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Vorab per E-Mail


Frau
Melanie Hartmann
Friedhofstrasse 2
3952 Susten

Sion, 4. Oktober 2010

Kanton Wallis 2010/26_Datenschutz bei Kirchenaustritt

Sehr geehrte Frau Hartmann


Ihr Gesuch um Stellungnahme in der eingangs erwähnten Angelegenheit kann ich na-
mens und im Auftrag der kantonalen Datenschutzkommission folgendermassen beant-
worten.

1. Sachverhalt und Fragestellung


Sie möchten im Namen der Freidenkervereinigung Sektion Wallis wissen, wie die Wei-
tergabe von persönlichen Daten bei einem Kirchenaustritt geregelt ist.
Sie haben sich deshalb mit folgenden konkreten Fragen an die Datenschutzkommission
gewandt:
1. Wird die Information über einen Kirchenaustritt durch den Pfarrer an die Gemein-
de weitergegeben, in irgendeiner Form veröffentlicht oder nebst Ergänzung im
Taufschein in anderer Form von den Pfarreien registriert?
2. Welche Angaben zu einer Person dürfen von der Kirche registriert werden und
welche nicht?

2. Zuständigkeit
Vorab stellt sich die Frage, ob die Datenschutzkommission des Kantons Wallis über-
haupt zuständig ist in dieser Sache.
Die Datenbearbeitung durch kantonale Behörden unterliegt dem kantonalen Daten-
schutzgesetz und die Einhaltung dessen wird von der Datenschutzkommission bzw. der
Datenschutzbeauftragten überwacht. Vorliegend geht es allgemein um Daten, welche
bei einem Kirchenaustritt weitergegeben werden.

  
  
   
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Das Gesetz über Kirche und Staat (SR 180.1) regelt die Anerkennung der Kirchen als
öffentlich-rechtliche Institutionen. Im Kanton Wallis sind die römisch-katholische Kirche
und die evangelisch-reformierte Kirche als kantonale öffentlich-rechtliche Institutionen
anerkannt (Art. 3 Gesetz über Kirche und Staat).
Sofern es um eine Datenbearbeitung dieser beiden Kirchen geht, handelt es sich um
kantonale Behörden, welche dem kantonalen Datenschutzgesetz unterliegen. In diesem
Fall ist die Datenschutzkommission des Kantons Wallis grundsätzlich zuständig.

3. Rechtliches
3.1 Grundsätze der Datenbekanntgabe
Das aktuell geltende Datenschutzgesetz (kDSG) enthält inhaltlich dieselben Reglungen
wie das noch nicht in Kraft getretene Gesetz über die Information der Öffentlichkeit, den
Datenschutz und die Archivierung (GIDA).
Das kantonale Datenschutzgesetz regelt die Bekanntgabe von Daten an Behörden. Die
Übermittlung ist erlaubt, wenn eine gesetzliche Grundlage besteht und die verlangten
Auskünfte für die Erfüllung von gesetzlichen Aufgaben des Empfängers notwendig sind
(Art. 9 kDSG/Art. 22 GIDA).
Weiter ist die Datenbekanntgabe möglich, wenn eine Zustimmung für den konkreten
Fall vorliegt. Ob eine solche vorliegt, entzieht sich der Kenntnis der Datenschutzkom-
mission. Da diese Einwilligung aber für jeden konkreten Fall eingeholt werden müsste,
ist nicht davon auszugehen, dass eine solche vorliegt.

3.2 Gesetzliche Grundlage und Zweckmässigkeit


Da grundsätzlich keine Einwilligung vorliegt, darf die Datenbearbeitung nur erfolgen,
wenn eine gesetzliche Grundlage besteht.
Vorliegend bestimmt Art. 15 des Gesetzes über Kirche und Staat die mögliche Daten-
bearbeitung.
Art. 15 Verzeichnis der Angehörigen der anerkannten Kirchen
1 Die Gemeinden halten der zuständigen Behörde aufgrund der Einwohnerkontrolle das zur Ver-
teilung der Beiträge zwischen den Gemeinden oder den anerkannten Kirchen notwendige Zahlen-
material zur Verfügung.
2 Sie erstellen ausschliesslich zuhanden der zur Steuererhebung berechtigten Behörde das Ver-
zeichnis jener Personen, die eine Befreiung von der Kirchensteuer oder eine Reduktion der ordent-
lichen Steuer beantragt haben.
3 Die Einwohnergemeinden teilen den Pfarreien den Zu- und Wegzug aller Personen mit, die ihre
Religionszugehörigkeit erklärt und die Bekanntgabe dieser Mitteilung an die betreffende Pfarrei
ausdrücklich bewilligt haben.
4 Die Verzeichnisse der Angehörigen der anerkannten Kirchen und jenes der Personen im Genuss
einer ordentlichen Reduktion werden so erstellt und bearbeitet, dass jede missbräuchliche Ver-
wendung ausgeschlossen ist. Überdies bleiben die Bestimmungen der kantonalen Gesetzgebung
über den Datenschutzvorbehalten.

2
Der Datenaustausch zwischen der Gemeinde und der Kirche ist somit beschränkt auf
o steuerrechtliche Belange;
o Mitteilung des Zu- und Wegzugs bei ausdrücklicher Bewilligung;
o „Mitgliederverzeichnisse“.
Ansonsten gelten die üblichen Grundsätze des Datenschutzes für die Datenbearbeitung
durch Behörden, d.h. das Erfordernis der gesetzlichen Grundlage sowie die Zweck- und
Verhältnismässigkeit der Datenbearbeitung.

3.3 Weitere Datenbekanntgabe


Soweit sich die Kirche nicht auf eine gesetzliche Grundlage berufen kann, darf sie die
Daten nur gemäss den Vorschriften des Datenschutzgesetzes (Art. 9 Abs. 5 kDSG/Art.
22 GIDA) bekannt geben. Die Daten können an einen Gesuchsteller bekanntgegeben
werden, soweit dieser ein schützenswertes Interesse glaubhaft macht und die betroffe-
ne Person nicht in einem solchen Interesse verletzt wird.
Einen besonderen Schutz geniessen dabei die besonders schützenswerten Personen-
daten. Darunter fallen insbesondere religiöse Daten (Art. 2 Abs. 5 lit. a-d kDSG/Art. 3
Abs. 6 GIDA). Somit hat die betroffene Person grundsätzlich ein überwiegendes Inte-
resse daran, dass solche Daten nicht ohne entsprechende Einwilligung bekannt gege-
ben werden dürfen.

3.4 Grundsätze der Datenbearbeitung


Die Datenbearbeitung muss zudem verhältnismässig sein. Dies bedeutet, dass nur so
viele Daten bearbeitet werden dürfen, wie unbedingt notwendig. Dabei sind nur die Da-
ten zu erheben, welche notwendig sind um den Zweck zu erreichen.
Vorliegend bedeutet dies, dass nur diejenigen Daten bearbeitet werden dürfen, welche
die Kirche benötigt, um alles rund um die Mitgliedschaft zu organisieren.

4. Fazit
Eine gesetzliche Grundlage für den Datenaustausch zwischen Gemeinde und Kirche
besteht nur für steuerrechtliche Belange. Der Zu- und Wegzug wird nur bei ausdrückli-
cher Einwilligung der betroffenen Person mitgeteilt.
Besteht keine gesetzliche Grundlage, darf eine Datenbekanntgabe nur erfolgen, wenn
der Gesuchsteller ein schützenswertes Interesse glaubhaft machen kann. Dies ist aber
in der Regel nicht der Fall, im Gegenteil hat die betroffene Person ein überwiegendes
Interesse an der Geheimhaltung. Möglich wäre selbstverständlich die Einwilligung der
betroffenen Person in die Bekanntgabe der Daten.
Auf die konkreten Fragen kann deshalb wie folgt Stellung genommen werden:
1. Wird die Information über einen Kirchenaustritt durch den Pfarrer an die Gemein-
de weitergegeben, in irgendeiner Form veröffentlicht oder nebst Ergänzung im
Taufschein in anderer Form von den Pfarreien registriert?
3
Eine Information der Kirche an die Gemeinde darf nur in Bezug auf steuerliche
Belange erfolgen. Für eine sonstige Weitergabe der Daten liegt keine gesetzliche
Grundlage vor. Die Einholung einer ausdrücklichen Einwilligung wäre aber mög-
lich. Ob dies erfolgt, entzieht sich der Kenntnis der Datenschutzkommission.
Somit ist eine weitergehende Information bzw. Datenweitergabe ohne entspre-
chende Einwilligung nicht vorgesehen, insbesondere kein Registereintrag und
auch nicht die Information der Öffentlichkeit.
2. Welche Angaben zu einer Person dürfen von der Kirche registriert werden und
welche nicht?
Von der Kirche dürfen nur diejenigen Daten erfasst werden, welche unbedingt
notwendig sind rund um das Mitgliedschaftsverhältnis. Somit muss die Kirche für
jede einzelne Angabe begründen können, warum diese Information notwendig
ist.

Ich hoffe, Ihnen mit dieser Stellungnahme gedient zu haben und stehe für Rückfragen
gerne zur Verfügung.

Freundliche Grüsse
Für die kantonale Datenschutz-
kommission

RA Prof. Ursula Sury


Datenschutz- und Öffentlichkeits-
beauftragte
Préposée à la protection des données
et à la transparence

Kopie z.K. an Datenschutzkommission

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