Dezember 2010
Und eben die sind jetzt
Sehr geehrte Damen und Her-
ren,
liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freunde,
zum Ende des Jahres zeigt sich
das ganze Ausmaß der schwarz
-gelben Hypothek für 2011: Ei-
ne faustdicke Nettolüge, mit
der Merkel dem Land weis ma-
chen will, die Bürgerinnen und
Bürger würden entlastet. Dabei
müssen sie in Wahrheit drauf-
zahlen, z.B. bei der Gesund-
heitsreform.
Eine dreiste Hartz-IV-Lüge, mit
der von der Leyen glauben ma-
chen will, sie gebe mehr Geld
für Langzeitarbeitslose und de-
ren Kinder, wo sie doch in
Wahrheit unter dem Strich
massive Streichungen vollzieht.
Eine dreiste Lüge übrigens auch
für viele behinderte Erwachse-
Inhalt
Bestandsaufnahme Afghanistan
Missbrauch bei Leiharbeit verhindern
Mehr Zusammenarbeit in der Bildung
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beruht.
ne, die noch bei ihren Eltern
oder in betreuten Wohnge-
meinschaften leben. Sie sollen
nach den Plänen der Sozialmi-
nisterin 68 Euro weniger be-
kommen als bisher.
Dazu kommt scheinheiliger
Jubel in der Wirtschaftspolitik.
Wirtschaftsminister Brüderle
tut mit seinem Gerede vom
Aufschwung XXL so, als habe
er die Arbeitslosenzahlen im
Alleingang unter drei Millio-
nen gesenkt. Dabei wollte
doch die FDP in der Krise
buchstäblich jede politische
Initiative verhindern, die Ar-
beit in Deutschland sichert.
Und in der Bildung: Eine Pisa-
Lüge, mit der Schwarz-Gelb
sich für die Verbesserungen
Deutschlands feiert. Aber ver-
schweigt, dass Pisa 2009 auf
den Erfolgen des rot-grünen
Ganztagsschulprogramms
Seite 2 Bessere Möglichkeiten nach Hause zu telefonie-
ren
Seite 2 Ärger bei Inselflügen war vermeidbar
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wieder gefährdet, weil die Re-
gierung den entschlossenen
Ausbau der Bildungsinfrastruk-
tur verhindert.
Wir werden im kommenden
Jahr bei sieben Landtagswah-
len und bei der niedersächsi-
schen Kommunalwahl zeigen,
dass wir es besser können und
dass uns die Wähler mehr zu-
trauen. Gründe dafür gibt es
genug. Einige davon habe ich
im heutigen Bericht aus Berlin
für Sie zusammengestellt.
Ich wünsche Ihnen und Ihren
Familien frohe Weihnachtsta-
ge, einen guten Jahreswechsel
und einen erfolgreichen Start
in das neue Jahr.
Ihre
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Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin
Bestandsaufnahme
Afghanistan
Im Dezember hat die SPD zum
zweiten Mal in diesem Jahr eine
große Afghanistan-Konferenz
veranstaltet. Wir sind entschlos-
sen, auch aus der Opposition
heraus die deutsche Afghanistan
-Politik zu prägen. Wir wollen
dafür sorgen, dass der Einsatz
der Bundeswehr in absehbarer
Zeit zu einem erfolgreichen Ende
geführt wird. Mit diesem An-
spruch haben wir auch die letzte
Mandatsdiskussion Anfang des
Jahres bestritten. Die Bundesre-
gierung hat den von uns damals
geforderten Strategiewechsel in
nahezu allen Punkten umge-
setzt. Wir haben gefordert, dass
die Übergabe der Sicherheitsver-
antwortung in afghanische Hän-
de in 2011 beginnen muss. Im
Korridor von 2013-2015 muss sie
dann abgeschlossen werden. Der
Abzugskorridor ist damals viel
kritisiert worden, gerade auch
von der Bundesregierung. Beim
NATO-Gipfel in Lissabon vor drei
Wochen wurde genau dies be-
schlossen.
Wir haben auch gefordert, dass
der Abzug der Bundeswehr im
kommenden Jahr beginnen
muss. Daran halten wir fest: Au-
ßenminister Westerwelle hat
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sich bis zur letzten Woche um
eine klare Festlegung herumge-
drückt. Jetzt sieht es so aus, dass
die Bundesregierung auch in die-
sem Punkt auf unsere Linie ein-
schwenkt: Der Abzug soll
2011/2012 beginnen.
Wie wir uns bei der für Ende Ja-
nuar anstehenden Abstimmung
über die Verlängerung des ISAF-
Einsatzes der Bundeswehr ver-
halten werden, ist noch offen.
Das entscheiden wir, wenn es
soweit ist: Wenn die Bundesre-
gierung Mitte Januar dem Bun-
destag ihren Mandatsantrag vor-
gelegt hat und wir im Bundestag
darüber beraten haben.
Missbrauch bei Leih-
arbeit verhindern
Das Arbeitnehmerüberlassungs-
gesetz (AÜG) stellt mit der Leih-
arbeit Unternehmen ein unkom-
pliziertes Instrument zur Verfü-
gung, um Auftragsspitzen zu be-
wältigen oder bei einem vorüber-
gehenden Ausfall von Beschäf-
tigten schnell Ersatz zu finden.
Inzwischen hat der Umfang der
Leiharbeit deutlich zugenom-
men: Die Zahl der Leiharbeitneh-
mer/-innen hat sich zwischen An-
fang 2003 und Sommer 2008 et-
wa verdoppelt, auf über 800.000.
Viele der geltenden Regelungen
Dezember 2010
des AÜG haben sich als Einfalls-
tor für weitreichenden Miss-
brauch erwiesen. Die vorhande-
nen Leiharbeitstarifverträge blei-
ben deutlich hinter den Ver-
diensten und Arbeitsbedingun-
gen der Stammarbeitnehmer/-
innen zurück. Missbrauch in der
Leiharbeit hat zu Lohndumping
und einer Zunahme prekärer Be-
schäftigung geführt. Jeder achte
Leiharbeitsbeschäftigte ist trotz
Vollzeittätigkeit auf ergänzende
staatliche Unterstützung ange-
wiesen. Mit der vollständigen
Umsetzung der europäischen
Arbeitnehmerfreizügigkeit im
Mai 2011 droht sich die Situation
weiter zu verschärfen. Sich dem
Lohndumping zu entziehen, wird
dann auch für seriöse Leihar-
beitsunternehmen deutlich
schwieriger.
Wir wollen die Leiharbeit weiter-
entwickeln. Dafür haben wir ei-
nen Antrag mit folgenden Forde-
rungen in den Bundestag einge-
bracht:
- Gleiches Geld für gleiche Ar-
beit: Der „Equal Pay“-Grundsatz
im Verhältnis von Leiharbeitneh-
merinnen und Leiharbeitneh-
mern zu Stammarbeiternehmer/-
innen muss gelten. Außerdem
fordern wir für alle Branchen ei-
nen gesetzlichen Mindestlohn
von mindestens 8,50 Euro.
Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin Dezember 2010

- Keine Verträge von Fall zu

Fall: Die Leiharbeits-Verträge
sind oft nur für die Dauer des
Einsatzes befristet. Deswegen
haben Leiharbeiter ein sehr ho-
hes Arbeitslosigkeitsrisiko. Wir
fordern, dass der Entliehene
auch in Zeiten ohne Arbeitsein-
satz weiter im Arbeitsverhältnis
stehen und entlohnt werden
muss.
- Klar „mitbestimmt“: Die Be-
triebsräte in den Entleihbetrie-
ben brauchen wirksame Mitbe-
stimmungsrechte für in ihrem
Betrieb eingesetzte Leiharbeit-
nehmerinnen und Leiharbeitneh-
mern.
- Ein Platz, ein Jahr: Der Einsatz
eines Leiharbeiters soll nur
„vorübergehend“ sein. Nach ei-
nem Jahr sind Leiharbeitseinsät- Mehr Zusammenar- zu einem „Nationalen Bildungs-
ze zu beenden. Das ist gesetzlich
beit in der Bildung pakt“ weiterentwickelt werden.
festzulegen. Sofern der Arbeits-
Wir wollen das deutsche Bil- Folgende drei Voraussetzungen
kraftbedarf im Entleihbetrieb
dungssystem weiterentwickeln. müssen dabei erfüllt sein:
über ein Jahr andauert, ist eine
Festanstellung angemessen, Unser Ziel ist eine durchlässige Die Bildungsfinanzierung muss
denn dann besteht im Unterneh- und chancengerechte Bildungs- sicher gestellt werden. Bis 2015
men der Bedarf an einer dauer- landschaft mit bundesweit ver- müssen Bund und Länder ge-
haften Arbeitsstelle. gleichbaren Einrichtungen. Um meinsam mindestens 20 Milliar-
das Bildungswesen nachhaltig zu den Euro im Jahr müssen zusätz-
verbessern, brauchen wir eine lich für Bildung bereitstellen.
konstruktive Zusammenarbeit Die Bildungsinfrastruktur hat
von Bund und Ländern. Dafür oberste Priorität. Ihr Ausbau
müssen wir den gegenwärtigen muss vorangehen. Dies gilt vor
Stillstand überwinden. Die neue allem für ein Ganztagsschulpro-
Bildungszusammenarbeit muss gramm II, für die Schulsozialar-

SEITE 3 Karin Evers-Meyer

 Bericht aus Berlin
beit und die frühkindliche Bil-
dung.
Wir brauchen auch eine bessere
Koordinierung der Bildungspoli-
tik in Deutschland, vor allem
durch signifikante und nachprüf-
bare Vergleichswerte.
Bund und Länder müssen eine
gemeinsame Arbeitsgruppe ein-
richten, um die Vereinbarung zu
einem „Nationalen Bildungs-
pakt“ und zur Weiterentwicklung
des Nationalen Bildungsberichts
vorzubereiten.
Bessere Möglichkei-
ten nach Hause zu
telefonieren
Soldatinnen und Soldaten der
Bundeswehr klagen seit Jahren
über die unzureichenden Kom-
munikationsverbindungen aus
dem Einsatzland nach Deutsch-
land. Besonders schlimm ist die
Situation in Afghanistan. Die
dort angebotenen Telefonver-
bindungen nach Deutschland
sind sehr teuer, die Internet-
Kommunikation über Anbieter
wie Skype ist technisch nicht
möglich. Dass es auch anders
geht, beweisen andere NATO-
Nationen wie Belgien, Kanada
oder die USA. Deren Einsatzkräf-
te verfügen über ähnliche Kom-
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munikationsbedingungen wie in
ihren Heimatländern.
Daher habe ich Verteidigungsmi-
nister zu Guttenberg aufgefor-
dert, einen konkreten Vorschlag
zu machen, wie die Alltagskom-
munikation zwischen Einsatzge-
biet und Heimat verbessert wer-
den kann. Ich habe keine Lust
mehr den Soldatinnen und Sol-
daten zu erklären, warum es im
21. Jahrhundert keinen vernünf-
tigen Internetanschluss geben
kann oder warum die Telefonver-
bindungen nur unzureichend
sind.
Karin Evers-Meyer während der Debat-
te im Deutschen Bundestag.
Wir würden gut daran tun, auch
hier in Deutschland in etwas grö-
ßeren Karos zu denken. Es geht
um Wertschätzung und es geht
letztlich um die Attraktivität der
künftigen Berufsarmee. Ich hof-
fe, dass wir aus dem Verteidi-
gungsministerium sehr schnell
einen Vorschlag bekommen.
Dann entscheiden wir, ob uns
unsere Soldatinnen und Soldaten
Dezember 2010
das Wert sind.
Ärger bei Inselflügen
war vermeidbar
Nachdem es im Sommer nach
einer schnellen Lösung aussah,
gibt es nun doch Probleme mit
der Flugsteuer für Inselflüge. Die
wären leicht zu vermeiden gewe-
sen. Die Regierung hat es aber
versäumt, rechtzeitig die beson-
dere Situation der Inselflieger in
den Blick zu nehmen. Wie in der
vergangenen Woche bekannt
wurde, müssen die Fluggesell-
schaften bis zu einer Entschei-
dung der Europäischen Union
(EU) die Flugsteuer auf Inselflüge
erheben.
Ab kommendem Jahr erhebt der
Bund für jeden Start von einem
deutschen Flughafen eine
Flugsteuer von mindestens acht
Euro. Zunächst sollte diese Ab-
gabe auch für Kurzflüge zu den
ostfriesischen Inseln gelten.
Nach massivem Protest aus der
Region hatte sich die Bundesre-
gierung im Sommer dieses Jah-
res bereit erklärt, Flüge von Insu-
lanern und Passagieren mit ho-
heitlichen Aufgaben von der
Flugsteuer zu befreien. Diese
Ausnahmeregelung muss, wie
nun bekannt wurde, noch von
der EU genehmigt werden. Bis
Karin Evers-Meyer
 Bericht aus Berlin Dezember 2010

dahin müssen die Fluggesell-

schaften die Flugsteuer von allen
Passagieren erheben. Nach einer
positiven Entscheidung der EU
müssten die Gesellschaften die
Steuer den berechtigten Passa-
gieren dann zurückerstatten.
Zuerst handelt die Regierung nur
nach massivem Protest der Flug-
gesellschaften und der Oppositi-
on. Dann lässt sie sich für ihre
angeblich unbürokratische Lö-
sung feiern. Und jetzt müssen
wir feststellen, dass das alles
nicht mit der EU abgestimmt
war. Vernünftiges Regierungs-
handeln sieht nun wirklich an-
ders aus. Ich wundere mich, dass
die beihilferechtlichen Probleme
auf europäischer Ebene erst jetzt
öffentlich werden.
Das hätte man in der Regierung
nun wirklich früher wissen kön-
nen. Und vor allem hätten wir
uns diesen Ärger erspart, wenn
die Regierung gleich bei der Aus-
arbeitung des Gesetzes die be-
sondere Lage der Inselflieger be-
rücksichtigt hätte.

Bericht aus Berlin

Herausgegeben von MdB Karin Evers-Meyer

Kontakt:
Sebastian Franke
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel.: 030/227-77785
Fax: 030/227-76785
www.evers-meyer.de

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