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Barbara Martin

Als Ärztin in Bosnien-Herzegowina – zur Tätigkeit Rosa Bloch-Einhorns in Travnik von 1902
bis 1917(?)

Übersicht
Vorspann S. 1
Zur Einrichtung einer Amtsärztinnenstelle in Travnik S. 2
Ausbildung und erste berufliche Tätigkeiten Bloch-Einhorns S. 6
Als Amtsärztin in Travnik S. 10
Als Privatärztin in Travnik S. 25
Zum Lebensweg Bloch-Einhorns ab 1917 S. 35
Schlussbemerkungen S. 37
Abkürzungen S. 39
Erläuterungen zu den Zitaten im vorliegenden Text S. 39
Anmerkungen S. 39

Vorspann

Rosa Einhorn, verheiratete Bloch-Einhorn (auch Einhorn-Bloch) gehört zu der Gruppe von
Amtsärztinnen, die Österreich-Ungarn zwischen 1892 und 1918 in Bosnien-Herzegowina¹
eingesetzt hat. Sie wurde Ende 1902 zur Amtsärztin im Kreis Travnik berufen, übte ihr Amt
de facto aber nur etwa anderthalb Jahre aus und wurde Ende November 1904 wegen Unzu-
friedenheit der zuständigen politischen Stellen mit ihrer Amtsausübung des Amtes entho-
ben. Im Hintergrund stand dabei allerdings die bereits erklärte Absicht dieser Stellen, der
Landesregierung Bosnien-Herzegowinas und des k. u. k. Gemeinsamen Finanzministeriums,
im Falle der Vermählung Bloch-Einhorns mit einem richterlichen Beamten in Travnik die Ärz-
tin aus dem bosnisch-herzegowinischen Landesdienst zu entlassen und ihr sogar die Zulas-
sung zur privatärztlichen Tätigkeit in Travnik zu verwehren. Diese erkämpfte sie sich aber
1905 und war danach jahrelang in Travnik als Privatärztin tätig. Eine Wiedereinstellung als
Amtsärztin jedoch blieb ihr nach der Heirat versagt, obwohl sie sich wiederholt darum be-
mühte. In der vorliegenden Arbeit werden beide Phasen von Bloch-Einhorns Tätigkeit, als
Amtsärztin und als Privatärztin, behandelt, wobei auch die Gründe für ihre Amtsenthebung
eingehend erörtert und die Argumente genauer untersucht werden, mit denen ihr bis zuletzt
eine Wiedereinstellung als Amtsärztin und – vorübergehend – die Zulassung als Privatärztin
verweigert wurden. Die Darstellung bricht 1917 ab, weil es zu der Zeit danach nur noch frag-
würdige Angaben bzw. bloße Vermutungen über Leben und Tätigkeit Einhorns gibt.

Als Amtsärztin hatte Einhorn, wie auch die anderen vor oder nach ihr in Bosnien-Herzego-
wina eingesetzten Amtsärztinnen² die Aufgabe, die weibliche Bevölkerung, darunter vor al-
lem die Musliminnen, medizinisch zu betreuen.³ Von der Tätigkeit der Amtsärztinnen unter
der weiblichen Bevölkerung versprach sich die österreichisch-ungarische Regierung zugleich
einen Beitrag zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheitsverhältnisse in Bosnien-Herze-
gowina. Die Amtsärztinnen erhielten eine staatliche Vergütung und waren im Gegenzug da-
für verpflichtet, den größten Teil ihrer Patientinnen unentgeltlich zu behandeln.⁴

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Die Politik der Einsetzung von Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina, die Österreich-Ungarn
bereits seit Anfang der 1890er Jahre verfolgte, fügte sich in die Vorstellung einer „Kulturmis-
sion“ der Doppelmonarchie gegenüber den 1878 okkupierten, ehemals osmanischen Provin-
zen Bosnien und der Herzegowina ein. Politisch einflussreichster Verfechter der „Kulturmis-
sion“ und Hauptförderer des Einsatzes von Amtsärztinnen war Benjamin Kállay, der von
1882 bis 1903 Gemeinsamer Finanzminister Österreich-Ungarns und in dieser Funktion zu-
gleich oberster Verwalter Bosnien-Herzegowinas war.⁵ Eine wichtige Rolle bei der Entwick-
lung der Institution der Amtsärztinnen spielte zudem der Dermatologe und Syphilisspezialist
Isidor Neumann, Professor an der Wiener Universität – auch er ein überzeugter Vertreter
der „Kulturmission“ Österreich-Ungarns gegenüber Bosnien-Herzegowina.⁶

Die Informationen von und über Bloch-Einhorn als Amtsärztin sind spärlich gesät, noch we-
niger Informationen liegen zu ihrer Privatärztinnentätigkeit vor. In der Forschung hat sich
bisher nur Ctibor Nečas etwas ausführlicher mit Bloch-Einhorn beschäftigt, und zwar vor al-
lem in seiner Studie „Mezi muslimkami. Působení úředních lékařek v Bosnĕ a Hercegovinĕ v
letech 1892-1918“.⁷ Eher kursorischen Charakter haben die Ausführungen von Brigitte Fuchs
in ihrer Studie „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag
und Sarajewo.⁸

Der Verfasserin der vorliegenden Arbeit erschien es im Zusammenhang mit ihrem Interesse
an der Gesamtgeschichte der Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina in der österreichisch-
ungarischen Phase wichtig zu prüfen, was sich über das bisher vorhandene Wissen hinaus
noch an Informationen zu Bloch-Einhorn im Archiv Bosnien und Herzegowinas (ABH) in Sara-
jevo finden lässt. Die Ergebnisse der Recherchen sind in diese Arbeit eingeflossen und er-
möglichen zum ersten Mal einen genaueren Einblick in Leben und Tätigkeit Bloch-Einhorns in
ihrer Zeit als Ärztin in Travnik.

Zur Einrichtung einer Amtsärztinnenstelle in Travnik

Anfang der 1890er Jahre gingen Kállay und Neumann davon aus, dass in allen 6 damaligen
Verwaltungskreisen Bosnien-Herzegowinas sukzessive je eine Amtsärztin eingesetzt werden
sollte.⁹ Nach dem unerwartet schnellen Scheitern der ersten Amtsärztin Anna Bayerová an
widrigen bürokratischen Umständen wurden 1893 gleich zwei Amtsärztinnen, Bohuslava
Kecková in Mostar und Teodora Krajewska in Dolnja Tuzla, eingesetzt.¹⁰ Deren Tätigkeit, ge-
rade auch unter muslimischen Frauen, erschien den zuständigen politischen Stellen so er-
folgreich¹¹, dass 1899 zwei weitere Amtsärztinnen berufen wurden, Jadwiga Olszewska für
Dolnja Tuzla als Nachfolgerin von Krajewska, die nach Sarajevo wechselte, und Gisela Kuhn,
geb. Rosenfeld-Roda, für Banja Luka.¹²

Damit schien sich die Amtsärztinnenpolitik Österreich-Ungarns auf dem Weg der Konsolidie-
rung zu befinden, auch wenn zwei Kreise, Travnik und Bihać, noch über keine Amtsärztinnen
verfügten. Die Fortschritte in der Entwicklung nahmen auch die beiden Amtsärztinnen Kra-
jewska und Kecková mit einiger Befriedigung zur Kenntnis. Sie erklärten dazu in einer Petiti-
on an die Landesregierung vom 19. September 1900, in der sie um eine beamtenrechtliche
2
Gleichstellung mit den Distriktärzten (den späteren Bezirksärzten) sowie eine Anhebung ih-
rer Vergütung baten, dass die Institution der Amtsärztinnen durch die ihnen „zuteil gewor-
dene hohe Anerkennung und [die] Anstellung neuer Amtsärztinnen als stabilisiert betrachtet
werden“ könne.¹³ Und Kállay, gewissermaßen der Vater der Institution der Amtsärztinnen,
zeigte sich in seiner 1900 erschienenen Schrift „Die Lage der Mohammedaner in Bosnien“
zufrieden über die „Einbürgerung“ der „Institution der weiblichen Ärzte, die durch taktvolles
Benehmen das Vertrauen der mohammedanischen Frauen“ gewonnen hätten und deren
„Hilfe Jahr um Jahr von mehr Frauen in Anspruch genommen“ würde.¹⁴ Im August 1901
sprach sich auch Neumann sehr anerkennend über die Tätigkeit der drei damals amtieren-
den Amtsärztinnen Kecková, Krajewska und Olszewska (Kuhn war inzwischen Privatärztin
geworden) sowie die Institution der Amtsärztinnen als solcher aus und empfahl dem Ge-
meinsamen Finanzministerium angesichts der Größe der Anforderungen, die sich bei der
Gesundheitsversorgung des weiblichen Teils der Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas stell-
ten, und im Hinblick auf das Alter der damaligen Amtsärztinnen, „rechtzeitig den Status der-
selben zu vermehren“, was man wohl als Empfehlung an das Ministerium verstehen kann,
für die Einstellung weiterer Amtsärztinnen zu sorgen.¹⁵

Wie das konkret aussehen sollte, dazu äußerte sich Neumann nicht weiter. Doch Landesre-
gierung und Gemeinsames Finanzministerium sahen sich bereits in der zweiten Hälfte des
Jahres 1900 veranlasst, sich mit der Frage der Einrichtung weiterer Amtsärztinnenstellen zu
beschäftigen. Ausgelöst wurde diese Entwicklung durch Veränderungen im privaten Leben
der Amtsärztin Kuhn in Banja Luka. Die bereits seit längerer Zeit verheiratete Gisela Kuhn
ließ sich im Jahr 1900 von ihrem Mann, Heinrich Kuhn, scheiden und heiratete noch im sel-
ben Jahr in zweiter Ehe den Kreisarzt von Banja Luka, Dr. Ladislaus (Władysław) Januszewski,
der in der Hierarchie der Kreisbehörde ihr direkter Vorgesetzter war.¹⁶

Wegen der Heirat mit Januszewski sah sich Kuhn, nun unter dem Namen Januszewska, mehr
oder weniger zur Demission gedrängt. Sie gab ihr Amt auf und erhielt die Erlaubnis, als Pri-
vatärztin zu praktizieren.¹⁷ Sie nutzte diese Möglichkeit und entfaltete mit der Zeit eine viel-
fältige und fruchtbare Tätigkeit.¹⁸ Die Landesregierung hielt es nach dem Wechsel Januszew-
skas von der Amts- zur Privatärztin nicht für unbedingt erforderlich, die vakante Amtsärztin-
nenstelle in Banja Luka wieder zu besetzen, vielmehr schien es ihr ausreichend, dass es über-
haupt eine Ärztin in Banja Luka gab.¹⁹ Dieser Meinung schloss sich das Ministerium an.²⁰ Un-
ter finanziellen Gesichtspunkten war beiden Stellen die Wendung der Dinge in Banja Luka
sicher insofern nicht unlieb, als dadurch finanzielle Mittel frei wurden, über die sie anderwei-
tig verfügen konnten. Und in der Tat bat die Landesregierung noch in dem gleichen Schrei-
ben vom November 1900, in dem sie sich gegen die Wiederbesetzung der Amtsärztinnen-
stelle in Banja Luka aussprach, um Zustimmung zu ihrem Plan, mit den freigewordenen Fi-
nanzmitteln umgehend eine Amtsärztinnenstelle in der Kreisstadt Bihać einzurichten.²¹ Au-
ßerdem hielt sie es für notwendig, eine weitere Amtsärztinnenstelle für den Kreis Travnik
vorzusehen, und zwar schon „für die nächste Zukunft“. Im Hinblick auf die baldige Schaffung
einer solchen Stelle ersuchte sie das Gemeinsame Finanzministerium um Genehmigung,

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„dass die für eine fünfte Amtsärztin entfallende Dotation per 3200 Kronen pro 1902 prälimi-
niert werden dürfe“.

In seinem Antwortschreiben vom Januar 1901 ließ das Ministerium die Landesregierung
dann wissen, dass es im Prinzip mit der Entsendung einer Amtsärztin nach Bihać einverstan-
den sei und ermächtigte die Regierung zudem, „in den Budget-Entwurf pro 1902 eine fünfte
Amtsärztin einzustellen“, und zwar für den Kreis Travnik.²² Ob der Posten allerdings in dem
Budget für 1902 verbleiben könne, werde das Ministerium erst zu einem späteren Zeitpunkt
endgültig entscheiden. In Bezug auf beide politisch zuständigen Stellen kann also festgehal-
ten werden, dass sie um die Wende 1900/1901 im Prinzip beabsichtigten, kurz hintereinan-
der zwei weitere Amtsärztinnen einzustellen.

Als Begründung für ihren Plan, zunächst eine Amtsärztinnenstelle in Bihać einzurichten, führ-
te die Landesregierung an, dass der Anteil der muslimischen Bevölkerung an der Gesamtbe-
völkerung im Kreis Bihać größer sei als im Kreis Travnik.²³ Ähnliches gelte auch für die Städte
Bihać und Travnik. Zudem verwies die Landesregierung darauf, dass die Kreisbehörde Bihać
um die ständige Zuweisung einer Amtsärztin gebeten habe.

Doch innerhalb von nur etwas mehr als einem Jahr revidierte die Landesregierung ihren ur-
sprünglichen Plan, zügig hintereinander zwei neue Amtsärztinnenstellen einzurichten, die
erste davon in Bihać und die zweite in Travnik. Nun wollte sie zunächst eine Stelle in Travnik
schaffen, und mit der Einrichtung einer Stelle in Bihać schien sie es nicht mehr so eilig zu
haben. In einem Schreiben vom März 1902 bat sie dementsprechend das Gemeinsame Fi-
nanzministerium um Zustimmung, „dass in erster Linie in der Kreisstadt Travnik eine Amts-
ärztin eingesetzt und dann erst je nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Dotation
Bihać in Betracht gezogen werden dürfe“.²⁴ Ergänzend erklärte sie, dass die zukünftige Amts-
ärztin in Travnik ihre Tätigkeit „auch gegebenen Falles auf die südlich gelegenen Teile des
Bihać‘er Kreises“ ausdehnen solle.

In diesem Schreiben der Landesregierung ist in Bezug auf die Einrichtung einer fünften Amts-
ärztinnenstelle interessanterweise nicht mehr, wie noch in dem Schreiben vom November
1900, „von nächster Zukunft“ die Rede, sondern von einer ziemlich vagen, weiteren Entwick-
lung, was ein deutlicher Rückzug von der früher eingenommenen Position war. Möglicher-
weise lag dem ein Einspruch von Seiten des Gemeinsamen Finanzministeriums zugrunde.

Was die neue Festlegung der Landesregierung auf die vorrangige Einrichtung einer Amtsärz-
tinnenstelle für den Kreis Travnik angeht, so ist sie offenbar vor allem auf Berichte der Sara-
jevoer Amtsärztin Krajewska zurückzuführen, die 1900 und 1901 im Auftrag der Landesregie-
rung den Kreis Travnik mitbetreut hatte. Nach Ansicht der Landesregierung belegten insbe-
sondere die Berichte Krajewskas über ihre Tätigkeit in verschiedenen Städten des Kreises
Travnik in den Monaten Juni und Oktober 1901, dass bei der dortigen weiblichen Bevölke-
rung, in hohem Maße auch der muslimischen, ein großer Bedarf an medizinischer Betreuung
vorhanden sei.²⁵ Dies hätten auch Berichte einzelner Bezirksämter im Kreis Travnik bestätigt.

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Wahrscheinlich hat Krajewska aber nicht nur auf den hohen Bedarf an medizinischer Versor-
gung von Frauen im Kreis Travnik aufmerksam gemacht, sondern der Landesregierung auch
zu verstehen gegeben, dass sie – Krajewska – ihren eigentlichen Aufgaben als Amtsärztin im
Kreis Sarajevo wegen der zusätzlichen Tätigkeit im Kreis Travnik nicht mehr in vollem Um-
fang nachkommen könne. Darauf lässt jedenfalls ein Passus in dem erwähnten Schreiben der
Landesregierung schließen, in dem es heißt: „Das verständnisvolle Eingehen der islamiti-
schen weiblichen Bevölkerung des Travniker Kreises auf die mit der Entsendung der Dr. Kra-
jewska daselbst bezweckte Intention würde wohl zu weiteren Exmittierungen derselben an-
eifern, müsste aber, sollte die Amtsärztin ihrem eigenen Wirkungskreise nicht allzusehr ent-
zogen werden, unterbleiben, da ihre Bereisungen im hierortigen Kreise [Sarajevo] und der
alljährlich erteilte Urlaub deren Wirksamkeit in der Stadt Sarajevo schon genügend ein-
schränken.“²⁶

Der Landesregierung war offensichtlich sehr an einer zügigen Besetzung der Stelle in Travnik
gelegen, denn in einem Schreiben vom März 1902 schlug sie dem Gemeinsamen Finanzmi-
nisterium nicht nur die vorrangige Einrichtung einer Amtsärztinnenstelle in Travnik vor, son-
dern teilte dem Ministerium auch gleich mit, dass es mit Rosa Einhorn eine geeignete Kandi-
datin für diese Stelle gebe. Wie es zu diesem Personalvorschlag kam, muss offen bleiben.
Möglicherweise hat es für die Travniker Amtsärztinnenstelle gar keine Ausschreibung gege-
ben, jedenfalls keine, die im Unterschied zu früheren Ausschreibungen von Amtsärztinnen-
stellen (1891, 1892 und 1897) in der medizinischen Fachpresse breiter bekannt gemacht
worden wäre.

Bei ihrer ursprünglichen Planung, vorrangig eine Amtsärztinnenstelle in Bihać zu besetzen,


war die Landesregierung noch davon ausgegangen, eine Ausschreibung durchzuführen.²⁷
Dagegen hatte sich aber das Gemeinsame Finanzministerium ausgesprochen und seinerseits
vorgeschlagen, ohne Ausschreibung die damals als ärztliche Praktikantin am Landeskranken-
haus (Zemaljska bolnica) in Sarajevo tätige Ärztin Carola Meyer-Milobar (auch Karola Maier
Milobar), die sich mit dieser Tätigkeit für eine Amtsärztinnentätigkeit zu qualifizieren ge-
dachte, für den Amtsärztinnenposten in Bihać vorzusehen.²⁸ Dieser Vorschlag und jedwede
weitere Überlegung, Meyer-Milobar eventuell einen anderen Amtsärztinnenposten, etwa
den in Travnik, zu übertragen, erledigte sich jedoch damit, dass das Krankenhaus Meyer-
Milobar nach einiger Zeit für völlig ungeeignet befand, die Tätigkeit einer Amtsärztin auszu-
üben.²⁹

Mit Blick auf die Stellenpolitik von Gemeinsamem Finanzministerium und Landesregierung
ist festzustellen, dass aus der Absicht, die die Landesregierung im November 1900 bekundet
hatte, nämlich zügig hintereinander zwei zusätzliche Amtsärztinnenstellen einzurichten, ein
Torso wurde. Das heißt, es wurde zunächst nur eine Stelle, die in Travnik, geschaffen, auf die
Ende 1902 Einhorn berufen wurde, und erst 6 Jahre später, 1908, bekam schließlich auch der
Kreis Bihać eine Amtsärztinnenstelle, die mit Kornelija Rakić besetzt wurde.³⁰

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Nach der jeweiligen Doppeleinstellung von Amtsärztinnen 1893 und 1899 kam es also um
1902 nicht erneut zu einer derartigen Maßnahme. Vielmehr verlief die weitere Entwicklung
der Institution der Amtsärztinnen eher schleppend, was sich u. a. an folgenden Tatsachen
ablesen lässt. Einhorn wurde gegen Ende 1904 ihres Amtes enthoben und nahm einige Jahre
später in Travnik eine Tätigkeit als Privatärztin auf, nachdem sie sich die Genehmigung dazu
1905 erkämpft hatte. Auf die erneute Einsetzung einer Amtsärztin in Travnik verzichteten die
politisch zuständigen Stellen dann ca. 13 Jahre lang. Zwischen 1905 und 1918 wurden insge-
samt nur drei Amtsärztinnen neu berufen, Kornelija Rakić, wie erwähnt, 1908 für Bihać, Ro-
salie Sattler-Feuerstein 1914 für Sarajevo, als zweite Ärztin neben Krajewska, und Rachel
Weissberg Anfang 1918 für Travnik.³¹ Die Amtsärztinnenstelle in Mostar blieb nach dem Tod
von Bohuslava Kecková 1911 bis zum Ende der österreichisch-ungarischen Herrschaft über
Bosnien-Herzegowina de facto unbesetzt, auch die Amtsärztinnenstelle in Bihać wurde nach
dem 1912 erfolgten Wechsel von Rakić nach Banja Luka bis 1918 nicht wieder besetzt.³²

Angesichts dieser Fakten wird man in Bezug auf die Jahre nach 1902 nicht von einer Festi-
gung oder gar einem weiteren Ausbau der Institution der Amtsärztinnen sprechen können,
sondern eher von einer Periode des Stagnierens der Institution. Auf die Gründe, die dazu
führten, kann hier nicht eingegangen werden. Vielmehr wird im Folgenden ein Blick auf den
Lebens- und Berufsweg Rosa Einhorns vor Beginn ihrer Tätigkeit als Amtsärztin in Travnik ge-
worfen.

Ausbildung und erste berufliche Tätigkeiten Bloch-Einhorns

Rosa Einhorn wurde am 24. April 1872 in Suchowola im Gouvernement Grodno geboren, das
damals zum russischen Teilungsgebiet Polens gehörte.³³ Heute gehört Suchowola zu Polen
und die Stadt Grodno, nach der das Gouvernement benannt war, unter dem Namen Hrodna
zu Weißrussland. Einhorn stammte aus einer jüdischen Familie, über die wenig bekannt ist.³⁴
Im Juli 1889 schloss sie das Mädchengymnasium in Grodno ab, und zwar mit Auszeichnung,
wie sie selbst einmal in einem 1912 verfassten Überblick über ihren beruflichen Werdegang
hervorhob.³⁵

Nach der Schulzeit entschied sie sich für eine medizinische Ausbildung in St. Petersburg. Die
Möglichkeit eines Medizinstudiums an einer Universität aber war damals Frauen in Russland,
wie auch in Österreich-Ungarn oder Deutschland, noch verschlossen. In der damaligen russi-
schen Hauptstadt gab es jedoch seit 1872 medizinische Kurse für Frauen, die von liberalen
und reformbereiten Kreisen der Gesellschaft und nicht zuletzt von einzelnen, engagiert für
Frauenbildung eintretenden Frauen gefordert und der Regierung abgerungen worden wa-
ren.³⁶ Ursprünglich wurden die Kurse als Vierjahreskurse angeboten, die Wissen aus den ver-
schiedenen medizinischen Gebieten mit dem Ziel vermittelten, die Absolventinnen zu wis-
senschaftlichen Hebammen (učenye akušerki) auszubilden. Die Kurse wurden an der Medizi-
nisch-Chirurgischen Akademie durchgeführt, die dem Kriegsministerium unterstand, und die
ganze Ausbildung genoss die tatkräftige Unterstützung des liberalen Kriegsministers D. A.
Miljutin.³⁷ 1876 und 1880 erfuhren die Kurse eine gewisse Aufwertung. 1876 wurde die Aus-

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bildungszeit auf 5 Jahre erhöht und die Kurse wurden in „Ärztliche Kurse für Frauen“ (ženskie
vračebnye kursy) umbenannt, 1880 wurde den Absolventinnen der Kurse das Recht verlie-
hen, den Titel „weiblicher Arzt“ (ženskij vrač) zu führen sowie selbstständig eine ärztliche
Praxis zu betreiben.³⁸

Doch nach der Ermordung Zar Alexanders II. 1881 gewannen reaktionäre politische Kräfte
auf das gesellschaftliche Leben in Russland überhaupt und auch auf die medizinischen Kurse
für Frauen größeren politischen Einfluss. Miljutin verlor seinen Posten als Kriegsminister und
die Kurse wurden der Zuständigkeit des Kriegsministeriums entzogen. 1882 wurde verfügt,
keine neuen Studentinnen mehr aufzunehmen und die Kurse in der bisherigen Form mit den
letzten Absolventinnen auslaufen zu lassen.³⁹ In der Folgezeit erfuhren die medizinischen
Kurse für Frauen eine Rückentwicklung zu einer vierjährigen Hebammenausbildung, und die
Beschäftigungsmöglichkeiten der Kursabsolventinnen wurden beschnitten. Erst 1895, unter
Zar Nikolaus II., sollte sich die Ausbildungssituation für den Ärztinnenberuf mit der Gründung
eines Medizinischen Instituts für Frauen in St. Petersburg wieder verbessern.⁴⁰

Die Voraussetzungen für eine Ausbildung zur Ärztin in Russland waren also für eine junge
Frau wie Einhorn, die 1889 ihren Gymnasialabschluss gemacht hatte, alles andere als güns-
tig. Sie wird 1902 in ihrem Gesuch um eine Amtsärztinnenstelle in Bosnien-Herzegowina da-
von sprechen, dass sie ein fünfjähriges medizinisches Studium in St. Petersburg durchlaufen
habe. Wie sich dieses aber dem äußeren Verlauf nach und in inhaltlich-fachlicher Hinsicht im
Einzelnen gestaltete, dazu gibt es nur wenige und zudem karge Quellen. So bleibt nichts an-
deres übrig, als zu versuchen, die verschiedenen vorhandenen Mosaiksteine so gut wie mög-
lich zusammenzufügen. Ein in sich stimmiges Bild ergibt sich daraus nicht, dazu fehlt es ein-
fach an genaueren Informationen.

Wann Einhorn mit ihren Medizinstudien in St. Petersburg begann, ist nicht bekannt. Vermut-
lich wird sie diese aber bald nach ihrem Abitur 1889 aufgenommen haben. Zum weiteren
Verlauf ihrer Studien äußerte sie sich in dem 1902 eingereichten Gesuch um eine Amtsärz-
tinnenstelle in Bosnien-Herzegowina folgendermaßen: „…noch während des Studiums prak-
tizierte ich zwei Jahre hindurch in Spitälern auf verschiedenen medizinischen Abteilungen
und war sodann 1892-1894 in einer städtischen Apotheke praktisch tätig; in den Jahren
1892-1895 legte ich an der medizinischen Militär-Akademie und der Petersburger Fachschu-
le die Prüfungen aus den verschiedenen medizinischen Disziplinen mit gutem Erfolg ab.“⁴¹
Bei der „medizinischen Militär-Akademie“ handelte es sich wahrscheinlich um die frühere, in
der Zwischenzeit umbenannte Medizinisch-Chirurgische Akademie, nicht klar aber ist, was
Einhorn mit der „Petersburger Fachschule“ meinte – vermutlich die nach 1881 im Vergleich
zu den späten 1870er Jahren wieder herabgestuften medizinischen Kurse für Frauen.

Einige wenige Angaben über Einhorns Studienzeit in St. Petersburg lassen sich auch dem
Matrikelverzeichnis der Universität Bern entnehmen, an der Einhorn später studierte. Diesen
Angaben zufolge hat sie am 6. Dezember 1892 an der Kaiserlichen Militärakademie die Prü-
fung zur Hebamme abgelegt.⁴² Darüber hinaus enthalten die Angaben den Hinweis, dass Ein-

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horn ein „Studienzeugnis der Akademie in St. Petersburg“ vorgelegt hat, das vom 29. Mai
1895 datiert ist. Unter Berücksichtigung von Einhorns Einstellungsgesuch von 1902 wie auch
der einschlägigen Angaben im Matrikelverzeichnis der Universität Bern, lässt sich also fest-
stellen, dass Einhorn nach der 1892 bestandenen Prüfung zur Hebamme offenbar weiter an
der Militärakademie bzw. der von ihr erwähnten „Petersburger Fachschule“ studiert und die
im Rahmen dieser Studien erforderlichen Prüfungen abgelegt hat.

Nach Beendigung ihrer Ausbildung hat Einhorn noch im gleichen Jahr 1895 eine Tätigkeit als
Hilfsassistentin am Kalinkischen Krankenhaus in St. Petersburg aufgenommen, die drei Mo-
nate dauerte.⁴³ Danach erhielt sie eine Anstellung bei einer der lokalen Selbstverwaltungs-
körperschaften (Zemstvo) in Russland, und zwar dem Bezirks-Landschafts-Amt Opočka, im
Gouvernement Pskov, im Nordwesten des Landes. Ihren Dienst versah sie in der Siedlung
Afanas´eva-Sloboda (Lobovsker Medizinal-Bezirk). Nach einem Bericht des Landschafts-
Amtes an die k. u. k. Botschaft in St. Petersburg, den diese erbeten hatte, war Einhorn von
August 1895 bis Juli 1896 als Feldscherin tätig und hat sich „während der ganzen Dienstzeit“
„durch musterhaften Eifer“ ausgezeichnet, „wobei sie die übernommenen Pflichten gewis-
senhaft erfüllte und gegen ihre Patienten human auftrat“.⁴⁴ Einhorn selbst charakterisierte
ihre Tätigkeit in der Siedlung Afanas´eva-Sloboda als selbstständige Arbeit „einer Ärztin,
Pharmazeutin und Accoucheurin“.⁴⁵

Die Arbeit als Feldscherin bzw. gering qualifizierte Ärztin im ländlichen Raum im Zemstvo-
Dienst, eine Arbeit, die gesellschaftlich nicht besonders angesehen war, schlecht bezahlt
wurde und keine Möglichkeiten des beruflichen Fortkommens bot⁴⁶, gab Einhorn relativ bald
wieder auf, um ihre medizinische Ausbildung im Ausland zu vertiefen. Vorübergehend arbei-
tete sie in Berlin in der Poliklinik von Professor Schweiger⁴⁷, um sich dann im Wintersemes-
ter 1896/97 an der Medizinischen Fakultät der Universität Bern zu immatrikulieren, wo sie
auch die erste Prüfung des Propädeutikums ablegte.⁴⁸ Am 12. März 1900 exmatrikulierte sie
sich an der Berner Universität und setzte ihr Studium an der Universität Lausanne fort, wo
sie am 17. Mai 1901 zur Doktorin der Allgemeinen Heilkunde promoviert wurde.⁴⁹ Das The-
ma ihrer Dissertation, die 1901 in dem angesehenen „Archiv für klinische Chirurgie“ er-
schien, lautete: ´Zur Kenntnis der Unterschenkelfrakturen´.⁵⁰ Über die Schweizer Studienjah-
re Einhorns, z. B. über Kontakte, die sie in dieser Zeit pflegte, oder ihre damalige finanzielle
Situation, ist bisher fast nichts bekannt.⁵¹

In der Zeit nach ihrer Promotion im Mai 1901 und vor ihrem Gesuch um Einstellung als Amts-
ärztin im Februar 1902 hat Einhorn an verschiedenen Kliniken in Berlin und Wien gearbeitet
bzw. hospitiert. Dazu bemerkt sie in ihrem Einstellungsgesuch von 1902, dass sie nach der
Promotion eine Tätigkeit als Assistentin in der gynäkologischen Privat-Klinik von Dr. Vogel in
Berlin aufgenommen und nebenher in der Berliner Charité hospitiert habe.⁵² Ab September
1901 hat sie gemäß ihren Angaben in dem Einstellungsgesuch von 1902 in Wien „prakti-
ziert“, und zwar „nacheinander auf den gynäkologischen Abteilungen“ der Professoren Ernst
Wertheim und Rudolf Chrobak, an der Klinik für Dermatologie und Syphilis von Professor
Isidor Neumann und der Poliklinik für Kinderkrankheiten von Professor Alois Monti. Von al-
8
len vier Professoren legte sie als Beilage zu ihrem Gesuch Zeugnisse über ihre Tätigkeit vor,
die sich zwar nicht unter den einschlägigen Dokumenten befinden, über die wir aber aus
einem Gutachten des in das Einstellungsverfahren eingeschalteten Landessanitätsrats ziem-
lich gut unterrichtet sind. Besonders interessant an Einhorns Aufzählung der Professoren, bei
denen sie hospitierte, ist der Hinweis auf Professor Neumann, der, wie eingangs erwähnt,
seit 1890 zu den wichtigsten Beratern des Gemeinsamen Finanzministeriums in Bezug auf
den Einsatz von Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina gehörte. Durch ihn könnte Einhorn,
wenn es, wie zu vermuten, tatsächlich keine Ausschreibung für die Amtsärztinnenstelle in
Travnik gab, erfahren haben, dass die Landesregierung eine Ärztin für diese Stelle suchte.⁵³

Über Einhorns Beweggründe, eine Amtsärztinnentätigkeit in Bosnien-Herzegowina anzustre-


ben, ist in den vorliegenden Dokumenten, ihr Einstellungsgesuch von 1902 eingeschlossen,
nichts zu erfahren. Bekannt ist lediglich, dass sie sich im Februar 1902 aus Wien, wo sie sich
schon seit geraumer Zeit aufhielt und wo sie im Prinzip wohl auch die folgenden Monate ver-
brachte, um eine Amtsärztinnenstelle in Bosnien-Herzegowina bewarb.⁵⁴

Ihre Bewerbung durchlief dann bei der Landesregierung Bosnien-Herzegowinas einige Über-
prüfungen. Zunächst prüfte der Landessanitätsrat die fachliche Kompetenz der Bewerberin.
Er monierte zwar, dass keine „Dokumente und Atteste“ über Einhorns medizinische Studien
in St. Petersburg, ihre Tätigkeit im Dienst des Bezirks-Landschafts-Amts Opočka und ihre Stu-
dien an den Universitäten Bern und Lausanne vorlägen. Doch die von Einhorn eingereichten
Zeugnisse der verschiedenen Professoren hielt er offenbar für so positiv und überzeugend,
dass er Einhorn für geeignet erklärte und ihre Ernennung vorschlug. Er forderte nur noch die
Vorlage einer beglaubigten Kopie ihres Doktordiploms.⁵⁵

Zusammen mit dem Votum des Landessanitätsrats wurde Einhorns Gesuch dann der bosni-
sch-herzegowinischen Regierungskonferenz übermittelt und nachdem auch diese der Ein-
stellung zugestimmt hatte, legte die Landesregierung die gesamte Angelegenheit dem Ge-
meinsamen Finanzministerium vor. Dieses ersuchte das k. u. k. Ministerium des Äußern um
Auskunft über das politische und moralische Verhalten Einhorns. Die diesbezüglichen Infor-
mationen, die das Ministerium des Äußern über seine diplomatischen Vertretungen in St.
Petersburg und Bern erhielt, fielen nach Einschätzung des Gemeinsamen Finanzministeriums
„überaus günstig“ für Einhorn aus, d. h. Einhorn hat sich offenbar weder in Russland noch in
der Schweiz politisch betätigt.⁵⁶

Bevor die Einstellung erfolgen konnte, galt es aber noch eine andere Hürde zu nehmen. Ein-
horn, die die russische Staatsbürgerschaft besaß, musste stattdessen die österreichische
oder ungarische Staatsangehörigkeit bzw. die bosnisch-herzegowinische Landeszugehörig-
keit erwerben. Ein Verfahren zur Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft hatte sie
bereits eingeleitet, bevor sie ihr Gesuch um Einstellung als Amtsärztin im Februar 1902 ein-
reichte. Doch die Bearbeitung zog sich über Monate hin. Als das Verfahren abgeschlossen
war – sie wurde formal Einwohnerin der niederösterreichischen Gemeinde Götzendorf⁵⁷ –,

9
stand ihrer Einstellung nichts mehr im Weg und mit Dekret vom 25.11.1902 wurde sie zur
provisorischen Amtsärztin in Travnik ernannt.⁵⁸

Als Amtsärztin in Travnik

Einhorns Tätigkeit als Amtsärztin war nur von kurzer Dauer, um dann mit der Entlassung aus
dem Dienst zu enden. Obwohl die Quellenlage zu ihrer Zeit als Amtsärztin (Ende 1902 bis
November 1904) dürftig ist, soll im Folgenden versucht werden, wenigstens in groben Zügen
ein Bild von ihrer Tätigkeit zu zeichnen. Außerdem sollen die Umstände und Gründe ihrer
Entlassung erörtert werden, wobei gezeigt werden kann, dass nicht die Vermählung mit dem
Kreisgerichtsrat Sigmund (auch Siegmund, Sigismund oder Siegismund) Bloch der Grund da-
für war, dass sich Einhorns „Stellung soweit komplizierte, dass sie nicht weiter im Amt belas-
sen werden konnte“, wie von Ctibor Nečas in seiner eingangs erwähnten Studie „Mezi mus-
limkami…“ angenommen⁵⁹, sondern die Unzufriedenheit der zuständigen Stellen mit Ein-
horns Amtsausübung.

Bevor Einhorn die Reise an ihren neuen Dienstort Travnik in Zentralbosnien antrat, hat sie
etwa Mitte Dezember 1902 noch persönlich beim Gemeinsamen Finanzministerium in Wien
vorgesprochen und um einen Reisevorschuss in Höhe von 200 Kronen für die bevorstehende
Reise gebeten, der ihr auch gewährt wurde.⁶⁰ Möglicherweise hat sie sich, bevor sie sich
endgültig nach Travnik begab, auch noch einige Tage in Sarajevo aufgehalten, um sich dort
bei Beamten des Sanitäts-Departements der Landesregierung oder bei Mitgliedern des Lan-
dessanitätsrats vorzustellen. Sollte sie in Sarajevo noch Station gemacht haben, wird sie sich
mit ziemlicher Sicherheit auch mit ihrer dort amtierenden Kollegin Teodora Krajewska in
Verbindung gesetzt haben, nicht zuletzt deswegen, weil diese 1900 und 1901 zusätzlich zur
Betreuung ihres eigenen Kreises auch die provisorische Mitbetreuung des Travniker Kreises
übertragen bekommen hatte und von daher über spezielle Erfahrungen verfügte, die für Ein-
horn von großem Nutzen sein konnten.⁶¹

Am 22. Dezember 1902 traf Einhorn dann in Travnik, ihrem Amtssitz, ein. Einen Tag später
legte sie den Amtseid ab und trat ihren Dienst an.⁶² In Travnik, der Hauptstadt des gleichna-
migen Verwaltungskreises, hatte sie laut der für die Amtsärztinnen geltenden dienstlichen
Instruktion⁶³ bei ihrer Wohnung ein Ambulatorium für die weibliche Bevölkerung zu betrei-
ben, um dessen Einrichtung und Haltung sie sich – entsprechend der Regelung für alle Amts-
ärztinnen – selbst kümmern musste. Für ihre Wohnung mitsamt dem Ambulatorium beka-
men die Ärztinnen zu ihrer Vergütung eine Zulage, die zunächst als Quartiergeld, später als
Wohnungszulage bezeichnet wurde.⁶⁴ Neben dem Dienst in ihren Ambulatorien waren die
Amtsärztinnen, Einhorn eingeschlossen, verpflichtet, bei Bedarf Hausbesuche bei Frauen in
der Kreisstadt und deren näherer Umgebung zu machen.⁶⁵

Travnik, am Fluss Lašva gelegen und von hohen Bergen umgeben, hatte 1895 6261 und 1910
6647 EinwohnerInnen und war damit nach Bihać die kleinste der 6 Kreisstädte Bosnien-Her-
zegowinas.⁶⁶ Für den Kreis Travnik aber war die Stadt, die einmal längere Zeit (grob gesagt
zwischen 1700 und 1850) als Sitz des Wesirs, des Statthalters des Sultans, gedient hatte, ein
10
wichtiger Verwaltungs-, Wirtschafts- und kultureller Mittelpunkt. In der Stadt befanden sich
z. B. die Kreisverwaltung und die Verwaltung des Bezirks Travnik sowie das Kreis- und das
Bezirksgericht.⁶⁷

Die Einwohnerschaft der Stadt gliederte sich 1910, dem Jahr, in dem nach 1895 die nächste
große Volkszählung stattfand, der Konfession nach in die drei großen Gruppen der Musli-
mInnen (2750), der Angehörigen der römisch-katholischen Kirche (2725) sowie der serbisch-
orthodoxen Kirche (674), dazu kamen kleinere Gruppen, darunter die jüdische Bevölkerung
mit 472 Personen.⁶⁸ In der Stadt gab es dementsprechend zahlreiche Moscheen, eine rö-
misch-katholische und eine orthodoxe Kirche sowie eine Synagoge.⁶⁹

Das Schulwesen bestand im Wesentlichen aus 5 Grundschulen (vierjährig), von denen die
beiden staatlichen Jungen und Mädchen aufnahmen.⁷⁰ An weiterführenden Schulen gab es
eine Handelsschule (vierjährig, bis 1911 nur für Jungen) sowie ein Gymnasium, das Oberbi-
schöfliche Große Gymnasium (für Jungen, gegründet 1882), das von Jesuiten geführt wur-
de.⁷¹ Das Angebot an weiterführenden Schulen für Mädchen beschränkte sich auf eine vier-
jährige Höhere Mädchenschule, die sich in der Hand des katholischen Ordens der Barmher-
zigen Schwestern (Milosrdne sestre) befand und für Mädchen aller Konfessionen zugänglich
war.⁷² Die Stadt Travnik verfügte somit über eine ganze Reihe schulischer Bildungseinrich-
tungen. Für den gesamten Kreis aber gilt, wie auch für ganz Bosnien-Herzegowina, dass der
Analphabetismus sehr hoch war. 1910 betrug der Anteil der Analphabeten und Analphabe-
tinnen an der Gesamtbevölkerung Bosnien-Herzegowinas 87,84%, im Kreis Travnik machte
er 90,63% aus.⁷³ Unter der weiblichen Bevölkerung des Landes war der Analphabetismus mit
93,35% besonders stark ausgeprägt, was für alle Amtsärztinnen eine große Herausforderung
darstellte.⁷⁴ Unter der weiblichen Bevölkerung des Kreises Travnik war er mit 94,37% noch
größer als in ganz Bosnien-Herzegowina und bei den Musliminnen des Kreises betrug er so-
gar 99,77%.⁷⁵

Für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung war wichtig, dass Travnik über ein Gemein-
dekrankenhaus verfügte, das 1898/99 entstanden war und bei dem es sich um eine für da-
malige Verhältnisse recht große und modern ausgestattete Einrichtung handelte.⁷⁶ Neben
dem Gemeindekrankenhaus besaß Travnik als wichtige Garnisonstadt auch ein bald nach der
Okkupation entstandenes Militärkrankenhaus.

Die Stadt Travnik mit ihrer weiblichen Bevölkerung bildete den Schwerpunkt der Tätigkeit
Einhorns. Dazu kam aber auch die medizinische Betreuung von Frauen außerhalb der Kreis-
stadt, wenn die vorgesetzte Behörde dies für erforderlich hielt. War das der Fall, so wurde
sie auf Dienstreise geschickt, meist in eine oder mehrere der Bezirksstädte des Kreises.⁷⁷ In
den ersten 6 Monaten ihrer Tätigkeit ist es wohl noch kaum zu längeren Dienstreisen gekom-
men, danach waren diese aber häufiger.

Die Verpflichtung, neben dem Dienst in der jeweiligen Kreisstadt im Bedarfsfall auch in ent-
fernter gelegenen Gegenden des Kreises tätig zu werden, galt für alle Amtsärztinnen.⁷⁸ Sie
implizierte außer der punktuellen Mitwirkung an der Verbesserung sanitärer Verhältnisse
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vor allem den Einsatz bei der Bekämpfung von Epidemien wie den immer wieder auftreten-
den Cholera- oder Pockenepidemien sowie die Beteiligung an Syphilisbekämpfungsaktionen.
Die Dienstreisen zur Epidemie- und Syphilisbekämpfung dauerten nicht selten mehrere Wo-
chen und stellten häufig eine außerordentliche Belastung, ja völlige Überforderung der
Amtsärztinnen dar.⁷⁹ Und beim Auftreten von Epidemien oder größeren Aktionen zur Syphi-
lisbekämpfung zeigte sich in der Regel besonders deutlich, wie realitätsfremd, fern des kon-
kret vorhandenen Bedarfs an medizinischer Versorgung des weiblichen Teils der Bevölkerung
das Verhältnis von einer Amtsärztin pro Verwaltungskreis war, das zu Beginn der 1890er Jah-
re einmal vorläufig und probeweise festgelegt worden war, an dem jedoch weiter mit nur
einer Ausnahme, der Einsetzung einer zweiten Amtsärztin in Sarajevo 1914 (Rosalia Sattler-
Feuerstein neben Teodora Krajewska), unverändert festgehalten wurde.⁸⁰

Über die Aufnahme Einhorns in Travnik liegen bedauerlicherweise keinerlei Informationen


vor. So ist nicht bekannt, wie etwa Behördenvertreter und die Würdenträger der verschie-
denen Konfessionen der neuen Amtsärztin begegneten, wie das Echo in lokalen Blättern war
und wie die Bevölkerung auf das Erscheinen Einhorns reagierte. Eine kleine Sensation wird
ihr Auftauchen, verbunden mit der Eröffnung eines Ambulatoriums für Frauen, aber allemal
gewesen sein, denn abgesehen von den gelegentlichen Auftritten der Sarajevoer Ärztin Kra-
jewska 1900 und 1901 in Stadt und Kreis Travnik hatte die Bevölkerung ja noch keine Ärztin
erlebt. In dieser Situation, in die sich Einhorn gestellt sah, dürfte es für sie nicht leicht gewe-
sen sein, als Ärztin für Frauen zu wirken, und es bedurfte ihrerseits sicher einiger Mühe und
Zeit, die Achtung und das Vertrauen zu gewinnen, die nötig waren, um eine nutzbringende
Tätigkeit zu entfalten.

Will man versuchen, sich ein möglichst konkretes Bild von ihrer Tätigkeit zu machen, so ist
man vor allem auf ihre Berichte an die Landesregierung angewiesen. Wie alle Amtsärztinnen
war auch Einhorn verpflichtet, der Landesregierung gegenüber Rechenschaft über ihre Tätig-
keit in Form von Jahres-, Quartals-, Dienstreise- und anderen Berichten abzulegen.⁸¹ Einige
ihrer Berichte sind im Archiv Bosnien und Herzegowinas vorhanden, und zwar neben ver-
schiedenen Dienstreise-Berichten auch zwei Quartalsberichte zu 1903 (1. und 2. Quartal)
und ein Jahresbericht ebenfalls zum Jahr 1903 sowie ein Quartalsbericht zu 1904 (2. Quar-
tal).⁸² Die offenkundigen Lücken bei den Berichten sind in diesem Fall nicht nur auf archivali-
sche Probleme des Erhaltens und Darbietens von Quellen zur Geschichte der Amtsärztinnen
zurückzuführen, sondern sind auch eine Folge des verheerenden Stadtbrandes in Travnik An-
fang September 1903, bei dem auch Wohnung und Ambulatorium Einhorns zerstört wurden.
Der Zerstörung fielen auch ihre ärztlichen Unterlagen zum Opfer, so dass sie keinen Bericht
zum 3. Quartal 1903 vorlegen und den Jahresbericht 1903 nach eigenen Worten nur aus der
Erinnerung verfassen konnte, einen Statistik-Teil dazu gibt es nicht. Warum es keinen Bericht
zum 1. Quartal 1904 gibt und der 2. Quartalsbericht 1904 nur einen statistischen, nicht aber
einen Textteil aufweist, muss offen bleiben.

Anhand der vorliegenden Berichte und der dazugehörigen Statistiken lässt sich ein wenigs-
tens grober Eindruck von Zahl und Zusammensetzung der Klientel Einhorns gewinnen. So
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betrug z. B. die Zahl ihrer Patientinnen (die weitaus meisten waren Frauen und Mädchen,
weswegen hier in der Regel die weibliche Form verwendet wird) im 1. Quartal 1903 341 und
im 2. Quartal 213. Die Zahl ihrer Patientinnen muss dann aber in der zweiten Hälfte des Jah-
res enorm angestiegen sein, denn die Gesamtzahl ihrer Patientinnen im Jahr 1903 gibt sie
mit 2450 an, von denen sie 1930 (79%) in der Stadt Travnik und 520 (21%) in den Bezirken
Bugojno, Jajce, Zenica und Žepče behandelt habe.⁸³

Wie es bei Einhorn zu der vergleichsweise hohen Zahl an Patientinnen für das gesamte Jahr
1903 kam – von anderen Amtsärztinnen sind derart hohe Zahlen nicht bekannt⁸⁴ – ist nicht
klar und erscheint umso schwerer nachvollziehbar, als sie Anfang September 1903, wie er-
wähnt, ihr Ambulatorium durch den Stadtbrand verlor. Wo sie nach der Zerstörung des Am-
bulatoriums ordinierte und ab wann sie wieder über ein eigenes Ambulatorium verfügte, ist
unbekannt. Belegt ist nur, dass sie gegen Ende 1903 und in der ersten Hälfte 1904 mehrfach
längere Zeit auf Dienstreisen war, worauf weiter unten detaillierter eingegangen wird.

Der konfessionellen Zugehörigkeit nach gliederte sich die Klientel Einhorns wie folgt⁸⁵: Im 1.
Quartal 1903 betrug die Zahl der muslimischen Patientinnen 228 (67%) von insgesamt 341
Patientinnen, die der Angehörigen der römisch-katholischen Konfession 83 (24%), der „ori-
entalisch-orthodoxen“ Konfession 14 (4%) und der Jüdinnen („Israelitinnen“) 16 (5%). Im 2.
Quartal 1903 waren von insgesamt 213 Patientinnen 79 (37%) Musliminnen, 100 (47%) An-
gehörige der römisch-katholischen, 15 (7%) der „orientalisch-orthodoxen“ Konfession und
19 (9%) Jüdinnen. Bezogen auf das ganze Jahr 1903 ist im Jahresbericht von Einhorn die Re-
de von einem Anteil von ca. Zweidritteln Musliminnen an der Gesamtzahl ihrer Patientinnen
(1600 Musliminnen gegenüber 850 „Andersgläubigen“). Und nach Einhorns Statistik zum 2.
Quartal 1904 gab es unter den insgesamt 674 Patientinnen 356 (53%) Musliminnen, 238
(35%) Angehörige der römisch-katholischen und 69 (10%) der „orientalisch-orthodoxen“
Konfession sowie 11 (2%) Jüdinnen. Somit entsprach der Anteil der Musliminnen an Einhorns
Klientel in der Zeit ihrer Amtstätigkeit klar der politischen Vorgabe von Gemeinsamem Fi-
nanzministerium und Landesregierung, der zufolge die Amtsärztinnen vornehmlich Musli-
minnen zu betreuen hatten.

Was Einhorn in ihren Berichten über die Lebensverhältnisse ihrer Patientinnen und über be-
sonders häufig vorkommende Krankheiten ausführt, bleibt ziemlich allgemein und deckt sich
vielfach mit Beobachtungen und Erfahrungen, die vor ihr schon die anderen Amtsärztinnen
gemacht und in ihren Berichten an die Landesregierung beschrieben hatten. Dennoch soll
hier kurz auf die Ausführungen Einhorns eingegangen werden, da diese bisher fast gänzlich
unbeachtet geblieben sind und aus ihnen einiges über die Gesundheitssituation von Frauen
in Stadt und Kreis Travnik zu ersehen ist.

Am häufigsten konstatierte Einhorn bei ihren Patientinnen Krankheiten der Verdauungs- und
der Geschlechtsorgane (Syphilisfälle wurden in den Statistiken der Amtsärztinnen generell
gesondert ausgewiesen).⁸⁶ Auf Krankheiten der Geschlechtsorgane ging sie in ihren Berich-
ten nicht genauer ein, dagegen widmete sie sich eingehend dem häufigen Auftreten von Ver-

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dauungsproblemen. Wesentlichen Anteil an diesen Problemen hatte die ihrer Ansicht nach
„unzweckmäßige“ und „irrationelle“ Ernährung ihrer Patientinnen, nicht zuletzt der Kinder,
über die es in ihrem Jahresbericht 1903 heißt: „…dieselben [werden] schon im ersten Le-
bensjahr mit Erdäpfeln, Kraut, Gurken etc. neben der Muttermilch genährt.“

Nachdrücklich wies Einhorn in ihren Berichten auch auf die schlechten Wohnverhältnisse
vieler ihrer Patientinnen hin, in denen sie eine wichtige Ursache für das relativ häufige Vor-
kommen von Tuberkulose sah. Dazu führte sie in ihrem Jahresbericht 1903 aus: „Tuberkulo-
se ist hier im Lande sehr verbreitet, da die Bevölkerung sehr arm ist, in sehr beschränkten,
dunklen, feuchten Wohnräumen und unter schlechten Verhältnissen lebt, auch der Umstand
trägt noch bei, dass alte Kleider tuberkulöser Patienten undesinfiziert verkauft oder ver-
schenkt werden und so mitunter gesunde Häuser mit Tuberkelbazillen infiziert werden.“⁸⁷

Für ein grundlegendes Gesundheitsproblem bei ihren Patientinnen hielt Einhorn die man-
gelnde Körperpflege, den mangelnden Reinlichkeitssinn. Dazu stellte sie gleich in ihrem ers-
ten Quartalsbericht 1903 fest: „Als drittes Hinderungsmittel, welches die Ausbreitung einer
rationellen Hygiene erschwert [die ersten beiden sind die Wohnverhältnisse und die Art und
Weise der Ernährung] ist das Abgehen jeglichen Reinlichkeitssinnes [in] puncto Pflege des
Gesamtkörpers.“ Und in ihrem Jahresbericht 1903 ging sie erneut auf das Problem der Kör-
perpflege ein und erklärte: „Da die Kinder sowie die Erwachsenen nur unvollständig und sehr
selten baden, da sie ferner die Wäsche äußerst selten wechseln und ohne die Kleider abzu-
legen schlafen, so finden verschiedene Parasiten einen günstigen Boden zu ihrer Entwicklung
und so ist es erklärlich, dass hier Hautkrankheiten sehr oft vorkommen. Am häufigsten sieht
man hier Scabies und Purigo…“

Mehrfach finden sich bei Einhorn Hinweise auf Erfahrungen bezüglich der Lebensweise mus-
limischer Frauen und damit einhergehender besonderer Gesundheitsgefährdung – Erfahrun-
gen, die sie mit anderen Amtsärztinnen wie Krajewska, Kecková oder Januszewska teilte. Im
Fokus Einhorns wie auch der anderen Amtsärztinnen standen dabei vor allem die weitgehen-
de Abgeschiedenheit muslimischer Frauen von Licht, Sonne und frischer Luft, das frühe Hei-
raten, die frühen und häufigen Schwangerschaften sowie das lange Stillen.⁸⁸

Wie alle Amtsärztinnen so war auch Einhorn verpflichtet, nötigenfalls bei Geburten zu inter-
venieren. Zu ihrer Inanspruchnahme bei Geburten äußerte sie sich in ihrem Jahresbericht
von 1903 einmal folgendermaßen: „Zu Entbindungen rufen viele Mohammedanerinnen die
Hebamme und nur in den verzweifelten Fällen nehmen sie mich in Anspruch, so dass ich oft
in die Lage komme, operativ einzugreifen.“ Nach ihren statistischen Angaben hatte sie im 1.
Quartal 1903 unter 341 Patientinnen 9 Fälle von „Geburtshilfe und Krankheiten im Wochen-
bett“, im 2. Quartal unter 213 Patientinnen 12. Die betreffenden Frauen behandelte sie sehr
wahrscheinlich in deren Häusern. Dass sie, wie von Brigitte Fuchs in ihrer Studie „Ärztinnen
für Frauen“ angenommen, eine Entbindungsstation am Travniker Gemeindekrankenhaus
[Općinska bolnica, Fuchs spricht von Bezirkskrankenhaus] gegründet habe, ist ziemlich un-
wahrscheinlich.⁸⁹ Weder legen Einhorns Dienstberichte eine solche Vermutung nahe, noch

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lässt sich in der von dem Travniker Krankenhaus anlässlich seines 100jährigen Bestehens
herausgegebenen Broschüre eine entsprechende Andeutung finden.⁹⁰ Die Gründung einer
Entbindungsstation in dem Travniker Krankenhaus durch Einhorn (oder eine andere Person)
zum damaligen Zeitpunkt wäre jedoch etwas so Bemerkenswertes gewesen, dass sie sich mit
ziemlicher Sicherheit in den genannten Quellen niedergeschlagen hätte. Gegen die Vermu-
tung von Fuchs spricht auch, dass Einhorns berufliche Situation als Amtsärztin und später als
Privatärztin in Travnik viel zu schwach war, um eine solche Einrichtung durchzusetzen.

Eine besondere Rolle bei der Tätigkeit Einhorns wie auch der anderen Amtsärztinnen spielte
die Syphilis. Die Bekämpfung dieser Krankheit, damals in Österreich-Ungarn vielfach für eine
bosnische „Volksseuche“ gehalten, trug nicht unwesentlich dazu bei, dass es überhaupt zur
Institution der Amtsärztinnen kam, und Gemeinsames Finanzministerium und Landesregie-
rung maßen von Anfang an der Mitwirkung der Amtsärztinnen an der Bekämpfung der Syphi-
lis einen hohen Stellenwert bei.⁹¹ Am weitesten verbreitet war in Bosnien-Herzegowina die
endemische, nicht sexuell übertragene Syphilis, bei der die Ansteckung meist über die ge-
meinsame Nutzung von Alltagsgegenständen wie Geschirr, Besteck oder Handtüchern er-
folgte. Der Prozentsatz von Syphiliskranken an der Klientel von Einhorn betrug in den ersten
beiden Quartalen des Jahres 1903 4,7% bzw. 5,2%. Im zweiten Quartal 1904 waren es sogar
10% Syphiliskranke, was möglicherweise mit Einhorns längeren Dienstreisen in entlegenere
Gegenden des Kreises zu erklären ist.⁹²

Interessant ist, wie sich Einhorn in ihrem Jahresbericht 1903 über die Syphilis, die endemi-
sche wie auch die sexuell übertragene, äußerte: „…Syphilis“ – so heißt es da – „ist hier sehr
verbreitet, da die Leute gemeinschaftlich von einem Ibrik (Wasserkrug) Wasser trinken, von
einem Findjan [gemeint ist findžan oder fildžan, kleines Tässchen] Kaffee und von einem Tel-
ler und mit einem Löffel essen, und die einmal angerauchte Zigarette oder Pfeife von Mund
zu Mund einer dem anderen reichen, so wird oft die Syphilis auf diesem Wege verbreitet.
Dagegen bei weiblicher Jugend anderer Konfessionen und zwar bei den Fabrikarbeiterinnen
findet zuweilen die Infektion auf genitalem Wege statt, da viele Arbeiterinnen keine Erzie-
hung genossen haben und unmoralisch sind. [Absatz] Aber die mangelhafte Erziehung der
Bosniakinnen (ausschließlich die Mohammedanerinnen) führt zur Demoralisation derselben;
dagegen sind die mohammedanischen Mädchen moralisch, nachdem sie unter strenger
häuslicher Zucht stehen.“

Der Versuch Einhorns, das Auftreten der sexuell übertragenen Syphilis bei einigen ihrer Pati-
entinnen, allesamt Fabrikarbeiterinnen und aus nichtmuslimischen Kreisen, allein als Folge
fehlender Erziehung und Moral hinzustellen, ist sicher zu kurz gegriffen. Fragwürdig er-
scheint auch ihre Erklärung, dass bei muslimischen Frauen die sexuell übertragene Syphilis
nicht vorkomme, weil sie als Mädchen „unter strenger häuslicher Zucht“ gestanden hätten
und infolgedessen ein „moralisches“ Leben führen würden. Diese Sicht stellt – unterschwel-
lig – eine Beschönigung der damaligen Situation von Mädchen in muslimischen Familien dar.
Insgesamt zeugt die Herangehensweise Einhorns an die Problematik der sexuell übertrage-
nen Syphilis bei ihren Patientinnen von einer ziemlich konservativen Haltung.
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Besondere Probleme bereiteten im Kreis Travnik um 1900 die Pocken. Schon Teodora Kra-
jewska, Amtsärztin im Kreis Sarajevo, war im Rahmen der behelfsmäßigen Mitbetreuung des
Travniker Kreises 1900 und 1901 mehrfach zur Mitwirkung an der Eindämmung der Pocken-
krankheit herangezogen worden. Und Einhorn wurde laut ihren Angaben im Jahresbericht
1903 achtmal zur Bekämpfung der Krankheit „exmittiert“, wahrscheinlich vorwiegend in der
zweiten Hälfte des Jahres. Die Zahl der Schutzimpfungen im Jahr 1903 gab sie mit 3260 an,
davon 3000 auf dem Land und 260 in der Stadt Travnik.

In ihren Berichten bedauerte Einhorn ausdrücklich, dass es ihr aufgrund ihrer kurzen Tätig-
keit als Amtsärztin noch nicht möglich gewesen sei, die Lebensweise ihrer Patientinnen unter
dem Aspekt der möglichen Auswirkungen auf deren Gesundheit ausreichend zu beobachten.
Sie habe sich jedoch sowohl in Travnik als auch in Dörfern ihres Kreises sehr darum bemüht,
auch „gesunde mohammedanische Familien“ aufzusuchen, um die Lebensweise, die Sitten
und Gebräuche der muslimischen Bevölkerung genauer kennenzulernen. Über das Verhalten
muslimischer Frauen ihr gegenüber äußerte sie sich in ihrem Jahresbericht 1903 wie folgt:
„Die Mohammedanerinnen wenden sich im allgemeinen sehr gern an mich, befolgen jedoch
auch gleichzeitig die Ratschläge der Kurpfuscherei ihres Hodjas.“ Aber auch die Frauen der
anderen Konfessionen würden noch gerne ihre Zuflucht bei der Kurpfuscherei suchen.

Ihre Einflussmöglichkeiten als Ärztin in einer Gesellschaft, deren Rückständigkeit sich für sie
u. a. in den schlechten Wohnverhältnissen, schlechter und unzweckmäßiger Ernährung so-
wie in allgemein niedrigen Hygienestandards manifestierte, schätzte sie realistisch als sehr
begrenzt ein. Und Fortschritte im Gesundheitsverhalten der weiblichen Bevölkerung, mit der
sie es zu tun hatte, ließen sich ihrer Ansicht nach nur ganz allmählich erzielen. In diesem Sin-
ne erklärte sie in ihrem ersten Quartalsbericht 1903, dass „das Novum des weiblichen, vom
Staate angestellten Gesundheitsorganes bei den primitiven Ansichten und Verhältnissen
auch der hier bezirklichen Bevölkerung [mit „bezirklicher Bevölkerung“ ist wohl die Bevölke-
rung der Stadt Travnik und ihrer näheren Umgebung gemeint] natürlicherweise noch immer
nicht gleich vom Anfange jenen vollwürdigen und richtigen Anklang gefunden hat, wie er der
Natur der Sache nach sein sollte. So viel kann ich aber schon jetzt behaupten, dass sich nun-
mehr auch in letzterer Beziehung die Ansichten der Bevölkerung allmählich zum Besseren
wenden, dass dieselben sukzessive mit richtigem Verständnisse die Wohltat des weiblichen
Arztes würdigt, immer mehr zu derselben Vertrauen gewinnt und dieselbe immer mehr als
treue Ratgeberin und Beschützerin ihres edlen Gutes, der Gesundheit, achten und schätzen
lernt. Freilich ist die Zeit nicht so nahe, bis die von der Regierung diesfalls erhofften Erfolge
eintreten werden…“. Und in ihrem Jahresbericht 1903 erklärte sie, dass eine Verbesserung
der Gesundheitsverhältnisse nur erreicht werden könne, wenn es zu einer „Hebung der Kul-
tur, [der] Volksbildung und des Volkswohlstandes“ käme.

Von dem kurzen Blick auf Einhorns Einschätzung der allgemeinen Entwicklung Bosnien-Her-
zegowinas zurück zu ihrer Tätigkeit. Auf eine erste größere Dienstreise wurde sie am 16. Au-
gust 1903 geschickt. Dem war ein Austausch von Schreiben zwischen der Kreisbehörde Trav-
nik und der Landesregierung vorausgegangen. Im Mai 1903 schon hatte der Kreisvorsteher
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von Travnik, Michael Rukavina von Vezinovac, der Landesregierung mitgeteilt, dass er beab-
sichtige, Einhorn auf eine Dienstreise zu schicken, wobei er sich auf die „provisorische Diens-
tes-Instruktion für die Amtsärztinnen“ berief, die Dienstreisen der Ärztinnen vorsehe.⁹³
Zweck der Dienstreise solle – so der Kreisvorsteher – die „Erforschung der hygienischen und
sanitären Verhältnisse unter der muslemanischen Bevölkerung und Behandlung der kranken
einheimischen Frauen, insbesondere die seltener ärztliche Hilfe in Anspruch nehmenden
Mohamedanerinnen“ sein. Einhorn habe die Landessprache schon so gut erlernt, dass sie
einen solchen Auftrag selbstständig erfüllen könne. Als mögliche Ziele der Dienstreise schlug
der Kreisvorsteher die 9 Bezirksstädte und 2 weitere Ortschaften des Kreises vor und ersuch-
te die Landesregierung zugleich um Vorlage eines genauen Reiseplans.⁹⁴

Einen Monat später, im Juni 1903, erklärte sich die Landesregierung mit der Entsendung Ein-
horns einverstanden und wies die Kreisbehörde an, Einhorn „zunächst in jene Bezirke zu ent-
senden, welche eine zahlreiche mohammedanische Bevölkerung aufweisen und überdies
von Volkskrankheiten, z. B. Syphilis, notorisch heimgesucht“ würden, und zwar Žepče, Zeni-
ca, Jajce und Bugojno. Die Bezirksämter seien von dem jeweiligen Besuch Einhorns zwecks
Benachrichtigung der Bevölkerung in Kenntnis zu setzen.⁹⁵

Üblicherweise hätte Einhorn nach Beendigung ihrer Dienstreise einen genauen Bericht anfer-
tigen müssen, was in diesem Fall jedoch unmöglich war, da sie einen Tag nach der Rückkehr
von ihrer Dienstreise durch die bereits erwähnte Brandkatastrophe, die Travnik am 3. Sep-
tember 1903 heimsuchte, alles verlor – Wohnung, Ambulatorium, Bücher, Instrumente und
sämtliche ärztlichen Aufzeichnungen. Da alles “ein Raub der Flammen“ geworden sei, wie sie
der Landesregierung mitteilte, könne sie nur einige grobe Angaben über ihre Tätigkeit wäh-
rend der Dienstreise machen. Sie nennt dann die jeweilige Zahl der von ihr an den verschie-
denen Orten behandelten Personen⁹⁶ und erwähnt nur noch, dass sie im Bezirk Bugojno vor
allem Lues und Knochentuberkulose und in den übrigen Bezirken verhältnismäßig viele Fälle
von Rachitis, Magen- und Darmkrankheiten sowie Augen- und Frauenkrankheiten behandelt
habe.

Der Brand von 1903 wurde durch einen Funken der durch die Stadt verkehrenden Eisenbahn
hervorgerufen und verwüstete beträchtliche Teile der Stadt.⁹⁷ Für Einhorn dürfte die Zerstö-
rung ihrer Wohnung mitsamt dem Ambulatorium zu einem Zeitpunkt, als sie gerade mit ei-
nem neuen Leben in einer ihr fremden Umgebung begonnen und eine Tätigkeit aufgenom-
men hatte, die stabile Lebensumstände zu gewährleisten schien, ein schwerer Schlag gewe-
sen sein. Und Hilfe von staatlicher Seite scheint auf sich warten gelassen zu haben. Denn am
17. November 1903 schreibt sie der Landesregierung: „Einige Tage nach dem großen Brand-
unglücke, durch welches ich mein ganzes Hab und Gut verloren habe, reichte ich im Wege
der hiesigen Kreisbehörde ein Gesuch um hochgeneigte Unterstützung [ein], womit ich we-
nigstens die Wiedereinrichtung meines durch Feuer vollkommen vernichteten Ambulatori-
ums [zu erreichen] hoffte. [Absatz] Da bis heute darüber von der hohen Landesregierung kei-
ne Entscheidung herabgelangte und meine hiesige Stellung als Amtsärztin sowie der heran-
nahende Winter mich zu den notwendigsten Anschaffungen drängen, so erlaube ich mir,
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trotzdem ich beim hiesigen Steueramte die alte Schuld noch nicht abzahlte, die hohe Lan-
desregierung um hochgeneigte Berücksichtigung meiner Lage und Gewährung eines 3mo-
natlichen Gehaltsvorschusses, rückzahlbar in 20 Raten, ergebenst zu bitten.“⁹⁸ Es ist aber
wohl davon auszugehen, dass Einhorn doch noch eine gewisse Unterstützung von Seiten der
Landesregierung, der Kreisbehörde oder der Stadt Travnik bekam. Jedenfalls heißt es bei
Udovičić, dem bekannten Erforscher der Geschichte Travniks, dass die Landesverwaltung
den Bediensteten, die durch das Feuer Schaden an ihrem Hab und Gut erlitten hatten, Hilfe
geleistet habe.⁹⁹

Wo sich Einhorns Tätigkeit in den ersten Monaten nach der Zerstörung ihrer Wohnung und
ihres Ambulatoriums abspielte, ist den vorliegenden Quellen nicht zu entnehmen. Belegt ist
nur, dass sie vom 28.12.1903 bis 1.1.1904 eine Dienstreise in den Bezirk Bugojno und vom
11.1. bis 28.1.1904 eine weitere Dienstreise in den Bezirk Jajce machte, und zwar um Not-
impfungen gegen die in diesen Bezirken verbreiteten Pocken vorzunehmen. Zum zweiten
Quartal 1904 gibt es dann Informationen über zwei weitere Dienstreisen, eine kürzere im
April und eine längere im Juni, bei denen es zu erheblichen Spannungen zwischen Einhorn
und Vertretern lokaler Verwaltungen sowie dem Bezirksarzt von Bugojno, Dr. Josef Foglár,
kam. Auf die Informationen zu diesen beiden Dienstreisen soll hier genauer eingegangen
werden, da sie einerseits einiges von den Schwierigkeiten zeigen, mit denen Einhorn u. U.
auf ihren Dienstreisen zu kämpfen hatte, und andererseits erkennen lassen, wie sich bei dem
Kreisvorsteher mit der Zeit ein ziemlich negatives Bild von Einhorns Verhalten und Tätigkeit
entwickelte.

Auf der Dienstreise im April 1904 ereigneten sich nach Ansicht von Einhorn in dem Ort Gornji
Vakuf, wo sich eine Außenstelle (Expositur) der Verwaltung des Bezirks Bugojno befand, so
schwerwiegende Vorfälle, dass sie nach Beendigung der Reise eine Beschwerde bei dem
Kreisvorsteher einreichte. Das Schreiben Einhorns war im Archiv Bosnien und Herzegowinas
nicht auffindbar, doch es existiert ein Schreiben des Kreisvorstehers vom 14. April 1904, in
welchem dieser die Vorwürfe Einhorns detailliert aufgriff und die von ihr kritisierten Beam-
ten in ziemlich strengem Ton aufforderte, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Aus diesem
Schreiben des Kreisvorstehers geht hervor, dass Einhorn sowohl in dem Verhalten des Expo-
siturleiters Nikola Došen als auch in dem des Bezirksarztes Foglár eine Missachtung ihrer Zu-
ständigkeit und Kompetenz sah.¹⁰⁰ So scheint z. B. einer der Vorwürfe Einhorns gegen den
Expositurleiter darin bestanden zu haben, dass er, statt einer wichtigen Anordnung von ihr
unmittelbar Folge zu leisten, erst den Bezirksarzt Foglár einschaltete. Gegenstand der Be-
schwerde Einhorns gegen den Bezirksarzt war offenbar, dass dieser sie daran gehindert hat-
te, eine Notimpfung (gegen Pocken) außer bei erwachsenen Frauen auch bei Kindern vorzu-
nehmen. Die Impfung von Kindern habe er sich selbst vorbehalten, dabei sei es ihre Pflicht
gewesen, nicht nur die Frauen, sondern auch die Kinder zu impfen.

Die Sicht der beiden Beamten auf die von Einhorn kritisierten Vorfälle unterschied sich, wie
aus den Stellungnahmen der Beamten hervorgeht und wie nicht anders zu erwarten, mehr
oder weniger stark von Einhorns Wahrnehmung. Dem soll hier aber nicht weiter nachgegan-
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gen werden. Hervorhebenswert ist nur, dass beide Beamte bestrebt waren, die Beschwer-
den Einhorns herunterzuspielen und als Missverständnisse auf Seiten der Ärztin hinzustellen,
ihr eigenes Verhalten hingegen als normal und korrekt erscheinen zu lassen.¹⁰¹ Vielleicht ha-
ben sie Einhorn aber dennoch eine gewisse Missachtung spüren lassen, und zwar einfach
deswegen, weil sie es nicht gewohnt waren, sich einer Frau als Ärztin gegenüber zu sehen.

Welche Position der Kreisvorsteher in der skizzierten Auseinandersetzung schließlich bezog,


ist unbekannt. Doch nur wenige Wochen später kam es wiederum während einer Dienstreise
Einhorns, die sich fast über den ganzen Juni 1904 erstreckte, zu Problemen mit lokalen Be-
amten und da kam der Kreisvorsteher nach Prüfung von Einhorns Vorwürfen und der Stel-
lungnahmen der betroffenen Beamten zu einer ziemlich negativen Einschätzung der Ver-
wendbarkeit Einhorns für Dienstreisen.

Probleme auf der Dienstreise im Juni gab es insbesondere mit dem Bezirksvorsteher Božić in
Prozor. Als Einhorn am 22.6.1904 in dieser Bezirksstadt eintraf, musste sie feststellen, dass
man dort auf ihr Kommen überhaupt nicht vorbereitet war. In ihrer Beschwerde, die sie ei-
nen Tag später, noch auf ihrer Dienstreise, an den Kreisvorsteher schickte, beklagte sie sich
darüber heftig und monierte, dass sie vor Ort „kein Zimmer, weder im Hotel noch in der Ka-
serne oder irgendwo bekommen“ konnte.¹⁰² Sie habe sich angesichts dieser Situation an den
Bezirksvorsteher gewandt und diesen darauf aufmerksam gemacht, „dass die Behörde für
die Unterkunft der Beamten auf der Dienstreise zu sorgen verpflichtet“ sei, woraufhin dieser
erwidert habe, er tue es, aber nicht für sie. Und er habe sie auf der Straße angeschrien: „Tko
ju zvao?“ (frei übersetzt: Wer hat Sie überhaupt gerufen? B. M.). In einem etwas späteren
Bericht an die Kreisbehörde schilderte Einhorn die Umstände des Zusammentreffens mit
dem Bezirksvorsteher eingehender. Dort heißt es: „Endlich erbarmte er sich meiner und
stellte mir bei Brizor Zvitko [sic] eine Kammer bei, welche einer Kammer für Geflügel ähnlich
ist. Ich war also gezwungen, Prozor zu verlassen.“ Am Abend sei sie dann nach Gornji Vakuf
gefahren und habe dort „ein Asyl in der Gendarmerie-Kaserne“ gefunden.¹⁰³

In seiner Stellungnahme räumte der Bezirksvorsteher ein, dass in Prozor tatsächlich nicht für
eine Unterkunft der Amtsärztin gesorgt worden war.¹⁰⁴ Zur Entschuldigung führte er an, dass
das Bezirksamt übersehen habe, dass sich die Ankunft der Amtsärztin mit jener einer Rekru-
tierungskommission überschneiden würde, die im örtlichen Hotel untergebracht wurde. Im
Übrigen habe er sich gleich nach dem Auftauchen der Amtsärztin sehr um ein Ausweichquar-
tier für sie bemüht. Aber alle seine Versuche, der Ärztin die Situation zu erklären, seien in ei-
nem Wortschwall ihrerseits untergegangen. Er habe die Ärztin weder angeschrien, noch
Sätze wie „Tko ju je zvao, što je dolazila“ (frei übersetzt: Wer hat Sie überhaupt herbestellt?
B. M.) oder „Zašto je došla?“ (Wieso sind Sie gekommen?) gesagt.

Auf der Grundlage der schriftlichen Äußerungen von Einhorn und Božić und nach Erkundi-
gungen bei einigen Bezirksärzten gelangte der Kreisvorsteher schließlich zu dem Schluss,
dass Leistungen und Arbeitserfolge Einhorns wärend ihrer Dienstreise im Juni 1904 unbe-
friedigend waren. Dies teilte er der Landesregierung in einem Schreiben vom 10. September

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1904 mit.¹⁰⁵ Zur Begründung seiner Einschätzung führte er an, dass sich Einhorns „ganze Tä-
tigkeit während ihrer Bereisungen“ darauf beschränkt habe, „die Kranken, welche ihr von
den betreffenden Bezirksämtern oder Exposituren gestellt wurden oder welche spontan er-
schienen, zu untersuchen und ihnen Rezepte aufzuschreiben“, wobei doch klar sei, dass „die
einmalige Besichtigung eines Kranken und das Vorschreiben [sic] einer Medizin in den sel-
tensten Fällen einen Erfolg haben“ könne. Als weiteren Beleg für den geringen Arbeitserfolg
Einhorns während ihrer Dienstreise verwies der Kreisvorsteher darauf, dass sie hauptsächlich
Kranke behandelt habe, die schon vorher bei anderen Ärzten Hilfe gesucht hätten, dann, als
sie erfuhren, dass eine Ärztin da war, diese aufgesucht und schließlich unmittelbar danach
noch den Militärarzt der Rekrutierungskommission konsultiert hätten. Beide Argumente er-
scheinen ziemlich fragwürdig, denn welche anderen, besseren Möglichkeiten der Behand-
lung von Patientinnen hätten Einhorn auf der Dienstreise denn offengestanden als die von
ihr genutzten, und für das Verhalten der Patientinnen konnte sie ja wohl kaum verantwort-
lich gemacht werden. Doch für den Kreisvorsteher scheint es nun einmal festgestanden zu
haben, dass Einhorns Leistungen unbefriedigend waren. Schon Anfang August 1904 hatte er
ihr in einer dienstlichen Beurteilung attestiert, dass sie „den verschiedenen an sie herantre-
tenden Anforderungen minder entsprochen“ habe.¹⁰⁶

Noch schonungsloser als die geringen Arbeitserfolge kritisierte der Kreisvorsteher Einhorns
Verhalten während ihrer Dienstreise im Juni 1904. Dazu führte er in dem erwähnten Schrei-
ben an die Landesregierung aus: „Nachdem seit Jahren keiner der verschiedenen Referenten
der Kreisbehörde bei ihren Bereisungen je einen Anstand gehabt, noch über Vexationen sei-
tens der Beamten-Kollegen geklagt hat, liegt die Vermutung nahe, dass die Amtsärztin selbst
die unmittelbare Veranlassung zu den von ihr erwähnten, ihr angeblich bereiteten Schwierig-
keiten gab beziehungsweise in ihrer übertriebenen Empfindlichkeit und Prätension [sic] voll-
kommen unbedeutende Vorfälle allzu tragisch nahm und zu Affairen aufbauschte, da doch
schwer anzunehmen ist, dass die betreffenden Amtschefs und Berufskollegen einer Dame vis
à vis weniger entgegenkommend sich zeigten, als sie es den anderen Beamten der Kreisbe-
hörde gegenüber bis nunzu stets waren.“

Die Ausführungen des Kreisvorstehers mündeten in die Feststellung, dass solche „generellen
Bereisungen“ wie die Dienstreise Einhorns im Juni 1904 nicht mehr sinnvoll seien, sondern
nur noch Dienstreisen „bei konkreten Anlässen“ oder auf direkte Anforderung der einen
oder anderen Unterbehörde. Das insgesamt ziemlich negative Bild, das der Kreisvorsteher in
seinem Schreiben an die Landesregierung von Einhorns Amtsausübung zeichnete, sollte ihr
noch lange nachhängen.

Neben der im ersten Halbjahr 1904 wachsenden Unzufriedenheit der vorgesetzten Behörde
mit ihrer Amtsausübung sah sich Einhorn seit der Jahreswende 1903/1904 mit dem Problem
konfrontiert, dass eine Entscheidung, die ihr privates Leben betraf, nämlich die beabsichtigte
Vermählung mit dem Kreisgerichtsrat in Travnik, Sigmund Bloch, einschneidende berufliche
Konsequenzen für sie haben könnte. Über die Absicht, die Amtsärztin Einhorn zu heiraten,
hatte Bloch, der 22 Jahre älter war als Einhorn, aus Tarnów in Galizien stammte und schon
20
viele Jahre in Bosnien-Herzegowina als Gerichtsbeamter zugebracht hatte¹⁰⁷, die Landesre-
gierung im Spätherbst 1903 informiert und angefragt, „ob gegen die eheliche Verbindung ir-
gendwelche Bedenken oder Anstände obwalten, so dass Dr. Einhorn ihre Stellung als Amts-
ärztin aufzugeben bemüßigt sein könnte, was sie nicht beabsichtigt“.¹⁰⁸

Die ganze Angelegenheit nun legte die Landesregierung in einem Schreiben vom 20. Januar
1904, unterzeichnet vom Chef der Landesregierung, Eugen von Albori, dem Gemeinsamen
Finanzministerium zur Entscheidung vor und bezog auch selbst schon vorläufig Stellung.¹⁰⁹
Gegen die Verehelichung eines richterlichen Beamten mit einer Amtsärztin am selben Ort –
so die Argumentation der Landesregierung – „dürften vom dienstlichen Standpunkte aus
insofern keine Bedenken obwalten, als durch die Zivil-Prozess-Ordnung und Straf-Prozess-
Ordnung der Richter von der Ausübung des Amtes in Sachen seiner Ehefrau ausgeschlossen
ist, somit in dieser Beziehung eine Pflichtenkollision nicht eintreten kann. Auch erscheint die
Eingehung einer solchen Ehe mit dem Ansehen eines richterlichen Beamten nicht unverein-
barlich.“

Neben diesem grundsätzlichen Statement führte die Landesregierung allerdings einige Be-
denken an, die alle darauf hinausliefen, dass die Bevölkerung bei der infrage stehenden ehe-
lichen Verbindung unter Umständen Zweifel an der Objektivität des Kreisgerichtsrats bzw.
des Kreisgerichts hegen könnte, etwa wenn die Amtsärztin eine Patientin behandeln würde,
die in einen Prozess verwickelt sei und über die Ärztin versuchen könnte, Einfluss auf deren
Mann, den Kreisgerichtsrat, zu nehmen, um einen günstigeren Prozessausgang zu erreichen.
Dabei – so betonte die Landesregierung – werde „an der Objektivität, Gewissenhaftigkeit
und an dem Takte“ der beiden Beamten Bloch und Einhorn nicht gezweifelt. Interessant an
dem Schreiben der Landesregierung ist noch der Hinweis, dass dem Gerichtsrat Bloch „im
Falle seiner Verehelichung, wenn er von Travnik versetzt werden sollte, nicht verbürgt wer-
den kann, dass auch seine Gattin transferiert werden wird, nachdem diesbezüglich in erster
Linie die Dienstesrücksichten maßgebend sein müssen.“

Das Gemeinsame Finanzministerium nahm in der Angelegenheit einen strikt ablehnenden


Standpunkt ein, wobei es sich auf die “im Dienstesinteresse gelegene Wahrung des vor je-
dem Parteilichkeitsverdachte zu schützenden Ansehens der Gerichtsfunktionäre“ berief. Von
diesem Grundsatz ausgehend entschied es Ende Januar 1904, indem es noch weiter ging als
die Landesregierung und auch eine mögliche Privatärztinnentätigkeit Einhorns in seine Ent-
scheidung einbezog, dass die „genannte Amtsärztin im Falle ihrer Vermählung mit Gerichts-
rat Bloch nicht nur ihre amtliche Stelle aufgeben müsste, sondern auch die Befugnis zur Aus-
übung der ärztlichen Praxis im Gerichtssprengel ihres Ehegatten verlieren würde“, anders
ausgedrückt, dass Einhorn für den angesprochenen Fall mit einem kompletten Berufsverbot,
jedenfalls bezogen auf den Kreis Travnik, zu rechnen hätte. Zur Bekräftigung seiner ableh-
nenden Position bezüglich der Zulassung Einhorns als Privatärztin führte das Ministerium
noch an, dass es vor einiger Zeit auch nicht gestattet habe, „dass die Gattin eines Bezirks-
vorstehers ihren zahnärztlichen Beruf ausübe“. Abschließend ersuchte es die Landesregie-

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rung, den Gerichtsrat Bloch und die Amtsärztin Dr. Einhorn im Sinne der von ihm, dem Minis-
terium, getroffenen Entscheidung zu verständigen.¹¹⁰

Mit diesem Damoklesschwert über sich musste Einhorn nun leben. Im Juli 1904 dann bat sie
um einen zweimonatigen Urlaub, den sie „in der Monarchie“ zur Begleitung und Pflege ihrer
kranken Schwester nehmen wolle und der ihr auch genehmigt wurde.¹¹¹ Am 19.7.1904 trat
sie den Urlaub an. Monate später sollte sich herausstellen, dass mit dem Beginn des Urlaubs
ihre Tätigkeit als Amtsärztin in Travnik faktisch endete. Kurze Zeit stand sie aber noch im
Dienst der Landesregierung, bis sie mit Wirkung von Ende November 1904 ihres Amtes ent-
hoben wurde.

Wieso und weswegen es zur Entlassung kam, ist vor allem aus einem Schreiben der Landes-
regierung an das Gemeinsame Finanzministerium, datiert vom 28.11.1904, ersichtlich. Darin
legte die Landesregierung die Gründe dar, die aus ihrer Sicht eine Entlassung Einhorns aus
dem Dienst unumgänglich machten, und ließ das Ministerium zugleich wissen, dass sie die
Zahlung der Bezüge der Amtsärztin definitiv zu Ende November 1904 einstellen werde.¹¹²

Die Kritik der Landesregierung an Einhorn machte sich an zwei Anträgen fest, die diese zur
Verlängerung ihres im Juli 1904 angetretenen, zweimonatigen Urlaubs gestellt hatte. Das
erste Gesuch um Urlaubsverlängerung hatte Einhorn am 19. August 1904, einen Monat vor
Ablauf ihres ursprünglich erbetenen und bewilligten Urlaubs, eingereicht, und zwar – wie die
Landesregierung dem Gemeinsamen Finanzministerium empört mitteilte – per Telegramm
von Cuxhaven aus, wo sie sich unmittelbar vor der Einschiffung in die USA befand. In dem
Telegramm habe sie um eine viermonatige Verlängerung ihres ursprünglichen Urlaubsan-
trags gebeten und dies mit der Absicht begründet, an einem medizinischen Kongress in St.
Louis, Missouri, teilnehmen zu wollen. Außerdem habe sie die Landesregierung wissen las-
sen, dass sie in den USA unter der Adresse eines Professor Einhorn, New York, zu erreichen
sei, bei dem es sich vermutlich um einen Verwandten Einhorns handelte. Durch Einhorns
Vorgehensweise sah sich die Landesregierung ihren Worten nach vor ein „fait accompli“ ge-
stellt und gewissermaßen zur Zustimmung gezwungen. In ihrer Verärgerung über das Ge-
schehen ging sie sogar so weit, Einhorn zu unterstellen, sie habe ihr Gesuch absichtlich per
Telegramm unmittelbar vor ihrer Einschiffung eingereicht „in der Annahme, dass unter die-
sen Umständen eine Abweisung nicht zu erwarten sei“.

Den Ausschlag für den Entschluss der Landesregierung, Einhorn ihres Amtes zu entheben,
gab dann aber ein weiteres (zweites) Gesuch Einhorns auf Urlaubsverlängerung, diesmal um
6-7 Monate und das unter Verzicht auf ihre Bezüge. Nach Darstelllung der Regierung hatte
Einhorn das entsprechende Gesuch, das vom 22.10.1904 datiert war und am 8.11.1904 bei
der Regierung in Sarajevo eintraf, damit begründet, dass sie sich noch von einer Krankheit
geschwächt fühle und erst wieder zu Kräften kommen müsse. Für ihre Krankheit, Abdominal-
typhus, habe Einhorn auch ein Attest eines New Yorker Arztes vorgelegt. Trotzdem – so die
Landesregierung – erscheine ihr die Begründung Einhorns für das neuerliche Urlaubsgesuch
wenig stichhaltig. Außerdem halte sie im Einvernehmen mit der Travniker Kreisbehörde

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einen so langen Urlaub, wie Einhorn ihn beantragt habe, aus „prinzipiellen Gründen“ für
gänzlich inakzeptabel. Zudem monierte sie, dass Einhorn dieses Gesuch zu spät eingereicht
und damit ihren Urlaub eigenmächtig überschritten habe. Der Urlaub sei bereits am
16.10.1904 abgelaufen.

Diese Einschätzung wäre auch für den Fall richtig gewesen, dass die Regierung das Gesuch
Einhorns vom 19.8.1904 auf Urlaubsverlängerung um vier Wochen richtig gelesen bzw. ab-
geschrieben hätte. Stattdessen unterlief ihr aber ein Abschreibefehler, bei dem aus
„vierwöchig“ „viermonatig“ wurde und damit verwickelte sie sich in Widersprüche, die ihr
selbst nicht bewusst waren, die aber dem Gemeinsamen Finanzministerium etwas später
auffielen. Sie behauptete nämlich in einunddemselben Schreiben einerseits, dass Einhorn
den ihr bis 16.10.1904 gewährten Urlaub eigenmächtig überschritten habe, und anderer-
seits, dass Einhorn ein Urlaub von insgesamt 6 Monaten genehmigt worden sei (zusammen-
gesetzt aus zwei Monaten ursprünglichen Urlaubs und vier Monaten genehmigten, verlän-
gerten Urlaubs). Bei der zweiten Behauptung konnte von einer eigenmächtigen Urlaubs-
überschreitung durch Einhorn keinerlei Rede sein. Es bedurfte erst des energischen Ein-
spruchs von Seiten des Ministeriums, dass sich die Landesregierung ihres Fehlers bewusst
wurde. Bis dahin hielt sie unbeirrt an ihrer Version fest, dass Einhorn ihren Urlaub überzogen
habe.¹¹³

Auf den Irrtum der Landesregierung hinsichtlich der Urlaubsanträge Einhorns wird weiter
unten noch genauer eingegangen, hier aber sei weiter auf die Begründung geschaut, die die
Regierung dem Ministerium gegenüber für die Entlassung Einhorns vorbrachte. Zusätzlich zu
ihrer Kritik an den beiden Gesuchen Einhorns um Urlaubsverlängerung führte die Regierung
noch an, dass sich Einhorn durch ihre bisherige ärztliche Tätigkeit und ihr Auftreten auch
nicht besonders positiv hervorgetan habe. „Sie hat wohl“, so die Regierung, „besonders im
Beginne ihrer Wirksamkeit, einen gewissen Eifer und eine, übrigens erst ganz deplazierte,
Rührigkeit entfaltet; andererseits hat sie aber durch eine ganz falsche Auffassung ihrer Stel-
lung sowie insbesondere durch ihre ganz hervorragend ausgebildete Empfindlichkeit mehr-
fach zu Reibereien mit Personen und Ämtern Anlass gegeben, die wiederholt recht unlieb-
same Auseinandersetzungen zur Folge hatten.“ Aus diesen und weiteren Symptomen sei zu
schließen gewesen, „dass die Dr. Einhorn keineswegs schon festen Fuß“ in ihrem Wirkungs-
kreis gefasst habe, weswegen auch „ein von ihr im September d. J. [des Jahres] vorgelegtes
Gesuch um definitive Übernahme in den Landesdienst“ noch zurückgestellt worden sei. Hin-
sichtlich ihrer ärztlichen Qualitäten könne Einhorn eine „ziemlich gute Ausbildung“ nicht ab-
gesprochen werden, sie habe aber nicht verstanden, „sich das Vertrauen der Bevölkerung in
ausreichendem Maße zu erwerben“.

Nach Darlegung aller ihrer Argumente kam die Landesregierung zu dem Schluss, dass es „das
zweckmäßigste sei, die Dr. Rosa Einhorn von dem Posten einer Amtsärztin zu entheben, weil
sie es unterließ, auf ihren Dienstposten zeitgerecht zurückzukehren und den ihr bewilligten
Urlaub eigenmächtig überschritt.“

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Das Ministerium erklärte sich umgehend in einem Schreiben vom 5. Dezember 1904 mit der
beabsichtigten Entlassung Einhorns einverstanden und ermächtigte die Landesregierung,„die
Enthebung der provisorischen Amtsärztin Dr. Rosa Einhorn von ihrer Verwendung in Bosnien
und der Herzegowina sofort zu verfügen“.¹¹⁴ Es machte allerdings, da es auf den oben er-
wähnten Widerspruch im Schreiben der Landesregierung gestoßen war, darauf aufmerksam,
dass nach Überprüfung der Angaben, die die Landesregierung über die verschiedenen Ur-
laubsgesuche Einhorns gemacht habe, der Ärztin keine eigenmächtige Urlaubsüberschrei-
tung zur Last gelegt werden könne. „Es bestehen aber genug andere Gründe“ – so das Minis-
terium – „um diese noch nicht definitiv angestellte Ärztin, welche den Dienstesanforderun-
gen schlecht entspricht, ohne Weiteres zu entheben, und kann als Motiv jedenfalls angege-
ben werden, dass sie sich selbst zu schwach erklärt, jetzt ihren Pflichten nachzukommen und
dass sie einen Urlaub von so langer Dauer verlangt, dass sofort für ihren Ersatz vorgesorgt
werden muss und auf ihre weitere Verwendung in BH [Bosnien-Herzegowina] überhaupt
nicht mehr reflektiert wird.“ Das Ministerium ließ die Landesregierung noch wissen, dass es
deren Bericht „über die vollzogene Enthebung“ Einhorns erwarte.

Die Landesregierung leitete daraufhin die erforderlichen Maßnahmen ein. Sie informierte
u.a. die Kreisbehörde und das Steueramt Travnik von Einhorns Amtsenthebung. Ein Schrei-
ben an Einhorn wurde am 13.12.1904 auf den Weg geschickt. In ihm teilte die Landesregie-
rung Einhorn die Amtsenthebung und die Einstellung ihrer Bezüge zu Ende November 1904
mit. Es werde, so hieß es in dem Schreiben, auf Einhorns „weitere Verwendung in Bosnien
und der Hercegovina überhaupt nicht mehr reflektiert“.¹¹⁵ In der Begründung für die Entlas-
sung war nun nicht mehr von Urlaubsüberschreitung die Rede, sondern nur noch davon,
dass eine 6-7 Monate dauernde Abwesenheit vom Dienst, wie Einhorn sie erbeten hatte,
nicht akzeptiert werden könne. Ein weiteres Schreiben, mit dem die Landesregierung das
österreichisch-ungarische Generalkonsulat in New York ersuchte, das Entlassungsschreiben
Einhorn zu übergeben, ging mit gleicher Post ab.

In einem Schreiben, dessen Datierung nicht ganz klar ist, das aber wahrscheinlich Ende 1904/
Anfang 1905 dem Gemeinsamen Finanzministerium zugeleitet wurde, teilte die Landesregie-
rung dem Ministerium dann mit, dass sie die nötigen Schritte hinsichtlich der Entlassung Ein-
horns unternommen habe. Zugleich gestand sie nun ein, dass ihr in Bezug auf die Berech-
nung der Urlaubszeiten Einhorns ein „unliebsamer Mundierungsfehler“, also der oben er-
wähnte Abschreibefehler, unterlaufen sei.¹¹⁶

Nach der ausführlichen Schilderung des Geschehens um die Amtsenthebung Einhorns bleibt
festzuhalten, dass die Enthebung nicht wegen der Vermählung mit Sigmund Bloch erfolgte,
die ja auch noch gar nicht stattgefunden hatte, sondern wegen der Unzufriedenheit von Lan-
desregierung und Gemeinsamem Finanzministerium mit dem Verhalten und der Leistung
Einhorns. Es steht aber außer Zweifel, dass Einhorn, auch wenn ihre Amtsausübung die bei-
den politischen Stellen zufriedengestellt hätte, nach der Vermählung mit dem Kreisgerichts-
rat Sigmund Bloch entlassen worden wäre, und zwar unter Berufung auf das Prinzip der

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Wahrung der uneingeschränkten Objektivität richterlicher Beamter bei der Ausübung ihres
Amtes.

Was Einhorn und ihr Verhalten ab der zweiten Hälfte 1904 betrifft, speziell das Einreichen
des Gesuchs um eine Beurlaubung von 6-7 Monaten Dauer, die die Kreisverwaltung sicher
vor einige Probleme gestellt hätte, so wird man ihr zugute halten können, dass sie sich durch
die ihr schon seit Anfang 1904 bekannte Position von Landesregierung und Gemeinsamem
Finanzministerium bezüglich der Unvereinbarkeit einer Vermählung mit Bloch und der weite-
ren Tätigkeit als Ärztin in Travnik stark demotiviert fühlte und ihre Rückkehr nach Travnik
nicht zuletzt wegen der verfahrenen Lage, in die sie geraten war, so lange hinauszögerte. In
diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, wie sie sich rückblickend einmal zu ihrem langen
Verbleiben in den USA äußerte. In ihrem Gesuch von 1912 um Wiedereinstellung als Amts-
ärztin erklärte sie dazu: “Nachdem die hohe Landesregierung in Bosnien von meiner Verlo-
bung Kenntnis hatte, wurde ich von derselben aufmerksam gemacht [im Januar 1904], dass
im Falle ich mich verehelichen sollte, ich meine Staatsanstellung verlieren werde, weshalb
ich keine Lust hatte, wieder nach Bosnien zurückzukehren, und machte der hohen Landesre-
gierung die Mitteilung, dass ich vielleicht erst nach 1 Jahr die Rückreise nach Bosnien antre-
ten werde.“¹¹⁷

Zur Entwicklung der Stellenpolitik von Landesregierung und Gemeinsamem Finanzministe-


rium in Bezug auf den durch die Amtsenthebung Einhorns frei gewordenen Posten sei noch
angemerkt, dass beide politischen Organe zunächst, im November/Dezember 1904, davon
ausgingen, den Posten bald wieder zu besetzen.¹¹⁸ Doch schon kurze Zeit später, im Februar
1905, äußerte sich die Landesregierung sehr zurückhaltend bezüglich der Wiederbesetzung
der Stelle und erklärte: „Der vierte (Travniker) Posten ist derzeit nach der Enthebung der Dr.
Einhorn noch nicht besetzt und kann die Landesregierung nicht umhin, gleichzeitig zu bitten,
das hohe Ministerium geruhe ihr noch eine längere Frist zu gewähren, bis sie darüber schlüs-
sig wird, ob überhaupt eine Wiederbesetzung dieses Postens beziehungsweise eine weitere
Vermehrung der gegenwärtig faktisch besetzten drei Amtsärztinnen-Stellen [in Sarajevo,
Mostar und Dolnja Tuzla] Platz greifen solle.“¹¹⁹

1908 kam es dann doch zur Einrichtung einer weiteren, einer vierten Amtsärztinnenstelle,
und zwar in Bihać. Was Travnik angeht, begnügten sich Landesregierung und Gemeinsames
Finanzministerium viele Jahre lang damit, dass es dort eine Privatärztin gab, nachdem sich
Bloch-Einhorn, inzwischen mit Sigmund Bloch verheiratet, die Genehmigung zur privatärzt-
lichen Tätigkeit 1905 erkämpft hatte.¹²⁰

Als Privatärztin in Travnik

In den USA blieb Einhorn vermutlich bis Mitte 1905, insgesamt also ungefähr ein Jahr, bevor
sie nach Travnik zurückkehrte. Über ihre Zeit in den USA ist aus ihrem Gesuch von 1912 um
Wiedereinstellung als Amtsärztin zu erfahren, dass sie tatsächlich – entsprechend ihrer An-
kündigung in dem Telegramm an die Landesregierung vom August 1904 – an einem medizi-
nischen Kongress in St. Louis, Missouri, teilgenommen hat. Außerdem enthält das Gesuch
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den Hinweis, dass sie an der Columbia Universität, New York, die Staatsprüfung mit Erfolg
abgelegt und danach eine Anstellung an der gynäkologischen Abteilung der Poliklinik in St.
Louis erhalten habe.¹²¹

Weitere Informationen über ihre Zeit in den USA gibt es bisher nicht. Aber zu vermuten ist,
dass sie im Lauf ihres USA-Aufenthalts etwas Abstand zu den herben Schicksalsschlägen der
letzten Zeit bekommen hat – der seit Anfang 1904 drohenden Amtsenthebung wegen der
angestrebten Verehelichung mit Sigmund Bloch und der zu Ende November 1904 tatsächlich
erfolgten Amtsenthebung, für die die politisch zuständigen Stellen, wie gezeigt, andere
Gründe geltend gemacht haben. Der Aufenthalt in den USA, bei dem Einhorn offensichtlich
Anerkennung und Bestätigung erfuhr, wird ihr wahrscheinlich geholfen haben, mit der
schwierigen Situation, in die sie geraten war, besser fertig zu werden.

Zurück in Travnik stand sie beruflich zunächst einmal vor dem Nichts, hatte ihren Amtsärztin-
nenposten verloren und konnte wegen der wohl bald nach ihrer Rückkehr erfolgten Verehe-
lichung mit Sigmund Bloch nicht einmal mit der Genehmigung zur Eröffnung einer Privatpra-
xis rechnen. Doch mit dieser Situation fand sie sich nicht einfach ab. Vielmehr wandte sie
sich an die höchste staatliche Instanz in Österreich-Ungarn, an Kaiser Franz Joseph I., und bat
um eine Audienz. Diese wurde ihr am 18.10.1905 gewährt, und bei dieser Gelegenheit reich-
te sie wohl ein Majestätsgesuch ein, unterzeichnet mit Rosa Einhorn, verh. Bloch.¹²² Hierin
ersuchte sie um Unterstützung „in erster Linie in der Richtung der Reaktivierung...als Amts-
ärztin in Travnik, eventuell Versetzung...[ihres] Mannes nach Wien“. (Unterstreichung im
Dokument, B. M.) Bei der Abfassung des Gesuchs, das wegen seines offensiven Charakters
und der Stringenz seiner Argumentation bemerkenswert ist, hat Einhorn vermutlich die Un-
terstützung ihres Ehemanns, des Gerichtsrats Bloch, bekommen, was aber den Wert des Ge-
suchs als Ausdruck ihrer Ansichten und Wünsche nicht mindert.

Am Anfang ihres Gesuchs geht Einhorn auf ihre Entlassung ein, wobei die Darstellung der
Gründe, die ihrer Ansicht nach dazu geführt hätten, nämlich die Verlobung mit Sigmund
Bloch und ihre Krankheit in den USA, bei genauerer Kenntnis der Fakten etwas problema-
tisch erscheint. Aber es handelt sich ja bei dem Gesuch auch nicht um eine objektive Dar-
stellung der Entlassungsumstände und –gründe, sondern um den Versuch Einhorns, um Ver-
ständnis für ihre schwierige Situation zu werben und ihrer Sicht der Probleme, ihren Nöten
und Wünschen Ausdruck zu verleihen.

Aus Bloch-Einhorns Sicht war die Position von Gemeinsamem Finanzministerium und Lan-
desregierung mehr als fragwürdig, wonach durch die Ehe eines richterlichen Beamten mit
einer Amtsärztin, wenn beide am selben Ort amtierten, die unbedingt zu wahrende Unab-
hängigkeit des richterlichen Beamten in Zweifel gezogen werden könnte. Für sich und ihren
Gatten hielt sie eine solche Befürchtung für ungerechtfertigt und ungerecht und erklärte
dazu: „Weder ich noch mein damaliger Bräutigam und jetziger Gatte haben auch nur den
leisesten Grund zu der Annahme gegeben, dass eine solche, von uns selbst verpönte und

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jedenfalls nur im sehr entfernten Bereiche der abstrakten Möglichkeit liegende Wirkung un-
serer Ehe im gegebenen Falle wirklich eintreten würde.“

Als ungerechtfertigt und völlig inakzeptabel sah sie zudem die Verweigerung der Zulassung
zur privatärztlichen Tätigkeit in Travnik an. Ihrer Empörung über diese zusätzliche Einschrän-
kung ihrer beruflichen Perspektiven gab sie mit folgenden Worten Ausdruck: „Nicht nur wur-
de ich...meines Postens enthoben, es wurde mir sogar untersagt, meinen ärztlichen Beruf in
freier Weise in dem Kreise, in welchem mein Gatte amtiert, fortan auszuüben.“

Beredte Worte fand sie für die negativen Folgen, die das quasi-Berufsverbot für sie persön-
lich wie auch für kranke Menschen habe, die ihrer Hilfe bedürften. Durch das Verbot sei sie
nun „verdammt“, ihren „ganzen Lebenszweck unerfüllt zu sehen, die erworbenen Kenntnisse
brachliegen zu lassen und in der Gegend, in welcher eine Ärztin den Leidenden oft unum-
gänglich ist, ...[sich] der Hilfeleistung zu enthalten...“. Sie empfinde das Nichtgewähren von
Hilfeleistung als „Verhängnis“ und als „eine Verletzung der Pflichten“, die sie zu erfüllen ha-
be. „Ich genoss während meines langen und kostspieligen Studiums“, so führt sie weiter aus,
„von vielen Seiten wohltätige Unterstützung.“ [Absatz] „Es geschah dies offenbar zu dem
Zwecke, damit ich die empfangene Unterstützung in Form meiner ärztlichen Tätigkeit wieder
der Öffentlichkeit zurückerstatte.“ Nun mache sie sich Selbstvorwürfe, dass sie „das eheliche
Glück der Erfüllung solcher öffentlichen Pflichten vorgezogen habe.“ Und sie richtete an den
Kaiser „die flehentliche Bitte“, in Würdigung ihrer Lage, das „Dilemma“, in dem sie sich be-
finde, „allergnädigst aufheben zu geruhen“, „das Dilemma nämlich ´Ehe oder ärztlicher Be-
ruf´, welches in seinen Voraussetzungen künstlich und in seinen Wirkungen für ...[sie] ver-
nichtend“ sei.

Zur Lösung der verfahrenen Situation machte Bloch-Einhorn zum Schluss ihres Gesuchs noch
den bereits erwähnten Vorschlag, dass ihr Ehemann eventuell nach Wien versetzt werden
sollte. Als Begründung dafür führte sie an, dass die Großstadt Wien die Möglichkeit böte,
dass sie und ihr Gatte zugleich ihrer Tätigkeit nachgehen könnten.

Wie der Kaiser auf Einhorns Besuch und ihre Bittschrift reagierte, ist nicht überliefert. Wahr-
scheinlich wird er das für Einhorns Fall zuständige Ministerium, das Gemeinsame Finanzmini-
sterium, angewiesen haben, die ganze Angelegenheit zu prüfen. Jedenfalls wandte sich die-
ses noch im Oktober 1905 mit einem Schreiben an die Landesregierung, in welchem es zwar
eine Wiedereinstellung Bloch-Einhorns als Amtsärztin ebenso wie eine Versetzung Sigmund
Blochs nach Wien entschieden ablehnte, aber bei der Frage der Zulassung Bloch-Einhorns zur
privatärztlichen Tätigkeit in Travnik eine gewisse Bereitschaft zum Überdenken seiner Positi-
on signalisierte.¹²³ Früher, im Januar 1904, hatte das Ministerium sich im Hinblick auf eine
mögliche eheliche Verbindung zwischen Einhorn und Sigmund Bloch nicht nur strikt gegen
eine Weiterbeschäftigung Einhorns als Amtsärztin, sondern auch gegen ihre Zulassung als
Privatärztin in Travnik ausgesprochen.¹²⁴ Nun aber griff es die Beschwerde Bloch-Einhorns in
ihrem Majestätsgesuch auf, wonach ihr wegen der Tätigkeit ihres Gatten sogar die privat-

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ärztliche Tätigkeit in Travnik verwehrt werde, und forderte die Landesregierung auf, sich zu
dieser Problematik zu äußern, was sie vorher noch nicht getan habe.

Die gewünschte Klarstellung von Seiten der Landesregierung erfolgte am 11. Dezember 1905
und fiel eindeutig zugunsten Bloch-Einhorns aus.¹²⁵ Vor ihrer Entscheidung in der Zulassungs-
frage hatte die Landesregierung sowohl die Justizabteilung als auch das Sanitäts-Departe-
ment eingeschaltet. Beide Bereiche kamen in ihren Stellungnahmen zu ganz unterschiedli-
chen Schlüssen. Die Justizabteilung blieb bei den schon im Januar 1904 von der Landesregie-
rung geltend gemachten Bedenken, wonach der Weiterbeschäftigung Einhorns als Amtsärz-
tin im Falle der ehelichen Verbindung mit dem Kreisgerichtsrat Bloch zwar keine gesetzlichen
Bestimmungen entgegenstünden, wohl aber ernstzunehmende Befürchtungen. Diese seien
darin begründet, dass eine solche eheliche Verbindung in der Bevölkerung Zweifel an der
vollkommen unabhängigen Amtsausübung des richterlichen Beamten Bloch aufkommen
lassen könnte. Derartige Befürchtungen – so die Argumentation der Justizabteilung nun –
seien auf jeden Fall auch hinsichtlich einer privatärztlichen Tätigkeit Bloch-Einhorns ange-
bracht, womit sie sich gewissermaßen dagegen aussprach, Bloch-Einhorn die privatärztliche
Tätigkeit zu erlauben.

Das Sanitäts-Departement hingegen hielt es für unzulässig, Bloch-Einhorn die Erlaubnis zur
Führung einer Privatpraxis vorzuenthalten und begründete dies im Einzelnen wie folgt.¹²⁶
Bloch-Einhorn habe zwar ihr Diplom nicht an einer österreichisch-ungarischen Universität
erworben, doch mit der erfolgten Ernennung zur bosnisch-herzegowinischen Amtsärztin sei
sie „implicite nostrifiziert“ worden und habe dadurch das „Recht zur freien Ausübung der
Praxis in Bosnien und der Hercegovina erlangt“. Die „dauernde Untersagung der freien Aus-
übung der ärztlichen Praxis im Kreise, in welchem ihr Gatte in Verwendung steht“, verbiete
sich daher, weil sie der „Entziehung ihres Diplomes“ gleichkäme. Die Entziehung eines ärztli-
chen Diplomes könne aber „eigentlich nur aufgrund eines gerichtlichen Urteiles, basierend
auf einem Fakultäts-Gutachten, stattfinden“. Im „administrativen Wege“ könne zwar gemäß
einer Verordnung der Landesregierung von 1879 einer Sanitätsperson „im Falle erwiesener
Unfähigkeit die Ausübung der Praxis für so lange untersagt werden, bis sie durch eine neuer-
liche Prüfung die Nachholung der mangelnden Kenntnisse nachgewiesen hat“, dieser Fall
treffe aber „bei Frau Dr. Bloch-Einhorn absolut nicht zu“.

Das Sanitäts-Departement nahm also in der Frage der Zulassung Bloch-Einhorns zur privat-
ärztlichen Tätigkeit einen rechtlich detailliert begründeten, zustimmenden Standpunkt ein.
Zudem zeichnete sich seine Stellungnahme durch großes Verständnis sowohl für Bloch-Ein-
horns persönliche Situation als auch für die Nowendigkeit einer guten Gesundheitsversor-
gung der Frauen und Kinder in Travnik aus. So findet sich darin beispielsweise der Hinweis,
dass bei der Zulassungsfrage auch berücksichtigt werden müsse, „dass das ärztliche Wissen
und Können, welches nur unter großem Aufwand von Zeit, Geld und Arbeit zu erwerben“ sei,
„ein Kapital“ darstelle, „welches devaloriert, wenn es nicht in ununterbrochener Tätigkeit er-
halten wird“. Außerdem wird damit argumentiert, dass es „im öffentlichen Interesse“ läge,
Bloch-Einhorn zu gestatten, „ihre ärztlichen Kenntnisse und Fertigkeiten wieder in den
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Dienst der kranken Frauen und Kinder ihres Domizilortes Travnik“ zu stellen. Interessan-
terweise fehlte im Übrigen nicht der Hinweis, dass auch „die ehemalige Amtsärztin und
nunmehrige Gattin des Kreisarztes Dr. Januszewski, Frau Dr. Gisela Januszewska, die ärztli-
che Praxis in Banjaluka“ nicht nur frei ausübe, sondern dort auch „ein von der Gemeinde
eigens für Frauen eingerichtetes Ambulatorium“ leite.

Fazit der bemerkenswerten Stellungnahme des Sanitäts-Departements war: „Vom ärztlichen


Standpunkte wird daher dafür plädiert, dass der Frau Dr. Bloch-Einhorn die Ausübung der
privaten Praxis im ganzen Lande, ohne Einschränkung, wieder gestattet werden möge.“

Auf Basis der beiden Stellungnahmen entschied die Landesregierung dann kurz und bündig
folgendermaßen: „Nachdem der Standpunkt der Justizverwaltung auf, allerdings sehr ge-
wichtigen Opportunitätsrücksichten beruht, jener des Sanitäts-Departements aber auf dem
Gesetze fußt, so scheint es der Landesregierung, dass von diesen zwei entgegengesetzten
Ansichten jener des Sanitäts-Departements der Vorzug gebührt und mithin der Frau Dr.
Bloch die Ausübung der ärztlichen Praxis bewilligt werden müsste.“

Das Gemeinsame Finanzministerium, das im Januar 1904 in der Frage der Zulassung Bloch-
Einhorns als Privatärztin offenbar deutlich über das Ziel hinausgeschossen war, steckte nun
zurück und ermächtigte die Landesregierung mit Schreiben vom 16. Dezember 1905, der Ärz-
tin „die Ausübung der ärztlichen Privatpraxis in BH [Bosnien-Herzegowina] zu bewilligen“.¹²⁷
Diesen Erfolg konnte Bloch-Einhorn also für sich verbuchen, und die Möglichkeit, als Privat-
ärztin zu arbeiten, stand ihr nun offen. Doch über ihre privatärztliche Tätigkeit wissen wir
noch weniger als über ihre amtsärztliche. Es ist nicht einmal bekannt, wann genau sie die Tä-
tigkeit als Privatärztin aufnahm. Vermutlich geschah dies erst 1908, worauf Angaben über
die Zahl von Privatärztinnen in Bosnien-Herzegowina in dem amtlichen, periodischen „Be-
richt über die Verwaltung Bosniens und der Hercegovina“ schließen lassen, auf die weiter
unten noch genauer eingegangen wird.

Schriftliche Anfragen bei Archiven in Travnik, dem Archiv des Mittelbosnischen Kantons
(Arhiv Srednjobosanskog kantona) und dem Heimatmuseum Travnik (Zavičajni muzej Trav-
nik), ergaben so gut wie keine Informationen zu Bloch-Einhorn, weder zu der kurzen Zeit
ihrer Amtsärztinnentätigkeit, noch zu der verhältnismäßig langen Zeitspanne ihrer Tätigkeit
als Privatärztin. So wird man sich in Bezug auf die Privatärztinnenzeit Bloch-Einhorns mit
dem wenigen Material begnügen müssen, das im Archiv Bosnien und Herzegowinas in Sa-
rajevo zu finden ist. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um zwei Gesuche Bloch-Einhorns
auf Wiedereinstellung als Amtsärztin sowie den Schriftverkehr zwischen Landesregierung
und Gemeinsamem Finanzministerium, der sich darüber entspann. Über die konkrete, pri-
vatärztliche Tätigkeit Bloch-Einhorns sagen diese Dokumente zwar kaum etwas aus, im Hin-
blick auf ihre Lebenssituation aber sind sie von einigem Interesse.

Zum ersten Mal nach ihrem Majestätsgesuch von 1905, mit dem sie bereits um Wiederein-
stellung als Amtsärztin in Travnik gebeten hatte, reichte Bloch-Einhorn 1910 ein entspre-

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chendes Gesuch ein. Dieses war an das Gemeinsame Finanzministerium gerichtet, das es
wenige Tage später mit der Aufforderung an die Landesregierung weiterleitete, sich dazu zu
äußern.¹²⁸

Bei dem neuen Gesuch Bloch-Einhorns handelte es sich um ein im Vergleich mit dem Ma-
jestätsgesuch kurzes, knapp gehaltenes Schreiben. Ihre Bitte um Wiedereinstellung als Amts-
ärztin begründete sie nun mit dem Hinweis, dass die Landesregierung sie ein Jahr zuvor zur
Mitarbeit an der „Syphilisdurchforschung“ im Kreis Travnik herangezogen habe, und zwar
„gegen Diäten und Kilometergeld“. Zu ihrer Tätigkeit im Rahmen dieses Auftrags führte sie
genauer aus, dass die Behandlung der Syphiliskranken auf dem Lande eine äußerst mühsame
Arbeit sei. Sie habe „beinahe alle Ortschaften an Syphilis verseucht vorgefunden“, im Bezirk
Travnik seien das „977 muselmanische kranke Frauen und Mädchen“ gewesen. Zu den Auf-
tragsbedingungen äußerte sie sich kritisch und erklärte im Hinblick auf die Zukunft, dass sie
„aber nicht die Behandlung der Syphiliskranken gegen Diäten und Kilometergeld überneh-
men“ könne, da sie unter solchen Bedingungen „noch materiellen Schaden davontragen“
würde. Ihre Argumentation lief im Grunde darauf hinaus, dem Gemeinsamen Finanzministe-
rium und der Landesregierung nahezulegen, ihr statt einer Beschäftigung auf der Basis von
Diäten und Kilometergeld wieder eine Festanstellung als Amtsärztin zu verschaffen.¹²⁹ Offen-
bar hoffte sie, dass Landesregierung und Ministerium ein so großes Interesse an ihrer weite-
ren Mitarbeit hätten, dass sie ihr die Wiederanstellung als Amtsärztin anbieten würden.

Die Landesregierung jedoch zeigte sich in einem Schreiben an das Ministerium weit entfernt
von einer solchen Absicht und erklärte zu der Argumentation Bloch-Einhorns: „Bezüglich des
Hinweises der Petentin auf ihre Heranziehung zur Syphilistilgungsaktion im Bezirke Travnik,
so sind die betreffenden Gesuchsangaben dahin einzuschränken, dass Fr. Dr. Bloch-Einhorn,
anlog wie viele andere Privat-, Gemeinde- oder Militär-Ärzte zur temporären, fallweisen Mit-
wirkung bei der Syphilistilgung verwendet wurde, ohne aber dass aus diesem Titel für die
Landesregierung irgend eine Verpflichtung gegenüber der Petentin erwachsen würde.“¹³⁰

Im Übrigen verwies die Landesregierung in ihrer Stellungnahme wieder – wie schon im Zu-
sammenhang mit der Amtsenthebung Bloch-Einhorns – auf die „geringere Qualifikation der
genannten Ärztin für eine amtsärztliche Stelle“ und wiederholte ihre seit längerem vertre-
tene Auffassung, dass Bloch-Einhorn nicht erlaubt werden könne, in demselben Kreis als
Amtsärztin zu fungieren, in welchem ihr Gatte richterlicher Beamter ist. Damit gab sie klar
ihre ablehnende Haltung gegenüber Bloch-Einhorns Gesuch zu erkennen, und so nimmt es
nicht wunder, dass das Gemeinsame Finanzministerium, auf dem Bericht der Landesregie-
rung fußend, diese beauftragte, das Gesuch abschlägig zu bescheiden.¹³¹

Trotz der erneuten Absage, die Bloch-Einhorn auf ihr Begehren erhielt, als Amtsärztin wie-
dereingestellt zu werden – sie hatte darum ja schon in ihrem Majestätsgesuch gebeten und
war abschlägig beschieden worden – unternahm sie 1912 wiederum einen Versuch, ihr Ziel
zu erreichen. Bei diesem Versuch, den sie ernsthafter betrieben zu haben scheint als jenen
von 1910, wandte sie sich an den Gemeinsamen Finanzminister Leon von Bilinski persönlich.
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In einem relativ ausführlichen Schreiben an diesen, das vom 23. April 1912 datiert ist und
auch einen kleinen Überblick über ihr bisheriges Berufsleben enthält¹³², erklärte sie, dass es
ihr „sehnlichster Wunsch“ sei, wieder als Amtsärztin zu arbeiten, „eventuell irgendeine an-
dere Stelle zu bekleiden“ (Unterstreichung im Dokument, B. M.). Was für eine „andere Stel-
le“ das hätte sein können, ist schwer zu sagen.

Als Begründung für ihr neues Gesuch führte Bloch-Einhorn familiäre Bedürfnisse an, die sich
aus ihrer Situation in den letzten Monaten ergeben hätten. Sie habe sich veranlasst gesehen,
5 Monate lang fern von Travnik zuzubringen. In dieser Zeit habe sie in Graz an dem dortigen
allgemeinen Krankenhaus gearbeitet und in Wien, wohin sie sich wegen der Nostrifizierung
ihres Diploms begeben habe, am Frauenhospiz. Dort habe man ihr auch eine definitive An-
stellung angeboten. Wegen ihrer Tätigkeiten in Graz und Wien seien sie und ihr Gatte lange
voneinander getrennt gewesen, und um diesen Zustand zu beenden, wünsche sie sich drin-
gend, wieder eine Stelle als Amtsärztin in Travnik zu bekommen. „Da meine Familie und ich
durch das getrennte Leben unglücklich sind“, so heißt es dazu in ihrem Gesuch, „…wende ich
mich nun an Eure Exzellenz als unseren großen Gönner und Protektor mit der ergebensten
Bitte, gnädigst veranlassen zu wollen, dass ich aus Familienrücksichten wieder meinen Beruf
als Amtsärztin erhalte, u.[nd] zw.[ar] im Bezirke Travnik...“. Im Grunde genommen brachte
Bloch-Einhorn in diesem Gesuch wieder jenes Argument vor, das schon in ihrem Majestäts-
gesuch eine große Rolle gespielt hatte, nämlich dass sie und ihr Ehegatte sich nichts mehr
wünschten, als an ein- und demselben Ort, nämlich Travnik, ihren Beschäftigungen als Kreis-
gerichtsrat und als Amtsärztin nachgehen zu können. Doch genau das lehnten ja Gemeinsa-
mes Finanzministerium und Landesregierung schon seit 1904/05 kategorisch ab und deswe-
gen dürften auch die besonderen Umstände, die Bloch-Einhorn in ihrem neuen Gesuch als so
belastend für sich und ihren Gatten beschrieb, auf Ministerium und Landesregierung wenig
Eindruck gemacht haben.

Die Reaktion des Gemeinsamen Finanzministers auf das Gesuch ließ auf sich warten, wes-
halb Bloch-Einhorn sich am 10. Mai 1912 mit einem Schreiben in Erinnerung brachte, das an
den Hofrat Dr. Géza Kobler gerichtet war, der jahrelang als Chef des Sanitäts-Departements
der Landesregierung Bosnien-Herzegowinas fungiert hatte und inzwischen einen hohen Pos-
ten im Gemeinsamen Finanzministerium in Wien bekleidete.¹³³ An diesen richtete sie die Bit-
te: „Hochverehrter Herr Hofrat, geruhen gnädigst zu gestatten, dass ich auf Anraten des
Herrn Regierungsrat Dr. Curinaldi mir erlaube, Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenst zu
bitten, der hohen Landesregierung mitteilen zu wollen, was für eine Stelle die hohe Landes-
regierung mir erteilen kann, da Seine Exzellenz Minister Ritter von Bilinski geruht hat, vor 3
Wochen mir eine Stelle in Bosnien zu versprechen.“¹³⁴

Von Seiten des Gemeinsamen Finanzministeriums wurde daraufhin noch im Mai 1912 ein
Schreiben an die Landesregierung geschickt, mit dem das Gesuch Bloch-Einhorns der Landes-
regierung „zur Kenntnis und weiteren Amtshandlung“ übermittelt wurde.¹³⁵ Der Minister –
so wird in dem Schreiben ausgeführt – sei geneigt, einer Wiederanstellung Bloch-Einhorns
als Amtsärztin zuzustimmen, falls die Landesregierung sie für dieses Amt vorschlagen sollte.
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Es werde aber unverändert an dem Prinzip festgehalten, dass Bloch-Einhorn nicht in dem
Kreis angestellt werden könne, in welchem ihr Gatte Kreisgerichtsrat ist. Und als neue, un-
abdingbare Voraussetzung für eine Wiederanstellung wurde nun noch darauf verwiesen,
dass Bloch-Einhorn ihr im Ausland erworbenes Diplom in Österreich-Ungarn anerkennen,
d.h. nostrifizieren lassen müsse. Man habe erfahren, so hieß es dazu vom Ministerium, dass
„die Landesregierung von dem ganz richtigen Prinzipe ausgeht, nunmehr bloß an österrei-
chisch-ungarischen Universitäten promovierte Amtsärztinnen anzustellen“.

Offenbar zur Vorbereitung des Schreibens an die Landesregierung war von Kobler eine Schil-
derung der Vorgänge um Bloch-Einhorn von ihrer Amtsenthebung 1904 bis zu ihrem Gesuch
von 1912 angefertigt worden.¹³⁶ Aus diesem Exposé geht hervor, dass man im Gemeinsamen
Finanzministerium anerkannte, dass Bloch-Einhorn durch ihre neuerliche ärztliche Tätigkeit
in medizinischen Anstalten und Spitälern ihre Kenntnisse und Erfahrungen erweitert habe.
Außerdem – so wurde betont – habe sie durch ihren längeren Aufenthalt in Bosnien-Herze-
gowina inzwischen gelernt, „sich den dortigen Verhältnissen anzupassen, woran es ihr in den
ersten Jahren entschieden fehlte“.

Im Juli 1912 erfolgte dann eine Stellungnahme von Seiten der Landesregierung hinsichtlich
der Wiederanstellungsbemühungen Bloch-Einhorns. Darin wurde mitgeteilt, dass Bloch-Ein-
horn „in letzterer Zeit um Reaktivierung als Amtsärztin eingeschritten“ sei, doch habe ihr Ge-
such „seitens der Landesregierung nicht unterstützt werden“ können, da Bloch-Einhorn noch
keine Nostrifizierung ihres Lausanner Diploms habe vorlegen können und da „sie weder als
Amtsärztin noch in ihrer privatärztlichen Tätigkeit so Ersprießliches geleistet [habe], dass sie
eine besondere Berücksichtigung verdienen würde“.¹³⁷

Bloch-Einhorn scheint, wie die entsprechende Bemerkung in ihrem Gesuch von 1912 belegt,
schon seit einiger Zeit klar gewesen zu sein, dass sie sich um die Nostrifizierung ihres Doktor-
diploms bemühen musste, wenn sie eine Wiedereinstellung als Amtsärztin erreichen wollte.
Aus einem Schreiben der Landesregierung an die Kreisbehörde Travnik vom August 1912 nun
ist ersichtlich, dass Bloch-Einhorn im Zuge ihrer Nostrifizierungsbemühungen auch beim
k.u.k. Ministerium des Innern ein Gesuch mit der Bitte „um Zulassung zur ärztlichen Praxis in
Österreich ohne vorherige Nostrifizierung ihres Schweizer Diplomes“ eingereicht hatte.¹³⁸
Die Möglichkeit einer solchen Zulassung gab es offenbar, wenn eine anerkannte praktisch-
medizinische Tätigkeit nachgewiesen werden konnte. Das Ministerium des Innern wird sich,
nachdem das Gesuch Bloch-Einhorns bei ihm eingetroffen war, vermutlich mit der Bitte um
Amtshilfe an das Gemeinsame Finanzministerium gewandt haben. Wahrscheinlich daraufhin
forderte das Ministerium die Landesregierung auf, dafür Sorge zu tragen, dass ein genauer
Bericht über die aktuelle Tätigkeit Bloch-Einhorns in Travnik angefertigt werde, der es dem
Ministerium des Innern ermöglichen würde, eine Entscheidung über Bloch-Einhorns Gesuch
zu treffen.

Die Landesregierung ihrerseits beauftragte nun die Kreisbehörde Travnik, einen Bericht mit
genauen Angaben darüber vorzulegen, „ob die Ärztin eine ausgebreitete ärztliche Praxis be-
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sessen hat, sich des Vertrauens der Bevölkerung erfreute und ob ihre ärztliche Tätigkeit von
Erfolg begleitet war“.¹³⁹ Bis die Kreisbehörde diesem Begehren nachkommen konnte, vergin-
gen Monate, in denen Landesregierung und Gemeinsames Finanzministerium den Bericht
immer wieder anmahnten.

Durch den schließlich vorgelegten Bericht ergab sich dann aber offenbar ein günstigeres Bild
von der privatärztlichen Tätigkeit Bloch-Einhorns, als es noch einige Monate zuvor von der
Landesregierung gezeichnet worden war. In einem neuen Schreiben der Landesregierung an
das Gemeinsame Finanzministerium, datiert vom November 1912, hieß es nun, dass „die
diesbezüglich in neuester Zeit seitens der berufenen Faktoren gemachten Wahrnehmungen
günstiger lauten, als dies zur Zeit der amtsärztlichen Verwendung der genannten Ärztin der
Fall war“.¹⁴⁰ Sehr bedauerlich ist, dass die in dem Schreiben erwähnten 15 Beilagen bei den
einschlägigen Dokumenten fehlen, hätten sie doch sicher einiges zu einer genaueren Ein-
schätzung der Tätigkeit Bloch-Einhorns als Privatärztin in Travnik beitragen können.

Nach dem Erhalt der jüngsten Nachrichten über Bloch-Einhorns Tätigkeit erklärte der Ge-
meinsame Finanzminister gegenüber der Landesregierung, dass er wegen der zuletzt güns-
tigeren Beurteilung der Ärztin vorläufig von einer „direkt abschlägigen Erledigung des Gesu-
ches“ absehe. Die Landesregierung möge Bloch-Einhorn mitteilen, dass es zu einer positiven
Entscheidung über ihr Gesuch aber erst dann kommen könne, wenn sie den Nachweis über
die erfolgte Nostrifizierung ihres Lausanner Doktordiploms vorgelegt habe. Außerdem blieb
der Minister bei der bekannten Position seines Ministeriums wie auch der Landesregierung,
dass Bloch-Einhorn „nicht in jenem Kreise angestellt werden [könne], in welchem ihr Gatte,
Gerichtsrat Bloch, als aktiver Gerichtsbeamter fungiert“.¹⁴¹

Somit war Bloch-Einhorn auch 1912 trotz aller Bemühungen ihrem Ziel der Wiedereinstel-
lung als Amtsärztin in Travnik keinen Schritt näher gekommen. Ob sie letztlich die Nostrifi-
zierung ihres Doktordiploms erlangt hat, ist nicht bekannt. Sie hat aber wohl – jedenfalls zu-
nächst – weiter als Privatärztin in Travnik gearbeitet, worauf ein Sanitätsbericht zum Kreis
Travnik für das Jahr 1913 schließen lässt, in dem sie als Privatärztin aufgeführt wird.¹⁴²

Nachdem die drei vergeblichen Versuche Bloch-Einhorns, wieder als Amtsärztin eingestellt
zu werden, geschildert worden sind, wobei auch die jeweilige Begründung für ihr Begehren
herausgearbeitet wurde, stellt sich noch die Frage nach den eigentlichen Motiven, von de-
nen sie sich bei dem beharrlichen Festhalten an ihrem Ziel leiten ließ – Motiven, die in ihren
Gesuchen nur zum Teil unmittelbar angesprochen werden.

Eine wichtige Triebfeder für ihr wiederholtes Ersuchen um Wiedereinstellung war sicher ihre
Überzeugung, dass die Verweigerung der Wiedereinstellung als Amtsärztin durch die zustän-
digen politischen Stellen ungerechtfertigt und ungerecht, ihr eigener Anspruch auf Wieder-
einstellung hingegen berechtigt war. Auch wenn dieses Motiv in den beiden Gesuchen von
1910 und 1912, anders als in dem Majestätsgesuch von 1905, nicht expressis verbis auf-
taucht, spielte es doch – gewissermaßen im Hintergrund – eine wichtige Rolle.

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Ein weiterer wichtiger Beweggrund für Bloch-Einhorns beharrliches Festhalten am Ziel der
Wiederanstellung als Amtsärztin ist in ihrem Bedürfnis nach einer vielseitigen und finanziell
abgesicherten beruflichen Tätigkeit zu sehen. In ihrem Gesuch um Wiedereinstellung als
Amtsärztin, das sie 1912 einreichte, klingt dieses Motiv an, wenn sie feststellt, dass sie die
Amtsärztinnentätigkeit anstrebe, „um ein größeres Arbeitsfeld zu gewinnen“.¹⁴³ Bei der
Amtsärztinnentätigkeit konnte sie in der Tat damit rechnen, dass sich ihr vielseitige Aufga-
ben stellten, dass sie ein festes, wenn auch bescheidenes Gehalt erhielt, und dass mit der
Amtsstellung im Prinzip auch ein relativ hohes Ansehen verbunden war. All das bot die pri-
vatärztliche Tätigkeit, auf deren Ausübung Bloch-Einhorn seit 1905 beschränkt blieb, nicht
bzw. nur in geringerem Maße.

Anders als Gisela Januszewska, die sich in Banja Luka nach ihrer Demission als Amtsärztin in
vielfältiger Weise als Privatärztin betätigte¹⁴⁴, scheint es Bloch-Einhorn nicht gelungen zu
sein, die privatärztliche Tätigkeit in Travnik zu einer sie selbst befriedigenden Alternative zur
amtsärztlichen Tätigkeit zu entwickeln. Die Voraussetzungen bei Januszewska waren aber
auch insofern viel günstiger als bei Bloch-Einhorn, als Januszewska daran anknüpfen konnte,
dass ihr Ehemann als Kreisarzt in Banja Luka großes Ansehen genoss. Für Bloch-Einhorn
könnte es hingegen besonders schwer gewesen sein, als Privatärztin in Travnik Fuß zu fas-
sen, weil möglicherweise bei der Kreisverwaltung und bei Kollegen noch Erinnerungen an
frühere Konflikte mit ihr während ihrer Amtsärztinnenzeit wach waren. Vielleicht hatte sich
auch einiges von diesen Konflikten in der Bevölkerung herumgesprochen und ihrem Ansehen
geschadet.

Aber ganz abgesehen von alldem war es unter den damaligen gesellschaftlichen und ökono-
mischen Bedingungen in Bosnien-Herzegowina sicher auch nicht gerade leicht, als Privatärz-
tin Anerkennung zu finden und eine gutgehende Praxis zu betreiben. Denn weite Teile der
Bevölkerung lebten in großer Armut und waren es zudem aufgrund des relativ gering ent-
wickelten Gesundheitswesens noch keineswegs gewöhnt, im Krankheitsfall die Hilfe eines
Arztes oder einer Ärztin in Anspruch zu nehmen. Es sind nicht zuletzt die Berichte der Amts-
ärztinnen, die diese Zustände detailliert belegen.

Wie schwierig es damals in Bosnien-Herzegowina gewesen sein dürfte, eine Privatpraxis zu


betreiben, lässt sich u. a. daran ablesen, dass die Zahl der (männlichen) Privatärzte im Ver-
hältnis zu den im Landesdienst stehenden Ärzten ziemlich gering war. Nach den Angaben in
dem periodisch erscheinenden, amtlichen „Bericht über die Verwaltung von Bosnien und der
Hercegovina“ betrug die Zahl der Privatärzte zwischen 1906 und 1916 im Minimum 11 und
im Maximum 23, die Zahl der Ärzte im Landesdienst dagegen im Minimum 75 und im Maxi-
mum 102 (dazu kamen als festangestellte Ärzte noch die Stadt- und Gemeindeärzte, die Fa-
briks- und Werksärzte sowie die Bahnärzte).¹⁴⁵

Privatärztinnen gab es in Bosnien-Herzegowina zwischen 1900 und 1916 noch kaum. In dem
erwähnten amtlichen Bericht ist für die Zeit vor 1908 nur von 1 Privatärztin die Rede, wobei
es sich sehr wahrscheinlich um Gisela Januszewska in Banja Luka handelte, und erst für die

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Jahre ab 1908 ist die Zahl der Privatärztinnen mit 2 angegeben, womit vermutlich Januszew-
ska und Bloch-Einhorn gemeint waren (eine namentliche und/oder örtliche Zuordnung zu
den Zahlenangaben gibt es in dem amtlichen Bericht nicht).¹⁴⁶ Aus den Angaben dieses Be-
richts ist zu schließen, dass Bloch-Einhorn mit der privatärztlichen Tätigkeit 1908 und nicht
früher oder später begonnen hat. Nach 1912 (bis 1916) ist die Zahl der Privatärztinnen wei-
terhin mit 2 angegeben, was, da Januszewska 1912 Bosnien-Herzegowina für immer verließ,
vermuten lässt, dass eine neue Privatärztin aufgetaucht ist.¹⁴⁷ Bei ihr dürfte es sich mit eini-
ger Wahrscheinlichkeit um Dr. Katharina Telecsky (manchmal auch Telecki geschrieben) ge-
handelt haben, die mit dem im bosnisch-herzegowinischen Landesdienst stehenden Arzt Dr.
Dušan Telecsky (oder Telecki) verheiratet war und als Privatärztin zunächst in Goražde, spä-
ter in Kladanj arbeitete.¹⁴⁸

Die Schwierigkeiten, mit denen das Führen einer Privatpraxis unter den damals herrschen-
den ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen in Bosnien-Herzegowina verbunden
war, sowie die beharrliche Zurückweisung aller Gesuche um Wiedereinstellung als Amtsärz-
tin durch die zuständigen politischen Organe dürften bei Bloch-Einhorn zu viel Unzufrieden-
heit, Enttäuschung und Frustration geführt haben.

Zum Lebensweg Bloch-Einhorns ab 1917

Über Bloch-Einhorns Leben in den ersten drei Kriegsjahren ist nichts bekannt. Doch ist anzu-
nehmen, dass ihre Dienste als Ärztin in Travnik dringend benötigt wurden. Zum Jahr 1917
gibt es dann die erstaunliche Information, dass sie ab April eine Tätigkeit als Assistenzärztin
an der „Irrenanstalt Münsterlingen“, Kanton Thurgau, Schweiz, aufgenommen hat.¹⁴⁹ Wäh-
rend ihrer Tätigkeit an dieser Anstalt hielt sich dort auch ihr Ehegatte, der vermutlich 1914
oder 1915 pensioniert worden war¹⁵⁰, einige Wochen als Pensionsgast auf. Ihre Tätigkeit an
der Thurgauer Anstalt gab Bloch-Einhorn aber schon nach etwa 8 Monaten, zu Ende Novem-
ber 1917, wieder auf und verließ die Anstalt, ohne offenbar eine Information zu hinterlassen,
wohin sie sich wenden wollte.¹⁵¹

Ob sie sich zurück nach Travnik begab, ob sie und ihr Ehemann sich 1918, im letzten Kriegs-
jahr, in Travnik aufhielten und auch nach dem Krieg noch dort geblieben sind, muss offen
bleiben. Denkbar wäre auch, dass das Ehepaar noch vor Ende des Krieges oder bald danach
Travnik verlassen hat und an irgendeinen anderen Ort gezogen ist. Als neuer Lebensort hätte
sich etwa Wien anbieten können, wo Bloch und Bloch-Einhorn jeweils einige Zeit ihres Le-
bens verbracht hatten und wohin das Ehepaar gemäß dem Vorschlag Bloch-Einhorns in ih-
rem Majestätsgesuch auch ziehen wollte, um zu erreichen, dass beide, auch Bloch-Einhorn,
ihrer Berufstätigkeit nachgehen könnten.¹⁵² Nicht ausgeschlossen erscheint auch, dass das
Ehepaar als neuen Wohnsitz einen Ort in den USA gewählt haben könnte, dem Land, in dem
Bloch-Einhorn wohl verwandtschaftliche Kontakte besaß und in dem sie 1904/1905 ungefähr
ein Jahr lang gelebt und gearbeitet hat.

Für einen Weggang Bloch-Einhorns bzw. des Ehepaars Bloch aus Travnik spricht manches.
Beispielsweise taucht Bloch-Einhorns Name nicht in Ärztelisten auf, die sich auf die Zeit um
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1920 oder einige Jahre danach beziehen und ÄrztInnen jeder Art, auch PrivatärztInnen, um-
fassen.¹⁵³ Stutzig macht zudem die Entscheidung von Gemeinsamem Finanzministerium und
Landesregierung, Anfang 1918 erneut eine Amtsärztin für den Kreis Travnik zu berufen. Jah-
relang war es erklärte Politik beider Stellen gewesen, in den Kreisen Banja Luka und Travnik
nach dem Wechsel der dortigen Amts- zu Privatärztinnen die jeweilige Amtsärztinnenstelle
nicht wieder zu besetzen, sondern sich mit dem Vorhandensein einer Privatärztin zu begnü-
gen.¹⁵⁴ In Banja Luka hatten Gemeinsames Finanzministerium und Landesregierung die er-
neute Einsetzung einer Amtsärztin erst wieder ins Auge gefasst, als die dortige Privatärztin
Gisela Januszewska beabsichtigte, Bosnien-Herzegowina für immer zu verlassen.¹⁵⁵ Und
wenn sich nun 1917/18 beide politischen Organe um die Wiedereinrichtung einer Amtsärz-
tinnenstelle in Travnik bemühten (Anfang 1918 wurde Rachel Weissberg zur Amtsärztin in
Travnik berufen¹⁵⁶), könnte dies darauf hindeuten, dass sie mit einem endgültigen Weggang
Bloch-Einhorns aus Travnik rechneten.

Während die angeführten Indizien einen Verbleib Bloch-Einhorns in Travnik nach 1918 eher
unwahrscheinlich erscheinen lassen, könnte eine Stelle in der Studie von Martin Udovičić
über die Geschichte Travniks in der österreichisch-ungarischen Periode eventuell so verstan-
den werden, dass Bloch-Einhorn auch nach 1918 noch in Travnik gelebt und gearbeitet hat.
Die Stelle, aus der eine solche Möglichkeit herausgelesen werden könnte, lautet: „Der Nach-
folger von Dr. Bernhard Zauderer als Gesundheitsinspektor für den Travniker Kreis nach dem
Ersten Weltkrieg war Dr. Leon Schönfeld (Šenfeld), und als amtliche Ärztinnen (uredske liječ-
nice) der Sozialkassen Dr. Bloch und Dr. Rosa Einhorn (Ajnhorn).“¹⁵⁷ (Übersetzung und Her-
vorhebung von B. M.) Eine klare Aussage über ein Verbleiben Bloch-Einhorns in Travnik nach
dem Ersten Weltkrieg enthält diese Bemerkung Udoivičić' jedoch nicht, vielmehr hängt der
Satzteil über die Ärztinnen sowohl grammatisch als auch hinsichtlich der zeitlichen Aussage
ziemlich in der Luft. Zudem erscheint die Behauptung von der Existenz zweier Ärztinnen, von
denen die eine „Dr. Bloch“ (ein Vorname wird auffälligerweise nicht genannt) gewesen sein
soll und die andere „Dr. Rosa Einhorn (Ajnhorn)“, mehr als fragwürdig. Viel wahrscheinlicher
ist doch, dass es sich um eine einzige Person mit dem Doppelnamen Bloch-Einhorn handelte.

Dieser problematische Satz von Udovičić hat nun aber seine Spuren in der Forschung hinter-
lassen. Mit mehr oder weniger kleinen Abwandlungen durchlief er mehrere Stationen. Zu-
nächst dürfte Udovičić ihn kaum verändert in seine unveröffentlichte Arbeit über das Ge-
sundheitswesen in Travnik übernommen haben, die er zum 90jährigen Bestehen des Trav-
niker Krankenhauses verfasst hat.¹⁵⁸ Von dort hat der Satz wahrscheinlich Eingang in eine
1999 anlässlich des 100jährigen Bestehens des Krankenhauses erschienene Broschüre ge-
funden.¹⁵⁹ Jedenfalls basiert die Broschüre laut einer Angabe ihrer Bearbeiterin Fatima Mas-
lić in erheblichem Maß auf Udovičić' unveröffentlichter Studie.¹⁶⁰ Von einer früher einmal
existenten, inzwischen nicht mehr zugänglichen Online-Quelle, bei der es sich vermutlich um
ein Digitalisat der Broschüre zum 100jährigen Bestehen des Travniker Krankenhauses han-
delte, ist der Satz dann in die Studie „Ärztinnen für Frauen...“ von Brigitte Fuchs gelangt, in
der er sich wie folgt liest: „Einer neueren Notiz des Travniker Krankenhauses über die Ge-
schichte des lokalen Gesundheitswesens ist zu entnehmen, dass ´Dr. Bloch und Dr. Einhorn
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(Ajnhorn)´ – Rosa Einhorn und ihr Gatte – in der Zwischenkriegszeit in Travnik, Jugoslawien
als Kassenärzte praktizierten…“.¹⁶¹ Bloch-Einhorns Gatte war freilich, daran sei hier erinnert,
nicht Arzt, sondern Gerichtsrat.

Bei dem Mangel an zuverlässigen Quellen wird also offen bleiben müssen, wie Bloch-Ein-
horns Lebensweg nach 1917, nach dem Aufenthalt in der Thurgauer Anstalt, weiter verlau-
fen ist. Falls sie weiterhin in Travnik gelebt haben sollte oder an irgendeinen anderen Ort in
Europa gezogen wäre, hätten ihr als Jüdin in späteren Jahren unter Umständen noch Verfol-
gung und Ermordung gedroht. Nachfragen in den Gedenk- und Forschungsstätten Jaseno-
vac¹⁶² und Yad Vashem¹⁶³ ergaben aber, dass dort keine Informationen über Bloch-Einhorn
vorliegen. Vielleicht lässt sich ja im Laufe der Zeit mithilfe des einen oder anderen Archivs
oder auch nur durch puren Zufall Bloch-Einhorns Lebensweg nach 1917 noch aufklären.

Schlussbemerkungen

Das Wirken Bloch-Einhorns als Ärztin in Travnik zwischen 1902 und 1917 kann aufgrund der
dürftigen Quellenlage kaum angemessen beurteilt werden. Wovon aber wohl ausgegangen
werden kann, ist, dass sich die verschiedenen widrigen Umstände, mit denen sie konfron-
tiert war, belastend und hemmend auf ihre Tätigkeit ausgewirkt haben: 1904 zunächst die
drohende Amtsenthebung aufgrund der beabsichtigten Vermählung mit dem Kreisgerichts-
rat Bloch, dann die tatsächliche Amtsenthebung, die aus anderen Gründen ausgesprochen
wurde, 1905, nach der erfolgten Vermählung mit Bloch, das Verbot der Ausübung jeglicher
ärztlicher Tätigkeit in Travnik und schließlich, nach der Erkämpfung der Zulassung zur privat-
ärztlichen Tätigkeit, die fortgesetzte Verweigerung der Wiedereinstellung als Amtsärztin. Der
Kampf gegen all diese Widrigkeiten kostete Bloch-Einhorn sicher viel Energie, die ansonsten
der ärztlichen Tätigkeit hätte zugute kommen können. Insofern ist Bloch-Einhorn ein be-
redtes Beispiel für die Begrenzung der beruflichen Fähigkeiten und des Leistungsvermögens
von Frauen durch die damalige österreichisch-ungarische Politik und deren Insistieren auf
der Einhaltung starrer Prinzipien eines männlich geprägten Beamtentums.

Das Hauptargument, das von politischen und Verwaltungsstellen jahrelang gegen Bloch-Ein-
horns Wiederanstellung als Amtsärztin und 1904/05 auch gegen ihre Zulassung als Privat-
ärztin vorgebracht wurde, war der Schutz der richterlichen Beamten vor jedem, auch dem
kleinsten Anschein mangelnder Objektivität bei der Ausübung ihres Amtes, im konkreten Fall
des Kreisgerichtsrats Sigmund Bloch und Gatten von Bloch-Einhorn. Zu diesem Argument
kam noch die Unzufriedenheit mit Bloch-Einhorns Verhalten und Leistung während ihrer Zeit
als Amtsärztin und später, 1912, auch noch das Argument der fehlenden Nostrifizierung ih-
res im Ausland erworbenen Doktordiploms hinzu.

Dem quasi-Berufsverbot, das für den Kreis, in dem ihr Gatte richterlicher Beamter war, aus-
gesprochen wurde, setzte sich Bloch-Einhorn in ihrem Majestätsgesuch entschieden entge-
gen. In diesem Gesuch legte sie eingehend dar, was das quasi-Berufsverbot für sie und ihr
Leben, aber darüber hinaus auch für ihr gesellschaftliches Umfeld bedeutete. Insofern han-
delt es sich bei diesem Gesuch, mit dem sie wenigstens die Zulassung zur Privatärztinnentä-
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tigkeit in Travnik erreichte, um ein erinnerungswürdiges Stück Frauengeschichte, speziell der
Geschichte von Frauen in der Medizin.

Weder mit ihrem Majstätsgesuch noch mit ihren weiteren Gesuchen von 1910 und 1912 er-
reichte Bloch-Einhorn ihr Ziel der Wiedereinstellung als Amtsärztin. Vielmehr stand ihr ab
1906 nur die Möglichkeit offen, als Privatärztin zu arbeiten, wovon sie vermutlich ab 1908
auch Gebrauch machte. Aber die privatärztliche Tätigkeit in Travnik hat sich wohl als ziemlich
schwierig erwiesen und scheint Bloch-Einhorn nicht befriedigt zu haben. Anders als Gisela
Januszewska, die sich nach ihrem Wechsel von der Amts- zur Privatärztin eine vielfältige Tä-
tigkeit in Banja Luka aufgebaut hat, sah Bloch-Einhorn die privatärztliche Tätigkeit wohl nur
als eine Art Ersatz für die ihr versperrte Möglichkeit, als Amtsärztin tätig zu sein. Trotz der
immer neuen Ablehnung ihres Ersuchens um Wiedereinstellung als Amtsärztin hielt sie be-
harrlich an ihrem Ziel fest, weil sie es für berechtigt hielt und weil sie in der amtsärztlichen
im Vergleich mit der privatärztlichen Tätigkeit die für sie befriedigendere und gesichertere
Form der ärztlichen Tätigkeit sah.

Bei ihrer Auseinandersetzung mit dem Gemeinsamen Finanzministerium und der Landesre-
gierung um Wiedereinstellung als Amtsärztin, im Jahr 1905 auch um Zulassung als Privatärz-
tin, stand Bloch-Einhorn – abgesehen von der Unterstützung, die sie wohl von ihrem Ehe-
mann erhielt – vermutlich ganz allein. Nachweisbare Verbindungen zu Kreisen der damaligen
Frauenbewegung gibt es nicht. Ob Informationen über ihre jahrelange Auseinandersetzung
mit den politisch zuständigen Stellen überhaupt nach außen gelangt sind, etwa zur österrei-
chischen Frauenbewegung, ist (bisher) nicht bekannt. Ihr Kampf gegen das ihr auferlegte, für
den Kreis Travnik geltende Berufsverbot wegen der Vermählung mit einem in diesem Kreis
tätigen richterlichen Beamten – ein Kampf, bei dem sie sich teilweise, d. h. in Bezug auf die
Zulassung als Privatärztin, durchsetzte, rückt sie in die Nähe der für Frauenrechte kämpfen-
den alten Frauenbewegung. Als Feministin aber wird sie sich selbst vermutlich nicht gesehen
haben, doch kann man sie zweifellos zu jenen Frauen zählen, die Wegbereiterinnen für die
Ausübung des Ärztinnenberufs in Bosnien-Herzegowina waren.

Bei Vertretern der Politik und Gesundheitsverwaltung in Österreich-Ungarn und Bosnien-


Herzegowina hat Bloch-Einhorns Geschichte als Amtsärztin vermutlich eher zur Schwächung
als zur Festigung des Ansehens der Institution der Amtsärztinnen beigetragen. Doch auch
weitgehend unabhängig von Bloch-Einhorns individueller Geschichte erlebte die Institution
der Amtsärztinnen nach 1900 einen allmählichen Niedergang, büßte mit den Jahren an För-
derung seitens der Politik und an Aufmerksamkeit seitens der Gesellschaft ein. Als Instru-
ment der Kállayschen Bosnien-Politik hatte sie ausgedient und wurde mehr und mehr zu
einem Auslaufmodell.

___________________

38
Abkürzungen

ABH Arhiv Bosne i Hercegovine (Archiv Bosnien und Herzegowinas)


B. H. Bosnien und Herzegowina
ZMF Zajedničko ministarstvo finansija (Gemeinsames Finanzministerium)
ZSD Zbirka službeničkih dosijea (Sammlung der Beamtendossiers)
ZVS Zemaljska vlada Sarajevo (Landesregierung Sarajevo)

Erläuterungen zu den Zitaten im Text

Bei Zitaten aus zeitgenössischen Dokumenten wie etwa den Dienstberichten der Amtsärztinnen wurde die zum
Teil altertümliche Schreibweise der heutigen mitunter leicht angepasst. Personen- oder Ortsnamen, die in Do-
kumenten der Verwaltungs- und politischen Stellen zur Hervorhebung häufig gesperrt geschrieben sind, wur-
den der Textverarbeitung wegen in der vorliegenden Arbeit kursiv geschrieben. Wenn in zitierten Passagen der
Verständlichkeit wegen in einigen Fällen Einschübe gemacht wurden, sind diese immer durch eckige Klammern
kenntlich gemacht. Übersetzungen von Stellen aus fremdsprachigen Dokumenten sind in jedem Fall gekenn-
zeichnet.

Anmerkungen

1. In der österreichisch-ungarischen Periode war oft von den beiden Provinzen Bosnien und der Herzegowina
die Rede und die Landesbezeichnung lautete „Bosnien und die Herzegowina“, der heutige Staatsname ist
´Bosnien und Herzegowina´, hier wird vorzugsweise die in Publizistik und Wissenschaft häufig gebrauchte Bin-
destrichform ´Bosnien-Herzegowina´ verwendet.
2. Eine Liste der 9 Amtsärztinnen, die Österreich-Ungarn zwischen 1892 und 1918 in Bosnien-Herzegowina
eingesetzt hat, ist auf der Internet-Plattform Scribd unter https://de.scribd.com/document/336593960 zugäng-
lich.
3. Vgl. zu den Aufgaben der Amtsärztinnen die „Instruktion für die Amts-Ärztinnen in Bosnien und der Herze-
gowina“ von 1892 (ABH, ZMF 5447, B. H., 1892). Die Instruktion war ursprünglich einmal als provisorisch be-
zeichnet worden, bildete aber noch viele Jahre die verbindliche Grundlage für die Tätigkeit der Amtsärztinnen.
4. Vgl. ibid.
5. Zur Rolle Kállays als Verfechter einer „Kulturmission“ Österreich-Ungarns gegenüber Bosnien-Herzegowina
vgl. Robert J. Donia, Islam under the Double Eagle: The Muslims of Bosnia and Hercegovina, 1878-1914, New
York: East European Quarterly, 1981 (East European Monographs, 78), S. 14. Zu Kállay als Förderer der Insti-
tution der Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina vgl. Ctibor Nečas, Mezi muslimkami. Působení úředních
lékařek v Bosnĕ a Hercegovinĕ v letech 1892-1918, Brno, Masarykova univerzita, 1992 (Vĕda do kapsy, 4), S. 11-
12. Die Studie von Nečas liegt auch als Digitalisat vor, angeboten von der Digital Library of the Faculty of Arts,
Masaryk University, Brno, Czech Republic: https://digilib.phil.muni.cz/handle/11222.digilib/132102, aufgerufen
am 20.4.2018. Zu Kállays Engagement für den Einsatz von Ärztinnen in Bosnien-Herzegowina vgl. auch Brigitte
Fuchs, Orientalising disease. Austro-Hungarian policies of ´race´, gender, and hygiene in Bosnia and Hercego-
vina, 1874-1914, in: Health, hygiene and eugenics in Southeastern Europe to 1945. Ed. by Christian Promitzer et
al., Budapest, New York 2011 (CEU Press studies in the history of medicine, II), S. 77.
Die Schreibweise des Kállayschen Namens variiert. Neben Benjamin Kállay gibt es auch die Form Benjamin von
Kállay. Im Österreichischen Biographischen Lexikon der Österreichischen Akademie der Wissenschaften findet
sich die Form Béni Kállay von Nagy-Kálló.
6. Zu Neumanns Rolle bei der Entstehung der Institution der Amtsärztinnen vgl. Ctibor Nečas, Anmerkung 5, op.
cit., S. 10-14, und Brigitte Fuchs, Anmerkung 5, op. cit., S. 72-77. In einem Brief, den Neumann im Mai 1892 an
das Gemeinsame Finanzministerium richtete und in dem er sich über die Tätigkeit der ersten Amtsärztin Anna
Bayerová wie auch allgemein über Aufgaben, Stellung und Rolle der Amtsärztinnen äußerte, gab er seiner
Übereinstimmung mit der vom Ministerium verfolgten „Kulturmission“ Ausdruck, indem er erklärte: „Es steht
zu hoffen, dass auf diese Weise [durch die Gewinnung einer genügend großen Zahl von Bewerberinnen für in

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Bosnien-Herzegowina zu schaffende Amtsärztinnen-Stellen] ein weiterer Schritt zur Assanierung des Landes
getan wird und dass es somit dem hohen Ministerium gelingen werde, entsprechend der zivilisatorischen Mis-
sion Österreichs im Oriente Fortschritt und Gesundung in die derzeit noch in mancher Beziehung arg darnieder-
liegenden Provinzen zu tragen.“ (ABH, ZMF 5447, B. H., 1892)
7. Vgl. Ctibor Nečas, Anmerkung 5, op. cit., S. 106-108
8. Vgl. Brigitte Fuchs, „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sara-
jewo“, in: „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen…“. Frauenbildung und Emanzipation in der
Habsburger Monarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest.
Hrsg. von Vesela Tutavac und Ilse Korotin, Wien, 2016 (biografiA. Neue Ergebnisse der Frauenbiografiefor-
schung, 18), vor allem S. 112/113 und 118/119.
9. Kállay soll die Absicht, nach und nach in allen 6 Verwaltungskreisen Bosnien-Herzegowinas Amtsärztinnen
einzusetzen, bei einer Audienz geäußert haben, die er der ersten Amtsärztin, Anna Bayerová, vor ihrer Abreise
nach Bosnien-Herzegowina und der Arbeitsaufnahme in Dolnja Tuzla gewährte (vgl. Nečas, Anmerkung 5, op.
cit., S. 29). Von Professor Neumann, der von 1890 an mehr als ein Jahrzehnt zu den wichtigsten Beratern des
Gemeinsamen Finanzministeriums in Sachen Amtsärztinnen gehörte, gibt es zwei Äußerungen, denen zu ent-
nehmen ist, dass auch er von der Einsetzung je einer Amtsärztin in den 6 Verwaltungskreisen Bosnien-
Herzegowinas ausging. Zum einen handelt es sich um ein Schreiben an das Gemeinsame Finanzministerium, in
dem Neumann seine Überlegungen und Empfehlungen zum Einsatz der Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina
darlegt und in dem er sich über die Zahl der Ärztinnen in Abhängigkeit von der Gesundheitssituation muslimi-
scher Frauen wie folgt äußert: „Über die Häufigkeit der Erkrankung bei dieser Bevölkerung [den Musliminnen]
sind wir bis jetzt noch ganz im Unklaren. Dies wäre erst festzustellen, wenn in jedem Kreise eine Ärztin fest-
stellen könnte, wie viel und welche Mohammedanerinnen krank sind, an welcher Krankheit dieselben leiden,
wie groß die Zahl der Geburten, der Todesfälle ist, und erst aus diesen Berichten, welche an die Kreisbehörde
rpve. [soll wohl heißen respektive] an die Landesregierung und von dieser an´s Ministerium geleitet werden,
könnte man die notwendige Zahl der erforderlichen Ärztinnen bestimmen.“ (Vgl. das Schreiben Neumanns vom
22. Mai 1892 an das Gemeinsame Finanzministerium in dem Konvolut ABH, ZMF 5447, B. H., 1892). Zum ande-
ren ist auf ein Standardschreiben Neumanns vom 18. Juni 1892 an eine Reihe von Professoren zu verweisen,
denen er mitteilte, dass das Gemeinsame Finanzministerium nach Anna Bayerová weitere Amtsärztinnen in
Bosnien-Herzegowina einzusetzen beabsichtige. Im Hinblick auf die geplante Ausschreibung der Stellen bat er
die Professoren um Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen. Das Schreiben beginnt mit
den Worten: „Euer Hochwohlgeboren! Wie Ihnen bekannt sein dürfte, hat das gemeinsame Ministerium mit
der Anstellung weiblicher Ärztinnen in Bosnien-Herzegowina bereits den Anfang gemacht. Dasselbe beabsich-
tigt, noch weitere 5 Ärztinnen in 5 Kreisstädten zu engagieren und hat mich beauftragt, hiebei zu intervenie-
ren.“ (Vgl. ABH, ZMF 5447, B. H., 1892). Interessant ist schließlich auch die 1892 erfolgte Ausschreibung, mit
der Bewerberinnen für weitere Amtsärztinnenstellen gesucht wurden. Der Ausschreibungstext wurde in ver-
schiedenen medizinischen Fachzeitschriften unter der Überschrift „Konkurs für weibliche Amtsärzte in Bosnien
und der Herzegovina“ veröffentlicht. „Von der bosnischen Landes-Regierung“ – so der Eingangssatz der Aus-
schreibung – „wird in den Kreisstädten Bosniens und der Herzegovina im Interesse der weiblichen Bevölkerung
je eine Ärztin mit dem Titel ´Amtsärztin´ angestellt…“ (Vgl. z. B. Internationale Klinische Rundschau, 6, 1892, 30,
S. 1248)
10. Anna Bayerová trat ihr Amt Anfang 1892 an, gab es aber schon nach etwa einem Jahr wieder auf. Zum
Scheitern von Bayerová vgl. Nečas, Anmerkung 5, op. cit., S. 40-46, zur Ernennung der beiden Amtsärztinnen
Kecková und Krajewska vgl. ibid., S. 57/58 und S. 74.
11. Mit offenkundiger Befriedigung über das Wirken Keckovás in Mostar berichtete der Chef der Landesregie-
rung, Johann von Appel, in einem Schreiben vom 28.5.1894 dem Gemeinsamen Finanzministerium, dass die
Amtsärztin „den besten Willen und das eifrige Streben an den Tag gelegt [habe], der ihr vorgeschriebenen Auf-
gabe mit Einsetzung ihres ganzen Wissens und Könnens zu entsprechen“, und dass es ihr gelungen sei, „binnen
kurzer Zeit das Vertrauen und die Sympathie jener Kreise der Bevölkerung zu erwerben, in welchen sie ihr heil-
sames Wirken zu entfalten berufen ist.“ Insbesondere erfreue sie sich „unter den mohamedanischen Frauen in
Mostar und Umgebung großer Beliebtheit“ und werde „von diesem Teile der Bevölkerung vielfach in Anspruch

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genommen“. In den Mostarer Gesellschaftskreisen genieße sie „ein ihrer Bildung und Stellung entsprechendes
Ansehen“. (Vgl. ABH, ZMF 6712, B. H., 1894) Über Krajewska berichtete der Chef der Landesregierung in dem-
selben Schreiben, dass sie „im Sinne der erhaltenen Weisungen mit sehr befriedigenden Erfolgen“ wirke und
ihre Klientel fortwährend vermehre. „Frau Dr. Krajewska“ – so wird in dem Schreiben weiter ausgeführt – „ver-
einigt mit einer gediegenen geistigen Durchbildung ein lebendiges und verständnisvolles Interesse für das hier-
ländige Volkswesen. Durch ihre distinguierte gesellschaftliche Erziehung, welche in einer schlicht vornehmen
Weise zu Tage tritt, vermag sie sich in den vielgestaltigen Verhältnissen des sie umgebenden gesellschaftlichen
Lebens schnell und sicher zurecht zu finden. [Absatz] Vermöge dieser Eigenschaften und ihrer regen ärztlichen
Tätigkeit ist Frau Dr. Krajewska heute in der Stadt und im Kreise D. Tuzla eine geachtete und allerseits verehrte
Persönlichkeit. [Absatz] Dem Vorangeführten geruhe das hohe Ministerium zu ersehen, dass durch die Tätigkeit
der beiden genannten Amtsärztinnen, insbesondere aber durch Frau Dr. Krajewska, die hochdortigen Intentio-
nen ihre Erfüllung in vollem Maße finden.“ Im Herbst 1897 wurde dann entschieden, eine Ausschreibung für
weitere Amtsärztinnenstellen zu machen.
12. Zur Einsetzung der Amtsärztinnen Olszewska und Kuhn vgl. Nečas, Anmerkung 5, op. cit., S. 96/97 und S.
103.
13. Zur Petition der beiden Amtsärztinnen Krajewska und Kecková vgl. ABH, ZVS 1904, kut. 35, š. 38 281/2.
14. Vgl. Die Lage der Mohammedaner in Bosnien: von einem Ungarn/[Benjamin von Kállay], Wien, 2004=
1900, S. 48
15. Vgl. das Referat Neumanns mit dem Titel „Referat über die Jahresberichte der Amtsärztinnen Dr. Krajew-
ska, Dr. Olszewska und Dr. Keck pro 1900 nebst diversen Vorschlägen zur Bekämpfung der Kindersterblichkeit,
Besserung der hygienischen- und Wohnungsverhältnisse“, das er dem Gemeinsamen Finanzministerium vorleg-
te. Das Referat, vom 3.8.1901 datiert, schließt mit 6 grundsätzlichen Feststellungen und Empfehlungen, darun-
ter die Empfehlung zur Vermehrung der Amtsärztinnenstellen. (ABH, ZMF Ad 5338 und 9241, B. H., 1901)
16. Vgl. Nečas, Anmerkung 5, op. cit., S. 104
17. Vgl. den „Bericht über die ärztliche Tätigkeit der Dr. Gisela Januszewska, Privatärztin und Leiterin des Ambu-
latoriums ´D. Šeher´, über das erste Halbjahr 1912“. Dort führt Januszewska aus: „Da ich mich im August 1900
mit meinem direkten Vorgesetzten verheiratete, legte ich den Posten einer Amtsärztin nieder und verblieb als
Privatärztin in Banjaluka auf Grund des Erlasses der hohen Landesregierung vom 26. Oktober 1900 Z=162495/I
...“. (ABH, ZVS 1912, kut. 309, š. 96 191/5)
18. Vgl. Barbara Martin, Zur Tätigkeit von Kornelija Rakić als Amtsärztin in Bosnien-Herzegowina (1908-1918),
zugänglich auf der Internet-Plattform Scribd unter https://de.scribd.com/document/360574359/Zur-Tatigkeit-
von-Kornelija-Rakić-als-Amtsärztin-in-Bosnien-Herzegowina, S.13.
19. Vgl. das Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium vom 19.11.1900, unter-
zeichnet vom Chef der Landesregierung, Johann von Appel, in welchem es heißt: „Rücksichtlich des Umstandes,
dass die nunmehrige Frau Dr. Januszewska die ärztliche Praxis in Banjaluka als Privatärztin – da sie Bewilligung
hiezu ausdrücklich erbat und auch erhielt – weiter ausüben wird, so erscheint es vorläufig nicht notwendig, die
erledigte Stelle zu Gunsten der Stadt Banjaluka, beziehungsweise des gleichnamigen Kreises, zu besetzen, da-
gegen wäre es angezeigt, mit der frei gewordenen Dotation die Stelle einer Amtsärztin in einer solchen Kreis-
stadt zu creiren, welche noch über keinen weiblichen Arzt verfügt und kommt in dieser Beziehung nur noch der
Kreis B i h a ć und T r a v n i k in Betracht.“ (ABH, ZMF 13246, B. H., 1900)
20. Vgl. das Schreiben von Seiten des Gemeinsamen Finanzministeriums vom 3.1.1901. (ABH, ZMF 13246, B. H.,
1900)
21. Vgl. das in Anmerkung 19 zitierte Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium
vom 19.11.1900.
22. Vgl. das in Anmerkung 20 zitierte Schreiben des Ministeriums an die Landesregierung vom 3.1.1901.
23. Vgl. das in Anmerkung 19 zitierte Schreiben der Landesregierung vom 19.11.1900. Nach den – wahrschein-
lich aktuellen – Angaben, die die Landesregierung 1900 machte, hatte der Kreis Travnik, der flächenmäßig grö-
ßer war als der Kreis Bihać, 240088 BewohnerInnen, davon 69940 MuslimInnen, der Kreis Bihać 191897 Be-
wohnerInnen, davon 81777 MuslimInnen. Die Stadt Travnik hatte den Angaben der Landesregierung zufolge

41
6261 BewohnerInnen, davon 2983 MuslimInnen, die Stadt Bihać 3943 BewohnerInnen, davon 2571 MuslimIn-
nen.
24. Das Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium stammt vom 4.3.1902 und ist
unterzeichnet vom Chef der Landesregierung, Johann von Appel. (Vgl. ABH, ZMF 3269, B. H., 1902)
25. Über Krajewska hieß es in dem in Anmerkung 24 zitierten Schreiben der Landesregierung: „Amtsärztin Dr.
Krajewska hat im Monate Juni 1901 die Bezirksstädte Bugojno, Prozor, Livno, Glamoč, Županjac und Žepče, im
Monate Oktober 1901 die Bezirks-Exposituren Gor. und Dol. Vakuf bereist und, trotz nur 1-2tägigen Aufenthal-
tes in jedem Orte, insgesamt 481 Kranke, davon 309 der islamitischen Bevölkerung = 64,2% behandelt.“ Zu den
Erfahrungen, die Krajewska bei der Mitbetreuung des Travniker Kreises gemacht hat, vgl. auch „Jahresbericht
der Amtsärztin Dr. T. Krajewska in Sarajevo für das Jahr 1902“, in: Wiener Medizinische Wochenschrift, 1903,
38, Spalte 1778.
26. Vgl. das in Anmerkung 24 zitierte Schreiben der Landesregierung vom 4.3.1902.
27. Vgl. das in Anmerkung 19 zitierte Schreiben der Landesregierung vom 19.11.1900. In dem Schreiben bat die
Landesregierung das Gemeinsame Finanzministerium um Zustimmung zu dem Plan, dass mangels Kandidatin-
nen eine Ausschreibung für die Stelle in Bihać erfolgen solle, und zwar „in analoger Weise wie eine solche per
Erlass des Ministeriums vom 21. Oktober 1897 verfügt wurde“.
28. Vgl. das in Anmerkung 20 zitierte Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung
vom 3.1.1901. In diesem Schreiben hatte sich das Ministerium dahingehend geäußert, dass es zwar mit der von
der Landesregierung vorgeschlagenen Entsendung einer Amtsärztin nach Bihać einverstanden sei, dass es „die-
selbe jedoch nicht für so dringend“ halte, „dass für diesen Posten jetzt ein Concours ausgeschrieben werden
müsste“. Stattdessen solle der erfolgreiche Abschluss der Fortbildung von Carola Meyer-Milobar am Landes-
krankenhaus abgewartet werden, um ihr danach das Amt einer Amtsärztin in Bihać zu übertragen. Zu dieser
Ärztin vgl. auch Nečas (Anmerkung 5, op. cit., S. 105/106) und
https://en.wikipedia.org/wiki/Karola_Maier_Milobar (aufgerufen am 5.8.2018). Sie war 1900 in Zürich promo-
viert worden und wurde 1906 die erste niedergelassene Ärztin in Kroatien.
29. Vgl. das in Anmerkung 24 zitierte Schreiben der Landesregierung vom 4.3.1902 und das darauf bezogene
Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums vom 18.4.1902, das ebenso wie das Schreiben der Landesre-
gierung unter der Signatur ABH, ZMF 3269, B. H., 1902, zu finden ist.
30. Vgl. Barbara Martin, Anmerkung 18, op. cit., S. 3
31. Vgl. Barbara Martin, Anmerkung 2, op. cit., S. 2/3
32. Rakić war im Dezember 1917 auf die seit 1911 vakante Amtsärztinnenstelle in Mostar berufen worden, die
sie aber faktisch erst im Oktober 1918 antrat. Sie war vorher Amtsärztin in Bihać (1908-1912) und Banja Luka
(ab 1912) gewesen. Nach ihrem Weggang aus Bihać gab es dort bis 1918 keine Amtsärztin mehr. Zur langjähri-
gen Stellenvakanz in Bihać und Mostar vgl. Barbara Martin, Anmerkung 18, op. cit., S. 12 und 18/19.
33. Zum Geburtsort Einhorns vgl. die „Dienst- und Qualifikations-Tabelle der Dr. Rosa Einhorn“ in der Samm-
lung der Beamtendossiers (Zbirka službeničkih dosijea) im Archiv Bosnien und Herzegowinas in Sarajevo. Dort
heißt der Ort allerdings Suchowolie, aber es handelt sich bestimmt um Suchowola im Nordosten des heutigen
Polen. Das Geburtsdatum 24.4.1872 geht aus Einhorns Gesuch um Einstellung als Amtsärztin in Bosnien-
Herzegowina hervor, das vom 6.2.1902 datiert ist. (Vgl. ABH, ZVS 1902, kut. 151, Signaturengruppe š. 52-113)
34. Über die Eltern liegen so gut wie keine Informationen vor. Von einer Schwester ist verschiedentlich die
Rede. So heißt es etwa in einem Urlaubsgesuch Einhorns vom Juli 1904, dass sie um einen zweimonatigen Ur-
laub „in die Monarchie behufs Begleitung und Pflegeleistung ihrer kranken Schwester stud. phil. Rahel Einhorn“
bitte. (Vgl. Anmerkung 111). 1905, im Zusammenhang mit Einhorns Majestätsgesuch, findet sich dann der Hin-
weis, dass sie gern nach Wien wechseln würde, um dadurch u. a. die Möglichkeit zu haben, ihre kranken Eltern,
die inzwischen offenbar dort lebten, zu pflegen und ihrer Schwester Rahel zum Studium zu verhelfen. (Vgl. dazu
den kurzen schriftlichen Nachtrag Bloch-Einhorns vom 23.10.1905 zu ihrem Majestätsgesuch, der sich ebenso
wie das Majestätsgesuch in einer umfangreichen Mappe zu Bloch-Einhorn unter der Signatur ABH, ZVS 1910,
kut. 209, š. 96-31 findet.)
35. Das Abschlusszeugnis des Mädchengymnasiums in Grodno ist vom 10. Juli 1889 datiert. (Vgl. Matrikelver-
zeichnisse der Universität Bern, Staatsarchiv des Kantons Bern, Matrikelband BB IIIb 1161. Der Eintrag zu Ein-

42
horn findet sich unter der Matrikelnummer 8166.) Der Überblick über ihren beruflichen Werdegang ist Teil
eines an den Gemeinsamen Finanzminister Leon von Bilinski gerichteten Gesuchs vom 23.4.1912, mit dem
Bloch-Einhorn viele Jahre nach dem Verlust ihrer Anstellung als Amtsärztin in Travnik um Wiedereinstellung
bat. (Vgl. ABH, ZMF 6212, B. H., 1912)
36. Vgl. Christine Johanson, Women´s struggle for higher education in Russia, 1855-1900, Kingston, Montreal,
1987, S. 77-81
37. Vgl. ibid., S. 82/83, zu Miljutin S. 78/79
38. Vgl. ibid., S. 83 und 87
39. Vgl. ibid., S. 87-90
40. Vgl. ibid., S. 90
41. Vgl. Einhorns Gesuch um Einstellung als Amtsärztin in Bosnien-Herzegowina vom Februar 1902, zitiert in
Anmerkung 33.
42. Die Eintragung über die Hebammenprüfung Einhorns in dem Matrikelverzeichnis der Universität Bern lau-
tet: „Zeugnis über bestandene Prüfung als Hebamme von der Kaiserl. Militär-Akademie zu St. Petersburg v. 6.
Dez. 1892“. (Vgl. Matrikelverzeichnisse der Universität Bern, zitiert in Anmerkung 35)
43. Die Angabe stammt aus dem Beamtendossier zu Einhorn, zitiert in Anmerkung 33. In dem in Anmerkung 35
zitierten Wiedereinstellungsgesuch Einhorns als Amtsärztin von 1912 heißt es hingegen zu ihrer Krankenhaus-
tätigkeit in St. Petersburg: „Nach Absolvierung der medizinischen Kurse in Petersburg war ich als Assistentin 6
Monate im dortigen städt. Krankenhaus tätig…“.
44. Zu dem Bericht des Bezirks-Landschafts-Amtes Opočka an die k. u. k. Botschaft in St. Petersburg vgl. ABH,
ZMF 13860, B. H., 1902. Der Bericht war im Oktober 1902 vom k. u. k. Ministerium des Äußern an das Gemein-
same Finanzministerium weitergeleitet worden.
45. Vgl. das Einstellungsgesuch Einhorns von 1902, zitiert in Anmerkung 33.
46. Vgl. Johanson, Anmerkung 36, op. cit., S. 91
47. Vgl. das Einstellungsgesuch Einhorns von 1902, zitiert in Anmerkung 33.
48. Laut den Angaben im Matrikelverzeichnis der Universität Bern schrieb sich Einhorn am 9. Dezember 1896
an der dortigen Universität ein. (Vgl. Matrikelverzeichnisse der Universität Bern, zitiert in Anmerkung 35). Zur
Angabe über die Propädeutik-Prüfung vgl. Nečas, Anmerkung 5, op. cit., S. 106.
49. Die Bestätigung der Universität Lausanne, dass Einhorn am 17. Mai 1901 das Doktordiplom der Universität
erhalten hat, findet sich unter ABH, ZVS 1902, kut. 151, Signaturengruppe š. 52-113. Während Einhorn an der
Universität Bern eingeschrieben war, „studierte und praktizierte“ sie 1897 nach Angaben in ihrem Einstellungs-
gesuch von 1902 auch noch einige Zeit in Wien im „k. k. allgemeinen Krankenhaus“.
50. Nach Angaben von Einhorn wurde die Dissertation in Langenbeck´s Archiv in Berlin publiziert. Eine Nachfor-
schung ergab, dass die Arbeit unter dem angegebenen Titel im „Archiv für klinische Chirurgie“, Band 64, 1901,
Heft 4, S. 791-848, mit dem Zusatz ´Aus der Universitäts-Klinik zu Bern. – Dir. Arzt Professor Dr. Kocher´ er-
schienen ist.
51. Das Gemeinsame Finanzministerium erhielt auf sein Ersuchen vom Ministerium des Äußern die Nachricht
der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Bern, dass sich Einhorn „im J.[ahr] 1896 und vom J. 1898 bis
1900 in Bern, einige Monate der Jahre 1897 und 1901 in Lausanne“ aufhielt und danach nach Deutschland
verreiste. „Die Polizeibehörden“, so heißt es in dem Bericht der Gesandtschaft weiter, „gaben ihr das beste
Zeugnis hinsichtlich Fleißes und Lebensführung. Auch die Personen, bei welchen sie wohnte, sind einstimmig in
ihrem Lobe; mit Russen hat sie nicht gern verkehrt.“ (ABH, ZMF 9021, B. H., 1902)
52. Vgl. das Einstellungsgesuch Einhorns von 1902, zitiert in Anmerkung 33. Nachforschungen über die Klinik
von Dr. Vogel ergaben, dass im „Krankenhaus-Lexikon für das Deutsche Reich“ von 1900, unter den „Privat-
Heilanstalten für Frauenkrankheiten“ auf S. 64 die Klinik eines Dr. Vogel in Berlin aufgeführt ist, die im Juli 1897
eröffnet wurde.
53. Zur Ausschreibungsfrage vgl. S. 5 der vorliegenden Arbeit.
54. Ihr Einstellungsgesuch, datiert vom 6.2.1902, hat Einhorn offensichtlich aus Wien eingereicht, denn das
Deckblatt ihres Gesuchs enthält die Angabe: Wien IX, Pelikangasse 14. (Vgl. zu dem Gesuch Anmerkung 33)
Einige weitere Dokumente belegen, dass sich Einhorn auf jeden Fall auch im August und September 1902 in

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Wien aufhielt. Vom September 1902 gibt es ein Schreiben Einhorns, das offensichtlich an die Landesregierung
Bosnien-Herzegowinas gerichtet war und in dem sie um offizielle Benachrichtigung über die bereits gefallene
Entscheidung bezüglich ihrer Einstellung als Amtsärztin bittet. Hier gibt sie als ihre Adresse Wien IX, Pelikan-
gasse 10, an. (Vgl. dazu ABH, ZVS 1902, kut. 151, Signaturengruppe š. 52-113)
55. Zur gutachterlichen Äußerung des Landessanitätsrats vom 28.4.1902 vgl. ABH, ZVS 1902, kut. 151, Signa-
turengruppe š. 52-113. Der Äußerung des Landessanitätsrats ist zu entnehmen, dass sich Professor Neumann
besonders lobend über Einhorn geäußert hat. Er habe ihr „ausgezeichnete Kenntnisse… in der Dermatologie
und Syphilis“ bescheinigt, die sie durch ihre „Teilnahme an den Vorlesungen über die betreffenden Disziplinen
und durch Besuch seiner Klinik“ erworben habe. Neumann habe überdies seiner Überzeugung Ausdruck gege-
ben, dass sich Einhorn „wegen ihrer allgemeinen medizinischen Bildung und Gewissenhaftigkeit in ihrem Berufe
aufs Beste“ empfehle.
56. Vgl. die Nachricht des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 23.8.1902 (ABH, ZVS
1902, kut. 151, Signaturengruppe š. 52-113). Zur Frage, ob sich Einhorn politisch betätigt habe, gibt es auch
eine interessante Stellungnahme des Hofrats Prof. Dr. Emil Zuckerkandl (Wien), die er zur Unterstützung des
Einstellungsgesuchs von Einhorn verfasst hat und in der er versicherte, dass sich Einhorn, die er schon seit meh-
reren Jahren kenne, „auf die Ausübung ihres Berufes“ beschränke und „jedweder politischen Agitation“ fern
stehe. (Vgl. auch ABH, ZVS 1902, kut. 151, Signaturengruppe š. 52-113). Einen kleinen Einblick in Einhorns poli-
tische Einstellung könnte eine Episode geben, die sich 1903 in Travnik zugetragen hat. Nach einer telegraphi-
schen Mitteilung des Travniker Kreisvorstehers Michael Rukavina von Vezinovac an den Chef der Administrati-
ven Abteilung der Landesregierung, Isidor Benko von Boinik, vom 28.9.1903 plante Einhorn, Urlaub zu nehmen,
um eine Audienz beim „russischen Kaiser“ (Nikolaus II.), der sich gerade in Wien aufhielt, zu bekommen. Wel-
che Absichten sie mit einer solchen Audienz konkret verfolgte, ist unbekannt. Vermutlich wollte sie nur die
Gelegenheit, die sich ihr bot, nutzen, um dem Zaren als ehemalige Staatsbürgerin des Russischen Reiches ihre
Ehrerbietung zu bezeugen. Vorstellbar wäre aber auch, dass sie dem Zaren irgendein Anliegen vortragen woll-
te, das Familienangehörige betraf, die weiterhin im Russischen Reich lebten. Die Geschichte endete auf folgen-
de Weise: Der Kreisvorsteher bat den Vertreter der Landesregierung, Einhorn den entsprechenden Urlaub nicht
zu gewähren, da die Gesundheitsverhältnisse in Travnik ihr Verbleiben an Ort und Stelle dringend erforderten,
und kurze Zeit später teilte er ihm mit, dass Einhorn von sich aus ihren Plan aufgegeben habe, zwecks Audienz
beim russischen Zaren nach Wien zu fahren. (Vgl. ZVS 1903, kut. 138, š. 52 144/18)
57. Vgl. Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 12.11.1902 (ABH, ZVS
1902, kut. 151, š. 52 113/5). In dem Schreiben heißt es, dass die „k.k. Statthalterei in Wien dem Fräulein Dr.
med. Rosa Einhorn unterm 31. Oktober 1902 … die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen hat“. Aus dem
Beamtendossier zu Einhorn (zitiert in Anmerkung 33) ist ersichtlich, dass sie formal Einwohnerin der Gemeinde
Götzendorf, Niederösterreich, war.
58. Zum Erlass über die Einstellung Einhorns vgl. Nečas, Anmerkung 5, op. cit., S. 107.
59. Vgl. Nečas, Anmerkung 5, op. cit., S. 107/108. Bei Nečas findet sich kein Hinweis darauf, dass die Amtsent-
lassung aufgrund der Unzufriedenheit der Landesregierung und des Gemeinsamen Finanzministeriums mit der
Amtsausübung Einhorns erfolgt ist. Vielmehr vermittelt seine Darstellung den Eindruck, als ob alle Probleme,
die Einhorn bekam, eine Folge der Heirat mit Sigmund Bloch gewesen seien.
60. Vgl. ABH, ZMF 16503, B. H., 1902
61. Zur Mitbetreuung des Kreises Travnik in den Jahren 1900 und 1901 vgl. „Jahresbericht der Amtsärztin Dr. T.
Krajewska in Sarajevo für das Jahr 1902“, zitiert in Anmerkung 25.
62. Vgl. ABH, ZVS 1903, kut. 138, š. 52 144/2 und š. 52 144/3. Das zuletzt genannte Dokument umfasst auch die
von Einhorn unterzeichnete Eidesurkunde.
63. Vgl. die in Anmerkung 3 zitierte „Instruktion für die Amts-Ärztinnen…“.
64. Das Quartiergeld bzw. die Wohnungszulage veränderte sich im Laufe der Jahre nicht. Es betrug bei Anna
Bayerová 1892 200 Gulden (vgl. Nečas, Anmerkung 5, op. cit., S. 16/17). Später – nach der Währungsumstel-
lung auf Kronen – erhielten die Amtsärztinnen entsprechend dem früheren Wert nun 400 Kronen Quartiergeld.
Vgl. z. B. das Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium vom 30. November 1904
(ABH, ZMF 12524, B. H., 1904). 1912 betrug die Wohnungszulage laut einem Schreiben der Landesregierung an

44
das Gemeinsame Finanzministerium von 1913, basierend auf einem Beschluss der Regierungs-Konferenz vom
24. Januar 1913, noch immer 400 Kronen (vgl. ABH, ZMF 2268, prez., B. H., 1913). Überflüssig zu betonen, dass
die Lebenshaltungskosten in der Zwischenzeit in vieler Hinsicht erheblich gestiegen waren.
65. Vgl. die in Anmerkung 3 zitierte „Instruktion für die Amts-Ärztinnen…“.
66. Vgl. Iljas Hadžibegović, Bosanskohercegovački gradovi na razmeđu 19. i 20. stoljeća, Sarajevo, 2004 (Histo-
rijske monografije, 1), S. 34
67. Vgl. Martin Udovičić, Travnik u vrijeme Austro-Ugarske (1878-1918). Travnik, 1981, S. 28/29
68. Vgl. Die Ergebnisse der Volkszählung in Bosnien und der Hercegovina vom 10. Oktober 1910. Zsgest. vom
Statist. Dep. d. Landesregierung. Hrsg. v. d. Landesregierung für Bosnien und die Hercegovina, Sarajevo, 1912,
S. 304/305. Für die vorliegende Arbeit wurde durchgehend auf die Ergebnisse der Volkszählung von 1910 rekur-
riert, die selbstverständlich nur einen annähernden Eindruck von den Verhältnissen vermitteln können, wie sie
Einhorn 1903 vorfand. Das Gleiche hätte aber auch für die Ergebnisse der Volkszählung von 1895 gegolten.
69. Vgl. Fatima Maslić, Dragana Baner, Vodič kroz prošlost, starine i prirodno naslijeđe travničkog kraja, Travnik,
Zavičajni muzej, 2006, S. 41-44 und 49-52
70. Zu den Grundschulen in Travnik vgl. Udovičić, Anmerkung 67, op. cit., S. 151.
71. Zu der Handelsschule vgl. ibid., S. 165 ff. Nach 1911 war die Handelsschule bedingt auch für Mädchen zu-
gänglich. Zu dem Travniker Gymnasium vgl. ibid., S. 155 ff. Nach dem Staatlichen Großen Gymnasium in Sara-
jevo war das Gymnasium in Travnik das älteste in Bosnien-Herzegowina.
72. Zur Höheren Mädchenschule vgl. ibid., S. 169 ff. Die Höhere Mädchenschule, deren Ziel es war, Mädchen zu
guten Hausfrauen auszubilden, wurde jahrelang nur von einer sehr kleinen Zahl von Mädchen besucht. Die Zahl
der muslimischen Mädchen an dieser Schule nahm erst von 1910 an deutlich zu.
73. Vgl. Die Ergebnisse der Volkszählung, Anmerkung 68, op. cit., S. XLIII, Tafel 40
74. Vgl. ibid., S. XLV, Tafel 42. Die Schwierigkeiten, die der Analphabetismus des Großteils ihrer Patientinnen für
die Amtsärztinnen mit sich brachte, lassen sich z. B. einer Schilderung von Jadwiga Olszewska, Amtsärztin in
Dolnja Tuzla, entnehmen. Im Zusammenhang mit der Behandlung von Syphilispatientinnen äußerte sie sich in
ihrem Jahresbericht 1901 einmal folgendermaßen: „Bei der Ordination präge ich jedem einzelnen Patienten
[meist handelte es sich natürlich um Patientinnen] ein, wie er die ordinierten Arzneien zu gebrauchen hat. Pa-
tienten, welchen ich Ung.[uentum] Hydrarg.[yrum] [Quecksilbersalbe] zum Schmieren verordnete, empfahl ich
das Abwaschen der Haut mit warmem Wasser und Seife, was er nach jeder viertägigen Schmierperiode zu wie-
derholen hat. Das Quantum, welches der Patient zu jeweiligem Einreiben braucht, bestimme ich durch Vorde-
monstrieren“ mit irgendeiner Salbe oder einem zerknüllten Stück Papier. „Die Hautteile, an welchen das Einrei-
ben vorzunehmen ist, zeige ich dem Kranken ganz deutlich und lasse ihn das ihm Gesagte und Vordemon-
strierte mit Gesten und Worten wiederholen.“ (Vgl. ABH, ZVS 1902, kut. 150, š. 52 10/20). Und Krajewska,
Amtsärztin in Sarajevo, vermerkte, ebenfalls im Zusammenhang mit der Syphilisbehandlung, in ihren Me-
moiren: „Ich kam zu der Überzeugung, dass es in fernen, abgelegenen Dörfern [des Kreises Sarajevo] am besten
ist, ein Anschauungssystem anzuwenden. Zu diesem Zweck führe ich fertige Arzneien, einen Löffel mit mir und
zeige ihnen [den Patientinnen], wie viel sie davon trinken, wie und womit sie den Hals spülen müssen.“ [Übers.
von B. M.] Vgl. Teodora z Kosmowskich Krajewska, Pamiętnik. Przygotowała do druku: Bogusława Czajecka.
Kraków, Krajowa Agencja Wydawnicza, 1989, S. 165. Die Memoiren Krajewskas liegen inzwischen auch in kroa-
tischer Übersetzung vor: Zdravka Zlodi, Tomek J. Lis, Bosna u uspomenama poljske liječnice Teodore Krajewske
z Kosmowskich (1854.-1935.), Zagreb, 2015 (Biblioteka hrvatska povjesnica, Monografije i studije III/68).
75. Vgl. Die Ergebnisse der Volkszählung, Anmerkung 68, op. cit., S. XLV, Tafel 42, und S. XLVIII, Tafel 45
76. Vgl. Udovičić, Anmerkung 67, op. cit., S. 187
77. Zum Kreis Travnik gehörten ab 1895 9, ab 1910 10 Bezirksstädte. (Vgl. Udovičić, Anmerkung 67, op. cit., S.
28)
78. Zu der entsprechenden Verpflichtung der Amtsärztinnen hieß es in der „Instruktion für die Amts-Ärztinnen
in Bosnien und der Herzegowina“: „Sie [die Amtsärztin] verpflichtet sich, im Einvernehmen mit der Kreisbe-
hörde von Zeit zu Zeit auf ärarische Kosten ihren Amtsbezirk zu bereisen und in den größeren Orten desselben
sich der kranken weiblichen Bevölkerung zur Verfügung zu stellen; ferner in solchen Orten, wo ihr von der

45
Kreisbehörde besonders zu behandelnde Kranke angegeben werden, diese letzteren aufzusuchen und zu be-
handeln.“ (Zur „Instruktion für die Amts-Ärztinnen…“ vgl. Anmerkung 3)
79. Krajewska war beispielsweise 1902 im Kreis Sarajevo zur Impfung von Frauen gegen Pocken mit gewissen
Unterbrechungen fast zwei Monate, vom 27.1. bis 24.3.1902, auf Dienstreisen, die sehr strapaziös waren. Vgl.
die Ausführungen in ihren Memoiren (Teodora z Kosmowskich Krajewska, Pamiętnik, Anmerkung 74, op. cit., S.
121-124) und den „Jahresbericht der Amtsärztin Dr. T. Krajewska in Sarajevo für das Jahr 1902“, Anmerkung 25,
op. cit., Spalte 1779.
80. In ihren Memoiren hat Krajewska einmal den Umstand, dass eine einzige Amtsärztin im Prinzip für die
Betreuung der weiblichen Bevölkerung eines ganzen Kreises zuständig war, ziemlich kritisch angesprochen. Die
entsprechende Passage lautet: „Im Laufe dieses Tages [eines Tages im Jahr 1902] impfte ich 236 Personen
[gegen Pocken]. Selbstverständlich waren muslimische Frauen wie auch ihre Männer sehr zufrieden mit der
neuen Regelung, dass ein weiblicher Arzt impft und nicht ein männlicher. Dr. Pollaczek [Dr. Bernhard Pol-
latschek, ein Kollege Krajewskas] bemerkte dazu zutreffend, dass ich als einzige Ärztin für den Kreis Sarajevo
natürlich nicht alle Frauen des Kreises impfen könne. Im Sarajevoer Kreis gibt es 20 Bezirksärzte, 2 Gemeinde-
ärzte und 2 Eisenbahnärzte. Die Zahl der Ärztinnen in [ganz] Bosnien und Herzegowina beträgt 4. Außerdem
hielt er es nicht für richtig, dass den Ärztinnen die Last aufgebürdet werde, jene Musliminnen gegen Pocken zu
impfen, die schon als Einjährige durch den Bezirksarzt hätten geimpft werden müssen. Dr. Pollaczek hatte
recht. Man hat uns eine die Arbeitskraft übersteigende Last aufgebürdet, damit meine ich nicht die Arbeitskraft
einer Frau, sondern allgemein die menschliche Arbeitskraft.“ (Übers. von B. M.) (Vgl. Teodora z Kosmowskich
Krajewska, Pamiętnik, Anmerkung 74, op. cit., S. 124) Es war Isidor Neumann, der in seinem Schreiben vom
22.5.1892 an das Gemeinsame Finanzministerium empfahl, zunächst einmal in jedem der 6 Kreise Bosnien-
Herzegowinas eine Ärztin einzusetzen, um dann zu sehen, wie viele Ärztinnen tatsächlich gebraucht würden.
(Vgl. dazu Anmerkung 9 dieser Arbeit). Über die Gründe für die kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs erfolgte
Einsetzung Sattler-Feuersteins in Sarajevo als zweite Amtsärztin neben Krajewska liegen keinerlei Informatio-
nen vor.
81. Die Pflicht zur Berichterstattung war in der in Anmerkung 3 zitierten „Instruktion für die Amts-Ärztinnen…“
festgelegt.
82. Zum 1. und 2. Quartalsbericht 1903 von Einhorn vgl. ABH, ZVS 1903, kut. 137, š. 52 10/12 bzw. š. 52 10/22,
zum Jahresbericht 1903 von Einhorn vgl. ABH, ZVS 1904, kut. 36, š. 38 284/3, zum 2. Quartalsbericht 1904 von
Einhorn vgl. ABH, ZVS 1904, kut. 36, š. 38 284/18.
83. Die Angaben über die Gesamtzahl der Patientinnen im Jahr 1903 finden sich in dem entsprechenden Jahres-
bericht Einhorns. Dort ist aber auch noch die Rede davon, dass sie 3000 Impfungen auf dem Lande und 260 in
der Stadt Travnik vorgenommen habe. Ob sie eventuell zumindest einen Teil der Impffälle bei der Zahl der Pa-
tientinnen mitberücksichtigt hat und es dadurch vielleicht zu der auffallend hohen Zahl an Patientinnen gekom-
men ist, muss offen bleiben. Zur auffalend hohen Zahl an Patientinnen bei Einhorn vgl. auch Anmerkung 84.
84. Die Zahl der Patientinnen betrug beispielsweise 1901 bei Bohuslava Kecková in Mostar 1028, bei Jadwiga
Olszewska in Dolnja Tuzla 867 und bei Teodora Krajewska in Sarajevo 1469. (Vgl. Das Sanitätswesen in Bosnien
und der Hercegovina. 1878-1901. Hrsg. von der Landesregierung für Bosnien und die Hercegovina, Sarajevo,
1903, S. 400/401, Tabelle XXXV). 1902 betrug die Zahl der Patientinnen Krajewskas 1044, vgl. „Jahresbericht
der Amtsärztin Dr. T. Krajewska in Sarajevo für das Jahr 1902“, Anmerkung 25, op. cit., Spalte 1780). Ein Ver-
gleich der Patientinnenzahlen der verschiedenen Amtsärztinnen ist selbstverständlich nur bedingt sinnvoll, da
viele verschiedene Faktoren Einfluss auf die jeweilige Zahl der Patientinnen der Ärztinnen hatten. Die Zahlen
sollen hier lediglich als grobe Anhaltspunkte für eine Einschätzung der von Einhorn angegebenen Patientinnen-
zahlen dienen.
85. Die in diesem Abschnitt angeführten Zahlen sind den in Anmerkung 82 zitierten Berichten Einhorns ent-
nommen.
86. Im 1. Quartal 1903 (341 Patientinnen insgesamt) nahmen die Fälle von Krankheiten der Geschlechtsorgane
(55 oder 16%) die erste Position ein (ohne Syphilisfälle), gefolgt von Krankheiten der Verdauungsorgane (45
oder 13%). Im 2. Quartal 1903 (213 Patientinnen insgesamt) war die Reihenfolge umgekehrt (18% Krankheiten
der Verdauungsorgane und 10% Krankheiten der Geschlechtsorgane). Im 2. Quartal 1904 (674 Patientinnen ins-

46
gesamt) rangierten wiederum die Fälle von Krankheiten der Verdaungsorgane (20%) vor den Fällen von Krank-
heiten der Geschlechtsorgane (12%).
87. Den Statistiken Einhorns zufolge machte die Tuberkulose im 1. Quartal 1903 4%, im 2. Quartal 1903 5% und
im 2. Quartal 1904 7% der Krankheitsfälle unter ihren Patientinnen aus.
88. Zu den entsprechenden Erfahrungen Einhorns vgl. ihren Jahresbericht 1903. Als Beispiel für die entspre-
chenden Erfahrungen der anderen Amtsärztinnen sei hier auf den überaus interessanten Zehnjahresbericht
Keckovás verwiesen, der gleichsam die Quintessenz ihrer Erfahrungen der Jahre 1893 bis 1902 enthält. (Vgl.
ABH, ZVS 1904, kut. 36, š. 38 283/6)
89. Vgl. Fuchs, „Ärztinnen für Frauen“, Anmerkung 8, op. cit., S. 119. Dort heißt es: „Diese Arbeit [des Einrich-
tens von Entbindungsstationen an öffentlichen Krankenanstalten] übernahm – möglicherweise nach dem Vor-
bild Keckovás in Mostar – Krajewska für das Landeskrankenhaus Sarajewo (um 1900), Olszewska für das Be-
zirksspital in Tuzla, Einhorn für das Bezirksspital in Travnik und Januszewska im Auftrag des Magistrats für Banja
Luka.“ (Kleine Nebenbemerkung – das Landeskrankenhaus in Sarajevo hatte bereits seit seiner Eröffnung im
Jahr 1894 eine Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe.) Worauf sich Fuchs bei ihren Ausführungen über
die verschiedenen Amtsärztinnen und deren Gründung von Entbindungsstationen in öffentlichen Krankenhäu-
sern an ihrem jeweiligen Amtssitz genau bezieht, ist nicht klar angegeben. Sollte es die von ihr an einer anderen
Stelle ihrer Studie zitierte Arbeit von Omer Ć. Ibrahimagić et al. (Liječnici u tuzlanskom kraju u devetnaestom
stoljeću“, in: Medicinski arhiv, 60, 2006, 6, supl. 2, S. 117-120) sein, so ist dazu festzustellen, dass in der Arbeit
von Ibrahimagić et al. in Bezug auf Entbindungsstationen oder Gebäranstalten nur die Rede von Krajewska ist,
über die es heißt, dass sie 1900 die erste Entbindungsstation (porodilište) in dem vier Jahre früher gegründeten
Gemeindekrankenhaus [von Tuzla] geschaffen habe. (Krajewska war aber bereits seit Herbst 1899 als Amtsärz-
tin in Sarajevo und nicht mehr in Tuzla tätig.) In der Quelle, auf die sich die Studie von Ibrahimagić et al. ihrer-
seits beruft, ein Aufsatz des seinerzeit bekannten und angesehenen Gynäkologen Berislav M. Berić [nähere
Angaben s. u.], findet sich zu Krajewska der Hinweis: „Dr. Krajewska war eine sehr energische, gebildete, be-
scheidene, kommunikative Person und sie gründete sogleich [nach ihrer Arbeitsaufnahme in Tuzla] die erste
Praxis für Frauen und, 1900, auch die erste Entbindungsstation im dortigen Gemeindekrankenhaus (das 1886
gegründet worden war).“ (Übers. von B. M.) Auch zu dieser Aussage ist festzustellen, dass Krajewska schon seit
Herbst 1899 in Sarajevo und nicht mehr in Tuzla amtierte. Über Olszewska, die Amtsnachfolgerin Krajewskas in
Tuzla, findet sich bei Berić die Bemerkung, dass sie zunächst in Mostar tätig gewesen sei (was definitiv falsch
ist, wie leider auch etliche andere Angaben Berić‘ zu den Amtsärztinnen). Von dort sei sie nach Tuzla gegangen,
wo sie geblieben sei und die von Krajewska an dem dortigen Gemeindekrankenhaus 1900 gegründete Entbin-
dungsstation weitergeführt habe. (Vgl. Berislav M. Berić, „Značaj i uloga poljskih lekara u razvoju akušerstva i
ginekologije u jugoslovenskim zemljama do 1918. godine“, in: Acta historiae medicinae, stomatologiae, phar-
maciae, medicinae veterinariae, 1986, 26(1-2), S. 68/69). Alle Aussagen von Ibrahimagić et al. und Berić zu
einer angeblich seit 1900 existierenden Entbindungsstation an dem Tuzlaer Gemeindekrankenhaus, die von
Krajewska gegründet und von Olszewska weitergeführt worden sei, sind ziemlich fragwürdig und müssten ein-
mal von kompetenter Seite überprüft werden. Fazit der hier angestellten Überlegungen ist, dass die Studie von
Ibrahimagić et al., die schon problematisch erscheint in Bezug auf die Aussage über die Gründung einer Entbin-
dungsstation am Tuzlaer Gemeindekrankenhaus durch Krajewska, erst recht nicht als Grundlage für eine verall-
gemeinernde Behauptung geeignet ist, wonach nahezu alle Amtsärztinnen Entbindungsstationen an öffent-
lichen Krankenanstalten in den jeweiligen Kreisstädten, in denen sie ihren Amtssitz hatten, gegründet hätten.
90. Vgl. „Bolnica Travnik. 100 godina postojanja i djelovanja. Prilog za monografiju” (Das Krankenhaus Travnik.
100 Jahre seines Bestehens und Wirkens). Urednik izdanja: Fatima Maslić, Travnik, 1999. Die Broschüre stellte
mir freundlicherweise Herr Prof. Dr. Husref Tahirović, Tuzla, zur Verfügung. In der Broschüre wird ausgeführt,
dass es lange Zeit keinen eigenen gynäkologisch-geburtshilflichen Bereich in dem Travniker Krankenhaus gege-
ben habe. Die Geburten seien im Krankenhaus von Hebammen durchgeführt worden. Nur wenn es zu Kompli-
kationen gekommen sei, habe man einen Chirurg hinzugezogen. (S. 59) Aus all dem lässt sich schließen, dass
Einhorn möglicherweise hin und wieder bei Geburtsvorgängen in dem Gemeindekrankenhaus hinzugezogen
wurde, nicht aber, dass sie dort eine Entbindungsstation gegründet hat. Zur Gründung einer Gynäkologisch-
geburtshilflichen Abteilung in dem Krankenhaus kam es erst Jahrzehnte später.

47
91. Zur Rolle, die die Bekämpfung der Syphilis bei der Entstehung der Institution der Amtsärztinnen spielte, vgl.
Brigitte Fuchs, Anmerkung 5, op. cit., S. 72-74 und 76 ff. Zur Einbeziehung der Amtsärztinnen in die Syphilisbe-
kämpfung vgl. Barbara Martin, Anmerkung 18, op. cit., S. 8 ff.
92. Zum Vergleich: Kecková im Kreis Mostar hatte 1900 und 1901 2,4% bzw. 2,6% Syphiliskranke unter ihren
Patientinnen; der Anteil der Syphiliskranken unter den Patientinnen von Olszewska im Kreis Dolnja Tuzla in den
gleichen Jahren war mit 23,9% bzw. 26% wesentlich höher. (Vgl. Das Sanitätswesen in Bosnien und der Herce-
govina, Anmerkung 84, op. cit., S. 402/403, Tabelle XXXVI). Krajewska im Kreis Sarajevo zählte im Jahr 1902
10,1% Syphiliskranke unter ihren Patientinnen (laut „Jahresbericht der Amtsärztin Dr. T. Krajewska in Sarajevo
für das Jahr 1902“, Anmerkung 25, op. cit., Spalte 1781) und im Jahr 1903 9,2% (laut „Jahresbericht der Amts-
ärztin Dr. T. Krajewska in Sarajevo pro Jahr 1903“, ABH, ZVS 1904, kut. 36, š. 38 282/11).
93. Zu dem Schreiben des Kreisvorstehers, datiert vom 13.5.1903, vgl. ABH, ZVS 1903, kut. 138, š. 52 144/11.
Zur „Instruktion für die Amts-Ärztinnen…“ vgl. Anmerkung 3.
94. Vgl. ibid. Bei den vorgeschlagenen Städten handelte es sich um die Bezirksstädte Bugojno, Prozor, Jajce,
Varcar-Vakuf, Županjac, Livno, Glamoč, Zenica und Žepče sowie die Ortschaften Donji Vakuf und Gornji Vakuf.
95. Zum Schreiben der Landesregierung an die Kreisbehörde Travnik, datiert vom 10.6.1903, vgl. ABH, ZVS
1903, kut. 138, š. 52 144/11.
96. Vgl. das Schreiben Einhorns an die Kreisbehörde Travnik, das einen kurzen Bericht über ihre Dienstreise
vom 16.8.1903 bis zum 2.9.1903 enthält. Das Schreiben ist undatiert, aber vermutlich bald nach dem 3. Sep-
tember 1903 der Kreisbehörde übermittelt worden. Einhorns Angaben zufolge betrug die Zahl der von ihr auf
dieser Dienstreise behandelten Frauen in Donji Vakuf circa. 58, Bugojno 52, Gornji Vakuf 118, Kupres 32, Jajce
86, Zenica 98 und Žepče 48. (ABH, ZVS 1903, kut. 138, š. 52 144/17)
97. Vgl. Udovičić, Anmerkung 67, op. cit., S. 213-215. Durch den Brand wurden 582 Häuser, 329 Nebengebäu-
de, 60 Läden, 7 Moscheen und 1 Synagoge zerstört.
98. Zu dem Schreiben Einhorns an die Landesregierung vom 17.11.1903 vgl. ABH, ZVS 1903, kut. 138, š. 52
144/1.
99. Vgl. Udovičić, Anmerkung 67, op. cit., S. 215
100. Zum Schreiben des Kreisvorstehers vgl. das Konvolut ABH, ZVS 1912, kut. 307, š. 96-56 (unter der Index-
bezeichnung „Reaktiviranje dr Rose Einhorn ...“)
101. Das Rechtfertigungsschreiben des Expositurleiters Došen stammt vom 8.5.1904. Zu einem weiteren
Vorwurf Einhorns, er habe sie gedrängt, Gornij Vakuf früher zu verlassen, als es ihre Amtsgeschäfte erlaubt
hätten, erklärte Došen, dass er dagegen entschieden protestieren müsse. Die Darstellung Einhorns mache ihn
umso stutziger, als ihm gar nicht bekannt gewesen sei, „wie lange die Amtsärztin ... verweilen kann und was für
Aufträge sie von [der] Dienstbehörde erhalten hat, – hoffentlich wird mich auch niemand für so grausam hal-
ten, dass ich gegen eine hochgebildete Dame so rücksichtslos sein könnte.“ (Vgl. das in Anmerkung 100 zitierte
Konvolut.) Um ein Beispiel aus dem Rechtfertigungsschreiben des Bezirksarztes, datiert vom 25.6.1904, zu ge-
ben, sei kurz geschildert, wie dieser die zwischen Einhorn und ihm umstrittene Frage, wer welche Personen-
gruppe(n) impfen müsse, dargestellt hat. Kernaussage seiner Darstellung war, dass Einhorn in einem Gespräch
mit ihm ihre Position mehrfach verändert habe. So habe sie zunächst erklärt, dass sie nur erwachsene Frauen
impfen müsse, während sie viel lieber Kinder impfen würde. Als er ihr daraufhin angeboten habe, eine größere
Gruppe von Kindern zu impfen, habe sie betont, dass sie beauftragt sei, erwachsene Frauen zu impfen. Darauf-
hin habe er die Impfung der Kinder selbst übernommen. (Vgl. das in Anmerkung 100 zitierte Konvolut.)
102. Das Schreiben Einhorns über die Ereignisse in Prozor bei ihrer Ankunft am 22.6.1904 befindet sich in dem
in Anmerkung 100 zitierten Konvolut.
103. Vgl. den Dienstreisebericht Einhorns vom 14.7.1904 in dem in Anmerkung 100 zitierten Konvolut. Leider
fehlt bei dem Bericht eine Seite.
104. Der Bericht des Bezirksvorstehers Božić, bei dem die Schlussseite(n) fehlt (fehlen), befindet sich in dem in
Anmerkung 100 zitierten Konvolut.
105. Das Schreiben des Kreisvorstehers Rukavina von Vezinovac an die Landesregierung vom 10.9.1904 befin-
det sich in dem in Anmerkung 100 zitierten Konvolut.

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106. Zur dienstlichen Beurteilung Einhorns durch den Kreisvorsteher Rukavina von Vezinovac vom 1.8.1904 vgl.
das in Anmerkung 33 zitierte Beamtendossier zu Einhorn.
107. Die Angaben über Sigmund Bloch sind einem einzelnen Blatt entnommen, das sich in der Sammlung der
Beamtendossiers (ZSD) im Archiv Bosnien und Herzegowinas befindet. Das eigentliche Beamtendossier zu Sig-
mund Bloch scheint in der Sammlung der Beamtendossiers aber nicht vorhanden zu sein.
108. Das Zitat stellt die knappe Wiedergabe des Inhalts des Bloch-Schreibens durch die Landesregierung dar. In
seinem Schreiben, das erhalten ist, zeigt sich Bloch einfühlsam und verständnisvoll gegenüber den Problemen,
die Einhorn aus einer ehelichen Verbindung mit ihm entstehen könnten. So heißt es beispielsweise in dem
Schreiben, dass Einhorn „mit ihrem frei gewählten Berufe und insbesonders mit ihrer gegenwärtigen Amtsan-
stellung“ sehr „tief und innig verbunden“ sei und den „Beruf als Amtsärztin“ in „hohem Maße als ihr ureigens-
tes Lebenselement“ betrachte. (Das Schreiben Blochs befindet sich in einer umfangreichen Mappe mit Doku-
menten zu Einhorn, die im Archiv Bosnien und Herzegowinas unter der Signatur ZVS 1910, kut. 209, š. 96-31, zu
finden ist.)
109. Zum Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium vom 20.1.1904 vgl. ABH, ZMF
863, B. H., 1904.
110. Zum Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 29.1.1904 vgl. ABH,
ZMF 863, B. H., 1904.
111. Vgl. Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium vom 28.11.1904, unterzeich-
net vom Chef der Landesregierung, Eugen von Albori (ABH, ZMF 1208, B. H., 1904). Im Archiv Bosnien und
Herzegowinas existiert auch das handschriftliche Gesuch Einhorns an die Landesregierung vom 2.7.1904 um
einen zweimonatigen Urlaub, aus dem zu erfahren ist, dass Einhorns Schwester Rahel hieß und Studentin (stud.
phil.) war (vgl. die umfangreiche Mappe zu Bloch-Einhorn unter ABH, ZVS 1910, kut. 209, š. 96-31, auf dem
Deckblatt des Dokuments findet sich auch die ältere Signatur 1904, 38 284/10). Neben dem Urlaubsgesuch ist
in der Mappe auch Einhorns handschriftliche Mitteilung an die Kreisbehörde enthalten, dass sie ihren Urlaub
am 19.7.1904 antrete (vgl. die Mappe zu Bloch-Einhorn unter ABH, ZVS 1910, kut. 209, š. 96-31, dieses Schrei-
ben Einhorns weist auf dem Deckblatt auch die ältere Signatur 1904, 38 284/12, auf.)
112. Zum Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium vom 28.11.1904 vgl. Anmer-
kung 111.
113. Zur Klärung des Sachverhalts sei Folgendes angemerkt: Die Landesregierung hatte eigentlich Recht, wenn
sie in ihren Überlegungen davon ausging, dass Einhorns Urlaub von zwei Monaten plus einem Monat Verlänge-
rungsurlaub (insgesamt also drei Monaten) am 16.10.1904 ausgelaufen wäre, aber aufgrund des Abschreibe-
fehlers war in ihrem Schreiben expressis verbis ausschließlich von einer viermonatigen Urlaubsverlängerung
die Rede, was, zusammen mit dem zweimonatigen ursprünglich beantragten und genehmigten Urlaub eine
Urlaubszeit von insgesamt 6 Monaten ausgemacht hätte, und im Hinblick darauf hatte das Gemeinsame Finanz-
ministerium bei seiner Erwiderung auf das Schreiben der Landesregierung allen Grund, die Regierung darauf
hinzuweisen, dass Einhorn nicht der Vorwurf einer eigenmächtigen Urlaubsüberschreitung gemacht werden
könne.
114. Zum Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 5.12.1904 vgl. ABH,
ZMF 1208, B. H., 1904.
115. Zum Schreiben der Landesregierung an Einhorn in New York, das auf dem Deckblatt den Vermerk „Datum
der Erledigung 13.12.1904“ aufweist, vgl. die umfangreiche Mappe zu Bloch-Einhorn unter ABH, ZVS 1910, kut.
209, š. 96-31 (auf dem Deckblatt des Dokuments findet sich auch die ältere Signatur 1904, 38 284/19).
116. Zum Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium mit unklarem Datum, aber
zeitlich der Wende von 1904 auf 1905 zuzuordnen, vgl. die umfangreiche Mappe zu Bloch-Einhorn unter ABH,
ZVS 1910, kut. 209, š. 96-31.
117. Zu dem von Einhorn verfassten beruflichen Werdegang im Rahmen ihres Gesuchs von 1912 auf
Wiedereinstellung als Amtsärztin vgl. Anmerkung 35.
118. In ihrem Schreiben an das Gemeinsame Finanzministerium vom 28.11.1904 sprach sich die Landesregie-
rung für eine „eventuelle Wiederbesetzung der Amtsärztinnenstelle in Travnik“ aus. Sie warte nur auf die „er-
betene Weisung“ des Ministeriums, um einen entsprechenden Antrag zu stellen. (Vgl. ABH, ZMF 1208, B. H.,

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1904) Und das Gemeinsame Finanzministerium erklärte daraufhin am 5.12.1904 gegenüber der Landesregie-
rung, dass es „dem angekündigten Antrage über die Wiederbesetzung der Stelle“ entgegensehe. (ABH, ZMF
1208, B. H., 1904)
119. Vgl. Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium vom 21.2.1905. (ABH, ZMF
1929, B. H., 1905) Der Position der Landesregierung, sie brauche noch eine längere Zeit, um sich zu entschei-
den, ob es überhaupt zu einer Wiederbesetzung der Travniker Amtsärztinnenstelle bzw. der Schaffung einer
vierten Amtsärztinnenstelle kommen solle, hielt das Ministerium in einem Schreiben vom 10.3.1905 entgegen,
dass es aber doch ganz nützlich wäre, eine vierte Stelle zu besetzen, und zwar „in dem stark syphilitischen und
vorherrschend mohammedanischen Kreise“ Bihać. (ABH, ZMF 1929, B. H., 1905)
120. Der Standpunkt der Landesregierung, vermutlich auch des Gemeinsamen Finanzministeriums, da, wo eine
Privatärztin tätig war, auf die Anstellung einer Amtsärztin zu verzichten, geht klar aus dem folgenden Schreiben
der Regierung an das Ministerium vom 27.1.1908 hervor, in dem es um die Einrichtung einer neuen Amtsärztin-
nenstelle in Bihać ging. Dort heißt es: „Nachdem die letztgenannte Ärztin [Bloch-Einhorn] inzwischen in Folge
der dem Ministerium bekannten Umstände den Posten einer Amtsärztin verloren hat, ist nunmehr weder in
Bihać noch in Travnik eine Amtsärztin vorhanden, wohl aber ist der in Travnik domizilierenden Dr. Rosa Ein-
horn, verehelichte Bloch, aufgrund des Erlasses vom 16. Dezember 1905 (Z1. 12633/B. H.) das Recht, private
Praxis auszuüben, verliehen worden. [Absatz] Es ist sonach in Travnik, gleichwie in Banjaluka, wo die Frau Dr.
Gisela Januszewska praktiziert, für alle Fälle eine Ärztin, wenn auch keine staatlich angestellte, vorhanden,
während der Bihaćer Kreis ganz ohne Ärztin ist.“ (ABH, ZMF 1462, B. H., 1908)
121. Zu dem von Einhorn verfassten beruflichen Werdegang im Rahmen ihres Gesuchs von 1912 um Wieder-
einstellung als Amtsärztin vgl. Anmerkung 35.
122. Das Majestätsgesuch Bloch-Einhorns trägt kein Datum. Doch aus einer Art Nachtragsgesuch, das auch
wieder an den Kaiser gerichtet war, geht hervor, dass Bloch-Einhorn die Audienz beim Kaiser am 18.10.1905
hatte, bei der sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch ihr Majestätsgesuch überreicht hat. In dem Nachtrags-
gesuch, datiert vom 23.10.1905, bekräftigte sie ihren auch in dem Majestätsgesuch geäußerten Wunsch nach
Transferierung ihres Gatten nach Wien, damit sie dort beide ihrer Arbeit nachgehen könnten. Zudem führte sie
nun als Grund für ein gemeinsames Leben in Wien an, dass sie sich verpflichtet fühle, sich um ihre damals of-
fenbar dort lebenden, kranken Eltern zu kümmern und ihrer Schwester Rahel zum Studium an der Wiener Uni-
versität zu verhelfen. (Zu beiden Gesuchen, dem Majestätsgesuch und dem Nachtragsgesuch, vgl. die umfang-
reiche Mappe zu Bloch-Einhorn unter ABH, ZVS 1910, kut. 209, š. 96-31.)
123. Zum Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung, datiert vom 25.10.1905,
vgl. ABH, ZMF 10529, B. H., 1905.
124. Vgl. dazu das Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 29.1.1904
(ABH, ZMF 863, B. H., 1904).
125. Zum Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium vom 11.12.1905, unterzeich-
net vom Chef der Landesregierung, Eugen von Albori, vgl. ABH, ZMF 12633, B. H., 1905.
126. Zum Gutachten des Sanitäts-Departements vgl. die umfangreiche Mappe zu Bloch-Einhorn unter ABH, ZVS
1910, kut. 209, š. 96-31 (das Dokument weist auch noch die ältere Signatur 1905, 38 140/4, auf).
127. Zum Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 16.12.1905 vgl. ABH,
ZMF 12633, B. H., 1905.
128. Zum Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 16.4.1910 vgl. ABH,
ZMF 5137, B. H., 1910. Bei dem Schreiben des Ministeriums befindet sich auch das handschriftliche Gesuch
Bloch-Einhorns vom 14.4.1910.
129. Auf die von ihr für unbefriedigend gehaltenen Konditionen, die ihr bei der „Syphilisdurchforschung“ ange-
boten wurden, geht Bloch-Einhorn auch in den Ausführungen über ihren beruflichen Werdegang ein, die sie im
Zusammenhang mit ihrem Gesuch von 1912 um Wiedereinstellung als Amtsärztin machte (zu dem Gesuch von
1912 vgl. Anmerkung 35). Dort heißt es, dass die Landesregierung ihr angeboten habe, sich außer im Bezirk
Travnik auch noch in anderen Bezirken des gleichnamigen Kreises „gegen Diäten und Kilometergelder“ an der
Syphilisbekämpfung zu beteiligen. Sie habe das Ministerium daraufhin „um eine monatliche Gage von 400 Kro-
nen“ gebeten, was dieses jedoch abgelehnt habe.

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130. Vgl. Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium vom 27.5.1910 (ABH, ZMF
7409, B. H., 1910). Die „Syphilistilgungsaktion“ war eine größere Kampagne in Bosnien-Herzegowina, die zwi-
schen 1905 und 1911/12 durchgeführt wurde und an der auch alle damals tätigen Amtsärztinnen, Krajewska,
Kecková, Olszewska und Rakić, in ihren jeweiligen Kreisen herangezogen wurden. (Vgl. dazu Barbara Martin,
Anmerkung 18, op. cit., S. 9/10).
131. Vgl. Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 10.6.1910 (ABH, ZMF
7409, B. H., 1910).
132. Zur Fundstelle von Bloch-Einhorns Gesuch vom 23.4.1912 vgl. Anmerkung 35.
133. Zum Erinnerungsschreiben Bloch-Einhorns vom 10.5.1912 vgl. ABH, ZMF 6212, B. H., 1912. Géza Kobler
wird in den Memoiren Teodora Krajewskas (zitiert in Anmerkung 74) mehrfach als Chef des Sanitäts-Departe-
ments der Landesregierung erwähnt und Bloch-Einhorn dürfte ihn noch aus der Zeit gekannt haben, als er diese
Funktion innehatte. Sein Wechsel in das Gemeinsame Finanzministerium hat vermutlich 1912 stattgefunden.
134. Dr. Bruno von Curinaldi, der viele Jahre Kreisarzt bzw. Sanitäts-Rat in Mostar war, wurde wahrscheinlich
um 1912 Nachfolger von Dr. Géza Kobler als Chef des Sanitäts-Departemens der Landesregierung Bosnien-Her-
zegowinas (s. a. Anmerkung 133).
135. Zum Schreiben des Gemeinsamen Finanzministeriums an die Landesregierung vom 24.5.1912 vgl. ABH,
ZMF 6212, B. H., 1912.
136. Zur Schilderung der Ereignisse um Bloch-Einhorn ab 1904 durch Géza Kobler vgl. ABH, ZMF 6212, B. H.,
1912.
137. Das Schreiben von Seiten der Landesregierung, abgezeichnet von Dr. Curinaldi mit Datum vom 29.7.1912,
wurde am 31.7.1912 versandt. (Vgl. ABH, ZVS 1912, kut. 309, š. 96-153).
138. Von dem Gesuch Bloch-Einhorns an das k. u. k. Ministerium des Innern in Sachen Nostrifizierung ist in
einem Schreiben von Seiten der Landesregierung an die Kreisbehörde Travnik vom 22.8.1912, unterzeichnet
von Dr. Jakob Saidenfeld, die Rede. (Vgl. ABH, ZVS 1912, kut. 309, š. 96 153/2).
139. Vgl. ibid.
140. Vgl. Schreiben der Landesregierung an das Gemeinsame Finanzministerium, erstellt von Dr. Philipp Hansel,
abgezeichnet von Dr. Curinaldi mit Datum 18.11.1912 (ABH, ZVS 1912, kut. 309, š. 96-153).
141. Vgl. Schreiben des Gemeinsamen Finanzministers Leon von Bilinski an die Landesregierung vom
29.11.1912 (ABH, ZMF 11758, B. H., 1912).
142. Vgl. Jahres-Sanitätsbericht der Kreisbehörde Travnik für 1913 mit anliegender Ärzteliste (ABH, ZVS 1914,
kut. 284, š. 99-20).
143. Zu dem Gesuch von 1912 auf Wiedereinstellung als Amtsärztin vgl. Anmerkung 35.
144. Zu den vielfältigen Aufgaben, denen sich Januszewska als Privatärztin widmete, vgl. Barbara Martin, An-
merkung 18, op. cit., S. 13.
145. Die Angaben sind dem „Bericht über die Verwaltung von Bosnien und der Hercegovina“/“Izvještaj o upravi
Bosne i Hercegovine“ entnommen. Es handelt sich um eine periodische, seit 1906 meist jährlich erscheinende
Publikation, die vom Gemeinsamen Finanzministerium herausgegeben wurde. Sie ist sowohl auf Deutsch als
auch auf Kroatisch/Bosnisch erschienen, und zwar in Wien und in Zagreb (später Sarajevo). Zu 1912 liegt kein
Jahresbericht vor und die Angaben zu den Jahren 1914 bis 1916 sind in einem Band gebündelt.
146. Vgl. den in Anmerkung 145 zitierten „Bericht...“ für die Jahre 1906 bis einschließlich 1911.
147. Vgl. den in Anmerkung 145 zitierten „Bericht...“ für die Jahre 1913 bis einschließlich 1916.
148. Katharina Telecsky gehört zu den frühen Ärztinnen, die in Bosnien-Herzegowina tätig waren und ist von
daher mit Blick auf die Entwicklung des Gesundheitswesens in Bosnien-Herzegowina, speziell der Rolle der Ärz-
tinnen, von einigem Interesse. In der Forschung scheint ihr bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden zu
sein. Sie wurde 1883 in St. Petersburg geboren, ihr Mädchenname war – nach der Schreibweise in offiziellen
Dokumenten der Landesregierung und des Gemeinsamen Finanzministeriums – von Baclanovsky. Sie wurde am
27.6.1905 in Lausanne promoviert. 1909 begann sie als Volontärin im Landeskrankenhaus in Sarajevo, war
dann Praktikantin und schließlich Sekundarärztin dort. 1912, nachdem sie ein Angebot zur Kandidatur als Amts-
ärztin aus, wie sie schreibt, „Gesundheits- und Familienrücksichten“ ausgeschlagen hatte, beantragte sie die
Genehmigung zur Führung einer Privatpraxis in Goražde. Aus diesem Anlass entspann sich eine Diskussion zwi-

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schen Landesregierung und Gemeinsamem Finanzministerium, in der es um die Frage der Nostrifizierung ging.
Nachdem Telecsky die Genehmigung zur Führung einer Privatpraxis erlangt hatte, arbeitete sie als Privatärztin
erst in Goražde und dann in Kladanj. Sie war verheiratet mit Dr. Dušan Telecsky, der nach seiner Sekundar-
arztzeit am Landeskrankenhaus in Sarajevo als staatlich angestellter Arzt zunächst in Goražde, später in Kladanj
tätig war. (Die Angaben stammen zum Teil aus einer umfangreichen Mappe mit Materialien zu Katharina
Telecsky, die im Archiv Bosnien und Herzegowinas unter der Signatur ABH, ZVS 1913, kut. 256, š. 96-300, zu
finden ist, zum Teil aus dem in Sarajevo herausgegebenen „Bosnischen Boten“, einem periodischen Hand- und
Adressbuch für Bosnien-Herzegowina. Übrigens hat sich auch die Ärztin Dr. Helene Freifrau Dormus von Kilians-
hausen, geb. Malinowska, wie Katharina Telecsky Ehefrau eines staatlich angestellten Arztes, 1912 um die Er-
laubnis zur Führung einer Privatpraxis bemüht, und zwar in Travnik. Doch ob und wie lange sie als Privatärztin
in Bosnien-Herzegowina tätig war, ist bisher nicht bekannt. Sie war 1912 in Lemberg promoviert worden. Zu
ihrem Antrag auf Genehmigung einer Privatpraxis in Travnik vgl. ABH, ZVS 1912, kut. 309, š. 96-150.
149. Diese und die weiteren Informationen zur Tätigkeit Bloch-Einhorns an der Thurgauer Anstalt bekam ich
vom Staatsarchiv Thurgau, mit dem ich zwischen dem 15.4. und 4.5.2017 in der Angelegenheit korrespondiert
habe und von dem ich Kopien einiger einschlägiger Regierungsratsbeschlüsse des Kantons Thurgau erhielt, und
zwar der Beschlüsse RRB Nr. 1014 vom 4.4.1917 (StATG 3´00´229), RBB Nr. 2238 vom 27.7.1917 (StATG
3´00´230) und RBB Nr. 3492 vom 30.11.1917 (StATG 3´00´230). Aus diesen Unterlagen ergibt sich, dass Bloch-
Einhorn wahrscheinlich Anfang April 1917 die Tätigkeit als Assistenzärztin an der „Irrenanstalt Münsterlingen“
aufnahm, dass ihre Besoldung auf Fr. 1800.- jährlich festgesetzt wurde, „nebst persönlich freier Station“, dass
sich Sigmund Bloch zu vorübergehendem, mehrwöchigen Besuch in der Anstalt gegen eine Entschädigung von
Fr. 7.- pro Tag für Kost und Logis aufhalten durfte und dass Bloch-Einhorn von sich aus die Kündigung mit Wir-
kung von Ende November 1917 eingereicht hat. Zu zwei weiteren einschlägigen Dokumenten konnte mir das
Archiv aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Kopien senden. Ich hätte diese Dokumente nur vor Ort ein-
sehen können, wozu ich aber nicht die Gelegenheit hatte.
150. Sigmund Bloch war 1850 geboren und schon seit 1880 im bosnisch-herzegowinischen Landesdienst tätig.
(Vgl. die Angaben auf dem Einzelblatt zu Sigmund Bloch in der „Sammlung der Beamtendossiers“, ABH, ZSD.
Näheres dazu in Anmerkung 107). Im „Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.
1874-1918“ ist Bloch für 1914 noch als Kreisgerichtsrat in Travnik aufgeführt, 1915 jedoch nicht mehr, was da-
rauf schließen lässt, dass er entweder 1914 oder 1915 pensioniert wurde. (Vgl. die Online-Version des Hand-
buchs, erstellt von der Österreichischen Nationalbibliothek und Teil der Sammlung „Alex, Historische Rechts-
und Gesetzestexte Online“, zugänglich unter http://alex.onb.ac.at.)
151. Dass es in den im Thurgauer Staatsarchiv befindlichen Dokumenten mit Bezug auf Bloch-Einhorn, auch je-
nen, von denen ich keine Kopie bekommen konnte, keinen Hinweis darauf gibt, wohin sie sich nach der Been-
digung ihrer Tätigkeit an der Thurgauer Anstalt begeben hat, wurde mir auf meine Anfrage von Seiten des
Staatsarchivs versichert.
152. Sigmund Bloch hatte in Wien seine Ausbildung als Jurist gemacht. Zur Fundstelle der Angaben über ihn vgl.
Anmerkung 107. Bloch-Einhorn hatte, wie in der vorliegenden Arbeit erwähnt, vor ihrer Ernennung zur Amts-
ärztin und auch 1911/1912 eine Zeitlang an Wiener Krankenhäusern gearbeitet.
153. Bloch-Einhorns Name findet sich z. B. nicht auf einer „Liste sämtlicher Ärzte in Bosnien und Herzegowina“
(Spisak svih ljekara u Bosni i Hercegovini), die sich im Archiv Bosnien und Herzegowinas befindet und dem Jahr
1920 zuzuordnen ist, auch nicht in einem „Register der Ärzte in Bosnien-Herzegowina am Ende der österrei-
chisch-ungarischen Periode“ (Registar ljekara u BiH krajem austrougarskog perioda), das im Internet auf der
Seite von „El mundo sefarad“ zugänglich ist unter http://elmundosefarad.wikidot.com/registar-ljekara-u-bih-
krajem-austrougarskog-perioda, aufgerufen am 10.6.2018. Ihr Name taucht auch nicht auf einer Liste der jugo-
slawischen „Vereinigung der Frauen mit Universitätsbildung“ (Udruženje univerzitetski obrazovanih žena) auf,
die Angaben über berufstätige Ärztinnen in Jugoslawien bis zum Jahr 1936 enthält. (Vgl. ABH, UUOŽ, br. 58)
154. Vgl. dazu die Anmerkungen 19 und 120.
155. In demselben Jahr 1912, als Januszewska ihre Privatärztinnentätigkeit in Banja Luka aufgab und nach Graz
übersiedelte, wurde die Amtsärztin Kornelija Rakić von Bihać nach Banja Luka versetzt.

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156. Zu Rachel Weissberg vgl. Barbara Martin, Rosalie Sattler-Feuerstein und Rachel Weissberg – die beiden
letzten von Österreich-Ungarn in Bosnien-Herzegowina eingesetzten Amtsärztinnen, zugänglich auf der Inter-
net-Plattform Scribd unter https://de.scribd.com/document/340141560/Rosalie-Sattler-Feuerstein-und-
Rachel-Weissberg-die-beiden-letzten-von-Osterreich-Ungarn-in-Bosnien-Herzegowina-eingesetzten-
Amtsarztinnen. Sollte Bloch-Einhorn 1918 und danach noch in Travnik gelebt und gearbeitet haben, könnte es
auch zu einer Begegnung zwischen ihr und Weissberg gekommen sein. Aber das ist einstweilen bloße Spekula-
tion.
157. Vgl. Udovičić, Anmerkung 67, op. cit., S. 192. Udovičić stützt sich bei seinen Ausführungen über die „amtli-
chen Ärztinnen“ in Travnik angeblich auf eine Darstellung von Josef Konforti. Schaut man jedoch bei Konforti
nach, so stellt man fest, dass Udovičić‘ Ausführungen in keiner Weise von Konfortis Darstellung gedeckt sind.
(Vgl. dazu: Josef Konforti, Doprinos ljekara Jevreja zdravstvenoj zaštiti i kulturi Bosne i Hercegovine, in: Jevrejski
almanah, Savez Jevrejskih opština Jugoslavije, Beograd, 1968-1970, S. 118).
158. Bei der unveröffentlichten Arbeit Udovičić‘ handelt es sich um: Martin Udovičić, Razvoj zdravstva na pod-
ručju Travnika i regije. Neobjavljena studija rađena u povodu obilježavanja 90-te godišnjice Bolnice Travnik,
1990. (Vgl. Bolnica Travnik. 100 godina..., Anmerkung 90, op. cit., S. 16)
159. Bei der Broschüre zum 100jährigen Bestehen des Travniker Krankenhauses handelt es sich um: Bolnica
Travnik. 100 godina..., zitiert in Anmerkung 90.
160. Zu der Bemerkung, dass sich die Broschüre zum 100jährigen Bestehen des Travniker Krankenhauses weit-
gehend auf die unveröffentlichte Arbeit von Udovičić stützt, vgl. Bolnica Travnik. 100 godina..., Anmerkung 90,
op. cit., S. 5. Die im Zusammenhang mit Bloch-Einhorn besonders interessierende Stelle in der Broschüre zum
100jährigen Bestehen des Travniker Krankenhauses findet sich in dem Teil, der mit „Počeci ljekarske prakse u
Travniku“ (Die Anfänge der ärztlichen Praxis in Travnik) überschrieben ist. Dort findet sich auf S. 23 eine Auf-
zählung der Namen jener Ärzte, die vor 1913 in Travnik gearbeitet haben, und nur in Bezug auf den Arzt Dr. Le-
on Schönfeld (Šenfeld) gibt es die ergänzende Feststellung, dass er die Funktion eines Sanitätsinspektors auch
nach dem Ersten Weltkrieg ausgeübt habe. In dem dann folgenden Absatz wird ausgeführt, dass als „Ärztinnen
der Sozialkassen“ Dr. Bloch und Dr. Rosa Einhorn (Ajnhorn) in Travnik gewirkt hätten, ohne dass jedoch für die-
se ein direkter Bezug zur Zeit nach dem Ersten Weltkrieg hergestellt würde.
161. Zu dem Zitat vgl. Fuchs, Anmerkung 8, op. cit., S. 112/113. Fuchs beruft sich bei ihrer Bemerkung über die
Tätigkeit Bloch-Einhorns in Travnik in der Zwischenkriegszeit auf eine schon zurzeit der Abfassung ihrer Studie
nicht mehr zugängliche Internetquelle, bei der es sich sehr wahrscheinlich um eine ganz oder teilweise digitali-
sierte Version der Broschüre zum 100jährigen Jubiläum des Travniker Krankenhauses handelte.
162. Auf eine Anfrage in Bezug auf Bloch-Einhorn erhielt ich am 10.2.2017 die schriftliche Auskunft des Ober-
kustos der Gedenk- und Forschungsstätte Jasenovac (Spomen područje Jasenovac) in Kroatien, Đorđe Mihovi-
lović, dass es in allen ihm zugänglichen Datenbanken und sonstigen Quellen keine Hinweise auf Bloch-Einhorn
gäbe.
163. Von der Gedenk- und Forschungsstätte „Yad Vashem. The Holocaust Martyrs´ and Heroes´ Remembrance
Authority“, Israel, bekam ich auf meine Anfrage hin am 7.11.2017 die schriftliche Auskunft, dass keine Doku-
mente zu Bloch-Einhorn vorlägen.

Publiziert im August 2018 auf Scribd


Kommentare, Anregungen, Kritik usw. sind willkommen unter:
maria-barbara.martin@t-online.de

Keywords
Einhorn, Rosa; Bloch-Einhorn, Rosa; Bloch, Sigmund; Travnik; Bihać; Sarajevo; Banja Luka; Krajewska, Teodora;
Weissberg, Rachel; Rosenfeld-Roda, Gisela, verh. Kuhn, wieder verh. Januszewska; Kuhn, Gisela; Januszewska,
Gisela; Amtsärztinnen; službene liječnice; uredovne liječnice; female state doctors, female health officers;
health care; public health; Gesundheitswesen; Bosnien und Herzegowina; Bosnia and Hercegovina; Bosna i
Hercegovina

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