zeitig zur Inbetriebnahme des
September 2010 eine reelle Chance haben, am
Sehr geehrte Damen und Her-
ren,
liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freunde,
der Ausstieg aus dem Atomaus-
stieg, höhere Krankenkassen-
beiträge ab kommendem Jahr
und gerade einmal fünf Euro
mehr für Hartz-IV-Empfänger—
mit dem „Herbst der Entschei-
dungen“ versucht sich die Re-
gierung Merkel jetzt tatsächlich
am Regieren. Nur leider werden
wir den Eindruck nicht los, dass
sie dabei nach wie vor haupt-
sächlich die Interessen der wirt-
schaftlich Starken im Blick hat.
Es geht bei der Diskussion um
die neuen Hartz-IV-Sätze nicht
darum, ob die Leistungen um
fünf oder sieben Euro im Monat
steigen müssen. Es geht darum,
ob Hartz-IV-Empfänger künftig
Inhalt
Neue Hartz-IV-Sätze: Berechnung offenlegen
Schwarz-Gelbe Heuchelei in der Integrations-
debatte
SEITE 1
Hafens eine leistungsfähige
gesellschaftlichen Leben teil-
Schienenanbindung sicherstel-
zunehmen und wieder Arbeit
len. Wichtig ist jetzt, dass der
zu finden. Es geht kurz gesagt
Bund wie vorgesehen Ende des
um Teilhabe und in diesem
Jahres die Finanzierungsver-
Punkt hat Sozialministerin von
einbarung für die Strecke mit
der Leyen leider kein Konzept,
der Bahn unterzeichnet. Ich
wie Sie auf Seite 2 dieses Be-
werde deshalb Anfang Okto-
richts nachlesen können.
ber eine parlamentarische An-
Ebenso gibt die Ministerin kei- frage an die Bundesregierung
ne Antwort auf die Frage, wie
richten und nach dem Zeitplan
sie die Bezieher niedriger Ein- für diese wichtige Finanzie-
kommen künftig besser unter-
rungsvereinbarung fragen.
stützen will. Durch die
Bleibt mir noch, Ihnen eine in-
schwarz-gelbe Blockade von
teressante Lektüre zu wün-
Mindestlöhnen sind Gering-
verdiener oftmals weiterhin schen.
gezwungen, zusätzliche Leis-
tungen vom Staat zu beantra- Ihre
gen.
Positive Nachrichten gab es
von der Bahn in Sachen Jade-
WeserPort. Wie mir Bahn-
Chef Rüdiger Grube vergange-
ne Woche im Gespräch versi-
chert hat, will die Bahn recht-
Unsere Alternative: Gerecht sparen, wachstums-
orientiert konsolidieren Seite 4
Seite 2
Bahn steht zum Ausbau der Strecke Oldenburg-
Wilhelmshaven Seite 4
Seite 3
Flugsteuer: Für Inselflüge ganz streichen
Seite 5
Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin September 2010

Neue Hartz-IV-Sätze: menschenwürdiges Leben men. Das kostenlose Mittag-

Berechnung offenle-
gen
In dieser Woche hat Ministerin
Ursula von der Leyen ihre
Neuberechnung der Regelleis-
tungen im Arbeitslosengeld II
vorgelegt. Dafür wurde die so
genannte Einkommens- und
Verbrauchsstichprobe (EVS)
herangezogen. Erstmals sollte
auf dieser Basis auch ein ei-
genständiger Bedarf an
Grundsicherung für Kinder er-
rechnet werden. Das Ergebnis
aber scheint schon lange vor-
her festgestanden zu haben.
Seit der Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichts,
dass die Regelsätze neu be-
rechnet werden müssen, ha-
ben wir einen massiven Druck
der FDP, aber auch der CSU
erlebt, die Leistungen für Ar-
beitslose und ihre Kinder nicht
steigen zu lassen.
Die Regelsätze für Erwachse-
ne sollen um 5 Euro, die Sätze
von 1,7 Millionen Kindern im
Armutsrisiko sollen überhaupt
nicht erhöht werden. Wie kom-
men Merkel und von der Ley-
en auf dieses Ergebnis? Bis-
lang wurden, bezogen auf die
Einkommensverteilung, die
untersten 20 Prozent der
Haushalte betrachtet, um zu
errechnen, was man für ein
braucht. Jetzt aber wird diese
Bezugsgruppe auf die unters-
ten 15 Prozent verengt, um
den Regelsatz für Erwachsene
festzulegen. Da die neue Be-
zugsgruppe ärmer ist, wird al-
so der Grundsicherungsbedarf
herunter gerechnet. Das sieht
nach Willkür und Manipulation
aus. Zumal für die Regelsätze
der Kinder weiterhin wie bis-
lang die untersten 20 Prozent
der Haushalte zugrunde gelegt
werden. Der Gesetzentwurf
bleibt stumm und enthält keine
Begründung für dieses willkür-
liche Vorgehen. Außerdem hat
von der Leyen entgegen ihren
Ankündigungen nicht alle
Empfängerinnen und Empfän-
ger von Sozialleistungen aus
der Referenzgruppe herausge-
nommen. Es bleibt daher die
Frage, ob die Regelsätze wirk-
lich transparent und sachge-
recht ermittelt wurden, wie es
das Bundesverfassungsgericht
gefordert hat. Schwarz-Gelb
erweckt den Eindruck, dass
ein politisch gewolltes Ergeb-
nis herbeigerechnet wurde.
Die Ministerin muss Daten-
grundlage und Berechnung
vollständig und unverzüglich
aufklären.
Beim Bildungspaket für Kin-
der hat von der Leyen Vor-
schläge der SPD übernom-
essen ist neu aufgenommen.
Das ist gut. Allerdings schum-
melt von der Leyen bei der
Höhe der neuen Mittel. Denn
sie rechnet das Schulbedarfs-
paket mit ein, das wir schon in
der Großen Koalition durchge-
setzt haben. Es bleibt aber die
offene Frage, ob die veran-
schlagten Mittel ausreichen
und, drängender noch, wie
diese Leistungen auch wirklich
bei allen Kindern ankommen,
die sie brauchen. Von der Ley-
en hat acht Monate Zeit vertan
und keine Absprachen mit den
Ländern und Kommunen ge-
troffen, die das Teilhabepaket
ja umsetzen müssen. Hätte sie
es getan, wäre schnell deutlich
geworden: Ohne den Ausbau
der Ganztagsangebote in Kita
und Schule gibt es auch keine
für alle Kinder zugängliche
Förderung.
Gerade an dieser Stelle ver-
hindert Schwarz-Gelb die Bil-
dungsteilhabe. Der Ausbau
der Kitaplätze und der Ganz-
tagsbetreuung stockt, weil die
Kommunen kaum noch Geld
dafür übrig haben. Das liegt
auch an den Steuergesetzen
des Bundes, durch die die
Kommunen immer weniger
Einnahmen haben. Wir brau-
chen jetzt dringend einen neu-
en Bund-Länder-Pakt für Bil-

SEITE 2 Karin Evers-Meyer

 Bericht aus Berlin
dungsinvestitionen und Infra-
struktur. Denn nur mit einer
Förderung, die bereits im Kin-
dergarten beginnt, haben Kin-
der aus armen Familien Chan-
cen auf eine gute Zukunft.
Wir messen jeden Vorschlag
daran, ob er dauerhaft Wege
aus Armut und Abhängigkeit
weist. Menschen werden be-
dürftig, weil sie arbeitslos sind
oder Arbeit für Armutslöhne
verrichten müssen. An diese
Ursachen von Armut und Ab-
hängigkeit traut sich Schwarz-
Gelb nicht heran. Im Gegen-
teil, die Beschlüsse der Koaliti-
on verschlimmern die Proble-
me: Die schwarz-gelbe Blo-
ckade von flächendeckenden
SEITE 3
Mindestlöhnen macht Millio-
nen von Erwerbstätigen zu
Bittstellern. Durch Mindestlöh-
ne könnten Hunderttausende
von Menschen unabhängig
von staatlichen Geldleistungen
werden. Mindestlohn und or-
dentliche Tariflöhne sind die
Mittel, um die Lohnabstände
zwischen Transferleistungen
und Erwerbseinkommen zu
wahren.
Schwarz-Gelbe Heu-
chelei in der Integra-
tionsdebatte
In den vergangenen Wochen
wurde viel über Integration ge-
sprochen, Thilo Sarrazin sei
„Dank“. Dabei wollte die Koali-
tion immer den Eindruck erwe-
cken, dass Schwarz-Gelb viel
für die Integration von Einwan-
derern in Deutschland unter-
nimmt. Der Haushaltsentwurf
für 2011 zeigt aber etwas an-
deres: Schwarz-Gelb versagt
in der Integrationspolitik. Auch
wenn die Kanzlerin ununter-
brochen von Integration
spricht, tut sie nichts dafür. Im
Gegenteil, integrationspolitisch
bedeutende Programme für
Bildung, Arbeit und städtische
Entwicklung werden systema-
tisch zusammengestrichen.
Integration fordern, aber
gleichzeitig bei der Integrati-
September 2010
onspolitik streichen – das ist
die Wahrheit der schwarz-
gelben Gesellschaftspolitik
und das zeigen die folgenden
Beispiele:
- Integration hieß früher Be-
such einer Kita. Flächende-
ckende Kitas sind für die Kom-
munen aber kaum noch zu fi-
nanzieren.
- Integration heißt gute Be-
rufsausbildung. Bei der Be-
rufsorientierung und Ausbil-
dungsförderung aber setzt
Schwarz-Gelb den Rotstift an.
- Integration heißt, eine zweite
Chance zu bekommen.
Schwarz-Gelb kippt den
Rechtsanspruch auf Nachho-
len des Schulabschlusses und
ersetzt ihn durch eine Ermes-
sensleistung, damit auch hier
gekürzt werden kann.
- Integration heißt, dass aus-
ländische Abschlüsse aner-
kannt werden. Doch Schwarz-
Gelb erschwert die Anerken-
nung von Leistungen und Zer-
tifikaten.
- Integration heißt Arbeit. Aber
Schwarz-Gelb will ausgerech-
net bei der Arbeitsvermittlung
stark kürzen.
- Integration heißt soziales Mit-
einander im Stadtteil stärken.
Doch Schwarz-Gelb kürzt in
der Städtebauförderung und
gefährdet das erfolgreiche
Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin
Programm „Soziale Stadt“.
Unsere Alternative:
Gerecht sparen,
wachstumsorientiert
konsolidieren
Wir wollen einen gerechten
Abbau der Staatsverschul-
dung, bei dem sinnvolle Pro-
jekte weiter finanziert werden.
Das ist möglich, etwa wenn
man Privilegien streicht und
sinnlose Subventionen abbaut.
Aber auch, indem wir die Fi-
nanzbranche an den Folge-
kosten der Finanzkrise beteili-
gen.
Der Schuldenabbau kann ge-
lingen, wenn er gerecht umge-
setzt wird. Nur wenn die Mehr-
heit der Bürgerinnen und Bür-
ger überzeugt ist, dass die
Maßnahmen nötig sind, kann
Schuldenabbau erfolgreich
sein. Nur wenn starke Schul-
tern mehr tragen als schwa-
che, kann er auch gerecht
sein. Nur wenn wir Zukunfts-
aufgaben wie Bildung finanzie-
ren, kann Konsolidierung dau-
erhaft und nachhaltig sein.
SEITE 4
September 2010
Bahn steht zum Aus- Auch Verkehrsministerium
muss Zusagen für Finanzie-
bau der Strecke Ol- rung einhalten
denburg-Wilhelms- Ich möchte von Verkehrsmi-
haven nister Ramsauer wissen, wann
Die Deutsche Bahn hält an ih-
die Finanzierungsvereinba-
rung für den Ausbau der Stre-
ren Plänen für den Ausbau der
cke kommt. Es ist höchste
Bahnstrecke OIdenburg-
Zeit, dass die Regierung eine
Wilhelmshaven/JadeWeser-
klare finanzielle Zusage für
Port fest. Diese Zusage erhielt
den Bau der Strecke macht.
ich in dieser Woche von Bahn-
Wenn der Hafen im Sommer
Chef Rüdiger Grube. Nach
2012 vernünftig an das Schie-
Darstellung Grubes steht für
nennetz angebunden sein soll,
den zweigleisigen Ausbau und
brauchen wir jetzt endlich die
die Elektrifizierung der Strecke
Finanzierungsvereinbarung.
allerdings noch die Finanzie-
rungsvereinbarung mit dem
Bundesverkehrsministerium
aus. Der ehemalige Verkehrs-
minister Tiefensee (SPD) hatte
sich immer dafür stark ge-
macht, dass die Strecke recht-
zeitig zur Inbetriebnahme des
Hafens fertiggestellt ist. Das
scheint Verkehrsminister Ram- Sprachen über die Bahn-Projekte in
Niedersachsen: Karin Evers-Meyer
sauer (CSU) nicht mehr so
(links) neben Bahn-Chef Rüdiger
wichtig zu sein. Grube. Mit auf dem Bild sind die
Gemeinsam mit meinen nie- Bundestagsabgeordneten Heinz-
Joachim Barchmann und Kirsten
dersächsischen Kollegen aus
Lühmann (beide SPD).
der SPD-Fraktion werde ich
Die Bahn ist bereit zu bauen.
daher in der kommenden Wo-
Jetzt muss der Verkehrsminis-
che eine Anfrage zu den Ver-
ter zu seinen Zusagen stehen
kehrsprojekten in Niedersach-
sen an die Bundesregierung und die Finanzierungsverein-
richten. Dabei wird es natürlich barung unterzeichnen.
auch um die Bahnstrecke zum Schließlich hat Verkehrsminis-
JadeWeserPort gehen. ter Ramsauer im April bei sei-
nem Besuch in Wilhelmshaven
sich klar für einen leistungsfä-
Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin
higen Tiefwasserhafen an der
Jade mit einer bestmöglichen
Hinterlandanbindung ausge-
sprochen. Und dazu gehört
eben auch eine leistungsfähi-
ge Bahnanbindung. Der frühe-
re Verkehrsminister Tiefensee
hat immer die große Bedeu-
tung der Bahnstrecke Olden-
burg-Wilhelmshaven betont
und den Ausbau der Bahnstre-
cke Oldenburg-Wilhelmshaven
voll unterstützt. Es liegt nun an
seinem Amtsnachfolger Ram-
sauer, die weiteren Schritte in
die Tat umzusetzen.
Flugsteuer: Für In-
selflüge ganz strei-
chen
In der Diskussion über die ge-
plante Steuer auf Flüge von
deutschen Flughäfen habe ich
mich dafür ausgesprochen,
Flüge zu den Ostfriesischen
Inseln komplett von der Abga-
be auszunehmen. Damit könn-
te eine unbürokratische Lö-
sung für die Inselflieger gefun-
den werden.
Die Regierung hat zwar einge-
sehen, dass die Flugsteuer für
Insulaner und z.B. Handwer-
ker nicht erhoben werden soll.
Der Nachweis für diese Aus-
nahme wäre für die Flugunter-
nehmen aber mit sehr hohem
bürokratischen Aufwand ver-
SEITE 5
September 2010
bunden. Außerdem werden
nach wie vor Flüge von Touris-
ten auf die Inseln unverhältnis-
mäßig hoch belastet. Deswe-
gen wäre es am besten, wenn
die Bundesregierung die Insel-
flüge ganz von der Steuer aus-
nehmen würde.
Gerade den mittelständischen
Flugunternehmen auf der Ost-
friesischen Halbinsel würde
durch eine solche Ausnahme-
regelung ein enormer Verwal-
tungsaufwand erspart. Die
Bundesregierung, und allen
voran der Wirtschaftsminister,
redet immer davon, dass der
Mittelstand von unnötiger Bü-
rokratie entlastet werden soll.
Hier hätte sie einmal die Gele-
genheit, ihren Worten auch
Taten folgen zu lassen.
Bericht aus Berlin
Herausgegeben von MdB Karin Evers-Meyer
Kontakt:
Sebastian Franke
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel.: 030/227-77785
Fax: 030/227-76785
www.evers-meyer.de
Karin Evers-Meyer