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Vorlesung BAK 7

3.10.16 - Was ist Vergleichende Politikwissenschaft:


Definition über Untersuchungsgegenstand oder Methode. Vergleiche von Staaten, Parteien
und Wahlen.
Wichtig: Forschungsfragen, Konzepte und Theorieansätze, Begriffe  Überblick.
Prüfung: Ende des Semesters oder Dezember. Literatur: nur im Handapparat
Politik: soziales Handeln das auf Entscheidungs- und Steuerungsmechanismen ausgerichtet
ist, die verbindlich sind und Zusammenleben regeln. Politik: Soziales Interagieren.
- Polity: Ordnungsrahmen: Institutionen, Normen, Regeln.
- Politics: Akteure Verfahren und Muster des politischen Prozesses
- Policy: Inhalte und Stile von politischer Problemlösung.
Es geht immer um Macht. Repräsentation: Mehrheit die Minderheit dominiert. Regeln sind
allgemein verbindlich.
Vergleichende Politikwissenschaft genauer definieren.
In IB: zwischenstaatliche Aktionen. Vergleichende: Alles was in Ländern passiert. Wie
Medien funktionieren etc.
Vergleichende Powi: Dinge beschreiben und erklären. ZB wie funktioniert Mediensystem in
einem Land? Dann erklären: Macht der Medien auf Bevölkerung oder warum die
Medieninhalte entstehen. Bestenfalls: Vorhersage. Sehr schlecht ausgebildet, Dinge
vorhersagen schwer. Verbreitet: Wahlforschung. Comparative Politics  Vergleichende
Politikwissenschaft.
Teilbereiche der Vergleichenden POWI: Vergleichende Regierungslehre, Politische
Soziologie (Politische Prozesse), Politikfeldanalyse (politische Inhalte)
Teilbereiche der Vergleichenden Politikwissenschaft sind
z.B. die Vergleichende Regierungslehre (VR) mit den Fokus auf die Entstehung und die
Wirkung von politischen Institutionen (z.B. Wahlsystem, Regierungssystem, Verfassung)
z.B. die Politische Soziologie (PS) mit dem Fokus auf politische Prozesse (z.B.
Interessenvermittlung, Wählerverhalten, Partizipation)
z.B. die Politikfeldanalysemit dem Fokus auf politische Inhalte (z.B. Umweltpolitik,
Arbeitsmarktpolitik oder Steuerpolitik
1. Anfänge: Analyse staatlicher Institutionen. Fängt in Antike an und hört 1930 auf. In
manchen Ländern 1960. Wichtig: Analyse der polity. Man schaut sich meist nur
eigene Polity an. Lehere vom Zusammenspiel politischer Institutionen. Wenig
Beachtung von politics und Policy. Philo und Juristisch. Quellen Verfassungs- und
Gesetzestexte. Geographischer Fokus: Einzelfallstudien in Nordamerika und
Westeuropa (ethnozentristisch)
2. Die goldenen Jahre der POWI: Behavioural Revolution

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Das erste Mal Lehrstühle, Leute die Ausgebildet werden. Abkehr vom normativen
System: Man liest und denkt es funktioniert wie in der Verfassung. Es geht nun auf
das Verhalten von politischen Akteuren. Ziel: Erklärung politischen Phänomene und
der Varianz über Systeme hinweg. Richtungsweisende Vertreter: Easton, Talcott
Parsons, Gabriel Almond, Sidney Verba
Datensammlung und Austausch: Mehr Interaktion, Entstehung internationaler
Datenbänke und Kooperationen. Technologische Entwicklung: Computer,
Entwicklung Umfrageforschung. Formalisierung von Theorie
2.2 Systemtheorie
David Easton. Kernfrage: Wie überleben politische Systeme, die Stabilität und
Veränderung ausgesetzt sind?
Es gibt eine Offenheit zwischen uns und was draußen passiert. Antwort wird
gefordert.
Input – Political System – Output (Grafik siehe Folie S. 23) Das ist wichtig für
Demokratiezufriedenheit ETC
3. Neuer Institutionalismus
Easton wollte Theorie, die alles erklärt. Wenn es umfassend ist: wenig konkret. In den
1980er Jahren: neuer Institutionalismus. Jetzt geht es darum, wie Institutionen
individuelles Verhalten prägen und umgekehrt: Mikro und Makroebene verbinden.
Interaktion von individuellem Handeln unter verschiedenen institutionellen
Rahmenbedingungen und dem Wandel von Institutionen.
3 Arten: Soziologischer I (Werte und Normen), Rational Choice I (Ziele und
zielgerichtetes Handeln), Historischer Institutionalismus (Pfadabhängigkeit)
Es kann analysiert werden: Staaten: Autokratie, Demokratie, Inhalte vergleichen… Großes
Feld. Beispiel Staaten: Demokratie vs. Autokratie. Wie lassen sie sich unterscheiden? Welche
Faktoren begünstigen dauerhafte Demokratisierung? Welche Macht sollen Parteien und
Gruppen haben, direktdemokratische Elemente? Demokratie die gut funktioniert oder
schlecht?
Beispiel Institutionen: im Parlament.. Legislative: Welche Arten gibt es, wie lässt sich die
Macht der Legislative bemessen? Warum manche Parlamente mächtiger?
Beispiel Akteure: Parteien: Wie viele Parteien? Auch BürgerInnen, Soziale Bewegungen. Wie
handeln sie, von was werden sie beeinflusst?
Beispiel Politics und Policy? Politikinhalte: Warum werden manche Themen öffentlich
wichtiger? Wie passiert das? Wie gut sind umgesetzte Politikinhalte? Auch. Politische Kultur:
Welche Werte existieren in der Gesellschaft? Grundkonsens nötig? Normen und Werten in
Demokratie? Wie gut funktionieren Systeme wenn Normen nicht erfüllt sind?
Kernbereiche der Politikwissenschaft: Politische Theorie, Internationale Beziehungen,
Vergleichende Politikwissenschaft, (Nationales pol. System)
Vergleichende PoWI über die Methode:
Systematischer Vergleich. Entwickeln von Forschungsdesigns, die Vergleiche ermöglichen,
die Sinn machen, dass man daraus lernt und nicht irgendwie vergleichen. Es geht darum,
sinnhaft zu vergleichen. Systematische Anwendung des Vergleichs als Methode dient dazu,

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Theorien zu testen und politische Wirklichkeit besser erklären zu können. Forschungsfrage
wichtig! Theorie oder Idee davon, was man erklären möchte.
Bei Vergleichen:
- Wichtig: Dinge die sich vergleichen lassen. Sie sollen etwas gemeinsam haben. ZB
SPÖ und ÖVP, Sarkozy und Obama: Beide Staatsoberhäupter
- Probleme: Risiko, dass egal welcher Zusammenhang: andere Erklärungsfaktoren. Es
gibt immer alternative Erklärungsfaktoren, die nicht in den eigenen Theorien. 2.
Problem: Überdeterminiertes Forschungsdesign: 2 Länder, eine Sache die man
unterscheiden möchte und es gibt mindestens 2 Faktoren die in beiden Ländern anders
sind. Somit kein Erkenntnisgewinn. Negativbeispiel: Budgetdefizit Botswana vs.
Österreich. Absurd: Auf Anhieb 100 Faktoren warum Budgetdefizit größer ist:
Historische Gründe, Entwicklung, politische Kultur…. Vorauswahl nicht gut.
Zentrale Begriffe:
- Fälle (Cases) sind typischerweise die Länder, die in der vergleichenden Analyse
untersucht werden sollen. Der Begriff ist aber oft schwammig.
- Analyseeinheiten (units of analysis) Sind Objekte zu denen Daten gesammelt werden
(Parteien, Wähler)
- Variablen sind Merkmale, die für Analyseeinheiten erhoben werden, Abhängige vs.
Unabhängige Variable
- Merkmalsausprägung: Werte, die eine Variable annehmen kann
Vergleich zentrale Begriffe:
Fälle: Länder. Analyseeinheit: Partei, Wahlen… Variablen: im Parteiendatensatz: Wahldatum,
Anzahl der Sitze, Parteifamilie…, Merkmalsausprägungen: Datum, Anzahl der Sitze: 42,
Parteifamilie: Liberale
Ziel des Vergleichs:
Ziel: Inferenz, logischer Schluss von bekannten Fakten auf Dinge, die unbekannt sind. Es gibt
2 Arten von Inferenzen.
- Deskriptive Inferenz:
Antwort auf Wie-Fragen, Wie demokratisch sind die Staaten der Erde
- Kausale Inferenz:
Antwort auf Warum-Fragen, Warum haben einige Länder Zweiparteiensysteme,
andere Mehrparteiensysteme
Empirisch nur kleiner Teil angeschaut, aber Schlussfolgerung soll größer sein
Für die kausale Inferenz wird Validität angestrebt, der kausale Schluss soll also anhand
zweier Kriterien gültig sein.
- Interne Validität
Ausmaß in dem postulierte Zusammenhänge in der beobachteten Teilmenge
zutreffend sind. Es wird versucht ein enger Kausalschluss zu ziehen.
- Externe Validität

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Über etwas das wir nicht beobachtet haben: Wissen wir, dass die Menschen sich
außerhalb des Labors so verhalten, wie bei der Beobachtung? Wie ist es in der
Realität?
Forschungsansätze
Forschungsdesigns: in der Vergleichenden Politikwissenschaft werden allgemein zwei
Formen von Forschungsdesigns unterschieden. Small n Designs, Large n Designs
Quali und Quanti: beide Seite haben ihren Vorteil, keine besser. Es geht um die Anzahl er
Fälle. Small N: Umfassende deskriptive Fallstudien, Erklärendes Ziel. Erklärende Fallstudien.
Large N: Zusammenfassende Deskriptive Statistiken, Multivariant.. ?
Small N Large N
Deskriptiv Umfassende Fallstudie Zusammenfassende
(deskriptiv) deskriptive Statistik
Erklärend Erklärende Fallstudie Multivariate statistische
Verfahren

Arten des Vergleichs:


- Räumlich: Zwischen Ländern Zb
- Longitudinal: Zwischen Jahren oder Zeitabschnitten: Parteien über Zeit
Datentypen: kann alles Mögliche sein
- Aggregatdaten: der amtlichen Statistik (Wahlergebnisse
- Individualdaten: Umfragen
- Sonstige Daten: Reden, Anfragen im Parlament
Fazit: Vergleichende POWI Kernbereich. Untersuchungsgegenstand und Methode als
Definition. Untersuchungsgegenstand: vielfältig, praktisch alles innerhalb des pol. System.
Methode: Lehre von systematischen sinnvollen Vergleichen. Ziel der Vergleichende POWI:
Beschreiben und Erklären.

11.10.16 - Wissenschaftliche Grundbegriffe


Wissenschaft: Prozess um Wissen zu generieren. Aus begründeten Behauptungen über die
Welt. ( schwer belegte Aussagen zu bekommen)
Definitionen: Welt erklären, verstehen, Aussagen darüber herstellen. Auch eine Strategie. Wie
demokratisch ist die Welt? Wie misst man das, wie unterscheidet man Demokratie von
autoritärem System? Fallauswahl. Argumente müssen logisch konsistent sein. Alles, was wir
denken und sagen: vorläufiges Wissen.
Ziel empirisch-analytischer Forschung:
Auffindung logisch konsistenter, falsifizierbarer Erklärungen für politische Phänomene, für
die es empirische Evidenz gibt.
Sinnvolle Verbindung von Theorie und Empirie: Theorietische Aussagen bedürfen
empirischer Überprüfung, Empirische Zusammenhänge bedürfen theoretischer Erklärung

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Kausale Inferenz: Basierend auf theoretischen Modellen und empirischer Evidenz sollen über
den Untersuchungsgegenstand hinausgehende generalisierbare Aussagen getroffen werden:
Einfluss von Bildung auf politische Partizipation in Umfragen mit Zufallsstichprobe
Logisch konsistente Aussagen
- Annahme oder Prämisse: Aussage, die als wahr angenommen wird.
- Schlussfolgerung: Argument, das sich logisch aus der Prämisse ergibt.
- Logisch konsistente Aussagen: Wird die Prämisse akzeptiert, folgt zwingend die
Schlussfolgerung. Es gibt auch logisch inkonsistente Schlussfolgerungen.
zB wenn in Prämisse steht, dass: wenn Gruppe viele Ressourcen hat  Einfluss groß. Daraus
kann man nicht auf Gruppen mit wenig Ressourcen schließen und auch nicht auf Personen mit
vielen Ressourcen auf deren Einfluss.
Logisch konsistente Schlussfolgerung: Eine Interessensgruppe verfügt über viele Ressourcen
(kleine Prämisse). Dann muss sie großen Einfluss auf Politikinhalte haben (Schlussfolgerung.
Eine Interessensgruppe hat keinen Einfluss (kl. Prämisse). Dann hat sie auch wenig
Ressourcen zur Verfügung (Schlussfolgerung)
Schlecht. Füllsätze: Daraus folgt unmittelbar…, damit im Zusammenhang steht…
Logisch konsistente Aussagen: auch komplexer.
Prämisse: Wenn X oder Y dann Z. Schlussfolgerung: Wenn X, muss Z auftreten (unabhängig
von Y). Wenn Y dann muss Z unabhängig von X auftreten. Wenn nicht Z beobachtet wird,
dann muss (nicht-X und nicht-Y gelten.
Inkonsistent: Z beobachten, dann X oder Y. Wenn ich nicht-X und nicht Y beobachte, dann
gilt auch nicht-Z.
Aussagen sollen falsifizierbar sein. Aussagen sollen generiert werden, die leicht falsifizierbar
sind. ZB: Demokratien führen keinen Krieg gegen andere Demokratien. Wenn Theorien nicht
wiederlegbar sind, ist die Theorie nichts wert. Keine Tautologie. Aussage die per Definition
wahr ist. ZB Die Demokratiezufriedenheit sinkt, weil Leute unzufrieden sind. Auch wichtig:
Verifikation nicht möglich! Theorie kann nicht wirklich als wahr bezeichnet werden. Man
wird nicht wissen, ob es beim 1001. Mal anders ist  Popper
Empirische Evidenz: Wissen immer vorläufig, Wissenschaftlicher Fortschritt: wechselseitiger
Prozess. Voraussetzungen: Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Ehrlichkeit.
Im Idealfall ist Forschung ein Kreislauf. Jemand stellt wichtige Frage, liefert Erklärung, es
wird versucht, das zu testen. Man muss versuchen, das was davor da war, besser zu machen
Forschungsfrage: Endet mit Fragezeichen! Voraussetzung: Interesse an Fragestellung muss da
sein, Forschungsstand muss kritisch gesichtet und die Lücken herausgearbeitet werden.
Gütekriterien:
- Fragestellung als Frage
- Empirisch überprüfbar, normative Bedeutung ebenfalls möglich
- Gesellschaftliche oder politikwissenschaftliche Relevanz: gesellschaftlich: wie wichtig
ist die Fragestellung für Nicht-POWI? POWI Relevanz: Bedeutung für die
KollegInnen.
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- Frage grenzt Forschungsgebiet ein
Finden einer Fragestellung
- Empirisches Rätsel: Beobachtung in der Welt, die Erklärungsansätzen widersprechen
- Forschungslücke: Thema wurde bisher noch gar nicht untersucht
- Empirische Lücke: in der Literatur häufig gemachte Aussagen und Annahmen, die
noch nicht überprüft wurde.
- Neue Anwendung: Anwendung einer Theorie oder Methode aus einem
Forschungsgebiet wird auf ein anderes angewandt
- Theorienkonkurrenz: Theorien treffen konkurrierende Aussagen über das gleiche
Phänomen
Theoriebildung
Definition: System von miteinander verbundenen Aussagen, das Hypothesen über
Zusammenhänge zwischen verschiedenen Konzepten umfasst, von denen zumindest einige
empirisch überprüfbar sind. Theorien setzen sich zusammen aus Definitionen,
Annahmen/Prämissen, abgeleitete Hypothesen
Grundbausteine
Definitionen: Präzisieren der wichtigsten Begriffe (Konzepte) oder Theorien. Beispiel:
Demokratie, Macht, Ressourcen…
Annahme: Bilden die Basis für die von Theorie aufgestellten Kausalbeziehungen. Sie werden
als gegeben betrachtet und nicht empirisch hinterfragt. Die Welt soll damit vereinfacht
werden, damit sie begriffen werden kann.
Hypothesen!
Funktionen von Theorien
Am Ende: Intersubjektiv gültige und verallgemeinerungsfähige Aussagen über politische
Inhalte, Strukturen, Prozesse. Reduktion der Realität: Theorien leiten das Erkenntnisinteresse
und strukturieren das Herangehen an die Wirklichkeit, indem sie ein Analyseraster
bereitstellen und die Suche nach den relevanten beobachtbaren Tatsachen leiten.
Systematisierung: Begriffe, Argumentationen und Denkmuster.
Beste Theorie: einfache Aussagen, einfaches Weltbild, richtige Aussagen.
Theorieentwicklung
Möglichst detaillierte Sicht mit der relevanten Literatur. Entwicklung eines eigenen
theoretischen Arguments auf Basis des Wissens. Wichtig: Forschungslücken. Nicht alles, was
veröffentlich ist, ist automatisch gut. Wie vertrauenswürdig ist die Quelle?
Formen der Theoriebildung
Induktiv: Man schlie0t von empirisch beobachtbaren Tatsachen auf allgemeine
Zusammenhänge. Ausgehend von der Analyse einiger wenigen Fälle werden generalisierbare
Zusammenhänge postuliert. Bei wenig Vorwissen zum Forschungsgegenstand. Man darf nicht
eine Theorie anhand des Ausgangspunkt testen. Theorietest! BSP: Beobachtung von

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europäischen Demokratien: führen keinen Krieg. Schluss. Demokratien gehen nicht in den
Krieg. Nicht logisch: von kleiner Menge auf große Menge schließen. Man muss davor noch
andere Demokratien anschauen in der Welt
Deduktiv: Vom Allgemeinen zum Besonderen. Man schreibt Theorie auf. Ausgehend von
allgemeinen Aussagen werden konkrete Aussagen über empirische Phänomene abgeleitet.
BSP: Theorie aufschreiben: Demokratie führt keinen Krieg gegen Demokratie.
Überblick:
Intern konsistent, falsifizierbar, konkrete Aussage, sparsam, aber doch empirisch wahr.
Konzepte
Prüfung: Begriffe die abgefragt werden zB was ist eine Hypothese?
Konzepte: Die in den theoretischen Argumenten und Hypothesen vorkommenden Begriffe
werden Konzepte genannt. Sie müssen klar definiert sein, um Missverständnisse zu vermeiden
und um die Eigenschaften eines Konzepts klar zu benennen. Konzepte bestehen aus mehreren
Eigenschaften.
Was ist eine Partei? Definition des Konzepts Partei, das diese Organisationen anhand von
spezifischen Eigenschaften klar von anderen Akteuren abgrenzt? Erlangen öffentlicher Ämter,
Interessensgruppe.
Gruppe Organisation Streben nach Streben nach
pol. Einfluss pol. Ämtern
Partei x X X X
Unabhängige X X
KandidatInnen
Interessensgruppen X X X
Soziale Bewegung X x

Hypothesen:
Vermutung über Sachverhalt über Konzepte. Die theoretisch hergeleitet und empirisch
überprüfbar sind. Deskriptive (Sachverhalte formulieren) vs. Kausale Hypothese
(Wirkungszusammenhänge zwischen zwei od. mehr Variablen)
Variablen:
Abhängig und Unabhängig. Je höher der Demokratiegrad (UV) desto mehr Entwicklungshilfe
(AV)
Beispiel zu Hypothese: Siehe Exzerpt Bernauer
- Ohne Irakkrieg wäre Tony Blair länger im Amt geblieben  keine Hypothese
- Es gibt mehr Menschen, die EU Befürworten, als die die ablehnen  deskriptive
Hypothese
- Je höher Bildungsniveau, desto eher politisch aktiv  kausale Hypothese
Gütekriterien für kausale Hypothesen

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- Hypothese stellt einen theoretisch abgeleiteten Wirkungszusammenhang zwischen
mindestens 2 Variablen auf und gibt dabei genau an, welche abhängig und unabhängig
ist und ob Effekt positiv oder negativ ist (Wenn – dann Je – desto)
- Die AV und UV können unterschiedliche Ausprägungen annehmen… Rest
- Hypothese falsifizierbar
- Präzise formuliert
Deterministische Hypothese: Veränderung führt immer zu Y, in SOWI typisch keine Gesetze
Probabilistisch: Veränderung X erhöht Wahrscheinlichkeit für Veränderung für Y, typisch in
SOWI
Konditionale Effekte
Konditionaler Effekt: Einfachste Erklärungen sind unabhängig von anderen Faktoren: Wenn
X, dann Y. Steigt X, dann steigt auch Y
Konditional: Der Einfluss von X auf Y hängt von einem weiteren Faktor Z ab. Man sagt: X
beeinflusst Y unter der Bedingung Z. Diese Theorien sind eher empirisch wahrer.
Notwendige und hinreichende Bedingungen:
Deterministisches Weltbild. X ist für das Eintreten für Y erforderlich, X führt aber nicht zu Y.
- Notwendig:
o X ist für Y zwingend erforderlich
o X führt aber nicht automatisch zu Y
- Hinreichend: Wenn X, dann immer Y: ZB: Regen führt immer zu nasser Straße
Prüfungsfrage ZB: Aussagen unterscheiden
BSP:
- Um Erasmus zu machen, muss ein Sprachtest bestanden werden (notwendig)
- Wenn Staat wohlhabend, wird er demokratisch bleiben (hinreichend)
- Nur wenn die Menschenrechte vom Staat gewahrt werden, kann er Mitglied der EU
bleiben (notwendig)
- Staat: immer 2 Parteien wenn sie über ein Mehrheitswahlsystem verfügen
(hinreichend)
Kausalität
Kausale Schlüsse. Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Ursache als ein Ereignis oder
Umstand, der ein anderes Ereignis oder einen anderen Umstand hervorruft. Ursache geht
zeitlich der Wirkung voran.
Um Kausalbeziehung zw. X und Y nachzuweisen: derselbe Fall muss unter Einwirkung von
X und Nichteinwirkung von X untersucht werden. Das ist aber nicht möglich,
Forschungsdesigns bieten Alternativen wie Kausalität überprüft werden können.
Korrelation ist nicht Kausalität! Korrelation: Zwei Ereignisse oder Umstände variieren
gemeinsam. Storchendichte  Geburtenrate: Dritter Faktor: Urbanisierung.
Scheinkorrelation.

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Fazit: VGL POWI: Beschreibung und Erklären. Erklärung verlangt Theorien, um
falsifizierbare Hypothesen aufstellen und testen können. Theorien sind miteinander
verbundene Aussagen die auf Basis von Prämissen und mit Hilfe von logisch konsistenten
Argumenten zu Hypothesen führen. Unser Wissen ist immer vorläufig, jede Theorie kann
falsifiziert werden

18.10.16 - Forschungsdesigns
Stadien des Forschungsprozesses:
Forschungsfrage – Theorie – Hypothesen – Forschungsdesign – Fallauswahl –
Operationalisierung – Datenerhebung – Analyse der Daten - Publikation
Kausalität: Beziehung zw. Ursache und Wirkung, wobei Ursache ein Ergebnis oder einen
anderen Umstand hervorruft. Ursache geht Wirkung voraus. Oft kann Kausalität nicht
bestimmt werden. Was hat einen kausalen Effekt?
Rubins Potential Outcome Framework: Kontrafaktisches Kausalmodell
Vergleich von Dingen die potenziell und welchen die passiert sind. Vergleich potentieller
Outcomes bei unterschiedlichen Treatments: Kausaler Effekt von X auf Y: Yt(treatment) –
Yc(Control). Sachverhalt unter 2 Bedingungen. Der Unterschied zw. Den beiden: Differenz:
ist der kausale Effekt auf die Y-Variable.
Drei Elemente:
- Analyseeinheit: Beobachtung, Fall,
- Treatment: Ursache, die auf einen Fall angewandt wird (Treatment Group) oder nicht
(Control Group),
- Potentielles Ergebnis: Y. Ausprägung der abhängigen Variable, wenn eine
Intervention vorliegt oder nicht. Vorliegt: Yt oder nicht Yc
Kontrafaktisch: nie beobachtbar. Fundamentales Problem der Kausalität. Was wäre passiert,
wenn es nicht beobachtet wäre man kann die Zeit nicht zurückspulen und denken was wäre
passiert wenn. Outcome kann sich ändern durch minimale Änderungen: was wäre passiert,
wenn. Wir möchten etwas aussagen über Kausalität. Was kann man tun?
Das beste: Vergleich. Vergleichen Dinge, die möglichst ähnlich sind. VGL zw. Personen ZB.
ZB Personen die ähnlich sind, aber doch sich unterscheiden. Voraussetzung: Homogenität für
Überwindung des Problems:
Zwei Analyseeinheiten homogen, wenn AV bei gleicher Ausprägung der UV den gleichen
Wert annimmt. Die Analyseeinheiten müssen vergleichbar sein. Konsequenz für VP: man
muss homogene Analyseeinheit haben.
Kausaler Effekt vs. Kausaler Mechanismus
- Kausaler Effekt: Auswirkung von X auf Y, Veränderung von Y die mit Veränderung
von X einhergeht.
- Kausaler Mechanismus: Erklärt Kovarianz von X und Y, Der Kausale Pfad der X und
Y verbindet.
BSP Mehrheitswahlsystem kausaler Effekt auf Y (Wahlbeteiligung.

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Welcher kausale Effekt? Man will einen Mechanismus. Nicht nur den Effekt. Kausaler
Mechanismus der dazwischenliegt: Zwischenschritte einbauen. ZB Nur wenige Parteien im
Parlament  Viele WählerInnen fühlen sich nicht repräsentiert  Viele WählerInnen
entscheiden gar nicht zu wählen  Wahlbeteiligung.
Man kann Zwischenschritte testen.
Interne und externe Validität.
- Intern: Empirisch beobachtbare Veränderungen der abhängigen Variable können
tatsächlich auf den Einfluss der UV zurückgeführt werden
- Externe Validität: Ausmaß der Generalisierbarkeit der Ergebnisse einer Untersuchung.
BSP: Kann man von einer Analyse auf eine größere Analyseeinheit schließen?
Generalisierbarkeit.
Verschiedene Methoden für gleiche Frage: gut.
Ziel von Forschungsdesigns
- Definition: “nimmt das zu testende Argument als Ausgangspunkt und plant konkret
die einzelnen Arbeitsschritte zur empirischen Überprüfung der Hypothesen” (Bernauer
et al. 2015 85)
- Ziel von Forschungsdesigns: Herstellung kausaler Inferenz zur Beantwortung der
aufgeworfenen Forschungsfrage
- Kausalität ist nicht direkt beobachtbar. Forschungsdesigntypen unterscheiden sich
hinsichtlich der Art und Weise wie kausale Inferenz etabliert wird
4 Arten von Forschungsdesigns.
- Experiment
- Längsschnittanalysen
- Querschnittsanalysen
- Fallstudien
Wahl des Forschungsdesigns
Kriterien: Welches Forschungsdesign geeignet? Hängt von Fragestellung und Hypothesen und
Datenverfügbarkeit ab. Methode als Werkzeug. Gutes Forschungsdesign passt zu
Forschungsfrage, nicht zu Wünschen der Forscher.
Experimente: manchmal Goldstandard zur Herstellung von Kausalitäten.
Versuchspersonen werden in Versuchs- und Kontrollgruppen unterteilt, die bis auf das
Treatment (UV) gleich beurteilt werden. Durch Randomisierung: Einfluss von Störfaktoren
ausgeschlossen. Unterscheiden sich die Gruppen in ihrer Reaktion (AV) kann ein Einfluss der
UV auf die AV nachgewiesen werden. ZB Feldexperiment zur Wahlbeteiligung. Treatment:
Wahlaufruf per Brief und zufällig ausgewählte Bezirke. Hohe interne Validität aber geringe
externe Validität.
Laborexperiment: künstliche Umgebung vom ForscherIn kontrolliert. Künstliches
Wohnzimmer ZB.

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BSP Kennedy Nixon Debatte 1960: Evaluationen danach ob die Debatte gesehen oder gehört
wurde. Unterschied, wie die Kampagne wahrgenommen werden: wie werden die Kandidaten
evaluiert?
TeilnehmerInnen: 171 Studierende an Uni Minnesota. Was wird randomisiert (X)? Wie die
Debatte verfolgt wird. Was ist die abhängige Variable: Evaluation der Performanz von
Kennedy vs. Nixon (Y)
Offene Frage, ob externe Validität hier gegeben ist: es waren nur StudentInnen
Längsschnitt- und Querschnittsanalysen: nicht-experimentelle Designs: Idee: Statistische
Analyse eines postulierten Kausalzusammenhangs anhand großer Fallzahlen. Längsschnitt:
Varianz über Zeit. Querschnitt: nicht über Zeit, sondern über 2 Personen: Varianz über
Analyseeinheiten hinweg. ZB: Methode der Verteilung: Nicht zufällig. Pre-Test: Messung der
AV Treatment: Treatment Post Test. Messung der AV. Alle Frauen, Einkommen, Geburt
eines Kindes, nachher Einkommen.
Längsschnittanalyse
Methode der Pre Test Treatment Post-test
Verteilung in
Treatmentgruppen
Nicht zufällig Messung der AV (Y) Treatment Messung der AV (Y)
Frauen im SOEP Einkommen t0 Geburt eines Kindes Einkommen t2
t1

Querschnittanalyse
Methode der V in T Pre-test Treatment Post-test
Gruppe
Nicht zufällig Keinen Treatment Messung AV
N. z. K. Kein Treatment Messung AV
BSP: Keinen Arbeitslos (t0) Wahlentscheidung
RespondentInnen (t0)
einer Wahlstudie
Siehe oben s.o. Nicht Arbeitslos Wahlentscheidung

Vorteile Aufdecken genereller Trend: EV. Nachvollziehbarkeit und Replizierbarkeit der


Ergebnisse. Unsicherheit der Ergebnisse ist bekannt
Nachteile: Kausale Mechanismen nur schwer nachweisebar: geringe IV. Unterschied Längs
und Querschnitt. Eher raten zu Längsschnitt. Eher in der Lage, 2 Analyseeinheiten zu
vergleichen, das sich zeitlich unterscheidet: einfacher. Aber Querschnitt: leichter, wegen
Ressourcen
Kausalität in Längsschnittanalysen leichter nachweisbar, Ursache X kommt zeitlich vor
Wirkung Y
Um was für Forschungsdesigns handelt es sich hier: Folie 3) Experiment

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1. Europäische Wahlstudie 2014: Befragung von 1000 zufällig ausgewählten BürgerInnen pro
EU Staat, um Wahlverhalten der Bürger bei EP Wahl 2014 zu erklären (Querschnitt)
2. German Longitudinal Election Study: Befragung von den gleichen zufällig ausgewählten
BürgerInnen zu ihrem Wahlverhalten bei den Bundestagswahlen 2009, 2013 und 2017
(Längsschnitt)
3. Studie zur Responsivität von EP Abgeordneten, in deren Rahmen der Hälfte der MdEPs,
die zufällig ausgewählt wurden, gleich lautende Emails von BürgerInnenzu einer
bevorstehenden Abstimmung zugeschickt werden und danach überprüft wird, wie sich die
MdEPs bei der Abstimmung entschieden haben (Experiment)
Fallstudien:
Detaillierte Analyse: kleine Anzahl von Fällen, um Kausalmechanismen zu verstehen. Of
systematische Fallauswahl.
- Vorteile: Hohe interne, Validität, Generierung neuer Hypothesen,
- Nachteile: Geringe externe Validität, keine Angabe über Unsicherheiten der
Ergebnisse.
Fallstudien: Vergleichende Fallstudien.
In Fallstudien: ZB Analyse der Entstehung des Naziregimes durch Längsschnittstudie in D in
20er und 30er Jahre
Methode Verteilung Pretest Treatment Post Test
in Treatment Gruppe
Nicht zufällig Messung AV Treatment Messung AV

Vergleichende Fallstudie: ZB Einfluss Ressourcenreichtum auf Pol. System


Methode Verteilung Pretest Treatment Posttest
Treatment-gruppe
N.z. Keine Treatment Messung AV
N.z. Keine Kein Treatment Messung AV

Quali und Quanti:


Anzahl der Beobachtungen: Vereinfachende Unterscheidung zw. Studien mit wenigen und
vielen Beobachtungen.
Konsequenzen für die Art der Analyse: Quali und Quanti wird oft vereinfacht für bestimmte
Arten der Analyse verwendet. In Praxis: Unterschiede sollen kleiner sein.
Stärken und Schwächen
Quantitativ Qualitativ
Generalisierbarkeit Viele Fälle, + Wenig Fälle -
Transparenz Replikationsdaten + Replikation weniger -
Maße für Unsicherheit Sicherheit + Schwer bestimmbar -
Deskription Oberflächlich - Mehr Info +

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Kausale Mechanismen Oberflächlich - Höhere interne V +

Fallauswahl bei Quanti


Stichproben
- Zufallsstichprobe: Teilmenge der Grundgesamtheit, bei der jedes Elementeine
bekannte Wslkeit hat, ausgewählt zu werden
- Einfache Zufallsstichprobe: Teilmenge bei er jedes Element der Grundgesamtheit die
gleiche Chance hat, gewählt zu werden
- Spezielle Zufallsstichprobe: Geschichtete Zufallsstichprobe: Einteilung der Studenten
nach Bundesländer. Klumpenstichprobe: Zufallsauswahl von X Schulen: alle Schüler
- Vollerhebung: Alle Elemente untersuchen in der GG
- Systematische Auswahl: von Fällen nach Kriterien
Fallauswahl bei Quali:
Anzahl der Fälle: Vergleichende Fallstudie: Anzahl der Fälle steigt exponentiell mit UVs: 1
UV = 2 Fälle, 2 = 4 3 = 8. Einzelfallstudie: Analyse eines einzigen Falls: nur vergleichend
wenn es Beobachtungseinheiten innerhalb des Falls oder über Zeit gibt
Fallauswahl?
- Most Similar Systems: möglichst ähnlich in Bezug auf viele Faktoren außer auf AV:
Ziel: zeigen, dass UV Varianz erklärt
- Most different systems: möglichst verschieden in Bezug auf Faktoren außer auf AV!
Ziel: Zeigen, dass UV ebenfalls konstant ist.
- Kritische Fälle: Least likely/most likely: für postulierten Zusammenhang stellt der Fall
ein least likely oder most likely case dar.
Beispiele siehe Folien 34, 35
Most Similar: Gamsons Law
Partei 1 Partei 2 Partei 3
Parteigröße Sehr klein Klein Groß
Wahlsystem Verhältnis Verhältnis Verhältnis
Zeitpunkt 80er 80er 80er
Ideologie Liberal Liberal Liberal
Anteil Kabinettsitze Sehr klein Klein groß

Most different Systmes: BSP Ressourcenreichtum und Entwicklung


Venezuela Iran Indonesien
Ressourcenreichtum Hoch Hoch Hoch
Region Lateinamerika Mittlerer Osten Südostasien
Sprachliche 0.07 0.75 0.77
Fraktionalisierung
Religion Röm Kath Schiiten Muslimisch und
Christlich
Entwicklungsstand Niedrig Niedrig Niedrig
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Probleme bei most different system: Durch Fallauswahl der AV ist konstant. Wir wissen: ist
X gegeben, folgt Y. Wir wissen nicht: ist X nicht gegeben, folgt nicht Y. Generiert zwar
kausale Hypothesen, testet sie aber nicht.

25.10.16 - Demokratie und Autokratie


Fallauswahl bei qualitativer Studie
Fall mit schlechtester Rahmenbedingungen zur Erfüllung der Theorie: Ziel: Hypothese
bestätigen. Selbst in diesem Fall soll die Theorie zutreffen.
Kritische Fälle:
- Least likely: Fall mit schlechtesten Rahmenbedingung zu Erfüllung Theorie:
Hypothese soll bestätigt werden
- Most Likely: Fall mit besten Rahmenbedingungen zur Erfüllung der Theorie: Ziel:
Hypothese falsifizieren
Kritische Fälle: crucial cases:
Beispiele: Least likely crucial case für die Hypothese: WählerInnen beziehen das Wahlsystem
in ihr Stimmverhalten ein – sie wählen strategisch: Mehrheitswahlsystem: Winner takes it all.
Leastlikely crucial case: Proporz Wahlsysteme, Niederlande.
Most likely crucial case für Hypothese: Gesellschaftliche Spaltung reduziert Vertrauen und
Kooperation in der Bevölkerung, womit die Ausbildung der demokratischen Herrschaftsform
unwahrscheinlich ist: Rahmenbedingungen: Anzahl der Intensität der Konflikte, Änderung
des Staatsgebiets, Bürgerkriege. ZB als Case: Schweiz
Operationalisierung =Messbarmachung
- Definition: ein theoretisches Konzept wird durch die Zuordnung zu einem empirisch
beobachtbaren Sachverhalt messbar gemacht.
- Indikator: Empirisch beobachteter Sachverhalt.
- Beispiele: Entwicklungsstand eines Landes: BIP. Bildungsniveau: Bildungsjahre.
Personalressourcen: Anzahl der MitarbeiterInnen. Interessensgruppendruck: Anzahl
der IG
Variablenarten
- Dichotome/Binäre Variablen: ZB Geschlecht MW
- Kategoriale/Nominale Variablen: Verschiedene Ausprägungen unterschieden, diese
können aber nicht sinnvoll geordnet werden (Religion)
- Ordinale Variablen: Ausprägung können in Reihenfolge gebracht werden:
Bildungsabschluss: etwas ist mehr als das andere.
- Metrische/Kontinuierliche Variablen: Abstände zwischen Ausprägungen können
berechnet werden. ZB Körpergröße. Die Distanz kann numerisch berechnet werden.
ZB Pflichtschule 3-mal weniger als Matura. Distanzen, Größen… Messung von
Demokratie: Dichotom gemessen. Andere messen es metrisch: Polity Index
Beispiele:

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Geburtsort (kategorial), BIP (metrisch), Ethnische Zugehörigkeit (Ordinal), RaucherIn (Binär,
(ordinal))
Gütekriterien für Indikatoren
- Validität: In wie weit der Indikator tatsächlich das zu operationalisierende Konzept
misst. Dort wo Krieg herrscht: Krieg messen.
- Reliabilität: Beschreibt, in wie weit wiederholte Messungen eines Konzepts mit einem
bestimmten Indikator die gleichen Ergebnisse hervorbringen: gibt man es hundert
Menschen, immer wieder, es soll dasselbe herauskommen
Widerspruch? ZB Computernutzung für Auswertung. Tonalität: ob ein Text von Stimmung
her positiv oder negativ ist. Möglichkeiten es zu messen: viele Wissenschaftler bewerten.
Sätze einem Computer geben. Nach negativen Wörter filtern.
Folie: 3 Beispiele für Messungen. Ideal: Messung häufig wiederholen und passende
Ergebnisse erhalten.
Politische Systeme: Demokratien und Autokratien
Sind Demokratien stabiler als Autokratien? Sind sie besser? Sind die Menschen glücklicher,
gesünder etc.? Sicherstellung, dass ein Staat demokratisch wird?
Was ist ein politisches System?
Es ist mehr als ein Staat. Easton: Institutionen,die Entscheidungentreffen. Zitat siehe Folie. Es
gibt Input, Demand, Pol. System geht damit um, Es gibt Outputs. Politisches System ist mehr
als sein Staat. Gemeinde, EU. Es schließt Institutionen mit ein, NGO, Medienlandschaft.
Rolle der einzelnen Elemente: unterschiedlich stark ausgeprägt
Definitionen von Demokratie
In der Forschung: keine Definition des Konzepts. Es herrscht Einigkeit, dass freie und faire
Wahlen ein Grundbestandteil von Demokratie ist. Wichtig: Wahlen regelmäßig, allgemein
(möglichst viele Menschen müssen eingeschlossen sein), sie müssen gleich sein: jeder hat die
gleiche Stimme unabhängig von Geschlecht etc., frei: nicht unter Druck gesetzt, was man
wählt; sie sollen direkt sein: Legislative soll direkt gewählt sein, sie müssen auch geheim sein.
Wie Demokratie definiert ist, nicht klar
Zwei Arten von Definitionen
- Prozedurale Definition: Demokratie über Institutionen und Verfahren des Regimes
definiert. (Schumpeter, Dahl) man bekommt eine Messung
- Substantielle Definition: politische Theorie. Man fragt nicht wie funktioniert die
Prozedur, sondern: was ist das Ziel der Demokratie. Was sollte Demokratie erreichen
können. Demokratie wird über die politischen Ergebnisse des Regimes definiert (ZB
soziale Ungleichheit.
- In der VGL POWI: Prozedurale Definition wichtiger
Substantielle Definition: Aristoteles:
Anzahl der Herrschenden, Entscheidungen für Allgemeinwohl oder Wohl des Herrschers? Es
gibt Namen dazu.

15
Anzahl Anzahl Anzahl
Handlungsorientierung Einer Wenige Viele
Gemeinwohl Monarchie Aristokratie Politie
Eigenwohl Tyrannei Oligarchie Demokratie

Prozedurale Definition
Definition bei Schumpeter: Demokratie wie freier Markt in der Wirtschaft. Ist die Ordnung
der Institutionen zur Erreichung pol. Entscheidungen von welcher einzelne die
Entscheidungsbefugnis durch Konkurrenzkampf um die Stimme des Volkes erwerben (egal:
Freiheiten, Mediensystem…)
Minimalistische prozedurale Definition: Wahlen sind entscheidend
Dahl: Demokratie zwei verschiedene Dimensionen
- Wettbewerb: Ausmaß, in dem die BürgerInnen in der Lage sind über Wahlkampf
macht zu erlangen und die Ergebnisse in ihrem Sinn zu beeinflussen
- Partizipation: Anteil der Bev. Der am politischen Prozess mitwirken kann
System, das beides erfüllt: Polyarchie.
Demokratie: Viele Beteiligte und Wettbewerb: voll entwickelte Demokratie ist ein Idealtyp:
Polyarchie. Es wird nie perfekt sein. Maximale prozedurale Definition von Demokratie!
Weg in Westeuropa: erst Wettbewerb einführen für kleiner Gruppe und dann mehr Leute
partizipieren lassen. Allgemeines Wahlrecht eingeführt: unterschiedliche Zeitpunkte. Ende 19.
Jh. Für Männer, 1919: Frauen. Klassischer Weg: kompetitives System und Ausweitung.
Graphische Darstellung: Ausprägung der Inklusion und Wettbewerb auf 2 Achsen.
Zwischenfragen siehe Folie (Prüfung!)
Aussage Richtig/Falsch
Laut Dahl sind Demokratien Staaten in Falsch: politischen Wettbewerb bracht es
denen alle BürgerInnen wählen können auch!
Laut Aristoteles sind Demokratien Staaten, Falsch!
in denen alle BürgerInnen am politischen
Prozess teilhaben und als Herrschende für
die Herstellung des Gemeinwohls sorgen
Substantielle Demokratiedefinitionen Richtig: BSP. Demokratiedefinition
klassifizieren Staaten anhand der politischen Aristoteles
Ergebnisse

Autokratische Systeme
Definition: politisches System, das die Kriterien einer Demokratie nicht erfüllt.
Hauptmerkmal: keine freien und fairen Wahlen. Kleine Gruppe von Personen regiert, kein
politischer Wettbewerb.

16
Monarchie:
Autokratie, bei dem Staatsoberhaupt Fähigkeit hat, die irgendwie ausgewählt wurde
Erbmonarchie oder Wahlmonarchie. Man trägt in der Regel einen Adelstitel. Typ der
Monarchie
- Absolute Monarchie
- Konstitutionelle Monarchie: Monarch der dem Reich vorsteht, Macht ist durch
Verfassung beschränkt. Teile der Macht werden abgetreten konstitutionell. Macht ist
eingegrenzt
- Demokratische Systeme mitmonarchischem Oberhaupt: keine Monarchien! GB:
parlamentarische Monarchie. Parlamentarisches System, bei dem Staatsoberhaupt
repräsentative Aufgaben hat
Militärregime
Führung: ehemalige und aktuelle Militärs (Militärjunta). Militärische Führung unterstütz die
Regierung und ist in der Lage, politische Entscheidungen und Ernennungen des
Führungspersonals aktiv zu beeinflussen. Beispie: Argentinien
Autokratische Zivilregime
Autokratische Systeme weder Monarchie/Militär.
- Parteiendominanz
o Einparteienregime: KPCH
o Dominante Parteien Regime: Eine Partei dominiert, andere Parteien
zugelassen. Die Macht auf jeden Fall behalten trotz Wahlen
- Personen Dominanz: Personenkult, Statuen. Eine Person hat Kontrolle und trifft
Entscheidungen. Verbindung mit Personenkult
Graphik siehe Folie und Text: Klassifizierung von autokratischen Systemen. Es ist nicht
immer so klar. ZB Personen, die Militär und Personenkult waren.
Beispiele
Monarchie Militärregime Autokratisches Zivilregime
Bahrain Burkina Faso Nordkorea
Jordanien Tschad Russland
Katar Gambia China
Saudi Arabien Elfenbeinküste

Demokratiemessung
Demokratiemaße
- Democracy Dictatorship Maß: ACLP
- Vanhanen Index:
- Polity Index (Marshall)
- Freedom House Index
Die Daten sind leicht zugänglich. Jahrelange Arbeit.

17
Democracy Dictatorship Maß
Es basiert auf politischem Wettbewerb. 4 notwendige Kriterien
- Regierungschef gewählt
- Parlament direkt ewählt
- Mehr als eine Partei treten bei Wahlen an
- Es gab in der Vergangenheit min. 1 Machtwechsel unter identischen Wahlregeln
Problem: keine Varianz, wenn es keinen Machtwechsel gab. Unklar. Es ist ein konservatives
Maß.
Demokratiedefinition: eng (keine Partizipation, keine bürgerlichen Rechte). Skalierung der
Variable. Dichotome binäre Variable, ein politisches System ist Demokratie oder eben
nicht.
Vanhanen Index
Kombiniert Partizipation und politischen Wettbewerb
Indikatoren
- Politischer Wettbewerb W Prozent der Stimmen, die nicht an die stärkste Partei gehen
- Politische Partizipation P: Wählerzahl gemessen an Gesamtbevölkerung
Demokratiedefinition: mittel. Keine bürgerlichen Rechte
Skalierung der Variable: Metrische Variable W*P/100. Range: 0 autokratisch – 100
(demokratisch), ab 5 gelten Systeme als Demokratien
Polity Index
Neben politischem Wettbewerb muss die Regierungsmacht rechtlich und institutionell
beschränkt sein. Partizipation wird ausgeblendet.
Indikatoren
- Politischer Wettbewerb um Macht
- Offenheit um Rekrutierung der Exekutive
- Beschränkung der Exekutive: gibt es Verfassung? Norm? Vfg.?
- Regulierung und Wettbewerb der Partizipation: Versammlungsfreiheit etc
Demokratiedefinition: mittel: keine Partizipation. Variable: Ordinal, Bandbreite -10 bis 10:
nicht ganz überlegt.
Freedom House Index: eigentlich keine Demokratiemessung. Sie messen Freiheit!
Indikatoren: 0-4 Punkte
- 10 politische Freiheiten
- 15 bürgerliche Freiheiten
Demokratiedefinition: weit. Sie befragen Menschen direkt, die sich mit dem System
auskennen und lassen sie diese Fragen beantworten. 25 Fragen. Jedoch Gefahr der
Korruption: Aussagen. Wie gut Politisches System funktioniert. Weite Definition.

18
Fragen
Aussage Richtig/Falsch
GB ist Monarchie Falsch: parlamentarische Monarchie
Egal welches Demokratie, Indizes gleiche Falsch
Ergebnisse
Freedom House: dichotomes Maß Falsch: ordinales Maß

Skalierung der Variable


- Ordinal?, Range 1 demokratisch bis 7 autokratisch aber Systeme werden oft in 3
Kategorien eingeteilt: 1 – 2,5 frei, teilweise frei 3-5, nicht frei 5,5-7
Vergleich der Demokratiemessung
Vergleich Freedomhouse und Polity. Es gibt einen negativen Zusammenhang. Der
Zusammenhang ist da. Schlechte Nachricht: bei Ländern, bei denen es schwierig wird: Für
Tansania und Somalia divergieren die Messungen. Das liegt am Aufbau und der
Durchführung. Unterschiedliche Durchführung.
Vergleich von offensichtlichen Demokratien: Indexe vergleichen. Metrisches Maß genauere
Unterscheidung als der Polity Index und Freedom House.
Vergleich der Demokratiemessung. ZB Geschichte Brasilien: stimmt es überein? Brasilien:
Monarchie, dann liberaler, Anfang 20. Jh. Sturz des Systems, dann Sturz, Einrichtung einer
Republik, dann Militärputsch, dann wieder echte Demokratie. 70er bis 80er Jahre
BSP USA: Maß nicht hohe Validität. USA seit Gründung fast nur Demokratie.
Performanz von politischen Systemen
Wie gut sind die Systeme? Frage, ob das Ziel von Demokratie wirklich stimmt. Sind sie
besser? Messen: Demokratie ist immer besser, weil Legitimation höher ist. Egal was dabei
rauskommt!
Besser: lässt sich anhand der rmanz bestimmen. Sind Menschen glücklicher, wohlhabender,
gesünder?
Frage empirisch zu klären eher schwer. Empirische Evidenz siehe Folie. Demokratiemessung:
Länder Messen Autokratie vs. Demokratien. Es gibt keine Lineare Verteilung. Menschen sind
auch in Autokratien glücklicher. Auch bei Kindersterblichkeit: je demokratischer, desto
weniger Kindersterblichkeit. Auch Autokratien funktionieren gut. Wie kann man das klären?
Varianz in Autokratien erklären.
Empirische Evidenz/Theorie: Selektoratstheorie
Sie geht zurück auf Bueno de Mesquita. Politische Eliten Streben nach Macht auch um andere
Ziele umzusetzen. Es gibt eine Logik was man tun muss, um an der Macht bleiben zu können.
- BürgerInnen
- Selektorat (S): Alle Menschen die an Auswahl der politischen Führung beteiligt sind.
- Winning coalition (W): Gruppengröße die zur Erhaltung der Macht benötigt wird.
Es gilt: BürgerInnen >= Selektorat >= Winning coalition
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Winning coalition könnte auch nur eine einzige Person sein. Es kommt auf die Größe von S
und W an, wie gut ein Staat funktioniert. Es wird in Verhältnis gesetzt.
- Wenn W/S groß: Loyalität zur Regierung klein
- W/S klein: Loyalität: groß
Dort wo Loyalitätsnorm groß (W/S: klein) können RegierungschefInnen relativ einfach mit
Privatgütern ihre Macht sichern. Warum? Angst vor Machverlust der Winning coalition, kann
leicht durch andere Akteure des Selektorats ersetzt werden. Korruption, Kleptokratie.
Loyalität zw. kleiner Gruppe der W: Diktator investiert in diese kleine Gruppe, dass sie loyal
ist. In gesamter Amtszeit: viel Geld veruntreut von staatlichen Geldern.
Vorhersagen der Selektoratstheorie
Je größer die W, desto schwieriger ist die Verteilung privater Güter. Warum: Bereitstellung
Güter iwann zu teuer. Bereitstellung öffentlicher Güter:
- Niemand kann ausgeschlossen werden
- Nutzung des Guts verhindert nicht Nutzung durch andere. ZB Infrastruktur, Bildung,
Gesundheitssystem
Demokratiemessung: Graphik siehe Folie. 2 Kriterien: Idealtyp: W und Verhältnis W/S groß:
Systeme funktionieren gut. Monarchien und Militärdiktaturen tendieren dazu, dass W klein
ist, aber es ist besser, als wenn man in zivilen Unrechtsregime ist: W und S beide klein.
Autokratie ist nicht=schlecht, es kommt auf die Länder an. W und S messen schwierig.

8.11. Willensbildung - Nachtrag Folien


Demokratisierung: Übergang Autokratie zu Demokratie im Sinne von Institutionen und
Prozessen. Zeitliche Häufung: nach Huntington: 3 Wellen
1. Welle 1828-1926 ca. 30 Staaten, v.a. USA Und Europa
2. Welle 1943-1962 Nachkriegseuropa und Kolumbien, Indien, Nigeria
3. Welle 1974-„heute“: Südeuropa, Lateinamerika, Ostasien, Osteuropa
Dazwischen Gegenwellen in den 1930er Jahren und 60er Jahren.
Anteil Demokratien im internationalen System stieg an.
Ursachen von Demokratisierungsprozessen:
Es gibt wenig konkrete Antworten. Stabilster Zusammenhang: Wohlstand und Demokratie.
Modernisierungstheorie von Lipset
- Wissenschaftliche Entwicklung
- Ausbau Bildung
- Änderung der politischen Kultur
- Politisierung und Demokratisierung der Mittelschicht
- Gründung von Parteien und Organisationen
- Demokratisierung
Kritik: Offene Frage der Kausalität, Prozessrichtung wichtig. Reichtum verhindert Abdriften
(exogen) in Autokratie vs. Reichtum führt zu Demokratie (endogen)

20
Weitere Erklärungsfaktoren (genannte)
- Entwicklung breiter Mittelschicht
- Bildung
- Politische Kultur
- Religion
- Ressourcenreichtum
Probleme: Manche Faktoren sind Teile eines kausalen Mechanismus. Existiert ein
unabhängiger Effekt von Bildung oder ist sie Folge des Wohlstands? Gleichzeitiges Auftreten
mehrerer möglicher Kausalfaktoren. Kausalitätsproblematik!
„Fazit“: Demokratisierung: kontextabhängig. Viele konditionale Effekte, wenig
generalisierbare Prozesse. Richtig des Regimewechsels spielt eine Rolle: Warum entstehen
Demokratien? Warum sind manche Demokratien stabiler als andere?
Demokratie und Gruppenentscheidung
Demokratietheoretisches Ideal
- Demokratie = Volksherrschaft
- Demokratien vs. Autokratie als Wert an sich – Form legitimer Herrschaft. ABER: gibt
es DEN Willen DES Volkes? Gibt es DIE Mehrheit die sich in gleichen und fairen
Wahlen durchsetzt?
Heute: Analyse dieser Annahmen: Es gibt kein perfektes Verfahren, welches Präferenzen der
WählerInnen in konsistente Gruppenpräferenzen überträgt. Bei Gruppen: kann man nicht von
Präferenzen sprechen. Es gibt in der Regel nicht DIE Mehrheit, sondern verschiedene
Mehrheiten.
BSP Abendplanung. 3 Personen, 3 Optionen
Präferenz Johanna Kai Lea
1 Donaukanal Kino Bar
2 Bar Donaukanal Kino
3 Kino Bar Donaukanal

Unterschiedliche Wünsche: Abstimmung. Was ist besser, Donaukanal oder Bar? Ergebnis: D
vs. B: Donaukanal. D vs. Kino: Kino. Kino vs. Bar: Bar.
Somit: zyklische Mehrheiten: Donaukanal > Bar > Kino > Donaukanal… je nach Paarung:
unterschiedliche Mehrheiten. Es gibt nicht DIE Mehrheit. BSP: Condorcet Paradoxon
Wie oft gibt es zyklische Mehrheiten?
Varianz in der Anzahl der Abstimmenden (n), V in der Anzahl der Alternativen (m),
Annahme: Alle Präferenzordnungen sind gleich wahrscheinlich. Mit steigender Anzahl der
Wähler (n) und Alternativen (m) werden zyklische Mehrheiten wahrscheinlicher.

MedianwählerInnen Theorem

21
Problem der zyklischen Mehrheit bei gewisser Präferenzstruktur der Wähler kann umgangen
werden.
- Eindimensionalität
Entscheidungen sind dann leichter vorherzusagen, wenn sich Präferenzen der
WählerInnen anhand einer Dimension anordnen lassen: Links-Rechts, Mehr-Weniger
- Eingipfligkeit (singel peakedness)
Präferenzen aller Wähler lassen sich in einer Dimension so anordnen, dass die
Präferenzen von einem Maximum weg immer abfallen: DH nur einen Gipfel haben.
BSP: Spitzensteuersatz, Atomausstieg: Reihung der Präferenzen, die Sinn machen
Keine Eingipfligkeit: Condorcet siehe BSP der Präferenzen: es gibt hier keinen Weg, die
Präferenzen anhand einer Dimension so zu ordnen, dass sie eingipflig sind.
Medianwählertheorem
Entscheidet eine Gruppe mit Mehrheitswahl über Alternativen wird die Entscheidung den
Präferenzen des Medians entsprechen. Definition Median: Punkt x auf Skala für den es weder
links noch rechts Mehrheiten gibt. Annahmen: Eindimensionalität, eingipflige Präferenzen,
Mehrheitswahl, Ehrliche den Präferenzen entsprechenden Wahl.
Duncan Black (MWT): Entscheidet Gruppe mit Mehrheitswahl über verschiedene
Alternativen wird die Entscheidung den Präferenzen des Medians entsprechen Analogie:
Eisverkäufer am Strand. Wo Eisstand aufbauen?
Mehrdimensionalität und Chaos
Präferenzen in zwei oder mehr Dimensionen: keine Vorhersagen zur Gruppenpräferenz
möglich.
BSP:
- Evaluierung von PräsidentschaftskandidatInnen anhand von Ideologischer
Ausrichtung und Charaktereigenschaften. Divide a dollar Logik: ZB
Budgetentscheidungen zu Sozialpolitik, Sicherheits- und Verteidigungspolitik
- Divide a dollar Logik: Uni Budget: Gruppe von drei DekanInnen: SOWI; JUS,
Chemie. Aufgabe: Verteilung Uni Budget 1 Mio. Annahme: jeder möchte möglichst
viel. Entscheidungsregel: Mehrheit. Dimension 1: Budget SOWI, D2 Budget Jus,
Budget Chemie = 1 Mio – Budget Sowi – Budget Jus.
Es gibt keine Gruppenpräferenz, jede Budgetverteilung kann mit Mehrheit überstimmt
werden. Konsequenzen:
- Entscheidungsprozess könnte für immer weitergehen
- Nahezu jeder Verteilungsschlüssel kann Mehrheit erlangen
- Stabilität durch Agenda Setter: Budgetverteilung hängt von Abstimmungsregeln ZB
Reihenfolge ab

McKelveys Chaos Theorem


22
Bei min. 3 WählerInnen mit Präferenzen in 2 oder mehr Dimensionen kann es keine
Alternativen geben die in paarweiser Abstimmung gegen jede andere Alternative besteht.
Keine Condorcet Gewinner.
Bedeutung: Es gibt keine Erweiterung des Medianwählertheorems für komplexe politische
Probleme. Entscheidungen von Gruppen bei diesen komplexen Problemen sind arbiträr –
Stabilität kann nur mit willkürlichen Regeln hergestellt werden.
Arrow Theorem
Bedingungen
- Bedingungen U (Universal Admissibility) Jede Präferenz soll möglich sein
- Präferenz P (Pareto Opimality) Wenn jeder Alternative i gegenüber Alternative j
präferiert, muss sich dies in der Gruppenpräferenz niederschlagen
- Bedingung I (Independence from irrelevant alternatives): Bleiben Präferenzen aller
bezüglich i und j gleich, dann verändert sich auch die Gruppenpräferenz zwischen i
und j nicht
- Bedingung D (Nondictatorship): Es darf keinen Diktator geben, dessen Präferenz
ungeachtet der anderen Mitglieder zur Gruppenpräferenz wird.
Bedingung I: Wahlverhalten nach Borda: Wähler erstellen Rangliste ihrer Präferenzen, Punkte
für Präferenzen bis max. 3 Punkte: ZB 1. 3P, 2. 2p…. Gruppenpräferenz: Reihung der
Alternativen nach Gesamtpunktzahl. So ergibt sich eine Rangordnung. Bedingung I:
Gruppenpräferenz bzgl. A, B und C sollte nicht von Y abhängen! Insbesondere: steht Y nicht
zur Verfügung, sollte die nächstbeste Wahl A 10 Punkte sein.
Das Hinzufügen/Entfernen von Alternative Y dreht die Anordnung des Wahlergebnisses um,
Verletzung der Bedingung I.
Arrow Theorem:
Arrows Unmöglichkeitstheorem: Es gibt kein Verfahren um die Präferenzen einer Gruppe zu
bestimmen, das alle vier Bedingungen (UPI und D) erfüllt.
Bedeutung: bei allen Gruppenentscheidungen gibt einen Zielkonflikt zwischen Gleichheit
unter dem Risiko von intransitiven, arbiträren Gruppenentscheidungen vs. Stabilität unter
Institutionalisierung und Ungleichheit
15.11.16 – Demokratietypen
Holistische Ansätze der Demokratietheorie
Holistisch: umfassende Beschreibung der Systeme.
Vorgehen:
- Klassifikation von Typologie von Demokratien
- Anhand von Merkmalen
- Mehr als nur Einzelmerkmale wie bei Klassifikation nach Wahlsystemen oder
Präsidentialismus vs. Parlamentarismus
Ziele: Beschreibung: Klassifikation von Demokratie, Erklärung welches Demokratiemodell
erfolgreich ist

23
Frage: lässt sich Demokratie klassifizieren bzw. typologisieren?
Beobachtungen: Wie Demokratie organisiert ist, ist nicht zufällig: Muster! Institutionen von
zentraler Bedeutung: Prägt das Verhalten von AkteurInnen, Demokratietheorie: normative
Aspekte von guten politischen Systeme.
Demokratietheorie:
“When the war of independence was terminated and the foundations of the new government
were to be laid down, the nation was divided between two opinions – two opinions which are
as old as the world and which are perpetually to be met with, under different forms and
various names, in all free communities, the one tending to limit, the other to extend
indefinitely, the power of the people.”
Ideal 1: Demokratie als Wille der Mehrheit
Volk als Souverän – Wille der Mehrheit ist entscheidend. Wählerwillen soll nicht durch
undemokratische Institutionen verhindert werden, Wahlen als zentrales Mittel der
Volksherrschaft. Regieren nicht im Sinne der Mehrheit? Throw the rascals out! WählerInnen
sollen wissen, WER für Entscheidungen verantwortlich ist. Entscheidung ist Wettbewerb um
Stimmen, Opposition kämpft um WählerInnengunst in der Zukunft.
Ideal 2: Demokratie durch Konsens
Mehrheiten können fehlbar sein (Tyrannei der Mehrheit). Wichtig ist Einbindung möglichst
vieler Entscheidungsprozesse: einzelne Gruppen/Parteien repräsentieren Ansicht der Wähler,
auch kleine Minderheiten bestimmen. Tragende Rolle von Eliten: verhandeln im Interesse der
Wähler. Schutz von Minderheiten wichtig, Macht muss geteilt werden, auch unter Risiko der
Tyrannei der Mehrheit. Zwei diametral verschiedene Versionen von Demokratie!
Mehrheits- und Konsensdemokratie
Lijphart
Zwei Arten:
1. Mehrheitsdemokratie: Konflikte über Mehrheitsprinzip, Dominanz der Mehrheit.
2. Konsensdemokratie: Entscheidung unter Inklusion von vielen, Suche nach breiter
Mehrheit
Einparteien- und Koalitionsregierung
Frage: Wie fragmentiert ist die Macht in der Exekutive?
Idealtypen: Einparteienregierung mit Mehrheit in Leg, vs. Übergroße Koalitionsregierungen
mit vielen Parteien.
Empirisch:
- Konzentration von Macht in Einparteien Mehrheitsregierungen, Minimale
Winningcoalition.
- Streuung von Macht in Minderheitsregierungen, übergroße Koalitionen.
Dominanz der Exekutive gegenüber Legislative

24
Frage: Wer dominiert?
Idealtypen: Dominanz Ex VS Dominanz Leg
Empirisch:
- In Parlamentarischen Systemen: Regierungsstabilität. Argumente: Regierungsstabilität
wegen Dominanz, Index von 1 Jahr bis 6 Jahre.
- In Präsidentiellen Systemen: qualitative Messung auf Basis der Literatur: Minimum
für Schweiz, USA; Maximum für Frankreich: Präsident dominiert
Parteiensystem
Frage: wie zersplittert?
Konzentration der Macht: Alternanz zwischen zwei Parteien bzw. zwei Blöcken: Regierung
und Opposition. Fragmentierung der Macht: viele Parteien wenn keine Partei
dominiert: >50%
Parteinesystem bildet Konfliktlinien in der Gesellschaft ab:
- Ökonomisch
- Soziokulturell
- Verhältnis zu altem Regime
- Sprachlich/Ethnisch
- Zahl der Parteien hängt von Anzahl der Konfliktlinien ab (uU)
Empirisch: Effektive Anzahl der Parteien im Parlament: ENP 1/si^2 (si: Sitzanteil der iten
Partei)
Wahlsystem
Frage: Welches Ideal verfolt das Wahlsystem winner takes it all vs. Repräsentation?
Idealtypen: Relative/absolute Mehrheitswahl vs. Verhältniswahl (Konsensdemokratie)
Empirisch: Praktisch jedes Land hat eigenes Wahlsystem, Klassifikation anhand
verschiedener Kriterien: Disproportionalität des Wahlsystem: Gallagher Index. Je größer,
desto disproportionaler (Mehrheitsdemokratie)
Interessensgruppen
Frage: Wie ist die Repräsentation von gesellschaftlichen Interessen im System organisiert?
Idealtypen: Pluralismus vs. Korporatismus
- Pluralismus: freies Spiel der Kräfte, keine/wenig Regulierung des Wettbewerbs um
Einfluss auf Politik
- Korporatismus: Organisation des Konflikts: Dachverbände, wenige und große
Interessensgruppen, Zwangsmitgliedschaften, Einbindung in Politikgestaltung
Empirisch: Index mit verschiedenen Indikatoren: Zentralisierung von Gehaltsschema, Anzahl
Streiks, Organisatorische/finanzielle Stärke von Gewerkschaft
Unitarismus und Föderalismus

25
Frage: wie regional zergliedert ist die staatliche Macht im System?
Idealtypen: zentralisierter Unitarismus vs. Dezentralisierter Föderalismus
- Föderalismus: Regionale Zergliederung, muss garantierte Macht der Teilstaaten sein
- Dezentralisierung: zentralisierte/dezentralisierte Form von unitarischen und föderalen
Systemen
Empirisch: 5 Stufige Skala: föderal/dezentral – föderal/zentralisiert – semi-föderal-
unitaristisch/dezentralisiert – unitaristisch/zentralisiert
Bikameralismus
Frage: wie ist Legislative organisiert?
Idealtypen: Unikameralismus vs. Bikameralismus.
Organisation der Legislative in ein oder zwei Kammern? Ausprägung des Bikameralismus:
Symmetrisch vs. Asymmetrisch: macht der Kammern zb bei Budget, Wahl oder Entlassung
der Regierung? Kongruent vs. Inkongruent: Unterschiede in Wahlsystem: meist
Repräsentation v. Minderheiten in zweiter Kammer
Empirisch: 6 Stufen: Symm. und inkongruenter Bikameralismus – Unikameralismus
Verfassung
Frage: Liegt dem System eine geschriebene Verfassung zugrunde?
Idealtypen: geschriebene, schwer abänderbare Verfassung vs. Ungeschriebene. Entscheidend:
Mehrheitsverhältnisse um Verfassungsgesetze zu ändern!
Empirisch: 4 Stufen Skala: Mehrheiten mit mehr als 2/3 der Repräsentation, 2/3 Mehrheiten,
Mehr als gewöhnliche Mehrheit, weniger als 2/3 Mehrheit, Gewöhnliche Mehrheit
Richterliche Überprüfung
Frage: wer hat Dominanz, wenn die Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen angezweifelt wird?
Idealtypen: Dominanz Leg vs. Starkes Verfassungsgericht
Kriterium: Leg als Gremium des Souverän vs. Verfassungsgericht als Hüterin der Verfassung.
Richterliche Überprüfung! Verfassungsgerichte: spezielle Gerichtsbarkeit (Kelsen) oder Teil
der normalen Gerichtsbarkeit.
Empirisch: 4 Stufen: Starke richterliche Überprüfung – keine Richterliche Überprüfung
Zentralbank:
Wie ist Geldpolitik im politischen System geregelt?
Idealtypen: unabhängige Zentralbank vs. Abhängige. Kriterium: gibt es direkte und indirekte
Wege für die Regierung die Geldpolitik zu beeinflussen? Potentiell politisch relevant für
politisch generierte Konjunkturzyklen.
Empirisch: Verschiedene Indizes zur Messung u.a. von Regeln zur Abberufung der
Zentralbank-Vorstände, Regeln für Weisung an Zentralbank, Regeln zu obersten Zielen der
Zentralbank

26
Quiz: Mehrheits- oder Konsensdemokratie
Merkmal Mehrheit Konsens
Zweiparteien/Zwei Block X
Verhältniswahl x
Unabhängige Zentralbank x
Pluralistische Interessensgruppen x
Föderalismus x
Ein-kammern-system x
Keine geschriebene Verfassung x
Kräftegleichgewicht zwischen x
Exekutive und Legislative

Mehrheitsdemokratie Konsensdemokratie
Unitarisch Föderal
Einkammernsystem Zweikammernsystem: gleich starke und
verschieden konstituierte Kammern
Mit einfachen Mehrheiten veränderbare Verfassung und Verfassungsmehrheit
Verfassung/Fehlen geschriebener
Verfassung
Dominanz der Legislative über Richterliche Überprüfung der Gesetzgebung
Verfassungskonformität
Von Exekutive abhängige Zentralbank Unabhängige Zentralbank
Konzentration der Exekutivmacht Aufteilung der Exekutivmacht
Dominanz der Ex über Leg Kräftegleichgewicht Ex und Leg
Zweiparteiensystem od. ähnlich Vielparteiensystem
Mehrheitswahlsystem mit disproportionaler Verhältniswahl
Stimm- und Sitzverteilung
Pluralistisches Interessensgruppensystem Koordiniertes, korporatistisches
Interessensgruppensystem

Lijphart: Empirisch clustern diese 10 Merkmale:


Mehrheitswahlsys: Zweiparteiensys: Einparteiensys vs. Proportionalwahlsys: Vielparteiensys:
Koalitionsregierung
Eigentlich eindimensionales Konzept: Mehrheit vs. Konsensdemokratie. Empirisch: Zwei
Dimensionen: Exekutive-Parteien Dimension: Wer dominiert? Föderal-Unitarische
Dimension: ist Macht auf gesamtstaatlicher Ebene konzentriert oder aufgeteilt?
Ergebnisse und Kritik
Zehn Merkmale zu zwei Dimensionen verdichten: Varianz auf der Welt lässt sich in wenige
Demokratietypen einteilen, diese Typen können anhand zweier Dimensionen angeordnet
werden.
Kritik: Unterscheidung Mehrheits- vs. Konsensdemokratie: übersieht Varianz innerhalb der
beiden Gruppen. Vernachlässigt Multidimensionalität: Eigentlich vier Typen (2
Dimensionen). Keine Beachtung direktdemokratischer Elemente, Klassifikation anhand von
Institutionen. Kausale Mechanismen?
27
Dezentralisierte vs. Zentripetale Demokratie
Dezentralisierte Demokratie
Horizontale Gewaltenteilung (Präsidentialismus), Vertikale Gewaltenteilung (Föderalismus),
Dezentralisierung von Macht (z.B. in Parteien)
Zentripetale Demokratie
Unitarismus, Gewaltenverschränkung (Parlamentarismus), Bündelung von
Entscheidungsgewalt (ZB in Parteien)
Inklusion: Einschließung aller Interessen und Meinungen, Input des Systems.
Autorität/Entscheidungsgewalt: Bündelung der Macht in den Händen weniger, Output des
Systems
Autorität - Autorität +
Inklusion - Anarchie Zentralisiert
Inklusion + Dezentralisiert Zentripetal

Dezentralisiert Zentripetal
Föderal Unitaristisch
Präsidentiell Parlamentarisch
Mehrheitswahl Listenwahl
Bikameralismus Unikameralismus
Geschriebene Verfassung Ungeschriebene Verfassung
Begrenzung von Amtszeit Wiederwahl möglich
Feste Legislatur- und Amtszeitperiode Vorzeitige Auflösung (Leg) und Abwahl
(Ex) möglihc
Dezentralisierte, schwache Parteien Zentralisierte, stark organisierte Parteien
Direktdemokratische Elemente Keine direktdemokratischen Elemente

Mechanismen
Neuerung bei Gerring&Thacker (vs. Lijphart): Kausales Modell, das Institutionen mit
Ergebnissen verknüpft
Gerring und Thacker:
Institutionen: Unitarisch vs. Föderal, Parlamtarisch vs. Präsidentiell, Listen vs. Mehrheitswahl
 Mechanismus: Parteidemokratie, Konfliktregelung, Policy Koordination  Ergebnis:
Politische Entwicklung, Wirtschaftliche Entwicklung, Gesellschaftliche Entwicklung.
Lijphart:
Institution  Ergebnis
Mechanismen: Beispiele
Konfliktregelung: Gerring/thacker: Gesellschaftliche Konflikte sind oft ethnischer Natur
(Sprache/Religion/Region). Wie wirken Institutionen auf Regelung dieser Konflikte?

28
Unitarismus vs. Föderalismus: Föderalismus wird oft als Lösung gesehen. Aber Föderalismus
sorgt nur für tiefere Gräben. In unitarischen Systemen müssen Konflikte ausgetragen und
gemeinsam gelöst werden.
Parlamentarismus vs. Präsidentialismus: Parlamentarismus braucht starke Parteien. In
Parteien kommen viele Gruppen zusammen und durch gemeinsame Listen können Konflikte
ausgesprochen und gelöst werden. Präsidentialismus. Mehrheitswahl und Fragmentierung,
wenig Inklusion und regionale Mehrheiten
Wahlsystem: in Listensystemen oft bessere Repräsentation verschiedener
Bevölkerungsgruppen als in Mehrheitssystemen. Parteien wollen Wahlen in großen Gebieten
gewinnen: Meinungen vieler einbeziehen, gleichzeitig Meinung bündeln. Außerdem: Wo
ethnische Konflikte herrschen, schränkt Proportionalwahl die Macht kleiner Gruppen ein.
Ergebnisse und Kritik
Ergebnisse: Zwei Idealtypen von Demokratien: Dezentral vs. Zentripetal. Nach G und T:
Zentripetal das bessere Modell. Mechanismen, um von Institutionen zu Ergebnissen zu
kommen. Kritik: Vernachlässigt Multidimensionalität: eigentlich 4 Typen
Vor- und Nachteile von Demokratietypen (normativ und empirisch)
Zuschreibung von Verantwortung:
Frage: Erlaubt das System die klare Zuschreibung von Verantwortung politischer
RepräsentantInnen?
Vergangenheit: Normatives Ideal von Repräsentation: Verantwortlichkeit der Regierenden.
WählerInnen sollen in der Lage sein, Regierung auf Basis vergangener Handlungen zu
beurteilen. Bedingung. Clarity of responsibility: wer ist für welche Handlung verantwortlich
Zukunft: Normatives Ideal von Repräsentation: Mandat für Regierung  Auftrag, den es zu
erfüllen gilt. WählerInnen sollen in der Lage sein, Regierung auf Basis von Wahlprogrammen
für einen künftigen Kurs zu wählen. Prospective voting. Bedingung: Identifizierbarkeit
künftiger Regierungen.
 Vorteil: Mehrheitsdemokratie.
Repräsentation
Repräsentieren die RepräsentantInnen die WählerInnen? Repräsentation ist ein vielschichtiger
Begriff. Zwei Arten von Repräsentation:
1. Deskriptive Repräsentation: Übereinstimmung zwischen RepräsentantInnen und
BürgerInnen bei verschiedenen Charakteristika: Alter, Geschlecht, Sprache, Ethnizität
 Gute Repräsentation: hoher Grad an Übereinstimmung. Legislative als
Mikrokosmos der Gesellschaft
2. Substantielle Repräsentation: Übereinstimmung der politischen Präferenzen der
BürgerInnen mit Präferenz/Handlung der RepräsentantInnen: Politische Einstellung,
Sachfragen, Ideologie.  Gute Repräsentation: hoher Grad an Übereinstimmung.
 Vorteil: Konsensdemokratie

29
Deskriptive Repräsentation: BSP: Frauen in Parlament. Substantielle Repräsentation: Hat
Wahlsystem einen Einfluss auf Regierungspolitik die den Wählerpräferenzen entspricht?
Daten: Position der Regierungspolitik: Analyse Wahlprogramm der Reg. Partei.
Wählerinnenpräferenz: Position des Medianwählers.
Messung – zwei Variablen
1. Absolute Differenz: Wähler vs. Regierung (distrotion)
2. Mittlere Differenz über Zeit: Wähler vs. Regierung long term bias)
Geringe distrotion in PR Systemen, Geringe mittlere Differenz in PR Systemen
Responsivität
Frage: Wie reagieren RepräsentantInnen auf Veränderungen in den WählerInnenpräferenzen?
Responsivität: Zeitkomponente, erfasste Veränderungen.
Ergebnis: Sowohl Mehrheits- als auch Konsensdemokratien sind responsiv, jedoch
unterscheiden sie sich in der Art der Responsivität. Mehrheitsdemokratie: Wechsel durch
Wechsel von Mehrheit: mehr abrupte Veränderungen durch Regierungswechsel.
Konsensdemokratie: Adaptive Veränderung relativ zu Größe der Parteien. Mehr schleichende
Veränderung
Wirtschaftliche Performanz
Frage: ist ein System wirtschaftlicher performanter?
Indikatoren: Wirtschaftswachstum, Inflation, Arbeitslosigkeit, Streiktage, Budgetdefizit
Ergebnis: kein signifikanter Unterschied
Gesellschaftliche Performanz
Ist eines der Systeme besser bei Herstellung von Fairness und Gleichheit?
Untersuchung: Indikatoren wie Repräsentation gesellschaftlicher Gruppen, Politische
Partizipation, Zufriedenheit mit Demokratie, Entwicklungshilfe.
Ergebnis: Konsensdemokratie meist besser. Sie ist sanfter laut Lijphart
Fazit
Holistische Ansätze: Ganzheitliche Beschreibung und Klassifikation von Demokratien. Fokus
auf institutionelle Faktoren.
Lijpharts Mehrheit vs. Konsens: eine der ersten breit angelegten Studien zur Performanz der
Demokratie mit Datenerhebung, hoch gesteckte Ziele. Suche nach besserem System und
Handlungsanweisung. Kritik daran: kausale Mechanismen oft unterspezifiziert: Wahlsystem:
Anzahl an Inhaftierungen? Messung versch. Faktoren schwierig, daher imperfekt. Gefahr von
Drittvariablen!

22.11.16 Parlamentarismus, Präsidentielles, Semipräsidentielles System


Terminologie:
Regierungssystem:
30
- weit gefasst: VGL Politisches System: Judikative, Verwaltung, Wahlsystem…
- Enger gefasst: formal rechtliche Institutionen, Struktur, Zusammenwirkung und ihre
Beziehung zur Herrschaftsordnung: also Beziehung Legislative  Staatsoberhaupt 
Regierung gegenseitige Beziehungen.
Exekutive: ausführende Gewalt: geschlossen oder dual. Geschlossen: Regierung,
Staatsoberhaupt Regierung = Präsident.
dual: 2 Ämter: Staatsoberhaupt: gewählt oder MonarchIn, Regierung: RegierungschefIn und
Kabinett. In Systemen mit geschlossener Exekutive: Synonyme: Regierung, Staatsoberhaupt:
Präsident
Legislative: gesetzgebende Gewalt, Oberbegriff für Parlamente (parlamentarisches System)
und Kongresse  präsidentielles System. Legislative: eine oder 2 Kammern. Englisch:
government: Regierung, kann aber auch für das Regierungssystem oder Exekutive stehen.
Delegationsbeziehungen
Akteur gibt Macht an andere Person, sie handelt im Sinne der Person, die die Macht delegiert
hat. Delegationsdefinition: Akt in dem eine Person: Prinzipal auf andere Personen, Agent, die
Macht überträgt. Agent handelt im Interesse des Prinzipals. Unterschiedliche
Delegationssysteme in parlamentarischen, präsidentiellen, semipräsidentiellen Systemen.
BSP aus dem Alltag: Patient – Arzt, Autobesitzer – Automechaniker! Man delegiert Wissen
Warum Delegationen? Es spart Zeit, Bereitstellung von Information.  Reduktion von
Transaktionskosten. Seigerung von Effizienz.
BSP: Demokratien: BürgerInnen treffen politische Entscheidung selbst  keine Delegation.
Repräsentative Demokratien: BürgerInnen delegieren Entscheidungskompetenzen an
Vertreter  Delegation
Delegation nach Strom: Kette von Delegationsbeziehungen! In parlamentarischen Systemen:
eine einzige lange Delegationskette, Delegation zwischen WählerInnen und Exekutive ist
indirekt! Präsidentielles System: mehrfache Delegationsbeziehung! Es gibt komplexere
Beziehungen. Delegation: direkt. Hauptunterschied: Verbindung zwischen Leg und Ex
Graphisch: Delegationsketten in Regierungssystemen. Siehe Folie 9

31
Delegation: Präferenzgetriebenes Spiel: delegieren Machtan Person die so handelt. Es passiert
nicht immer. Wie könnte Politikraum gestaltet sein: man vergleicht Präferenzen Prinzipal und
Agent mit den Politikinhalten. Ist er eher liberaler oder konservativer? Linker oder rechter?
Was würde Agent tun unter der Präferenzregel? Was ist die Region of Acceptability? Was
wäre ok? Alles, was ihn näher zu Wunsch bringt. Zwischen 5 und 3 Zwei Punkte, 1 bis 3
auch, alles was dazwischenliegt: würde akzeptiert werden.
Probleme der Delegation:
Verschiedene Perspektiven:
- Präferenzen Prinzpal und Status quo: Agent hat Idealposition woanders: seine eigene
Position würde genügen, um Prinzipal zufriedenzustellen. Agency loss: das, was man
nicht bekommen hat, das, was man verloren hat, weil man Macht abgegeben hat.
Agency Loss: Abhängigkeit von Präferenzen. Satus Quo Mittig, SQ auch Mittig. Alles
was zw. 4 und 6 liegt. Agent möchte was radikales. Er kann nicht alles durchkommen.
Es wird etwas weit rechts liegendes implementiert werden, daher wäre Agency Loss
kleiner.
Man weiß nicht, ob der Agent alles umsetzt. ZB Anwalt. Er hängt sich nicht so rein,
Bankberater zieht einen über den Tisch, Partei hält Versprechen nicht. Ursachen

32
- Adverse Selection: Agent hat Eigenschaften, von denen man vorher nichts wusste.
Spitzenkandidat ist zwar hübsch, aber unfähig, fehlende Kompetenz nicht bemerkt.
Auch Politik die verfolgt wird
- Hidden action: ex post. Die Person kann etwas tun im Amt was man nicht beobachtet.
Man kann es nicht sehen. Man verlässt sich auf Infos von Medien, man kann nicht alle
Deals verfolgen.

33
Übung:
Identifizieren von Bandbreite an Policy-Vorschlägen, die von Prinzipalen akzeptiert werden
würde, Gesetzgebungsvorschlag, der vom Agent vorgeschlagen wird, Agency-Kosten

SQ: Status Quo, A: Agent, P: Prinzipal


 alles was zwischen 1 und 9 liegt: symmetrisch! Gestzgebungsvorschlag Agent: 3, Loss: 2
Parlamentarische und präsidentielle Regierungssysteme
Unterschied: Abberufbarkeit der Regierung durch die Legislative! Dort wo sie von Parlament
abhängig ist: Parlamentarisches System. Sonst präsidentiell. Wichtig: Misstrauensvotum!
Vorläufer: primäres Merkmal: Abberufbarkeit und Supplementäre Merkmale: Siehe Tabelle
Folie!

34
Untertypen:

Eigenschaften der beiden Regierungssysteme

35
Exekutivkooperation: beide gleich mächtig. Premierhegemonie: Premier stärker als
Staatsoberhaupt. Parlamentarisches System mit Präsidialdominanz: Dominanz
Staatsoberhaupt. Versammlungsdominanz: Dominanz Rätesystem ZB.
Präsidentiell: Konstitutionelle Monarchie keine Demokratie. Präsident als Inhaber aller
Exekutivmacht: USA. Präsident im MinisterInnenrat: Argentinien. Präsident direkt gewählt,
eigene Regierung hat etwas wie einen Kanzler und der Regierungschef ist Präsident unterstellt
und auch von Vertrauen von Parlament abhängig. Kollegialsystem: Schweiz. Empirisch der
einzige Fall.
Performanz
Welches Regierungssystem funktioniert besser?
Juan Linz: Präsidentielle Systeme destabilisierend auf Demokratie, da: gridlock durch
verschiedene Modelle (divided government), keine Lösung des Dilemmas durch gleich starke
(direkte) Legitimation von Leg und Ex, winner takes it all Logik der PräsidentInnen-Wahl,
fehlende Kooperation mit Opposition in Legislative
 Trotz empirischer Evidenz heute Zweifel an diesen Befunden
Matthew Shugart und Carey: Vielzahl von Drittvariablen, ZB regionale Varianz,
Demokratieerfahrung, ökonomische Bedingungen
 Präsidentialismus entwickelt sich eher dort, wo Rahmenbedingungen für Demokratie
schlecht sind, schwächere Performanz durch Rahmenbedingungen erklärbar
BSP Stabilität: Zusammenbruch demokratischer Systeme bis 1991
Anteil zusammengebrochener Staaten: Präsidentiell 50%, parlamentarisch 43,8%. Anteil
zusammengebrochener Regime beschränkt auf Länder der Dritten Welt: Präs: 52.2%,
Parlamentarisch: 59,1%  Verhältnis dreht sich um!
Semipräsidentialismus
BSP Frankreich.
Problem: Viele demokratische Regierungssysteme lassen sich nicht eindeutig parlamentarisch
oder präs zuordnen. Existenz von Mischformen, die nicht erfasst wurden. 3demokratische
Regierungssysteme: Parl, präs, semi präs
Begriff von Duverger. Mischung aus parl und präs Systemen.
Merkmale:
1. Staatspräsident direkt gewählt
2. Staatspräsident steht Premierminister und Kabinett gegenüber, die vom politischen
Vertrauen des Parlaments unabhängig sind
3. Staatspräsident erhält bedeutsame politische Kompetenzen
Interessant, wenn sich Präsident und Regierungschef aus unterschiedlichen Parteien
gegenüberstehen (cohabitation). Sonst: Präsident dominiert.

36
Kritik: was ist bedeutsamste politische Kompetenz? Definition unklar. Lösungsansatz:
Verzicht auf dieses Kriterium, Unterarten des Semipräsidentialismus und Messung der
Kompetenzen der Präsidenten.
Klassifikation nach Cheibub: Klassifikationsschema anhand derer sämtliche demokratische
Regierungssysteme klassifiziert werden können. Gemäß C lassen sich Regsysteme anhand 2
Kriterien bestimmen:
1. Abhängigkeit der Reg von Leg
2. Direkte Wahl des Staatsoberhaupts für fixe Periode
Vorteil: simpel und reliabel. Nachteil: Sonderfälle wie Schweiz, Ö können nicht valide
zugeordnet werden.
1. Abhängigkeit der Exekutive
Reg gegenüber Leg: kann Leg die Reg aus pol. Gründen entlassen?
Mechanismus: Vertrauensabstimmung.
- Destruktives Misstrauensvotum: Misstrauensantrag aus der Leg, bei Mehrheit für Antrag
zwingender Rücktritt der Reg
- Konstruktives Misstrauensvotum: Misstrauensantrag aus Leg mit Vorschlag einer neuen
Reg, die bei Mehrheit ersetzt wird. ZB D, BEL, SP.
Vertrauensfrage: wird von der Reg gestellt und dient zu Disziplinierung des Parlaments.
Misstrauen ggü. Einzelnen Ministernwie in Ö ebenfalls möglich
2. Direktwahl des Staatsoberhaupts
Reg abhängig von Parlament und Direktwahl des Staatsoberhaupts: semi präsidentiell. Reg
abhängig von Parlament und keine Direktwahl des Staatsoberhaupts: Parlamentar. Sys. Reg
unabhängig von Parlament: Präsidentielles System
Klassifikation der Schweiz
Cheibub: als präsidentielle Demokratie. Umstritten! Unterschiede zu parlamentarischen
Systemen: reg kann währen Leg Periode nicht vom Parlament zum Rücktritt gezwungen
werden. Reg kann Parlament nicht auflösen. Unterschied zu präs sys: Ex ist vom Parlament,
nicht aus dem Volk gewählt
Klassifikation nach Shugart und Carey
Weiterentwicklung Duverger: Zwei Unterarten. Präsident-parlamentarisch vs. Premier-
präsidentiell. Unterscheidungsmerkmal: welche Akteure haben Einfluss auf Entlassung der
Regierung?
Klassifikation nach 5 Regierungssystemtypen
1. Präsidentielle Systeme: geschlossene Exekutive; Feste Amtszeiten v. PräsidentIn
((quasi-)direkt gewählt)
2. Präsident-parlamentarische Systeme: (quasi-)direkt gewählte PräsidentIn; Regierung
ist vom Vertrauen von PräsidentIn und Parlament abhängig; Präsident hat Einfluss bei
Regierungsbildung
37
3. Premier-präsidentielle Systeme: (quasi-)direkt gewählte PräsidentIn; Regierung ist
vom ausschließlich vom Vertrauen des Parlaments abhängig; Präsident hat
typischerweise Recht Parlament aufzulösen
4. Parlamentarische Systeme: Abhängigkeit der Regierung vom Vertrauen des
Parlaments; Kompetenzen ggü. Staatsoberhaupt & Regierung schwach ausgebildet
5. Versammlungsunabhängige Regierung: Regierung durch Legislative gewählt, aber
nicht abhängig
Frankreich:
Formal nach Verfassung premier präsidentiell (Präs kann Reg ernennen, nicht entlassen).
Clark: Realpolitisch ein präsidentiell parlamentarschies System, da Reg bei Präswahl nach
Konvention zurücktritt.
Österreich
Formal präsident-parlamentarisch (Präs kann Reg entlassen), Realpolitishc war/ist Ö ein
parlamentarisches System
Machtbefugnisse von Präsidenten messen
1. Legislative Machtbefugnisse: Veto gegen Gesetze, Teile davon, Erlasse, Alleiniges
Initiativrecht, Budgetvorschlag, Volksabstimmung vorschlagen
2. Nicht-legislative Machtbefugnisse: Einsetzen der Reg frei nach eigenen
Vorstellungen, Entlassen der Reg frei, Entlassung einzelner Minister, Auflösung der
Leg
Fazit
- Demokratische Regime lassen sich anhand von Delegationsbeziehungen beschreiben
- In parlamentarischen Systemen gibt es eine einzige, lange Delegationskette; in
präsidentiellen Systemen gibt es komplexere Delegationsbeziehungen
- Probleme der Delegation: Shirking – Agent verfolgt eigene Präferenzen und nicht jene
des Prinzipals
- Demokratische Regime lassen sich in drei verschiedene Systemtypen klassifizieren:
o Parlamentarische Systeme
o Präsidentielle Systeme
o Semipräsidentielle Systeme
- Herausforderung: Messen realer oder formaler Macht („ÖsterreichProblem“)?

29.11.16 – Legislative
Definitionen
- Versammlung: Gruppe von Personen die sich zu Zweck versammeln, muss nicht
politisch sein.
- Legislative: Versammlung deren Zweck Gesetzgebung ist
- Parlament: Gesetzgebende Gewalt in fused power system (parl Sys)
- Kongress: gesetzgebende Gewalt in seperation of power systems (präs Sys)

38
Parlamente vs. Kongresse
Legislative: Parlament und Kongress. Dies Systeme funktionieren besonders unterschiedlich.
Es gibt eine Verschränkung zwischen Exekutive und Legislative. Sie sind nur in unserem
Kopf getrennt, im Praktischen wirken sie aber zusammen. Vor allem bei den
Gesetzgebungsprozessen.
Parlamente: Reg ist dem Parlament Verantwortlich, kann dieses auflösen,
Gewaltenbeschränkung.
Kongresse (Präs sys): Präs und Leg direkt gewählt, Präs und Leg können sich nicht absetzen:
Gewaltenteilung

ZB Präsidentielles Veto. Präsidentielle Systeme: sind stärker getrennt.


Funktionen der Legislative: nach Kreppel
- Repräsentation
- Kontrolle
- Gesetzgebung
Die Funktion der Legislative können anhand der Prinzipal Agenten Theorie unterschieden
werden: Legislative als Prinzipal: Kontrolle, oder Legislative Agent: Repräsentation
Repräsentation:
Abgeordnete repräsentieren Interessen der Bürger in Leg (substantielle Repräsentation).
Vorübergehende Delegation von Entscheidungskompetenz durch Wahlen, Prinzipal: Wähler,
Agent: Abgeordnete. Zwei Modelle
- Delegates: Repräsentanten handeln strikt nach Präferenz der Wähler: Ideal:
imperatives Mandat
- Trustee: Repräsentant interpretiert, wägt ab, entscheidet selbst: Freies Mandat

39
Delegate vs. Trustee: Vorstellungen von Repräsentation.

Kontrolle: Zusammenspiel Legislative und Exekutive


Prinzipal: Legislative, Agent: Regierung.
Ausmaß an Kontrolle variiert mit Regierungssystem: Parl: Reg ist Parl verantwortlich, kann
abgewählt werden, braucht Mehrheit in Parl. Präs: Parl kann Reg nicht aus pol Gründen
abwählen und wählt diese auch nicht (nur Impeachment). Divided Government möglich.
Regierung braucht politisch gesehen immer die Mehrheit im Parlamentarischen System,
deshalb Misstrauensvotum wichtig. Präsidentiell: nur über Verfassungsbruch die Exekutive
aus dem Amt drängen: ZB unter Meineid falsch ausgesagt. Kontrollinstrumente der
Legislative
- Untersuchungsausschuss: Viel Varianz, wie mächtig Parlamente sind. Manchmal:
Mehrheitsrecht, manchmal Minderheitsrecht. In Ö: Reform: Minderheitsrecht. Schon
mit einem Viertel der Abgeordneten. Stärkere Waffe des Parlaments!
- Anfragen stellen: schriftlich und mündlich, Regeln unterscheiden sich, wer die Fragen
stellen darf. Manchmal braucht man eine Gruppe, manchmal eine Partei…
- Institutionalisierte Fragestunde: Auf Debatten bringen, im Plenum besprechen: ZB
Aktuelle Stunde. ZB Zuwanderungsproblem, Pension… Regierung festnageln, was die
Ziele sind

40
Leg kann Regierung hinsichtlich der
- Gesetzgebungsaktivität kontrollieren
- Haushalt kontrollieren: eine der stärksten Waffen. ZB kein Krieg führen ohne Geld,
man kann nichts machen, ohne dass das Parlament einem das Geld dafür gibt. Man
kann etwas stoppen, indem man den Geldhahn zudreht. Wichtigste Abstimmung:
Haushaltsgesetzt. Volles Plenum, Trennung zw. Regierung und Opposition.
Beispiele: in Ö: verschiedene Anfrageformen: mündlich oder schriftlich, dringlich, nicht
dringlich. Jeder kann mündliche stellen, schriftlich min. 5 Abgeordnete. Minister muss die
Anfrage nach 2 Monaten beantworten. Anfrage an Regierung: Ausländer bekommen viel?
Von FPÖ. Auch viele Anfragen, die es auch nicht in die Medien schafften. ZB Beschaffung
von Druckerpatronen. Das ging an alle Ministerien. Antwort: irgendjemand muss das
zusammentragen.
Aktuelle Stunden: Parteien setzen Themen. Auch Entschließungen: Wünsche an die
Regierung, Dinge die die Regierung machen soll. Zitationsrecht: Anwesenheit der
Regierungsmitglieder: Regierung hört sich an, was Parament zu sagen hat.
Gesetzgebung
Gesetze machen, verabschieden. Ausmaß in dem das passiert: Abhängig vom
Regierungssystem. Präsidentiell: Entwürfe von Legislative! Sie ist gesetzgebend. Im
parlamentarischen Regierungssystem: nicht mehr. Viele Gesetzt in den Bundesministerien
gemacht. Legislative haben Beteiligungsmöglichkeiten: Verzögerung Veto, Initiativen zur
Änderung, Konsultation: ZB Europaparlament  schwächste Macht.
In parlamentarischen Systeme macht eigentlich die Exekutive Gesetze. Forschung: welche
von eingebrachten Vorlagen wurden verabschiedet. Erste Spalte: kommt aus der Regierung. 2.
Spalte: Kommt aus Parlament, aber von Regierungspartei. Opposition, GOP: Gemeinsame
Anträge. Anzahl der Entwürfe unterscheidet sich. Sehr viel was aus der Regierung kommt,
wird auch wirklich Gesetz. Grau: abgelehnt. Oppositionen machen viele Vorschläge, aber sie
kommen mit den Gesetzen nicht durch. Umgesetzte Gesetze kommen eig. Aus dem
Bundesministerium.
Bikameralismus:
Wie wurden Systeme Demokratien? 2. Kammer als ständische Vertretung, des Adels,
privilegierte Schicht, die dem König macht. Danach: bürgerliche Vertretung, die immer
wichtiger wurde. 2. Kammer: Überbleibsel des historischen Prozesses. ZB House of Lords.
Vertretung des Adels in der britischen Legislative. Warum bikameral? Gebietsvertretung für
geographische Gruppen. Föderal: Teilstaaten, die unabhängiger waren und eigen vertreten
werden möchten: Bundesrat, Senat.
Funktionen des Bikameralismus
1. Effizienzkriterium: Gesetze werden zur Verabschiedung nochmals evaluiert – von
Akteuren die von Gesetzen betroffen sind oder diese umsetzen müssen.
2. Schutzfunktion: Schutz vor Tyrannei der Mehrheit, Minderheit: ethnische oder
regionale Minderheiten können Gesetze verzögern/blockieren. Wie stark muss der
Bundesstaat sein? Tyrannei der Mehrheit? Schutz davor! 2. Kammern oft

41
disproportional besetzt: jeder Staat hat eine bestimmte Anzahl an Sitzen. Kompromiss:
kleinere Staaten: Schutz. Im VGL zur Bev. Besser repräsentiert.
Es gibt viele bikamerale Systeme Mehrheit der Bevölkerung lebt unter bikameralen Systeme.
Ca. Hälfte der Staaten unikameral, andere bikameral. Viele unikamerale Staaten: sehr klein.
Nicht nur große Staaten bikameral! Aber unikamerale eher klein. Große Staaten in Europa:
bikameral.
Zusammensetzung der zweiten Kammer
Unterscheiden sich hinsichtlich der Zusammensetzung: Indirekte Wahl oder Ernennung durch
lokale oder regionale Gebietskörperschaft. Direkte Wahl, Erblicher Adelstitel oder Ernennung
auf Lebenszeit (UK).
Zusammensetzungen im Vergleich: Siehe Folien. ZB Spanien: Direkt und indirekt, Belgien….
Rest der BSP: wer bestimmt, wer repräsentiert. Effekt, wenn Länderregierung sich ändert.

Einfluss der zweiten Kammern


Variiert zwischen den Staaten extrem. Bikamerale Systeme unterscheiden sich stark. Zwei
Faktoren nach Lijphart:
- Formale Kompetenzen: Machtverteilung zwischen Erster und Zweiter Kammer
- Politische Kongruenz: Parteipolitische Zusammenarbeit: Wahlsystem, wie kommen
sie ins Amt.

1. Formale Kompetenzen:
Dann mächtig, wenn sie formal gesehen, wenn sie fast so viele Rechte hat wie die 2. Kammer.
Es gibt praktisch keine Beispiele, wo die Macht gleich ist. ZB Italienisches BSP: dort sind sie
eigentlich gleich. Wahl der Regierung, Abwahl der Regierung. Man muss in beiden Kammern
die Mehrheit haben, starke 2. Kammer.
- Gesetzgebung ist wichtig. Gleiche Rechte?
42
- Regierung? Abwahl?
- Wahl der Regierung?
- Veto? Wie stark ist das jeweilige Vetorecht? Absolutes und suspensives Veto: nur
aufschieben! Gesetz zwar nicht verhindern, aber aufschieben.
Je mehr Rechte man in diesen Bereichen hat, desto mächtiger die Kammer. Je mächtiger: je
symmetrischer. Weniger mächtig: Asymmetrisch.
2. Politische Kongruenz
Kernfrage: wird die 2. Kammer nach einem anderen Modus gewählt als die erste? Wenn
nicht: mächtiger. 2 Kammern am gleichen Tag mit gleichem Wahlsystem: Mehrheiten gleich,
Meinungen gleich. Wenn Zusammensetzungen sich unterscheiden: ZB an einem anderen
Zeitpunkt: ZB Regierung verliert Regierung Macht in 2. Kammer. Unterschiedlicher Modus:
Überrepräsentation von Minderheiten: gleichen Staaten. Senat immer gleich besetzt in USA,
immer 2 Mitglieder pro Staat. Bundesrat ist nach Bev. Besetzt, aber kleine Länder
überproportional. Wenn sie inkongruent zusammengesetzt ist, ist sie stark! Wenn sie also
ungleich ist.
Charakteristika der zweiten Kammern

Klassifikation Staaten an zweiten Kammern. Es gibt auch Mischtypen: mittelstark, Formale


Machtkompetenz ist wichtig. Was ist die 2. Kammer? Normal 1. Kammer Volksvertretung,
die für das gesamte Land zuständig ist. 2. Meist Gebietsvertretung oder von gewissen
Gruppen (historisch). Namensgebung egal, nur weil es Unterhaus ist nicht gleich weniger
mächtig.
Symmetriekriterium wichtiger als Asymmetrie! Ein BSP für asymmetrische Macht: House of
Lords. Schwach, aber suspensives Veto: Gesetzesvorschläge aufschieben, wie lange?
Momentan 1 Jahr. ZB Wahlgeschenke: House of Lords aufschieben, Wahl abwarten, dann
entscheiden. Man kann Regierung unter Druck setzen. Unabhängig, wie stark Rechte.
Ursache: zeitlicher Druck, Wahlen der ersten Kammer.
Effekte starker zweiter Kammern:

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- Regierungsbildung: Übergroße Koalitionen.
- Gesetzgebungsaktivität: geringer falls Akteure zweiter Kammern nicht absorbiert
werden. Absorption: Interessen. Vetospieler Theorie: schwieriger, neue
Entscheidungen zu treffen. Ausnahme wenn Spieler irrelevant ist, absorbiert werden
kann. Wenn Koalition Mehrheit hat, ist 2. Kammer egal wenn dort auch die Mehrheit
ist.
- Budgetdefizit höher wo föderale Systeme. Man befriedigt nur Partikularinteressen. ZB
Tunnelprojekte, Krankenhaus… um Zustimmung zu bekommen.
- Regierungsstabilität geringer
Empirische Evidenz: weniger Evidenz für Regierungsbildung
Arbeitsweise der Legislative
Politische Parteien und Ausschüsse organisieren die Arbeit in der Legislative!
- Ausschuss: wichtig, wie ein Parlament funktioniert und auch für Macht gegenüber
Exekutive. Bereiten Abstimmungen im Plenum vor und nach
- Parteien und Fraktionen/Klubs: Abgeordnete der gleichen Partei schließen sich in
Fraktion zusammen, beeinflussen das Abstimmungsverhalten von Abgeordneten.
Macht der Ausschüsse und Parteien variiert über Staaten hinweg.
Warum sind Ausschüsse wichtig?
Warum nicht einfach nur Plenum? Permanenz, Fachwissen, Expertise, keine öffentliche
Audienz, keine Performance, können auch zusammenarbeiten, Arbeitsteilung. Legislative
steht einer Bundesregierung mit verschiedenen Ministerien, Bürokratien. Spezialisierung ist
wichtig! Auch: Permanenz, Verhandlungen hinter verschlossenen Türen…
Es gibt Ausschüsse überall und sind dann mächtig, wenn…
Wie werden Ausschussvorsitze besetzt? Von Regierung? Ausschüsse am Ende befragen?
Zeitpunkt
- Abgeordnete nicht mehreren Ausschüssen zugehörig: Wenn es zu wenig Abgeordnete
gibt: schwierig. Weniger Ausschüsse?
- Die Aufgaben der Ausschüsse die Ministerien-zuteilung widerspiegelt.
- Permanent eingesetzt werden
- Über eigene Ressourcen verfügen (Personal) wieviel Zeit hat man, das
durchzuarbeiten. Welche Materialien?
Ausschüsse laden externe Experten ein, um Entscheidungen besser treffen zu können.
Wer gehört welchem Ausschuss an? Warum Abgeordnete bestimmten Ausschüssen
angehören. 3 Theorieschulen aus US Kongress: Spieltheoretische Modelle.
- Distributiver Ansatz: ParlamentarierInnen bevorzugen Ausschüsse in denen sie
Gewinne für ihre lokale Wählerklientel erzielen können. Alle Leute dort hin, wo es
starke regionale Partikularinteressen gibt. Aus ländlicher Region: in den
Landwirtschaftsausschuss.  Pork (Vergünstigung) Barrel Politics. Es wird von
extremen Leuten besetzt. Krasses Ausschusssystem, verzerrt, entspricht nicht
allgemeinen Interessen.

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- Informationsansatz: Unsicherheit hinsichtlich der Wirkung von polit. Maßnahmen.
Voraussage: Spezialisten versammeln sich. ZB Ehemalige Juristen etc.
Agrarökonomen… Ausschüsse sind Instrumente zur Informationsgewinnung durch
funktionale Expertise
- Parteipolitischer Ansatz: Wer in Ausschuss berufen wird: was will die Partei? Die
Person die nah an der Partei ist. Wiederwahlhängt vom kollektiven Erfolg der Partei
ab, MPS delegieren Ausschusssitzverteilung an Fraktionselite
Parteien? Einfluss?
Fast alle Abgeordnete sind in Parteien.
Vorteile: Wahlvorteile aufgrund des Party Labels. Name wird wertvoller mit Parteilabel.
Praktische Vorteile in der Legislative. Man bekommt Rechte! Redezeiten im Parlament. Man
hat Schwierigkeiten, aktiv zu werden  alles ist über Parteien geregelt. Parteien sind de facto
gatekeeper für hohe politische Ämter. In der Regierung etwas werden, wenn man nicht in
einer Partei ist.
Fraktionsdisziplin: Voraussetzung für effektive Organisation der legislativen Arbeit:
Loyalität! Erfolg bei Abstimmungen, Verhandlungsmacht gegenüber anderen Parteien,
Stabilität der Regierungsmehrheit in Parlamentarischen Systemen
Disziplinierungsinstrumente: Bestrafen der Leute, die nicht mitmachen: Verteilung von
Ämtern: in Listensystem woanders. Kontrolle über Wiederwahl: Aufstiegschancen.
Empirisches Puzzle: Fraktionsdisziplin variiert im internationalen Vergleich. Was wenn Leute
nicht wiedergewählt werden? Verhalten sich die Leute dann anders?
Verhältnis Abgeordnete und Parteien:
Agent: Abgeordnete
Drei Prinzipale: Nationale Parteielite, Lokale Parteielite, Wähler
6.12.16
Parteien: Fast alle Abgeordnete sind in Parteien organisiert. Vorteile: Wiedererkennungswert,
steigert Wiederwahlchancen, Redezeit im Parlament, Ausschusszugang, höhere Ämter
anstreben. Es schränkt aber auch ein  Partei unterordnen, persönlicher Anreiz hintanstellen,
Partei in Vordergrund. Fraktionsdisziplin. Es gibt Disziplinierungsinstrumente: Verteilung
von Ämtern, Kontrolle über Wiederwahl, Aufstiegschancen verhindern.
Disziplin erklären? Warum halten sich manche daran?
Competing Principals:
Abgeordnete als Agenten und 3 Prinzipale:
- Nationale Partei: Klubobmann ZB in Wien, Kandidatenlisten erstellt!
- Lokale Parteielite: gewählte im Regionalwahlkreis. Es gibt Lokale Parteien, nicht
notwendigerweise die gleichen Präferenzen.
- WählerInnen: das gilt auch für die Partei, nicht nur einzelne Abgeordnete
Ziele von Abgeordneten
- Wiederwahl: Amt behalten.
45
- Politische Karriere machen, aufsteigen
- Inhaltliche Ziele, etwas ändern, in Ausschuss kommen wegen Interesse
Konkurrierende Prinzipale
Versuch zu erklären, nach welchen Prinzipalen man sich richtet. Wenn es einen wichtigsten
Prinzipal gibt, ist alles klar. Schwierig wenn konkurrierende Prinzipale. Jeder Prinzipal will
etwas Anderes. Welches Interesse man umsetzt: hängt vom System ab. Drei zentrale Faktoren
Regimetypus, Wahlsystem und Partei
1. Regimetypus: Parlamentarische Systeme (bessere Fraktionsdisziplin). Stabilität von
Regierung hängt von Mehrheit im Parlament ab, höher als in präsidentiellem
2. Wahlsystem Wie personalisiert ist das Wahlsystem, wählt man Parteien oder
Personen? Steht man in Konkurrenz zu Leuten aus der eigenen Partei? Keine
innerparteiliche Konkurrenz ist besser für Fraktionsdisziplin, Konkurrenz ist negativ:
Vorzugsstimmen, mehrere Kandidaten. STV: Single transferable Vote. Fokus bei
innerparteilicher Konkurrenz auf lokale WählerInnen, innerparteiliche Alleinstellung
3. Parteiorganisation Wie ist sie organisiert? Dezentralisiert organisierte Parteien: lokale
Parteielite. Man hört eher den lokalen Eliten zu. Bei Listensystem von
Bundeskongress und Regionen sind schwach: nationale Parteieliten sind wichtiger.
Starke nat Eliten: Nat Eliten bestimmen, hohe Abhängigkeit (+Fraktionsdisziplin).
Starke lokale Parteieliten (-Fraktionsdisziplin)
Empirische Messung von Fraktionsdisziplin
Operationalisierung: RICE Index: Misst Abstimmungskohäsion: Für jede Fraktion. Gibt an,
was ist die Summe aller Stimmen in ja und nein und was ist die Differenz zwischen ja und
nein Stimmen. Zwischen 1 und 0 gibt es Werte: Interpretation: Je höher der Wert, desto höher
Kohäsion.
Ergebnisse im Vergleich
- Innerparteiliche Konkurrenz senkt Fraktionsdisziplin
- In parlamentarischem System: Regierungsparteien sind kohäsiver als in präsidentiellen
- Kein Effekt der Parteiorganisation gemessen durch Föderalismus: für Parteiensystem.
Es wurde aber nicht danach gemessen, es wurde Föderalismus gemessen, Proxy:
grobes Maß
Fazit:
Legislative hängt von Regierungssystem ab, verschiedene Aufgaben, eine oder zwei
Kammern, Organisationseinheiten: Ausschüsse und Fraktionen
Regierung und Regierungstypen
Regierung?
Schmitt: Lenkung des Gemeinwesens. Institutionen oder Personen (Kabinette…)
Aufgaben
- Umsetzende Gewalt: Vollzug von Gesetzen
- Vorbereitung von Gesetzgebung
- Leitung öffentlicher Verwaltung
46
- Repräsentation des Staates nach innen und außen
Regierungsformen
- Einheits- vs. Geteilte Regierung unified und divided
- Mehrheits- vs. Minderheitsregierung
- Einparteien- vs. Konsens
Einheitsregierung vs. Geteilte
Liegt Regierungskraft in einer Partei oder ist sie gespalten? Unified: eine Partei kontrolliert
Exekutive und beide Kammern (Repräsentantenhaus und Senat), Geteilte: mindestens eine der
beiden Kammern im Kongress von Partei kontrolliert, die nicht PräsidentIn stellt. Einheit: Die
gleiche Partei kontrolliert Präsidentschaft, Repräsentantenhaus und Senat.
- Divided Government kann zu Blockaden führen
Mehrheit vs. Minderheit
Hat Regierung Mehrheit im Parlament? Mehrheit: mehr als 50 Prozent der Sitze. Sie sind
nicht weniger stabil und auch nicht weniger selten. Sie sind oft die Regel. Mehrheit und
Stabilität basiert auf ideologischer Medianstellung. Teilen der Opposition. Wie funktioniert
das mit der Stabilität: sie können jederzeit aus dem Amt geworfen werden: Funktion:
Minderheitsregierung haben starke Positionen. ZB links und rechts von ihnen keine Mehrheit,
keine Mehrheit, die einheitlich gegen sie steht. Medianstellung. Ad hoc Mehrheiten und
Stabilität basieren auf ideologischer Medianstellung: Teilen der Opposition
Einparteien vs. Koalition
Eine Regierung bei der nur eine Partei beteiligt ist, Koalition: 2 oder mehr. Wann ist eine
Partei eine Regierungspartei? Wenn sie mindestens einen Kabinettsposten besetzt. Wenn nur
Regierung geduldet wird, dann nicht. Koalitionsparteien müssen abstimmen. Typischerweise
Verhältniswahl
Einparteienregierung: Reg von einer Partei kontrolliert, Reg Partei kann selbst
Entscheidungen treffen, typischerweise in Sys mit Mehrheitswahlrecht
Koalitionsreg: Min 2 Parteien stellen Reg, Koalitionsparteien müssen sich abstimmen, typisch
bei Verhältniswahlsystem
Wie häufig kommt welcher Typ vor?
Graphik siehe Folie 23. Häufigster Fall: Mehrheitskoalition. Ca. 70% min. 2 Parteien die sich
zusammenschließen.
Regierungsbildung (Who gets in)
Wie kann man erklären, dass manche Parteien seltener Teil der Regierung werden? Größte
Partei ist nicht automatisch Regierungspartei. Mit wem soll die Partei dann auch regieren?
Koalitionsforschung 3 theoretische Ansätze
- Office Seekng
- Policy Seeking
- Institutioneller Ansatz
47
1. Der Office Seeking Ansatz (60er Jahre)
Vertreter: Riker, Leiserson
Annahmen:
- Ziel von Parteien: Kontrolle von politischen Ämtern (Ministerposten),
- Koalitionsverhandlungen sind Nullsummenspiel: was der eine kriegt, muss dem
anderen genommen werden. Wer bekommt wie viel? Jeder erstrittene Posten muss
einer anderen Partei genommen werden.
Postuliert Zusammenspiel zwischen Größe der Partei und Regierungswahrscheinlichkeit.
Zusammenhang nicht linear. Zentralen Vorhersagen: Nur Winning Coalition bilden sich 
nur Mehrheitsregierungen werden gebildet. Minderheiten würden von office seeking Parteien
nicht toleriert werden.
Minimal Winning coalition: Sie haben noch Mehrheit, aber möglichst knappe Mehrheit.
Vorhersage: Regierungskoalition beinhaltet keine überflüssige Partei, deren Beteiligung nicht
für Mehrheit erforderlich ist. Koalition ist ein Nullsummenspiel, Verluste an
Koalitionspartner sollen minimiert werden. Es gibt nicht immer nur eine Gewinnende
Koalition.
Kleinste minimale Gewinnkoalition: Vorhersage: welche die minimale Anzahl der Sitze
kontrollieren, Parteien bevorzugen knappe Koalition, da Ministerien proportional zur Größe
der Koalitionsparteien verteilt werden
Bargaining position: Verhandlungen mit vielen Parteien schwierig. Einfacher sich nur zu 2.
Zu einigen. Je weniger Parteien, desto einfacher Verhandlungsprozess, desto stabiler die
Regierung. Minimale Gewinnkoalition, welche minimale Anzahl der Parteien beinhaltet
BSP Ö: die Theorie hätte nie eine große Koalition vorhergesagt. Es war sicher nicht die
kleinste minimale Gewinnkoalition. Es ist Politikblind, Mehrheiten werden ignoriert.
2. Der Policy Seeking Ansatz
Problem des Office Seeking Ansatzes: Vorhersagen einer Vielzahl mögl. Koalitionen, welche
wird gebildet? Größe der Parteien war demnach keine erfolgreiche Erklärung. Policy Seeking:
Einbeziehung von Politikinhalten bei der Erklärung der Regierungsbildung. Annahme:
Parteien sind Policy Seeker
Annahme, dass man nach Policy strebt. Änderung der Annahmen. Ziel: Einflussnahme auf
Politikinhalte. Vertreter De Swaan, Axelrod. Vorhersagen:
- Minimal range coalition: Ideologische Distanz. Vorhersage: MWC mit kleinster
ideologischer Bandbriete
- Minimal connected coalition: aus ideologisch benachbarten Parteien, nicht die
Distanz, sondern ideologisch benachbart. Wenn eine Partei aus Koalition entfernt
wird, ist sie entweder Minderheit oder nicht mehr Connected. Nicht alle Minimal
connected winning coalitions sind minimal winning coalitions. Bestehen aus
ideologisch benachbarten Parteien. Oversized coalitions sind möglich, da Parteien
aufgenommen werden können, die andere Parteien ideologisch verbinden.
BSP Ö
48
Es gibt 63 Möglichkeiten für Regierungsbildung.
Minimal connected: keine Lücke zwischen den Xen und Minimal Winning? Weitere
Möglichkeit: Neos, ÖVP, SPÖ damit es keine Lücke gibt! Aber nicht minimal winning,
NEOS werden nicht für Mehrheit benötigt. Um minimal connecting winning zu erfüllen,
werden sie benötigt.

49
Übung

- Minimale Gewinnkoalition: CE, BE, ADE, BCD, ABC


- Kleinste minimale G: ADE (53)
- Alle Gewinnkoalitionen mitkleinsten Anzahl an Parteien: CE; BE
- Alle minimal connected winning coalitions: ABC, BCD, CDE

3. Der institutionelle Ansatz

- Neoinstitutionalismus 80er Jahre: hat Einfluss von Institutionen auf Verhalten von
Parteien betont. Einschränkungen
- Regierungsbildung anhand unterschiedlicher Regeln der Institutionen erklärt. Die
Machtverhältnisse zwischen Parteien bestimmt
- Institutionen: Restriktionen hinsichtlich möglicher Koalitionen, die kurzfristig nicht
von den beteiligten Akteuren verändert werden können
Prozess der Regierungsbildung
Frage: positive oder negative Mehrheiten.
- Parlamentarisches System: Misstrauensvotum. Regierung hängt vom Vertrauen an
Parlamentsmehrheit ab.
- Regierung benötigt eine Mehrheit bei einer Investiturabstimmung um ins Amt zu
kommen  positiver Parlamentarismus.
- Keine Investiturabstimmung, Regierung darf keine Mehrheit gegen sich haben 
Negativer Parlamentarismus: DK, UK, Ö
- IDR genügt Vertrauen in einer Kammer, in IT bedarf es einer Mehrheit in
Abgeordnetenkammer UND Senat.

50
Rolle des Staatsoberhaupts bei Regierungsbildung.
Viel Varianz. Starke Rolle vs. Schwache Rolle des Staatsoberhaupts.
- Staatsoberhaupt bestimmt Politiker als Formateur. Staatsoberhaupt kann bestimmen.
Verfassung gibt vor, wer zu bestimmen ist. Staatsoberhaupt bestimmt einen Politiker
als Formateur der Regierungsbildung. Staatsoberhaupt ist frei in seiner Wahl oder
Verfassung gibt vor, wer zu bestimmen ist
- Staatsoberhaupt bestimmt Politiker als Informateur, der dann einen Formateur sucht
wie in Belgien.
- Regierungsbildung durch free style bargaining und das Staatsoberhaupt ernennt nur
wie in D
Vorhersagen des institutionellen Ansatzes:
Formateur: stärkt stärkste Partei. Ist Staatsoberhaupt frei in der Wahl: Stärkt Partei des
Präsidenten, unabhängige Kabinettsmitglieder.
Negative Mehrheit:
wo keine aktive Mehrheit gebraucht wird, WSLK höher für Minderheitsregierung, begünstigt
die Regierung im Amt: Status Quo Regierung, sie fällt nicht aus dem Amt, keine Bestätigung
nötig. Begünstigt Minderheitsregierung
Wer bekommt was?
Koalitionsverhandlungen:
nach der Wahl finden intensive Koalitionsverhandlungen zwischen potentiellen
Regierungsparteien statt. Zentrale Fragen: Wer bekommt was? Wer bekommt welches und
wie viele Ämter? Wer setzt sich bei Policy durch? In der Forschung v.a. Fokus auf
Ämterverteilung.
Zwei Arten von Gewinnern: politische Ämter, Policy Vereinbarung.
Forschungsfrage: wer bekommt Ämter in Koalitionsverhandlungen?
Zwei Schulen
- Quantitative Portfolioallokationsforschung: Wie viele Ministerien bekommt eine
Partei?
- Qualitativ: Portfolioallokationsforschung: Welche Ministerien bekommt eine Partei?
Quanti geht auf Gamson zurück, er schrieb über alle Arten von Koalitionen, auch
Freundschaft und Familie. Erwartungen der Akteure an Ergebnis. Jeder Teilnehmer der
Koalition wird erwarten, dass andere proportional zu dem was sie beitragen auch etwas davon
zurückbekommen.
Browne and Franklin: testen Zusammenhang und finden eine Korrelation zwischen Anteil der
Sitze im Parlament und Anteil der Ministerien von mehr als 0.9
Wenden Gamson auf Politik an. Zusammenhang von Sitzanteil im Parlament und Anteil der
Ministerien wurde empirisch bestätigt  Gamsons Law. Zusammenhang ist stark.
Policy Messen ist schwer. Qualitative Analyse
51
Budge & Keman: liberale Parteien: Wirtschaftspolitik. Sozialdemokratie: eher Housing etc.
Grüne Parteien… Politik nicht notwendigerweise ein Nullsummenspiel. Welche Koalition
bildet sich, wenig überschneidende Interessensthemen? Verschiedene ideologische Interessen.
Ziel: Gegen städtische Interessen vorgehen, Schutz der LW, Zölle, erhöhtes Interesse LW als
Portfolio. Herausforderungen: Allgemeine Aussagen schwierig, da konkurrierende Interessen
ZB Christdemokraten und Sozialdemokraten: beide wollen Soziales! Mit Grünen:
Wettbewerb anders. Frage der Vorhersagen, ohne zu wissen wer beteiligt ist, ist schwer. Es
gibt wichtige und weniger wichtige Institutionen.
Delegation und Kontrolle
Delegationsketten, gibt es auch in Regierungen Delegation? Macht wird durch Minister
regiert.
Problem der Delegation:
Problem: Agent verfolgt andere Präferenzen als die Prinzipale. Agency Kosten: Unterschied
zwischen Ergebnis und dem, wenn Agent abweichend von Präferenzen der Prinzipale handelt.
Ursachen des Shrinkings
- Adverse Selection: man wählt die falschen Leute.
- Hidden action: Prinzipal über die Handlungen des Agenten nach Delegation nur
unzureichend informiert
Steuerung? Shrinking in Regierungen
Delegationsbeziehungen:
- Regierung – Minister: Minister verhält sich anders als von der Regierung gewollt
(Agent: Minister, Prinzipalin: Regierung)
- Ministerin – Bürokratie: Bürokratie verhält sich anders als von Ministerin gewollt
(Agent: Bürokratie, Prinzipalin: Ministerin)
Ex ante Kontrollmechanismen: Gute Agenten auswählen
- Screening: viel mit ihnen reden und beobachten
- Vertrags gestaltung: Vertrag abschließen
Ex post Kontrole
- Überwachen (Monitoring)
- Institutional checks (Einsetzen ein

- Screening: Einsetzen von Agenten mit gleichen Präferenzen. BSP: Detaillierte


Prüfung von Ministerkandidaten. Einsetzung von politischen Beamten,
Parteipatronage: an allen Schlüsselstellen Leute, von denen man weiß, dass sie das
tun, was man will. Weniger Probleme mit zuwiderlaufenden Interessen. In USA:
Präsident beruft eigene Administration ein.

- Vertragsgestaltung: Koalitionsvertrag früher oft mündlich, teilweise schriftlich aber


geheim. Inzwischen öffentlich. Grund: Erhöhung des Drucks auf alle Partner, den
einzuhalten.
52
Neuwahlregel: Erklärung Neuwahl auszurufen, falls Koalition bricht. Das erhöht
Risiko der Minister. Bürokratie: zeitlich befristete Verträge, Prämienzahlung
- Monitoring: Ziel: Aufdecken und Verhindern von Shrinking
o Police patrol oversight: Kontrollieren selbst, wie eine Polizeistreife. Fire alarm
oversight: Dritte Akteure decken Fehlverhalten des Agenten auf und machen
Prinzipal darauf aufmerksam.
- Institutional checks: Staatssekretäre einsetzen. Schattenministerien: Zuordnung von
Verantwortung von Ministerium und 2. Ministerium kontrolliert. ZB
Verteidigungspolitik, das Innenministerium kontrolliert geteilte Zuständigkeiten,
Bürokratie: Delegation von mehreren Behörden. Aufgabe: eigener Partei melden, was
passiert.

10.1.17 – Wahlsysteme und Wählerverhalten


Wahlrechtsgrundsätze
- Allgemeinheit der Wahl: jeder Staatsbürger darf wählen
- Gleichheit der Wahl: gleiches Stimmgewicht
- Unmittelbarkeit der Wahl: direktes Wirken
- Geheim
- Regelmäßig: für Machtwechsel
Elemente von Wahlsystemen
Sie umfassen alle Regeln, die angeben:
- Wie Wahlalternativen zustandekommen
- Wie Wahlen abgehalten werden
- Wie Wähler Präferenzen ausdrücken können
- Wie Wählerstimmen in Mandate verrechnet werden
Elemente von Wahlsystemen
- Wahlkreiseinteilung
- Wahlbewerbung
- Stimmabgabe
- Stimmverrechnung
Wahlkreiseinteilung
- Wesentliche Elemente: Anzahl der Wahlkreise, Anzahl der Mandate pro Wahlkreis,
Anzahl der WählerInnen in Wahlkreis
- Unterschiedliche Anzahl von WK: NL, Israel: 1 Wahlkreis; F: 577; GB: 659, D: 299
Wahlkreise
- Anzahl der Mandate: Mit zunehmender Anzahl der Mandate pro WK sinkt der
Stimmenanteil, der erforderlich ist, um ein Mandat zu gewinnen (1er WK bevorteilt
große Parteien)
- Anzahl der WählerInnen: WählerInnen in großen WK haben kleineres Gewicht als
WählerInnen in kleinen WK

53
- Gerrymandering: Opportunistische Festlegung von Wahlkreisen, um eigenen
Stimmenanteil zu maximieren
Wahlbewerbung
- Arten: Wahl von Personen oder Parteien
- Listenwahl:
o Starr: Wähler kann nur von Partei bestimmte Liste wählen
o Lose gebunden: Wähler kann Reihenfolge der Kandidaten in einer
Parteiliste ändern
o Frei: Wähler können zusätzlich Kandidaten von verschiedenen
Listen kombinieren
- Starre Listen erhöhen Abhängigkeit der KandidatInnen von Partei
Stimmabgabe und Stimmverrechnung
Stimmabgabe
Bezieht sich auf die Anzahl der abzugebenden Stimmen
I.d.R. nur 1 Stimme, aber in D z.B. 2 Stimmen

Stimmenverrechnung
Verfahren, das Wählerstimmen auf Mandate überträgt, Grundsätzliche Unterscheidung in
Mehrheits- u. Verhältniswahl, Unterschiedliche statistische Verrechnungsmethoden für VW:,
D‘Hondt: Große Parteien werden klar bevorteilt, Hare/Niemeyer: Geringer Vorteil für große
Parteien, Sainte Laguë/Schepers: Keine Bevorteilung von großen/kleinen Parteien,
Sperrklauseln: Ö 4% (oder 1 RWK-Mandat), Türkei 10%
D Hont:

Hare

54
Klassifikation von Wahlsystemen
In der Politikwissenschaft werden grundsätzlich drei Wahlsystemtypen voneinander
unterschieden:
1. Mehrheitswahlsysteme (z.B. UK, F, USA)
2. Verhältniswahlsysteme (z.B. NL, Schweden)
3. Gemischte Wahlsysteme (z.B. D, Litauen, Ungarn)
Allerdings handelt es sich dabei um Idealtypen und in der Praxis gibt es eine Vielzahl
unterschiedlicher Spielarten. De facto haben alle Staaten in Europa unterschiedliche
Wahlsysteme
Mehrheitswahlsysteme
Zentrales Element: Mandate werden ausschließlich an KandidatInnen in Wahlkreisen
vergeben
Relative Mehrheitswahl in Einerwahlkreisen (first –past-thepost/SMD): KandidatIn, der/die
einfache Mehrheit der Stimmen erhält, gewinnt das Mandat (z.B. UK, USA)
Absolute Mehrheitswahl in Einerwahlkreisen (two round systems): Absolute Mehrheit der
Stimmen (>50%) ist für den Gewinn eines Mandats nötig; gelingt dies nicht im 1. Wahlgang,
findet 2. Wahlgang statt, in dem Stichwahl zwischen (i.d.R. zwei) stärksten Kandidaten
stattfindet (z.B. Präsidentschaftswahl F, Nationalversammlung >12.5%)
Absolute MW mit alternativer Stimmabgabe (alternative vote)
 WählerInnen geben Präferenzen über Rangfolge der KandidatInnen ab
 KandidatIn ist gewählt, wenn absolute Mehrheit der ersten Präferenzen der
WählerInnen erreicht wurde
 Wenn kein/e KandidatIn die abs. Mehrheit erhält, wird KandidatIn mit der geringsten
Anzahl erster Präferenzen ausgeschlossen und die auf ihn/sie entfallenen Stimmen
werden gemäß der zweiten Präferenzen auf die anderen KandidatInnen verteilt
 Das Verfahren wird solange fortgesetzt bis ein/e KandidatIn die absolute Mehrheit
erlangt, Z.B. Australien
Verhältniswahlsysteme
 Zentrales Element:
Politische Parteien erhalten in etwa so viele Mandate, wie dies ihrem prozentualen
Anteil der Wählerstimmen entspricht
 Verhältniswahl nach Listen (List vote): Parteien erstellen KandidatInnenlisten, die von
WählerInnen gewählt werden (z.B. NL)
 Wahlsysteme mit übertragbarer Einzelstimmabgabe (single transferable
vote): WählerInnen geben Präferenzen über Rangfolge von KandidatInnen ab; hat
ein/e KandidatIn für Mandat erforderliche Stimmen erreicht, fallen dem/der
Nächstplatzierten die restlichen Stimmen zu; Verfahren wird wiederholt bis alle
Parlamentsmandate vergeben sind (z.B. Irland)
Beispiel: STV
40 Wähler 4 zu besetzende Sitze: Droop Qutoe: Geesamtzah/Sitze+1 +1
40/5 +1=9  man benötigt 9 Stimmen um einen Sitz zu erhalten

55
Arend hat die Quote erreicht und gewählt (mit 21 Stimmen). Überschüssigen Stimmen (21-
9=12) werden proportional auf die Zweitpräferenzen Laver (8) und Dahl (4) verteilt.

Laver hat damit 4+8=12 Stimmen und gewählt. Die drei überschüssigen Stimmen werden
proportional auf die Zweipräferenzen Dahl und Sartori verteilt.

Damit erhält Dahl (3+4+1=8) Stimmen und Sartori 6+2=8 Stimmen.


Da kein Kandidat die Quote erreicht, wird der Kandidat mit den
wenigsten Stimmen entfernt (Strom).

Da nur Dahl und Sartori übrig bleiben (und noch zwei Sitze zu besetzen
sind), sind beide ebenfalls gewählt.

Gemischte Wahlsysteme
Kombination von Mehrheits- und Verhältniswahlelementen
Personalisierte Verhältniswahl (mixed-member proportional, MMP): Verhältniswahlsystem,
wobei ein Teil der Abgeordneten über Mehrheitswahl gewählt wird
 Kompensierend, da Mehrheitswahl mit proportionalem Wahlsystem „verrechnet“ wird (z.
B. Deutschland)

Grabenwahlsystem (parallel voting, mixed-member majoritatan, MMM): Jeweils ein Teil der
Sitze wird nach Mehrheitswahl und Verhältniswahl vergeben (z. B. Litauen)
 Diese Verteilung wird nicht verrechnet!
Proportionalität von Wahlsystemen
Empirische Messung der Proportionalität
Gallhager Index:
Auswirkungen von Wahlsystemen
Duvergers Gesetz
Maurice Duverger: Wahlsysteme haben Einfluss auf die Anzahl von Parteien in einem
politischen System

56
Aufgrund der großen Erklärungskraft der Theorie wird der postulierte Zusammenhang oft als
Duvergers Gesetz bezeichnet:
 Proposition 1: Mehrheitswahl in Einerwahlkreisen führt zu Zweiparteiensystemen
 Proposition 2: Verhältniswahlsysteme führen eher zu Mehrparteiensystemen
 V.a. für Proposition 1 starke empirische Evidenz!
Duverger identifiziert zwei Mechanismen:
1. Mechanischer Effekt: Mechanischer Effekt der Stimmenverrechnung
 Arithmetik der Umrechnung Stimmen => Sitze z.B. district magnitude – wird nur
ein Sitz besetzt, kann die Verteilung nicht proportional sein
2. Psychologischer Effekt: Wähler und Parteien wissen um den mechanischen Effekt und
wählen entsprechend
- Strategisches Wählen: Wahlentscheidung für eine Partei/Person die nicht der
Erstpräferenz entspricht
Strategisches Wählen
- Aufrichtiges Wählen (sincere voting): Es wird in jedem Fall der/die meistpräferierte
KandidatIn / Partei gewählt
- Strategisches Wählen (strategic voting): Aufgrund von strategischen Überlegungen
(bzgl. Regierungsbildung etc.) wird nicht die Erstpräferenz gewählt
- Beispiele für strategisches Wählen
o Vermeidung von "wasted votes“: z.B. AnhängerInnen kleiner Parteien, die
wenig Chancen auf Repräsentation in Legislative haben
o „Leihstimmen“: i.d.R. von AnhängerInnen großer Parteien um möglichen
Koalitionspartnern über Sperrklauseln zu helfen (D. CDU & FDP)
o Koalitionswählen: Stärkung von möglichen Koalitionspartnern der
bevorzugten Partei um diese Koalitionsoption zu stärken31
Empirische Überprüfung von Duvergers Gesetz
Effektive Parteienzahl auf Basis der Mandate ist in Verhältniswahlsystem höher als in
Mehrheitswahlsystemen.
Wahlverhalten
Ansätze in der Wahlforschung
Fokus: Die Wahlforschung befasst sich mit der Frage, wie und warum BürgerInnen wählen
Erklärt werden:
1. warum manche Personen eher wählen gehen als andere
2. welche KandidatInnen / Parteien Personen wählen
 Hier: nur Fokus auf die zweite Frage

Wie entscheiden WählerInnen zwischen verschiedenen Parteien /


KandidatInnen?
Drei theoretische Ansätze:
1. Soziologischer Ansatz

57
2. Sozialpsychologischer Ansatz
3. Rational Choice Modell
Soziologischer Ansatz
Zentrale Annahme: Wahlverhalten kann durch die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen erklärt
werden. Wichtigstes Umfeld: Familie, Freundeskreis. Typische Erklärungsfaktoren:
Einkommen, Beruf, Bildung, Konfession, Alter, ethnische Zugehörigkeit, Klasse
Beispiele: ArbeiterInnen wählen eher SPÖ, (gläubige) Katholiken wählen eher ÖVP
 Vertreter: Columbia School (Paul Lazarsfeld, Bernard Berelson, Hazel Gaudet);
Dominierte Wahlforschung in 1940er, 1950er und 1960er Jahren
Sozialpsychologischer Ansatz
Fokus: Wahlverhalten wird anhand individueller psychologischer Faktoren erklärt
Zentrale Erklärungsfaktoren:
 Parteienidentifikation (langfristig)
 Kandidatenorientierung (kurzfristig)
 Orientierung an Sachthemen (kurzfristig)
Parteienidentifikation ist der Kandidaten- und Sachthemenorientierung zeitlich vorgelagert
und beeinflusst diese; wird selbst durch Sozialisation in sozialem Umfeld beeinflusst; fungiert
als Interpretationsfilter („perceptual screen“)
 Vertreter: Michigan School (v.a. Angus Campbell)
Rational Choice Modell
Vertreter: Anthony Downs (1957) → Rational Choice Theorie
Zentrale Annahme: WählerIn entscheidet sich für Partei, von der er/sie sich größten Nutzen
verspricht
Rationalität: die Handlung wählen, die größtmögliche Chance zur Erfüllung persönlicher
Präferenzen verspricht
Räumliches Modell der Politik:
 WählerInnen verorten sich und Parteien/KandidatInnen auf politischen Dimensionen
(z.B. Links-Rechts)
 Entscheidung sich für Alternative, die eigenen Präferenzen am nächsten liegt;
„Nutzen“ steigt mit Verringerung der Distanz

58
Fazit
Wahlsystem lassen sich anhand folgender Elemente charakterisieren:
 Wahlkreiseinteilung und Kandidatenaufstellung
 Wahlbewerbung
 Stimmabgabe
 Stimmenverrechnung
Wahlsysteme lassen sich in folgende Typen klassifizieren:
 Mehrheitswahlsysteme
 Verhältniswahlsysteme
 Gemischte Wahlsysteme
Wahlsysteme haben u.a. Auswirkungen auf:
 die Struktur des Parteiensystems
 auf die Regierungsbildung, Regierungszusammensetzung und Regierungsstabilität
Wahlverhalten von Wählern wird anhand von drei theoretischen Ansätzen erklärt:
 Soziologischer Ansatz
 Sozialpsychologischer Ansatz
 Rational Choice Modell

17.01.17 – Parteien und Parteiensysteme


Wahlverhalten: Ansätze der Wahlforschung
Fokus: Die Wahlforschung befasst sich mit der Frage, wie und warum BürgerInnen wählen
Erklärt werden:
1. warum manche Personen eher wählen gehen als andere
2. welche KandidatInnen / Parteien Personen wählen
 Hier: nur Fokus auf die zweite Frage
Wie entscheiden WählerInnen zwischen verschiedenen Parteien / KandidatInnen? Drei
theoretische Ansätze:
1. Soziologischer Ansatz
2. Sozialpsychologischer Ansatz
3. Rational Choice Modell

Was sind Parteien?


Viele Definitionen, hier exemplarisch zwei:
“a body of men united, for promoting by their joint endeavors the national interest, upon some
particular principle in which they all agreed” (Burke 1770)
“A political party is a group organized to gain control of government in the name of the group
by winning election to public office“ (Schlesinger 1991)
Maximale Definition: Drei Elemente

 Elektorale Komponente
59
 Programmatische Komponente
 Organisatorische Komponente

Minimale Definition: Antreten bei Wahlen


“A party is any political group identified by an official label that presents at
elections, and is capable of placing through elections (free or nonfree),
candidates for public office“
Repräsentative Funktionen
 Netzwerkfunktion: Parteien als Netzwerke in der Gesellschaft; verbinden Individuen,
sozialer Raum zur Artikulation gemeinsamer Interessen
 Interessenvertretung (bottom-up): Selektion, Aggregation und Artikulation von
gesellschaftlichen Interessen
 Legitimation des politischen Systems (top-down): „Erklären“ von politischen
Entscheidungen; Werben für Verständnis bei BürgerInnen
 Mobilisierung: Politische Sozialisation von BürgerInnen, Politische Bildung und
Motivation zur politischen Partizipation
Gouvernmentale Funktionen
 Rekrutierung: Rekrutierung & Ausbildung von politischem Führungspersonal;
Auswahl der „besten“ KandidatInnen
 Kontrollfunktion: (gegenseitige) politische Kontrolle; Opposition vs. Regierung; aber
auch Kontrolle der Regierung im Parlament (z.B. in Ausschüssen)
 Policy-Entscheidungen: Bildung von Regierungen und Sicherung stabiler Mehrheiten
(vgl. Sitzung zu Gruppenentscheidungen); Politische Entscheidungsfindung
Parteitypen
Parteien können aufgrund ihrer Ideologie unterschieden werden. Klassifizierung von
Parteitypen anhand von Entstehung,
Organisation & Funktionsweise:
 Honoratiorenparteien
 Massenparteien
 Catch-all Parteien
 Kartellparteien
Honoratiorenpartei
Parlamentarier(Innen) schlossen sich zu locker verbundenen Gruppierungen ohne
außerparlamentarische Basis zusammen (ca. Beginn 19. JH). Finanzierung durch Eigenkapital
und Spenden; Kontrolle der Organisation durch Parlamentarier(Innen). Schwach entwickelte
Organisationsstrukturen, Geringe Mitgliederstärke
 Kein Interesse am Wachstum der (Mitglieder)Organisation
 Beispiele: v.a. liberale Parteien (frühes) 19. Jhdt.
Massenparteien

60
Entstehung außerhalb des Parlaments, wurden von breiter Bevölkerungsschicht unterstützt
Entstehung ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Repräsentation gesellschaftlicher Schichten, die
vormals ohne Zugang zum politischen Prozess waren. Ideologisch geprägte Wahlprogramme,
Zahlenmäßig große Mitgliedschaft und enge Verbindung mit Verbänden, wie z.B.
Gewerkschaften
 Beispiele: Sozialdemokratische Parteien (z.B. SPD, British Labour Party), v.a. historisch
Catch-all Party
Hauptziel: Maximierung von Wählerstimmen. Zur Maximierung von Wählerstimmen werden
Wahlprogramme ohne tiefgreifende ideologische Basis verabschiedet, Politische Ziele werden
gegen Wählerstimmen eingetauscht. Soziale Heterogenität der WählerInnen und
Parteimitglieder. Bedeutungsverlust der Mitglieder im innerparteilichen
Willensbildungsprozess, aber gleichzeitig große Mitgliederbasis und dauerhaft aktive lokale
Parteiverbände
 Beispiele: ÖVP, SPÖ
Kartellparteien
Beruht vorrangig auf staatlicher Finanzierung. Um staatliche Parteienfinanzierung zu sichern,
schließen sich Parteien zu „Kartellen“ zusammen. Vorherrschaft der parlamentarischen
MandatsträgerInnen. Entfremdung von der gesellschaftlichen Basis der Partei. Exklusion
neuer Parteien z.B. durch geringe staatliche Subventionierung, Hürden bei Antritt /
Subventionen. „Bislang ist die Kartellparteien-These eher als eine Projektion denn als eine
empirisch gehaltvolle Analyse einzustufen“ (Poguntke 2000:72)
Parteiensysteme
Definition:
„das strukturelle Gefüge der Gesamtheit der politischen Parteien in einem Staat“ (Nohlen
2007: 73)
Nicht „Summe aller Parteien“, sondern Interaktion und Wettbewerb zwischen Parteien
Vergleich von Parteiensystemen entlang drei Dimensionen
1. Anzahl der (relevanten) Parteien
2. Ideologische Distanz zwischen Parteien
3. Art des Parteienwettbewerbs in Parteiensystemen
Relevante Parteien
Giovanni Sartori (1976) unterscheidet zwischen Parteien, die für die Parteiensystemanalyse
„relevant“ und „irrelevant“ sind
Zwei Kriterien: relevant wenn mind. eines der Kriterien erfüllt
1. Koalitionspotenzial: Parteien sind relevant, wenn sie für die Koalitions- oder
Mehrheitsbildung im Parlament gebraucht werden
2. Erpressungspotenzial: Parteien, deren Existenz signifikanten Einfluss auf die Richtung
des Parteienwettbewerbs und die Regierungsbildung haben
 Insb. Antisystemparteien am linken und/oder rechten Rand
Parteisystemtypologie
Traditionell werden Zwei- und Vielparteiensysteme unterschiede
61
 Zweiparteiensysteme:
o Zwei relevante Parteien
o Konkurrenzorientierung
 Vielparteiensysteme:
o Mehr als zwei relevante Parteien
o Sowohl Anreize zur Kooperation als auch zur Konkurrenz
Parteiensysteme nach Sartori
Sartori, Giovanni. 1976. Parties and party systems: A framework for analysis. Cambridge:
Cambridge University Press.
Zwei grundlegende Dimensionen
1. Numerische Fragmentierung
2. Ideologische Distanz
Parteiensystemtypen
1. Dominanzsystem (z.B. SE 1950er-1970er, JP bis 1993)
2. Zweiparteiensystem (z.B. GB, USA)
3. Gemäßigtes Vielparteiensystem (z.B. D)
4. Polarisiertes Vielparteiensystem (z.B. Weimarer Republik, Italien bis Anfang 1990er)
Dominanzsystem:
• Eine dominierende Partei, i.d.R. >50% der Sitze
• Gründe: Zufriedenheit, dominante politische Kultur
• Opposition existiert, kann Mehrheit aber über längeren Zeitraum nicht brechen
Zweiparteiensystem (z.B. GB, USA)
• 2 große Parteien, die für Regierungsbildung keinen Koalitionspartner benötigen
• Vergleichbare Chancen, die Mehrheit der Stimmen zu erhalten
• Geringe ideologische Distanz
Gemäßigter Pluralismus (z.B. Ö)
• 3-5 Parteien
• Geringe ideologische Distanz, alle Parteien könnten im Grunde eine Koalition miteinander
bilden
• Koalition meist aus 2 bis 3 Parteien
• Zentripetaler Wettbewerb (um Stimmen der Mitte)
Polarisierter Pluralismus (z.B. Weimarer Republik)
• 6+ Parteien
• Existenz von Antisystemparteien mit extremen Positionen
• Dynamik des Parteiensystems: aufgrund der Antisystemparteien von zentripetalen (zur
Mitte) zu zentrifugalem (zu den Extremen) Parteienwettbewerb
• Kann zu politischer Instabilität führen
Entstehung und Stabilität von Parteiensystemen
Lipset/Rokkan 1967: Cleavage Modell
Ausgangspunkt: „freezing of the major party alternatives“ → Bemerkenswerte Stabilität des
Parteiensystems in der ersten Hälfte des 20. Jhdts
Frage: Wie lässt sich diese Stabilität trotz tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen
62
erklären?
 Argument: Pfadabhängigkeit
Parteien gehen zurück auf gesellschaftliche Konfliktlinien (cleavages), Parteien haben
langfristige Bindungen zu WählerInnen aufgebaut, so dass neue Parteien Schwierigkeiten
hatten, WählerInnen zu gewinnen
Konfliktlinien nach Lipset/Rokkan
 Nationale Revolutionen (kulturelle Konflikte): Staat vs. Kirche, Zentrum vs.
Peripherie
 Industrielle Revolutionen (materielle Konflikte): Stadt vs. Land, Arbeit vs. Kapital
Nationale Revolution
 Auslöser: Konflikt(e) zurzeit der Nationenwerdung
 Konfliktgegenstand: Kulturelle Identität
o Rolle der Kirche im Staat: Allianz zw. Kirche und Staat vs. Säkularisierung
(v.a. entscheidend bei Bildung)
o Regionale Unterschiede in der Kultur: Widerstand von ethnischen, religiösen
und sprachlichen Minderheiten gegen kulturelle Integration von oben
 Widerstand diverser gesellschaftlicher Gruppen manifestierte sich in zwei
Konfliktlinien:
1. Staat vs. Kirche, Entstehung von z.B. katholischen / christdemokratischen Parteien
2. Zentrum vs. Peripherie, Entstehung von regionalen Parteien; z.B. Scottish National Party,
Südtiroler Volkspartei, SüdSchleswigscher Wählerverbund
Industrielle Revolution
 Auslöser: Industrielle Revolution (in GB am Ende des 18. Jahrhunderts)
 Konfliktgegenstand: Unterschiedliche ökonomische Interessen
o Stadt-Land: Dominanz / Förderung von (städtischen) Industrieprodukten vs.
(ländlichen) Agrarprodukten
o Kapital-Arbeit
 Widerstand diverser gesellschaftlicher Gruppen manifestierte sich in zwei
Konfliktlinien:
1. Stadt-Land, Entstehung von liberalen Parteien und Bauernparteien
2. Kapital-Arbeit, Entstehung von sozialdemokratischen, sozialistischen und
kommunistischen Parteien
Parteiensysteme nach Lipset/Rokkan
Nicht alle potentiellen Konfliktlinien bilden sich im Parteiensystem aus!
Entscheidend sind:
 Historische Abläufe: z.B. Zeitpunkt der Nationenwerdung, Begleitumstände (wie
Entwicklung allg. Wahlrecht)
 Cross-cutting cleavages: Überlagerung mehrerer Konfliktlinien (z.B. Stadt-Land &
KircheStaat)
=> Konflikt wird bereits von einer Partei abgedeckt
63
 Neuere Studien: Neue Konfliktlinien wie materielle vs. postmaterielle Werte (Inglehart
1977) & Globalisierung (Walter 2010)
Parteienwettbewerb
1. Räumliche Positionsmodelle Parteien können den Anteil der Wählerstimmen
maximieren, in dem sie ihre Policy-Positionen den Präferenzen der Wähler anpassen
(Downs 1957)
2. Themenspezifische Erklärungsansätze Parteien können den Anteil der Wählerstimmen
maximieren, in dem sie bestimmte politische Themen strategisch betonen
3. Politisches Personal Wettbewerb durch Auswahl & Fokussierung auf politische
KandidatInnen
4. Negative campaigning Wettbewerb durch Angriffe auf politische Konkurrenten;
Abwägung des Risikos (Missgunst der WählerInnen; Koalitionsalternativen) und des
Nutzens (Glaubwürdigkeit der pol. Gegner; pot. Stimmengewinne)
Fazit Parteien
Parteien erfüllen zwei Arten von Funktionen:
 Repräsentationsfunktionen
 Gouvernementale Funktionen

Man unterscheidet verschiedene Parteitypen:


 Honoratiorenpartei
 Massenpartei
 Catch all Partei
 Kartellpartei
Fazit Parteiensysteme
Sartori unterscheidet folgende Parteiensysteme:
 Dominanzsystem
 Zweiparteiensystem
 Gemäßigtes Mehrparteiensystem
 Polarisiertes Mehrparteiensystem
Die Entstehung und die Stabilität von Parteiensystemen kann nach Lipset/Rokkan anhand von
vier Konfliktlinien erklärt werden:
1. Zentrum-Peripherie
2. Staat – Kirche
3. Stadt – Land
4. Kapital-Arbeit
Fazit Parteiwettbewerb
 Der Parteienwettbewerb in einem Parteiensystem kann anhand verschiedener
Dimensionen (z.B. Positionen) erklärt werden
 ForscherInnen machen Annahmen über Ziele von Parteien (policy, office, votes)
 Vorhersagen auf Basis der Ziele und durch Interaktion / Wettbewerb: Parteiverhalten
ist strategisch (beste Handlung hängt von Handeln des Gegners ab)
64
24.1.17 - Politische Repräsentation
Parteienwettbewerb
Dimension des Parteienwettbewerbs
1. Räumliche Positionsmodelle: Parteien können den Anteil an Wählerstimmen
maximieren, in dem sie ihre Policy Positionen den Präferenzen der Wähler anpassen
2. Themenspezifische Erklärungsansätze: Parteien können den Anteil der
Wählerstimmen maximieren, in dem sie bestimmte politische Themen strategisch
betonen
3. Politisches Personal: Wettbewerb durch Auswahl und Fokussierung auf politische
KandidatInnen
4. Negative campaigning: Wettbewerb durch Angriffe auf politische Konkurrenten,
Abwägung des Risikos (Missgunst der WählerInnen, Koalitionsalternativen) und des
Nutzens (Glaubwürdigkeit der pol. Gegner, pot. Stimmengewinne)
Ziele von Parteien
Annahmen über Ziele von Parteien:
1. The vote-seeking party (Downs 1957) Instrumentelles Ziel um Ämter und / oder eigene
Politikvorstellung umzusetzen
2. The office-seeking party (Riker 1962, Leiserson 1968) Streben nach Ämtern; Verhalten um
Chancen auf Regierungsbeteiligung, Anzahl & Prestige der Ämter zu erhöhen
3. The policy-seeking party (De Swaan, Axelrod) Streben nach Umsetzung präferierter
Politikinhalte
Annahmen über Parteiverhalten:
 Einheitliche Akteure (unitary actors): Interne Unterschiede oft ignoriert
 Rationale Akteure: Handeln um Ziele (s.o.) zu erreichen; spannend, da Zielerreichung
von Strategien der anderen Parteien abhängt
Downs Nähe-Modell
Verständnis von Demokratie:
Parteien/Kandidaten: Wettbewerb um Macht. WählerInnen: Analogie zu KonsumentInnen,
wählen bestes Produkt. Wahlen: Interaktion von Nachfrage und Angebot
Annahmen über WählerInnen und deren Verhalten:
 WählerInnen haben politische Präferenzen
 Präferenzen lassen sich eindimensional anordnen: „links“ (egalitär, progressiv) vs.
„rechts“ (selektiv, konservativ)
 WählerInnen bevorzugen Parteien, die ihre Präferenzen vertreten.
 WählerInnen handeln aus Eigeninteresse: Sie wählen die Alternativen aus, die für sie
am besten sind (d.h. den eigenen Positionen entsprechen)
Annahmen über Parteien / KandidatInnen:

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 Parteien/KandidatInnen entwickeln Programme, um WählerInnen zu überzeugen
 Parteien/KandidatInnen wählen Programme so aus, dass sie möglichst viele Stimmen
erhalten.
 Parteien/KandidatInnen kennen Präferenzen der WählerInnen
 Welche Vorhersagen lassen sich auf Basis dieser (einfachen) Annahmen machen?
MedianwählerInnentheorem(Duncan Black 1948):
Entscheidet eine Gruppe mit Mehrheitswahl über verschiedene Alternativen (im
eindimensionalen Raum), wird die Entscheidung den Präferenzen des Medians entsprechen.
Implikation für Parteiensysteme:
 In Zweiparteiensystemen konvergieren beide Parteien zur Mitte (zu
MedianwählerIn).

Weitere Implikationen (für das Parteiensystem):


 Entwicklung von catch-all parties (Volksparteien)
 Entwicklung neuer Parteien durch Ausweitung des Wahlrechts
 Neue Wählergruppen; oft schlecht repräsentiert
 Entwicklung neuer Parteien durch Konvergenz etablierter Parteien; neue Parteien oft
mit extrem(er)en Plattformen
 Wahlsystem (und damit Wahrscheinlichkeit Auftreten neuer Parteien) bestimmt
Anzahl und ideologische Ausrichtung existierender Parteien
Definition und Bedeutung: Repräsentation
Repräsentative Demokratie: Entscheidungsgewalt bei RepräsentantInnen
Qualität der Repräsentation: Legitimation des politischen Systems
Politikwissenschaftliche Fragestellungen:
 Wen sollen RepräsentantInnen repräsentieren?; z.B.
o eigene vs. alle WählerInnen
o Regionale vs. nationale Interessen?
 Wie findet Repräsentation statt und welche Voraussetzungen müssen
erfüllt sein?
 Welche Institutionen / Regeln führen zu besserer Repräsentation?
Zwei Arten von Repräsentation:
1. Deskriptive
Übereinstimmung zwischen RepräsentantInnen und BürgerInnen bei
verschiedenen Charakteristika:
Alter
Geschlecht
Sprache
Ethnizität

Gute Repräsentation: hoher Grad an Übereinstimmung
Legislative als „Mikrokosmos“ der Gesellschaft

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2. Substantielle Repräsentation
Übereinstimmung der politischen Präferenzen der BürgerIn
Präferenzen / Handlungen der Repräsentanten:
Politische Einstellungen: z.B. Euroskeptizismus
Sachfragen: z.B. Schulsystem
Ideologie: z.B. „links-rechts“
Gute Repräsentation: hoher Grad an Übereinstimmung
Delegate und Trustee
Idealtypen vom Rollenverständnis von RepräsentantInnen:
1. RepräsentantInnen als delegates (z.B. James Madion, Federalist Papers):
RepräsentantInnen reagieren auf (artikulierte) Präferenzen der WählerInnen,
handeln im Sinne dieser Präferenzen
2. RepräsentantInnen als trustees (z.B. Edmund Burke):
RepräsentantInnen bilden sich ihre eigene Meinung; brauchen Freiheit um
Kompromisse zu schließen, entscheiden „nach bestem Wissen und Gewissen“

„To deliver an opinion, is the right of all men; that of constituents is a weighty and
respectable opinion, which a representative ought always to rejoice to hear; and which he
ought always most seriously to consider. But authoritative instructions; mandates issued,
which the member is bound blindly and implicitly to obey, to vote, and to argue for, though
contrary to the clearest conviction of his judgment and conscience,--these are things utterly
unknown to the laws of this land, and which arise from a fundamental mistake of the whole
order and tenor of our constitution.”
(Edmund Burke 1774, Speech to the Electors at Bristol)

Voraussetzung funktionierender Repräsentation


Anforderungen an BürgerInnen
(begründete) Präferenzen besitzen, Informationen zum Verhalten der PolitikerInnen sammeln,
Komplexität von Politik zu groß? Interesse an Politik groß genug?
Anforderungen an RepräsentantInnen

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(er)kennen Präferenzen der BürgerInnen, (eigene) Entscheidung auf Basis dieser Präferenzen,
Regionale vs. Nationale Interessen? Langfristige vs. Kurzfristige Interessen?
Zweifel an Bedingungen funktionierender Repräsentation
 Geringe Informiertheit der BürgerInnen “The typical citizen drops down to a lo
soon as he enters the political field.” (Schumpeter 1942)
 Fehlender Glaube an Wirksamkeit (efficacy):
o internal efficacy: “Jemand wie ich hat keinen Einfluss auf Politik”,
o external efficacy: “Es ist egal wer an der Macht ist; es ändert sich nichts”
 Kartellparteien – geringe Unterschiede zwischen Parteien
 Repräsentation von Partikularinteressen
 Fehlende Entscheidungsgewalt durch Globalisierung
Deskriptive Repräsentation
Annahme: Durch angemessene Repräsentation werden Anliegen dieser Gruppen eher
wahrgenommen und umgesetzt
Effekt von weiblichen MPs
je größer der Anteil weiblicher RepräsentantInnen, desto…
 …mehr Themen sprechen Parteien an (Greene & O‘Brien 2016)
 …desto linker werden Parteipositionen (Greene & O‘Brien 2016) – auch unter
Kontrolle der vorherigen Parteiposition
 …desto eher werden Geschlechterquoten (Kandidatenlisten; Parteivorstand)
eingeführt (Kittilson 2011)
 …desto mehr betonen Parteien Themen wie Geschlechterparität, Familienpolitik,
Pflege & Gesundheit (unter Kontrolle von Partei, Alter, Bildung…) (Wängnerud
2000; Ennser-Jedenastik 2017)
Substantielle Repräsentation
Übereinstimmung der WählerInnen-Präferenzen Einstellungen mit Einstellungen und
Verhalten der RepräsentantInnen
Beispiele:
 Allgemeine „Links-Rechts“-Positionen
 Einstellung zu Sachthemen (z.B. Atomausstieg, Abtreibung, Erbschaftssteuer)
 Werte und Einstellungen (Autoritarismus; Rolle Kirche/Staat)
 Wichtigkeit von Themen (z.B. Wirtschaft, Bildung, Zuwanderung)
Arten des Vergleichs:
1. Vergleich zwischen MedianwählerIn und MedianrepräsentantIn/Regierung  V.a. bei
Systemvergleich (z.B. Mehrheits- vs. Konsensdemokratie)
2. Vergleich zwischen WählerIn(nen) und einzelnen RepräsentantInnen  V.a. in Systemen
mit Personenwahl und regionaler Repräsentation (z.B: USA, GB; Mehrheitswahl in
Einerwahlkreisen)

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3. Vergleich zwischen WählerIn(nen) und gewählter Partei  V.a. in
Proportionalwahlsystemen
 Responsible party government Modell
 WählerInnen haben Präferenzen; Parteien vertreten verschiedene Positionen
 WählerInnen kennen verschiedene Positionen und treffen informierte Entscheidungen
 Parteien setzen ihre Plattform (bestmöglich) um
MedianwählerIn und Regierung
Budge, Ian, and Michael D. McDonald. 2007. "Election and party system effects on policy
representation: Bringing time into a comparative perspective." Electoral Studies 26 (1):168-
79.
Fragestellung: Hat das Wahlsystem einen Einfluss auf die Regierungspolitik den
WählerInnenpräferenzen entspricht?
Daten:
 Position der Regierungspolitik: Analyse der Wahlprogramme der Regierungsparteien
 WählerInnenpräferenzen: Position des/der MedianwählerIn
Messung – zwei Variablen:
1. Absolute Differenz (distortion): WählerIn vs. Regierung
2. Mittlere Differenz über Zeit (long-term bias): WählerIn vs. Regierung
 Geringere Abweichung (distortion) in PR-Systemen
 Geringere mittlere Differenz (long-term bias) in PR-Systemen
Responsivität und Public Policy: Das Theormostat Modell
Fragestellung:
Verändert sich Politikgestaltung mit sich ändernden Wünschen der WählerInnen? Reagieren
WählerInnen auf public policy?
 Responsivität (responsiveness): Repräsentation über Zeit; erfasst ob RepräsentantInnen auf
Veränderungen der WählerInnen reagieren (und vice versa)
Annahmen:
 Keine komplexen ideologischen Denkmuster der BürgerInnen erforderlich
 BürgerInnen mit Präferenzen nach „Mehr“ oder „Weniger“ (z.B. Wohlfahrtsstaat,
Militär)
 PolitikerInnen implementieren Politkinhalte (z.B. Ausgaben im Budget)
Dynamische Anpassung von Präferenzen und Politikinhalten:
 PolitikerInnen reagieren auf Präferenzen
 BürgerInnen passen Präferenzen an Politikinhalte an
Analogie zu einer Zentralheizung: WählerInnen verwenden Thermostat; RepräsentantInnen
heizen; WählerInnen realisieren Veränderung und adaptieren Wunschtemperatur

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Kritische Sicht auf substantielle Repräsentation
Woher kommen Präferenzen der WählerInnen?
 Debatte in der neueren Forschung ob und wie WählerInnenEinstellungen entstehen:
Jacobs & Shapiro 2000:
PolitikerInnen nutzen Umfragen nicht um Präferenzen der WählerInnen zu kennen,
sondern um Argumente / Sprache mit gewollten Positionen in Einklang zu bringen
„[Legislators and the Clinton White House] don‘t use a poll to reshape a program, but
to rehape your argumentation for a program so that the public supports it“
Debatte in der neueren Forschung ob und wie WählerInnenEinstellungen entstehen:
Gabriel Lanz 2012: WählerInnen passen eigene Präferenzen den Positionen
„ihrer“ PolitikerInnen an: „voters first decide they like a politician for other reasons, then
adopt his or her policy views“
Fazit
 Repräsentation: wesentliches Element für die Funktionsfähigkeit moderner
Demokratien
 Funktioniert moderne Demokratie? „Democracy works. […] It is not perfect, to be
sure, and it certainly works better under some conditions than others. […] Expecting
representative democracy to represent preferences that do not exist, in domains about
which people do not care, is unreasonable. The ways in which issues become more or
less salient are thus of critical importance“
Herausforderungen:
1. Politische Willensbildung der BürgerInnen
2. Abwägung zwischen Flexibilität der RepräsentantInnen (trustees) und Bindung an
Wünsche der BürgerInnen (delegates)
3. Abweichungen, v.a. bei einzelnen Themen
4. Zeitlicher Kontext: Effekte von policy sind mittel- (z.B. Wirtschaftsreformen & Budget)
oder erst langfristig erfassbar (z.B. Rente, Atomkraft)

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