Académique Documents
Professionnel Documents
Culture Documents
02
Bedeutung von „Sprache“
1. Die menschliche Kommunikationsfähigkeit schlechthin (Satz A).
2. Eine bestimmte Einzelsprache, etwa Deutsch, Englisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch,
Chinesisch, usw. … (Satz B)
3. Eine ganz bestimmte Art der Sprachverwendung (Satz C)
4. Andere Arten von Kommunikationsmitteln: nichtsprachliche Kommunikationsmittel
(Satz D) oder künstliche Sprachen (Satz E).
5. Metaphorische Verwendungen des Wortes „Sprache“ für das kommunikative Potenzial
von Gegenständen (Satz F)
Bedeutung von „Sprache“
Gegenstand der wissenschaftlichen Beschreibung sind nur die ersten 3
Bedeutungen (Sätze A, B und C).
Bei den übrigen handelt es sich nicht um „Sprache“ im Sinne der
Sprachwissenschaft, sondern um übertragene Bedeutungen:
Im Satz D wird zwar kommuniziert, jedoch nicht mit Hilfe lautlicher Äußerungen.
In den Sätzen E und F ist zumindest ein Kommunikationsteilnehmer kein Mensch,
sondern eine Maschine (Satz E) bzw. Bilder (Satz F).
Gegenstand der Linguistik
Sätze haben selbst Zeichencharakter, d.h. sie assoziieren einen Ausdruck und
einen Inhalt.
symbolisiert (boys admire girls, ‘boys
girls admire girls’)
Das Prinzip der Kompositionalität besagt, dass die Bedeutung komplexer
Ausdrücke sich aus den Bedeutungen der einzelnen Elementarzeichen
in Abhängigkeit von der syntaktischen Struktur zusammensetzt.
Arbitrarität / Konvention
Eine jede Sprache formt Ausdrücke für beliebige Bedeutungen, und dabei
kommt die Verbindung zwischen Form und Inhalt durch Konvention zustande.
Zur Zeit des Aufkommens des Strukturalismus war es notwendig, darauf
hinzuweisen, dass Symbole (dazu gehören die Zeichen der Sprache) keine
„natürliche“ Beziehung zwischen Ausdruck und Inhalt besitzen.
Früher glaubte man, die Wörter seien mit dem „Wesen“ der Dinge verbunden (z.B.
aufgrund göttlicher Schöpfung).
Man darf Arbitrarität allerdings nicht mit völliger Beliebigkeit verwechseln.
So wird man keine Sprache finden, in der die Bedeutung von „du“ oder „ist“ mit
Ausdrücken kodiert ist, die zum Beispiel 22 Silben lang wären.
Es gibt vielmehr allgemeine Sprachgesetze, die bestimmte Zusammenhänge
steuern, so unter anderem den Zusammenhang zwischen Länge und Häufigkeit von
Ausdrücken.
Der Strukturalismus
Die wichtigsten von Saussure geprägten Begriffe des Strukturalismus
Das kombinatorische Potenzial der sprachlichen Einheiten
zwei grundlegende Arten von Beziehungen
Paradigmatik
Syntagmatik
Eine systematische Beschreibung von sprachlichen Einheiten
vollzieht sich unter zwei Aspekten
Die Austauschbarkeit (als abgrenzende Opposition) in einem gegebenen
Kontext ist Grundlage für die Erfassung des paradigmatischen Aspekts.
Die Kombinatorik (als kontrastive Zusammenstellung) konstituiert den
syntagmatischen Aspekt des Systems.
Der Strukturalismus
Beispiel 1
paradigmatische Achse
syntagmatische Achse
In dieser Liste stehen die Buchstaben jeweils innerhalb eines Wortes in
syntagmatischen Beziehungen, indem sie nach gewissen Regeln angeordnet
sind und auf diese und nur diese Weise zusammen ein bestimmtes Wort bilden.
Die Liste zeigt außerdem, dass die Buchstaben H, B und R in Bezug auf die erste
Position in den dargestellten Wörtern und die Buchstaben u und a an zweiter
Position in paradigmatischer Beziehung stehen.
Der Strukturalismus
Beispiel 2
syntagmatische Achse
paradigmatische Achse
Hier stehen die Wörter in einem einfachen Aussagesatz in syntagmatischen und
paradigmatischen Beziehungen zueinander.
Vertauscht man die Wörter in den Spalten, ergeben sich wieder korrekte Sätze,
während man dies innerhalb eines Satzes nicht kann, ohne die Konstruktion
grundlegend zu ändern oder zu einer ungrammatischen Wortfolge zu machen.
Paradigmatik
Paradigmatische Beziehungen bestehen zwischen Einheiten, die in
ein und demselben Kontext auftreten können und sich in diesem
Kontext gegenseitig ausschließen.
Paare von Einheiten, die in paradigmatischer Beziehung
zueinander stehen, bilden eine Opposition.
Paradigma (griech. parádeigma „Beispiel, Abgrenzung“)
Die Gesamtheit der Elemente, die in paradigmatischer Beziehung
zueinander stehen.
Der Begriff ist insofern relativ, als es jeweils auf die Definition des Kontextes
ankommt.
Syntagmatik
Syntagmatische Beziehungen beruhen auf dem linearen Charakter
der Sprache.
Syntagma (griech. sýntagma „Zusammengestelltes“)
Durch Segmentierung gewonnene strukturierte, aber noch unklassifizierte
Folge von sprachlichen Ausdrücken, die aus Lauten, Wörtern, Wortgruppen,
Teilsätzen oder ganzen Sätzen bestehen kann.
Eine Wortgruppe, die als syntaktische Einheiten fungiert, heißt Syntagma.
Syntagmatische und paradigmatische Relationen
Der Strukturalismus
Die wichtigsten von Saussure geprägten Begriffe des Strukturalismus
Sprachanalyse bei Saussure
synchronisch
auf Grundlage eines repräsentativen
Korpus
durch Segmentierung und
Klassifizierung
Strukturelle Linguistik
Strukturalistische Schulen
1929 wurde die Prager Schule gegründet, die nach dem
Funktionieren und nach den Funktionen von Sprache fragt.
Sie ist stark sozio‐ und psycholinguistisch geprägt.
Bedeutende Vertreter sind Roman Jakobson und Nikolai
Trubetzkoy sowie Karl Bühler.
Strukturalistische Schulen
Die Kopenhagener Schule wurde 1933 gegründet und versucht mit
einem hohen Grad an Abstraktheit eine formalisierte
Sprachbeschreibung zu erreichen.
Dabei arbeitet diese Schule deduktiv, also von der langue aus.
Besonders bemüht ist die Kopenhagener Schule auch um die
Glossematik.
Ihre bekanntesten Vertreter sind Hjelmslev und Brøndal.
Strukturalistische Schulen
Im gleichen Jahr wurde die Amerikanische Schule gegründet, die
auf Bloomfields Werk „Language“ basiert und behavioristisch
(nach Skinner) geprägt ist.
Diese strukturalistische Schule arbeitet induktiv, von der parole
aus, und die bekanntesten Anhänger sind Boas und Sapir
Beschreibung / Modellierung der Sprache
Empirisch zu beobachten sind:
Laute Bedeutung
(Form, Ausdruck) (Funktion, Inhalt)
Oberflächenorientierung:
sprachliche Einheiten werden so beschrieben, wie sie nach
einem herkömmlichen Verständnis „tatsächlich“ auftreten.
Sprachliche Einheiten & linguistische Beschreibungsebenen
Sprachliche Äußerungen sind in Bestandteile zerlegbar
(= segmentierbar oder analysierbar).
Durch Analyse oder Kombination dieser Bestandteile erhält man
die jeweiligen linguistischen Beschreibungsebenen.
Die kleinsten Einheiten erhält man durch Teilung (Analyse) von
größeren Einheiten.
Mikroebene der linguistischen Beschreibung.
Die größeren Einheiten erhält man durch Kombination von
kleineren Einheiten.
Makroebene der linguistischen Beschreibung.
Sprachliche Einheiten & linguistische Beschreibungsebenen
Laut (Phon/Phonem): Der Sprachlaut ist die kleinste sprachliche
Einheit und nicht weiter zerlegbar, vereinigt in sich aber "Bündel"
von Merkmalen, die ihn von anderen Lauten unterscheidbar
machen.
Morphem: Ein Morphem besteht aus (keinem), einem oder
mehreren Lauten.
Wort: Ein Wort besteht aus einem oder mehreren Morphemen.
Satzglied (Syntagma): Ein Satzglied besteht aus einem oder
mehreren Wörtern.
Satz: ein Satz besteht aus einem oder mehreren Satzgliedern.
Text: ein Text besteht aus einem oder mehreren Sätzen.
Diskurs: ein Diskurs besteht aus einem oder mehreren Texten.
Teilgebiete der Sprachwissenschaft
Linguistische Teildisziplinen beschäftigen sich mit den
entsprechenden Bestandteilen der sprachlichen Äußerung:
Phonetik: beschäftigt sich mit den Lauten der Sprache, d.h. mit
ihrer Erzeugung (der Artikulation) und mit ihren physikalischen
Eigenschaften
Phonologie: beschäftigt sich mit der Funktion der Laute im
System der Sprache, d.h. welche Lautunterschiede können
Bedeutungsunterschiede nach sich ziehen
Morphologie (Formbildung, Wortbildung): beschäftigt sich mit
den Bestandteilen des Wortes und ihrer Funktion
Teilgebiete der Sprachwissenschaft
Linguistische Teildisziplinen beschäftigen sich mit den
entsprechenden Bestandteilen der sprachlichen Äußerung:
Syntax: beschäftigt sich mit der Verbindung von Wörtern zu
größeren Einheiten: Wortverbindungen (Syntagmen) bis zur Ebene
des Satzes.
Textlinguistik / Textsyntax: beschäftigt sich mit der Verbindung
von Sätzen zu größeren Einheiten (Satzverbindungen bis zur
Ebene des Textes)
Diskursanalyse: beschäftigt sich mit der inhaltlichen und
sprachlichen Analyse gesellschaftlicher Diskurse
Teilgebiete der Sprachwissenschaft
Linguistische Teildisziplinen beschäftigen sich mit den
entsprechenden Bestandteilen der sprachlichen Äußerung:
Lexikologie: beschäftigt sich mit den regelmäßigen Beziehungen
zwischen den Wörtern
Lexikographie: Lehre von der Erstellung von Wörterbüchern
Semantik: Lehre von der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke (von
Morphemen, Wörtern, Sätzen)
Pragmatik: Lehre von der Beziehung der Sprache zum
außersprachlichen Kontext (Situation, soziales Umfeld, "Diskurs",
"Sprechhandlung")
Aufteilung der Aufgaben auf Teilgebiete der Linguistik
Struktur und Funktion
Morpho‐ Morpho‐
Phonologie Morphologie Syntax
phonologie syntax
Gesteuert durch das
Kompositionalitätsprinzip
Pragmatik (Satz‐)
Pragmatik
& Semantik Semantik
Bedeutung