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Arbeitsmarkt
und Verdienste
5.1 Erwerbsarbeit spielt in Deutschland so-
wohl in gesellschaftlicher als auch in indi-
werbsbeteiligung. Für materiellen Wohl-
stand sind die Schaffung und der Erhalt
Arbeitsmarkt vidueller Hinsicht eine zentrale Rolle. Un- von Arbeitsplätzen eine wichtige Voraus-
bestritten wird Arbeit als Hauptquelle zur setzung. Dementsprechend groß ist auch
Sicherung des Lebensunterhalts gesehen. die öffentliche und politische Diskussion
Anja Crößmann,
Nicht minder wichtig ist die Bedeutung, um die Zukunft der Arbeitswelt.
Frank Schüller
die der ausgeübte Beruf und die beruf- Die weiterhin rasante technische Ent-
liche Stellung für das Selbstverständnis wicklung, die zunehmende Globalisierung
Destatis jedes Einzelnen und seine gesellschaft- der Arbeitsmärkte, der demografische
liche Position haben. Für viele ist Arbeit Wandel, veränderte Beschäftigungsfor-
ein wichtiger Teil der persönlichen Selbst- men, aber auch persönliche Ansprüche der
entfaltung. Immer mehr Frauen sind er- Menschen an ihre Arbeit und deren Ver-
werbstätig und die Erwerbsbeteiligung äl- einbarkeit mit dem Privatleben werfen
terer Menschen nimmt seit einiger Zeit viele Fragen auf. Im Vordergrund stehen
wieder zu. Das heißt für einen noch grö- heute die zunehmende Heterogenität der
ßeren Teil der Bevölkerung ist Erwerbsar- Erwerbsformen, deren Auswirkung auf
beit ein wesentlicher Teil des Alltags. Er- die Normalarbeitsverhältnisse und die
werbslosigkeit ist umgekehrt nicht nur in Frage, inwieweit Erwerbsarbeit noch exis-
finanzieller Hinsicht, sondern auch wegen tenzielle Absicherung garantieren kann.
der gesellschaftlichen Stigmatisierung ein Auf der anderen Seite wird vor dem Hin-
Problem. Die mit ihr einhergehenden tergrund des demografischen Wandels ein
Einkommensverluste zwingen meist nicht zunehmender Fachkräftemangel befürch-
nur zum Konsumverzicht, sondern füh- tet und diskutiert, inwieweit ungenutztes
ren zu einer eingeschränkten Teilnahme beziehungsweise zusätzliches Arbeitskräf-
der Erwerbslosen und aller von ihnen ab- tepotenzial aktiviert werden könnte.
hängigen Personen am gesellschaftlichen
Leben. Eine auf den Arbeitsmarkt bezoge- 5.1.1 Die amtliche
ne Perspektivlosigkeit kann darüber hin- Arbeitsmarktstatistik
aus persönliche Krisen auslösen. Das Statistische Bundesamt erstellt Sta-
Ebenso groß ist die Bedeutung der Er- tistiken, mit denen das erwerbsstatisti-
werbsarbeit auf gesellschaftlicher Ebene. sche Gesamtsystem betrachtet und analy-
Das Steuersystem und die Sozialversiche- siert werden kann. Es berechnet bezie-
rungssysteme finanzieren sich über Er- hungsweise erhebt dazu unter anderem
125
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt
126
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5
127
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt
lediglich unterbrochen durch einen ge- X Abb 2 Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren — in Prozent
ringfügigen Anstieg im Jahr 2009. Im Jahr
2010 lag die durchschnittliche Erwerbs- 73,9 73,8 73,7 73,8 73,9
72,6
69,6
losenzahl erstmals seit 1992 wieder unter 65,7
61,3
3 Millionen. Bis 2014 hat sie sich weiter
deutlich verringert und lag bei 2,1 Millio-
nen Personen. Damit ist das Niveau von
35,7
1991 leicht unterschritten. Die Erwerbslo- 32,0
28,5
25,7 24,5 24,6 24,7 24,7 24,6
senquote sank 2014 auf den tiefsten Stand
seit der deutschen Vereinigung, im Jahres-
durchschnitt lag sie bei 4,7 %. Die Zahl der 3,0 2,3 1,9 1,7 1,6 1,6 1,6 1,5 1,5
registrierten Arbeitslosen wies im Ver-
1991 1995 2000 2005 2010 2011 2012 2013 2014
gleich zur Zahl der Erwerbslosen einen
primärer Sektor sekundärer Sektor tertiärer Sektor
ähnlichen Verlauf auf, allerdings auf ei-
nem höheren Niveau. Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung, Stand August 2015.
128
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5
5.1.4 Beteiligung am Erwerbsleben X Tab 2 Erwerbstätige Männer und Frauen in den zehn am stärksten
Längere Ausbildungszeiten und das frü- besetzten Berufsgruppen 2014
here Ausscheiden aus dem Erwerbsleben Erwerbstätige in 1 000
führten seit den 1990er-Jahren zu stetig
Männer
sinkenden Erwerbsquoten. Dieser Trend
1 Maschinenbau- und Betriebstechnik 1 326
hat sich mittlerweile umgekehrt. Im Jahr
2014 lag die Erwerbsquote, das heißt der 2 Lagerwirtschaft, Post, Zustellung, Güterumschlag 1 015
legt und lag 2014 bei 66 %. Auch die hö- 4 Unternehmensorganisation und -strategie 1 108
rigen mit einer durchschnittlichen Er- 25 – 29 79,5 82,6 79,0 82,6 81,4 82,7
werbsquote von 90 %. X Tab 3 30 – 34 85,8 86,9 84,8 86,4 90,2 88,7
Die Erwerbsbeteiligung in den neuen 35 – 39 87,7 87,9 86,5 87,2 92,8 90,4
Ländern und Berlin lag 2004 mit rund
40 – 44 89,0 89,6 87,7 89,0 93,9 92,4
74 % für die 15- bis 64-Jährigen noch rund
45 – 49 88,1 89,5 86,9 89,3 92,4 90,2
3 Prozentpunkte über derjenigen im frü-
heren Bundesgebiet (rund 72 %). Im Jahr 50 – 54 83,2 86,9 81,8 86,7 88,3 87,6
2014 hatte sich diese geringfügig weiter 55 – 59 71,1 80,6 69,4 80,2 78,1 82,3
angeglichen und lag bei 79 % in den neuen 60 – 64 28,6 55,6 29,5 55,5 25,6 55,8
Ländern und Berlin sowie bei 77 % im frü- 65 – 69 5,6 13,9 6,2 14,6 3,4 11,3
heren Bundesgebiet. Ursache für die lang-
70 – 74 2,5 5,9 2,8 6,5 1,3 3,8
fristige Angleichung war vor allem die
75 und älter 0,8 1,6 0,9 1,8 0,3 0,7
steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen.
Ihre Erwerbsquote ist im Alter von 15 bis Ergebnisse des Mikrozensus.
129
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt
Früheres Bundesgebiet
Männer Frauen
75 und älter
70 –74
65–69
60– 64
55–59
50–54
45–49
40–44
35–39
30–34
25–29
20–24
15 –19
4 3 2 1 0 0 1 2 3 4
Männer Frauen
75 und älter
70 –74
65–69
60– 64
55–59
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Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5
64 Jahren in dem Zehnjahreszeitraum in X Abb 5 Erwerbsquote nach Alter und Bildungsstand 2014 — in Prozent
Ostdeutschland um 5 Prozentpunkte auf
76 %, in Westdeutschland um 8 Prozent-
Bildungsstand hoch
punkte auf 72 % gestiegen. Die Erwerbsbe- 93,1
(Meister-/ Technikerausbildung,
teiligung von Männern befand sich in Ost- Fachhochschul-/ Universitäts- 80,7
und Westdeutschland bereits 2004 auf ei- abschluss, Promotion)
131
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt
132
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5
hält seine Bedeutung durch seine unge- kenden Anteils ab dem Jahr 2006 um. dige ohne Beschäftigte unternehmerisch
brochene Dominanz auf dem Arbeits- Der Anteil ist seitdem auf 68 % im Jahr tätig. Damit waren von den Kernerwerbs-
markt und der damit verbundenen Aus- 2014 gestiegen. X Tab 4 tätigen rund 4,7 % Selbstständige mit Be-
richtung der Sozialsysteme auf diesen Personen mit einer geringeren beruf- schäftigten und 5,7 % solo-selbstständig.
»Normalfall«. Dabei darf aber nicht lichen Qualifikation sind deutlich häufiger In den zurückliegenden 20 Jahren
übersehen werden, dass Beschäftigungs- atypisch beschäftigt. Im Jahr 2014 waren stagnierte der Anteil der Selbstständigen
formen, die unter dem Sammelbegriff 36 % der Erwerbstätigen ohne eine aner- mit Beschäftigten weitestgehend und lag
»atypische Beschäftigung« zusammenge- kannte Berufsausbildung atypisch be- mit 5,2 % im Jahr 1994 nur um 0,5 Pro-
fasst werden, an Bedeutung zugenom- schäftigt und damit deutlich mehr als un- zentpunkte höher als 2014 (4,7 %). Der
men haben. Sie prägen das Arbeitsleben ter allen Erwerbstätigen (21 %). Erwerbstä- Anteil der Solo-Selbstständigen ist dage-
für eine nicht unwesentliche Zahl von tige mit einem (Fach-)Hochschulabschluss gen im selben Zeitraum um 1,7 Prozent-
Erwerbstätigen. waren nur zu 14 % atypisch beschäftigt. punkte von 4,0 % auf 5,7 % gestiegen.
Selbstständige Tätigkeiten werden Während hochqualifizierte Erwerbstätige Hatte es Anfang der 1990er-Jahre noch
nicht arbeitsvertraglich geregelt und brin- dabei am häufigsten befristet oder in Teil- mehr Selbstständige mit Beschäftigten
gen allein dadurch vielfältigere Arbeits- zeit bis 20 Wochenstunden beschäftigt als ohne gegeben, hat sich dies mittler-
bedingungen mit sich. Einkommen, Ar- waren, befanden sich gering Qualifizierte weile umgekehrt. Diese Entwicklung bei
beitsumfang und ob eine Geschäftsbasis überdurchschnittlich häufig in allen For- den Solo-Selbstständigen könnte ein
längerfristig die Existenz sichern kann, men atypischer Beschäftigung. Am häu- Hinweis darauf sein, dass abhängig Be-
variieren stark. Aus diesem Grund wird figsten arbeiteten sie in einer Teilzeitbe- schäftigte verstärkt in die Selbstständig-
Selbstständigkeit gesondert von Normal- schäftigung bis 20 Wochenstunden oder keit drängen oder gedrängt werden, es
und atypischer Beschäftigung betrachtet. in geringfügiger Beschäftigung. also Substitutionsprozesse von abhängi-
Von den 35,9 Millionen Erwerbs- Von den 35,9 Millionen Kernerwerbs- ger Beschäftigung in die Selbstständig-
tätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren, tätigen im Jahr 2014 waren 3,7 Millionen keit gibt. Auch die von den Arbeitsagen-
die sich nicht mehr in Bildung oder Aus- selbstständig. Knapp 1,7 Millionen von ih- turen geförderten Selbstständigkeiten
bildung befanden (sogenannte Kern- nen führten ein Unternehmen mit mindes- (Existenzgründungszuschüsse, Ich-AG,
erwerbstätige), waren 2014 rund 24,5 Mil- tens einem Beschäftigten und 2,0 Millio- Einstiegsgelder) trugen zu dieser Ent-
lionen Personen normalerwerbstätig und nen waren als sogenannte Solo-Selbststän- wicklung bei.
7,5 Millionen atypisch beschäftigt. Damit
befand sich mehr als jeder fünfte Er-
3,7 Mill.
werbstätige (21 %) in einem atypischen
Beschäftigungsverhältnis, das mindes-
tens eines der folgenden Elemente auf-
wies: eine Befristung (2,5 Millionen Per-
sonen), eine Teilzeitbeschäftigung mit
maximal 20 Wochenstunden (4,9 Millio-
nen Personen), Geringfügigkeit im Sinne
des Sozialrechts (2,3 Millionen Personen) Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64
oder Zeit- beziehungsweise Leiharbeit Jahren waren im Jahr 2014 selbstständig.
(0,7 Millionen Personen). Im Jahr 2004
lag der Anteil atypischer Beschäftigung
noch bei 19 %.
Die Verschiebung der Anteile zwi-
schen Normalbeschäftigung und atypi-
scher Beschäftigung begann bereits 1994.
Damals lag der Anteil atypisch Beschäf-
tigter bei rund 14 %. Er stieg kontinuier-
lich an und lag ab 2008 in etwa auf dem
gleichen Niveau von rund 22 %. Seit 2011
ist eine leicht rückläufige Tendenz zu ver-
zeichnen.
Bei der Normalbeschäftigung kehrte
sich der Trend eines immer weiter sin-
133
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt
2009 34,80 3,88 2,14 30,76 23,06 7,70 2,73 4,92 2,57 0,56
2010 35,15 3,92 2,17 31,08 23,13 7,95 2,86 4,94 2,52 0,74
20115 35,11 3,92 2,19 31,04 23,19 7,86 2,81 4,97 2,61 0,75
2012 35,44 3,92 2,19 31,39 23,68 7,71 2,64 4,94 2,49 0,72
2013 35,63 3,81 2,09 31,70 24,06 7,64 2,52 4,97 2,44 0,68
2014 35,88 3,74 2,05 32,02 24,52 7,51 2,46 4,87 2,34 0,67
Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren, nicht in Bildung oder Ausbildung; ohne Zeit- und Berufssoldaten / Zeit- und Berufssoldatinnen sowie Grundwehr- und Zivildienstleistende.
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<TMHZZ[H\JOTP[OLSMLUKL-HTPSPLUHUNLOYPNLKPLPUKLY;HILSSLUPJO[NLZVUKLY[H\ZNL^PLZLUZPUK
2 Vor 2006 ohne Zeitarbeitnehmer/-innen.
3 Mehrfachnennungen möglich.
4 Mit höchstens 20 Arbeitsstunden pro Woche.
5 Ergebnisse ab 2011 auf Basis des Zensus 2011, die Ergebnisse sind mit den Vorjahren nur eingeschränkt vergleichbar.
– Nichts vorhanden.
Ergebnisse des Mikrozensus.
5.1.7 Erwerbstätigkeit als Während sich auf der Gesamtebene entsprechenden Anteil der Männer (55 %)
Unterhaltsquelle im Zehnjahresvergleich kaum Änderun- war mit 9 Prozentpunkten geringer. X Abb 6
Rund 51 % der Personen im Alter von 15 gen bei den Unterhaltsquellen zeigten, Bei den Anteilen anderer Unterhalts-
und mehr Jahren bestritten 2014 ihren waren zwischen Ost- und Westdeutsch- quellen zeigten sich zwischen den Ge-
Lebensunterhalt überwiegend aus eigener land und zwischen Männern und Frauen schlechtern, aber auch im Vergleich von
Erwerbstätigkeit. Dieser Anteil hat sich unterschiedliche Trends zu beobachten. Ost- und Westdeutschland geringere Un-
gegenüber 2004 erhöht. Damals lag er bei Im Jahr 2014 verdienten im früheren Bun- terschiede. Die Bedeutung des Arbeitslo-
rund 46 %. Die Relevanz anderer Quellen desgebiet 59 % der Männer und 44 % der sengeldes und anderer Sozialleistungen als
des überwiegenden Lebensunterhaltes Frauen ihren überwiegenden Lebensun- überwiegende Unterhaltsquelle hat in Ost-
hat sich in den vergangenen zehn Jahren terhalt durch Erwerbstätigkeit. Im Ver- deutschland im betrachteten Zeitraum et-
nur wenig verändert. Im Jahr 2014 lebten gleich zu 2004 (56 %) veränderte sich für was abgenommen und ist von 16 % (2004)
zum Beispiel 7 % der Bevölkerung haupt- die Männer dieser Anteil nur wenig. Der auf 11 % gesunken. Der Anteil der Perso-
sächlich von Sozialleistungen wie Ar- Anteil der Frauen, die ihren Lebensunter- nen mit Renten und eigenem Vermögen
beitslosengeld, Leistungen nach Hartz IV halt vorwiegend durch die eigene Er- als Haupteinkommensquelle hat sich seit
oder BAföG, 2004 waren es 9 %. Durch werbstätigkeit finanzierten, ist jedoch um 2004 (28 %) in Deutschland insgesamt
Rente, Pension oder eigenes Vermögen fi- 6 Prozentpunkte gestiegen; er hatte 2004 kaum verändert und lag 2014 bei rund ei-
nanzierten sich 27 % im Jahr 2014, ähn- lediglich bei rund 37 % gelegen. Trotzdem nem Viertel (Männer: 26 %; Frauen: 28 %).
lich hoch lag der Anteil vor zehn Jahren blieben westdeutsche Frauen deutlich – Auffallend ist der hohe Anteil an Frauen in
(28 %). Der Anteil derjenigen, deren Un- mit einem Unterschied von 15 Prozent- Ostdeutschland, die zu 35 % überwiegend
terhalt hauptsächlich von Angehörigen punkten – hinter den westdeutschen von Renten, Pensionen oder eigenem Ver-
finanziert wurde, sank von 18 % (2004) Männern zurück. Frauen in Westdeutsch- mögen leben.
auf 15 % (2014). Neu hinzugekommen ist land sind auch weiterhin häufiger auf an-
seit 2007 das Elterngeld, welches 2014 für dere Finanzierungsquellen angewiesen als 5.1.8 Registrierte Arbeitslose und
0,5 % der Bevölkerung ab 15 Jahren die Frauen im Osten. Dort lebten 46 % der gemeldete Arbeitsstellen
wichtigste Quelle des Lebensunterhalts Frauen hauptsächlich von der eigenen Er- In diesem Abschnitt werden Ergebnisse
darstellte. werbstätigkeit und der Unterschied zum für die nationale Arbeitsmarktbeobach-
134
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5
X Abb 6 Bevölkerung nach überwiegendem Lebensunterhalt 2014 — in Prozent der Zusammenlegung von Arbeitslosen-
und Sozialhilfe folgt zum einen eine deut-
liche Ausweitung der Zahl der Arbeitslo-
Männer
sen, auch wenn die Definition von Ar-
58,9 beitslosigkeit im SGB III unverändert
Erwerbstätigkeit
54,9 blieb. Seit der Reform gelten prinzipiell
alle Personen ohne Arbeit als arbeitslos,
Rente, Pension, 25,1 die staatliche Hilfe beanspruchen, er-
eigenes Vermögen 27,8 werbsfähig sind und deren Alter zwischen
15 und dem Renteneintrittsalter liegt.
ALG I, ALG II, 6,8 Ausgenommen von dieser Regel sind nur
Sozialhilfe, BAföG, usw. 11,4 Personen, die dem Arbeitsmarkt nicht zur
Verfügung stehen (zum Beispiel durch
Einkünfte von 9,2 Krankheit oder weil sie Schüler/Schüle-
Angehörigen 5,8 rinnen oder Studierende sind oder weil
sie sich in arbeitsmarktpolitischen Maß-
0,0 nahmen befinden).
Elterngeld
0,1 Durch diese Umstellung sind die Ar-
beitsagenturen nur noch für einen Teil
der Arbeitslosen zuständig. Für die
Frauen Grundsicherung für Arbeitsuchende
nach SGB II sind neben den Arbeitsagen-
43,7
Erwerbstätigkeit turen auch kommunale Träger verant-
45,8
wortlich. Die Bundesagentur für Arbeit
führt die bisherige Arbeitsmarktstatistik
Rente, Pension, 25,7
unter Einbeziehung der Grundsicherung
eigenes Vermögen 35,1
für Arbeitsuchende weiter.
Die im Folgenden dargestellten Ar-
ALG I, ALG II, 6,0
beitslosenquoten beziehen sich auf alle
Sozialhilfe, BAföG, usw. 10,0
zivilen Erwerbspersonen. Diese Quoten-
berechnung steht seit 2009 im Vorder-
Einkünfte von 23,9
grund der Berichterstattung, Ergebnisse
Angehörigen 8,0
liegen für Deutschland insgesamt ab
1992 und für die Teilgebiete ab 1994 vor.
0,8 Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen
Elterngeld
1,1
nach der deutschen Vereinigung ist nicht
allein auf die wirtschaftlich schwache Si-
früheres Bundesgebiet neue Länder und Berlin tuation in den neuen Bundesländern zu-
rückzuführen. Auch in Westdeutschland
Bevölkerung 15 Jahre und älter. sind ab 1992 die Arbeitslosenquoten
Ergebnisse des Mikrozensus.
merklich gestiegen. Im Jahr 1997 lag die
Arbeitslosenquote im Westen bei 9,6 %
und erreichte nach einem Rückgang
durch die folgende konjunkturelle Bele-
bung dann 2005 einen neuen Höchstwert
von 9,9 %.
tung aus der Statistik der Bundesagentur kurz auf die bedeutendsten Änderungen In den neuen Ländern ist die hohe
für Arbeit (BA) dargestellt. eingegangen werden. Mit der Überarbei- Arbeitslosigkeit hauptsächlich auf die
Aufgrund verwaltungsrechtlicher Maß- tung des Zweiten Buches des Sozialgesetz- Anpassung der Wirtschaftsstruktur zu-
nahmen und Reformen ist die Aussage- buches (SGB II) haben sich in Deutsch- rückzuführen. Dadurch wurden zunächst
kraft der Zeitreihen zu den Arbeitslosen land seit 1. Januar 2005 die Grundlagen mehr Arbeitskräfte freigesetzt als neu
eingeschränkt. An dieser Stelle kann nur der Arbeitsmarktstatistik geändert. Aus eingestellt. Im Jahresdurchschnitt 1991
135
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt
X Tab 5 5HJLVWULHUWH$UEHLWVORVHRσHQH6WHOOHQXQG$UEHLWVORVHQTXRWHQ
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3 Arbeitslosenquoten bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen.
. Zahlenwert unbekannt.
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hatten sich eine Million Personen als ar- stand von 6,7 % beziehungsweise 2,9 Mil- liefert vergleichbare Ergebnisse ab dem
beitslos gemeldet. Bis zum Jahr 1998 stieg lionen Personen. X Tab 5 Jahr 2006 und ist repräsentativ für alle Be-
die Zahl auf 1,5 Millionen an, was einer Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstel- triebe mit mindestens einem sozialversi-
Quote von 17,8 % entsprach und bewegte len lag 2014 durchschnittlich bei 490 300. cherungspflichtigen Angestellten. Im Jahr
sich danach konstant auf relativ hohem Das waren deutlich mehr Stellen als im 2014 gab es demnach im Durchschnitt et-
Niveau. Die Arbeitslosenquote lag zwi- Jahr der Wirtschaftskrise 2009 (300 600 was mehr als 1,1 Millionen zu besetzende
schen 17,3 % und 18,7 %. Erst seit 2006 ist gemeldete Arbeitsstellen) und gleichzeitig Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Da-
die Arbeitslosenzahl in Ostdeutschland der höchste Wert seit Beginn der Darstel- mit wird deutlich, dass es gesamtwirt-
wieder merklich rückläufig und sank lung in der heutigen Form im Jahr 2000. schaftlich wesentlich mehr zu besetzende
2014 auf eine Quote von 9,8 % bezie- Analog zu den Zahlen über registrierte Stellen gibt, als der Arbeitsagentur gemel-
hungsweise fast 824 000 Arbeitslose. Arbeitslose handelt es sich bei der Zahl det werden. Die Meldequote ist seit 2012
Die Entwick lung im gesamten gemeldeter Arbeitsstellen ausschließlich wieder rückläufig und lag 2014 bei ledig-
Deutschland zeichnete sich in den Jahren um bei der Arbeitsvermittlung gemeldete lich 44 %.
1996 bis 2006 durch meist zweistellige Stellen mit Vermittlungsauftrag. Sie stellt
Arbeitslosenquoten aus, die während ei- somit nur einen Ausschnitt des gesamt- 5.1.9 Arbeitsunfälle und gesundheit-
ner positiven Entwicklung zwischen wirtschaftlichen Stellenangebots dar. Ab liche Belastung
2000 und 2002 leicht unter 10 % fielen. dem Jahr 2000 werden ausschließlich un- Durch den strukturellen Wandel in der
Die Zahl der Arbeitslosen bewegte sich in geförderte Stellenangebote am sogenann- deutschen Wirtschaft haben sich die Ar-
diesem Zeitraum um den Wert von 4 Mil- ten ersten Arbeitsmarkt (ohne Arbeitsge- beitsbedingungen und die damit einher-
lionen Personen. Erst 2008 lag die Quote legenheiten oder Arbeitsbeschaffungs- gehende Arbeitsbelastung vieler Men-
mit 7,8 % auf fast demselben Stand wie maßnahmen) dargestellt. schen verändert. Im Jahr 2013 enthielt
1992. Nach einem leichten Anstieg im Um das Stellenangebot umfassender der Mikrozensus Zusatzfragen zu Ar-
Zuge der Finanzmarkt- und Wirtschafts- abbilden zu können, führt das Institut beitsunfällen, arbeitsbedingten Gesund-
krise 2008/2009 und eines schwächeren für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung heitsproblemen und zu physischen und
Wachstums 2013 sank die Arbeitslosen- der Bundesagentur für Arbeit quartals- psychischen Belastungen, denen die Be-
quote im Jahr 2014 auf einen neuen Tief- weise eine Betriebsbefragung durch. Diese fragten bei der Arbeit ausgesetzt sind.
136
Arbeitsmarkt / 5.1 Arbeitsmarkt und Verdienste / 5
Rund 1,2 Millionen Erwerbstätige (3 %) X Abb 7 Erwerbstätige nach Art der körperlichen und psychischen
137
5 / Arbeitsmarkt und Verdienste 5.1 / Arbeitsmarkt
punkte gestiegen. Dazu hat vermutlich X Abb 8 Erwerbstätige, die samstags und sonntags arbeiten
auch die Liberalisierung der Ladenöff- nach Wirtschaftsbereichen 2014 — in Prozent
nungszeiten beigetragen. Fast die Hälfte
der Selbstständigen mit Beschäftigten
(46 %) hat 2014 regelmäßig zwischen 18 60,9
Land- und Forstwirt-
und 23 Uhr gearbeitet. Bei den Arbeitneh- 48,3
schaft, Fischerei
47,6
merinnen und Arbeitnehmern war es hin-
gegen nur fast jede vierte Person (24 %).
Produzierendes Gewerbe
Der Anteil derjenigen, die ständig bezie-
hungsweise regelmäßig nachts arbeiten, 17,8
Produzierendes Gewerbe
ohne Baugewerbe 9,4
hat dagegen nur leicht von 7 % auf 9 % 8,3
zugenommen. Männer arbeiteten dabei
11,8
fast doppelt so häufig nachts (11 %) wie Baugewerbe 2,7
Frauen (6 %). 2,5
Der Anteil der Erwerbstätigen, die
samstags arbeiten, stieg von 21 % (1994) 28,9
auf 26 % (2014). Mehr als die Hälfte der Dienstleistungen 15,8
Selbstständigen mit Beschäftigten (53 %) 15,1
138