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Kapitel 9.

2: Expertenstandard Dekubitusprophylaxe

Das ist neu: Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“


Wie angekündigt wurde nun der Expertenstandard zur Dekubitusprophylaxe in der Pflege aktualisiert. Wie auch
bisher zeigt sich, dass die Nachweisbarkeit mittels klinischer Studien zur Wirksamkeit von
Präventionsmaßnahmen schlecht ist. Nach wie vor gelten die Weichlagerung und die zeitweise Entlastung
druckgefährdeter Stellen als effektive Maßnahmen, um die Entstehung eines Dekubitus zu vermeiden. Aber die
Expertengruppe des DNQP hat auch festgestellt, dass nicht allen Dekubitalgeschwüren vorgebeugt werden kann.

Große Übersicht: Das ist neu


Neuerungen: übergreifende Anpassungen
 Kinder gehören nunmehr ebenfalls zur Zielgruppe des Expertenstandards.
 Die Reihenfolge der Handlungsebenen wurde geändert und der Logik aller anderen Standards angepasst.
Damit einher geht eine klare Orientierung am Pflegeprozess.
 Bei den Ursachen für eine erhöhte und/oder verlängerte Einwirkung von Druck wird nunmehr nur noch
der Begriff „Mobilität“ verwendet und nicht mehr zwischen Einschränkungen in der Aktivität und
Mobilität unterschieden, wenn es um die Identifizierung von Risikopatienten geht.
 In Anlehnung an die Internationale Dekubitus-Leitlinie der EPUAP/NPUAP/PPPIA (2014) wird nicht
mehr von Graden, sondern von Kategorien gesprochen. Neu hinzugekommen sind auch 2 zusätzliche
Klassifizierungen, die allerdings keiner Kategorie zugeordnet werden können, sondern nur beschrieben
werden mit „keiner Kategorie zuordenbar: Tiefe unbekannt“ und „vermutete tiefe Gewebeschädigung:
Tiefe unbekannt“.

Neuerungen: Präambel, Zielsetzung und Begründung


 Wesentlich deutlicher wird nun die Notwendigkeit betont, Patienten und pflegende Angehörige
einzubeziehen.
 So wurde auch das Selbstbestimmungsrecht Ihrer Patienten bei der Durchführung prophylaktischer
Maßnahmen aufgenommen.
 Aber das Selbstbestimmungsrecht entbindet Sie als Pflegefachkraft nicht davon, das Risiko einzuschätzen
und Ihren Patienten so zu informieren, dass er eine fundierte Entscheidung treffen kann.
 Übergreifendes Ziel ist die Verhinderung eines Dekubitus. Dennoch weisen die Experten darauf hin, dass
dieses Ziel möglicherweise nicht bei allen Ihren Patienten erreichbar ist.
 Der Einsatz von Technik und Hilfsmitteln ist eine sinnvolle Ergänzung, darf aber nicht die Anleitung,
Förderung und Unterstützung Ihrer Patienten bei der körpereigenen Bewegung ersetzen.

Neuerungen: Handlungsebene – Einschätzung


 Es wird deutlich zwischen einem initialen Screening und einer differenzierten Einschätzung
unterschieden.
 Der Begriff „Dekubitusgefährdung“ wurde gegen „individuelles Dekubitusrisiko“ ausgetauscht. Hierdurch
soll deutlich gemacht werden, dass es nicht nur um die Identifizierung der Gefährdung, sondern auch um
die Feststellung der individuell unterschiedlichen Ursachen eines Dekubitusrisikos geht. Nur auf dieser
Grundlage können gezielte Maßnahmen ergriffen werden.
 Wichtigste Faktoren für die Dekubitusentstehung sind Beeinträchtigungen in der Mobilität, Störungen der
Durchblutung und beeinträchtigter Hautzustand bzw. bereits vorhandener Dekubitus.

Neuerungen: Handlungsebene – Planung und Schnittstellenorganisation


 In das Strukturkriterium 2b wurde die Verfahrensanweisung als Werkzeug Ihrer Qualitätsentwicklung
aufgenommen.
 Es wird betont, dass es notwendig ist, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Patienten und seinen Angehörigen
notwendige Maßnahmen planen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Sie Maßnahmen ergreifen, die
Ihr Kunde auch akzeptiert.
 Für spezifische Patientengruppen und Pflegesituationen müssen Sie explizite Regelungen festlegen, z. B.
die Hinzuziehung pflegerischer Fachexperten.
 In regelmäßigen Abständen müssen Sie Ihre Regelungen evaluieren. Hierzu gehört nicht nur, dass Sie
überprüfen, wie eine Dekubitusentstehung vermieden werden kann, sondern auch, ob Ihre bisherigen
Prozesse optimal laufen, z. B. bei der Hilfsmittelbestellung.

Neuerungen: Handlungsebene – Information, Schulung und Beratung


 Die Verantwortung für die Bereitstellung von Schulungs- und Informationsmaterial wird deutlicher Ihrem
Pflegedienst zugeschrieben.
 Für die ambulante Pflege wird die hohe Bedeutung von Information und Schulung von Angehörigen und
anderen an der Pflege Beteiligten hervorgehoben. Denn diese können einen großen Beitrag zur
erfolgreichen Dekubitusprophylaxe leisten.
 Die Informationsweitergabe kann verbal, telefonisch und/oder anhand schriftlicher
Informationsmaterialien erfolgen.
 In der ambulanten Pflege können Sie Ihre Beratungsleistungen nach § 37 Absatz 3 SGB XI oder § 45 SGB
XI oder als Privatleistung anbieten.

Neuerungen: Handlungsebene – Förderung der aktiven (Eigenbewegung) und passiven


(Druckentlastung durch die Bewegung des Patienten/Bewohners) Bewegung
 Deutlicher als bisher wird dargestellt, dass Ihre Maßnahmen je nach Umfang der Mobilitätseinschränkung
und anderer Risiken Ihres Patienten individuell angepasst werden müssen. Die Unterscheidung zwischen
Mikro- und Makrobewegung wird nicht weiter beibehalten.
 Ebenso wird auf die Bedeutung der Eigenbewegung hingewiesen, die im Fall verstärkter
Mobilitätseinschränkungen durch druckentlastende Maßnahmen ergänzt werden muss.
 Wenn Sie als Pflegefachkraft die Durchführung geplanter Maßnahmen an geringer qualifizierte
Pflegekräfte delegieren, müssen Sie sich davon überzeugen, dass diese über die notwendigen
Kompetenzen für eine sichere Durchführung (inklusive Verlaufsbeobachtung) verfügen. Unabhängig
davon, ob die Maßnahmen von Pflegekräften oder Angehörigen durchgeführt werden, müssen Sie als
Pflegefachkraft die Umsetzung und die Effektivität überprüfen. Das Wohlbefinden Ihres Patienten darf
hierbei nicht unberücksichtigt bleiben.

Neuerungen: Handlungsebene – Einsatz von druckverteilenden und -entlastenden Hilfsmitteln


 Hier hat es im Wesentlichen sprachliche und redaktionelle Änderungen gegeben.
 Deutlich wird noch einmal, dass eine differenzierte und genaue Einschätzung des Dekubitusrisikos
Voraussetzung für individuell angemessene Interventionen und Maßnahmen ist.
 Bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen sollen Sie sich danach richten, dass diese für Ihren Patienten die
Aussicht auf maximale Druckentlastung bei einem minimalen Risiko schädigender Effekte oder
zusätzlicher Belastungen bieten und möglichst mit weiteren positiven Effekten bezogen auf andere Ziele
des Pflege- und Therapieprozesses verbunden sind. Der Ressourcenaufwand (Personal- und Sachkosten)
für die druckentlastenden Interventionen sollte vor dem Hintergrund der gewünschten und erwarteten
Effekte angemessen sein.

Neuerungen: Handlungsebene – Evaluation


 2 neue Kriterien (S6 und E6) nehmen die Evaluation aus Organisationsperspektive in den Fokus, d. h., Sie
als Pflegedienst sollen systematisch Daten zur Dekubitusprophylaxe erfassen und evaluieren.
 Großer Wert wird nun auch auf die Hautinspektion gelegt, die sich auf die gesamte Körperfläche Ihres
Kunden bezieht. Bei Säuglingen ist bei der Inspektion ein besonderes Augenmerk auf den Hinterkopf zu
legen.
 Es ist möglich, dass erforderliche Maßnahmen nicht angewandt werden können, da sie kontraindiziert
sind, z. B. bei Verletzungen der Wirbelsäule, sie von Ihrem Patienten nicht akzeptiert werden oder andere
Pflegeziele höhere Priorität haben. Diese Aspekte müssen Sie dokumentieren.

In Anlehnung an die 2. Aktualisierung des Expertenstandards „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“, 2017

Aktualisierung des Expertenstandards „Dekubitusprophylaxe“: die


Risikoeinschätzung

Beim Screening müssen Sie durch eine 1. Beobachtung bzw. auf der Grundlage fremder Angaben feststellen,
ob bei Ihrem Patienten ein Verdacht auf ein Dekubitusrisiko besteht. Im Vordergrund sollten hierbei Hinweise
auf eine erhöhte oder verlängerte Einwirkung von Druck- und Scherkräften sowie einen ggf. vorliegenden oder
abgeheilten Dekubitus stehen. Eine vollständige Inspektion des Hautzustandes ist hier noch nicht erforderlich.
Wenn Sie ein Dekubitusrisiko zuverlässig ausschließen können, ist kein differenziertes Assessment
erforderlich. Eine erneute Einschätzung müssen Sie nur dann vornehmen, wenn sich Veränderungen bei der
Einwirkung von Druck- und Scherkräften oder eine Verschlechterung des Hautzustandes bei Ihrem Patienten
entwickeln. Können Sie ein Dekubitusrisiko nicht sicher ausschließen, müssen Sie ein ausführliches
Assessment durchführen.
Sie sind nicht sicher? Dann nehmen Sie die differenzierte Einschätzung vor
Kommen Sie zu dem Ergebnis, dass Ihr Patient ein Dekubitusrisiko haben könnte, müssen Sie eine differenzierte
Einschätzung vornehmen. Die differenzierte Einschätzung erfordert, dass Sie sich mit Ihrem pflegefachlichen
Wissen und einer Hautinspektion ein umfassendes Bild vom Gesundheitszustand Ihres Patienten machen.
Beachten Sie, dass Sie hierbei auch die subjektiven Empfindungen Ihres Pflegekunden beachten müssen, z. B.
hinsichtlich seiner Schmerzen oder dem von ihm wahrgenommenen Druckgefühl.

Hinweis: Wie oft Sie das ausführliche Assessment bei Ihren Kunden durchführen müssen, legen Sie im
Einzelfall fest. Selbstverständlich müssen Sie eine erneute Einschätzung vornehmen, wenn sich Veränderungen
bei der Einwirkung von Druck- und Scherkräften entwickeln, z. B. erhöhte Beeinträchtigungen in der Mobilität
oder eine Verschlechterung des Hautzustandes bei Ihrem Patienten.

Einschätzung anhand einer Risikoskala ist nicht erforderlich


Die Einschätzung des Dekubitusrisikos mittels einer Risikoskala, wie z. B. nach Braden, ist wie bisher nicht
erforderlich. Es kommt wesentlich auf Ihre pflegefachliche Einschätzung an. Selbstverständlich ist es Ihnen
überlassen, auch weiterhin Risikoskalen zu nutzen. In diesem Fall sollten Sie aber darauf achten, dass Sie
dennoch die im Einzelfall vorliegenden Risikofaktoren berücksichtigen. Denn oftmals werden diese von den
verschiedenen Risikoskalen nicht erfasst, z. B. Risiko durch schlecht sitzende Schuhe oder Brillen. Hinweis: Ein
Muster für ein differenziertes Assessment zum Dekubitusrisiko finden Sie auf der nächsten Seite.

Diese Besonderheiten gelten für die Risikoeinschätzung bei Kindern


Bei der Dekubitusentstehung gelten bei Kindern die gleichen Risikofaktoren und Entstehungsmechanismen wie
bei Erwachsenen. Besonders relevant sind nach Ansicht der Expertengruppe:

1. Verlängerte und/oder verstärkte Einwirkung von Druck- und Scherkräften


 stark limitierte Mobilität/Eigenmobilität (insbesondere bei Neugeborenen und Säuglingen)
 neurologische Erkrankungen und Störungen
 Intensität und Dauer von Druck auf bestimmte Körperareale
 Reibung und Scherkräfte
 eingesetzte medizinische Geräte/Zu- und Ableitungen wie z. B. Trachealkanülen, Tuben, Sonden

2. Beeinträchtigung der Gewebetoleranz


 Mangelernährung/ernährungsbezogene Faktoren
 Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Haut
 Hautfeuchtigkeit
 Hauttoleranz und Auflageflächen (bezogen auf das Hautmilieu und die Hautreife)

Wichtig ist aber, dass es sich hierbei nicht um eine abschließende Aufzählung von Risikofaktoren handelt,
sondern lediglich um Faktoren, die Ihnen als Orientierung dienen sollen. In jedem Fall spielen aber gerade bei
Kindern die extrinsischen Faktoren eine große Rolle. Die Verlaufskontrolle muss bei Kindern engmaschig
erfolgen. Besonders sollten Sie auf druckbedingte Veränderungen wie z. B. Blasswerden der Haut, lokale
Wärme, Ödeme, Verhärtungen und Läsionen an Hautarealen über den Knochenvorsprüngen und bei
Säuglingen am Hinterkopf achten.

Muster: Differenziertes Assessment zum Dekubitusrisiko


Pflegedienst „Konkret“ Qualitätsmanagement-Handbuch Logo Ihrer Einrichtung

Differenziertes Assessment zum Dekubitusrisiko

Name des Kunden: Datum:


Einschränkungen Beschreibung Relevanz für die
Pflegeplanung
Einschränkungen in der Mobilität
 Beeinträchtigte Fähigkeit, selbstständig kleine Positionsveränderungen
im Liegen oder Sitzen vorzunehmen
 Kaum oder keine Kontrolle über (druckentlastende) Körperpositionen
im Sitzen oder Liegen
 Beeinträchtigte Fähigkeit zum selbstständigen Transfer, z. B. vom Bett
auf einen Stuhl (oder umgekehrt) oder von einer sitzenden in eine
stehende Position (oder umgekehrt)

Status der Mobilität vor Beginn des aktuellen Pflegeprozesses

Individuelle körperliche, kognitive oder psychische Beeinträchtigungen


und Ressourcen

Faktoren der sozialen und materiellen Umgebung, z. B. Angehörige,


Hilfsmittel, räumliche Barrieren

Therapeutische Einflussfaktoren, z. B. die Mobilität beeinträchtigende


Medikation

Extrinsisch bzw. iatrogen bedingte Einflussfaktoren, z. B.


 auf die Körperoberfläche eindrückende Katheter, Sonden oder im
Bett/auf dem Stuhl befindliche Gegenstände, z. B. Fernbedienung,
oder Hilfsmittel, z. B. Hörgerät
 nasale oder endotracheale Tuben
 zu fest oder schlecht sitzende Schienen und Verbände, Bein- und
Armprothesen
 unzureichende druckverteilende Hilfsmittel für die Positionierung
Hautinspektion am gesamten Körper
Allgemeiner Hautzustand
Ernährungszustand
Sonstiges: Weitere Risikofaktoren, z. B. Diabetes mellitus, erhöhte
Hautfeuchtigkeit, Begleiterkrankungen, Durchblutungsstörungen,
verminderte sensorische Wahrnehmung, Inkontinenz
Ergebnis
(unbedingt auch gefährdete Stellen beschreiben)

Freigabe Bearbeitet
Version Änderungsdatum Evaluationsdatum
durch Datum durch
PDL 12.11.2017 QB 1.0 29.10.2018

In Anlehnung an den Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“, 2. Aktualisierung 2017

Aktualisierung des Expertenstandards „Dekubitusprophylaxe“:


druckentlastende und -verteilende Hilfsmittel
Wie Sie wissen, reduzieren druckentlastende und -verteilende Hilfsmittel die auf ein bestimmtes Körperareal
einwirkende Belastung. Doch bevor Sie solche Hilfsmittel einsetzen, müssen Sie prüfen, wie Sie in 1. Linie die
Eigenbewegung Ihres Kunden fördern können. Ist dies gar nicht oder nur eingeschränkt möglich, können Sie
individuell auf Ihren Kunden abgestimmte Hilfsmittel einsetzen. Bei der Auswahl geeigneter Hilfsmittel sollten
Sie diese nach folgenden Kriterien auswählen:

 prioritäre Pflegeziele
 Möglichkeiten der Eigenbewegung
 gefährdete Körperstellen
 Gewicht des Patienten
 Abwägung von Kosten und Nutzen
 Präferenzen und Wünsche des Patienten
Die Expertengruppe hat für den geeigneten Einsatz eine übersichtliche Aufstellung von Matratzen- und
Auflagentypen nach Funktion und Art erstellt. Diese kann Ihnen bei der Entscheidung für eine geeignete
Druckentlastung und -verteilung als Hilfestellung dienen.

Definitionen von Matratzen- und Auflagentypen nach Funktion und Art


Matratzen- und Auflagentypen Beispiele
Funktion: intermittierende Entlastung (aktiv) Automatische oder manuelle Wechseldruckmatratzen
Anwendungsbereich: Ganzkörper bzw. Auflagen mit und ohne Luftstrom,
Art: Wechseldruckmatratzen oder -auflagen Glaskugelbetten, Seitenlagerungssysteme
Funktion: kontinuierliche Weichlagerung (reaktiv) Schaumstoffmatratzen, luftgefüllte Matratzen,
Anwendungsbereich: Ganzkörper Seitenlagerungssysteme (ein- oder mehrteilig),
Art: Weichlagerungsmatratzen oder -auflagen Polymer-, Elastomer-, Fluid-Gelmatratzen, OP-
Tisch-Auflagen, Low-Air-Loss-Matratzen
Funktion: kombinierte Systeme Automatische oder manuelle Schaumstoff-
Anwendungsbereich: Ganzkörper Luftkissenmatratzen, kombinierte Weichlagerungs-
Art: Kombination aus Wechseldruck- und und Wechseldrucksysteme, multizelluläre oder
Weichlagerungssystemen (Matratzen oder Auflagen) modulare Systeme
Funktion: intermittierende Entlastung (aktiv) Luftgefüllte Wechseldruckkissen
Anwendungsbereich: Teilkörper – Gesäß, Rücken,
Fersen
Art: Wechseldruckauflagen oder Kissen

Funktion: kontinuierliche Weichlagerung (reaktiv) Weichpolsterkissen, Schaumstoffkissen, Polymer-,


Anwendungsbereich: Teilkörper – Gesäß, Rücken, Elastomer-, Fluid-Gelkissen, Hybridsysteme,
Fersen Schaffell, Hüftprotektoren
Art: Weichlagerungsauflagen oder Kissen

Funktion: Weichlagerungsauflagen Kombinierte Weichlagerungs- und


Anwendungsbereich: Teilkörper – Gesäß, Rücken, Wechseldrucksysteme, multizelluläre oder modulare
Fersen Systeme
Art: Kombination aus Wechseldruck- und
Weichlagerungssystemen (Auflagen, Kissen)

Aus: Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“, 2. Aktualisierung 2017

Hinweis: Wie Sie gesehen haben, gibt es kein universell einsetzbares System, das allen Ihren Patienten
gleichermaßen gut hilft. Bei der Auswahl eines Lagerungssystems müssen daher die Bedürfnisse Ihres Pateinten
sehr genau abgewogen werden. Holen Sie sich hierbei Unterstützung und lassen Sie sich beispielsweise von
einem Sanitätshaus beraten.

Fördern Sie die Eigenbewegung Ihrer Patienten


Unabdingbar gehört die Bewegungsförderung zur Dekubitusprophylaxe. Oberste Priorität hat daher die
aktivierende Pflege! Motivieren Sie Ihren Patienten bei jedem pflegerischen Einsatz, sich aktiv zu bewegen und
bei der Versorgung im Rahmen seiner Möglichkeiten mitzuhelfen. Planen Sie unbedingt auch aktive und passive
Bewegungsübungen bei der Versorgung Ihrer Patienten ein, und stellen Sie sicher, dass diese durchgeführt
werden. Art und Ausdauer dieser Übungen müssen sich nach der körperlichen Konstitution sowie den
vorhandenen Ressourcen Ihres Pflegekunden richten. Zu diesen Maßnahmen gehören z. B.
 das Aufsetzen am Bettrand,
 das Gehen mit Unterstützung Ihrer Mitarbeiter oder
 passive und aktive Bewegungsübungen.

Überlegen Sie auch, ob es Hilfsmittel gibt, die es Ihrem Pflegekunden erleichtern, mobil zu bleiben. Legen Sie
außerdem großen Wert auf die geistige Anregung Ihrer Pflegekunden. Denn auch körperliche Mobilität fängt im
Kopf an. Gespräche, Fernsehen, Zeitung lesen, Ausüben von Hobbys etc. dienen der geistigen Fitness.

Inkontinenzprodukte: So wenig wie möglich, so viel wie nötig


Bei bestehender Inkontinenz werden häufig unnötige Inkontinenzartikel, wie z. B. Gummilaken, genutzt.
Hierdurch besteht die Gefahr, dass sich Wärme und Feuchtigkeit stauen. Nutzen Sie Inkontinenzprodukte daher
nach dem Motto „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Eine extreme Feuchtigkeit im Bett ist für Ihren
Pflegekunden sehr unangenehm, aber sie kann auch zu Erkältungen und Verspannungen führen. Insbesondere
wenn sich Ihr Pflegekunde unzureichend im Bett bewegt, kann die Feuchtigkeit ein Aufquellen der obersten
Hautschicht bewirken und damit eine Dekubitusentstehung fördern. Bei der Hautpflege sollten Sie darauf
achten, dass die Haut trocken und sauber gehalten wird. Insbesondere bei vorliegender Inkontinenz sollten Sie
Produkte zum Schutz der Hautbarriere verwenden. Tipp: Stellen Sie stets das Kontinenzprofil fest und nehmen
Sie dieses in Ihre Pflegeplanung auf.

Gewebeschonende Lagerungstechniken
Zudem sollten Ihre Pflegekräfte die gängigsten gewebeschonenden Lagerungstechniken kennen. Die
Literaturstudie hat gezeigt, dass der Wechsel zwischen der 30°- und der 40°-Seitenlagerung (rechts und links)
und der Rückenlage dominiert. Gehen Sie bei der Lagerung Ihrer Patienten möglichst druck- und scherkraftarm
vor. Arbeiten Sie nach dem international anerkannten Prinzip „Heben statt Ziehen“. Achten Sie bei der Lagerung
auch darauf, dass Ihr Patient nicht auf etwaigen Zu- oder Ableitungen liegt. Lässt sich dies nicht vermeiden,
sollten Sie dafür sorgen, dass die Leitungen regelmäßig anders positioniert werden. Besonders bei Kindern stellt
dieser Aspekt ein großes Risiko für die Entstehung eines Dekubitus dar.

Aktualisierung des Expertenstandards „Dekubitusprophylaxe“:


Information und Schulung
Um Ihren Pflegekunden und deren Angehörigen eine Wahlmöglichkeit hinsichtlich der durchzuführenden
Schritte zu geben, sollten Sie vor der Festlegung von Interventionen eine ausführliche Schulung, Information
und Beratung zu den präventiven Maßnahmen durchführen. Ziel Ihrer Schulung und Information sollte sein, dass
Ihr Kunde und seine Angehörigen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Dekubitusvermeidung erhalten. Nach
Ansicht der Expertengruppe kann die Information telefonisch, mündlich oder auch schriftlich erfolgen.

Dokumentieren Sie Ihre Beratung:


 Legen Sie bei Ihrer Schulung und Information Wert darauf, dass allen die hohe Bedeutung der
Hautinspektion, insbesondere über knöchernen Vorsprüngen, bewusst ist.
 Gehen Sie insbesondere darauf ein, dass auch etwaige Hilfsmittel oder medizinische Geräte für die
Entstehung eines Dekubitus verantwortlich sein können.
 Beachten Sie bei allen Ihren geplanten und aus Ihrer fachlichen Sicht erforderlichen Maßnahmen das
Selbstbestimmungsrecht Ihres Kunden.
 Sämtliche gegebene Informationen, Empfehlungen und Beratungen sowie die Reaktion Ihres Patienten
müssen Sie in der Pflegedokumentation dokumentieren.
 Zum Abschluss Ihrer Beratung sollten Sie Ihrem Patienten und seinen Angehörigen ein
Informationsschreiben überreichen. Vergessen Sie nicht, sich den Erhalt quittieren zu lassen oder dies
anderweitig schriftlich festzuhalten.
Aktualisierung des Expertenstandards „Dekubitusprophylaxe in der
Pflege“: die Verfahrensanweisung
Nachdem wir Sie auf den letzten Seiten über die Neuerungen informiert haben, zeigen wir Ihnen nun, wie Sie
diese in die Praxis umsetzen und in einer Verfahrensanweisung zusammenfassen können. Beachten Sie, dass es
sich hier um ein Muster handelt, das Sie an Ihren Pflegedienst anpassen müssen und nicht einfach übernehmen
können.

Muster-Verfahrensanweisung: Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe“

Pflegedienst „Konkret“ Qualitätsmanagement-Handbuch Logo Ihrer Einrichtung

Verfahrensanweisung: Dekubitusprophylaxe

Thema:
Ein Dekubitus ist nach NPUAP/EPUAP/PPPIA (2014) eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des
darunterliegenden Gewebes, typischerweise über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder von Druck,
in Verbindung mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, welche tatsächlich oder mutmaßlich mit
Dekubitus assoziiert sind; deren Bedeutung ist aber noch zu klären. Grundlage unseres Handelns und dieser
Verfahrensanweisung ist der Nationale Expertenstandard zur Dekubitusprophylaxe in 2. Aktualisierung 2017.

Ziele: Ziel all unserer Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe ist es, durch eine rechtzeitige Einschätzung der
individuellen Risikofaktoren, durch Information und Beratung unserer Kunden und deren Angehöriger sowie
durch eine gemeinsame Maßnahmenplanung und -durchführung die Entstehung eines Dekubitus zu vermeiden.
Die Dekubitusprophylaxe ist erfolgreich, wenn die Entstehung eines Dekubitus verhindert oder auf ein
Minimum reduziert wird.

Geltungsbereich: Pflege

Zuständige Personen: Verantwortliche Pflegefachkraft, stellvertretende Verantwortliche Pflegefachkraft,


Qualitätsbeauftragter

Beschreibung:
1. Alle Mitarbeiter verfügen über Beratungskompetenz und aktuelles Wissen zur Dekubitusentstehung, zur
Einschätzung eines Dekubitusrisikos sowie über notwendige Kenntnisse zu druckentlastenden und
druckverteilenden Maßnahmen sowie zur Förderung der Eigenbewegung. Das Wissen unserer Mitarbeiter
wird laufend durch gezielte Fortbildung und Vorhalten aktueller pflegefachlicher Literatur aktualisiert. Bei
Übernahme der Pflege führen wir bei allen unseren Kunden sofort ein Screening zur 1. Einschätzung, ob
ein Dekubitusrisiko vorliegt, durch, d. h., wir stellen fest, ob Risikofaktoren wie insbesondere Hinweise
auf eine erhöhte und/oder verlängerte Einwirkung von Druck- und/oder Scherkräften oder ein veränderter
Hautzustand vorliegen. Anhand der identifizierten Risikofaktoren und unter Berücksichtigung des
gesamten Gesundheitszustandes des Kunden beurteilen wir, ob ein Dekubitusrisiko besteht. In jedem Fall
werden Kunden, die bereits unter einem Dekubitus leiden, als dekubitusgefährdet eingestuft.
2. Kommen wir zu dem Ergebnis, dass kein Dekubitusrisiko vorliegt, führen wir die initiale Einschätzung des
Dekubitusrisikos erneut durch, wenn der betroffene Kunde aufgrund von Veränderungen in der Mobilität
oder aus anderen Gründen vermehrt Druck- und/oder Scherkräften ausgesetzt ist oder sich der Hautzustand
verändert.
3. Kommen wir zu dem Ergebnis, dass unser Kunde gefährdet ist, einen Dekubitus zu entwickeln, nehmen
wir eine differenzierte Einschätzung vor. Hierbei machen wir uns mithilfe unseres pflegefachlichen
Wissens ein umfassendes Bild vom Gesundheitszustand unseres Kunden und seiner Ressourcen. In diesem
Zusammenhang beachten wir auch die subjektiven Empfindungen unseres Kunden, z. B. hinsichtlich
seiner Schmerzen oder des von ihm wahrgenommenen Druckgefühls. In jedem Fall führen wir eine
vollständige Hautinspektion durch.
4. Für die differenzierte Einschätzung des Dekubitusrisikos nutzen wir ein gesondertes Formular.
5. Wenn wir festgestellt haben, dass einer unserer Kunden dekubitusgefährdet ist, erfassen wir das
individuelle Risiko und nehmen es in die Pflegeplanung auf. Hierbei beschreiben wir genau, an welchen
Körperstellen unser Kunde dekubitusgefährdet ist. Bei Kunden, bei denen wir ein Dekubitusrisiko
festgestellt haben, beurteilen wir in individuell festgelegten Abständen die Gefährdung neu. Die Intervalle
zur Neueinschätzung legen wir abhängig vom Ausmaß der Gefährdung sowie dem zu erwartenden Verlauf
vorliegender Risikofaktoren fest. Unverzüglich führen wir eine erneute Risikoeinschätzung durch, wenn
sich akute Veränderungen in der Exposition unseres Kunden gegenüber Druck- und Scherkräften ergeben
oder sich der Hautzustand verändert.
6. Unser Kunde, seine Angehörigen sowie alle an der Pflege Beteiligten werden über Art und Ausmaß der
festgestellten Risikofaktoren zur Entstehung eines Dekubitus aufgeklärt und über die aus fachlicher Sicht
erforderlichen Maßnahmen informiert. Der Zeitpunkt unserer Beratung und die Beratungsinhalte werden
von uns dokumentiert. Dabei ist das Selbstbestimmungsrecht unseres Kunden für uns von größter
Bedeutung. Neben der persönlichen Beratung übergeben wir unseren betroffenen Kunden ein
Informationsschreiben mit den wichtigsten Beratungsinhalten.
7. Gemeinsam mit unserem Kunden, seinen Angehörigen und allen an der Pflege Beteiligten wird ein
individueller Maßnahmenplan erarbeitet. Grundsätzlich muss für alle Maßnahmen das Einverständnis
unseres Kunden vorliegen. Falls einzelne Maßnahmen abgelehnt werden, dokumentieren wir dies mit der
Begründung unseres Kunden.
8. Falls erforderlich, ziehen wir für die Maßnahmenplanung weitere pflegerische Fachexperten hinzu.
9. Die Maßnahmen wählen wir dahingehend aus, dass sie für unseren Patienten die Aussicht auf maximale
Druckentlastung bei einem minimalen Risiko schädigender Effekte oder zusätzlicher Belastungen bieten
und möglichst mit weiteren positiven Effekten verbunden sind.
10. Für unsere dekubitusgefährdeten Kunden sorgen wir umgehend mit geeigneten Hilfsmitteln für
Druckentlastung. Die Hilfsmittel werden möglichst umgehend durch ein mit uns kooperierendes
Sanitätshaus geliefert.
11. Für die Verordnung von Hilfsmitteln ist der Arzt unseres Patienten zuständig. Sobald wir ein Risiko
festgestellt haben, informieren wir den Arzt und regen nachweislich an, die erforderlichen Hilfsmittel zu
verordnen. Ungeeignete Hilfsmittel zur Lagerung, wie beispielsweise Lagerungsringe, Watteverbände,
luft- und wassergefüllte Handschuhe, Hydrokolloidverbände und Wassermatratzen, setzen wir
grundsätzlich nicht ein. Auf die Nachteile und Gefahren weisen wir unsere Kunden und deren Angehörige
auch in unserer Beratung eindrücklich hin.
12. Wir berücksichtigen, dass Anti-Dekubitus-Matratzen grundsätzlich nicht die regelmäßige
Umlagerung/Bewegung unseres Kunden ersetzen. Die Anti-Dekubitus-Matratzen unserer Kunden werden
entsprechend den Herstellerangaben eingesetzt. Unsere betroffenen Kunden und deren Angehörige werden
von uns insbesondere zu diesem Aspekt beraten bzw. informiert.
13. Wenn wir mit unseren Kunden die Leistung „Lagern“ vereinbart haben, erstellt eine unserer
Pflegefachkräfte einen individuellen aktiven und passiven Bewegungs- und Lagerungsplan. Dieser Plan
berücksichtigt haut- und gewebeschonende Bewegungs-, Lagerungs- und Transfertechniken. Sobald keine
effektive und regelmäßige Druckentlastung besonders gefährdeter Körperstellen, wie z. B. der Fersen,
möglich ist, nehmen wir eine vollständige haut- und gewebeschonende Freilagerung vor. Bei unseren
pflegerischen Interventionen achten wir darauf, dass wir jede Gelegenheit nutzen, um unseren Patienten
zur eigenständigen Mobilität und zum Training erforderlicher funktioneller Fähigkeiten anzuregen, z. B.
beim Transfer.
14. Lagern wir unseren Kunden im Sitzen, achten wir darauf, dass diese Position zeitlich stark begrenzt wird.
15. Beim Lagern berücksichtigen wird das international anerkannte Prinzip „Heben statt Ziehen“.
16. Gibt es bei unserem Patienten ein Dekubitusrisiko, weil er medizinische Geräte nutzt und auf Zu- oder
Ableitungen liegt, achten wir darauf, dass deren Lage regelmäßig geändert wird.
17. Die von uns durchgeführten und erforderlichen Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe basieren auf den
individuellen Ressourcen und Risiken unserer Kunden. Hierbei sind die Maßnahmen zur Erleichterung der
Eigenbewegung und Nutzung der Bewegungsreserven der betroffenen Kunden für uns von besonderer
Bedeutung.
18. Bei der Hautpflege achten wir darauf, dass die Haut trocken und sauber gehalten wird. Insbesondere bei
vorliegender Inkontinenz verwenden wir Produkte zum Schutz der Hautbarriere.
19. Alle geplanten und durchgeführten Maßnahmen sowie Feststellungen werden dokumentiert.
Abweichungen von geplanten Maßnahmen werden mit Begründung in der Pflegedokumentation
dokumentiert.
20. Die Effektivität der geplanten Maßnahmen wird in individuell festgelegten Abständen, mindestens aber
einmal wöchentlich, von der Bezugspflegefachkraft beurteilt.
21. Dieser Standard wird verbindlich von allen Mitarbeitern angewandt und mindestens einmal jährlich sowie
bei auftretenden Problemen evaluiert. Hierbei beurteilen wir auch, ob unsere Prozesse optimal verlaufen.

Zugehörige Unterlagen:
 Pflegedokumentation
 Screening
 Assessment
 Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe“
 Literaturliste
 Fortbildungsplan

Freigabe Bearbeitet
Version Änderungsdatum Evaluationsdatum
durch Datum durch
PDL 12.11.2017 QB 1.0 29.10.2018

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