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VI.
Von
x
) Koschaker, XXIX, 22ff.; Mi tt eis, Grundzüge
Z. Sav. St.
122 ff. 143ff. 158ff.; A. B. Schwarz, Hypothek und Hypallagma 76ff.;
vgl auch Eger, Grundb. 46 ff.; Frese, Aus d. gräko-ägypt. Rechtsleben
19ff.; Raape, Verfall d. griech. Pfandes 117ff.
c
A. AiaoxoXixov.
1. Eingabe (allgemein als vjiojuvrjfia 2 ), nach ihrer Voll-
3
ziehung als diaozohxöv ), auch als diaaxoh) be- vereinzelt
zeichnet) des Gläubigers an den Erzrichter: BGU. 578,
3
) Flor. 1, 6. 81, u ; Giss. 33, u . 34, 8 . 13 f.; Oxy. 68, 33; Straßb.
52, 7; wahrscheinlich auch Basel Inv. 7, 18 (Chrest. II, 245); BGU.
832, 25 . 1131, M . 1158, 16 . Ez. Rainer
Preisigke, Sammelbuch bei
5168, gg. AiaoxoXixä begegnen nicht nur im Mahnverfahren und be-
reiten nicht notwendig ein Vollstreckungsverfahren vor. Hier soll aber
von dem weiteren Begriffe zunächst abgesehen werden. Über die ver-
schiedenen Bedeutungen von biaatoh) s. Schwarz, Hypothek und
Hypallagma 117, 2 .
232 Paul Jörs,
9 _ 23
(Chrest. II, 227) *); 888,
5 _ 26 (Chrest. II, 239); Flor. 68,
x
) BGU, 578 verbindet mit dem Gesuche um Zustellung im Mahn-
verfahren das um vorhergehende Verlautbarung (8rj[iooi(oaig) eines %ei-
QÖ7Q a<pov (vgl. Jörs, Z. Sav. St. XXXIV, 108. 154, j. 155 f., 4 ); damit
hängt jedenfalls die Erscheinung zusammen, daß hier (wie bei jedem Ge-
such um Srjfzooicooig) der Wortlaut des Schuldscheines mitgeteilt wird,
während die übrigen Eingaben im Mahnverfahren sich mit der Angabe
des Inhalts begnügen. Vielleicht erklärt sich daraus auch die ab-
weichende Formulierung des Gesuches des Gläubigers an den Strategen
in BGU. 578, 4 ff. Die letztere findet sich auch in den sonst nicht be-
stimmbaren Urkunden Flor. 40, 6 (hier auch der Wortlaut des z £t Q°~
ygcupov); Lips. 122, 2 ff. ; Lond. III, 126 Nr. 1222, 3 ff.: darf man daraus
daß diese stark verstümmelten Urkunden von
schließen, gleicher Art
wie BGU. 578 waren?
a
) BGU. 888, 10 f.; Flor. 86, 3 ff.; Oxy. 485, 12 ff.
3
) BGU. 578, 10 ff., vgl. Anm. 1.
Dafür spricht der Wortlaut des Antrages ovrxd^ai ygäycu t<£ OTQairjytft —
sowie die Tatsache, daß das Schreiben des Erzrichters an den Strategen
gerichtet ist und ihm ein Befehl erteilt wird, während der Gläubiger
seinem Gesuch an den Strategen nur eine Abschrift der Verfügung
(uvTi'yQaqpov xoyhauopov) beifügt. Dem letzteren gegenüber mußte der
Strateg vor Unterschiebungen und Fälschungen gesichert sein. Auch ent-
spricht die Ausfertigung an den Beamten der sonst im römischen Ägypten
nachweisbaren Praxis (BGU. 613, ,; Oxy. 1032, u ). VgL zu der Frage
Preisigke, Pap. Straßb. S. 23; Lewald, Grundbuch 71, ,; Schwarz,
Hypothek und Hypallagma 77.
1
) Alle unsere Urkunden zeigen den Gläubiger im Besitz des
Schreibens mit Anlagen. Der Ausdruck ov Liögiaa (Oxyrynchos) oder
naQExö^iioa (Areinoites, Hermupolis) Ttaoa (ix) xov xaiaXoyctov yQrjfiaxi-
o/nov (vnouvrjuaTOs) ävxiyga<pov xxX. darf kaum zugunsten der Annahme
einer amtlichen Ausfertigung für den Gläubiger angeführt werden.
Andrerseits spricht der Vermerk, der sich mehrfach in den Akten findet,
daß der ro/noyQaqpos (BGU. 888, 4 [578, 8 ]) oder der ygafifiaxevg xaxaXo-
yeiov (BGU. 239, J0 . Oxy. 1270 n ) die Urkunde ge-
1038, 13 vgl. 614, ,;
schrieben habe, eher für als gegen die Meinung, daß die Partei sich
von einem in der Kanzlei des Erzrichters selbst angestellten oder von
einem sonstigen mit öffentlichem Glauben versehenen Schreiber — so
wird man den vofioygdtpog auffassen dürfen: vgL Koschaker, Z. Sav.
St. XXIX, 17, 2 Mitteis, Grundz. 56f,. 7 ; Meyer, P. Hamb. S. 14. 17
;
enthalten BGU. 578, t t't Flor. 68, „_«,; Oxy. 485,;» ff.
-
B. 'Evexvgaoia.
1
1. Eingabe (allgemein als vjiö^vrjjua ), technisch als
evrev£ig 2 ) bezeichnet) des Gläubigers an den Praefectus
Aegypti: BGU. 1038, 18 _ 27 (Chrest. II, 240); BGU. 239
(Preisigke, Berichtigungsliste S. 29 f.), wo die geringen
Reste von Z. 16ff. den Beginn der evrev^ig zu enthalten
scheinen. Auch hier wird zunächst auf das zugrunde
liegende Rechtsverhältnis verwiesen. Der Erlaß des öia-
orohxov ist in den für uns allein in Betracht kommenden
Fragmenten von BGU. 1038 nicht erwähnt und daß ein
Mahnverfahren stattgefunden hat überhaupt nur dadurch
angedeutet, daß hervorgehoben wird, es sei weder Zahlung
noch Widerspruch des Schuldners erfolgt. 3 ) Was den An-
trag betrifft, sp läßt sich nur erkennen, daß der nachher
tatsächlich erlassene Beschluß (B 2) begehrt wurde. 4 )
2. Gerichtsbeschluß 5 ) (xQrjfxartojudg Evexvgaoiag 6
), häufig
auch schlechthin als £.ve%vQa.oia 1
) bezeichnetj : BGU. 239,
io-i4- 1038 Inv 11664, 5 ff. Er enthält eine
> 13-is» Berl - -
*) Oxy. 1027, 8.
2
) BGU. 1038, 13 . 16 ; Berl. Inv. 11664, 7. 8. M .
3
) Die Ergänzung von Mitteis zu Chrest. II, 240, 22 f. fj,Jt]8E/niä;
m&ohtigte 1
) des Gläubigers vor dem Gericht (Int rijs dia-
sagt und in BGU. 1038, u dem Wortlaut oder dem Sinne nach zu
jzsfi<p&fjvat zu ergänzen; vgl. S. 239, 3.
3
) Über die Zuständigkeit s. S. 232, 4.
Entsprechend dem Vordersatz des Beschlusses (s. Anm. 2) dürfte
4
)
in BGU. 1038 die Ergänzung der Z. 17 von Koschaker (Z. Sav. XXIX,
33) und Mitteis (Chrest. II, 240) zu vervollständigen sein: inezaöo&rjvac
rfjg ze svzsv^soig xai] zcöv ygapfiäzcov zovzcov dvziygatpov. Damit wird der
Dafür sprechen hier die gleichen Gründe wie dort (S. 232, 5),
6
)
D. 'E/Lißaösia.
Das Verfahren bei der ijußaöeia ist ebenso wie das bei
der evexvgaoia gestaltet. Es genügt also, die Akte hier kurz
zu bezeichnen und hervorzuheben, inwiefern sie andern
Inhalt hatten.
1. Eingabe (allgemein als V7i6juvr]jua i ), technisch als
evtevgig 5 ) bezeichnet) des Gläubigers an den Präfekten. Der
3
(Flor. 56) enthält es lediglich den Befehl der Zustellung )
J
) BGU. 832, u ; Flor. 55, r 56, ,; vgL auch Oxy. 274, M : fifißa-
ösvjaecos ädeiav.
2
) Flor. 56, 5
In Flor. 55, M «• 56.
. .
10 dagegen bedeutet iußadeta
die Durchführung der Besitzeinweisung.
3
)
Also anders als bei der evexvQaoia ( ), aber hier war die Zu-
stellung auch nicht wie dort Inhalt des Gerichtsbeschlusses.
4
) Für diesen Sprachgebrauch vgL Petr. HI, 25, x (Chrest. II, 30);
Tor. 13, ! (Chrest. II, 29) : in beiden Fällen ist unter vjtoyeacpTJ, was hier,
wie sich zeigen wird, besonders ins Gewicht fällt, ein Urteil der Chrema-
tisten verstanden. VgL ferner Teb. 165, wo es sich ebenso wie in
Tor. 13 cit. um eine Anordnung in Vollstreckungssachen handelt. Auch
238 Paul Jörs,
in Tor. 1, ix, 24 (Chrest. II, 31) bedeutet vnoygacpri ein Urteil: hier das
in Par. 15 erhaltene des ijciardrrjg mit seinem Consilium.
Kr/.ritfit.r und ( I
239
«lies»- Gesuoh, <li<\ wie die QueHen ngen, £*d tffc AtaXoyrje ) 1
[ — £tVlXWV 7lQdxJlOQl —
Ebenso in BGU. 239, 10 ff. (Preisigke, Berichtigungs-
liste S. 29 f.): [AvayvcooOelorjs Ivrevfrcoe avveJxQivafiev
*) BGU. 1038 [J; Flor. 55, x vgl. 4 ; Flor. 56, „. Nähen» unten
bei 118.
») So Mi tt ei s,
XXVII, 346 und Grundz. 128. 159.
Z. Sav. St.
161 und Gradenwitz, Berl. phiL Wochenschrift
Chrest. S. 266. 269;
XXVI (1906), 1354; Koschaker, Z. Sav. St. XXIX 34 ff.; Rabel,
Verfügungsbeschränkungen 94; Eger, Grundb. 47, ,; Wilcken, Arch.
f. Pap. IV, 373; Schwarz, Hypothek und Hypallagma 81 f. 112. 127.
3
) Die Worte rfjg ivrsv^e<og avTtygayov müssen (vielleicht abgekürzt),
mutung), in Z. 9 diaoxedaft [evyj toig ojvm ihrem Platz und ihrer Größe
nach der hier interessierenden von Z. 7 entsprechen, so würde die von
mir vermutete Ergänzung avvexgscv [a(xev yQacpfjJvai mit 9 Buchstaben
den Raum besser schließen als Vi tellis ovvexgeivfa yQacpfjJvai mit nur
6 Buchstaben.
2
) Nur ganz ausnahmsweise kommt der Plural vor: Catt. I, 9
(Chrest. II, 372) voovpitv , aber gleich darauf in den entscheidenden
Worten des Urteils heißt es bibcopijij, dö^ca; Oxy. 653 (Chrest. II, 90, 2»):
InTeb. 286, 22 (Chrest. 11,83) spricht der Richter offenbar nicht
dixaiovfxtv.
bloß von sich, sondern von allen Beteiligten, für welche die kaiserlichen
Reskripte maßgebend sind. Daß der im Text gekennzeichnete Sprachge-
brauch auch in den lateinischen Quellen überall zutage tritt, ist bekannt.
3
) Auch dieses gehört schon zum Gerichtsbeschluß; vgl. unten S. 244.
Erzrichter und Chrematisten. 241
/
bezeichnet sind. Ich dachte zuerst daran,
dem bekannten ptolemäischen Sprachgebrauch 2 ) folgend,
[XQrjjuaTioavTEs zu ergänzen: wie sich aber gleich zeigen
wird, ist mit größter Wahrscheinlichkeit das noch viel
interessantere Wort [diaXe$avres einzufügen. Jedenfalls
kann keinem Zweifel unterliegen, daß wir hier das
es
Richterkollegium 3 ) vor uns haben von dem es in dem ,
x
) Vgl. darüber unten S. 254.
») Fay. 12, „ff. (Chr. II, 15); Leid. D7 ; Lond. I, 9 Nr. 20, 5 ff.;
Lond. I, 13 Nr. 21, 6 ff. ; Magd. 6, ,; Petr. II, 2 (2), , (Chr. II, 22); Reinach
7, „ (Chr. II, 16) (= Par. 14) M ff. Vgl. dazu Laqueur, Quaest.
Tor. 3
epigr. et pap. 4ff.; Gradenwitz, Aren. f. Pap. HI, 34ff.; Gerhard,
Philol. LXIII, 518f. 549f.; Zucker, PhiloL Suppl. XII, 8 ff. 54 ff.;
Mitteis, Grundz. 13ff.; Semeka, Ptol. Prozeßrecht I, 265 f. ; Les-
quier, Pap. Lille II (Magd.) S. lOff. 15ff.
3
Der Herausgeber Vit eil i war schon auf dem rechten Wege,
)
xov 'HoaxXei-
12 [dov vnoy]o[d](p[o]vxog 'öianeoxaXfiai noög xrjv xov XQYjfjia-
XlOfXOV
13 [xeXeiajoJiv, ovvexoeiva/x[e]v yaayrjvai xal n[e]fMp&rjvai xrjg
14 [evxevg"] eayg dvxiyoayov [x0] xrjg JJoXefxmvog fieoidog xov
'Aqoivo-
15 [eixov oxjoaxrjycp xal xcb xq[v ajyxov vojuov frvixcov noäx-
xoqi xxX.
*) Auf die Kürzung in der Adresse der &m>f<c wurde schon hin-
gewiesen (S. 238, 4). Auch Zeitangaben sind gelegentlich weggelassen
(S. 245). Vgl. ferner S. 239, 3).
2 Es
sollen hier zunächst nur einige Äußerlichkeiten allgemeiner
)
Aber in BGU. 888 fehlt es auch. Man wird die Bedeutung dieses
Aktenvermerkes nur im ganzen behandeln können und muß dabei wohl
auch mit Zufälligkeiten rechnen.
4
) Danach muß namentlich auch der Abdruck in Mitteis, Chrest.
240 (S. 268) geändert werden. Auch in Nr. 246 (Oxy. 485, 8 ) gehören
16*
:
Zeile 10
Länge wie 5 deren Ergänzung
so ziemlich die gleiche ,
1038, 12. Oxy. 1270, 8 ff.). Auch in BGU. 239, 9 ist hinter "Eqqcooo reich-
lich Platz dafür. wird sogar gut tun um der zu vermutenden
Man ,
des bloßen tV elöfig in Z. 9 eine längere Formel wie in Flor, 55, 8 oder
Berl. 11664,3, a l so etwa: rovxo de aoi yeyQaya vvv tV eldfis oder ähnlich
anzunehmen.
2
)
Diese bieten BGU. 239, 2 und 8, wo hinter 'Avrcovsivov Kaioago;
höchstens noch xov xvqiov hinzugefügt war. Das kaiserüche Distinktiv
Imperator (AvxoxQÖxoio) (wie in Z. 10 ) deutet immer auf den vollen
amtlichen Namen.
3
)
Koschaker, Z. Sav. St. XXIX, 32.
Kr/.richtcr und Chrematisten. 245
(120f. n. Chr.); Oxy. 592 (122f. n. Chr.); Lond. III, 132f. Nr. 908, „f.
(139 n. Chr.); BGU. 741, ,f. BGU. 729, 4 f. (144 n. Chr.);
(143f. n. Chr.);
Oxy. 727, 2 ff. u f. (159 n. Chr.); BGU. 888, t
(154 n. Chr.); Oxy. 1270,
(159 f. n.Chr.); Flor. 68, 6 (172 n. Chr.); BGU. 241,, f. (177 n. Chr.);
Lips. 10, Ifl f. (178 bzw. 240 n. Chr.); BGU. 578, , f. (189 n. Chr.);
Oxy. 719, \ (193 n. Chr.); BGU. 614, 10 f. (217 n.Chr.); Teb. 319, X L
(248 n. Chr.); Oxy. 1200, 6 f. ,f. (266 n. Chr.); BGU. 1071, t t (III. Jahr-
hundert n. Chr.); Erzh. Rainer SN 98 (Wessely, Wiener Stud. XXIV,
107) (III. Jahrhundert n. Chr.); Lips., Inv. 610 (Koschaker, Z. Sav.
St. XXVIII, 263) (III. Jahrhundert n.Chr.): Berl. Bibl. 8 (= Preisigke,
Sammeln. 424) (aus unbestimmter Zeit).
4
) Die meisten Forscher nehmen an, der Titel müsse in ptole-
mäischer Zeit entstanden sein, in der allein es Chrematisten gegeben
246 Paul Jörs,
a
) Daran besteht kein Zweifel, gleichviel ob der dQxtötxaanjg, wie
das Schubart (Arch. f. Pap. V 69 f.; Klio X x ) annimmt, von jeher
57,
nur königlicher Beamter oder ob er ursprünglich städtischer Beamter
war, dem im Laufe der Zeiten die Ausübung königlicher Gerichtsbarkeit
übertragen wurde, etwa wie unter den Kaisern ja auch Konsuln und
Prätoren in weitgehendem Maße durch kaiserliche Mandate mit Recht-
sprechung betraut wurden. Die oft herangezogene Stelle des Strabo 17, 12
(p. 797) ist allerdings, wie Schubart hervorhebt, nicht schlechterdings
entscheidend, da der Gegensatz hier nicht der zwischen Beamten der
Stadt und des Landes, sondern zwischen römischen und einheimischen,
d. h. aus der Königszeit übernommenen Beamten ist. Immerhin ist aber
zu beachten, daß von den a. a. 0. zusammen genannten, in Alexandrien
wirkenden Beamten sicher der erste (igrjyrjxrjg) und aller Wahrschein-
lichkeit nach der letzte (wxxegivdg oxgaxrjyög) städtische Behörden waren.
Interessant ist auch Oxy. 705, 17 ff. 67 ff. (Chrest. I 153. 407) vom Jahre
202 n. Chr. Avgrjhog 'Ügekov yevöpievog axQaxrjyög xal aQxtötxaoxrjg xrjg
:
wenn nicht auf den letzteren Beamten allein, so doch jedenfalls auch auf
diesen bezogen ist. Das ist um so auffallender, als doch der fragliche
Zusatz sonst immer zur Amtsbezeichnung des Stadthauptmanns ge-
hört und seine Wirksamkeit, soviel wir wissen, auf Alexandrien be-
schränkt war, die des Erzrichters aber seit Augustus gerade nicht:
sollte bei seinem Titel doch die Erinnerung an den Ursprung des
Amtes fortgewirkt haben? Vgl. über den axgaxrjyog xfjg notetog
Wilcken, Ostraka 624 und Grundz. 14.47; Preisigke, Stadt. Beamten-
wesen 5; Meyer, Arh. f Pap. III 71f.; Strack ebd. 135; Schubart,
.
Klio X 68ff.
2 Das
) lassen die Reste von Hai. 10 cit., so gering sie sind,
i
Bliok möchte es seheinen, als ob man sich für
diese Ansicht sogar auf eine Urkunde berufen könnte.
In Tor, LS (Chrest. II 29) vom Jahre 147 v. Chr. beschließt
das Gericht der Chrematisten in Memphis den Gerichts-
vollzieher (gevixcov jtqoxtcüq) desselben Ortes mit der Voll-
streckung des von ihm erlassenen Versäumnisurteils zu be-
auftragen. In dem aus der Kaiserzeit bekannten Voll-
streokungsvea fahren dagegen wird der entsprechende Be-
schluß durch die Chrematisten von Alexandrien erlassen und
von da aus an die ihn ausführenden örtlichen Behörden über-
mittelt (vgl. oben S. 234f.). Man möchte zu der Annahme
geneigt sein, daß die jüngere Ordnung, welche die entschei-
denden Beschlüsse und Anordnungen in die Hauptstadt
verlegte und den Behörden an Ort und Stelle nur Ermitte-
lungs- und Ausführungshandlungen überließ, im zweiten
Jahrhundert v. Chr. noch nicht durchgedrungen war. Aber
man darf nicht übersehen, daß es sich in Tor. 13 um ein
Urteil handelt, während der xQ rHJLaTiafi ^ hexvgaaiat; und
ifxßadetag in BGU. 239. 1038, Flor. 55. 56, Berl. 11664, wie
es seheint in allen Fällen, von einer Exekutivurkunde aus-
geht. Für diese könnte die Zusammenschließung des Ver-
fahrens in der Hauptstadt also schon früher erfolgt sein. 1 )
Lösen können wir die aufgeworfenen Fragen bei dem gegen-
wärtigen Stande unserer Quellen nicht. Immerhin ist es
nützlich, im Auge zu behalten, daß das Erscheinen des
königlichen Gerichtshofes der Chrematisten, gleichviel in
welche Zeit es zu setzen ist, einen erheblichen Einbruch in
Es spricht
die alte städtische Gerichtsverfassung bedeutet.
demnach eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß die
Neuerung keine allgemeine Umgestaltung der Gerichts-
verfassung von Alexandrien bedeutete, sondern auf be-
schränktem Gebiete erfolgte, das dann vielleicht dem für
uns erkennbaren der späteren Zeit nicht so ganz unähnlich
war. Denn daß die Chrematisten jemals in der Haupt-
stadt in demselben Maße wie in der %6iqa die ordentliche
streitige Gerichtsbarkeit ausgeübt haben sollten, rä ßaadixä
*) Die Urkunden Magd. 41, 5 und Teb. 165 tragen in der hier be-
handelten Frage schwerlich etwas aus, da in ihnen die Chrematisten
nicht in Frage kommen.
250 Paul Jörs,
*) Vgl. Amh. 33, ,f.; [Grenf. I 40, x f. (Chrest. II 25)]; Tor. 13, e
(Chrest. II 29); dazu Gradenwitz, Arch. f.Pap. III 38f.; Mitteis,
Grundz. 5; Semeka, Ptol. Prozeßrecht 135f.
'*) Belege sind überflüssig, da sie aus dem Register von BGU. IV
8
) BGU. 1105, ,5 ff.: drwari[X]cu aÖTcüi ziva xütv tioqo. tov [xJQirrjQtov.
Hierbei bleibt allerdings fraglich, ob ein Mitglied oder Diener (trn?pen?s)
des Gerichts gemeint ist: der Ausdruck würde eher auf das erstere
schließen lassen.
3
) Vgl. Schubart, Arch. f. Pap. V 59. 60; Mitteis, Grundz. 8, ,;
Dikaiomata 53.
«) Vgl. P. Hai. 1, „. 76 ; dazu Dikaiomata 51ff. 166ff. Daß die Be-
zeichnung oi &*l tüjv xqittjqUdv schon in ptolemäischer Zeit vorkommt
{Teb. 7, x f.; 114 v. Chr.), ist beachtenswert, reicht aber, auch wenn der
Titel auf Alexandrien zu beziehen ist, nicht aus, um weitere Schlüsse
iür die dortige Gerichtsbarkeit darauf zu bauen. Vgl.dazu Meyer, Klio
VII 291; Schubart, Arch. f. Pap. V 57, x; Mitteis, Grundz. 8; Dikaio-
mata 128. 167.
6
) BGU. 1098. 1127. 1146. 1156, Eingaben mit der Adresse 'Axcuwi
Ttüt ini tov iv rfji avA^t xqht^qIov; gleichzustellen sind 1124 und 1143,
die nur den Namen
'Axauöi aufweisen. Vgl. dazu Schubart, Arch. f.
Pap. V 59f.; Zucker, PhiloL Suppl. XII 117, die gewiß mit Recht entt?J
vom Hofe des Königs verstehen.
252 Paul Jörs,
x
) Damit ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, daß nicht auch
dieses xqixtjqiov im Laufe der Jahrhunderte manchen, vielleicht tief-
gehenden Veränderungen unterworfen wurde.
2
) Über
das Verfahren s. unten S. 267 ff.
3
) S. oben S. 246f.
4
) Vgl. Zucker, Philol. Suppl. XII 61 ff. ; Semeka, Ptol. Prozeß-
recht I 123.
5
) Gradenwitz, Arch. f. Pap. III 23; Semeka, Ptol. Prozeßrecht
I 120f.; zurückhaltender Mitteis, Grundz. 4.
Erzriobter und Chrematisten. 253
1
) Für Flor. 55, 10 ist diese Ergänzung namentlich deswegen ge-
boten, weil sie, wenn man das am Anfang der Zeile anzunehmende Datum
Ilaxdyv x hinzufügt, genau den Raumverhältnissen entspricht. In
Berl. 11664, 7 wäre ja möglich, die Lücke von 5 bis 7 Buchstaben durch
ein anderes Cognomen, z. B. IJo{?.vßio]; oder nd\nhxoha~k oder ähnlich
auszufüllen. Aber die UnWahrscheinlichkeit einer solchen Lesung
liegt auf der Hand. Auch wer die Ergänzung in Flor. 55 nicht für so
naheliegend hält, wie ich es annehme, wird jedenfalls mit ihr als einer
Möglichkeit rechnen müssen: vorübergehen kann man an der Gleichheit
der Cognomina nicht.
2 Schlechterdings notwendig ist freilich dieser Schluß nicht, denn
)
wer durch kaiserliche Verleihung in der Zeit vom 1. Juli 69 bis 18. Sept. 96
das römische Bürgerrecht erhielt, hieß eben T. Flavius und das traf auf
viele Personen zu. Aber daß verschiedene Männer mit gleichem Cognomen
nach 45 Jahren dasselbe Richteramt bekleidet haben sollten, ist nicht
gerade wahrscheinlich, auch wenn man annehmen wollte, daß es sich um
Angehörige derselben Familie gehandelt hätte. Selbst bei Vätern und
Söhnen hätte die Annahme des gleichen Namens zu jener Zeit und gerade
in einer griechischen Gemeinde die größten Bedenken gegen sich.
3
)
Vgl. darüber Mommsen, Jur. Sehr. I 472. III 52; Otto, Priester
und Tempel I 199; Meyer, Arch. f. Pap. III 74; Hirschfeld, Kais.
Verw. 2 362, 3 Koschaker, Z. Sav. St. XXVIII 258ff. Zur Frage des
;
Ges. in Straßburg 1912, 13]); Mitteis, Grundz. 4 „soweit bis jetzt be-
kannt"; Semeka, Ptol. Prozeßrecht I 120. 125.
z. B. BGU. 578, 4 [jragd Aovxlov 'Am^ovlav M[Ivo]qoq 'Avzi-
x
) So
voicog 'Afajvcueög 6 xai 'Eqix&6vio(q) (sie); BGU. 709, M BGU. 1022, 8 ff.
;
:
) Wir werden auf diesen Punkt zurückkommen müssen, wenn wir
zu positiven Ergebnissen über das Verhältnis des Erzrichters zu den
Chrematisten gelangt sind (S. 266). Aber schon hier mag darauf hin-
gewiesen werden, daß auch im heutigen Rechtsleben die Übertragung
von Akten der Justizverwaltung (z. B. Anstellung und Beaufsichtigung
von Referendaren, Gerichtsschreibern, Gerichtsvollziehern u. dergl.) an
richterliche Beamte nichts Seltenes ist.
3
) Vgl. oben S. 248. Schubart (Anm.
1) kannte die Urkunde
noch nicht.
*) In Oxy. 705 vollzieht der Erzrichter keine Amtshandlung: die
durch das Los bestimmt: das mag auch sonst vorgekommen sein. Aber
Vermutungen haben hier wenig Wert.
2
) BGÜ. 288, M f. 613, „f.; Catt. col. III, M . IV, 12. IV, 19 ; CPR,
18, 5 . jaf.; Oxy. 578 ( Teb. 286, u ii. Das kaiserliche
?). 706, ,. 1102, 6;
Konsilium erscheint mehrfach in den Alexandrinischen Märtyrerakten,
zusammengestellt bei Wilcken, Abh. d. Sachs. Ges. d. Wiss. (phil.-hist.
Kl.) XXIII 800ff. (vgl. auch Chrest. I 14. 20); neuerdings ist Oxy. 1242
hinzugekommen. Freilich handelt es sich hier überall um Uterarische
gnisse.
ä
) Tor. 1, Is ff. Xl i (Chrest. II 31). Ähnliche Urkunden s. bei
17*
260 Paul Jörs,
Semeka, Ptol. Prozeßrecht I 109 ff. Das Urteil weist anders als bei
den römischen Behörden den Plural (ebia/uev) auf. Es kann fraglich sein,
ob damit (sog. pluralis maiestatis) nur die Meinung des Richters aus-
gedrückt oder ob betont werden soll, daß auch die Ratsmänner ihm zu-
gestimmt haben. Par. 16, wo nur der Richter genannt ist und es in der
Urteilsformel doch heißt ebiapiev ( 22 ), ist kaum entscheidend, denn in den
uns vorhegenden Abschriften haben oft Kürzungen stattgefunden. Man
muß also mit der Mögüchkeit rechnen, daß die Namen und überhaupt
die Erwähnung der Ratsmänner, wie so häufig in den römischen Pro-
tokollen, weggelassen sind. Mir scheint das näherzuliegen, als die An-
nahme eines Verstoßes gegen das Herkommen. Denn daß die Ratsmänner
in Fällen wie dem von Par. 16 üblich, wenn nicht gar vorgeschrieben
waren, wird man doch wohl aus den parallelen Urkunden schließen
müssen. Vgl. Semeka 115 f.
*)Gradenwitz, Preisigke, Spiegelberg, Ein Erbstreit aus d.
ptolemäischen Ägypten S. 33f. (= Preisigke, Sammelbuch 4512). Vgl.
Gradenwitz in der Ausgabe S. lOf.
2
) So Amh. 33, 10 f.; Fay. 11, „. 12, w (Chrest. II 14. 15); Straßb.
dem. 18, 10 (Schrift, d. wiss. Ges. 1912 Heft 13 S. 51); Teb.29, x (Chrest.
II 24); Tor. 1, Il6 .
m^ (Chrest. II 31); Tor. 3, 3« (=Par. 14); Tor. 4, „,
Ersriohter und Chrematiflten. 261
rende Frage trägt die Urkunde kaum etwas aus, da sie wandernde Chre-
matisten voraussetzt, und das sind die von Alexandrien vermutlich nie
gewesen. Vgl. S. 288.
2
)
ist nur von der amtüchen Ladung die Rede: vgl. Mitteis,
Hier
Grundz. 17f. und Chrest. 24 Einl. (S. 20).
3 die Ladung durch
) Berl. Inv. 11306 (S.260f., 2 ). Beschlossen wurde
das Gericht: Fay. 11, „ff. 12, M ff. Näheres unten S. 285.
4
) Man
darf das wohl aus der Adresse des Gesuches um Vertagung
in Teb. 29, x (Chrest. II 24) schließen: rot; xmjfiaziaxal; cjv elaayo/yevQ
Aa>[. . . .]. Auch der in dieser Urkunde ( 9)
erwähnte yorifiazuj/xög des
Beklagten wird denselben Weg genommen haben.
5
Tor. 13, M (Chrest. II 29); Petr. HI
) 25, ,3 (Chrest. II 30). Vgl.
S. 262, 2 •) Tor. 13, jff.; vgl. M
. .
7
Nach Hai. 1, w soll der eloayayysvg
) bei der öbtr) yexjöo/xaQzvQtov
262 Paul Jörs,
die öixaubfiara des alten Prozesses im neuen vorlegen: sie waren also in
seiner Obhut. Dies wird zwar für das alexandrinische doeaanJQiov vor-
geschrieben: die Ausdehnung auf alle Gerichte in Ägypten, die einen
eiaayo/yevg hatten, dürfte aber wohl unbedenklich erscheinen. Vgl. auch
Petr. III 21 (g), 41 f. (Chrest. II 21) vom Zehnergericht der #a>ga.
*) Der Punkt soll hier nur gestreift werden. Auf das elodyeiv außer-
nur darum, ob und inwieweit das, was wir vom ekrayaryevg der Chrema-
tisten wissen, auf den äoxidixaxsxrjg Anwendung findet. Im übrigen sei
vorläufig auf die wichtigste Literatur über das elodyeiv verwiesen: Lip-
sius, Att. Recht u. Rechtsverfahren I 53ff., III 829ff. 845 ff. 901 ff.;
Caillemer bei Daremberg-Saglio I 261ff., II 502ff.; Thalheim in
Wissowa-Kroll, Realenzykl. I 2050L, V 2138; Hitzig, Altgriech. Staats-
verträge 55ff.; Leisi, Der Zeuge im attischen Recht 81 ff. Naber in ;
1
)
Es handelt sich hier natürlich nur um den eioayur/ev; der Ge-
richtshöfe: sonstige Beamte dieses Namens, wie Fay. 23 a 3 und Hamb.
,
x
) Vgl. oben S. 248.
2
) Auf Einzelheiten kann und braucht hier nicht eingegangen, ins-
besondere auch nicht untersucht zu werden, ob neben der besonderen
Delegation auch allgemeine Betrauung mit streitiger Gerichtsbarkeit an-
zunehmen ist.
3
)
Es ist deshalb im vorstehenden auch mit Absicht nirgends ge-
sagt, der aQxi^otaaxrjQ 'ist' der elaayoryevg der Chrematisten oder als
solcher anzusehen. Nur das soll behauptet werden, daß die Geschäfte
jenes, soweit sie für die Chrematisten der Kaiserzeit noch in Betracht
kommen, auf ihn übergegangen sind.
266 Paul Jörs,
x
) Vgl. oben S. 257.
2 Vgl. für die Zehner Petr. III 21 (g),
) 4 f. (Chrest. II 21): int ngo-
[söqov und ebendort 33. 41 über den euJaywyevg; für die öixaorrjQia in
Alexandrien Hai. 1, 40 (sloaycoyevg), m
(jioöedgog).
ia- i5- is
Berl. 11664 7 8 14 BGU. 1038 18 [ M ? w ]; BGU.
; . . ; .
Phil. Suppl. XII 9; Semeka, Ptol. Prozeßrecht I lOf. 27ff. 74. 80.
99f. j. 124, v 194f. 260ff.; vgl. auch Wilcken, Grundz. 5 ff.
3
) Ob nur in solchen Fällen, mag hier dahingestellt bleiben.
268 Paul Jörs,
durchgeführt.
Auch in römischer Zeit hat das Wort seine Bedeutung
festgehalten. meines Wissens aus Ägypten 3 ) noch
Zwar ist
x
) Waren die Laokriten oder das xoivoölxiov zuständig, so fand das
Vorverfahren vor dem Strategen und Dorfvorsteher (imardxrjg) statt.
Bei den vor die Chrematisten gehörenden Sachen sind Vorverhandlungen
vor diesen Beamten nicht nachweisbar und auch nicht wahrscheinlich.
Darum scheiden letztere für unsere Darstellung aus. Über das besondere
bei den Chrematisten Platz greifende Prüfungsverfahren (im rfjg öudoyfjg)
s. unten S. 282 ff.
2
Hai. 9, rf.; Magd. 22, 3 ; Petr. II 2 (1), 3 (Chrest. I 337); Petr.
.)
II 12 (3) EE
32 vgl. III S. 62); Petr. II 47, 10 (S. 154); Petr. III 64
(S.
(c) S. Genaueres s. in der S. 267. x angeführten Literatur.
185 ( ?).
parene (Mommsen, Jur. Sehr. II 175) ein Beispiel, denn in den Worten
AioyevTjg — enl r-tp evrevt-iv ravxTjv i?>rjhv{}ev ist eine Bezugnahme auf die
vorhergehende Eingabe (öer/aig preces) an den Kaiser enthalten.
) Vgl. Meyer
4 zu Pap. Hamb. 29, 19 und dazu unten S. 272, ,.
5
) Abgesehen werden muß auch von BGU. 1208, 12 [
&v e\yQa~bpa.g ivrsv^ecov. Der Brief,
jisqI] aus dem diese Worte stammen, ist
Wir müssen uns also mit der Feststellung begnügen, daß die Urkunde
jedenfalls nicht gegen die obige Deutung von evxev^u; spricht. Dies
um so weniger, als sie der allerfruhest en römischen Zeit (27/26 v. Chr.)
angehört.
270 Paul Jörs,
J
) 'AvoupÖQtov {ävacpood, ävcupeQEiv) wird gebraucht für Eingaben an
den Präfekten: Flor. 33, ,. 36, 27 ; Giss. 92 (?); Oxy. 66, 17 . 67, 4 . 8 . 12.
237, Iv 36- vi 4i- 294 > 13- 486 » u- M 5 Iuridicus : BGU. 5, n 16 ff. ; "Iötog Xöyog :
BGU. 250, 21 ; Wessely, Spec. isag. 7 (8), M 28- 9 (13), 3
- ; inwjxoäxriyogx
BGU. 168, v 462, t (Preisigke, B. Oxy.L.). 1022, „f.; atoarr^yög:
898, ßaadtxog yoafifiarevg: Wessely, Spec. isag. 8 (11), 3 12 ßißAto-
37 ;
.
;
yvkixeQ iyxzrjoecw: BGU. 1073, 15 Lips. 8, 12 ; Lond. III 118 Nr. ^40, 18 ;
;
Praef. alae als Iudex datus: BGU. 613, ,; vgl. außerdem: BGU. 163, 7 .
1123, 3. 5 . 1201, 19 f. (ävcupeQouev dia dvacpogäg); CPR. 233, 8 ; Giss. 8, 13 ;
Jand. 26, 32 (Pachtangebot); Lond. II 188 f. Nr. 438, t
(ebenso); Oxy.
1272, w ; Teb. 302, 9 .
)
2
8 daß er ihm
Daß der Präfekt den Phibion anspricht, zeigt Z. ;
den Mangel einer Eingabe vorgeworfen hat, lassen die Worte des An-
waltes in Z. 17 mg xal av rföeArjoat; erkennen.
3
) Verfehlt wäre es insbesondere auch,
wollte man den Ton auf
das aoi in Z. 17 legen und die Äußerung des Anwaltes dahin verstehen,
daß Phibion sich an eine unzuständige Behörde gewandt hätte, während
er den Präfekten hätte anrufen müssen. Gewiß ist das letztere richtig;
aber die hier behandelten Worte und überhaupt das ganze Protokoll
geben nicht den geringsten Anhalt, einen solchen Gegensatz hinein-
zutragen, und der Vorwurf des Präfekten in Z. «, öia aeavrov xataaxcov
verlöre dabei sein Gewicht. Der Nachdruck in den Worten des Anwaltes
( 16
f.) liegt auf dem voranstehenden eöei.
Erarichter und Cbrcmatisten. 271
x
) Die Herausgeber sehen (S. 48), wie mir scheint, mit Recht den
Chrest. II 96); Flor. 6, 4 Lond. II 293f. Nr. 237, 19 Oxy. 237, V l 8 VII s?
; ; -
Sinne vor. Bisher hatten wir dafür nur Belege aus der Literatur und
den Inschriften, wo es häufig Begegnung mit einer Person, Eintreffen,
Besuch bei ihr, Audienz bei einer Fürstlichkeit u. dergl. bedeutet; vgl.
z. B. Aelian Var. 4, »,; Diodor 16, 55, 3 . 16, 79, 2. 18, 65, 5 ; Plutarch
r,-,w."
leitete /it. bekannt. Betrachten wir ihnen gegenüber
unsere iiTiv^n- des Vollst reokung8\ ei i.ihi'eiis, von denen
wir ausgingen, so kann kein Zweifel bestehen, daß sie
ein vollständiges Seitenstüek zu den Ivrevt-eit; eis xö xov
ßaaiU(OQ övofia bieten (S. 267f.). Formell sind sie an den
J'rät'ekten gerichtet, aber sachlich wird er nicht mit dem
(JcmicIv befaßt. 1 ) Dem Antrage e.Tt T//; dm /.<,-,]; aryy.nlrm
wird nicht von ihm, sondern, wie wir jetzt wissen, von den
Chrematisten stattgegeben. Ebenso wie einst ihre Vorgänger
in der x&QO- prüften sie an Stelle dm \ izekönigs' 2 die )
x
) Man würde sonst auch wohl Überweisung an die zur Entscheidung
berufene Stelle durch die in solchen Fällen übliche v7wyQa<pij des Statt-
halters erwarten dürfen: dafür fehlt aber jede Spur.
2
) Wir dürfen uns bei dieser Vergleichung nicht auf Protokolle
und Urteile der Chrematisten beschränken, sondern müssen den Typus
der ptolemäischen Urteile überhaupt feststellen, dem sich auch jene
unterordnen.
3
)
Das tritt am deutüchsten bei den Protokollen des Zehnergerichts
hervor, in denen das die Entscheidung einleitende eyva)/iEV dem ganzen
Bericht über die Verhandlung vorangeht; vgl. Petr. II 21, 8 (Chrest. II 28);
Petr. III 21 (g), n (Chrest. II 21). Es. gilt aber nicht minder auch von
den übrigen Urteilen, in denen das entsprechende Wort (s. unten S. 276)
dem Tatbestande nachfolgt und erst am Schlüsse den Tenor einleitet.
4
) Das geht, abgesehen von den im folgenden aufgeführten Ge-
Sammelbuch 4512) ist die Fassung durch das eigenartige Verhältnis der
Urteilsfinder (vgl. Z. 7a iqxuvezo) zum Richter, der das Urteil nur ver-
kündet, bedingt: daß über diese Verkündung nur berichtet wird (33:
awsxaJ-Ev), zeigt, wie sehr sie Formsache war.
3 Zehnergericht: Petr. II 21, (Chrest. II eyvcopev ofioyvco-
) 8 28):
ftovovvTes; Petr. III 21 (g), u (Chrest. II 21): eyvco/iev; Chrematisten:
Tor. 13, «a (Chrest. II 29): awexglvafxev. In Petr. III 25, „,43 nimmt
Mitteis z. d. St. (Chrest. II S. 27. 28) gewiß mit Recht an, daß ein Wort
wie eyvco/xev oder awexQivansv verloren ist. Als Beispiel für die erste Per-
son des Aorist kann man auch Amh. 30, 39 f. (TiagrjyyeiXapiev; vgl. 33 rifüv)
anführen (die Angabe der Richter ist nicht erhalten); und ebenso die
Urteile des imoTdzrjg in Par. 15, 69 (ehzapev); Par. 16, 22 (ebtafiev); Tor. 1, x1
(sma/xsv); Tor. 9, 17 (öieoteiM/xe&a). Die Frage, wie sich hier der Plural
erklärt, wurde oben S. 259f., 3 behandelt. Vgl. auch das Register in
Lille 28, n .
f. Pap. I 298ff., III 340f.; BGU. 1024 (wohl literarische Arbeit, eine Art
antiker Pitaval); Berl. Inv. 2745 bei Mitteis, Dek. Progr. Lauhn S. 6f.;
Lips. 38. 40. 43; Lond. III 128f. Nr. 971; Mon. 6; Oxy. VI 893; Thead.
13. 14) sowie von den christlichen und alexandrinischen Märtyrerakten,
Erzrichter und Chrematisten. 277
lötog köyog: Inschr. Arch. f. Pap. II 440 Nr. 49; BGU. 347, ij.ni!
Teb. 291, ssf.; Wessely Spec. isag. 8 (11), „f. ( T). 'AQx^txaaxrjz: BGU.
136,j. 'EjiiaTQdzyjyoQ: BGU. 15, i t Oxy. 237, vhm-m- Sxgaxrjyög:
;
Amh. 66, 48? BGU. 163, 8 ff. 361, n „. 891 Vereo 15; Fay. 106, x (?); Münch.
in Arch. f. Pap. II 125 (a), t ; Oxy. 37, v 38, w
898, „; Par. 69 (Chrest.
I 41) erhaltenes Amtstagebuch. Iudex datus verschiedener Art BGU.
969, i r „ n •; CPR. 18, w Rein 44, t j Teb. 488 ( ?). Beamter nicht be-
;
stimmbar: BGU. 5, n iv 832, M Flor. 67, „; Lips. 123, „ vgl. auch Wil-
;
cken, Chrest. S. 60; Oxy. 237, vill 6- 298, u Teb. 302, „. 'Yjiofivrjfia ;
ander Spitze des Protokolls, z. B. Amh. 65, j 9 BGU. 388, um; Catt. V n;
;
Straßb. 22, 10 „; vgl. auch Amh. 66, »; BGU. 347, ni 361, n io f Aus der
. . -
Literatur vgl. namentlich Wilcken, Philol. LIII 80ff. und Arch. f. Pap.
IV 424f. und Chrest. I S. 59f. 104 und Abh. d. Sachs. Ges. d. Wiss.
(phil.-hist.) XXVII 826ff.; Mommsen, Strafr. 512ff.; v. Premerstein
in Wissowas Realenzykl. IV 743. 746 ff.; Weiß, Z. Sav. St. XXIII 229f.
1
andern Orten ist es, namentlich wenn die Ausführungen der Parteien
nicht in Rede und Gegenrede angegeben, sondern zu einer kurzen In-
haltsangabe zusammengeschrumpft sind, so gut wie sicher: vgl. z. B.
BGU. 114, lB ff.; Catt. m u ff.; wohl auch Oxy. 237, V u ff. m
3
) Das uns erhaltene Amtstagebuch (Par. 69
= Chrest. I 41) trägt
an der Spitze jedes Blattes die Überschrift r Y7io/j,vrjfj,ariajLioi Avqrßlov
Aeovxä OTQcprjyov '0/j.ßitov 'EAeqxxvrivrjg, bei den einzelnen Amtshand-
lungen aber heißt es in der Regel nur 6 argarrj-yog. Die in den uns vor-
liegenden Abschriften und Auszügen nicht seltene Überschrift 'E% vno/ivrj-
fianoficöv xxk. gehört bei dem einzelnen Protokoll nicht der Urschrift
an, sondern benennt nur das Tagebuch, aus dem sie stammt, als Quelle.
Weitere einleitende Bemerkungen dagegen, wie Datum dieses ganz —
regelmäßig, Ortsangabe (Amh. 65, u ; BGU. 114, Il6 f. 347, 1 4 f. n 3 .
361, 11 2 ; Oxy. 237, V n a>; Straßb. 5, 7 41, i; Teb. 569; Thead. 15, x ),
.
Angabe, daß pro tribunaü (ini xov ßi/j/junog: BGU. 136, 3 361, 2 Oxy. .
m ;
37, 3 237, vn 20; Straßb. 5, 7 41, l5 Teb. 569; Thead. 15, x ), daß auf
. .
s
) BGU. 163. 388; Catt. IV i«ff.; Flor. 61; Oxy. 237, vil»""- vil»»"-
653. VgL auch die in Anm. 2 zitierten lateinischen Protokolle.
1 ;
r
x
) BGU. 114, In 9 20- V 24- VI i 8 ; Flor, 61 59 ff.; Lond.
I12 ; Catt. -
II 152f. Nr.196, Oxy.40, 8 f. 237, vii 42 «3- 653. 1117, 6 ff.; Par.69, ni21 ;
13 . 16 ; -
Straßb. 22, 29 f. ; Teb. 488. Vgl. auch CIL VI 266, , (Bruns, Fontes I 7 188);
Dig. 4, 2, 13 . 26, 8, 21 . 28, 4, 3 . 42, 1, 69 x ; Cod. Iust. 7, 46,
.
3. 4.
2
Catt. 1V16-V25; CPR. 18, 22 ff.; Oxy. 237, V
) n 37 f- «f. 653 (Chrest.
II 90, 25 f.). 706, n ff. 1102; Par. 69, i n28 f. Die lose Form des Verfahrens
gestattete auch, daß von den Parteien noch nach dem Urteil unerledigt
oder unaufgeklärt gebliebene Fragen aufgeworfen und von dem Richter
in Erläuterung oder Ergänzung seines ersten Spruches nachträglich ent-
schieden wurden. So BGU. 19, n ^ff. 388, muff« 1085, n Catt. m4 ff. ;
Vi i 8 ff-; vgl. Dig. 28, 4, 3 32, 97 Aus ptolemäischer Zeit fehlt es auch
. .
hierfür an Beispielen.
3
) So namentlich Oxy. 653 (vgl. auch P. Bouriant [Chrest. II 96].
Cod. Iust. 7, 46, 3 ). In Flor. 61 ist mit direkten Worten überhaupt keine
Entscheidung ausgesprochen; freilich konnte sie aus den Schlußworten
leicht entnommen werden, aber das war bei römischen Urteilen nicht
immer der Fall, wie die Anfrage bei Scaev. Dig. 26, 8, 21 zeigt.
4
Bemerkung, daß der Spruch nach Beratung mit dem Assessor
)
Oxy. 706, 6 1102, 4 Teb. 286, 15 f. (Chrest. II 83) oxeipdu[evog fis]rä [t]öjv
. ;
Marceil. D. 28, 4, 3 Paul. D. 42, 1, 47 pr.) als auch das Officium des Rich-
;
ters (Carus C. 7, 45, 6 ) zugegen sein müsse. Vielleicht hängt mit der
Erzrichtcr und Chrematisten. 281
forme] und
Zuspitzung der ganzen Darstellung auf
die
dieses ihren wie sie in den ptolemäischen
Schlußstein,
Protokollen <lit* Regel bildet, in den römischen eine Selten-
heit. 1
Vor allem ist bezeichnend, daß der Richterspruch
)
3
)
So BGU. 136, 27 . 163, 17 . 361, n9 . 592, Münch. in Arch.
n 10 ;
vom Jahre 147 v. Chr., die Verlesung der Eingabe zu. Beginn
der Verhandlung, die Fassung des ganzen Beschlusses als
eines vom Gericht erstatteten Berichtes 1 ), die formale Ab-
hebung des Beschlusses von seinen Voraussetzungen, seine
Einführung mit dem bezeichnenden Wort awsxQiva/j,ev 2 ) in
der ersten Person als Aussage der Richter: alles das sind
Züge, die deutlioh darauf hinweisen, daß unsere Beschlüsse
der Chrematisten eine Erbschaft aus ptolemäischer Zeit sind.
8. Sehr wichtig für die Vergleichung mit den ptolemäi-
aber gehört es der ptolemäischen Rechtssprache an: Fay. 12, & und
Tor. 13, 2 '28 (Chrematisten); Grenf. I 11, j 9.n 3 ins (Einzelrichter mit
.
Amh. 33. 1
) Dieser £vxev£ic; liegt eine Anzeige gegen
einen Noraarchen wegen Unterschleifes Die zugrunde.
Kläger führen aus: in einem früher in Sache an- ihrer
stehenden Verhandlungstermin (xaTaardaecog Z. 7 awxa&i- ;
Inv. 277 erbückt, so daß die Verhandlung lediglich vor ihnen stattgefunden
hätte und dem im/nEX^T^g und ßaoifaxög ygafi/MtZEvi; das Urteil nur zur
Genehmigung und Verkündung unterbreitet wäre. Auf jeden Fall fand
nach der Urkunde die Vorprüfung der evTetf$ig nur durch die Chrema-
tisten statt.
2
) Auch dies ist eine evrev^ig el; to xov ßaaOMoq ovofia, denn die
Kläger bitten in der üblichen Weise um Zusendung an die Chrematisten,
für deren diaXoyrj sie ihren Antrag stellen. Wenn Mitteis, Grundz. 2, 4
unsere Urkunde zu denjenigen Verwaltungssachen zählt, die tatsächlich
an den König eingereicht seien, was sich aus der darauf gesetzten Sub-
skription der königlichen Kanzlei ersehen lasse, so ist das wohl nur ein
Versehen. Jedenfalls enthalten Z. 27 ff. nicht eine zur Erledigung der
vorstehenden Eingabe darauf gesetzte königliche vJwyQaq>t], sondern ein
vom Kläger beigefügtes nQoqxaypui früherer Zeit, auf das er in seiner
£vrev£ig Bezug nimmt (Z. 16 f.).
. ..
( Anh. f. Pap. I 331) will an ersterer Stelle 6iaXi£etuv lesen und die letztere
also auf die Haupt Verhandlung zu beliehen Wim Aber hier steht (die
Richtigkeit der Ergänzung vorausgesetzt) nicht das Aktivum, sondern
das Medium, und daß dieses, auf den Richter bezogen, 'sich mit den
Parteien unterreden' oder 'den Prozeß vor sich verhandeln lassen* be-
deuten kann, soll nicht in Abrede gestellt werden. Bemerkenswert ist
übrigens auch der Sprachgebrauch von öidAoyog in Teb. 58, „. iV u wo ,
jedenfalls ein Prüf ungs terra in gemeint ist: aber es handelt sich nicht um
einen Rechtsstreit, sondern um Steuerpacht.
x
) Die Chrematisten sollen laden lassen (mxDeaXead^ievoi, iwoocdkeaä-
11, „. 12, ao; Tor. 3, M ) oder durch den Kläger selbst (Teb. 29, 4 ff. [Chrest.
II 24]). Dabei ist für unsere Untersuchung wichtig, daß auch im letzteren
Falle (Parteiladung) betont wird, daß die Ermächtigung zur Zustellung
der &reu|t£ von den Chrematisten ausging; Teb. 29, ,f.: 'Axovaüjao[g xai
nz6)Ä£fta.log (Kläger) — äjwöedcoxdv fioi nag' v/u[än> (Chrematisten) ävxC]-
ygcupov Evrevgeax;. Ausgeschlossen ist übrigens nicht, daß hier die Kläger
nur als Urheber der Beschuldigung genannt sind, und daß die Zustellung
auch in diesem Falle durch einen Amtsboten erfolgte.
2
) Meines Erachtens ist auch hier die Ausdrucksweise in Fay. 11. 12;
Tor. 3 cit. nicht mißverständlich: die evrevt-ig soll den Chrematisten zu-
gehen, damit diese, nachdem sie die Eingabe (auf ihre Verhandlungsfähig-
keit für die xaräaraotg) geprüft haben —
Inhalt des Verfahrens ircl Tfjg
öiatoyrjg —und die Ladung angeordnet haben — Ergebnis dieses. Ver-
fahrens —dann (in der Hauptverhandlung) —
wenn sich das klägerische
Vorbringen als wahr erweist (Tor. 3), den Beklagten verurteilen. Wer
die Prüfung (dtaksyeiv) in die Hauptverhandlung (xqIveiv) verlegt, muß
erklären, warum die Ladung dazwischengeschoben wird.
286 Paul Jörs,
x
) Eine (formelle) Ladung erübrigt sich hier wohl des-
Vgl. S. 283.
halb, weil sie jedenfalls schon für die erste Verhandlung ( s _ w ) erfolgt
war: es genügte, daß der Beklagte den neuen Termin erfuhr, dessen An-
sage ja leicht mit der Übermittlung der begehrten Anordnung verbunden
werden konnte. Ob übrigens die Kläger den rechten Weg gewählt hatten,
um ihr Begehren durchzusetzen, und wie die Chrematisten über ihre
evrevgig entschieden, vermögen wir nicht zu erkennen.
2
)
So Dikaiomata 32; Semeka, Ptol. Prozeßrecht I 128 f. Dieser
Forscher nimmt das thema probandum als bewiesen und erklärt den
Plural ävaxcdeadfievoi usw. daraus, daß der elaayoyyevg im Namen der
Chrematisten gehandelt habe: mit welchem Recht? Vgl. S. 262. 288, ^
3
)
Es wäre begreiflich, wenn man diese Frist kurz bemessen hätte,
damit der Aufenthalt der Wanderrichter an den einzelnen Orten sich
nicht gar zu sehr ausdehnte. In der Tat finden wir, daß dem Beklagten
in Berl. Inv. 11306 (Schubart, Pap. gr.Berol. 6a; Preisigke, Samml.
3925) nur fünf Tage bis zum Erscheinen in der Hauptverhandlung (xaxd-
OTaoig) gegeben werden. Das war wenig, wenn er z. B. die dtxaubfiara ( 6 )
nicht gleich bei der Hand hatte oder sich sonst Hindernisse einstellten.
Wir lassen dem Beklagten heute länger Zeit.
Krzricbter und Chrematisten. 287
Die Ausdrucksweise deutet darauf hin, daß das Gericht seine Zuständig-
keit von Amts wegen, also doch, wenn möglich, von vornherein vor
Eintritt in die sachliche Verhandlung zu prüfen hatte. Indessen soll
diese Auslegung der Worte nur als naheliegend, nicht als notwendig
hingestellt werden.
*) Da, wie im folgenden dargelegt ist, der Beklagte nicht bei dem
im Falle von Amh. 33, die Sache schon anhängig war. Aber gezwungen
sind wir auch hier nicht, eine zweiseitige dudoyt) anzunehmen. Denn
das awxdaaeiv ( 2S ) dieser Urkunde schließt nicht notwendig einen Befehl
an den gegenwärtigen Beklagten in sich: die Anordnung konnte ihm
288 Paul Jörs,
Lesung x[aXä>g] c^ew exgivov allein keinen Schluß auf den etaayayyevg
als Subjekt ziehen, denn diese Wendung braucht auch das Gericht der
Chrematisten: Tor. 13, & *[aAä>]g e%ew ^[yov]fxevoi. Das Schreiben hat,
wie der Gebrauch des genauen Titels in der Adresse schließen läßt, amt-
lichen Charakter: wenn aber der Kläger von Amts wegen aufgefordert
wird, sich für das Eintreffen der Chrematisten bereit zu halten, so hegt
es nahe anzunehmen, daß er damit schon zu ihrem ersten Akt, der Vor-
prüfung, zugezogen werden sollte. Es mußte auch für die Chrematisten
selbst wünschenswert sein, vom Kläger Aufklärung über seine evrev$ig
fordern zu können.
2
) Darin, daß die öiafayyr) ohne den Beklagten vor sich ging, liegt
l n*l \<r allem: zugegen war nur der Gläubiger oder sein
llmachtigter, nicht der Schuldner: einst wir jetzt voll-
zieh also die Verhandlung ohne den belangten Teil.
Freilich das Ziel des Verfahrens
ganz war ein
Anderes. Nicht handelte es «ich vonum die Erledigung
Vorfragen, um <lir Ladung des Beklagten und die Eröffnung
dt Haupt Verhandlung, die dann beiden Teilen Gehör gab
i
bievr\veynevr\g.
Hiernach wird man BGU. 239, u ergänzen müssen:
[rfjg de] öi avrfjg arjfxaivo[x[evrig ovyyqacpfjg v7ioyeyga/j,fj,evrj^
inevrjveyfiivrjs, und vor dem letzten Wort vielleicht auch
hier einfügen dürfen: ex rfjg rov Navaiov ßißfao-&fjxrjg oder
kürzer ex rov Navaiov.
Offenbar haben wir damit auch die Erklärung für den
entsprechenden Satz in Flor. 56, 6 rfjg de di av[rfjg dedtj- :
Xco]/j,evr]g —
oder auch hier ar]fiaivo]/uevrjg xara[yga((pfjg)] 2 ) —
vnoyeyQa(fj,fj,evtjg) e7ievrp>eyjuevrjg
Gläubiger sich notwendig auf dieses berufen und es der Behörde vor-
legen: die dem Anspruch zugrunde hegende Urkunde konnte nicht mehr
genügen. Aus römischer Zeit haben wir keinen Beleg, daß die Chrema-
tisten durch einen x&rUmxufpo<; evexvoaaiag oder ifißaSeiag oder sonst
auf irgendeine Weise mit der Urteilsvollstreckung, über die wir über-
haupt nur recht dürftige Spuren in den Quellen haben, befaßt gewesen
wären. Die ptolemäische Urkunde Tor. 13 (Chrest. II 29), in der die
Chrematisten die Vollstreckung ihres eigenen Urteils anordnen, kann
hier auch zur Vergleichung nicht herangezogen werden, weil eine ordent-
liche streitige Gerichtsbarkeit, wie sie darin vorausgesetzt ist, den Chrema-
tisten der Kaiserzeit abging. Die Urteilsvollstreckung scheidet also
für uns aus.
2
)
Daß auch die hier genannte xaxayQafpr) als rechtsgeschäftliche
Urkunde angesehen werden muß, wird unten (S. 303 ff.) dargelegt werden.
3
)
mit Vitelli zu ergänzen: öi avrov (d. i. 'E^axwvtog)
Nicht ist
daieojg, an das Wilcken (Arch. f. Pap. IV 434) denkt, steht, soweit ich.
sehe, immer ohne Artikel.
Erarichter und Chromat taten. 291
sein, daß in den Punkten, die von Amts wegen geprüft wurden, der
Widerspruch des Schuldners ausgeschlossen gewesen wäre.
19*
292 Paul Jörs,
x
) Die Ergänzung von Schubart und Plaumann in Z. 10 ex \xrj<;
*) Ob das für unsere Urkunde zutrifft, läßt sich nicht mit Sicher-
heit sagen. Wir wissen zwar, daß der ;jo>;/MJTK7/iö£ evi/voaaiaq dem Jahre
133 angehört, nicht aber, wann die in ihm erwähnte ovyyoaiprj errichtet
und hinterlegt wurde. Die hadrianische Bibliothek können wir neben
der des Xanaion bis in das Jahr 127 zurückverfolgen (Oxy. 34).
•) BGU.578, „; Lipe. 10, n M Oxy. 34; Oxy. 1200, 4r Bei
;
Oxy. 719 darf angenommen werden, daß das zweite Archiv in dem
verlorenen Schluß genannt war, also etwa: awxaraxioo[iaai —]
— tö Navalov (oder riyv roü Na-
eis i[t]v 'AÖQUtvr)v ßi]ß[Xiy&rptrjv, efc [öi
Auch Lond. III S. XLVIII Nr. 949 wird schwerlich eine
valov) tö ujov.
Ausnahme bilden. Denn wenn eine Abschrift an das Navalov gesandt
werden sollte, so wird wohl auch hier wie sonst bei der örjfioaiaxjiQ die
Urschrift der 'Aöotavi) ßißkoWpcr] eingeliefert sein. Ein sicheres Urteil
ist, wie ich schon an anderer Stelle hervorhob (Z. Sav. St. XXXIV 110),
bei der Kürze des Berichts des Herausgebers, der namentlich kein Urteil
über die Möglichkeit der Ergänzungen der verlorenen linken Seite der
Urkunde zuläßt, nicht möglich.
3 Wenn es sich in Berl. 11664 um örjfioauooi^ handelte, müßte es
)
auch auffallen, daß hier die Urschrift (S. 291) der (öffentlichen) Urkunde
gerade aus dem Navalov herbeigeschafft wird. Man sollte dafür die
'AÖQtavfj ßißfao&rpcri erwarten, denn bei der Verlautbarung von Privat-
urkunden gelangte in dieses Archiv immer eine Urschrift, in das Navalov
dagegen häufig nur eine Abschrift. Man müßte nach dem Vorbild von
BGU. 578, 17 die Hinterlegung zweier Urschriften der ovyyoatpr} unter-
stellen, um eine für das Navalov annehmen zu können. Und auch dann
bliebe die Frage übrig, warum die Urkunde dem Archiv entnommen
wurde, das zufällig, warum nicht dem, das notwendig eine Urschrift
enthielt.
«) Jörs, Z.Sav.St, XXXIV 140.
294 Paul Jörs,
*) Zwischen den Zeilen fehlen, wie man aus den vielen sonstigen
zuverlässigen Ergänzungen entnehmen kann, etwa 60 Buchstaben. Da
nun die von Mitteis in Z. u eingefügten Worte xai xov foyo/iivov öi-
aneaxdJSai 'Agiov 'Aq .] so gut wie sicher gelten können, hätten wir
. .
Erzh. Rainer 1528 (Wessely, Mitt. Erzh. Rain. V 97. Sitz. d. Wiener
Akad. 124,41); SN. 87 (Wessely, Karanis und Sokn. Nesos S.50); vgl.
auch Wessely, Spec. isag. 7 (8), ^ff. In Oxy. 34 ist m. E. die Beziehung
nicht hinreichend gesichert, s. Z. Sav. St. XXXIV 116, r Des nähern
kann auf die Bedeutung der Verwahrung hier nicht eingegangen werden.
2
) Daß derartige Nachweise auch sonst vorgekommen sind, zeigt
BGU. 1047, ii s f. rag ävxi ovußoljakav öiayQafcpäs] (Mitteis, Grundz. 69, 4 )
:
TQOJts^wv fit) elvai ev xaTax<oQiO[MÖ. Diese Auskunft ging von den ßißho-
<pv)xtxe± aus, denn Z. n 7 f.
muß zweifellos mit Wilcken (Arch. f. Pap.
III 508) zavrä Tolg ßiß}Mxpv).a£iv gelesen werden.
296 Paul Jörs,
II i!41): avvexQtitldtuv 1
) yga(prj]vai — tw — (rtga^T/yä)) 2
),
1
) Über diese von der des Herausgebers abweichende Ergänzung
s. S. 240.
2
) Im Pfändungsbeschlussc tritt noch hinzu xai xtj> — t-evotüiv
Strateg die einzige Ortsbehörde ist, die mit der Ausführung des yQitfia-
Tio/iös befaßt wird. Es ist anzunehmen, daß dje Akte, welche sich in gleicher
Weise bei der ivexvgaaia finden, darunter die Eidesleistung, auch bei
ihr zur Zuständigkeit des Strategen, nicht des Praktor gehörten. Außer-
dem wird in BGU. 1038 gerade die Zustellung des -/Qijfiaxianög (mit
der JrtBufc) von der Eidesleistung abhängig gemacht. Von ihr wissen
wir, daß sie der Strateg anzuordnen hatte (S. 236): also wird auch ihm
der Beweis der Erfüllung der dafür gesetzten Bedingung erbracht wor-
den sein.
«) Vgl. über BGU. Urkunde hier in Betracht kommt,
1038, soweit die
Koschaker, Z. Sav. St. XXIX
Eger, Grundbuch 61f.; Mitteis,
36, t;
Chrest. S. 267. Schon Koschaker hat richtig erkannt, daß die Ein-
leitung in Z. 6f. die Ableistung des dem Gläubiger im xQTj/MiTiOfxÖQ iveyv-
Qaoiag auferlegten Schrifteides enthält. Daß hier ein Schwur geleistet
wird, ist durch öfivva) [rfjv 'Avxwvtyov Kcuooqoq xov xv[qiov xvxtjv außer
Frage gestellt. Daß es sich dabei um den von den Chrematisten geforderten
Eid ( 18 ) handelt, wird schon durch den Zusammenhang der Stücke wahr-
scheinlich. Auch sehen die in Z. 9 erhaltenen Worte /j.i]{xe i]yeiv xi eh;
xä JiQaooöfieva, äneQÜ.vxov öe el[vcu xtjv] oUpiXrjv ganz so aus, als entsprächen
sie dem fit]6[ev VTie]vavxiov (bxovon[rja&ai ( 14 ), das als Inhalt der Eides-
leistung vorgeschrieben wird; die Bestätigung des vorher geforderten
d?.]>?#r7 elvai xä öiä x[fjg ivxev&wg öe8ri}xofiiva\ ( 18 ) dürfte man in der
wenn wir auch weniger Beispiele haben, vom fevwaöv JigaxroiQ (vgl. Teb.
165; Berl. 11664, 15 , wo die Gegenüberstellung von Praktor des vo/tog
und Strategen der hbqIq zu beachten ist). Nur für den Strategen paßt
der Zusatz des Teilbezirkes in BGU. 1038, x : daß er in der Tat für die
Abnahme des Eides zuständig war, wurde eben (vorige Anm.) dargelegt.
Trotz alledem darf nicht übersehen werden, daß der Auffassung von
BGU. 1038 als Schrifteid Bedenken entgegenstehen. Einmal ist nicht
recht einzusehen, warum einer solchen Eidesleistung die übrigen Akten-
stücke („-ag) angefügt wurden: enthielt die Eingabe etwa außer dem
Schwur in Zeile 6f. noch einen weiteren Antrag ? Eine größere Schwierig-
keit liegt darin, daß der xQVfiaTl<J^Q nach offenbar zutreffender Er-
gänzung (Mitteis, Chrest. 241, 17 ff.) die Zustellung nur dann ausgeführt
wissen will, wenn der Eid geleistet ist, während die Eingabe sie als ge-
schehen voraussetzt. Denn der Gläubiger teilt unter den Beilagen als
ersten, also der Zeit nach letzten, der jetzigen Eingabe unmittelbar vor-
hergehenden Akt sein Gesuch vom 27. Mai um Zustellung mit (s—m),
und die am Schlüsse der Beilagen in Z. 28 erhaltenen Worte ZctQamdöi
ivoxnlilq} mit dem Datum des 2. Juni können nichts anderes sein als
ein Vermerk des Amtsboten über die Ausführung dieser Zustellung (vgl.
die S. 233, 3. 235, 3. 238, 2 zusammengestellten Belege). Die Zustellung
war also bereits erfolgt, als der Gläubiger seine vorüegende Eingabe
einreichte. Dies leuchtet um so mehr ein, als in ihrer Unterschrift
(Z. 30) ein Datum genannt ist, JJavvi la =
Juni, das um drei Tage
5.
„. M Oxy.
; 77, a M f.
. 83, 6
.
u . 100, ,. n ; Teb. 293, u M zusammen mit
. ;
St. XXIX 31 f.) her. Den Schluß habe ich hinzugefügt: durch das er-
haltene xe wird ein xal gefordert, das dann nach Maßgabe der parallelen
Urkunden BGU. 1038, w und BerL 11664, u wohl zweifellos den £enxtür
7iq6xx(oq einführte.
*) Ob hinter (pxovofiijcrihu noch weitere Worte anzunehmen sind,
ob auch die vorhergehende Fassung etwas ausführlicher war,
vielleicht
läßt sich nicht ausmachen. Im Vergleich mit den sonstigen Ergänzungen
der Urkunde würde der Baum noch etwa 10 Buchstaben zulassen.
*) Auch dies hat schon Koschaker a. a. O. S. 36, hervorgehoben.
t
*) Eine ebensolche oder ähnliche Fassung ist für Berl. 11664 zu
erwarten, wenn, wie zu vermuten, auch hier der Eid vom Gläubiger
verlangt wurde. Daß sie in BGU. 239 ausgeschlossen ist, ergibt sich,
abgesehen von den im Text aufgewiesenen Spuren, auch daraus, daß
die Raumverhältnisse der Urkunde eine Ergänzung hinter owEXQivafiev
verbieten. Ein annäherndes Bild der Zeilenlänge kann man sich aus den
Ergänzungen von Z. 5 g_w machen. Selbst wenn man die doppelte
.
müßte dann zuerst die bekannte Formel xcu xov /^syo/idvov öunxeaxdX&ou
— Name und Vatersname — v7wyeyoaup6xos öuvieoxd).dcu Tiodg xrjv xov
ZQtj/MiTiOfiov zeXebtxnv ergänzt werden, darauf hätten notwendig noch
W
andere die x£tQ°yQa 1 einleitende Worte folgen müssen, deren gram-
matische Verbindimg mit dem Kaisernamen und alrjürj elvai anders
als inden parallelen Urkunden gestaltet werden müßte. Aber dafür
ist inZ. n _ 12 unmöglich Platz: schon die Einleitungsformel würde
den zur Verfügung stehenden Raum erheblich überschreiten. Mich
dünkt demnach in BGU. 239 der öuuKOxaXfih'og recht wenig wahr-
scheinlich.
x
) Verschiedenheiten, die bloß den Ausdruck betreffen, wie die
direkte Rede (diandoxal/nai) in Berl. 11 664, 12 , die indirekte (duvt&Jxd).vxcu)
in BGU. 1038, 14 und Flor. 56, 7 sind ohne Bedeutung.
2
) Über den Verfall des Pfandes und die damit zusammenhängenden
bei ihr die Art und Weise des Eigentumserwerbes. Meinem Plan ent-
sprechend (S. 231, 1) sehe ich von den Besonderheiten des Hypotheken-
rechts zunächst ab (s. darüber Abschn. V) und behandle hier nur den
Eigentumserwerb bei pfandloser oder durch Hypallagma gesicherter
Forderung.
.
1. Karaygaqiij.
Die xarayQCKprj des Vollstreck ungs Verfahrens 1 ) erschien
bisher in folgenden Urkunden*):
sie bisher ergänzt sind. BGU. 1132 ist vorläufig nicht herangezogen,
weil dieser Urkunde ein besonderer Abschnitt (rV 4) gewidmet ist.
3 Über diese Ergänzung s. oben
) S. 290.
304 Paul Jörs,
1
)
Dieser passive Gebrauch des Wortes tritt besonders deutlich
in dem nachher zu betrachtenden Pap. Lond. Nr. 1897 hervor: «ar-
eyqacpr\ 'Iaiöwoog aQovgag.
2
)
Vgl. über die xatayQcuprj im Vollstreckungsverfahren Rabel,
Verfügungsbeschränkungen 73; Mitteis, Grundzüge 161 und Chrest.
S. 267. 269; Schwarz, Hypothek und Hypallagma 106ff.; Raape,
Verfall des Pfandes 124ff. Auf die richtige Ansicht hat schon Rabel,
dieser freiüch unter abweichender Deutung des Wortes xaxayoäcpeiv, hin-
gewiesen, Schwarz hat ihr dann eine genauere Begründung zu geben
gesucht. Die Punkte, in denen ich von dem letzteren Forscher abweiche,
betreffen namentlich BGU. 1132 (vgl. S. 327 ff).
3
) Vgl. Schwarz 109, t
der die Worte aber nicht weiter für die
Erklärung der xaxayQatpri verwertet.
4
) Vgl. BGU. 240, 13 ; CPR. 188, 24 f.; Hawara 238, 8; Lond. III 61
Nr. 1217 (b), 5 .
6 Daß die xarayQayrj im Vollstreckungsverfahren auch bei einem
)
x
Babel, Verfügungsbeschränkungen 73; Eger, Z. Sav. St.
) Vgl.
XXXI 461, 2 Lewald, Grundbuch 72, E ; Mitteis, Chrest. zu Nr. 241, u ;
;
Lond. II 216 Nr. 360, 8 ; Oxy. 271, 7. 273, 10 . 506, 19 ; Straßb. Inv.
87, III 35- 47 (Arch. f. Pap. IV 134); Teb. 393, 7 f.14 „.
.
(öux xov xaxaAoyelov dgl.). Aber die Regel ist keine ausnahmslose: das
Amt fehlt auch in andern Urkunden, vgl. Oxy. 281, 7 Hamb. 1, 10 der ; :
Punkt kann also nicht entscheidend sein. Auch darf man nicht außer
acht lassen, daß die Akten, die den Gesuchen im Vollstreckungsverfahren
beigefügt sind (insbesondere auch in Flor. 56), Abschriften mit mancherlei
Kürzungen sind (vgl. S. 243, 1): man darf also keine allzu sichern Schlüsse
auf die Weglassung von sachlich unwichtigen Zusätzen wie dem in Frage
stehenden bauen. Eine andere Schwierigkeit könnte man vielleicht
darin finden, daß die beiden Glieder xaxa xä — ygäfifiaxa evexvQaaiag
xal ngogßo}.fjg und xaxä avyx(OQTjmv unvermittelt nebeneinander gestellt
sind. Hier wird wohl ungeschickte Stilisierung vorhegen, die in antiken
Gerichtsakten nicht seltener ist, als in modernen. Jedenfalls scheint
es unzulässig, wenn man aus dieser Konstruktion herauslesen wollte,
die xaxayQacpr\ sei auf Grund der evexvgaala und nQogßoXij, Und diese
Maßregeln, also zunächst die erstere, seien auf Grund einer avyyoi-
QrjOig erfolgt. Es fehlt jede Andeutung in unsern Quellen, daß zwischen
der evxevt-ig des Gläubigers und dem Beschluß der Chrematisten ein
Akt gestanden hätte, der als ovyxtioQrjoig und noch dazu als avy%<aQr\aig
bezeichnet werden und die in Flor. 56,
xeteiar&eloa. 16 angedeuteten An-
gaben enthalten könnte.
btflC und Ct 307
HXiodü)Qov — xaxä xö
r
(Schluß verloren). Hier haben
x[. .]
wir eine Urkunde vor uns, die tatsächlich eine solche xaxa-
ygayrj enthält, wie sie nach der im vorstehenden vertretenen
Meinung im xQ ritjLaXLatl °S i/ußaöeiag von Flor. 55 ( 24 und )
gang vorstellen, wenn die xaTayga<prj wie das nach der oben
f
teilung machten, wie der Londoner Papyrus sagt, in Abschrift der y.aru-
YQaxpr] angehängt wurde.
*) Wie die ovyxcboTjois dann formuliert war, läßt sich nicht sagen.
Das übliche ovyxcoQei, das bei Abtretungsurkunden vom Veräußerer
ausgehen mußte, Heß sich, wenn
abwesend war, schwerlich ver-
dieser
wenden für die rein protokollarische Beurkundung (y.arayQdq^i]) fehlt es
;
bei der cnryx(OQT]Oig an einem Beispiel. Aber gewiß war es möglich, diese
formalen Schwierigkeiten zu überwinden: keinesfalls glaube ich, daß
unser Nichtwissen darüber die oben vertretene Auffassung der avy-
X(t>QT)0iQ Tefeuadeioa von Flor. 56, u zu erschüttern vermag.
310 Paul Jörs,
besten gerecht zu werden. Aber auch wenn der Gläubiger dem Agora-
nomen den ihm von den Praktoren zugestellten ^ß^artor/idg überreicht
hätte, wäre sein Inhalt ebenso zu bestimmen, wie es oben geschieht.
2 Das Wort xqr\naxia(iög kann jede Urkunde bedeuten, in welcher
)
eine von einer Behörde oder eine von einem Privaten vor einer Behörde
vorgenommene Rechtshandlung bezeugt wird. Daß der in Lond. Nr. 1897, 10
erwähnte xQ^fiarutfiog der ersteren Gattung angehörte, also der Akt
einer Behörde war, liegt auf der Hand denn nur von einer solchen konnte
:
Oxy. 242. 327. 328. 330-336 (vgl. dazu Mitteis, Grundz. 82, 2 und
Chrest. II S. 194 f.), von welchen Texten freilich nach dem, was die
Herausgeber darüber mitteilen, keiner auf ein Vollstreckungsverfahren
zurückzugehen scheint. Auch das xazdayere in Oxy. 712, , (vgl. X9 ),
das sicher von den Sevtxäv ^goxrooe; ausging, könnte als Parallele heran-
gezogen werden. Aber auch eine bloße Zusendung (der 7igo;ßo?.i]) zur
Kenntnisnahme würde dem Begriffe des xQrnxaxujfio^ £maxa}jdz gerecht
werden, denn auch darin würde eine Ermächtigung oder Aufforderung
an den Agoranomen, seines Amtes zu walten, liegen.
x
) Gelesen von Schubart, veröffentlicht von Preisigke in der
Berichtigungsliste zu BGU. 1132 (S. 98).
a
Der Akkusativ 'Afijiiwviov ist auf jeden Fall unverständlich und
)
2. TiQoqßoXrj.
Nach den angeführten Urkunden Flor. 55, 25 . 56, n
(Chrest. II 241), Lond. Nr. 1897, 7 (Arch. f. Pap. VI 106f.)
und außerdem Oxy. 1027, 7 (Chrest. II 199a) folgte dem
XQrjfiaTLOfids Eve%vQaoias und ging der xarayQaq>7] voran die
schon mehrfach berührte nQogßoXrj. 1 ) Daß sie, was früher
von einigen Forschern in Zweifel gezogen wurde, einen
von der eve%vQaaia (d. h. dem Beschluß der Chrematisten)
äußerlich getrennten Akt darstellte, darf nach den neuen
Urkunden 2 ) als feststehend angesehen werden. Bestätigt
haben diese Urkunden, daß die ngogßoXrj durch eine Be-
hörde, nämlich die fjevixcöv TtQaxroQeg 3 ) des, Gaues, in dem
die Vollstreckung auszuführen war, vollzogen wurde. Was
zunächst den äußeren Verlauf des Verfahrens anlangt, so
darf als sicher angenommen werden, daß das Einschreiten
der Praktoren ebenso wie alle anderen obrigkeitlichen Akte
des Mahn- und Vollstreckungsverfahrens eine schriftliche
Eingabe der Partei, also hier des Gläubigers, voraussetzte,
wenn uns auch eine Urkunde dieser Art bisher nicht be-
kannt geworden ist. 4 ) Die Wirksamkeit der Behörde
3
) Weiter, als die nqoqßoKr] es fordert, kann hier auf diese viel be-
sprochenen Beamten nicht eingegangen werden. Vgl. über sie Grenf eil
Hunt, Pap. Oxy. II zu Nr. 286, 16 und Pap. Teb. I zu Nr. 5, 221 und
Oxy. IV Einl. zu Nr. 712 (S. 178); Reinach, Pap. grecs et dem. S.40;
Mitteis, Pap. Lips. Einl. zu Nr. 120 (S. 326) und Grundz. 19f.; Graden-
witz, Arch. f. Pap. III 29ff.; Lewald, Grundbuch 67 ff.; Schwarz,
Hypothek und Hypallagma 82. 96. 130f.; Lesquier, Pap. Magd. 2 zu
Nr. 8, n (S. 88f.) und zu Nr. 41, 6 (S. 198); Dikaiomata 58f. 95f.
4
) Darauf verwiesen sein dürfte in Oxy. 1027, 6 f e| ov e^eQxofJievov
:
fiov rfjg zwv rjve%vQao[xev(ov JiQogßo?ifjg. Die Vermutung, daß dieses Ge-
Kr/rwhtri und Chrematisten. 313
such an die Praktoren ebenso wie das an den Strategen (S. 236) eine
Abschrift der OvrevSig und des xQt)t taTUJti ^
ive^vgoolaQ enthielt, hegt
nahe: man nimmt ja in Ägypten nicht leicht zu viel Schreibwerk an.
Nicht auf diese Eingabe zu beziehen scheint das vorher in Oxy. 1207, $
erwähnte 7kqI tt'iq ivexvQaataq vnöfivrjfia: wahrscheinlich ist die hrrev^ig
an den Präfekten um Erlaß des Pfändungsbeschlusses gemeint. Auch
das Gesuch in Oxy. 712, 8 ff. betraf, ebenso wie seine Erledigung durch
die Praktoren, nach dem erhaltenen Text zu urteilen, nur die Beschlag-
nahme (xaToxv) des Pfandgrundstückes, nicht die 7iQocßoÄr{. Näheres
unten S. 334 f.
*) Sicher nachweisbar ist neben der Tioogßoh) die Aufforderung an
die ßißk&pvAaxe; zur xaroy/j in Oxy. 712. Vielleicht waren die Praktoren
auch für die nagdöei^ig zuständig, vgl. unten S. 324.
) Man kann
2
sich dafür auch auf Lond. 1897 cit. berufen, denn
wenn hier von einer Tiqoqßoh) gesprochen wird, die von der £evixän> ngoxro-
Qia der beiden Ammonios ausging und durch ihren Gehilfen Antoninus
vollzogen wurde, so kann sich das letztere wohl nur auf einen bestimmten
Akt beziehen.
3
)
Es braucht wohl kaum darauf hingewiesen werden, daß für die
Evexvgaoia, 7iQo;ßoh'j und y.axayQaq:^ der Besitzerwerb nicht in Frage
kommt, weil für diesen ja der letzte Teil des Verfahrens, die i/itßaöeia
bestand.
314 Paul Jörs,
x
) Hiermit wird die vorher (S. 312) abgebrochene Frage wieder auf-
genommen. Auch auf die Verdienste von Rabel und Schwarz in der
Behandlung dieser Frage (S. 304,2) soll noch einmal hingewiesen werden,
wenn auch im folgenden manche abweichende Ansicht geäußert wird.
*) S. den S. 303. 307 mitgeteilten Wortlaut.
Erzrichter und Chremnt; 315
3. nagdöeiüig.
Die im vorhergehenden vertretene Auffassung der ngog-
ßoXr\ wird noch klarer hervortreten, wenn wir die Spuren
verfolgen, welche wir über einen verwandten, sich eben-
falls ini rä)v xötzojv abspielenden Akt, die naoadet^ig, in
x
) Vgl. auch S. 310 f., 6.
. :
s. S. 321.
2
) Schwarz, Hypothek und
Hypallagma 97 f.; Mitteis, Chrest.
S. 254 (zu Nr. 231, 2 ); Raape, Verfall des Pfandes 125.
3
)
In dem Verfahren enl röyv xömav kommen auch Nachweise anderer
Art vor. Dahin gehört die Bezeichnung der betroffenen Personen, soweit
sie nicht schon in der Eingabe benannt waren, insbesondere der Erben
des Schuldners und ihrer gesetzlichen Vertreter. Freilich beziehen sich
die Belege dafür (BGU. 888, %x i.\ Oxy. 485, 81 f. 1270, 61 f.) nicht auf die
Zustellung einer evrevtjiQ, sondern eines öutatoXocöv. Aber daß eine Rechts-
nachfolge, wie sie in diesen Stellen vorausgesetzt wird, auch beim Voll-
streckungsverfahren eintreten konnte, liegt auf der Hand: vielleicht
haben wir eine Spur davon in BGU. 239, 6 f. noch erhalten, wo die Zu-
stellung an die Tochter und Erbin des Schuldners erbeten wird und am
Schlüsse der Zeile möglicherweise ähnliche Formeln wie in den obigen
Stellen enthalten waren. Aber wie dem auch sei, es fehlt am Beweise
dafür, daß der uns hier beschäftigende Abschnitt des Verfahrens, der im
technischen SinneTiagdöeiJ-iQ hieß, sich auf etwas anderes als auf die Angabe
x
) Schwarz, Hypothek und Hypallagma 98, vgl. auch 110f.;
femer Partsch, Arch. f. Pap. V 517; Raape, Verfall des Pfandes 131.
2
) Inwiefern für die hier behandelte Frage BGU. 1132 in Betracht
kommt, wird unten ( S. 329f .
) zu erörtern sein. BGU. 378, M f (Chrest. II 60)
.
IV 548 und von Mitteis, Z. Sav. St. XXVIII 385 ergänzt worden.
Daran wird man festhalten müssen. Obwohl auch so der Satzbau Schwie-
rigkeiten macht, würde er sich einer Ergänzung 7iageöei[£e mit dem
Schuldner als Subjekt noch viel weniger fügen. Die Darstellung des Vor-
gehens des Schuldners beginnt offenbar erst bei owegycov. Über den
Inhalt der Urkunde s. S. 325 f.
a Man könnte sich das beispielsweise so vorstellen, daß bei einer
)
i 8 _27
nocn nicht der Fall. Freilich wird hier nicht nur von
der Forderung ( 19 f.)> sondern auch von dem Hypallagma
( 24 )
des Gläubigers gesprochen, aber die genaueren Angaben
über Lage, Größe, Beschaffenheit und Wert der Grund-
stücke, wie sie die nagdöeiiig erforderte, sind in diesen Worten
nicht enthalten und lassen sich schwerlich in die Lücken
der Urkunde hineintragen. Diese evrev^ig lieferte also weder
eine nagdÖEi^iq, noch läßt sich nachweisen, daß sie eine
solche als erfolgt voraussetzte. Auch was den xQi]fiana/jidg
EveyvQaoiag anlangt, lassen unsere Quellen nichts von dem
erkennen, was als Merkmal der na^döei^K; hingestellt wurde.
Wie schon hervorgehoben (S. 314 f.), beschränkten sich in
den uns bekannten Fällen die Chrematisten darauf, die
Zustellung und Durchführung ihres Beschlusses im all-
gemeinen anzuordnen. So stark auch die in Betracht kom-
menden 1 ) Texte BGU. 1038, 18 _ 18 und 239, 10 _14 beschädigt
sind, so darf man doch auch hier behaupten, daß Angaben
wie die oben gekennzeichneten weder in ihren Resten er-
halten sind, noch durch Ergänzung in ihre Lücken hinein-
getragen werden können. 2 ) Nun kann ja fraglich erscheinen,
ob man das, was vereinzelte Urkunden erkennen lassen,
verallgemeinern darf. Ich möchte auch eine andere Fassung
der svrevgiq und des xQWxlial1 ^ un ^ eme frühere JiaQaöeiijig
(namentlich bei hypallagmatischen Forderungen) nicht als
x
) In Berl. 11664 entspricht der Beginn des /g^arto/zös ive/vgcioiag
(vgl. 4 ). Man brauchte dabei gar nicht viele Abkürzungen, an denen der
Text auch sonst keinen Mangel leidet, anzunehmen. Ich will aber mit
jenen Worten nur eine Möglichkeit dessen, was etwa in der Lücke ge-
standen haben könnte, andeuten: als positiver Vorschlag zur Ergänzung
sollen sie nicht gelten.
hter and < &
s . Wenn das Relativum rjy, wie es doch notwendig scheint, auf das
[ . .
( 13 )
im 6 71q(z(>ct(oq) rä vnaQ%ovra navra AQ7iäX(ov) machen '
avrov '
Afiftcbviov Ttagä rov Oeodcbgov diä rü>v tzqolxtöqcov tzqoq-
ßokrjv rcöv TiQÖTEQOv '
Agioriov enoixiov xal — SQyaarrjQiojv xal
ipdöjv roncov xal oIxotcsÖcov. Es ist ausgeschlossen 2 ), daß
hier dieselbe 7ioogßo2.rj wie bei dem
ersten Rechtsgeschäft
(I A [8_ 16 ]) gemeint sein könnte.
Beide haben, wie es scheint,
nichts miteinander gemein: jedenfalls beziehen sie sich auf
ganz verschiedene Grundstücke. 3 ) Vor allem aber geht es
rung von 500 Grundstücke im Werte von 200 gepfändet und für ver-
fallen erklärt wurden, so folgt daraus, daß nachher eine Abschlags-
zahlung von 200 geleistet wurde, noch nicht von selbst, daß nun jene
Grundstücke von der Haftung frei waren: es bedurfte vielmehr einer
Feststellung, daß durch die Teilzahlung die TtQogßoArj abgelöst sein
sollte. Aber wir dürfen wohl annehmen, daß eine solche auch tat-
sächlich in der ersten Synchoresis (I
6 _
24 ) enthalten war und daß diese
Angabe nur summarischen Übersicht weggelassen ist, bei
in unserer
der man sich damit begnügte, das Endergebnis einer Restschuld von
300 ohne nqoqßoXrj zu verzeichnen. (Die von manchen Forschern an-
genommene Teilhaftung des griechischen Pfandes bei Abschlagszahlungen,
die in unserem Falle dazu führen müßte, daß die von der 7iQogßoÄrj be-
troffenen Grundstücke zu zwei Fünfteln ihres Wertes haftfrei wurden,
kommt hier, da sie ganz frei werden, nicht in Frage. Vgl. darüber Gra-
denwitz, Einführung XIV Anm. und Arch. f. Pap. II 100 Anm.; Weiß,
Pfandr. Unters. I 23f.; Eger, Grundbuch 45; MitteiS, Grundz. 157;
Raape, Verfall des Pfandes 100; Partsch, Arch. f. Pap. V 508.)
) Wegen der abweichenden Meinung von Schwarz vgl. S. 331, 4
x
.
nicht an. die hier (,,.) erwähnte 7iagax(t)Qr}aiQ auf eine Linie
mit <lrr xaxayQaspr] des VoDttpeckungavcrfahrePl (Flor. 55.
66; Lond. Nr. is!>7; oben s. 303 ff.)
1
) n stellen und sie als
Abtretung (Zuachreibung) des Eigentums zu verstehen. 2 )
Der mitgeteilte Text läßt nur eine Auslegung zu TtQogßoXrjv :
f-avÖQecov y^mga (vgl. dazu Dikaiomata 69f.), aber im erstoren ist yfj zigooz
(vgl. Rostowzew, Kolonat 3; Wilcken, Grundz. 273) in der Feldmark
(7KQi) des Syrerdorfes, im zweiten sind ein enotxiov i^yaaxi)Qta, ydot
xönoi und oixöneöa im (iv) Syrerdorf genannt.
Wäre das der Fall, so müßte man eine zweiseitige, anders als
*)
besondere auch, wie ich glaube, die Meinung von Schwarz (111), daß
durch die nqozßoXfi der Gläubiger ein auflösend bedingtes Eigentums-
recht erlangt habe.
332 Paul Jörs,
*) Man darf sich nicht dadurch täuschen lassen, daß die Aus-
drucksweise der Quellen nicht immer den strengsten juristischen An-
forderungen gerecht wird. Wenn z. B. in der hier besprochenen Stelle
gesagt wird, Theodoros habe dem Ammonios die nqoqßoXri an den Grund-
stücken abgetreten, die 'früher' (tiqoxsqov) der Aristion gehörten, so ist
das insofern ungenau, als ihr erst die xaxayQoxpr\ das Eigentum entziehen
würde. Aber großes Gewicht wird man nicht darauf legen dürfen, daß
die dem Theodoros für verfallen erklärten Grundstücke als nicht mehr
im Vermögen der Schuldnerin stehend bezeichnet werden. Wäre Th.
durch die TtQcgßofaj schon Eigentümer geworden, warum üeß sich dann
sein Gläubiger A. nicht die Grundstücke selbst zuschlagen ? Vollends —
wird man es als ungeschickten Ausdruck bezeichnen dürfen, wenn m
dem oben (S. 311) behandelten Zusatz zu unserer Urkunde (Preisigke,
Berichtigungsliste S. 98) von einer ßeßaUooig x(f\)<; 7iQox(eifievr)s)
XcoQtjaiQ und der Aristion erhält die Zahlung, von der hier
die Rede ist, ihre feste Beziehung zu der vorerwähnten, in
der Urkunde an zweiter Stelle (I B [i«_ lt ]) genannten nqoz-
ßofoj, also derjenigen, die Theodoros an den Grundstw<
der Aristion erwirkt und dem Ammonios abgetreten hatte.
'Auf Rechnung' dieser nQosßoXi) hat der Gläubiger und
Zessionar Ammonios nun eine Abschlagszahlung erhalten.
Das setzt eine bestimmte Wertgrenze voraus und bestätigt
ebenfalls den oben (S. 319) entwickelten Grundsatz, daß
durch die nagdöei^iq ein bestimmter Schätzungswert des
Pfandes ermittelt wurde, zu dem es dem Gläubiger bei der
TZQogßofaj zugeschlagen wurde. 1 ) Des weiteren ist zu be-
merken, daß Ammonios das Recht zur y.azayQa<pTJ, das ihm
nach unserer Auffassung durch die Abtretung der nqoqßoXr\
zustand, bisher nicht ausgeübt hatte: vielleicht hatte diese
Abtretung fiduziarischen Charakter. Auffallend ist, daß
die hier erwähnte Zahlung, deren Betrag wir nicht kennen,
von der zugrundeliegenden Forderung der 500 Drachmen
nicht abgerechnet wird. Denndie zweite Synchoresis ( 24 _3o)
beginnt damit, daß sie ein Saldo von 300 Drachmen fest-
stellt ( 26
f. 34f.): sie hat also nur die erste Zahlung von
200 Drachmen ( 21 ) in Ansatz gebracht. Wie das zu erklären
ist, geht aus unserer Urkunde nicht hervor: für die hier
x
) Diese Abschätzung müßte bei unserer Auffassung der Sachlage
die Grundstücke der Aristion betroffen haben und schon erfolgt sein,
als Theodoros die TiQogßoAtf an ihnen betrieb.
;
x
) Vgl. darüber Lewald Grundbuch 67ff. Eger, Grundbuch 61 ff.
, ;
und von Mitteis (Chrest. S. 254f.) Koschaker, Z. Sav. St. XXIX 37;
Lewald, Grundbuch 67. 70; Eger, Grundbuch 62; Schwarz, Hypothek
und Hypallagma 85 f., 2 95 ff.; Raape, Verfall des Pfandes 121.
.
3
)
Nach Oxy. 712 muß die nagdöei^ig entweder der hier mitgeteilten
Eingabe vorangehen oder in ihr enthalten sein (vgl. S. 3241,!).
( 8
ff.)
Letzteres wäre der Fall, wenn man in den Angaben von Z. ^f. den Nach-
weis des Grundstückes und seines Deckungswertes für die Forderung er-
blicken könnte: der Abschätzung mochte dadurch Genüge geschehen sein,
daß der Gläubiger das Grundstück als Entgelt für seine Forderung in An-
spruch nahm. Daß eine solche Erklärung unmöglich ist, wird man nicht
behaupten können. Auch die Ausdrucksweise in Z. 2 7ULQaöd^ea>g vqp' fp>
iaxiv läßt sich ebensowohl erklären, wenn man sie auf das gegenwärtig zur
Erledigung vorliegende Gesuch bezieht, als wenn man ein vorhergehendes
Schriftstück darunter versteht (vgl. dazu S. 325, j). Wenig aber paßt zu
der Annahme, daß die in der Urkunde enthaltene Eingabe eine naQddetgiQ
darstellte, deren Antrag ( 19 ) und die darauf ergehende Anordnung ( 3 ):
denn das aaxi%eiv JCQog Eveyvqaaiav läßt die Feststellung des von der
Pfändung betroffenen Grundstückes und seines Wertes, die doch die
Hauptsache für die nagdöeit-ig sein mußte, ganz zurücktreten. Noch
weniger würde jene Auffassung zutreffen, wenn wir oben mit Recht
angenommen haben, daß die nagdöei^iQ eine genaue Beschreibung der
Grundstücke wie bei freiwilligen Veräußerungen voraussetzte. Und
vollends müßte man annehmen, daß die nagdöei^ig der Eingabe von Oxy.
712 vorangegangen wäre, wenn in Z. 3 f. von einem nagaöeixvvvai des
Schuldners die Rede war, was freilich recht zweifelhaft ist: vgl. S. 321.
4 erhaltenen Teilen von Oxy. 712 ist die nqogßoKrj nicht
) In den
erwähnt, und dem Versuche, sie durch Ergänzung in die Lücken hinein-
zutragen, würde, abgesehen von grammatischen Schwierigkeiten, auch
der Umstand entgegenstehen, daß der Gläubiger den Ablauf einer Frist
betont ( 18 ), offenbar derjenigen, die zwischen dem gerichtliehen Pfän-
dungsbeschluß und seiner Durchführung liegen mußte (vgl. dazu Jörs,
Z. Sav. St. XXXIV 154, x ). Das wäre den Praktoren gegenüber kaum
angebracht gewesen, wenn diese dem %Qr)/uaTiOfiög ivexvQaolag schon durch
ihre nqogßolr) Erfolg gegeben hatten. Selbstverständlich soll damit kein
absolutes Urteil ausgesprochen sein, sondern nur die größere Wahrschein-
lichkeit gegenüber unserer Urkunde abgewogen werden. Nebenbei: In
Z. 18 könnte vielleicht ergänzt werden: xal öieX]-&6vro[g] nfaiovog %qovov
bter und Chrematisten. 335
bittet sie um
'Beschlagnahme' des Grundstückes ( 19 ). Die
Praktoren geben dem Gesuch dadurch Folge, daß sie an die
ßtßXtoftiAaxet tyxxr'ioeiov die Aafforderang «ließen 3 ): xard- (
haupt die Eintragungen von Flor. 97, als Bericht über eine
<moyQa<prj, und daß die xaxoxrj durch eine solche der ßißho-
-&rjxq iyxxrjoecov angemeldet wurde, ist nach Oxy. 712 ent-
schieden nicht anzunehmen. Diese Schwierigkeiten ver-
schwinden oder verringern sich wenigstens erheblich, wenn
wir uns vorstellen, der Gläubiger habe unter Berufung auf
eine früher erfolgte xaxoxrj, nachdem er nunmehr (durch
das Eigentum an den Grundstücken erworben
y.axaygacpfj)
hatte, eine ajioyoayf) eingereicht, deren Eintragung hier
vorliegt. 1 )
Auf den ersten Blick möchte es scheinen, als ob
damit auch Z. 7 im Einklang stände. Die dort erhaltenen
Worte äxoAov&cog xq> emaxaÄ(evxi) r)ßlv vnö EvÖ(oq[ov?, wozu
schon Eger xQrj/LtaxiOfuö ergänzt hat, erinnern auffallend an
Lond. Nr. 1897, 9 f. xaxä xöv smaxalevxa vnö avxibv XQW*1 '
:
xiofiov. Man möchte geneigt sein, sie hier wie dort auf die
Anweisung der Praktoren an die Urkundsbehörde, durch
welche diese zur Aufnahme der xaxayqacpr) ermächtigt wurde
(S. 309f.) zu beziehen. Und in Z. 8 hätten wir bei der dort
erwähnten ivexvgaaia an den voraufgehenden Gerichts-
beschluß der Chrematisten zu denken. Aber diese Auf-
stellungen unterhegen doch erheblichen Zweifeln. Einmal
fragt es sich, ob die versuchte Deutung von eniaxeXXeiv
stichhaltig ist. Und da muß gleich das folgende Wort Be-
x
) Eine offene Frage bleibt es, wie das zweite äjielyQdyxiro in Z. 6,
wenn richtig gelesen und ergänzt, zu verstehen ist. Unmöglich macht
es jedenfalls die oben vorgetragene Auffassung nicht.
iit«T iitiu Chrom \A '.V.'<7
Grundbuch 164.
Erzrichtor und ('hr«'in.-itis»«-n. 339
vor allem wissen, wem das Grundstück, das sie dem Er-
werber zuschreiben sollten, bisher gehört hatte. 3 ) Man
sieht, unüberwindlich sind die Schwierigkeiten nicht, die
sich der obigen Deutung von Oxy. 1208 entgegenstellen:
mehr darf nicht behauptet werden. (Fortsetzung folgt)
22*
52 Paul Jörs,
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m.
Erzrichter und Chrematisten.
Von
(Forlsetzung.)^)
V. Widerspruch (ävxiQQt]ais),
hryetov) geltend {i^ii.)'. darin lag offenbar ein Widerspruch gegen den
Zahlungsauftrag des X, gleichviel ob dessen Fordenmg ausdrücklich be-
stritten war oder ob sie durch die Aufrechnung getilgt werden sollte.
Dieser Gegenfordenmg des Leonides setzt X in der vorliegenden Eingabe
seinerseits den Widerspruch entgegen (vgl. besonders »ff.): auch hier
haben wir also eme avrlQQrjat^ gegen ein Suunohtcöv. (Über den Adressaten
der zuletzt erwähnten Eingabe s. unten S. 57, ,). —
Auf den sonstigen
Inhalt von Oxy. 1203 soll hier kurz hingewiesen werden, um sein Ver-
hältnis zu dem Vorhergehenden klarzustellen: um eine ävrtQQryriQ handelt
es sich in ihm nicht. Wie eben hervorgehoben, veräußerte der Schuldner
die mit der Hypothek belastete Sache, der Gläubiger stellte darauf dem
Käufer ein öiaajohxdv zu, durch das er die Rechtmäßigkeit der Ver-
äußerung bestritt. Darin liegt eine Rechtsverwahrung des Gläubigere
gegenüber einem Dritten. Näheres ist aber nicht bekannt: man könnte
vielleicht (!) an ein öiaaxohx6v nach Art von Oxy. 1270 denken. Ob
dieses aber im Mahn- und Vollstreckungsverfahren Berücksichtigung
finden konnte, ob seine Erledigung nicht vielmehr ganz dem ordentlichen
Verfahren anheimfiel, muß dahingestellt bleiben.
*) Die ävrlQQTjaig (j,) wird in dieser Urkunde freilich im Anschluß
54 Paul Jörs,
an den Zahlungsauftrag (jjf.) genannt: dann erst ist von dem Pfändunj
beschluß (u) die Rede. Damit soll aber schwerlich die zeitliche Reihen^
folge der Akte zum Ausdruck gebracht und des Widerspruches nur al
einer der Vergangenheit angehörenden Tatsache gedacht werden. De*
Pfändujogsbeschluß wird von der Gläubigerin zur Unterstützung ihr
weiteren uns nicht mehr erhaltenen Ausführimgen herangezogen (as^*)^
"Ax^qC] 6e oß [äv ? zct ?] iifjg emxeXä) öia tov ^evinärv 7iQdxr[oQOc:] a>c[oXo]vi
fj Tiagexö/iiaa evexvQ[aoi]a . . . . (vgl. Preisigke, Berichtigungsliste S. 85)
Diese Worte lassen erkeimen, daß das Anrufen des Statthalters siel
zwischen den Beschluß und seine Ausführimg einschiebt. Offenbar will
die Gläubigerinden Beschluß aufrechterhalten: er wird also durch deni
Widerspruch betroffen. Vgl. imten S. 95 £E.
*) Das Nähere über diese Urkunde s. unten S. 58ff.
zugrimde gelegen hätte. Es ist also zu vermuten, daß hier eine pfandlose
Forderung beglichen wurde und demnach zu den vö/xifia in Z. ,. 10 auch
die evexvQaaia gehörte.
^) In Ryl. 119, 14 ergeht em Urteil des luridicus: oTwdovvai ^fiäg
rd xe<pd}.aiov xal ävaxofilaaG'&cu rfjv "üTw&rpcrp'. Das ist offenbar nicht so
zu verstehen, daß der Schuldner ein Einlösungsrecht geltend gemacht
56 Paul Jörs,
dürfen, da die Aufhebung d^r i/ißaöeia gegen Zahlung lediglich auf Grund
der Vereinbarung der Parteien erfolgt sein köimte: immerhin weist auch
hier die noQdxhjaig, wenn wir sie richtig aufgefaßt haben (s. d. Text),
in die angedeutete Richtung. In Oxy. 653 dagegen wird man bei
der großen Entschiedenheit, mit welcher der Präfekt betont, daß der
Gläubiger sich mit der angebotenen Zahlung zufrieden geben müsse
einen gesetzlich anerkannten Anspruch des Schiddn'^rs auf
(i2f. 17. ni'),
Rückgabe der Pfandgrundstücke annehmen müssen. Der Präfekt zweifelt
offenbar gar nicht an dem Lösungsrecht des Schuldners er erwägt nur,:
Das gleiche gilt für die Rephk des Gläubigers, für die
wir ein mit der Adresse des Erzrichters versehenes Beispiel
in Lond. III 132 f. Nr. 908, „ff. besitzen, und die in Oxy.
68, 88^- vom Schukhier mit den Worten a%>v olg iäv ßißXvO"
/«a;U^[or]j7 TiQogfxexadol vorgesehen wird.*)
Man darf annehmen, daß für die dvrlQQTjaig wie für alle
dem Erzrichter eingereichten Schriftsätze die allgemeine
Begel galtj daß sie ihm in einer Sitzung zu eigenen Händen
gerichtet war, wird heute nxit Recht allgemein angenommen: vgl. Mitt-
eis, Grundzüge 127 und Chreet. S. 249; Schwarz, Hyp. 78f.
•) Die folgenden Worte kann man vielleicht ergänzen: öi* fjg ivi-
[(peQi] xiva TiQÖQ xijv tölav invdvula», d. h. sie brachte einiges vor, das ihrem
') Anders steht ee mit der vorli^endon Eingabe Oxy. 1203, welche
den Schriftenwechsel: vgl. Lond. ^: xal 5aa eav etg vazsQov /neradip.
») Mitteis, Sitzb. d. Sachs. Ges. d. W. (phiL-hist.) LXH 86ff. und
fand dann —
worauf es hier ankommt ein Termin vor —
dem Erzriöhter statt, der zu einem Schreiben dieses Be-
amten an den Strategen führte. Dieser Brief (j-,) und
das Protokoll der Verhandlung vor dem Erzrichter (a-n,
unvollständig erhalten) sind abschriftlich mitgeteilt.*) In
legiing von Giess. 34 dieselbe bleiben, auch wenn man zwei Protokolle
annehmen müßte: über das zweite würde freilich der Text nicht einmal
zu Vermutungen einen Anhalt bieten.
*) Z. y^i. : AvQijXla Mrjv[o6iOQa — — öia rov naavnoo — Eaßeivoü —
]
men werden: demzufolge konnte dann der Gläubiger auch keine ipißaöela
herbeiführen.
*) Über diese Auffassung s, imten S. 60ff.
vom Vater abgeschlossen: die Pfändung erfolgte nach seinem Tode gegen
seine minderjährige Erbin. War in einem solchen Falle überhaupt eine
Wiedereinsetzung zulässig ? Die einzige Stelle, die, soweit ich sehe, von
Enrioht«r und Chrematisten. 61
auf, daß dies in der Urkimde nicht angedeutet ist, habe ich in meiner Be-
kämpfung dieser Ansicht absichtlich kein Gewicht gelegt, denn es gibt
auch sonst Fälle, in denen die Überweisung nicht zum Ausdruck ge-
bracht ist.
*) Die Vermutimg, daß die Minder jähiigkeit im verlorenen Schlüsse
des vndfjvrjjia als Grund des Begehrens angeführt gewesen sein möchte,
würde den im Text hervorgehobenen Gnmd, daß der Erzrichter den
Gläubiger nicht auf sie, sondern auf die Erfüllung hinweist, gegen sich
haben.
") In Z. 8 (töv nXdoxw) wird Teilleistung erwähnt und nach Z.
«
{hom&v) scheint sie sioh auf 100 Maß belaufen zu haben. Demgegenüber
62 Paul Jörs,
Nr. 908 («ff.) ist der Grund aus dem i5n6fivr]fia zu entnehmen: ob das
notwendig war, muß dahingestellt bleiben.
Erarichter und Chrematisten. 63
*) Vgl. hierzu auch die Erörterung über BGU. 832,26 unten S. 71,2.
*) Im allgemeinen werden die Erklärimgen zu Protokoll wohl er-
heblich seltener gewesen sein als die Überreichungen von Eingaben, da
sie offenbar die Zeit des Beamten mehr in Anspruch nahmen als diese.
Auch haben wir nur wenige Beispiele dafür in den Quellen. Vielleicht
ja
ist es kein Zufall, daß in Giess. 34 Sabinus ßovXsvxrjg nQeaßvxatos in Ale-
xandrien und demnach gewiß den vornehmen Familien der Stadt an-
gehörte, denen ja auch der Erzrichter zu entstammen pflegte.
') Mitteis, Leipziger Dekanatsprogramm 1912 (Lauhn) S. 8. Der
auf dem Konvent befand oder nicht (vgl. Wilcken, Arch. f. Pap. IV 397).
Auch im ersteren Falle war gewiß die Anbringung einer Beschwerde in
der hier angenommenen Form nicht ausgeschlossen: was sollte den Prä-
fekten auf dem Konvent hindern, auch einer Partei allein Gehör zu
geben? Der Zeit nach würde das vom 14. August datierte Programm
auf den Konvent von Alexandrien, als dessen Vorort dann Klein- Hermu-
polis angesehen werden müßte, hinweisen (Wilcken a. a. O. und 415ff.).
8) Das Protokoll wie die Eingabe wird als V7i6fivr}/j.a bezeichnet.
Über die Verwendung des Wortes in Z. ,.7) s. oben S. 59, 1. Vgl. auch
Mitteis, Her. d. Sachs. Ge?. d. W. LXII 87, ,.
Beamte, der hier die Verhandlimg leitete, einnahm: vgl. Mitteis, Pro-
gramm S. 11.
*) Vgl. oben S. 67.
In Oxy. 71, i jg beißt es: rj xq> axQaxr^tö rj
^ eäv o^ eäv 6oxi[fj,daf) aov xö fxjeyaklov. In
öofcifMiaijg; in Flor. 36, 27 f.:
Amh. 142, 18 soll der praepositus castrorum, in Berl. Inv. 2745, ^ das
Offifyum {rd^ig) beauftragt werden.
') Oxy. 71, i^i.: eTiavayxaa&fj — ^er' ivexvQoy» XrjfJitpecoz; Flor.:
ijiavayxaa&fjvai; Oxy. 1470, jg: ETiavayxacf&fjvai; Amh. j«: eTUjvayxdaai;
Berl. ,1: aweXdaei, vgl. ,,: 6(xt]q ixxog imyvcövca. In Stiaßb. 5 wird in
der Lücke von Z. yj wohl ein ähnlicher Ausdruck gestanden haben; vgl.
lg: [£?r]tor[T"]£Acö
— dnoxaxaaxfj xrjv xaxicfxrjv.
•) Oxy. 71, 19: xrjv ojiööoaiv noi'^aaa&ai; Flor. 28 '"^d Amh. 17:
dnoxaxaaxfjaai; Berl. ni ajioaxrjvai — xal ojioöovvai; Straßb. jg: ajioxa-
xaaxfl. Oxy. 1470, ,: änoöovvcu.
') Oxy. 71, 20^ äyvcD/novovvxa; Amh. jg: ävxiXeyovaiv; Berl. 12 : ävxiQ-
QY^aet, 1,: ävxiMyovxeq; Straßb. j^: ^ ejuix[E\voisv — aa^6\voiq. xQ(i>/ievoi;
Oxy. 1470, 7: ävxiXeyovaiv.
*) Oxy. 20= «^t t6 aov /xeyaXlov; Flor. 29: dg xö] aov äxQovxov öixa-
[ax}i]QU)v; Amb. jg: eig xö äxQ[a.]vx6{v) aov öixaaxi^Qiov; Berl. 12- le* öixa-
axTJQiov; Straßb. „. j,: elg xo aov In Oxy. 1470, g
(19: i[nov]) öwaaxriQuyv.
ist wegen der Lücke die Folge des ävxiXeyeiv nicht erkennbar: die Fassimg
aufgehoben werden konnte, zeigt Giess. 34, g- Da wir nun aus Oxy. 68
wissen, daß ein Widerspruch gegen das 6iaaxo?uxöv allein zulässig war,
kann die Folgerung, daß dieses auch allein aufgehoben werden konnte.
70 Paul Jörs,
Mit den letzten Worten ist jedenfalls der Richter gemeint, der
3)
über den Widerspruch entscheiden soll, weion sich der Gläubiger ihm
nicht fügen, sondern zum ßißKio/naxeiv übergehen wird. Daß dafür ver-
Enriohter und ChrematiBtea. 71
*) Hier wird der Antrag auf Ladung von der Partei gestellt, welche
den Widerspruch geltend gemacht hatte: wahrscheinlich konnte er aber
auch von dem Gegner eingebracht werden; vgl. S. 76.
») Näheres s. oben XXXVI 326f.
74 Paul Jörs,
geordnet.
Aber nach Giess. 34, , möchte es freilich scheinen, als
hätte es auch, um das Verfahrenzum Ruhen zu bringen,
einer richterhchen Anordnung bedurft. Denn hier erläßt
^) Die Ergänzung stammt von Mitteis (Chrest. 240), nur habe ich
entsprechend Lips. 120, „ firjdi statt ^^re eingefügt.
•) Freilich muß man gerade hier beachten, daß das Verfahren ein-
seitig war. Denkbar wäre es also, daß der Gläubiger unter Verschweigung
des gegen das duxarohxöv eingelegten Widerspruches seine evxevgig ein-
reichte und den Rändungsbeschluß erbat. Indessen groß war diese Ge-
fahr für den Schuldner nicht. Denn die Chrematisten prüften, wie wir
sahen (XXXVI 284 ff. 291 ff.), bevor sie die Pfändimg verhängten, die
ivxev^iQ hinsichtlich ihrei Voraussetzungen: der Gedanke liegt nahe, daß
sie dabei die Vorakten aus dem xaxahyyelov heranzog;^, und aus diesen
mußte sich ergeben, ob ein Widerspruch vorlag. Und selbst wenn es dem
Gläubiger gelungen sein sollte, das Gericht zu täuschen und einen Pfän-
dimgsbeschluß zu erwirken, so stand ja dem Schuldner auch gegen diesen
ein Widerspruch zu, mit dem er geltend machen konnte, daß der frühere
nicht berücksichtigt war.
8) Über Lond. III 132f. Nr. 908f. im folgenden (S. 72fE).
Eixriohter und ChrematiBten. 75
weitere Folgerungen daraus zu ziehen, darauf hin, daß in Oxy. 68, jjf.
als Wirkung der Eingabe angeführt wird: oxvqov xa&eaxdq —
5 fiexidonci
fjioi diaarohxöv, während es in Lond. 908, 31 heißt: oxvqov —
xQi&rjaö/ievov.
Ich glaube, die Verschiedenheit liegt nur im Avadruck, denn es ist zu
beachten, daß sich xa&earög in der ersten Stelle nicht bloß auf das vor-
liegende duiaxohxöv des Gläubigers, sondern auch auf seine vielleicht
erfolgenden zukünftigen Eingaben bezieht, xmd daß auch Oxy. 68
76 Paul Jörs,
ausdrücklich auf den eventuell nötigen Prozeß hinweist {fievovaav 6' ifiot
Nr^ 908 vor uns. Nicht also smd solche Eingaben gemeint, mit denen
der Gläubiger versuchen könnte, das Verfahren fortzviführen, also bei-
spielsweise gegenüber Oxy. 68 dieivrev^ig, wenn er die ei'£;^eaafo hätte ein-
leiten wollen. Gewiß wäre auch sie vom Schuldner als dxvQog angesehen
worden, aber einen Angriff gegen die ävrlQoipig enthielte sie rieht: sie
würde vielmehr voraussetzen, daß entweder kein Wideispruch erfolgt
(BGU. 1038, fzzf-]; vgl. S. 74) oder daß er überwunden war: ein 'Schrift-
Btreit' darf in ihrer Einreichung nicht gesehen werden.
^) Zvüc Einreichung mußte, wenn die Partei nicht selbst nach Ale-j
wenn die Parteien hoffen durften, durch Widerspruch oder Replik usw.i
auch ohne den Richter anzmufen und vor ihm in Alexandrien ei scheinen]
zu müssen, zum Ziele zu kommen: ich habe oben S. 76 darauf hinge wie-
fien, daß vielleicht dem Zeitablauf eine solche Bedeutung zukam.
Enxiohter und Chrematiaton, 79
Wir wenden uns nmi der Frage zu, vor welchem Gre-
richt {dixaar^Qiov, Giess. 34, «) die Verhandlung stattfand
und wessen Entscheidung angerufen wurde. In Giess. 34, ,
sagt der Erzrichter: fiixQ'' ^V^ ^«ö' ^/^^t xgiaeayg. Die Worte
1) Ein solcher ist gegeben, wenn die unten S. 107 ff. vorgetragene
Auslegung von Catt. Verso Aber weil auch dabei nur von Wahr-
zutrifft.
scheinlichkeit, nicht von Sicherheit gesprochen werden kann, will ich
Mich hier nicht darauf berufen.
*) Kglaig hat, was oft übersehen wird, in der Literatur und den
niu* die Aufhebung der evexvoaava, sondern auch die des öiaaxoXixöv in
Aussicht gestellt wird. Würde es sich nur um das letztere handeln, so
könnte für seine Aufhebung wohl nur der Erzrichter in Betracht kommen
(an den auch alle^ Wahrscheinlichkeit nach Oxy. 68 gerichtet war), denn
mit dem Zahlimgsauftrag allein waren die Chrematisten, soviel wir
wissen, nicht befaßt. Erklärlich aber wäre es, wentt sie mit dem von
ihnen ausgehendtn Pfändimgsbeschluß auch zugleich dessen Grundlage
beseitigt hätten.
^) Daß für die Entscheidung über den Widerspruch verschiedene
Richter zuständig gewesen seien, braucht man, wie ich meine, wegen
Oxy. 68, 34 xglaiv eq) Sw öiov iaxlv nicht anzunehmen. Vgl. oben S. 70, 3.
*) Die Möglichkeit, daß der Erzrichter übtjr den Widerspruch ent-
schied, hat schon Koschaker, Z. Sav. St. XXIX 31 erwogen. Mit Recht
Erariohter und Chrematisten. 81
*) Das betone ich: über die Frage, ob und inwieweit der Erzriohter
S. 87, 2), aber eine dvtlQQrjaiq im technischen Sinne des Mahn- und Voll-
streckungsverfabrens stellt die vorliegende Eingabe (als solche) nicht dar.
Diese ist nicht bloß ausgeschlossen, weil sie zu spät kotiünen würde,
sondern vor allem, weil sie an den Erzrichter, nicht an den Statthalter
gerichtet sein müßte.
1) Das früheste bekannte Datum dieses Statthalters ist der 11. Nov.
133 (Oxy. 237. vm 43)- Vgl. Anm. 2.
2) Den Ort kann man daraus erschließen, daß der belangte Schuld-
stattgefunden. Unsere Eingabe fällt also in die zweite Hälfte 132 oder]
den Anfang 133 n. Chr.
3) So ist die Angabe des Schuldners (27ff.): ««^ /^^ ndvxa xä
ifiavrov 7i6kr\aaz i&wqdrjv nhjQÖkiai, wenn man ihn beim Worte nehmen
will, aufzufassen. Vergleicht man aber die Eingaben wegen Körper-
Verletzungen in Lond. I 227 Nr, 113 (12d), g. „f. und Amh. 141, 10, in
stellten mir (eine Urkunde) zu, (in der) sie angaben, sie
hätten (einen Streit?) gegen mich betreffs einer Angelegen-
heit, welche die Entscheidung des damaligen Statthalters
l'lavius Titianus erforderte.*) Daß das aber in Wirkhchkeit
Nr Sinn der Worte war, erscheint recht zweifelhaft. Zu
yiv fehlt das Objekt: es ist möglich, daß etwas ausgefallen
Verfahrens eingefüixrt.
86 Paul Jörs,
Fall. Ich verstehe ihn so : TiQogßdvrog fiov rcp dgxiSinaatfj. Das Beziehungs»^
wort ist wie vorher (u) bei exeiv weggelassen oder vielleicht auch aus-
gefallen.
Er zahlte also
*) —
oder sah sich zur Zahlung gezwxmgen (S. 82, 3)
— um der ihm drohenden Pfändung oder, wenn man den XQW^^'^/^S
ivexvQoaiag als erlassen ansehen will (Anm. 2), um der ngogßoX^ und den
weiteren Akten des Vollstreckimgsverfahrens zu entgehen.
Erzrichter und Chrenuitisten. 87
1) Für das griechische Recht vgl. Rubel. Z. Sav. St. XXXVI 3G2f.
mit Belegen.
*) Da ß auch (ür diese In tervent ion der Ausdruck ävTiootjOi^ gebraucht
werden könnte, ist möglich: bis jetzt aber hat er sich in diesem weiteren
Sinne nicht nachweisen lassen.
3) Von Hib. 32 (Chrest. II 37) aus dem Jahre 246 v. Chr. wird
und wollte zur jiQogßoKij fortschreiten (7) ^), als er erfuhr, daß
Ammonios, derVater der Schuldner, für sich ein Pfandrecht an
den gepfändeten Grundstücken in Anspruch nahm.^) Der
Gläubiger reichte nun die vorliegende Eingabe an eine Be-
hörde ein, deren Amtsbezeichnung in der Urkunde verloren
ist. Da sie mit 'euch' angeredet wird*), also aus einer Mehr-
1) Vgl. oben XXXVI 312, 4 und unten
92 f.S.
) Von der Ttagdöei^ig wird in dem erhaltenen Text nicht gesprochen.
Da bestimmte Grundstücke als von der Pfandhaftung ergriffen angeführt
werden (2 ff.), ist möglich, daß sie schon vorgenommen war. Doch würde
ihre Erwähnung auch durch eine hypallagmatische Verpfändung allein
erklärt werden können. Vgl. oben XXXVI 321 ff.
8)Auf die materielle Sachlage kann hier nicht eingegangen werden.
Näheres darüber bei Mitteis, Z. Sav. St. XXXI 391 und Chrest. S. 220f.
*) Die vorliegende Eingabe war an dieselbe Stelle gerichtet wie die
Der ^evocwv nQÖxzotQ ist zwar in den meisten der uns bekatmten
')
RUIe (entgegen der Meinung von Mitteis, Cbrest. S. 253) als einzelner
Beamter tätig (vgl. aus ptolemäischer Zeit: Magd. 41, ,; Toi. 13, 1. „. „;
Rein. 7, „; Teb. 166; aus rönJscher Zeit: Oxy. 286, ^; Leipz. 1^, 1,;
Oxy. 1203, u- IS- «• ssf-; Berl. Inv. 11664, „; BGU. 1038, a. j,; BGU.
070, „). Dennoch darf man es wohl «Is Regel ansehen, daß es mehrere
dit-ser Beamten im Gau gab. Wir haben zwei Urkimden, in denen sie in
der Mehrzahl genannt werden: die ptoleraäische Rein. 19, „ (Teb. 5, „if.
kommt als allgemeine gesetzliche Vorschrift hier nicht in Betracht) und
die römische BGU. 1132, ,. ,,, wo gewiß die ^evixwv nQaxzoQeq, wenn auch
nicht genannt, so doch gemeint sind. Wichtiger ist, daß öfters die Be-
hörde als solche {^evtxtäv ngoxrogela) auftritt: so Leipz. 120, j; Lond.
Nr. 1897, 8 f. (Arch. f. Pap. VI 106 f.); Oxy. 712. 1. 825. In diesen ür-
kundrai ist das Amt einer Mehrheit von Pächtern {örjftoouinxu, /ua&KpraC)
überlassen, die es selbst (Oxy. 712, wo sie als ijmjQrjTal bezeichnet sind)
oder durch ihre Angestellten {ßorj^ög nQccyfiarsvri^g) ausübten. Es wäre
also durchaus angebracht, wenn- eine Partei sie, wie in Oxy. 1027, mit
ifieis anredete.
90 Paid Jörs,
des Vertreters des Gläubigers eist nach der ifißaöela erwähnt. Denn
diese (^) wird offenbar durch die Worte („f.) änevEyxdfit&a ndvxa xd
xo&cw xfOQla geschildert. Darauf erst heißt es (14 f.): ivxvxövxcav öi
xxL
Ttwon'
xtA. Damit auf die Z. ^i. erwähnten xiv^ (vorige Anm.) verwiesen.
ist
den Weg durch das xaxa}ßfyeun> (jg) genommen hatten, bei denen allen
das technische Wort fisTaöiöövai verwendet wird, gleichen Charakter
hatten, daß sie nämlich alle durch den Erzxichter vermittelte öiaenoXoed
waren, kann nicht zweifelhaft sein. In Oxy. 1027 ist jedenfalls kein auf
Befehl des Erzrichters zugestelltes duuxtohfcdv anzunehmen, denn der
Intervenient hat seine Eingabe bei der von ihm angerufent,n Behörde
(den Praktoren) eingereicht: ijiiöeda}[xi]vcu vfuv —
nicht /iexadeöcoxivat.
Diese Feststelluhg genügt hier, um die Verschiedenheit klarzulegen. Im
übrigen mag es dahingestellt bleiben, auf welche Weise {jigogineah fioi)
der Gläubiger von der Eingabe imd ihrem Inhalt Kenntnis erhalten hat.
^) Ich betone dieses 'konnte*, weil ich nicht der Meinung bin, daß
Eigentum (oder was er sonst für ein Recht geltend machte) zuerkannt
hätte, daß er überhaupt eine Entscheidung hätte treffen können, die
über den RÄhmen des Vollstreckungsverfahrens hinausging, haltte ich
für ausgeschlossen. Das wäre eine Umgehung und Ausschaltung de»
ordentlichen Prozesses gewesen, zu der gewiß weder die Parteien, noch
dieser Richter befugt war. Man darf demgegenüber auch nicht auf
Oxy. 653 verweisen (S. 90f.): hier entscheidet allerdings der Militär-
tribun über die Berechtigung der Intervenienten, aber er stand als Iudex
datus an Stelle des Prozeßrichters.
*) Über Catt. Verso s. unten S. 111.
') Der Kürze halber soll hier und im folgenden nur vom oQXi-
dixaaxrig als dem über Aufhebimg oder Fortgang des Mahn- und Voll-
streckungsverfahrens urteilenden Richtei gesprochen werden, weil die
Wahrscheinlichkeit dafür splricht, daß ihm diese Aufgabe zufiel: des
näheren vgl. S. 79f. 104 ff.
Erzrichter und Chrematisten. 95
^
96 Paul Jörs,
halter nicht aus freien Stücken anrief, sondern daß sie vom
Erzrichter an ihn verwiesen war. Es hegt auf der Hand,
daß dieser Beamte, der, um eine Entscheidung über die
Aufrechterhaltung oder Beendigimg des Vollstreckungs-
verfahrens zu geben, auf das materielle Rechtsverhältnis
der Parteien eingehen mußte (S. 72f.), es trotz dieser seiner
Zuständigkeit vermeiden mußte, damit der allgemeinen
Gerichtsbarkeit des Statthalters vorzugreifen. Auch war
sein ÖMaaririQLoVy wenn die Verhandlungen auch nicht
schlechthin als simimarische angesehen werden dürfen.
68f.) Aber jene Auslegung des öiaari}.^iv ist nur möglich, nicht not-
wendig. Und auch wenn wir sie uns zu eigen machen, bleibt die Partei-
stellung und die materielle Rechtslage im unklaren. Jedenfalls wird
dem Pausiris von Didymos Dolus vorgeworfen: ob aber iveÖQSvaavn
negl nvqov bedeuten soll, er habe sich auf betrügerische Weise Weizen
zu verschaffen gewußt —
dann würde Didymos für seinen Sohn als Gläu-
biger den Weizen in dem Zahlungsauftrage von Pausiris als Schuldner
zurückgefordert haben —
oder ob es heißen soll. Pausiris habe als (an-
,
b) Catt. Verao.
Tiefer führt in die hier behandelten Fragen P. Catt.
VcTso (Chrest. II 88) mit den ergänzenden Urkunden Lond.
11 lß2f. Nr. 196 (Chrest. II 87) und BGU. 1019, sämtüch
um 141 n. Chr.»)
lulius Agrippianus hatte dem Valerius Apollinarius
seit 117 V. Chr. mehrere Darlehen, zum größten Teile unter
hypothekarischer Sicherheit, gegeben. Obwohl ein Teil des
Kapitals zurückgezahlt war, bestand doch Schuld und Haf-
tung noch in erheblicher Höhe fort.*) Der Gläubiger
brachte nun (frühestens 128/9 n. Chr.), wie die uns in Catt.
Verso erhaltene Eingabe seines gleichnamigen Sohnes und
Erben sagt (i ^f.), die 'gesetzUchen' Rechtsbehelfe gegen
den Schuldner in Anwendung: ^;fo^(raTO Toig vofiiijiOK;. Daß
damit das Vollstreckungsverfahren auf Grund der die Dar-
lehen und Hypotheken verbriefenden (exekutiven) Schuld-
urkunden gemeint ist, kann als sicher gelten.*) Und ebenso
Zu diesen Urloinden vgl. vor allem Meyer, Arch. f. Pap. III 91 ff.
^)
Diese Übersicht schließt mit einf^m Guthaben des Gläubigers von 3 Ta-
lenten 1400 Drachmen, für welche Hypotheken an insgesamt 10^4 Aruren
Gaitenland hafteten. Dazu kam noch ein weiteres diagrapharisches,
nicht hjTpothekarisch gesichertes Darlehn von 1 Talent 1400 Drachmen.
In der uns als Catt. Verso vorliegenden Eingabe erwähnt der Gläubiger
weder die Schuldposten noch die Hypotheken: er sagt nur, sein Vater
Bei Gläubiger des Apollinarius noch vom 13. Jahr Hadrians her (128/9
112f.), und für den Fall, daß er sie nicht beweisen kann, wird
ihm die
Ersatzpflicht auferlegt. Daß etwa bloß den all-
olxovofieiv hier nicht
gemeinen Sinn 'vorwalten, wirtschaften' hat, sondern als 'verfügen, ver-
äuß«Tn* (hinsichtiich der Substanz und der Früchte: vgl. S. 113, j) auf-
pefrßt werden muß, gebt aus dem Zusammenhange hervor. Nicht die
Verwaltung hatte der Richter Asklepiados dem Gläubiger entzogen, denn,
wie schon hervorgehoben, führte er diese bis zu seinem Tode fort. Auch
kann i^-oixovofielv (u 3, f.) nicht in jenem Sinne, sondern nur als 'ver-
wirtschafton, veräußern' verstanden werden. —
Die i/ißadsia des Gläu-
bigers wird übrigens auch von Meyer, Arch. f. Pap. III 96f. und Raape,
Verfall d. grierh. Pfandes 66 angenommen.
Zur Zeit dos Todes des Vaters waren beide Kinder noch un-
^)
mündig (i „f.), zur Zeit der vorliegenden EL gäbe ist es nur noch das
jüngere (i, f.). Näheres s. bei Meyer, Arch. f. Papt III 94. Alle beteiligten
Personen dürften, was wichtig ist, Römer gewesen sein. Bei den Gläu-
bigern luliiLs Agrippianus, Vater und Sohn, und bei dem m sprünglichen
Schuldner, Valerius Apollinarius, kann das keinem Zweifel unterliegen.
Auffallend ist aber der Name des älteren Sohnes des Schuldners, der
zweimal (im Genitiv) verstümmelt begegnet (Lond. j, ....] oevxiov und
Catt. Verso ig.... öevrlov (PiMtviov). Der jüngere Sohn (ätp^h^) wird nicht
genannt. Das könnte den Anschein erwecken, als ob wenigstens der erstere
Sohn nicht den Gentilnamen des Vaters geführt hätte, also möglicherweise
unehelicher Geburt gewesen wäre. Da ß beide Söhne —
der jüngere (d^JtjAt^)
wird nicht mit Namen genannt —
, wie es nach der Urkunde den An-
schein hat, den Vater (der Soldat gewesen sein könnte) testamentarisch
beerben, würde gut dazu stimmen. Indessen wäre, auch wenn die unehe-
liche Geburt des ältesten Sohnes feststünde, ihm damit das römische
Bürgerrecht nicht abgesprochen: nach den Resten seines Namens müßte
es demnach als wahrscheinlich voi banden angesehen werden. Aber jene
Annahme erscheint überhaupt ols bedenklich. Denn da das Testament
des Valerius Apollinarius den Kindern, die es zu Erben einsetzte, zu-
gleich Vormünder bestellte, müssen sie doch wohl als iusti liberi unter
der Gewalt ihres Vaters gestanden haben, vmd ist ...entius vielleicht als
Endung eines Cognomen anztLsehen. Dann aber ist auch die Mutter
der Kinder, deren allein bekannter Name Drusilla nichts beweisen könnte,
als Römerin und ihre ngol^ (i 2of. m 9) als echte
—
Dos anzusehen.
ßorj&ovoa
*) Catt. Verso j i4ff.: nQodixovaa x&v xhcvtav. \ ^i.'.
— Tofg a<pijXiii. Lond.Xoyovg ^ .u^rijo tcöv tkuöIcov Ttageaxev. Auf
,f. : rox^g
das Vertretungsverhältnis kann hier nicht eingegangen werden. Vgl.
Meyer a. a. 0. 94; Wenger, Stellvertretung 148.
102 Paul Jörs,
xijQiog würden auch durch eine dem luridious vom Statthalter über-
tragene Rechtsprechung und die der Inschrift CIL. XI 6011: hie cum
mitteretur a Ti. Caes(are) Aug(uslo) in Aegyptum ad iur(is) dictfionem)
auch durch die freiwillige Gerichtsbarkeit erklärt sein. Immerhin dürfte
man solche einschränkende Auslegung als gezwungen empfinden. Und
auch die Nachrichten unserer Papyrusurkimden über prozessuale Tätig-
keit des luridicus machen nicht den Eindruck, als ob er sein Richteramt
lediglich im Auftrage des Präfekten ausgeübt hätte: vgl. außer den hier
behandelten Urkunden noch BGU. 5, n le**- ^5, n »• 245, n i^- 361, n v
378, „ff. Cairo (Preisigke) 1, gff.; Oxy. 237, yns»; 1102, i«. 22; Soc. Ital.
281, 293, aif.; Ryl. 119, , und aus byzantinischer Zeit P. Bouriant
27 0.
(Chrest. II 96). So überwiegt denn in der neueren Literatur auch die
Ansicht, daß dem (ritterlichen) luridicus in Ägypten ebenso wie den
(senatorischen) Legati iuridici anderer kaiserlicher Provinzen eine eigene
Ermohter und Chrematisten. 103
f. Pap. in 99ff.
104 Paul Jörs,
die Sache bei Maximianus anhängig ist, wenn auch die vor
ihm verhandelten Fragen ihren Ausgangspunkt in dem Voll-
streckungsverfahren hatten, doch nicht mehr innerhalb
dieses, sondern im ordenthchen Prozeß befinden, kann
keinem Zweifel unterliegen. Denn alle sicher zum Voll-
streckungsverfahren gehörigen richterlichen Erlasse sind
Beschlüsse oder Verfügungen, welche die evexvgaaia oder
ifißaöeia verhängen, verwerfen oder aufrechterhalten, und
diese gehen überall vom Erzrichter oder von den Chrema-
tisten oder deren Mandataren aus. Der luridicus erscheint
nie damit befaßt auch in unserem Falle haben seine Urteile,
:
wie später dargetan werden soll (S. 107 ff.), anderen Inhalt.
Fraglicher ist es, wie es mit der Verhandlung vor Askle-
piades und der von ihm getroffenen Entscheidung steht
(i 18— 3«). Vor allem wäre es wichtig, seine Stellung als
Richter zu kennen. In dieser Hinsicht hat Meyer die
Frage aufgeworfen, ob er nicht ein und dieselbe Person
mit dem in Catt. Recto m
6 (Chrest. II 372) genannten Erz-
richter O^hiioq ' AaxXrjmddrjg gewesen sein könnte^) und
demgemäß in unserer Urkunde Catt. Verso 1 19 f. zu er-
gänzen wäre ngög ' AaxKr)7iiddr]v yevofievov^) qlQXtdixaarrjv'].^)
^) Meyer, Arcb. f, Pap. III 99. Die Gründe dieses Forschers, eine
besondere Beziehung des ägxiöixoujTi^g zu den bei d^r ßißhoß-rpcr] iyxn^-
aecüv eingetragenen Pfandrechten der Drusilla und ihres Gegners, können
dem heutigen Stande unserer Wissenschaft gegenüber nicht mehr in Be-
tracht kommen. Die ßißhoqwkaxeg erhalten wohl gelegentlich Anweisungen
vom Erzrichter: so bei der TtQogqHovrjaig (Oxy. 1200; vgl. BGÜ. 825; Soc.
Ital. 74) und in dem unbestimmbaren BGU.
73 (wo übrigens der
Pap.
Gläubiger von Catt. Verso, Julius Agrippianus der Vater, ebenfalls das
Schreiben angeregt hat; vgl. Jörs, Z. Sav. St. XXXIV 125, 2 und
XXXVI 338, 1). Im allgemeinen darf die ßißho&rpcri nicht als dem Eiz-
riohter unterstellt angesehen werden.
*) 'Gewesener* Erzrichtei wäre Asklepiades vom Zeitpunkt der Ab-
fassung der vorliegenden Eingabe aus. Ebenso heißt es (n 2)' *IovM(p
Ma^iuutvip x(^ yevon\£\voi öixaiodöz'^ und (n 4) Kegedki — yevofiiv^ arQa-
8) Nach einer Angabe von Grenfell-Hunt üum Text der Urkimde
Arch. Pap. III 62. Dia Ergänzung paßt mit ihren 12 Buchstaben genau
f.
in die Lücke. Daß sio, lediglich nach den Maßverhältnissen des Textes
betrachtet, auch anders lauten könnte, braucht kaum hervorgehoben zu
werden. Insbesondere wäre auch ö[ixawd6Ti]v'] mit 11 Buchstaben mög-
lich, vorausgesetzt, daß der erste Buchstabe als ö gelesen werden dürfte.
Eririohter und ChrematiBten. 105
Aber es liegt auf der Hand, wieviel mehr Wahrscheinlicbke't die Ein-
fügung des Namens eines füi die in Betracht kommende 2Joit bekannten
Eizrichters für sich hat als die eines luridicus, von dessen Vorhanden-
sein wir nichts wissen.
zerstört, um daraufe
etwas zu erschließen. In 24 m
brauchen die Worte
f.«
gegangen, als sie für die Frage, ob dem Rechtsstreit vor den luridici
ein Vollstreckungsverfahren vorhergegangen ist, in Betracht kommt. Im
übrigen vgl. Meyer a. a. O. (S. 99, ,)• Auf einen Punkt werden wii
unten (Kap. VIlI) noch eingehen müssen.
*) An vielen Stellen zeigt die Urkunde durch Streichungen und
Meyer S. 101 f.). Indessen soll hier auf diese Punkte nur zur Charakte-
Ganzen hingewiesen werden auf
ristik des : einige von ihnen werden wir
zurückkommen müssen.
^) Es ist in dieser Hinsicht beachtenswert, daß die Eingabe nicht
Die Mutter wäre auch hier rls ngodixcnkfa und ßat]&ovaa anzu-
*)
Vorbringen der Schuldner nicht eingeht, sondern nur von einem An-
spruch der Drusilla in eigener Angelegenheit und einem Angriff gegen
die Vormünder berichtet, ist für seine Darstellung bezeichnend, darf uns
aber nicht beirren: vgl. S. 107, j.
I
Erzrichter und Chrematisten.
109
des Asklepiades nicht durch eine dvTiee»?(ris hervorgerufen war, vgl S. 105 f.
1 10 Paul Jörs,
Gedanken —w^e ich meine, den vollständigen Inhalt des Urteils des
Asklepiades —zum Ausdruck zu bringen, strich aber schließlich alles
als entbehrlich oder aus was sonst für einem Grunde.
8) Gatt. V. i2off-: fiexEQXo/jiivr] fiev nqohca n ....... v otpd'keaa&ax
iaxnfi vno xov 'AnoXivagloo.
3) Das geht daraus hervor, daß nur die Kinder als }c2.rjQov6fioi be-
Erariohter und CSirematisten. 111
leichnet werden d t^f. 2«) und daß Drusilla für siofa nichts von der Erb-
Bohaft, sondern nur ihre Dos fordert.
*) Catt. V.
ni 7^' Später wird der Dotalfoiderung nicht mehr
gedaoht: ob sie befriedigt wurde odep ob sie bei dei eingeleiteten Xoryo&eata
e Erledigung finden sollte, läßt sich nicht entscheiden.
>) Gewiß kam auch der Drusilla die (von uns angenommene) Sper-
»efag €ni[xQ6\novq ijiö xov Tiargog airiöv aaio öiad^rjg rifieXXov xai Se/i-
nq/tavtav c5s d^ueA^ovras röjv rüg aujprjh^i öiaqie^<ivTan>.
112 Paul Jörs,
angeordnet wird (S. 73). Daß die Vormünder nicht vor Asklepiades,
sondern vor dem luridicus, also vor dem ordentlichen Richter, und nicht
als Zeugen, sondern zui" eigenen Verantwortung erscheinen sollten, gebt
aus Catt. Verso n zz^- deutlich hervor.
2) Die testamentarischen Vormünder wurden vom Imidicus zur
die Vertretung der Unmündigen kotnmt es hier nicht an; vgl. S. 108, 2-
Erariohter und Chrematisten. 113
*) Daß das
Kapital stieitig war, geht aus Gatt. Vorso ^ff. (vgl. m
8> 107 f.) und m
hervor. Mit den Zinsen wird es ebenso gewesen sein,
f^{.
aber es wird ihrer nur gelegentlich einmal gedacht (iv »): nicht einnxal
in der Protokollanlage zu Lond. II lö2f. Nr. 196, „ff., in welcher die
Forderungen doe Gläubigers aufgezählt werden, sind sie erwähnt. Den
Inhalt doe Prozeflsea faßt der luridicus indem Auftrage zusanunen
(in jjff.): rdv xoC vofiov azQaxTjydv i^ejdaai ndvra, xdv rov ihioxQiov tiöqop
Hai iv TiöaoiQ iaxl rä ögieiM/isva xal 6r)hiöaai aöxtp. Also die Aktiva und
Passiva sollen festgestellt werden, eine Aufgabe, für die dann weiterhin
die Rechmmgsprüfer (Uiyo&ixm) bestellt werden (S. 112, j). Ihr ent-
spricht es auch, wenn der Gläubiger Verso iv »ff«) und die Schuld-
(Gatt.
ner, letztere durch ihre Mutter (Ijond. , f.), ihre Aufstellungen über Fordo-
rangen, Zinsen, haftende Grundstücke (Lond. if^ii.) und deren Erträge
einreichen. Offenbar wichen diese voneinander ab und sollte die Prüfung
feststellen, was von ihnen richtig war. Auffallend ist, wie sehr in dem
Berichte des Gläubigers die Nutzungen {nQdqqioi ^f si) yev^/icrra ly 24«i
vertiefen, da die Quellen keinen Anhalt gewähren. An und für sieh denk-
bar wäre eine Forderung der Schuldner auf Herausgabe des Überschusses
{superfiuum, hyperocha). Dabei ist kaum darauf Gewicht zu legen, daB
im vorliegenden Falle, wie es scheint, alle Beteiligten Römer waren
dexm
(S. 101, i); Akt des Vollstreckungsverfahrens
die eußaöela ist als ein
anzusehen, und dieses wurde, soweit wir es kennen, nicht von der
Nationalität des Gläubigers oder Schuldners beeinflußt. Aber da sich
weder ein gesetzliches Recht des Schuldners auf Erstattung des Über-
schusses noch eine vertragsmäßige Festsetzung dieses Inhalts bisher in
den ägyptischen Pfandverträgen mit genügender Sicherheit hat nach-
weisen lassen, so ist in dieser Hinsicht die größte Vorsiebt geboten (vgl.
hierüber, insbesondere auch über das Ostrakon Berl. 12524, unten
Kap. IX). — Näher läge viel leicht der Gedanke an die Geltendmachung
eines Einlösungsi echtes nach der i/xßaöela, wie wir es oben kennenlernten
(S. 65f ): aber in den unsem Rechtsstreit behandelnden Urkunden findet
sich auch nicht die leiseste Andeutung, daß dem Gläubiger nach der
ifißaöeia eine Zahlung angeboten wäre.
Durch solchen Übergriff des Gläubigers würde es sich auch er-
1)
klären, daß sich das Heiratsgut der Drusilla in seinen Händen befand
(S. llOf.). Daß auch das Hineinziehen der Vormünder in die Verhandlung
vor Asklepiades wohl mit diesen Verhältnissen in Zusammenhang stand,
wurde schon hervorgehoben (S. Ulf.).
2) Bezeichnend ist Catt. V. m
44 ff.: die Androhung der Strafe des
war eine ^xyyo&ecrla angeordnet (^q) und prozessivjrt^n die Parteien vor
dem luridicus (,) über die Erträge der Pf andgrimdstücke ob nur dar- :
8*
116 Paul Jörs,
c) Ryl. 113.
In diesem Zusammenhange müssen wir noch einmal
auf Ryl. 113 zurückkommen. Nach der oben (S. 81 ff.)
vertretenen Erklärung dieser Urkunde war dem Hierakion
im Mahnverfahren von seinen Gläubigern durch ein öiaaro-
hnov die Bezahlung einer Schuld aufgetragen, vielleicht war
auch schon ein Pfändungsbeschluß ergangen: den dagegen
eingelegten Widerspruch hatte der Erzrichter verworfen,
und der Schuldner sah sich gezwungen, zu zahlen. Jetzt
ruft dieser den Statthalter an, der allein in seiner Sache
entscheiden könne. Da der Schuldner selbst erklärt, auf
Grund des bisherigen Verfahrens, also nach unserer Auf-
fassung (85 f.) des Mahn- und Vollstreckungsverfahrens
gezahlt zu haben (oder wenigstens zahlen zu müssen^)), so
ergibt sich daraus die Frage, ob die ordentliche Gerichts-
barkeit des Statthalters auch in der Weise in dieses Ver-
fahren eingriff, daß sie darin ergangene feststehende Ent-
scheidungen aufhob oder sich doch darüber hinwegsetzte.
Als unmöghch wird man das nicht hinstellen dürfen, aberj
unsere Urkunde bringt keinen Beweis dafür. Denn
wissen nicht, welchen Erfolg das Gesuch des Hierakioi
hatte, ob es nicht gerade, weil der Statthalter sich nich^
mit der ordnungsmäßig ergangenen ycQiaLg (des Erzrichtersj]
in Widerspruch setzen wollte, abgewiesen wurde. Der An-^
tragsteller betont nur, daß die Sache vor das Tribunal dee
Statthalters gehöre und von Anfang an dort hätte ver-
handelt werden sollen. Warum er dieser Meinung ist,
er nicht. Es ist möglich, daß er das Mahn- und VoUstrek-!
kungsverfahren in seinem Falle als unzulässig ansieht dar :
3. Ergebnisse.
Es sind unvollständige und unsichere Ergebnisse, die
wir aus den Urkunden über das Verhältnis des Mahn- und
Vollstreckungsverfahrens zum ordentlichen Verfahren ent-
nehmen konnten. Außerdem sind die einzelnen Erschei-
nungen so verschieden, daß man darauf verzichten muß,
allgemeine Regeln über den Übergang, seine Voraussetzun-
gen und Wirkungen aufzustellen, ja sogar bezweifeln kann,
ob es überhaupt solche gegeben hat. Immerhin mag eine
Zusammenfassung dessen, was unsere Quellen erkennen
oder durchschimmern lassen, am Platze sein.*)
Den Übergang zum ordentlichen Verfahren konnte jede
Partei, Gläubiger oder Schuldner, wie es scheint, von sich
aus vollziehen (BGU. 970; Lond. II 172 Nr. 358). Freilich
drängt sich gerade hier die Frage auf, ob dies ganz ihrer
Willkür anheimgegeben war und ob dadurch ohne weiteres
das Mahn- und Vollstreckungsverfahren ausgeschaltet oder
wenigstens gehemmt wurde: aber unsere Urkunden geben
in dieser Hinsicht nicht einmal für eine Vermutung ge-
nügenden Anhalt. — Außerdem deuten Spuren darauf hin,
daß die Parteien vom vor den ordentUchen
Erzrichter
Richter verwiesen werden konnten, welch ersterer auch
die geeignete Behörde gewesen sein dürfte, das Vollstrek-
kungsverfahren, wenn nötig, vorläufig zum Stillstand zu
bringen und die erforderlichen einstweiügen Verfügungen
zu treffen (Catt. Verso, S. 109f.).
auf welche ich meine Meinung stütze: die näheren Aasfühiungen sind
in den obigen Darlegimgen enthalten. Auf diese verweise ich auch hin-
sichtlich der Zweifel, die sich bei der Auslegung der Texte ergeben.
118 Paiil Jörs, Erzrichter und Chrematisten.
^) Die hier gegebene A\if Zählung faßt nur das zusammen, was m,an ai
den zur Zeit vorliegenden Quellen entnehmen kann: daß sie erschöpfend
ist, soll nicht behauptet werden. Insbesondere muß von der Frage ab-l
gesehen werden, ob gegen Beschlüsse und Entscheidungen im Voll-!
streckungsverfahren eine Beschwerde oder Berufung an den Statthalter]
zulässig war. Unsere Urkunden bieten, wie schon hervorgehoben, keineni
Anhalt dafür. Doch mag darauf hingewiesen werden, daß auch eine all-|
gemeine dem Erzrichter und den Chrematisten zugewiesene Zuständigkeit!
nicht notwendig so avifgefaßt werden muß, daß sie den Statthalter alsj
höhere Instanz ausgeschlossen hätte.
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Von
Herrn Prof. Dr. Paul Jörs
in Wien.
(Fortsetzung. 1 )
tiver Urkunden —
man gestatte dafür im folgenden den
,
kürzeren Ausdruck Urkundenvollst^eckung
,
der Voll- —
streckung rechtskräftiger Urteile in das Vermögen des
Schuldners ('Urteilsvollstreckung') gleichsteht. 2 ) Freilich
haben wir hier mit zwei Übelständen zu kämpfen. Einer-
3
seits fließen für die Urteilsvollstreckung ) die Quellen über-
Zeit Magd. 31 weist für die Hypothek die auch aus den römischen Texten
bekannte ävaveamg und emxaraßöXr) auf. Gehört der Text, was mir
nicht zweifelhaft erscheint, dem Verfahren auf Grund einer exekutiven
Urkunde an, so beweist er dessen Bestehen im Jahre 218 v. Chr. In-
dessen würde seine Benutzung das Eingehen auf das Hypothekenrecht
fordern: außerdem ergibt er nichts für das Verhältnis von Urkunden-
vollstreckung zur Urteilsvollstreckung. Die Urkunde soll deshalb vor-
läufig zurückgestellt werden.
2
) Als Quellen des Vollstreckungsrechts werden bald vö/wi (vö/xi/ia)
(Belege bei Schwarz, Hypothek und Hypallagma 114, ,), bald jigogray-
fiara {jtQoszerayfiiva) (Magd. 31, 3 ; BGU. 578, t-; 1038, 18. ; Oxy. 712,
a :
M
dazu oben XXXVI 334f., 4 ) genannt. Daraus läßt sich nichts Bestimmtes
entnehmen, weder darüber, durch welchen gesetzgeberischen Akt (einen
oder mehrere?), noch zu welcher Zeit die maßgebenden Vorschriften
entstanden sind. Für die 7iqo<;xdyfiaxa in Magd. cit. kommen natürlich nur
königliche Verordnungen in Betracht: bei den ngogretay/idva der anderen
Urkunden liegt der Gedanke an Erlasse der römischen Behörden näher.
8 Beachten muß man, daß das Mahn- und Vollstreckungsverfahren,
)
wie es uns in den Urkunden der ersten drei Jahrhunderte n. Chr. ent-
gegentritt, sich im wesentlichen gleichartig erhalten hat. Man kann
sich das auf verschiedene Weise erklären. Einmal dadurch, daß das
Verfahren nicht nur seinem Grundgedanken, Aufbau und Inhalt nach
auf ptolemäische Quellen zurückgeht — darüber kann, wie gesagt, kein
Zweifel bestehen — sondern daß auch die gesetzliche Norm (eine oder
,
mehrere?), die das Verfahren ordnete, aus der Königszeit stammte und
von den Römern aufrechterhalten und in der Praxis angewandt wurde.
Es kann aber auch sein, daß nur der Rechtsstoff übernommen wurde
Kr/.ri. ht.w und Cliremii'
und daß dir für die Folgezeit maßgebende Satzung von den iflOÜ
Behörden aufgestellt milde. Man kannte dabei an das Edikt eines Statt-
halters denken, das von seinen Nachfolgern dauernd festgehalten wurd«-
und wenigstens in seinen Grundzügen keine Abänderung erfuhr,
lieh wäre aber auch, daß schon das Grundgesetz, das Augustus (Dio
exekution 42ff.
So der Zevvxwv tcqoxxoqbq (Teb. 5, 221 f. Rein 19, 17 ). Über die
*) ;
vjioqxovtüw, eäv de [xrj exnou)i, xai ex rov ad)/xarog allgemein galt (vgl.
Wenger, Krit. Vierteljahrsschrift LI 359i.). War das der Fall, so mußte
Erzrichter und Chrematisten. 5
413f. 418f.; Hitzig, Griech. Pfandrecht 56ff. 99ff.; Pappuli as, *Ep-
TtQdyfiaTOQ äotpäXeia lOOff.; Thalheim, Realenzykl. V 2561; Kohler-
Ziebarth, Stadtrecht v. Gortyn 86ff. 131f.; Rabel. Z. Sav. St. XXXVI
356ff.
*) Vgl. Mitteis und Pappulias a. a. 0.; Lewald, Personal-
exekution 42, ,. 43, 4
; Schwarz, Hypothek u. Hypallagma 96, 3 Mitteis, ;
6 Paul Jör«,
x
) Auch heute sagen wir "der Gläubiger hat gepfändet' statt 'durch
den Gerichtsvollzieher pfänden lassen'.
2 Parts ch, Griech. Bürgschaft I 221,
) Vgl. 2.
3 Strafdrohungen eines Gesetzes wegen ungerechtfertigter Pfän-
)
hörde zu denken, die den Verkauf besorgt hätte. Er wird auch nachher
Ererichter und Chrematisten. 7
l
) Hai. 1, 47 ff. M f. Hier ist zu beachten, daß der jxqöxtcjq (oder
üjtrjQixiji) für die Vollstreckung des Prozesses zu sorgen hatte, in dem
die angefochtene Zeugenaussage gemacht war. Da ein solches Zeugnis
in jedem beliebigen Prozesse vorkommen konnte, muß man den hier
genannten ji^öxxwq als allgemeines Vollatreckungsorgan ansehen. 8. ferner
Hai. 1, ti ff. n »f., wo der jtgdxxcoQ (oder tfcnjß^rtjc) von dem bei der dlxt)
,
22, [J. u ) würde damit in Einklang stehen. Und doch dürfte es schwer
sein, jener Annahme zu entgehen, wenn man Mitteis' Auslegung der
Worte ( tt0 ) dvayQdyphcoaav ol &eofio<pvAax{es] ti)(V] ivexvoaal\ai\ von
Pfändungsprotokollen verstehen wollte: Denn das Protokoll müßte doch
wohl, wie heutzutage (C. P. O. 762), von demjenigen aufgenommen wer-
den, der die Pfändung vornahm. Wir haben jetzt zu dem ävayodtpeiv
des P. Hai. cit. eine interessante Parallele in der Inschrift des Delphinion
zu Milet (147, M ff.): xai ivexvgaalav elvai xaxä xwfi fit) dövxwv tiqös dwAd-
atov enl xov xafiteiov . rdg öi ivexvoaoia; dvayga<pix<o 6 ygatpei* xöjv xcyiiajv
indvayxes . xd$ öi Afoetg xütv ivexvoajv ylyveo&ai iv xalq laaiq ^ftioeug xxX.
Meines Erachtens handelt es sich in beiden Fällen um eine Kundmachung
der erfolgten Pfändung, die denselben Zweck verfolgte, wie die bekannte
Vorschrift der Zwölf Tafeln (III 5) über die Personalexekution bei Gell.
20, 1, 47 : trinis nundinis continuia ad praetorem in comitium pro-
ducebantur, quaniaeque peeuniae iudicati essent praedicabatur.
, Dort
durch geschriebenen Aushang, hier durch mündlichen Ausruf wurde
Schuldner und Schuld zur öffentlichen Kenntnis gebracht, offenbar
damit es gelänge, einen Zahler zu finden, der die Vollstreckung vom
Haupte oder der Habe des Schuldners abwende. Bei der Pfändung
von Sachen spielte wohl auch der Gedanke mit, durch die Kundmachung
Dritten Gelegenheit zu geben, ihre Rechte, vor allem ihr Eigentum an
den Sachen geltend zu machen. Darauf scheint die i$topoola in Hib-
8 Paul Jörs,
l
) Über andere hierher gehörende Urkunden s. unten S. 20, ,.
verschiedenen Behandlung der Sachen ist aus der Urkunde nicht er-
sichtlich.Wollte man ein Anerkenntnis der Beklagten (Th.) unterstellen
und die Übergabe der Sklaven als das Ergebnis einer Vollstreckungs-
handlung ansehen, so müßte man doch auch die Anordnung der Heraus-
gabe des übrigen Vermögens als Vollstreckungsbefehl auffassen, also
annehmen, daß der Sprach des Strategen in vollem Umfange der Rechts-
kraft fähig war. Damit läßt sich aber der weitere Verlauf des Rechts-
Einklang bringen. Zunächst unterliegt schon die Meinung,
streits nicht in
Thatres habe den Ansprach des Klägers (A.) anerkannt, einem erheb-
lichen Bedenken. Wie ihr Gegner die Sache darstellt, erfuhr sie erst
nachträglich von dem Einschreiten des Strategen — daß imyvovoa ( u i.)
so verstanden werden muß, verlangt der Parallelismus mit dem zweiten,
auf lulius Valerius bezüglichen imyvovg ( Ie )
— Ob das dadurch zu er-
.
Flor. 36; Amh. 142; Oxy. 1470; Berl. Inv. 2745 ^ aus
dein dritten bis fünften Jahrhundert n.Chr. In ihnen wird,
Wie wir sahen, der Statthalter ersucht, er möge einem
untergeordneten Beamten (a.a.O. 67, s 68, 4 ) aufgeben, den
.
Seite aus von neuem gegen sie vorzugehen. Meiner Auffassung nach
hat der erste Spruch des Strategen (auch hinsichtlich der Sklaven) nur
die Bedeutung einer vorläufigen Regelung des Besitzes, und nur in dieser
Beziehung wird er auch in den späteren Stadien des Verfahrens aufrecht-
erhalten (27)- Über die Frage der Berechtigung zu der Erbschaft, die
offenbar auch Thatres für sich in Anspruch nahm (vgl. 7 f.) und damit
auch des Eigentums an den Sklaven, hat der Strateg keine Entscheidung
abgegeben.
x
) Text bei Mitteis, Leipziger Dekanatsprogramm (Lauhn) S. 6f.
heit dieser Gruppe von Urkunden liegt darin, daß die Unter-
beamten vom Statthalter, also von dem ordentlichen Pro-
zeßrichter angewiesen werden sollen, den Zwang auf den
Beklagten auszuüben. In früheren Zeiten scheinen die
Strategen (usw.) im allgemeinen ermächtigt gewesen zu
sein, eine Vermittlung in der angedeuteten Weise unter
den Parteien vorzunehmen, während ihnen jetzt —unser
ältestes Beispiel, Straßb. 5, ist vom Jahre 262 n. Chr. —
ein besonderer Auftrag dazu erteilt wurde. Es ist nicht
unmöglich, daß wir hier die Ausläufer einer von der öidXvaig
des griechischen Rechts ausgehenden Entwicklung vor uns
haben.
2. Vollstreckungsklausel.
Das Recht zur Urkundenvollstreckung gründet sich
regelmäßig auf die bekannte Klausel, mittels deren der
Schuldner für den Fall, daß er seinen Vertragspflichten
nicht nachkommt, dem Gläubiger das Recht zum ngdaaeiv
xa&cbzeg ex öixrjs einräumt. 1 ) Die Urkundenvollstreckung
wird also an die Urteilsvollstreckung angelehnt. Das Urteil
erscheint hierbei als die normale Grundlage der Vollstrek-
kung die Vereinbarung der Parteien in einer Schuldurkunde
:
Ges. d. Wiss. (phil.-hist.) LXII 78. 109 und Chrest. S. 69; Schwarz,
Hypothek u. Hypallagma 92f.; Partsch, Arch. f. Pap. V 526f.
l Die Literatur über die
) Klausel Mitteis, Grundzüge 119
ist bei
zusammengestellt: hinzugekommen ist Schwarz, Hypothek
u. Hypal-
lagma 69ff. Besonders bezeichnend ist die Formulierung in unserer
ältesten Urkunde Eleph. 1, la (Chrest. II 283): xa&dmeg ey öbctjg xaxä
vopov xihx; &%ovor\s. Sie findet sich auch außerhalb Ägyptens in den Dar-
lehnsverträgen von Arkesine auf Amorgos IG XII (7) 67, „f. ^f.
71 ff.
<Rec. d. Inscr. grecq. I S. 313f.). Beachtenswert ist auch, daß in dieser
Urkunde (Z. 68 72 ) und ebenso IG XII (7) 69,
.
18 [ n ]. u (Rec. S. 316f.)
.
der Gerichtshof, der für Prozeß und Urteil in Betracht gekommen wäre,
genannt ist: iv xfji itcxk^rcoi (vgl. Keil in Gercke-Norden, Einleitung
in die Altertumswissenschaft III 363 ff.).
») Die Texte sind bei Mitteis, Reichsrecht u. Volksrecht 405ff.
leben 19f., „. Wenn oben XXXVI 291, 3 von einer Prüfung der Völl-
streckungsklausel gesprochen wurde, so sollte damit nicht zu dieser
Frage Stellung genommen werden: für den Beweis kam die Klausel
auf jeden Fall in Betracht.
1
) Es sind zeitlich geordnet: Hib. 92, 22 (263 v. Chr.); Hib. 88, u f.
91, 18 89, 18 90, 16 ; Hamb. 26, s ; Grad. 10 (a), i0 (b), 4 it ; Amh. 43, , 4
. . . .
(173 v. Chr.), hier in der Form TiQdaaovri xaxä xö öuxyQa/ifia xal xovg
vöfiovg.
2 Die Voraussetzungen sind recht verschieden: Ausbleiben der
)
vereinbarten Lieferung von Getreide oder Geldzahlung (Hib. 88. 89. 90,
Amh. 43), Nichtgestellung des Beklagten durch die Bürgen (Hib. 92),
Zurückgreifen auf den beglichenen Anspruch (Grad. 10). Über Hib. 91
und Hamb. 26 vgl. Meyer zur letzteren Urkunde in der Ausgabe S. 112f.
Zu beachten ist, daß in diesen älteren Urkunden im Gegensatz zu den
späteren (S. 17f., ,) der Fall, daß das Sidyga^ua mit Verzugszinsen in
Verbindung gebracht wird, nicht begegnet.
8
) Vgl. dazu Lewald, Personalexekution 31; Schubart, Arch.
f.Pap. V68f., a Mitteis, Grundzüge 1; Dikaiomata S. 42 f. 46. 58.
;
In Hib. 84, M (Chrest. II 131) vom Jahre 285 v. Chr. lautet die Klausel:
xai fi 7iQ<x!;is iaxo) TifiOKkel — — nQcujaovTi tq6jkoi ä>i äv ßotffajTcu. Damit
soll indesseh schwerlich der Willkür Raum gegeben werden. Auch im
Darlehn der Nikareta (I G. 3172, 84 f.) heißt es: ngaaaovaiji 8v äv tqötkw
ßovhjtat: Da
aber vorher den Schuldnern in Aussicht gestellt ist Tigax^hj-
4Xovxou xaxä xdv vö/iov, ist klar, daß der Gläubigerin nur Freiheit im Rahmen
des Gesetzes eingeräumt wird. So wird auch Hib. 84 cit. aufzufassen
sein. Vgl. auch I G. XII (7), 67, &. 69, w f. (Arkesine) tqojkoi &i äv tnl-
crttjxcu, zweites Notstandsgesetz von Epheaoe <0 (Rec. d. Inscr. jur.)
tq6jkdi &i äv dvvo/vxat.
xaxä xöv v6pov. Ähnlich wird in dem auf Grund des Testa-
mentes der Epiktcta ergangenen Ntiftbrief (I G. XII (3),
330, 144 f.) ) die Eintreibung der festgesetzten Bußen mit
1
*) Thera, etwa aus gleicher Zeit wie die vorige Inschrift. Abdruck
im Rec. d. Inscr. jur. II 77ff. ; Laum. Stiftungen II 43ff.
517. Vgl. auch die Inschrift aus Ephesos (104 n. Chr.) in Anc. greek
Inscr. of the Brit. Mus. III 481, ^ff. (= Laum, Stiftungen II S. 85):
die Erben des Stifters sollen das Stiftungskapital auszahlen und dabei
der Vollstreckung unterliegen nach Maßgabe der für das Tempelvermögen
der Artemis und der für ausgeliehene Darlehen bei den Stadtälteren
geltenden Grundsätze: vnoxeifievojv avxütv xjj ngd^ei xaxä xä ieqä xrjg
öeov xai xä nagä xoZq 7iQesßvx£(Kug exdavtoxtxa evyoatpa. Ferner Rec. d.
inscr. jur. XIII (4) (I S. 248) aus Mylasa: 'H de Ji^iq iaxai xov <pÖQov
bcäaxov hovg xov; yivo^evoiq xa/jUau; xijg <pvXrjg ngdaaovai xaxä xöv mikr\-
rtxov vöfiov nagä xov exovxog a&id. Laum, Stiftungen 129, 63 (II S. 120)
aus Milet: elvai öe atJtc&r xai [jiq] jiqö£iv xov jmo&ov xolq Ttaiöoxolßaig xai
yQOfifiaxoöiöaoxdAois xaxä xöv äyoQavopuxov vöfwv. Erstes Notstandsgesetz
von Ephesos: Rec. d. inscr. jur. IV 57 f. (I S. 26): &rrd>cw avxoü; rag
7tQä£euz tos nQofriaQXOvoai; xaxä zovg [vö/iovg.
x
) Bedenken äußert in dieser Hinsicht Mitteis sowohl bei dem
Darlehn der Nikareta und der Stiftung der Epikteta (Reichsrecht u.
Volksrecht 416, 8 ), als auch hinsichtlich des Tigdaaeiv xaxd xö didygafi/xa
der ptolemäischen Verträge (Grundzüge 120). In betreff der ersteren
Urkunden ist ihm Hitzig (Griech. Pfandrecht 60ff.) entgegengetreten
(vgl. auch die Herausgeber des Recueil I 299f.); die letzteren sehen Wen-
ger (Arch. f. Pap. II 53) und Partach (Griech. Bürgschaftsrecht I 225)
als Exekutivurkunden an. Vgl. zu der Frage auch Schwarz, Hypothek
u. Hypallagma 71 ff.). Darüber, daß das Wort Tigdaaeiv allein nicht aus-
schlaggebend ist, ist man einig. Aber mit Re cht hat meines Erachtens
Hitzig hervorgehoben, daß das Recht zum Tigdaaeiv, wenn dieses in rechts-
geschäftlichen Urkunden als Folge eines bei Nichterfüllung zu erwirken-
den Urteils gedacht gewesen wäre, doch wohl selbstverständlich war und
dem Gläubiger nicht erst hätte zugesichert werden müssen. Für das
öidygafifia sollte man das um so mehr annehmen, als dieses offenbar
für die Urteilsvollstreckung die allgemeine Re chtsordnung darstellte
(vgl. S. 17, 2 )- In betreff des Darlehns der Nikareta ist zu beachten,
daß auch die weiteren in dieser Angelegenheit ergangenen Aktenstücke
nirgends auf Prozeß und Urteil hindeuten, daß insbesondere Z. 43 ff.
(Rec. I S. 509) nur vom ngdxxeiv auf Grund der ovnegafieglat und der
avyygatpri die Rede ist. Im Stiftbrief von Thera ist den im Text an-
geführten Stellen gegenüberzustellen Z. 221 ff- ' hier, wo es sich um die Ein-
treibung von Nachlaßforderungen handelt, wird bloß vom Tigdaaeiv des
dgxvxr\g ohne die dort gebrauchten Zusätze gesprochen: offenbar, weil
eine Verfolgung der Ansprüche im gewöhnlichen Prozeßwege gemeint
war. — Trotz alledem darf man in den oben angeführten Stellen nur
die Möglichkeit oder höchstens Wahrscheinlichkeit einer Auslegung im
Sinne der Urkundenvollstreckung behaupten. Wie sehr Vorsicht ge-
boten ist, zeigt eine Inschrift aus Iulis auf Keos (I G. XII (5) 595, n ^ff.),
wo —freilich in einem Rats- und Volks beschluß — in betreff der Bei-
treibung von Strafgeldern bestimmt wird 01 de &eono[<pvhixe<; xi/iTjadvxcov
:
Mttlgd an Quollen, die uns über ihren Inhalt Auskunft geben konnten,
vergebliche Mühe, ihr nachzugehen.
x
) Neben anderen, den Prozeß l«t reffenden Gegenständen, z. B.
Gerichtsstand (Betr. III 36 [a], n —
Ablehnung von Richtern Chrest. II 6),
lVtr. IN 21 [g], u - Chrest. II 21; Hai. 9,,), Klagerhebung durch
ölxrjv ygäycodai (Hai. 1, «,); vgl. außerdem Eleph. 14, „ (Chrest. I 340);
IVtr. III 21 (g), „ (Chrest. II 21); IMr. III 25, „ (Chrest. II 30).
•) So Hai. 1, u . „. ia ; Lille 29, „ (< 'hrest . 1 1 M9); Par. 14, 44 (Tor. 3).
3. Vollstreckungsrichter.
Gemeinsam ist der uns bekannten Urkunden- und Ur-
teilsvollstreckung, daß sie von einer richterlichen Behörde —
und Zinsen) yivo/iivrjQ rtp raiq> 'IovMq) &iMa> —
xa&dneg ix öoctjq. Diese
Texte lehren also, daß das zu 24 v. H. fest-
öidyga/x/ia Verzugszinsen
gesetzt hatte —
ob allgemein oder nur für bestimmte Fälle, muß dahin-
gestellt bleiben —
Daß die Vollstreckung selbst nach seinen Vorschriften,
.
daß also wie in jenen älteren Urkunden ein ngäoaew xaxä tö öhygafi/na
Platz greifen sollte, sagen sie nicht, und es liegt kein Grund vor, dies
ohne Deckung durch den Wortlaut als ihre Meinung anzusehen. Damit
scheiden die alexandrinischen Synchoresisurkunden aus unserer Er-
örterung aus. —
Der xoxog öiögaxfiog für Verzugszinsen begegnet übrigens
schon in Verträgen des ausgehenden zweiten Jahrhunderts v. Chr. bei
Gelddarlehen, ohne daß auf das öidygafi/ta Bezug genommen wird: so
Amh. ÖO, ja,.
Grenf. I 20, [ ]8 ]; II 18, „. 27, „; Lond. III 9f. Nr. 1208,
8 .
Oxy. 269, 10 ) oder ein anderer Zinssatz angegeben wird (Flor. 1, 10 Straßb. ;
20 Paul Jörs,
x Wir
) haben keine für unsere Frage zu verwertenden Nachrichten
über die Geriohte der griechischen Städte (vgl. über sie Mitteis, Grund-
züge 8f.; Schubart, Arch. f. Pap. V 53; Plaumann, Ptolemais 30f.;
Jouguet, Vie municipale 33f.; Zucker, Philol. Suppl. XII 61ff. 117;
Dikaiomataölff. 82f. 95ff. 128f. 166ff. 174. 176f.)und über die Sonder-
gerichte (s.darüber Mitteis, Grundzüge llf.; Zucker, Philol. Suppl.
XII 72ff. 112f.; Semeka, Ptol. Prozeßrecht I 14ff. 169ff.). Aber es
wird, was den Vollstreckungsrichter anlangt, kaum etwas Abweichendes
für sie gegolten haben.
a oben
) Vgl. S. 9, s Ähnliche Antrage an Beamte s. in Lond.
I 32f., Nr. 24, „f.; Lond. H 13f., Nr. 401, M ff. (Chrest. II 18); Teb.
49, u ff. (Chrest. II 19). Während in der letzteren Urkunde der xev/io-
yQa/ifiozsiJS zuerst 'zwingen' und, wenn der Beklagte 'nicht Folge leistet',
eine Abschrift der Eingabe an die 'zuständigen Richter* leiten soll,
findet sich in Teb. 50, 88 ff. nur der zweite Teil des Antrages: wahrschein-
lich deshalb, weil schon ein Spruch (xQi&dvra). wenn auch nicht von
dem jetzt angerufenen xco/wyQa/xfuxreijg, bo doch von dem Oberen und
iit.r iui<l t'hrematiaten. 21
den Ältesten des Dorfes zugunsten deB Klägers ergangen war (, g ff.)
und es sich gezeigt hatte, daß der Beklagte eich ohne Prozeß nicht fügen
werde. Welches Gericht (oh; xad¥pcti) hier in Betracht kam, wissen wir
nicht (vgl. Grenfell-Hunt. Tob. I S. 86 [zu 16, ,,]; Wenger, Arch.
f.Pap.IIö00f.;Meyer,KlioVl462, i; Zucker, Philol, Suppl. Xllößff.;
Mitteis. Grundzüge 6, t und Chrest. S. 14 [zu 19, „]; v. Druffel, Knt.
Viertelj.- Schrift I 630): ein Kollegialgericht ist möglich, aber nicht
notwendig, auch ein Einzelrichter (Mitteis, Grundzüg*« Off.) kann
gemeint sein. —
Als Verhandlung vor einem Beamten ohne eigene
Gerichtsbarkeit, hier dem Strategen, wird auch Rein. 7, „ff. (Chrest.
II 16 vom Jahre 141 v. Chr.) anzusehen sein. Hier wurde der Schuldner,
wie es heißt, gezwungen („), Bürgen beizubringen, die seine Zahlung
sicherstellten.Der Zwang ging zwar nach der Darstellung des Schuld-
ners vom
Gläubiger aus, aber da er gelegentlich einer gerichtlichen Ver-
handlung geübt wurde, wird sich ihm der Schuldner wohl nicht ohne
Einwirkung des Strategen gefügt haben. Vgl. meine Ausführungen Z. Sav.
St. XXXIV 14 öf. und die folgende Anmerkung.
l
Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß der Antrag auf
)
greifen müssen. Von größerer Bedeutung ist, daß das ngdaaeiv nicht
bloß für den Fall des Zugeständnisses des Beklagten (so nur Magd. 23, ,:
vgl. auch 25, 8 ff. inavayxdocu), sondern auch dann verlangt wird, wenn
die Verhandlungen vor dem Strategen oder Epistaten, insbesondere
auch, wenn eine Beweisaufnahme (Magd. 18) diesen Beamten die Wahr-
heit der Behauptungen des Klägers darzutun vermochten (so Magd. 1, 19 .
J
) Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Fassung von Tor. 13 eine
Besonderheit des hier ergehenden Versäumnisurteils war. Darauf weist
namentlich der Antrag des Klägers hin, der die Befriedigung des mate-
Anspruches schlechthin ( 13 ff.), die Vollstreckungsanweisung an
riellen
den Gerichtsvollzieher aber gerade für den Fall des Ausbleibens des
Beklagten begehrte ( 14 f. : xat, iäv fif] änavrrjor] inhö xgn^Qiov, iTiiaxcdfjvai
Brsrfohter und Chromat iRten. 23
rcöt fmxcöv nQdxTOQi xtA.). — Übrigens sind diese Worte auch insofern
Interaaant, als sie einen Beweis dafür liefern, daß die lyret^u; in der
mOndliohen Verhandlung vorlesen wurde. Denn da es jetzt nicht mehr
Weifalhefl war. ob der Beklagte vor Gericht erscheinen werde, muten
die Int reffenden Worte der evTtv$t£ entstammen, die also, obwohl das
Protokoll mir aber ihren Inhalt berichtet, doch bei der Verhandlung
ihrem Wortlaut nach vorgetragen wurde (Ergänzung zu den Ausfüh-
rungen oben XXXVI 275, x ).
J
) Vielleicht ist auf diese Weise Teb. 165 zu erklären. Dat. an den
tsvtxwv tcqöxuoq gerichtete Schreiben ginge dann von einem Kollegial-
gericht ()}/j[tv]) aus, das vnö/ivtjfia wäre das an dieses Gericht eingereichte
Gesuch um Erlaß des Vollstreckungsbefehls, dieser wäre in den Worten
Ttolei (bq xa&ifacei enthalten, und unter faoyocupfy wäre das Urteil zu ver-
stehen, das ja öfters so bezeichnet wird (vgl. oben 237, «). Aber XXXVI
da das Subjekt des mit trtl anhebenden Satzes in der Lücke verloren-
gegangen ist und weiterhin entweder das TtQdq überflüssig oder das Objekt
zu imäQxeiv ausgefallen ist, so bleibt doch alles zweifelhaft. Für un-
zulässig halte ich es (gegenüber Zucker, Piniol. Suppl. XII 87, 13t 124),
ünoyoafprp als Objekt zu nolet — das ganz gut absolut dastehen kann —
zu nehmen: es darf meines ErachtenB nicht von TiaQaxtx'^QV^^ip' ge-
trennt werden*
*) In diesem Zusammenhang mag auch ein Blick auf Magd. 41
geworfen werden.
T
W
enn die Urkunde auch arg verstümmelt ist, so läßt
doch die Erwähnung des gevatüv jt^öxxioq und das Wort ?ißä[^ou in Z. ,
erkennen, daß es sich um eine Vollstreckung handelt. Wichtig ist ferner,
daß ein Beweis ( 4 £äv ivöelgoftou) und zwar vom Gläubiger angeboten
: ,
wird das letztere folgt daraus, daß der Antrag auf Jigöffcu ( f ) und Ano-
:
fovvai not, 6 ) geht. Daß streitige Fragen unter den Parteien vorhanden
(
waren, zeigt außerdem auch die Verfügung des Strategen an den Epi-
staten ( 8 ): fid{haxa) öi{dXvoov) aOrot^ xtA. Welche es waren, läßt sich,
da der den Tatbestand enthaltende Antrag der h'Tevgig verloren ist,
nicht sagen: beispielsweise könnte man daran denken, daß die Echtheit
des Urteils, auf das sich der Kläger stützte, bestritten war, oder daß
gegen die vom Beklagten behauptete Tilgung der Urteilsschuld Ein-
wendungen erhoben waren oder dergleichen mehr. Bei einer solchen
Sachlage wäre es verständlich, wenn die Austragung des Streites (die
Erledigung der actio iudicati) in derselben Weise erfolgen mußte, wie die
jeder anderen Klage der Urkunden von Magdola, also durch eine h>Tev£ig
elg tö rot»ßaaiMwq ovofia, eine Öidhxng vor dem Strategen (und Epi-
staten) und eine xaxdaxaou; und xoioig vor dem erkennenden Gericht,
24 Paul Jörs,
2, 30, j), die gewiß nur selten (Ulp. D. 42, 1, 16 a ) als Vollstreckung städti-
,
scher Urteile erklärt weiden darf, deutlich erkennen. Auch sind die
mehrfach in den Quellen begegnenden allgemeinen Bezeichnungen des
Vollstreckungsrichters zwar nicht überall, aber doch wohl öfter von den
Kompilatoren an die Stelle des im Urtext benannten Magistrates gesetzt
worden: vgl. außer den schon erwähnten iudices in D. 42, 1, ]8 noch
Erzrichter und Chronic 25
J
) PhM bd Dlp. I). 42,2 und unten & 87 f.
1, „ pr.; vgl. Anm.
') Am das ausgesprochen von K. Const. C. Th. 1, 2, ,
klarsten ist
unzulässig sei, ist nicht gesagt und darf nicht in die Worte hineingelegt
werden. Jedenfalls kannte die Praxis, wie die angeführten Stellen
zeigen, Delegation im angegebenen Sinne: auch für Ägypten werden
wir das bestätigt finden. Vgl. insbesondere S. 29, 6.
) Was sich
3
aus den Rechtsbüchern über die Statthalter über-
haupt ergibt (S. 24, 3), darf unbedenklich auch auf den Praefectus
Aegypti bezogen werden.
1
26 Paul Jörs,
Dieser Beamte ließ auch den erbetenen Auftrag ergehen (jff.). Indessen
darfman darin keinen Vollstreckungsbefehl erblicken. Ein solcher
kommt überhaupt bei einem negativen Feststellungsurteil wie dem
vorliegenden nicht in Frage. Auch kann die TtagdÜeoig, gleichviel wie
man sie sonst aulfassen mag — vgl. Mitteis, Arch.
f. Pap. I 196f. und
erhalten hat,, ist in der Lücke verlorengegangen — etwa die den per-
sönlichen Anspruch verbriefende Urkunde (vgl. 16 ) und damit diesen
selbst? — kommt aber hier für uns nicht in Betracht.
, Denn wahr-
scheinlich enthielt es. einen Vorbehalt zugunsten des Gegners. Die Ver-
fasserin der vorliegenden Eingabe aber betreibt offenbar nur ihre eigene
Sicherstellung ( w i.).
w
große Lücken auf, so daß wenig mehr als die Bitte um richter-
liches Gehör ( T f.) daraus entnommen werden kann. Nach alledem läßt
sich der Chaiakter des Libells an den Statthalter nicht genauer be-
stimmen: man pflegt es als ein auf tnetus, dolus und minor aetas n f .) (
28 Paul Jörs,
3
) S. darüber oben XXXIX 102f., a .
4
) Das darf nach den Forschungen von Wilcken, Arch. f. Pap.
IV 388 f. 406 ff. 411 als feststehend angesehen werden. Vgl. auch Bou-
lard, Les instructions ecrites 23, ,; Koschaker, Z. Sav. St. XXIX 21f.
5
) Es heißt (2,) \_ano9td\xaaxfjmi dörfi noirjoei. Mit dem letzten
Wort ist Aufgabe des Vollstreckungsrichters bezeichnet.
die Über
die hier vorliegende Weiterbegebung der übertragenen Gerichtsbarkeit
Erzriohter und Chromat ist en. 29
'
Von den Gegnern war darauf ein diaaroXixöv' *) beim Prä-
fekten eingereicht, über dessen Inhalt Tiberinus nur an-
gibt, daßden Streit erneuern wollten ( 17 TtaXivdixo&rreg).
sie
Auf sein Gesuch, eine solcheWiederholung des Prozesses
über die abgeurteilte Sache nicht zuzulassen, verwies der
Statthalter den Tiberinus an Fabricianus, biaezog elXrjQ
(= praefectus alae) xal hii tcöv xexgifih(ov ( a 6 f.) mit dem .
nichts, was darauf hindeutet, daß der Erzrichter mit der Sache befaßt
gewesen wäre: die Vollstreckung wird zweifellos auf Grund des Urteils
des Strategen begehrt
B
) Das Urteil in der Saohe war durch einen Strategen gesprochen,
der vom Präfekten delegiert war ( H ü.). Wenn nun hier Tiberinus sich
wegen der Vollstreckung an den Präfekten wendet und dieser ihn des-
wegen an den Richter ini xwv xexQtfievtav verweist, so entspricht das
ganz unserer Auffassung des Reskripts in D. 42, 1, tt pr. (S. 26, 2):
die Delegation der Vollstreckungsgewalt ist zulässig, aber sie ist in dar
Bestellung zum Prozeßrichter nicht enthalten.
30 Paul Jörs,
4
)
Außer ihm könnte nur der Präfekt in Betracht kommen. Aber
es ist, auch wenn man keine ausschließliche Zuständigkeit des Iuridicus
für diesen Fall gelten lassen will, nicht gerade wahrscheinlich, daß der
Statthalter in den vor jenem schwebenden Prozeß eingegriffen haben
sollte. Haben wir doch gerade im Prozeß der Drusilla die Nachricht,
daß er, vom Gläubiger angerufen, diesen an den Iuridicus verwies —
oder vielleicht besser 'zurückverwies': BGU. 1019. avcme[iJiq^ei]c.
9 f.
Vgl. XXXIX 102 f., t
hter und Chremal 3t
xgnal (vif.) au* 8 ' cn hatte, insbesondere welche Aufgabe ihnen gestellt
war, und welche Bewandtnis es mit der Quittung Ober die Erträge der
Grundstücke (ve) hatte. Hierauf folgt ein Zwist henurteil des luridicus
Neokydes, dessen Inhalt zwar erhalten ist (y n-n't vgl. Lond. ,f.; BGU.
1019, b_ 8 ), das uns aber keinen Anhalt für die Beantwortung der Frage
nach den Aufgaben des Vollst reckungsrichters gibt. Unvollständig
ist dann wieder der mitgeteilte Bericht über diesen selbst: wir erfahren
nichts über den Inhalt seines Spruches, namentlich nicht, wozu er die
Parteien zwang. r Vgl. S. 35,
*) Beide Urkunden kennen das in Catt. Verso der Erwähnung
auch in BGU. 1019, , ff. hervorgehoben. Daß die in Catt. V. vor und
nach dem Spruch des Vollstreckungsrichters erwähnten Tatsachen hier
bekannt sind, dieser selbst aber keine Beachtung findet, ist auffallend
und läßt vermuten, daß der Verlauf des Prozesses nicht durch ihn be-
einflußt wurde.
s
) In dieser Hinsicht ist eine Vergleichung mit BGU. 613 lehr-
reich. Nach der Behauptung des Tiberinus waren ihm die piaftfida vndq-
%ovxa rechtskräftig zugesprochen. War das richtig, so handelte es sich
jetzt noch um
Herausgabe dieses Vermögens und seine Ausscheidung
die
aus dem der Gegner, also in erster Linie um die Feststellung der von
dem Urteil betroffenen Güter: das war Sache des Richters, 6; rd xacgi-
fieva eyßißdai. Vgl. S. 35, 2.
4 Daß die in Lond. II 152f. Nr. 196 erhaltene Verhandlung vor
)
lulianus später fällt als die vor dem Vollstreckungsrichter Sentius Maxi-
mus folgt daraus, daß über die letztere in Catt. Verso (y 81 ff.) berichtet
32 Paul Jörs,
wird, diese Urkunde selbst aber eine Eingabe an den im Termine vor
Iulianus ernannten fxeairrjg xai xgirrfg Domitius ist, die sich offenbar
an den Termin vor Iulianus anschloß und, wenn sie nicht zu spät kommen
wollte, innerhalb der dem /ieahtjg gesetzten 15 Tage (Lond. M f.) ab-
gefaßt sein muß. In der Zwischenzeit aber kann die Ernennung des
Vollstreckungsrichters und die Verhandlung vor ihm nicht untergebracht
werden: sie muß also früher stattgefunden haben. Es kommt hinzu,
daß in Catt. Verso die xardaraaig vor Sentius Maximus unmittelbar
an das Urteil des Neokydes (y 17.30) angeknüpft wird und erst darauf
in den Resten von Spalte vi vf* (Arch. f. Pap. III 67) der sonst nur in
der Einleitung genannte 'Iwhavög [6] x\s\dxiaxoQ ötooerjx^g erwähnt wird.
(tco) tö £rj[T\r)[jMi], vgl. Lond. 8 ebenso wie bei dem des Neokydes an
;
einen Anhalt: das klingt mehr nach einem Bericht als nach einem Urteil.
Auch einen naoh Verkündung des Urteils bestellten fiealxrjg weisen unsere
Urkunden in Goodsp. 29, m s auf er soll die cmoxa.Taaxa.au; in die Wege
:
leiten und ist dem arbiter ad restituendum datus bei Afr. D. 42, 2, 7
an die Seite zu stellen. Immer aber muß man sich sowohl für die römi-
schen Quellen, wie für die Papyrusurkunden gegenwärtig halten, daß
der Arbiter wie der peolxrjg auf Grund eines Auftrages des Magistrates,
der ihn bestellt hatte, seines Amtes waltete und daß es von diesem Magi-
strat abhing, welchen Inhalt sein Auftrag haben sollte. Wenn es also
auch nicht die Regel war, so war es doch auch nicht ausgeschlossen,
daß dem Arbiter oder /Aeoixrjg gelegentlich die Entscheidung des Pro-
zesses übertragen wurde, in welchem Falle er mit dem schlechthin mit
zum Urteilen berufenen iudex dalus (pedaneus) auf eine Linie zu stellen
ist (vgl. Mitteis, Berichte 123ff.). Prüfen wir darauf die Urkunden
des Prozesses der Drusilla, so dürfte es schwerlich ausschlaggebend sein,
daß Domitius /xeaixrjg xai xoixrig genannt wird (ähnlich Reim 4A, z "AxvXog
— XQixr}$ fj,eaixr}q): auch der Spruch des Arbiter konnte 'richterliche
Färbung' haben (Bekker a. a. O.), ohne daß dieser deswegen delegierter
Prozeßrichter war. Übrigens bezeichnet die erste Erwähnung (Lond. , 8 )
den Domitius nur als neo[lxr}v: für xai xgixrjv bietet die Lücke keinen
Raum. Auch aus der Frist, die dem Domitius gesetzt war (Lond. J6 f.),
läßt sich nichts Bestimmtes für unsere Frage entnehmen freilich waren
:
15 Tage eine kurze Zeit, aber man muß beachten, daß die Äoyo&ixai
vorgearbeitet und das Material schon zusammengebracht hatten (Catt.
Verso ivaff-; Lond. 6 f. 19 ff.}: so mag es sich für Domitius nur noch
um ein letztes Gehör der Parteien und die Feststellung des Ergebnisses
gehandelt haben: daß er aber mit der Fällung des der Rechtskraft fähigen
Endurteils beauftragt war, muß nicht notwendig daraus gefolgert werden.
Andererseits ist meines Erachtens von Bedeutung der Umstand, daß
der Iuridicus Maximianus, als er den Strategen mit der Prüfung der
i
Forderungen betraute, ihm auch vorschrieb, fr tolle ihm über ihr Er-
«im n andern Sinn haben alt* den, daß der Iuridicu* sich das Endwteil
vorbehielt. Gerade dann, wenn man. wie oben (S. 32. s geschehen, )
nimmt, daß der Auftrag an den Strategen auf den futHnji entreckt
müde, Liegt der Gedanke nahe, dafl auch der Befehl <l«r B n< Lter-tattung
aufrechterhalten blieb. Entscheidend für diese Frage würde das letzte
uns überlieferte Wort des Protokolle« (Lond Nr. 19<>. ;7 f.) sein, wenn
es besser erhalten wäre. Ist fita)J$c{ftai von Mit eis richtig ergänzt,
t
so kann esdoch wohl nichts anderes besagen, als daß der Iuridicus
nach dem Spruche des fuaixr^ den Prozeß weiter vor sieh verhandeln
lassen (vgl. oben XXX.VI 284f., ,). also auch selbst das Urleil sprechen will.
dem letzten Wort sind hier, wie überall in der Eingabe, die bisher er-
gangenen Zwischenurteile der Iuridiei gemeint (S. 80, 8 ), in welche
also der Vollstreckungsrichter Einsicht nahm. Eher könnte es Bedenken
erregen, daß dieser (nach der im Text vorgetragenen Vermutung) ent-
gegen der an ihn ergangenen Delegation die Vollstreckung ablehnte.
Das wäre durchschlagend, wenn der Delegant, also der Iuridicus, die
Frage, ob ein vollst reckungsreifes Urteil vorlag, selbst untersucht und
entschieden hätte. Aber gerade das ist unwahrscheinlich, denn dann wäre
Sentius Maximus nur für die Anweisung und Beaufsichtigung der aus-
führenden Organe (Exekutorcn) bestellt gewesen: einen Richter er-
forderte gerade die Prüfung der Voraussetzungen der Vollstreckung.
Ein Auftrag, wie er in BGU. G13, , erhalten ist 8; rä xexoi/ieva ryßißdot.
enthielt notwendig auch den Befehl, zu prüfen, ob xexoi/ieva. im Sinne von
rechtskräftigen Urteilen ergangen waren. Ante rem iudicatam durfte kein
Vollstreckungsbcfchl erlassen werden, wie K. Sev. u. Ant. C. I. 5. 53,
ausdrücklich betonen; auch das von K. Const.(C. Th. 1.2 t =
C.I. 1.22. t )
vom Vollstreckungsrichter geforderte inquirere de precum ist
veri'nte
ini xärv x&egi/xivcav als Titel geführt werden konnte. Es mag auch darau
hingewiesen werden, daß ebenso wie diese Vollstreckungsrichter auch
die gleich ihnen häufig aus den Kreisen der Offiziere (CPR. 18; Giess. 111;
Oxy. 653; Teb. 488) und der städtischen Beamten (BGU. 114, i, f.
592. 962; Oxy. 1102; Teb. 286. 488) mit der Urteilsfällung betrauten
iudk(8 dati (pedanei) öfters ihr Amt für eine gewisse Zeitdauer
38 Paul Jörs,
4. Ausführende Organe.
a) bei der Urkundenvollstreckung.
Die Ausführung der Urkundenvollstreckung fiel den
Ortsbehörden (eni töjv roncov) zu. In den Beschlüssen der
Chrematisten über Pfändung und Besitzeinweisung wurde
sie, wie wir sahen (XXXVI 234 ff.) in der Weise angeord-
führten und doch jedesmal für den einzelnen ihnen zugewiesenen Fall
besonders bestellt wurden. Kennzeichnend dafür ist, daß sie Amts-
tagebücher (vnofiVTj/xaziOfiol) führten (BGU. 969, j ,. ,. n ,; CPR. 18, * 40 ;
Teb. 488; Rein. 44, i [fieairrjg]).Diese sind auch für die Richter eni
rwv xexQifievov zu vermuten.
Erzrichtcr und Chromat inten. 39
*) BGU. 1038, „ff.; Flor. 55, „ff. 56, e ff.; Näheres s. oben XXXVI
296 ff.; dazu unten S. 90.
Eid über die Forderung oder gar die Prüfung von Ur-
kunden, auf die sich der Kläger zur Begründung seines
Anspruches berief, konnte aus dem Prozeß in die Exe-
kutionsinstanz verlegt werden. Denn der Richter sollte
hier die Grundlage der Vollstreckung, das Urteil, selbst
schaffen darum mußte er die Prozeßvoraussetzungen und
:
1038, 14 ; Flor. 55, M . 56, 7 ; Berl. Inv. 11664, 10 ff.) begnügt zu haben. Das
folgt daraus, daß von ihm als einem 'angeblichen' Bevollmächtigten
gesprochen wird : xov foyo/iivov öuvieoxdX&ai vTioyodyavxoq (in Flor. 55, 14.
muß aber m. E. statt xov hyofievov [Vitelli], das nicht ohne Verbum
bleiben kann, ein Name ergänzt werden: xal xov öelvog VJioyQayxivxog
6umeo']xdKvxai xzL). Gerade darum war die Bestätigung der Akte des
Vertreters durch den Gläubiger selbst vor dem Strategen erforderlich.
— Anders bei der öijfi-oaUoaig: vgl. Jörs, Z. Sav. St. XXXIV 115.
126ff. 153.
x
) An mehreren Stellen finden sich Vollstreckungsbeamte, die als
ngdxxooeg schlechthin bezeichnet werden: so Hai. 1, 47 M iU
. . .
ll9 ( 1M
Personalexekution); Hib. 92, 21 f. (vgl. S. 43,,); Theres. I 6 (Stud.
Pal. I 1) (vgl. S. 47, 4 ). Außerdem begegnet in Hib. 34, 7 ein TigdtcxatQ
xän> löuoxixwv (S. 44, x) und in Petr. III 26, M f. 6 nodxtcoQ 6 im wp
Erzrichtor und Chrei.iatisten. 41
1
mit Sicherheit als Vollstrecker gerichtlicher Urteile ) be-
legen. Vor allem durch Tor. 13, ,. 16
.
24
(Chrest. II 29),
wo das Gericht der Chrematisten in Memphis beschließt,
den dortigen £evixü>v 7iq6.xt(oq mit der Vollstreckung des
von ihm erlassenen Urteils zu beauftragen und sein elgaycj-
y&oi das entsprechende Schreiben an ihn ergehen läßt (vgl.
XXXVI 249. 263 f. und hier S. 20). Ebenso wird man
Teb. 165 (S. 23, ,) und Magd. 41») hierher ziehen dürfen.
Und die in Teb. 5, nx ii. enthaltenen, an die fcvixcüv ngdx-
toqeq gerichteten Verbote über die Vollstreckung gegen die
Person und in bestimmte Vermögensgegenstände der ßaoi-
Xixoi yeoDQ-yoi und toozeXeli; sind in ihrer allgemeinen Fassung
jedenfalls in erster Linie auf die Vollstreckung von Urteilen
zu beziehen. 3 )
3
) Vgl. hierzu unten S. 70 f.
42 Paul Jörs,
l
) In Betracht kommen konnte vielleicht BGU. 1004 (Chrest. II 33).
Hier ist jedenfalls ein Urteil der Chrematisten ergangen ( B f.), aber es
fehlt die Adresse, und wenn die Eingabe, wie Mitteis vermutet, an
den Strategen gerichtet war, so läßt sich doch nicht erkennen, ob dieser
um eine Vollstreckungshandlung angegangen war (vgl. Mitteis, Chrest.
S. 42; Semeka, Ptol. Prozeßrecht I 60ff.). Daß der Antrag, die Sache
dem imardrrjg zuzuweisen, gegen die Annahme einer Urteilsvollstreckung
spricht, hat schon Mitteis hervorgehoben: das ist um so mehr zu be-
tonen, als wir in Tot. 13 ein Vorbild für die Vollstreckung eines von
den Chrematisten erlassenen Versäumnisurteils, wie es hier in Frage
kommen würde, besitzen: dieses aber weist wesentlich andere Formen
auf, als sie BGU. 1004 erschließen läßt. — In Magd. 41 handelt eB sich
meines Erachtens nicht um die Ausführung der Vollstreckung, sondern um
einen Streit über die Berechtigung dazu; vgl. S. 23, 2 und hier Anm. 2.
— Auch aus Hib. 92, „„ff. ist schwerlich etwas über die Beteiligung des
Strategen an der Vollstreckung zu entnehmen. Dort wird gesagt, die
tiqö^u; solle zustehen dem Apollonios (Gläubiger oder Praktor? vgl.
Dikaiomata 89) oder dem Amtsdiener, sei es des Strategen, sei es des
Praktor. Damit sind die Vollzugsorgane genannt, die Vollstreckungs-
handlungen vornehmen können: über eine Mitwirkung des Strategen
selbst aber verlautet nichts. Vgl. dazu S. 40, v 43, a
s So in Magd. 41 (vgl. S.
) 23, s ): das Subjekt zu yqdrpaq x&i £e»atGtt
nodxzoQt 7iQä[£av ] xal anoöovvai ftoi (,f.) ist offenbar der Stra-
teg (vgl. „): er soll also den Gerichtsvollzieher mit der Vollstreckung
beauftragen: diese Tatsache bleibt bestehen, trotzdem in der evrevfe
ek ro xov ßaaiX&og Svofxa (formell) der König gebeten wird, den Stra-
tegen zu jenem Auftrage zu ermächtigen: wie bekannt (oben XXXVI 268),
gelangen Eingaben dieser Art überhaupt nicht an den Hof. — In Rein.
19, 1 H. „iL (Chrest. II 27; 108 v. Chr.) ergeht sogar von den ßaotkxol
yQafifiazelg (vgl. Biedermann, Studien 14) eine Anweisung an die
£en>töw JiQdxtoQeg, die es diesen Beamten untersagt, den Gesuchsteller
(Schuldner) in Haft zu nehmen (naQaXafißäveiv), wenn er während der
Saatzeit der Ladung des Gläubigers nicht Folge leisten wird. Das ist
um so auffälliger, als der Schuldner gleichzeitig von dem Strategen
)
einen Befehl ati den t.-tiaräTij; t>/,- mStfltji erwirkt, <Jaß dieser ilcn (il.m
Ufer von Schritten gegen ihn abhalten soll (Hein. iS - Chr. 11 '-'<>).
Wisli.ill) hier ein doppelte« Gesuch, das noch dazu in der Darlegung
kann meines Brachten« nicht zum Beweis der rnterordnung des £mxü>»>
jiQdxxioQ unter den Strategen verwendet werden. Wenn auch die Ein-
gabe an diesen Beamten gerichtet war (S. XXXIX 57. s so verlangt doch
).
der Gerachsteller nichts weiter von ihm. als daß er dem Zevtxäw JtQaxiMQ
(ebenso wie dem CtOgner) eine Abschrift seines faöftiijfia zustellen lasse,
was auch geschieht. Damit ist aber nur gesagt, daß der Strateg dem
Praktor den Antrag formell bekanntgab, nicht daß er ihm befahl, dem
Begehren des Gesuchstellers zu willfahren: die Entscheidung darüber
blieb dem Praktor anheimgestcllt. — Dagegen ist möglich, daß in Ryl.
115, » die Tätigkeit des Praktor von dem Ausfall einer durch den Stra-
tegen zu führenden Untersuchung, also auch wohl von dessen Anweisung
abhängig gemacht werden 6oll: vgl. unten S. 91 f.
l
Zur Unterstützung mag darauf hingewiesen werden, daß die
)
mit Recht annimmt, vom Erzrichter begehrt. Und in Oxy. 1203 heißt
es, der £evtxän> twoxtcüo habe ein thtofivfjfta aas dem xa.Ta.kyytun, also
aus der Kanzlei des Erzrichters erhalten. Diese Urkunden stammen
zwar aus der römischen Zeit: als Parallele für die selbständige Stellung
des Praktors bei der Vollstreckung können sie aber auch hier heran-
gezogen werden.
*) Dagegen kann man sich auch nicht auf die Vollstreckungsklausel
n Hib. 92, M ff. (Chrest. II 23 vom Jahre 263/2 v. Chr.) berufen, welche
44 Paul Jörs,
Dafür darf man Hib. 34, 7 (Chrest. II 34 vom Jahre 243/2) zwar
*)
sind 1
) und daß sie hier, wie wir sahen (S. 43), ihren Auftrag
direkt vom Vollstreckungsrichter erhielten, während sie ihn
im Falle von BGU. 378 durch Vermittlung des Strategen be-
kommen würden. Andrerseits ist der aus den Rechtsbüchern
bekannte Brauch der Magistrate, das Urteil durch ihre
Amtsdiener vollziehen zu lassen 1 ), auch für Ägypten be-
zeugt: in Teb. 335, 18
finden wir xdv dqxpixidXtov xrjg rd&cwc
1038 ( u n ); Be rl I" v »864 ( u ); Lips. 120 (,); Lond. Nr. 1897 (,f.)
. - -
[Arch. f. Pap. VI 106]: Oxy. 712 (,. ,). Aller Wahrscheinlichkeit nach
gilt das gleiche von BGU. 1132 (,. „ nedxxooeg): vgl. oben XXXVI 328, ,.
In Oxy. 286 („) ist ein Urteil weder erwähnt, noch aus dem Inhalt zu
erschließen. Der Antrag in dieser wahrscheinlich an den dQxäocaaxfc
gerichteten Urkunde (Mi tteis) geht zunächst nur auf Zustellung. Die
weiterhin bedingt angedrohte Vollstreckung will der Gesuchsteller offen-
bar nicht durch Riohter und Urteil, sondern durch Erzrichter und Chre-
mausten herbeigeführt wissen. Darauf deutet die beim Mahnverfahren
bekannte Formel ( lt ft): 5ncoi — änööwoeiv (1. dnodwoiv) xavxa, f} eldwoi
— ioofidvrjv. /MH ti)v jiqö^iv —
Mitteis hat die Form als 'uneigentliches
.
beantragt, diese Maßregel auszusetzen, bis sie dem Richter die Urkunden,
denen sie unterdessen auf die Spur gekommen war, vorgelegt haben würde.
Sie scheint dabei ihr nachteilige Umstände zu verschweigen oder doch
zu verschleiern. Aber gleichviel, ob der Befehl in Wirklichkeit erlassen
war oder nicht und ob er im ersteren Falle auf Grund eines neuen den
Bescheid in anderer Weise regelnden Interlokutes oder des in Aussicht
gestellten Endurteils ergangen war: jedenfalls zeigt uns die Urkunde,
daß eine solche (vorläufige oder endgültige) Vollstreckungsmaßregel
vom Prozeßrichter ausging und durch den dqxpixidhog rfJQ rd^e<oq aus-
geführt wurde. Darauf kommt es hier an.
8
) In BGU. 378, 26 f. wird dargelegt, der Gläubiger habe (dem
Schuldner) durch zwei Soldaten des Iuridicus den Vollst reckungsbefehl
zugesandt. Daß dadurch eine Vollstreckung eingeleitet werchn sollte,
ist klar. Daß aber die Soldaten auch weiter die Vollstreckung durch-
führen sollten, wozu es der Anweisung des Strategen bedurft hätte (^f.)»
kann man nicht ohne weiteres aus der angeführten Tatsache folgern.
Höchstens auf die Möglichkeit darf hingewiesen werden. Bemerkens-
wert ist es jedenfalls, daß in beiden Fällen, in denen es sich um Urteils-
vollstreckung in römischer Zeit handelt, Offizialen des Vollst reckungs-
richters in Erscheinung treten. Vgl. dazu unten S. 69, ] u. 2 .
3
) Teb. 335 gehört dem dritten Jahrhundert nach Chr. an: viel-
leicht hat die römische Ordnung der Vollstreckung durch die Amts-
diener erst allmählich die ptolemäische durch besondere, unmittelbar
vom Vollstreckungsrichter beauftragte Gerichtsvollzieher übeiwunden.
iitt-r und ChreoMtl 47
kung der Kaiserzeit*. Aber da das uns bekannte Verfahren bei dieser
sicher in ältere Zeiten zurückreicht (XXXVI 245«. und hier & 2f.),
wird man das vor allem für die iveyyQaoia anerkennen.
*) Gesagt ist es nicht, daß es sich um Pfändungen auf Grund
eines Urteils handelt. Die Vorschriften sind allgemein gehalten, aber
gerade darum muß man zum mindesten in erster Linie an Urteilsvoll-
streckung denken. Hätten sie auch die Urkundeiiyollst reckung be-
müßte diese im dritten Jahrhundert v. Chr. ein ganz anderes
troffen, so
Aussehen als das, welches wir aus der Kaiserzeit kennenlernten,
gehabt haben. Und zwar weniger, weil dieses nur bei Grundstücken
vorkommt, während in Hai. 1, 13t ein Pferd, also Fahrnis, erwähnt
ist. Das kann Zufall sein: wissen wir doch, daß das Vollst r^ckungs-
verfahren bei Hypotheken auch Sklaven ergriff (Oxy. 485). Aber der
vo/iog datwofitxöq (Hai. 1, t87 ) und die ävayQU(f>) der &eafiotfv)xixeq (, w )
sind Erscheinungen, die offenbar dem alexandnnkchcn St adln cht und
wahrscheinlich der Privat pfändung angehörten (oben S. 6f. ), und
die sich schwerlich mit dem uns bekannten Verfahren vor Erzrichter
und Chrematisten in Zusammenhang bringen lassen. Die Annahme
einer Urkunden Vollstreckung aber, welche von diesen Organen absehen
wollte, würde bei dem heutigen Stande unserer Quellen jeden gesicherten
Boden verlassen.
*) In Theres. 1 10 (Stud. Pal. 1 1) handelt es sich zwar um einen
48 Paul Jörs,
privaten Anspruch, doch ist nicht erkennbar, ob die Pfändung auf Grund
eines Urteils oder einer vollstreckbaren Schuldurkunde vorgenommen
wurde. —
In Lille 8 scheint, wenn auch der Ausdruck ivexvQa&iv nicht
gebraucht wird, die 'Wegnahme' des Viehes doch eine Pländung dar-
zustellen, weil der Gesuchsteller Phibis deren Widerrechtlichkeit durch
die Worte ( M ) oööev oqpelXovroQ ifiov afaiöi darzutun sucht. Jedenfalls
weisen diese Worte auf eine Forderung hin, die Kresilaos, wenn er auch
Beamter war (vgl. die Herausgeber zu Z. 7 und S. 57), doch wohl in
eigener Sache (cttfreöt) geltend machte. Ungewiß bleibt aber, wie er die
Pfändung rechtfertigte: von einem Urteil oder sonstigem Vollstreckungs-
titel ist keine Rede: vielleicht war in der Z. 6 erwähnten fvTet>£i5 Näheres
ausgeführt. Auf jeden Fall muß man auch mit einer Privat pfändung
rechnen. — In Teb. 57 (Chrest. I 69) ist unsicher, ob der Pfändung (g. 8 )
weniger ist etwas aus den dürftigen Re sten in P. Soc. Il al 227, 4i ]rjeve-
jfuga[ zu schließen, obwohl die Erwähnung des öidygafifia ( M f3 ) den .
Auch
die von den römischen Magistraten (pra^f* <ti,
iuridici)oder ihren Delegaten verhängte Vollstreckung von
Urteilen erfolgte zweifellos in Ägypten, wie überhaupt im
Reiche beim pignus in causa iudicati captum durch Pfän-
dung. 1 ) Aber der Ausdruck ivexvgaaia hat sich bisher
nicht dafür nachweisen lassen. So oft er in römischen
Urkunden vorkommt, ist nirgends ein Urteil als Grundlage
der Pfändung erwähnt oder auch nur angedeutet. In den
meisten Fällen kann man mit Sicherheit oder doch mit
Wahrscheinlichkeit behaupten, daß von Urkunden Voll-
streckung die Rede ist. 1 ) Und auch in den Stellen, in
l
) Beiego bei Bethmann-Hollweg, Rom. Zivilprozeß II 693ff.
Natürlich kommt hier die sog. Exsecutio extra ordinem in Betracht:
vgl. 8. 24. ,
*) Am klarsten sprechen die diamokxd des Mahnverfahrens (XXXVI
231 f.), durch welche der Gläubiger offenkundig ohne Prozeß zur Pfän-
dung gelangen will, wenn der Schuldner nicht zahlt: so BGU. 678, w ff.
(xetQ&yQatpov öeörjuoouanivov); BGU.
(Agoranomische Urkunde).
888, 10 ff.
Nicht anders steht es in den übrigen Fällen, in denen lediglich die Schuld-
urkunde als Grundlage der ivexvQaafa genannt ist so BGU. 970, u M f. :
w .
Nr. 908, e4 ).
x
) Hierher gehören solche Texte, in denen nur gelegentlich von
der ivexvQaota die Rede war und kein Grund vorlag, die einzelnen Tat-
sachen und Akte, welche ihre Voraussetzung bildeten und zu ihrer Vor-
nahme geführt hatten oder führen würden, aufzuzählen. So BGU.
1170 iv, Abtretung der Beitreibung (7iQä£ig) einer Forderung, bei welcher
dem Erwerber unter anderem die Ermächtigung zum ivexvgd^eiv ( M )
eingeräumt wird. Ähnlich Chic. 4 (Preisigke, Sammelbuch 4415),
Eingabe, in der sich eine Römerin beschwert, daß ihr Schuldner in der
Steuerliste noch als Eigentümer eines Grundstückes geführt werde,
obwohl sie es auf dem Vollstreckungswege erworben habe ( e f.): ia%w
di dnd vo/itftcw i/ißadelag ivexvQaalag. Diese beiden Urkunden stehen
außerhalb des Mahn- und Vollstreckungsverfahrens: aber auch inner-
halb dieses kann man der gleichen Erscheinung begegnen. So in Giess. 34
(Chrest. II 76). In dem mündlich vorgetragenen Widerspruch (XXXIX
58 ff.) des Schuldners gegen den Pfändungsbeschluß wird hier, soweit der
Text erhalten ist, nur der Gegenstand ( M f. , B ), nicht aber die Begrün-
dung der Schuld erwähnt: das kann nicht auffallen, da diese Frage
bereits gelegentlichdes Erlasses des XQr)tiaxuTti6g ivexvQaalag erledigt
werden mußte XXXVI 290ff.). Ähnlich steht es in Flor. 55.
(vgl. oben
Weder in der &rev£*c (22-10) nocn m
dem Xerlfuixtalj^i («-») findet sich
ein Hinweis auf die Schuldurkunde, von der (nach meiner Ansicht)
das Verfahren ausging. Auch eine Ergänzung der Lücken in diesem
»
x
) Man muß sich die Frage vorlegen, wie das lateinische pignoris
eapio im Griechischen wiedergegeben wurde. Daß hierfür ivexvQaala
vorkommen könnte, ist gewiß möglich: als ausgeschlossen wird man
darum die Verwendung des Wortes für die Urteilsvollstreckung nicht
ansehen dürfen. Wortgetreuer noch wäre ivexvQW (oder ivexvQoiv)
XfjfapiQ. In der Tat begegnet dieser Ausdruck in Öxy. 71, j lt f. (Chrest.
II 62, vom Jahre 303). Freilich handelt es sich in dieser Stelle nicht
um die Vollstreckung eines Urteils, sondern um eine Schutz- und Zwange-
maßregel, durch welche die Gläubigerin ohne Prozeß «um Ziel zu kommen
hoffte: erst für den
daß ihr das nicht gelingt, will sie ein Urteil
Fall,
des Statthalters erwirken. Immerhin ist zu beachten und auch für den
Sprachgebrauch wichtig, daß sie den vorläufigen (polizeilichen) Schutz
mit demselben Mittel durchgeführt wissen will, mit dem er ihr als end-
gültiger gewährt werden mußte. Vgl. XXXIX 68, 5 u. hier S. 11,
4»
:
52 Paul Jörs,
oben S. 49, 2 50, i für den Sprachgebrauch von ivexvQaola geprüft: es gilt
.
hier dasselbe wie dort, daß die Beziehung auf die Urkundenvoll-
streckung teils sicher, teils wahrscheinlich ist und daß nirgends die
Annahme eines Urteils als Grundlage des Verfahrens geboten ist. Das
gleiche gilt auch für Oxy. 1268, 4 wenn die Urkunde überhaupt in diesen
,
c) ifißaöela.
Den Schluß bildete bei der Urkundenvollstreckung die
ifißaöela: läßt ae sich auch für die Urteilsvollstreckung
erweisen ?
Zunächst ist festzustellen, daß das Wort nirgends, wo
damit wäre ein anderer Wortsinn gegeben (vgl. S. 70, 4 ), aber die
Konstruktion bliebe dieselbe. Nach Mitteis' Ergänzung (Chrest. II 37)
naQeö[e£dfitjv müßten jedenfalls Z. B _ lt als Aussage des Gläubigers Hera-
kleitos gelten. Das ist mir deswegen nicht wahrscheinlich, weil dann
die Worte öiä TeXefidxov (,f.) schwer zu erklären wären.
3
) So BGU. 832, M .
ga ; Flor. I, 7 ;Flor. 81, 18 86, a8 Oxy. 274, M
. ; .
(drei Aruren) zu. Für den Fall/ daß er diose seine Verpflichtungen nicht
erfüllt, soll der Gläubiger das Recht haben zum 7i^iaae(tv) [nal] ifißa-
öeveir eis räc XQeic [dpov(ßaf)]M ). Damit soll gewiß nicht das Selbst-
(
verständliche gesagt sein, daß der Gläubiger, wenn er ein Urteil erlangt
habe, dieses vollstrecken könne, sondern es soll ihm auf Grund der vor-
liegenden Urkunde ein selbständiges Recht zur ngäZig und ifißadela
eingeräumt werden. — Ferner Lond. III 158f. Nr. 1164 (d). Wenn hier
gesagt wird, der Gläubiger habe auf Grund eines xttQ^VQatPov fotyfioou»-
fdvov alle sich an die Verlautbarung anschließenden gesetzlichen Schritt«
(a rd 4£t/c röfiifia) bis zur ifißaÖcla, einschließlich ihrer (,f.), vollzogen,
so ist schwerlichanzunehmen, daß damit auf den Prozeßweg hingewiesen
sein sollte: dann müßte man doch erwarten, daß nicht oder nicht nur
der Handschein und seine Verlautbarung, sondern vor allem das zu
vollstreckende Urteil erwähnt worden wäre. — Über Chic» 4, « (Prei-
sigke, Sammelbuch 4410) s. oben S. 60, v
l
) Die folgende Darstellung beruht auf der Text gest alt ung und
Erklärung, die Oxy. 663 durch Mitteis gefunden hat (Chrest. 90 S. 103f.:
danach auch die Zeilenzählung). Vgl. außerdem die Erörterungen von
Raape, Verfall d. griech. Pfandes 66f. 88f. 9öf. 128.
*) Mitteis, Chrest. S. 104 nimmt eine Hypothek des Gläubigers
angesehen werden (wie es auch Mitteis S. 104 tut). Denn die Hypothek
ist, sooft wir ihr begegnen, gesetztes, nicht genommenes Pfand, was
:
56 Paul Jörs,
xgloei. Ob das Urteil des Militärtribunen sich auch über die Darlehns-
zinsen aussprach, muß, da unser Text nichts darüber enthält, dahin-
gestellt bleiben.
8
) Das ist die gesetzliche Wirkung der ifißadela. Es wird aber
auch in unserer Urkunde deutlich auf den Besitzerwerb des Gläubigere
hingewiesen ( 18 f.): äneveyxdfie&a ndvxa xä xovxov xiOQla (vgl. S. 55, t ).
Dem entspricht der Befehl des Präfekten ( 24 f.): anoxaxaoxrjoeig a&iqt
(vgl. nächste Anm.).
fraglich, ob diese Äußerungen des Anwaltes so ganz aus der Luft ge-
griffen waren, wie Raape 83 und (teilweise) auch Mitters S. 104 meinen.
Die Zwecklosigkeit offenbarer Lügen lag doch gar zu sehr auf der Hand.
Man könnte etwa daran denken, daß der Gläubiger (mit Recht oder
Unrecht) eine Sequestration der Grundstücke, oder eine Hinterlegung
der Früchte (vgl. Catt. Verso j.y OT ) vorschützen oder vielleicht auch
;
»ich nur als Verwalter hinstellen wollte, seitdem andere Gläubiger hin-
zugetreten waren. Auch wäre zu erwägen, ob der Statthalter mit seinem
Befehl zum ärxoxa&tcndvai t4 nicht etwa gerade die Aufhebung des Ver-
( )
führte, geht aus dem Kopf des Protokolls hervor. Am klarsten, wenn
man nach Mittels' Vermutung lesen darf (,f.): KfajfHvT^oq] (Vorname)
ov 'lovUw Ö[v}okTlfwv [ix] Ilagairorko (1. -ov) tov xal vTtoocovaavrog.
Aber auch wenn man von dieser Ergänzung absieht, ist deutlich, daß
zunächst das Erscheinen des Schuldners festgestellt wird (fürtJ7K»^w«vmit
Beziehung auf den Kläger, s. oben XXXIX 66, t ) und dann hinzugefügt
wird ( 4 ),
daß auch der Gläubiger gegenwärtig war. Darum ist es auch
der Schuldner, der in der Verhandlung zuerst das Wort ergreift. Denn
daß das in den Lücken von Z. , (= r 1( des Originals) zum Ausdruck
gebracht war, muß man annehmen, weil es im folgenden heißt, der An-
walt des Gläubigers habe 'geantwortet' ( e &to]KQivafdvov). Vorher wird
der Schuldner auseinandergesetzt haben, warum er die Sache vor das
Tribunal des Statthalters brachte (» (Vkwy/wi rjv Welche
ev&äöe äyeoihu.
Rolle dabei die xoXcovela [,] spielte, bleibt freilich ganz im dunkeln;
vgl. unten Daß die Klage vom
S. 58, 3 ). Schuldner ausging, ergibt
sich schließlich auch daraus, daß dem Gläubiger vom Statthalter Ver-
urteilung in Aussicht gestellt wird ( u xaTcotQi'&Tjaei). Römisch ausgedrückt
liegt also der Verhandlung eine Actio pigneraticia direeta zugrunde,
nur daß die Pfandgrundstücke nicht bloß in den Besitz, sondern durch
den Verfall auch in das Eigentum des Gläubigers gelangt waren.
3 Nur
) Orestinus und Voltimus werden als anwesend erwähnt (g
ff .
:
58 Paul Jörs,
in einer Weise genannt, die erkennen läßt, daß sie, selbst wenn ßie
bei der Verhandlung zugegen gewesen sein sollten, so doch nicht an
ihr teilnahmen. Vgl. S. 73, 4 .
keln. Der Zweifel, den Raape (Verfall d. griech. Pfandes 83) in die
Behauptung des Orestinus, es hätten sich noch andere Gläubiger ge-
meldet, setzt, scheint mir nicht gerechtfertigt. Hätte er eine so plumpe
Erdichtung, vor allem die Behauptung, der Militärtribun habe infolge
ihres Auftretensden Verkauf angeordnet, gewagt, so wäre wohl kaum
der Widerspruch des Gegners ausgeblieben. Auch rechnet ja der Präfekt
selbst mit diesen anderen Gläubigern ( 17 w f. M f.). Ebensowenig liegt
.
Denn wenn hier aber den Saatenstand auf den Feldern der xokovia
berichtet wird, so ist das Kolonialland eben eine politische Bodenbezeich-
nung wie die anderen dort und in ähnlichen Urkunden (z. B. Flor. 331
= Chrest. I 341) aufgeführten Bodengattungen (iamjfUinj, iVpaTixfJ usw.).
Die sonstigen Urkunden, die einer xo).<oria gedenken (BGU. 587,,. „•
Paris, in Chrest. 1461, e7 Oxy. 1508, ,), geben für uns nichts aus. Aber
;
58, B ); Lond. III 111 Nr. 1157 OT , (vgl. Z. Sav. St. XXXIV 111, wo ich
buch 64, f versucht wurde: doch habe- ich das Wort in anderem und,
Er-rr-ichter und Chrrmatisten. 61
wie ich glaube, für die Stelle passenderem Sinne aufgefaßt ); Lond. III 168f.
Nr. 1164 (d), ,. )0
.
u .
lf . „; Oxy. 485, i4> vgL S. 54, ,. In Jand. 9, „
handelt es sich zwar um einen Prozeß, aber nicht um Vollstreckung,
sondern um Prozeßeinleitung.
hier das Urteil sie anerkanntund dem Gläubiger das Recht ihrer Aus-
übung zugesprochen hätte. Mir aber ist die im Text bezeichnete Mög-
lichkeit gegenüber dem Wortlaut unserer Urkunde überhaupt recht
unwahrscheinlich. Jedenfalls kann man sich nicht darauf berufen,
daß der Präfekt den Parteien für die weiteren Verhandlungen einen
Richter in Aussicht stellt, der naQaxoXov&ütv riji 'Ovoq6zov xqUtfi das
kanopitische Grundstück prüfen das erste Urteil
sollte. Im Anschluß an
erfolgten die betreffenden Ermittelungen (S. 59, auch dann, wenn t u. ,)
dieses nur, wie unser Text angibt (S. 56, ), den Schuldner zur Zahlung t
x
) Also daß auch hier ävaviaxrig und öiaaroXixöv oder doch zum
mindesten die bei der Urkundenvollstreckung regelmäßig erforderliche
imxataßoXrj Platz greifen mußte.
8
) In diesem Falle würden die vöfiifia in Z. 9 wie so häufig, als die
gesetzlich vorgeschriebenen Akte der UrkundenVollstreckung anzusehen
«ein. Vgl. S. 58, ,. 60, ,.
3
) Man muß dann allerdings einen Widerspruch gegen die i/ißadeia
annehmen: daß ich diesen, besonders beim Vollstreckungsverfahren auf
Grund von Hypotheken, für möglich halte, habe ich oben (XXXIX 54, r
108 f.) dargelegt.
*) Stellen wir uns den Hergang in dieser Weise vor, so hatte der
weder aus freien Stücken oder auf Veranlassung des Erzrichters be-
wogen, den ordentlichen Richter anzurufen, der ihn dann an den Iudex
datus verwies. Freilich handelt es sich in BGU. 970- um einen Wider-
spruch gegen eine ivexygaaui, in Oxy. 653 dagegen um Geltendmachung
einer Hypothek, bei welcher jener Akt wegfiel. Doch betreffs der avxlQQrfliQ
und ihrer Folgen hat das schwerlich einen Unterschied gemacht. — Daß
diese weit zurückliegenden und für den jetzigen Prozeß unerheblichen
Tatsachen in dem gegenwärtigen Protokoll nicht erwähnt sind, könnte
gewiß nicht befremden.
) Vgl. oben XXXIX 117f.
8
hier und (•hreniKtiateu. 68
x
) So Lodi nach Preisigkes Berichtigungsliste S. 141.
a Wenn
auch an den angeführten Stellen nur das.Verbum dta-
)
74, 4 j [vgl. auch Soc. Ital. 67]) und bei Denunziationen für den Kon-
.
Oxy. 653 (Chrest. II 90, „); Oxy. 1118, ,; Rain. Inv. 1444, 32 (Sammel-
buch 4370). Daß in solchen Stellen nicht alle Erfordernisse des Aktes
aufgezählt wurden, ist begreiflich. Beachtenswert aber ist die Fassung
des xQWawuöi; iußaSelag in Flor. 55, J6 .
ai : fv' — juerd ravxag (nach
den zehn für die Räumung angesetzten Tagen) ixoifjiai (Gläubig- r) rä
Als sicher kann gelten, daß der Strateg, wenn der Inhaber
sich dem Räumungsbefehlnicht fügte oder dem Besitz-
erwerb des Gläubigers widersetzte, diesen Widerstand zu
brechen und den Gläubiger im Besitz zu erhalten hatte
(owemoxveiv). 1 )
Es fragt sich nun, ob in den Quellen Anzeichen dafür
vorkommen, daß ein ähnlicher Hergang oder doch Akte
wie die vorerwähnten sich auch bei der Urteilsvollstreckung
nachweisen lassen.
Von dieser Untersuchung auszuschließen sind zunächst
eine Reihe von Texten, welche die Räumung von Grund-
1
) Diese Texte gehören alle der ptole maischen Zeit an, aber das
ist wohl nur Zufall. Ich sehe keinen Grund, warum ein solches Räu-
mungsurteil nicht auch später beantragt und erlassen sein sollte.
Texten jede Andeutung eines diaoxohxöv des Gläubigere fehlt und viel-
mehr unmittelbarer Zwang von der Behörde begehrt und daß der Käu-
mung8befehl in Amh. 30 vom Gericht erlassen wird. Interessant ist,
daß hier die zehn Tage, die bei der Urkundenvollstreckung dem Schuld-
ner durch das öiaoiokxöv zugestanden wurden (Flor. 66, »f.), ihm auch
vom Richter gewährt wurden: sie dürften die für solche Fälle allgemein
übliche Räumungsfrist gewesen sein.
Zeit bisher Verfall und i/ißaöela für die Urteilsvollstreckung nicht mit
Sicherheit haben nachweisen lassen.
,
weise s. oben XXXVI 232f. 23öf. 237 f.). Auch das paßt nicht zu BGU.
378, jgf. Denn hier übersendet der Gläubiger, ohne daß von einer Ver-
mittelung des Strategen die Rede ist, die intoxoArj, d. h. den Vollstrek-
kungsbefehl durch zwei Soldaten des Iuridicus, der ihn erlassen hatte,
also durch Organe des Vollstreckungsrichters selbst an den Schuldner.
d) Pfandverkauf.
Kann nach den vorstehenden Erörterungen die ijißa-
deia für die Urteilsvollstreckung weder direkt noch indirekt
mit Sicherheit nachgewiesen werden, so müssen wir weiter-
gehen und die Frage aufwerfen, ob denn in unseren Ur-
kunden überhaupt der Verfall einer in Durchführung eines
Urteils gepfändeten Sache vorkommt. Ein zuverlässiger
Beweis läßt sich auch dafür nicht erbringen.*) Im Gegen^
teil: was wir aus ihnen zu erkennen vermögen, deutet in
das könnte auch eine zusammenfassende für die einzelnen von der
Vollstreckung ergriffenen Gegenstände sein. Wichtiger ist, daß der
Schuldner den Gesamtwert der önÖQxovca dem der Forderung des Gläu-
bigers gegenüberstellt (vgl. S. 67 f., ,). Das fällt doch so sehr ins Ge-
wicht, daß die Auslegung an der Frage der Generalexekution nicht
vorübergehen darf.
*) So Wenger, Rechtshist. Papyrusforschungen 26, 2- 126. Gra-
denwitz, Einführung 35 übersetzt ingressio, scheint also iftßaöela an-
zunehmen.
8
) Vgl. auch Cic. ad Att. 6, 1, 15 (für die Provinz Kilikien): de
bonia piasidendia.
*) Wäre in Hib. 32, t noQef{i^ax6\ zu ergänzen, so ließe dieses
l
) Dir Meinung von Raape 112f., daß in dienen Worten ein all-
zusammengehöriges Ganzes vor uns. Wenn darin gesagt wird, die £evtxä>r
JiQaxTOQeg dürftengegen die ßaaihxoi yeiogyoi (usw.) Personalexekution
überhaupt nicht, Vermögensvollstreckungen (ngd^eig) aber nur insoweit
vornehmen, als sie nicht durch diesen Erlaß (t»f-) <M«) T°ü 7lQ° : :
s
) Vorausgesetzt, daß man mit Croenert, Wochenschrift f. klass.
Philol. XX
455 anegiöevoai als verschrieben für änegiöea&ai (hinter-
legen) ansehen darf.
*) Vgl. statt aller Wilcken, Grundzüge 272ff.
72 Paul Jörei,
l
) Vgl. die Tafel von Herakleia in Unteritalien IG. XIV 645, ,„
( = Rec. d. inscr. jur. I S. 206): oixodofxipTjTat (Pächter) de xal oixLv
iv xotg x<bQ 0l S tovroig ßo&va pivxov äxvoiov.
*) Vgl. für die hier allein in Betracht kommende sog. Exsecutio
extra ordinem namentlich K. Pius bei Callistr. D. 42, 1, 81 ; Ulp. D. 42,
'« i5' 2 (primo res mobiles — pignori capi iubent, — mox distrahi:
quarum pretium — si non suffecerit etiam soll pignora capi iubent cl
soll für seinen unmündigen Sohn, offenbar seinen Erben, ein Vormund
bestellt werden. Der Zweck der Siegelung ist hier wohl der, die Aktiv-
masse dem Sohne unverkürzt zu erhalten und ihn vor eigenmächtigen
Zugriffen Dritter, namentlich der Gläubiger, zu schützen.
x
) Näheres s. oben S. 58,
5
Der Anwalt des Orestinus bespricht die Besitzergreifung ( 18 f.
)
Z. t ( 9 f ) die Rede. Daß aber dort etwas gesagt war, was die vorstehende
.
6. Rückblick.
Die vorstehenden Erörterungen über die Vollstreckungs-
behörden und Vollstreckungshandlungen weisen zwar recht
a) Ptolemäische Zeit.
Ob
jemals im griechischen Ägypten der Grundsatz ge-
golten hat, daß der Gläubiger auf Grund einer Exekutiv-
urkunde in der gleichen Weise gegen den Schuldner vor-
gehen könne wie der, welcher ein Urteil gegen ihn erfochten
hatte, muß eine offene Frage bleiben. Soweit unsere Nach-
richten reichen, bedurfte der Gläubiger hier wie dort der Er-
mächtigung einer Behörde 1 ), die freilich in beiden Fällen
Für die ptolemäische Zeit konnten wir
nicht die gleiche war.
daß die Ausführurig der Vollstreckung von
ferner feststellen,
Urteilen ebenso wie die aus Urkunden 2 ) durch eigene Ge-
richtsvollzieher, die £evtxc5v nQ&xxoqei; mittels der als h-
exvqaaia bezeichneten Pfändung (S. 47) erfolgte. Aber
schon in dieser Hinsicht bestehen Zweifel, ob und inwie-
weit ein gleiches oder doch ähnliches Verfahren angenom-
men werden darf. 3 )
Sie häufen sich hinsichtlich der Frage, auf
welchem
Wege die Befriedigung des Gläubigers erfolgte.
Für die
Urkundenvollstreckung kennen unsere Texte nur Verfall
zu Eigentum des Gläubigers und Besitzergreifung durch
epßadela: beides sicher bei Grundstücken und, was beweg-
liche Sachen anlangt, jedenfalls auch bei Sklaven. Beim
Urteil wird der Verkauf gepfändeter beweglicher Sachen
x
) loh betone die Einschränkung 'soweit unsere Nachrichten
reichen*. Daß es vielleicht in älterer ptolemäischer Zeit eine Selbst-
vollstreckung gegeben hat, die, wie im attischen und anderen griechi-
schen Rechten, vom Gläubiger ohne Ermächtigung einer Behörde (eines
'VoUstreckungsrichters') vorgenommen werden konnte, wurde oben
S. 5 ff. hervorgehoben. Vgl. auch unten S. 78f. 82f.
a
) Für letztere stammen unsere Belege freilich aus römischer Zeit.
Die $evix&v siQaxtoQes sind aber schwerlich erst damals mit der Urkunden-
vollstreckung befaßt worden.
*) Vgl. betreffs des Nachverfahrens und der Beteiligung des Stra-
tegen oben S. 88 ff. und betreffs der naQdÖe&z S. 52f.
Ererichter und Chrematisten. 77
paxos daqxiXeia 131 ff. Lipsius, Attisches Recht 701. 949f.; Rabel,
;
Rechts, bei welchen der Verkauf auch für Ägypten feststeht. Vgl.
Schwarz, Hypothek u. Hypallagma 42ff. »9, f ; Raape, Verfall d.
griech. Pfandes 132 ff.
8 Die Meinungen gehen sehr auseinander: vgl. Hitzig, Griech.
)
Pfandrecht 75ff. 82ff. 99ff.; Beauchet, Droit prive III 266ff. 287 ff.;
Weiß, Pfandr. Untersuchungen I llff.; Pappulias, 'EfjaiQÖyiiaroq
äatpdXeia 141ff. 174ff. (dazu Mitteis, Z. Sav. St, 443ff.; Partsch, XXX
Arch. f. Pap. V 498f.); Raape, Verfall d. griech. Pfandes lff. 112ff.
(dazu Brück, Z. Sav. St. XXXIII 552ff.; Koschaker, Knt. Viertel-
Manigk in Wissowa-Krolls Realenzykl. IX 306ff.;
jahrsschrift I 607ff.);
Lipsius, Attisches Recht III 950f. Insbesondere streitet man auch
darüber, ob das ifißarefeiv dem Gläubiger außer dem Besitz auch Eigen-
tum verschaffte: vgl. Szanto, Ausgewählte Abh. 74ff.; Mitteis, Reichs-
recht u. Volksrecht 440f.; Lipsius, Bedeutung d. griech. Rechts 29f.
78 Paul Jörs,
Magn. s. v. 'E/ißaxevoai xal iußaxeta iaxiv i) wvl Aeyofihr) Sia xov 6 ifißa-
'
die gleich zu erwähnende e^ayoyyr) und ober] igovArjg nicht bloß bei der
Vollstreckung Platz. Die Frage nach dem Anwendungsgebiet läßt sich
nicht mit wenigen Worten erledigen: ihre Erörterung müßte hier viel
zu weit abschweifen. Vgl. S. 81, v
) oben S. 5, , angeführte Literatur., Darauf, daß das
Vgl. die
ipßaxefeiv in den Quellen stets als Tätigkeit des Gläubigers erscheint,
darf man sich allerdings für die obige Behauptung kaum berufen. Denn
der gleiche Sprachgebrauch läßt sich in den die Urkundenvollstreckung be-
treffenden Papyrustexten, wo wir sicher wissen, daß eine Genehmigung
der Behörde notwendig war, nachweisen (BGU. 832, tt ; Flor. 1, r 81, lt .
86, M ; Oxy. 1118, T ; Rain. Inv. 1444 n - Sammelbuch 4370; Straßb.
52, ,). Viel mehr fällt ins Gewicht, daß in den altgrieclnschen Quellen
litir und Chrematiaten. 79
C. I. 8, 13. i
(Sev. Ant.) und 5. 18. , (Diocl. Max.), in welchen daa eigen-
mächtige (»ine iudicia auctorüote) ingrtdi (= ifißaxevetv) verboten
wird, offenbar voraussetzen, daß die Eigenmacht in den griechischen
Reidisteilen, für welche diese Konstitut ionen ergingen, als ein Recht
des Gläubigers angesehen wurde.
») S. darüber Rabel, Z. Sav. St. XXXVI 348 mit Belegen aus
den attischen Rednern. Auch die von Justinian in Nov. 60 pr. erwähnten
orgauwrai, obcdicu xal Iteqoi sind, wenn der hier geschilderte Vorgang
mit der i^ßareia zusammengebracht werden darf (Mitteis, Reichsrecht
u. Volksrecht 432f.), wohl als Zeugen, jedenfalls nicht als ausführende
Organe anzusehen. — In den Quellen des attischen Rechts erscheinen
gelegentlich auch bei privaten Pfändungen Amtspersonen beteiligt: so
cler 6i)naQXOi (Schoeffer in Wissowa-Krolls Realenzykl. IV 2706ff.)
flMhv ini tj)v oixiav rov GeapJjfwv. Auch darauf mag hingewiesen werden,
daß der drj[uxQx°S (und vnrjQerrjg) in den Quellen nur beim ivexv()d£etv
genannt wird: in Stellen, die vom ifißcneveiv handeln (wie Dem. 33, ,.
44, lf .
lt ; Isaios 3, tl .
ea .
9, ,), wird er, soweit ich sehe, nirgends erwähnt.
Ob das bloßer Zufallund ob das, was vom erateren gesagt ist, auf
ist
das letztere ausgedehnt werden darf, kann hier nicht untersucht werden.
Vgl. über die Beteiligung des Demarchen Lipsius, Att. Recht 950;
-
80 Paul Jörs,
Stxrj iSottys s. bei Lipsius, Att. Recht 678. 668ff.; 6. A. Leist, Att.
Eigentumsstreit 47ff.; Hermann-Thalheim, Rechtsaltertümer * 133;
.
Erachtens auch nicht entgegenhalten, daß sie sich hinsichtlich der ö'vxr\
i^ovXriq nicht bis in deren Einzelheiten fortführe/» läßt. Es soll hier
nur der Vermutung Ausdruck gegeben werden, daß die ävxiQgtjOig auf
denselben Grundgedanken wie die i£ayayyq zurückführt: formaler Wider-
pruch gegen einen Vollstreckungsakt des Gläubigers, der durch richter-
licheEntscheidung überwunden werden muß. Über letztere und das
ihr vorhergehende Streitverfahren sind wir selbst für die Kaiserzeit
auf recht dürftige Nachrichten angewiesen (vgl. XXXIX 56 ff. 104ff.):
vollends fehlen sie für die ältere Zeit.
l
) S. dafür Harpokration s. v. igovArjg: — 6 %qrftxri<z xax£%etv
der Stellen, an denen das Gesetz vom ifißalveiv spricht, eines Urteils
Erwähnung. —
Vgl. auch die Vollstreckungsklausel im Darlehn von
Arkesine IG. XII (7), 69, 1$ sl (== Rec. I S. 318): xaMneq dhtrjv 6q>Xrpcöxes
.
e) Römische Zeit.
In der römischen Zeit tritt die Verschiedenheit des
Verfahrens bei der Vollstreckung von Urteilen und der
aus Urkunden noch schärfer als in der ptolemäischen her-
vor. Für den Prozeß fand jetzt, wie schon öfters hervor-
gehoben wurde, in Ägypten das römische Recht der soge-
nannten Extraordinaria Cognitio Anwendung. 2 ) Insbesondere
galt es auch für die Vollstreckung von Urteilen, die in solchen
Prozessen ergangen waren. Ich glaube oben dargelegt
*) Vgl. oben XXXVI 249.
•) Es ist möglich, sich der Übergang vom ptolemäischen zum
daß
römischen Prozeßrecht, wenn auch die Grundlagen des letzteren sicher-
lich bei der Einrichtung der Provinz geschaffen wurden, nicht auf einen
Schlag vollzogen hat. Bestanden doch in der früheren Kaiserzeit in
Alexandrien noch xqit^qux, deren Wirksamkeit sich bisher nicht genauer
hat bestimmen lassen: vgl oben XXXVI 250ff. —
Nicht hierher gehört
es dagegen, daß Beamte, die aus ptolemäischer Zeit stammen, wie Erz-
richter (Koschaker, Z. Sav. St. XXIX 21 f.), Strateg, vielleicht auch
£evotän> jiqöxxojq (S. 44f.), jetzt auch als Hilfs- und Unterbeamte des
Statthalters oder Iuridicus tätig waren: in solchen Fällen waren sie
wie ihre Auftraggeber eben Organe römischer Gerichtsbarkeit.
86 Paul Jörs,
Nachtrag
zu Band XXXVI 230ff. dieser Zeitschrift.
A. Neue Vollstreckungsakten.*)
Ryl. 115 enthält die aus dem hermopoli tischen Gau
stammenden, leider arg verstümmelten Akten eines bis zur
b>£%vQaaia gediehenen Vollstreckungsverfahrens aus den
Jahren 165/156 n. Chr. Die einzelnen Stücke sind in der
üblichen Weise vom jüngsten bis zum ältesten aneinander-
gereiht. Zeitlich geordnet sind es die folgenden:
1. Z.
M ff. (bis zum abgebrochenen Schlüsse) geben dürf-
tige Reste der an den Präfekten M. Sempronius Liberalis *)
gerichteten frreviig. In ihr war, ebenso wie in der parallelen
Urkunde BGU. 1038, lt die Forderung des Gläubigers ( tl )
,
l
) Betreffs der neuesten Veröffentlichungen s. die Bemerkung
auf S. I, ,.
*) Nur hingewiesen werden kann auf Ryl. 287. Nach den An-
deutungen der Herausgeber und den Parallelen, auf die sie verweisen,
scheint es sich um ein öiaoxoAixdv im Mahnverfahren zu handeln.
*) AißeXÖQt in Z. m ist, da eine Verbesserung nicht unter dem Text
a
) Vgl. dazu oben XXXVI 234 bei 2; ebenda 238 ff.
a
Man beachte auch hier das zwiefache Datum in Z. 8 f. und 10 f.;
)
ganz wie in BGU. 239. 1038; Berl. Inv. 11664; Flor. 55. Das erstere ist
das des Schreibens des Erzrichters an den Strategen, das zweite das
des Beschlusses der Chrematisten. Vgl. dazu XXXVI 243f.
8
) Vgl. zum Folgenden XXXVI 243ff.
4
Für den Urtext ist ein ebensolcher Wortlaut wie in Berl. 11 664, ,f.
)
anzunehmen. Ryl. 115 gibt ebenso wie BGU. 239. 1038; Flor. 55. 56
eine Abschrift der bisher aufgelaufenen Akten. In diesen Abschriften
sind Kürzungen keine Seltenheit (XXXVI 238, 4 . 243 ff.). Man könnte
sich etwa denken, daß ol tag ivte^eiQ ötatei-avzeg weggelassen sei. Aber
es hat wenig Wert, darüber Vermutungen aufzustellen.
*) Weggelassen ist die Benennung der Chrematisten in BGU. 239,
w ;
1038, i3 Flor. 56, s hier aber ohne Andeutung durch eine Lücke im Text.
; :
Ererichter und Chrematinten. 80
l
) Vgl. darüber und zugleich über die Ergänzung der lückenhaften
Urkunden oben XXXVI 290ff.
*) Nach Berl. 11664, , und Flor. 56, ( wäre an dieser Stelle üto-
yeyQafifiivoiv einzusetzen, während es in Flor. 56, a (dazu oben
,
XXXVI
290, ,) fehlt, obwohl auch dort zweifellos eine unterschriebene Urkunde
gemeint ist.
Urkunde geschehen ist (s. XXXVI 239, ,), wage aber keine Behauptung
für die Ergänzung in Z. 13 f. darauf zu stützen.
staben, in Z. M von
AvroxQ[droQa bis e]lvai 61 Buchstaben, in Z. 14 19
]3/ /
B. Ttagdöeigig.
Ryl. 176 (Hermupolis, Anfang des dritten Jahrhunderts
n. Chr.) bietet einen Beitrag zur Erkenntnis der nagdöeigig
(oben XXXVI 317ff.).
Suerüs hatte gegenüber einer Schuldnerin wegen eines
durch diayQcuprj verbrieften Darlehns von [.] 500 8 ) Drachmen
nebst Zinsen und Gebühren das Vollstreckungsverfahren
eingeleitet. Offenbar war der %qr\iia.xianö<; he%VQaalaQ er-
gangen, obwohl das in unserer Urkunde nicht hervor-
gehoben wird. 8 ) Die Gläubigerin hatte nun die nagadeito
90, i). Doch bleibt das alles unsicher. Die Schwierigkeit vergrößert sich
dadurch, daß schon in Z. J8 eine Anweisung zum awTeXelv enthalten ist,
die dieses offenbar nicht von der in Z. „ gesetzten Bedingung abhängig
machte.
x
) Vgl. für den ygapifiarivQ xazakoyelov BGU. 239, 10 614, M 1038, „; .
Oxy. 719, 6 1270, u f. 1474, 7 für den vofioyQdipog (an dieser Stelle) BGU.
;
C. $vX£v£l<;.
schildert seinen langdauernden Streit mit dem Gegner durch die Worte:
xad^ o$ xai likeiorag ivrvxiag xai emööoeig dvaq>0Qwv i7ioir)od/j£&a. Wäre
die Übersetzung der Herausgeber 'against whom we made numerous
petitions and presented reports' zutreffend, so müßte evrvxia ebenso
wie ävaupoga. eine Eingabe, vielleicht eine andere Art von Eingabe be-
deuten. Das wäre freilich noch kein ausreichender Grund für die An-
nahme, daß evrvxia gerade das an den Präfekten gerichtete Gesuch
gewesen wäre, zumal der Statthalter als Richter hier nicht genannt
wird. Indessen halte ich die Voraussetzung überhaupt nicht für richtig.
Evrvxia hat in unseren Urkunden, worauf ich oben (XXXVI 272, j)
'
ich auch an meiner Erklärung von Flor. 61, }6 f. (XXXVI 269f.) nichts
ändern zu müssen. Vgl. auch unten S. 96, 2 .
a
) Vgl. XXXVI 267f. 273.
•) Für diese Urkunde konnte ich bei der Korrektur noch den
Aufsatz von Mitteis, Z. Sav. St. XXXVIII 290 ff. verwenden. Auf
ihn verweise ich für die hier entbehrlichen näheren Ausführungen.
-
in. i und (
95
auf die Ivrevtig an. die vom Rieht »r im gegebenen Falle wegen
des Vorliegen! der ^[oc^xm'J/aOc usw. für überflüssig erklärt
wird und darum als der eigentliche normale Weg. der zur
dycoytj führen könnte, angesehen werden muß. Alles hängt da-
von ab, was diese äyo)yn) bedeutet. Grenfellund Hunt deuten
sie unter Berufung auf Teb. 39, M und das bekannte äywyi-
96 Paul Jörs,
fonnally s.iv.-d
*l
011 (lwin'; cf. e. g. 117. 319.
aa
Lines 21 —
imötdofu rtjvde [xijv 8vxev£iv ä£i-] <wv dvxlyQatpov avroiQ
[HETadodi]vai fj 6- 2i 7i]or£Qü> avxiov äxn[e ]
ii
dl' V71YIQ&TOV Ö71ÜJQ eldü)[oi ]' (USW.). Da
dir Eingabe an den Strategen gerichtet ist, würde sie
meiner Ansicht über diu Begriff von hxev^iq widersprechen
oder doch eine —
und zwar die erste bekannt gewordene —
Ausnahme von der Regel enthalten, wenn das Wort mit
Recht in Z. tl eingefügt wäre. Das glaube ich aber nicht
und sehe wenigstens keine Notwendigkeit zu dieser Er-
gänzung. Auch die zum Vergleich herangezogenen Ur-
kunden Ryl. 117 und 319 vermögen sie nicht zu stützen.
In enterer wird die Eingabe der Partei als ßißkldiov ( = li-
von Pachtverträgen wie Lond. II Nr. 361 cit.). In Ryl. 119. & heißt
die Ladung auf den Konvent diamoXixov v7iöfivr]fia. Vgl. auch Oxy. 484, 8 f.
ddoxahth not (dazu XXXIX 98, ,) und Ryl. 113, u (dazu XXXIX 82ff.).
(Fortsetzung folgt.)