Notfall Rettungsmed 2006 · 9:312–314 D. Stratmann1 · P. Sefrin2 · J. Beneker3 · M. Burgkhardt4 · T. Luiz5 · F. H. Riebandt6
DOI 10.1007/s10049-006-0813-3 1 Institut für Anästhesiologie, Klinikum Minden, Minden · 2 Sektion für Präklinische
Online publiziert: 13. April 2006
Notfallmedizin, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Zentrum für
© Springer Medizin Verlag 2006
Operative Medizin, Würzburg · 3 Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und
Schmerztherapie, Unfallkrankenhaus, Berlin · 4 Leipzig
5 Institut für Anästhesiologie und Notfallmedizin, Westpfalz-Klinikum, Kaiserslautern
6 Rettungsdienst des Rhein-Sieg-Kreises, Siegburg
Im Anschluss an das im „Notarzt” ak- roristische Anschläge sind nicht auszu- ner besonders kritischen Diskussion stel-
tuell erschienene Editorial [9] und schließen. len müssen, weil es sich, im Gegensatz zu
an die frühere Stellungnahme zu Hinsichtlich der Schwere möglicher all den Unwägbarkeiten beim plötzlichen,
den Folgen des 11. September 2001 Verletzungen/Erkrankungen liegen un- unerwarteten „Massenanfall Verletzter“
[10] möchte die Bundesvereinigung terschiedliche Annahmen vor, zumeist (MANV) um weitgehend planbare Vor-
der Arbeitsgemeinschaften der Not- ohne Einbeziehung primär tödlich Ver- bereitungen handelt! Aus Sicht der BAND
ärzte Deutschlands (BAND e.V.) jetzt letzter. Maximal 40 der Betroffenen müssen bei den Planungen für die WM-
einige Hinweise geben für die Mit- sollen in der Planung der Gruppe I bzw. Austragungsorte mit gleicher Ernsthaf-
glieder in den 11 Notarztarbeitsge- IV, ca. 20 der Gruppe II und ca. 40 tigkeit auch Schadensorte außerhalb der
meinschaften Deutschlands, die als der Gruppe III – entsprechend der Sich- Stadien berücksichtigt werden. Dies ist
Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Lei- tungskategorien als Ergebnis der Konsen- z. B. für Plätze mit Großbildleinwänden
tende Notärzte oder Notärzte in die suskonferenzen in Ahrweiler 2002 [6] – und unkontrolliertem Zu-/Abstrom not-
Planungen und den Einsatz anläss- zugeordnet werden. wendig sowie insbesondere auf Grund der
lich der Fußball-WM 2006 eingebun- Diese Dimensionen erfordern völlig zu Tatsache, dass terroristische Anschläge
den sein werden. Dies um so mehr, Recht von vornherein eine auch überregi- häufig nahezu zeitgleich an verschiedenen
weil sowohl unterschiedliche, verein- onale Planung und Hilfestellung, für die Orten in einer Stadt (wie z. B. in Madrid,
zelt sogar noch keine Konzepte zur eine rheinische Projektgruppe unter der London, Neu-Dehli) erfolgten.
möglichen Schadensabwicklung vor- Geschäftsführung der Berufsfeuerwehr Auch wenn sich richtigerweise die Be-
liegen. Köln schon früher die griffige Abkürzung mühungen für von lokal zuständigen Be-
„Ü-MANV“ entwickelte [5]. hörden bereitzustellende Ressourcen pri-
Vorgaben mär auf das Stadion bzw. Stadionumfeld
E Die BAND fordert, dass bei dieser konzentrieren, müssen daher auch für an-
Die bundesweiten Planungen sehen vor, Lagebeurteilung ärztlicher dere Stellen rettungs- und sanitätsdienstli-
dass anlässlich der Fußball-WM von Sachverstand in die Planungen che Einheiten/Module vorgeplant werden.
einem möglichen Versorgungsbedarf für wie in alle Führungsebenen des Diese dann wohl primär externen Ein-
2 der Besucher eines Stadions ausge- Einsatzes zu integrieren ist. heiten werden dort autark (!) tätig werden
gangen werden soll, also z. B. mehr als müssen und nicht, wie sonst in der Regel
1300 Personen bei 66.000 Zuschauern im Die Vorkehrungen werden sich bei einem beim Großschadenfall, als Ergänzung des
Berliner Olympiastadion [8]. Auch ter- tatsächlichen Großschadenfall anläss- lokalen Rettungsdienstes [9]. Dies bedeu-
lich der Fußball-WM auch deswegen ei- tet aber eine erhebliche Erweiterung des
teristik, polizeilichen Erkenntnisse, Ge- 5 NAW, 5 RTW, 10 KTW, 2 Mannschafts- Korrespondierender Autor
lände/Zugänglichkeit) zu variieren sind. transportwagen (MTW) und 1 Einsatz- Dr. D. Stratmann
leitwagen (ELW) umfassen mit den nach Institut für Anästhesiologie, Klinikum Minden
Ausstattung RettG-NRW erforderlichen Qualifikati- Friedrichstraße 17, 32427 Minden
dieter.stratmann@klinikum-minden.de
onen des Personals [4]. Zudem sind Über-
Auch wenn die BAND anerkennt, dass in legungen zu einem gesonderten Lotsen- Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkon-
der Planung nicht grundsätzlich ein ret- dienst gerade für externe Transportkom- flikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass kei-
tungsdienstlich-individualmedizinisch ponenten sicher sinnvoll. ne Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in
dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Kon-
orientiertes Versorgungsniveau garan- Hinsichtlich der Verteilung der Pati- kurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentation
tiert werden kann [7, 8], sollte angestrebt enten kann von oft weitgehend ortsun- des Themas ist unabhängig und die Darstellung der In-
werden, zumindest die in den oben auf- kundigen und über die Infrastruktur der halte produktneutral.