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Bulletin IVS 99/1

Es hat sich eingebürgert, den römischen cursus publicus mit dem heutigen
Begriff der «Post» gleichzusetzen. Zu Unrecht freilich, denn die römische
Einrichtung gleicht in nichts dem neuzeitlichen oder gar modernen Postwesen,
sondern stellt ein Kommunikations- und Transportsystem der römischen
Kaiser dar, das im Dienste der Verwaltung und des Militärs stand. Gerade die
Intensivierung der Verwaltung durch Augustus und seine Nachfolger machte
ein verbessertes Informationssystem notwendig, was schon ein Blick in die
frühere Zeit erhellt.

Die Gründung des


«Cursus Publicus»
unter Augustus
Ausbau und Betrieb im Gebiet der heutigen Schweiz
(ca. 15 v. Chr.- 5. Jahrhundert n. Chr.) Abb.1:
Die bronzene Votivgabe vom Grossen St. Bernhard
(Italien / VS, Hospiz) zeigt ein Maultier mit einem
Heinz E. Herzig Bastsattel. Bild: Schweiz. Gesellschaft für Ur-
und Frühgeschichte, Basel.

Briefübermittlung gen, wie sehr die Zustellung von Brief- Schriftverkehr zwischen der Zentrale
im 1. Jahrhundert v.Chr. schaften dem Zufall überlassen blieb; und den Provinzen in einem regelmäs-
«Gestern habe ich L. Saufeius einen Verzögerungen wurden häufig beklagt sigen Rhythmus organisiert war, ist al-
Brief an dich mitgegeben, und zwar nur und oft erreichte ein Brief seinen Adres- lerdings unklar und den Quellen kaum
an dich einen. Wenn ich auch nicht recht saten nur auf langen Umwegen. Dieser zu entnehmen. Wenn der jüngere Plinius,
Zeit zum Schreiben hatte, wollte ich Zustand wurde umso gravierender, je 112 n.Chr. Statthalter von Pontus-
doch auch nicht, dass ein dir so eng stärker die kaiserliche Verwaltung auf Bithynien (Nordtürkei), seinem Kaiser
befreundeter Mann ohne eine Zeile von Information und Kommunikation ange- innerhalb von zwei Jahren knapp 61
mir zu dir kommt» (ad Atticum VII,1). wiesen war. Werner Eck hat allerdings Briefe zustellen liess und 48 Antworten
Wie dieser enthalten auch andere Briefe dargelegt, dass die Informations- und erhielt, dann zeugt dies zwar für einen
aus der Korrespondenz des M. Tullius Kommunikationsstruktur nicht allein im recht intensiven Informationsaustausch,
Cicero (106-43 v.Chr.) Hinweise auf cursus publicus zusammengefasst wor- sagt jedoch nichts aus über die Struktur
die Art der Briefübermittlung. Gelegent- den ist, sondern dass sie unterschiedli- des Briefverkehrs. Ebenso wenig Kon-
lich lesen wir von Boten oder Kurieren che Bedürfnisse differenziert befriedig- kretes, nur Bewunderung, drückt ein
(tabellarii), welche eigens für den Zu- te1. griechischer Redner aus, wenn er etwas
stellungsdienst eingesetzt worden sind, später hervorhebt, der römische Kaiser
so etwa von jenen der Steuerpächter in der könne von seinem Standort aus «den
durch Cicero verwalteten Provinz (ad Das kaiserliche ganzen Erdkreis mit schriftlichen Be-
Att. V,16) oder von jenem des Privat- Kommunikationssystem fehlen regieren» (Aelius Aristeides,
mannes Apelles, welcher die Strecke Wer mit einem Anliegen an den Kaiser Romrede 33).
von Rom nach Kilikien (Süd-Osttürkei) und seine Kanzlei gelangte, hatte selbst Die römische Verwaltung der Kaiser-
in 46 Tagen zurücklegte, einer Rekord- dafür zu sorgen, dass er in den Besitz der zeit, die im Laufe des 1. und des 2.
zeit, wie Cicero schreibt (ad Att. V,19). Antwort kam, und desgleichen mussten Jahrhunderts stetig ausgebaut wurde,
Dass im Militärbereich die Nachrich- sich auch die Städte Italiens und der erzeugte einen immer gewaltigeren
tenübermittlung von entscheidender Provinzen selber darum bemühen, die Informations- und Kommunikations-
Bedeutung war, lehrt C. Iulius Caesar in sie betreffenden Weisungen zu erhal- bedarf und befriedigte diesen auf ganz
seinem Bericht über den Bürgerkrieg ten. Sie unterhielten dafür offenbar ei- unterschiedliche Weise. Der cursus pu-
(Commentarium belli civilis III 101,3). gene Informationsdienste, von denen blicus stellt darin nur ein Segment dar
Er hatte, um seine Anhänger und Trup- wir freilich nicht wissen, wie sie organi- und zeichnet sich von allem Anfang an
pen zu informieren, aus seiner Kavalle- siert waren (s. dazu aber unten S. 15). dadurch aus, dass er selbst einen Ver-
rie eine Postenkette gebildet, welche die Hingegen ist bekannt, dass einzelne waltungszweig bildete. Ihm wurden of-
Nachrichten übermitteln musste. Verwaltungszweige eigene Kuriere (cur- fenbar die eiligen Nachrichten und Gü-
sores oder tabellarii) unterhielten und tertransporte zugewiesen, während für
Der Informationsbedarf war also unbe- dass auch das Militär zum Einsatz kom- «normale» Botschaften andere Boten
stritten, aber Ciceros Bemerkungen zei- men konnte (frumentarii). Ob der (und zwar zu Fuss!) vorgesehen waren2.

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Der cursus publicus nur mit einem kaiserlichen Diplom Übergang zum Pachtsystem schon frü-
Terminologisch können wir erst seit dem (diploma) diese Dienstleistung benut- her einsetzte7, sich also nach und nach
4. Jahrhundert vom cursus publicus zen, doch war der cursus publicus vor entwickelte, bis dieses System dann zur
sprechen, auch wenn sich inzwischen in Missbrauch zu keiner Zeit gefeit. Dass Regel wurde. Die Pächter – mancipes –
der Forschung der Begriff für die ge- die vehiculatio funktionierte, erforderte übernahmen den Betrieb der einzelnen
samte Kaiserzeit eingebürgert hat. Ver- natürlich eine Infrastruktur und deren Stationen wohl gemäss den für die Staats-
mutlich bezeichnete man diesen Ver- Finanzierung. Über die Infrastruktur pacht geltenden Regeln, d.h. den Zu-
waltungszweig vorerst als vehiculatio unterrichtet uns zuerst eine Inschrift aus schlag erhielt, wer die mässigste Forde-
(«Fuhrpflicht»)3. Als solcher ist er je- neronischer Zeit (61 n. Chr.), die davon rung stellte, den Staat also am billigsten
doch das Ergebnis einer Umstrukturie- spricht, dass ein Provinzstatthalter ent- zu stehen kam. Die Verträge wurden
rung, die noch durch Augustus selbst in lang der Hauptstrassen tabernae et jeweils auf fünf Jahre abgeschlossen8.
den beiden letzten Jahrzehnten des er- praetaoria errichten liess, also Gast- Erst später, im 4. Jahrhundert, mussten
sten vorchristlichen Jahrhunderts vor- häuser mit wohl unterschiedlichem dann einzelne Funktionäre den Betrieb
genommen wurde. Sueton berichtet in Komfort, welcher dem Status des rei- als Pflicht übernehmen. In dieser Zeit
seiner «Biographie» des Augustus (Div. senden Beamten angepasst war. Dieser befinden wir uns aber schon in einer
Aug. 49,3), der Kaiser habe, um den Ausbau erlebte ebenfalls eine gewisse Entwicklungsphase, die den Stationen
Nachrichtendienst zu beschleunigen und Entwicklung, indem die Quellen zu den eine andere Bedeutung zuwies.
zuverlässiger zu gestalten, zuerst iuvenes schon erwähnten Gebäuden auch stabu-
(Jünglinge) in geeigneten Abständen la und diversoria nennen (Ställe und
postiert, dann vehicula (Wagen) . Diese Herbergen). Die Unterkünfte richteten Mutationes und Mansiones
an sich magere Angabe wird so interpre- sich demnach nach dem Stand der Sie gehören zur eigentlichen Termino-
tiert, dass zuerst die in Vereinen organi- Dienstreisenden und boten neben der logie des cursus publicus, der, wie oben
sierten städtischen Jungmannschaften Beherbergung auch die Gelegenheit, schon erwähnt, zur selben Zeit als offi-
mit dem Dienst betraut und so die Briefe Wagen und Zugtiere zu wechseln6. Dar- zielle Bezeichnung für das kaiserliche
von Stadt zu Stadt transportiert worden um steht die Frage nach den Kosten und Nachrichten- und Transportsystem zu
sind, und dass nachher derselbe Bote, deren Finanzierung zur Debatte. Hier ist finden ist. Mansiones und mutationes
von Relais zu Relais Wagen und Zugtie- nur klar, dass wohl zuerst die lokalen bezeichnen Gebäudekomplexe, welche
re wechselnd, mit der Briefschaft an den Bewohner für die Spanndienste und den dem Reisekomfort dienen, umfassen also
Bestimmungsort gelangte und dort auch Unterhalt der Gebäude aufkommen neben Herbergs- und Wirtsräumen Ställe
für mündliche Berichte zur Verfügung mussten, dass dann jedoch im Wechsel und Remisen, gelegentlich auch Bäder,
stand4. Mit der Einrichtung des Wagen- vom 1. zum 2. Jahrhundert zuerst in und verfügen im Innenhof über Abstell-
dienstes war mit der Nachrichtenüber- Italien, dann in den Provinzen die Ver- plätze für die Wagen. Wahrscheinlich
mittlung zugleich ein offizieller Waren- pflichtungen gelindert worden sind. schon im 3. Jahrhundert wurden die
und Personentransport verbunden, und Wahrscheinlich beteiligten sich wäh- Umschlagplätze auch für die Militär-
es wurde, wie Eck plausibel machte, rend einer gewissen Zeit auch die Kaiser logistik eingesetzt, indem den Stationen
zugleich ein Beauftragter dieses Dien- selbst an den Kosten und zugleich wur- Lagerräume (horrea) für die Getreide-
stes eingesetzt: ein praefectus vehicu- de von den Reisenden eine Bezahlung versorgung des Heeres angefügt wor-
lorum («Vorsteher des Fuhrparks»). verlangt. Jedenfalls setzt sich auch eine den sind. Diese Speicher finden sich
Die Kombination des cursus publicus Art «Privatisierung» durch, indem die auch bei den neu organisierten Unter-
als ein Nachrichten- und Reisedienst Wagenwechsel und Unterkünfte von künften und Wechselstationen9. Nach-
erforderte freilich nicht nur die Aufsicht Staates wegen verpachtet wurden. Der richt über diese Stationen geben uns die
über den Wagenpark, sondern auch die Privatbetrieb ist zwar erst seit Caracalla späten Itinerare, die unten noch zur Spra-
Kontrolle der Benützer, denn zugelas- (211-217 n.Chr.) bezeugt, doch beste- che kommen sollen. Vorerst aber wen-
sen waren allein Amtsträger. Sie durften hen Gründe zur Annahme, dass der den wir uns einer weiteren Neuerung zu.

Cursus velox
und cursus clabularius
Abb. 2: Nachdem die dargestellte vehiculatio
Rekonstruktionszeichnung eines Details aus der Igeler Säule in Igel bei Trier (Deutschland).
schon früh in zwei Abteilungen geglie-
Auf der Nordseite der Säule finden wir im Fries unter dem Hauptgebälk die Darstellung dieses
Transportes im Gebirge. Zeichnung von Lambert Dahm, Landesmuseum Trier (in: Rheinische dert worden war, nämlich in den Dienst
Kunststätten, Heft 38, 1982). der Nachrichtenübermittlung und in den
Reisedienst, scheint im 4. Jahrhundert
nun auch nach Reisegeschwindigkeit
und Transportart unterschieden worden
zu sein. Wer schnell und mit leichtem
Gepäck reiste, benützte den cursus velox
entweder zu Pferd oder im leichten, von
einem Maultier gezogenen Wagen. Der

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cursus clabularius war für den Schwer- richt über eine Pilgerreise von Bordeaux Abb. 3:
transport vorgesehen und bestand aus nach Jerusalem (Itinerarium Burdi- Römischer Transportwagen, von Ochsen gezogen.
Ausschnitt aus einem Mosaik von Boscéaz bei
von Ochsen gezogenen Lastwagen. Er galense sive Hierosolymitanum, 333 Orbe (VD). Bild: Archiv IVS.
diente aber auch dem Transport von n.Chr.) notiert die mutationes und
Familien der Beamten oder dislozie- mansiones, er berührt jedoch unser Ge-
render Soldaten10. Beide Einrichtungen biet aus verständlichen Gründen nicht.
blieben jedoch – wie die vehiculatio Das etwas ältere, als Itinerarium Anto-
schon vorher – der kaiserlichen Admi- nini geläufige Strassenverzeichnis ver- Militärstationen
nistration reserviert. mittelt uns gute Einblicke in das Stras- Etwas zuverlässigere Angaben lassen
sensystem der römischen Schweiz, gibt sich aus den Inschriften gewinnen15.
jedoch die Form der Beherbergung noch Diese berichten von Soldaten der 22. , in
Der cursus publicus nicht an. Schliesslich lassen sich aus der Mainz stationierten Legion, welche an
in der «römischen Schweiz» Tabula Peutingeriana gewisse Schlüs- Strassenposten Dienst taten, also offen-
Felix Staehelin nahm in seiner monu- se ziehen. Auch sie dürfte aus dem 3. bar administrative und polizeiliche Funk-
mentalen Arbeit zur «Schweiz in römi- oder 4. Jahrhundert stammen, ist uns tionen – sei es im Rahmen des cursus
scher Zeit» an, dass «auf den Haupt- jedoch nur in mittelalterlicher Nach- publicus, sei es im Rahmen der Korn-
strassen» die «römische Reichspost kur- zeichnung überliefert, weshalb die Be- speicherverwaltung – wahrnahmen. Die
sierte»11. Man pflichtet ihm natürlich deutung der Zeichnung kontrovers dis- Posten liegen tatsächlich an verkehrs-
gerne bei, muss aber gleichzeitig einge- kutiert wird. Sollte Helmut Bender recht technischen Schlüsselpositionen, näm-
stehen, dass die Quellenlage keine über- haben, dass eine bestimmte Vignette lich in Genf, einem Kreuzungspunkt
sichtliche Darstellung gestattet. Es kann (Doppelturm) einen Rastplatz angebe, von Land- und Fluss- bzw. Seewegen,
hier also nur darum gehen, das rudimen- wäre in unsererm Gebiet nur gerade in Massongex und Vevey, beides wich-
täre Wissen zum cursus publicus zu- Arbor felix (Arbon) als solcher kartiert13. tige Stationen der Transversale über den
sammenzutragen und in den oben ge- Wenn wir Ekkehard Weber folgen, der Grossen St. Bernhard, schliesslich in
schilderten grösseren Zusammenhang auch Varianten dieser Vignetten zulässt, Solothurn, also an der grossen Verkehrs-
zu stellen. kämen Aventicum und Augusta Raurica ader vom Genfersee über Aventicum
Die Problematik beginnt schon mit den immerhin noch dazu14. Erstaunlicher als nach Augusta Raurica oder Vindonissa.
«Hauptstrassen». Zwar vermitteln uns diese Beobachtung ist eigentlich die Nur die Inschrift von Solothurn kann ins
die antiken Itinerare (Strassen- und Sta- Tatsache, dass die Tabula nicht mehr Jahr 219 n.Chr. datiert werden, bei der-
tionenverzeichnisse) durchaus taugliche Herbergen angibt, da der cursus doch jenigen von Massongex liegt ein ähnli-
Angaben zu den Strassenverläufen, die wohl besser ausgebaut war. Daraus folgt, ches Datum nahe, zu den beiden andern
Staehelin bereits übersichtlich ausge- dass die Zeichnungen wahrscheinlich fehlen Angaben, so dass die Zeitstellung
wertet hat12, aber der Zusammenhang sehr willkürlich gesetzt worden sind und offen bleibt. Erinnern wir uns: Im Zu-
dieser Angaben mit dem cursus publicus sich der cursus publicus daraus kaum sammenhang mit den mansiones und
ist keineswegs klar. Nur gerade der Be- rekonstruieren lässt. mutationes haben wir auf die Einrich-

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tung der horrea und die Militärlogistik Heeerstrasse, doch kennen wir das Prin- 3. Der tabellarius Silvius Perennis aus
hingewiesen, die wahrscheinlich im 3. zip der Nachrichtenverbindungen zu der colonia Sequanorum, d.h. aus
Jahrhundert schon vorgenommen wor- wenig, um diese Station zu erklären. Besançon. Bei diesem Mann handelt
den sind. Die vier Posten dürften also im es sich eindeutig um einen städti-
Rahmen des erweiterten cursus publicus schen Boten. Da, wie oben darge-
stehen. Die Stammlegion der Soldaten Boten des kaiserlichen stellt, die einzelnen Städte für ihre
blieb bis ans Ende des 3. oder bis in den Nachrichtensystems Information selbst verantwortlich wa-
Anfang des 4. Jahrhunderts in Mainz, Wer den Grossen St. Bernhard überwin- ren, könnte es sich bei diesem Mann
damit lassen sich diese Detachierten ins den musste, unterliess es offenbar nicht, um einen Beauftragten des städti-
3. Jahrhundert datieren. dem Jupiter Poeninus eine Weihung zu schen Informationssystems handeln.
stiften, damit seine gefährliche Reise Diese tragen freilich den Titel eines
günstig verlaufe. Es sind uns deshalb legatus19 (vgl. auch Abb. 4).
Mansiones und mutationes vom Passheiligtum eine ganze Anzahl
Zu den mansiones/mutationes lässt sich Votivtäfelchen erhalten, deren Auswer-
aus der archäologischen Bodenfor- tung für unser Thema zwar nicht gerade Zusammenfassung
schung einiges an Kenntnissen gewin- überwältigende, aber doch interessante Das kaiserliche Nachrichten- und Trans-
nen. Helmut Bender ist der Versuch Beobachtungen zulässt. Von den insge- portsystem ist durch Augustus als Amts-
einer Typologisierung zu verdanken, der samt 51 mehr oder weniger gut erhalte- zweig ins Leben gerufen worden und
dazu führte, dass im Gebiet der Schweiz nen Zeugnissen lasssen sich nur gerade erlebte im Laufe der Jahrhunderte einen
mansiones auf dem Grossen St. Bern- drei mit dem Botendienst sicher in Ver- Aus- und Umbau, der vor allem seit dem
hard, in Petinesca (Studen bei Biel) und bindung bringen18: 4. Jahrhundert bessser bekannt ist. Ne-
in Augst zu erkennen sind16. Gemäss 1. Der frumentarius T. Claudius Se- ben diesem Amt führten die Kaiser und
Denis van Berchem war auch das römi- verus, Angehöriger der 3. italischen die Städte andere und eigene Kommuni-
sche castellum von Yverdon eine man- Legion. Wie oben dargestellt, dien- kationsdienste, so dass der cursus
sio, die in späterer Zeit befestigt worden ten die frumentarii tatsächlich als publicus vorerst dem Militär und der
ist. Der Ort bietet sich als Strassen- Kuriere. Wir haben es also mit einem Verwaltung nahestand. Er wurde im 3.
station geradezu an, bildet Yverdon doch militärischen Boten zu tun, der aus Jahrhundert kombiniert mit der Militär-
einen wichtigen Strassenknotenpunkt einer Einheit stammte, die im mittle-
und – was nicht zu unterschätzen ist und ren Alpenraum stationiert war. Even-
deshalb durch von Berchem betont wird tuell aber war er bereits in den Dienst
– einen Umladeplatz für den See- und des cursus publicus gestellt, wie das
Abb. 4: «Tabula ansata» mit klar eingravierten
Flussverkehr des heutigen Seelandes17. für Leute seines Ranges üblich wur- Buchstaben, gefunden vor den 70er Jahren des 18.
Wieweit freilich der cursus publicus auch de. Jh. Zu dieser Zeit sah nämlich der Alpenforscher
den Wasserweg benutzte, ist in diesem 2. Der beneficiarius Iulius Fortunatus, Horace Bénédict de Saussure die Inschrift, die
Raum nicht festzustellen. Dennoch zeigt Angehöriger des Stabes eines Pro- sich heute im Museum des Hospizes auf dem
Grossen St. Bernhard befindet. Originalmasse:
der Überblick, dass sich archäologisch vinzgouverneurs. Es ist naheliegend 102 x 66 mm. Die Inschrift lautet:
Reste von Strassenstationen nachwei- (jedoch unsicher!), dass dieser Ku- Iovi Poenino
sen lassen, welche sowohl das Karten- rier zum Stab des Statthalters am Q(uintus) Silvius Peren
bild als auch die Inschriften ergänzen Oberrhein gehörte, wahrscheinlich nis tabell(arius) colon(iae)
Sequanor(um)
können. reiste er in offizieller Mission und v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)
Mit Gewissheit darf angenommen wer- konnte sich daher des cursus publicus
den, dass die grosse Transversale über bedienen. Bild und Inschrift aus: WALSER G. (1984: 118).
den Grossen St. Bernhard nach Vevey
und von dort über Aventicum nach Augst
für den kaiserlichen Nachrichten- und
Transportdienst eingerichtet war, was ja
auch nicht erstaunt, gibt doch das
Itinerarium Antonini diese Strecke als
Verbindung zwischen Mailand und
Mainz an, also als direkte Linie zwi-
schen der Zentrale in Rom und der
Militärgarnison in Mainz. Dass auch
Genf diesem System zuzurechnen ist,
liegt an der Strasse, die dem rechten
Ufer des Genfersees entlang von Vevey
über Vidy (Lausanne) nach Lyon, dem
gallo-römischen Zentrum mit einem ei-
genen Provinzlandtag führte. Yverdon
befindet sich etwas abseits der grossen

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logistik. Auf dem Gebiet der heutigen Bibliographie culiers devaient chercher eux-même
Schweiz ist dieser Dienstzweig zwei- BENDER H. 1975/1: Archäologische Untersu- leurs moyens de transmissions et leur
felsohne eingerichtet worden. Seine chungen zur Ausgrabung Augst-Kurzenbettli. arrangement de voyage, comme avant
Ein Beitrag zur Erforschung römischer Rast-
Entwicklung ist aber nur vage erkenn- häuser. Frauenfeld. le règne d'Auguste. Le service impérial
bar, da die Quellen höchstens punktuel- BENDER H. 1975/2: Römische Strassen und n'était cependant pas à l'abri des abus, ce
le Auskünfte geben. Ob der Dienst schon Strassenstationen. Kleine Schriften zur Kennt- qui a généré toute une législation, surtout
unter Augustus funktionierte, ist zwei- nis der römischen Besetzungsgeschichte Süd- dans les siècles suivants.
westdeutschlands 13. Aalen & Stuttgart.
felhaft, zumal eine systematische Er- BENDER H. 1978: Römischer Reiseverkehr.
schliessung der Haupttransversalen über Cursus publicus und Privatreisen. Kleine L'administration impériale établie par
den Grossen St. Bernhard und durch das Schriften zur Kenntnis der römischen Beset- Auguste avait un besoin considérable
schweizerische Mittelland erst unter zungsgeschichte Südwestdeutschlands 20. d'information et de communication au-
Aalen & Stuttgart.
Claudius festgestellt werden kann. Wie V. BERCHEM D. 1978: Les routes et l'histoire, quel répondait surtout le cursus publicus,
lange der cursus publicus im Betrieb publ. par P. Ducrey et D. Paunier. Genève. mais qui ne pouvait pas être satisfait par
blieb, ist ebenfalls schwer zu sagen. Das CHEVALLIER R. 1972: Les voies romaines. cette seule institution. Même l'empereur
Zeugnis der Meilensteine belegt jeden- Paris. utilisait aussi d'autres moyens, de sorte
ECK W. 1979: Die staatliche Organisation Itali-
falls noch den Unterhalt der St. Bern- ens in der hohen Kaiserzeit, München. que ce cursus publicus ne représentait
hard-Route unter Constantin (1. Drittel ECK W. 1995: Die Verwaltung des römischen qu'un segment de l'ensemble du système
des 4. Jahrhunderts) und die Grenzwehr Reiches in der hohen Kaiserzeit, Arbeiten zur d'information. Il permettait aussi l'ac-
am Rhein (bis zum Ende des 4. Jahrhun- römischen Epigraphik und Altertumskunde 1, tivité de voyage de fonctionnaires et de
hrg. v. R. Frei-Stolba & M. A. Speidel. Basel/
derts) dürfte auf einen Nachrichtendienst Berlin. magistrats choisis qui, cependant,
hinweisen. Ob dieser allerdings noch ECK W. 1997: Die Verwaltung des römischen avaient besoin d'une autorisation de
zum cursus publicus gehörte, ist eine Reiches in der hohen Kaiserzeit (2. Band), l'empereur (diploma) pour voyager.
Frage, die kaum zu beantworten ist. Arbeiten zur römischen Epigraphik und Alter- C‘est seulement ainsi qu'ils avaient l'au-
tumskunde 3, hrg. v. R. Frei-Stolba & M. A.
Speidel. Basel/Berlin. torisation d'utiliser l'infrastructure du
DRACK W. & FELLMANN R. 1988: Die Römer cursus publicus. En même temps, cette
Anmerkungen in der Schweiz. Stuttgart. institution était à la disposition de l'armée
1 ECK 1995: 6-12, 55-79; 1997: 343 HOWALD E. & MEYER E. 1940: Die römische pour sa logistique, qu'il s'agisse de faire
2 ECK 1997: 343 Schweiz. Zürich (zit. als H-M 1940).
PEKARY T. 1968: Untersuchungen zu den römi- parvenir des armes et des vivres, de
3 KOLB A., in: Der Neue Pauly 3, 1997: 245;
ECK 1979: 88; SCHNEIDER 1982: 91 schen Reichsstrassen. Bonn. transports financiers ou du déplacement
4 ECK 1979: 89. Dazu früher schon H.-G. SCHNEIDER H.-C. 1982: Altstrassenforschung, de quelques officiers supérieurs.
Pflaum, Essai sur le cursus publicus sous le Erträge der Forschung 170. Darmstadt. Ce système d'information et de transport
Haut-Empire Romain, Paris 1940 (dient allen STAEHELIN F. 1948: Die Schweiz in römischer
Zeit, 3. Auflage. Basel (zit. als SRZ 1948). a été organisé par Auguste. La question
neueren Publikationen als Grundlage). Vgl.
auch CHEVALLIER 1972: 207 ff. WALSER G. 1979/80: Römische Inschriften in est de savoir quand. Il est clair, par
5 ECK 1979: 89-94; SCHNEIDER 1982: 91 der Schweiz (Band 1, 1979, Bände 2-3, 1980). contre, qu'il a déjà élargi le système. A
6 BENDER 1975 /1: 132, 1975/2: 19 f.; SCHNEI- Bern. l'origine, des «associations de jeunes
DER 1982: 95 f. WALSER G. 1984: Summus Poeninus, Beiträge
zur Geschichte des Grossen St. Bernhard-Pas- gens» citadins se chargeaient du service
7 ECK 1979: 96. Zum Problem der Kosten vgl.
ECK 1979: 95, SCHNEIDER 1982: 93. Zur ses in römischer Zeit. Wiesbaden (Historia de messagerie et transmettaient les
Problematik auch PEKARY 1969: 155 ff. Einzelschrift 46). documents d'une ville à l'autre, mais
8 SEECK O., in: RE IV 1857; ECK 1979: 59 WEBER E. 1976: Tabula Peutingeriana. Codex plus tard Auguste confia ce service à des
9 BENDER 1975/1: 131 f.; 1975/2: 19 ff.; Vindobonensis 342, Kommentar. Graz.
messagers professionels (tabellarii) qui
SCHNEIDER 1982: 96 f. Dazu auch V. BER-
CHEM 1978: 265 f. circulaient en voiture de station en
10 SEECK, in: RE IV 1850 f.; KOLB A., a.a.O. station, changeaient d'animaux de trait
(vgl. Anm. 3) et de véhicules, mais transmettaient les
11 SRZ 1948: 388 La création du «cursus messages personnellement. Ceci exigait
12 SRZ 1948: 338-388; H-M 1940: 115-124;
FELLMANN 1988: 88 ff. publicus» sous Auguste. une organisation avec l'infrastructure
13 BENDER 1975/2: 18, ausführlicher 1975/1: Développement et fonctionnement nécessaire qui n'est cependant établie
130 sur le territoire de la Suisse actuelle que depuis Néron (54-68) mais qui a
14 WEBER 1976: 14 (env. de 15 av. J.C. jusqu'au 5 ème siècle pris sa forme première sous Auguste.
15 Grundlage: WALSER 1979/80: Nr. 38 (Genf),
Nr. 59 (Vevey), Nr. 130 (Solothurn), Nr. 258 après J.C.) Il semble qu'il ait déjà nommé, du moins
(Massongex) Il est courant depuis longtemps de rendre en Italie, un préfet des véhicules (prae-
16 BENDER 1975/1: 133-134 la notion de «cursus publicus» par celle fectus vehiculorum) et ait chargé les
17 V. BERCHEM 1978: 266 f. de «poste impériale», mais cette équi- villes d'Italie et les provinces du fi-
18 Alle zusammengestellt durch WALSER 1984:
Kommentar 74 ff., Katalog 82 ff. Hier bespro- valence est inexacte. Le «cursus pu- nancement. Les empereurs suivants
chen in der Reihenfolge 1 (Walser Nr. 9), 2 blicus», appellé peut-être même à semblent avoir transféré la charge
(Walser Nr. 16), 3 (Walser Nr. 35), dazu die l'époque vehiculato (service de transport) financière en partie au fisc, totalement
Abb. 4 est un moyen de communication et de en Italie et partiellement dans les pro-
19 ECK 1995: 67 f.
transport des empereurs romains. Le vinces en ce qui touche les frais re-
cercle des participants était donc limité présentés par l'entretien du parc de vé-
aux personnages officielles. Les parti- hicules, des animaux de trait et de la

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nourriture et du logement, et d'autre part nicazione e di trasporto dell'imperatore publicus»fu affidato in appalto: da allora
en exigeant une contribution financière romano, riservato ai soli funzionari; già i «mancipes»regionali o cittadini ne as-
de la part des voyageurs. Peut-être déjà prima di Augusto i privati dovevano sumono infatti la responsabilità. Nello
au 2ème, mais en tout cas au 3ème siècle la invece utilizzare mezzi propri, anche se stesso tempo aumentarono i bisogni della
structure économique du cursus publicus naturalmente vi furono degli abusi che logistica militare e nel 3º secolo accanto
fut reorganisée. L'opération fut donnée attirarono l'attenzione del legislatore alle stazioni apparvero dei posti militari
à ferme de sorte que dès lors des mancipes soprattutto nel tardo periodo. che sorvegliavano i rifornimenti ed as-
régionaux ou municipaux furent res- sunsero compiti di polizia. Allora anche
ponsables des stations. Comme l'im- L'amministrazione statale organizzata l'amministrazione fu ulteriormente mo-
portance de la logistique militaire aug- da Augusto aveva forti esigenze di co- dificata e, soprattutto a partire dal 4º
mentait en même temps, les relais furent municazione e di informazione: il secolo, disponiamo in merito di nume-
dotés au 3ème siècle de postes militaires «cursus publicus» gli era perciò neces- rose affidabili fonti documentarie.
qui contrôlaient le transport et se sario ma non copriva l'insieme dei bi- Queste danno informazioni sul numero
chargeaient aussi de tâches policières. sogni. L'imperatore si serviva anche di e il funzionamento delle stazioni, defi-
L'administration se développa par altri mezzi e il «cursus publicus» rap- nite «mansiones» o «mutationes». Del
conséquent davantage et surtout depuis presentava solo un segmento della rete loro aspetto può però render conto solo
le 4ème siècle nous disposons de sources informativa a sua disposizione. Serviva l'archeologia ed la ricostruzione si rivela
plus nombreuses et plus fiables. Elles soprattutto ai viaggi d'ufficio dei fun- spesso insicura.
nous donnent une idée du nombre de zionari e dei magistrati cui necessitava,
relais, appellés mansiones ou mutatio- per utilizzare l'infrastruttura, un'autoriz- Si può ritenere che il «cursus publicus»
nes et de leur fonctionnement. Leur zazione (diploma) rilasciata dall'impe- fosse organizzato anche nelle regioni
apparence ne peut être démontrée qu'ar- ratore. Il «cursus publicus» era neces- dell'attuale Svizzera, che al tempo della
chéologiquement, c'est pourquoi les sario anche ai bisogni logistici dell'eser- romanità erano attrezzate con una buona
reconstitutions sont souvent peu sûres. cito, per il rifornimento di armi e sus- rete di strade e vie d'acqua. Qui le fonti
sistenza, per i trasporti di denaro e per sono però scarse e si conoscono solo
Comme le territoire de la Suisse actuelle gli spostamenti degli ufficiali superiori. quattro posti militari presidiati da soldati
disposait à l'époque romaine d'un réseau Si sa che questo sistema per lo scambio della 22.a Legione stanziata a Mainz: a
bien développé de routes et de voies di informazioni e per i trasporti fu si- Saint Maurice, Vevey, Ginevra e Soletta.
navigables, on peut supposer que le curamente stabilito da Augusto ma non Sulle «mansiones» si possono fare solo
cursus publicus y était aussi organisé. si sa ancora esattamente quando lo fece. delle ipotesi, per Yverdon e Augst, che
Les sources laissent cependant à désirer Prima le «organizzazioni giovanili» cit- però sembrano plausibili. Difficile in-
et nous ne connaissons que quatre postes tadine si incaricavano del servizio di vece sapere se con il «cursus publicus»
militaires, occupés par des soldats de la messaggeria tra città e città. Poi Augusto alcune famiglie riuscirono ad accumu-
22ème légion de Mayence. Ce sont St. affidò il servizio a messaggeri di pro- lare ricchezza o addirittura a conquistare
Maurice, Vevey, Genève et Soleure. On fessione (tabellarii) che si spostavano di il rango di senatore, anche perché la
dispose de quelques suppositions qui stazione in stazione, dove cambiavano il questione della gestione dei trasporti
ne manquent pas de vraisemblance con- carro o la bestia da soma, che erano privati va esaminata separatamente da
cernant les mansiones, comme à Yverdon tenuti a recapitare personalmente il quella del servizio di trasporto imperia-
et à Augst. messaggio. Ciò esigeva un'organizza- le.
C'est une toute autre question de savoir zione dotata di una buona infrastruttura,
si le cursus publicus a permis à quelques attestata ai tempi di Nerone (54-68),
familles de s'enrichir et même d'obtenir che sotto Augusto mosse i primi passi.
un rang sénatorial car le problème des Egli predispose – sicuramente almeno
entreprises de transport privées doit être in Italia – un «direttore del parco vei-
examiné indépendamment du cursus coli» (praefectus vehiculorum) e gli af-
publicus. fidò compiti per il rifornimento in denaro
delle città italiane e delle province.
Sembra che di fronte alle crescenti
Lo stabilimento del «cursus esigenze finanziarie gli imperatori che
publicus» sotto Augusto vennero in seguito cambiarono com-
Organizzazione e gestione nei territori pletamente il sistema in Italia, e par-
dell'attuale Svizzera (ca. 15 a. C. fino zialmente nelle province, sottoponendo
al 5º secolo) in parte al fisco e in parte ai contributi
Da tempo è invalsa l'abitudine di equi- degli utenti i costi d'esercizio per il parco
parare il concetto di «cursus publicus» a veicoli, per le bestie di trasporto, gli
quello di posta statale, ma si tratta di un alloggi e la sussistenza. Probabilmente
errore. Il «cursus publicus» – in origine già nel 2º e sicuramente nel 3º secolo le
forse definito come vehiculatio (obbligo disposizioni finanziarie subirono una
di trasporto) – era un sistema di comu- completa riorganizzazione e il «cursus

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