensatableitern ersetzt.
Es handelt sich dabei um folgende Ausführungen:
a) thermodynamischer Kondensatableiter
Der thermodynamische Kondensatableiter funktioniert folgendermaßen (s. Abb.
2.124):
1. Über den Einlasskanal strömt Kondensat ein, hebt den Ventilteller A vom
ringförmigen Ventilsitz C ab und fließt über die Auslasskanäle B fort.
erfolgt verzögerungsfrei, unabhängig von der Temperatur und von der Unterkühlung
des Kondensats. Der Schwimmer-KAL hat folgende Vorteile:
• Das Kondensat wird kontinuierlich und unverzüglich abgeleitet.
• Hohe Entlüftungsleistung durch ein zusätzliches automatisches Entlüftungsventil,
das sich jedem Dampfdruck anpasst.
• Unempfindlichkeit auch bei wechselndem Gegendruck.
• Bei Temperaturregelung automatische Anpassung der Ableitkapazität über einen
weiten Bereich. Dadurch werden Schwankungen der geregelten Temperatur
verhindert.
Als Nachteil muss jedoch beim Einbau im Freien die Einfriergefahr genannt werden.
Der Kugelschwimmer-KAL wird, wie in Abb. 2.128 dargestellt, mit Gewindean-
schlüssen bis DN 20 und mit Flanschanschlüssen bis DN 50 und in den Druckstufen
PN 16 und PN 25 hergestellt.
d) Sonstige Kondensatableiter und Zusatzarmaturen
Außer den vorstehend beschriebenen Kondensatableitern, die nach einem bestimm-
ten Prinzip arbeiten, gibt es noch verschiedene andere, die mehrere Funktionen
verbinden:
Der Schnellentleerer arbeitet nach dem Ausdehnungsprinzip mit einem dampfge-
füllten Balg und wird sowohl für den Niederdruckbetrieb als auch im Hochdruckbe-
reich bis PN 16 hergestellt und eingesetzt (s. Abb. 2.129).
Ebenso verhält es sich beim Stauer-KAL, bei dem als Ausdehnungskörper eine
Flüssigkeitspatrone verwendet wird.
Auch der Stufendüsen-KAL nutzt die Ausdehnung einer Stufendüse und den
Widerstand.
Die Funktionsweise dieser Kondensatableiter ist folgende: Das Kondensat tritt
bei A ein. Die mit B bezeichneten Teile sind verstellbare Dämpfer, deren Durch-
messer zur Auslassseite des Ableiters hin zunimmt. Um von einer Seite zur anderen
zu gelangen, muss das Kondensat an diesen Hemmnissen vorbeifließen, wobei es
234 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
stufenweise an Druck verliert. Dieser abfallende Druck führt dazu, dass in jeder von
den Dämpfern gebildeten Kammern etwas Nachverdampfung entsteht. Dadurch wird
der Kondensatfluss verlangsamt, was Frischdampf daran hindert, zu entweichen. Das
Kondensat wird bei C aus dem Ableiter entleert.
Alle drei KAL leiten das Kondensat bei einer eingestellten Temperatur gut ab und
entlüften auch gleichzeitig die Dampfleitung oder das dampfbeheizte Gerät bzw. den
Heizkörper. Es besteht auch keine Einfriergefahr.
Prallbleche
10 15
2 10 15
1 3
5 20 5 20
mW S
k
ruc
0 0 25
4 m WS
zd
kg/cm kg/cm ren
0 di e 25
R 1/2 ´´
R 1/2 ´´
D
R 1/2 ´´
R 1/2 ´´ links
H
35
20 240
60
R 1/2 ´´
SW 24
5
R 1/2 ´´ 6
WRU 100 A
R 1/2 ´´
130
60
20
21
100 C
WRU 100 B
21
Vor ein Manometer, das mit Dampf beaufschlagt wird, ist ein Trompetenrohr oder
U-Rohr zum Schutz der Messeinrichtung im Manometer zu installieren. Abbildung
2.134 zeigt ein Manometer mit Federmesswerk und ein Manometer mit Plattenmess-
werk sowie ein Manometer für Differenzdruckanzeige z. B. zu Überwachung einer
Umwälzpumpe.
Bei Differenzdruckmanometern müssen die Manometerventile etwas entfernt
vom Manometer in die Anschlussleitung eingebaut werden. Es sollte auch im-
mer ein Differenzdruckmanometer gewählt werden, das nur den Differenzdruck
anzeigt. Wenn auch der statische Druck angezeigt werden soll, dann sollte ein Diffe-
renzdruckmanometer mit zwei Messwerken installiert werden. Preiswerter ist aber
die Lösung mit einem Differenzdruckmanometer für die Pumpenüberwachung und
einem Manometer, das den Gesamtdruck anzeigt.
Die Anzeigenbereiche und die Hauptabmessungen für Manometer sind nach DIN
16043 genormt. In Rohrleitungen und an Apparaten und Druckgefäßen, die für einen
bestimmten Temperaturbereich oder eine maximal zulässige Temperatur zugelassen
sind, müssen direkt anzeigende Thermometer zur Kontrolle installiert werden. Aber
238 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
40 18 40 18
C
3 0 3 0
2 0 2 0
1 0 1 0
1 00 1 00
9 0 9 0
8 0 8 0
7 0 7 0
210
6 0 6 0
225
5 0 5 0
4 0 4 0
3 0 3 0
2 SW32
0 2 0
1 0 1 0 135°
R3/4´´
0 0 0 0
SW32
11
30
L 30 R3/4´´
SW32
28
R 3/4
L
L
11
11
16
22
2
50
50
40
25 25
L
Abbildung 2.137 zeigt ein Durchflussmessgerät der Fa. Heinrichs. Die Armatur
ist komplett aus Edelstahl oder aus Kunststoff PTFE und in den Größen DN 15 bis
DN 100 in PN 40 und PN 16 lieferbar.
Die Messtoleranz beträgt 1,6 bis 2,5 % vom Skalenwert. Das Gerät kann
zur Messung von Flüssigkeiten im Bereich von 1 l/h bis 60 m3 /h und bis zur
Betriebstemperatur von 250 ◦ C eingesetzt werden. Die Baulänge beträgt 250 mm.
Durchflussmessgeräte, die nach dem Schwebekörper- und Magnetfeldmessungs-
Prinzip arbeiten, werden auch für Gase und Dämpfe hergestellt. Der gemessene
Durchsatz kann auch zu einer Leitwarte übertragen und dort angezeigt werden.
Für die Zählung des Wärmeverbrauchs zeigt Abb. 2.138 einen mechanisch-
elektronischen Wärmemengenzähler. Der Zähler besteht aus dem Woltman-Zähler
und dem Integrierwerk, in dem die gezählte Wassermenge mit der momentanen
Temperaturdifferenz fortlaufend multipliziert und summiert wird. Der Wärmever-
brauch wird am Zähler angezeigt und kann auch auf ein elektronisches Rechen-
und Zählwerk übertragen werden. Das elektronische Zählwerk kann mit Strom aus
einer Batterie oder vom Netz über einen Transformator versorgt werden. Auch die
Übertragung auf eine Leitwarte ist möglich.
Wärmemengenzähler werden in verschiedenen Typen C3 bis C20 in DN 20 bis
DN 40 und für einen Förderstrom 0,6 bis 4 m3 /h von C50 bis C150 in DN 50 bis DN
150 und für einen Förderstrom von 12 bis 160 m3 /h geliefert.
Beim Einbau muss darauf geachtet werden, dass der Wärmezähler im gleichen
Verbrauchskreis installiert ist wie die Temperaturfühler, damit also der wirkliche
Förderstrom mit dem Temperaturgefälle des gleichen Förderstroms addiert und ab-
gerechnet wird. Sinnvoll ist auch der Einbau einer Rückschlagklappe, die aber im
vorgeschriebenen Abstand vom Zähler einzubauen ist.
Bei kleineren Dampfanschlüssen kann an Stelle der Dampfverbrauchsmes-
sung auch ein Kondensatzähler eingebaut werden. Abbildung 2.139 zeigt einen
Kondensat-Trommelzähler mit Funktionsschema.
240 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
freier Raum
> 130
= > 100
252 x 178 =
Temp. DA
Gccl
235
h
3/4´
3/4´
(250)
200
14 (232)
190
18
Temperturfühler Tauchhülse
Eine Rundnaht, die zwei Rohrenden verbindet, muss sorgfältig vorbereitet und
ausgerichtet werden.
Bei Rohrdurchmessern größer DN 100 und bei Wanddicken größer 5 mm sollte
die Rohrwand unter 40◦ abgeschrägt werden, so dass eine nach DIN vorgeschrie-
bene Schweißfuge entsteht. Bei einem Rohrdurchmesser größer DN 200 können
Unrundungen vorliegen und zu einer zu großen Spalte für die Schweißung führen.
Rohre mit einem Durchmesser größer DN 200 sollten deshalb an den Schweißen-
den kalibriert werden.
Das Vorbereiten der Schweißnaht kann im Rohrgraben oder außerhalb des
Rohrgrabens oder des Rohrleitungskanals erfolgen. Entscheidend hierfür sind die
vorhandenen Geräte und die Einbausituation. Zum Ausrichten und Heften der
Schweißnähte werden Rohrschellen mit Heftöffnungen oder auch U-Eisen-Schienen
mit Spannschrauben verwendet.
Abbildung 2.142 zeigt die Heftschelle und Abb. 2.143 die Schweißnahtfugen nach
DIN 2539 in Abhängigkeit von der Wandstärke der Rohrleitung.
244 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
ausgeschnittenes
Fenster
Heftschweiße Heftschweiße
Maße
lfd. Wand- Be- Sinnbild Fugenformen Steg-
α β
Nr. dicke nennung Schnitt Grad abstand
b
1 bis 3 0 bis 3
s
I- Naht
b
α
b
β
größer
c
b
β
größer
V- Wurzel
c
Nach dem Heften der Rohre wird bei Wandstärken über 10 mm zuerst die Wurzelnaht
ausgeführt. Die Wurzelnaht kann autogen oder elektrisch als Widerstandsschwei-
ßung durchgeführt werden. Hierzu eignen sich Schweißstäbe von 3 bis 4 mm oder
Elektroden von 3,25 mm.
2.9 Schweißverbindungen im Rohrleitungsbau 245
Drahtbewegung
Brennerführung
Öse
Drahtbewegung Brennerführung
schmale Raupe breite Raupe
gutes Durchschweißen Schmelze läuft vor
schlechtes Durchschweißen
Gefüge der unteren Schweißraupen wird durch die zugeführte Wärme der darüber
anzubringenden verfeinert. Die oberen Schweißraupen haben Grobkorn.
Nach der Verschweißung ist jede Rundnaht zu glühen. Ob ein Normalglühen
durchzuführen ist oder ein Spannungsfreiglühen ausreicht, ist in den Werkstoffblät-
tern der Röhrenwerke vermerkt. Die Wärmebehandlung erfolgt mit Propangas in
einem Glühofen (Muffelofen) oder besser induktiv.
Die Schweißarbeiten dürfen nur von geprüften Rohrschweißern nach DIN 2471
ausgeführt werden. Die Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft sind
dabei einzuhalten.
Schweißnähte von Rohrleitungen größer DN 100 sollten unmittelbar nach der Fertig-
stellung stichprobenweise (mindestens 20 bis 30 %) geprüft werden. Dabei sind die
Schweißnähte aller Schweißer zu erfassen. Der Umfang der Prüfung und die anzu-
wendenden Prüfverfahren werden vereinbart. Die Prüfungen können vom Besteller,
dem Rohrlegungsunternehmen oder einem Dritten durchgeführt werden. Zur Beur-
teilung der Prüfergebnisse ist vor Ausführung der Arbeiten ein Bewertungsmaßstab
festzulegen. Die Schweißnahtprüfung soll vor der Wasserdruckprobe durchgeführt
werden, um das Ergebnis nicht durch Wasserrückstände in der Rohrleitung zu
verfälschen.
Übliche Prüfverfahren sind Röntgen- oder Isotopen-Verfahren, die zerstörungsfrei
durchgeführt werden. Vereinbart werden sollte, dass alle Nähte, die mit der Note 4
beurteilt werden, nachzubessern und alle Nähte mit der Note 5 zu erneuern sind.
Die Kosten für Schweißnahtprüfungen trägt in der Regel der Bauherr. Die Kosten
für Wiederholungsprüfungen, die durch fehlerhafte Schweißnähte verursacht wer-
den, trägt jedoch die Rohrleitungsbaufirma. Die Kostenregelung erfolgt vertraglich.
Empfehlenswert ist auch zu vereinbaren, dass, wenn mehr als 10 % der geprüften
Schweißnähte mit der Note 4 und 5 beurteilt werden, dann alle Schweißnähte einer
Prüfung zu unterziehen sind.
a b
Abstand der Rohre voneinander verlegt wurden. Diese Abstände müssen vom pla-
nenden Ingenieur bei der Erstellung der Ausführungspläne in den Schnitt durch die
Rohrtrasse eingetragen werden. Da nach der Heizungsanlagenverordnung die Dicke
der Dämmung dem Rohrdurchmesser entsprechen soll, ergibt sich der Wand- oder
Deckenabstand zu (Abb. 2.145)
a = 2 · da + 100 in mm,
Abb. 2.147 Rohrschlitten mit Rollen zur Verlegung von gedämmten Rohren in einem Mantel- oder
Schutzrohr
Von den vielen verschiedenen Dämmsystemen sollen hier – nur als Beispiel und ohne
Bewertung – einzelne typische Anwendungen beschrieben werden.
a) Rohrdämmung mit Glasfaserhalbschalen
Die Glasfaserschalen werden in Längen von 1,2 m und in Schalendicken von 20, 30,
40, 50, 60, 80 und 100 mm für alle gängigen Rohrdurchmesser geliefert. Sie sind für
Heißwasserleitungen und HD-Dampfleitungen bis 350 ◦ C geeignet.
Die einseitig aufgeschlitzten Schalen werden aufgebogen, um das Rohr gelegt,
dicht gestoßen und mit Klammern oder Bindedraht so fest angezogen, dass die Längs-
fugen gut geschlossen sind. Bei zweilagiger Verlegung empfiehlt es sich, die Schalen
mit Fugenüberdeckung zu verlegen.
2.10 Wärme- und Kältedämmung von Rohrleitungen 251
Vor dem Verlegen der Dämmschalen muss die Rohrleitung von Rostansätzen
gereinigt und mit einem Rostschutzanstrich versehen werden. Als Dämmungsmantel
können die Umhüllung mit Dachpappe (doppelt und stoßversetzt), die Einfassung
mit einem verzinkten Blechmantel oder auch ein Alu-Blechmantel zur Ausführung
kommen (Stoffwerte s. Tab. 2.29).
b) Rohrdämmung mit Steinwolle als Rohrschalen der Fa. Rockwool
Die Rohrschalen bestehen aus konzentrisch gewickelten Steinfasern, gebunden mit
einem bei erhöhten Temperaturen ausgehärteten Bindemittel. Die Oberflächen-
beschichtung ist eine gitternetzverstärkte, reiß- und druckfeste Aluminiumfolie,
einseitig aufgeschlitzt und zur leichteren Montage auf der Innenwandung eingesägt.
Die Dämmschalen werden in den Dämmdicken von 20 bis 100 mm für alle
gängigen Rohraußendurchmesser bis 200 mm geliefert. Die Steinwolle ist bis zu
Temperaturen von 700 ◦ C für Heißwasser und HD-Dampfleitungen geeignet.
Zur Herstellung von Bögen können die Dämmschalen auf Gehrung geschnitten
und mit Aluklebefolie verklebt werden. Die Rohrschalen sind mit verzinktem Binde-
draht von 0,7 mm oder mit Bändern aus korrosionsgeschütztem Metall zu befestigen
und erhalten einen Blechmantel aus verzinktem Stahlblech oder aus Aluminium.
In Fernheizkanälen können auch Dachpappen als Schutzmantel zum Einsatz
kommen.
Für große Rohrnennweiten und zur Wärmedämmung von Behältern werden auch
Steinwoll-Drahtnetzmatten in Dämmdicken von 30 bis 120 mm geliefert.
Abbildung 2.148 zeigt, wie die Dämmung auszuführen ist.
Die Rohrbögen werden als Stopfisolierung mit Dämmmatten oder loser Steinwolle
ausgeführt. Vor dem Aufbringen der Dämmung ist die Rohrleitung zu entrosten und
mit einem Korrosionsschutzanstrich zu versehen.
252 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Wärmedämmkappen für Armaturen wurden früher von den Firmen, die die Rohr-
leitungsdämmung ausführten, gefertigt und angebracht. Die Armaturenkappe muss
254 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
5 0
4 1 6 2
einen dichten Falz mit eingelegter Dichtschnur haben, damit kein zu großer Luft-
austausch mit der Umgebung stattfindet. Sie muss auch eine größere Baulänge als
die Armatur haben, weil die Rohrdämmung mit einem Abstand vor dem Flansch
abschließt und die Kappe bis über die Rohrdämmung verlängert ausgeführt wer-
den muss. Der Abstand ist für das Auswechseln der Armatur und zum Ziehen der
Schrauben erforderlich.
Abbildung 2.150 zeigt eine richtig ausgeführte Dämmkappe aus Dämmstoffplat-
ten (z. B. Armaflex für eine Kältewasser-Absperrarmatur).
Auch die Ventildämmkappe aus Foamglas in Abb. 2.151 ist richtig ausgeführt. Die
Lieferung von Dämmkappen durch den Hersteller von Armaturen und Rohrpumpen
ist von großem Vorteil, weil die Dämmstoffform der Armatur in der Werkstatt und
bei der Serienherstellung gut angepasst werden kann. Es wird aber nicht immer die
Verbindung zur Rohrdämmung beachtet und wärmegedämmt ausgeführt, wie in Abb.
2.152 ersichtlich.
2.10 Wärme- und Kältedämmung von Rohrleitungen 255
Hartholzeinlage
Rohrschelle
mit Gleitfuß
In der Praxis hat sich gezeigt, dass Dämmkappen für Armaturen oder Rohrbe-
festigungen von Kältewasserleitungen nicht oder nur sehr selten diffusionsdicht
ausgeführt werden, weil die Montagebedingungen dies oft nicht zulassen. Die
Dämmkappen werden in der Regel nach kurzer Betriebszeit luftdurchlässig. Es bil-
det sich Schwitzwasser am Rohr oder an den Armaturen, was dann im Laufe der Zeit
zu Korrosionsschäden führt. Solche Schäden lassen sich durch Dämmkappen, die
vor Ort mit PI-Schaum ausgeschäumt werden, verhindern.
Abbildung 2.153 zeigt eine Dämmkappe für eine handelsübliche Rohrschelle auf
einem Gleitschlitten mit einer Hartholzeinlage. Die Dämmung von geradem Rohr
wird bis an die Hartholzeinlage herangearbeitet, mit einer etwas größeren Dämmkap-
pe aus verzinktem Blech versehen und dann mit PI-Schaum komplett ausgeschäumt.
256 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Diese Ausführung hat sich sehr gut bewährt. Bei Umbau- oder Reparaturarbeiten an
der Armatur muss der Isolierschaum entfernt und danach wieder eingebracht werden.
Die Handhabung der Ausschäumgeräte ist relativ einfach, so dass diese Arbeiten vom
Wartungspersonal durchführbar sind.
Der Wärmestrom q in W/m oder der Wärmeverlust für gedämmte Rohrleitungen wird
nach der Formel 2.92 berechnet:
π(ϑi − ϑa )
qR = [W/m]. (2.92)
1 1 da 1 da 1
+ ln + ln + ··· +
αi · d i 2 · 1 di 2 · 2 di αa · d a
Bei Wärmeverlustberechnungen isolierter Rohrleitungen und Behälter ist die Wär-
meleitung durch die Rohr- bzw. Behälterwand zu vernachlässigen. Wie in ,Rohrlei-
tungen in neuzeitlichen Wärmekraftanlagen (Schöne und Schwenk 1961) dargelegt,
braucht in den meisten Fällen der innere Wärmeübergang nicht beachtet zu werden.
In der Praxis besteht die Isolierschicht fast ausschließlich aus einem Stoff, so dass
der Wärmestrom q nach folgender Formel berechnet werden kann:
(ϑi − ϑa )
qR = π [W/m]. (2.93)
1 da 1
· ln +
2· di αa ·da
Für die Ermittlung des äußeren Wärmeübergangskoeffizienten αa bei ruhender Luft,
also innerhalb von Gebäuden, kann mit folgender Gleichung gerechnet werden:
Lösung
Zur Ermittlung von αa muss zunächst die Oberflächentemperatur der Dämmung
geschätzt werden. Aus Arbeitsschutzgründen darf diese 45 ◦ C nicht überschreiten
und wird daher zu 35 ◦ C angenommen.
Damit wird
W
αa = 9,4 + 0,052 · (35 − 20) = 10,2
m2 K
und
π · (150 − 20)
kR =
1 1 0,108 1 0,268 1
+ · ln · · ln +
8.000 · 0,108 2 · 52 0,1 0,082 0,108 10,2 · 0,268
408,2 408,2 W
= = = 36
0,0012 + 0,096 · 0,077 + 12,1 · 0,9 + 0,366 11,33 m
und mit A = π · da = 3,14 × 0,268 = 0,842 m2
fR 36 W
q= = = 42,8 2
A 0,842 m
kR nach Gl. 2.93
408,2 408,2 W
kR = = = 36,25 .
1 0,268 1 11,26 m
ln +
0,082 0,108 10,2 · 0,268
Das Ergebnis weicht nur gering von dem mit Gl. 2.92 ermittelten Wert ab.
Noch schneller und mit geringerem Zeitaufwand kann der Wärmeverlust der Rohr-
leitung in W/m aus dem Arbeitsblatt Eb 2 des VDI-Wärmeatlas abgelesen werden (s.
258 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Abb. 1.19 und 1.20). Dazu wird der sogenannte D-Wert, das ist der Wert unter dem
Bruchstrich von Gl. 2.93, ohne das letzte Glied und multipliziert mit da in m benötigt:
1 da
D= ln · da [m2 · K/W], (2.95)
2λ di
Es ergibt sich somit der berechnete Wert von 36 w/m (s. Abb. 3.19), wie auch schon
vorher mit Gl. 2.92 und 2.93 ermittelt.
Das Arbeitsblatt Eb2 ist im Temperaturbereich für ϑ = 5 bis 100 K und für
da = 0,05 bis 1 m (äußerer Durchmesser der Dämmung) anwendbar und liefert dafür
Ergebnisse mit ausreichender Genauigkeit.
Für Rohrleitungen, die im Freien auf Rohrbrücken verlegt werden, muss der
Wärmeverlust mit dem Faktor 1/αa berechnet werden.
Es ist hierfür:
π · da (ϑi − ϑa ) 1
qRW = + [W/m]. (2.96)
D αa
Die Anwendung wurde im Kap. 1 gezeigt und soll hier nochmals an einem Beispiel
erläutert werden.
Beispiel 2.24
Aufgabenstellung Eine Heißwasserleitung DN 207,3 × 5,9 (207,3/219,1) wird mit
einer Temperatur von 180 ◦ C betrieben. Die Wärmedämmung ist 160 mm dick und
besteht aus Steinwolle mit λ = 0,041 W/m 2 · K und einem verzinkten Blechmantel.
Die Leitung ist 3.000 m lang und auf einer Rohrbrücke verlegt.
Gesucht:
a) der Wärmeverlust bei einer Windgeschwindigkeit von 7 m/s und einer Außentem-
peratur von 20 ◦ C als Jahresmittelwert
b) die Abkühlung des Heizungsvorlaufs, wenn die Strömungsgeschwindigkeit in der
Rohrleitung 1,5 m/s beträgt
Lösung
a) Wärmeverlust
Berechnung von D nach Gl. 2.95 mit da = 540 mm:
1
D= · 0,897 · 0,54 = 5,9
0,082
ϑi − ϑa = 180 K − 20 K = 160 K
2.10 Wärme- und Kältedämmung von Rohrleitungen 259
0,54 · π · 160 W
qRW = = 45,7 .
5,9 + 0,032 m
Q = 45,7 W/m · 3.000 m = 137.100 W
b) geförderte Wassermenge
0,20732 · π m3
VS = ω · A = 1,5 · = 0,0506
4 s
3 3
s m m
Vh = 3.600 · 0,0506 = 182
h s h
mit ρ = 887 kg/m3 wird m = 161.434 kg/h und mit cp = 4,45 kJ/kg K ergibt sich
φ zu:
kJ
493.560
ϑ = h = 0,7 K.
kJ kg
4,45 · 161.434
kg · K h
Der Heißwasservorlauf wird bei der Rohrlänge von 3.000 m nur um 0,7 ◦ C
abgekühlt. Dies ist auf die sehr dicke Dämmung von 160 mm zurückzufüh-
ren. Es stellt sich deshalb die Frage, ob die hohen Kosten für eine Dämmung
mit 160 mm tatsächlich wirtschaftlich vertretbar sind. Dies sollte durch eine
Wirtschaftlichkeitsberechnung geprüft werden.
Nachdem die Eigenschaften der Dämmstoffe und die Berechnung der Wärmeverluste
behandelt wurden, soll nochmals auf die Auswahl des Dämmstoffs für den speziellen
Anwendungsfall und auf die Festlegung der Dämmstoffdicke eingegangen werden.
Wichtige Kriterien zur Festlegung der Dämmschichtdicke können neben der Wirt-
schaftlichkeit noch folgende, betriebsbedingte Forderungen sein:
• Heizkostenverordnung (gültig bis DN 100)
• Verhütung von Schwitzwasserbildung am Rohr durch eine Dampfsperre und
Vermeidung der Taupunktunterschreitung an der Außenseite der Dämmung
• Einhaltung einer bestimmten End- oder Übergabetemperatur an der Verbrauchs-
stelle der Wärme bei Fernheiznetzen
• Verhinderung von Kondensatausscheidung bei Turbinenausschlussleitungen
• Einhaltung einer bestimmten Oberflächentemperatur zur Vermeidung von Ver-
brennungen (in der Regel 45 bis 50 ◦ C)
• wirtschaftliche Gesichtspunkte
2.10 Wärme- und Kältedämmung von Rohrleitungen 261
Die Wirtschaftlichkeit einer bestimmten Isolierstärke beruht auf der Überlegung, dass
die Kosten des Wärmeschutzes mit wachsender Isolierstärke zunehmen, wohingegen
die Kosten der Wärmeverluste abnehmen, und dass die Summe der Gesamtkosten
bei einer bestimmten Isolierstärke einen Kleinstwert aufweist. Die diesem Minimum
der Gesamtkosten zugeordnete Isolierstärke lässt sich als wirtschaftlich bezeichnen.
Um die Wirtschaftlichkeit einer Isolierstärke zu ermitteln, ist es notwendig,
die benötigten technischen Daten, wie Rohrdurchmesser, Medientemperatur, Luft-
temperatur, Betriebszeit, Wärmepreis, Kapitaldienstanteil sowie Art und Preis
der Isolierungsausführung, zu kennen. Bei der Berechnung der Wärmeverluste
sind die gleichwertigen bzw. die mittleren gleichwertigen Betriebswärmeleitzah-
len der fertiggestellten Isolierung zugrunde zu legen, wobei die Benutzung der
Abb. 3.19 und 3.20 (nach dem VDI-Wärmeatlas) wegen ihres übersichtlichen
Aufbaus und ihrer einfachen Handhabung zu empfehlen sind. Die Wärmeverlust-
kosten ergeben sich durch Multiplikation der Wärmeverluste pro m Rohrleitung
mit den jährlichen Betriebsstunden und dem Wärmepreis. Die Kapitaldienstko-
sten berücksichtigen die Größenordnung des Kapitaldienstanteils, bestehend aus der
Abschreibung, die wiederum von der Lebensdauer der Rohrleitung und der Däm-
mung abhängt, dem Zinssatz des beanspruchten Kredits und den Versicherungs- und
Instandhaltungskosten.
Geht man von einer Lebensdauer von 30 Jahren aus und soll danach der Kredit
getilgt sein sowie Kapital für eine neue Rohrdämmung zur Verfügung stehen, dann
beträgt die Abschreibung ca. 7 %. Geht man weiterhin von einem Zinssatz von 5 %
aus und von Versicherungs- und Instandhaltungskosten von 3 %, dann beträgt der
Kapitaldienst ca. 15 % der Erstellungskosten.
Die Kosten für den Kapitaldienst erhält man somit, wenn der Preis der Dämmung
für 1 m mit 0,15 multipliziert wird.
Die Gesamtkosten stellen die Summe der Wärmeverlust- und Kapitaldienstkosten
dar, welche bei einer bestimmten Isolierstärke – der wirtschaftlichen Isolierstärke –
einen Kleinstwert aufweisen.
Der Wärmepreis ergibt sich aus dem zurzeit üblichen Erdgas- oder Heizölpreis, zu-
züglich 50 bis 60 % für Personalkosten und Stoffkosten, die für die Wärmeerzeugung
anfallen.
Der Wärmepreis kann daher zurzeit mit etwa 0,08 € je KW erzeugte Wärme
angesetzt werden.
Die Kosten für die Ausführung der Dämmung in verschiedenen Stärken kön-
nen beim Hersteller angefragt oder aus dessen Katalog bzw. Preislisten entnommen
werden.
Die Durchführung einer Berechnung der wirtschaftlichen Isolierstärke für be-
stimmte Verhältnisse ist in Tab. 2.32 zusammengestellt. Dabei handelt es sich um
die Heißwasserleitung aus Beispiel 2.24. Das Ergebnis zeigt, dass allein aus wirt-
schaftlichen Gesichtspunkten eine Dämmstoffdicke von 120 bis 140 mm die richtige
Ausführung ist.
Das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsberechnung kann auch grafisch dargestellt
werden (s. Abb. 2.155).
262 2 Grundlagen und Festigkeitsberechnung für den Rohrleitungsbau
Tab. 2.32 Berechnung der wirtschaftlichen Dämmdicke für eine Rohrleitung und den vorstehend
beschriebenen Kapitaldienst- und Betriebsbedingungen
Dicke der Preis der Wärmeverluste Kosten für Kosten für Gesamtkosten
Dämmung Dämmung (W/m) Wärmeverluste Kapitaldienst (€/m)
(mm) (€/m) (€/m) (€/m)
80 70,– 76 48,6 10,5 59,1
100 90,– 69 44,2 13,5 57,7
120 110,– 63 40,3 16,5 56,5
140 130,– 58 37,12 19,5 56,6
160 150,– 54 34,5 22,5 57,0
180 172,– 50 32,0 25,8 57,8
200 205,– 45 28,8 30,75 59,6
K
G
Kosten in €/ p.Jahr
Wp
Kd
Literatur
Primäranschlüsse
Heizmedium und
HV HR
ND- Dampfentnahme
Dampf
HD- Dampf Füllstandsanzeige HW- Rücklauf
oder
HW- Vorlauf
Wasserstandsregler
Thermostat Kondensat
Kondensat
Speisewasser
Entleerung und Entlüftung
Abb. 3.2 Stehende Ausführung für die Beheizung mit HD-Dampf geeignet. a für Heiß- oder
Warmwasssererzeugung. b für Niederdruckdampferzeugung
Sekundäranschlüsse
Primäranschlüsse
Sekundäranschlüsse
Innenrohre
Primäranschlüsse
Abbildung 3.4 zeigt den Wärmeüberträger mit zwei festen Böden, der waage-
recht durchströmt wird. Bei der Wartung oder der Wiederholungsprüfung durch den
TÜV kann bei dieser Ausführung nur eine Druckprobe durchgeführt werden. Eine
Sichtkontrolle des Rohrbündels ist nicht möglich.
Bei der Ausführung mit Innenrohren in Haarnadelform (Abb. 3.5) und bei der
Konstruktion mit einem Schwimmkopf am Ende des Rohrbündels (Abb. 3.6) kann
das Rohrbündel gezogen und gereinigt werden. Bei der Wiederholungsprüfung ist
eine Sichtkontrolle für den Sachverständigen möglich.
Abbildung 3.7 zeigt die Konstruktion eines mit HD-Dampf beheizten Wärme-
überträgers in stehender Ausführung, der auch für die kondensatseitige Regelung
geeignet ist.
266 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Funktionsweise (s. Abb. 3.8) Der Dampf strömt durch das Rohrbündel und gibt
seine Wärmeenergie an das im Gehäuse im Gegenstrom fließende Wasser ab. Hierbei
wird der Dampf kondensiert und das Kondensat gekühlt. Bei fast geschlossenem
Kondensatregelventil staut sich das Kondensat im Rohrbündel auf ein bestimmtes
Niveau.
Bei steigendem Kondensatspiegel wird die Heizfläche für die Kondensation des
Dampfes verringert und damit die übertragene Leistung verkleinert. Bei steigender
Leistung wird der Kondensatspiegel abgesenkt. Bei maximaler Leistung ist genügend
Heizfläche vorhanden, damit die gewünschte Kondensatauskühlung noch erreicht
wird.
Bei Nulllast können der gesamte Rohrraum und die Anschlussleitung vollständig
mit Kondensat gefüllt sein, wenn das Schnellschlussventil sich nicht rechtzeitig
geschlossen hat.
Der im Leitgerät eingebaute Regler betätigt ein Motorventil (3). Der Kondensat-
fühler (12) veranlasst bei Überschreiten des Sollwerts das Schließen des Motorventils
(3), der Regler wird unwirksam.
Bei Wassermangel wird das Motorventil ebenfalls geschlossen. Beim Anspre-
chen des Sicherheitstemperaturbegrenzers werden das Schnellschlussventil (2) und
das Kondensatregelventil (3) geschlossen. (Die Entriegelung muss von Hand
vorgenommen werden.)
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 267
Vorlauf
Wärmedämmung
Rücklauf
Mit dem Einschalten der Umwälzpumpe (21) wird ein Öffnen des Kondensat-
regelventils möglich. Bei ausgeschalteter Pumpe schließt sich dieses Motorventil
ebenfalls.
Durch geeignete Maßnahmen ist dafür zu sorgen, dass erst Dampf in den
Wärmeaustauscher einströmen kann, wenn die Sekundärwassermenge umläuft.
Heißwasserbeheizte oder auch mit Thermo-Öl beheizte Wärmeaustauscher wer-
den überwiegend für die Wärmeübertragung im Gegenstromprinzip angefertigt. Das
Heizmedium wird im Allgemeinen durch die Rohre geschickt (Primärseite), während
das aufzuheizende Medium in entgegengesetzter Richtung um die Rohre fließt (Se-
kundärseite). Lediglich bei Brauchwasser bzw. aggressiven Medien, z. B. Seewasser,
soll das Heizmittel um die Rohre geführt werden. Vorkopf und Rohre sind einfacher
und damit preisgünstiger druck- bzw. korrosionsfest herzustellen als der Behälter
und die Einbauten, wie Leitbleche, Laufschienen usw. Bei verschmutzten Medien,
268 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
1 4 21 1
3
Leitgerät 1 M 5
(Regler) 4 1
Kondensat
12
die durch die Rohre fließen, ist es vorteilhafter, gerade Rohrbündel zu verwenden,
da sich diese leichter reinigen lassen.
Kleinere Wärmeaustauscher können statt auf Unterstützungssäulen auch auf
Wandkonsolen montiert werden.
Werden größere Anschlussnennweiten benötigt oder soll der Vorkopf z. B.
gummiert werden, kann der Wärmeaustauscher mit einem zylindrischen Vorkopf
ausgerüstet werden.
Wenn die erforderliche Baulänge im vorgesehenen Aufstellungsraum nicht ein-
gebaut werden kann, empfiehlt sich der Einsatz einer Zwillingskonstruktion. Hierfür
muss aber genügend Raumhöhe verfügbar sein. Wenn als Heizmedium Dampf zur
Verfügung steht, dann empfiehlt sich die Ausführung eines Wärmeaustauschers mit
U-förmig gebogenen Rohren, liegend oder stehend angeordnet, mit einfachem oder
mehrfachem Wasserweg.
Der Dampf über 0,5 bar Überdruck wird normalerweise in den Rohrbündeln
geführt, während das beheizte Medium durch das Gehäuse strömt. Bei stehender
Ausführung wird der Dampf durch das Gehäuse geführt und das zu erwärmende
Medium durch die Rohre.
Bei Niederdruckdampf bis 0,5 bar Überdruck wird der Dampf aus Verfahrens-
gründen meist im Gehäuse gefahren.
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 269
Temperatur
Fluid
ϑ4
s2
Das Gehäuse und der Vorkopf der Wärmeaustauscher werden aus starkwandigem
Stahlblech hergestellt. Die Heizfläche besteht aus gezogenen Rohren, die mit Gefälle
in eine starkwandige Rohrplatte eingewalzt sind. Der Vorkopf kann abgeschraubt und
das Bündel herausgezogen werden.
Die theoretischen Grundlagen für die Wärmeübertragung können hier nicht aus-
führlich behandelt werden, an dieser Stelle sollen nur die unbedingt benötigten
Berechnungsformeln genannt und deren Anwendung gezeigt werden. Für grund-
legende und weiterführende Informationen sei daher auf die Wärmetechnische
Arbeitsmappen VDI und den VDI Wärmeatlas verwiesen.
Für den Wärmedurchgang gilt die Hauptgleichung
oder in J/h, wenn die Wärmedurchgangszahl k in J/h · K eingesetzt wird. Darin ist:
k die Wärmedurchgangszahl
A die Wärmeaustauschfläche in m2 und ϑm der mittlere logarithmische Tempera-
turunterschied zwischen den beiden Medien, die an dem Wärmeübergang beteiligt
sind (s. Abb. 3.9).
Der Temperaturunterschied ist über die gesamte Austauschfläche verschieden groß
und verläuft nicht als Gerade, sondern leicht gekrümmt. Man rechnet daher mit einem
mittleren logarithmischen Temperaturunterschied, der von der Art, wie die am Aus-
tausch beteiligten Medien durch den Wärmeaustauscher geführt werden, abhängig
ist.
Für die Berechnung des mittleren, logarithmischen Temperaturgefälles gilt dann
die Gl. 3.2 (s. Abb. 3.10, Tab. 3.1):
ϑ(gr) − ϑ(kl)
ϑ(m) = [K] (3.2)
ϑ(gr)
In
ϑ(kl)
270 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
ϑ 2,2
ϑ 1,1 ϑ 1,2 ϑ 1,1 ϑ 1,2
ϑ 2,2
ϑ2,1
ϑ1,1
ϑ
ϑ 1,2Δ ϑ kl
1,1
ϑ 1,2
Δ ϑ kl
Δ ϑ gr
Δ ϑ gr
Für die erste überschlägige Berechnung der Heizfläche kann man mit den Mittelwer-
ten von Tab. 3.2 die k-Zahl bestimmen oder man rechnet gleich mit einer k-Zahl aus
Tab. 3.3.
Bei der endgültigen Nachrechnung der Heizfläche müssen die Wärmeüber-
gangszahlen mit den tatsächlichen Stoffwerten und Strömungszuständen berechnet
werden.
Gleichung 3.1 enthält die drei Faktoren, die den Wärmedurchgang bestimmen.
Diese Faktoren werden nachstehend erläutert
1
k= W/m2 · K , (3.3)
1 s 1
+ +
α1 λ α2
darin ist
1/α1 der Widerstand für den Wärmeübergang vom Wärmeträger 1 an die Fläche, die
die beiden Stoffe, die an der Wärmeübertragung beteiligt sind, trennt.
s/λ der Widerstand in der Trennwand selbst, darin ist s in m die Wanddicke und λ die
Wärmeleitzahl des Werkstoffs, aus dem die Trennwand besteht (s. Tab. 3.1).
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 271
Die Trennwand kann auch aus mehreren Schichten bestehen, die sich dann
summieren s1 /λ1 + s2 /λ2 usw.
1/α2 der Widerstand für den Wärmeübergang von der Trennwand an den Wärmeträ-
ger 2
Die Wärmeübergangszahlen α1 und α2 sind im Wesentlichen von der Strömungsart,
von der Temperatur des Stoffes und von der Gestaltung der Trennwandoberfläche
abhängig. Die Dicke der Schicht, in der die Wärmeübertragung stattfindet, ist haupt-
sächlich davon abhängig, ob eine turbulente oder laminare Strömung vorliegt. Die
Dicke der Stoffschicht wird auch als Grenzschicht bezeichnet. Bei kondensierenden
Dämpfen spricht man von einer Filmschicht. Die Berechnung der Wärmeübergangs-
zahlen erfolgt nach der Ähnlichkeitstheorie von Nusselt mit Ähnlichkeitskenngrößen
wie:
d
Nusselt-Zahl Nu = α (3.4)
λ
cη ν Pe
Prandtl-Zahl Pr = = = (3.5)
λ a Re
wdρ wd
Reynolds-Zahl Re = = (3.6)
η ν
wdρc wd
Péclet-Zahl P e = Re · Pr = = (3.7)
α
Übliche Einheiten sind:
α Wärmeübergangskoeffizient in W/m2 · K
d charakteristische Größe d oder dgl . in m
w mittlere Strömungsgeschwindigkeit in m/s
g Fallbeschleunigung in m/s2 (9,81 m/s2 )
ϑ Temperaturunterschied mittlere Grenzschichttemperatur oder der Wand in K
ρ Dichte in kg/m3
ν η/ρ kinematische Viskosität in m2 /s, temperatur- und druckabhängig, bei Gasen
ist ν dem Druck umgekehrt proportional
a λ/cρ Temperaturleitzahl in m2 /s
c spezifische Wärmekapazität in J/kg K (bei Gasen ist cp einzusetzen), zwischen
der Nu-Zahl und der Wärmeübergangszahl besteht also die Beziehung
Nu ·
α= (3.8)
d
Man berechnet mit den Gleichungen derÄhnlichkeitstheorie die Nusselt-Zahl Nu und
daraus dann αi oder αa . Nachstehend werden für einige spezielle Fälle Gleichungen
zur Berechnung der Nusselt-Zahl und ihre Anwendungsbereiche genannt:
Für turbulent strömende Flüssigkeiten im Rohr ist die Nusselt-Zahl
−0,054
l
Nu = 0,032 Re0,8 Pr n (3.9)
d
n = 0,37 für Aufheizung
n = 0,3 für Abkühlung der im Rohr strömenden Flüssigkeit
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 273
Geltungsbereich:
Pr = 0,7 . . . 370
Re = 4.500 . . . 90.000 bei Öl
Re = bis 500.000 bei Wasser
Nur für Gase und Dämpfe im Rohr gilt (turbulente Strömung)
2/3
d
Nu = 0,024 Re0,786 Pr 0,45 1 + (3.10)
l
Bei quer angeströmten, versetztem und fluchtendem Rohrbündel für 600 < Re < 4.000
ist für Flüssigkeiten und Gase
1
Nu = 0,33 Re0,6 Pr 3 (3.11)
für Luft
Bei der Errechnung von Re ist in den Gln. 3.11 und 3.12 der äußere Rohrdurchmes-
ser einzusetzen. w ist die Geschwindigkeit des strömenden Stoffes zwischen den
Rohrreihen. Weitere Berechnungsgleichungen nach der Ähnlichkeitstheorie werden
in den Beispielen 3.1 bis 3.3 genannt. Die entsprechenden Stoffwerte sind in den
Tabellen oder Diagrammen enthalten.
Neben den Gleichungen aus der Ähnlichkeitstheorie haben sich auch aus Versu-
chen ermittelte Gleichungen in der Praxis in langjährigen Anwendungen bewährt.
Diese Gleichungen dürfen aber nur bei zutreffenden Bedingungen angewandt
werden, und zwar in folgendem Fall:
Bei turbulenter Strömung von Wasser in längeren Rohrleitungen mit d = (10 . . .
100) mm und einer mittleren Wassertemperatur ϑ ist der Wärmeübergangskoeffizient
nach Schack angenähert:
W
α ≈ 3.370 w0,85 (1 + 0,014 ϑ) (3.13)
m2 · K
ϑ mittlere Wassertemperatur in ◦ C
w Strömungsgeschwindigkeit in m/s oder für den gleichen Anwendungsfall für
Wassertemperaturen bis 100 ◦ C nach Stender und Merkel:
w0,87 W
αi = 2.040(1 + 0,015 ϑw ) 0,13 (3.14)
d m2 · K
ϑw mittlere Wassertemperatur ◦ C
Turbulente Strömung von Luft oder Gasen in Rohren nach Schack:
ϑ ϑ 2 w0 0,87 W
α = 4,13 + 0,23 − 0,0077 (3.15)
100 100 d 0,13 m2 · K
274 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
gültig für Rohre mittlerer Länge (> 100 d); bei kurzen Rohren ist α größer, z. B. bei
l/d = 1 um etwa 100 %, bei sehr langen kleiner (etwa ± 10–20 %).
ϑ mittlere Temperatur ◦ C (bis 1.000 ◦ C)
w0 mittlere Luftgeschwindigkeit des Normalvolumens (0 ◦ C, 1,013 bar) in m/s
d lichter Rohrdurchmesser m
Re > 2300 (turbulente Strömung)
Angenähert für Luft und Rauchgas:
w00,75 W
α = 4,4 (3.16)
d 0,25 m2 · K
Turbulente Strömung von Luft gegen ein Einzelrohr nach Schack:
0,61
t w0 W
α = 4,65 + 0,35 (3.17)
100 d 0,39 m2 · K
Turbulente Strömung von Luft quer zum Rohrbündel nach Schack:
√ w00,61 W
α = 1,60 f T 0,39
4
(3.18)
d m2 · K
T mittlere Temperatur in Grad Kelvin
w0 mittlere Luftgeschwindigkeit in m/s im Normzustand p = 1 bar
f Rohranordnungsfaktor, üblich für s/d = 2 wird f = 1
Die Berechnung von Wärmeübergangszahlen ist sehr zeitraubend, deshalb rechnet
man zunächst mit Erfahrungswerten nach Tab. 3.3 und legt somit die Hauptabmes-
sungen für den Wärmeübertragungsapparat vorläufig fest.
Danach erfolgt die genaue Berechnung und endgültige Festlegung der Kon-
struktionsmaße mit den Gln. 3.3 bis 3.18, wie im Beispiel 3.1 gezeigt. Die
vorläufigen Hauptabmessungen von Wärmeübertragungsapparaten können auch mit
den Erfahrungszahlen für den Wärmedurchgang k nach Tab. 3.3 vorgenommen
werden.
Zu beachten ist bei der endgültigen Berechnung und bei den konstruktiven Fest-
legungen, dass die k-Zahl grundsätzlich immer niedriger ist als die niedrigste
Wärmeübergangszahl. Eine Optimierung an den Verhältnissen der größeren Wär-
meübertragungszahl bringt noch keine Verbesserung der k-Zahl. Zu optimieren sind
immer die Strömungsverhältnisse bei der kleineren Wärmeübergangszahl, wenn man
eine höhere k-Zahl erreichen will.
Bei der Aufstellung ist zu beachten, ob das Rohrbündel herausgezogen werden kann
oder ob bei der Revision nur eine Druckprobe vorgenommen werden muss. Bei den
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 275
Konstruktionen nach Abb. 3.5 und 3.6 muss genügend Platz für das Ziehen des Rohr-
bündels freigehalten werden. Wenn die Betriebstemperatur im Sekundärkreis höher
als 110 ◦ C ist, muss der Wärmeaustauscher mit einem Sicherheitsventil ausgerüstet
werden. Das Sicherheitsventil ist so zu bemessen, dass bei maximalem Druck die
gesamte Wärmeleistung in kg-Dampf abgeblasen werden kann.
Bei Temperaturen bis 110 ◦ C im Sekundärkreis sind die DIN-Vorschriften für
Heizungsanlagen einzuhalten.
Wenn der Wärmeaustauscher mit Hochdruckdampf oder Heißwasser über 110 ◦ C
Vorlauftemperatur beheizt wird, muss das Regelventil oder ein zusätzliches Schnell-
schlussventil beim Ausfall der Umwälzpumpe im Sekundärkreis die Wärmezufuhr
so schnell absperren, dass keine unzulässige Druck- oder Temperaturerhöhung statt-
findet. Sicherheitsventil, Temperaturbegrenzer und Temperaturregler müssen eine
Bauartzulassungsnummer haben. Im Sekundärkreis müssen ein Manometer und ein
Thermometer installiert werden.
Will man bei relativ niedrigem Druck den Vorteil der guten Reinigungsmöglichkeit
noch mit dem der beliebigen und einfachen Veränderung der Größe der Aus-
tauschfläche kombinieren, empfiehlt sich der Plattenwärmeaustauscher (s. Abb. 3.12
und 3.13). Entsprechend geprägte Profile und Bohrungen auf den aneinander-
gepressten Platten führen die beiden Fluidströme jeweils auf die gegenüberlie-
genden Seiten einer Platte, wobei die Fluide durch die Platte hindurch Wärme
austauschen.
Der Plattenwärmeaustauscher mit Spann- und Pressankern ist für Betriebsdrücke
bis 6 bar Überdruck geeignet. Für höhere Betriebsdrücke und Betriebstemperaturen
werden auch Plattenwärmeaustauscher in geschweißter Form ausgeführt. Abbildung
3.11 zeigt das Prinzip, nach dem die Massenströme durch den Wärmeaustauscher
geführt werden.
Abbildung 3.12 zeigt die Aufstellung von Plattenwärmeaustauschern in einer
Fernwärmeübergabestation. Maßblätter, zulässige Betriebsdrücke und Leistungs-
angaben bei verschiedenen Temperaturdifferenzen werden von den Herstellern zur
Verfügung gestellt.
276 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
°C
190 185
180
170
160
150
140
tc.
130 ee
rm
wä
120 rn
r Fe
tu
110 ra
pe
m
100 fte
rlau
90 Vo
85
75
70
netz
wärme
60
peratur Fern
uftem
52 Rückla
40
30
20
10
0
+20 +18 +16 +14 +12 +10 +8 +6 +4 +2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -15°C
80 tv tm
70
60
tr
Heizwassertemperatur
50
40
30
20
tv = tr
10
ta
20 15 10 5 2,5 0 -5 -10 -15
Lösung
a) Wärmetechnische Auslegung des Wärmeaustauschers
Festlegung des notwendigen Wärmestroms, der Auslegungsdaten und der Stoff-
werte:
Der von einem Wärmeaustauscher zu übertragende Wärmestrom Q ist durch die
„Heizungstechnischen Anforderungen für die Anlagenauslegung“ festgelegt.
Es sollen zwei Wärmeaustauscher etwa 90 % der Anschlussleistung übertragen
Übereinstimmend mit dem Betreiber der Anlage wurde die Leistung zu 3.500 kW
je Wärmeaustauscher festgelegt.
Aufzustellen sind demnach drei Wärmeaustauscher mit einem zu übertragenden
Wärmestrom von je 3.500 kW.
Die Betriebstemperaturen sind ebenfalls durch „Vorgaben vom Fernwärmever-
sorgungsunternehmen“ wie folgt gegeben:
Auslegungsdaten
Primärkreis (Fernheiznetz): Eintrittstemperatur 182 ◦ C
Austrittstemperatur 70 ◦ C
Max. Betriebsdruck 21 bar
Sekundärkreis (Gebäudenetz): Eintrittstemperatur 68 ◦ C
Austrittstemperatur 93 ◦ C
Max. Betriebsdruck 21 bar
Der Mantel für den Wärmeaustauscher ist für eine Betriebstemperatur von maxi-
mal 120 ◦ C auszulegen. Dies ist erforderlich, damit bei einem Ausfall der Pumpen
der auftretende Wärmestau und die überhöhte Aufheizung der Sekundärseite bis
auf 120 ◦ C noch abgedeckt werden.
Die zur Auslegung des Wärmeaustauschers benötigten Stoffwerte sind auf die
mittlere Temperatur des jeweiligen Wasserkreislaufs im Wärmeaustauscher zu
beziehen:
ϑm = (ϑE + ϑA )/2.
Damit ergeben sich die mittleren Temperaturen des Primär- und Sekundärkreises
(als Bezugstemperaturen für die Stoffwerte) innerhalb des Wärmeaustauschers
zu (Tab. 3.4):
Q = m · cp · ϑ. (3.19)
Durch Umstellen der vorstehenden Gleichung folgt für den primären Massen-
strom
Q = k · A · ϑm
Sekundäranschlüsse
Primäranschlüsse
AR = dm · π · L [m2 ]. (3.20)
Aerf 76 m2
nerf = = = 532,9
AR 0,1426 m2
Gewählt werden n = 536
Die Rohre sind laut Konstruktionsskizze viermal hintereinander geschaltet
(4 Pässe). Die Anzahl der Röhren je Pass und Halbkreisfläche beträgt somit
536/4 = 134.
Der Manteldurchmesser D ergibt sich aus der gewählten Röhrenanordnung und
der Art der Verschweißung laut Arbeitsblatt Pb2, Tab. 5 und 6 (VDI Wärmeatlas
1988) mit einer quadratischen Teilung von T = 20 mm zu mindestens 420 mm.
Um den erforderlichen Abstand für die Einströmung und einen ausreichenden
Abstand zu Trennblech und Mantel zu berücksichtigen und um die Lohnko-
sten möglichst gering zu halten, wurde für den Mantel ein Rohrstück nach
DIN 2448 – nahtlose Stahlrohre 457,2 × 10 – mit einem Innendurchmesser von
D = 437,2 mm gewählt. Dieses Rohrteil kann ab Lager beim Rohrhandel bezogen
werden.
g) Ermittlung des hydraulischen Durchmessers und der Strömungsgeschwindigkei-
ten nach den konstruktiven Festlegungen
Berechnung des hydraulischen Durchmessers:
Es gilt die Beziehung
4·A
dh = (3.21)
U
wobei der gesamte benetzte Umfang eingesetzt wird und nicht nur der am
Wärmeaustausch beteiligte.
Daher gilt
π π
4 D 2 · − n da2 ·
dh = 8 4 (3.22)
π
D · + D + n · da · π
2
Es wird
π π
4 4372 · − 134 14 mm2 ·
dh = 8 4 = 31 mm
π
437 · + 437 + 134 · 14 mm · π
2
Berechnung der Strömungsgeschwindigkeiten:
Die Strömungsgeschwindigkeit ergibt sich aus
m
w= [m/s]. (3.23)
ρ·A
Die zur Verfügung stehenden Strömungsquerschnitte Apr und Ase berechnen sich
aus den geometrischen Gegebenheiten:
Re = v · 1/υ,
Zur Kontrolle werden folgende Gleichungen sowie das Arbeitsblatt Gb4 aus dem
VDI-Wärmeatlas (s. Abb. 3.18) verwendet:
Nuo = 0,012 · (Re0,87 − 280) · Pr 0,4 1 + (di/l)2/3 (3.25)
V20,87
αa = 2040 · (1 + 0,015 · tmse ) in W/m2 K
d 0,13 h
Gleichung 3.13 nach Stender und Merkel kann nur für αa angewandt werden, da
ϑm in der Gleichung nicht 100 ◦ C überschreiten darf.
Bestimmung der Nusselt-Zahlen Die innere Nusselt-Zahl Nui für den Wärme-
übergang vom Primärkreislauf an die Rohrwand nach Gl. 3.24.
Einfluss der Wärmestromrichtung:
Pr pr 0,11
= 0,977
Pr w
23
di
1+ = 1,009
l
Nu
180
90
Berechnung von Nua für den Wärmeübergang von der Rohrwand zum Sekundär-
strom
Einfluss der Wärmestromrichtung:
Prse 0,11
= 1,029
Prw
23
dh
1+ = 1,044
l
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 287
δ = 1 mm
λ = 31 kcal/mhK für Chromnickelstahl
kcal kJ 1h W
λ = 31 · 4,186 · = 36
m·h·K kcal 3600 s mK
2
δ 0,001 m m K
= = 2,77 · 10−5
λ W W
36
mK
1 W
k= 2
= 2.240 2
1 m K 1 m K
+ 2,77 · 10−5 +
W W W
4.750 2 4.810 2
m K m K
Die erforderliche Austauschfläche Aerf beträgt demnach nach Gl. (3.1):
Q 3.500.000 W
Aerf = = = 68 m2
k · υm W
2.240 2 23 K
m K
288 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
2.666 kW kg
mprN = = 5,6
kJ s
4,257 · 112 K
kgK
2.666 kW kg
mprN = = 25,4
kJ s
4,196 · 25 K
kgK
Nach Gl. 3.6:
kg
5,6 m
vprN = s = 0,39
kg s
938 3 · 0,015 m2
m
kg
25,4 m
vprN = s = 0,49
kg s
938 3 · 0,053 m2
m
m
0,39 · 0,012 m
= s
ReprN m = 19.833
0,238 · 10−6
s
m
0,49 · 0,031 m
= s
ReseN m = 41.849
0,365 · 10−6
s
ϕ
(19.833 − 1.000)1,39
N ui,N = 8 · 1,009 · 0,977
ϕ 2
1 + 12,7 · 1, 39 − 1
3
8
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 289
W
N ui,N · λpr 73 · 0,686
αi,N = = mK = 3.860 W
dm 0,01297 m m2 K
W
Nua,N · λpr 172 · 0,669 W
αa,N = = mK = 3.709 2
dh 0,031 m m K
1 W
k= = 1.797
1 m2 K 1 m2 K
+ 2,77 · 10−5 +
W W W
3.860 2 3.709 2
m K m K
Die erforderliche Austauschfläche für den Normalbetrieb beträgt nach Gl. (3.1)
Q 2.666.000 W
Aerf = = = 64,7 m2
k · ϑm W
1.797 2 23 K
m K
Konstruktiv vorhanden ist eine Austauschfläche von 76,4 m2 .
j) Nachrechnung für den Sommerbetrieb und Optimierung
Im Sommerbetrieb bei Außentemperaturen über 11 ◦ C stellt das Fernwärmever-
sorgungsunternehmen (FVU) eine maximale Vorlauftemperatur von 85 ◦ C zur
Verfügung, der Rücklauf wird für den Sommerbetrieb mit 60 ◦ C angenommen.
Das Hausnetz wird im Sommerbetrieb mit niedrigeren Temperaturen gefahren,
und zwar im Vorlauf mit 70 ◦ C und im Rücklauf mit 55 ◦ C.
Die erforderliche Wärmeleistung für den Sommerbetrieb beträgt 1.800–2.000 kW,
d. h. ca. 650 kW je Wärmeaustauscher.
Die Stoffwerte (Tab. 3.5) sind der Stoffwerttabelle 1.1 und 3.6 bei den mittleren
Temperaturen ϑpr = 70 ◦ C und ϑse = 60 ◦ C entnommen.
Nach Gl. 3.3 ist die mittlere logarithmische Temperaturdifferenz im Sommerbe-
trieb (Abb. 3.19)
15 K − 5 K
ϑm = = 9,1 K
15 K
In
5K
290 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Zur Anwendung der Gl. 3.2 müssen die Temperaturdifferenzen der einzelnen
Ströme ermittelt werden:
ϑpr,S = 85 ◦ C − 60 ◦ C = 25 K
ϑse,S = 70 ◦ C − 55 ◦ C = 15 K
m
0,198· 0,031 m
Rese,S = s = 12.955
m2
0,475 · 10−6
s
Einfluss der Wärmestromdichte nach
ϕ
(12.177 − 1.000)2,56
= 8
Nui,S
ϕ 2
· 1,009 = 64,1
1 + 12,7 · · 2,56 3 − 1
8
1.000 kW kg
mpr,s = = 9,5
kJ s
4,19 · 15 K
kgK
1.000 kW kg
mse,s = = 15,9
kJ s
4,184 · 15 K
kgK
kg
9,5 m
wpr,s = s = 0,64
kg s
977 3 · 0,015 K
m
kg
15,9 m
wse,s = s = 0,30
kg s
983 · 0,053 m2
m3
m
0,64 · 0,012 m
Repr,s = s = 18.590
2
−6 m
0,413 · 10
s
m
0,30 · 0,031 m
Rese,s = s = 19.579
2
−6 m
0,475 · 10
s
Nui,S = 91,7 αi,S = 4.670 W/m2 k
Nua,S = 110 αa,S = 2.313 W/m2 k
Nach Gl. 3.10 folgt für die Wärmedurchgangszahl k = 1.480 W/m2 K. Die erfor-
derliche Austauschfläche eines Wärmeaustauschers im Sommerbetrieb bei nur
zwei angeschlossenen Wärmeaustauschern beträgt
1.000.000 W
Aerf = = 74,3 m2
W
1.480 2 · 9,1K
m K
Da die erforderliche Austauschfläche geringer ist als die vorhandene Austausch-
fläche (76,4 m2 ), ist der Betrieb von zwei Wärmeaustauschern während des
Sommerbetriebes mit dieser vorhandenen konstruktiven Auslegung zulässig.
Optimierung Die Nachrechnung hat gezeigt, dass im Auslegungsbetrieb 68 m2
Austauschfläche, im Normalbetrieb 64 m2 und im Sommerbetrieb 69 m2 Aus-
tauschfläche erforderlich sind. Andererseits muss man berücksichtigen, dass die
Berechnung der Wärmeübergangszahlen αi und αa Unsicherheiten beinhalten.
Aus diesem Grunde und wegen der nicht auszuschließenden Verschmutzung der
Heizfläche auf der Sekundärseite sollte die Heizfläche mit einer Reserve von etwa
10 % bemessen werden. Deshalb wird die Austauschfläche mit den gegebenen
294 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
D2 · π π
Vse = − D · sp − da2 · · 2 · n · L = 0,371 m3
4 4
Zusätzlich muss für die Primärseite ein Volumen für den Kopf und die Umlenk-
kammer berücksichtigt werden:
π
Vpr = 0,094 m3 + D 2 · · 0,8 m = 0,226 m3
4
Bei Ausfall der Pumpen würde im Sekundärkreis, also im Außenraum, die Strö-
mungsgeschwindigkeit 0 werden und sich dadurch eine mittlere Temperatur
für das gesamte Wasser im Außenraum des Wärmeaustauschers von ca. 80 ◦ C
einstellen.
Um den Extremfall darzustellen, wird die Schließzeit der Ventile des jewei-
ligen Wärmeaustauscherregelkreises als so lange verzögert angesehen bis das
gesamte Wasser in den Röhren des Wärmeaustauschers die Höchsttemperatur
von 183 ◦ C erreicht hat. Die Mischtemperatur, die sich daraufhin im geschlos-
senen Wärmeaustauscher einstellt und den Kesselblechmantel erreicht, beträgt
somit:
ϑpr · Vpr + ϑse · Vse 183 ◦ C · 226 l + 80 ◦ C · 371 l
ϑm = = = 119 ◦ C
Vpr + Vse (226 + 371)l
m) Überprüfung der k-Zahl durch Ermittlung der k-Zahlen in den einzelnen Pässen
Die Ermittlung der k-Zahlen in den einzelnen Pässen erfolgt durch Iteration der
Temperaturen und der Wärmeübertragungsleistung des jeweiligen Passes.
296 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Es gelten die folgenden Beziehungen aus den Gln. 3.9 und 3.10 und dem
Wasserwert W = m · cp :
Daraus folgt:
Qges · cppr Qges
Wpr = =
cppr · ϑpr ϑpr
Qges · cpse Qges
Wse = =
cpse · ϑse ϑse
Es folgen daher die Wasserwerte zu:
3.500 kW kW
Wpr = = 31,25
112 K K
3.500 kW kW
Wse = = 140
25 K K
Vorgang Die Temperaturen am Ende des jeweiligen Passes ϑ* werden be-
stimmt, indem man zuerst aufgrund der geschätzten Temperaturverlaufsskizze
ϑpr * festlegt. Mit Hilfe der vorstehend genannten Gleichungen lässt sich nun die
zugehörige Wärmeübertragungsleistung Qp dieses Passes bestimmen. Aus den
Gleichungen lässt sich auch die zugehörige Temperatur am Passende des Se-
kundärstromes ϑse * festlegen. Da nun alle Anfangs- und Endtemperaturen des
zu errechnenden Passes gegeben sind, lassen sich die mittlere logarithmische
Temperaturdifferenz ϑm nach den vorstehend genannten Gleichungen und die
k-Zahl errechnen. Mit den Gleichungen überprüft man dann Qp . Wenn das mit
den Gleichungen errechnete Qp übereinstimmt, können die eingangs geschätzten
Temperaturen als bestätigt angesehen werden. Ist die Differenz zu hoch, muss der
Vorgang mit einer neuen geschätzten primären Passendtemperatur ϑpr∗ wiederholt
werden bis das gewünschte Resultat QA ≈ QE eintritt.
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 297
5
Klöpperböden
PB 5 4
E 10
3
0
0 0,0005 0,001 0,0015 0,002 0,0025 0,003 0,0035
se-c1-c2
Da
Gewählt wird die Blechstärke der Krempe zu 8 mm. Diese Wandstärke wird für
den gesamten Klöpperboden beibehalten.
Überprüfung von Faltenbildung in der Krempe Der Boden im Krempenbe-
reich ist gegen elastisches Beulen ausreichend bemessen, wenn der Beuldruck
PB ≥ 1, 5 P beträgt.
Der vorliegende Klöpperboden liegt nicht im gefährdeten Bereich der Faltenbil-
dung (Abb. 3.21).
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 301
D3
pu
p1
D33 − 4 · l2
p = p 1 + pu (3.28a)
D12
Die Maße D1 , D3 und l sind der Konstruktionszeichnung zu entnehmen. D1
entspricht dem Dichtungsdurchmesser dD des Flanschs = 461 mm. D3 ist der
mittlere Durchmesser des Kompensators und wird mit 600 mm angenommen.
Der Abstand l ist der mittlere Abstand von der Mitte der außen liegenden Rohre
zum Rohrplattenmittelpunkt. l ≈ 190 mm (Abb. 3.22).
Nach Gl. 3.29 folgt der Berechnungsdruck p = 22 bar + 11 bar · 0,49 = 27,4 bar.
Der Berechnungsbeiwert c5 ergibt sich zu 0,185 nach Arbeitsblatt B 5, Bild 16;
der Verschwächungsbeiwert v = t − da /t = 0,3 nach Arbeitsblatt B5, Gl. (17).
Aus Gl. 3.28 folgt für die Rohrplattenstärke
Di Fs
II II
I
bD
dD
FP FD I
dD aD
ap
dT
dC
errechnet.
N π
Fp = 2,2 2
· · (461 mm)2 = 367.210 N
mm 4
Aus Gl. 3.31a
N
FDVVmax = 461 mm · π · 632 = 915.706 N
mm2
Nach Gl. 3.32 wird
FDVVerf = 0,2 · 23.614.980 N + 0,8 · 23.614.980 N(367.210 N + 98.645 N)
= 7.376.434 N
Der Beiwert BD für die It-Dichtung beträgt 0,53 bei t = 200 ◦ C nach DIN 2505 E.
Da für die im Zusammenbau aufgebrachte Dichtungskraft FDO die Bedingung
FDO = (FDB + Fp )/BD gilt, kann FDO · BD aus Gl. 3.28a durch einen größeren Wert
oder mindestens durch den gleichen Wert der Summe FDB + FP ersetzt werden:
FDB + Fp = 465.855 N
ns · d L
dL = dL · (3.38)
π · dT
16 · 20 mm
dL = 20 mm · = 9,4 mm
π · 461,2 mm
errechnet.
306 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
a2 ΔA5
a1 ΔA4 hF
asp
2 · (dF − D − 2dL ) · a1 · (a1 + a2 )
WII = 1,2 · π (3.39a)
+ 0,15 · D + sM ) · sM 2
+ 0,05 · (D + sM · sM · a0
Da der Manteldurchmesser D < 500 mm beträgt, ist der Einfluss der Schwerkräfte
am Ansatz sehr gering. Die Gl. 3.39 kann daher um ihr letztes Glied 0, 05 · (D +
sM ) · sM a0 gekürzt werden.
Zur Errechnung des Widerstandsmoments WII muss der Schwerpunkt bestimmt
werden. Von der Dichtungsfläche aus beträgt der Schwerpunktabstand asp :
An · an
asp = (3.40)
An
Die in Gl. 3.39 einzusetzenden Abstände a1 und a2 stehen für:
a1 = Abstand vom Schwerpunkt zum Schwerpunkt der oberen Gewichtshälfte
a2 = Abstand vom Schwerpunkt zum Schwerpunkt der unteren Gewichtshälfte
(s. Abb. 3.24)
hF
a4 = a5 = = 15 mm
2
a3 = hF + 7,5 mm = 37,5 mm
a6 = hF + 2,6 mm = 32,6 mm
= 17,26 mm
asp
a1 = = 8,62 mm
2
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 307
F l
σ = = E · ε und ε = (3.43)
A l
zur Verfügung.
Die im Rohrbündel auftretende Wassertemperatur kann nach Kap. 3 und 2.5.14,
185 ◦ C betragen. Die Temperatur im Mantel kann hierzu gehörend mit 80 ◦ C
angenommen werden. Die Montageendtemperatur wird mit 20 ◦ C berücksichtigt.
Die Baulänge beträgt 3.500 mm. Die Wärmeausdehnungskoeffizienten sind bei
100 bzw. 200 ◦ C mit αSt = 12 · 10−6 mm/mm und αEdSt = 17,5 · 10−6 mm/mm
einzusetzen (Abb. 3.25).
Das E-Modul beträgt 210.000 N/mm2 für Stahl und 200.000 N/mm2 für Edelstahl.
Damit wird:
1Mantel = 12 10−6 60 3.500 = 2,5 mm
308 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
und damit
X 2.728.680 N N
σSt = = 2
= 194
ASt 14.049 mm mm2
X 2.728.680 N N
σEdSt = = = 294
AEdSt 10.945 mm2 mm2
Mit der Beziehung
σ
l = ·l
E
ergibt sich zur Kontrolle
N
194 2
lSt = mm · 3.500 mm = 3,24 mm
N
210.000
mm2
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 309
b
B
d1
w
Berechnungsbeiwert Bp
Beiwertes Bp
3
0
0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
(dk-d)/dm
und
N
249
lSt = mm2 · 3.500 mm = 4,36 mm
N
200.000
mm2
lst + lEdst = 7, 6 mm.
Die zulässige Zug- oder Druckspannung für Edelstahl Werkstoff Nr. 1.4571
beträgt bei 200 ◦ C 192 N/mm2 . Die zulässige Belastung der Röhren wird
damit überschritten. Es muss ein Kompensator zur Aufnahme der Dehnung
eingeschweißt werden (Abb. 3.26, Tab. 3.8, 3.9).
Auswahl und Nachrechnung des Kompensators:
Auswahl nach einer Werksnorm
Für DN 450 ergeben sich folgende Maße:
dk = 720 mm ra = 30 mm
d = 437,2 mm ri = 30 mm
B = 120 mm b = 60 mm
Werkstoff Edelstahl, Werkstoff Nr. 1.4541
Werkstoffkennwert bei 100 ◦ C
K = 176 N/mm2
Betriebsdruck maximal 10 bar Überdruck
Prüfdruck 13 bar Überdruck
Nachrechnung der erforderlichen Wandstärke:
Die Nachrechnung erfolgt nach AD-Merkblatt B13 (Abb. 3.27)
310
P
s = 0,61 · l0 ·
(3.46)
K
δε ·
s
lo errechnet sich aus der Beziehung
1 ra + ri
l0 = K −d − Bp · [mm] (3.47)
2 2
1 30 + 30
l0 = 720 − 437,2 − 2,2 · mm
2 2
und
BP nach Abb. 3.27 für dK − d/dm = 0,489, s = 1,5 und δε = 20 %
Damit wird
13
s = 0,61 · 108 = 4,9 mm
176
20 ·
1,5
gewählt 6 mm.
Die Nachrechnung auf Wechselfestigkeit ist nicht erforderlich, weil die Wärme-
austauscher immer auf Betriebstemperatur gehalten werden.
Plötzliche Abkühlungen oder schnelle Aufheizvorgänge sind bei dem mit Wär-
meenergie zu versorgenden Heizungsnetz nicht möglich. Es treten jährlich etwa
ein bis zwei Temperaturwechsel auf, die aber sehr langsam ablaufen.
Nach der Werksnorm nimmt eine Welle eine Dehnung von 12 mm auf. Erfor-
derlich ist jedoch nur eine Dehnungsaufnahme von 7 mm. Der Kompensator
wird nicht voll beansprucht. Die Dehnungsaufnahme von 7 mm erfordert eine
Schubkraft von 2.300 N/mm · 7 mm = −16.100 N.
Der Innendruck von 10 bar verursacht eine Schubkraft von 10 bar · 27.050 N/bar
= 270.500 N.
Der Druck von maximal 21 bar in Anschlusskopf und Wendekammer verursacht
außerdem eine Schubkraft von
d2 · π
·p
4
43,72 · π
F = · 210 = 315.260 N.
4
Die Summe der Schubkräfte, die eine Verlängerung des Mantels zur Folge haben,
beträgt
Die verursachte Längsspannung liegt im zulässigen Bereich und wirkt auf das
Rohr- bündel, da der Kompensator als elastisch angesehen werden muss (Abb.
3.28, 3.29).
Diskussion der Ergebnisse Mit diesem Beispiel sollte gezeigt werden, dass in der
Praxis nur selten formaleAufgabenstellungen vorliegen. Der Ingenieur muss dieAuf-
gabenstellung oder die zu berechnenden Werte aus dem abgeschlossenenAuftrag, aus
einer Leistungsbeschreibung oder aus Abnahme- und Garantiebedingungen entneh-
men und danach den Ablauf der Berechnung und die einzelnen Konstruktionsschritte
festlegen.
Wenn der Ingenieur als Anlagenplaner tätig ist, dann wird er nur die Hauptabmes-
sungen der Wärmeaustauscher festlegen oder aus Herstellerkatalogen entnehmen,
damit er die Planung der Fernwärmeunterstation vornehmen kann. Dabei muss er
die Ausrüstung und den Wartungsplatzbedarf berücksichtigen. Danach muss der
Anlagenplaner eine Leistungsbeschreibung der Wärmeaustauscher erstellen. Die
3.2 Oberflächenwärmeüberträger als Gegenstromwärmeaustauscher 313
Leistungsbeschreibung muss alle Angaben enthalten, die der Hersteller des Wär-
meaustauschers für die Berechnung, Genehmigung und Fertigung benötigt. Der
Anlagenplaner ist hierzu nur in der Lage, wenn er selbst den Berechnungsvorgang,
wie in diesem Beispiel ausführlich dargestellt, beherrscht und auch die anerkannten
technischen Regeln für die Berechnung, Herstellung und Ausrüstung von Druckge-
fäßen, wie im Absch. 3.9.6 beschrieben, anwenden kann. Aus diesem Grunde wurde
das Beispiel 3.1, ausnahmsweise, sehr ausführlich dargestellt und mit Kontroll- und
Optimierungsberechnungen ergänzt.
Wenn als Heizmedium HD-Dampf zur Verfügung steht und damit Heißwasser
oder Warmwasser für ein Fernheiznetz oder ein Gebäudeheizsystem erzeugt wird,
dann sind folgende Hinweise zu beachten:
a) Der Druck des Heizdampfes darf nicht höher sein als der Betriebsdruck im
Heißwasser- oder Warmwasserheizsystem auf der Sekundärseite, wenn im Teil-
lastbetrieb mit Sicherheit eine Dampfbildung und Betriebsgeräusche durch
Kavitation vermieden werden sollen.
b) Bei Wärmeaustauschern, die zur Übertragung von großen Wärmemengen die-
nen, ist der Einbau einer Kreislaufpumpe mit Bypass auf der Sekundärseite zu
empfehlen, damit im Teillastbetrieb und bei kondensatseitiger Regelung keine
Dampfbildung und Nachverdampfung auftreten kann und der Wärmeaustauscher
immer mit der vollen Wassermenge durchströmt wird.
c) Auf der Heizdampfseite ist auch immer ein Schnellschlussventil einzusetzen, das
bei Bedarf durch den Sicherheitstemperaturbegrenzer geschlossen wird.
Der Ingenieur, der bei einer Apparatebaufirma tätig ist, kann dem vorstehenden
Beispiel entnehmen, dass nicht immer allein die maximalen Übertragungsleistun-
gen für die Bemessung der Heizfläche maßgebend sind, sondern dass bestimmte
Anforderungen aus der Nutzung (Sommerbetrieb) und Forderungen hinsichtlich Be-
triebssicherheit eine Kontrollrechnung oder andere Aufteilungen der Heizflächen
erforderlich machen können. Die Berechnung zeigt auch, dass bei richtiger Wahl der
Wärmedurchgangszahlen die vorläufige Berechnung mit der genauen Nachrechnung
314 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
gut übereinstimmt und damit konstruktive Festlegungen nicht geändert werden müs-
sen. Wenn die vorläufige Berechnung nicht mit der Nachrechnung übereinstimmt,
ist es ratsam, nicht den Durchmesser des Wärmeaustauschers zu verändern, um eine
größere Heizfläche unterzubringen, sondern die Länge zu variieren, weil dies keine
neue detaillierte Berechnung erfordert.
Die Festigkeitsberechnung wurde in diesem Beispiel sehr ausführlich dargestellt,
weil die Regelwerke (AD-Merkblätter und TRD) die Anwendung der Berech-
nungsformeln nur kurz beschreiben und begründen und keine Beispielsrechnungen
enthalten. Der Hersteller von Wärmeaustauschern und Druckgefäßen muss die
Berechnungen und Werkstattzeichnungen vor der Fertigung beim TÜV zur Genehmi-
gung einreichen und die zu Grunde gelegten Werkstoffkennwerte mit Prüfzeugnissen
belegen. Nach der Fertigung erfolgt die Werksabnahme und Druckprobe, die vom
am Herstellungsort zuständigen TÜV durchgeführt wird.
Der Wärmeaustauscher wird dann einschließlich Abnahmebescheinigungen (in 3-
bis 4-facher Ausfertigung) an den Besteller oder Betreiber ausgeliefert. Der Betreiber
der Anlage muss die Betriebsgenehmigung für die Druckgefäße beim örtlichen TÜV
beantragen und die Unterlagen der Werksabnahme mit einreichen. Die Betriebser-
laubnis wird dann erteilt, wenn die sicherheitstechnische Ausrüstung vollständig ist
und bei den Ausrüstungseinrichtungen nur baumustergeprüfte Armaturen und Geräte
eingesetzt wurden, die bei der Funktionsprüfung nicht zu beanstanden waren.
Man unterscheidet nach der Bauart zwischen stehenden und liegenden Dampferzeu-
gern. Die ältere Bauart ist der liegende Dampferzeuger als zylindrischer Behälter
mit Einsteckheizschlangen nach Abb. 3.30 bis 3.32. Die Dampferzeuger sollten im-
mer trockengesättigten Dampf hervorbringen. Wenn zu nasser Dampf entnommen
wird oder Wasser mit in die Dampfentnahmeleitung gerissen wird, dann ist in der
Regel der Verdampfungsraum des Dampferzeugers zu klein bemessen. Es liegt eine
zu hohe Dampfraumbelastung vor.
Die zulässige Dampfraumbelastung ist u. a. vom Dampfdruck und von der
Kesselwasserqualität abhängig. Ein zu hoher Salz- oder Phosphatgehalt führt zum
Schäumen und Mitreißen von Wasser (Zinsen 1957).
Wenn in dem Dampferzeuger Dampf zur Sterilisation in einem Krankenhaus er-
zeugt werden soll, dann sollte in der Leistungsbeschreibung die Forderung nach
trockengesättigtem Dampf enthalten sein und die Ausführung nach Abb. 3.32 mit
Dom und Prallblechen gefordert werden.
Die stehende Ausführung ist preisgünstiger, weil damit bei der Beheizung mit
HD-Dampf eine höhere Heizflächenbelastung erreicht wird. Der stehende Dampfer-
zeuger benötigt auch eine geringere Stellfläche, wenn eine ausreichende Raumhöhe
vorhanden ist.
3.3 Dampferzeuger als Wärmeüberträger mit HD-Dampf . . . 315
1/2 l
Druckregelung Sicherheits-
Dampf Abgang ventil
Manometer
Primärer Vorlauf
Niveau Anzeige
D
Niveau Steuerung
Entleerung temperaturen< 20 °C
Speisewasser- wird die Einspeisung
eintritt Entschlammung von hier durchgführt
Dampfaustritt
Heizmittel-
eintritt
M NW
Heizmittel-PHW
Heizmittel-
antritt
Entschlammung
Entleerung
Speisewassereintritt
Dampfentnahme Dampfentnahme
Speisewasser
Speisewasser
Abb. 3.33 Stehende Dampferzeuger mit direkt wirkendem (links) und mit elektrisch wirkendem
(rechts) Wasserstandsregler
B(Re − 1.000) · Pr
mit Nu = 1 2
· KL [W/m2 ], (3.52)
l + 12,7 · B (Pr − l)
2 3
⎡ 2
⎤
dh3
darin ist KL = ⎣l + ⎦
L
l
B=
(5,15 · lg (Re) − 4,64)2
3.3 Dampferzeuger als Wärmeüberträger mit HD-Dampf . . . 319
1 000
instabil stabil
500
1 2 5 10 20 50 100 200 K 500
Δν=νo–νs
w · dh
Re =
v
v v
Pr = = ρ · cp
a
Gültigkeitsbereich: 2.320 < Re < 106 ; dh /L < l
Die Wärmeübergangszahl αa für die Verdampfung an den Außenseiten der mit
Heißwasser beheizten Rohre kann mit den Gleichungen aus der Literatur 3.2 (VDI-
Wärmeatlas) berechnet werden (Abb. 3.34).
Im VDI-Wärmeatlas wird für die Wärmeübertragung beim Blasensieden die
Gleichung
7
ϑ 3
α = α0 · (3.53)
ϑs
genannt.
Darin ist ϑs die Sattdampftemperatur (aus der Dampftafel) und α0 die von Stephan
festgestellte Beziehung, dass α0 etwa der Molmasse bei Flüssigkeiten umgekehrt
proportional ist.
1, 6 · 108
α0 =
M
Mit M für H2 O = 18 wird
W
α0 = 8,9 · 106 K (3.53a)
m2
Von Kirschbaum und Rant wurde für αVerd die Gl. 3.54 abhängig vom Druck und
von der Flächenbelastung vorgeschlagen.
W
α0 = 7,24 · q 0,612 · p 0,48 (3.54)
m2 K
320 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
α
y x=0 laminarer
Kondensat-
Dampf film x
x αiam- 1
δg=δs 4x
δw
xkrit
Dampf αturb- x
w(y)
λl b = Breite
gekühlte δx x=L
Wand Kondensatfilm
x turbulenter
Kondensatfilm
Abb. 3.35 Laminarer Kondensatfilm und Übergang vom laminaren zum turbulenten Kondensatfilm
Mit der Gl. 3.54 kann nach der Berechnung von α und mit ϑw – ϑs die Wärmestrom-
dichte q nach Tab. 3.10 geschätzt und mit dem Sattdampfdruck ps des zu erzeugenden
Dampfes αa zur Kontrolle nachgerechnet werden.
b) Heizmedium Wasserdampf im Rohr (Filmkondensation)
Wasserdampf kondensiert an der Rohrwand, wenn die Oberflächentemperatur
der Rohrwand niedriger als die Kondensationstemperatur des Dampfes ist. Es
entsteht dann ein Tropfenniederschlag, der bei weiterer Kondensation in einen
Kondensationsfilm übergeht und an der Rohrwand nach unten abläuft (s. Abb. 3.35).
Für den Wärmeübergang gilt
l
αx =
δx
Nusselt hat mit der Berechnung der Dicke des Kondensatfilms für laminare
und turbulente Strömungen die Wasserhauttheorie entwickelt und mit Hilfe der
3.3 Dampferzeuger als Wärmeüberträger mit HD-Dampf . . . 321
Erdbeschleunigung auch die Form der Strömung in Abhängigkeit von der Fall-
höhe. Er hat damit den Umschlagspunkt von laminarer zur turbulenter Strömung
gefunden.
Für den ungünstigsten Fall der Filmkondensation gilt nach Nusselt für eine laminar
abströmende Wasserhaut die Gleichung
4 ϕ · g · · r
3
α = 0,94 W/m2 k . (3.55)
v · H · ϑ
Diese Gleichung enthält Stoffwerte vom Zustand des Wasserfilms und r die Ver-
dampfungswärme vom Zustand des Heizdampfes. Diese Stoffwerte lassen sich
mit der Konstanten zusammenfassen in eine neue Konstante K1 , die nur von der
Temperaturdifferenz abhängig ist.
Es verbleibt dann noch ein Teil der Gleichung, der für senkrechte Rohre die Form
der Gl. 3.56 hat:
√
α = K1 H · ϑ W/m2 · K ,
4
(3.56)
darin ist
ϑ = ϑs − ϑw in K und H die Höhe oder Länge bei senkrecht stehendem Heizrohr
in m
ϑs die Sattdampftemperatur des Heizdampfes
ϑw die Rohrwandtemperatur
Für ein waagerechtes Rohr ist H = da des Rohres und für ein waagerechtes Rohrbündel
ist H = 2,5 n · da
da ist der Rohraußendurchmesser in m
n ist die Anzahl der Rohre übereinander am größten Querschnitt
Für waagerechte Heizrohre oder Heizbündel gilt:
√
α = K2 H · ϑ W/m2 · K .
4
(3.57)
Die Werte für die Konstanten K1 und K2 können der Tab. 3.11 in Abhängigkeit von
der mittleren Sättigungstemperatur des Heizdampfes entnommen werden:
ϑs + ϑw
ϑm =
2
Wenn der Heizdampf Inertgase, z. B. Luft, O2 - oder CO2 -Gase, enthält, nimmt
der Wärmeübergang mit steigendem ϑ erheblich ab. Dampfkesselanlagen wer-
den mit entgasten Speisewasser gespeist und enthalten maximal 1 % Inertgas,
dadurch wird der Wärmeübergang um max. 10 % reduziert. Ganz anders sieht das
bei den Kondensatoren aus. Hier kann der Einfluss des Inertgasgehalts erheblich
sein.
322 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
h = (h − h ) + (h − hw )
= (2747,5 − 640,1) + (640,1 − 439,3)
= 2107,4 + 200,8
= 2308,2 kJ/Kg
180°C 160^C
180°C Δ = 28
160°C Δ = 38
152°C
152°C
Δ = 28 Δ =8
102°C
a b
Abb. 3.36 Temperaturgefälle für. a Verdampfung bzw. b Speisewasseraufbereitung
Nu · 180 · 0,68 W
αi = = = 8.160 2
dh 0,015 m K
Gerechnet wird mit dem Mittelwert aus den grafisch und rechnerisch ermittelten
Werten, also 6.413 W/m2 K.
324 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Wärmeübergangszahl αa für die Verdampfung nach Gl. 3.52 und Tab. 3.10 mit
ϑs = 152 ◦ C für Wasserdampf bei 5 bar
W
α(0) = 8,9 · 106 = 8.900.000 K
m2
7 7
υ 3 W 10 3 W
αa = α(0) · = 8.900.000 2 K · = 15.550 2 K
υs m 152 m
Ermittlung der Rohranzahl Die Fläche eines Rohrs beträgt nach der Aufgaben-
stellung bei 1,8 m Einbauhöhe
0,088 · 1,8 = 0,158 m2 .
Damit ergibt sich die Anzahl der Rohre zu
20 m2
Z= = 196
0,102 m2
Der Dampferzeuger sollte mit ca. 196 Rohren ausgeführt werden.
Kontrolle der angenommenen Strömungsgeschwindigkeit in den Rohren:
Die 196 Rohre di = 15 mm = 0,015 m haben eine Querschnittfläche von
0, 0152 · π
A = 196 · = 196 · 0,00018 = 0,035 m2 .
4
Für die Wärmeleistung von 1.000 kW oder 3.600.000 kJ/h ist bei einer Tempera-
turdifferenz von 20 K ein Heißwasserdurchsatz von
3.600.000 kg
ṁ = = 40.909
4,4 · 20 h
erforderlich. Darin ist cp = 4,4 kJ/kg bei ϑ = 170 ◦ C nach Tab. 2.3 oder
40.909 kg
ṁ = = 11,36
3600 s
mit ρ = 927,5 kg/m3 wird
11,36 m3
V̇ = = 0,012
927,5 s
und die Kontrolle von w ergibt
m3
0,012
w= s = 0,35 m
0,035 m2 s
wie vorher angenommen.
Zur Anordnung der Rohre im Verdampfer siehe AD-Merkblatt B 5 und VDI-
Wärmeatlas Arbeitsblatt Gg. 3 und das Berechnungsbeispiel 61.
b) Beheizung mit Betriebsdampf (13 bar)
Heizdampf und Kondensat gelangen durch die Rohre oder Rohrbündel mit 13 bar
und ϑs = ca. 192 ◦ C mit Kondensatabkühlung bis auf 160 ◦ C wie vorher bei der
Beheizung mit Heißwasser. Verdampfung um die Rohre und im Dampfraum bei
einem Betriebsdruck von 5 bar und ϑs = 152 ◦ C.
Die Speisewassererwärmung von 102 ◦ C auf 152 ◦ C bis zur Verdampfung erfolgt
überwiegend durch die Kondensatabkühlung des Betriebsdampfes von 160 auf
110 ◦ C. Die Temperaturdifferenz beträgt hierfür 8 K.
326 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
192 °C 160 °C
Dampf 13 bar
192 °C
Δ = 40 °C
102 °C
a b
Abb. 3.37 Temperaturverlauf. a ohne Kondensatkühlung. b Kondensatkühlung und Speisewasser-
aufheizung
Diskussion der Ergebnisse Das Beispiel zeigt, dass bei einer Kondensatabkühlung
bis in die Nähe der Speisewassereintrittstemperatur ein stehender Dampferzeuger
mit einer kondensatseitigen Regelung noch mit einer um ca. 10–15 % geringeren
Heizfläche ausgeführt werden kann. Der Dampferzeuger sollte möglichst mit einer
kontinuierlichen Speisewasserregelung ausgerüstet werden.
Die Berechnung der erforderlichen Heizflächen zeigt, dass der mit Dampf beheiz-
te Reindampferzeuger bei gleicher Leistung nur ein Viertel der Heizfläche wie der
mit Heißwasser beheizte benötigt. Mit dieser geringeren Heizfläche ist aber nur dann
auszukommen, wenn auf der einen Seite der Heizfläche eine Filmkondensation und
auf der anderen Seite eine Verdampfung mit geringer Blasenbildung im Kondensati-
onsfilm stattfindet. Außerdem müssen die beiden Stoffströme im Gegenstromprinzip
entlang der Austauschfläche geführt werden und das Kondensat kann dabei nicht
unterkühlt werden.
Dieser hohe Wärmedurchgang kann mit einem stehenden Dampferzeuger, wie in
Abb. 3.33 gezeigt, und der dort beschriebenen Konstruktion und Art der Leistungs-
regelung erreicht werden. Als Nachteil hat sich in der Praxis gezeigt, dass bei dieser
Konstruktion im Bereich des wechselnden Wasserspiegels Korrosionserscheinungen
an den Heizröhren auftreten. Die Ursache konnte noch nicht abschließend erforscht
und behoben werden.
Wenn der Dampferzeuger an Stelle von Heißwasser mit Thermo-Öl, Abdampf
oder heißen Gasen beheizt wird, dann ist in gleichen oder ähnlichen Schritten vor-
zugehen. In die Berechnungsgleichungen müssen dann die für das Heizmedium und
dessen Zustand zutreffenden Stoffwerte eingesetzt werden. Auf die Festigkeitsbe-
rechnung der Bauteile des Dampferzeugers wird in diesem Beispiel verzichtet, weil
es sich im Wesentlichen um Bauteile handelt, die schon in Beispiel 3.1 behandelt
wurden und auch in Beispiel 3.3 in ähnlicher Ausführung berechnet werden.
Die Dampferzeuger werden nach den TRD und den Allgemeinen Verwaltungsvor-
schriften in vier Gruppen aufgeteilt:
1. Dampfkessel der Gruppe I haben einen Wasserinhalt von höchstens 10 L.
2. Dampfkessel der Gruppe II haben einen Wasserinhalt von mehr als 10 L, wenn
– bei Dampferzeugern der zulässige Betriebsüberdruck höchstens 1 bar,
– bei Heißwassererzeugern die zulässige Vorlauftemperatur höchstens 120 ◦ C
beträgt.
3. Dampfkessel der Gruppe III haben einen Wasserinhalt von mehr als 10 und
höchstens 50 L, wenn
– bei Dampferzeugern der zulässige Betriebsüberdruck mehr als 1 bar beträgt
und das Produkt aus Wasserinhalt in Litern und dem zulässigen Betriebsdruck
in bar die Zahl 1000 nicht überschreitet,
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 329
VD
H
Dampfeintritt
H wst.
VA
N wst.
D
Vs
HW-Vorlauf
Entleerung
Der untere Teil des Speicherbehälters dient zur Vorhaltung eines Wasservor-
rats als Trockenlaufschutz für die Pumpe. Es handelt sich um das Wasservolumen
VS vom niedrigsten Wasserstand bis zum Entnahmestutzen des Heizungsvorlaufs.
Der Sicherheitsvorrat VS sollte ca. 2–4 % der Pumpenfördermenge betragen. Der
mittlere Teil des Behälters zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Wasser-
stand dient zur Aufnahme des Ausdehnungsvolumens VA . Wenn der KU auch als
Wärmespeicher dienen soll, dann wird der untere Teil des Speichers mit einem grö-
ßeren Durchmesser ausgeführt oder als liegender Speicherbehälter, wie in Abb. 3.39
und 3.40 gezeigt.
Die Wasseraufheizung erfolgt im Gegenstromprinzip. Das Heizungsrücklaufwas-
ser läuft in Wasserstrahlen oder Wasserfäden aus dem Lochboden durch den mit
Dampf gefüllten Raum zwischen den Böden. Der Dampf kondensiert an der Umfang-
fläche der Wasserfäden, und das Kondensat vermischt sich mit dem Heizungswasser.
Der Vorgang wiederholt sich von Boden zu Boden. Die Wassererwärmung beträgt
6–7 K je Boden. Der Abstand zwischen den Böden sollte ca. 0,25–0,3 m betragen.
Der Wasserstand zwischen Nwst (niedrigstem Wasserstand) und Hwst (höchstem
Wasserstand) wird von Füllstandsonden und Motorventilen gesteuert. Bei der Auf-
stellung in einer Heizzentrale können auch direkt wirkende Füllstandregler, wie in
den Abb. 3.46 und 3.47 dargestellt, eingesetzt werden.
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 331
Dampf
Speisew.
Heisswasser-
erzeuger
Heiswasser-
speicher
Expansions
u. kondensations-
zone
Speicher-
zone
Speicher-
ladepumpe
Vorlauf
Heiss-
wasserpumpe
Rücklauf
Dampf
Ab- u.
Zuspeisung
Heißwasser-
speicher
HW
NW
Vorlauf
Heißwasser-
pumpe
Rücklauf
Andererseits aber hat die direkte Wärmeübertragung, wie sie durch Dampfkonden-
sation und Vermischung mit Wasser entsteht, die Verschmutzung des Kondensats zur
Folge.
Ein verzweigtes Heizsystem enthält, wie in der Praxis immer wieder festgestellt
wird, verschmutztes Wasser durch gelöste Rost- und Walzhautteile. Hinzu kommt
die Verschmutzung in Form von Sand und Schweißperlen, die von der Montage
herrührt. Auch Öle und Dichtmittel lösen sich an den Flanschverbindungen und
Armaturenteilen.
Diese Verschmutzungen führen zu Störungen im Dampfkessel- und Turbinenbe-
trieb und schränken das bevorzugte Anwendungsgebiet der Kaskadenwärmeüberträ-
ger erheblich ein.
Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Nachteil: Der Dampfdruck in der
Kaskade wird vom Heizdampf erzeugt und dient gleichzeitig als Druckhalteanlage.
Wenn die Kaskade aus dem kalten Zustand angefahren wird, ist die Druckhaltung
sehr störanfällig und nicht immer ausreichend (Netz 1974).
Vor der Inbetriebnahme ist zu prüfen, ob das Heißwassernetz ordentlich mit auf-
bereitetem Wasser gefüllt und entlüftet ist und ob die Umwälzpumpen störungsfrei
betrieben werden können. Wenn dies der Fall ist, kann der Heizdampf vorsichtig
zugeführt und die Umwälzpumpe eingeschaltet werden. Es ist darauf zu achten, dass
zunächst die Temperatur im Heißwassernetz nicht über 100 ◦ C ansteigt. Dazu kann
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 333
das Beimischventil entsprechend gesteuert oder einreguliert werden. Erst wenn der
Rücklauf auch auf 80 bis 90 ◦ C aufgeheizt ist, kann das Heizdampfventil vollständig
geöffnet und die Vorlauftemperatur bei vollem Dampfdruck hochgefahren werden.
Ebenso vorsichtig und unter Beobachtung eines geschulten Bedienungspersonals
ist die Anlage bei Bedarf wieder herunterzufahren.
Beim Abfahren der Anlage sind die Umwälzpumpen im Betrieb. Das Rücklauf-
wasser wird über ein Bypass-Ventil dem Vorlauf zugeführt bis das Wasser in der
Anlage unter 100 ◦ C abgekühlt ist. Erst dann kann die Heizdampfleitung, die solan-
ge zur Druckhaltung gedient hat, abgesperrt und die Anlage wieder über die Kaskade
insgesamt abgefahren werden.
Heißwasserkaskaden-Wärmeüberträger sollten nur dort zum Einsatz kommen, wo
eine Bedienung durch geschultes Personal vorhanden ist, also in Industrieheizwer-
ken, Heizkraftwerken und dergleichen.
Aus den zuvor genannten Gründen haben sich die Möglichkeiten zur Anwendung
in der Industriewärmeversorgung verringert und verändert. Obwohl in der Indu-
strie Dampf grundsätzlich als Wärmeträger bevorzugt wird, macht man sich doch
in verschiedenen Fertigungszweigen die Vorteile, die das Heißwasser als Wärmeträ-
ger bietet (bessere und gleichmäßigere Steuerung der Wärmeübertragung, geringere
Korrosionsgefahr und günstige Drucksteuerung) zunutze.
Ein typisches Beispiel stellen Reifenfabriken dar, für die in der Regel immer noch
Dampf als Wärmeträger festgelegt ist. Für die Beheizung der Reifenrohlinge in den
Pressen wird Dampf in Heißwasser umgeformt.
Ähnliche Betriebsverhältnisse liegen in Textil- und Papierfabriken sowie in der
Kunststoff- und in der Lebensmittelindustrie vor.
Obwohl der Kaskadenwärmeüberträger, wie zuvor angeführt, eine große An-
zahl von Vorteilen gegenüber dem Rohrbündelwärmeüberträger aufweist und durch
die Entwicklung der Wasserbehandlungsverfahren und im Rohrleitungsbau über-
haupt die wesentlichen Vorurteile aufgehoben sind, wird er heute nur noch selten
eingesetzt.
Die Ursache ist teilweise auf schlechte Betriebserfahrungen und auf Fehlschläge
zurückzuführen, die bei Firmen mit geringen Einbau- und Ausführungskenntnissen
auf dem Heißwassergebiet zu verzeichnen sind.
Es erscheint deshalb sinnvoll, auf die Auslegung, Schaltung und Anordnung von
Kaskadenwärmeüberträgern näher einzugehen.
Für Lochblecheinbauten von 3 bis 8 mm Lochdurchmesser, wie sie beim Bau von
Kaskaden vornehmlich verwendet werden, kann mit 40 m3 /h m2 gerechnet werden.
Bei zu hoch gewählten Belastungen beginnt die Kaskade zu summen und gelangt
schließlich bei Spitzenbelastungen in Vibrationsbewegung mit Dampfschlägen.
Mit der hydraulischen Belastung Bh ergibt sich für die Ermittlung des Querschnitts
einer runden Kaskade bei bekanntem Wasserdurchsatz für Wh die Beziehung:
Wh d2 · π
=A=
Bh 4
Man erhält mit Bh = 40 m3 /h m2 für den Durchmesser dk
der Kaskade dk = 0,18 · Wh [m]. (3.58)
darin ist Q wie auch in Gl. 3.59 die von der Kaskade zu übertragende Wärmeleistung
in kWh oder in kJ/h und cp = 4,187 kJ/kg oder cp = 1,163 KW/kg. h ist die Enthalpie
des Heizdampfes beim Eintritt in die Kaskade und kann den Dampftafeln entnommen
werden. ϑa ist die Heißwasservorlauf- oder Austrittstemperatur.
Der KU besteht aus einem Heißwasserraum und einem Dampfraum mit den Kas-
kaden. Der Heißwasserraum bildet sich aus dem Speichervolumen Vs und dem
Ausdehnungsraum für Expansion und Schrumpfung des Heizwassers VA . Bezeichnet
man das Volumen des Dampfraums mit VD , dann gilt für das Gesamtvolumen
Vges = Vs + VA + VD + Zuschläge.
d2 · π
Wh = w · 3600
4
und daraus
354 · GW
dw = [mm] (3.63)
wW
oder
354 · GW
dD = [mm], (3.64)
wD
darin ist
wW und wD die Strömungsgeschwindigkeit in m/s.
Wirtschaftliche Strömungsgeschwindigkeiten für Wasser und Dampf sind:
wD = 20–30 m/s für den Heizdampfanschluss und
wW = 1 − 3 m/s für den Heizungswasseranschluss
336 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
dB
dB
Der Wasserdurchsatz wird nach Gl. 3.59 und der Dampfdurchsatz nach Gl. 3.61 wie
zuvor beschrieben berechnet.
Die weitere konstruktive Bemessung ist von der Art der Kaskadeneinbauten
abhängig.
In den Abb. 3.41 und 3.42 werden Einzelheiten der Bauteile wiedergegeben,
Abb. 3.41 zeigt das Einlaufbauwerk. Die oberen Bohrungen sind für das Abführen
des Dampfes, der als Nachverdampfung bei der Entspannung im Einlauf entsteht,
vorgesehen. In Abb. 3.42 sind die Lochböden dargestellt. Bei schwankendem
Wasserdurchsatz ist ein sägeförmiger Überlaufrand zu empfehlen.
Abbildung 3.43 stellt die zweckmäßige Anordnung der Einbauten dar. Dabei
kommt es darauf an, dass der Dampf immer wieder von der Wand abgelenkt und durch
die Wasserstrahlen geführt wird. Außerdem ist darauf zu achten, dass zum Abführen
von Luft ein ausreichender Strömungsquerschnitt für den Spüldampf vorhanden ist.
Der Spüldampfdurchsatz soll je nach Bauart etwa 1–2 % des Wasserdurchsatzes Wh
in kg/h betragen.
Bei der Anordnung nach Abb. 3.43 wird der Strömungsquerschnitt für den Dampf
so verändert, dass jeder Kaskadenboden ausreichend beheizt wird.
Bei allen Bauarten von Kaskadenböden ist die Durchflussgeschwindigkeit zu
beachten.
Die Strömungsgeschwindigkeit der Wasserstrahlen soll für die Wärmeübertragung
eine ausreichende Berührungszeit bieten und deshalb im Mittel w = 0,8 bis 1,0 m/s
betragen.
Die Austrittsgeschwindigkeit hängt vom Druckgefälle in den einzelnen Kaska-
denböden ab und ergibt sich aus der Stauhöhe h in m nach der Beziehung
w = 2g · h [m/s]. (3.65)
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 337
dB
Aus der geforderten Strömungsgeschwindigkeit des Strahls ergibt sich eine Stauhö-
he h von 50 bis 90 mm.
Diese Forderung ist auch bei der Berechnung der Lochanzahl bei Lochbodenein-
bauten oder des verbleibenden Strömungsquerschnitts allgemein, z. B. bei Glocken-
oder Tellerböden, zu beachten.
Bei Lochböden, die in der Mehrzahl Anwendung finden, ist die Einschnürung des
Strahls zu berücksichtigen.
Es gilt:
Wh
Aerf = [m2 ]. (3.66)
3.600 · w · μ
Die Anzahl der Löcher ergibt sich aus:
Wasser Wasser
A A A A
W W W
D
D W
D
D
D
W
W
D Dampf D W
Dampf W
W W
Schnitt A-A
Schnitt A-A
Abb. 3.43 Zweckmäßige Anordnung von Böden und Dampfführung in einer Kaskade, W = Wasser,
D = Dampf
Die thermische Nachrechnung beruht auf der Modellannahme, dass ein Wasser-
strahl durch einen mit Dampf gefüllten Raum fällt und der Dampf am Umfang des
Wasserstrahls kondensiert. Es findet also eine Filmkondensation auf der Fläche des
abfallenden Wasserfadens statt.
Da die Fließgeschwindigkeit im Strahl mit der Fallhöhe zunimmt, verengt sich
der Strahl nach unten hin. Bei einer Fallhöhe bzw. bei einem Bodenabstand von
25 cm schnürt sich der Strahl etwa auf ein Drittel des Anfangsquerschnitts ein und
bildet zum Teil Tropfen.
Unter Beachtung der Kontraktion des Strahls in der Bohrung auf 40 % des
Querschnitts ergibt sich eine äußere Oberfläche Af für den einzelnen Strahl zu
Tab. 3.12 Querschnitt und Wasserdurchsatz in l/h für verschiedene Bohrungen in Abhängigkeit von
der Stauhöhe (für eine Blechdicke von 3 mm)
Durchmesser der Bohrung Querschnitt der Bohrung Wasserdurchsatz bei der Stauhöhe h (mm)
30 40 60 90
mm mm2 l/h
3 7,1 16 18 23 28
4 12,6 29 34 41 50
5 19,6 45 53 64 77
6 28,3 65 77 92 112
8 50,3 100 134 142 173
10 78,5 184 213 262 318
12 113,1 240 280 342 415
Die sich bei einem Lochboden bildende Gesamtfläche der Wasserstrahlen ergibt
sich aus der Anzahl z der Bohrungen im Boden und der Einzelflächen nachfolgender
Beziehung
z·f
AB = [m2 ], (3.69)
10.000
wobei 10.000 für die Umrechnung von cm2 in m2 eingesetzt ist. Mit Gl. 3.69
können nun die Wärmeleistungen in den einzelnen Wärmeübertragungsstufen bzw.
Lochböden nachgeprüft werden.
Dabei wird in der Wärmeübergangsstufe mit dem größeren verfügbaren Tempera-
turgefälle eine höhere Wärmeleistung erzielt als in den unteren Lochböden mit dem
geringeren Temperaturgefälle.
Die Wärmeleistung in den einzelnen Stufen kann mit den Lochdurchmessern
variiert werden. Ein Boden mit vielen kleinen Löchern erbringt den gleichen Was-
serdurchsatz und bildet eine weit größere Heizfläche als ein Boden mit wenigen
größeren Löchern. Der oberste Lochboden wird zweckmäßig eine Bohrung von
5 mm Durchmesser und die unteren solche von 3 mm Durchmesser erhalten. Diese
Abstufung verringert zugleich die Verschmutzungs- und Verstopfungsgefahr.
Abbildung 3.44 zeigt den Temperaturverlauf bei einer geeigneten Leistungsauf-
teilung. Das Abfallen der Heizdampftemperatur ergibt sich durch den Druckverlust
und die Abkühlung des Dampfes beim Durchströmen des Übertragungsraums.
Die Wärmeübergangszahl kann nach den Gln. 3.55 und 3.70 berechnet werden.
Dabei ist h die Fallhöhe. Für ϑ ist die Kondensationstemperatur ϑS und die Tem-
peratur der Wasseroberfläche ϑW einzusetzen. Da die Wassertemperatur sich von
Boden zu Boden um 7–8 K erhöht, muss jeder Boden mit dem zutreffenden ϑ
berechnet werden, oder es wird der mittlere Boden berechnet und das Ergebnis mit
der Anzahl der Böden multipliziert.
Die von n Böden in der Kaskade übertragene Wärme Q errechnet sich dann aus:
darin ist:
340 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
tv
ΔtB1 ΔtB2
tR ΔtB3
α = Wärmeübergangszahl
Af = Oberfläche des Wasserfadens
x = Anzahl der Bohrungen des Lochbodens
n = Anzahl der Lochböden in der Kaskade
ϑm = Temperaturunterschied zwischen Dampf und Wasser am mittleren Lochbo-
den
In Abschn. 3.3.2 wurde bereits darauf hingewiesen, dass der Wärmeübergang bei
turbulenter Filmkondensation immer zwischen 12.000 und 18.000 W/m2 K liegt und
dass dieser Wert erheblich abnimmt, wenn im Wasserdampf und Wasser Inertgas,
z. B. als Luft oder CO2 , enthalten ist.
Die nachfolgende Tab. 3.13 zeigt die Abhängigkeit des Wärmeübergangs vom
Gehalt an Inertgas bzw. vom Luftgehalt.
Ein geschlossenes Heißwassersystem enthält kein Inertgas, wenn es mit aus
entgastem Speisewasser erzeugtem Dampf beheizt wird. Bei einem offenen Heiß-
wassersystem, wie es in Reifenwerken zum Heizen der Pressen eingesetzt wird, ist
von 1 % Luftvolumengehalt auszugehen.
In Kühlwasserkreisläufen und im Kondensator kann der Luftvolumengehalt 2–4 %
betragen.
Eine ausführliche Berechnung eines Kaskadenumformers wird in Beispiel 3.3
durchgeführt.
zuzuordnen. Sicherheitsvorschriften und -ausrüstung sind in der TRD und der DIN
EN 12953 geregelt.
Abb. 3.46 Geber für die proportionale und indirekt wirkende Speisewasserreglung mit Kontakt-
schaltern für die Alarmgabe bei HW und NW, 1 Magnetschalter für Alarmsignal bei höchstem
Wasserstand, 2 Magnetschalter für Alarmsignal bei niedrigstem Wasserstand, 3 Fühler für
proportionale Regelung des Zu- und Absperrventils
Bei der Schaltung des Wasserkreislaufs ist an erster Stelle, wie bei allen Heißwasser-
netzen, darauf zu achten, dass an keiner Stelle des Netzes der statische Druck unter
den zur Wassertemperatur gehörenden Sattdampfdruck fällt.
In Abb. 3.48 sind der Schaltplan mit Eintragung der Höhenlage und das
Blockschaltbild mit dem Verlauf des statischen Drucks – für einen vereinfachten
Wasserkreislauf – dargestellt.
Die Abb. 3.49 und 3.50 zeigen weitere Schaltpläne von Wärmeversorgungs- und
Umformzentralen mit Kaskadenwärmeüberträgern einschließlich der Dampferzeu-
gungsanlage. Aus den Schaltplänen und dem Schaubild für den statischen Druck
im Wasserkreislauf lassen sich folgende Regeln für die zweckmäßige Schaltung
ableiten:
344 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
1. Das Regelventil für das Wärmeverteilnetz und auch die Regelventile an den
Verbrauchern gehören in die Rücklaufleitung.
2. Wird der Kaskadenwärmeüberträger dampfseitig direkt in den Kreislauf der Kes-
selanlage geschaltet, so muss ein zweiter, reichlich bemessener Abspeiseregler
für den Anfahrzustand installiert werden. Die Abspeisung muss in einen drucklo-
sen oder in einen unter geringerem Betriebsdruck stehenden Kondensatbehälter
führen. Die Druckverhältnisse sind für das Dampf- und das Wassernetz genau zu
untersuchen.
3. Die Leistungsregelung des Kaskadenwärmeüberträgers darf nicht dampfsei-
tig erfolgen, sondern als Steuerung der Wasserentnahmetemperatur durch die
Rücklaufwasserbeimischung.
4. Zur Sicherstellung des Betriebsdrucks beim Ausfall der Dampfversorgung ist
der Kaskadenwärmeüberträger mit einem Druckfühler auszurüsten, der die
Wärmeentnahme abschaltet (Schließen des Versorgungsnetzregelventils).
5. Die Heißwasservorlaufleitung ist senkrecht nach unten zu verlegen, und die
Umwälzpumpen sind mit einer ausreichenden Zulaufhöhe anzuordnen.
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 345
Abb. 3.48 Schaltplan und Blockschaltbild mit Betriebsdrucklinie, Druck des Heizdampfes 8 bar
Abbildung 3.49 zeigt das Schema einer Dampfkesselanlage mit einem Kaskaden-
wärmeüberträger zur Erzeugung von Heißwasser. Der Kaskadenwärmeüberträger
ist direkt in den Kesselkreislauf geschaltet.
Der Kondensatanfall wird über den Wasserstandsregler 2 im Normalbetrieb direkt
in die Dampfkessel zurückgeführt.
346
Abb. 3.49 Schaltung des Kaskadenwärmeüberträgers in den Dampfkesselkreislauf, 1 Abspeise-Wasserstandsregler zum Kondensatgefäß, 2 Abspeise-
Wasserst-andsregler zum Dampfkessel, 3 Zuspeise-Wasserstandsregler, 4 Heißwasserumwälzpumpen, 5 Speisepumpe für die Kaskade, 6 Kesselspeisepumpe,
7 Kondensatpumpen, (__)Heißwasservorlauf, (- - -)Heißwasserrücklauf, ( -.- )Dampf- und Kondensatkreislauf
3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 347
HW
MW
NW
Zusatzspeisewasser
Th.
Th. 1
Th.
Th.
Th.
E E
M
Das Sicherheitsvolumen VS für die Schaltzeit der Pumpe soll 3 % des Gesamt-
wasserinhalts der Anlage betragen:
Vs = 0,03 · 50 m3 = 1,5 m3
1,5 m3
Hs = = 0,75 m
2,01 m2
160 − 120
n= = 5,7
7
gewählt 6 Böden und ein Einlaufbauteil, wodurch die Anzahl der Böden, wie
oben angenommen, bestätigt wird.
Da die Wasserverteilung durch die Lochböden möglichst fein sein soll, erhalten
die oberen drei Böden Bohrungen von 4 mm Durchmesser und die unteren drei
Böden Bohrungen von 3 mm.
Die Austrittsgeschwindigkeit am Boden soll 0,8–1 m/s betragen, was mit einer
Stauhöhe im Boden von ≈ 50 bis 90 mm erreicht wird.
Da sich der Wasserstand in den Böden nicht richtig ausbilden kann und ande-
rerseits mit der Verstopfung einiger Bohrungen gerechnet werden muss, wird
eine Stauhöhe von l = 90 mm mit einem sägeförmigen Rand von 10 mm Tiefe
ausgeführt.
Der Wasserdurchsatz beträgt, wie vorher errechnet, 80.600 l/h. Aus Tab. 3.12 ist
bei einer Stauhöhe von 90 mm für eine Bohrung von 3 mm ein Durchfluss von
350 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Dabei ist h = 2.797 kJ/kg aus der Dampftafel für 20 bar entnommen.
Aufgeteilt auf 6 Böden und auf das Einlaufwerk, das etwa für die Wärmeübertra-
gung wie ein halber Boden betrachtet werden kann, ergibt sich von einem zum
nächsten Boden jeweils eine Verringerung des Dampfdurchsatzes um
5.945 kg kg
DB = = 915 je Boden.
6,5 h h
Der Wärmeinhalt des Dampfes bleibt bei der Reduzierung konstant (Abb. 3.51).
Er kann, wie oben eingesetzt, der Dampftafel bei 20 bar entnommen werden:
Das spezifische Volumen für die Ermittlung der Querschnitte muss aus dem h,
s-Diagramm entnommen werden. Bei einer Überhitzungstemperatur von 185 ◦ C
und einem Druck von 8,5 bar beträgt das spezifische Volumen (s. Abb. 3.51)
Bei schwach überhitztem Dampf und bei Nassdampf ist das Volumen aus der
Sattdampf-Tabelle beim jeweiligen Betriebsdruck abzulesen.
Die Berechnung der Strömungsquerschnitte für den Dampf in den Böden wird
zweckmäßig in einer Tabelle ausgeführt (s. Tab. 3.14). In Abb. 3.52 sind die
ermittelten Konstruktionsmaße ersichtlich.
Die Anzahl der Bohrungen für den Wasserdurchfluss wird allgemein um einen
Sicherheitszuschlag von 30 bis 40 % für den Ausgleich von Verstopfungen und
kurzzeitigen Wasserdurchsatzänderungen erhöht.
Somit wurden die unteren Lochböden mit Z = 2.880 + 0,4 × 2.880 ≈ 4.000 und
die oberen beim gleichen Aufschlag mit 2.200 Löchern je Boden ausgeführt.
Der gewählte Sicherheitszuschlag von 40 % ist ein Wert, der sich bei mehreren
ausgeführten Apparaten bewährt hat.
Für die Fertigung der Böden wird V2 A-Blech von 3 mm Dicke verwendet.
Tab. 3.14 Berechnung der Strömungsquerschnitte für den Dampf
Lfd. Nr. des Aufgenommene Kondensierter Dampfdurchsatz Volumenstrom Erforderlicher Durchmesser
Bodens von unten Wärmemenge Dampf am Boden am Boden Dampf Querschnitt bei der Öffnung
nach oben im Boden w = 4 m/s
n Qn Dkond DB VB A d-
− W kg/h kg/h m3 /s m2 m
− − − − DB · v /3600 D B/w 2(A/π)0,5
200
230
A
250
300
350
Schnitt A-A
15 3 20
4 30
20
80,6
dW = 354 · = 137 mm
1,5
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 353
Die Wärmeleistung des überhitzten Dampfes beträgt für den einzelnen Boden
Q = 27 kJ/kg · 870 kg/h = 2.3490 kJ/h.
74.636 kg Wasser werden damit erwärmt um
kJ
23.490
h ≈ 0,1 K
kg kJ
74.636 · 4,187
h kgK
Das Ergebnis zeigt, dass die geringe Überhitzungstemperatur bei der Ermittlung
des Temperaturgefälles vernachlässigt werden kann.
160 + 154
ϑm = 172 K − K = 15 K
2
für Boden Nr. 1 mit 15 K in Tab. 3.12 eingesetzt erhält man ϑm für den Boden
Nr. 3 aus der Tab. 3.12 mit 25,3 K
Die Fläche für die Wärmeübertragung ergibt sich nach Gl. 3.68 und 3.69 zu
f = 0,4 × 0,4 × π × 25 = 12,6 cm2
A = 2.200 × 12,5/10.000 = 2,76 m2
Der stündliche Wärmeübertrag des Bodens Nr. 3 wird nach Gl. 3.70
Q = 8.000 × 30 × 2,76 = 667.930 W.
Die vorläufigen Ergebnisse der thermischen Nachrechnung zeigen, dass die ge-
wähltenAbmessungen und die gewählte Lochanzahl je Boden beibehalten werden
können.
Mit dem gleichen Rechnungsgang ergibt sich die Wärmeübertragungsleistung
für den Boden Nr. 1, also für den untersten Boden, nach Abb. 3.52 mit dem
Bohrungsdurchmesser dB = 0,3 cm und Bodenabstand hStrahl = hBoden − l = 21 cm
(l = 90 mm Stauhöhe), wie vorher festgelegt, zu:
f = 0,4 × 0,3 × π × 29 = 7,9 cm2
A = Z × f/10.000 = 3.800 × 7,9/10.000 = 3,01 m2 ,
und mit dem vorher ermittelten Temperaturdifferenz von 14,7 K (aus Tab. 3.12)
und der Heizfläche von 3,01 m2 errechnet sich die Wärmeleistung des ungünstig-
sten Bodens nach Gl. 3.70 zu:
Q = 8.000 × 14,7 × 3,01 = 353.790 kW
Die ausführliche thermische Nachrechnung wird zweckmäßig in Tabellenform
durchgeführt (s. Tab. 3.14 und 3.15).
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 355
Das Ergebnis der tabellarischen Rechnung zeigt, dass die hydraulische Auslegung
der Kaskadeneinbauten auch den thermischen Anforderungen genügt.
Mit der nach den vorstehend errechneten Werten ausgelegten Kaskade kann unter
Berücksichtigung des Wärmeübergangs im Einlaufbereich ein Wärmestrom von
5 Böden, also mit 3.665 kW oder 13.193.280 kJ/h übertragen werden.
Die Kaskade liefert auch dann noch die gewünschte Vorlauftemperatur von 160
◦
C, wenn das Rücklaufwasser mit einer Temperatur von 102 ◦ C anstatt mit 120
◦
C eintritt.
Das Einlauf- und Verteilrohr wird wie in Abb. 3.41 gezeichnet ausgeführt. Für den
Wasserdurchsatz werden in der unteren Hälfte Bohrungen von 12 mm vorgesehen.
Nach Tab. 3.12 beträgt der Durchsatz je Bohrung bei einer Stauhöhe von 90 mm
415 l/h, so dass insgesamt
Z = 75.000/415 = 180 Löcher
notwendig sind.
Die obere Hälfte erhält 36 Löcher von 18 mm Durchmesser zur Abführung des
Dampfes, der durch die Entspannung des Wassers im Einlaufbauwerk entsteht,
und um einen erhöhten Wasserdurchsatz bei Überlastung zu gewährleisten. Die
Höhe und Breite des Einlaufbauwerkes bzw. des Verteilrohres wird zu 180 mm
gewählt.
Die errechneten Abmessungen sind in Abb. 3.52 eingetragen.
e) Berechnung auf Festigkeit
Nach den Technischen Vorschriften für Dampfkessel-Anlagen Teil 1 sind für
den vorliegenden Betriebsfall pmax = 20 bar und tmax = 240 ◦ C Kesselbleche nach
DIN 17 155 zu verwenden. Tabelle 3.16 enthält einen Auszug der Werkstoffkenn-
werte.
Das Kesselblech mit den höheren Festigkeitswerten ist zwar teurer, ergibt aber
kleinere Wanddicken und somit weniger Materialverbrauch.
Die wirtschaftlichste Lösung für die vorstehenden Betriebsdaten zeigt der Einsatz
von Kesselblech H II.
356 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Tab. 3.16 Gewährleistete Prüfwerte der Kesselbleche, entnommen aus DIN 17 155, Blatt 1 und 2
Stahlsorte Zugfestigkeit Streckgrenze − bei − −
nach
DIN 17155
− N/mm2 N/mm2 bei 20◦ C − − − −
− − s ≤ 16 mm s=16..40 mm 200◦ C 250◦ C 300◦ C
HI 350. . . 450 230 220 180 170 140
H II 410. . . 500 260 250 210 190 160
H III 440. . . 530 280 270 230 210 180
H IV 470. . . 560 290 280 240 220 190
Bei der Berechnung des Zylindermantels muss zunächst, wie zuvor näher er-
läutert, untersucht werden, ob es sich um einen dickwandigen oder um einen
dünnwandigen Zylinder handelt.
Bei Da /Di ≤ 1,6 gilt Gl. 3.71 für den dünnwandigen Zylinder in der Form
Di · p
s= + c [mm]. (3.71)
K
20 v − p
s
Bei Da /Di > 1,6 gelten die Beziehungen für den dickwandigen Zylinder
Di · p
s= + c [mm]. (3.72)
20 K
v−p
β s
Ist an Stelle des Innendurchmessers Di der Außendurchmesser Da bekannt
und wird dieser in die vorstehenden Gleichungen eingesetzt, so muss es unter
dem Bruchstrich + p heißen. (s. Abschn. 2.4.1 und AD-Merkblatt B1 oder die
Technischen Vorschriften für Dampfkesselanlagen Teil 3.)
In Gl. 3.71 und 3.72 bedeuten:
p in bar höchstzulässiger Betriebsdruck
s in mm Wanddicke
Di in mm Innendurchmesser
c in mm Abnutzungszuschlag
Dieser Wert beträgt 1 mm bis zu einer Wanddicke von 30 mm, darüber und bei
Niro-Stahl kann der Zuschlag entfallen
v Schweißnahtwertigkeit; v = 0,8 bei zerstörungsfreier Prüfung oder v = 1,0 bei
Höherbewertung und bei besonderen Prüfungen oder bei Nietnähten das
Verhältnis von geschwächtem zu ungeschwächtem Blechquerschnitt
K in N/mm2 Festigkeitsbeiwert des Werkstoffs bei Berechnungstemperaturen;
bis 350 ◦ C gilt die Streckgrenze nach Tab. 2.1 und 2.2.
S Sicherheitszuschlag
Dieser Wert beträgt 1,5 bei Trommeln und Zylindern mit nahtlosen und ge-
schweißten Schüssen ohne Störung des Kraftlinienflusses.
3.4 Kaskadenwärmeüberträger zur Umformung von HD-Dampf in Heißwasser 357
β Korrekturfaktor für dickwandige Zylinder; für das Verhältnis Da /Di 3 1,6 gilt
β = 1.
Zur Ermittlung des Durchmesser-Verhältnisses bzw. zur Feststellung der Gül-
tigkeit der letzten Formeln muss die Wanddicke zunächst geschätzt oder
überschlägig ermittelt werden.
Für den vorliegenden Fall wird sie zu 15 mm geschätzt. Damit wird Da = Di + 2
s = 1.600 mm + 30 mm. Da /Di = 1,02.
Zu verwenden ist Gl. 3.71:
1.600 · 20
s= + 1 = 17 mm
19
20 · · 0,8 − 20
1,5
Der Zylindermantel erhält noch verschiedene Ausschnitte für Anschlussstutzen
und für das Mannloch, so dass eine Nachprüfung der Wanddicke nach dem
AD-Merkblatt B9 durchzuführen ist. Der größte Ausschnitt ergibt sich für das
Mannloch. Er soll 600 mm betragen und unverstärkt, wie in Bild 1 des Abschn.
3.11 im AD-Merkblatt B9 dargestellt, ausgeführt werden.
Die Wanddicke des Mannlochstutzens wird zu 16 mm gewählt. Für die Nachrech-
nung gilt Gl. (2a) des AD-Merkblattes B9, Ausgabe 96, Seite 3:
Da · p
s= + c [mm]. (3.73)
K
20 · vA − p
sA
Hierbei ist:
sA korrigierte Wanddicke des Zylindermantels
vA Schweißnahtwertigkeit nach Kurvenblatt 1 des AD-Merkblatts B9
Für die gewählte Ausführung ist die untere Kurve in Abb. 3.53 verbindlich.
dA = 600 mm + 2 × 16 mm = 632 mm
DA = 1.632 mm, sA = 17 mm, c = 1 mm
Der Wert vA wird entnommen in Abhängigkeit von
dA 632
√ =√ = 3,93
DA (sA − c) 1.632 · 16
und vA = 0,24.
Nach Gl. 3.73 errechnet sich die neue Wanddicke zu über 50 mm. Das Ergebnis
ist so ungünstig, dass die Ausführung geändert werden sollte. Gewählt wird die
Ausführung mit rohrförmiger Verstärkung nach Bild 5 des AD-Merkblattes B5.
Hierfür ist der Faktor vA wieder, wie zuvor, beim Abszissenwert 3,93 aus Abb.
3.53 zu entnehmen, jedoch nicht auf der Kurve A, sondern auf einem Kurvenzug,
der durch das Wanddicken-Verhältnis
s1 − c
sA − c
gegeben ist.
358 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
sA
aus dem AD-Merkblatt B9) 0,6 1,8
0,5 B 1,6
A C B 1,4
0,4 1,2
0,3 C 1,0
DA
VA 0,8
0,2
0,6
0,1 0,4
0 0,2
1 2 3 4 5 6 7 8
dA
Da( sA-C)
80
50
4
680
200
600 26
gewählt s = 50 mm.
Die weitere Bemessung des Flanschs und die Berechnung der Schrauben sind
nach DIN 2505 durchzuführen.
Der Ober- und Unterboden wird nach AD-Merkblatt B3 berechnet und ausge-
führt. Für die Konstruktion der Böden gibt es Richtlinien, deren Einhaltung
vorgeschrieben ist, und zwar soll der Wölbungsradius R nicht größer als der
Bodendurchmesser Da und der innere Krempenhalbmesser R nicht kleiner als
0,1 Da sein. Das Verhältnis der Wanddicke s zum äußeren Bodendurchmesser Da
darf den Wert 0,003 nicht unterschreiten.
Für die Höhe des zylindrischen Bords gilt bei Klöpperböden
H/Da ≈ 0, 20 3 3, 5 · s des entsprechenden Vollbodens.
Für einen nach vorstehenden Richtlinien konstruierten Boden lautet die Berech-
nungsgleichung
Da · p · β
s= + c1 + c2 [mm]. (3.75)
K
40 · v
s
In vorstehender Formel bedeuten:
Da in mm äußerer Bodendurchmesser
H in mm Höhe der Bodenwölbung
p höchstzulässiger Betriebsdruck
β Berechnungsbeiwert für die Beanspruchung in der Krempe
Der Wert ist aus Bild 4 des AD-Merkblattes B3 in Abhängigkeit von
dA H
√ und von zu entnehmen.
Da · S Da
Da
dA1+ dA2
dm=
2
Als Werkstoff wird Kesselblech H III gewählt. Abbildung 3.55 zeigt die
Bodenausführung mit den eingetragenen Bezeichnungen.
dA ≈ 1,5 · d = 1,5 · 100 = 150 mm
H/Da ≈ 0,2, H ≈ 0,2 · 1.600 = 320 mm; s wird zu 17 mm geschätzt,
dA 150
√ =√ = 0,91
Da · s 27.200
t − dm 350 − 120
mit β = 2,8 und v = = = 07 ergibt sich
t 350
1.634 · 20 · 2,8
s= + 1 = 24,44 mm
21
4000 · · 0,7
1,5
gewählt 25 mm.
Zur Erläuterung von t und dm siehe Abb. 3.55 und AD-Merkblatt B3.
Mit der bisherigen Berechnung sind alle Wanddicken festgelegt. Einzelheiten zur
Bemessung der Zubehörteile sollen hier nicht näher behandelt werden. Hierfür
gelten die allgemeinen Grundlagen der Festigkeitslehre.
WW WW
Th
DIN 4801 DIN 4802
Z
HV
E KW
HR
WW WW
KW HR
In den vergangenen Jahren waren die nach DIN 4801 bis DIN 4804 genormten
Warmwasserspeicher für kleine und mittlere Verbrauche und Speichervolumen
üblich (s. Abb. 3.56). Für größere Verbrauche und große Speichervolumen wur-
den stehende Speicherbehälter mit Einsteck-Wärmeaustauschern nach Abb. 3.57
bevorzugt.
Die Warmwasserspeicher nach DIN 4801 und DIN 4803 werden aus Stahlblechen
St. 37 und in geschweißter Ausführung für Betriebsdrücke von 6 und 10 bar und in
Größen von 100 bis 600 L Inhalt hergestellt. Die Warmwasserspeicher nach DIN
4802 und DIN 4804 werden aus Stahlblech St. 37 und in geschweißter Ausführung
für Betriebsdrücke von 6 und 10 bar und für Speichervolumen von 800 bis 5000 L,
hergestellt. Der Betriebsdruck im Doppelmantel darf bei Heizwasser 2,5 bar oder
bei Dampf 0,5 bar betragen.
Alle Warmwasserspeicher sind in verzinkter Ausführung oder mit Korrosions-
schutzanstrich erhältlich. Der Betriebsdruck und die Größe der Heizfläche für das
Einsteckrohrbündel müssen berechnet und bei der Bestellung angegeben werden.
Der stehende WW-Speicher nach Abb. 3.57 wird von verschiedenen Herstellern
als Werksnorm mit Speichervolumen von 300 bis 5000 L geliefert. Der Betriebsdruck
kann 6, 10 und 16 bar Überdruck betragen. Der Speicherbehälter wird in geschweiß-
ter Form aus Stahlblech oder Kesselblechen hergestellt. Er kann außen und innen
verzinkt, mit verzinktem Stahlrohrheizbündel oder einem Heizbündel aus Edelstahl
362 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Zirkulation
Thermometer Manometer
h1
Primärer Vorlauf
H
A1
Primärer Rücklauf B
A2
150
E
geliefert werden. Die Ausführung mit Korrosionsschutz als Glasur, verkupfert oder
als Cu-Blech auf Walzung und als Cu-Rohrheizbündel sind ebenso möglich.
Die Rohanschlüsse können als Gewindemuffen oder als Flanschenanschlüsse
gefertigt werden.
Bei einem großen Warmwasserverbrauch, wie z. B. in Kliniken, Schwimmbä-
dern oder Waschräumen von großen Fabriken, wurden schon immer die Ober-
flächenwärmeaustauscher außerhalb der Speicherbehälter als Gegenstromapparate
aufgestellt. Abbildung 3.58 zeigt das Schaltschema eines Speichers und eines
Wärmeaustauschers.
Diese Schaltung kann in verschiedenenVariationen ausgeführt und demVerbrauch
entsprechend aufgeteilt angeordnet werden.
So können zwei oder mehr Wärmeaustauscher parallel auf einen Speicher ge-
schaltet werden, aber auch jede andere Aufteilung und Schaltung, z. B. zwei
Wärmeaustauscher auf drei Speichern, ist ebenfalls möglich. Bei Hochhäusern,
in Wohnbauten oder bei einem Hochhaus als Bettenhaus für eine Klinik können
die Gruppen nach den erforderlichen Betriebsdrücken aufgeteilt werden. Bei ei-
nem Fernheizanschluss genügt auch der Wärmeaustauscher allein, wenn er für die
Spitzenabnahme bemessen ist.
3.5 Oberflächenwärmeüberträger mit und ohne Speicherbehälter zur . . . 363
TWW
TW-
Zirkulationswasser Speicher WT Heizwasser
Rücklauf
TW
Ladepumpe
Heizung
Abb. 3.59 Warmwasserspeicher mit zwei Wärmeaustauschern für zwei Aufheizstufen geeignet
Die Berechnung des Warmwasserverbrauchs und der Wärmeleistung für die Aufhei-
zung ist nach DIN 4708 Blatt 1–3 auszuführen.
Für den Verbrauch von warmem Trinkwasser sind langjährige Erfahrungswerte
bezüglich Entnahmemengen je Nutzung, übliche Zapftemperaturen und Nutzungs-
zeit für die verschiedenen Einrichtungen bekannt. Diese Verbrauchswerte können
zur Vorausberechnung des Verbrauchs dienen. Wenn man die Nutzung über einen
Zeitbereich kennt, lässt sich damit der Verbrauch für einen Tag, eine Woche oder
andere Zeiträume berechnen. Tabelle 3.17 enthält die Erfahrungswerte für den
Wohnungsbau.
Ihr kann man entnehmen, dass ein Durchlauferhitzer (ohne Speichervolumen)
zur Aufheizung eines warmen Bades in 20 min 21 kW Wärmeleistung haben
muss.
Bei der üblichen Ausführung einer Gaskombitherme mit einer Heizleistung von
22 kW als Etagenheizung oder für ein Einfamilienwohnhaus mit einem 3- bis
4-Personenhaushalt entsteht eine größere Unterbrechung des Heizbetriebs, wenn
mehrere Badewannenfüllungen nacheinander aufzuheizen sind. Diese Nutzung kann
in den Wintermonaten zu Störungen im Heizbetrieb führen. Will man diese verringern
oder ganz vermeiden, dann muss ein Warmwasserspeicher mit einem Inhalt von ca.
200–250 L installiert werden. Bei der Aufheizung und Bevorratung von Warmwasser
besteht ein Zusammenhang zwischen Heizleistung (erforderliche Heizkesselleistung
oder Heizflächengröße) und dem Speichervolumen. Ein Überblick über diese Abhän-
gigkeit erhält man, wenn man die zeitlichen Abläufe untersucht und den Verbrauch
3.5 Oberflächenwärmeüberträger mit und ohne Speicherbehälter zur . . . 365
an Wärme in einem Schaubild als Summenlinie über die Nutzzeit von 10 bis 24
Stunden aufträgt. Dieses Summenlinienverfahren nach Faltin wird in Abschn. 3.7.6
für einen Dampfgefälle- und einen Gleichdruck-Heißwasserspeicher gezeigt.
Die Tab. 3.18 und 3.19 enthalten die Erfahrungswerte von Warmwasserverbrauch
in Hallenbädern und in Industriebetrieben, aber nicht über die Nutzungszeiten. Für
die Bemessung von Speichergrößen müssen die Nutzungen je Stunde beim Betreiber
der Einrichtungen erfragt werden, und es muss ein Nutzungsdiagramm über den
Zeitverlauf von 10 oder 24 Stunden erstellt werden. Mit Hilfe dieser Verbrauchskurve
können die Spitzenleistung und auch das wirtschaftliche Speichervolumen bei einer
bekannten Heizleistung ermittelt werden.
Abbildung 3.60 zeigt den Warmwasserverbrauch von Wohnhäusern und Hotelbau-
ten als Spitzenverbrauch inAbhängigkeit von derAnzahl der im Gebäude installierten
366 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Warmwasser 45°C
10 000
6 000 Luxus Hotels
4 000
einfache Hotels
2 000
Wohnungen
1 000
600
400
5 10 20 40 60 100 200 400 1000
Zahl der Wannen
Die Berechnung der Heizfläche erfolgt nach den Gln. 3.1 bis 3.18 aus Abschn. 3.2.2.
Die Aufstellung und Ausrüstung von Wassererwärmungsanlagen ist in der DIN 4753
Blatt 1–3 und in der DIN 1988 „Technische Regeln für Trinkwasser-Installation“
vorgegeben.
Besonderer Wert ist dabei auf die hygienischen Anforderungen gelegt, wie die
Reinigung von Schlamm und Kalkanfall und die Vermeidung von Legionellen, so-
wie auf die richtige Auswahl und Bemessung des Sicherheitsabblasventils. Diese
Anforderungen sind in speziell dafür herausgegebenen Fachbüchern ausführlich be-
schrieben, weshalb an dieser Stellte nicht weiter darauf eingegangen wird (Rietschel
und Raiß 1970).
Der Kondensator hat im Kraftwerk die Aufgabe, den Abdampf der Turbine zu kon-
densieren. Mit Rücksicht auf die gute Ausnutzung und die dadurch zu erreichende
3.6 Kondensatoren für Wasserdampf und Kältemitteldampf 367
Verbesserung des Wirkungsgrades wird eine möglichst hohe Luftleere, also eine
möglichst niedrige Temperatur, angestrebt. Der Wirkungsgrad eines Kreisprozesses
beträgt
T1 − T0
η = ,
T1
worin T1 die obere und T0 die untere absolute Temperatur des Arbeitsmediums ist. Je
kleiner T0 wird, umso größer wird der Wirkungsgrad. Diese Temperatur ist jedoch
durch die Temperatur des Kühlmittels, des Kühlwassers und durch die Kühlmit-
telmenge bestimmt. Bei Kühlwasser von 15 ◦ C, z. B. aus einem Fluss, kann eine
Luftleere von etwa 0,04 bar erreicht werden und bei einer Kühlwassertemperatur
von 27 ◦ C, z. B. eines Kühlturmkreislaufs, ca. 0,07 bar.
Die Kondensation hat weiterhin die Aufgabe, das Kondensat wieder dem Wär-
mekreislauf zuzuführen, wobei dafür gesorgt werden muss, dass es luft- und
sauerstofffrei ist. Durch entsprechendes Absaugen der vorhandenen Luft an den dazu
geeigneten Stellen wird diese Forderung erfüllt. Außerdem muss die Abkühlung so
erfolgen, dass die Luft kalt ist, damit ein möglichst kleines Volumen abzusaugen
ist, und dass das Kondensat noch eine möglichst hohe Temperatur besitzt, damit die
Erzeugungswärme des Dampfes verringert werden kann.
Dampfeintritt
Luftabsaugstutzen
Notablass
Kondensataustritt
Das Kühlwasser wird von der Kühlwasserpumpe aus einem Fluss oder See
(Temperatur im Mittel 12–15 ◦ C) oder aus dem Sammelbecken eines Kühlturms
(Temperatur im Mittel 25–27 ◦ C) gefördert. Es fließt von unten in die Wasser-
kammern ein, durchströmt die Rohre des Kondensators in Längsrichtung, wird am
anderen Ende des Kondensators umgelenkt und strömt in den anderen Teil der Was-
serkammer zurück, um im oberen Teil wieder abzufließen. Je nach Wassermenge
werden zwei-, drei- und vierflutige Kondensatoren ausgeführt, wobei der kleineren
Wassermenge die größere Flutzahl zugeordnet ist. Für den Wärmeübergang wird eine
Wassergeschwindigkeit von etwa 1,5 bis 2,0 m/s gefordert.
Diese im Grunde bei allen gebräuchlichen Oberflächenkondensatoren mit Was-
serkühlung vorhandene Art der Kühlung arbeitet also nach dem Querstromprinzip.
Abbildung 3.61 zeigt den Aufbau eines wassergekühlten Oberflächenkondensa-
tors.
Bei Wasserknappheit oder bei sehr schlechter Wasserqualität, wenn z. B.
eine Wasserhärte von mehr als 20 dH vorhanden oder das verfügbare Wasser sehr
aggressiv ist, wird die direkte Luftkühlung angewandt. Abbildung 3.61 zeigt luftge-
kühlte Kondensatoren, die in einer Dachform mit ausreichendem Gefälle angeordnet
sind und bei denen ein Axialventilator einen großen Luftstrom quer durch die
Rippenrohregister fördert (Abb. 3.62, 3.63).
Die Abb. 3.64 und 3.65 zeigen luftgekühlte Kondensatoren mit saugseitig ange-
ordneten Axialventilatoren, die in Gruppen auf einem Rahmen zusammengebaut und
verrohrt werden können.
Diese Bauart kann je nach Werkstoffwahl und Art der Verrohrung als Kondensator
für Wasserdampf oder Kältemitteldampf oder auch einfach als Kühlwasserküh-
ler zum Einsatz kommen. Wenn Kältemitteldampf oder Wasserdampf kondensiert
3.6 Kondensatoren für Wasserdampf und Kältemitteldampf 369
B L
werden soll, müssen die einzelnen Kondensatoreinheiten mit Gefälle gelagert wer-
den, und es muss ein Kondensatsammel- und Abscheidebehälter, wie in Abb.
3.65 gezeigt, in das System integriert werden. Wenn ein Teillastbetrieb und das
Abschalten einzelner Einheiten gefordert wird, müssen dampf- und kondensatsei-
tig Motorventile eingebaut und auch Druckausgleichsmaßnahmen für das erneute
Zuschalten der Einheiten vorgesehen werden. Abbildung 3.64 zeigt den Ein-
bau von luftgekühlten Kondensatoren auf dem Dach einer Energiezentrale eines
Reifenwerks.
Luftgekühlte Kondensatoren sind in der Regel teurer als wassergekühlte. Berück-
sichtigt man bei der Kostenuntersuchung jedoch den Aufwand für ein Rückkühlwerk
mit Pumpen und Verrohrung, dann ergibt sich in den meisten Fällen ein Kostenaus-
gleich. Die Betriebskosten des Kraft- oder Kälteprozesses liegen beim luftgekühlten
Kondensator über denen des wassergekühlten, weil mit der Wasserkühlung tiefe-
re Kondensationstemperaturen oder tiefere Gegendrücke für die Turbine erzielt
werden.
370 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Die erforderliche Leistung bzw. die zu kondensierende Dampfmenge und der Dampf-
zustand vor dem Eintritt in den Kondensator ergibt sich aus dem Kreisprozess (Netz
1974).
Bei der Kondensation muss je kg Dampf die Wärmemenge q = h −ck · ϑk
abgeführt werden.
Aus der Wärmebilanz q = x · r + cw (ϑw2 – ϑw1 ) oder mit der Durchsatzmenge mD
für Dampf und mw für Kühlwasser wird
3
2
M
3 4
12° C
6° C
Dampfeintritt für
1. und 2. Stufe
Anschluss Luftaustritt
an die
Entlüftung
des Konden-
sators
Kühl-
rohre
Frisch- Kühlwasser-
dampf- eintritt
kondensat (Kondensat)
ab
Kühlwasser-
austritt
Psv
A
b
Anlagedruck
Pmax
Pst Pv
a
Zeit
Die Berechnung der Wasseraufnahme durch das MAG erfolgt nach dem Gesetz
von Boyle-Mariotte: „Bei gleichbleibender Temperatur verhalten sich die Volumina
gleicher Gasmassen umgekehrt wie die absoluten Drücke.“
V1 p2 p1
= und V2 = V1 ·
V2 p1 p2
In den Katalogen der MAG-Hersteller werden die in der Praxis üblichen Bezeich-
nungen und Hilfswerte benutzt.
3.7 Ausdehnungsgefäße, Dampfspeicher und Heißwasserwärmespeicher 375
1 2 1 1
pa ist der Anfangsdruck, der etwas über dem statischen Druck der gefüllten Anlage
liegen sollte und für den das MAG bestellt wird. pa wird auch als Stickstoffvordruck
bezeichnet (s. auch Abb. 3.69, hier ist pmax = pa und pe = pSV -0,5).
Das Nutzvolumen VN des MAG ist das Wasservolumen, das vom MAG
aufgenommen werden kann:
VA · WA
VN = [l], (3.77)
100
darin ist VA der Wasserinhalt der Heizungsanlage. VA muss aus dem Massenauszug
für die Erstellung der Anlage ermittelt werden, wie schon in Abschn. 2.0 beschrieben.
WA ist die prozentuale Ausdehnung des Wassers, z. B. bei der maximalen Heiz-
temperatur von 90 ◦ C und dem Zustand nach der Anlagenfüllung bei 10 ◦ C. Man
findet diese Werte in den Dampftafeln oder in Tab. 3.21.
v bei ϑ = 90 ◦ C = 0,00103 m3 /kg und v bei ϑ = 10 ◦ C = 0,001. Die Differenz ergibt
0,000031 m3 /kg oder 0,03 l/kg (Tab. 3.20)
Die Tab. 3.21 enthält die Werte für WA in %. In der Dimension l/l man kann
daraus den Wert von 3,59 bis 0,04 entnehmen und findet 3,55 % für Wasser oh-
ne Frostschutzzugabe, was ca. 0,0355 l/l entspricht und umgerechnet auf l/kg 0,03
ergibt.
Das Bruttovolumen
VN
VB = [l] (3.78)
Df
stellt das Gesamtvolumen des MAG im Zustand a nach Abb. 3.67 dar.
Manche Hersteller wählen das Brutto- und das Nutzvolumen des MAG als
Typ oder Größenbezeichnung und andere wieder das Bruttovolumen und den Vor-
druck, z. B. 35/1 für 35 Liter Bruttovolumen und 1 bar Vordruck, geeignet für einen
statischen Anlagendruck von 0,6 bis 1 bar.
Beispiel 3.4 Berechnung des Bruttovolumens eines MAG
Gegeben ist eine Heizungsanlage mit einer Kesselleistung von 2600 kW, Vorlauftem-
peratur 90 ◦ C. Die statische Höhe zwischen Kesselmitte und den an höchster Stelle
verlegten Rohrleitungen beträgt 33 m. Das Sicherheitsventil hat einen Abblasedruck
von 5 bar Überdruck. Der Wasserinhalt der Anlage einschließlich Heizkessel wurde
zu 41200 l ermittelt. Gesucht ist das erforderliche MAG.
Tab. 3.20 Druckfaktoren Df zwischen pa = 0,5 bis 6 bar und pe = 1, 5 bis 10 bar
Ansprechdruck Enddruck pe Anfangsdruck pa
des SV (bar)
0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6
1,5 1 0,25
2 1,5 0,4 0,2
2,5 2 0,5 0,33 0,16
3 2,5 0,57 0,43 0,28 0,14
3,5 3 0,62 0,5 0,37 0,25 0,13
4 3,5 0,66 0,55 0,44 0,33 0,22 0,11
4,5 4 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1
5 4,5 0,72 0,64 0,55 0,46 0,36 0,27 0,18 0,09
5,5 4,95 0,75 0,67 0,58 0,5 0,41 0,33 0,25 0,17 0,08
6 5,4 0,76 0,69 0,61 0,53 0,45 0,37 0,3 0,22 0,14 0,06
6,5 5,85 0,78 0,71 0,63 0,56 0,49 0,42 0,34 0,27 0,2 0,12 0,05
7 6,3 0,79 0,72 0,66 0,59 0,52 0,45 0,38 0,31 0,25 0,18 0,11 0,04
7,5 6,75 0,8 0,74 0,68 0,61 0,55 0,48 0,42 0,35 0,29 0,22 0,16 0,1
8 7,2 0,81 0,76 0,69 0,63 0,57 0,51 0,45 0,39 0,33 0,27 0,21 0,15
8,5 7,65 0,82 0,77 0,71 0,65 0,59 0,54 0,48 0,42 0,36 0,31 0,25 0,19
3.7 Ausdehnungsgefäße, Dampfspeicher und Heißwasserwärmespeicher
9 8,1 0,83 0,78 0,72 0,67 0,61 0,56 0,5 0,45 0,39 0,34 0,28 0,23
9,5 8,5 0,84 0,79 0,74 0,68 0,63 0,58 0,53 0,48 0,42 0,37 0,32 0,27
10 9 0,85 0,8 0,75 0,7 0,65 0,6 0,55 0,5 0,45 0,4 0,35 0,3
377
378 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Tab. 3.21 Prozentualer Ausdehnungskoeffizient für Wasser mit und ohne Frostschutzmittel
Temp. (0 ◦ C) ohne Zusatz 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %
10 0,04 0,188 0,304 0,397 0,489 0,599
20 0,18 0,377 0,599 0,797 0,973 1,206
30 0,44 0,737 1,016 1,31 1,541 1,79
40 0,79 1,089 1,436 1,827 2,105 2,381
50 1,21 1,617 2,032 2,441 2,776 3,089
60 1,71 2,15 2,635 3,073 3,456 3,808
70 2,28 2,741 3,266 3,733 4,176 4,577
80 2,9 3,35 3,915 4,402 4,896 5,359
90 3,59 4,073 4,648 5,154 5,679 6,183
100 4,35 4,806 5,401 5,917 6,474 7,021
110 5,15 5,688 6,284 6,799 7,356 7,904
120 6,03 6,568 7,164 7,679 8,236 8,784
Die MAG müssen unabsperrbar über eine ausreichend bemessene Rohrleitung mit
der Wärmezufuhr verbunden sein.
3.7 Ausdehnungsgefäße, Dampfspeicher und Heißwasserwärmespeicher 379
Dampf kann nur in größeren Mengen gespeichert werden, wenn dieser in Wasser
eingeblasen und die im Dampf enthaltene Wärmeenergie unter Druckanstieg vom
Wasser aufgenommen wird. Der Dampf kann dann bei Druckabnahme wieder ver-
dampfen und aus dem Speicher entnommen werden. Abbildung 3.72 zeigt einen
Schnitt durch einen Gefällespeicher in liegender Bauart.
380 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Tab. 3.22 Auswähltabelle für druckluftgesteuerte MAG mit Angaben zu Baugrößen der Fa. Reflex
Typ Ø D (mm) H (mm) A Gewicht (Kg) HG mm h mm
6 bar 200 634 970 R1 37 1 350 115
− 300 634 1 270 R1 54 1 650 115
− 400 740 1 255 R1 65 1 640 100
− 500 740 1 475 R1 78 1 860 100
− 600 740 1 720 R1 94 2 110 100
− 800 740 2 185 R1 149 2 570 100
− 1 000 1 000 2 025 DN 65 330 − 195
− 1 500 1 200 2 025 DN 65 465 − 185
− 2 000 1 200 2 480 DN 65 565 − 185
− 3 000 1 500 2 480 DN 65 795 − 220
− 4 000 1 500 3 065 DN 65 1 080 − 220
− 5 000 1 500 3 590 DN 65 1 115 − 220
10 bar 350 750 1 340 DN 40 230 − 190
− 500 750 1 600 DN 40 275 − 190
− 750 750 2 185 DN 50 345 − 180
− 1 000 1 000 2 065 DN 65 580 − 165
− 1 500 1 200 2 055 DN 65 800 − 165
− 2 000 1 200 2 515 DN 65 960 − 165
− 3 000 1 500 2 520 DN 65 1 425 − 195
− 4 000 1 500 3 100 DN 65 1 950 − 195
− 5 000 1 500 3 630 DN 65 2 035 − 195
− Vn Nenn- − − − − − −
volumen/Liter
Die Ladung erfolgt bei hohem Dampfdruck über die Ladeleitung mit Absperrven-
til und Rückschlagventil. Bei geringerem Druck öffnet das Entladerückschlagventil
und das Laderückschlagventil verschließt die Zuleitung. Der Dampf wird dann über
die Entnahmedüse entnommen, die Entnahmemenge ist dabei durch die Bemes-
sung der Düse begrenzt. Die Speicherfähigkeit ist vom höchsten Beladedruck und
vom tiefsten Entladedruck abhängig und beträgt 50–120 kg Dampf je m3 gespei-
chertes Wasser bei Ladedrücken von 10 bis 20 bar und Entladedrücken von 5 bis
3 bar.
Der Zusammenhang zwischen höchstem und niedrigstem Druck bei der Beladung
und Entladung und die gespeicherte Dampfmenge je m3 gespeicherter Wasser-
menge sind in Abb. 3.73 dargestellt. Die mögliche Verdampfung bezogen auf das
Speichervolumen beträgt ca. 500 m3 Dampf/h bei einem geringen Salzgehalt und
zulässiger Alkalität des Wassers. Bei großen, kurzzeitigen Entnahmemengen und
längeren Ladezeiten ist der liegende Gefällespeicher mit der größeren Wasserober-
fläche auszuführen.
Abbildung 3.74 zeigt den stehenden Gefällespeicher und einen Heißwasser-
Gleichdruckspeicher. Stehende Gefällespeicher werden in der Regel in Gruppen
parallel geschaltet aufgestellt.
Zur Ausrüstung des Speichers gehören ein Sicherheitsventil, Abschlamm- und
Entleerungsventil sowie die Einrichtungen für die Füllstandsregelung, die Füll-
standsanzeige und eine Druck- und Temperaturanzeige.
3.7 Ausdehnungsgefäße, Dampfspeicher und Heißwasserwärmespeicher 381
Abbildung 3.75 zeigt das Schaltbild für einen Gefällespeicher in einer Dampfver-
sorgungsanlage für ein Industrieheizwerk mit zwei Druckstufen.
Beispiel 3.5 Berechnung eines Gefällespeichers
Aufgabenstellung Für die Beheizung eines Extruders zur Kabelbeschichtung mit
Kunststoff wird in einem Kabelwerk innerhalb 10 min (130 kg/min) 1300 kg Dampf
von 4 bar benötigt.
Der maximal stündliche Dampfverbrauch für Heizzwecke beträgt sonst 3000 kg/h.
Die Umrüstung und Vorbereitung der Produktionsstraße einschließlich Abkühlzeit
beträgt 5 Stunden. Damit ergibt sich für den Gefällespeicher eine Ladezeit von 5
Stunden zwischen den Entnahmebetriebszeiten von 10 min.
Der maximale Ladedruck beträgt 16 bar und entspricht dem maximalen Druck
des Dampferzeugers. Die Leistung des Dampferzeugers beträgt 3500 kg/h bei 16 bar.
382 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
a b c
4500
5632
Hochdruck-
verbraucher
4 bar
Niederdruck-
verbraucher
384 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
kg/h
7800
3200 kg
3000
5h
t in h
Heißwasser-
Heizdampf
rücklauf Detail „A“
„A“
Detail „B“
„B“
Heizungs-
vorlauf
Speicher
Entlade-
Ladeventil
ventil
Rücklauf
Pumpe
Fernwärme-
netz
einem Lieferanten eines Extruders, einer Presse oder einer Trockenanlage erhoben
wurde und auf Millimeterpapier verfügbar ist), wird ein rechteckiges Verbrauchs-
schaubild über den Zeitraum von einem Tag erstellt. In einem weiteren Schaubild ist
die zeitliche Dampf- oder Wärmeabnahme als Summenlinie oder Integrallinie aufzu-
tragen. Legt man dann eine parallele Line zur Summenlinie, ohne die Summenlinie
zu schneiden, wie in Abb. 3.80 dargestellt, dann erhält man als Abstand zwischen
den Parallelen die erforderliche Speicherkapazität.
Dieses Summenlinienverfahren ist allgemein gültig und unabhängig von den zu
speichernden Energieeinheiten oder Wasser- bzw. Dampfmengen.
Abbildung 3.80 zeigt die Verbrauchskurven für Wärme zur Gebäudebeheizung
und die Verbrauchskurve für die Zapfwarmwasserentnahme in den Institutsgebäuden
und Studentenwohnhäusern der TU Stuttgart im Pfaffenwald. Das zeitliche Ver-
halten der Verbrauchsanlagen (Heizung, Lüftung und WW-Entnahme) wurde im
Heizwerk bei einer Ausbaustufe von ca. 30 % aufgenommen und auf den Endausbau
hochgerechnet, im oberen Teil der Diagramme dargestellt.
3.7 Ausdehnungsgefäße, Dampfspeicher und Heißwasserwärmespeicher 389
Q in kJ/h
(Zapf-WW-Speicher)
C in kJ oder Liter
Heizleistung Q
z in h z in h
Der mittlere Teil der Abb. 3.80 zeigt die dafür erforderliche Leistungskurve der
Dampferzeuger bzw. des Dampfverbrauchs aus der Gegendruckturbine und des
Zusatzfrischdampfes, wenn keine Heißwasserspeicher eingebaut würden. Aus der
Sammellinie im unteren Teil der Abbildung kann man dann entnehmen, welche
Speicherleistung erforderlich ist, wenn die Turbine mit gleicher Last durchgefah-
ren wird und für die Deckung der Wärmeabnahme möglichst wenig Frischdampf
zugesetzt werden muss.
Im vorliegenden Beispiel wurde der schwankende Wärmeverbrauch, der tagsüber
durch den Zapfwarmwasserverbrauch entsteht, den Gebrauchswarmwasserspei-
chern in den einzelnen Gebäuden zugeordnet. Die am Heizkraftwerk aufgestellten
Heißwasser-Verdrängungsspeicher sind nach Abb. 3.77 geschaltet und gleichen die
Verbrauchsschwankungen aus, die beim täglichen Anfahren oder Hochfahren und
durch die Nutzung von Heizungs- und RLT-Anlagen in den Instituten verursacht
werden. Die Speicheranlage kann erweitert und dem Ausbau des Versorgungsgebiets
angepasst werden
Bei der Erstellung eines Summenlinien-Zeitschaubilds für einen Betriebswasser-
speicher kann außer der Speichergröße C auch die erforderliche Heizleistung Q und
die Anheizzeit ZA , wie in Abb. 3.81 dargestellt, ermittelt werden.
Der Einsatz eines Gefälledampfspeichers oder eines Heißwasserspeichers ist
auch von der Anpassung der Dampf- und Wärmeerzeugung an den Verbrauch
abhängig.
Bei einem mit einer Gas- oder Heizölfeuerung ausgerüsteten Dampf- oder Wär-
meerzeuger lässt sich die Erzeugung rasch an den Verbrauch anpassen. Auch sind
Spitzenabnahmen von 10 bis 20 % über der Regelleistung kurzzeitig möglich und
mit der Feuerungsregelung zu bewältigen. Die früher allgemein übliche Wärme-
erzeugung mit festen Brennstoffen wie Kohle und Koks konnte nicht rasch genug
dem Verbrauch angepasst werden, so dass man, um Störungen in der Produktion zu
vermeiden, zum Einbau von Ausgleichsspeichern gezwungen war.
Heutzutage werden Dampfgefällespeicher nur noch selten und bei großem Spit-
zenverbrauch (s. Beispiel 3.5) oder als Heißwasserspeicher in Heizkraftwerken zum
Abfahren von Spitzenleistungen, wie zuvor beschrieben, eingesetzt.
Zur Ausrüstung eines Heißwasserspeichers gehören Druck- und Temperaturmess-
geräte bzw. -fühler zur Fernübertragung sowieAbsperrklappen und Umschaltklappen
390 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
oder -ventile. Ein Sicherheitsventil wird nur dann gefordert, wenn der Speicher nicht
für den maximal möglichen Anlagendruck ausgelegt und zugelassen ist.
Beim Aufheizen eines Heißwasserverdrängungsspeichers muss je nach gewählten
Werkstoffen darauf geachtet werden, dass die Aufladung stufenweise erfolgt. Ein
sofortiger Austausch oder eine Aufladung um 20 ◦ C auf 100 oder 130 ◦ C würde
durch die Wärmeausdehnung des Werkstoffs sehr hohe Spannungen in den einzelnen
Schichten der Speicherwandungen erzeugen, und es könnte zu Rissbildungen an den
Schweißnähten der einzelnen Speicherbauteile kommen.
Auch ist darauf zu achten, dass an der höchsten Stelle des Speichers mit der höch-
sten Wassertemperatur keine Verdampfung auftreten kann. Der Betriebsdruck soll bei
allen möglichen Betriebszuständen mindestens 1 bar über der Sattdampftemperatur
des Heißwassers liegen.
Im Juli 1980 trat die Verordnung über Druckbehälter, Druckgasbehälter und Füllan-
lagen (DruckbehV) in Kraft, die inhaltlich zwar die UVV Druckbehälter ersetzt,
zugleich aber auch die Druckgasverordnung enthält und die EG-Richtlinie für
Druckbehälter in deutsches Recht umsetzt. Zusätzlich trat eine allgemeine Ver-
waltungsvorschrift in Kraft. Die gesetzliche Umwandlung bedeutet, dass auch auf
diesem Gebiet anstelle des Versicherungsschutzes der Beschäftigten dem Aspekt der
öffentlichen Sicherheit der Vorzug gegeben wurde.
Die Prüfungen an überwachungsbedürftigen Anlagen müssen entsprechend § 24c
der Gewerbeordnung von unabhängigen, amtlich anerkannten Sachverständigen
vorgenommen werden, die in der Bundesrepublik in elf privaten technischen
Überwachungsvereinen, zwei staatlichen Überwachungsämtern und in den Eigen-
überwachungen der chemischen Großbetriebe zusammengefasst sind (Abb. 3.82).
Entsprechend dem mechanischen Gefährdungspotenzial, d. h. dem Inhalt als
Druckliterprodukt, werden die Druckbehälter in sieben Gruppen eingeteilt, wobei
in den Gruppen I bis IV der Druck durch Gase oder Dämpfe ausgeübt wird, in den
Gruppen V bis VII durch Flüssigkeiten (s. Abb. 3.83). Druckbehälter der Gruppen III
und VI sind durch den amtlich anerkannten Sachverständigen einer erstmaligen und
dann darauffolgenden Abnahmeprüfung zu unterziehen. Bei den Druckbehältern der
Gruppen I bis III, V und VI können bestimmte Prüfungen auch durch Sachkundige
ausgeführt werden (Gerlach 1981).
Bei der Berechnung der Mindestwanddicke muss in der Praxis auf die Art der
Verbindung (Schweißung, Nietung oder Flanschverbindung), auf die Schwächung
3.8 Vorschriften für die Berechnung, Herstellung, Ausrüstung . . . 391
Technische Regeln
für Druckbehälter
(TRD)
Sicherheits-
technische Regel AD- Merkblätter
Standard
DIN, DIN EN
SEL,SEW
Abb. 3.82 Darstellung der Gesetze, Verordnungen und anerkannter Regeln für Druckbehälter
l=
200
Betriebsüberdruck bar
10
VII
00
100 1 000
0
p
VI
. l=
IV
p
10
l=
00
10 100
p
10
V
l=
00
20
III
0
1 10
0,1 II
1
-0,2 I 1 10 100 1 000 10 000
-1 2 Inhalt I
1 10 100 1 000 1 00000 100 000 20
200 Inhalt I
3.8.2 Werkstoffkennwerte
1) Zulässige Spannung
Die zulässige Spannung σzul liegt unterhalb der Zugfestigkeit (Bruchgrenze).
Das Verhältnis zwischen Zugfestigkeit σB und zulässiger Spannung σzul wird als
Sicherheitsgrad S bezeichnet:
σB
σzul =
S
Die zu wählenden Sicherheitswerte sind abhängig von Lastfall (ruhend, schwel-
lend oder wechselnd), also von der Art der Beanspruchung und von den
Sicherheitsanforderungen des Konstruktionsteils. Der Sicherheitsfaktor ist den
geltenden Vorschriften zu entnehmen.
Die zulässige Spannung wird in einem Zug- oder Druckversuch (entsprechend
der beabsichtigten Werkstoffverwendung) an einem Probestab ermittelt.
2) Dauerfestigkeit
Als Dauerfestigkeit σD wird die obere vom Werkstoff gerade noch ohne Bruch
oder unzulässige Verformung ertragene Spannungsgrenze einer Dauerschwing-
beanspruchung bezeichnet. Die Beanspruchung wechselt dabei sehr häufig (105
bis 106 -mal) zwischen diesem oberen und einem unteren Grenzwert.
3) Warmstreckgrenze
Als Warmstreckgrenze wird die Streckgrenze bei höheren Temperaturen be-
zeichnet. Die Festlegung erfolgt für die der Berechnung zugrunde gelegten
Betriebstemperaturen.
Nach DIN 50 112 soll der Versuch erst dann beginnen, wenn nach eingetretenem
Temperaturausgleich die Stabtemperatur mindestens 5 min lang auf dem vorge-
schriebenen Wert gehalten wurde und die Anzeige des Dehnungsmessers ruhig
ist. Die 0,2-Grenze ist diejenige Spannung, bei der die bleibende Dehnung 0,2 %
beträgt. Für die Ermittlung der 0,2-Grenze wird der Vorgang stufenweise wieder-
holt. Aus der Beobachtung und dem Schaubild wird die Warmstreckgrenze, d. h.
die 0,2-Grenze, ermittelt.
4) DVM-Kriechgrenze
Die DVM-Kriechgrenze ist ein im 45-Stunden-Kurzzeitstandversuch ermittelter
Kennwert für das Zeitstandverhalten von Stahl und Stahlguss bei Temperaturen
zwischen 350 und 500 ◦ C.
Die DVM-Kriechgrenze wird mit σDVM bei einer bestimmten Temperatur be-
zeichnet. Sie ist die Spannungsgrenze für eine Dehngeschwindigkeit von 10−3
%/h in der 25. bis 35. Stunde, bei der die bleibende Dehnung nach 45 Stunden
den Wert von 0,2 % nicht überschreiten darf.
Die Durchführung desVersuchs erfolgt nach DIN 50 117 bei der vorgeschriebenen
Temperatur.
5) Zeitstandversuch
Da der 45-Stunden-Kurzzeitstandversuch für die Ermittlung der DVM-
Kriechgrenze nicht in jedem Falle ausreicht, wird neben diesem Kennwert noch
3.8 Vorschriften für die Berechnung, Herstellung, Ausrüstung . . . 395
Die Regeln für die Abnahmeprüfung und die wiederkehrenden Prüfungen von
Druckbehältern, soweit diese Prüfungen durch den Sachverständigen vorgenom-
men werden, sind in AD-Merkblättern, Reihe BP, enthalten. Aus der Sicht der
Druckbehälterverordnung oder der Unfallverhütungsvorschriften (UVV) Druck-
behälter kommt der regelmäßig wiederkehrenden Überprüfung der Behälter im
Betrieb eine entscheidende Rolle zu, insbesondere im Hinblick auf einen lang-
jährigen Betrieb und auf das Ausräumen von Unsicherheiten durch anfänglich
geschätzte Daten, die erst während des Betriebs genau ermittelt werden können.
Das Ziel der wiederkehrenden Prüfungen muss es sein, die Prüfintervalle vom
Standpunkt der Verfügbarkeit so lange wie möglich zu halten, sie aber anderer-
seits so kurz zu machen, dass in der Zeit zwischen zwei Prüfungen kein Schaden
auftritt.
Daher werden unterschiedliche Prüfarten angewendet. Die erstmalige Prüfung
besteht aus Vorprüfung, Bauprüfung, Druckprüfung und Abnahmeprüfung:
• Innerhalb der Vorprüfung und Bauprüfung werden die Konstruktion und die
Herstellung eines Druckbehälters geprüft.
• Die Druckprüfung wird üblicherweise beim 1,3-Fachen des zulässigen Betriebs-
drucks als Wasserdruckprüfung durchgeführt.
• Die Abnahmeprüfung besteht aus einer Überprüfung der planungsmäßigen Er-
richtung und des Anschlusses des fertiggestellten Behälters an die Sicherheitsein-
richtungen.
396 3 Bauarten und wärmetechnische Berechnungen von . . .
Die wiederkehrenden Prüfungen für Druckbehälter der Gruppen IV und VII wer-
den durch die Sachverständigen ausgeführt, für die anderen Druckbehältergruppen
hingegen sind die Sachkundigen zuständig.
Für die Gruppen IV und VII sind folgende Prüfungsarten vorgesehen:
• äußere Prüfungen nach zwei Jahren Betrieb
• innere Prüfungen der Druckbehälter und ihrer Einrichtung nach fünf Jahren
Betrieb; sofern eine innere Prüfung nicht möglich ist, wird eine Wasserdruck-
prüfung verbunden mit zerstörungsfreier Prüfung vorgenommen. Die Druckbe-
hälterverordnung hat hier die bisherige Prüffrist von vier Jahren um ein Jahr
verlängert.
• regelmäßige Druckprüfungen nach zehn Jahren
Im Rahmen des Bauantrags ist für die Heißwassererzeugungsanlage und für die
Aufstellung von Dampferzeugern und Druckbehältern ein Genehmigungsantrag nach
§ 24 der Gewerbeverordnung zu erstellen.
Alle bei der Berechnung von Druckbehältern angenommenen Werkstoffgüten und
Kennwerte müssen an Hand von Werksabnahmezeugnissen belegt werden.
Die Berechnung und alle Werkstoffbescheinigungen und Abnahmezeugnisse
werden vom TÜV geprüft und zu den Akten genommen.
Die Herstellung und Fertigung der Druckgefäße wird einer Werksabnahme
unterzogen.
Die Werksabnahme erstreckt sich auf folgende Prüfungen:
1. Besichtigung und Ausmessung
2. Wasserdruckprüfung
3. Arbeitsprüfung
4. zerstörungsfreie Prüfung der Schweißnähte
5. Werkstoffprüfung bzw. Prüfung der Lieferzeugnisse
Nach der Abnahme wird der Niet im Typenschild mit dem TÜV-Stempel versehen.
Am Aufstellungsort wird der Behälter nochmals vom örtlichen TÜV hinsichtlich
seiner Aufstellung und Ausrüstung abgenommen. Für den Fall, dass der Behälter am
Aufstellungsort zusammengebaut wird, erfolgen auch die Prüfung der Schweißnähte
und die Wasserdruckprobe am Montageort.
Anmerkung Zu beachten ist, dass die nationalen DIN-Vorschriften zurzeit noch
durch europäische Standards ersetzt werden und dass dieser Prozess noch einige
Jahre beanspruchen wird. Der Ingenieur, der Berechnungen für Genehmigungsver-
fahren anfertigt, sollte daher immer den aktuellen Stand der geltenden Normen und
Vorschriften bei der Genehmigungsbehörde und beim Normausschuss erfragen.
Literatur 397
Literatur
Die Tab. A.1 enthält die Einheiten des international genormten Einheitssystems (SI-
Einheiten).
Die Basis-Einheiten sind nicht immer für den gesamten Anwendungsbereich
der Technik geeignet, z. B. ist die Einheit Pa für den Druck, für die Anwen-
dung in der Vakuumtechnik und für die Berechnung von Lüftungsanlagen oder
Schwerkraftheizungen gut geeignet, sie ist aber unpraktisch für die Berechnung von
Hochdruckdampf oder HD-Gasrohrnetzen. Deshalb gibt es international vereinbarte
und gesetzlich vorgeschriebene Vorsilben, mit genormten Kurzzeichen.
Mit der Anwendung dieser Kurzzeichen werden unendlich viele Stellen der Zah-
lenangaben vor oder nach dem Komma vermieden. Bei der Verwendung dieser
Kurzzeichen ist zu beachten, dass die Einheit und das Kurzzeichen ein Ganzes
darstellen. Es ist also 1 cm2 = 1 cm × 1 cm = 10−4 m2 und nicht 10−2 m2 .
Damit erhält man z. B. das Elastizitätsmodul für Stahl in folgenden Dimensionen:
E = 21 × 1010 in N/m2 = 21 × 106 in N/cm2 = 21 × 104 in N/mm2
und das Trägheitsmoment für z. B. ein Rohr DN 100 nach DIN 2448 (100/108) kann
in den Dimensionen I = 161 cm4 = 16,1 · 10−7 m4 angegeben werden (Tab. A.2
und Tab. 2.4).
Berechnungsgleichungen werden in der Regel in dimensionsloser Schreibweise
hergeleitet. Praktische Berechnungen zur Auslegung von Maschinen und Anlagen
und Berechnungen für Prüf- und Genehmigungsbehörden müssen aber nach den
anerkannten technischen Regeln und grundsätzlich mit Dimensionen durchgeführt
werden.
Da nur gleiche Dimensionen gegeneinander gekürzt werden können, müssen
die in die Formel einzusetzenden Berechnungswerte (z. B. Stoffwerte oder zulässi-
ge Belastungen) mit gleichen Dimensionen eingesetzt werden. Die verschiedenen
Tab. A.2 Vorsilben und Kurzzeichen für dezimale Vielfache und Teile von Einheiten
Vorsilbe Kurzzeichen Zehnerpotenz Vorsilbe Kurzzeichen Zehnerpotenz
Terra- T 1012 Zenti- c 102
Giga- G 109 Milli- m 10−3
Mega- M 106 Mikro μ 10−6
Kilo- k 103 Nano- n 10−9
Hekto- h 102 Piko- p 10−12
Deka- da 101 Fetmo- f 10−15
Dezi- d 10−1 Atto- a 10−18
Zehnerpotenzen können nach den Regeln der Potenzrechnung gegen einander ge-
kürzt werden. Stoffwerte und zulässige Belastungen sind für die verschiedenen
Fachdisziplinen, in Taschenbüchern, in DIN-Vorschriften und Sammlungen von
Arbeitsblättern zusammen gestellt.
In der Praxis sind aber noch Einheiten mit besonderen Namen geläufig und deren Ver-
wendung ist in manchen Bereichen auch sinnvoll z. B. 1 l für Liter = 103 m3 = 1 dm3
oder 1 mWS für 1 m Wassersäule = 104 Pa und 1 mmWS = 0,1 Pa.
Einige im Anlagenbau übliche Einheiten und genormte Einheiten und Begriffe
werden deshalb nachstehend ausführlich beschrieben.
Unter Druck versteht man die Einheit „Kraft“ in N auf die Einheit der Fläche m2
also N/m2 = Pa.
In der Praxis üblich ist aber auch die Wirkung der Gewichtskraft z. B. die der
Luftsäule oder die Gewichtskraft einer Wassersäule auf die Fläche von 1 m2 oder
cm2 oder cm2 , weil der Luftdruck in der Umgebung schwankt, durch Wetterein-
flüsse und Höhenunterschiede, wurde der Luftdruck als Jahresmittel und bezogen
A.4 Die Einheit der Temperatur 401
auf die Meereshöhe bei einer Lufttemperatur von +15 ◦ C genormt als physikalische
Atmosphäre und mit 760 Torr oder 760 mm Quecksilbersäule (QS) festgelegt.
Zum Unterschied hierzu wurde ein Mittelwert der Schwankungen von 735 mm
QS als technische Atmosphäre genormt. Die technische Atmosphäre entspricht
1,033 kg/cm oder 10,33 × 105 Pa.
Die technische Atmosphäre wird hier erwähnt, weil viele Stoffwerte von Dämpfen
und Gasen auf dem Normzustand der technischen Atmosphäre bei +15 ◦ C oder bei
0 ◦ C in älteren, noch vorhandenen Tabellenbüchern, bezogen sind.
Anstelle der technischen Atmosphäre, mit der Abkürzung atm, ist für die Druck-
angabe und die Differenzdruckangabe im höheren Druckbereich, die Bezeichnung
bar oder mbar üblich.
Es gilt:
1 bar = 105 N/m2 = 105 Pa.
Bei den Druckangaben sind noch die Bezeichnungen Überdruck und Unterdruck
üblich. Der absolute statische Druck, wird mit dem Formelzeichen p definiert.
Für verschiedene technische Zwecke kann es sinnvoll sein, anstelle des absolu-
ten Drucks p den Differenzdruck zum barometrischen Druck pB (atmosphärischer
Druck) anzugeben:
PÜ = p − pB
Der Unterdruck pU ist
PU = pB − p
Die gebräuchlichen Druckaufgaben werden in Tab. A.3 gegenübergestellt.
Zur Temperaturangabe sind zwei Temperaturskalen üblich, die durch die Gleichung
T = ϑ + 273,15 K [T ] = K; [ϑ] = C
verknüpft sind. Dabei stellen T die thermodynamische Temperatur (Einheit Kelvin)
und ϑ die Celsius-Temperatur (Einheit Grad Celsius) dar. Die Einheiten K und C sind
vom Betrag gleich, sie deuten nur die unterschiedlichen Nullpunkte der jeweiligen
Temperaturskalen an. Die Konstante 273,15 K beschreibt den Eispunkt des Wassers,
bei dem luftgesättigtes Wasser bei einem Druck von 1,013 bar erstarrt. Die ist der
Nullpunkt der Celsius Skala. Für die Celsius-Temperatur wird das Formelzeichen ϑ
benutzt.
402 Anhang
Gespeicherte Arbeit wird als verfügbare Energie bezeichnet. Arbeit und Energie
haben deshalb die gleichen Einheiten.
Unter Arbeit versteht man in der Technik und in der Physik die Verschiebung einer
Gewichtskraft gegen die Erdanziehung, also entlang dem senkrechten Weg oder der
Höhe h. Bei der waagerechten Verschiebung wird nur die Reibungsarbeit gewertet.
Die genormte Einheit ergibt sich deshalb zu Nm oder J(Newton oder Joule). Üblich
sind noch die Einheiten KWh z. B. in der Elektrotechnik, aber auch als Wärmeener-
giemenge im Anlagenbau. In Tab. A.4 sind diese Einheiten und die alte Einheit kcal
für die Umrechnung gegenüber gestellt.
Die folgende Tabelle enthält auch die Umrechnungsfaktoren für die in England
und USA noch heute verwendete Einheit, „BTU“ British Thermal Unit (britische
Wärmeeinheiten).
Im Fachbereich Versorgungstechnik ist auch im englischen und in den USA für
die Kälteleistung noch die Bezeichnung ton of refrigeration im Gebrauch. Dabei
handelt es sich um die Kälteenergie, die eine amerikanische Tonne Eis beinhaltet.
Eine Kältetonne beinhaltet 3.024 kcal/h oder 3,536 KWh.
Leistung ist die Arbeit, die in einer Zeitspanne erbracht wird. Als Zeitspanne ist die
Sekunde „s“ oder die Stunde „h“ üblich. Die Leistung von ein J in einer Sekunde
J/s entspricht der Einheit W für Watt und die Leistung J/h entspricht ebenfalls der
Einheit W, wobei die Stunde mit 3.600 Sekunden einzusetzen ist und 1.000 W = 1
KW. Die Arbeit von 3.600 J in einer Stunde entspricht daher der Leistung von 1 KW.
Weitere Dimensionen für die übertragene Leistung bzw. einen Stoffstrom ergeben
sich indem diese aus auf Fläche oder Zeit bezogenen werden (Wärmetechnische
Arbeitsmappe 1980).
Sachverzeichnis
A Auswahlliste, 381
Abblasdruck, 220 Axialkompensator, 143
Abblaseleistung, 221, 356 Axialventilator, 371
Abdampf, 369
Abfahren, 336, 338
B
Abnutzungszuschlag, 301, 304
Balgquerschnittfläche, 147, 161
Abplattung, 113, 120
Barometerdruck, 63
Abschalten, 174
Bauartzulassungsnummer, 227
Abschreibung, 262
Baulänge, 283
Absperrarmatur, 178, 210
Beimischventil, 336
AD-Merkblatt, 198, 363 Belastungsdauer, 185
Aerostatik, 62, 69 Belastungsfall, 86
Ähnlichkeitskenngröße, 274 Berechnung, hydraulische, 339
Anfahrzustand, 347 Berechnungsdruck, 303
Anschaffungskosten, 366 Berechnungsebene, 117
Anschlussbogen, 157 Berechnungsschritt, 337
Anschlusskopf, 314 Betriebsdampf, 319
Anschlussleistung, 279 Betriebsdruck, 170
Anschlussstrecke, 118 zulässiger, 277
Anschlussstutzen, 356 Betriebsdrucklinie, 348
Arbeitsblatt Gb4, 287 Bewertungsmaßstab, 248
Armatur, 210 Bezugstemperatur, 281
Aufstellungsort, 399 Biegelinie, 101
Auftriebskraft, 70 Biegemoment, 91
Ausdehnungsgefäß, 376 Biegespannung, 90-95, 132, 136-141
Ausdehnungsvolumen, 338, 351 Biegetheorie, 104
Ausgleichsunterstützung, 90 Biegewinkel, 101
Ausladung, 97 Bimetall
Auslastung, 369 Kondensatableiter, 232
Auslaufmessstrecke, 118 Thermometer, 239
Auslaufzeit, 75 Bindungskraft, 62
Auslegung, hydraulische, 358 Blasensieden, 322
Auslenkung, 94, 165 Blechmantel, 252
Ausrüstung, 276, 331 Blickrichtung, 117
Außenfase, 111 Bodenabstand, 341
Aussteifungskonstruktion, 373 Bodenausführung, 363
Austauschfläche, 282, 299, 374 Bogenhöhe, 154
Austrittsgeschwindigkeit, 75, 339 Bogenlänge, 105
F Geschwindigkeitsprofil, 5
Fallhöhe, 341 Gestaltänderung-Energiehypothese, 188
Faltenbildung, 302 Gleichdruckspeicher, 383
Federaufhängung, 159 Gleichgewichtsbedingung, 157, 170
Federbelastung, 218 Gleichstrom, 272
Federkonstante, 102 Gleitlager, 148, 160
Federkraft, 147 Gleitschlitten, 81
Fernheizanschluss, 365 Grenzschicht, 274
Fernheizleitung, 138 Grenzspannung, 168
Fernheiznetz, 26
Fernwärmeversorgungsunternehmen, 281, 291 H
Festigkeitshypothese, 185 Haarnadelbauweise, 283
Festigkeitsklasse, 306 Halbschale, 249
Festpunktkonstruktion, 142, 159 Haltepratze, 131
Festpunktkraft, 139-142 Hauptabmessung, 337
Festpunktkraftaufnahme, 159 Hauptkondensator, 376
Feuerungsanlage, 350 Hauptspannung, 186
Filmkondensation, 324, 331 Hausanschlussstation, 30
Filmsieden, 322 Heftschelle, 244
Fixpunkt, 79–85 Heißwasser, 2
Fixpunktanordnung, 113 Heißwassererzeuger, 331
Fixpunktkraft, 77, 94 Heißwasserverteiler, 204
Flachdichtung, 194 Heizbündel, 364
Fläche, projektierte, 64 Heizdampfleitung, 336
Flächenpressung, Dichtkraft, 194, 200 Heizdampfmenge, 356
Flanschverbindung, 190 Heizdampftemperatur, 342
Flanschwerkstoff, 307 Heizfläche, 295
Flanschwiderstand, 308 Heizmedium, 266, 317
Fliehmoment, 105 Heizölförderpumpe, 30
Fließgrenze, 186 Heizwert, Vorratsbehälter, 30
Fluid, kompressibles, 17 Herstellungsort, 317
Hilfszahl, 128
Flüssigkeitspatrone, 234
Hochabsperrdruckschieber, 232
Flüssigkeitssäule, 63
Hochdruckabsperrventil, 217
Förderhöhe, 35
Hochdruckanlage, 98
Fördermenge, 26, 33
Hochdruckdampf, 19
Fördervolumen, 6
Höchstwert, 177
Formänderungsarbeit, 101
Hohlraumbildung, 344
Formänderungswiderstand, 304
Hubänderung, 222
Frostschutzzugabe, 379
Füllhöhe, 65 I
Füllstandsanzeigeeinrichtung, 388 Impulsmomentensatz, 76
Impulssatz, 75
G Industrieheizwerk, 384
Gaskonstante, 70 Inertgas, 324
Gassäule, 70
GE-Hypothese, 127 K
Gefällespeicher, 382 Kältemitteldampf, 369
Gegenstrom, 266 Kaltwasserkreislauf, 381
Gegenstromapparat, 278 Kanalbauwerk, 142
Gegenstromprinzip, 331 Kapitaldienst, 262
Gelenkkompensator, 152 Kármán-Faktor, 104
Gelenksystem, 159 Kaskadenboden, 337, 339
Gesamtbeanspruchung einer Schraube, 197 Kaskadenumformer, 336
408 Sachverzeichnis
Probestab, 397 S
Produktenkessel, 318 Sattdampfdruck, 346
Produktionsmaschine, 351 Sättigungstemperatur, 324
Prüfdruck, 86 Sauerstofffrei, 370
Prüfmaschine, 398 Saugleitung, 33
Prüfzustand, 200 Schaftdurchmesser, 200
Schallgeschwindigkeit, 177
Schaltbild, 346
Q
Schauglas, 235
Querspannung, 187
Schaumglas-Halbschale, 254
Schenkellänge, 86
R Schließrichtung, 233
Rauigkeit, 3 Schließzeit, 177
Rauigkeitswert, 9 Schmutzfänger, 235
Reaktionskraft, 85 Schnellentleerer, 233
Rechenwerk, 243 Schnellschlussventil, 268
Regelabweichung, 229 Schraubendurchmesser, 200
Regler, direkt wirkender, 345 Schraubenkraft, 198
Reibungskoeffizient, 7 Schraubenteilung, 306
Reibungsmoment, 153 Schubbegrenzer, 143
Reibungswiderstand, 148 Schubkraft, 6, 314
Reifenwerk, 343 Schubspannung, 3, 188
Reindampf, 319 Schwächungsfaktor, 301
Reynoldszahl, 22 Schwebekörper, 239
Ringflächenkraft, 200 Schweißflamme, 246
Rissbildung, 393 Schweißfuge, 244
Rohranzahl, 328 Schweißgut, 246
Rohraufhängung, 81 Schweißnaht, 248
Rohrausdehnung, 80 Schweißnahtfaktor, 173
Rohrbogen-Dehnungsausgleicher, 91 Schweißnahtprüfung, 248
Rohrbrücke, 142 Schweißnahtwertigkeit, 259
Rohrbündel, 267 Schweißverbindung, 244
Rohrführung, Beanspruchungsebene, 117 Schwerpunktabstand, 104
Rohrgelenkstück, 159 Schwimmachse, 71
Rohrinnenfläche, 9 Schwimmerschalter, 345
Rohrinnenfläche, hydraulisch raue, 9 Schwimmkopf, 267
Rohrlagerung, 95 Schwingung, 144
Rohrlänge, gleichwertige, 24 Schwitzwasserdämmung, 254
Rohrplattenmittelpunkt, 303 Sekundärkreis, 277
Rohrquerschnittfläche, 189 Sicherheitsarmatur, 210
Rohrströmung, 2 Sicherheitsfaktor, 397
Rohrsystem Sicherheitstemperaturregler, 222
ebenes, 101 Sicherheitszuschlag, 88, 99
räumliches, 116, 118 Sommerbetrieb, 290–295
unsymmetrisches, 112 Sonderstähle, 172
Rohrträgerteil, 250 Spaltenbreite, 246
Rohrtrasse, 180 Spannungsanteil, 88
Rohrverbindungsstück, 153 Spannungsbeiwert, 129
Rohrwanddicke, 247 Spannungskoeffizient, 126
Rückkühlwerk, 372 Spannungszustand, 186
Rücklauf, 23 Spannweite, 108
Rückschlagventil, 218 Speichergruppe, 389
Ruths-Gefällespeicher, 385 Speicherkreislauf, 350
410 Sachverzeichnis