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Aluminothermisches Schweißen: Tradition


und Innovation im lückenlosen Gleis
Aluminothermic welding: tradition and innovation in
continuously welded track
Dipl.-Ing. (FH) Johannes Braun, Leipzig und Halle (Saale), Dr.-Ing. Jörg Keichel, Halle (Saale),
Dr.-Ing. Andreas Peters, Leipzig (Deutschland)

Zusammenfassung Abstract
Die Thermit®-Schweißung leistet nicht nur einen wichtigen Thermit® welds play an important role in rail transport safety –
Beitrag zur Sicherheit im Eisenbahnverkehr, die feste Schienen- and the welded rail connection is essential to the comfort of
verbindung ist auch eine Grundvoraussetzung für das komfor- train passengers. What‘s more, high-speed, ultra-high-speed and
table Reisen mit der Bahn. Ohne das vor 120 Jahren patentier- heavy haul trains would be inconceivable without the Thermit®
te Thermit®-Verfahren ist weder Bahnverkehr mit Hoch- und process, patented 120 years ago.
Höchstgeschwindigkeitszügen noch mit extremen Lasten denkbar. Since then, new and stricter requirements governing continu-
Immer neue und gesteigerte Anforderungen an das lückenlose ously welded track have meant the constant development of
Gleis bedingen eine beständige Weiterentwicklung des Thermit®- the Thermit® process. Nowadays, Aluminothermic Welding is
Verfahrens. Heute lassen sich Schienen unterschiedlicher Profile available for a wide range of rail profiles and steel grades.
und Stahlgüten lückenlos aluminothermisch verschweißen. We are constantly implementing new developments in line with
Weitere Entwicklungsschritte werden unter Beachtung wich- key process requirements and the increasing digitalisation of the
tiger Prozessvorgaben und im Hinblick auf die zunehmende construction site. 21st century engineering potential for Alumi-
Digitalisierung der Baustelle umgesetzt. Die technischen Mög- nothermic Welding and track maintenance is far from exhausted.
lichkeiten des 21. Jahrhunderts, rund um die Durchführung der
aluminothermischen Schweißung und der Instandhaltung des
Gleises, sind noch lange nicht ausgeschöpft.

1 Einführung geschichte von Thermit® und damit das Seit 1928 ist der Thermit®-Prozess als Re-
aluminothermische Gießschmelzschwei- gelschweißverfahren bei der Deutschen
1.1 Historie ßen mit dem „Kaiserlichen Patent Num- Reichsbahn (DR), später Deutsche Bahn
mer 96317“. Bereits im Jahr 1899 wurden (DB) im Einsatz. Die Thermit®-Verfahren
Tak tak – Tak tak – Tak tak … diese cha- in Essen die ersten Straßenbahnschie- sind mittlerweile weltweit zugelassen und
rakteristischen Geräusche einer Zugfahrt nen lückenlos mit Thermit® verschweißt seit Jahrzenten in der Anwendung.
beim Rollen der Räder des Zuges über die (Bild 3). Auch in Australien, China, Süd-
mit Stahllaschen mechanisch verbunde- afrika, Nord- und Südamerika folgten be- 1.2 Chemie und Wirkung der
nen, aber lückenhaften Gleisstöße präg- reits Anfang des zwanzigsten Jahrhun- aluminothermischen
ten lange Zeit das Bild von Eisenbahnen. derts durch Goldschmidt Gründungen Reaktion
Auch heute denken noch viele Menschen von Fertigungs- und Vertriebsstätten für
beim Eisenbahnfahren an dieses prägnan- Thermit®-Verbrauchsstoffe mit einem für Thermit® ist ein Gemisch aus Alumini-
te Geräusch. In der modernen Eisenbahn- deutsche Mittelständler damals einzigar- um-Granulat und Eisenoxid, das nach
infrastruktur sind die Gleislücken aller- tig internationalen Netzwerk. Innerhalb einer Initialzündung stark exotherm re-
dings nahezu verschwunden, dank Ther- weniger Jahre wurde das aluminothermi- agiert. Durch die große Reaktionswärme
mit® bzw. dessen Anwendung im Gleis sche Verbindungsschweißverfahren für gelingt es, flüssiges Eisen von ca. 2 300 °C
durch den aluminothermischen Schweiß- Eisenbahnschienen weltweit Standard in ohne externe Energiequellen zu erzeugen
prozess (Bilder 1 und 2). der Eisenbahn-Infrastruktur. Zur Herstel- und damit Schienenenden zu verschwei-
Am 13. März 1895 begründete Professor lung kohlefreier Metalle entwickelt, revo- ßen. Unter Nutzung dieses Verfahrens
Hans Goldschmidt in Essen die Erfolgs- lutionierte Thermit® das Eisenbahnwesen. kann die sichere Verbindung der Schie-
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spricht und trotz der nenenden erreicht. Hierbei muss die wäh-
unterschiedlichen und rend der Erkaltung des Stahls vom hei-
durch den Guss beding- ßen schmelzflüssigen Zustand zur Um-
ten Mikrostruktur ähn- gebungstemperatur auftretende Schrump-
liche Verschleißeigen- fung durch stahlnachführende Speiser
schaften wie die Schie- und eine gelenkte Erstarrung sicherge-
ne erreicht. Eine sichere stellt werden.
Schweißverbindung und Der Wärmeüberschuss wird durch die
robuste Ausführung der Kombination aus einer Vorwärmung und
Schweißung wird einer- dem sehr heißen – in der Gießereispra-
seits durch einen Über- che: mit einer hohen Gießspanne versehe-
schuss an Wärmeener- nen – Thermit®-Stahl erreicht. So werden
gie und andererseits die Schienen über den gesamten Quer-
durch eine fehlerfreie schnitt ein Stück aufgeschmolzen, um an-
Erstarrung des flüssigen schließend in den um die Schienenlücke
Stahls zwischen den zu angesetzten Formen zu erstarren (Bild 4).
verschweißenden Schie- Der Wärmeüberschuss und die daraus
I Bild 1:  Schienen mit Laschen verbunden resultierende langsame Abkühlung der
Schweißung ermöglichen, mit den ge-
nen in Schwerlast-, Stadtbahn-, Hoch- nannten Schweißverfahren unter Baustel-
und Höchstgeschwindigkeitsnetzen bei lenbedingungen Schienenstähle mit Koh-
gleichzeitiger Erhöhung von Fahrkomfort lenstoffgehalten oder einem Kohlenstoff-
und Gleislebensdauer hergestellt werden. äquivalent zu verschweißen, die aus der
Chemisch betrachtet wird im Zuge dieser üblichen schweißtechnischen Sicht nicht
aluminothermischen Reaktion unter Frei- oder nur unter Einhaltung genauer Tem-
setzung einer großen Wärmemenge Ei- peraturverläufe schweißbar wären.
senoxid zu Eisen reduziert, zugleich oxi-
diert Aluminium zu Aluminiumoxid. So- 2 Vorteile der Thermit®-
mit entsteht ein sauberes, flüssiges Me- Schweißung
tall, welches sich von der ebenfalls flüs-
sigen Schlacke trennt: Der flexible Einsatz des Verfahrens
und die schnelle Realisierbarkeit einer
Fe2O3+2Al  2Fe+Al2O3. (1) Thermit®-Schweißung im Gleisnetz sind
die Vorteile gegenüber anderen Verfahren,
Für die Schienenverbindung wäre die- I Bild 2:  Lückenlos verschweißtes Gleis wie z. B. dem Abbrennstumpfschweißen.
ses Thermit®-Eisen jedoch zu weich. Die
metallurgische Herausforderung liegt u. a.
darin, dass die ausgeführte aluminother-
mische Schweißnaht alle Anforderungen,
welche an die zu verbindende Schiene ge-
stellt werden, erfüllt. Daher werden den
Thermit®-Portionen u. a. stahlbildende
Legierungszusätze als Härtebildner hin-
zugefügt. In der geeigneten Zusammen-
setzung der Thermit®-Portionen liegt u. a.
das Know-how.

1.3 Das Prinzip des Thermit®-


Gießschmelzverfahrens

Die zum Einsatz kommenden Thermit®-


Schweißverfahren lassen sich grob in
Verfahren mit steigendem oder fallen-
dem Guss unterscheiden und werden al-
lesamt auch als Gießschmelzschweißver-
fahren bezeichnet. Grundsätzlich wird
das Ziel verfolgt, einen Thermit®-Stahl
zu erzeugen, der der Legierung des zu
verschweißenden Schienenstahls ent- I Bild 3:  Thermit®-Schweißung vor 1914
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ohne zusätzliche, den Be- nutzt werden. Das heißt, der Durchsatz
trieb störende Gleissperrun- soll maximiert bzw. die Beförderungs-
gen genutzt werden. zeiten sollen verkürzt werden. Dies ge-
Die Vorteile des alumino- schieht durch Erhöhung der Geschwin-
thermischen Schweißens digkeiten, Radsatzlasten und Zugfre-
liegen nicht nur in der ho- quenzen. Zum anderen sollen die Be-
hen Flexibilität der Dispo- triebs- und Instandhaltungskosten mini-
sition von Schweißtrupps miert werden. Dafür werden u. a. neue
und in der schnellen Rea- Schienengüten mit geringerem Instand-
lisierung von aluminother- haltungsbedarf für unterschiedliche Be-
mischen Schweißungen. anspruchungen entwickelt. Dies führt di-
Auch sind die Investitions- rekt, wie für die Schienen, zu neuen und
und Instandhaltungskos- steigenden Ansprüchen an die Schweiß-
ten für das benötigte Equip- verbindungen. Neue Schienenstahlsor-
ment im Vergleich zu ande- ten erfordern die Weiterentwicklung der
ren Schweißverfahren, wie Thermit®-Schweißverfahren mit den ent-
z. B. dem mobilen Abbrenn- sprechenden physikalischen Eigenschaf-
stumpfschweißen, deutlich ten der Schienenwerkstoffe, wie zum Bei-
niedriger. spiel Härte, Abriebbeständigkeit und Er-
Zudem sind die Instandhal- müdungsfestigkeit. Darüber hinaus muss
tungskosten, sowohl für das die Ausführung der Schweißung unter
Gleis als auch für die Radsät- den verschiedensten klimatischen Bau-
ze des rollenden Materials, stellenbedingungen bei geringer Investi-
durch das lückenlose Gleis tion in die Ausrüstung, hoher Flexibilität
I Bild 4:  Mit Schweißgut gefüllte Form drastisch reduziert worden. und Mobilität auf den Baustellen gewähr-
leistet sein. Das Thermit®- Verfahren, ge-
Ein Schweißtrupp mit den notwendigen 3 Anforderungen an das prägt durch seine robuste und schnelle
Materialien kann kurzfristig zur Aus- lückenlose Gleis Ausführung, liefert hier die ideale Lösung
führung einer Schienenschweißung vor im Vergleich zu Schweißverfahren wie
Ort sein. Im Fall des Schweißverfahrens 3.1 Schienengüten und neue das Lichtbogenschweißverfahren oder
SkV-Elite mit extrem kurzer Vorwärm- Schweißverfahren das Abbrennstumpfschweißverfahren.
zeit kommt ein erfahrener Schweißtrupp Ob neue Schienenprofile oder -güten, wie
mit einer Gleisbelegung von weniger als Die Thermit®-Technologie erfüllt die stei- z. B. bainitische Stähle oder Schienen-
30 Minuten aus. Damit können z. B. die genden Anforderungen der Eisenbahn-In- stahl mit immer höheren Härtegraden –
planmäßigen Nachtfahrsperrpausen oder frastrukturbetreiber. Diese Anforderun- die Spezifikationen der Betreiber müssen
natürliche Betriebspausen unter Ausnut- gen an die heutigen Schienennetze zie- auch durch die Schienenverbindung, hier
zung der regulären Zugfolgezeiten zur len in zwei Hauptrichtungen: Zum einen das Thermit®, erfüllt werden.
Herstellung von Schweißungen im Gleis soll die Gleisinfrastruktur bestmöglich ge- Die Infrastrukturbetreiber validieren kon-
tinuierlich die Erfüllung ihrer Anforde-
rungen an das Gleis und an die Thermit®-
Schweißungen. Die Erfüllung des ho-
hen Standards wird durch die Qualitäts-
statistiken, wie z. B. die der JR Group,
bestätigt. So lag die durchschnittliche
(über mehrere Jahre ermittelte) Fehler-
rate für aluminothermische Schweißun-
gen im Netz der der JR East Group bei
nur 0,014 % [1].
Die „… Lebensdauer der Schienen im
HGV-Schottergleis beträgt 30 bis 35 Jah-
re (ca. 700 Mio. t)“, daher ist „… die Le-
bensdauer von Thermit®-Schweißungen
kompatibel mit jener der Schiene“ [2].
Somit ist neben den technischen und qua-
litativen Anforderungen – die Gewährleis-
tung der Sicherheit – ein weiteres wichti-
ges Kriterium für den Einsatz von Ther-
mit® für die Eisenbahn-Infrastrukturbe-
I Bild 5:  Fuge im Schienenkopf zur Herstellung einer Thermit®-Head Repair-Schweißung treiber erfüllt: die Wirtschaftlichkeit. Die
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bekannten Schweißverfahren SkV, SkV- Verfahren lediglich die defekten Bereiche & Co. KG entsprechende Schweißkits, zu
Elite, SkV-Elite L25 (Schnellschweißver- in der Fahrfläche herausgetrennt und an- denen Gießformen, Tiegel und Thermit®-
fahren mit kurzer Vorwärmung) sowie schließend aluminothermisch repariert Portionen gehören, hergestellt.
SoW-5 (Schnellschweißverfahren ohne (Bild 5). Mit diesem Verfahren können Das Fertigungswissen der Experten vor
Wulst mit 5 Minuten Vorwärmdauer) sind Schienen in sehr kurzer Zeit sicher repa- Ort, die mit den speziellen Anforderun-
bei allen bedeutenden Bahnen der Welt riert und länger genutzt werden. gen der verschiedenen Bahnbetreiber aus
homologiert und im täglichen Einsatz. aller Welt vertraut sind, und ein hoher
4 Hochautomatisierte Pro- Automatisierungsgrad in der Fertigung
3.2 Aluminothermisches duktion in Halle (Saale) in Kombination mit einer übergeordneten
Reparaturschweißen: Prozesssteuerung sind die Garanten für
Thermit®-Head Repair Die berechtigten Anforderungen der Be- die hohe Zuverlässigkeit und die gleich-
treiber an eine Schienenschweißung, wie bleibend hohe Qualität der Thermit®-
Mit steigender Auslastung der Netze hohe Zuverlässigkeit, die zu gewähr- Schweißungen (Bild 6).
und der dafür geforderten hohen Verfüg- leistende Sicherheit der Gleise bei im-
barkeit der Gleise müssen auch die In- mer höheren Belastungen und die stei- 5 Weiterentwicklungen in
standhaltungsmaßnahmen bei den Bah- gende Komplexität durch neue Schie- der Gleisinstandhaltung
nen angepasst werden. So wird bereits nenwerkstoffe erfordern höchste Sorg-
bei einigen Bahnen das aluminothermi- falt und Fachkenntnis bei der Produkti- 5.1 Meilensteine der Entwick-
sche Reparaturschweißen für Fahrflä- on der Thermit®-Schweißstoffe. Mit einer lung
chenbeschädigungen eingesetzt – das weltweit einzigartigen Produktionsanlage
Thermit®-Head Repair-Schweißverfah- und Qualitätssicherungssystemen wer- Seit der ersten Anwendung der Thermit®-
ren (THR). Im Gegensatz zum üblichen den für die genannten Herausforderun- Reaktion im Gleis hat es ständig Weiter-
Thermit®-Schweißprozess, bei dem zwei gen z. B. in der zentralen Europaproduk- entwicklungen dieser Anwendung gege-
Schienenenden komplett miteinander ver- tion der Goldschmidt Thermit Group in ben, die der Verbesserung der Sicherheit,
schweißt werden, werden bei dem THR- Halle (Saale) der Elektro-Thermit GmbH der Zuverlässigkeit, der Wirtschaftlich-
Günter Jazbec

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den wichtigsten Meilensteinen zählen die
Entwicklung der SkV-Schnellschweißver-
fahren in den 1970er Jahren, mit denen
eine deutliche Prozessverkürzung er-
reicht wurde, die Einführung des Euro-
Tiegels in den 1990er Jahren; die Verwen-
dung von Einmal- statt Langzeittiegeln
verbesserte die Ergonomie des Verfah-
rens wesentlich und die Entwicklung der
elektrischen Thermit®-Zündvorrichtung
SMARTWELD SPARK im Jahr 2013 stell-
te im Vergleich zu den gebräuchlichen
Zündstäbchen eine höhere Zuverlässig-
keit und eine Verbesserung der Verfah-
renssicherheit sicher (Bild 7).
Die Forderung nach höherer Verfügbarkeit
der Gleisnetze bei gleichzeitig reduzier-
tem Instandhaltungsaufwand macht eine
stetige Forschung und Entwicklung unab-
dingbar. Mit der Eröffnung des Techno-
logy Innovation Centers der Goldschmidt
Thermit Group im Jahr 2014 in Leipzig,
einem Entwicklungszentrum zur eigen-
ständigen Durchführung und Unterstüt-
zung von breit angelegten Entwicklungs-
projekten, wird der Ausrichtung auf wei-
ter verbesserte Produkte und Dienstleis-
tungen für die Eisenbahn-Infrastruktur
Rechnung getragen. Neben der Weiter-
entwicklung des Thermit®-Verfahrens
sind Schwerpunkte die Neu- und Wei-
terentwicklung von Maschinen zur Be-
arbeitung von Schienen sowie entspre-
chender Messgeräte (z. B. zur Erfassung
der Schienengeometrie), die für alle Tä-
tigkeiten im Rahmen der Instandhaltung
I Bild 6:  Hochautomatisierter Prozess in der Fertigung von Gleisen, aber auch zur Ausführung
von aluminothermischen Schweißungen,
unterstützend erforderlich sind.

5.2 Digitalisierung der Baustelle

Ein wesentlicher Treiber der Entwick-


lung ist die Forderung nach der „Digi-
talisierung der Baustelle“. Diese betrifft
bereits die Vorbereitung einer Instand-
haltungsmaßnahme. Der jeweilige Gleis-
zustand wird hinsichtlich geometrischer
Merkmale (z. B. Maßanforderungen ge-
mäß EN 13674-1:2011 wie Schienenhö-
he, -breite, -symmetrie) erfasst und be-
wertet. Hierbei unterstützen digital ar-
beitende Schienen-Messlineale, wie z. B.
die Geräte der Railstraight-Familie, mit
denen schnell und zuverlässig Schienen-
Längsprofile erfasst werden können [3].
Die Railstraight-Geräte erfassen zunächst
I Bild 7:  Verfahrenssicherheit mit Thermit®-Zündvorrichtung nur ein Längsprofil. Der Nutzer entschei-
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auf einem Tablet oder Smartphone erfasst


und elektronisch (bei Bedarf auch online)
zur weiteren Auswertung oder Bearbei-
tung zur Verfügung gestellt (Bild 8). Dem
Anwender werden mittels eines Soll-Ist-
Vergleichs Hinweise für das Erreichen ei-
nes optimalen Schweißergebnisses gelie-
fert. Die erneute Längsprofilmessung im
Anschluss an die Instandhaltungsarbeiten
bestätigt die ordnungsgemäße Durchfüh-
rung und ermöglicht eine benutzerunab-
hängige Dokumentation der durchgeführ-
ten Arbeiten (Bild 9).
Diese Digitalisierungsstrategie wird kon-
sequent weiterentwickelt: In der Entwick-
lung befinden sich derzeit Geräte, mit de-
nen schnell und zuverlässig Querprofile
sowie typische Fehlertypen wie Head-
Checks erfasst und dokumentiert wer-
den können. Die Zusammenfassung und
Bewertung dieser Daten ermöglicht eine
I Bild 8:  Digitale Messlineale und Auswertung per App noch flexiblere und zielgerichtetere Fest-
legung erforderlicher Instandhaltungs-
det, zu welchem Zweck diese Daten be- z. B. im Bereich der Wärmeeinflusszone maßnahmen. Notwendige Arbeiten (wie
nötigt werden. Das kann die Kontrolle ei- einer Schweißung. Die ermittelten Daten z. B. Schleifen oder Reparaturschweißen)
ner Schweißung sein, das kann aber auch werden mittels einer speziell entwickel- können unmittelbar durchgeführt werden.
die Beurteilung einer „Einfahrung“ sein, ten App über eine Bluetooth-Schnittstelle Noch nicht dringend durchzuführende

138 Jahre  1877–2015

Zeitschrift für das gesamte System Bahn


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Maßnahmen können im Instandhaltungs- de Parameter, wie der Zeitpunkt der Tie- allen Stufen dieser Digitalisierung gear-
managementsystem des Kunden bzw. des gelöffnung, die Aufheiz- und Abkühlzei- beitet. Mit dem Serienstart der hausin-
Betreibers erfasst und für einen späteren ten oder die für die notwendige Vorwär- ternen Entwicklung des SMARTWELD
Zeitpunkt vorgesehen werden. Durch die mung der Schienenenden beim Thermit®- MONITOR und des SMARTWELD RE-
Archivierung der Messdaten sowie der Schweißprozess einzustellenden Gasdrü- CORDS im Jahr 2016 wird ein weiterer
jeweils durchgeführten Arbeiten lassen cke werden aktiv gesteuert. In der Gold- wesentlicher Schritt zur Erreichung die-
sich durch Zeitvergleich zuverlässig Pro- schmidt Thermit Group wird derzeit an ses Ziels getan.
gnosen für eine optimale In-
standhaltungsstrategie ablei-
ten. Der Vorteil für den Kun-
den: Notwendige Instandhal-
tungsaktivitäten lassen sich
besser planen und bewerten,
was zur Minimierung von
Aufwänden und Gleissper-
rungen und damit zu einer
Reduzierung von (Instand-
haltungs-)Kosten führt.
Die Digitalisierung der Bau-
stelle betrifft nicht nur das
immer wichtiger werden-
de Instandhaltungsgeschäft,
sondern ist auch bei der
Durchführung von alumino-
thermischen Schweißungen
ein wichtiger Entwicklungs-
schritt. Dabei stehen zwei As-
pekte im Vordergrund:
−− Sicherstellung der Einhal-
tung wichtiger Prozess-
vorgaben für die Durch-
führung der aluminother-
mischen Schweißung und
−− unverfälschbare Doku-
mentation einer durchge-
führten Schweißung.
Hierbei kommt es nicht zwin-
gend auf die vollständige Er-
fassung aller Prozesspara-
meter an, was mit einem ho-
hen technischen Aufwand
verbunden wäre, vielmehr
geht es um die Unterstüt-
zung des Schweißpersonals,
indem beim Erreichen eines
bestimmen Prozesspunkts
(z. B. Ende der Vorwärmung)
ein akustisches Signal ertönt,
welches per Tastendruck quit-
tiert und als Abschluss dieses
Prozessschritts elektronisch
dokumentiert wird. Die-
se Digitalisierung lässt sich
schrittweise von der Prozess-
und Dokumentationsunter-
stützung bis zur vollautoma-
tischen Durchführung der
Schweißung ausbauen. Das
heißt, qualitätsbeeinflussen- I Bild 9:  Messergebnisse per App ermitteln
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6 Epilog der TGV POS, der Strecke, auf der der hinsichtlich der aluminothermischen
Geschwindigkeits-Weltrekord des TGV Schweißung und der Instandhaltung des
Ohne Thermit®, der Erfindung von Prof. mit 574,8 km/h erzielt wurde, sowie Gleises, kommt in diesem Kontext eine
Hans Goldschmidt vor 120 Jahren, ist mo- −− im durch hohe Taktraten geprägten ur- besondere Bedeutung zu. – A 243 –
derner Bahnkomfort genauso undenkbar banen Stadtbahn-Verkehr, wie z. B. im
wie der Schienengüterverkehr mit extre­ Marmaray-Tunnel in Istanbul, in wel- (Indexstichworte: Eisenbahn-Oberbau,
men Lasten. Das aluminothermische chem mit Thermit®-Schweißportionen Infrastruktur, Instandhaltung)
Gießschweißverfahren findet als zuver- nicht nur die Schienen, sondern letzt-
lässiges und sicheres Schweißverfahren endlich die Kontinente Asien und Eu- (Bildnachweis: 1 bis 9, Elektro-Thermit
weltweit seine Anwendung, so z. B. ropa miteinander verbunden wurden. GmbH & Co. KG, Halle (Saale))
−− im Eisenbahn-Schwerlastgüterverkehr, Eine gut funktionierende Bahn-Infrastruk-
z. B. in Südafrika, in den über 800 km tur wird aufgrund des Thermit® und sei- Literatur
langen Strecken Broodsnyersplaas– ner guten Anwendungseigenschaften [1] Miura, K.: Committee of new edition of track
Richards Bay oder Sishen–Saldanha, noch eine lange Zukunft haben und maß- materials. New Edition Track Materials. The
1st issue. Tokio, 2011.
−− in Australien, wo Zugverbände mit ei- gebend für das Schienenverbindungs-
[2] Antoni, M.: Schottergleis und kommerziel-
ner Gesamtlänge von bis zu 7 km im schweißen bleiben. Mit den stetig wach- le Geschwindigkeit über 300  km/h? ZEV-
Einsatz sind und Radsatzlasten von senden Anforderungen an das lückenlose rail 135 (2011) Tagungsband SFT Graz 2011,
S. 170–179.
bis zu 40 t gefahren werden, Gleis geht eine fortwährende Weiterent-
[3] Wegner, A.; Damm, S.: Digitale Abnahme von
−− auf Hoch- und Höchstgeschwindig- wicklung des Thermit®-Schweißens ein- Schienenlängsprofilen. ZEVrail 139 (2015)
keitsrelationen, z. B. in Frankreich auf her. Der zunehmenden Digitalisierung, 6-7, S. 252–259.

Dipl.- Ing. (FH) Johannes Dr.-Ing. Jörg Keichel (48). Bis Dr.-Ing. Andreas Peters (50).
Braun (52). Bis 1989 Stu- 1995 Studium der Metallur- Bis 1992 Studium der Me-
dium der Elektrotechnik/ gie und Werkstofftechnik tallurgie und Werkstofftech-
Energietechnik an der Fach- mit Vertiefungsrichtung nik mit Vertiefungsrichtung
h o chs chu l e K a is e r s l au - Metallkunde an der RWTH Werkstoffwissenschaften an
tern. 1989–1997 Inbetrieb- Aachen, 2001 Promotion der RWTH Aachen. 1994 Pro-
setzungs- und Projektleiter im Bereich Metallurgie und motion im Bereich Metallur-
(Anlagenbau-Eisenhütten- Werkstofftechnik an der gie und Werkstofftechnik,
werke/Walzstraßen) bei der RWTH Aachen. 2000–2001 RWTH Aachen. 1999–2003
Siemens AG Industrial Solutions und Siemens Technology Manager, Product Application – Leiter Werkstofftechnik im Qualitätswesen, Ro-
Pte Ltd. Singapore; 1997–2006 Projektma- Steel Sheet, OCAS N.V., ARBED GROUP, Zelzate, bert Zapp Service GmbH, Ratingen; 2004–2007
nagement und Baustellenleitung Infrastruk- Belgien; 2001–2004 Leiter F&E, Elektro-Ther- Leiter Qualitätswesen, Benteler Stahl/Rohr
turprojekte/Gesamtanlagen bei Siemens AG mit GmbH & Co. KG, Essen; 2004–2005 Leiter GmbH, Dinslaken; 2008–2010 Senior Projekt
Transportation Systems-Turnkey Solutions und Technischer Service, Elektro-Thermit GmbH & Manager und Leiter Basistechnologie Werk-
Transrapid International GmbH, Berlin; 2006– Co. KG, Halle (Saale); seit 2005 Geschäftsführer, stofftechnik/Entwicklungsabteilung, Benteler
2011 Geschäftsbereichsleiter Leit-/Sicherungs- Elektro-Thermit GmbH & Co. KG, Halle (Saale). Stahl/Rohr GmbH, Paderborn; 2010–2013 Lei-
technik und Infrastruktur, Alstom Transport Anschrift: Elektro-Thermit GmbH & Co. KG, ter Zentrale Entwicklung, Benteler Tube Ma-
Deutschland GmbH, Berlin und Salzgitter, in Chemiestr. 24, 06132 Halle (Saale), Deutschland. nagement GmbH; seit 2014 Leiter Technology
Personalunion Geschäftsleiter bei Alstom Aus- E-Mail: joerg.keichel@elektro-thermit.de Innovation Center (TIC), Goldschmidt Thermit
tria GmbH, Wien; seit 2011 Spartenleiter Voll- GmbH, Leipzig.
bahnen, Goldschmidt Thermit GmbH, Leipzig, Anschrift: Goldschmidt Thermit GmbH, Am
2014–2015 in Personalunion CEO bei Elektro- Schenkberg 20, 04349 Leipzig, Deutschland.
Thermit GmbH & Co. KG, Halle (Saale). E-Mail:
Anschrift: Goldschmidt Thermit GmbH, Hugo- andreas.peters@goldschmidt-thermit.com
Licht-Str. 3, 04109 Leipzig, Deutschland.
E-Mail:
johannes.braun@goldschmidt-thermit.com

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