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Kurze biographische Daten

Um Franz Neumanns Deutung des Nationalsozialismus zu verstehen ist es nicht verkehrt in seine
Biographie zu schauen.
In der Weimarer Republik arbeitet er als Jurist, der sich vor allem für Arbeiterrechte engagiert.
Politisch ist er zwischen Marxismus und Sozialdemokratie einzuordnen. In der Weimarer Republik
hoffte er mittels eines Reformismus den Kommunismus erreichen zu können.
1934 muss er nach Großbritannien emigrieren zu Harold Laski. Bei diesem schreibt er seine
zweite Doktorarbeit „Die Herrschaft des Gesetzes“. In dieser finden sich schon viele Elemente die
auch später im Behemoth eine Rolle spielen sollten.
Harold Laski vermittelt ihn dann an das Institut für Sozialforschung, welches ebenfalls emigrieren
musste und zwar nach New York. Er radikalisiert sich im Exil und sein Denken wird stärker von
einem Marxismus geprägt und unterzieht seinen Reformismus einer radikalen Kritik.1 Er wandelt
sich gewisserweise vom Juristen zu einem Politikwissenschaftler.
Behemoth entsteht in einer Debatte um den Charakter des Nationalsozialismus. Besonders
Pollock, Horkheimer und Neumann selbst sind beteiligt.
Ab 1944 arbeitet er dann eben so wie Herbert Marcuse beim Office of Strategic Services (OSS)
und hilft so beim Sieg über das nationalsozialistische Deutschland und die spätere Reeducation
mit. Er hofft nach dem Sieg der Alliierten auf einer sozialdemokratisches Deutschland.
1950 wird er Professor für politische Wissenschaft an der Columbia University.
Franz Neumann stirbt 1954 bei einem Autounfall.Er gilt mit als Begründer der Politikwissenschaft in
Deutschland.
Beeinflusst wurde Franz Neumann vor allem durch Karl Marx, aber auch Max Weber. Auch durch
Carl Schmitt wurde er während seiner Weimarer Zeit zunächst geprägt. Dies änderts sich aber.
Eine nicht unerhebliche Rolle spielten auch durch persönliche Nähe Otto Sinzheimer und Ernst
Fraenkel.

Der Nationalsozialismus entsteht aus einem Krisenprozess, es gibt keinen stabilen Staat welcher
als Souverän und Ultima Ratio handeln kann. Der Staat zerfällt es bildet sich eine Bandenstruktur,
welche dem bürgerlichen Leviathan entgegen steht und einen Gegensouverän mit jeweils eigenen
Herrschaftsstrukturen bildet. Die Vermittlung, welche bürgerliche Herrschaft ausmacht wird durch
eine Unmittelbarkeit ersetzt. Es handle sich aber um keinen Feudalismus.2
In den einzelnen Gruppen gelten Hierarchien und direkte Abhängigkeit statt Wert und Recht.

1 vgl söllner in erd 119-120


2vgl. 459
Teilweise scheint es auch so zu sein, dass den Nationalsozialismus diese Widersprüche als
Antagonismen und Dialektik durchzieht. Schon früher im Buch gibt es bei Neumann entscheidende
Beobachtungen die auch auf Der Nationalsozialismus scheint so etwas zu sein wie eine
„antikapitalistische Bewegung, die zur Rettung des Kapitals angetreten“ sei. Es gebe so etwas wie
eine regressive Kapitalismuskritik, welche erst auf Basis kapitalistischer Vergesellschaftung
möglich würde. „Der SS-Mann ist antikapitalistisch gesinnt, und heute scheint er stolz darauf zu
sein Proletarier genannt zu werden“ (s. 267)
Der nationalsozialistische Antikapitalismus sei aber Selbstbetrug. Er habe „stets das 'schaffende'
Kapital, das Industriekapital, von seinen Anklagen ausgenommen und sich allein auf das 'raffende'
Kapital, das Bankkapital, gerichtet.“ (s376). „Der Kampf gegen das Bankkapital ist kein
Antikapitalismus; er ist im Gegenteil kapitalistische und tatsächlich oft ein faschistischer
Kapitalismus[...]“ (s. 379) Es besteht also ein Unterschied zwischen antikapitalistischer Gesinnung
oder Doktrin und dem weiter prozessieren des Kapitalismus. Der Kapitalismus hat, wenn man
diesem Gedanken folgt, die regressive Kritik am ihm hervorgebracht, das was man als „Dialektik
der Aufklärung“ bezeichnet.

Rolle Hitlers, als Souverän?


„Tatsächlich gibt es außer der charismatischen Führergewalt keine Autorität, die jeden vier
Gewalten koordinieren und keine Stelle, wo der zwischen ihnen ausgehandelte Kompromiß auf
eine allgemeingültige Rundlage gestellt werden könnte“.3 Neumann bestimmt mit Max Weber
Hitlers Macht als charismatische Herrschaft.

Ein weiterer Punkt wäre die Rolle Hitlers. Zentral scheint mir die Frage zu sein, was gewesen
wäre, wenn Hitler ermordert worden wäre. Wäre er ersetzbar gewesen oder zeichnete nicht eben
Hitler in gewisserweise etwas aus, was ihn für die Rolle an der Spitze prädestinierte und
unaustauschbar machte. War Hitler, denn nach Mosse „[...]dominierte [Hitler] das dritte Reich in
jeder Phase“ 4, nicht so etwas wie der Souverän?
„Der Führer vereinigte Staat und Volk in seiner Person: er war die lebendige Verkörperung der
Ideologie und, durch den Staat der Vollstrecker der Aktionen, die notwendig waren, um die
eigentliche Bestimmung der Rasse zu garantieren. Er war demzufolge beides: Gesetzgeber und
Richter.“5 analysiert George Mosse. Neumann dagegeen: „Nach einem über allen Gruppen
stehenden Staat besteht kein Bedürfnis“6 Wenn man Neumann hier folgt wird auch Hitler zu einer
Instanz die keineswegs über den Gruppen stand, sondern als Koordienierungsinstanz zwischen
diesen.

3 s.543
4ns alltag, mosse 23
5Mosse, nationalsozialistische alltag, 332
6 s.542
Hitler vereint, wenn man hier Mosse mit Konsequenz folgt, in gewisser Art und Weise alle
Widersprüche der deutschen Gesellschaft in einer seltsamen Weise. In einer Gesellschaft, die
offensichtlich an ihren Widersprüchen Irre geworden war, war er der Irre der die Zügel in die Hand
nahm und diese Gesellschaft in Richtung lenkte. Hitler war mehr als der Kompromiss-Finder
zwischen den Herrschaftseliten, er stand über ihnen. Hitler wurde zu einer Art unmittelbarem
Souverän.
Ich gehe davon aus, dass das dritte Reich zusammen gebrochen wäre, wäre Hitler ermordet
worden, da er eben spezielle Eigenschaften erfüllte, die ihn geeignet machten für seine Rolle.
Hitler ist die Charaktermaske des Durchschnittsdeutschen dieser Zeit.
Ich denke Franz Neumann unterschätzt die Rolle Hitlers, der so keineswegs austauschbar
gewesen wäre.

Massenpsychologie, keine Beachtung


Neumann ignoriert die Massenpsychologie vollkommen. Dies dürfte auch auf die ersten beiden
Punkte schon zutreffen. Ohne scheint der Antisemitismus nicht im Ansatz erklärbar zu sein,
geschweige dessen verstehbar. Falls er überhaupt verstehbar ist.
Auch die Bedeutung des Führers in einem Gebilde wie der deutschen Volksgemeinschaft bleibt so
mit unterkomplex.
Besonders für die Herausbildung der einzelnen Gruppe, Clique, Gang oder Racket scheint doch
Freud schon vieles gewusst zu haben.
Später wusste Neumann um diese Problematik.

Massenbasis, Arbeiter als Opfer


sehr elitistisch
Neumann sah die Arbeiter und Deutschen als Opfer. Dies dürfte auch durch das vorige Problem
bedingt sein. Neumann unterschätzt wohl selbst die Sogkraft des Behemoth, der die Menschen in
einen Schuldzusammenhang zieht. Die Menschen verbleiben als „Täter, Opfer, Zuschauer“
(Hillberg) und werden in einen Zusammenhang verstrickt, der zu einer Überlebensschuld führt.
Es ist denke ich nicht haltbar die Arbeiter als Opfer zu betrachten, da diese sich bereitwillig in die
Volksgemeinschaft einreiten.
Neumanns fehlende Betrachtungen zur Rolle der Massen, ist insofern auch verwunderlich, da zur
selben Zeit seine Kollegen am Institut für Sozialforschung bereits mit den Studien zur autoritären
Persönlichkeit begannen und diese ihm insofern bekannt sein hätten müssen.

„Die Risse und Brüche im nationalsozialistischen System und selbst die militärische Niederlage
Deutschland führen nicht zum automatischen Zusammenbruch des Regimes. De Sturz dieses
Regimes kann einzig durch das bewußte politische Handeln der diese Risse und Brüche
ausnützenden unterdrückten Massen erfolgen.“7 Hier steht wohl auch so etwas wie ein Wunsch
hinter. Das nationalsozialistische Regime wurde bekanntlich nie gestürzt und die Deutschen
kämpften nicht bis Fünf vor Zwölf,sondern bis Fünf nach.

Rolle des Antisemitismus, als Zentrale Ideologie, welche Banden zusammenhält


Es geht mir im folgenden nicht darum den Antisemitismus-an-sich zu erklären, sondern auf die
Bedeutung also die Rolle für den Nationalsozialismus wie Neumann ihn analysiert hat zu deuten.

Recht hat also drei zusammenhängende Funktion, die in sich auch ambivalent sind:
1. Die Berechenbarkeit wird gesichert. Herrschaft tritt so als vermittelte und nicht als
unmittelbare Willkür auf und somit ist Herrschaft gleichsam schon abgemildert.
2. Es gibt eine ideologische Funktion. Die formelle Gleichheit vorm Recht verdecke die
ökonomische Ungleichheit aller. Dies bedeutet aber auch die Sicherung das eben diese
Gleicheit gesichert ist. Darin liegt auch schon die dritte Funktion begründet.
3. Recht hat also auch immer ein emanzipatives Moment. Es gibt auch eine ethische
Funktion.

Mit Kriegsbeginn gebe es aber nun ein gemeinsames Ziel, die Niederlage zu verhindern.8

Hitler rutscht dort in die Rolle des Mittlers zwischen den konkurrierenden Parteien.9

Einen ähnlichen Befund macht auch Max Horkheimer mit seiner Racket-Theorie. In der er die
Marxsche Klassentheorie auch mit Berücksichtigung Franz Neumanns Behemoth weiter entwickelt
und aktualisiert.

und in Wahrheit als individuelle konkrete Befehle zu charakterisieren waren, weil sie den
staatlichen Entscheidungsträger nicht programmieren

Neumann bezieht sich auf Thomas Hobbes „Leviathan“ und sein späteres Werk „Behemoth, or the
long parliament“. Im ersten wird der Staat als notwendiges Übel bestimmt, da die Menschen
einander feindlich gesinnt seien. Im zweiten wird noch ein anderer Zustand entdeckt. Thomas
Hobbes beschreibt den Zustand des englischen Bürgerkriegs als Chaos.

7s.550
8 (vgl. 447)
9 s.a. Neumann, Behemoth, S. 460.
Trotz der schon beschriebenen Zersplitterung einer Herrschaftselite würde es sich noch um eine
Klassengesellschaft handeln, die 4 Gruppen stellen die herrschende Klasse. Was ist aber mit den
Beherrschten?
Die Beherrschten würden durch Atomisierung kontrolliert. Hinter der Volksgemeinschaft verberge
sich „[...]die vollkommene Entpersönlichung menschlicher Beziehungen und die Isolierung des
Menschen vom Menschen [...]“. 10
Zur weiteren Kontrolle wurden Organisationen wie die Deutsche Arbeitsfront gegründet. „Sie
besitzt fünf Funktionen: der Arbeiterschaft die nationalsozialistische Ideologie zu indoktrinieren;
die deutsche Arbeiter zu besteuern; zuverlässigen Parteimitgliedern Positionen zu sichern; die
deutsche Arbeiterklasse zu atomisieren; bestimmte gewerkschaftliche Innenfunktionen
wahrzunehmen.“ 11

10 Vgl. Neumann, Behemoth, S. 466.


11 Neumann, Behemoth, S. 482.

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