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Statikhandbuch.
Berechnung, Bemessung, Beispiele
3. Auflage
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Berechnung, Bemessung, Beispiele
von
Redaktion:
Dipl.-Ing. André Hobbie, Surwold
Dipl.-Ing. Undine Hornung, Herzfelde
Dipl.-Ing. (FH) Martin Maier, Röthenbach/Pegnitz
Dipl.-Ing. Andreas Schlundt, Hannover
BV-9072-14/12
Gesamtproduktion und
© by Verlag Bau+Technik GmbH, Düsseldorf
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KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
die vorliegende 3. Auflage des Statikhandbuchs des Bundesverbandes Kalksandsteinindustrie e.V. stellt eine
vollständige Überarbeitung der vorherigen Auflagen dar. Die neue Ausgabe wurde durch die Einführung der
europäischen Normengeneration notwendig. Für die Bemessung, Konstruktion und Ausführung von Mauerwerk
gilt seit der bauaufsichtlichen Einführung DIN EN 1996 (Eurocode 6) mit seinen vier Teilnormen sowie den
zugehörigen Nationalen Anhängen. Diese neuen Anwendungsvorschriften stellen Planer und Ausführende vor
neue Herausforderungen, bieten aber auch vielfältige Chancen. Gegenüber der bisher gültigen DIN 1053-1
müssen sich alle Beteiligten auf einige wenige, aber grundlegende Neuerungen im Sicherheitskonzept sowie
in der Nachweisführung einstellen und diesbezüglich Erfahrungen sammeln. Nach kurzer Einarbeitung zeigen
sich jedoch die Vorteile der neuen Regelungen für einen einfachen und effizienten Nachweis unbewehrter
Mauerwerksbauteile.
Hinsichtlich der Bemessung von Mauerwerk sind deutliche Unterschiede in der Regelungsdichte sowie in
der Ausprägung der Nachweise zwischen den einzelnen europäischen Staaten festzustellen, so dass bei der
Erarbeitung der europäischen Norm EN 1996 gewisse Kompromisse unvermeidlich waren. Der deutsche Na-
tionale Anhang bot jedoch die Möglichkeit zur Ergänzung bzw. Zuschärfung des Normentextes, so dass das
bisher in Deutschland übliche Anforderungsniveau weitestgehend erhalten werden konnte. Gleichzeitig ist es
gelungen, die für übliche Bauwerke erforderlichen Nachweise ausgehend von der bekannten und in der Praxis
bewährten Bemessung deutlich zu vereinfachen und zu reduzieren.
Das Statikhandbuch stellt nicht nur die Regelungen nach DIN EN 1996 einschließlich der Nationalen Anhän-
ge für Deutschland in verständlicher Form dar, sondern gibt weitergehende Hinweise, Hintergründe und Hilfs-
mittel für die schnelle und wirtschaftliche Anwendung und Nachweisführung. Zudem wird die Anwendung von
DIN EN 1996/NA mit zahlreichen Berechnungsbeispielen anhand der Bemessung eines Gebäudes erläutert.
Danken möchten wir an dieser Stelle den Mitarbeitern und Studierenden des Instituts für Massivbau an der
Technischen Universität Darmstadt für ihre Unterstützung bei der Erstellung der Manuskripte.
Die Verfasser und der Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. wünschen sich, dass die neue Auflage des
traditionsreichen Statikhandbuchs bei den Ingenieuren in der Praxis und bei den Studierenden den gleichen
Anklang und Zuspruch wie die vorherigen Auflagen findet. Wir hoffen, dass das vorliegende Werk die Einar-
beitung in den Eurocode 6 erleichtert und dem in der Praxis tätigen Ingenieur als wertvolles Hilfsmittel für
seine tägliche Arbeit dient.
Herzliche Grüße
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KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch Inhalt
orwort________________________________________________________________ 5
V
1 Einführung in den Mauerwerksbau______________________________________ 9
1.1 Geschichtliche Entwicklung der Mauerwerksnormen__________________ 9
1.2 Stand der Mauerwerksnormung___________________________________10
1.3 Anwendungsbereich des Eurocode 6 mit Nationalem Anhang_________12
1.4 Besonderheiten des Eurocode 6 und der Nationalen Anhänge_________12
1.5 Einteilung von Mauerwerkswänden________________________________13
1.6 Nachzuweisende Bauteile in Mauerwerksbauten____________________13
1.7 Zielsetzung des Buches_________________________________________15
2 Mauerwerk aus Kalksandstein________________________________________17
2.1 Einführung_____________________________________________________17
2.2 Steinarten und Anforderungen____________________________________17
2.3 Steinrohdichte_________________________________________________17
2.4 Bauteile zur Systemergänzung____________________________________17
2.5 Festigkeitseigenschaften der Steine_______________________________18
2.6 Mörtel________________________________________________________18
2.7 Lager-, Stoß- und Längsfugen_____________________________________19
2.8 Überbindemaß_________________________________________________20
2.9 Längen- und Höhenausgleich_____________________________________20
3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand____________________23
3.1 Grundlagen des semiprobabilistischen Teilsicherheitskonzepts
(Ed Rd)_______________________________________________________23
3.2 Charakteristische Werte der maßgebenden Einwirkungen im
Mauerwerksbau________________________________________________24
3.3 Bemessungswert der Einwirkungen und zugehörige Einwirkungs-
kombinationen_________________________________________________27
3.4 Bemessungswert des Tragwiderstands von Mauerwerkswänden_______29
3.5 Auswirkungen der Umstellung auf das Teilsicherheitskonzept_________30
4 Festigkeits- und Verformungseigenschaften_____________________________33
4.1 Allgemeines___________________________________________________33
4.2 Charakteristische Druckfestigkeit von Mauerwerk___________________33
4.3 Charakteristische Biegezugfestigkeit______________________________34
4.4 Zentrische Zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge______________________35
4.5 Haftscherfestigkeit und Reibungsbeiwert___________________________35
4.6 Charakteristischer Wert der Schubfestigkeit________________________36
4.7 Verformungseigenschaften von KS-Mauerwerk______________________37
5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung_____________________39
5.1 Allgemeines___________________________________________________39
5.2 Räumliche Steifigkeit und Stabilität des Gesamtbauwerks____________39
5.3 Schnittgrößen in aussteifenden Bauteilen infolge horizontaler
Einwirkungen___________________________________________________41
5.4 Schnittgrößen infolge vertikaler Lasten auf tragende Bauteile_________43
5.5 Schnittgrößen in Aussteifungsscheiben____________________________44
5.6 Knickaussteifung tragender Wände durch Querwände________________47
5.7 Ermittlung der Knicklänge________________________________________49
6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem
vereinfachten Berechnungsverfahren___________________________________53
6.1 Allgemeines und Anwendungsgrenzen_____________________________53
6.2 Nachweisformat und Bemessungswert der einwirkenden
Normalkraft____________________________________________________55
6.3 Ermittlung des Tragwiderstands___________________________________55
6.4 Nachweis der Mindestauflast_____________________________________58
6.5 Nachweis bei Querkraftbeanspruchung____________________________60
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Inhalt KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
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1 Einführung in den Mauerwerksbau KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
1 EINFÜHRUNG IN DEN MAUERWERKSBAU matiger Steine, aber auch durch genauere Berechnungsverfahren
und moderne Vorschriften, ist es gelungen, die Anwendungsbe-
1.1 Geschichtliche Entwicklung der Mauerwerksnormen reiche für Mauerwerk auszuweiten und die Position des Mauer-
Mauerwerk war schon im Altertum eine bewährte Bauweise, die werksbaus in Deutschland und in Europa zu festigen.
über Jahrtausende hinweg das Umfeld der Menschen prägte. Wie
in der Antike war auch im Mittelalter die Kunst des Mauerwerks- Ein Schritt in Richtung der ingenieurmäßigen Betrachtungswei-
baus hoch entwickelt. Bis zur ersten Hälfte des vorigen Jahrhun- se erfolgte bereits 1965 in der Schweiz mit Einführung der SIA-
derts wurde Mauerwerk nach Handwerksregeln, Brauchtum und Norm 113 des Schweizer Ingenieur- und Architekten-Vereins.
persönlicher Erfahrung ausgeführt. Entsprechend groß waren die Diese Norm gilt als erstes Beispiel einer Vorschrift für hochbe-
Unterschiede der Zuverlässigkeit der einzelnen Bauteile. Die heu- lastbares Mauerwerk. Die Gesetze der technischen Mechanik wur-
tigen Vorschriften und Normen zur Bemessung und Konstruktion den dabei konsequent auf die wirklichkeitsnahe Berechnung von
von Mauerwerk berücksichtigen aber auch die überlieferten Erfah- Mauerwerksbauten angewendet. So konnten in der Schweiz bis zu
rungen und die in der Vergangenheit gewonnenen Erkenntnisse. 20-geschossige Wohnhochhäuser mit tragenden Mauerwerkswän-
den von nur 15 und 18 cm Wanddicke ausgeführt werden.
Die Eigenschaften von Kalksandsteinen wurden erstmals im Jahr
1927 in DIN 106:1927-01 „Kalksandsteine – Mauersteine“ ge- Angeregt durch die Entwicklungen im Ausland setzte sich auch
normt. Diese Norm hatte in ihrer ersten Ausgabe einen Umfang in Deutschland ingenieurmäßig bemessenes Mauerwerk immer
von nur einer Seite. Im Jahr 1937 wurde mit DIN 1053:1937-02 mehr durch. So wurde schon 1973 ein 10-geschossiges Wohn-
„Berechnungsgrundlagen für Bauteile aus künstlichen und natür- hochhaus in Hanau mit Kalksand-Planelementen errichtet und
lichen Steinen“ erstmals eine Norm eingeführt, die sich mit der die Anwendung des Ingenieurmauerwerks erprobt. Erstmals in
Berechnung und Ausführung von Mauerwerk befasste. Bereits Deutschland wurden großformatige Kalksandsteine in Verbin-
in dieser Ausgabe waren Tabellen zur Bestimmung der Druck- dung mit Dünnbettmörtel und unvermörtelten Stoßfugen mit
festigkeit von Mauerwerk in Abhängigkeit üblicher Steindruckfes- Hilfe eines Versetzgerätes vermauert. Die 15 und 20 cm dicken
tigkeiten und Mörtelgruppen enthalten, wobei die maximal zu- Wände wurden bereits damals mit höheren Normalspannungen
lässige Wandschlankheit auf 12 und die zulässigen Schubspan- nachgewiesen, als für klein- und mittelformatiges Mauerwerk
nungen auf 1/10 der Mauerwerksdruckfestigkeit bzw. maximal nach der damals gültigen Ausgabe von DIN 1053 zulässig war.
0,1 N/mm2 begrenzt waren. Bei der Ausführung von Wandanschlüssen wurde die Stumpfstoß-
technik angewendet.
Ab dem Jahr 1953 ließ DIN 4106:1953-05 „Wanddicken für
Wohnungsbauten“ bereits Bauten nach Konstruktionsregeln in Diese Entwicklung führte – unterstützt durch umfangreiche For-
Mauerwerkbauweise mit bis zu sechs Obergeschossen zu. Die schungsarbeiten – zur Veröffentlichung von DIN 1053-2:1984-07,
normativen Regelungen bezogen sich zu dieser Zeit weniger auf mit der die ingenieurmäßige Berechnung von Mauerwerksbauten
die statischen Nachweise, sondern konzentrierten sich auf Re- auch normativ ermöglicht wurde. Das in DIN 1053-2 erstmals ent-
gelungen zum Schall- und Wärmeschutz, welche schon länger in haltene genauere Berechnungsverfahren erwies sich jedoch für
den Normen DIN 4109, DIN 4110 und DIN 4108 enthalten waren. viele Fälle der Praxis als zu rechenaufwendig. Daher wurde mit der
Neufassung von DIN 1053-1:1990-02 zur Bemessung und Aus-
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts war der Anteil des Mauerwerks führung von Rezeptmauerwerk (d.h. Mauerwerk aus genormten
durch den vergleichsweise höheren Lohnaufwand auf der Baustel- Produkten) eine vereinfachte Berechnung von Mauerwerkwänden
le und infolge der wenig realitätsnahen Berechnungsmethoden in Form von Spannungsnachweisen für eine zentrisch wirkende
sowie eine unzeitgemäße Vorschriftenlage gegenüber anderen Belastung ermöglicht.
Baustoffen und Bauweisen zunehmend rückläufig. Erst durch
neue rationelle Bauverfahren in Verbindung mit erheblicher Zeit- Die Einflüsse der am Endauflager von Decken wirkenden Einspann-
und Materialersparnis unter Verwendung hochfester und großfor- momente sowie der Zusatzmomente nach Theorie II. Ordnung
in Wandmitte (Knicken) wurden hierbei durch eine Abminderung
des Grundwerts der zulässigen Druckspannung erfasst. Die Aus-
wirkungen ungewollter Lastausmitten waren im Berechnungsver-
fahren integriert. Für die Verwendung dieses vereinfachten Be-
rechnungsverfahrens waren zusätzliche Anwendungsgrenzen zu
beachten, die jedoch so gewählt waren, dass die meisten Mauer
werksbauten damit nachgewiesen werden konnten.
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KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 1 Einführung in den Mauerwerksbau
entweder auf der Einwirkungs- (genaueres Berechnungsverfah- In den Eurocodes wird – wie international seit langem üblich – das
ren) oder auf der Widerstandsseite (vereinfachtes Berechnungs- semiprobabilistische Teilsicherheitskonzept verwendet, welches
verfahren) eingeht. ein möglichst gleichmäßiges Zuverlässigkeitsniveau der Bau-
konstruktionen gewährleisten soll. Für die Berücksichtigung von
Infolge der einsetzenden Umstellung der Bemessung anderer Streuungen der Einwirkungen und des Materials gibt es nun auch
Baustoffe auf das semiprobabilistische Teilsicherheitskonzept im Mauerwerksbau individuelle Teilsicherheitsbeiwerte auf der
wurde mit DIN 1053-100:2004-08 erstmals auch die Bemessung Einwirkungs- und der Widerstandsseite. Die europäische Norm
im Mauerwerksbau nach dem neuen Sicherheitskonzept geregelt. regelt unbewehrtes und bewehrtes Mauerwerk und gliedert sich
Diese Vorgehensweise durfte alternativ zu DIN 1053-1 angewen- in mehrere Teile (siehe Kapitel 1.2 und Kapitel 1.3).
det werden, setzte sich in der Praxis allerdings nicht durch.
Eine Besonderheit der Eurocodes besteht darin, dass jedes Land
Seit etwa 30 Jahren wurde auf europäischer Ebene parallel an national festzulegende Parameter (NDP) sowie nicht widerspre-
einem einheitlichen Regelwerk – den sogenannten „Eurocodes“ chende zusätzliche Regeln (NCI) eigenverantwortlich in einem
– zur Berechnung von Bauwerken gearbeitet. Diese sind nunmehr zugehörigen Nationalen Anhang (NA) definiert, um die Vorschrift
fertig gestellt, gewährleisten für die verschiedenen Bauweisen den nationalen Bautraditionen anzupassen und die Regeln in
baustoffübergreifend weitgehend einheitliche Regelungen in Eu- der Praxis anwendbar zu machen. Dies betrifft z.B. die anzuset-
ropa und ermöglichen eine länderübergreifende Planung. Die für zenden Sicherheitsbeiwerte sowie die charakteristischen Mauer
Mauerwerk geltende europäische Bemessungs- und Anwendungs- werksdruckfestigkeiten. Die Nationalen Anhänge zu Teil 1-1, 2
norm Eurocode 6 „Bemessung und Konstruktion von Mauerwerks- und 3 des Eurocode 6 wurden im Frühjahr 2012 veröffentlicht
bauten“ wurde im Dezember 2010 veröffentlicht. und dürfen – obwohl bauaufsichtlich nicht eingeführt – zusam-
men mit den entsprechenden Teilen des Eurocodes seit dem
Da die nationalen Bemessungsnormen in den letzten Jahren 1. Juli 2012 technisch gleichwertig zu DIN 1053-1 angewendet
aufgrund der übergreifenden Arbeiten an den Eurocodes nicht werden. Der Nationale Anhang zur Brandschutzbemessung in
mehr überarbeitet werden konnten, wurde die ingenieurmäßige Teil 1-2 wurde als letztes noch ausstehendes Dokument im Juni
Bemessung und Anwendung von Mauerwerk erst mit Fertigstel- 2013 veröffentlicht (Tafel 1.1).
lung des Eurocode 6 normativ weiter fortgeführt. Etwa 40 Jahre
nach der ersten Anwendung und nach etwa 20 Jahren in der flä- Aus formalen Gründen gibt es zunächst eine Übergangsphase, in
chendeckenden Massenanwendung auf Grundlage allgemeiner der beide Normen (Eurocode 6 und DIN 1053-1) parallel angewen-
bauaufsichtlicher Zulassungen ist nunmehr auch die Bemessung det werden können. Hintergrund ist, dass vor einer Zurückziehung
und Ausführung von Dünnbettmauerwerk aus großformatigen von DIN 1053-1 zunächst auch eine Reihe von Zulassungen auf
Kalksand-Planelementen als allgemein anerkannte Regel der die Bemessung nach Eurocode 6 umgestellt werden müssen.
Technik gleichwertig zu klein- und mittelformatigem Mauerwerk Der endgültige Ersatz von DIN 1053-1 durch den Eurocode 6
normativ geregelt. In den Produktnormen für Kalksandsteine – in der Liste der technischen Baubestimmungen ist für das Jahr
DIN EN 771-2, DIN V 200000-402 und DIN V 106 – sind Groß- 2015 vorgesehen.
formate bereits seit dem Jahr 2005 enthalten.
Im Zuge der Erarbeitung der Eurocodes erfolgte auch eine Über-
arbeitung der baustoffübergreifenden Einwirkungsnormen. Die
Tafel 1.1: Wichtige Normen zur Berechnung von Mauerwerk entsprechenden Regelungen, z.B. zur Berechnung von Windein-
wirkungen und Nutzlasten, wurden ebenfalls am 1. Juli 2012
Themengebiet Norm Inhalt
bauaufsichtlich eingeführt. In Tafel 1.1 sind die für den Stand
DIN EN 1990 Grundlagen der Tragwerksplanung sicherheitsnachweis von Mauerwerksgebäuden wichtigen euro-
DIN EN 1991-1-1 Wichten, Eigengewicht und Nutz- päischen Vorschriften zusammengestellt.
lasten im Hochbau
DIN EN 1991-1-2 Brandeinwirkungen 1.2 Stand der Mauerwerksnormung
DIN EN 1991-1-3 Schneelasten 1.2.1 DIN 1053
DIN EN 1991-1-4 Windlasten Seit der Zusammenfassung der Teile 1 und 2 von DIN 1053 im
Einwirkungen
Jahr 1996 zum neuen Teil 1 erfolgte die Bemessung von Mauer-
DIN EN 1991-1-5 Temperaturlasten
werk im vereinfachten und im genaueren Verfahren auf der Grund-
DIN EN 1991-1-6 Bauzustände lage zulässiger Druckspannungen. Diese wurden in Abhängigkeit
DIN EN 1991-1-7 Außergewöhnliche Lasten der Steindruckfestigkeitsklassen und Mörtelarten bzw. -gruppen
DIN EN 1997-1 Geotechnik festgelegt. Während im vereinfachten Berechnungsverfahren, wel-
DIN EN 1998-1 Bauten in Erdbebengebieten ches mit den Einwirkungen auf Gebrauchslastniveau arbeitet, die
Grundwerte der zulässigen Druckspannungen bereits den globa-
DIN EN 1996-1-1 Allgemeine Regeln für bewehrtes
und unbewehrtes Mauerwerk len Sicherheitsbeiwert beinhalten, werden im genaueren Berech-
nungsverfahren charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeiten
DIN EN 1996-1-2 Tragwerksbemessung für den
verwendet, da der Nachweis auf Bruchsicherheitsniveau erfolgt.
Brandfall
DIN EN 1996-2 Planung, Auswahl der Baustoffe
Mauerwerk Vor dem Hintergrund der europäischen Normungsentwicklung und
und Ausführung von Mauerwerk
der Verwendung des Teilsicherheitskonzepts bei der Bemessung
DIN EN 1996-3 Vereinfachte Berechnungsmetho- von anderen Baustoffen erfolgte eine Anpassung der deutschen
den für unbewehrte Mauerwerks-
Regelungen auch zur Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk.
bauten
Hinzu kam, dass mit Veröffentlichung von DIN 1055-100 im Jahr
DIN 4103-1 Nicht tragende Wände 2001 auch in Deutschland das Teilsicherheitskonzept hinsicht-
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1 Einführung in den Mauerwerksbau KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
11
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 1 Einführung in den Mauerwerksbau
1.3 Anwendungsbereich des Eurocode 6 mit Nationalem Anhang fähigkeit) oder die Verhinderung der Brandausbreitung (Flammen,
Der Eurocode 6 gilt für den Entwurf, die Berechnung und Be- heiße Gase, übermäßige Hitze) über bestimmte Bereiche hinaus
messung von Hoch- und Ingenieurbauwerken bzw. Teilen davon, (Raumabschluss).
die mit unbewehrtem, bewehrtem, vorgespanntem oder einge-
fasstem Mauerwerk ausgeführt werden. Die für die Bemessung DIN EN 1996-2 enthält die Grundregeln für die Auswahl von
von Mauerwerk erforderlichen Einwirkungsgrößen auf Hochbauten Baustoffen und zur Ausführung von Mauerwerk, damit diese den
und Ingenieurbauwerke sind im Eurocode 6 nicht angegeben, Annahmen, die der Bemessung und Konstruktion der anderen
diese sind für alle Baustoffarten Eurocode 1 zu entnehmen. Teile des Eurocodes 6 zugrunde gelegt wurden, entsprechen.
Der Eurocode 6 behandelt ausschließlich Anforderungen an die Teil 2 der Norm gilt für die üblichen Aspekte der Planung sowie
Tragsicherheit, die Gebrauchstauglichkeit und die Dauerhaftigkeit der Ausführung von Mauerwerk. Hierzu gehören insbesondere
von Tragwerken. Andere Anforderungen, z.B. an den Wärme- und die Auswahl der Baustoffe; Faktoren, welche die Eigenschaften
Schallschutz, werden nicht thematisiert. und die Dauerhaftigkeit des Mauerwerks beeinflussen; der Wi-
derstand der Bauwerke gegen das Eindringen von Feuchte; die
Die wichtigste Erweiterung des normativen Anwendungsbereichs Lagerung, Vorbereitung und Verwendung von Baustoffen auf der
im Eurocode 6 erfolgte durch die Integration von Regeln für die Baustelle; die Ausführung des Mauerwerks sowie der Schutz des
Bemessung und die Ausführung von Mauerwerk mit großfor- Mauerwerks während der Ausführung.
matigen Planelementen. Diese bereits seit längerem in den
Produktnormen geregelten großformatigen Steine können jetzt 1.4 Besonderheiten des Eurocode 6 und der Nationalen Anhänge
wie normal- und mittelformatiges Mauerwerk mit den gleichen Nach Eurocode 6 kann unbewehrtes Mauerwerk mit Normal-
Regeln normativ nach Eurocode 6 bemessen werden. Eine Be- mauer-, Dünnbett- oder Leichtmauermörtel berechnet und aus-
messung auf der Grundlage von Anwendungszulassungen ist geführt werden. Dies gilt auch für Mauerwerk ohne Stoßfugen-
daher zukünftig nicht mehr erforderlich. Für Dünnbettmauerwerk vermörtelung sowie für die Stumpfstoßtechnik. Die Einstufung
mit großformatigen Kalksand-Planelementen wurde damit nach von Mauerwerk in Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von
jahrzehntelanger flächendeckender Anwendung als wirtschaftlich Eignungsprüfungen existiert in der europäischen Normung nicht
einsetzbares Massenprodukt nunmehr auch der letzte formale mehr. Bei Mörtel hingegen ist nach wie vor die Verwendung von
Schritt hin zur allgemein anerkannten Regel der Technik vollzogen. Mörtel nach Rezept und nach Eignungsprüfung möglich. Der Eu-
rocode 6 beinhaltet nunmehr erstmals Regeln für die Bemessung
Die Ausführung von Mauerwerk wird insbesondere im Hinblick von Mauerwerk aus großformatigen Steinen (z.B. KS XL). Hierbei
auf die Festlegung der Qualitätsanforderungen an die zu verwen- sind auch verminderte Überbindemaße lol bis zur 0,2-fachen Stein-
denden Baustoffe und Bauteile sowie im Zusammenhang mit höhe hu gestattet. Grundsätzlich werden nach den europäischen
der Ausführungsqualität zur Erfüllung der Annahmen bei der Trag- Vorschriften jetzt nicht mehr einwirkende und aufnehmbare Span-
werksplanung behandelt. Nicht geregelt werden die besonderen nungen gegenübergestellt, sondern der Nachweis erfolgt durch
Anforderungen an den Entwurf, die Berechnung und Bemessung einen Vergleich einwirkender und aufnehmbarer Schnittgrößen
für erdbebengefährdete Bauwerke. Die entsprechenden Anforde- (im Mauerwerk im Regelfall Normal- und Querkräfte).
rungen sind im Eurocode 8 enthalten, welcher den Eurocode 6
ergänzt und mit diesem in Einklang steht. Entsprechend der Genauigkeit der Berechnungsverfahren erge-
ben sich die Anwendungsbereiche des vereinfachten und des ge-
DIN EN 1996-1-1 enthält neben den Regelungen für unbewehrtes naueren Verfahrens des Eurocode 6. Einfache Mauerwerksbauten
Mauerwerk auch die Grundlagen für den Entwurf, die Berechnung mit üblichen Abmessungen und Nutzlasten (z.B. im Wohnungs-
und Bemessung von bewehrtem, vorgespanntem und von einge- bau) stellen an die Berechnung und Ausführung im Regelfall nur
fasstem Mauerwerk. Diese werden zwar in Teil 1-1 bereitgestellt, durchschnittliche Anforderungen, ihre Bemessung kann daher
es werden jedoch keine nationalen Anwendungsregeln für diese mit dem vereinfachten Verfahren nach DIN EN 1996-3 erfolgen.
Bauweisen zur Verfügung gestellt. Eine Bemessung derartigen Dabei dürfen einzelne Geschosse oder Bauteile durchaus mit
Mauerwerks auf Grundlage des Eurocode 6 ist in Deutschland dem genaueren Verfahren statisch nachgewiesen werden. Ein
daher derzeit nicht möglich. Mischungsverbot zwischen den beiden Berechnungsverfahren
besteht also nicht. Wenn eine Bemessung nach dem vereinfach-
Die in DIN EN 1996-3 angegebenen Regeln für den vereinfachten ten Berechnungsverfahren in bestimmten Bereichen aufgrund
Nachweis sind konsistent aus denen in DIN EN 1996-1-1 abgelei- der Anwendungsbedingungen nicht möglich ist oder – z.B. bei
tet, jedoch hinsichtlich der Anwendungsbedingungen und -grenzen Bauten mit großer Höhe oder geringer Anzahl von aussteifenden
konservativer. In Ergänzung zu DIN 1053-1 ist jetzt aber auch die Wänden sowie bei Industriebauten mit weitgespannten Decken
vereinfachte Bemessung von Wänden mit teilweise aufliegender und hohen Nutzlasten – zu großen Wanddicken führt, kann sich
Decke normativ geregelt. ein Nachweis nach dem genaueren Berechnungsverfahren als
wirtschaftlicher erweisen.
DIN EN 1996-1-2 behandelt die Bemessung von Mauerwerk für
den außergewöhnlichen Lastfall Brand und gilt zusammen mit Bei Anwendung des genaueren Berechnungsverfahrens nach
den anderen Teilen von Eurocode 6. Diese Norm behandelt nur DIN EN 1996-1-1 ist eine aufwendigere Ermittlung der einwirken-
Unterschiede bzw. Ergänzungen zur Bemessung unter normaler den Schnittgrößen erforderlich. So muss die Lastexzentrizität in-
Temperatur. Teil 1-2 regelt die vorbeugenden Brandschutzmaß- folge der am Wand-Decken-Knoten einwirkenden Knotenmomente
nahmen zur Ermittlung der Feuerwiderstandsdauer von Wänden berechnet werden. Hingegen kann jetzt auch im vereinfachten
sowie Brandwände und gilt für Mauerwerkswände, die zur Ge- Verfahren die Lastexzentrizität infolge einer Teilauflagerung der
währleistung der allgemeinen Brandsicherheit unter Brandbe- Decke auf der Wand berücksichtigt werden. Bei Einhaltung der
anspruchung bestimmte Funktionen erfüllen müssen, wie die Randbedingungen des vereinfachten Berechnungsverfahrens ist
Vermeidung eines vorzeitigen Einsturzes der Konstruktion (Trag- ein Querkraftnachweis in Platten- und Scheibenrichtung nicht er-
12
1 Einführung in den Mauerwerksbau KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
forderlich. Daher enthält das vereinfachte Berechnungsverfahren Tafel 1.2: Einteilung von Mauerwerkswänden nach Lage im Gebäude
hierzu auch keine Regelungen. Vielmehr wird – falls ein rechne-
rischer Nachweis der Gebäudeaussteifung erforderlich ist – auf
das genauere Berechnungsverfahren in DIN EN 1996-1-1/NA ver-
Einschalige Wände
wiesen. Die Schnittgrößenermittlung von horizontal beanspruch-
ten Wandscheiben muss im genaueren Berechnungsverfahren Innenwände
jetzt nicht mehr zwingend nach dem Kragarmmodell erfolgen.
Zweischalige Haustrennwände
Erstmals wird ein Berechnungsverfahren angegeben, welches
die günstige Wirkung einer Einspannung der Wandscheibe in die
Geschossdecken berücksichtigen kann.
Einschalige Wände
Der Nationale Anhang zu DIN EN 1996-3 enthält in Anhang D Ta-
bellen mit der charakteristischen Festigkeit von Mauerwerk. Die
im genaueren Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-1-1/NA
rechnerisch zu bestimmenden Druckfestigkeiten fk von Mauer- Außenwände Zweischalige Wände
werk sind mit den tabellarischen Werten nach DIN EN 1996-3/
NA Anhang D identisch. Daher kann auch bei der Bemessung
mit dem genaueren Berechnungsverfahren vereinfachend auf Kelleraußenwände
die Tabellen von DIN EN 1996-3 zurückgegriffen werden. Neu
gegenüber DIN 1053-1 ist zudem, dass bei der Verwendung von
Vollsteinen mit einem Lochanteil 15 % deutlich höhere Mauer-
werksdruckfestigkeiten gegenüber Loch- und Hohlblocksteinen
zulässig sind, da diese nunmehr gesondert angegeben sind. Tragende Mauerwerkswände werden im Wesentlichen durch lot-
Hierdurch dürfen bei Vollsteinen bis zu 20 % höhere Festigkeiten rechte Einwirkungen infolge Eigengewicht und Verkehrslasten auf
angesetzt werden. den Geschossdecken, aber auch durch waagerechte Einwirkungen
infolge von Wind und Erddruck beansprucht. Hierbei erzeugen
1.5 Einteilung von Mauerwerkswänden waagerechte Lasten in Längsrichtung der Wand eine Scheiben-
Mauerwerkswände bestehen aus den Baustoffen Mauerstein und beanspruchung, waagerechte Lasten rechtwinklig zur Wandebe-
Mauermörtel. Die im Werk hergestellten Steine werden in aller ne (z.B. Wind, Erddruck) eine Plattenbeanspruchung (Bild 1.3).
Regel (Ausnahme: Fertigteilwände nach DIN 1053-4) auf der Bau- Zudem können die auf den Wänden aufliegenden Decken sich
stelle vermauert. Sowohl die Steine als auch der Mörtel können nicht frei verdrehen und bewirken dadurch eine zusätzliche Mo-
in ihren Baustoffeigenschaften sehr unterschiedlich sein. mentenbeanspruchung in Plattenrichtung der Wand.
13
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 1 Einführung in den Mauerwerksbau
Kelleraußenwände
bei denen Bereiche mit Lastkonzentrationen zwischen Fenstern chung der aussteifenden Wand in der Regel mit den Einwirkungen
und Türen spezifisch nachzuweisen sind. aus Deckenlasten quer zur Wandebene zu überlagern (Nachweis
zweiachsiger Biegebeanspruchung).
Bei vollständig über den Wandquerschnitt aufgelagerten Massiv-
decken mit annähend zentrischer Lasteinleitung können Mauer- Hinsichtlich der Abtragung horizontaler Lasten sind bei kleineren
werkswände in der Regel sehr hohe vertikale Belastungen aufneh- Gebäuden insbesondere die Kelleraußenwände zu untersuchen,
men. Exzentrische Einwirkungen sowie der Knicknachweis in hal- bei denen die Anschüttung des Erdreichs oft bis zur Höhe der
ber Wandhöhe führen jedoch zu einer deutlichen Verringerung der Kellerdecke reicht, die vertikale Auflast auf der Kellerwand aber
Tragfähigkeit, die aber bei Einhaltung der Randbedingungen des in einigen Bereichen nur gering ist. Bei Ein- und Mehrfamilien-
vereinfachten Verfahrens ohne großen Aufwand erfasst werden häusern mit Satteldächern können große Giebelwandflächen vor-
kann. Anderenfalls können die an Wandkopf und Wandfuß einwir- handen sein, deren Standsicherheit insbesondere in Bereichen
kenden Knotenmomente mit Hilfe des genaueren Berechnungs- ohne Auflast konstruktiv sicherzustellen ist.
verfahrens bestimmt und im Nachweis berücksichtigt werden.
Tragende Wände sollen unmittelbar auf den Fundamenten ge-
Die Aussteifung des Gebäudes hat insbesondere für die Ab- gründet werden. Wird in Ausnahmefällen eine tragende Wand ab-
tragung der einwirkenden Windlasten große Bedeutung. Hierzu gefangen, so ist außer dem Standsicherheitsnachweis auch der
wird in beiden Richtungen des Gebäudes eine genügende Anzahl Durchbiegungsnachweis der abfangenden Bauteile unter Berück-
aussteifender, bis zur Gründung durchgehender Wände benö- sichtigung der zeitabhängigen Verformungen zu führen. Die Durch-
tigt. Auf den Nachweis der Aufnahme waagerechter Lasten kann biegungen müssen durch entsprechend steife Abfangkonstruk-
bei Wohngebäuden in vielen Fällen verzichtet werden, wenn ei- tionen so begrenzt werden, dass Risse in der Mauerwerkswand
ne hinreichende Anzahl genügend langer Wände in beiden Ge- vermieden werden. Darüber hinaus müssen bei tragenden und
bäuderichtungen vorhanden ist. Nur wenn diese Voraussetzung nicht tragenden Mauerwerkswänden, die auf weitgespannten De-
nicht gegeben ist, sind die aussteifenden Wände rechnerisch cken stehen, wegen der sich einstellenden Deckendurchbiegung
nachzuweisen. zusätzliche Maßnahmen bei der Ausführung beachtet werden.
Beim rechnerischen Aussteifungsnachweis ist neben der Ein- Eine frühzeitige Abstimmung zwischen den beteiligten Planern
wirkungskombination maximale Horizontallast + maximale Ver- ist zudem sinnvoll, damit erforderliche Schlitze und Durchbrü-
tikallast (Volllast) auch die Einwirkungskombination maximale che nicht in Bereichen hoher Beanspruchung des Mauerwerks
Horizontalllast + minimale Vertikallast (nur Eigengewicht) zu un- angeordnet werden. Nur so kann eine wirtschaftliche Konstruk-
tersuchen, da letztere die geringste Querkrafttragfähigkeit ergibt tion erreicht und kostengünstiges Bauen ermöglicht werden. In
und bei geringer Auflast zudem rechnerisch ein Aufreißen der diesem Zusammenhang ermöglichen auch schlanke Wände eine
Wandquerschnitte zu berücksichtigen ist. In beiden Lastfällen ist Optimierung der Herstellungskosten, und es lassen sich weitere
die aus der Windbelastung resultierende zusätzliche Beanspru- Vorteile, wie beispielsweise ein Wohnflächengewinn, erzielen.
14
1 Einführung in den Mauerwerksbau KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Die bei Mauerwerksgebäuden für den Nachweis relevanten Bau- 1.7 Zielsetzung des Buches
teile, deren Bemessung in den folgenden Kapiteln erläutert wird, Der Eurocode 6 mit den zugehörigen Nationalen Anhängen bein-
sind in Bild 1.4 dargestellt. haltet die aus DIN 1053-1 bekannte Vorgehensweise zur Bemes-
sung von Mauerwerk und ermöglicht bei Einhaltung bestimmter
Randbedingungen neben einem genaueren Berechnungsverfahren
auch eine vereinfachte Nachweisführung. Durch die konsequente
a) Mehrfamilienhaus Verwendung von Bemessungswerten auf Grundlage des Teilsicher-
Giebelwand
heitskonzepts wird die parallele Verwendung von vereinfachtem
und genauerem Berechnungsverfahren in einem Bauwerk mög-
lich und eine vollständige Konsistenz zu den Eurocodes für die
Einwirkungen und anderer Baustoffe erreicht.
Außenwand im
Obergeschoss Mit diesem Fachbuch soll die Anwendung des neu eingeführten
Eurocode 6 erleichtert werden. Die Grundlagen und alle zur Be-
Lastkonzentration messung erforderlichen Gleichungen werden erläutert. Großer
zwischen den Wert wird auf ausführliche Beispiele zur Bemessung gelegt. Die
Fenstern wichtigsten und am häufigsten vorkommenden Wandkonstrukti-
onen werden anhand von Bauteilen eines Beispielgebäudes in
Hoch belasteter statischer Hinsicht behandelt. Insbesondere werden alle für die
Wandabschnitt Bemessung wichtigen Stellen beschrieben und deren Nachweise
erläutert. Das Beispielgebäude wurde so gewählt, dass sich die
Berechnung ohne Schwierigkeiten auf die meisten typischen
Hoch belastete
Innenwand Wohngebäude übertragen lässt.
Keller-
außenwand
bei voller
Anschüttung
15
2 Mauerwerk aus Kalksandstein KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
17
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 2 Mauerwerk aus Kalksandstein
der Baustelle, wobei die Stoßfugen stets zu vermörteln sind, da- Tafel 2.3: Charakteristische Steinzugfestigkeit fbt,cal in Abhängigkeit von
mit sich ein Druckgewölbe ausbilden kann. Alternativ kommen im der Steinsorte und der Druckfestigkeitsklasse nach DIN EN 1996-1-1/NA
Hintermauerbereich KS-Fertigteilstürze (h 24,8 cm) zur Anwen- Druckfestigkeitsklasse der 10 12 16 20 28
dung, deren Nennlängen zwischen 1.000 und 2.000 mm liegen Mauersteine und Planelemente
und die ebenfalls nach bauaufsichtlicher Zulassung bemessen
Umgerechnete mittlere Mindest- 12,5 15,0 20,0 25,0 35,0
werden. Bei diesen Stürzen ist im Vergleich zu den Flachstürzen
druckfestigkeit fst [N/mm2]
die Druckzone bereits integriert und Bestandteil des Sturzes.
Rechnerische Hohlblocksteine 0,25 0,30 0,40 0,50 0,70
KS -U-Schalen Steinzug-
Hochlochsteine 0,32 0,39 0,52 0,65 0,91
werden für Ringbalken, Stürze, Aussteifungsstützen und Instal- festigkeit
und Steine mit
fbt,cal
lationsschlitze im Mauerwerk verwendet. KS -U-Schalen werden Grifföffnungen
[N/mm2]
für tragendes Mauerwerk in üblicher Qualität (nach DIN EN 771-2 oder Grifftaschen
und DIN V 106) angeboten. Sie werden in der Regel folienver- Vollsteine ohne 0,40 0,48 0,64 0,80 1,12
packt auf Paletten geliefert. Grifflöcher oder
Grifftaschen
KS-Sonderprodukte
Regional werden eine Reihe von Sondersteinen produziert, die an
den verschiedensten Stellen eines Mauerwerksgebäudes Anwen-
dung finden, z.B. Installationssteine für Schalter und Steckdosen, mit
Gurtrollersteine, Verblender mit schrägen oder runden Ecken. fst Umgerechnete mittlere Mindestdruckfestigkeit der Steine
nach Tafel 2.2
2.5 Festigkeitseigenschaften der Steine
2.5.1 Steindruckfestigkeit In Tafel 2.3 sind diese Beziehungen für die verschiedenen Stein-
Kalksandsteine nach DIN EN 771-2 und DIN V 106 sind auch arten in Abhängigkeit der umgerechneten mittleren Mindestdruck-
in einer großen Bandbreite der Steindruckfestigkeitsklassen festigkeit fst ausgewertet (siehe auch Kapitel 2.5.1).
(SFK) genormt. In der Praxis werden im Wesentlichen die Stein-
druckfestigkeitsklassen 12 und 20 hergestellt. Die regionalen 2.6 Mörtel
Lieferprogramme sind zu beachten. Bei der Bemessung nach DIN EN 1996-1-1 definiert Mauermörtel als Gemisch aus einem
DIN EN 1996/NA wird in Deutschland die umgerechnete mittle- oder mehreren anorganischen Bindemitteln, Zuschlägen und
re Steindruckfestigkeit einschließlich Formfaktor in Lastrichtung Wasser. Mauermörtel darf ggf. Zusatzstoffe und/oder Zusatz-
fst als maßgebender Eingangsparameter verwendet. Diese kann mittel für Lager-, Stoß- und Längsfugen, Fugenglattstrich und
in Abhängigkeit der bisher üblichen Druckfestigkeitsklasse aus nachträgliches Verfugen enthalten. In der Regel kommen heute
Tafel 2.2 entnommen werden. Die umgerechnete mittlere Stein- Werkmörtel mit Eignungsprüfung aus maschineller Herstellung
druckfestigkeit ist Grundlage für die Bestimmung der Mauerwerks- zur Anwendung.
druckfestigkeit (siehe Kapitel 4.2). Der Faktor zur Umrechnung
zwischen Steindruckfestigkeitsklasse und umgerechneter mittle- Es werden drei Gruppen von Mauermörteln unterschieden:
rer Mindestdruckfestigkeit beträgt 1,25.
ll Normalmauermörtel
2.5.2 Steinzugfestigkeit
Die Steinzugfestigkeit ist eine wichtige Größe bei der Bemessung ll Dünnbettmörtel
von Mauerwerk, da sie die Tragfähigkeit bei verschiedenen Ver-
sagensarten bestimmt. Dies gilt insbesondere für die Querkraft- ll Leichtmauermörtel
tragfähigkeit von Mauerwerksscheiben. Die Steinzugfestigkeit
korreliert mit der Steindruckfestigkeit und wird daher üblicher- Normalmauermörtel hat keine besonderen Eigenschaften. Er
weise in Abhängigkeit der mittleren Steindruckfestigkeit definiert. kann nach Rezept oder nach Eignungsprüfung hergestellt wer-
DIN EN 1996-1-1/NA gibt Beziehungen zur Bestimmung der den. Dünnbettmörtel hat in der Regel ein Größtkorndurchmes-
Steinzugfestigkeit in Abhängigkeit der Steinart an. Die charak- ser von 1,0 mm und wird für die Herstellung von Planstein- und
teristische Steinzugfestigkeit fbt,cal darf demnach angenommen Planelementmauerwerk verwendet. Leichtmauermörtel besitzen
werden zu: eine Trockenrohdichte des Festmörtels 1.300 kg/m³, wobei ein
poriger Leichtzuschlag eine Verbesserung der Wärmedämmung in
fbt,cal = 0,020 fst für Hohlblocksteine Außenwänden bewirkt. Dünnbettmörtel und Leichtmauermörtel
fbt,cal = 0,026 fst für Hochlochsteine und Steine mit Grifflöchern werden nur mit Eignungsprüfung hergestellt.
oder Grifftaschen
fbt,cal = 0,032 fst für Vollsteine ohne Grifflöcher oder Griff- Die Bemessung und Ausführung von Mauerwerk nach Eurocode 6
taschen erfolgt in Deutschland weiterhin auf Grundlage der Einstufung
Tafel 2.2: Rechenwerte für fst in Abhängigkeit der Druckfestigkeitsklasse nach DIN EN 1996-1-1/NA bzw. nach DIN EN 771-2 und DIN V 106
Druckfestigkeitsklasse
4 6 8 10 12 16 20 28 36 48 60
der Mauersteine und Planelemente
Umgerechnete mittlere Mindestdruck
5,0 7,5 10,0 12,5 15,0 20,0 25,0 35,0 45,0 60,0 75,0
festigkeit fst [N/mm2]
18
2 Mauerwerk aus Kalksandstein KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
II 2,5
Lagerfuge
IIa 5,0
Normalmauermörtel Stoßfuge
III 10,0
IIIa 20,0
Dünnbettmörtel DM 10,0
(bei Verbandsmauerwerk)
dick sein.
19
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 2 Mauerwerk aus Kalksandstein
2.8 Überbindemaß
Das Überbindemaß gibt an, mit welcher Länge sich zwei zuein
ander versetzt angeordnete Steine überschneiden. Das schicht-
hu
weise Überbinden der Mauersteine ist notwendig, um in einer
unbewehrten Mauerwerkswand eine ausreichende Tragfähigkeit
sicherzustellen und die Vertikalbeanspruchung innerhalb der
Wand gleichmäßig zu verteilen. DIN EN 1996-1-1/NA fordert,
dass das Überbindemaß bei unbewehrtem Mauerwerk minde-
stens lol 0,4 · hu bzw. lol 45 mm beträgt (Tafel 2.5). Der grö-
ßere der beiden Werte ist maßgebend. Bei Mauerwerk mit unter- 4,5 cm lol 0,4 · hu
schiedlicher Steinhöhe gilt das Überbindemaß der jeweils größe-
ren Steinhöhe. Das Überbindemaß lol darf bei Elementmauerwerk 12,5 cm lol 0,25 · hu
bis auf 0,2 · hu bzw. lol 125 mm reduziert werden, wenn dies in
den Ausführungsunterlagen (z.B. Versetzplan oder Positionsplan)
ausgewiesen ist und die Auswirkungen in der statischen Berech-
nung berücksichtigt werden (Bild 2.3). Soll an Ecken oder Wand-
einbindungen im Einzelfall eine Verzahnung ausgeführt werden,
sollte das Überbindemaß der Mauersteine hier nicht kleiner als
die Steinbreite sein. Anderenfalls sollten gekürzte Mauersteine
50,0 cm
Das Überbindemaß beeinflusst maßgeblich die Biege- und die 12,5 cm lol 0,20 · hu
Querkrafttragfähigkeit einer Mauerwerkswand. Ein größeres Über-
bindemaß sorgt für eine größere Biegesteifigkeit in horizontaler
Richtung. Bei Aussteifungsscheiben reduziert ein größeres Über-
bindemaß die Gefahr des Schubdruckversagens. Bei Mauerwerk
aus großformatigen KS-Steinen mit einem verminderten Überbin-
demaß ist die Querkrafttragfähigkeit daher bei großen Auflasten
62,5 cm
ll Bei rechnerischem Ansatz einer drei- bzw. vierseitigen Hal- Bild 2.3: Mindestüberbindemaß lol nach DIN EN 1996-1-1/NA
terung der Wand sind bei der Ermittlung der Knicklänge die
Anpassungsfaktoren 3 und 4 zu berücksichtigen.
ll Beim Nachweis vertikal nicht tragender Wände beeinflusst
ll Bei reduziertem Überbindemaß (lol < 0,4 · hu) reduziert sich das Überbindemaß die ansetzbare horizontale Biegezug
bei hohen Auflasten ggf. die Querkrafttragfähigkeit in Schei- festigkeit.
benrichtung.
Das in der statischen Berechnung und den Ausführungsunterla-
ll Der Lastausbreitungswinkel unter Einzellasten ergibt sich aus gen angegebene erforderliche Überbindemaß ist bei der Ausfüh-
dem Verhältnis von Überbindemaß und Steinhöhe. rung einzuhalten und durch die Bauleitung sorgfältig zu kontrol-
lieren. Gerade in Bereichen von Fensterbrüstungen, Öffnungen
und dem Eintrag von Einzellasten in das Mauerwerk ist auf die
Tafel 2.5: Überbindemaß lol in Abhängigkeit von der Steinhöhe korrekte Einhaltung des Überbindemaßes zu achten.
20
2 Mauerwerk aus Kalksandstein KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
21
3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
3 SICHERHEITSKONZEPT, EINWIRKUNGEN UND Unsicherheiten können dabei sowohl auf der Seite der Einwir-
TRAGWIDERSTAND kungen als auch auf der Seite der Widerstände auftreten. Die Ein-
wirkungen werden entsprechend ihrer zeitlichen Veränderlichkeit
3.1 Grundlagen des semiprobabilistischen Teilsicherheits unterteilt in ständige Einwirkungen G, veränderliche Einwirkungen
konzepts (Ed Rd) Q und außergewöhnliche Einwirkungen A. Bei den Einwirkungen
Unter Sicherheit wird eine allgemeine qualitative Anforderung an ist zudem zwischen Last- und Zwangseinwirkungen zu unter-
bauliche Anlagen verstanden. Dieser wird entsprochen, indem scheiden. Beispiele für Lasteinwirkungen sind das Eigengewicht
technische Vorgaben – beispielsweise an die Tragfähigkeit und der Bauteile, Ausbaulasten, Verkehrslasten sowie Wind- und
die Gebrauchstauglichkeit – mit ausreichender Zuverlässigkeit Schneelasten. Zwangseinwirkungen hingegen sind auftretende
erfüllt sind. Dies wird z.B. dadurch erreicht, dass die einwir- Eigenspannungen oder durch Verformung auftretende Zwänge.
kenden Schnittgrößen aus äußeren Lasten an jeder Stelle eines Unsicherheiten können folgende Ursachen haben:
Tragwerks einen bestimmten Sicherheitsabstand gegenüber dem
aufnehmbaren Querschnittswiderstand aufweisen. Das Tragver- ll Unsicherheiten bei den Einwirkungen
halten von Baukonstruktionen wird beschrieben durch – Ungenauigkeiten in den Belastungsannahmen (Eigenge-
wicht, Verkehrslasten)
ll die wirklichkeitsnahe Erfassung der Einwirkungen auf ein – Nicht oder falsch erfasste Bauzustände
Tragwerk, – Berechnungsfehler
ll eine wirklichkeitsnahe Modellierung des Tragwerks und ll Unsicherheiten bei den Querschnittswiderständen (Geome-
trie, Querschnitts- und Baustoffeigenschaften)
ll ein Berechnungsverfahren zur Bestimmung des Tragwider- – Natürliche Streuung der Materialkennwerte (z.B. Druckfes
stands, das mit der Beschreibung der Einwirkungen und der tigkeit)
Modellierung des Tragwerks konsistent ist. – Werkstofffehler
– Abweichungen von den geplanten Querschnittsabmes-
Unabhängig vom verwendeten Baustoff und vom verwendeten Mo- sungen
dell zur Beschreibung des Tragverhaltens muss nach DIN EN 1990
ein Tragwerk so beschaffen sein, dass die bei Errichtung und ll Unsicherheiten in der Modellierung des Systems
Nutzung möglichen Einwirkungen mit definierter Zuverlässigkeit – Zu grob vereinfachte Systeme bei der Ermittlung der Schnitt-
keines der nachstehenden Ereignisse zur Folge haben: größen (z.B. Vernachlässigung von Einspannungen)
– Annahme ebener statt räumlicher Systeme
ll Einsturz des gesamten Bauwerks oder eines Teilbereichs – Zu grob vereinfachte Spannungs-Dehnungs-Linien für die
Baustoffe bei der Ermittlung der Schnittgrößen (bilineare
ll Größere Verformungen in unzulässigem Umfang Näherung anstelle der tatsächlichen Spannungs-Deh-
nungs-Linie)
ll Beschädigung anderer Bauteile oder Einrichtungen infolge zu – Abweichungen von den geplanten Systemabmessungen
großer Verformungen des Tragwerks – Ausführungsfehler (z.B. unzulässige Lotabweichungen von
Stützen)
ll Beschädigung durch ein Ereignis in einem zur ursprünglichen
Ursache unverhältnismäßig großen Ausmaß Die stets vorhandenen Streuungen von Einwirkungen und Trag-
widerstand werden beim Standsicherheitsnachweis durch die
Ein Tragwerk muss so bemessen werden, dass seine Tragfähig- Einführung von Sicherheitsbeiwerten berücksichtigt. Eine hin-
keit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit während der reichende Zuverlässigkeit wird erreicht, indem die einwirkenden
vorgesehenen Nutzungsdauer den vorgegebenen Bedingungen Schnittgrößen E an jeder Stelle eines Tragwerks einen bestimm-
genügt. Das Bemessungskonzept in DIN EN 1996-1-1/NA ba- ten Sicherheitsabstand gegenüber dem aufnehmbaren Tragwi-
siert im Wesentlichen auf sogenannten Grenzzuständen, für derstand R (z.B. Querschnittstragfähigkeit) aufweisen. Dabei gilt
die das Tragwerk die gestellten Anforderungen erfüllen muss. ein Gebäude als „standsicher“, wenn der Bemessungswert der
Je nachdem, ob diese Anforderungen die Tragfähigkeit oder die Einwirkung Ed den maximal aufnehmbaren Bemessungswert des
Nutzungseigenschaften betreffen, wird unterschieden zwischen: Widerstands Rd zu keinem Zeitpunkt der geplanten Nutzungsdau-
er überschreitet:
ll Grenzzustand der Tragfähigkeit (uls = ultimate limit state)
– Verlust des globalen Gleichgewichts (Kinematische Kette, Ed Rd (3.1)
Gleiten, Umkippen)
– Bruch oder bruchnaher Zustand von Tragwerksteilen (Quer- mit
schnittsversagen, kritische Dehnungen, Erreichen der Ed Bemessungswert der Einwirkungen nach Kapitel 3.3
Traglast) Rd Bemessungswert des Widerstands nach Kapitel 3.4
– Stabilitätsversagen (Knicken)
– Materialermüdung Da die Streuungen der Einwirkungen und des Widerstands un-
terschiedliche Größenordnungen aufweisen, verständigte man
ll Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (sls = serviceability sich im Zuge der Erarbeitung der europäischen Vorschriften da-
limit state) rauf, die anzusetzenden Sicherheitsbeiwerte auf beide Seiten
– Unzulässige Spannungen von Gleichung (3.1) zu verteilen. Durch dieses Vorgehen wird
– Unzulässige Rissbildung eine möglichst gleichmäßige Versagenswahrscheinlichkeit un-
– Übermäßige Formänderungen (z.B. Durchbiegungen) ter verschiedenen Beanspruchungssituationen erreicht. Dieses
23
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand
Teilsicherheitskonzept liegt auch den Bemessungsansätzen von Tafel 3.1: Wichten für Mauerwerk mit Normalmauer-, Leichtmauer- und
DIN EN 1996-1-1/NA sowie DIN EN 1996-3/NA im Grenzzustand Dünnbettmörtel aus DIN EN 1991-1-1/NA
der Tragfähigkeit zugrunde. Rohdichte Wichte MW [kN/m3] für Mauerwerk mit
[kg/dm3]
Die benötigten Werte für die Einwirkung Ed und den Widerstand Normalmauer- Leichtmauer- oder
mörtel Dünnbettmörtel
Rd auf Bemessungswertniveau ergeben sich aus den charakte-
ristischen Größen von Ek und Rk durch Berücksichtigung der ent- 0,31 bis 0,35 5,5 4,5
sprechenden Teilsicherheitsbeiwerte auf der Einwirkungs- und 0,36 bis 0,40 6,0 5,0
der Widerstandsseite. Definitionsgemäß kennzeichnet der Index
0,41 bis 0,45 6,5 5,5
d immer den Bemessungswert, während der Index k für eine
charakteristische Größe steht. Im Grenzzustand der Tragfähigkeit 0,46 bis 0,50 7,0 6,0
lässt sich Gleichung (3.2) damit wie folgt formulieren: 0,51 bis 0,55 7,5 6,5
0,56 bis 0,60 8,0 7,0
Rk
F • Ek (3.2) 0,61 bis 0,65 8,5 7,5
M
0,66 bis 0,70 9,0 8,0
mit 0,71 bis 0,75 9,5 8,5
Ek Charakteristischer Wert der Einwirkungen
0,76 bis 0,80 10,0 9,0
F Teilsicherheitsbeiwert für die Einwirkungen
Rk Charakteristischer Wert des Widerstands 0,81 bis 0,90 11,0 10,0
M Teilsicherheitsbeiwert für das Material 0,91 bis 1,00 12,0 11,0
1,01 bis 1,20 14,0 13,0
Auf der Einwirkungsseite wird zwischen zeitlich veränderlichen
Einwirkungen Q (z.B. Wind oder Nutzlasten) und ständigen Ein- 1,21 bis 1,40 16,0 15,0
wirkungen G (z.B. Konstruktionseigengewicht) unterschieden. 1,41 bis 1,60 16,0 16,0
Während das Eigengewicht eine vergleichsweise geringe Streuung 1,61 bis 1,80 18,0 18,0
aufweist, variieren veränderliche Einwirkungen sehr stark. Daher
1,81 bis 2,00 20,0 20,0
sind diese mit einem deutlich höheren Teilsicherheitsbeiwert zu
beaufschlagen. Bei der sehr selten auftretenden außergewöhn- 2,01 bis 2,20 22,0 22,0
lichen Einwirkungskombination (z.B. Brand- oder Erdbebeneinwir- 2,21 bis 2,40 24,0 24,0
kungen) dürfen die Teilsicherheitsbeiwerte auf der Einwirkungs-
2,41 bis 2,60 26,0 26,0
und der Widerstandsseite reduziert werden.
Tafel 3.2: Wandflächengewichte von KS-Wänden mit Normalmauer- und Dünnbettmörtel 1) nach DIN EN 1991-1-1/NA
Steinrohdichte- Wichte MW Charakteristisches Wandflächengewicht (ohne Putz) [kN/m2] für Wanddicke t [cm]
klasse (RDK) 1) [kN/m3] 7 10 11,5 15 17,5 20 24 30 36,5
1,2 14 – 1,40 1,61 2,10 2,45 2,80 3,36 4,20 5,11
1,4 16 – 1,60 1,84 2,40 2,80 3,20 3,84 4,80 5,84
1,6 16 – 1,60 1,84 2,40 2,80 3,20 3,84 4,80 5,84
1,8 18 1,26 1,80 2,07 2,70 3,15 3,60 4,32 5,40 6,57
2,0 20 1,40 2,00 2,30 3,00 3,50 4,00 4,80 6,00 7,30
2,2 22 – – 2,53 3,30 3,85 4,40 5,28 6,60 8,03
2,4 24 – – 2,76 3,60 4,20 4,80 5,76 7,20 8,76
2,6 26 – – 2,99 3,90 4,55 5,20 6,24 7,80 9,49
1)
Bei Verwendung von Mauersteinen der RDK # 1,4 in Dünnbettmörtel reduziert sich das rechnerische Wandflächengewicht um 1,0 kN/m3 · t [m].
24
3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 3.3: Flächenlast von Putzen nach DIN EN 1991-1-1/NA Tafel 3.4: Wesentliche charakteristische Werte für Nutzlasten gemäß
2
DIN EN 1991-1-1/NA
Putz Flächenlast je cm Dicke [kN/m ]
Nutzung Kategorie qk
Gipsputz 0,120
[kN/m2]
Kalk-, Kalkgips- und Gipssandputz 0,175
Wohnräume und Flure mit ausreichender A2 1,5
Kalkzementputz 0,200 Querverteilung (z.B. Stahlbetondecken)
Leichtputz nach DIN 18550-4 0,150 Wohnräume und Flure ohne ausreichende A3 2,0
Querverteilung (z.B. Holzbalkendecken)
Zementputz 0,210
Büroräume B1 2,0
Treppen und Podeste innerhalb der T1 3,0
Kategorien A und B1
Das Flächengewicht von Mauerwerkswänden aus Kalksandstei-
Balkone und Dachterrassen Z 4,0
nen kann in Abhängigkeit von der Steinrohdichte und der Wand-
dicke aus Tafel 3.2 und für das Putzgewicht aus der Tafel 3.3 Trennwandzuschlag bei einem – 0,8
entnommen werden. Wandgewicht # 3,0 kN/m
Wandlänge (einschließlich Putz)
3.2.2 Nutzlasten Trennwandzuschlag bei einem – 1,2
Nutzlasten auf Stahlbetondecken stellen im Mauerwerksbau Wandgewicht # 5,0 kN/m
die wichtigste Form von vertikalen veränderlichen Einwirkungen Wandlänge (einschließlich Putz)
dar. Die Größe der anzusetzenden Nutzlasten ist ebenfalls in
DIN EN 1991-1-1/NA definiert. Wesentliche charakteristische
Werte sind in Tafel 3.4 dargestellt. In üblichen Wohn- und Büroge- Schwerere Trennwände (> 5,0 kN/m) müssen gemäß
bäuden können die veränderlichen Lasten nach DIN EN 1991-1- DIN EN 1991-1-1/NA als Linienlasten in der statischen Berech-
1/NA als gleichzeitig auf einer Decke wirkend angesehen werden nung der Decken gesondert berücksichtigt werden. Ersatzweise
(d.h. auf allen Feldern wird die gleiche Last angenommen oder wurde von Roeser et al. (2005) ein Berechnungsverfahren zur
keine Last angesetzt, falls dies maßgebend ist). Ermittlung einer äquivalenten Gleichlast qk, die in Form eines
Trennwandzuschlags wirkt, entwickelt. Die Berechnung dieses
Die Einwirkungen nicht tragender innerer Trennwände auf Decken Zuschlags erfolgt dabei nach folgender Beziehung:
dürfen vereinfachend über einen Flächenzuschlag zur charakte-
g
ristischen Nutzlast berücksichtigt werden. Beträgt die Nutzlast qk = 2 ⋅ n ⋅ f ⋅ h ⋅ [kN/m2 ] (3.4)
mehr als 5,0 kN/m2 ist ein derartiger Zuschlag nicht erforder- lf
lich. Die in Tafel 3.4 angegebenen Ersatzlasten gelten dabei für mit
leichte Trennwände mit einem zulässigen Gesamtgewicht von n
Einflussfaktor für die Anzahl und Stellung der Wände ge-
bis zu 5,0 kN/m. mäß Bild 3.2
f Faktor für das statische System gemäß Tafel 3.5
Die zulässigen Grenzhöhen typischer nicht tragender Beschriftung
KS-Wände h Wandhöhe
ITC Franklin Medium 7,5 pt
mit einem Eigengewicht bis zu 5 kN/m sind in Bild 3.1 angege- g Wandeigengewicht einschließlich Putz in kN/m2 (Tafel 3.2
ben. Diese Wände dürfen bei der Schnittgrößenermittlung in Form in Verbindung mit Tafel 3.3)
eines einheitlichen Trennwandzuschlags erfasst werden. lf Stützweite 4,00 m lf 6,00 m
Kalk-, Kalkgips- oder Gipsputz als Dünnlagenputz (2 • 5 mm) Kalk-, Kalkgips- oder Gipsputz (2 • 10 mm)
370
345
350 325 350 330
310
295
300 285 300
Maximale Wandhöhe [cm]
265
250 250
200 200
150 150
100 100
50 50
0 0
7 10 10 11,5 7 10 10 11,5
RDK 2,0 RDK 1,2 RDK 1,4 RDK 1,4 RDK 2,0 RDK 1,2 RDK 1,4 RDK 1,4
Dicke des Mauerwerks [cm] Dicke des Mauerwerks [cm]
Bild 3.1: Grenzhöhen typischer nicht tragender KS-Wandkonstruktionen mit Dünnbettmörtel mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis zu 5 kN/m
25
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand
26
3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 3.6: Charakteristischer Geschwindigkeitsdruck qp in Abhängigkeit von Lage und Höhe des Gebäudes nach DIN EN 1991-1-4/NA
Geschwindigkeitsdruck qp [kN/m2]
Windzone bei der Gebäudehöhe h in den Grenzen von
h 10 m 10 m < h 18 m 18 m < h 25 m
1 Binnenland 0,50 0,65 0,75
2 Binnenland 0,65 0,80 0,90
1)
Küste und Inseln der Ostsee 0,85 1,00 1,10
3 Binnenland 0,80 0,95 1,10
1)
Küste und Inseln der Ostsee 1,05 1,20 1,30
4 Binnenland 0,95 1,15 1,30
Küste 1) der Nord- und Ostsee und Inseln der Ostsee 1,25 1,40 1,55
Inseln der Nordsee 2)
1,40 – –
1)
Zur Küste zählt ein 5 km breiter Streifen, der entlang der Küste verläuft und landeinwärts gerichtet ist.
2)
Auf den Inseln der Nordsee ist der Böengeschwindigkeitsdruck für Bauwerke über 10 m Höhe nach DIN EN 1991-1-4/NA genauer zu erfassen.
Tafel 3.7: Aerodynamischer Beiwert für vertikale Wände rechteckiger Gebäude nach DIN EN 1991-1-4/NA
Bereich A B C D E
h/d cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1 cpe,10 cpe,1
5 -1,4 -1,7 -0,8 -1,1 -0,5 -0,7 +0,8 +1,0 -0,5 -0,7
1 -1,2 -1,4 -0,8 -1,1 -0,5 +0,8 +1,0 -0,5
0,25 -1,2 -1,4 -0,8 -1,1 -0,5 +0,7 +1,0 -0,3 -0,5
h Gesamthöhe des Tragwerkes in m ab rechnerischer Einspannebene
d Wandabmessung parallel zum Wind
Zwischenwerte dürfen interpoliert werden.
Für einzeln in offenem Gelände stehende Gebäude können im Sogbereich auch größere Sogkräfte auftreten.
Für Gebäude mit h/d > 5 ist die Gesamtwindlast anhand der Kraftbeiwerte nach DIN EN 1991-1-4/NA zu ermitteln.
27
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand
Grundriss
d
e = b oder 2h,
Der kleinere Wert ist maßgebend.
Wind h
Wind A B C
D E b
e d –e
e /5 4/5 e
h
Ansicht Wind
A B C
Wind h Wind h
A B A
d d
e /5 d – e /5
h h
Wind Wind
A B A
Bild 3.4: Einteilung der Wandflächen bei vertikalen Wänden nach DIN EN 1991-1-4/NA
anzusetzenden Teilsicherheitsbeiwert in Abhängigkeit der Bemes- Lasten (G) in allen Deckenfeldern und allen Geschosse mit dem
sungssituation. Die Teilsicherheitsbeiwerte auf der Einwirkungs- gleichen Teilsicherheitsbeiwert G angesetzt werden (entweder
seite sind in Tafel 3.9 zusammengefasst. günstig oder ungünstig wirkend).
Die charakteristischen Einwirkungen können den verschiedenen Des Weiteren dürfen in gewöhnlichen Wohn- und Bürogebäuden
Teilen von DIN EN 1991 entnommen werden. Für eine genauere die Nutzlasten (Q) zur Hälfte wie ständige Lasten angesetzt wer-
Berechnung ist es auch möglich, ausführlichere Einwirkungskom- den. Das heißt die halbe Last auf allen Feldern gleichzeitig und
binationen nach DIN EN 1990 anzusetzen. Hierbei dürfen nach die andere Hälfte wechselnd. Abminderungsfaktoren zur Berück-
DIN EN 1996-1-1/NA bei der Ermittlung der maßgebenden Ein- sichtigung der Wahrscheinlichkeit der gleichzeitigen Wirkung von
wirkungskombinationen zur Berechnung des Wand-Decken-Kno- Verkehrslasten in allen Geschossen sind auch in DIN EN 1991-1
tens nach dem genaueren Berechnungsverfahren die ständigen angegeben.
28
3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 3.8: Kombinationsbeiwerte i nach DIN EN 1990/NA Ist ein Nachweis der Gebäudeaussteifung erforderlich, müssen
Aussteifungswände in Scheibenrichtung nach dem genaueren
Kombinationsbeiwerte
Einwirkungen Berechnungsverfahren auf Biege- und Querkrafttragfähigkeit
0 1 2 bemessen werden. Für den Nachweis von Wandscheiben unter
Horizontallasten in Scheibenrichtung wird dabei häufig die mini-
Nutzlasten
(Kategorien siehe DIN EN 1991-1-1)
male Auflast für die Bemessung maßgebend. Daher müssen für
– Wohn-, Aufenthalts- und Büroräume 0,7 0,5 0,3 den Nachweis der Gebäudeaussteifung folgende Lastkombinati-
– Versammlungsräume, Verkaufsräume 0,7 0,7 0,6 onen (EWK) analysiert werden:
– Lagerräume 1,0 0,9 0,8
ll EWK 1: Maximale horizontale Last VEd,max in Kombination mit
Verkehrslasten (siehe DIN EN 1991-1-1)
– Fahrzeuge bis 30 kN 0,7 0,7 0,6 dem minimalen Bemessungswert der einwirkenden Normal-
– Fahrzeuge bis 160 kN 0,7 0,5 0,3 kraft NEd,min:
– Dachlasten 0,0 0,0 0,0
VEd,max = Q • VEk(3.10)
Schnee- und Eislasten (DIN EN 1991-1-3)
– Orte bis zu NN + 1.000 m 0,5 0,2 0,0 NEd,min = G,inf • NGk = 1,0 • NGk(3.11)
– Orte über NN + 1.000 m 0,7 0,5 0,2
Windlasten (DIN EN 1991-1-4) 0,6 0,2 0,0 ll EWK 2: Maximale horizontale Last VEd,max in Kombination mit
Temperatur (nicht Brand) 0,6 0,5 0,0
dem größten zugehörigen Bemessungswert der einwirkenden
(siehe DIN EN 1991-1-5) Normalkraft NEd :
Baugrundsetzungen 1,0 1,0 1,0 VEd,max = Q • VEk(3.12)
NEd = G,sup • NGk + Q • 0,N • NQk(3.13)
Tafel 3.9: Teilsicherheitsbeiwerte auf der Einwirkungsseite für den ll EWK 3: Maximale Normalkraft NEd,max in Kombination mit
Nachweis im Grenzzustand der Tragfähigkeit nach DIN EN 1990/NA
dem zugehörigen Bemessungswert der horizontalen Last VEd:
Einwirkung Ungünstige Günstige Außergewöhn-
Wirkung Wirkung liche Bemes- NEd,max = G,sup • NGk + Q • NQk(3.14)
sungssituation
VEd = Q • 0,V • VEk(3.15)
Ständige
Einwirkung (G)
gG,sup = 1,35 gG,inf = 1,00 gGA = 1,00 Der Kombinationsbeiwert 0,V in der Einwirkungskombination 3
z.B. Eigengewicht,
Ausbaulast, Erddruck trägt der Tatsache Rechnung, dass in EWK 3 nicht die horizontale
Einwirkung, sondern die vertikale Verkehrslast die Leiteinwirkung
Veränderliche darstellt. Die Werte NEd,min = NGk (EWK 1) und NEd,max (EWK 2 und
Einwirkung (Q)
gQ,sup = 1,50 gQ,inf = 0,00 gQA = 1,00 EWK 3) unterscheiden sich nur durch das Verhältnis von Verkehrs-
z.B. Wind-, Schnee-,
Nutzlasten last zu Eigengewicht q/g und durch die Teilsicherheitsbeiwerte
G bzw. Q sowie den Kombinationsbeiwert 0,N in EWK 2. Dieser
sup = oberer Grenzwert; inf = unterer Grenzwert; A = außergewöhnlich
berücksichtigt, dass die vertikale Verkehrslast in diesem Fall nicht
die Leiteinwirkung darstellt.
Da im Mauerwerksbau mit Ausnahme des Nachweises von Aus-
steifungsscheiben unter horizontaler Beanspruchung alle ver- Der Berechnungsaufwand kann reduziert werden, wenn auf der
tikalen Einwirkungen als ungünstig wirkend gelten, erlaubt die sicheren Seite liegend alle Kombinationsbeiwerte zu 1,0 ange-
DIN EN 1996/NA für den Nachweis der maximal aufnehmbaren nommen werden. In diesem Fall sind – wie leicht ersichtlich – die
Normalkraft im Grenzzustand der Tragfähigkeit eine vereinfachte Einwirkungskombinationen EWK 2 und EWK 3 identisch und es
Berechnung des Bemessungswerts der einwirkenden Normal- ist neben EWK 1 nur eine weitere Einwirkungskombination zur
kraft NEd. Berücksichtigung der maximalen Normalkraftbeanspruchung zu
untersuchen.
N Ed = 1, 35 ⋅ ∑ NGk + 1,5 ⋅ ∑ NQk (3.8)
Bei horizontaler Scheibenbeanspruchung von Wänden mit Abmes-
mit sungen l/h < 0,5 ist im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
NGk Charakteristischer Wert der ständigen Einwirkung nach DIN EN 1996-1-1/NA nachzuweisen, dass der Querschnitt
NQk Charakteristischer Wert der veränderlichen Einwirkung bei Einsatz der häufigen Einwirkungskombination nicht weiter
als bis zur Schwerachse aufreißt. Diesem Nachweis ist folgende
In Hochbauten mit Stahlbetondecken und einer charakte- Einwirkungskombination zugrunde zu legen:
ristischen Nutzlast von q k 3,0 kN/m 2 darf entsprechend
DIN EN 1996-1-1/NA die im Grenzzustand der Tragfähigkeit ein- NEd = NGk + 2,N • NQk(3.16)
wirkende Normalkraft NEd noch weiter vereinfacht bestimmt wer- VEd = 1,V • VEk(3.17)
den. Diese Vereinfachungen dürfen auch bei den Nachweisen
im vereinfachten Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/ 3.4 Bemessungswert des Tragwiderstands von Mauerwerks-
NA angewendet werden. Es gilt dann: wänden
Der Bemessungswert des Tragwiderstands Rd ergibt sich nach
N Ed = 1,40 ⋅ ⎡⎣∑ NGk + ∑ NQk ⎤⎦ (3.9) DIN EN 1996-1-1/NA unter Verwendung von charakteristischen
29
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand
Werten der Festigkeiten dividiert durch den Teilsicherheitsbeiwert zugehörigen Einwirkungen zumeist kurzzeitig wirken. Der cha-
M für das Material. Allgemein bezeichnet Rd den Bemessungs- rakteristische Wert der Schubfestigkeit fvk hängt von der Bean-
wert der aufnehmbaren Schnittgröße. spruchungsart (Platten- oder Scheibenbeanspruchung) ab und
kann Kapitel 4.6 entnommen werden. Die Schubfestigkeit auf
⎡ f f ⎤ Bemessungswertniveau wird nach DIN EN 1996-1-1/NA folgen-
Rd = R ⎢z ⋅ k ; vk ⎥ (3.18)
dermaßen ermittelt:
⎣ g M g M ⎦
f vk
mit f vd = (3.20)
γM
Beiwert zur Berücksichtigung festigkeitsmindernder Lang-
zeiteinflüsse auf das Mauerwerk mit
– im Allgemeinen = 0,85 fvk Charakteristischer Wert der Schubfestigkeit von Mauer-
– bei außergewöhnlichen Einwirkungen = 1,0 werk nach Kapitel 4.6
fk Charakteristischer Wert der Mauerwerksdruckfestigkeit M Teilsicherheitsbeiwert für Baustoffeigenschaften nach Ta-
nach Kapitel 4.2 fel 3.10
fvk Charakteristischer Wert der Schubfestigkeit von Mauer-
werk nach Kapitel 4.6 3.5 Auswirkungen der Umstellung auf das Teilsicherheitskon-
M Teilsicherheitsbeiwert für Baustoffeigenschaften nach Ta- zept
fel 3.10 Bei der Bemessung von Mauerwerk nach DIN EN 1996/NA erfolgt
der Nachweis in der Regel mit den vereinfachten Einwirkungs-
Die anzusetzenden Teilsicherheitsbeiwerte zur Berechnung des kombinationen. Soll oder muss für den Nachweis eine genauere
Bemessungswerts des Tragwiderstands sind in Tafel 3.10 in Ab- Ermittlung der maßgebenden Einwirkungskombination vorgenom-
hängigkeit von der jeweiligen Bemessungssituation aufgeführt. men werden, sind vorab erweiterte Betrachtungen sinnvoll.
Der Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit fd nach Einwirkende Normalkräfte können bei der Bemessung im Mau-
DIN EN 1996/NA wird bestimmt zu: erwerksbau sowohl günstig als auch ungünstig wirken. Sie sind
daher beim Nachweis ggf. auch für ständig wirkende Lasten mit
fk
fd = ⋅ (3.19) unterschiedlichen Teilsicherheitsbeiwerten (G,sup = 1,35 oder
M G,inf = 1,0) anzusetzen. Berücksichtigt man die Kombinations-
regeln nach DIN EN 1990/NA ergibt sich für jede zu untersu-
mit chende Nachweisstelle von Mauerwerkswänden (Wandkopf,
Beiwert zur Berücksichtigung festigkeitsmindernder Lang- -fuß, -mitte) eine Vielzahl möglicher Einwirkungskombinationen.
zeiteinflüsse auf das Mauerwerk Ein Nachweis aller formal möglichen Einwirkungssituationen er-
– im Allgemeinen = 0,85 höht den Bemessungsaufwand erheblich, da die maßgebende
– bei außergewöhnlichen Einwirkungen = 1,0 Einwirkungskombination bisher nicht auf einfache Art und Weise
fk Charakteristischer Wert der Mauerwerksdruckfestigkeit abgeschätzt werden kann.
nach Kapitel 4.2
M Teilsicherheitsbeiwert für Baustoffeigenschaften nach Ta- In einem Forschungsprojekt an der TU Darmstadt (Graubner,
fel 3.10 Brehm (2009)) wurde jedoch gezeigt, dass bei genauerer Analy-
se nur eine kleine Anzahl möglicher Einwirkungskombinationen
Die charakteristische Festigkeit von Verbandsmauerwerk – so tatsächlich bemessungsrelevant ist. Unter praxisüblichen Rand-
wird Mauerwerk mit Mörtelfugen parallel zur Wandebene (Längs- bedingungen werden an den entsprechenden Nachweisstellen nur
fugen) bezeichnet, bei dem die Wanddicke durch das Nebenein- die folgenden Lastfallkombinationen (LF) maßgebend:
andersetzen mehrerer Steine im Verband bestimmt wird – ist
durch Multiplikation des Bemessungswerts der Druckfestigkeit LF 1: max N + zugehörig M (Kombination mit maximaler Normal-
mit 0,80 zu ermitteln. kraftbeanspruchung)
Bei der Bestimmung des Bemessungswerts der Schubfestig- LF 2: bzw. LF 3: max M + zugehörig N (Kombinationen mit maxi-
keit fvd ist kein Dauerstandsbeiwert zu berücksichtigen, da die maler Momentenbeanspruchung)
30
3 Sicherheitskonzept, Einwirkungen und Tragwiderstand KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
4 3 DG G/(G+Q) = 2/3
egk,o /t = 0,15 l1 /l2 = 1,5 herigen Vorgehen nach DIN 1053-1. In der Praxis wurde jedoch
3,52,5
1/(2 · egk,o /t)
3 2 DG G/(G+Q)
LF 1 = 2/3 auch bei kurzen Windscheiben kein Versagen beobachtet. Grund
ist, dass die Bestimmung der aus der Aussteifungsscheibe einwir-
Lastausmitte
2,51,5 LF 3
unzulässig!!
6
2 1 LF 1
LF 2 kenden Windlasten und die zugehörige Schnittgrößenermittlung
Lastausmitte
LF 3
unzulässig!!
1,50,5
konservativ am sogenannten „Kragarmmodell“ erfolgte. Diese
6
LF 4
1 0 LF 2
0,5 0 Vereinfachung kompensiert den in der Vergangenheit bei der
1LF 4 2 3 4 5 6 7 8
0 Bemessung von Aussteifungsscheiben häufig begangenen „Feh-
„Geschossanzahl“ oberhalb der Nachweisstelle
0 1 2 3 4 5 6 7 8 ler“, ungünstig wirkende horizontale Einwirkungen und günstig
„Geschossanzahl“ oberhalb der Nachweisstelle wirkende vertikale Lasten mit dem gleichen Sicherheitsbeiwert
zu beaufschlagen.
Bild 3.5: Maßgebende Lastfallkombinationen für den Nachweis am Vor diesem Hintergrund wurde bereits in DIN 1053-100 vorge-
Wandkopf der Innenwand schlagen, dass bei Verwendung des Kragarmmodells für die
Schnittgrößenermittlung in Aussteifungsscheiben die überdrückte
Querschnittslänge rechnerisch um den Faktor 4/3 erhöht werden
in normierter Form unter Eigenlasten in Abhängigkeit der Auflast darf, um die sich bei Ansatz des Teilsicherheitskonzepts erge-
für ein Stützweitenverhältnis l1 /l2 = 1,5 dargestellt. Auf der x-Ach- bende Reduktion der überdrückten Länge auszugleichen (siehe
se ist hierbei die Anzahl der Geschosse oberhalb der Nachweis- Kapitel 7.4.2). Dieses Vorgehen zur realitätsnahen Erfassung der
stelle und auf der y-Achse die zulässige Lastexzentrizität unter tatsächlichen Tragfähigkeit wurde auch in den Nationalen Anhang
Eigenlasten in normierter Form aufgetragen. zum Eurocode 6 übernommen.
Es wird deutlich, dass in aller Regel nur der Lastfall 1, d.h. eine Um die einwirkenden Schnittgrößen querkraftbeanspruchter
Einwirkungskombination aus maximaler Normalkraft und zugehö- Wandscheiben wirklichkeitsnäher modellieren und die in der
rigem Biegemoment maßgebend wird. Der Lastfall 2 (maximales Realität vorhandenen Tragfähigkeitsreserven entsprechend mo-
Moment und zugehörige Normalkraft) ist nur bei sehr großen Last bilisieren zu können, werden in DIN EN 1996/NA aber auch im
exzentrizitäten, die bei Innenwänden in der Regel nicht auftreten, Hinblick auf die Modellbildung neue Wege eröffnet. Während
bemessungsrelevant. Die Lastfälle 3 und 4 sind bei Innenwänden beim Nachweis von horizontal in Scheibenrichtung beanspruch-
– außer im Dachgeschoss – ohne Bedeutung. ten Mauerwerkswänden bisher ausschließlich ein am Wandfuß
eingespannter Kragarm modelliert wurde, erlaubt DIN EN 1996/
Die Überprüfung der zu berücksichtigenden Einwirkungskombina- NA auch eine wirklichkeitsnähere Berücksichtigung der Einspan-
tionen ist grundsätzlich nur für das genauere Berechnungsver- nung von Wandscheiben in die jeweilige Geschossdecke. Mit
fahren relevant. Im vereinfachten Berechnungsverfahren werden diesem Modell werden die aus horizontalen Einwirkungen resul-
die Traglastminderungen infolge Momentenbeanspruchung nähe- tierenden Biegemomente am Wandfuß deutlich reduziert und
rungsweise über einen Abminderungsbeiwert erfasst. Daher wird gleichzeitig wird die überdrückte Wandlänge vergrößert. Diese
bei der Bemessung immer die maximale Normalkraftbeanspru- Nachweismethodik wurde in Anhang K des Nationalen Anhangs
chung (LF 1) zu Grund gelegt. Die Einführung des Teilsicherheits- zu DIN EN 1996-1-1 als alternatives Berechnungsverfahren
konzepts hat damit zumindest bei einfachen Gebäuden mit be- aufgenommen, so dass Aussteifungsscheiben aus Mauerwerk
grenzter Wand- und Gebäudehöhe verglichen mit dem bisherigen nunmehr auch sehr realitätsnah nachgewiesen werden können.
Arbeitsaufwand nach DIN 1053-1 keine signifikante Änderung der Einzelheiten werden in Kapitel 7 erläutert.
Nachweissituationen zur Folge.
31
4 Festigkeits- und Verformungseigenschaften KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Resultierende
Für Mauerwerk mit Normalmauermörtel bestimmt sich die cha-
Beanspruchungen (3D)
rakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit zu:
Stein: Druck–Zug–Zug
Mörtel: Druck–Druck–Druck fk = K ⋅ f stα ⋅ f mβ (4.1)
mit
K Konstante, die – sofern notwendig – nach DIN EN 1996-
Zugspannungen im Stein durch 1-1/NA zu modifizieren ist
behinderte Querverformung des
Mörtels (Mörtel ist „weicher“)
, Konstanten nach DIN EN 1996-1-1/NA
fst Umgerechnete mittlere Druckfestigkeit des Steins nach
Bild 4.1: Zweidimensionale Darstellung des Versagensmechanismus Kapitel 2.5.1
von Mauerwerk unter Druckbeanspruchung fm Druckfestigkeit des Mörtels nach Kapitel 2.6
33
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 4 Festigkeits- und Verformungseigenschaften
Für Mauerwerk mit Dünnbettmörtel und Leichtmauermörtel ist die 4.3 Charakteristische Biegezugfestigkeit
Mauerwerksdruckfestigkeit unabhängig von der Mörtelfestigkeit Unter bestimmten Beanspruchungen z.B. bei Plattenbiegung er-
und ergibt sich daher zu: fährt Mauerwerk Biegezugbeanspruchungen. Diese wirken senk-
recht oder parallel zur Lagerfuge (Bild 4.2). Bei Plattenbiegung
fk = K ⋅ f stα (4.2) darf die charakteristische Biegezugfestigkeit fxk1 senkrecht zur
Lagerfuge (Bruchebene parallel zu den Lagerfugen) in tragenden
Wänden nicht in Rechnung gestellt werden. Davon ausgenom-
DIN EN 1996-3/NA gibt die charakteristische Mauerwerksdruck-
men sind Wände aus Planelementen mit Dünnbettmörtel, die
festigkeit für verschiedene Stein-Mörtel-Kombinationen in tabel-
lediglich durch zeitweise einwirkende Lasten rechtwinklig zur
larischer Form an. Die in DIN EN 1996-3/NA tabellierten Werte
Oberfläche beansprucht werden (z.B. Wind auf Ausfachungsmau-
wurden mit den in DIN EN 1996-1-1/NA angegebenen Formeln
erwerk). In diesem Fall darf bei der Bemessung eine charakteri-
und Parametern berechnet, so dass die Anwendung der Glei-
stische Biegezugfestigkeit senkrecht zur Lagerfuge in Höhe von
chungen (4.1) und (4.2) in Deutschland ohne Vorteil ist. Die
fxk1 = 0,2 N/mm2 angesetzt gelegt werden. Bei einem Versagen
charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit von Mauerwerk
der Wand darf es dann jedoch nicht zu einem größeren Einsturz
aus Kalksandsteinen kann sowohl für das vereinfachte als auch
oder zum Stabilitätsverlust des gesamten Tragwerks kommen.
für das genauere Berechnungsverfahren den Tafeln 4.1 bis 4.3
entnommen werden.
Bei der Bestimmung des charakteristischen Werts der Biege-
zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge fxk2 (Bruchebene senkrecht
Tafel 4.1: Charakteristische Druckfestigkeit fk [N/mm2] von Einstein- zu den Lagerfugen) wird nach DIN EN 1996-1-1/NA zwischen
mauerwerk aus Kalksand-Lochsteinen und Kalksand-Hohlblocksteinen
vermörtelten und unvermörtelten Stoßfugen unterschieden. In
mit Normalmauermörtel
die Bestimmung dieser Materialkenngröße gehen die Haftscher-
KS L / KS L-R Mörtelgruppe festigkeit fvk0 (auch als Anfangsscherfestigkeit bezeichnet), der
Steindruckfestigkeitsklasse NM II NM IIa NM III NM IIIa
Reibungsbeiwert = 0,6, die Normalspannung Dd senkrecht zur
Lagerfuge infolge der bemessungsrelevanten Einwirkungskombi-
10 1) 3,5 4,5 5,0 5,6 nation (im Regelfall der kleinste Wert) sowie das Verhältnis des
12 3,9 5,0 5,6 6,3 Überbindemaßes zur Steinhöhe lol/hu ein. Die charakteristische
1)
Biegezugfestigkeit parallel zur Lagerfuge fxk2 von Mauerwerk er-
16 4,6 5,9 6,6 7,4
gibt sich nach Gleichung (4.3):
1)
Auf Anfrage regional lieferbar
⎧⎪0,5 ⋅ f
Tafel 4.2: Charakteristische Druckfestigkeit fk [N/mm ] von Einstein-
2 (
fxk2 = a ⋅ f
vk 0
) hl ≤ f
+ 0,6 ⋅ s Dd ⋅ ol
u
xk2,max
= min ⎨
⎩⎪ 0,7 ⎡
⎣
bt,cal
N/mm 2 ⎤
⎦
(4.3)
mauerwerk aus Kalksand-Vollsteinen und Kalksand-Blocksteinen mit
Normalmauermörtel
Mörtelgruppe
mit
KS / KS -R fvk0 Haftscherfestigkeit nach Kapitel 4.5
Steindruckfestigkeitsklasse NM II NM IIa NM III NM IIIa Beiwert zur Berücksichtigung der Stoßfugenvermörtelung
12 5,4 6,0 6,7 7,5 = 1,0 für vermörtelte Stoßfugen
1)
= 0,5 für unvermörtelte Stoßfugen
16 6,4 7,1 8,0 8,9
Dd Bemessungswert der zugehörigen Druckspannung recht-
20 7,2 8,1 9,1 10,1 winklig zur Lagerfuge im untersuchten Lastfall. Im Re-
28 1) 8,8 9,9 11,0 12,4 gelfall ist der minimale zugehörige Wert einzusetzen, für
1)
Rechteckquerschnitte gilt Dd = NEd /A
Auf Anfrage regional lieferbar
1)
Auf Anfrage regional lieferbar
Bild 4.2: Biegezugfestigkeiten nach DIN EN 1996-1-1/NA
34
4 Festigkeits- und Verformungseigenschaften KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 4.4: Maximalwert der charakteristischen Biegezugfestigkeit fxk2,max von Mauerwerk mit der Bruchebene senkrecht zu den Lagerfugen
lol /hu Verhältnis von Überbindemaß zu Steinhöhe Zwangbeanspruchungen infolge Verformungsbehinderung. Die
lol Überbindemaß Zugfestigkeit der Steine und der geregelte Verband des Mauer-
hu Steinhöhe werks ermöglichen die Aufnahme von Zugspannungen parallel
fbt,cal Charakteristische Steinzugfestigkeit nach Kapitel 2.5.2 zur Lagerfuge, wobei bei Versagen auf Zug zwei Versagensmecha-
mit nismen möglich sind (Bild 4.3). Die zentrische Zugfestigkeit von
fbt,cal = 0,020 ∙ fst für Hohlblocksteine Mauerwerk parallel zur Lagerfuge ist in DIN EN 1996 zwar nicht
fbt,cal = 0,026 ∙ fst für Hochlochsteine und Steine mit geregelt, kann jedoch in Anlehnung an DIN 1053-1 Gleichung
Grifflöchern oder Grifftaschen (4.3) zur Bestimmung der zentrischen Zugfestigkeit parallel zur
fbt,cal = 0,032 ∙ fst für Vollsteine ohne Grifflöcher oder Lagerfuge verwendet werden.
Grifftaschen
fst Umgerechnete mittlere Steindruckfestigkeit nach Kapi- 4.5 Haftscherfestigkeit und Reibungsbeiwert
tel 2.5.1 Die Haftscherfestigkeit, auch Anfangsscherfestigkeit genannt,
beschreibt die vorhandene Klebewirkung zwischen Steinen und
Der Maximalwert der charakteristischen Biegezugfestigkeit von Mörtel, die zu einer Querkrafttragfähigkeit des Querschnitts auch
Mauerwerk parallel zur Lagerfuge fxk2,max kann für typische Druck- ohne vorhandene vertikale Auflast führt. Für die Bemessung nach
festigkeitsklassen von Mauerwerk aus Kalksandsteinen Tafel 4.4 DIN 1053-1 wurde dieser Materialkennwert modifiziert und als
entnommen werden. Die Bestimmung des Bemessungswerts sogenannter Rechenwert der Haftscherfestigkeit (RHS bzw. 0HS)
der Biegezugfestigkeit erfolgt unter Berücksichtigung des Teilsi- angegeben. In DIN EN 1996-1-1 wird die Haftscherfestigkeit mit
cherheitsbeiwerts M nach Kapitel 3.4. Der Ansatz eines Dauer- fvk0 bezeichnet und beschreibt eine „echte“ Materialkenngröße als
standsfaktors ist in diesem Fall nicht erforderlich. 5 %-Quantilwert. Die Berücksichtigung des Einflusses des Stein-
drehens bei Scheibenschubbeanspruchung (siehe Kapitel 4.6.1)
4.4 Zentrische Zugfestigkeit parallel zur Lagerfuge erfolgt in DIN EN 1996-1-1/NA korrekterweise erst direkt im Be-
Unter bestimmten Beanspruchungen erfährt Mauerwerk Zugbe- messungsmodell durch eine Abminderung der Anfangsscherfestig-
anspruchungen parallel zur Lagerfuge. Diese treten beispiels- keit mit dem Faktor 1/(1+). Der charakteristische Reibungsbei-
weise bei der Berechnung von Silos im Mauerwerk auf oder bei wert zwischen Stein und Mörtel wird für alle Mauerwerksarten in
den verschiedenen Nachweisen einheitlich mit = 0,6 angesetzt.
b) Steinzugversagen
fvk0 [N/mm2]
Normalmauermörtel mit einer Festigkeit fm Dünnbettmörtel
[N/mm2] (Lagerfugendicke
1 mm bis 3 mm)
NM II NM IIa NM III NM IIIa
öglicher Rissverlauf Möglicher Rissverlauf
Möglicher Rissverlauf
2,5 5,0 10,0 20,0
0,08 0,18 0,22 0,26 0,22
Bild 4.3: Zugbeanspruchung von Mauerwerk parallel zur Lagerfuge
35
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 4 Festigkeits- und Verformungseigenschaften
4.6 Charakteristischer Wert der Schubfestigkeit Steinober- und der Steinunterseite unterschiedliche Normalspan-
Die Schubfestigkeit fvk ist eine wichtige Einflussgröße zur Beur- nungen wirken.
teilung der Querkrafttragfähigkeit von Mauerwerk, die vor allem
für den Standsicherheitsnachweis von Aussteifungswänden und Für die Bestimmung der Schubfestigkeit von Mauerwerkswänden
Kellerwänden von großer Bedeutung ist. Generell ist dabei zwi- nach den Gleichungen (4.5) und (4.6) wird grundsätzlich von ei-
schen Scheibenschub- und Plattenschubbeanspruchung zu un- ner über die überdrückte Querschnittsfläche gemittelten vorhan-
terscheiden. denen Normalspannung Dd ausgegangen. Zur Berücksichtigung
der ungleichmäßigen Spannungsverteilung in den Lagerfugen wird
Die charakteristische Schubfestigkeit fvk ergibt sich – je nachdem nach DIN EN 1996-1-1/NA bei Scheibenbeanspruchung ersatz-
ob Reibungs- oder Steinzugversagen maßgebend wird – aus dem weise ein abgeminderter Reibungsbeiwert von ‘ = /(1 + )
kleineren der beiden Werte für fvlt. Wie die Werte fvlt1 und fvlt2 zu = 0,4 und eine abgeminderte Haftscherfestigkeit fvlt0 angesetzt.
bestimmen sind, wird in den nachfolgenden Kapiteln beschrieben. Bei größeren Normalspannungen ist zusätzlich ein Versagen der
Steine auf Querzug möglich (Gleichung (4.7)).
f vk = min {f vlt 1; f vlt 2 } (4.4)
Reibungsversagen
bei vermörtelten Stoßfugen:
mit
fvlt1 Charakteristische Schubfestigkeit im Fall von Reibungs- fvlt 1 = fvk 0 + 0,4 ⋅ Dd
(4.5)
versagen nach Kapitel 4.6.1 (Scheibenschub) bzw. Kapi-
tel 4.6.2 (Plattenschub)
fvlt2 Charakteristische Schubfestigkeit im Fall von Steinzugver- bei unvermörtelten Stoßfugen:
sagen nach Kapitel 4.6.1 (nur bei Scheibenschub)
fvlt 1 = 0,5 ⋅ fvk 0 + 0,4 ⋅ Dd (4.6)
4.6.1 Scheibenschub
Die Schubfestigkeit von Mauerwerk unter Scheibenschubbean- Steinzugversagen
spruchung ergibt sich aus der maximalen Tragfähigkeit der Steine unabhängig von der Ausführung der Stoßfugen:
oder der Lagerfuge. Bei der Ermittlung der Schubtragfähigkeit sind
zudem unterschiedliche Versagensmechanismen (Reibungsver- Dd
sagen, Steinzugversagen sowie in Sonderfällen ggf. Schubdruck- fvlt 2 = 0,45 ⋅ fbt,cal ⋅ 1 + (4.7)
fbt,cal
versagen und Fugenversagen durch Kippen der Einzelsteine) zu
berücksichtigen.
mit
Die Schubfestigkeit unter Scheibenbeanspruchung bestimmt fvk0 Haftscherfestigkeit nach Tafel 4.5
sich nach dem von Mann/Müller entwickelten Versagensmodell fbt,cal Charakteristische Steinzugfestigkeit nach Kapitel 2.5.2
für Reibungs- und Steinzugversagen. Dieses basiert auf dem mit
Gleichgewicht an einem aus der Wand herausgelösten (kleinen) fbt,cal = 0,020 ∙ fst für Hohlblocksteine
Einzelstein (Bild 4.4). Dabei wird eine Übertragung von Schub- fbt,cal = 0,026 ∙ fst für Hochlochsteine und Steine mit
spannungen über die Stoßfuge generell ausgeschlossen, da Grifflöchern oder Grifftaschen
diese entweder unvermörtelt ausgeführt wird oder dem Mörtel fbt,cal = 0,032 ∙ fst für Vollsteine ohne Grifflöcher oder Griff-
unterstellt wird, infolge Schwinden vom Stein abzureißen. Auf- taschen
grund der fehlenden Spannungen an den Stoßfugen müssen zur fst Umgerechnete mittlere Steindruckfestigkeit nach Kapi-
Einhaltung des Momentengleichgewichts am Einzelstein an der tel 2.5.1
Bild 4.4: Zur Berechnung der Schubfestigkeit unter Scheibenbeanspruchung nach Mann/Müller (1973, 1978)
36
4 Festigkeits- und Verformungseigenschaften KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Dd Bemessungswert der zugehörigen Druckspannung an der der für den Querkraftnachweis maßgebenden Einwirkungskom-
Stelle der maximalen Schubspannung. Für Rechteckquer- bination unter minimaler Normalkraft von linear elastischen Ma-
schnitte gilt Dd = NEd /A mit A nach Gleichung (4.8) terialverhalten ausgegangen werden. Damit ergibt sich für die
überdrückte Querschnittsfläche:
Für die Bestimmung der maßgebenden Querschnittsfläche unter
Berücksichtigung der überdrückten Wandlänge lc darf aufgrund 3 ⎛ e ⎞
A = tc,lin ⋅ l = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ ⎟ ⋅ t ⋅ l ≤ t ⋅ l (4.11)
der für den Querkraftnachweis maßgebenden Einwirkungskom- 2 ⎝ t ⎠
bination unter minimaler Normalkraft von linear elastischen Ma-
terialverhalten ausgegangen werden. Damit ergibt sich für die mit
überdrückte Querschnittsfläche: tc,lin Überdrückte Wanddicke bei Ansatz eines linear-elasti-
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ schen Materialverhaltens
3 e 3 M 3 1,5 ⋅ MEk
A = lc,lin ⋅ t = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ w ⎟ ⋅ l ⋅ t = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ Ed ⎟ ⋅ l ⋅ t = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ l Wandlänge⎟ ⋅ l ⋅ t ≤ l ⋅ t
2 ⎝ l ⎠ 2 ⎝ NEd ⋅ l ⎠ 2 ⎝ 1,0 e
⋅N Ek ⋅ l ⎠ Exzentrizität der einwirkenden Normalkraft
3 ⎛ M ⎞ 3 ⎛ 1,5 ⋅ MEk ⎞
= ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ Ed ⎟ ⋅ l ⋅ t = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ ⎟ ⋅ l ⋅ t ≤ l ⋅ t (4.8) Anmerkung: Die Berücksichtigung unterschiedlicher Haftscher-
2 ⎝ NEd ⋅ l ⎠ 2 ⎝ 1,0 ⋅ NEk ⋅ l ⎠
festigkeiten hinsichtlich der Ausführungsart der Stoßfugen ist
mit nach Meinung der Verfasser sowohl bei Scheiben- als auch bei
lc,lin Überdrückte Wandlänge bei Ansatz einer linear-elastischen Plattenschubbeanspruchung mechanisch nicht gerechtfertigt,
Materialverhaltens sondern folgt lediglich den bisherigen normativen Festlegungen
t Wanddicke von DIN 1053-1. Bei Plattenschub könnte anstelle der Werte
ew Exzentrizität in Wandlängsrichtung ew = MEd /NEd nach Tafel 4.5 ein um den Faktor (1 + = 1,6) erhöhter fvk0 -Wert
MEd Maximaler Bemessungswert des einwirkenden Momentes verwendet werden, da die normative Haftscherfestigkeit bereits
in Wandlängsrichtung eine Abminderung infolge Steindrehen beinhaltet, welche nur bei
NEd Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft Scheibenschub mechanisch begründet werden kann.
Im Regelfall ist die minimale Einwirkung maßgebend
NEd = 1,0 ∙ NGk 4.7 Verformungseigenschaften von KS-Mauerwerk
NEd Charakteristischer Wert der minimalen vertikalen Einwir- Trotz der großen Vielfalt möglicher Stein-Mörtel-Kombinationen
kung; im Regelfall NEd = NGk und der Unterschiede der zugehörigen Spannungs-Dehnungs-Be-
MEd Maximaler charakteristischer Wert des einwirkenden Mo- ziehungen wird nach Eurocode 6 bei der Bemessung im Grenzzu-
mentes in Wandlängsrichtung stand der Tragfähigkeit vereinfachend von einem voll-plastischen
l Wandlänge Materialverhalten für alle Stein- und Mörtelarten ausgegangen.
Der Elastizitätsmodul als bestimmende Materialkenngröße der
4.6.2 Plattenschub Schnittgrößenzuwächse infolge Theorie II. Ordnung wird dabei mit
Bei Plattenschubbeanspruchung ist im Allgemeinen nicht mit einem einheitlichen Rechenwert von E = 700 · fk abgeschätzt.
einem Versagen der Steine infolge Überschreitung der Steinzug- Diese Annahme ist hinsichtlich der Verformungseigenschaften im
festigkeit zu rechnen. Deshalb darf diese Versagensart für den Grenzzustand der Tragfähigkeit für Mauerwerk aus Kalksandstei-
Nachweis unter Plattenschubbeanspruchung unberücksichtigt nen annähernd wirklichkeitsnah.
bleiben. Zur Ermittlung der Schubfestigkeit findet daher lediglich
das Kriterium Reibungsversagen Berücksichtigung. Zur Beurteilung der Gebrauchstauglichkeit von Gebäuden aus
Mauerwerk werden neben dem Elastizitätsmodul weitere Ver-
Des Weiteren ist bei Plattenschub der mit dem Modell von Mann/ formungseigenschaften benötigt (s. a. Tafel 4.6). Aufgrund un-
Müller bei Scheibenschub anzusetzende Effekt des „Steindre- terschiedlicher Last-, Feuchte-, und Temperatureigenschaften
hens“ von untergeordneter Bedeutung, so dass mit dem tatsäch- kann es in bestimmten Fällen zu unerwünschten Rissen infolge
lichen Reibungsbeiwert zwischen Stein und Mörtel von = 0,6 Zwangbeanspruchung kommen, welche in der Regel für die Stand-
gerechnet werden kann. Auf dieser Grundlage ermittelt sich der sicherheit des Gebäudes als unkritisch anzusehen sind, jedoch
Maximalwert der charakteristischen Schubfestigkeit bei Platten- die Gebrauchstauglichkeit und das optische Erscheinungsbild
beanspruchung gemäß DIN EN 1996-1-1/NA folgendermaßen: von Mauerwerk negativ beeinflussen können.
vermörtelte Stoßfugen:
Tafel 4.6: Verformungskennwerte von KS-Mauerwerk mit Normalmauer-
fvlt 1 = fvk 0 + 0,6 ⋅ Dd (4.9) mörtel und Dünnbettmörtel nach DIN EN 1996-1-1/NA
Endkriech- Endwert der Wärme- E-Modul
unvermörtelte Stoßfugen:
zahl 1) Feuchte- ausdehnungs-
2 w∞ dehnung 2) koeffizient at
fvlt 1 = ⋅ fvk 0 + 0,6 ⋅ Dd (4.10)
3 [–] [mm/m] [10-6/K] [N/mm2]
mit Rechenwert
fvk0 Haftscherfestigkeit nach Tafel 4.5 1,5 -0,2 8 950 · fk
Dd Bemessungswert der zugehörigen Druckspannung an der Wertebereich
Stelle der maximalen Schubspannung. Für Rechteckquer- 1,0 bis 2,0 -0,3 bis -0,1 7 bis 9 800 bis 1.250 · fk
schnitte gilt Dd = NEd /A mit A nach Gleichung (4.11) 1)
Endkriechzahl w∞ = ∞ /el, mit c∞ als Endkriechmaß und el = s/E
2)
Endwert der Feuchtedehnung ist bei Stauchung negativ und bei Dehnung
Für die Bestimmung der maßgebenden Querschnittsfläche unter positiv angegeben. Ein negativer Endwert der Feuchtedehnung wird auch als
Berücksichtigung der überdrückten Wandlänge lc darf aufgrund Schwinddehnung bezeichnet.
37
5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
5 TRAGWERKSMODELLIERUNG UND SCHNITTGRÖSSEN vorhanden ist. Zudem müssen dann Ringbalken die Horizontallas-
ERMITTLUNG ten auf die aussteifenden Wände weiterleiten können.
mit Ringbalken
Bild 5.1: Formstabilität durch Anordnung von Ringbalken nach Leicher (2002)
39
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung
Bild 5.2: Günstige und ungünstige Anordnung von Wandscheiben im Grundriss nach Steinle, Hahn (1995)
40
5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
⎧
NEd ⎪ ≤ 0,2 + 0,1 ⋅ n für n<4
htot ⋅ ⎨ (5.1)
EI ⎪ ≤ 0,6 für n≥4
⎩ Aussteifungswand
mit
htot Gesamthöhe des Tragwerks ab der rechnerischen Einspan- Bild 5.4: Mitwirkende Breite von Querwänden in Aussteifungselementen
nebene
NEd Summe aller charakteristischen Vertikallasten (gk + qk)
des Gebäudes in Höhe der rechnerischen Einspannebene Länge ist. Öffnungen in den Querwänden mit den Abmessungen
(F = 1,0) kleiner h/4 oder l/4 dürfen vernachlässigt werden, anderenfalls
EI Summe der Biegesteifigkeit aller lotrechten aussteifenden sind sie als freies Wandende zu betrachten.
Bauteile im Zustand I, nach der Elastizitätstheorie, die in
der betrachteten Richtung wirken Die mitwirkende Breite einer Querwand darf nach DIN EN 1996-1-1/
n Anzahl der Geschosse ab der rechnerischen Einspann NA angenommen werden zu:
ebene
⎧h 5
⎪ tot
Bei unsymmetrischer Anordnung und daraus folgender größerer ⎪l 2 oder Wandende
Torsionsbeanspruchung der Aussteifungselemente kann zur Ab- beff = t + 2 ⋅ b0 mit b0 = min ⎨ s (5.2)
schätzung des Labilitätskriteriums näherungsweise auch die Glei- ⎪h 2
⎪6 ⋅ t
chung NA.5.18.1 aus DIN EN 1992-1-1/NA verwendet werden. ⎩ Querwand
Im Hinblick auf die räumliche Steifigkeit ist darauf zu achten, dass mit
alle tragenden und aussteifenden Wände mit den Decken kraft- t Wanddicke
schlüssig verbunden sind. Nach DIN EN 1996-1-1/NA, müssen b0 Mitwirkende Breite
die Wandscheiben entweder durch Reibung (Stahlbetondecken) htot Gesamthöhe der Aussteifungsscheibe
oder Zuganker (z.B. bei Holzbalkendecken) an die Deckenschei- ls Abstand zwischen mit der Querwand verbundenen
be angeschlossen sein. Im Allgemeinen ist die Verwendung von Aussteifungswänden
Pappen und Folien bei KS-Mauerwerk am Wandkopf unter den h Lichte Geschosshöhe.
Decken nicht erforderlich. Lediglich bei Deckenauflagern in Eck- tQuerwand Wanddicke der Querwand
bereichen (Aufschüsseln) und/oder unter der obersten Geschoss-
decke können diese sinnvoll sein. In diesem Fall müssen die Die Gesamthöhe der Aussteifungsscheibe wird durch htot be-
verwendeten Materialien nach DIN EN 1996-2/NA über eine schrieben, ls bezeichnet den Abstand zwischen mit der Querwand
hinreichende Oberflächenrauigkeit verfügen, um die Schubkräf- verbundenen Aussteifungswänden und h die lichte Geschoss
te übertragen zu können (z.B. besandete Bitumendachbahnen höhe. Bei Elementmauerwerk mit einem planmäßig verringerten
R 500). Überbindemaß von lol /hu < 0,4 darf nur 40 % der nach Gleichung
(5.2) ermittelten mitwirkenden Breite beff berücksichtigt werden.
5.2.4 Mitwirkende Breite angeschlossener Querwände
Nach DIN EN 1996-1-1/NA Abschnitt 5.5.3 dürfen an die Aus- 5.3 Schnittgrößen in aussteifenden Bauteilen infolge horizonta
steifungswände schubsteif angeschlossene Querwände bis zu ler Einwirkungen
einer bestimmten mitwirkenden Breite zur Aussteifung heran- 5.3.1 Allgemeines
gezogen werden (Bild 5.4). Für die Berechnung der Wandstei- Erfolgt die Gebäudeaussteifung durch Wandscheiben, L- oder
figkeit steht somit ein T-Querschnitt zur Verfügung. Eine derar- U-Querschnitte und/oder Kerne, werden für die Schnittgrößen
tige Berücksichtigung von Querwänden ist jedoch nur zulässig, ermittlung generell folgende idealisierenden Annahmen getrof-
wenn die Verbindung der Wandscheibe mit der Querwand in der fen:
Lage ist, die entsprechenden Schubkräfte aufzunehmen und
wenn die Querwand innerhalb der angenommenen mitwirkenden ll Die Decken werden als starre horizontale Scheiben betrach-
Breite nicht ausknicken kann. Eine Verbindung der Wände durch tet und übertragen die horizontalen Lasten ohne wesentliche
Flachstahlanker gilt nicht als schubsteifer Anschluss, vielmehr Formänderung auf die lotrechten aussteifenden Bauteile.
müssen die Wände verzahnt vermauert werden. Der Einfluss der
Schubverformungen kann vernachlässigt werden, wenn die Ge- ll Verformungen der Wandscheiben infolge Querkraftbeanspru-
samthöhe der Aussteifungsscheibe größer als deren zweifache chung können in der Regel unberücksichtigt bleiben.
41
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung
42
5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
yS
ordnung der Aussteifungswände und symmetrischem Lastangriff
entsprechend der jeweiligen Biegesteifigkeit der Einzelwände (EI) x
bezogen auf die Gesamtbiegesteifigkeit (EI ) erfolgen. Die auf Vk,i
xS
eine Wand i anzusetzenden Schnittgrößenanteile ergeben sich e
dann zu:
E i ⋅ Ii qk,i
M i = MG ⋅ n (5.4)
∑ E i ⋅ Ii
i =1
Bild 5.8: Ermittlung des Schubmittelpunktes im Gesamtsystem
Ei ⋅ Ii
Vi = VG ⋅ n
(5.5)
∑ Ei ⋅ Ii gleich dem Schwerpunkt der Wandträgheitsmomente (Bild 5.8)
i =1 und ergibt sich zu:
mit n
MG Resultierendes Biegemoment ∑ I x ,i ⋅ x i
VG Resultierende Horizontallasten x s = i =1 n (5.8)
Ei E-Modul der Einzelwände ∑ I x ,i
i =1
Ii Trägheitsmoment der Einzelwände
i Laufvariable Wand i n
∑ I y ,i ⋅ y i
Bestehen alle Wände aus gleichen Baustoffen und haben somit ys = i =1
n (5.9)
den gleichen E-Modul, vereinfachen sich die Gleichungen: ∑ I y ,i
i =1
Ii
M i = MG ⋅ n mit
∑ Ii Ix,i Trägheitsmoment in der x-Achse der Einzelwände
i =1 (5.6) Iy,i Trägheitsmoment in der y-Achse der Einzelwände
xi Abstand der Wand i in x-Richtung zum Koordinatenur-
Ii sprung
Vi = VG ⋅ n
∑ Ii yi Abstand der Wand i in y-Richtung zum Koordinatenur-
i =1 (5.7) sprung
i Laufvariable Wand i
mit
MG Resultierendes Biegemoment 5.4 Schnittgrößen infolge vertikaler Lasten auf tragende Bau
VG Resultierende Horizontallasten teile
Ii Trägheitsmoment der Einzelwände Generell sind die Schnittgrößen für die bemessungsrelevanten
i Laufvariable Wand i Lastfälle, die während der Nutzung und ggf. auch im Bauzustand
auftreten, unter Berücksichtigung der Teilsicherheits- und Kombi-
Die vorgenannten Gleichungen gelten jedoch nur bei symmet- nationsbeiwerte sowie der ungünstigsten Anordnung der Nutzlas-
rischen Grundrissen und symmetrischem Lastangriff. Es ist zu ten zu berechnen. Die Bestimmung der auf die Wand wirkenden
beachten, dass nach DIN EN 1991-1-4 neuerdings grundsätzlich Normalkräfte und Biegemomente infolge Eigenlasten und Nutz-
sowohl symmetrisch als auch unsymmetrisch angreifende Wind- lasten und erfolgt dabei auf der Grundlage der technischen Bie-
lasten als zwei getrennt zu untersuchende Lastfälle anzusetzen gelehre. DIN EN 1996-3/NA lässt hierzu im vereinfachten Berech-
sind. Bei unsymmetrischen Grundrissen oder exzentrischem nungsverfahren unter Beachtung der Anwendungsbedingungen
Lastangriff können die Horizontallasten auf den Schubmittel- starke Vereinfachungen bei der Schnittgrößenermittlung zu. Der
punkt des Gesamtsystems bezogen werden und die in den ein- wesentliche Vorteil des vereinfachten Berechnungsverfahrens
zelnen Wandscheiben auftretenden Kräfte wie bei einem sym- besteht darin, dass die Einspannung der Decken in die Wände
metrischen Aussteifungssystem berechnet werden. In diesem und die daraus resultierenden Knotenmomente nicht explizit be-
Fall kann die Verschiebung der starren Deckenscheiben aus rechnet werden müssen. Bei Anwendung des genaueren Berech-
einer Translation und einer Rotation zusammengesetzt werden. nungsverfahrens nach DIN EN 1996-1-1/NA ist eine aufwendigere
Der Drehruhepunkt (Schubmittelpunkt des Gesamtsystems) ist wirklichkeitsnähere Bestimmung der einwirkenden Schnittgrößen
43
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung
lx lx
l1 l1
ly ly
l1
l1
l1
l1
l1 l1
l2
l2
l3 l3
l2 l2
l2
l2
ly ly
l3
l3
l3
l3
l3
l3
l3 l3 lx
lx lx lx
l4 l4 lx <lx ly lx
l4
l4
lx < ly
l4
l4
Bild 5.10: Lastermittlung für eine Wand, die parallel zu einachsig ge Bild 5.11: Lastermittlung für die Wände bei zweiachsig gespannten De
spannten Decken verläuft cken
44
5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Aussenwand R
Aussenwand L
Innenwand M
ly
hältnis von Höhe zu Länge der Wandscheibe h/l zusätzlich vom
Beiwert beeinflusst (Bild 5.13).
h h'
λv = ψ ⋅ = (5.10)
l lx l l
mit
Beiwert zur Beschreibung der Momentenverteilung nach
Maßgebende Deckenspannweiten l1 bei ly < lx: Gleichung (5.12), Gleichung (5.13) bzw. (5.14)
Wand L l1 = l h Wandscheibenhöhe
}
Wand M l1 = l ; l2 =
2 •
l lx
h‘ Höhe der Ersatzwandscheibe
3 y 2 l Wandscheibenlänge
2 • ly
Wand R l1 = ly
3
Für die Ermittlung des Beiwerts wird ein Ausschnitt der nach-
zuweisenden Aussteifungswand mit der Höhe h und der Länge
l im bemessungsrelevanten Geschoss betrachtet (Bild 5.13).
Bild 5.12: Zur Ermittlung der maßgebenden Deckenspannweiten bei Der Faktor berücksichtigt die Lage des Momentennullpunktes,
zweiachsig gespannten Decken welcher sich je nach Exzentrizität des Lastangriffs am Wandkopf
( = 1), innerhalb ( < 1) oder oberhalb ( > 1) der betrachteten
Wandscheibe einstellt. Die Schubschlankheit hängt damit sowohl
5.5.2 Kragarmmodell mit Einspannebene in Höhe der Keller von der Bemessungssituation als auch von der Einwirkungskom-
decke bination ab. Die Höhe h‘ bezeichnet die sich ergebende Höhe
Das Kragarmmodell modelliert auf der sicheren Seite liegend der Ersatzwandscheibe (Bild 5.15). In Bild 5.13 wird deutlich,
die horizontal aussteifenden Wandscheiben als Kragarme dass eine Wandscheibe mit beliebiger Lastausmitte am Wand-
über die gesamte Gebäudehöhe bis zur Einspannebene (siehe kopf (links) durch den Beiwert in eine normierte Wandscheibe
DIN EN 1996-1-1/NA, NCI zu 6.1.2.2). Die Einspannung wird der Höhe h‘ überführt werden kann, die am Wandkopf zentrisch
dabei in der Regel in Höhe der Kellerdecke angenommen. Die belastet ist (eo = 0).
Exzentrizität der einwirkenden Normalkraft an der Einspannstelle
berechnet sich aus dem Quotienten des Bemessungswerts des Bei der Ermittlung der Lastausmitte am Wandkopf sind in der
einwirkenden Momentes MEwd um die starke Achse und dem maß- Regel die Last und deren Ausmitte aus der darüberliegenden
gebenden Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft NEd. Im Wandscheibe (Noben; eoben) sowie die Last und die entsprechende
Regelfall ist für den Nachweis der Minimalwert der einwirkenden Ausmitte aus der Deckenscheibe (NDe; eDe) zu berücksichtigen.
Normalkraft (NEd = 1,0 · NGk) bemessungsrelevant. Diese Ver-
fahrensweise unterscheidet sich gegenüber den Regelungen in
DIN 1053-1 nur insoweit, dass die Schnittgrößenermittlung jetzt
auf Bemessungswertniveau erfolgt. Bisher wurde die Bemessung
in den meisten Fällen auf Gebrauchslastniveau durchgeführt.
Außer den nunmehr anzusetzenden Lastkombinationen infolge N
der Verwendung des Teilsicherheitskonzepts sind hinsichtlich der +e
Schnittgrößenermittlung jedoch keine Unterschiede zwischen V
DIN 1053-1 und DIN EN 1996/NA zu beachten.
h'
45
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung
Die resultierende Ausmitte eo ergibt sich dann beispielsweise zung auf 0,5 gibt die praxisüblichen Verhältnisse wieder und
vereinfacht zu: setzt Versagen am Wandfuß voraus.
N oben ⋅ eoben + N De ⋅ eDe Es ist offensichtlich, dass der Tragwerksplaner durch Anwendung
eo = mit N o = N oben + N De (5.11)
No dieses Ansatzes die Schubschlankheit v mit einem geeigneten
Wert für die Exzentrizität eDe der vertikalen Last der Decke be-
mit einflussen kann. Mit der Annahme einer über die Gebäudehöhe
Noben Normalkräfte aus der über der Deckenebene angreifenden konstant wirkenden Horizontallast kann gezeigt werden, dass
Normalkraft die Ergebnisse des Kragarmmodells erhalten bleiben, wenn
eoben Exzentrizität der Normalkräfte aus der über der Decken = H/(2 · h) angesetzt wird, wobei H die Gebäudehöhe bezeich-
ebene angreifenden Normalkraft net. Bei identischer Stockwerkshöhe h ist die Höhe der betrach-
NDe Einwirkende Normalkraft der Decke teten Ersatzscheibe somit gleich der halben Bauwerkshöhe.
eDe Exzentrizität der Normalkraft der Decke
No Summe der Normalkräfte am Wandkopf Nach DIN EN 1996-1-1/NA kann der Faktor aus den Exzentri-
zitäten an Wandkopf und Wandfuß unter Vernachlässigung des
Am Wandkopf greift die Normalkraft No mit der Exzentrizität eo Eigengewichts der Wand (Nw 0) äquivalent zu Gleichung (5.12)
sowie eine Horizontallast V an. Damit lässt sich der Beiwert nach den Gleichungen (5.13) und (5.14) bestimmt werden.
nach Gleichung (5.12) bestimmen. Hierbei ist Noben die Summe 1
der Normalkräfte am Wandkopf und eoben die zugehörige Exzen- = > 0 für eu > eo (5.13)
eo
trizität aus der über der Deckenebene angreifenden Normalkraft 1−
(Bild 5.14b). NDe und eDe beschreiben die Normalkraft und die eu
Exzentrizität der Deckenlasten, Nw das Eigengewicht der Wand
1 eu eo
im betrachteten Geschoss. = > 0 für (5.14)
eu
1−
N o ⋅ eo eo
ψ = 1+ ≥ 0,5 mit N o = N oben + N De (5.12)
V ⋅h
mit
mit eo Exzentrizität am Wandscheibenkopf nach Gleichung (5.11)
No Summe der Normalkräfte am Wandkopf eu Exzentrizität am Wandscheibenfuß nach Gleichung (5.15)
eo Exzentrizität der Last am Wandkopf nach Gleichung (5.11)
V Horizontallast Die Lastexzentrizität eu am Wandfuß ergibt sich aus einer Gleich-
h Höhe der Wandscheibe gewichtsbetrachtung:
NDe NDe -e +e
V/2 V/2
Noben
NDe eoben
NDe
eDe
eo
V No
V
NDe NDe
H V V
NDe NDe
V V
h
M N V M N V
46
5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Für die Ermittlung des Beiwerts sind die Lastausmitten mit dem Kalksandstein-Wände werden im Regelfall zweiseitig gehalten
richtigen Vorzeichen einzusetzen (positiv in Richtung und Orien- bemessen. Nur bei sehr ungünstigen Lastfällen ist ggf. der An-
satz weiterer (seitlicher) Halterungen erforderlich. Notwendige
seitliche Halterungen müssen dann aber in den Ausführungsun-
terlagen deutlich gekennzeichnet werden, damit diese bei der
eo NDe Bauausführung als Sonderfall erkannt und die Wandanschlüsse
NDe = 2 ·NDe + NW auch entsprechend ausgebildet werden.
V
Überschreiten die Abstände der aussteifenden Querwände
2 ·V
ein gewisses Maß, so geht die aussteifende Wirkung verloren
(Bild 5.16, Bild 5.17, Bild 5.18). Eine Reduzierung der Knicklän-
NW ge von drei- und vierseitig gehaltenen Wänden ist daher nur bei
folgenden Abständen der Querwände möglich:
V
ll b 30 · t bei vierseitig gehaltenen Wänden
h'
mit
b, b‘ Abstand des freien Randes von der Mitte der aussteifen-
den Wand bzw. Mittenabstand der aussteifenden Wand
NW NW nach Bild 5.16, Bild 5.17 und Bild 5.18. Unabhängig von
h
47
freier Ra
t
ck e
• t
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 5 Tragwerksmodellierung
De 15 und Schnittgrößenermittlung
b'
h aussteifende Wand
(Querwand)
t b‘max = 15 • t
freier Rand
[cm] [m] t
t
11,5 1,73
17,5 2,63
cke •t
De 15
' 24 3,60 •t
b cke 0
30 4,50 De 3
b
36,5 5,48
h aussteifende Wand
(Querwand) t bmax = 30 • t
[cm] [m]
h
11,5 3,45
b) Vierseitig gehaltene Wand 17,5 5,25
aussteifende Wand
(Querwand) 24 7,20
t
30 9,00
36,5 10,95
aussteifende Wände
aussteifende Wand
(Querwand)
b' b' b
Bild 5.18: Abstände der aussteifenden Wände bei drei- und vierseitig
gehaltenen Wänden
48
5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Bild 5.19: Bedingungen für aussteifende Wände Bild 5.20: KS-Stumpfstoßtechnik, Regelausführung bei Annahme einer
drei- oder vierseitigen Halterung der tragenden Wand (Schichthöhe
25 cm)
annähernd gleichem Verformungsverhalten bestehen und diese Außenecken von Wänden ohne Erddruck) können stumpf gesto-
gleichzeitig im Verband hochgeführt werden. Anstelle des Ver- ßen werden, wobei die Anschlussfugen vermörtelt werden sollten.
bandes zwischen Längs- und Querwand darf die zug- und druck-
feste Verbindung aber auch durch andere konstruktive Maßnah- 5.7 Ermittlung der Knicklänge
men sichergestellt werden. Als solche gilt z.B. der Wandanschluss 5.7.1 Allgemeines
in Stumpfstoßtechnik. Beim Knicksicherheitsnachweis von Druckstäben werden die
Lagerungsbedingungen an den Stabenden über die Knicklänge
Um stumpf gestoßene Mauerwerkswände als drei- oder vierseitig hef erfasst. Das Knickproblem wird damit auf den sogenannten
gehalten bemessen zu können, ist die in Bild 5.20 angegebene Eulerfall II des gelenkig gelagerten Ersatzstabes zurückgeführt.
Regelausführung zu beachten. Grundsätzlich können alle Wandan- Dieses Prinzip lässt sich auch auf mehrseitig gehaltene Wände
schlüsse stumpf gestoßen werden. Es wird jedoch empfohlen, übertragen. Da im Mauerwerksbau das Ausknicken der Wände
die Außenecken von Kelleraußenwänden – auch unter Annah- nur zwischen den Geschossdecken erfolgen kann, wird dem
me zweiseitiger Halterung – aus konstruktiven Gründen immer Knicksicherheitsnachweis auf der sicheren Seite liegend die ver-
miteinander zu verzahnen. Alle übrigen Wandanschlüsse (auch einfacht abgeminderte lichte Geschosshöhe h zugrunde gelegt.
49
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung
5.7.2 Zweiseitig gehaltene Wände Tafel 5.1: Knicklängenbeiwert 2 zur Ermittlung der Knicklänge hef für
Für die Ermittlung der Knicklänge sind nach DIN EN 1996/NA zweiseitig gehaltene Wände im vereinfachten Berechnungsverfahren
im vereinfachten und im genaueren Berechnungsverfahren zwei Wanddicke Knicklängen- Erforderliche Mindestauf
geringfügig unterschiedliche Verfahren anzuwenden (Tafeln 5.1 t beiwert lagertiefe der Decke
und 5.2). Bei zweiseitig gehaltenen Wänden wird die Knicklänge 2 a
in beiden Berechnungsverfahren aber grundsätzlich mit der glei- [cm] [–] [cm]
chen Formel ermittelt: 17,5 0,75 a=t
17,5 < t < 24 0,90 a=t
hef = 2 • h (5.16)
24 t 25 0,90 a 17,5
mit > 25 1,00 –
hef Knicklänge
h Lichte Geschosshöhe
2 Knicklängenbeiwert nach
Tafel 5.2: Knicklängenbeiwert 2 zur Ermittlung der Knicklänge hef für
– Tafel 5.1 (vereinfachtes Berechnungsverfahren) bzw. zweiseitig gehaltene Wände im genaueren Berechnungsverfahren
– Tafel 5.2 (genaueres Berechnungsverfahren)
Exzentrizität Knicklängenbeiwert
Mit der so ermittelten Knicklänge der Wand errechnet sich die e 2
[–]
Wandschlankheit zu:
e t /6 0,75
h e t /3 1,0
= ef ≤ 27 (5.17)
t Zwischenwerte dürfen interpoliert werden.
e = Planmäßige Ausmitte des Bemessungswerts der Längsnormalkraft am
mit Wandkopf (ohne Berücksichtigung einer ungewollten Ausmitte)
hef Knicklänge
Eine Abminderung der Knicklänge ist jedoch nur zulässig, wenn folgende erfor-
t Wanddicke derliche Deckenauflagertiefen a auf der Wand gegeben sind:
t < 12,5 cm: a 10,0 cm
Nach DIN EN 1996 ist die Schlankheit auf 27 zu begrenzen. t 12,5 cm: a 2/3 · t
50
5 Tragwerksmodellierung und Schnittgrößenermittlung KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 5.3: Anpassungsfaktoren 3 und 4 zur Abschätzung der Knicklän Überschreitet der Abstand von aussteifenden Querwänden den
ge von Wänden aus Elementmauerwerk mit verringertem Überbinde zulässigen Grenzwert nach Bild 5.18, muss die Wand als zwei-
maß 0,2 lol /hu < 0,4 seitig gehalten angesetzt werden. Bild 5.22 veranschaulicht die
Elementgeometrie 0,5 0,625 1,0 2,0 mögliche Reduzierung der Knicklänge infolge einer seitlichen
hu /lu Halterung der Wand. Die schwarzen Kurven zeigen den Verlauf
3-seitige Halterung 3 1,0 0,90 0,83 0,75 des Knicklängenabminderungsbeiwerts 3 für dreiseitig gehal-
tene Wände bei unterschiedlichen Faktoren für die zweiseitig
4-seitige Halterung 4 1,0 0,75 0,67 0,60 gehaltene Wand. Die blauen Kurven zeigen den Verlauf der Bei-
hu = Steinhöhe werte für vierseitig gehaltene Wände. Es ist zu erkennen, dass
lu = Steinlänge bei größeren Verhältnissen h/b die Knicklängenbeiwerte schnell
relativ stark abnehmen.
mit Die Knicklänge hef ist für freistehende Wände stets größer als die
2 Knicklängenbeiwert nach Wandhöhe h. Für den Grenzfall NEd,0 = 0 (z.B. Einfassungsmau-
– Tafel 5.1 (vereinfachten Berechnungsverfahren) bzw. ern) ergibt sich aus Gleichung (5.21) hef = 1,15 · h (Bild 5.23).
– Tafel 5.2 (genauerem Berechnungsverfahren) Für den Fall, dass die freistehende Wand nur am Wandkopf durch
h Wandhöhe NEd,0 belastet und das Wandeigengewicht vernachlässigt wird
b, b‘ Abstand des freien Randes von der Mitte der aussteifen- (NEd,0 = NEd,u), gilt hef = 2 · h.
den Wand bzw. Mittenabstand der aussteifenden Wand
nach Bild 5.16, Bild 5.17 und Bild 5.18. Unabhängig von
der Lage eines vertikalen Schlitzes oder einer Aussparung
ist an ihrer Stelle ein freier Rand anzunehmen, wenn die
Restwanddicke kleiner als die halbe Wanddicke oder klei-
ner als 115 mm ist (siehe Kapitel 5.6). a) Last am Wandkopf b) Lotrechte c) Last am Wandkopf und
Linienlast lotrechte Linienlast
3, 4 Anpassungsfaktor zur Berücksichtigung der Eigenschaften
von großformatigen Steinen nach Tafel 5.3.
NEd,o NEd,o
NEd,o NEd,o
1,1
1,0 3 (2 = 1,0)
0,9 3 (2 = 0,9)
w
w
h
Bild 5.22: Knicklänge mehrseitig gelagerter Wände Bild 5.23: Knicklängen für freistehende Wände bei unterschiedlicher
Belastung
51
6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
6 BEMESSUNG von UNBEWEHRTEm MAUERWERK NACH DEM enthält DIN EN 1996-3/NA auch keine Regelungen zum Quer-
VEREINFACHTEN BERECHNUNGSVERFAHREN kraftnachweis. Voraussetzung für einen Verzicht auf den rech-
nerischen Nachweis der Aussteifung des Gebäudes ist, dass
6.1 Allgemeines und Anwendungsgrenzen die Geschossdecken als steife Scheiben ausgebildet sind bzw.
Ziel jeder Tragwerksbemessung ist es, die Einwirkungen, die auf statisch nachgewiesene, ausreichend steife Ringbalken vorhan-
ein Bauwerk und seine Bauteile wirken, wirklichkeitsnah zu er- den sind und dass in Längs- und Querrichtung des Gebäudes
fassen und deren sicheren Abtrag in den Baugrund nachzuwei- eine offensichtlich ausreichende Anzahl von genügend langen
sen. Dabei ist je nach Beanspruchungsart der Wände zwischen aussteifenden Wänden vorhanden ist, die ohne größere Schwä-
Platten- und Scheibenbeanspruchung zu unterscheiden. Einwir- chungen und ohne Versprünge bis auf die Fundamente geführt
kungen in Richtung der Wandebene erzeugen eine Scheibenbe- werden. Bei Elementmauerwerk mit einem planmäßigen Überbin-
anspruchung, Einwirkungen quer zur Mittelfläche führen zu einer demaß lol < 0,4 · hu (hu = Steinhöhe) ist bei einem Verzicht auf
Plattenbeanspruchung. den rechnerischen Nachweis der Aussteifung des Gebäudes die
ggf. geringere Schubtragfähigkeit bei hohen Auflasten zu berück-
Für die Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk stehen im sichtigen. Die Entscheidung, ob im konkreten Anwendungsfall
Eurocode 6 zwei Berechnungsverfahren zur Verfügung: auf einen Aussteifungsnachweis verzichtet werden kann, obliegt
dem planenden Ingenieur. Ist bei einem Bauwerk nicht von vorn-
ll Das vereinfachte Berechnungsverfahren herein erkennbar, dass dessen Aussteifung gesichert ist, so ist
nach DIN EN 1996-3/NA ein rechnerischer Nachweis der betreffenden Bauteile hinsicht-
lich Biege- und Querkrafttragfähigkeit in Scheibenrichtung nach
ll Das genauere Berechnungsverfahren dem genaueren Verfahren gemäß DIN EN 1996-1-1/NA zu führen.
nach DIN EN 1996-1-1/NA
Für die Anwendung des vereinfachten Berechungsverfahrens gel-
Die Grundlagen beider Berechnungsverfahren sind identisch. Die ten folgende Randbedingungen:
gleichzeitige Verwendung in einem Gebäude oder sogar innerhalb
eines Bauteils ist zulässig. So kann beispielsweise die Biegebe- ll Der Einfluss von Windlasten senkrecht zur Wandebene von
messung einer Wand mit dem vereinfachten Verfahren erfolgen, tragenden Wänden kann vernachlässigt werden, wenn eine
während der Querkraftnachweis nach dem genaueren Verfahren ausreichende horizontale Halterung am Wandkopf und -fuß
geführt wird. Auch kann der Nachweis am Wandkopf und am vorhanden ist. Die Auswirkung der Windlasten wird durch den
Wandfuß mit Hilfe des vereinfachten Verfahrens erfolgen und – vorhandenen Sicherheitsabstand zwischen einwirkenden und
falls der Nachweis gegen Knicken in Wandmitte mit diesem nicht widerstehenden Schnittgrößen abgedeckt.
gelingt – hierfür das genauere Verfahren angewendet werden.
ll Bestimmte Beanspruchungen, z.B. Biegemomente aus De-
Die Anwendung des genaueren Berechnungsverfahrens nach ckeneinspannungen und ungewollte Ausmitten beim Knick-
DIN EN 1996-1-1/NA ist insbesondere in zwei Fällen angebracht. sicherheitsnachweis müssen nicht expliziet berücksichtigt
Zum einen muss es angewendet werden, wenn die nachfolgend werden, sondern sind in der Modellierung des Bemessungs
genannten Randbedingungen zur Anwendung des vereinfachten verfahrens enthalten oder durch konstruktive Regeln abge-
Berechnungsverfahrens nicht eingehalten sind. Zum anderen kön- deckt. Voraussetzung ist, dass in halber Geschosshöhe der
nen durch den genaueren Nachweis teilweise erheblich höhere Wand nur Biegebeanspruchungen aus der Deckenverdrehung
rechnerische Tragfähigkeiten bei Biegebeanspruchung ausge- oder teilweise aufliegenden Decken und aus Windlasten auf-
nutzt werden. Hierbei muss allerdings eine ggf. recht aufwendige treten.
Schnittgrößenermittlung in Kauf genommen werden, da sowohl
die Ermittlung der Knotenmomente als auch die rechnerische ll Greifen abweichend von den vorgenannten Randbedingungen
Berücksichtigung von Windlasten erforderlich ist. an tragenden Wänden zu berücksichtigende horizontale Las
ten an, so ist der Tragwiderstand nach DIN EN 1996-1-1/NA
Das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA mit dem genaueren Berechnungsverfahren nachzuweisen.
ermöglicht den statischen Nachweis der meisten in der Praxis im
Mauerwerksbau auftretenden Problemstellungen auf der Basis ll Ein Versatz der Wandachsen infolge einer Änderung der
von Bemessungsschnittgrößen im Grenzzustand der Tragfähigkeit Wanddicken gilt dann nicht als größere Ausmitte, wenn der
innerhalb kürzester Zeit und ohne großen Aufwand. Wesentlicher Querschnitt der dickeren tragenden Wand den Querschnitt
Vorteil hierbei ist, dass die auf die Wand einwirkenden Biege- der dünneren tragenden Wand umschreibt.
beanspruchungen aus exzentrisch angreifenden Vertikallasten
und Wind bereits in stark vereinfachter Form über die Randbe- Aufgrund der genannten Randbedingungen ist die Anwendung des
dingungen im Bemessungsverfahren berücksichtigt sind. Daher vereinfachten Berechnungsverfahrens nur unter bestimmten Vo-
kann auf eine detaillierte Schnittgrößenermittlung verzichtet wer- raussetzungen zulässig. Die Voraussetzungen für die Anwendung
den. Im Gegensatz zu DIN 1053-1 darf das vereinfachte Berech- des vereinfachten Verfahrens sind:
nungsverfahren nun auch bei teilweise, d.h. nicht über die volle
Wanddicke aufliegenden Decken angewendet werden. ll Die Anwendungsgrenzen nach Tafel 6.1 sind eingehalten.
Ein weiterer Vorteil des vereinfachten Berechnungsverfahrens ll Gebäudehöhe über Gelände hm 20 m. Diese Einschränkung
liegt darin, dass die Querkrafttragfähigkeit in Plattenrichtung ist auch erforderlich, um im Regelfall auf einen rechnerischen
nicht gesondert nachzuweisen ist. In der Regel kann zudem – Nachweis der Gebäudeaussteifung verzichten zu können. Als
wie auch im genaueren Verfahren – auf einen rechnerischen Gebäudehöhe darf bei geneigten Dächern das Mittel von First-
Nachweis der Gebäudeaussteifung verzichtet werden. Daher und Traufhöhe angenommen werden.
53
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
ll Stützweite der angrenzenden Decken lf 6,0 m, sofern die Tafel 6.1: Anwendungsgrenzen für das vereinfachte Berechnungsverfah-
Biegemomente aus dem Deckendrehwinkel nicht durch kon- ren nach DIN EN 1996-3/NA
struktive Maßnahmen, z.B. Zentrierleisten, begrenzt werden. Voraussetzungen
Bei größeren Stützweiten treten infolge der Einspannung der
Decken in die Wände erhöhte Kantenpressungen gegenüber Wand- Lichte Aufliegende Decke
einer zentrischen Belastung auf, die im vereinfachten Nach- Bauteil dicke Wandhöhe
t h Stützweite Nutzlast 1)
weis nicht mehr abgedeckt sind. Bei zweiachsig gespannten lf qk
Decken ist für die Länge lf die kürzere der beiden Stützwei-
[mm] [m] [m] [kN/m2]
ten anzusetzen.
1 Tragende 115
ll Das Überbindemaß lol muss mindestens 0,4 · hu (hu = Stein- Innenwände 2,75
< 240 6,00 5
höhe) und mindestens 45 mm betragen. Nur bei Elementmau-
erwerk darf das Überbindemaß lol auch 0,2 · hu, mindestens 2 240 –
aber 125 mm betragen. 3 Tragende 115 2)
Außenwände
ll Die Deckenauflagertiefe a muss mindestens die halbe und < 150 2)
3
Wanddicke (t /2), jedoch mehr als 100 mm betragen. Bei ei- 4 zweischalige 150
ner Wanddicke t = 365 mm darf die Mindestdeckenauflager- Haustrenn- 2,75
wände < 175 6,00
tiefe auf 0,45 · t reduziert werden.
5 175
ll Für den Nachweis von Kellerwänden gelten die Vorausset- < 240 5
zungen nach Kapitel 6.7.2.
6 240 # 12 • t
ll Freistehende Wände sind nach DIN EN 1996-1-1/NA nach- 1)
Einschließlich Zuschlag für nicht tragende innere Trennwände
zuweisen. 2)
Als einschalige Außenwand nur bei eingeschossigen Garagen und vergleich-
baren Bauwerken, die nicht zum dauernden Aufenthalt von Menschen vorge-
sehen sind;
Mauerwerksbauten des üblichen Hochbaus liegen in aller Regel als Tragschale zweischaliger Außenwände und bei zweischaligen Haustrenn-
innerhalb des genannten Anwendungsbereiches des vereinfach- wänden bis maximal zwei Vollgeschossen zuzüglich ausgebautes Dachge-
ten Verfahrens. In Bild 6.1 sind die zulässigen Wandhöhen und schoss; aussteifende Querwände im Abstand # 4,50 m bzw. Randabstand
von einer Öffnung # 2,0 m
Verkehrslasten auf den Decken in Abhängigkeit der Wanddicke
dargestellt.
Bild 25: Vorraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens gemäß
DIN 1053-100, Abschnitt 8 ‑ a) Innenwände, b) Tragschale von zweischaligen Außenwänden, c)
einschalige Außenwände, d) zweischalige Haustrennwände
Einschalige Außenwände Zweischalige Haustrennwände
t = 15,0 cm; h
Bild 6.1: Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens gemäß DIN EN 1996-3/NA
54
6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
55
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
Tafel 6.2: Erforderliche charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk nach dem stark vereinfachten Verfahren nach DIN EN 1996-3/NA Anhang A
Erforderliche charakteristische Druckfestigkeit fk nach dem stark vereinfachten Verfahren nach DIN EN 1996-3/NA Anhang A [N/mm²]
nEd für 18 sowie für teilaufliegende Decken für Decken mit geringer Auflast (Dachgeschoss)
[kN/m] (a/t 2/3 und t 36,5 cm) und generell für 18 < 21
( = 0,50) ( = 0,33)
Wanddicke t [cm] Wanddicke t [cm]
11,5 15,0 17,5 20,0 24,0 30,0 36,5 11,5 15,0 17,5 20,0 24,0 30,0 36,5
50 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 2,4 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8
75 2,4 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 3,5 2,7 2,3 2,1 1,8 1,8 1,8
100 3,1 2,4 2,1 1,8 1,8 1,8 1,8 4,7 3,6 3,1 2,7 2,3 1,8 1,8
125 3,9 3,0 2,6 2,3 1,9 1,8 1,8 5,9 4,5 3,9 3,4 2,8 2,3 1,9
150 4,7 3,6 3,1 2,7 2,3 1,8 1,8 7,0 5,4 4,6 4,1 3,4 2,7 2,2
175 5,4 4,2 3,6 3,1 2,6 2,1 1,8 8,2 6,3 5,4 4,7 3,9 3,2 2,6
200 6,2 4,8 4,1 3,6 3,0 2,4 2,0 9,4 7,2 6,2 5,4 4,5 3,6 3,0
225 7,0 5,3 4,6 4,0 3,4 2,7 2,2 10,5 8,1 6,9 6,1 5,1 4,1 3,3
250 7,7 5,9 5,1 4,5 3,7 3,0 2,5 11,7 9,0 7,7 6,7 5,6 4,5 3,7
275 8,5 6,5 5,6 4,9 4,1 3,3 2,7 12,8 9,9 8,5 7,4 6,2 5,0 4,1
300 9,3 7,1 6,1 5,3 4,5 3,6 3,0 14,0 10,7 9,2 8,1 6,7 5,4 4,4
350 10,8 8,3 7,1 6,2 5,2 4,2 3,4 16,3 12,5 10,7 9,4 7,8 6,3 5,2
400 12,3 9,5 8,1 7,1 5,9 4,8 3,9 – 14,3 12,3 10,7 9,0 7,2 5,9
450 13,9 10,6 9,1 8,0 6,7 5,3 4,4 – 16,1 13,8 12,1 10,1 8,1 6,6
500 15,4 11,8 10,1 8,9 7,4 5,9 4,9 – – 15,3 13,4 11,2 9,0 7,4
600 – 14,2 12,2 10,6 8,9 7,1 5,9 – – – 16,1 13,4 10,7 8,8
700 – 16,5 14,2 12,4 10,3 8,3 6,8 – – – – 15,6 12,5 10,3
800 – – 16,2 14,2 11,8 9,5 7,8 – – – – – 14,3 11,8
900 – – – 15,9 13,3 10,6 8,8 – – – – – 16,1 13,2
1.000 – – – – 14,8 11,8 9,7 – – – – – – 14,7
Voraussetzungen zur Anwendung: Einhaltung der Anwendungsbedingungen des stark vereinfachten Berechnungsverfahrens nach DIN EN 1996-3/NA Anhang A
Weitere Anwendungsbedingungen: Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk 1,8 N/mm2
56
6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Die Ausnutzung der Wand kann erhöht werden, wenn der Nach- b) Abminderungsbeiwert 2 zur Berücksichtigung des Ein-
weis an der jeweiligen Bemessungsstelle (Wandkopf, Wandmitte, flusses der Wandschlankheit
Wandfuß) mit der jeweils zugehörigen einwirkenden Normalkraft Der Abminderungsbeiwert 2 berücksichtigt den Schlankheitsein-
NEd sowie dem zugehörigen Abminderungsbeiwert geführt wird. fluss (Momente nach Theorie II. Ordnung) auf die Tragfähigkeit
der Wand. Er wird ermittelt mit:
a) Abminderungsbeiwert 1 zur Berücksichtigung des Ein- 2
⎛ a ⎞ ⎛ h ⎞
flusses der Deckenverdrehung F22 = 0,85 ⋅ ⎜ ⎟ − 0,0011 ⋅ ⎜
ef
⎟ (6.9)
Bei der Bestimmung der aufnehmbaren Normalkraft wird im ⎝ t ⎠ ⎝ t ⎠
vereinfachten Berechnungsverfahren von einem annähernd zen- mit
trischen Lastangriff am Wandkopf ausgegangen. Der Abminde- a/t Verhältnis von Deckenauflagertiefe zur Dicke der Wand; bei
rungsbeiwert 1 berücksichtigt eine exzentrische Lasteinleitung KS-Mauerwerk mit voll aufliegender Decke ist a/t = 1,0
infolge der Deckenverdrehung am Endauflager auf Außen- oder hef Knicklänge der Wand nach Kapitel 5.7
Innenwänden und wird in Abhängigkeit von der Deckenstützweite t Wanddicke
lf und der charakteristischen Mauerwerksdruckfestigkeit fk be-
rechnet. Bei teilweise aufliegenden Decken wird die Exzentrizität Der Verlauf der Traglastminderung von Mauerwerkswänden in Ab-
der Auflast ebenfalls über den Abminderungsbeiwert erfasst. Für hängigkeit der Schlankheit ist in Bild 6.4 dargestellt. Eine wich-
Mauerwerk mit Druckfestigkeiten fk 1,8 N/mm2 gilt: tige Voraussetzung bei Anwendung des Abminderungsbeiwerts
2 ist, dass entsprechend den Anwendungsvoraussetzungen des
lf a vereinfachten Berechnungsverfahrens in halber Geschosshöhe
Φ11 = 1,6 − ≤ 0,9 ⋅ (6.7)
6 t tatsächlich nur Biegemomente aus Knotenmomenten infolge De-
ckeneinspannung und aus Windlasten vorhanden sind. Greifen
mit größere horizontale Lasten (z.B. infolge Fahrzeuganprall) an, ist
lf Stützweite der Decke; bei zweiachsig gespannten Decken der Knicksicherheitsnachweis mit dem genaueren Berechnungs-
ist lf die kürzere der beiden Stützweiten verfahren zu führen.
a/t Verhältnis von Deckenauflagertiefe zur Dicke der Wand; bei
KS-Mauerwerk mit voll aufliegender Decke ist a/t = 1,0 c) Vergleich des Abminderungsbeiwerts 2 mit dem stark ver-
einfachten Verfahren
Bei Decken über dem obersten Geschoss (Dachdecken) gilt all- Die Abminderungsbeiwerte 2 (nach Kapitel 6.3.3) und (nach
gemein: Kapitel 6.3.2) bei vollaufliegender Decke sind in Bild 6.5 darge-
stellt. Es wird deutlich, dass in allen Schlankheitsbereichen die
1 = 0,333 (6.8) stark vereinfachte Ermittlung des Abminderungsbeiwerts nach
Anhang A von DIN EN 1996-3/NA auf der sicheren Seite liegt.
Wird die Traglastminderung infolge Deckenverdrehung durch
konstruktive Maßnahmen, z.B. Zentrierleisten mittig unter dem Für die teilweise aufliegende Decke können die beiden Verfah-
Deckenauflager, vermieden, so gilt unabhängig von der Decken- ren bei einem Verhältnis Wanddicke zu Deckenauflagertiefe
stützweite bei teilweise aufliegender Deckenplatte 1 = 0,9 · a/t a/t = 2/3 verglichen werden, da DIN EN 1996-3/NA Anhang A
bzw. 1 = 0,9 bei vollaufliegender Deckenplatte. Bei Verwendung diese Mindestauflagertiefe (a/t 2/3) fordert und gleichzeitig
von streifenförmigen Zentrierlagern ist die konzentrierte Lastein- eine Mindestwanddicke von t 36,5 cm bei einer maximalen
leitung als Teilflächenpressung nach Kapitel 7.6 nachzuweisen. lichten Wandhöhe von h = 3,0 m notwendig ist. Damit ergibt sich
die maximal zulässige Wandschlankheit von = 8,2. Bild 6.6 ver-
Den Verlauf der Traglastminderung von Mauerwerkswänden in deutlicht, dass auch in diesem Fall die stark vereinfachte Ermitt-
Abhängigkeit der Deckenstützweite zeigt Bild 6.3. lung des Abminderungsbeiwerts in allen Schlankheitsbereichen
auf der sicheren Seite liegt.
1 1,0
1,ZD = 0,9 1,ZD = 1,6 - lf /6
0,9 0,9 a/t = 1,0
Abminderungsbeiwert 1
Abminderungsbeiwert 2
Bild 6.3: Abminderungsbeiwert 1 für Zwischendecken (ZD) und Bild 6.4: Abminderungsbeiwert 2 in Abhängigkeit von der Schlankheit
Dachdecken (DD) in Abhängigkeit von der Deckenstützweite lf (hef /t ) bei verschiedenen Verhältnissen der Auflagertiefe a/t
(gilt für fk 1,8 N/mm2 und a/t = 1,0)
1,0
ert und 2
2 Abminderungsbeiwer
0,7
0,6
0,5
KALKSANDSTEIN
0,4 – Statikhandbuch 6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
0,3
0,2
1,0
0,1
0,9 a/t = 1,0
0,0
0,8 a/t = 0,66
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22a/t24= 0,5
26 28
Abminderungsbeiwert
0,7
0,6 = hef / t
0,5
0,4
6.4 Nachweis der Mindestauflast
0,3
In DIN EN 1996-3 ist für windlastbeanspruchte Wände als zusätz-
0,2
liche Anwendungsbedingung ein Nachweis der Mindestwanddi-
1,0 cke für tragendes Mauerwerk enthalten, der gemäß Nationalem
und 2
0,1
0,9 DIN EN 1996-3/NA 4.2.2.3
0,0 (NA.5) Anhang in Deutschland nicht geführt werden muss. Stattdessen
0,8
0,7 0 2 4 6 8 10 12 14 DIN
16 EN181996-3/NA
20 22 24Anhang
26 A28 wird gemäß A2-Änderung zum Nationalen Anhang für Wände, die
Abminderungsbeiwert
0,6 = hef / t als Endauflager für Decken oder Dächer dienen und durch Wind
0,5 beansprucht werden, ein ergänzender Nachweis in ähnlicher Form
0,4 gefordert. Danach darf der Nachweis der Mindestauflast verein-
0,3 facht nach Gleichung (6.11) in Wandmittenhöhe erfolgen, sofern
0,2 kein genauerer Nachweis erfolgt. Ist dieser Nachweis nicht erfüllt,
0,1
1,0 können die betreffenden Wände bzw. Wandabschnitte auf der si-
2
0 2 4 6 8 10 12 14 (NA.5) 16 18 20 22 24 26 28
0,8
= hef DIN
/ t EN 1996-3/NA Anhang A Tafeln 8.2 bis 8.4 bemessen und ausgeführt werden.
0,7
Abminderungsbeiwert
0,6
0,5 In üblichen Fällen wird der Nachweis wenn überhaupt nur bei
0,4 parallel zu langen Wandabschnitten ohne Öffnungen spannenden
1,0Abminderungsbeiwert 2 (nach Kapitel 6.3.3) im Vergleich zu
Bild 6.5:
0,3 Dachdecken mit entsprechend geringen Auflasten erforderlich,
und 2
0,9
dem Abminderungsbeiwert
0,2 (nacha/t = 0,66 nach DIN EN 1996-3/
Kapitel 6.3.2) bei vollaufliegender wobei dann üblicherweise eine Lasteinzugsbreite der Decke von
NA 4.2.2.3 (NA.5)
0,8
Decke0,1 1 m angesetzt werden kann. Zudem bezieht sich der Nachweis
a/t = 0,66 nach DIN EN 1996-3/NA
0,0
0,7 auf zweiseitig oben und unten gehaltene Wände, so dass bei
Abminderungsbeiwert
0 2 4 6 8 10 12Anhang
14 16 A 18 20 22 24 26 28
0,6
kraftschlüssig angeschlossenen Querwänden, insbesondere an
0,5 = hef / t
den Gebäudeecken, die Ableitung der Windlast ohnehin gege-
0,4
0,3 ben ist. Bei Pfeilern zwischen Fensteröffnungen ist der Nach-
0,2 weis durch die Lastkonzentration in der Regel ebenfalls immer
1,0
0,1 erfüllt.
2
0 2 4 6 8 10 12NA 14
4.2.2.3
16 (NA.5)
18 20 22 24 26 28
0,8 Soll der Nachweis zur Überprüfung trotzdem geführt werden,
a/t = 0,66 nach DIN EN 1996-3/NA
0,7 = h / t muss der charakteristische Wert der ständigen Einwirkungen NGk
Anhang
ef A
0,6 größer als eine zu bestimmende Mindestauflast sein. Beim An-
0,5 satz der ständigen Einwirkungen dürfen neben dem Eigengewicht
0,4
der Stahlbeton-Dachdecke auch Attiken mit angesetzt werden.
0,3
Der Nachweis ist zudem in Wandmittenhöhe zu führen, so dass
0,2
0,1
das Eigengewicht der halben Wand – bei Kalksandstein-Mauer-
0,0 werk in der Regel MW = 14,0 kN/m3 bis 20,0 kN/m3 – zuzüglich
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 Putz ebenfalls angerechnet werden darf. Auch ständige Lasten
= hef / t dürfen angesetzt werden.
2
⎛ h ⎞ 3 ⋅ w k ⋅ g Q ⋅ h ⋅ l
NEd,min = 1,0 ⋅ NGk = 1,0 ⋅ ⎜NGk,Decke + ⋅ t ⋅ l ⋅ g MW ⎟ ≥
⎝ 2 ⎠ ⎛ h ⎞⎟
d) Tragfähigkeitstabellen für das vereinfachte Berechnungsver- 16 ⋅ ⎜ a −
⎝ 300 ⎠
fahren
Nachfolgend werden auf Grundlage des vereinfachten Berech- (6.11)
nungsverfahrens ermittelte Tragfähigkeitstabellen angegeben.
Mit Hilfe der Wanddicke t, der lichten Höhe h, der Deckenspann- mit
weite lf sowie der Art der Deckenauflagerung kann ein Tafelwert NGk Charakteristischer Wert der ständigen Einwirkungen
abgelesen werden, mit welchen nach Gleichung (6.10) die zu- NGk,Decke Charakteristischer Wert der ständigen Einwirkungen am
lässige aufnehmbare Normalkraft nRd in kN je lfd. m schnell und Wandkopf (z.B. aus der Dachdecke, Attika und ggf. Aus-
wirtschaftlich bestimmt werden kann. baulasten)
h Lichte Wandhöhe
⎡ kN ⎤ ⎡ N ⎤ MW Wichte des Mauerwerks nach Tafel 3.1
nRd ⎢ ⎥ = Tabellenwert ⋅ fk ⎢ (6.10)
⎣ m ⎦ ⎣ mm2 ⎥⎦ wk Charakteristische Windlast nach Kapitel 3.2.3
Q Teilsicherheitsbeiwert für die veränderliche Einwirkung
mit nach Kapitel 3.3
Tabellenwert Wert zur Berechnung der aufnehmbaren Normal- l Wandlänge
kraft nRd je lfd. m nach Tafel 6.3 a Deckenauflagertiefe (bei voll aufliegender Decke ist
fk Charakteristischer Wert der Mauerwerksdruck a = t zu setzen)
festigkeit nach Kapitel 4.2 in N/mm2
58
6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 6.3: Tabellenwerte zur Berechnung der zulässigen Normalkraft nRd [kN/m] nach DIN EN 1996-3/NA – vereinfachtes Berechnungsverfahren
Tabellenwerte zur Berechnung der zulässigen Normalkraft nRd
Wand Lichte Innenwand Außenwand – Geschossdecke Außenwand – Dachdecke
dicke Wandhöhe Vollaufliegende Decke a/t = 1,0 a/t = 2/3 a/t = 1,0 a/t = 2/3
t
Deckenspannweite lf [m]
4,50 5,00 5,50 6,00 6,00 6,00 6,00
11,5 36 36 – 1) 21 – 1)
15,0 57 57 51 21 28 21
17,5 71 71 67 59 33 33 33
20,0 h 2,50 m 80 80 77 68 44 37 37
24,0 102 102 92 81 60 45 45
30,0 131 131 130 116 102 82 56 56
36,5 165 165 158 141 124 105 68 68
11,5 32 32 – 1) 21 – 1)
15,0 54 54 51 16 28 16
17,5 69 69 67 59 28 33 28
20,0 h 2,75 m 77 77 77 68 40 37 37
24,0 99 99 92 81 56 45 45
30,0 128 128 116 102 79 56 56
36,5 162 162 158 141 124 103 68 68
24,0 96 – 2) – 2) – 2) – 2)
30,0 h 3,00 m 125 125 116 102 76 56 56
36,5 160 160 158 141 124 100 68 68
24,0 93 – 2) – 2) – 2) – 2)
30,0 h 3,25 m 122 122 116 102 73 56 56
36,5 157 157 141 124 97 68 68
24,0 89 – 2) – 2) – 2) – 2)
30,0 h 3,50 m 119 119 116 102 69 56 56
36,5 154 154 141 124 95 68 68
24,0 86 – 2) – 2) – 2) – 2)
30,0 h 3,75 m 115 – 2) – 2) – 2) – 2)
36,5 151 151 141 124 92 68 68
Voraussetzungen zur Anwendung:
– Einhaltung der Anwendungsbedingungen des vereinfachten Berechnungsverfahrens nach DIN EN 1996-3/NA
Weitere Anwendungsbedingungen:
– Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk 1,8 N/mm2
– Abminderung der Knicklänge durch flächenaufgelagerte Stahlbetondecken ist bereits integriert (Annahme: zweiseitige Halterung)
(Dunkelblau hinterlegte Werte: Maßgebend ist 1 – Traglastabminderung infolge Deckenverdrehung)
Anwendung:
nRd [kN/m] = Tabellenwert · fk [N/mm2]
1)
Nicht zulässig, da Mindestauflagertiefe nicht eingehalten
2)
Nicht zulässig, da h > 12 · t
59
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
Tafel 6.4 Minimal erforderliche Auflast [kN/m] in Abhängigkeit der Windlast sowie der Wanddicke nach DIN EN 1996-3/NA
Windlast Minimal erforderliche Auflast [kN/m] bei einer Wandhöhe von h [m]
Bei einer Gebäudehöhe H in den Grenzen von
wd 2,50 2,75
Wanddicke t [cm] Wanddicke t [cm]
H 10 m 10 m < H 18 m [kN/m2]
15,0 17,5 20,0 15,0 17,5 20,0
WZ 1 Binnenland – 0,6 5,0 4,2 3,7 6,0 5,1 4,5
WZ 2 Binnenland WZ 1 Binnenland 0,8 6,6 5,6 4,9 8,1 6,8 5,9
WZ 3 Binnenland;
WZ 2 Küste und Inseln der WZ 2 Binnenland 1,0 8,3 7,0 6,1 10,1 8,6 7,4
Ostsee
WZ 4 Binnenland WZ 3 Binnenland 1,1 9,1 7,7 6,7 11,1 9,4 8,2
WZ 2 Küste und Inseln
– 1,2 9,9 8,4 7,3 12,1 10,3 8,9
der Ostsee
WZ 3 Küste und Inseln der
– 1,3 10,8 9,1 7,9 13,1 11,1 9,7
Ostsee
WZ 4 Binnenland;
– WZ 3 Küste und Inseln 1,4 11,6 9,8 8,6 14,1 12,0 10,4
der Ostsee
WZ 4 Küste Nord- und Ostsee
– 1,5 12,4 10,5 9,2 15,1 12,8 11,1
und Inseln der Ostsee
WZ4 Küste Nord- und
WZ 4 Inseln der Nordsee Ostsee und Inseln der 1,7 14,1 12,0 10,4 17,1 14,5 12,6
Ostsee
1)
Die Bemessungswindlast wd wurde mit einem Teilsicherheitsbeiwert für die Windlast von Q = 1,5 sowie einem aerodynamischen Außendruckbeiwert von cpe,10 = 0,8
ermittelt. Damit werden die Druckbereiche B, C, D und E (siehe Abschnitt Tafel 3.2.3) abgedeckt. Der Bereich A mit erhöhtem aerodynamischem Außendruckbeiwert
liegt in üblichen Fällen nur an den Wandecken im Bereich von haltenden Querwänden und ist für die Ermittlung der erforderlichen minimalen Auflast nicht bemes-
sungsrelevant.
60
6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
schub, welche der Gebäudeaussteifung dienen. Voraussetzung die auftretenden Horizontalkräfte aus Erddruckbeanspruchung
für den Entfall des rechnerischen Aussteifungsnachweises ist in der Wand sicher weiterleiten. Bei seitlich höher belasteten
jedoch, dass sich der Tragwerksplaner davon überzeugt, dass für Wänden empfiehlt sich aufgrund des guten Haftscherverbundes
die Gebäudeaussteifung eine offensichtlich ausreichende Anzahl die Anwendung von Dichtungsschlämmen.
genügend langer Wandscheiben vorhanden ist. Bei Kellerwänden
deckt der Nachweis der Biegetragfähigkeit ebenfalls den Nach- Aufgrund der vielfach geringen Auflast und der kleinen Biegezug-
weis auf Plattenschub ab. festigkeit von Mauerwerk senkrecht zur Lagerfuge ist ein einach-
siger Lastabtrag über Biegung mit Normalkraft entsprechend der
6.6 Nachweis der Gebrauchstauglichkeit in Kapitel 6.3 angegebenen Nachweismethodik bei Kellerwänden
Der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit von unbewehrten Mauer häufig nicht möglich. Das Tragverhalten von erddruckbelasteten
werkswänden gilt grundsätzlich als erfüllt, wenn die Nachweise Kellerwänden muss daher über eine Bogentragwirkung model-
im Grenzzustand der Tragfähigkeit mit dem vereinfachten Berech- liert werden. Möglichkeiten verschiedener Bogentragwirkungen
nungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA geführt werden. zeigt Bild 6.8.
6.7 Kelleraußenwände Zur Ausbildung eines in der Wand zwischen dem Fundament und
6.7.1 Beanspruchung und Tragverhalten der aufliegenden Kellerdecke liegenden Druckbogens muss dem
Kellerwände tragen die vertikalen Lasten aus den Geschoss Bogenschub eine hinreichende Auflast entgegenwirken. Gerade
decken und den aufgehenden Wänden über die Fundamente in bei Kellerwänden mit geringen Auflasten und hoher Erdanschüt-
den Baugrund ab. Durch die Erdanschüttung ergibt sich zusätz- tung wird diese Gleichgewichtsbedingung maßgebend. Um die
lich eine horizontale Beanspruchung der Kelleraußenwände. Eine zur Sicherstellung der Bogentragwirkung erforderliche Auflast
ungünstige Einwirkungskombination mit hohen Horizontallasten am Wandkopf zu reduzieren, kann z.B. die Dicke der Kellerwand
und geringen Vertikallasten tritt z.B. bei Einfamilienhäusern im erhöht und somit der Bogenstich vergrößert werden.
Wohnzimmer des Erdgeschosses mit großen Fensterflächen oder
bei leichten Fertighäusern auf. Weitere konstruktive Maßnahmen zur Änderung des Lastabtra-
gungssystems für Kelleraußenwände können Bild 6.8 entnom-
Ungünstige Verhältnisse können auch bereits im Bauzustand ent- men werden. Bei hinreichend kleinem Abstand aussteifender
stehen, wenn unmittelbar nach dem Betonieren der Kellerdecke Querwände kann bei Kelleraußenwänden auch ein zweiachsiger
mit der Bodenverfüllung des Arbeitsraums begonnen wird. Das Lastabtrag aktiviert werden. Zur Sicherstellung der zugehörigen
Verfüllen des Erdreichs an die Kelleraußenwand darf daher erst horizontalen Bogentragwirkung ist die Aufnahme der Horizon-
nach Fertigstellung der Kellerdecke und bei dem durch den Pla-
ner vorgegebenen Baufortschritt zur Gewährleistung der minimal
erforderlichen Auflast auf die Kellerwand erfolgen. Beim Verfüllen
sind Verdichtungsgeräte mit geringer Verdichtungsenergie zu ver- Statisches System Erfor- Bemerkungen
wenden. Es ist lagenweise zu verdichten oder es sind zusätzliche derliche
Abstützungen der Wand für den Bauzustand auszuführen. Auflast am
Wandkopf
Erfolgt der Nachweis der Kellerwand vereinfacht nach DIN EN 1996-
3/NA, ist sicherzustellen, dass bei der Verfüllung und Verdichtung 1)
des Arbeitsraums nur nichtbindiger Boden nach DIN 1054 und 1) Einachsige, lotrechte
Hoch
nur Rüttelplatten oder Stampfer mit folgenden Eigenschaften Lastabtragung
1)
nach DIN EN 1996-2/NA zum Einsatz kommen:
2)
ll Breite des Verdichtungsgerätes 50 cm 2) Zweiachsige Lastabtragung
1)
(nur bei lol 0,4 · hu)
2) Mittel
ll Wirktiefe 35 cm lol = Überbindemaß
hu = Steinhöhe
ll Gewicht bis etwa 100 kg bzw. Zentrifugalkräfte bis max.15 kN 3)
3)
2)
Sind die vorgenannten Bedingungen nicht eingehalten, müssen 3) Lotrechte Lastabtragung
entsprechende Maßnahmen zur Gewährleistung der Standsicher- Keine über Gewölbewirkung in Zug-
heit während des Einbaus der Verfüllmassen erfolgen oder es ist glieder
4)
ein gesonderter Nachweis unter Berücksichtigung des erhöhten 4)
3)
Erddrucks zur führen. 4) Horizontale Lastabtragung
5) über Gewölbewirkung; Ge-
Zum Schutz der Mauerwerkswände gegen aufsteigende Feuch- 5) wölbeschub an Endstützen
tigkeit sind waagerechte Abdichtungen unter den Wänden (Quer- beachten; die um ca. 1/3 re-
5)
4) duzierte Druckfestigkeit von
schnittsabdichtungen) erforderlich. Neben den bahnenförmigen Keine
Querschnittsabdichtungen mit besandeten Bitumendachbahnen Loch- und Hohlblocksteinen
in Richtung der Steinlänge
R 500 (nach DIN EN 13969 in Verbindung mit DIN V 20000-202)
bzw. -breite ist zu beachten;
können diese auch durch mineralische Dichtungsschlämmen 5)
Stoßfugenvermörtelung erfor-
(nach DIN 18195-2) oder durch Material mit mindestens gleich- derlich.
wertigem Reibungsverhalten hergestellt werden. Alle Abdich-
tungsarten müssen insbesondere bei Anordnung am Wandfuß Bild 6.8: Lastabtragungsysteme bei Kellerwänden
61
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
talkräfte an den Wandenden zu gewährleisten. Dies gilt insbe- ll Es darf kein hydrostatischer Druck auf die Wand wirken.
sondere, wenn infolge fehlender vertikaler Auflast die gesamte
Erddruckbeanspruchung ausschließlich über horizontale Bogen- ll Am Wandfuß darf keine Gleitfläche, z.B. infolge einer Feuch-
tragwirkung aufgenommen werden soll (Bild 6.8). tigkeitssperrschicht, vorhanden sein oder es müssen kon-
struktive Maßnahmen ergriffen werden, um die Querkraft
6.7.2 Anwendungsbedingungen und Nachweisführung aufnehmen zu können. Sperrschichten aus besandeten Bi-
Nach DIN EN 1996-3/NA darf die Bemessung von Kelleraußen- tumendachbahnen R 500 nach DIN EN 13969 in Verbindung
wänden unter Erddruck nach einem vereinfachten Verfahren er- mit DIN V 20000-202 oder aus mineralischen Dichtungs-
folgen, wenn nachstehende Randbedingungen eingehalten sind schlämmen nach DIN 18195-2 haben einen ausreichenden
(Bild 6.9): Reibungsbeiwert zur Aufnahme der Querkraft.
ll Die Wanddicke beträgt t 24 cm. ll Für die Verfüllung und Verdichtung des Arbeitsraums sind die
Vorgaben gemäß DIN EN 1996-2/NA Anhang E (3) einzuhal-
ll Die lichte Höhe der Kellerwand beträgt h 2,60 m. ten (siehe Kapitel 6.7.1).
ll Die Kellerdecke wirkt als Scheibe und kann die aus dem Erd- Für den Nachweis hinreichender Tragfähigkeit unter Erddruck-
druck resultierenden Kräfte aufnehmen. beanspruchung wird vom bereits dargestellten Bogenmodell
ausgegangen. Entsprechend ergibt sich unter Berücksichtigung
ll Im Einflussbereich des Erddrucks auf die Kellerwand beträgt der Wirkung des aktiven Erddrucks ein Mindestwert für die ein-
der charakteristische Wert qk der Verkehrslast auf der Ge- wirkende Normalkraft je Meter Wandlänge in halber Höhe der
ländeoberfläche nicht mehr als 5 kN/m2 und es ist keine Anschüttung von:
Einzellast > 15 kN im Abstand von weniger als 1,5 m zur
Wand vorhanden. e ⋅ h ⋅ he2
nEd,min ≥ (6.13)
⋅t
ll Die Anschütthöhe he darf höchstens 1,15 · h betragen.
bc
Um die Tragfähigkeit der Kellerwand zu erhöhen bzw. die erforder-
5 kN/m2 liche Auflast am Wandkopf zu verringern, kann unter bestimm-
ten Voraussetzungen ein zweiachsiger Lastabtrag berücksichtigt
> 0,2 h
werden. Dieser wird über den Faktor in Gleichung (6.14) er-
< 90° NEd fasst, der bei ausschließlich vertikalem Lastabtrag mit = 20
h
anzusetzen ist. Bei Elementmauerwerk mit einem Überbinde-
he maß 0,2 · hu lol < 0,4 · hu ist generell nur von einem vertikalen
½ he bc Lastabtrag mit = 20 auszugehen. Ansonsten gilt für den Bei-
wert hu (Bild 6.10):
mit
bc
bc Abstand zwischen aussteifenden Querwänden oder ande-
ren aussteifenden Elementen
> 0,2 h
h Lichte Höhe der erdruckbelasteten Kellerwand
62
6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
35
30
25
20
a)
15
0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4
KS -U-Schale Betonquerschnitt b/t = 35/14 cm
bc / h
t ⋅ fd b)
nEd ,max ≤ [kN / m ] (6.15)
3
mit
t Wanddicke
fd Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit nach
Kapitel 3.4
Die Ermittlung der horizontalen Abtriebskräfte kann nach Kapi- In der Praxis kommen auch teilweise aufliegende Kellerdecken
tel 8.7 erfolgen. zur Ausführung. In diesem Fall kann das gezeigte Bogenmodell
ebenfalls Verwendung finden. Der Bogen bildet sich von der Au-
6.7.3 Erforderliche Auflast am Wandkopf ßenseite der Kellerwand zum Decken- sowie Bodenplattenaufla-
Durch Erweiterung der Gleichung (6.13) kann die minimal am ger hin aus. Für den Nachweis der minimalen Traglast sind somit
Wandkopf erforderliche Auflast je lfd. m in Abhängigkeit der An- keine Anpassungen notwendig.
schütthöhe auch direkt am Wandkopf berechnet werden zu:
6.7.4 Maximale Anschütthöhe
g ⋅ h2 ⋅ h ⎛ h ⎞ Auch die zulässige Höhe der Erdanschüttung he von Kelleraußen-
nEd,min,Kopf ≥ e e − g MW ⋅ t ⋅ ⎜ h − e ⎟ (6.16) wänden kann in Abhängigkeit der vertikalen Auflast am Wandkopf,
b ⋅t ⎝ 2 ⎠
der Wichte des Mauerwerks sowie der Wichte der Anschüttung
direkt berechnet werden. Die Bemessungsgleichung ergibt sich
mit durch Umformung der Gleichung (6.16).
e Wichte der Anschüttung
MW Wichte des Mauerwerks ⎧ 2
he Höhe der Anschüttung 1,15 • h ⎪⎪ ⎛ 5 ⋅ t ⋅ g MW ⎞
⎜⎜
2
( )
g ⋅ t ⋅ h + nEd,min,Kopf ⋅ 20 ⋅ t 5 ⋅ t 2 ⋅ g MW
⎟⎟ + MW −
h Lichte Höhe der Kellerwand he ≤ min ⎨ ⎝ g ⋅ h ⎠ ge ⋅ h ge ⋅ h
t Wanddicke ⎪ e
63
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
Tafel 6.6: Zulässige Erdanschüttung (Rohdichteklasse 1,2, NM IIa oder DM, Lastfall Bodenfeuchte oder nicht stauendes Sickerwasser )
64
6 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 6.7: Zulässige Erdanschüttung (Rohdichteklasse 1,6, NM IIa oder DM, Lastfall Bodenfeuchte oder nicht stauendes Sickerwasser)
Tafel 6.8: Zulässige Erdanschüttung (Rohdichteklasse 1,6, NM IIa oder DM, Lastfall aufstauendes Sickerwasser)
65
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
7 BEMESSUNG VON UNBEWEHRTEM MAUERWERK NACH DEM die Einwirkungen aus Wind. Die Auflagerkräfte aus der Decken-
GENAUEREN BERECHNUNGSVERFAHREN belastung sowie die Eigenlasten des Mauerwerks können wie im
vereinfachten Berechnungsverfahren ermittelt werden.
7.1 Allgemeines
Mit dem in DIN EN 1996-1-1/NA enthaltenen genaueren Berech- Ausdrücklich erlaubt ist in DIN EN 1996-1-1/NA die Anwendung
nungsverfahren ist nach dem europäischen Regelwerk eine grö- der vereinfachten Einwirkungskombination (Gleichungen (3.8)
ßere Ausnutzung von unbewehrtem Mauerwerk möglich, da die und (3.9)). Im genaueren Berechnungsverfahren müssen aber
Eigenschaften des Mauerwerks und das Tragverhalten der Kon- Einspannmomente, welche am Rahmentragwerk an den Kno-
struktion realitätsnäher erfasst werden. Es lassen sich gegenüber ten von Wänden und Decken entstehen, genauer erfasst und
dem vereinfachten Verfahren größere Wandhöhen und schlanke- berücksichtigt werden. Diese Einspannmomente entstehen im
re Konstruktionen nachweisen. Hieraus ergeben sich wiederum Auflagerbereich von Stahlbetondecken – insbesondere bei Zwi-
mögliche Materialeinsparungen und Wohnflächengewinne. Der schendecken – durch die fehlende Möglichkeit der freien De-
Forderung aus der Praxis nach wirtschaftlicheren Ergebnissen ckenverdrehung.
der Berechnungsverfahren kann somit durch Anwendung des
genaueren Berechnungsverfahrens Rechnung getragen werden. Während in der Stahlbetondecke die Einspannmomente in der
Regel durch Bewehrung konstruktiv abgedeckt werden können,
Das genauere Berechnungsverfahren darf ergänzend oder an- sind sie bei der Wandbemessung nach dem genaueren Berech-
stelle der vereinfachten Bemessung innerhalb einzelner Bauteile nungsverfahren explizit zu berücksichtigen. Dies bedeutet, dass
ebenso angewendet werden, wie für einzelne Geschosse oder bei Außenwänden mit einseitiger Wandauflagerung (Endauflager)
ganze Bauwerke. sowie bei Wänden unter durchlaufenden Decken mit unterschied-
licher Stützweite die Vertikallasten mit einer planmäßigen Exzen-
Im genaueren Berechnungsverfahren sind im Grenzzustand der trizität e = MEd /NEd angreifen.
Tragfähigkeit folgende Nachweise zu führen:
Die für die Berechnung des Tragwiderstands benötigte Lastexzen-
ll Nachweis der Tragfähigkeit am Wand-Decken-Knoten unter trizität e ist auf Bemessungswertniveau unter Berücksichtigung
Berücksichtigung eines realistischen Tragverhaltens im Ein- der maßgebenden Einwirkungskombination zu bestimmen. Dies
spannbereich des Wandkopfes oder Wandfußes bedeutet, dass für den Nachweis hinreichender Tragfähigkeit un-
bewehrter Mauerwerkswände die aufnehmbaren Normalkräfte
ll Nachweis der Knicksicherheit in Wandmitte unter Berück- von den einwirkenden Biegemomenten abhängen. Daher können
sichtigung planmäßiger und unplanmäßiger Exzentrizitäten im genaueren Berechnungsverfahren prinzipiell verschiedene Ein-
sowie Zusatzverformungen nach Theorie II. Ordnung wirkungskombinationen (z.B. max NEd + zug MEd oder max MEd +
zug NEd oder min NEd + zug MEd) bemessungsrelevant sein (siehe
ll Nachweis der Querkrafttragfähigkeit in Scheiben- und Plat- auch Kapitel 3).
tenrichtung
7.2.2 Biegemomente am Wand-Decken-Knoten
ll Nachweis der Teilflächenpressung (wenn erforderlich) Die Berechnung der Lastexzentrizität am Wand-Decken-Knoten
(Bild 7.1) sollte mit Hilfe einer geeigneten Modellbildung nach
Im genaueren Berechnungsverfahren sind neben den Biegemo- den anerkannten Regeln der Technik erfolgen. Der Einfluss der
menten aus Deckeneinspannung am Wandkopf und Wandfuß Deckenverdrehung auf die Ausmitte der Lasteintragung in die
auch die bei Außenwänden infolge von Wind entstehenden Be- Wände ist dabei zu berücksichtigen. Für eine genauere Bestim-
anspruchungen direkt zu berücksichtigen. mung der am Wandkopf und Wandfuß auftretenden Biegemo-
mente aus der Deckeneinspannung wäre bei mehrgeschossigen
Für den Knicksicherheitsnachweis ist eine genauere Ermittlung Gebäuden eine Rahmenberechnung unter Ansatz der tatsäch-
der anzusetzenden Knicklänge hef in Abhängigkeit der Steifigkeit lichen Biegesteifigkeiten von Wänden und Decken erforderlich.
von Wand und Decke möglich. Grundsätzlich können die auftre- Es liegt dann ein vielfach statisch unbestimmtes Rahmensystem
tenden Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung aber auch an vor, dass z.B. mit Hilfe computergestützter Rechenprogramme
einem Rahmensystem mit wirklichkeitsnahen Steifigkeiten er- analysiert werden kann.
mittelt werden.
67
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
Da jedoch auch ein derart aufwendiges Vorgehen aufgrund der Die Stabendmoment Mo am Wandkopf und Mu am Wandfuß kön-
unterschiedlichen Auswirkungen der rechnerischen Rissbildungen nen mit den Gleichungen (7.1) und (7.2) berechnet werden.
in den einzelnen Bauteilen die wirklichen Verhältnisse nur bedingt
realitätsnah wiedergibt, ist es in den meisten baupraktischen Fäl- n1,o ⋅ E1,o ⋅ I1,o
len mit hinreichender Gebäudeaussteifung sinnvoll und ausrei- h1,o ⎡ q ⋅ L2 q
chend, die Knotenmomente an einem Teilsystem zu ermitteln. Bei Mo = ⋅ ⎢ 3,o 3,o −
n1,o ⋅ E1,o ⋅ I1,o n2,o ⋅ E2,o ⋅ I2,o n3,o ⋅ E3,o ⋅ I3,o n4,o ⋅ E4,o ⋅ I4,o ⎢⎣ 4 ⋅ (n3,o − 1) 4 ⋅
der Berechnung der Lastausmitte am Wand-Decken-Knoten darf + + +
h1,o h2,o L3,o L4,o
vereinfachend von ungerissenen Querschnitten ausgegangen und
n
elastisches Verhalten der Baustoffe angenommen werden. 1,o
⋅ E 1,o
⋅ I1,o
h1,o ⎡ q ⋅ L2 q ⋅ L2 ⎤ (7.1)
Mo = ⋅ ⎢ 3,o 3,o − 4,o 4,o ⎥
Für die Untersuchungn1,o ⋅ Eder
1,o
⋅ Imaßgebenden
1,o
n2,o ⋅ E2,o ⋅ I2,oEinwirkungskombina-
n3,o ⋅ E3,o ⋅ I3,o n4,o ⋅ E4,o ⋅ I4,o ⎢⎣ 4 ⋅ (n3,o − 1) 4 ⋅ (n4,o − 1) ⎥⎦
tionen ist zu berücksichtigen, + dass bei der + Berechnung + des
h1,o h L3,o L
Wand-Decken-Knotens die ständigen 2,o Lasten (G) in allen Decken- 4,o
feldern und allen Geschossen mit dem gleichen Teilsicherheits- n1,u ⋅ E1,u ⋅ I1,u
beiwert G und die halbe Nutzlast wie eine ständig wirkende Last h1,u ⎡ q ⋅ L2 q
angesetzt werden dürfen. Mu = ⋅ ⎢ 3,u 3,u −
n1,u ⋅ E1,u ⋅ I1,u n2,u ⋅ E2,u ⋅ I2,u n3,u ⋅ E3,u ⋅ I3,u n4,u ⋅ E4,u ⋅ I4,u ⎢⎣ 4 ⋅ (n3,u − 1) 4 ⋅
+ + +
h1,u h2,u L3,u L4,u
Zur einfachen Ermittlung der am Wand-Decken-Knoten n1,u ⋅ E1,u ⋅ I1,u
auftre-
tenden Biegebeanspruchungen ohne Verwendung von Rechen- ⎡ q ⋅ L2
programmenMzur= Schnittgrößenermittlung hwerden nachfolgend q4,u ⋅ L24,u ⎤ (7.2)
1,u
⋅ ⎢ 3,u 3,u
− ⎥
u
n1,u ⋅ E1,u ⋅ I1,u n2,u ⋅ E2,u ⋅ I2,u n3,u ⋅ E3,u ⋅ I3,u n4,u ⋅ E4,u ⋅ I4,u ⎢⎣ 4 ⋅ (n3,u − 1) 4 ⋅ (n4,u − 1) ⎥⎦
zwei Verfahren vorgestellt.
+ + +
h1,u h2,u L3,u L4,u
ll In Anhang C von DIN EN 1996-1-1/NA ist ein Verfahren in An- mit
lehnung an das bekannte Cross-Kani-Verfahren enthalten, mit ni Steifigkeitsfaktor des betrachteten Stabes i
welchem die Knotenmomente an einem vereinfachten Rah- n = 3 bei eingespannten Stäben am abliegenden Ende
mensystem bestimmt werden können (Verfahren a). (z.B. Außenwand)
n = 4 bei gelenkiger Lagerung am abliegenden Ende (z.B.
ll Zudem ermöglicht auch die aus DIN 1053-1 bekannte 5 %-Re- Innenwand)
gel eine vereinfachte und schnelle Ermittlung der Knotenmo- E i Elastizitätsmodul des betrachteten Stabes i
mente. Diese Regel ist formal nicht mehr in DIN EN 1996-1-1 Ii Trägheitsmoment des betrachteten Stabes i
enthalten. Sie kann jedoch nach Meinung der Verfasser als Bei zweischaligem Mauerwerk mit Luftschicht, bei dem
allgemein anerkannte Regel der Technik auch weiterhin für nur eine Wandschale belastet ist, darf für Ii nur das Träg-
Decken mit Nutzlasten qk ≤ 5,0 kN/m2 angewendet werden heitsmoment der belasteten Wandschale angenommen
(Verfahren b). werden. In den meisten Fällen sind die wirksame Breite
der Decke und die Breite der Wand gleich groß, d.h. es
a) Verfahren nach DIN EN 1991-1/NA Anhang C gilt bB /bD = 1. Bei Anordnung von Wandöffnungen oder
Die Berechnung der am Wandkopf oder Wandfuß auftretenden Deckendurchbrüchen in Randnähe können die Breiten von
Biegemomente Mi kann vereinfacht entsprechend Bild 7.2 er- Decke und Wand unterschiedlich sein.
folgen. Hierzu werden die Schnittkräfte an einem Wand-De- h 1 Lichte Höhe des Stabes 1 (zu bemessende Wand)
cken-Knoten ermittelt, der aus der Decke mit den ober- und h2 Lichte Höhe des Stabes 2 (Wand darüber bzw. darunter)
unterhalb anschließenden Wänden gebildet und als Teil eines L 3 Lichte Spannweite des Stabes 3 (längeres Deckenfeld)
Rahmensystems betrachtet wird. Die Deckenlänge reicht hierbei L 4 Lichte Spannweite des Stabes 4 (kürzeres Deckenfeld)
bis zum Nachbarknoten, die Wandabschnitte über die Höhe der q3 Gleichmäßig verteilte Bemessungslast des Stabes 3 bei
Wand und die Stabenden werden als eingespannt oder frei ge- Anwendung der Teilsicherheitsbeiwerte für ungünstige
lagert definiert. Die vom Knoten abliegenden Stabenden sollten Einwirkung nach Gleichung (7.3)
daher als eingespannt modelliert werden, wenn diese in der La- q4 Gleichmäßig verteilte Bemessungslast des Stabes 4 bei
ge sind, Biegemomente aufzunehmen. Anderenfalls sind sie als Anwendung der Teilsicherheitsbeiwerte für ungünstige
gelenkig gelagert zu betrachten. Einwirkung nach Gleichung (7.4)
o, u Fußzeiger Wandkopf und Wandfuß
Für die Bemessung des Innenwandknotens – insbesondere am
Wand-Decken-Knoten der ersten Innenwand – kann es in beson- Die anzusetzenden Bemessungslasten auf den Decken werden
deren Fällen sinnvoll sein, am benachbarten Außenwandknoten nach den Gleichungen (7.3) und (7.4) bestimmt. Nach DIN EN
mit geringer einwirkender Normalkraft (z.B. Außenwand im ober- 1996-1-1/NA Abschnitt 2.4.2 darf die halbe Nutzlast qk wie eine
sten Geschoss) eine gelenkige Deckenauflagerung im Teilsystem ständig wirkende Last angesetzt werden.
anzunehmen. Dies führt zu größeren Deckeneinspannmomenten
im betrachteten Knoten und damit ggf. zu größeren Ausmitten Bemessungslast auf dem längeren Deckenfeld:
der Deckenauflagerkraft.
q3,o = q3,u = G,sup ⋅ g k + Q ⋅ qk (7.3)
Der Tragwerkplaner muss daher abwägen, welches Teilsystem der
statischen Berechnung sinnvoll zugrunde gelegt werden kann. Zur Bemessungslast auf dem kürzeren Deckenfeld:
Festlegung kann es zweckmäßig sein, unterschiedliche Teilsys-
teme zu untersuchen. qk
q4,o = q4,u = G,sup ⋅ g k + Q ⋅ (7.4)
2
68
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
mit
E4,u I4,u o Faktor zur Abminderung des Knotenmomentes am Wand-
h2,u
kopf nach Gleichung (7.5)
u Faktor zur Abminderung des Knotenmomentes am Wand-
kopf nach Gleichung (7.6)
Mo Bemessungswert des Knotenmomentes am Wandkopf
nach Gleichung (7.1)
n2,u = 3 n2,u = 4 Mu Bemessungswert des Knotenmomentes am Wandfuß
nach Gleichung (7.2)
Anmerkung: Bei zweiachsig gespannten Decken (mit Spannweiten- o, u Fußzeiger Wandkopf und Wandfuß
verhältnissen bis 1:2) darf als Spannweite 2/3 der kürzeren Seite
eingesetzt werden
Vorgehensweise bei Wänden mit geringen Auflasten und ent-
sprechend großen Biegemomenten
Bild 7.2: Vereinfachtes Rahmenmodell nach DIN EN 1996-1-1/NA An- Bei Wänden mit geringen Auflasten und gleichzeitig entsprechend
hang C großen Biegemomenten kann die Lastexzentrizität theoretisch
außerhalb des Wandquerschnitts liegen (e t/2). Da in diesen
Fällen das Mauerwerk jedoch vollständig plastifizieren würde,
Die sich nach Gleichung (7.1) und Gleichung (7.2) ergebenden darf die sogenannte „Rücksetzregel“ angewandt werden (siehe
Knotenmomente Mo und Mu dürfen aufgrund der Verträglichkeits- hierzu Kapitel 7.3.2). Die Ausmitte und die Biegemomente am
problematik und der daraus resultierenden rechnerischen Rissbil- Wand-Decken-Knoten ergeben sich dann aus dem Nachweis unter
dung in Wand und Decke mit dem Faktor o nach Gleichung (7.5) Ansatz eines Spannungsblocks.
(bzw. u mit Gleichung (7.6)) reduziert werden.
b) 5 %-Regel
⎧ E ⋅I E ⋅I ⎫ Nach DIN 1053-1 ist bei Decken mit Verkehrslasten qk 5 kN/m2
⎪ n3,o ⋅ 3,o 3,o + n4,o ⋅ 4,o 4,o ⎪
⎪ L3,o L4,o ⎪ und vollständig auf der Wand aufliegender Decke eine vereinfachte
ho = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ ;2,0⎬ (7.5) Berechnung der Knotenmomente mit Hilfe einer sogenannten
E ⋅ I E
⎪ n ⋅ 1,o 1,o + n ⋅ 2,o 2,o ⋅ I ⎪
⎪ 1,o 2,o ⎪ 5 %-Regel möglich. Diese Regelung ist formal in DIN EN 1996-1-1
⎩ h1,o h2,o ⎭ nicht mehr enthalten. Da hinsichtlich ihrer Verwendung in
Deutschland langjährige Erfahrungen vorliegen und diese damit
⎧ E ⋅I E ⋅I ⎫ als allgemein anerkannte Regel der Technik gelten kann, spricht
⎪ n3,u ⋅ 3,u 3,u + n4,u ⋅ 4,u 4,u ⎪
⎪ L3,o L4,u ⎪ nach Meinung der Verfasser nichts gegen deren weitere Anwen-
hu = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ ;2,0⎬ (7.6) dung bei voll aufliegenden Deckenplatten.
E ⋅ I E
⎪ n ⋅ 1,u 1,u + n ⋅ 2,u 2,u ⋅ I ⎪
⎪ 1,u h1,u 2,u
h2,u ⎪
⎩ ⎭ Nach der 5 %-Regel darf bei Außenwandknoten die Ausmitte der
Deckenauflagerkraft NDe zu 5 % der angrenzenden Stützweite L3
mit angenommen werden. Bei Innenknoten sind analog 5 % der Dif-
ni Steifigkeitsfaktor des betrachten Stabes i ferenz der angrenzenden Stützweiten (L3 – L4) als Lastausmitte
n = 3 bei eingespannten Stäben am abliegenden Ende zu berücksichtigen (Bild 7.3). Die hieraus entstehenden Biege-
(z.B. Außenwand) momente sind je zur Hälfte in den angrenzenden Wandkopf und
n = 4 bei gelenkiger Lagerung am abliegenden Ende (z.B. Wandfuß einzuleiten. Längskräfte Noben infolge Lasten aus darü-
Innenwand) ber liegenden Geschossen dürfen zentrisch angesetzt werden.
Ei Elastizitätsmodul des betrachteten Stabes i Insgesamt ergeben sich nach diesem vereinfachten Ansatz für
Ii Trägheitsmoment des betrachteten Stabes i die Bemessung folgende Exzentrizitäten der einwirkenden Nor-
Bei zweischaligem Mauerwerk mit Luftschicht, bei dem malkraft (Bild 7.4):
nur eine Wandschale belastet ist, darf für Ii nur das Träg-
69
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
t t
eo,Dach = 0,05 L3 eo,Dach = 0,05 (L3 – L4 )
3 3
Noben Noben
1
N e
2 De De NDe NDe
eDe = 0,05 L3
t t t
L3 L4
ll Außenwand:
eu – Wandkopf: eo,Dach = 0,05 • L3(7.9a)
Noben (Dachdecke)
– Wandfuß: eu = 0,025 • L3 • NDe /Noben(7.9b)
– Wandkopf: eo = 0,025 • L4 • NDe /(Noben + NDe) (7.9c)
70
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
2 1
M M
wd 3 Ed,w 2 Ed,w
– –
+ + 1 + 1 + 1
h M M M
MEd,w 3 Ed,w 2 Ed,w 2 Ed,w
– – –
MEd,w
h2
MEd,w = wd
8
71
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
den Bemessungswert der aufnehmbaren Normalkraft NRd nicht Wie in Kapitel 1 erläutert, verwendet DIN EN 1996-1-1/NA als
überschreitet: Grundlage ein starr-plastisches Werkstoffgesetz zur Bestim-
mung des Bemessungswerts der Normalkraft. Dies hat den
NEd NRd (7.11) Vorteil, dass eine Unterscheidung zwischen gerissenem und un-
gerissenem Querschnitt bei der Bestimmung der aufnehmbaren
Dieses Nachweisformat gilt auch für den Nachweis der vertikalen Lasten nicht mehr erforderlich ist. Eine eventuelle, geringfügige
Tragfähigkeit von Wandscheiben unter horizontalen Einwirkungen Überschätzung der Tragfähigkeit des Mauerwerks wird durch das
in Scheibenrichtung. Bei Aussteifungsscheiben sind jedoch in der Sicherheitskonzept abgedeckt (siehe Kapitel 3).
Regel zwei Einwirkungskombinationen zu untersuchen (siehe Ka-
pitel 7.3.4) und sie sind ggf. auf Doppelbiegung nachzuweisen. Vorgehensweise bei Wänden mit geringen Auflasten und ent-
sprechend großen Biegemomenten
7.3.2 Ermittlung des Tragwiderstands am Wand-Decken-Knoten Bei Wänden mit geringen Auflasten und gleichzeitig entsprechend
Die Bemessung am Wandkopf und Wandfuß wird als Regelbemes- großen Biegemomenten kann die Lastexzentrizität theoretisch
sung bezeichnet und erfolgt im genaueren Berechnungsverfahren außerhalb des Wandquerschnitts liegen (e t/2) (siehe auch Ka-
unter Berücksichtigung der Knotenmomente. Die Traglastminde- pitel 7.2.2). Da in diesen Fällen das Mauerwerk jedoch vollstän-
rung infolge exzentrisch angreifender Normalkräfte wird mit Hilfe dig plastifizieren und sich die Einspannmomente entsprechend
des Abminderungsbeiwerts o,u berücksichtigt, so dass sich für reduzieren würden, darf die sogenannte „Rücksetzregel“ ange-
die aufnehmbare Normalkraft ergibt: wandt werden. Ist die rechnerische Ausmitte der resultierenden
Last aus Decken und darüber befindlichen Geschossen infolge
NRd = o,u • fd • t • l(7.12) der Knotenmomente am Kopf bzw. Fuß der Wand größer als 1/3
der Wanddicke t, darf die resultierende Last auch vereinfacht über
mit einen am Rand des Querschnitts angeordneten Spannungsblock
Abminderungsbeiwert am Wandkopf (o) bzw. Wandfuß (u)
o,u mit der Ordinate fd abgetragen werden, dessen Breite höchstens
nach Gleichung (7.13) gleich 1/3 der Wanddicke sein darf (Bild 7.7).
fd Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit nach
Kapitel 3.4 Der Nachweis erfolgt dann mit den nachfolgenden Gleichungen.
Bei Pfeilern (Wandquerschnitt < 0,1 m2) muss der Bemes- Wenn gilt:
sungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit fd abgemindert
werden. Dieser ist dann mit dem Faktor 0,7 + 0,3 · A zu M id 1
ei = + ehe ≥ ⋅ t (7.15)
multiplizieren, wobei A die belastete Bruttoquerschnitts- N id 3
fläche in m2 ist.
t Wanddicke dann darf die überdrückte Länge des Wandquerschnitts tc nach
l Wandlänge Gleichung (7.16) bestimmt werden. Diese muss dann jedoch
kleiner als t/3 sein.
Der Abminderungsbeiwert zur Berücksichtigung der Lastexzentri-
zität an Wandkopf bzw. Wandfuß beträgt bei Annahme starr-plas-
tischen Materialverhaltens:
eo ,u 1/3˙ t
o,uΦ= = –1 2
o ,u 1 − 2•⋅ (7.13)
t
mit
eo,u
Exzentrizität der Last am Wandkopf (o) bzw. Wandfuß (u) NEd
nach Gleichung (7.14)
t Wanddicke
l Wandlänge fd
Die Lastexzentrizität ei am Kopf (o) bzw. Fuß (u) der Wand ist nach
folgender Gleichung zu bestimmen:
M id
ei = + ehe ≥ 0,05 ⋅ t (7.14)
N id
mit
Mid Bemessungswert des Biegemomentes aus der Exzentrizi- tc 1/3˙ t
tät der Deckenauflagerkraft am Kopf bzw. Fuß der Wand
t
Nid Bemessungswert der am Kopf bzw. Fuß der Wand wir-
kenden Vertikalkraft
ehe Exzentrizität am Kopf oder Fuß der Wand infolge horizon- tc = Überdrückte Länge 1/3 · t
taler Lasten (z.B. Wind) t = Wanddicke
NEd = Bemessungswert der einwirkenden Vertikallast
t Wanddicke
fd = Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit
Grundsätzlich ist zur Berücksichtigung unvermeidbarer Imperfek-
tionen entsprechend Gleichung (7.14) eine Mindestausmitte von Bild 7.7: Ausmitte der Bemessungslast bei Aufnahme durch den Span-
e = 0,05 · t anzusetzen. nungsblock
72
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
N id 1
tc = ≤ ⋅t (7.16)
fd 3 N
Bruchschnittgrößen – inneres Moment
mit Linie b
Linie a
Mid Bemessungswert des Biegemomentes resultierend aus
der Exzentrizität der Deckenauflagerkraft am Kopf bzw.
Fuß der Wand
Nid Bemessungswert der am Kopf bzw. Fuß der Wand wir-
Stabilitätsversagen Linie c
kenden Vertikalkraft
ehe Exzentrizität am Kopf oder Fuß der Wand infolge horizon-
taler Lasten (z.B. Wind) äußeres
fd Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit nach Moment
Kapitel 3.4
Bei Pfeilern (Wandquerschnitt < 0,1 m2) muss der Bemes-
M
sungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit fd abgemindert
werden. Dieser ist dann mit dem Faktor 0,7 + 0,3 · A zu
multiplizieren, wobei A die belastete Bruttoquerschnitts- Bild 7.8: Darstellung der Versagensmöglichkeiten im Interaktionsdia-
fläche in m2 ist. gramm
t Wanddicke
Mit Anwendung der Gleichungen (7.15) und (7.16) ist der Nach- damit belastungsabhängig. Das nichtlineare Werkstoffverhalten
weis der Biegetragfähigkeit am Wandkopf und Wandfuß geführt. wird auch als physikalische Nichtlinearität bezeichnet.
Die Berechnung des Abminderungsbeiwerts o,u ist nicht not-
wendig. Die aus dem Nachweis resultierenden Schnittgrößen Bei schlanken, druckbeanspruchten Traggliedern ergeben sich
am Wandkopf bzw. -fuß müssen dann auch bei der Schnittgrö- wegen des nichtlinearen Materialverhaltens verschiedene Versa-
ßenermittlung in Wandmitte angesetzt werden und sind ggf. mit gensmöglichkeiten, die sich anhand eines Interaktionsdiagramms
denen aus Wind zu überlagern. Dabei ist zu beachten, dass sich erläutern lassen. Die aufnehmbare Normalkraft in Abhängigkeit
die bemessungsrelevante Nachweissituation auch unter einer des einwirkenden Momentes ist in Bild 7.8 dargestellt. Erreicht
Einwirkungskombination mit minimaler Normalkraft ergeben kann der Stützenquerschnitt die Bruchschnittgrößen, versagt das Bau-
(siehe Kapitel 3.5). teil. Dieser Zustand wird durch die äußere Linie (Bruchschnittgrö-
ßen infolge des inneren Momentes) dargestellt.
Bei der Berechnung der Ausmitte nach den vorstehenden Be-
ziehungen können Rissbildungen an der der Last gegenüber lie- Bei gedrungenen Bauteilen sind die auftretenden Verformungen
genden Seite der Wand infolge der dabei entstehenden Decken- nach Theorie II. Ordnung und damit die zusätzlichen Momente
verdrehung auftreten. Diesen ist – wenn dies für die Gebrauch- vergleichsweise gering (Linie a). Die Stütze versagt durch Errei-
stauglichkeit erforderlich ist – durch konstruktive Maßnahmen chen der Bruchschnittgrößen.
entgegenzuwirken.
Bei mäßig schlanken Druckgliedern nehmen die Verformungen
7.3.3 Ermittlung des Tragwiderstands in Wandhöhenmitte und damit die Zusatzschnittgrößen nach Theorie II. Ordnung über-
In der statischen Berechnung erfolgt die Schnittgrößenermittlung proportional zu, wodurch die im Grenzzustand der Tragfähigkeit
im Allgemeinen zunächst nach Theorie I. Ordnung am unverform- aufnehmbare Normalkraft abnimmt (Linie b). Das Bauteil versagt
ten System. Werden die Schnittkräfte jedoch maßgeblich durch jedoch ebenfalls durch Erreichen der Bruchschnittgrößen. Da die
die Verformungen beeinflusst, wie dies z. B bei schlanken druck- Verformungen einen Einfluss auf die aufnehmbare Normalkraft
beanspruchten Bauteilen der Fall ist, so muss das Gleichgewicht haben, spricht man in diesem Fall von einem Spannungsproblem
am verformten System nachgewiesen werden. nach Theorie II. Ordnung.
Bei einer druckbelasteten Stütze ergibt sich das Zusatzmoment Bei sehr schlanken Bauteilen nehmen die Verformungen infolge
nach Theorie II. Ordnung aus dem Produkt der Normalkraft und geometrischer und physikalischer Nichtlinearität so stark zu, dass
der Stabauslenkung. Die Größe der Verformung hängt neben ein Versagen innerhalb der Bruchkurve auftritt (Linie c). Dieser
der Belastung und der Geometrie des Systems auch von der Fall kann als Stabilitätsversagen charakterisiert werden.
Biegesteifigkeit des Stabes ab. Ist die Biegesteifigkeit über die
Stablänge konstant, kann die Auslenkung und damit das nach Nach der klassischen Stabilitätstheorie werden bei mittiger (ideal-
Theorie II. Ordnung entstehende Zusatzmoment nach der Elasti- zentrischer) Belastung „Verzweigungslasten“ oder „Eulerlasten“
zitätstheorie ermittelt werden. als aufnehmbare Knicklasten ermittelt. Hierbei werden mit dem
Ebenbleiben der Querschnitte (Hypothese von Bernoulli) und der
Da die Stabauslenkung bei schlanken Bauteilen mit zunehmender geradlinigen Stabachse idealisierte Verhältnisse vorausgesetzt.
Einwirkung überproportional anwächst, kann in diesem Fall von
einer geometrischen Nichtlinearität gesprochen werden. Bei Mau- Für baupraktische Belange ist das „klassische Stabilitätspro-
erwerk ist zusätzlich ein nichtlineares Last-Verformungs-Verhalten blem“ daher lediglich als theoretischer Sonderfall anzusehen.
zu berücksichtigen, da die aus dem Modell folgende rechnerische Auch beim sogenannten „mittig belasteten Stab“ ist die Stab
Rissbildung eine Abminderung der Querschnittssteifigkeit verur- achse oder die Mittelebene der Wand stets planmäßig oder in-
sacht. Die rechnerische Rissbildung infolge der Biegemomente folge von Bauungenauigkeiten ungewollt verformt, so dass kei-
ist bei geringen Normalkräften größer als bei hoher Auflast und ne ideal mittige Druckbeanspruchung auftritt. Eine planmäßig
73
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
mittig angreifende Last ruft aus diesem Grund auch immer eine Da die Wandverformung mit der Schlankheit = hef /t anwächst,
Biegemomentenbeanspruchung hervor und führt entsprechend wird die Tragfähigkeitsminderung bei größerer Schlankheit über
bei ideal-elastischem Werkstoffverhalten zu einem Spannungs- das Zusatzmoment Mu = Nu · eII erfasst, während die ungewollte
problem nach Theorie II. Ordnung. Nur bei Baustoffen mit nicht- Ausmitte der planmäßigen Lastexzentrizität zugeschlagen wird.
linearem Werkstoffverhalten wie Mauerwerk kann sich daher das Gleiches gilt für Lastausmitten infolge Kriechen des Baustoffs.
dargestellte idealisierte Stabilitätsproblem einstellen (siehe auch Die ungewollte Ausmitte einit wird durch einen parabelförmigen
Graubner et al. (2002)). Ansatz über die Geschosshöhe erfasst (Bild 7.9). Der Größtwert
in halber Geschosshöhe ist mit einit = hef /450 festgelegt.
Im Mauerwerksbau werden beide Versagensfälle (Spannungs-
problem nach Theorie II. Ordnung und Stabilitätsproblem) durch Für den Knicksicherheitsnachweis im Grenzzustand der Tragfä-
theoretisch und experimentell abgesicherte Näherungsansätze higkeit gelten nach DIN EN 1996 folgende Voraussetzungen:
auf einen Nachweis der aufnehmbaren Normalkraft zurückgeführt.
In Abhängigkeit der Lastausmitte nach Theorie I. Ordnung können ll Lineare Spannungsverteilung und Ebenbleiben der Quer-
damit die Traglasten in Abhängigkeit der Bauteilschlankheit un- schnitte
ter Berücksichtigung der Druckfestigkeit des Baustoffs bestimmt
werden. Die zugrunde liegende Verformungsberechnung beinhal- ll Keine Mitwirkung des Mauerwerks auf Zug in der Lagerfuge
tet im Mauerwerksbau einen „ideellen“ Elastizitätsmodul, der
das Verformungsverhalten annähernd wirklichkeitsnah abbildet. ll Parabelförmiger Verlauf der ungewollten Wandausmitte mit
dem Maximalwert von einit = hef /450
Die im Grenzzustand der Tragfähigkeit entstehenden Stabauslen-
kungen werden durch die Schlankheit der Wand, die Ausmitte der ll Berechnung der Wandverformungen mit einem Elastizitäts-
Normalkraft, das rechnerische Aufreißen der Querschnitte, Bau- modul von E0 = 700 • fk
ungenauigkeiten und das Kriechen beeinflusst. Eine genaue Be-
rechnung der Verformung nach Theorie II. Ordnung ist bei einem ll Berücksichtigung der Kriechverformungen bei großen Wand-
gerissenen Querschnitt sehr aufwendig, da sich über die Wandhö- schlankheiten
he veränderliche Querschnittswerte (Fläche bzw. Flächenmoment
2. Grades) einstellen. Es existieren zwar geschlossene Lösungen ll Berücksichtigung der Deckeneinspannung sowie der Art der
zur Berechnung der Verformung nach Theorie II. Ordnung für Mau- Auflagerung (zwei-, drei- oder vierseitig) über eine Abminde-
erwerkswände mit ungerissenen oder über die gesamte Wandhöhe rung der Knicklänge
gerissenen Querschnitten. Für Wände, deren Querschnitte jedoch
nur in einem Teilbereich der Wandhöhe gerissen sind, können die Für den Nachweis der Knicksicherheit in Wandhöhenmitte wird
Verformungen aber nur näherungsweise angegeben werden. ebenfalls die nach Plastizitätstheorie aufnehmbare Normalkraft
bestimmt, wobei die traglastmindernden Einflüsse über den Ab-
Nach DIN EN 1996 wird der Knicksicherheitsnachweis verein- minderungsbeiwert m berücksichtigt werden. Die von der Wand-
fachend immer als Vergleich der Bemessungswerte nach Theo- schlankheit abhängigen Zusatzbeanspruchungen infolge Theorie
rie II. Ordnung am verformten System in halber Geschosshöhe II. Ordnung werden damit – wie bereits dargestellt – nicht auf der
geführt. Dies bedeutet, dass beim Nachweis zusätzlich zur plan- Einwirkungsseite erfasst, sondern durch die Abminderung der
mäßigen Exzentrizität eLast = Mmd /Nmd infolge vertikaler und ehm aufnehmbaren Normalkraft berücksichtigt. Daher hängt der Ab-
infolge horizontaler Lasten sowie der ungewollten Ausmitte der minderungsbeiwert m nicht nur von der Lastexzentrizität nach
Stabachse einit auch die sich nach Theorie II. Ordnung ergebende Theorie I. Ordnung, sondern auch von der Wandschlankheit ab.
Zusatzausmitte eII zu berücksichtigen ist.
Die aufnehmbare Normalkraft kann damit nach Gleichung (7.17)
bestimmt werden:
NRd = m • fd • t • l(7.17)
NEd
mit
m Abminderungsbeiwert in Wandmitte (m) nach Gleichung
eLast Planmäßige Ausmitte (7.18)
eLast = MEd /NEd fd Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit nach
z
NEd Bemessungswert der
hef vertikalen Einwirkung
Kapitel 3.4
w Bei Pfeilern (Wandquerschnitt < 0,1 m2) muss der Bemes-
MEd Bemessungswert des
Biegemomentes sungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit fd abgemindert
einit Ungewollte Ausmitte werden. Dieser ist dann mit dem Faktor 0,7 + 0,3 · A zu
einit = hef /450 multiplizieren, wobei A die belastete Bruttoquerschnitts-
(parabelförmig)
NEd
ehm Lastausmitte aus horizon-
fläche in m2 ist.
ek ehm einit eLast talen Lasten (z.B. Wind) t Wanddicke
ek Ausmitte infolge Kriechen l Wandlänge
emk hef Knicklänge der Wand
Der Faktor m enthält neben der planmäßigen und der unge-
wollten Ausmitte in halber Wandhöhe auch den Einfluss des
Bild 7.9: Ersatzstab zur Berechnung der Verformung nach Theorie Kriechens sowie der Verformungen nach Theorie II. Ordnung und
II. Ordnung errechnet sich im genaueren Berechnungsverfahren zu:
74
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
emk h e Hierbei wird die Ausmitte der einwirkenden Lasten in halber Ge-
= 1,14•⋅ (1 − 2 ⋅
mΦ=m 1,14 ) − 0,024 ⋅ ef ≤ 1 − 2 ⋅ mk (7.18)
t t t schosshöhe berechnet mit:
M md M hmd hef
mit em = eLast + ehm + einit = + + (7.20)
emk Ausmitte der Last einschl. Kriechen in halber Wandhöhe N md N md 450
nach Gleichung (7.19)
t Wanddicke mit
hef Knicklänge der Wand nach Kapitel 5.7 eLast Ausmitte in halber Geschosshöhe infolge Mmd /Nmd
Mmd Bemessungswert des einwirkenden Biegemomentes
Der erste Term von Gleichung (7.18) erfasst die Exzentrizität der in halber Geschosshöhe resultierend aus den Mo-
einwirkenden Normalkraft nach Theorie I. Ordnung. Der zweite menten am Kopf und Fuß der Wand, einschließlich
Term enthält die Traglastminderung infolge der Verformungen der Biegemomente aus allen anderen ausmittig an-
nach Theorie II. Ordnung. Diese werden vereinfachend durch ei- greifenden Lasten (z.B. Auflagerkonsolen)
ne vom Schlankheitsgrad hef /t abhängige lineare Abminderung Nmd Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft in
erfasst. Bild 7.10 zeigt den Verlauf Abminderungsbeiwerts m halber Geschosshöhe einschließlich aller anderen
in Abhängigkeit der Wandschlankheit bei verschiedenen Ex- ausmittigen Lasten (z.B. Wandschränke)
zentrizitäten. ehm Ausmitte in halber Geschosshöhe infolge Mhmd /Nmd
Mhmd Bemessungswert des einwirkenden Biegemomentes
Der Erhöhungsfaktor 1,14 im ersten Term wird zur Kalibrierung in halber Geschosshöhe resultierend aus horizonta-
der Bestimmungsgleichung an die Ergebnisse der theoretischen len Lasten (z.B. Wind)
Lösung benötigt. Da der Spannungsblock aber bereits im Aus- hef
einit = Ungewollte Ausmitte mit dem Vorzeichen, mit dem
druck (1–2 •emk /t) bei der Bemessung druckbeanspruchter 450
der absolute Wert für ei erhöht wird. Die Ausmitte von
Wände erfasst wird, ist für geringe Exzentrizitäten emk sowie bei
einit = hef /450 darf als parabolisch über die Wandhö-
kleinem Schlankheitsgrad hef /t auch die sich nach Plastizitäts-
he verteilt angenommen werden.
theorie ergebende Obergrenze der Tragfähigkeit zu beachten. Der
hef Knicklänge der Wand nach Kapitel 5.7
Einfluss einer schlankheitsabhängigen Traglastminderung nach
Theorie II. Ordnung wird somit erst für Werte m < (1–2 •emk /t)) Kriecheinflüsse wirken sich bei Kalksandstein erst bei Wand-
maßgebend. schlankheiten hef /t > 12 aus und sind daher erst ab einer Wand-
schlankheit größer als c = 12 im Nachweis zu berücksichtigen.
Die Ausmitte emk der Last in halber Wandhöhe setzt sich wie Die Kriechausmitte ek wird berechnet mit:
folgt zusammen:
hef
ek = 0,002 ⋅ φ∞ ⋅ ⋅ t ⋅ em (7.21)
emk = em + ek 0,05 • t(7.19) t
mit mit
em Exzentrizität der Last in halber Wandhöhe nach Gleichung ∞ Endkriechzahl (für Kalksandstein = 1,5)
(7.20) hef Schlankheit der Wand nach Kapitel 5.7
ek Exzentrizität aus Kriecheinflüssen nach Gleichung (7.21) t Wanddicke
t Wanddicke em Ausmitte der einwirkenden Lasten in halber Geschoss
höhe nach Gleichung (7.20)
75
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
mit
MEwd Bemessungswert des einwirkenden Biegemomentes
min NEd Bemessungswert der minimalen Normalkraft
l Wandlänge
mit
NGk Charakteristische Normalkraft aus Eigengewicht
NQk Charakteristische Normalkraft aus Verkehrslast
NRd Bemessungswert der aufnehmbaren Normalkraft
max
Maximaler Abminderungsbeiwert in Wandmitte nach Glei-
l chung (7.26)
e/l
fd Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit nach
Kapitel 3.4
Bei Pfeilern (Wandquerschnitt < 0,1 m2) muss der Bemes-
sungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit fd abgemindert
werden. Dieser ist dann mit dem Faktor 0,7 + 0,3 · A zu
Abminderungsfaktor y
bei
M Ewd
= 1= –1 2
Φmax
max − 2•⋅
max N Ed ⋅ l (7.26)
e/l
mit
MEwd Bemessungswert des einwirkenden Biegemomentes
Bild 7.11: Ansatz der Spannungsblocks und Abminderungsbeiwert bei max NEd Bemessungswert der maximalen Normalkraft
Scheibenschub l Wandlänge
76
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Hinweis: Bei zentrischer Einleitung der Normalkraft unterscheiden kativ kombiniert werden. Der Bemessungswert der aufnehmbaren
sich die Biegemomente in den zwei untersuchten Einwirkungs- Normalkraft ergibt sich zu:
kombinationen nicht. Jedoch können im Fall von exzentrisch
eingeleiteten Normalkräften (exzentrisch aufliegende Decken) NRd = y • z • fd • t • l (7.28)
zusätzliche Biegemomente entstehen, welche für die Einwirkungs-
kombination 2 das einwirkende Biegemoment erhöhen. mit
z Abminderungsbeiwert für Biegung um die schwache Ach-
b) Modell mit Berücksichtigung der Einspannwirkung in den se nach Kapitel 6.3.2 bzw. 6.3.3 oder Kapitel 7.3.2 bzw.
Decken 7.3.3. Dabei ist ebenfalls nach den betrachteten Nach-
Erfolgt die Schnittgrößenermittlung nach Anhang K von weisstellen zu differenzieren (Bild 7.12).
DIN EN 1996-1-1/NA unter Berücksichtigung von Rückstellkräf- y Abminderungsbeiwert für Biegung um die starke Achse
ten und Einspannwirkungen der Wandscheiben in die anschlie- nach Kapitel 7.3.4
ßenden Decken, so kann der Abminderungsbeiwert i für den fd Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit nach
Biegenachweis um die starke Achse in der jeweiligen Einwirkungs- Kapitel 3.4
kombination modifiziert angenommen werden zu: Bei Pfeilern (Wandquerschnitt < 0,1 m2) muss der Bemes-
VEd sungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit fd abgemindert
i = 1 – 2 • •v(7.27) werden. Dieser ist dann mit dem Faktor 0,7 + 0,3 · A zu
NEd multiplizieren, wobei A die belastete Bruttoquerschnitts-
fläche in m2 ist.
mit
t Wanddicke
VEd Bemessungswert der einwirkenden Querkraft in der jewei-
l Wandlänge
ligen Einwirkungskombination
NEd Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft in der je- Biegemomente um die starke Achse y dürfen vernachlässigt wer-
weiligen Einwirkungskombination
den, wenn diese auf die Tragfähigkeit der Wand nur einen gerin-
v = · h/l Schubschlankheit der Wand nach Kapitel 5.5.3
gen Einfluss haben.
Kennwert zur Beschreibung der Momentenverteilung, nach
Kapitel 5.5.3 zu ermitteln
Zu beachten ist, dass bei Vernachlässigung der Kombinations-
beiwerte 0 (siehe Kapitel 3.3) nur die Einwirkungskombination
Auch in diesem Fall sind die beiden Einwirkungskombinationen
mit maximaler Normalkraft untersucht werden muss. Sollen auf-
mit maximaler und minimaler einwirkender Normalkraft zu be-
grund der wirtschaftlichen Ausnutzung der Aussteifungsschei-
trachten. Hierbei ist der Abminderungsbeiwert an der maßge-
be die Kombinationsbeiwerte hingegen berücksichtigt werden,
benden Nachweisstelle am Wandkopf bzw. am Wandfuß sowie bei
müssen die Einwirkungskombinationen EWK 2 und EWK 3 nach
kombinierter Beanspruchung in Wandhöhenmitte anzusetzen.
Kapitel 3.3 untersucht werden. Hierbei ist aufgrund der Kombi-
nationsbeiwerte und der dadurch bedingten Abminderung der
7.3.5 Ermittlung des Tragwiderstands bei kombinierter Bean-
vertikalen Lasten nicht von vorne herein erkennbar, welche Ein-
spruchung
wirkungskombination maßgebend wird.
Bei einer kombinierten Beanspruchung aus Biegung um die
starke Achse y und Biegung um die schwache Achse z ist der
7.4 Nachweis der Querkrafttragfähigkeit
Nachweis der Doppelbiegung an der maßgebenden Stelle zu füh-
7.4.1 Nachweisformat
ren. Vereinfachend dürfen die Abminderungsbeiwerte multipli-
Für den Nachweis der Querkrafttragfähigkeit ist zwischen Schei-
ben- und Plattenschub zu unterscheiden. Die Beanspruchung
einer Mauerwerkswand in Wandebene (z.B. Aussteifungswand)
wird mit Scheibenschub, die Beanspruchung senkrecht zur
Wandebene (z.B. aus Wind oder Erddruck) wird als Plattenschub
a) Wandschnitt b) Wandansicht bezeichnet. Ist ein Nachweis der Querkrafttragfähigkeit für Schei-
ben- oder Plattenschub erforderlich, so ist nach dem Teilsicher-
heitskonzept der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft
VEd dem entsprechenden minimalen Bemessungswert der Quer-
VEd krafttragfähigkeit VRdlt gegenüberzustellen:
z = 1
VEd VRdlt(7.29)
77
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
Reibungsversagen
Reibungsversagen Steinzugversagen
Für den Nachweis der Querkrafttragfähigkeit sind nach dem Für die Querkraftbemessung von üblichem Mauerwerk reduziert
genaueren Berechnungsverfahren in DIN EN 1996-1-1/NA ver- sich der Aufwand aber deutlich, da in der Regel nicht alle Versa-
schiedene Versagensarten zu beachten. Neben den bekannten gensarten nachzuweisen sind. Schubdruckversagen ist nur bei
Versagensarten Reibungs-, Steinzug- und Schubdruckversagen ist verminderten Überbindemaßen lol /hu < 0,4 und „Fugenversagen
wegen der Erweiterung des Anwendungsbereichs auf großforma- durch Klaffen der Lagerfugen“ nur bei außergewöhnlichen Stein-
tige Steine, bei denen die Höhe größer als die Länge ist, jetzt in formaten (hu /lu > 1) und unvermörtelter Stoßfuge zu untersu-
Sonderfällen zusätzlich noch der Versagensmodus „Fugenversa- chen. Beide Versagensfälle müssen daher nur ausnahmsweise
gen durch Klaffen der Lagerfugen“ zu beachten. Die Versagens- bei einigen wenigen Ausführungsvarianten mit großformatigen
arten unterscheiden sich in ihrer Ursache und entsprechend auch Steinen beachtet werden.
in den Rissbildern im Bruchzustand (Bild 7.13).
a) Reibungsversagen und Steinzugversagen
Steinzugversagen
Für die einzelnen Versagensarten ist jeweils nachzuweisen, dass Der Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit für Reibungs- und
der Bemessungswert der einwirkenden Horizontallast VEd klei- Steinzugversagen berechnet sich nach:
ner ist, als die aufnehmbare Querkraft VRdlt. Hierbei liefert für
1
die Versagensarten Reibungsversagen, Steinzugversagen und VRdlt = • lcal • t • fvd (7.30)
c
Fugenversagen durch Klaffen der Lagerfugen stets die Berück-
sichtigung der minimalen Vertikallast NEd = 1,0 · NGk die relevante
Querkrafttragfähigkeit, während beim Schubdruckversagen immer mit
die maximale Vertikallast aus Eigengewicht und Nutzlasten be- c Beiwert für die Schubspannungsverteilung
messungsrelevant ist (NEd = 1,35 · NGk + 1,5 · NGk). c = 1,0 für h/l 1,0 und c = 1,5 für h/l 2 bzw.
c = 1,0 für v 1,0 und c = 1,5 für v 2
Beim Nachweis der Biegetragfähigkeit (Biegedruckversagen) ist Zwischenwerte dürfen in beiden Fällen interpoliert werden.
stets die minimale und die maximale Auflast zu untersuchen. Für lcal Rechenwert der überdrückten Länge nach den Glei-
die Berechnung der minimalen Auflast wird die Einwirkungskom- chungen (7.32) bzw. (7.33)
bination 1 nach Kapitel 3.3 verwendet. Für die Berechnung der t Wanddicke
maximalen Auflast in den Versagensfällen Biegedruckversagen fvd Bemessungswert der Schubfestigkeit mit fvd = fvk /M nach
sowie Schubdruckversagen ist zu beachten, dass bei Ansatz der Kapitel 3.4 und M = 1,5
Kombinationsbeiwerte 0 zwei Einwirkungskombinationen (EWK 2
und EWK 3) zu untersuchen sind (siehe Kapitel 3.3).
78
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Die für den Nachweis benötigte überdrückte Wandlänge bei linear- Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein Ansatz von
elastischer Spannungsverteilung ergibt sich zu: lcal = 4/3 · lc,lin nur bei Verwendung des Kragarmmodells für die
3 Schnittgrößenermittlung windbelasteter Aussteifungsscheiben
lc,lin = • min • l l (7.31) zulässig ist. In allen anderen Fällen (z.B. auch bei Anwendung
2 des Verfahrens zur Schnittgrößenermittlung nach DIN EN 1996-
1-1/NA Anhang K (siehe Kapitel 5.5.2) ist lcal = lc,lin anzusetzen.
mit
min Minimaler Abminderungsbeiwert nach Gleichung (7.24) b) Schubdruckversagen
bzw. Gleichung (7.27) Der Nachweis entspricht dem Nachweis der schiefen Haupt-
l Wandlänge druckspannungen am Wandfuß und hängt maßgeblich vom vor-
handenen Überbindemaß ab. Dieser kann nur bei verminderten
Der Abminderungsbeiwert min wird in diesem Fall aus der Ein- Überbindemaßen lol < 0,4 · hu gegenüber dem Biegeversagen
wirkungskombination mit minimaler Normalkraft NEd in Verbin- in Scheibenrichtung bemessungsrelevant werden und ist daher
dung mit dem maximalen Biegemoment MEd angesetzt (siehe nur in Sonderfällen bei besonderen Ausführungsvarianten von
Kapitel 7.3.4) und bestimmt sich nach Gleichung (7.24) bzw. Elementmauerwerk zu überprüfen. Die zugehörige Querkrafttrag-
Gleichung (7.27). fähigkeit ergibt sich zu:
79
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
l Wandlänge EWK1: B
EWK2: SD EWK3: B
0,005
EWK1: SZ Schubschlankheit hv = 5,0 EWK3: B
c) Fugenversagen durch Klaffen der Lagerfugen
EWK1: K
Bei Verwendung von großformatigen Steinen mit einem beson- 0,000
deren Seitenverhältnis von hu > lu (Steinhöhe > Steinlänge) ist 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30
bei Mauerwerk ohne Stoßfugenvermörtelung ergänzend zu den nGk = NGk / (t˙l˙fk)
vorgenannten Nachweisen die Querkrafttragfähigkeit infolge Fu-
genversagen am Einzelstein zu führen. Eine Haftzugfestigkeit
senkrecht zur Lagerfuge wird hierbei aufgrund der im Regelfall Bild 7.15: Querkrafttragfähigkeit von KS-Planelementen mit verminder-
tem Überbindemaß gemäß DIN EN 1996-1-1/NA
wechselnden Beanspruchungsrichtung und der daraus beim ver-
wendeten Bemessungsmodell theoretisch resultierenden Gefü-
gelockerung nicht berücksichtigt. Bei vermörtelten Stoßfugen ist
diese Versagensart aber auch bei den besonderen Steinformaten fällen auf eine einheitliche Bezugsgröße normieren zu können. Es
nicht bemessungsrelevant. Die zugehörige Querkrafttragfähigkeit wird deutlich, dass bei großer Schubschlankheit in der Regel Bie-
für diesen Sonderfall ergibt sich zu: geversagen bzw. Schubdruckversagen (unter minimaler (EWK 1
nach Kapitel 3.3) bzw. maximaler (EWK 2 bzw. 3 nach Kapitel
2 1 ⎛ l l ⎞ 3.3) Auflast) bemessungsrelevant ist. Nur bei gedrungenen Wän-
VRdlt = ⋅ ⋅ ⎜ u + u ⎟ ⋅ min N Ed (7.36) den (v < 1,5) kann bei geringen Auflasten Reibungsversagen
3 γM ⎝ hu h ⎠ und bei größeren einwirkenden Normalkräften Steinzugversagen
maßgebend werden.
mit
M Teilsicherheitsbeiwert für Mauerwerk nach Kapitel 3.4 7.4.3 Ermittlung des horizontalen Tragwiderstands in Platten-
lu Länge des Steins richtung
hu Höhe des Steins Bei Mauerwerk unter horizontalen Einwirkungen senkrecht zur
h Höhe der Aussteifungsscheibe (ein Geschoss) Wandebene ist ggf. Plattenschub für den Versagensfall Rei-
min NEd Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft in halber bung nachzuweisen. DIN EN 1996-1-1/NA erweitert die bereits
Wandhöhe aus DIN 1053-1 bekannte Bestimmungsgleichung analog zur
Vorgehensweise bei Scheibenschub. Entsprechend lautet die
Der Nachweis ist unter minimaler Auflast in halber Wandhöhe Bestimmungsgleichung für den Bemessungswert der Querkraft-
zu führen. Der Faktor 2/3 in Gleichung (7.36) berücksichtigt tragfähigkeit bei Plattenschub unter gleichzeitig wirkender Bie-
geometrische Abhängigkeiten sowie die günstige Auswirkung gebeanspruchung:
dadurch, dass in diesem Versagensfall die Querschnittstrag-
1
fähigkeit unabhängig von der Materialfestigkeit ausschließlich VRdlt = • tcal • l • fvd (7.37)
c
über geometrische Größen mit geringer Streuung bestimmt wird.
Daher ist hier ein reduzierter Teilsicherheitsbeiwert auf der Wi-
derstandsseite ausreichend, was ersatzweise durch den Faktor mit
2/3 mit berücksichtigt ist. c Beiwert für die Schubspannungsverteilung
c = 1,5 bei Plattenschub
d) Maßgebende Versagensfälle tcal Rechenwert der überdrückten Wanddicke nach Gleichung
In Bild 7.15 ist beispielhaft die Querkrafttragfähigkeit in Abhän- (7.38)
gigkeit der einwirkenden Normalkraft für verschiedene Schub- l Wandlänge
schlankheiten v = · h/l bei Elementmauerwerk mit verminder- fvd Bemessungswert der Schubfestigkeit mit fvd = fvk /M nach
ten Überbindemaßen lol = 0,2 · hu in normierter Form dargestellt. Kapitel 3.4 und M = 1,5
Als Einwirkungsgröße gewählt wurde die minimale Normalkraft Der Nachweis ist am Wandkopf und am Wandfuß unter minimaler
nGk = NGk/(t · l · fk), um die unterschiedlichen Einwirkungskombi- Auflast (EWK 1 nach Kapitel 3.3) zu führen. Bei gleichzeitig vor-
nationen mit minimaler Auflast in den verschiedenen Versagens- handenem Scheibenschub gilt l = lc,lin (siehe Gleichung (7.31)).
80
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
mit
tc,lin
Überdrückte Wanddicke bei linear-elastischer Spannungs- n1,Ed
verteilung nach Gleichung (7.39)
h
t Wanddicke
he
Für die überdrückte Wanddicke tc,lin gilt unter der Annahme einer
linearen Normalspannungsverteilung bei einer Exzentrizität e der
he
2
einwirkenden Normalkraft:
3 ⎛ e ⎞
t c ,lin = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ ⎟ ⋅ t ≤ t (7.39)
2 ⎝ t ⎠
t
mit
e Exzentrizität der Last in der Einwirkungskombination für
Bild 7.16: Lastansatz beim Nachweis von Kellerwänden nach
die minimale Auflast DIN EN 1996-1-1/NA
t Wanddicke
7.5 Kelleraußenwände
mit
7.5.1 Anwendungsbedingungen
n1,lim,d Grenze des Bemessungswerts der Wandnormalkraft je
Wenn die in DIN EN 1996-3/NA definierten Randbedingungen
Einheit der Wandlänge in halber Anschütthöhe als Voraus-
des vereinfachten Berechnungsverfahrens für Kellerwände nicht
setzung für die Gültigkeit des Bogenmodells
eingehalten sind, kann der Nachweis nach DIN EN 1996-1-1/NA
ki Maßgebender Erddruckbeiwert
erfolgen. Dieser enthält eine Modifikation der Gleichung für den
e Wichte der Anschüttung
Biegedrucknachweis in halber Anschütthöhe unter Berücksichti-
h Lichte Höhe der Kellerwand
gung eines frei wählbaren Erddruckbeiwerts.
he Höhe der Anschüttung
t Wanddicke
Bei der Bemessung von Kellerwänden kann damit ggf. auch ein
höherer Erddruck (z.B. Erdruhedruck) berücksichtigt werden. Die
Zudem muss der obere Bemessungswert der Wandnormalkraft
bei zweiachsigem Lastabtrag möglichen Traglasterhöhungen kön-
n1,Ed,sup je Einheit der Wandlänge in halber Anschüttung folgende
nen hierbei wie im vereinfachten Berechnungsverfahren (siehe
Bedingung erfüllen:
Kapitel 6.7) angesetzt werden. Es ist aber zu beachten, dass im
genaueren Berechnungsverfahren stets auch Plattenschub unter
n1,Ed,sup n1,Rd = 0,33 • fd • t(7.41)
minimaler Auflast nachzuweisen ist. Wie im vereinfachten gelten
auch im genaueren Berechnungsverfahren die gleichen Randbe-
mit
dingungen (Bild 7.16):
n1,Rd
Obere Grenze des Bemessungswerts der Wandnormalkraft
in halber Anschüttung
ll Wanddicke t 240 mm
fd Bemessungswert der Mauerwerkdruckfestigkeit nach Ka-
pitel 3.4
ll Lichte Höhe der Kellerwand h 2,60 m
t Wanddicke
ll Die Kellerdecke wirkt als aussteifende Scheibe und kann die
Ist die Kellerwand durch Querwände oder statisch nachgewie-
aus dem Erddruck resultierenden Kräfte aufnehmen.
sene Bauteile im Abstand b so ausgesteift, dass ein zweiachsi-
ger Lastabtrag möglich ist, darf der untere Grenzwert n1,lim,d wie
ll Verkehrslast im Einflussbereich des Erddrucks qk = 5,0 kN/m2
folgt abgemindert werden:
ll Die Geländeoberfläche steigt nicht an. 1
n1,Ed,inf • n1,lim,d für b h(7.42)
2
ll Die Anschütthöhe he darf maximal 1,15 · h betragen.
n1,Ed,inf n1,lim,d für b 2 h(7.43)
7.5.2 Nachweisführung
Die minimal erforderliche Auflast n1,Ed,inf ergibt sich im genaueren
Zwischenwerte dürfen interpoliert werden.
Berechnungsverfahren zu:
mit
ki ⋅ e ⋅ h ⋅ he2 n1,lim,d Unterer Grenzwert der Wandnormalkraft in halber Anschüt-
n1,Ed,inf ≥ n1,lim,d = (7.40)
7,8 ⋅ t tung
81
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
Der Ansatz eines zweiachsigen Lastabtrags ist bei vermindertem Für die Berechnung des Erhöhungsfaktors muss zwischen Voll-
Überbindemaß lol < 0,4 · hu nicht zulässig. und Lochsteinen unterschieden werden. Weiterhin sind die Re-
gelungen bei randnahen Einzellasten verschärft.
Bei Anwendung des genaueren Nachweises der Tragfähigkeit ist
bei erddruckbelasteten Kellerwänden im Gegensatz zum verein- a) Berechnung des Erhöhungsfaktors für Vollsteine
fachten Berechnungsverfahren der Nachweis der Querkrafttragfä- Für Vollsteine berechnet sich der Erhöhungsfaktor nach Glei-
higkeit zu erbringen. Um den Nachweis in Plattenrichtung führen chung (7.45):
zu können, muss zusätzlich die überdrückte Wanddicke tc,lin (in
der Regel am Wandfuß) bestimmt werden. Hierauf kann verzich- ⎧ 1,5
tet werden, wenn beim Querkraftnachweis auf den Ansatz der ⎛ a1 ⎞ ⎛ Ab ⎞ ⎪
β = 1,0 ≤ ⎜1 + 0,3 ⋅ ⎟ ⋅ ⎜1,5 − 1,1 ⋅ ⎟ ≤ min ⎨ a1 (7.45)
Haftscherfestigkeit verzichtet wird. ⎝ hc ⎠ ⎝ Aef ⎠ ⎪ 1,25 + 2 ⋅ h
⎩ c
82
7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
ll Der Bemessungswert der Tragfähigkeit kann mit = 1,3 be- Nur bei Endauflagern weit gespannter Decken im Innenbereich –
stimmt werden. z.B. am Rand von Empfangshallen mit Lufträumen, die über meh-
rere Geschosse reichen – sind ggf. weitergehende Maßnahmen
ll Bei horizontalen Einzellasten FEd > 4,0 kN ist zusätzlich die (z.B. konstruktive Zentrierung mit weichem Auflagerstreifen und
Querkrafttragfähigkeit in den Lagerfugen der belasteten Kantennut an der Innenseite sowie rissüberbrückendes Putzgewe-
Steine in Plattenrichtung nachzuweisen (siehe Kapitel 7.4.3). bes oder elastische überdeckte Scheinfuge auf der Außenseite)
83
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 7 Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk nach dem genaueren Berechnungsverfahren
erforderlich. Nur in diesem Fall ist ggf. auch die zusätzliche rech-
nerische Überprüfung im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
in der oben genannten Bemessungssituation sinnvoll, um die Er-
fordernis entsprechender Maßnahmen zu überprüfen.
Dieser Nachweis ist nur bei sehr kurzen Wänden und Pfeilern er- a Ic,lin
forderlich, wenn ein rechnerischer Aussteifungsnachweis geführt
werden muss und die kurzen Wände auch tatsächlich bei diesem I
Nachweis als Aussteifungsscheiben berücksichtigt werden. In der
Regel erfolgt die Gebäudeaussteifung aber durch vorhandene län-
gere Wände (z.B. Wohnungstrennwände), so dass kurze Pfeiler
mit l/h < 0,5 beim Aussteifungsnachweis ohnehin meist unbe-
rücksichtigt bleiben können.
Bild 7.19: Randdehnungsnachweis nach DIN EN 1996-1-1/NA
7.7.4 Nachweis der Querkrafttragfähigkeit in Scheibenrichtung
Sofern beim Nachweis des Reibungsversagens der Rechenwert
der Haftscherfestigkeit in Ansatz gebracht wird, ist bei Windschei-
ben mit einer Ausmitte e > l/6 zusätzlich nachzuweisen, dass
die rechnerische Randdehnung aus der Scheibenbeanspruchung
2 ⋅ NEd
unter maximaler Horizontallast im Grenzzustand der Gebrauchs- D = (7.50)
tauglichkeit an der gezogenen Wandkante den Wert R = 10-4 lc,lin ⋅ t
nicht überschreitet. Bei der Berechnung von R darf für den Elas-
tizitätsmodul des Mauerwerks ein Wert von E = 1.000 · fk ange- mit
nommen werden. NEd Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft in der
charakteristischen Bemessungssituation
Die Länge der Wandscheibe wird mit l, die überdrückte Länge lc,lin Überdrückte Wandlänge bei linear-elastischer Spannungs-
mit lc,lin beschrieben, welche sich nach Gleichung (7.31) berech- verteilung nach Gleichung (7.31) im Grenzzustand der
net. Die rechnerische Randstauchung wird mit D und die rech- Gebrauchstauglichkeit ohne Berücksichtigung des Teilsi-
nerische Randdehnung mit R angegeben und berechnen sich cherheitswerts Q
folgendermaßen: t Wanddicke
84
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
8 BAUTEILE UND KONSTRUKTIONSDETAILS Sie müssen jedoch in der Lage sein, auf sie selbst einwirkende
Belastungen – z.B. infolge Eigengewicht oder Wind – auf andere
8.1 Einführung tragende Bauteile abzutragen. Demzufolge sind aussteifende
Die Behandlung von Bauteilen und Konstruktionsdetails erfolgt Wände, welche ausschließlich der Aussteifung tragender Wän-
in verschiedenen Abschnitten des Eurocode 6. In Teil 1-1 sind de dienen, ebenfalls tragende Wände und können nicht mit den
beispielsweise die bauliche Durchbildung einschließlich der nachfolgenden Regelungen erfasst werden.
Zulässigkeit von Schlitzen sowie konstruktive Festlegungen zur
Bemessung zweischaliger Wände geregelt. Weiterhin werden Grundsätzlich ist zwischen nicht tragenden Außenwänden (z.B.
Ringanker und Flachstürze behandelt. In Teil 2 von DIN EN 1996 Giebelwände oder Ausfachungswände bei Stahlbetonskelettbau-
wird mit Angabe der Abstände von Dehnungsfugen in der Außen- ten) und nicht tragenden Innenwänden (z.B. Trennwänden) zu un-
schale auch auf die Ausführung dieser Wände eingegangen. Dar- terscheiden. In DIN EN 1996 sind Regelungen für nicht tragende
über hinaus enthält DIN EN 1996-2 Hinweise zu den zulässigen Außen- und Innenwände zu finden. Nicht tragende innere Trenn-
Abweichungen bei der Herstellung von Mauerwerk. Nachfolgend wände sind darüber hinaus in DIN 4103 geregelt.
werden Konstruktionsdetails für verschiedene Bauteile erläutert
und Angaben zur Bemessung sowie zur fachgerechten Ausfüh- 8.3.2 Nicht tragende Außenwände (Ausfachungsflächen)
rung gemacht. Nicht tragende Außenwände sind Bauteile, die in vertikaler Schei-
benrichtung überwiegend durch ihr Eigengewicht beansprucht wer-
8.2 Tragende und aussteifende Bauteile den. Sie müssen die auf ihre Fläche wirkenden Windlasten sicher
Wände, die mehr als ihre Eigenlast aus einem Geschoss abtra- auf die angrenzenden tragenden Bauteile, z.B. Wand- und Decken-
gen, werden als tragende Wände bezeichnet. Als tragend gelten scheiben, Stahl- oder Stahlbetonstützen und -unterzüge, abtragen.
auch Wände, die andere tragende Wände oder das Gebäude
aussteifen. Wände, die rechtwinklig zur Wandebene durch hori- Nicht tragende KS-Außenwände können entsprechend den ge-
zontale Kräfte belastet werden, können dagegen auch als nicht stellten Anforderungen einschalig oder mehrschalig, verputzt oder
tragende Wände ausgebildet werden. Tragende Innen- und Außen- unverputzt, mit zusätzlicher Wärmedämmung, mit vorgehängter
wände müssen nach DIN EN 1996-1-1/NA Abschnitt 8.1.2 (2) Fassade oder anderen Konstruktionen ausgeführt werden. Sind
eine Wanddicke von mindestens 11,5 cm und gemäß Ab- in nicht tragenden Außenwänden Fenster- oder Türöffnungen vor-
schnitt 1.1.2 (1) einen Mindestquerschnitt von 0,04 m2 aufwei- gesehen, die Einfluss auf Stabilität und Lastabtragung der Wand
sen. Eine größere Wanddicke kann aufgrund der Standsicherheit haben, ist ein statischer Nachweis der Wand erforderlich.
oder bauphysikalischer Anforderungen notwendig werden. Die
angegebene Mindestwanddicke von 11,5 cm gilt auch für aus- a) Vereinfachter Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA
steifende Wände (siehe Tafel 8.1). Bei vorwiegend windbelasteten, nicht tragenden Ausfachungs-
wänden ist nach DIN EN 1996-3/NA Anhang C kein gesonderter
Tragende und aussteifende Wände sollen unmittelbar auf Fun- Nachweis erforderlich, wenn die Wände durch die angrenzenden
damente gegründet werden. Wenn dies nicht möglich ist, muss Bauteile vierseitig gehalten sind (z.B. durch Verzahnung, Versatz
dafür Sorge getragen werden, dass die Abfangkonstruktionen die oder Anker) und die Größe der Ausfachungsflächen Aw = h · l nach
erforderliche Biegesteifigkeit aufweisen, um die Durchbiegungen Tafel 8.2 eingehalten ist. Zur Ermittlung des Seitenverhältnisses
gering zu halten. Für Mauerwerksbauten sind die in DIN EN 1992- der Ausfachungsflächen sind die lichten Maße des Ausfachungs-
1-1/NA geregelten Durchbiegungsbeschränkungen im Hinblick auf mauerwerks zwischen den angrenzenden tragenden Bauteilen
die Rissefreiheit der Wände nicht ausreichend. Als Abfangkon- (Stützen, Riegel usw.) zu verwenden. Die angegebenen Höhen
struktionen werden im Regelfall Stahlbetonbalken oder Stahlträ- über Gelände beziehen sich auf die Oberkante der jeweiligen Aus-
ger ausgeführt, deren Durchbiegung 1/500 der Stützweite nicht fachungsfläche. Eine Stoßfugenvermörtelung ist entsprechend
überschreiten sollten. Bei Stahlbetonbalken ist hierbei auch der DIN EN 1996-3/NA auch bei zweiachsigem Lastabtrag nicht zwin-
Einfluss der zeitabhängigen Verformungen (Kriechen und Schwin- gend erforderlich. Eine Anwendung der Tafel 8.2 ist nur zulässig,
den des Betons) zu berücksichtigen. wenn das Überbindemaß lol 0,4 · hu beträgt.
8.3 Nicht tragende Wände b) Erhöhte Werte der Ausfachungsflächen für Mauerwerk mit
8.3.1 Allgemeines Normalmauermörtel
Entsprechend ihrer Definition dürfen nicht tragende Wände kei- Die in den Normen, z.B. auch in DIN EN 1996-3/NA angege-
ne Lasten aus anderen Bauteilen aufnehmen oder weiterleiten. benen Größtwerte von Ausfachungsflächen nicht tragender Au-
85
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
Tafel 8.2: Zulässige Größtwerte der Ausfachungsfläche von nicht tragenden Außenwänden ohne rechnerischen Nachweis nach DIN EN 1996-3/NA
Alle Stein-Mörtel-Kombinationen nach DIN EN 1996-3/NA, ohne Stoßfugenvermörtelung, Überbindemaß lol 0,4 · hu
Wanddicke Zulässige Größtwerte 1), 2) der Ausfachungsfläche Aw in m2 bei einer Höhe über Gelände von
t
[mm] 0 m bis 8 m 8 m bis 20 m 3)
h / l 0,5 h / l = 1,0 h / l 2,0 h / l 0,5 h / l = 1,0 h / l 2,0
3) 4) 4) 4)
115 8 / 11 12 / 16 8 / 11 --- --- ---
4) 4) 4) 4) 4)
150 8 / 11 12 / 16 8 / 11 5 / 7 8 / 11 5 / 7 4)
175 14 20 14 9 13 9
240 25 36 25 16 23 16
300 33 50 33 23 35 23
1)
Bei Seitenverhältnissen 0,5 < h/l < 2,0 dürfen die zulässigen Größtwerte der Ausfachungsflächen geradlinig interpoliert werden.
2)
Die angegebenen Werte gelten für KS-Mauerwerk mit Normalmauermörtel mindestens NM IIa und Dünnbettmörtel.
3)
In Windlastzone 4 nur im Binnenland zulässig
4)
Bei Verwendung von Kalksandsteinen (Festigkeitsklasse 12) dürfen die größeren Werte verwendet werden.
ßenwände aus Kalksandstein dürfen nach Kirtschig (1993) bei wurde in verschiedenen Forschungsvorhaben an der Technischen
Verwendung von Kalksandsteinen der Höhe hu = 238 mm oder Universität Darmstadt ein vereinfachtes Bemessungsverfahren
248 mm (KS-Blocksteine und KS-Hohlblocksteine (auch als Plan- zur Bestimmung der im Grenzzustand der Tragfähigkeit aufnehm-
steine)) vermauert mit Normalmauermörtel NM III und Stoßfu- baren Beanspruchungen für nicht tragende Wände entwickelt.
genvermörtelung sowie einem Überbindemaß von lol 0,4 · hu, Dieses erlaubt gleichzeitig auch die Angabe zulässiger Ausfa-
überschritten werden. Die Steine sind vorzunässen. Unter diesen chungsflächen in Abhängigkeit der Windbeanspruchung.
Voraussetzungen sind in einigen Fällen – siehe Tafel 8.3 – auch
dreiseitig gehaltene Wände mit oberem freiem Rand als Ausfa- Mit Hilfe eines Tragfähigkeitskoeffizienten W, welcher die ver-
chungsflächen realisierbar. schiedenen Einflussgrößen wie Wandgeometrie, Lagerungsbe-
dingungen und das Verhältnis der Biegezugfestigkeiten in hori-
c) Erhöhte Werte der Ausfachungsflächen für Mauerwerk mit zontaler und vertikaler Richtung erfasst, kann die Tragfähigkeit
Dünnbettmörtel biegebeanspruchter Ausfachungsflächen einfach und praxisnah
Nach DIN EN 1996-1-1 können Ausfachungsflächen mit Hilfe bestimmt werden.
eines Verfahrens unter Verwendung von Biegemomentenkoef-
fizienten nachgewiesen werden. Gemäß dem zugehörigen Na- Nach dieser Nachweismethodik ergibt sich für die zulässige Aus-
tionalen Anhang ist die Anwendung dieses Verfahrens mit den fachungsfläche Aw:
angegebenen Parametern jedoch nicht zulässig, da die im EC 6
angegebenen Biegemomentenkoeffizienten die begrenzte Rotati- fxk1 1 1
onskapazität von Mauerwerk nicht hinreichend abdecken. Daher Aw = t2 • • • • W (8.1)
t M wd
Tafel 8.3: Erhöhte Größtwerte der Ausfachungsflächen von nicht tragenden Außenwänden mit Normalmauermörtel
KS-Blocksteine und KS-Hohlblocksteine mit Steinhöhen hu = 238 oder 248 mm, mit Stoßfugenvermörtelung, NM III
Wanddicke Erhöhte Größtwerte1) der Ausfachungsfläche Aw [m²] bei einer Höhe über Gelände von
t 2) 0 m bis 8 m 8 m bis 20 m 3)
[mm]
h / l 0,5 h / l = 1,0 h / l 2,0 h / l 0,5 h / l = 1,0 h / l 2,0
4-seitig gehalten; lol 0,4 · hu
115 11 16 11 – – –
150 11 16 11 7 11 7
175 22 20 22 13 13 13
240 38 36 38 25 23 25
300 60 54 60 38 35 38
3-seitig gehalten; oberer Rand frei; lol 0,4 · hu
175 8 10 16 – – –
240 16 20 30 10 12 18
300 25 30 45 16 20 28
1)
Bei Seitenverhältnissen 0,5 < h/l < 2,0 dürfen die zulässigen Größtwerte der Ausfachungsflächen geradlinig interpoliert werden.
2)
Für andere Wanddicken dürfen die Zwischenwerte geradlinig interpoliert werden.
3)
In Windlastzone 4 nur im Binnenland zulässig
86
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
w d = γQ ⋅ c pe ,10 ⋅ q p = 1,5 ⋅ 0,8 ⋅ q p (8.2) ll Sie müssen, neben ihrer Eigenlast einschließlich Putz oder
Bekleidung, die auf ihre Fläche wirkenden Lasten aufnehmen
mit und auf andere Bauteile, wie Wände, Decken und Stützen,
Q Teilsicherheitsbeiwert für Windeinwirkung auf der Einwir- abtragen.
kungsseite nach Kapitel 3.3
cpe,10 Aerodynamischer Außendruckbeiwert für vertikale Wände ll Sie müssen leichte Konsollasten aufnehmen, deren Wert
für den Bereich D nach Kapitel 3.2.3 qk 0,4 kN/m beträgt (Lastanordnung: Bild 8.1). Bilder,
(Abgedeckt werden damit die Bereiche B, C, D und E. Der Buchregale, kleine Wandschränke u.Ä. lassen sich so an jeder
Bereich A mit erhöhtem aerodynamischem Außendruck- Stelle der Wand unmittelbar mit einem geeigneten Befesti-
beiwert liegt an den Wandecken im Bereich von haltenden gungsmittel anbringen.
Querwänden und ist daher für die Ermittlung von zuläs-
sigen Ausfachungsflächen nicht relevant.) ll Sie dürfen sowohl bei weichen als auch bei harten Stößen
qp Vereinfachter charakteristischer Geschwindigkeitsdruck nicht zerstört oder örtlich durchstoßen werden.
nach Kapitel 3.2.3
ll Sie müssen zum Nachweis ausreichender Biegegrenztragfä-
In Tafel 8.4 sind für verschiedene Lagerungsbedingungen sowie higkeit eine horizontale Streifenlast qh,k aufnehmen, die 0,9 m
verschiedene Verhältnisse h/l die zulässigen Ausfachungsflächen über dem Fußpunkt der Wand angreift (Bild 8.1).
in den folgenden Anwendungsbereichen angegeben:
Nicht tragende innere Trennwände sind auch mit Wanddicken
Windzone 1: Gebäudehöhe h bis 18 m t < 115 mm zulässig. Hierfür werden spezielle Kalksandstein-
Windzone 2: Gebäudehöhe h bis 10 m produkte angeboten. Die maximale Wandhöhe nicht tragender
höht werden.
h
qh,k
mit
0,90
87
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
Tafel 8.4: Erhöhte Größtwerte der Ausfachungsflächen von nicht tragenden Außenwänden mit Dünnbettmörtel
KS-Plansteine und KS-XL, KS XL-E und KS XL-N ohne Stoßfugenvermörtelung mit Dünnbettmörtel, Überbindemaß 1) lol 0,4 · hu
Erhöhte Größtwerte der Ausfachungsflächen Aw0 in m2
in den Windzonen WZ 1 bis h 18 m und WZ 2 (Binnenland) bis h 10 m 2)
4-seitig gehalten; seitlich gelenkig gelagert
Wanddicke Verhältnis h / l (Verhältnis der Wandhöhe zur Wandlänge) 3)
t
[mm] 0,30 0,50 0,75 1,00 1,50 2,00
88
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 8.5: Faktor kwd für die Umrechnung der Windlast in andere Windlastzonen nach DIN EN 1991-1-4/NA
Windzone Faktor kwd für die Bemessungswindlast bei einer Gebäudehöhe h in den Grenzen von
h 10 m 10 m < h 18 m 18 m < h 25 m
1 Binnenland 1,33 1,00 0,89
2 Binnenland 1,00 0,80 0,73
Küste 1) und Inseln der Ostsee 0,80 0,67 0,62
3 Binnenland 0,80 0,73 0,62
1)
Küste und Inseln der Ostsee 0,62 0,57 0,50
4 Binnenland 0,73 0,57 0,50
1)
Küste der Nord- und Ostsee und Inseln der Ostsee 0,53 0,47 0,42
Inseln der Nordsee 2) 0,47 – –
1)
Zur Küste zählt ein 5 km breiter Streifen, der entlang der Küste verläuft und landeinwärts gerichtet ist.
2)
Auf den Inseln der Nordsee ist der Böengeschwindigkeitsdruck für Bauwerke über 10 m in Abhängigkeit der Höhe zu ermitteln (siehe DIN EN 1991-1-4/NA).
Innenwände aus Kalksandsteinen kann in Abhängigkeit von der anzusetzen. Nach DIN 4103-1 werden die Einbaubereiche wie
Steinrohdichte, der Wanddicke und dem Putzgewicht Tafel 8.6 folgt definiert:
entnommen werden. Die Lasten nicht tragender Trennwände auf
Decken dürfen vereinfachend über einen flächig anzusetzenden Einbaubereich 1: Bereiche mit geringer Menschenansammlung,
Zuschlag auf die charakteristische Nutzlast berücksichtigt wer- z.B. Wohnungen, Hotel-, Büro-, Krankenräume und ähnlich ge-
den. Die in Tafel 8.6 angegebenen Werte gelten dabei für leich- nutzte Räume einschließlich der Flure:
te Trennwände mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis
zu 5,0 kN/m. Schwerere Trennwände (> 5,0 kN/m) müssen qh1,k = 0,5 kN/m
gemäß DIN EN 1991-1-1/NA als Linienlasten in der statischen
Berechnung der Decken berücksichtigt werden (siehe auch Ka- Einbaubereich 2: Bereiche mit großer Menschenansammlung,
pitel 3.2.2). z.B. größere Versammlungsräume, Schulräume, Hörsäle, Ausstel-
lungs- und Verkaufsräume und ähnlich genutzte Räume. Hierzu
Entsprechend der Nutzung der Räume, zwischen denen die zählen auch stets Trennwände zwischen Räumen mit einem Hö-
nicht tragenden KS-Innenwände errichtet werden sollen, sind henunterschied der Fußböden 1,00 m:
beim Nachweis der Biegegrenztragfähigkeit in Abhängigkeit vom
Einbaubereich unterschiedlich große horizontale Streifenlasten qh2,k = 1,0 kN/m
Tafel 8.6: Technische Daten von KS-Produkten für nicht tragende KS-Wände mit Linienlasten 5 kN/m
Eigenschaft Einheit
Wanddicke [mm] 70 100 100 115
Steinbezeichnung KS BP7 KS BP10 KS BP10 KS L
Steinrohdichteklasse 2,0 1,2 1,4 1,4
Maximale Wandhöhe bei Linienlast nach [m]
DIN EN 1991-1-1/NA ( 5 kN/m)
mit Dünnlagenputz (d = 2 · ca. 5 mm) 3,45 3,70 3,25 2,85
Statik 1)
mit beidseitigem Gipsputz (d = 2 · 10 mm) 3,10 3,30 2,95 2,65
2
Zuschlag zur Verkehrslast der Decke nach [kN/m ] 1,2 1,2 1,2 1,2
DIN EN 1991-1-1/NA
Direktschalldämm-Maß Rw nach [dB]
E DIN 4109-2:2013
Schallschutz 1)
mit Dünnlagenputz (d = 2 · ca. 5 mm) 44 42 44 46
mit beidseitigem Gipsputz (d = 2 · 10 mm) 45 43 45 47
Feuerwiderstandsklasse nach DIN EN 1996-1-2/NA
Brandschutz
mit Dünnlagenputz (d = 2 · ca. 5 mm) EI 60 EI 90 EI 90 EI 120
mit beidseitigem Gipsputz (d = 2 · 10 mm) EI 90 EI 90 EI 90 EI 120
1)
Die Ermittlung der Wandflächengewichte bzw. flächenbezogenen Masse der Wände ist unterschiedlich in DIN 1991-1-1/NA und DIN 4109.
Anmerkung: Wenn die maximalen Wandhöhen überschritten werden, ist ein Nachweis durch Ansatz einer Linienlast auf der Decke möglich. Wände mit höherem
Wandeigengewicht (z.B. 115 mm dicke Wände der RDK 2,0) können alternativ zum Ansatz als Linienlast auch durch erhöhte Deckenzuschläge nach Röser/Gusia
(2005) berücksichtigt werden.
89
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
Tafel 8.7: Zulässige Wandlängen [m] nicht tragender Trennwände mit und Die Grenzabmessungen gemauerter nicht tragender Innenwände
ohne Auflast bei vierseitiger bzw. dreiseitiger Halterung, vertikaler Rand frei wurden in mehreren Untersuchungen von Kirtschig in Abhängig-
Einbau Wand- Wanddicke [mm] keit der Halterung (drei- oder vierseitig), einer möglichen vertika-
bereich höhe 50 70 100 115/ 175/ 240 len Auflast sowie der Wanddicke und der verwendeten Steinart
[m] 150 200 durch umfangreiche Versuche ermittelt. Diese werden seit Jahr-
Zulässige Wandlänge [m] zehnten im Mauerwerksbau angewendet und haben sich allge-
Vier- 2,5 3 5 7 mein bewährt.
seitige 3 3,5 5,5 7,5
Halterung 1 3,5 4 6 8 10 12 12 Bei dem Lastfall „mit Auflast“ handelt es sich nicht um eine plan-
4 – 6,5 8,5 mäßige Auflast, z.B. aus darüber stehenden Wänden, sondern
4,5 – 7 9 um einen ungewollten Lastabtrag der Decke infolge Kriechen und
> 4,5 – 6 – – – – 12 12
2,5 1,5 3 5 6 Schwinden. Werden die Trennwände an der Deckenunterkante voll
3 2 3,5 5,5 6,5 vermörtelt, kann bei der Ermittlung der zulässigen Wandlängen
3,5 2,5 4 6 7 12 12 vom Lastfall „mit Auflast“ ausgegangen werden.
2
4 – 4,5 6,5 7,5
ohne 4,5 – 5 7 8
Auflast > 4,5 – 6 – – – – 12 12 Bei dreiseitiger Halterung ist zu unterscheiden, ob sich der freie
Rand an der Wandseite oder am Wandkopf befindet. Bei Wandhö-
Vier- 2,5 5,5 8
seitige 3 6 8,5 hen h > 6 m ist stets ein statischer Nachweis erforderlich. Freie
Halterung 3,5 6,5 9 12 12 12 12 Wandlängen l > 12 m sollten vermieden werden. Bei Verwendung
1
4 – 9,5 von Kalksandsteinen mit Wanddicken t < 11,5 cm ist Mörtelgrup-
4,5 – – pe III oder Dünnbettmörtel erforderlich; bei t 11,5 cm genügt
> 4,5 – 6 – – – – 12 12
2,5 2,5 5,5 8 Mörtelgruppe IIa.
3 3 6 8,5
3,5 3,5 6,5 9 12 12 12 Die in den Tafel 8.7 und Tafel 8.8 aufgeführten Grenzmaße gelten
2 4 – 7 9,5
mit
für ein Überbindemaß lol 0,4 · hu, da ein kreuzweiser Abtrag der
4,5 – 7,5 10
Auflast1) auf die nicht tragende Wand wirkenden horizontalen Linienlast
> 4,5 – 6 – – – – 12 12
vorausgesetzt wird. Bei KS-Mauerwerk mit Dünnbettmörtel ist
Drei- 2,5 1,5 2,5 3,5
seitige 3 1,75 2,75 3,75 eine Stoßfugenvermörtelung nicht erforderlich, wenn der obere
Halterung 3,5 2 3 4 5 8 12 Rand gehalten ist (Tafel 8.7). Bei freiem oberen Rand (Tafel 8.8)
1
4 – 3,25 4,25 sind die Stoßfugen generell zu vermörteln.
4,5 – 3,5 4,5
> 4,5 – 6 – – – – 8 12
Bei KS-Mauerwerk mit Normalmauermörtel darf auf eine Stoß-
2,5 0,75 1,5 2,5 3
3 1 1,75 2,75 3,25 fugenvermörtelung verzichtet werden, wenn der Lastabtrag aus-
3,5 1,25 2 3 3,5 6 12 schließlich über die kürzere, vertikale Richtung erfolgt. Das ist
2 4 – 2,25 3,25 3,75
ohne 4,5 – 2,5 3,5 4
Auflast > 4,5 – 6 – – – – 6 12 Tafel 8.8: Zulässige Wandlängen [m] nicht tragender innerer Trennwände
Drei- 2,5 2,75 4 ohne Auflast bei dreiseitiger Halterung, oberer Rand frei
seitige 3 3 4,25 Dreiseitige Ein- Wand- Wanddicke [mm]
Halterung 1 3,5 3,25 4,5 6 8 10 12 Halterung 1) bau- höhe
4 – 4,75 50 70 100 115/ 175/ 240
be- [m] 150 200
4,5 – –
> 4,5 – 6 – – – – 10 12 reich
Zulässige Wandlänge [m]
2,5 1,25 2,75 4 2 3 7 8 8
3 1,5 3 4,25
2,25 3,5 7,5 9 9
3,5 1,75 3,25 4,5 6 8 12
2 4 – 3,5 4,75 2,5 4 8 10 10
mit 4,5 – 3,75 5 3 5 9 10 10 12 12
1
Auflast1) > 4,5 – 6 – – – – 8 12 3,5 6 10 12 12
4 – 10 12 12
Bei KS-Mauerwerk mit Dünnbettmörtel darf generell auf eine Stoßfugenmörte-
lung verzichtet werden. 4,5 – 10 12 12
Dies gilt auch bei Verwendung von Normalmauermörtel mit statisch zulässigen > 4,5 – 6 – – – – 12 12
Wandlängen 12 m oder bei Wänden mit Wandlängen größer als die doppelte 2 1,5 3,5 5 6 8 8
Wandhöhe.
Für Wanddicken von 50 und 70 mm sowie 100 mm unter Auflast im Einbaube-
2,25 2 3,5 5 6 9 9
reich 2 gelten die angegebenen Grenzmaße bei Verwendung von Normalmauer 2,5 2,5 4 6 7 10 10
mörtel NM III (trockene Kalksandsteine sind vorzunässen) oder Dünnbett- ohne 3 – 4,5 7 8 12 12
mörtel. Bei Wanddicken 115 mm ist Normalmauermörtel mindestens der 2
Auflast 3,5 – 5 8 9 12 12
Mörtelgruppe IIa (trockene Kalksandsteine sind vorzunässen) oder Dünnbett-
mörtel zu verwenden. 4 – 6 9 10 12 12
1)
Unter Auflast wird hierbei verstanden, dass die Wände an der Deckenunter- 4,5 – 7 10 10 12 12
kante voll vermörtelt sind und die darüber liegenden Decken infolge Krie- > 4,5 – 6 – – – – 12 12
chens und Schwindens sich auf die nicht tragenden Wände zum Teil absetzen
können. Ganz allgemein gilt, dass das Verfugen zwischen dem oberen Wand Die Stoßfugen sind generell zu vermörteln.
ende und der Decke mit Mörtel geringer Festigkeit eher zu empfehlen ist als Für Wanddicken 100 mm ist Normalmauermörtel NM III (trockene
das Dazwischenlegen von stark nachgiebigem Material. Dies gilt insbeson- Kalksandsteine sind vorzunässen) oder Dünnbettmörtel zu verwenden. Bei
dere dann, wenn davon ausgegangen werden kann, dass nach dem Verfugen Wanddicken 115 mm ist Normalmauermörtel mindestens NM IIa (trockene
in die Trennwände keine Lasten mehr aus Verformung infolge Eigengewichts Kalksandsteine sind vorzunässen) oder Dünnbettmörtel zu verwenden.
der darüber liegenden Bauteile eingetragen werden. Das Vermörteln der An- 1)
schlussfuge zwischen nicht tragender Wand und Stahlbetondecken soll daher ie obere Halterung kann durch einen Ringbalken hergestellt werden. In die-
D
möglichst spät erfolgen. sem Fall gelten die Werte der Tafel 8.7.
90
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
gegeben, wenn bei vierseitig oder dreiseitig mit einem freien Tafel 8.9: Erhöhte Wandlängen nicht tragender Innenwände aus KS-Bau-
vertikalen Rand gehaltenen KS-Innenwänden die zulässigen platten BP7
Wandlängen 12 m betragen oder die Wandlänge größer als die Wanddicke t = 70 mm, Überbindemaß lol /hu 0,2,
doppelte Wandhöhe ist. Dünnbettmörtel, mit Stoßfugenvermörtelung
Bei Verwendung von Tafel 8.8 für dreiseitig gehaltene Wände Einbau Wand- Zulässige Wandlänge [m]
mit oberem freiem Rand gelten die Werte nur für Vermauerung bereich höhe
[m] 4-seitig gehalten, 3-seitig gehalten,
mit Stoßfugenvermörtelung (Normalmauermörtel oder Dünnbett- seitlich gelenkig seitlich gelenkig
mörtel). gelagert gelagert;
freier seitlicher Rand
Bei Überschreitung der zulässigen Wandlängen, können die Wand- 2,5 12,0 12,0
flächen durch Aussteifungsstützen z.B. aus Holz, Stahl oder Stahl-
beton unterteilt werden. Der Planer muss entscheiden, ob die in 3,0 12,0 12,0
1
den Tafel 8.7 und Tafel 8.8 angegebenen Grenzlängen tatsäch- 3,5 12,0 12,0
lich ausgenutzt werden. Bei Wandhöhen > 4,5 m wird empfohlen, 0,5 kN/m
solche Wände durch horizontale Tragelemente (z.B. horizontale 4,0 12,0 12,0
Riegel aus ausbetonierten KS -U-Schalen mit Bewehrung) zu 12,0 12,0
4,5
unterteilen. Insbesondere bei Wandlängen > 6 m ist die Risse-
sicherheit abzuschätzen und die Verformungsverträglichkeit der
nicht tragenden inneren Trennwände und der angrenzenden Bau-
teile zu beurteilen.
Damit können 70 mm dicke Wandbauplatten alternativ zur Ermitt-
lung nach Tafel 8.7 und Tafel 8.8 entsprechend nachgewiesen
8.3.4 Erhöhte Wandlängen für nicht tragende Innenwände aus
werden. Da die Wandbauplatten nur als nicht absturzsichernde
KS-Bauplatten
Trennwände eingesetzt werden (Nachweis der Gebrauchstauglich-
Schlanke nicht tragende Innenwände aus KS-Bauplatten mit
keit), ist im Schadensfall die Auswirkung gering. Vor diesem Hin-
70 mm Dicke haben sich seit vielen Jahren im Wohnungsbau,
tergrund ist ein Teilsicherheitsbeiwert von M = 1,0 ausreichend.
aber auch in Büro- und Wirtschaftsbauten, im Schul- und Kran-
kenhausbau bewährt. Durch ihr günstiges Format und das Nut-
In Tafel 8.9 sind für den Haupteinsatzbereich (Einbaube-
Feder-System lassen sie sich äußerst rationell versetzen. Durch
reich 1, siehe Kapitel 8.3.3) die zulässigen Wandlängen für
die Verarbeitung mit Dünnbettmörtel gelangt während der Her-
Kalksandstein-Wandbauplatten KS BP7 mit einer Wanddicke
stellungsphase zudem wenig Baufeuchte in den Rohbau. Stoß-
von t = 70 mm in Dünnbettmörtel mit Stoßfugenvermörtelung
und Lagerfugen sind zu vermörteln. KS-Bauplatten sind auch für
ohne Auflast angegeben. Die Werte gelten für ein Überbindemaß
den nachträglichen Einbau, für Ausbauten und Sanierungen im
von lol /hu 0,2 und charakteristische Biegezugfestigkeiten von
Baubestand sehr gut geeignet.
fxk1 = 0,34 N/mm2 und fxk2 = 0,49 N/mm2, die aus KS-internen
Untersuchungen stammen.
Auch für nicht tragende Innenwände kann alternativ das bereits
in Kapitel 8.3.2 im Abschnitt c erläuterte Bemessungsverfahren
8.3.5 Beschränkung der Deckendurchbiegung
der Technischen Universität Darmstadt angewandt werden, um
Wenn durch zu große Durchbiegungen der Stahlbetondecke Schä-
erforderlichenfalls größere Wandlängen ausnutzen zu können.
den an nicht tragenden Innenwänden entstehen können, so ist
Jedoch ist bei nicht tragenden Innenwänden eine direkte Berech-
die Größe dieser Durchbiegungen durch gezielte Maßnahmen
nung der Wandlänge nicht möglich, da die bezogene Traglast W
zu beschränken oder es sind andere bauliche Vorkehrungen zur
von der absoluten Wandhöhe h und gleichzeitig über das Seiten-
Vermeidung derartiger Schäden zu treffen. Der Nachweis der Be-
verhältnis von der Wandlänge l abhängt, so dass eine iterative
schränkung der Deckendurchbiegung kann durch die Begrenzung
Berechnung erforderlich ist.
der Biegeschlankheit geführt werden.
Nachfolgende Gleichung gibt die maximale Länge der Wand in
Die Schlankheit biegebeanspruchter Bauteile mit normalen An-
Abhängigkeit der einwirkenden Horizontallast an.
forderungen nach Abschnitt 7.4.2 von DIN EN 1992-1-1/NA, die
1 fxk 1 1 t 2 mit ausreichender Überhöhung der Schalung hergestellt werden,
lmax = ⋅ ⋅ ⋅ ⋅ (8.4) darf nicht größer sein als lf /d K · 35.
qh,d t M h w
Bei Deckenplatten, an die höhere Anforderungen gestellt werden,
mit
weil sie beispielsweise nicht tragende Innenwände zu tragen ha-
l Wandlänge
ben, sollte die Schlankheit wie folgt gewählt werden:
qh,d Horizontale Holmlast = qh,k · Q
fxk1 Vertikale Biegezugfestigkeit
lf 150 l2
fxk2 Horizontale Biegezugfestigkeit ≤K2 ⋅ bzw . d ≥ 2 f (8.5)
t Biegezugverhältnis: t = fxk1/fxk2 d lf K ⋅ 150
W Bezogene Traglast in Abhängigkeit von: Lagerungsbedin-
gungen, h, h/l, t mit
M Teilsicherheitsbeiwert auf der Widerstandsseite: M = 1,0 lf Stützweite der Decke
Q Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite: Q = 1,0 d Statische Höhe des biegebeanspruchten Bauteils
h Wandhöhe K Beiwert zur Berücksichtigung der verschiedenen sta-
t Wanddicke tischen Systeme nach Tafel 8.10
91
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
Tafel 8.10: Beiwert K in Abhängigkeit der statischen Systeme nach Es ist abzuwägen, ob die Wandscheibe durch Einlage von zwei
DIN EN 1992-1-1/NA Folien von der Geschossdecke abzutrennen ist. Die Aufnahme
Statisches System K des Horizontalschubs an den seitlichen Wandanschlüssen
muss gewährleistet sein (Tafel 8.12).
Frei drehbar gelagerter Einfeldträger; gelenkig gelagerte ei- 1,0
nachsig oder zweiachsig gespannte Platte
ll Bei großen Deckenstützweiten können weitere Maßnahmen,
Endfeld eines Durchlaufträgers oder einer einachsig gespann- 1,3 z.B. Einlegen von Mauerwerksbewehrung in die Lagerfugen
ten durchlaufenden Platte; Endfeld einer zweiachsig der nicht tragenden Trennwand zur Erhöhung der Rissesicher-
gespannten Platte, die kontinuierlich über einer längeren heit, erforderlich werden. Die Mauerwerksbewehrung wird in
Seite durchläuft
die Lagerfugen eingelegt und hat den Zweck, die Bogentrag-
Mittelfeld eines Balkens oder einer einachsig oder zweiachsig 1,5 wirkung zu stärken und Risse zu verhindern oder zumindest
gespannten Platte so zu verteilen, dass sie unschädlich sind.
Platte, die ohne Unterzüge auf Stützen gelagert ist 1,2
(Flachdecke) (auf Grundlage der größeren Spannweite) ll Bei der Anordnung von Schlitzen sind die Angaben in
Kragträger 0,4
DIN EN 1996-1-1/NA zu beachten (siehe Kapitel 8.6).
92
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Temperatur- weicher Streifen z.B. Styropor Ungedämmte Dachdecken dehnen Einbau von Gleitschichten
schwankungen und verkürzen sich in Folge von bzw. Gleitlagern
Temperaturschwankungen. Gering
belastetes Mauerwerk kann diese Einbau der Gleitschichten bzw. -lager
Decke eingeleiteten Verformungen häufig zwischen Dachdecke und Wand
nicht rissefrei aufnehmen.
Deckenleiste
Zur oberen Halterung der Wand sind
bzw. Kellenschnitt
bewehrte Ringbalken erforderlich.
Gleitschicht
bewehrter
Ringbalken
z.B. WDVS Bei Stützweiten > 6 m darf mit Einbau: Schalung bzw. Filigran
Zentrierung das vereinfachte deckenplatten in der Höhe um die
weicher Streifen, Bemessungsverfahren nach Dicke des Streifens (ca. 5 mm)
z.B. Polystyrol DIN EN 1996-3/NA angewendet durch Montagestützen anheben
werden.
Montagestützen Zentrieren auch bei schlanken
Decken ist zu empfehlen.
Zentrierungen sind immer am Wandkopf, nie am Wandfuß anzuordnen.
93
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
Bei großen Deckenspannweiten kommt es insbesondere im Be- kalischen Gesichtspunkten ab. Zur Erzielung der räumlichen Stei-
reich der Endauflager von Decken zu großen Verdrehungen der figkeit müssen alle tragenden und aussteifenden Wände kraft-
horizontalen Tragglieder. Daraus ergibt sich eine exzentrische schlüssig mit den Decken verbunden sein. Bei der Verwendung
Lasteinleitung in die Mauerwerkswand, die nicht nur zu einer von Stahlbetondecken wird ein ausreichender Verbund über die
Traglastminderung führt, sondern auch Rissbildungen und Ab- Reibung in den Lagerfugen hergestellt. Weitere Konstruktionsele-
platzungen verursachen kann. Sind die Randbedingungen für mente zur Sicherstellung einer genügenden Standsicherheit kön-
die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens nach nen Ringanker und Ringbalken sein. Werden die Wände nicht
DIN EN 1996-3/NA nicht eingehalten (z.B. Stützweite lf > 6 m) durch einen Mauerwerksverband zug- und druckfest miteinander
oder führen die Lastexzentrizitäten zu großen Traglastminde- verbunden, können alternative Anschlusselemente, wie z.B. die
rungen (z.B. bei der obersten Geschossdecke), können entspre- Stumpfstoßtechnik, verwendet werden. Bei Ausfachungswänden
chend Tafel 8.12 konstruktive Maßnahmen zur Zentrierung des oder nicht tragenden Wänden richten sich die Anschlüsse auch
Deckenauflagers am Wandkopf genutzt werden, wobei entspre- nach den Schall- und Brandschutzanforderungen.
chende Einflüsse auf die Konstruktion zu beachten sind (z.B.
Knicklänge, Übertragung horizontaler Lasten zur Gebäudeaus- Es wird empfohlen, die Außenecken von Kelleraußenwänden –
steifung etc.). Die Lastzentrierung mit mittig angeordneten Ver- auch unter Annahme zweiseitiger Halterung – aus konstruktiven
formungslagern nach Tafel 8.12 ist nicht allein eine konstruktive Gründen immer miteinander zu verzahnen. Alle übrigen Wandan-
Maßnahme zur Vermeidung von Rissbildungen im Grenzzustand schlüsse können stumpf gestoßen werden, soweit in der Statik
der Gebrauchstauglichkeit. Hierdurch ändern sich auch die sta- nichts anderes gefordert wird.
tischen Randbedingungen. Diese Lager dürfen insbesondere auch
nicht am Wandfuß angeordnet werden. Die Kimmschicht am Wandfuß in Normalmauermörtel mindestens
der Gruppe NM III dient primär zum Ausgleich von Unebenheiten
Bei größeren planmäßigen Ausmitten, z.B. Dachdecke mit wenig
Auflast oder Decken mit großer Spannweite, sollte zur Verringe-
rung der Biegebeanspruchung die Lasteinleitung der Stahlbeton-
decken entsprechend zentriert werden.
Edelstahl-Flachanker – Anschlussfuge vermörtelt
Werden Maßnahmen zur Zentrierung der Lasteinleitung von De-
cken vorgesehen, darf auch bei Stützweiten von mehr als 6 m
das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/
NA angewendet werden.
8.4.3 Wandanschlüsse
Die Ausbildung der Verbindungen von Wänden und Decken oder Bild 8.2: Anwendung von Edelstahl-Flachankern bei der KS-Stumpfstoß-
von Wänden untereinander hängt von statischen und bauphysi- technik
2,75 m
Bild 8.3: KS-Stumpfstoßtechnik, Regelausführung bei Annahme einer drei- oder vierseitigen Halterung der tragenden Wand (Schichthöhe 25 cm)
94
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
aussteifende Wand
Stumpfstoßanker
auszusteifende Wand
aussteifende Wand
aussteifende Wand
Bild 8.4: Stumpfstoßtechnik mit durchlaufender Trennwand Bild 8.5: Prinzipielle Anordnung von aussteifender und auszusteifender
Wand bei Anwendung des Stumpfstoßes
der Rohdecke, zur Höhenanpassung der aufzumauernden Wand- 8.5 Ringanker und Ringbalken
scheibe an das Baurichtmaß sowie zur Erstellung eines planebe- 8.5.1 Allgemeines
nen Niveaus in Wandlängs- und -querrichtung. Sie gewährleistet Bei Ringankern und Ringbalken handelt es sich um stabförmige
aber auch einen kraftschlüssigen Verbund zwischen Decke und Bauglieder, die der Aufnahme von Aussteifungskräften und Ho-
Aufstandsfläche. rizontallasten dienen. Sie werden z.B. mit ausbetonierten und
bewehrten KS -U-Schalen hergestellt.
Bei Verwendung von KS XL im Dünnbettmörtelverfahren ist die
Kimmschicht in Normalmauermörtel der Gruppe NM III auszufüh- Ringanker werden bei Massivdecken im Regelfall innerhalb der
ren, um die entsprechende Druckfestigkeit für Elementmauerwerk Decken oder kurz darunter angeordnet und halten die tragenden
ansetzen zu dürfen. Wände zusammen. Sie übernehmen die in der Deckenscheibe
auftretenden Randzugkräfte und leiten die angreifenden Ausstei-
Geschosshöhe h
Der Stumpfstoß von KS-Mauerwerk ohne den Bauablauf störende fungskräfte auf die Wandscheiben weiter. Gleichzeitig erhöhen
Verzahnung der Wände eröffnet für Planung und Ausführung Frei- sie die Stabilität von auf Scheibenschub beanspruchten Wänden
räume, insbesondere bei Verwendung mechanischer Versetzge- mit großen Öffnungen (Bild 8.6). Ringanker sind also im Wesent-
räte (Bild 8.2 bis Bild 8.5). Diese Bauweise hat sich seit mehr lichen Zugglieder.
als 30 Jahren bewährt. Aus baupraktischen Gründen wird auch
bei statisch angesetzter zweiseitiger Halterung der Wand emp- Ringbalken sind stets anzuordnen, wenn Horizontallasten senk-
fohlen, konstruktiv Edelstahl-Flachanker in die Lagerfugen einzu- recht zur Wandebene (z.B. aus Wind) einwirken und eine konti-
legen. Die Anschlussfugen sind aus schalltechnischen Gründen nuierliche Lagerung
bö
am Wandkopf (z.B. bö
durch Deckenscheiben)
vollflächig zu vermörteln. nicht vorhanden ist. Gleichzeitig können Ringbalken auch die
Funktion von RingankernWandlänge l
zur Ableitung von Aussteifungskräften
übernehmen. Ringbalken 2
sind überwiegend auf Biegung und we-
bö >
niger auf Zug beansprucht.· h: Ringanker erforderlich
3
bei bö > 0,40 · l
Geschosshöhe h
Geschosshöhe h
bö bö bö bö
Wandlänge l Wandlänge l
2 2
bö > · h: Ringanker erforderlich bö < · h: Ringanker erforderlich
3 3
bei bö > 0,40 · l bei bö > 0,60 · l
Bild 8.6: Kriterien für die Anordnung von Ringankern in tragenden und aussteifenden Wänden mit Öffnungen
schosshöhe h
95
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
ll Bauten mit mehr als zwei Vollgeschossen, Ein Ringbalken ist jedoch nur erforderlich, wenn ein Gleitlager
eingebaut wird, welches schubweich ist. Wird ein Zentrierlager
ll Bauten mit Längen > 18 m, eingebaut, das die Verformungen aus der Decke aufnehmen kann
und gleichzeitig die Übertragung der Querkräfte gewährleistet, ist
ll Wänden mit großen Öffnungen, ein Ringbalken entbehrlich.
ll Bauwerke mit ungünstigen Baugrundverhältnissen. Unterschiedliche Verformungen zwischen tragenden Wänden und
der Dachdecke können nach DIN 18530:1987-03 abgeschätzt
Ringanker sind für eine aufzunehmende Zugkraft von minde- werden. Ist danach mit Rissen zu rechnen, so ist die Dachdecke
stens NEd = 45 kN zu dimensionieren bzw. mit einer Mindest- möglichst reibungsfrei aufzulagern. In diesem Fall ist ggf. auch ein
querschnittsfläche von as = 1,5 cm2 (oder 2 10) zu bewehren. Gleitlager mit Ringbalken unter der Dachdecke erforderlich.
In einer Stahlbetondecke vorhandene Bewehrung darf innerhalb
gewisser Grenzen angerechnet werden. Die einzulegende Be- 8.6 Schlitze und Aussparungen
wehrung muss sich in Decken oder Fensterstürzen, in einer Ent- 8.6.1 Allgemeines
fernung von nicht mehr als 0,5 m parallel zur Mittelachse der Als Schlitze werden längliche Einschnitte in flächigen Bauteilen
Wand bzw. Decke, befinden (Tafel 8.12). Ringanker können auch verstanden (siehe Tafel 8.13). Handelt es sich dabei um kleine
aus bewehrtem Mauerwerk oder mit sogenannten Mauerwerks- gedrungene Einschnitte, spricht man von Aussparungen. Schlitze
schalen hergestellt werden, wenn die entsprechenden Zugkräfte und Aussparungen können während der Herstellung des Bauteils
aufgenommen werden. oder nachträglich hergestellt werden.
Tafel 8.13: Nachträglich hergestellte horizontale und schräge Schlitze (links), nachträglich hergestellte vertikale Schlitze und Aussparungen (rechts)
Maße in
Schlitz mit unbegrenzterMaße Maße
Schlitz mit unbegrenzter
in
in mm mm
Länge mm t
Länge t
400
Schlitz- Schlitz-
tiefe tiefe
keine Horizontal- oder
Schlitz-
keine Horizontal- oder
Schlitz-
Öffnung tiefe T2
Schrägschlitze
Öffnung tiefe T2
Schrägschlitze
Öffnung Öffnung
Schlitz- Schlitz-
tiefe tiefe
400
0
400
490 49
0 25 0
t 1
25 t 1 Abstand Abstand
Abstand zur Abstandbei
zurt 240 bei t 240 115 115
Schlitzlänge Öffnung B 120 Schlitz-B1 120 Schlitz-
Schlitzlänge Öffnung 1
breite BT21 80 breite B1
T2 80
96
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 8.14: Zulässige Größe tch,v vertikaler Schlitze und Aussparungen ohne rechnerischen Nachweis nach DIN EN 1996-1-1/NA
1 2 3 4 5 6 7
Wanddicke Nachträglich hergestellte Schlitze Mit der Errichtung des Mauerwerks hergestellte Schlitze und Aussparungen im
und Aussparungen 1) gemauerten Verband
Maximale Tiefe 2) Maximale Breite Verbleibende Maximale Breite 3) Mindestabstand der
tch,v (Einzelschlitz) 3) Mindestwanddicke Schlitze und Aussparungen
[mm] [mm] [mm] [mm] [mm] von Öffnungen untereinander
115 – 149 10 100 – –
150 – 174 20 100 – –
175 – 199 30 100 115 260
$ zweifache
200 – 239 30 125 115 300 Schlitzbreite $ Schlitzbreite
bzw. $ 240
240 – 299 30 150 115 385
300 – 364 30 200 175 385
$ 365 30 200 240 385
1)
Abstand der Schlitze und Aussparungen von Öffnungen $ 115 mm
2)
Schlitze, die bis maximal 1 m über den Fußboden reichen, dürfen bei Wanddicken 240 mm bis 80 mm Tiefe und 120 mm Breite ausgeführt werden.
3)
Die Gesamtbreite von Schlitzen nach Spalte 3 und Spalte 5 darf je 2 m Wandlänge die Maße in Spalte 5 nicht überschreiten. Bei geringeren Wandlängen als 2 m
sind die Werte in Spalte 5 proportional zur Wandlänge zu verringern.
cher in den Steinen angenommen werden, die bei der Schlitzher- 8.7 Bögen und Gewölbe
stellung erreicht wird. Werden diese Grenzen überschritten, ist die 8.7.1 Tragverhalten
Tragfähigkeit auf Druck, Schub und Biegung mit dem in Folge der Bögen und Gewölbe aus Mauerwerk kommen bei der Planung neu-
Schlitze und Aussparungen reduzierten Mauerwerksquerschnitt er Bauwerke relativ selten vor, jedoch trifft man bei der Sicherung
rechnerisch zu prüfen. und Sanierung historischer Bauten auf derartige Konstruktionen.
Von den Beanspruchungsarten Druck, Zug, Biegung und Schub
Horizontale und schräge Schlitze dürfen nur maximal 40 cm un- kann Mauerwerk Druckbeanspruchungen am besten aufnehmen.
terhalb Wandkopf und 40 cm oberhalb Wandfuß sowie jeweils an Will man daher mit unbewehrtem Mauerwerk Öffnungen oder Räu-
einer Wandseite angeordnet werden. Darüber hinaus sollten diese me überspannen, so muss das abfangende Bauteil so geformt
zur Vermeidung von Rissbildung und Abplatzungen nicht unmittel- sein, dass überwiegend Druckbeanspruchungen auftreten. Dies
bar unter dem Deckenauflager angeordnet werden. gelingt, wenn sich innerhalb von Stab- und Flächentragwerken ei-
ne von der Einwirkung abhängige Stützlinie ausbilden kann. Als
8.6.2 Vertikale Schlitze Stützlinie wird die Form eines statischen Systems bezeichnet,
Vertikale Schlitze und Aussparungen sind ohne genaueren Nach- für die eine bestimmte Belastung nur Längskräfte im Bogen her-
weis zulässig, wenn die Querschnittsschwächung, bezogen auf vorruft (M = 0 und V = 0). Die Stützlinie entspricht einer umge-
1 m Wandlänge, weniger als 6 % beträgt und die Wand zweiseitig
oben und unten gehalten nachgewiesen wird. Hierbei müssen
eine Restwanddicke nach Tafel 8.14, Spalte 4 und ein Mindest- Tafel 8.15: Zulässige Größe tch,h horizontaler und schräger Schlitze und
abstand nach Spalte 6 eingehalten werden. Die Festlegungen Aussparungen ohne rechnerischen Nachweis nach DIN EN 1996-1-1/NA
gelten nur für tragende Wände. Schlitze und Aussparungen in
Schornsteinwangen sind unzulässig. Wanddicke Maximale Schlitztiefe tch,h 1)
[mm] [mm]
8.6.3 Horizontale und schräge Schlitze Unbeschränkte Länge 2) Länge 1.250 mm 3)
Horizontale und schräge Schlitze sind für eine gesamte Schlitz- 115 – 149 – –
tiefe von maximal dem Wert tch,h ohne gesonderten Nachweis der
Tragfähigkeit des reduzierten Mauerwerksquerschnitts auf Druck, 150 – 174 – 0 2)
Schub und Biegung zulässig, sofern eine Begrenzung der zusätz- 175 – 239 0 2)
25
lichen Ausmitte in diesem Bereich vorgenommen wird. Klaffende 240 – 299 15 2)
25
Fugen infolge planmäßiger Ausmitte der einwirkenden charakte-
ristischen Lasten (ohne Berücksichtigung der Kriechausmitte und 300 – 364 20 2) 30
der Stabauslenkung nach Theorie II. Ordnung) dürfen rechnerisch $ 365 20 2)
30
höchstens bis zum Schwerpunkt des Gesamtquerschnitts ent- 1)
Horizontale und schräge Schlitze sind nur zulässig in einem Bereich
stehen. Generell sind horizontale und schräge Schlitze in den 0,4 m ober- oder unterhalb der Rohdecke sowie jeweils an einer Wand
Installationszonen nach DIN 18015-3 anzuordnen. Tafel 8.15 seite. Sie sind nicht zulässig bei Langlochziegeln.
2)
enthält entsprechende Grenzwerte für tch,h. Sofern die Schlitztie- Die Tiefe darf um 10 mm erhöht werden, wenn Werkzeuge verwendet wer-
den, mit denen die Tiefe genau eingehalten werden kann. Bei Verwendung
fen die in Tafel 8.15 angegebenen Werte überschreiten, sollte solcher Werkzeuge dürfen auch in Wänden 240 mm gegenüberliegende
die Tragfähigkeit auf Druck, Schub und Biegung mit dem infolge Schlitze mit jeweils 10 mm Tiefe ausgeführt werden.
3)
der horizontalen und schrägen Schlitze reduzierten Mauerwerks- Mindestabstand in Längsrichtung von Öffnungen 490 mm, vom nächsten
Horizontalschlitz zweifache Schlitzlänge
querschnitt rechnerisch überprüft werden.
97
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
W W
f
K K
Schluss-Stein
r
q – Einwirkung V – Auflagerkraft
H – Bogenschub f – Bogenstich
M D – Druckkraft des Bogens
K = Kämpferpunkt f = Stichhöhe
W = Widerlager L = Spannweite
t = Bogendicke
Bild 8.7: Bestandteile eines Gewölbes Bild 8.8: Tragverhalten eines Gewölbes
98
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
2
⎛ t ⎞
qlat,d = fd ⋅ ⎜ ⎟⎟ (8.11)
⎝ La ⎠
La
mit
fd Bemessungswert der Mauerwerkdruckfestigkeit
t /10
t /10
Nad t Wanddicke
t
La Wandlänge
t /10
mit
t Wanddicke
da Durchbiegung des Bogens unter der horizontalen Bemes-
sungslast
Bei Wänden mit einer Schlankheit von 25 darf da = 0
gesetzt werden. a)
Der Nachweis des Bogenschubs im Grenzzustand der Tragfähig- KS -U-Schale Betonquerschnitt b/t = 35/14 cm
keit kann mit nachstehender Gleichung erfolgen:
t
F ⋅ DEk = NEd ≤ NRd = 1,5 ⋅ fd ⋅ (8.10)
10
mit
F Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite nach Ka- b)
pitel 3.3
DEk Charakteristischer Wert der Druckkraft des Bogens
NEd Bemessungswert der Einwirkung
NRd Bemessungswert des Tragwiderstands
t Wanddicke
fd Bemessungswert der Mauerwerkdruckfestigkeit
99
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
a) Draufsicht
100 Sturzlänge
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Es dürfen mehrere Zuggurte nebeneinander angeordnet werden, geprüften statischen Berechnungen der Hersteller. Dabei wird
wenn die Druckzone in ihrer Breite sämtliche Zuggurte erfasst. die vorhandene Einwirkung und der in Abhängigkeit der Sturz-
Die Breite der Zuggurte muss in der Summe somit der Wanddi- geometrie (Stützweite und Sturzhöhe) angegebenen zulässigen
cke entsprechen. Die Fugenbreite zwischen zwei Zuggurten darf Gleichstreckenlast gegenübergestellt:
dabei höchstens 15 mm betragen. Je Zuggurt ist eine Bewehrung
von mindestens 1 Stab 8 mm erforderlich. Der maximale Stab- vorh qEd zul qEd(8.12)
durchmesser ist auf 12 mm begrenzt. Für die Betondeckung der
Bewehrung gelten die Regelungen in DIN EN 1992-1-1/NA bzw. mit
die darüber hinausgehenden Festlegungen in der allgemeinen vorh qEd Bemessungswert der einwirkenden Streckenlast nach
bauaufsichtlichen Zulassung. Auf eine Schubbewehrung darf in Gleichung (8.13)
Flachstürzen verzichtet werden. zul qEd Bemessungswert der zulässigen Streckenlast nach
Typenstatik
Die Auflagertiefe von Flachstürzen auf dem Mauerwerk muss
mindestens 11,5 cm betragen. Die Auflagerpressungen sind Streng genommen ist die Anwendung der Bemessungstafeln für
nachzuweisen. Die Oberseite von Zuggurten ist entsprechend Flachstürze nur für eine Gleichstreckenlast zulässig. Sie kann je-
DIN EN 1992-1-1/NA, Abschnitt 6.2.5(2) glatt oder rau auszubil- doch auch für eine dreieckförmige Belastung bei Ausbildung eines
den, vor dem Aufmauern sorgfältig von Schmutz zu reinigen und Druckbogens gemäß Bild 8.14 herangezogen werden, wenn man
ggf. vorzunässen. Die Druckzone aus Mauerwerk ist mit Steinen vorh qEd aus den einwirkenden Lasten zurückrechnet:
mindestens der Festigkeitsklasse 12 sowie mit Mörtel mindes-
tens NM II oder DM herzustellen. Die Stoßfugen sind stets zu
vorh qEd =
(Gk ,Decke )
+ Gk,Wand ⋅ G + Qk,Decke ⋅ Q
(8.13)
vermörteln. l
Werden Stürze aus KS -U-Schalen vor Ort bewehrt und mit Beton
verfüllt, z.B. bei Sichtmauerwerk mit einer Sturzhöhe von 24 cm,
so erfolgt die Bemessung nach DIN EN 1992-1-1/NA.
8.8.3 KS-Fertigteilstürze
Als Alternative zu Flachstürzen kommen im Hintermauerbereich
KS-Fertigteilstürze nach allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-
sungen zur Anwendung, deren Nennlängen 1 m bis 2 m betra-
gen. Bei diesen Stürzen ist im Vergleich zu den Flachstürzen die
Übermauerung aus KS XL (Druckzone mit vermörtelter Stoßfuge)
Bestandteil des Sturzes. Die KS-Fertigteilstürze werden im Her-
stellwerk so gefertigt, dass der gesamte Zwischenraum zwischen
der Oberkante der Wandöffnung und der Decke bereits ausgefüllt
ist. Eine Anpassung der Sturzhöhe an die örtlichen Gegeben-
heiten auf der Baustelle, beispielsweise durch eine weitere Über-
mauerung, ist nicht mehr erforderlich. Die Montage der Stürze
erfolgt im Zuge des Versetzens der KS XL ebenfalls mit einem
Versetzgerät, so dass es zu keiner Unterbrechung des Arbeits-
ablaufes kommt. Hierdurch kann auch im Wandöffnungsbereich
die rationelle Herstellung von KS XL-Mauerwerk erreicht werden.
Die Bemessung der KS-Fertigteilstürze erfolgt auf Grundlage der
jeweiligen Zulassung.
101
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
bezeichnet. Nach dem Wandaufbau werden die zweischaligen Au- Abfangkonstruktionen, die nach dem Einbau nicht mehr kon-
ßenwände unterschieden in trolliert werden können, müssen aus Materialien bestehen, die
dauerhaft korrosionsbeständig sowie für die Anwendung genormt
ll zweischalige Wände mit Luftschicht und oder bauaufsichtlich zugelassen sind.
ll zweischalige Wände mit Wärmedämmung (Schalenzwischen- In der Außenschale sollten vertikale Dehnungsfugen angeordnet
raum teilweise oder komplett mit Wärmedämmung gefüllt). werden. Dies gilt auch für verputzte Außenschalen. Ihre Abstände
richten sich nach der klimatischen Beanspruchung (Temperatur,
Bei der Bemessung ist als Wanddicke nur die Dicke der tragenden Feuchte usw.), der Art der Baustoffe und der Farbe der äußeren
Innenschale zu berücksichtigen. Die Mindestdicke dieser Schale Wandfläche. Darüber hinaus muss die freie Beweglichkeit der Au-
muss 11,5 cm betragen. Bei der Berechnung der Innenschale ßenschale auch in vertikaler Richtung sichergestellt sein. Für Au-
nach dem vereinfachten Verfahren genügt die Dicke von 11,5 cm ßenschalen aus Kalksandstein ist der Höchstabstand derartiger
nur für Gebäude mit höchstens zwei Vollgeschossen zuzüglich Dehnungsfugen nach DIN EN 1996-2/NA mit 8 m angegeben.
eines ausgebauten Dachgeschosses. Außerdem müssen aus- Es wird aber empfohlen, die Risssicherheit bereits bei Abstän-
steifende Querwände angeordnet sein. den 6 m zu überprüfen. Der Abstand der ersten senkrechten
Fuge zu einer verformungsbehindernden Wandecke sollte nicht
Die Außenschale muss folgende Bedingungen erfüllen: größer als 3 m sein.
ll Die Außenschale muss aus frostwiderstandsfähigen Mauer- Die unterschiedlichen Verformungen der Außen- und Innenschale
steinen oder aus nicht frostwiderstandsfähigen Mauersteinen sind insbesondere bei Gebäuden mit über mehrere Geschosse
mit Außenputz, der die Anforderungen nach DIN EN 998-1 in durchgehender Außenschale auch bei der Ausführung der Türen
Verbindung mit DIN V 18550 erfüllt, bestehen. und Fenster zu beachten.
ll Die Mindestdicke beträgt 9 cm. Dünnere Außenschalen sind Bei der Ausführung der Luftschicht ist folgendes zu beachten:
Bekleidungen, welche in DIN 18515 geregelt sind.
ll Wird eine Luftschicht im Schalenzwischenraum angeordnet,
ll Die Auflagerung soll über die ganze Länge vollflächig erfolgen. muss diese mindestens 60 mm betragen. Die Dicke der
Bei unterbrochener Auflagerung (z.B. auf Konsolen) müssen Luftschicht darf bis auf 40 mm vermindert werden, wenn der
in der Abfangebene alle Steine beidseitig gelagert sein. Mauermörtel mindestens an einer Hohlraumseite abgestri-
chen wird.
ll Die Höhenabstände für die Abfangung der Außenschalen
müssen nach Tafel 8.16 eingehalten sein. ll Die Dicke der Luftschicht wird als Planungsmaß festge-
legt. Abweichungen vom Planungsmaß sind in den durch
ll Bei Gebäuden bis zu zwei Vollgeschossen darf ein Giebeldrei- DIN 18202 bestimmten Grenzen zulässig.
eck bis 4 m Höhe ohne zusätzliche Abfangung ausgeführt
ll Die Außenschale darf oberhalb von Abdichtungen mit Entwäs-
werden. Diese Außenschalen dürfen bis zu 15 mm über ihr
serungsöffnungen oder Lüftungsöffnungen (z.B. offene Stoß-
Auflager vorstehen.
fugen) versehen werden. Dies gilt auch für die Brüstungsbe-
reiche der Außenschale.
Die Innenschalen und die Geschossdecken sind an den Fußpunk-
ten des Schalenzwischenraums gegen eindringende Feuchte zu
8.9.2 Regelungen zu Drahtankern für zweischalige Außenwände
schützen. Darüber hinaus ist DIN 18195-4 zu beachten. Dieses
Die Mauerwerksschalen sind durch Anker nach allgemeiner bau-
gilt auch bei Fenster- und Türstürzen sowie im Bereich von Sohl-
aufsichtlicher Zulassung aus nichtrostendem Stahl oder durch
bänken. Die Mauerwerksschalen sind an ihren Berührungspunk-
Anker nach DIN EN 845-1 aus nichtrostendem Stahl, deren
ten (z.B. Fenster- und Türanschlägen) gegen Feuchtigkeit abzu-
Verwendung in einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung
dichten. Die Aufstandsfläche muss so beschaffen sein, dass ein
geregelt ist, zu verbinden. Alle Regelungen für die jeweiligen
Abrutschen der Außenschale verhindert wird. Die erste Ankerlage
Drahtanker sind den zugehörigen allgemeinen bauaufsichtlichen
ist so tief wie möglich anzuordnen.
Zulassungen zu entnehmen.
102
8 Bauteile und Konstruktionsdetails KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Tafel 8.17: Mindestanzahl ntmin von Drahtankern je m2 Wandfläche nach 8.9.3 Zweischalige Haustrennwände
DIN EN 1996-2/NA (Windzonen nach DIN EN 1991-1-4/NA) Die „zweischalige Haustrennwand“ wird nur in DIN EN 1996-3/NA
Gebäudehöhe Windzonen Windzone 4 Windzone 4 in Tabelle NA.2 (Tafel 6.1) – jedoch ohne nähere Erläuterungen
1 bis 3, Küste der Nord- Inseln der – erwähnt. Indirekt ist sie als Wand, die als einseitiges Endauf-
Windzone 4 und Ostsee und Nordsee lager von Decken dient, angesprochen. In statischer Hinsicht
Binnenland Inseln der Ostsee handelt es sich um zwei einschalige Wände, die jeweils einseitig
h 10 m 7 1) 7 8 durch Decken belastet werden. Diese müssen entsprechend den
Landesbauordnungen in der Regel als Gebäudeabschlusswände
2)
10 m < h 18 m 7 8 9 betrachtet und mit Windbelastung nachgewiesen werden. Im ver-
18 m < h 25 m 7 8 3) einfachten Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA gelten
1)
In Windzone 1 und Windzone 2 Binnenland: 5 Anker/m2
für zweischalige Haustrennwände daher auch die gleichen Anwen-
2)
In Windzone 1: 5 Anker/m2 dungsbedingungen wie für einschalige Außenwände.
3)
Ist eine Gebäudegrundrisslänge < h/4 : 9 Anker/m2
Windzonen nach DIN EN 1991-1-4/NA (siehe auch Kapitel 3.2.3) 8.10 Giebelwände
An allen freien Rändern (von Öffnungen, entlang von Dehnungsfugen und 8.10.1 Allgemeines
an den oberen Enden der Außenschalen) sind zusätzlich zu dieser Tafel drei
Drahtanker je m Randlänge anzuordnen. Bei Mauerwerksbauten mit geneigten Dächern, z.B. Satteldä-
chern, werden gemauerte Giebelwände erforderlich, die bei einem
steilen Dach erhebliche Flächen aufweisen können. Bei Sparren-
und Kehlriegeldächern erhalten diese Giebelwände keine Belas-
ll Mindestanzahl: siehe Tafel 8.17 tungen aus dem Dach. Sie müssen neben ihrem Eigengewicht
nur Windlasten abtragen (Bild 8.16a) und können daher wie
ll An allen freien Rändern (Öffnungen, Gebäudeecken, entlang nicht tragende Außenwände behandelt werden. Bei Pfetten- und
von Dehnungsfugen und an den oberen Enden der Außen- Walmdächern werden die Giebelwände durch Pfetten belastet
schalen) sind zusätzlich drei Drahtanker je Meter Randlänge (Bild 8.16b) und sind daher stets statisch nachzuweisen.
anzuordnen.
8.10.2 Giebelwände ohne Auflast
Aufgrund verschärfter Anforderungen an den Wärmeschutz und Bei Sparren- und Kehlriegeldächern erhalten Giebelwände
den daraus resultierenden größeren Dämmstoffdicken wird zwei- aus dem Dach keine Auflast und können daher als nicht tra-
schaliges Mauerwerk heutzutage häufig mit einem Schalenab- gende Außenwände angesehen werden. Es wird vorgeschla-
stand > 150 mm ausgeführt. Für diesen Fall liegen allgemeine gen, die Giebelflächen durch ein oder mehrere Ersatzrechtecke
bauaufsichtliche Zulassungen für Anker bis zu einem Schalen- zu beschreiben und dann mit den zulässigen Flächen nach
abstand von 200 mm vor. DIN EN 1996-3/NA, Tafel NA.C.1, zu vergleichen. Voraussetzung
für diese Vorgehensweise ist, dass die Wände an den Rändern
Die Drahtanker sind unter Beachtung ihrer statischen Wirksam- bzw. zusätzlich durch Querwände oder Pfeilervorlagen seitlich
keit so auszuführen, dass sie keine Feuchtigkeit von der Außen- gehalten sind. Die Halterung der Giebelwand am unteren Rand
zur Innenschale übertragen (z.B. Aufschieben einer Kunststoff- erfolgt durch die Stahlbetondecke über Haftung und Reibung. Die
scheibe, Bild 8.15). Bei nichtflächiger Verankerung der Außen- Halterung der Giebelwand am schrägen oberen Rand erfolgt durch
schale, z.B. linienförmig oder nur in Höhe der Decken, ist ihre einen Ringbalken oder durch die Dachkonstruktion. Hierzu muss
Standsicherheit nachzuweisen. Bei gekrümmten Mauerwerks- die Dachkonstruktion ausgesteift sein (z.B. durch gespannte
schalen sind Art, Anordnung und Anzahl der Anker unter Berück- Windrispen oder Lochbänder). Die konstruktiv beste, aber auch
sichtigung der Verformung festzulegen. aufwendigste Lösung ist die Ausbildung eines Ringbalkens, der
a) Ohne Auflast bei einem Sparren- b) Mit Auflast bei einem Pfetten-
Kunststoffscheibe und Kehlriegeldach und Walmdach
30 Mittelpfette Firstpfette
50
Walmsparren
25
25
50
Endauflager der
30 Maße in mm Mittelpfette
Bild 8.15: Drahtanker für zweischalige Außenwände Bild 8.16: Systemskizzen von Giebelwänden
103
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 8 Bauteile und Konstruktionsdetails
mindestens an seinen Enden durch Stahlanker mit der Dachkon- ben den Mauerwerkspfeilern sind als Giebelwand ohne Auflast
struktion verbunden werden muss. nachzuweisen. Ein Beispiel zur Auflagerung von Pfetten auf einer
11,5 cm dicken Haustrennwand zeigt Bild 8.17d.
Falls auf die Ausführung von Ringbalken verzichtet werden soll,
sind zur Halterung der Giebelwand durch das Dach besondere
konstruktive Maßnahmen zu ergreifen, um die Windlast über An-
ker oder Druckkontakt in das Dach einzuleiten. Der Einbau von
Mauerankern stellt die traditionelle Lösung dar. Bei der Verbin- a) Mittelpfette auf Giebelwand, b) Schnitt zu a)
dung von Giebelwand und Dach über Druckkontakt ist das obere Ansicht
Wandende an beiden Seiten horizontal unverschieblich zu halten. Lasteinleitung
Beispielsweise kann der Druckkontakt zwischen Mauerwerk und a) Mittelpfette auf Giebelwand, b) Schnitt zu a)
im mittleren
Ansicht Drittel
unmittelbar danebenliegendem Gespärre mittels Längshölzern
erreicht werden. Die gleiche Wirkung lässt sich auch mit Stahl- Lasteinleitung
profilen erzielen, die den oberen Wandrand umgreifen. hef im mittleren
60˚ 2 Drittel
Fenster
h = hef
Für nicht tragende Außenwände ist bei Einhaltung der Anwen- hef
hef
dungsbedingungen des vereinfachten Berechnungsverfahrens 60˚
Fenster 2
2
nach DIN EN 1996-3/NA kein rechnerischer Nachweis erforder- h = hef
lich. Dieser erfolgt über die Einhaltung zulässiger Ausfachungs- hef
belasteter unbelasteter
flächen (siehe Kapitel 8.3.2). Dabei wird indirekt berücksichtigt, 2 Wärmedämm-
Wandabschitt verbund-
dass Zugspannungen rechtwinklig zur Lagerfuge aufgenommen system
werden können. belasteter unbelasteter
Wärmedämm-
c) Auflagerdetail zu a) d) Holzbalken auf Haustrennwand,
Wandabschitt Auflagerdetail verbund-
8.10.3 Giebelwände mit Auflast system
Werden bei Pfetten- und Walmdächern die Mittelpfetten auf die c) Auflagerdetail zu a) Brandschutzplatte
d) Holzbalken auf Haustrennwand,
Giebelwände aufgelegt (Bild 8.17a–c), so kann unter dem Pfet- Auflagerdetail
Stahlwinkel
tenauflager infolge der lotrechten Belastung ein tragender Mauer- Pfette (beidseitig)
Brandschutzplatte
werkspfeiler angenommen werden, der neben der Aufnahme der
Dachlasten auch noch aussteifende Wirkung für die Giebelwand Stahlwinkel
hat. Die Giebelwand wird dabei in tragende und nicht tragende Pfette (beidseitig)
Wandbereiche unterteilt. Die tragenden Wandbereiche (Mauer-
Pappe
werkspfeiler) unter den Pfetten sind – sofern erforderlich – in der Einpressdübel
Regel nach dem genaueren Berechnungsverfahren nachzuweisen. und Schraube
Pappe
Stahlplatte zur
Einpressdübel
Es ist sinnvoll, die Auflagerkraft der Pfette nur im mittleren Drittel Lastzentrierung
der Wanddicke einzuleiten, um die Biegemomente in der Wand und Schraube
möglichst gering zu halten. Als Knicklänge sollte für solche Wand- 4
Stahlplatte zur
pfeiler deren lichte Höhe angesetzt werden (Bild 8.17b). Für den hef Knicklänge der Wand Lastzentrierung175 175
Nachweis der Knicksicherheit kann eine Verteilung der Belastung 4
aus der Pfette im Allgemeinen unter 60° angesetzt werden. Die
hölzerne Dachkonstruktion muss die Auflagerkraft aus der hori- hef Knicklänge der Wand 175 175
zontalen Halterung am Wandkopf des Pfeilers aufnehmen können
und sie in die Ebene der Decke, z.B. mit Hilfe von gespannten
Windrispen, weiterleiten. Die nicht tragenden Wandbereiche ne- Bild 8.17: Belastung einer Wand durch Holzbalken (Pfetten)
104
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Zunächst werden die Nachweise nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren geführt und anschlie-
ßend dieselben Wände nach dem genaueren Berechnungsverfahren nachgewiesen. Wesentlich ist,
dass beim vereinfachten Berechnungsverfahren alle horizontalen Einwirkungen bereits enthalten sind
und daher nicht gesondert ermittelt werden müssen. Bei dem genaueren Berechnungsverfahren sind
alle horizontalen Einwirkungen direkt bei der Bemessung zu berücksichtigen und müssen daher stets
gesondert ermittelt werden.
11,35
Dachgeschoss
20
2,60
4. Obergeschoss
20
2,60
3. Obergeschoss
17,40
20
2,60
2. Obergeschoss
20
2,60
1. Obergeschoss
20
2,60
Erdgeschoss
2,32 20
Kellergeschoss
25
30 5,00 24 5,51 30
105
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
15,97
175 6,37 24 2,40 24 6,37 175
5
1,17 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
175
Außenwand EG
Kapitel 9.10
Kapitel 9.14
Außenwand DG
3,87
4,675
4,675
5,695
5,695
Kapitel 9.13
Kapitel 9.9
Aussteifungswand EG Innenwand EG
Kapitel 9.16 Kapitel 9.7
1,77
Kapitel 9.11
87
87
885 4,60 885 2,88 885 4,60 885
11,35
115
115
5
2,14
2,14
24
1,00 84 75 20 2,40 11
1,00 84 75 20 2,40 11
Aussteifungswand EG
1,175 87 1,00 62
1,175 87 1,00 62
5,19
5,19
Hoch-
5,12
belasteter
Kapitel 9.15 Pfeiler EG
Kapitel 9.8
Kapitel 9.12
175
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
5 5 5
17 2,775 11 4,80 24 4,80 11 2,775 175
15,97
A
30
nicht nicht
tragende tragende
Innen- Innen-
wände wände
5,57
11,35
115
Kapitel 9.17.1
Kapitel 9.17.4
Kellerwand
5,06
A
80 62 2,00 62 2,00 62 2,65 62 2,00 62 2,00 62 80
30 2,65 115 2,305 115 2,38 24 2,38 115 2,305 115 2,65 30
106
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
9.3 Baustoffe
Alle Innen- und Außenwände des Gebäudes bestehen aus Kalksand-Planelementen (KS XL) mit fol- Kapitel 2.2
genden Eigenschaften:
ll Dünnbettmörtel
ll Stoßfugen unvermörtelt
Der hier bestimmte Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestigkeit fd kann sowohl im verein- Kapitel 4.2/Kapitel 3.4
fachten als auch im genaueren Berechnungsverfahren verwendet werden.
9.4 Einwirkungen
9.4.1 Lasten aus dem Dach
107
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
A + 140
2
sk = 0,25 + 1,91 · 0,85
760
55 + 140
2
sk = 0,25 + 1,91 ·
760
kN kN
sk = 0,38 0,85 2
m2 m
Der so bestimmte Wert ist in Abhängigkeit der Dachneigung nach DIN EN 1991-1-3/NA anzupassen.
kN
s = i · sk = 0,8 · 0,85 = 0,68
m2
Es ergibt sich somit ein charakteristischer Wert der Schneelast von 0,68 kN/m2.
Der Geschwindigkeitsdruck qp muss in Abhängigkeit der Gebäudegeometrie getrennt für beide An-
strömrichtungen unter Berücksichtigung der Druckbeiwerte cpe,10 angepasst werden:
Die Anzahl der unterschiedlichen Druckbereiche wird mit Hilfe der Länge e bestimmt (Bild 3.4):
e = min [b; 2 · h] = min [15,97; 2 · 17,40 = 34,80] = 15,97 m
108
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Nach Bild 3.4 kommen die Bereiche A, B, D und E vor: Kapitel 3.2.3, Tafel 3.7
cpe,10,Sog = -1,23 (A) maßgebend
cpe,10,Sog = -0,8 (B)
cpe,10,Druck = +0,8 (D) maßgebend
cpe,10,Sog = -0,5 (E)
Wind senkrecht auf die schmale Gebäudeseite Kapitel 3.2.3, Bild 3.4
d = 15,97 m, b = 11,35 m, h = 17,40 m
h/d = 17,40 m / 15,97 m = 1,09
Die Anzahl der unterschiedlichen Druckbereiche wird mit Hilfe der Länge e bestimmt (Bild 3.4):
e = min [b; 2 · h] = min [11,35; 2 · 17,40 = 34,80] = 11,35 m
Nach Bild 3.4 kommen die Bereiche A, B, C, D und E vor: Kapitel 3.2.3, Tafel 3.7
cpe,10,Sog = -1,21 (A) maßgebend
cpe,10,Sog = -0,8 (B)
cpe,10,Sog = -0,5 (C)
cpe,10,Druck = +0,8 (D) maßgebend
cpe,10,Sog = -0,5 (E)
Der auf die Außenwand anzusetzende charakteristische Winddruck ergibt sich somit zu: Kapitel 3.2.3, Gl. (3.5)
Maximaler Winddruck: wk = cpe,10,Druck · qp = 0,8 · 0,8 kN/m2 = 0,64 kN/m²
Maximaler Windsog: wk = cpe,10,sog · qp = -1,23 · 0,8 kN/m2 = -0,98 kN/m²
Beachtet werden muss, dass eine Einwirkung aus Wind nur im genaueren Berechnungsverfahren be-
nötigt wird, im vereinfachten Berechnungsverfahren sind Windeinwirkungen außer im Nachweis der
Mindestauflast bereits im Abminderungsbeiwert berücksichtigt.
ll Die Geschossdecken sind als steife Scheiben ausgebildet oder es liegen statisch nachgewiesene,
ausreichend steife Ringbalken vor.
ll Es ist offensichtlich eine ausreichende Anzahl von genügend langen aussteifenden Wänden in
Längs- und Querrichtung vorhanden, die ohne größere Schwächung und ohne Versprünge bis auf
die Fundamente geführt sind.
Die Entscheidung, ob ein rechnerischer Nachweis zu führen ist oder nicht, obliegt grundsätzlich dem
Tragwerksplaner. Da im vorliegenden Fall eine ausreichende Anzahl hinreichend langer Wände in dem
Gebäude vorhanden ist, kann auf eine Aussteifungsberechnung verzichtet werden. Um jedoch alle
Nachweise exemplarisch darstellen zu können, werden im nachfolgenden Beispiel zwei Aussteifungs-
scheiben nach dem genaueren Berechnungsverfahren bemessen. Die angesetzten Horizontalkräfte
aus Windlast und Schiefstellung wurden mit einem EDV-Programm ermittelt.
ll Die Berechnungsergebnisse werden sinnvoll, in der Regel auf zwei Nachkommastellen gerundet.
ll Bei der Ermittlung der Lasteinzugsfläche der Decke für die Wand wird jeweils die Hälfte der Wanddi-
cke hinzugezählt.
ll Das Eigengewicht der Attika wird nur für die Bemessung der Außenwand im Dachgeschoss an-
gesetzt.
ll Die Anzahl der Geschosse über dem betrachteten Geschoss wird mit nG bezeichnet.
109
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Kapitel 6 9.7 Innenwand – Bemessung mit dem vereinfachten Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA
9.7.1 Grundriss und Geometrie
Die Bemessung der Innenwand im Erdgeschoss wird im Folgenden auf zwei Arten geführt. Zuerst
Kapitel 6.3.2 erfolgt die Bemessung mit dem stark vereinfachten Berechnungsverfahren von DIN EN 1996-3, An-
hang A, im Weiteren wird auch die Bemessung mit dem üblichen vereinfachten Berechnungsverfahren
Kapitel 6.3.3 gezeigt. Die Verwendung der tabellarischen Bemessungshilfen (Tafel 6.2 und 6.3) stellt eine weitere
Vereinfachung für den Nachweis dar.
Kapitel 5.4 Die maximalen Einflusslängen der Decken betragen nach Bild 9.4 in den zweiachsig gespannten De-
ckenfeldern auf der einen Seite maximal lE,1 = 3,61 + 0,115/2 = 3,67 m und auf der anderen Seite
maximal lE,2 = 2,46 + 0,115/2 = 2,52 m. Wie in Bild 9.4 zu erkennen, hat die Wand im Mittel eine
Lasteinzugslänge von ca. lE = 3,67 m (Abstand der annähernd parallelen Linien). Da bei einer Türhö-
he von 2,01 m die Flachstürze mit einer Höhe von 0,475 m übermauert sind, ist nur ein Lasttrapez
aus dem Wandeigengewicht sowie eine Breite von 0,42 m aus der Decke auf den Türsturz anzuset-
zen. Der daraus resultierende Bemessungswert der Einzellast am Sturzauflager ist mit ca. 7 kN re-
lativ klein. Daher ist kein Nachweis der Teilflächenpressung an dieser Stelle erforderlich. Weiterhin
verteilen sich die Einzellasten aus dem Bereich der Türstürze über die Wandhöhe gleichmäßig, so
dass diese als Gleichstreckenlasten angesetzt werden können, wobei die geringen Lasten aus der
Sturzübermauerung vernachlässigt werden. Als Einflusslänge der Decke werden im Bereich der Tür-
stürze lE,3 = 2,20 m angesetzt.
15,97
5
17 6,37 24 2,40 24 6,37 175
1,175 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
°
45
45
°
° 45
45 °
2,85
2,85
4,675
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
ca. 3,67 m
87
87
ca. 3,67 m
11,35
115
115
115
115
° 30
°
2,14
2,14
1,77
30 5
°
45
1,00 84 75 20 2,40
45° °
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,175 87 1,00 62
1,01 1,76
5,12
5,19
5,19
45 °
45
1,39
°
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
110
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Die Bedingung ist nicht erfüllt, daher ist die Wand als zweiseitig gehalten nachzuweisen.
Knicklänge
Aufgrund der Einspannung der dünnen Wand in die Geschossdecken darf die Knicklänge hef mit dem Kapitel 5.7.2, Tafel 5.1
Faktor 2 = 0,75 abgemindert werden.
hef = 2 • h = 0,75 • 2,60 für t = a = 11,5 cm 17,5 cm Kapitel 5.7.2, Gl. (5.16)
hef = 1,95 m
hef 1,95
λ= = = 16,96 ≤ 27 Kapitel 5.7.2, Gl. (5.17)
t 0,115
Damit sind alle Bedingungen eingehalten und das vereinfachte Berechnungsverfahren darf ange-
wandt werden.
111
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
ll Nicht mehr als drei Geschosse über Gelände Bedingung nicht erfüllt
Die Verwendung des stark vereinfachten Berechnungsverfahrens nach Anhang A von DIN EN 1996-3/
NA ist beim vorliegenden sechsgeschossigen Gebäude formal nicht zulässig, da dieses nur für Ge-
bäude mit nicht mehr als drei Geschossen angewendet werden darf. Zu Demonstrationszwecken wird
das Vorgehen nach dem stark vereinfachten Berechnungsverfahren einschließlich der zugehörigen
Bemessungstafeln nachfolgend dennoch vorgestellt.
Kapitel 3.3, Gl. (3.9) Vereinfacht dürfen im üblichen Hochbau bei Verkehrslasten qk 3,0 kN/m2 die Bemessungswerte
Kapitel 6.2, Gl. (6.3) der Normalkraft mit einem gemittelten Teilsicherheitsbeiwert gemäß nachfolgender Beziehung be-
stimmt werden.
(
NEd,Fuβ = 1,4 ⋅ NGk,Fuβ + NQk + Nsk )
(
NEd,Fuβ = 1,4 ⋅ 197 + 59, 35 + 2,78 )
kN
NEd,Fuß = 363
m
Falls der Nachweis der Wand unter Verwendung dieses vereinfacht bestimmten Bemessungswerts
der Einwirkung nicht eingehalten ist, kann die Einwirkung genauer erfasst werden.
Kapitel 3.3, Gl. (3.6) NEd,Fu = G,sup ⋅ NGk,Fu + Q ⋅ NQk + Q ⋅ 0,Schnee ⋅ Nsk
NEd,Fu = 1, 35 ⋅ 197 + 1,5 ⋅ 59, 35 + 1,5 ⋅ 0,5 ⋅ 2,78
kN
NEd,Fuß = 357
m
Es ist zu erkennen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft am Wandfuß durch die
genauere Bestimmung nur geringfügig reduziert wird.
= 0,5 für 18
112
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Nachweis
kN kN
NEd, Fuß = 363 N = 420 Kapitel 6.2, Gl. (6.1)
m Rd m
Der Nachweis ist erfüllt.
ll = hef / t = 16,96
ll t = 11,5 cm
ll nEd = 363 kN/m 400 kN/m
Aus der Tafel in Bild 9.5 ergibt sich ein erforderliches fk von 12,3 N/mm2. Die vorhandene charakte-
ristische Mauerwerksdruckfestigkeit beträgt fk = 12,9 N/mm2 und ist damit ausreichend.
Bild 9.5: Tafel 6.2 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.7.7
113
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
ll h = 2,60 m 2,75 m
ll l = hef / t = 16,96
ll t = 11,5 cm
ll nEd = 363 kN/m
⎡ kN ⎤ ⎡ N ⎤
Kapitel 6.2, Gl. (6.10) NRd ⎢ ⎥ = Tabellenwert ⋅ fk ⎢
⎣ m ⎦ ⎣ mm2 ⎥⎦
kN
NRd = 32 ⋅ 12,9 = 412
m
Nachweis
kN kN
Kapitel 6.2, Gl. (6.1) NEd,Fuß = 363 ≤ NRd = 412
m m
114
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Weitere Anwendungsbedingungen:
– Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk 1,8 N/mm2
– Abminderung der Knicklänge durch flächenaufgelagerte Stahlbetondecken ist bereits integriert (Annahme: zweisei-
tige Halterung)
(Dunkelblau hinterlegte Werte: Maßgebend ist 1 – Traglastabminderung infolge Deckenverdrehung)
Anwendung:
nRd [kN/m] = Tabellenwert · fk [N/mm2]
1)
Nicht zulässig, da Mindestauflagertiefe nicht eingehalten
2)
Nicht zulässig, da h > 12 · t
Bild 9.6: Tafel 6.3 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.7.9
115
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Kapitel 5.4 Die maximalen Einflusslängen der Decken in der Mitte der Wand betragen nach Bild 9.7 in den zwei-
achsig gespannten Deckenfeldern auf der linken Seite lE,1 = 2,40 + 0,115/2 = 2,46 m und auf der
rechten Seite lE,2 =1,76 + 0,115/2 = 1,81 m. Für die Lastzusammenstellung sind bei der anzuset-
zenden Länge des Pfeilers l die Öffnungen neben dem Pfeiler jeweils zur Hälfte zu berücksichtigen.
Neben dem Pfeiler befinden sich ein 20 cm breiter Schlitz sowie eine 84 cm breite raumhohe Öffnung.
Einflusslänge in Pfeilerrichtung:
(
l = lPfeiler + 0,5 ⋅ lÖffnung 1 + lÖffnung 2 )
l = 0,75 + 0,5 ⋅ 0,84 + 0,20 ( )
l = 1,27 m
NGk,Fuß = [(2,46 + 1,81) • (6,58 + 6,53 • 5)] • 1,27 + [0,115 • 2,60 • (5 + 1) • 20] • 0,75
NGk,Fuß = 240 kN
15,97
5
17 6,37 24 2,40 24 6,37 175
1,175 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
°
45
45
°
° 45
45 °
2,85
2,85
4,675
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
87
87
11,35
115
115
115
115
° 30
°
2,14
2,14
1,77
30 5
°
45
1,00 84 75 20 2,40
45° °
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,175 87 1,00 62
1,01 1,76
5,12
5,19
5,19
45 °
45
1,39
°
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
116
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
NQk = 78,63 kN
Nsk = 3,69 kN
Knicklänge
Aufgrund der Einspannung der dünnen Wand in die Geschossdecken darf die Knicklänge hef mit dem Kapitel 5.7.2, Tafel 5.1
Faktor 2 = 0,75 abgemindert werden.
hef = 2 • h = 0,75 • 2,60 für t = a = 11,5 cm 17,5 cm Kapitel 5.7.2, Gl. (5.16)
hef = 1,95 m
hef 1,95
= = 16,96
= 16,96 ≤ 27
27 Kapitel 5.7.2, Gl. (5.17)
t 0,115
Damit sind alle Bedingungen eingehalten und das vereinfachte Berechnungsverfahren darf ange-
wandt werden.
117
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
ll Nicht mehr als drei Geschosse über Gelände Bedingung nicht erfüllt
Die Verwendung des stark vereinfachten Berechnungsverfahrens nach Anhang A von DIN EN 1996-
3/NA ist beim vorliegenden sechsgeschossigen Gebäude nicht zulässig, da dieses nur für Gebäude
mit nicht mehr als drei Geschossen angewendet werden darf. Zu Demonstrationszwecken wird das
Vorgehen nach dem stark vereinfachten Berechnungsverfahren einschließlich der zugehörigen Be-
messungstafeln nachfolgend dennoch vorgestellt.
Kapitel 3.3, Gl. (3.9) Vereinfacht dürfen im üblichen Hochbau bei Verkehrslasten qk 3,0 kN/m2 die Bemessungswerte
Kapitel 6.2, Gl. (6.3) der Normalkraft mit einem gemittelten Teilsicherheitsbeiwert gemäß nachfolgender Beziehung be-
stimmt werden.
NEd,Fuß = 451 kN
Kapitel 3.3, Gl. (3.6) Falls der Nachweis der Wand unter Verwendung dieses vereinfacht bestimmten Bemessungswerts
der Einwirkung nicht eingehalten ist, kann die Einwirkung genauer erfasst werden.
NEd,Fuß = 445 kN
Es ist zu erkennen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft am Wandfuß durch die
genauere Bestimmung nur geringfügig reduziert wird.
Kapitel 6.3.2, Gl. (6.5) ➞ Abminderung des Bemessungswerts der Mauerwerksdruckfestigkeit fd um den Faktor 0,8
Der Abminderungsbeiwert wird in Abhängigkeit von der Wandschlankheit = hef /t = 16,96 bestimmt.
= 0,5 für 18
NRd = 252 kN
118
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Daher wird für den Wandpfeiler Mauerwerk mit einer höheren charakteristischen Druckfestigkeit von
fk = 16 N/mm2 gewählt (28/DM). Somit ergibt sich ein Bemessungswert der Mauerwerksdruckfes
tigkeit von fd = 9,07 N/mm2
Bemessungswert des Tragwiderstands mit höherer Druckfestigkeit Kapitel 6.3.1, Gl. (6.4)
NRd = • fd • t • l
NRd = 313 kN
Der Nachweis ist nach dem stark vereinfachten Berechnungsverfahren nicht erfüllt.
In Kapitel 9.8.8 wird versucht, den Nachweis mit den etwas höheren Tragfähigkeiten liefernden ver-
einfachten Berechnungsverfahren zu führen.
NEd 451 kN
nEd = = = 601
l 0,75 m
Mit diesem Wert kann in der Tafel von Bild 9.8 weitergearbeitet werden.
Weiterhin ist die zulässige Mauerwerksdruckfestigkeit fd und damit auch der charakteristische Wert der
Mauerwerksdruckfestigkeit bei Querschnitten mit einer Querschnittsfläche A 0,1 m2 mit dem Faktor
0,8 abzumindern. Der in der Tafel abgelesene Wert muss daher um den Faktor 1/0,8 erhöht werden.
fk,Tafel
fk,erf = Kapitel 6.3.1, Gl. (6.4)
0,8
ll l = hef /t = 16,96
ll t = 11,5 cm
ll nEd = 601 kN/m 600 kN/m
Es kann kein Tafelwert abgelesen werden. Ein vereinfachter Nachweis ist somit nicht möglich. Falls
ein Tafelwert abgelesen werden könnte, wäre dieser mit dem Faktor 1/0,8 zu multiplizieren, um den
erforderlichen fk -Wert zu erhalten.
In Kapitel 9.8.8 wird versucht, den Nachweis mit den etwas höheren Tragfähigkeiten liefernden ver-
einfachten Berechnungsverfahren zu führen.
119
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Bild 9.8: Tafel 6.2 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.8.7
Maßgebender Abminderungsbeiwert
Kapitel 6.3.3, Gl. (6.6) = min (1; 2) = 2 = 0,53
120
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Daher wird für die Wand Mauerwerk mit einer höheren charakteristischen Druckfestigkeit von
fk = 16 N/mm2 gewählt (28/DM). Somit ergibt sich ein Bemessungswert der Mauerwerksdruckfestig-
keit von fd = 9,07 N/mm2.
Bemessungswert des Tragwiderstands mit höherer Druckfestigkeit Kapitel 6.3.1, Gl. (6.4)
NRd = • fd • t • l
NRd = 0,53 • 0,8 • 9,07 • 103 • 0,115 • 0,75
NRd = 332 kN
Möglich wäre auch die Ermittlung des Abminderungsbeiwerts für kleine Querschnittsflächen nach
dem genaueren Berechnungsverfahren.
Der Nachweis ist nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren nicht erfüllt. In Kapitel 9.12 wird
daher der Nachweis nach dem genaueren Nachweisverfahren gezeigt.
NEd 451 kN
nEd = = = 601
l 0,75 m
Mit diesem Wert kann in der Tafel (Bild 9.9) weitergearbeitet werden.
Weiterhin ist die zulässige Mauerwerksdruckfestigkeit fd und damit auch der charakteristische Wert
der Mauerwerksdruckfestigkeit bei Querschnitten mit einer Querschnittsfläche A 0,1 m2 mit dem
Faktor 0,8 abzumindern.
121
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Weitere Anwendungsbedingungen:
– Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk 1,8 N/mm2
– Abminderung der Knicklänge durch flächenaufgelagerte Stahlbetondecken ist bereits integriert (Annahme: zweisei-
tige Halterung)
(Dunkelblau hinterlegte Werte: Maßgebend ist 1 – Traglastabminderung infolge Deckenverdrehung)
Anwendung:
nRd [kN/m] = Tabellenwert · fk [N/mm2]
1)
Nicht zulässig, da Mindestauflagertiefe nicht eingehalten
2)
Nicht zulässig, da h > 12 · t
Bild 9.9: Tafel 6.3 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.8.9
122
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
ll h = 2,60 m 2,75 m
ll l = hef / t = 16,96
ll t = 11,5 cm
ll nEd = 601 kN/m
Daher wird für die Wand Mauerwerk mit einer höheren charakteristischen Druckfestigkeit von
fk = 16 N/mm2 gewählt (28/DM).
Bemessungswert des Tragwiderstands mit höherer Druckfestigkeit Kapitel 6.2, Gl. (6.10)
Neben den Nachweisen der maximalen Tragfähigkeit ist bei Wänden mit geringen Auflasten und Wind-
beanspruchung ein Nachweis einer minimal erforderlichen Auflast zu erfüllen.
Die maximale Einflusslänge der Decke in der Mitte der Wand beträgt nach Bild 9.10 im zweiachsig Kapitel 5.4
gespannten Deckenfeld lE,1 = 2,08 + 0,175/2 = 2,17 m. Die sich daraus ergebende maximale Verti-
kallast wird vereinfacht und auf der sicheren Seite liegend über die komplette Länge der Wand wirkend
angenommen. Für die Einwirkungskombination unter Berücksichtigung der minimalen Auflast wird er-
satzweise ein Deckenstreifen von lE,min = 1 m Breite angesetzt. In diesem Beispiel wird aufgrund der
vorhandenen geringen Auflast das Eigengewicht der Attika berücksichtigt.
123
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
15,97
5
17 6,37 24 2,40 24 6,37 175
1,175 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
°
45
45
°
° 45
45 °
2,85
2,85
4,675
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
Halterung
87
87
11,35
115
115
115
115
° 30
°
2,14
2,14
1,77
30 5
°
45
45° °
1,00 84 75 20 2,40
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,175 87 1,00 62
1,01 1,76
max. dreiseitig
5,12
5,19
5,19
2,40 2,40 2,40 2,40
45 °
45
1,39
°
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
h
min NGk ,Mitte = lE,min ⋅ g k ,1 + t Attika ⋅ hAttika ⋅ Beton + t ⋅ ⋅ MW
2
2,60
min NGk ,Mitte = 1,0 ⋅ 6,58 + 0,175 ⋅ 0,60 ⋅ 25 + 0,175 ⋅ ⋅ 20
2
kN
min NGk ,Mitte = 13,76
m
124
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Die Bedingung ist nicht erfüllt, daher ist die Wand als zweiseitig gehalten nachzuweisen.
Knicklänge
Aufgrund der Einspannung der dünnen Wand in die Geschossdecken darf die Knicklänge hef mit dem Kapitel 5.7.2, Tafel 5.1
Faktor 2 = 0,75 abgemindert werden.
hef 1,95
= = == 11,14
11,14 27
≤ 27
t 0,175
Damit sind alle Bedingungen eingehalten und das vereinfachte Berechnungsverfahren darf ange-
wandt werden.
ll Nicht mehr als drei Geschosse über Gelände Bedingung nicht erfüllt
125
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Die Verwendung des stark vereinfachten Berechnungsverfahrens nach Anhang A von DIN EN 1996-
3/NA ist beim vorliegenden sechsgeschossigen Gebäude nicht zulässig, da dieses nur für Gebäude
mit nicht mehr als drei Geschossen angewendet werden darf. Zu Demonstrationszwecken wird das
Vorgehen nach dem stark vereinfachten Berechnungsverfahren einschließlich der zugehörigen Be-
messungstafeln nachfolgend dennoch vorgestellt.
Kapitel 3.3, Gl. (3.9) Vereinfacht dürfen im üblichen Hochbau bei Verkehrslasten qk 3,0 kN/m2 die Bemessungswerte
Kapitel 6.2, Gl. (6.3) der Normalkraft mit einem gemittelten Teilsicherheitsbeiwert gemäß nachfolgender Beziehung be-
stimmt werden.
Kapitel 3.3, Gl. (3.6) Falls der Nachweis der Wand unter Verwendung dieses vereinfacht bestimmten Bemessungswerts
der Einwirkung nicht eingehalten ist, kann die Einwirkung genauer erfasst werden.
Es ist zu erkennen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft am Wandfuß durch die
genauere Bestimmung nur geringfügig reduziert wird.
= 0,33
Nachweis
kN kN
Kapitel 6.2, Gl. (6.1) NEd,Fuß = 41,51 ≤ NRd = 422
m m
126
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
ll l = hef / t = 11,14
ll t = 17,5 cm
ll nEd = 41,51 kN/m 50 kN/m
Mit der berechneten Auflast ergibt sich eine erforderliche charakteristische Mauerwerksdruckfestig-
keit fk, die so gering ist, dass der vorhandene Wert mit fk = 12,9 N/mm2 deutlich auf der sicheren
Seite liegt (Bild 9.11).
Bild 9.11: Tafel 6.2 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.9.7
127
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
ll h = 2,60 m 2,75 m
ll l = hef / t = 11,14
ll t = 17,5 cm
ll nEd = 41,51 kN/m
128
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Weitere Anwendungsbedingungen:
– Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk 1,8 N/mm2
– Abminderung der Knicklänge durch flächenaufgelagerte Stahlbetondecken ist bereits integriert (Annahme: zweisei-
tige Halterung)
(Dunkelblau hinterlegte Werte: Maßgebend ist 1 – Traglastabminderung infolge Deckenverdrehung)
Anwendung:
nRd [kN/m] = Tabellenwert · fk [N/mm2]
1)
Nicht zulässig, da Mindestauflagertiefe nicht eingehalten
2)
Nicht zulässig, da h > 12 · t
Bild 9.12: Tafel 6.3 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.9.9
129
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Als ungünstigste horizontale Einwirkung wird Windsog berücksichtigt. Da die Wand an den Gebäude
ecken durch die Verzahnung mit den angrenzenden Querwänden gehalten ist, ist es nicht notwen-
dig, den Maximalwert des Windsogs anzusetzen. Somit kann die in Wandmitte auftretende Windlast
wk,Sog = 0,64 kN/m2 für den Nachweis verwendet werden. Damit ist gleichzeitig der Fall des Wind-
drucks abgedeckt.
3 ⋅ w k,Sog ⋅ g Q ⋅ h2
Kapitel 6.4, Gl. (6.11) minNEd,Mitte = g G,inf ⋅ minNGk,Mitte ≥
⎛ h ⎞⎟
16 ⋅ ⎜ a −
⎝ 300 ⎠
3 ⋅ 0,64 ⋅ 1,5 ⋅ 2,602
minNEd,Mitte = 1,0 ⋅ 13,76 ≥
⎛ 2,60 ⎞⎟
16 ⋅ ⎜0,175 −
⎝ 300 ⎠
kN kN
minNEd,Mitte = 13,76 ≥ 7,32
m m
15,97
5
17 6,37 24 2,40 24 6,37 175
1,175 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
°
45
45
°
° 45
45 °
2,85
2,85
4,675
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
zweiseitig
87
87
11,35
115
115
115
115
° 30
°
2,14
2,14
1,77
30 5
°
45
1,00 84 75 20 2,40
45° °
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,175 87 1,00 62
5,19
5,19
45 °
45
1,39
°
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
130
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
hang A, im Weiteren wird auch die Bemessung mit dem üblichen vereinfachten Berechnungsverfahren Kapitel 6.3.2
gezeigt. Die Verwendung der tabellarischen Bemessungshilfen (Tafel 6.2 und 6.3) stellt eine weitere Kapitel 6.3.3
Vereinfachung dar.
Die maximale Einflusslänge der Decke beträgt nach Bild 9.13 im zweiachsig gespannten Deckenfeld Kapitel 5.4
lE,1 = 2,85 + 0,175/2 = 2,93 m. Die sich daraus ergebende maximale Vertikallast wird vereinfacht
und auf der sicheren Seite liegend über die komplette Länge der Wand wirkend angenommen. Für
die Lastzusammenstellung sind bei der anzusetzenden Länge der Wand l die Öffnungen neben der
Wand jeweils zur Hälfte zu berücksichtigen.
Einflusslänge in Pfeilerrichtung:
(
l = lWand + 0,5 ⋅ lÖffnung1 + lÖffnung2)
l = 2,00 + 0,5 ⋅ (1,12 + 1,12)
l = 3,12 m
Knicklänge
Aufgrund der Einspannung der dünnen Wand in die Geschossdecken darf die Knicklänge hef mit dem Kapitel 5.7.2, Tafel 5.1
Faktor 2 = 0,75 abgemindert werden.
hef = 2 • h = 0,75 • 2,60 für t = 17,5 cm 17,5 cm und a = t = 17,5 cm Kapitel 5.7.2, Gl. (5.16)
hef = 1,95 m
131
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
hef 1,95
= = = 11,14
11,14
≤ 27
27
t 0,175
Damit sind alle Bedingungen eingehalten und das vereinfachte Berechnungsverfahren darf ange-
wandt werden.
ll Nicht mehr als drei Geschosse über Gelände Bedingung nicht erfüllt
Die Verwendung des stark vereinfachten Berechnungsverfahrens nach Anhang A von DIN EN 1996-3/
NA ist beim vorliegenden sechsgeschossigen Gebäude nicht zulässig, da dieses nur für Gebäude
mit nicht mehr als drei Geschossen angewendet werden darf. Zu Demonstrationszwecken wird das
Vorgehen nach dem stark vereinfachten Berechnungsverfahren einschließlich der zugehörigen Be-
messungstafeln nachfolgend dennoch vorgestellt.
Kapitel 3.3, Gl. (3.9) Vereinfacht dürfen im üblichen Hochbau bei Verkehrslasten qk 3,0 kN/m2 die Bemessungswerte
Kapitel 6.2, Gl. (6.3) der Normalkraft mit einem gemittelten Teilsicherheitsbeiwert gemäß nachfolgender Beziehung be-
stimmt werden.
132
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Falls der Nachweis der Wand unter Verwendung dieses vereinfacht bestimmten Bemessungswerts Kapitel 3.3, Gl. (3.6)
der Einwirkung nicht eingehalten ist, kann die Einwirkung genauer erfasst werden.
Es ist zu erkennen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft am Wandfuß durch die
genauere Bestimmung nur geringfügig reduziert wird.
ll = hef / t = 11,14
ll t = 17,5 cm
ll nEd = 425 kN/m 450 kN/m
Aus der Tafel (Bild 9.14) ergibt sich ein erforderliches fk von 9,1 N/mm2. Die vorhandene charakteris
tische Mauerwerksdruckfestigkeit beträgt fk = 12,9 N/mm2 und ist damit ausreichend.
133
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Bild 9.14: Tafel 6.2 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.10.7
lf a
1 = 1,6 − ≤ 0,9 ⋅ (für fk 1,8 N/mm²)
6 t
5,84 0,175
1 = 1,6 − = 0,63 ≤ 0,9 ⋅ = 0,9
6 0,175
134
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
ll h = 2,60 m 2,75 m
ll = hef / t = 11,14
ll t = 17,5 cm
ll lf = 5,84 m 6,00 m
ll nEd = 425 kN/m
NRd kN = Tabellenwert • fk N
Kapitel 6.2, Gl. (6.10)
m mm2
kN
NRd = 59 • 12,9 = 761
m
Nachweis
kN kN
NEd, Fuß = 425 N = 761 Kapitel 6.2, Gl. (6.1)
m Rd m
135
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Weitere Anwendungsbedingungen:
– Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk 1,8 N/mm2
– Abminderung der Knicklänge durch flächenaufgelagerte Stahlbetondecken ist bereits integriert (Annahme: zweisei-
tige Halterung)
(Dunkelblau hinterlegte Werte: Maßgebend ist 1 – Traglastabminderung infolge Deckenverdrehung)
Anwendung:
nRd [kN/m] = Tabellenwert · fk [N/mm2]
1)
Nicht zulässig, da Mindestauflagertiefe nicht eingehalten
2)
Nicht zulässig, da h > 12 · t
Bild 9.15: Tafel 6.3 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.10.9
136
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
9.11 Innenwand – Bemessung mit dem genaueren Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-1-1/NA Kapitel 7
9.11.1 Grundriss und Geometrie
Zur Verdeutlichung und zum Vergleich der Berechnungsverfahren wird im Folgenden die bereits in Ka-
pitel 9.7 nach dem vereinfachten Verfahren nachgewiesene Innenwand im Erdgeschoss nach dem
genaueren Berechnungsverfahren berechnet.
Die maximalen Einflusslängen der Decken betragen nach Bild 9.16 in den zweiachsig gespannten Kapitel 5.4
Deckenfeldern auf der einen Seite maximal lE,1 = 3,61 + 0,115/2 = 3,67 m und auf der anderen
Seite maximal lE,2 = 2,46 + 0,115/2 = 2,52 m. Wie im Bild 9.16 zu erkennen, hat die Wand im
Mittel eine Lasteinzugslänge von ca. lE = 3,67 m (Abstand der annähernd parallelen Linien). Da bei
einer Türhöhe von 2,01 m die Flachstürze mit meiner Höhe von 0,475 m übermauert sind, ist nur
ein Lasttrapez aus dem Wandeigengewicht sowie eine Breite von 0,42 m aus der Decke auf den Tür-
sturz anzusetzen. Der daraus resultierende Bemessungswert der Einzellast am Sturzauflager ist mit
ca. 7 kN relativ klein. Daher ist kein Nachweis der Teilflächenpressung an dieser Stelle erforderlich.
Weiterhin verteilen sich die Einzellasten aus dem Bereich der Türstürze über die Wandhöhe gleich-
mäßig, so dass diese als Gleichstreckenlasten angesetzt werden können, wobei die geringen Lasten
aus der Sturzübermauerung vernachlässigt werden. Als Einflusslänge der Decke werden im Bereich
der Türstürze lE,3 = 2,20 m angesetzt.
15,97
175 6,37 24 2,40 24 6,37 175
1,175 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
°
45
45
°
° 45
45 °
2,85
2,85
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
ca. 3,67 m
87
ca. 3,67 m
11,35
115
115
115
° 30
°
2,14
1,77
30 5
°
45
45° °
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,01 1,76
5,12
5,19
5,19
45 °
45
1,39
°
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
137
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Wandkopf
NEd,Kopf = 1,4 ⋅ (NGk,Kopf + NQk + Nsk )
NEd,Kopf = 1,4 ⋅ (190 + 59, 35 + 2,78)
kN
NEd,Kopf = 353
m
138
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Es ist zu erkennen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Normalkräfte durch die genauere
Bestimmung nur geringfügig reduziert werden.
139
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Deckenspannweite
Bei zweiachsig gespannten Decken dürfen für die Bestimmung der Knotenmomente 2/3 der kürzeren
Deckenspannweite angesetzt werden.
2
L3,o = ⋅ 5,70 = 3,80 m
3
2
L4,o = ⋅ 4,80 = 3,20 m
3
E-Modul
MN
Kapitel 4.7, Tafel 4.6 E1,o = E2,o = KE ⋅ fk = 950 ⋅ 12,9 = 12.255 (Kalksandstein 20/DM)
Kapitel 4.2, Tafel 4.3 m2
MN
E3,o = E4,o = 31.000 (Stahlbeton C25/30)
m2
Trägheitsmoment
3 3
b1,o ⋅ t1,o b2,o ⋅ t2,o 1,00 ⋅ 0,115 3
I1,o = I2,o = = = = 1,27 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
3 3
b3,o ⋅ hDe b4,o ⋅ hDe 1,00 ⋅ 0,20 3
I3,o = I4,o = = = = 6,67 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
Lagerungsbedingungen
n1,o = n2,o = 4 (eingespannte Stabenden bei weiterführenden Wänden)
n3,o = n4,o = 3 (gelenkig gelagerte Stabenden bei Außenwänden)
2
L3,u = ⋅ 5,70 = 3,80 m
3
2
L4,u = ⋅ 4,80 = 3,20 m
3
E-Module
MN
Kapitel 4.7, Tafel 4.6 E1,u = E2,u = KE ⋅ fk = 950 ⋅ 12,9 = 12.255 (Kalksandstein 20/DM)
m2
Kapitel 4.2, Tafel 4.3
MN
E3,u = E4,u = 31.000 (Stahlbeton C25/30)
m2
Trägheitsmoment
3 3
b1,u ⋅ t1,u b2,u ⋅ t2,u 1,00 ⋅ 0,115 3
I1,u = I2,u = = = = 1,27 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
3 3
b3,u ⋅ hDe b4,u ⋅ hDe 1,00 ⋅ 0,20 3
I3,u = I4,u = = = = 6,67 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
140
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Lagerungsbedingungen
n1,u = n2,u = 4 (eingespannte Stabenden bei weiterführenden Wänden)
n3,u = n4,u = 3 (gelenkig gelagerte Stabenden aufgrund der Außenwände)
Einwirkungen
Bei der Ermittlung der Knotenmomente darf die Hälfte der Nutzlasten in allen Feldern gleichzeitig
wirkend angesetzt werden. Damit verbleibt ein Anteil von 50 % der Nutzlasten, der feldweise zu be-
rücksichtigen ist.
kNm
Mo,red = o ⋅ Mo = 0,5 ⋅ 0,55 = 0,28 Kapitel 7.2.2, Gl. (7.7)
m
141
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Abminderungsfaktor u
Aufgrund der Steifigkeitsabminderung infolge des Übergangs der Querschnitte in Zustand II im Grenz-
zustand der Tragfähigkeit dürfen die ermittelten Knotenmomente abgemindert werden:
⎧ E ⋅I E ⋅I ⎫
⎪ n3,u ⋅ 3,u 3,u + n4,u ⋅ 4,u 4,u ⎪
⎪ L3,u L4,u ⎪
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.6) hu = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ ; 2,0⎬
E ⋅ I E
⎪ n ⋅ 1,u 1,u + n ⋅ 2,u 2,u ⋅ I ⎪
⎪ 1,u h1,u 2,u
h2,u ⎪
⎩ ⎭
⎧ 31.000 ⋅ 6,67 ⋅ 10−4 31.000 ⋅ 6,67 ⋅ 10−4 ⎫
⎪⎪ 3 ⋅ + 3⋅ ⎪⎪
hu = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ 3,80 3,20 = 7,04; 2,0 ⎬
−4 −4
⎪ 4 ⋅ 12.255 ⋅ 1,27 ⋅ 10 + 4 ⋅ 12.255 ⋅ 1,27 ⋅ 10 ⎪
⎪⎩ 2,60 2,32 ⎪⎭
hu = 1 − 0,25 ⋅ 2,0 = 0,5
kNm
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.8) Mu,red = u ⋅ Mu = 0,5 ⋅ 0,55 = 0,28
m
Momentenverlauf
Das Kopfmoment Mo,red wird in dieser Darstellung mit negativem Vorzeichen dargestellt.
142
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Die Bedingung ist nicht erfüllt, daher ist die Wand als zweiseitig gehalten nachzuweisen.
143
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
= 16,96 > 12
hef
Kapitel 7.3.3, Gl. (7.21) ek = 0,002 ⋅ ∞ ⋅ ⋅ t ⋅ em
t
1,95
ek = 0,002 ⋅ 1,5 ⋅ ⋅ 0,115 ⋅ 0,004
0,115
ek = 0,001 m
144
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
9.11.11 Nachweise
Wandkopf Kapitel 7.3.3, Gl. (7.11)
kN kN
NEd,Kopf = 353 ≤ NRd,o = 757
m m
Der Nachweis der Wand ist mit Hilfe des genaueren Berechnungsverfahrens erfüllt.
15,97
175 6,37 24 2,40 24 6,37 175
1,175 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
°
45
45
°
° 45
45 °
2,85
2,85
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
87
11,35
115
115
115
° 30
°
2,14
1,77
30 5
°
45
45° °
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,01 1,76
5,12
5,19
5,19
45 °
45
1,39
°
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
145
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Kapitel 5.4 Die maximalen Einflusslängen der Decken in der Mitte der Wand betragen nach Bild 9.17 in den zwei-
achsig gespannten Deckenfeldern auf der linken Seite lE,1 = 2,40 + 0,115/2 = 2,46 m und auf der
rechten Seite lE,2 = 1,76 + 0,115/2 = 1,81 m. Für die Lastzusammenstellung sind bei der anzuset-
zenden Länge des Pfeilers l die Öffnungen neben dem Pfeiler jeweils zur Hälfte zu berücksichtigen.
Neben dem Pfeiler befinden sich ein 20 cm breiter Schlitz sowie eine 84 cm breite raumhohe Öffnung.
Einflusslänge in Pfeilerrichtung:
l = lPfeiler + 0,5 • (lÖffnung1 + lÖffnung2)
l = 0,75 + 0,5 • (0,84 + 0,20)
l = 1,27 m
Normalkraft am Wandkopf
NEd,Kopf = 1,4 • (NGk,Kopf + NQk + Nsk)
NEd,Kopf = 1,4 • (235 + 78,63 + 3,69)
NEd,Kopf = 444 kN
146
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
9.12.5 Bemessungswerte der einwirkenden Biegemomente aus der Deckenauflagerung Kapitel 7.2.2 a)
Die Knotenmomente an Wandkopf und Wandfuß werden nach DIN EN 1996-1-1/NA, Anhang NA.C
ermittelt.
Trägheitsmomente
Gegenüber einer Knotenberechnung bei einer Wand mit einer Länge > 1,0 m muss bei einem Pfeiler
bei der Berechnung der Trägheitsmomente die wirkliche Breite b angesetzt werden.
3 3
b1,o ⋅ t1,o b2,o ⋅ t2,o 0,75 ⋅ 0,115 3
I1,o = I2,o = = = = 0,95 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
3 3
b3,o ⋅ h b4,o ⋅ hDe 1,00 ⋅ 0,20 3
I3,o = I4,o = De
= = = 6,67 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
Lagerungsbedingungen
n1,o = n2,o = 4 (eingespannte Stabenden bei weiterführenden Wänden)
n3,o = 4 (eingespanntes Stabende der weiterführenden Decke)
n4,o = 3 (gelenkig gelagertes Stabende aufgrund der Außenwand)
147
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Deckenspannweite
Bei zweiachsig gespannten Decken dürfen für die Bestimmung der Knotenmomente 2/3 der kürzeren
Deckenspannweite angesetzt werden.
2
L3,u = ⋅ 4,80 = 3,20 m
3
2
L4,u = ⋅ 2,77 = 1,85 m
3
Trägheitsmomente
Gegenüber einer Knotenberechnung bei einer Wand mit einer Länge > 1,0 m muss bei einem Pfeiler
bei der Berechnung der Trägheitsmomente die wirkliche Breite b angesetzt werden.
3 3
b1,u ⋅ t1,u b2,u ⋅ t2,u 0,75 ⋅ 0,115 3
I1,u = I2,u = = = = 0,95 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
3 3
b3,u ⋅ h b4,u ⋅ hDe 1,00 ⋅ 0,20 3
I3,u = I4,u = De
= = = 6,67 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
Lagerungsbedingungen
n1,u = n2,u = 4 (eingespannte Stabenden bei weiterführenden Wänden)
n3,u = 4 (eingespanntes Stabende der weiterführenden Decke)
n4,u = 3 (gelenkig gelagertes Stabende aufgrund der Außenwand)
Einwirkungen
Bei der Ermittlung der Knotenmomente darf die Hälfte der Nutzlasten in allen Feldern gleichzeitig
wirkend angesetzt werden. Damit verbleibt ein Anteil von 50 % der Nutzlasten, der feldweise zu be-
rücksichtigen ist.
148
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
149
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Momentenverlauf
Das Kopfmoment Mo,red wird in dieser Darstellung mit negativem Vorzeichen dargestellt.
Mo,red = MEd,Kopf = - 0,09 kNm
Knicklänge
Aufgrund der geringen Lastexzentrizität am Wandkopf und der daraus resultierenden vorhandenen Ein-
spannung der dünnen Wand in die Geschossdecken darf die Knicklänge hef mit dem Faktor 2 = 0,75
abgemindert werden.
150
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
= 16,96 > c = 12
Da der Nachweis im vereinfachten Berechnungsverfahren (siehe Kapitel 9.8) mit der zunächst ge-
wählten Mauerwerksdruckfestigkeit nicht erfüllt ist, wird an dieser Stelle direkt eine erhöhte Druckfes-
tigkeit von fk von 16 N/mm2 gewählt. Damit ergibt sich ein Bemessungswert der Mauerwerksdruck-
festigkeit von fd = 9,07 N/mm2.
151
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Durch die Änderung der Mauerwerksdruckfestigkeit ändert sich auch der Elastizitätsmodul der Wand
geringfügig. Dies wäre bei der Knotenmomentberechnung zu berücksichtigen. Die Knotenmomente
am Wandkopf und Wandfuß erhöhen sich dadurch leicht. Da der maßgebende Nachweisschnitt aber
in Wandhöhenmitte liegt (siehe folgende Nachweise) und dort kein Biegemoment aus Last auftritt,
ändert sich der Bemessungswert des Tragwiderstands nicht.
9.12.11 Nachweise
Kapitel 7.3.3, Gl. (7.11) Wandkopf
NEd,Kopf = 444 kN NRd,o = 676 kN
Es ist zu erkennen, dass nach dem genaueren Berechnungsverfahren der Tragwiderstand in Wand-
mitte gegenüber dem vereinfachten Berechnungsverfahren (NRd = 398 kN) signifikant erhöht werden
konnte und der Nachweis somit gelingt.
152
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Die maximale Einflusslänge der Decke in der Mitte der Wandlänge beträgt nach Bild 9.18 im zwei- Kapitel 5.4
achsig gespannten Deckenfeld lE = 2,08 + 0,175/2 = 2,17 m. Die sich daraus ergebende maximale
Vertikallast wird vereinfacht und auf der sicheren Seite liegend über die komplette Länge der Wand
wirkend angenommen. Für die Einwirkungskombination unter Berücksichtigung der minimalen Auflast
wird ersatzweise ein Deckenstreifen von lE,min = 1 m Breite angesetzt. In diesem Beispiel wird aufgrund
der vorhandenen geringen Auflast das Eigengewicht der Attika berücksichtigt.
15,97
24 2,40 24 6,37 175
°
45
45
°
45
°
2,85
2,85
4,675
2,08
5,695
5,695
3,61
30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
Halterung
87
11,35
115
115
115
30
°
2,14
1,77
°
45
45° °
45
2,46
° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
max. dreiseitig
5,12
5,19
5,19
°
45
1,39
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
153
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
h
max NGk ,Mitte = lE ⋅ g k ,1 + t Attika ⋅ hAttika ⋅ Beton + t ⋅ ⋅
2 MW
2,60
max NGk ,Mitte = 2,17 ⋅ 6,58 + 0,175 ⋅ 0,60 ⋅ 25 + 0,175 ⋅ ⋅ 20
2
kN
max NGk ,Mitte = 21,45
m
154
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Wandkopf
min NEd,Kopf = G,inf ⋅ min NGk ,Kopf
min NEd,Kopf = 1,0 ⋅ 9,21
kN
min NEd,Kopf = 9,21
m
max NEd,Kopf = 1,4 ⋅ (max NGk ,Kopf + NQk + Nsk ) Kapitel 3.3, Gl. (3.9)
Wandmitte
min NEd,Mitte = G,inf ⋅ min NGk ,Mitte
min NEd,Mitte = 1,0 ⋅ 13,76
kN
min NEd,Mitte = 13,76
m
max NEd,Mitte = 1,4 ⋅ (max NGk ,Mitte + NQk + Nsk ) Kapitel 3.3, Gl. (3.9)
Wandfuß
min NEd,Fuß = G,inf ⋅ min NGk ,Fuß
min NEd,Fuß = 1,0 ⋅ 18, 31
kN
min NEd,Fuß = 18, 31
m
max NEd,Fuß = 1,4 ⋅ (max NGk ,Fuß + NQk + Nsk ) Kapitel 3.3, Gl. (3.9)
155
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Der maximale Sogbeiwert cpe,10,Sog = 1,23 tritt nur an der Gebäudeecke auf, an der die Wand jedoch
durch die angrenzende, senkrecht stehende Außenwand gehalten ist. Für die Berechnung der Wind-
last aus Sog wird daher der in der Wandmitte auftretende Wert von 0,8 verwendet. Damit ergibt sich
ein charakteristischer Wert der Einwirkung aus Windsog von:
kN
Kapitel 3.2.3, Gl. (3.5) w k,Sog = cpe,10,Sog ⋅ qp = 0,8 ⋅ 0,8 = 0,64
m2
Kapitel 7.2.3, Bild 7.6 Bei beidseitiger gelenkiger Lagerung ergibt sich daher der Bemessungswert des einwirkenden Biege-
momentes aus Wind einheitlich zu:
h2 2,602 kNm
Mwd = Q ⋅ w k ⋅ = 1,5 ⋅ 0,64 ⋅ = 0,81
8 8 m
9.13.5 Bemessungswerte der aus den angrenzenden Decken einwirkenden Biegemomente in der
Kapitel 7.2.2 a) minimalen Einwirkungskombination
Die Knotenmomente an Wandkopf und Wandfuß werden nach DIN EN 1996-1-1/NA, Anhang NA.C
zunächst für die Einwirkungskombination max NEd und zugehörig max MEd ermittelt.
Deckenspannweite
Bei zweiachsig gespannten Decken dürfen für
die Bestimmung der Knotenmomente 2/3 der L3,o = 3,80 m
kürzeren Deckenspannweite angesetzt werden.
2
L3,o = ⋅ 5,70 = 3,80 m
3
Trägheitsmoment
3
b1,o ⋅ t1,o 1,00 ⋅ 0,175 3
I1,o = = = 4,47 ⋅ 10−4 m4
12 12
3
b3,o ⋅ hDe 1,00 ⋅ 0,20 3
I3,o = = = 6,67 ⋅ 10−4 m4
12 12
Lagerungsbedingungen
n1,o = 4 (eingespanntes Stabende bei weiterführenden Wänden)
n2,o = 0 (Stab nicht vorhanden)
n3,o = 4 (eingespanntes Stabende der weiterführenden Decke)
n4,o = 0 (Stab nicht vorhanden)
156
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Deckenspannweite
L3,u = 3,80 m
Bei zweiachsig gespannten Decken dürfen für
die Bestimmung der Knotenmomente 2/3 der
kürzeren Deckenspannweite angesetzt werden.
2
L3,u = ⋅ 5,70 = 3,80 m
3
Trägheitsmoment
3 3
b1,u ⋅ t1,u b2,u ⋅ t2,u 1,00 ⋅ 0,175 3
I1,u = I2,u = = = = 4,47 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
3
b3,u ⋅ hDe 1,00 ⋅ 0,20 3
I3,u = = = 6,67 ⋅ 10−4 m4
12 12
Lagerungsbedingungen
n1 = 3 (gelenkig gelagertes Stabende aufgrund des letzten Geschosses)
n2 = 4 (eingespanntes Stabende bei weiterführenden Wänden)
n3 = 4 (eingespanntes Stabende der weiterführenden Decke)
n4 = 0 (Stab nicht vorhanden)
Minimale Einwirkungen
In der Einwirkungskombination unter Berücksichtigung minimaler Normalkräfte werden zur Berech-
nung der Knotenmomente nur die ständigen Lasten angesetzt.
157
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
kNm
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.7) Mo,red = o ⋅ Mo = 0,5 ⋅ 2,21 = 1,10
m
⎧ E ⋅I ⎫
⎪ n3,u ⋅ 3,u 3,u ⎪
⎪ L3,u ⎪
hu = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ ; 2,0⎬
⎪ n ⋅ E1,u ⋅ I1,u + n ⋅ E2,u ⋅ I2,u ⎪
⎪ 1,u h 2,u
h ⎪
⎩ 1,u 2,u ⎭
⎧ 31.000 ⋅ 6,67 ⋅ 10−4 ⎫
⎪⎪ 4⋅ ⎪⎪
hu = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ 3,80 = 1,48; 2,0 ⎬
−4 −4
⎪ 4 ⋅ 12.255 ⋅ 4,47 ⋅ 10 + 3 ⋅ 12.255 ⋅ 4,47 ⋅ 10 ⎪
⎪⎩ 2,60 2,60 ⎪⎭
hu = 1 − 0,25 ⋅ 1,48 = 0,63
kNm
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.8) Mu,red = u ⋅ Mu = 0,63 ⋅ 1, 36 = 0,86
m
158
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Momentenverlauf
Mit den ermittelten Kopf- und Fußmomenten (Mo,red Mu,red) ergibt sich die im nachfolgenden Bild dar-
gestellte Momentenverteilung. Aufgrund des großen Einflusses der Einwirkung Wind bei Wänden mit
geringen Auflasten werden in diesem Beispiel die beiden Lastfälle Winddruck und Windsog getrennt
voneinander betrachtet, so dass an dieser Stelle noch keine Momentenüberlagerung gezeigt wird.
Mm = -0,12 kNm/m
9.13.6 Bemessungswerte der einwirkenden Biegemomente in der minimalen Einwirkungskombination Kapitel 7.3.2
In der minimalen Einwirkungskombination wirken die Bemessungswerte der Windlast (Q,sup = 1,5)
gleichzeitig mit dem Eigengewicht aus Wand und Decke (G,inf = 1,0). Bei geringen Auflasten kann
bei gleichzeitig großen Biegemomenten die Lastexzentrizität an Wandkopf und -fuß nahe der Quer-
schnittskante (e t/3) oder rechnerisch sogar außerhalb des Querschnitts liegen. Da in diesen
Fällen das Mauerwerk jedoch vollständig plastifizieren würde, darf auch die sogenannte „Rücksetz-
regel“ angewandt werden. Ist die rechnerische Ausmitte der resultierenden Last aus Decken und da-
rüber befindlichen Geschossen infolge der Knotenmomente am Kopf bzw. Fuß der Wand > 1/3 der
Wanddicke t, darf die resultierende Last auch vereinfacht über einen am Rand des Querschnitts an-
geordneten Spannungsblock mit der Ordinate fd abgetragen werden, dessen Breite höchstens gleich
1/3 der Wanddicke sein darf. Bei der Berechnung der Ausmitte nach vorstehendem Absatz können
Rissbildungen an der der Last gegenüberliegenden Seite der Wand infolge der dabei entstehenden
Deckenverdrehung auftreten. Diesen ist – wenn dies für die Gebrauchstauglichkeit erforderlich ist –
durch konstruktive Maßnahmen entgegenzuwirken.
Die im vorherigen Teilkapitel berechneten Biegemomente am Wandkopf und -fuß entsprechen Lastex-
zentrizitäten von:
Es ist zu erkennen, dass die Lastexzentrizität eo am Wandkopf außerhalb des Querschnitts liegt und
somit auf die erläuterte „Rücksetzregel“ zurückgegriffen werden muss. Am Wandfuß liegt die Lastex-
zentrizität eu noch innerhalb des Querschnitts, so dass eine Anwendung der „Rücksetzregel“ nicht
unbedingt erforderlich ist.
Für die weitere Berechnung wird zwischen den Lastfällen Winddruck und Windsog unterschieden.
Lastfall Winddruck
Am Wandkopf liegt bei reiner Eigengewichtswirkung die Lastexzentrizität rechnerisch außerhalb des Kapitel 7.3.2, Gl. (7.16)
Querschnitts. Bestimmt man die notwendige überdrückte Querschnittsbreite unter Annahme starr-
plastischen Materialverhaltens, so ergibt sich:
Die minimale Auflast kann also über einen nahe an der Wandkante liegenden Spannungsblock sehr
kleiner Breite (1 mm) abgetragen werden, weshalb sich das größtmögliche Einspannmoment an Wand-
kopf – mit negativem Vorzeichen – in der minimalen Einwirkungskombination ergibt zu:
1 1 kNm
MKopf = min NEd,Kopf ⋅ ⋅ (t − tc,Kopf ) = 9,21 ⋅ ⋅ (0,175 − 0,001) = -0,80
2 2 m
159
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
1 1 kNm
Mm =
2 2
(
⋅ (Mu,red + Mo,red ) = ⋅ (0,86 + -0,80 ) = 0,03 )m
Für den Lastfall Winddruck wird in diesem Fall eine Volleinspannung am Wandfuß angenommen.
Lastfall Windsog
Das unter der Annahme starr-plastischen Materialverhaltens am Wandfuß maximal aufnehmbare
Biegemoment beträgt:
1
MFuß = min NEd,Fuß ⋅ ⋅ (t − tc,Fuß )
2
Die sich rechnerisch einstellende, überdrückte Querschnittsbreite unter Eigengewicht ergibt sich zu:
Für den Lastfall Windsog wird am Wandfuß eine Volleinspannung angenommen. Das einwirkende
Fußmoment ergibt sich zu:
h2 2,602 kNm
Mwd,Fuß = Q ⋅ w k ⋅ = 1,5 ⋅ 0,64 ⋅ = 0,54
12 12 m
kNm
MFuß,gesamt = MFuß + Mwd,Fuß = 0,86 + 0,54 = 1,4
m
Dieses Moment liegt unterhalb des maximal aufnehmbaren Biegemoments und kann damit abgetra-
gen werden.
Am Wandkopf wird unter Windsog ebenfalls eine Volleinspannung der Wand angenommen.
160
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Das Moment in Wandmitte im Lastfall Windsog ist somit wesentlich geringer als im Lastfall Wind-
druck. Daher wird nachfolgend für die Nachweisführung nur das Biegemoment aus Winddruck
MMitte,Druck = 0,44 kNm verwendet.
Für den Nachweis am Wandkopf ist der Lastfall Windsog bemessungsrelevant. Dort kann bei Anwen-
dung der "Rücksetzregel" ein maximales aufnehmbares Biegemoment von 0,8 kNm abgetragen wer-
den. Ein weiterer Nachweis ist daher nicht erforderlich.
Am Wandfuß entsteht im Lastfall Winddruck ein maximales Biegemoment von 1,40 kNm, welches –
wie gezeigt – unterhalb des maximal aufnehmbaren Biegemomentes von 1,58 kNm liegt. Daher ist
auch hier kein weiterer Nachweis notwendig.
Die Bedingung ist nicht erfüllt. Daher ist die Wand als zweiseitig gehalten zu betrachten.
Knicklänge
Aufgrund der großen Lastexzentrizität am Wandkopf darf die Knicklänge hef nicht abgemindert werden.
hef 2,60
= = = 14,86
14,86 27
≤ 27
t 0,175
MEd,Mitte 0,44
eLast,m = = = 0,032 m
NEd,Mitte 13,76
161
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
= 14,86 > 12
9.13.12 Bemessungswerte der aus den angrenzenden Decken einwirkenden Biegemomente in der
maximalen Einwirkungskombination
Die Knotenmomente an Wandkopf und -fuß werden nach DIN EN 1996-1-1/NA, Anhang NA.C für die
Einwirkungskombination max NEd und zugehörig max MEd ermittelt. Da die Knotenmomente bereits
in der minimalen Einwirkungskombination unter ständigen Lasten berechnet wurden, können diese
auf der linearen Berücksichtigung der Lasten in der Berechnung an dieser Stelle mit dem Verhältnis
(1,4 · gk + qk)/gk erhöht werden.
Maximale Einwirkungen
Da im Fall einer Außenwand nur eine Decke an den Knoten anschließt, ist die volle Verkehrslast zu
berücksichtigen. Auf eine Abminderung der Schneelast wegen Begleiteinwirkung zur Nutzlast wird aus
Vereinfachungsgründen verzichtet.
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.3) Last auf dem Deckenfeld am Wandkopf (Dachdecke):
kN
Kapitel 3.3, Gl. (3.9) q3,o = 1,4 ⋅ ( g k + qk + sk ) = 1,4 ⋅ (6,58 + 1,00 + 0,68) = 11,56
m2
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.3) Last auf dem Deckenfeld am Wandfuß (Geschossdecke):
kN
Kapitel 3.3, Gl. (3.9) q3,u = 1,4 ⋅ ( g k + qk ) = 1,4 ⋅ (6,53 + 2,70) = 12,92 2
m
162
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Knotenmoment Mu am Wandfuß
q3,u 12,92 kNm
Mu,red = Mu,red,gk,2 ⋅ = 0,86 ⋅ = 1,70
g k,2 6,53 m
Momentenverlauf
Mit den ermittelten Kopf- und Fußmomenten (Mo,red ; Mu,red) ergibt sich die im nachfolgenden Bild dar-
gestellte Momentenverteilung unter Berücksichtigung einer Windeinwirkung. Da sich in Feldmitte un-
ter Eigengewicht ein negatives Moment einstellt, ist im vorliegenden Fall die Einwirkungskombination
unter Berücksichtigung des Lastfalls Windsog bemessungsrelevant. Für die Einwirkung aus Wind wird
eine gelenkige Lagerung am Wandkopf und -fuß angenommen.
9.13.13 Bestimmung der Exzentrizitäten in der maximalen Einwirkungskombination Kapitel 7.3.2, Gl. (7.14)
Planmäßige Exzentrizität am Wandkopf
MEd,Kopf 1,94
eo = + ehe = + 0,00 = 0,067 m ≥ 0,05 ⋅ t = 0,05 ⋅ 0,175 m = 0,009 m
max NEd,Kopf 28,77
MEd,Mitte 0,93
eLast,m = = = 0,026 m
max NEd,Mitte 35,14
9.13.14 Bestimmung der Abminderungsbeiwerte am Wandkopf und -fuß in der maximalen Einwir- Kapitel 7.3.2, Gl. (7.13)
kungskombination
Wandkopf
eo
o = 1 – 2 ⋅
t
0,067
o = 1 – 2 ⋅ = 0,23
0,175
163
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
= 14,86 > 12
hef
ek = 0,002 ⋅ ∞ ⋅ ⋅ t ⋅ em
t
2,60
ek = 0,002 ⋅ 1,5 ⋅ ⋅ 0,175 ⋅ 0,032
0,175
ek = 0,003 m
164
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Der Nachweis ist somit auch bei dieser auf der sicheren Seite liegenden Näherung erfüllt.
165
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Überdrückte Wanddicke
3 ⎛ e ⎞
Kapitel 7.4.3, Gl. (7.39) tc,lin = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ o ⎟ ⋅ t ≤ t
2 ⎝ t ⎠
3 ⎛ 0,087 ⎞
tc,lin = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ ⎟ ⋅ 0,175 = 0,0015 m ≤ t = 0,175 m
2 ⎝ 0,175 ⎠
Durch die geringe überdrückte Wanddicke entstehen sehr große vorhandene Druckspannungen, wel-
che jedoch im weiteren Verlauf durch die Multiplikation mit eben dieser geringen überdrückten Län-
ge nur einen relativ geringen Widerstand der Querkrafttragfähigkeit erzeugen. Daher ist die gezeigte
überschlägige Berechnung in den meisten Fällen ausreichend.
Vorhandene Normalspannung
N N
Kapitel 4.6.2, Gl. (4.11) Dd = Ed,min = Ed,min
Aüberdrückt tc,lin ⋅ l
9,21
Dd =
0,0015 ⋅ 1,0
kN
Dd = 6.140 2
m
2
Kapitel 4.6.2, Gl. (4.10) fvlt1 = ⋅ f + 0,6 ⋅ Dd
3 vk0
2
fvlt1 = ⋅ 0,22 + 0,6 ⋅ 6,14
3
MN
fvlt1 = fvk = 3,83 2
m
Kapitel 7.4.3, Gl. (7.38) tcal = 1,25 ⋅ tc,lin = 1,25 ⋅ 0,0015 = 0,002 m ≤ t = 0,175 m
166
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
9.14 Außenwand im Erdgeschoss – Bemessung mit dem genaueren Berechnungsverfahren nach Kapitel 7
DIN EN 1996-1-1/NA
9.14.1 Grundriss und Geometrie
Zur Verdeutlichung und zum Vergleich der Berechnungsverfahren wird im Folgenden die bereits in
Kapitel 9.10 mit dem vereinfachten Verfahren nachgewiesene Außenwand im Erdgeschoss mit dem
genaueren Nachweisverfahren berechnet.
Die maximale Einflusslänge der Decke in der Mitte der Wandlänge beträgt nach Bild 9.19 im zweiach-
sig gespannten Deckenfeld lE,1 = 2,85 + 0,175/2 = 2,93 m. Die sich daraus ergebende maximale
Vertikallast wird vereinfacht und auf der sicheren Seite liegend über die komplette Länge der Wand
wirkend angenommen. Für die Lastzusammenstellung sind bei der anzusetzenden Länge der Wand l
die Öffnungen neben der Wand jeweils zur Hälfte zu berücksichtigen.
Einflusslänge in Pfeilerrichtung:
) (
l = lWand + 0,5 ⋅ lÖffnung 1 + lÖffnung 2
l = 2,00 + 0,5 ⋅ (1,12 + 1,12)
l = 3,12 m
Zu beachten ist, dass bei diesem Beispiel aufgrund der hohen Vertikallast nur die Einwirkungskom-
bination „maximale Normalkraft mit dazugehörigem Biegemoment“ untersucht wird. Die Einwirkungs-
kombination „minimale Normalkraft mit dazugehörigem Biegemoment“ aus Wind wird nicht maßge-
bend, da bereits in Kapitel 9.13.11 nachgewiesen wurde, dass die Wände im Dachgeschoss unter
minimalem Eigengewicht und gleichzeitiger Windeinwirkung standsicher sind.
Kapitel 5.4
15,97
24 2,40 24 6,37 175
°
45
45
°
45
°
2,85
2,85
4,675
2,08
5,695
5,695
3,61
30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
zweiseitig
87
11,35
115
115
115
30
°
2,14
1,77
°
45
45° °
45
2,46
° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
Freier Rand
5,12
5,19
5,19
°
45
1,39
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
167
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
168
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
kN
w k = cpe,10 ⋅ qp = 0,8 ⋅ 0,8 = 0,64
m2
h2
Mwd = Q ⋅ w k ⋅
8
2,62
Mwd = 1,5 ⋅ 0,64 ⋅
8
kNm
Mwd = 0,81
m
9.14.5 Bemessungswerte der einwirkenden Biegemomente aus der Deckenverdrehung Kapitel 7.2.2 a)
Die Knotenmomente an Wandkopf und Wandfuß werden nach DIN EN 1996-1-1/NA, Anhang NA.C
ermittelt.
2
L3,o = ⋅ 5,70 = 3,80 m
3
E-Module
MN Kapitel 4.7, Tafel 4.6
E1,o = E2,o = KE ⋅ fk = 950 ⋅ 12,9 = 12.255 (Kalksandstein 20/DM) Kapitel 4.2, Tafel 4.3
m2
MN
E3,o = 31.000 (Stahlbeton C20/25)
m2
169
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Trägheitsmomente
3 3
b1,o ⋅ t1,o b2,o ⋅ t2,o 1,00 ⋅ 0,175 3
I1,o = I2,o = = = = 4,47 ⋅ 10−4 m4
12 12 12
3
b3,o ⋅ h 1,00 ⋅ 0,20 3
I3,o = De
= = 6,67 ⋅ 10−4 m4
12 12
Lagerungsbedingungen
n1,o = n2,o = 4 (eingespannte Stabenden bei weiterführenden Wänden)
n3,o = 4 (eingespanntes Stabende der weiterführenden Decke)
n4,o = 0 (Stab nicht vorhanden)
2
L3,u = ⋅ 5,70 = 3,80 m
3
E-Module
Kapitel 4.7, Tafel 4.6
MN
Kapitel 4.2, Tafel 4.3 E1,u = E 2,u = KE ⋅ fk = 950 ⋅ 12,9 = 12.255 (Kalksandstein 20/DM)
m2
MN
E3,u = 31.000 (Stahlbeton C25/30)
m2
Trägheitsmomente
3
b1,u ⋅ t1,u 1,00 ⋅ 0,175 3
I1,u = = = 4,47 ⋅ 10−4 m4
12 12
3
b2,u ⋅ t2,u 1,00 ⋅ 0, 30 3
I2,u = = = 22,50 ⋅ 10−4 m4
12 12
3
b3,o ⋅ hDe 1,00 ⋅ 0,20 3
I3,o = = = 6,67 ⋅ 10−4 m4
12 12
Lagerungsbedingungen
n1,u = n2,u = 4 (eingespannte Stabenden bei weiterführenden Wänden)
n3,u = 4 (eingespanntes Stabende der weiterführenden Decke)
n4,u = 0 (Stab nicht vorhanden)
170
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
⎧ E ⋅I ⎫
⎪ n3,o ⋅ 3,o 3,o ⎪
⎪ L3,o ⎪
ho = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ ; 2,0⎬
⎪ n ⋅ E1,o ⋅ I1,o + n ⋅ E2,o ⋅ I2,o ⎪
⎪ 1,o h 2,o
h ⎪
⎩ 1,o 2,o ⎭
⎧ 31.000 ⋅ 6,67 ⋅ 10−4 ⎫
⎪⎪ 4⋅ ⎪⎪
ho = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ 3,80 = 1,29; 2,0 ⎬
−4 −4
⎪ 4 ⋅ 12.255 ⋅ 4,466 ⋅ 10 + 4 ⋅ 12.255 ⋅ 4,466 ⋅ 10 ⎪
⎪⎩ 2,60 2,60 ⎪⎭
ho = 1 − 0,25 ⋅ 1,29 = 0,68
kNm
Mo,red = o ⋅ Mo = 0,68 ⋅ 3, 39 = 2, 30 Kapitel 7.2.2, Gl. (7.7)
m
171
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
⎧ E ⋅I ⎫
⎪ n3,u ⋅ 3,u 3,u ⎪
⎪ L3,u ⎪
hu = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ ; 2,0⎬
E ⋅ I E
⎪ n ⋅ 1,u 1,u + n ⋅ 2,u 2,u ⋅ I ⎪
⎪ 1,u h1,u 2,u
h2,u ⎪
⎩ ⎭
⎧ 4 ⋅ 31.000 ⋅ 6,67 ⋅ 10−4 ⎫
⎪⎪ ⎪⎪
hu = 1 − 0,25 ⋅ min ⎨ 3,80 = 0,39; 2,0 ⎬
−4 −4
⎪ 4 ⋅ 12.255 ⋅ 4,466 ⋅ 10 + 4 ⋅ 12.255 ⋅ 22,50 ⋅ 10 ⎪
⎪⎩ 2,60 2,32 ⎪⎭
hu = 1 − 0,25 ⋅ 0,39 = 0,90
kNm
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.8) Mu,red = u ⋅ Mu = 0,90 ⋅ 1,68 = 1,51
m
Momentenverlauf
Mit den ermittelten Kopf- und Fußmomenten (Mo,red Mu,red) ergibt sich die im nachfolgenden Bild dar-
gestellte Momentenverteilung unter Berücksichtigung einer Windeinwirkung. Da sich in Feldmitte ein
negatives Moment einstellt, ist im vorliegenden Fall die Einwirkungskombination unter Berücksichti-
gung des Lastfalls Windsog bemessungsrelevant.
MEd,Kopf 2, 30
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.14) eo = = = 0,006 m ≤ 0,05 ⋅ t = 0,05 ⋅ 0,175 m = 0,009 m
NEd,Kopf 412
MEd,Mitte 1,21
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.20) eLast,m = = = 0,003 m
NEd,Mitte 418
MEd,Fuß 1,51
Kapitel 7.2.2, Gl. (7.14) eu = = = 0,004 m ≤ 0,05 ⋅ t = 0,05 ⋅ 0,175 m = 0,009 m
NEd,Fuß 425
Knicklänge
Aufgrund der geringen Lastexzentrizität am Wandkopf und der daraus resultierenden vorhandenen Ein-
spannung der dünnen Wand in die Geschossdecken darf die Knicklänge hef mit dem Faktor 2 = 0,75
abgemindert werden.
172
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
hef 1,95
= = = 11,14
11,14 27
≤ 27 Kapitel 5.7.2, Gl. (5.17)
t 0,175
= 11,4 12
173
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Abminderungsbeiwert
⎛ emk ⎞ h e
F m = 1,14 ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ ⎟ − 0,024 ⋅ ef ≤ 1 − 2 ⋅ mk
⎝ t ⎠ t t
⎛ 0,009 ⎞ 1,95 0,009
F m = 1,14 ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ ⎟ − 0,024 ⋅ = 0,76 ≤ 1 − 2 ⋅ = 0,90
⎝ 0,175 ⎠ 0,175 0,175
9.14.11 Nachweise
Kapitel 7.3.3, Gl. (7.11) Wandkopf
kN kN
NEd,Kopf = 412 ≤ NRd,o = 1.151
m m
174
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
9.15 Bemessung einer gedrungenen (langen) Aussteifungsscheibe mit dem genaueren Berech-
nungsverfahren nach DIN EN 1996-1-1/NA
9.15.1 Grundriss und Geometrie Kapitel 7
Die maßgebende Nachweisstelle befindet sich an der Stelle der größten Momentenbeanspruchung,
also am Wandfuß (Bild 9.20).
Kapitel 5.4
15,97
175 6,37 24 2,40 24 6,37 175
5
1,17 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
°
45
45
°
° 45
45 °
2,85
2,85
4,675
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
87
87
11,35
115
115
115
115
° 30
°
2,14
2,14
1,77
30 5
°
45
1,00 84 75 20 2,40
45° °
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,175 87 1,00 62
1,01 1,76
5,12
5,19
5,19
2,40 2,40 2,40 2,40
45 °
45
1,39
°
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
Die Ermittlung der Schnittgrößen wird hier nicht explizit gezeigt. Die Bestimmung der Normalkräfte
erfolgt wie in den vorherigen Beispielen. Die horizontalen Aussteifungskräfte wurden – wie bereits
beschrieben – mit Hilfe eines Rechenprogramms bestimmt. Im nachfolgenden Kapitel werden die zu
untersuchenden Einwirkungskombinationen vorgestellt und die Bemessungsschnittgrößen angegeben.
VEd
NEd,m
2,70 m
MEd,m
2,60 m
EG
1,35 m NEd,u
MEd,u
Keller starr
5,12 m
175
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Einwirkungskombinationen
Bei dem Nachweis der Aussteifungswand müssen drei Einwirkungskombinationen (EWK) betrachtet
werden (Tafel 9.1).
ll EWK 1: Maximale horizontale Last in Kombination mit dem minimalen Bemessungswert der ein-
wirkenden Normalkraft (G,inf = 1,0 ; Q = 1,5)
ll EWK 2: Maximale horizontale Last in Verbindung mit dem größten zugehörigen Bemessungswert
der einwirkenden Normalkraft (G,sup = 1,35; Q = 1,5)
ll EWK 3: Maximale Normalkraft in Kombination mit dem zugehörigen Bemessungswert der horizon-
talen Last (G,sup = 1,35; Q = 1,5)
mit
0 Kombinationsbeiwert nach DIN EN 1991/NA:2010-12
0 = 0,7: Kombinationsbeiwert für Wohn- und Aufenthaltsräume
0 = 0,6: Kombinationsbeiwert für Windlast
MEd
NEd VEd MEd e= e/l
NEd
[kN] [kN] [kNm] [m] [–]
MEd
NEd VEd MEd e= e/l
NEd
[kN] [kN] [kNm] [m] [–]
MEd
NEd VEd MEd e= e/l
NEd
[kN] [kN] [kNm] [m] [–]
176
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Die Wand kann als vierseitig gehalten betrachtet werden. Auf der sicheren Seite liegend wird die Wand
jedoch als zweiseitig gehalten nachgewiesen.
Knicklänge
Die Knicklänge bestimmt sich nach dem vereinfachten Nachweisverfahren zu: Kapitel 5.7.2, Tafel 5.1
hef = 2 • h = 0,90 • 2,60 für t = 24,0 cm (17,5 cm < t 25,0 cm) Kapitel 5.7.2, Gl. (5.16)
hef = 2,34 m
Wandkopf
Einwirkungskombination 1 Kapitel 7.3.4, Gl. (7.22)
eEWK1,o 0, 38
y,EWK1,o = 1 − 2 ⋅ = 1−2⋅ = 0,85
l 5,12
Wandmitte
Einwirkungskombination 1 Kapitel 7.3.4, Gl. (7.22)
eEWK1,m 0,45
y,EWK1,m = 1 − 2 ⋅ = 1−2⋅ = 0,82
l 5,12
Wandfuß
Einwirkungskombination 1 Kapitel 7.3.4, Gl. (7.22)
eEWK1,u 0,52
y,EWK1,u = 1 − 2 ⋅ = 1−2⋅ = 0,80
l 5,12
177
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Maßgebender Abminderungsbeiwert
Ein maßgebender Abminderungsbeiwert wird hier nicht bestimmt, da die zutreffenden Abminderungs-
beiwerte jeweils am Wandkopf, -mitte und -fuß direkt angesetzt werden.
Vereinfacht kann der Nachweis in der jeweiligen Einwirkungskombination mit den maßgebenden Ab-
minderungsbeiwerten geführt werden. Dazu werden die minimalen Abminderungsbeiwerte unabhängig
von der Nachweisstelle miteinander kombiniert. Dementsprechend ergeben sich die Bemessungs-
werte der maximalen Tragfähigkeit zu:
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) min NRd,EWK2 = y,EWK2,u ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,87 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 5.861 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) min NRd,EWK3 = y,EWK3,u ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,93 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 6.265 kN
Falls der Nachweis nicht gelingt, kann auch eine genauere Traglastermittlung an den drei maßge-
benden Bemessungsstellen für jede der drei Lastfallkombinationen erfolgen:
Wandkopf
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK1,o = y ,EWK 1,o ⋅ z,o ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,85 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 6.872 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK2,o = y ,EWK2,o ⋅ z,o ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,91 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 7.357 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK3,o = y ,EWK3,o ⋅ z,o ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,95 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 7.680 kN
178
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Wandmitte
NRd,EWK1,m = y,EWK1,m ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,82 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 5.524 kN Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28)
NRd,EWK2,m = y,EWK2,m ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,89 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 5.996 kN Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28)
NRd,EWK3,m = y,EWK3,m ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,94 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 6.333 kN Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28)
Wandfuß
NRd,EWK1,u = y,EWK1,u ⋅ z,u ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,80 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 6.467 kN Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28)
NRd,EWK2,u = y,EWK2,u ⋅ z,u ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,87 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 7.033 kN Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28)
NRd,EWK3,u = y,EWK3,u ⋅ z,u ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,93 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 5,12 = 7.518 kN Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28)
Es ist zu erkennen, dass im vorliegenden Fall die genauere Traglastermittlung nur geringfügig höhere
Traglasten liefert und daher nur bei Bedarf erforderlich ist.
Falls der Nachweis nicht eingehalten ist, können die Einwirkungen und Tragwiderstände auch jeweils
an den einzelnen Nachweisstellen miteinander verglichen werden. Der Nachweis ist im Folgenden
dargestellt.
Wandkopf
NEd,EWK1,o = 1.084 kN ≤ NRd,EWK1,o = 6.872 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
Wandmitte
NEd,EWK1,m = 1.115 kN ≤ NRd,EWK1,m = 5.524 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
NEd,EWK2,m = 1.822 kN ≤ NRd,EWK2,m = 5.996 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
Wandfuß
NEd,EWK1,u = 1.146 kN ≤ NRd,EWK1,u = 6.467 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
179
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
VEd,EWK1,u = 64,35 kN
VEd,EWK2,u = 64,35 kN
VEd,EWK3,u = 38,61 kN
Überdrückte Wandlänge
3
Kapitel 7.4.2, Gl. (7.31) lc,lin = ⋅ ⋅l ≤ l
2 EWK1,u
3
lc,lin = ⋅ 0,80 ⋅ 5,12 = 6,14 m ≥ l = 5,12 m
2
Vorhandene Normalspannung
N 1,146 MN
Kapitel 4.6.1, Gl. (4.8) Dd = Ed,EWK1,min = = 0,933 2
lc,lin ⋅ t 5,12 ⋅ 0,24 m
MN
Kapitel 4.6.1, Gl. (4.6) fvlt1 = 0,5 ⋅ fvk0 + 0,4 ⋅ Dd = 0,5 ⋅ 0,22 + 0,4 ⋅ 0,933 = 0,483
m2
MN
fbt,cal = 0,032 ⋅ fst = 0,032 ⋅ 25 = 0,80
m2
Dd
Kapitel 4.6.1, Gl. (4.7) fvlt 2 = 0,45 ⋅ fbt,cal ⋅ 1 +
fbt,cal
0,933
fvlt 2 = 0,45 ⋅ 0,80 ⋅ 1 +
0,80
MN
fvlt 2 = 0,53
m2
VEd VRdlt
180
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
l 5,12
= = 1,97 ≥ 0,5
h 2,60
181
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Der Querschnitt ist überdrückt. Es ist kein Nachweis der Randdehnung erforderlich. Damit darf für
den Nachweis der Querkrafttragfähigkeit auch die Haftscherfestigkeit berücksichtigt werden. Exem-
plarisch wird der Randdehnungsnachweis im Folgenden dennoch geführt.
Überdrückte Länge:
Kapitel 7.4.2, Gl. (7.31) 3 ⎛ e ⎞
lc,lin = ⋅ ⎜⎜1 − 2 ⋅ vorh,chara.EWK,u ⎟⎟ ⋅ l
2 ⎝ l ⎠
lc,lin ≤ l
3 ⎛ 0,35 ⎞
lc,lin = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ ⎟ ⋅ 5,12 = 6,63 m
2 ⎝ 5,12 ⎠
lc,lin = 5,12 m
Der Nachweis ist erfüllt, die Haftscherfestigkeit darf beim Querkraftnachweis angesetzt werden.
9.16 Bemessung einer kurzen Aussteifungsscheibe mit dem genaueren Berechnungsverfahren nach
DIN EN 1996-1-1/NA
Kapitel 7 9.16.1 Grundriss und Geometrie
Die maßgebende Nachweisstelle befindet sich an der Stelle der größten Momentenbeanspruchung,
also am Wandfuß (Bild 9.21).
Kapitel 5.4 Die Ermittlung der Schnittgrößen wird hier nicht explizit gezeigt. Die Bestimmung der Normalkräfte
erfolgt wie in den vorherigen Beispielen. Die horizontalen Aussteifungskräfte wurden wie bereits be-
schrieben mit Hilfe eines Rechenprogramms bestimmt. Im nachfolgenden Kapitel werden die zu un-
tersuchenden Einwirkungskombinationen vorgestellt und die Bemessungsschnittgrößen angegeben.
Einwirkungskombinationen
Bei dem Nachweis der Aussteifungswand müssen drei Einwirkungskombinationen (EWK) betrachtet
werden (Tafel 9.2).
ll EWK 1: Maximale horizontale Last in Kombination mit dem minimalen Bemessungswert der ein-
wirkenden Normalkraft (G,inf = 1,0; Q = 1,5)
ll EWK 2: Maximale horizontale Last in Verbindung mit dem größten zugehörigen Bemessungswert
der einwirkenden Normalkraft (G,sup = 1,35; Q = 1,5)
182
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
15,97
5
17 6,37 24 2,40 24 6,37 175
1,175 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
A
175
175
°
45
45
°
° 45
45 °
2,85
2,85
4,675
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
2,85
°
45
24 1,77
87
87
11,35
115
115
115
115
° 30
°
2,14
2,14
1,77
30 5
°
45
88 45 885 885 885
° 4,60 2,88 4,60
1,00 84 75 20 2,40
1,00 84 75 20 2,40
45° °
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,175 87 1,00 62
1,01 1,76
5,12
5,19
5,19
2,40 2,40 2,40 2,40
45 °
45
1,39
°
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30°
175
A
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,175
ll EWK 3: Maximale Normalkraft in Kombination mit dem zugehörigen Bemessungswert der horizon-
talen Last (G,sup = 1,35; Q = 1,5)
mit
0 Kombinationsbeiwert nach DIN EN 1991/NA:2010-12 Kapitel 3.3, Tafel 3.8
0 = 0,7: Kombinationsbeiwert für Wohn- und Aufenthaltsräume
0 = 0,6: Kombinationsbeiwert für Windlast
VEd
NEd,m
2,70 m
MEd,m
2,60 m
EG
1,35 m NEd,u
MEd,u
Keller starr
2,88 m
183
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
MEd
NEd VEd MEd e= e/l
NEd
[kN] [kN] [kNm] [m] [–]
MEd
NEd VEd MEd e= e/l
NEd
[kN] [kN] [kNm] [m] [–]
MEd
NEd VEd MEd e= e/l
NEd
[kN] [kN] [kNm] [m] [–]
2,88
b' = = 1,44 m ≤ 15 ⋅ t = 15 ⋅ 0,24 = 3,60 m
2
Die Wand kann als dreiseitig gehalten betrachtet werden. Auf der sicheren Seite liegend wird die Wand
jedoch als zweiseitig gehalten nachgewiesen.
Knicklänge
Kapitel 5.7.2, Tafel 5.1 Die Knicklänge bestimmt sich nach dem vereinfachten Nachweisverfahren zu:
Kapitel 5.7.2, Gl. (5.16) hef = 2 • h = 0,90 • 2,60 für t = 24,0 cm (17,5 cm < t 25,0 cm)
hef = 2,34 m
hef 2, 34
= = = 9,75 ≤ 27
t 0,24
184
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Wandkopf
Einwirkungskombination 1 Kapitel 7.3.4, Gl. (7.22)
eEWK1,o 0,76
y,EWK1,o = 1 − 2 ⋅ = 1−2 ⋅ = 0,47
l 2,88
Wandmitte
Einwirkungskombination 1 Kapitel 7.3.4, Gl. (7.22)
eEWK1,m 0,90
y,EWK1,m = 1 − 2 ⋅ = 1−2 ⋅ = 0, 38
l 2,88
Wandfuß
Einwirkungskombination 1 Kapitel 7.3.4, Gl. (7.22)
eEWK1,u 1,03
y,EWK1,u = 1 − 2 ⋅ = 1−2 ⋅ = 0,28
l 2,88
185
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Maßgebender Abminderungsbeiwert
Ein maßgebender Abminderungsbeiwert wird hier nicht bestimmt, da die zutreffenden Abminderungs-
beiwerte jeweils am Wandkopf, -mitte und -fuß direkt angesetzt werden.
Vereinfacht kann der Nachweis in der jeweiligen Einwirkungskombination mit den maßgebenden Ab-
minderungsbeiwerten geführt werden. Dazu werden die minimalen Abminderungsbeiwerte unabhängig
von der Nachweisstelle miteinander kombiniert. Dementsprechend ergeben sich die Bemessungs-
werte der maximalen Tragfähigkeit zu:
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) min NRd,EWK2 = y,EWK2,u ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,55 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 2.084 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) min NRd,EWK3 = y,EWK3,u ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,74 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 2.804 kN
Falls der Nachweis nicht gelingt, kann auch eine genauere Traglastermittlung an den drei maßge-
benden Bemessungsstellen für jede der drei Lastfallkombinationen erfolgen:
Wandkopf
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK1,o = y,EWK1,o ⋅ z,o ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,47 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 2.137 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK2,o = y,EWK2,o ⋅ z,o ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,67 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 3.047 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK3,o = y,EWK3,o ⋅ z,o ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,81 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 3.683 kN
Wandmitte
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK1,m = y,EWK1,m ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0, 38 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 1.440 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK2,m = y,EWK2,m ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,61 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 2.312 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK3,m = y,EWK3,m ⋅ z,m ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,78 ⋅ 0,75 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 2.956 kN
Wandfuß
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK1,u = y,EWK1,u ⋅ z,u ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,28 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 1.273 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK2,u = y,EWK2,u ⋅ z,u ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,55 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 2.501 kN
Kapitel 7.3.5, Gl. (7.28) NRd,EWK3,u = y,EWK3,u ⋅ z,u ⋅ fd ⋅ t ⋅ l = 0,74 ⋅ 0,90 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3 ⋅ 0,24 ⋅ 2,88 = 3.365 kN
186
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Falls der Nachweis nicht eingehalten ist, können die Einwirkungen und Tragwiderstände auch jeweils
an den einzelnen Nachweisstellen miteinander verglichen werden. Der Nachweis ist im Folgenden
dargestellt.
Wandkopf
NEd,EWK1,o = 568 kN ≤ NRd,EWK1,o = 2.137 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
NEd,EWK2,o = 910 kN ≤ NRd,EWK2,o = 3.047 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
Wandmitte
NEd,EWK1,m = 586 kN ≤ NRd,EWK1,m = 1.440 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
NEd,EWK2,m = 935 kN ≤ NRd,EWK2,m = 2.312 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
NEd,EWK3,m = 996 kN ≤ NRd,EWK3,m = 2.956 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
Wandfuß
NEd,EWK1,u = 604 kN ≤ NRd,EWK1,u = 1.273 kN
Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
NEd,EWK2,u = 959 kN ≤ NRd,EWK2,u = 2.501 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
NEd,EWK3,u = 1.021 kN ≤ NRd,EWK3,u = 3.365 kN Kapitel 7.3.1, Gl. (7.11)
VEd,EWK1,u = 72,47 kN
VEd,EWK2,u = 72,47 kN
VEd,EWK3,u = 43,48 kN
Überdrückte Wandlänge
3
lc,lin = ⋅ EWK1,u ⋅ l ≤ l
2 Kapitel 7.4.2, Gl. (7.31)
3
lc,lin = ⋅ 0,28 ⋅ 2,88 = 1,21 m ≤ l = 2,88 m
2
187
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Vorhandene Normalspannung
N 0,604 MN
Kapitel 4.6.1, Gl. (4.8) Dd = Ed,min = = 2,08 2
lc,lin ⋅ t 1,21 ⋅ 0,24 m
MN
fbt,cal = 0,032 ⋅ fst = 0,032 ⋅ 25 = 0,80
m2
Dd
Kapitel 4.6.1, Gl. (4.7) fvlt2 = 0,45 ⋅ fbt,cal ⋅ 1 +
fbt,cal
2,08
fvlt2 = 0,45 ⋅ 0,80 ⋅ 1 +
0,80
MN
fvlt2 = 0,68
m2
VEd VRdlt
h
c = 1,0 für 1,0
l
188
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
l 2,88
= = 1,11 0,5
1,11 >0,5
h 2,60
MEd,chara.EWK,u 415
evorh,chara.EWK,u = = = 0,69 m
NEd,chara.EWK,u 604
l 2,88
egrenz = = = 0,48 m
6 6
evorh,chara.EWK,u = 0,69 m > egrenz = 0,48 m
189
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Überdrückte Länge:
3 ⎛ e ⎞
Kapitel 7.4.2, Gl. (7.31) lc,lin = ⋅ ⎜⎜1 − 2 ⋅ vorh,chara.EWK,u ⎟⎟ ⋅ l
2 ⎝ l ⎠
lc,lin ≤ l
3 ⎛ 0,69 ⎞
lc,lin = ⋅ ⎜1 − 2 ⋅ ⎟ ⋅ 2,88 ≤ 2,88
2 ⎝ 2,88 ⎠
lc,lin = 2,25 m
Randspannung:
2 ⋅ NEd,chara.EWK,u
Kapitel 7.7.4, Gl. (7.50) D =
lc,lin ⋅ t
2 ⋅ 0,604
D =
2,25 ⋅ 0,24
MN
D = 2,24 2
m
Randdehnung:
sD ⎛ l ⎞
Kapitel 7.7.3, Gl. (7.48) ´R = ⋅ ⎜⎜ − 1⎟⎟
1.000 ⋅ fk ⎝ lc,lin ⎠
2,24 ⎛ 2,88 ⎞
´R = ⋅ ⎜ − 1⎟
1.000 ⋅ 12,9 ⎝ 2,25 ⎠
´ R = 0,49 ⋅ 10−4 ≤ 1,0 ⋅ 10−4
Der Nachweis ist erfüllt, die Haftscherfestigkeit darf beim Querkraftnachweis berücksichtigt werden.
45
°
2,76
45° 30°
2,81
115
11,35
45
°
°
45
°
45
66 72
45
1,67
°
°
45 45° 30
°
°
45
45
45
°
° 60 ° 6 ° 45
60 ° 60 0° 60
96
30°
68
66
30
A
30 50 62 2,00 62 2,00 62 2,65 62 2,00 62 2,00 62 80
30 2,65 115 2,305 115 2,38 24 2,38 115 2,305 115 2,65 30
190
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Kelleraußenwand:
Wanddicke t = 30 cm
Lichte Höhe h = 2,32 m
Anschütthöhe he = 2,52 m
Abstand der Querwände bc = 5,06 + 0,115/2 + 0,30/2 = 5,27 m
Wichte der Anschüttung e = 17,0 kN/m3
Die maximale Einflusslänge der Decke in der Mitte der Wandlänge beträgt lE = 0,96 + 0,30/2 = 1,11 m.
Alle Bedingungen sind erfüllt. Das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA darf
angewendet werden.
⎛ ⎛ ⎛ h ⎞⎞⎞
nEd,max = g G,sup ⋅ ⎜lE ⋅ ( g k,1 + g k,2 ⋅ nG ) + g MW ⋅ ⎜tEG ⋅ hEG ⋅ nG + tKG ⋅ ⎜ h − e ⎟⎟⎟
⎝ ⎝ ⎝ 2 ⎠⎠⎠
+g Q ⋅ lE ⋅ (qk,1 + qk,2 ⋅ nG + s )
⎛ ⎛ ⎛ 2,52 ⎞⎞⎞
nEd,max = 1,35 ⋅ ⎜1,12 ⋅ (6,58 + 6,53 ⋅ 6) + 20 ⋅ ⎜0,175 ⋅ 2,6 ⋅ 6 + 0,30 ⋅ ⎜2,32 − ⎟⎟⎟
⎝ ⎝ ⎝ 2 ⎠⎠⎠
+1,5 ⋅ 1,12 ⋅ (1,00 + 2,7 ⋅ 6 + 0,68)
kN
nEd,max = 181
m
191
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Kapitel 6.7.2, Gl. (6.13) Nachweis der minimalen Normalkraft nEd,min in halber Anschütthöhe
2
kN e ⋅ h ⋅ he
nEd,min = 112 ≥
m ⋅t
Kapitel 6.7.3 Nachweis der minimalen Normalkraft nEd,min in halber Anschütthöhe mit Hilfe der Bemessungstafeln
für die erforderliche ständige Auflast
Tafeleingangswerte (Bild 9.23)
ll he = 2,52 m 2,50 m
ll t = 30 cm
Damit ergibt sich ein Bemessungswert der minimal erforderlichen Auflast (Mindestauflast) am Wand-
kopf von nEd,min,Kopf = 50 kN/m (Bild 9.23). Diese ist kleiner als die vorhandene Auflast von 112 kN/m.
24 6 20 40 65 95
30 3 15 30 50 75
36,5 0 10 25 40 60
49 0 5 15 30 45
Anwendungsbedingungen:
– Einachsig, lotrechter Lastabtrag
– Steindruckfestigkeitsklasse 12
– Stoßfugen vermörtelt oder unvermörtelt
– Steine der Rohdichteklasse 0,9 (MW 10 kN/m3)
– Verkehrslast im Einflussbereich des Erddrucks qk 5,0 kN/m2
– Wichte der Anschüttung erdfeucht e 20 kN/m3
– Erddruckbeiwert Ka 1/3
– Lichte Höhe der Kellerwand h 2,60 m
– Geländeoberfläche von der Wand aus nicht ansteigend
– Kein anstehendes Grundwasser
– Kein hydrostatischer Druck auf die Wand
– Schubkraft aus Erddruck kann aufgenommen werden, keine Gleitschicht vorhanden
Bild 9.23: Tafel 6.5 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.17.1
192
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Nachweis der minimalen Normalkraft nEd,min in halber Anschütthöhe mit Hilfe der Bemessungstafeln Kapitel 6.7.4
für die Höhe der zulässigen Erdanschüttung
Tafeleingangswerte (Bild 9.24)
ll h = 2,32 m 2,40 m
ll t = 30 cm
Es ergibt sich eine zulässige maximale Anschütthöhe he = 2,65 m, welche damit über der vorhan- Kapitel 6.7.4, Tafel 6.7
denen Anschütthöhe von he = 2,52 m liegt (Bild 9.24).
Nachweis der maximalen Normalkraft nEd,max in halber Anschütthöhe Kapitel 6.7.2, Gl. (6.15)
kN t ⋅ fd
nEd,max = 181 ≤
m 3
kN 0, 30 ⋅ 7, 31
nEd,max = 181 ≤ ⋅ 10 3
m 3
kN kN
nEd,max = 181 ≤ 731
m m
Bild 9.24: Tafel 6.7 mit hervorgehobenen Zahlenwerten für das Beispiel in 9.17.1
193
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Kapitel 6.7 9.17.2 Bemessung einer Kellerwand mit zweiachsigem Lastabtrag mit dem vereinfachten Berech-
nungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA
Kelleraußenwand: A
Wanddicke t = 30 cm
30
Lichte Höhe h = 2,32 m
°
45
45
Anschütthöhe he = 2,52 m °
2,76
Abstand der Querwände bc = 2,65 + 0,30/2 + 0,115/2 = 2,86 m
Wichte der Anschüttung e = 17,0 kN/m3 2,02
5,57
3,53
45° 30°
2,81
115
11,35
45
°
°
45
°
45
66 72
45
1,67
°
°
45 45° 30
°
°
45
45
45
0,961 1,69 45° 45° 1,69
96
5,06
°
°
1,16 1,16 1,19 1,19 1,19 1,19 1,16 1,16
°
° 60 ° 6 ° 45
60 ° 60 0 ° 60
96
30°
68
66
30
A
30 50 62 2,00 62 2,00 62 2,65 62 2,00 62 2,00 62 80
5 5 5 5
30 2,65 11 2,305 11 2,38 24 2,38 11 2,305 11 2,65 30
Die maximale Einflusslänge der Decke beträgt in der Mitte der Wandlänge lE,max = 0,96 + 0,30/2 = 1,11 m.
Da die Lasteinzugsfläche der Decke für die Wand aus einem Dreieck besteht und für den Nachweis
die minimale Auflast maßgebend wird, kann die maximale Deckenlast nicht vereinfacht auf die ge-
samte Wandlänge angesetzt werden. Daher wird die aus der Einzugsfläche wirkende Deckenlast in
eine gemittelte Gleichstreckenlast umgerechnet und näherungsweise nur die halbe maximale Länge
der Einzugsfläche berücksichtigt:
lE,max 1,11
lE = = = 0,56 m
2 2
194
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Alle Bedingungen sind erfüllt. Das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA darf
angewendet werden.
⎛ ⎛ ⎛ h ⎞⎞⎞
nEd,max = g G,sup ⋅ ⎜lE ⋅ ( g k,1 + g k,2 ⋅ nG ) + g MW ⋅ ⎜tEG ⋅ hEG ⋅ nG + tKG ⋅ ⎜ h − e ⎟⎟⎟
⎝ ⎝ ⎝ 2 ⎠⎠⎠
+g Q ⋅ lE ⋅ (qk,1 + qk,2 ⋅ nG + s )
⎛ ⎛ ⎛ 2,52 ⎞⎟⎞⎞
nEd,max = 1,35 ⋅ ⎜0,56 ⋅ (6,58 + 6,53 ⋅ 6) + 20 ⋅ ⎜0,175 ⋅ 2,6 ⋅ 6 + 0,30 ⋅ ⎜2,32 − ⎟⎟
⎝ ⎝ ⎝ 2 ⎠⎠⎠
+1,5 ⋅ 0,56 ⋅ (1,00 + 2,7 ⋅ 6 + 0,68)
kN
nEd,max = 132
m
Nachweis der minimalen Normalkraft nEd,min in halber Anschütthöhe Kapitel 6.7.2, Gl. (6.13)
kN e ⋅ h ⋅ he2
nEd,min = 86,59 ≥
m ⋅t
Ein zweiachsiger Lastabtrag kann nicht angesetzt werden, Kapitel 6.7.2, Gl. (6.14)
da h = 2, 32 m ≤ bc = 2,86 m ≤ 2 ⋅ h = 2 ⋅ 2, 32 m = 4,64 m
bc
= 60 − 20 ⋅
h
2,86
= 60 − 20 ⋅
2, 32
= 35
kN 17 ⋅ 2, 32 ⋅ 2,522 kN
nEd,min = 86,59 ≥ = 23,85
m 35 ⋅ 0, 30 m
Nachweis der minimalen Normalkraft nEd,min in halber Anschütthöhe mit Hilfe der Bemessungstafeln Kapitel 6.7.3
für die erforderliche ständige Auflast
Der Nachweis der minimalen Normalkraft ist anhand der Bemessungstafeln nicht möglich, da in den
Tafeln nur eine einachsige Tragwirkung angesetzt wird.
195
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Kapitel 6.7.4 Nachweis der minimalen Normalkraft nEd,min in halber Anschütthöhe mit Hilfe der Bemessungstafeln
für die Höhe der zulässigen Erdanschüttung
Der Nachweis der minimalen Normalkraft ist anhand der Bemessungstafeln nicht möglich, da in den
Tafeln nur eine einachsige Tragwirkung angesetzt wird.
Kapitel 6.7.2, Gl. (6.15) Nachweis der maximalen Normalkraft nEd,max in halber Anschütthöhe
kN t ⋅ fd
nEd,max = 132 ≤
m 3
kN 0, 30 ⋅ 7, 31
nEd,max = 132 ≤ ⋅ 10 3
m 3
kN kN
nEd,max = 132 ≤ 731
m m
Nachweis
15,97 der Querkrafttragfähigkeit in Plattenrichtung
175 6,37
Ein 2,40
24 Nachweis
der Querkrafttragfähigkeit
24 6,37 17in
5 Plattenrichtung unter minimaler Auflast ist bei Einhaltung
der für das vereinfachte Nachweisverfahren gültigen Randbedingungen und bei Vorliegen einer mini-
1,175 1,12 2,00 1,12 1,37 2,40 1,37 1,12 2,00 1,12 1,175
malen Auflast nicht erforderlich.
A
175
Kapitel 6.7 9.17.3 Bemessung einer Kellerwand mit zweiachsigem Lastabtrag mit dem vereinfachten Berech-
175
°
45
5° 4 5°
4
2,85
2,85
4,675
2,08 2,08
5,695
5,695
3,61
30° 30°
2,85
°
45
24 1,77
87
87
11,35
115
115
115
115
° 30
°
2,14
2,14
1,77
30 5
°
45
1,00 84 75 20 2,40
45° °
45
2,46
45° 45°
1,76 1,01
1,175 87 1,00 62
1,175 87 1,00 62
1,01 1,76
5,12
5,19
5,19
2,32
45 °
A 45
1,39
°
A
1,02
30°
30°
30°
30°
30°
30
30°
175
1,26
°
45
A 45
° 5
1,175 75 2,37 2,25 2,88 2,25 2,37 75 1,17 115
2,76
2,38 2,305
5 5 5 5
17 2,775 11 4,80 24 4,80 11 2,77 5
2,02 17 4,80
5,57
3,53
115
11,35
45
°
°
45
°
45
66 72
45
1,67
°
°
45 45° 30
°
°
45
45
45
°
° 60 ° 6 ° 45
60 ° 60 0° 60
96
30°
68
66
30
A
30 50 62 2,00 62 2,00 62 2,65 62 2,00 62 2,00 62 80
30 2,65 115 2,305 115 2,38 24 2,38 115 2,305 115 2,65 30
196
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Kelleraußenwand:
Wanddicke t = 30 cm
Lichte Höhe h = 2,32 m
Anschütthöhe he = 2,52 m
Abstand der Querwände max bc = 2,38 + 0,24/2 + 0,115/2 = 2,56 m
Wichte der Anschüttung e = 17,0 kN/m3
Die maximale Einflusslänge der Decke in der Mitte der Wandlänge beträgt lE,max = 0,68 + 0,30/2 = 0,83 m.
Da die Lasteinzugsfläche der Decke für die Wand aus einem Dreieck besteht und für den Nachweis
die minimale Last maßgebend wird, kann der Lastwert nicht vereinfacht auf die ganze Wand ange-
setzt werden. Die Last aus der Einzugsfläche ist in eine gemittelte Gleichstreckenlast umzurechnen:
lE ,max 0,83
lE = = = 0,42 m
2 2
Alle Bedingungen sind erfüllt. Das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA darf
angewendet werden.
Weiterhin kann eine Lastausbreitung unter 60° unterhalb der Terrassentür angesetzt werden. Dadurch
wirkt eine höhere Last fast vollständig über die gesamte Wandlänge. Nur noch in einem kleinen Be-
reich von ca. 45 cm ist eine geringere Last vorhanden. Durch die zweiachsige Tragwirkung sowie die
verwendeten großformatigen Steine (KS XL) wird sich die Last jedoch in Wirklichkeit weiter ausbreiten
und vergleichmäßigen, so dass die Tragwirkung gegeben ist.
197
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
In den aufgehenden Geschossen beträgt die Lasteinzugsfläche der Decke für die komplette Wand:
1 1
A = ⋅ lWand ⋅ lE = ⋅ 4,8 ⋅ 1,47 = 3,53 m2
2 2
Durch die geschosshohen Türen und Fenster verteilt sich diese Last über die Decke auf die Wände
rechts und links. Es ergibt sich damit eine Gleichstreckenlast am Wandkopf.
Gleichmäßig verteilt über die gesamte Wandlänge ergibt sich somit eine Gleichstreckenlast in Mitte
der Anschütthöhe von:
l +l
nEd,min = nEd,min,Decke−EG + nEd,min ,OG ⋅ Wand 2 Wand1
lWand,gesamt
1, 32 + 1,24
nEd,min = 9,10 + 118 ⋅
4,8
kN
nEd,min = 72,03
m
⎛ A ⋅ (qk,2 ⋅ nG + qk,1 + s ) ⎞
nEd,max,OG = g G,inf ⋅ nGk,OG +g Q ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟
⎝ lWand1 + lWand2 ⎠
⎛ 3,53 ⋅ (2,7 ⋅ 5 + 1,00 + 0,68) ⎞
nEd,max,OG = 1,35 ⋅ 109 + 1,5 ⋅ ⎜ + 20 ⋅ 0,175 ⋅ 2,6 ⋅ 6 ⎟
⎝ 1,32 + 1,24 ⎠
kN
nEd,max,OG = 260
m
lWand1 + lWand2
nEd,max = nEd,max,Decke−EG + nEd,max,OG ⋅
LWand ,gesamt
1, 32 + 1,24
nEd,max = 17,87 + 260 ⋅
4,8
kN
nEd,max = 156
m
198
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Nachweis der minimalen Normalkraft nEd,min in halber Anschütthöhe Kapitel 6.7.2, Gl. (6.13)
2
kN e ⋅ h ⋅ h
nEd,min = 72,03 ≥ e
m ⋅t
Ein zweiachsiger Lastabtrag kann angesetzt werden, Kapitel 6.7.2, Gl. (6.14)
da h = 2, 32 m ≤ bc = 2,57 m ≤ 2 ⋅ h = 2 ⋅ 2, 32 m = 4,64 m
bc
= 60 − 20 ⋅
h
2,56
= 60 − 20 ⋅
2, 32
= 38
kN 17 ⋅ 2, 32 ⋅ 2,522 kN
nEd,min = 72,03 ≥ = 21,97
m 38 ⋅ 0, 30 m
Nachweis der maximalen Normalkraft nEd,max in halber Anschütthöhe Kapitel 6.7.2, Gl. (6.15)
kN t ⋅ fd
nEd,max = 156 ≤
m 3
kN 0, 30 ⋅ 7, 31
nEd,max = 156 ≤ ⋅ 10 3
m 3
kN kN
nEd,max = 156 ≤ 731
m m
9.17.4 Bemessung einer Kellerwand mit einachsigem Lastabtrag mit dem genaueren Berechnungs- Kapitel 7.5
verfahren nach DIN EN 1996-1-1/NA
Zur Verdeutlichung und zum Vergleich der einzelnen behandelten Bemessungsverfahren wird im Fol-
genden die Kellerwand
A nach Kapitel 9.17.1 mit dem genaueren Nachweisverfahren berechnet.
30
°
45
°
2,76
2,02
5,57
3,53
45° 30°
2,81
115
11,35
45
°
°
45
°
45
66 72
45
1,67
°
°
45 45° 30
°
°
45
45
45
°
° 60 ° 6 ° 45
60 ° 60 0° 60
96
30°
68
66
30
A
30 50 62 2,00 62 2,00 62 2,65 62 2,00 62 2,00 62 80
30 2,65 115 2,305 115 2,38 24 2,38 115 2,305 115 2,65 30
199
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Kelleraußenwand:
Wanddicke t = 30 cm
Lichte Höhe h = 2,32 m
Anschütthöhe he = 2,52 m
Abstand der Querwände bc = 5,06 + 0,115/2 + 0,30/2 = 5,27 m
Wichte der Anschüttung e = 17,0 kN/m3
Alle Bedingungen sind erfüllt; das genauere Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA darf
angewendet werden.
⎛ ⎛ ⎛ h ⎞⎞⎞
nEd,max = g G,sup ⋅ ⎜lE ⋅ ( g k,1 + g k,2 ⋅ nG ) + g MW ⋅ ⎜tEG ⋅ hEG ⋅ nG + tKG ⋅ ⎜ h − e ⎟⎟⎟
⎝ ⎝ ⎝ 2 ⎠⎠⎠
+g Q ⋅ lE ⋅ (qk,1 + qk,2 ⋅ nG + s )
⎛ ⎛ ⎛ 2,52 ⎞⎞⎞
nEd,max = 1,35 ⋅ ⎜1,11 ⋅ (6,58 + 6,53 ⋅ 6) + 20 ⋅ ⎜0,175 ⋅ 2,6 ⋅ 6 + 0,30 ⋅ ⎜2,32 − ⎟⎟⎟
⎝ ⎝ ⎝ 2 ⎠⎠⎠
+1,5 ⋅ 1,11 ⋅ (1,00 + 2,7 ⋅ 6 + 0,68)
kN
nEd,max = 181
m
200
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Nachweis der minimalen Normalkraft n1,Ed,inf in halber Anschütthöhe Kapitel 7.5.2, Gl. (7.40)
Minimal erforderliche Normalkraft:
ki ⋅ e ⋅ hw ⋅ he2
n1,lim,d =
7,8 ⋅ t
0, 33 ⋅ 17 ⋅ 2, 32 ⋅ 2,522
n1,lim,d =
7,8 ⋅ 0, 30
kN
n1,lim,d = 35, 32
m
Der untere Grenzwert n1,lim,d darf abgemindert werden, wenn die Kellerwand durch Querwände im
Abstand b ausgesteift ist, sodass sich ein zweiachsiger Lastabtrag einstellt. Zwischenwerte dürfen
interpoliert werden.
1
n1,Ed,inf ≥ ⋅n für b h Kapitel 7.5.2, Gl. (7.42)
2 1,lim,d
n1,Ed,inf ≥ n1,lim,d für b 2 · h Kapitel 7.5.2, Gl. (7.43)
bc = 5,27 m 2 · 2,32 m = 4,64 m ➞ Es ist keine Abminderung möglich.
kN kN
n1,Ed,inf = 112 ≥ n1,lim,d = 35, 32
m m
Nachweis der maximalen Normalkraft n1,Ed,sup in halber Anschütthöhe Kapitel 7.5.2, Gl. (7.41)
Maximal zulässige Normalkraft:
n1,Rd = 0, 33 ⋅ t ⋅ fd
n1,Rd = 0, 33 ⋅ 0, 30 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3
kN
n1,Rd = 724
m
kN kN
n1,Ed,sup = 181 N ≤ n1,Rd = 724
m m
OKG
ea,o
ea,u
201
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Erddruck am Wandkopf:
kN
ea,o = kaph ⋅ qk + kagh ⋅ ho ⋅ e = 0, 33 ⋅ 5,0 + 0, 33 ⋅ 0,2 ⋅ 17 = 2,77
m2
Erddruck am Wandfuß:
kN
ea,u = kaph ⋅ qk + kagh ⋅ hu ⋅ e = 0, 33 ⋅ 5,0 + 0, 33 ⋅ 2,52 ⋅ 17 = 15,79
m2
3 nEd,min
tc,lin = ⋅
2 fk
3 0,12
tc,lin = ⋅ = 0,014 m ≤ t = 0, 30 m
2 12,9
202
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Nachweis
VEd = 19,9 kN ≤ VRdlt = 42,46 kN Kapitel 7.4.1, Gl. (7.29)
9.17.5 Bemessung einer Kellerwand mit zweiachsigem Lastabtrag mit dem genaueren Berech- Kapitel 7.5
nungsverfahren nach DIN EN 1996-1-1/NA
Zur Verdeutlichung und zum Vergleich der einzelnen behandelten Bemessungsverfahren wird im Fol-
genden die Kellerwand nach Kapitel 9.17.2 mit dem genaueren Nachweisverfahren berechnet.
Kelleraußenwand:
Wanddicke t = 30 cm
Lichte Höhe h = 2,32 m
Anschütthöhe he = 2,52 m
Abstand der Querwände bc = 2,65 + 0,30/2 + 0,115/2 = 2,86 m
Wichte der Anschüttung e = 17,0 kN/m3
A
30
°
45
45
°
2,76
2,02
5,57
3,53
45° 30°
2,81
115
11,35
45
°
°
45
°
45
66 72
45
1,67
°
°
45 45° 30
°
°
45
45
45
°
° 60 ° 6 ° 45
60 ° 60 0° 60
96
30°
68
66
30
A
30 50 62 2,00 62 2,00 62 2,65 62 2,00 62 2,00 62 80
30 2,65 115 2,305 115 2,38 24 2,38 115 2,305 115 2,65 30
203
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
Die maximale Einflusslänge der Decke beträgt in der Mitte der Wandlänge lE,max = 0,96 + 0,30/2 = 1,11 m.
Da die Lasteinzugsfläche der Decke für die Wand aus einem Dreieck besteht und für den Nachweis
die minimale Auflast maßgebend wird, kann die maximale Deckenlast nicht vereinfacht auf die ge-
samte Wandlänge angesetzt werden. Daher wird die aus der Einzugsfläche wirkende Deckenlast in
eine gemittelte Gleichstreckenlast umgerechnet und näherungsweise nur die halbe maximale Länge
der Einzugsfläche berücksichtigt:
lE,max 1,11
lE = = = 0,56 m
2 2
Alle Bedingungen sind erfüllt; das genauere Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA darf
angewendet werden.
204
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Nachweis der minimalen Normalkraft n1,Ed,inf in halber Anschütthöhe Kapitel 7.5.2, Gl. (7.40)
Minimal erforderliche Normalkraft:
k ⋅ ⋅ h ⋅ h2
n1,lim,d = i e w e
7,8 ⋅ t
0, 33 ⋅ 17 ⋅ 2, 32 ⋅ 2,522
n1,lim,d =
7,8 ⋅ 0, 30
kN
n1,lim,d = 35, 32
m
Der untere Grenzwert n1,lim,d darf abgemindert werden, wenn die Kellerwand durch Querwände im
Abstand b ausgesteift ist, so dass sich ein zweiachsiger Lastabtrag einstellt. Zwischenwerte dürfen
interpoliert werden.
1
n1,Ed,inf ≥ ⋅ n1,lim,d für bc h Kapitel 7.5.2, Gl. (7.42)
2
n1,Ed,inf ≥ n1,lim,d für bc 2·h Kapitel 7.5.2, Gl. (7.43)
bc = 2,86 m 2 · 2,32 m = 4,64 m
Der Ansatz eines zweiachsigen Lastabtrags ist möglich! Es darf zwischen den Grenzwerten interpo-
liert werden.
bc 2,86
= = 1,23
h 2, 32
Nachweis der maximalen Normalkraft n1,Ed,sup in halber Anschütthöhe Kapitel 7.5.2, Gl. (7.41)
Maximal zulässige Normalkraft:
n1,Rd = 0, 33 ⋅ t ⋅ fd
n1,Rd = 0, 33 ⋅ 0, 30 ⋅ 7, 31 ⋅ 10 3
kN
n1,Rd = 724
m
kN kN
n1,Ed,sup = 132 ≤ n1,Rd = 724
m m
205
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch 9 Berechnung eines Beispielgebäudes
OKG
ea,o
ea,u
Erddruck am Wandkopf:
kN
ea,o = kaph ⋅ qk + kagh ⋅ ho ⋅ e = 0, 33 ⋅ 5,0 + 0, 33 ⋅ 0,2 ⋅ 17 = 2,77
m2
Erddruck am Wandfuß:
kN
ea,u = kaph ⋅ qk + kagh ⋅ hu ⋅ e = 0, 33 ⋅ 5,0 + 0, 33 ⋅ 2,52 ⋅ 17 = 15,79
m2
206
9 Berechnung eines Beispielgebäudes KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
1
VRdlt = ⋅ t ⋅ l ⋅ fvd Kapitel 7.4.3, Gl. (7.37)
c cal
1
VRdlt = ⋅ 0,014 ⋅ 1,0 ⋅ 3,52 ⋅ 10 3
1,5
VRdlt = 32,8 kN
Nachweis
VEd = 19,9 kN ≤ VRdlt = 32,8 kN Kapitel 7.4.1, Gl. (7.29)
207
Normen KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
209
Literatur KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
211
KALKSANDSTEIN – Statikhandbuch
Kostenloser Software-Download
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212
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